LIBRARY OF I885_I056 pROP^"'^ Z. P- 1^ Die For s t -Insecten oder Abbildung und Beschreibung der in den Wäldern Preufsens und der Nachbarstaaten als schädlich oder nützlich bekannt gewordenen Insecten; In systematischer Folge und mit besonderer Rücksicht auf die Vertilgung der Schädlichen. Im Auftrage des Chefs der zweiten Abtheilung des Königl. Preufs. Haus -Ministeriums Herrn Geheimen Staats-Ministers von Ladenberg ExceUenz herausgegeben JULIUS THEODOR CMISTIAN RATZEBURG, Dr. der Medizin und Chirurgie und berechtigtem Arzte, Professor der Naturwisseuschaften an der Königlich Preufsischen hohem Forst-Lehranstalt, der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher, der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau, der Kaiserlichen naturforschendeu Geaellschaft zu Moskau so wie der naturforschenden Gesellschaft zu Emden, der Gesellüchaft zur Beförderung der Waldwirthsehaft in Rufsland zu 8t. Petersburg, der Märkisch-Ökonomischen Gesellschaft zu Potsdam, der Hufelauäschen medizinischen Gesellschaft zu Berlin, des Apotheker- Vereins für das nördliche Deutschland, des entomologischen Vereins zu Stettin und der societ^ des Sciences Physiques, Chimiques et Arts agricoles et Industrieis de France wirklichem, correspon dir enden und Ehrenmitgliede. Erster Theil. Die Käfer. Mit 22 theils in Kupfer gestochenen theils lithographirten Tafeln und vielen Holzschnitten. Zweite mit Zusätzen und Berichtigungen vermehrte Auflage. Berlin Nicolai'sche Buchhandlung 18 3 9.. Seiner Excellenz dem Königlich Preufsischen Geheimeu Staats-Minister und Chef der zweiten Abtheihuig des Könighchen Hans-Ministeri^^ms, Ritter des rothen Adler-Ordens erster Klasse mit Eichenlaub Herrn von Ladenberg seinem hochverehrten Chef widmet dieses Werk in tiefer Verehrung der Verfasser. Vorrede zur ersten Ausgabe. Bei der Aufinerksamkeit, die der Bewirthschaftung der Forsten gegenwärtig gewidmet wird, konnte es nicht unbeachtet bleiben, wie wichtig der Schutz der Forsten gegen schädliche In- secten ist. Besonders machte sich in den letzten, der Vermehrung schädlicher Forst-Insec- ten ungewöhnlich günstigen Jahren bei der Verwaltung der Königl. Preufs. Forsten die Noth- wendigkeit fühlbar, auf eine allgemeinere und gründlichere Weise, besonders durch Benutzung der Fortschritte, welche die beobachtende Naturgeschichte in den letzten Zeiten gemacht hat, dem Uebel zu begegnen. Bald nach seinem Dienst-Antritte als Chef der, die Ober-Aufsicht über die Königl. Forsten führenden zweiten Abtheilung des Königl. Haus-Ministeriums, erkannte daher Se. Excellenz der Hr. Geheime Staats-Minister von Ladenberg das Bedürfnifs, den Königl. Forst-Beamten einen Leitfaden an die Hand zu geben, der sie umfassender und gründlicher als die bis jetzt vorhandenen Schriften mit den Lebensweisen der Forst-lnsecten und den daraus herzuleiten- den Maafsregeln, die ihrer Vermehrung Grenzen setzen können, bekannt machte und die ver- einzelten werthvollen Beobachtungen und Erfahrungen zusammenstellte, welche sich in der neuesten Zeit den aufmerksamen Forst-Beamten dargeboten hatten. Ich erhielt mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs von Seiner Ex- cellenz dem Herrn Geheimen Staats-Minister von Ladenberg den Auftrag, ein solches Werk über die wichtigen Forst-lnsecten zu verfassen imd davon so viele Exemplare für Rechnung der Staats-Kasse abzuliefern, dafs jedem dirigirenden, inspicirenden und verwaltenden Forst- Beamten ein Exemplar zugefertigt werden könnte. Neben der Bewilligung der erforderlichen Vorschüsse zu den Kosten der Herausgabe, erging an sämmtliche Königl. Forstbeamte die Auf- forderung, mir ihre Beobachtungen und Erfahrungen über die wichtigen Forst-lnsecten mit- VI Vorrede. zutheilen; der Herr Ober - Landforstnieister Reufs uud Herr Geheime Medizinal - Ratli Lichtenstein unterzogen sich der speciellen Prüfung des Planes und Anschlags, und so ging ich vor zwei Jahren an die Arbeit, deren ersten, die Käfer enthaltenden Theil, ich hiermit übergebe. Wenn das Werk zunächst dazu bestimmt ist, die Forst-Beamten, die schon seit länge- rer Zeit in den praktischen Dienst eingetreten und den Fortschritten in diesem Theil der Wis- senschaft nicht gefolgt sind, zu unterrichten, und solclien, die früher in demselben wohlbe- wandert, die Kennzeichen der oft sehr ähnlichen Arten im Laufe vieler Jahre, in welchen die schädlichen lusecten manchmal in den Forsten nicht bemerkbar werden, sich nicht gegenwär- tig erhalten lia))en, ein Mittel zu gewähren, sich das früher Gelernte stets wieder in das Ge- dächtnifs zurückzurufen, so wird es aufser diesem bei der wissenschaftlichen Einrichtung, die ich ihm zu geben mich bemüht habe, zugleich den Lehrlingen Gelegenheit darbieten, sich schon auf den Revieren für die entomologischeu Studien auf den Lehr-Anstalteu vorzuberei- ten, oder, wenn sie solche Anstalten nicht besuchen, die nöthigsten allgemeinen entomolo- gischen Kenntnisse aus demselben zu schöpfen. Zur Lösung dieser Aufgabe, deren Schwierigkeit die Sachverständigen würdigen wer- den, bedurfte es aufserordentlicher Mittel. Die wichtigsten: die erforderlichen Fonds und practische Beiträge, wurden, wie schon erwähnt, durch die Verwaltung der Königl. Forsten gewährt. Nur mit Hülfe dieser Geldmittel war es möglich, den Abbildungen die nötliige Ge- nauigkeit und dem Werke überhaupt die Ausstattung zu geben, welche es als Pflegling der höchsten Behörde haben mufste. Eben so wichtig waren mir die Beiträge, welche in den, stets durch eingesandte Exemplare der Insecten selbst belegten Berichten Königl. Preui'sischer Forst-Beamten bestehen. Aber auch Preufsische Privatbeamte und viele Forstmänner und Naturforscher des benachbarten, nur politisch, nicht geographisch geschiedenen Auslandes theilten mir mit gröfster Bereitwilligkeit werthvolle Beobachtungen mit. Indem ich allen die- sen Herren meinen verbindlichsten Dank sage und sie um Fortdauer dieses nützlichen Ver- kehrs, dem sich noch recht viele Andere anschliefsen mögen! angelegentlich bitte, erlaube ich mir, sie — soweit ich ihre schriftlichen Beiträge bis jetzt benutzen konnte — am Schlüsse dieser Vorrede namentlich aufzuführen und darauf bei meinen Citaten im Text, besonders wegen des Beobaclitungsortes, zu verweisen. Zu jenen aufserordentlichen Mitteln rechne icli ganz vorzüglich noch die, über meinen Dank erhabene, persönliche Mitwirkung durch Rath und That, deren ich mich von mehreren ausgezeichneten Männern erfreute. Vor allen mufs ich hier wieder die Herren Reufs und Lichtenstein nennen. Herr Geheimerath Lichtenstein stand mir mit zuvorkommender Güte in den unzähligen schwierigen Geschäften bei, die mich um so mehr belastet haben wür- Vorrede. vu den, als ich nicht immer selbst am Orte der Herausgabe sein konnte. Welchen Beistand ich in practischer Beziehung gehabt habe, wird Jeder ermessen, der weils: dafs ich mit einem der ersten Forstmänner unsrer Zeit, Herrn Ober-Forstrath Pfeil, in amtlicher Verbindung stehe; noch besonders mufs ich anführen: dafs ich auch die Benutzung forstwissenschaft- licher Schriften, welche kaum in einer andern Bibliothek vollständiger beisammen sein dürf- ten, als in der seinigen, ihm verdanke. Die Sammlungen der Berliner Museen, welche mir die Herren Geheimeräthe Lichtenstein und Klug gütigst öffneten, erhielten für mich noch einen ganz besondern Werth dadurch, dafs der Gustos derselben, Hr. Dr. Erichson, die aufopferndste Freundschaft für mich bewies. Die wichtigsten Synonym -Berichtuiigen, welche ich demselben verdanke, sind gehörigen Ortes erwähnt. Unter den wenigen Natur- forschern, welche die Naturgeschichte im Walde treiben, ist Hr. Saxesen in Clausthal der, mit welchem ich mich am häufigsten berathen liabe. Mündlich und schriftlich hat er mir die schätzensw-erthesten Mittlieilungen gemacht. Eine Menge scliöuer und geistreich aufgefafster Zeichnungen haben von ihm, als einem Naturforsclier, doppelten Werth. Die höchst schwie- rig vergröfsert darzustellenden Käfer auf Taf. VII. (von Hrn. Grüzmacher meisterhaft ge- stoclieu) und Taf. X. (von Hrn. Grape in Göttingen ausgefülirt) sind sämmtlich von ihm ge- zeichnet, so wie auch die Frafsgegenstände auf Taf. VI. und Taf. XIX., und Fig. 1-3. auf Taf. Vlll. ; eben so die Eutwickelungszustände Fig. 17 c, 12b' auf Taf. 1. : Fig. IIb, IIb' nnd G, 8b und Ct auf Taf. IV.; Fig. 4b und G, 3b' und G auf Taf. V. und Fig 1-14., 19-24. auf Taf. XIV. Die meisten übrigen Entwickelungszustände so wie die sämmtliclien Zerglie- derungen habe ich, und zwar meist mikroskopisch, selbst gezeichnet. Ferner mufs ich daukl)ar des Beistandes erwähnen, den mir ausgezeichnete, zum Theil nur für dies Fach arbeitende Künstler — Hr. Wienker jetzt der älteste unter ihnen — ge- leistet haben. Der Vergleich der verschiedenen Manieren, in denen sie arbeiten, wird jeden Künstler interessiren. Durch den Tod S. Webers (die beiden classischen Bostrichen- Platten waren seine letzten Arbeiten!) haben wir einen harten Verlust erlitten, es hat sich aber ein hoffnungsvoller, junger Künstler, Hr. Hugo Troschel, Schüler Buchhorn's für dies Fach wieder gefunden. Auch hat mir Hr. Grüzmacher mit seinem Gehülfen Hrn. Nikolay kräftigen Beistand geleistet. Die Tafeln selbst liefern die besten Zeugnisse. Die Steintafelu zeichnete Hr. Mutz eil, einer unsrer genialsten Landschafter, und die Holz- stöcke schnitt Hr. Vogel. Das Colorit besorgte Hr. Portraitmaler Meister mit der schon aus älteren W^erken (z. B. Haynes Arzneigew^ächsen) bekannten Genauigkeit. Hinsichtlich der Einrichtung des Werkes ha1)e ich noch Mehreres zu erinnern: 1) Dafs ich die Insecten in systematischer Folge abhandle, wird man gewifs billigen. Diese Anordnung befördert nicht nur die Kenntnifs der Insecten an sich, sondern sie ist auch ym Vorrede. die einzige brauchbare, wenn es sich darum handelt, ein Insect, dessen Lebensweise noch nicht ganz bekannt ist, nach seinen Formen aufzusuchen. Die Anordnungen ähn- licher Werke nach der forstlichen Bedeutung der Insecten, nach den Nahrungspflanzen, u. s. f., lassen hier ganz im Stich. Uebrigens bin ich auch den Wünschen Derer, welche dennoch die letzteren Eintheilungen vorziehen, dadurch entgegengekommen: dafs ich vorn zwei Uebersichten nach der forstlichen Bedeutung und nach den Nahrungspflanzen, selbst nach den einzelnen bedrohten Theilen der Bäume, wie sie bisher noch nicht existirten, gebe. In diese ist nichts ohne eigne Prüfung oder zuverlässige Autorität aufgenommen. Die Uebersicht II. dient zugleich als Inhalts-Verzeichnifs. Ein voll- ständiges Register, auch für deutsche Namen und Synonymen, werde ich am Schlüsse des Werkes geben. 2) Die Zahl der aufgenommenen Insecten möchte Manchem zu grofs scheinen. Man darf aber nicht etwa blofs nach Einer Gegend urtheilen : ein Forstinsecten-Werk für Preu- fsen reicht über den gröfsten Theil von Deutschland. Auch fordert der Zweck des Werkes, dafs alles von Praktikern Besprochene zu neuer Prüfung vorgelegt und alles in den oben gedachten amtlichen Berichten Erwähnte erläutert werde. Wem die Zahl der Arten zu grofs ist, der darf sich nur an die Uebersichten halten, wo er gewifs auf den ersten Blick das Gewünschte herausfindet und dann das Uebrige unbeachtet las- sen kann. Für so manche Schwierigkeit glaube ich den practischen Forstmann da- durch entschädigt zu haben : dafs ich die Bestimmung vieler Arten durch genaue Be- schreibung und Abbildung ihres so leicht kenntlichen Frafses sehr erleichterte, dafs ich zu jeder Familie und gröfseren Gattung analytische Tabellen einrichtete, eine das Aufsuchen der einzelnen Materialien erleichternde typographische Einrichtung traf, u. s. f. 3) Characteristik und Beschreibung habe ich überall, wo die Unterscheidung schwierig oder wichtig ist, ausführlicher, da hingegen, wo ein Blick auf die Abbildung hin- reicht, kürzer gegeben. Nur einige sehr bekannte Insecten, z. B. Maikäfer, Kiefern- Rüsselkäfer u. a., habe ich recht ausführlich beschrieben, weil ich voraussetzte, dafs manche Forstleute ihr ganzes entomoligisches Studium nach diesem Werke machen müssen, und wünschte, dafs auch sie eine ausführliche Beschreibung zu entwerfen lern- ten. Die Beschreibungen der Larven (wegen welcher stets das Allgemeine auf S. 15 und 112 zu vergleichen ist) sind überall am ausführlichsten, weil man sie noch in keinem Werke ordentlich findet (werden doch z. B. in ganz neuen Schriften wissenschaftlicher Entomologen die Borkenkäfer -Larven noch als sechsbeinig beschrieben!) und weil gerade auf die früheren Zustände, in denen das Insect allein wächst und am And. heifst Andersch Crtz. - Greutzer Dej. - Dejean. Dftschm. - Duftschmid Er. - Erichson Fabr. - Fabricius Grill. - Germar Gra. - Gra ven hörst Gyll. - Gyllenhall Hrt. - Hartig Hb. - Herbst Vorrede. ix Längsten lebt, das Meiste ankommt. Die im Texte angegebenen Zolle (") und Linien ("') sind Pariser (12 Theile Preufs. entsprechen ungefähr 11| Theilen Pariser). Die Länge ist von den Augen bis zum After und die Breite an der breitesten Stelle des Thieres genommen. Bei den Rüssellängen ist die Krümmung nicht mitgemessen. — Meine Citate in der Synonymie geben meist nur die Namen der Schriftsteller an uud nicht die Titel ihrer Werke, weil der Forstmann diese doch nicht nachsieht. Hllw. heifst Hellwig 111. - lUiger Kn. - Knoch Kug. - Kugelann Linn. - Linne Marsh. - Marsham Meg. - Megerle Müll. - Müller Ol. - Olivier Schh. - Schönherr Ulr. - Ullrich. * 4) Die Abbildungen sind zum Theil vergröfsert, namentlich sämmtliche Zergliederungen, so wie auch solche ganze Insecten, welche zu klein sind, als dafs man sie mit dem Grabstichel ordentlich ausdrücken könnte. Diesen letzteren ist immer eine Linie oder ein Umrifs, welche die natürliche Länge bezeichnen, beigefügt, bei den wichtigsten zum Übei-flufs auch noch das Insect selbst in natürlicher Gröfse, welches dann auch vorzugs- weise colorirt ist. Colorirt sind alle ausgebildete Insecten, Larven und Puppen, welche nicht weifs erscheinen, ausgenommen, wenn sie (wie z. B. die Borkenkäfer, bei denen überdiefs die Farben den hier so wichtigen Stich verdeckt hätten) in Farben so sehr va- riiren, dafs man deren mehrere hätte geben müssen (wie es auch bei den wichtigsten ge- schehen). 5) Bei der Bezeichnung der Figuren auf den Kupfertafeln gab ich den Entwickelungszu- ständen und den Zergliederungen immer die Ziffer der Art, zu welcher sie gehören und setzte dann einen lateinischen oder griechischen, grofsen oder kleinen Buchstaben hinzu. Dieser ist dann überall (bei verschiedenen Arten) für denselben Theil derselbe geblie- ben, so dafs man, nach Erlernung der Bedeutung derselben, ohne Text die Bilder ver- stehen kann. a bedeutet Lefze des Käfers b bedeutet Oberkiefer oder Flügeldecke des a - - der Larve Käfers b Vorrede. ß bedeutet Oberkiefer der Larve c - Unterkiefer des Käfers y - - der Larve d - Lippe des Käfers von aufsen d' - _ _ _ _ innen d" - _ - - - der Seite 6 - - - der Larve e - Fühler des Käfers € - - der Larve g - Fufsglieder oder auch der eine oder andre Fufstheil des Käfers ^ oder K Kopf der Larve oder einige Theile derselben von oben oder von unten A bedeutet die Seitenansicht des Käfers oder einzelner Vorderkörpertheile die ganze Larve von der Seite den vordem Theil der Larve die ganze Larve von oben junge Lärvchen Eier Puppe von vorn - hinten oder von der Seite die Larve von unten (ganz oder zum Theil) Frafs der Larve. B B' c DE F G H 0 X Nur Taf. XII., XIII., XIV. machen eine Ausnahme, weil auf diesen nicht Larven, Pup- pen und Zergliederungen beisammen stehen konnten. Möge denn dies Werk, welchem ich seit lauger Zeit meine ganze Mufse zuwendete und das ich auch ferner mit dem emsigsten Fleifse fortführen und so bald wie möglich mit den beiden andern, etwas schwächern Theilen vervollständigen werde, denjenigen Nutzen stiften, welcher beabsichtigt wird. Neustadt -Eberswalde, im April 1837. /. T. C. Ratzebury, Vorwort zur zweiten Ausgabe des ersteu Bandes. IN och ehe ich im Staude war, den zweiten Band erscheinen zu lassen, wurde eine zweite Ausgabe des ersten dringend verlangt. Ich dürfte hieraus zunächst nur entnehmen, dafs ein Forstinsectenwerk mit zahlreicheren Abbildungen einem sehr grofsen Publicum Bedürfnifs oder doch willkommen sei, namentlich auch vielen Naturforschern und wissenschaftlich gebil- deten Landwirthen und Gärtnern. Zahlreiche günstige Beurtheilungen in zoologischen so- wohl wie auch forstlichen und landwirthschaftlichen Journalen lassen mich glauben, dafs auch die Art der Bearbeitung beifällig aufgenommen imd dafs zugleich allgemein anerkannt worden sei: wie bei der grofsen Kostspieligkeit des Unternehmens auch der für das Buch gestellte Preis ein sehr mäfsiger genannt werden müsse. Ich unterzog mich deshalb mit Vergnügen jenem Verlangen, so mühsam auch für mich die Erfüllung desselben damals war. Nur eben von einer gröfseren Reise zurückgekehrt, in Mitten der Arbeiten zum zweiten Baude und mit zahlreichen Amtsgeschäften überhäuft, mufste ich an die neue Arbeit gehen. Dessenungeachtet und obgleich kaum 2 Jahre seit dem ersteu Erscheinen des Bandes vergangen sind, konnte ich mich doch nicht entschliefsen, ihn unverändert abdrucken zu lassen. Ich fing au, die Literatur wieder durchzugehen, wobei ich mit besonderer Freude das erfolgreiche entomologische Treiben der Engländer und Franzosen bemerkte, sammelte die vieleu, schon wieder bei mir eingegangenen, schätzbaren Nachrichten meiner entomologischeu Freunde und erkundigte mich bei andern nach neueren Beobachtun- gen. Bei dieser Gelegenheit fühle ich mich abermals verpflichtet, den gütigen Einsendern nicht blofs in meinem Namen zu danken, sondern auch im Namen des Publicums, dem sie damit so werthvoUe Geschenke machen. Das Werk gestaltet sich dadurch immer mehr zu einem National-Unternehmen und ich fange an zu hoffen, es werde in dem Grade reichhaltig werden, dafs auch später neue Erfahrungen sich daran anknüpfen mögen. Defshalb habe b2 xn Vorrede. ich die Einrichtimg getroffen, die Zusätze der gegenwärtigen zweiten Ausgabe unter dem Ti- tel „Veränderungen der zweiten Ausgabe" besonders abdrucken zu lassen. Spätere Nach- träge lassen sich dann unter den fortlaufenden Nummern geben und von Zeit zu Zeit kann ein Register oder eine Übersicht Alles so vereinen, als wenn es neben einander stände. An den Platten habe ich glücklicher Weise nur sehr wenig zu ändern gefunden. Auch daürber ist das Nöthige in den Nachträgen bemerkt. Die Kupfer sind so gestochen, dafs sie noch eine Ausgabe ohne merkliche Veränderungen aushalten. Möge auch diese Ausgabe so nachsichtig aufgenommen werden wie die frühere. Schliefslich mufs ich noch erwähnen, dafs die Gelegenheit, Insecten im Allgemeinen und namentlich auch Forstinsecten gründlich zu studiren, sich immer mehr dadurch erweitert: dafs präparirte Insecten käuflich in verschiedenen Gegenden von Deutschland zu haben sind, theils in einzelnen Stücken, theils in gröfsern oder kleineren Sammlungen. Hr. Dr. Waltl in Passau in Bayern, Hr. Candidat Schlotthauber in Göttingen und Hr. Mechanicus Graff in Berlin erklären sich bereit, auf portofreie Anfragen nähere Auskunft darüber zu geben oder die gewünschten Gegenstände gleich zu übersenden. Die Preise sind im Ganzen von ihnen höchst billig gestellt, so dafs man z. B. für 10 Thlr. schon eine recht hübsche kleine Samm- lung der wichtigsten Forstinsecten erhalten würde. Neustadt -Eberswalde, im Juli 1839. Ra tzeburg. Verzeichnifs der in diesem Bande angeführten Schriften. Anhaltische Gartenbau-Zeitung m. Berücksichtigung d. Landwirthschaft v. Richter u. Naumann. Jahrg. 1. 1838. 4. Annales de la Societe Royale d'horticulture de Paris. Tom. XIX — XXIII. Bechstein, Forstinsectologie. Gotha 1818. 8. Behlen, Allgemeine Forst- und Jagdzeitung. Frankfurt a. M. 4. Bouche, Naturgeschichte der schädlichen und nützlichen Garteninsecten. Berlin 1833. 8. — Naturgeschichte d. Insecten, besonders in Hinsicht ihrer ersten Zustände. Lief. I. Berlin 1834. 8. Brandt u. Eatzeburg, Medizinische Zoologie. 2 Bände in 4. Berlin 1833. Braunschweig'sches Magazin. Stück 49 v. Jahre 1798. Correspondenzblatt des Königl. Würtemb. landwirthschaftlichen Vereins. Cours complet d'AgricuUure ou dictionnaire unicersel d' Agriculture . T. XIII. Paris 1783. 4. Feistmantel, die Forstwissenschaft nach ihrem ganzen Umfange. 2 Abtheilungen. Wien 1835 in 8. Frisch, Beschreibung von allerlei Insecten in Deutschland. Berlin 1766. 4. Gleditsch, vier hinterlassene Abhandlungen, das practische Forstwesen betreffend. Berlin 1788. 8. Gmelin, Abhandlung über die Wurmtrocknifs. Leipzig 1787. 8. V. Haas, Beobacht. über die Rinden- oder Borkenkäfer m. einer Vorrede herausg. v. Köhler. Erlangen 1793. 8. Hannoversches Magazin No. 35 vom 30sten April 1831. 4. Hartig, Forstliches und forstnaturwssenschaftliches Conversationslexicon. Berlin 1834. 8. — Forst- und Jagd-Archiv von und für Preufsen. 8. — Journal für das Forst-, Jagd- und Fischereiwesen. Stuttgart. 4. — Jahresbericht üb. die Fortschritte der Forstwissenschaft und forstlichen Naturkunde i. d. Jahren 1836 u. 1837 nebst Originalabhandlungen. Heer, observationes entomologicae. Turici 1836. 8. Hegetschweiler in Denkschriften der allgem. Schweiz. Gesellschaft für die gesammte Naturwissenschaft. Bd. L Abth. 2. Zürich 1833. 4. Hennert, Über den Raupenfrafs und Windbruch in d. Königl. Preufs. Forsten in den Jahren [1791 — 1794. Leipzig 1798. 4. Aufl. 2. Höss, Beschreibung der vorzüglichsten Forstinsecten und der bewährtesten Vertilgungsmittel (lithogr. ohne Jahreszahl). KoUar, Naturgeschichte der schädlichen Insecten in Beziehung auf Landmrthschaft und Forstcultur. Wien 1837. 8. Krünitz, öconomisch-teclmologische Bibliothek. Artik. „Maikäfer"' im 86sten Bande. Berlin 1802. 8. Krutzsch, Geht der Borkenkäfer nur kranke oder geht er auch gesunde Bäume an? Dresden 1825. 8. Liebich, Allgemeines Forst- und Jagd-Journal. Prag. 4. Jahrg. 1. von 1831. V. Lincker, Der besorgte Forstmann, eine Zeitschrift. Bd. 1. Weimar 1798. 8. London, the Gardeners Magazine. Fol. XII — XIV. (Darin die schönen Abhandlungen von Westwood.) — Arboretum Britannicum (ein Separat-Abdruck). Pfeil, Neue vollständ. Anleitung zur Behandlung, Benutzung und Schätzung der Forsten. Abth. 3. Forstschutz nnd Forstpolizeilehre. Berlin 1831. 8. — über Insectenschaden in den Wäldern. Berlin 1827. 8. — kritische Blätter. 8. xrv Vbrzeichniss der angeführten Schriften. P.lieninger, der Maikäfer als Larve und als Käfer, eine geraeinfafsliclie Belelirung über seine Verwüstungen und die Mittel gegen dieselben. Stuttg. und Tübingen 1834. 8. Preyfsler, Verzeichnifs Böhmischer Insecten. Prag 1790. 4. Rösel, Monatliche Insectenbelustigungen. Nürnberg 1749. 4. Rofsmäfsler's Forstinsecten. Leipzig 1834. 8. Rheiugauer Weinbau. Frankfurt u. Leipzig 176.5. 8. de la Rue, Entomologie forestiere. Paris et Nancy 1838. 8. Schmidberger, Beiträge zur Obstbaumzuoht und zur Naturgeschichte der den Obstbäumen schädlichen Insecten. Linz 1827—1836. 4 Hefte. — kurzer, pract. Unterricht v. d. Erziehung der Obstbäume in Gartentöpfeu. Linz 1828. 4. — leichtfafslicher Unterricht v. d. Erziehung der Zwergbäume, mit einem entom. Anhange. Linz 1821. 8. V. Sierstorpff, über einige Insectenarten, welche den Fichten vorzüglich schädlich sind, und über die Wnrmtrocknifs der Fichtenwälder des Harzes. Helmstädt 1794. 8. — über die forstmäfsige Erziehung, Erhaltung und Benutzung der vorzüglichsten, inländischen Holzarten. Han- nover 1813. 4. Sturm, Deutschlands Fauna in Abbild, n. d. Natur mit Beschreibungen. Nürnberg 1837. 8. Thiersch, die Forstkäfer oder vollständige Naturgeschichte der vorzüglichsten, den Gebirgsforsteu schädlichen Insecten u. s. f. Stuttgart und Tübingen 1830. 4. Verhandlungen der Kaiserl. Leopoldinisch-Garolinischen Akademie der Naturforscher. Walter, Bemerkungen über die Verheerungen der Rüsselkäfer und einige Hülfsmittel zur Vertilgung derselben. Carls- bad 1826. 8. V. Wedekind, Neue Jahrbücher der Forstkuude. Heft 12. Darmstadt 1836. Wiegmann, die Krankheiten und krankhaften Mifsbildungen der Gewächse. Brauuschweig 1839. 8. Schriftliche Beiträge für diesen Band verdanke ich folgenden, noch nicht in der Vorrede genannten Herren: Hrn. Dr. Apetz, Professor zu Altenburg. — V. Berg, Königl. Hannoverschem Harz-Oberförster z\x Lauterberg. — P. Fr. Beuche, Gartenbesitzer zu Berlin. — Borchmeyer, Gräfi. Droste'schera Forstmeister zu Darfekl bei Münster. — Dr. V. Bulmerincq, Kaiserl. Russischem Hofrathe, z. Z. in Deutschland. — Burckhardt, Königl. Hannoverschem Förster zu Bühren, Amts Münden am Solling. — V. Burgsdorf, Forstcandidaten, z. Z. in der Oberförsterei Jura bei Tilsit. — F. Eiber, Königl. Preufs. Oberförster zu Neubrück bei Mttllrose. — Eyber, Königl. Preufs. Oberförster zu Thale am Harze. — Dr. L. Fintelmann, in Schweden, früher Lehrer an der Akademie zu Mögelin. — Foertsch, Königl. Preufs. Oberförster zur Königshof bei Elbingerode im Harz. — Gadow, Königl. Oberförster zu Forsthaus Heinersdorf bei Schwedt. — Dr. Germar, Königl. Preufs. Professor zu Halle. — V. Glasenapp, Königl. Preufs. Obristlieutenant a. D. zu Freyenwalde. — Grafshoff, Königl. Preufs. Oberförster zu Schnöggersburg bei Magdeburg. — Haff eider, Privatförster in Kurland (durch die Kaiserl. Waldbau-Gesellschaft zu St. Petersburg eingesandt). — Dr. T. Hartig, Herzogl. Forstrath u. Prof. in Braunschweig. — Dr. Heer, Prof. an der Universität Zürich. — Hennecke, Königl. Preufs. Oberförster zu Braunschwende im Harz. — Heyer, Stadtschreiber zu Lüneburg. — Kaboth, Königl. Preufs. Oberförster zu Dembio in Oberschlesien. — Kellner, Herzogl. Gothaischem Förster zu Zella im Thüringer Walde. — Klockmann, Forstcandidat in Mecklenburg-Schwerin. — Lehmann, Gräfl. Arnim'schem Forstmeister zu Boizenburg in der Uckermark. — Lehmann, Königl. Preufs. Oberförster zu Zinna im Regierungsbezirk Potsdam. — v. Löweuklau, Königl. Preufs. Regierungs- und Forstrathe zu Rheinsberg. — Lüdecke, Königl. Preufs. Oberför.ster zu Seyda auf Oberförsterei Annaburg im Herzogthum Sachsen. — Meix, Königl. Preufs. Oberförster auf Jagdschlofs Boelland, Regierungsbezirk Oppeln. — Menetries, Conservator am Kaiserl. Zoolog. Museum der Akademie zu St. Petersburg. — Meyer, Königl. Preufs. Forstmeister zu Soraii in der Lausitz. — V. Meyerinck, Königl. Preufs. Forstmeister zu Lödderitz bei Dessau. — V. Pannewitz, Königl. Preufs. Oberforstmeister zu Oppeln. — Pape, Königl. Hannöv. Förster zu Lautenthal im Harz. — Pfeiffer, Königl. Preufs. Oberförster zu Coii)ellen, Forstinspection Osterode in Ostpreufsen. — Pfeil, Forstcandidat, z. Z. in Falkeuhagen bei Spandow. — Dr. Plieninger, Königl. Würtemb. Professor zu Stuttgart. — Priem, Königl. Preufs. Oberförster zu Forsthaus Richlich, Forstrevier Schönlanke. XVI Schriftliche Beiträge. Hrn. Radzay, Königl. Prenfs. Förster zu Sawade in Oberschlesien. — Rafsmann, Königl. Preiifs. Forstmeister, jetzt zu Königsberg in Pr., früher zu Crenznach. — V. Rottenberg, Königl. Preufs. Oberförster zu Carlsberg (Heuscheuer-Gebirge in Schlesien). — Schindler, Königl. Preufs. Forstinspector zu Posen. — Schlotthauber, Stud. Philos. zu Göttingen. — Schmidt, Königl. Preufs. Regierungsrath zu Stettin. — Dr. W. Schmidt, practischem Arzte zu Stettin. — Dr. Schott V. Schottendorf, Professor der Cameral- und Forstwissenschaft zu Tübingen. — Steinhoff, Königl. Hannoverschem Förster zu Amelieth im Sollinge bei üslar. — Dr. Suffrian, Director der Schule zu Siegen im Feuerlande. — T. Thadden, Königl. Preufs. Oberforstmeister zu Stettin. — Thiersch, Königl. Sachs. Oberförster zu Eibenstock im Erzgebirge. — V. Türk, Königl. Preufs. Regierungs- und Schulrathe zu Potsdam. — Utsch, Königl. Preufs. Oberförster zu Neunkirchen, Forstinspection Saarbrücken. — Dr. Waltl, Lehrer der Naturwissenschaften zu Passau in Bayern. — Warnkönig, Grofsherzogl. Badischem Förster zu Rippoldsau im Schwarzwalde. — V. Werder, Königl. Preufs. Feldjäger im Corps zu Pferde. — Zebe, Fürstl. Lichnowsky-Werdenberg'schem Oberförster zu Borutin in Oberschlesien. — Zimmermann, Königl. Preufs. Revierverwalter zu Forsthaus Neuendorf bei Rheinsberg. — Zimmermann, interimistischem Oberförster zu Forsthaus Neuendorf bei Wittstock. — Zimmer, Förster zu Naschkau bei Düben. Insecten sind seehsbeinige, wirbellose Thiere, welche durch Luftröhren athmen und die GeschlechtsöflFnung am Ende des Körpers haben. Spinneu, Krebse, Kellerwürmer, Tausendfüfse u. s. w., welche Linne noch zu den Insecten rechnete, werden, da sie bald mehr Füfse haben, bald durch Kiemen athmen, bald die Geschlechtsöflfnung weiter vorn zeigen, jetzt nicht mehr dahin gezählt, bieten auch für den Forstmann wenig Bemerkenswerthes dar. Die Insectenkunde oder Kerflehre nennt man am Passendsten En- tomologie (von tvrofiov und i-sysiv), und nicht lusectologie, weil dies ein aus zwei verschiedenen Sprachen entlehntes und zusammengesetztes Wort ist. Unter F 0 r s t i n s e c t e n versteht man nicht etwa alle im Forste lebende Insecten, sondern nur diejenigen, welche auf das Gedei- hen und die Brauchbarkeit der vom Forstmanne zu behandelnden Holzgewächse Einflufs haben. Die bisher über diesen Gegenstand erschienenen Schriften haben es so eingeführt und es ist auch so zweck- mäfsig, weil die Zahl wichtiger, zu beschreibender und abzubildender Gegenstände doch schon grofs genug ist. Es bleiben also alle im Walde lebende, nicht zu den nutzbaren Hölzern und deren Nutz- barkeit in Beziehung stehende Insecten, mit Ausschlufs einiger wenigen, täuschenden (s. unten), hier ausgeschlossen, selbst solche, welche nur an und in verwesenden Hölzern und Rinden vorkommen. Die Forstinsecten - Kunde bildet einen Theil der Insecten - Kunde Oberhaupt. Es giebt unter den Forstinsecten nicht blofs Insecten aus Einer Abtheilung, sondern fast aus allen, d. h. nicht blofs Falter sondern auch Käfer, Aderflügler, Zweiflügler, Netzflügler, Geradflügler, Halbflügler und Ohnflügler; ferner nicht blofs aus der einen oder andern Familie oder Gattung dieser genannten, sondern oft aus vielen. Demnach kann das Studium der Forstinsecten nicht so ganz einseitig aufgefafst werden, sondern es bedarf allgemeiner Kenntnisse. Der Forstmann darf sich z. B. nicht auf die Kenntnifs eines einzigen oder einiger weniger Borkenkäfer beschränken, sondern er mufs auch die aus allen bekannten Arten abstrahirten Kennzeichen (die Gattungs- und Familien-Charactere) kennen, um vorkommenden Falles auch eine bisher noch nicht als schädlich aufgeführte Art, der Gattung und Familie nach, ansprechen zu können. Dennoch wird sich dies Studium für ihn sehr vereinfachen dadurch, dafs er manche Familien und Gattungen, theils ganz theils halb, unberücksichtigt lassen kann, indem vieljährige Erfahrung sie als ganz unschädlich dar- gestellt hat, ja viele sich schon a priori als unschädliche ergeben. Die im Wasser und im Miste lebenden Insecten fallen sämmtlich aus. Eben so fast alle Tagfalter, weil sie bisher immer nur auf Kräutern gefun- den wurden und es ihnen gewifs nie einfallen wird, auf Waldbäume zu gehen. Ebenso ein grofser Theil der sonst so vieles Schädliche bergenden Rüsselkäfer u. s. f. Dagegen sind ganze Familien und Gattungen A 2 FOKSTINSECTEN IM ALLGEMEINEN. wie die Familie der Xylophaya und die Gattungen Bostrkhus, Hyleshms, Eccoptogaster, Piatypus, die Gattung Lophyrus unter den Blattwespen u. s. f. durch und durch schädlich und nicht eine einzige Art lebt anders wo, als auf Hölzern. Man sieht schon aus diesen wenigen Beispielen, dafs die Forstinsecten eigne Rücksichten erfordern und dafs man für sie mit einem vereinfachten System, mit einer vereinfachten Kunstsprache wird auskommen können. Dafs hier alle Auseinandersetzungen, welche blöfs einen wis- senschaftlichen Werth haben, wegfallen müssen, versteht sich von selbst, dafs also hier nicht von der verschiedenen Deutung und den verschiedenen Namen der Insectentheile, nicht von den verschiedenen Grundsätzen der Systematik u. s. f. die Rede sein kann, um so weniger als wir jetzt ein treffliches Buch haben, die Entomologie von Burmeister, in welchem Jeder, der das Bedürfnifs fühlt, sich Belehrung holen kann. Ja wir müssen hier noch ausdrücklich hinzusetzen, dafs die Forstinsecten-Kunde sich über manche Vorschriften der wissenschaftlichen Entomologie hinwegsetzen darf, wenn sie dadurch eine Er- leichterung des Studiums herbeiführt. Sie darf z. B. den Farben, weil sie von Jedem am leichtesten verstanden werden, einen grösseren Werth einräumen als sie sonst haben, indem sie sonst nur als Arten- kennzeichen benutzt werden dürfen. Sie darf Eintheilungea von der Lebensweise hernehmen, Charactere die nicht bei Forstinsecten vorkommen, unberücksichtigt lassen u. s. f. Wenn wir nun auch Kunst- sprache und Eintheilung vereinfacht genannt haben, so ist damit natürlich nicht eine willkührliche Abänderung aller Sätze der wissenschaftlichen Entomologie gemeint. Wir müssen die meisten Theile der Insecten wie jene benennen, die Haupteintheilungen wie jene aufstellen u. s. f. und es wird daher nöthig, hier schon im Allgemeinen zu reden Yon der Chaeacteristik der Forstinsecten. Wir geben diese nach der Verschiedenheit des Insects im ausgebildeten Zustande und in den frühern Zuständen, ohne uns hierbei aber schon auf die Abbil- dungen zu beziehen, welche erst bei der Characteristik der Ordnungen citirt werden, wo sie Jeder nachsehen könnte, der sie jetzt schon gebrauchen wollte. Das ausgebildete Insect (Fliege Oken) zeigt beständig 3 Hauptabschnitte des Körpers: Kopf Rumpf, Hinterleib, so wie auch stets Beine und allermeist Flügel. Am Kopfe {caput) unterscheiden wir zuerst gewisse, ziemlich willkürlich angenommene Gegenden wie die Seiten desselben als Wangen {fjenae) und die Oberseite: deren hinterster (oft durch Äugelchen bezeichneter) Theil Scheitel (vertex), deren mittelster (zwischen den grofsen Augen liegender) Theil Stirn (frons) und deren vorderster (an die Mundtheile grenzender) oft durch eine Naht getrennter und eigenthümlich gebildeter Theil Kopf- schild {chjpem) genannt wird; alsdann von der Natur wirklich gesonderte, bewegliche und unbeweg- liche Theile, wie die Augen, die Fühler und die Mundtheile. Die Augen {pcnU) dienen dem Insect wirklich zum Sehen, wie jeder weifs und wie sich anatomisch aus den grofsen, starken Sehnerven ab- nehmen läfst, obgleich wir den Prozefs nicht so bestimmt physiologisch und physikalisch erklären kön- nen wie bei den Wirbelthieren. Alle Insecten haben die beiden allgemein bekannten, grofsen, facet- tirten oder zusammengesetzten Augen {ociili composlti) und viele auch noch 2-3 kleine, nicht facettirte Augen auf dem Scheitel (Äugelchen oder Nebenaugen oder glatte Augen, omli sini- plices s. ocelli). Die Fühler oder Fühlhörner {aiüennae) dienen dem Insect zum Erforschen be- sonderer Eigenschaften der Umgebungen, vielleicht auch, wie dies jedoch durchaus noch nicht von den Physiologen und Anatomen hat erwiesen werden können, zum Hören. Sie sind stets nur 2 an der Zahl und stehen vorn und an den Seiten des Kopfes, vor oder zwischen den Augen. Sie sind stets gegliedert, haben aber bald nur wenige, bald sehr viele Glieder, wie sie denn auch hinsichtlich der Länge und anderer Bildungen aufserordentlichen Verschiedenheiten unterworfen sind und will- kommene Gattungs- imd Familien -Unterschiede geben. Im Wesentlichen sind sie borstenförmig {setnceae) wenn sie sich so allmählig wie eine Schweinsborste zuspitzen, oder fadenförmig {ßlifor- Chabacteristik. 3 mes) wenn sie am Ende nicht dünner werden und aus walzigen oder etwas kegelförmigen Gliedern bestehen, oder perlschnurförmig {moniliformes) wenn sie kuglige Glieder haben, oder gesägt {ser- ratae) wenn ein Winkel so wie der Zahn an einer Säge vorspringt, oder gekämmt oder doppelt gekämmt {pectinatae vel bipectinatae) wenn die Zähne der einen Seite oder beider in lange Strahlen auslaufen, oder langhaarig {pluniosae) wenn die Glieder mit Büscheln langer Haare besetzt sind, oder keulenförmig {clavatae) wenn die letzten Glieder allmälig dicker werden, oder geknöpft {capitafae) wenn sie sehr plötzlich anschwellen, oder geblättert {perfoliafae) wenn die letzten Glie- der einen Kamm zahnähnlichen oder blattartig breiten Fortsatz bekommen. Auch nennt man sie grade {a. rectae) im Gegensatz gegen gekrümmte oder gebrochene {a. fractae) welche ein längeres erstes (Schaft-) Glied haben und im (oft rechten) Winkel gegen dieses gerichtete folgende (Geifsel-) Glie- der. Die Mundtheile oder Frefswerkzeuge {instrumenta cibaria) dienen zum Kosten, Aufnehmen und Zerkleinern der Nahrung, so wie auch oft dazu den abzulegenden Eiern eine Aufnahme durch Benagen zu bereiten. Sie bestehen aus nehreren gröfsern oder kleinern Theilen, welche in 4 mehr oder weniger deutlich über einander befindlichen Lagen geordnet sind und den Eingang des Darm- canals von allen Seiten ximschliefsen. Von oben nach unten heissen sie: 1) Lefze oder Oberlippe {labrum s. labium superkis) ein unpaariger an oder unter dem Kopfschilde liegender, meist flacher, lederartiger, behaarter, oder auch gewimperter Theil. 2) Oberkiefer oder Frefszangen (tnaiidihulae) zwei horizontal sich gegen einiinder bewegende, meist sehr kräftige und hornige, spitze, gekrümmte Theile. 3) Unterkiefer {inaxillae) zwei ebenfalls oft sich horizontal gegen einander bewegende, aber weichere Theile, deren jeder etwa in der Mitte seines Aufsenrandes einen Taster, (Uuterkiefer- taster, palpus maxülaris) trägt, welcher ein Fühler im Kleinen zu sein scheint. Bei vielen Insecten sieht man, dafs der Unterkiefer aus mehreren Theilen, welche durch mehr oder weniger deutliche Nähte angedeutet werden, gebildet ist. Der wichtigste, allein nur beim Kauen oder Saugen thätige ist die Lade (mala), welche öfters in zwei Lappen getheilt ist, deren äufserer dann oft Ähnlichkeit mit einem Taster (bei Chrysomela) bekömmt und bei den Laufkäfern auch wirklich zu einem wahren Innern 2-gliedrigeu Taster wird. Hr. Erichson bemerkt, dafs man die Unterkiefer-Lade nicht als ein einziges, in zwei Lappen getheiltes Stück betrachten müsse, sondern richtiger als zwei wesentlich getrennte Theile (äufsere und innere Lade), von denen der eine oder andere wohl mitunter ganz fehlt und von denen der innere stets ungegliedert ist, der äufsere dagegen aus zwei, mehr oder weniger deutlichen Segmenten besteht, die bei Carabus u. a., wo er überhaupt tasterförmig ist, auch als zwei Glieder erseheinen. 4) Lippe oder Unterlippe {labium s. labium inferius) ein wieder unpaariger, den Mund von unten schliefsender Theil, welcher die gröfsten Mannigfaltigkeiten darbietet und daher noch nicht ganz übereinstimmend bei den Schriftstellern behandelt wird. Hier daher nur so viel : sie besteht meist aus ein€m mehr hornigen Theile, der Stütze {fulcrum), und einem mehr häutigen oder fleischigen, der Zunge {ligula), an welche dann nach innen noch sehr häufig sich ein Paar Lappen, die Nebenzungen {paraglossae) anlegen, deren allgemeinere Verbreitung erst durch H. Erichson nachgewiesen ist. An der Grenze von Stütze und Zunge , entweder am Seitenrande oder an der Aufsenfläche stehen ein Paar, ebenfalls gegliederte Taster (Lippentaster, lyalpi labiales). Endlich lehnt sich die Lippe an einen hornigen, mit dem Kehlrande in Verbindung stehenden Theil, das Kinn {mentum), welches man gewöhn- lich als zur Lippe gehörig betrachtet. Es ist oft sehr grofs, einen festen Schutz den sämmtlichen Mund- tkeilen gewährend, und bietet mannigfache, selbst für Gattungsuntersehiede benutzte Bildungen. — Nun ist aber noch wohl zu bemerken: dafs wenn die genannten Mundtheile deutlich getrennt und frei beweg- lich sind (wie z. B. bei allen in diesem Theile beschriebenen Forstinsecten) man sie beifsende nennt, und dafs, wenn die einen oder die andern mehr oder weniger fest mit einander verbunden sind (z. B. zu einem A2 4 FORSTINSECTEN IM ALLGEMEINEN. Schnabel, einem Rollrüssel, einem Saugrüssel, einem Sehöpfrüssel) wobei gewöhnlich die Taster undeutlich werden oder zum Theil ganz schwinden, man sie saugende nennt. Der zweite Hauptabschnitt, der Rumpf (truncus) besteht wieder aus mehreren (ebenfalls sehr verschieden von den Schriftstellern darge- stellten) mehr oder weniger fest mit einander verbundenen Theilen: dem meist auch wieder aus 2 Stücken {Pro- et Mesothorax) zusammengesetzten Halsschilde (tJiorax), dem Schildchen (scutellum) und dem Hinterstücke (Metat/iorax). Die Oberseite derselben nennt man auch wohl Rücken (dorstim), die Unterseite Brust (pectus). Diese und noch subtilere Unterscheidungen werden aber bei den Forstin- secten selten nöthig und man kommt gewöhnlich mit den Ausdrücken Halsschild und Schildchen aus. Zu den beweglichen Theilen des Rumpfes gehören die Flügel und die Beine. Die Flügel {alae) sind besonders wichtig, weil sie die hauptsächlichsten Ordnungscharactere bei Linne abgeben, und auch für die Bestimmung von Familien und Gattungen, selbst der Arten gebraucht werden. In der Regel ha- ben die Forstinsecten 2 Paare: ein vorderes oder nach seiner Lage in der Ruhe das obere und dann ein hinteres oder unteres. Zuweilen fehlt das hintere ganz oder wird durch kleine Rudi- mente angedeutet, zuweilen fehlen sie beide, und zwar entweder nur einem Geschlecht (meist dem Weibchen) oder beiden. Nach der verschiedenen Zahl und Substanz derselben — ob sie fest oder häutig sind — werden wir die Ordnungscharactere gebildet sehen, so wie auch von der Aderuug der Flügel u. s. w. erst später im Einzelnen geredet werden wird. Den beim Fluge nach vorn gewendeten Rand derselben nennt man Vorderrand und den dem vorigen entgegengesetzten, freilich nie ganz parallelen, sondern immer etwas mehr nach innen gewendeten den Innenrand und den die beiden vori- gen verbindenden den Hinterrand (der wohl besser der Aufsenrand heifsen könnte). Die Stelle an der Basis des Vorderrandes nennt man Schulter, den vom Vorder- und Hinterrande gebildeten Win- kel Vorderwinkel und den vom Hinter- und Innenraude gebildeten Hinterwinkel. Die Beine (pedes) bestehen aus 4 gegen einander beweglichen Theilen: Hüfte (coxa), Schenkel (femur). Schiene (ti- i/«), Fufs (tarsiis). An der Basis des Schenkels findet sieh noch ein besonderes Stück, der Schen- kelhöcker {trochanter), so wie auch an diesem wie an den andern Theilen noch mancherlei, später im Einzelnen zu erwähnende Bildungen sich zeigen. Der Fufs besteht immer aus mehreren, frei beweg- lichen Gliedern, deren letztes ein Paar gekrümmte zum Festhalten an Zweigen und Blättern dienende, Häkchen {inujuicult) und zwischen diesen oft noch die sogenannten Söhlchen (planfulae) zeigt. Endlich besteht der dritte Hauptabschnitt, der Hinterleib {abdomen\ wieder aus mehreren Abschnit- ten, den Hinterleibsringen (4-8 an der Zahl), welche aus einer obern und untern Hälfte bestehen. An der Seite, dem Einschnitte (incisura), liegen gewöhnlich die Luftlöcher (s%w«i«), durchweiche das Insect den im Inneru verzweigten Luft- und AthemrÖhren (fracheae) Luft zuführt. Diese Hinterleibsringe zeigen mancherlei Verschiedenheiten, sowohl ihrer Gestalt nach, wie auch der Anhef- tung an den Metathorax nach; — der ganzen Breite nach ansitzend heifst der Hinterleib : verwachsen {connatiim), und nur mittelst einer kleinen Stelle verbunden: sitzend {sessile) oder gestielt {petiolatum) — so wie auch nach den neben After und Geschlechtsöffnung befindlichen längern oder kürzern Fortsätzen — den zum Verwunden oder zum Eierablegen, oder gewissen Aussonderungen zum Auswege, oder bei der Begattung zum Festhalten, dienenden Zangen, Röhren, Stacheln, Bohrern, Legeröhren. — Sehliefslich ist hier von dem ausgebildeten Insect noch zu bemerken, dafs es öfters mannigfaltig in der Gröfse und in der Farbe abändert. Gewöhnlich sind die frisch ausgeschlüpften Exemplare heller, die altern dunkeler. Die Männchen sind meist kleiner als die Weibchen, jedoch kommen auch zufällig grofse Männchen und kleine Weibchen vor. Dann glauben die Laien, der Käfer, der Schmetterling oder die Fliege wachse noch. Dieser Irrthum darf hier wohl nicht weiter bekämpft werden. Aber auch in andern Eigenschaften sehen wir Männchen und Weibchen häufig abweichen, und dann wird Chaeacteristik. 5 man oft verleitet, sie für verschiedene Arten zu halten, wenn man sie nicht in der Begattung trifft. Dergleichen Geschlechtsverschiedenheiten finden sieh bei dem einen Insect an diesem, bei dem andern an jenem Theile, am Häufigsten an den Fühlern, ■welche beim Miinnchen schöner sind, d. h. länger, gekämmter u. s. f. als bei dem Weibchen. Zuweilen bemerkt man dagegen gar keine äufsere Geschlechts- verschiedenheiten und dann mufs man die Begattung beobachten oder die Geschlechtstheile selbst durch eine Section entblöfsen, was selbst bei den kleinsten Thieren, wie den Borkenkäfern, nicht gar zu schwer ist, indem man nach einiger Übung schon durch einen Druck zwischen den Nägeln das, was nötliig ist, sieht; bei dem Weibchen treten dann nämlich Eier hervor oder man sieht, wenn man ein Mikroskop hat, auch die eigenen Anhänge der Legeröhre dicht vor ihrer Mündung. Bei dem Männchen wird man noch mehr versichert, indem die heraustretende Ruthe meist lang und hornig und von einem Paare Klappen begleitet ist. Unter dem Mikroskop sieht man auch ziemlich leicht den langen Samen-Abführungsgang, so wie auch die Anhänge der sogenannten Samen blasen und selbst zuweilen die kleinen, weichen kugligen Hoden. Die früheren Zustände sind die des Eies, der Larve und der Puppe. Die Eier bieten die geringste Mannigfaltigkeit, desto mehr die Larven, welche daraus hervorkriechen und die aus diesen sich ent- wickelnden Puppen. Beide sind entweder einander ähnlich oder ganz unähnlich. Ersteres characte- risirt die Insecten mit unvollkommener Metam orphose (wseci« «me^aJo/«), letzteres die mit voll- kommener Metamorphose {insecta metabola). Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, weil eine Haupteintheilung der Insecten darauf gegründet wird, die auch selbst dem Forstmanne die wichtigern lusecten von den unwichtigem unterscheiden hilft. Die wichtigern Forstinsecten wie Käfer, Falter, Ader- flügler lind Zweiflügler sind nämlich durchgängig Metabola und die übrigen gröfstentheils Ametabola. Im Wesentlichsten unterscheiden sie sich so: Während bei den AmetaboJis die Puppe der Larve sehr ähnlich ist und so gut wie diese sich bewegt und frifst, so ist dies bei den Metabolis nicht der Fall. Diese sind bei Weitem die wichtigsten und mannigfaltigsten und von ihnen soll auch vor allem hier die Rede sein. Ihre Larven haben stets einen gegliederten, allermeist langgestreckten, selten kürzern und gedrun- genem Leib, weshalb sie der Laie auch nicht ganz unpassend mit Würmern vergleicht. Ihre Glieder, 12 an der Zahl, heifsen, nach der Analogie der Hiuterleibsringe der ausgebildeten Insecten, Ringe. Sie bestehen wie jene, aus einer oberu und untern Hälfte und haben auch meist nahe dem Einschnitte die Luftlöcher, deren man hier gewöhnlich 9 Paare antrifft. Aufser diesen 12 Ringen haben die Larven meistens auch noch einen Kopf, der jedoch dem des vollkommenen Insects selten ähnlich ist, indem Augen und Fühler ent- weder ganz fehlen oder, wenn sie vorhanden sind, ganz anders erscheinen. Auch die Mundtheile derselben weichen häufig ganz von denen des ausgebildeten Insects ab, besonders wenn dieses saugende hat. Noch veränderlicher ist die Gegenwart der Beine ; in den meisten Ordnungen finden wir Larven mit und ohne Beine. Wenn sie fehlen, so bemerkt man entweder gar keine Spur oder an der Stelle derselben kleine, behaarte Wülste. Sind sie vorhanden, so nennt man die 6 ersten Brustbeine und die folgenden Bauch- beine. Die ersteren sind stets gegliedert, die letzteren meist nicht. Nach der Zahl dieser Beine so wie nach der Gegenwart oder Abwesenheit eines Kopfes kann man die meisten und wichtigsten Forstinsecten schon im Larvenzustande erkennen. So sind alle bein- und kopflose Larven (vorzugsweise Maden genannt) Zweiflügler oder Aderflügler, die mit einem Kopfe versehenen beinlosen (auch wohl noch Maden genannt) oder 6-beinigen (zum Theil Engerlinge) Käfer oder Holzwespen, die 10- bis 16-beinigen (Raupen) Falter und die 18- bis 22-beinigen (Afterraupen) Blattwespen u. s. f. Auch aufserdem zeigen die Larven noch grofse Mannigfaltigkeit in der Form, Oberfläche, Behaarung und Farbe der Ringe, in der besondem Beschaflenheit des letzten Ringes, in der Stellung der Luftlöcher u. s. f. Die Puppen der Metabola zeigen schon alle Theile des vollkommenen Insects, nur in anderer Lagerung, anderer 6 FORSTINSECTEN IM ALLGEMEINEN. Coüsistenz und anderer Farbe und Behaarung, und zwar entweder alle sehr deutlich, wie vom Bildhauer ausgearbeitet (gemeifselte Puppen), oder nur einige und auch diese nicht ganz deutlich (masklrte Puppen), beide können nackte oder verhüllte sein, je nachdem sie frei liegen oder noch vou einer Hülle {follicidus, cocon) umschlossen sind. Vorkommen'. Die meisten Forstinsecten kommen nur auf und in gewissen Hölzern vor und finden sich daher nur in den Gegenden, wo diese sind, ja meistens nur da, wo diese in Beständen wachsen. Auch dürften unter ihnen nur wenige sein, die auf ein kleines Vorkommen beschränkt sind. Von den meisten wissen wir es bereits, dafs sie fast durch das ganze nördliche Europa und selbst durch einen Theil des mittlem vorkommen. Lebensweise. In der Lebensart der Forstinsecten zeigt sich die gröfste Mannigfaltigkeit und wir können an ihnen alle an den Insecten überhaupt so sehr bewunderten Eigenthümlichkeiten wahr- nehmen Grund genug, ihnen für immer die Aufmerksamkeit der Forstmänner zu sichern. Es ist dabei besonders auf folgende Punkte zu achten. 1) Die Zeit des Erscheinens in den verschiedenen Zuständen. Der Forstmann mufs genau wissen, zu welcher Zeit das Insect in dem einen oder andern Zustande da ist, weil es gewöhnlich nur in dem einen oder andern angreifbar ist. Gewöhn- lich durchläuft es alle 4 Zustände einmal im Jahre, oder mit andern Worten, es macht alljährlich eine Brut — sogenannte einfache Generation, — oder es durchläuft sie mehrere Male, macht 2-3 Brüten so^'enannte zwei- bis dreifache Generation, — oder endlich es braucht zur Ausbildung einer Brut mehrere Jahre — mehrjährige Generation. — Wahrscheinlich haben mehr Insecten eine mehrjährige Generation, als wir gewöhnlich annehmen, worüber noch spätere, sorgfältige Beobachtungen entscheiden müssen (s. deslialb die neuen Beobachtungen über Änobium emarginatum und CurcuUo glandium). Höchstwahrscheinlich wird diese dann, wenn wir z. B. immitten des Sommers bei Insecten mit vermeint- licher einfacher Generation neben vollkommen ausgebildeten Insecten noch halbwüchsige Larven finden, die dann natürlich schon im vorigen Jahre gesetzt sind und erst im nächsten Jahre ausschlüpfen. Hier mufs ich noch der von mir angenommenen anderthalbigen Generation erwähnen. Es kommt nämlich vor, dafs Insecten entweder immer, oder nur in 2 auf einander folgenden für sie günstigen Jahren, 3 Brut«n machen, d. h. es dauert die erste Brut vom Frühjahre bis zum Nachsommer des ersten Jahres, die zweite von da bis zum Vorsommer, und die dritte alsdann bis zum Herbste des zweiten Jahres. In diesem Falle findet man bald Larven bald Puppen im Winter. Zur Zeit eines grofsen Frafses kommt es aber aucli vor dafs die Insecten gar keine bestimmte Periode halten und dafs wir zu jeder Zeit Larven finden. Als- dann ist also beständige Aufmerksamkeit nöthig und es genügt nicht, in einem Raupenkalender oder in einem Buche wegen der Entwickelungszeiten nachzusehen und danach Mafsregeln treifen zu wollen. 2) Der Ort, an welchem sich das Insect, und zwar wieder in verschiedener Entwicke- lung findet, ist eben so sehr zu beachten, weil nicht an jedem das Thier erreicht werden kann. Nur so lange es sich an oder unter der Erde, oder an den untern Baumgegenden findet, kann man es bequem vertilgen. 3) Auch der Frafs ist zu beachten. Bei allen schädlichen Forstinsecten (vielleicht nur mit Ausnahme der Spanischen Fliegen) werden die Larven durch ihren Frafs schädlich, bei den meisten Käfern und einigen Halbflüglern und Geradflüglern auch zuweilen das ausgebildete Insect. Dabei ist es höchst wichtig, nicht blofs die Nahrungspflanze zu kennen, sondern auch die befressenen einzelnen Theile oder Systeme derselben, so wie auch selbst die Jahreszeit, zu welcher der Frafs Statt findet. Danacli treten die wichtigsten Modificationen der forstlichen Bedeutung ein. Auch schon deshalb wird diese Beobachtung belohnen, weil man durch sie gröfstentheils zum Namen des Insects, wenn man dasselbe noch nicht kennen sollte, gelangen könnte. In ihrem Frafse sind sie nämlich eben so characteristisch wie in der Bildung ihrer Fühler, Flügel u. s. f. Auch die nützlichen Insecten sind entweder blofs im Larven- Lebensweise. Forstliche Bedeutung. 7 oder auch im ausgebildeten Zustande auf die Zerstörung der schädlichen Insecten angewiesen. Wohl zu beachten ist, dafs der Nutzen dieser Insecten auch wieder sehr geschmälert werden kann, indem sie sich einander selbst verzehren. Die Raubkäfer fressen nicht blofs schädliche Raupen, sondern auch ihre eigenen Larven und die in den Raupen und Puppen befindlichen Larven und Puppen der Ichneumonen, wogegen sich letztere dadurch rächen, dafs sie wiederum Raubkäfer-Larven, in welchen sie ihre Brüten haben, zerstören. Diese merkwürdigen Erscheinungen, von denen ich noch nirgends mit Bestimmtheit reden gehört habe, beobachtete ich im vergangenen Herbste bei einem Raupenfrafse der Bomhyx P'mi. Dadurch wird aber doch der Nutzen dieser Thiere nicht ganz aufgehoben, indem diese gegenseitige Befein- dung erst dann merklich eintritt, wenn der Raupenfrafs schon so bedeutend geworden ist, dafs er von selbst aufhört. Vielleicht ist darin eine weise Einrichtung der Natur zu erkennen und sie erspart einem grofsen Theile dieser Thiere den Hungertod! Davon mehr im Einzelnen. 4) Die Menge, in welcher die Insecten erscheinen. Diese ist bei einigen immer beschränkt, bei andern nur in gewissen Jahren. Manche fehlen in keinem Jahre ganz und erscheinen dann plötzlich in ungeheurer Anzahl. Darüber mufs man nothwendig die Erfahrung befragen, denn wenn man nach der Seltenheit der Raupen der Nonne und der Forleule, nach der Seltenheit gewisser Borkenkäferarten, wie wir sie oft genug in gewissen Jahren beobachten, auf Unschädlichkeit derselben schliessen wollte, würde man sich sehr täuschen. Sie nehmen plötzlich Überhand und werden zur schrecklichsten Geifsel. 5) Auch die Beweglichkeit der Forstin secten ist sehr zu berücksichtigen: ob sie als vollkommene Insecten blofs laufen oder auch fliegen, und ob sie dann weite Flüge unternehmen oder nicht, ob zu allen oder nur zu gewissen Zeiten, ob sie ferner als Larven sehr beweglich sind oder nicht u. dgl. Danach richtet sich die Aufmerksamkeit, welche man auf sie auf gröfseren Strecken zu richten hat, die Rücksichten, welche man bei Anlegung von Fanggräben und Verschflttung derselben zu nehmen hat u. dergl. Obgleich bei dem einen oder andern Insect noch andere Eigenthümlichkeiten in der Lebensweise hervortreten, so gehören diese doch mehr zum speciellen Theile, und wir gehen von der Betrachtung der wichtigsten allgemeinec Sätze über zu der daraus hervorgehenden Forstlichen Bedeutung. Das Erste und Allgemeinste, welches hier in Betracht kommt, ist die schon beim Frafse erwähnte Schädlichkeit oder Nützlichkeit, namentlich ist dort von den nützlichen Insecten schon etwas ausführlicher geredet. Hier nur noch von den schädlichen, d. h. solchen, welche den normalen Zustand der Holzgewächse auf irgend eine Art verändern. Dies können sie im höhern oder geringern Grade durch übergrofse Vermehrung, oder Verletzung mehr oder weniger wichtiger Theile. Geschieht es in einem so geringen Grade, dafs Wuchs und Brauchbarkeit des Holzes nicht gefährdet werden, oder dafs gar nur verwesende Theile von ihnen befallen werden, so sind sie gleich- gültige. Geschieht es in höherm Grade, so dafs entweder die technische Brauchbarkeit der Stämme leidet (technisch schädlich) oder dafs wohl gar der Wachsthum der Bäume leidet (physiologisch schädlich), so können sie sein: unmerklich schädlich, wenn sie blofs Klafter- (Brenn-) Hölzer in Menge befallen, oder an lebenden in so geringer Menge fressen, dafs kein fühlbarer Schaden durch sie erwächst; oder merklich schädlich, wenn sie schon in so grofser Anzahl erscheinen oder bei geringerer Anzahl doch so wichtige Gewächstheile befallen und so gefährlich verwunden, dafs der Zuwachs merklich leidet oder junge zarte Stämmchen wol gar eingehen; oder endlich sehr schäd- lich, wenn sie in so ungeheurer Menge erscheinen und so wichtige Theile der Gewächse befallen, dafs diese danach bald in Menge eingehen. Diese Abstufung der Schädlichkeit, welche Hr. Saxesen, wie er mir mittheilte, in seiner Schrift über die Insecten der Harzfichte gebrauchen wird, und die ich mit geringen Abänderungen angenommen habe, bietet gegen die frühere Eintheilung der Forstinsecten in mehr oder minder schädliche wesentliche Vortheile, indem man mit Hülfe der- 8 FORSTINSECTEN IM ALLGEMEINEN. selben sich bestimmter und eben so kurz über die forstliche Bedeutung der Insecten aussprechen kann. Hr. Saxesen wird dazu noch die zufälligen ziehen als solche, welche sich an einer Holzart sehen lassen, zu der sie unsers Wissens in keiner Beziehung stehen, und dann noch zweifelhafte als solche, deren Lebensweise überhaupt noch nicht in den wesentlichsten Punkten aufgeklärt ist. In diesem Werke kann nur von den sehr schädlichen und merklich schädlichen die Rede sein, und nur dann von unmerklich schädlichen und gleichgültigen, wenn sich aus Gründen ein Vorrücken derselben auf eine höhere Stufe der Wichtigkeit vermuthen last, oder wenn sie als täuschende bekannt geworden sind. So nenne ich solche, deren Treiben leicht mit dem eines merklich oder sehr schäd- lichen Insects verwechselt werden könnte und die den Forstmann daher leicht verleiten, Mafsregeln gegen sie ohne Noth und zum Nachtheile des Forstes zu ergreifen. Solche Insecten, die aber blofs in grofser Menge im Walde umherfliegen, wie verschiedene kleine Falter oder Fliegen, deren Larven sich oft zu Millionen von den nicht holzigen Gewächsen ernähren, können nicht mit zu den täuschenden gerechnet werden; sonst würde ihre Anzahl, im Verhältnifs zu der nothwendigen Raumbeschränkung eines Forstinsecten- Werkes, zu grofs. Sie würden reichlich ein eigenes Werk füllen. Nach Ermessen der forstlichen Bedeutung der Insecten schreiten wir nun, mit Berücksichtigung der Eigenthümlichkeiten in der Lebensweise derselben, zur Begegnung und Auffindung. Es wird hier zwar das Wichtigste schon im Allgemeinen ange- deutet, allein es ist nöthig, dafselbe durch die im zweiten Theil vorkommenden sehr ausführlich beschrie- benen Begegnungsmittel, welche sich besonders auf die Falter beziehen, zu vervollständigen. Die Falter sind eben diejenigen Forstinsecten, gegen welche die meisten Mittel in Anwendung gebracht werden. Den schädlichen Forstinsecten sind zwar schon eine Menge Feinde gesetzt, nicht blofs in den schon erwähnten nützlichen Insecten, sondern auch in allerlei andern Thieren, besonders Vögeln und kleinen Säugethieren, selbst einigen Amphibien, auch hilft die Natur wohl durch meteorische und climatische Einflüsse, besondere Witterungserscheinungen, welche besonders in den Häutungsperioden sehr wirksam werden können, und dergleichen, dennoch ist diese Naturhülfe oft nicht ausreichend, oder würde zu spät kommen, wenn der Mensch nicht eingriffe durch Vorbauung und Vertilgung. Es ist der verderb- lichste Grundsatz, Alles der Natur überlassen zu wollen, und zu glauben: was dieser nicht möglich sei, könne der Mensch auch nicht erzwingen; was von Bäumen eingehen solle, werde doch eingehen, weil es krank sei, wenn es von Insecten befallen werde, und dergleichen. Die Geschichte der Borkenkäferver- heerungen lehrt, wie wir später sehen werden, dafs man bei diesen Grundsätzen ungeheuer eingebüfst hat und bei entgegengesetzten seine Bestände erhält; denn, wenn es auch wahr ist, dafs alle Insecten kränkliehe Pflanzen lieber angehen als gesunde, so ist es doch eben so wahr, dafs sie die gesunden lieber aufallen als verhungern und dafs mau sie so weit nicht kommen lassen darf. Im Forste hat man dies zu oft gesehen, und es bedarf daher auch weiter keiner Beweise, wenn auch von vielen Theoretikern das Gegentheil angenommen und mit Gründen scharfsinnig vertheidigt worden ist. Solche Erfalirungen, wie man sie beim Borkenkäfer gemacht hat, überheben uns aller Gegentheorien. Man mufs sich also unab- lässig bemühen, den schädlichen Insecten zweckmäfsig zu begegnen, und darin ist dem Scharfsinne des practischen Forstmannes noch weites Feld offen. Je mehr wir in der richtigen Erkenntnifs der Insecten fortschreiten und uns gegenseitig verstehen, in dem Maafse werden wir auch derselben mehr Herr werden. In diesem Punkte fühle ich, wird diese Schrift auch besonders der Vervollständigung bedürfen, und ich werde nicht unterlassen, wenn ich am Leben bleibe, diese zu sammeln und von Zeit zu Zeit in kleinen Textnachträgen nachzuliefern. Im Allgemeinen begegnen wir den schädlichen Forstinsecten durch Verhü- tungs- und Vertilgungs-Maafsregeln. Erstere sollen die noch nicht vorhandene aber drohende Gefahr abwenden, letztere die schon wirklich eingetretene nach Kräften beseitigen, um doch wenigstens Begegnung und Auffindung. 9 wenn in den eigenen Revieren nicht mehr zu helfen ist, die Pflicht gegen die Nachbaren zu erfüllen. Öfters fallen beide zusammen, dann z. B. wann wir Rüssel- und Borkenkäfer, wenn sie noch nicht zu sehr Überhand genommen haben, an gewisse Gegenstände anlocken, darin vernichten und dadurch ihre weitere Verbreitung verhüten. Solche Gegenstände sind besonders die sogenannten Fangbäume. Man hatte längst erfahren, dafs viele Insecten, besonders Käfer, am liebsten an solche Bäume gehen, in denen die Säfte anfangen zu stocken, also an gedrückte, geworfene und selbst gefällte. Daher fällte man absicht- lich im Frühjahre oder im Sommer hier und da Stämme, besonders unterdrückte Staugen, weil diese ohnehin unbrauchbar, den Insecten aber gerade die liebsten sind, und warf sie hin. Die ausfliegenden Käfer versammelten sich hier alsbald aus der ganzen Gegend, bohrten sich ein und legten ihre Eier unter der Rinde ab. Man wartete dann, nach Maafsgabe der Entwickelungsdauer eines jeden Insects, den Larvenzustand ab und verbrannte oder entrindete dann die Bäume. Den rechten Zeitpunkt darf man natürlich nicht verpassen, denn, vergifst man die Fangbäume und läfst die Käfer ausfliegen, so hat man die Hecke nur noch begünstigt. Einige Aufmerksamkeit ist dabei nöthig. Bisher hat man nur Nadel- hölzer als Fangbäume benutzt, es fragt sich aber, ob für gewisse Insecten nicht auch Laubhölzer benutzt werden könnten, z. B. für Eccoptogaster. Nach der Analogie der Fangbäume hat man später auch mit andern Fanggegenständen glückliche Versuche angestellt, namentlich mit Bündeln von Nadelholzzweigen und mit Fichtenrindenstücken, welche im Reviere zerstreut ausgelegt werden. Die Insecten, welche sich darin und darunter gern versammeln, werden dann täglich eingelesen und vertilgt. Reine Verhü- tung s- oder Vorbauungs-Maafs regeln sind dagegen folgende: Zuerst, wie sich von selbst ver- steht, die Erziehung gesunder Bestände, dann das Reinhalten des Reviers von allerlei Gegenständen, welche die Vermehrung der Insecten unbemerkt begünstigen. Theils hat dies der Forstmann in seiner Gewalt, theils aber auch, wie es scheint, nicht ; indessen ist der Zweck doch so hoch wichtig, dafs man zur Erreichung desselben alle Mittel anwenden müfste und schon mancherlei Opfer bringen könnte. Es unterliegt nämlich nicht dem geringsten Zweifel, dafs viele Insecten, namentlich Käfer, wie wir bei den Borken- und Rüsselkäfern sehen werden, zuerst und am liebsten in den ungerodet gebliebenen Stöcken, wie auch in allerlei Abfällen der Nadelhölzer, Ästen, Zweigen, Rindenstücken und dergl., ja manche nur ganz allein in diesen brüten. Benehmen wir ihnen also diese Brutplätze, so mufs ihre Ver- mehrung natürlich unterdrückt werden. Wenn sie auch nicht ganz eingehen, so werden sie doch immer nur kümmerlich bestehen, weil sie in so geringer Menge den gesunden Stämmen durchaus nichts anhaben können. Das Weitere bei Curculio Pini, Bostrichus hidens u. s. w. Hier nur noch im Allgemeinen: dafs man aus einigen, nicht mit dem gewünschten Erfolge gekrönten. Versuchen auch die Unzulänglich- keit des Stockrodens hat abnehmen wollen. Dadurch, meine ich, soll man sich durchaus nicht abschrecken lassen, solche Versuche zu wiederholen und sie ganz besonders so weit wie möglich auszudehnen. Einige Hundert Morgen gerodet, wollen noch nichts sagen, da die so leicht beweglichen Rüsselkäfer von sehr entfernten Revieren überfliegen oder sich wohl gar auf einzelne, unbeachtet gebliebene Stöcke in desto gröfserer Menge ziehen. Man müfste daher auch auf diese die gröfste Aufmerksamkeit richten und Prämien auf die Auffindung solcher vergessenen setzen. Nicht unbemerkt darf ich hier aber lassen, dafs auch Holzplätze als Brutplätze schädlicher Insecten zu betrachten sind und ganz besonders auf diesen wieder die Stockholzklaftern. Man müfste diese also immer, so viel wie möglich, von Revieren fern halten. Dafs das längere Stehenbleiben von Deputathölzern im Reviere wirklich nachtheilige Folgen für dasselbe gehabt hat, meldete man schon mehrere Male. Zweitens wird man auch öfters Insectenfrafs durch die Auswahl der Kulturmethoden verhindern können. Es ist häufig beobachtet, dafs das Anlegen von Pflanz- löchern die Maikäfer in den weichen Boden lockte, dafs das Auspflanzen im Schatten erwachsener junger Kiefern besonders häufige InsectenangriflFe auf diese herbeiführte u. s. f. Aber auch drittens zur Verhin- B 10 FOKSTINSECTEN IM ALLGEMEINEN. derung von Insectefiftngriffen auf schon gefällte Stämme, besonders werthvolle Nutzhölzer, kann etwa» gethan werden durch frühzeitiges Entrinden, durch Fällung zur rechten Zeit und dergleichen im Einzelnen zu erwähnende Vorsichtsmaafsregeln. Herr D. Fintelmann will durch Versuche, die er nach häufi- gerer Wiederholung bekannt machen wird, gefunden haben, dafs manche Insecten an umgekehrte, d. h. mit dem Zopfende nach unten gestellte Hölzer nicht gehen. Zu den Vorbauungsmitteln würden auch die sogenannten Raupenzwinger gehören. Da ich sie aber für unwirksam und kostspielig halte und hier viele Theorien zu bekämpfen sind, so verspare ich sie bis zum zweiten und dritten Theile, wo sie bei Gelegenheit der Ichneumonen weitläufig berücksichtigt werden sollen. Zur Begründung der hier ausgesprochenen Mei- nung nur so viel: Noch nie haben sie, so viele man deren anlegte, den erwünschten Erfolg gehabt, ja man hat immer wieder, wenn trotz Raupenzwingern Raupenfrafs drohte, in der Verzweiflung zu andern Mitteln schreiten müssen. Endlich darf hier nicht unerwähnt bleiben, dafs auch die Erziehung gemischter Be- stände als Schutz gegen schädliche Insecten empfohlen worden ist, und gewifs nicht mit Unreclit. Nadelhölzer leiden erfahrungsmäfsig viel mehr von Insecten als Laubhölzer, und grofse Nadelholzbe- stände wieder mehr als einzelne Horste, wahrscheinlich weil die Nadeliiolzinsecten, die meistens streng an ihren Frafs halten, gern unmittelbar von einem Baume zum andern gehen und die Unterbrechungen nicht leiden, auch in solchen, die Vögel mehr herbeilockenden, Gegenden mehr kurz gehalten werden. Bisher hat man aber wenig darauf geachtet, wohl auch nicht durch diese Rücksicht sich leiten lassen können. Im Gegentheil breiten sich die Nadelholzanlagen imd mit ihnen auch die schädlichsten Insecten immer mehr aus, selbst in den südlichsten Gegenden unsres Vaterlandes, wo man früher den Borken- käfer und Rüsselkäfer kaum kannte. Unter den reinen Vertilgungsmafsregeln nimmt das Sammeln den ersten Platz ein. Viele der schädlichsten Insecten, namentlich Maikäfer, Falter und Blattwespen, werden immer nur auf diese Weise wirksam vertilgt werden können. Man sollte meinen, dazu wäre weiter kein Insecten-Studium nöthig. Dennoch ergiebt sich bald, dafs dem nicht so ist und dafs dies Sammeln immer mit Rücksicht auf die Lebensweise des lusects unternommen werden mufs. Manche Insecten sammelt man nur leicht im Larven- und Puppenzustaude, andere zerstört man schon als Eier, andere erst im ausgebildeten Zustande. Beim Einsammeln der ruhenden Larven, der Puppen und Eier, wenn dieses vom Schutzbeamten einmal mit Berücksichtigung von Ort und Zeit bestimmt ist, findet sich das Übrige ziemlich von selbst, d.h. die nöthigen Hölzer oder eiserneu Geräthe zum Aufscharren des Mooses, zum Zerdrücken oder Abkratzen der Eier oder Puppen an den Bäumen u. s. f. (wovon jedoch beim Einzelnen so ausführlich wie möglich geredet werden soll), bildet sich ein jeder denkende Forstmann am liebsten nach eigener Angabe. Eben so läfst sich über das Anstellen der Arbeiter, über Beaufsichtigung derselben u. A. wenig Allgemeines sagen. Eine Hauptsache ist dabei, einen tüchtigen Vorarbeiter zu haben oder wie sie bei uns sagen, einen Gewerker. Ein solcher müfste auch auf Re- vieren, die vorzugsweise von Insectenfrafs zu leiden haben, wie in Fichtengebirgsforsten, beständig umhergehen und auf beginnenden Insectenfrafs achten. Über das Einsammeln der aufsen an den Höl- zern fressenden Insecten, sowohl der Larven als auch der ausgebildeten Insecten, namentlich der Käfer, würde hier noch ein Wort im Allgemeinen nöthig sein. Man kann diese nämlich mit der leichtesten Mühe herunterstürzen und auffangen, dadurch nämlich, dafs mau plötzlich an den Stamm oder Zweig mit einer Axt oder auch nur mit einem Stocke schlägt. Sie werden dadurch, selbst wenn sie sonst sehr fest sitzen, und selbst vom stärksten Winde nicht heruntergeworfen werden, plötzlich erschreckt und lassen los. Viele fallen sogar schon bei der leisesten Berührung, namentlich Rüssel- und Blattkäfer, und bei diesen mufs man sich in Acht nehmen, nicht den Zweig vor dem Unterhalten des Fangapparates zu berühren, weil sie sonst ins Gras fallen, und nicht leicht wieder aufgefunden werden. Zu solchen Fangapparaten hat man auf den Boden auszubreitende leinene Tücher vorgeschlagen. Das ist aber müh- Begegnung und Auffindung. Namen. 11 sam. Man spanne lieber ein solches Tuch nach Art eines Regenschirmes aus und halte oder lege dies unter die abzuklopfenden Äste. Die Wirksamkeit eines solchen Schirms kennen die Sammler sehr wohl, und man klopft in kurzer Zeit, selbst im schnellen Vorübergehen, eine Menge der verschiedensten Insec- ten, Raupen, Käfer, Wanzen u. s. w. von den Bäumen. Auf Culturen wäre dies, da junge Pflanzen immer am meisten leiden, gewifs oft recht anwendbar. Auf diese Weise wird man sich auch am leichtesten von der Gegenwart der Raupen in einem Reviere, da immer einzelne an den untersten Ästen fressen, überzeugen, und man könnte dies zum Recognosciren gebrauclien. Zu den wirksamsten Vertilgungs- mitteln sind auch die Fanggräben, welche man bei den verschiedensten Insecten anwenden kann, zu zählen. Man darf nur die erste beste Grube, oder frische Gräben neben den Wegen im Forste, selbst wenn es keinen auffallenden Insectenfrafs giebt, beobachten und man wird hier Raupen, Käfer, Wanzen, Alles bunt durcheinander finden. Es ist höchst sonderbar, dafs selbst Käfer, welche fliegen können, wie Curculio Pini, sich nicht retten. Zum Theil gehen solche Insecten in Gräben, weil sie Frafs darin suchen, oder weil sie von Sturm und Regen hineingetrieben und geschwemmt werden, oder weil sie im eiligen Fortkriechen hineinfallen. Die Anlage solcher Gräben ist nach verschiedenem Zweck verschieden, also davon mehr im Einzelnen, besonders beim Rüsselkäfer und den Raupen. Auch das Eintreiben von Schweinen in befallene Orte wird mit Recht empfohlen, daraus dafs man Schweine häufig brechen sieht, kann man aber noch keinesweges immer auf vorhandene schädliche Insecten schliefsen, denn wir haben einmal sehr deutlich in unsern Institutsforsten gesehen, dafs die Schweine die Wurzeln gesunder, wüchsiger Kiefern weit entblöfsten, ohne dafs hier eine Spur von In- secten zu finden war. Überhaupt ist über dies Mittel im Einzelnen noch manches Einschränkende zu sagen. Alle übrigen Vertilgungsmittel sind nur in einzelnen Fällen anwendbar oder ganz unpractisch. Zu den unpractischen rechne ich selbst die Leuchtfeuer, weil sie kostspielig und selbst nicht ohne Ge- fahr für den Forst sind und doch eigentlich nur die Schmetterlinge aus einem sehr geringen Umkreise anlocken. Dasselbe gilt vom Ausharken oder Ausbrennen des Mooses , und noch weniger gelten im Grofsen die zahlreichen vorgeschlagenen Mittel, welche, könnte man sagen, chemisch oder physikalisch wirken sollten, wie die Räucherungen, Bespritzungen, Beschiefsen, Behäufelungen u. s. w. der Bäume. Was nun noch die Recognoscirung des Forstes betrifft, von der ich schon redete, so darf diese auch nicht von ganz kenntnifslosen Menschen vorgenommen werden, wenigstens müfsten die dazu gebrauchten Arbeiter vorher instruirt werden; denn, wenn man auch im Allgemeinen bald die Gegenwart eines schädlichen Insects erkennen lernt, so erkennt mau doch nicht eben so leicht die Art. Im Allgemeinen läfst sich hier nur sagen : man sehe immer zuerst nach den kränklichen Beständen mit schlechtem Boden, nach den gedrückten Stämmen, den am Rande der Schläge befindlichen Bäumen, in einzelnen Fällen selbst nach ganz gleichgültigen Gewächsen, auf denen aber die Insecten gern ihren Frafs beginnen und dann auf andre nutzbare übergehen. Man beachte: dafs die auswendig an Bäumen fressenden In- secten besonders an der Art des Frafses, so wie an dem herunterfallenden Kothe zu erkennen sind, die inwendig sich aufhaltenden dagegen au dem eigenthümlichen Frafs an Wurzeln, Holz und Rinde, au dem Wurmmehl und den Holzspänehen, welche an der Rinde in Flechten, Moosen und Spinnenge- weben hängen, an dem eigenthümlichen Ansehn der Rinde und der Blätter, dem Harzausflusse u. s. f. Nun noch zum Schlufs : Alle solche Schutz- und Vertilgungs-Anstalten sind mühsam und kostspielig, und werden es immer bleiben, selbst wenn man hier und da Verbesserungen und Erleichterungen fände, kom- men aber gar nicht in Betracht gegen den dadurch erzielten Gewinn, dafs man gutwüchsiges Holz in den besten Jahren rettet, die Mühe einer neuen Cultur und den ekelhaften Anblick des Frafses sich spart. Die Namen sind leider, wie Jeder weifs, oft das Verdriefslichste. Hätte jedes Insect nur einen Namen, wie ein Mensch seinen Vor- und Zunamen, so wäre es noch ein Leichtes. Aber so ist es nicht, B2 12 FOKSTINSECTEN IM ALLGEMEINEN. sondern viele Insecten haben deren zwei, drei und zuweilen noch mehrere, ja, rechnen wir die deutschen hinzu, noch viel mehr. Die deutschen sind eigentlich die schlimmsten, denn sie sind nicht allein sehr mannigfaltig, sondern auch unsicher, weil sie vom gemeinen Manne, ja wohl gar zuweilen vom Holz- hauer, ausgehen. Wie können wir aber von diesen verlangen, dafs sie etwas bestimmt damit bezeichnen werden, wenn dies dem wissenschaftlich Gebildeten oft schon schwer wird? Daher kann man denn auch die Benennungen: „Borkenkäfer, schwarzer Wurm, grüne Raupe, Kienmotte" u. s. f. kaum der Gattung nach, geschweige der Art nach deuten. Man thut daher wohl, wenn man diese auch nicht ganz entbeh- ren kann, doch wenigstens nebenher die kunstgerechten fremden für die, doch nicht so sehr zahlreichen, Forstinsecten zu merken. Dafür kann der Forstmann aber auch verlangen, dafs diese übereinstimmend gebraucht werden, wenigstens für Deutsehland und die Nachbarländer. Hoffentlieh werden diese Über- einstimmung gegenwärtige Abbildungen sehr fördern, welche mit Berücksichtung aller jetzt bekannten, etwa eine Verwechselung zulassenden Insecten augefertigt worden sind. Erkennt man nun in densel- ben, mit Hülfe der im Texte befindlichen Beschreibungen, ein vorliegendes Insect, so kann man den darunter stehenden Namen auch sicher als den rechtmäfsigsten annehmen. Die Auswahl dieser Namen ist nämlich so sorgfältig wie möglich angestellt. In allen kritischen Fällen sind die Bestimmungen des Berliner Museums, welchem die berühmtesten Entomologen Exemplare nebst Originalbestimmungen zu- sandten, so wie mehrere angesehene Privatsammlungen, namentlich des Hrn. Germar, zu Rathe gezo- gen. Hier nur noch etwas über die Grundsätze, von welchen man überhaupt ausgeht, wenn unter zwei verschiedenen Namen gewählt werden soll. Der Scharfsinn, welchen Linne auch als Entomolog zeigte, mufs uns auf die von ihm gewählten Namen so viel wie möglich zurückfuhren. Oft sind diese ganz unzweideutig, zuweilen aber auch nicht, und dann sind sie, wenn nicht ganz besondere Umstände dagegen sprechen, zu verlassen. Wahrscheinlich hat er nämlich hier und da verschiedene einander sehr ähnliche Insecten, die man jetzt besser unterscheiden gelernt hat, unter Einem Namen aufgeführt und daher die Beschreibungen, die ohnedies bei ihm immer sehr kurz sind, auch unverständlich ge- macht, oder er hat sehr nahe verwandte Arten (die ihm freilich vielleicht gar nicht bekannt waren), unbeachtet gelassen, so dafs man nicht weifs : ob er diese oder jene meint. Zuweilen wirft man -ihm dies aber auch mit Unrecht vor und achtet nicht genau genug auf alle seine Worte, die er zwar sparsam, aber alle sehr bezeichnend auswählte. So ist es z. B. mit dem berüchtigsten Borkenkäfer, der höchstwahrscheinlich sein typographus, und nicht, wie andre wollen, etwas anderes ist (s. dort). So haben selbst Druckfehler in den verschiedenen Ausgaben seiner Werke Confusion veranlafst (s. CurcuUo Pini). Dem berühmten Fabricius ist es aber zuweilen nicht besser ergangen, und so werden auch immer noch einzelne Mifsverständuisse vorkommen. Am besten löst man diese durch Vergleichung mit den von den Auetoren selbst herrührenden Exemplaren, wie uns denn auch Hr. Erichs on durch sorg- fältiges Studium der Fabricius'schen Sammlung selbst einen grofsen Dienst geleistet hat. Wird ein und dasselbe Insect von verschiedenen Auetoren, die z. B. nichts von einander wufsten, beschrieben und benannt, so gilt der Name dessen, der die Beschreibung zuerst drucken liefs. (Bechstein's Namen Bostrichus abietijyerda, Pinastri u. dergl. müssen daher weichen.) Auch ungedruckte Namen müssen, wenn sie sich irgendwo neben dem Exemplare eines nech nicht gedruckt bestimmten Insects befinden und von einem competenten Auetor herrühren, respectirt werden. So habe ich mehrere Thiere, die ich für neu hielt, weil ich sie nirgends beschrieben fand, nach den handschriftlichen Bemerkungen neben den Exem- plaren des Berliner Museums genannt. Wäre mir das Museum nicht bekannt gewesen, so hätte ich sie benannt und diesen gedruckten Namen hätte man dann später dem handschriftlichen vorziehen müssen. Hier dürfte noch, in Beziehung auf die Forstmänner, eine Regel aufgestellt werden müssen: Ist bei diesen ein Name, den die Entomologen für zweideutig halten, eingebürgert, so andre man diesen ja nicht, wie Namen. Eintheilung. 13 z. B. Bostr. typographus, Curculio Pini (s. dort), wenn auch noch so viel dagegen protestirt wird. Glaubt man bei Jemand anzustofsen, so umschreibe man solche etwas weitläufiger und sage z. B. der schädlichste, gröfste Fichtenborkenkäfer und der gröfste, schädlichste Kiefernrüsselkäfer. Dann können keine Mifs- verständnisse eintreten. Überhaupt ist es in den Fällen, wenn man den Namen nicht gewifs weifs, oder in der Meinung steht, man habe etwas Neues, besser, eine genaue Beschreibung des Insects, mit Angabe der Lebensweise und mit Rücksicht auf andre, ähnliche, zu liefern, als sich mit der Angabe des Namens zu begnügen. Einen Namen zu machen, ist nicht schwer, aber wohl, seine Rechtmäfsigkeit zu begründen. Eintheilung. Wie man überhaupt die Insecten auf die mannigfaltigste Weise, nach Art der übrigen Thiere und Pflanzen, eingetheilt hat, so könnte man auch die Forstinsecten eintheilen. Da aber selbst die Angabe dieser Eintheilungen hier ganz unpassend und abschreckend sein würde, so beschränken wir uns auf das schon von Linne gegebene und auch meist heut zu Tage noch gebrauchte System, dem wir nur noch die Ordnung (die zweite) der Späteren hinzusetzen, und wir können uns um so eher damit begnügen, als die Fehler, welche man demselben vorgeworfen hat, beim Aufsuchen der Forstinsecten danach, nicht so merklich sind. Um indessen auch diesen, obgleich sie nie bedeutend werden könnten, zu begegnen und um auch das Bestimmen im Larven- und Puppenzustande, in vielen Fällen wenigstens, der Ordnung nach möglich zu machen, fügen wir hier noch Folgendes hinzu. Die Ordnungen 1, 4, 5, 6, 7 haben vollkommene und die andern, mit sehr wenigen Ausnahmen, unvollkommene Metamorphose. In den Ordnungen 1, 2, 5 finden wir nur beifsende Mundtheile, in 3, 4, 7 dagegen lauter saugende und in der 6"" und 8"° theils beifsende, theils saugende. Findet man also z. B. einen ungeflügelten Schmetterling, so wird man ihn gewöhnlich zugleich in der Begattung mit einem geflügelten sehen, oder Larve und Puppe kennen, aus welcher er sich entwickelte, und ihn nun nicht zur Ordnung 8 bringen wollen. Ein zwei- flügliger Käfer wird noch weniger irre leiten, denn meistens bemerkt man, da er die Oberflügel stets geschlossen trägt, gar nicht, dafs unter ihnen weiter keine Flügel sind. Wäre dies auch nicht, so würden die sehr deutlichen beifsenden Mundtheile doch nicht gestatten, ihn zur 7'^" zu bringen. Ferner wird man die geflügelten Männchen der Blatt- und Schildläuse so wie Cicaden, obgleich sie nicht halbharte Oberflügel haben, wie es nach Linne" s Ordnungscharacter sein müfste, nicht für Hymenoptera halten, weil ihnen deren Mundtheile fehlen oder die Metamorphose unvollkommen ist. Die Wanzen, obgleich sie den von Linne gegebenen Character der He miptera sehr deutlich zeigen, werden doch öfters, wegen der harten Oberflügel, für Käfer gehalten. Da darf man nur nach dem langen, dünnen, platt an die Brust gelegten Schnabel sehen, um gleich von seinem Irrthume zurückzukommen. Sollte man einige Käfer welche mehr lederartige als hornige Vorderflügel zu haben scheinen, etwa für Orthoptera halten, so würde die Metamorphose davon abrathen. Vorder- und [ Vorderflügel hornig 1. (Joleoptera. Hinterfl. von un- >. Vorderflügel leder- oder pergamentartig 2. Orthoptera. gleicher Substanz I Vorderflügel halb hornig, halb häutig . . 3. Hemiptera. Flügel mit staubähnlichen Schuppen . . 4. Lepidoptera. Vorder- und ( mit engmaschigem Hinterflügel von t,,. , , J Ademetze 5. Neuroptera. gleicher Substanz \ *^l"Sel nackt , ^^^ weitläufig baumartig Insecten > ^ \ verzweigten Adern . . 6. Hymenoptera. mit 2 Flügeln 7. JJiptera. ohne Flügel 8. Aptera. mit 4 Flügeln. mit Flügeln Erste Ordnung. Käfer oder Sclieidenflügler, ColeopteraLimi. Eleutherata'eahr. Uhaeacteristik. Kann man einea zu bestimmenden Käfer zugleich nach der Flügelbilduug, nach den Mundtheilen und der Metamorphose untersuchen, so wird man nie irren. Nie fehlen bei einem Forstkäfer die Flügel ganz, wenn sie auch ungewöhnlich kurz erscheinen sollten. Immer sind die obern (oder vordem) bedeutend härter als die untern, und überall von gleicher Substanz, in der Ruhe stets auf dem Rücken in einer Längsnaht zusammenstofsend. Zuweilen fehlen die untern, allein das bemerkt man meistens gar nicht, wenn man nicht ausdrücklich danach sieht. Die Mundtheile sind beifsend, und wenn sie auch noch so klein sind, wie bei den Rüssel- und Borlcenkäfern, so bleiben sie doch immer vollkommen getrennt und lassen sich mit Nadel oder Messer einzeln herausholen. Etwas weitläuftiger characterisiren wir sie noch kunstgerecht so: Vollkommenes Insect. -Kopf meist mäfsig, sehr hart, hornig, zuweilen nach vorn in einen hornigen Fortsatz (Rüssel) verlängert. Stirn und Scheitel, meist auch Kopfschild, deutlich gesondert. Nur 2 zusammengesetzte, nie unförmlich grofse Augen. Zuweilen auch (wie bei Anthrenus und Attagenus) ein einziges, Ijald auf der Mitte des Scheitels, bald an der Grenze der Stirn stehendes Nebenauge. Fühler allermeist mit 11, selten mit mehr oder weniger zahlreichen Gliedern, gerade oder gekniet, borsten-, faden- oder perlsohnurförmig, gesägt, geblättert, gekämmt oder keulenförmig, kurz, lang oder sehr lang. Mundtheile beifsend. Lefze meist vorhanden, tbreit, lederartig oder hornig. Oberkiefer stets sehr stark, grofs oder zuweilen aufserordentlich grofs. Unterkiefer an der Basis hornig, am Ende häutig oder lederartig, mit viergliedrigem, seltener dreigliedrigem Taster, neben welchem zuweilen noch ein innerer, zweigliedriger Taster, oder ein zweigliedriger, mehr oder weniger tasterähnlicher Lappen. Lippe klein, fleischig oder häutig, mit zwei vorn (oder unten) oder an den Seiten eingefügten, dreigliedrigen Tastern, oft auch mit Nebenzungen. Am Rumpfe immer nur Halsschild und Schildchen, welche hornig und vorragend sind, bemerkenswerth. Der Hinterleib seiner ganzen Breite nach mit dem Rumpfe verbunden, oben von den Flügeln verdeckt und daher hier weicher als an seiner untern freien Fläche, stets deutliche Ringe zeigend und öfter länglich als rundlich. Die Beine kräftig und hornig mit drei bis fünf, oft sehr breiten und unten (besonders bei einigen Männchen) weichen Fufsgliedern und doppelten Häckchen. Flügel allermeist beide Paare vorhanden: das obere (oder vordere), immer bei Forstkäfern vorhandene, wenn auch zuweilen nur sehr kurze, meist sehr hart und hornartig, zuweilen aber auch lederartig (s. S. 13.), weich und sehr biegsam, jedoch stets überall gleich und in der Ruhe über den Rücken mit den Innenrändern an einander gelegt (eine Naht bildend). Die Oberfläche derselben durch Behaarung, Punktirung, Streifen, Gruben und dergleichen (Skulptur) mannigfach verschieden. Das untere (oder hintere) häutig, geädert, in der Ruhe durch eine Querfalte an der Spitze sich unter das obere einschlagend. — Larven. Kopf stets deutlich, d. h. ein dunkler Chaeacteristik. Vorkommen. Lebensweise. 15 gefärbter, ziemlich grofser, fast überall härterer Theil mit deutlichen, oder wenigstens der Anlage nach zu findenden, Fühlern. Da wo die Fühler undeutlich sind und scheinbar fehlen, suche man sie inner- halb des Endes der -vom Scheitel herabsteigenden, anfangs in der Mittellinie befindlichen, später gabiig getheilten, durchsichtigen Linie (Gabellinie). Augen fehlen zwar oft, zeigen sich jedoch auch oft in Form von mehreren kleinen, im Kreise gestellten, glatten, gewölbten Äugelchen hinter den Fühlern, oder von einzelnen gröfsern Halbkugeln weiter hinten. Mundtheile stets deutlich und vollständig, d. h. aus Lefze, Oberkiefern, Unterkiefern nebst Tastern und Lippe bestehend, welcher letztem in sehr seltenen Fällen die Taster fehlen. Auch sind die ünterkiefertaster zuweilen doppelt, indem sich ein innerer Lapp«n der Lade löst. Der Leib der Larve linien- oder wenigstens lanzettförmig, sehr selten eiförmig oder wohl gar rundlich, stets aus 12 Ringen zusammengesetzt, welche entweder ziemlich gleich gebildet sind, oder deren drei erste kürzer und breiter als die übrigen sind, auch wohl andre Bildungen als die übrigen zeigen. Von den neun Luftlöchern liegt das erste am ersten oder zweiten Ringe, zu- weilen scharf an der Grenze beider, das zweite am vierten und das neunte am elften. An den drei ersten Ringen finden sich oft drei Fufspaare, welche bald länger, bald kürzer sind und allermeist mit einem oder zwei Häkchen (ein- oder zweiklauige), selten ohne solche endigen. Die Häkchen sind denen d«s vollkommenen Insects gleich. Wo sich also vor denselben vier Glieder finden (wie bei den zwei- klaiiigen), da können wir sie auch mit Fufs, Schiene, Schenkel, Hüfte parallelisiren. Damit stimmt d*nn auch überein, dafs am drittletzten Gliede ein besonderes Stück, gleich dem Schenkelhöcker, sich findet. Bei den einklauigen dagegen sind nur drei Glieder vorhanden, und es findet sich der Sehenkel- höcker am vorletzten Gliede. Hier würde also der Fufs ganz fehlen. Am After, welcher oft wie ein IS**' Glied lang hervorragt, sind noch hier und da auffallende Anhänge, welche bald durch ihre fufs- äbnliche Bildung den Zweck der leichtern Fortbewegung, bald in ihrer haken-, zangen- oder pfriem- förmigen Bildung einen Vertheidigungs- oder Bohr -Apparat verrathen. Anch auf dem Rücken des Leibes sind noch hier und da auffallende warzen- oder höeker- oder zangenähnliche Theile. Am H&ufigsten hat der erst« Ring oder auch wohl noch die zwei folgenden, seltener auch alle übrigen Rückenschildchen. Nie sind die Larven ganz kahl, wie z. B. manche kopflose, aber auch nie so stark behaart, wie viele Schmetterlings-Larven. Sie sind meist weifs, mit Ausnahme des stets dunklem, braunen Kopfes und der Füfse, Schilder, Haken u. s. w., seltener ganz dunkel oder bunt. — Die Puppe zeigt höchst deutlich den Kopf des Käfers mit allen seinen Theilen, so wie die darauf folgen- den drei Absclmitte des Rumpfes (Halsschild, Schildchen und Hinterstück), eben so den meist acht- bis neunringligen Hinterleib mit allerlei sonderbaren Afteranhängen. Mundtheile, Flügel, Füfse und Fühler (welche letztere besonders in ihrer Lagening hübsche Unterschiede geben) fliefsen gleichsam an der Unterseite des Körpers in der wundervollsten Symmetrie herunter. Die beiden ersten Fufspaare tra- gen Schenkel und Schienen, gewöhnlich auch die Fufsglieder, ganz frei, das dritte aber, bei welchem meist nur Knie und Fufsglieder zu sehen sind, gewöhnlich nicht. Selten sind die Puppen ganz kahl. Entweder bemerkt man an ihnen blofs feine Härchen, oder auch Borsten oder Dornhöcker, und zwar entweder an allen Theilen oder blofs am Kopfe, dem Halsschilde, den Kniegelenken, dem Rücken und After. Sie sind weifs oder mehr oder weniger gelb oder bräunlich, selten bunt. Vorkommen. Wahrscheinlich am weitesten verbreitet, denn man findet im hohen Norden und auf hohen Gebirgen noch Borkenkäfer, wo wenige oder gar keine Raupen mehr sind. Meistens im Holze und unter der Rinde, seltner an Blättern, und noch seltner in der Erde. Lebensweise. Die schädlichen Forstkäfer zeigen hinsichtlich der Generation die gröfste Man- nigfaltigkeit, d. h. sie zeigen sowohl eine einjährige und mehrjährige, wie auch zwei- bis dreifache. Meist leben Larve und Puppe an demselben Orte, zuweilen auch die Käfer, daher werden auch hier viel 16 Nützliche Käfer. häufiger als bei andern Insecteu verschiedene Zustände schädlich. Oft sieht man indessen auch die Käfer auf Blumen und Bäumen schwärmend, während die Larven in Rinde, Holz oder Erde leben. In keiner Ordnung giebt es so viele Holz-, Rinden- und Wurzelfresser. Dagegen steht die Zahl der Laubfresser (welches sie meist nur als Käfer, selten auch als Larve benagen), besonders der Nadelfresser, sehr zurück. Frucht- und Markfresser giebt es ebenfalls mehrere unter ihnen. Daher bietet auch ihr Frafs, da er an weniger vergänglichen Theilen stattfindet, viel Characteristisches und läfst sich in Sammlungen lange und «^ut bewahren. Die Menge, in welcher sie oft erscheinen, ist aufserordentlich grofs und übertrifft wahr- scheinlich alles in der Art gesehene. Viele unter ihnen werden nie selten. Bei den meisten bemerkt man viel häufiger das Gehen, als das Fliegen, wenn sie sich aber einmal aufmachen, fliegen sie auch sehr schnell und sicher, gewöhnlich in mehr gerader oder wenig gebogener Linie. Nur die Raubkäfer laufen sehr schnell und sicher, die meisten schädlichen träge und unsicher. In der Wärme sind sie sämmtlich beweglicher, einige sogar äufserst flüchtig. Die nützlichen Forstkäfer verhalten sich in Hinsicht auf Frafs, Aufenthaltsort und Menge sehr verschieden. Die Generation scheint durchgehend einjährig zu sein. Ihre Menge ist auch öfters unglaublich grofs. Forstliche Bedeutung. In keiner Ordnung findet sich so viel Nützliches und Schädliches zu- gleich, weshalb diese auch unbezweifelt den ersten Platz einnimmt und sehr wichtig genannt werden kann. Nicht blofs dies berechtigt zu dem Ausspruche, sondern auch die Wichtigkeit der schädlichen. In keiner Ordnung haben wir nämlich wieder so viele sehr schädliche, so schnell und bestimmt tödtende wie in dieser, eben weil die meisten Rinden- und Holzfresser sind und auch in lebende Bäume, ja, wenn sie in Menge vorhanden sind, auch in ganz gesunde gehen und diese durch wiederholte Angriffe krank machen und tödten. Sie sind die einzigen, welche auch Laubholz schnell und in Menge tödten. Sie sind die bösen Zerstörer unserer Nadelholz-Culturen. Auch die Zahl der merklich schädlichen ist grofs und eben so selbst der unmerklich schädlichen, welche wegen der Menge, in der sie häufig amHolze erscheinen, Besorgnisse, wenn auch ohne Grund, verursachen und daher häufig täuschende werden. Bedeutung und Auffindung. Da die wenigsten schädlichen Käfer am Laube fressen und diese überdies meist nur klein sind, so giebt der Koth auch keine Kennzeichen, doch erkennt man sie an den Zerstörungen der Blätter. Diese werden meist zuerst auf der Fläche angefressen, während die Raupen und Afterraupen stets am Rande anfangen. Die im Baume lebenden hinterlassen viel bestimmtere Merk- male, als Wurmmehl (s. d. AUgem.). Alle im Allgemeinen angeführte, praktische Begegnungsmittel sind auch hier anwendbar. EiNTHEiLUNG. Mau kauu die Käfer sehr verschieden eintheilen, ja dem Forstmanne stehen noch mehr Eintheilungen als Andern zu, d. h. nicht blofs nach dem Körperbau (morphologisches System), sondern auch nach der Lebensweise (biologisches System). Soviel Vorzüge nun das letztere auch auf den ersten Blick zu haben scheint, so darf es hier doch nicht zu sehr vorwalten, sondern nur da gebraucht werden, wo von dem Ungeübten die morphologischen Eintheilungsgründe schwer zu verstehen sein würden. Da wo diese leicht zu übersehen sind, wie z. B. die Zahl der Fufsglieder, die Fühler- und Flügelbildung u. s. f., ziehen wir sie schon aus dem Grunde vor, und auch defs- halb, weil man gewöhnlich noch nicht die ganze Lebensweise kennt, wenn man das Insect findet. Hinsichtlich der wichtigsten und ersten Eintheilung in nützliche und schädliche Käfer lassen sich jedoch beide Systeme vereinigen, indem alle nützliche auch nach morphologischer Reihenfolge zusam- mengestellt werden können, denen dann alle schädliche folgen. Alle merklich nützliche stehen näm- lich unter den Trimeren und den ersten Familien der Pentameren, während alle übrigen Pentameren, Tetrameren und Heteromeren nur schädliche enthalten oder wenigstens nur zweifelhaft und unmerk- lich nützliche. Eine scheinbare Ausnahme macht Corynetes (s. Clavicornia). COCCINELLA. ChARACTERISTIK. 17 Die morphologische Eintheilung nach Fufsgliedern dürfte sich immer noch am meisten empfeh- len, wird jetzt auch immer noch von den Entomologen am meisten gebraucht. Wenn man nur zählen kann und die beiden vordem Paare oder Beine ordentlich von den hintern unterscheidet, kann man sich nicht irren. Allerdings muss man dazu bei den kleinsten Käfern öfters die Loupe nehmen. Nä- here Anweisung dazu bei den 4 Abtheilungen selbst. Erste Abtheilung. Dreigliedrige (Trimera). An allen drei Paaren der Beine finden sich nur drei Fufsglieder (Taf. I. Fig. Ibg). Diese Abtheilung von Käfern ist die kleinste von allen, denn sie enthält selbst im weiteren Sinne nur wenige Gattungen. Die uns hier angehenden Arten gehören sämmtlich der Linne' sehen Gattung Cocdnella an. Gattung: Cocdnella Linn. Marienkäfer. (Taf. I. Fig. 15, 16.) Namen. Die grofse Ähnlichkeit der meisten Arten untereinander, welche selbst den Entomolo- gen zu schaffen macht, läfst erwarten, dafs im Volke wenig Übereinstimmung in der Benennung der Art herrsche und dafs bald die eine, bald die andere mit folgenden Namen belegt werden: Johannis-, Marien-, Sonnen- oder Blattlauskäfer, Jungfer-, Frauen- oder Sonnenwendkäferlein, Herrgottskühelein, Halbkugel- oder runder Schildkäfer, vache ä dieu u. s. w. Characteristik. Die Coccinellen erscheinen sämmtlich stark gewölbt, die meisten sogar voll- kommen halbkuglig, wenige etwas länger als breit. Die allermeisten sind ganz kahl und glänzend, we- nige schwach behaart und matt. Sie gehören zu den kleinern Käfern, denn nur zwei bis drei Arten erreichen eine Länge von 4-5'". Die Meisten sind durch schöne, zum Theil bunte, aber nicht metallische Farben ausgezeichnet (s. unten). Kunstgerecht characterisirt man sie so: Käfer. Kopf klein, Kopfschild fest mit dem Kopfe verwachsen. Lefze (I. 15a) quer abgerundet- viereckig, schwach zurück- gedrückt, behaart. Oberkiefer (156) stark, kurz, stark gekrümmt, am Ende mit zwei scharfen Spitzen, an der Basis des Innenrandes mit einem stark vorspringenden gekrümmten Zahne. Unterkiefer (15 c) aus einem hornig festen, mehrere deutliche Nähte zeigenden Stamm und einer zweilappigen häutigen Lade bestehend. Beide Lappen ziemlich gleich grofs, am freien Rande stark behaart, der innere fast rhomboidal, der äufsere sichelförmig, deutlich zweigliedrig (also innerer Taster). Taster viergliedrig, dick, schwach behaart: das letzte Glied das längste und breiteste, beilförmig. Lippe {\bd) aus einem hornigen, fast vier- eckigen Theile (Kinn), und einem darauf sitzenden, fast herzförmigen Theil (Lippe) bestehend, dessen freier, häutiger Rand kaum zurückgedrückt ist. Taster dreigliedrig, mit sparsamen Haaren, das letzte .-Lea;. S. 135.) Beobachtung, dafs mehrere Exemplare von C. Cephalotes einen Cadaver begruben, habe ich nie wiederholen können. Meine Beobachtung, in Folge derer diese Käfer stets in Erdlöchern wie Feldgryllen lebten, stimmt auch mit der von Schrank {Faun. Austr. S. 210), welcher von dem Käfer sagt: Habitat in terra cavernas fodiens in iisque latitans uti grijlhis. Dabei war es sehr auffallend, dafs sie sich bei uns gerade auf Kiefern- Saatbeeten, wo die Gryllen sehr überhand genommen hatten, und wo am wenigsten Cadaver von gröfsern Thieren zu suchen waren, in solcher Menge fanden. Sie waren hier auch im Jahre 1838 wieder sehr zahlreich erschienen, und es ereignete sich dabei folgender, ihre Nützlichkeit noch mehr beweisender Fall. Ein Käfer hatte sich in einen Blumentopf geschlichen in welchem Engerlinge aufbe- wahrt wurden und hatte mehrere derselben soweit verzehrt, dafs nur die Haut übrig geblieben war. Will man hier nach Analogien gehen, so könnte man es, wenn sie Cadaver angehen, als eine Ausnahme aus Noth betrachten, wie die nur an lebende Thiere gewöhnten Raubvögel auch todte in der Noth annehmen. Hr. Hart ig (Jahre sb er. H. IL S. 180.) sähe, dafs Caraben todte Schmetterlinge angingen, jedoch selten, wie er selbst hinzusetzt. Dennoch vermuthet er, dafs die Caraben sich vorzugsweise von todten Faltern nährten, weil man deren so unverhältnifsmäfsig wenige beim stärksten Raupenfrafs am Boden liegen sähe. Dagegen habe ich nur zu bemerken, dafs, wenn die Falter an der Erde verzehrt würden, man hier doch wenigstens die Flügel derselben finden müfste, die gewifs kein Insect mit verzehrt. Nimmt man an, dafs bei dieser Vertilgung die Vögel besonders wirksam sind, so erklärt sich das gänzliche Verschwinden der Schmetterlinge leichter, die überdiefs noch zwischen der Rinde und den Zweigen häufig hängen bleiben und von den Winden fortgeführt und zerrissen werden. So viel ist gewifs, dafs nach oft und unter den ver- schiedensten Verhältnissen und in den verschiedensten Gegenden wiederholten Beobachtungen die Laufkäfer nur lebende Insecten angreifen. Am häufigsten sähe man sie mit Raupen beschäftigt. Es ist aber höchst wahrscheinlich, dafs sie auch andre Larven, wie auch Puppen und selbst allerlei ausgebildete Insecten angreifen, und überhaupt dafs sie nicht blofs auf gewisse Arten beschränkt sind. Die Larven wenigstens, welche ich mitten in der Rinde in der Nähe der Gänge von Borkenkäfern fand, können doch nur von letztern gelebt haben. Es kommt vor, dafs Sykophanten-Larven den Weibchen der Ph. B. Pini die Eier aus dem Leibe fressen und sich in die Puppen derselben, so wie in die der PA. B. Monaeha ganz hinein- Laufkäfer. Lebensweise. 25 fressen. Sie treiben dies übrigens nicht blofs als Larven, sondern auch als Käfer, und diese scheinen noch kräftiger und muthiger zu sein, als die Larven, denn Käfer von C. Sycophanta frafsen ihre eigenen Larven, mit denen ich sie einst zusammengesperrt hatte. Die Käfer ergreifen ihre Beute im offenen Kampfe, wo- gegen die Larven auch bei einigen im Hinterhalte zu lauern scheinen, wie die der Cicindelen, welche in Erdhöhlen (deren Eingänge denen der Gryllen ähneln und oft, besonders in festem Lehmboden, in Menge und selbst an steilen Wegwänden beisammen sind) leben, und in diese die vorübergehenden Insecteu reifsen, wozu ihnen die beiden Rückenhaken gewifs dienen. Wenn die Larven oder die Käfer einen offenen Angriff unternehmen, so fassen sie ihre Beute mit den starken Oberkiefern und halten sie so fest, dafs an kein Entrinnen mehr zu denken ist. Die Sycophanten-Larven sähe ich immer die gröfsten und stärksten Kienraupen, unter deren dichtgedrängten Haufen sie sich in Fanggräben bei einem grofsen Raupenfrafse befanden, auswählen. Die meist viel gröfsere Raupe ergiebt sich nicht sogleich, sondern schlägt mit dem Kopfe und dem nicht ergriffenen Körpertheile so heftig, dafs der Räuber oft wie ein WindmühlenflOgel herumgedreht wird. Daher kommt es auch wohl, dafs man Raupe und Larve oder Käfer oft vom Baume stürzen sieht. Hr. Pfeil sähe bei einem Frafse der Nocfua pmijjerda, dafs ein und derselbe Käfer zu wiederholten Malen (10 bis 15 Mal schnell hinter einander) auf das Eiligste den Baum bestieg, sich mit einer Raupe von demselben herunterstürzte, sie dann würgte und schnell wieder dasselbe Spiel begann. Wenn man nicht alle Arten der Laufkäfer so fleifsig im Verfolgen sieht, so kommt dies wohl daher, dafs sie sich bei diesem Geschäft der Beobachtung entziehen, indem sie es während der Nacht betreiben oder auch wohl Larven in der Erde, namentlich gewifs Engerlingen, nachstellen. Da im Ganzen so selten die Angriffe von Laufkäfern beobachtet werden, so will ich hier auch den von Hrn. Suffrian mir mitgetheilten Fall erzählen. Bei Gelegenheit eines merkwürdigen Maikäferfrafses auf einem Rapsfelde zwischen Aschersleben und Stafsfurt, beobachtete derselbe : wie zahlreiche Exemplare des Carahus auratvs (unsrem, auf Taf. I. F. 8. abgebildeten aiironitens sehr ähnlich) geschäftig umherliefen und bald hier bald da, oft 3-4 zugleich einen Maikäfer ergriffen und anfrafsen. Letztere wurden stets zuerst am Hinterende ■des Rumpfes ergriffen. Die Caraben suchten ihnen mit dem Kopfe unter die Flügeldecken zu kommen, ■dieselben in die Höhe zu heben und die Flügel an der Wurzel abzubeifsen, worauf der Rumpf vor. oben- her ausgefressen und der untere, härtere Theil (Brust und Bauch) weggeworfen wurüt. Künstlich füitern lassen sie sich gewifs schwer. Nur einige Male hatten die Larven und Käfer, welche ich gefangen nielt, gefressen, oft erst, nachdem schon 8 bis 12 Tage Raupen in ihrem Zwinger gefüttert worden waren ; die meisten starben bald, wahrscheinlich weil sie sich freiwillig zu Tode hungerten. Bei den künstlich in Töpfen verwahrten Sycophanten-Larven sähe ich auch, wie sehr sie den Aufenthalt in der Erde, in die sie sich geschickt und schnell, mit dem Kopfe voran bohrend und mit den Füfsen grabend, einwühlen, lieben, denn sie gingen nach allen Richtungen durch dieselbe und ihre Gänge verschütteten sich nicht sogleich- Sitzen sie draufsen und man kommt ihnen nahe, so krümmen und winden sie sich Anfangs und fliehen in ihre Gänge, in denen sie sich sehr schnell bewegen. Die Menge, in welcher sie erscheinen, ist oft sehr grofs; so sähe ich, wie schon erwähnt, bei einem grossen Frafse der Kienraupe Hunderte von Käfern und Larven der Sycophanten, wie auch C. coriaceus, violaceus und glabratus in den Fanggräben. Wie viele mögen da noch auf den Bäumen gesteckt haben! Eben so selten sind sie aber auch wieder manches Mal. So beobachtete Hr. Saxesen zum grofsen Leidwesen für die Freunde dieser schönen Thiere, dafs sie in den Jahren 1835 und 36, welche bekanntlich sehr trocken waren, am Harze selten geworden waren, ja eine Art, die immer nur an einer Stelle dort gefunden worden war und daher um so sicherer beobachtet werden konnte (C irregulär is), war fast ganz verschwunden. Die Bewegung der Laufkäfer ist fliegend und laufend. Nur wenige, wie die Cicindelen, fliegen häufig. Die übrigen, welche doch grofsentheils noch ünterflügel haben, benutzen diese gewiss selten, denn ich sähe nur kleine Arten, nie die grofsen, im Fluge. D 26 Nützliche käfer. Die FORSTLICHE Bedeutung geht aus dem eben Gesagten zur Genüge hervor. Die Laufkäfer gehören zu den nützlichsten Thieren im Walde und versagen namentlich bei grofsem Raupenfrafse ihre Dienste nie. Der Forstmann mufs sie daher sowohl im Larven- wie im Käferzustande kennen und sie nicht etwa für schädliches Gewürm halten und mit den Raupen tödten, sie vielmehr schonen und auf alle mögliehe Weise erhalten. Dazu gehört namentlich, dafs er sie nicht in den Raupengräben, wo sie doch überflüssig sind, da die darin befindlichen Raupen ohnehin sterben, umkommen lässt, sondern ihre Thätig- keit wieder den im Reviere auf dem Boden und den Bäumen zerstreuten Raupen zuwende. Man hat vorgeschlagen, durch hineingelegte Reiser ihnen Gelegenheit zum Entfliehen zu geben. Indessen ist dies, abgesehen davon, dafs die Raupen auch auf diesen Brücken herauskriechen können, nicht ohne Mühe zu bewerkstelligen, und in derselben Zeit werden einige Arbeiter durchgehen und die Larven und Käfer mit den Händen herauswerfen können. Allerdings mufs man es erst lernen sie so anzufassen, dafs sie nicht beifsen, oder Handschuhe dazu anziehen. Die EiNTHEiLUNG der Laufkäfer, welche bei Linne nur in zwei Gattungen sehr einfach standen, ist in den neuesten Zeiten bei der sich immer mehrenden Artenzahl höchst verwickelt geworden. Man hat sie nicht allein in sehr viele Gattungen gesondert, sondern diese auch noch unter höhere Abtheiluu- gen zusammengestellt. Da es dem Forstmanne aber nicht auf die Unterscheidung aller Arten, wie bei einer sehr schädlichen Gattung, ankommt und er überhaupt nur, wie bei allen nützlichen Insecten, die generellen Merkmale im Auge haben mufs, so darf hier nicht auf die spezielle Auseinandersetzung, son- dern nur auf die Linne 'sehen Gattungen, zwei an der Zahl, eingegangen werden, und defshalb sind auch nur einige Arten, gleichsam die Repräsentanten der Hauptformen im Walde, zugleich die gemeinsten und wirksamsten bei Raupenausbreitungen, abgebildet worden. Erste Gattung. Cicindela Linn. Sandkäfer. (Taf. I. 12.) Die Namen Sandkäfer, Sandläufer, Zangenkäfer, Dünnfufskäfer, Courier werben bald für die eine, bald die andere Art im Volke gebraucht, und andere Benennungen, welche zugesetzt sind, wie Feld-, Wald-Bastard- u. s. w., pflegen nur reine Uebersetzungen der lateinischen Artnamen zu sein, und nützen deshalb nichts. Chaeacteristik. Sowohl Käfer wie Larven haben soviel Eignes, dafs sie, wenn sie auch im weitern Sinne mit den Käfern der zweiten Gattung in eine Abtheilung (Familie) gehören, doch generisch davon getrennt zu werden verdienen. Schon im ganzen Benehmen unterscheidet man die Käfer auf den ersten Blick von allen übrigen, indem sie äufserst schnell laufen, dann plötzlich auffliegen und nach kur- zem Fluge im Zickzack, so dafs man ihnen schwer folgen kann, sich wieder setzen und laufen u. s. f., wobei ihnen warmes Wetter besonders zu Statten kommt, während sie bei kühlem und des Morgens auf bethautem Boden nur unbehülflich laufen. In ihrer ganzen Gestalt, besonders wenn man dazu die zier- lichen, schlanken Füfse nimmt, haben sie mehr Grazie, als die meisten übrigen Laufkäfer. Kunstgerecht characterisirt man sie so: Käfer. Kopf(12^•) mit den stark vortretenden Augen breiter als der schmale Halsschild. Kopfschild schmal. Lefze stark vortretend, quer, mit etwas gebogenem, in der Mitte stachel- spitzigem Vorderrande. Oberkiefer lang und spitz, mit mehreren spitzen, starken Zähnen am Innenrande. Unterkiefer schmal, mit beweglichem, langen, spitzen, gekrümmten Zahn am Ende, zahlreichen rostgelben Borstenwimpern und viergliedrigen äufsern, mit Borstenwimpern besetzten und zweigliedrigen Innern, kahlen Tastern. Lippe kaum bemerkbar, hinter dem dreizähnigen Kinn versteckt, mit dreigliedrigen, an dem langen zweiten Gliede zahlreiche, lange, starke Borstenwimpern zeigenden Tastern; das dritte Glied CiciNDELA. Vorkommen. Lebensweise. Eintheilüng. 27 ganz kahl. Halsschild schmal, vorn und hinten eingeschnürt. Unterflügel vorhanden. Die drei ersten Fufsglieder an den Vorderfüfsen schwammig gepolstert. — Die Larve der C. campestris (der gewifs auch die der andern Arten sehr gleichen) (Tab. I. Fig. 12BC) ist 13'" lang und über 2"' beit. Der Kopf fast herzförmig, oben vertieft und unten äufserst stark gewölbt. Lefze mit Kopfschild verwachsen, abgerundet viereckig und, so wie der Kopfschild, an der Seite mit einigen Zähnchen. Oberkiefer stark nach oben und innen gekrümmt, spitzig schmal, an der Basis innen mit starkem Zahn. Unterkiefer fast wie bei den Caraben an der Basis mit kleinem Höcker, nur sind äufserer und innerer Taster an der Basis verwachsen, so dafs, aufser dem gemeinschaftlichen dicken Basalgliede, erstere nur drei kurze dicke Glie- der und die letztern zwei lauge haben. Lippe abgerundet viereckig, fleischig, die zweigliedrigen kurzen, an der Aufseuseite eingefügten Taster überragend. Fühler kurz, viergliedrig am Kopfrande hinter dem Anfsemvinkel des Oberkiefers. Jederseits am Hinterwinkel des Kopfes zwei ungewöhnlich grofse, halb- kuglig vorragende Augen ; zwei kleine gewölbte Pünktchen an der Unterseite, in der Gegend des ersten Auges, scheinen auch noch dazu zu gehören. Der erste halbmondförmige, regelmäfsig gewimperte und behaarte Ring so nahe au den Kopf geprefst und so mit seinen Vorderrändern an die Hinterränder des- selben angeprefst, auch von derselben Farbe und in gleicher Ebene liegend, dafs man auf den ersten Blick beide für ein Glied hält (wahrscheinlich beim Fange nützlich). Die beiden folgenden, viel kleineren, aber auch noch mit grofsen braunen, fast herzförmigen, behaarten Hornschildern bedeckt. Jedes der übrigen hat oben zwei hornige behaarte Flecke, die aber viel blässer, kleiner und weicher sind. Der achte ist dicker, breiter und besonders viel höher, als die übrigen. Hinter den beiden Schildfleckchen desselben erheben sich zwei stumpfe kegelförmige Wülste, deren jede nach hinten mit steifen kurzen Borsten besetzt ist und nach vorn einen Innern kurzen, dicken, spitzen, mit Borsten besetzten Dorn trägt und einen äufsern sehr spitzen, hakig gekrümmten, mit der Convexität nach innen gerichteten. Der letzte Ring trägt einen einfachen, kurzen, etwas nach hinten gerichteten Tubulus ohne Seitenanhänge. Das erste Luftloch an der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Ringe, wahrscheinlich mehr dem ersten angehörend. Die Füfse sind so wunderbar dem Rande des Körpers eingefügt und nach oben gerichtet, dafs man, noch dazu, wenn man die starke Wölbung an der Unterseite des Kopfes betrachtet, in Versuchung geräth, unten für oben zu halten. Der Schenkelhöcker scheint hier nicht ein so abgesetztes und selbstständiges Olied zu bilden wie bei den übrigen Caraben, so dafs nur drei Hauptfufstheile und zwei Häkchen die Füfse bilden. VoKKOMMEN. Mchr an freien Stellen im Walde, wo die Larven im unbenarbten Boden besser bausea und die Käfer, welche besonders breite, sandige Wege lieben, schneller laufen können. Über Lebensweise und forstliche Bedeudung wurde schon das Nöthige bei den Laufkäfern im Allgemeinen angegeben. Eintheilüng. Die Gattung ist eine der kleinsten und Deutschland hat nur vier, nah verwandte, Arten aufzuweisen, weshalb man weiter keine Eintheilüng in kleinere Gattungen damit vorgenommen hat. Arten. Die fast überall, auch da, wo es andre Arten nicht giebt, vorkommende Art, von welcher wir auch •die Larve in verschiedenen Stellungen so wie den Käfer abgebildet haben (die Beschr. s. oben), ist die ■C. campestris Linn. Sie ist 6 bis 6^'" lang und von oben grasgrün mit gelblich-weifsen Flecken und Hakenzeichnungen. Zunächst gemein, namentlich bei uns vorherrschend ist die, der vorigen in Gestalt und Gröfse vollkommen gleiche, C. hyhryda L., welche jedoch oben mehr röthlich-braun und mit ähnlichen Flecken wie bei der vorigen geziert ist. Die dritte, in Wäldern auch dann und wann häufig vorkommende D2 28 Nützliche Käfer. Art ist die C. sijlvatica L., 7 bis 1\"' lang, also die gröfste und überdies durch dunkle, grob-ruuzlich punktirte Flügeldecken ausgezeichnet. C. germanica Fabr. ist nur etwa 4'" lang und wahrscheinlich nie-, in Wäldern. Zweite Gattung. Carahus Linn. Laufkäfer. (Taf. I. Fig. 1—11). Die Namen sind meist die schon bei den Laufkäfern im Allgemeinen aufgeführten. Der einen- oder andern Art, besonders wenn sie ausgezeichnet und für Jeden kenntlich ist, werden auch wohl noch besondere Namen gegeben, die jedoch so wankend sind, dass sie kaum zu einer sichern Verständigung dienen, z. B. Goldkäfer, Goldschmidt, Goldarbeiter, Hohlpunkt, Goldleiste, Kupferschmidt u. s. f. Man versteht darunter nämlich nur die ausgezeichnet ganz oder zum Theil metallisch-glänzenden grofsen Arten, wie kortensis, nemoralis, auratus, auro-nitens, violaceus u. s. f. Ziemlich durchgehend nennt man den C. Sycophania Puppenräuber, Baumkäfer, Mordkäfer, Raupenjäger, Bandit., Die Characteristik kann sehr kurz gefafst werden, da die Laufkäfer im Allgemeinen, und auch die Sandkäfer im Besondern, schon ausführlich geschildert wurden. So rasch und schnell zum Fluge bereit sind die Caraben nicht wie dieCicindelen; den allermeisten grofsen Arten fehlen sogar die Unter- flügel ganz, ja bei einigen sind die Oberflügel an der Naht verwachsen. Ihr Kopf ist, mit Ausnahme weniger, noch dazu meist nicht im Walde vorkommender, Arten schmaler oder viel schmaler als der Hals- schild. Die Oberlippe nie sehr auffallend vortretend, nicht stachelspitzig am Vorderrande.. Die Ober- kiefer haben nie zahlreiche Zähne am Innenrande. Die Unterkiefer haben entweder nur einen unbeweg- lichen grofsen oder auch sehr kleinen Zahn am Ende. Die Unterlippe ist meist ziemlich ansehnlich. Die Taster ohne Borstenwimpern. Der Halsschild rundlich oder abgerundet -viereckig mit nach hinten gezogenen Winkeln, zuweilen nach hinten in eine Art Hals verlängert. Die schwammigen Sohlen der Männchen finden sich entweder an allen Fufspaaren, oder nur am ersten, oder am ersten und zweiten, entweder an den vier ersten Gliedern oder nur an den zwei bis drei ersten. Die Flügeldecken sind abge- stutzt oder nicht, das Ende der Vorderschienen gebuchtet oder nicht, wonach die mannigfaltigsten Ver- schiedenheiten entstehen und Gelegenheit zu Eintheilungen geben. — Von den Larven, die wir noch nicht so allgemein schilderten, haben wir auch so umfassende Kenntnisse noch nicht und müssen uns hier auf folgende beschränken, die jedoch die Haupttypen abgeben dürften. Eine der gemeinsten, die von C. Sycophanta, ist 1" 3'" lang und oft über 4'" breit. Der Kopf ist im Verhältnifs zu andern Caraben und Staphylinen nicht sehr grofs, gerundet, oben uneben flach, unten und an der Seite gewölbt. Mundtheile (11 f). Kopfschild und Lefze verwachsen, zweispitzig vorragend. Oberkiefer stark, spitzig, hornig- gekrümmt, an der Basis mit starkem, gekrümmten Zahne. Unterkiefer länglich, fest-lederartig, behaart, mit doppeltem, sehr sparsam behaarten Taster: der äufsere viergliedrig, lang; das erste Glied sehr kurz, die übrigen ziemlich gleich lang: der innere zweigliedrig: die Glieder ziemlich gleich lang. Lippe fast rhomboidal mit stark vorspringendem Vorderwinkel, zu dessen jeder Seite der zweigliedrige, nackte, lange Taster sitzt. Fühler sehr sparsam behaart, viergliedrig am Rande des Kopfes hinter dem Aufsenwinkel des Oberkiefers: das erste, auf einer häutigen dicken Basis sitzende Glied das dickste, das zweite das längste, das vierte das dünnste. Dicht hinter denselben, auf einer halbkuglig hornigen Wulst, die sechs fast im Kreise gestellten Äugelchen. Der erste Ring der längste, vorn verschmälert. Die Gestalt der übrigen sehr verschieden, wie es scheint nach Alter und Sättigung; bei sehr ausgewachsenen Larven erweitern sie sich bedeutend bis zum sechsten oder siebenten und nehmen dann allmälig wieder ab (sa dafs der ganze Körper lanzettförmig), bei Jüngern dagegen haben sie vom zweiten bis elften fast gleiche Caeabus. Voekommen. Eintheilung. 29 Breite (so dafs der ganze Körper linienförmig), bei diesen letztern reichen die halbhornigen Schilder fast von einem Luftloch zum andern (das erste am zweiten Ringe an der Unterseite nahe dem Vorderrande), bei den erstem dagegen liegen diese in einem breiten, häutigen, graugelben Theile (vielleicht bei vollkom- mener Sättigung des Thieres), welcher gegen das Braunschwarz der Rückenschilder und der kleinen Randscbilder sehr absticht und der Larve ein so verändertes Ansehen giebt, dafs man sie für eine andere Art halten könnte. Die gerandeten Schilder sind ungetheilt, blofs mit einer Mittellinie und einem seitlichen Eindrucke versehen, und lassen vom Hinterraude im ersten Falle gar nichts und auch im letztern wenig sehen: der letzte Ring ganz vollständig mit einem oben braunrothen Schilde bedeckt, welcher sich in ein Paar nach oben gekrümmte starke, schwarze Haken fortsetzt, die an der Basis noch einen kleinern Haken tragen. Von der Unterseite dieses Ringes geht nach unten ein kurzer häutiger, bis i'" lang vortretender, einen Nachschieber vorstellender Cylinder. Die Unterseite ebenfalls mit Schildern bedeckt, welche aber kleiner und zahlreicher, meist auch nicht so dunkel gefärbt sind. Füfse schwarz, lang und stark, zwei- klauig. Die Larve von C. auro-nitens, welche Hr. Heer giebt, zeigt fast gar nichts Wesentliches, aufser dem ästigen Afterhaken und einigen Eigenthümlichkeiten der Mundtheile. In der Abbildung erscheinen die Füfse verhältnifsmäfsig länger, der Kopf gröfser. Die Schilder bedecken die Oberseite ganz. Auch C. depressus und C. rostratus weichen nach Heer's Beschreibung und Abbildung so wenig ab, dafs ich sie hier übergehe. C. rostratus zeichnet sich in der Abbildung besonders aus durch kurzen gedrungenen Körper, auffallend kleinen Kopf und etwas nach oben gekrümmten Oberkiefer (wie bei Cicindela), auch durch stark behaarte Fühler; aufserdem besitze ich noch mehrere Larven, die zwar nicht der Art nach zu bestimmen sind, aber sicher den Caraben angehören. Die eine 10'" lange und 1,7'" breite (wahrscheinlich noch nicht ausgewachsen), ist jenen (besonders Sycophanta) im Allgemeinen ähnlich, aber ausgezeichnet dadurch, dafs der Kopf gröfser ist, fast wie bei einem Staphißinus, und dafs wie bei diesen das dritte Fühlerglied ein Nebengliedchen hat, aber nicht nach innen, sondern nach aufsen, und dafs neben dem Aftercylinder ein Paar gegliederte lange Fortsätze stehen. Die Oberkiefer aufwärts gekrümmt. Ein Paar andre, noch kleinere, ganz lineare, ähneln fast den Larven von Elater: Kopf kleiner mit sehr kleinen Fühlern und Tastern. Die Schilder reichen von einem Luftloch zum andern und sind viereckig. Das letzte endet in zwei zweispaltige nach oben und innen gekrümmte Dornen. Grundfarbe schön bläulich. Die Schilder hell und dunkelbraun gefleckt. Körper lang behaart. Beine einklauig. — Die Puppen werden wahrscheinlich am besten durch die von C. Sycophanta (Fig. 116?, H) repräsentirt. Diese ist bis 10"' lang und 5"' breit. Der Kopf ziemlich weit herübergeneigt, den Halsschild stark verdeckend. Die Fühler nach unten eingeschlagen, an der Brust parallel endend. Flügel schmal und kurz, nur bis zum dritten Hinterleibsringe reichend: das untere Paar von dem obern nur wenig bedeckt. Die beiden ersten Fufspaare stark ansteigend, das letzte mit absteigenden, unbedeckten Schienen und Fufsgliedern, den After überragend. Der letzte Ring mit zwei aufwärts gerichteten, mit kurzen Zacken versehenen Fortsätzen. Unterseite kahl. Der Rücken der neun Hinterleibsringe gegen den Hinterrand, so wie die Seitenwülste durch nach hinten gerichtete braunrothe, dichtstehende Borstenhärchen schärflich. Die Beschreibungen und Abbildungen einiger Puppen bei Heer bieten nichts Bemerkenswerthes. Über Vorkommen; Lebensweise und forstliche Bedeutung der Caraben ist hier nichts mehr hin- zuzufügen, da das Nöthige schon bei der allgemeinen Betrachtung der Laufkäfer vorgekommen ist. Die Eintheilung der Caraben ist wegen der grofsen Menge hierhergehörender Arten äufserst schwierig, und wird von verschiedenen Schriftstellern verschieden gegeben. Die Hauptunterschiede, welche dabei zu Hülfe genommen werden, zeigte schon die Characteristik. Wenn man die Zersplit- terung in kleine Gattungen weit treiben will, kann man selbst in der Mark 44. nach Hrn. Erichson, annehmen. Auch die Repräsentanten können wir nicht einmal alle geben. Auf der ersten Tafel sind .'30 Nützliche Käfer. wenigstens die wichtigsten für den Forst dargestellt, nämlich: Calosoma, Dromius, Carahus, Cephalotes, Cychrus, Procrustes und Feronia. Arten. Wir unterscheiden zuerst diejenigen, bei welchen die Flügeldecken die Spitze des Hinterleibes nicht ganz bedecken, und hinten gerade abgestutzt sind, von denen, bei welchen dies nicht der Fall ist. Die ersten sind sämmtlich kleine Caraben, und unter ihnen besonders häufig: C. agilis F. nni i-mcicula- tus Liun. {Dromius agüis und 4-«irtc. Dej.) (Fig. 9. 10): der eine 2|"' lang und oben dunkelbraun, unge- fleckt, und der andre 2i"' lang und oben braun mit vier hellen Flecken der Flügeldecken. Unter den letzteru (nichtabgestutzten) giebt es zwar auch viele kleine, aber auch sämmtliche grofse, welclie wegen ihrer Kraft und Kühnheit nützliche Forstthiere sind. Sie haben theils einen runden Halsschild, wie der 11-14'" lange, meist schön metallisch grün und roth glänzende, selten ins Schwarz variirende C. Sycophanta Linn. (Calo- soma S. Fbr.) (Fig. 11.) (dem mehrere Arten, wie C. Inquisitor, der aber meist kleiner ist, ähneln), theils einen abgerundet viereckigen Halsschild, oder fast herzförmigen, wie die übrigen abgebildeten. Der C. coria- ceus Fbr. (Procrustes c. Boneil i) (Fig. 1) ist der gröfste unter allen einheimischen, bis 17'" lang und ganz schwarz. Der ebenfalls schwarze, aber nur bis 8'" lange C. rostratus (Cychrus r. Fbr.) (Fig. 6.) ist durch starke Wölbung der Flügel nach hinten, so wie durch schnabelähnliche Verlängerung der Oberkiefer nach vorn ausgezeichnet. Der ebenfalls schwarze, bis 10'" lange C. Cephalotes Fbr. (Cephalotes vulgaris Bonn.) (Fig. 5.) hat einen nach hinten verschmälerten, oder fast herzförmigen Halsschild und fast ganz glatte Flügel, so wie der auch schwarze, bis 9'" lange C. niger Fbr. (Fig. 7.) (Feronia nigra Latr.) sich durch seine tief gestreiften Flügeldecken, durch seine ansehnliche Gröfse unter den ähnlichen schwarzen (unter denen die gleich grofsen sich wieder durch breitere Gestalt unterscheiden) auszeichnet. Endlich ist noch der C gramilatus Linn. (Fig. 4.) durch seine Länge von 7-9i"', so wie durch die Reihen ketten- förmiger Körnchen zwischen den Leistchen der Flügeldecken ausgezeichnet, ferner der C. hortensis Liun. (Carahus yemmatus Fbr.) (Fig. 2.) durch 11-12'" Länge und herrlich metallisch-glänzende, regelmäfsig gereihte Grübchen der Flügel, dann der C. violaceus Linn. (Fig. 3.) durch 12-13'" Länge und schwarze glänzend veilchenblau geränderte matte Flügeldecken, und der C. auronitens (Fig. 8.) durch 9-11"' Länge, geleistete Flügeldecken, und lierrlich metallisch-grün und kupferroth stark glänzende Oberseite. Zweite Familie. KurzflÜgler. {Brachelytra s. Microptera.) Das wichtigste, diese Familie characterisirende Merkmal ist in dem Namen sehr gut ausgedrückt, denn die Kürze der Flügel, welche kaum die Hälfte des Hinterleibes bedecken, unterscheidet sie von allen übrigen Insecten derselben Abtheilung genugsam. Wegen der Larven und Puppen, s. Gattung Staphii- linus. Indem wir hier über alle allgemeine Betrachtungen, wegen der geringern forstlichen Wichtig- keit dieser Familie, hinweggehen, erinnern wir nur, dafs diese Familie erst in neueren Zeiten, als die Artenzahl sich aufserordentlich mehrte, aufgestellt werden mufste, um die zahlreichen kleinen Gattun- gen, welche aus Linne's einziger hervorgegangen waren, zusammenzufassen; diese einzige (also der Familie parallele) ist die Staphylinus. Characteristik. 31 Gattung: Staphylinus- Linn. Raubkäfer. (Taf. I. 13, 14.) Die Namen Raubkäfer, Traubenkäfer, Luderkäfer, Bärenräuber, Misträuber werden, wie gewöhnlich, ohne Unterschied dem einen und dem andern dieser Käfer gegeben. Dieselben beziehen sich sämmtlich auf die gleich zu schildernde Eigenthümlichkeit der Lebensweise. Die Chabacteuistik ist^den wiclitigsten Zügen nach schon in dem kurzen Familiencharacter ange- deutet. Sie liegt in der Kurzflügligkeit. Diese erlaubt kaum einen Fehlgriff, wenn man nicht etwa die sogenannten Ohrwürmer, die aber einer ganz andern Ordnung {Orthoptera) angehören, dafür zu halten verführt würde, oder einige kurzflüglige Holzböcke oder Maiwürmer, die aber auch ganz andern Abthei- lungen der Käfer {Hetermnera, Tetramera) angehören, auch sich schon durch die Bildung der Fühler, Frefswerkzeuge u. s. f. unterscheiden. Der kunstgerecht entworfene Character: Käfer. Kopf grofs, so breit oder breiter als Halsschild, selten schmäler, meist abgerundet-viereckig und ziemlich flach, Augen meist wenig, selten stark vorragend. Fühler kurz, den Halsschild nicht überragend, fadenförmig, aber gegen das Ende ein wenig dicker, perlschnurförmig. Lefze (I. 14 a) mit dem Kopfschild fest verbun- den, ganzrandig oder ausgerandet, oft fast bis zur Zweitheiligkeit, mit Borstenhaaren. Oberkiefer (14ft) hornig, stark, lang und spitzig, am Innenrande meist mit mehreren stumpfen Zähnen und einer gewim- perten, über die tiefste Bucht ausgespannten Haut. Unterkiefer (14c) mit festem, hornigem, mehrere Nähte deutlich zeigenden Stamm und einer zweilappigen, am Ende gewimperten und behaarten Lade : der innere Lappen breiter als der äufsere, einem Innern Taster ähnlich. Der wahre Taster viergliedrig (bei vielen kleinen auffallend lang und scheinbar dreigliedrig) mit langen Borstenhaaren. Das zweite Glied das längste, das dritte und vierte ziemlich gleich lang, das letzte fast walzig, am Ende eingedrückt, zuwei- len keulenförmig oder pfriemförmig, überhaupt bei den kleinen selir veränderlich. Lippe (14f/) aus einem hornigen, aufsen die dreigliedrigen, die Lippe überragenden, borstenhaarigen Taster (deren letztes Glied auch veränderlich) tragenden, und einem hinter dem vorigen versteckten, zweilappigen, gewimperten Stücke (jiaraglossae) bestehend. (Mundtheile gröfstentheils nach dem Baue von S. olens geschildert. S. die Abb.) Halsschild meist so breit wie Hinterleib, etwas gewölbt. Schildchen klein. Flügeldecken hinten abge- stutzt, flach, meist nur die Basis des langen, linearen Hinterleibes und die zusammengelegten langen Unter- flügel deckend. Zu jeder Seite des Afters ein aus- und einziehbares kegelförmiges Bläschen. Beine stark und ziemlich lang. Die Hüften des ersten Paares sehr stark. — Die Larven wären nur mit denen der Caraben, besonders mit einigen kleinern Formen derselben zu verwechseln, scheinen sich aber constant durch den nur eingliedrigen Innern Unterkiefer-Taster zu unterscheiden, so wie durch die Entfernung der Fühler vom Kopfrande (Fig. 14B). Soviel ich nach den vor mir liegenden (z. B. Tab. I. Fig. 14-B) bestimmt zur Gattung gehörenden, wenngleich nicht der Art nach bestimmbaren Exemplaren, so wie nach den Abbildungen und Beschreibungen von Bouche {Naturg. der Insecten) und Heer sehliefsen kann, sind sie oft sehr übereinstimmend gebildet. Sie haben einen langgestreckten, entweder durchaus linienförmigen oder lanzett-linienförmigen Körper. Der Kopf ist stets grofs und mehr oder weniger vorspringend, sonst scheint er (nach Bouche und Heer) abzuweichen; ich sähe ihn (Fig. \AB) nur abgerundet-viereckig, oben seiir wenig, unten etwas mehr gewölbt. Kopfschild meist mit (6-9) spitzen Zähnen am Vorderrande. Lefze fehlend oder vorhanden und dann untergeschlagen, ganz oder ausgerandet (Bouche). Der Ober- kiefer stark, hornig, lang, spitz, ziemlich stark gekrümmt, meist ohne Zähne und kahl, selten zweizähnig (S. morsitans Bouch.) oder mit einzelnen Borsten (S. aeneus Bouch.). Unterkiefer grofs und weit vor- ragend: beide convergirend. Die Angel dick aber kurz. Stamm fast walzig, lang und dünn, ohne Nähte. Taster doppelt: der innere ein kleines, walziges Glied, der äussere viergliedrig: das erste änfserst kurz, aber das dickste, das zweite viel länger und von gleicher Länge mit dem dritten, das vierte kurz, dünn, 32 Nützliche Käfer. kegelförmig. Bouche beschreibt und zeichnet den 5. aeneus, variahilis und morsitans mit fünfgliedrigen und den S. piinctulatus mit viergliedrigen Tastern. Eine seta articuli/ormis , wie sie Heer beschreibt, fand ich nicht, auch ist das fünfte Glied bei Bouche ein wahres Glied und nicht blofs eine Borste. Lippe fast wie bei C. Sycophanta (s. Fig. 145) geformt, bei S. morsitans und aeneus schmaler. Taster zwei- gliedrig, das erste Glied länger, als das zweite kegelförmige. Fühler am Rande des Kopfes, entfernt, vier- gliedrig oder fünfgliedrig (Bouche). Das erste stets sehr klein, das zweite etwas länger, das dritte das längste, das letzte klein und sehr schmal; bei olens soll (nach Heer) das zweite das lange sein(?). Das vorletzte ist am Ende sehr stark verdickt und trägt hier nach innen noch ein höchst kleines, von Heer gar nicht erwähntes. Gliedchen. Augen ziemlich weit hinter dem Aufsenwinkel der Oberkiefer in einen Halbkreis gestellt. Gabellinie erst auf der Stirn getheilt. Von den drei folgenden Ringen ist der erste meist der grösste, fast viereckig: bei ^«<«c(!«^a^Ms vorn auffallend verschmälert. Bei den folgenden, bis auf die beiden letzten (s. Fig. 14£), übertrifft die Breite stets die Länge. Die drei ersten sind durch ein weich-horniges Schild bedeckt, welches auf dem ersten nur eine schwache Mittellinie zeigt, auf dem zweiten und dritten eine immer stärkere und von dem vierten bis elften sogar eine, den Schild in zwei Hälften theilende. Sie lassen hinten einen Rand eines jeden Ringes frei, auch an der Seite vom vierten bis elften einen Seitenrand, welcher nach aufsen durch ein getheiltes Hornstückchen begrenzt ist und das Luftloch beherbergt. Das erste Luftloch am Hinterrande der Unterseite des ersten Ringes nahe dem Einschnitt. Auf der Unterseite befinden sich ebenfalls weich-hornige aber kleinere Plättchen, sie lassen daher von der weichen Masse der Ringe mehr sehen. Der zwölfte, viel kleinere Ring ist oben und unten von dieser weich-hornigen Masse bedeckt und trägt einen langen, walzigen Fortsatz, welcher im Leben nach unten gerichtet und als Nachsehieber gebraucht wird. Neben demselben sind ein Paar lange, dreigliedrige, borstenförmige Fortsätze. Die Beine lang und stark, dreigliedrig: aus einem dicksten, längsten und zwei darauf folgenden, mit zahlreichen Dornen besetzten Gliedern bestehend und ein langes, gekrümmtes, eben- falls gedorntes Häkchen zeigend (s. Fig. 14£). Die Farben sind veränderlich, meist schmutzig gelblich-grau und braun. Fast der ganze Körper mit langen, einzelnen, starken Haaren besetzt. — ■ In der Beschreibung und Abbildung der Larve von S. olens finde ich bei Hrn. Heer nichts Wesentliches, ja es sind dort, wie es mir scheint, sogar einige, die Gattung bezeichnende Merkmale unbeachtet geblieben, was mich um so mehr wundert, als Hr. Heer Hrn. Bouche so scharf critisirt (p. 3L). Seine Abbildung der Puppe von S. olens habe ich (nur etwas gerade gerückt) (Fig. 14ö) copirt und erwähne nur, dafs die enorme Gröfse des auf die Brust gelegten und den Halsschild ganz verdeckenden Kopfes, so wie die nach hinten gelegten Fühler, die äusserst schmalen Flügel und kurzen, ansteigenden Beine, deren Schienen und Fufs- glieder am letzten Paare ganz verdeckt sind, sich besonders auszeichnen. Am Vorderrande des Hals- schildes stehen 12 lange, einzelne Haare wie ein Kranz lierum. Das Vorkommen der Staphylinen gleicht dem der Laufkäfer sehr, indem die meisten dieselbe Lebensweise führen. Leider ist über das Vorkommen der Larven und Puppen wenig bekannt, da diese überhaupt noch so wenig gekannt sind. Einige, namentlich der abgebildete olens und erythropterus, scheinen sehr weit, selbst nach Süden, verbreitet zu sein. Die Lebensweise gleicht der der Laufkäfer sehr auffallend. Nur in der Zeit des Erscheinens scheint eine Verschiedenheit zu herrschen, indem die Zeit der vollkommenen Entwickelung höchstwahr- scheinlich in den Vorsommer fällt. Hr. Heer {Obs. p. 21.) hatte die Larve von S. olens im Winter und die Puppe (welche in einer schön geglätteten Erdhöhle lag) im Mai, den ausgebildeten Käfer Ende Juni. Hr. Bouche fand die Larven nur im Winter und ich sähe mehrere im Frühjahre, sowie ich auch die Begattung der Käfer von S. olens sehr häufig im September bemerkte. Auch Bechstein giebt das Vor- kommen der Käfer fast überall in der Zeit vom April bis in den Juni an. Die Nahrung dieser Insecten Staphylinus, Forstliche Bedeutung. Eintheilunck 33 besteht höchstwahrscheinlich wieder nur aus animalischen Theilen, hauptsächlich andern lebenden Insecteu. Solche hat man sie wenigstens sehr häufig angehen gesehen. Ich selbst sähe sie bei einem Kienraupen- frafse sehr thätig und viele Andere beobachteten dasselbe. Noch bewahre ich ein Exemplar von S. olens, welches ich mit einem auf die Oberkiefer aufgespiefsten Curculio incanus, dessen sich das Thier nicht wieder hatte entledigen können, fing. Hr. Bouche, der die von ihm beschriebenen Larven der kleinern Arten auch mit rohem Fleische füttern konnte, sähe sie im Freien nur mit der Verfolgung kleiner Larven, besonders der Zweiflügler, beschäftigt, und ich bin daher überzeugt, dass, wenn man sie in Pilzen, im Dünger, unter Rinden w. s. f. fand, sie hier ebenfalls nur kleine andere Insecten, die ja an jenen angege- benen, andern Orten überall und so häutig sind, verfolgten und nicht von den vegetabilischen Stoffen lebten. Man hat sich hier walirscheinlich eben so geirrt, wie bei der Angabe vegetabilischer Nahrung einiger Caraben. Hrn. Heer's {Obs. ent. p. 18.) Beschreibung des Verhaltens von 8. olens, den er längere Zeit fütterte, giebt noch einen hübschen Beitrag zur Natur dieser Thiere. Die Larve, sagt er, lebt in Gruben, welche sie mit den Oberkiefern gräbt (eine solche fand er einst den 12. Februar unter einem Steine), die Erde wirft sie mit den Vorderfüfsen heraus. Hier verbirgt sie den weichen Hinterleib und indem sie bald auf dem Rücken, bald auf der Seite, bald auf dem Bauche darin liegt, erwartet sie mit geöffneten Oberkiefern (wie in Fig. \AB zu sehen) die vorübergehenden Thierchen, wie die Cincindelen (mit denen sie hier also eine sehr merkwürdige und noch von Niemand beobachtete Üebereinstimmung der Lebensweise zeigt) und ergreift sie. Kleinere Thierchen werden in die Grube hinabgezogen, gröfsere aber zurückgehalten und mit den Oberkiefern getödtet. Beim Frafse sah er, dafs sie mit den vier vordem Füfsen die Beute fest hielt, den Hinterleib gerade ausstreckte und den Kopf auf und nieder bewegend, den Raub mit den Oberkiefern in Stücke zerrifs. Einer Raupe sog sie blofs die Säfte aus und liefs das Cadaver in der Grube liegen. Übrigens sähe Hr. Heer die Larve Tag und Nacht munter. Einmal beobachtete er sie um 2 Uhr nach Mitternacht aufser ihrer Grube umherlaufend. Die Menge, in welcher man die Staphylinen findet, ist aufserordentlieh grofs, sowohl der kleinern Arten zu jeder Zeit, als auch der grofsen zur Zeit eines Raupenfrafses. Ihre Fortbewegung ist meist nur ein mehr oder weniger schneller Lauf. Zuweilen fliegen sie aber auch. Besonders sieht man die kleinern Arten, trotz ihrer kurzen Flügeldecken, im Herbste leicht und lange in grofser Menge herumschwärmen. Sie sind übrigens sehr behende und geschmeidig, und es ist nicht ganz leicht, die Staphylinen aus ihrem Versteck im Moose, unter Rinden u. s. w. hervorzuziehen, wo sie sich im Augenblicke durch Drehen und Wenden entziehe». Die fokstlichf, Bedeutung der Staphylinen stimmt mit der der Raubkäfer im Wesentlichen überein und wir begnügen uns deshalb, sie nochmals als sehr nützliche Thiere im Haushalte der Natur zu bezeichnen. EiNTHEii,uN(i. Auch die Staphylinen erfreue» sich eines grofsen Artenreirjhthums, so wie aucli einer grofsen, zum Theil schon in der Characteristik angedeuteten Mannigfaltigkeit der Bildung, wefshalb man sie auf die verschiedenste Weise in kleinere Gattungen zerfällt hat. Diese haben indessen um so weniger für uns Werth, als man die gröfsten Arten (6-12"' lang) und selbst die allermeisten mittel- mäfsigen (4-6'" lang) in einer auch noch jetzt Staphylinus genannten Gattung zusammen gelassen hat. Arte n. Wir unterscheiden zuerst diejenigen, bei welchen die Lefze ausgerandet ist, von denen mit ganzrandiger. Zu den erstem gehören eben alle grofse und mittelmäfsige Arten, namentlieli die für den Forst am mefsten thätigen schwarzen -S'. olens Fbr. (I. 14.) von 10-12'" Länge, S. maxillosus Linn. (mit grauen Flecken und Binden) von 6-8'" Länge und S. shnilis Fhv., von 6^'" Länge. Dann die ebenfalls sehr räuberischen rothflügligen S. erythrnpferus Linn. (I. 13.) castonopterus Grav. und stercorarhis 0\., E 34 Nützliche Käfer. welche sich dadurch unterscheiden, dafs der letztere (nur 4-5'" lang) nur am Hinterleibe einige Spuren von goldglänzenden Flecken hat, während die beiden erstem solche hier viel deutlicher haben und aufser- dem auch noch am Kopf, Halsschild und Schildchen, der erythropterus sogar auch am ganzen Hinterrande des Schildchens. Zu den letztern (mit ganzrandiger Lefze) gehören nur kleine, ja sogar viele miskros- kopisch kleine, welche der Forstmann als Arten zu unterscheiden nicht nöthig hat. Dritte Familie. Keulenhörnige. (Clavicomia.) Die Käfer dieser Familie stimmen weniger ihrem ganzen Habitus nach zusammen : als die der vorigen. Nur ein Kennzeichen vereint sie. Dies ist von der Form der Fühler entnommen, welche stets gegen das Ende sich verdicken, entweder so auffallend, dafs die letzten plötzlich und sehr stark ange- schwollenen Glieder einen wahren Knopf bilden, oder auch nur ganz allmälig und zuweilen sehr unbe- deutend breiter werden. Übrigens findet sich eine Übereinstimmung der Larven darin, dafs sie sämmtlich stark und mit kräftigen Füfsen versehen sind, und eine solche Ähnlichkeit in der Lebensweise, namentlich in der Aus- wahl thierischer Stoffe zur Nahrung, dafs dies schon mit zur Begründung einer Verwandtschaft gebraucht werden könnte. Allerdings nehmen sie diese Nahrung in sehr verschiedenem Zustande: bald von leben- den Thieren, bald von frisch getödteten, bald nur von einzelnen Üeberresten derselben, d. h. sie sind wahre Räuber wie die Laufkäfer und Kurzflügler, oder sie wühlen in Cadavern, nagen an Knochen, Fellen und dergl. Diese Ernährungsweise ist um so mehr zu beachten, als sie bei den folgenden gar nicht oder nur sehr selten wiederkehrt. Allerdings sind die gröfsten und ansehnlichsten Käfer dieser Familie, die wir eigentlich auch nur allein wahre bedeutsame Forstinsecten| nennen können, Thierfresser. Allein es giebt auch einen guten Theil entschiedener Pflanzenfresser unter ihnen. Obgleich ich sie theils wegen ihrer geringen Gröfse (nur äufserst wenige bis 4'" Länge), theils wegen der Eigenschaft nur kranke oder abgestorbene Baum- theile anzugehen, sämmtlich für unmerklich schädlich halte, so möchten doch einige, die zuweilen in gröfserer Menge erscheinen, hier vermifst werden. Sie sollen daher, nachdem die wichtigeren, die nütz- lichen geschildert sind, in einer Anmerkung etwas näher erläutert werden. Die mehr oder weniger plötz- lich verdickte Keule haben sie alle, und sie aufzufinden im System dürfte daher keine Schwierigkeit haben. Eine direct forstliche Bedeutung hat eigentlich nur eine einzige Gattung. Die übrigen, wie die Todtengräber {Silffha Linn.), die Speckkäfer {Dermestes Linn.), die Stutzkäfer (Wster), sind nur deshalb ganz allgemein interessant, weil sie den Forst von verwesenden Thieren reinigen helfen, lederne Geräthschaften zerstören u. s. f., was hier natürlich im Einzelnen übergangen werden mufs. Nur wäre hier noch der Gattung Dermestes mit einigen Worten deshalb zu erwähnen, weil Linne in ihr so ver- schiedenartige Insecten, ganz gegen seinen gewohnten Scharfsinn, vereinigte, dafs noch immer und bei allen Fortschriftstellern davon die Rede ist. Er vereinigte hier nämlich mit den. Jedermann unter dem Namen Speck- oder Pelzkäfer bekannten, Thieren die, ebenfalls so allgemein bekannten, Borkenkäfer, nicht zu gedenken der Menge anderer verschiedenartiger, hierher gezogener Dinge. Wenn nun auch hinsichtlich der Fühlerkeule die Borkenkäfer den Speckkäfern ähneln, so sind sie sich doch auch wieder in so vielen Stücken vollkommen unähnlich, namentlich im allerwichtigsten, dem Frafse, i&k ihre Son- derung schon Fabricius nöthig schien, dass hier also einer der wenigen Fälle eintritt, in welchen das Ansprechen nach Linne' scher Gattung (z. B. Dermestes typographus, D. piniperda) durchaus nicht Dermestes. Clerus. Namen. Characteristik. 35 gestattet werden kann. Eigentlich hätte man den Namen Dermestes ganz verbannen sollen. Da er in- dessen beibehalten ist, so müssen wir uns nur darüber freuen, dafs er gerade für diejenigen Käfer gilt, welche wirklich Häute fressen (denn «Jt^/u^?)^'? bedeutet Hautfresser). Die einzige hierhergehörende. Gattung: Clerus Fabr. Buntkäfcr. (Tjif. I. Fig. 17.) Namen. Es geht hier mit den Namen fast wie bei Dermestes (s. oben). Auch hier darf man den Xinne'schen Gattungsnamen (Attelabus) der hierher gehörenden Käfer nicht beibehalten, weil man unter ihm gar zu verschiedenartige Thiere vereint findet. Fabricius löste schon die Gattung auf und liefs unter Attelahis nur Rüsselkäfer (s. dort), und machte für die gleich zu beschreibenden Thiere eine neue, Clents. Chakacteristik. Die wenigen Arten, welche wir kennen, stimmen sogar in der Farbenvertheilung äberein. Sie sind nämlich schön bunt. Ziegelroth findet sich oben entweder an der Basis der Flügel- decken,, oder am Halsschilde, od^r an beiden. Weifse Querbinden auf schwarzem Grunde der Flügel- decken haben sie alle. Der kunstgerechte, von der gemeinsten Art (C/orwi(■cffn>^s) hergenommene Cha- racter pafst auf alle. Käfer. Kopf grofs, mit vor den Halsschild vorquellenden Augen. Fühler den hintern Halsschild nicht überragend, mit gegen das Ende allmälig verbreiteten Gliedern. Lefze (17«) quer, gebuchtet, gewimpert, borstenhaarig. Oberkiefer (IIb) spitz, am Innenrande mitjeinigen spitzen und stumpfen Zähnen, am Aufsenrande behaart. Unterkiefer (17 7) mit hornigem, deutliche Nähte zei- genden Stamm und lederartig-häutiger, zweilappiger Lade : beide Lappen ziemlich gleich grofs, am Ende stark behaart. Taster viergliedrig mit einzelnen Borstenhaaren, die Lade kaum überragend; das letzte Glied das längste, fast kegelförmig. Die in der Mitte geknickte, tief gebuchtete und gewimperte Lippe (Fig. 177) auf kurzem, hornigen Kinn. Die Lippentaster sehr grofs, viel länger als die Unterkiefertaster, dreigliedrig: das letzte Glied sehr grofs und breit, beilförmig, am Innenrande vertieft. — Larve (1. 17(7). Ausgewachsen fast 6'" lang und fast 1'" breit. Kopf fast so breit als der erste Ring (I. 17f), hornig abgerundet-viereckig, flach, mit deutlicher, schon auf dem Scheitel getheilter Gabellinie, deutlichen drei- gliedrigen Fühlern am Vorderrande und jederseits dicht dahinter stehenden deutlichen fünf Ängelchen. Lefze queer, etwas zurückgedrückt. Oberkiefer stark, hornig, gekrümmt, spitz, an der Innenseite mit kleinem, höckerförmigen Zahne. Unterkiefer fleischig mit breitem, kurzen Stamm, beilförmiger, gewim- perter Lade und viergliedrigen Tastern. Das erste Glied das kürzeste, die übrigen ziemlieh gleich lang. Lippe abgerundet-viereckig, fleischig, mit zweigliedrigen Tastern: die beiden Glieder fast gleich lang, walzig, so lang wie die Unterkiefer-Taster. Auf dem ersten Körperringe eine halbmondförmige, braune, fast die ganze Oberseite einnehmende Hornplatte, und auf den beiden folgenden, jederseits der Mittellinie, ein kleines, fast dreieckiges Hornplättchen. Auch auf dem letzten Ringe eine braune rundliche Hornplatte, welche in ein Paar aufwärts gerichtete Haken endet. Das erste Luftloch am zweiten Ringe, fast nach der Unterseite hin gedrängt, die übrigen mehr nach oben. Beine ziemlich lang, aus drei Gliedern beste- hend, einklauig, sehr hellbraun. Kopf dunkelbraun. Farbe des meist fast linienförmigen, gewöhnlich nur am hintern Dritttheil etwas verdickten, ziemlich stark behaarten, schwach gewölbten Leibes, rosenroth. — Pupp e (I. 17 G). Kopf mit deutlichem Halsabsatze, den Halssehild in der Vorderansicht ganz verbergend. Fühler nach hinten gewendet und zum Theil hinter dem ersten und zweiten Fufspaare versteckt. Beine wenig ansteigend, das letzte Paar bis auf die, den fünften Hinterleibsring überragenden, Fufsglieder und Kniespitzen ganz verborgen. Flügel bis zum vierten Hinterleibsringe reichend: die untern zum Theil sichtbar und die obern, auffallend zugespitzten, etwas überragend. Hinterleib aeht-ringelig: der letzte Ring vorn mit zwei zweigliedrigen Warzen und hinten mit zwei auswärts gekrümmten, fleischigen After- stacheln. Kopf (mit Ausnahma der Augen, Fühler, Innern Mundtheile) so wie der Rumpf, der Schenkel und Oberseite des Hinterleibes mit einzelnen langen, dünnen Haaren besetzt. E2 36 Nützliche Käfer. Vorkommen. Auch dieses können wir, in Beziehung zur gemeinsten Art, schon hier betrachten. Man findet diese Käfer in den verschiedensten Gegenden und zwar überall da, wo es unter Rinden lebende Insecten, besonders Käfer, giebt, denen sie nachstellen. Die Lebensweise weicht im Wesentlichen von der der vorigen Familien nicht ab. Die Zeit ihres Erscheinens ist sogar dieselbe, indem man die Larven im Herbste erwachsen findet, so wie auch Puppen und ausgebildete Käfer, welche entweder bis zum nächsten Frühjahre in ihrem Lager still liegen und dann erst herumlaufen oder sich schon im Herbste in ihrem schönen, reinen Kleide sehen lassen. Die Nahrung besteht wohl ganz unbezweifelt aus lebenden, andern Insecten. Den Käfer sieht man sehr häufig an Hölzern sitzen und Borkenkäfer verzehren. Er hält dabei gewöhnlich den Käfer mit den vier vordem Füfsen und stützt sich blofs auf die hintern, wobei er seiner Beute mit den Oberkiefern in die Biegung zwischen Kopf und Halsschild beifst. Die Larve läfst sich schwerer dabei beobachten, weil sie nicht unter der Rinde hervorkommt, frifst ganz gewifs aber auch Käfer, so wie deren Larven und Puppen. So fand ich sie immer in der Nähe von Borkenkäfer- und Rüsselkäfergängen, so erhielt ich sie ferner in isolirten, mit Borkenkäferbrut besetzten, Rindenstücken, ja ich fand in solchen, die ich der Beobachtung wegen in Kasten verwahrte, die zerfressenen Stücke von Hylesinen und Bostrichen und öfters noch halb lebende Thiere her- umliegen. Clerus mutillarius F. holte Hr.Hartig (Jahresber. H. H. S. 18L) aus Käfergängen des Eichen- holzes hervor. Den nahe verwandten iVotoxMs ?«o^//s beobachtete Hr. Schlotthauber als argen Räuber. Dazu kommt noch der merkwürdige Aufenthalt der Puppe. Diese fand nämlich Hr. Saxesen in dem Puppenlager von Curculio Hercyniae. In diesem Falle, so wie in einem andern, in welchem er den ausgebildeten Käfer darin fand, war die Puppe aufgefressen. Auch Hr. Hartig fand den Käfer in Puppeu- lagern von Curculio notatus. Allerdings kann sich die Meinung einschleichen, als lebte die Larve von Pflan- zenfasern, indem sie sich lange Gänge und Höhlungen durch die Rinde frifst, wie ich das selbst bei ein- gesperrten, die täglich eine Menge Wurmmehl herausschafften, sähe. Diese Gänge sind ihnen aber wahr- scheinlich unentbehrlich, um ihrem Frafse überall nachzugehen. Die Menge, in welcher unsre gemeinste Art erscheint, ist sehr grofs. Als Larven bemerkt man sie weniger, gewöhnlich nur dann, wenn man nach Käfern stammt. Als Käfer zeigt er sich aber überall an Bäumen, Klaftern und Bretterhaufen, bei warmem Sonnenscheine schon im Februar und März, munter und überaus schnell umherlaufend, und bei drohender Gefahr zwischen die Borkenschichten schlüpfend oder wohl gar in die unerreichbaren Schlupf- winkel der Holzstöfse plötzlich fallend. Fliegen sähe ich ihn nie. Die FORSTLICHE Bedeutung crgicbt sich aus dem Gesagten. Er gehört mit zu den nützlichsten Thieren des Forstes, indem er namentlich da wirkt, wo weder den Laufkäfern noch den Kurzflügleru grofse Macht eingeräumt ist. Von einer Eintheilung kann bei dieser artenarmen Gattung nicht weiter die Rede sein. Arten. Nur eine Art C. fonnicarius Fabr. {Attelabus fwmicarius Linn.) ist gemein. Er ist 3-4'" lang und hat oben Roth am Halsschilde und an der Basis der Flügeldecken. Der 5-6'" lange C. mutilla- rius Fabr. hat nur an der Flügelbasis roth. Der eigentliche Stamm der Familie zeigt sich immer mehr in Hinsicht der thierischeu Nahrung verwandt. Abgesehen davon, dafs Dermestes lardarius (der Speckkäfer) und verwandte Arten {affinis, culpinus, tessellatus etc.) sich auf Raupenzwingern einfinden (wo sie wahrscheinlich nur von den trocknen Häuten der todten Raupen zehren) und dafs C/erws-ähnliche Larven (Notoxus?) unter Rinden kleinen Larven nachgehen, erfahre ich von Hrn. Suffrian, dafs ein C/e/-«/s-ähnlicher Käfer auch eine Clerus- ähnliche Lebensart führt. Es ist der mit starker, 3-gliedriger Keule yer^ehene Corynetes cyanellus And. Clerus. 37 (von Sturm als violaceus Bd. XI. pag. 40. beschrieben) durch die dunkelste (fast schwarz-) stahlblaue Farbe von den verwandten helleren verschieden, -so wie durch sehr grobe Punkte und fast 2J"' Länge. Das auffallendste Kennzeichen ist: dafs der Käfer nur vier Fufsglifeder hat, wefshalb bei den Tetrameren auch gehörigen Ortes seiner gedacht ist. Im Frühjahre 1836 beobachtete Hr. Suffrian, wie der Käfer an einigen Pappelbäumen sich zu Tausenden eingefunden hatte. Er safs nicht nur in den Astwinkeln, sondern auch in den Ritzen der Rinde und lief, sobald die Sonne zu scheinen anfing, am Stamme mit grofser Geschwindigkeit auf und ab, als wenn er Nahrung suchte. Bald kamen einige Käfer mit Ameisen im Maule an und einmal auch einer mit Chrysomela flexuosa. Der Käfer ist daher zu schonen, wo er vorkommt und ja nicht zu verwechseln mit blauen Chrysomelen oder Rüsselkäfern. — Ferner ist hier it noch zu nennen die Gattung Silpha Linn. deren Arten sämmtlich sehr breit und flach und meistens von ^ _J Farbe schwarz erscheinen. Sie gehören in soferu auch hierher, als einige Arten schon mit dem Tödten -^ gestofsener und klar gesiebter Kohle wird ziemlich sicher die Engerlinge und zugleich auch die Werren abhalten (Krünitz Encycl. S. 240.). Unter den Mitteln zur Zerstörung der Engerlinge selbst steht wohl ein vorsichtiges Ueberführen des Mistes über Gärten und Felder oben an, denn man hat die unumstöfsliche Erfahrung gemacht, dafs die Engerlinge sich gern nach dem Stalldünger, besonders wenn er in Composthaufeu geschichtet liegt, hinziehen, oder dafs die Mutterkäfer wohl gar hier legen. Breitet man diesen nun zur Zeit der strengsten Winterkälte über den Boden aus, so werden die dadurch blofs- gelegten Larven, so viel Kälte sie auch in ihren schützenden Erdhüllen aushalten könnten, erfrieren. Dabei würde auch man- ches Nest entdeckt und zerstört werden können. Schweinemist soll besonders anziehend für Insectenbruten sein. Haben sich die Engerlinge einmal über die Felder verbreitet und merkt man ihre Gegenwart an dem Verbleichen des Korns, der Hackfrüchte u. dergl., so säume man nicht, je eher je lieber umzupflügen oder umzugraben und die heraus- gebrachten Larven gleich hinterher aufsammeln zu lassen. Dann rettet man doch Etwas, d. h. man vertilgt die Fres- ser der nächsten Jahre und kann, wenn es nicht schon zu spät ist, das Feld noch mit einer schnell reifenden Frucht- art, mit Futterpflanzen u. dergl. hesaamen. Auf kleinen Flächen würden Schweine die Dienste des Auswühlens leisten können. Die Meinung, dafs ihnen die Engerlinge schadeten, erklärt Hr. Plieninger (S. 64.) für ganz ungegründet. Nur solle man sie nicht zu sehr und zu lange der Hitze aussetzen und nicht ohne Saufen lassen, auch nicht ganz allein mit Engerlingen füttern. Die Anwendung von Lauche, Kalkwasser u. dergl. ätzenden Flüssigkeiten, ist nach Hrn. Plieninger nicht vortheilhaft, weil die Engerlinge dadurch nicht sicher getödtet werden, sich im Gegentheil tiefer ziehen, und diese Maafsregel auch im Grofsen zu kostspielig wäre. Bei vollständiger und ausgedehnter Verheerung der Wiesen wird ebenfalls Umbrechen der Grasnarbe und Aufsammeln der Larven gerathen. Ist die Verwüstung nicht total, so hebe man den (ohnehin schon durch den Frafs aufgelockerten) Rasen ab, sammle die Larven und setze ihn wieder auf und trete oder walze ihn fest, giefse ihn auch, wenn es angeht oder die Operation sich nicht während eines Regens vornehmen liefs, an. Auch die Brachäcker, Viehtriften und Anger wird man nicht aufser Acht lassen dürfen, weil, wenn auch hier die Larven nicht so viel schaden, doch ein Heerd der allgemeinen Käferverbreitung entsteht. In Gärten werden so ziemlich dieselben Maafsregeln zu nehmen sein , d. h. man sei vorsichtig mit der Vertheilung des Mistes, man grabe bei Zeiten um, wenn der Frafs merklich wird, und verpflanze, was sich verpflanzen läfst, man lege Erdhöhlen, in welchen sich die Engerlinge sammeln und leicht herausgenommen werden können, an (s. S. 73.), die so fest sein könnten, dafs sie viele Jahre aushielten, man nehme Erdmengung und dergl. vor. Auch hat man für Gärten und Weinberge das Anpflanzen von Gewächsen vorgeschlagen, welche den Käfern und Larven angenehm sind und sie von den nützlichen Gewächsen ableiten könnten, z. B. Erdbeer- und Salatpflanzen, Weiden-Einfassungen. Hr. Plieninger (S. 76.) hält die übertriebenen Düngungen, besonders mit Stalldünger, den Weinbergen in dieser Hin- sicht verderblich und räth zu einer Compostdüngung aus Pflanzenabfall. L2 84 Schädliche Käfeb. machen, obgleich doch nicht eine einzige gültig ist. Der eine findet es verächtlich, sich mit Maikäfersam- meln, dem gewöhnlichsten Kinderspiel, abgeben zu sollen! Ein andrer behauptet geradezu, es ginge nicht, die Thiere zerstreuten sich zu weit (allerdings wird man nicht den letzten vertilgen, aber wenn man auch nur einen Theil, auch nur die Hälfte, was leicht wäre, vertilgte, so wäre schon viel gewonnen), ein dritter: es wäre ja ungewifs, ob überhaupt die Brut diesesmal durchkäme, es wäre ja, wenn diese da sei, inuner noch Zeit genug, zu vertilgen. Die Brut gedeiht aber allermeist gewifs (s. S. 79.) und die Vertilgung ist dann viel mühsamer, kostspieliger und ungewisser!! (s. auch noch am Ende die Vorurtheile). Ich gebe zu, dafs diese Maafsregel des Sammeins im Ganzen viel wichtiger für den Landmann und Gärtner ist, wel- cher an den einzeln stehenden Bäumen der Gärten, Wege und Parks leichter absammeln kann und der auch immer einen sichern Gewinn davon hat, indem die einen oder andern seiner Produkte gevrifs zu Grunde gegangen wären. Niemand wird aber auch glauben, ich wolle den ganzen Wald ablesen und Jeder wird einräumen, dafs, wenn es sich nur um einzelne Orte handelt — und man kann die Käfer ja, wie oben gezeigt, isoliren — deren Säuberung nicht schwer und wohl ausführbar sei. Ich meine nur die Säu- berung solcher Orte, in welchen ein Anbau vor sich gehen soll, also besonders die Pflanzengärten, Planta- gen, in welchen Saatkämpe angelegt werden sollen, allenfalls auch die Ränder der Schläge, auf denen man Culturen, Saatkämpe oder natürliche Besamungen vornehmen will, denen die Engerlinge am meisten schäd- lich sind,- während man sie im geschlossenen Bestände, wo sie sich durch Benagen der äufsersten Wurzel- fasern ernähren, kaum bemerkt. So haben wir in unserm Forstgarten die Engerlinge nur auf den Kiefern- Saatbeeten bemerkt und als die Fresser entfernt waren, hatten wir Ruhe. Man hätte meinen sollen, es wäre nun kein Engerling mehr auf dem ganzen Garten zu finden gewesen, und doch schwärmten hier nachher unzählige. An den Rändern ziehen sich alle Käfer zusammen, sowohl die etwa schon auf dem Schlage ausgekommenen, wie auch die im Innern des hohen Holzes entwickelten, welche, wenn sie aufs Freie gehen und legen wollen, immer vorher noch einmal auf den Randbäumen Halt machen, hier also nach und nach erreicht werden können. Hände zu dieser Arbeit werden sich immer genug finden. Mei- stens hat man zu dieser Zeit noch Cultur-Arbeiten in der Nähe, oder auf den Schlägen werden Eichen geplättet. Wäre dies auch nicht, so sind ja zu diesem Geschäft selbst die schwächlichsten Subjecte aus den benachbarten Dorfschaften zu gebrauchen. Die Käfer lassen sich, so lange noch Thau an ihnen hängt, am leichtesten abschütteln und klopfen. Man lasse dann aber das Sammeln jeden Morgen wiederholen, von der Zeit an, dafs sich die ersten Käfer zeigen (also von Ende Aprils an) bis dafs sie sich nicht mehr merklich vermehren^also gewöhnlich bis Ende des Mai). Dann ist man gewifs, dafs die trächtigen Weibchen fortgeschafft werden. Wollte man warten bis zu der Zeit, dafs sich diegröfste Masse der Käfer zeigt und dann viel- leicht einige Tage um und um mit gröfster Macht sammeln lassen, so wäre dies lange nicht so zweckmäfsig, denn eine grofse Menge Weibchen, welche eben in die Erde gegangen wären, würde man gar nicht mehr finden oder wohl gar schon von Eiern entleerte sammeln. Beim Sammeln gebraucht jeder Arbeiter nur einen Stock und einen Kober oder Sack. Mit dem Stock klopft er an die Zweige, die er nicht erreichen kann. Schwache Stämme stöfst man mit der Hand an. Schon die geringste Bewegung stürzt die Käfer herunter. An den starken Bäumen mufs man sich mit Abklopfen der erreichbaren Äste begnügen, an denen sieh auch die Käfer, so lange die Nächte noch kalt sind, besonders versammeln. Wird es wärmer, so schwärmen sie bis zum Gipfel und es ist wenig zu machen. Da die Käfer so grofs sind, so kann man sie auch an der Erde sehen und auflesen. Leichter macht man es sich allerdings, wenn man unter einem abzuklopfenden Zweige ein grofses Tuch ausbreitet. Die abgeschüttelten Käfer dürfen aber nicht gleich zertreten werden, denn dabei entkommt so mancher und das Zertreten in weichem Boden ist nicht so leicht, auch hat man keinen Maafsstab, wie viel ein jeder Arbeiter geleistet hat. Gewöhnlich zahlt man ja auch nach der Quantität der gesammelten Käfer. Im Würtemb. Oberamtsbezirk Cannstadt zahlte man i. J. Melolontha tulgaris. Begegntjng. 85 1836 für den Simri 12 Kr. Prämie. Wo hinein nun aber sammeln? Die Käfer sind sehr beweglich und ■wenn man eine Schachtel oder dergleichen nehmen wollte, so würden, während man zehn durch den geöff- neten Deckel hineinsteckt, hundert herauskriechen. Den Insectensammlern geht es auch mit ganz kleinen Thieren so und da hilft man sich denn mit einer Art, oben durch einen Kork verschlossenen, Trichters, wel- chen man durch den Deckel des Gefäfses so hineinsteckt, dafs das Ende desselben in letzteres weit hinein- ragt. Dieses findet dann so leicht kein Insect und man kann den Kork dreist offnen und hineinstecken so viel man will. Zum Maikäfersammeln könnte man nun am besten einen Kober nehmen, durch dessen Deckel man einen, vielleicht von Birkenrinde gedrehten Trichter einbrächte, der oben durch einen Gras- pfropf verstopft wird. In den Säcken klammern sie sich mit den Häkchen zu fest an. Vorzuziehen wür- den diese dann sein, wenn man die Käfer mit kochendem Wasser tödten wollte. Nach der Ablieferung der Käfer tödtet man dieselben am besten gleich durch Zerquetschen zwischen Brettern oder Steinen. Es ist eben so schwer und unsicher sie zu ersäufen als sie zu vergraben. Sie sind aufserordentlich zählebig und es erzählte mir einmal Jemand, er habe eine Metze Käfer, die in seinem Garten gesammelt worden seien, in ein 6-8" tiefes Loch eingegraben und dasselbe mit den Füfsen tüchtig festgetreten. Nach sechs Wochen habe er doch sehen wollen, was aus seinen Käfern geworden sei und zu seinem Erstaunen bemerkte er nach dem Aufgraben, dafs sie noch alle lebten? So manche Kleinigkeiten, die beim Sammeln noch zu berücksichtigen sind, ordnet sich ein Jeder selbst. Ist die Vertilgung der Käfer versäumt worden, so wird die Gefahr gröfser und die Hülfe schwerer. Man mufs die etwa noch anwendbaren Mittel, um die Lar- ven zu vertilgen, nach der Localität abändern. Man wird gewöhnlich nicht eher aufmerksam, als bis schon Schaden geschehen ist(*). Auf Saatkämpen bemerkt man ihn erst dann, wenn die zuerst befresse- nen Pflänzchen braun werden, das ist etwa schon nach 3-4 Tagen. Dann gebe man nur Achtung, wo sich- zunächst ganz frisch welkende Pflänzchen zeigen, und da fahre man mit der Hand unter. Ein Arbeiter gewinnt darin bald so viel Übung, dafs er die Larven heraushebt, ohne viele Pflanzen dadurch mit zu heben, die dann ja auch leicht wieder eingedrückt werden können. Dem Engerling wird das Fressen von einer Pflanze zur andern durch die regelmäfsigen Reihen derselben sehr leicht, aber auch dem Arbeiter das Nachsehen. Man erstaunt, wenn man oft schon nach einigen Tagen, nachdem einige Schocke Engerlinge entfernt sind, Ruhe hat, während man aus dem Frafse auf den Beeten Legionen vermuthete. Sind die Ver- wüstungen schon allgemein geworden, so breche man lieber den ganzen Kamp um und sammle die Enger- linge. Einmal zerstört man diese dann aus dem Grunde und dann sind gewöhnlich noch viele Pflänzchen zum Verpflanzen tauglich. Sonst würde man gar nichts retten und den Kamp auch nicht einmal zum näch- sten Jahre gebrauchen können. Im dritten und vierten Frafssommer und zwar im Mai und Juni des Mor- gens und Abends (s. Lebensart S. 66.) mufs man am aufmerksamsten sein. Auf den Culturen und in den Be- samungsschlägen ist es noch schlimmer, denn hier ist das Revidiren schwieriger, und man kann nicht ein- mal recht viel thun. Auf den Culturen bemerkt man an einer Pflanze immer erst die Gegenwart der Engerlinge, wenn dieselbe schon tödtlich verletzt ist. Anfangs welkt sieblofs, später werden die Blätter oder Nadeln mehr oder weniger gelb, je nachdem die Wurzeln stärker oder schwächer verletzt wurden. Dann bleibt nichts übrig, als die Pflanze (die oft schon beim Anfassen zwischen den Fingern hängen bleibt) herauszimehmen und einige Spatenstiche Erde herauszuwerfen, in welcher man den Fresser allermeist (*) Hr. Plieninger hat, auf die, S. 81. mitgetheilte Erfahrung gestützt, hier und da Versuche mit künstlich an- gelegten Erdhöhlen (mit etlichen Steinplatten in der Tiefe von 1'/» bis 2') machen lassen. Man fand schon Ende Octobers in diesen Höhlen Engerlinge und sogar schon vollkommene Maikäfer zu Dutzenden versammelt und konnte sie auf diese Weise leicht herausnehmen und zerstören (Maik. S. 37.). Im Kleinen wäre die Anwendung dieses Mittels sehr zu rathen. Auf den Morgen würden 10-12 solcher Höhlen genügen (Maik. S. 74.). 86 Schädliche Käfer. gleich sehen wird. Das ist durchaus nöthig, denn sonst geht es den nun frisch eingepflanzten Stäramchen wie den alten. Die Engerlinge gehen von einem solchen Pflanzloche nicht fort, weil sie hier lockern Bo- den haben, rings umher aber einen festen Wurzelfilz finden, den sie nur ungern durchdringen. Auch ist es nicht gut, die alten, welkenden Pflanzen eher herauszunehmen, als bis man nachpflanzt, denn man erhält die Larven um so sicherer in dem Loche, während sie sonst doch wohl weiter gehen könnten. Oft sieht man ganz verdorrte Pflanzen und wenn man nachgräbt, sitzen doch noch die Larven (oft bis 4) in dem Pflanzenloche. Wahrscheinlich begnügten sie sich auch mit den verwesenden Wurzelresten der Pflanze. Beachtet man dies, so wird man doch wenigstens nach dem Nachbessern Ruhe haben. Noch schlimmer ist es in den altern Eichen- und Buchenschonungen. Die Larve kann nicht die ganze Wurzel abbeifsen und die Pflanze kränkelt nicht so merklich, stirbt aber im andern Jahre doch ab. Das Nachbessern kann hier also erst später vorgenommen werden, meist dann, wenn die Larven sich schon zur Verpuppung an- schicken, uns also vorläufig nicht mehr schaden. In dissem Falle bleibt also das Sammeln das einzige wirksame Mittel. Eben so ist es auf den Besamungsschlägen. Man mufs hier ruhig zusehen, wie ein Pflänzchen nach dem andern hinstirbt, denn wie wollte man die Fresser hier verfolgen und ausheben wie auf Saatbeeten? Wir haben hier selbst die traurige Erfahrung gemacht und sind auch zugleich darüber belehrt worden, dafs das gerühmte Eintreiben der Schweine nicht immer hilft. Hr. Pfeil hat darüber schon {Crit. Bl. X. L S. 102.) berichtet. Im Lieper Reviere der Institutsforsten, sagt er, wurde im Win- „ter 183| ein dunkler Besamungsschlag angehauen und vortrefflich besaamt, der sehr geschlossen gestan- „den hatte und in dem man defshalb vorher keine Vegetation fand. Er wurde bei der sehr reichlichen „Mast den ganzen sehr weichen Winter hindurch mit Schweinen betrieben, welche den Schlag so tief um- „wühlten, dafs kein, auch noch so kleiner, Fleck blieb, der nicht umgebrochen gewesen wäre. Die Besa- „mung ging auch so dicht auf, dafs man den Fufs nicht setzen konnte, ohne Pflanzen zu treffen. Aber „schon im Juni wurden dieselben gröfstentheils von Engerlingen verzehrt, wovon man mit jedem Spaten- „stiche mehrere herauswerfen konnte. Wenn man dabei noch bemerkt: dafs gerade dieser Fleck dicht bei „dem Dorfe Senftenhütte liegt, welches eine grofse Menge Schweine hält, und dafs derselbe mit den „zunächst gelegenen Forstorten die eigentliche Schweinehütung dieser Gemeinde ist, welche diese Di- „stricte von jeher unausgesetzt mit ihrer starken Heerde betrieb, so dafs sie jährlich vielmal umgewühlt „wurden, so wird dies am deutlichsten beweisen, dafs von dem allerdings wohl zu empfehlenden Eintriebe „der Schweine keine sichere Hülfe gegen diese Insecten zu erwarten ist." Einen schlagenderen Beweis gegen die Unfehlbarkeit dieses Mittels kann es nicht geben. Meiner Meinung nach kann es nur in dem Frühjahre nach dem Verpuppungswinter recht wirksam sein, denn alsdann arbeiten sich die Käfer allmälig hervor und können schon vom Februar und März an, wenn nicht zu strenge Kälte herrscht, von den Schweinen erreicht werden. Aufser dieser Zeit wird das Eintreiben dann nur nützlich sein, wenn die Engerlinge nicht weit von der Oberfläche entfernt sind, also im Sommer wenn sie fressen. Leider wird dann nur alle Vegetation mit zerstört. Jedoch dürfte man sich bei einem grofsen Frafse auch durch diese Rücksicht nicht abschrecken lassen, man würde, wenn auch ein grofser Theil der Pflanzen vernichtet würde — der ja auch durch die Larven verloren geht — doch wenigstens die Larven zerstören und ihr Wie- derkommen und ihre Verwandlung verhüten. Auch schon früh im Frühjahre wäre diese Mafsregel nütz- lich, da sich die Larven, wie man aus dem häufigen Auspflügen derselben weifs, zu dieser Zeit auch sehr oberflächlich halten und die Buchen erst anfangen zu keimen. Immer ist also der Winter die ungeeignet- ste Zeit zum Eintreiben. Hr. Pfeil macht (a. a. 0.) auch noch mit Recht darauf aufmerksam, dafs von den wilden Schweinen, in Beziehung zum Maikäfer noch weniger zu erwarten sein würde, indem diese im Sommer weniger brechen, sondern sich mehr vom Grase nähren oder die Felder besuchen. Von Vor- bauungsmitteln wird bei diesen bösen Thieren nicht viel die Rede sein können. Sie sind da, ehe man Melolontha vulgaris. Begegnung. 87 es sich versieht und wo man es nicht erwartet. Alle solche Mafsregeln, welche man gegen Rinden- und Holzinsecten anwenden kann, helfen hier nichts. Liefse sich eine Cultur-Methode finden, welche den Mai- käfern widrig wäre, so würde man damit weit mehr ausrichten können, als durch die Vertilgungsmafsre- geln gegen schon vorhandene Larven. Dazu ist bis jetzt aber noch keine Aussicht! Man hat hierund da gefunden, dafs die Larven in den Culturen den meisten Schaden angerichtet hatten, wo die Bestände abge- holzt waren und der Boden mehrere Jahre müssig gelegen hatte (Hr. Hennecke). Dies fordert allerdings noch mehr dazu auf, gleich nacfc dem Abtriebe, besonders wenn derselbe in den letzten Jahren vor der Verwandlung der Maikäfer vorgenommen werden kann, zu cultiviren. Ganz sicher ist man aber auch dann noch nicht, denn wenn die Bestände gemischt sind, enthalten sie fast immer Maikäferbrut und diese überträgt sich dann auf die Culturen. Die hier auskommenden Käfer werden, wenn sie Frafs in der Nähe finden, doch wieder hier ablegen. So liefs sich in unserer Gegend in mehreren Jagen nachweisen, dafs die Larven schon im Boden steckten, also schon, als der Bestand noch geschlossen war, entstanden, und sich nachher in die Pflanzlöcher zogen. Die Zerstörung war dann freilich desto merklicher. Die Sache ist also die, dafs wir sie bei der Methode zu cultiviren, bei welcher nur die weitläufig liegenden Pflanzlöcher Pflanzen enthalten, weit eher bemerken, weil der Larve die Zerstörung der Pflanzen viel leichter wird und viel gröfsere Lücken entstehen, während man, wenn mit reichlicher Samenmenge, und ohne Auswahl ein- zelner Stellen angebauet wird, den Abgang der gefressenen Pflanzen gar nicht so sehr bemerkt und keine fühlbare Lücken erhält. Zum Schlufs dieses Abschnittes nur noch die Bemerkung: dafs es doppelte Pflicht für den Forstmann sei, über die Ausführbarkeit der Vertilgungsmaafsregeln, besonders des Sam- meins, nachzudenken, weil man schon öfters (s. auch wieder das neueste Corresp. d. Wärt. Landw. Ver. J. 1835. S. 34.) auf die gewifs nicht ungegründete, Vermuthung gekommen ist, die Laubwaldungen seien nicht nur als Ableitungen, sondern auch als Heckstätten für die Maikäfer anzusehen, und den Wunsch von Seiten der Landleute ausgesprochen hat, das Sammeln der Käfer möge auch so viel wie möglich auf die Waldungen ausgedehnt werden. Ich hatte bereits die Nachträge zur Lebensweise und Vertilgung des Maikäfers abgesendet, als ich durch die Güte des Hrn. Plieninger noch die neuesten, aus dem Correspondenzblatte des landw. Ver- eins von 1838 besonders abgedruckten, naturhistorischen Berichte erhielt, aus welchen ich Folgendes heraushebe. In Owen erschienen die Maikäfer in aufserordentlicher Zahl, hatten ihren Hauplsitz jedoch immer nur in einem gegen Norden liegenden Buchwalde. Es ist indessen nicht, wie der Berichterstatter vermuthet, anzunehmen, dafs sich die Engerlinge in dem Waldboden selbst, einer leichten, schwarzen Erde mit kalkigem Felsengrunde und mit Moos und Waldgras bewachsen, aufhalten, vielmehr ziehen sich die auf Wiesen und Feldern erzeugten Käfer, nach vielfältigen, anderweitigen Berichten in die Wälder. Von Kuchen, wo eine Bewässerung der Wiesen von Michaelis bis in den Januar Statt findet und sonst das Jahr hindurch wiederholt wird, wird dies mit Recht als Ursache angegeben, dafs dort nie Schaden durch Maikäfer verursacht werde. Auch von Renningen, Schalkstetten und Unterböhringen wurde berichtet, dafs dort nie bedeutender Maikäfer-Schaden vorgekommen sei, wahrscheinlich wegen des festen, geschlossenen Bodens und der Menge dort heimischer, Insectenfressender Vögel. Einer Nach- richt aus dem Canton Schwyz zufolge sammelt man schon defshalb die Maikäfer dort eifrig und gern, weil sie, wenn man sie in Gruben mit heifsem Wasser tödtet, nach einiger Zeit einen Dünger liefern, der alle bekannten Dungmittel übertrifft. Aus dem Oberamtsbezirk Saulgau wurde gemeldet, dafs die Maikäfer- flüge im J. 1836 (wo sie denn auch bei uns so ungewöhnlich häufig waren) die Luft in einer Höhe von 6-8' über der Erde wahrhaft erfüllten, dafs aber der lehmigte oder torfartige Boden überall von ihnen gemieden wurde. Im Oberamtsbezirk Waldsee seien sie dagegen nie in so grofser Menge, wahrscheinlich weil hier die zahlreichen Möven ihrer Vermehrung entgegen arbeiteten. Zu Aichstätten soll es sich 88 Schädliche Käfer. sehr nützlich erwiesen haben: auf den angesteckten Feldern 1' tiefe und breite Erdgruben mit Dünger zu füllen und dann die Engerlinge, die sich hierher zusammengezogen, zu zerstören. Im Bodenseegebiete sollen sich die Maikäfer erst in neueren Zeiten in zahlloser Menge eingefunden haben, nachdem die Trockenle- gung der dortigen Weiher die so überaus nützlichen Möven vertrieben hatte. Als ein seltsamer Grund, warum zu Friedrichshafen die Maikäfer niemals sehr überhand nehmen, wird angeführt: dafs die Käfer während ihrer Flugzeit häufig durch die, gegen Abend entstehenden, Ostwinde in den See getrieben würden (ersetzt also das Sammeln!). Von mehreren Orten wird üb-^reinstimmend gemeldet: dafs die Maulwürfe im Stande wären, die Maikäferlarven in Schranken zu halten und sich, wenn sie eine Wiese ausgejagt (d. h. von Engerlingen befreit) hätten, von selbst wieder verlören, fernerauch: dafs die Vögel-Jagden, namentlich die Uhu-Hütten, sich überall verderblich gezeigt hätten. Leider können wir die Acten über die Unschädlichmachung der Forstinsecten immer noch nicht abschliefsen. Am wenigsten ist dies vorläufig beim Maikäfer zu hoffen. Indessen sind wir doch auf dem Wege, diesem unangenehmen Thiere mit gröfserer Sicherheit und ausführbareren Mitteln begegnen zu können, als es bisher geschehen ist, und wir werden darin binnen Kurzem vielleicht noch gröfsere Fort- achritte machen. Die von mir in der ersten Ausgabe der Forstinsecten raitgetheilte, ausführliche Darstel- lung der Lebensweise und der bekannten Vertilgungsmittel hat zu neuem Nachdenken und zu neuen Ver- suchen angeregt. Ich besitze bereits die neuen Ansichten und Erfahrungen von einigen unsrer ausgezeich- netsten, practischen Forstmänner durch die Güte derselben und theile sie hier mit deren eignen Worten mit, weil sich daraus ergiebt : welche verschiedne Gesichstpunkte man bei der Begegnung aufstellen kann, welche Localitätsverschiedenheiten dabei zu berücksichtigen sind u. dergl. Auch ersieht man daraus aufs Neue : dafs nicht ein Mittel dem Thiere überall und unter allen Umständen entgegen gestellt werden kann, und dafs die Auswahl aus mehreren immer das Nachdenken des Forstmannes in Anspruch nehmen wird. Hr. V. Thadden sagt, dafs der Schaden, welcher früher in den Königl. Forsten des Regierungs- bezirkes Stettin durch Maikäfer angerichtet worden war, sich nur hin und wieder auf das Absterben ein- zelner Büschel junger, angesäeter Kiefernpflanzen beschränkte. Seit zwei Jahren sind aber die Verhee- rungen durch die Engerlinge in dem eine Meile von GoUnow belegenen, Hohenbrücker und angrenzenden Jagen des Stepenitzer Reviers in solcher Ausdehnung vorgekommen, dafs das Üebel zum sorggältigsten Nachdenken aufforderte. Im Frühjahre 1835 zeigte sich im Königl. Hohenbrücker Forste ein bedeutender, localer Maikäferflug auf einer Strecke von 2500 Schritten Breite und einer Meile Länge, und zwar von Süden nach Norden. Er hatte sich besonders in den mit Laubholz gemischten Kiefernbeständen durch das gänzliche Entblättern von Eichen, Buchen und Birken kenntlich gemacht, wohingegen aufser dem Bereiche dieser Flugstrecke fast kein Baum befressen war. Am stärksten liefs sich dieser Frafs in einer entwässerten, mit 14-jährigen Birken bestandenen, 65 Morgen enthaltenden Niederung wahrnehmen, welche von einem Kiefern-Lichtschlage und ausgedehnten haubaren, reinen Kiefernbeständen umgeben war. Am Tage waren diese ganz geschlossenen, jungen Birken dergestalt mit Käfern bedeckt, dafs man kaum das Laub wahrnehmen konnte. Nach 3 Wochen standen sie gänzlich entlaubt da. Der Revierverwalter, Oberförster Falke, liefs Schweine in den befallenen Birkenort eintreiben und die Käfer abschütteln. Diese wurden anfänglich von den Schweinen sehr gern gefressen. Das dauerte aber nur wenige Stun- den, denn die Schweine gingen wieder an das Gebrüch, wahrscheinlich weil ihnen die fetten Käfer zuwider wurden. Es blieb also noch eine grofse Käfermenge übrig. Endlich verschwand diese so allmä- lig, dafs man bei der gröfsten Aufmerksamkeit nicht bemerken konnte, wohin die Käfer gekommen seien. Dafs sie eine unheilvolle Brut zurückliefsen, wird gleich nachher gezeigt werden. Deren Tummelplatz war der vorher erwähnte Lichtschlag. Er befindet sich auf leichtem, lockern Boden von mittelmäfsiger Beschaffenheit und war im Jahre 1832 gröfstentheils natürlich mit Kiefern angeflogen. Anhaltend trockne Melolontha vulgaris. Begegnung. 89 "Witterung hatte aber die Pflanzen dergestalt beschädigt, dafs solche sich nur in den Niederungen geschlos- sen erhielten. Also auch natürliche Besamung schützt nicht ! Da jedoch von den noch vorhandenen, schon licht gestellten Samenkiefern Samen genug zur Erde kommen konnten, um den noch vorhandenen, jungen Bestand vrieder in Schlufs zu bringen, so wurde das Eintreiben von Schweinen angeordnet. Der Erfolg ■war so vollständig, dafs der Schlag bereits im Jahre 1836 völlig hätte abgetrieben werden können. In diesem Jahre aber, besonders im Juli und August, wurde abermals das Verschwinden der nunmehr 2-jäh- rigen Pflanzen bemerkt. Obgleich man bald aus der Beschädigung der Wurzeln auf den wahren Feind schliefsen konnte, so war dieser selbst doch durchaus nicht aufzufinden. Erst im folgenden Jahre (1837), da die Engerlinge bereits 3-jährig geworden waren, konnte man sie entdecken. Wurde eine noch krän- kelnde Pflanze aufgehoben, so liefsen sich oft 5-6 Engerlinge zu gleicher Zeit mit derselben aus der Erde heben. Merkwürdig, dafs Hr. Oberförster Falke, bei wiederholten Nachsuchungen, häufig gar keine Larven mehr fand. Wahrscheinlich rührte dies von dem Tiefer- und Höhersteigen derselben während der häufig wechselnden, rauhen Witterung her. Zuletzt wurde der Eintrieb der Schweine in die am stärk- sten befallenen Districte angeordnet und mit Freuden bemerkt, dafs sie hier stark brachen, eine grofse Menge von Engerlingen verzehrten und sich dabei sehr wohl befanden. Da indessen in dortiger Gegend keine gröfsere Anzahl von Schweinen zu haben war, so blieb die Maafsregel nur eine halbe ; denn, als der Oberförster Anfangs Juni mehrere Morgen streifenweise aufhacken liefs, fanden sich fast auf jeden Quadratfufs noch 2-3 Engerlinge in der obern Erdschicht, welche nun vernichtet werden konnten. Im J. 1838 wurde bemerkt, dafs durch die anhaltend nasse Witterung der Engerling in seinen Verheerungen sehr gestört worden war, da sich nur sehr wenige in der Erdoberfläche auffinden liefsen. Ein Theil der, schon in den vorhergehenden Jahren hart angegriffenen, kränkelnden Pflanzen trieb wieder Faserwurzeln und wurzelte sich fest. Dennoch waren ungefähr 200 Morgen dieser Kiefern-Naturschonung völlig zerstört worden, so dafs, ohne Rücksicht auf die noch wenigen erhaltenen Pflanzen, die ganze Fläche nun aus der Hand wieder cultivirt werden mufs. Aufser dieser völlig zerstörten Kiefern-Schonung waren noch zwei andre von 5-6-jährigem Alter im Hohenbrücker Reviere von Engerlingen befallen gewesen, jedoch bei weitem nicht in dem Umfange wie jene. Der Grund liegt höchstwahrscheinlich in Folgendem. Der Käferstrich hat sich im J. 1835 nicht bis hierher in so bedeutender Anzahl erstreckt, auch sind hier und in der Umgegend nur sehr wenige Laubholzstämme untermischt, die einer grofsen Käfer-Menge die erforder- liche Nahrung hätten gewähren können, und dann endlich ist hier der Boden fest und mehr überzogen und war nie htvordem Fluge aufgelockert worden. In jener zuerstgenanntenNaturschonung war da- :gegen der Boden vor dem Flugjahre zur Bewirkung von Samenempfänglichkeit aufgelockert worden und die Käfer hatten hier um so lieber die Brut abgesetzt, weil sie reichliche Nahrung in der benachbarten Birken- schonung fanden. Dies beweist also, dafs bei grofser Käfermenge auch Breit- und Vollsaaten angegriifen werden, wie sich im angrenzenden Theile des Stepenitzer Reviers selbst der Fall ereignet hat, dafs eine geringe Fläche Vollsaat ebenso wie eine streifenweise Cultur von Maikäfern angegangen und, wenn auch nicht so total, doch bedeutend beschädigt wurde. Im Übrigen ist es allerdings auch hier beobachtet worden: dafs sie stets die platzweisen und Streifen-Saaten am liebsten wählen. In torfhaltigem Boden fand sich hier nie eine Spur von Engerlingen. Zur Verminderung künftiger Beschädigungen sind daher folgende Mittel besonders empfehlenswerth: 1) Schonung der natürlichen Feinde der Engerlinge, besonders -der Krähen. 2) Sammeln der Käfer bei bedeutendem Fluge durch Abklopfen der Laubhölzer und Ver- nichtung der ersteren durch Schweine oder durch Menschenhände. Zur Erleichterung dieses Verfahrens können in Kiefernanlagen, welche dem Übel ausgesetzt sein möchten, hochstämmige Birken einzeln und am Rande eingepflanzt werden, damit die Käfer auf diese fallen und leichter gesammelt werden können. 3) Eintrieb der Schweine in diejenigen Schonungstheile, welche von Engerlingen befallen sind. Die Hirten M 90 Schädliche Käfer. müssen durch Remunerationen und unter steter Aufsicht der Beamten angehalten werden, die Schweine nur auf den beschädigten Stellen brechen zu lassen. Wo dies nicht ausführbar ist, müssen kleine Stellen, auf denen der Engerling sich zeigt, aufgehackt und die gesammelten Larven durch Menschen vernichtet werden. Hr. V. Meyerinck hatte imJ. 1836 einen bedeutenden Maikäferflug und im J. 1838 zeigten sich, wie gewöhnlich, schon die Engerlinge verderblich. Er schreibt mir darüber folgendes sehr Beachtens- werthe: Wissen wir, dafs 1836 ein bedeutendes Maikäfer- Jahr war, dafs die heranwachsenden Larven in den Jahren 1838 und 1839 muthmafslich stark fressen werden, so scheint es mir in Gegenden, welche von dieser Plage sehr heimgesucht werden, wohl rathsam, hierauf Rücksicht zu nehmen und wenigstens grofse Kiefernanlagen im Jahre 1838 auszusetzen oder zu beschränken, wenn wir aus den Zerstörungen von 1838 augenscheinlich vorhersehen, dafs die Saaten oder Pflanzungen nur für die Engerlinge gemacht werden. So werde ich eine diesjährige Pflanzung von 90 Morgen, welche ganz abgefressen ist, nicht im nächsten Frühjahre erneuern, obgleich die schönsten Pflanzen dazu vorhanden sind. Man wird dagegen einwenden, dafs die Kiefer bis in ihr spätestes Alter den Beschädigungen durch Insecten ausgesetzt sei, dafs wahrscheinlich im J. 1842 ebenfalls ein starker Engerling-Frafs eintreten und die im J. 1840 gemach- ten Anlagen zerstören werde u. dgl. Dagegen aber spricht die Erfahrung, da dieses Insect in seinem Turnus nicht gleich zerstörend alle vier Jahre auftritt und daher doch auch wohl einer Verminderung, unter Um- ständen, die wir nicht kennen, unterworfen sein mufs. Ferner sehen wir, dafs in den Heiden die Käfer vorzugsweise an den Birken und Eichen schwärmen und müssen vermuthen, dafs sie auch in solchen Orten vorzugsweise ihre Eier ablegen. Sollte diese Erfahrung nun nicht dahin leiten, dafs in Revieren, wo Birken-, Buchen- und Eichenräumden abgeräumt und mit Kiefern in Anbau gebracht werden (was in hiesigem Regierungsbezirke in grofser Ausdehnung statt findet), immer schon mehrere Jahre vor der Saat oder Pflanzung dergleichen Räumden eingeschlagen werden, damit der Käfer hier nicht schwärmt und seine Eier ablegt? Diese Ansicht bestätigen die hiesigen Kiefernanlagen in gegenwärtiger Zeit augen- scheinlich, indem sich auf solchen Flächen viel weniger Schaden zeigt, wo keine Laubhölzer in der Nähe sind und dergleichen Bestände schon vor längerer Zeit abgeräumt wurden, als da, wo die Culturen von noch vorhandenen Eichen-Räumden begrenzt oder solche Bestände darauf noch vor wenigen Jahren vor- handen waren. Der Einwand: dafs man mit der Cultur dem Hiebe folgen müsse, indem der Boden durch mehrjährige Freistellung vor dem Anbau veröde, wird von solchen Forstleuten nicht erhoben werden, welche die Bestände kennen, die ich hier im Auge habe. Möchte wirklich auch durch die frühere Abräumung i p. C. Humus in diesem Boden verloren gehen, so bedingt hier die Noth eine Ausnahme von der Regel, und man wird am Ende in etwas schlechterem Boden mit gröfserer Sicherheit Culturen aufbringen, als wo derselbe voller Maikäfer-Larven steckt. Hinsichtlich des Sammeins der Käfer glaube ich zwar auch nicht, dafs wir in den Forsten durchgängig dem grofsartigen Beispiele überall folgen können, womit Quedlinburg uns vor einigen Jahren voranging, wo nur Alleebäume und Obst-Plantagen geschüttelt zu werden brauchten. Doch bin ich überzeugt, dafs in den meisten Forsten die Localität auch durch Sammeln der Käfer die Verminderung dieses Insects in der Nähe neuer Anlagen gestattet, und ich werde daher im Jahre 1840 an den Rändern der Culturplätze alle Anstalten zu einer allgemeinen Jagd darauf treften, wobei Fangbbäume, wie sie Hr. Pfeil vorschlägt d. h. einzelne übergehaltene oder ab- sichtlich angepflanzte Laubbäume), gewifs mit grofsem Vortheile benutzt werden können. Wer die Schwierigkeiten kennt, welche mit dem Sammeln von Raupen und andern Larven in grofsen Kiefernforsten verbunden sind, und wer weifs, wie viel hierin bereits gelei- stet ist, der wird vor dergleichen kleinern Bemühungen nicht zurückschrecken (*). (*) Bei dieser Gelegenheit mufs ich noch andrer Einwendvmgen erwähnen, welche man gegen das Käfersammeln gemacht hat. Es soll nicht radical helfen. Das kann man aher auch ehen so wenig von dem Käfersammeln verlangen, Melolontha vulgaris. Begegnung. * 91 Was nun die Vertilgungsmafsregeln gegen schon vorhandene Larven anlangt, so glaube ich, fährt Hr. v. Meyerinck fort, dafs man bei sehr ausgedehnten 1-6-jährigen Kiefern-Anlagen getrost davon Abschied nehmen kann, wo das Übel so überhand genommen hat, dafs man mit jedem Spa- tenstiche im Sommer mehrere Engerlinge herauswerfen kann. Wo hingegen die Larven in mäfsiger Zahl fressen und die Culturen sich nicht über einige 100 Morgen ausdehnen, da möchte docli in solchen Jahren, besonders wo die Larve zum letzten Male vor der Verpuppung frifst, nocli Vieles erhalten werden können. Beobachtet man unter diesen Umständen die Pflanzenreilien in den Fulireu des Pfluges, so sieht man deut- lich, dafs die jungen Kiefern darin, besonders 1-2-jährige, nach einer Richtung gewölinlich fortschreitend absterben, als Beweis, dafs die Larve unter der Erde mit ihrem Frafs in den Pflanzenreihen (*) weitergeht, sobald die AVurzeln der ersten Pflanzen abgefressen sind. Man kann diese Gänge sehr leicht mit einer schwachen Ruthe unter der Erde verfolgen und eben so von aufsen wahrnehmen, dafs das Fortschreiten des Frafses einer oder mehrerer Larven, die zusammen frafsen, bei altern gut bewurzelten Saaten lang- samer, bei Jüngern rascher ist. Eine ähnliche Erscheinung fand hier bei den Pflanzungen statt, so dafs die 1-2-jährigen zum Theil ganz ruiuirt, die 5-6-jährigen aber nur durchlichtet sind. Auf diese Wahr- nehmung gestützt glaube ich, dafs man da, wo nicht eine zu grofse Menge Larven frafsen, durch unausge- setztes Herauswerfen der welk werdenden Pflanzen mit einem starken Erdballen und durcii Vernichten der so zu Tage geförderten Larven, besonders im Anfang des Frafses, noch sehr viel retten kann. Es wird dies Verfahren schon in dem Isten Bande der Forstinsecten empfohlen (S. 74.), hier aber hinzugefügt; „die Engerlinge gehen von einem solchenPflanzloche nicht fort, weil sie hier lockern Boden haben, rings „umher aber einen festen Wurzelfilz finden u. s. f., auch ist es nicht gut, die welkenden Pflanzen eherheraus- „zunehmen, als bis man nachpflanzt" u. s. f. Ich möchte dem widersprechen, denn 1) findet sich z.B. bei Ballenpflanzung kein aufgelockerter Boden, 2) würde man beim Nachpflanzen im Spätherbst und Früh- jahre die Engerlinge nicht mehr finden, weil sie zu tief in die Erde gehen, 3) aber gingen dieselben hier, wenn sie die Wurzeln ganz junger Kiefernpflanzen aufgezehrt hätten, unbezweifelt weiter nach andern Pflanzenstellen, da man sie schon häufig im Juli nicht unter den befressenen Pflanzen fand und ihre Aus- wie von dem Sclimetterlingssammeln z. B. beim Spinner. Man ist aber auch schon zufrieden, wenn man nur die Brut verringert, ohne sie gänzlich zerstört zu haben. Beim Maikäfer hat dies nun noch besondere Schwierigkeiten darin: dafs er zu einer Jahreszeit, wo Spätfröste seinen Flug und sein Auskommen plötzlich hemmen, erscheint, und dafs man oft genöthigt ist, die mit Mühe getroffenen Anstalten auf mehrere Tage zu unterbrechen und nachher wieder zu beginnen. Bei einem Wetter, welches das Sammeln der ruhig an den Bäumen sitzenden Schmetterlinge grade begün- stigt, wird dies beim Maikäfer ganz unmöglich, indem er sich so verkriecht, dafs man ihn gar nicht findet. Schlimmer kann es damit gar nicht gehen, als in dem Maikäferjahre 1836, wo sich die Flugzeit bis in den Juli verschleppte. Da konnten wir ihrer nicht einmal in unserm kleinen Forstgarten Herr werden, denn im J. 1838 zeigte sich wieder Enger- lingfrafs auf den Kiefern-Saatbeeten des Forstgartens. Indessen war doch auch der Nutzen des Sanimelns nicht zu verkennen; denn, wenn die ungeheure Menge von Käfern im J. 1836 geblieben wäre, so wäre vielleicht für jedes Kie- fempflänzchen ein Engerling da gewesen. Wir hatten aber im Ganzen nur Frafs auf einzelnen Stellen. Es würde also Alles darauf ankommen, während der ganzen Flugzeit des Maikäfers immer so viele Leute bei der Hand zu haben, dafs man beim plötzlichen Wiedererscheinen des Käfers sogleich einschreiten könnte. Bei gewissen Localitäten, und ganz besonders wenn man Fangbäume hielte, dürfte dies auch keine Schwierigkeiten haben. Alsdann giebt es ja auch Jahre genug, in denen der Maikäfer in 2-3 Wochen gänzlich abschwärmt. (*) So nachtheilig es auch einer Seits ist, dafs den Engerlingen der Frafs in den Saatenreihen und Fuhren erleich- tert wird, so vortheilhaft ist es aber auch wieder da, wo man unausgesetzt Achtung darauf geben kann, denn es erleich- tert das Aufsuchen und Tödten der Larven ganz ungemein. Während man bei dem Untereinanderstehen der Pflänz- chen nicht weifs, wohin das Thier sich von einer zerstörten FÄanze aus gewendet hat , so ertappt man es in den Reihen gewöhnlich schon bei der zweiten oder dritten und rettet dann durch seine Aufhebung den ganzen übrigen Theil der Reihe. M2 92 Schädliche Käfer. gangsröhre deutlich verfolgen konnte. Nur wenn die Kiefern 5-6 Jahre alt sind, glaube ich, dafs die Wurzel einer starken Pflanze hinreichen möge, eine oder mehrere Larven den Sommer hindurch zu ernäh- ren und dafs letztere dann nicht weiter wandern. Denn ich fand den Spätsommer bis zur Mitte Octobers unter allen angefressenen Kiefern in diesem Alter (bei einer Pflanzung in 3' Entfernung) überall die Enger- linge, nachdem diese zuletzt die Wurzeln bis zur Stärke einer Rabenfeder mit Stumpf und Stiel aufgezehrt hatten. Wollte man daher bis zur Nachpflanzung mit dem Auswerfen und Tödten der Larven warten, so würde jedenfalls sich deren Frafs auch auf die benachbarten Pflanzen ausdehnen, so wie die spätem Nachpflanzungen abermals vernichten, wenn nicht grade die Verpuppung einträte (*). Übrigens ist in den hiesigen Kiefernsaatkämpen ein gleiches Verfahren wie das im Neustädter Forstgarten beobachtete mit dem besten Erfolg gegen die Engerlinge angewendet worden. Warum sollte man dies auch nicht auf gröfsere Flächen ausdehnen, so lange man noch Herr des Übels werden kann? Die Ansicht, dafs die Engerlinge den Kiefer-Pflanzungen schädlicher als den Saaten sind, berichtigt sich, nach den in hiesiger Provinz gesammelten Erfahrungen, dahin: dafs zwar die gröfsten Saaten bis zu fünfjährigem Alter hier bei grofser Zahl der Engerlinge gänzlich vernichtet wurden, dafs aber doch wohl eine kleinere Zahl derselben dazu gehört, um eine Pflanzung zu verderben und dafs daher nur in so fern für diese öfter Gefahr eintreten kann, als für die Saaten. Eigenthflmlich ist es doch, dafs man die Ursachen noch nicht kennt : warum die stärksten Maikäfer-Generationen mit einem Male gänzlich vertilgt werden. Einzelne Gegenden in der Altmark waren vor 5 Jahren von dieser Plage so heimgesucht, dafs die Larven noch im Spätherbst die grünen Roggensaaten abfrafsen und dafs die Äcker umgeflügtund neu bestellt werden mufsten, während in diesem Jahre gar keine Engerlinge (oder Zapfen, wie man sie dort nennt) bemerkt wurden. Auch hier zeigte sich, wie das schon (S. 78.) mitgetheilt wird, die Larve nur in schmalen Landstrichen, während dazwischen liegende Gegenden ganz verschont waren. Vorzugsweise sind es die Zuckerrüben, welche hart mitgenommen wurden, und von den Getreidearten litt die Gerste am meisten. Im Walde haben sie, aufser den Kiefern, noch Fichten- und Eichensaatkämpe ganz zerstört, die Ballenpflanzung in Sandschellen blieb dagegen ganz unberührt, obgleich alle Pflanzungen rings umher abgefressen wurden. Wahrscheinlich die einzige lobenswerthe Eigenschaft des Flugsarides. In den Flufsthälern giebt es abermals keine Engerlinge, obgleich die Maikäfer im J. 1836 hier grofse Mit- telwald-Districte entblätterten. Fast scheint es daher, als wenn diese von jenseits der Elbe herkämen. Nach diesen schriftlichen, interessanten Mittheilungen des Hrn. v. Meyerinck erhielt ich noch später eine mündliche, welcher zu Folge Hr. v. Meyerinck im Sommer 1839 ein neues, leicht anwend- bares Mittel versuchen will. Es haben ihn nämlich Erfahrungen gelehrt — ich glaube vorläufig nur in einem Garten gesammelt — dafs Insecten durch den Geruch des Steinkohlen-Theers, ein Mittel, das schon in altern Schriften genannt wird, vertrieben werden. Er beabsichtigt nun bei der Anlage von Saaten und Culturen in den, dem Frafse ausgesetzten Gegenden neben den Samen und neben den Pflanzen, nur durch eine dünne Erdschicht von denselben getrennt, eine kleine Portion von jenem Theer anzubringen, und zwar mittelst eines trocknen (Eichen-) Blattes, welches in den Theer eingetaucht wird. Da der letztere (*) Es war jene Bemerkung auf S. 85. auch nur für die Mehrzahl der Fälle berechnet und ich räume ein, dafs sie auf Ballenpflanzungen und auf junge Pflänzchen, welche die Engerlinge nicht lange fesseln, nicht pafst. Sie war aber auch, wieder in andrer Beziehung, nur für den, gewifs seltnem, Fall berechnet: dafs man nichts zur Vertilgung der Engerlinge augenblicklich thun will. Kann man sich der Zerstörung derselben gleich während des Frafses unter- ziehen, wie es Hr. v. Meyerinck räth und wie es gewifs auch oft ausführbar ist, so wird man den Engerlingen nicht Zeit lassen, sich von dem Orte zu entfernen, wo man sie so leicht auffindet. Gleich vor jener Stelle auf S. 85. schlug ich dies auch schon als Haupt-Mafsregel vor. Melolontha vulgaris. Begegntjng. Vorurtheile. 93 nicht theuer ist und auch die Application desselben keinen grofsen Aufenthalt verursachen dürfte, so läfst sich der beste Erfolg davon erwarten, wenn der Geruch des sehr lange sich frisch erhaltenden Theers die Larven wirklich zurückschreckt. Eines eigenthümlichen, freilich gewifs nur selten anwendbaren Schutzmittels gegen die Engerling- Verwüstungen erwähnt Hr. Mufs. Die Stellen, auf welchen in seinem Reviere sich vorzugsweise Enger- linge zeigten, sind solche, deren Oberboden aus einer aschenartigen Stauberde besteht, die selbst bei der gröfsten Nässe von oben nicht Nässe anzieht. Selbst nach dem Aufthauen der bedeutenden Schneemasse des Winters 1835 waren diese Stellen so beschaffen, dafs die daraus genommenen Kiefernpflanzen den Ballen nicht hielten. Zur Bepflanzung solcher Stellen nahm er denn vorzugsweise Kiefern aus Lehm- boden oder aus festem und frischem Sandboden und hatte an diesen Stellen dann nicht mehr von den Engerlingen zu leiden. Wenn man also die Wahl hat, so würde man sich unbedingt dieses Mittels bedie- nen dürfen. Hr. Pfeil hat den Gegenstand in neuester Zeit auch wieder aufgenommen {Grit. Bl. Bd. XHL ^ H. 1. S. 213. u. f.) und ebenfalls bewiesen: dafs die an Laubholz grenzenden Reviere am meisten dem fl^ Maikäferfrafse ausgesetzt sind. Er schlägt vor, in solchen dem Insect besonders durch geeignete Wirth- O schaftsmafsregeln zu begegnen, namentlich solche Cultur-Methoden zu wählen, bei denen der Frafs weniger £ H, verderblich wird. Am wenigsten würden sich, nach ihm, hier die Pflanzungen mit 1- und 2 -jährigen Stämmen und entblöfster Wurzel empfehlen, weil die Larven in dem lockern Boden sich schnell von einer "^^ Pflanze zur andern fortarbeiten und diese mit wenigen Bissen tödten. Eben so wenig empfiehlt sich hier die Stecklöcher- und Plattensaat. Die Pflanzen stehen hier so dicht beisammen, dafs die Engerlinge sie leicht vernichten. Ferner sind auch die Streifensaaten hier verwerflich. Schon weniger sind die grofsen Ballenpflanzungen dem Schaden ausgesetzt, da die Wurzeln hier so stark sind, dafs sie der Engerling nicht mehr ganz abbeifsen kann. Auch die breite Rinnen- oder Reifensaat, die Vollsaat, wenn die Pflanzen nicht zu einzeln stehen, finden darin Schutz, dafs die Larven doch nicht jeden Fleck durchwühlen und immer noch genug übrig lassen, dafs sich daraus einBestand bildet. Am allerwenigsten leiden die Samen- schläge, weil die Larven hier nicht überall hinkommen und auch schon der Boden in solchen fester ist. Auch hier wird gerathen, bei der Umwandlung lichter Laubholzbestände in Kiefern mit der Cultur erst nach einigen Jahren dem Hiebe zu folgen. Zum Schlufs will ich noch einige Nachrichten über die, bei dem grofsen Maikäferfrafs in der Gegend von Quedlinburg angewendeten Vertilgungsmittel mittheilen, welche ich Hrn. Oberförster Eyber zu Thale verdanke. Es hatte sich ein Verein zur Vertilgung der Maikäfer, bestehend gröfstentheils aus Gärtnern und Öconomen, gebildet. Es wurden, meist durch die unbeschäftigten Kinder verschiedener Professionisten und anderer Arbeiter, 93 Wispel und 4 Scheffel Käfer gesammelt und im Ganzen nur 267 Rthlr. 11 Sgr. dafür verausgabt, d. h. pro Scheffel Anfangs 4 Sgr., dann nur 3 Sgr. und zuletzt wieder 4 Sgr. Auf den Scheffel rechnete man circa 15,000 Stück Käfer, also sind im Ganzen an 33,540,000 Käfer mit einer unendlichen Brut zerstört worden! Die Käfer wurden mit Dreschflegeln getödtet und zu Dünger benutzt. Die Maulwürfe hatten sich bei der guten Nahrung so vermehrt, dafs nachher Anstalten zu ihrer Vertilgung getroffen werden mufsten. Es wurde bei der Gelegenheit auch beobachtet, dafs selbst die Mäuse Engerlinge fressen. Vorurtheile, welche man hier und da im Volke über die Maikäfer hegt: 1) Aus einer mehr bläu- lichen Farbe der Larven soll man auf einen gelinden Winter schliefsen können und aus einer mehr weifsen auf einen harten. Es ist aber dafür weder ein vernünftiger Grund einzusehen, noch ist auch die Versehie- denheitder Farben wirklich so constant, sondern mehrvon der Füllung des Darmes mit Koth abhängig. 2) Die roth- und schwarzhalsigen Maikäfer sollen periodisch mit einander abwechseln und von einer fetteren 94 Schädliche Käpee. oder mageren Kost herrühren. Bestätigte sich dieser Wechsel der Farben wirklich, so wäre ein ver- nünftiger Grund nur darin zu suchen: dafs in dem einen Jahre M. vulgaris, in einem andern M. Hippo- castani sich häufiger fände (s. S. 95.). Mit der angeblieh verschiedenen Kost ist es aber nichts. 3) „Mai- käferjahr ein gut Jahr." Das Jahr 1836 lehrt das Gegentheil. Auch ist nicht abzusehen, warum ein Mai- käferjahr immer ein warmes sein soll, da ja die Maikäfer, wenn ihre Zeit da ist, fliegen müssen, es mag warm sein oder nicht. 4) Der Maikäfer soll nicht auf Linden gehen! 5) Die Maikäfer sollen gegen Was- serscheu heilsam sein. Wahrscheinlich beruht dies auf einer Verwechselung des Maikäfers mit dem Mai- wurm (MeloeS.Heteromera). 6) Die Engerlinge sollen den Schweinen schädlich sein. Allerdings! wennman ihnen zu viele giebt und sie nicht ordentlich dazu zu saufen haben oder zu starke Hitze leiden müssen. 7) Die dunkeln Var. (wahrscheinlich M. Hippocastani) sollen im weifsen und die hellen im rothen Sande erzogen werden. 8) Die Maikäfer-Weibchen sollen, schon ehe sie aus der Erde kommen, ihre Eier ablegen. Ein sehr verderblicher Glaube, denn wenn das wahr wäre, könnte das Sammeln gar nichts helfen. Dem Eierlegen mufs Begattung vorhergehen, und diese geschieht, wie Jeder weifs, an den Bäumen. 9) Durch häufiges Anfassen der Maikäfer, namentlich beim Sammeln derselben, soll sich ein häfslicher, juckender Ausschlag an den Händen zwischen den Fingern bilden. Daran ist nicht eine Spur von Wahrheit, und wahrscheinlich liegt hier wieder eine Verwechselung mit den Maiwürmern, welche solche Ausschläge erzeugen, wenn sie häufig angefafst werden, zum Grunde. 10) Die Maikäfer sollen Baumraupen fressen. Das wäre so übel nicht. Wahrscheinlich beruht dieser grobe Irrthum (s. auch M. FuUo) aber darauf, dafs man die Raupen nach grofsem Maikäferfrafse allmälig verschwinden sieht, welches aber wieder darin seinen Grund hat, dafs die Käfer schnell die Bäume kahl fressen und die Raupen nun Hungers sterben müssen. Auf die Weise würden sie also doch nützlich, denn die Bäume erholen sich eher nach dem schnell abgemachten Käfer- als nach dem langsamen Raupenfrafse. (Hegetschw. S. 71.) Der Nutzen, welchen die Maikäfer gewähren sollen, ist nur gering. Man will, nachdem der Bo- den der Wiesen einmal durch die Engerlinge durchgewühlt und aufgelockert worden ist, im nächsten Jahre einen üppigem Graswuchs als zuvor bemerkt haben. Im Correspondenzhlatte Jahrg. 1836. S. 33. findet sich wieder eine dieses bestätigende Bemerkung. Wahrscheinlich kann man dabei auch die Dungkraft der von den vielen Larven im Boden hinterlassenen Häute, Koth und Cadaver in Anschlag bringen. Mai- käfer, Engerlinge und Puppen geben ein vortreft'liches Futter für Schweine und zahmes Federvieh (die Gänse, welche sie nicht fressen, ausgenommen), und würden auch, wenn sie als solche nicht verbraucht werden könnten, als Dünger sehr gut sein. Ob man aber Öl und Fett aus denselben wird mit Vortheil gewinnen können? fragt sich. Hr. Plieninger (a. a. 0.) spricht davon mehrmals, ohne aber das bei der Ge- winnung beobachtete Verfahren anzugeben. Ein im Magdeburgischen im Kleinen angestellter Versucii, die Käfer zur Bereitung von Oel und Wagenschmiere anzuwenden, schlug fehl, denn sie verkohlten sicli, ohne nur einen Tropfen Öl zu geben {Hände- und Spenersche Zeitimg 1836). Früher sammelte man den schwarzbraunen Saft, welchen die Käfer im Schlünde haben, besonders des Abends, mit Pinseln und verbrauchte ihn, in Malermuscheln getrocknet, als eine schöne, klare, braune Farbe (Krünitz Encgkl. B. 86. S. 237 u. 245.). In Öl eingemacht, sollen sie die Wanzen vertreiben. Verwandt ist: 1) M. Hippocastani Fabr. (Taf. III. Fig. 3. das Weibchen.) Der M. vulgaris äufserst ähnlich, jedoch bestimmt verschieden durch etwas geringere Gröfse (10-11'"), dann durch die ia der Mitte etwas mehr erweiterten Flügeldecken, ferner durch einen etwas gröfsern glatten Fleck zu den Seiten des Halsschildes und ganz besonders durch einen viel kürzern, an der Basis mehr eingeschnürten und am Ende fast halbkreisrunden Aftergriffel. Auch ist die ganze, grauweifs schillernde Behaarung etwas stärker, die Fühler und Taster dunkler, die Ränder der Flügeldecken, die unbedeckte Hinterleibs -Endi- gung, so wie die Beine, schwarz, letztere doch auch in einer Var. braun, bei welcher auch der Halsschild Melolontha fullo. Vorkommen. 95 braun erscheint. Selten erscheint der Käfer ganz schwarz. Vorkommen u. s. f. Überall mit dem gemei- nen Maikäfer zusammen, bei uns sogar viel häufiger als derselbe, auch in Schweden, (Gyllenhal Ins. Suec. I. p. 558.) und in Rufsland bis in den Caucasus (Menetries). Ihre Larven leben auch zusammen und man wird schwerlich jemals ein Unterscheidungszeichen an ihnen finden, da auch die Gröfse, welche die Käfer beider Arten unterscheidet, nicht so sehr bedeutend ist. Es könnte daher wohl sein, dafs die Taf. III. Fig. 1 B c abgebildeten Larven zu M. Hippocastani gehörten. Die jungen Larven (Fig. 1 d b) gehören jedoch bestimmt zu M. mdgaris, denn ich habe sie aus den vom Käfer dieser Art gelegten Eiern erzogen. Im Jahre 1836 entwickelten sich die Käfer dieser Art oflfenhar etwas früher als die der vorigen. Die ersten vollkommenen Käfer, welche ich fand, gehörten ihr an. Ende Aprils fand ich an einer Stelle schon unzählige Käfer dieser (daher eher Aprilkäfer zu nennenden) Art schwärmend und darunter nur einen von M. vulgaris. Die Zahl der letzteren mehrte sich erst gegen Ende des Mai, kam aber nie der der andern hier gleich. Auch von ihr waren stets doppelt so viele Männchen als Weibchen an den Bäumen zu finden. Ein Unterschied im Frafse war nicht zu bemerken. Beide Arten fanden sich äufserst häufig in Begattung. Dies erklärt wohl genügend die Sage von dem abwechselnden Erscheinen der roth- und schwarzflügligen (s. S. 94.). 2. M. Fullo Linn. Grofser Juliuskäfer. (Taf. III. Fig. 4. das Männchen.) Namen. Im Deutschen nennt man ihn: Walker, Müllerkäfer, marmorirter Maikäfer, weifssprenklicher grofser Juliuskäfer, Weinkäfer, Tiger, Tannenkäfer, Donnerkäfer, Dünenkäfer. Franz.: le foulon, hanneton du Poitou. Holl.: Duinkever. Bei Linne: Scarabaeus Fullo. Characteristik. Der M. vulgaris ähnlich, aber viel grofser noch (bis 15'"). Fächer des Männchens aufserordentlich grofs. Kopfschild vorn breiter und besonders beim Männchen stark zurück- geschlagen. Halsschild sehr sparsam, besonders an den Seiten, punktirt, am Hinterrande in der Mitte etwas weniger nach hinten vorspringend, am Vorderrande stärker nach vorn gezogene Winkel und in- nerhalb derselben beiderseits einen Eindruck zeigend. Flügeldecken in der Mitte weniger erweitert, daher auch hinten wenig verschmälert und mit kleinen deutlichen, erhabenen Längsleistchen. Die herrschende Farbe ist bald schwarz, bald braun, oben durch Flecke von schuppenartig verbreiterten Haaren schön bunt besprengt, unten mit bräunlich-gelben, an der Brust sehr langen, am Hinterleibe kur- zen Haaren. Vorkommen u. s. f. Der grofse Juliuskäfer ist viel seltener als die beiden vorigen, obwohl er so weit südlich (in Bayern nach Hrn. Walt 1) als nördlich [in Schweden (Gy 11.) und Rufsland, selbst dem Caucasus (Menetr.)] geht. In vielen Gegenden trifft man ihn gar nicht, in andern dagegen, wie z. B. in hiesiger, an einigen Stellen ziemlich häufig und zwar alljährlich regelmäfsig in der ersten Hälfte des Juli. Solche Stellen sind immer sehr sandig, so wie sie auch Bechstein {Forstins. S. 208.) angiebt. Hier die Larven zu finden, ist mir noch nicht geltmgen. Sie sollen sich von Wurzeln der Gräser, besonders der nützlichen, zur Befestigung der Dünen in Seegegenden angebauten (Sandhafer und Sandroggen E"?«/- mus arenarius, und Arundo arenaria) nähren und dadurch öfter schädlich werden. Der Käfer frifst an Nadelholz und Laubholz und, wenn ihm dies fehlt, auch an Kräutern und Gräsern. Sie sind schon an Eichen, Buchen, Hagebuchen, Pappeln, Acazien und Kiefern bemerkt worden. An den Kiefern sähe ich ihn immer am liebsten fressen. Er nimmt die Nadeln meist nur an einer Seite der Mittelrippe in der Ge- gend des mittlem Drittheils an, so dafs aber die Nadeln durch unregelmäfsiges Ausbeifsen und Verschonen einzelner Stückehen wie zerfetzt erscheinen. Beim Frafse sitzen sie so, dafs die Nadelkante in die Lefzen- ausrandung pafst und dafs die Unterkiefer unter steter Bewegung der Taster die Nadel angreifen, während man von Bewegimg der Oberkiefer nichts bemerkt. Dann und wann fressen sie die Nadeln auch beide 96 Schädliche Kaper. bis auf die Scheide ab. Der Koth, welchen sie dabei liefsen, bestand aus 5-6'" langen, knäuelförmig auf- gewickelten, schwärzlich-grünen, krümlich- weichen Fäden, welche sehr verdaut waren. Zum Legen scheinen die Weibchen sich sehr früh in die Erde zu begeben, denn ich fand 1835 vom 13ten bis löten Juli, als schon die Männchen in grofser Menge erschienen waren, nicht ein einziges Weibchen, vom 25sten an dagegen desto mehr Weibchen, die bereits abgelegt hatten. Frisch (Ins. Dew^scÄ. Th. II. S. 23.) er- zählt: „Im Jahre 1731 im Juli hat man sie in der Mark Brandenburg mit Schaden kennen lernen, denn sie „kamen häufig in die Gegend von Straufsberg und frafsen da die Baumblätter, sonderlich der Eichen ab, „machten auch viel fruchtbare Bäume kahl, und wenn sie auf die Erde kamen, wurde auch das Gras von „ihnen verzehrt." In einem Manuscript des Frisch in folio auf der Dresdner Köuigl. Bibliothek findet sich auch folgende, durch Hrn. v. Bulmerincq mir mitgetheilte Stelle: „Ao. 1750 im Juli habe ich sie bei Dresdenkennenlernen, dansie kamen häufigund frafsen dadie Baumblätter, sonderlich die Eichen ab, wie auch das Gras von ihnen gefressen wurde." Eben so berichtet Renner t{Baub- u. Windbr. S. 59.) von einem sehr bemerklichen Frafse in dernicht weit von Peitz liegenden Tauer'schen Forst, wo sie die Kiefern entnadel- ten, ohne denselben aber merklichen Schaden zugefügt zuhaben. EbendieserSchriftstelleristesauch(a.a.O. S. 63.), von welchen sich der(ebenfalls von Bech stein aufgenommene!) grobe Irrthum herschreibt: der Juli- käfer fresse Kienraupen. Der Grund dieser sonderbaren Wahrnehmung ist gar nicht einzusehen. Ein so ent- schiedener Pflanzenfresser, dessen ganzer Verdauungs-Apparat nur auf Blätter eingerichtet ist, kann eben so wenig Thiere fressen, wie ein thierfressender Käfer Blätter frifst. Das pfeifende Geräusch, welches dieser Käfer durch Auf- und Abbewegen der Flügel gegen den Hinterleib verursacht, wird bei keiner Art so auffallend. Der Käfer ist also doch viel besprochen und gehört immer zu den bemerkenswerthen Forstinsecten. Die Vertilgung wie beim Maikäfer. tt Fühlerfächer nur aus 3 Blättern bestehend. * An allen 3 PuTspaaren 2 gleiche, divergirende, an der Basis mit schwachem, graden Zahne versehene Häkchen ; {Amphimalla Latr.) 3. M. solstitialis Linn. u. f. Sonnenwend-Laubkäfer. (Taf. III. Fig. 5. Männchen u. be Weibchen.) Namen. Diese auch wieder von Linne unter Scarabaeus aufgeführte, bei Latr eil le zur Gat- tung ^w^jfeVna^Za gerechnete Art, trägt allgemein den obigen Namen. Deutsch heifst sie Juniuskäfer, Brachkäfer, Johanniskäfer, kleiner Laubkäfer, kleiner Maikäfer. Franz.: le petit hanne- ton d'automne, hanneton d'AUemagne. Russ,: Chrusch. Nharacteristik. Der M. vulgaris ähnlich, doch um die Hälfte kleiner (7-8'") mit vorherr- schenden sclmiutzig hellgelben Farben und sehr langen Zottenhaaren. Kopf oben gröber, zum Theil runz- lich-punktirt. Kopfschild etwas zurückgedrückt. Fühler neungliedrig. Fächer beim Männchen länger als beim Weibchen. Halsschild sehr stark und dicht punktirt, an den Seiten weniger erweitert, ohne an- sehnliche glatte Stellen, in der Mitte des Hinterrandes wenig vorragend. Flügeldecken in der Mitte wenig erweitert, nach hinten ziemlich merklich sich verschmälernd , mit 4 erhabenen, hinten in schwache Höcker auslaufenden Längsleistchen. Beine nicht sehr lang. Die Schienen der Weibchen am Aufsenrande mit drei starken Dornen, beim Männchen unbewehrt. Vorkommen u. s. f. Diese in der Lebensweise dem Maikäfer so nahe verwandte (jedoch stets erst im Juni oder Juli schwärmende) Art, wird zuweilen auch eben so häufig als dieser und kann dann den- selben Schaden verursachen. Dafs er an Blättern oft tüchtig frifst, namentlich an Pappeln, Weiden, Buchen, Hagebuchen, Kiefern, haben Viele (die Hrn. Bouche, Hartig, Waltl, Zebe, s. auch Bechstein u. A.) und auch ich selbst mehrmals beobachtet. Wenn man von der Larve nicht so häufig spricht, so kommt dies wohl daher, dafs sie wie der gemeine, noch nicht ausgewachsene, Engerling aussieht und für denselben Melolontha brunnea. Chaeacteristik. 97 gehalten wird. Nach Hrn. Plieninge r (Mkf. S. 80.) findet sie sich in sandigem, leichten Boden, nament- lich auf Brachfeldern, wo sich auch der Käfer zum Absetzen der Eier vorzugsweise hinbegebe, während man auf Saatfeldern noch keinen beträchtlichen Schaden von ihnen bemerkt habe. In einem bei Horlach in Bayern gelegenen sehr jungen Kiefernbestande beobachtete man, dafs die Männchen meist auf den alten Bäumen und die Weibchen auf den Büschen safsen und dafs auch die eingesperrten Individuen nichts als Nadeln fressen wollten {Allgem. F. u. J. Zeit. Jahrg. 2. S. 259.). Nach meinen Beobachtungen beifsen sie nur die Spitze der Nadeln ab und saugen an dem stehen bleibenden Stumpfe (wohl ^ Stunde), der sich auch nur unmerklich dadurch verkürzt. Diese Art ward auch in Würtemberg an einzelnen Stellen schäd- lich bemerkt, jedoch nur als Käfer (Hr. Plieninger). Die Vertilgungs-Maafsregeln werden diesel- ben wie beim Maikäfer sein, nur dafs man die gröfsere Beweglichkeit des Käfers, der, so wie es warm wird, leicht auffliegt, berücksichtigen und recht früh Morgens sammeln mufs. Dieser Käfer soll das Mutterkorn, dessen Genufs die sogenannte Kriebelkrankheit erzeugt, hervorbringen, dadurch dafs er sich an das Korn hängt, wenn es in der Milch steht (Nemnich nach Lentins Beobacht.). So achtbar die Au- torität auch ist, so mufs ich mich doch durchaus gegen diese Beobachtung erklären, indem ich das Mutter- korn auch in Jahren fand, die von Laubkäfern am Getreide keine Spur zeigten. Weitere, besonders die forstliche Bedeutung dieses Käfers vermehrende Nachrichten verdanke ich Hrn. v. Pannewitz. „Im Sep- tember d. J." sagt derselbe „kam ich in eine 4-jährige Kiefernschonung, welche bergigt ist, schlechten Sand- boden hat und noch dazu eine Mittagslehne darbietet. Sogleich bemerkte ich, dafs die meisten der domi- nirenden, 2' hohen Pflanzen an den Zweigen hier und da dürr waren und zwar bald au der Spitze, bald in der Mitte. Manche Aeste waren ganz gesund. Die dürren Stellen waren meist nur 3-4" lang und merk- würdigerweise oft von recht frischen Spitzen überragt. Der Schaden war offenbar schon 2-3 Monate alt. Der Oberförster kannte den Grund desselben nicht, da er, seiner Angabe nach, sehr plötzlich (in 8 Tagen) entstanden sei. Bald darauf kam ich in ein andres Revier, wo ich in einer niedrig gelegenen Schonung, welche guten Boden und 3-jährige, kräftige Pflanzen hatte, einen ganz abnormen krüppelhaften (im Früh- jahre hier noch nicht bemerkten) Wuchs entdeckte. Der Oberförster zeigte mir nun an: dafs Melolontha solstitialis (von welchem auch trockne Exemplare noch vorgezeigt wurden) hier häufig gewesen sei. Anfangs habe er die zarte Rinde der diesjährigen Triebe benagt oder vielmehr daran gesogen, später aber hätte «r mehr an den Nadeln gesessen und diese benagt, und zwar wahrscheinlich defshalb, weil ihm die Epi- dermis der Rinde nach den ersten 8-10 Tagen zu hart geworden sei. Die ganze Schonung sähe traurig aus. Die Zweigquirle, von welchen Proben beigefügt sind, erscheinen hin- und hergebogen. Die Krümmung fand sich immer an der Nagestelle. An den Wunden standen auch Harz-Ausflüsse. Nirgends aber fanden sich verdorrte Zweige, wie in jener Bergschonung, in welcher der Schaden zuverlässig auch durch den- selben Käfer angerichtet sein wird. Dagegen zeichneten sich die Zweige in der Schonung mit kräftigerm Boden, selbst bei altern, 6-8-jährigen Pflanzen, wenn sie auch nicht verdorrt waren, durch die auffallen- den Krümmungen aus, obwohl die Epidermis doch nur ganz leicht beschädigt zu sein schien. Es entsteht nun die Frage: Ob sich diese verkrümmten Zweige wieder gerade biegen werden?" Nach Hm. v. Meyerinck's Briefen frafsen die Larven der M. solstitialis im Sommer 1838 fast in gleicher Anzahl mit denen der M. vulgaris. Er schlägt daher vor, die Käfer zur Flugzeit mit Fang- büscheln von Kiefern, die in den Culturflächen aufgesteckt würden, anzulocken. Da der Käfer aber eben so gern an Laubhölzer geht (s. vorher) so würde man ihn von den, gegen den Maikäfer einzurichtenden Fangbäumen abschütteln können. Einen merkwürdigen Vorfall theilte mir noch Hr. Hey er mit. Auf magern Brachfeldern und Weiden sähe er einstens, zumal bei Sonnenuntergang, Millionen der Melolontha solstitialis schwärmen und zu 30-50 in Knäuel geballt an der Erde sich wälzen. Die bewegte, alle Beschreibung übertreffende N 98 SCHÄDLICHB KÄFERv Unzahl dieser Käfer bot, gegen die untergehende Sonne gesehen, einen überraschenden Anblick. Es zeigte sich ungeachtet der grenzenlosen Menge überall keine Spur ihrer Schädlichkeit! Ich vermuthe, dafs sie aus diesen Feldern, wo ihre Larven gefressen haben, ausgekommen sind und dafs sie, nach vollzoge- ner Begattung, baumreichere Gegenden gesucht haben werden. Verwandt ist: M. rtificornis Fabr. (Taf. III. Fig. 6. Männchen.) {Rhizotrogus ruficornis Latr., Melolonthamarffinafa übst.). Der M. solstitialis sehr ähnlich, aber kleiner (6'") und unterschieden durch weniger gewölbte aber stärker und dichter runzlich-punktirte, nur sehr undeutliche Längenleistchen zei- gende Flügeldecken, so wie auch durch ein dunkles, zum Theil schwärzliches Braun, welches an den Füs- sen (wenigstens an den Rändern der Schienen und Fufsglieder), am Halsschilde und an den Rändern der Flügeldecken (besonders breit am hintern Theile), so wie an der (stets schwärzlich gesäumten) Nath herrscht, so wie auch durch noch dichter stehende Zottenhaare der Oberseite und der Brust. Nach Hrn. Erichson fände sie sich um Pfingsten in Kiefernkusseln. Bei Füssen in Bayern soll sie nach Hrn. Waltl früh Morgens auf Wiesen zu Tausenden gewesen sein. Hr. Hey er sähe, wie er mir schreibt, diesen Käfer weder auf Wiesen noch in Gehölzen, wohl aber oft häufig im Mai und Juni früh Morgens bei Son- nenschein in sandigen, magern Gegenden und Wegen schwärmen und kriechen, zuweilen in grofser Ge- sellschaft \on M. aestiva. Hr. Schlotthauber nennt ihn einen Feld- und Brachkäfer und fand ihn im Sommer 1827 im Juni oder Juli auf den kurzgrasigen Schafweideplätzen, Abhängen und Schluchten des Heinberges in aufserordentlicher Menge schwärmend und zwar von Morgens 8 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr bei warmem, sonnigen Wetter. Ein rascher Aufflug und plötzliches Niederfallen nach schnellem, hummel- artigen Umherschwirren characterisirte ihn. Eigentlich nur wichtig wegen der möglichen Verwechselung mit M. solstitialis. ** An allen 3 Paaren der Beine zwei gleiche divergirende oder dicht an einander liegende zweispaltige Häkchen; {Omaloplia Dej.) 4. M. hrunnea Linn. Rothbrauner Laubkäfer. (Taf. IH. Fig. 12. Weibchen.) Namen. Diese vonDejean wieder zu einer eigenen Gattung {Omaloplia) gebrachte Art, wurde seit Linne, der sie wieder zu Scarabaeus bringt, so genannt, wie oben angezeigt ist. Characteristik. Der M. ritficornis in der Gestalt sich nähernd, aber noch kleiner (4^'") und fast ganz walzig, auch fast ganz kahl und bis auf Augen, Scheitel, Stirn und jederseits ein Halsschildfleck- chen, welche schwärzlich sind, von einer schön rothbraunen Farbe, in gewisser Richtung zuweilen etwas metallisch schillernd. Kopfschild ausgerandet. Fühler neungliedrig. Fächer des Weibchens kaum so lang als die übrigen Glieder, die des Männchens viel länger als dieselben und gebogen. Halsschildinder Mitte wenig erweitert, fein und ziemlich weitläufig punktirt, in der Mitte schwach eingedrückt, an den Seitenrän- dern mit Borstenwimpern. Schildchen gleichschenklich-dreieckig, fein punktirt. Flügeldecken an der Basis so breit wie Halsschild und mehr als dreimal so lang als derselbe, in der Mitte sehr wenig erweitert, nach hinten wenig verschmälert, stark gewölbt, hinten aber wenig abschüssig, an den Seitenrändern mit Borstenwimpern, punktirt-gestreift Die Punkte der Reihen klein und dicht stehend, hier imd da in die zur Seite stehenden verlaufend. Die Zwischenräume zwischen den Reihen erhaben und unregelmäfsig, zum Theil runzlich -punktirt. Unterseite fein punktirt, am Hinterleibe, besonders am letzten Ringe, mit Borstenhaaren. Beine mit starken Borsten und Dornen, sehr zart, besonders die Fufsglieder lang und dünn. Die beiden Häkchen ziemlich stark divergirend. Vorkommen u. s. f. Diese Art ist, wie ich mich selbst i. J. 1836 überzeugt habe, zuweilen nicht ganz selten, und wird wahrscheinlich nur defshalb weniger bemerkt, weil sie in tiefster Nacht ihr Wesen treibt. Bei uns fanden sich nur wenige Exemplare lebend, die meisten sammelte man des Morgens in den Melolontha FEiscHn. Characteristik. 99 Geweben der Kreuzspinne, in welchen sie, meist ganz umsponnen, hangen. Einmal sähe man sie an Birken fressen. Die Flugzeit ist Juni und Juli. Hr. Saxesen fand die Larven am Iberge inmitMoos untermengter Erde unter Steinen, wo sich Fichtenwurzeln durchzogen, einmal mit denen von Atopa cine- rea zusammen. Hr. Hey er schreibt mir über sie noch: „Sie scheint zu den schädlichen nicht gezählt „werden zu können und kommt hier nur einzeln vor. Einst fand ich jedoch auf einer, durch Regen in „einem Buchenholze entstandenen Pfütze, in welcher ein alter Buchenblock lag, eine Menge lebender und „todter, theils schwimmend, theils auf dem Blocke kriechend." Auch ich habe sie vor mehreren Jahren in und an einem Wässerchen in Buchenbeständeu gefunden und es scheint fast, als ergötzten sie sich an solchen Orten durch Trinken und Baden. Noch mehr! Hr. Suffrian fand sie bei Dortmund jährlich auf einigen Teichen schwimmend und meist todt. Die Vermuthung, dafs sie von den am Ufer stehenden Pyramiden-Pappeln herabgefallen waren, wurde dadurch bestätigt, dafs ein Knabe, der hinaufgestiegen war, mehrere lebende Exemplare herunterbrachte. Verwandt sind: 1. M. variabilis Fabr. {Omaloplia variabilis Dej.). (Taf. III. Fig. 11. Männ- chen.) Der Jlf. ^rw/i^iea sehr ähnlich, aber etwas kürzer (4'") und gedrungener, auch oben stärker gewölbt und von dunkel schwarzbrauner, etwas perlgrau in gewisser Richtung schillernder Farbe, die nur auf der Unterseite, auf den Füfsen, Fühlern und Tastern heller bräunelt. Fühler zehngliedrig. Fächer des Männ- chens sehr stark verlängert, linienförmig. Auch ist die Punktirung überall gröber und dichter, auf den Flügeldecken stehen einzelne und auf der zumTheil behaarten Unterseite häufigere, zerstreute, kurze Borsten- haare, Schjldchen gleichseitig-dreieckig. Die beiden Häkchen dicht an einander liegend. Über Vorkommbn u. s. f. noch wenig bekannt. Sie gehört zu den seltensten Arten und fliegt im Mai. — 2. M. ruricola Fabr. {Omaloplia ruricola Dej.). (Taf. III. Fig. 13. Weibchen.) Den beiden vorigen ähnlich, aber stets kleiner (3'") und besonders kürzer und gedrungener, auch ausgezeichnet durch die rothbraunen, in gewifser Rich- tung grau schillernden, an der Nath so wie an den Aufsen- und Vorderrändern breit schwarz gesäumten Flügeldecken, so wie auch durch die starke, zum Theil borstenartige Behaarung des ganzen Körpers. Kopfschild gar nicht ausgerandet. Fühler neungliedrig. Halsschild grob aber ziemlich weitläufig punktirt, in der Mitte mit schwacher Längsfurche. Schildchen gleichschenklich-dreieckig, ziemlich grob und weit- läufig punktirt. Flügeldecken nicht viel mehr als zweimal so lang als Halsschild, mit wenig vertieften Punktstreifen und sparsamem und schwächern Punkten. Häkchen der Fufsglieder stark divergirend. VosKOHUEM u. s. f. Im Ganzen selten, hier und da auf grofsen Haiden gefunden. *** Die beiden Häkchen des dritten Paares der Beine ganz, das vordere des ersten und zweiten Paares zweispaltig; {Anomala D e j.) 5. M. Frischii Fabr. Frisch' s Laubkäfer. (Taf. IIL Fig. 10. Weibchen.) Namen. Fabricius nannte diese, von Dejean erst kürzlich zur Gattung Anomala gezogene, Art nach dem alten, braven Frisch, welcher sie zuerst sammt ihrer Verwandlung beschrieb {Ins. Deutsch. Th. 9. S. 30.) und sie Juniuskäfer nannte. Seine M. Julii ist bestimmt nur eine Varietät dieser Art. Characteristik. Etwas gröfser als M. ruficornis (7-8"'), besonders breiter und gewölbter, auch oben, bis auf einige Wimpern, kahl u.s.w. Stirn und Kopfschild stark und dicht punktirt, letzteres nur wenig zurückgedrückt und zurückgeschlagen. Lefze stark gebuchtet. Halsschild sehr gewölbt, überall sehr dicht und tief punktirt. Schildchen abgerundet-dreieckig, grubig. Flügeldecken an der Basis so breit wie der Halsschild und nicht viel mehr als zweimal so lang als derselbe, hinten verschmälert, punk- tirt-gestreift, die Punkte grob und dicht, aber unregelmäfsig und mit denen der Zwischenräume ver- fliefsend. Unterseite punktirt, schwach und weitläufig behaart. Beine ziemlich kurz. Farben des Ko- pfes (mit Ausnahme der Fühler, Augen und Mundtheile), des Schildchens und des Kopfschildes, so wie N2 100 Schädliche Käfer. der Unterseite nnd der Beine metallisch-grün, letztere etwas dunkler, die der Flügeldecken, zuweilen auch des Halsschildrandes, braun und metallisch-grün überflogen. Es giebt auch dunklere, meist etwas mattere Varietäten, die zuweilen selbst einen bläulichen Halsschild, so wie auch sogar einen bläuli- chen Anflug der Flügeldecken haben, oder auch ganz bläulich- schwarz sind. Diese sind wahrschein- lich die von Fabricius M. Julii genannten. Vorkommen u. s. f. Wieder eine der gemeinsten und hin und wieder auch schädlicheren Ar- ten. Man findet sie bald im Juni, bald erst im Juli schwärmend und zwar mehr an niedrigen Sträu- chern, selbst jungen (Birken-) Pflanzen, als an grofsen Bäumen. Auch an den Kornähren hangen sie. Die Käfer fliegen auch bei Tage sehr lebhaft und schnell. 6. M. horticola Linn. Garten-Laubkäfer. (Taf. IH. Fig. 9. Weibchen.) Namen. Diese, eben so wie die andern, bei Linne zu Scarabaeus gezählte Art wird gewöhn- lich Änisoplia horticola genannt (s. Latr. in Cuv. regne an. T. IV. p. 563.), gehört aber offenbar mit M. Frischii (welche eine Änomala ist) zusammen. So steht es mit diesen Gattungen! Characteristik. Der M. Frischii in Gestalt und Farben ähnlich, aber kleiner (öj'") und etwas schmaler, auch nicht so gewölbt. Die Punkte des Kopfes, des Halsschildes und des Schildchens nicht ganz so grob und grubig. Die Punktreihen* der Flügeldecken stehen viel dichter und lassen nir- gends einen breiten Zwischenraum. Die Punkte undeutlich, oft zu einer tiefen Rinne, besonders bei dem mehr flachen Weibchen, zusammenfliefsend. Die Behaarung auf der Unterseite stärker und auf der Oberseite deutlicher. Die Häkchen der Männchen stärker gespalten. Die Farben glänzender und deutlicher grün und braun, letztere nur wenig metallisch überflogen, zuweilen sehr dunkel und dann auch deutlicher metallisch-glänzend. Vorkommen. Auch diese Art gehört zu den gemeinsten und beachtenswerthesten. Im Juni, meistens schon im Anfange, findet man Sträucher (besonders Rosen und Weiden), Garten- und Waldbäume hier und da ganz beladen mit ihnen. Sie fressen an Blättern (einmal an Haseln und Aspen sehr bedeutend) und Blüthen (nach Hrn. Hegetschweiler S. 72. besonders an Apfelblüthen) sehr stark, zernagen nach Hrn. Schmidberger {Ohstb. I. 271.) sogar die jungen grünen ÄpfeL Nach Hrn. Plieninger {Maikf. S. 82.) und Bechstein {Forstins. S. 209.) richtet auch die Larve an Gartengewächsen beträchtliche Verwüstungen an. Hr. Saxesen vermuthet, dafs die Verwüstungen,, welche vor einigen Jahren die Bergwiesen des Harzes erlitten, von den Larven dieser Art herrührten, die er auch an Fichtenwurzeln daselbst fand. In unsern Gegenden bemerkte ich sie auch nur alle fünf Jahre in so ungeheurer Menge. Die Käfer sind am Tage auch sehr beweglich, und müssen des- halb früh Morgens abgeschüttelt werden. Sie sitzen sehr häufig niedrig und können leicht in Fangschirme gesammelt werden. Hr. Bouche {Gartenins. S. 20.) klagt auch sehr über diese Art und bemerkt, dafs die Larve (welche sich nur durch die geringere Gröfse auszeichnen soll) den Wurzeln der Topfgewächse sehr schadet und dafs die gefräfsigen Käfer in Gärten öfters niedrige Obstbäume völlig entblätterten und auch an den Rosen so arg hausten, dafs die Ernte der Hambutten ganz verloren ginge. Hr. Heyer nennt diese Art auch im Lüneburg'schen sehr gemein und Hr. Bure khar dt beobachtete sie in Gesellschaft mit M. argentea (s. dort). **** Die beiden Häkchen an allen drei Paaren der Beine ungleich und ganz, oder höchstens das gröfsere an der dem kleinern zugekehrten Seite mit einem schuppenartigen Zähnchen (Fig. 7 cd). (Änisoplia Heg.) 7. M.fruticola Fabr. Getreide-Laubkäfer. (Taf. IIL Fig. 7. Weibchen.) Characteristik. Der M. horticola in Gröfse (5^-6'"), Gestalt und Farben sehr ähnlich, jedoch unterschieden durch die Bildung der Häkchen, den mehr rüsselförmig vorragenden Kopfschild, so wie Melolontha agricola. Melolontha aegentea. 101 auch durch die stärkere, zottige Behaarung, besonders des Kopfes, des Halsschildes, des Schildchens so wie der Unterseite, welche greisgrau erscheinen. Der Halsschild dichter punktirt. Die Punktstreifen der Flü- geldecken undeutlich, weniger vertieft und gegen die Basis, in der Nähe des Schildchens, ganz verschwin- dend. Die Punkte der runzlichen Zwischenräume feiner und dichter. Die kleinern Häkchen des ersten Paares der Beine beim Männchen noch kleiner als beim Weibchen, die gröfsern mit deutlichem Schuppen- zahn; die kleinern des zweiten und dritten Paares beim Männchen und Weibchen nicht so klein. Die Farben der Flügeldecken heller gelbbraun, beim Weibchen an der Basis mit einem, auch das Schildchen einnehmenden, schwarzbraunen Fleck. Vorkommen u. s. f. In manchen Jahren eben so häufig wie die vorigen, aber vorzugsweise am Getreide, an welchem sie die Staubkölbchen fressen. An Strauch-Weiden sähe ich sie auch schon, doch nicht so häufig. Sie fliegen Mitte Juni und können, da sie immer niedrig sitzen, sehr bequem in Fang- schirme gesammelt werden. Die Larven fand Hr. Bouche in der Erde in halb verfaultem Dünger. Verwandt ist: M. agricola Fabr. {Anosoplia agricola.) (Taf. HI. Fig. 8. Weibchen.) Der M. fru- ticola sehr ähnlich und daher auch von II liger für Var. derselben gehalten, jedoch stets etwas gröfser und breiter und ausgezeichnet durch ein (freilich nicht immer deutliches) braunschwarzes Kreuz, welches durch eine dunkle Querbinde und dunkle Einfassungen sämmtlicher Ränder der Flügel entsteht. Auch Kopf, Hals- schild und Schildchen sind braunschwarz. Die Punktstreifen der Flügeldecken noch schwächer. Die kleinern der beiden Häkchen an allen drei Paaren der Beine ziemlich gleich lang, etwa fünf Sechstheile der Länge der gröfsern betragend und die Schuppenzähnchen, besonders am ersten und zweiten, deutlich zei- gend. Dann und wann häufig und zwar schon im April und Mai, gewöhnlich am Grase. Nach Hm, Hartig {Conv. Lex. S. 555.) auf Kiefernculturen. ***** Am dritten Paare der Beine oder auch an allen drei Paaren, nur ein Häkchen (Fig. 14 cd). Mundtheile kleiner mit undeutlichem Zähnen. {HopUa 111.) 8. M. argenteaFahr. Silberschuppiger Laubkäfer. Taf. IIL Fig. 14. Männchen u. 15. Weibchen.) Namen. Nach Hrn. Erichson's Meinung die ächte Fabricius'sche und auch Illiger'sche Art. Höchstwahrscheinlich auch die Hoplia argentea von Gyllenhal. Andre Synonyme verwirren und sind aufzugeben. So erhielt ich diese Art von mehreren tüchtigen Entomologen als pulverulenta. Die ^jMZwrM^eMte Fabr. gehört aber nach Hrn. Erichson eigentlich zn graminicola und ist vonlUiger (Ma- gaz. n. 229.) für einerlei mit argentea genommen. Die pulverulenta Oliv, {lepidota III.) ist eine ganz andre, fremde Art. Illiger (Übers, v. Oliv. Entom. Th. L S. 93.) hält seine argentea für den Linne 'sehen Scarabaeus farinosus. Characteristik. 4'" lang. Der M. horticola ähnlich, nur etwas schmaler und gewölbter. Füh- ler zehngliedrig. Fächer beim Weibchen rundlich-eiförmig und die beiden letzten Glieder des Fadens sehr klein, beim Männchen der letztere deutlicher und gröfser und der Fächer mehr verlängert. Kopfschild ziemlich schmal, vom abgestutzt, etwas zurückgeschlagen und, so wie die Stirn, gekörnt gerunzelt. Hals- schild ziemlich gewölbt, gekörnt, an den Seiten etwas erweitert, beim Männchen jedoch mehr als beim Weibchen, ohne Mittelfurche, mit etwas nach hinten gezogenen, ziemlich spitzigen Winkeln. Flügeldecken nicht viel mehr als zweimal die Länge des Halsschildes übertrefifend, nicht sehr gewölbt, auf der Mitte einer jeden mit zwei deutlichen, von der Basis bis zum Höcker verlaufenden Leistchen. Die Beine des Männchens, besonders die hintern, länger als die des Weibchens. Die Schienen des ersten Paares am Aufsenrande mit zwei gröfsern und einem kleinern zackigen Dom. Die Häkchen des ersten Paares un- 102 Schädliche Käfer. gleich, beide an der Spitze schwach zweispaltig, das des dritten Paares einzeln mit einem schwachen Schup- penzähnchen. Die Farben des Kopfes (mit Ausnahme der Taster und der Fühler, welche erstere ganz und welche letztere zum Theil röthlich-braun sind), des Halsschildes, des Schildchens so wie des Hinterleibes (beim Männchen auch zuweilen des gröfsten Theiles der Füfse) schwarz, der Flügeldecken und meist auch der Beine röthlich-braun oder schwärzlich-braun, überall (mit Ausnahme der Augen, Fühler, Taster und Fufsglieder) mit sparsamen, kleinen, metalisch-grün schillernden Schüppchen bedeckt, zwischen welchen sich sehr vereinzelte und sehr kurze, etwas angedrückte, braune Borstenhärchen finden, die nur auf dem Kopfe, dem Halsschilde und der Brust etwas länger sind. Verwandt ist dieser eine, ebenfalls durch zehngliedrige Fühler ausgezeichnete, Art, welche jedoch etwas breiter und gröfser ist und besondere stärkere Behaarung, auf dem Halsschilde sogar lange Zotten zeigt. Die Vorderschienen haben nur zwei Dornen. Die Häkchen auffallend lang, besonders der Hinterbeine, wo sie mehr als die Länge der beiden letzten Glieder haben, bei einem Individuum die Flü- geldecken schwarz, beim andern braunroth {jpraticola Dahl). Füfse bei beiden schwarz. Vorkommen u. s. f. In einigen Gegenden hat sich diese Art schon ziemlich bemerklich gemacht, so z.B. in den Thälern des Harzes im Juni 1834 an Erlen (Hr. Saxesen). Im Juni des J. 1838 beobach- tete Hr. Burckhar dt zahllose Schwärme dieses Käfers mititf. horticola untermischt in einer Eichenpflan- zuflg des Solling, wo sie einen sichtbaren Schaden am Laube der jungen Eichen anrichteten. Sie benahmen sich dabei ungemein unruhig und unstät. Während die einen frafsen, schwärmten die andern und dies wechselte unausgesetzt. Auffallend war aber ihr plötzliches Verschwinden. Tags nach ihrer grofsen Häu- figkeit bei gleich günstigem Wetter wurden wohl 5 Stämme geschüttelt, ehe ein Paar Exemplare zusammen kamen. Hr. Hey er hat diese Art ebenfalls einmal sehr häufig gesehen, aber in der Mitte Juli's und auf einer in sandigen Gegenden belegenen Weide. Andern Erfahrungen ist wegen der Namen-Verwirrung nicht zu trauen. Sammeln durch Abklopfen ist das einzige Mittel. 9. M. graminicola Fabr. Gras-Laubkäfer. (Taf. III. Fig. 16. Weibchen.) Namen. Nach Hrn. Erichson die ächte Fabricius' sehe und sicher auch die Gyllenhal'sche Hoplia graminicola. Hierher gehört auch die squamosa vonPaykull, wogegen die squamosa von Fabr. und 111. die gröfsere, prächtig grüne, südlichere Art ist. Characteristik. Der M. argentea ähnlich, nur noch kleiner (3^'"), stärker gewölbt und mit viel zahlreicheren metallisch-grünen Schüppchen, aber sparsamem Härchen bedeckt. Die Fühler nur neungliedrig (16 e). Die Mitte des Halsschildes durchzieht öfters eine etwas vertiefte, auch mehr von Schüpp- chen entblöfste Mittellinie. Flügeldecken kaum doppelt so lang als der Halsschild, auch nahe der Basis desselben stärker erweitert. Die beiden Leistchen des Mittelfeldes undeutlich. Die beiden grofsen Dor- nen der Vorderschienen durch eine weitere und tiefere Bucht gesondert. An allen drei Paaren der Beine nur ein Häkchen mit sehr schwachem Schuppenzahn. Die Weibchen breiter und dicker, mit kürzern und dickern Hinterbeinen (besonders kurzen Schienen) und sehr dickem, stark nach unten gewölbten Hinter- leibe und kaum abwärts gebogenem Steifs. Vorkommen u. s. f. Hier und da zuweilen häufig, so bei uns im Juni 1836. Theils wurden sie von Pappeln geklopft, theils krochen sie am Grase herum. Werden jedoch, wegen ihrer geringen Gröfse, wohl nicht merklich schädlich werden. Auch hier könnte nur Sammeln helfen. Cetonia. Vorkommen. Lebensweise etc. 103^ Zweite Gattung. Cetonia Fabr. Metallkäfer, Goldkäfer. (Taf. III. Fig. 18.) Das Kennzeichen des auf der Oberseite deutlich bemerkbaren Schulterstückes (s. S. 72) ist ganz untrüglich. Sonst haben die Käfer ziemlich viel Ähnlichkeit mit den Laubkäfern, unterscheiden sich aber durch einen kleinern Kopf, vorn auffallend verschmälerten und hinten sehr breiten Halsschild, sehr grofses Schildchen und auch auffallend breite, wenig gewölbte Flügeldecken mit stark vorstehender Nath und undeutlichen oder ganz fehlenden Rippen. Die Beine sind sehr breit und stark, die Unterseite ziemlich gewölbt und mit sehr deutlichem Schulterstücke. Die Farben meist shön metallisch. Auch die Mundtheile (s. Taf. III. Fig. 18 b, c, d) denen der Laubkäfer ähnlich, nur die Lefze versteckter, dünner, die Oberkiefer kleiner, dünner, sehr schwach, die Unterkiefer schmaler und ebenfalls schwächer, mit beweglichem, fast ganz mit langen Haaren verhüllten Hornstücke und kurzen Tastern, und endlich die Lippe gebuchtet und das erste Tasterglied ganz versteckend (s. daher den neben Fig. 18 d besonders] dargestellten Taster.) Die Larven (s. Taf. III. Fig. 18b) denen der Laubkäfer sehr ähnlich, aber unterschieden durch kürzern, ge- drungnem Bau (daher auch weniger gekrümmt in der Seitenlage), stärkere Anschwellung des letzten Rin- ges, viel längere und dichtere Behaarung, kleinern Kopf, kürzere Fühler und kürzere Füfse, welche an Stelle des Häkchens ein fleischiges Gliedchen zeigen. Die Luftlöcher sind flacher, am Vorderrande ge- buchtet, mit wenig erhabenem, mehr in der Mitte liegendem Knöpfchen. Der erste Ring jederseits mit deutlichem Hornfleck. Die Mundtheile zeichnen sich dadurch aus, dafs die Oberkiefer kürzer sind und starke spitze Zähne haben, dafs beide Lappen des Unterkiefers verwachsen sind und nur mit wenigen Zäh- nen versehen erscheinen, und kurze, aus kleinen rundlichen Gliedern bestehende Taster haben und dafs auch endlich die Unterlippe etwas kleiner ist. In der Conformation der Puppen bemerkt man gar kei- nen Unterschied, nur dafs sie noch gedrungener als die der Laubkäfer erscheinen und sich festere Cocons aus Erde, Abnagsein, Holz- und Nadelstücken bilden, in denen man sie meist im Frühlinge findet, oder auch schon im Herbst und den ganzen Winter hindurch. Vorkommen, Lebensweise, forstliche Bedeutung und Begegnung können hier schon im Allgemeinen gegeben werden, da nur sehr wenige Arten hier in Betracht kommen und diese sehr überein- stimmen. Die Generation ist eine mehrjährige, wie die der Maikäfer, kommt aber wahrscheinlich ein bis zwei Jahre früher zu Stande. Die Larven halten sich auch versteckt, entweder in der blofsen Erde oder in der Nähe faulender Stöcke, oder in denselben, oder selbst an den Wurzeln lebender Bäume, welche durch den Frafs anderer Insecten kränklich geworden sind. So sähe ich einst an einer von Ceramhyx Careharias befressenen Pappel eine Menge Cetonien-Larven, welche da, wo sich die stärksten Wurzeläste trennten, frafsen und hier förmlich ein Nest bereitet hatten. Brachte man sie über die Erde, so wühlten sie sich noch schneller als die Engerlinge wieder ein, nämlich in einer halben Minute bis 1" tief, während die Engerlinge kaum damit angefangen hatten. Auch in anbrüchigen Eichen fand ich sie, wie Bechstein {Forstins. S. 212.). Hr. Plieninger schreibt mir, dafs er die Larven zu Tausenden in Pflanzen- und Dünger-Composthaufen gehabt habe, und dafs einige Landwirthe in Erfahrung gebracht hätten, die Larven der Cetonien (es ist hier von keiner einzelnen Art die Rede) richteten auf ähnliche Art wie die der Mele^ lonthen, jedoch in weit geringerem Grade, Schaden au den Pflanzenwurzeln an. Wahrscheinlich begnügen sie sich, da sie immer in geringerer Menge erscheinen, gewöhnlich mit verwesenden vegetabilischen Kör- pern, gleich wie auch die Engerlinge, wenn sie solche haben, sich nicht an Pflanzenwurzeln machen. Höchst interessant ist es, dafs die Larven der Cetenia aurata (Rösel wufste es schon!) häufig in den Haufen der Formica rufa gefunden und von diesen auch geduldet werden (woher der Glaube des gemeinen 104 Schädliche Käfer. Mannes an besondere Kräfte dieses Wurmes, die Betrügereien mit dem Heckemännchen u. dergl.) und dafs die der C. fastuosa nach Hrn. Zebe's Beobaclitungen in den Stöcken der wilden Bienen leben! Hr. Hey er bemerkt hierbei, dafs er in den Haufen der grofsen Ameise nur Cocons und Larven der Cetonia aenea Gyll. aber nicht die der bei Lüneburg gemeinen C. aurata gefunden habe. Ganz sicher überzeugt bin ich allerdings nicht, dafs die, der Art nach wohl kaum zu unterscheidenden Larven, welche ich so oft in Ameisenhaufen fand, grade der aurata angehörten, ich vermuthete es nur, weil ich den Käfer so häufig in der Nähe und sogar auf alten Kiefernstöcken sitzend antraf. Es ist auch höchst wahrschein- lich, dafs beide, so nahe verwandte Arten in diesem Zuge der Lebensweise nicht von einander abwei- chen und die Beobachtung des Hrn. Heyer zeigt nur, dafs er grade auf die aewea traf, als ihm die Zucht der Cetonien glückte. Bei Gelegenheit der Beobachtung des Hrn. Zebe bemerkt Hr. Hart ig (JaAresfeCT-. a. a. 0.), dafs er C. fastuosa gefunden habe, wo es keine wilden Bienen gebe. So gut wie die Larven der kleinern Cetonien auch aufserhalb der Ameisenhaufen von mir gefunden wurden, so können die der fastuosa auch wohl wo anders, vielleicht selbst an alten, kranken Wurzeln leben. In unsrer Gegend kommt C. fastuosa^ wenn auch selten, vor, ohne dafs ich hier wilde Bienen wüfste. In Oberschlesien, wo letztere gewifs gemein sind, ist auch diese schöne Art häufig. Die Käfer erscheinen in manchen Jahren im Juni und Juli in grofser Menge und versammeln sich dann besonders gern auf blühenden Sträuchern und Bäumen, deren Blüthen sie in Gärten zuweilen empfindlichen Schaden zufügen. Jemand will einmal beobachtet haben, dafs sie auch an der zarten Rinde junger Obstbäume nagten und dadurch schadeten. Demnach würden die Cetonien gewöhnlich nur als unmerklich schädlich anzusprechen sein und viel- leicht nur ausnahmsweise merklich schädlich werden. In diesem Falle kann man sie wie die Maikäfer des Morgens früh von den Zweigen schütteln und klopfen. Am Tage, besonders wenn es warm ist, sind sie sehr flüchtig und fliegen, wenn sie gestört werden, sogleich mit grofsem Gesumme davon. Rösel (a. a. 0. S. 17.) hat den Käfer drei Jahre lang mit angefeuchtetem weifsen Brode erhalten. Arten. Die Taf. HI. Fig. 18. abgebildete, gemeinste, 8-9'" lange Art: Cetonia aurata Fabr. (Scarabaeus au- ratus hinn.) zeichnet sich durch das schöne Smaragdgrün aus und unterscheidet sich dadurch von einer auch hier und da sehr häufigen, in der Gröfse meist ganz gleichen, aber stets schmutziger bräunlich-grünen Art, der C. aenea Gyll., welche überdiefs noch einen (zwischen dem zweiten Paare der Beine vorragen- den) flachen, vorn abgestutzten Brustfortsatz und nicht einen kugligen (wie C. aurata) hat. Viel seltener sind die 11'" lange, grünlich-braune, weifs gesprenkelte C. marmorata Fabr. und die über 12'" lange, colossale, smaragdgrüne, einen schönen Kupfer-Reflex zeigende C. fastuosa Hb. Dritte Gattung. Trichius Fabr. Pinselkäfer. (Taf. III. Fig. 17.) Die Käfer haben mit den Metallkäfern die meiste Ähnlichkeit, ja sind eigentlich nur durch das von oben nicht recht sichtbare Schulterstück unterschieden, auch sind bei den meisten die Flügeldecken noch kürzer. Die Farben meist sehr schön, oft bunt. Auch die Mundtheile zeigen viel Übereinstimmung, nur dafs die Haare der Unterkieferlade noch länger sind und daher wohl zur Benennung Pinselkäfer Anlafs geben. — Die Larven sind denen der Cetonien sehr ähnlich, nur (die von T. Erejnita) etwas schlanker, auch hinten weniger dick, mit sehr vielen, langen und besonders dicken, braunen Haaren besetzt. Der Kopf auffallend grofs. Oberkiefer ohne Zahn. Unterkiefer mit verwachsenen Lappen, ohne Zahn, Lucanus. 105 kurzen Tastern und starkem Borstenhaar. Füfse länger als bei Cetonia, auch ohne ordentliche spitzige, hor- nige Häkchen. Die Puppen ebenfalls denen der Cetonien sehr ähnlich und auch ingeiuem aus Erde und Abnagsein bereiteten Cocon eingeschlossen. Linearfleck vor dem After fehlt. Luftlöcher flach. Über Vorkommen u. s. f. kann ich aus eigner Erfahrung nichts weiter sageu, als dafs ich den Käfer von T. nobilis zuweilen im Juni und Juli auf verschiedenen Bäumen (besonders Sambucus) gesammelt habe. Nach Bech stein {Forstins. S. 211.) soll er Blüthen fressen und seine Eier an an- brüchiges Holz legen, wodurch die Larve ein Holzwurm, und durch sie das Verderben absterbender Bäume befördert würde. Hr. Saxesen fand T. 8-punctatus bei Lüneburg in Erlen häufig, und ich T. hemipte- rus in einem Winter in Weiden in ungeheurer Menge. Rösel (a. a. 0. S. 18.) fand die Larven an den Wurzeln eines abgestorbenen Pflaumenbaumes, welcher ganz durchlöchert war. Hr. Häberlin, einer meiner Zuhörer, fand die Larven von T. Eremita im Sommer in grofser Menge in kernfaulen Buchen bis hoch hinauf. Von Hrn. Hartig {Jahresber. a. a. 0. S. 185.) auch aus faulen Eichen, von Hrn. Apetz aus ■dem Inneru alter liohler Linden in Meuge gezogen und von Hrn. Suff rian in Weiden gefunden. Hr. Schlott- hauber fand sie als Larven (aus denen später auch Käfer erzogen wurden) in einem hohlen Apfelbaume in solcher Menge, dafs wohl einige Metzen Baumerde und Genagsei herausgeschafft wurden. Am häu- figsten sollen sie, nach demselben, in Eichen leben. Hr. Heyer und Hr. Suff rian bemerkten bei Trichius nobilis, dafs sie ihn immer auf den Blumen des Flieders und auf Schirmpflauzen (Hr. Suffriau im Selke- thale auch auf den Blumen von Valeriana ofßcinalis), finden, meist in Gesellschaft mit Cetonia aurata, auch wohl auf dem Laube der Weiden und an dem ausgetretenen Safte der Bäume saugend. Trichius S-punctatus fand Hr. Heyer in Brüchern beim Sonnenschein fliegend, auch auf Blättern und Blumen ruhend und einmal sogar in einer fast ganz hohlen, von einer Seite offenen, alten Eiche. Die Käfer safsen an den Wänden und dem Boden in grofser Menge. Sie mufsten aus dem Boden gekommen sein und waren eben flugfertig, deun so wie er staunend hinzutrat, begann die flüchtige Auswanderung und er erwischte nur mit Mühe noch 20 Stücke! Hr. Schlotthauber fand die Larven in einem hohlen Eichen- stucken und T. hemipterus oft in unsäglicher Menge in schäumenden Geschwüren der Obst- und Weiden- bäume. Werden kaum je merklich schädlich werden. Arten. DerTaf. ni. Fig. 17. von Bechstein als schädlich angeführte, 7-8'" lange T. nobilis Fabr. {Sca- rabaeus nobilis Linn.) ist auch wohl der gemeinste und zeichnet sich durch sein schönes ins Kupferrothe spielende Grün genugsam aus. T. 8-punctatus Fabr. {Scarahaeus viriabilis Linn.) ist ein wenig grofser und schwarz mit acht weifsen Punkten. T. Eremita Fabr. (ß. Eremita Linn.) ist dunkelbraun und 10-14"' lang, auch wie gesagt, zuweilen sehr gemein. Vierte Gattung. Lucanus Fabr. Schröter. (Taf. IIL Fig. 19.) Diese Käfer weichen schon mehr von der in dieser Familie herrschenden Gestalt ab, dadurch, dafs sie länger und paralleler erscheinen und besonders durch die, alle weitere Characteristik sparenden, gro- ssen Oberkiefer (s. Taf. 111. Fig. 19 j den ganzen Mund von unten). Die Unterkiefer am langen Innenrande mit auffallenden Haarpinseln. Die sehr tief gespaltene zweilappige, hinter dem grofsen hornigen Kinn ver- steckte Lippe auch sehr lang behaart, so dafs hier eine Annäherung an die saugenden Mundtheile entsteht. T>\ei h2.xy ^n {yon L.parallelopipedus s.l&i.Wl. Fig. 19 b) haben grofsen Kopf, lange Füfse und sind auch in der ganzen Form mehr den Laubkäfer- als den Metallkäferlarven ähnlich, jedoch fehlen die Keil- und Hinterwülste vom vierten Ringe an ganz. Der After liegt der Länge nach zwischen zwei grofsen Wülsten. Der lineare Fleck und die Dörnchen an der Unterseite des letzten Ringes sehr undeutlich. Die Larve von L. Cervus hat wieder etwas kleinern Kopf, überall deutliche Keilwülste, ist überhaupt etwas gedrungener 0 106 Schädliche Käfer. und auch wegen der kürzern Füfse etwas mehr den Metallkäferlarven ähnlich. Die Puppen (s. die von L. paralleloplpedus Fig. 19g) sind gedrungen, überhaupt den Maikäferpuppen in der Lagerung der Theile ähnlich, jedoch auf den ersten Blick ausgezeichnet durch den stark vorragenden Oberkiefer und die zu- rückgelegten Fühler und die scharfen Höckerchen an der Oberseite der Hinterleibsringe. In Vorkommen und Lebensweise entfernen sich die Schröter mehr von den vorigen, indem ihre Larven und Puppen nur im Holze leben. Meistens wählen sie faule Stöcke und Stämme, dann und wann aber auch anbrüchige oder kernfaule lebende Bäume. Die Weibchen begnügen sich nicht die Eier aufsen abzulegen, sondern sie arbeiten sich tief in das Holz hinein, um zu legen, wie ich das mehrmals an Eichen von L. paraüelopipedus beobachtete. Männchen und Weibchen arbeiten gemeinschaftlich. Die Larven gebrauchen mehrere Jahre zu ihrer Entwickelung, denn ich fand schon ganz kleine mit halb und ganz ausge- wachsenen Larven zusammen. Ihre Gänge ziehen sich nach allen Richtungen geschlängelt durch das (oft schon ganz bröckliche und modernde) Holz und sind mit dicken Würsten von Wurmmehl verstopft. Sie finden sich hier öfters in grofser Menge und selbst von dem Hirschschröter, dessen Larven ich gewöhnlich in dem mit Erde gemischten Mulm uralter hohler Eichen fand, sähe Hr. Waltl gegen 40 Puppenhülsen von der Gröfse der Hühnereier in einer hohlen Eiche. Die Käfer fliegen im Mai und Juni, auch wohl noch viel später, wenn sie von einer verspäteten Brut herrühren (ich fand selbst im Winter frisch entwickelte Käfer im Holze) und schwärmen besonders des Abends gern. Am Tage sieht man sie an Bäumen sitzen, da wo sich ein Ausflufs von Säften zeigt, den die Hirschschröter besonders gern auflecken. Auch fressen sie wohl an Blättern und Knospen, wie Hr. H. Pfeil dies von L. caraboides, der aber glücklicher Weise nie in gro- fser Menge erscheint, an Aspen bemerkte. Die Knospen waren so befressen, dafs sie bei der geringsten Berührung in der Hand blieben. Die Wiege des Insects (welches ich schon aus Kiefern- und Buchen- wurzeln herausmeifselte) soll nach Hrn. Schlotthauber ganz vorzüglich in Eschen sein, denn er fand es nicht allein fast in allen theilweise weifsb rüchigen, hohlen oder morschen, übrigens noch vegetirenden Stämmen und Stucken dieses Baumes, sondern auch einmal in sehr grofser Menge in einem gesunden Stamme. Die FORSTLICHE Bedeutung ist demnach nur gering und man kann alle Arten wohl nur unmerklich schädlich nennen, ich mufste sie jedoch hier, wenn auch nur kurz, berühren, da sie von allen wichtigen Forstschriftstellern wie Pfeil {Krit. Bl.BA.X.U.l. S. 112.), Bechstein, Linker u. A. erwähnt wer- den und überhaupt so sehr bekannt, auch die meisten wegen ihrer Gröfse auffallend sind. Arten. Die überall am häufigsten erscheinende und daher auch für den Forstmann auffallendste Art ist der 8-12'" \a.nge L. jJaraUelopipedus ¥ a.hr. (Balkenschröter, viereckiger Schröter, Kannenkä- fer) [Taf. III. Fig. 19. das Männchen und 19 k der Kopf des Weibchens. ._ Fig. 19Bdie über 12'" lange Larve und Fig. 19g die 11'" lange männliche Puppe], ausgezeichnet durch seine schwarze Farbe und den auft'allenden Parallelismus seiner Seiten. Hier und da auch sehr häufig ist dann der Riese unter den deutschen Käfern L. Cervus Fabr. {Scarabaeus Cervus Linn.) [Hirsch- schröter, Hirschkäfer, Hornschröter, fliegender Hirsch (wegen der geweihähnlichen Oberkiefer), Feuerschröter, Feuerwurm, Börner (wegen des Verdachtes, in welchem man den Käfer ehedem hatte : dafs er seine langen Zangen gebrauchte, glühende Kohlen auf Häuser und Scheunen zutragen und letztere dadurch zu entzünden), Pferdeklemmer, Wald kä- fer, Eichochs u. s. f.], ausgezeichnet durch die schöne braime Farbe und die Oberkiefer, welche beim oft 2" langen, allbekannten Männchen ganz unge- heuer grofs sind und allein 1" messen, beim T'S'" langen, hierneben abgebildeten SiNODENDRON. ANHANG. HeTEROMERA. 107 Weibchen auch noch sehr auffallend sind. Auffallend kleinere Individuen von 1 Zoll Länge) werden von Einigen als eigne Arten betrachtet und L. Capreolus u. s. f. genannt. Endlich ist eine dritte, ebenfalls hier und da zuweilen häufige, kleinste (5"' lange) Art L. caraboides Fabr. {Scarabaeus caraboides Linn. blauer Schröter), ausgezeichnet durch metallisch blaue (Männchen) oder grüne (Weibchen) Farbe. Fünfte Gattung. Sinodendron Fabr. Walzenkäfer. Die einzige deutsche Art dieser Gattung, das 6'" lange und 3'" breite S. cylindricum Fabr. {Sca- rabaeus cylindricus Linn.) unterscheidet sich von allen übrigen auf den ersten Blick durch vollkommen walzigen Bau, durch schwarzbraune Farbe und durch ein Hörn des Kopfschildes, welches beim Männchen sehr grol's ist. Ich habe auch schon Larven, Puppen und Käfer (und zwar im Winter beisammen) zahl- reich in faulen Ästen lebender Buchen gefunden und ihn im Mai und Juni in allerlei Bäumen gesehen. Wahrscheinlich ist er immer erst Folge der Fäulnifs der Bäume und brütet erst, wenn diese schon sehr bedeutend ist. Anhang. Ganz entfernt bemerkenswerth wäre hier noch der, durch seine Gröfse (15'" lang und 8'" breit), seine braune Farbe und sein grofses Kopfschild-Horn (beim Männchen) ausgezeichnete Nashornkäfer, Geotrupes nasicornis Fabr. {Scarabaeus nasicornis Linn.), weil seine Larve in noch nicht ganz abgestor- benen Bäumen (besonders Eichen) lebt, die Lohe gern zerfrifst und dadurch ganz besonders in Treibhäu- sern und Mistbeeten Schaden anrichtet und nur durch Sammeln vertilgt werden kann. Dritte Abtheilung. Ungleichgliedrige (Heteromera). An den beiden ersten Paaren der Beine fünf und am letzten vier Fufsglieder. Die hierher gehörenden Käfer sind sämmtlich, wenn man die kleinsten, etwas schwer zu untersu- chenden Arten ausnimmt, recht gut an diesem Merkmale zu erkennen, zumal die einzige forstlich wichtige, mit nur einer Art ausgerüstete, Gattung {Lytta). Wir könnten daher sogleich zur Betrachtung dieser letz- teren übergehen, wenn nicht die allermeisten übrigen Käfer dieser Abtheilung im Holze lebten und uns, obgleich sie bis jetzt noch nicht als schädlich bekannt geworden sind, die Pflicht auferlegten, über sie hier wenigstens etwas Allgemeines zu sagen. So verschieden auch das äufsere Ansehen derselben im ersten Augenblicke erscheint, so sehr man auch geneigt ist, viele verschiedene Familien aus ihnen zu bilden, so zeigen sie doch bei näherer Betrachtung mehr Übereinstimmung als die Pentameren. 1) Larven und Pup- pen der allermeisten leben in Gewächsen, meist Bäumen, nur ein einziger {Lytta) vom Laube der Bäume. 2) Insectenfresser giebt es unter ihnen gar nicht, wenigstens ist das vermuthete Schmarotzen der Larven der Spanischen Fliegen und Maiwürmer noch höchst precär. 3) Ihre Larven haben (wahrscheinlich sämmtlich) Beine. In einer besondern Darstellung der unmerklich schädlichen und gleichgültigen Forst- insecten (wie ich eine solche in einem besondern Werke später beabsichtige) würden diese eine Hauptrolle spielen, da sie dem Forstmanne so häufig, wenn auch nicht in grofser Menge, begegnen und einige auch ■wohl täuschende werden könnten. So wird man wenige alte Buchen finden, an denen nicht unter der ab- gestorbenen Rinde sich befänden: der kleine rüsseltragende Rhinosimus, das mit einer viergliedrigen Füh- lerkeule versehene rothhalsige, schöne Tetratoma, die prächtige grofse, scharlachrothe Pyrochroa u. s. f. So wird man häufig die kleinen, langen und glänzenden Arten von Hypophloeus in Rinden- und Holzgängen 02 108 Schädliche Käfer. andrer Insecten, namentlich derBorkenkäfer(s. dort) finden und sich verführen lassen, sie für Ureinwohner zu halten. So wird man alte Buchenstöcke und anbrüchige Weiden oft mit kurzfüfsigen , einen Afterstachel zeigenden, weifsen, weichen Larven, welche alles in Wurmmehl verwandeln, angefüllt finden und glauben, es sei ein Holzwespenfrafs im Anzüge, und wenn man sie erzieht, erhält man — Mordella (die auch als vollkommenes Inseet die Holzwespen unter den Käfern repräsentirt) u. s. f. Diese Andeutungen werden genügend zeigen, wie viel Interessantes der, seine Aufmerksamkeit über die schädlichen Forstinsecten hinaus erstreckende Forstmann und Naturforscher in dieser schönen Abtheilung zu erwarten hat. Hier müssen wir, selbst auf eine analytische Tabelle verzichtend, sogleich übergehen zur einzig schädlichen Gattung: Lytta Fabr. Pflasterkäfer. Da die Gattung nur überhaupt eine einzige deutsche Art enthält, also auch stets nur eine forstlich wichtig sein kann, so vereinigen wir, der Kürze wegen, die Charactere der Gattung mit der der Art L. vesicatoria Fabr. Spanische Fliege. (Taf. II. Fig. 27.) Namen. Dies dem Gebildeteren bekannte (freilich vom gemeinen Manne wirklich für eine Fliege gehaltene und mit z. B. Musca Caesar, cornicina, rußceps u. s. f. verwechselte, daher auch wohl musca vi- ridis hispanica genannte), Tbierhat mancherlei Schicksale hinsichtlich seiner Namen gehabt, die sogar ins ge- wöhnliche Leben eingreifen. Die älteren entomologischen Schriftsteller (wie Schäffer, Geoffroy, Olivier und selbst Latreille früher noch) nannten es Cantharis, weil sie es für die Cantharis veterum hielten. (Aus dem Grunde ist in der Kunstsprache der Ärzte auch das Wort Cantharis für sie noch bei- behalten.) Später erhoben sich Zweifel darüber und man verliefs den Namen Cantharis. Besonders ge- brauchte Linne den Namen Meloe, welcher keine solche Zweideutigkeiten zuliefs, unter welchem er aber noch mehrere andere Insecten, z.B. die sogenannten Maiwürmer, zusammenstellte. Obgleich diese letztern mit der Spanischen Fliege viele Ähnlichkeit haben, besonders in den merkwürdigen, heftigen Wirkungen (welche den Maiwüi-mern auch den Ruf eines ausgezeichneten Heilmittels, besonders in der Hundswuth zuzogen), so zeigen sie doch in der Körperform (besonders den sehr kurzen, kaum den halben Hin- terleib deckenden Flügeln) Abweichungen genug, und F abricius fand sich veranlafst, sie als Meloe fortbe- stehen zu lassen, die Spanische Fliege aber von ihnen als Gattung Lytta zu trennen. Im Deutschen heifst der Käfer auch noch: Blasenzieher, Laub-, Gras- oder Goldkäfer, Spanische Mücke, Mai- ländischer Käfer, Goldwürmchen, Franz.: Mouche d'Espagne, Cantharide. Russ.: Spanskaja mucha. Poln.: Czrzaszczyh zielonoztoty. Characteristik. Die ausgezeichnete, smaragdgrüne, hier und da einen Kupferglanz zeigende, Farbe dieses schönen (5-12'" grofsen) Käfers machen ihn auf den ersten Blick kenntlich und es könnte höchstens eine Verwechselung mit der auch grünen Cetonia aurata und dem Cerambyx moschatus entste- hen, welche jedoch ganz andern Abtheiluugen (Pentameren und Tetrameren) angehören. Kunst- gerecht characterisirt man sie so. Käfer: Kopf grofs, breiter als Halsschild, nach unten geneigt, fast herzförmig. Fühler fadenförmig, nicht sehr lang. Lefze (Fig. 27 a) stark, hornig, gebuchtet, mit langen Haaren. Oberkiefer (Fig. 27 b) hornig, gekrümmt mit breiter, scharfer Spitze und gezähnter Schneide. Unterkiefer (Fig. 27 c) mit hornigem, am Grunde breitern, behaarten Stamm und zweilappiger Lade. Beide Lappen ziemlich gleichgrofs, am Ende dicht behaart, der äufsere halb hornig, zweigliedrig (innere Taster). Taster behaart, mäfsig, viergliedrig. Lippe (Fig. 27 d) aus einem hornigen, etwas gewölbten, fast herzförmigen, leicht zurückgedrückten, gewimperten und behaarten Stücke und einem an dessen Innenseite angewachse- nen, aus zwei behaarten und gewimperten Lappen bestehenden Stücke zusammengesetzt. Taster dreigliedrig. Lytta vesicatoria. Vorkommen. Lebensweise. 109 behaart. Halsschild fast viereckig, hinten etwas schmaler als vorn. Schildchen klein, dreieckig. Flügel- decken ziemlich weich und gewöhnlich etwas umgerollt, den Hinterleib fast ganz bedeckend. Hinterleib achtringelig. Beine kräftig, schlank. Häkchen gespalten. Die Männchen unterscheiden sich u. A. da- durch : dafs die Unterseite des. letzten Hinterleibsringes gebuchtet ist für den Austritt der Ruthe. Die mit langen Beinen versehenen Larven (welche ich jedoch nur ganz jung, kaum 1'" lang und 0,2'" breit, kenne, s. Br. u. Ratzeb. Med. Zool. S. 119, u. S. 105. die von Meloe) sind linienförmig, hinten allmälig verschmä- lert, flach und lang, behaart und bis auf den hellem zweiten und dritten Ring dunkelbraun. Der Kopf ist rundlich und trägt deutliche, viergliedrige mit langer feiner Endborste versehene Fühler und punktför- mige, braune Augen hinter denselben. Die Mundtheile bestehen aus einer ganzen, gewimperten Lefze hornigen, halbmondförmigen Oberkiefern, fleischigen, dicken Unterkiefern und fleischiger Lippe. Die Taster der Unterkiefer dreigliedrig, die der Lippe zweigliedrig, beide mit abgestutztem Endgliede. Die Beine lang, dreigliedrig, einklauig. Die drei ersten Leibesringe gröfser als die übrigen, der letzte mit zwei langen, divergirenden Afterborsten. Die Eier fast schwefelgelb, länglich, sehr weich. Vorkommen keinesweges allein auf Spanien (wo sie ursprünglich wohl allein gesammelt sein mö- gen) oder überhaupt auf das südliche Europa beschränkt, sondern, wie jeder Forstmann, leider! oft genug erfährt, auch über ganz Deutschland verbreitet und selbst bis nach Schweden, Rufsland, Sibirien hinaufrei- chend. Die Larven in oder diclit über der Erde, die Käfer an Bäumen und Sträuchern, besonders an Eschen (nicht blofs Fraxinus excelsior, sondern auch den meisten fremden eben so gern) und Rheinweide {Llgiistrum vulgare), doch auch an mehreren Arten von Geisblatt (besonders Lonicera tatarica), Spani- schem Flieder {Syriiuja) und selbst zuweilen auf Hollunder {Satulucus), Ahorn, Pappeln und dem Trom- petenbaum {Bignonia Catalpa), auch Rosen. Lebensweise. Die Generation ist wahrscheinlich einjährig, denn man sieht die Käfer fast in jedem Jahre, wenn auch nicht immer gleich häufig. Bech stein nennt sie vierjährig, jedoch ohne einen andern Grund dafür zu haben, als dafs sie nach vier Jahren allezeit in Menge auf den einzelnen Eschen der Dreifsigacker- Allee vorgekommen seien. Sie fliegen in der wärmsten Zeit, um die Mitte des Juni, und man kann sie dann um Mittag, wenn es recht heifs ist, auf ihren Lieblingsgewächsen erwarten und sich auf ihr Erscheinen vorbereiten. Selten bemerkt man blofs einzelne Vorläufer, gewöhnlich die ganze Masse zugleich, woraus ich auf gleichzeitiges Ausschlüpfen an einer Stelle schliefsen möchte. Auch Hr. Hennecke sähe sie immer plötzlich erscheinen und vermuthet, dafs sie, ihres schweren Fluges wegen, nie weit gekommen seien. Auf den von ihnen befallenen Gewächsen wimmelt es dann, und im bunten Gewirre sieht man die dem Frafse und der Begattung nachgehenden durch einander laufen und fliegen. Die Begattung wird mit grofser Heftigkeit gepflogen und zeigt manches sehr Sonderbare. Die Männchen halten die Weibchen, auf denen sie sitzen, mit den Vorderbeinen an den Fühlern wie am Zügel und ver- mögen die Ruthe mit dem unzählige Male rasch hin und her bewegten, lang ausgestreckten Hinterleibe öfters erst nach mehrstündigen, vergeblichen Versuchen einzubringen. Alsdann steigen sie vom Rücken der Weibchen und nun beginnt erst der eigentliche Coitus. Beide Geschlechter hangen so zusammen, dafs sie sich den After zukehren, und bleiben in dieser Stellung mehrere Stunden, selbst mehrere Tage, fressen dabei aber sehr begierig, entleeren ihren Koth und kriechen umher. Ein Männchen kann sich mit mehre- ren Weibchen begatten, ohne dafs die Ruthe abreifst. Bald nach der Begattung, gewöhnlich schon am andern oder zweiten Tage, lösen sich die Eier vom Eierstocke, treten aus ihren Säckchen in die Höhlung des Eierstockes und dann in den Eierleiter. Das Weibchen begiebt sich an die Erde und wählt, mit ihren Fühlern und Tastern suchend, eine Stelle, an welcher es sich eingräbt, gewöhnlich in festerem Boden, da- mit das 10-14"' tiefe Loch nicht so leicht nachstürze. Beim Graben gebrauchen sie die Vorderbeine, mit den Hinterbeinen schaffen sie die Erde heraus, und der Hinterleib mufs sich dann und wann spiralförmig 110 Schädliche Käfer. drehen, um dem Loche die gehörige Rundung zu geben. Hat sich die Erde draussen zu stark aufgethürmt, so kommen sie hervor und vertheilen dieselbe vor dem Loche, damit sie nicht wieder dasselbe verschütte. Sind sie mit dem Graben fertig, so kommen sie heraus, um mit dem After voran wieder hineinzukriechen und das Legen zu beginnen. Während desselben verhalten sie sich ruhig und zeigen blofs durch Bewe- gung der Fühler und Taster, dafs es ihnen sauer werde. Nach etwa einer halben Stunde sind sie auch damit fertig und fangen nun allmälig an, mit den hinausgestreckten Vorderbeinen wieder Erde in das Loch hineinzuziehen und sich so allmälig wieder herauszuhelfen. Sie verscharren dann dasselbe vollends mit Erde, drücken dieselbe mit den Hinterbeinen und dem After fest, um so viel wie möglich die Stelle un- kenntlich zu machen, und laufen davon. Gleich darauf fangen sie wieder an zu fressen, leben aber nur noch wenige Tage. Gewöhnlich findet man nur 40-50 Eier in dem Loche, und diese liegen unregelmäfsig über einander verklebt. Untersucht man das Weibchen nach dem Legen, so bemerkt man am Anfange des Eierstockes noch viele kleine, wie es scheint, unvollkommene Eier. Nach 3-4 Wochen kommen die Lärvchen (welche man zuletzt schon durch die dünne Eihülle durchschimmern sieht) aus der Erde hervor und zerstreuen sich über der Erde. Einige Wochen erhält man sie wohl in mit frischer Erde angefüllten Gläsern, aber länger nicht. Wahrscheinlich sterben sie, weil man ihnen nicht das rechte Futter zu geben weifs und weil sie zu sehr der Luft entbehren. Will man sie in luftigere Drathkasten sperren, so entwi- schen sie. Meines Wissens ist es auch noch Niemand geglückt, sie bis zur Verpuppung zu erziehen. Hr. Fintelmann versuchte es noch ganz kürzlich wieder, indem er ein Pärchen in einen, zur Hälfte mit Eschenholzmoder, vermodertem Eschenlaube u. dergl. gefüllten Zwinger brachte. Den 21sten Juni legte das Weibchen auf der Oberfläche dieser, stets feucht erhaltenen, Substanzen 21 dicht an einander gereihte Eier und den Uten Juli erschienen daraus die Larven. Diese befanden sich neun Tage lang sehr munter und wühlten häufig in dem feuchten Moder, ohne sich an die mit eingesperrten Fliegen, Blattläuse und Kä- fer zu machen, bis ihrem Leben und dem Versuche, den Hr. Fintelmann gewifs wieder aufnehmen wird, durch einen unglücklichen Zufall ein Ende gemacht wurde. Wahrscheinlich leben sie wie die Larven der Maiwürmer (Meloe), über die man aber leider auch nichts bestimmtes weifs. Es ist schon in ältergr Zeit (Reaumur, De Geer) und wieder neuerlich behauptet worden, diese lebten schmarotzend auf anderen, besonders fliegen- und bienenartigen Insecten, und ich selbst glaubte früher etwas bemerkt zu haben, was dafür spräche. Jetzt bin ich anderer Meinung, da ich nichts wieder, diese Erscheinung Bestätigendes habe bemerken können. Besonders spricht die plötzliche und zahlreiche Erscheinung der Käfer dagegen. Wie sollten sie, nachdem sie doch mit ihren flüchtigen Wohnungsthieren sich in alle Gegenden hätten zerstreuen müssen, so schnell wieder sich zusammenfinden? Leben sie in (Bouche Gart. S. 23.) oder an der Erde gesel- lig und verpuppen sie sich hier gemeinschaftlich, so kann man sich dies gesellige Erscheinen viel eher erklären. WennLatreille(s.Cuv. reyjjert«. T. V.p.66.)dieVermuthung aufstellt, Meloelegte seine Eier, wie verschie- dene Heteromeren, in die Nester bienenartiger Thiere, so scheint er das Legen von Meloegsir nicht zu kennen. Auch wüfste ich nicht, welche Heteromeren, wenigstens von heimischen, so schmarotzend lebten. Die geheimnifsvolle Entwickelung, von Lytta vesicatoria sowohl, wie von Meloe, ist auch bis zum Jahre 1839 noch nicht aufgedeckt. Hr. Hartig {Jahresher. a. a. 0. S. 106.) sagt zwar: „zwischen den Hinterleibsseg- ,,menten, besonders von Anthidium manicatum, habe ich ziemlich häufig kleine Käfer(?)-Larven gefunden, „welche von der Taf. H. Fig. 27b bei Ratzeburg gegebenen Abbildung der jungen Ly«a-Larven nur „darin abweichen, dafs sie einen nach vorn zugespitzten, fast dreieckigen Kopf haben." Allein dadurch kommen wir, abgesehen von den Täuschungen, welche bei solchen Gelegenheiten möglich sind, der Lö- sung des Räthsels noch nicht näher, und ich mufs mit Hrn. Erichs on, den ich ebenfalls noch kurz vordem Abdruck dieser Zeilen nach seinen neueren Erfahrungen fragte, ausrufen: „Schande für Europa, dafs Bienen, Meloen und Lytten so sehr gemein sind und noch kein Mensch über die Verhältnisse dieser Thiere etwas Lytta vesicatoria. Bedeutung. 111 Bestimmtes ermittelt hat, da es doch in Amerika bewiesen ist, dafs eine Lytta verwandte Gattung, welche den Namen Horia führt, als Larve in den Nestern von Xijlocopa lebt." Der Frafs und dessen Erken- nung: Dieser ist also nur von den Küfern mit Zuverlässigkeit bekannt. Derselbe besteht aus den Blät- tern der genannten Bäume und Sträucher. Unter diesen sind sie uns nur wichtig auf Eschen. Nach Hrn. Hennecke lieben sie mehr die auf frischem Boden erwachsenen und üppiges Laub treibenden (aber nicht über 60 Jahre alten). Zuerst nehmen sie die Jüngern Blätter, verschmähen zuletzt aber auch nicht die altern, härteren und fressen bei übergrofser Menge die Bäume so kahl, dafs nur Blattstiele und Rippen bleiben. Ja auch diese zwingt sie öfters die Noth zu benagen, und man will sogar gesehen haben, dafs sie auch die jüngsten, grünen Triebe mit verzehrten. Hr. Hennecke, welcher sie in seinem Reviere oft beobachten konnte, sähe dies auch nie. Sie fangen am Rande des Blattes an und fressen eine Stelle nach der andern bogenförmig heraus. Es wird sie daher sowohl dies kenntlich machen, wie auch das struppige Ansehen ganz entblätterter einzelner Zweige oder Bäume. Ja wir haben noch ein, nur bei einigen Insecten uns unterstützendes, Mittel, sie bei Zeiten ausfindig zu machen. Dies ist der Geruch, welchen man schon mehrere Schritte von ihnen entfernt wahrnimmt, der sogar, wenn die Menge der Käfer grofs und die Richtung des Windes günstig ist, auf gröfsere Strecken wahrgenommen werden kann. Beschreiben läfst er sich nicht. Die meisten Menschen finden ihn unangenehm, weichlich und doch durch- dringend. Er erhält sich so ziemlich an den getrockneten Thieren. Forstliche Bedeutung. Wir können dies Insect als ein merklich schädliches bezeichnen, denn es hatte schon sehr häufig in den verschiedensten Gegenden bedeutende Verwüstungen an den Eschen angerichtet, besonders auf den jungen Eschensaaten und in den Eschenplantagen. Diese bleiben, wenn sie des Laubes im Sommer beraubt werden, im Wachsthum zurück, einzelne gehen auch wohl ganz ein. Un- ser Forstgarten, welcher ganz von Kiefern umgeben ist, blieb mehrere Jahre nach seiner Anlage ganz ver- schont, bis die Spanischen Fliegen auch zu ihm den Weg fanden. Für die Begegnung ist es sehr wichtig, dafs man imi die Flugzeit die Eschen-Anlagen täglich beobachtet, weil die Spanischen Fliegen meistens plötzlich da sind und dann auch gleich, wenn sie zahl- reich sind, alle Blätter abfressen und die Gegend mit neuer Brut versorgen. Man mufs sie dann sogleich sammeln und zwar des Morgens früh, da sie am Tage sehr beweglich sind und beim Schütteln und Klopfen gleich auffliegen. Leute wird man dazu immer ohne Taglohn haben können, wenn man sie mit dem Wer- the der Käfer bekannt macht. In jeder Apotheke werden 4-8 Groschen für das Pfund gezahlt. Die Kä- fer dürfen dann aber nicht gleich getödtet oder zerquetscht werden, sondern müssen, wenn sie heilkräftig bleiben sollen, vorsichtig getrocknet, aber auch bald abgeliefert werden, da sie, wenn sie nicht gehörig verschlossen gehalten werden, auch wieder von ihrer Wirksamkeit verlieren. Auch mufs man auf die blasenziehenden Eigenschaften des Käfers aufmerksam machen, welche schon nach dem häufigen An- fassen oder unvorsichtigen Zerdrücken in den Händen hervortreten. Noch weniger dürfte sich Jemand gelüsten lassen, mit dem Essen einen Versuch zu machen. Es giebt Leute, welche im Gefühle einer besonderen Kraft auch darin anderen Menschen überlegen zu sein vermeinen, dafs sie solche für schäd- lich erachtete Stoffe aus Übermuth verzehren, oder auch gewisse Wirkungen dadurch absichtlich her- vorzubringen wünschen. Bei den starken würde aber wie bei den schwachen die heftigste Wirkung erfolgen. Entzündung der Harn-, Geschlechts- und Verdauungsorgane, namentlich Blutharnen, hef- tige Priapsimen u. dergl. Diese Wirkungen werden mehr durch die weichen Theile, besonders des Hinterleibes, als durch die Flügeldecken und die übrigen harten Theile des Käfers erzeugt. Dafs der Igel {Ermacetts) denselben Wirkungen nicht unterworfen ist, bedarf noch der Bestätigung. 112 Schädliche Käfer. Vierte Abtheilung. Yiergliedrige. {Tetrumera,) An allen drei Paaren der Beine finden sich vier Fufsglieder (z. B. Taf. XVI. Fig. 3.). Auch hier sind sie nie alle von gleicher Gröfse , jedoch immer wenigstens mit der Loupe deutlich und sogleich zu erkennen, und wenn daher ein so kleines (fünftes) vorkommt, dafs man es erst mit einer starken Loupe oder mit dem Mikroskop suchen müfste, so wird es nicht gezählt. Die Borkenkäfer werden defs- halb (s. Taf. XII. Fig. i, k) nicht zu den Pentameren, sondern zu den Tetrameren gerechnet. Nur ein Käfer kann eine Täuschung veranlassen. Dies ist der stahlblaue, C/erMs-ähnliche keulenhörnige Corynetes cya- nellus. Er mufs, obgleich er nur 4 Fufsglieder hat, wegen der Verwandtschaft mit Clerus u. A. zu dem Clavicornia unter den Pentamera gestellt werden (s. dort am Ende). Im Übrigen sind sie schwer allge- mein zu characterisiren, da sehr grofse Mannigfaltigkeiten in der Form der ganzen Thiere — Käfer und Larven — wie auch der einzelnen Theile vorkommen. Es giebt unter den Tetrameren bei Weitem mehr fufslose Larven als in irgend einer andern Abtheilung, namentlich unter den Rüssel- und Borkenkäfern, welche sich durch die Fufslosigkeit von den sonst ähnlichen Anobien-Larven unterscheiden. Auch den Larven der Bockkäfer fehlen die Beine häufig, und wenn sie da sind, sind sie nur klein. Die Blatt- käfer-Larven haben dagegen sämmtliche Beine und sind auch nicht so weifs und weich, wie die der übrigen genannten. Bei den Larven der Tetrameren ist der Unterschied der Wülste wichtiger als anderswo und wir können ohne dieselben oft kaum die Gattungen unterscheiden. Auf der Oberseite findet sich z. B. zwischen je zwei Ringen bis zum zehnten eine eingekeilte Wulst: Keilwulst. Dann entstehen vom vierten bis elften Ringe noch andre Wülste dadurch, dafs die vom Luftloche heraufsteigende Furche (Quer- furche) an den Hinterrand der Keilwulst oder an den Oberrand des Ringes geht und eine oder zwei Wülste (Vorder- und Hinterwulst) bildet. Unterhalb des Luftloches entsteht ebenfalls eine kleine, aber meist stark vortretende Wulst (Luftlochwulst) und unter dieser die Unterwulst. Diese Wülste haben für mich noch mehr Bedeutung gewonnen, seitdem ich die Regelraäfsigkeit solcher Wülste bei den Lepidopteren-Larven (s. besonders Bd. II. bei den Wicklern), bei denen sie auch noch zahlreicher vorhanden sind, kennen lernte. Die Lebensweise bietet zu grofse Mannigfaltigkeit, als dafs sich hier schon Viel im Allge- meinen sagen liefse. Nur so viel: dafs sich hier die meisten und wichtigsten im Innern der Bäume, selbst lebender, gesunder (s. Xylophaga), hausenden Insecten finden, und dafs diese sich besonders durch ihre Gänge beim Frafse unterscheiden. Diese werden entweder von den Larven gemacht (Lar- vengänge) oder auch von Käfern (Mutter gänge). Da, wo blofs Larvengänge sich finden, legten die Mütter von aufsen ab, wahrscheinlich weil ihre ansehnliche Gröfse und die schwächern Mundtheile das Eindringen in das Gewächs verhinderten. So ist es bei den Rüssel- und Bockkäfern. Bei den Holzfressern dagegen machen es die verhältnifsmäfsig starken Kiefer den Käfern, welche meist klein sind, möglich, in den Stamm einzudringen und dort auch Muttergänge anzulegen, wodurch sich diese merkwürdige Familie von den übrigen und, wenn wir noch die regelmäfsige Bildung der Gänge hin- zurechnen, von allen übrigen unterscheiden. Die FORSTLICHE Bedeutung ist, wie aus dem Vorigen hervorgeht, besonders wegen der Menge hier vorkommender Bastfresser, in lebenden Hölzern, sehr hoch. Überall stehen in dieser Abtheilung Forstinsecten vom ersten Range. Der Forstmann hat die Kennzeichen derselben daher vor allen zu CURCULIONIDES. ChARACTERISTIK. 113 beachten, und sie nicht blofs nach einem flüchtigen Blicke auf den Habitus zu bestimmen, damit er nicht die Anobien hierher oder die Borkenkäfer zu den Pentameren bringe (s. auch S. 20 u. 21.)- Die EiNTHEiLUNG dor Tetrameren ist, wenn man, wie der Forstmann, es nicht mit allen hier vorkommenden Arten zu thun hat, sehr leicht, denn man kann sie unter wenige (die meisten z. B. unter 3-4 Linne'sche) Gattungen unterbringen, die noch dazu leicht zu erkennen sind und z. B. in der Form und Länge der Fühler, in Gegenwart oder Abwesenheit des Rüssels, Körperform, Larven und sogar Frafs sehr allgemein übereinstimmen. Man hat sie neuerlich in viel mehr Gattungen getrennt und diese unter verschiedene Familien zusammengestellt. Es soll nun zwar dies für den Gang unsrer Untersuchungen benutzt werden, jedoch so, dafs ein Jeder auch sogleich den Zusammenhang dieser neueren Gattungen und der Familien (die übrigens schon allermeist in ihrem Namen die alte Gattung, aus der sie entstanden sind, hübsch andeuten), mit den alten L in ne' sehen übersehen und, wenn es ihm beliebt, auch nach diesen ansprechen kann. Tetramera Fühler keulenförmig (*). Larven fufslos oder, wenn sie Füfse haben, doch hell gefärbt (**) Fühler faden- oder borstenförmig, und wenn sie am Ende etwas verdickt erscheinen, so haben sie doch 6-beinige Larven und diese sind bunt oder ganz dunkel ge- färbt. Kopf in einen deutlichen Rüssel verlängert. Im Baume stets nur Larvengänge oder doch we- nigstens keine regelmäfsige Muttergänge ... 1. Rüsselkäfer. Kopf ohne Rüssel oder mit undeutlichem. Im Baume Larven- und Muttergänge 2. Holzfresser. Käfer gestreckt, mäfsig gewölbt, meist grofs oder sehr grofs, mit langen oder sehr langen Füh- lern. Larven weifs oder gelb, ohne Beine, oder mit sehr kleinen dünnen 3. Bockkäfer. Käfer kurz, gedrungen, stark gewölbt, meist klein, mit nicht langen Fühlern. Larven dunkel oder bunt, mit starken, langen Beinen 4. Blattkäfer. Erste Familie. Rüsselkäfer. {CurcuUonides.) ChARACTERISTIK. Kciue Familie kann natürlicher sein als diese. Auf den ersten Blick sieht man die merkwürdige vordere Kopfverläugerung, welche Rüssel heifst und diesen Käfern den Namen gab. Man könnte höchstens bei einigen Arten, deren Rüssel nur kurz und dabei ziemlich breit ist in Zweifel sein, ob sie hierher gehören. Dann könnte man sie aber nur zu der zweiten Familie brin- gen wollen. Hier sind aber die wichtigen, Rüsselspur zeigenden {Hylesinus) nur kleine, bis 2'" lange Arten, auch wird man bald den Frafs beobachten können und nun gar nicht mehr in Zweifel sein. Daher wird man auch umgekehrt einen Holzfresser nicht unter den Rüsselkäfern suchen. Man könnte da nur unter den kleinern Arten suchen und diese haben bei den Rüsselkäfern alle einen sehr deutliehen, meist sogar langen Rüssel. Einige Schwierigkeit verursachte die zu den Rüsselkäfern gestellte Käfergattung, welche Fabricius Cossonus nennt. Diese haben das Ansehen von Holzfressern, besonders yor Hylesinus af er (dem die meisten und gemeinsten auch in der Gröfse, Fühlerbildung u. dergl. gleichen), zeigen dabei aber (*) Der C/erws-ähnliche, stahlblaue Corynetes gehört, obgleich er tetramerisch ist, zu den pentamerischen Clavicornen (s. am Ende derselben). (**) Einige nicht forstlich wichtige sechsbeinige Arten von Anthrihus machen hier allein eine Ausnahme. P 114 Schädliche Käfer. meist einen deutlichen Rüssel. Sie sind indessen nicht schädlich und begnügen sich immer mit ganz ab- gestorbenem Holze und sind nie unter Rinden, defshalb wir sie ganz übergehen können. Allerdings leben sie allermeist nur im Holze, indessen habe ich doch die gemeinste Art, C. crassirostris (s. am Ende der Rüsselkäfer), unter Kieferrinden (ob nach dem Auskommen hier blofs versammelt?) gefunden und zwar in aufserordentlich grofser Menge einmal als man bei Gelegenheit eines in der Nähe vorgekommenen Frafses von Hylesinus 'pmiperda geneigt war, ihn für diesen schädlichen Käfer zu halten. Kunstgerecht characterisiren wir die Rüsselkäfer so. Die Käfer: der Kopf ist allermeist klein und schmaler als der Halsschild. Der Theil hinter den (entfernten, seitwärts stehenden und selten stark vorragenden) Augen ist stets gewölbt, sogar einmal in einen deutlichen Hals verlängert, vor denselben aber in den Rüssel ver- längert, welcher allermeist rund und lang, dabei auch gekrümmt, seltener flach und kurz und dabei grade ist, und stets die Fühler trägt, welche keulenförmig sind und da, wo die Keule aus (drei) gesonderten Glie- dern besteht, im Ganzen elf Glieder (Änthribtis, Rhynchites), und da wo die Keule aus (vier) nicht abge- setzten, gleichsam nur geringelten, Gliedern besteht, im Ganzen nur zwölf Glieder (die übrigen) zeigen und entweder schwach gekrümmt (grade) oder gekniet erscheinen. An seiner Spitze trägt er die Mund- theile, welche daher auch meist nur sehr klein sind und kaum alle einzelne Theile erkennen las- sen. Diese zeigen die mannigfaltigsten und auffallendsten Verschiedenheiten. Nur bei einer Gat- tung (Anthribus) ist die Lefze deutlich gesondert, halbmondförmig vorragend, vorhanden. Bei den übrigen ist sie mit dem Kopfschilde mehr oder weniger zusammenfliefsend oder ganz fehlend. Die Ober- kiefer sind stets grofs und stark, hornig, entweder blofs mit einer Spitze am Ende {Anthrihis varms, Apo- deres) oder mit mehreren, zuweilen durch sehr tief gebuchtete Einschnitte getrennten (Ä%«c/«Yes), dicht unter dem Ende oder am Innenrande befindliehen Spitzen, selbst öfters an der Basis noch mit einem zahnartigen Höcker {Hylobhis). Die Unterkiefer haben entweder eine zweilappige (Anthribus var'ms, Apoderes) oder eine ganze Lade und zwar ist dieselbe im ersteren Falle blofs mit langen Haarwimpern (bei Apoderes sehr lan- gen), im letztern theils mit solchen, theils mit borsten- oder dornenähnlichen Organen von bestimmter Zahl besetzt, bei Hylobms aufserdem noch mit einem zahnähnlichen Büschel langer Haare. Der Unterkieferta- ster ist stets viergliedrig, entweder von ziemlicher Länge und dann sogar etwas gekrümmt {Anthribus va- riits, Apoderes), oder sehr kurz und dann nur gerade der Lade angepafst. jedoch wieder so verschieden, dafs das erste Glied sehr kurz und kaum vorragend, das zweite dagegen das längste ist {Brachyderes, Thy- lacites), oder dafs die beiden ersten gleich lang und nebst dem letzten die kürzesten, das dritte aber das längste ist {Hylobius und die meisten übrigen Gattungen). Die Lippe hat entweder eine grofse, hornige {Apoderes) oder eine fleischige Stütze und zeigt bald eine deutliche Zunge {Anthribus varius, Rynchites coeruleocephalus) , bald keine. Im erstem Falle stehen die Taster weit von einander {Anthribus varius, Bhynchif.es coeruleocephalus), im letztern sehr genähert. Sie sind meist deutlich dreigliedrig, zuweilen sogar ziemlich lang und etwas gekrümmt {Anthrihis varius, Rhynchites coeruleocephalus), selten sind sie verschwindend {Apoderes) oder äufserst klein {Thylacites, Brachyderes, bei denen ich nur ein Glied be- merken konnte und zwar ganz und gar zwischen den Unterkiefern versteckt). Bei den langrüssligen feh- len Unterkiefer und Lippe mit ihren Tastern nie ganz, letztere haben auch die gewöhnliche Gliederzahl vier und drei, aber sie sind, besonders bei den kleinem Arten, äufserst klein und nur durch sehr starke Vergröfserung bemerkbar. Der Halsschild ist nie ganz viereckig, sondern immer mehr rundlich und stets schmaler als die Flügeldecken, allermeist gegen die Schultern abgesetzt. Das Schildchen ist sehr klein. Die Flügeldecken meistens den Hinterleib ganz deckend, stark gewölbt und hinten abschüssig, reihig-punk- tirt und hart oder sehr hart. Die Beine sind stark und kräftig. Die Schenkel zuweilen sehr dick und öfters gegen das Ende mit einem Dorn. Das vorletzte der vier Fufsglieder gelappt. Brust und Hinterleib stark gewölbt. Männchen und Weibchen unterscheiden sich durch die Gröfse oder durch den Rüssel, RÜSSELKÄFER. VORKOMMEN UND LEBENSWEISE. 115 •welcher beim Männchea kürzer ist und die Fühler näher der Spitze trägt, durch Dornen am Halsschilde u. dergl. Die Farben geben für das Geschlecht keine Unterschiede, sind aber für die Unterscheidung der Arten, wegen ihrer Mannigfaltigkeit, sehr wichtig. Oft werden sie durch Gruppen kleiner, schuppen- artiger Härchen erzeugt, welche der Käfer bei seinem Herumtreiben leicht abreibt. Die dunklere Grund- farbe erscheint, und man glaubt ein ganz anderes Thier zu sehen. Die Larven sind meist gedrungen und ■walzig, seltener gestreckt und flach. Die herrschende Farbe ist gelblich-weifs, selten dottergelb. Der Kopf ist nie sehr klein, ziemlich gewölbt. Gabellinie einfach oder noch mit zwei, dem ungetheilten Aste parallelen Linien. Von Fühlern nur eine undeutliche Spur unter der kleinen schwarzbraunen Hornwölbung am Ende der Gabellinie. Augen gänzlich fehlend. M und th eile. Der quere Kopfschild immer mit der halbmondförmigen, gewimperten, nach innen einen fleischigen Vorsprung zeigenden Lefze verwachsen, letz- tere jedoch beweglich. Die Oberkiefer denen der Käfer ähnelnd. Die Unterkiefer mit stets ganzer Lade, die übrigens die Form derer von Hylobius, Pissodes u. A. hat. Bei Anthrihus varms ist sie auffallend dick und schwach gewimpert. Deutliche Tasterglieder sind nur zwei und diese bei Anthrihus varius überdiefs noch äufserst kurz. An der Basis wäre vielleicht die Andeutung von noch einem in der hellem, wulstig hervortre- tenden Substanz zu suchen. An der in jeder Hinsicht so auffallenden Larve von Anthrihus alhinus finde ich drei deutliche Glieder und eine sehr dicke, mit vielen starken Borstenhaaren besetzte Lade. Die Lippe dick und fleischig, an der Aufsenseite, fast in der Mitte, die beiden zweigliedrigen Taster zeigend, welche sehr genähert sind und an der Basis noch ein verstecktes Glied zu haben scheinen (Kinn?). Äufserst klein, wahrscheinlich nur aus einem einzigen Gliede bestehend, sind sie bei Anthrihus varius. Die drei ersten Körperringe von gleicher Gröfse, gröfser als die übrigen und [mit Ausnahme einer, mir im Larvenzustande bekannten grofsen Art von Ättthrihus {albimis), welche (so wie Cossonus?) kleine Beinchen hat] stets ohne Beine. Diese werden durch die stärker vortretenden und stärker behaarten Brustwülste vertreten. Am ersten Ringe an der Seite ein grofses (etwas tiefer als die übrigen liegendes) Luftloch und auf dem Rük- ken ein fast horniges, dunkelgelbes, hier und da aber doch wenig unterscheidbares Rückenschildchen. Die bebeinten Larven, welche ich früher für Cossonus-L&rven hielt, müssen doch einem andern Käfer ange- hören, denn ich erhielt kürzlich von Hrn. Saxesen beinlose Larven, welche bestimmt für die des Cosso- nus linearis ausgegeben wurden. Es war allerdings auch schon die Wahrscheinlichkeit dagegen, dafs CossoHus, als Mittelform zwischen Curcolioniden und Xylophagen, bebeinte Larven haben sollte, weshalb ich auch das ? in der Parenthese gebrauchte. Die Puppen meist ausgezeichnet durch den Rüssel und die gebrochenen langen Fühler. Selbst bei den kurzrüssligen stehen die Fühler merklich von den Augen ab. Bei allen die Flügel fast die Hälfte des achtringligen Hinterleibes bedeckend. Die Unterflügel überragen meist die Oberflügel weit. Ober- seite des Hinterleibs meist mit starken Dornenhöckern, auch Halsschild, Kniegelenke und Kopf, zuweilen selbst der Rüssel, mit solchen, wenn auch kleineren, oft Haare oder Borsten tragenden. Meist dazwischen zerstreut noch feine Härchen. Afterdornen stets zwei, meist lang. Vorkommen und Lebensweise. Die Rüsselkäfer sind wegen des Reichthums an Arten und In- dividuen sehr verbreitet und kommen in allen Gegenden wie auf allen Gewächsen vor. Sie fressen so- wohl an Holz- wie Krautgewächsen und unter den Holzgewächsen sind nur wenige vor ihnen sicher. Die Nadelhölzer aber leiden am meisten. So leben sie auch in den verschiedensten Theilen derselben und übertreffen in dieser Mannigfaltigkeit die Holzfresser wie die Bockkäfer. Ihre Larven fressen an den Wurzeln wie Engerlinge, in der Rinde, im Baste, im Holze, im Marke, in den Blumen, Früchten, Blättern und Nadeln. Nicht blos die Larven fressen, sondern auch die Käfer, wenn auch nur um ihre Eier mittelst eines Rüsselstiches unterzubringen, zuweilen sind sogar diese nur schädlich. Da dies aber immer nur von aufsen her geschieht, so finden wir auch im Gewächse nie Muttergänge, sondern nur Larvengänge, welche P2 116 Schädliche Käfer. stets geschlängelt sind und das "Wachsthum der Larven an der allmälig zunehmenden Dicke verrathen. Die Zeit ihres Erscheinens ist verschieden, jedoch fliegen die meisten im Frühjahre und legen ihre Eier ab. Die Generation ist einjährig oder anderthalbig, selbst zuweilen mehrjährig und dies alsdann wohl nur ausnahmsweise. Die Beobachtung von C. (jlandium (No. 19.) hat gezeigt, wie verschieden die Entwickelung selbst bei Individuen sein kann, die unter ganz gleichen Umständen gehalten wurden. Es ist diese für die Entwickelungsgeschichte der Insecten höchst beachtenswerthe Erscheinung auch practisch wichtig, denn man lernt daraus: dafs die Vertilgung nicht alljährlich zu derselben Zeit vorgenommen werden kann. Sie überwintern als Käfer, als Larven, selbst als Puppen. Man darf daher nicht glauben, eine Art komme nur in einem Zustande im Winter vor. Das richtet sich ganz nach der Witterung (s. C. Pini und notatus u. A.). Eine doppelte Generation habe ich von keiner Art beobachtet. Allerdings sieht man öfters von einer und derselben Art im Frühlinge und wieder im Herbste Käfer. Dann gehören aber nur die letzteren der Brut des laufenden, die ersteren aber der des vorigen Jahres an. Die Menge, in welcher viele Rüsselkäfer erscheinen, ist aufserordentlich grofs. Ihre Bewegungen sind ungeschickt, zeigen aber etwas Keckes. Sie gehen nur beschwerlich und fliegen nicht alle, auch nur bei grofser Wärme. Wenn sie sich daher retten wollen, so lassen sie sich bei der geringsten Berührung des Zweiges, auf welchem sie sitzen, oder schon wenn sich Schritte nähern, die sie in aufmerksamer Stellung mit vorgestreckten Fühlern zu vernehmen scheinen, plötzlich fallen und ver- schwinden im Grase oder Moose. Forstliche Bedeutung und Begegnung. Die Rüsselkäfer dürften nach den Borkenkäfern die schädlichsten Käfer genannt werden. Sie Obertreff"en, da sie alljährlich erscheinen, noch die Maikäfer, mit denen man sie, hinsichtlich der Schädlichkeit, vergleichen könnte, weil sie zu den Hauptverwüstern der Nadelholz-Culturen gehören. Die schädlichsten sind, wie gewöhnlich, die Bastfresser. Man begegnet ihnen auf verschiedene Weise, theils durch Sammeln, theils durch Fangapparate (s. C. Pwi), am besten durch Entfernung der Stöcke oder kranker, schon von ihnen befallener Stämme oder Reiser, also durch Rein- lichkeit. — Als besonders wirksame Feinde derselben habe ich noch kürzlich die Laufkäfer kennen gelernt (s. C. Pini). EiNTHEiLUNG. Bcgnügcn wir uns hier mit den von Linne gebrauchten Gattungen, und bringen die (schon S. 113. erwähnte) Gattung Cossonus, als Bindeglied mit den Xylophagen, ans Ende der Rüssel- käfer, so kommen wir mit einer: CurcuUo, und höchstens noch einer aus, in welche ein Rüsselkäfer zu stehen käme, den Linne nicht mit zu CurcuUo rechnete. Das ist sein Attelahus Coryli. Da er aber unter Attelabus so vieles höchst Verschiedene vereinigte (s. z. B. S. 34.), so folgen wir denen, welche die Gattung auflöfsten und nennen sie Erste Gattung. Apoderes Oliv. Dickkopfkäfer. Chakacteristik. Ein einziges Kennzeichen unterscheidet diese merkwürdige Gattung auf den ersten Blick von der folgenden: das ist der nach hinten verschmälerte und einen Hals bildende dicke Kopf, welcher, wie sich Linne sehr treflfend ausdrückt, einem abgebalgten Fuchskopfe gleicht {excoriatae vulpis Caput refert). Das Übrige, namentlich Beschreibung der Larven und Puppe s. bei der einzigen Art A. Coryli Ol. {Attelabus Coryli Linn.) Hasel-Dickkopfkäfer. (Taf. IV. Fig. 5.) Characteristik. Der Käfer gehört zu den Rüsselkäfern, mit geraden, zwölfgliedrigen Fühlern, deren erstes Glied wenig länger als die folgenden ist. Der Rüssel ist nur kurz aber ganz rund. Die ganze Gestalt ist dick und breit. Flügeldecken grob punktirt, gestreift mit runzlichen Zwischenräumen. Apoderes Coryli. Vorkommen. Lebensweise, 117 Die Farben schön. Flügeldecken und meist auch der ganze Halsschild schön roth, das Übrige schwarz. Bei einer Varietät (A. Avellanae Linn.) auch die Schenkel gröfstentheils roth. Er ist 3-4'" lang. — Die Larve (Taf. IV. Fig. 5b) ist 5'" lang und 1'" dick. Der Kopf schmutzig-graubraun mit dunklern Mund- theilen. Der übrige Körper dottergelb. Die Fufswülste sehr stark hervorragend und auf der Oberseite der vierte bis sechste Ring aufserordentlich stark und scharf hervortretend. Fufswülste und Oberseite der Ringe stark behaart, die Unterseite, mit Ausnahme des Afterringes, dagegen kahl. Im Leben krümmt sich die Larve so stark, dafs Vorder- und Hinterhälfte aneinander liegen. Die Puppe (Fig. 5g) 2,7'" lang und fast 2'" breit. Kopf mit deutlichem Halse, tief auf die Brust gesenkt. Füliler sehr weit zurückgelegt, in der sehr schmalen, zwischen den Schenkeln des ersten Paares der Beine und dem Brustschilde bleibenden Furche. Beine stark aufsteigend, das letzte Paar nur Knie- und Fufsglieder-Spitzen zeigend. Von den Unterflügeln fast die Hälfte unbedeckt. Hinterleib kegelförmig, stark nach vorn gegen die Brust gekrümmt. Afterstacheln stark und lang. Alle Theile, mit Ausnahme der Mundtheile, Flügel, Schienen und Fufsglie- der. mit vielen, aufserordentlich langen, borstenähnlichen, braunen, zum Theil auf Höckerchen sitzenden Haaren. Vorkommen, Lebensweise u. s. f. Der Käfer ist durch ganz Deutschland bis Schweden hinauf gemein und zeigt sich in manchen Jahren sehr häufig an verschiedenen Holzgewächsen, besonders Haseln, dann aber auch an Buchen, Hagebuchen und Erlen, die er merklich verunstaltet. Er wickelt nämlich die Blätter derselben in Form einer oben und unten verschlossenen Geldtüte zusammen, wie der Holzschnitt zeigt. Um dies zu bewerkstelligen, nagt er die Mittelrippe nahe über dem Blattstiele durch, so wie auch die eine ganze Hälfte und einen kleinen Theil der andern Hälfte der Blattseiten. Beide Hälften des Blattes werden neben der Mittelrippe zusam- mengelegt und so aufgerollt, dafs eine walzige Rolle entsteht, deren Basis durch die Mit- telrippe und deren Spitze durch die beiden Ränder des Blattes gebildet werden. Die Sä- gezähne werden so umgeklappt, dafs der Eingang vollkommen verhüllt ist. Ein bis drei ' kleine, bernstein-gelbe, glänzende, eiförmige Eier liegen an der Spitze des Blattes theils auf der Aufsenseite, theils auf der Innenseite. Sie sind aber nicht angeklebt, sondern lie- gen ganz lose. Hier und da bemerkt man in beiden Seiten des Blattes kleine Einschnitte von 1'" Länge, an denen sie sich wahrscheinlich halten , wenn sie das Blatt rollen (s. auch Rynchites). Die Rollen erhalten sich lange frisch, weil ihnen noch durch die Seitenrippen Saft zugeführt wird. Im Juli und August findet man erwachsene Larven, nebst einer Menge schwarzen, fadenförmigen Kothes, Puppen oder schon Käfer darin. Der Käfer frifst sich heraus, macht gleich neue Rollen und legt darin. Die jungen Larven fallen mit den Blättern zur Erde, überwintern hier und verpuppen sich im Frühjahre. Die Generation ist also anderthalbig. Der Käfer wird meistens nur unmerklich schädlich sein und nur wegen der sonderbaren Form seiner Rollen dem Forstmann auffallen. Die Bewegung des Saftes, be- sonders der Rücktritt desselben als Lebenssaft wird allerdings in den Rollen gestört und wenn solche häu- fig an den Bäumen wären, könnten diese etwas im Zuwachse leiden. Die Käfer sowohl wie die Rollen fallen sehr in die Augen und lassen sich, da sie auch meist niedrig sitzen, leicht sammeln. Verwandt ist A. curculiomides Li nn. dem A. Coryli. sehr ähnlich, aber gedrungener und beson- ders ausgezeichnet durch den gröfseren Halsschild, die schmalen Punktreihen der stark glänzenden Flügel und röthliche Fühlerbasis. Bei uns ist der Käfer auf Haseln in Niederwäldern nur selten, im Harze aber soll er nach Hrn. Saxesen auf jungen Eichen eben so häufig sein wie J. Coryli auf Haseln. Hr. H artig Jahresber. a. a. 0. S. 187.) sagt, dafs von ihm die zierlichen, tönnchenförmigen Blattrollen an Eichen her- rühren. Hr. Hey er erhielt den Käfer mit den Exemplaren von C. Coryli, welche von den Eichen bei Lüneburg abgeklopft worden waren. 118 Schädliche Käpbe. Zweite Gattung. Curculo Linn. Rüsselkäfer. Eine besondere Characteristik der Gattung ist, da aufser ihr nur noch eine (die vorige, so kleine) in dieser Familie, welche schon ausführlich characterisirt wurde, steht, nicht nöthig. Wir gehen daher gleich zur EiNTHEiLUNG. Dicse bietet bei der Menge von Arten (im Ganzen mehrere Hunderte), selbst von forstlich wichtigen, nicht geringe Schwierigkeiten, man magblofs Sectionen derGattung annehmen oder sie in kleinere Gattungen spalten, wie das in den neuesten Zeiten besonders mit den Rüsselkäfern aufs Äufserste gekommen ist. Wir werden, um das Aufsuchen der Arten zu erleichtern, hier die Abtheilungen nach der analytischen Methode angeben und die für sie am meisten gebrauchten (Gattungs-) Namen aufführen, so dafs allen Anforderungen genügt wäre. Wenn man aber sich auch nicht der Namen bedienen will, so wird man doch der Abtheilungen nicht entbehren können, weil man ohne die Kennzeichen derselben, und wenn man nicht etwa die Abbildungen allein befragt, nicht leicht auf den Namen der Arten kommt. Die Kennzeichen dieser Abtheilungen sind meist sehr leicht und da wo es nöthig ist, mit Hinweisung auf die besonders dazu eingerichteten Abbildungen entworfen. mit graden oder leicht gekrümmten^ Fühlern (Taf. IV. F. 2, 3.) * Das dritte FuCs- glied frei und deutlich sichtbar . . . mit ge- knickten od. recht- winklig Bussel kurz und breit. Das dritte Fufsglied vom2tenfast ganz umschlossen (Taf. IV. Fig. 6.) 1 Rüssel lang und rund. Das dritte FuCs- ( Larven in Blättern oder Früchten Larven im Holze mit einer / Körper fast kuglig (Taf. IV. Fig. 1.) Furche an . Rüssel nicht i Fühler lang und dünn jeder Seite ^ länger als z. Aufnahme -^ breit ' Fühler kurz und dick des Fühler- p" Rüs- [ Rüssel ge- ; Schenkel mit Schaftes ■-' I sei (Taf. V.F.8 S I län- a) .:o ger Rüssel kurz d. h. d. Fühler nahe am Ende tragend (Taf. IV. Fig. 7, 8.) nen Fühlern (T. V.) Rüssel lang d. h. d. Füh- Fühlerfur- 1er näher der/chenichtbis Mittetra- unter die gend (Taf. Augen ge- V.) krümmt (Fig. 5, 6.) Rüssel in der Ruhe zwischen die Vorderhüften gelegt, versteckt (Taf. IV. Fig. 13, 14 a) krümmt. ) Dorn ... 7. Körper ohne ) Schenkel Metallglanz' ohne Dorn 8. Rüssel grade. Körper meist breit [ metallisch (grün od. blau) 9. mit einer Grube [ Körper länglich 10. z. Anheftung d. ^ Fühlers (Taf. i IV. F. 10 a) V Körper eirund oder fast kuglich . . 11. Fühlerfurche bis unter die Augen gekrümmt (Taf. V. Fig. 1-4.) 12. Rüssel des Weibchens von Länge des halben oder ganzen Körpers 13. Rüssel d. Weib- / Larve in Blumen chens kürzer 1 oder Früchten 14. als die halbe j ^ Körperlänge ( Larve in Blättern l.ö. springen (Hinterschenkel verdickt (Taf. IV. Fig. 14.) 16. springen nicht (Hinterschenkel nicht verdickt) 17 Antliribus Fabr. Rhynchites Hb. Magdalis Grm. Thilacytes Grm. Brachyderes Schh. Sitona Grm. Hylobim Schh. Oleonia Meg. Polydrosus Schh. Phyllobius Schh. Otiorhynchus Grm. Pissodes Grm. Balaninus Grm. Anthononus Grm. Brachonyz. Orchestes 111. . Cryptorhynehus 111. No. 1. No. 2-3. No. 4. No. 5. No. ' 6. No. 7. No. 8. No. 9. No. 10-12. No. 13. Nr. 14. Nr. 15-18. No. 19. No. 20. No. 21. No. 22. No. 23. CURCULIO VARIUS. VORKOMMEN. LEBENSWEISE. 11^ Arten. 1. C. (Anthrihus) rarius Fabr. Bunter Rüsselkäfer. (Taf. IV. Fig. 6.) Characteristik. Die Käfer 1,5'" lang und bis 1'" breit, sehr gedrungen und stark gewölbt, schwärzlich-braun. Die Flügeldecken punktirt-gestreift. Die Zwischenräume abwechselnd mit kleinen, fast viereckigen (abwechselnd schwärzlich und weifslich oder goldgelb gefärbten) Haarbüscheln und ab- wechselnd ohne solche. Die Larve ist fast 2'" lang und |"' dick. Kopf ziemlich grofs, hellbraun und grau gesprenkelt. Oberkiefer mit drei Zähnen und einem vierten, besonders stark an der Basis vorsprin- genden. Kopfschild und Lefze klein. Unterkiefer und Lippe sehr klein. Taster kaum bemerkbar. Die ersten drei Körperringe bedeutend dicker als die übrigen ohne bemerkbares Luftloch. Die Keilwülste bei diesen wie auch bei den folgenden. Behaarung äufserst schwach. Nur an den Fufswülsten und am Kopfe einige gröfsere, und an den Keilwülsten so wie um den After einige äufserst zarte Haare. Die Puppe (Fig. 6g) 1,8'" lang. Kopf nach hinten verschmälert, ziemlich tief auf die Brust gesenkt. Fühler halb unter dem Halsschildrande versteckt. Die beiden ersten Paare der Beine nahe an den Halsschild gezogen, das dritte sehr entfernt und nur sehr wenig die Kniegelenke und Fufsglieder zeigend. Von den Unterflügeln nur wenig unbedeckt. Hinterleib mit einzelnen, schwachen Härchen. Halsschild mit einem Kranze von haartragenden Höckerchen. Vorkommen. Im Harze, in Oberschlesien, in Schweden, auch im südlichen Deutschland, wahr- scheinlich überall gemein. Von Hrn. H artig {Jahresher. S. 188.) ist der Käfer auch im Thiergarten bei Berlin im Frühjahre von Fichten geklopft worden. An Fichten brütend und überwinternd, und auf Wald- wiesen fliegend. Später auch von Hrn. Radzay an alten, stehenden Eichen in Gallen gefunden, da wo das Cambium sich allmälig über die entrindeten Holzstellen herzog. Auch in Kiefern sähe Hr. Radzay den Käfer die alte dicke Borke nach allen Richtungen durchwühlen, ähnlich, wie es nachher von der Fichte beschrieben werden wird. Lebensweise. Der Käfer wurde schon oft an Fichten gesehen und von denselben geklopft, aber nur Wenige haben hier seine Brut beobachtet. Hrn. v. Pannewitz verdanken wir die ersten fortgesetz- ten Beobachtungen über das merkwürdige Insect, und diese dürften schon einiges Licht auf die Bedeutung desselben werfen, wenn seine Naturgeschichte auch noch keinesweges, wegen der Neuheit der Erschei- nung, abgeschlossen ist. Hr. v. Pannewitz wird die Beobachtungen künftig selbst wieder aufneh- men. Im Jahre 1836 wurden ihm aus verschiedenen Gegenden Oberschlesiens eine Menge Fichtenzweige von grofsen und kleinen Stämmen geschickt, welche mit erbsengrofsen Bläschen wie besäet waren. Die mir zugesandten Exemplare erkannte ich für die, allerdings alles thierischen Ansehens entbehrenden, Hül- len eines Coccus, welcher zur Zeit noch nicht bestimmt werden kann. Hoifentlich werden sich weitere Beobachtungen darüber anstellen lassen und ich werde dieselben im dritten Theile dieses Werkes bei den Hemipteris (wo Coccus hingehört) mittheilen. Mit den Rüsselkäfern hängt diese Erscheinung folgender Maafsen zusammen. In der Mitte des Juni bis zum Anfange des Juli bemerkte Hr. v. Panne witz in jedem Bläschen, an Statt der schleimigen Substanz, welche früher dasselbe erfüllt und ein Häufchen rosafar- bener Eier (die zukünftigen Schildläuse meiner Meinung nach) umschlossen hatte, eine Larve (die oben be- schriebene und Fig. 6b abgebildete). Wohl 200 solcher Bläschen wurden eröffnet und in jedem fand sich die Larve. Am Ende des Juli waren die Bläschen verlassen und zeigten auf der dem Zweige zuge- wandten Seite eine Öffnung, durch welche der Käfer entschlüpft sein mufste. Puppen waren im Laufe des Juli ebenfalls von andern gefunden worden (s. Beschr. und Abb. Fig. 6c). Aus einer Quantität be- sonders eingezwingerter Bläschen hatten sich auch zahlreiche Diplolepiden entwickelt, die also sicher dem Rüsselkäfer angehörten. Einzelne abgebrochene Nachrichten über das Vorkommen eines Anthrihus in 120 Schädliche Käfer. Schildlausbläschen habeu wir schon bei Frisch (Ins. Deutschi. Th. IX.) Nachdem derselbe (a. a. 0. p. 36. XX.) „die Würmer aus den braunen Eierblasen an den Kirschen- und Pflaumenbäumen" beschrie- ben und deutlich ein zur Blase gewordenes Mutterinsect sammt den aus den Eiern desselben hervorgegan- genen Larven abgebildet hat, beschreibt er auch „den Käfer aus diesen Blasen (XXL", welcher ziemlich deutlich als Anthribus scabrosus zu erkennen ist. Er scheint aber nur die Larven in den Blasen und den ausge- schlüpften Käfer gesehen zu haben. Er setzt zwar hinzu: Der Käfer nagt unten ein Loch in diese Blaseu, legt ein Ei hinein und die Larve verzehrt dann die Eichen der Blase, ehe sie im Juni auskriechen: dies ist aber wahrscheinlich nur eine Ergänzung, wie er sie sich gedacht hat und nicht Beobachtung, denn sonst hätte er sie etwas mehr ausgeführt und namentlich davon gesprochen: wie die Larve die Eier frifst, wie letztere sich allmälig vermindern und ob man nicht nach Entfernung der Larve die Eier noch erziehen könne u. dergl. In der Isis (Jahrg. 1830. Bd. XXIII. p. 205.) wird auch ein aus den Amiales des Seievc. nat. Vol. XIII. p. 68. von Hrn. v. Vallot entlehnter Fall erzählt, in welchem Anthribus emarmoratus aus CoccMS-Bläschen der Spiraea salicifoUa im Juli erzogen worden war. Auch Dalman und sein Bruder fanden Anthriben in Coccus. Spätem Mittheilungen zufolge, die auch in der ersten Ausgabe in einem Nachtrage auf S. 202. schon abgedruckt worden sind, überwintert der Käfer in der Rinde der Fichte und wahrscheinlich auch der Kiefer. Von Hrn. v. Pannewitz erhielt ich im April des sehr rauhen Früh- jahres 1837, welches noch keinen Ausflug erlaubt haben konnte, Rindenstücke von starken Stämmen, welche von Gängen so durchwühlt und von (alten) Fluglöchern so durchbohrt waren, wie es Taf. XXI. Fig. 1. zeigt. In den Gängen steckten auch noch Larven von Anobium emarginatum, und ich vermuthe, dafs der auf Rechnung des letztern allein geschobene, unschädliche Frafs (s. S. 52.) gleichzeitig durch C. varius verübt wird. Demnach steht die Zeit der Entwickelung wohl fest, aber noch keineswegs die FORSTLICHE Bedeutung des Insects. Denn, wenn Frisch auch angiebt, die Larve verzehre die Eier, so ist mir doch dies nicht wahrscheinlich, indem sich bisher noch kein Rüsselkäfer als Schmaroz- zer zeigte. Auch könnte die Menge dieser Schildläuse nicht so grofs sein, wenn die Rüsselkäfer, die doch alle Bläschen nach Hrn. v. Pannewitz besetzt hatten, die Eier fräfsen. Sollte nicht die ungestörte Aus- bildung der Eier (welche ihre Entwickelung bei den meisten Arten schon früh im Jahre beginnen) neben der der Rüsselkäferlarve bestehen können? Letzere ist nur klein und bedarf zu ihrer Nahrung nicht viel und begnügt sich vielleicht mit dem, was die unter dem Bläschen befindliche Rindenstelle darbietet. Diese Andeutungen werden spätem Beobachtern vielleicht nützen. Wenn man im Laufe des Mai nur ge- nau Achtung giebt und einige Dutzend Bläschen von Zeit zu Zeit untersucht, mufs man dahinter kommen, ob die Larve wirklich die Cof«.5. Forstm. wird es unter die mehr schädlichen gerechnet, weil, wie behauptet wird, ein Paar hinreichend seien, einen jungen Kienbaum ganz zu verderben. Hr. Zebe beobachtete, dak es mit Curculio nofafus {s. dort) gemeinschaftlich grofsen Schaden anrichtete und in altern Stämmen mehr in der Mitte und gegen den Wipfel, in jungen, dreijährigen, schwachen Pflanzen aber auch ganz unten vorkomme. Ich fand es ebenfalls einzeln mit C. notatus zusammen in jungen, lebenden drei- bis fünfjährigen Stämmchen. Hr. Meyer hatte ihn im Jahr 1836 im Sorauer Revier in grofser Menge. Der Käfer stach den Maiwuchs der Jüngern und ältesten Kiefern an, wodurch derselbe verkrüppelte und abstarb. Nach Hrn. Burck- har dt übt das Insect auch in jungen Fichtenorten, selbst an prädominirenden Stämmen, einen merklichen Schaden aus. Es haust liier am liebsten in der Nähe des Quirls und geht bis in den 2jährigen Trieb, wie er sich denn überhaupt hier mehr im obern Theil des Stammes hält. Öfters war ein und derselbe Stamm von zwei verschiedenen Generationen nach einander bewohnt worden, so dafs Larven und leere Puppenhöhlen zugleich da waren. In Fichten hat auch Hr. Steinhoff den Käfer wirthschaften gesehen. Im Sommer 1838 fanden sich in einer etwa 5-8' hohen Fichtenpflanzung an den Seitensträngen (Knobbener Forstreviers, Inspection Uslar) ungewöhnlich viele trockne Stämme und bei näherer Untersuchung zeigte sich, dafs sie von C. violaceus und Bost. chalcographus und Abietes bewohnt waren, viele aber auch den C. violaceus allein enthielten, welcher überhaupt am häufigsten war. Von dem vorletzten Triebe an bis fast 4" über der Erde waren Käfer und Larven so liäufig, dafs der Splint ganz in Wurmmehl verwandelt schien. Vorzüglich hatten die Larven sich in den Astwinkeln und zwischen den Quirlen gesammelt und verpuppt. Hier fanden sich immer die meisten Fluglöcher. Die Larvengänge gingen immer senkrecht von oben nach unten und griffen oft bis fast 1'" tief ins Holz. Da April und Mai sehr kalt gewesen waren, so mochte wohl darin der Grund liegen, dafs sämmtliche Arten erst Mitte Juui's zur gehörigen Vollkommen- CURCULIO CORYLI. NAMEN. CHARACTERISTIK. VORKOMMEN. LEBENSWEISE. 127 heit gelangten, obgleich einzelne Individuen schon etwas früher fertig gewesen waren. Auf Verfügung des Herrn Forstmeisters v. Seebach wurden alle befallenen Stämme sogleich abgehauen und verbrannt und dadurch unschädlich gemacht. ^ Begegnung wird auch bei diesem Käfer, wie das häufige Vorkommen desselben in Kiefernreisig zeigt, durch Reinlichkeit möglich. Bei einer schon vorhandenen Verheerung kann man die Käfer im Mai oder Juni in Fangsehirme sammeln und die Larven und Puppen im Herbst und Winter durch Abhauen der Zweige oder Ausreifsen und Verbrennen der Pflanzen, wie bei C. notatus, entfernen. Verwandt sind dem vorigen Käfer und den ihm generisch verwandten andern Arten die zur Gat- tung 4/"om Hb. gerechneten Rüsselkäfer. Sie haben ganz ähnliche Form, auch meist stahlblaue oder me- tallisch-grünliche Farben, haben aber elfgliedrige Fühler und sind allermeist nur 1-1,5'", selten bis 2'" lang. Bis jetzt hat man noch keine Art bestimmt als schädlich bezeichnet, sondern nur diese oder jene auf Baum- blättern sitzend oder an Kiefern schwärmend gesehen. Vielleicht erwerben sie sich künftig einen bestimm- tem Platz unter den Forstinsecten. Die Zahl der Arten ist grofs und ihre Unterscheidung nicht leicht. 5. C. {Thylacites) Coryli Gyll. Haseln-Rüsselkäfer. (Taf. IV. Fig. 1.) Namen. Unter dem Namen Coryli ist diese Art ganz allgemein bekannt und höchstwahrschein- lich auch von Gyllenhal (/«s. Swec. III. 304.) dafür genommen (entweder allein oder mit der gleich zu nennenden zusammen), obgleich Fabricius eine andre, aber äufserst ähnliche Art [die bis fast 3'" lang und etwas dunkler, stets bräunelnd ist und besonders durch ganz schwarze (nackte) Vorderhälfte der Nath und etwas gröfsere Börstchen sich auszeichnet] so nennt. Gegenwärtige belegt Fabricius mitdem Namen C. cervinus; da dieser aber schon von Linne vergeben war (s. verwandte No. 12.), so können wir ihn nicht für diese gebrauchen. Übrigens sind sich beide auch in der Lebensweise so ähnlich {Coryli Fabr., aber bei uns seltener), dafs auf diese feine Unterscheidung nichts ankommt und es ziemlich gleich wäre, ob man Coryli Fabr. oder Gylleuhal sagte. Chakacteristik. 1,5-2"' lang und bis 1,2"' breit, sehr stark gewölbt, fast kuglig. Rüssel breit. Fühlerfurche bis unter die Augen gekrümmt. Die schwarze oder dunkelbraune Grundfarbe wird durch graue oder bräunliche, hier und da ganz weifse Schüppchen überdeckt, die sich ziemlich leicht abreiben. Die Börstchen der Punktreihen sehr kurz. Vorkommen, Lebensweise und forstliche Bedeutung. Der Käfer erscheint im Frühjahre meist in ungeheurer Menge und läfst sich im Herbst oft noch einmal sehen. Wahrscheinlich ist die Ent- wickelung unterdessen in der Erde vor sich gegangen, denn an den Gewächsen ist weder von Larven noch von Puppen eine Spur gefunden. Der Käfer liebt besonders Haseln, geht aber auch auf andre Hölzer. In der Elbingeroder Gegend am Harze verzehrten sie vor mehreren Jahren die jungen Triebe der Birken (Hr. Saxesen). Auch an Fichten fand ihn Hr. Saxe sen nagend, an Kiefern sähe ich ihn. Im Jahre 1825 wurde schon im April in den Ämtern Siedenburg und Stolzenau die Rinde von jüngerm ein- bis zweijäh- rigen Buchen-Anwuchs unter der Blattknospe durch die Käfer so benagt, dafs ganze Flächen davon ab- starben. Im Bremenschen undHoyaischen nagten sie Blätter, Rinde, Knospen und junge Triebe an jun- gen Eichen und Buchen ab (Hr. Wächter S. 338.). Auch neuerlich hat dieser Käfer wieder, wie ich von Hrn. Heyer erfahre, in einem, mehrere Stunden von Lüneburg entfernten, Gehölze die Zweige der Eichen entrindet. Demnach wäre der Käfer wohl merklich schädlich zu nennen. Seine Vertilgung ist nur durch Sammeln der Käfer möglich, hat auch, da diese meist an jungen Stämmen fressen und sehr lose sitzen, keine Schwierigkeit, wenn man nur vorsichtig ist und einen Fang- schirm hat. 128 Schädliche Käfer. Verwandt sind ihm mehrere Arten, unter denen nur C. geminatus Fabr. {Tylacites geminatus) noch zu erwähnen ist, welcher meist gröfser (bis 3'" lang und 2,2'" breit), noch kugliger, auch mit längern und zahlreichern Börstchen besetzt und mehr grauweifs ist. Hr. v. Türk sah ihn an den jungen Wein- trieben grofsen Schaden anrichten, auch zeigt er sich an Kiefern und Buchen. Hr. Klockmann sähe ihn in der Mitte Aprils zugleich mit C. glaucus (s. No. 9) erscheinen. Versuche, welche man mit ihm wie mit C. glaucus anstellte, ergaben, dafs der gröfsere Theil der in ein Glas gesetzten Käfer sich sogleich auf die Maitriebe der Pflanzen begab. Hier steckten sie den Rüssel in die Scheidchen der Nadeln und kniffen diese beide theils ganz ab, theils durchschnitten sie sie so, dafs dieselben umknickten. Die Triebe wurden endlich so entnadelt, dafs sie wie beputzt erschienen. Später wurden kleine Verletzungen an den Wur- zeln bemerkt, die man ihnen zuschreiben konnte (Pfeil's crit. Bltt. Bd. XI. H. 1. S. 83.). Sollte der Käfer aber doch nicht blofs aus Noth diese ungewohnte Nahrung gesucht haben? 6. C. {Brachijderes) incanus Linn. Bestaubter Rüsselkäfer. (Taf. IV. Fig. 4.) Namen. Alle Neuen nehmen diesen Käfer für den C. incanus Linn. Obgleich mir dies nach der Beschreibung der Fauna suec. sehr unwahrscheinlich vorkommt, so folge ich doch, da der Name aucb den Forstleuten schon geläufig ist. Unter dem Namen C. rufipes Linn. wird gewöhnlieh (z. B. auch bei Bechstein) eine Varietät gegenwärtiger Art verstanden. Thiersch dagegen {Forsfk. Taf. II. Fig. 8.) nennt so unsre vierzehnte Art den C. ater Hb., welches, zur Vermeidung von Mifsverständnissen, beach- tet werden mufs. Deutsch heifst er auch noch: Grauer Rüsselkäfer, Stumpfdecke. Characteristik. 3,5'" lang und 1,9'" breit. Rüssel grade, sehr kurz und breit. Fühler an der Spitze lang und dünn, von der Länge des halben Körpers. Das erste Glied sehr lang und keulenförmig, die Fühlerkeule nicht sehr stark, zugespitzt. Flügeldecken fast viermal länger als Halsschild. Die schwarze (besonders an den unter Moos überwinternden, abgeriebenen Käfern sehr häufig herrschende) Grundfarbe mit einer Menge von grauen, kupferröthlich glänzenden Schuppenhärchen verdeckt. Vorkommen, Lebensweise, forstliche Bedeutung und Begegnung. Der Käfer ist einer der gewöhnlichsten auf Kiefern, jedoch nicht überall, denn um Helmstädt soll er, wie ich von Hrn. Häberlin höre, gar nicht sein. Nach Bechstein soll er auch auf Fichten leben und Hr. Lehmann beobachtete ihn auf Birken. Man sieht den Käfer zweimal im Jahre: einmal in gröfster Menge im Mai in Begattung und zwar wegen der vorangegangenen Überwinterung unter dem Moose, in Erde und in Rindenspalten mehr oder weniger abgerieben; zum zweiten male, wenn auch weniger häufig, im Juli und August. Wahr- scheinlich geht die Entwickelung binnen dieser Zeit vor sich. MitGewifsheit weifs man darüber noch nichts, denn es ist, trotz der Häufigkeit des Insects, weder mir noch andern Freunden, denen ich die Sache em- pfahl, geglückt, die Larveu oder Puppen zu finden. Im besorgten Forstmann (I. 62.) heifst es zwar, die Larve lebe unter der Rinde und an den Wurzeln kranker Tannen, Fichten und Kiefern, gewifs liegt die- ser Angabe aber keine eigene Beobachtung zum Grunde, sonst wäre sie ausführlicher. Höchstwahrschein- lich ist es allerdings, dafs die Larve sich an den Stämmen und nicht in der Erde findet. Hr. Fintel- mann, welcher einst mehrere Aste kranker Kiefern m.iil^^.YV^'o.yon Curculio notatus nnA. Anohium nigri- num eingezwingert hatte, fand im Juli eines Tages den Käfer mitten im Zwinger umherspazieren und in der Gegend eines Quirls fand sich jetzt auch unter der Rinde eine, vorher durchaus nicht bemerkte, Pup- penhöhle, welche dem Käfer wahrscheinlich gehörte. Sehr viel hat der Mangel dieser Kenntnifs nicht zu sagen, denn wir würden doch das Insect in keinem Zustande leichter als im ausgebildeten vertilgen kön- nen. Die Käfer finden sich am liebsten auf jungen Kiefern und können sehr leicht in Fangschirme geklopft werden. Die geringste Bewegung stürzt sie herunter, ja sie fallen öfters schon, wenn man sich zu rasch naht, vorher herunter. Da die meisten Käfer unter dem Moose überwintern, so würde man viele CuRCULio LiNEATüs. Charactbristik. V^orkommen. Cükculio Pini. Namen. 129 derselben auch durch Zusammenharken des Mooses bekommen. Da das Moosharken jedoch andre Nach- theile hat und nur in den dringendsten Fällen anzurathen ist, auch nicht einmal alle Käfer hier liegen, son- dern auch tiefer in der Erde (dann jedoch immer nahe den Wurzeln), so unterlasse man es hier. Ueber- haupt gehört der Käfer nicht zu den schädlichsten, denn gewöhnlich benagt er nur die Nadeln der altern Triebe (welche ein häfsliches ausgefressenes Ansehen bekommen), seltener etwas die Knospen. Nur ein Fall ist mir bekannt, in welchem er merklich schädlich wurde. Hr. Lehmann schrieb mir nämlich über ihn im J. 1836: „Die Kiefern litten nur wenig von ihm, da er nur Seitenzweige anging, dagegen wer- „den die von ihm befallenen Birken gewifs trocken, wenn sie nicht abgeschnitten werden, denn die ganze „Beästung ist abgeschält und auch die Blätter sind zerfressen." Später theilte er mir mündlich mit, dafs die Birken an einem Feldwege nahe einer Kiefern-Schonung gelegen seien, welche letztere die Käfer je- doch eben so wenig wie das nicht sehr entfernte hohe Holz befielen. Die mir mitgetheilten Zweige waren öfters mehrere Zolle weit von Rinde ganz entblöfst, zum Theil war aber nur die Epidermis benagt. Spä- ter erhielt ich von Hrn. Zimmermann, interimistischen Oberförster zu Neuendorf bei Wittstock, aber- mals den Käfer mit der Nachricht: dafs er im J. 1837 eine im Frühjahre desselben Jahres angelegte Bir- kenpflanzung durch Abnagen der Rinde bedeutend beschädigt habe. Sehr viele Birken, welche gut ange- wachsen waren, starben in Folge dieser Beschädigung ab. Hr. Heyer traf ihn auch wieder in Menge auf Birken. Wenn man den Käfer im Frühjahre zahlreich in Rindenspalten der Kiefern findet, wie das häufig am kräftigsten Holze vorkommt, so braucht man für dieses nicht besorgt zu sein. Er wählte es blofs zum Winterquartiere und zieht bald aus. Sollte er auch wirklich immer in den Stämmen brüten, so wählt er dazu gewifs nur die kränksten oder wohl gar nur die Rinde, ohne bis auf den Bast zu gehen. Verletzte die Brut den Bast an gesunden Bäumen, so müfste seine Häufigkeit schon viel öfter bemerkbaren Schaden herbeigeführt haben. 7. C. (Sitona) lineatus Llnn. Liniirter Rüsselkäfer. Chauactkristik. 2,1'" lang und 1'" breit. Rüssel grade, sehr kurz, breit. Die Fühler am Ende desselben, kurz, röthlich, mit deutlicher, langer, starker, spitzer Keule. Flügel dreimal länger als Halsschild. Die Grundfarbe schwarz, durch braune und metallisch-kupferröthliche Schüppchen verdeckt, welche letz- tere drei parallele Längslinien auf dem Halsschilde bilden, und sich auch meist noch über die Basis der Flügeldecken fortsetzen. Beine röthlich-braun. VouKOMMEN u. s. f. Der kleine Käfer ist in manchen Jahren sehr häufig, besonders auf Kiefern. H. Fintelmann hat ihn aus Kiefernzapfen erzogen. Hr. Hartig(i^. Conv. Lex. S. 171.) fand ihn auf frisch gemachten Ansaaten, und vermuthet, dafs er die Sämereien der Nadelhölzer zerstöre. Verwandt sind ihm mehrere, jedoch schwer zu unterscheidende, wahrscheinlich auch in der Le- bensweise übereinstimmende Arten. •8. C. Pini Linn. {Hijlobius Ähietis). Grofser brauner Kiefern-Rüsselkäfer. (Taf. IV. Fig. 11.) Namen. Die beiden wichtigsten Rüsselkäfer auf Nadelhölzern sind zwei braune Arten und zwar eine grofse und eine kleine, eigentlich auch noch eine dritte. Die grofse (hier sub No. 8. abzuhan- delnde) ist es nun eben, welche die Forstleute bisher C. Pini genannt haben (von der kleinern später unter No. 16. und der dritten unter No. 15.). In den Schriften vonPfeil, BechsteinundThiersch, in A^t Forst- u. ■Jagdzeiiung, so wie in dem Büchelchen von Walter, wo von diesem, als dem am meisten in die Augen fallenden die Rede ist, steht C. Pini oben an und von C. Abietis liest man wenig oder gar nichts. Selbst Forstleute, welche nur wenig von Entomologie verstehen, kennen doch den C. Pini. Also Grund genug, diesen Namen nicht untergehen zu lassen und sollte er auch durch einen Machtspruch gerettet werden R 130 Schädliche Käfer. müssen und nur bei den Forstleuten gelten. Desto besser aber, wenn dies nicht nöthig ist und die Recht- mäfsigkeit des Namens P/«/ für diesen nachgewiesen werden kann. In der That ist es mehr als wahr- scheinlich, dafs er bei Linne so biefs und nicht der kleinere. Alle Schriftsteller nach Linne haben zwar das Entgegengesetzte angenommen und zwar weil sie glauben, Linne" s Beschreibung des C. Pini in der Fauna suec. ed. 2. sei aus Versehen zu C. Äbietis gerathen und umgekehrt. Dafs beim Drucke dieser bei- den Arten ein Fehler vorgefallen sei, ist augenscheinlich, aber nicht, wie ich glaube, mit der Verwechse- lung der Beschreibung, sondern mit der Diagnose. Ohne mich weiter in Muthmafsungen über die Ursache dieser unbegreiflichen Verwechselung einzulassen (s. meine weitläufigere Abhandlung in Pfeil' s crit. Bl.) führe ich nur Folgendes für meine Annahme auf: Linne nennt, was bisher von den Entomologen gar nicht beachtet worden ist, einige Male den C. Pini und den C. Äbietis bei andern Arten, deren Gröfse er ver- gleichend bestimmen will, und da sagt er No. 616. von C. nutum, statura 0. Pini sed minor'''' und No. 640. von C. carbonarius „magniduto fere C. Äbietis." Nun hat aber C. nucum jedenfalls mehr den gedrunge- nen, breiten Bau des grofsen als des kleinen, und C. carbonarius noch viel mehr die gestreckte Form und auch ziemlich die Gröfse des kleinen. Dabei kann sich doch Linne nicht geirrt haben! Wüfsten wir nicht, dafs in den Ueberbleibseln der L in ne' sehen Insectensammlung zu London schon manche Namen- zettel verwechselt sind, so würden wir dieser die alleinige Entscheidung überlassen. Hier steckt der grö- fse wirklich auch als C. Pini, wie Hr. Lichtenstein im Jahre 1833 selbst sähe. Hoffentlich ist dies Rechtfertigung genug. Freilich werden sich die Entomologen daran nicht kehren, weil bei ihnen das Ent- gegengesetzte zu sehr eingewurzelt ist, und weil ihnen auch meistens das Interesse, welches wir hierbei haben, gänzlich abgeht, und es wird hier leider nie zu einer Uebereinstiramung kommen. Man mufs sieb daher in Acht nehmen und, wenn man mit Jemand zu thun hat, den man noch nicht kennt, auf beides vorbereitet sein, und lieber den einen den grofsen und den andern den kleinen braunen, oder jenen den Hylobius und diesen den Pissodes nennen. Dann dächte ich, wäre jedes Mifsverstehen unmöglich. Chäracteristik. 3,5"'-6"' lang und bis 3'" breit, also der gröfste Forst-Rüsselkäfer — wenn man nicht etwa den noch gröfsern schwarzen, braungefleckten C. fuscomaculatus Fabr. zu den Forstiu- secten rechnet. — Rüssel fast von der Länge des Halsschildes, ziemlich dick, etwas gekrümmt, abwärts ge- richtet. Fühler nahe dem Ende desselben eingefügt, kurz und dick. Die Keule rundlich-eiförmig, hell- braun, Halsschild länger als breit, an den Seiten gerundet, in der Mitte erweitert, vorn verengt, mit schwa- cher glatter Mittelleiste. Schildchen klein, dunkel, abgerundet-dreieckig. Flügeldecken breiter als Hals- schild, kaum dreimal länger als derselbe, punktirt-gestreift, die Punkte grofs, viereckig. Die Zwischen- räume ziemlich gleich grofs und, sowie die meisten übrigen Körpertheile, grob gerunzelt. Schenkel gegen das verdickte Ende mit starkem, aber kurzen, stumpfen Dorn. Schienen am Ende mit spitzem, etwas ge- krümmten Stachel. Grundfarbe dunkelbraun, zuweilen etwas röthelnd. Ueberall stehen einzelne, rost- rothe Härchen zerstreut, welche an den Seiten des Halsschildes und am hintern Ende der 3Iittellinie des- selben, an der Stirn, so wie an der Unterseite des Thieres dichter stehen und auf den Flügeln besonders zwei schiefe, schmale, aus Fleckchen bestehende Querbinden bilden, welche in der Mitte abbrechen und drüber und drunter bis an die Nath fortsetzen. Die Larve bis 9'" lang und über 2'" breit. Kopf grofs, rundlich, röthlich-braun, mit zwei hellem Fleckchen des Scheitels. Gabellinie mit zwei, dem ungetheilten Aste parallelen Linien. Die drei ersten Ringe etwas vortretend. Der erste mit deutlichem Luftloche und einem getheilten, schmalen, dunklern Rückenschilde. Aufser der gewöhnlichen Querfurche auf den übrigen noch eine hintere, kleinere, an den Vorderrand der Keilwulst gehende. Auf der Keilwulst eine Querfurche von Härchen. An den beiden letzten Ringen, an den Fufswülsten und am Kopfe bedeutend lange, zum Theil borstenartige Haare. Die Puppe bis 7'" lang und 2|"' breit. Kopf über den Halsschild hinaustre- tend, über den Augen mit zwei starken Dornenhöckern. Rüssel bis zum Vorderrande der Vorderschienen CURCULIO PiNI. VOEKOMMEN. LEBENSWEISE. 131 reichend, mit mehreren in eine Borste auslaufenden Dornenhöckern. Fühlerschaft bis zu den Augen rei- chend. Halsschild mit starken Dornenhöckern (zwölf in der Vorderansicht). Füfse stark aufsteigend, be- sonders die hintern, so dafs auch von den Schenkeln und Schienen viel zn sehen ist, und die Fufsglieder- spitzen nicht die Flügel überragfen. Unterflügel die Oberflügel weit überragend. Oberseite des Hinterleibs mit aufserordentlich starken und zahlreichen Dornenhöckern, deren mehrere auch die Vorderansicht zeigt. Die Afterdornen, zwischen denen noch zwei kleinere stehen, sehr grofs. Behaarung sonst nicht vorhan- den. An einigen kleinern Individuen (Männehen?) fehlten die Dornenhöcker des Rüssels vor der Fühler- einfügung, auch waren die Afterdornen kürzer und entfernter. Vorkommen. Der grofse Rüsselkäfer ist einer der gemeinsten fast in allen Gegenden von Süd- deutschland bis Schweden (Gyllenhai) und Rufsland (Menetries) hinauf. Mit der steigenden Cultur der Nadelhölzer nimmt auch seine Vermehrung und Verbreitung zu. Nach Hrn. Wächter (Pfeil' s crit. Bl.) werden sie z. B. erst jetzt so lästig im Solling und den Heidegegenden, weil hier früher nur Laubholz war, und jetzt die ausgedehntesten Nadelliolzanlagen entstehen. Der Käfer selbst geht zwar auch au Laub- hölzer, setzt seine Eier aber nur in Nadelhölzer ab. Daher niufs er letztere immer in der Nähe haben. Auch Hr. Saxesen erinnert sich, in Holstein und um Göttingen, wo gar kein Nadelholz ist, keine Spur dieses Insects gefunden zu haben. Am liebsten sind dem Käfer Kiefern und Fichten. In Oberschlesien ist er auch in einem aus melirten Tannen und Fichten bestehenden Forst (Hr. Zebe). In der Lebensweise hat der grofse Rüsselkäfer mit vielen andern, namentlich dem C. notatus manche Ähnlichkeit und man kann auch defshalb beide sehr leicht mit einander verwechseln. So ist es selbst Bechstein gegangen und er hat dadurch grofse Verwirrung angerichtet, dafs er bei seinen C. Pm/ bald von diesem und, ohne es zu wissen, bald von dem C. 7wtatus, spricht. Man nehme die Sache daher nicht so leicht und verlasse sich nicht allein auf die Unterscheidungszeichen der Käfer, die den weniger geübten doch täuschen könnten), sondern beachte auch die feineren Züge der Lebensweise, in welchen beide ab- weichen, besonders den Aufenthalt der Larve. I. Von der Entwickelungszeit des Insects. 1) Die Flug- und Begattungszeit ist in ge- wöhnlichen Jahren im Mai und Juni, zuweilen auch noch im Juli, wie an Fangbäumen und Fangklo- ben besonders deutlich zu sehen ist (s. Begegn. II. 4.). 2) Dafs sich nur Männchen und Weibchen einer und derselben Art begatten, ist schon mehrmals erwähnt. Nur defshalb, weil sie oft von so sehr ver- schiedener Grofse sind, hat mau sie für verschiedene Species gehalten. Ich sähe oft die Pärchen von C. Pini und C. notatus, auch wohl von C. Abietis, dicht beisammen sitzen, aber niemals hatten sie sich verpaart. Was Bechstein in copula sähe, war daher auch wohl immer nur C. Pini, grofs und klein. 3) Vom Juli bis in den September oder gar Oktober sieht man die Begattung seltener, obgleich es noch genug frische Käfer giebt. Diese erwarten das nächste Jahr. 4) Audi von denen, welche sich be- reits begattet haben, scheinen viele zu überwintern. Dafür möchte ich die stark abgeriebenen halten, welche man so häufig im Winter im Walde findet. Frisch ausgeschlüpfte sieht man in der Regel nicht vor dem Frühjahre, auch nach Hrn. Saxesen's in Fichten angestellten Beobachtungen. 5) Demnach findet das Eierlegen meistens zu sehr verschiedenen Zeiten statt, folglich auch die weitere Entwickelung. Wir finden nämlich im Herbste und Winter zugleich, theils ganz erwachsene Larven und Puppen, oder wohl gar schon die ausgebildeten Käfer im Puppenlager, theils erst halbwüchsige Larven. Diese rühren offen- bar von einer frühern und einer spätem Eierlage her. Folge dieser verschiedenen Entwickelung ist dann auch wieder natürlich das Erseheinen einer frühern und einer spätem Menge begattungsfähiger Käfer, oft nach einer Pause von sechs bis acht Wochen mitten im Sommer, und man darf dies nicht etwa für eine doppelte Generation ansehen. Die hat kein Rüsselkäfer. Wir können bestimmt behaupten: dafs die Brut eines Pärchens meistens in dem Jahre ihrer Entstehung nicht mehr zur Entwickelung kommt und R2 132 Schädliche Kaper. wenn es geschähe, so würden sie sich doch unter keinen Umständen in demselben wieder fortpflanzen. Aber auch länger als ein Jahr dauert die Generation gewifs nicht. IL Was den verschiedenen Aufenthalt der Käfer zu verschiedenen Zeiten betrifft, so fange ich mit dem Winter an. Wir haben (I. 3, 4, 5) gesehen, dafs -das Insect wohl häufig als Käfer überwintert, aber nie in derselben Menge und nie allein in diesem Zustande. Die Menge der Larven und Puppen ist immer gröfser als die der Käfer. 6) Die Käfer verkriechen sich theils unter Moos, theils in die Erde. Hr. Fintelmann beobachtete, wie sich ein Käfer im Zwinger tief in die Erde eingrub. Hr. Zimmer sähe früher einmal im Herbste auf Kiefernschlägen, welche in demselben Jahre ausgeführt waren, eine grofse Menge Käfer beisammen. Sie krochen in offen stehenden Stammlöchern am Boden herum und es schien, als wollten sie sich in den Boden eingraben. Wahrscheinlich benutzten sie unbenarbte sandige Stellen gern dazu, denn die Menge von Käfern, welche man schon sehr früh im Jahre in Sand- löchern oder in den grofsen Gräben neben den Wegen im Forste findet, überwintern in den Löchern und Ritzen derselben oder in eigenen Löchern. Nach solchen Stellen ziehen sich auch viele andre Käfer und andre Insecten, selbst junge Salamander. Am häufigsten findet man die Käfer im Winter unter dem Moose, mit C. incanus zusammen, wenn man nach Kienraupen u. dergl. sucht. Sie sind ganz erstarrt, werden aber schon in der warmen Hand wieder beweglich. 7) Aus diesem Winterschlafe erwachen sie, je nachdem es früh oder spät warm wird, früher oder später. Meist sieht man schon im April einzelne. Im Mai erscheint die gröfste Masse derselben und verbreitet sich über die Pflanzen. Am Tage bei war- mem Wetter sitzen sie gern frei. Sie sind dann sehr aufmerksam und lassen sich, so wie Jemand naht, sogleich fallen. Bei schlechtem Wetter halten sie sich mehr an den untern Theilen der Pflanze, wo sie durch das Gras geschützt sind und selbst den Augen des aufmerksamsten Forstmannes oft entgehen (s. Allyem. F. u. J. Z. J. IV. S. 31, 271.). Hier verweilen sie des Frafses wegen. 8) Sonst sieht man sie auch wohl auf allen Wegen und Stegen, an Zäunen, in den Spitzen alter Kiefern, selbst bis in die dem Forste benachbarten Städte und Dörfer herumschwärmen, besonders bei warmem Wetter. Sehr häufig findet man sie in Sandgräben, entweder weil sie hier unversehens oder aus Neugierde hineingeriethen oder durch Wind und Regen hineingetrieben wurden und nicht wieder hinaus konnten. III. Aufenthalt der Larven und Puppen und Frafs der erstem. Diese finden sich immer nur im Innern der Gewächse und zwar wahrscheinlich meist nur der Nadelhölzer. 9) Herr Thiersch will sie auch in faulen Buchenstöcken, die ungerodet geblieben waren, gefunden haben. Dies bedarf indessen noch weiterer Bestätigung, da einer so isolirt dastehenden Beobachtung eine Verwech- selung der Larven mit andern sehr ähnlichen (selbst von Cerambyx- Arten) zum Grunde liegen kann. 10) Gewöhn- lich findet man die Larven und Puppen nur in den Stöcken der Kiefern und Fichten, nicht blofs der stehenden frischen und ganz alten, sondern auch der schon gerodeten und auf die Holzplätze abgefahrenen, wie ich im J. 1836 beobach- tete (s. auch Begegn. I.). Frische scheinen sie alten vor- zuziehen, wie aus einer Bemerkung des Hrn. Zimmer- mann abzunehmen ist. Er fand nämlich in den Jagen, in welchen das meiste Holz im Winter geschlagen war, die meisten Käfer, dahingegen wo frische Stubben fehlten, die wenigsten. Im Harze, wo man das Stamm -Ende meist sehr lang läfst, finden sie sich bis circa l' hoch an demselben. Ich sähe sie meist nur an dem Wurzelknoten und an den CuRCüLio PiNi. Lebensweise. 13$ Wurzelästen, gleichviel, ob die Rinde hier sehr dick oder nur dünn wie Pappe war. 11) Die Gänge laufen geschlän- gelt, entweder in der Gegend des Wurzelknotens bleibend oder an den Wurzelästen bis über {' absteigend. Sie grei- fen etwas in den Splint ein. desto mehr je dünner die Rinde ist und je mehr sie sich dem Ende der Äste nähern. Im Herbst 1836, in welchem sie, wahrscheinlich wegen der höchst ungünstigen Sommerwitterung, sehr zurückgeblieben waren und sich noch nicht eine einzige Puppe zeigte, hat- ten sie sich in die verstecktesten und unzugänglichsten Win- kel der Wurzeläste zurückgezogen und lagen gekrümmt von den Spänchen des Cerambyx Aedilis, der mit ihnen gefres- sen hatte, ganz umhüllt, in einer ins Holz greifenden bohnen- grofsen Vertiefung. Das Ende eines mit Wurmmehl ver- stopften Ganges nebst mit Spänchen ausgefutterten Puppen- höhle unter Fichtenrinde, von Herrn Saxesen gezeichnet, stellt der eine Stock dar. Der andre Stock zeigt, ebenfalls nach Herrn Saxesen's Zeichnung, ein quer durch 10-14 Jahrringe geschnittenes, noch mit Rinde bekleidetes Stück Fichtenholz, in welchem zwei Larven bis in den Splint frafsen und sich hier, von den Jahrringen mehr (beic) oder weniger (beib) ver- deckt, verpuppten. Auch eine Rinden-Puppenhöhle (beid) und ein Flugloch (beia) sieht man an dieser instructiven Darstellung. 12) Einen ganz ungewöhnlichen Aufenthalt und Frafs der Larve entdeckte Hr. Fintelmann in der Gegend von Mögelin im J. 1834 und 1835. Es fanden sich hier kleine, dicht an einander liegende Bestände von 25-30 Jahren, im Ganzen etwa 80-90 Morgen grofs, welche auf sehr schlechtem sandigen Boden und in zu dichtem Stande erwachsen waren und ein auffallend krüppliges An- sehen hatten. Besonders zeichneten sich einzelne ockerhaltige Stellen aus, an denen die Stämme, die ohnehin nächstens eingegangen wären, von den Larven bewohnt und getödtet waren. An einigen dersel- ben machten sich die Larvengänge als geschlängelte, sich hier und da kreuzende, meistentheils aufrecht steigende Erhebungen schon von aufsen an der Rinde bemerklich, wurden aber nach dem untern Theile der Stämme zu und da, wo die Rinde stärker war, undeutlich und verschwanden ganz. Auch war bei keinem Baume das untere Stammende bis zu einer Höhe von 3-5' eher von den Larven eingenommen als bis diejenigen, welche bisher in der Mitte und mehr oben gehaust hatten, in den Puppenzustand überge- gangen waren, und die Stämme selbst anfingen zu schütten. Im September war eine ausgewachsene Larve schon bis zum Wurzelknoten vorgedrungen. An den dünner berindeten Baumtheilen war es höchst auf- fallend, dafs die kaum J'" starke Rinde aufsprang und die Puppe, blofs von ihrem Polster umgeben, blofs lag. Auf einer Fläche von der Gröfse einer Manneshand zählte man 13 solcher Puppenhöhlen. 13) Fin- den sich in einem Reviere die angegebenen Gegenstände nicht, welche die Larven beherbergen, kann man diese also ganz entfernen, so wird man von dem lusect auch nichts zu fürchten haben. Es scheint, als meinte man hin und wieder, die Larven könnten doch wohl noch wo anders untergebracht werden. Darüber glaube ich aber einen Jeden vollkommen beruhigen zu können. Nie ist mir, wie gesagt, ein Fall vorgekommen, in welchem das unverkennbare Insect im Laubholze gewesen wäre, und noch viel weniger wird es sich in kräuterartigen Gewächsen oder in blofser Erde generiren können (s. auch über das Vor- kommen Hrn. Saxesen). Gewifs beruht auch folgende Mittheilung von Hrn. Thiersch {Forstk. S. 24.) auf einem Irrthum : „Nur da, wo das Weibchen Stöcke zur Fortpflanzung nicht findet, legt es seine Eier „in die Zweige junger Kiefern, in welchen jedoch das Insect, weil solche Aestchen dann, wenn sie an- 134 Schädliche Käfer. „gefressen, dem Austrocknen sehr leicht unterworfen sind, selten zur Vollkommenheit gedeiht. Die Ma- „deu verlassen daher die Zweige in der Regel, und bilden sich in dichter Grasdecke zur Puppe, von wo „aus wir die Käfer emporkommen sehen." 14) Im aufgearbeiteten (in Klaftern oder Maltern stehenden) Fichten- und Kiefern-Stamm- und Astholze sind sie gewifs seltener, obgleich sich ihre Verwandten (z. B. C. notatus, verschiedene Ceramhi/ces u. A.) hier so häufig, sowohl noch auf den Schlägen, als auch auf den Holzplätzen ansiedeln. 15) Der seltenste Brutort wäre wohl der in jungen, lebenden Kiefern. Hr. Zebe erzog aus solchen im J. 1837 einen Käfer mit C. notatus und Tortrix cosmophormia zusammen. IV. Rede ich vom Frafse der Käfer besonders, weil dieser dem Insect eigentlich die rechte Wichtigkeit giebt. 16) Die Käfer verderben nicht allein viele Pflanzen dadurch, dafs sie sie am Stamme, an den Aesten und selbst am Wurzelknoten und den oberflächlichen Wurzelverzweigungen gefährlich verletzen oder die Entwickelung ihrer Knospen durch Befressen derselben verhindern, sondern auch da- durch indirect, dafs die durch sie geraachten Verwundungen der Pflanzen, wenn dieselben noch nicht tödt- lich sind, andre noch gefährlichere Feinde (C. notattis, mehre Arten von Hylesines und Bostrichns) her- beilocken. Sie wählen, um ihrer Brut ein passendes Unterkommen zu verschaffen (s. III.) nur Nadelhöl- zer und zwar immer nur solche Stämme oder Tlieile derselben, an denen uns nicht mehr viel liegt. Wenn es aber ihre Sättigung gilt, gehen sie auch Laubhölzer an, wenn gleich die Nadelhölzer immer ihre Lieb- lingsspeise bleiben. Ich habe in unserm, mitten in Kiefern liegenden, Forstgarten Gelegenheit gehabt zu sehen, dafs sie nicht einmal die fremden Hölzer verschonen und dafs sie sogar an verschiedenen Ericeen, welche scharfe Stoffe enthalten, nagen, obwohl es ihnen hieran anderer passenderer Nahrung nicht fehlte. Dabei war aber deutlich zu bemerken, dafs sie die eben verpflanzten und daher kränkelnden allen übrigen vorzogen, ja dafs sie nach einigen Jahren, als Alles im besten Wüchse war und nur hier und da noch nach- gepflanzt wurde, sich nur selten noch an den Pflanzen sehen liefsen. Bis dahin waren sie aber höchst un- angenehm gewesen und hatten, trotz der sorgfältigsten Aufsicht, viele Stämmchen durch Benagen der End- knospen wenn auch nicht getödtet, so doch in einen krüppligen Zustand versetzt. Eben so geht es auch den Culturen. Sie sollen hier die Fichten den Kiefern vorziehen. Am liebsten sind ihnen die jungen drei- bis sechsjährigen Pflanzen. Im Erzgebirge waren i. J. 1816 schon im Mai die jungen, hoffnungsvoll- sten Pflanzungen und Anwüchse in Nadelholzschlägen vergelbt und kümmernd, und allein im Holzbacher Revier nächst der Sachs. Grenze traf man bis 20,000 kranke Setzlinge in den jungen Schlägen (Walter, Rüsselk. Verheer. S. 5.). In Ermangelung des jungen Gehölzes greifen sie die schönsten ein- bis zweijäh- rigen Triebe älterer Stämme an (Walter Rüsselk. Verheer. S. 8.). In den kränkelnden 5-20jährigen Kie- fernbeständen bei Mögelin benagten sie nur die Jüngern Triebe, selten die einjährigen und nie die Knos- pen (Hr. Fintelmanu). Im Herzogthum Altenburg vernichteten sie einst von 4 Ackern (80,000 QFufs) fast die Hälfte der Culturen (v. Hopfg arten in d. AUgem. F. u. J. Zeit. IV. 272.). In den Revieren der Inspection Rheinsberg blieben auch die 3-6jährigen melirten Kiefern- und Birkenschonungen nicht frei. Der Käfer zeigte sich hier vorzüglich an kranken und durch Beschattung verkümmerten Pflanzen, ver- schonte aber auch gesunde und im kräftigsten Wüchse stehende nicht. Die jungen Birken, Elsen und Ebereschen, welche er befiel, bildeten zwar noch einmal Ausschläge, diese hatten aber nur einen schwäch- lichen Wuchs und gingen häufig wieder ein, zumal wenn sie in den folgenden Jahren wiederholt von Kä- fern benagt wurden (Hr. v. Löwenclau). In der Forstinspection Sorau, in welcher auch eine heurige Erlen- und Birkenpflanzuug durch Benagen der Stämmchen über der Erde sehr leiden mufste, hatten schon im Mai auf einer 6-lOjährigen Naturschonung viele erkrankte, junge Kiefern rothe Nadeln und die noch nicht getödteten trieben nur kümmerlich. Hier zeigten sich nur die vorjährigen Triebe ausgestochen. Die eben sich entwickelnden Maitriebe blieben verschont, senkten sich aber bald und vertrockneten gleich den Quirlzweigen (Hr. Meyer). In der Friedensdorfer Forst wurden in einigen Jagen, welche keine junge CuKcuLio PiNi. Lebensweise. Forstliche Bedeutung. 135 Kiefern hatten, die Randhölzer befallen (Hr. Eyber). Zwischen dem natürlichen Anfinge und den rfliinz- lingen macht er nicht Unterschied (wie im Birnbaumer Reviere bemerkt wurde, wo er Lärchen so gut wie Kiefern angriff); die 2- bis 4jährigen sind ihm die liebsten (P fei l's crit.BL B. X. H. 1. S. 96.). Im Harze bemerkte ich ihn mehrmals ganz vorzüglich in den Fichtenjjflanzbüscheln, in denen er Schutz und Versteck zu finden scheint. Oft verrathen die rothen Nadeln mitten in sonst noch grünenden Büscheln den Feind. Ich habe nur diese die Mannigfaltigkeit und Ausdehnung des Frafses bezeichnenden Nachrichten hier mit- getheilt, obgleich ich noch zahlreiche andere, aus den verschiedensten Gegenden Preufsens, in den letzten Jahren eingegangene, geben könnte. 17) Diese Verwüstungen richten sie mit dem Rüfsel an, welchen sie, auf ihre kräftigen Beine gestützt, rechtwinklig gegen die Frafsstelle ansetzen. Indem sie die Oberkiefer wie horizontale Scheerenblätter bewegen, dringt derselbe immer tiefer durch Rinde und Bast bis auf den Splint und die Wunde mufs wegen der zerrissenen und gequetschten Ränder das Gewächs nur noch em- pfindlicher verletzen. Die hervordringenden Harztröpfchen erhärten und geben den benagten Stellen ein ekelhaftes, grindartiges Ansehen. An dem 12" langen vorjährigen Höhentriebe einer achtjährigen Kiefer wurden einmal über 50 solcher Wunden gezählt. Die gröfsten liaben wohl den Umfang einer Bohne und unterscheiden sich dadurch von denen andrer Käfer. Befällt er die jungen, noch weichen, Maitriebe, so werden sie so stark verletzt, dafs sie oft der Wind umbricht. Knospen, die nur ein wenig vom Rüssel berührt wurden, entwickeln sich nicht. Die Nadelbeschädigungen, welche man ihm auch wohl aufbürdet, rühren von C. incanus her. V. Die Menge, in welcher dieses Insect sich findet, ist keinesweges so bedeutend, wenigstens nicht in Vergleich zu Borkenkäfern, Maikäfern u. A. Ihre Gefräfsigkeit ist nur so grofs und dadurch scha- den sie so sehr. Käfer, welche ich mitten im Winter mit der Post erhielt, hatten die ihnen mitgegebenen Kiefernzweige ganz und gar benagt. VI. Ueber ihre Fortbewegung ist auch noch ein Wort besonders zu sagen. Es ist schon (U. 8.) bemerkt worden, dafs der Käfer weit und leicht fliegt. Desto auffallender ist es, dafs er oft von seiner Flugkraft gar keinen Gebrauch macht, noch dazu, wo es ihm sehr darauf ankommen müfste. Das ist in den Fanggräben. Ich habe es sehr häufig bemerkt und jeder Sammler weifs es, der seine Exemplare daher hat. Hr. Schindler hat dies aber mit der Praxis in Beziehung gebracht und versichert auch wie- derholt : die Käfer müssen unbedingt in den Gräben umkommen, wenn man sie auch nicht hier sammelte oder verschüttete. Seine Vorstellung dabei ist die: die Käfer werden durch das erfolglose Bestreben die Grube oder das Fangloch zu verlassen (welches sie durch unendlich wiederholten Ansatz zum Hinaufklet- tern zu erkennen geben), entkräftet und können dann die Flügel gar nicht mehr gebrauchen. FoKSTLicHE Bedeutung. Der grofse Rüsselkäfer gehört in doppelter Hinsicht zu den sehr schädlichen. Denn einmal hat er wegen seiner verschiedenen Namen (s. dort) und weil er so oft mit andern verwechselt wurde, viel Unheil angerichtet, und dann bringt er auch unzähligen Pflanzen Verder- ben, wie die schon bei der Lebensweise mitgetheilten, aus der Erfahrung entnommenen Fälle beweisen. Je jünger die angegriffenen Pflanzen, besonders Nadelhölzer, und je zahlreicher die AVunden sind, welche er dem Baste beibringt, je mehr der Wurzelknoten verletzt ist, besonders während trockner Jahre und auf schlechtem Boden, desto mehr wird auch die Saftbewegung gestört und das Gewächs dem Tode zuge- führt. Nach geringerer Verletzung verharrschen die Wunden und die Pflanzen erholen sich (s. auch Pfeil, s ctit. Bl. B. X. H. 1. S. 97.), wenn nicht, wie dies häufig geschieht, andre Rüssel- und Borkenkäfer (s. sub 16.) von der noch lange kränkelnden Pflanze herbeigelockt werden imd diese doch noch tödten. Der Frafs der Larve ist dagegen fast ganz unschädlich (s. III.); man nimmt aber die des C. notatus gewöhn- lich dafür. 136 Schädliche Käfer. Begegnung. Dies Insect gehört zu den wenigen, denen man durch Vorbauung so gut wie durch Vertilgungs-Mafsregeln zweckmäfsig begegnen kann. I. Vorbauung. Es ist (sub III.) gezeigt worden, dafs die Wiege des Insects hauptsächlich in Kie- fern- und Fichtenstöcken (Stucken der Harzer), zuweilen auch in einzelnen, sehr kranken Stämmen schlecht- wüchsiger Bestände sei und dafs es sich wo anders nicht entwickeln könne (s. sub 13.). Daraus liefse sich schon schliefsen, dafs die Entfernung solcher auch der verderblichen Menge der Käfer vorbeugen würde, wenn es nicht auch durch Erfahrung schon dargethan wäre. Hr. Zebe konnte durch Ablesen die Käfer nicht vertilgen, aber das Roden aller alten faulen Stöcke half radikal. In der Oberförsterei Massin (Reg. Bez. Frankfurt) waren ihre Verwüstungen am empfindlichsten in den Naturschonungen, in welchen die Stöcke frisch eingeschlagener Stämme stehen geblieben waren, während auf reinen Blöfsen, die in Cultur gebracht worden, keine Spur des Käfers sich zeigte. In der Friedersdorfer Forst (Hr. Eyber) fanden sich i. J. 1834 ebenfalls in den Naturschonungen, aus denen die Stöcke wegen Mangel an Absatz nicht fortgeschafft werden konnten, die Käfer (welche man auch vorher häufig in den Stöcken gesehen hatte) sehr häufig und vernichteten den im guten Wuchs stehenden Anflug von 1-1^ Fufs Höhe fast ganz. Nach- dem die Stöcke aus einem Jagen gerodet und verkauft worden waren, hatte sich der Käfer fast ganz verlo- ren und die kleinen Stellen, welche im J. 1834 verschont geblieben waren, erhielten sich, trotz der anhal- tenden Hitze und Dürre, in freudigstem Wüchse. Hr. Thiersch {Forstk. S. 24.) sucht die Ursache, warum die Rüsselkäfer in Böhmen (s. defshalb auch Lieb ich AUgem. F. u. J. J. Jahrg. 4 S. 143.) und an- dern Nadelholzforsten weit mehr Schaden als im Erzgebirge thun, lediglich in der langsamen Benutzung des Stockholzes, so wie in der Cultur lange liegender Räumden, auf deren magerem Boden die Pflänzlinge lange kümmerlich wachsen. Interessant ist ein von ihm aus dem Oberforste angeführter Fall, in welchem der Stock einer im vorigen Jahre verschlagenen Fichte 84 Exemplare Larven und Puppen gab! Man sieht daraus, dafs der Käfer sich schwer ganz verliert, und dafs er, wenn es ihm an Brutorten fehlt, genöthigt ist, sich auf die noch übrig gebliebenen zu concentriren. Es ist also nicht zu bezweifeln, dafs die sorgfäl- tige Stockrodung den gewünschten Erfolg haben wird und man sollte selbst in Gegenden, wo man sich der Stöcke mit Nachtheil entledigen müfste, diese gleich dem Hiebe folgen lassen, um so mehr, als man auf diese Weise gleich mehrere andre sehr schädliche Insecten zerstört, wie bei Hyl. piniperda und ater u. A. gezeigt werden wird, und es keine bessere Bodenauflockerung für die neue Cultur geben kann als das Ro- den. Es könnte hiermit gleich eine Fangmethode verbunden werden, denn gewöhnlich sind die Stöcke schon mit Brut besetzt. Ist die Gegenwart derselben durch eine Probeuntersuchung (s. III. 11.) ermittelt, so unterlasse man ja nicht das Entrinden und das Blofslegen der Brut, wenn die Stöcke nicht etwa bald verbrannt werden. Aus dem Gesagten geht aber hervor, dafs bei der Rodung sehr forgfältig zu Werke ge- gangen werden mufs und dafs zuletzt schon eine Prämie auf die übersehenen Stöcke gesetzt werden könnte. Sollten sich auch dann noch Käfer zeigen, so untersuche man genau, ob diese nicht von weniger ordentli- chen Nachbarn herstammen. Drei Fälle, in denen dies Mittel unwirksam war (oder schien), beweisen noch nichts gegen einen wirksamen! Es versteht sich, dafs, im Falle verdächtiges stehendes Holz im Reviere sein sollte (s. sub 12.), auch dies eiligst entfernt werden mufs. II. Vertilgung. Kann man der Entstehung der Käfer auf den eigenen Revieren nicht Herr wer- den, oder fliegen sie von den Nachbarn über, so vertilge man sie durch Sammeln. Bei diesen Käfern ist aber das Abklopfen von Bäumen und Sträuchern am wenigsten anwendbar, da sie sich sehr bald zer- streuen, oft sehr versteckt und tief unten an den Pflanzen sitzen und überdiefs auch noch sehr aufmerksam sind und sich schnell durch Herunterfallen ins Gras und Moos retten. Wir haben gegen sie Mittel, welche wieder bei vielen andern unanwendbar sind und sich sämmtlich leichter als das Klopfen ausführen lassen. Dahingehören: 1) Fanggräben und Fanglöcher. Im Birnbaumer Revier prüfte diese Hr. Schindler CuRcuLio Pmi. Begegnung. 137 im Vergleiche mit der zweiten Methode und fand sie wirksamer. Man eröffnete sie vom V bis j%. Es wurden viele Tausend Käfer gefangen und zwar im Juni und Juli die meisten. Die Gräben waren 10" breit und 12" tief mit senkrechten Wänden, alle 10-12 Fufs mit einem Fangloche von 6-8" Tiefe. Die in den Löchern versammelten Käfer wurden Anfangs beim Graben neuer Fanglöcher zwischen den alten verschüttet, blieben später aber frei, weil sie doch nicht fort konnten. Die Gräben wurden in der befalle- nen Schonung an der Grenze herum an einem Wege gezogen imd dann quer durch, da wo der Anflug am dichtesten stand, da sich der Käfer, besonders am Mittag, gern nach den schattig.sten Stellen hin zieht. 2) Die Fangbündel. Man bindet diese aus Kiefern- oder Fichtenreisig und legt sie im befallenen Re- viere aus. Die Käfer ziehen sich hinein und können täglich leicht ausgeschüttelt werden. Hr. Schind- ler, welcher sie aus frisch gebrochenen, stark benadelten Kiefernzweigen 1-1^' lang und 6-8" stark bin- den, sie (besonders im dichtem Anflug) zerstreut auslegen und dann täglich auf Tüchern ausklopfen liefs, vertilgte auch durch diese eine grofse Menge Käfer, klagt aber darüber, dafs, wenn sie trocken würden, die Käfer nicht mehr hineingingen, und dafs man gar zu oft neue binden lassen müfste. Hr. Walter (äms- selk.-Verheer. S. 10.) sähe grofse Wirkung von solchen Bündeln (sie wurden aus Fichtenreisern locker gebunden \\ Elle lang und \ Fufs dick und auf einen etwas aufgeschürften Platz gelegt, zwischen die Saaten oder die Linien der Pflänzlinge) denn 100 solcher ergaben täglich 2500 Käfer. Sie wurden des Morgens ausgeschüttelt. 3) Mit frischen Reisern bedeckte Fanggruben (also sehr zweckmäfsig aus Meth. 1 u. 2 combinirt. Der Forstmeister Reichelt in Böhmen fing auf diese Art in 2 Monat 60,000 Käfer. Er liefs die Gruben auf den Culturen 1' lang und ^' breit fertigen und mit Nadelholz-Zweigen zudecken, worauf einige Knaben täglich 30-40 Käfer aus jeder nahmen (Hr. Thiersch). 4) Fang-Kloben, Bäume und Rinden. Auch diese hat man in verschiedenen Gegenden sehr bewährt gefunden. Im Pa- penbrucher Revier (Reg.-Bez. Potsdam) liefs Hr. Zimmermann in vier Jagen der natürlichen vermischten Kiefern- und Birkenschonungen Fangkloben einzeln umher auslegen und zwar 240 Ifnd. Fufs von frisch gefälltem und 90 Ifnd. Fufs von im Winter gehauenem Holze, so weit die Rinde stark aufgerissen war. Da der Boden sehr beraset war, so wurden kleine Rinnen aufgehauen und in diese jedesmal eine Klobe fri- schen und eine alten Holzes dicht neben einander, mit der Rindenseite nach unten, gelegt. Es wurden über 4000 Käfer vom V bis V gefangen, die meisten vom V bis J und vom V ^^ auch C. nofafus. Dabei wurde die Bemerkung gemacht : unter die alten Kloben seien keine gegangen, sondern nur unter die fri- schen, und dann : es zögen sich die Käfer besonders nach solchen Stellen, welche von der obern Rinde bis auf den Bast entblöfst waren, und es erleichtere das Suchen sehr, wenn man an den Kloben immer einige Stellen so entblöfste. Dieselbe Bemerkung habe ich an den Fangbäumen gemacht, welche alljährlich für den Borkenkäferfang bei uns ausgelegt werden. Aber nie sah ich später Brut in denselben. Die Käfer verweilten hier einige Zeit, theils einzeln theils in Begattung und entfernten sich dann, wahrscheinlich in die benachbarten Stöcke, wo dann das Legen erst begonnen haben wird. In Fichtengegenden legt man auch 1 Fufs lange und 8 Zoll breite Streifen von Fichtenrinde (mit der Bastseite nach unten) aus und sam- melt die darunter kriechenden Käfer (Lieb ig ÄUg. F. u. J. J. Jahrg. 2. S. 160.). 5) Wird wohl auch ge- rathen: durch Abharken des abgestorbenen Grases, des Mooses und der Streudecke die hier überwinternden Käfer fortzuschaffen. Gegen diese Mafsregel ist aber einzuwenden : einmal, dafs da- durch Nachtheil für den Boden entsteht, und dann auch, dafs der beabsichtigte Zweck nie vollständig und und sicher dadurch erreicht wird, indem die Käfer zum Theil auch in der Erde sitzen (s. sub 6.), zum Theil aber im Winter noch als Larven und Puppen vorhanden sind (s. sub I. 5.). Von den vier ersten Vertil- gungsmitteln würde das vierte dann vorzuziehen sein, wenn zugleich C. notatus vorhanden ist, der auch gern an Fangbäume und Kloben geht. 6) Die Kosten, welche das Sammeln verursacht, sind nur unbedeu- tend. In der Oberförsterei Massin wurden i. J. 1835 mit Scheiten von altern und frisch gefällten Kiefern S 138 Schädliche Käfer. über 50,000 Käfer gefangen und dafür nur 10 J Thlr. verausgabt! 7) Als besondre Feinde dieses schäd- lichen Insects habe ich noch die, dadurch immer wichtiger werdenden Laufkäfer kürzlich kennen gelernt. Hr. Schindler sandte mir mehrere Exemplare des Carahus granulatus (s. S. 30.) und dabei eine Menge von Rüsselkäfern, welche durch ihn getödtet waren. Er hatte die Flügeldecken abgebissen und von oben in die Brust und den Hinterleib hinein gefressen. Auf diese Weise hatte er von jedem Käfer nur sehr we- nig gebrauchen können und deren daher so viele bedurft. Ob dadurch wohl eine gänzliche Vertilgung des Käfers herbeigeführt werden könnte? (S. Pfeil' s crit. Bl. X. I. S. 95.) 9. C. glaucus Fabr. {Cleonis glauca). Grofser grauer Kiefern-Rüsselkäfer. Characteeistik. 5,5'" lang und 2,5'" breit, also den gröfsten Exemplaren des C. Pini ähnlich, nur etwas gestreckter. Der Rüssel etwas kürzer und dicker, mit einer scharfen, fast bis zum Ende verlau- fenden Mittelleiste. Fühler sehr kurz, Flügel fast zugespitzt, punktirt gestreift und wegen der in tiefe und lange Gruben zusammenlaufenden Punkte hier und da runzlig. Die schwarze Grundfarbe gröfstentheils verdeckt durch einen dichten Ueberzug grauweifser und einzelner untermischter, gelbbrauner Haare, hier und da durchblickend und besonders auf den Flügeln ein Paar unterbrochene, schiefe Querbin- den zeigend. Verwandt ist der meist eben so grofse aber gestrecktere und weniger zugespitzte C. albidus Fbr., welcher auch noch kürzern Rüssel und nur bis zur Mitte desselben verlaufende und daselbst gabiig ge- theilte Mittelleiste und breitere, nicht unterbrochene schwarze Flügelbinden hat. Dann der C. sulcirostris Linn., welcher wieder längeren Rüssel und zwei, eine Mittelfurche lassende, ganz bis zum Ende verlau- fende Rüsselleistchen hat. Vorkommen u. s. f. Dieser findet sich nebst den verwandten in grofser Menge in Kiefernforsten, gewöhnlich mit C. Pini zusammen. Ihre frühern Zustände und sonstigen Eigenthümlichkeiten waren bis zum J. 1837 nicht bekannt. Hr. Klockmann wollte sie an Kiefern fressen gesehen haben. Den ausführlichem Bericht kann ich erst jetzt mittheilen. In dem Buchholzer Forste, zur Schweriner Inspection gehörig, be- findet sich auf ziemlich schlechtem Boden eine, 212 Preufs. Morgen grofse Kriefernbesamung zur Hälfte aus 5-, zur andern Hälfte aus 9-jährigen Pflanzen bestehend, welche im Jahre 1835 bedeutend von C. notatus und violaceus gelitten hatte. In der Mitte Aprils v. J. wurde hier auch der C. glaucus bemerkt und zwar in solcher Menge, dafs bis zur Mitte des Juli gegen 3000 Exemplare in Fanggräben gefangen wurden. Gleich- zeitig bemerkte man, dafs an vielen Kiefern, die anscheinend gesund waren, die Nadeln gelb wurden und auch die Entwickelung des Maitriebes zögerte. Es wurden mehrere Exemplare in grofse, mit Erde gefüllte und mit 4-jährigen gesunden, eben treibenden Kiefern bepflanzte Gläser gebracht. Viele gruben sich in der Nähe der Sträucher sogleich in die Erde, die übrigen begaben sich auf den Stamm der Kiefern und einige blofsliegende, kleine Wurzeln. Sie benagten diese sowohl wie die kleinern Zweige, jedoch ohne deutlich bemerkbare Wunden zu verursachen. Am Abend des dritten Tages waren die Maitriebe sämmt- lich in spiralförmigen Gängen durchfressen, jedoch auch dies war schon am folgenden Tage kaum mehr zu erkennen, so dafs, wenn eine solche Pflanze im Freien beobachtet würde, das Absterben derselben einem blofsen Vertrocknen zugeschrieben werden müfste. Einige Käfer gingen auch die Nadeln an, die sie besonders in der Mitte benagten. Sowie sie neue Nahrung durch frische Zweige erhielten, durehfra- fsen sie an diesen immer zuerst die Maitriebe. Hr. Klockmann schliefst daraus, dafs dieser Käfer, der bisher wenig beobachtet worden ist, einen wesentlichen Antheil an der Beschädigung jener Schonung habe. Ich mufs hierbei dafselbe wie bei C. geminatus erinnern, dafs der Käfer nämlich durch Hunger getrieben sein könnte, diese Nahrung zu nehmen. Ich wenigstens habe nie im Freien den Käfer auf Kiefern gese- CüRC. MiCANS. CUKC. VlRIDICOLLIS. CURC, AtOMAKIUS. CüBC. ARGENTATUS. 139 hen. so häufig er auch bei uns ist, weifs auch nichts von seiner Entwickelung, über die nur Hr. Saxesen achreibt, dafs sie in Distelnstengeln vor sich gehe. 10. C. micans Fbr. {Polydrosus micans.) Glänzender Laubholz-Rüsselkäfer. (Taf. IV. Fig. 7.) Characteristik. Bis 3,7'" lang und 2"' breit, also der gröfste und breiteste unter den grünen. Rüssel kürzer als Kopf. Halsschild klein. Flügel viel breiter als Halsschild, fast fünfmal länger als der- selbe, hinten stark abschüssig, punktirt gestreift. Schenkel dick, die hintern gedornt. Grundfarbe, bis auf die braunrothen Fühler mit grauer Keule und die Füfse, schwarz, aber überall durch grüne, schön ku- pferroth schillernde Härchen verdeckt. Leben etc. s. hinter No. 13. 11. C. (Polydrosus) viridicollis Fabr. Grünhalsiger Laubholz-Rüsselkäfer. (Taf. IV. Fig. 9.) Characteristik. 1,8'" lang und kaum 1'" breit, also einer der kleinsten. Fühlerfurche stark nach hinten und unten gekrümmt. Fühler den Halsschild wenig überragend. Geifselfaden dick und Keule stark, eiförmig. Flügel etwas über dreimal länger als Halsschild. Grundfarbe bräunlich-schwarz an dem Kopfe, Schildchen, dem Halsschilde (besonders dessen Seiten), den ungedornten Schenkeln und der Brust mit schönen, smaragdgrünen, metallglänzenden Schuppenhärchen. Leben etc. s. hinter No. 13. 12. C. atomarius Ol. [Polydrosus s. Metallites atomarius {aeratus Kn.?)]. Blaugrauer Rüsselkäfer. Characteristik. 2'" lang, 1'" breit, also gröfser als C. viridicollis, sonst demselben ähnlich, je- doch Rüssel etwas länger, Halsschild schmaler und etwas länger. Schildchen kleiner und Flügel länger (fast viermal länger als Halsschild). Alle Schenkel gedornt. Grundfarbe heller oder dunkler braun (Beine, bis auf die Schenkel-Enden, und die Fühler bis auf die Keule, stets hellbraun), überall verdeckt durch dichte und ziemlich lange grünliche, mehr oder weniger kupferröthlich glänzende Härchen. Verwandt sind wenigstens noch 10 Arten. Da dieselben aber nur umständlich zu characterisiren sind und in der forstlichen Bedeutung sehr übereinstimmen, so werden sie übergangen. Häufig sind noch wohl: C. {Polydrosus oder Metallites) niollis Grm. , (viridi-nitens) 3'" lang und wenig über 1'" breit, mit ziemlich stark gedornten Schenkeln und röthlich-brauner (besonders an Beinen und Fühlern stets sehr hell erscheinender) Grundfarbe, welche auf Flügeln, Halsschild, Kopf, Schildchen und Brust mit sehr dichtste- henden grünen oder blauen Härchen bedeckt sind. Ferner C. {Polydrosus) cervinus Linn., 2,6"' lang und ausgezeichnet durch schwach gedornte Schenkel, sehr lange, dünnkeulige Fühler und braunfleckige, röth- lich- oder grünlich-behaarte Flügel. Leben etc. s. hinter No. 13. 13. C. {Phyllobius) argentatus Linn. Silberglänzender Laubholzrüsselkäfer. (Taf. IV. Fig. 10.) Characteristik. 2 bis 2,6'" lang und 1'" breit. Rüssel kürzer als Kopf (F. 10a). Fühler ziem- lich dick und lang. Flügeldecken zugespitzt, an der Spitze aber nicht vertieft, 3J mal länger als Halsschild. Schenkel stark gedornt. Grundfarbe, mit Ausnahme der heilern Beine (die Schenkel zuweilen schwarz) und Fühler, schwarz, mit grünen herrlich metallglänzenden, selten etwas röthelnden Schuppen sehr dicht bedeckt. Unter den zahlreichen Verwandten sind besonders häufig C. (Phyllobius) Pyri Fabr. (auch in London 's Gard. Magaz. Octbr. 1837. p. 465 als sehr schädlich aufgeführt), noch gröfser als C. micans, dann C. Phyllobius maculicornis Grm. ganz wie argentatus, aber mit vertieften Flügelspitzen, dunkler Keule und Schaftspitze ; dann C. (Ph.) oblongus Linn., dem atomarius ähnlich, aber nicht matallisch, mit sehr langen Fühlern, dünnem Rüssel, sehr schmalem Kopf und Halsschild und gelbbraunen (Beine, Fühler und zuweilen auch Flügel) und schwarzen Farben und langen, dünnen, grauen Haaren ; dann C. (Ph.) ve- S2 140 Schädliche Käfeb. spertinus Fbr., den kleinern Individuen von wicaws ähnlich (2, 3-3,5'" lang), aber ausgezeichnet durch kurze, dicke Fühler, metallische, grünliche, oder röthliche, nicht stark glänzende Schuppenbekleidung, sehr helles (fast weifsliches) Schildchen und ziemlich stark bewehrte Schenkel. Hierher gehört auch C. {Polydrosus) /«ai/ Fabr. dem C. vespertinus sehr ähnlich in Farbe und Gestalt, aber gewöhnlich nur 2'" und höchstens bis 2\,"' lang und mit schwach bewehrten Schenkeln und längerem Halsschilde, auch nur wenig metallisch-glänzend und mehr röthlich-grau, durch die sichtbaren Punktreihen auf den Flügeln fein dunkel-gestreift. Hegetschweiler (Denkschr. S. 73.) beachtete ihn zuerst, indem er ihn nach Geometra brumata (s. Bd. II.) für das schädlichste Obstinsect hält und sagt: dafs seine Larve am Prunus und Pyrus den Fruchtknoten umnage und die Ernte verderbe. Neuerlich hat er sich auch an Eichen schädlich gezeigt (s. nachher). Vorkommen, Lebensweise, forstliche Bedeutung uhd Vertilgung der zehnten bis dreizehnten Arten nebst deren Verwandten. Sie gehören zu den gemeinsten Rüsselkäfern und in der einen Gegend wird diese, in der andern jene Art gar nicht selten sehr häufig. Mit Ausnahme von moUis und atomarius, welche Hr. Saxesen an Fichten und Kiefern zu Tausenden fressend und die jungen, braun werdenden. Triebe, welche Harzausflufs und theils ganz fehlende, theils stark benagte Nadeln zeigten, verderbend ge- funden hat — mollis wurde auch von Hr. Suffrian an jungen Fichten in den Siegenschen Haubergen an jungen Trieben fressend gefunden — sind sie alle nur an Laubhölzern, und fressen grofse Löcher in die Blätter, zernagen auch wohl die Knospen, sollen sogar in Obstblüthen gehen. Man findet sie mitten im Sommer. Die Larven und Puppen, welche man nie an den Gewächsen bemerkt, finden sich wahrschein- lich in der Erde. Mehrere Arten gehören zu den merklich schädlichen, besonders für junge Pflan- zen. Hr. Borchmayer sähe den argentatus auf einem neu angelegten Euehenschlage im zweiten Jahre die Pflänzchen so zernagen, dafs viele auch nicht ein gesundes Blatt mehr hatten. Je lichter die Pflanzen standen, desto gröfser die Zerstörung. Im dunklen Stande war zuweilen keine Spur von Käfern. Hr. Fin- telmann bemerkte ihn in Birkenbeständen so häufig, dafs die raehrsten Stämme an einzelnen Stellen ganz entlaubt waren. Auch hat Hr. Saxesen schon den C. d^/>'iV//coZ^/s an jungen Eichenpflanzungen verheerend gefunden. Die Knospen waren ganz zerfressen. Auch junge Saalweiden, Aspen und Birken, selbst Himbeeren, hatten ebenfalls sehr gelitten, aber durchaus nicht die dicht dabei wachsenden Fichten, auch alte Birken nicht, wahrscheinlich, weil das schon zu kräftige Laub ihnen zu hart war. Auch gröfsere Eichen von 50-70 Jahren waren dicht daneben ganz frei geblieben. C. micans wurde von Hrn. Suffrian und mir nur auf Ha- seln gefunden und viridicolUs von Ersterem auch auf Erlen. Den C. oblongus beobachteten Hr. Schmid- berger {Obstl. I. 268.) so wie auch Hr. Schmidt {Kais. Leop. Car. Ak. T. XVH. P. 1. p. 489.) als Zerstö- rer von Knospen und Blättern. Hr. Schmidberger (Kollar schädl. Ins. S. 259.) sagt von dieser Art noch: „im Juni begeben sich die Weibchen in die Erde um ihre Eier abzusetzen. Die aus dem Ei kom- „menden Würmchen nähren sich von den Wurzeln der verschiedenen Wiesenpflanzen.'' Sollte Herr Schmidberger die Larven wirklich gefunden haben? Es ist weder meinen aufmerksamen Freunden noch mir selbst gelungen, je eine Larve eines Polydrosus oder Phyllobius zu finden, so sicher wir auch von ihrem Vorkommen in der Erde überzeugt waren, und so eifrig wir auch dieselbe danach oft durch- suchten. — C. w*a^« hat Hr. Utsch auf diesjährigen Eichen-Pflanzungen verwüstend bemerkt. Die Lieb- lingsnahrung der Käfer schienen die Knospen unmittelbar vor ihrem Ausbruche zu sein, jedoch verschmäh- ten sie auch nicht das hervortretende zarte Laub dieser Holzarten , selbst das der nahe stehenden Buchen und ihrer Knospen nicht, wenn die der Eichen aufgezehrt sind. An den mir übersandten Trieben waren nur noch die Scliuppen der Knospen vorhanden und die Blätter waren gänzlich herausgefressen. In sei- ner Gesellschaft fand Hr. Utsch, jedoch in weit geringerer Zahl, den C. Coryli, micans und argentatus. Der Forstmann hat die in seiner Gegend häufig vorkommenden Arten daher nicht aufser Acht zu lassen CURCULIO ATER. ChARACTERISTIK. VORKOMMEN. LEBENSWEISE. 141 und fiaufs sie durch Sammeln vertilgen. Die Käfer lassen sich von den Pflänzchen und niedrigen Zwei- gen sehr leicht in Fangschirme oder auf untergelegte Tücher klopfen. Sonst ist ihnen nicht beizukommen, namentlich nicht den Larven und Puppen. 14. C. {Otiorhynchus) ater Hb. Schwarzer Rüsselkäfer. C. rufipes Thiersch. (Taf. IV. Fig. 8.) Characteristik. Der Käfer 4'" lang und 2'" (Männchen?) bis 2,6'" (Weibchen?) breit, dabei sehr stark gewölbt. Glänzend schwarz, mit rothbraunen (nur an den Schenkelspitzen und Fufsgliedern schwarzen) Beinen und deutlich reihig-punktirten Flügeldecken: die Punkte sehr unbestimmt begrenzt und in die Canäle zwischen den Runzeln der Zwischenräume verlaufend und daher die Flügel grob ge- runzelt erscheinend (zum Unterschiede von dem äufserst nahe verwandten C. tenehricosus, bei welchem das Braune der Beine nicht so hell und klar ist und die Punktreihen der wenig oder gar nicht runzlichen Flügel fast ganz verwischt erscheinen). Die schwarzbeinigen Individuen heifsen C. unicolor Hb. — Larve (F. 8 b) kurz und gedrungen. Kopf sehr grofs, mit deutlicher Gabellinie. Lefze etwas vertieft. Die Lei- besringe fast wie bei C. Pini, nur sind die Keilwülste kleiner, die Vorder- und Hinterwulst aber gröfser und überdiefs noch durch eine kleine, untere Wulst auseinandergedrängt. Behaarung sehr ausgezeichnet. Sehr lange Haare stehen auf kleineu, quergereihten Dornenhöckern. Auf der Unterseite fehlt den Haaren die dornenähnliche Basis. — Puppe (Fig. 8g) 5'" lang, 2\" breit. Kopf nicht über den Halsschild her- austretend. Fühlersehaft weit über die Augen hinaufsteigend. Geifsel fast senkrecht herabhangend. Er- stes und zweites Fufspaar fast wagerecht, das dritte ziemlich stark ansteigend und mit den Fufsglieder- spitzen die Flügel etwas überragend. Unterflügel die Oberflügel kaum überragend. Halsschild, Kopf und Kniegelenke mit äufserst starken, dunkelbraunen Borsten, zum Theil auf Dornenhöckern. Die Dornen auf der Oberseite der zwei ersten Hinterleibsringe unbedeutend, dann aber häufiger, bis ein Kranz aufserordentlich starker den After umgiebt. Unterseite mit wenigen zerstreuten, kur- zen Härchen. Vorkommen, Lebensweise, Fokstliche Bedeutung und Vertilgung. Bisher mir nur aus Ge- birgsforsten (Harz, Solling, Schlesien, Erzgebirge, Schwarzwald) zugekommen, wo der Käfer an Fichten und wahrscheinlich auch an andern Nadelhölzern lebt. Hr. Saxesen hat indessen noch neuerlich Nach- richten darüber erhalten, dafs er auch in der Ebne (Burgdorf zwischen Hildesheim und Celle ; dann auch iu der Lüneburger Heide) vorkomme. Nach Thiersch {Forsfk. S. 23.) soll er im Erzgebirge noch häufiger als C. Pini sein und eben so wie dieser schaden. Auch von Walter («. a. 0. S. 13.) ist er dort beobach- tet und wie C. Pini vertilgt worden. In der Lebensweise, in welcher er besonders mit C. Pini überein- stimmt, unterscheidet er sich wesentlich dadurch, dafs die Larven und Puppen in der Erde leben, wie Hr. V. Berg(>4%. F. u. J. Z. J. 3. S. 555.), Hr. Oberförster Meyer zu Zellerfeld und Hr. Saxesen ent- deckten. Larven und Puppen liegen in kleinen, inwendig glatten Erdhöhlungen, stets in der Nähe der Wurzeln. Hr. Saxesen fand sie hier z. B. einmal im Anfange des Septembers. Die wenigen, schon aus- gebildeten Käfer waren aber noch ganz weich, und es ist daher gewifs, dafs sie erst im nächsten Frühjahre hervorkommen. Ich wundre mich also nicht, dafs ich bei meinen Herbstreisen im Harze immer so äufserst wenige von diesem sonst so gemeinen Käfer fand. Sowohl die Larve wie der Käfer wird schädlich. Ob- gleich noch Niemand die Larve an den Wurzeln fressen sähe (was auch sehr schwer zu beobachten sein möchte) so ist doch nicht zu zweifeln, dafs sie sich so nähren, denn die genannten Herren versichern es einstimmig. Einmal fanden sich Larven und Puppen an eingegangenen Pflanzen (1 bis 2 p. Stamm) auf einem verlassenen Saatkampe. Ein andres Mal fiel das Absterben zahlreicher Stämmchen in einer jungen Fichtenanpflanzung auf. Man sähe nach und fand die Larven, aus deneu der Käfer gezogen wurde. Als- dann hat man den Käfer auch schon zahlreich in 12-20jährigen Beständen gefunden, wo er doch au'li 142 Schädliche Käfer. ausgekommen sein mufste, da er nicht fliegen kann und keine jungen Fichten in der ganzen Gegend sind. Nach Hrn. Saxesen und Hrn. Pape verwüstet aber der Käfer noch ärger, indem er theils an der Rinde frifst, theils an den jungen Trieben, wenn diese sich eben verlängern. Sobald die Ausschlagsschuppen abgeschoben sind, frifst er sich in die dichte Masse der jungen Nadeln an einer Seite eine Höhlung bis auf die Rinde. Vertilgen kann man ihn nur durch Sammeln der Käfer, vielleicht auch der Larven und Pup- pen durch Ausgraben derselben im Herbst. Verwandt ist der an Knospen der Obstbäume und des Weines oft schadende C. raucus Fabr., 3'" lang und beinahe 2'" breit, fast ganz kuglig mit deutlich geleistetem Halsschilde, durch die dichten grauen und braunen Schuppenhärchen bunt. Noch andre Arten zum Theil nur am Obste, zum Theil nur südlicher z. B. C. (0.) Zebra. Es werden immer mehr Arten aus dieser Gattung der Rüsselkäfer bekannt. So ist noch C. (0.) sulcafus Fabr. von Westwood {Gard. Magaz. Apr. 1837. p. 158. mit hübschen Holzschnitt- bildern der Larven und Puppen) als an krautartigen Gartengewächsen und dem Weine schädlich beobach- tet worden. Den C. (0.) laevigatus Fabr. (dem C. ater sehr ähnlich, aber kaum 3'" lang, ganz schwarz) sähe Hr. Richter {Anhalt. Gart. Z. Nr. 1.) auf ähnliche Art die Pflaumenbäume beschädigen, wie C. Allio- nae das Kernobst verletzt. 15. C. {Pissodes) notatus Hb. Weifspunkt-Rüsselkäfer. (Taf. V. Fig. 1.) Namen. Da der hier abzuhandelnde Rüsselkäfer unbezweifelt der notatus von Herbst, Fabri- cius (der ihn zu Lixus rechnet) und allen folgenden Schriftstellern ist, auch den Forstleuten unter diesem Namen ziemlich bekannt wurde, so wollen wir nicht weiter untersuchen : ob ihn nicht etwa schon Li nne gekannt habe. Sonst dürfte in No. 615. der Fauna suec. eher dieser als ein andrer beschrieben sein, so dafs am Ende dieser das gröfste Anrecht auf den Namen C. AbietisLinn. hätte, obgleich er in Fichten gar nicht vorkommt. — C. castaneus De Geer und bruneus Pnz. mögen abgeriebene Exemplare (die allerdings wie eigne Arten aussehen) gewesen sein. Characteristik. 2,7 bis 3,1'" lang und 1,1'" breit. Rüssel des Weibchens mehr als doppelt so lang als der Kopf (T. V. F. 4a), gekrümmt, der des Männchens etwas kürzer und weniger gekrümmt. Die Fühler in der Mitte tragend, Halsschild ziemlich gewölbt und dick, mehr punktirt als gerunzelt. Flügel reihig-punktirt, die Punkte wegen der zahlreichen Schuppenhaare undeutlich, abgerundet-viereckig, die Zwischenräume fast gleich breit. Grundfarbe meist dunkel, röthlich-braun, mehr oder weniger durch die Schuppenhaare verdeckt, welche gröfstentheils grauweifs sind und auf dem Halsschilde acht gröfsere und kleinere grauweifse Punkte bilden. Auch das Schildchen weifsgrau, so wie das innere und äufsere Ende der hintern Flügelbinde, deren mittlerer (gröfster) Theil rostroth ist. Ein ähnlicher, aber kleinerer rost- rother Fleck bildet eine vordere Binde, innerhalb welcher auch oft viele weifsliche (gegen das Schildchen mehr zerstreut verlaufende) Härchen. — Larve (T. V. F. 1b und 1k) bis 4'" lang und 1|'" dick. Kopf (im Vergleich zu C. Pini) ziemlich klein, abgerundet-viereckig, vorn jedoch ein wenig schmaler, mit zwei noch den Hauptast der Gabel begleitenden Linien. Fufswülste wenig vortretend. Der erste Ring mit ziem- lich undeutlichem, getheilten Rückenschilde. Eine, bei C. Pini gänzlich fehlende, aufserordentlich feine Behaarung der Unterseite, besonders der Fufswülste, zeigt sich unter der einfachen Loupe nurals sei- denartiger Schimmer. — Die Puppe (T. V. F. Ig). Kopf nicht über den Halsschild hinaustretend. Rüssel bis zur Mitte der Mittelschienen. Fühlerschaft kaum bis zu den Augen. Geifsel fast rechtwinklig unter den Halsschild gelegt. Füfse aufsteigend, besonders die hintern, daher die Fufsglieder ganz versteckt. Unterflügel die Oberflügel weit überragend. Kopf, Halsschild und Kniegelenke mit Dornenhöckern. An der Unterseite des Hinterleibes starke Dornen. CURCTILIO NOTATUS. VORKOMMEN. LEBENSWEISE. 143 Vorkommen nur auf und in Kiefern und daher auch nur in Gegenden, wo diese sind. Im Harze, wo die Fichte herrscht, ist er daher nur selten. Neuerlich hat er sich aber auch an 6- 10jährigen gepflanz- ten Weymouthskiefern der Freiherrlich v. Adelebsen'schen Forsten am SoUing in aufserordentlicher Menge und sehr schädlich gezeigt. Die Lebensweise stimmt in vielem mit der des C. Pini überein und zeigt besonders folgendes Be- merkenswerthe : I. Die Generation ist auch meist nur eine einjährige, wird höchstens dann und wann eine anderthalbige , gewifs nie eine doppelte. Seit dem Erscheinen meiner Abhandlung {Leop. Carol. Acad. Tom. XVII. Pars 1. S. 446.) habe ich auf neue Beobachtungen und Mittheilungen gestützt, meine Ansichten etwas ändern müssen. Für Regel halte ich es auch jetzt noch, dafs die Käfer im Nachsommer oder Herbst ausschlüpfen, überwintern und sich im Frühjahre begatten, so dafs man die Brut im Laufe des Sommers sich vollständig bis zum Käfer entwickeln sieht. Oft ist es aber auch anders, und Hr. Zebe hatte sogar immer erst im Herbst und meist noch im April des folgenden Jahres ausgewachsene Larven, hält auch defshalb die Ueberwinterung des Käfers nicht für Regel, weil er denselben nie im Winter gefunden habe, sondern nur immer im Frühjahre und dann im reinsten Kleide. Meiner Meinung nach erklären sich seine Beobachtungen aus einer anderthalbigen Generation, welche mir auch schon neuerlich vorgekommen ist (s. auch C. Hercyniae). Im Jahre 1836 war die Flugzeit ziemlich allgemein Ende Juni (s. C. Pini Begegn. ü. 4.) auch bei uns, wo ich schon im April einzelne Puppen fand. Der Sommer war sehr unfreundlich, der vorige, welcher die Entwickelung der Larven bewirkt hatte, aber desto wärmer gewesen. Wenn wir auch bei diesem, wie bei C Pini, verschiedene Flüge in einem Sommer finden, so erklären sich diese aus dem langsamen Legen des Käfers. Hr. Zimmer, welcher die Käfer nur täglich oder nach längeren Zwi- schenräumen ein Ei legen gesehen haben will, beobachtete einmal, dafs eingesperrte Käfer noch in der zweiten Hälfte des August legten, und ich fand i. J. 1834 den 30sten Mai an einem und demselben Stämm- chen frisch gelegte Eier (das Weibchen noch in der Nähe) und Larven, welche schon angefangen hatten, zu fressen. Die neuesten Beobachtungen von Hrn. Burckhardt beweisen die Unregelmäfsigkeit der Generation noch mehr. Im Winter und Frühjahre 1838 gab es nur Larven in den nach und nach roth gewordenen Stämmchen und im Frühjahr darauf erschienen die Puppen und Käfer. Im Herbste desselben Jahres zeigten sich Stämmchen mit eben bleich werdenden Nadeln, welche ganz junge (also von einem Nachsommer-Satze herrührende) Larven beherbergten, die erst ganz kurze Strecken in der Safthaut ge- fressen hatten, und dann gab es zugleich noch Stämmchen mit abgestorbenen Nadeln, welche theils ausge- bildete (also von einem Frühjahrssatze herrührende) Käfer, theils aber noch Puppen und ausgewachsene Larven enthielten. Also wieder ein Beweis, dafs man nie den gewöhnlichen Angaben Einer Flugzeit folgen darf, sondern dafs man bei gewissen Gattungen auch auf Ungewöhnliches gefafst sein und stets selbst von Zeit zu Zeit nachsehen mufs. IL Hinsichtlich des Aufenthaltes des Käfers hat Hr. Zimmer die hübsche Entdeckung ge- macht, dafs der Käfer am stehenden Holze überwintere. Er sähe ihn stets nur an jungen, sehr wuchshaf- ten Stämmen von 3-6" Durchmesser in der Erde oder dicht über der Wurzel zwischen den Ritzen der Borke gewöhnlich von Waldstreu, Moos und Gras geschützt (ganz ähnlich wie Hyl. piniperda s. dort). Unter dem Moose wie C. Pini fand ich ihn nie. Im Frühjahre erscheinen die Käfer gewöhnlich schon im April, und man sieht sie dann auf Holzplätzen und im Walde auf Kiefern, an Stöcken, nie aber an Laubhölzern. III. Der Aufenthalt und Frafs der Larven bietet die wichtigsten Eigenthümlichkeiten und begründet die hohe forstliche Bedeutung des Insects. Die Larven leben nämlich nicht allein in Stöcken (hier sogar selten), in geschlagenem Kiefernholze (Klaftern) und unter der Rinde kränklicher Kiefernstan- 144 Schädliche Käfer. gen (15-30jähriger nach Hrn. Finte Im an n), sondern auch, und ganz vorzüglich gern, in lebenden, krän- kelnden und gesunden Kiefernpflanzen, besonders in 4-8jährigen. Gewöhnlich fressen sie hier unterhalb des ersten Quirls, zuweilen aber auch weiter oben. Die Gänge gehen in der Regel von oben nach unten und sind sowohl unter der Rinde als auf dem Holze zu sehen. Sie sind leicht geschlängelt und werden allmälig breiter und immer mehr mit braun und weifs gemengten wurstähnlichen Abnagsein verstopft. Am Ende derselben gräbt sich jede Larve eine elliptische, 5'" lange, 2'" breite und 2'" tiefe Höhle in das Holz, welche bei dünnen Stämmchen oft bis ins Mark reicht. Von den weifsen, Charpie ähnlichen, Holz- benagseln bereitet sie sich ein weiches Lager und ein dickes, gegen die Rinde gekehrtes Polster. Beim Ausschlüpfen mufs dies sowohl wie die Rinde vom Käfer mühsam durchnagt werden, und man bemerkt daher das Flugloch, meist wie mit Nr. 6 oder 7 geschossen, in beiden. Auf unsrer Taf. VL Fig. l ist ein fünfjähriges Kiefernstämmchen, welches von 25 Exemplaren besetzt und getödtet war, bis zum ersten Quirl abgebildet und zeigt an der obern Hälfte vier Fluglöcher in der Rinde und an der untern, von Rinde ent- blöfsten, Hälfte die Eudigungen der Larvengänge und die Puppenhöhlen. Der oberste, entblöfste Gang ist noch zum Theil mit Wurmmehl verstopft. Die Puppenhühleu sind, bis auf die schon zwischen den Wurzelästen liegende, entblöfste, mit dem Polster bedeckt. Eins hat noch kein Flugloch und birgt noch die Puppe. Zu den Eigenthümlichkeiten des Aufenthaltes gehört noch das Vorkommen in Kiefern-Zapfen, jedoch nur auf schlechtem Boden erwachsener Kusseln. Hr. Hartig sähe in der Hasenhaide bei Berlin, dafs die Hälfte, oft drei Viertel aller Zapfen eines Baumes befallen war. Meist ist nur eine Larve in je- dem, doch sähe ich auch bis drei, die sich freilich kümmerlich behelfen mufsten, wie Fig. 2. an einem in zwei Hälften zerschnittenen zeigt. Solche Zapfen erlangen wohl die normale Gröfse, erscheinen aber im- mer mehr zugespitzt, von mehr grüner, nachher ins Gelbgraue übergehender Farbe und zeigen, wegen man- gelhafter Ausbildung der Nüsse, die Schuppen nicht so deutlich vortretend. Bemerkenswert!! ist, dafs Hr. Zimmer auch in den Stöcken junger, im Frühjahr gefällter, Kiefern die Larven fand. IV. Der Frafs der Käfer zeigt wenig Abwechselung hinsichtlich der Gewächse, indem sie nur solche angehen, in denen die Brut lebt. Das Benagen ist dagegen eigenthümlich. Die zuerst im Frühjahr bemerkten gehen nur ihrer Nahrung nach, später verbinden sie damit das Geschäft des Eierlegens. Sie ziehen aus jedem Bohrloche nur wenig Nahrung und gebrauchen daher so viele. Eine mir mitten im Win- ter bei ziemlicher Kälte übersandte Zahl Käfer hatte unterweges die mitgegebeneu Kieferuzweige jämmer- lich zerstochen. Sie liefsen sich auch bei Eröffnung der Schachtel nicht stören und mehrere hatten den Rüssel bis an die Augen schief durch die Rinde in den Bast bis auf den Splint gesenkt. Nachdem sie kurze Zeit in der Stube gestanden hatten, begatteten sie sich sogar. Ihre Bohrlöcher gleichen fei- nen Nadelstichen und können nicht mit den Verwundungen irgend eines andern Insectes verwech- selt werden. Die FORSTLICHE Bedeutung dlcscr Art ist gröfser noch als die des C. Pini, denn er sticht nicht allein die Kiefernpflanzen an, sondern belegt sie auch mit Eiern. Das, was die von seinem Vorgänger ver- ursachten Wunden noch ausgeheilt hätte, mufs nun sterben. Anfangs geht er nur kränkliche Pflanzen an, später, wenn diese zur Aufnahme der Brut nicht mehr ausreichen, auch gesunde. Bei uns that er in meh- reren Jahren (besonders in dem warmen Jahre 1834) auf mit4-5jährigen Kiefern gut bestandenen Culturen empfindlichen Schaden, gewöhnlich mit Hylesimis ater, Bostrichus hidens und Laricis zusammen. Bei Bo- rutin verwüstete er einen 5-8jährigen jungen Kiefernschlag ganz. In einer 15-20jährigen gut bestandenen Schonung beschränkte er sich sogar auf die gesundesten Randbäume und diejenigen, welche innerhalb der Fläche frei erwachsen waren (Hr. Fintelmann). Die Begegnung fällt hinsichtlich der Vorbeugung mit den gegen C. Pini empfohlenen Anstal- ten zusammen. Das zeitige Stockroden, Entfernung von Klaftern und kränklichen Stangen aus den Revie- CuKCULio Abietis. Namen. Characteristik. Vorkommen. 145 Ten, die Erziehung kräftiger, nicht im Drucke oder im Schatten erwachsener Pflanzen, so wie die sorgfäl- tige Verpflanzung derselben, besonders wenn sich passende, nicht zu trockne Witterung dazu findet, ver- hindern die Nahrung seines Vorfressers und seine eigene. Auch die Vertilgung (s. dort Begegnung II. 4.) ist zum Theil dieselbe, zum Theil mufs sie aber auch besonders betrieben werden: durch Entfernung der Ton den Larven und Puppeu befallenen Stämmchen. Die Zeit dazu ist, wie gesagt, nach dem jedesmaligen Stande der Brut zu bestimmen, gewöhnlich Juni und Juli, denn man findet alsdann meist die überwinterte Brut ausgebildet oder die heurige halbwüchsig. Grofse Mühe und Kosten verursacht dies nicht einmal, denn ein kräftiger Arbeiter zieht 4-6jährige Pflanzen mit leichter Mühe aus. So wie die Larven einige Zeit unter der Rinde gefressen haben und das Stämmchen kränkelt, lassen die Wurzeln leicht los. Ge- 'wöhulich röthen sich die Nadeln schon nach kurzer Zeit und verrathen den Feind von weitem. Es ver- steht sich, dafs die ausgerissenen Pflanzen verbrannt werden müssen, denn sonst würde sich das Insect, selbst wenn die Larve noch nicht angewachsen wäre, doch entwickeln und ausfliegen. Einen Versuch, welchen Hr. Radzay mit einer Art von Fangbäumchen anstellte, mufs ich doch noch anführen, da er leicht zu einem anwendbaren Verfahren gegen die übergrofse Vermehrung dieses schädlichen Insects führen könnte. Während der Culturen des Frühjahres 1838 hatte er sehr viele Käfer bemerkt, die ihre Brut in Reisig und kränkelnde Stämmchen abzulegen schienen. Er haute 7 Stück 1-3" starker, 3' hoher Stämm- chen ab und entästete sie nur oberflächlich ohne die Rinde zu verletzen. Drei Stücke setzte er \-\' tief in trocknen, sandigen Boden und 4 Stücke an den gleich daranstofsenden Bruch, wo er besonders zahl- reiche Käfer bemerkt hatte. Nach 8 Tagen hatten hier schon eine Menge Käfer gelegt und später fanden sich in dem einen Stämmchen 15, in einem andern 24 Puppen u. s. f. Die am Bruche in feuchtem Boden stehenden waren weit mehr als die im Trocknen stehenden mit Brut besetzt. Man sieht daraus, dafs die ersteren länger frisch erhalten und die Käfer mehr angelockt hatten. Sehr nahe verwandt, aber nur 2"' lang und auf den Flügeln nur weifsgefleckt ist C. (Pissodes) pi- niphilus Hb. Er ist jedoch, meinen Erfahrungen zufolge, sehr selten und wurde von Hr. Hartig bei Berlin an kränkelnden, 20-30jährigen Kiefern gefunden. 16. C. iPissodes) Äbietishiun. Kleiner brauner Kiefern-Rüsselkäfer. Taf. V. Fig. 2.) Namen. Ueber die Verwechselung der Namen Pini und Abietis ist schon bei No. 8. genug ge- sagt. Nur um diese beiden dreht sich der Streit. An C. notatus (s. No. 15.) hat aber Niemand gemacht. Desto besser! Gegenwärtiger kommt doch in Fichtengegenden vor, notatus aber ist nie in Fichten, wäre also ein schlechter Abietis. Ob der Tannen-Rüsselkäfer von Hrn. Feistmantel (Forstw. I. 361.) hierher gehören mag? Characteristik. Bis 4"' lang und 1,9"' breit. Dem vorigen sehr ähnlich, aber etwas gröfser, gedrungener, breiter. Rüssel (T. V. F. 2a) etwas länger und weniger gekrümmt. Der sehr dicke Halsschild grob gerunzelt. Punkte der Flügelreihen gröfser und deutlicher viereckig. Mehr rein röthlich-braun we- gen fehlender grauweifser Schuppenhärchen. Letztere fast nur rostroth. Auch die Flügelbinden kleiner, besonders die hintern nach aufsen schmaler, auch auf dem Halsschilde, zwischen den vier Mittelpunkten eine ^ Zeichnung durchziehend. Vorkommen. Immer nur sparsam, jedoch nicht blofs an Kiefern, sondern auch an Weymuthskie- fern(Hr.v. Bernuth in Pfeil's cr?Y. 5?. B. X.) und an Fichten (Hr. Mels heimer in der Allg. F. u. J. Z. VI. 24.). Hr. Warnkönig sähe ihn vom Mai bis August einmal ziemlich häufig an frisch gefälltem Kie- fernholz, aber nicht an Fichten und Tannen. Auch Hr. Kellner fand ihn häufig auf den Kiefern der Vor- berge, aber nie an Fichten, und es ist auch wohl sehr zu bezweifeln, dafs er wirklich je an diesen ge- funden worden wäre. T 146 Schädliche Käfer. Lbbensweise und forstliche Bedeutung. Da er Hoch nie in gröfserer Menge vorgekommen ist, "was doch bei einem so grofeea und von so vielen Samnjlern verfolgten Käfer hätte bemerkt werden müssen,, so ist er ganz gleichgültig, und er hat hier nur eine Stelle erhalten (und auch wohl verdient) wegen der viel besprochenen Verwechselung mit C. Pini und der Ähnlichkeit mit C. notatus. Er scheint übrigens ganz so wie C. notatiis zu leben. Die Gänge unter der Rinde eines von Hrn. Fintelmann herstammen- den Stockes einer 30jährigen Kiefer, aus welchem G. notatus und einige Exemplare von C. Abietis ausge- kommen waren, konnte ich durchaus nicht unterscheiden. Hr. v. Bernuth beobachtete ihn in geschlage- nem Holze der Weymuthskiefer und zwar in den äufsern Splintlagen, etwa 3'" tief, also etwa wie C. Her- cyniae Taf. VI. Fig. 4 und 7. 17. C. {Pissodes) Piceae 111. Weifstannen-Rüsselkäfer. (Taf. V. Fig. 3.) Der Name sehr passend, wegen der sehr bestimmten Nahrungspflanze. Ein noch wenig bekann- ter und bachteter Käfer, wahrscheinlich weil man ihn in wenigen Schriften, auch nicht von Bechstein, beschrieben findet. Characteristik. Bis 4,2'" lang und 2'" breit, also sehr gedrungen. Auf den ersten Blick von dem vorigen, sehr ähnlichen, verschieden durch abwechselnd sehr breite und sehr schmale Zwischenräume der Flügeldecken. Die durch den schmalen Zwischenraum getrennten Reihen der Punkte (welche sogar gröfser und regelmäfsiger viereckig als bei Abietis sind) öfters ganz zusammenfliefsend. Auch der Rüssel (T. V. F. 3a) etwas dicker. Grundfarbe schmutzig dunkel-röthlich- braun. Halsschildpunkte und Schild- chen bräunlich-weifs. Flügelbinden schmutzig-hellbraun. Die hintern, besonders in der Mitte, sehr breit, die vordem undeutlich und abgebrochen. — Larve (T. V. F. 3b) bis 6'" lang und fast 2'" dick, der von C. notatus am ähnlichsten, nur schlanker. In den Parallelen der Kopf-Gabellinie (T. V. F. 3b') fehlen die Punkte. Rückenschildchen etwas deutlicher. Haare sparsamer und kleiner, aber die Sammethärchen deut- licher, selbst auf der ganzen Oberseite. — Puppe (T. V. Fig. 3g) 5J"' lang 2|"' breit, sonst der von C. }iotatus sehr ähnlich. Dornenhöcker stärker. Rüssel (des Weibchens?) länger. Halsschild mehr abgesetzt. Vorkommen. Nur in Weifstannen, jedoch, wie es scheint, überall da, wo diese sind (z. B. Thü- ringen, Schlesien, Schwarzwald, Bayern). Über Lebensweise, forstlicue Bedeutung und Begegnung werden wir erst dann gehörig belehrt werden, wenn die Art überall bekannt sein wird, namentlich wäre es wichtig zu erfahren: ob das Insect die Weifstanaen-Culturen (welche bekanntlich so vielen Widerwärtigkeiten unterworfen sind) wie unser C. notatus die Kiefern belästigt. Dafs er in manchen Jahren sehr gemein ist, davon überzeugte ich mich im Jahre 1835 im Thüringer Walde, wo mir Hr. Kellner Ausgangs September alte, gefällte und gewor- fene Weifstannen zeigte, welche fast über und über mit Larvengängen besetzt waren. Auf. Taf. VI. Fig. 6.. sieht man ein daher stammendes Rindenstück mit den Gängen und Fig. 9 ein kleines, mit dem Flugloche von aufsen von Hrn. Saxesen, welcher die Excursion mitmachte, gezeichnet. Ein Larvengang ist ganz und gar verfolgt, auch wie er einige Male sich ganz im Baste versteckt. Zwei Polster (s. C. notatus Leb. III.) sind noch undurchbrochen, die übrigen Puppenhöhlen waren verlassen. Ein Flugloch ist am Rande und eins in der Mitte deutlich zu sehen. An andern Stellen des Baumes war die Puppenhöhle im Splinte und das Polster gegen die Rinde gekehrt. Sollten die Larven am vorliegenden Rindenstücke eine Ausnahme gemacht haben, weil dieses sehr dick war und von dem schwachen Käfer nur schwer hätte g an z durchbrochen werden können ? Die Larven hatten sich hier übrigens verspätet, da die ganze übrige zahllose Brut schon ausgeflogen war. Auch dies erklärt vielleicht mit. Fig. 7 und 8. zeigt die Profil-An- sicht zweier durch Rinde und Splint geführten Längsschnitte, wodurch in jedem das Puppenlager entblöfst CuRc. Hercyniae. Chabacteristik. Vorkommen. Lebensweise. Curc. Nucum. Namen. 147 ■wurde: in Fig. 7. war es im Splint und das der Rinde zugekehrte Polster mufste durchbrochen werden Tom ausschlüpfenden Käfer, in Fig. 8 hingegen war es in der Rinde und das Polster, dem Splinte zuge- kehrt, blieb unversehrt. 18. C. (Pissodes) Hercyniae Hbs. H&rzer Rüsselkäfer. (Taf. V. Fig. 4.) Characteuistik. 2,8"' lang und 1'" breit. Mit abwechselnd schmalen und breiten Zwischenräu- men und grofsen Punktreihen. Sonst von allen verschieden durch gestrecktere Form, ziemlich stark ge- krümmten, dünnen Rüssel (F. 4a) und dunklere, fast ganz schwarze Grundfarbe mit hellgelblichbraunen, fast weifslichen (sehr feinen) Punkten und (sehr schmalen und unvollständigen) Binden; hinter der letzten noch mehrere sehr deutliche Fleckchen. Die Larve (Taf. V. Fig. 4b) bis 4'" lang und 1'" breit, wieder der von C. notatus ähnlich, aber schlanker und mit stärkern Fufswülsten. Am Kopfe (Fig. 4b) fehlen die Pa- rallelen der Gabellinie, aber die hellen Punkte nicht. Behaarung äufserst kurz und fein, kaum an den Fufswülsten bemerkbar, auch die Sammthärchen schwächer. Puppe (F. 4g) 3'" lang und 1^'" breit, den vorigen sehr ähnlich, nur mit weniger vorragenden Unterflügeln und schwächern Dornenhöckern. Vorkommen nicht blofs im Harze (wo er allerdings am häufigsten ist) sondern auch in vielen an- dern Fichtengegenden, namentlich Thüringen, Schwarzwald, Schweden, Lief land (Menetr.), aber nur an der Fichte und der einzige Pissodes an dieser. Lebensweise u. s. f. nicht wesentlich verschieden, so viel man bis jetzt weifs, von der der vorigen drei Arten. Hr. Saxesen hat halbwüchsige und ausgewachsene Larven, auch schon verpuppte, zum "Winter gefunden (s. Hrn. Zebe's Angabe über C. not. I.) und hält diesen für den gewöhnlichsten Win- terzustand. Er hat sogar in dem schönen und langen Sommer 1835 ganz deutlich eine anderthalbige Ge- neration beobachtet, denn im August flog der Käfer in Menge und im Herbst gab es schon wieder halb- wüchsige Larven. Das spräche auch sehr dafür, dafs bei notatus ebenfalls häufiger eine Larven- als eine Käferüberwinterung Statt finden würde. Hr. Saxesen hat die Larvengänge und Puppenhöhlen in ihren verschiedensten Bildungen Taf. VL gegeben. Fig. 3. zeigt ein Stück Fichtenrinde von der innern Seite mit den Larvengängen und Puppenhöhlen, die eine mit einem Schmarotzer-Cocon besetzt, und Fig. 4 die Profil-Ansicht eines durch Rinde und Splint geführten Längsschnittes, wodurch die, ganz im Splinte lie- gende von dem der Rinde zugekehrten Polster bedeckte, Puppe entblöfst wurde, und Fig. 5 das Flugloch auf der Aufsenseite der Rinde. Er glaubt, dafs einzelne abgestorbene, mit diesem Käfer besetzte Fichten, durch ihn getödtet seien. Im Thüringer Walde sahen wir Gänge, welche bald nach der Krone, bald nach der Wurzel stiegen und ein und derselbe ging auf- und abwärts. Dafs das Inseet merklich schädlich werden kann, wenn es sich stark vermehrt, ist nicht zu bezweifeln. Hr. Saxesen sähe im October 1836 am Einersberge unter einer Menge gefällter wurmtrockner Bäume, die sämmtlich einzelne Exemplare des Insects zeigten, auch einige, welche allein durch dasselbe getödtet waren. Die völlig frische Rinde zeigte stellenweise 8-10 Larven auf ^ □Fufs! und die Bäume waren von oben bis unten voll, nur hier und da war Callidium luridtim dabei (s. Bockkäfer). 19. C. {Balaninus) nucum Linn. Haselnufs -Rüsselkäfer. (Taf. V. Fig. 10a der Kopf.) Namen. Es ist keinesweges leicht, über den C. nucum Linn. ins Reine zu kommen und die Mei- nungen der Entomologen werden in dieser Hinsicht vielleicht immer abweichen. Dafs der hier zu beschrei- bende, der im Berl. Museum seit längerer Zeit als der echte steckte, wirklich der Li nne' sehe sei, wird auch aus einer Bemerkung Schön her r's wahrscheinlich: ^^certe nucumh'imx. verus, quemadmodum tiul- hus (Uius ex affinibus in Suecia occurrit.'-'' Gyllenhal verläfst uns leider diesesmal, denn einmal ist seine Beschreibung, trotz ihrer Länge, nicht bezeichnend genug und dann vermengt er die Autoritäten so sehr T2 148 Schädliche Käfee. und citirt ausdrücklich noch im 4ten Bande den Germar'schen M«ce/o(//Y/p/«Ms), höchstens doppelt so lang oder etwas länger als derHalsschild, hinten flach oder stark abschüs- sig und hier oft gezähnt oder gehöckert, etwas gewölbt, eben oder eingedrückt. Zwischen je 2 Punkten einer Keihe eine Brücke und zwischen je 2 Punktreihen (die höchst selten ganz verschwindend sind) ein Zwischenraum, letzterer glatt, punktirt oder gerunzelt. Unterseite ganz gewölbt oder (Eccoptoyaster) am Hinterleibe nach hinten aufsteigend. Beine kurz, nur bei dem Männchen von B. disptar, villosus und cfyptographus lang. Fufsglieder kurz , nur bei Piatypus ausnehmend lang und zerbrechlich. Das dritte Glied ganz oder zweilappig. Am Ende desselben ein kleines, verborgenes (5tes) s. Taf. XII. Fig. i, k. Der ganze Körper mehr oder weniger, oft vollkommen {Piatypus, viele Bestrichen) walzig, meist mit deutlichen Haaren, oft auch mit Schuppenhärchen. Farben eintönig, (nie metallisch) gelb, brann,röthlich oder schwarz, oft bei einer und derselben Art (bei frisch ausgeschlüpften Individuen) gelb und (bei älteren) braun oder schwarz, selten halb dunkler halb heller, sehr selten bunt gefleckt (durch Schuppenhärchen). Nur wenige etwas über 3'" lang, viele unter 1'". Geschlechter oft sehr gut zu unterscheiden und zwar da, wo an dem abschüssigen Theile der Flügel Zähne sich zeigen, hat sie das Weibchen kleiner oder gar nicht. Bei Eini- gen die (sehr seltnen) Männchen {B. dispar, villosus, cryptoyraphus) durch flachern und ganz andern Bau, oder (bei B. euryyraphus, dryoyrapJms und monographus) durch vorn eingedrückten und stärker vorgezo- genen Halsschild ausgezeichnet. Die allgemeine (nicht örtliche Behaarung) der Männchen meist länger. Bei mehreren {Eccoptoyaster) Stirn und Hinterleib der Männchen ausgezeichnet. Dagegen ist bei vielen das Geschlecht von aufsen durchaus nicht unterscheidbar (höchstens im Leben durch stärkern Hinterleib der Weibchen) und dann nur durch Untersuchung der Geschlechtstheile (*) oder durch Beobachtung der Copula zu ermitteln. Höchst auffallend ist die ungleiche Zahl der Männchen und Weibehen bei einigen Xylophagen. Während bei Eccoptoyaster Scohjtus 30-40 Männchen auf ein Weibchen kom- (*) Diese Thiere sind zwar sämmtlich nur klein und eine Eröffnung und Unterscheidung der inneni Theile ist nicht ohne Schwierigkeit möglich. Indessen ist ja hier, um den forstlichen Zweck zu erreichen, keine feine Präparatiou nöthig, sondern es reicht schon hin, nur die Theilung der Eierstöcke, oder nur die Bläschen am Ausgange der Scheide bei dem Weibchen gesehen zu haben. Als Männchen werden sich die Individuen zu erkennen geben , wenn sie einen hornigen, von 2 hornigen Klappen begleiteten Penis, der bei allen axifl'allend grofs (bei Eccoptogaster gewöhnlich noch vor dem Tode lang herausgestreckt) ist, am Ende des Hinterleibes zeigen. Derselbe tritt (z. B. bei H. piniperda) schon nach einem geschickten Drucke mit den Fingern, der das Thier zugleich tödtet, bemerkbar hervor. Alle Individuen, bei denen kein Penis hervortritt, wären also Weibchen. 158 Schädliche Käfer. men (wie ich durch Auszählungen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten weifs), fand ich bei B. monographus und dryographus immer mehrere Hundert Weibchen auf 1 Männchen (welche letztern da- her auch so ausnehmend selten sind). Eine andere in dieser Beziehung sehr interessante Art ist B. dispar, und da wir jetzt über das quantitative Verhältnifs der Geschlechter zu einander ganz befriedigende Nachricht durch Hrn. Heyer erhalten haben, so will ich diese hier mittheilen. Er erzog im J. 1838 vom 5. Juli bis zum October 58 Männchen und 220 Weibchen, so dafs auf ein Männchen circa 4 Weiber zu rechnen sind. Die Männchen sind bei dieser Art also doch nicht so selten wie man immer geglaubt hat. Die Lar- T en der meisten (T. XIV.F. 1-32), besonders der Hylesinen und Bostrichen, ähneln denen der Rüsselkäfer sehr. Sie sind stets gedrungen (doch etwas weniger als die der meisten Rüsselkäfer), vollkommen walzig, Kopf (z. B. Taf.XIV. F. 2,5,8.) stark gewölbt (immer stärker als bei den Rüsselkäferlarven), mit der gewöhn- lichen Gabellinie. Die Gegend über dem Kopfschilde nicht so breit wie bei den Rüsselkäfern. Fühleran- lage etwas deutlicher. Oberkiefer etwas schwächer, hornig, gezähnt, von dem weit herortretenden Kopf- schild und der abgerundeten, behaarten und gewimperten Lefze bedeckt. Unterkiefer (Taf.XIV. F. a.) denen der Käfer sehr ähnlich, nur die Taster zweigliedrig {bei Eccoptogaster (T.TklY.Y.c), die Borstenwimpern der Lade nicht spitz, sondern abgestutzt). Lippe (F. b, d) fleischig mit zweigliedrigen Tastern. Auffallend klein die Mundtheile von Piatypus, besonders die Unterkiefertaster, so wie die nur mikroskopisch sicht- baren Lippentaster, nur eingliedrig. Ohne Beine und an Stelle derselben hervortretende, immer stärker behaarte Wülste zeigend. Auch die Keilwülste, wie auch die durch die Querfurche gebildeten Vorder- und Hinterwülste sind vorhanden, jedoch nie accessorische, oder nur mit einer Wulst hinter der Keilwulst (gegen Rüsselkäfer). Das erste Luftloch am ersten Ringe, jedoch so äufserst dicht am Hinterrande dessel- ben, dafs es dem zweiten Ringe anzugehören scheint. Die übrigen 9 vom 4ten bis Uten liegen etwas hö- her und haben die Luftloch- und Unterwülste unter sich. Nie giebt es hier so auffallend lange Behaarung, wie bei den Rüsselkäferlarven. Die herrschenden Farben gelblich-weifs oder, wenn der Darm gefüllt ist, röthlich-weifs, mit Ausnahme der gewöhnlich dunkler gefärbten Theile. Die Puppen sind kurz und ge- drungen nnd erscheinen es deshalb noch mehr, weil die Flügel über den gröfsten Theil des Hinterleibes, bei einigen fast bis zum Ende desselben, reichen. Die Unterflügel überragen die Oberflügel weit und beide verstecken das letzte Fufspaar fast gänzlich. Die Schienen der beiden ersten Paare absteigend. Die Füh- ler ziemlich grade oder nur wenig gekrümmt, nie gebrochen, gehen spitzwinklig vom Kopfe ab und reichen oft bis zum Vorderschenkel. Dornhöcker sparsamer als bei den Rüsselkäfern, oft nur am Hinterleibe, doch auch hier kurz und nie mit langen Härchen. Über Vorkommen und Lebensweise haben wir seit einigen Jahren, seitdem die Kenntnifs und übereinstimmende Benamung auch unter den Forstleuten sich mehr verbreitete, die auffallendsten und in- teressantesten Erfahrungen gemacht. Besonders sind wir über die Lebensweise des berüchtigten 8zähnigen Borkenkäfers (typographus) zu einem seltenen Grade von Erkenntnifs gekommen, und ich verweise daher auch hier an vielen Stellen auf jenen, weil in den Hauptpunkten grofse Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Arten der Xylophagen Statt findet. I. Die ächten Borkenkäfer zeigen eine gröfsere geographische Verbreitung, als irgend eine andere Familie, indem sie nämlich aufserordentlich weit nach Süden wie nach Norden und auch auf hohe Gebirge hinaufgehen und wahrscheinlich überall, wo noch Holzwuchs ist, gefunden werden. Die gemeinsten, wie B. typographiis, chalcographus, Laricis u. A. kommen auf den Schweizer Alpen (Hr. Heer, obs. p. 30.), wie in Schweden und Rufsland, selbst in Sibirien vor. Von Hrn. Feldjäger v. Werder erhielt ich Exem- plare des Bostr. Laricis und chalcographus so wie des Hyl. palliatus, welche in den Tyroler Alpen zwi- schen 7000 und 8000' an stehenden Fichten und Lärchen gesammelt werden. Dagegen erleiden sie eine Beschränkung dadurch, dafs sie von krautartigen Gewächsen gänzlich ausgeschlossen sind, denn, ob Hy- Xylophaga. Lebensweise. 15 & lesinus TrifoUi wirklich an Klee (-Wurzeln?) lebt, ist mir noch sehr zweifelhaft, nicht einmal schwärmen sieht man die Borkenkäfer auf Krautgewächsen und es ist mir nur ein einziger hierher gehörender Fall be- kannt. Hr. Su f frian fand nämlich ein Individuum des Hylesinus Fraxini in der Blumenkronen-Röhre von Lamium album. Unter den Holzgewächsen wählen sie meines Wissens nie Kleinsträucher und überhaupt sieht Sträucher, sondern sie lieben vorzugsweise die Bäume und unter diesen wieder bei weitem mehr die Nadelbäume als die Laubhölzer, welchen letzteren jedoch auch wieder, was sehr merkwürdig ist, 2 Gattungen {Eccoptogaster und Piatypus) ganz anzugehören scheinen. Arten, welche beide zugleich be- wohnten, sind mir (aufser Bostr. Saxesenii und lineatus, welcher sämmtliche Nadelhölzer und auch Birken bewohnt) nicht bekannt. Einige gehen junge Pflanzen so gut wie alte Stämme an {B. Laricis), andre wäh- len dagegen nur alte (B. typographus) oder nur junge {B. hidens allermeist), oder sie machen auch wohl noch einen Unterschied zwischen schwachen {B. Ahietis) und starken Bäumen {B. typographus)^ den Ästen und dem Stamme {B. chalcographus und typographus), ja sogar den Wurzeln {Hyl. ligniperda , ater und opacus) und dergl., welches selbst bei der Artenbestimmung zu Statten kommt, natürlich aber zur Zeit einer grofsen Vermehrung einzelne Ausnahmen findet. Einige Arten {B. typographus) wählen sich nur eine ein- zige Holzart und können durchaus in einer andern nicht fortkommen. Andere dagegen gedeihen in meh- reren {B. lineatus z. B. in Kiefern, Fichten, Tannen). In dieser Hinsicht habe ich auch die merkwürdige Erfahrung gemacht: dafs gewisse, einander ganz besonders ähnliche Arten sich gegenseitig ersetzen in den Gewächsen. So fehlt in unsern von Fichten ganz entblöfsten Gegenden der B. typographus, wegegen der bei uns gemeine und dem typographus zum Verwechseln ähnliche B. stenographus wieder in den Fichten ganz fehlt oder doch nur als seltner Fremdling erscheint. Beide leben nur an den Stammtheilen. So ist es auch mit B. chalcographus (in Fichten) und B. bidens (Kiefern), welche man sogar nie ihre Holzarten vertauschen sähe. Ja, von diesen läfst sich sogar noch das Merkwürdige beobachten, dafs sie wieder die stellvertretenden Formen in den schwächern Stammtheilen (Ästen, Zweigen) sind. Ganz kürzlich habe ich noch eine hierher gehörige Erfahrung gemacht, die das Stellvertreten an noch einem andern Stammtheile darthut: H. ater lebt dicht über dem Wurzelknoten der Kiefernpflanzen und der höchst ähnliche H. cuni- cularis nach Hrn. Kellner über dem Wurzelknoten junger Fichten. Wahrscheinlich werden sich spä- ter noch mehrere ähnliche Erfahrungen hier anreihen. II. Ganz besonders wichtig für die forstliche Bedeutung, wie auch, können wir hinzusetzen, für die Unterscheidung der Arten, ist die Gewohnheit, nur gewisse Systeme der Baumorgane anzugehen, d. h. nur allein die Rinde zu bewohnen — ja einige Arten unterscheiden sogar wieder die eigentliche Rinde und den Bast — oder allein den Holzkörper anzugreifen (s. S. 164. V.). Sie sind demnach bald physiolo- gisch bald technisch schädliche. Technisch schädliche finden sich z. B. nur in den Gattungen Bostrichus und Piatypus. Hylesinus und Eccoptogaster sind dagegen durchweg nur physiologisch schädlich. Sehr merkwürdig ist es, dafs die meisten schon durch einen eigenthümlichen Körperbau dazu eingerichtet zu sein scheinen. Andre Theile der Holzgewächse werden nicht von Borkenkäfern bewohnt, mit Aus- nahme der Markröhre, welche H.piniperda (jedoch bestimmt nicht zum Zwecke der Fortpflanzung) aus- frifst (s. dort.) III. Ein andrer wichtiger Punkt, der sich am besten hier anschliefst, ist: „Ob die Borkenkäfer „nur kränkliche oder auch gesunde Bäume angehen?" Diese Frage, welche bisher immer nur in Beziehung auf den typographus aufgestellt wurde, und die gröfste Fehde veranlafst hat, die vielleicht je un- ter denForstmännern Statt hatte, erörtere ich hier schon zum Theil im Allgemeinen, weil ich erfahren habe, dafs auch andre Arten, als der typographus (der allerdings viele gewichtige und die für die Praxis einflufs- reichsten Beläge liefert, wefshalb auch dort darüber nachzusehen ist, besonders Leb. II. 11. und forstl. Bed. Anm.), hier etwas in die Waageschaale zu legen haben. Dafs die meisten Borkenkäfer (aber gewifs nicht 160 Schädliche Käfer. alle, s. Hyl. Fraxini) am liebsten krankes, stehendes oder schon liegendes, Holz angehen, darüber kann kein Streit sein. Eben wegen des Vorzuges, welchen sie diesem geben, mag es auch wohl gekommen sein, dafs eine Partei (Krankheitsvertheidiger) behauptet hat: sie könnten auch nur krankes Holz, selbst wenn sie in ungeheurer Menge da wären, angehen, und das vom Borkenkäfer befallene, früher für ge- sund ausgegebene, Holz könne nur scheinbar gesund gewesen sein. Ohne uns hier zu weitläufig auf die Prüfung aller der pro et contra vorgebrachten Sätze (welche schon ganze Abhandlungen gefüllt haben) einzulassen und dem Leser dadurcli die Hauptpunkte, auf die es ankommt, zu entrücken, wollen wir nur diese in einer Anmerkung hervorheben (*). In wie fern es für den Forstmann wichtig ist, sich von der (*) Die Krankheitsvertheidiger glauben (und das ist die Hauptsache), der Natur werde von der andern Partei (den Gesundheitsvertheidigern) durch Annahme einer Abweichung von dem einmal vorgezeichneten Wege (Hr. Krutzsch S. 16.) Zwang angethan. Sie weichen aber (was sehr wohl zu beachten ist) darin von einander ab: dafs die Einen (Hr. Krutzsch) das Überhandnehmen der Borkenkäfer aus einer von Jugend auf schon bestehenden Säftezersez- zung der Bänme — also doch von einer unheilbaren Krankheit — (durch fehlerhafte Erziehung hervorgebracht) ableiten, die andern aber (Hr. Thiersch) von einer vorübergehenden — also doch heilbaren — (durch temporäre Witterungs- Einflüsse erzeugten) Kränklichkeit. Die Gesundheitsvertheidiger benutzen nur die an Bäumen gemachten Erfahrungen als Criteria und glauben dahin wirken zu müssen, die Bestände (gleichviel ob gesunde oder nur scheinbar gesunde) so lange wie möglich zu erhalten und vor den Angriffen der Borkenkäfer zu sichern. Dafs ihnen dies gelingt, ist bei B. iypographus (Begegnung) gezeigt und erscheint mir als eine Hauptwaffe gegen die Gegner. Da ich mich auch zu den Gesundheitsvertheidigern schlage, so will ich Alles das, was mir gegen die andre Meinung zu sprechen scheint, hier zu- sammenfassen. 1) Es ist actenmäfsig erwiesen, dafs das Absterben ganzer grofser Waldflächen (s. typograplnis Begegn. Anm.) Folge verkehrter Mafsregeln, wohl gar der Annahme der Krankheits-Theorie war, und dafs bei entgegengesetz- ten Mafsregeln solche Verwüstungen nicht mehr vorkommen und auch wahrscheinlich nicht mehr vorkommen werden. 2) Können meines Erachtens auch Jedem, auf das Augenscheinlichste die gesunden Bäume namhaft gemacht werden, welche von Borkenkäfern befallen ^Niirden. Hr. Schmidberger, welcher als ein glaiabwürdiger Mann erscheint, beson- ders was seine Obstbäume betrifft, die er gewifs so genau kennt, wie ein Hirte seine Schaafe, sagt: dafs der li. dispar (s. dort) bei seinem ungewöhnlichen Angriffe auf die Apfel -Topfbäume keinen Unterschied in Hinsicht des Al- ters oder des Gesundheitszustandes mache und dafs keiner der von dem Käfer befallenen Bäume vorher krank gewesen sei, indem alle Kränkler im vorigen Herbste ausgeniärzt worden wären (s. Obstbaum:. JX. S. 217.). Auch kann man in Berlin bei Hrn. Bouche noch heute Eschen sehen, an welchen weder der scharfsichtige Besitzer derselben noch ein anderer einen Unterschied hinsichtlich des vortrefflichsten Gesundheitszustandes bemerkt, und doch sind einige dieser Bäume von Hylesinua Fraxini bewohnt (aber nur von einer kleinen Familie und wahrscheinlich erst seit kurzer Zeit, weil die Bäume sonst schon mehr gelitten haben müfsten). Im J. 1838 untersuchten wir die immerfort im üppig- sten Wachsthitm stehenden Bäume abermals genau, fanden jetzt aber nicht eine Spur von Käfern darin. Sie waren also gar nicht dazu gekommen, hier förmlich zu brüten, vielleicht weil ihrer zu wenige waren, um die Bäume so stark zu verletzen, dafs sie zur Aufnahme der Brut geeignet worden wären. So schrieb mir auch Hr. Kafsmann, dafs bei dem i. J. 1836 in Ostpreufsen vorgekommenen Frafse derselbe Käfer grade die gesundesten und wüchsigsten Stämme ausgesucht habe (s. auch die neuern Nachrichten sowohl über H. Fraxini als auch über B. dispar). Sollte man demnach nicht auch berechtigt sein, solche, später vom Wurm befallene. Bäume im Forste, (nicht blofs einzelne, sondern auch ganze Bestände), die das kräftigste, gesundeste Ansehen haben, z. B. Fichten, welche Zapfen ansetzen, für wirk- lich gesunde zu halten? Die Krankheitsvertheidiger stützen sich zwar darauf: dafs bei Menschen zuweilen hinter einer äufsern, scheinbaren Gesundheit grade eine recht böse Krankheit versteckt sei. Jedoch finden so seltne Fälle, abge- sehen von dem Unpassenden des Vergleichs, hier gewifs nicht Anwendung. Auch ist es den Vertheidigern dieser Meinung bisher ganz unmöglich gewesen, den angeblichen Krankheitszustand durch irgend ein Kennzeichen, ein che- misches Reagens u. dgl. augenfällig zu machen, denn die weitern Versuche mit Lackmuspapier haben durchaus nicht den gewünschten Erfolg gehabt (Hr. v. Berg in Pfeil's crit. Bl. X. S. 119.). Es wird durch die Säfte gesunder wie kranker Fichten, ja der erstem noch mehr, geröthet. 3) Kann ich auch in den Angriffen gesunder Bäume durchaus keine Abweichung von dem einmal vorgezeichneten Wege finden. Es ist sehr schwer, den AVeg zu erkennen, wel- chen die Natur den Thiereu vorgeschrieben hat. Entweder kennen wir die Verzweigungen dieser Wege noch nicht hinlänglich, oder, was noch wahrscheinlicher ist, die Natur hat die Wesen gar nicht so sehr beschränkt und sie zu sol- chen Maschinen gemacht, wie man vermuthet. Man denke nur über die Vorsicht nach, mit welcher der typographua Xylophaga. Lebensweise. 161 KrankheitstLeorie fern zu halten, liegt am Tage und ist auch bei typographus umständlich erläutert (forstl. Bedeut.). Indessen mufs ich hier doch noch der Vermuthung erwähnen, die Einige hegen und die ich im- (s. Leb. II. 11. u. III. Anmerk.) und nicht blofs dieser, sondern auch mehrere andere Arten, von denen ich es schon beobachtete , bei Anlegung seiner Gänge in saftreichen Bäumen zu Werke geht. So stofsen wir noch täglich auf die Entdeckung eines oder des andern noch nicht bekannten Benehmens oder Aufenthaltes oder Frafses oder dergl. eines Thieres. So fiel es dem lioitr. disp. mit einem Male ein, Hrn. Schmidberger's Apfelbäume anzufallen, nachdem er immer vorher ruhig in den benachbarten Laubwäldern gewohnt hatte, und mir auch sonst sein Vorkommen in Apfel- bäumen noch nicht bekannt geworden ist. So ist erst kürzlich einmal der Bostr. stenographus in Fichten gefunden worden, obgleich mau ihn lange, aber immer nur in Kiefern, kennt und scharf beobachtete. Eben so sind einzelne seltene Fälle bekannt, in welchen der typographus auch in Kiefern ging. Noch andre gehen (wie Bostr. lineatus) eben so gern in Fichten wie in Kiefern und B. stenographvs, den ich bei uns stets nur an todtem Kiefernholze sähe, ist von Bechstein oft an lebendem bemerkt u. s. f. Ist es also so ganz undenkbar: dafs ein Borkenkäfer eben so gut gesunde wie kranke Stämme angehen sollte? Und wäre der Sprung von den kränklichen zu den gesunden Stämmen wohl grö- fser als der von todten zu lebenden, den doch alle Borkenkäfer fast täglich zeigen? Gewifs nicht! 4) Ist auch wohl bei starker Vermehrung der Käfer dem Zufalle viel beizumessen. Wirft ein Windstofs die Schwärme auf einen gesun- den Ort (s. ti/pogr. Leb. VIII. Anmerk.), so sind sie so ermattet, dafs sie nicht weiter können und ihnen keine Wahl bleibt. 5) Sind auch die ausgezeichnetsten Auctoritäten, namentlich practische Forstmänner, welche hier die wichtigste Stimme haben, sowie auch angesehene Naturforscher (z. B. v. Berg, Gmelin, Illiger, Pfeil, Saxesen), Gesund- heitsvertheidiger und unter den Gegnern nur allein die HH. Krutzsch, Liebich (V. 91.), v. Lincker und Thiersch von Bedeutung. Zu meiner Verwunderung und Betrübnifs sehe ich , dafs die Zahl der letztern sich noch jetzt wieder vermehrt hat und zwar mit einer Auctorität, Hrn. Prof. Wiegmann sen. So sehr ich diese auch, was Chemie und Botanik betrifft , achte und so gern ich dem verdienten Mann auch den Kummer eines harten Widerspruches ersparte, wenn es einen meinem Fache weniger verwandten Gegenstand betroffen hätte, so kann ich doch bei der Borkenkäfer- Frage, die er, da er weder Forstmann noch Entomolog ist, nicht zu beurtheilen versteht, nicht schweigen. Hr. Wieg- mann bekennt selbst, dafs er früher, als er diesen Gegenstand berühren mufste, mit der Literatur desselben gänzlich unbekannt gewesen sei und dafs er erst später die Schrift von Hrn. Krutzsch und von Hrn. Bohutinsky, auf die er sich besonders stützt, gelesen habe. Obgleich es ihm allerdings zum Vorwurf gereichen mufs, dafs er nicht weitere Belehrung gesucht hat, wenu er einmal darüber schreiben wollte, so ist es dennoch wieder die einzige Entschuldigung: dafs er den hochwichtigen Gegenstand nicht gekannt und die Folgen nicht berechnet hat, welche sein Ausspruch haben könnte. Wollte man sich in den braunschweig'schen Harzforsten auf seine Meinung berufen, so würde ihn vielleicht bald ein harter Vorwurf treffen. Leider fürchte ich, dafs auch selbst über die Grenzen von Braunschweig hinaus, noch dazu da dies so höchst bequem ist, es bald heifsen wird: „Wiegmann hat ja wieder die Krankheit aller vom Bor- nkenkäfer befallenen Bäume bewiesen und wir brauchen uns daher mit diesem lästigen Ungeziefer nicht zu quälen." Wollte Gott ich könnte nun wenigstens für immer die Krankheits- Theorie zu Grabe tragen. Daher mit allem Nach- drucke zur Sache selbst. Mit den gänzlich unhaltbaren Sätzen, welche Hr. Wiegmann anführt, wie er sie in Süd- deutschlaud und Frankreich gehört haben will, kann ich mich, da leider schon zu viel Raum für den Borkenkäfer in Anspruch genommen wurde, nicht aufhalten, auch legt der Berichterstatter seihst weniger Werth darauf als auf die Meinung der Herren Krutzsch und Bohutinsky. Mit den Krutzsch'schen Ansichten glaube ich mich früher (s. S. 160.) schon hinreichend beschäftigt zu haben, und es bliebe nur noch übrig, den Aufsatz des Böhmischen Herrn Forst- meisters J. Bohutinsky „über Ursache und Entstehung der Baumtro cknifs, ein auf vielseitige eigne „Beobachtungen und Versuche gegründeter Beitrag zu der Frage: Geht der Borkenkäfer nur „kranke oder geht er auch gesunde Bäume an?" zu prüfen. Der Berichterstatter hat allerdings viel Mühe auf die 43 Seiten starke Erörterung der Frage verwendet und mufs dadurch so wohl, wie auch durch die 43-jährige Er- fahrung, welche er zu haben vorgiebt, den Laien — und vielleicht auch Forstmänner — nothwendig gewinnen. Es werden aber wenige Zeilen beweisen, wie ihm, abgesehen von der Einseitigkeit seines Standpunktes, die nothwendigen Kenntnisse über die Lebensweise der Insecten in dem Grade abgehen, dafs er nicht den geringsten Anspruch auf die Auctorität in der Frage im ausgedehntesten Sinne machen kann. 1) Geht die ganze Tendenz der Abhandlung offenbar nur dahin, zu beweisen, dafs in den Revieren des Herrn Berichterstatters innerhalb 43 Jahren kein gesunder Baum vom Kä- fer ergriffen worden sei. Wenn wir dies auch nicht näher untersuchen wollen (obgleich sich nachher bedeutende Zwei- fel gegen die Glaubhaftigkeit des Satzes finden werden), so sieht doch gleich jeder ein, dafs es darauf nicht ankam, zu beweisen: Hm. Bohutinsky's Forsten seien 43 Jahre lang von einer allgemeinen Wurmtrocknifs verschont geblieben — X 162 Schädliche Käfer. mer mehr anfange zu theilen. Es sollen nämlich gewisse Schwärme von Borkenkäfern Angriffe auf ge- sunde Stämme machen, um sie in einen Krankheitszustand zu versetzen. Denn sobald sie sich bis auf den was sich ja auch neuerlich Gottlob! im Harz ereignet hat — , sondern, um die Frage in ilirer Totalität zu erledigen, die hauptsächlich in Untersuchung gezogen werden mufs: ob die gänzliche Verwüstung unübersehbarer Forsten, die doch historisch aus mehreren Gegenden festgestellt wurde, auch auf ein allgemeines und gleichzeitiges Erkranken vieler Tausende und Millionen von Stämmen zurückgeführt werden könnte? Hätte Hr. Bohutinsky eine solche Wurmtrocknifs, wie sie in ^ den Achtziger Jahren im Harze wüthete, erlebt, er wäre gewifs andrer Meinung gewesen. Hr. B. behauptet zwar, dafs bei ihm oft ungeheure Schwärme von Borkenkäfern gewesen wären, allein diese würden sich zu denen, welche den unglücklichen Harz einst heimsuchten, doch nur wie einige Tropfen zu einem Meere ver- halten. Da also hier der Gesichtspunkt, aus welchem die Sache genommen werden mufs, ganz verfehlt ist, so will ich mich bei dem Übrigen nicht aufhalten, sondern gleich übergehen 2) zu den Versuchen, welche Herr Bohutinsky an- stellte. Bei diesen mufs ich am längsten verweilen, weil grade Versuche der verschiedensten Art in neueren Zeiten so viel Gewicht in der Naturgeschichte erhielten und die Meisten schon ehrerbietig zurückweichen, wenn sie von einem Versuche hören, ohne zu untersuchen, wie und warum sie angestellt wurden. So geht es auch hier. Zuerst hat Hr. Bohutinsky versucht, gesunden (?) Tannen, denen ein Rindenstück ausgeschnitten wurde, ein gleich grofses , mit Käfern, Larven und Eiern inficirtes Rindenstück zu appliciren, um zu sehen: ob sich die Brut bis unter die gesunde Rinde ausbreiten würde. Dafs sie dies in allen 5 Fällen nicht that, glaube ich gern, denn wer kann es den armen Borkenkäfern verdenken, wenn sie aus diesem überall verpichten Aufenthalte (selbst die Bohrlöcher hatte der Experi- mentator mit Wachs verpicht!) je eher je lieber herauszukommen suchten, und wer würde den ganzen Versuch nicht gleich für einen höchst unpassenden erkennen? Wie kann man ein Insect, und namentlich die so empfindlichen, nur auf gewisse Baumarten angewiesenen Borkenkäfer, die öfters eine so unerklärliche Wahl der Stämme treffen (s.B. typo- yrajj/ivs Leb. II. besonders No. 4.), wie Baumaugen oder Pfropfreiser einimpfen wollen, welche letztere ja nicht ein- mal auf allen Bäumen angehen? Dafs diese Versuche gar nichts beweisen, hätte doch Hr. Bohutinsky selbst abneh- men können, denn sie zeigen, dafs auch auf kranken Bäumen die Impfung nicht haftete. Wer wird den sub a) be- schriebenen Impfling („eine 8" starke an der Nördlichen Seite von Windsturme gehobene und gegen den Boden verschoben hängende Weifstanne") nicht gleich als einen kranken erkennen? Wenn mau solche Bäume nicht als krank anerkennen will, dann bleibt Alles der grenzenlosesten Willkühr anheim gestellt. Doch nun zum zweiten Ver- suche, den ich mit 'des Verfassers eignen Worten geben will, um mir nicht eine Entstellung zu Schulden kommen zu lassen. Pag. 27 heilst es: „Um zu versuchen, ob der Borkenkäfer in vollkommen gesundem Holze nicht unbemerkt hause, liefs ich am 19. Novemb. 1828 eine frische, gesunde Weifstanne von 11" Stärke auf Scheitholz aufarbeiten, und davon die Klippein theils zur Hälfte gespalten, theils aber ungespalten in einer gleichförmig mit 8 Grad Wärme geheitzten Stube auf- stellen; aber es kam, obgleich in Folge der immer gleich unterhaltenen temperirten Wärme der Saft in Gährung und Fäulnifs übergegangen war, kein einziger Käfer zum Vorschein. Am 27. Dezember waren die Scheite saftlos und ganz ein- getrocknet. An diesem Tage wiederholte ich denselben Versuch mit folgender Abänderung. Ich liefs nämlich aus dem- selben Holzbestande eine ebenfalls ganz gesunde, an Gröfse und Stärke der zum ersten Versuche gefällten ziemlieh glei- chen Tanne zu Scheitholz aufarbeiten und in der in gleichem Grade warm geheizten Stube aufschichten, zugleich aber in die obere Schichte aus einem im Frühjahre geschlagenen Klafterholzstofse ein rundes Scheit, in welchem sich der Borkenkäfer vorfand, mit einschichten. Nach Verlauf von 4-5 Stunden, nachdem der Käfer durch die empfundene Wärme aus seinem Winterschlafe in das thätige Leben geweckt worden, krochen 9 Käfer an der Oberfläche der frag- lichen Scheithölzer und unterhielten diesen Gang fort, ohne sich einzubohren. Erst am 11. .Januar des nächsten Jah- res, wo nach meinem Bemerken der Saft der in die warme Stube gebrachten Scheithölzer in die Gährung übergegangen war, indem dieselben einen säuerlichen und faulen Geruch verbreiteten, verschwand der vorher so lange ganz unthätig herumgekrochene Borkenkäfer, und schon am 13. Januar fand ich die Spuren, dafs sich derselbe in die Rinde der aul- geschichteten, frischen Scheithölzer eingebohrt hatte. Am 3. Hornung liefs ich nun die Rinde von mehreren Scheiten dieses Holzes abschälen, und fand, dafs der Borkenkäfsr allgemein verbreitet war, indem die Rinde nicht allein viel Eier enthielt, sondern sich auch bereits Larven und Käfer entwickelt hatten." Der Sinn dieser Worte läfst sich also kurz dahin fassen: der Borkenkäfer hat sich in Mitten des Winters bei 8° Wärme innerhalb 21 Tagen generirt. Die allbekannten Erfahrungen lehren aber, dafs selbst bei dem günstigsten Sommerwetter jeder Borkenkäfer allerwenigstens 6 Wochen, bei ungünstigem wohl 13 Wochen gebraucht, um eine Brut zu Stande zu bringen. Was soll man also von diesem Versuche denken? Das Gelindeste ist doch: dafs der Experimentator getäuscht wurde und dafs man ihm schon mit Brut besetzte Stücke untergeschoben habe. Leider mufs man danach auch die Glaubwürdigkeit der übrigen Xylophaga. Lebensweise. 163 Bast durchgebohrt haben, gehen sie schnell wieder zurück, bis sie oder ihre Nachfolger es später wagen können, wirkliche Gänge in den verletzten Bäumen anzulegen, wobei sie denn allerdings immer noch die bei B. typographus (II. 11. 13.) erzählte Vorsicht gebrauchen. IV. Überwinterung und Begattung der Borkenkäfer und Entwicklung ihrer Brut. Sobald im Frühjahre nur einige recht warme Tage auf einander folgen, sieht man die Borkenkäfer aus ihren Winterquartieren hervorkommen und in der Nähe derselben langsam umherschwärmen. Ge- schieht dies schon im Februar oder März (wobei natürlich, wie bei der ganzen Entwickelung, hohe oder niedrige, nördliche oder südliche Lage fördernd oder hindernd sind), so hört es auch mit der Rückkehr der Kälte eben so plötzlich wieder auf und die Käfer verkriechen sich aufs Neue. Erst wenn das Wetter auf- fallend warm zu werden verspricht (worin sich die Käfer jedoch auch oft genug täuschen) folgt dem Schwärmen die Begattung, welche bei einigen {Hyl. ater,piniperda\i. k.) schon aufsen an dem Stamme, bei andern (.s. typographus h^h. III. 1.) höchstwahrscheinlich erst in demselben (in der Rammelkammer) vollzogen wird. Wahrscheinlich geschieht auch bei Eccoptogaster (s. dort) die Begattung in den Gängen und hat gewifs viel Eigenthümliches (wahrscheinlich rückwärts). (Über verschiedene Zahl der Männchen und Weibchen s. S. 158.). Das Eierlegen und die Entwickelung der Brut beginnt und verläuft ziemlich allgemein auf die beim typographus (Leb. I.) angegebene Weise und wird unter ähnlichen Umständen be- fördert oder verzögert. Eine und dieselbe Art kann also, ohne dafs wir Widersprüche darin zu suchen brauchten, einmal eine einfache und ein andres Mal eine doppelte oder eine auderthalbige Generation ha- ben, aber nie eine vollständige dreifache, wie man häufig annimmt; denn, wenn wir nur durchschnittlich den geringsten Satz für eine Brut: 8 Wochen (welche nur in sehr warmen Jahren und in der wärmsten Jahreszeit hinreichen) annähmen, so müfste ja das Brüten ununterbrochen vom Mai bis in den Novem- ber fortgehen. Erstens findet ein so ununterbrochenes Brüten nicht Statt, weil das Aus- wie das Anflie- gen sehr häufig verzögert wird und weil die Entwickelung der Brut im October, selbst in den Ebenen Mittheilungen beiirtheilen, um so mehr als mehrere sehr auffallende Widersprüche vorkommen. So z.B. sagt der Ver- fasser zu Gunsten seiner Meinung S. 14 „sowohl die Larven wie das vollkommene Insect widerstehen der Kälte und der Hitze" und auf S. 29. pafst es ihm wieder mehr zu behaupten „die Kälte tödtete die vorhandenen Larven". Ob- gleich er hin und wieder behauptet, um das Unantastbare seiner gesunden Stämme ins hellste Licht zu stellen, man hätte das inficirte Holz dreist in den Schlägen stehen lassen können, so warnt er doch zum Schluss mit den Worten „es ist nicht meine Absicht,^ durch vorliegende Schrift alle Vorsichtsmafsregeln, die gegen die Vermehrung dieser Insecten möglicher Weise getroffen werden können, für überflüssig zu erklären." Aus welchem andern Grunde kann er es aber für nicht überflüssig halten, als um die gesunden oder wenigstens gesund scheinenden Bäume nicht zu gefährden? Die Sache der Gesundheitsvertheidiger gewinnt also wieder dadurch, dafs die Ansichten und Gründe ihrer neuen Widersacher entkräftet wurden. Noch mehr, .ich bin im Stande, ihrer Behauptung neue Stützen in mehreren neuen Erfahrungen (s. bei ßostriclms dispar, Hylesinus Framni und Eccoptogaster Scolytus) zu geben und ihnen neue Auc- toritäten zuzuführen. Oken hat sich in seiner neuen Allgemeinen Naturgeschichte (V. 3. S. 1681.) für sie ausgespro- chen, und der berühmte und vielerfahrene Graf Caspar Sternberg ebenfalls. Der letztere wurde durch eine Ab- handlung des berühmten Ornithologen, Hrn. Brehm (in Oken's Isis 1829. p. 878.), welcher sich ebenfalls zu den Krankheitsvertheidigern geschlagen hatte, veranlafst seine 40jährigen, in den bedeutenden Forsten seiner Güter gesam- melten Erfahrungen zu veröffentlichen {Isis Jahrg. 1830. Bd. XXIII. pag. 313.). Wir heben hier nur folgenden, von ihm erzählten, merkwürdigen Fall heraus. In seinem Garten zu Regensburg befanden sich 5 schöne Weymuthskiefern, die er selbst aus Samen gezogen hatte. Zwei Tage nachher, als Holz aus einer benachbarten Wurmtrocknifs zur Stadt gefahren worden war, bemerkte der Graf, dafs seine lieben Bäume die Nadeln schlaff hängen liefsen, und fand, dafs die Rinde wie mit Schrot angeschossen war. Sogleich ^vurden die Löcher mit Oel verschmiert und mit Lehm umkleistert. Wirklich wurden auch vier Stämme dadurch gerettet, der fünfte aberstarb. Er schliefst damit, die Brehm'schen Sätze Schritt vor Schritt zu widerlegen und ihre Annahme mit Recht als höchst gefährlich zu schildern. Selbst im Auslande, wo die Frage neuerlich ebenfalls angeregt wurde, haben sich die gröfsten Auctoritäten für die Gesundheitsvertheidiger erklärt (s. Ecc. Scolytus). X2 164 Schädliche Käfee. Deutschlands, schon fast ganz still steht und, wenn sie auch schon im April beginnen sollte, zu dieser Zeit doch wegen der kalten Nächte und der überhaupt noch nicht regelmäfsigen "Witterung (die ja meist auch noch in den Mai hinein so fortdauert) nur sehr langsam fortschreitet. Dagegen giebt es viele Borkenkäfer, welche bestimmt nur eine Generation machen. Ohne Ausnahme findet dies z. B. bei H%jl. piniperda (s. dort) Statt, wahrscheinlich auch bei den meisten übrigen Hylesinen und ganz bestimmt bei allen holzboh- renden Bestrichen. Ausnahmsweise sieht man auch wohl die Brut aller (bis auf piniperda), selbst der Holzbohrer überwintern und dann gestaltet sich Manches anders (s. tijpographus Leb. I.). Man sieht frei- lich die Borkenkäfer noch in den letzten Monaten des Sommers munter heruraschwärmen, selbst bei uns noch an schönen Octobertagen. Dann sähe ich sie aber nie mehr sich einbohren um zu brüten — und wo man es beobachtete, geschähe es nur sehr unvollkommen (s. ^///JOi/rapÄMsLeb. I.Anmerk.) — sondern nur, um für den Winter unterzukommen. Im blofsen Moose überwintern sie wohl nur ausnahmsweise. Dagegen haben wir wohl Beispiele einer länger als ein Jahr dauernden, einer fast zweijährigen Gene- ration. Einmal glaubt Hr. Kellner bei Hiß. decumanus (s. dort) so etwas beobachtet zu haben, und dann findet sich eine höchst bestimmte Andeutung bei Schmidberger (s. in Kollar's schädl. Ins. S. 272.) Er beobachtete nämlich einen Apfelbaumstamm, welcher von Ecc. rugulosus in der Mitte Mai's befallen wor- den war, in der Stube und fand, dafs auch hier (also ungeachtet alle feindliche Witterungseinflüsse abge- halten worden waren) erst im Spätherbste die Larven vollständig erwuchsen und erst Ende Februars im nächsten Jahre einige Käfer erschienen, so dafs die ganze Brut nicht früher als April ihre Wohnung ver- lassen konnte. Um wie viel mehr würde sie sich verspätet haben, wenn sie nicht den ganzen Winter in der warmen Stube gewesen wäre! Wahrscheinlich kommt diese kurze Entwicklung auch noch bei andern Xylophagen vor, ohne dafs wir es aber bestimmt nachweisen können. Es ist immer sehr schwer, recht viele Stämme, die gleichzeitig von einer und derselben Art angebohrt wurden, zu finden, so dafs sie nach und nach untersucht werden könnten. V. In der Auswahl der Bohrstelle, in der Anlegung ihrer Gänge und dem Ausfluge zeigen sie die bewundernswürdigste Eigenthümlichkeit. Sie wissen wohl, dafs Wärme und verminderte Kraft des Säftelaufes ihrer Brut besonders willkommen ist und sie wählen daher am liebsten sonnige Plätze (an hohen Bäumen sehr oft die Gipfel) und die Gegend, wo starke Äste abgehen. Worin es liegt, dafs einzelne Stämme ihnen besser gefallen als andre, ganz gleich erscheinende, dicht daneben liegende oder ste- hende, die sie nicht berühren, während sie jene von oben bis unten dicht bedecken, wissen wir nicht und dürfen es auch manchmal gewifs dem blofsen Zufalle zuschreiben. Immer geben sie dem durch die Rinde führenden Bohrloche eine solche Richtung, dafs das Eindringen des Wassers möglichst verhindert wird. Auch vor dem zu starken Harzflusse wissen sie sich wohl zu hüten (s. typogrnphus Leb. II. 11). Einige treiben das Bohrloch nur bis in oder unter die Rinde (Borkenkäfer), oder bis ins Holz (Holzkäfer). Unter den ersteren gehen einige wieder nur bis in die eigentliche Rinde (Rinde ukäfer) oder bis auf den Bast (Bastkäfer). Bei vielen Rinden- und Bastkäfern sieht man am Ende des Bohrloches eine Erweite- rung, welche bei B. typographus (Leb. III. 2.) wegen der muthmafslich darin Statt findenden Begattung Rammelkammer genannt wird. Bei den Holzbohrern aber bemerkt man eine solche Erweiterung nicht. Die Rinden- und Bastkäfer nagen nun von der Rammelkammer aus mehr oder weniger lange und der Breite des Thieres entsprechende Gänge (Mutttergänge oder Gänge), in welchen sie rechts und links abwech- selnd an jeder Seite ein Grübchen ausfressen, in welches ein Ei gelegt und mit Wurmwehl verklebt wird. Sobald die Larven aus den Eiern kommen, fressen sie sich Gänge (Larvengänge) abwärts (recht- oder spitzwinklig) von dem Muttergange und bereiten sich am Ende derselben eine Höhlung (Wiege), um sich daselbst zu verpuppen. Bei den Holzkäfern ist es ebenso, nur mit dem Unterschiede, dafs schon die Ver- längerung der Bohrlöcher oder auch Seitenarme derselben im Holze (welche oft die wunderbarsten dendri- Xtlophaga. Lebensweise. 165 tischen Verzweigungen bilden") die Miittergänge sind, neben welchen die Eier gelegt werden. Eine grofse Verschiedenheit findet nun aber darin Statt, welche Gestalt, Länge und Lage die eine oder andre Art ih- ren Gängen giebt. Bei den Rindenkäfern sind dieselben am unregelmäfsigsten. Es ist nämlich dabei Folgendes zu bemerken: Entweder bleiben Mutter- und Larvengänge in der Rinde (crijptographus), oder letztere kommen auch wohl bis auf den Bast (ß. Abietis, bicolor und puslllus). Bei den aller- meisten Bastkäfern hingegen unterscheidet man auf dem Baste die Muttergänge sehr bestimmt von den Larvengängen an der gröfsern und gleichmäfsigen Breite. In der Regel gehen mehrere Muttergänge von einer Rammelkammer ab, selten blofs einer. Sie laufen entweder (wie bei Hi/l. Fraxini und minor) wa- gerecht (Wagegänge) oder (wie bei typographus und den meisten) lothrecht (Lothgänge) oder mehrere laufen sternförmig auseinander (Sterngänge) wie bei Bostr. bidens und chalcograpims. Wenn man diese Gänge auf der abgenommenen Rinde von der Bastseite her betrachtet, so sclieinen sie (besonders im An- fange des Brütens) keinen Zusammenhang zu haben. Das kommt daher, weil die Rammelkammer nicht immer ganz bis auf den Splint vertieft wird (s. typographus Leb. III. Anmerk.). Bei den allermeisten Arten frifst sich eine jede Larve von diesem Gange aus ihren gesonderten Larvengang und sie vermeiden sorg- fältig jede Berührung. Bei einem Bastkäfer dagegen (i/?/Z. »«caHs) machte Hr. Saxesen die interessante Entdeckung, dafs die Larven in ganzen Truppen dicht gedrängt vorrücken und nur einen, aber sehr breiten Larvengang (Familiengang) fressen. Ähnlich ist es hei ßostr. cryptographus, nur dafs dieser ein Rinden- käfer ist. Hier liegen Larven und Puppen auch in ganzen Klumpen beisammen im Innern der Rinde. Noch mehr: die Erscheinung wiederholt sich auch bei den Holzkäfern, denn ich habe schon mehrmals die Lar- ven von .Bos- hervorzugehen scheint, gekannt haben. Um so befremdlicher ist es, dafs Herbst (V. S. 113.), welcher von ihm Exemplare erhielt, den Grund dieses Namens nicht zu kennen versichert.. Wahrscheinlich erhielt er nur Weibchen. Nachher wurden aber Männchen und Weibchen für ver- schiedene Arten angesehen und B. brevis, thoracicus, serratus genannt. Bechstein's {Forstins. S. 216.) übrigens auch nur ganz kurz geschilderter (und daher wohl nicht von ihm selbst beobachteter) B. hrevis gehört gewifs nicht hierher, denn unter Kiefernrinde dürfte weder Männchen noch Weibchen des dispar vorkommen. Characteuistik. Das Weibchen 1,4-1,6'" lang, sehr stark gedrungen und walzig. Halsschild kuglig, geknöpft, hinten äufserst fein und eng punktirt, vorn stark höckrig. Flügeldecken nicht gznz an- derthalbmal so lang als Halsschild, mit grofsen, tiefen Punkten der Reihen und zahlreichen Punkten der BOSTRICHUS DiSPAB. VORKOMMEN. 205 nicht gerunzelten Zwischenräume. Die abschüssige Stelle ziemlich gewölbt und oben schräg absteigend, mit vertieften Punktreihen und erhabenen, fein gekörnelten Zwischenräumen. Dunkelbraun oder schwarz, stark behaart. Das dunkelbraune Männchen kaum 1 "' lang, äufserst stark gedrungen, fast kreisrund, sehr stark behaart, mit einer glatten Mittelleiste am Hintertheil des nur sehr schwach geknöpften Halsschil- des und ganz und gar gewölbten, nur am äufsersten Ende eine besondere abschüssige Stelle zeigen- den, Flügeln. Vorkommen u. s. f. Der Käfer lebt in verschiedenen Laubhölzern, gewöhnlich in Buchen und Birken und nachHrn. Saxesen wahrscheinlich auch in Eichen. In diesen ist er theils in Stöcken, theils ia geworfenen Stämmen (namentlich einmal in Boizenburg mit domesticus zusammen), jedoch meist nur selten, besonders das Männchen (welches zu den seltensten Insecten in den Sammlungen gehört). Herr Schmidberger {Obstbmz. IV. S. 213 u. f.) fand ihn aber auch in lebenden, gesunden Apfel- und Pflau- menbäumen. An eine Verwechselung ist hier nicht zu denken, denn es passen Namen und Beschreibun- gen. Hr. Waltl versicherte mich auch noch von der Identität, imd überdiefs fand Hr. Gregorius, einer meiner Zuhörer, auch bei uns kürzlich den Käfer in lebenden Apfelbäumen. Hr. Schmidberger hatte nur einmal vor mehreren Jahren einen Käfer dieser Art auf einem Apfelbaume bemerkt, als plötzlich viele derselben in seinen Garten einfielen. Woher sie gekommen, weifs er nicht, wahrscheinlich aber stammten sie aus den benachbarten Laubwäldern. Sie zogen die Apfelbäume allen übrigen vor, und zwar besonders die Topfbäume (wahrscheinlich weil diese viel höher, als die in den Rabatten wachsenden, stan- den), an welchen auch das scharfe Auge des geübten Gärtners keine Krankheit vorher hatte entdecken können. Von den Birnbäumen des Gartens war nicht ein einziger, und von den Pflaumenbäumen nur einer befallen. Am 3ten Mai wurde der Käfer beim Anbohren gefunden und im Juli waren die ersten und im August die letzten Käfer flugfertig. Der rinnende Saft verrieth den angreifenden Käfer und letzterer wurde sogleich ausgeschnitten. Trotz dem, dafs die Wunde sorgfältig mit Baumwachs verklebt worden war, bahnte sich der Saft doch einen Ausweg und der Stamm welkte. (Ein merkwürdiger Beitrag zur Phytophysiologie!) Am andern Tage bohrten schon mehrere Käfer an anderen Stämmen. Wo dies zei- tig genug bemerkt wurde und man die Käfer erhaschte, ehe sie bis auf den Splint gekommen waren, wur- den die Stämme gerettet, waren aber verloren, so wie es zum Ausflufs des Holzsaftes (zumal aus mehreren Wunden) gekommen war. So waren 42 Bäume, alte und junge, angegriffen und 22 getödtet. Am lieb- sten hatten sie sich unterhalb eines Astes oder am Aste selbst, bisweilen auf der halbvernarbten Wunde eines abgeschnittenen Zweiges, oder auch mitten am Stamme, aber nie nahe an der Erde angebohrt. Im vergangenen Herbst habe ich endlich selbst Gelegenheit gehabt, durch Hrn. Heyer und Hrn. Radzay so- wohl Eichen- wie Apfelstämmchen zu erhalten, welche von der Brut des Käfers bewohnt gewesen waren. Ich habe von beiden eine Zeichnung in natürlicher Gröfse entworfen und den bei- gesetzten Stock von Hrn. Vogel danach fertigen lassen. Das beinahe 1^" starke Eichenstämmchen zeigt nur ein Bohrloch, welches in einen fast durch das ganze Stämmchen hindurch gearbeiteten Gang führte. Seine 5 Arme verbreiteten sich nur nach oben und nach unten, ohne dafs man einen Canal bemerkt hätte, der die Markstrahlen rechtwinklig durchschnitt. Die letztere Bildung war bei den übrigen Eichenstämmchen vorhanden, so wie auch bei allen von mir untersuchten Apfelstämmchen. Das hier abgebildete 6-jährige, an welchem das eine abge- schnittene Stück zurückgeklappt erscheint, zeigt das complicirteste Gangsystem, überdiefs ist es auffallend, dafs zu diesem zwei Bohrlöcher führen, welche auf der Rinde aber kaum 1"' von einander entfernt sind, so dafs es fast scheint, als hätten sich zwei, zugleich anbohrende Individuen zur Anlegung jener vereinigt: 206 Schädliche Käfer. Dicht unter den äufsersten Holzfasern des letzten Jahrringes verzweigt sich schon der Bohrloch-Canal, was bei den Eichen, bei denen der Bohrcanal meist durch die beiden äufsersten (4-5'" starken, einen üppigen Wuchs anzeigenden) Jahrringe hindurch ging, nicht der Fall war. Der eine Zweig desselben läuft hori- zontal auf der Hirnfläche des 4ten, 5ten und 6 ten Jahrringes herum und bildet fast einen geschlossenen Kreis (das äufserste Loch der rechten Seite ist sein Ende), und der andre geht horizontal bis ins Mark des Stämmchens (den Markstrahlen durch alle Jahrringe hindurch), wo er noch eine kurze gabelförmige Ver- zweigung bildet. Von beiden horizontalen Zweigen gehen vertikale Nebenzweige nach oben und nach un- ten ab. Besonders lang und merklich geschlängelt ist derjenige, welcher von dem kreisförmigen nach un- ten führt und mit 5, die Köpfe nach unten richtenden, Käfern (2 Männehen und 3 Weibchen) vollgepfropft war, als ich die Stämmehen ausschnitt. Alle übrigen, zahlreiclien Stämmchen, welche ich Hrn. Heyer verdanke, stimmten im Wesentlichen mit diesem überein, d. h. der Bohrloch-Canal wandte sich gleich in- nerhalb der äufsersten Jahrringe (rechts und links) herum und durchschnitt diese fast ganz. Da sie grade die thätigsteu Saft-aufführenden Gefäfse enthalten, so mufs natürlich die Saftbewegung dadurch sehr we- sentlich gestört werden. Die vertikalen Gänge zeigen keine so grofse Regelmäfsigkeit, denn in einigen Stämmcheu entfernen sie sich schon in den äufsersten Jahrringen, in andern erst im Marke, bei noch an- dern finden sie sich an beiden Stellen. In einem Exemplare finde ich auch blofs den kreisförmigen Gang. In dieses hatten sich zwei Käfer in der Entfernung von fast 1" eingebohrt. Sollten sie die vertikalen Gänge vermieden haben, um sie nicht zu berühren? Früher hatte ich fest geglaubt, es müfsten sich, wegen der Ähnlickkeit der Käfer mit denen von domesticus, auch die Gänge so wie bei diesem verhalten und man könnte die kleineu, rechtwinklig abgehenden Puppenhöhlen postuliren. Es findet sich aber davon nichts und es giebt einen Beweis mehr, wie sehr man sich mit der Annahme von Analogien in Acht nehmen mufs. Die Verpuppung erfolgt hier also in den Muttergängen und zwar höchstwahrscheinlich in den vertikalen Verzweigungen. Man könnte auf den Gedanken kommen, dafs die letztern durch die Larven ausgefressen werden, allein Hr. Schmidb erger bestreitet dies gradezu und es ist auch deshalb ihm zu glauben, weil die Larven, noch dazu da ihrer immer nur wenige in einem Gangsysteme sind, an der (später zu beschrei- benden) eigenthümlichen, in den Gängen verbreiteten Substanz genug zu zehren haben. Dagegen werden diese Gänge ganz bestimmt durch die Käfer, wahrscheinlich nach deren Auskommen, verlängert, denn ich fand das Ende eines Ganges, in welchem ein Käfer steckte, durcli die helle, natürliche Holzfarbe von dem übrigen schwarz gefärbten Theile des Ganges verschieden, und Hr. Radzay schreibt mir überdiefs, er habe in einem Eichenstämmchen Puppen gefunden und als er nach 3 Wochen wieder nachgesehen habe, seien Käfer dagewesen, die tiefer ins Holz eingedrungen wären. Nach Hrn. Schmidberge r sollen die Weib- chen (am Ende des Einganges?) eine etwas erweiterte Kammer bereiten, 7-10 Eier in dieselbe legen, und dann eine neue machen, diese eben so belegen und so fortfahren (bis in den Juni) bis 30 40 Eier gelegt sind. Was die Kammer in meinen Stämmchen bedeuten soll, weifs ich nicht, vermuthe aber, dafs damit die vertikalen Höhlungen (die zur Legezeit gewifs kleiner sind) gemeint werden. Allerdings bemerke ich auch in einigen Eichenstämmchen am Ende des Bohrcanals eine kleine bauchige Erweiterung, die man selbst an unsrer Abbildung da finden könnte, wo der erste nach oben steigende vertikale und der abwärts steigende Gang sich entfernen. Wie sich die Larven in den Gängen bewegen, kann ich mir vorstellen, da ich etwas Ähnliches bei Piatypus (s. dort) beobachtet habe. Hr. Radzay, der es wahrscheinlich so verstanden hat, als würden die 30-40 Eier in Einen Gang gelegt, schreibt mir in dieser Beziehung, dafs er niemals so zahlreiche Brut in den Stämmchen gefunden habe und dafs dieselben immer nur am Ende des Mutterganges und in seitwärts abgehenden Gängen gewesen sei. Die Puppenhöhlen hätten sich immer nur sehr vereinzelt mit einem ziemlichlangenEingang vomMuttergangeaus, oder auch wohl unmittelbar daneben gefunden. Als solche sind an dem hier abgebildeten Eichenstämmchen vorzüglich die Enden der beiden BosTRicmis DisPAR. Vorkommen. 207 ersten aufwärts steigenden Gänge mir von Herrn Rad zay bezeichnet wor- den. Die Puppenhöhlen der meisten übrigen Eichenstämmchen sind auffal- lend kurz — wahrscheinlich vermeidet der Käfer das Arbeiten im harten Holze — , neben dem einen Bohrcanal z. B. nur 4'" lang. In dieser kann nur eine Puppe geruht haben, während in den meisten übrigen wahrscheinlich mehrere Puppen unter einander liegen. Die Begattung hat Hr. Hey er beob- achtet und zwar, wunderbar genug, noch am 13. October in einer mit Holz- splittern gefüllten Dose. Die Begattung wird also auch wohl in der Freiheit aufserhalb der Gänge geschehen, worauf auch Hrn. Saxesen's Beobachtung hindeutet, welcher einst eine grofse Menge von Männchen auf einem Eichenstocke wie auf einem Brunst- platze versammelt fand. Im Wesentlichsten stimmen also jetzt alle Beobachtungen überein und die klei- nen Verschiedenheiten, welche dieselben angeben, mögen in den Unterschieden der Holzart und dergl. liegen. Ebenso wird sich auch Schmidberger's Ambrosia bald mehr aufklären. Nach ihm würde mit dieser, einer weifslichen Salzkruste ähnlichen Substanz, welche zur Ernährung der Larven diene, jedesmal der ganze Gang, bevor er die Brut aufnimmt, ziemlich dick überzogen. Diese Substanz beschreiben auch Hr. Heyer und Hr. Radzay und es ist an ihrem regelmäfsigeu Vorhandensein in den Gängen dieses selt- samen Käfers nicht mehr zu zweifeln. Ich selbst habe sowohl in den Eichen- wie auch in den Apfelstämm- chen noch Spuren einer solchen weifslichen Masse gefunden, nur freilich so eingetrocknet und selbst ein wenig beschimmelt, dafs keine weitere genauere Untersuchung damit anzustellen war. Diese mag auch den Chemikern und Phytophysiologen, die Zeit dazu haben, verbleiben. Hr. Schmidberger vergleicht sie mit einer Salzkruste, welche auf der Zunge zerfliefse, jedoch ohne sonderlichen Geschmack. Hr. Waltl bemerkt in einem Briefe dazu, es scheine ein Gummi zu sein. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, dafs diese räthselhafte Masse, die, meines Wissens, noch in keinem andern Käfergange gefunden wurde, gröfstentheils von den ausgetretenen Holzsäften herrührt. Diese müssen natürlich aus den zerschnittenen Holzgefäfsen in gröfster Menge in die Käfergänge ausströmen, da die letztern in den gesundesten, voll- saftigsten — wie alle Beobachter einstimmig versichern — Stämmen angelegt werden und zwar zur Zeit des stärksten Saft-Aufsteigens. Auch ist nicht zu bezweifeln, dafs diese Säfte bald in Gährung übergehen, was auch durch die Beobachtung des Hrn. Heyer bestätigt wird. Er schreibt nämlich, dafs er bei dem Zerschneiden der untersuchten Apfelstämme im November das nicht bemerkt habe, was ihm im Sommer aufgefallen sei, nämlich den ihm entgegenströmenden angenehmen Weingeruch. Indessen ist es auch wahrscheinlich, dafs der Mutterkäfer diesem ausgetretenen, allmälig in eine weinige Gährung übergehen- den Safte noch abgenagte und mit Speichelsäften vermischte Holzfasern beimischt, wodurch die Substanz die Consistenz erhält. Einiger noch von Hrn. Schmidberger erwähnten Specialitäten (s. auch Kollar schädl. Ins. S. 261-270.), als z. B. das allmälige Ablegen der Eier und die darauf folgende allmälige Ent- wicklung der Brut, das längere Verweilen des Weibchens in den Gängen etc. übergehe ich hier, da sie gröfstentheils auch in der Lebensweise der übrigen Bostrichen sich finden, daher ins Allgemeine gehören. — Alsdann habe ich noch einige, von Hrn. Heyer und Hrn. Radzay mitgetheilte, die forstliche Be- deutung des Käfers noch mehr erläuternde Bemerkungen hinzuzufügen. Die jungen Eichen, an welchen Hrn. Radzay das Gelbwerden der Blätter den Käfer verrathen hatte, waren schön wüchsige 4" starke Stämmeben, jedes wohl durch 6-7 Bohrlöcher verletzt. -Auch Hr. Förster Steinhof hat im Solling eine Menge von Käfern aus jungen, wüchsigen Eichen erzogen. Ebenso versichert Hr. Heyer, dafs die von ihm zerschnittenen, schon Anfangs Juni bemerkten, Apfelstämmchen, welche in einer von allem wilden Gehölze entfernten Baumschule erwachsen waren, vollkommen gesund gewesen seien. Die entgegenge- setzte Aussage des Planteurs sei offenbar daher gekommen, weil derselbe befürchtet habe, man werde ihm •208 Schädliche Käfer. nichts mehr abkaufen, wenn es bekannt würde, dafs seine besten Äpfelbäume wurmstichig seien. Herr Heyer bemerkt, dafs die Stämme von oben bis unten, ohne Auswahl angebohrt gewesen seien. Dagegen stimmt Hrn. Radzay's Bemerkung mit der von Hrn. Schmidberger ausdrücklich gemachten: dafs nie ein Bohrloch unmittelbar über der Erde zu sehen gewesen sei. Dies scheint also Regel zu sein. Es liefse sich vielleicht so deuten: Dem Käfer sind die unmittelbar aus der Wurzel aufsteigenden Holzsäfte, die doch in seiner Ökonomie offenbar eine wichtige Rolle spielen, noch zu roh und er wählt daher eine Höhe des Stammes für seine Brutgänge, in welcher die Säfte schon einen gewissen Grad von höherer Ausbildung erlangt haben. Die Überwinterung scheint constant in den Gängen, besonders den vertikalen. Statt zu finden, denn ich habe in allen, von Hrn. Hey er mir übersandten, sowohl den ganz frischen als auch den trockneren, Käfer gefunden und zwar stets mit dem Kopfe abwärts vom Eingange gekehrt. In dem vorn offen dargestellten, abwärts steigenden Gange der Abbildung wechselten die Männchen und Weibchen mit einander ab. Die Vertilgung des Käfers wurde nur durch sorgfältige Untersuchung aller Stämme mög- lich. War der ganze Stamm ergriffen, so brachte man ihn ganz fort, war nur ein Ast angebohrt, so wurde er abgeschnitten und entfernt. Auf diese Weise wurde dem Fortschreiten des Übels Einhalt gethan und im nächsten Jahr zeigte sich nur ein einziger Pflaumenbaum ergriffen und dieser war wahrscheinlich durch die an einem Apfelbaume im vorigen Jahre übersehene Brut angesteckt. Zweite Gattung. Hylesinus Fabr. Bastkäfer. Taf. VII. Namen. Der Name Hylesinus (von vlij Wald und rstvöu» ich beschädige) ist eben so wenig wie die Namen der meisten andern Gattungen bedeutungsvoll. Bastkäfer sie deutsch zu nennen, wäre, wenn deutsche Namen sein sollen, defshalb am passendsten, weil die Hylesinen nur auf dem Baste leben und unter ihnen bis jetzt weder eine in der Borke noch eine tief im Holze lebende Art bekannt wurde. Characteristik. Die Käfer werden (im Gegensatz gegen die Bostrichen) durchgreifend charac- terisirt durch die Zweilappigkeit des 3ten Fufsgliedes (F. 1, g) so wie (gegen die EccojJtoffcister-Arten) durch die hinten sehr stark oder doch merklich abschüssigen Flügel und den Hinterleib, dessen Unterseite entwe- der gar nicht oder nur sehr wenig und allmälig ansteigt. Nur 3 Arten (die aus Laubhölzeru) nähern sich durch wenig abschüssige Flügel und merklich ansteigenden Hinterleib (aber nicht durch Fühlerbildung) Eccoptogaster. Der Kopf ragt, weil der Halsschild vorn stets eingeschnürt und zu eng ist, als dafs er sich kapuzenförmig über ihn wölben könnte, stark hervor und hat eine kleine rüsselähnliche Verlängerung. Diese trägt die Fühler (s. Eintheil.), welche daher auch von den (also auch schwächer gebuchteten) Augen entfernter stehen. Die Flügeldecken sind oft mehr als zweimal länger als der Halsschild, iiinteu nur ab- schüssig, aber nie eingedrückt und gezahnt, stets mit deutlichen Punktreihen und punktirteu oder gerun- zelten Zwischenräumen. Die Vorderhüften meist deutlich durch einen Zwischenraum getrennt. (Aus- führlich beschrieben ist H. PinijJerda.) Männchen und Weibchen allermeist äufserlich vollkommen gleicii und sehr schwer unterscheidbar. Die Farben meist bei einer und derselben Art, je nachdem die Indivi- duen frisch entwickelt oder älter sind, bald strohgelb, bald heller bald dunkler braun, nur bei H. Frax'mi und vittatus bunt. Die Larven denen der Bostrichen sehr ähnlich, nur im Allgemeinen vielleicht der Kopf derselben etwas stärker gewölbt, die Kopfschildgegend etwas schmäler und die Fufswülste weniger kuglig vorragend und schwächer behaart. Vorkommen u. s. f. Die mir bekannten deutschen Arten sind sämmtlich, bis auf zwei, Nadelholz- fresser. Sie gehen alle bis auf den Bast. Ihre Gänge theils Loth-, theils Stern-, theils Wagegänge, die Hylesiots Piniperda. Namen und Vorkommen. Characteristik. 209 letztern mit Splintwiegen. Wahrscheinlich haben nur wenige eine doppelte oder auch nur eine andert- halbige Generation. Unter ihnen sind gar keine technisch-schädliche. EiNTHEiLUNG. Da dic Gattung niclit so artenreich wie die vorige ist, so bedarf es auch keiner be- soudern Eintheilung derselben, höchstens dafs wir die Nadelholz- und Laubliolzfresser trennen. Sieht man auf die feinern Unterschiede (Fühler und Mundtheile), so bieten sich allerdings hübsche Merkmale für kleinere Gattungen dar. Hr. Erichs on hat deren 5 für die deutschen: Polyp-aphus hat eine feste Fühler- keule (T. VII. F. 12 e), alle übrigen dagegen eine vierringlige, und zwar wird Dendroctonus durch 5glie- drigen (F.3e) uaäHylurgus durch 6gliedrigen Geifselfaden (F. 9e) characterisirt. Hylastes (F. 6 e) und Hyleshms (F. 15e) haben einen 7 gliedrigen Faden, erstere eine fast herzförmige und letztere eine fast eiförmige Lippe. Arten. * Nur in Nadelhölzern lebende. 1. H. (Dermesfes) piniperda Linu. {Dendroctonus p. Er.) Kiefernzweig-Bastkäfer. (Taf. VII. Fig. 1.) Namen und Vorkommen. Die blassen Varietäten sind von Fabricius und Herbst für eigne Arten gehalten und Hylesinits testacens und Bost. testaceus genannt worden. Deutsch heifst er gewöhn- lich Waldgärtner, zweiter fliegender schwarzer Wurm. Den Namen Kap uzkäfer, verder- bender Borkenkäfer, Schabkäfer, Verderber, wird nicht blofs das Wort Kiefern-, sondern auch Fichten- vorgesetzt, obgleich der Käfer nie anFichten (HH. Liebich, Sa xesen) sondern immer nur an Kiefern sich findet und nach Hrn. Wächter nicht einmal die mit Kiefern gemischten Fichten angeht. Hr. Warnkönig erzählt, dafs am löten März in einem Holzschlage von Fichten und Tannen auch 5 Kie- ferustämme gefällt und als Bauholz entrindet worden seien. Am 18ten bei grofser Wärme fand sich der Käfer zu Hunderten ein, aber nur auf den Kiefern und nicht einer auf den Fichten und Tannen. Sie bohrten .sich dann in die Kiefernstöcke und einige Fangbäume. Da wird es also wohl mit dem Vorkommen in Fichten, wenn es auch Bechstein behauptet hat, nichts sein (wahrscheinlich eine Verwechselung mit paUiatus) und man wird das Prädicat Fichten- eingehen lassen müssen. Eine Nachricht, welche ich kürzlich von zwei zuverlässigen jungen Forstmännern Hrn. De nicke und Roh de erhielt, beweist aller- dings, dafs der Käfer auch ausnahmsweise die Fichte nicht scheut. Es waren aber nur 2 einzelne, in eine Fichte eingebohrte Exemplare, die sie in der Gegend von Grund gefunden hatten. Da hier die Kiefern der Ebne nicht weit sind, so läfst sich vermuthen, dafs die beiden Käfer hierher verschlagen worden seien. In der Mitte des hohen Harzes im Fichtenreviere ist der Käfer auch bis jetzt noch nicht, trotz der eifrigsten Nachsuchungen, gefunden worden. Dafs der Käfer in Fichten-Triebe gehe, verneinen aber alle einstim- mig, bis auf einen sehr unsichern Bericht, den Bechstein aus dem Harze erhalten haben will. Übrigens ist er, wie die meisten Borkenkäfer, sehr weit verbreitet und kommt nicht allein bis ins südliche Deutsch- land, sondern auch bis nach Schweden und Rufsland hinauf vor. In England wurden auch die Triebe der Scotch pines hart von ihm mit genommen (London Gard. Mag. Dechr. 1837. S. 623.). In Deutschland folgt er der Kiefer Schritt vor Schritt, wie ich mich selbst auf dem ganzen Wege vom nördlichen West- phalen und den Rheingegenden bis nach Würzburg und Bamberg hin überzeugte. Selten ist einmal eines von den kleinen Feldhölzern, in denen die Kiefer hier meist vorkommt, von ihm verschont geblieben. Characteristik. 1,7-2'" lang. Der Kopf behaart, dick und gewölbt, an dem Scheitel sehr eng und fein-, an der Stirn weitläufig und ziemlich tief-punktirt. Der Rüssel ebenfalls weitläufig punktirt, fast kürzer als der Kopf und schmaler als derselbe, mit einer deutlichen scharfen Längsleiste bezeichnet, welche in einen ausgerandeten Vorsprung des Rüssels ausläuft. Augen länglich, niedergedrückt. Halsschild kaum Dd 210 Schädliche Käfer. länger als breit, nach vorn ansehnlich sich verschmälernd, am äufsersten Ende etwas eingeschnürt und nicht breiter als der Kopf, überall weitläufig- und tief-punktirt und nur iu der Mitte der Mittellinie etwas glatt, überall behaart und glänzend. Schildchen dreieckig, niedergedrückt, fein punktirt. Flügeldecken an der Basis etwas vorragend und gezähnelt, fast etwas breiter als der Halsschild, kaum 2^ Mal länger als derselbe, walzig und am Ende stark gewölbt, überall punktirt-gestreift, die Punkte klein und durch ziem- lich breite Brücken von einander getrennt. Die nathständige (erste) Reihe deutlich vertieft, die Zwischen- räume sehwach quer gerunzelt, jeder mit einer Reihe behaarter Höckerchen, die erste und dritte bis zur Spitze auslaufend, die zweite aber am Ende des horizontalen Theils der Flügeldecken aufhörend, so dafs an der abschüssigen Stelle der Flügeldecken der Raum zwischen der ersten und dritten Höckerreihe ge- furcht erscheint. Die Unterseite des Körpers ziemlich weitläufig und unregelmäfsig fein punktirt, behaart. Die Füfse fein punktirt, behaart, mit am Ende erweiterten und am äufsern Rande gesägten, fast dornspit- zigen Schienen. Entweder ist das ganze Thier pechschwarz (mit Ausnahme der Fufsglieder, der Innern Mundtheile und der Fühler, welche immer mehr oder weniger hell bräunlich sind), oder Halsschild und Unterseite sind blofs schwarz, die Flügeldecken dagegen rötlilich-brauu, oder (meist bei frisch entwickel- ten Individuen) das ganze Thier erscheint braungelb, mehr oder weniger dem Strohgelben sich nähernd (mit Ausnahme der Augen und Oberkiefer, welche immer schwarz sind). Die Larve ist auf Taf. XIV. Fig. 15. vergröfsert und Fig. IG in natürlicher Gröfse abgebildet (der sehr stark vergröfserte Kopf mit den 3 ersten ausgeführten Ringen F. 17.) und die Vorderansicht der Puppe bei Fig. 18, an welcher jedocli in der ersten Ausgabe die in der Vorderansicht bemerkbaren Härchen des Kopfes, des Halsschildes, so wie der Kniegelenke vergessen waren. Lebensweise. Der Käfer ist bei uns und in den meisten übrigen Gegenden Deutschlands, da er gewöhnlich nur in der Ebne oder in Vorbergen lebt, einer der frühesten. Ich sähe ihn schon in den er- sten Tagen des März schwärmen und auf frische Stöcke sich zahlreicli niederlassen. Die wiederkehrende Kälte vertreibt sie dann noch einmal auf längere oder kürzere Zeit, bis sie im April, manchesmal schon in der Mitte des Monats, sich wirklich begatten und anbohren. Auch Hr. Warnkönig, der i. J. 1836 das Schwärmen schon im März beobachtete, fand erst in der Mitte des Mai Eier. Die Begattung wird, wie ich oft gesehen habe, draufsen vollzogen und zwar so, dafs das Weibchen schon ganz in dem Bohrloche, zu welchem gern die Borkenrisse benutzt werden, steckt und das Männchen noch auf dem Stamme draufsen sitzt. Liegendes Holz (besonders frisch gefällte Kiefern von mittlerem Alter), selbst im Winter geschlagenes und aufgestelltes Klafterholz ziehen sie bei weitem dem stehenden und den Stöcken vor (s. forstl.Bed.). Auch abgebrochene, 12-20' hohe Stümpfe, welche nachWiudfällen stehen bleiben, greifen sie gern an. Hr. Utsch bemerkte dabei, dafs sie die Ostseite stets vorzogen und zwar so bestimmt, dafs solche Stämme, die gerade in der Richtung von N. nach S. lagen, am liebsten vom Käfer gesucht wurden. Hr. Dr. Heyer (v. AVedek. iV. Jahrb. d. Forstk. H. 10. S. 37.) macht die interessante Bemerkung, dafs die in den Haubergen (Rödern oder Rotthecken) des Odenwaldes durch Feuer beschädigten Kiefern von den Käfern allem übrigen Holze vorgezogen wurden. Er fand nämlich, dafs, wenn die Rödern ohne Vorsicht über Laud gebrannt worden waren, und hierdurch die einzelnen übergehaltenen Kiefern vom Feuer gelitten hatten, solche Bäume schon nach einigen Tagen vom Käfer angebohrt wurden und nach kurzer Zeit vertrockneten. Diese grofse Nei- gung des Waldgärtners, angebranntes Kiefernholz anzufallen, bestätigen nicht nur weitere Versuche, welche Hr. Dr. Hey er dadurch anstellte, dafs er einzelne Kiefern mit flackernden Brennstoffen umgeben und bis auf halbe Schafthöhe rösten liefs, sondern auch 2 jüngere Kieferubestände, der eine von 12 und der andre von 17 Jahren, die zu Anfang des Sommers von einem Lauffeuer heimgesuclit wurden, boten dieselbe Erscheinung dar. Denn sämmtliche Stämmchen durchs Feuer ihrer Nadeln beraubt und lialb ge- röstet, wurden von dem Käfer, der sich schon wenige Tage nach dem Brande in grofser Menge einfand. Hylesinus Piniperda. Lebensweise. 211 meistens ualie am Bodeu angebohrt, also am dicksten Tiieile, wo diese geringen Stangen sich länger saftig erhalten haben würden. Die zwischen Holz und Rinde augelegten, dem ersteren immer etwas eingedrück- ten und mit Harz überzogenen Gänge, und zwar stets Lothgänge, sind meist grade, fangen mit einer kurzen Krümmung (der Fortsetzung des schräg oder gar gekrümmt durch die Rinde gehenden Bohrloches) an, und haben 1-4 Luftlöcher. Rammelkammer nicht vorhanden. Larvengänge bis 3" lang, äufserst gedrängt. Auf Taf. IX. Fig. 2. ist ein Rindenstück mit 2 Gängen und Fig. 3. ein Rindenstück mit dem Anfange eines Ganges (oben an dem Bohrloche anfangend) neben welchem erst einige der zu- erst gelegten Eier auskamen, abgebildet, und hierneben sind noch ei- nige höchst sonderbare Gangmonstrositäten gezeigt, welche ich einst (je- doch nur als Seltenheit) an einer entrindeten Kiefer fand, die so dicht * # 1 1 1 j bedeckt war, dafs die Gänge wohl wegen Mangel an Raum so sonder- fN / // bare Formen erhalten haben mögen. Auf einer Länge von 2' fand icli um den halben Stamm herum über 100 Muttergänge. Meist hatten sich hier die Larven nur an einer Seite entwickelt und da zählte ich an einem 5" langen (wie es schien sehr normalen) Gange 56 Larven. Kom- men im günstigsten Falle für den Käfer die Larven beider Gaughühlen aus, so hat eine Familie auch wohl bis 120 Junge ! Zur Verpuppung gehen die Larven in die Rinde, wie auch Fig. 2. an einigen Stellen zeigt. An sehr dünn berindeten Stellen fressen sie sich auch wohl eine flache Wiege in den Splint. Ihre Ausbildung erfolgt im Juli oder August, je nachdem sie durch das Wetter be- fördert oder verzögert wurde. Auch in einem und demselben Jahre sieht man die eine Familie im Juli, die andre erst im August ausfliegen, wenn nämlich die eine früh auflog und die andre durch plötzlich ihr zuvorgekommenes kaltes Wetter verzögert wurde; so fand ich i. J. 1836 in der Mitte Mai noch ganz fri- sche Gänge (*). Hr. Hartig {Jaltresher. S. 196.) fand sogar noch in der ersten Hälfte des Juli mit dem Legen beschäftigte Weibchen in frisch gefertigten, noch nicht vollendeten Muttergängen. Es würde also auch bei diesem Käfer (jedoch gewiss nur selten) die Reife der Brut bedeutend verzögert werden können. Solche Spätlinge mögen wolü zu der Annahme einer doppelten (ja dreifachen!) Generation Anlafs gegeben haben. Dafs es solche nicht giebt, davon habe ich mich i. J. 1836 wieder bei Schwedt überzeugt. Am 2ten August, als Hr. Pfeil und ich den Frafs dort mit mehreren unsrer Zuhörer besuchten, fanden wir nur noch wenige, verspätete Familien unter der Rinde. Von ganz jungen Brüten war nirgends etwas zu lin- den. Noch sichrer wurden wir, als wir au den Schlägen die Randbäume, deren mehrere gefällt wurden, untersucliten. Alle Zweige waren mit Käfern gefüllt! Es ist also klar, dafs sie in diese nach (früher oder .später) vollendeter Brut gehen, um den Rest des Sommers in Ruhe zu leben. Vor Vollendung dieser Brut findet man sie daher auch immer sparsamer in den Trieben. Auch gehen bestimmt Männchen und Weibchen in dieselben. Ich fand selbst Ende April einmal ein Weibchen in denselben, welches noch Eier bei sich hatte. Hr. v. Pannewitz fand i. J. 1836 schon '5* den Käfer in den Trieben und ich sähe bei uns dieselben in der Regel schon im April mit frischen Bohrlöchern und Käfer darin. Der heftigste Streit {*) Im Jahre 1836 (welches die erste Entwickehmg der Larven begünstigte, später aber sehr rauhe Tage brachte) erfolgte der Anflug an mehreren Kiefernfangbäumen "/i. Am "/i waren die Gänge schon bis 2" lang und zeigten 30-40 Eier. Den % finde ich die ersten jungen Larven, den "/s halb-\Tüchsige Larven, den "/o fertige Puppen (i. J. 1834 den '% die ersten Puppen), den -/t den Käfer meist schon von der Puppenhülle befreit, aber noch weifs und den "^/j die er- sten Fluglöcher. (Den */7 zugleich noch halbwüchsige Larven von dem Maianfluge.) — Thiersch beobachtete bei gün- stiger Witterung eine in 75 Tagen erfolgte Entwiokelung. Dd2 212 Schädliche Käfer. hat sich aber jetzt darüber erhoben: ob der Käfer auch in den Trieben am Baume überwintere oder nicht? Hennert {Raup. u. Windbr. S. 57.) spricht blofs von den im Winter frisch abgestofsenen Kienzweigen. Bech stein aber sagt ganz bestimmt, dafs er im Januar den Käfer in Kiefern-Zweigspitzen vor sich gehabt habe, und so wagte man nicht mehr daran zu zweifeln. Nur hier und da (z. B. Allg. F. u. J. Z. J. IH. S. 267.) erhob sich eine Stimme dagegen, bis Hr. Forstmeister Eichhoff in Saarbrücken vor mehreren Jahren {Allg.F.u.J.Z. 1834. Jan.) seiir bestimmt nachwies, dafs die Beobachtungen des Überwinterns in den Zweig- spitzen am Baum auf Täuschung beruhen müfsten. Seine Beobachtungen (*) habe ich seitdem alljährlich widerholt und bin nun vollkommen überzeugt: dafs der Käfer wohl dann und wann in den Trieben un- ter den Bäumen (in welche er bei gelindem Wetter, wenn er sich etwa heraus macht, wohl sich wieder verkrochen haben könnte), aber nicht an den Bäumen zu finden ist. Ein einziges Mal habe ich noch spät im November einen Käfer in einem angebohrten Triebe gefunden, aber auch nur einen, obgleich ich sehr viele Bäume in der Nähe untersuchte, an welchen die frischen Löcher deutlich zeigten, dafs sie noch nicht lange verlassen worden waren. Man suche nur an solchen Orten, wo im Sommer die Käfer in den Trie- ben häufig sind und man wird letztere leer finden, alsdann untersuche man das am nächsten befindliche hohe Holz und aller Zweifel wird schwinden, wenn man sie hier (nachdem nur das Moos etwas weggenom- men ist) dicht über der Wurzel stecken sieht. Die Käfer verbergen sich hier nicht etwa blofs in den Kissen der Rinde, sondern sie bohren sich förmlich ein und stecken mit dem Rüssel entweder in der fri- schen Bastschicht oder sie reichen gar bis auf den Splint und verursachen hier mifsfarbige Flecke. Als ich einmal den Stock eines so bewohnten, mäfsigen Stammes mit nach Hause brachte, schwärmten nach kurzer Zeit Hunderte von Käfern in der warmen Stube. Ich habe auf verschiedenen Holzplätzen schon öfters Stöcke, besonders von starken Kiefern, gefunden, welche mit einer grofsen Menge von unregelmäfsig ge- stalteten Gängen, in denen hier und da noch der todte Käfer steckte, unteriialb des Wurzelknotens besetzt waren. Da der Käfer hier nicht gebrütet haben konnte, so mufsten die Verletzungen von seiner Überwin- terung herrühren. Es ist schon oben erwähnt, dafs die von Käfern bewohnten Triebe abgestofsen werden. (*) Herr Utsch, welcher diese Beobachtungen zuerst in seinem Reviere machte und Hrn. Eichhoff niittheilte, hemerkt dazu noch Folgendes; Im Winter findet man immer mehr Bohrlöcher als im Herbste und man ist daraus, so wie aus dem häufig zu findenden frischen Mehle, berechtigt anzunehmen, dafs die Käfer auch im Winter (wahrschein- lich bei gelindem Wetter) bohren. Vor allen zieht er die S. und SW. Seite der Stämme vor, die er am liebsten im ein- zelnen Stande und am Rande der Bestände aufsucht. Gar wenige Ausnahmen finden sich in der Höhe von 3-4'. Hier- an knüpft Hr. Utsch gleich seine Erfahrungen über den Aufenthalt des Käfers iu den abgefallenen, hohlen Zweigspitzen. Bis zum 24. Februar des J. 1833 hatte man nichts in denselben finden können. Da erst traf der Förster Menzel im Stennweiler- Walde Käfer in den Trieben, berichtet aber auch zugleich, dafs schon den 26. Februar so milde, freundli- che Witterung eingetreten sei, dafs die Käfer anfingen zu schwärmen. Jene schon den 24. in den Zweigspitzen vor- gefundenen Käfer waren also offenbar Vorläufer dieses Schwarmes gewesen. Ferner sagt Hr. Utsch, dafs Ende No- vembers 1835, als das Wetter nach einer Kälte von 12-14° wieder gelinde geworden war, die Käfer, obgleich sie schon die Winterquartiere an der O.-Seite der Stämme bezogen hatten, doch noch häufig in den durchbohrten, abgefallenen Zweigspitzen gefunden worden waren. Und zwar waren unter 100 Zweigen 67 leer, 22 enthielten 1 Käfer und die übrigen 2-3 Käfer. Einer dritten Erfahrung vom 10. Januar 1836 zufolge fandeu sich, nachdem das Wetter gelinder geworden war und der Schnee wegthaute, unter 100 Trieben 77 leer, 17 mit 1 Käfer und die übrigen mit 2-4 Käfeni. Viel neues, zu dieser Zeit am Stockende stehender Bäume entdecktes Bohrmehl bewies neue Arbeiten, vielleicht gar solcher Käfer, welche bisher in den Trieben gesessen hatten. — Aus den v. Wedekind'schen A^. Jahrbüchern (H. 10 S. 38.) ersehe ich, dafs Hr. Forstmeister Dr. Hey er ebenfalls die Winterquartiere des //. piniperda beschreibt. Da er nichts von der ersten, durch die Allg. Forst- n. Jagdzeitung erfolgten Bekanntmachung dieser interessanten Erschei- nung sagt, so scheint es, als sei die Entdeckung nun schon zum dritten Male gemacht worden. Hr. Hey er bemerkt, dafs der Käfer dabei keinen Unterschied zwischen völlig abgestorbenen und ganz frohwüchsigen Kiefern (denen er aber dadurch durchaus nicht schade?) macht. Hylesinüs PmiPERDA. Lebensweise. 213 Solche sind entweder blofs Zweigspitzen kaum von der Länge eines Fingers, oder sie haben auch wohl 1-2 Nebenästchen. Dies ereignet sich am meisten an Stangenhölzern, doch auch an altern, aber selten an solchen, die jünger als 10 Jahre alt sind. Hr. Rafsmann beobachtete sie am Rhein in 6jährigen Culturen. Einen bis drei Zolle von dem Knospenquirl entfernt, entweder an den vorjährigen oder selbst zweijährigen oder an den diesjährigen schon verholzten Maitrieben — an wücbsigen Stämmen nur an der Seite, an kränklichen Kusseln jedoch auch am Kronentriebe — , bohrt sich der Käfer wagerecht ein und verursacht dadurch, wie auch an den beiden untersten Bohrlöchern der hier beigedruckten, Kronentrieb zeigenden Figur zu sehen ist, Ausflufs von Harz, welches einen ordentlichen Wall vor dem Loche bildet. Sobald er bis aufs Mark gekommen ist, wendet er sich nach oben und frifst hier dasselbe auf eine längere oder kürzere Strecke aus, benagt auch wohl nebenher das be- nachbarte Holz. Zuweilen kehrt er bald wieder um, gewöhnlich geht er aber, beson- ders wenn er weit oben anbohrte, bis in die Endknospe und frifst diese auch noch aus. Seinen Ausgang nimmt er durch das Eingangsloch, oder er bohrt sich auch an einer an- dern Stelle (am vorliegenden Triebe dicht unter den Knospen) wieder heraus. Sind die angebohrten Triebe klein und dünn, wie die ;Seitentriebe an altern Ästen, so bre- chen sie, vom Winde bewegt, an der Stelle des Bohrloches ab und fallen, oft noch mit dem darin sitzenden Käfer, herunter. Sind sie stärker und saftreicher, wie die fri- schen Kronentriebe, so bleiben sie stehen und die Natur sucht die ausgefressenen End- knospen (trotz des fehlenden Markes) durch Entwickelung neuer Knospen aus den Na- delscheiden (wodurch der Trieb ein buschiges Ansehen erhält) zu ersetzen. Solche Gänge im Marke sind leer, während der von der Tortrix BiioUana verübte, ganz ähn- liche Frafs sich immer durch den, in der Markröhre noch hangenden eigenthümlichen Koth der Raupe kenntlich macht. So befressene Kiefern nehmen bald ein so eigen- thflmliches Ansehen an, dafs man sie schon von weitem erkennt. Jüngere Stangen sind noch weniger entstellt, denn es ragt nur der Höhentrieb unverhältnifsmäfsig lang und dünn hervor, oder auch aus den Seitenästen gucken einzelne dicke Büschel auf langen, kahlen Stängeln wie Thürmchen heraus. Ältere Bäume aber erkennt man gar nicht wieder, so sehr weichen sie in der Bildung der Krone von der ungestört im Schlufs erwachsenen, schön gewölbten Kiefer ab. Am meisten sind diesem Frafse des Käfers die Randbäume der Schläge, oder die an Holzplätze und Ablagen gränzenden Bestände ausgesetzt, auch findet er sich gern in jungen Beständen ein, worin ein Aushieb alter Hölzer erfolgte und jene plötzlich blofsstellte (Hr. Pfeiffer). Es scheint, als wenn sie die jungen Schonungen, um hier ihr Hauptquartier zu nehmen, oft in weiter Entfernung aufsuch- ten. So bemerkte sie Herr Rafsmann (s. Pfeils crit. Bl. X. 1. S. 91.) in einem jungen Kiefernorte im Kreise Kreuznach, und versicherte später auf mein Befragen, dafs ganz in der Nähe nur etwa 100 verkrüp- pelte, etwa 50jährige Stämme gewesen seien und mehrere, wo die Entwickelung hätte erfolgen können, erst in einer Entfernung von einer Meile. Wir haben hier nahe bei Neustadt unmittelbar hinter dem Schiefshause, etwa ein Dutzend alter Kiefern, welche nicht blofs defshalb sehr merkwürdig sind, weil sie den Frafs schon ungewöhnlich lange aushielten und einen ganz andern Wuchs dadurch erhielten, sondern auch, weil sie alle auf der Höhe stehen und, über das Laubholz hervorragend, gegen den Horizont vor- trefflich abstechen. Einige haben die auffallendste Ähnlichkeit mit Cypressen, andre mit den beschnittenen Tasusbäumen, welche sonst in Kunstgärten Mode waren, und Herr Hylesinus ist daher gewifs nicht un- passend vonLinne der hortulani naturae famulus genannt worden. Unser genialer Rösel gewann sie daher auch so lieb, dafs er sie, in einem schönen Bilde dargestellt, dem Werke verehrte. Das Titelblatt zeigt dasselbe. Die beiden Stämme am meisten links haben offenbar die sonderbarste Gestalt. Der Schaft ^14 Schädliche Käfer, ist nur 10-15' hoch, der dicht beästete imd wie mit der Gartenscheere besclinittene Gipfel aber 40-45! Die andern sind mehr ausgeästet und haben weniger langgezogene Gipfel. An einigen sieht man die äufsersten Gipfel, hier und da auch ein Seitenästcheu, wie einen Straufs von halb verdorrten Ästen hervorragen. Die letzten 4 Bäume rechts haben unten noch am meisten den Bau des Kiefernschirms in den wagerecht ausgestreckten Ästen erhalten, wahrscheinlich weil sie erst später vom Käfer befallen wurden. Die mei- sten übrigen Stämme hatten hingegen gewifs schon von Jugend auf vom Käfer zu leiden. Man bemerkt auch hin und wieder an der Abholzigkeit und den Absätzen des Stammes, dafs dann und wann der Kro- nentrieb (vielleicht durch Tortrix Buoliana) verloren gegangen ist und durch eine Seitenknospe ersetzt werden mufste. Ich habe später gefunden, dafs die Beschädigungen, welche der Käfer durch Zerstörung der jungen Triebe in den Schonungen und Stangenhol- zern anrichtet, häufig von Forstmännern nicht erkannt worden. Um daher die (vorher gegebene) Beschreibung solcher kranken Orte noch verständlicher zu machen, ent- schlofs ich mich eine von Herreu Mützel und Troschel l)ei Neustadt aufgenommene Zeichnung von Herrn Vogel in Holz schneiden und hier beidrucken zu lassen. Es ist eine Gruppe von Bäumen aus einer 12- bis 15-jährigen Schonung ausgewählt worden. 4 Stämme besonders ha- ben das lange, gestreckte Ansehen bekommen und zeigen hier und da die characteristischen Büschel, welche durch das Abfallen des Längentriebes und die denselben ersez- zenden kleinen Nadelscheiden -Triebe entstanden sind. Die untere Hälfte dieser Stämme wird von niedrigen, bu- schigen Baumschlag zeigenden, Kieferchen verdeckt. Lar- ven Aqs Hyl. inniperda findet mau, trotz Herbst (V. j). 107.), Bechstein undLincker (I. S. 57.), nie in den Trieben (s. S. 45.). FoKsTLicHE Bedeutung und Begegning. Der Kä- fer gehört ohne Zweifel mit zu den sehr schädlichen Insekten, denn, wenn auch nur selten ganze Bestände durch ihn zu Grunde gerichtet werden, so verursacht er doch so vielerlei andern Schaden, dafs der Forst- mann bei seiner Häufigkeit in allen Kiefernrevieren stets ein wachsames Auge auf ihn iiaben mufs. Diese Beschädigungen sind, wie schon zum Theil bei Gelegenheit der Lebensweise erwähnt wurde, folgende: 1) Er zerstört die Triebe der Kiefer. Dadurch werden nicht allein junge Pflanzen und Stangenhölzer im Wüchse sehr zurückgehalten oder verkrüppeln ganz, sondern auch an alten Bäumen werden die tragbaren Zweige oder, wie Hr. Wittwer beobachtete, wohl selbst schon 6 Monat alte Zapfen tragende abgebro- chen und die Samenerndte so wie die natürliche Besamung der Schläge leidet dadurch merklich. 2) Er schadet auch dem stehenden Holze dadurch oftenbar, dafs er sich am Fufse desselben über Winter ein- bohrt. Da die Bohrlöcher bis auf den Bast gehen und hier den Lebensheerd des Baumes empfindlich berühren, so stirbt auch vielleicht mancher bei Überhandnähme des Insekts, ohne dafs man auf die wahre Ursache verfällt. 3) Hilft aber auch der Käfer, wie ich i. J. 1834 beobachtete, mehreren an- dern, namentlich dem C. notatus, dem Hi/l. afer u. a. auf den Culturen junge Pflanzen, unter den-n Rinde er lebt, zerstören. Was nun die schnelle Zerstörung stehender Bäume und sogar ganzer Bi- Hylesinus Piniperda. Forstliche Bedeutung und Begegnung. 215 stände (*) betrifft, deren oben schon erwähnt wurde, so ist diese allerdings selten und es dürften erst we- nige sichere Fälle bei den Forstschriftstellern verzeichnet sein. So sagt Bechstein (Forstins. S. 192.) in einer Anmerkung: Im Meiningischen Forste Steinbach sei i. J. 1817 ein ganzer District von 30-40jäh- rigen Kiefern durch den Käfer, welcher die Stangen in 6-7' Höhe angriff, dürre gemacht worden. Wenn auch häufig der Verdacht entstehen mufs, Bechstein habe den Käfer mit andern verwechselt — schon defshalb, weil er ihn ganz gewöhnlich mit typographus zusammen unter Fichtenrinde gesellen haben will (wahrscheinlich war dies paUiatus!) — , so ist doch in diesem Falle an der Identität des Insekts nicht zu zweifeln. So hat auch Hr. Eich hoff {Allg. F. u. J. Z. VI. S. 155.) Randbäume in Folge des Käferfrafses absterben gesehen. Im Jahre 1838 zerstörte der Käfer, nach Hrn. Burckhardt, im Solling 8-14zölIige Kiefern und zwar in Gemeinschaft mit Bostrichus bidens, wobei sich B. hidens an den Kronen besonders auszeichnete. Auch Hr. Denicke jun. erzählte mir, dafs er im Reviere Linsburg die Käfer, nachdem sie sich in den Windbrüchen des Winters 18|f ungewöhnlich vermehrt hatten, gesunde Bäume habe anfallen und tödten gesehen. Einen sehr ansehnlichen Frafs, den ich selbst gesehen habe, beschreibt Hr. Pfeil {crit. BJ. X. 1. S. 87 u. f.). Er ereignete sich im Heinersdorfer Reviere (Forstinsp. Schwedt) in einem an bedeutende Schonungsfläehen gränzeuden, über 400 Morgen grofsen Jagen 40- bis 80jähriger Kiefern welche in der Plänterwirthschaft aufgewachsen waren, und defshalb so ungleiches Alter zeigten. Auch enthielt der Bestand viele alte 120-15Ctjährige übergehaltene Eichen. Viele Kiefern waren offenbar da- durch unterdrückt und kränkelnd geworden, hatten aber doch nicht herausgenommen werden können, weil dadurch zu grofse Lücken entstanden wären. Dies sowohl wie der schlechte, nur wenig lehmif^e auf kie- sigem Untergrunde liegende Sandboden erklärt die Empfänglichkeit dieses Holzes für Insektenfrafs, ob- gleich ein solcher früher darin noch niclit statt gefunden hatte. Nun kamen die trocknen Jahre 1834 und 1835 (welche fast in ganz Deutschland Klagen über die Vermehrung dieses Käfers hervorriefen) und der Käfer fand Gelegenheit sich in den Klaftern und Bauhölzern, welche als Deputathölzer für die Stadt Schwedt auf dem Reviere standen, ungeheuer zu vermehren. Kein Wunder also, dafs er, naclidem die letztern entfernt worden waren, an das stehende Holz ging und zuerst die unterdrückten Stangen, später auch dominirende Stämme angriff. Gewöhnlich waren sie nur in Mannshöhe angegriffen, einzelne dagegen auch bis 10 und sogar bis 20' hinauf. Am Gipfel hatte er also nicht, wie man das gewöhnlicli beim typo- (jraphus bemerkt, angefangen. An recht stark befallenen Stämmen zählten wir mitunter 100-120 Familien! Die unterdrückten Stangen waren gröfstentheils vernichtet. Die Stämme, an denen sich noch den 2ten August, als wir dort waren, Brut (also verspätete) zeigte, und zwar sowohl von ^jr;»>erf/ß als auch von minor (s. dort), waren noch nicht ganz abgestorben, sondern hatten noch grüne Wipfel. Obenher hatten sie meist noch grüne, unten aber schon ganz abgestorbene Rinde. An denjenigen, welche am stärksten und am früliesteu befressen worden waren, zeigte sich sogar die Wurzel schon verwesend. Glücklicher Weise wiederholte sich der Frafs im folgenden Jahre nicht wieder, indem der Käfer einerseits durch den unfreund- lichen Sommer nicht sehr begünstigt wurde, andrerseits aber auch alles gethan wurde, was zur Abwen- dung fernerer Verluste geschehen konnte, wie ich aus Hrn. Gadow^s Mittheiluugen ersehe. Bis zum Ende des August 1835 war die Reinigung des ganzen befallenen Jagens bewirkt worden, d. h. alle be- schädigte Stämme (welche dem Käfer zum Theil noch im folgenden Jahre einen bequemen Brutplatz darge- (*) Es fiel mir auf, dafs ich den Käfer sehr selten blofs in einzelnen Bänmen brütend fand. Entweder er wählt gar kein stehendes Holz dazu, oder er befällt es gleich in ungeheuren Schwärmen. Es scheint nämlich , als wenn es oft nur den vereinigten Kräften vieler möglich wäre, einen Stamm zu tiberwinden. Höchst selten fand ich hier und da eine unterdrückte Kiefernstange, an welcher einzelne, darin gestorbene Käfer ihn verriethen. Gewöhnlich war er darin aber gar nicht einmal mit seinem Gange fertig geworden, denn dieser fand sich ganz mit Harz angefüllt. Nur selten, sieht man den Käfer darin erstickt, er mufs sich doch bei Zeiten gerettet haben. 216 Schädliche Käfer. boten hätten), im Ganzen vielleicht J des ganzen Bestandes, wurden gehauen und weggeschafft. Ferner wurden die Klafterhölzer und Bauliölzer, welche man reichlich mit Brut besetzt fand, noch vor der gänz- lichen Ausbildung derselben abgefahren, also wie Fangbäume behandelt. Ich habe diesen Fall absichtlich so ausführlich erzählt, weil er sehr lehrreich ist und zeigt, wie weit die Schädlichkeit des Käfers gehen kann, welches die ihn begünstigenden Umstände und die wichtigsten Vertilgungsmittel sind. Letztere sollen hier noch einmal im ganzen Umfange Platz finden. Die Vorbauung ist also auch hier die wichtig- ste Maafsregel. Kann man für die Entfernung des dem Käfer angenehmen Brutmaterials sorgen, nament- lich der frisch, und ganz besonders im Frühjahre und Sommer, geschlagenen oder von Raupen befressenen Hölzer und der Stöcke, dann auch kränklicher, in der Durchforstung herauszunehmender Stämme, so wird man einen Übergang desselben unter die Rinde des stehenden Holzes nicht zu fürchten haben, und selbst wenn die Witterung und Unordnung in der Waldwirthschaft, z. B. Streurechen [welches sehr disponi- ren soll (Liebich Ällg. F. u. J. Z. Jahrg. 5. S. 90. Anmerk.)] ihn begünstigt, kann er sich nicht in besorg- licher Menge vermehren. Treten diesen Maafsregeln aber Schwierigkeiten entgegen, wie z. B. im Schwedter Reviere die lästige Aufbewahrung von Deputathölzern, unerwartete Überfüllung der Ablagen und Holz- plätze, welche ich schon öfters als den Heerd der Verbreitung kennen lernte, und es tritt plötzlich eiu Frafs ein, so werden folgende Vertilgungsmittel anzuwenden sein: 1) Wenn man den Be- ginn des Frafses zeitig genug entdeckt, mufs die Fällung der angegriffenen Stämme noch vor Ausbildung der Brut, also spätestens bis Ende Juni bewirkt werden. Die Erkennung hat hier weit mehr Schwierig- keit als beim typographtts, weil pinijierda viel seltener so schädlich auftritt und dann sehr plötzlich. Man wird die drohende Gefahr besonders nach der Menge der Käfer beurtbeilen können, welche sich im Herbste in den Spitzen der Zweige und im Winter am Fufse der Stämme (gewöhnlich derselben, welche den Käfer in den Trieben beherbergten) zeigen, und an der Menge der im Winter unter den Stämmen liegenden ab- gebrochenen Zweigspitzen. Haben sich die Käfer schon in das stehende Holz eingebohrt, so bemerkt man dies am Bohrmehl (welches jedoch nicht so reichlich wie bei typographus herunterfällt) und an den Bohr- löchern, welche meistens aufsen von einem Harzwalle (s. Lebensw. Abbildung) umgeben sind und sich überdiefs in leicht zu übersehender Höhe finden. Die Spechte verrathen solche Stellen bald. 2) Ist die Entwickelung der Brut schon zu weit vorgeschritten, so ist es zwar gut, sogleich mit dem Wegräumen vor- zugehen, weil doch noch eine Menge verspäteter Familien dadurch entfernt werden können, so dringend wie bei B. typographus ist es aber nicht, da der Käfer bestimmt nicht zum zweiten Male anfliegt, sondern nach dem Ausfluge die Zweigspitzen bezieht. Daher wird aber 3) auch die Fällung der Stämme, deren Zweige angegangen sind, im September von Nutzen sein. 4) Wird im März und April des folgenden Jah- res die Fällung von Fangbäumen an Orten, wo man den Käfer weifs, äufserst wirksam sein. Mit dem Legen solcher Fangbäume kann man bis zur Mitte des Mai fortfahren. Später fliegen wenig oder gar keine Käfer mehr an und ganz gewifs nach dem Juni kein einziger mehr. Solche Fangbäume wird man, da es eine so wenig mühsame und kostspielige Arbeit ist, alljährlich, auch wenn der Käfer nicht in besorglicher Menge vorhanden ist, gut thun, zu legen. Unterdrückte und nicht brauchbare Stangen eignen sich am besten dazu. 5) Ist auch das Zusammenkehren und Verbrennen der Zweigspitzen, welche sich unter den Bäumen finden, empfohlen worden. Ich halte dies aber für eine Arbeit, deren Erfolg gar nicht mit dem dadurch verursachten Kraftaufwande im Verhältnifs steht, denn im Winter, wo die meisten Triebe herunterbrechen, finden sich wenig oder gar keine Käfer darin, und im Sommer halten sich die Käfer, die etwa zufällig mit heruntergefallen (die meisten brechen nicht sogleich herunter) nicht lange darin auf. 6) Das ebenfalls empfohlene Abschneiden der befallenen Zweigspitzen ist noch mühsamer und eben so ungewifs, denn man kann es ja dem Triebe nicht ansehen, ob der Käfer grade darin sitzt. Oft öffnete ich ganz frisch angebohrte Zweige und derKäfer war docli schon wieder heraus! Bechstein behauptet zwar, es Hylesinus Piniperdä. Verwandt. 217 sei einmal allein durch das Wegschneiden und Verbrennen der angegriffenen Zweige seinen Verheerun- gen Grenzen gesetzt worden, so wie auch schon einmal durch das Zusammenharken der unter den Bäumen liegenden Triebe der Käfer vertilgt worden sein soll {crif. Bl. X. 1. S. 89.); allein ich glaube, dafs dabei Täuschungen obgewaltet haben und dafs man weder gründlich erforscht habe: in welcher Menge das Insect vor der Operation da gewesen sei, noch dafs man recht überzeugt gewesen ist, es sei nach derselben ver- schwunden. Hr. Hart ig {Jahresher. S. 196.) hat in vielen Trieben bis 8 Käfer gefunden. Wo man sich bei einer Probesuchung von so reichlichem Inhalte der unten liegenden Triebe überzeugt, da hat man al- lerdings Grund zum Sammeln der Triebe zu schreiten. Man wird jedoch nur selten Gelegenheit dazu fin- den, denn ich habe in der That immer nur sparsam die Käfer an der Erde gefunden und Hr. Hoffelder behauptet u. A. dasselbe (s. auch die Resultate der Untersuchungen des Hrn. Utsch S. 212.). 7) Als ein neues Mittel, den häufigen Zweig-Zerstörungen zu begegnen, würde ich die Anlage gröfserer, zusammen- hängenderer Bestände an Stelle kleiner, isolirter Feldhölzer empfehlen. Ich habe mich in aufserordentlich vielen Fällen überzeugt, dafs solche schmale Streifen von Kiefern, wie man sie besonders im westlichen Deutschland häufig findet, fast immer den Käfer anlocken und denselben schon von fern durch den in der Abbildung angedeuteten spillrigen Wuchs verrathen. In dem berühmten Hauptsmoor bei Bamberg springt dies recht grell in die Augen. So lange sich die Kiefern in einem schmalen Streifen an der Nürn- berger Strafse hinziehen, zeigen sie die Angriffe des Waldgärtner. So wie aber der Bestand breiter wird (was allerdings auch mit dem nun besser werdenden Boden zusammenhängt) und sich zu beiden Seiten der Hauptstrafse ausbreitet, verschwinden die.Spuren des Käfers gänzlich und man sieht nur das kräftigste, gesundeste Holz. Verwandt sind mehrere Arten, welche jedoch theils wenig in der Lebensweise von piniperdä abweichen, wenigstens keine besonderen Vertilgungsmaafsregeln erfordern, theils noch nicht häufig gefun- den wurden, als 1) H. {Dendrodomis) minor Hart. (F. 2.), meist kleiner (1,6-1,9'"), jedoch auch dann und wann bis 2,1"' lang, aber constant verschieden dadurch, dafs auch im zweiten Zwischenräume der Flügel- decken die Reihen der behaarten Höckerchen bis zum Ende der abschüssigen Stelle (welche hier daher auch nicht gefurcht erscheint) fortgeht, und noch leichter zu unterscheiden an den doppelarmigen Wage- gäugen mit ziemlich langem Eingänge [T. VIII. F. 4., den Abschnitt einer Kiefernstange von der Seite der zum Theil noch darauf liegenden, zum Theil schon (namentlich um den gröfsten Gang herum) entfernten Rinde darstellend] und den unmittelbar aus der Splintwiege in grader Linie durch die Rinde dringenden Fluglöchern, welche wie mit No. 9 u. 10 geschossen aussehn. In Kiefern meist mit H. piniperdä zusam- men (so z. B. bei Schwedt in ungeheurer Menge) und mit diesem zugleich sich entwickelnd, jedoch ge- wöhnlich die schwächern Gipfelpartien einnehmend, oder allein an ganz schwachen Stangen vorkommend und dieselben einzeln tödtend (wie ich hier mehrmals beobachtete), auch in Trieben, und zwar nicht blofs bei uns, sondern auch in den verscliiedensten Gegenden Deutschlands, aus denen ich ihn schon erhielt. — 2) H. (Dendrocfonus) micans Kug. {H. lir/niperda Gyll., Hb., Pk.) (T. V1I.F.3.) 3-3,4'" lang, also der gröfste unter allen echten Xylophagen, in der Gestalt dem piniperdä am meisten ähnelnd und besonders verschie- den durch sehr grob und eng punktirten, glattleistigen Halsschild, grofse Punkte der Flügel und häufige Höckerchen der runzligen Zwischenräume, sehr starke, fast zottige Behaarung u. s. f., ganz besonders aber durch den merkwürdigen Rinden-Familiengang. Auf Taf. VIII. ist derselbe in mehreren Ansichten nach Zeichnungen von Hrn. Saxesen , dem ich auch die gründlichen folgenden Beobachtungen verdanke, darge- stellt. Fig. 1. zeigt ein aus dem Stamme abgespaltenes Stück Fichtenholz, au welchem unten die Rinde ge- lassen wurde, um den durch die 6 Löcher bezeichneten, horizontalen oder schwach gebogeneu (selten ver- zweigten) Verlauf des Mutterganges anzudeuten; oben aber wurde der Splint entblöfst, weil die in Masse von unten nach oben fortrückenden Larven besonders tief in denselben fressen. In Fig. 2. dagegen ist das Ee 218 ScHiDLiCHE Käfer. Rindenstück, welches den ganzen Frafs bedeckte (also auch die Gegend der Bohrlöcher) von der Bast- seite, welche auch durch den Frafs zerstört wird, gezeigt. Die Bohrlöcher sind oft (wie an dem äufserstett rechts in Fig. 1. zu sehen) mit dicken Harzgallen bedeckt. Fig. 3. zeigt wieder ein Holzstückchen, an wel- chem man unten, wo die Rinde sitzen blieb, Fluglöcher und oben, wo sie weggenommen wurde, die in dem Wurmmehl gebildeten Puppenlager (theils noch voll, theils schon leer) sieht. Hr. Saxesen fand sie auf 1-40' Höhe und als Larven überwinternd stets in lebenden Bäumen, ohne dafs diese aber, wenn sie nicht noch von andern bewohnt gewesen waren, danach eingegangen wären. Die Stelle, wo die Käfer ausfliegen, verheilt und die Rinde bleibt noch lange darüber sitzen. Die Gänge füllen sich entweder ganz voll Harz oder bleiben hohl. Überhaupt scheint eine gewaltige Harzabsonderung durch den Frafs herbei- gelockt zu werden, denn selbst das Wurmmehl, welches die fressenden hinter sich herschieben, ist ganz schmierig. Im J. 1837 fand Hr. Saxesen einen alten, starken, zugleich von Ceramhyx fuscus bewohnten Stamm, der aber nicht eingegangen war, mit den Fluglöchern des Käfers besetzt, aber werkwttrdig genug, nur an einer Seite in einem langen Streifen. Im J. 1838 fand Hr. Burckhardt den Käfer auch im Solling, aber auch als einen unschädlichen Käfer. Im September und October hatten sich in einer Fichte sowohl an der W^^rzel wie am Stamme alle Entwicklungsstufen gefunden. Einige Andeutungen bei Sierstorpff {Wurmtrockn. S. 60.) zeigen deutlich, dafs diesem das Insect schon bekannt gewesen ist. — 3) H. (Hij- lurgus) Ugniper da ¥hr., {H. elongatus Hb., H. flavipes Pnz.) (T. VII. F. 9.) fast ganz walzig und 2,4-2,6'" lang, sonst dem piniperda ziemlich ähnlich. Halsschild lang, grob und dicht punktirt mit deutlicher glat- ter Mittellinie. Punktreihen der Flügel undeutlich, besonders von der vierten an mit den sehr dicht und o-rob gerunzelten Zwischeni-äumen verlaufend. Abschüssige Stelle neben der Nath etwas eingedrückt und mit dichtsteheuden goldglänzeuden Bürstenhaaren besetzt, auch der übrige Körper lang behaart. Nur in Kiefern (bis nach Süddeutschland) und von mir nur schwärmend und auf gefällten Hölzern gefunden, über- winternd und brütend aber nur an Stöcken, wo die dicken, stark mit Wurmmehl vollgestopften und et- was geschlängelten (meist sehr langen und daher gewifs von 2 vereinigten Familien herrührenden) Gänge nach der Länge der Wurzeln herabsteigen und denen von piniperda ähneln. Im September fand ich noch Larven und Puppen, aber gewifs der ersten Generation, da es an Stöcken sicher langsam geht. Nie in jungen Kiefern und wahrscheinlich auch nie schädlich. — 4) H. (Dendroctonus) jnlosus Kn. (T. VII. F. 4.) 1,1"' lang, gestreckt. Kopf sehr klein. Zwischen Stirn und Rüssel weder Eindruck noch Leiste. Hals- schild in der Mitte am breitesten, etwas länger als breit, vorn sehr wenig eingeschnürt, äufserst fein punk- tirt, kaum geleistet, durch äufserst dichtstehende Schuppenhärchen ganz verdeckt. Flügeldecken mit fein gezähneltem, erliobenem Basalrande, dreimal länger als der Halsschild und auch breiter als derselbe, deut- lich punktirt-gestreift, hinten deutlich breiter werdend. Die Punkte viereckig. Die Brücken schmal und glatt. Die Zwischenräume runzlig-feinpunktirt, jeder mit 1 Reihe kurzer, in Grübchen stellender gelb- bräunlicher Borstenhärchen und vielen sehr kleinen Schuppenhärchen. Flügeldecken gelbbraun, Hals- schild etwas dunkler. Unterseite und Kopf schwarz, mit Ausnahme der Fühler, welche bräunlich-gelb, und der Füfse, welche hellbraun sind. Einmal von mir in geworfenen Fichten imd Lärchen im Harze in Menge gefunden. — 4) Hyl. rhododactylus Marsh. (F 13.) Dem H. pilosus sehr ähnlich, auch in dem eigenthümlichen, hinten verbreiterten Flügelschnitte, aber verschieden durch eine viel gröfsere und dickere Fühlerkeule, ferner durch die lange, deutliche, nicht schuppenförmige Behaarung des längern und schmä- lern Halsschildes, so wie besonders durch die Flügeldecken, welche viel breitere Punktreihen und viel schmalere Zwischenräume, auch viel längere, sehr dicke Borstenhaare auf denselben haben. Dunkelröth- lich-braun. Von Hrn. Kellner auf Fichtenbäumen kriechend gefunden. —6) H. (Dendroctonus) minimus Fabr. (F. 5.) 0,6'" lang, gedrungen, dem pilosus ähnlich, aber fast um die Hälfte kleiner, etwa von Gestalt imd Gröfse des Bostr. Abietis. Scheitel sehr fein quergerunzelt, matt. Stirn und der sehr kurze Rüssel Hyl. Ater. Chakacteristik. Vorkommen. Lebensweise. Fokstl. Bedeut. u. Begegn. 219 glatt, glänzend, mit Haaren, welche in der Mitte kürzer, an den Seiten etwas länger und zottiger sind. Halsschild niclit länger als breit, vorn plötzlich eingeschnürt, überall sehr fein gekürnelt und mit grauen Schüppchen bedeckt, kaum eine Mittellinie zeigend. Flügeldecken so breit wie der Halsschild und zwei und ein halb mal so lang, an der abschüssigen Stelle neben der Nath etwas eingedrückt. Die Punkte der Reihen viereckig, durch breite Brücken gesondert. Zwischenräume selir schmal, äufserst fein gerunzelt, mit grauen sehr wenig borstenartig abstellenden Schüppchen bedeckt. Unterseite sehr fein punktirt und behaai't. Füfse kurz. Farbe grauschwarz, nur das Ende der Schienen, die Fufsglieder und Fühler hell- braun, meist auch die hintere Eudigung der Flügeldecken heller durchscheinend. — Wahrscheinlich nur in Kiefern. Bei uns in Reisig (selbst bis 2" dicken Knüppeln) und lebenden Pflanzen ziemlich häufig, meist mit B. hidens (auch wohl mit H. minor) zusammen, in Sterngängen, welche gewöhnlich nur 3, sehr selten 4 Arme und sehr weitläufige Larvengänge haben (T. IX. F. 4.), so dafs in einer Stern-Familie höchstens 50-60 Larven gefunden werden. 2. H. {Hylastes) ater Payk. Schwarzer Kiefernbastkäfer. (Taf. VII. Fig. 6.) Charactekistik. 1,6-2,1'" lang, sehr lang gestreckt, ganz walzig, bis auf das vordere, etwas verschmälerte Drittbeil des, viel längeren als breiten, kahlen Halsschildes. Die Punkte desselben ziemlich dicht und tief und die glatten Zwisclienräume netzförmig-verzweigt. Nur in der Mitte eine feine glatte Mittellinie. Rüsselseite sehr laug und deutlich und der über jedem Oberkiefer befindliche Eindruck sehr ansehnlich. Flügeldecken kaum doppelt so lang als Halsschild. Die Reihenpunkte durch breite Brücken gesondert und die Zwischenräume deutliche kleine borstentragende Grübchen zeigend. Die Borstenhär- chen sehr fein, kurz aber sehr dicht stehend. Die Punktirung der Unterseite grob und weitläufig, beim Männchen noch gröber als beim Weibchen. Beim Männchen überdiefs der letzte Ring unten in der Mitte etwas eingedrückt, beim Weibchen eben oder schwach gewölbt. Farbe allermeist rein .schwarz bis auf die Fühler, den vordem Halsschildrand, einen kleinen Schulterfleck, die Fufsglieder und die Enden der Schienen, welche heller sind. Vorkommen. So viel ich bis jetzt von Andern erfahren konnte und nach meinen eigueu, sehr häufig wiederholten Beobachtungen nur in Kiefern. In Fichten wird man wahrscheinlich immer nur den so leicht zu verwechselnden H. cunicidarius finden. Lebensweise, Forstliche Bedeutung und Begegnung. Der Käfer hat höchstwahrscheinlich nur eine Generation, denn im Mai und Juni bemerkte ich die Brut desselben mehrmals noch wenig vorge- schritten und ein anderes Mal fand ich im September die eben entwickelten Käfer und daneben nocii ein- zelne Puppen. Dies war in Stöcken, wo der Käfer in der Regel und zwar in geraden Wagegängen zu brüten scheint. In Kiefern-Stöcken habe ich ihn auch immer wieder brütend gefunden. Ob die Gänge aber Wagegänge sind, daran zweifle ich fast. Einmal wenigstens habe ich den Käfer ganz deutlich in Lothgängen bemerkt. Es ist gar nicht leicht darüber Gewifsheit zu erhalten, weil die Käfer nach dem Aus- kommen überall bin fressen und die Gänge dadurch zerstören, oft auch wolil von andern Insekten, wie Curculio Pini u. dgl. darin unterstützt werden. Hr. H artig {Jahresber. S. 196.) fand im J. 1835 in der Mitte des August die Brut schwärmend und i. J. 1834 u. 1836 den Käfer in der Mitte des September ge- meinschaftlich mit Bostrichus Laricis unter der Rinde von Kiefern-Klafterholz. Ich halte dafür, dafs die- ser Aufenthalt von der eben ausgekommenen Brut gesucht worden sei. Ausnahmsweise greift er jedoch auch die jungen 4-8jährigeu Kiefern auf Cultureu an und zerstört dieselben 1) im Sommer gemeinschaftlich mit-B. laricis und hidens und mit Cure, notatus und 2) im Herbst und Winter mit Hyl. angiistatus, opacus u. A. Ich habe ihn nämlich um diese Zeit und im Winter bei lauem Wetter auch fressend, diclit über dem Wurzelknoten gefunden. Die Käfer hatten hier nur unregelmäfsig verzweigte (also keine Brut-) Gänge Ee2 220 Schädliche Käfer. ausgefressen. Eine Menge alter Kiefernstöcke waren in der Nähe und von ihnen war die Ansteckung ganz gewifs ausgegangen. Dafs der Käfer wenigstens zu den merklich schädlichen zu rechnen sei, ist klar, denn er zerstört nicht blofs in Gesellschaft anderer, sondern auch ganz allein junge Pflanzen. Diese sind sehr bald an den gelben Nadeln und der aufgetriebenen, harzig-unebnen Basis der Stämme zu erken- nen. Die Wurzeln werden locker und man zieht die Pflanze leicht mit einer Hand aus. Die Vertilgung also wie bei C. nofatus S. 144. An Fangbäumen hält er sich wohl einige Tage auf, wird auch selbst in Be- gattung hier getrofi"en und fängt auch an Gänge zu bohren, aber immer findet man dieselben nach einigen Tagen wieder verlassen, wahrscheinlich weil er harzigere (Stockholz-) Theile liebt. Hr. H. Pfeil brachte im Herbst Exemplare von der Insel Usedom in Pommern, welche sich in Kiefern-Zweigspitzengefunden haben sollen. Bis jetzt ist die Beobachtung meines Wissens noch nicht wieder gemacht worden (s. Lfo^. Carol. Akad. Vol. XVII. P. I. S. 459.). Verwandt in Bildung und Lebensweise ist 1) der 1,4-1,5'" lange H. angustatus Hb., welchen, ich mit H. ater immer zusammen fand und der ebenfalls allermeist schwarz, ihm auch in dem ziemlich schmalen und vollkommen walzigen Bau sehr ähnelt, aber verschieden ist durch die völlige Glanzlosigkeit, den Mangel der Rüsselleiste, dann durch eine, zwar nur sehr schmale aber ganz durchgehende, wirklich etwas erhabene Mittelleiste des grob und sehr eng- (daher auch ruuzlich-) punktirten Halsschildes, dessen Punkte auchHärchentragen, ferner durch stärkere und längere Haare der Flügel. Von diesem imterscheidet Hr. Erichson (Wiegm. Arch. S.51.}: 2) den mit den vorigen beiden stets zusammen lebenden i/.o^ffats 111. (T. VII. F. 8.) und zwar besonders wegen der etwas gedrungneren Gestalt und des Mangels einer Fur- che am Rüsselgrunde und der nicht aufgeworfenen Flügelbasis. 3) Den H. attenuatus, dem vorigen auch sehr ähnlich, aber stets höchstens 1,4'" lang und schmaler, eine schwache Rüsselfurche, sehr breite glatte Mittelleiste des änfserst grob punktirten, etwas niedergedrückten Halsschildes, regelmäfsige Borstenreihen der Flügelzwischenräume zeigend imd an den Flügeln meist braunroth, am Halsschilde aber schwärzlich erscheinend. — 4) Den H. linearis, welcher dem H. ater am meisten ähnelt, aber nur 1,6'" lang und noch schmaler ist, keine Rüsselleiste und einen langrunzlich-tiefpunktirten Halsschild hat. 5) H. hrunneus, ebenfalls dem ater am meisten ähnelnd, auch in der Gröfse (l,9'"-2'"), aber breiter, mit schmalerem Kopf und schmalerem, schwachgeleisteten Rüssel, kürzerem, ziemlich weitläufig und nicht runzlich-puuktirten Halsschild und helleren Farben. Die beiden letzten die seltensten, gewifs aber auch, da die vorliegenden Exemplare aus unsern Gegenden sind, aus Kiefern. 3. H. {Hylastes) cimicularius Kn. {H. scabrifrons St.). Schwarzer Fichteubastkäfer. (T. VII. F. 7.) Characteristik. 1,9-2,1'" lang, dem H. ater äufserst ähnlich, auch schwarz, aber verschieden durch gedrungenere Form. Rüssel breit mit schwachem Leistchen. Halsschild nicht breiter als lang, eiförmig-kuglig, seiir grob und dicht punktirt, mit fehlender oder nur undeutlicher, glatter Mittellinie. Die Flügel nicht viel mehr als doppelt so lang als Halsschild. Die Reihenpunkte gröfser und die Zwischen- räume schmaler, auch die Brücken deutlicher. Die 3te und folgenden verlieren immer mehr an Tiefe und Deutlichkeit. Vorkommen u. s. f. So viel wissen wir über diese, früher weder von einem Forstschriftsteller noch von einem Entomologen besprochene, interessante Art, welche sehr verbreitet und auch oft sehr ge- mein sein mufs (Harz, Schwarzwald, Thüringen, Baiern), dafs sie in der Fichte lebt und wahrscheinlich auch nur in dieser brütet. Hr. Kellner hat sie eben so an jungen, abgestorbenen Fichten im vorigen Früh- jahre in der Wurzelgegend fressend gefunden, wie wir es von ater an jungen Kiefern schilderten (s. auch S. 159.). Die mir zur Ansichtmitgetheilten Stämmclien sind 3- und4jährig und der Frafs glich vollkommen dem von ater. Höchstwahrscheinlich brütet der Käfer auch in Stöcken wie ater, denn Hr. Saxesen fand den Hylesinus Palliatus. Namen. Characteristik. Vorkommen. Forstl. Bed. u. Begegn. 221 Küfer an Stucken-Malterbiinken der Kohlplätze und fand auch selbst in den Gängen unter der Rinde alte ab- gestorbene Käfer und draufsen munter herumschwärmende. Herr Hartig (Jahresber. S. 197.) theilt als eine, diese Erfahrung noch mehr bestätigende Thatsache mit, dafs unter den Papieren seines Vaters eine Tasche mit mehreren Exemplaren dieses Käfers sich gefunden und die Aufschrift geführt habe „an den Wurzeln junger Fichten fressend". Hr. Saxesen hat neuerlich einzelne Exemplare des Käfers am Einersberge an Fichtenstücken bis 2' hoch über der Erde gefunden. Gewifs hatten sie hier nicht gebrütet. Auf Fichten- culturen hat man also auch auf diesen zu achten und die befallenen Pflanzen im Winter auszureifsen. Das Stockroden wird dies unnöthig machen. 4. H. {mßastes) palUatns Gyll. Gelbbrauner Bastkäfer. (Taf. VII. Fig. 10. Taf. XIV. Fig. 19-21.) Namen. Man vermuthet, dafs diese Art der als braune Varietät von Herbst angeführte H. angu- status sei. Hierher gehört auch nach dem Berl. Mus. der if. »nar^maij^s Duftsc hm. Ob Bechstein's Bost. ahietiperda dieser sei, ist nicht bestimmt zu ermitteln. Es wird aber gewöhnlich angenommen, auch von Hrn. Thiersch [von welchem ich den palliatus selbst erhielt, jedoch mit dem sehr verwandten decu- manus (s. S. 222.) zusammen, worauf auch seine Bemerkungen {Forstms. S. 20.) hindeuten]. Characteristik. 1,4-1,6'" lang. Dem H. ater und dessen Verwandten ähnlich, aber gewöhn- lich auf den ersten Blick durch seine mehr oder weniger hellbraune Farbe und sehr gedrungene, auch we- gen der vordem Einschnürung mehr an pinipenla erinnernde Gestalt kenntlich. Der schwach geleistete Rüssel durch eine starke Halbkreisfurche vom Kopfe getrennt. Halsschild nicht länger als breit, vorn stark eingeschnürt, dicht runzlich punktirt mit deutlich hervorstehendem, aber nach vorn nur bis zur Einschnü- rung reichenden Leistchen. Flügeldecken wenig mehr als 2mal länger als Halssehild, mit vorstehendem Basalrande und in Furchen vertieften Punktreihen, schmalen Brücken und schmalen, runzlichen Zwischen- räumen. Die in deutlichen Grübchen stehenden Borstenhaare der Zwischenräume sparsamer und nur in 1 Reihe, die graugelben Schuppenhärchen und kleineren Härchen dagegen überall dicht stehend. Vorkommen. Nach den von mir in den verschiedensten Gegenden eingezogenen Erkundigungen (auch nach Hrn. Menetries in Rufsland) ist der Käfer geo- und phytographisch sehr verbreitet denn er bewohnt Fichten, Weifstannen, Kiefern und Lärchen, ja scheut sich nicht, bei uns sogar unter Buchenrinde zu überM'intern: etwas sehr Auffallendes, was mir noch bei keinem andern Nadelholzborkenkäfer vorge- kommen ist. Schädlich scheint er jedoch nur der Fichte und Weifstanne zu werden, nicht aber der Kie- fer. Er schwärmt sehr früh. Hr. Saxesen fand ihn schon gegen Ende des März, wo noch viel Schnee lag, mit B. Uneatus zusammen fliegend, als von B. typographus und Laricis noch nichts zu sehen war. Bei uns erscheint er mit H. piniperda und ater zusammen. Nach HH. Thiersch und Warnkönig zieht er die im Schatten liegenden Hölzer bei seinen Angriffen vor und liebt ganz feuchte Rinden. Seine Gänge zeigt eine auf T. IX. F. 1. lithographirte Zeichnung von Hrn. Saxesen.' Mau sieht ein Stück Fichtenrinde von der Bastseite mit 2 Muttergängen. Diese sind bereits durch den Bast durchgedrungen. Die Eier müssen aber in der Rinde selbst abgelegt worden sein, denn man sieht, dafs die Larven sich erst in einiger Entfernung von dem Muttergange bis auf die Splintfläche durchgearbeitet hatten. Unter Kiefernrinde habe ich die Muttergänge auch schon länger gesehen und mit zahlreicherer Brut besetzt, die nach Thiersch wohl bis auf 80 steigt. Umstehend sieht man auch von der Borkenseite die Fluglöcher einer Familie (wie mit No. 9 oder 10 geschossen), mit dem durchpunktirten Muttergange, von dem sie abstammten, wonach die Zahl der wirklich ausfliegenden Käfer sich auch nicht so hoch stellt. Forstliche Bedeutung und Begegnung. Sehr schädlich. Nach Bechstein haben die Käfer in gesunden Weifstannen von 60-80 Jahren, die sie in der Mitte ihrer Höhe anflogen, gehauset und viele Stämme getödtet. Darin liegt ein Beweis mehr, dafs er wirklich Aen palliatus meint, denn was sollte sonst 222 Schädliche Käfer. Ähnliches Weifstannen angreifen? Hr. Kellner ist sogar der Meinung, dafs der Käfer nach dem typo- graphus der schädlichste für die Fichten sei, und konnte sogleich am Rennstiege einige Stämme nachweisen, die in Folge seiner Angriffe trocken geworden waren. Auch Hr. V.Berg, Hr. Saxesen u. A. bestätigen dies. Obwohl er im Harze allgemein Astkäfer genannt wird, so glaubt Hr. Saxesen doch, dafs dies Prädicat mehr dem B. chalcograpJms und abietis gebühre. Es fiel ihm besonders auf, dafs der Käfer gern unmittel- bar nach dem Fällen in Masse die Fichtenstöcke befiel und sich am Sägeschnitte in den Bast einbohrte. Der Forstmann hat daher auf diesen Käfer zu achten und, wenn sich derselbe in Klaftern und Stöcken (wo er sich am liebsten hält) auffallend vermehrt, niclit ruhig zuzusehen. Bis jetzt kennen wir keine andern Mittel gegen ihn als die gegen den typorjraphus (s. S. 184.) erwähnten. Verwandt sind 1) H. (Hylasfes) decumanus E r. (Taf. VII. F. 11.), 2,1-2,6'" lang, mit stark vertiefter Rüssel-Halbkreisfurche und kurzem, aber scharfen Leistchen, sehr grob und dicht runzlich-punktirtem Schildchen. Die Punkte der in Furchen liegenden Flügelreilien rund und die Zwischenräume so wie die Brücken gablig-ruuzlich-gekörnelt. Grundfarbe dunkelbraun (seltner heller) ins Bräunlich-gelbe -schil- lernd, wegen der Schuppenhärchen. In Fichten [Tiittringer Wald (hier nur an den höchsten Bergen), Erzgebirge, Schlesien, auch im Harz von Hrn. Saxesen an Stöcken und von mir an liegenden Stämmen ge- funden], gewöhnlich mit H. palliafns, auch wohl mit B. autograplms zusammen. Muttergänge 2-3" laug, sehr breit. Larvengänge sehr bunt durcheinander. Letzere rührten nach Hrn. Kellner noch von vor- jähriger Brut her (hätten also anderthalb- bis 2jährige Generation?). 2) H. (Hylasfes) Trifolü Müll., nur 1"' lang, auch gedrungener als palUatus und verschieden durch vorn weniger eingeschnürten, äufserst dicht und fein-runzlich-puuktirten und nur undeutlich geleisteten, stark behaarten Halsschild und dichte und lange Borstenhaar-Reihen der Flügeldecken und helle Fühler. Die abschüssige Stelle hoch imd fast senkrecht. Wahrscheinlich doch auch in Hölzern (Süddeutscidand, Ost- und Westpreufsen, Pommern). b. H. pMiyraphus'LiMii. {Poliyr(qjJms puhescenz Er.). Doppeläugiger Bastkäfer. (Taf. VII. Fig. 12.) Namen. Linne nennt schon idiu^vt. Dermestes pollyraphus, beschreibt diesen aber eben so wenig deutlich wie die meisten seiner Nachfolger, so dafs auch höchstwahrscheinlich sehr Verschiednes unter dem Namen ging. Hätte man doch auf die Doppeläugigkeit geachtet! Nach Hrn. Erichson gehört auch H. pn- hescens Fabr. hierher. Characteristik. 0,9-1,1"' lang, ziemlich gedrungen, vor allen ausgezeichnet durch die, jedes Auge in 2 gleiche Hälften theilende, behaarte Fortsetzung der Wange. Fühler (F. 12e) mit 4gliedrigem Geifsel- faden und fester, behaarter, au der Basis noch ein kleines Gliedchen zeigender, schief zugespitzter Keule. Halsscbild in der Mitte am breitesten, vorn etwas verschmälert, kaum länger als breit, häufig und fein punk- Hylesinus Crenatus. Namen. Chakacteristik. Vorkommen. 225- tirt, mit sehr feinen, unter den kleinen schuppenförmigen, graugelben Härciien verborgenen Längsleistchen. Flügeldecken zweimal so lang als Halsschild, abschüssig, sehr fein runzlich-punktirt. Nur neben der Nath eine vertiefte Reihe und daneben nur Anfang und Ende einer zweiten. Zwischenräume mit einer Reihe sehr kleiner Höckerchen. Oben mit grau-bräunlichen Schuppenhärchen, unten mit gelblich-grauen Haaren. Die Grundfarbe schmutzig röthlich-braun. Vorkommen u. s. f. In Fichten und zwar sehr verbreitet, vom südlichen Deutschland (Hr. Waltl) bis Schweden und Ostpreufsen. Seine Gänge sind zweiarmige Wagegänge. Wenn sie auch nicht im- mer vollkommen wagerecht laufen, so sind sie doch nie ganz lothrecht. Meist sind sie stark geschlängelt und beide von einer grofsen Rammelkammer abgehende Arme messen 1-1^" und sind fast 0,8'" breit. Die mehr oder weniger lothrechten Larvengänge zerstören den Bast in hohem Grade. Sehr oberflächliche Splintwiegeu. Hr. v. Burgsdorf sandte mir im Sommer,, 1835 zahlreiche Exemplare, welche unter der Rinde theils stärkerer Stammabschnitte, theils kleiner Zweige mit Bostr. abietis, pusillus und pitijographus zusammen leben. Es hatte sich in allen jungen und etwas altern (d. h. den in der IV., V., VI. Periode stehenden) sehr nachtheilig gezeigt. Die Stämme starben schon während des Frafses und ganze Horste gingen so ein. Ebenso erhielt ich von Hrn. Zebe den Käfer in Holzscheiten von trocken gewordenen Fichten. Hr. Feldjäger v. Erdmann fand ihn auf einer Harzreise bei Lautenthal in Fichtenpflanzen mit B. ab/fies zusammen. Nach Hrn. Burckhardt zerstörte er im J. 1838 theils mit H. palliatus zusammen, theils allein, eine erhebliche Anzahl guter Stämme. Im September und October war von beiden nur Brut (also wohl die zweite) vorhanden gewesen. Man mufs daher sorgfältig auf ihn achten und wird ihn in der Regel gemeinschaftlich mit den andern vertilgen können, und zwar auf die bei B. typographus angege- bene Weise. ** Nur in Laubhölzern. 6. H. crenatus Fabr. Grosser schwarzer Eschen-Bastkäfer. (Taf. VII. Fig. 14.) Namen. Da er wenig bekannt ist, so giebt^^es wohl nicht viel Namen für denselben. Panzer's Basti: crenatus gehört aber bestimmt nicht hierher, sondern wahrscheinlich zu H. decumanus. Chakacteristik. 2-2,8'" laug und bis 1,4'" breit, also der gedrungenste unter allen. Rüssel sehr kurz und dick, mit einem schwachen, bis fast auf den Scheitel fortsetzenden Leistchen. Halsschild so breit als lang, höckrigundnur ganz hinten schmal puntirkt, in der Mitte mit ganz kurzer glatter Stelle. Flü- geldecken mit stark erhabenen, gezähnelten Vorderrande (daher auch vertieftem kleinen Schildchen), in der Mitte am breitesten, nach hinten allmälig verschmälert, nur wenig abschüssig (defshalb sowohl, wie auch wegen des aufsteigenden Hinterleibes Eccoptogaster ähnlich), mit stark vertieften, grofsen Punkten und äufserst stark gekörnt-runzlichen Zwischenräumen. Schwarz mit oben sehr kurzen und nur an der Unterseite längeren, goldgelben Haaren. Vorkommen u. s. f. An Eschen (von Hrn. v. Panne witz in Oberschlesien, Hrn. Erichson auf Rügen, Hrn. Waltl in Baieru und mir im Harze am kleinen Dambachskopfe gefunden). Ich sähe ihn nur an Stöcken, jedoch noch ganz frischen uralter Bäume. Seine Gänge sind kurze dicke, höchstens 1" lange (aber nur 2'" breite) stets etwas -^ gekrümmte einarmige Wagegänge. Die Fluglöcher wie mit No. 5 oder 6 geschossen. Die Bohrlöcher in der Tiefe der gröbsten Risse schief. Rindenwiegen. Einigen Nachrich- ten aus Oberschlesien zufolge schien er dort gefährlich werden zu wollen. Schon den 6ten April hatte er sich in stehendes Holz eingebohrt. 224 Schädliche Käfer. 7. H. Fraxini Fabr. Bunter Eschen-Bastkäfer. (Taf. VII. Fig. 15.) Namen. Nach Hrn. Erichson ist i/^. varius blofs kleine Varietät und H. melanocephalus der aus- gefärbte Käfer. Auch Anthrilms puhescens Fabr. gehört hierher. Chauactekistik. 1,4-1,6'" lang, gedrungen. Halsschild viel breiter als laug, vorn zurückgedrüekt, fein-höckrig, ohne Mittelleiste. Flügeldecken mit erhobenem Vorderrande, in der Mitte nicht breiter als vorn, nach hinten allmälig verschmälert und deutlich abschüssig, mit deutlichen, feinen Punktreihen. Die Zwischenräume mit einer Reihe kleiner Grübchen, jedes mit einem ganz kurzen Borstenhärchen. Hinter- leib wenig ansteigend. Der ganze Körper matt und gröfstentheils mit kleinen, anliegenden bräunlich-gel- ben Schuppenhärchen bedeckt, welche auf den Flügeln hier und da Flecke der schwarzen Grundfarbe durch- blicken lassen — daher bunt. — Vorkommen und Lebensweise. In Eschen überall verbreitet vom südlichen Deutschland bis Schweden, Ostpreufsen, Petersburg, Caucasus (Hr. Menetries). Im Harze und in Berliner Gärten (bei Hrn. Bouche) habe ich den Käfer selbst beobachtet. Die Generation ist gewifs nur einjährig, denn im Harze bemerkte ich bei 2000' Höhe (wo die Brut erst spät im Mai angefangen haben konnte) die Käfer im September noch nicht ausgeflogen. Selbst in Passau sähe sie Hr. Wal tl erst Ende April schwärmen. Die Gänge sind doppelarmige Wagegänge, die aber an dünnen Ästen auch diagonal oder wohl gar lothrecht laufen. Der Eingang kurz. Auf T. VIII. F. 5. ist ein von einer etwa 20jährigen Esche (aus der Gegend des grofsen Dambachs-Kopfes im Harze) abgeschnittenes Holzstück dargestellt. Es zeigt, dafs die Larven, welche gewöhnlich tiefe Furchen, sowohl im Splint wie im Baste nagen, erwachsen waren und auch schon hier und da angefangen hatten, sich in den Splint einzufressen. Haben dies alle gethan, so zeigt das Holz unzählige Löcher, in welchen die Puppen (die man jedoch auch ausnahmsweise auf dem Splinte oben auf liegend tindet) mit dem Kopfe nach aufsen gewendet sind. Wenn sie ausfliegen wollen, bohren sie grade durch die Rinde und diese erscheint wie mit No. !> oder 10 geschossen. Ich kenne kein Insekt, welc])es in so dicht beisammen wohnenden Familien frifst. Oft sieht man Furche an Furche auf dem Splint und den Bast gänzlich in AVurmmehl verwandelt. Dafs dieser Käfer zu den sehr schädlichen gehört, hat kürzlich ein Frafs in Ostpreufsen gezeigt. Hr. Rafsmann schreibt mir darüber im Sommer 1836: Der Käfer hatte fast alle nicht unbedeutenden Eschen in den beiden Oberförstereien Alt-und Neu-Sternberg seit einem Jahre befallen. Er liebt vorzugsweise die gesundesten Stämme von geringer und mittler Stärke. Über den Frafs in Ostpreufsen haben wir noch neuere Mittheilungen erhalten. Eine von Herrn Rafsmann ist in Pfeil' s crit. Bl. (Bd. XII. H. 2. S. 187.) abgedruckt und mit einer Bemerkung von mir be- gleitet. Es ist mir nämlich noch nicht vorgekommen, dafs der Käfer, wenn er wirklich im Stamme brütet, nicht auch die Basthaut durchdringen sollte, eben so wenig wie ich gesehen habe, dafs er den Splint l)is auf das ältere Holz zerstört. Es kommt wohl vor, dafs der Käfer blofs in der eigentlichen Rinde sitzt, wie ich das auch in Hrn. Bouche 's Garten sähe (s. S. 160. Anmerk.). Dann brütet er aber auch bestimmt nicht daselbst, sondern zieht nach einiger Zeit wieder ab. Die gröfste Tiefe, bis zu welcher ich den Kä- fer in den Splint eindringen sähe, beträgt höchstens 3^"! Hr. Rafsmann fand im J. 1837 bei einer wie- derholten Revision auch nicht einen einzigen (?) lebenden Käfer mehr, indem, wie er sagt, sämmtliclie in ihrem Winteraufeuthalte (der Stammrinde) beiindlichen Exemplare todte Hüllen waren. Sollte der Käfer so empfindlich sein, dafs der anhaltende Winter ihn hier hätte tödten können? Er berichtet, dafs nur wenige vom Käfer ergriffene, stehende Eschen ganz eingegangen wären, während mehrere kränkelten, die meisten jedoch — wenigstens scheinbar gesund — fort vegetirten. Allenthalben bemerkte man, wie sich die vom Käfer und den Spechten zerstörten Rindenstellen regenerirten. Ein noch späteres Schreiben von Hrn. V. Burgsdorf entiiält ebenfalls einige beachtenswerthe Zusätze zur Lebensweise des Käfers, den wir EccoPTOGASTER, Namen. Characteristik. 225 auch noch ferner sorgfilltig beobachten müssen. Ich ersehe daraus nämlich, dafs der Hr. Oberförster Froembling zu Neu-Sternberg den Käfer auch in der dickem Rinde der Aspen (Poptdus tremula) gefun- den haben will, was mir indessen noch der Bestätigung zu bedürfen scheint. Auch wird darin nachgewie- sen, dafs dem Käfer auch durch Fangbäume begegnet werden könnte. Denn, wenn derselbe auch, wie alle Nachrichten dies übereinstimmend angeben, am liebsten die gesundesten Stämme befällt, so geht er doch nichts desto weniger auch ganz abgestandene an und selbst das eingeschlagene Klafterholz. Als Be- weis dafür wird Folgendes angeführt. In einem Schlage des Alt-Sternberger Forstes wurden im Winter 1835-36 durch Holzdiebe drei Eschen gefällt, deren Stammenden von den Wipfeln mittelst der Säge ge- trennt und verkauft wurden. Die 3 Wipfel, welche liegen blieben und keine Spur des Käfers im Winter bemerken liefsen, wurden im Mai 1836 so stark angebohrt, dafs man sie als Fangbäume benutzen konnte. Die 15- 20jährigen Stämme, in welchen ich ihn im Harze beobachtete, waren entweder ganz von ihm besetzt oder nur die Äste. Hr. Feldjäger Wiese erzählte mir, dafs in seiner (Elb-) Gegend oft über Unbrauch- barkeit der Eschenäste (welche zu Sensen sehr gesucht werden) wegen Wurmfrafses geklagt würde. Bis jetzt kennen wir keine andre Begegnung als die schleunige Entfernung oder das Abborken der befallenen Stämme, welche, wenn die Brut begünstigt wurde, sonst ganze Reviere anstecken. Da der Käfer spät ausfliegt (gewifs nirgend vor der Mitte des Juli) und die Gegenwart der Brut sich bald durch Welken der Stämme oder einzelner Äste, wie durch die Bohrlöchar verräth, so wird man noch in dem Frafssommer ■dazu schreiten können. Verwandt ist H. vittatus Fabr., kaum V" lang, auch ziemlich schmal, aber stark gewölbt, mit grau-weifsen, bräunlich-gelben und dunkelbraunen, mosaikartigen (häufig bleichen oder abgeriebenen) Flecken, welche besonders auf den Flügeln einige Stufenzeichnungen bilden und die Nath hinter dem Schildchen wie einen Rhombus einschliefsen. — Ob auch in Eschen? Dritte Gattung. Eccoptofjaster Hb. Splintkäfer. (Taf. X.) Namen. Von sttKoirrftv ausschneiden oder unterbrechen (nämlich die grade Linie des Hinterleibes yaaijg). Der sonst auch wohl für diese Gattung gebräuchliche Name Scohjtus ist, da er zugleich einer Raubkäfergattung {Omojyhron) gehört, zu verlassen. Characteristik. Die Käfer von allen unterschieden durch den ansteigenden, oft sogar recht- winklig eingedrückten Hinterleib und die nicht abschüssigen Flügel (s. T. X. F. 2.) Der nach unten stark gewölbte, grofse Kopf wird von dem vorn verengten, punktirten, stark gewölbten, nie geleisteten Hals- schilde nicht ganz aufgenommen und hat eine Rüsselspur. Fühler (T. X. F. 4e) kurz. Keule zusammen- gedrückt, fest, undeutlich 5gliedrig, länger als der 6gliedrige Geifselfaden. Augen lang und schmal, nie- dergedrückt, vorn stark gebuchtet. Flügel höchstens IJmal länger als Halsschild, fast viereckig, an den Seiten gewölbt, aber nicht nach hinten (nicht abschüssig) und daher kaum den Hinterleib deckend. Der Anfang (öfters auch das Ende) der Nath so wie das grofse dreieckige Schildchen vertieft. Die Vorder- hüften meist deutlich durch einen Zwischenraum getrennt. Schienen zusammengedrückt, am Aufsenrande ganz, an der Spitze hakig und 3tes Fufsglied sehr grofs, 2 lappig (F. 4 g). Farben mehr dunkel als hell, gewöhnlich glänzend röthlich-braun, wenigstens an den Rändern. Behaarung oben stets sparsamer, unten dichter, meist glänzend bräunlich-gelb. Männchen mit vertiefter, stark bürstenartig-gelbhaariger (beim "Weibchen etwas gewölbter) Stirn nnd eingedrücktem, stark borsteuwimprigen (beim Weibchen fast ver- Ff 226 Schädliche Käfer. tikalen und, so wie die ganze meist schwächer behaarte Unterseite, gröber und dichter punktirten) letztea Hinterleibsringe und im Tode meist dahinter vorragender Ruthe. Die Larven (T. XIV. F. 25, 27. von E. intri- catus) sehr gedrungen, die 3 ersten Ringe am meisten gewölbt, besonders der erste, welcher 4 dreieckige^ dunklere, hornige Schildchen trägt, von denen 2 und 2 auch wohl durch ein Querschildchen vorn zusam- menhangen. Behaarung ausnehmend schwach, meist ganz fehlend. Kopf auffallend lang und schmal (F. 27.). Fühleranlagen sehr deutlich. Puppen (F. 26. von£^. intricatus) kurz und gedrungen. Kopf grofs mit fast parallel gelagerten dickkeuligen Fühlern. Schienen gekrümmt. Unterflügel lang, die Oberflügel überra- gend. Hinterleib eingedrückt. Behaarung äufserst schwach. Dornhöcker am Rücken kurz. Vorkommen u. s. f. Höchstwahrscheinlich nur in Laubhölzern. Bechstein's und Anderer An- gaben vom Vorkommen in Nadelhölzern sind unzuverlässig. In keiner Gattung treffen wir so viele Wage- gänge (aber nie doppelarmige) und so häufig Splintwiegen, als in dieser. Zum Anbohren wählen sie gern grofse Risse der Borke. Hr. Waltl sähe bei E. intricatus^ dafs Männchen und Weibchen bei der Begat- tung in grader Linie, anus gegen anus gekehrt standen (wie Falter). Nach dem Ablegen pflegt das Weib- chen bis in das Bohrloch zurückzukehren und hier, den Eingang mit dem Hiuterleibe verschliefsend, zu sterben. Da sie bisher wenig beobachtet waren, so kennen wir die forstliche Bedeutung derselben und die Begegnung noch nicht hinlänglich. Indessen haben die wenigen, in neuesten Zeiten gemachten Erfahrungen schon einige sehr und merklich schädliche unter ihnen nachgewiesen. Der, besonders in Rüstern und Eichen (wo die wichtigsten Splintkäfer sich halten) wirthschaftende Forstmann hat daher auf sie so gut wie auf Borkenkäfer zu achten, und im Falle sich Trocknifs irgendwo zeigt, sogleich die- frisch angebohrten Stämme mit der Brut zu entfernen. Es wäre wichtig bei einem grofsen Frafse die An- wendung von Fangbäumen zu versuchen, die man in Schatten werfen könnte, um das schnelle Austrock- nen zu verhindern. Natürlich sie dürften nicht zu früh, sondern müssen grade zur Schwärmzeit ge- fällt werden. Arten. * Hinterleib (wenigstens beim Männchen) an der Unterseite mit Höckerchen oder Zähnchen. 1. E. Scolytus Hb. (Hylesinus Scohjtus Fbr.) Grofs er Rüstern-Splintkäfer. (Taf. X. Fig. 4.) Characteristik. 1,9-2,7'" lang. Stirn und Rüssel ohne Leiste. Halsschild merklicli breiter als lang, fein und gleichmäfsig, in der Mitte fast verschwindend-punktirt. Flügel sehr wenig länger als Hals- schild, hinten merklich verschmälert, mit etwas vorgezogener Spitze. Punktreihen ziemlich vertieft. Zwi- schenräume sehr breit und mit zahlreichen, meist 2, öfters bis 3 Reihen bildenden Punkten. Nath nur an der Basis niedergedrückt. Hinterleib stark eingedrückt. Der 3te und 4te Ring am Hinterraude (bei beiden Geschlechtern) in der Mitte mit einem Wärzchen und der 2te, 3te und 4te an den Seiten gezähnt.. Flügel und Beine meist röthlich-braun oder schwarz gefleckt; Kopf, Halsschild und Unterseite dagegen gröfstentheils schwarz. Vorkommen u. s. f. In Rüstern (Ulmus campestris und suherosa) und wahrscheinlich auch nur in diesen gemein, denn erst eine einzige Beobachtung (von mir selbst im Kesten-Thale an den Bode-Klip- pen des Thaleschen Revieres angestellt) kennt ihn in Eschen, aber sehr verbreitet, denn sowohl in Böh- men, Ostreich (Fe i s tm. I. 359.) und Bayern, als auch im nördlichen Deutschland bis Schweden und Rufs- land, sogar in England ist er nachgewiesen. Im Lödderitzer Revier fand ich ihn schon im J. 1835 in eini- gen, aus unbekannten Gründen vertrockneten, starken Rüstern, imd im J. 1836 sah ihn Hr. v. Meyer inck noch mehr um sich greifen, so dafs einzelne Baumgruppen ganz zerstört wurden ; es wäre auch vielleicht ein noch ausgedehnterer Frafs entstanden, wenn ihn nicht die rauhe Witterung des Sommers unterdrückt. ECCOPTOGASTER SCOLYTUS. VORKOMMEN. 227 hätte. Er griff hier ganz gesunde grofse Biiume an. Diese waren oft völlig bedeckt mit den Gängen und wurden vom Specht, der sogar tief ins Holz hackt, hier und da gänzlich abgeborkt. Die Gänge (T. XL F. 1.) sind kurz und breit, meist mit 2, immer in der Tiefe der Risse liegenden Bohrlöchern, lothrecht und die Larvengänge laufen verworren durch einander, so dafs oft der ganze Bast in Wurmmehl verwandelt wird. Die Wiege meist in der Rinde, zuweilen auch im Splinte. Als ich die kurzen, von mir abgebilde- ten Muttergänge beschrieb, standen mir nur wenige gute Rindenstücke zu Gebote. An den meisten hatten die ausgekommenen Käfer so bunt durch einander laufende Gänge gefressen, dafs man nichts mehr mit Bestimmtheit erkannte. Später erhielt unsre Sammlung durch Hrn. v. Meyerinck die vortrefflichsten Gang-Exemplare, theils auf dem Baste, theils auch auf dem Holze abgedrückt. An diesen sähe ich denn ganz bestimmt, dafs die Abbildung dennoch ganz characteristisch sei, indem die allermeisten Muttergänge kaum 1" lang, sehr selten bis 2" lang sind (wie die Eccoptogastern mit Lothgängen meist solche nur kurz zu haben scheinen mit Ausnahme von destructor). Nur sind in den meisten Exemplaren die Larvengänge zahlreicher, anfänglich dichter und später sich weiter verbreitend und zierlicher geschlängelt (ganz so wie in Fig. 3, welche sich nur durch geringere Gröfse unterscheidet, so wie dadurch, dafs die Muttergänge im Verhältnifs zur geringen Gröfse des Käfers doch etwas länger erscheinen). Gewölmlich ist nur 1 Boiir- loch vorhanden, seltner 2 und dann gehen sie meist so schief durch die Rinde, dafs man sie nicht so offen sieht wie in Fig. 1. Taf. XI. Die vorher an der Esche erwähnten Exemplare safsen im Stocke eines star- ken Baumes und verhielten sich hier auf die bei Hijl. crenatus angegebene Weise, indem sie aus dem ab- gestorbenen Rindentheile allmälig in den frischen vorrückten. Die Muttergänge waren nur ganz kurze Lothgänge (also wieder den so eben aus der Rüster beschriebnen entsprechend). — Über dies bis jetzt so wenig besprochene Insekt haben wir neuerlich auch aus dem Auslande interessante Nachrichten erhalten, welche immer mehr beweisen, dafs dasselbe zu den beachtenswerthesten Laubholz-Insekten gehört. Mit- getheilt sind dieselben von Westwood (inLoudon's Garden. Mag. Aiuj. 1838. S. 363 u. f.) und von Audouin, Mr. Spence u. A. (in Loudon's Arboretum Britatm. in einem Separat-Abdrucke S. 3 u. f.), und zwar aus verschiedenen Gegenden Frankreichs, Belgiens und Englands. Im Kensington-Garten mufs- ten die schönsten Rüstern gefällt werden. Im Jahre 1825 wurde eine ganze Ulmen- Allee im Camberwell- Grove durch das Insekt vernichtet. Zu Dünkirchen, Calais, Boulogne sur Mer, Montreuil, Ronen, Havre de Grace, Caen, St. Lo, Granville u. s. f. befanden sich Hunderte von jungen Bäumen im Absterben, und ein grofser Theil der jungen Rüstern in den Boulevards von Brüssel fing schon an, in Folge der Käferan- griffe schwach zu werden. Die Brutzeit, wie sie einmal angegeben wird, scheint mir etwas spät zu sein. Im Juli sollen sich die Weibchen erst eingebohrt und (20-50) Eier gelegt haben. Gegen den September wären die Larven ausgeschlüpft gewesen und die Käfer hätten sich erst im nächsten Mai entwickelt. (Im Lödderitzer Reviere waren die Gänge im September allermeist schon von den Käfern verlassen und nur wenige der letztern, noch seltner einzelne Larven und Puppen fand man zu dieser Zeit.) Die Hauptsache, um die es sich handelte, war auch hier die Frage: „geht der Käfer nur kranke oder auch gesunde an?" Die competentesten Richter, Hr. Audouin, Mr. Spence u. West wo od entschieden sich für die Gesund- heits-Annahme und verstärken die Partei der Gesundheitsvertheidiger bedeutend. Im J. 1828 soll sich sogar in der Zeitung von Cambridge ein Streit zwischen Mr. Densen sen. und Mr. J. Deck von Cam- bridge entsponnen haben, in Folge dessen Mr. Densen Versuche in seinem Garten anstellte um die Krank- heit der angestochenen Bäume zu beweisen. Es ging diesem aber wie vielen andern, d. h. man entgegnete dem Experimentator: Er habe Recht, dafs der Scolijtus seine Eier nie in gesunde Bäume lege, aber eben so richtig sei die Behauptung derer, welche annehmen, dafs der Käfer auch gesunde Bäume angehe, dafs also allerdings keine gesunden Bäume durch die Eierablage getödtet würden! In Brüssel wurden auch sogar, auf diese Gesundheitstheorie gestützt. 20-30 starke Stämme und mehrere jüngere, die schon mit Brut be- Ff2 228 Schädliche Käfer. setzt waren, sogleich gefällt. In den Boulevards von Brüssel bestrich man einen grofsen Theil der jungea Rüstern, welche blofs Käfer in der Rinde, aber noch nicht Brut enthielten, mit Steiukohlentheer {coaltar), weil man mit Recht hoffte, dafs die schon vorhandenen Käfer in der Rinde ersticken, die neu hinzukom- menden sich aber vor dem unangenehmen Geruch des Theers scheuen würden. Man wollte dies 1-2 Jahre hinter einander wiederholen. Resultate sind noch nicht bekannt geworden. Hr. Kollar (schädL Ins. S. 275.) berichtet auch, dafs Hr. Forstrath Binder v. Kriegelstein die von dem Käfer befallenen zahl- reichen Rüstern auf den Donauinseln, namentlich im Prater, sogleich habe fällen lassen und dafs nur da- durch einem weitern Umsichgreifen vorgebeugt worden sei. Verwandt sind: 1) E. destrucfor Ol. (F. 1-3.) 2,3-3'" lang (also der gröfste). Rüssel mit kurzer Längsleiste. Halsschild kaum länger als breit, vorn gebuchtet, ziemlich fein punktirt. Zwischenräume der Flügel nur mit einer Punktreihe. Nath bis zur Spitze vertieft. Hinterleib stark (fast rechtwinklig) ver- tieft, beim Männchen der 3te Ring mit starker AVarze und der 4te mit stark vortretendem, mitten gebuch- teten Hinterrande. Glänzend schwarz. In Birken eben so verbreitet wie der vorige (im Harze bis 2000' hoch), jedoch, wie es scheint, immer nur einzelne, unterdrückte (20-40jährige) Stämme tödtend. Die Lothgänge desselben sind die gröfsten (bis 4" lang) unter allen (T. XI. F. 2.) und durch eine Menge von Luftlöchern ausgezeichnet, welche man schon von aufsen am Stamme oft in einer Reihe stehen sieht. Lar- vengänge sehr zahlreich. Rindenwiegen. 2) E. multistr latus Marsh. (F. 11.). 1,3-1,6'" lang, mit einem grofsen wagerechten Zapfen am 2ten Ringe des stark eingedrückten Hinterleibes. Halsschild ziemlich stark punktirt. Die Zwischenräume der Flügel mit Punkten, welche eine fast eben so starke Reihe wie die Punktreihen bildet, daher vielgestreift erscheinend. Braun. In der Rüster, welche er entweder allein oder in Gesellschaft des E. Scolytus angreift. Er zerstört sie ganz oder nur einzelne Äste derselben. Gänge (T.XI.F.3.) äufserst feine und zierliche, wenig in den Splint greifende, 6'" bis 3" lange, gerade oder wenig geschlängelte Lothgänge ohne Luftlöcher. Fluglöcher wie mit No. 11 geschossen. — 3) E. pyg- maeus Hb. (F.6.) {Hyl.xiyymaetis Fabr.), 1,2'" lang, sehr gedrungen, mit in der Mitte höckrig vorragendem Hinterrande des vorletzten Hinterleibsringes des Männchens. Halsschild fast kuglig, sehr fein punktirt. Die Punkte der Flügelreihen nicht stark, die der Zwischenräume fein, sparsam, eine Reihe bildend. Flü- gel hell rothbraum. Fühler gelblich-braun. ** Hinterleib ohne Höckerchen oder Zähnchen. 2. E.tntricatus Koch {E. pygmaeus GylL). Eichen-Splintkäfer. Taf. X. Fig. 9.) Characteristik. 1,3-2'" lang. Zwischenräume der Flügel schmal, mit einer Reihe starker Punkte und aufserdem auch wohl noch einigen verlornen. Zwischen diesen und den Punktreihen viele diagonale Runzeln, daher glanzlos. Die Nath nur dicht hinter dem Schildchen vertieft, ohne Spur von begleitender^ vertiefter Rinne. Halsschild fast breiter als laug, ziemlich stark und dicht, und an den Seiten sehr stark, fast runzlich punktirt, auf der Mitte schwächer und feiner. Vorkommen u. s. f. In der Eiche und zwar aufserordentlich verbreitet von Frankreich durch Bayern (Waltl) bis Schweden und Curland (Hr. Haffelder). Er gehört zu denen, welche sich oft ia besorgliclier Menge zeigen, denn, nicht allein die Nachrichten von anonymen Holzzerstörern in Eichen [Hrn. Wächter (S. 338.) wurde berichtet, dafs viele junge, gepflanzte, 20jährige Eichen durch einen Bor- kenkäfer getödtet worden seien und in Blankenburg hörte ich von einem, dort in der Nähe vorgefallenen Schaden] deuten auf ihn, sondern er wird auch schon mit dem Namen als arger Zerstörer bezeichnet. Hr. Audouin zeigte der societe phUomatique an: dafs in dem hois de Vincennes 50,000 Stämme 25-30jäh- riger Eichen, welche vom Käfer angegangen waren, hätten gefällt werden müssen. Auch bei uns habe ick ECCOPTOGASTER InTKICATUS. VERWANDT. 229 ihn, jedoch nur auf den Holzplätzen bemerkt. Von dem, höchstens 1" langen und 1'" breiten Wagegange gehen höchstens 30-40 Larvengänge nach oben und unten ab (bis 3,5'" breit). Splintwiegen sehr oberfläch- lich. Neuerlich haben sich die Nachrichten über die Schädlichkeit dieser Art noch vermehrt. Wenn der Herr Baron Feisthamel also auch behauptete, dafs die berühmt gewordene Trocknifs von Vincennes der aufserordentlichen Dürre des Jahres 1835 beizumessen und der Eccoptogaster nur secundäre Ursache der Eichen-Trocknifs sei, so wird diesem doch nicht Glauben geschenkt von Hrn. Westwood (in Loudon's Gard. Mag. Äug. 1838. S. 364.), welcher noch hinzufügt, dafs er im Juli 1838 imJardin des Plantes zu Paris von Hrn. Audouin auf einen schönen jungen Eichenstamm (wahrscheinlich von Quercus lusitanica) ä.\xi- merksam gemacht worden sei, welcher Awrdi A^a Eccoptogaster (oder Scolgfus pygniueus, vfie er hiar ge- nannt wird) getödtet war. Der Käfer hatte sich in der Gegend der Astachsel eingebohrt (s. dort den Holz- schnitt) und war, wie Hr. Audouin meinte, von einem benachbarten Holzplatze hergekommen. Noch mehr Beweise! Im J. 1838 fand ich den Käfer selbst im Forstorte Rauschenhagen am Solbrig in jungen Eichen-Heistern. Hr. Burckhardt beobachtete ihn ebenfalls und schreibt mir darüber: „In unsern aus- gedehnten Eichenpflanzungen kommt er in reicher Menge vor, bisher jedoch ohne grofsen Nachtheil. Er wird in den meisten trocknen und halbtrocknen Stämmen gefunden, oft in 12-15 Exemplaren. Nur einmal fand ich ihn in einer Gruppe (etwa 30) zwar noch grünender, (aber auf zu feuchtem Boden) kränkelnder Ei- chenpflänzlinge, denen er sogleich den Tod brachte. Grofsen Verdacht erweckte er aufserdem in einer schlecht ausgeführten Eichenpflanzung eines Gemeindewaldes." Ferner fanden ihn Hr. Saxesen und Hr. Pape neuerlich am Harze in jungen Eichen (s. die Bemerkungen am Ende der Bupresten). Hr. Saxesen macht dabei die Bemerkung, dafs man an vielen Stämmen blofs Bohrlöcher gefunden habe, welche vom Käfer wieder verlassen worden wären. Die Stämmchen waren etwa nur bis | der Höhe von der Wurzel an befallen. In Oberschlesien wurde der Käfer ebenfalls in jungen Eichen von Hrn. Radzay gefunden. Es ist daher als etwas Unerhörtes zu betrachten, was Hr. Suffrian über ihn schreibt. Er fand ihn näm- lich in den Jahren 1832 und 1833 in zahlloser Menge an den Pappeln auf der Chaussee zwischen Magde- burg und Egeln und vom Winde auf die Erde geworfen. Sollte der durch einen Windstofs in diese holz- arme Gegend verschlagene Käfer die Pappeln befallen haben, um nur wenigstens auf Bäumen zu ruhen ? Verwandt sind: 1) E. Pruni (F. 5.) (*). 1,5-2'" lang. Halsschild so breit wie lang, hinten etwas eingeschnürt, fast abgerundet-viereckig, fein und ziemlich weitläufig punktirt. Flügel hinten ansehnlich verschmälert, mit kleiner Vorspitze. Zwischenräume sehr breit, mit einer Reihe von Punkten, welche aber schwächer als die sehr breitbrückigen Punktreihen, daher glänzend. Natb nur an der Basis vertieft. Hinterleib etwas eingedrückt. Meist dunkel schwarzbraun. An Pflaumenbäumen, lieber die Äste als den Stamm befallend. Eine sehr sonderbare Abweichung in der Holzwahl zeigte der Käfer im Harze. Wir fanden ihn hier nämlich auf der Herbst-Excursion 1838 gegen Ende Septembers im Lauterberger Reviere in einem liegenden Rüsterstamme, wo die schönen 1" langen, ganz graden Lothgänge mit 30-40 (wie in Fig. 3. Taf. XI. zierlich geschlängelten) Larvengängen, in welchen die Larven noch frafsen, besetzt waren. Später fand ich den Käfer wieder an armsdicken, jungen Apfelbäumen. Die Muttergänge waren zwar ziemlich lothrecht, aber nie ganz grade, sondern stets bogig gekrümmt. Der von Hrn. Hammerschmidt (*) Von dieser Art glaube ich noch eine {E. Pyri) unterscheiden zu müssen, um so mehr, als das Vorkommen von Wage- und Lothgängen in Äpfeln, Ebereschen und Pflaumen auf 2 verschiedene, hier wohnende Arten schliefsen läfst. Diese neue Art ist zwar dem E. Pruni äufserst ähnlich, hat aber einen langem, vorn allmäliger sich verschmälernden Halsschild und ganz besonders schmälere Zwischenräume mit einer Eeihe von Punkten, welche den Punktreihen an Stärke fast gleich kommen. Auch erscheinen sie mehr gefurcht vertieft, hier und da ist auch wohl eine Runzel und die Flügel daher weniger glänzend. Hierher nur aus Ebereschen und aus (getödteten, starken) Apfelbäumen gezogene Exemplare. 230 Schädliche Käfer. an Pflaumenbäumen aufgefundene Käfer ist wahrscheinlich auch mein E. Pruni. Ein eigner Zufall, dafs Hr. Hammer Schmidt, der doch von meiner nicht früher publicirten Benennung nichts wurste , ihn ebenfalls Pruni nennt. Hier gäbe es also nur eine Auetoren-, aber nicht eine Namen-Collision. 2) E. rugulosus Koch (Fig. 10.) {E. punktafus Mus. BeroJ., Scohjtus haemorrhous Ulr.) 1-1,3'" lang. Halsschild äufserst stark und dicht punktirt. Zwischenräume äufserst schmal, mit einer der Punktreihe vollkommen gleichen- den Reihe sehr grober Punkte. Die Flügel daher dicht punktirt-gestreift-runzlich und glanzlos, überall mit Börstchen. Hinterleib gewölbt-aufsteigend. Meist dunkel bräunlich schwarz. In verschiedenen Ge- genden [Ulm, Linz, Hanau (Hr. Walt 1), Gotha, Dessau, Berlin, Oberschlesien (Hr. v. Paunewitz)] in Pflaumen- und Apfelbäumen, jedoch nur an den Ästen oder an sehr schwachen Stämmchen (s. auch Schmidb. Ohsib. IV. S. 230.) in 1-2" langen, zuweilen von einem Quer^ange durchkreuzten Lotbgängen hausend, welche sammt den dichten Larvengängen stark ins Holz greifen. Hr. Hey er fand ihn auch mit B. dispar zusammen in Apfelbäumen. Splintwiegen (Taf. XI. F. 4.). Äste und Stämme sterben ab. — 3) E. carpini Er. (F. 8.). 1,6 bis 1,8"' lang. Halsschild fast etwas breiter als lang, ziemlich stark punktirt. Flügel hinten kaum verschmälert. Die Zwischenräume mit eben so starken Punktreihen wie die Reihen und beide öfters in einander laufend, nicht überall ganz parallel. Hinterleib eingedrückt. An Weifsbuchen hier und da in einzelnen, kränklichen Bäumen am Stamme in Wagegängen. Die Larven fressen vor der Verpuppung ziemlich weit im Splinte auf und ab. — A)E. castaneus Koch {Bostrichus Scolytufs ?nz.) (F. 12.). 1,6'" lang. Am meisten dem intricatus in der Gestalt ähnelnd. Halsschild äufserst fein und dicht punktirt, daher stark glänzend. Flügelreihen schwach. Zwischenräume sehr grofs, mit einer Reihe feiner, weitläufiger Punkte. Hellrothbraun sind Flügel, der vordere und zum Theil auch der hintere Halsschild- rand, die beiden ersten Hinterleibsringe und die Ränder der folgenden, Beine und ein Theil der Brust; Fühler gelbbraun. 5) E. noxms And. (F. 7.). 1,1'" lang, dem E. carpini äufserst ähnlich, aber etwas ge- streckter, besonders hinten schmäler. Halsschild vorn fast so breit wie hinten, nur am äufsersten Rande verschmälert. Punkte der Zwischenräume und der Reihen sehr regelmäfsig parallel. Vierte Gattung. Platypns Hb. Kernkäfer. (Taf. X. Fig. 13.) Ohara cTEKisTiK. Die Käfer durch die langen, dünnen, ganzen Fufsglieder hinreichend untei'- schieden. Kopf breiter als der ganze walzige, enge Halsschild und daher in denselben gar nicht zurflck- ziehbar. Fühler (F. 13e) kurz. Keule fest, zusammengedrückt, eirund. Geifsel aus 4 sehr kurzen, aber breiten Gliedern bestehend. Schaft sehr lang, abgerundet-viereckig, beim Männchen etwas länger und schmäler, beim Weibchen mit etwas stärker vorspringendem Innenwinkel (Mundth. s. S. 157.). Augen ge- wölbt, vorstehend. Flügeldecken punktirt-gestreift, an der abschüssigen Stelle beim Männchen (F. 13l) 4zähnig, beim Weibchen (F. 13.) zahnlos. Die Larven (T. XIV. F. 28-31.) hinten (F. 31.) senkrecht ab- schüssig und eben. Kopf stark gewölbt. Der erste Ring oben aufserordentlich stark gewölbt, mit braunen, feinen Hornleistchen. Luftloch- und Unterwülste mit einem Härchen und mit deutlichen, dunkler gefärbten Knöpfchen, welche wiederholten Luftlochreihen ähneln. Bis auf Kopf und Afterglied, welche behaart sind, nackt. Die Puppen (F. 32.) sehr walzig, mit vielen Haaren und Dornenhöckern an den Knieen, dem Kopfe und Rücken. — Hierher die einzige Art P. Cylindrus Hbs. Eichen-Kerukäfer. (Taf. X. Fig. 13.) Oharacteristik. 2,4-2,5'" lang, vollkommen walzig, dunkelbraun, beim Weibchen zuweilen auf jedem Flügel ein braunrother Fleck {Cylindra himaculata Duftsch.) Platypus Cylindrus. Vorkommen. Nachtrag. 231 Vorkommen u. s. f. Weder in Schweden noch in Rufsland, also nicht so weit nach Norden ver- breitet. In Eichen, sowohl Stöcken als stehenden Bäumen, welche noch berindet sind. Die Gänge ge- hen mehrere Zoll tief in das Holz und verbreiten sich hier mit ihren kleinen Puppenhöhlen nach allen Rich- tungen, ähnlich wie bei B. Uneatus, monographus, oft schöne dendritische Zeichnungen machend. So- bald man die Gänge anhaut, kommen die Larven in denselben mit grofser Hast hervor und bewegen sich wellenförmig vor- und rückwärts. Hr. Zebe sähe sie auch in denselben und glaubt, dafs die Puppeuhöhle erst kurz vor der Verwandlung gegraben wäre (s. S. 165.). Der Käfer verringert den AVerth der Nutzhölzer besonders da, wo er mit monographus und dryographus zusammen vorkommt. Es sclieint sogar, als tödte er Stämme. Hr. v. Meyerin ck der Sohn erzählte mir nämlich von einem Truppe C0-70jähriger Eichen welche er bei Lödderitz auf einer Hütung eingegangen getroffen und überall Käfer und Larven darin ge- funden habe. Man kann ihn, da blofses Abborken nichts hilft, nur durch Entfernung des ganzen befalle- nen Stammes vertilgen. Nachtrag. So eben beim Druck dieses Bogens erhalte ich noch von'Herrn Heer seinen Bostri- chus Cemhrae und kann nicht unterlassen, hier noch Einiges über ihn anzuführen. Er unterscheidet sich allerdings von den meisten Exemplaren des B. typographus durch etwas gestrecktere Form, hinten ziem- lich grob punktirten Halsschild, eine vollständige Punktreihe der Zwischenräume und runzlich-punktirte glänzende (nicht matte, feinpunktirte) schräger abschüssiger Stelle der Flügeldecken, allein bei genauerer Musterung meiner ganzen Vorräthe von typographus finden sich Exemplare genug (meist kleine), welche dieselbe Bildung und Übergänge zu derselben zeigen und die sicher alle aus Fichten herrühren. Das Vor- kommen des Käfers in der Zirbel ist indessen auftallend und verdient alle Beachtung (s. auch Heer ohs. ent. p. 28 sq. Tab. V.). Zweite Unterfamilie der unechten Holzfresser. Unechte nennen wir sie (s. auch S. 156.), weil sie die dem Kerne der Familie gemeinsamen Kenn- zeichen — ungegliederte Fühlerkeule, Curculionenähnliche Mundttheile, beinlose Larven und regelmäfsige Gänge — nicht theilen und, was für den Forstmann das Wichtigste ist, fast immer nur in abgestorbene Hölzer gehen, in lebende gar nicht oder nur als Schmarotzer in fremden Gängen, oder vielleicht nur unter gewissen Umständen einmal einen lebenden Stamm angehen. Es kann daher hier nur nebenbei von einigen geredet werden, die in irgend einer Hinsicht bekannt geworden sind. Colydium elo7igat um Fa,hr. [der 2-2'" lange und nur 0,5'" breite, ausgezeichnet tief gefurcht-flüglige, glänzend dunkelbraune und zuweilen rothschultrige Käfer (T. X. F. 15.) ist mit vergröfsertem Fühler (15e), Ober- (15b) und Unterkiefer (15c), Lefze (15a) und Lippe (15d) abgebildet und die fast 4'" lange und 0,5'" dicke, 10 schwarze Äugelchen, 4gliedrige deutliche Fühler, ganze Unterkiefer mit Sgliedrigen Tastern, Anobien ähnliche Lippen, mit 3glie- drigen Tastern zeigende, 6beinige, schmutzig weifse, merklich behaarte Larve, welche besonders durch 2 am letzten Ringe nach oben gebogene Hornhaken ausgezeichnet ist, sammt der Puppe von vorn und von hinten, T. XIV. F. 34, 35.] ist stets mit den berüchtigsten Eichenholz-Zerstörern zu finden (s. S. 42 und S. 203. bei B. monogr.). Die Hauptgäuge ziehen sich parallel den Markstrahlen und dann auch wieder plötz- lich um die Jahrringe herum, dann perpendiculär u. s. f. Äpate capucina Fabr. {Dermestes capucmus Linn. [der 2,5-6'" lange, schwarze aber mit ziegelrothem Hinterleibe und rothen unregelmäfsig grob punk- tirten Flügeldecken gezierte Käfer (F. 14.) ist mit vergröfserten Zergliederungen abgebildet und seine 6 bei- nige, fast ganz (selbst bis auf die Mundttheile) Anobien ähnliche, rein weifse Larve F. 33.] ist noch viel un- bedeutender, denn sie kommt selten so häufig vor und ist auch immer nur in abgestorbenem Holze der eichenen Stöcke, Lagerhölzer, Zaunpfähle (nach Hrn. Waltl auch in Nadelhölzern) u. s. f., deren Zerstö- 232 Schädliche Käfer. rung [welche der vou A. fesseUatiwi abgebildeten (S. 51.) ganz ähnlich ist] ihr Bechstein (Forstin. S. 218.) besonders übel genommen hat. Die übrigen machen sieh noch weniger bemerklich und wir kön- nen sie dreist sämmtlich auf das Register der unmerklich schädlichen, wenn auch sehr schönen und den Ilauptschmuck der Sammlungen ausmachenden Käfer bringen. Hr. Ecirtig (Jaliresber. S. 184.) vermifst hier noch die Gattungen Cvcnjus Fabr. (ausgezeichnet durch den papierähnlich dünnen Körper) und Lyc- tus Fabr. (an dem schmalen tief eingedrückten Halsschilde und der 2gliedrigen Fühlerkeule kenntlich). Die kleineren Arten der ersteren, welche ich (wie C. tesfaceits, monüis und brunneus) stets nur unter todten Rinden fand, sollen nach Hrn. H artig in Zapfen leben, und Lyctus contractus und canaliculatus findet man in von Rinde entblöfstem, todten Holze der Eichen, Pappeln, Weiden u. A. Sie nehmen, meines Er- achtens, selbst unter den unmerklich schädlichen den letzten Platz ein, theils wegen ihrer geringen Gröfse, theils auch, weil sie meist nur selten sind. Dritte Familie. Bockkäfer. (Cerambycina.) Der Name rührt von Linne's Gattung Ceramhyx her. Andere nennen sie auch Longi- curnia. Characteristik. Der Verein mehrerer der (S. 113.) wesentlichen Merkmale: gestreckter Körper, ansehnliche Gröfse, lange Fühler, weifse oder gelbe, beinlose oder sehr kurzbeinige Larven, so wie das Leben in den Gewächsen und der Mangel an Muttergängen unterscheiden sie von allen übrigen Tetra- raeren gleich. Die Mundtheile der Käfer zeigen, Sjwndylis ausgenommen, viel Übereinstimmung. Lefze (T. XVL F. 2a) abgerundet-viereckig. Oberkiefer (Fig. 2b) stark, hornig, aufsen gewölbt, innen ge- höhlt, spitzig, zahnlos oder mit (beim Männchen oft auffallend stärkern) Zähnen am Kaurande. Unterkie- fer (F. 2c) mit kurzem, hornigen Stamm und 21appiger Lade. Die Lappen am Ende behaart und gewim- pert : der äufsere gröfser als der innere. Taster viergliedrig, kurz oder mäfsig, selbst zuweilen lang. Lippe (F. 2d) meist herzförmig, ausgerandet, mehr oder weniger geknickt. Taster Sgliedrig, mäfsig. Das letzte Glied der Lippen- und Kieferntaster oft abgestutzt und am Ende eingedrückt. Bei Spondijlis ist die Lefze sehr klein, die Unterkiefer zwar noch zweilappig, aber sehr dünn und kurz und mit sehr langen Tastern und ganz horniger, innen nicht gelappter Lippe. Die Männchen haben meist viel längere Fühler als die Weibchen, sind aber selten auffallend kleiner. — Die Larven (T. XVI. und XVII.) gestreckt, meist wal- zig, seltener etwas plattgedrückt. Kopf flach oder nur wenig gewölbt. Fühler 3-4gliedrig, meist klein. Kopf- schild (T. XVI. F. 2k) quer, abgestutzt. Lefze rundlich mit starken Borstenhaaren. Oberkiefer dick und stark. Unterkiefer mit Sgliedrigen und Lippe mit 2gliedrigen Tastern. Kaufläche mit starken Borstenhaa- ren. Körperringe stark abgeschnürt und daher oft perlschnürförmig (besonders hei ganz erwachsenen) : der erste der gröfste, der zweite und dritte viel kleiner, dann die folgenden wieder gröfser, gegen das Ende aber.allmälig abnehmend. Das erste Luftloch am zweiten Ringe das gröfste und etwas niedriger als die des 4ten bis Uten Ringes. Auf der Mitte der Ober- und Unterseite vom 4ten Ringe, oder schon vom 2ten und 3ten an bis zum lOten Ringe gerunzelte, warzige Erhabenheiten (Haftscheiben), welche besonders auf der Unterseite sehr regelmäfsig gekerbt sind oder 2-3 parallele, durch tiefe Furchen geschiedene Wülste zeigen und die Füfse, welche entweder ganz fehlen oder nur sehr klein, 4gliedrig sind, zu ersetzen schei- nen. — Die Puppen mit vom Kopfe bogig abgehenden imd hinter die Füfse sich lagernden, oft dann noch von der Brust wieder in die Höhe steigenden Fühlern, kurzen, selten bis über die Hälfte des Kör- Bockkäfer. Vorkommen. Eintheilung. 233 pcrs reiclienden, sicli verdeckenden Flügeln, Sringligem Hinterleibe, Afterdornen und Dornenbockern am Rücken, Kopfe u. s. w. Vorkommen u. s. f. Entwiekelung wabrscheinlicb nur in Holzgewäcbsen, wenn aueli die Käfer manchmal ausscbliefslicii an Kräutern sieh halten, so z. B. habe ich selbst aus Buchen C. Verbasci gezo- gen. Auch seheinen sie ausschliefslich auf die Stamm- und Asttheile und nicht auf Früchte, Blätter und dergl. angewiesen zu sein. Man bemerkt sogar meist eine grofse Bestimmtheit in der Auswahl der Holz- arten und kein einziger lebt in Laub- und Nadelholz zugleich (gegen Bechstein). Die Mütter legen ihre Eier an die Rinde (s. C. linearis) oder schieben sie auch wohl mittelst einer langen Legeröhre durch Ritzen und Spalten bis zum Splint. Sie sind zu grofs, als dafs sie selbst hinein könnten. Muttergänge finden wir also nicht, sondern blofs Larvengäuge, welche an ihrer verschiedeneu Breite schon kenntlich, entwe- der unter der Rinde bleiben oder auch in das Holz gehen. Die Wiege ist oft bei einer und derselben Art (z. B. C. Aedilis) bald in der Rinde, bald im Splinte. Es seheint als wenn die Jahreszeit darauf Ein- flufs hätte, denn die im Herbste sich verpuppenden gehen in den Splint, die dagegen im warmen Sommer erst zur Verpuppung gelangenden bleiben gleich unter der Rinde, z. B. C. sangtmieus. Die Fluglöcher sind selten rund, meist quer oval und haben sowohl auf dem Splinte wie auf der Rinde meist nur an einer Seite einen scharfeu Rand. Die Generation ist meist Ijährig, zuweilen auch wirklich 2jährig, mit den- selben Abänderungen, wie bei den Rüsselkäfern (S. 116.) angegeben. Die Flugzeit im Juni und Juli. Einige schlüpfen auch schon früher aus und fliegen schon vor dem Winter. Die Bockkäfer haben meist ein keckes widersetzliches, beifsiges Wesen, richten sich auch wohl vorn auf, tragen die Fühler wie Bocks- hörner und bringen durch Bewegung der Brust und des Hinterleibs ein pfeifendes Geräusch (Geigen) her- vor. Die Menge, in welcher viele Arten am Holze erscheinen, ist oft sehr grofs, daher sind sie wenigstens als täuschende interessant. Eigentlich schädliche giebt es nur wenige unter ihnen, indem die meisten mit faulenden Stöcken, gefällten oder sehr anbrüchigen Bäumen, Klaftern oder dergleichen sich begnügen. Nur wenige derselben gehen auch zugleich lebendes Holz an. Die dagegen regelmäfsig in lebendem Holze sich findenden müssen auch stets wieder lebendes für ihre Brut haben. Über die Begegnung im Allge- meinen läfst sich auch nur sagen, dafs Entfernung alles absterbenden oder abgestorbenen Holzes, beson- ders wieder der Stöcke, der Sammelplatz von allem Ungeziefer, das beste Mittel gegen viele, wenn auch nicht gegen alle, ist. Eintheilung. Wollen wir sie wie die Rüsselkäfer im Liune'schen Sinne eintheilen, so erhal- ten wir nur 3 oder (wenn wir die nicht zu billigende Unterbringung der kurzflügligen bei Necydalis be- rücksichtigen) 4 Gattungen: Ceramhyx Linn., Leptura Liun. und Spondijlis Fabr. Die letztere, durch die kürzesten (den Halsschild nicht überragenden) etwas gesägten Fühler (s. T. XVII. F. 12.) so wie durch kurzfüfsige (F. 12 b) Larven (welche sie sammt den sehr stark gedornten Puppen F. 12 g. CaUicUnmnoch mehr nähern) ausgezeichnet, ist bis jetzt nur in einer Art {huprestoides)^ welche ganz schwarz und 6-10"' lang ist, bekannt. Diese ist zwar äufserst gemein und fliegt im Juli und August überall im Walde oder auf Holzhöfen, wo faulende Stöcke und Klaftern von Kiefern sich finden, in denen sie (selbst bis zu den tiefsten Wurzelendigungen hin) hausen, umher, ist jedoch noch nie schädlich geworden. Die andre Gattung, Lejjüira, ausgezeichnet durch halsähnliche Verdünnung des wenig aufgetriebenen Kopfes, faden- oder borstenförmige, mäfsige Fühler, fast kegelförmigen Halsschild und hinten ansehnlich verschmälerte Flügel, ist zwar sehr reich au Arten [bei Linne noch reicher defshalb, weil sie mehrere Arten der Gattung Cerambij.r (namentlich Clytiis) aufnehmen mufste], unter diesen kommen aber nur einige (L. rubro-testa- cea das Männchen (F. 9.) 6'" lang und das Weil)cheu (F. 10.) 8'" lang imd L. Ai-fasciata bis 9'" lang (F. 11.) in solcher Menge und am Holze vor, dafs der Forstmann aufmerksam auf sie wird. Ein grofseres Interesse, wegen entsciiiedener Schädlichkeit, erregt nur allein die Gg 234 Schädliche Käfer. Gattung: Ceramhyx Linne. Bockktäfer. (Taf. XVI., XVII.) Die vorzüglichsten Formverschiedenheiten zeigt die EiNTHEiLUNG; welche wir ganz so, wie die bei den Rüsselkäfern mitgetbeilte, geben, damit ein Jeder die Bockkäfer sowohl nach der Linne 'sehen Gattung Ceraw%a;, als auch nach den neuern, klei- nern Gattungen ansprechen kann. Letztere sind auch beim Aufsuchen sehr nützlich. Sie überheben uns der Sectionen und wir können nachher die Arten hinter einander fortlaufen lassen. Flügeldek- ken den Hinterleib ganz bedek- kend Kopf hinter fwalzig 1. Saperda Fabr. No. 1-3. Halsschild unffedornt; .,, ,. /gedrückt ... 2. CW//rf(-«m Fabr. No. 4. |mcht walzig ^^^^„lig_ 3 CVy«. Fabr. . ^^^^^^^ i Körper breit . . 4. Lamia Fabr. i ' " Halsschild gedornt . [ stnmpfran- > Körper langge- i 'lig [ streckt ... .5. Ceramhijx Fabr. No. 5. Ischarfrandig 6. Prionus Fabr. Anhang. den Augen nicht aufge- schwollen, nicht dicker als d. breite Halsschild Kopf hinter den Augen aufgetrieben, dicker als der schmale Hals- schild 7. Rhagiiim Fabr. No. 6. Flügeldecken nur einen kleinen Theil des Hinterleibes bedeckend 8. Molorchvs Fabr. Anhang. Arten. 1. C. {Saperda) CarcJiarias Linn. Grofser Pappeln-Bockkäfer. (Taf. XVI. Fig. 4.) Chakacteristik. Die Käfer 10-12'" lang und 3,5'" breit. Fühler borstenförmig, schwarz gerin- gelt, von Länge des Körpers (beim Männchen) oder (beim Weibchen) etwas kürzer. Matt bräunlich- oder gelblich-grau, mit vielen zerstreuten, glänzend schwarze, wulstige Ränder zeigenden Grübchen. Die Larven (F. 4b u. c) bis 1,5'" lang und 3'" breit, ausgestreckt ganz walzig und perlschnurförmig, fufslos. Kopf sehr klein, flach, fast viereckig. Fühler äufserst klein, am Kopfrande nahe den Oberkiefern, 3glie- drig, mit kurzem, dünnen Griffelfortsatz. Der Iste Ring abgerundet-viereckig, vorn etwas breiter, mit warzig-hornigem Schilde. Die Haftscheideu unten vom 2ten, oben vom 3ten Ringe an bis zum lOten. Behaarung ziemlich stark. Bräunlich-weifs, nur der Schild nebst einigen Flecken des ersten Ringes, die Luftlöcher, die punktförmigen Wärzchen der Haftscheiben, so wie der gröfste Theil des Kopfes und die Behaarung röthlich-braun. Die Puppen (F. 4gh) über 1" laug, dick, mit bis zu den Tastern zurückkeh- renden Fühlern, aufsteigenden Schienen und am Rücken mit röthlich-braunen, behaarten Wärzchen. After ziemlich stark behaart. Flügel und Füfse unbehaart. Vorkommen u. s. f. Sehr weit verbreitet und noch in Schweden, bei Petersburg, in Sibirien und im Caucasus. So viel mir bekannt ist, lebt er nur in Pappeln und zwar den verschiedensten, sowohl fremden als heimischen Arten. Ich möchte daher glauben, Bechstein habe ihn gar nicht selbst beobach- tet, die Angabe des Vorkommens an Tannen und Fichten (aus dem bes. Forstm. I. 68.?) entlehnt, und die Verwüstungen des Thieres mit auf die Rechnung von Sesia (deren Larven ja aber 16füfsig sind !) ge- schoben. Der Käfer geht nur lebende Bäume an und ist im Juni und Juli auf Zweigen und am Stamme zu finden, wo man ihn indessen wegen seiner rindenähnlichen Farbe nur schwer bemerkt, wenn man nicht schüttelt. Er mag allerdings am liebsten solche Stämme angehen, welche schon früher Wunden erhielten, jedoch sähe ich ihn auch an (später gefresseneu) Stämmen, welche im freudigsten Wüchse standen und nicht die geringste Verletzung zeigten, wo er also die Riudenrisse benutzt haben mufste, seine Eier anzubringen. Samenpflanzen gelit er vor dem 6ten Jahre nicht au. Wurzelbnit (die ich z.B. an Aspen im Harze bei Cerambyx Populneus. Characteristik. Vorkommen. 235 Hrn. Pfeil's Jagdbause befallen salie) jedoch schon im .3ten bis 5ten Jahre. Auch scheint er ältere Stämme nur bis zum 20sten Jahre zu befallen, wahrscheinlich weil ihm später die Rinde zu fest und dick wird. An einer Menge, 2-3' über der Wurzel abgesägter Schwarzpappelstämme sähe ich dies sehr schön. Au einem, T. XVllI. F. 6 dargestellten verkleinerten Abschnitte sieht man recht deutlich, in welchem Alter die Stämme am meisten zu leiden haben. Die Larvengänge sind hier quer durchsclinitten und erscheinen da- her rundlicli. Fig. 5 dagegen zeigt ein Sjähriges Stämmchen nach der ganzen Länge des Frafses durch- schnitten, in natürlicher Grüfse. Au der rechten Seite war die Larve eingedrungen, hatte zuerst den klei- nern Gang in den äufseru Jahrringen gefressen und war dann in den Kern gegangen, um sich, uaclidem alles mit abgenagten Spänchen gut verwahrt worden war, zu verpuppen. Die Puppe liegt gestürzt und trägt am Afterrande noch die abgestreifte Larvenhaut. Links unten war das Loch dicht über der Erde, zu welchem die Spänchen während des Frafses herausgeschafft wurden. Die Generation ist bestimmt 2jäh- rig, denn ich fand stets im Herbste erwachsene und junge Larven zusammen. Daraus ergiebt sich die forstliche Bedeutung und Erkennung. Der Käfer gehört, wo er in Menge vorkommt und man Werth auf die Pappeln legt (an Wegen, in Gärten, Plantagen), zu den sehr schädlichen, indem viele Stämme (oft von mehreren Larven zugleich) so durchwühlt werden, dafs sie vom Winde umgebrochen werden. Sind sie dagegen geschützt, oder bleiben noch Holzlagen genug, die den Baum tragen, verschont, so sterben sie niclit ab, wie man wohl aus einer starken Bescliädigung, die noch dazu den Stamm im vol- len Wachsthum betrifft und eine Menge Saft entzieht, glauben sollte {Bostr. dispar tödtet doch durch viel geringere Verletzung!). An den hier gefällten Pappeln sähe man deutlich, dafs, wenn sie in die Zwanzi- ger kommen, die Gefahr vorüber ist. Erkennen wird man den Frafs der Larven an den, oft noch ganz feuchten Häufchen bräunlich-gelber Späuchen, welche sich am aufgetriebenen Fufse des Stammes, wo man denn auch bei genauerer Untersuchung ein Loch finden wird, sammeln, oft schon Anfangs April, da wo die Larven überwinterten. Oft kränkeln auch in der ersten Zeit die Bäume merklich, indem die jungen Triebe absterben oder die Blätter sich rollen, aber bald erholen sie sich wieder und nie sähe ich einen auf dem Stamme trocknen. Begegnen kann man ihnen am besten durch Sammeln. Wenn man im Juni und Juli durchgeht und jeden Stamm einige Male tüchtig austöfst, fallen alle Käfer herunter und können, da sie grofs sind, leicht gesammelt werden. In Gärten und Plantagen wird man selbst die Mühe nicht scheuen, die Bäume mit einem dünnen Lehmteige bis an die Äste (in welche sie nicht gehen) hinauf zu bestreichen. Das ist nicht kostspielig, leicht ausführbar und schützt, wie ich aus Erfahrung weifs, gewifs. 2. C. {Saperda) populneus Liun. Gelb streifiger Aspen -Bockkäfer. (Taf. XVL Fig. 5.) Characteristik. Der Käfer 5-6'" lang und IJ'" breit, mit borstenförmigen Fühlern, welche so lang sind als der Körper (beim Männchen und Weibchen), bräunlich-schwarz und bräunlich-gelben (bei einer Var. mehr weifslichen) feinen Härchen, welche jederseits am Halsschilde einen Längsstreifen und auf jedem Flügel 4 in Längsreihe stehende Flecken bilden. Die fufslosen Larven (F. 5b u. c) bis 11'" lang und 1,8'" breit, der von Carcharias sehr ähnlich, nur noch walziger und auch gelb. Die Puppe bis 7'" lang, schmal. Vorkommen u. s. f. Ziemlich von derselben Verbreitung wie der vorige und ebenfalls in Pappeln, ja wie es scheint auch nur in einer Art, der Aspe (Populus Tremula) und gewifs nicht in Birken (Bech- stein). Ich habe die Brut immer nur in jungen Stämmen von 2-6 Jahren gefunden, sowohl in Samen- pflanzen als in Wurzelbrut, häufiger am Stamme als an den Ästen. Später habe ich die Beschädigungen der Käfer auch au ziemlich starken Bäumen, wo sie die meisten der fiugersdicken Zweige besetzt hatten, gefunden. Das schadet aber natürlich viel weniger als das Vorkommen an den Stämmchen der Wurzelbrut. Wenn die Käfer im Mai und Juni fliegen, sieht mau sie au solchen häufig in Begattung. So dünn die Rinde auch Gr2 236 Schädliche Käfee. ist, so zeigt sie doch schon kleine Risse und in diese legt das Weibchen wahrscheinlich, oder es nagt auch eine (später wulstige) Stelle aus, um hier zu legen. Die Larve frifst sich dann gleich bis ins Holz und macht hier ähnliche, nur etwas mehr spiralförmig gewundene und dunkler gefärbte Gänge wie C. Carcharias, wo- durch eine merkliche Auftreibung entsteht. Nach 2 Jahren schlüpft der Käfer durch ein zirkelrundes, wie mit No. 3 oder 4 geschossenes Loch. Auf Taf. XVIIL zeigt F. 3. den Abschnitt eines 4jährigen Stämmchens, in welchem die beiden Fluglöcher und Auftreibungen die eben verlassenen Wohnungen zweier Käfer (mehr als einen sähe ich in solcher Beule nicht) andeuten. F. 4. giebt einen ganz ähnlichen, auch von 2 Larven bewohnten, Abschnitt, welcher oben noch die Puppe zeigt, unten aber die verlassene Wohnung nebst dem das Flugloch enthaltenden Deckel. Die schwarzen Rindenflecke zeigen die Stelle, an welcher die Frafs- spänchen herausgeschafft wurden. An einem Stämmchen zählte ich einmal auf 1^' Höhe 8 Knollen über- einander! Der Käfer ist daher merklich schädlich, indem, wie Hr. Pfeil {crit. Bl. Bd. XL H. 1.) sagt, eine Menge Aspenstämmchen zur Erziehung gutwüchsigen Holzes ganz unbrauchbar gemacht werden. Be- gegnen kann man ihnen nur zur Flugzeit durch Sammeln der Käfer, welche mau mit den Händen von den Stämmen nehmen oder in einen Schirm klopfen kann, oder durch Ausschneiden der befallenen, an den Knollen kenntlichen Stellen. 3. C. {Saperda) linearis Linn. Haseln-Bockkäfer. (Taf. XVL Fig. 6.) Characteristik. Der Käfer bis 6'" lang und kaum 1'" breit, schwarz mit gelben Beinen. Die fufslose, hell dottergelbe, schwach behaarte Larve (F. 6c) bis 12'" lang und nicht über 1'" breit! Der vier- eckige Schild des ersten, sehr grofsen, Ringes am Hinterrande mit sehr starken Wärzchen. Vorkommen u. s. f. In Haseln und gewifs nie in faulen Fichten und Kiefern (Bechstein S. 244. wahrscheinlich nach dem hes. Forstm. L 68.). Der Käfer fliegt im Mai und Juni und ist sehr flüchtig. Im J. 1836 wurde ich Ende Juli in einem kleinen Niederwalde auf die Haseln aufmerksam, deren junge Triebe ein kränkliches Aussehen hatten. Sowohl an Hauptästen wie an Nebenästen fand sich etwa \' unter der Spitze (2-3" über der Astachsel) eine kleine, schwärzliche benagte Stelle von 2-3"' Länge. Von dieser führten 1-2 feine Löcher in die Markröhre, in welcher die junge (höchstens 4 Wochen alte) Larve schon 6-8'" hinabgestiegen war. Im Herbst welken dann die Blätter früh und man erkennt selbst im Winter an den verkümmerten Knospen den im Innern verborgenen Feind. T. XVIIL F. 1. zeigt einen solchen Trieb. Der ausgehöhlte Theil desselben ist in Fig. 2. durchschnitten, mit der Larve dargestellt, welche nach unten gekehrt ist und im nächsten Jahre in den gesunden Theil geht, auf die Weise (da die Generation 2jäiirig) oft bis in die 2-3jährigen Aste vordringend und den Haseln dadurch öfters merklichen Schaden zufü- gend. Die Vertilgung ist nur durch Abschneiden der befallenen Triebe möglich. Der Käfer ist zu flüchtig, als dafs er sich sammeln liefse. Verwandt sind eine Menge an Hölzern lebender Arten, von denen mehrere sogar in lebenden Bäumen schon gefunden wurden. Die seltneren und nur an stark anbrüchigen Stämmen (namentlich Pap- peln) vorgekommenen übergehe ich, um nur einer Art zu erwähnen, welche Hr. Schlotthauber in gro- fser Menge auf dem Spitzahorn fand und von welcher er vermuthet, dafs sie sich hier in den jungen Trie- ben ähnlich, wie C. linearis in Haselschüssen, entwickeln. Die Käfer wurden nur auf dem Acer platanoi- des gefangen und nicht nur die andern Gebüsche, sondern sogar die in der Nähe befindlichen Sträucher von A. Psendo-Platanus waren von ihnen niclit besucht. Es ist dies C. (Saperda) Scolaris F., bis T" lang und auf einen Blick kenntlich an der schönen grünen Farbe, welche durch viele schwarze Flecke, beson- ders treppenförmige, gezackte Zeichnungen der Flügeldecken geziert ist. Ceeambyx Luridus. Chaeacteeistik. Vorkommen. Veewandte. 237 4. C. (Callid'mm) luridus Fabr. Zerstörender Fichten-Bockkäfer. (Taf. XVII. Fig. 2.) Characteristik. 5-7'" lang, mit rundlichem, gedrückten, sparsam punktirten, glänzenden, schwacli gefurchtem Halsschilde und sparsamen, wenig erhabenen, zuweilen kaum bermerkbaren FlQgelrippen. Füh- ler des Männchens fast so lang als der Körper, des Weibchens kürzer. Schwarz ist Kopf, Halsschild, Schildchen, Brust und gröfstentheils Hinterleib, meist auch die zuweilen brauueu Flügel. Der äufserst nahe verwandte C.fuscus Fabr. ist nur etwas schlanker, hat einen eng punktirten und tief gefurchten, vorn rothrandigen Halsschild und braune Flügel. — Larve 1" lang und fast 2'" breit, fast walzig. Kopf nicht sehr breit, ziemlich gewölbt, mit geringen Unebenheiten. Fühler klein, Sgliedrig, neben dem Kopfrande, den Oberkiefern genähert. Lefze rundlich , sehr stark behaart. Oberkiefer am Innenrande mit 2 Zähneu. Unterkiefer und Lippe behaart. Der erste Leibesring fast halbmondförmig, uneben, mit schwach angedeu- teter Mittelfurche und 2 seitlichen. Haftscheiben vom 4ten an gerunzelt. Beine sehr klein. Behaarung kaum mit blofsen Augen sichtbar. Kopf braun, sonst weifs, nur Obei'seite des ersten Ringes bräunelnd. — Puppe 6-8'" lang. Zwischen Halsschild und Fühlern ein ansehnlicher Zwischenraum. Schienen abstei- gend oder horizontal. UnterÜügel verborgen. Nackt, nur an den Fühlergliedern einige längere Dornen- hücker, und an den Kniegelenken, am Rücken des Halsschildes und des Hinterleibes nur ganz kleine, scharfe Dornenhöckerchen und an den letzten Hinterleibsgliedern einzelne Härclien. Vorkommen u. s. f. C. luridus und fuscus sind beide in Fichten einheimisch, und kommen viel- leicht auch in Kiefern einzeln vor. Die zahlreichen Larven, welche ich in eingehenden Fichten des Boi- tzenburger Scblofsgartens fand, gehörten höchstwahrscheinlich dieser Art an. C. luridus sehr häufig und C./mscms etwas seltener. Ihr Erafs war wahrscheinlich Bechst ein undThiersch bekannt, wurde aber verkannt (s. S. 239.). Hr. Saxesen begleitete die über sie im Harze angestellten, nun folgenden, Beobach- tungen mit schönen Zeichnungen (s. T. XIX.). Anfänglich machen die Larven unregelmäfsige, sehr breite, jnit Bast- und Splintnagsein wurstförmig gefüllte Gänge untei- der Rinde (F. 1.) und verpuppen sich entwe- der (im Sommer) auch in derselben, oder graben sich (wenn sie überwintern müssen) in das Holz (F. 3.), den Eingang hinter sich mit Spänchen verstopfend. Die Verpuppung geschieht viel häufiger im Holze. Einen besonders langen, in 2 Absätzen heruntersteigenden Gang zeigt F. 2. Hier ist noch ein Theii des Holzes mit Rinde bekleidet und diese zeigt 3 ganze und ein durchschnittenes, unmittelbar aus dem Holze hervorkommendes Flugloch. Flugzeit Juni und Juli. Zu diesen Beobachtungen fügt Hr. Saxesen noch folgende neuere, die beiden Arten auch in der Lebensweise scheidenden : Im Herbst und Frühling sperrte er etliche, in Splintwiegen liegende Larven (s. Taf. XIX. F. 3.) ein und erzog daraus C. luridus. Dagegen lie- ferten die in demselben Frühlinge an stehenden Bäumen und an Stöcken in Rindenwiegen gefundenen Pup- pen den C. fuscus. Die Abbildungen Fig. 1-3 auf Taf. XIX. gehören also sämratlich zu C. luridus. Beide Insecteu gehören zu den merklich schädlichen, da sie auch stehende, gesunde Bäume angehen und dieselben tödten. Gewöhnlich sind diese auch noch von andern Insecteu besetzt, und sie bald zu entfer- nen wird doppelt nöthig. Verwandt sind viele, auch im Holze, jedoch nur abgestorbenem, lebende Arten und unter ihnen besonders häufig: 1) C. {CaUidiuin) sarnjuineushiu-a.. (T. XVIL F. 3.) 2\-b"' lang, sehr gedrungen, oben blutroth, in Weifs- und Rothbuchen unter der Rinde fressend und hier oder im Splint verpuppt. — 2) 6'. (C'rt7;/(7/Mw) /eHw/cMS Linn. (T. XVIL F. 1.). 2^-6'" lang, schlank, stahlblau, mit mehr oder weniger Braunroth, in Eichen und Buchen, den Bast oft ganz in Wurmmehl verwandelnd. — 3) C. {Callidium) bajulus Linn. (T. XVIL F. 4.). 3,5-8'" lang, ziemlich gestreckt Braunschwarz, mit weifs zottigem, ein Paar glänzende, kahle Höckerchen zeigenden Halsschilde und weifsfleekigeu Flügeln (oft abgerieben), mehr in Häusern (Kiefern-Balken und Meubles) als im Freien. •238 Schädliche Käfer. 5. C. Heros Fabr. Grofser Eicheu-Bockkäfer. (Taf. XVI. Fig. 3.) Charactekistik. Der Käfer bis 1|" lang (uad dadurch vorzüglicli vou dem ganz ähnlichen, 9-12"' langen, in Eichen und Buchen lebenden C. CenJo Liun. unterschieden). Schwarzbraun. Die Larve (F. 3c Ton oben und 3o von unten) bis fast 3" lang. Kojjf klein, flach, wenig vorragend. Fühler Sgliedrig, mit Grift'elfortsatz. Erster Ring abgerundet-viereckig, flach. Haftsdieibeu oben sehr ansehnlich. Beine aufserordentlich klein. Gelblich- weifs und nur duukler, rothelud der vordere und seitliche Rand des er- sten Ringes, die Luftlöcher, Beine, Mund- und Kehlgegend; Behaarung schwach, am sparsamsten auf dem Kopfe und der Unterseite. Puppe (F. 3g) 1|" lang, ganz weifs. Vorkommen u. s. f. Der Käfer ist überall in Deutschland, wo es Eichenwälder giebt, scheint aber nicht weit nördlich zu gehen und in Rufsland ganz zu fehlen (Schweden selten Gyll.). Der Käfer geht nur an lebende Eichen und benutzt anbrüchige Stellen, um an das Holz zu legen. Die Larven durch- wühlen es dann mit von aufsen hörbarem Knarren nach allen Richtungen und die geschlängelten, bald quer durch alle Jahrringe, bald von oben nach unten laufenden Gänge werden zuletzt bis 1^" breit. Die Ver- puppung erfolgt im Herbst oder auch im Frühjahre in einer am Eingange mit feinen Holzspänehen, und liier mit einer papierähnlichen Masse verstopften Höhle, welche zwar nicht ausgepolstert aber äufserst glatt benagt und bewundernswürdig gehöhlt ist. Aus dieser gelangt der Käfer selbst aus der Tiefe des Holzes in den breiten Larvengang und so ins Freie, meist im Juni oder Juli. Bei Tage lauern sie hinter dem Flug- loche und ziehen sich, wenn man sie fassen will, sogleich zurück, am Abend aber kommen sie hervor und gehen an den Stämmen feuchten Stellen nach. Mit einer Laterne kann man sie leicht fangen. Der Käfer gehört zu den merklich schädlichen.^ Die Bäume gehen sogar, wenn viele Larven zugleich darin le- ben, ein und wenigstens verlieren sie als Nutz- und Brennhölzer an Werth, obgleich der Tischler die gro- fsen Löcher in den Brettern eher verstopfen oder ausschneiden kann, als die kleinen, durch Bostrichen oder Anobien gefressenen. Um die Käfer zu vertilgen, müfste mau hauptsächlich die bewohnten Eichen im Winter entfernen. Das Sammeln der Käfer ist zu schwierig. Es scheint, als wenn man diesen unangenehmen Gast nicht immer von aufsen bemerken könnte. Hr. Hey er schreibt mir nämlich, dafs einst in seiner Nähe ein Müller einen Eichenstamm zu einer Radwelle gekauft habe, welcher ganz gesund ausgesehen habe. Nachdem aber derselbe bewaldrechtet worden sei, hätte man zwei völlig ausgebildete Käfer daraus hervor- gezogen. Die Larven hatten indessen nur ein Paar Zolle tief und in geringem Umfange gefressen, so dafs der Brauchbarkeit des Stammes kein Abbruch geschehen war. Im Winter 1838-39 wurden in der Nähe von Neustadt auf der Mönchsheide eine Menge alter, überständiger Eichen gefällt, welche in einem hohen Grade von den Larven des Käfers durchfressen worden waren. Man sähe wenige Kloben, welche nicht die ungeheuren, meist schwarzen, in allen Richtungen umherlaufenden Gänge gezeigt hätten. Auch diese Beobachtung, so wie eine ähnliche von Herrn v. Meyerinck dem Sohne mir mitgetheilte, ergab, dafs der Käfer die Verpuppung häufig noch vor Winter übersteht. Es fanden sich Käfer mit noch weichem Hinterleibe und auch ganz erhärtete. Dennoch ist nicht wahrscheinlich, dafs diese vor dem Juni ausgeflogen wären, da die Sommerwärme gewifs nur allmälig bis zu ihrer meist tiefliegenden Puppenhöhle dringt und sie zum Auskriechen einladet. In imsern Neustädter Eichen fanden sich Gänge noch im Kern, bis 1' tief im Holze, vor, und die Löcher derselben in den Kloben hatten, da wo sie in schiefer Richtung getroffen waren, oft 3" Länge und über \" Breite! Unter den Verwandten wäre nur noch C. moschatiis Liun. (7"'-13"' laug, metallisch-grün T. XVI. F. 1.) zu nennen, weil er sich in lebenden, aber stark anbrüchigen Weiden, auch nach Bechstein in Obstbäumen findet. Die Nähe des Insects verräth ein ziemlich durchdringender, nicht unangenehmer Moschusgeruch. Cerambyx Indägatok. Charactekistik. Verwandte. Vorkommen. Anhang. 239 6. C. (Bhogium) Indacjafor Fabr. Kurzhörniger Nadelholz- Bockkäfer. (Taf. XVII. Fig 5.) Chakactebistik. 6-8'" lang. Fühler borstenfürmig, nur wenig über den gedornten Halsschild hinausragend. Schultern sehr stark vorspringend. Flügel hinten etwas verschmälert. Oben grau-weifs, auf den stark gerippten Flügeln mit 2-3 undeutlichen schwarzen Binden. — Larve 14'" lang und fast 2'" breit, ziemlich flach. Kopf sehr breit und flach (F. 5b') mit geringen Uuebenlieiten auf der Oberfläche. Fühler sehr klein, vom Oberkieferrande ziemlich entfernt, auf dem Kopfrande selbst. Oberkiefer am In- nenrande mit 3 starken Zähnen. Unterkiefer lang behaart. Lippe stark behaart. Der erste Leibesring quer viereckig, grofs. Haftscheiben stark gerunzelt, vom 4ten Ringe an. Beine klein. Unterhalb der Luftlö- cher kleine Wülste vom 4ten Ringe an. Behaarung sehr stark. — Puppe bis 9'" laug. Halsschild breit und daher aucli nur ein sehr kleiner Zwisclieuraum zwischen ihm und den Fühlern. Füliler bis zum 2ten Fufspaare reichend. Drittes Fufspaar stark ansteigend. Alle Theile, nur mit Ausnahme der Flügel, mit kurzen, lange Borsten tragenden Dornhöckern. Die meisten in kleinen, symmetrisch geordneten Gruppen stehend. Unterflügel verborgen. Verwandt ist der 8-10'" lange, zwei röthlich-braune Flügelbiuden zeigende (zwischen welchen eine schmale, schwarze, die in einen grofsen schwarzen Fleck nach aufsen ausläuft) C. inquisitor Linn. und der 8-11'" lange, rostrothe Binden (zwischen welchen eine sehr breite schwai'ze Binde) zeigende C. mordax Fabr. Vorkommen. C. Inquisitor und C. mordax sollen nach Bechstein und Thiersch an Nadel- hölzern vorkommen und das Holz durchwühlen. Ich habe sie aber beide immer nur an Laubhölzern ge- sehen und zwar den Inquisitor unter der Rinde abständiger Buchen imd den mordax in noch lebenden, anbrüchigen Eichen. Ich vermuthe daher, dafs jenen Angaben nicht blofs Verwechselungen dieser Arten, sondern auch noch andrer zum Grunde liegen. Die neuesten Beobachtungen, welche ich wieder zu ma- chen Gelegenheit hatte, so wie die Nachrichten von Hrn. Hey er, bestätigen dies immer auf's Neue. Herr Thiersch hat eine doppelte Verwechselung begangen: einmal dafs er das, durch seine halb rothen, halb schwarzen, durch ein Paar schiefe gelbrothe Querbinden gezierte Flügeldecken ausgezeichnete, 6-9'" lange Rhagium bifasciatuui, welches wahrscheinlich in Kiefernstöcken lebt (an welchen es Hr. Heyer in copula fand, während es nach Hrn. Kellner auch über den ganzen Thüringer Wald verbreitet ist), für B. mordax abbildet (wie auch Hr. Hartig a. a. 0. S. 199 meint), und dann, dafs er den Frafs von CalUdium für den des EluKjium beschreibt. Was tief im Holze gesehen wurde, wird C. luridus gewesen sein, und was sich unter der Rinde fand, C. indagator. Der letztere ist in Kiefern sowohl wie in Fichten gemein, am häu- figsten in Stöcken, selbst der jüngsten Stangen, und in vertrockneten Bäumen und Klaftern. Die Gänge unter der Rinde (T. XIX. F. 4. nach Hrn. Saxesen's Zeichnung) sind sehr breit und mit einem dunkelbrau- nen AVurmmehl gefüllt. Zuletzt umgiebt sich die Larve mit einem zierlichen Kranze von Spänchen und verpuppt sich in der Mitte derselben mit dem Rücken gegen die Rinde gekehrt (F. 5.). Sobald der Käfer ausgekommen ist (zuweilen schon im Herbste, meist aber erst im Mai und Juni), dreht ersieh um und gräbt sich das Flugloch, aus welchem er zuerst mit dem Kopfe wie aus einem Fenster hervorsieht. Unter so bewandten Umständen dürfte also auch die von jenen angegebene hohe forstliche Bedeutung für diese Cerainhgces, die nur unmerklich schädlich genannt werden können, nicht gelten. Durch das zeitige Stockroden und Entfernen alles todten Holzes aus dem Forste wird man ihrer ganz los werden, da sie ganz gesundes Holz gewifs nicht augeheu. Anhang. Die in der analytischen Tabelle No. 3, 4, 6, 8. angegebenen Gattungen der Bockkäfer sind sämmtlieh unmerklich schädlich. Da sie jedoch von Bechstein beschrieben sind und wegen ihrer Häufigkeit im und am gefällten Holze dem Forstmanne auft'alleu, ausnahmsweise vielleicht auch einmal 240 Schädliche Käfer. Nutzhölzern schädlich werden, so sollen sie hier kurz characterisirt werden; 1) C. {Chjtns) araiatus {Lep- tura arcuata Linn.) 6-8'" lang und bis 2,6'" breit, schwarz mit 4 gelben Bogenbinden und 2 Flecken auf jedem Flügel, im Buchen- und Eichenholze. Es scheint, als wenn auch andere Arten von Clijtits schädlich werden könnten. So soll z. B. der meist bis 8'" lange, dunkelbraune, grau bestäubte, mit aschgrauen Halb- monden und Fleckchen gezierte C. Hafniensis F. nach Hrn. Saxesen an gefällten, aber völlig gesunden Buchen unter der Rinde und in tiefen Holzgängen nicht selten vorkommen. Hr. Schlotthauber fand den Käfer zu Dutzenden an Aspenstämmen von 1' Dicke, die frisch gehauen aber nicht entrindet vom Früh- jahr bis zur Flugzeit des Käfers gelegen hatten. Bechstein (ForsHnsect. S. 247.) führtauch noch den dem arciiatus ähnelnden, aber nur höchstens 5'" langen, C. Ariefis Linn. als im Holze lebend auf. Jeden- falls leben alle Arten im Holze , wahrscheinlich die meisten aber nur in todtem. 2) C. {Lamia) Äedilis Linn. (T. XVI. F. 2.) 4,5-7'" lang und 2,7'" breit, äufserst langhörnig, grau mit etwas dunklern Flügelbinden und 4 schmutzig-gelben, quergereiheten Halsschildfleckchen, fufslosen, kleinköpfigen, 10-11'" langen Lar- ven (F. 2b), in Kiefern äufserst gemein, auch in Fichten (Hr. Saxesen) in sehr breiten, mit bunten aus Bast- und Splintspänehen gemischten Abnagsein verstopften Gängen, meist schon im Herbst fliegend, geht auch zuweilen tief ins Holz und schadet dann den zu lange liegenden Bauhölzern. — 3) C. {Lamia) Textor Linn. 12,5'" lang und b'" breit, schwarzbraun, in Aspen. — 4) C. (Prionus) Faber Linn. 19-23'" lang und bis 8,6'" breit, schwarz oder braun, mit (beim Weibchen) ganz oder (beim Männchen) nur stellenweise gerunzeltem 2dornigen Halsschilde und 6beinigen, über 3" langen (jfferos-älinlichen) Larven, in Kiefern neben denen man später die Puppen in Erdhöhlen findet. — 5) C. {Prionus) coriaritisLinn. 13-15'" lang und bis 6'" breit, mit 6dornigem, nicht gerunzelten Halsschilde, gewöhnlich nur in Laubhölzern (Eichen, Birken, Buchen), doch auch in Fichten und Kiefern. — 6) C. {Molorchus) dimidiatus Fabr. {Necijdalis mi- nor Linn.) 3-4'" lang, mit 2 gelben Streifen auf den braunen Flügeln, in Fichten, sogar lebenden, und zwar in trocknen Zweigen zu Hunderten (Hr. Saxesen). — 7) C. {Molorchus) ahbreviatus Fabr. {Ncci/- dalis wifyor Linn., bis 13'" lang, im Buchenholze. — Es dürfte hier noch der, ebenfalls zu einer beson- dern, kleinen Gattung {Pogonoclterus) gehörige C.fascicularis Schh. {fascicidafus Fabr.), welcher höchstens etwas über 3'" lang ist und sich durch gerundete stumpfe Flügeldecken und eine weifse (vorn) und schwarze (hinten) dicht hinter einander liegende schiefe Querbiude an der vordem Hälfte derselben auszeichnet, zu nennen sein. Ich habe ihn sehr oft aus Kiefern-Reisig, in welchem die Larve im Winter ausgewachsen zu finden war, mit Bostrichus bidens und CurcuUo violaceus zusammen erzogen, und Hr. Saxesen fand ihn in frischen Fichtenreisern mit lebendem B. chalcographus zusammen. Vierte Familie. Blattkäfer. (Chrysomelina.) Der Name nach Linnes Gattung Chrysomela. Characteristik. Die pag. 113. angegebenen wesentlichen Merkmale: kurzer, gedrungener, stark gewölbter Bau, geringe Gröfse, kurze Fühler, langbeinige dunkle oder bunte Larven, lassen, wenn wir noch dazu dieLebensweise nehmen, keineVerwechselungmit irgend einer Tetramerenfamilie zu. Genauer cha- racterisirt man: die Käfer. Kopf klein, mit ganzen oder stark gebuchteten, meist stark vortretenden Augen. Lefze (T. XX. F. 3a) quer oder rundlich, gebuchtet oder ausgerandet. Oberkiefer (3b) stark, sehr breit, spitz mit Zähnen. Unterkiefer (.3c) mit einem, deutliche Näthe zeigenden Stamme und 2 lappiger Lade; der innere Lappen hautartig, gewimpert, der äufsere 2gliedrig, am Ende stark behaart. Taster Blattkäfer. Vorkommen. Begegnung. 241 4glie(irig, mäfsig: das letzte Glied das längste, pfri einförmig. Lippe (3d) aus einem hornigen, ansgeraude- ten, aufseu stark gekielten, innen mit einem in der Mitte vorspringenden Hautlappen verwachsenen Stücke bestehend. Taster 3gliedrig, mäfsig: das letzte Glied das längste, pfriemformig. Halsschild quer, schma- ler als Flügeldecken. Flügeldecken selten mit stark vorspringenden Schultern und häufiger hinten breiter als mit parallelen Seiten, unregelmäfsig oder reihig-punktirt. Beine kurz und dick, zuweilen Springbeine. Das 3te Fufsglied grofs, 21appig. Die Larven meist lanzettförmig. Kopf (T. XX. F. 3b', 6b') klein, in der Mitte flach oder vertieft, an den Seiten gewölbt, mit deutlichen Äugelchen hinter den kleinen, 3glie- drigen, am Kopfrande ziemlich weit hinter den Oberkiefern stehenden Fühlern. Kopfschild gesondert. Lefze (F. 3«) rundlich oder quer, ganz oder gebuchtet. Oberkiefer (3(S) ziemlich schwach, oben gewölbt, gezähnelt. Unterkiefer (3/) mit deutlich gesonderter, kurzer, innen gehöhlter, gewimperter Lade und 4gliedrigen, die Lade überragenden, sehr sparsam behaarten Tastern. Lippe (3d) fleischig, klein, mit ein- zelnen Wimpei-n. Taster 2gliedrig, kurz, unbehaart, auf einer hornigen Basis. Die 3 ersten Leibesringe durch Gröfse, Form, Warzen- und Scliildbildung ausgezeichnet. Der letzte Ring mit wulstigem, querge- spaltenen, im Leben nach unten gerichteten und als Nachschieber dienenden After. Das Ite Luftloch am 2ten Ringe nahe dem Vorderrande desselben, die übrigen etwas höher auf einer kleinen Scheibe mit wulstigen Hornrändern vortretend. Füfse stark, hornig, mit stark gekrümmten, einfachen, spitzen, von breiter horniger Basis entspringenden Hornhäkchen. Die Puppen sehr gedrungen, denen der Coccinel- len im Allgemeinen ähnlich. VoKKüMMEN u. s. f. Sie leben nur von der Blattsubstanz und nicht von der Holzfaser (vielleicht mit Ausnahme von piuicola, s. dort). Im J. 1838 wurde ich nicht wenig überrascht, als ich auf der Reise eine Larve von Cladius Eucera, welche ich in eine Schachtel mit Käfern der C. Tremulae zusammenge- sperrt hatte, von den letztern aufgezehrt fand. Es fanden sich au Statt der Larve nur kleine gelbe Krümel wahrscheinlich der Koth der Käfer, vor. Wahrscheinlich eine auffallende Hindeutuug auf die Verwandshaft der Chrysomelen mit denCoccinellen! Es giebt weit mehr Arten auf Kräutern, Gräsern u. dergl. als auf Holzge- wächsen, und die Zahl der forstlich wichtigen ist daher für eine so grofse Familie beschränkt zu nennen. Die allermeisten leben auf Laubhölzern, meist auf bestimmten Arten und gewöhnlich nur an jungen Pflan- zen, selbst Keimlingen. Unter diesen wenigen giebt es aber recht schädliche, indem nicht blofs ihre Lar- ven fressen, sondern auch die Käfer. Sie fangen nicht vom Rande der Blätter an, sondern in der Mitte, und wissen das Parenchym zwischen den Rippen und Adern so geschickt iierauszuuageu, dafs die Blätter oft auf das Wunderbarste skeletirt werden. Die Käfer sitzen zerstreut, die Larven aber oft in Familien, sogar regelmäfsige Colonnen bildend und so vorrückend. Zur^Verpuppungszeit trennen sich auch die ge- selligsten und befestigen sich entweder mit der abgestreiften Larvenhaut an den Blättern {Populi) oder ge- hen in die Erde {AM). Sie legen eine grofse Menge Eier und des Weibchens Hinterleib schwillt gleich nach oder noch während der Begattung aufserordentlich stark auf. Die Bewegungen der Käfer sowohl wie der Larven sind träge. Erstere retten sich bei Berührung der Zweige dadurch, dafs sie herunterfallen, jedoch sind sie darin nicht so empfindlich wie die Rüsselkäfer. Begegnen kann man ihnen nur durch Sammeln. Dies hat aber keine Schwierigkeit, da die mei- sten Arten grofs sind und leicht auf den Blättern gesehen werden können. Die Käfer fallen nicht so schnell wie die Rüsselkäfer herunter, und man kann daher in kurzer Zeit eine grofse Menge dersel- ben auf den Fangschirm klopfen und uacliher tödten. Am besten ist es, dies im Mai und Juni vor- zunehmen, ehe die Weibchen abgelegt haben. Im Herbst erscheint der Käfer zum zweiten Male und dann kann man es wiederholen. Die Larven lassen sich nicht so leicht abklopfen. Wenn man diese sammeln wollte, müfste man die Blätter, auf denen sie sitzen, abbrechen. Vielleicht wäre auch bei meh- Hh 242 Schädliche Käfee. reren Arten das von Herrn Bouche (S. 243. bei Haltica oleracea) angeführte Mittel anwendbar, natürlich nur auf Saatkämpen. EiNTHEiLUNG. Schon L 1 un 6 Diachte aus dcu Blattkäfern mehrere Gattungen, aber nur eine: Chry- somela, enthält die forstlich wichtigen. Später ist denn auch diese Gattung, wie Curculio, Cerambyx u. A. in mehrere kleinere Gattungen zerfällt worden, die wir hier, da sie wenigstens als Abtheilungen beim Be- stimmen nützlich sind, analytisch geben, die wenigen übrigen, für uns unwichtigen Blattkäfergattungen {Cassida, Lema u. s. f.) ganz übergehend. Fühler fadenförmig, dicht beisammen, zwischen den Augen Chrysomda (^ p^j^j^^ fadenförmig oder allmälig ver- dickt, entfernt, vor den Augen mit verdickten Hinterschenkeln (springen) 1. Haltica 111. mit nicht verdickten Hinterschenkeln (springen nicht) ... 2. Galleruca Geoff. Fühler allmälig verdickt, Körper länglich- oder rundlich- eiförmig 3. Chrysomela Linn. I Fühler kurz, d. h. den Hals- schild kaum überragend , ge- sägt 4. Clythra Fabr. Fühler lang, nicht gesägt ... 5. CryptoceplialusYh. Arten. 1. C. (Haltica) oleracea Linn. Grofser Spring-Blattkäfer. (Taf. XX. Fig. 8.) Namen. Der deutsche Name Erdfloh wird zwar am häufigsten für diese Art gebraucht, jedoch auch für andre kleinere, in der Lebensweise verwandte Arten. Chakacteristik. 1,8-2,1'" lang, stahlblau oder metallisch-grün, unregelmäfsig fein punktirt, mit hinten quergefürchtem Halsschild. Vorkommen u. s. f. Das Insect ist durch das ganze mittlere und nördliche Europa sehr gemein und als Erdfloh bekannt. Der Käfer überwintert an der Erde, unter Blättern u. dergl. oder auch in Baum- ritzen und springt, wenn man ihn hier auffindet und einige Zeit in der warmen Hand hält, sogleich davon. Im Frühjahre begatten sie sich und das Weibchen legt eine grofse Menge kleiner bernsteingelber Eier auf einen Haufen zusammen. Ich fand es schon im April an Haselknospen beschäftigt. Im Mai erscheinen die Larven und fressen bis in den Juni oder Juli. Die Verpuppung, welche in der Erde erfolgt, geht in 10-14 Tagen, je nachdem das Wetter warm oder kühl ist, vorüber und die Käfer kommen dann gleich hervor und fressen mit den noch übrigen Larven gemeinschaftlich, später allein. Die Verpuppuug scheint ausnahmsweise an den Blättern zu erfolgen. Hr. Hey er klopfte am 6. August 1828 von Eichen eine Menge goldgelber, kleiner Puppen, aus welchen sich den 16. bis 18. August C. oleracea entwickelte. Be- sonders bemerkenswerth ist der Frafs. Dies Insect kommt nämlich nicht allein auf den verschiedensten Laubhölzern, besonders Sträuehern von Haseln und Eichen vor, sondern auch auf Gemüsearten und aller- lei BlumenpÜanzen, am liebsten auf den jungen Saameupflanzen, die dadurch verwüstet werden. Die Ei- chenblätter, von welchen Herr Hey er die Puppen klopfte, waren durch die Larven so stark skeletirt, dafs die Stämme auf ganze Strecken wie abgestorben aussahen. Die Bedeutung ist daher für Garten und Feld oft sehr grofs und auch im Forste werden sie wenigstens merklich schädlich zu nennen sein. Um Gotha hatten sie einst die aus Mittelwald bestehenden Feldhölzer, besonders den Eichen-Unterwuchs be- fallen, und ganze Districte von 50 Acker sahen wie halb verdorrt aus (Hr. Kellner in Alhj. F. u. J. Z. V. Chrysomela Oleraceä. Verwandte. 243 247.). Die Vertilgung geschieht durch Abpflücken der von den Larven besetzten Blätter. Die Käfer lassen sich, da sie springen, nicht sammeln. Hr.Bouche {Gartcnins. S. 30.) empfiehlt auf Saatbeeten das Besprengen mit Wermuthaufgufs (eine Handvoll auf 1 Eimer kochenden Wassers, welches dann 12 Stun- den stehen mufs), oder auch das Eintauchen der zu versetzenden Pflanzen in einen solchen, oder auch in Ermangelung dessen Tabacksbrühe (2 Pfd. auf 1 Eimer). In Gärten soll Reinlichkeit, d. h. das Entfernen alles unnützen Krautes, Laubes u. dergl., weil die Käfer in demselben überwintern, am besten thun. An- haltenden Regen können weder Larven noch Käfer vertragen. Sie lieben überhaupt Wärme und sonnige Stellen sehr. Auch Hr. Kollar (SchäcU. Ins. S. 152.) bemerkt dies mit dem Beispiel: dafs Pflanzenbeete, mit vielen Bäumen besetzt, wenig von den Käfern zu befürchten haben. Hier wird auch wieder des Bouc he 'sehen Mittels mit grofsem Lobe erwähnt, jedoch in etwas verschiedener Anwendung. Hr. Pre- diger Wundram soll nämlich entdeckt haben, dafs wenn man die Pflänzlinge in einem Keller oder an einem kühlen Orte in den völlig erkalteten ATärmeaufgufs 6-8 Stunden taucht, aber so dafs nur die Blätter bis zum Stengel (also ohne die Wurzel) hineinkommen, diese, nachdem sie verpflanzt wurden, nicht mehr von den Springkäfern befallen werden. Sollten bald nach der Verpflanzung heftige Regengüsse die Bitter- keit wieder abgespült haben, so würde man die Pflanzen noch einmal besprengen müssen. Auch ein an- deres hier mitgetheiltes Mittel ist selbst im Grofsen ausführbar. Man soll den aus kalkartigen Steinen auf der Chaussee befindlichen Staub an einem sonnigen Tage zusammenfegen und an trocknen Orten auf- bewahren. Sobald sich Erdflöhe eingefunden haben, bestreut man, wenn es in einer Nacht stark gethaut hat, die jungen, nassen Pflänzchen so sehr, dafs sie wie bepudert aussehen. Trocknet dieser Staub nun vollends an, so sind die Käfer wie weggezaubert. Tritt gleich darauf Regen ein, der den Staub wieder abspült, so mufs das Bestreuen wiederholt werden. (Gewöhnlicher Chausseestaub, wenn er auch grade nicht aus kalkhaltigen Gesteinen entstanden sein sollte, würde wohl dieselben Dienste thun?) Verwandt sind: ;!) C. {Haltica) Helxines Fabr. (T. XX. F. IL). 1,5-1,6'" lang. Flügeldecken metallisch-grün oder blau, mit starken Punktreihen und glatten Zwischenräumen. Halsschild meist ku- pferroth, zuweilen auch wie die Flügel. Fühler und das hintere Fufspaar halb, die beiden vordem ganz röthlich-gelb. Mehr auf Weiden doch auch Pappeln. 2) C. {Haltica) tiitklula Linn. Bis 2'" lang. Far- ben fast wie bei vorigem. Flügel mit schwächern Punktreihen und zum Theil punktirten, zum Theil runz- lichen Zwischenräumen. Auf Pappeln, Weiden (auch Aspen?) meist mit vorigem schädlich, häufig (Saxe- sen). — 3) C. (Haltica) flexuosa Pnz. (F. 12.). 1-1,4'" lang, schwarz, mit gelber, mehr oder weniger stark geschwungener Flügel-Längsbinde und nicht rein gelbbraunem ersten Fühlergliede [dadurch von der sehr nahe verwandten gradbindigen C. nemorum Linn. (welche nach Hrn. Saxe s en allein auf Hölzern le- ben soll) verschieden]. Auf mancherlei Saamenpflanzen häufig. Nach Hrn. Westwood (Loudon's Garden. Mag. Mar. 1837. S. 101 u. f.) ist das böse Turnips-Insect {the Turnip Flea-Beetle) die C. {Haltica) nemorum. Man ging hier von der Ansicht aus, die Eier würden an die Saamen gelegt und es müfste das Einweichen derselben in Salzwasser helfen. Obgleich man einen günstigen Erfolg zu haben glaubte, so beweist Hr. Westwood doch, dafs dies auf Täuschung beruhe und dafs die Eier dennoch auf Blätter abgelegt würden. Die von der Entomological Society dieserhalb gestellten Preisaufgaben dürften jetzt be- reits Beantwortungen erfahren haben. Hr. Westwood (a. a. 0. p. 105.) meint, die ganze Verwandlung ginge in wenigen Wochen vor sich, so dafs die Käfer, welche die Brut im nächsten Jahre setzen, schon in diesem Jahre erscheinen. Es werden mehrere Mittel, von denen sich wohl Wirksamkeit erwarten läfst, genannt, aber sie sind offenbar nicht im Grofsen anwendbar (Ausbreiten von Hollunder-Ästen, Überstreuen von gelöschtem Kalk, Stoppelbrenueu). Hh2 244 Schädliche Käfer. 2. C. {CaUeruca) Capreae Linn. Gelbbrauner Birken-Blattkäfer. (Taf. XX. Fig. 5.) . Chaeacteristik. 2^'" lang, länglich-eirund, stark gewölbt, unregelmäfsig punktirt, kahl, oben .schmutzig gelbbraun (.seltner ganz dunkel) und nur schwarz das Schildchen, mehrere Flecke des Halsschil- des, Kopf und Basis und letzte Hälfte der Fühler. Unterseite schwarz und aucli gr^ifsteutheils die Beine. Die Larve F. 5c) der von C. Populi sehr ä,hnlich und nur verschieden durch etwas kürzere Beine, weiter von einander entfernte Rückenschildchen , welche auch kleiner sind und auch auf dem 9ten Ringe noch nicht ganz in Einen Fleck verschmelzen. Vorkommen u. s. f. Das lusect lebt auf verschiedenen jungen Laubhölzern, besonders gern auf Birken und Saalweiden {Salix Caprea). Bei uns findet es sich meist nur einzeln. Im Harz beobachtete ich sie i. J. 1832 in ungehem-er Menge (s. Pfeil's crit. Bl. VII. 1. S. 89.). Es war im September und wir fanden nur den Käfer, der gröfstentheils als frisch ausgekommener zu erkennen war. Die Larven, von denen sich keine Spur auf den Blättern mehr fand, waren also wahrscheinlich schon seit mehreren Wo- chen zur Verpuppung in die Erde gegangen. Der junge, befallene Birkenort war hart mitgenommen und au vielen Stäramchen war nicht ein gesundes Blatt mehr. Viele gingen ganz ein, andre kränkelten noch lange. Im J. 1838 sind wieder, wie Hr. Pfeil mir erzählte, eine Menge junger Birken durch die Käfer und die Larven gänzlich zerstört worden. Es würden sich diese Zerstörungen noch mehr erklären lassen, wenn man die, bei nahe verwandten Arten bemerkte, Eier-Ablage auch bei dieser annehmen könnte. Hr. H artig {Convers. Lex. S. 333.) beobachtete nämlich C. Viburni, die oft den Schneebällen {Viburnum Opiilus) im Freien sowohl wie im Garten arg zusetzt. Der Käfer frifst Löcher in die jungen Triebe bis auf die Mark- röhre, legt in jedes 4-12 Eier und verklebt die Öffnung mit den Nagespähnchen. Man trifft diese Eier- höhlen meist zu 6-24 in gerader Linie am Triebe entlang dicht neben einander stehend. Hier tiberwintern die Eier, bis sich aus ihnen im Mai die Larven entwickeln und auf den Blättern erscheinen. Das Insect ist demnach wohl sehr schädlich zu nennen und mau hat Ursach mit der Vertilgung zu eilen (s. S.241.). Trockne "Witterung und sonnige Lage scheinen sie hauptsächlich zu begünstigen und häufige Regen auf frühe Nachtfröste ihnen sehr zu schaden. 3. C. {Galleruca) Ahn Linu. Blauer Erlen-Blattkäfer. (Taf. XX. F. 6.) Characteristik. Der Käfer 2,5-3'" lang, eiförmig -länglich, unregelmäfsig punktirt. Dunkel stahlblau. Die Larven(F.(5c)5,5"'languüd l,l"'breit(ausgestreckt, lebend gemessen). Kopf ziemlich flach, an der Stirne sogar etwas vertieft. Dicht hinter denkurzenFühlern jederseits nur ein sehr kleines Äugelchen (F. 6b'). Jeder Körperriug mit einer sehr deutlichen Querfurche, vor und hinter welcher 2 glänzende (aus 2 längliclieu Wärzchen bestehende) behaarte Querleisten. Luftlöcher am Grunde der aus- und ein- ziehbaren Kegelwarzen und unter denselben noch eine behaarte AVarze, weshalb die Seitenränder des Leibes von oben wie gezähnt erscheinen. Letzter Ring mit einer grünen, den After umschliefsenden Haft- scheibe. Dunkelschwarz, ins Grünliche stechend, sehr glänzend. Behaarung ziemlich stark. Puppe (F. 6g, und 6h während dem die Larvenhaut platzt) 2,5"' lang und 1,3'" breit, sehr weich und zart (wie wahrscheinlich alle Erdpuppen) und hellgelb. Der ganze Rücken sammt den Rändern des Hinterleibes, der Aftergegend, Kopfoberseite und den Kniegelenken mit steifen, langen Haaren. Vorkommen u. s. f. Überall [von Süddeutschland (Hr. v. Bulmerincq, Hr. Waltl) bis Schwe- den und durch ganz Rufsland (Hr. Me ne tri es)] höchst gemein, auf Erlen, in unserm Forstgarten auf ^Z- nus (jlutinosa und incana, selbst anf allen fremden cultivirten. Die Larven sähe ich immer nur an diesen fressen, die Käfer jedoch auch im Frühjahre, wenn sie eben die Winter-Quartiere verlassen hatten, auf Weiden und Pappelu. Larven und Käfer skeletiren die Blätter. Die Larven, welche beinahe wie Span- Chrysomela PopiTLi. Characteristik. 245 nerraupen kriechen, benagen in den ersten Wochen blofs die Epidermis und später, wenn sie gröfser sind, fressen sie das ganze Diachym heraus (s. T. XX. Fig. 6x, wo auch ein legendes Weibchen zu sehen). Sie erscheinen im Mai und Juni (das Weibehen trägt sich oft sehr lange mit den Eiern herum) und fressen dann bis in den Juli und August. Man findet sie dann ganz oberflächlich in der Erde verpuppt, so dafs man sie leicht ausscharren kann. Im August und September finden sich die Käfer schon wieder auf den Erlen ein und fressen dann, "so lange es nicht friert, oft bis Ende Octobers, und überwintern unter den abgefallenen Blättern. Sie sind deshalb für diese Holzgattung als sehr schädlich zu bezeichnen, beson- ders auf Saatkämpen, wo eine Menge Pflanzen, welche zuletzt ganz braun aussehen, eingehen oder krän- keln. Vertilgung durch Sammeln (s. S. 241.). 4. C. GaUenica pinicohc And. {Lu2)erus p.Geoü.) Schwarzer Kiefernblattkäfer. (Taf. XX. Fig. 9, 10.) Characteristik. Länglich, wenig gewölbt. Halsschild breiter als Kopf. Flügeldecken äufserst schwach gerunzelt, auch kaum punktirt (und dadurch besonders von der deutlich punktirten C. ßavipes Gyll. unterschieden): Beim 1,8-1,9'" langen Weibchen die Flügel bräunlich-schwarz, der Halsschild gelb, beim 1,4'" langen Männchen beide bräunlich-schwarz. Schienen und Fufsglieder ganz, Schenkel grofsten- theils und an den Fühlern die 3-4 ersten Glieder gelb. Vorkommen u. s. f. Bis jetzt nur wenig in Deutsehland beobachtet und als schädlich nur von Thie rsch (Forstl: S. 27.) aufgeführt. Dieser beobachtete den Käfer bei 2000' Höhe in einer Kiefernsaat vom kräftigsten Wuchs. Der Käfer benagt im Sommer die Basthaut der neuen Jahrestriebe und im Au- gust und September, wenn ihm diese zu hart wird, auch die Nadeln. Die Eier soll das Weibchen in die Knospen (?) der nun kränkelnden Triebe legen. Im September quillt aus solchen Knospen das Harz und unter dem Schutz desselben frifst die Larve und verpuppt sich (?). Viele hundert Zweige verloren so tlieils die Gipfel, theils die Spitzen der Seitenästchen. Als Begegnung wird das Ausreifsen des Unkrau- tes und Ausbreiten desselben unter den Kiefern empfohlen (*). Eine nahe verwandte Art, C. (Luperus) rußpes F., der pinicola sehr ähnlich, aber bis 2,5'" lang, ganz dunkel stahlblau und nur rothgelb an den Beinen und den 4-5 ersten Fühlergliedern, soll nach Hrn. Schmidberger (Kollar schädl. Ins. S. 260.) den Obstbäumen, namentlich Äpfelbäumen, durch Befressen (Durchlöchern) der Blätter, welche sie oft den gröfsten Theil des Sommers ganz bedeckten, sehr verderblich wei-den. 5. C. Populi Linn. Rother Pappelnblattkäfer. (Taf. XX. Fig. 4.) Characteristik. Der Käfer 4,2-5,5'" lang, länglich-eiförmig, stahlblau mit gelbrothen nur an der äufsersten Spitze blauen Flügeldecken (die nur 3,4-4,1'" lange C. Tremulae Fabr. (F. 3.) allein durch den Mangel der blauen Spitze der Flügel, die auch etwas mehr gelbeln, imterschieden). Die Larven beider (s. Taf. XX. F. 3.c) 4-5"' lang und bis 1,8 breit. Hinter den Fühlern 4 gröfsere, im Viereck gestellte ku- glige Äugelchen und aufserdem noch 2 sehr kleine aufserhalb derselben. Grundfarbe schmutzig-weifs. Zwei Seitenhöcker des 2ten und 3ten Körperringes schneeweifs. Kopf und Beine, ein mehr oder weniger (*) Fernere Beobachtiingen über dies so wenig bekannte Insect wären sehr wünschenswerth. Hr. Thiersch hat dieselben, seinem (S. 29) gegebenen Versprechen zuwider, nicht geliefert und auch meine schriftlich an ihn gerichteten AVünsche nicht befriedrigt. Wahrscheinlich hat sich das Insect also nicht wieder so häufig gezeigt. Ich vermuthe, dafs bei dem von ihm beschriebenen Frafse mehrere Wickler-Larven thätig gewesen sind (besonders Tortrix BuoUana, auf welche vieles pafst) und dafs die eigentlichen Larven der Chrysomela nicht in der Knospe leben, auch nicht so spät fressen, wie dort angegeben ist. Verwechselungen sind hier leicht möglich und sehr zu entschuldigen. Hr. Heyer hat den Käfer auch schon ziemlich häufig von Kiefern geklopft, ohne aber seine Lebensweise näher beobachten zu können. 246 Schädliche Käfer. grofser Fleck des Rückens, des Isten Ringes und viele regelraäfsig gestellte Flecke und an jeder Seite des ganzen Leibes eine Reihe Höcker, glänzend schwarz. Feine Haare nur an Kopf und Beineu und den mei- sten schwarzen Flecken. Die schwarzen Luftlöcher, welche kleiner als die übrigen Flecke sind, unbehaart. Die Puppe (F. 3g) bräunlich-gelb und schön bunt gefärbt durch sehr regelmäfsig symmetrisch gestellte schwarze, eckige Flecke und Punkte. Die Oberfiügel gerundet, von der Mittellinie entfernt, die Unter- flügel zum Theil nicht verdeckend. Vorkommen u. s. f. Beide Käfer {Populi und Tremulae) kommen meist unter einander und in gleich grofser Menge, überall auf jungen Aspen, besonders auf rasch und üppig aufgeschossener Wurzel- brut vor, und diese geht danach oft auf ganze Strecken ein. Beim Anblicke eines Taf. XXI. Fig. 6. dar- gestellten, von Käfern und Larven skeletirten Blattes wird sich Jeder einen Begriff von den Verwüstun- gen dieser Insecten machen, welche wohl sehr schädlich genannt werden können. Sie verrathen sich schon in einiger Entfernung durch einen eigenthümlichen, unangenehmen Geruch, welcher dadurch ver- mehrt wird, dafs die Larve einen milchweifsen Saft aus den Kegelwarzen treten läfst (besonders beim Anfassen). Die Larven fressen vom Mai und Juni bis in den August und verpuppen sich an den Blättern. Die Puppe befestigt sich mittelst der abgestreiften Larvenhaut und hängt gestürzt, wie dies uns mehrere junge Larven T. XX. F. 3x zeigen. Vertilgen kann man sie nur durch Sammeln (s. S. 241.). Verwandt sind: 1) C. aenea Linn. (T. XX. F. 13.). 3-3,5'" lang, eiförmig. Halsschild an den Seiten nicht verdickt. Flügeldecken unregelmäfsig punktirt. Die beiden letzten Hinterleibsringe am Rande bräunlich-roth. Metallisch blau oder grün, stark glänzend, die grünen zuweilen mit etwas Kupfer- schiller. Birken (Gyllenhal) und Erlen (Saxesen) stark zerfressend. Im J. 1838 hatte ich selbst Ge- legenheit, den Frafs des Käfers und der Larven am südlichen Harz auf starken Erlen zu sehen. Die Blät- ter waren allein von diesem Insect bewohnt und es hatte dieselben sehr stark skeletirt. Es waren mehr Käfer als Larven und Puppen zu finden und die Generation dürfte wie bei C. Alm sein, welcher die ganz schwarzen Larven auch ähneln.. — 2) C. Vitellmae Linn. (T. XX. F. 7.). 2-2,1'" lang, länglich, nicht stark gewölbt. Flügeldecken reihig-punktirt. Seiten des Aftergliedes unten röthlich. Metallisch-bräun- lich-grün, selten blau, stark glänzend. Auf Weiden, oft sehr häufig und die Blätter zerfressend. — 3) C. vhmnalis Pnz. {lO-jnmcfata und viminalis Liun. 3'" lang, länglich eiförmig, schwarz mit brauner Fühlerbasis, jedoch viel häufiger oben gelbbraun, mit einem breiten Halsschildflecke, 2-10 Flügelflecken und Schildchen, welche schwarz sind. An Weiden. 4) Die ganz ähnliche aber rothbeiuige C. rußpes Gyll. dagegen immer an Pappeln (Saxesen), nach Schmidberger auch an Obstbäumen). 5) Im Harze auch die etwas kleinere, gelbbeinige und gelbköpfige ähnliche C. dispar Pk. {pallida Linn.), Ebereschen abfressend. Anhang. Die in der analytischen Tabelle sub No. 4, 5 angegebenen kleinen Gattungen der Blatt- käfer sind theils nicht häufig, theils nur auf unwichtigen Hölzern, theils in der Lebensweise den schon be- schriebenen so ähnlich, dafs wir sie hier nur kurz beschreiben: 1) C. {Clythra) quadripunctata Linn. (Taf. XX. F. 2.) 3-5'" lang, schwarz, grau-weichhaarig mit gelb-rothen, 4 schwarze Flecke zeigenden Flügel- decken. Die Punkte der Oberseite deutlich und ziemlich grofs und tief: die des Halsschildes zahlreich und nur in der Mittellinie etwas sparsamer und schwächer, die der Flügeldecken hier und da regelmäfsige Reihen bildend. Bei uns selten. Fliegt nach Hrn. Erichson schon im Mai und frifst nach Bechstein {Forstins. S. 199.) und'Andern (Liebich AUgein. F. u. J. Z. Bd. II. S. 16.) auf Weifsdorn, Haseln, Wei- den (besonders Saalweiden), Aspen und Birken, und nach Hrn. Saxesen auch auf Erlen. Hr. Heyer hat sie in seinerGegend immer nur an Eichen gefunden, eben so wie Hr. Suf frian sie in Westphalen bis Arnsberg hin und im Siegenschen auf den niedrigen Eichen in den Haubergen bis in den August hinein Crysomela Pinicola und Populi. Anhang. 247 fand. Sie soll wenigstens merklich schädlich werden können, wenn sie in Menge auf jungen Schlägen erscheint und die jungen Loden der Wurzelbrut von Birken, Saalweiden und Aspen befrifst. Diese knik- ken an der Spitze davon ein oder verdorren auch wohl ganz und müssen abgeschnitten werden. Sammeln der Käfer half(*). 2) C. {Cryptocephalus) Pini'Linu. (T. XX. F. 1.). 1,7-2,2'" lang, gedrungen. Kopf und Halsschild äufserst dicht und ziemlich grob punktirt. Flügeldecken unregelmässig puuktirt. Bis auf die Augen und die letzte Füblerhälfte, welche schwarz sind, alles bräunlich-gelb, die Ränder meist etwas hel- ler und der Halsschild etwas mehr röthelnd. Auf Kiefern und Fichten hier und da häufig. Der Käfer er- scheint im Herbst und frifst an den Nadeln, jedoch nur so unbedeutend, dafs man ihn als nur unmerk- lich schädlich ansprechen kann. (*) Es ist wahrscheinlich, aber nicht ganz bestimmt, auch nicht einmal aus Gyllenhal sicher zu ermitteln, dafs diese die ächte Linue'sche Art sei, denn es giebt noch eine höchst ähnliche. Bei genauerer Betrachtung unterscheidet sie sich durch vollkommene Glätte des (auch nur sehr schmal gerandeten) Halsschildes, des Schildchens und durch sehr schwache weitl.äufigere Punkte der Flügel, woher auch der gröfsere Glanz der Oberseite kommt. Sie ist schon von Creutzer unterschieden, kann aber seinen Namen: /osc/af«, der nach Hrn. Erichson einer Fabricius'schen Art aus Guinea zu- kommt, nicht behalten, und würde besser laeciuscula heifsen. Sie mag indessen mit der 4:-punctata zuweilen zusammen fressen, denn ich habe sie bei uns, wo sie gewifs die häufigste ist, auch auf Saalweiden gesehen. Gewöhnlich scheint sie jedoch Kräuter und Gräser anzugehen. Bei uns frafs sie ani Bracliypodium, Herr Saxesen sähe sie auf Euphorbia und Herr Apotheker Hornung bei Aschersleben auf allerlei Kräutern. Sie fliegt erst im Juli und August. Herr Suffrian bemerkte sie stets nur auf Haseln und nur ein einziges Mal auf Scaliosa arvensis au den Blumen. Gewifs ist es auch nur eine Ausnahme, dafs sie nicht an Holzgewächsen vorkommen, übrigens fand ich alljährlich auf derselben Stelle auf Saal- weiden die Käfer bei Freienwalde, obgleich es auch Haseln genug in der Nähe gab. Berichtigung der Kupfertafelu. Taf. III. statt „Fig. 19K" setze „19z" und statt „Fig. 5o" setze ,,od"; deuu auf die.ser Tafel sind alle Füfse und deren Glieder ausnahmsweise nicht mit y, souderu mit d bezeichnet. Taf. IV. statt „Fig. 11 K" setze Hz". Taf. XVI. statt „Fig. SK" setze „Sz". (i>l 'MJ. Cocciuella Clei-us Cai-abus Ciciiiclpla Staphylimis 15. s epl emiJUuc ta ta 1~ foriuifariiis Icoriiiceiis 2- horten lis S.violaceus lü.campestris 13. erytliropterns 16. bipustulata ««•.grmmlahis />. replialotes (i. rostratus 7 nigei- 8. aiiro. intens 9, ajfilis lO * imi iiilatiis ll.S\Toplianta. ]*. oleiis. ■^..> (•..i.'i;-!/;«. l'rilinus 21. ppctiwieoriiis. ÜSJ. costatus. Aiiobiuni la.iuollc. L>.Piui.t*.^ietis 05 ionglroi-ne. Buprestis 1. ceiiuis. Ü. cyanesceiis. 3 . mig"ustula. 4Betuleti.5.1ati(;orius. fi.i-ug-ii-.olUs. 23.24 . ua\-;de U5 . a(i. deruvesroides. 10. migiistifoJle.1" iii^srriiumi.lß.abietinuui 7nociva.8.ragi.C).iuteg:eii-iaia.lÜ.qua. Lytta IQ. tes.sell.tmu SJO euiarg-iuatiun th'ipiinctara.Jll.iuariaaia. S/Tvesiüatoria . richiiis 17. nol>ili.x. latc-aiius U). pai-;>lloloj)ip . y.Bctuloti . 3. violaceus. 4. incanns. (V varius. 7- niU- ans . 8. aver- 5. l^oin-li. ii'idifollis . 10 . avgciiCatus . U.Piiii. 12. atoniai-iu«. ll^.Lapathi. JL-i-. I''aj>-i. JEüA'J^v.'-^'rf •Ä-/V' Col Tut'. V (' U !•<• II li o l.iioialiis, y.\l>i.-lis, ■^.ril■i^»t', i..llfi»yiii:u-, 5.,e,l.iii.liuii (i.\-cn<>l'us. 7..>imirmii. (). i ii(liy;i' ii.i . lO uitriiiii //«.A-71—vA.-/^'/ .yf//yv jiAa^//^/iei ' ^///iJ(//a/<-{ />/ /la/iü/Sfi^ Col Tal VI. r-,--^ A" , '•»^^^^ tiüii^e, PuppeniöMeii und Fluglöcher Ton Curculio notatus / 1 /ftJpimze^ i-r XZapß/t^ türM^erJ, Hercyniae /"i-h i/i i/ i/^/ef- /'üA/enmideJ , Piceae ^6_9 in a.un/erHiY/sfa/in/-/fri//deJ. 15. li li. 6?. Col. Tili. VII 11. X*|.r 1. piiiipfida . 2. minor. .5. inirnii.s. 4'. jnlosii». .'). luiniiini.'i. t). ater. 7. «■iiuiciiIh riii.« . ö.opacii^. !). lii'i 10. palliatUÄ. 11. deciiiiuiinis. 12. poliftrajjiu.'i. 1.3. TluicIdJactvlii.s. IK i'i-Piiarus. IJ. l'iaxiiii . A\'.>.MV.>V/; -,./ „.,1. ,/■/. ?^^\.«^»^i2M^i>^iC' ^^s^!^ *»^ö^ ''^>/<^^ ''^^ ■'^'^'■/i'/i/ .^^^e. Col TarMD. franse von Ttylesinus Fi^. 1_3 mwniws /'f^j7^er/f4-A(e^fe>i^fe.J l^\^.lk.Tai%^w /if'//e/- A'i^ern/v/t^/e / . Vife. 5 Fraxini / af//^ A'scfienA^lz ./ i^ü/yO Jr/?/^'//Vy'r///'/ / •'^///y<^//./,>^^^/' ti^x^^za^i/ '^b^^/0^. CoITaf.TX. Gänji«' von Hylesinns A//Vn-«iV" luimrr: ,lel. Tlatypus lo.c'^'liiKVrus 15. eloiigatuni. \ Ma^ ät^/ia!//rAi'i '/ .y?^>i/, 3 . miHtistriatus (i//>ferf'lmearindej, 4. ru;giilosu.s /r////'/y/aw/ii/iMij A/^/^y/^/^ -y/yy^/^/y/ ///^y y/"/:. • >^^/^'/: • yM.>///r////.i. <;>i.thi:m. S: i w IL. l. B. n^joe,i';iphiis. 'J. li sloiios^-raplui«. 5.B. Lariois. ^•.H. I'utiiralis. .^.G.E. inmiojiraplnis. 7. 8. ]i. (Irvosraplius. () 10. 11 bioolor. 11. l'J. B. bideiis. l.*). li-.B. (•lialco,e;raplins. 'S. 8. 13. 16. 18. 19. .2. n. .ui-v-idemi. .1. H. pilvoKraphiii«. i, IV ,'KimiinatuK. .">, B. bispinuK. (i. lVaiit<«p-aiiliiiK. "H. H. vill.i.vux. !> K). H. li"')' U. W. limalus. li. H. ilomcsticus. l^M K B. «Iisi>ar. 13. B. . H. iiuxilhix. 1/. H. A»iW-tLs, IH, H. bimnluliw. J<). iV s;,-aniilatuK. ÜO, \\. Tili:«-. .y:*S*v ». ..'W.l'laiApiis. .{.{. .XpaH- :M^ jr/^^^y/^r/ef ^.^'^^^y^^- u //e/i-y-yia^. '* j:^'^''w /vv/ t /y/ y/y///'///. //''•■>/( Co/, /'.-if. A'\7. l. iiioschalus. :.'.Aeclilis. ö.IUu-os. 4.('(u-(li«i-ia«. S.popiiliiciis. (J.Luearis f (^Ar/iiul/ü/tf (,^oc^Jtymj^ly t/i^uf/ilt/^40 w n Leptura 9. iO. rubi'o- (eftaeea . 11. i^uadrifa^ciata . rol.Taf.AVII. Cei-amtyx 1. feiuiicuÄ. 2. luridus. 3 . iangniiieus . 4'.liajiju«. 5. iiidagafor, (). iiiordax. 7. iiiijuififox'. ß.arcustus. Sponiylis 12 . liiipreffoides. Jf.Jlitcly adnatJtUi J)^//j jr/aWZ^^r/tJ /. i^vs^/,^^^ CoI.Taf.XMU. Gange, PuppenhöWen inid Fluölöcher >x»ii Cerambyx 1.2.1meai-is//>/ j^.iv"//'/y, ."{-^ popiilneus //>/ . // /if/yjc/fr y. mm 1(3^ -■-' ..7'?5.t5V';,>. • vrAf^^/Z'//ff • />/f//'/^ ■■ • yt /////• y///')/ r yC'V^/ (ui. TA\yy. Chrvsoiuela FiS,l.Pini,!2.«£ita(liipiiiul;Ua,5.Tieiimlae, 1 . l'(>j>uli,5. ('aj>i'<.'ae, (i.Aliii ,,''.\"it»»llaiae,!}. oleiacea, () K). piiiu'ola.ll. Jlel.x:iu<'s,l*i riexin)la,15.aeui'a. lo la 1: \\l \ * e¥ ' SM 4 1 ^l ^ * Gän^e und Frafs von .S.Bostricliu,'« bicolor/ö'>7i'«^Ä<-ß{<"«^/«^/<' y ti . Chi-l^oiTiela Pop\iIi ^ aj-^f .tefleni/atfc y Zur Erleichterung des Bestimmens uml Auffiudeus dienen die folgenden drei tabellarischen Übersichten. No. I. Übersicht der Abtheiluiigeii des Systems des 1'^'" Bandes. Seite. Erste Abtheihing: Dreigliedrige mit der einzigen Gattung Ooccinella (einscbliefslicli Sci/innus) 17- 20 Zweite Abtheilnng Fünfgliedrige 20-107 mit der ersten Farn. Laufkäfer 21- 30 — — und der Isten Gattung Cidndela .... 26- 28 — — — 2ten — Carabus .... 28- 30 mit der 2ten Fam. Kurzflügler und der einzigen Gatt. Stnithylinus 30- 34 mit der 3ten Fam. Keulenhörnige und der Gattung CUrus .... 34- 37 — — Süplta 37 — — Oorynctes 37 mit der 4ten Fam. Sägehörnige 37- 71 und der Isten Gatt. Cantharis . . . 37 2ten — Lymexijlon . . . 39- 44 3teu — Anohium . . . 44- 53 4ten — Ptiliiuis .... 53- 54 5ten — Elater .... 54- 55 6ten — Buprestis . . . 55- 71 mit der 5teu Fam. Blattbüruige 71-107 und der Isten Gatt. Melolontha . . . 72-102 2ten — Cetonia .... 103-104 3ten — Tricliius .... 104-105 4ten — Lucanus .... 105-107 Dritte Abtheihing 107-111 Vierte Abtbeiluiig' Viergliedrige 112-247 mit der IstenFam. Rüsselkäfer 113-156 und der Isten Gatt. Apoderes. . . . 116-117 2ten — Curculio .... 118-156 mit der 2ten Fam. Holzfresser 156-232 und der ersten Unterfamilie : der echten Holzfresser 1.56-231 und der Isten Gatt. Uostrichus . . . 168-208 2ten — Hylesinus . . . 208-225 3ten — Eccoptognster . . 225-230 4ten — Piatypus . . . 230-231 und der2teuUuterfamilie: deruneohten mit den Gatt. Cotydium und Apate . 231-232 mit der 3ten Fam. Bockkäfer und der einzigen Gatt. Cerainiyx . . . 232-240 mit der 4ten Fam. Blattkäfer und der einzigen Gatt. Chrysomela . . 240-247 INSERT FOLDOUT HERE INSERT FOLDOUT HERE INSERT FOLDOUT HERE