— 2 oe en ar no . a g Mr: eee wer gt e N w 1 e Me . a 5 rn; Mb 7 Ki . * fi En ann „ VER . * e be * 7 5 n [TE nal us 7 ag aa F + > ee 0 L Ferd. ee. An EEE PT = “ K 2 © \ 1 * gen * “ar 1 7 8 h 1 N 2 5 / * = 9 1 r > j 191 N © a a A * - * „e een 8 „ %. „ e e 2 err reset, f AA 4. 4 LE e e eee Ait —— 44881 . ee ‘x vun, A J 1 er. 2 un — 3 e + 44 re 010 1 AT ihn _- an en Dt BR e 7 * = L POSTER REN NE IN ee, e ULNCTT FIG N Add — * . 22 — * W 2 141 Nen er 9 * 1 Bir In WIe 2 ee „ > g vn NN T 7 1 as * 5 Sp. UN NY aa, IP. Vai) ! > * 7 5 10 \ EN Tara 4 - * 1 — n 1 v 5 ch 4 — rs 5 * Aan vw] m. 5 Ay 175 - ode 8 2 , * vr A 1 N AN Her \ Il 10 le a Nom i 1 8 og . 1 pen: N 4 [2 7 6% 1. Dee We eu eue E * h \ { kan i | e - . s 1 ats‘ eee, N = wii a 1 * 22 A UMWUA N» 9 sen ! "as ER sid: — , —— 9 u" * { 151) \ ur ll 8 Om ie, zZ 828 LE ugs ö — > 7 — 3 „N N 1. BE ‚mau f var a. 4 he Ir 165 e ee, WG mache \ e 5 „ar. mau \ , 1 A - VF nn Fi Ist * ⁰ V. # 2 * E r ra = 8 J 7 5 n= a RE n.. x 408 x Ne 4 . DOSE AUS ien e 144 % rad es » * a 5 aß: 3 ern ad 12 * J - * I r N ce ax * 1 ya anna 1 eee anzu Aa" n am ee 1 „AR — a „Dr... ne Set AFFE amt db ER, * 1 na, 7 7 52 x . * f — Ben nA 2 . f 4 5 F. 25 Au dar: ng Do EL Be PT Pa: M 2 ee * 1 11 PR * — Win Bee ur, = 4 * da | Die fremdländifchen Stubenvögel, ihre Naturgestllichſte. lege untl Lucht, VS Von ( Dr. Karl Nuß. HN G80 N ft N N) Erſter Band: Die körnerfreſſenden Vögel, Hartfutter- oder Samenfreſſer. Mit 14 chromolithographiſchen Tafeln. — — — 6 ———— — — ——ä— Hannover. Carl Rümpler. 1879. Ag . * . 3 Ken Au | Ms 1875 ; M Die BIRD körnerfreſſenden fremdlündiſchen Stubenvögel, Harlfuller- oder Oameunfkeſſer. Von Dr. Karl Nuß. ET (2 Ma 01 919 N 3 Seb Mit 14 chromolithographiſchen Tafeln. S ee Se — — Hannover. Carl Rümpler. 1879. Alle Rechte vorbehalten. Druck von Auguſt Grimpe in Hannover. Vorwort. Vier Jahre ſind verfloſſen, zwiſchen dem Erſcheinen der erſten Lieferung und der neunten, welche den Schluß dieſes Bandes bildet. In wirklich zahlloſen Briefen hat man mich nach den Urſachen der nur zu langen Verzögerung gefragt. Den Betheiligten, die auf ein Buch als Belehrungsquelle warteten, war dies ja nicht zu verdenken; Denen, welche die Verhältniſſe nicht kannten, dünkte das langſame Fortſchreiten uner— klärlich; nur die Wenigen, welche die Sachlage völlig zu überſchauen vermochten, wußten zu ermeſſen, daß die Säumniß nicht in meinem Verſchulden lag. Als ich den Plan des Werks gemacht, hatte ich die Anzahl der in den Handel gelangenden fremdländiſchen Vögel wol überblickt, und als erfahrener Schriftſteller konnte ich überſchlagen, daß ich die vor— handenen etwa 200 bis 250 Arten nebſt ihren nächſten Verwandten mit voller Bequemlichkeit in dem Raume des Inhalts von 15 bis 16 Lieferungen in Groß-Lexikon-Format bei kompreſſem Satz ſchildern könne. Seitdem die erſte Lieferung herausgekommen, ſind jedoch ganz andere Verhältniſſe auf dieſem Gebiete eingetreten. Die Liebhaberei hat ſich in nie geahnter Weiſe ausgebreitet, der Vogelhandel hat einen ſtaunens— werthen Aufſchwung genommen und die Anzahl der lebend eingeführten überſeeiſchen Vögel iſt auf nahezu 700 Arten geſtiegen. Man bezeichnet mich allenthalben als den, welcher durch Lebensſchilde— rungen fremdländiſcher Stubenvögel in viel geleſenen Unterhaltungs— blättern und Zeitungen, durch das „Handbuch für Vogelliebhaber“ und die Zeitſchrift „Die gefiederte Welt“ zum größten Theile dieſe außerordent— liche Verbreitung der Liebhaberei, bzl. die Ausdehnung des Vogelhandels hervorgerufen, meinetwegen auch verſchuldet hat. Dies mag immerhin richtig ſein — doch gerade ich habe unter dieſen Verhältniſſen leiden müſſen, während ſie allen Uebrigen nur Freude und Vortheil brachten. VI Vorwort. Bereits bei der Arbeit an der zweiten Lieferung mußte ich ein— ſehen, daß es geradezu unmöglich ſei, das Werk im Rahmen des urſprünglichen Plans weiterzuführen. Keineswegs durfte ich eine bloße Aufzählung der Vögel bringen; ich wollte ſie ſchildern nach eigenen An— ſchauungen und Erfahrungen. Alle neuen Erſcheinungen des Vogelmarkts mußte ich nothwendigerweiſe anſchaffen, eingewöhnen und verpflegen, wenn möglich auch züchten — die Zeit aber dräugte, der Druck ſollte vorwärts— gehen, während die Ergebniſſe der Zucht bekanntlich doch nur äußerſt mühſam zu erlangen ſind. Da plagten mich und den Herrn Verleger die eifrigen Liebhaber und Züchter wirklich unglaublich. Man wollte das verſprochene Buch je eher deſto lieber haben, und Bitten, Vorwürfe und Drohungen des Ab— ſpringens ſeitens der Subſkribenten regnete es förmlich. Trotzdem ver— ſtrich bis zur Vollendung des erſten Bandes Jahr um Jahr! Das größte Hinderniß des Fortgangs meiner Arbeit lag in der Beſchaffung der Vögel. Wer die Verhältniſſe kennt, wird wiſſen, daß alles friſch eingeführte (alſo erſtrecht das im Handel noch nicht vor— handne, erſt neu auftauchende) Gefieder faſt ohne Ausnahme nur zu leicht zugrunde geht, daß man aber zugleich für alle ſeltenen Erſchei— nungen äußerſt hohe Preiſe zahlen muß. Ohne günſtigere Verhältniſſe abwarten zu können, ſah ich mich gezwungen, von jeder Art ſolcher Vögel ein oder auch wol einige Pärchen zu kaufen; letztres eben in der Vorausſetzung, daß Verluſte eintreten würden. Eine der größten Schwierig— keiten ſtellte ſich mir ſchließlich immer in dem nothwendigen Verkauf der ausreichend beobachteten Vögel entgegen, zumal ich bei beſchränktem Raume alljährlich mit der Bevölkerung der Vogelſtube wechſeln mußte. Ich konnte dies faſt jedesmal nur mit bedeutender Einbuße erreichen; denn ſchriftſtelleriſche Thätigkeit und kaufmänniſches Geſchäft laſſen ſich ſchlechter— dings nicht vortheilhaft vereinen. Mein kleines Vermögen ſetzte ich für den Zweck einer gründlichen Kenntniß der fremdländiſchen Vögel gern ein; ich ſagte mir ja, daß es ſelbſt materiell gut angelegt ſei, in den Erfahrungen, welche mich dazu befähigten, meine Zeitſchrift herauszugeben, das Handbuch und dann dies größere Werk zu ſchreiben. In aufrichtiger Dankbarkeit muß ich es anerkennen, daß wohl— wollende Freunde und eifrige Liebhaber der Vogelwelt mir bereitwillig zur Förderung meiner Zwecke entgegengekommen. Eine der großartigſten run 4 # 5 ; 2 L 1 X Vorwort. VII Sammlungen lebender fremdländiſcher Vögel beſitzt Herr Auguſt F. Wiener in London und vermöge ſeiner weitreichenden geſchäftlichen Beziehungen erlangt er gar manche ſeltne Art, welche Anderen unzugänglich bleibt. Er hat mir nicht allein über alle ſeine werthvollen Erfahrungen Bericht erſtattet, ſondern auch meine Sammlung hin und wieder mit abſonderlichen Selten— heiten bereichert. In ähnlicher Weiſe kam mir Herr Direktor Dr. Bodinus entgegen, indem er mir zeitweiſe koſtbare Vögel behufs Züchtung leihweiſe überließ. Der Prinz Ferdinand von Sachſen-Koburg-Gotha ſandte mir ein Verzeichniß der von ihm ſeit vielen Jahren gehaltenen Vögel, nebſt wichtigen Bemerkungen über die Eigenthümlichkeiten mancher Arten, welche ſich in keiner andern Sammlung befinden. Die Herren Emil Linden in Radolfzell, Graf Mord von Wartenburg auf Schleibitz, Graf Rödern in Breslau, Dr. Franken in Badenbaden, K. Hendſchel in Innleitenmühle bei Roſenheim und viele andere begüterte Liebhaber begünſtigten mein Streben in der Weiſe, daß ſie mich beauftragten, ſehr werthvolle Vögel für ſie zu beſchaffen und vor der Ueberſiedlung in ihre Sammlungen mehr oder minder geraume Zeit hindurch zu beobachten, bzl. zu züchten. Alle Genannten, ſowie zahlreiche andere Liebhaber und Züchter ließen mir Mittheilungen ihrer Erfahrungen auf dem Gebiet der Vogelkunde im allgemeinen und der Vogelzucht im beſondern zukommen. Reiſende und Forſcher gaben mir werthvolle Nachrichten inbetreff des Freilebens, ſo namentlich die Herren Theodor von Heuglin, Dr. Otto Finſch, Herman Soyaux, H. Nehrling in Chikago, Dr. C. Hahn in Wyandotte, Georg Altona in der Kapſtadt und auch Dr. A. Reichenow. Mit vielem Dank muß ich des Entgegenkommens der Großhändler gedenken. Vor allen anderen war es Herr Karl Hagenbeck, der meine Beſtrebungen unterſtützte, indem er einerſeits die ſeltenſten und koſtbarſten Vögel ſtets mir zuerſt zukommen ließ und andrerſeits für dieſelben nur den Einkaufspreis berechnete. In gleicher Weiſe ſteht mir Fräulein Chriſtiane Hagenbeck noch bis zum heutigen Tage zurſeite und ähnlich auch die Herren Großhändler C. Reiche in Alfeld, Chr. Jamrach in London, K. Lintz und H. Möller in Hamburg, K. Gudera in Wien, K. Baudiſch und Gaetano Alpi in Trieſt, Frau Poiſſon in Bor— deaux und neuerdings auch J. Abrahams in London. Selbſt von den Händlern zweiter Hand habe ich manche höchſt werthvolle Bereicherung VIII Vorwort. meiner Vogelſtube erlangt, ſo beſonders von den Herren W. Mieth, F. Schmidt, D. Dufour in Berlin, ſ. Z. auch vom alten Bewig, von E. Geupel in Leipzig und R. Hieronymi in Braunſchweig. Wenn ich hier und da noch bei Anderen neu eingeführte Vögel ge— funden, ſo habe ich die Namen der Beſitzer ſtets am btrf. Orte er— wähnt. Herr L. van der Snickt in Brüſſel erfreut die Liebhaberei neuerdings durch ganz beſondere Seltenheiten von Prachtfinken und ge— währt derſelben dadurch einen beachtenswerthen Vorſchub. Gleich den Händlern haben mir im Laufe der Zeit auch viele Liebhaber mancherlei ihnen noch unbekannte Vögel zur Beſtimmung zugeſandt. Zu ganz beſonderm Dank verpflichtet fühle ich mich aber den Gelehrten, welche mein Unternehmen durch Rath und Hilfe thatſächlich gefördert haben, ſo vor Allen meinem verehrten Freunde Herrn Dr. Luchs, Badearzt in Warmbrunn. Seine Theilnahme ermöglichte den Aufbau meines populären Werks auf ſtreng wiſſenſchaftlichem Grunde, denn mit ſeinen gründlichen Kenntniſſen ſtand er mir ſtets zur Seite, wo es galt, die Abſtammung eines Worts zu ergründen, wiſſenſchaftliche Benennungen neu zu geben oder zu verändern oder nach dem Sinn des Worts einen zutreffenden deutſchen Namen aufzuſtellen. Auch die Uebertragung der wiſſenſchaftlichen Beſchreibungen ins Lateiniſche hat er größtentheils ausgeführt oder dieſelben doch berichtigt. Die holländiſchen Namen, welche ich theils den Verzeichniſſen der btrf. zoologiſchen Gärten, theils aus den Liſten der Händler entnommen, wurden von den Herren Paſtor O. Bourrit in Vendeuvres und Dr. P. H. Maas, Advokat in Bergen o. Z. verbeſſert. Herr Profeſſor Dr. Peters geſtattete mir jederzeit Zutritt in die Samm— lung des Berliner zoologiſchen Muſeum und entweder perſönlich oder durch die Herren Kuſtoden gewährte er mir ſtets bereitwilligſt Hilfe zur Feſtſtellung eines Vogels in allen zweifelhaften Fällen. In früheren Jahren hat namentlich Herr Profeſſor Dr. Cabanis immer auf das bereitwilligſte die neuaugekommenen mir noch unbekannten Vögel beſtimmt. In mancherlei ſchwierigen Fragen ertheilten mir die Herren Dr. Otto Finſch, Dr. Bo— dinus, Dr. K. Bolle und Profeſſor Dr. R. Hartmann freundlicher— weiſe Auskunft und Rathſchläge. Die Eierbeſchreibungen hat Herr Amt— mann Nehrkorn auf Riddagshauſen größtentheils nach Exemplaren aus meiner Vogelſtube, theils aber auch nach ſolchen aus ſeiner ſehr großartigen Sammlung aufgeſtellt. Bedeutſame Förderung gewann mein Werk durch PA. WR ee ir Vorwort. IX die Forſchungen des Herrn Regierungsrath v. Schlechtendal in Merſe— burg, welcher eine der intereſſanteſten Vogelſammlungen in Deutſchland beſitzt, und des Herrn Gymnaſiallehrer Fr. Schneider in Wittſtock, deſſen ebenfalls großartige Sammlung namentlich inbetreff der Verfärbung der Webervögel wichtige Ergebniſſe geliefert hat. Es wäre undankbar, wollte ich nicht auch meines Verlegers, des Herru Verlagsbuchhändler C. Rümpler, gedenken. Angeſichts der über— aus koſtſpieligen Herſtellung gehört wahrlich kein geringer Opfermuth dazu, um ein ſolches Unternehmen den erwähnten Verhältniſſen entſprechend zu erweitern und auszuführen. Wenn Herr Rümpler trotzdem mit allem Vertrauen auf einen guten Erfolg neben mir ſteht, ſo darf auch ich die Zuverſicht nicht verlieren. Die Beſchreibungen aller Vögel, welche ich im Laufe der Zeit beſeſſen, ſind in folgender Weiſe aufgeſtellt. Mit dem lebenden Exemplar in der Hand, habe ich die Beſchreibung ſeitens eines Reiſenden, der die btrf. Art in ihrer Heimat erlegt oder ſeitens eines Gelehrten, der zahl— reiche Exemplare im Muſeum vor ſich gehabt, durchgenommen und Punkt für Punkt verzeichnet, auch meinerſeits dann noch die ausgeſtopften Exemplare im Berliner Muſeum verglichen. Die unübertrefflichen Beſchrei— bungen der Herren Cabanis, Finſch, Hartlaub, Heuglin und aller übrigen im Text ſtets gewiſſenhaft angegebenen Ornithologen habe ich für mein Werk einerſeits nur ſoweit verändert, daß ich eine ganz beſtimmte, ſorgfältig durchgeführte Reihenfolge der einzelnen Körpertheile innehielt und daß ich ſie andrerſeits dort berichtigte, wo dem Ornithologen entweder nur in Spiritus aufbewahrte oder infolge des Alters bereits verblichene Exemplare vorgelegen; namentlich die Farbe der Schnäbel und Füße konnte ich in vielen Fällen nach dem Leben richtig angeben. Als eine ganz neue Gabe hat mein Werk die Beſchreibung der Jugendkleider zahlreicher Vögel, welche noch in keinem andern vor— handen ſind, aufzuweiſen, abgeſehen davon, daß es den Neſtbau, die ganze Brutentwicklung und alle ſonſtigen Eigenthümlichkeiten derſelben in der Gefangenſchaft ſchildert. Die große Anzahl der Vögel im Jugend— kleide, welche das zoologiſche Muſeum von Berlin aus meiner Vogel— ſtube erhalten hat, wird es den zukünftigen Gelehrten auf dieſem Gebiete darthun, daß die Beſchreibungen in meinem Werke beachtens— werthe Schätze für die Wiſſenſchaft Ornithologie hinſichts der Keuntniß X . Vorwort. zahlreicher tropiſchen Vögel gewähren. Um der Sache willen hat es mich angenehm berührt, daß zahlreiche Vereine in Deutſchland, in der Schweiz und ſelbſt im fernen Auslande mich zum Ehrenmitgliede ernannt, daß meine gezüchteten Vögel auf zahlreichen Ausſtellungen mit den höchſten Preiſen prämirt worden und daß mir ſogar in London auf der Vogel— ausſtellung im Kryſtallpalaſt (1877) die große goldene Medaille zutheil geworden. | Alle dieſe Auszeichnungen nehme ich lediglich als Beweiſe dafür auf, daß einerſeits die Vogelliebhaberei fortdauernd auf dem Boden der regſten Entwicklung ſteht und daß andrerſeits meine Thätigkeit erfreulich inmitten derſelben wurzelt. Dies gibt mir den Muth, auf der be— ſchrittenen Bahn unbeirrt weiter zu ſtreben. koch bitte ich die Leſer, die am Schluß dieſes Bands gegebenen Nachträge und Ergänzungen, ſowie namentlich auch die Berichtigungen nicht überſehen zu wollen. In der verzögerten Herſtellung lag es ja eben begründet, daß inbetreff manches Vogels noch wichtige Erfahrungen gewonnen werden konnten, deren Ergebniſſe eingeſchaltet worden. Zugleich habe ich mich bemüht, die Irrthümer, welche theils in Schreib- oder Druckfehlern beruhten, theils in Angaben, die eine nähere Beobachtung der Vögel widerlegt hat, noch rechtzeitig aufzuklären. Für den Band, welcher die Papageien ſchildern wird, ſtehen mir bereits jetzt reiche Schätze zu Gebote, denn die Züchtung der beliebteſten Arten iſt allenthalben ſchon vielfach gelungen und ich habe es erreicht, faſt aus jeder Gattung wenigſtens eine Art nach ihrem ganzen Weſen hin, insbeſondre aber nach ihrer Fortpflanzung ausreichend kennen zu lernen. Auch die Schilderung der kerbthierfreſſenden Vögel, welche ich zuletzt folgen laſſen werde, kann auf eine verhältnißmäßig große Fülle von Erfahrungen fußen. Ueberaus ergibig aber iſt das Gebiet beackert, welches der Halbband umfaßt, der die Pflege und Zucht aller fremd— ländiſchen Stubenvögel überhaupt behandeln ſoll. Somit hoffe ich, das ganze Werk ohne weitere Unterbrechung beenden zu können. Berlin-Steglitz, im Sommer 1878. Dr. Rarl Ruß. Seite eee, Dr RER ER EN RA v // d RA RE A N XI e bbildungensnsnsnnn.. 8 RX Verzeichniß der haupkſächlichſten Schriften über die fremdländiſchen Sfuben- Te e 2 U Er NEE XXII Bea De er a a nei ter ruhe, I. Die körnerfreſſenden Vögel (Hartfutter- oder Samen- e RN NE NL a 12 Die Schmud- oder Brachtſinken Der one rothe Aſtrild [Aeeintha 8 AM nn ẽ · : oe 82 F 18 Der Bronze-Aſtrild [Aegintha Russi] Ai nA: 2 2 IJ. Nachtrag S. 668. Hie KAſtrilile oller Klein: uni Idwarl- Der rothbrüſtige oder gepunktete rothe ſchnäbligen Praditfinken | Aegin- Aſtrild [Aegintha rufopicta]; ſ. auch thinae] 9 Nechteag Ss 88 J/J/j Kr 29 Der dunkelrothe Aſtrild [Aegintha ie eigentlichen Aſtrilde . ee. 95 rubricata]; j. auch Nachtrag S. 670 .. 89 — 5 9 5 = n 3 ELBE A Dühring's rother Aſtrild [Kegintha Der graue Aſtrild [Aegintha cinerea] 36 Dübringi] J. Nachtrag S. 671. Der gewellte Aſtrildſ[Aeginthaastrild] 43 Der Larvenaſtrild Aegintha larvata]; (Der ſchwarzſchwänzige Aſtrild; Aegintha = auch Nachtrag S 672 n 91 He ee ee een n re I OA Er (Der rothbäuchige Aſtrild; Aegintha rubri- eee Amer: 92 P e Der Zügelaſtrild [Aegintha rhodopyga]; in: a . 92 A a e A e 50 Hartlaub's Aſtrild [Aegintha Hartlaubi] 92 al False 2 ee ee 50 Reichenow's Aftrild[ Aegintha Reichenowi] 92 Der 1 Aſtrild |Aegintha Die Schmetterlingsaſtrilde 93 F Brad 517 eee 3, Der Sumpfaſtrild [Aegintha paludicola]! 55 Der blaue Aſtrild [Aegintha phoeni- en (Der grüne Aſtrild; Aegintha viridis) 56 NE it, a TA; Gini 93 Derſchwarzköpfige Aſtrild [Aegintha 1771 er ne ! 56 1 anätina] nr auch Nachtrag S. 674 5 100 Der ſchwarzbäckige Aſtrild |Aegintha (Der dreifarbige Aſtrild; Aegintha tri— Co ( a color) . ö 101 2a a lamaraige Aſtrild [Aegin- e e 1 melba]; 105 U N * Wiener's Aſtrild [Aegintha Wieneri] Die Schönfinken oder Amandaven 64 f. Nachtrag S. 674. Dergetigerte Witrild [Aegintha aman— Der rothrückige Aſtrild [Aegintha ery- 3 EN Te ER N Free a Se u 105 Der gelbgrüne Aſtrild [Aegintha for- Ka - 1115 . I, f EN Sa 15 5 74 Die Wachtelaſtrilde oder Wachtelſinken 105 Der goldbrüſtige Aſtrild [Aegintha Der Rebhuhnaſtrild [Aegintha atri— deen ern. 76 EN | Te er Au 105 XII Seite Der Wachtelaſtrild [Aegintha poly- zöna] 107 „ ß Le). (ai je. ne Die eigentlichen Aeginthinen oder Dorn- fte 8 107 Der Dornaftrild [Aegintha tempo- ELISE Rn 108 Der Sonnenaſtrild [Aeg. Phaöthon]; baten Alena SE Din Eee 111 Der Zeresaſtrild [Aegintha modesta] 114 DerAurora-Wftrild[Aegintha phoeni- e Re een ee 1 Der Streifenaſtrild [Kegintha lineata] . 119 Der Ringelaſtrild [Aegintha Biche- novi]; ſ. auch Nachtrag S. 677 119 Der Gitteraſtrild [Aegintha annulosa] . 122 Der gemalte Aſtrild [Aegintha picta]; N h e SE CT 122 Der B Hie Kmamlinen aller groß⸗ und Hark: Ihnäbligen Prachtfinken [Sperme— injenaftrild|Aegintharuficauda] 123 ! 125 Die Bandamandine |Spermestes fa- ff 127 Die Rothkopfamandine |Spermestes erythroc£phala |; ſiehe auch Nachtrag %% ²ᷣͤœ TT.. ee ae 133 Die Reisamandine |Spermestes ory- ee Be eat 136 Der ſchneeweiße Reisvogel oder die weiße Reisamandine |Spermestes oryzivora, ee e,, 141 Die braune Reisamandine |Spermestes fuscata]; ſ. auch Nachtrag S. 677. 142 Die Elſteramandinen oder Elſtervögel . 143 Die größte Elſteramandine [Sper— mestes fringillina]; ſ. auch Nachtrag 57) 143 Die kleine Elſteramandine [Sper— nee,, ee 145 Die zweifarbige Elſteramandine SPermestes pleol orf! 148 Die gitterflüglige Elſteramandine |Sper- en,, ce ee 149 Die rothrückige Elſteramandine |Spermestes rufodorsualis] VVV 150 Die Zwerg-Elſteramandine |Spermestes WENIEN | on Sr RE ER EN 150 Bronzemännchen, Silberfaſänchen und Teer,, 151 Die geſtreifte Bronze-Amandine Sdermestes Stria tak 52 Die ſchwarzbürz. Bronze-Amandine [Spermestes melanopygia hg 152 Die ſpitzſchwänzige Bronze-Am an— dine [Spermestes acuticauda] . . . 153 Die japaneſiſchen Mövchen |Sper- mestes acuticauda, Y.]; ſ. auch Nach— e ee ee hc 154 Inhalt. Die Silberſchnabel-AmandinelSper— mestes cantans] Die Malabaramandine |Spermestes malabarica | 5 Die Muskatamandine Spermestes punctularia] Die Nonnenvögel Die weißköpfige Nonnenamandine [Spermestes Maja]; ſ. auch Nachtrag ST Die ſchwarzbrüſtige Nonnenaman— dine [Spermestes ferruginosa]. Die ſchwarzköpfige Nonnenaman— dine [Spermestes sinensis] Die dreifarbige Nonnenamandine „ „„ „%/ „„ emlelıe Mentaiee „„ Dell ea efure [Spermestes malaccensis]....... Die Schilfamandine |Spermestes eastanothorax] A. ey. Die weißbrüſtige Schilfamandine [Spermestes pectoralis]. g Die gelbe Schilfamandine [Spermestes flaviprymna] Die auſtraliſchen Prachtamandinen oder Diamantvögel Die Zebra-Amandine [Spermestes castanötis]; ſ. auch Nachtrag S. 678. „ , e e eee er e Die Diamant-Amandine |Spermestes - guttata] Die Feuerſchwanz-Amandine [Sper— mestes nitida]; ſ. auch Nachtrag S. 678. Die rothohrige Amandine [Sper— mestes oculea] Die Gürtelamandine eine taff Gould's ſpitzſchwänzige Gürtelamandine [Spermestes Gouldif:f:f Die Masken-Gürtelamandine [Spermestes Persohata ff, ee: Die weißbäckige Gürtelamandine |Spermestes leucötis] Frau Gould's Amandine |Spermestes Gouldae] Die wunderſchöne Amandine |Spermestes mirabilis | Die Bapagei-Amandinen Die lauchgrüne Papagei-Amandine |Spermestes präsina]; ſ. auch Nach— trüg S. 8 SE Die dreifarbige Papagei-Amandine |Sper- eee eee ee Die eigentliche Papagei-Amandine [Spermestes e ſiehe auch Nachtrag S. Re Die kurzſchwänzige Papagei-Amandine [Spermestes cyanòôvirens!] Die Samenknacker-Amandinen Die rothbrüſtige Samenfnader- Amandine [Spermestes haemätina]; ſ. auch Nachtrag S. 680 „ % ee ei.hekre, Les au 1elkerhleike. Mein ns |Spermestes Inhalt. Seite Die geſchuppte Samenknacker— Amandine [Spermestes Luchsi]; ſiehe duch Nachtrag S. 680. 193 Die Widaſinken Viduae .. 193 Der ſtahlblaue Widafink [Vidua PCC 198 Der ſtahlgrüne Widafink [Vidua aenea] 199 Der Paradies-⸗ satin | Vidua ParadIseal ML an Mens 202 Der Dominikaner-Widafink [Vidua FCC ( man: 208 Der Königs-Widafink [Vidua regia] 2 Der Hahnſchweif-Widafink |Vidua caffra F „ or -e) 0 rlek eiihrfte ge 40 Der Halbmond-Widafink [Vidua eff.. EEE 216 Der gelbſchultrige Widafink [Vidua Fern! 217 Der gelbrückige Widafink [Vidua F er ehren 218 Der breitſchwänzige Widafink [Vidua e enden: 220 Der weißgezeichnete Widafink [Vidua albo- e eee 220 Der kurzſchwänzige Widafink [Vidua axillaris| 2 Die Webervögel |Ploceidae] . . . 223 e eee ra ne ae: 228 Der Napoleons-Webervogel [Ploceus eff! 231 Der abeſſiniſche gelbe Feuerwebervogel [Ploeeus abyssinicu ß 235 Der Sammt-Webervogel [Ploceus CCC 235 Der Orange-Webervogel |Ploceus FFP ( 237 Der Flammen-Webervogel [Ploceus FFP ee eener ei 241 Der Oryr-Webervogel[Ploceus oryx] 243 Der kleine ſchwarzbäuchige Webervogel [Ploceus nigriventris ff. 246 be 246 Der Madagaskar-Webervogel [Plo— ceus madagascariensi ]] 247 Der Sanſibar-Webervogel [Ploceus Emmentissimus] 4 sn... Den (Der Komoren Webervogel; Ploceus como- ESS) er ah are eelehe (Der Algonda-Webervogel; Ploceus algon- ee RENP Der Mauritius Webervogel [Ploceus eryinrocephalusl 2.1: Kl. 55%: 253 Der Rodrigez-Webervogel [Ploceus flavicans]; ſ. auch Nachtrag S. 680 .. perlings webe Der rothſchnäblige Webervogel [Ploceus sanguinirostri .. .. (Der äthiopiſche rothſchnäblige Webervogel; Ploceus aethiopicus) 254 254 ee reihe ie Der XIII Seite (Der roſenrothe rothſchnäblige Webervogel; Le ee, 256 Ruß' rothſchnäbliger Webervogel [Ploceus Russi]; ſiehe Nachtrag S. 681. Der rothköpfige Webervogel [Ploceus eff ea 263 Der blutköpfige Webervogel |Ploceus Haemafocepalü ß . c.0% 265 Der Baya-WebervogelſPloceus baya]; b duch Nachtrag 888 3 265 Der Manyar-Webervogel [Ploceus manyar]; j. auch Nachtrag S. 683 .. 265 Der Bengalen-Webervogel [Ploceus bengalensis]; ſ. auch Nachtrag S. 683. . 265 Der gelbbrüftige Baya-Webervogel [Ploceus hypoxanthus]; ſ. auch Nach- Lag s 8s 8 Der olivengrüne Baya-Webervogel [Ploceus pensilis] Die eigentlichen Sperlings-Webervögel 276 Der Mahali-Sperlingsweber [Ploceus ,,, et a FRLEier 276 Der Augenbrauen-Sperlingsweber [Ploceus superciliosus] 27. ..... 276 Der ſchwarzſchnäblige Sperlings— weber [Ploceus melanorrhynchus] 276 Der bärtige Sperlingsweber [Plo— e ee Der Kolonie-Webervogel [Ploceus socius! Die Gelb-Webervögel oder Edelweber . Der ſchwarzköpfige oder Textor— Webervogel [P. melanocephalus| . 281 Der Larven-Webervogel [P. larvatus] 289 Der Rieſen-Webervogel [Ploceus grandis| 292 Der Gürtel-Webervogel [Ploceus einctus]! 292 Der ſchwarzſtirnige Webervogel [P. velatus] 293 (Der äthiopiſche Gelb-Webervogel; Ploceus Arie? ER. 293 Cabanis' Webervogel [Ploceus Cabanisi]; ſ. auch Nachtrag S. 684 293 276 „ 276 279 280 ; Der ſchwarzkehlige Webervogel [Ploceus atrogularis]; ſ. auch Nachtrag S. 684. . 293 Speke's Webervogel [Ploceus Spekei] . . : Der Prinzen-Webervogel [P. princeps] . : Der Brillen-Webervogel [Ploceus ocularius]| Der gelbſcheitelige Webervogel [Ploceus spilonötus] Der ſchwarzhäuptige Webervogel [Ploceus e Der goldſtirnige oder olivengrüne Webervogel |Ploceus olivaceus] . . 297 Der goldgelbe Webervogel | P.aureoflavus] 300 (Der Goldwebervogel; Ploceus aureus) . 300 (Der einfarbige Webervogel; P. concolor) 300 Der pomeranzengelbe Webervogel [Ploceus aurantius] ; Bojer's Webervogel |Ploceus Bojeri| . . 301 kaſtanienbraune Webervogel [Ploceus castäneofuscus] / , ER: XIV Seite Der rothbraune Webervogel [Ploceus rubi- EINOBUS , œ ] na 303 Der ſchulterfleckige Webervogel [P. badius]; ſ. auch Nachtrag S. 64. 303 Der ſchwarze Webervogel [P. nigerrimus] 304 Der dottergelbe Webervogel [Plo- S e Fe ee a le Der flügelbindige Webervogel [Ploceus enen ,, 308 Der Pirol-Webervogel [P gälbulus]; s duch Nachtrag S 844 09 Der olivengraue Webervogel |Ploceus erythrophthalmusss 310 Der zitrongelbe Webervogel |Ploceus eee sus Der ſchwarzohrige Webervogel [P. Guéxini] 311 Der Masken-Webervogel [P. lutéolus] 311 ne,, Sea a Der weißſchnäblige oder Alekto— Weber 94 5 |Ploceus Alecto] . Der Büffel-Weberv. [P. erythrorhynchus]| Der Vieh-Webervogel [P. intermedius] Der weißköpfige Büffel-Webervogel [Plo— 315 315 318 318 ee een, a er. le Die Prachweber 319 Der Hauben-Prachtwebervogel [Ploceus Een Der Schild-Prachtwebervogel [P. scutatus] 320 Der ſchwarzohrige Prachtwebervogel “ Ploceus Ff ee wie Der glänzende Prachtwebervogel |P.nitens] 322 Der Malimbe-Prachtwebervogel [Ploceus Rn) ae Die Schwärzlinge oder Schwarzweber 322 Arnaud's Schwarzwebervogel [Ploceus ee, ae 2 Der grauköpfige Schwarzwebervogel | Ploceus canicapillus| 3 Der gelbſtirnige Schwarzwebervogel| Ploceus eee ee Der braunrückige Schwarzwebervogel | Plo- © ceussphaenotus] ..... 2: ... 1 Der zweifarbige Schwarzwebervogel [Plo— F er a Le 323 Emilien's Schwarzwebervogel [P. Emiliae]!? Die Finken |Fringillinae]| Die Girlitze Der Girlitz von den Kanariſchen Inſeln oder Kanarienvogel [Frin— S ene 2326 Der orangeſtirnige Girlit Fringilla FCC 2 Der graue weißbürzelige Girlitz [Fringilla Pie 333 Der graue gelbbürzelige Girlitz Fringilla Mole 363 Der graukehlige Girlitz [Fringilla en, et aaa kr 365 Der weißkehlige Girlitz [F. Selbyi] 366 Inhalt.“ Seite Der buttergelbe Girlitz oder Hart— 2 9 laubszeiſig |[Fringilla butyracea, vor» Hartlaubile. 2m er ee 368 Der gelbſtirnige Girlitz [Fringilla Hav iven tri] 375 Der ſchwefelgelbe Girlitz [Fringilla Sulfur ata, 377 Der Bartgirlitz Fringilla barbata] . 378 Der gelbrüdige Girlitz |F. tHlavivertex]| . 379 Der grüngelbe Girlitz Fringilla chloropsis] 379 Der ſchwarzhalfterige Girlitz [Fringilla capistuatal aa. Sen er Der geſtrichelte Girlitz [Fringilla striolata 379 Der kurzſchnäblige Girlitz [F. brevirostris] 380 1 Der ſchwarzköpfige Rothgirlig |Frin- i Lryer Kern 381 Der Tottagirlitz [Fringilla totta] . 383 Hagenbeck's a Girlitz [Fringilla imberbis]; ſ. auch Nachtrag S688 EEE PR 400 Die Zeig en EU a Be 384 Der ſchwarzköpfige Zeiſig Fringilla cueullata ß, 384 Der Trauerzeiſig [Fringilla tristis] . 387 Der Fichtenzeiſig [Fringilla pinus] . 393 Der Magellanzeiſig [F. magellanica]: ſ. auch Nachtrag ©. 684 3% Der Zeiſig v. Arkanſas [Fringilla psaltria] 395 Der Kordillerenzeiſig [F. uropygialis] . . 395 Stanleyzeiſig [Fringilla Stanleyi . .. 396 Der Mönchszeiſig Fringilla Lichtensteini] 396 e Der ſchwarzbrüſtige Zeiſig [F. notata]. . 396 Der ſchwarze Zeifig [Fringilla atrata]. . 397 Der Zeiſig v. Columbien [F. columbiana] 397 Der mexikaniſche Zeiſig [F. mexicana] . 397 Yarrell’3 Zeiſig [Fringilla Yarrelli] 398 DerkaliforniicheZeifiglPringillaLawrencei] 398 Der Gebirgszeiſig [Fringilla spinoides] . 399 Der bärtige Zeiſig [Fringilla marginalis]; auch Nachtags s s 399 Der abeſſiniſche Zeiſig [F. nigriceps] .. 400 Der Zitronzeiſig [Fringilla eitrinellina] . 400 Der Maskenzeiſig [Fringilla mélanops]. 400 Der chineſiſche Grünfink Fringilla sinica]; ſ. auch Nachtrag S. G4 400 Der algeriſche Grünfink F. aurantiiventris] 401 Die Finken 401 Der Kanarienfink [Fringilla tintillon! . 401 Der Teydefink [Fringilla teydea] 402 Der Edelfink von Algier [F. spodiogenia]; ſ. auch Nachtrag S. 64 402 Der Himalaya-Stiglitz [F. caniceps] . . 402 Der Safranfink [F. brasiliensis] .. 403 Der kleine Safranfink [Fringilla Hilairi] 408 (Der Safranfink von Columbien [Fringilla columbianajßl ) 8 408 Der kleinſte Safranfink Fringilla minor]) 408 Der gelbbäuchige Girlitz [Fringilla luteiventris] 4 Der Kubafink [Fringilla canöra]. .. . „ le N et i 5 N . Inhalt. XV Seite Seite Der größere Kubafink [F. lepida]; Der Geſellſchafts-Ammerſperling ſ. auch Nachtrag S. G ein Bocialis]".. .... ..... 12 Mlsme 57 Der Venezuelafink [Fringilla Frantziil . 418 Der Berg-Ammerſperling [Fringilla mon- Der Jamaikafink [Fringilla zena] ( rer 459 Der Kronfinkvon Südamerika rin— Der Zwerg-Ammerſperling [Fringilla jun- ff esaren, 419 corum]; ſiehe Berichtigungen S. 685 . 460 Der Kronfink von Braſilien [F. cristata] 421 Der blaſſe Ammerſperling [Fringilla pal- kronfink von Ekuador [F. eruenta] 422 lid als 460 Der Kronfink v. Bolivia [F. griseocristata]! 422 Brewer’3 Ammerſperling |F. Breweri| . . 460 Der Jakarini- oder Atlasfink [Frin- Der ſchwarzkehlige Ammerſperling |Frin- e ns. anna 8 2a ellasatmienlaris a2... sera. 460 Der gehäubte Springfink [F. ornata] . . 425 Der Sing-Ammerſperling [Fringilla Der Indigofink [Fringilla cyànea]! . 426 melõdia 22222200. 460 Der Papſtfink [Fringilla ciris] . . 430 Heermann's Ammerſperling [Fring. Heer- Der liebliche Papſtfink [Fringilla amoena] n er ee. 463 Der vielfarbige Papſtfink [F. versicolor]. 436 eee, ee 437 Der Sperling vom Vorgebirge der guten Hoffnung [Fringilla arcuata] 438 Swainſon's Sperling [F. Swainsoni] 439 Der Wüſtenſperling [Fringilla simplex]. 441 Der rothköpfige Sperling [Fringilla italica] 441 Der Weidenſperling [Fringilla salicicola] 441 Der braunköpfige Sperling [Fringilla CC 442 Der Motitaſperling [Fringilla motitensis] 442 Der Röthelſperling [Fringilla russata] . 442 Der Baumſperling [Fringilla arbörea] . 442 Der St. Jago-Sperling [F. jagoensis] . 442 Der Steinſperlingſ Fringilla petronia] 442 Der kurzzehige Steinſperling [F. brachy- däctyla] Der Kehlſperling [Fringilla dentata]; ſ. auch Nachtrag S. 685 44 Der große Kehlſperling Fringilla pyrgita] 446 Der gelbhalſige Kehlſperling [Fringilla flavicollis ] Der größte Kehlſperling [F. flavigula] . 446 Der grauköpfige Kehlſperling [Fringilla canicapilla] 1 Der gelbbrüſtige Kehlſperling |Fringilla Fr sanken 446 Der Augenbrauen-Kehlſperling [Fringilla ] 4 superciliaris | Der Goldſperling [Fringilla lütea]; ſ. auch Nachtrag S. 6888 446 Der grüne Goldſperling [F. euchlöra] . 448 Derſchuppenköpfige Sperling [Frin— a frontal iss W 448 Der ſchnurrbärtige Sperling [Fringilla CCC een 450 Der Winter-Ammerſperling [Frin- F 2.2. 224 Wer. 451 Der Winter -Ammerjperling vom Oregon Fringilla oregonal 4.2.2.2. 8..: 456 Der braunſchultrige Winter-Ammerſperling e ee 456 Der graue Winter-Ammerſperling |Frin- /// u... wen 457 Der grauföpfige Winter-Ammerſperling [Fringilla Woodhousei | 45 Gould's Ammerijperling |Fringilla Gouldi] 464 Der rothe Ammerſperling [Fringilla ru- 11 ee 464 Der Trug-Ammerſperling [F. fallax] . . 464 Linkoln's Ammerſperling [F. Lincolni| . 464 Der Bruch- Ammerſperling [Fringilla pa- ECC I a 464 Der weißkehlige Ammerſperling FEeinsillavalbieolis 2 2.2.7 m 3: 465 Der Ammerſperling mit weißer Krone Fringilla leuee phy 467 en 3 Ammerſperling [Fringilla Gam- beli Der Kron-Ammerſperling [F. coronata] 467 Harris’ Ammerſperling [F. querula] . . 468 Der bärtige Ammerſperling [Fringilla my- stacalis] Der Morgen-Ammerjperling [Prin- gilla matutina 4 4 (Der Ammerſperling von Bolivien; [Frin- eilla hypoehondnlal nur. un en. 470 Der Savannen-Ammerſperling [Fringilla savanna] Der nordiſche Ammerſperling niit, Ber: Der Gras-Ammerſperling [F. graminea] 471 Der gelbflüglige Ammerſperling [Frin— ee, 471 Henslow's Ammerſperling [F. Henslowi] 472 Leconte's Ammerſperling [F. Lecontei! . 472 Der bleigraue Ammerſperling [Fringilla manimbe | 4 Der ſpitzſchwänzige Ammerſperling | Frin- gilla caudacuta 4 Der Strand-Ammerſperling [Fringilla maritima] 4 Samuel’3 Ammerſperling [F. Samuelis] 472 Der geſtreifte Ammerſperling [Fringilla grämmaca [Fringilla 471 Der zweiſtreifige Ammerſperling [Fringilla bilineata! Bell's Ammerſperling [Fringilla Belli! . 473 Der breitſchwänzige Ammerſperling [Frin— Sila lateralis, ee Der weißbrüſtige Ammerſperling [Frin- gilla assimilis] 7 Cabanis' Ammerſperling [F. Cabanisi] . 473 XVI S eite Der ſchwarzrothe Ammerſperling 3 1iororufal ff,, ee: Der graurückige Ammerſperling ringilla e er 473 Der ſchiefergraue Ammerſperling [Fringilla e 1 ER Ei 475 Der ſchwarzweiße Ammerſperling Fringilla melanoleuca] 4 Der Halsband-Ammerſperling |Fringilla torquata| Der olivengrüne Ammerſperling [Fringilla ee 8 Der Sommer-Ammerſperling [Fringilla aestivalis! 474 Caſſin's Ammerſperling ['. Cassini! . . 474 Der rothkäppige Ammerſperling [Fringilla ruficeps 4 Der rothſcheitlige Ammerſperling |Frin- e eee, Wen Der Plata-Ammerſperling [F. platensis] 474 Der fuchsrothe Ammerſperling [Fringilla iliaca]; ſ. auch Nachtrag S. 685 . . . . 474 Der Amſel-Ammerſperling F. Townsendi] 475 Der rothbraune Ammerſperling [Fringilla Feser DE Se: Der Erd-Ammerſperling [F. humeralis] . 475 Der ſtille Ammerſperling [F. silens . . 475 Der grünſcheitelige Ammerſperling Prin- Silapalımis]e. ae are 75 Der gelbſchnäbelige Ammerſperling |Frin- e r 2.9. me aus 75 Der braunnackige Ammerſperling [Fringilla bronneinuchale. 8... mass ae: Der keilſchwänzige Ammerſperling |Frin- Sinn enn!!! Der ſchwarzgeſichtige Ammerſperling | Frin- gilla melanötis] 47 Der einfarbige Ammerſperling [Fringilla Deal!!!! } Der Feld-Ammerſperling [Fringilla rustica] 476 Der kohlſchwarze Ammerſperling [Fringilla r 2 1. ee 476 Gay's Ammerſperling [Fringilla Gayi] . 476 Burmeiſter's Ammerſperling Fringilla e,, Ser al ee: 76 Der Lerchen-Ammerſperling [Fringilla b AR 476 Strauch-Ammerſperling [F. fruticéti] . . 476 Der gelbgeſtreifte Ammerſperling [Fringilla f 8 2 A 76 Der Diuka-Ammerſperling [Frin— gilla diuca]; auch Nachtrag S. 685 . . 477 Der gebänderte Diuka-Ammerſperling | Frin- ,,, Der Diuka-Ammerſperling aus Bolivien [Fringilla speculifera 478 Der braunohrige Ammerſperling | Fringilla FFP! Na leder uw Der weißohrige Ammerſperling |Fringilla Eo 478 Der gelbkehlige Ammerſperling [Fringilla flavigularis 81 Der düſtre Wüſtengimpel [P. obsolèta]. Inhalt. Seite Der grünſteißige Ammerſperling [Fringilla chrysopögon]; der weißnackige A. [F. albinucha]; der blaßnackige A. F. pallidinucha]; der ſchwarzköpfige A. F. capitalis]; der zimmtfarbne A. [F. semirufa]; der weißſtirnige A. [P. albifrons]; Deville's A. [F. Devillei]; der weißbrillige A. [F. ophthalmica]; der ſchwarzbrillige A. [F. postocularis Der rothäugige Grundammer— ſperling oder Grundröthel |Frin- gilla erythrophthalma] ........ Der gefleckte Grundammerſperling [Frin— Sin mae! Der weißſchultrige Grundammerſperling [Fringilla seap aas; Baird's Grundammerſperling |Fringilla Bairdi Abert's Grundammerſperling [Fringilla 481 bert] NEE 481 Der braune Grundammerſperling |Frin- Silla fuse]ßzk 482 Der grünſchwänzige Grundammerſperling [Fringilla chloruhra ff 2 Der grüne Grundammerſperling [Fringilla mäcronyx]; der rothbraune Grund— ammerſperling [Fringilla rütila] . . . . 482 Die Gimpel |Pyrrhulinae] ..... 483 Der Karmingimpel [Pyrrhula ery- r er Dee 484 Der Nojengimpel [Pyrrhula rösea] . . . 489 5 Der Purpurgimpel [Pyrrhula pur- Pires „ 490 Der kaliforniſche Purpurgimpel | Pyrrhula e, Een 492 5 (Caſſin's Purpurgimpel; Pyrrhula Cassini) 492 Der Hausgimpel [Pyrrhula familiaris]; 0 e auch Nachtrag s 888 492 Der rothbäuchige Gimpel Pyrrhula rhodo- Solpu ß,, Ne 495 Der rothmantlige Gimpel [Pyrrhula rhodöchlamys] „a2. 8 495 Der Gimpel vom Sinai [P. sinaitica] 495 Der rothſchultrige Gimpel [Pyrrhula rhodöptera | Wer ae Dee 495 Der Hakengimpel [Pyrrh. enucleätor] 495 Der rothköpfige Gimpel Pyrrhula erythro- CE PHAl ag A De 502 Der kochenillerothe Gimpel |Pyrrhula coceinea]; der graubäuchige G. [P. griseiventris; der mäuſegraue G. [P. murina]; der pomeranzengelbe G. P. aurantiaca]; der rothſchwänzige G. P. erithacus]; der Nepal-G. [P. nipa- lensis]; der aſchgraue G. [P. cineräcea] 502 Der ſibiriſche langſchwänzige Gimpel [Pyrrhula sibi meer 503 Der blutrothe langſchwänzige Gimpel [Pyrrhula sanguinole nta. 503 Der Wüſtengimpel [P. githaginea] 504 512 Inhalt. XVII Seite Seite Die Kernbeißer und Kernbeißer— . ſch 98855 2 1 beißerfint [Coeco- ee e endes iger 888 finken |Coccothraustinae] .... 513 Der ſchwarzköpfige Kernbeißerfint erabei ßen 514 A d e torridus ]. 560 } RR: 0 N er dickſchnäblige ſchwarze Kernbeißerfink r Cocco- 1a |Coccothraustes crassirostris] . 561 880 . e e e kaximilian's ſchwarzer Kernbeißerfink Der ſchwarzſchwänzige Kernbeißer [Coccothraustes Maximilian i... 561 [Coccothraustes melanürus]; ſ. auch x Nachtrag S. 685. 515 Die Pfäffchen 562 Der japaneſiſche Kernbeißer Coccothraustes Das Schmuckpfäffchen [Coccothraust. 2 J 516 ornatus]; ſ. auch Nachtrag S. 685 . . 562 Der Kernbeißer mit fleiſchfarbenen Füßen Das blaugraue Pfäffchen [Cocco- ICoccothraustes carnipes .. 516 thraustes intermedius]; ſ. auch Nach⸗ Er = 7 2 Der gelbliche Kernbeißer [Coccothraustes trag S. 6855 — 068 FCC 516 Das bleigraue 8 (Cocco- Der ſchwarzgelbe Kernbeißer | Coccothraustes . 6 plümbeus]; ſ. auch Nachtrag 01 F r ð ͤ y en ae ee 65 Der roſenbrüſtige Kernbeißer [Cocco— Das rothſchnäblige Pfäffchen [Coc- thraustes ludovicianus ).. 516 cothraustes hypoleucus]; ſ. auch Nach— Der ſchwarzköpfige Kernbeißer Cobeo⸗ trag S. 685 „ a ee 565 thraustes melanoc6öphalus] . | . . . 523 Das Erzpfäffcden ((. collarius]; ſiehe Der grüne Kernbeißer [Coccothraustes auch Nachtrag S. 68 566 Se 523 Das weißſtirnige Pfäffchen Cocco. Der gelbe Kernbeißer [Coccothraustes thraustes linèola]; ſ. auch Nachtrag * FF % S 8 567 Der graubäuchige Kernbeißer [Cocco— Das pomeranzengelbe Pfäffchen thraustes poliogaster- j.. 524 |Coceothraustes aurantius] e 567 Der gelbbäuchige Kernbeißer [Cocco- Das zweifarbige Pfäffchen[Coccothraustes i thraustes aureoventris]; der grün- bicolor! VFC 568 bäuchige K. [C. chrysöpeplus]; der Das Pfäffchen mit ſchwarzer Bruſtbinde . großſchnäblige K. [C. magnirostris] . . 524 [Coccothraustes pectoralielee.a.. . 568 ü 7a Hoffmanns Pfäſſchen [Coccothraustes lle „% au aa De 568 Der rothe Kardinal [Coccothraustes Das Trauerpfäffchen [C. Iuctuosus| .. 568 CVVT 524 Das weißlehlige Pfäffch austes Der purpurrothe Kardinal| Coccothraustes albogularis]|; j. auch Nachtrag S. 685 . 569 phoeniceus]; j. auch Nachtrag S. 685 . 540 Das ſchwarzkäppige Pfäffchen [Coen Der ſpitzhäubige Kardinal | Coccothraustes cothraustes gutturalis| 77 569 c 8% 541 Das geſtreifte Pfäffchen [Coccothraustes Der gehäubte graue Kardinal[Cocco— e Re 569 ‚ thraustes cucullatus ).. . 541 Das Wedelpfäffchen [C. flabélliker! .. . 570 Der Dominikaner graue Kardinal Das rothbrüſtige Pfäfjchen| Coccothraustes |Coceothraustes dominicanus]| . 541| _hypoxanthus] !. . 1 570 Der braunkehlige graue Kardinal (Das zimmtfarbne Pfäffchen [Cocco— |Coceothraustes capitatu .. .. 541 thraustes cinnamomeus]; das ſchwarz⸗ Der ſchwarzkehlige graue Kardinal rothe P. . nigrorufus]; das rothhalſige [Coccothraustes gularis l.. . 541 P. C. ruficollis]; das Telasko⸗P. C. te- Der ſchwarzbäckige Kardinal [Coccothr. lasco]; das Zwerg-P. [C. minutus]; ers 550 das Blau⸗P. [C. coerulescens|; das Der grüne Kardinal [Coccothraustes Brillen⸗P. [C. ophthalmicus)... . 570 eristatellus] f .. 550 Das Lerchenpfäffchen [C. mitratus! .. . 570 Der kleine grüne Kardinal [Coccothraustes Das Düfterpfäffden [Coccothraustes _ n ua ı 554 * bf TH ER RE 570 = = Das einfarbige Pfäffchen | Coccothraustes Die Kernbeigerfinfen . — 55u sh Sa 0 Der hellblaue Kernbeißerfink Cocco— Das Rieſenpfäffchen [Coccothraustes thraustes coeruleus]; ſ. auch Nachtrag Eule e,, RW; . 554 Das Kragenpfäffchen [C. leucopsis]; ſiehe Der dunkelblaue Kernbeißerfink auch Nachteag S. 688858 572 |Coceothraustes Brissoni ... . . 554 Morellet's Pfäffchen [C. Morelleti] . . . 572 Der meerblaue Kernbeißerfink Cocco— Das gelbbürzelige Pfäffchen [Cocco- thraustes glaucocoerüleus ..... 558 thraustes ochropy gu) 572 XVIII Die Ruder- oder Papageiſinken rußſchwarze Papageifink thraustes fuliginosu ß Der Papageifink mit weißem Rückenfleck |Coceothraustes gross u) Der große Papageifink [Coccothraustes | Cocco- Der Inhalt Seite - 5 Seite 573 Der Bauernammer [Emberiza rüstica] . 585 , ee TA Der grauſchwänzige Papageifink [Cocco— e fe t Der blaugraue Papageifink [Cocco— es e,, Bea 57 Der dickſchnäblige Papageifink [Cocco— thraustes maxillosu s 374 Der olivengrüne Papageifink [Cocco— thraustes-olivaceus] . 574 Der ſchwarzhalſige Papageifink [Cocco— thraustes atricolis| f 77 Der ſchwarzkäppige Papageifink |Cocco- thraustes-atriceps| „u... 2.2. 904 Der Rieſen-Papageifink [Coccothraustes 1 C 575 Der größte Papageifink [Coccothraustes r Er Se Azara's Papageifink [Coccothraustes Azarae]; Orinoko-P. [C. orenocensis|; der Schopf⸗P. [C. Occipitalis ).. 575 Der elſterbunte Papageifink [Cocco— thraustes Leverianu ......... . 8% Der größere Papageifink [C. major] . DD Der kleinſte Papageifink [C. minor] 575 Der Diadem-Papageifink | Coccothraustes ae 8 575 Der graumantelige Papageifink |Cocco- thraustes leucopha eus 575 Der ſchwarze Papageifink [C. ater] 576 Der orangeſchnäbelige Papageifink | Cocco— thraustes aurantiirostris]; der viel— farbige P e multicolor 576 Die Ammern Emberizinae 577 Der Weidenammer |Emberiza eff ee 57 Der Felſenammer [Emberiza fucata| . . 579 Der gelbbäuchige Ammer | Emberiza flavi- T ee ee 580 Cabanis' Ammer |Emberiza Cabanisi! . 580 Der ſiebenſtreifige Ammer |Emberiza ta- hapisi . 581 Der geſtreifte Ammer | Emberiza striol: ita 581 (Der Sahara-Ammer, Emberiza Saharae) 582 Der Ammer vom Vorgebirge der guten Hoffnung |Emberiza capensis| Der Masfenammer |Emberiza personata] ! Der grauföpfige Ammer Emberiza spodio- TTT RENE REE Der zierliche Ammer |Emberiza elegans] 5 Der Ammer mit gelbem Augenbrauenſtreif | Emberiza chrysophrys] Stewart's Ammer [Emberiza Stewarti|. 5 Der Fichtenammer [E. pityornis].. Der röthliche Ammer |Emberiza rütila|. 584 587 Der Zwergammer [Emberiza pusilla]. . Der lerchengraue Ammer [E. Impetuani] Triſtram's Ammer |Emberiza Tristrami| Der veränderliche Ammer [E. variabilis] . Der roſtbärtige Ammer [Emberiza caesia] 589 Der gelbkehlige Ammer |Emberiza einerea| 590 Der Gimpelammer [E. pyrrhuloides]| . 590 (Der Sumpfammer | Emberiza palustris]; der graubürzelige A. [E. intermedia) Pallas' Ammer |Emberiza Pallasi] . . (Der Sperlings-Ammer [Emberiza passe- rina]; Hutton's A. [E. Huttoni |; der Schah-A. [E. shah]; Strachey's A. |E. Stracheyil; der braunkäppige A. E. castaniceps]; Giglioli's A. [E. Giglioliif; der braunohrige A. |E. cioides]; der ſchwarzohrige A. E. ciop- sis]; Ammer vom Libanon [E. meridio- wants CC 591 Der braunköpfige Ammer [Emberiza latselal; ſ. auch Nachtrag S. 685. . 5 Der ſchwarzköpfige Ammer [Emberiza melanoceéphala 8 Der ſchwarzkehlige Ammer mit gelber Bruft |Emberiza americana] Townsend's Ammer |E. Townsendi]! .. Der zweifarbige Ammer [E. bicolor]. . Der Schopfammer [Emberiza mela- nictera . 9 Der Schnecammer biber, nivalis]! „ Der [ lapponica]; ſ. auch Nachtrag S. 686 Der gemalte Ammer |Emberiza pieta| Der Schmuckammer [Emberiza ornata]. Der ſchwarzſchultrige Ammer |Emberiza melanoma Maccown's Ammer |Emberiza Maccowni] Die Terchen |Alaudinae] Die Kalanderlerche [Alauda calandra Die zweifleckige Lerche Alauda bimaculata Die Mohrenlerche |Alauda tatarica | Die mongoliſche Lerche Alauda mongolica] Die ſibiriſche Lerche |Alauda sibirica] . Die aſchgraue Lerche [Alauda cinerea] . Die rothköpfige Lerche | Alauda ruficeps] Die Finkenlerche [Alauda deva Die kurzzehige Lerche [A. brachydäctyla]; ſ. auch Nachtrag S. 686 Die weißgraue Lerche [Alauda pispoletta] Heine's Lerche [Alauda Heinei] Buckl ley's Lerche [Alauda Buckleyi] . (Die ungefleckte Lerche [Alauda immacu- lata]; die hermoniſche Lerche [A. her- monensis]; die großflüglige Lerche [A. macröptera]| Anderſſon's Lerche |Alauda Anderssonil. 615 Die kleinſte Lerche |Alauda minor]. 615 Die Malabarlerche | Alauda malabarica] 615 (Die kleinſchnäblige Lerche; Alauda tribor- rhyncha) 588 589 589 589 591 591 594 597 597 600 600 601 601 601 602 603 607 608 610 610 611 611 612 612 614 614 614 „„ 614 Die japaniſche Lerche [Alauda japonica] 615 (Die braune Lerche [Alauda infuscata]; die rothſteißige L. [K. erythropyeal; Blanford's L. [A. praetermissa]; die rothſchnäblige L. [A. conirostris]) . Die Wüſtenlerche [Alauda deserti| Die rückenſtreifige Lerche | Alauda cinctuta] (Die fahle oder Sandlerche; Alauda pal- lida) Die rothbäuchige Lerche [X. phoenicura| Die Theklalerche [Alauda Theklae] .. Die abeſſiniſche Lerche | Alauda abyssinica| (Die kleinhäubige Lerche; A. micrôlopha) Die gelbe Lerche |Alauda flava]; j. auch ara Sy (öielones ao 8 Die iſabellfarbne a Alauda isabellina | Die ſandfarbige Lerche [Alauda arenicola] Randon's Lerche [Alauda Daene ah Dupont's Lerche |Alauda Duponti Die dickſchnäblige Lerche [Alauda crassi- rostris] Die Alpenlerche |Alauda alpestris] Die Indionerlerche [Alauda chrysolaema |; ſ. auch Nachtrag ©. 688 Die n Lerche | Alauda bilopha Die Ohrlerche [Alauda penicillata . Die langſchnäblige Lerche [Alauda longi- rostris] (Die gelbkehlige Lerche [Alauda petrö- phila]; die weißkehlige L. [A. albigula]; Brandt's L. [A. Brandti]) Die aſſamiſche Lerche [Alauda assamica| . Die rothbrüſtige Lerche [Alauda affinis] . Die rothflüglige Lerche [Alauda erythröp- tera] Die Ss Lerche [Alauda cantil- as Be tea (Die javaniſche Lerche; Alauda javanica) Horsfield's Lerche [Alauda Horstieldi|. . (Die Hofa-Lerche; Alauda hofa) Die Lerche von Kordofan [Alauda cordo- fanica] Die einfache Lerche [Alauda simplex. (Die zimmtrothe Lerche; Alauda ruto— einnamomea) Die beſcheidne Lerche [Alauda modesta| Die Bienenlerche |Alauda apiätal . . 3 TTT e e Die roſtfarbige Lerche | Alauda planicola] > 6 Gray's Lerche [Alauda Grayil .....- Die braungefleckte Lerche | Alauda plebeja] 6 Die zweibindige Wüſtenlerche [Alauda FF en a, Jeſſe's Lerche [Alauda Jesseil ...... Nachträge und Ergänzungen Berichtigungen Sadjregilter In Seite 616 616 616 616 617 . 617 615 615 618 618 618 618 618 618 620 625 625 625 halt. Die kleine zweibindige Wüſtenlerche [Alauda , a Die e Lerche [Alauda leucotis]; ſ. auch Nachtrag S. 686 . Smith’ Lerche [Alauda Smithi . Die weißſtirnige Lerche | Alauda frontalis] Die ſchwarznackige Lerche [Alauda mela- e in Bas en (Die ſchwarzkäppige Lerche; A. nigriceps) Die graue Lerche; [Alauda grisea]. ... Die Falkenlerche [Klauda Clot-Beki] Die Tangaren |Tanagrinae] Die Krontangara [Tanagra coronata] Die Trauertangara [Tanagra mela- El ee are Die rothhäubige Tangara [Tauagra GIISEALAE Ki RR Die kleine Trauertangara [Tauagra ends. Eee Die vierfarbige Tangara [Tangara qua- . 3 Die purpurrothe Tangara [Tauagra 5 o Die ſchwarzbraune TangaralTauagra Jacapal flflf 8 Die blutrothe Tangara [Tanagra sangui- len a0 wir Wer Die ſcharlachrothe Tangara [Tanagra e Die feuerrothe Tangara [Tauagra e ne ee Die goldgelbe Tangara [T. Judoviciana| 6 NIX Seite 630 631 632 63 32 633 633 633 . 694 . 685 637 639 640 641 Die zinnoberrothe Tangara[Tanagra saira| 656 Die Schmucktangara[Tanagra ornata| Die Palmtangara |Tanagra palmar um Die blauflüglige Tangara [Tanagra cyanopteralr. San Sa 2. 4. Die meerblaue Tangara [Tanagra rf Die graue Tangara [Tanagra cana] Die blaue Tangara [Tanagra episcopus| Die vielfarbige Tangara [Tanagra S Rn Die ſiebenfarbige Tangara |Tanagra ( ae Die dreifarbige T en erg | Die blaukäppige? Tangara| Tanagrakestiva] Die ſchwarzrückige Tangara [Tapagra Wen. ne se: Die gelbe Tangara [Tanagra Naval]. Die ſchwarzkäppige Tangara |Tanagra Dr RE I= 666 666 666 Verzeichniß der Abbildungen. Tafel I. Vogel 1. Der graue Aſtrild [Aegintha cinerea]. 2. Der gewellte Aſtrild [Aegintha astrild]. 5 3. Der rothſchwänzige Aſtrild | Aegintha coerulescens]. 4. Der vrangebädige Aſtrild [Aegintha melpöda]. 5 5. Der goldbrüſtige Aſtrild [Aegintha sanguinolenta]. Tafel II. Vogel 6. Der kleine rothe Aſtrild [Aegintha minimal. N 7. Der Sonnenaſtrild [Aegintha Phäethon]. 3. Der dunkelrothe Aſtrild [Aegintha rubricata]. 5 9. Der getigerte Aſtrild [Aegintha amandaval. „ 10. Der blaue Aſtrild [Aegintha phoenicotis]. Tafel III. Vogel 11. Der Ringelaſtrild [Aegintha Bichenovil. „ 12. Der Dornaſtrild [Aegintha temporalis]. „ 13. Der Ceresaſtrild [Kegintha modestal. „ 14. Der Auroraaſtrild |Aegintha phoenicöptera]. „ 15. Der ſchwarzbäckige Aſtrild [Aegintha Dufresneil. Tafel IV. Vogel 16. Die Zebra-Amandine |Spermestes castanötis!. „ 17. Die Diamant-Amandine [Spermestes ęuttatal. „ 18. Die Gürtel-Amandine [Spermestes cinctal. „ 19. Die Schilf-Amandine [Spermestes castanöthorax]. „ 20. Die lauchgrüne Papagei-Amandine [Spermestes präsinal. Tafel V. Vogel 21. Die kleine Elſter-Amandine [Spermestes cucullatal. „ 22. Die zweifarbige Elſter-Amandine |Spermestes bicolor]. 23. Die größte Elſter-Amandine |Spermestes fringillina]. 24. Die ſchwarzbürzelige Bronze-Amandine [Spermestes melanopygia]. „ 25. Das weiße japaneſiſche Mövchen [Spermestes acuticauda, va- rietas alba]. Tafel VI. Vogel 26. Die Silberſchnabel-Amandine [Spermestes cantans]. „ 27. Die Malabar-Amandine |Spermestes malabarica]. „ 28. Die Muskat-Amandine [Spermestes punctularia]. „ 29. Die ſchwarzbrüſtige Nonnen-Amandine [Spermestes ferruginosa]. „ 30. Die ſchwarzköpfige Nonnen-Amandine [Spermestes sinensis]. „ 31. Die dreifarbige Nonnen-Amandine [Spermestes malaccensis]. Tafel VII. Vogel 34. Der ſtahlblaue Widafink [Vidua nitens]. „ 35. Der Dominikaner-Widafink [Vidua principalis]. „ 36. Der Paradies-Widafink [Vidua paradisea]. „ 37. Der Hahnſchweif-Widafink [Vidua caffra]. „ 38. Der gelbrückige Widafink [Vidua macroural. Tafel VIII. Tafel IX. Tafel X. Tafel XI. Tafel XII. Tafel XIII. Tafel XIV. Vogel 32. „ 88 „ 39. 0 . „ 42. 48 Vogel 43. „„ 44. „ „ 415K 47 Vogel 49. 05 nl: 50 „ . Vogel 53. „ ag, „ 3555 38 7 Vogel 57a. 18 „ „ 61. 82. Vogel 63. 64. 905 „% 66. „ Vogel 68. „ „7 70. 1. 2 Verzeichniß der Abbildungen. XXI Die Bandamandine [Spermestes fasciata]. Die Reisamandine [Spermestes oryzivoral. Der rothſchnäblige Webervogel [Ploceus sanguinirostris]. Ruß' rothſchnäbliger Webervogel [Ploceus Russil. Der rothköpfige Webervogel [Ploceus érythrops!. Der Baya-Webervogel [Ploceus baya]. Der dottergelbe Webervogel [Ploceus vitellinus]. Der Napoleons-Webervogel [Ploceus melanogaster]. Der Orange-Webervogel [Ploceus franeiscanus]. Der Sammt-Webervogel [Ploceus capensis]. Der Oryx-Webervogel [Ploceus oryx]. Der Madagaskar-Webervogel [Ploceus madagascariensis|]. Der ſchwarzköpfige oder Textor-Webervogel |Ploceus melanocé— phalus]. Der Larven-Webervogel [Ploceus larvatus]. Der kaſtanienbraune Webervogel [Ploceus castäneofuscus]. Der weißſchnäblige oder Alekto-Webervogel [Ploceus Alecto]. Der graue weißbürzelige Girlitz [Fringilla musica]. Der butiergelbe Girlitz oder Hartlaubszeiſig [Fringilla butyräcea, var. Hartlaubil. Der gelbſtirnige Girlitz [Fringilla flaviventris]. Der Safranfink [Fringilla brasiliensis!. Der Trauerzeiſig [Fringilla tristis]. Der Papſtfink [Fringilla ciris]. Der Purpurgimpel [Pyrrhula purpüreal. Der Indigofink [Fringilla cyäneal. Der Kubafink [Fringilla canöra]. Das blaugraue Pfäffchen |Coccothraustes intermedius!. Der ſchuppenköpfige Sperling [Fringilla frontalis]. Der rothe Kardinal [Coccothraustes virginianus!. Der gehäubte graue Kardinal [Coccothraustes cucullatus!. Der Dominikaner-Kardinal [Coccothraustes dominicanus]. Der grüne Kardinal [Coccothraustes cristatellus]. Der roſenbrüſtige Kernbeißer [Coccothraustes ludovicianus]. Die purpurrothe Tangara [Tanagra brasiliensis). Die ſcharlachrothe Tangara [Tanagra rubra]. Die vielfarbige Tangara [Tanagra fastuosa]. Die feuerrothe Tangara [Tanagra aestival. Die Trauertangara [Tanagra melaleuca]. Verzeichniß der Schriften über die fremdlündiſchen Stubenvögel, welche vorzugsweiſe für dieſen Band benutzt worden. Audubon, J. J., „The Birds of America etc.“ (New- Vork 1844). Baird, S. F., „The Birds of North-America“, with the co-operation of J. Cassin and G. N. Lawrence (Philadelphia 1860). Baird, S, F., Brewer, T. M. and Ridgeway, „A History of North- American Birds“ (Boston 1874). Baldamus, E., „Naumannia“, Archiv für Ornithologie (Stuttgart 1851 — 1858). Bonaparte, Ch. L., „American Ornithologie“ (Philadelphia 1825 — 1833). Bechſtein, J. M., „Gemeinnützige Naturgeſchichte Deutſchlands, nach allen drei Reichen“ (Leipzig 1785 1795; Vögel, Band II bis IV, 1791 - 1795). Buffon, „Naturgeſchichte der Vögel“ (Paris 1765; Wiener Ausgabe). Burmeiſter, H., „Syſtematiſche Ueberſicht der Thiere Braſiliens“ (Zweiter Theil: Vögel; Berlin, 1854 — 1556). Cabanis, J., „Journal für Ornithologie“ (Kaſſel und Leipzig, ſeit 1853). Cabanis, J., v. d. Decken's „Reiſen“ III; Abtheilung Vögel (Leipzig und Heidelberg 18689. Cabanis und Heine, „Museum Heineanum“ I bis IV (Halberſtadt, 1850 — 1863). Chenu, „Encyclopédie d'Histoire naturelle* (Paris; Vögel, IV bis VI). Darwin, Chs., The Zoology of the Voyage of II. M. S. „Beagle“ (London 1840 — 43). Desmarest, A. G., „Histoire naturelle des tangaras, des manakins et des todiers“ (Paris 1805). Finſch und Hartlaub, „Die Vögel Oſtafrikas“ (v. d. Decken's „Reiſen“ IV; Leipzig und Heidel— berg 1870). Gentry, G., „Life Histories of the Birds of Eastern Pennsylvania“ (Philadelphia 1876). Geßner's „Thierbuch“ (Frankfurt a. M. 1669). Giebel, „Thesaurus ornithologiae* (Leipzig 1874 — 1877). Gould, J., „Handbook to the Birds of Australia“. I— II (London 1865). Gray, G. R., „Handlist of Genera and Species of Birds“. I— III (London 1869— 1871). Hartlaub, G., „Syſtem der Ornithologie Weſtafrikas“ (Bremen 1857). Hartlaub, G., „Ornithologiſcher Beitrag zur Fauna Madagaskars“ u. ſ. w. (Bremen 1861). Heuglin, Th., „Ornithologie Nordoſtafrikas, der Nilquellen und Küſtengebiete des rothen Meeres und des Somallandes“ (Kaſſel 1869 — 1874). Verzeichniß der hauptſächlichſten Schriften ꝛc. XXIII Horsfield et Moore, „A Catalogue of the Birds in the Museum of the Hon. East— India Company“. I- II (London 1856 — 1858). Jerdon, T. C., „The Birds of India“ (Calcutta 1862 —64). Layard, L. E., „The Birds of South - Africa“ (Captown 1867). Lichtenstein, H., „Verzeichniß der Doubletten des zoologiſchen Muſeum zu Berlin“ (Berlin 1824). Noll, F. C., „Der zoologiſche Garten“ (Frankfurt am M., ſeit 1850). 8 Nuttall, Th., „A Manual of the ornithologie of the United States of America and of Canada“. I u. II (Boston 1832 — 1834). Pelzeln, A., „Reiſe der Fregatte Novara“ (Vögel; Wien 1865). Pelzeln, A., „Zur Ornithologie Braſiliens“. Reſultate von J. Natterer's Reiſen (Wien 1871). Pelzeln, A., „Jahresberichte über die Leiſtungen in der Naturgeſchichte der Vögel“ (Wien 1865). „Proceedings of the Zoological Society of London“ (1830). Reichenbach, H. G. L., „Die Singvögel als Fortſetzung der vollſtändigſten Naturgeſchichte“ (Dresden und Leipzig). Rey, E., „Synonymik der europäiſchen Brutvögel und Gäſte“ (Halle 1872). Ruß, K., „Die gefiederte Welt“ (Berlin, ſeit 1872). Ruß, K., „Handbuch für Vogelliebhaber“ (Hannover 1878; II. Auflage). Salvin, O., und Selater, Ph., „The Ibis“ (London 1853). Schlechtendal, E., „Monatsſchrift des deutſchen Vereins für Vogelkunde und Vogelſchutz“ (Halle, ſeit 1876). Selater, Ph. L., „Synopsis Avium Tanagrinarum“ (London 1856). Selater, Ph. L., „List of the vertebrated animals, now or lately living in the gardens of the Zoological Society of London“ (London 1362 — 1877). Stölker, K., „Ornithologiſche Beobachtungen“ (1874— 1875). Tſchudi, J. J., „Unterſuchungen über die Fauna Peruana“ (St. Gallen 1844 — 1846). Vieillot, „Les oiseaux chanteurs“ (Paris 1790). Wallace, W. B., „The Malay Archipelago“ (London 1869); deutſch von Dr. A. B. Meyer (Braunſchweig 1869). Wied, M., Prinz zu, „Beiträge zur Naturgeſchichte von Braſilien“ (Weimar 1825 — 1833). Wilson, A., „American Ornithologie“ (Philadelphia 1808 — 1814). Re — Einführung. An Lehrbüchern der Vogelkunde iſt in Deutſchland kein Mangel; auch Handbücher, welche in Hinſicht der Verpflegung der Stubenvögel Rathſchläge und Anleitungen gewähren, ſind genug vorhanden. Die neueſten derartigen Werke behandeln zugleich die Züchtung der Vögel in der Gefangenſchaft mit der ge— bührenden Sorgfalt. Dennoch blieb bisher eine fühlbare Lücke, da es kein Buch giebt, welches die nach Europa aus allen übrigen Welttheilen in immer zunehmender Kopfzahl und Mannigfaltigkeit eingeführten Vögel eingehend ſchildert und in lebensvollen farbigen Abbildungen zeigt. d Ein ſolches Werk beabſichtige ich im Nachfolgenden zu schaffen, und um das volle Vertrauen meiner Leſer zu gewinnen, jet es mir gejtattet, zunächſt zu berichten, wie daſſelbe entſtanden und in welcher Weiſe ich den reichen Stoff für ſeinen Inhalt geſammelt habe. Seit meiner Jugendzeit habe ich mit der einheimiſchen Vogelwelt mich be— ſchäftigt; ebenſo wie Vater Bechſtein und die meiſten anderen Verfaſſer der Schriften über praktiſche Stubenvogel-Pflege, habe auch ich viele Jahre hindurch zahlreiche Vögel beherbergt. In neuerer Zeit wandte ich meine Aufmerkſamkeit ausſchließlich den fremdländiſchen Stubenvögeln zu. Eine beträchtliche Anzahl derſelben hielt ich anfangs in Käfigen, dann aber richtete ich eine Vogelſtube ein, von vornherein in der Abſicht, möglichſt viele fremdländiſche Vögel andauernd zu pflegen, um ſie zu züchten. Selbſtverſtändlich ſuchte ich dabei ihre Lebens— weiſe und alle ihre Eigenthümlichkeiten, das ganze Weſen, die Liebesſpiele, den Neſtbau, die Form und Farbe der Eier, den Neſtflaum und das Jugendkleid der Jungen, deren Verfärbung und Benehmen bis zur vollendeten Entwicke— lung kennen zu lernen. Bis jetzt ſind über die Mehrzahl der zu uns ge— langenden fremdländiſchen Vögel hinſichtlich ihres Freilebens in der Heimat erſt ſehr geringe Nachrichten bekannt geworden, weil die Reiſenden und Forſcher in Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 1 2 Einführung. ferngelegenen unwirthlichen Gegenden nur ſelten Muße gehabt, dieſe Thiere aus— reichend zu ſehen und zu ſtudiren. Da ich aber in meiner Vogelſtube alle die— jenigen Vögel, welche zur Brut geſchritten ſind, auf das gewiſſenhafteſte beobachtet habe, wie mir auch von vielen anderen erfahrenen und kenntnißreichen Vogel— züchtern derartige Mittheilungen immerfort ſehr reichlich zugekommen, ſo iſt zweifellos zu erwarten, daß in dieſem Buche die Naturgeſchichte vieler fremden Vögel eine bedeutende Erweiterung finden wird. Freilich kann das Leben der Vögel in der Gefangenſchaft nur bedingungs— weiſe als übereinſtimmend mit ihrem Freileben angeſehen werden. Während manche Arten, namentlich die kleinſten Finken, wol ganz treu an ihren Gewohn— heiten auch in der Vogelſtube feſthalten, ſo zeigen andere und allerdings die meiſten, ein durchaus verändertes Benehmen. In einer Hinſicht aber kann kaum eine bedeutſame Abweichung ftattfinden — in der Brutentwickelung nämlich. Zwar mögen die dargebotenen, ſehr fremdartigen Bauſtoffe dem Neſte ein ungleich anderes Ausſehen geben; niemals aber wird die Geſtaltung und Form deſſelben die Erbauer verleugnen. Der Mangel irgend welcher nur in der Heimat vorhandenen Nahrung kann bewirken, daß die Farbe oder Zeichnung der Eier mehr oder minder bleich oder abweichend erſcheint; mit dem Neſtflaum und dem Jugendkleide iſt dies jedoch nicht der Fall. — Vor allen Dingen iſt es meine Abſicht, die Liebhaber auf diejenigen Vögel aufmerkſam zu machen, welche unſchwer, ohne große Mühe und Koſten zur Ver— mehrung zu bringen und zugleich in allen ihren Eigenſchaften ſo liebenswürdig ſind, daß ſie allgemeine Verbreitung als Stubenvögel verdienen. Für ihre Pflege in Käfigen und Geſellſchaftsbauern, ſowie für ihre Zucht, einerſeits freifliegend in einer Vogelſtube und andererſeits in Heckgebauern will ich Rathſchläge geben, die alſo auf die Erfahrungen der bewährteſten deutſchen Vogelwirthe gegründet ſind. Wol iſt die Liebhaberei für die fremdländiſchen Vögel in Deutſchland ebenſo, wie bei faſt allen gebildeten Völkern überhaupt, bereits ſeit geraumer Zeit zu Hauſe; manche Vogelarten, beſonders Papageien, werden ja ſchon ſeit Jahr— hunderten eingeführt. Trotzdem war dieſe Liebhaberei bis vor kurzem noch gleichſam in den Kinderſchuhen; denn der deutſche Vogelhandel bot noch keine beachtenswerthe Fülle und Reichhaltigkeit, und von der Züchtung dieſer Vögel war kaum irgendwo die Rede. Dr. Karl Bolle, der hochgeſchätzte Naturforſcher und Reiſende, welcher zu den erſten Vogelkundigen Deutſchlands gehört, hat in der Zeitſchrift „Naumannia“ (Jahrgang 1858, S. 332 ff.) ein Verzeichniß der Vögel gegeben, welche in jener Zeit auf unſern Vogelmarkt gelangten. Es ſind nur 51 Arten, unter ihnen befinden ſich aber ſonderbarerweiſe fünf Arten, welche ſeitdem aus dem = Einführung. 3 Handel leider wieder völlig verſchwunden jind.*) Die Züchtung fremdländiſcher Vögel verſuchten damals nur wenige wohlhabende Freunde und Kenner dieſes Gefieders. Im übrigen wurden ſolche Vögel gleichſam nur als Schmuck- und Ziergegenſtände gekauft, und man entnahm daher die minder farbenreichen Weib— chen, wie die von dem Nonpareil oder Papſtfink, dem rothen Kardinal, dem Paradies⸗Widahfink u. a., niemals mit. Dieſelben wurden entweder von vorn— herein nicht eingeführt oder ſie blieben bei den Händlern zurück. Seitdem ich Schilderungen fremdländiſcher Vögel in der „Gartenlaube“, in der „Kölniſchen Zeitung“, der Wiener „Neuen Freien Preſſe“ und vielen anderen Zeitungen und Zeitſchriften veröffentlicht, gewann die Liebhaberei einen außerordent— lichen Aufſchwung und zugleich lenkte ſie in eine ganz neue Bahn. Man legte Vogelſtuben an oder richtete Käfige ein, lediglich für den Zweck der Züch— tung in größerem oder geringerem Maßſtabe. Hunderte, ja bald Tauſende von Briefen mit Anfragen über alle Verhältniſſe dieſer Vogelliebhaberei liefen bei mir ein, und nahmen mich bald ſo ſehr in Anſpruch, daß ich den Entſchluß faßte, ein Werk über die fremdländiſchen Vögel zu ſchreiben. Hierzu konnte ich mich um ſo mehr berufen fühlen, da ich nicht allein tag— täglich meine eigenen Erfahrungen bereicherte, ſondern auch von den immer zahlreicher auftretenden Vogelzüchtern und Vogelfreunden (deren Namen ich am Schluſſe dieſes Werkes als meine Mitarbeiter dankbar nennen werde) fortdauernd die Mittheilungen der ihrerſeits gewonnenen Erfolge und Erfahrungen erhielt. Ein Buch aber, welches ausreichende und wirklich zuverläſſige Anleitung zur Kenntniß und zum Einkauf, zur Verpflegung und Zucht aller hierher gehörenden Stubenvögel geboten hätte, gab es damals, wenigſtens in deutſcher Sprache, noch nicht. Vieillot, der berühmte franzöſiſche Gelehrte und Vogelkundige, welcher in der Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte, hatte bereits eine große Anzahl exo— tiſcher Vögel ſelber gehalten und beobachtet, zum Theil auch gezüchtet, dann be— ſchrieben und abgebildet. Dies Werk „Les Oise aux chanteurs“ (Paris, 1790) war ſeitdem in der Literatur aller Länder eine der Hauptquellen über dieſe Vogelwelt. Daſſelbe iſt jedoch ſeines hohen Preiſes wegen nur in wenigen großen öffentlichen Bibliotheken vorhanden und daher den meiſten Vogelfreunden nicht zugänglich. Von größerem Werth für die deutſchen Liebhaber iſt das Werk von G. H. Ludwig Reichenbach: „Die Singvögel, als Fortſetzung der volljtän- digſten Naturgeſchichte“ (Dresden und Leipzig, Selbſtverlag), welches, mit Abbildungen reich ausgeſtattet, die Beſchreibungen fremdländiſcher Stubenvögel ) Auf das Verhältniß der ſteigenden Einfuhr fremdländiſcher Vögel, wie ſich daſſelbe im Laufe der letzten Jahrzehnte geſtaltet hat, werde ich weiterhin eingehend zurückkommen. ir 4 Einführung. bietet. Leider enthält dies Buch jedoch bei weitem nicht ſämmtliche Vögel des Handels, dagegen zeigt es viele, welche noch nicht lebend nach Europa ge— kommen; dann ſind ſeine Angaben auch gar zu kurz und die Abbildungen nicht genügend. Die übrigen größeren und kleineren Naturgeſchichten der Vögel, Hand- und Lehrbücher waren theils bereits veraltet, mindeſtens in Bezug auf die fremd— ländiſchen Stubenvögel, theils aber auch nicht ſtichhaltig genug; ſo z. B. das ſonſt mit Recht geſchätzte Werk „Illuſtrirtes Thierleben“ (Hildburghauſen, 1864). Somit durfte ich mit gutem Muth an mein Unternehmen gehen. Herr Verlagsbuchhändler Karl Rümpler in Hannover kam mir mit dem vollen Vertrauen entgegen, welches für die Ausführung eines ſolchen großartig angelegten Werkes durchaus nothwendig iſt. Robert Kretſchmer, damals unbeſtreitbar einer der hervorragendſten Meiſter auf dem Gebiete lebensvoller Dar— ſtellung der Vögel, wurde damit betraut, die Tafeln mit den farbigen Bildern dieſer bunten und glänzenden Vogelwelt zu malen. Er machte die Studien dazu in meiner Vogelſtube. Bedauerlicher Weiſe wurde aber durch die Erkrankung des Künſtlers die Herſtellung um volle drei Jahre verzögert und zuletzt ganz in Frage geſtellt, da Herr Kretſchmer, viel zu früh für die Wiſſenſchaft und Kunſt, einem Bruſtleiden erlag. Die Anfragen der Vogelliebhaber und beginnenden Züchter, welche im Laufe der Zeit immer zahlreicher bei mir einliefen, veranlaßten mich, alle meine Er— fahrungen zunächſt noch immer weiter in den Zeitungen und Zeitſchriften zu ver— öffentlichen. Da aber einerſeits die Kenntniß der fremdländiſchen Stubenvögel bei uns in Deutſchland, trotz der immer lebendiger erwachenden Liebhaberei, im allgemeinen eine nur zu geringe war, ſo daß bei Wahl und Ankauf gewöhnlich nur dem blinden Zufall gefolgt wurde, während zugleich in den Namen eine arge Verwirrung herrſchte, und ſelbſt die erſte Anleitung zu einer naturgemäßen Verpflegung, wenigſtens während der Niſtzeit, mangelte, ſo gelangte ich bald zu dem Entſchluß, vorläufig kurz gefaßte, doch für das Kennenlernen, die Haltung und Züchtung ausreichende Rathſchläge in einer kleineren Schrift: „Handbuch für Vogelliebhaber,-Züchter und⸗ Händler“) herauszugeben. Dies Handbuch, das durch ein Bedürfniß hervorgerufen war, zeigte einen raſchen, erfreulichen Erfolg. Dennoch nahmen die Anfragen der Vogelfreunde und Züchter noch immer— fort in ſteigendem Maße zu, und, um der ſo regſam erwachten, durch ganz Deutſch— Das Handbuch für Vogelliebhaber,-Züchter und-Händler iſt ſodann in drei Theilen und zwar I. Fremdländiſche Stubenvögel, II. Die einheimiſchen Stuben— vögel, III. Die Hof-, Park-, Feld- und Waldvögel (Verlag von Karl Rümpler in Hannover) erſchienen. Einführung. 5 land und natürlich auch in anderen Ländern verbreiteten Liebhaberei ein weiteres Genüge zu leiſten, ſah ich mich veranlaßt, eine eigene Zeitſchrift für dieſelbe unter dem Titel: „Die gefiederte Welt“ (begonnen ſeit Anfang d. J. 1872, im Verlage des Herrn G. Goßmann, In— haber der Verlagshandlung Louis Gerſchel in Berlin) zu begründen. Dieſe Zeit⸗ ſchrift für Vogelliebhaber,-Züchter und -Händler fand ebenfalls einen über— raſchend ſchnellen Eingang bei den Stubenvogel- und Geflügelwirthen; nicht in Deutſchland allein, ſondern auch in England, Schweden, Dänemark, Rußland, Frankreich, Italien, in der Schweiz und den Niederlanden, ſowie in Nordamerika hat ſie Leſer — und dies zeugt von der erfreulichen Verbreitung der Vogelliebhaberei. Die „Gefiederte Welt“ erſtreckt ſich über alle Gebiete der Vogelkunde und Liebhaberei; ſie berückſichtigt außer den fremdländiſchen auch die einheimiſchen Stubenvögel, das Leben, die Hegung und den Schutz der Vögel im Freien, und nicht minder giebt ſie Auskunft über alles Hof- und Parkgeflügel, Hühner, Tauben und alle anderen Nutz- und Schmuckvögel; vorzugsweiſe verfolgt ſie jedoch praktiſche Ziele, wie die Erwerbung, Behandlung und Züchtung der Vögel und all' dergleichen. — Durch die Verzögerung, welche das Erſcheinen des Werkes: „Die fremd— ländiſchen Stubenvögel“ erlitten, ſind nun aber bedeutſame Vortheile für daſſelbe erwachſen. In dieſe Zeit fiel nämlich die Gründung des Berliner Aquarium, die Neugeſtaltung des zoologiſchen Gartens zu Berlin und die Neuſchöpfung oder Vergrößerung ähnlicher Naturanſtalten an mehreren anderen Orten — und durch alle dieſelben ward die Empfänglichkeit für die Vogelliebhaberei in immer weiterem Umfange erweckt. Bald wurden zahlreiche Vogelſtuben in ganz Deutſch— land eingerichtet, und ohne Anmaßung darf ich wol behaupten, daß auch mein Handbuch die Liebhaberei noch außerordentlich entfacht und in die weiteſten Kreiſe getragen hat. Dadurch, namentlich aber durch die Wechſelbeziehungen, welche die „Gefiederte Welt“ unter allen Liebhabern wachgerufen, iſt auch der Handel zu einer ungleich lebhafteren Entwickelung gelangt. Während nun die Züchtungen allenthalben viel eifriger betrieben werden, immer vielfältigere Ergebniſſe liefern (durch deren freundliche und allſeitige Mittheilungen der Stoff für das Buch deſto reichhaltiger geworden), ſo hat zugleich der Vogelhandel in den letzten Jahren auch einen überraſchenden Reichthum an bisher noch nicht herüber gebrachten, größtentheils ſehr ſchönen und liebenswürdigen Arten geboten, die ich ſämmtlich kennen zu lernen und zu ſchildern noch Muße genug gefunden. Die bildliche Darſtellung der lieblichſten und intereſſanteſten Vögel für mein Werk hat jetzt Herr Emil Schmidt, der Schüler und Schwiegerſohn Roßmäßler's, übernommen, und die bereits vorliegenden Tafeln geben den Beweis, 6 8 Einführung. daß dieſer Künſtler in durchaus lebensvoller und naturtreuer Ausführung ſeinem älteren Genoſſen auf dieſem Gebiete wahrlich nicht nachſteht. Die Tafeln werden in Farbendruck von der Kunſtanſtalt des Herrn Theo— dor Fiſcher zu Kaſſel hergeſtellt. Der große Ruf, den Herr Fiſcher durch ſeine bisherigen Leiſtungen für die höchſtſtehenden wiſſenſchaftlichen Werke ſich erworben, bürgt dafür, daß meine Leſer dieſe Vogelwelt ebenſo ſchön als lebenswahr vor ſich ſehen werden. Verſchiedene Urſachen ſind es bekanntlich, welche die einheimiſchen Vögel, insbeſondere die Kerbthierfreſſer unter ihnen, zurück- und dafür die fremdländiſchen hervortreten laſſen. Der ſeit geraumer Zeit andauernde Streit über die zweck— mäßigſten Maßnahmen des Vogelſchutzes*) in Deutſchland hat wenigſtens ſoviel zur allgemeinen Ueberzeugung dargethan, daß die vorzüglichſten Singvögel nicht mehr durch Neſterausheben und maſſenweiſen Fang vernichtet werden ſollen. Wenn dies nun auch im allgemeinen der wirklichen Liebhaberei kaum Eintrag thun kann und die begeiſterten Freunde des Vogelgeſangs dieſe Vögel nach wie vor nicht zu entbehren brauchen, ſo iſt es doch um ſo anerkennenswerther, wenn der harmloſe Liebhaber ſeinerſeits in keiner Hinſicht zur Verringerung der ein— heimiſchen Vögel beitragen, ſondern lieber fremdländiſche halten will, welche doch zugleich namhafte Vortheile bieten. Dieſe beſtehen nämlich darin, daß nicht wenige fremdländiſche Vögel ſich un— ſchwer und ergiebig züchten laſſen; ſelbſtverſtändlich jedoch nur in dem Falle einer zweckmäßigen Behandlung. Dann aber zeigt ſich dieſe Vogelzucht auch recht lohnend. Nachdem ich bereits im Jahre 1868 die weiteſten Kreiſe der Vogel— liebhaber zur Züchtung fremdländiſcher Stubenvögel angeregt, darf ich jetzt mit großer Genugthuung darauf hinweiſen, daß von mehreren Arten, namentlich von Wellenſittichen und Nymfen, ſowie auch von manchen Prachtfinken, beſonders Zebrafinken, Bandfinken und Karminfinken oder Amarantvögeln, ſchon gegenwärtig, wenigſtens zeitweiſe, eine ungleich größere Anzahl hier gezüchtet, als aus ihren Heimatsländern eingeführt wird. Als die hauptſächlichſten Ziele und Zwecke ſolcher Vogelzucht, abgeſehen von der Liebhaberei an und für ſich, habe ich damals folgende hingeſtellt: Einerſeits die Vermehrung und Verallgemeinerung der fremd— ländiſchen Stubenvögel als Erſatz für die einheimiſchen; andererſeits vielleicht auch die Beſchaffung einer Hülfsquelle für den Lebenserwerb unbemittelter Familien. Das erſtere Ziel wird ſich niemals vollſtändig erreichen laſſen und dies iſt auch nicht zu bedauern, denn jeder Gebildete wird der Liebhaberei nach allen Seiten hin volle Berechtigung zugeſtehen müſſen. Dem andern Ziele rücken wir aber um ) Vrgl. „Handbuch für Vogelliebhaber“ II. S. 6 - 45. Einführung. 7 ſo erfreulicher entgegen; denn trotz der Hunderte in den Vogelſtuben und Hecken gezüchteten Wellenſittiche, Zebrafinken, Amarantvögel u. a. iſt an eine Entwerthung dieſer Vögel noch gar nicht zu denken; im Gegeuntheil ſchreitet ja die Liebhaberei und damit das Begehren nach denſelben in der lebhafteſten Weiſe noch immer weiter fort. Selbſtverſtändlich werde ich auf dieſe Vogelzucht, ihre Aus— breitung und Erfolge weiterhin eingehen und namentlich die durch Erfahrungen bis jetzt feſtgeſtellten Mittel und Wege ihrer immer größeren Hebung und Ver— vollkommnung mittheilen. — Die Einfuhr fremdländiſcher Vögel iſt bekanntlich nicht auf wenige Arten oder auf Körnerfreſſer allein beſchränkt; ſie umfaßt zwar im weſentlichen die— ſelben oder nahe verwandte Familien, deren Mitglieder wir unter den ein— heimiſchen Vögeln als Singvögel vorzugsweiſe ſchätzen, und außerdem bietet ſie noch zahlreiche andere, welche als Schmuck- oder gelehrige Vögel beſonderes Intereſſe beanſpruchen dürfen, wie z. B. die Papageien. In den Reihen der fremdländiſchen Singvögel finden wir eine Anzahl, die den unſrigen durchaus ebenbürtig ſind. Belaſſen wir der Nachtigal, dem Sproſſer und deren Verwandten den anerkannten vollen Werth, ſo ſteht neben ihnen die amerikaniſche Spottdroſſel, und andere fremde Droſſel- und Sängerarten u. dgl. bleiben nicht viel hinter ihnen zurück; ſchätzen wir den Geſang einheimiſcher Finken, des Hänflings und ſeiner Genoſſen auch immerhin ſehr hoch, ſo dürfen wir doch wahrlich nicht ge— ringer die Lieder afrikaniſcher Finkenvögel, des Grauedelfink (oder richtiger Grau— girlitz), des weißkehligen, gelbſtirnigen und des gelbbäuchigen Girlitz u. a., ſowie die Geſänge naheſtehender Amerikaner, des Purpurfink, Golddiſtelfink, Papſtfink, Indigovogel, der weſtindiſchen Zeiſige, der verſchiedenen Pfäffchen und anderer, veranſchlagen. Da eine Sippſchaft kleiner fremdländiſcher Vögel in ihrem bunten Ge— fieder, anmuthigen, liebenswürdigen und friedlichen Weſen, ſowie durch leichte Züchtbarkeit ganz beſondere Vorzüge zeigt, ſo iſt es wol kein Wunder, daß ſich dieſelbe, die Schmuck- oder Prachtfinken, einer großen Beliebtheit erfreuen und dadurch allgemeinen Eingang gefunden haben. Ihnen folgen die Widah— finken, fälſchlich Witwen genannt, und die Weber vögel, welche freilich weniger lieblich, dagegen durch den alljährlich regelmäßig eintretenden Wechſel der Verfärbung aus dem grauen und unſcheinbaren Kleide in das bunte und glänzende Prachtgefieder überaus intereſſant erſcheinen und deren letztere auch in der Gefangenſchaft ſehr eifrig ihre kunſtfertigen Neſter erbauen, und daher ebenfalls großer Beliebtheit ſich erfreuen. Die Prachtfinken, Widahfinken und Webervögel ſind nicht allein die bei den deutſchen Liebhabern verbreitetſten fremdländiſchen Stubenvögel, ſondern ſie bilden auch die bei weitem größte Mehrzahl derſelben 8 Einführung. Wer die Gabe des Geſanges von vornherein den bunten Farben vorzieht, hält ſich lieber an die Reihen der übrigen Finkenvögel, in denen eigentliche Finken, Girlitze, Gimpel, Kernbeißer u. a. als tüchtige Sänger vertreten find, von denen jedoch viele außerdem auch als recht bunte Schmuckvögel gelten können. Fremdländiſche Lerchen, Ammern und andere hierher gehörende, naheſtehende Vögel kommen leider nur in unbeträchtlicher Anzahl in den Handel. Die hervorragendſten Sänger treten uns, wie in der einheimiſchen ſo auch bei der fremdländiſchen Vogelwelt, unter den Kerbthier- oder Weichfutter-Freſſern entgegen. Wir haben ihrer im Vogelhandel freilich keine ſo große Kopfzahl und Vielfältigkeit, als von den Körnerfreſſern, allein es befinden ſich in ihren Reihen doch die herrlichſten der fremden und wol aller Singvögel überhaupt. Vornehmlich ſind es die Droſſeln, ſodann aber auch einige den übrigen Sängern (Sylvia, Latham), beſonders den Grasmücken, ferner den Meiſen u. a. an— gehörende oder naheſtehende Vögel, welche aus fernen Erdtheilen hergebracht werden. Recht zahlreich und in mehreren Arten giebt es ſodann Starvögel und Verwandte (Stare, Trupiale oder Oriols); ſelbſt von winzigen und überaus zarten Vogelarten, z. B. Honigſaugern, hat man neuerdings einige lebend bei uns eingeführt. i Die Papageien erſcheinen nahezu ebenſo viel und mannigfaltig auf dem Vogelmarkte, als die Finkenvögel und ſie ſind auch, zumal ſie in ihren außerordentlich verſchiedenartigen Geſchlechtern mancherlei Anſprüche der Lieb— haberei (Sprachgabe, Farbenpracht, Zahmheit, Liebenswürdigkeit und Züchtbarkeit) zu befriedigen vermögen, keineswegs minder geſucht und geſchätzt. Für beſondere Liebhaber bieten ſodann auch noch viele andere Vogelfamilien mindeſtens einzelne begehrte Gäſte für den Käfig, die Vogelſtube oder das Vogelhaus dar; ſo z. B. aus den Reihen der Krähenvögel, ſogar der Raubvögel, der Klettervögel. Schließlich giebt es hier beliebte Erſchei— nungen aus den Sippſchaften der Tauben, der Hühnervögel und ſelbſt der Waſſer- und Sumpfvögel, inſofern man den Begriff der Stubenvogel— liebhaberei etwas weiter, bis auf das Vogelhaus im Garten, füglich doch mit Recht ausdehnen darf. 8 Alle dieſe fremdländiſchen Stubenvögel will ich alſo möglichſt nach eigener Anſchauung ſchildern. Ich habe im Laufe der Jahre die auf den europäiſchen Vogelmarkt gelangenden Prachtfinken, Widahfinken und Webervögel in meiner Vogelſtube gehalten und kennen gelernt. Daſſelbe darf ich von den anderen fremdländiſchen Finkenvögeln, Lerchen, Ammern und Verwandten ſagen. Dagegen konnte ich nicht alle Weichfreſſer des Vogelhandels ſelber beherbergen, ſondern nur die hervorragendſten Sänger und die farbenprächtigſten unter ihnen, ſo namentlich faſt ſämmtliche Tangaren. Die Starvögel wiederum hatte ich in faſt Einführung. 9 allen Arten. Von den Papageien habe ich die Plattſchweifſittiche (die auſtraliſchen Prachtſittiche), Edelſittiche, Keilſchwanzſittiche, Dickſchnabelſittiche und Schmal— ſchnabelſittiche bis auf die ſeltenſten und koſtbarſten, ſowie die allergrößten verpflegt; von den Kurzſchwänzen, den Amazonen und anderen ſprechen— lernenden Papageien hielt ich wenigſtens die vorzüglichſten. Alle Zwergpapageien, ſoweit ſie in den Handel gelangen, bewohnen beſtändig meine Vogelſtube und von den Papageichen oder Fledermauspapageien und ebenſo von den Lori's oder Pinſelzünglern ſchaffte ich ebenfalls die Mehrzahl der in den letzten Jahren eingeführten an. Größere Vögel, welche zu den Krähenartigen, den Raubvögeln, Klettervögeln, Sumpf- und Waſſervögeln gehören, konnte ich natürlich nicht ſelber halten. Dagegen habe ich die meiſten Täubchen des Vogelhandels und auch von den Hühnervögeln, beſonders von den kleineren Wachteln mehrere, längere Zeit hindurch beobachtet. Somit kenne ich die ganze reiche Vogelwelt, welche der Handel gegenwärtig für die Liebhaberei bietet, nach eigenen vieljahrelangen Erfahrungen; diejenigen Vögel aber, welche ich nicht ſelber erwerben konnte, fand ich in den zoologiſchen Gärten und im Berliner Aquarium und außerdem liegen mir in größter Fülle die Mittheilungen vor, über die Beobachtungen, welche meine Freunde und Mitarbeiter an allem dieſem Gefieder ſeit geraumer Friſt her gemacht haben. In letzterer Zeit erſchienene Werke, welche wol recht Vorzügliches bieten, zeigen doch einige Mißgriffe, durch die ihr Werth für den praktiſchen Gebrauch bedeutſam verringert wird. Man hat, im Eifer einer neueren Richtung folgend, eine fabelhafte Zerſplitterung der Familien, Gattungen, Arten hervorgerufen, ſo daß der gebildete, jedoch nicht ſtreng wiſſenſchaftlich unterrichtete Liebhaber ſchwerlich in einem ſolchen Buche ſich zurechtfinden kann. Auch bemühte man ſich nur zu ſehr, durch mehr oder minder glückliche Erfindung von neuen Namen die bereits herrſchende Verwirrung noch ungleich größer zu machen. Dergleichen glaube ich vermeiden zu können. Zunächſt werde ich nur diejenigen Vögel ausführlich ſchildern, welche ich ſelber durch Anſchauung kenne oder über die ich auf Selbſtkenntniß und eigenem Studium beruhende Mittheilungen von bewährten Vogelkennern und Züchtern erhalten habe. Es bedarf wol nicht mehr des Hinweiſes, daß dies eben ſämmtliche hierher gehörende Vögel ſind, welche der Handel gegenwärtig nach Europa bringt. Denn einerſeits ſtehe ich für dieſen Zweck ſeit Jahren mit allen bedeutenden Vogelhandlungen Deutſchlands, Englands und der Niederlande in Verbindung, und andererſeits herrſcht unter den deutſchen Liebhabern ein wahrer Wetteifer darin, alle neu auftauchenden Erſcheinungen des Vogelmarkts zu erwerben und kennen zu lernen. Die dann geſammelten Erfahrungen fließen mir fortdauernd für die „Gefiederte Welt“ reichlich zu. 10 Einführung. Da der Vogelhandel, wie bereits erwähnt, einen nie geahnten Aufſchwung genommen, ſo daß er fortwährend neue Vogelarten uns zuführt, ſo werde ich diejenigen fremden Vögel, welche bis jetzt noch nicht auf den europäiſchen Markt gekommen, aber den vorhandenen nahe verwandt ſind oder ſolchen Gegenden ent— ſtammen, die uns ſchon reiche und noch immer zunehmende Ausbeute ſenden, ſelbſtverſtändlich ebenfalls ſchildern; doch werde ich den Sachverhalt jedesmal aus— drücklich angeben. — In Hinſicht der Eintheilung aller Stubenvögel fer hier vorläufig nur bemerkt, daß ich jede unnöthige Zerſplitterung unterlaſſen will. Auf dem wiſſenſchaftlichen Grunde aller Forſchungen der hervorragendſten unſerer zeitgenöſſiſchen Ornithologen fußend, werde ich die Anordnung der Gruppen, Ordnungen, Familien und Arten vornehmlich nach Cabanis: „Museum Heineanum“ (Halberſtadt, 1850 —63) und nach Gray: „Hand-list of genera and species of birds“ (London, 1869 — 71) treffen, im übrigen aber den Schriften der DDr. Profeſſor Cabanis, Hartlaub und Finſch, Profeſſor Schlegel, Sclater, Gould und Anderen folgen und auch die von ihnen geſichteten Namen feſthalten. Den deutſchen Namen gegenüber erachte ich es als eine Pflicht, daß man nicht etwa in blinder Verbeſſerungsſucht die doch einmal vorhandenen und allgemein eingebürgerten zu vernichten ſtrebe. Im Gegentheil, ich will mich bemühen, die Bezeichnungen des Vogelhandels zu erhalten, ſoweit dieſelben nur zutreffend und verſtändig ſind. Wo es jedoch nothwendig iſt, neue Namen zu geben, wird jeder gewiſſenhafte Vogelkundige einerſeits ſoviel als möglich den bezeichnendſten Merk— malen, welche gewöhnlich in der lateinischen Benennung ausgedrückt find, und andererſeits auch den Aeußerungen des Volksmundes vorzugsweiſe Rechnung zu tragen ſuchen. Einen Vortheil, ſei es für den Einkauf bei Großhändlern, ſei es bei Gelegen— heit von Reiſen oder ſchriftlichen Aufträgen an Freunde und Bekannte in der Ferne, ſoll mein Buch noch bieten, den nämlich, daß ich, außer dem wiſſenſchaft— lichen lateiniſchen und dem paſſendſten deutſchen, nicht allein ſämmtliche überhaupt noch verhandenen deutſchen, ſondern auch die engliſchen, franzöſiſchen und ſonſtigen Namen anführen werde, ſoweit mir dieſelben zugänglich ſind. Der Plan dieſes Werkes zerfällt in drei Abtheilungen: J. Die Beſchreibung der Gruppen, Familien und jeder einzelnen Art aller fremdländiſchen Stubenvögel, nebſt Schilderung ihrer Eigenthümlichkeiten im Freileben, wie in der Gefangenſchaft. In der erſteren Hinſicht werde ich mich nur auf die Mittheilungen ſolcher Forſcher verlaſſen, die in dem durchaus unangetaſteten Rufe der ſtrengſten Wahrheitsliebe und vollen Ehrenhaftigkeit ſtehen. Berichte, welche aus verſchiedenen Reiſewerken zuſammengetragen und dann wol gar als eigene Beobachtungen hin— Einführung. I geftellt find, werde ich zu vermeiden wiſſen. Ebenſo dürfen meine Leſer davon überzeugt ſein, daß in den Darſtellungen des Gefangenlebens der Vögel jede Angabe von Anderen, ſowie jede Annahme meinerſeits, deren Thatſächlichkeit zweifelhaft ſein könnte, von vornherein ausgeſchloſſen bleibt. II. Rathſchläge für den Einkauf, die Verpflegung und Züchtung aller fremdländiſchen Stubenvögel, nebſt Beſchreibung der Käfige, Züchtungsanlagen, Vogelſtuben und Vogelhäuſer und aller erforderlichen Geräthſchaften und Hülfsmittel überhaupt, mit Angabe der beſten Quellen für die Beſchaffung derſelben. Es iſt wol überflüſſig zu verſichern, daß ich auf das gewiſſenhafteſte mich be— mühen werde, vorzugsweiſe in dieſem Theile nur zuverläſſige Anleitungen zu geben. Für dieſelben ſollen, außer den Ergebniſſen der eigenen Erfahrungen und derer aller meiner Herren Mitarbeiter, auch die vorzüglichſten Schriften auf dieſem Gebiete zu Rathe gezogen werden. III. Eine Ueberſicht, in welcher aus der großen Fülle der wiſſenſchaftlichen Literatur wenigſtens auf die hauptſächlichſten Werke zur weiteren Belehrung über jeden einzelnen Vogel hingewieſen iſt. In dem ausführlichen Sachregiſter ſodann ſoll jede Vogelart unter allen ihren Benennungen leicht aufzufinden ſein. Hiernach darf ich die Zuverſicht ausſprechen, daß mein Buch als ein ver— läßlicher Rathgeber nach allen Richtungen hin ſich zeigen werde. J. Die körnerfreſſenden Vögel. (Sartfutter- oder Hamenfreſſer). Mit gutem Recht, wenn auch freilich nicht im wiſſenſchaftlichen Sinne, ſcheidet man alle Stubenvögel nach ihrer Nahrung in zwei große Gruppen, deren eine ſich alfo von Sämereien und die andere von Kerbthieren und Gewürm in der Freiheit ernährt und dem entſprechend in der Gefangenſchaft gefüttert werden muß. Allerdings iſt dieſe Eintheilung, ſo bezeichnend ſie auch erſcheint, doch nicht durchaus ſtichhaltig. Viele Samenfreſſer bedürfen in der Gefangenſchaft, entweder zeitweiſe für ſich ſelber, oder zur Fütterung ihrer Jungen, durchaus der Fleiſchnahrung (friſche oder getrocknete Ameiſenpuppen, Mehlwürmer oder als Erſatz hartgekochtes Hühnerei, Quarkkäſe u. dgl.), und in der Freiheit leben manche von ihnen während der warmen Jahreszeit vorzugsweiſe von derſelben; andererſeits da— gegen verzehren auch die meiſten Kerbthierfreſſer zuweilen Beeren und Früchte, ja ſogar Samen und nicht wenige von ihnen ernähren ſich von Kerbthieren nebſt Sämereien zugleich. Dennoch haben die neueren praktiſchen Naturgeſchichten der Vögel und Handbücher der Vogelpflege eine ſolche Gegenüberſtellung gewählt. Gewöhnlich begreift man als Körnerfreſſer jedoch nur die Finkenvögel allein; ich habe aber bereits in meinem „Handbuch“ auch die Papageien, Hühnervögel und Tauben zu ihnen gezählt und dieſe einfache Eintheilung werde ich auch hier im größeren Werke beibehalten. Da die Tauben, Hühner und verwandte Vögel für die Stubenvogel-Liebhaberei weniger von Bedeutung ſind, und da ich die Papa— geien erſt in dem zweiten Bande dieſes Buches behandele, ſo kommen alſo zu— nächſt nur die Finkenvögel in Betracht. Als Stubenvögel finden und verdienen dieſe Körnerfreſſer vorzügliche Be⸗ achtung. Ihre Ernährung und Haltung iſt mit viel geringeren Mühen und Koſten verbunden, als die der Kerbthierfreſſer. Dazu geſtattet es ihre Verträg— lichkeit, daß man Hunderte von ihnen in demſelben Raume beiſammen halten und Die körnerfreſſenden Vögel. 13 züchten kaun (nur einzelne Arten find jo ungeſellig oder bösartig, daß man fie abſondern muß). Sodann iſt vor allem die Reinlichkeit der Käfige und Vogel— ſtuben, welche mit Körnerfreſſern bevölkert ſind, ungleich leichter zu ermöglichen. Der Geſang vieler von dieſen Körnerfreſſern iſt ein ſo angenehmer, daß er auch hohe Anſprüche wol zu befriedigen vermag. Zählt man dazu ihre Farbenpracht, Liebenswürdigkeit und leichte Züchtbarkeit, jo find dies doch reiche Vorzüge. Mit gutem Recht und voller Sachkenntniß empfehle ich daher die körnerfreſſenden Vögel hier nochmals) als die begünſtigten und erklärten Lieblinge einer anſpruchs— loſen Vogelliebhaberei. Dies iſt übrigens nicht meine Meinung allein, ſondern eine ſehr verbreitete; denn keine andere Vogelgruppe erfreut ſich in ſo ausgedehntem Maße der Bevorzugung von Seiten der Liebhaber, keine andere findet man ſo vielartig und vielköpfig in den Käfigen und keine bildet einen ſo wichtigen Gegenſtand des Vogelhandels aus fremden Zonen, ſowie zugleich des Vogelfangs in der Heimat, als die Finkenvögel. Der einfachen Ueberſicht wegen folge ich der Eintheilung in Prachtfinken, Widahfinken, Webervögel, Finken, Gimpel, Kernbeißer, Ammern und Lerchen. Alle Welttheile wetteifern darin, uns ihre prächtigen Finkenvögel zu ſenden; in der größten Anzahl und in den meiſten Arten werden dieſelben aus Afrika eingeführt, dann folgen die abſonderlich ſchönen Finken Auſtraliens, darauf erſt die amerikaniſchen und oſtindiſchen, welche hinter denen der beiden erſteren Welten bis jetzt noch an Zahl und Arten, doch keineswegs an Schönheit der einzelnen Vögel zurückbleiben. Ebenſo, wie die Finkenvögel über alle Gegenden der Erde, mit ganz geringen Ausnahmen, in großer Mannigfaltigkeit verbreitet ſind, ſo bewohnen und beleben ſie auch faſt jede Oertlichkeit; man ſieht ſie ſowol im Walde, als auch auf den Feldern, auf Hochgebirgen und in flachen Ebenen, und nicht minder in der Nähe der menſchlichen Wohnungen, als in Einöden und Wüſten. Die meiſten leben geſellig, wenigſtens zu Zeiten des Wanderlebens, wenn ſie ziehen oder ſtreichen; manche niſten auch geſellſchaftsweiſe beiſammen. Die Zugvögel unter ihnen treten aber keine bedeutenden Reiſen an, ſondern ſchweifen ſelten bis in einen fremden Erdtheil hinüber. Mehrere ſind Standvögel, welche allenfalls nur, von äußerſter Kälte und Nahrungsmangel gedrängt, die Heimat für geringe Zeit und auf kurze Strecken verlaſſen. Ihre Nahrung beſteht in den verſchiedenſten Sämereien, Beeren und anderen Früchten, ſowie auch in Pflanzentheilen, als Knospen, Blüten, Blättern, Wurzeln, Rindenſtückchen u. dgl., und bei vielen, wie ſchon erwähnt, auch für gewöhnlich oder zeitweiſe in Kerbthieren und Würmern. Sie bedürfen im allgemeinen einer ) Prgl. „Handbuch für Vogelliebhaber“, Band I. S. 265; Band II. S. 248. 14 Die körnerfreſſenden Vögel. viel geringeren Nahrungsmenge, als die Inſektenfreſſer. Dagegen iſt Waſſer zum Trinken und Baden nicht allein eins ihrer wichtigſten Lebensbedürfniſſe, ſondern ſie müſſen es auch in weit reicherem Maße zu erlangen ſuchen; deshalb em— pfinden ſie die Noth des Waſſermangels ungleich eher und ſtärker, als jene. Alle dieſe Verhältniſſe des Freilebens der Vögel ſind aber erklärlicherweiſe für die Haltung und Züchtung von der weitreichendſten Bedeutung. Nur der Vogelwirth, welcher die Eigenthümlichkeiten jeder Familie und jeder Art durchaus genau kennt, wird nach denſelben die naturgemäße und zweckentſprechende Behandlung ſeiner Vögel zu regeln wiſſen. Dies iſt nicht blos in Betreff der Ernährung, Reinlichkeit und aller der Erforderniſſe nothwendig, welche man ge— wöhnlich als die allgemeinen Bedingungen ſorgſamer Vogelpflege begreift; um befriedigender Erfolge in der Vogelzucht ſich zu erfreuen, iſt es vielmehr auch geboten, daß man die übrigen Lebensverhältniſſe der Vögel, ſoweit es eben aus— führbar iſt, nachahmend herzuſtellen ſucht. In den Abſchnitten, welche die Ver— pflegung und Zucht behandeln, komme ich hierauf noch eingehend zurück. Hier ſei nur zunächſt ganz beſonderer Nachdruck auf den Hinweis gelegt, daß der Liebhaber nur dann ſeine Vögel vortrefflich gedeihen ſehen und eben nur in dem Falle Ergebniſſe in ihrer Züchtung erzielen kann, wenn er das volle Leben, alle Gewohnheiten und Bedürfniſſe der betreffenden Arten kennt und berückſichtigt. Von dieſem Geſichtspunkte aus erſcheint es alſo von vornherein erforderlich, daß ein wirkliches Lehr- und Handbuch der Vogelpflege auch die ganze Lebens— weiſe der Vögel ins Auge faßt, wie dieſelbe einerſeits von den Forſchern und Reiſenden in den Heimatsländern erkundet und inſofern ſie andererſeits durch aufmerkſame Beobachtung in der Gefangenſchaft feſtgeſtellt iſt. Eine ſolche nach allen Seiten hin möglichſt befriedigende Kunde der fremdländiſchen Vögel be— abſichtige ich eben in dieſem Werke zu bieten. Die Finkenvögel beleben, wie bei uns, ſo auch in anderen Welttheilen, durch Farbenpracht, anmuthige Beweglichkeit und Geſang in gleicher Weiſe die Land— ſchaft. Sie wohnen, d. h. niſten in den verſchiedenſten Oertlichkeiten; ebenſowol am Waldesrande, in Hainen und Gärten, als auch tief im Hochwald und in flachen Ebenen, wie im Gebirge, in der Nähe, an und ſogar in den menſchlichen Wohnſtätten. Viele erbauen frei auf den Zweigen ſtehende oder an denſelben herabhängende Neſter, welche nicht ſelten außerordentliche Kunſtfertigkeit zeigen; nicht wenige von ihnen ſind Höhlenbrüter. Das Gelege beſteht in drei bis ſechs, höchſtens bis zehn verſchiedenfarbigen Eiern und dieſelben werden bei diefen. von dem Weibchen allein erbrütet, während bei jenen beide Gatten des Pärchens im Brüten abwechſeln; die Jungen werden gewöhnlich von beiden gemeinſam gefüttert. Zwei bis drei Bruten in jedem Jahre darf man Die körnerfreſſenden Vögel. 15 bei den meiſten als Regel erachten und daher iſt ihre Vermehrung eine ziemlich bedeutende. Manche Finkenvögel ſind in ihren Heimatsländern ſo überaus zahlreich, daß ſie die Erträge der Ackerwirthſchaft und des Gartenbaues gefährden, während andere auch wiederum durch die Vertilgung ſchädlicher Kerbthiere oder Unkraut— ſämereien für das Gedeihen unſerer Nutzgewächſe mehr oder minder nützlich ſich zeigen. Die große Fruchtbarkeit vieler fremdländiſchen Finken ergiebt zugleich, daß ſie in reicher Anzahl und zu mäßigen Preiſen nach Europa herübergeführt und in den Handel gebracht werden; nicht wenige unter ihnen ſind in anſcheinend unerſchöpflichen Schwärmen vorhanden, ſo daß ihre Einfuhr für allezeit als geſichert erſcheint; dies iſt namentlich bei den kleinſten und ſchönſten in Afrika der Fall. Dennoch haben weitblickende Forſcher und Reiſende, welche die Verhältniſſe durchaus kennen, die Befürchtung ausgeſprochen, daß alle dieſe Vögel, nach dem Maßſtabe des Fortſchreitens der Kultur, in längerer oder kürzerer Friſt ihrer Vernichtung und dem vollſtändigen Ausſterben entgegengehen, wie dies ja bereits mit manchen anderen Thieren geſchehen iſt. Dieſe Annahme dürfte umſomehr begründet erſcheinen, ſeitdem man den unſchönen und keinenfalls werthvollen europäiſchen Sperling unvorſichtigerweiſe nach anderen Welttheilen geholt und ihm dort die Gelegenheit für eine nur zu üppige Ausbreitung — und Verdrängung der edleren Verwandten — geboten hat. Gleichviel aber, mag jene Befürchtung ſich, hoffentlich jedoch erſt in ſehr ferner Zeit, bewahrheiten oder nicht — immerhin wird der Freund der lieblichen Vogelwelt auch von dem Geſichtspunkte der möglichen Verringerung aus jenen Umſtand mit großer Freude begrüßen, daß viele und beſonders die kleineren überſeeiſchen Finken auch in der Gefangenſchaft eine große, zuweilen geradezu erſtaunliche Vermehrungskraft entwickeln. Die hierin begründete, zuweilen ſehr einträgliche Züchtung ſolcher Vögel be— rechtigt zu der Erwartung, daß mehrere und ſogar zu den ſchönſten und liebens— würdigſten Arten gehörende ſich unſchwer in unſeren Käfigen und Vogelſtuben dem Kanarienvogel gleich einbürgern laſſen, ſo daß ſie, ebenſo wie jener gelbe Hausfreund, in den Beſitz und die Pflege des Menſchen übergehen. Eine Hauptaufgabe derartiger Verſuche wird es dann aber ſein, bei denſelben Mißgriffe und Unnatürlichkeiten und damit die Ausartung und das allmälige Verkommen der Nachzucht zu vermeiden. In den ſpäterhin folgenden Abſchnitten, welche die Zucht der Stubenvögel behandeln, gelange ich auch zu den bezüglichen Maßnahmen. Nur ganz beiläufig ſei darauf hingewieſen, daß eine Anzahl fremdländiſcher Finkenvögel auch die Möglichkeit bietet, in unſerer Heimat im Freien ſich alklimatiſiren zu laſſen. Vor allen gehört hierher der bekannte nordamerikaniſche rothe Kardinal. Herr Dr. Max Schmidt, Direktor des zoologiſchen Gartens in 16 Die körnerfreſſenden Vögel. Frankfurt a. M., hat durch jahrelange Erfahrungen feſtgeſtellt, daß ſogar afrikaniſche Webervögel in mehreren Arten dort den Winter hindurch draußen zu überdauern vermochten. Bei derartigen Verſuchen kommen ſodann folgende Geſichtspunkte zur Geltung. Einerſeits die Möglichkeit der Einbürgerung überhaupt und andererſeits der Werth der betreffenden Vogelart, ſei es als Schmuckvogel für Wald, Flur und Garten, als Gegenſtand des Jagdvergnügens oder als Vertilger ſchädlicher Thiere. Auch in Betreff der Akklimatiſation der fremdländiſchen Finkenvögel werde ich im letzten Theile dieſes Buches eine Ueberſicht der bekannt gewordenen Verſuche und etwaigen Erfolge geben. — b Alle Finkenvögel zeigen in der Niſtzeit eigenthümliche Liebesſpiele, welche in Geſang, Flugkünſten oder verſchiedenen, ſehr ſonderbaren Geberden beſtehen. Bei vielen hängen die Pärchen in innigſter Zärtlichkeit aneinander und ihre Liebes— bezeigungen, wie Schnäbeln, Füttern aus dem Kropfe, Krauen im Gefieder u. ſ. w., ſind zuweilen unerſchöpflich. Der aufmerkſame Blick des vogelkundigen Liebhabers vermag nicht ſelten bereits an dieſen Aeußerungen ihres Liebeslebens zu erkennen, zu welcher Gruppe ein ihm ſonſt unbekanntes Vogelpärchen zu zählen iſt. Daher erſcheint es nothwendig zum gründlichen Kennenlernen der Vögel, auch auf dieſe Merkmale, welche hier nach andauernden Beobachtungen, ſowol bei den Familien, als auch bei den einzelnen Arten angegeben ſind, zu achten. Der Geſang dieſer Vögel iſt, ebenſo wie ihre Färbung, Lebensweiſe, Ernährung und ihr ganzes Weſen, mannigfaltig verſchieden, und ſelbſt bei den Nächſtverwandten zeigt er ſich ſehr abweichend. Abgeſehen von den Urtheilen der wenigen ſachverſtändigen Kenner des Vogelgeſanges, die es überhaupt giebt, wird bei allen anderen Liebhabern doch zweifellos gerade ihm gegenüber der perſönliche Geſchmack vorzugsweiſe zur Geltung kommen. Dies bewahrheitet nicht allein die Liebhaberei an den Vögeln in der Gefangenſchaft, ſondern es zeigt ſich namentlich auch an den Urtheilen der Naturkundigen über den Geſang der Vögel im Freien. Wie ſonderbar auseinandergehend und widerſprechend ſind z. B. die Schilderungen des Geſanges des vorhin erwähnten rothen Kardinals oder des wilden Kanarien— vogels! Den erſteren nennt der Eine mit Begeiſterung die Virginiſche Nachtigal, während der Andere ihn nur als einen Stümper bezeichnet u. ſ. w. Ein Ornithologe, deſſen Urtheil wirklich in rechter Kenntniß der Vogelwelt begründet iſt, wird daher den Streit, z. B. über den größeren Werth des Finkenſchlags oder des Kardinäl— geſangs, für bedeutungslos und überflüſſig erachten müſſen. Die Freude an manchen herrlichen Finken wird dem Liebhaber dadurch ſehr verleidet, daß dieſelben in der Gefangenſchaft ihre lieblichen Farben verlieren; dies geſchieht vornehmlich häufig mit dem Roth in allen Schattirungen und be— fanntlich ebenſowol bei den fremdländiſchen, als auch bei den einheimiſchen Vögeln. Mit voller Sicherheit ſind die Urſachen dieſes Farbenverluſtes bis jetzt Die körnerfreſſenden Vögel. 17 noch nicht ermittelt worden; vielſeitige Erfahrungen haben jedoch bereits man— cherlei Anhaltspunkte ergeben, von denen aus ſich vielleicht eine ſo zweckmäßige Behandlung dieſer Vögel regeln läßt, daß dieſelben auch in der Gefangenſchaft in ihren ſchönſten Farben erhalten werden können. Bei jeder einzelnen der hierher gehörenden Vogelarten habe ich auch in dieſer Hinſicht die mir mitgetheilten und eigene Erfahrungen angegeben. Bei nachläſſiger oder unzweckmäßiger Verpflegung ſind die Finkenvögel im allgemeinen vielen Erkrankungen ausgeſetzt; doch hat die Erfahrung längſt feſt— geſtellt, daß dies bei den fremdländiſchen in viel geringerem Grade, als bei den einheimiſchen der Fall iſt. Und daher muß doch wol ſelbſt der oberflächliche Kenner die Vorliebe für die letzteren als ganz naturgemäß begründet erachten. Wenn dieſe Vögel, namentlich die anſcheinend doch ſo zarten Prachtfinken, unter den ungünſtigſten Verhältniſſen die weite Reiſe aus ihren Heimatsländern hierher zu überſtehen vermögen, wenn ſie ſich aus dem traurigen Zuſtande, in welchem ſie meiſtens ankommen, überraſchend bald erholen und durch eifriges Niſten be— weiſen, daß ſie, trotz aller Entbehrungen und ſchlechter Behandlung, doch ihre volle Lebenskraft behalten haben; wenn ſie dann nicht in ſcheinbarer, ſondern wirklicher Anſpruchsloſigkeit viele Jahre hindurch gut ausdauern und ſich durch zahlreiche Generationen züchten laſſen, ſo ſollte man doch wol einſehen, daß ſie für die Stubenvögel-Liebhaberei geeigneter ſind, als die meiſten anderen Vögel. Daher brauche ich die Finkenvögel wahrlich nicht weiter zu empfehlen; ſie haben ſich ja in den Käfigen und Vogelſtuben vieler Tauſende von Liebhabern durch die geſammte gebildete Welt verbreitet und eingebürgert. Wer ſie noch verdrängen und anſtatt ihrer die inſektenfreſſenden Vögel ebenſo verallgemeinern möchte — der gleicht jenem tapferen Kämpen, welcher den Kampf gegen die Windmühlenflügel nicht verſchmähte. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel— e 18 Die körnerfreſſenden Vögel. Die Schmuck oder Prachtfinken [Aeginthidae].“) In neuerer Zeit hat ſich die Liebhaberei in Deutſchland, wie bereits er— wähnt, ganz vorzugsweiſe dieſer Gemeinſchaft der kleinen Vögel zugewandt, welche man als die Prachtfinken zu bezeichnen pflegt. Ihre Reihen zeigen zweifellos auch die lieblichſten und liebenswürdigſten unter allen zu uns gelangenden fremd— ländiſchen Finkenvögeln. Die Prachtfinken, welche den meiſten unſerer einheimiſchen Sperlingsvögel, namentlich aber den eigentlichen Finken ſehr ähnlich ſind, unterſcheiden ſich dennoch in ſehr auffallender Weiſe von denſelben. Ihre Größe wechſelt etwa von der des Goldhähnchens (c. 9,5 e.; 32/3 Zoll) bis zu der eines Sperlings (23, — 24, em.; 9— 915 Z.). Unter einander zeigen ſie, trotz der Zuſammengehörigkeit, doch mancherlei Verſchiedenheiten. Der Schnabel weicht in Hinſicht ſeiner Dicke und mehr oder minder ſpitzen Form bei den einzelnen Arten ſehr bedeutend ab; auch die Füße ſind ungleich, bei einigen klein und zart, bei an— deren kräftig und verhältnißmäßig groß. Mittellange Flügel mit zehn Schwung— federn, ein theils gerundeter, theils ſtufenförmig zugeſpitzter Schwanz und ein meiſtens ſehr buntes, nur bei wenigen ſchlichtfarbiges, immer jedoch angenehm gefärbtes Gefieder bilden die übrigen äußeren Merkmale. Häufig ſind die Männchen farbenprächtiger, als die Weibchen; bei manchen Arten erſcheinen jedoch beide Geſchlechter völlig gleich und ſind dann nur an beſonderen, bei jeder einzelnen Art angegebenen Kennzeichen zu erkennen. Ein bemerkenswerthes Unterſcheidungszeichen der Prachtfinken von anderen Finkenvögeln liegt darin, daß die Gatten eines Pärchens der erſteren ſich nur ſchnäbeln und unter lebhaften Geberden gleichſam küſſen, niemals aber wie dieſe ſich gegenſeitig aus dem Kropfe füttern. Sehr beliebt iſt bei ihnen das gegenſeitige Krauen im Gefieder, wobei der leidende Theil ſtets in be— haglichſter Weiſe das Köpfchen regungslos hinhält und dem Schnabel des Andern zuwendet. Mit Ausnahme der Brützeit leben die meiſten von ihnen ſehr geſellig; man kann Hunderte und zwar gleichviel derſelben oder verſchiedener Arten in *) Die Erklärung der deutſchen und lateiniſchen Namen iſt am Schluſſe dieſes Abſchnitts nachzuleſen. Die Schmuck- oder Prachtfinken. 19 den Käfigen der Vogelhändler dicht gedrängt ſitzen ſehen, wobei alle Augen— blicke einer über den andern hinweghüpft, um an der andern Seite ſich wieder anzuſchmiegen. Nicht minder bezeichnend iſt das Familienleben. Eine ſolche Zärtlichkeit, als die, welche die Pärchen dieſer kleinen Vögel zeigen, findet man kaum noch bei irgend welchen anderen Thieren. Inſeparables oder Unzertrennliche hat man kleine Papageien genannt — doch noch viel inniger als dieſe hängen die Pracht— finken in den Pärchen aneinander; nur dann frißt der eine, wenn der andere ebenfalls zum Futter kommt, nur dann badet ſich dieſer, wenn auch jener im Waſſer ſitzt und auf dem Ruheplätzchen hocken beide ſo dicht gedrängt anein— ander, als könnten fie gar nicht innig genug ſich berühren. Ihre Ehe währt für das ganze Leben und unter vielen Hundert in einem Käfige befindlicher Prachtfinken kann man immer die zuſammengehörenden Pärchen unterſcheiden. Man kauft ſie daher ſtets paarweiſe, da ſie eben als die eigentlichen Unzertrenn— lichen betrachtet werden müſſen. In einem Geſellſchaftskäfig in großer Anzahl oder auch in einem kleinen Schmuckkäfig nur zu zweien beiſammen, kann man ſie aber auch in verſchiedenen Arten oder gleichen Geſchlechtern recht gut er— halten; ſie ſind dann nicht allein friedlich, ſondern hängen faſt ebenſo innig an— einander, als die wirklichen und gleichartigen Pärchen. Ganz einſam bleiben ſie jedoch für die Dauer nur ſelten am Leben. Sobald die Niſtzeit naht und zumal wenn ihnen wirklich Gelegenheit zur Brut geboten wird, hat die Geſelligkeit und Verträglichkeit gewöhnlich ein Ende, indem eine hitzige Fehde der Männchen beginnt. Bei derſelben handelt es ſich weniger um Liebeseiferſucht, als um die Wahl des günſtigſten Niſtplatzes, der Bauſtoffe für die Neſter, ſowie auch um das Futter u. dgl. Dennoch muß auch die Eiferſucht wol ins Spiel kommen, denn man kann ſich leicht davon über— zeugen, daß gewöhnlich nur die Männchen gleicher oder nahe verwandter Arten einander bekämpfen, während ganz ungleichartige häufig auch in der Brutzeit friedlich beiſammen leben und ungeſtört dicht nebeneinander niſten. Im allgemeinen wird die Behauptung wol zutreffend ſein, daß zwei Vogelarten eine deſto größere Feindſchaft der Männchen zeigen, um ſo näher ſie ver— wandt ſind. In Hinſicht des Geſanges läßt ſich von dieſen ſonſt ſo allerliebſten kleinen Vögeln leider nicht viel Rühmliches ſagen. Einige, z. B. der Tigerfink, Karminfink, Schmetterlingsfink, laſſen liebliche kleine Triller, eine melodiſche Strophe oder doch einen wohlklingenden Lockruf hören, allein von einer wirklichen Kunſtfertigkeit kann keine Rede ſein. Die meiſten haben leiſe, langgezogene Töne, welche einförmig wie das Murmeln eines Bächleins beim Silberfaſänchen, quit— ſchend wie das Rad eines Karrens beim Bandfink, langgezogen, gleichſam bauch— * — 20 Die körnerfreſſenden Vögel. redueriſch beim Muskatvogel, ſchnurrend und ſpinnend bei den Elſterchen und Nonnen, dem Klingen kleiner Glöckchen ähnlich beim Reisvogel, wie die Laute einer Kindertrompete beim Zebrafink u. ſ. w. zu vernehmen find. Faſt ſämmtliche Prachtfinken begleiten dieſe Laute oder doch die Liebesbewerbungen mit ſehr ſonder— baren Bewegungen, tanzartigem Aufundniederhüpfen u. dgl. Auf alle dieſe Eigen— thümlichkeiten komme ich natürlich bei jedem einzelnen Vogel zurück. Alle ohne Ausnahme bauen entweder überwölbte Neſter mit ſeitlichem Ein— flug oder ſie ſind Höhlenbrüter. So mannigfaltig verſchieden der Bau in der Anlage und Geſtalt des Neſtes ſich aber auch bei den einzelnen Arten zeigt, immer läßt er auf den erſten Blick die allgemeinen, bezeichnenden Merkmale eines Prachtfinkenneſtes erkennen. Der Bandfink trägt eine kunſtloſe Unterlage aus Heu— halmen und Federn in einem Niſtkaſten zuſammen; der Zebrafink ſchleppt ent— weder frei ins Gebüſch oder auch in eine Höhle allerlei grobes Geniſt und formt ein kunſtloſes Neſt, an welchem die Kugelgeſtalt nur in Umriſſen zu erkennen iſt, das jedoch innen aus Federn und Haaren eine geglättete Mulde hat; der graue Aſtrild, das Orangebäckchen und der Amarantvogel formen aus dünnen bieg— ſamen Halmen, Faſern und Fäden (beſonders gern auch aus friſchen Spargel— zweigen) zierliche, kugelrunde und kunſtvolle Neſter, mit einem zirkelrunden, ſehr engen Schlupfloch. Und zwiſchen dieſen ſtufen ſich nun in großer Mannigfaltig— keit die Neſter aller übrigen ab. Das Neſt wird gewöhnlich in der Weiſe errichtet, daß das Männchen die Bauſtoffe herbeibringt und das Weibchen dieſelben zum Kunſtbau ordnet; zu— weilen tragen auch beide Gatten des Pärchens die Faſern, Fäden, Halme u. dgl. ein und formen ebenſo gemeinſchaftlich das Neſt. Sonderbar erſcheint die Eigen— thümlichkeit, daß manche Arten, z. B. der Schmetterlingsfink, auch während der Brut noch fortwährend an der Vervollkommnung des Neſtes arbeiten, ſo daß namentlich das Männchen niemals zur Ablöſung kommt, ohne einen Halm oder eine Feder mitzubringen. Noch viel auffallender ſpricht für die Zuſammengehörigkeit der Prachtfinken der Umſtand, daß ſie ſämmtlich einfarbig weiße Eier legen. So verſchiedenartig dieſe Eier in Hinſicht ihrer Größe und Form, ſowie der Feinheit des Korns bei aufmerkſamer Betrachtung auch erſcheinen, ſo dürften die Abweichungen doch wol kaum ausreichend ſein, um an denſelben mit Sicherheit zu erkennen, von welcher Art ein ſolches Ei herſtammt. Nur die Eier des Zebrafinken, welche zwar auch reinweiß ſind, zeichnen ſich durch einen bläulichen Schein aus. Die Brutdauer beträgt bei den kleinſten Prachtfinken elf und bei den größten dreizehn Tage. In der Regel brüten beide Gatten eines Pärchens abwechſelnd, nicht ſelten aber auch, insbeſondere bei den kleinſten Arten, gemeinſam und un— zertrennlich, ſo daß ſie, ebenſo wie für gewöhnlich, auch während der Brut immer Die Schmuck- oder Prachtfinken. 211 beiſammen ſind, zu derſelben Zeit auf den Eiern ſitzen, zum Futter und Waſſer herunterkommen und wieder zugleich in das Neſt hineinſchlüpfen. Die ganz kleinen Jungen gleichen denen anderer Finkenvögel. Für den ge— übten Blick ſind ſie bereits im früheſten Alter, einerſeits an der Farbe des Neſt— flaums und andererſeits an der Färbung der kleinen Drüſen, welche die Wachs— haut zu beiden Seiten des Schnabels bildet, in den verſchiedenen Arten ſehr beſtimmt von einander zu unterſcheiden. Herrn Dr. Rey in Halle gebührt das Verdienſt, auf dieſe verſchiedene Farbe der Wachshautdrüſen zuerſt hingewieſen zu haben. In etwa 16 — 22 Tagen find die Jungen jo weit herangewachſen, daß fie flügge werden; bei vielen Arten ſucht dann zur Nachtzeit die ganze Familie das Neſt immer wieder auf, bei anderen aber übernachten die Jungen nach dem Ausfliegen niemals mehr im Neſt. In etwa acht Tagen, während derer ſie von beiden Alten noch immer gefüttert werden, ſind ſie völlig ſelbſtſtändig und jene beginnen zum zweiten- oder drittenmale zu niſten. Jede Brut rundet ſich, vom erſten Ei bis zum Flüggewerden der Jungen, faſt regelmäßig auf vier bis fünf Wochen ab. In acht Monaten bis ſpäteſtens einem Jahre ſind die jungen Vögel ſelber niſtfähig; doch gehen die erſten Bruten, namentlich wenn ſie bereits früher begonnen werden, faſt immer zu Grunde. Im Jugendkleide ſind die Jungen nahezu aller Prachtfinken von den Alten durchaus verſchieden, jedoch für den Kenner an ganz beſtimmten Merkmalen als Angehörige dieſer oder jener Art unſchwer feſtzuſtellen. Man kann ſich kaum etwas Hübſcheres denken, als weun z. B. ein Paar der buntfarbigen, rothge— ſchnäbelten Zebrafinken die Brut hervorführen, im einfarbig licht-mäuſegrauen Gefieder, mit glänzend ſchwarzen Schnäbelchen. Die Verfärbung aus dieſem Jugendkleide zum Altersgefieder beginnt im all— gemeinen ſchon in der dritten oder vierten Woche und iſt in der Regel in der fünften bis achten Woche ganz vollendet; ſie geht nicht durch eine Mauſer, alſo den Wechſel und die Erneuerung des Gefieders vor ſich, ſondern dieſelben, bleiben— den Federn nehmen nur eine andere Färbung an. Die Beobachtung dieſer Farben— veränderung iſt vorzugsweiſe intereſſant. Beim jungen Karminfink oder Amarant— vogel geht das fahle Graubraun allmälig immer mehr in reines Braun über; dann beginnt an der Bruſt oder an der Stirn hier und da eine Feder von der Spitze oder dem Grunde her ſich glänzend dunkelroth zu färben, die Farbe ver— breitet ſich über die ganze Feder und in dieſer Weiſe folgt an den verſchieden— ſten Körpertheilen eine Feder der anderen, bis die farbigen immer zahlreicher werden und das Roth ſich nach und nach über den ganzen Körper erſtreckt. Sehr ſonderbar ſieht ein junger Karminfink in dem ſcheckigen Gefieder der noch un— vollendeten Verfärbung aus. Bei dem jungen Zebrafinf dunkelt der obere Theil “ 3) 2 Die körnerfreſſenden Vögel. N des Gefieders, während der untere heller wird; allmälig treten ſodann ſehr fein, doch immer bemerkbarer die Umriſſe der verſchiedenen Farben hervor: in der Mitte der Bruſt ſcheidet ein ſchwarzer Streif den ſchneeweiß werdenden Bauch von der ſchön hellgraubunten Bruſt, die gelben Bäckchen und die bunte Seiten— zeichnung werden deutlicher, bis ſie die vollen lebhaften Farben erlangen. Der Vorgang dieſer Verfärbung vollendet ſich keineswegs immer in einer be— ſtimmten gleichwährenden Friſt, ſondern er erſtreckt ſich, jedenfalls von dem ver— ſchiedenartigen Ernährungszuſtande des Vogels bedingt, über einen ſehr verſchie— den dauernden und wahrſcheinlich nur in ſeinen äußerſten Grenzen übereinſtimmen— den Zeitraum. Uebrigens hat die Verfärbung der jungen Prachtfinken in ihrem Vorgange große Aehnlichkeit mit der, durch welche ſich die Webervögel und Widah— finken auszeichnen. Bei jeder einzelnen Art werde ich den Vorgang noch näher beſchreiben. Auch in ihrem Verhalten unterſcheiden ſich die jungen Prachtfinken von denen aller übrigen Finkenvögel. Beim Futterempfangen oder Erbetteln rütteln ſie keineswegs die Flügel wie jene, oder hüpfen in ungeſchickten Sprüngen hinter den Alten her; mäuschenflink und gewandt, vom Verlaſſen des Neſtes an, läuft der junge Zebrafink, allerdings auch unter großem Geſchrei, auf das alte Männchen oder Weibchen zu, trippelt dann ebenſo hurtig mehrere Schritte ſchnurgerade rückwärts, legt nun den Kopf ſchräge ſeitwärts gerichtet auf den Boden und ſperrt das emporgehaltene Schnäbelchen ſchreiend auf, bis er die Nahrung empfängt. Doch iſt dies Benehmen nicht immer übereinſtimmend, und ich muß es mir ebenfalls vorbehalten, daſſelbe bei den einzelnen Vögeln zu ſchildern. Viele Prachtfinken ſind gegen Kälte und Näſſe außerordentlich empfindlich, ſo daß man im Freien, ſelbſt bei Schutz gegen die rauhen Nord- und Oſtwinde, doch nur wenige Arten dauernd erhalten kann. Die erſte Folge unhünſtiger Witterungseinflüſſe, oft ſogar der nur um wenige Grade ſinkenden Wärme, iſt das Erkranken der Weibchen beim Eierlegen. Am zuträglichſten habe ich es ge— funden, daß man die Wärme, zumal während der Brut, nicht viel unter 15 Grad R. (20 Grad C.) fallen und nicht über 22 Grad R. ſteigen laſſen darf. Hiernach ſind die Prachtfinken alſo bei gewöhnlicher Stubenwärme gut zu erhalten und auch glücklich zum Niſten zu bringen. Eine Anzahl zarterer Arten machen jedoch eine Ausnahme, indem ihre Bruten ſtets umkommen und die Weibchen faſt regelmäßig ſterben, wenn die Wärme nicht um einige Grade erhöht und zeitweiliges ſtarkes Schwanken vermieden wird. Einige Züchter ſollen guter Erfolge mit kleinen zarten Prachtfinken, z. B. dem Amarantvogel, ſich er— freut haben, in einem ungeheizten Raume und zu einer Zeit, welche des Mor— gens eine Eiskruſte in den Waſſergeſchirren zeigte. Ich habe alle ſolche Ver— Die Schmuck- oder Prachtfinken. 23 öffentlichungen ſorgfältig geſammelt und werde ſie bei den einzelnen Arten mit— theilen.“) Wenn man die allgemeinen Regeln der Vogelpflege nicht außer Acht läßt und dieſe Vögel einerſeits beſonders gegen Kälte, Näſſe und Zugluft behütet, ſie andererſeits in geeigneter Oertlichkeit mit paſſenden Niſtſtoffen verſorgt, ſo kann man ſie viele Jahre hindurch munter und geſund im Käfige erhalten und züchten. Die meiſten Arten zeigen ſich recht ausdauernd, natürlich nur dann, wenn ſie von den Auſtrengungen der Reiſe ſich erholt haben und lebensfähig in die Hand des Beſitzers gelangt ſind. Dabei beſchränkt ſich die Verpflegung in Hinſicht der Mühe und Koſten auf ein außerordentliches Geringes; ungeſchälte weiße Hirſe und Kanarienſamen oder Glanz zum Futter, ſtets reines friſches Waſſer zum Trinken und möglichſt oft auch zum Baden, trockener ſauberer Stubenſand auf dem Boden des Käfigs, nebſt Sepienſchale und täglich oder mindeſtens hin und wieder ein wenig Grünkraut (am beſten Vogelmiere, Alsine media) — das find die Bedürfniſſe, deren ſorgſame Befriedigung in Verbindung mit der erforderlichen Reinlichkeit für die meiſten Pracht— finken als völlig ausreichend erſcheint. Senegal- oder Kolbenhirſe, ſowie andere ſüd— europäiſche und überſeeiſche Hirſearten ſind ihnen zur Abwechſelung dienlich und werden gern verzehrt. Auch allerlei kleine Grasſämereien, den Samen von Wegerich (Plantago major), Melde (Atriplex patula et A. hortensis) und anderen als unschädlich bekannten Gewächſen darf man natürlich den Vögelchen anbieten und Manches davon, namentlich die noch weichen, wie man zu ſagen pflegt, in Milch ſtehenden Gräſerſamen freſſen ſie ſehr gern.“) Zur Zeit des Niſtens gehören zur zweckmäßigen Verpflegung der Prachtfinken noch einige weitere, jedoch ebenfalls nur geringe Erforderniſſe; friſche Ameiſenpuppen und zerſchnittene Mehlwürmer in der warmen Jahreszeit, aufgequellte Ameiſenpuppen mit Eierbrot oder hartgekochtem Eigelb im Winter, ſodann jederzeit eingequellte Sämereien ſind zur Auffütterung der Jungen nothwendig. (Vrgl. die Abſchnitte über Fütterung und Pflege.) ) Herr Graf Yorck von Wartenburg, in deſſen Vogelſtube die kleineren und zarteſten Prachtfinken ſämmtlich vorzugsweiſe eifrig und mit den beſten Erfolgen geniſtet haben, hält beſtändig einen ſehr hohen Wärmegrad. Somit iſt es mir möglich, die bezüglichen jahrelangen verſchiedenartigſten Erfahrungen überſichtlich zuſammenzuſtellen. (Prgl. den Abſchnitt über die Züchtung.) *) Bedenklich erſcheint es dagegen, wenn Jemand das ſogenannte Scheuergeſäme für die Prachtfinken zur Fütterung empfiehlt. Einerſeits weiß jeder Sachverſtändige, daß unter dieſen Unkrautſamen zahlreiche vorhanden ſind, welche giftige oder doch ſcharfe Beſtandtheile enthalten; andererſeils wird jeder Vogelwirth, ſelbſt wenn er im guten Glauben auf ſolche Rathſchläge den Verſuch wagen ſollte, ſich doch bald davon überzeugen, daß dieſe Samen von den Vögeln gar nicht berührt werden. Daher iſt es um ſo verwunderlicher, daß die Empfehlung des Scheuergeſämes in manchen Lehrbüchern der Vogelpflege ſich immer wiederholt, ohne daß die Verfaſſer ſelber oder deren Freunde dieſe Fütterung jemals verſucht haben. 24 Die körnerfreſſenden Vögel. Eine Aufforderung, den Prachtfinken noch größere Aufmerkſamkeit zu ſchenken und für ihre immer weitere Verbreitung Sorge zu tragen, dürfte wol über— flüſſig ſein. Gerade ihre Vorzüge ſind bereits viel mehr gewürdigt, als die aller übrigen Finkenvögel. Nicht allein die Farbenmannigfaltigkeit und Schönheit ihres Gefieders, die Anmuth ihrer Bewegungen, ihr harmloſes und zutrauliches Weſen haben ihnen unter den Vogelliebhabern zahlloſe Freunde erworben, ſon— dern namentlich auch die Eigenthümlichkeit, daß ſie ſo ungemein leicht ein lieb— liches Familienbild vor den Augen ihres Pflegers entfalten. Auch haben die deutſchen Vogelzüchter bereits längſt dafür Beweiſe geliefert, daß die Zucht man— cher Arten, falls man ſie unter günſtigen Verhältniſſen und mit dem nöthigen Verſtändniß, der richtigen Auswahl, geeigneter Pflege u. ſ. w. betreibt, ſehr lohnend ſein kann. Obwol die Prachtfinken wenn möglich an der Brutzeit ihrer verſchiedenen Heimatsländer feſthalten und alſo dann in unſeren Herbft- und Wintermonaten zur Brut ſchreiten, jo ſind fie doch auch unſchwer an das Niſten im Frühlinge zu gewöhnen. Dies hat die Züchtung vieler Vogel— freunde übereinſtimmend durch zahlreiche Erfolge zu jeder Jahreszeit feſtgeſtellt und ferner, daß viele Arten ebenſo im kleinen Käfige, als freifliegend in der Vogelſtube mit nahezu gleichen guten Ergebniſſen hecken. Die Erfahrung hat ſodann auch gezeigt, welche von dieſen Vögeln leicht und ſicher, welche ſchwieriger und welche kaum oder gar nicht zu züchten ſind. Alle dieſe Eigen— thümlichkeiten werden bei jeder einzelnen Art und auch in dem Abſchnitt über Züchtung hier erörtert. Von dem Freileben der Prachtfinken iſt im allgemeinen bis jetzt erſt ſehr wenig bekannt, denn viele Arten haben, außer dem Namen und der wiſſenſchaftlichen Feſtſtellung, noch keinerlei weitere Auskunft geboten, und da— her zeigt ſich die ſeltſame Erſcheinung, daß manche von dieſen Stubenvögeln in Hinſicht ihrer Lebensweiſe, Brutentwickelung und vieler anderen Eigenſchaften in der Gefangenſchaft bereits eingehend erkundet ſind, während man über ihr Leben in der Heimat noch keinerlei Auskunft erhalten hat. Andere Arten ſind aller— dings mehr oder minder eingehend durch Naturforſcher und Reiſende in ihrer Lebensweiſe geſchildert worden. Nach deren Angaben halten ſich die meiſten Prachtfinken vorzugsweiſe in Grasebenen, im Hochgras oder im niedrigen und dichten Gebüſch, vielfach auch in der Nähe von Getreidefeldern und manche auch in Rohr- und Schilfdickichten auf. Ihre Nahrung beſteht in den Sämereien der verſchiedenſten Gräſer. Faſt alle, mit nur wenigen Ausnahmen, verzehren aber auch kleine weiche Kerbthiere und deren Larven. (Dies iſt namentlich in der Gefangenſchaft von den einzelnen Arten feſtgeſtellt und muß bei der Verpflegung, insbeſondere aber bei der Züch— tung ſorgſam beachtet werden.) Während der Niſtzeit leben ſie in kleinen Flügen Die Schmuck- oder Prachtfinken. 25 oder Familien von zwei bis etwa acht Köpfen beiſammen, und erſt nach Beendi— gung des Niſtens ſammeln ſie ſich, gleich unſern Finkenvögeln, zu mehr oder minder großen Scharen an, welche dann wol in die Getreidefelder einfallen und erheblichen Schaden anrichten. Um fie, z. B. die Reisvögel, davon abzuhalten, daß ſie überaus große Verheerungen verurſachen, bedient man ſich eigener Vor— richtungen zur Verſcheuchung; doch tödtet man dieſe Vögel nirgends. Ebenſo werden fie nur verhältuißmäßig ſelten in ihren Heimatsländern als Käfigvögel gehalten (z. B. der Tigerfink, den man in Oſtindien ſeitaltersher ſogar zu Kampfſpielen abrichtete); meiſtens iſt man jedoch gleichgültig gegen die reizenden Vögelchen und nicht ſelten ſind ſie erklärlicherweiſe ſogar ſehr verhaßt. Außer den Vogelfängern, welche ihren Schwärmen allerdings durch maſſenhaftes Ein— fangen großen Abbruch thun, werden ſie auch noch von den Feinden aller übrigen kleinen Vögel, den Raubvögeln und Raubſäugethieren verfolgt und die Schlangen ſollen nicht ſelten ihre Neſter zerſtören. Die Heimat der Prachtfinken erſtreckt ſich nur auf die drei Erdtheile Afrika, Aſien und Auſtralien; weder in Amerika noch in Europa iſt bis jetzt eine zu ihnen gehörende Art freilebend gefunden. In ſehr bedeutender, im Laufe der Zeit immer zunehmender Anzahl werden ſie nach Europa eingeführt. Der Fang geſchieht vorzugsweiſe mit großen Netzen bei der Tränke, und ich werde das verſchiedene Verfahren deſſelben nach den Mit— theilungen zuverläſſiger Reiſenden ſchildern. Die kleinen afrikaniſchen Pracht— finken, welche in Hinſicht der Kopf-, aber nicht der Artenzahl, am meiſten die Käfige der Händler bevölkern, werden insgeſammt als Senegaliſten oder Senegalvögel, auch fälſchlich Bengaliſten (richtiger Bengueliſten) in den Handel gebracht und von den Großhändlern gewöhnlich zu je einhundert Pärchen mehrerer Arten untereinander an die Händler zweiter Hand abgeſetzt. Die Prachtfinken Aſiens, unter denen die meiſten dickſchnäbeligen, die ſogenannten Nonnen u. a., ſind viel weniger zahlreich; die auſtraliſchen Prachtfinken, welche in vielen und beſonders buntfarbigen Arten zu uns gelangen, kommen ebenfalls immer nur in geringerer Anzahl in den Handel. Manche Arten bleiben zu— weilen längere Zeit, wol jahrelang, von dem europäiſchen Vogelmarkt fort und tauchen dann plötzlich wieder auf. Die verſchiedenen Verhältniſſe dieſer Einfuhr ſind in dem Abſchnitt über den Vogelhandel zu finden. Die Preiſe wechſeln im allgemeinen von 1½ —6 Thaler für das Pärchen; ſeltene, namentlich ſchöne auſtraliſche Arten ſind noch ſo theuer, daß man ſie wol mit 25, 35, 50 — 100 Francs bezahlt. Der Durchſchnittspreis der beliebteſten Prachtfinken beträgt 3 —4 Thaler für das Pärchen. Gerade die Prachtfinken gehören zu den Vögeln, welche bereits ſeit ſehr langer Zeit und in großer Anzahl in Frankreich, England und den Niederlanden 26 Die körnerfreſſenden Vögel. und dann auch in Deutſchland eingeführt wurden. Schon vor länger als hundert Jahren waren ſie in den Vogelhäuſern wohlhabender franzöſiſcher Liebhaber zahl- reich zu finden und gerade ſie wurden am meiſten von reichen Holländern in ſehr zweckmäßig, unſern neueren Gewächshäuſern ähnlich eingerichteten Vogel— käfigen bereits gezüchtet. In einem ſpäter folgenden Abſchnitt werde ich auf dieſe geſchichtliche Seite der Vogelliebhaberei auch in Betreff der Prachtfinken ebenfalls zurückkommen. — Zur leichten Auffindung eines Vogels und zum ausreichenden Kennenlernen iſt eine zweckmäßige Eintheilung der Gruppen, Familien, Sippen und Arten durchaus erforderlich. Eine ſolche zu geben, iſt freilich auf keinem Gebiete ſchwieriger, als in der Ornithologie, die bekanntlich in dieſer Hinſicht ganz be— ſonders krankt. In einem Werke aber, welches ſich die allverſtändliche und wiſſenſchaftliche Beſchreibung zugleich zur Aufgabe gemacht, iſt eine zweckmäßige Ueberſicht vorzugsweiſe nothwendig. Nach Reichenbach wurden die fremdländiſchen Finkenvögel unter der Be— zeichnung Webefinken in eine große Gruppe zuſammengefaßt, und dieſe in Prachtfinken, Witwenvögel oder Widahfinken und Webervögel eingetheilt. Seit— dem man aber die ganze Familie der Finkenvögel viel einfacher in einzelne große Unterfamilien ſcheidet (orgl. S. 13), erſcheint die Reichenbach'ſche Zuſammen— ſtellung um ſo mehr überflüſſig, da dieſelbe von vornherein den Uebelſtand zeigte, daß den als Webefinken vereinigten Vögeln die innere Uebereinſtimmung ein— heitlicher Merkmale doch eigentlich völlig mangelte. Somit darf ich hier die Prachtfinken ganz geſondert für ſich als Unterfamilie innerhalb der großen Ge— meinſchaft der Finkenvögel hinſtellen. Auch die Eintheilung der Prachtfinken an ſich iſt wiederum nicht leicht aus— zuführen. In mannigfaltiger Weiſe hat man es verſucht, ſie in überſichtlichen Gruppen aneinander zu reihen; ſo wollte man ſie in Streifenfinken, Kappen— finken, Gürtelfinken, Grasfinken, Rothſchnäbelchen und andere, mehr oder minder wiſſenſchaftlich begründete Sippen und Unterſippen ſcheiden. Abgeſehen aber von der doch immerhin zweifelhaften Berechtigung ſolcher Aufſtellungen, erſcheinen dieſelben hier nicht allein überflüſſig, ſondern auch bedenklich, weil einerſeits durch ſolche Zerſplitterungen das Kennenlernen der Vögel ſehr erſchwert wird und weil andererſeits die Merkmale ſolcher Scheidungen doch immer nur in den An— ſchauungen des Einzelnen beruhen, ſo daß alſo jeder Vogelkundige von ganz ver— ſchiedenen Geſichtspunkten aus ſeine beſondere, von der des Andern völlig ab— weichende Eintheilung macht. Bevor es alſo ein befriedigendes, von allen Orni— thologen übereinſtimmend anerkanntes Syſtem der Vogelkunde giebt, ſollten in den Schriften, welche vorzugsweiſe für die weiteſten Kreiſe der Liebhaber und praktiſchen Züchter beſtimmt ſind, alle Zerſplitterungen, als die Urſachen nur zu Die Schmuck- oder Prachtfinken. 27 nahe liegender Verwirrungen, ſorgfältig vermieden werden — und dies iſt eben nur dadurch zu erreichen, daß man eine jo einfache Ueberſicht als möglich wählt. Deshalb ſcheide ich die ganze große Gemeinſchaft der Prachtfinken nur in zwei Gruppen, bei denen als Kennzeichen die Geſtalt der Schnäbel maßgebend iſt, und zwar in 1) die Schwach- und Kleinſchnäbeligen und 2) die Stark— und Großſchnäbeligen. Dieſe Eintheilung iſt ja bekanntlich ſchon früher mehrfach eingeführt und hat ſich dann im allgemeinen Gebrauch der Liebhaber und Händler und ſelbſt theilweiſe in der wiſſenſchaftlichen Literatur eingebürgert. Dennoch werde ich auf die Merkmale der allgemein anerkannten Gattungen ebenfalls eingehen, jedoch nur ſoweit, als dies zur Kenntniß der Vögel für gebildete Liebhaber wünſchenswerth oder nothwendig erſcheint. In Betreff der einzelnen Arten iſt übrigens ganz beſondere Vorſicht erforderlich, denn die Verſchiedenheiten der Gefiederfärbung ſind zuweilen ſehr auffallend und ſtellen ſich ſchließlich doch nur als Altersunterſchiede oder allenfalls als Lokal-Eigen— thümlichkeiten ein und derſelben Art heraus. Die bisher gangbaren lateiniſchen Namen find zum Theil hinfällig geworden; jo z. B. die Bezeichnung Amadina ), welche in den letzteren Jahren für die Prachtfinken im allgemeinen faſt überall gebräuchlich war. Dies Wort entbehrt von vornherein jedes wiſſenſchaftlichen Werthes und daher bin ich, in Ueberein— ſtimmung mit meinen Herren Mitarbeitern, zu dem Entſchluß gelangt, daſſelbe und ebenſo auch die lateiniſche Bezeichnung Astrilda für eine große Vogelgruppe ganz fallen zu laſſen. An Stelle derſelben wählten wir nach reiflichſter Erwägung andere, paſſende und korrekte Benennungen; meine Leſer wollen nun alſo die Eintheilung der hierher gehörenden Vögel in folgender Weiſe beachten: Schmuck- oder Prachtfinken (bisher Amadinae), Aeginthidae; Schwach- und kleinſchnäbelige Prachtfinken oder Aſtrilde n), Aeginthinae; Stark- und großſchnäbelige Prachtfinken oder Spermeſtinen (bisher Amadinen), Spermestinae, Hiernach nenne ich alſo jeden klein- und ſchwachſchnäbeligen Prachtfink Aegintha***) und jeden ſtark- und großſchnäbeligen Prachtfink Spermesteés. f) — ) Amadina, Swainson, ſoll vielleicht von amare (lieben) abgeleitet ſein; es iſt jedoch durchaus ſinnlos. ) Die von dem vaterländiſchen Namen eines Vogels herrührende Benennung Aſtrild muß in der Mehrzahl Aſtrilde und nicht, wie fälſchlich allgemein eingebürgert, Aſtrilden heißen. ) Aeointha, Cabanis. Dies ſchöne ariſtoteliſche Wort eignet ſich vortrefflich zur Bes nennung der ganzen Gemeinſchaft, da es ohne beſondere Nebenbedeutung einen kleinen, in Hecken, Gebüſchen u. dgl. lebenden Vogel bezeichnet, auch Gelegenheit bietet, dem großen Altmeiſter unſerer Wiſſenſchaft verdiente Ehre zu erweiſen. ) Spermestes Sws. Das Wort ansph bedeutet Samen. Die Endung sorns hat den Werth einer ſogen. Perſonalbezeichnung. Spermestes iſt alſo ein Vogel, der vorzugsweiſe Samen liebt. — 28 Die Schmuck- oder Prachtfinken. Zum Einkaufe bei den Vogelhändlern bediene man ſich des deutſchen Na— mens, welchen ich als den gangbarſten oder paſſendſten in der Ueberſchrift ange— geben; aus den zoologiſchen Gärten und ähnlichen Anſtalten bezieht man unter dem danebenſtehenden lateiniſchen Namen. Beim Gebrauch dieſes letzteren bitte ich aber recht ſorgfältig auf die zweite Bezeichnung zu achten, wie dies in der wiſſenſchaftlichen Anwendung ebenfalls geſchieht, jo daß man häufig nur dieſe allein zur Nennung eines Vogels benutzt, jo z. B. minima (Aegintha seu Lagonosticta) der Karminfink oder Amarantvogel, astrild (Kegintha s. Habropyga) das Helenafaſänchen oder der gewellte Aſtrild, guttata (Spermestes S. Stagonopleura) der Diamantvogel oder Tropfenfink. Während ſämmtliche Prachtfinken von den übrigen Finkenvögeln durch ganz beſtimmte und nicht leicht zu überſehende Eigenthümlichkeiten, wie z. B. die rein— weißen Eier ſich unterſcheiden, ſo iſt dagegen ihre Trennung in Aſtrilde und Spermeſtinen leider keine durchaus verläßliche. Denn das Unterſcheidungsmerk— mal der Schnäbel iſt nur dahin zu faſſen, daß man an ſich ſehr verſchieden ge— ſchnäbelte, einerſeits ſchwach- und kleinſchnäbelige und andererſeits ſtark- und groß— ſchnäbelige Prachtfinken als zwei von einander unterſcheidbare Gemeinſchaften trennen kann. Wo aber läßt ſich eine ſichere Grenze in der Größe und Dicke dieſer verſchiedenen Schnabelformen auffinden? Beſtimmter, wenigſtens für eine oberflächliche Unterſcheidung, könnte man allenfalls die geringere Körpergröße der Aſtrilde erachten. Dennoch kommen, freilich nur bei aufmerkſamſter Beobachtung, gewiſſe Unter— ſchiede ganz bedeutſam zur Geltung. Die im Körperbau, alſo in der weiteren Geſtaltung der Schnäbel, des Gefieders, beſonders in der Länge und Form der Schwänze u. ſ. w. ſich ergebenden Abweichungen werde ich bei der Darſtellung jeder dieſer beiden Hauptgruppen noch beſonders anführen. Hier ſei zunächſt nur auf gewiſſe Unterſchiede hingewieſen, welche ſich im Verhalten und in der Lebensweiſe dieſer Vögel zeigen. Jeder ſtarkſchnäbelige Prachtfink erſcheint im Verhältniß zu ſeinen ſchwach— ſchnäbeligen Verwandten in mehrfacher Hinſicht im Nachtheil. Zunächſt fällt der Mangel an Zierlichkeit und Anmuth auf, welcher in der bei weitem geringeren Beweglichkeit begründet iſt. Während der kleinere Prachtfink in jeder Schwanz— bewegung, im Fluge und Hüpfen, wie in jeder Verrichtung überhaupt unnach— ahmlich ſchön iſt — erſcheint der größere Prachtfink in allem durchaus plump und ungeſchickt. Dazu kommt, daß, wie ſchon erwähnt, ein wirklicher Geſang den Starkſchnäbeln nicht allein fehlt, ſondern daß ihre Laute auch, mindeſtens für das durch die Lieder guter Sänger verwöhnte Ohr, nicht immer angenehm und harmoniſch ertönen, während die Kleinſchnäbelchen wenigſtens einen melodiſch erklingenden, wenn auch noch ſo kleinen Sang hören laſſen. Dagegen iſt das Die Aſtrilde. 29 Singen der Spermeſtinen, gleich den daſſelbe begleitenden Bewegungen, in viel höherem Grade komiſch. Sodann treten auch Verſchiedenheiten im Neſtbau, in den Zärtlichkeitsbezeigungen der beiden Gatten eines Pärchens, in der Ernährung u. ſ. w. ſehr bemerkbar hervor. Hie Altrilde oder klein- und ſchwachſchnäbeligen Prachtfinken. Die kleinſten Prachtfinken oder Aſtrilde wechſeln in der Größe von 10m (3 Zoll) bis 13 emu. (54, 3.) Länge und einige von ihnen erſcheinen daher faſt noch kleiner, als das europäiſche Goldhähnchen. Ihre Kennzeichen ſind: ſchlanke Geſtalt, zartes und weiches, lebhaft oder doch angenehm gefärbtes Gefieder, mittellange, mehr oder minder gerundete Flügel, in denen die zweite, dritte oder vierte Schwinge wechſelnd die längſte iſt; ein meiſtens langer, ſtufig geſteigerter oder keilförmiger, ſeltener kurzer, gerundeter oder gerade abgeſchnitte— ner Schwanz; ein geſtreckter, kleiner und dünner, glänzender und bei vielen rother Schnabel, verhältnißmäßig hohe, zarte Füße mit kurzen Zehen. Die Färbung der Geſchlechter iſt theils von einander abweichend, theils aber auch völlig oder doch nahezu übereinſtimmend. Mit Entzücken erzählen die Reiſenden von der anmuthigen Belebung man— cher Landſchaften gerade durch dieſe kleinen Finken — und nicht minder ſchwärmen viele Vogelfreunde von der Schönheit und Liebenswürdigkeit dieſer ihrer kleinen Lieblinge im Käfige. In der That ſind dieſe Kleinſchnäbelchen von vornherein als die beliebteſten aller Stubenvögel zu erachten. Sie zeichnen ſich aber auch durch viele empfehlens— werthe Eigenſchaften vor anderen aus. Ihre geringe Größe, Farbenſchönheit, lebhafte Beweglichkeit, Friedlichkeit, Geſelligkeit und gegenſeitige Zärtlichkeit, ihre Anſpruchsloſigkeit und Ausdauer— laſſen ſie dem Liebhaber, der nicht die höchſten Anſprüche macht, vorzugsweiſe lieb und werth erſcheinen. Dazu kommen aber noch einige geſchätzte Eigenthümlichkeiten, und zwar ihr kleiner, munterer Sang, welcher wenigſtens niemals läſtig werden kann; ferner zeigen ſie ſich immer ſchmuck und glatt im Gefieder und die meiſten von ihnen entwickeln unſchwer vor unſern Augen ein liebliches Familienbild. Schließlich können gerade dieſe Vögel— chen nicht leicht langweilig und überdrüſſig werden, da jeder einzelne oder doch jedes Pärchen für den Blick des aufmerkſamen und verſtändnißvollen Beobachters ganz entſchieden hervortretende perſönliche Eigenthümlichkeiten zeigt. Während des Niſtens ſteigert ſich die Lebhaftigkeit der Schwachſchnäbelchen ganz außerordentlich und die Männchen der gleichen oder auch verſchiedener Arten 30 Die Schmuck- oder Prachtfinken. beginnen dann wol eine lebhafte Fehde. Dieſe hindert jedoch nicht, daß mehrere Pärchen in der Vogelſtube und ſelbſt in einem geräumigen Käfige unweit von einander ihre Bruten mit beſten Erfolgen aufbringen; eigentlich geſellig neben ein— ander, wie z. B. die Webervögel, niſten ſie jedoch nicht. Die Männchen der Aſtrilde zeigen das wunderliche Tänzeln der Prachtfinken in beſonders an— muthiger Weiſe und während ſie die Eigenthümlichkeit gemeinſam haben, daß ſie bei dieſem Liebestanze ein Hälmchen oder eine Faſer im Schnabel tragen?), jo ſind doch ihre Bewegungen bei demſelben ſehr verſchiedenartig, wie ich dies bei jeder einzelnen Art näher ſchildern werde. Sie erbauen ſämmtlich ſehr zierliche, runde oder länglichrunde, nur ſelten beutelförmige Neſter aus Grashalmen, Baſt, verſchiedenen Fäden und namentlich gern aus Agavefaſern oder Pferdehaaren und friſchen Spargelzweigen. Manche verſchmähen Baumwollflöckchen und polſtern die Niſthöhle nur mit weichen Federn aus. Das Schlupfloch zum Neſt iſt immer zierlich rund, ſehr eng und zuweilen ganz verſteckt. Einige Arten wechſeln auch in der Geſtalt der Neſter und tragen zuweilen thurmartige hohe Haufen zuſammen, auf deren Spitze dann die Mulde geformt wird; ſo z. B. das Grauvögelchen (der Aſtrild), welches ſonſt in der Regel ein ſehr künſtliches Neſt herrichtet. Bei faſt allen Kleinſchnäbelchen bemerkt man namentlich jene ſonderbare Eigenthümlichkeit, daß das zur Brutablöſung kom— mende Männchen faſt immer noch einen Halm, eine Feder oder dergleichen mitbringt. Viele Arten entwickeln bei guter Pflege eine geradezu überraſchende Frucht— barkeit; man hat fünfzig, ja viel über hundert Eier von einem Pärchen gezählt, und ich werde bei den einzelnen Vögeln von zuverläſſigen Beobachtern mitgetheilte Beiſpiele anführen, welche wahrhaft ſtaunenswerth erſcheinen. Einige Kleinſchnäbel— chen niſten in der Gefangenſchaft ſehr ergiebig und ſicher, andere ſind nur unter + günſtigen Verhältniſſen mit Erfolg zu züchten und ſchließlich giebt es einige, denen man bis jetzt noch nicht die nothwendigen Erforderniſſe zu bieten vermag, welche ſie zur gedeihlichen Brut befähigen. Dies verſchiedenartige Verhalten werde ich bei jeder einzelnen Art und außerdem auch in dem Abſchnitt über Züchtung nach den bis jetzt feſtgeſtellten Erfahrungen angeben. Hier ſei nur zunächſt noch dar— auf hingewieſen, daß eigentlich alle kleinſchnäbeligen Prachtfinken in der Gefangen— ſchaft unſchwer zur Brut ſchreiten, daß aber bei vielen oder eigentlich leider bei den meiſten Arten die günſtigen Verhältniſſe und beſonders die zum Auffüttern der Jungen nothwendige Nahrung noch nicht ausreichend ermittelt iſt. In Betreff des Futters verweiſe ich hier einerſeits auf das bei den Pracht— finken im allgemeinen Geſagte und andererſeits auf den Abſchnitt über die Fütte— rung überhaupt. Man überſehe nur nicht, daß dieſe kleinen Prachtfinken auch *) Vieillot ſagte: wie einen Türkenſäbel ſchwingen. Die Aſtrilde. Sal außer der Niſtzeit Mehlwürmer, Ameiſenpuppen oder dergleichen Fleiſchnahrung bedürfen. Neuerdings haben namentlich die Züchter, welche Verſuche im Großen betreiben, mancherlei Nahrungsmittel gerade dieſen Vögeln angeboten, und da ſind denn auch bereits intereſſante und vielverſprechende Ergebniſſe feſtgeſtellt worden, jo z. B. die Fütterung mit Maden, die Zugabe von kleinen, beſonders noch nicht völlig reifen Grasſämereien, die Darreichung des Gemiſches aus hartgekochtem Eigelb oder Eierbrot mit Ameiſenpuppen u. ſ. w. Alle derartigen Erfahrungen, ſoweit ſie für die Züchtung der Vögel überhaupt beachtenswerth erſcheinen, habe ich ſorgfältig geſammelt, und die in dem betreffenden Abſchnitt zu findenden Mittheilungen dürften daher ſo zuverläſſig erſcheinen, als dies bisher überhaupt zu erreichen möglich iſt. Weitere Erfahrungen müſſen natürlich fortdauernd gemacht, von allen Seiten veröffentlicht und dann beherzigt werden. Dies iſt der einzige Weg, auf welchem das durchaus nicht unmögliche Ziel erſtrebt werden kann, daß man nämlich alle Vögel (und Thiere überhaupt), welche in der Gefangenſchaft zu erhalten ſind, auch mit mehr oder minder feſtſtehender Sicherheit zu züchten vermag. Die Direktoren der zoologiſchen Gärten ſind im großen in dieſer Hinſicht bereits auf dem beſten Wege und vornehmlich Doktor Bodinus in Berlin hat wahrhaft bewundernswerthe und in überraſchender Zahl und Mannigfaltigkeit zunehmende Erfolge aufzuweiſen. Streben wir Alle dahin, ähnliche Ergebniſſe in der Vogel— zucht zu erreichen, wo dieſelben doch zweifellos viel eher als auf den meiſten an— deren Gebieten der Thierzucht zu erlangen ſind. Alles Nähere hierüber, die Regelung des Niſtens, das Erzielen der Bruten nämlich in unſerer milden Jahreszeit, wenn dieſelben von natürlicher Wärme be— günſtigt werden und das allerzweckmäßigſte Futter zur Aufzucht der Jungen, kleine friſche Ameiſenpuppen u. dgl., unſchwer zu erlangen ſind, finden die Leſer in einem beſonderen Abſchnitt behandelt. Bei einigen Kleinſchnäbelchen iſt die Unterſcheidung der Geſchlechter außer— ordentlich ſchwierig. Zwar habe ich bei jeder einzelnen Art die bisher feſtge— ſtellten oder doch als verläßlich geltenden Unterſcheidungsmerkmale angegeben; allein dieſelben ſind meiſtens nur für den ſcharfen Blick des Kundigen maßgebend. Einen einfachen Weg, um in den Beſitz richtiger Pärchen zu gelangen, empfehle ich hier zunächſt nach folgendem Verfahren. Man ſchafft von der betreffenden Art mehrere Exemplare an, ſperrt dieſelben in einen Käfig, welcher mehrere Ab— theilungen mit leicht verſchließbaren Thüren hat und trennt dann Abends die in jedem einzelnen Raum zuſammenſitzenden Pärchen. Auch kann man für dieſen Zweck wol einfach mehrere Käfige neben einander ſtellen. Durchaus zuverläſſig zeigt ſich aber auch dies Verfahren eigentlich nur zur Brutzeit. Daß dieſe letztere eingetreten, erkennt man bei aufmerkſamer Betrachtung daran, daß die Vögelchen ſich im ſogenannten Hochzeitskleide befinden, alſo ein lebhafter gefärbtes 92 Die Schmuck- oder Prachtfinken. Gefieder haben, namentlich aber, wie z. B. der graue Aſtrild und das Orange— bäckchen am Unterleibe, Bürzel u. ſ. w. eine viel bemerkbarer hervortretende Fär— bung zeigen. Zu den auffallendften Eigenthümlichkeiten dieſer kleinen Vögel gehört die ſchüchterne Aengſtlichkeit. Daher werden ſie wol zutraulich, niemals aber völlig zahm, denn ſelbſt wenn ſie dem Pfleger einen Mehlwurm aus der Hand nehmen, ſo geſchieht dies doch regelmäßig mit aller möglichen Vorſicht, und irgend eine haſtige Bewegung oder ſonſt etwas Außergewöhnliches verſetzt ſie ſofort in die größte Aufregung, in welcher ſich dann manche, ſo namentlich der Ringelaſtrild, wie toll und unſinnig geberden. ö Nicht minder bezeichnend für ſie iſt die Neugierde, und zwar gewähren alle Kleinſchnäbelchen das ſchönſte Bild ihres anmuthig lebhaften Weſens, ſobald irgend etwas Fremdartiges, ſei es ein neuer Vogel oder auch ein anderer, leb— loſer Gegenſtand in ihre Nähe gebracht wird. Das ſchrille Zit! gewöhnlich zu— erſt des Orangebäckchens, ruft die ganze Geſellſchaft herbei und mit hoch empor— gerichteten Köpfchen, in allen möglichen Richtungen geſchwippten Schwänzen und unter fortwährendem verwunderten oder entrüſteten Gezirp und Gezwitſcher um— hüpfen ſie die verdächtige Erſcheinung wol ſtundenlang. So einfach und anſcheinend mühelos die Verpflegung dieſer kleinen Aſtrilde aber auch erſcheinen mag, zu Zeiten bedürfen ſie doch großer und ver— ſtändnißvoller Sorgfalt. Wenn ſie von der weiten Reiſe, bei vernachläſſigter Be— handlung, im trübſeligſten Zuſtande ankommen, ſo erholen ſich die meiſten in den Händen des Sachverſtändigen allerdings überraſchend bald. Beim Einkauf der Liebhaber in den Großhandlungen muß man aber faſt immer auf das Erſterben von mindeſtens Zweidrittheilen gefaßt ſein. Zuweilen gehen auch in der ange— meſſenſten Behandlung ſämmtliche Ankömmlinge ein, wenn ſie infolge fahrläſſiger Pflege unterwegs in einem krankhaften Zuſtande ſich befinden, welcher meiſtens in Blutvergiftung beruht und gewöhnlich erſt beim Wechſel der Fütterung und des Waſſers zum Ausbruch kommt. Es iſt ein Jammer, mit anzuſehen, in welcher großen Anzahl dann zuweilen Karminfinken, Schmetterlingsfinken, Schönbürzel u. a. in den Käfigen der Händler erkranken und umkommen, beſonders wenn ſie die dann vorzugsweiſe nothwendige Wärme entbehren müſſen. Nicht ſehr ſchwankende und niemals unter Stubenwärme ſinkende Temperatur iſt auch zum erfolgreichen Niſten der meiſten dieſer überaus zarten Vögelchen durch— aus erforderlich. Wenn Jemand auch zufällig einmal ein Pärchen Karminfinken ſogar bei einigen Graden Kälte unbeirrt niſten ſah — ſo erſcheint dies doch offenbar, ſelbſt für den Blick des oberflächlichen Kenners dieſer Vögel, nur als eine Ausnahme. Zahlloſe Erfahrungen haben es dagegen genügend feſtgeſtellt, daß mindeſtens Stubenwärme zur glücklichen Aufzucht der Jungen aller und Die Aſtrilde. 33 insbeſondere der kleinſten Prachtfinken unumgänglich nothwendig iſt. Ebenſo unrichtig, als eine gegentheilige Behauptung, würde es ſein, wenn man die klein— ſten und zarteſten Aſtrilde zum Anſchaffen für den Anfänger in der Vogelpflege empfehlen wollte. Denn einerſeits ſind doch manche von ihnen, wie namentlich das Rothbürzelchen, der Schmetterlingsfink und das Helenafaſänchen, gegen un— günſtige Einflüſſe nur zu empfindlich und andererſeits niſten mehrere, wie der Grauaſtrild, das Orangebäckchen und das Goldbrüſtchen, entweder gar nicht oder nur unter den günſtigſten Verhältniſſen mit guten Erfolgen. Dies iſt übrigens bereits ziemlich allbekannt, und wer dieſe Vögel jemals ſelber gepflegt und ge— züchtet hat, wird nichts Gegentheiliges behaupten können. Ueber das Freileben der Aſtrilde ſind bis jetzt erſt die allergeringſten Mittheilungen veröffentlicht worden, und dies iſt um ſo mehr zu bedauern, da ſie, wie mit Beſtimmtheit angenommen werden darf und bei einigen Arten auch be— reits durch die Forſcher und Reiſenden ermittelt iſt, eine ſehr mannigfaltig von— einander abweichende Lebensweiſe führen. Die meiſten halten ſich freilich in grasreichen Ebenen oder in deren Nähe im Gebüſch, namentlich an den Ufern der Gewäſſer geſellſchaftsweiſe auf, andere ſollen aber auch tief im Urwald nur paarweiſe in Schilf und Rohr, in Gärten und Getreidefeldern und einige ſogar inmitten der menſchlichen Ortſchaften leben. Von ihnen ſind nur wenige den Nutzpflanzen der Ackerbauer ſchädlich, ganz natürlich darum, weil ſie ſämmtlich doch kein eigentliches Getreide mit Ausnahme der Durrha-Hirſe ver— zehren können; an jener ſollen ihre zahlreichen Schwärme allerdings zuweilen erheblichen Schaden verurſachen. Solche großen umherſchweifenden Scharen be— ſtehen gewöhnlich in mehreren Arten, welche in ihrer geſelligen Lebensweiſe im ganzen wol mit unſeren heimiſchen Finkenvögeln übereinſtimmen. Ihre Nahrung ſind die kleinſten Sämereien der Gräſer und ſodann auch weiche kleine Kerbthiere und Gewürm. Ebenſo wie die Lebensweiſe, ſind auch die Niſtorte verſchieden. Die meiſten von ihnen niſten wol in dem mit Gras durchwachſenen Gebüſch, in keiner be— deutenden Höhe vom Boden, einige in Baumhöhlungen und manche ſollen auch innerhalb der oder an den menſchlichen Wohnungen nach Art unſerer Sper— linge ihre Neſter errichten. Sehr ſonderbar erſcheint es dabei, daß manche Reiſenden von mehreren dieſer Prachtfinken, ſo namentlich von dem Karmin— aſtrild, behaupten, daß ſie kunſtloſe Neſter bauen ſollen, während zunächſt ich, dann Dr. Rey in Halle und nachher noch zahlreiche andere aufmerkſame Be— obachter feſtgeſtellt haben, daß dieſelben Vögel in der Gefangenſchaft faſt immer vorzugsweiſe künſtliche und zierliche Neſter herſtellen. Die Form dieſer Neſter iſt in der Regel länglichrund, ſeltener kugelrund oder beutelförmig. Das Gelege be— ſteht aus drei bis acht, gewöhnlich aber nur aus drei bis vier ſehr kleinen rein— Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel— 3 34 Die Prachtfinken. weißen Eiern, welche von beiden Gatten des Pärchens gemeinſam oder abwechſelnd erbrütet, wie auch ebenſo die Jungen aufgefüttert werden. In der Freiheit wird jedes Pärchen wol zwei bis drei Bruten hinter einander ausführen, denn in der Gefangenſchaft erfolgen ihrer wol vier bis ſechs, und wenn dieſe verunglücken, ſo niſten die Vögel nicht ſelten Jahr und Tag hindurch ununterbrochen fort. Zu welcher Zeit die Mauſer dieſer kleinen Vögel im Freileben eintritt, iſt von den Reiſenden auch noch nicht feſtgeſtellt worden. In der Gefangenſchaft mauſern ſie ſonderbarerweiſe nicht regelmäßig, denn die meiſten erhalten ſich wol mehrere Jahre lang in demſelben ſchönen und vollſtändigen Federkleide, welches allmälig, alſo in einer kaum wahrnehmbaren, immerwährenden Mauſer erneuert wird. Andere dagegen, namentlich ſchlecht gepflegte Vögel, kommen wol plötzlich zum Verluſt ihrer Federn, welcher ſich nicht ſelten über den ganzen Körper er— ſtreckt und nur äußerſt langſam, beſonders an Kopf und Schultern zuweilen erſt nach vielen Monaten, wieder erſetzt wird. Solche Vögel gehen bei ſtärkerem Temperaturwechſel und mangelnder Pflege faſt immer zu Grunde. In den Käfigen der Händler und auch in denen der Liebhaber, welche dieſe kleinen Prachtfinken nicht zweckmäßig verſorgen, verliert das Gefieder bei vielen Arten (z.B. Goldbrüſtchen und Tigerfink) die ſchönen lebhaften Farben und ver— wandelt ſich in düſteres Schwarzbraun bis Schwarz. Die Urſache dieſer Er— ſcheinung dürfte vorzugsweiſe im Mangel an Sonnenlicht, friſcher Luft, ſowie auch an nothwendigen Nahrungsſtoffen begründet ſein. Wenn ſolche Vögel in einer Vogelſtube bei angemeſſener Verpflegung freifliegen, ſo erhalten ſie nach längerer oder kürzerer Friſt durch allmälige Erneuerung des Gefieders die natur— gemäßen Farben wieder.“ Die Farbenpracht des Federkleides dieſer Vögel iſt eine für das ganze Leben währende, ſobald ſie aus der Umfärbung des Jugendkleides ſich gebildet hat. Sie nimmt mit dem höheren Alter zu, iſt aber, mit nur wenigen Ausnahmen (wie namentlich beim Tigerfink) Veränderungen nach dem Wechſel der Jahreszeit nicht unterworfen. Die Aſtrilde werden in der größten Anzahl von Weſtafrika, weniger von Süd- und Oſtafrika und in den geringſten Sendungen von Auſtralien und Aſien in den Vogelhandel gebracht. Die Preiſe, zu welchen ſie im Durchſchnitt käuflich ſind, habe ich bei jeder einzelnen Art angegeben. Um jeden dieſer Vögel ausreichend kennen zu lernen, bitte ich zunächſt das ausführliche Lebensbild, mit Berückſichtigung ſämmtlicher Eigenſchaften und der in dieſen begründeten Hinweiſe für Pflege, Züchtung u. ſ. w., ſodann aber auch die Abſchnitte über Einkauf, Behandlung und Zucht aller Vögel überhaupt nachleſen zu wollen. Die eigentlichen Aſtrilde. 35 Die eigentlichen Aſtrilde. Im Sprachgebrauch kennt man einen Blut- und Karmin— aſtrild, Dornaſtrild, Grauaſtrild, Ringelaſtrild u. a., welche keineswegs ſämmtlich zu der Gattung gehören, die bei einigen Autoren ausſchließlich den Namen Astrilda*] trägt. Die Vogelkundigen ſind darüber uneinig, ob man die hierher gehörenden Vögel zu einer größeren Sippe vereinigen oder noch in mehrere Unterſippen theilen darf. Auch ſtimmen ſie keineswegs darin überein, welche Arten ſie zu dieſem oder den nahe verwandten Geſchlechtern zählen. Ca— banis und Reichenbach führen etwa neun bis zehn Arten als Aſtrilde auf; G. R. Gray dehnt ſein Geſchlecht Estrelda über fünfzehn Arten aus (von denen einige allerdings fraglich ſind); ein populärer Schriftſteller reiht in die Sippſchaft der Aſtrilden mehr als zwanzig Arten. Durch ſolche Meinungsverſchiedenheiten wird eine große Verwirrung hervorgerufen und ich muß die Leſer ſehr um Geduld bitten, wenn ich dieſelbe noch in einigen Beiſpielen veranſchauliche, indem ich die verſchiedenen Benennungen der hervorragendſten Autoren neben einander ſtelle. So heißt bei Cabanis (Museum heineanum“): der Grauaſtrild — Habropyga cinerea, das Goldbrüſtchen — Sporaeginthus subflavus, der Karminaſtrild — Lagonosticta minima, der Schmetterlingsfink — Uraeginthus phoenieotis; bei Finſch und Hartlaub („Die Vögel Oſt- Afrikas“): der Grauaſtrild — Habropyga einerea, der Karminaſtrild — Pytelia minima, der Schmetterlingsfink — Pytelia phoenicotis; bei Th. v. Heug lin („Ornithologie Nordoſt-Afrikas“): der Grauaſtrild — Habropyga cinerea, das Goldbrüſtchen — Habropyga subflava, der Karminaſtrild — Lagonostieta minima, der Schmetterlingsfink — Uraeginthus phoenicotis; bei Reichenbach („Die Singvögel“): der Grauaſtrild — Astrilda cinerea, das Goldbrüſtchen — Pytelia subflava, der Karminaſtrild — Lagonosticta minima, der Schmetterlingsfink — Mariposa phoenicotis; bei Gray („Hand List“): der Grauaſtrild — Estrilda [Estrelda] einerea, das Goldbrüſtchen — Estrilda [Sporaeginthus] subflava, der Karminaſtrild — Estrilda [Lagonostieta] minima, der Schmetterlingsfink — Estrilda [Mariposa] bengalus. Selbſt ein gebildeter Laie, ſowie der eifrigſte Vogelliebhaber wird ſich in dieſem Labyrinth der Benennungen nur mühſam oder gar nicht zurecht finden können. Deshalb hatte ich mit der Vereinfachung der Nomenklatur bereits begonnen, indem ich in meinem „Handbuch“ I alle dieſe ſchwach- und kleinſchnäbeligen Prachtfinken als Aſtrilden und auch unter der Bezeichnung Astrilda zuſammenfaßte. Dieſe Eintheilung habe ich, wie vorhin dargelegt, auch jetzt noch feſtgehalten; nur mußte ich, um der Verwechſelung zwiſchen den Angehörigen des wiſſen— ſchaftlich aufgeſtellten Geſchlechts Astrilda und der populären Bezeichnung Aſtrilde vorzu— beugen, eine andere lateiniſche Benennung für die Kleinſchnäbelchen wählen. *] Loxia astrild Linne; Habropyga Ca bands; Estrelda Gray; Estrilda Swainson; Astrilda Reichenbach. Die Bezeichnung Astrilda iſt jedenfalls von dem vaterländiſchen Namen eines Vogels abgeleitet. 3 * 36 Die Prachtfinken. Der graue Aſtrild |Aegintha cinerea].“) Tafel I. Vogel 1. Unter allen Prachtfinken erſcheint auf unſerm Vogelmarkt keiner ſo oft und iſt keiner ſo gern geſehen, als gerade dies Vögelchen. Selbſt wenn eine Vogel— handlung ihrer Hunderte erhält, ſo währt es gewöhnlich gar keine lange Zeit, bis ſie ſämmtlich Käufer gefunden haben. Dieſe Beliebtheit des kleinen, ſchlanken und zierlichen Vogels liegt ebenſowol in ſeiner lieblichen, wenn auch ſchlichten Färbung, als auch in ſeinem anmuthigen, ungemein lebhaften Weſen begründet. Das obere Gefieder des grauen Aſtrild iſt dunkel aſchgrau, mit einem Ton ins Bräunliche; die untere Seite iſt heller aſchgrau und an Unterbruſt und Bauch roſenroth überhaucht. Dabei iſt das Gefieder ſehr zart und kaum ſichtbar, zu— weilen auch gar nicht dunkel gewellt; der Schwanz iſt ſchwarz. Von dem hoch— rothen Schnäbelchen zieht ſich durch das dunkle Auge, daſſelbe oben und unten umſäumend, faſt bis zum Ohr ein ſchmaler, glänzend rother Streifen, welcher dem beweglichen Köpfchen ein ungemein keckes Anſehen giebt. Im Hochkzeitskleide verbreitet ſich der rothe Anflug, wie zart überhaucht, über den ganzen Unterleib, die Bruſt und zuweilen ſogar über Mantel und Hinterrücken und verſtärkt ſich zwiſchen den Beinen zum ſchönſten Roſenroth. Die Größe ſtimmt nahezu mit der des deutſchen Zaunkönigs überein. Die Heimat des grauen Aſtrild erſtreckt ſich wahrſcheinlich ſo ziemlich über ganz Afrika, mit Ausnahme des Nordens. Ueber ſein Freileben ſind erſt geringe Mittheilungen veröffentlicht; namentlich fehlen alle Nachrichten über das Niſten — und der allererſte unſerer Stubenvögel gehört daher zu denen, welche die ſelt— ſame Erſcheinung zeigen, daß ihre Brutentwickelung zuerſt in der Gefangenſchaft beobachtet und beſchrieben wurde. Th. von Heuglin fand dieſen Aſtrild nur in der Zeit von Januar bis Mai in Südnubien, Kordofan, Sennar und im Gebiet des weißen Nil, weſtwärts bis zum Koſanga-Fluß bis zur Höhe von etwa 2000 Meter hinauf, meiſtens in großen, ziemlich dicht zuſammenhaltenden Flügen, welche, wie es ſcheint, ein ſehr unſtätes Wanderleben führen und ſich unter beſtändigem, nicht ſehr lautem Schwätzen und Piepen auf trockenem Hochgras in Hecken und Gebüſch, namentlich längs der Regenbetten lebhaft umhertreiben, gern zu baden ſcheinen und ſich von feinen Grasſämereien ernähren. Rüppel und Lefebvre ſahen dieſen Vogel in Abeſ— ſinien; Heuglin bemerkte ihn dort nicht. Dagegen iſt es ſehr intereſſant, daß Dr. H. Dohrn den grauen Aſtrild auf den Kapverdiſchen Inſeln gefunden. Er *) Alle deutſchen, ſowie die lateinischen, engliſchen, franzöſiſchen und ſonſtigen fremd— ländiſchen Namen, ferner die wiſſenſchaftliche Beſchreibung und alle weiteren derartigen An— gaben ſind immer am Schluſſe der Schilderung eines jeden einzelnen Vogels zu finden. Der graue Aſtrild. 37 erzählt, daß er in einigen Thälern mit reichem Pflanzenwuchs auf Santjago dieſe niedlichen Vögel in kleinen Scharen geſehen und meint, daß auch mehrere andere Arten (Schmetterlingsfink, Goldbrüſtchen, Orangebäckchen u. a.) auf dieſen Inſeln zu finden ſein werden. Ich will aber gleich darauf aufmerkſam machen, ſagt er, daß ſie nur durch einen Zufall dorthin gelangt ſind. Als ich nämlich im März d. J. 1865 in S. Vicente war, kam hier ein franzöſiſcher Vogel— händler von Gorea mit Tauſenden dieſer Finken an, um nach Europa weiter zu reiſen. Unglücklicherweiſe für ihn war aber der Poſtdampfer an der braſi— lianiſchen Küſte geſcheitert, und während ſeines wider Willen um mehrere Wochen verlängerten Aufenthalts entkamen ihm Hunderte dieſer kleinen Vögel, ſo daß anzunehmen iſt, es werden ſich wenigſtens einige vor den Angriffen der Raubvögel gerettet haben, um ſich in der neuen Heimat einzuleben und zu vermehren. Der graue Aſtrild und der ihm nahe verwandte gewellte Aſtrild (Helena— faſänchen) gehören zu den fremdländiſchen Vögeln, welche ſchon ſeit länger als hundert Jahren in Europa eingeführt worden. Die älteren Schriftſteller ver— wechſeln meiſtens beide oder auch mehrere nahe verwandte Arten, ſo Buffon und dann ſelbſt noch Bechſtein, während doch ſchon Edwards (1751) eine gute erkennbare Abbildung des erſteren giebt. Vieillot hat den grauen Aſtrild unter dem Namen Le Bengali cendr& (Oiseauw chanteurs p. 6) beſchrieben und abgebildet; er jagt jedoch nur ſehr wenig über ihn. Schon damals war dieſer kleine Vogel in Frankreich beliebt und häufig bei den Liebhabern; doch hielt er ihn für zarter als andere, z. B. den Schmetterlingsfink, und rieth daher, ihm große Sorgfalt und Wärme, namentlich dann nicht fehlen zu laſſen, wenn er ſehr entfedert ſoeben von der Reiſe angekommen oder wenn er niſtet. Nach allſeitigen Erfahrungen iſt dieſer Prachtfink jedoch viel weniger weich— lich, als zahlreiche andere und entfedert ſieht man ihn faſt niemals. Um dieſer Vorzüge willen, und weil er zugleich ausdauernder als viele nahe verwandte Arten ſich zeigt, ſchätzen ihn auch die Vogelhändler ſehr hoch, und empfehlen ihn beſonders den Anfängern in der Vogelliebhaberei, welche noch nicht Züch— tungsverſuche anſtellen wollen. Ein Pärchen grauer Aſtrilds gehörte zu denjenigen fremdländiſchen Vögeln, mit welchen ich meine Züchtungsverſuche begann. Gleich in den erſten Tagen hatte ich Urſache, die wirklich ſeltſame Hurtigkeit dieſer Vögelchen zu bewundern, denen ein Käfig von nur einem Viertelzoll (e. 7 uw.) Drahtweite zum Ent— ſchlüpfen für den Nothfall nicht zu eng war. Sobald ich den grauen Aſtrild im Laufe der Zeit näher kennen lernte, fand ich allerdings, daß er das Wohlgefallen der Vogelliebhaber in hohem Maße verdiene; denn ſeine allerliebſte Lebhaftig— keit, zierliche Aumuth und Zutraulichkeit, kurz und gut, ſein ganzes überaus lieb- 38 Die Prachtfinken. liches Weſen muß ihn ja jedem Freunde dieſer kleinen Vögel ſehr werth machen. Einen wirklichen Geſang hat dieſer Prachtfink nicht; beide Gatten des Pärchens laſſen leiſe, wohlklingende Locklaute und ein leiſes Geflüſter, und das Männchen bei den tänzelnden Liebesbewerbungen lautſchmetternde Flötenrufe hören. Wie bei vielen Thieren und namentlich den Vögeln, iſt auch vorzugsweiſe bei den kleinſten Prachtfinken der Schwanz der Perpendikel oder Zeiger, welcher ihre Gefühle erkennen läßt. Dies zeigt ſich dem Beobachter in ſehr intereſſanter Weiſe. Am kühlen Morgen kauert das Pärchen im Gebüſch, dicht aneinander gedrängt und mit regungsloſen Schwänzen; ſobald die Sonne wärmere Strahlen herabſendet und die Geſellſchaft der Kleinſchnäbelchen lebendiger wird, gerathen zunächſt die Schwänze in Bewegung und faſt möchte ich behaupten, daß jede wechſelnde Empfindung durch verſchiedenartiges Schwippen mit dem Schwanze ausgedrückt werde. Jetzt fliegen ſie zum Futterkorb, heißa! luſtig wippen da die Schwänze ſchief aufwärts auf und nieder. Dann eilen ſie zum Trinknapf, von wo ein Webervogel ſie zurücktreibt und in ängſtlichem Herunterſchwippen des Schwanzes zeigt ſich wiederum ein anderes Empfinden. Nachdem ſie getrunken, flattern ſie im Gebüſch umher, unruhig huſchend und ſuchend. Jetzt ſcheinen ſie das Geſuchte gefunden zu haben; ein Neſtkörbchen iſt es, in einem großen Draht— bauer hängend, und während das Männchen auf dem Rande des Körbchens und das Weibchen im Eingange des Bauers ſteht — wie anders wippen da wieder— um die Schwänze; wagerecht von rechts und links gehen die zierlichen Bewe— gungen und augenſcheinlich ſind die beiden Vögel in eifrigſter Erwägung und Berathung darüber, ob das Neſtkörbchen wol zweckmäßig ſei und allen Anforde— rungen genüge. Endlich iſt die Wahl getroffen und das Männchen beginnt jetzt in förmlicher Haſt die Bauſtoffe zur Errichtung des Neſtes herbeizuſchleppen, wäh— rend das Weibchen anfangs anſcheinend theilnahmlos dabeiſitzt, nun aber in das bald gerundete Neſt hineinſchlüpft und den innern Ausbau vollendet. Dann, in der Mittagszeit, wenn die beiden grauen Aſtrilds, wie die meiſten übrigen Prachtfinken, dicht aneinander gedrängt Ruhe gehalten haben, fliegt das Männ— chen plötzlich empor, erhebt das Köpfchen hoch und keck und beginnt nun ein drolliges Auf- und Niederhüpfen. Während es aber bei dieſem Liebestanze ſeinen lautklingenden, melodiſchen dreiſilbigen Ruf erſchallen läßt und dieſen viel— mals wiederholt, flüchtet das Weibchen von dannen, wird tanzend und rufend verfolgt, eingeholt, und ſtürmiſch im Flattern erfolgt die Begattung. Dr. Luchs ſchildert ein Pärchen Grauaſtrilds, welche ſeit vier Jahren bei einfacher Pflege ſich wohl fühlen, als bewegliche kleine Geſellen, die ſchüchtern jedem andern kleinen Vogel ausweichen, ihren einfach zirpenden Ton beim Herumhüpfen oft hören laſſen und ſich, namentlich zur Nachtzeit, durch rege Wachſamkeit aus— Der graue Aſtrild. 39 zeichnen. Ohne unruhig und ſtörend zu werden, ſind ſie die erſten, welche ihr Schlafplätzchen verlaſſen, ſobald ein Licht dem Käfige ſich nähert. Wenn man ein Pärchen graue Aſtrilds freifliegend niſten laſſen will, ſo ſchreiten ſie in den Monaten Auguſt und September und, wenn ſie dann geſtört werden, wieder im März und April mit außerordentlichem Eifer zur Brut. Sie erbauen verſchiedenartige Neſter. Aus feinen grünen Spargeläſtchen, die ſie ſehr geſchickt ſelbſt abzurupfen verſtehen, formen ſie in einem Körbchen, oder auf einer andern Unterlage, ſeltener frei im Gebüſch, zuweilen ſogar im Raſen auf der Erde, ein kugelrundes, ungemein zierliches Neſt, mit ſeitlichem, ſehr engem und glatt gerundetem Schlupfloch, in welchem die Mulde mit zarten Grasrispen, Haaren, Baumwolle und weichen Läppchen ausgepolſtert wird. Dies Neſt iſt ein wahres Kunſtwerk. Zu anderer Zeit, da es keine friſchen Spargelzweige gab, häuften ſie aus allerhand Bauſtoffen einen förmlichen Thurm zuſammen, welcher gegen ſechs Zoll (15, em.) hoch vom Neſtkörbchen aus bis zur Decke des (offenſtehenden) Bauers reichte, und auf dieſem Thurm brachten ſie eine ganz kleine, ſchwachumwölbte Mulde an. Dann wiederum bauten ſie aus Agave— faſern, Baſt und Gras ebenfalls ſehr künſtliche Neſter, mit oder ohne eine angehängte, wol drei Zoll (7,8 e.) lange Einflugröhre, deren Schlupfloch zu— weilen durch Faſern und Pferdehaare völlig verdeckt erſchien. Sonderbar erſcheint es, daß ſie ſehr eifrig kleine Stückchen Sepienſchale, kleine Muſcheln, Eiſchalen u. dgl. ins Geniſt tragen und gleichſam zum Schmuck darin verweben. Wunderlich iſt es ferner, daß ein Pärchen nicht ſelten mehrere, zuweilen zahlreiche Neſter an verſchiedenen Orten, oft dicht über einander erbaut, bevor es endlich zur wirk— lichen, erfolgreichen Brut gelangt. Das Gelege beſteht in drei bis fünf ſehr kleinen, länglichen und ſpitzen, glänzend weißen Eiern, welche in elf Tagen von beiden Gatten des Pärchens abwechſelnd erbrütet werden. So weit hatte ich das Niſten dieſer kleinen Prachtfinken in meiner Vogel— ſtube bereits oft beobachtet; jedesmal aber brüteten ſie vergeblich oder ließen die ſoeben erbrüteten Jungen ſterben. Als die Deutſche Ornithologiſche Ge— ſellſchaft in Berlin bei ihrer Jahres-Verſammlung zu Anfang Octobers d. J. 1868 meine Vogelſtube gemeinſam beſuchte, mußte ich den Herren bedauernd erklären, daß ich die Zucht des grauen Aſtrild in der Gefangenſchaft der regel— mäßigen Mißerfolge wegen kaum für möglich hielt. Darüber kam der Winter heran und ſchon zu Ende des Decembers konnte ich in einer Sitzung jenes Ver— eins berichten, daß ich dennoch auch eine Brut dieſes Vogels von fünf Jungen flügge werden geſehen. Noch dazu gab es in dieſer Zeit gar nicht einmal die beſte Nahrung zur Aufzucht aller dieſer jungen Vögel, friſche Ameiſeneier näm— lich, ſondern die Aſtrilds fütterten ihre Jungen, ebenſo wie die Amarantvögel und viele andere, mit einem Gemiſch aus getrockneten aber eingequellten Ameiſen— 40 Die Prachtfinken. puppen und hartgekochtem, feingeriebenem Eigelb, an welches ſie ſich inzwiſchen gewöhnt hatten, auf. Neuerdings giebt man lieber gutes Eierbrot anſtatt des Eigelbs. Uebrigens iſt, außer etwaiger nicht befriedigender Fütterung, beſonders die Schüchternheit und Aengſtlichkeit dieſer kleinen Prachtfinken als die vornehm— lichſte Urſache des Verlorengehens ihrer Bruten zu erachten. Sie entwickeln dann aber nicht ſelten eine ſo große Fruchtbarkeit, daß man fünf bis ſieben, ja acht bis zwölf Gelege mit 5 bis 8 Eiern jedesmal bei ihnen gezählt hat. Meine Freude war ſehr groß, als nach den vielen Fehlbruten, in denen drei Aſtrild-Pärchen recht friedlich nebeneinander Jahr und Tag hindurch beinahe ununterbrochen gewetteifert, endlich die erſten Jungen flügge wurden. Später. haben ſodann zwei Pärchen mehrere Bruten und zu verſchiedenen Zeiten glücklich erzogen. Wol darf ich annehmen, daß ich auch den grauen Aſtrild, gleich vielen anderen fremdländiſchen Vögeln, zuerſt in der glücklichen Brutentwickelung be— obachten und ſchildern konnte. Später iſt derſelbe von den Herren Emil Linden in Radolfzell, H. Leuckfeld in Nordhauſen, Dr. Rey in Halle, Freiherr von Beuſt auf Werthheim, Dr. Baldamus in Köthen und vielen Anderen gezüchtet worden, und meine Darſtellung beruht daher zugleich in der Betheiligung aller meiner Mitarbeiter. Wir Alle ſtimmen darin überein, daß die Bemerkung in meinem „Handbuch für Vogelliebhaber“ 1: Der graue Aſtrild niſtet unſchwer in der Gefangenſchaft, erzieht jedoch nur ſelten die Jungen glücklich, bis jetzt noch keineswegs durch gegentheilige Erfahrungen widerlegt iſt. Freifliegend in einer Vogelſtube gelangt ein Paar dieſer Vögelchen alſo wol einmal zur ergiebigen Brut, im Käfige dagegen, ſei er auch noch ſo vortheil— haft eingerichtet, hängt der Erfolg immer nur von einem ſeltenen, glücklichen Zu— fall ab. Am beſten läßt man die grauen Aſtrilds erſt im Frühjahre, ſobald es friſche, ganz kleine Ameiſenpuppen giebt, niſten, beachtet ſorgfältig eine Wärme von 15—16 Grad R., welche auch zur Nachtzeit nicht tiefer ſinken darf, und bietet ihnen Niſtgelegenheiten an ſtillen Orten, wo ſie keinen Störungen von anderen Vögeln oder Menſchen ausgeſetzt ſind. Dazu wählt man am geeignetſten ein ge— wöhnliches Heckgebauer, in welchem mindeſtens 3 — 4 Zoll (7,8 — 10,5 em.) hoch von der Decke einige Neſtkörbchen angebracht ſind, während man den oberen Boden mit Pappe bedeckt hat. Wenn man die Vögelchen frei fliegen läßt, kann dieſes Bauer hoch oder niedrig hängen, denn ſie niſten ebenſo gern in der Nähe des Fußbodens, als nahe an der Zimmerdecke. Doch verſäume man nicht, nach verſchiedenen Seiten hin mehrere Drahtſproſſen zu Schlupflöchern auszu— biegen, weil die kleinen ängſtlichen Wichte durch die Annäherung jedes größeren Vogels leicht ſo erſchreckt werden, daß ſie in blinder Furcht ſich zwiſchen die Drahtſtäbe feſtzwängen und ſich beſchädigen oder umkommen. Will man ein 5 ſolches Pärchen in einen Käfig zur Hecke einſperren, ſo muß der Draht ſehr eng, Der graue Aſtrild. 41 weiteſtens dreiachtel Zoll (c. 10 .) geflochten und außerdem nicht zu dünn und biegſam ſein. Dieſe Niſtvorrichtung, alſo den Prachtfinken-Heckkäfig von ungefähr 14 15 Zoll (36, — 39, em.) Höhe, 12 — 18 Z. (31, — 47 em.) Länge und 10 12 3. (26, — 31, em.) Tiefe, hängt man an einer von der Mittags— oder Morgenſonne getroffenen Stelle an der Wand, lieber etwas hoch, keinen— falls aber zu niedrig, auf; nöthigenfalls muß man dann aber einen kleinen Schirm aus Birfenruten an der einen Seite der Innenwand anbringen, hinter welchen die Vögelchen vor den zu heißen Sonnenſtrahlen flüchten können. (Da eine ſolche Einrichtung und Anordnung des Heckläfigs eigentlich für alle kleinen Prachtfinken gilt, ſo habe ich hier vorläufig wenigſtens das Noth— wendigſte angegeben. Eingehende Mittheilungen und Rathſchläge für die Züch— tung ſind ſelbſtverſtändlich weiterhin in den betreffenden Abſchnitten zu finden.) Die jungen Aſtrilds zeigen einen ſehr ſchwachen bläulichen Neſtflaum und ſind an der ſchön blauweißen Wachshaut oder vielmehr den kleinen Drüſen zu beiden Seiten des Schnabels ſogleich zu erkennen. Das Jugendkleid beim Ver— laſſen des Neſtes iſt in folgender Weiſe gefärbt: Oberkopf und Rücken ſind dunkel mäuſegrau, Bruſt und Bauch heller bräunlichgrau, der hintere Unterleib iſt gelbbraun; der Schwanz bräunlichſchwarz; das Schnäbelchen iſt glänzend ſchwarz; die Füße ſind ſchwärzlichbraun, die Augen dunkel. Der rothe Augen— brauenſtreif, der roſenrothe Anflug des unteren Körpers, ſowie die wellige Zeich— nung des Gefieders fehlen gänzlich. Die Verfärbung zum Alterskleide findet in der Weiſe ſtatt, daß das Ge— fieder gleichmäßig dunkler und hervortretender reingrau wird. Der rothe Augen— brauenſtrich erſcheint allmälig ſehr fein und wird nach und nach ſtärker, während das Schnäbelchen heller zu werden beginnt und durch Fahlgelb und Gelbroth in das ſchöne Hochroth übergeht. Für den ſcharfen Blick werden dann auch die Wellenlinien allmälig ſichtbar, während die roſenrothe Färbung des untern Kör— pers aber erſt viel ſpäter bei der Parung der Vögelchen eintritt. Gewöhnlich beginnt dieſe Verfärbung etwa nach der dritten Woche vom Zeitpunkte des Flüggewerdens und iſt mit der fünften bis achten Woche ſo weit vollendet, daß auch das Roſenroth, wenn dann gerade die Niſtzeit trifft, ſchon ſchwach hervortritt. Baſtardzüchtungen von verſchiedenen Arten dieſer kleinen Prachtfinken ſcheinen ziemlich leicht und erfolgreich zu ſein. So hat Herr Ingenieur Karl Hendſchel in München eine ſolche Brut zwiſchen Aſtrild-Weibchen und Orangebäckchen— Männchen von zwei Pärchen mehrmals flügge werden geſehen; dieſe Miſchlinge werde ich beim Orangebäckchen beſchreiben. Herr Dr. Rey erhielt Miſchlinge vom grauen und gewellten Aſtrild. Beim grauen Aſtrild hält es außerordentlich ſchwer, die Geſchlechter mit Sicherheit zu unterſcheiden. In unſeren Herbſtmonaten, in denen dieſe kleinen 42 Die Prachtfinken. Afrikaner ſelbſt in den Käfigen der Vogelhändler ihren Frühling mit der Ver— färbung zum Hochzeitskleide feiern, erkennt man die Männchen wol an der leb— hafteren und umfangreicheren Röthe des Unterleibes und dem etwas breiteren Augenſtreif; allein zu anderer Zeit und bei jüngeren Vögeln ſind die Weibchen dann doch nicht ſo leicht herauszufinden. Dazu iſt die Liebebedürftigkeit dieſer Vögel ſo groß, daß, wie ſchon in der Ueberſicht der Prachtfinken geſagt, ihrer zwei von gleichem Geſchlecht in einem Käfige gehalten, gewöhnlich die ganze Zärtlichkeit eines richtigen Paares zeigen. Dies iſt aber zweifellos eine der Haupturſachen, an denen die glückliche Zucht des grauen Aſtrilds ſcheitert. Wenn man ſicher gehen und nicht auf den Scharfblick des Vogelhändlers allein vertrauen will, ſo muß man ihn bitten, daß er von den auch im großen Vorrathskäfige immer nebeneinander weilenden Pärchen ſich eins genau merke und zuſammen heraus— fange. Oder man verfährt in der bereits Seite 31 angegebenen Weiſe. Dabei bleibt es dennoch immer rathſam, daß man, ſobald ein Pärchen im Laufe von drei bis vier Monaten nicht niſten will, das Männchen oder Weibchen davon austauſche. 8 Ohne zu niſten iſt der graue Aſtrild bei gewöhnlicher Stubenwärme ſehr gut zu erhalten und dauert, ſowol paarweiſe im kleinen Käfige, als auch im Ge— ſellſchaftsbauer, wo er zu den verträglichſten gehört, viele Jahre hindurch ſehr gut aus. Wenn die Wärme etwas tiefer ſinkt, ſo iſt es für dieſe kleinen Afri— kaner nothwendig, daß ſie zur Nacht einen wärmeren Schlupfwinkel haben. In der Vogelſtube benutzt das Pärchen dann eins der ſelbſtgebauten oder auch fremden Neſter, und während das Weibchen brütet, übernachtet das Männchen auch in einem ſolchen. Es iſt daher nothwendig, daß man auch den im Schmuck— käfige gehaltenen Aſtrilds dergleichen Gelegenheiten für die Nachtruhe bietet. Beim Einkauf achte man ſorgfältig auf die ſpäterhin angegebenen Geſundheits— zeichen; wenn die Aſtrilds etwa ſehr entfedert ſind, ſo braucht man ſich, bei ſonſtiger Geſundheit, nicht daran zu ſtoßen. Der Preis wechſelt für das Pärchen zwiſchen 2½ und 3 Thlr. in den Vogelhandlungen und beträgt oft nur 5 bis 6 Franes (1 Thlr. 10 Sgr. bis 1 Thlr. 18 Sgr.) bei den Großhändlern. Den grauen Aſtrild mußte ich ſo ausführlich als möglich behandeln; denn einerſeits iſt er in der Reihenfolge der kleinſten Prachtfinken der erſte und zugleich einer der beliebteſten und daher gilt das von ihm Geſagte zum Theil auch für die übrigen, ſo daß ich in den Schilderungen der letzteren mich vielfach auf ihn berufen kann; andererſeits aber gebe ich alle dieſe Darſtellungen fremdlän— diſcher Vögel gewiſſermaßen in dem Sinne einer Geſchichte derſelben und ver— zeichne alſo ihre Einführung und weitere Verbreitung, namentlich aber ihre Züch— tung nach eigenen Erfahrungen und den Mittheilungen meiner Mitarbeiter zu— gleich. Hiernach wird alſo der Abſchnitt über jeden einzelnen Vogel je nach dem Der gewellte Aſtrild. 43 Maßſtabe unſerer Kenntniß und der Fortſchritte, welche ſeine Einbürgerung und Züchtung unter den Liebhabern bereits gemacht, länger oder kürzer gefaßt werden. Der graue Aſtrild heißt auch Grauaſtrild, Grauvögelchen, graues Fa— ſänchen, kleines Faſänchen, graues Rothſchnäbelchen oder blos Aſtrild. Astrilde ordinaire (Vekemans in Antwerpen); Astrilde gris, Bec de corail ordinaire, Astrie (bei den franzöſiſchen Händlern; letztere Bezeichnung iſt aber falſch); African Waxbill, Common Waxbill (bei Jamrach in London); auch The ashcoloured Astrild (bei andern Londoner Händlern). Nomenclatur: Fringilla cinerea Vieillot; Fringilla troglodytes Lichtenstein ; Estrelda cinerea et rubriventris Gray; Astrilda cinerea Reichenbach; Habropyga cinerea Cabanis, v. Heuglin ete. (Die weitere Angabe der Literatur iſt am Schluſſe dieſes Bandes nachzuleſen.) Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb, Oberkopf, Rücken und ganzer Mantel bräunlichgrau, ungemein fein, nur bei ſcharfem Blick bemerkbar und zuweilen gar nicht, dunkler gewellt; Kopfſeiten, Kehle und Oberhals hell bräunlichgrau, roſenroth überhaucht, die ganze übrige Unterſeite blaß braungrau, von der Bruſt bis nach dem hintern Unterleibe zunehmend roſa überlaufen, beim Männchen in der Niſtzeit lebhaft roſenroth; Flügelſchwingen bräunlich— ſchwarz, mit helleren Außenſäumen; obere Schwanzdecken ſchwarz, die beiden äußerſten Schwanz— federn mit weißer Außenfahne, untere Schwanzdecken weiß; Schwanz gerundet. Durch das Auge an beiden Seiten bis über die Mitte des Kopfes hinaus ein rother Brauenſtreif; Auge gelbbraun, Schnabel glänzend hochroth, Füße braun. Weibchen wie S. 41 angegeben. Jugendkleid S. 40. Aegintha cinerea. Supra dilute griseo-rufescens, subtus pallidior, magis rubens, minutissime (interdum vix conspicue) fusco fasciolata et vermiculata; stria oculari coceinea; cauda cuneata nigra; abdomine medio roseo tincto; subcau- dalibus albis; remigibus pallide brunneis ; pogonio reetricum lateralium externo albo; rostro rubro. Länge c. gem. (3 Zoll 6 Linien), Flügel c. 4, em. (1 Z. 8 L.), der gerundete Schwanz (1 3. 6 L.). Juvenis vertice dorsoque murinis; pectore ventreque dilutius subfusco cinereis; erisso testaceo; cauda subfusco nigra; rostro nigro, nitente; pedibus nigrescente fuscis; iride obscure fusca; sei oculari et afflatu corporis inferioris rosaceo preturaque plumarum undulata prorsus nullis. Beſchreibung des Eies: Farbe reinweiß, glänzend, Geſtalt eiförmig mit deutlicher Spitze. Länge 15, mm., Breite 12 mm. Ovum pure album, nitens; ovatum apice distincto. Der gemellte Aſtrild [Aegintha astrild]. Tafel I. Vogel 2. Heiß brennt die Mittagsſonne durch das Fenſter in die Vogelſtube. Unter den ſonſt ſo beweglichen gefiederten Bewohnern iſt faſt regungsloſe Stille ein— getreten. Viele von den Vögeln haben ſchattige Plätze zur Ruhe aufgeſucht, die meiſten liegen aber auf dem Fußboden im Sande oder vor den Fenſtern ausge— ſtreckt, mit geſpreizten Flügeln und geſträubten Federn, um ihr Gefieder von den Sonnenſtrahlen ſo recht durchwärmen zu laſſen. 44 Die Prachtfinken. Plötzlich ſchallt ein lautklingender Ruf, der, mehrmals wiederholt und durch gleichſam vibrirende Töne verbunden, als ein eigenthümlicher, faſt metalliſch ſchrill lautender und doch nicht unmelodiſcher Sang ertönt, etwa wie dadädſih, dadädſih! Das Vögelchen, welches aus der Ruhe ſich erhoben und ebenſo ſein Weibchen aufgeſcheucht hat, umhüpft oder umtanzt dies letztere in komiſchen Bewegungen. Es iſt der gewellte Aſtrild, von den Händlern Helenafaſänchen genannt. Sein ganzes Gefieder erſcheint dunkelgrau, unterhalb heller, an Backen und Kehle am hellſten weißlichgrau, und durchgängig ſehr fein und zierlich dunkelbraun ge— wellt; Bruſt und Bauch ſind ſchön dunkel roſenroth überlaufen; der Unterſchwanz und hintere Theil des Unterleibes ſind ſammtſchwarz; der Oberſchwanz iſt hell— braun und ebenfalls fein gewellt. Durch das Auge zieht ſich ein blutrother Streif, vom glänzend korallenrothen Schnabel bis zum Ohr. Seine Größe iſt etwas beträchtlicher, als die des nächſtverwandten grauen Aſtrild. Das Weibchen iſt unſchwer zu erkennen; Größe bemerkbar geringer, Unterkörper weniger lebhaft roth, hinterer Unterleib nicht ſchwarz, ſondern fahl gelblichgrau, die Wellenzeich— nung überall matter. Für den aufmerkſamen Blick iſt der gewellte Aſtrild an den ſtärkeren Wellen— linien, dem dunkleren Roth, dem längeren ſtufigen, oberhalb hellbraunen Schwanze und der bedeutenderen Größe von dem grauen Aſtrild von vornherein zu unter— ſcheiden; auch erſcheint er etwas ruhiger und minder hurtig. Dies Vögelchen iſt nicht allein überaus zart und reizend gefiedert, ſondern auch in ſeinem Weſen unendlich lieblich. Immer beweglich, glatt, ſchmuck und reinlich in den Federn, niemals dummſcheu, ſondern, wenn auch ſehr ängſtlich doch zutraulich und bald ſehr zahm, erwirbt es ſich die Zuneigung der Vogel— liebhaber und beſonders die der Frauen im vollſten Maße. Faſänchen nennt man es, weil es bei dem Liebesgeſang und Tanz einen faſanenartigen Anſtand, wie Vieillot ſagt, zur Schau trägt. Auch der gewellte Aſtrild wurde von Edwards beſchrieben und zuerſt gut abgebildet, doch nahm dieſer Schriftſteller fälſchlich an, der Vogel ſei aus Oſt— indien nach Liſſabon gekommen, von wo man ihn in London erhalten hätte. In Liſſabon ſoll, nach Seligman's Angaben, der Ritter Georg Shelroke zuerſt im Beſitz dieſer kleinen Vögel von verſchiedenen verwandten Arten geweſen ſein. Die Einführung der ſogenannten Senegaliſten oder kleinen afrikaniſchen Pracht— finken nach Europa als Zier- und Schmuckvögel in immer zunehmender Anzahl dürfte alſo gegen die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts hin begonnen haben. Briſſon und Buffon hatten den gewellten Aſtrild zwar ſchon früher als Edwards, aber mit fehlerhaftem Schwanze und daher jedenfalls nicht nach eigener An— ſchauung bildlich dargeſtellt; Beide berichten auch mancherlei Irrthümer, doch geben Der gewellte Aſtrild. 45 ſie bereits richtig Afrika als ſeine Heimat an, während wiederum Bechſtein fälſchlich auch die Kanariſchen Inſeln als dieſelbe nennt. Vieillot iſt des Lobes voll über die Anmuth und Liebenswürdigkeit dieſes Vogels, doch ſind ſeine Angaben im übrigen nur gering. Er ſagt ſchon, daß der Senegali raye bei ſorgſamer Pflege und namentlich nicht mangelnder Wärme ein Alter von neun bis zehn Jahren erreiche. Dies haben ſpätere Er— fahrungen allerdings beſtätigt und mehrfach gezeigt, daß die meiſten kleinen Pracht— finken ein Jahrzehnt und darüber ganz vortrefflich in, der Gefangenſchaft aus— dauern können. Ueber das Freileben des gewellten Aſtrild iſt ebenfalls erſt wenig bekannt. Die Forſcher und Reiſenden (Guarney, Ayres, Layard, Zelebor u. A., beſonders aber Th. von Heuglin) haben im ganzen Folgendes berichtet. Im Natallande iſt er die gemeinſte Finkenart, welche im Winter in unermeßlichen Zügen erſcheint. Er beſucht auch hier gern kultivirten Boden und ernährt ſich von den Sämereien der Unkräuter. Auch ſoll er geflügelte Ameiſen im Fluge fangen. Heuglin be— obachtete ihn während der trockenen Jahreszeit von October bis Mai in denſelben Gegenden als den grauen Aſtrild, wo er ebenfalls beſtändig zu wandern ſchien. Kleinere oder größere Scharen trieben ſich zuweilen gemeinſam mit Gattungs— verwandten im Hochgras der Steppen und Sümpfe, in Hecken, Baumwollfeldern und im Gebüſch längſt der Gewäſſer umher, jedoch nicht in waſſerloſen Gegenden. In Habeſch waren ſolche Flüge noch in einer Höhe von mehr als 2— 2500 Meter über dem Meere zu finden. Alle jene Gebiete dürfte aber auch dieſe Art nicht als Niſtvogel bewohnen. Die einzelnen Geſellſchaften halten eng zuſammen und ſchwärmen zirpend von Buſch zu Buſch und von einem Grasſchopf zum andern; oft läßt ſich ein ganzer Flug auf einem Grashalm nieder, auch ſieht man ſie unter dem Geſtrüpp auf der Erde nach ausgefallenen Sämereien emſig umherſuchen. Sie ſind ſehr lebhaft, unruhig und zuweilen recht mißtrauiſch, oft aber auch, namentlich in der Nähe von Gehöften, wieder ſo wenig ſcheu, daß man ſich ihnen bis auf wenige Schritte nähern kann. Im Kaplande, wo dieſe Vögelchen nicht ſelten in großen Scharen in das Getreide einfallen und erheblichen Schaden anrichten ſollen, werden ſie von den Landbauern mit Sämereien, die durch Arſen oder Strychnin vergiftet ſind, in großer Anzahl vertilgt. Noch weniger iſt über das Niſten des gewellten Aſtrilds in der Heimat berichtet worden; man weiß nur, daß er nahe am Erdboden zwiſchen hohen und dichten Gräſern ein länglichrundes, überwölbtes Neſt mit ſeitlichem Einflugloch aus zarten Halmen, Gräſern, Faſern und dergleichen formt. Bis jetzt iſt die Verbreitung dieſer Art noch nicht ſicher ermittelt, doch dürfte ſich dieſelbe beſonders über die Wendekreisländer Afrikas und darüber hinaus, ſo ziemlich über den ganzen Süden, Oſten und Weſten dieſes Erdtheils 46 Die Prachtfinken. erſtrecken. Außerdem iſt er eingeführt, größtentheils wol ebenſo durch Zufall, als der graue Aſtrild, auf Madagaskar, Bourbon, Maurizius und den Maskarenen überhaupt, ſowie auf St. Helena, und auf dieſen Inſeln, namentlich aber der letzteren, hat ſich das Vögelchen ſo günſtig vermehrt, daß es dort bereits in ſehr großer Anzahl gefangen und in den Handel gebracht wird. Von dieſer Inſel hat es auch den Namen St. Helenafaſänchen erhalten. Als ich die Züchtungen fremdländiſcher Vögel begann, waren in Berlin die Helenafaſänchen zeitweiſe außerordentlich ſelten und dann ſo theuer, daß man ein Pärchen wol mit dem doppelten Preiſe bezahlen mußte.“) Sie niſteten in meiner Vogelſtube zuerſt im Spätſommer und wählten die obere Decke eines Drahtbauers, welches von einem Paar jener kleinen Papageien, die man Unzer— trennliche nennt, bewohnt war, und trugen in einer von Geſträuch begrenzten Ecke Geniſt zuſammen. Dies beſtand zu meiner Verwunderung nicht, wie bei den grauen Aſtrilds, aus feinen Faſern, Baſt- und Heufäden, Pferdehaaren u. dgl., ſondern aus gröberen Stoffen, wie trocken gewordener Vogelmiere, dicken Heu— halmen und Läppchen, und hieraus häuften ſie einen ſehr hohen Thurm zuſammen. Dieſes Neſt wurde von den Papageien zerſtört und die Faſänchen machten vor— läufig keine weitere Anſtalt zur Brut. Erſt im nächſten Frühlinge, als ich einige friſche Geſträuche in die Vogelſtube brachte, begannen ſie wieder und zwar in einem hochangebrachten großen Wermutbuſch ein Neſt zu bauen. Wiederum trugen ſie daſſelbe Geniſt zuſammen und errichteten einen Thurm von nahezu zwei Handbreiten Höhe, welcher faſt an die Zimmerdecke hinaufreichte. Hier formten ſie aus Baumwollfäden, langen Pferdehaaren, Federn und Watte eine zierlich geglättete Neſtmulde, welche ſie aber nicht mehr mit einem Dache über— wölbten. Dann hatten dieſe Vögel wiederum Unglück, denn ſie wurden von einem Paar Schmetterlingsfinken aus dem fertigen Neſt vertrieben. Dieſe letzteren *) Durch den bedeutenden Aufſchwung, welchen der Vogelhandel in der letzteren Zeit ge— wonnen, iſt der Einkauf der Händler jetzt ungleich beſſer geregelt. Alljährlich im Spätſommer entnehmen die Kleinhändler, beſonders vom Direktor Vekemans in Antwerpen oder von den Großhändlern in Bordeaux und anderen weſt- und ſüdeuropäiſchen Hafenſtädten, bedeutende Vorräthe an ‚gefiederter Waare“, d. h. vorzugsweiſe afrikaniſche Prachtfinken, aber auch Wellen— ſittiche, graue und grüne Kardinäle u. a. In der übrigen Zeit des Jahres werden ſie durch die deutſchen Großhändler Hagenbeck oder Lintz in Hamburg, Reiche in Alfeld, Gudera in Leipzig und Hieronymi in Braunſchweig verſorgt, welche theils ſelber einführen, theils von Chs. Jamrach in London, Vekemans oder Anderen entnehmen. Wenn trotzdem einzelne der gewöhnlichſten Arten gegen das Frühjahr hin zu mangeln beginnen, ſo werden ſolche nicht ſelten bereits durch bedeutende Züchtungen in deutſchen Vogelſtuben erſetzt und die Händler mit ihnen aus denſelben zuweilen reichlich verſehen. Dieſen ganzen Verkehr vermittelt zum größten Theile die „Gefiederte Welt“ und in den Abſchnitten über Vogelzucht und Vogelhandel ſind auch hier nähere Mittheilungen über denſelben zu finden. Der gewellte Aſtrild. 47 richteten ſich ſodann in demſelben häuslich ein und erbrüteten und erzogen aus einem bereits von dem Faſänchen gelegten Ei glücklich ein Junges. Die Helenafaſänchen niſteten dann an einer andern Stelle weiter und ich fand reichlich die Gelegenheit, ihre Bruten kennen zu lernen. Auch ſind ſie be— reits mehrfach in anderen Vogelſtuben gezüchtet worden. Der Neſtbau wird ebenfalls in der Weiſe ausgeführt, daß das Männchen die äußere Geſtalt des Neſtes formt, dann nur das Geniſt herbeiträgt, während das Weibchen den innern Ausbau herſtellt. Ebenſo brüten beide Gatten des Pärchens abwechſelnd und oft ſtundenlang gemeinſchaftlich, in der Regel aber ſo, daß das Weibchen von dem Männchen immer nach etwa zwei Stunden auf eine halbe bis höchſtens eine ganze Stunde abgelöſt wird. Ueber Nacht brütet das Weibchen allein, während das Männchen dicht vor oder im Eingange des Neſtes, bei kühlem Wetter auch in demſelben ſitzt. Das Neſt gleicht gewöhnlich dem des grauen Aſtrild, doch iſt es größer, weniger kunſtvoll, hat niemals eine Flug— röhre und auch kein ſehr enges oder zierlich gerundetes Schlupfloch. Das Gelege aus 3 bis 5 Eiern wird in 11 Tagen erbrütet und die Fütterung der Jungen beſteht anfangs in weicher Fleiſchnahrung, ſowie aus feinen, ſpäterhin größeren gequellten Sämereien nebſt Grünkraut. Der Neſtflaum der Jungen iſt bläulich und die kleinen Drüſen an den Schnabelſeiten ſind blauweiß. Im Jugendkleide erſcheint das Gefieder an Ober— kopf und Rücken aſchgrau, Flügelſchwingen und Oberſchwanz dunkel ſchwärzlichgrau, Kehle weißlichgrau, Bruſt und Bauch hell aſchgrau, bereits ſehr ſchwach roſenroth überhaucht, und das ganze Gefieder zart gewellt, bis auf den fahlbraunen hintern Unterleib und dunkelbraunen Unterſchwanz. Der rothe Streif um das Auge und den Schnabel iſt lebhaft, jedoch ſehr zart angedeutet. Auge ſchwarzbraun, Schnabel glänzend ſchwarz, die ſtarken Füße bräunlichſchwarz. Bei der Ver— färbung tritt das Roth an Unterbruſt und Bauch immer kräftiger hervor, während ebenſo die dunkeln Wellenlinien deutlicher werden und dadurch das Gefieder weniger aſchgrau und immer mehr dunkelbraun erſcheint. Etwa in der fünften Woche beginnt der Schnabel lichter zu werden und geht dann durch immer hellere Schattirungen zum ſchönen Korallenroth über. In allem übrigen ſtimmt die Brutentwickelung mit der des grauen Aſtrild überein. Die Anmuth und Lieblichkeit des Helenafaſänchens entfaltet ſich namentlich, wenn man ein Pärchen frei in einer Vogelſtube fliegen laſſen kann. Dann ge— hören ſie nicht allein zu den ſchönſten, ſondern auch zu den liebenswürdigſten und friedfertigſten aller dieſer kleinen Vögel. Ebenſo verträglich und harmlos ſind ſie im Geſellſchaftskäfige, wie im kleinen Bauer paarweiſe, auch im gleichen Geſchlecht oder mit einem andern, nahverwandten Prachtfink zuſammen. Den— noch darf man nicht zwei oder mehrere Pärchen in einem Raume niſten laſſen; 48 l Die Prachtfinken. die Männchen befehden ſich zur Brutzeit gewöhnlich ſo heftig, daß keines der Pärchen zur erfolgreichen Aufzucht der Jungen gelangt. Auch hat man dieſem Vögelchen etwas recht Böſes nachgeſagt. Herr Hauptmann von Schlegell in Altona beobachtete nämlich, daß die Helenafaſänchen zuweilen ganz kleine, manch— mal noch lebende Junge umhertrugen, und Herr Graf Vorck von Wartenburg beſtätigte dies. Allein es iſt nicht feſtgeſtellt worden, ob das Pärchen dieſe Jungen aus fremden Neſtern geſtohlen oder ob es die eigenen Jungen, wie dies auch andere Vögel leider nicht ſelten thun, aus dem Neſt geworfen und fortge— tragen. Da dieſer Prachtfink nach entſprechender Fleiſchnahrung, vornehmlich Mehlwürmern, ſehr lüſtern iſt, ſo liegt die Vermuthung nahe, daß ein Pärchen, welchem dies nothwendige Futter vielleicht fehlt, die eigenen oder fremde Jungen tödtet, um ſeine Gier zu befriedigen. Immerhin würde dies dann aber nur die abſonderliche Untugend einzelner Vögel ſein. An einem Pärchen dieſer Vögel, welche mich in meinem Arbeitszimmer aus der Vogelſtube nebenan häufig beſuchten, machte ich die Beobachtung, daß ſie ſehr gern und reichlich Stearin von einer Kerze naſchten, und auch hieraus erhellt, wie nothwendig für ſie, und natürlich alle Prachtfinken überhaupt Fett, am beſten ein gewöhnliches Talglicht zur naturgemäßen Ernährung iſt. Ebenſo bemerkte Freiherr von Beuſt in Karlsruhe, daß die Helenafaſänchen beſonders mit friſchen halbreifen Gräſerſamen ihre Jungen glücklich durchfütterten. In der weiteren Verpflegung, ſowie in allen anderen, nicht beſonders erwähnten Eigenthümlichkeiten ſtimmt der gewellte Aſtrild mit ſeinem nächſten Verwandten, dem grauen Aſtrild, überein. Doch wolle man darauf achten, daß das Helena— faſänchen im Käfige nur ſelten zur erfolgreichen Brut gelangt, wenn derſelbe nicht ſehr groß und das Pärchen vor Beunruhigungen und Störungen geſchützt iſt. Als beſte Niſtvorrichtung giebt man ein umgekehrtes Harzerbauer, aus welchem man die obere und die eine ſchmale Seite fortgebrochen, ſo daß es oben und vorn offen iſt. Auch von dieſem Prachtfink hat man bereits mehrfach Baſtardbruten mit verwandten Arten erzielt. Herr Dr. Rey in Halle erzog vom gewellten und grauen Aſtrild Junge, Herr Baron von Freyberg vom gewellten und gelb— bäckigen Aſtrild. Noch ungleich intereſſanter iſt aber die Baſtardbrut von einem männlichen Helenafaſänchen und einem weiblichen Schmetterlingsfink, welche in der Vogelſtube des Herrn Fabrikant Werner in Aarhuus in Dänemark flügge geworden. Dieſe Vögelchen waren im Jugendkleide oberhalb, an Kopf, Rücken und Flügeln dunkel ſchwarzgrau, Schwanz blauſchwarz; unterhalb etwas heller, nur dunkelgrau mit röthlichem Anflug, beſonders an dem noch lichteren Bauch; Schnabel dunkel blaugrau, mit himmelblauen Wärzchen der Wachshaut. Nach der Verfärbung erſchienen die Männchen in folgendem wunderlichen Ge— Der gewellte Aſtrild. 49 fieder: oberhalb die Farbe des Helenafaſänchens, doch eine Schattirung dunkler und faſt ohne Wellenzeichnung; dieſelbe tritt nur verwaſchen und unregelmäßig auf. Unterhalb, an Unterbruſt, Bauch und Unterſchwanz iſt der Vogel dunkel blaugrau, nach den Seiten zu röthlich und an der Bruſt geht das Blau in Blauroth über. Von dem glänzend korallenrothen Schnäbelchen zieht ſich, wie beim Helenafaſänchen, ein breiter ſchön rother Streif ums Auge, der aber in einen etwas heller rothen, breiten Backenfleck ſich erweitert. Die Weibchen find einfarbig, fahlröthlichgrau mit ſehr feinen dunklen Wellenlinien und unterhalb mit bläulichem Anflug. Noch ungleich intereſſanter erſcheint aber die Baſtard— zucht zwiſchen Helena- und Silberfaſänchen, welche dem Herrn Drenckmann in Wernigerode geglückt iſt. Auf die aus derſelben hervorgegangenen Vögelchen werde ich in der Schilderung des Silberfaſänchens zurückkommen. Der gewellte Aſtrild heißt auch blos Aſtrild oder Faſänchen, großer Aſtrild, großes Faſänchen, rothbäuchiger Aſtrild, Rothbauch-Aſtrild, Helenafaſänchen, Helenavogel, Helenavögelchen, Korallenſchnäbelchen. Astrild de St. Helene (Vekemans); Astrild, Astrild undulée, Astrild du Senegal, St. Helene, Bec de cire, Bec de coraille undulée (bei den franzöſiſchen Händlern); St. Helena-Waxbill (Jamrach), auch The undulée (bei den übrigen Londoner Händlern); St. Helena-fazantje (niederländiſch); Red-bellied Waxbill (List of the animals in the Gardens of the Zoological Society of London). * Nomenclatur: Loxia astrild, Linne; Linaria cinerea orientalis, Seligmann; Se- negalus striatus, Brisson:; Fringilla astrild et rubriventris, Vieillot; Estrelda astrild et rubriventris, Gray; Habropyga astrild, Cabanis, Heuglin, Finsch et Hartlaub; Astrilda undulata, Reichenbach. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb, ganze Oberſeite, obere Schwanzdecken und Schwanzfedern hellbraun, mit feinen dunkleren Querlinien, welche auf dem Oberkopfe, Hinterkopfe und an den Halsſeiten am zarteſten und wenigſten ſichtbar, auf den Schwanzfedern ſtärker, aber an der Außenfahne verwaſchen ſind; Schwingen dunkelbraun, mit ſehr ſchmalen helleren Säumen an der Außenfahne; Zügelſtreif hoch ſcharlachroth, das Auge ober- und unter— halb umſäumend; Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle bräunlichweiß; im übrigen unterhalb heil» braun mit dunkeln feinen Querlinien wie auf der Oberjeite und blaß roſenroth überlaufen: Kehle und Kopf deutlicher roſenroth, in der Mitte der Unterbruſt und des Bauches mehr oder weniger lebhaft ſcharlachroth; untere Schwanzdecken ſchwarz; untere Flügeldecken blaß rothgelb— lich⸗-iſabellfarben; Schwanz ſtufenförmig, ſtark geſteigert; Auge gelbbraun, Schnabel korallen— roth, Füße dunkelbraun. Weibchen wie S. 43 angegeben. Jugendkleid S. 46. Aegintha undulata. Supra pallide brunnea; tenuissime fusco fasciolata, subtus pallidior, similiter signata; crisso et subcaudalibus nigris; alis caudaque fuseis; rostro, striola per oculum mediisque pectoris et epigastrii coceineis; pedibus nigris; notaeo et gastraeo totis certa sub luce roseo lavatis. *) Hier iſt noch nachzutragen, daß der graue Aſtrild in der Lifte des Londoner zoologiſchen Gartens Common Waxbill und in den Verzeichniſſen der niederländiſchen zoologiſchen Gärten Grauwe St. Helena-fazantje benannt iſt. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 4 50 . Die Prachtfinken. Länge 10,5 em. (4 Zoll), Flügel 4, em. (1 3. 9 Linien), Schwanz 4, em. (1 Z. 8 L.) Juvenis: pileo dorsoque cinereis, remigibus et rectricibus nigro -cinereis; gula albido-cinerea, pectore abdomineque dilute cinereis, obsoletissime roseo-afflatis; plumis omnibus praeter erissum lurido-fuscum et subcaudales obscure fuscas, sub- tiliter undulatis; stria circa oculum rostrumque laete rubra, attamen tenuissima; iride nigro-fusca; rostro nitente, nigro; pedibus fortibus, subfusco-nigris. Beſchreibung des Eies: Länge 16 mm., Breite 12 mm. Farbe weiß, glänzend; Geſtalt lange Eiform. O vum album, nitens, longiusculum. Reichenbach führt ſodann noch einen ſchwarzſchwänzigen Aſtrild (A. nigricauda, Zchb.) an, welcher jedoch von dem grauen Aſtrild in Wirklichkeit ſich nicht unterſcheidet. Ferner hat man einen rothbäuchigen Aſtrild (A. rubri- ventris, Le.) beſchrieben, welchen bereits Vieillot beſeſſen und gezüchtet. Dieſer PAstrild a ventre rouge iſt jedoch nur ein recht ſchönes, am Unter— körper lebhafter und kräftiger rothes Männchen des gewellten Aſtrild im Hochzeits— kleide. Ebenſo zeigt die weſtliche Lokalraſſe (A. occidentalis, Jard.) keine weſentliche Abweichung von dem letzteren. Dagegen giebt es noch einige nahverwandte Arten, welche hier aufzuführen ſind, obwol ſie bisher noch nicht lebend in den euro— päiſchen Vogelhandel gelangten. Dies kann über kurz oder lang jedoch ge— ſchehen und iſt, angeſichts der immer lebhafter ſich entwickelnden Liebhaberei für die kleinen Prachtfinken, wol ſicher zu erwarten. Der Zügelaſtrild [Aegintha rhodopyga] ift dem gewellten und noch mehr dem grauen Aſtrild ſehr ähnlich und nur an den rothen oberen Schwanzdecken, rothgerandeten großen Flügeldecken und Armſchwingen, ſowie den an der Wurzelhälfte rothen Steuerfedern zu erkennen. Auch fehlt ihm der roſenfarbene Anflug an der Unterſeite und das Roth am hintern Unterleibe völlig. Heuglin ſagt, daß er ein Pärchen bei Keren an der Nordgrenze von Abeſſinien im dichten Gebüſch eines Regenbettes erlegt habe und daß der Vogel in Nordoſtafrika ſehr ſelten ſei. Weitere Nachrichten fehlen und daher bedarf es nur dieſer beiläufigen Erwähnung. (Habropyga rhodopyga, Sund., Gray, Finsch et Hartlaub; Fringilla frenata et effrenata, Zicht.; Habropyga frenata, Cab., Heugl.; Habropyga leucotis, Heugl.; L’Astrild bridé; The bridled Astrild). Der rothbärtige Aſtrild |Aegintha rufibarba] ijt dem grauen Aſtrild ähnlich, doch etwas größer. Färbung oberhalb ſatter graubräunlich, ohne röthlichen An— flug, überall mit Ausnahme des Scheitels fein, doch ſehr bemerkbar quergeſtreift; Kehle, Wangen und Unterſchwanz grau-, faſt reinweiß; unterhalb heller, ganz ohne roſenrothen Anflug und rothen Bauchfleck; Schwanz bläulichſchwarz, obere Schwanzdecken ſchwarz, zuweilen fein hochroth geſpitzt. Heughin meint, daß dies Vögelchen im Nilgebiet nicht vorkomme. Im Berliner Muſeum ſind von Der Zügel-, rothbärtige und der orangebäckige Aſtrild. 51 Ehrenberg und Hemprich im ſüdarabiſchen und abeſſiniſchen Küſtenlande eingeſammelte Exemplare vorhanden. Weiteres iſt über den Vogel nicht bekannt. Sobald uns Afrika mehr aufgeſchloſſen wird, dürfen wir auch die Einkehr ſolcher ſeltenen Gäſte in unſere Vogelſtuben erwarten. Uebrigens kann ich nicht be— greifen, weshalb man dieſen Vogel eigentlich den rothbärtigen Aſtrild benannt hat. (Fringilla rufibarba et buccalis, Ehrbg.; Habropyga rufibarba, Cab., Heugl.; Estrilda rufibarba, @ray. L’Astrild ä barbe rouge; The red-bearded Astrild). Der orangebäckige Aftrild |Aegintha melpödal. Tafel I. Vogel 4. Es gehört jedenfalls ein aufmerkſamer und zugleich liebevoller Blick dazu, um die Gewohnheiten dieſer Vogelwelt ſo zu erforſchen, daß man ſelbſt bei den zahlreichen nahverwandten Arten an jeder einzelnen diejenigen Eigenthümlichkeiten aufzufinden vermag, welche als charakteriſtiſche Unterſcheidungsmerkmale in Hinſicht der Lebensweiſe und des ganzen Weſens überhaupt gelten dürfen. Recht ſchwer hält dies namentlich bei dieſen allerliebſten kleinen Prachtfinken. Hier ſieht ſelbſt der Kenner gewöhnlich keinen andern Unterſchied, als die allerdings ſehr auf— fallende und mannigfaltig verſchiedene Färbung des Gefieders. Dennoch muß ich, da das oben genannte Ziel als eine der Hauptaufgaben aller Vogellieb— haberei zu erachten iſt, dahin ſtreben, das Lebensbild eines jeden einzelnen Vogels den Leſern in dieſem Sinne vorzuführen. Wenn gegen die Dämmerung hin die Bewohnerſchaft der Vogelſtube und insbeſondere die Prachtfinken noch eine ungemeine Rührigkeit eutfalten, indem ſie entweder zuguterletzt den Futterplatz emſig bevölkern oder bereits um die bequemſte Ruheſtätte ſich zanken, ſo erſcheint der orangebäckige Aſtrild, von den Händlern O rangebäckchen genannt, als einer der lebhafteſten. Die ganze Geſellſchaft iſt harmlos mit ihren verſchiedenen Verrichtungen beſchäftigt, da macht der Beobachter eine unwillkürliche haſtige Bewegung — und mit ſchrillem ßit, ßit! jagt das männliche Orangebäckchen alle Genoſſen ſofort in die Flucht. Es iſt nämlich der Warner unter dieſen Vögeln. Förmlich mit Argusaugen ſcheint es über die Sicherheit der ganzen Gemeinſchaft zu wachen; wenn das Fenſter einer vorüberfahrenden Droſchke einen plötzlichen Lichtſchein an die Decke der Vogelſtube wirft, wenn ein Papierdrachen oder ein Taubenſchwarm in die Luft ſich erhebt, namentlich aber bei jeder ungewöhnlichen Erſcheinung in der Nähe, — als z. B. eine Beſucherin ihren Muff mitgebracht. — immer ſchreckt der Warnungsruf des Orangebäckchens dieſe ganze gefiederte Welt aus ihrer Gemüthlichkeit auf und verſetzt ſie nicht ſelten in ſtundenlange Unruhe. Dennoch durfte ich den kleinen 4 * * 52 Die Prachtfinken. Störenfried nicht entfernen, da ich doch auch ihn züchten, ſeine Brut und Ent— wickelung beobachten wollte. Uebrigens muß ich nebenbei bemerken, daß faſt immer irgend ein Mitglied einer ſolchen Geſellſchaft dies Wächteramt in mehr oder minder eifriger und auffallender Weiſe übernimmt, wie dies ja auch bei den Herden und Scharen freilebender Thiere vielfach beobachtet werden kann. Die in der Vogelſtube ge— haltenen und beiſammen lebenden Vögel müſſen ſich alſo ebenfalls gleichſam als eine geſellige Gemeinſchaft betrachten. Nachdem ich das Orangebäckchen ſpäterhin nach glücklicher Züchtung und Erreichung meines Ziels entfernt hatte, um die fortwährenden Störungen abzuſtellen, welche für alle übrigen Bruten natürlich ſehr ſchädlich ſich zeigten — übernahm das Amt des Warners ſogleich ein Hartlaubszeiſig, zu anderer Zeit wiederum ein weiblicher Schmetterlingsfink, dann ein Männchen der grauköpfigen Zwergpapageien u. ſ. w. Der orangebäckige Aſtrild iſt einer der zierlichſten aller dieſer kleinen Afri— kaner. Sein Vorderkopf iſt bläulichaſchgrau, der Hinterkopf bräunlichgrau, das ganze obere Gefieder iſt dunkler aſchgrau mit ſchwarzbraunem Schwanz und glänzend fuchsrothem Bürzel. Dazu ſtehen die dunkel orangegelben Wangen nebſt rothem Augenbrauenſtreif, die grauweißliche Kehle und die fleiſchrothen Füße dem Vogel ungemein hübſch. Das Weibchen iſt vom Männchen nur durch die viel weniger lebhafte Farbe der Bäckchen, Augenbrauen und des Bürzels zu unter— ſcheiden. In der Größe ſtimmt auch dieſer Prachtfink mit dem grauen Aſtrild überein, nur erſcheint er ſchlanker. Auch in ſeinen gewandten Bewegungen iſt das Orangebäckchen jenem nahen Verwandten durchaus ähnlich, nur lebhafter und unruhiger, immer munter und regſam. Die angenehme Färbung mit den allerliebſten orangegelben Bäckchen, die ſchlanke, zierliche Geſtalt und die Liebenswürdigkeit des Benehmens laſſen dies Vögelchen wiederum zu den beliebteſten zählen. Dabei iſt es durchaus nicht weichlich, ſondern gehört zu den kräftigſten und ausdauerndſten unter dieſen kleinen Prachtfinken. In einer Schmuckvolière und im Geſellſchaftskäfige zeigt es eben jene anmuthige Beweglichkeit, welche viele Freunde der Prachtfinken ſehr lieben. Sein zwitſchernder Geſang iſt von keiner Bedeutung, allein wenn das Männchen, den Schwanz zierlich ausbreitend und taktmäßig hin und her bewegend, den Kopf in die Höhe ſtreckend, mit knixenden Bewegungen und unter lautem Geſchmetter ſeinen Liebestanz aufführt, ſo entfalten auch dieſe Vögelchen ein aller— liebſtes Bild. Aeußerſte Aengſtlichkeit, gepaart jedoch mit einer gewiſſen Keckheit und vielwagenden Neugierde, dürften die bezeichnendſten Eigenthümlichkeiten dieſes Vogels ſein. Dr. Luchs rühmt vorzugsweiſe ſeine Sauberkeit und das immer glatte und volle Federkleid. In intereſſanter Weiſe ſchildert er die Neugierde eines Pärchens. Jede fremde Erſcheinung umhüpfen ſie ſchwanzwippend und jeden Der orangebäckige Aſtrild. 53 ungewöhnlichen, auffallenden Laut beantworten ſie mit einem mehrmals ſchuell wiederholten Sriſriſriſri! Vieillot jagt über den Bengali aux joués orangéeès ſehr wenig; er— hielt ihn für ſehr weichlich und deshalb 22 bis 25 Grad Wärme bei ſeiner Züch— tung für nothwendig. Reichenbach theilt auch beinahe nichts über ihn mit, als die unrichtige Behauptung, daß er einen zarten, lieblichen Geſang hören laſſe. Ebenſo haben die Afrikareiſenden bis in die neuere Zeit hinauf über das Freileben dieſes Vogels kaum erwähnenswerthe Angaben gemacht, und dies ſcheint um ſo mehr verwunderlich, da ſie alle darin einig ſind, daß dieſer Aſtrild zu den zahlreichſten Finken Afrikas gehört. Seine Verbreitung dürfte nahezu die des grauen Aſtrild ſein, ſich jedoch vielmehr über den Weſten Afrikas er— ſtrecken. Beobachtet iſt er am Senegal, Kap Lopez, in Angola u. ſ. w.; neuer— dings fand ihn Dr. Reichenow häufig in den Ebenen an der Goldküſte. Dieſer Forſcher meint, daß er nicht ins Gebirge hinaufgehe. Wenn keine Störung eintritt oder überhaupt kein Gegenſtand vorhanden iſt, über den die Orangebäckchen in Entrüſtung und Furcht gerathen können, ſo zeigen ſie ebenfalls ein ungemein liebenswürdiges Benehmen. Ihre ausdrucksvollen Schwanzbewegungen erſcheinen namentlich intereſſant bei der Wahl des Niſtorts. Da wippen die Schwänze nicht haſtig auf und ab, ſondern von einer Seite zur andern in einem gewiſſen Bogen und dieſe Bewegungen drücken zweifellos die Gefühle der erwägenden und prüfenden Wahl aus. Die Oertlichkeit des Neſtes muß immer dem hervorſtechendſten Charakterzuge, eben der Aengſtlichkeit, entſprechen; es ſteht entweder frei im ſehr dichten Gebüſch oder iſt in dem Korbneſt eines hoch— hängenden, offenſtehenden Käfigs angelegt. Hier wird nun in eifrigſter Weiſe eingetragen und zwar ſchleppen beide, Männchen und Weibchen, mit gleichem Eifer eine ungeheure Maſſe von Bauſtoffen zuſammen und formen daraus ein außerordentlich künſtliches, kugelrundes Neſt mit einem ſehr engen, kreisrunden und zierlich geglätteten Schlupfloch, ohne angehängte Einflugroͤhre. Giebt es in der Vogelſtube friſche Spargelzweige, ſo baut das Orangebäckchen mit Vorliebe aus dieſen, andererſeits aber auch aus mancherlei anderen dünnen und biegſamen Stoffen, wie beſonders gern aus Aloé- oder Agavefaſern, welche den Webervögeln geboten werden. Mit Beſtimmtheit darf ich nicht behaupten, daß ich auch dieſen Prachtfinf zuerſt in der Gefangenſchaft gezüchtet; außer meiner Vogelſtube iſt er in denen der Herren Linden, Dr. Rey, Freiherr von Beuſt, Hendſchel u. A. zum erfolgreichen Niſten geſchritten, und in Uebereinſtimmung mit den genannten Züchtern beſchreibe ich daſſelbe. Die Brut beſteht faſt regelmäßig aus drei bis vier, jedoch auch bis zu ſieben Eiern. Soweit gedeiht dieſelbe übrigens ſehr häufig, denn einerſeits ſind 54 Die Prachtfinken. dieſe kleinen Prachtfinken, ihrem hurtigen Weſen entſprechend, außerordentlich flink mit der Errichtung des Neſtes fertig und andererſeits entwickeln ſie ebenfalls eine ſtaunenswerthe Fruchtbarkeit. Allein zum glücklichen Ausfliegen der Jungen kommt es doch nur höchſt ſelten. Sobald irgend eine wirkliche oder vermeintliche Störung, nur ein unbeſtimmtes Geräuſch wahrnehmbar wird, huſchen ſie vom Neſt herunter und wol ſtundenlang ſcheltend und zirpend durch das Gebüſch, bevor ſie es wagen, wieder hineinzuſchlüpfen — um im nächſten Augenblick ebenſo da— von zu flüchten. Nach der übereinſtimmenden Meinung aller erfahrenen Vogel— wirthe gehört dieſer Vogel daher zu denen, welche am ſchwierigſten zu züchten ſind; denn ſelbſt als ich ein Pärchen gezähmt und ganz zutraulich gemacht hatte, vermochten fie es durchaus nicht, dieſe ſeltſame Aengſtlichkeit zu überwinden, jo daß auch aus ihrer Brut kein erfreuliches Ergebniß hervorging. Beide Gatten des Pärchens brüten auch gemeinſchaftlich, denn ſie hängen ſo innig aneinander, daß ſie ſich kaum für Augenblicke trennen mögen. Die Brut— dauer und Entwickelung der Jungen iſt der des grauen Aſtrild gleich. Der Neſt— flaum der Jungen erſcheint gelblichgrau mit reinweißen Schnabeldrüſen. Das Jugend— kleid iſt oberhalb hell aſchgrau, unterhalb noch heller grau, mit bräunlichem Grundton, Schwanz- und Flügelfedern dunkler, ſchwach roͤthlichgrau, Bürzel röthlichgelb, nur wie angehaucht, Bäckchen ſchwach hellgelb; Schnabel und Füße ſchwarz. Die Verfärbung beginnt ſchon in der dritten Woche, durch immer deutlicheres Hervor— treten der farbigen Abzeichen, und iſt in der fünften Woche ſo weit vollendet, daß das Schnäbelchen durch immer hellere Schattirungen glänzend roth geworden. In allem übrigen iſt der orangebäckige dem grauen Aſtrild durchaus gleich, auch im Preiſe. Bei den Großhändlern, beſonders in Antwerpen, ſtehen die Orangebäckchen faſt regelmäßig etwas höher und gelten meiſtens 6—8 Fres. Sie kommen jedoch nur ſelten entfedert in den Handel und ſind faſt immer zu haben. Die Seite 41 erwähnten Miſchlinge aus einer Brut vom männlichen Orange— bäckchen und weiblichen grauen Aſtrild hatten folgendes Jugendkleid: Kopf, Hals und ganze Oberſeite fahl aſchgrau, Bruſt und Bauch weißlichgrau, letzterer ſchwach roſa angehaucht. Rings um das Auge war eine zarte roſenrothe Färbung bemerkbar, welche den Bäckchen des alten Männchens entſpricht. Schwanz ſchwarz, Bürzel zimmtbraun; Schnabel ſchwarz mit weißer Wachshaut. Nach der Ver— färbung glichen die jungen Vögel in Geſtalt und Farbe vollſtändig dem grauen Aſtrild, nur zeigte ſich unterhalb des etwas breiteren rothen Augenbrauenſtreifs die Backenzeichnung des Orangebäckchens, aber nicht in gleicher Farbe, ſondern ſchön roſenroth und auf dem Bürzel hatten ſie das volle Fuchsroth des Orange— bäckchens, während der Unterleib kräftig roſenroth überhaucht war. Die gleichen Miſchlinge haben außer Herrn Hendſchel auch noch andere Vogelliebhaber, be— ſonders Herr Freiherr von Beuſt auf Wertheim, gezogen. Der Sumpfaſtrild. 55 Der orangebäckige Aſtrild heißt auch Orangebäckchen, Orangewange, orangebäckiges Faſänchen, Gelbbäckchen und gelbwangiger Aſtrild. Joué orange (bei Vekemans und den franzöſiſchen Händlern); Orange- cheeked Waxbill (bei Jamrach und in der Liſte des Londoner zool. Gartens); Bengueli au Melpoda à joués orangées (Pariſer Händler); Orange checked Melpoda (Londoner Händler); Oranje-backed Astrild (uiederländiſch). Nomenclatur: Fringilla melpoda, Vieillot; Fringilla lippa, Lichtenstein; Habro- pyga melpoda, Hartlaub, Cabanis ete.; Estrilda melpoda, Gray; Melpoda lippa, Hei- chenbach. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb, Rücken und Flügel röthlichhellbraun, Ober- und Hinterkopf bläulichaſchgrau; Augenbrauenſtreif, ober- und unterhalb des Auges gelblichroth; Wangen lebhaft orangeroth; Kehle grauweiß; unterhalb zart bräunlichaſchgrau, nach hinten zu und an den Schenkeln dunkler, an der Bruſt und Bauchmitte heller aſchgrau; hinterer Unterleib zart orangegelb; Schwanz dunkelbraun mit fuchsrothem Bürzel. Schnabel glänzend roth; Auge goldbraun, Füße bräunlichgrau. Weibchen wie Seite 52 angegeben; doch namentlich durch das Fehlen oder die viel ſchwächere Färbung des gelben Bauchflecks zu erkennen. Jugendkleid Seite 54. Aegintha melpoda. Supra dilute brunnea, pileo dilute cinereo; cauda plumbea, teetricibus caudae superioribus coceineis; macula ante-oculari striolaque supraciliari laete miniato-aurantiacis, genis magis aurantiacis; subtus canescens, gula et pectore albidioribus, abdomine magis brunnescente; rostro rubro. Länge 10 em. (3 3.68%), Flügel 4,8 em. (1 3. 8 L), der gerade abgeſchnittene Schwanz 4,2 em. (1 Z. 6 L.). Juvenis supra dilute cinerea, subtus fuscescente cana; remigibus et reetrieibus obscurioribus, rufescente cinereis; uropygio obsolete vitellino; genis flavo-afflatis; rostro pedibusque nigris. Beſchreibung des Eies: Farbe reinweiß, matt; Geſtalt länglich mit deutlicher Spitze. Länge 16 mm., Breite 12 mm. Oyum pure album; opacum, sublongum, apice distincto. Der Sumpfaſtrild [Aegintha paludicolal. Heuglin erwähnt, als dem orangebäckigen Aſtrild ſehr naheſtehend, dieſen Vogel, von dem es ihm jedoch nur gelungen iſt, einige Weibchen zu erlegen. Da er eine vorzügliche Abbildung gegeben, nach welcher dieſer Aſtrild mit keinem andern übereinſtimmend erſcheint, ſo will ich ihn hier wenigſtens mitzählen, vorausſetzend, daß demnächſt Weiteres über ihn bekannt, bezüglich daß er auch lebend bei uns eingeführt werde. Der Reiſende ſagt über ihn Folgendes. Dieſer Vogel ſteht dem orangebäckigen Aſtrild am nächſten, iſt aber abweichend gefärbt von allen hierher gehörenden Verwandten. Sein Mantel iſt ziemlich lebhaft hirſchbraun, ohne Beimiſchung von Grau und die Querſtreifung iſt noch feiner, als beim grauen Aſtrild. Ich konnte nur wenige Weibchen dieſer zweifellos neuen Art einſammeln und zwar in den Mo— naten Februar, März und April. Sie hielten ſich im Hochgras der Sümpfe längs des Gazellenfluſſes auf der Inſel Reg, in Bongo und Dembo auf. Es ſind recht muntere, geſchwätzige Vögelchen, die ſehr geſchickt im Schilf und auf Gras— 56 Die Prachtfinken. ſtengeln umherklettern, ſich wiegen und wenn ſie aufgeſcheucht werden, niedrig, raſch und lärmend abſtreichen, um auf dem nächſten Grasbuſch wieder einzufallen. Die Locktöne beſtehen in ziemlich leiſem Zirpen und Schwätzen. Da der Naturforſcher keine Männchen davon erlegt hat, ſo verlohnt es ſich nicht, eine nähere Beſchreibung zu geben. Sollte das Vögelchen vor dem Schluß dieſes Bandes noch auf den Vogelmarkt gelangen, ſo werde ich eine ſolche im Anhange bringen. Nomenclatur: Fabropys a paludicola, Heuglin; Estrelda paludicola, l. u 55 22 Ir de 2 Der g grüne Aſtrild [2 Ve viridis]“ 9 Reichenbach giebt auch eine Ab— bildung von dem Beugali vert Vieillot's, welchen der Letztere in zwei lebenden Exemplaren bei M. Becoeur gefunden hatte. Dies Vögelchen ſoll in der Mitte eines niedrigen Buſches aus feinen Kräutern, Haaren und Federn ſein Neſt er— bauen. Da aber Hartlaub bei gelegentlicher Erwähnung hinzuſetzt, daß es eine, von ihm nie geſehene, erſt weiterer Beſtätigung bedürfende Art ſei, und da alle übrigen Afrikareiſenden den Vogel gar nicht mitzählen, ſo darf ich wol die Annahme ausſprechen, daß hier eine Verwechslung vorliege — und zwar glaube ich, daß zu derſelben der kürzlich von Hagenbeck eingeführte ſogenaunte grüne Bengaliſt oder richtiger gelbgrüner Aſtrild [A. formosa] geheißen, die Veranlaſſung gegeben. Die Schilderung deſſelben erfolgt weiterhin. Nomenclatur: Fringilla viridis, Vieillot; Estrelda viridis, Hartlaub, Gray; Astrilda viridis, Reichenbach. Der ſchwarzköpſige Aſtrild |Aegintha atricapilla]. In einer Sendung afrikaniſcher Vögel von Ch. Jamrach in London er— hielt ich einen kleinen, düſter gefärbten Prachtfink mit ſchwarzer Kopfplatte und bräunlich ſcharlachrothem Unterleibe. Es iſt der von Verreaux zuerſt be— ſchriebene, in Weſtafrika, namentlich Gabon heimiſche Schwarzkopf-Aſtrild, welcher bis jetzt lebend noch nicht nach Europa gebracht fein dürfte. Denn meine, Anfragen haben ergeben, daß man ihn weder in den größten zoologiſchen Gärten jemals erhalten, noch daß die Großhändler ihn bisher geſehen hatten. Das un— ſcheinbare Vögelchen fällt nur beſonders durch den ſchön rothen Bürzel ins Auge. Es ſteht dem grauen Aſtrild augenſcheinlich ſehr nahe, denn es zeigt durchaus die Lebensweiſe deſſelben, auch paarte ſich das einzeln in meiner Vogelſtube vor— handene Männchen ſogleich mit einem Grauaſtrild-Weibchen. Der ſchwarzköpfige Aſtrild iſt oberhalb dunkelgrau, überall fein ſchwarz quer— geſtreift, auf den Flügeln am ſtärkſten, doch ſind die großen Schwingen ungeſtreift ſchwarzbraun und der Oberſchwanz reinſchwarz; Kopfplatte reinſchwarz; Bürzel und obere Schwanzdecken dunkelroth. Unterhalb, Geſicht, Backen, Kehle und Ober— bruſt hellgrau, Unterbruſt dunkler aſchgrau, Bauch, Unterleib und Unterſchwanz Der ſchwarzköpfige, der ſchwarzbäckige Aſtrild. 57 ſchwarzgrau; Bauchſeiten und Schenkel düſter ſcharlachroth. Auge goldbraun; Schnabel ſchwarz mit gelber Wurzel des Unterſchnabels; Füße dunkelbraun; Größe des gewellten Aſtrild. Ueber die Lebensweiſe des Vogels in der Heimat iſt faſt gar nichts bekannt. Verreaux beſchreibt ihn nur ganz kurz und auch die übrigen Forſcher fügen nichts Weiteres hinzu. Auf den erſten Blick macht das Vögelchen den Eindruck, als ſei es ein im engen, düſtern Käfig ſchwarz gewordener Grauaſtrild und daher mag es wol zuweilen bei den Großhändlern vorhanden ſein, aber überſehen werden. Nomenclatur: Estrelda atricapilla, Verreaux, Hartlaub, Gray. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung (ſiehe oben). Aegintha atricapilla. Cinerea, supra minutissime undulatim fasciolata; subtus tota einerea; crisso nigricante; pileo, cauda, rostro pedibusque nigris; tergo, uropygio, supracaudalibus et hypochondriis dilute coccineis. Länge 9 em. (3½ 3); Flügel 4, em. (13. 10,5 L.); Schwanz 3,3 em. (1 3. 8 L.). Der ſchwarzbäckige Aſtrild [Aegintha Dufresneil. Tafel III. Vogel 15. Im Jahre 1869 erhielt Hagenbeck in Hamburg in einem Käfige mit ſeltenen auſtraliſchen Vögeln zuſammen zum erſtenmale dieſen kleinen Afrikaner, ein zierliches Vögelchen von der Größe des grauen Aſtrild. In meinem „Handbuch“ habe ich ihn nach Reichenbach als Scharlachbürzel aufgeführt; richtiger iſt jedoch die obige Benennung, weil es unter den Prachtfinken mehrere giebt, welche einen rothen Bürzel und Oberſchwanz haben, ſo daß alſo leicht Irrthümer eintreten könnten. Der ſchwarzbäckige Aſtrild fällt durch ſein ſchwarzes Geſicht, mit weißlicher Kehle und gleichem Oberhals, bei angenehm grüngrauem Gefieder und glänzend ſcharlachrothem Bürzel, nebſt ſchwarzem Ober- und rothem Unterſchnabel, als eine liebliche Erſcheinung ins Auge. In feinen anmuthigen Bewegungen iſt er den nächſten Verwandten, Grauaſtrild und Orangebäckchen ſehr ähnlich, doch etwas ruhiger. Dies Vögelchen gehört zweifellos zu den ſeltenſten Erſcheinungen auf dem Vogelmarkt. Unter den Preisverzeichniſſen der größten Handlungen führt ihn nur das von Ch. Jamrach in London auf, und meine Bemühungen, ihn noch einmal zu erlangen, waren bis zum Frühjahre 1874 durchaus vergeblich. Dann erſt empfing ich wiederum von Hagenbeck zwei Männchen. Die Literatur theilt über dieſen Vogel äußerſt wenig mit, obwol er in allen Muſeen vorhanden und wahrſcheinlich in ſeiner Heimat gar nicht ſo ſehr ſelten iſt. Vieillot hat ihn in ſeinem großen Bilderwerk noch nicht aufgenommen, dagegen in dem ſyſtematiſchen Werke beſchrieben. 58 Die Prachtfinken. Die Heimat des ſchwarzbäckigen Aſtrild erſtreckt ſich über Süd- und Weſt— afrika. Die Reiſenden haben ihn in Trupps von 8—10 Köpfen in Grasdickichten gefunden, deren Sämereien ſeine Nahrung bilden. Das Neſt ſoll dem des Grau— aſtrild ähnlich ſein und etwa bis zur zweifachen Manneshöhe ſtehen. Weiteres iſt über die Lebensweiſe nicht bekannt. Heuglin beſchreibt ein hierher gehörendes Vögelchen [K. Eirnesti|, welches er für eine vom ſchwarzbäckigen Aſtrild verſchiedene Art hält, während Finſch beide als übereinſtimmend erklärt. Für die Liebhaberei fallen ſie jedoch ganz entſchieden zuſammen und daher ſei die Schilderung des erſteren Reiſenden hier angeführt. Ein äußerſt liebliches, munteres Vögelchen, das wir paar- und geſellſchafts— weiſe in den Bogos-Ländern, Tigrie, Semien, bei Gondar und im Wololande etwa zwiſchen 1,335 — 3,33 Tauſend Meter Meereshöhe ſahen. Es lebt vorzüglich an ſonnigen Gehängen, in deren Nähe Gewäſſer ſind, auf Felſen, Büſchen und im Hochgras, und ſcheint Standvogel zu ſein, der von uns in den Monaten Auguſt bis April beobachtet wurde. Im September fanden wir Junge und im Januar noch ein Neſt mit ſechs reinweißen Eiern in einer Felsritze. Es war nicht eben kunſtreich, ähnlich dem des kleinen Karminaſtrild, angelegt. Die jungen Vögelchen gleichen den alten, ſind aber viel blaſſer, an der Unterſeite mehr iſabellfahl gefärbt. Dieſer Vogel iſt ſcheu und flüchtig und daher nicht leicht zu erlegen. Sein Geſang (2), obwol nicht laut, iſt recht lieblich und abwechſelnd, der Lockton ein leiſes Zirpen. Der Magen enthielt Grasſämereien. Die erſten ſchwarzbäckigen Aſtrilde, von denen ich zwei richtige Pärchen er— hielt, trugen ſämmtlich den Todeskeim in ſich und ſtarben in wenigen Tagen, wie dies bei ſoeben angekommenen Vögeln ja leider nur zu häufig geſchieht. Es iſt wenig Hoffnung vorhanden, daß dieſer kleine Prachtfink jemals in größerer An— zahl eingeführt werden könnte; er wird immer eine Seltenheit des Vogel— markts bleiben. Der ſchwarzbäckige Aſtrild wird auch Schwarzbäckchen, Dufresne's Scharlachbürzel oder blos Scharlachbürzelchen genannt. In Ch. Jamrach's Preisliſte ſteht er als Dufresni’s Waxbill; in der Liſte d. zool. Gart. v. London Dufresne's Waxbill; Schwart-baccen Astrild (niederländiſch). Nomenclatur: Fringilla Dufresnei, Vieillot; Fringilla neisna, Lichtenstein ; Estrilda melanogenys, Sundeval; Estrelda Dufresnei, Hartlaub ; Coccopygia Dutresni, Reichenbach. — Red-rumped Finch, Brown; The black-eared Veaver-Finch; Le tisserin Dufresne; Tisserin melanotis ou melanogenys. Wiſſenſchaftliche Beschreibung. Kopf, Oberhals und Ohrgegend dunkel grünlich— grau; Mantel und Schultern olivengrün mit zarten dunkleren Querlinien; Flügelſchwingen braun mit gelblichgrünen Außenrändern; Schwanz ſchwarz, jede Feder fein heller geſäumt; Der rothſchwänzige Aſtrild. 59 \ Hinterrücken, Bürzel und Oberſchwanzdecken ſchön ſcharlachroth. Unterhalb, Geſicht, Backen und Kehle tiefſchwarz; Halsſeiten und Kropf weißlichgrau; Bruſt, Bauch, Hinterleib und Unter— ſchwanz aſchgrau bis bräunlichgrau, zart ockergelb überhaucht. Oberſchnabel ſchwarz, Unter— ſchnabel gelblichroth; Füße ſchwärzlichbraun; Auge dunkelbraun. Das Weibchen zeigt dieſelben, jedoch matteren Farben und iſt an Backen und Kehle nur ſchwärzlich grüngrau, auch iſt der Bürzel weniger lebhaft roth. Länge 10,5 em. (4 Z.); Flügel 4,6 em. (13/4 Z.); Schwanz 3,9 em. (1½ Z.). Aegintha Dufresnei. Pileo, regione parotica, unchaque obscure glauco-einereis; interscapilio humerisque olivaceo-viridibus, subtiliter obscurius undulatis; remigibus fuseis, extus flavoviride marginatis; rectricibus nigris, tenuiter dilutius limbatis; tergo, uropygio teetricibusque supracaudalibus late puniceis; facie, genis gulaque atris; colli lateribus, guttureque incanis; pec- tore, abdomine crisso et tectricibus infracaudalibus cinereis subochraceo- afflatis; maxilla rostri nigra, mandibula fulva; iride obscure fusca; pedibus piceis. Femina itidem, sed obsoletius colorata genis gulaque solis nigricante glaucis; uropygio pallidius rubro. Der rothſchwänzige Aſtrild |Aegintha coerulescens|. Tafel I. Vogel 3. In Hinſicht ganz abſonderlicher Schönheit, welche ſo recht die Farbenpracht der Tropen wiederſpiegelt, ſteht der bei den Liebhabern und Händlern als Schön— bürzel oder Grisbleu allbekannte Bengali grisbleu Vieillot's unter allen dieſen kleinen Prachtfinken hoch obenan. Dies Vögelchen iſt am ganzen Körper, mit Ausnahme des Schwanzes, Bürzels und Hinterrückens, ſchön blaugrau, hinterwärts dunkler grau, und vorn erſcheint er gleichſam wie weiß bereift, während jene erwähnten Theile prachtvoll dunkel blutroth ſind. Das Schnäbelchen iſt dunkelroth, ein feiner Streif durchs Auge iſt ſchwarz und die Weichen ſind beiderſeits mit einigen weißen Pünktchen gezeichnet. Vieillot ſagt über ihn, daß er ebenſo als die nächſten kleinen Verwandten dazu geeignet ſei, ſich bei uns einzubürgern und in der Gefangenſchaft fort— zupflanzen. Er verlange dieſelbe Sorgfalt und hohe Temperatur, als die anderen zarten Arten, auch ſolle man ihm Gebüſch zum Aufenthalt geben. Wiſſenſchaftlich unterſcheidet man drei hierher gehörende, einander überaus ähnliche Vögel. Der eigentliche rothſchwänzige Aſtrild [&. coerulescens] hat rothen Ober- und Unterſchwanz, ſowie rothen Bürzel und Unterrücken. Der zweite, welcher hier Natalaſtrild [A. incana] benannt ſei, zeigt nur die oberen Schwanzdecken, Bürzel und Hinterrücken roth, während die Schwanzfedern dunkel— olivenbraun ſind. Rothbür zel [A. Perreinil iſt die paſſendſte Bezeichnung für den letzten, welcher ſich dadurch unterſcheidet, daß ſeine unteren Schwanzdecken und der hinterſte Theil des Unterkörpers ebenfalls ſchwarz gefärbt ſind. Nach meiner Anſicht handelt es ſich bei dieſen drei Vögeln wol nur um die verſchiedenen Altersſtufen oder allenfalls um Abänderungen mehrerer Lokalraſſen. In der er— 60 Die Prachtfinken. ſteren Annahme beſtätigt mich das weiterhin beſchriebene Jugendkleid und die Ver— färbung. Da jedoch in den ausſchließlich wiſſenſchaftlichen Lehrbüchern alle drei als beſondere Arten auseinandergehalten werden, ſo muß ich dieſer Anſchauung hier natürlich Rechnung tragen. Für die Liebhaber und Züchter aber haben die Verſchiedenheiten drei ſo übereinſtimmender Vögel keine weitere Bedeutung. Ich ſchildere daher das von den deutſchen Vogelwirthen vielfach gehaltene und auch hier und da gezüchtete Rothſchwänzchen oder Schönbürzelchen im allgemeinen und bemerke, daß daſſelbe in allen drei Arten oder Varietäten in den Handel gelangt, am meiſten der eigentliche Rothſchwanz und viel ſeltener die beiden anderen. Beim Beginn meiner Zuchtverſuche hatte ich gerade mit dieſem Vogel abſonder— liches Unglück. Nachdem ich fünf Pärchen zugleich angeſchafft und dadurch auf dem ſchon mehrfach erwähnten Wege richtige Heckpaare erhalten, fand ich zunächſt die Be— hauptung der Händler beſtätigt, daß dieſer Prachtfink vorzugsweiſe zart und weich— lich ſei. Gewöhnlich kommen die Rothſchwänzchen in beſonders entfedertem und kläglichem Zuſtande von den Trausportſchiffen aus in die Großhandlungen, und dann gehört bei den weiteren Verſendungen nur wenig Näſſe, Zugluft oder plötzliche Temperaturveränderung dazu, um den zarten Lebensfaden der Vögelchen zu ver— nichten. Haben ſie ſich jedoch erſt einigermaßen erholt und wieder ein volles Ge— jieder erlangt, jo find fie gegen die Kälte doch nicht ganz jo empfindlich, als manche andere Art, z. B. der Schmetterlingsfink. Wenn der rothſchwänzige Aſtrild aber wieder völlig erſtarkt iſt und mit den Vorbereitungen zum Niſten beginnt, ſo zeigt er ſich erſt in ſeiner vollen Schönheit. Dann kann man ſich kaum ein lieblicheres Vogelpärchen denken, als gerade dieſes. Anmuthig und zierlich in jedem Thun, ſind ſie den ganzen Tag hindurch in beſtändiger Regſamkeit. Dabei erſcheinen ſie ungleich zarter im Weſen, ſchüchterner und doch zutraulicher als der graue Aſtrild und die übrigen Verwandten. Es hält durchaus nicht ſchwer, dieſe Vögelchen ſo zu gewöhnen, daß ſie nach kurzer Friſt auf die Hand kommen und einen Mehlwurm aus den Fingern holen. Der Flug iſt mehr ſchwebend und keineswegs ſo hurtig und hart, als bei den anderen. Auch ihre leiſen wispernden Locktöne oder ihre hellen Flötenrufe erklingen janft und melodiſch, nicht ſchrill und gellend. Einen wirklichen Geſang hat auch dieſer Aſtrild nicht. Die Rothſchwänzchen, welche ſich in meiner Vogelſtube ſehr gut erholt hatten, begannen dann bald einander auf das hitzigſte zu befehden, ſo daß ich bis auf ein Pärchen alle übrigen herausfangen mußte. Dieſes fing ſogleich an zu niſten. Beide Vögelchen trugen zarte Spargeläſte, Baſtfaſern und Fäden in ein ſehr hochhängendes Harzer Bauerchen, welches ein mit Leinewand ausgenähtes Körbchen enthielt, und in dieſem formten ſie ein kugelrundes Neſt mit einem ſehr engen, ſo kleinen Schlupfloch, daß man faſt glauben mußte, der Vogel könne gar Der rothſchwänzige Aſtrild. 61 nicht hindurch gelangen. Da gerade zu dieſer Zeit noch ſehr ſchöne Herbſttage einkehrten, ſo öffnete ich zwei große Fenſterflügel der Vogelſtube, welche mit einem Gitter aus Drahtgaze ausgeftattet waren. Obwol der Rahmen des Gitterfenſters an der einen Wand nur einen ganz geringen Zwiſchenraum hatte, ſo mußte ich doch annehmen, daß meine reizenden Schönbürzel durch dieſe Oeffnung entſchlüpft ſeien, denn ſie waren von jenem Tage an durchaus verſchwunden. Ich bedauerte nun nicht allein das vor wenigen Tagen fertige verlaſſene Neſt, ſondern auch und noch viel mehr meine armen, den ſchon ſehr rauhen Herbſtnächten im Freien preisgegebenen Rothſchwänzchen. Der Ort, an welchem das Harzer Bauerchen hoch oben in der Nähe der Zimmerdecke ſich befand, war ſehr ſchwer zugänglich, weil unterhalb viel dichtes, gerade reichlich mit Neſtern beſetztes Gebüſch angebracht war. Bis zum Ausfliegen der Jungen aus einigen dieſer Neſter mußte ich die Unterſuchung der Roth— ſchwänzchenbrut alſo verſchieben. Als ich aber dazu kam, jenes Harzer Bauerchen herunterzunehmen — wer beſchreibt da meine Verwunderung und meinen Aerger! Zunächſt fand ich das Neſt der Rothſchwänzchen völlig verſchloſſen, ſo daß ich nirgends eine Oeffnung entdecken konnte, und als ich das Schlupfloch ausräumte, ſah ich, daß es mit den Rispen verſchiedener zum Neſtbau dienender Gräſer feſt verſtopft war. Darinnen waren die beiden Vögelchen kläglich ver— hungert über fünf nahezu ausgebrüteten Eiern. Weitere Beobachtung ließ mich dann zu folgendem Ergebniß gelangen. In der Vogelſtube befand ſich auch ein Pärchen Pfaffenvögel oder Gürtelgrasfinken, welche ebenſo wie manche anderen Vogelarten die Gewohnheit haben, ein Neſt nach dem andern in größter Emſigkeit auszubauen, dann zu verlaſſen, um ſchleunigſt ein neues zu beginnen. So treiben ſie es eine geraume Zeit hindurch, bis ſie zuletzt ernſthaft niſten. Dieſe Vögel hatten nun, während die Rothſchwänzchen ſich bereits ſehr frühe des Abends zur Ruhe begeben, das enge Schlupfloch hinter ihnen ganz ausgefüllt, indem ſie die Gräſerfahnen u. dgl. hineindrängten. Hätte ich eine Ahnung von dem Vorgange gehabt, ſo wären die eingeſperrten Vögel noch wol zu retten geweſen; allein gerade in jenen Tagen konnte ich nicht Muße finden, anhaltend und aufmerkſam wie ſonſt zu beobachten, weil ich von dringenden Arbeiten ſehr in Anſpruch genommen war. Die rothſchwänzigen Aſtrilde ſind im Vogelhandel immer nur zeitweiſe zu haben und fehlen zuweilen Jahr und Tag völlig; auch werden ſie überhaupt niemals in größerer Anzahl eingeführt. Da meine übrigen Pärchen inzwiſchen ſämmtlich geſtorben waren, ſo konnte ich in geraumer Friſt keine anderen erhalten. Endlich überraſchte mich Herr Dr. Bodinus, Direktor des zoologiſchen Gartens von Berlin, damals noch von Köln aus, mit einem Paar. Nachdem dieſe beiden Vögel mehrere Monate hindurch in meiner Vogelſtube gelebt, ohne Neigung zur * 62 Die Prachtfinken. Brut zu zeigen, begannen ſie allmälig verſchiedene Niſtgelegenheiten zu durch— ſpähen und dann trugen ſie mit einmal beide ſehr eifrig weiche Grasrispen, Baſt und Fäden (Spargelzweige gab es jetzt im Frühjahr nicht) in das Erkerchen eines großen, auch ſehr hoch hängenden Käfigs ein. Das Neſt war in fünf Tagen fertig und wurde mit Baumwollflöckchen und weichen Federn ausgepolſtert. Das ebenfalls äußerſt enge, vollkommen kreisrunde Schlupfloch war mit Agave— faſern und Pferdehaaren zierlich gerundet und geglättet. Die Eier, wiederum fünf Stück, waren verhältnißmäßig nicht klein. Die Jungen haben einen dunkel— bläulichen Flaum, blauweiße Wachshaut und ſind gleich nach dem Ausſchlüpfen aus den Eiern ſonderbar winzig und häßlich. Das Jugendkleid erſcheint dem der Alten ähnlich und doch bedeutend ab— weichend. Flügel matt bläulichaſchgrau, Kopf und Hals noch fahler grau, Backen faſt ſilbergrau, Unterflügel dunkel ſilbergrau, Bruſt und Vorderrücken (gewöhnlich ganz kahl) hell mäuſegrau, Hinterrücken dunkel mäuſegrau, Bürzel, Ober- und Unterſchwanz ſchwärzlichroth; Schnabel am Grunde düſter gelblich fleiſchfarben, an der Spitze röthlich, Wachshaut ſehr groß und ſchön bläulichweiß; Auge ſchwarz; Füße oberhalb röthlich horngrau, unterhalb (Sohle) fahl horngrau, Knöchel gelblich. Nachdem die Rothſchwänzchen in meiner Vogelſtube ſodann mehrfach geniſtet, theilten mir nach und nach auch Herr Emil Linden, Ingenieur C. Hendſchel, Graf Yorck von Wartenburg und Herr Dr. Rey mit, daß auch ſie dies Vögelchen gezüchtet hatten. Herr Freiherr von Beuſt, einer der glücklichſten Züchter aller dieſer kleinſten Prachtfinken, ſchrieb dagegen, daß ſie bei ihm noch niemals zur Brut geſchritten, ſondern mit dem Eintritt der kälteren Jahreszeit regelmäßig geſtorben ſeien. Herr Dr. Rey hat aber ſogar Miſchlinge vom Roth— ſchwänzchen und kleinen Amarantvogel gezogen. In allen übrigen Eigenſchaften, ſowie in der weiteren Brutentwickelung, Verpflegung u. ſ. w. ſtimmt der rothſchwänzige Aſtrild vollſtändig mit dem Grau— aſtrild überein. Seine Züchtung iſt ſelbſt freifliegend in der Vogelſtube ſchwierig und dürfte im kleinen Käfige kaum gelingen. Dieſer Prachtfink gehört im Geſellſchaftskäfige, wie einzeln gehalten, zu den liebenswürdigſten und verträglichſten aller Stubenvögel; nur während der Niſtzeit werden die Männchen gegen einander, nicht aber gegen andere Vögel zänkiſch. Man kauft das Pärchen gut gefiederte und eingewöhnte Rothſchwänzchen für 5 bis 6 Thlr., ſoeben angekommene und ſehr entfederte für 3 bis 4 Thlr., und in den Handlungen erſter Hand ſtehen ſie mit den Grauaſtrilds in gleichem Preiſe. Sie ſterben aber nach der Ankunft gewöhnlich nur zu zahlreich, ſo daß man mindeſtens auf die Hälfte, oft auf Neun— zehntel an Todesfällen unter ihnen gefaßt ſein darf. Bei den Händlern zweiter und dritter Hand ſtellt ſich noch der große Uebelſtand heraus, daß die Vögelchen in engen Der rothſchwänzige Aſtrild. 5 63 Käfigen zu vielen beiſammen, ſich gegenſeitig nur zu ſehr kahl rupfen, jo daß ſie dann jeder kühleren Temperatur um ſo leichter erliegen. In der Vogel— ſtube oder im geräumigen Flugkäfige bei angemeſſener Verpflegung befiedern ſie ſich ſehr bald wieder, auch zeigt ſich hier das Kahlwerden überhaupt nur ſelten. Dagegen iſt es auch mir vorgekommen, daß zum Beginn der kälteren Jahreszeit ein ganzer Flug ſelbſtgezogener Rothſchwänzchen, die ſehr kräftig und gut ge— fiedert waren, nach und nach, ohne bemerkbare Veranlaſſung geſtorben ſind. Die Vogelſtube war damals ſehr vielköpfig bevölkert und die Rothſchwänzchen wurden von größeren Vögeln aus den Weberneſtern vertrieben. Dies erachte ich als die einzige etwaige Urſache ihrer Erkrankung. Man ſollte daher dieſe zarten Vögel nicht allein in der Vogelſtube, ſondern auch im Geſellſchaftsbauer und in den Käfigen der Händler immer mit geeigneten Zufluchtsorten zur kühleren Nacht verſorgen. Die Händler könnten dadurch, daß ſie dieſen und den verwandten kleinen Vögeln Neſtkörbchen, welche mit Grasrispen gefüllt ſind, bieten, viele von ihnen am Leben erhalten. Die Verbreitung des rothſchwänzigen Aſtrild erſtreckt ſich faſt über ganz Weſtafrika, beſonders Senegambien und Gabon. Der Natalaſtrild iſt dagegen nur in Natal, Südmozambique, Inhambane und in der unteren Kafferei gefunden. Der Rothbürzel iſt wiederum in Weſtafrika, Kaſamanze und Kongo heimiſch. Dieſe drei Vögel zuſammen werden auch Schönbürzel, Rothbürzel, Roth— ſchwänzchen, blaugraues Rothſchwänzchen, grauer Rothſchwanz benannt und im Handel ſind ſie am bekannteſten unter der Bezeichnung Grisbleu. Bengali grisbleu (Befemans); Grey Waxbill (Jamrach); Queue de vinaigre (franzöſiſche Händler); Cinereous Waxbill (Yifte des Londoner zoologiſchen Gartens); Kleine Roodstaart-astrild of Grisbleu; Bengueli grisbleu, Cul beau cendre, Cul beau grison, Cul beau de port Natal; Cinereous bengueli, Cinerous fair-rump, Natal fair-rump, Black bellied fair-rump, Grey fair-rump. Nomenclatur: Fringilla coerulescens, V3eillot, Swainson, Bonaparte ete.; La— gonosticta coerulescens, Cabanis, Gray; Estrelda coerulescens, Swainson, Hartlaub; Habropyga coerulescens et fimbriata, Reichenbach; Pytelia coerulescens, Hartl. et Finsch, Reichenbach. — Estrilda incana, Sundevall; Fringilla coerulescens, Le, Biancont; Estrelda coerulescens ex Mozambique, Lichtenstein; Habropyga natalensis, Cab.; Habropyga natalensis et incana, Reichenb.; Pytelia incana, Hartl. et Finsch. — Fringilla Perreini, Vierll.; Estrelda melanogastra, Swains., Bonap.; Habropyga Perreini, Cab., Reichb.; Estrelda Perreini, Gray, Hartl.; Pytelia Perreini, Hartl. et Finsch. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Der rothſchwänzige Aſtrild iſt aſchgrau; Backen, Kinn und Oberkehle weißgrau; Unterleib und Hinterkörper dunkler ſchwärzlichgrau; Zügelſtreif ſchwarz und über demſelben ein verlaufener weißlicher Streif; an den Weichen einige kleine weiße Pünktchen. Hinterrücken, Bürzel, obere und untere Schwanzdecken und Schwanzfedern ſcharlachroth. Schnabel ſchwärzlichroth, dunkler an der Spitze. Füße dunkelbraun, Auge braun. — Der Natalaſtrild unterſcheidet ſich von dem vorigen nur dadurch, daß die Schwanzfedern dunkel olivenbraun find, die Flügelſchwingen ebenfalls olivenbraun, an den Außenfahnen grau 64 Die Prachtfinken. geſäumt, der Schnabel dunkelröthlichgrau und die Füße heller grau. — Der Rothbürzel dagegen iſt an den unteren Schwanzdecken und am hinteren Unterleibe ſchwarz, ſonſt mit dem vorigen durchaus übereinſtimmend, hat alſo nur rothe obere Schwanzdecken und Schwanzfedern. Aegintha coerulescens. Coerulescente-cinerea; gula pectoreque albidis; hypochondriis abdomineque imo obscurioribus; tergo, uropygio, tecetricibus caudae superioribus et inferioribus, retricibus mediis totis pogonioque lateralium externo coceineis; maculishypochondriorum perpaueis albis; rostro rufo-nigricante, pedibus.,fuseis. — Aegintha incana. Coerulescente-cinerea; uropygio et supra- caudalibus intense coccineis; gula pallida, mento striolaque lori atris; cauda gradata nigra; erisso nigro-fusco; subalaribus albidis; rostro et pedibus ni- eris. — Aegintha Perreini. Coerulescente-ceinerea; gula albicante; loris nigris; erisso, subeaudalibus caudaque nigricantibus; tergo, uropygio et tectri- cibus caudae superioribus obscure coccineis; rostro obscure coceineo, apice nigricante; pedibus pallidis. Länge 9, em. (334 Z.); Flügel dam (1 Z. 8 L.); Schwanz 3,6 em. (1 Z. 5 L.). Juvenis adultae similiter picta, sed capite colloque lividioribus; genis canes- centibus, alis supra dilute subcoeruleo-cinereis, infra obscurioribus; pectore dorsoque (plerumque denudatis) dilutius tergo obscurius submurinis; uropygio candaque tota nigrescente rubris; basi rostri lurido-carnea, apice rubente; cera valde extensa, laete subcoeruleo-alba; iride nigro-picea; pedibus rufescente corneis, planta sordius cornea; malleolis tarsalibus flavido-incarnatis. * * Die Schönfinfen oder Amandaven. Von den eigentlichen Aſtrilden unterſcheiden ſich mehr oder weniger, ſowol im Körperbau, als auch in der Lebensweiſe, die nächſtfolgenden kleinen Prachtfinken, welche in allem Weſentlichen ſo übereinſtimmen, daß ſie ſich wieder zu einer einheitlichen Gruppe aneinander reihen laſſen. Hierher gehören die Geſchlechter Amandave [Spo- raeginthus, Cabanis|, Gürtelaſtrild [Zonogastris, Cab.]| und Pünktchenaſtrild [Lago- nosticta, Cab. ]. Ich faſſe ſie unter der Bezeichnung Schönfinken zuſammen, weil ſie nicht blos zu den anmuthigſten, ſondern auch zu den farbenreichſten unter allen dieſen kleinen Vögeln zu zählen ſind. Uebrigens ſei noch darauf hingewieſen, daß derartige populäre Zuſammenſtellungen in Gruppen keinenfalls einen weiteren Werth beanſpruchen können, als den, mindeſtens einen An— halt für das leichtere Kennenlernen und einen Hinweis auf die naturgemäße Zuſammengehörig— keit der wiſſenſchaftlich aufgeſtellten Gattungen zu gewähren. Als eine wirkliche Eintheilung iſt dieſe Gruppirung aber, wie ſchon Seite 35 bemerkt, jedenfalls nicht zu betrachten. Der getigerte Aftrild [Aegintha amandava). Tafel II. Vogel 9. Bereits frühe dunkelt der Herbſtabend heran und mit ihm erſtirbt das muntere bewegliche Leben in der Vogelſtube. Geſchäftig und emſig wispern die kleinen Prachtfinken im Gebüſch umher, denn ſie müſſen ja die Brut in den Neſtern noch reichlich ſatt füttern, damit ſie die lange Nacht hindurch ausdauern kann. Außer den heiſern Tönen der eifrig die Schnäbelchen aufſperrenden und zirpenden Jungen herrſcht jetzt aber nahezu völlige Stille im halbdunkeln Raum. Die meiſten Vögel haben ihre Schlafſtätten ſchon aufgeſucht, das Lärmen, Krächzen, Schreien und Ziſchen der Papageien, Starvögel, Weber und anderen iſt verſtummt und die Lieder der eigentlichen Sängerwelt laſſen ſich in dieſer Der getigerte Aſtrild. 65 Zeit nicht hören. Je mehr die Dämmerung überhand nimmt, um ſo fühlbarer wird die Stille. Da ertönt plötzlich neben uns ein lieblicher zarter Triller, dann wieder mit einer kleinen Abänderung und nochmals in etwas anderer Weiſe. Eine Familie Tigerfinken iſt es, deren Mitglieder dort im Dickicht nebeneinander ſitzen, ganz regungslos, während von Zeit zu Zeit der eine oder andere, gleich— viel Männchen oder Weibchen, ſich erhebt und ſeine wohlklingende Strophe er— ſchallen läßt. Eine einzige Strophe iſt es nur und doch erklingt ſie ſo allerliebſt, daß fie ſchon manchen Freund des Vogelgeſangs innig erfreut hat. Jene Sänger ſind kleine Aſtrilde, welche unter der Benennung Tigerfinken, im Vogelhandel wie bei den Liebhabern, allgemeiner Beliebtheit ſich erfreuen. Dazu kommt, daß auch das Gefieder dieſer Vogelart ungemein lieblich er— ſcheint. Ein altes Männchen im Hochzeitskleide iſt am ganzen Oberkörper gelb— braun, mehr oder weniger dunkel gefärbt und gleichſam wie mit einem blutrothen bis dunkel goldrothen Ueberwurf gezeichnet. Der Unterkörper iſt gelblichbraun bis dunkel ſchwarzbraun. Ein großer Theil des ganzen Körpers, insbeſondere die Flügeldecken, Bruſt- und Bauchſeiten und auch der ſchöne rothe Bürzel ſind mit zahlloſen weißen Tüpfeln überſäet. Der Schnabel iſt glänzend roth, das Auge ſchön bernſteinbraun und von einem gelben Ringe umgeben. Das Weibchen iſt ſchlicht einfarbig gelblichbraun, oberhalb dunkler und unterhalb heller braun bis lichtgelb. In der Größe und im Weſen ſtimmt der getigerte Aſtrild mit dem Grauaſtrild überein, nur iſt er weniger ſchlank und wenn auch ebenſo lebhaft, doch nicht ſo hurtig und beweglich. Dabei iſt das Federkleid des getigerten Aſtrild ſo ſehr veränderlich, daß er nicht allein in den Geſchlechtern und verſchiedenen Altersſtufen, ſondern auch nach den Jahreszeiten fortwährend mit der Färbung und Zeichnung wechſelt. Lange Zeit bei den Händlern vorhandene Vögel dieſer Art, ſowol Männchen als auch Weibchen, werden mit der Zeit immer dunkler, zuletzt bis tief ſchwarzbraun ge— färbt. — In früheren Jahren fehlten auch die Tigerfinken zeitweiſe und oft für lange Friſt bei den Berliner Vogelhändlern“), und ich konnte im Beginn meiner Züchtungen nur zwei dunkelbraun gewordene Weibchen erhalten, deren Gefieder faſt gleichmäßig düſter und nur auf den oberen Flügeldecken mit wenigen weißen Punkten getüpfelt war; auch das Roth des Bürzels war in ein dunkles ver— loſchenes Rothbraun übergegangen, doch die Schnäbelchen erſchienen lebhaft roth. Ich brachte mir aus Paris ein Pärchen und zwei Männchen in Prachtkleidern mit und ließ alle ſechs frei in der Vogelſtube fliegen. In wenigen Tagen hatten *) Neuerdings iſt dies nicht mehr zu befürchten, denn namentlich die Vogelhandlung von K. Baudiſch & Comp. in Trieſt führt ſie in überaus großer Anzahl ein und verſendet ſie an die Händler und Liebhaber. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 5 66 Die Prachtfinken. ſich die drei Paare geordnet und bildeten nun, geſellig zuſammenhaltend, einen lieblichen Flug, in welchem die ſehr verſchiedenen Färbungen dieſer Vogelart ver— treten waren. Denn ebenſo wie das mitgebrachte Weibchen unterhalb hell bräun— lichgelb und oberhalb gelblichbraun war, einen lebhaft rothen Bürzel und zahl— reiche weiße Punkte zeigte, jo hatte ich andererſeits unter den Männchen nur das eine im vollen dunkelrothen Alterskleide, die beiden andern dagegen in ver— ſchiedenen Uebergangsfärbungen gewählt, in denen der rothe Ueberwurf bei dem einen erſt ſpärlich, bei dem andern etwas mehr über den Oberkörper ſich ver— breitet, während auch die gelbbraune Grundfärbung abweichende Schattirungen zeigte. Die Vögel verhielten ſich ſehr ruhig etwa bis zum Mai, doch trat eine Erſcheinung ein, die zweifellos ebenſo intereſſant als auffallend iſt. Die bei— den alten Weibchen wurden, anfangs kaum merklich, doch ſtetig fortſchreitend, im ganzen Gefieder lichter, zugleich traten die weißen Punkte immer ſtärker her— vor, vermehrten ſich und auch das Roth des Bürzels erſchien allmälig lebhafter. Etwa im Beginn des Aprils ſchon war das Federkleid dieſer beiden Vögel voll— ſtändig umgewandelt und glich dem oben beſchriebenen normalen des Tiger— finken-Weibchens durchaus; nur erſchien es kräftiger gefärbt, als das des mitge— brachten Weibchens und ebenſo war auch das Roth der beiden älteren Männchen noch viel voller geworden. In der Mitte des April begannen ſie ihre Liebesſpiele. Bei der Schilderung derſelben muß ich zunächſt auf den Geſang näher eingehen. Schon an den beiden alten Weibchen, ſo lange ich ſie allein hatte, war es mir aufgefallen, daß jedes dieſer Vögelchen ſehr emſig kleine aller— liebſte Triller erſchallen läßt, welche bei jedem Einzelnen etwas verſchieden ſind. Späterhin, wenn ſie alle zuſammen ſaßen, trillerten faſt nur die Männchen, aber etwas lauter und volltöniger. Jetzt, im Beginne ihrer Liebeszeit, erhebt ſich das Männchen ſchon mit dem erſten Morgengrauen, hüpft mit erhobenen Flügeln auf einen hervorſtehenden Zweig, ſträubt das Schwänzchen, klappt mit den Flügeln fortwährend auf und ab und ruft immerfort ſein tillit! Dabei zeigt daſſelbe eine ungemeine Lebhaftigkeit; es jagt ununterbrochen jeden kleineren Vogel aus der Nähe des Weibchens fort und greift ſelbſt jeden größeren tapfer an. Das Liebesſpiel beſteht blos in einem ziemlich ungeſchickt erſcheinenden Umhüpfen des Weibchens von ſeiten des Männchens mit n Schwanze und er— hobenem Kopfe. Nun begannen die en älteren Pärchen faſt zu gleicher Zeit mit dem Neſtbau und brachten auch ihre Bruten glücklich auf. Sie bauen je nach der Gelegenheit verſchieden, doch ſtets niedrig über dem Boden, und ich will zwei ſolche von einander abweichende Neſter beſchreiben, von denen das eine frei ins Gebüſch, das andere in einer Ecke auf ſelbſtgeſchichteter Unterlage erbaut war. Das erſtere beſtand aus Papier- und Baſtſtreifen, Pferdehaaren, Agavefaſern, Der getigerte Aſtrild. 67 Baumwollfäden, jedoch ohne Gras- und Heuhalme, obwol ich ihnen die mannig— faltigſten Gräſer und auch Papyrusfäden geboten hatte. Es war zu einem hängenden, ziemlich tiefen Beutel geformt und mit einem, vorzugsweiſe aus Baumwollflocken und darüber aus Baſtſtreifen, Fäden u. dgl. hergeſtellten Dache überwölbt. Zwei Schlupflöcher, von denen das eine ſehr rund, das andere an der Wand befindliche, weniger ebenmäßig, führten, das erſtere ſeitlich von unten, das zweite von oben hinein und waren beſonders mit ſehr zahlreichen, rund umge— legten Pferdehaaren gefeftigt. Das Lager der Eier bildeten Baumwolle, weiche Papierſchnitzel und Haare. Das zweite Neſt, welches tief im Düſtern hinter einem großen Bauer ſtand, enthielt im weſentlichen dieſelben Bauſtoffe, jedoch zu— gleich viele Heuhalme, zugleich hatte dieſes eine ſo entſchieden abweichende Form, daß man es gar nicht als derſelben Vogelart zugehörig erachten möchte. Im Gegen— ſatze zu jenem luftigen, zierlichen Beutel bildete es einen ſehr großen, unor— dentlich zuſammengeſchichteten Haufen, mit einer ſonderbar weiten Neſtmulde, welche nur halb überwölbt war. Als dieſes Paar zum zweitenmale an einer ähnlichen Oertlichkeit, in deren Nähe ich täglich die Fütterungen beſorgen mußte, niſten wollte, führte das Männchen ein halb überhängendes Dach in der Weiſe aus, daß das brütende Weibchen vor meinen Blicken geſchützt war und dann ungeſtört ſitzen blieb, gleichviel, während ich dicht daneben die Geſchirre fortnahm und hinſtellte. Wie bei faſt allen dieſen Prachtfinken iſt das Männchen der eigentliche Baukünſtler; daſſelbe ſammelt und trägt mit ſtaunenswerthem Eifer die Neſtſtoffe herbei, flicht und webt ſie auch zuſammen, während das Weibchen, gewöhnlich inmitten des Baues ſitzend, nur ordnet, glättet und rundet. Sobald der Niſtplatz gewählt iſt und der Neſtbau angefangen wird, ent— wickeln dieſe ſonſt ſo friedlichen Vögel eine grenzenloſe Unruhe und Unduldſamkeit; namentlich das Männchen verhält ſich keinen Augenblick ſtille. Ein Pärchen hatte ſein Neſt gerade unterhalb eines Strauches angebracht, in deſſen dichten Zweigen der gewöhnliche Schlafplatz für eine große Anzahl der Bewohner der Vogelſtube war. Hier nun mußte der arme geplagte Wicht nicht allein über Tag die unabläſſig ankommenden Beſucher vertreiben, ſondern auch die ganze Däm— merung hindurch, wenn das Weibchen längſt ſtill auf den Eiern ſaß, ſich mit ihnen herumjagen. Namentlich die kleinſten queckſilbernen Aſtrilde, Grauaſtrild, roth— ſchwänziger und goldgelber Aſtrild machten ihm unendlich viel zu ſchaffen, indem ihrer fünf bis ſechs in hurtigſter Gewandtheit vor ihm herhüpften und ſich nur ſchwierig fernhalten ließen; doch duldete er ſie, wie alle übrigen kleinen, durchaus nicht und auch von den größeren Vögeln ließ er nur die unangefochten, welche keinen Spaß verſtehen, wie die Sperlingspapageien, verſchiedene Sittiche, Webervögel und andere. Die Befehdung der kleinſten Verwandten von ſeiner Seite iſt jedoch immer nur als eine harmloſe anzuſehen, denn wirklich bösartig iſt er keinenfalls. 5 * 68 Die Prachtfinken. Dabei erfüllt er dennoch treu und zuverläſſig ſeine Gattenpflichten, welche darin beſtehen, daß er einen großen Theil des Tages hindurch das Weibchen beim Brüten ablöſen und ſpäterhin die Jungen mit füttern muß. Das Gelege beſtand jedesmal aus vier weißen länglichrunden Eiern. Der Neſtflaum der Jungen iſt hell gelbgrau, mit weißen Wachshautdrüſen. Das Jugendkleid erſcheint in fol— gender Weiſe gefärbt: Bruſt gelbgrau, Bauch weißlichgelb, Hinterleib ein wenig dunkler, Kehle hellgrau, Kopf und Oberrücken bräunlichgrau, Flügel und Schwanz noch dunkler, letzterer ſchwärzlich. Als Kennzeichen der Art iſt zu bemerken, daß die Spitzen der Flügeldeckfedern bräunlichgelbe Halbmonde zeigen, welche beim Stillſitzen des Vögelchens drei gleichmäßige Reihen von großen Tüpfeln bilden. Das Schnäbelchen iſt glänzend ſchwarz, das Auge einfarbig dunkel und die Füße ſind dunkelgrau. Schon in der dritten Woche beginnt die Verfärbung damit, daß der Schnabel heller, das Gefieder des unteren Körpers ebenfalls heller und das des oberen dunkler wird. Im Ganzen ſind die Farbenübergänge ſo wechſelvoll, daß der Vogel das beſchriebene Prachtkleid erſt nach zwei Jahren vollſtändig zeigt, während dieſer Zeit aber immerfort in allen Theilen des Gefieders ſich verändert. Nach acht Wochen etwa hat der Schnabel die lebhaft rothe Farbe angenommen, und von nun an dürfte, wie ich beobachtet, auch die Geſchlechtsreife eintreten. Sehr intereſſant entwickeln ſich die erſten Verfärbungs-Uebergänge; wenn nämlich in der achten oder neunten Woche, nachdem der Schnabel ſchon roth ge— worden, beide Geſchlechter aber noch durchaus ſich gleichen und zwar mit leb— haft hellbräunlichem bis weißlich aſchgrauem Unterkörper und dunkelbraunem Oberkörper, auf welchem letzteren die beſchriebenen Halbmondchen verschwunden und dafür weiße runde Tüpfel erſchienen find, während das Roth des Bürzels bedeutend kräftiger geworden, wenn dann auf der Bruſt des Männchens die ſchöne rothe Färbung in den erſten verſprengten Flecken zum Vorſchein kommt, dann ſchattirt ſich das Gefieder durch gelb, braun, roth und weiß in verſchiedenen Nüancen, bis der herrliche rothe Ueberwurf und die regelmäßig ſtehenden weißen Pünktchen immer mehr ſich geltend machen. Dabei iſt der Vogel jedoch als Tiger— aſtrild, von der Verfärbung an bis zum vollen Dunkelwerden, ſtets zu erkennen und wird auch von ſeinen vielen Liebhabern in allen dieſen Kleidern gekauft. Die Niſtzeit beginnt nach mehrjährigen Erfahrungen in meiner Vogelſtube im Herbſt (September) und erſtreckt ſich etwa bis zum Januar hin auf drei bis vier Bruten; doch ſind die Tigerfinken auch unſchwer in unſern Frühlings— und Sommermonaten zur Hecke zu bringen, wenn man ihnen im Herbſt die Niſt— gelegenheiten entzieht. — In den Mittheilungen der älteren Schriftſteller über dieſen Vogel ſind vor— zugsweiſe viele Irrthümer vorhanden, und dieſe finden eben darin ihre Erklärung, daß man die Exemplare mit den wechſelnden Kleidern der Altersſtufen und Der getigerte Aſtrild. 69 Jahreszeiten immer für verſchiedene Arten gehalten hat. Da der getigerte Ben— galiſt, wie man ihn noch jetzt am häufigſten nennt, einerſeits zu den erſten unter allen dieſen kleinen Finken gehört, welche im Käfige gehalten worden und da er andererſeits infolge der Gefangenſchaft noch mannigfaltigeren Farbenveränderungen unterworfen iſt, ſo hat er nicht allein, wie geſagt, zur Aufſtellung jener zahlreichen Arten Veranlaſſung gegeben, welche in neuerer Zeit ſämmtlich als völlig überein— ſtimmend auf eine zurückgeführt ſind, ſondern er zeigt auch den Vorzug vor den meiſten ſeiner Verwandten, daß über ihn eine ausnahmsweiſe reiche Literatur ſich angeſammelt hat. Buffon und Briſſon haben einen Bengali piquete und einen Bengali brun beſchrieben und abgebildet und der erſtere außerdem noch einen hier— her gehörenden Vogel, welchen er (nach Kommerſon) Serevan benennt. Vieillot ſchildert auch noch einen Kmandava en habit d'hiver, welcher auch nur ein gewöhnlicher Tigerfink iſt, der in der Gefangenſchaft weiße Flügel- und Schwanzfedern bekommen hat — eine Erſcheinung, die jedem aufmerkſamen Vogel— züchter bekannt iſt. Hiernach haben denn auch die neueren Schriftſteller und ſelbſt G. R. Gray noch mancherlei Arten [z. B. Estrelda mystacea] aufgeſtellt, die natürlich alle zuſammenfallen. Vieillot preiſt den Amandava als einen überaus herrlichen Vogel, welcher mit hübſchem Geſang ein ſchönes Gefieder vereinigt. Zugleich beklagt er bereits die vielen Irrthümer, welche der Wechſel der Farben verurſacht. Er hält dieſen Prachtfink übrigens für beſonders weichlich und empfiehlt für ſeine Hegung und Züchtung 25 bis 30 Grad Wärme; auch ſoll man ihm zum Niſten grüne Apri— koſenbäume bieten. Dieſer Forſcher kannte ſchon die Eigenthümlichkeit dieſer Vogel— art, daß das Weibchen einen eben ſo ſchönen, wenn auch ſchwächeren Geſang, als das Männchen hören läßt. Sieben bis acht Jahre hatte er ihn im Käfige erhalten und daher meint er, daß dies noch weit länger der Fall ſein könne, wenn man ihm nur einen recht warmen Aufenthalt gewähre. Der Miſſionär T. Philipps berichtet, daß dieſe Vögel in Indien während der Regenzeit etwa für zwei Annas der Kopf verkauft werden. Einige Raja's, ſagt er, halten ſich die Männchen, um dieſe kleinen Geſchöpfe zum Kampfe ab— zurichten; auch ſind ſie dort um ihres prächtigen Geſanges willen geſchätzt. Im Winter ſterben ſie oft von der Kälte und ſind ſchwer durchzubringen. Daher iſt es rathſam, ihnen das Neſt eines Bayawebers zu bieten, in welches ſie hineinkriechen und ſich gegenſeitig erwärmen. Sie werden leicht in Netzen gefangen. Auch Reichenbach hält den Tigerfink für vorzugsweiſe zart und weichlich und fügt Folgendes hinzu: In einer koſtbaren, auf Java und andern Inſeln Oſt— indiens mit großer Mühe und Sorgfalt zuſammengebrachten Sammlung von Gruppen derartiger Vögel, welche ich von meinem ſeit vielen Jahren um das 70 Die Prachtfinken. Naturhiſtoriſche Muſeum in Dresden und um meine Kentniſſe hochverdienten Freunde und Landsmanne Herrn Oberſt von Schierbrandt erhielt, befindet ſich auch ein Pärchen dieſer Vögel nebſt ihrem Neſte mit Eiern, welche ich den reichen Dresdener Sammlungen aus allen Welttheilen eingereiht habe. . . . Für die— jenigen Vogelfreunde, welche den Tigerfink erziehen, d. h. zur Fortpflanzung bringen wollen, wird es nicht ohne Intereſſe ſein, zu erfahren, wie er im Vater— lande ſein Neſt baut. Daſſelbe befindet ſich zwiſchen hohen Gräſern, unſerm Queckengras ähnlich. In geringer Höhe iſt das ovale, oben zugewölbte Neſtchen angebracht zwiſchen den Halmen und Blättern, mit denen es durch feinere Hälm— chen verbunden iſt. Es hat etwas über 12 Höhe, nur etwa 7em im Quer- durchmeſſer und an der einen Seite, nahe der Deckenwölbung, ein länglichrundes Flugloch von 6em. Höhe und Jem. Breite. Schmale Grasblätter und feine Halme ſind die Bauſtoffe, aus deren Zuſammenbeugung das Neſt hergeſtellt iſt, und innerlich folgt eine Lage aus den zarten, faſt haarartigen Rispen eines Schilf— graſes. Somit können wir auch die feinen Grasrispen der bei uns einheimiſchen Schilf-, Strauß-, Lieſchgräſer dem Vogel darbieten, wenn wir ihm vorher locker zuſammengebundene Büſchel von Queckengras als Unterlage gegeben. Federn habe ich im Neſte nicht gefunden; doch gewähren die dicht zuſammengelegten Schilf— grasrispen durch ihre feinen Haare ein jo weiches Lager, daß die Federn erſpart werden können. Dieſe Darſtellung ergänzt Dr. H. A. Bernſtein von Java aus in Fol— gendem: Dieſer kleine, ungemein niedliche Vogel bewohnt in der hieſigen Gegend vorzüglich die weiten, ſtillen Alang-Alang-Wildniſſe, ſowie die mit kurzem Geſtrüpp und dergleichen bedeckten Gegenden, kommt dagegen in der durchweg bebauten nächſten Umgebung meines Wohnortes nur ſelten vor. Sein Neſt habe ich mit Hülfe einiger in meinen Dienſten ſtehenden Eingeborenen dreimal gefunden, und zwar ſtets in geringer Höhe über dem Boden in den Zweigen eines niedrigen, im dichten Alang-Alang ſtehenden Strauches. Dieſe Neſter haben eine vollkommen kugelförmige Geſtalt, mit ſeitlichem Eingang, welcher eng und eben nur groß genug iſt, um die Vögel hindurch zu laſſen. Sie ſind ziemlich regelmäßig aus Halmen und wolletragenden Grasrispen erbaut und ihre innere, gut ausgerundete Höhlung iſt mit feiner Graswolle gefüttert. In dieſes weiche und warme Neſt legt das Weibchen ſeine fünf bis ſechs glänzend weißen Eier. An den kürzlich ausgekrochenen Jungen fällt der Umſtand auf, daß die ſchwarze Farbe des Schnabels und der inneren Mundtheile erſt in einer Anzahl zerſtreuter Flecken vorhanden iſt und von dieſen aus ſich allmälig weiter entwickelt, ſo daß dieſe im übrigen fleiſchfarbenen Theile ſchwarz gefleckt und geſprenkelt erſcheinen und dadurch ein eigenthümliches Ausſehen zeigen. Auch Jerdon giebt nur wenig näheres über den Vogel an. Er fand ihn häufig in Südindien, in buſchigen Gründen und auf Wieſen, aber auch nicht Der getigerte Aſtrild. 701 ſelten in Gärten, beſonders bei ſolchen Städten, in deren Nähe Wälder ſind. Hier ernähren ſich die Schwärme von Sämereien, welche ſie in großen Maſſen vernichten und Schaden dadurch verurſachen. Am zahlreichſten ſollen ſie in einigen Theilen von Myſore ſein. Nach Elliot iſt der Tigerfink allgemein verbreitet in Dharwa; beſonders ſieht man ihn in den Zuckerrohrfeldern in großen Flügen, mit dem Nonnenvogel von Malakka geſellig. Inbetreff des Neſtes beſtätigt Jerdon die Angaben von Bernſtein und fügt noch hinzu, daß es gewöhnlich zwiſchen den Stengeln der Ravala hängt. Man fängt die Tigerfinken in manchen Gegenden in großer Anzahl mit den Nonnenvögeln und andern zugleich. Auch Jerdon erzählt, daß die Eingeborenen dies Vögelchen gern in Käfigen halten und zum Kämpfen abrichten. Blyth fand den getigerten Aſtrild in vielen Theilen Indiens in ungeheuren Scharen und F. B. Hamilton vorzugsweiſe längs der Fluß- und Stromufer in den Rohrdickichten während der Regenzeit in Schwärmen umherſtreichend. Blyth giebt auch an, daß dieſer Prachtfink zwei— mal im Jahre mauſere und daß nach Beendigung der Brut das Männchen die Farbe des Weibchens annehme. Die Brutzeit des getigerten Aſtrild fällt in den Monat Oktober und ſeine Heimat erſtreckt ſich faſt über das ganze Feſtland und die Juſeln Oſt— indiens. Seit dem letzten Jahre iſt im Handel eine zweite Art oder vielleicht nur Lokalraſſe zuerſt von Baudiſch in Trieſt und dann auch von Hagenbeck in Hamburg eingeführt worden, der hochrothe Tigerfink [Aegintha punicea], welcher ſich von dem erſteren durch ungleich dunkler rothe Färbung, zahlreichere und größere Pünktchen, ein wenig bedeutendere Größe, namentlich aber durch einen weißen Streif unterhalb des Auges, den beide Geſchlechter zeigen, unterſcheidet und eine längere und lauter erklingende Strophe hören läßt. Für die Liebhaberei und Züchtung hat dieſe Trennung in zwei Arten, ſelbſt wenn ſie als ſolche geſchieden werden müßten, keine weitere Bedeutung. Da die Männchen der letzteren aber ſchöner erſcheinen, jo wählte ich ein ſolches hier für die bildliche Darſtellung. Abgeſehen von jenen harmloſen Befehdungen anderer Vögel während des Niſtens, gehört der Tigerfink zu den verträglichſten und gemüthlichſten unter allen Aſtrilden, ſowol in der Vogelſtube, als auch im Geſellſchaftskäfige. Er tft ausdauernd in dieſem, wie auch im kleinen Käfige parweiſe gehalten und es iſt faſt unbegreiflich, weshalb die älteren Schriftſteller gerade für ihn ſo hohe Wärme— grade verlangen. Selbſt unter ſehr ungünſtigen Verhältniſſen, in den Schau— fenſtern der Händler erhält er ſich beſſer, als viele andere, und da er immer gern gekauft wird, ſo zählt er zu den Lieblingen der Vogelhändler, wie aller Freunde dieſer kleinen Vögel. Dr. Luchs rühmt den Tigeraſtrild vornehmlich wegen der lieblichen Geſangsart, die das Männchen vom Januar bis in den 12 Die Prachtfinken. Auguſt (aber auch zu jeder andern Zeit) recht fleißig ertönen läßt, eine einfache, melancholiſch weich flötende Strophe, etwa wie dididididadododoh! gewiſſermaßen erinnernd an den Geſang unſeres heimiſchen Tannenlaubvogels (Ficedula rufa, Lath.). Nur ein großer Uebelſtand bleibt zu beklagen, die Veränderlichkeit ſeines Ge— fieders nämlich. Wenn die Vögelchen gewöhnlich noch jung und alle übereinſtimmend gelbgrau ankommen, ſo beginnen die Männchen bald das Prachtkleid anzulegen; - dann zeigen ſich unter beiden Geſchlechtern hier und da weißgeſcheckte und weiß— ſchwänzige und in den Vogelſtuben wird wol einer im zweiten oder dritten Jahre ganz oder doch theilweiſe ſchneeweiß. In engen Käfigen aber, namentlich wenn dieſe an düſtern oder dumpfigen Orten ſtehen, wird das Gefieder allmälig gleichmäßig immer dunkler, tief braun bis ſchwarz. Dabei wachſen die Nägel der Zehen, wenn ſie nicht zeitweiſe verſchnitten werden, zu ungeheuerlichen Ge— bilden heran. Noch ſchlimmer aber arten die Schnäbel aus, denn entweder wächſt der obere oder untere weit über den andern hinaus oder beide wuchern lang hervor und zerſplittern an der Spitze kron- oder pinſelförmig. (Näheres hierüber in dem Abſchnitt: Krankheiten.) Bei der dunkeln Färbung kommt zweifellos der Mangel an Licht zur Wir— kung. Denn einerſeits ſind die bereits dunkel geweſenen Tigerfinken, welche ich von den Händlern zur Beobachtung entnommen, nachdem ſie ſich in meiner Vogel— ſtube licht gefärbt hatten, niemals wieder dunkel geworden, und andererſeits kann man unſchwer feſtſtellen, daß die Vögelchen auch im engen Käfige, wenn dieſer nur an einer hellen Wand hängt, nicht ihre hellen Farben verlieren. Wol aber verändert ſich nach beendigter Brutzeit das Gefieder in der Weiſe, daß es in allen Schattirungen immer matter wird und ſich zu einem ſchlichtgrauen Winterkleide entfärbt; der Schnabel behält jedoch immer daſſelbe glänzende Roth. In dem „Handbuch für Vogelliebhaber“ hatte ich angegeben, daß der Tiger— fink leicht und zuverläſſig niſte, und zwar nach den Erfahrungen, die ich an den erſten drei Pärchen gemacht, deren Nachkommen ſodann auch in einzelnen Paaren in Käfigen Junge erzogen. Im Weiteren ſcheinen die Züchter dann aber durch— gängig nicht ſo gute Erfolge erreicht zu haben; zahlreiche Mittheilungen von ver— ſchiedenen Seiten ſprechen Klagen darüber aus, daß gerade dieſe Vogelart unter den günſtigſten Verhältniſſen gar nicht niſtet oder in den ſeltenen Fällen doch die Jungen ſterben läßt. Daher iſt dieſer Aſtrild bis jetzt nur ſehr ſelten ge— züchtet worden. Vielleicht täuſche ich mich nicht in der Annahme, daß die in den letzteren Jahren wol ausſchließlich bei den Händlern vorhanden geweſene hochrothe Lokalraſſe ungleich ſchwieriger zur Brut ſchreitet, als die andere. Nächſt mir hat dann Dr. Rey von dem getigerten Aſtrild glücklicher Züchtung ſich erfreut und ſogar Miſchlinge von demſelben und dem Schmetterlingsfink erzielt. Zu allererſt haben die Tigerfinken bei Herrn Dr. Bodinus, damals noch in Köln, geniſtet. I ee ne nu Der getigerte Aſtrild. 73 Zur Züchtung im kleinen empfehle ich die beim Grauaſtrild Seite 41 be— ſchriebene Vorrichtung, doch muß der Heckkäfig etwas größer ſein, damit man einen kleinen dichten Buſch darin anbringen kann. Denn die Tigerfinken niſten faſt regelmäßig in einem frei ins Gebüſch gebauten Neſt und nur im Nothfall in einem Harzer Bauerchen. In Hinſicht der übrigen Behandlung ſind nur dieſelben Maßregeln, die bei allen kleinen Prachtfinken vorgeſchlagen und beſonders beim Grauaſtrild angegeben, zu beachten. Der Preis beträgt bei den Händlern zweiter und dritter Hand zwiſchen 3 und 4 Thlr. für das Pärchen und im Großhandel 4 bis 6 Fres., doch ge— langen ſie in manchen Jahren nur in geringer Anzahl auf den Markt, und dann koſten ſie ſelbſt beim Maſſeneinkauf 7 bis 8 Fres. Der getigerte Aſtrild heißt auch Tigerfink, Tigeraſtrild, Tigerbengaliſt, Tigervogel, getigerter Bengaliſtk) und Amandava. Bengali piqueté (Vekemans); Amandave, Bengali piquete (Pariser Händler); Amaduvade Finch (Jamrach und Verzn. d. zool. Grt. v. London); Getygerde Amandava (holländiſch); Lal or Lal Munia (Hindoſtan, nach Hamilton, Jerdon u. A.); Menyiring, Java Amaduvade (Horsfield); Ussing der Sundaneſen (Bernſtein). Nomenclatur: Fringilla amandava, Linné; Estrelda amandava, Jerdon, Hart- laub, Gray; Sporaeginthus amandava, Cabanis. — Fringilla punicea, Horsfield;; Estrelda punicea, Blyth, Gray, Bonaparte; Fringilla mystacea, Vieillot. — Amandava piquet& ou pointille; Amanduvade Weaver-Finch; Amandava rouge vif; Carmin Weaver- Finch. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. An Stirn, Schultern und Mantel dunkelbraun, mit deutlich hervortretenden rothen Federrändern, Flügelſchwingen und -Decken ſchwarzbraun, Ober— und Unterſchwanz ſchwarz, jede Feder am Außenrande weiß geſäumt; unterhalb, mit Einſchluß des Geſichts, an Kehle, Bruſt, Bauch und Seiten hellbraun bis tief ſchwarzbraun, jede Feder ſchön gelblich- bis zinnoberroth breit gerandet, (ſo daß beim vollgefärbten alten Männchen, Tafel II, Vogel 9, das ganze Gefieder dunkelgelbroth erſcheint, während die braune Färbung der unteren Federtheile wie feine Schuppen hervortritt); Bruſt- und Bauchſeiten, Bürzel, obere Flügel— und obere Schwanzdecken weiß getüpfelt (dieſe runden weißen Pünktchen ſind auf den Flügel— decken am größten und ſtehen hier auch gleichmäßig reihenweiſe). Vom Oberſchnabel aus zieht ſich, jedoch nur bis dicht um das Auge, ein ſchwarzer Streif (bei der hochrothen Varietät unterhalb deſſelben noch ein weißer Streif). Auge ſchön bernſteinroth; Schnabel glänzend hoch— roth mit ſchwarzer Firſte; Füße fleiſchrodkh. Das Weibchen iſt oberhalb dunkel gelblichbraun, an Flügeldecken und Schwanz ſchwarzbraun; unterhalb heller bräunlichgelb, an Bruſt- und Bauchmitte zuweilen weißgelb, Bürzel und obere Schwanzdecken gelbroth, Seiten und Flügel— decken weiß gepunktet. Jugendkleid wie Seite 68 angegeben. Aegintha amandava: fronte, humeris et interscapilio obscure fuseis, plumis distinete rubro-marginatis; remigibus et alarum teetricibus nigro-fuseis; cauda superiore et inferiore nigra, rectrieibus singulis exterius albo-limbatis; subtus: facie, gula, pectore, abdomine et hypochondriis brunneis, ipsis nigro-fuseis, ) Im Gegenſatz zu dieſen eigentlichen Bengaliſten müſſen die verwandten afrikaniſchen Prachtfinken in richtiger Bezeichnung alſo Bengueliſten genannt werden. 74 Die Prachtfinken. margine plumae cujusque lato luteo, quin imo zinnabarino. [c plane adultus Tab. II, av. 9 itaque totus obscure aurantio-ruber partibus interioribus plumarum emissis squamulas effingentibus fuscas]; pectoris abdominisque lateribus, uro- pygio, tectricibus alar., caudaeque superioribus albo-punctatis [punctis albis tectricum praesertim alarum majoribus atque ordinatim dispositis]; loris annuloque orbitali nigris [var. rubicunda sub hac stria nigra offerens albam; iride rubente lutea; culmine rostri sanguinei nigro nitido; pedibus rubente carneis. — Femina: supra subtestaceo -fusca; tectricibus al. caudaque nigro-fuscis; subtus fuscante gilva; mediis pectoris abdominis que interdum albido-flavis; uropygio et supra— caudalibus fulvis; hypochondriis ‚alarumque tectricibus albo-punctulatis. Länge gem. (3 Z. 6 L.), Flügel Lym- (1 Z. 88), Schwanz faſt gerade abgeſchnitten 3,9 em. (18. 6 L.). \ Juvenis: capite dorsoque subfusco-cinereis, alis obscurioribus, maculis termi- nalibus earum tectricum semilunaribus ferrugineis, series punctorum avis quiescentis magnorum tres componentibus, iisque signa specifica offerentibus; cauda nigricante; gula incana; pectore flavo-cinereo; abdomine albido-flavo, crisso paululum obscuriore; rostro nigro nitido; iride picea; pedibus obscure cinereis. Beſchreibung des Eies: Farbe reinweiß, glatt und glänzend, Geſtalt kurzoval. Länge 14 mm., Breite 12 mm., Ovum pure album, nitens, breviovatum. Der gelbgrüne Aftrild [Aegintha formosa]. Dieſer Aſtrild hat ſich in allen Vogelſtuben bereits das Bürgerrecht erobert, obwol er doch nur ſeit kurzer Friſt (Spätſommer d. J. 1873) durch die Hagenbeck'ſche Großhandlung zuerſt in Deutſchland eingeführt worden. In der Geſtalt, Größe und im Weſen iſt er dem nächſten Verwandten, dem all— bekannten Tigerfink, ſehr ähnlich, doch zeigt er ſich ungleich ruhiger und ſtiller. Seine Färbung iſt anfprechend, fo daß er mindeſtens zu den ſchöneren Pracht— finken gezählt werden muß: oberhalb dunkel olivengrün, Flügel und Schwanz dunkel grünlichbraun, durch grüne Außenſäume der Federn, namentlich an den Schwingen; unterhalb blaßgelb, an Bruſt, Bauch und dem hinteren Unterleib ſchön lebhaft gelb; Bruſt- und Bauchſeiten dunkelbraun, weiß und gelb gebändert. Auge gelb— braun, Schnabel glänzend roth, Füße grau. Das Weibchen unterſcheidet ſich nur dadurch, daß die gelbe Färbung an Bruſt, Bauch und Unterleib viel blaſſer iſt. Karl Hagenbeck ſchreibt: meines Wiſſens iſt der grüne Bengaliſt bis jetzt weder im Vogelhandel, noch in den zoologiſchen Gärten vorhanden geweſen; er dürfte daher bei uns in der Gefangenſchaft noch nicht beobachtet ſein. — In gleicher Weiſe bietet auch die Literatur nur geringe Angaben über ihn (Ver— reaux, Jerdon) und ſelbſt der Katalog des Muſeums der Oſtindiſchen Geſellſchaft führt ihn nicht einmal auf. Hartlaub ſah ihn zwar ſchon zu Anfang der ſechsziger Jahre einmal lebend in London, giebt aber nichts Näheres an. Ueber ſeine Lebensweiſe im Freien iſt nichts bekannt, als daß er in ſeiner Heimat, Centralaſien und insbeſondere Mittelindien, zahlreich ſein ſoll. In Indien hält Der gelbgrüne Aſtrild. 75 man ihn vielfach im Käfige und es iſt um ſo mehr verwunderlich, daß er noch nicht früher und häufiger zu uns gelangte. Die gelbgrünen Aſtrilde in meiner Vogelſtube leben recht friedlich beiſammen. Gewöhnlich ſitzen ſie alle, vier Männchen und drei Weibchen, in einer halbdunkeln Ecke tief hinten und etwa mannshoch im Gebüſch regungslos dicht nebeneinander oder ſie hüpfen eben ſo geſellig nahrungſuchend an der Erde umher. Dann er— ſcheinen fie wol lebhaft, beweglich und anmuthig, während ſie ſonſt den Eindruck ſehr ſtiller und ruhiger Vögel machen. Auch zur Niſtzeit werden ſie nicht auf— fallend erregt und ihrer Schüchternheit und verſteckten Lebensweiſe halber ſind ihre beſonderen Eigenthümlichkeiten ſchwierig zu bemerken. Das Liebesſpiel beſteht nur im Umhüpfen des Weibchens, ganz ebenſo wie es der Tigerfink zeigt; das Männchen ſucht auch mit ſehr ähnlich klingendem, zirpendem Geſchrei jeden andern Vogel aus der Nähe der Brut zu vertreiben. Doch wagt es ſich nur an kleinere Genoſſen und ſchlüpft auch ſogleich furchtſam-ſtill ins tiefere Gebüſch, ſobald ein Menſch ſich regt. Das erſte Neſt war faſt nur aus weichen Baſt— ſtreifen mit weichen dicken Sackfäden, in der Form eines gegen drei Handbreiten hohen, ſchiefſtehenden Thurmes, deſſen Eingang von oben hinab führte, kunſtlos errichtet. Nachdem das Pärchen aus demſelben durch Diamantvögel vertrieben war, erbaute es ein zweites Neſt aus gleichen Stoffen, aber in kugelrunder Form und mit ſeitlichem Flugloch. Zum erfolgreichen Niſten iſt es jedoch noch nicht gekommen, weil die Vögelchen zu ängſtlich ſind und ſich von allen andern verſcheuchen laſſen. Ein Züchtungsverſuch in dem Seite 41 beſchriebenen Pracht— finken-Heckkäfig wird wahrſcheinlich zum guten Ergebniß führen. Mir iſt ein ſolcher freilich noch nicht gelungen. Neuerdings hat Herr Baudiſch in Trieſt dieſen Aſtrild in größerer Anzahl auf den Vogelmarkt gebracht. Der Preis iſt noch ziemlich hoch, 4 bis 5 Thlr. für das Pärchen. Der gelbgrüne Aſtrild erfreut ſich ebenfalls bereits mehrerer Benennungen und zwar, grüner Bengaliſt, grünes Gelbbrüſtchen, Schönfink und nach Reichen— bach recht unpaſſend weißſeitiger Aurora-Senegali. (In den Preisverzeichniſſen der auswärtigen Händler iſt er moch nicht aufgeführt.) Nomenclatur: Estrelda formosa, Verreaux; Estrelda lateralis, Verr., Bup., Hartl.; Pytelia formosa, Gray; Pytelia lateralis, Reichb.; Harrelal der Hindoſtaner. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung (ſiehe oben). Aegintha formosa. Supra dilute olivaceo-virens, remigibus nigris, dorsi colore limbatis; gutture pallide ex olivaceo-cinerascente; pectore et abdomine medio sulfureo-flavis; lateribus pulchre et late olivaceo- et albido-faseiatis; subala- ribus albidis; subcaudalibus flavis, basi albidis; rostro corallino; pedibus carneis; rectricibus nigris, mediis canescentibus. Länge gem. (33. 6 L.), Flügel 4,5 em. (13. 9 L.), Schwanz 3,9 m. (1 3. 6 L.). 76 Die Prachtfinken. Der goldbrüſtige Aſtrild [Aegintha sanguinolenta]. Tafel J. Vogel 5. Kaum beginnt der Tag zu grauen, da erſchallt ein leiſes ſchiep! von Zeit zu Zeit ſich wiederholend, immer lauter und lebhafter und immer ſchneller auf— einander folgend, bis es zuletzt in einen eintönigen, doch nicht mißlautigen Mor— gengeſang übergeht. Wenn fünf bis ſechs dieſer kleinen Sänger zugleich in einer Vogelſtube ſich hören laſſen, ſo ähnelt ihr Geſchrei dem Frühlingskonzert der Sperlinge in der Fliederlaube; nur ungleich zarter, weniger ſchrill und dafür lieblicher iſt es, als der Sang der Spatzen. Dieſer Prachtfink, unter dem Namen Goldbrüſtchen allbekannt, iſt einer der kleinſten, aber auch der ſchönſten und wiederum beliebteſten unter allen. Am ganzen Oberkörper iſt er olivengrünlichbraun, am Unterlörper ſchön citronengelb und beim alten Männchen iſt die Bruſt herrlich orange- oder goldroth. Dazu der karminrothe Augenbrauenſtreif und das glänzend rothe Schnäbelchen, die unbe— ſchreibliche Anmuth und Zierlichkeit — und in der That, dies Vögelchen verdient wol, ein Liebling aller Welt zu ſein. Das Goldbrüſtchen iſt eine der gewöhnlichſten Erſcheinungen im Vogelhandel und da es ſich jahrelang, ſelbſt in den Käfigen der Händler bei angemeſſener Pflege gut erhält, ſo iſt es auch faſt allenthalben immerwährend käuflich zu haben. Um ſeiner Schönheit willen wird es ebenſowol in allen Vogelſtuben, als auch in Geſellſchaftskäfigen oder kleineren Sammlungen und ſelbſt parweiſe im kleinen Bauer ungemein viel gehalten. Die Heimat des goldgelben Aſtrild erſtreckt ſich vornehmlich über Weſtafrika, doch dürfte er ſo ziemlich über den ganzen Erdtheil verbreitet ſein; auch iſt er auf Madagaskar und einigen andern der nächſten, ſowie auf den Capverdiſchen Iufeln eingeführt (vrgl. S. 37). Dennoch haben die Forſcher (Lefebre, Verreaux, Layard u. A.) nur ganz kurze Angaben über ſein Freileben gemacht. Am aus— führlichſten berichtet Heuglin. Er fand dieſen Vogel in zwei ſehr fern von einander gelegenen Gegenden und zwar in der Dembea-Ebene und Provinz Fogara und dann auf der Reqginſel im Quellſee des Gazellenfluſſes, jedesmal im Monat März. Kleine Familien von fünf bis zehn Köpfen, unter denen nur wenige alte Männchen an ihrer lebhaften Färbung ſchon von weitem zu erkennen waren, ſtrichen flüchtig um Gehöfte und trieben ſich auf Stoppelfeldern und im Hoch— graſe, auch auf Rohrſtengeln umher und fielen ſeltener in Gebüſche oder auf niedrige kahle Baumgipfel ein. Im Tana-Becken hielt ſich die Art geſondert, während fie am Reaſee zuweilen mit Grauaſtrilds und andern Verwandten ge— meinſchaftlich flog. Auch dieſer Reiſende meint, daß die Goldaſtrilds im Geſchrei, im Fluge und in ihren Zuſammenrottungen den Feldſperlingen gleichen. Der goldbrüſtige Aſtrild. 5 Vieillot jagt über den Senegali auroré ſehr wenig, auch hat er ihn nicht gezüchtet. Reichenbach bemerkt: ich kann nach eigener Beobachtung angeben, daß die jungen Vögel ganz olivengrau ſind und deshalb habe ich einen ſolchen im Uebergangskleide abgebildet, wie er hier verſtorben war. Ob derſelbe jung aus Afrika herübergekommen oder in Deutſchland erbrütet iſt, hat er nicht mitgetheilt. Es iſt aber bekannt, daß ſehr viele junge Prachtfinken, z. B. Elſtervögelchen, noch im grauen Jugendkleide oder in der begonnenen Verfärbung eingeführt werden, und daher könnte dies auch wol mit dem Goldbrüſtchen der Fall geweſen ſein. Da ein Pärchen der goldbrüſtigen Aſtrilde ebenfalls zu den erſten fremd— ländiſchen Vögeln gehörte, welche ich, anfangs in einzelnen kleinen Heckkäfigen und dann in der Vogelſtube hielt, ſo wird auch dieſe Art wol zu denen zu zählen ſein, die ich zuerſt gezüchtet habe. Bald darauf hat ſie dann auch in zahlreichen andern Vogelſtuben und Heckkäfigen geniſtet — und nun zeigt auch dieſer Vogel die ſeltſame Erſcheinung, daß ſeine Entwickelung in der Gefangenſchaft eingehend erkundet iſt, während man ſie in der Freiheit noch keineswegs kennt. Die Goldbrüſtchen niſten ebenſowol im kleinen Käfige, als auch frei— fliegend in der Vogelſtube faſt immer überraſchend bald. Mein erſtes Pär— chen brachte es aber in mehreren Bruten hintereinander nicht weiter, als bis zu Eiern oder ganz kleinen Jungen, die am erſten bis ſpäteſtens ſechsten Tage regelmäßig ſtarben. Von den abwechſelnd brütenden beiden Gatten ſuchte der abgelöſte, Männchen oder Weibchen, um die Zeit, wenn die Brut ſoeben aus den Eiern gekrochen, jedesmal mit ſichtbarer Angſt raſtlos nach irgend etwas Fehlendem umher. Sie kamen dann, ſobald die Thür der Vogelſtube ge— öffnet wurde, in das Zimmer nebenan und durchſtöberten mit förmlich fieberhafter Haft die Gewächſe des Blumentiſches. Ich bot alles Mögliche auf, um dieſes mir leider unbekannte Bedürfniß zu befriedigen. Eingequellte Ameiſenpuppen, weicher Käſe oder Quark, eingeweichtes altbackenes Weißbrot, feinzerhacktes Rin— derherz, hartgekochtes Hühnerei u. dgl. wurde gegeben, doch nichts davon nahmen die Vögel an. Das Männchen ließ ſich gewöhnlich mit einer weichen Feder abfinden. Es gehört nämlich zu den Prachtfinken, welche die Gewohnheit haben, daß ſie nicht allein zum Ausbau des Neſtes, ſondern auch, beſonders wenn die Jungen ſoeben aus den Eiern geſchlüpft ſind, immer noch Federn und andere weiche Bauſtoffe herbeiſchleppen und nie ohne etwas dergleichen im Schnabel zur Ablöſung beim Brüten kommen. Das Weibchen aber gab ſich nicht zufrieden, bis endlich das ängſtliche Umherflattern Beider zeigte, daß die Brut wiederum zugrunde gegangen. Zunächſt blieb mir nichts weiter übrig, als noch zwei Pärchen dieſer Vögel anzuſchaffen, um feſtzuſtellen, ob vielleicht blos die individuelle Unfähigkeit des erſteren die Schuld an den Mißerfolgen trage. Alle drei Pärchen niſteten nun 78 Die Prachtfinken. in raſtloſer Emſigkeit — und alle drei vermochten keine einzige Brut aufzu— bringen. Sobald aber der Sommer nahte, bot der Berliner Vogelmarkt friſche Ameiſenpuppen, und als von dieſen recht kleine, zarte gefüttert wurden, gelangte das erſte Paar, welches bereits ſiebenmal vergeblich geniſtet, doch noch zur Er— ziehung von fünf Köpfen. Auch die andern erfreuten ſich dann gleicher Erfolge. Späterhin, als die Goldbrüſtchen mehr eingewöhnt waren, fütterten die Alten ſowol, als auch die von mir gezüchteten jungen Pärchen ihre Bruten mit einem Gemiſch aus getrockneten, aber eingequellten Ameiſenpuppen, darüber geriebenem Eierbrot und zerſchnittenen Mehlwürmern faſt immer glücklich groß. Darin ſtimmen nun alle Züchter überein, daß dieſer Vogel trotz des eifrigen Niſtens doch nur ſelten die Jungen glücklich zum Flüggewerden bringt. Das Eheleben der Goldbrüſtchen iſt ein vorzugsweiſe intereſſantes. Dicht gedrängt, zärtlich aneinandergeſchmiegt vielmehr, ſitzen die beiden Vögelchen re— gungslos; oder ſie krauen ſich gegenſeitig im Gefieder, namentlich am Kopfe herum, wobei der leidende Theil in komiſcher Weiſe dem andern den Kopf ausgeſtreckt hinhält, ihn langſam drehend und wendend, damit jener doch ja recht bequem alle Seiten durchneſteln kann. Dann fliegen ſie beide herab zur Erde, huſchen hier in anmuthiger Beweglichkeit nahrungſuchend umher, ſchwingen ſich wieder empor und nun beginnt der Liebestanz des Männchens, welcher drolliger als bei den meiſten andern Prachtfinken iſt. Es ſtreckt den ein wenig geöffneten Schnabel tief zum Boden hinab, hält den Hals dabei ſonderbar umgedreht, mit geſträubten Federn, breitet den Schwanz fächerartig aus und erhebt hin und wieder das Köpfchen zur wunderlich -gravitätiſchen Verbeugung. Dabei läßt es einen ſchrillklingenden Sang ertönen. Die Begattung des Goldbrüftchens unterſcheidet ſich dadurch von denen aller übrigen Verwandten, daß ſie ſehr häufig wiederholt wird; beſonders die im kleinen Käfig gehaltenen Pärchen üben ſie wol unzählige Male im Tage aus, und es gibt vielleicht keinen andern Vogel, der in dieſer Hinſicht das Goldbrüſtchen übertrifft. Nur in der Zeit der Liebe, bis zum beginnenden Brüten, wol auch bis zum Auskommen der Jungen erhebt das Männchen täglich ſeinen Morgengeſang. Es hockt dann auf einem der höchſten Zweige, oft vom Neſt weit entfernt und zirpt unaufhörlich, je nach der Jahreszeit bis gegen ſieben oder acht Uhr. Förmlich andächtig ſitzt der kleine goldgelbe Sänger da und läßt ſich durchaus nicht dadurch beirren, daß die meiſten Vögel ſchon längſt an den Futterkörben ſich verſammelt haben. Wenn es mehrere Goldbrüſtchen ſind, ſo ſucht jedes die andern zu überſchreien. Plötzlich erſtirbt das Lied, ſie eilen zum Futterplatze, jagen hier alle Genoſſen und ſelbſt viel größere Vögel aus dem Wege, ſättigen ſich in augenſcheinlicher Haſt und löſen dann ihre Weibchen in den Neſtern ab. Ziemlich regelmäßig von zwei zu zwei Stunden wechſeln Männchen und Weibchen beim Brüten. Der goldbrüſtige Aſtrild. 79 Während der goldbrüſtige Aſtrild zur Ernährung doch zweifellos auf die Sämereien niedriger Gräſer an der Erde angewieſen iſt, dürfte mit Sicherheit anzunehmen ſein, daß er ſich am liebſten auf den Spitzen mittelhoher Bäume aufhält. In der Vogelſtube wählen ebenſowol die nicht niſtenden Pärchen, als auch die Männchen, deren Weibchen brüten, immer die höchſten freiſtehenden, dünnen Zweige zur Nacht- oder Mittagsruhe. Auch das Neſt wird ſtets in der Höhe angebracht; die drei alten Pärchen und ſpäter auch die jungen ſchon heckenden bewohnten immer hochhängende Harzer Bauerchen, überflochtene Strohkörbchen oder die kleinſten, vorn offenen Frühauf'ſchen Niſtkaſten; niemals fand ich ein Neſt niedrig oder frei im Gebüſch ſtehend. Im Gegenſatz zu den andern nahverwandten Prachtfinken, erbauen die Goldbrüſtchen ſtets nachläſſig, aus Papier- und Baſtſtreifen, Baumwollfäden, Agavefaſern und Heuhalmen ſehr loſe zuſammenge— ſchichtet, überwölbt, mit ſeitlichem, weiten und kaum gerundeten Flugloch, innen dagegen einigermaßen ſorgfältig geglättet, mit Pferdehaaren, Watteflöckchen und Federn ausgepolſtert. Das Gelege beſteht meiſtens aus drei bis vier, doch auch ſieben und ſogar bis neun Eiern. Der Neſtflaum iſt weiß; die Schnabelwarzen ſind gelblich. Das Jugendkleid iſt ſchlicht hell gelbgrau, oberhalb etwas dunkler, die Flügelfahnen und Schwanzfedern ſind dunkelbraun, auf dem Bürzel läßt ein ſchwaches, doch deutlich wahrnehmbares Röthlichgelb die Art erkennen, der rothe Augenbrauenſtreif fehlt aber, das Schnäbelchen iſt glänzend ſchwarz, die Augen ſind dunkelbraun, die Füße ſchwarzbraun. Bereits im Alter von drei Wochen beginnt die Verfärbung. Das ganze Gefieder blaßt ſich merklich ab, auch der Schnabel wird heller, mehr und mehr treten zugleich an den Seiten die weißlichen Flecke und dunkeln Zeichnungen hervor. In fünf Wochen iſt das untere Gefieder hell gelblich, das obere dunkler braun geworden; erſt nach acht Wochen iſt die Verfärbung in der Weiſe vollendet, daß das Gelb ſchönen Glanz und Tiefe angenommen und das durch Fahlgelb in Röthlichbraun wechſelnde Schnäbelchen ſchön glänzend roth geworden. Auch der etwa in der ſechsten Woche ſichtbar werdende Augenbrauenſtreif iſt in der achten Woche vollkommen ausgebildet. Dann iſt der Vogel fortpflan— zungsfähig. Erſt im zweiten Jahre zeigt ſich das lebhafte Orangeroth des Männ— chens an der Bruſt; es dehnt ſich ſo aus, daß es im fünften Jahre zuweilen Hals, Bruſt und den oberen Bauch gleichmäßig überdeckt. So ſchön gefärbte Männchen ſind aber ſehr ſelten. Bei denen, welche die Vogelſtuben bevölkern oder in den Vogelhandlungen vorhanden ſind, bildet das Orangeroth an der Oberbruſt gewöhnlich nur eine mehr oder minder breite Binde. Wenn die Bruten des Goldbrüſtchens glücken, ſo zeigt es eine ſehr beträcht— liche Vermehrung, und man wird keinenfalls fehlgreifen in der Annahme, daß dies Vögelchen in der Freiheit alljährlich drei- bis viermal niſte und jedesmal 80 Die Prachtfinken. zwiſchen vier bis ſechs Junge erziehe. Gehen aber die Bruten in der Gefangen— ſchaft fehl, ſei es durch Störung oder weil die angemeſſene Nahrung zum Auffüttern der Jungen mangelt, ſo entwickeln dieſe Vögel eine ſeltſame oder geradezu widernatürliche Fruchtbarkeit. In der Vogelſtube des Herrn Dr. Rey in Halle erbrütete ein Paar Goldbrüſtchen im Laufe eines Jahres 54 Junge und außerdem wurden ihnen 67 Eier fortgenommen, ſo daß das Weibchen alſo 121 Eier gelegt hatte. Natürlich kommt bei einer ſolchen übermäßigen Erzeugung der Vogel um. Es iſt daher eine hochwichtige Aufgabe der rationellen Züch— tung, dieſe erſtaunliche Leiſtungsfähigkeit in naturgemäße Bahnen zu lenken. Ebenſo wie der getigerte, wird auch der goldbrüſtige Aſtrild bei den Vogel— händlern mit der Zeit regelmäßig tief braunſchwarz gefärbt. Ganz in derſelben Weiſe, wie ich dieſe Farbenveränderung S. 72 beſchrieben, findet ſie auch bei dieſem Vogel hin und zurück ſtatt. Im großen Geſellſchaftskäfige mit verſchiedenen Vögeln zuſammen, wie bei den Händlern oder in kleinen Gebauern in wenigen Pärchen, immer zeigen ſich die goldbrüſtigen Aſtrilde ſehr ſanft, verträglich und untereinander ungemein zärtlich. Während des Niſtens aber und namentlich im Beginn deſſelben werden auch ſie zu Raufbolden, die mit jedem andern Vogel anbinden und nur der Uebermacht weichen. Ihre Befehdung iſt aber niemals eine gefährliche; junge oder kranke Vögel greifen fie nicht an. Für den kleinen Schmuckkäfig find ſie um ihrer Lieblichkeit willen ſehr zu empfehlen; den Sperlingsgeſang laſſen ſie in demſelben nicht hören und ſelbſt ein niſtendes Männchen, welches jedoch außer— halb der Vogelſtube ein Heckbauer bewohnt, ſtimmt dieſes Lied nicht an. Obwol das Goldbrüſtchen, wie erwähnt, zu den Prachtfinken gehört, welche am beliebteſten ſind und am häufigſten gekauft werden, ſo ſteht es doch unter denen, die man gleichſam als die Märtyrer der Liebhaberei anſehen kann, hoch— obenan. Dieſe zarten Zier- und Schmuckvögel werden vorzugsweiſe von den Frauen gern in eleganten Käfigen in den Salons gehalten, wo ſie dann zum Leidweſen der empfindſamen Beſitzerinnen nur zu bald einem kläglichen Schickſal erliegen. Beiläufig möchte ich daher auf die Uebelſtände des Haltens ſolcher Luxusvögel einmal hinweiſen. 5 Einige ganz einfach-alltägliche Verhältniſſe ſind es, die vielen Stubenvögeln, beſonders den weichlicheren, nur zu verhängnißvoll entgegentreten. Das Reinigen der Zimmer des Morgens, ſo nothwendig es für das menſchliche Wohlergehen auch iſt, wird doch für die Vögel verderbenbringend. Das dabei erforderliche Oeffnen der Fenſter bewirkt, ſelbſt wenn direkter Zug vermieden werden kann, ein plötzliches Sinken der Temperatur um mehrere Grade, durch das Abſtäuben, Fegen, Sprengen oder gar Dielenſcheuern wird eine ſtauberfüllte, naßkalte, kurz und gut ungeſunde Luftmiſchung erzeugt,) welche Erkältung, Schnupfen, Lungen— Der goldbrüſtige Aſtrild. 81 entzündung u. dgl. ebenſo bei den Vögeln, wie bei den Menſchen hervorruft. Da wundern ſich dann die Vogelliebhaberinnen nicht ſelten darüber, daß ihre Vögel bei beſter Pflege, ohne alle Veranlaſſung, wie ſie meinen, krank geworden und eingegangen — und lediglich dieſe Unachtſamkeit und Unkenntniß trägt die Schuld daran, daß die Vogelliebhaberei gar viele Anhänger, bezüglich An— hängerinnen, wieder verliert. Als die wichtigſte Regel einer erſprießlichen Ver— pflegung ſei auch bei dieſer Gelegenheit die Nothwendigkeit hervorgehoben: daß wir jedes Thier zunächſt recht kennen lernen müſſen, bevor wir es ſchätzen, lieben und angemeſſen verpflegen können. — Das Goldbrüſtchen gehört zu den billigſten unter allen Bengueliſten oder afrifanischen Prachtfinken. Man kauft das Pärchen in den Vogelhandlungen für 215 bis 3 Thlr. und im Frühjahr, wenn die kleinen Afrikaner knapp find, für 3 ½ bis höchſtens 4 Thlr. Bei den Großhändlern wechſelt der Preis zwiſchen 4, 5 und 6 Frank. Es kommt faſt niemals entfedert in den Handel, auch ſterben gewöhnlich nicht ſo viele nach der Ankunft als von den verwandten Arten. Der goldbrüſtige Aſtrild heißt auch Goldaſtrild, Goldbrüſtchen, Citron— vögelchen, Auroravögelchen, Aurora-Senegaliſt, Goldblättchen. Bengueli zebr& oder Zebres, deutſch Gelbborſten (Vekemans); Zebra Waxbill (Jamrach und Liſte des Lond. zool. Gart.); Sénégali ventre jaune, Astrild ventre orange (Pariſer Händler); Little Aurore-Senegali (andere Londoner Händler); Oranje of Zebra-senegali (holländiſch). Nomenclatur: Fringilla sanguinolenta, Temmink; Estrelda sanguinolenta, Lichtenstein, Swainson; Fringilla subflava, Vieillot; Estrelda subflava, Gray, Layard; Sporaeginthus subflavus, Cabanis, Hartlaub; Habropyga subflava, Heuglin; Pytelia subflava, Reichenbach; Dwarf-Finch, Latham. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb olivengrünlichbraun, Flügelſchwingen wenig dunkler braun, Schwanzfedern ſchwärzlichbraun, Bürzel und vorderer Oberſchwanz gelb— lichroth; unterhalb, Kehle, Bruſt und Bauch ſchön citronengelb, mit orangerother Bruſtbinde und gleichem Hinterleib, beim alten Männchen die Bruſt und zuweilen auch der Bauch herrlich orangeroth; Bruſt- und Bauchſeiten olivengrünlichgrau, mit zarten weißen Mondflecken und bräunlichen Bändern gezeichnet; Unterſchwanz ſchwärzlich, jede Feder mit weißem Endſaum. Ein Augenbrauenſtreif, welcher das Auge umſchließt und bis zum Hinterkopf ſich zieht, ſchar— lachroth; das ſchön gelbbraune Auge hat bis zu dem korallenrothen Schnabel einen feinen ſchwarzen Zügelſtreif; die Füße ſind röthlich. Das Weibchen iſt oberhalb ebenfalls olivengrünlichbraun mit röthlichgelbem Bürzel, unterhalb bräunlichgelb, Kehle, Bruſt- und Schenkelſeiten graugelb, mit dunkleren Wellenlinien; untere Schwanzdecken röthlichgelb. Aegintha sanguinolenta. Supra olivaceo-fusca, subtus rubro -aurantia; supereiliis et uropygio rubris; gula, pectoris ventrisque lateribus flavis; hypochondriis dorso concoloribus, albo-undulatis; cauda nigra, albo-terminata rostro et pedibus rubris. Länge c. 8; em. (3143), Flügel 4zem- (17/0 3.), der gerundete Schwanz 3,3 em. (12½ Z.). Juvenis flavido-canescens, subtus obscurius; remigibus et rectricibus obscure fuseis; uropygio afflatum offerente rubidogilvum, signum velut specificum; rostro nigro, nitido; iride nigro-fusca; pedibus nigro-fuseis. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 6 82 Die Prachtfinken. Beſchreibung des Eies: Farbe weiß, ſchwach glänzend, Geſtalt länglich-eiförmig, mit undeutlicher Spitze. Länge 13,5 bis 14 mm., Breite 10,5 bis 11, mm. Ovum album, subnitens, sublongo-ovatum, apice indistincto. Der kleine rothe Aſtrild [Aegintha minimal. Tafel IE Vogel 6. Draußen toben die erſten Herbſtſtürme. Alles Milde, Trauliche und Schöne rüſtet ſich zum Scheiden und wir nehmen trauernd Abſchied von dem muntern Leben und Weben in der freien Natur. Gerade in dieſer Zeit — im Verlaufe des Monats September — pflegt ſich in der Vogelſtube eins der lieblichſten Bilder traulichen Familienlebens eines Vogelpärchens zu entfalten. Dies iſt der unter dem Namen Amarantvogel oder kleiner Amarant allen Liebhabern wohlbekannte Prachtfink. Seine Grundfarbe iſt blutroth bis karminroth, am Oberrücken und Oberſchwanz, ſowie an den Flügeldecken röthlich dunkelbraun mit olivengrünlichem Ton. Der glänzend rothe Schnabel mit ſchwarzer Firſte, ein ſchöngelber Augenring und zierliche weiße Pünktchen an den Bruſtſeiten verſchönern ſein Anſehen, und, namentlich wenn ſein Gefieder in den Sonnenſtrahlen glänzt, erſcheint auch er uns als einer der lieblichſten Tropen— vögel, welche lebend nach Europa eingeführt werden. Das Weibchen iſt ſchlicht einfarbig dunkelbraun, unterhalb heller, und an dem rothen Bürzel, Oberſchwanz und Augenbrauenſtreif zu erkennen; auch hat es die Seitenpünktchen. In der Größe iſt er dem Grauaſtrild gleich, in der Geſtalt aber gedrungener. Der Karmin- oder Blutaſtrild, wie er von den Reiſenden gewöhnlich genannt wird, gehört zu den fremdländiſchen Vögeln, über welche, namentlich durch Hart— mann, v. Heuglin und Speke die ausführlichſten Nachrichten veröffentlicht worden. Seine Verbreitung erſtreckt ſich insbeſondere über Mittelafrika, von der Oſtküſte bis zum Weſten, doch iſt er auch im Nordoſten und ſüdlich bis zum 10. Grade n. Br. gefunden. Somit dürfte er gleich dem grauen Aſtrild im ganzen tropiſchen Afrika heimiſch ſein. In den Nilländern iſt er überall zu finden und beſonders häufig in Dongola, Nubien, Kordofan, Senar, Abeſſynien, Bogosland, Tigreh, Bongo u. ſ. w. Profeſſor Dr. Robert Hartmann vergleicht ihn mit unſerm Haus- und Feldſperling, weil er vorzugsweiſe gern an den menſchlichen Wohnungen und ſelbſt innerhalb derſelben niſtet und z. B. in Südnubien und im Oſtſudan in keiner Ortſchaft fehlen ſoll. Auch ſeine Lebensweiſe ſtimmt mit der unſerer Sperlinge überein. Außer der Brutzeit trifft man ihn gewöhnlich nahe bei den Gebäuden, in den Gärten und auf den Feldern, aber ebenſo auch in den Steppen und im Urwalde mit Schmetterlingsfinken, Stahlfinken und anderen zuſammen, oft in großen Schwärmen. Der genannte Forſcher beobachtete im Maj ganze Wolken Der kleine rothe Aſtrild. 83 von Karminfinken am blauen Nil, und Heuglin ſah außerordentlich große Scharen bei oder innerhalb der Stadt Dongola. Familienweiſe lebt dieſer Aſtrild in den Dörfern, ſeltener in unbewohnten Gegenden und im Gebirge, wo er z. B. in Abeſſynien bis zu 3000 Meter (9000 Fuß) Meereshöhe hinaufgeht. Heuglin ſagt: die Blutfinken ſind liebe, muntere Vögelchen, welche zutraulich in die Stallungen und ſelbſt in die Zimmer kommen, um Körnchen, Brocken u. dgl. aufzupicken. Der Lockton beſteht in lebhaftem Zirpen, der Geſang iſt einfach, aber nicht ohne Melodie. Auf Bäumen und Gebüſch bemerkte ich dieſe Vögelchen über Tag ſelten; ſie halten ſich lieber auf der Erde, an Bewäſſerungsgräben, Düngerhaufen, ſowie auf Mauern, Dächern und in Fenſtern auf und verlaſſen ihre einmal eingenommenen Standorte ſehr ungern, ſolange Menſchen in der Nähe hauſen. Im Schutz und in der Kühle der Citronenbäume pflegen ſie ſich all— abendlich, wenigſtens im Hochſommer zur Nacht einzufinden. Unter eifrigem, feinen Piepen und Gezwitſcher ſammeln ſie ſich gegen Sonnenuntergang und lärmen noch eine gute Zeit fort, ehe ſie zur Ruhe kommen. Das Neſt ſteht auf Dachſparren, unter Strohdächern, in Mauerlöchern und ſogar in Mattenzelten, auch ſoll es beſonders häufig in den einſamen ver— laſſenen und verfallenden Hütten, ſeltener dagegen im Gebüſch und Graſe am Boden zu finden ſein, oder wol gar auf Bäumen; doch iſt die letztere Behaup— tung noch nicht erwieſen. Ein wenig zuverläſſiger Reiſender giebt auch an, daß ſolche Neſter, gleichviel ob er ſie in und an den Gebäuden oder im Freien auf der Erde im dürren Graſe geſehen, aus großen Halmen roh zuſammengefügt geweſen, mit einem flachen Neſtnapf aus Gräſern u. dgl. Heuglin behauptet freilich ebenfalls, daß er von dieſem Vogel kunſtloſe Neſter gefunden.?) Hiermit ſtimmen die Beobachtungen keineswegs überein, welche die Züchter ſeit Vieillot gerade am Amarant in aufmerkſamſter Weiſe und mit übereinſtimmenden Er— gebniſſen gemacht. Schon der genannte franzöſiſche Forſcher hat den Petit senegali rouge mit Erfolg gezüchtet und ſchildert ihn in folgender Weiſe. Dieſe Vögelchen ſind ſanft und zutraulich und untereinander ſo zärtlich, daß ſie ſtets geſellig und am liebſten dicht gedrängt zuſammen ſitzen, beſonders die Nacht hindurch. Zur Parungszeit aber ſondern ſich die einzelnen Pärchen ab und bekämpfen ſich gegen— ſeitig, ſo daß man ſie trennen muß. Jedes Männchen lebt jetzt nur für ſein Weibchen; vor der Begattung ſetzt es ſich in ſeine Nähe mit einem Hälmchen ) In den Schriften der übrigen Afrikaforſcher, wie Antinori „Catalogo descrittivo di una Collezione di Uecelli fatta nell' interno dell’ Africa centrale norte“, Andersson „Birds of the Damara Land“, Layard „Birds of South Africa“, Blanford „Geology and Zoology of Abyssinia“, welche des Vogels erwähnen, ift über ſeine Niſtweiſe leider ebenfalls nichts Näheres angegeben. . 6* 84 Die Prachtfinken. im Schnabel, hüpft in kleinen Sprüngen empor, tritt abwechſelnd mit den Beinen auf den Zweig, auf dem es ſitzt, und ſingt nun zum Vorſpiel ſeines Genuſſes. Der angenehme, doch ſehr kleine Geſang wird mehrmals munter und freudig wiederholt. Erfolgt aber die Parung durch die Weigerung des Weibchens nicht, ſo wird das Männchen ärgerlich und treibt es umher. Beide bauen gemeinſam das Neſt, außen von Hälmchen und Moos und innen mit Federn und Pflanzen— wolle ausgepolſtert, etwa jo groß wie ein Straußenei, mit dem Flugloch ſeitwärts in der Mitte. Zur Brutzeit verlangen dieſe Vögel 25 Grad Wärme und ſie niſten vorzugsweiſe in unſerm Winter. Durch Trennung der Geſchlechter kann man die Niſtzeit wol hinausſchieben, doch machen ſie dann höchſtens zwei Bruten. Will man ihre Zucht betreiben, ſo bleibt es immer Regel, mehr Weibchen als Männchen anzuſchaffen, weil die erſteren leichter ſterben. Alle dieſe und weitere Angaben Vieillot's vermag ich noch bedeutſam zu ergänzen. Der Amarant gehört zu den Vögeln, welche auch bei den deutſchen Züchtern vielfach und mit dem beſten Erfolge geniſtet haben. In meiner Vogelſtube war er einer der erſten, die mit beſonderm Glück ihre Jungen großzogen. Vor— nehmlich auf dieſen Aſtrild (nächſt Bandfink und Zebrafink) gründeten ſich meine Erfahrungen, als ich in der „Gartenlaube“ die erſte Anregung zur Einbürgerung und Züchtung dieſer lieblichen Vögel in der Häuslichkeit gab. Obwol ich aber den Amarant mit außerordentlichem Erfolge gezogen, ſo glaube ich doch nicht behaup— ten zu dürfen, daß auch er bei mir zuerſt geniſtet hat. Unter den vielen Vögeln, die Herr Leuckfeld in Nordhauſen, einer der früheſten und glücklichſten deutſchen Vogelzüchter, flügge werden geſehen, war auch der Amarant. Außerdem haben dann die Herren Emil Linden, Graf Nord von Wartenburg, Freiherr v. Beuſt, Inſtrumentfabrik-Beſitzer Grimm in Stettin, Baron v. Freyberg, Dr. Rey und andere dieſen Prachtfink freifliegend und ſelbſt in kleinen Käfigen vielfach gezüchtet. Der rothe Aſtrild iſt ein Kosmopolit, der ſich in jede Lage zu ſchicken und immer aus ihr den möglichſten Vortheil zu ziehen weiß. Auch ſeine eigenthüm— liche Schwanzbewegung ſpricht für einen ruhigen, bedächtigen Charakter. Nicht ſeitwärts hin- und herſchwankend, ſondern gleichſam nachdenklich erwägend auf und ab geht der Schwanz, und nur bei ſtarker Erregung zeigt er ein ruckweiſes, heftiges Emporſchnellen. Das erſte Pärchen in meiner Vogel— ſtube ſchlüpfte täglich mit unglaublicher Dreiſtigkeit beim Oeffnen der Thür uns über die Köpfe in die Wohnſtube, um hier irgend einen mangeln— den Bauſtoff oder von den vielen Blumentöpfen Würmchen u. dgl. zu ſuchen. Noch viel verwunderlicher war es aber, daß dieſe Vögel durch die der anderen wegen nur ganz wenig geöffnete Thür wieder zurückkehrten. Dies habe ich nur bei wenigen Arten außer ihnen, wie Goldbrüſtchen und Grauaſtrilds, beobachten können, während andere, ſonſt ſehr ſchlaue Vögel, z. B. die kleinen Elſterchen, Der kleine rothe Aſtrild. 85 wenn ſie ſich in ein anderes Zimmer verflogen, ſelbſt bei viel weiter geöffneter Thür gar nicht leicht zurückfinden können. Das Neſt erbaut dieſer Aſtrild mit ähnlicher Weltweisheit an den verſchieden— ſten Oertlichkeiten, ſobald ihm dieſe nur günſtig erſcheinen; er wählt ebenſowol Harzbauerchen als auch geſchloſſene Niſtkaſten, irgend welche Höhlen oder ganz offene Niſtkörbchen, wenn dieſe nur unter überhängendem Strauchwerk verborgen ſind; ganz frei im Gebüſch ſteht das Neſt niemals. Die Unterlage des Neſtes iſt aus gröberen Halmen, ſelbſt trockenen Blättern oder ſolchem Vogelkraut ge— ſchichtet, die Wände und die Ueberwölbung ſind aus weichen und langen Papier— und Baſtſtreifen, allerlei Fäden, Pferdehaaren oder Agavefaſern und Heuhalmen aufgebaut und das Lager für die Eier iſt aus Baumwollflöckchen, kurzen weichen Haaren, Hede, Federn, Läppchen u. dgl. hergeſtellt. Immer iſt das Neſt oben überwölbt, kugelrund von Geſtalt, mit einem ſeitlichen, ſehr kleinen und zierlich gerundeten, zuweilen ganz verdeckten Schlupfloch. Im Spätſommer, wenn man den Vögeln friſche Spargelzweige bieten kann, führen ſie faſt ausſchließlich von den langen weichen Aeſtchen derſelben einen ungemein künſtlichen Bau aus. Alle Züchter dieſes Vogels haben darauf hingewieſen, daß gerade ſein Neſt zu den vorzugsweiſe kunſtvollen gehöre; insbeſondere Dr. Rey und Baldamus ſchildern daſſelbe als ſolches und der erſtere vergleicht es mit dem des Laub— ſängers. Gern benutzt der Amarant fremde Neſter und man kann ihn daher mit Erfolg zur Brut auregen, wenn man alte wohlgeſäuberte Sperlingsneſter u. a. in der Vogelſtube in Niſtkörbchen oder Harzerbauerchen ſteckt. Er gehört auch zu den Prachtfinken, die während der Brut bei der Ablöſung und beſonders wenn ſchon kleine Junge vorhanden ſind, immer noch eine Feder mitbringen. Das Gelege beſteht in drei bis ſieben, faſt regelmäßig aber in vier Eiern. Der Neſtflaum der Jungen iſt bräunlichweiß und an den Schnabelwinkeln ſtehen je zwei weiße und ein blaues Wärzchen. Das Jugendkleid iſt oberſeits bräunlich fahlgrau, unterſeits etwas heller bräunlichgrau; nur das zarte, noch düſtere Roth am Bürzel bis zum Mittelſchwanz und an den Außenfahnen der Steuerfedern läßt die Art mit Beſtimmtheit erkennen. Der Schnabel iſt glänzend ſchwarz; das Auge iſt dunkel ohne gelbe Lider; ebenſo fehlen die Pünktchen an den Seiten. Die Verfärbung beginnt in der dritten bis fünften Woche und iſt in ſechs Wochen, oft aber auch erſt nach Monaten vollendet. Ihre Dauer hängt von dem Fütterungszuſtande, namentlich aber von der Witterung ab; je höher der Wärme— grad in der Vogelſtube, um ſo ſchneller und beſſer verfärben ſich die jungen Prachtfinken. Mit einzelnen rothen Federn an Stirn, Hals und Bruſt be— ginnend, ſchreitet die Farbe über den ganzen Körper fort, während das Schnäbelchen ſich ebenfalls allmälig röthet. Beim Weibchen geht in gleicher Weiſe das Graubraun in Gelblichbraun über. 86 Die Prachtfinken. Im übrigen gleicht die ganze Brutentwickelung wiederum der des grauen Aſtrild und auch die Verpflegung iſt übereinſtimmend. Der Amarant gehört zu den Prachtfinken, welche vorzugsweiſe leicht auch im kleinen Heckläfige ihre Bruten aufbringen und in der Seite 41 angegebenen Vorrichtung mit beſtem Erfolge zu züchten ſind. Nur wolle man eine Bedingung nicht außer Acht laſſen, die ausreichender Wärme nämlich. Zwar muß ich als Kurioſität beiläufig erwähnen, daß in der Vogelſtube des bekannten Eierkundigen, Dr. Bal— damus, ein Pärchen dieſer Vögel niſtete und die Jungen glücklich erzog, während an jedem Morgen das Waſſer zu Eis gefroren war. Wenn man nun aber von einem Ausnahmefall ohne weiteres darauf ſchließen wollte, daß dieſe zarten Tropenvögel ſämmtlich in ungeheizten Stuben bei unſerm Winter ihre Jungen erziehen können, ſo beruht das nur in Unkenntniß. Nach den übereinſtimmenden Erfahrungen aller namhaften Züchter iſt es nicht zu bezweifeln, daß das leider nur zu häufige räthſelhafte Erkranken der Weibchen, welches ſchon Vieillot beklagt, ſowie das Erſterben der Jungen trotz der beſten Verpflegung lediglich in der mangelnden Wärme oder ſtark ſchwankenden Temperatur des Züchtungsraumes begründet iſt. Herr Graf Yorck von Wartenburg, welcher in ſeiner Vogelſtube gleichmäßig mindeſtens 16 Grad R. erhält, hat ſich ohne Frage in Deutſchland der glücklichſten Züchtungsergebniſſe mit den kleinen Prachtfinkenarten zu erfreuen. täheres bitte ich in dem Abſchnitt über Züchtung nachzuleſen. Von beſonderer Wichtigkeit iſt eine hohe, nicht ſchwankende Wärme aber während der Verfärbung der jungen Amarantvögel. Auch in dieſer Hinſicht ſind weiterhin im genannten Abſchnitt eingehende Rathſchläge zu finden. Der Amarant iſt wiederum einer der beliebteſten Prachtfinken. Er hält ſich, einmal eingewöhnt, viele Jahre hindurch vortrefflich. Sowol in der Vogel— ſtube als auch im kleinen Schmuckkäfige gehört er zu den verträglichſten. Zwar befehdet er während der Brut die nächſten Verwandten, goldbrüſtige, getigerte, gelbgrüne u. a. Aſtrilde eifrig, jedoch unſchädlich. In meiner Vogelſtube niſteten alle dieſe Arten in zahlreichen Pärchen, ohne einander weſentlich zu ſtören. Der Amarant lebt auch mit ſeinen Jungen von mehreren Bruten familienweiſe friedlich beiſammen. Dr. Luchs rühmt ſeine Liebenswürdigkeit in folgender Weiſe. In einem Schwarm verſchiedener kleiner Aſtrilde im Geſellſchafts— käfige zeigt er ſich als der ruhigſte und ſanftmüthigſte. Wenn des Morgens beim Füttern die kleine Geſellſchaft in emſiger Haſt herbeieilt und auf dem ſandigen Boden die verſtreuten Körnchen aufzupicken beginnt, jo geht dies be— ſcheidene Vögelchen jedem andern aus dem Wege und macht weder am Futter— kaſten, noch am Trinknapf oder an der Badewanne einem den Vorrang ſtreitig. Sein Ruheplätzchen iſt immer das, welches die anderen ihm übrig laſſen, und wenn ſich das Federvölkchen zur Nacht zurechtſetzt und auf den Stangen dicht Der kleine rothe Aſtrild. 87 gedrängt aneinander reihet, dann iſt dem geduldigen Amarant faſt immer die Rolle des Flügelmanns beſchieden, während die anderen, ſelbſt wenn ſie einmal aus der Linie heraushüpfen, ſich keck und dreiſt wieder in dieſelbe hineindrängen. Sehr ſchön iſt der Anblick, wenn in der bunten Reihe der Zufall dem karmin— rothen Vögelchen den hell gelbgrünen Aſtrild oder den himmelblauen Schmetterlings— fink nachbarlich zugeführt hat; entzückend aber, wenn eben dieſe zu dreien eine bunte Kette darſtellen. — Nach der Ausfärbung bleibt das Gefieder immer gleich— mäßig ſchön. Von einem wirklichen Geſange kann freilich nicht viel die Rede ſein; er beſteht nur in einem hellklingenden dreiſilbigen Ruf, der mehrfach wiederholt wird. Die Vogelhändler halten den Amarant für einen der weichlichſten unter den kleinen Vögeln, und dies iſt bedingungsweiſe in der That richtig, indem er beſonders bald nach der Ankunft ungünſtigen Einflüſſen, wie Zugluft, naßkaltem Wetter u. dgl., gar zu leicht erliegt. Dazu kommt noch die Gewöhnung von der Senegalhirſe an unſere weiße Hirſe, ferner der Wechſel des Trinkwaſſers, die häufige Beunruhigung durch das Herausgreifen — und die ſoeben importirten Vögel, namentlich aber die Amarant-, Schmetterlingsfinken und Rothſchwänzchen ſterben gewöhnlich in nur zu großer Anzahl. Um gegen ſolche Verluſte ſich zu bewahren, ſollte man ſie in einem recht geräumigen Käfige oder beſſer freifliegend in einem Kämmerchen, dieſes wie jener reichlich mit Strauchwerk und auch mit warmen Neſtern ausgeſtattet, in gleichmäßiger warmer Temperatur recht reinlich halten und mit beſter weißer Hirſe, wenn möglich nebſt Senegal- oder Kolbenhirſe, verpflegen. Nothwendige Erforderniſſe ſind noch trockener, nicht zu kalter Sand und Sepienſchale oder anderer Kalk. Außer den bereits genannten ſchädlichen Einflüſſen find die Vögelchen dann aber auch vor eiskaltem Trinkwaſſer, ſowie vorläufig vor Grünkraut, Quellfutter und anderen Beigaben zu bewahren. Eine ebenſo ſonderbare als betrübende Erſcheinung iſt die, daß die ſchönſten und kräftigſten alten Amarantvögel auffallend leicht zu Grunde gehen, wenn ſie aus der Vogelſtube gefangen und in einen Käfig gebracht werden. Ob die Beängſtigung oder ein unüberwindlicher Freiheitstrieb die Urſache — wer kann es wiſſen! Immerhin aber iſt es rathſam, daß man die größtmöglichſte Vorſicht beachtet. Der Preis für den Rothaſtrild wechſelt zwiſchen drei bis vier Thaler für das Pärchen und beträgt bei den Großhändlern vier bis ſechs Franken. Sehr kahle Vögel dieſer Art einzukaufen iſt immer gewagt; mindeſtens achte man auf die im Abſchnitt über den Einkauf gegebenen Vorſichtsmaßregeln. In allem übrigen verweiſe ich nochmals auf das beim Grauaſtrild Geſagte. Der kleine rothe Aſtrild heißt auch Amarantvogel, Amarant, kleiner oder kleinſter Amarant, kleinſter Senegaliſt, Zwergfink oder Zwergaſtrild, Karminfink oder Karminaſtrild, Blutaſtrild, Rothaſtrild, Tauſendſchön und Feuervögelchen. 88 Die Prachtfinken. Amaranthe und Amarante (Vekemans und die franzöſiſchen Händler); Firefinch und Firebird (Jamrach in London); Kleine Vuurvogeltje of Ama- ranthe (niederländiſch). Nomenclatur: Fringilla minima, Vieillot, Heugl.; Fringilla senegala, Zichtst.; Estrilda minima, Rüppell; Estrelda minima, Gray, Slater, Bonp., Hartl.; Lago- nosticta minima, Cab., Antin., Hartm., Heugl., Reichb.; Lagonostieta ignita et L. senegala, Reichb., Pytelia minima, Hartl. et Finsch. Fringilla senegala, ZLinne; Senegalus ruber, Brisson; Le Senegali, Düffon. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Kopf, Hals, Bürzel, obere Schwanzdecken und ganze Unterſeite dunkel purpurroth, an den Bruſtſeiten mit kleinen weißen Pünktchen; Mantel und Schultern rehbraun, roth verwaſchen (jede Feder mit purpurnem Endſaum), Schwingen— und Deckfedern dunkel rehbraun mit ſchwach purpurrothen Außenſäumen, Oberſchwanz tiefbraun, jede Feder mit rother Außenfahne; untere Flügeldecken, Hinterleib und untere Schwanzdecken blaß rehbraun, Unterſchwanz bräunlich ſchwarz. Schnabel roth, mit ſchwarzer Firſten- und Dillenkante; Auge dunkelbraun mit nacktem gelben Ring umgeben; Füße röthlich fleiſchfarben. Das Weibchen iſt rehbraun, unterhalb an Bauch und Seiten okerbräunlich; Bruſtſeiten mit einzelnen größeren weißen Pünktchen; Flügelſchwingen und Schwanzfedern braunſchwarz, letztere am Grunde der Außenfahne purpurroth, untere Schwanzdecken düſter weiß; Zügel und Augen— brauenſtreif, Bürzel und obere Schwanzdecken purpurroth. Schnabel wie beim Männchen. (Die weißen Pünktchen fehlen zuweilen ganz, die rothe Färbung erſcheint mehr oder minder hell und dehnt ſich wol über den ganzen Mantel und die Flügeldecken aus, während andererſeits bei manchen die olivenbraune Färbung ſich über die ganze Oberſeite mit Einſchluß der Stirn erſtreckt. Da ich von zwei ungepunkteten Eltern mehrere Bruten von Jungen mit den Pünktchen gezogen und da ſowol der intenſive Ton, als auch die Ausdehnung der rothen Färbung vom Alter und von dem Verpflegungszuſtande abhängt, ſo fallen ſicherlich die abgezweigten Arten oder Lokalraſſen [wie Estrelda lateritia, Heugl.] als übereinſtimmend fort.) Aegintha minima. Capite, collo, uropygio, supracaudalibus latereque toto inferiore saturate coccineis; pectoris lateribus albo-punctulatis; intersca- pilio humerisque ochraceo-fuseis, rubro-lavatis [limbo terminali plumae singulae coceineo]; remigibus et tectricibus al. subochraceo -fuseis, exterius coccineo- sublimbatis; pogoniis exteris reetricum fuscarum coceineis; teetricibus suba- laribus, abdomine et infracaudalibus dilute fuscescentibus; rectricibus in- {ra subfusco-nigris; culmine gonateque rostri rubri nigris; iride picea; superciliis nudis laete flavis; pedibus rubido-carneis. — : lurido-fusca, abdomine, lateribus, sparsim albo-punctulatis; remigibus et rectricibus fusco-nigris, harum basi po- gonii coceinea; subcaudalibus albidis; loris, stria ophthalmica, uropygio et supracaudalibus coceineis; rostro maris. Länge c. gem. (3 3. 6 L.), Flügel c. 4,4 em. (13. 8 L.), der gerundete Schwanz c. 3,3em. (1 3.38). Juvenis: supra lurido-cinerea, subtus dilutius; rubedine uropygii usque cau- dam mediam et pogoniorum rectricum externorum obsoletissima, eaque signo certe specifico; rostro nigro nitido; iride obscura; annulo superciliari flavo punctu— lisque hypochondriorum albidis adhue nullis. Beſchreibung des Eies: Farbe kalkweiß, wenig glänzend, Struktur feinkörnig; Geſtalt eiförmig mit ſtumpfer Spitze. Länge 15 mm., Breite 12mm. Ovum cretaceum, subopacum, granulosum, ovatum apice obtuso. Der rothbrüſtige Aſtrild [Aegintha rufopicta] unterſcheidet ſich von dem vorigen durch die olivenbraune Oberſeite, während nur die Stirn, Kopfſeiten und — Der dunkelrothe Aſtrild. 89 die ganze Unterſeite weinroth gefärbt ſind; die Größe iſt übereinſtimmend. Von dem nächſtfolgenden dunkelrothen Aſtrild, dem er ebenfalls ſehr nahe ſteht, iſt er durch helle untere Schwanzdecken und weinrothe Stirn verſchieden. Ich habe im Lauf der Jahre ſorgfältig darauf geachtet, ob unter den zahlloſen, von den Großhändlern eingeführten kleinen Amarantvögeln dieſe Art wol einmal vorhanden ſein würde, allein es iſt mir niemals ein Exemplar vorgekommen. Der Vogel iſt daher für die Liebhaberei vorläufig noch nicht zugänglich, doch wird er dem— nächſt wol ebenfalls eingeführt werden. Eine Seltenheit dürfte er immerhin bleiben, denn Heuglin fand nur wenige Köpfe in Bongo und Wau in Central— afrika, vor und nach der Regenzeit auf Gebüſch unfern von Gewäſſern. Auch an der Goldküſte hat man ihn beobachtet und ſeine Verbreitung ſoll ſich über das weſtliche Mittelafrika erſtrecken. Ueber ſeine Lebensweiſe iſt Näheres nicht bekannt. Die meiſten Afrikareiſenden und Schriftſteller erwähnen ihn gar nicht die übrigen nur kurz (Allen, Sharpe, Fraſer, Hartl. und Finſch). Eine ſchöne Abbildung hat Fraſer und nach derſelben auch Reichenbach eine gegeben. Rothbrüſtiger Aſtrild, rothbrüſtiger Senegali, rothbrüſtiger Amarant, Rothbruſtamarant. Estrelda rufopieta, Fraser; Lagonostieta rufopicta, Hartl., Sharpe, Heugl.,; La- gonosticta lateritia, Finsch, Heugl., Estrelda lateritia, Heugl. Der dunkelrothe Aſtrild [Aegintha rubricata]. Tafel II. Vogel 8. Für den begeiſterten Freund dieſer kleinen Vögel giebt es gewiß nichts Verlockenderes, zugleich aber auch Täuſchungsreicheres, als eine Anzahl derſelben, welche gleichſam als gaukelnde Irrlichter auftauchen, den Wanderer erfreuend, um dann plötzlich zu verſchwinden und nichts zurückzulaſſen, als das Bedauern über die leider nur zu bald dahingeſchwundene Erſcheinung — über den Tod des ſchönen Vogels und über den materiellen Verluſt zugleich. Solche Vögel hat der Handel in letzterer Zeit recht viele gebracht, und wir dürfen bei dieſer Gele— genheit mit Freude und Stolz darauf hinweiſen, daß bei uns in Deutſchland die Vogelliebhaberei und mit ihr das auf die Erforſchung der Naturgeſchichte gerichtete Streben wahrlich nicht minder lebhaft iſt, als in anderen Ländern. Derartige Selten— heiten des Vogelhandels gelangen gegenwärtig nicht mehr wie früher blos zu— fällig aus Unkenntniß der Großhändler hierher, ſondern ſie werden vielmehr in den betreffenden Hafenplätzen, beſonders aber in Hamburg, London, Bordeaux im regſten Wetteifer der Händler aufgekauft und jetzt gerade vorzugsweiſe nach Deutſchland eingeführt. Durch die lebhafte Nachfrage ſind aber auch die Preiſe in nur zu bedeutende Höhe geſtiegen. — Den erſten dunkelrothen Aſtrild, ein Mäunchen, erhielt ich von Herrn Geupel-White in Leipzig. Dieſer Vogel iſt lebhaft dunkelroth, viel düſterer als der kleine Amarant und am Oberkopf, wie an Rücken, Flügeln und ganzem 90. Die Prachtfinken. Oberkörper dunkel braungrau, am Steiß und den unteren Schwanzdecken rein ſchwarz; Zügelſtreif, Bürzel und Oberſchwanz ſind lebhaft roth. Die Größe iſt bedeutender als die des kleinen rothen Aſtrild. Das Vögelchen blieb lange einſam in der Vogelſtube und ſchloß ſich ſeinen kleineren Verwandten nicht an; auch als ich nur ein einzelnes Weibchen derſelben fliegen ließ, parte es ſich nicht mit dieſem. Es ſtarb plötzlich im ſchönſten Ge— fieder, ohne ermittelbare Veranlaſſung. Dann ſandte mir Fräulein Hagenbeck mehrere Köpfe dieſer Art. Sie waren kürzlich erſt angekommen und ſehr ſchlecht gefiedert. Auch waren ſie noch nicht völlig ausgefärbt, ſondern am Rücken be— deutend heller, mit einem Ton ins Grünliche; an den Seiten hatten ſie größere weiße Pünktchen, während das alte Männchen, welches ich ebenfalls ſchlecht ge— fiedert erhalten, das ſich aber ſehr gut herausgemuſtert hatte, die Punkte auch in voller Bekleidung gar nicht zeigte. Vieillot ſchildert den Senegali rouge als einen munteren und lebhaften Vogel, deſſen Geſang, wenn mehrere in einem Käfig beiſammen ſind und ſich gegenſeitig zu überbieten ſuchen, als ein harmoniſches, liebliches Konzert erſchalle. Sie ſollen ſo unverträglich ſein, daß man die einzelnen Pärchen durchaus abſon— dern oder fie wenigſtens in einem ſehr großen Käfige halten muß. Das Neſt ſtehe inmitten ſehr dichter Gebüſche, hauptſächlich aus Gräſern und Moos erbaut und enthalte gewöhnlich vier Eier. Gegen Kälte ſei dieſer Vogel während der Niſtzeit und der Mauſer ſo empfindlich, daß man die Wärme nicht unter 22 bis 25 Grad R. ſinken laſſen dürfe. Für gewöhnlich aber halte er ſich ſogar in einer Temperatur von nur 10 bis 15 Grad recht gut. Die Heimat dieſes Aſtrild iſt Südafrika; gefunden iſt er beſonders in Natal und Kaffernland, doch überall nur ſelten und in wenigen Köpfen. Heuglin ſah ihn im Gebiet der Bogos in 13—1700 Meter (4 5000 Fuß) Meereshöhe, zur Regenzeit parweiſe flüchtig über buſchiges Felſen- und Hügelland ſchweifend. Auch in den warmen, tiefen Thälern des Galg-Landes beobachtete er ihn. Weitere Mit— theilungen haben die Reiſenden und Forſcher über ihn nicht gemacht. Außer meiner Vogelſtube, erhielten ihn noch die Sammlungen der Herren Emil Linden, Graf York von Wartenburg, Apotheker Jaenicke in Hoyerswerda und A. F. Wiener in London. Es iſt ein ſtilles, ſehr heimlich im dichten Gebüſch lebendes Vögelchen, das außer ſeiner Schönheit keinerlei auffallende Eigenthüm— lichkeiten zeigt. Das Liebesſpiel iſt dem des kleinen Amarant faſt völlig gleich, nur breitet er den Schwanz dabei fächerartig aus. Zum Neſtbau und zu näherer Beobachtung des Brutgeſchäfts iſt es bei mir leider nicht gekommen. Die meiſten, beſonders die Weibchen, ſtarben bald nach der Ankunft und auch die Männchen, welche die Mauſer glücklich überſtanden, erlagen eins nach dem andern plötzlich, ebenſo wie das erſte, ohne daß ich die Urſache ergründen konnte. Daſſelbe be— Der dunkelrothe Aſtrild. 91 klagt Herr Graf Yorck. Herr Jaenicke ſchreibt mir noch ergänzend: Mein dunkler Amarant lebt ſeit drei Jahren. Es iſt ein gewandter Vogel, der flüchtig durch die Zweige hüpft und überall neugierig durchkuckt. Sein Geſang beſteht nur in wenigen Strophen, die er aber oft und ziemlich laut wiederholt. Er ſcheint eine, wenn auch nur laue Freundſchaft für ein Weibchen des Schmetterlings— fink, nicht aber für das des kleinen Amarant zu haben. Der dunkelrothe Aſtrild wurde auch dunkler oder unrichtig dunkelrother, beſſer blos dunkler Amarant, ſchönrother Senegali und Karminaſtrild (ebenfalls fälſchlich) benannt. (In den Preisliſten der Großhändler iſt er noch nicht mitgezählt, obwol er von Zeit zu Zeit in den Vogelhandel gelangt. Die Verzeichniſſe der großen zoologiſchen Gärten führen ihn ebenfalls noch nicht auf.) Nomenclatur. Fringilla rubricata, Lichtenstein; Estrelda rubricata, Gray, Licht., Vieillot, Layard, Bonp., Ayres, Hartl. et Finsch; Lagonosticta rubricata, Cabanis, Reichb., Heugl., Lagonostieta rhodopareia, Heugl. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberkopf, Nacken und Kopfſeiten olivengrünlich graubraun, übrige Oberſeite dunkel olivengrünlich braun, obere Schwanzdecken und der Grund der äußeren Schwanzfederfahnen dunkel purpurroth, die übrigen Schwanzfedern unter- und oberſeits ſchwarz; Zügel, Halsſeiten, Kinn, Kehle, Bruſt und Bauchſeiten dunkel weinroth, Bruſt— und Bauchmitte blaßbräunlich, Schenkel und Hinterleib dunkler braun, untere Schwanzdecken ſchwarz; die rothen Federn der Bruſtſeiten mit einzelnen weißen Pünktchen. Schnabel dunkel— bräunlich horngrau, der untere mit hellerem Grunde; Auge dunkelbraun, von einem gelben Liderringe umgeben; Füße bräunlich bleigrau. Aegintha rubricata: pileo, cervice, interscapilio et alarum tectrici- bus saturate cinnamomeo-canis; loris, antiis, collo antico, pectore et abdomine laete rubris; pectoris lateribus et hypochondriis large albo -punctulatis; crisso, subeaudalibus et reetricibus nigerrimis; uropygio, tectrieibus caudae superioribus et«margine rectricum externa basin versus laete rubris; genis roseo-indutis; rostro plumbeo, apice nigro; pedibus fusco-plumbeis; iride fusca. Länge 10,5em. (4 Z.), Flügel 4,8em. (1 Z. 10 L.), Schwanz c. 3. em. (1 Z. 6 L.) Der Larvenaſtrild [Aegintha larvata] gehört wiederum zu denen, welche bis jetzt nur ausgeſtopft in den Muſeen vorhanden ſind, obwohl er doch in Weſtafrika und nament— lich in Abeſſynien, alſo in den bekannteren Gegenden dieſes Erdtheils heimiſch ſein ſoll. Er iſt an Ober- und Hinterkopf bräunlichgrau und an der übrigen Oberſeite düſterroth, die oberen Schwanzdecken und Steuerfedern ſind dunkel purpurroth; das Geſicht und die Kopfſeiten, Kehle, Bauchmitte, Unterleib und Unterſchwanz ſind ſchwarz, die ganze übrige Unterſeite iſt ſchön und lebhaft weinroth; die Bruſtſeiten ſind mit herzförmi— gen weißen Fleckchen geziert. Schnabel bleigrau; Auge braun; Füße dunkel bleigrau. Heuglin ſagt, die purpurne Färbung iſt zuweilen mehr oder weniger lebhaft und die Unterſchwanzdecken ſind auch purpurfarben überlaufen. Der Vogel iſt jo ſelten, daß man ihn erſt in wenigen Muſeen (Frankfurt, Leyden, Stuttgart) findet, und das Weibchen iſt noch gar nicht bekannt. Rüppell fand den Larven— aſtrild in den Thälern von Semiön und Heuglin in Weſt-Abeſſynien im Ja— nuar und April auf 13 — 1700 Meter (3000 bis 5000 Fuß) Meereshöhe im 92 Die Prachtfinken. Bambusgebüſch, wo er ſehr ſcheu und flüchtig, ſtill und verborgen lebt und ſich von feinen Grasſämereien ernährt. [Amadina larvata, Rüppell; Habropyga larvata, Bonap.; Lagonosticta larvata, Hartl., Heugl.] Der ſchwarzkehlige Aftrild [Aegintha nigricollis], welchen Heuglin beſchreibt, iſt dem vorigen ſehr ähnlich; er ſoll ſich nur durch rothen Scheitel, weniger lebhaft rothen Nacken und rothgrauen Unterleib (und ſchwarzen oder ſchwärzlichen Hals?) unterſcheiden. Sie dürften alſo wol zuſammenfallen, und was der Reiſende über die Lebensweiſe ſagt, wird für beide, ſowie auch für die folgenden Nächſtverwandten Geltung haben. Dieſer reizende Aſtrild findet ſich paarweiſe und in kleinen Geſell— ſchaften bis zu fünf Köpfen im dichten und hohen Graſe, auf Lichtungen in Wau, Djur und Bongo in Centralafrika und iſt hier wol Standvogel, obgleich wir ihn während der eigentlichen Sommerregenzeit nicht beobachteten. Schüchtern und flüchtig treibt er ſich in den undurchdringlichen Gräſerdickichten umher. Im Mai ſind die Männchen lebhaft weinroth angehaucht und ſingen recht laut und angenehm; dann muß wol die Parungszeit ſein. e eee bes, rei, , , [Estrelda nigricollis, Heugl.; Lagonostieta nigricollis, Heugl.] Der weinrothe Aſtrild [Aegintha vinacea] von Weſtafrika unterſcheidet ſich von dem Larvenaſtrild wiederum nur durch grauen Scheitel, weinrothe Färbung des Rückens und weit geringere Größe [Estrelda vinacea, Hartl.; Lagonosticta vi- nacea, Cab, Veugl.]. — Sehr nahe verwandt oder vielleicht ganz übereinſtimmend iſt ein in Südafrika und Madagaskar heimiſcher Aſtrild [Aegintha margaritata], über welchen jedoch noch nichts weiter bekannt geworden, als daß ihn Hartlaub und Heuglin beiläufig anführen. Hartlaub’s Aſtrild Aegintha Hartlaubi] wird in dem Decken'ſchen Reiſe— werk mitgezählt und mag auch hier erwähnt ſein. Profeſſor Bianconi beſchreibt ihn nach einem von Fornaſini aus Südmoſambik eingeſandten Exemplare: Oberſeite dunkelgrün, Schwingen braun, außen grünlich, innen weißlich geſäumt, Schwanz— federn wie der Rücken; Vorderhals grau, etwas grünlich verwaſchen, Bruſt und Bauch auf grauſchwärzlichem Grunde mit weißen runden Flecken geziert, jede einzelne Feder trägt am Ende, durch den Schaft getrennt, zwei weiße Flecke; After und untere Schwanz— decken ſchmutzig weiß. Schnabel kurz, ſchwarz mit horngelber Baſis; Beine röthlich. Länge gem. [Amadina Hartlaubi, Bianconi; Pytelia Hartlaubi, Husch et Hartl.] Reichenow's Aſtrild [Aegintha Reichenowi], eine ſehr ausgezeichnete Art, wurde leider nur in einem Exemplare von Dr. Anton Reichenow in den Camerunbergen geſammelt und von Dr. Hartlaub beſchrieben: Kopf, Hals und Unterſeite des Körpers ſind gelbolivengrün, Rücken, Bürzel und Oberſchwanzdecken bräun— lich karminroth, Deckfedern und letzte Armſchwingen bräunlichroth außen geſäumt. Länge 12 em. Pytelia Reichenowi, Hartl.) at Fam, 1875 HER 2 * * * Der blaue Aſtrild. 93 Als Schmetterlingsaſtrilden läßt ſich wiederum eine Gruppe abſondern, welche ſich ebenfalls durch mancherlei Merkmale auszeichnet. Ein ſchwebender, in der Luft gleichſam gaukelnder Flug hat dem Hauptvertreter derſelben, dem blauen rothbäckigen Aſtrild, den volksthümlichen Namen Schmetterlingsfink gebracht, und ich glaube nicht fehlzugreifen, wenn ich ihn und ſeine nächſten Verwandten, mit Hinweis auf die Darlegung Seite 64, zuſammen— faſſe. Es find die Angehörigen der Geſchlechter Granataſtrild [Uraeginthus, Cabangs] und Keilſchwanzaſtrild [Uropytelia, Finsch|, welche hierher gehören. Ber blaue Aſtrild [Aegintha phoenicotis!]. Tafel II. Vogel 10. Die bereits erwähnte, naheliegende und doch ſo ſcharfſinnige Bemerkung, daß die Schwanzbewegung eines Thieres für ſeine Charaktereigenthümlichkeit be— zeichnend jet, beſtätigt ſich auch wiederum bei dieſem blauen Aſtrild, den alle - Liebhaber als Schmetterlingsfink oder Cordon bleu kennen, und läßt ihn als einen ebenſo ruhigen und ſanften, wie hübſchen Vogel erſcheinen. Sein Gefieder iſt auf der ganzen Oberſeite bräunlichfahlgrau, an Geſicht, Bruſt, Seiten und Schwanz aber himmelblau. Ein ſchön karminrother, läng— lichrunder Fleck ziert jede Backe und giebt dem Geſicht, mit dem ſchwärzlichrothen Schnabel und dem gelblichen Augenringe, ein ganz abſonderliches Ausſehen. Das Weibchen hat dieſelbe, nur viel mattere Färbung, auch fehlt ihm der Wangenfleck. Männchen und Weibchen ſitzen wol ſtundenlang dicht nebeneinander und liebkoſen, d. h. neſteln und krauen ſich im Gefieder, ohne jemals in ihrer Zärt— lichkeit ſtürmiſch zu werden. Daſſelbe ſtille Weſen kennzeichnet ſie am Futter— und Trinknapf, ſelbſt am Neſte und beim Liebesſpiel. Ja, ſogar dann, wenn zwei Männchen kämpfend in der Luft ſich umeinander drehen und unter erzürntem Zit, zit! ſich befehden, iſt die Erregung keine jehr große. Dabei entbehren ſie indeſſen keineswegs der Anmuth; im Gegentheil, auch dieſer Vogel gewährt uns ein ungemein liebliches Bild in ſeinem furchtloſen und zutraulichen Weſen, mit ſeinen harmoniſch ſchönen Farben, wenn er den ſcharfen und doch ſo wohl— lautigen Lockton Zit, zit! oder ſein entrüſtetes Täk, täk, täk! erſchallen läßt, ſobald wir dem Neſte nahen oder wenn eine auffallende Erſcheinung ſich zeigt. Auch ſein einfacher Sang, der freilich nur in etwas ſchrillen, doch melodiſch klingenden Rufen beſteht, iſt angenehm. Jetzt ſchwebt er ſchmetterlingsartig gaukelnd über dem Niſtgebüſch, plötzlich huſcht er auf einen hohen, hervorragenden Zweig, läßt ſeine Rufe erſchallen und verſchwindet ſchnell im Dickicht, um nach einer Weile wieder hervorzukommen und daſſelbe Spiel zu wiederholen. Dann hüpft das Weibchen herbei, das Männchen fliegt davon, kehrt aber ſogleich mit einem Halm im Schnabel zurück, und nun beginnt das ebenſo reizende als komiſche Liebesſpiel, welches dem des kleinen rothen Aſtrild gleicht. Während deſſelben ſitzt das Weibchen regungslos, 94 | Die Prachtfinken. nur mit Schwanz und Flügeln leiſe zitternd da, bis die Begattung erfolgt. Dieſe geſchieht nicht, wie bei vielen Finken ſchnell abbrechend, ſondern dauert wol eine bis drei Minuten, während derer das Männchen ſich flatternd über dem Weib— chen erhält. Eine wahrhaft rührende Zärtlichkeit feſſelt auch dieſe beiden Vögel— chen aneinander, ſo daß ſie immer in unmittelbarer Nähe beiſammenweilen und zur Nacht ſich ſo dicht aneinander drängen, daß ſie faſt einen gemeinſamen Feder— ball bilden. Ebenſo wie bei den Tigerfinken pflegen auch bei dieſen die Weib— chen, beſonders die alten, einſamen, ſehr emſig zu ſingen. Bevor ich aber mit der Schilderung ihrer Lebensweiſe in der Gefangenſchaft fortfahre, muß ich Se die Mittheilungen über das Freileben eingehen. Die Zeit wird uns Alles lehren und uns zu Beobachtungen führen, welche jeden Zweifel zerſtreuen können. Dieſe Worte Buffon's, die er inbetreff der kleinen afrikaniſchen und oſtindiſchen Prachtfinken (Senegalis und Bengalis) ge— ſchrieben, bewahrheiten ſich als eine herrliche Prophezeihung, denn die Beobach— tung in der Gefangenſchaft gewährt in der That bereits mehr Anhalt für die Naturgeſchichte dieſer Vögel, als bisher das Studium ihres Freilebens geboten. Nachdem der genannte Schriftſteller darüber geklagt, daß wegen der Veränder— lichkeit der Farben die ſichere Feſtſtellung der Arten ſo ungemein ſchwierig ſei, fügt er hinzu, daß die Schilderung wol am beſten daran thue, ſich wenigſtens nach der Wahrſcheinlichkeit zu richten. Doch er erkennt das Trügeriſche dieſes Weges ſehr wohl und meint, man müſſe den Pinſel ergreifen und die Vögel zugleich lebensvoll vors Auge führen. In dieſer Unſicherheit liegt nun aber vor— zugsweiſe der bedauerliche Umſtand begründet, daß die älteſten und älteren Schrift— ſteller im ganzen doch ungemein wenig über die Lebensweiſe dieſer fremdländiſchen Vögel mittheilen, und daß hier und da eine werthvolle Beobachtung kaum zu benutzen iſt, weil man nicht mit Sicherheit weiß, welche Art der Verfaſſer gerade meint. Ueber den blauen Aſtrild herrſchten vornehmlich ſonderbare Irrthümer und Streitigkeiten. Von Briſſon wurde er als Le Bengali, aus Bengalen her— ſtammend beſchrieben und dieſe unrichtige Meinung theilten Le Vaillant, Daudin u. A. Sodann hatte man dieſen Vogel in zwei Arten geſchieden, deren eine als Maripoſa mit dem rothen Wangenfleck, die andere als Kordonbleu ohne den— ſelben bezeichnet wurde. Buffon meint, daß dies wol richtig ſein müſſe, weil die Vögel ohne rothen Wangenfleck viel zahlreicher als die rothbäckigen ſeien. Doch läßt er es ſich bereits von P. Martin durch den Hinweis widerlegen, daß eben ſehr viele noch nicht ausgefärbte Junge eingeführt werden, welche jene Färbung erſt ſpäter erhalten. Prinz Bonaparte, alſo ein Schriftſteller der neueren Zeit, nimmt den Irrthum aber wieder auf und führt das eine Geſchlecht als Frin- gilla bengala und das andere als F. angolensis an. Bruce und dann Swain— ſon, welche den Vogel in ſeiner Heimat beobachteten, wiſſen die Geſchlechter Der blaue Aſtrild. 95 richtig zu unterſcheiden. Martin fügt auch die Angabe hinzu, daß alle dieſe kleinen Finken damals namentlich durch die Portugieſen, von ihren Kolonien an der Küſte von Angola aus, nach Europa gebracht wurden. Die Verbreitung des blauen Aſtrild dürfte ſich über faſt ganz Afrika er— ſtrecken; wohin bisher die Reiſenden und Forſcher vorgedrungen, überall haben ſie ihn gefunden. Zugleich gehört er zu den Aſtrilden, welche Dr. Dohrn, wie Seite 36 erwähnt, auf den Kapverdiſchen Inſeln beobachtete. Dennoch iſt bis jetzt auch ſein Freileben erſt wenig bekannt; am ausführlichſten hat daſſelbe v. Heuglin geſchildert. Dieſer zarte Vogel, ſagt er, lebt in Abeſſynien bis zu 2300 Mtr. (7000 Fuß) Meereshöhe; ich fand ihn ferner in Takah, Senar, am weißen Nil und in Kordofan. Nirgends gerade häufig, rottet er ſich nicht, gleich feinen Ver— wandten, in größere Geſellſchaften zuſammen, ſondern zeigt ſich meiſt nur einzeln und parweiſe, ſowol in Dornhecken um Dörfer und Gehöfte, als auch in der Waldregion, namentlich in der Nähe von Gewäſſern. Er iſt Standvogel und brütet in eigenthümlichen Neſtern, die, oberflächlich betrachtet, keine beſtimmte Form haben und einem im Gebüſch hängengebliebenen Strohſchöpfchen gleichen, auch wirklich nur ſehr loſe zwiſchen den Zweigen der Bäume oder in Hecken ſitzen und zwar in einer Höhe von 1,25 — 2,5 Mtr. (4—8 F.). Das ganz geſchloſſene Neft beſteht äußerlich aus ſehr feinen trockenen Strohhalmen, deren Spitzen gewöhnlich nach einer beſtimmten Richtung ſchräg nach oben hin zuſammenlaufen; ein ver— ſtecktes, kleines Schlupfloch führt in die mit Gräſern, Federn und Wolle ſehr zart ausgefütterte Neſthöhle. Vor, nach und während der Regenzeit ſah ich darin drei bis ſechs reinweiße, etwas walzenförmige Eier, die durch das Bebrüten undurchſichtig und milchig werden. Wahrſcheinlich benutzt dieſer Aſtrild zuweilen die Neſter kleinerer Webervögel, wie dies das Silberſchnäbelchen ebenſo zu thun pflegt. Trotz jener gegentheiligen Behauptung hat Profeſſor Hartmann aber im Urwalde von Nordoſtafrika hier und da recht große Flüge beobachtet, und es erſcheint doch auch von vornherein unwahrſcheinlich, daß dieſer Vogel unter ſeinen Verwandten eine Ausnahme machen und ſich dort, wo er zahlreich vorhanden iſt, nicht ebenfalls zeitweiſe zuſammenſcharen ſollte. Dieſen blauen Aſtrild ver— gleicht der letztgenannte Forſcher, ebenſo wie den rothen, mit unſeren Sperlingen. Auch dieſer Prachtfink gehört zu den Vögeln, mit denen man bereits im vorigen Jahrhundert eifrige Züchtungsverſuche gemacht hat. Vieillot, Briſſon, Laurence u. A. haben ihn zur Brut gebracht und bei uns in Deutſchland iſt er neuerdings von den meiſten Züchtern ebenfalls mit mehr oder minder gün— ſtigen Ergebniſſen gezogen und beobachtet worden. Schon Vieillot beſchreibt das Neſt, und da ſeine Angaben mit denen der ſpäteren Züchter übereinſtimmen, ſo will ich die Leſer nicht durch Wiederholungen ermüden, ſondern eine Schilde— rung von Herrn Hermann Leuckfeld in Nordhauſen anfügen. Wol ſelten 96 Die Prachtfinken. hat ein Vogelfreund mit ſolcher innigen Liebe für ſeine Pfleglinge und mit ſo vollem Verſtändniß des Vogellebens beobachtet, als der Genannte, und deshalb glaube ich zugleich eine Pflicht der Pietät gegen den verſtorbenen Freund zu erfüllen, wenn ich ſeine ausführliche Darſtellung hier mittheile. Dieſelbe wird insbeſon— dere ein beherzigenswerthes Beiſpiel des Scharfſinns und der unermüdlichen Aus— dauer zeigen, welche diejenigen Züchter, die namhafter Erfolge ſich erfreuen, zum Erringen derſelben aufzubieten pflegen. g Von einem herumziehenden Vogelhändler, erzählt er, kaufte ich ein Paar Schmetterlingsfinken unter dem ächt menagerie-wiſſenſchaftlichen Namen: indiſche blaue Zaunkönige. Ich hielt ſie in einem geräumigen Käfige, hatte aber wenig Ver— gnügen an ihnen, da ſie ſich zu ruhig verhielten und trotz ihrer nach Vogelanſchauung jedenfalls gemüthlichen Wohnung durchaus nicht zum Niſten entſchließen wollten. Nachdem ich eine große, luftige und ſonnige Vogelſtube eingerichtet und in dieſe das Pärchen gebracht, zeigten ſie ſich munterer, das Gefieder wurde ſchöner, wie man es niemals bei den in engen Käfigen zuſammengepferchten Vögeln findet; leider jedoch ſtarb bald das Männchen an der Abzehrung. Rührend war es an— zuſehen, wie ſich das geſunde Weibchen neben den unbeweglich mit geſträubtem Gefieder hockenden Kranken ſetzte, ſich dicht und innig anſchmiegte, als ob es durch die eigene Wärme ihm neues Leben geben wollte; wie es den Bedauerns— werthen zärtlich am Kopfe kraute und dann zuweilen, wol ärgerlich über ſein gleichgültiges Benehmen, ihn mit dem Schnabel anſtieß, hin und wieder über ihn forthüpfte, um an der andern Seite die leider nutzloſen Verſuche zu wieder— holen. Endlich eines Morgens fand ich das Männchen todt. Durch die Güte eines bekannten Ornithologen, der meine Leidenſchaft in betreff der Züchtungsverſuche mit fremdländiſchen Vögeln kannte, erhielt ich dann wieder ein Paar Schmetterlingsfinken mit dem Bemerken: Sie werden an dieſen Vögeln wenig Freude haben, da ſie ſelten niſten und ſehr zarter Natur ſind. Dies Pärchen machte ſich zunächſt in ſeinem neuen Aufenthaltsorte gründ— lich bekannt; zaunkönigsähnlich durchſchlüpfen ſie beide die Tannengebüſche, lockend und ſchnätternd. Schon in einigen Tagen begannen ſie ſich inniger zu liebkoſen, indem ſie ſich dicht aneinander drängten, ſich ſchnäbelten, gegenſeitig krauten und an dem Kopfe herum knabberten. Ein zärtlicher Stoß mit dem Schnäbelchen unterbricht von Zeit zu Zeit das Wohlgefühl des Gekrauten, der vor Behagen die Augen ſchließt und das Köpfchen an allen Seiten dem Schnabel des andern zuwendet. Dann erhebt das Männchen ſeine Stimme zum ſchmetternden Ge— ſange und beginnt das Weibchen umherzujagen, bis ſchließlich die Begattung dem Spiele ein Ende macht. Bald begann das Pärchen in einem dicht gezweigten Tannenbaum mit dem Neſtbau, bei dem beide die Stoffe zutrugen. Das fertige Neſt hatte eine kugel— Der blaue Aſtrild. 97 förmige Geſtalt, ein ſehr enges rundes Schlupfloch, welches ſeitwärts ſich befand und zwar ſo, daß der Eingang von unten hinaufführte. Es ſtand nur etwa einen Fuß hoch über dem Erdbodeu. Nach Vollendung des Baues und des Ge— leges verſchwand das Weibchen auf etwa 10—14 Tage im Neſte, während wel— cher Zeit das Männchen treulich dabei Wache hielt, aber nur auf ganz kurze Friſt, wenn das Weibchen zum Futter flog, hineinſchlüpfte. Sobald ich mich näherte, zeigte es die vermeintliche Gefahr ſogleich mit ſchnätternder Stimme an, mit einem Täk, täk, täk! welches an das der Meiſen erinnert. Mehrere Bruten gingen zu Grunde, bis ich endlich davon überzeugt zu ſein glaubte, daß das dargereichte Futter zur Aetzung für die Jungen nicht geeignet war. Nur über friſche Ameiſenpuppen fielen die Alten mit wahrer Gier her. Konnte ich dieſelben aber nicht bieten, ſo durchmuſterten die Schmetterlingsfinken alles übrige vorhandene, verſchiedenartige Futter; doch vermochten ſie augenſcheinlich nichts davon für die Jungen zu verwenden. Ich ſann nun darüber nach, ob nicht ein gedeihliches Erſatzmittel zu finden ſei und machte einen Verſuch, welcher den beſten Erfolg zeigte. Hartgekochtes Eigelb hatten die Vögel bis jetzt immer verſchmäht. Ich gewöhnte ſie nun in folgender Weiſe daran. Sehr fein zerrieben vermiſchte ich es ſo mit ganz friſchen Ameiſenpuppen, daß an jeder ein— zelnen der letzteren ein wenig Eigelb haften bleiben mußte. Während die Vögel getrocknete Ameiſenpuppen, ſelbſt wenn ſolche in Milch oder Waſſer aufgequellt worden, durchaus unberührt ließen, dagegen die friſchen mit großem Eifer verzehrten, mußten ſie jetzt ſtets Eigelb mitſchlucken, dadurch fanden ſie bald Geſchmack daran und fraßen es dann auch allein, in Ermangelung der Ameiſen— puppen mit demſelben Heißhunger. *) Sie brüteten jetzt abermals, und zu meiner Freude bemerkte ich, daß in den erſten Tagen nach dem Entſchlüpfen der Jungen, während das Weibchen das Neſt gar nicht verließ, das Mäunchen die ganze Fa— milie mit dem Eigelb fütterte, bis dann auch das Weibchen ſich daran betheiligte und beide gemeinſam die Jungen zum glücklichen Ausfliegen brachten. Es waren diesmal nur zwei, dann aber zogen ſie ſogar eine Brut von ſieben Köpfen auf. Der Naturfreund und Vogelliebhaber kann ſich kaum ein reizenderes Bildchen als dieſe Familie denken; die allerliebſten, ſämmtlich gleichmäßig ausſehenden Kleinen, umflattert von den Alten in zärtlichſter, ſtets beſorgter Liebe. — Aus meiner Vogelſtube habe ich dieſe Mittheilungen noch in Folgendem zu ergänzen. Mit wenigen Ausnahmen ſtehen die Neſter der Schmetterlings— finken immer frei im Gebüſch, keineswegs jedesmal niedrig, ſondern ge— wöhnlich hoch oben an der Decke. Die Form iſt faſt regelmäßig ein runder, ) Nähere Mittheilungen über dieſe Fütterung in verſchiedenen Gemiſchen ſind weiter— hin in dem betreffenden Abſchnitte zu finden. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 7 98 Die Prachtfinken. flacher Beutel, mit einem ſeitlichen, meiſtens von überhängenden Grasrispen u. dgl. völlig verdeckten Schlupfloch. In der Regel trägt das Männchen die Bauſtoffe allein herbei, während das Weibchen das Neſt formt. Die Unterlage, wie auch die Seitenwände beſtehen aus Heuhalmen, Baſtfäden, Papierſtreifen und wenigen Pferdehaaren oder Agavefaſern und die Auspolſterung iſt aus Streifen von Seidenpapier, Baumwollfäden und Federn hergeſtellt. Während das Neſt von außen unordentlich erſcheint, iſt es innen ſehr ſorgſam gerundet und künſtlich ausgelegt. Gewöhnlich wird der Neſtbau in 7—9 Tagen vollendet; aber noch immer, wenn das Weibchen längſt brütet, trägt das Männchen Halme und Federn herzu und kommt niemals ohne dieſe oder jene zur Ablöſung. Bei manchen Paaren brüten die Männchen viel anhaltender als bei andern. Die Jungen haben einen blaugrauen Flaum und bläulichweiße Wärzchen am Schnabel. Das Jugendkleid iſt überall gleichmäßig ſchlicht fahlgrau, an der ganzen Unterſeite etwas heller; nur die Bruſt, die Seiten und der Bürzel und Oberſchwanz laſſen durch ein ſehr mattes Blau, das an erſterer Stelle am bemerkbarſten hervortritt, den Vogel als ſeine Art erkennen. Das Schnäbelchen iſt ſchwarz, das Auge ſchwarz, die Füße ſind dunkelgrau; der rothe Wangenfleck fehlt beiden Geſchlechtern. In der fünften bis achten Woche beginnt die Ver— färbung, indem an den betreffenden Stellen ein immer kräftiger werdendes Blau erſcheint und bei den Männchen ebenſo die rothe Wangenzeichnung zum Vorſchein kommt. Sobald dieſer Vogel vollkommen ausgefärbt iſt, behält er daſſelbe Kleid für immer bei. g N Der blaue Aſtrild, obwol beiweitem nicht der kleinſte, iſt doch zweifellos der zarteſte unter allen Prachtfinken. Die Weibchen ſterben vorzugsweiſe leicht beim Eierlegen, zumal dann, wenn die Wärme in der Vogelſtube beträchtlich ſinkt oder ſchwankt. Unmittelbar nach der Ankunft bei den Großhändlern und von dieſen aus in den kleineren Vogelhandlungen oder bei den Liebhabern ſtirbt dieſer Vogel oft noch zahlreicher als der Amarant, und das bei jenem Geſagte erſcheint dieſem gegenüber namentlich beherzigenswerth. Bei guter Pflege dauert er aber ebenſowol im kleinen Schmuckkäfige, als auch in der Vogelſtube ebenfalls eine Reihe von Jahren hindurch aus. Auch er gehört zu den be— liebteſten Prachtfinken, iſt aber als weichlich bekannt und erliegt den beim Gold— brüſtchen erörterten Uebelſtänden der gewöhnlichen Liebhaberei beſonders leicht. Seine Züchtung im Käfige gelingt eher, als die mancher andern Prachtfinken, doch ſind als durchaus erforderliche Bedingungen die beim Grauaſtrild angegebene geeignete Fütterung und eine hohe gleichmäßige Wärme niemals außer Acht zu laſſen. Näheres über die Verpflegung und Züchtung, ſowie auch über die Legenoth u. ſ. w. iſt weiterhin in den ſchon mehrfach erwähnten Abſchnitten zu finden. Der Preis wechſelt für das Pärchen zwiſchen 9— 12 Reichs-Mark (3—4 Thlr.) und ſteht Der blaue Aſtrild. 99 in den Großhandlungen mit dem des Grauaſtrild gleich. Der Vogel iſt faſt das ganze Jahr hindurch bei den Händlern zu haben. Noch muß ich die bereits S. 46—47 berührte Aerea Erfahrung er— zählen. Ein Blauaſtrild-Pärchen hatte ein Paar Helenafaſänchen aus ſeinem Neſt vertrieben und niſtete darin ungeſtört weiter. Als die Zeit des Ausfliegens der Jungen heranrückte, fiel mir das ſehr laute, ſonderbare Geſchrei auf, welches ich von jungen Schmetterlingsfinken noch niemals gehört hatte. Ich wartete jedoch geduldig ab und ſah ſodann aus dem Neſte ein junges Helenafaſänchen hervorkommen. Die Eltern deſſelben, von denen bis dahin noch keine Brut bei mir flügge geworden, hatten alſo, bevor ſie von den Schmetterlingsfinken vertrieben waren, bereits ein Ei gelegt und dieſes war von den Pflegeeltern, deren eigene Eier nichts taugten, ausgebrütet, und das Junge ward mit großer Sorgfalt erzogen. Es gewährte einen ſonderbaren Anblick, dieſe drei Vögel, von denen der eine doch ein ganz fremder, zärtlich dicht aneinander geſchmiegt ſitzen zu ſehen oder wie das Faſän— chen, um das ſeine wirklichen Eltern ſich niemals kümmerten, mit großem Ge— ſchrei von den Schmetterlingsfinken ſeine Nahrung empfing. Der blaue Aſtrild heißt auch Kordonbleu, Schmetterlingsfink, Schmetterlings— aſtrild, fälſchlich blauer Bengaliſt, richtiger Bengueliſt, blaues Rothbäckchen, Blau— bändchen und Maripoſa (v. Heuglin nennt ihn fälſchlich Granataſtrild). Bengali cordon-bleu (Vekemans); Cordon-bleu (franzöſiſche Händler); Crimson-eared Waxbill (Jamrach und Verzeichniß des zoologiſchen Gartens von London); Blauwe Astrild of Bengali (holländiſch); Azulinha (portugieſiſch). ji Nomenclatur: Estrelda phoenicotis Swainson, Hartl., Bp., Selat., Hartm., Heugl., Antin.; Fringilla bengalus, Driss., Gml., Lath., Shaw, Vieill.; Frin- gilla angolensis et bengalus, Linné, Bechst.; Estrelda bengbala, Gray; Uraeginthus phoenicotis, Ch., Heugl.; Mariposa phoenicotis, Re; Pytelia phoenicotis, Hartl. et Finsch. Blue-bellied Finch, Latham; Pingon à ventre bleu; Mariposa a joues de carmin; The crimson eared Bengueli. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb rehbraun, ſchwach röthlich angehaucht; Bürzel und obere Schwanzdecken, Zügel, ſchmaler Augenbrauenſtreif, Kopfſeiten und alle unteren Theile lebhaft himmelblau, Schwanzfedern düſterer blau, am Rande der Innenfahne ſchwärzlich grau; Bauch, After und untere Flügeldecken zart röthlich rehbraun, ebenſo die unteren Schwanz— decken, mit Ausnahme der längſten, welche blau ſind; an der Ohrgegend ein großer länglicher, lebhaft purpurrother Fleck. Der Schnabel iſt ſchwärzlichroth mit ſchwärzlichen Schneiden— rändern und ſchwärzlicher Spitze; die Füße ſind gelblich horngrau. Das Auge iſt hellbraun, von einem ſchmalen gelben Rande umgeben. Das Weibchen ſtimmt faſt völlig überein, nur iſt das Blau nicht ganz ſo lebhaft und der rothe Wangenfleck fehlt. Das Jugendkleid iſt Seite 98 beſchrieben. Aegintha phoenicotis. Supra dilute brunnea, cauda gradata; uropygio, supra- caudalibus et corpore subtus pallide coeruleis; abdomine medio crissoque cervinis; macula parotica circumscripte lilacino-coceinea; rostro et pedibus rubentibus, illius apice et tomiis nigricantibus. ꝙ pallidior; macula parotica coccinea nulla. 7 * 100 Die Prachtfinken. Länge 10,5 em. (4 Z.), Flügel 5 em. (c. 2 3.), der ſtark geſtufte Schwanz 5,3 em. (e. 2 3.). Juvenis ubique unicolor lurido -cinerea, subtus dilutius; colore pectoris distinctius; laterum caudaeque obsoletius subeoeruleo, eoque signo velut specifico; rostro irideque nigris; pedibus obscure einereis, macula sexus utriusque coceinea adhue nulla. Beſchreibung des Eies: Länge 10—15 mm., Breite 12 mm., Farbe ſchwach gelblich— weiß, glänzend, Geſtalt ſtumpf eiförmig. Ovum flavido-album, nitidum, obtuse ovatum. Der granatrothe Aſtrild [Aegintha granätina]. Während der vorhin geſchilderte Schmetterlingsaſtrild bekanntlich zu den gemeinſten Erſcheinungen des Vogelmarkts gehört, war ſein nächſter Verwandter, der Granataſtrild, bis jetzt wenigſtens nach Deutſchland wol noch nicht lebend eingeführt. Zwar hat Bechſtein ihn mitgezählt, doch giebt dieſer Schrift— ſteller als das Vaterland fälſchlich Braſilien an und nennt ihn braſiliſchen Fink. Zuerſt bekannt wurde der Vogel durch Edwards, welcher eben und nach ihm Latham u. a. den Irrthum verbreiteten, daß er aus Amerika herſtamme. Seeligmann erzählt: dieſer wunderbare und noch unbeſchriebene Vogel gehörte der Frau Scrafton zu London; er kam von Braſilien, wo er ſelten und theuer iſt. Briſſon bezeichnet ſodann richtig Afrika als ſeine Heimat und beſchreibt ihn auch ſehr eingehend. Buffon benannte ihn Grenadin de la eöte d' Afrique. Der Granataſtrild iſt röthlich kaſtanienbraun mit violetten Wangen, an Stirn, Bürzel und unterm Hinterleib glänzend kornblumenblau, und mit rothem Schnäbelchen. Es iſt ein ganz abſonderlich ſchöner Prachtfink. In Geſtalt und Weſen iſt er dem Schmetterlingsaſtrild durchaus gleich; die Größe iſt ein wenig beträchtlicher. Der erſte lebende Vogel dieſer Art, welcher nach Europa gebracht worden, dürfte der ſein, welchen die Marquiſe de Pompadour in Paris 1754 erhielt. Sie war bekanntlich eine begeiſterte Freundin fremdländiſcher Vögel und hatte dieſen Aſtrild drei Jahre hindurch am Leben. Vieillot ſchildert den Grenadin als einen der ſchönſten und zierlichſten, aber auch weichlichſten aller dieſer kleinen Finken; er preiſt ſein ſanftes und doch ſo lebhaftes Weſen und ſeinen lieblichen Geſang. In Hinſicht deſſelben ſind ältere und neuere Schriftſteller, ſo namentlich Vieillot, nach ihm Reichenbach und dann auch v. Heuglin, wirklich recht anſpruchslos, denn fie loben faſt regel- mäßig dieſe kleinen Prachtfinken als treffliche Sänger. Ich führe ſolche An— gaben ſelbſtverſtändlich jedesmal an; in allen den Fällen jedoch, in welchen nach dem übereinſtimmenden Urtheile aller Züchter und Beobachter in der Gefangen— ſchaft der betreffende Vogel nicht oder kaum nennenswerth ſingt, habe ich dies einfach als Thatſache hingeſtellt. Das Neſt ſteht in niedrigem Gebüſch, allenfalls 17 (etwa 4—5 Fuß) hoch und iſt aus zartem Moos, Grashalmen und Der granatrothe Aſtrild. 101 Pflanzenwolle gebaut. In der Brutentwickelung wird der granatrothe wahr— ſcheinlich, ebenſo wie in der Lebensweiſe, mit dem blauen Aſtrild durchaus über— einſtimmen. Der genannte franzöſiſche Forſcher warnt dringend, den Vogel namentlich während der Brut, welche ebenfalls am häufigſten in unſerm Spät— herbſt und Winter beginnt, ſowie auch in der Mauſer den Einwirkungen von Näſſe und Kälte auszuſetzen; die Wärme dürfe niemals unter 16 Grad R. ſinken. Auch er weiſt immer wieder darauf hin, daß alle dieſe Aſtrilde neben dem Körnerfutter zugleich Fleiſchnahrung, alſo Ameiſenpuppen oder Mehlwürmer, bekommen müſſen, und daß dies wenigſtens zur Aufzucht der Jungen durchaus nothwendig iſt. Im Spätherbit des Jahres 1874 erhielt ich von dem Händler Herrn Fockelmann in Hamburg ein Männchen und zwei Weibchen Granataſtrilde, und dies werden jedenfalls die erſten ſein, welche jemals lebend hier vorhanden ge— weſen. Denn Dr. Bolle („Naumannia“ 1858) führt dieſe Art in dem Ver— zeichniß der fremdländiſchen Vögel, welche im deutſchen Vogelhandel vorkommen, nicht auf und ſeitdem dürfte ſie ſchwerlich eingeführt ſein. “) Die Verbreitung des granatrothen Aſtrild erſtreckt ſich ſo ziemlich über ganz Weſt⸗ und Südafrika. In der neueren Literatur (Henderſon, Anderſon) iſt ſo viel als garnichts über ihn vorhanden, und wir müſſen daher hoffen, daß er demnächſt häufiger lebend herübergebracht und dann in der Gefangenſchaft beobachtet und beſchrieben werde. Wenn dieſer Wunſch auch wirklich in Erfüllung gehen ſollte, ſo wird der Vogel doch niemals in großer Anzahl auf den Vogelmarkt kommen, da er in der Heimat wahrſcheinlich nicht zahlreich vorhanden iſt. Sollte mir die Züchtung gelingen, ſo werde ich die Schilderung des Brut— verlaufs nebſt der Abbildung des Vogels im Nachtrage bringen. Schon die älteren Schriftſteller erwähnen, daß dieſe Art in vielfachen Ab— änderungen vorkommt. Daudin beſchreibt ein Exemplar mit mattſchwarzem Unterleibe, von welchem man noch nicht feſtgeſtellt, ob es eine Varietät oder bloße Lokalraſſe iſt. Der von Vieillot geſchilderte dreifarbige Aſtrild (dreifarbige Maripoſa, L’Azurouge; Aegintha tricolor) dürfte ebenfalls nur eine Varietät oder vielleicht gar ein Miſchling ſein, denn der Vogel, den der genannte Forſcher von Bécoeur erhielt und den alle ſpäteren Schriftſteller anführen, iſt ſeitdem nirgends wieder aufgefunden worden. Dieſer Hinweis genügt daher für ihn. — Der granatrothe Aſtrild, Granataſtrild, Granatfink, Granatvogel, rother Schmetterlingsaſtrild, iſt lange vor ſeiner Einführung in den deutſchen ) Soeben ſchreibt mir Herr A. F. Wiener in London Folgendes: Der Granatfink iſt trotz ſeiner Seltenheit doch bereits in meinem Beſitz geweſen. Vor etwa vier Jahren kaufte ich zu— fällig drei Köpfe ganz billig auf einer Reiſe nach Liverpool, aber ſie gingen leider bald ſämmt— lich ein. Seitdem habe ich dies Vögelchen freilich niemals wieder lebend geſehen. 102 Die Prachtfinken. Vogelhaudel gleichſam als unſichtbarer Gaſt in allen Schriften und Handbüchern über dieſe Vögel mitgezählt worden. Die Preisverzeichniſſe der deutſchen Händler führten ihn ebenfalls faſt regelmäßig auf. In der Liſte der Vögel des zoologi— ſchen Gartens von London iſt er aber ebenſowenig vorhanden, als in denen der übrigen größeren und kleineren derartigen Anſtalten. Die Verzeichniſſe von Jamrach und Vekemans enthalten ihn auch nicht. Nomenclatur: Fringilla granatina, L., Vieill.; Granatinus, Briss.; Estrelda granatina, Hartl.; Uraeginthus granatinus, Cab.; Mariposa granatina, Rehb. Le Grenadin; The Granat-Finch; Pinson rouge et bleu. Capitaine d'Orénoque (früher bei den Portugieſen und vielleicht auch noch gegenwärtig). Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb, an Stirn, Kopf, Nacken, bis zu den Schultern und faſt der ganze Unterkörper einfarbig zimmtbraun; ſchmaler Stirnrand, Bürzel, obere und untere Schwanzdecken ultramarinblau; Schwingen fahl erdbraun, noch heller ge— ſäumt; Oberſchwanz mattſchwarz, Unterſchwanz wenig heller und marmorirt; Backenfleck vom Auge bis zum Ohr violett; Kinn und obere Kehle reinſchwarz; Auge dunkelbraun; Schnabel blutroth; Füße röthlichgrau. Weibchen: oberhalb, an Kopf und Hinterhals fahl röthlich— braun, Rücken und Flügel fahlbraun, Bürzel hellblau; ganze Unterſeite hellgelblichbraun; Wangenfleck hellviolett. Aegintha granatina: castanea; genis pulchre et circumseripte violaceis; fronte et uropygio cyaneis; gula, abdomine imo caudaque longa et valde gradata nigris; rostro rubro; pedibus carneis. Länge 12,3 em. (43/4 3.), Flügel 5,3 em. (21/4 Z.), der geſtufte Schwanz 6, em. (2½ Z.). Der Buntaftrild [Aegintha melba]. Dieſer Vogel gehört zu denen, welche ſeit altersher aus ihren Heimats— ländern nach Europa herübergebracht worden, aber bis zur Gegenwart nur höchſt ſelten zu haben und theilweiſe ſogar aus dem Vogelhandel wieder verſchwunden ſind (vrgl. S. 2). Die älteſten Schriftſteller erwähnen ihn regelmäßig, ſpäter wird er aber nicht mehr lebend eingeführt; Dr. Bolle zählt ihn in ſeiner Liſte ebenfalls nicht mit. Buffon, Briſſon und die noch früheren Naturforſcher, wie Seelig— mann u. a., bringen über dieſen Prachtfink vorzugsweiſe viele falſche Angaben, insbeſondere dahin, daß ſie als Vaterland Amerika oder Aſien angeben. Der— artige Irrthümer, welche ſich ja bei zahlreichen Vögeln wiederholen, haben ſich leider bis in ganz neuere Schriften hinauf erhalten. Erklärlich ſcheint es bei dieſem Vogel wol dadurch, daß er einerſeits den meiſten der älteren Autoren nicht aus Anſchauung bekannt geweſen, und daß andererſeits auch die zeitgenöſſiſchen Orni— thologen bis jetzt in mancher Hinſicht in Zweifel über ihn waren. Erſt ganz kürzlich haben Finſch und Hartlaub mit Sicherheit feſtgeſtellt, daß die bisher getrennten Arten (ſ. Nomenclatur) ſämmtlich in eine einzige zuſammenfallen. Es würde überflüſſig ſein, dieſen Aſtrild hier eingehend zu beſprechen, weil er bis zur neueſten Zeit eine der allerſeltenſten Erſcheinungen des Vogelmarkts Der Buntaſtrild. 103 iſt. Allein gerade er darf wol entſchieden als der farbenreichſte unter allen gelten“) und zugleich bietet ſich die Ausſicht, daß er demnächſt recht häufig unſere Vogel— ſtuben bevölkern werde. Denn er iſt über den größten Theil Afrikas verbreitet und in feiner Heimat auch zahlreich zu finden. Im Gebiete der Kapkolonie fehlt er; dagegen iſt er auf Madagaskar, Bourbon und Mauritius heimiſch ge— worden. Durch Zufall verſchleppt, hat er ſich auf dieſen Inſeln eingebürgert und vermehrt. Sein Fehlen, bezüglich ſeine Seltenheit im europäiſchen Vogel— handel erſcheint daher von vornherein verwunderlich. Der Buntaftrild iſt oberhalb olivengrünlichgelb, jede Feder an der Außen— fahne gelb gerandet, die Schwanzfedern find ſchwarzbraun mit düſter ſcharlach— rother Außenfahne, die beiden mittelſten Federn einfarbig ſcharlachroth, obere Schwanzdecken glänzend ſcharlachroth; Stirn, Backen und das übrige Geſicht, auch die Oberkehle ſind lebhaft dunkel zinnoberroth, die Unterkehle bis zur Unter— bruſt iſt orangegelb, jede Feder mit zwei ſchmalen dunkeln Querlinien und zwei rundlichen weißen Flecken gezeichnet, die Bruſtſeiten ſind mit weißen Tropfen— flecken geziert, die übrige Unterſeite iſt weiß, dunkel bräunlich quergebändert, der hintere Unterleib und Unterſchwanz find weiß mit verlaufenen dunkeln Quer— linien. Auge roth, Schnabel glänzend korallenroth, Füße hellbräunlich. Das Weibchen iſt an Kopf, Nacken und Hinterhals düſter grau, Mantel und übrige Oberſeite ſind düſter olivengrün, Schwingen olivengrünlichbraun, Oberſchwanz— decken und Schwanzfedern düſter roth; Geſicht hellgrau, Unterſeite weiß, dunkel— braun quergewellt, am breiteſten an den Bauch- und Schenkelſeiten, an der Kehle einige weiße Tropfenflecke, Bauch und untere Schwanzdecken weiß. Bieillot jagt, daß man zu feiner Zeit nur das Männchen kannte und daß auch dieſes äußerſt ſelten war. Er hielt den ſchönen Vogel zugleich für ungemein weichlich und verlangte, daß man ihm für gewöhnlich, nur um ihn am Leben zu erhalten, Wärme von 20 Grad R. bieten müſſe; zum Niſten könne er aller— höchſtens in einem Gewächshauſe gelangen. Heuglin fand dieſen Aſtrild in den wärmeren Theilen des nordöſtlichen Afrika faſt überall. Er hält ihn für einen Standvogel, deſſen Sommer- und Winterkleid kaum verſchieden iſt. Man ſieht ihn immer, ſagt er weiter, nur einzeln und paarweiſe unter Baumgruppen, im dichten Gebüſch und in Hecken; trockene, ſandige Gegenden ſagen ihm mehr zu als andere, und er führt ein ſehr ſtilles, wenig bemerkbares Leben. In den Gipfeln hoher Bäume habe ich ihn ) Dieſe Meinung drücken die Schriftſteller aller Völker und Zeiten übereinſtimmend in den ihm beigelegten Namen aus: Beau Marquet, Buffon, Vieillot; Beautiful Finch, Latham; Green Goldfinch, Edwards, Fringilla elegans, Schaw.; u. ſ. w. Ich glaube da— her ſowol dieſen Benennungen, als auch denen des Handels am beſten zu genügen, wenn ich ihm den Namen gebe, welcher allen dieſen Bezeichnungen möglichſt entſpricht. 104 Die Prachtfinken. nie geſehen, ebenſowenig im Steppengras; obgleich er ſich gewöhnlich kaum einige Fuß hoch über dem Boden herumtreibt, ſo kommt er doch nur für Augenblicke auf die Erde herab und läuft dort nicht viel umher. Er iſt von ſehr ſanfter Natur, durchaus nicht ſcheu und läßt nur ſelten ſeinen leiſen, einfachen Geſang aus den kahlen Dorngebüſchen her ertönen. Ueber das Brutgeſchäft kann ich leider nichts mittheilen. — Wenn zum Beginn des Monats September hin Direktor Vekemans in Antwerpen auch zahlreiche kleine Vögel in den verſchiedenſten Arten herbeiſchafft, um die alljährliche Verſteigerung ſo großartig als irgend möglich erſcheinen zu laſſen, jo pflegt er jedesmal einige Erwerbungen darunter vorzuzeigen, welche noch nicht oder doch nur ſelten auf dem Vogelmarkt vorhanden ſind. Hierzu ge— hörten auch mehrmals einige Pärchen Buntaſtrilde, die aber der deutſchen Lieb— haberei bisher kaum zugänglich geweſen, ſondern faſt immer nach England oder nach den Niederlanden vorweg und zu recht hohen Preiſen verkauft wurden. Im Jahre 1874 hatte Gudera in Leipzig zum erſtenmal eine kleine Anzahl dieſer Prachtfinken nach Deutſchland eingeführt und daher iſt auch dieſe Art jetzt in manchen unſerer Vogelſtuben zu finden. In ſeinem Weſen erſcheint er dem Schmetterlingsaſtrild ſehr ähnlich; weiterhin kann ich aber ſein Gefangenleben nicht ſchildern, denn das Pärchen, welches ich erhielt, war krankhaft und iſt ſo— gleich geſtorben. Vor dem Abſchluß dieſes Werkes darf ich aber eine nähere Dar— ſtellung im Nachtrage wol verſprechen, denn einerſeits beſitzen dieſen Aſtrild mehrere meiner Herren Mitarbeiter, namentlich Dr. F. Franken in Baden-Baden, und andererſeits hoffe ich auch ſelber baldigſt wieder ein neues Pärchen zu erhalten. Der Buntaſtrild oder die bunte Pytelie (v. Heuglin), zierlicher Aurora— Senegali (Reichenbach), Zierfink, oder grüner Stieglitz der älteren Schrift— ſteller, iſt in den Preisverzeichniſſen der meiſten Händler noch micht zu finden. L’elegante (Vekemans); Crimson-faced Waxbill (Jamrach und Liſte des zoologiſchen Gartens von London). Nomenclatur: Fringilla melba, Linné, Seeligm., Gml., Vieill.; Fringilla spe- ciosa, Bodd.; Fringilla elegans, G., Lath., Vieill., Bechst., Hgl.; Estrilda elegans, Rüpp.; Pytelia melba, Strickl., Gray, Rchb., Hartl. et Finsch; Pytelia speciosa, Gray; Zonogastris elegans et melba, Cab., Hartm., Heugl.; Pytelia citerior [et P. afra], Hartl., Hgl.; Zonogastris citerior, Hgl.; Pytelia elegans, Antin., Bp., Mont., Helib.; Mar— quetia elegans, Ic. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe oben. Aegintha melba: supra dilute olivacea; fronte, loris, regione ophthalmica, mento gulaque superiore miniato-scarlatinis; gula reliqua et pectore dilute flavis; pileo et cervice pallide brunneo-fasciolatis; subeaudalibus albis; cauda cum teetrieibus superioribus conspieue rubra; rostro rubente; pedibus pallidis. Länge 12 em. (4½ 3.), Flügel 5 em. (2 3. 2 L.), der gerade abgeſchnittene Schwanz 4, em. 3 980 Der Rebhuhngſtrild. 105 Der rothrückige Aſtrild [Aegintha erythronöta]. Seit Vieillot's l’Astrild a moustaches noires ſchleppen die Schriftſteller einen wunderlichen Vogel von einem Werke in das andere, während derſelbe in Wirklichkeit garnicht vor— handen iſt oder allenfalls auf einer Verwechſelung beruht. Dieſe Reichenbach'ſche Brunhilda, von einem der neueren populären Naturhiſtoriker geſchildert, als eine der ſeltenſten Arten der Gruppe, welche Südweſt- und Innerafrika bewohnt und bis jetzt wahrſcheinlich lebend noch nicht nach Europa gebracht worden, iſt gewiß kein anderer, als der Seite 92 beſchriebene ſchwarzkehlige Aſtrild Heuglin's. Man vergleiche nur bei Reichenbach, nicht die phantaſtiſche Abbildung T. II Nr. 13, ſondern T. XVIII Nr. 158 und dann Vieillot, „Oiseaux chan- teurs“ T. XLV mit Heuglin's Darſtellung im „Journal für Ornithologie“, 1868 T. I Fig. 1, und meine Vermuthung wird nicht ungerechtfertigt er— ſcheinen. 1 *. Wachtelaſtrilde oder Wachtelfinken [Ortygospiza, Sund.] hat man recht bezeichnend eine Prachtfinkenfamilie genannt, welche ſich von allen übrigen durch ſehr auffallende Merkmale unterſcheidet und der Aufmerkſamkeit in hohem Maße werth iſt. Schon der erſte Blick belehrt uns, daß wir es hier mit ganz eigengearteten Vögelchen zu thun haben, und noch mehr überzeugt uns davon ihre Lebensweiſe, welche von der aller Verwandten abweicht. Ich werde dies bei der Beſchreibung weiter ausführen. Der Nebhuhnaſtrild [Aegintha atricollis]. Als ich im Sommer des Jahres 1874 in Hamburg zur Geflügelausſtellung als Preisrichter anweſend war, fand ich bei dem Händler Herrn Fockelmann ein Pärchen dieſes kleinen Vogels vor, den ich wol als Wachtelfink erkannte, da ich ſchon im Januar von Herrn Wiener in London einen geſtorbenen, nahe verwandten erhalten hatte; doch wußte ich nicht, welche Art es ſei. Herr Dr. Finſch, der ebenfalls von Bremen herüber gekommen, ſtellte ihn als die oben— genannte feſt. Die Wachtelaſtrilde gehören zu den ſeltenſten Erſcheinungen des Vogelhandels und werden auch nur immer in wenigen Pärchen eingeführt, die dann größtentheils krankhaft ſind, angegriffen von der Reiſe oder durch ſchlechte Behandlung, und regelmäßig bald eingehen. Das Vögelchen iſt auf den erſten Blick zwar unſcheinbar, zeigt ſich aber ſehr niedlich. Oberhalb fahlbraun, jede Feder mit dunklerer Mitte, die Federn der Flügelſchwingen grauweiß geſäumt, Schwanzfedern ſchwärzlich braun, weiß geſpitzt; Geſicht, alſo Stirn, Kehle bis zur Oberbruſt, ſchwarz; letztere ſchwärzlich grau, weiß quergeſtreift (mit Halbmönd— chen gezeichnet), Bruſt- und Bauchſeiten ebenſo, aber auf heller grauem Grunde; Bruſtmitte roſtbraun, Bauch weißlich gelb, untere Flügel- und Schwanzdecken fahl bräunlich gelb. Auge röthlich braun; Schnäbelchen roth mit ſehr breiter ſchwarzer Firſte; die hochbeinigen Füße roſenroth mit langer, gerader, ſpornartiger 106 Die Prachtfinken. Kralle an der Hinterzehe. Weibchen ganz gleich, bis auf den Mangel des ſchwarzen Geſichts, anſtatt deſſen eine weiße Kehle, ferner weißer Zügel- und Augenbrauenſtreif. Die Größe ſtimmt etwa mit der des grauen Aſtrild überein, doch iſt die Geſtalt gedrungener, gleichſam runder. Ueber das Freileben ſagt Heuglin, daß er ſich in kleinen Trupps von fünf bis acht Köpfen flüchtig und ſcheu auf kahlem, ſteinigem Hügellande oder auch in der Nähe von Gewäſſern, zuweilen in Geſellſchaft von Graugirlitzen, umher— treibe, niedrig und ſchwirrend fliege, rätſchend auf Steinhaufen einfalle und nicht zu bäumen ſcheine. Lefebvre fand ihn im Mai zahlreich auf Wieſen, längs der Wildbäche und auf Getreidefeldern. Rüppell erwähnt ihn nur und auch die übrigen Reiſenden geben nichts näheres über ihn an. Die Heimat erſtreckt ſich von Weſten aus bis tief in das innere Afrika. In der Vogelſtube fällt der Rebhuhnaſtrild durch ſeine Lebensweiſe ſogleich auf. Ich hatte mit einer Sendung kleiner Prachtfinken in verſchiedenen Arten von Herrn Poiſſon in Bordeaux noch vier Köpfe erhalten. Alle bleiben in einer Schar beiſammen, halten ſich faſt nur an der Erde auf und wenn ſie aufgejagt werden, ſo kreiſen ſie mit wachtelartigem, doch ungleich leich— terem Flügelſchlage hoch an der Decke einigemale durch den Raum und laſſen ſich meiſtens auf beſtimmten Stellen, nur ſelten aber auf einem ſtarken Aſt oder auf dem Fenſterbrett, ſonſt immer auf dem Boden, nieder. Hier laufen ſie, nicht finkenartig hüpfend, ſondern lerchenartig trippelnd geſchäftig hin und her und lagern ſich gern in die glattgedrückten Vertiefungen der an einer Seite des Rau— mes befindlichen Grasraſen. So macht dieſer Prachtfink nun in der Geſtalt, ſelbſt in der Zeichnung und im Laufen den Eindruck eines winzigen Feldhühn— chens, und der erwähnte franzöſiſche Händler benennt ihn daher auch nicht unpaſſend Perdrix. Hühnerartiges Scharren, wie es bekanntlich auch manche Finkenvögel zeigen, iſt bei ihm freilich nicht zu bemerken, auch trinkt er nicht hühnerähnlich ſchlürfend und dann den Kopf emporſtreckend. Zweifellos niſtet er aber an der Erde, wo er auch den größten Theil des Lebens zubringt. Wenn man für ein ſolches Pärchen Gräſer und Geſtrüpp auf dem Boden in der Vogelſtube herrichtet und wenn ſie von größern Vögeln nicht geſtört ſind, ſo werden ſie wol unſchwer zur Brut ſchreiten. Im Käfige dagegen dürften ſie niemals ſich wohl befinden, weil ſie eines weiten Raumes zum Umherlaufen bedürfen und bei jeder Be— ängſtigung wachtelartig empor, mit dem Kopfe nach der Decke hüpfen. In einer kurzen populären Beſchreibung iſt geſagt, daß dieſer Vogel ein widerwärtig knar— rendes Geſchrei habe. Die meinigen laſſen nur einen einſilbigen, lauten, aber nicht unangenehm klingenden Lockruf hören. Der ſehr emſig vorgetragene Geſang beſteht in dem mehrmals zwitſchernd wiederholten Lockton, während das Vögelchen ſich vom Sitz erhebt und den Kopf emporrichtet. Der Wachtelaſtrild. 107 Der Rebhuhnaſtrild iſt auch als ſchwarzkehliger Wachtelfink oder Mohr— wachtelfink bezeichnet worden. In den Preisliſten der Großhandlungen und ebenſo in den Verzeichniſſen der zoologiſchen Gärten iſt er nicht zu finden. Jamrach nannte ihn brieflich Qua il-Finch und bei den franzöſiſchen Händlern dürfte er wol allgemein L’Astrild perdrix heißen. Nomenclatur: Fringilla atricollis, Vieillot, Less.; Estrelda polyzona, Mus. Berol., Lefeb.; Amadina polyzona, Rüpp., Hartl., Gray; Ortygospiza atricollis, Docg., Sund., Cass., Heine, Rehb., Heugl.; Amadina lunulata, Temm., Hrtl. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung j. oben. Aegintha atricollis: pallide brunnea; facie gulaque nigricantibus; alis et cauda brevi brunneis; subtus fasciolis irregularibus, interruptis albidis, obscure marginatis; pectore inferiore medio concolore, dilute cinnamomeo; abdomine imo medio, crisso et subcaudalibus isabellinis, his fusco-marginatis; rostro rubente; pedibus pallidis. ꝙ obsoletius tincta, fasciolis inferioribus latioribus, minus distinctis. Länge 9,1 em. (3½ 3); Flügel 4,8 em. (1 Z. 10 L.); Schwanz 3,3 em. (1 3. 3 L.). Der Wachtelaſtrild [Aegintha polyzona]. Dieſer Vogel ſoll von dem vorigen nur dadurch verſchieden ſein, daß er um das Auge ober- und unterhalb weiße Striche und eine ebenſolche Kehle hat.“ Doch ſind die Beſchreibungen ſo unbeſtimmt, daß die Annahme nicht zu fern liegen dürfte, beide ſeien ein und dieſelbe Art und nur Geſchlechtsunterſchiede. Die Zukunft muß es feſtſtellen, ob dies ein Irrthum iſt. Der von Herrn Wiener in London mir überſandte Vogel war leider auf der Poſt unterwegs zu ſehr zerquetſcht, ſo daß ich ihn nicht mehr mit Sicherheit unterſuchen konnte. Auch im Berliner Muſeum vermag ich aus den wenigen Exemplaren mir kein feſtes Urtheil zu bilden. Für die Liebhaberei iſt übrigens die Scheidung in zwei Arten auch hier gleichgültig. Die Lebensweiſe wird ebenſo wie die Geſtalt und Färbung nahezu, wenn nicht völlig übereinſtimmend ſein. Eine nähere Beſchreibung als die des Weibchens vom Rebhuhnaſtrild, allenfalls mit mehr oder minder ſchwärzlichem Geſicht, weiß ich von dieſem Wachtelaſtrild auch nicht zu geben; dagegen füge ich die lateiniſche Beſchreibung an. Aegintha polyzona: supra fusco-cinerascens, subtus nigricante alboque fasciolata; mento et periophthalmiis albis; gula genis et fronte nigris; pec- tore subrufescente; subcaudalibus albidis; cauda brevi angusta, albo-terminata; maxilla nigricante, mandibula rubente. Länge 9,, em. (3½ Z.); Flügel 5,2 em. (2 Z.); Schwanz 4,6 em. (1 Z. 9 L.). Nomenclatur: Fringilla polyzona, Temminck; Ortygospiza polyzona, Snd., Bnp., Hrtl.; Rehb.; Fringilla multizona, Lefb. * * * Als eigentliche Aeginthinen oder Dornaſtrilde faſſe ich eine Anzahl vornämlich auftra- liſcher Prachtfinken zuſammen, welche ſowol im Körperbau, als auch in der Lebensweiſe einander gleichen, während ſie von den Syſtematikern allerdings in zahlreiche Sippen getrennt ſind. Einige von ihnen nähern ſich bedeutend den Spermeſtinen oder Dickſchnäbeln, doch darf ich ſie mit Sicherheit noch hierher zählen, weil namentlich ihre größere Beweglichkeit und ihr lebhafteres, 108 Die Prachtfinken. zierlicheres Liebesſpiel ſie von jenen bedeutſam unterſcheidet. Als Gegenſätze ſtehen ſich hier z. B. der Ringelaſtrild [Aegintha annulosa] und der Zebrafink [Spermestes castanotis] recht bezeichnend gegenüber, wie ich dies weiterhin ausführen werde. Der Dornaſtrild [Aegintha temporalis). Tafel III. Vogel 12. In der Einführung des fremdländiſchen Gefieders auf den europäiſchen, bezüglich deutſchen Vogelmarkt liegt immerhin auch ein gewiſſes hiſtoriſches In— tereſſe. Die älteſten Erſcheinungen ſind und bleiben manchmal die ſeltenſten; andere tauchen plötzlich auf, überſchwemmen den Handel in Hülle und Fülle, um dann wieder für immer zu verſchwinden; noch andere, die vorher niemals, ſelbſt nicht einmal in einzelnen Köpfen vorhanden geweſen, werden hergebracht, erhalten ſich dauernd in den Vogelhandlungen und bürgern ſich in allen Vogelſtuben ein. Gewöhnlich haben wir Urſache, den Wetteifer der Großhändler zu bewundern, zuweilen ſpielt aber auch der Zufall in wunderlicher Weiſe mit. Der Dornaſtrild wurde nicht auf dem regelmäßigen Wege durch den Groß— handel, ſondern durch die bedeutendſte Handlung zweiter Hand in Berlin von W. Mieth zuerſt in größerer Anzahl eingeführt. Etwa zehn Pärchen waren in Antwerpen unmittelbar von einem Schiffe aus gekauft. Herr Mieth wußte den Vogel nicht richtig zu benennen, hieß ihn ſchlichtweg auſtraliſches Rothbürzel— chen, und ſo fanden die auf den erſten Blick unſcheinbaren Aſtrilde um ſo weniger Käufer, als damals, vor ungefähr einem Jahrzehnt, die Liebhaberei für die ſel— tenen Erſcheinungen des Vogelmarktes in Deutſchland noch keineswegs lebhaft erwacht war. Bevor ich aber meine eigenen Erfahrungen mittheile, muß ich wiederum auf die Naturgeſchichte des Vogels eingehen. Dieſer einfarbig graugrüne Prachtfink wird ungemein verſchönt durch die lebhaft rothen, ſehr breiten Augenbraueuſtreifen und den prächtig rothen Bürzel; das Schnäbelchen iſt glänzend roth, mit ſchwarzer Firſte. Shaw und Latham hatten den Vogel bereits beſchrieben, als ihn Vieil— lot noch für unbekannt hielt, in dem großen Bilderwerke unter der Bezeichnung Le Senegali quinticolor darſtellte und in feinen herrlichen fünf Farben pries. Außer der Beſchreibung giebt er aber keine weitere Nachricht über ihn. Gould in den „Birds of Australia“ ſchildert ihn als einen der verbreitetſten Vögel von Neuſüdwales und Südauſtralien, wo er überall in den Gärten und auf den offenen Weideländereien zu finden iſt und ſich von den Sämereien der Gräſer und Kräuter ernährt. Beſonders zahlreich zeigt er ſich in der Umgebung von Sydnei und auch im dortigen botaniſchen Garten. Trotz ſeiner großen Lebhaftig— keit iſt er leicht zu zähmen, ſo daß ſogar alt eingefangene Vögel in einigen Tagen ganz zutraulich wurden. Im Herbſt ſammeln ſich große Scharen und treiben ſich ſtreichend umher. Gegen das Frühjahr hin trennen ſie ſich in einzelne Der Dornaſtrild. 109 Pärchen und erbauen ihre großen, leicht bemerkbaren Neſter aus trockenen Grä— ſern und mit Diſtelwolle ausgepolſtert in niedriges Gebüſch. Das Gelege beſteht in fünf bis ſechs weißen, ſchön fleiſchfarben durchſcheinenden Eiern. Die Brut— entwickelung iſt von Caley beobachtet worden. Nach Angaben von F. W. Hut— ton iſt er von europäiſchen Koloniſten nach Neuſeeland gebracht und hat ſich dort bereits ſtark vermehrt. Das Bolle'ſche Verzeichniß zählt den Dornaſtrild noch nicht mit. Die zoologiſchen Gärten Deutſchlands haben ihn nur ſelten aufzuweiſen und in Paris fand ich ihn weder in den großen zoologiſchen Anſtalten, noch bei den Händlern. In den deutſchen Vogelhandlungen iſt er immer nur zeitweiſe und in wenigen Pärchen zu haben. Chr. Hagenbeck führt ihn ziemlich regelmäßig alljährlich, jedoch nur in geringer Anzahl ein; Hieronymi in Braunſchweig brachte ihn manchmal aus England mit und C. Gudera in Leipzig erhält ihn zuweilen. Ch. Jamrach in London hat ihn in jedem Jahre, wenn die großen auſtra— liſchen Transporte kommen, und hin und wieder iſt er auch von Vekemans zu beziehen. Dieſe Angaben gelten, nebenbei bemerkt, im allgemeinen auch für alle ſelteneren auſtraliſchen Vögel überhaupt. Zu den vier Dornaſtrilden, welche ich von Mieth entnommen, ſchickte mir Hagenbeck kurz darauf noch zwei Köpfe unter der Bezeichnung auſtraliſche Faſänchen, und dieſe ſechs Vögel waren durchaus übereinſtimmend gefärbt und gezeichnet, ganz gleich groß und ließen ſich garnicht von einander unterſcheiden. Gegen das Frühjahr hin konnte ich aber bemerken, daß zwei von ihnen ſich auf— fallend veränderten, indem das matte, fahle Aſchgrau an Bruſt, Hals und Sei— ten mit einem ſchönen Bläulichweiß gleichſam überhaucht wurde. Aus dem Be— nehmen war ſodann unſchwer zu erkennen, daß dieſe beiden Männchen und die vier übrigen Weibchen waren. Sie lebten aber ganz friedlich beiſammen, und nachdem ich ein Pärchen davon an den ſehr glücklichen Züchter Herrn Leuckfeld (vrgl. S. 95) abgegeben, fing das zurückbehaltene Paar im Herbſt an zu niſten. Leider wurde die erſte Brut durch Webervögel zerſtört und eine neue begannen ſie erſt im Juni des nächſten Jahres. Obwol Gould von der außerordentlichen Lebhaftigkeit des Dornaſtrild ſpricht, erſchienen ſie in der Vogelſtube ſämmtlich als ſehr ſtille, phlegmatiſche Vögel. Anfangs glaubte ich, daß dies in einem gewiſſen krankhaften, durch ſchlechte Behandlung hervorgerufenen Zuſtande begründet ſei; nachher aber zeigten ſich alle, welche ich im Laufe der Zeit angeſchafft, in derſelben ruhigen Lebensweiſe. Während der Liebeszeit waren ſie allerdings etwas lebendiger geworden, doch ſteht ihre Lebhaftigkeit mit der des Grauaſtrild u. a. in keinem Vergleich. Beim Liebesſpiel ſitzt das Weibchen regungslos da und wird vom Männchen mit ſchief ſeitwärts gehaltenem Schwanze in drolligen Sprüngen 110 Die Prachtfinken. umhüpft. Außer einem einſilbigen, wispernden Lockton ließ er nichts, geſchweige denn einen Geſang hören. Von dem Benehmen in der Vogelſtube ſchließe ich auf die Lebeusweiſe in der Freiheit dahin, daß der Vogel keineswegs dichtes Buſchwerk und Dornen, ſondern im Gegentheil freie ſonnige Plätze liebt. Das Neſt in der Vogelſtube wurde aus Grasrispen, Faſern und Halmen, faſt kugel— rund und innen ſorgfältig geglättet, doch von außen anſcheinend liederlich, ähnlich dem des blauen Aſtrild, welches ich S. 97 beſchrieben, gebaut. Es ſteht gewöhn— lich in einem freihängenden Harzer Bauerchen, nur ſehr ſelten blos in lichtem Gebüſch. Das Männchen ſchleppt allein die Bauſtoffe herbei und führt den äußeren Bau auf, das Weibchen dagegen ſchlüpft dann erſt hinein und ordnet innen und rundet aus. Das Gelege enthält bis zu acht Eiern und die Brutdauer beträgt zwölf Tage. Das Brüten geſchieht abwechſelnd und die Jungen werden mit Eigelbfutter, doch am beſten mit friſchen Ameiſenpuppen und zerſchnittenen Mehlwürmern auf— gefüttert. Sie ſind ungemein zart und wachſen ſehr langſam. Der Neſtflaum iſt bläulichgrau. Das Jugendkleid iſt am ganzen Oberkörper düſter fahlgrau, ſchwach olivengrünlich ſchimmernd, am Unterkörper fahl gelblichgrau, mit grauſchwarzem Ober- und Unterſchwanz. Die rothe Färbung der Augenbrauen und des Bür— zels iſt bereits vorhanden und läßt den Vogel als die Art erkennen, allein ſie iſt nur ganz zart und ſchwach angedeutet. Die Verfärbung vermag ich leider nicht zu anzugeben, weil die Jungen ſtets vor derſelben geſtorben. In meiner Vogelſtube — jedenfalls zuerſt in der Gefangenſchaft — ſind im Lauf der Jahre zwei Bruten glücklich flügge geworden und ſpäterhin hat ihn dann auch Herr Linden in Radolfzell gezüchtet. Weitere glückliche Erfolge ſind mir aber nicht bekannt geworden. Dieſer Prachtfink macht durchaus nicht den Eindruck eines ſehr zarten Vogels und da auch faſt alle verwandten Auſtralier bekanntlich nicht zu weichlich ſind, ſo hielt ich das häufige Sterben der meiſten friſch eingeführten nur für eine Folge der Vernachläſſigung auf der Ueberfahrt. Dann iſt es mir aber vorgekommen, daß in einer ausnahmsweiſe kalten Nacht zu Anfang des Monats Juni zwei ſoeben flügge gewordene Junge geſtorben und zugleich das alte Weib— chen an Unterleibsentzündung erkrankt war. Vorſichtiger Schutz gegen mangelnde Wärme während der Brut und nicht minder ſo lange die Mauſer dauert, dürfte daher doch dringend rathſam erſcheinen. Die krankhaft angekommenen Dornaſtrilde habe ich mit gutem Erfolge mit wäſſeriger Rhabarbertinktur behandelt. Näheres bitte ich über dies Verfahren im Abſchnitt Vogelkrankheiten nachzuleſen. Wenn das auſtraliſche Faſänchen, unter welchem Namen dieſer Prachtfink am bekannteſten iſt, auch nicht zu den allerſchönſten gehört, ſo macht es doch einen ſehr angenehmen Eindruck in ſeinen harmoniſchen Farben und ſowol in der Vogelſtube, als auch im Geſellſchaftskäfige gehört es zu den ſanfteſten und fried— Der Sonnenaftrild. 11 1 fertigften unter allen kleinen Vögeln. Der Preis beträgt 18 — 24 Mark (6—8 Thlr.) für das Pärchen und ſelbſt im Großhandel 11—12 engl. Schillinge. Da der Vogel in ſeiner Heimat nicht ſelten iſt, ſo läßt ſich wol annehmen, daß er mit der Zeit immer häufiger eingeführt und bei zweckmäßiger Behandlung auch lebensfähig ankommen und unſere Vogelſtuben bevölkern wird. Der Dornaſtrild, Augenbrauen-Dornaſtrild (.), oder das auſtra— liche Faſänchen wird von den kleineren Händlern auch grünes Rothſchwänzchen und auſtraliſcher Rothbürzel genannt. L’Aeginthe (Vekemans); Australian Waxbill (Jamrach und L. d. zool. Grt. v. London); Red-eye-browed Finch (Gould); Temporal Finch (Zatham); Red-Bill (Koloniſten); Goo-lung-ag- ga (Eingeborne von Neuſüdwales); Roode Venkbrauw-Astrild (holländiſch). Nomenclatur: Fringilla temporalis, Latham, Lig. Jard.; Fringilla quinticolor, Vieill.; Amadina temporalis, Gray, Mitch.; Estrelda temporalis, Gould; Aegintha tem- poralis, Cabanıs, Gld. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb olivengrünlichgrau; Stirn, Hinterkopf und Backen reiner grau; Halsſeiten bis an die Schultern mit lebhaft grünlichgelbem Schein; Flügelſchwingen braun, jede Feder mattgrünlichgelb geſäumt; Oberſchwanz bräunlichſchwarz; Kehle weißlichgrau; Hals, Bruſt, Seiten unterhalb der Flügel und Unterſchwanz hellgrau; Bruſt— und Bauchmitte, Hinterleib und untere Flügeldecken grünlichgrauweiß; Zügel und breiter Augen— ſtreif, Bürzel und obere Schwanzdecken ſcharlachroth; Auge dunkelbraun; Schnabel glänzendroth mit ſchwarzer Firſt- und Dillenkante; Füße gelblichweiß. Das Weibchen iſt düſterer, ohne den bläulichen Färbungston an Bruſt und Seiten; es iſt aber ſchwierig und nur dann zu unterſcheiden, wenn das Männchen, etwa vom März bis Juli, das Hochzeitskleid trägt. Jugend— kleid wie Seite 110 angegeben. Aegintha temporalis: supra olivaceo-cinerea fronte, occipite genis- que cinereis; colli lateribus usque ad humeros viride flavo-imbutis; remigibus fuseis, virente flavido-limbatis; cauda cana; collo, peetore et infracaudali- bus eineraceis; tectricibus subalaribus subglauco- canis; loris, stria lata ophthalmica, uropygio et supracaudalibus puniceis; culmine gonateque rostri nitidi rubri nigris; iride picea; pedibus gilvis. ꝙ dilutior afflatu colli laterum viride flavo ac pectoris laterumque coerulescente carens (nonnisi a S' nuptialem a Martio usque ad Julium vestem gerente distincta). Länge 13 em. (5 Z.); Flügel 5,8 em. (2½ 3.); Schwanz 5,4 em. (2 Z.). Juvenis: supra lurido-cinerascens, obsolete olivaceo- micans; subtus gilvo— einerea; cauda tota nigrescente; superciliis uropygioque obsoletissime puniceis, iisque signis jam specificis. e Beſchreibung des Eies: Farbe reinweiß, glatt und glänzend, fleiſchfarben durch— ſcheinend; Geſtalt länglichrund; Länge 16 mm.; Breite 14 mm. O vum albissimum, laeve, nitidum, carneo- pellucidum et longiusculum. Der Sonnenaſtrild [Aegintha Phäöthon]. Tafel II. Vogel 7. Die Strahlen der Morgenſonne dringen durch das hohe Fenſter bis zur Rückwand der Vogelſtube und erhellen hier ſelbſt das dichteſte, mit Neſtern beſetzte Gebüſch. In dieſer Beleuchtung, welche nur im Frühjahr und dann wiederum 112 Die Prachtfinken. im Herbſt früh und abends eintritt, dünkt uns die hier verſammelte Vogelwelt in erhöhter Schönheit und Pracht. Dann verdient der Vogel, den ich jetzt beſchreiben will, ſeinen Namen Phaöthon*) im vollen Sinne des Worts. Er iſt einfarbig, oberhalb dunkler, unterhalb reiner roth und erglänzt nun, als wäre er von lauterem Golde, wenn er auf einem Zweige ſich wiegend ſein Liebes— ſpiel beginnt. z Als ein wahrhaft bewundernswerthes Weſen müßte diefer Sonnenvogel uns erſcheiuen, wenn ſeine Schönheit zugleich mit herrlichem Geſange verbunden wäre. In Wirklichkeit aber läßt er nur ein mehr komiſches, als wohllautendes Schnur— ren erſchallen, bei welchem er, den Kopf hoch erhebend und den Schnabel im größten Eifer bewegend, den langen, geſtuften Schwanz fächerförmig ausgebreitet, ſich gleichſam gravitätiſch von einer Seite zur andern wendet und dann dieſen Liebestanz plötzlich mit einem lauten, flötenden Ruf abbricht. Dieſer Prachtfink wurde zuerſt von Hombron und Jacquinot im Jahre 1841 beſchrieben und abgebildet und zwar nach der Sammlung, welche die Mannſchaften der Korvetten L'Aſtrolabe und La Zelce mitgebracht hatten. Dann giebt Gilbert eine Schilderung und ſchließlich ſtellt ihn Gould in aus— führlicherer Weiſe dar. Der Vogel iſt ein Bewohner von Grasebenen, beſonders ſolchen, auf denen Pandanus oder Schraubenfichten ſtehen. Er ernährt ſich von Grasſämereien und fliegt aufgeſcheucht immer zu denſelben Bäumen. Vom Juli bis November ſammeln ſich dichte Scharen, zuweilen zu mehreren Hunderten, unter denen jedoch nur ſehr wenige Männchen im ausgefärbten Gefieder ſind. Zum Ende des Novembers hin ſondern ſie ſich in Pärchen oder kleinen Flügen von höchſtens ſechs Köpfen und die Männchen erſcheinen dann im vollen rothen Prachtkleide. Näheres über die Lebensweiſe und das Niſten theilen die Reiſen— den nicht mit. Die Heimat dürfte ſich nahezu über ganz Nord- und Oſtauſtra— lien erſtrecken. Umſomehr ift es verwunderlich, daß er im Vogelhandel ſo außer— ordentlich ſelten ſich zeigt. Der Sonnenaſtrild ſoll zuerſt im Mai 1861 von Sidney aus lebend nach London in den zoologiſchen Garten gebracht ſein. Seitdem dürften ihn auch die bedeutenderen Händler von Zeit zu Zeit wenigſtens in kleiner Anzahl erhalten haben, denn die meiſten führen ihn in den Preisverzeichniſſen regelmäßig auf. Unter der Bezeichnung auſtraliſcher Amarant, ſandte mir Karl Hagenbeck etwa in der Mitte der ſechsziger Jahre ein Pärchen, von welchem das Weibchen leider ſogleich ſtarb. Das Männchen war lange Zeit der ſchönſte Aſtrild in meiner Vogelſtube; doch gelang es mir nicht, wieder ein Weibchen zu erlangen. Mit einem andern Verwandten aber parte er ſich niemals, ſondern lebte einſam *) paegoy leuchtend, auch Beiname des Sonnengottes. Der Sonnenaftrild. 115 und als ziemlich bösartiger Störenfried in der damals nur aus Prachtfinken beſtehenden Geſellſchaft. Für gewöhnlich war er zwar verträglich, doch zeit— weiſe fuhr er boshaft auf die kleinen Vögel los und wehe dieſen, wenn ſie ihm nicht rechtzeitig aus dem Wege zu ſchlüpfen vermochten; ſie wurden dann, insbeſondere noch unbeholfene Junge, arg zerzauſt. Ich gab dies einzelne Männ— chen daher an Herrn Emil Linden in Radolfzell ab. Bald darauf ließ mir Herr Hagenbeck zwei Pärchen zukommen, und die Verehrer ſolcher lieblichen Vogelwelt werden meine Freude gerade über dieſe Ankömmlinge zu ermeſſen wiſſen — aber auch meine Betrübniß, als ich ſah, daß dieſelben und die mit ihnen zugleich angekommenen übrigen auſtraliſchen Prachtfinken ſämmtlich von der Reiſe her todtkraunk waren. Nur ein Männchen blieb am Leben und dieſes zeigte ſich in ſpäteren Jahren wol ebenſo prächtig als das erſte, aber bedeutend fried— licher und nach ſeinem ruhigen Weſen zu ſchließen, würde dieſer Vogel wol unſchwer in der Gefangenſchaft niſten. Obwol ich bis jetzt kein anderes Weib— chen für ihn bekommen konnte, und er ſich auch nicht mit den nächſtverwandten Arten, wie Dornaſtrild parte, ſo baute er doch für ſich allein ſehr häufig nach und nach mehrere Neſter und zwar auffallend unordentlich, nur aus groben Halmen, Baſt und Agavefaſern, doch nach Prachtfinkenart gerundet und mit Federn und Baumwollflocken ausgepolſtert. Sie waren in irgend einem paſſen— den Winkel angebracht, hinter einem großen Käfige u. ſ. w., und ich glaube kaum, daß dieſelben den im Freien errichteten entſprechen werden, da es doch nur Ver— gnügungsneſter eines einzelnen Männchens waren. Herr Linden beſitzt ein Pärchen, doch iſt daſſelbe nicht zur Brut gekommen und meines Wiſſens hat den Vogel bis jetzt noch überhaupt Niemand gezüchtet. Sobald Auſtralien mehr auf— geſchloſſen wird, iſt die zahlreichere Einfuhr auch dieſer Art wol zu erwarten und damit werden wir einen der herrlichſten Stubenvögel gewinnen. Im deutſchen Vogelhandel iſt der Sonnenaſtrild immer nur zufällig für den Preis von 36 — 45 Mark (12 — 15 Thlr.) für das Pärchen zu erhalten. Ein Großhändlerpreis iſt wol nicht anzugeben. In Paris koſtete das Pärchen 80 Fres. Der Sonnenaſtrild oder auſtraliſche Amarant, von Reichenbach Karmin— phaéton genannt, heißt auch Rubinvogel. Le Phaöthon (Vekemans); Le Rubin d’Australie (Pariſer Händler); Crimson Finch (Jamrach und L. d. zool. Grt. v. London); Vuurvink (hol— ländiſch); Red Finch (Anſiedler von Port-Eſſington); Ing-a- däm oon (Ein— geborene von P.-E.) Nomenclatur: Fringilla Phaöthon, Hombron et Jacquinot; Estrelda Phaöthon, Gould; Neochmia Phaöthon, Gray, Rehb. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 8 114 Die Prachtfinken. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberkopf dunkelgraubraun; Hinterhals, Rücken und Bürzel bräunlichgrau, jede Feder fein roth gerandet; Flügeldecken dunkelgraubraun, mit breiten rothen Rändern; Flügelſchwingen ſchwärzlichbraun, mit feinen rothen Federſäumen; das ganze Gefieder des Oberkörpers erhält durch die rothe Säumung der Federn einen röthlichen Ton; Oberſchwanz roth, jede Feder bräunlich fein geſäumt; Zügel, Geſicht, Kopfſeiten, obere Schwanz— decken, Kehle, Bruſt und Bauchſeiten dunkelſcharlachroth; Bruſtſeiten fein weißpunktirt; Bauch— mitte, Hinterleib und Unterſchwanz tiefſchwarz; Schnabel glänzend karminroth, mit röthlich— weißem Grund des Unterſchnabels; Auge dunkel bernſteinbraun; Füße röthlichfleiſchfarben. Weibchen: oberhalb graubraun, röthlich überhaucht; Geſicht und Kinn, Oberſchwanzdecken und oberer Schwanz matt ſcharlachroth; Bruſt und die weißgepunkteten Seiten röthlich braun— grau; Bauchmitte und Hinterleib bräunlichgelb. Aegintha Phaöthon. Pileo einereo-fusco; cervice, dorso et uropygio subfusco-cinereis, plumis eorum subtiliter rubro-marginatis; tectricibus al. einereo- fuseis, late rubro-marginatis, remigibus nigricante fuscis, subtiliter rubro-limbatis; plumis rubro-limbatis afflatum lateri toti superiori afferentibus rubentem; loris, facie tota, gula, pectore, hypochondriis et supracaudalibus intense pu- niceis; pectoris lateribus minutim albo-punctulatis; abdomine medio, crisso et infracaudalibus aterrimis; reetrieibus ambabus mediis sanguineis, externis fuscis, his exterius rubro-limbatis; rostro coccineo, nitido, basi mandibulae rubente albida; iride rubiginosa; pedibus rubente carneis. e cinereo-fusca, rubente imbuta; facie, mento, supracaudalibus, caudaque rectricibus ambabus mediis dilute sangui- neis; pectore et hypochondriis ferrugineo-cinereis, his albo-punctulatis, ventre crisso que sordide flavis. Länge 12 em. (4/3 Z.); Flügel 5, em. (2 3.); der ſtark geſtufte Schwanz 6,3 em. 21% 3.). Der Ceresaſtrild [Aegintha modesta]. Tafel III. Vogel 13. Erſt im Jahre 1872, nachdem mein „Handbuch für Vogelliebhaber“ I erſchienen war, wurde ein Prachtfink nach Deutſchland gebracht, welchen Reichen— bach ſeines einfachen und doch ſo anſprechenden Gefieders halber als Sinnbild der Beſcheidenheit“) bezeichnete. Da einige Händler ihn auch unter der Benennung Bänderbürzelfink ausboten, ſo gab dieſer Vogel zu vielfachen Verwechſelungen (na— mentlich mit dem Ringelaſtrild) und Irrthümern Anlaß. Ich beſchrieb ihn als neue Erſcheinung des deutſchen Vogelmarkts in der Zeitſchrift „Gefiederte Welt“, Jahr— gang 1873, Nr. 10. und gab ihm den obigen Namen. Herr Auguſt F. Wiener in London ſchickte mir dann ein geſtorbenes Männchen und ſchrieb: der Vogel gehört jedenfalls zu den zarteſten auſtraliſchen Finken, denn er hat bei mir nie— mals Anſtalt zur Brut gemacht, obwol ich mehrere Pärchen beſitze, und zweimal iſt es mir vorgekommen, daß die anſcheinend ganz gefunden Ceresaſtrilde plötzlich Aidemosyne modesta. Das griechiſche ai geht nach üblicher Latiniſirung der griechi— ſchen Wörter immer in » über; es muß alſo: Aedomösyne heißen, wobei der Accent auf dem o nicht zu überſehen iſt, denn die Gefahr falſcher Betonung liegt hier nahe. Es lautet alſo wörtlich: beſcheidene Beſcheidenheit. Rchb. hat überhaupt kein Glück mit ſeinen Namen. Wenn er z. B. den goldbrüſtigen Aſtrild kleinen Aurora-Senegali benennt, ſo iſt das eben nichts weniger als gut erfunden. Die Bandamandine. 127 vorzugsweiſe in den mehligen Sämereien der mannigfaltigen Gräſer und ver— wandten Krautgewächſe, und manche von ihnen dürften, wie ich dies aus dem Leben der Vogelſtube ſchließe, weder Kerbthiere noch Früchte genießen. Die Niſtorte ſind, ſoweit dieſelben bisher von den Reiſenden erforſcht worden, nicht ſo mannigfaltig verſchieden gewählt, als die der kleinſten Verwandten. Die vorhin erwähnten Dickichte, ſeltener höheres Geſträuch oder Baumhöhlen, nehmen die Neſter auf, welche bei vielen, z. B. dem Silberfaſänchen, kleinen Elſterchen und Bandfink, durchaus kunſtlos, bei anderen, wie den Nonnen und den auſtra— liſchen Prachtfinken, in großen, aber wenigſtens überwölbten Ballen beſtehen. Eine beſondere Kunſtfertigkeit im Neſtbau zeigt keine von den Amandinen. In der Brutentwickelung, Verpflegung der Jungen u. |. w. ſtimmen fie mit den Kleinſchnäbelchen überein. Ueber die Verfärbung der Jungen im Freien, ſowie über die Mauſer der alten Vögel iſt noch nichts ermittelt worden; nur die Beobachtung in der Vogelſtube gewährt über manche Arten in dieſer Hin— ſicht Auskunft. Ihre Färbung wechſelt im Alterskleide nicht mehr. In den Käfigen der Händler verlieren auch viele von ihnen die Farbe und werden ſchwarz; ſo beſonders die Bandamandine, der Muskatfink und Reisvogel. Die Einfuhr der Amandinen geſchieht im umgekehrten Verhältniß zu den Aſtrilden in ungleich mehreren Arten aus Aſien und Auſtralien als aus Afrika. Eine Ueberſicht dieſer Einführung gebe ich in dem Abſchnitte über den Vogel— handel. Die Bandamandine [Spermestes fasciata). Tafel VIII. Vogel 32. Allbekannt unter dem Namen Bandfink oder Bandvogel, iſt dieſer Pracht— fink eigentlich als das Urbild der Sippſchaft der Amandinen anzuſehen. Seine Eigenthümlichkeiten, die ich eingehend ſchildern werde, wiederholen ſich bei allen übrigen Verwandten mehr oder minder wahrnehmbar. Zugleich gehört er zu den fremdländiſchen Stubenvögeln, welche zu allererſt, wie noch jetzt, meiſtens von Dongola und Kordofa her, nach Europa eingeführt, ſchon ſehr frühe von den Holländern und von Vieillot gezüchtet worden, ſich bis zur Gegenwart herab allgemeiner Beliebtheit erfreuen und ſtets in größter Anzahl die Käfige der Händler bevölkern. Obwol die Bandamandine zu den am ſchlichteſten gefärbten Tropenvögeln gezählt werden muß, ſo darf man ſie doch nicht unſchön nennen. Die Grund— farbe ihres Gefieders iſt angenehm rehbraun, oberhalb dunkler und unterſeits lichter, überall aber ſchwarzbraun gewellt und hell gefleckt. Dieſe gleichmäßige ſchuppenartige Zeichnung wird verſchönert durch ein karminrothes, breites Hals— band, welches über die weiße Kehle läuft. Eine fernere Zierde iſt der an den 128 Die Amandinen. Bruſtſchild des Rebhuhns erinnernde rothbraune Fleck auf der Unterbruſt. Das Weibchen hat weder das rothe Halsband noch den braunen Schild. Alle bisher geſchilderten Prachtfinken übertrifft dieſer bedeutend in der Größe, denn er iſt dem einheimiſchen Zeiſig gleich, doch kräftiger und gedrungener gebaut. Die Verbreitung erſtreckt ſich wahrſcheinlich nahezu über den ganzen Erd— theil und namentlich iſt er in Mittelafrika allenthalben häufig zu finden. An— tinori, Heuglin, R. Hartmann und andere Reiſende haben ihn beobachtet und über ſein Freileben mancherlei mitgetheilt. Daſſelbe dürfte im allgemeinen dem des rothen Aſtrild gleichen, wie beide auch faſt immer in denſelben Oert— lichkeiten angetroffen werden. Während der Niſtzeit, welche je nach dem Theile Afrikas vom September bis Januar beginnt, findet man ſie parweiſe und nach der Regenzeit ſchlagen ſie ſich in der Weiſe anderer Finkenvögel zu mehr oder minder großen Flügen zuſammen und ſchwärmen umher. | Dr. Karl Bolle hat den Bandfink im Jahre 1859 wol zuerſt bei uns in Deutſchland gezüchtet und in ſeiner geiſtvollen Weiſe geſchildert. Es iſt, ſagt er, nach dem Reisfink vielleicht der verbreitetſte fremdländiſche Vogel in den europäiſchen Käfigen. Man trifft ihn tief im Binnenlande, wie ich ihn unter andern ſelbſt in Süddeutſchlandk) und auf dem Vogelmarkte zu Mailand fand. Ich ſah dieſe Vögel auf den Kanariſchen Inſeln ſich mit der größten Leichtigkeit vermehren und auch in Deutſchland iſt ihr Hang zum Niſten ein faſt unwider— ſtehlicher. — In neuerer Zeit haben alle Vogelfreunde und Züchter, welche ich hier bereits mehrfach genannt, theils in großen Anlagen, theils aber auch in engen Käfigen glückliche Bruten der Bandamandine erzielt. Gerade dieſer bekannteſte und gemeinſte der Prachtfinken giebt auch den ſchlagendſten Beweis für die hochwichtigen Dienſte, welche unter Umſtänden die Züchtung eines Vogels in der Gefangenſchaft zur Erforſchung ſeiner Natur— geſchichte leiſten kann. Ueber das Brutgeſchäft hat bis jetzt kein Afrika— reiſender Auskunft gegeben. Alfred Brehm, der ſoeben von Hamburg abge— gangen und die Direktion des Berliner Aquarium übernommen und mit dem ich damals verkehrte, wunderte ſich höchlich darüber, als ich ihm eine in meiner Vogelſtube flügge gewordene Bandamandinen-Brut zeigen und ihn darauf auf— merkſam machen konnte, daß die jungen Männchen bereits mit dem rothen Kehl— band das Neſt verlaſſen. Es erſcheint daher auch weiter nicht auffallend, daß der genannte Schriftſteller in ſeiner Naturgeſchichte mancherlei irrthümliche An— gaben macht und zwar nach dem Reichenbach'ſchen Werke, in welchem gejagt iſt, der Bandfink lege roth gepunktete Eier und das junge Männchen erhalte erſt im ausgefärbten Zuſtande das Halsband und den Bauchfleck. — ) Angeſichts der gegenwärtigen Verbreitung der Vogelliebhaberei iſt dies dort glücklicher— weiſe nicht mehr als eine Seltenheit anzuſehen; im Gegentheil. Die Bandamandine. 129 Gleich manchen der kleinen Aſtrilde gehören auch einige Amandinen zu den Vögeln, welche in der Gefangenſchaft dunkel bis tief ſchwarzbraun gefärbt wer— den, und unter ihnen der Bandfink. Das erſte Pärchen, welches ich anſchaffte, waren ſolche mißfarbigen, im Gefieder ſehr abgeſtoßenen und zerlumpten Exemplare, die ſich aber, freifliegend in der Vogelſtube, binnen ganz kurzer Zeit erholten und das naturgemäße Ausſehen wieder erlangten. Sie begannen auch ſogleich zu niſten. Während ſie bis dahin harmlos und friedlich unter den anderen Vögeln gelebt, zeigten ſie jetzt mit einmal ein ganz verändertes Betragen; ſie zerſtörten nämlich zahlreiche Neſter. Herausgefangen und in einen ziemlich geräumigen Käfig mit einem angehängten Niſtkaſten eingeſperrt, bezogen ſie den letzteren ſchleunigſt. Sie ſchleppten nur wenige grobe Bauſtoffe, dicke Heuhalme, Faſern, Fäden u. dgl., hinein, trugen einige Federn dazu und auf dieſem unordentlichen Lager erſtand eine Brut von vier Jungen. Zu meinem großen Bedauern wurden dieſe aber lebendig aus dem Neſte geworfen, und wenn ich ſie auch zurückbrachte, ſo hatten ſie immer wieder daſſelbe Schickſal. Dies wiederholte ſich bei mehreren Bruten, obwol ich den Vögeln alle möglichen, zum Auffüttern der Jungen etwa geeigneten Nahrungsmittel, wie aufgequellte Ameiſen— puppen, zerſchnittene Mehlwürmer, hartgekochtes Eigelb, Eierbrot, weichen Käſe oder Quark u. ſ. w., anbot. Dann wechſelte ich das Weibchen, aber auch in der neuen, ebenfalls bald erfolgenden Brut wurden die Jungen getödtet. Endlich bemerkte ich, daß jedesmal das Männchen der Unhold war, welcher gleichſam mit wichtiger Miene, aber ganz geheimnißvoll, die geſunden, lebensfriſchen Jungen vernichtete. Nach den an anderen Vögeln erzielten glücklichen Ergebniſſen lag mir nun doch viel daran, auch vom Bandfink unter allen Umſtänden eine Brut flügge werden zu ſehen und dieſe eingehend zu beobachten. Ich ließ daher ein anderes Paar frei fliegen, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß ſie viel Unheil ſtiften würden. Dies geſchah unmittelbar nach einer neuen Einrichtung der Vogelſtube zuanfang des Monats Oktober. Obwol nun zahlreiche Pärchen zum niſten fi rüſteten, verurſachten die Bandfinken doch diesmal keine Störung. Sie hatten es ſehr eilig und bauten ſofort in einer wagerecht hängenden Arzneiglas— Schachtel (Papphülſe) aus denſelben groben Stoffen ihr Neſt. Im Verlaufe der bereits begonnenen Brut ſind die Bandamandinen, ganz ebenſo wie für | gewöhnlich in der Vogelſtube oder im Käfige, durchaus verträglich. Der Vorgang der Brut iſt folgender: Das Männchen ſchleppt alle Bauſtoffe ſelbſt herbei, während das Weibchen ſich zuerſt nicht darum bekümmert; dann aber ordnet das letztere den innern Ausbau, ſoviel oder ſowenig viel⸗ mehr von einem ſolchen die Rede ſein kann. Die Bandamandine gehört näm— lich zu den Prachtfinken, die beim Neſtbau garkeine Kunſtfertigkeit entwickeln. Sie wählt vorzugsweiſe gern einen bis auf das Flugloch ganz geſchloſſenen Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. „ 9 130 Die Amandinen. Kaſten oder das ſchon gewölbte Neſt eines geſchickter bauenden Verwandten. In den erſtern werden nur wenige grobe Halme und Faſern eingetragen und eine vorſorgliche Ueberwölbung des Lagers iſt dann nicht nothwendig. Die Eier werden einen Tag um den andern gelegt. Brutdauer 12 Tage; beide Gatten des Pärchens brüten abwechſelnd, das Weibchen bei Nacht allein, bei Tage aber das Männchen längere Zeit als jenes. Die Jungen haben einen ſpär— lichen bläulichen Neſtflaum, weiße Wachshautdrüſen und ſehen zuerſt ganz weiß, ſpäter jchwärzlichblau aus. Das Jugendkleid iſt dem des alten Weibchens faſt gleich, nur viel heller, beinahe weißlichgrau, ohne den bräun— lichen Ton. Das Männchen hat auf der weißen Kehle bereits das ſchöne rothe, jedoch noch ſehr zarte und nicht ſo breite Band, als bei dem alten Vogel. Auch die Rebhuhnzeichnung auf der Unterbruſt iſt in zartem und hellem Braun angedeutet; der Schnabel iſt dunkelgrau und Füße ſind weißgrau. Die Ver— färbung geſchieht in der Weiſe, daß alle Farben allmälig hervortreten. Sobald die erſte Brut der Bandfinken dem Flüggewerden nahe war, trieben die alten wieder den vorhin erwähnten argen Unfug; ſie zerſtörten ein fremdes Neſt nach dem andern, bis ſie ſchließlich, nach dem Ausfliegen der eigenen Jungen, doch wieder in ihrem alten Niſtkaſten ſich einrichteten. In dieſer Zeit offenbart ſich der Charakter dieſes Vogels von einer recht gemeinen Seite. Als einen Strolch, nach des Dichters Wort: einen Schelm und Dieb, darf man ihn anſehen. Schon ſeine ganze Erſcheinung iſt die der verkörperten Unverſchämtheit und zugleich Feigheit. Jetzt ſitzt er nebſt ſeinem Weibe regungslos auf einem Aſte oder läßt ſeinen ſchnurrenden Sang hören, plötzlich ſtoßen ſie beide ihren Sperlingsruf aus und ſtürzen ſich in das Neſt eines kleinen Verwandten, in welchem ſie herumwirthſchaften, als ſei es ihr Eigenthum. Dennoch gefällt es ihnen nicht, ſie verlaſſen es nach wenigen Minuten, um auf ihren Sitz zurück— zukehren. Nun möchten ſie gern in das Neſt des Zebrafinken dringen, allein ſie wagen es nicht, denn der gefürchtete iſt in der Nähe. Kaum aber fliegt er fort, ſo huſchen ſie hurtig herbei, und wehe jetzt ſeinen Jungen oder Eiern; ſie würden erdrückt und hinausgeworfen, wenn er nicht wachſam wäre und die Strolche ſofort wieder vertriebe. Wenn die Zebra-Amandine aber ergrimmt herbei— eilt, flüchten die beiden Feiglinge ängſtlich davon und laſſen ſich mehrmals durch die ganze Vogelſtube jagen, obwol der Verfolger wenig mehr als halb ſo groß iſt. Nur gegen die kleinen, ſehr zarten Aſtrilde iſt der Bandfink frech und tyran— niſch. Jeden Widerſtand fürchtet und flieht er dagegen, ſodaß z. B. das noch kleinere, aber tapfere Elſtervögelchen ihn ſtets ſiegreich in die Flucht ſchlägt. Jedenfalls iſt aber der Schaden, welchen ein Bandamandinen-Paar die Niſtzeit hindurch in der Vogelſtube anzurichten vermag, ein ſehr beträchtlicher. Dennoch mußte ich den meinigen die Freiheit laſſen, um auch dieſe Art in ihrer Die Bandamandine. 131 ganzen Entwickelungsgeſchichte kennen zu lernen. Dieſer Vogel giebt auch beſonders ein Beiſpiel für die Züchtungserträge, welche man unter günſtigen Verhältniſſen von manchen und vielleicht von den meiſten Prachtfinken erzielen kann. Die erſte Brut des Pärchens, von neun Eiern, ging durch einen Zufall verloren; dann brachten ſie am 8. November zwei, am 25. Dezember vier, am 13. Februar drei, am 2. April vier, am 15. Mai fünf und am 20. Juni nochmals drei Junge zum Flüggewerden. Dazu kann ich noch angeben, daß daſſelbe Pärchen im nächſten Jahre in einem Käfige noch ſchneller hintereinander, wenn auch nur viermal niſtete. Bei anderen habe ich jpäter beobachtet, daß günſtigenfalls die Brut im Käfige ganz ebenſo ertragsreich als in der Vogelſtube iſt. Nach meiner Anleitung züchtete dann Herr A. Schuſter in Löwenberg die Bandfinken im großen und mit bedeutendem Erfolge. Frau Geheimſekretär Hedwig Proſchek in Wien erzog von einem Pärchen, welches drei Jahre hindurch ununterbrochen niſtete und während dieſer ganzen Zeit keine Mauſer zeigte, in 45 Bruten mit mehr als 240 Eiern 176 Junge. Erſt beim Beginn der 46. Brut ſtarb das Weibchen an Legenoth, an welcher es übrigens ſchon früher gelitten. Im Alter von zwei bis drei Monaten waren die jungen Weibchen ſchon niſtfähig. Die gezüchteten Männchen ſangen in einer Weiſe, die von der eingeführter durchaus verſchieden iſt. — Dennoch iſt dieſe Vogelzucht leider nicht ſo einträglich, als ſie ſein könnte, weil nämlich in jedem Jahre, namentlich zur Herbſtzeit, in den zahlreichen Vogel— ſendungen aus Afrika vorzugsweiſe viele Bandfinken ſich befinden, wodurch der Preis ſo fällt, daß ſich der Verkauf der gezogenen Jungen kaum verlohnt. Bei mäßigen Anſprüchen kann die Bandamandine, ſowol durch ihr hübſches Ausſehen als auch durch ihr komiſches Betragen viel Vergnügen machen. Gleich— viel, ob in der Brutzeit oder nicht, läßt das Männchen ſeinen Sang unzählige— mal im Tage hören. Dr. Bolle vergleicht denſelben ſehr treffend mit dem der Rauchſchwalbe; im übrigen lautet er etwa wie das Quitſchen eines im Sande mahlenden Karrens; doch macht er keinen unangenehmen Eindruck, ſondern ſtimmt ſo recht harmoniſch mit dem wunderlichen Liebestanze überein. Der Vogel erhebt ſich auf dem Aſte, wendet den Kopf ſingend rechts und links und begleitet dies Schnurren mit knixenden Bewegungen, welche von wahrhaft gro— tesker Grazie ſind. In der Zärtlichkeit beider Gatten des Pärchens, in den Lieb— koſungen und dem fortwährenden Beiſammenſein ſind ſie den kleinſten Pracht— finken gleich. Wenn ſie einander aus den Augen verloren haben, laſſen ſie ſogleich den ſperlingsähulichen Lockruf erſchallen und wird der eine herausgefangen, ſo ertönt das ſchiep des andern immer ängſtlicher und ſchriller, bis der ver— mißte ſich wieder eingefunden hat. Eine leidenſchaftliche Naturanlage, ſagt der genannte Forſcher, und die Heftigkeit von oft nichts weniger als platoniſchen Wallungen verleiten das Männchen nicht ſelten dazu, ſeinem Weibchen übel zu * * 95 132 Die Amandinen. begegnen, wenn daſſelbe ſich den Anforderungen ſeiner Sinnlichkeit nicht unbe— dingt fügen will. Ich ſah ihn demſelben Gewalt anthun zu einer Zeit, da es kränkelnd ſich nach Ruhe ſehnet. Der Bandfink hält in der Gefangenſchaft mehr als zehn Jahre aus. Von ſeiner Züchtung in der Vogelſtube rathe ich entſchieden ab. Dagegen niſtet er im Käfige, ſelbſt zu mehreren Pärchen beiſammen, ohne alle Umſtände. Die Urſache des Zugrundegehens der Bruten ſind nach meinen Erfahrungen vornehm— lich Störung, unpaſſende Fütterung und mangelnde Wärme. Bei einem auf— fallenden Geräuſch, einer ungewohnten Erſcheinung und namentlich bei der Unter— ſuchung des Neſtes gebehrden ſie ſich, beſonders das Weibchen, faſt immer wie unſinnig, und am wunderlichſten iſt es, daß nach einer ſolchen Störung in den meiſten Fällen die Brut verloren iſt. In Hinſicht der Fütterung glaube ich, daß die Gewöhnung an Ameiſenpuppen, Eigelb, Eierbrot u. dgl. (wie im Ab— ſchnitt über Züchtung angegeben) beizeiten geſchehen muß. Daraus mag dann freilich das trübſelige Umbringen der Jungen ſich herſchreiben, weil das zu üppige Männchen die nächſte Brut nicht geduldig abwarten will. Allein es geſchieht nur ein- oder höchſtens zweimal und dann erzielt daſſelbe Pärchen gewöhnlich noch vier bis fünf glückliche Bruten. Ich ſchlage vor, die beiden erſten Ge— lege von vornherein fortzunehmen. Dr. Stölker verhinderte dadurch die Un— that, daß er das Männchen, ſobald Junge vorhanden waren, aus dem Käfig entfernte, jedoch in demſelben Zimmer beließ, ſodaß ſie einander locken konnten. Das Weibchen erzog die Brut allein und ein Junges, welches vorher ſchon etwa 1½ Fuß tief herabgeworfen und bereits ganz kalt war, erholte ſich doch noch und blieb am Leben. Was die Wärme anbetrifft, ſo kann ich mit Be— ſtimmtheit behaupten, daß die Bandfinken, ſobald die Temperatur unter 100 R. ſinkt, die Brut verlaſſen. Zuweilen geſchieht dies, wie ich ſchließlich noch be— merken will, auch aus Urſachen, auf die man nicht ſo leicht kommt. So hat das Männchen die Gewohnheit, jedesmal zur Brutablöſung einen Halm oder dgl. mitzubringen und wenn nun ſolche Bauſtoffe im Käfige gerade fehlen, ſo kann auch dies wol die Urſache zum Verderben der Brut werden. Alles übrige inbetreff der Zucht iſt weiterhin zu finden. Der Preis beträgt für gutgefiederte Vögel 2, 21½ bis 3 Thlr. für das Pärchen, und im Großhandel, bei Entnahme von 100 Paar verſchiedener Prachtfinken zuſammen, manchmal nur 3—3N, Francs. Die Bandamandine oder Halsbandamandine heißt auch Bandfink, Bandvogel, Halsbandvogel und gebänderter Kernbeißer (Bchſt.), Halsband-Weberfink (Rchb.). Le Cou-coupé (Vekemans); Cou-coupé, Grivelin a cravatte, Collier rouge, Gorge-coupee, Üollerette (Pariſer Händler); Fasciated Finch (Jamrach); Cut-throat Finch (List of the Zoological Gardens of London); Band- vogeltje (holländiſch); Degollado (ſpaniſch). Die Rothkopf-Amandine. 133 Nomenclatur: Loxia fasciata, .; Vieill.; Fringilla detruncata, Licht., Rpp.; Loxia jugularis, Shaw; Amadina fasciata, Ant., Lefb., Sw., Bp., Gr., Brw., Hogl., Hrtl., Bll., Rehb.; Sporothlastes fasciatus, Cabanis, Hy!. Fasciated Grosbeak, Brown; Le Cou-coupe, la Loxie fasci6ce, Vieillot. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb fahl röthlichbraun, jede Feder mit einer ſchwarzen querlaufenden Zickzacklinie gezeichnet, am Oberkopf und Nacken ſehr ſchmal und dicht, nach abwärts zu immer breiter; Flügelſchwingen dunkelbraun, jede Feder mit fahlem Außen— ſaum, die kleinen Flügeldeckfedern heller braun mit röthlichgelbem Rande und einer ſchwärzlichen Bogenlinie; Oberſchwanz dunkelbraun, weiß geſpitzt, die mittelſten Federn einfarbig braun; Kinn und oberer Kehlrand weiß; über die Kehle von einem Ohr zum andern ein breites karminrothes Band; an der Unterbruſt eine breite, matt kaſtanienbraune Binde; unterhalb röthlichbraun, Bruſtſeiten und Unterſchwanzdecken mit ſchwärzlichen Zickzacklinien, Bauchmitte und hinterer Unterkörper reinweiß, untere Schwanzſeite bräunlichweiß. Schnabel röthlichweiß mit bläulicher Spitze; Auge braun, Füße fleiſchfarben. Das Weibchen hat weder das rothe Halsband, noch die braune Bruſtzeichnung, die Kehle iſt ſchwach bräunlichweiß und die Bruſt— mitte weiß mit zarten dunkeln Querlinien; im übrigen ſtimmt die Färbung mit der des Männchens überein. Spermestes fasciata. Dilute fulvo-cervinus, lineolis brevibus nigricantibus variegatus et fasciatus; mento gulaque albis; fascia gulari coccinea; abdomine medio rufo; rectricibus lateralibus fumoso-nigricantibus, extimorum apice margineque extero conspicue albis; rostro dilute plumbeo; pedibus rubellis; iride umbrina. @fascia gulari coceinea et macula abdominali rufa nullis. Länge 12,5em. (43/4 Zoll); Flügel 6,5 em. (2 Z. 5 L.); Schwanz Lem: (1 Z. 7 L.). Juvenis: feminae adultae fere concolor, sed dilutior, canescens; 5 semiannulo gulari rubro, angusto obsoletissimo ; pectore subfusco-vario; rostro obscure cinereo; pedibus canescentibus. Beſchreibung des Eies: Länge 19 mm., Breite 14m. Farbe kalkweiß, matt. Geſtalt ſtark gewölbt mit ſtumpfer Spitze. Ovum cretaceum, opacum, convexissimum apice obtuso. Die Rothkopf⸗Amandine [Spermestes erythrocephalal. In der Geſtalt und nahezu auch in der Größe, welche etwas beträchtlicher iſt, ſowie im ganzen Weſen, gleicht der Rothkopf dem Bandfink. Daher wun— derte ich mich gar nicht darüber, als er faſt denſelben ſchnurrigen Sang, nur leiſer erſchallen ließ, begleitet von ebenſolchem Tänzeln. Die älteren Schriftſteller und ſelbſt noch Buffon und Latham waren in dem Irrthum befangen, daß dieſer Vogel in Amerika heimiſch ſei. Zuerſt Edwards und dann Vieillot bezeichneten Afrika richtig als das Vaterland und gaben Abbildung und Be— ſchreibung. Der letztgenannte Forſcher hat den Grivelin oder Moineau de paradis lebend beſeſſen und damals ſoll derſelbe in Paris und London keines— wegs überaus ſelten geweſen und ſogar bereits mehrfach gezüchtet worden ſein. Vieillot rühmt die Zutraulichkeit in der Gefangenſchaft, ſein leichtes Niſten und hält ihn nicht für weichlich; doch warnt er vor jeder Störung und Beun— ruhigung, weil namentlich die Weibchen ſehr ängſtlich ſind und leicht das Neſt verlaſſen. Näheres theilt er aber nicht mit. 134 Die Amandinen. Heuglin hat die Rothkopf-Amandine niemals ſelber beobachtet. Lefebvre ſammelte ſie im Mai d. J. 1841 in Abeſſynien, wo ſie jedoch nur zeit- und ſtrichweiſe vorkommen ſoll. Zahlreicher iſt ſie in Südafrika, wo ganze Scharen die Gärten beſuchen. Die Heimat ſoll ſich nur über den Süden des Erdtheils erſtrecken, doch hat man ſie ja auch mehrfach in Weſtafrika gefunden. Eingehen— dere Mittheilungen ſind nicht veröffentlicht worden. Dr. Bolle zählt ſie in ſeinem Verzeichniß nicht mit. Auf der Reiſe nach den Kanariſchen Inſeln hat er ſie aber in Liſſabon geſehen und meint, daß dieſer Vogel Angola’S dort häufiger zu haben ſei als in Deutſchland. Und in der That, die beiden Männchen, welche ich von Fräulein Hagenbeck erhielt, dürften wol die erſten ſein, welche jemals bei uns eingeführt worden. Nachdem ich dieſe Art in meiner Zeitſchrift „Die gefiederte Welt“ (Nr. 4, 1874) als neue Er— ſcheinung des deutſchen Vogelmarktes beſchrieben, theilte mir Herr C. F. Wiener in London folgendes mit: „Ihre Rothkopffinken find mir wohlbekannt, denn ich hätte ſie, bevor ſie von hier nach Hamburg gebracht wurden, beinahe gekauft. Sie kamen von Paris hierher und ihrer Seltenheit wegen hat der Beſitzer ſie in Frankreich, England und in den Niederlanden vielfach auf Ausſtellungen geſchickt. Sie find ſchon eine lange Zeit in Europa und als ſie jetzt endlich verkäuflich waren, habe ich ſie nicht erworben, weil ich ſie für zu alte Knaben hielt.“ Dennoch machte ich mit ihnen einen Züchtungsverſuch in der Weiſe, daß ich ihnen Weibchen der am nächſten ſtehenden Art und zwar der Bandamandine zur Geſellſchaft gab. Die beiden Männchen kümmerten ſich zunächſt um die Weiber nicht; dann fingen ſie an, dieſelben mit Schnabelhieben zu verfolgen, während ſie doch ſonſt gegen die geſammte Bewohnerſchaft der Vogelſtube nur Gleichgültigkeit zeigten. Wiederum nach einer Friſt aber geriethen die beiden Alten in einen bis dahin wol noch niemals ſtattgefundenen, eifrigen Hader. Einer verjagte den andern und der ſchwächere ſchloß ſich nun mit einmal den Bandfinkenweibern innig an. Jetzt aber begannen dieſe eine ebenſo heftige Fehde, das eine von ihnen wurde ebenfalls vertrieben — und das Ende vom Liede war, daß ſich die ganze Geſellſchaft in zwei Pärchen theilte, welche ſeitdem fried— lich neben einander leben. Das eine Paar brütet raſtlos, aber vergeblich; das andere jedoch hat bereits mehrere Bruten glücklich aufgebracht. Das Jugendkleid des männlichen jungen Baſtards iſt oberhalb der jungen Bandamandine im Jugendkleide gleich, nur matter gefärbt, alle größeren Federn ſind breit fahl geſäumt, namentlich die Schwanzfedern; der Kopf iſt mäuſegrau, dunkler geſchuppt, an der Stirn bis etwa zur Hälfte hinauf, iſt jedes Federchen roth geſchuppt; das Kinn iſt grau, dunkler geſchuppt, dann folgt ein weißliches Band, darauf abwärts ein rothes Band aus zarten Schüppchen der grauen Federn beſtehend, dann wieder ein weißliches Band mit dunklen Schuppen. Die Die Rothkopf-Amandine. 135 Rebhuhnzeichnung an der Bruſt iſt nur ſchwach angedeutet, der Bauch iſt reinweiß. Das Schnäbelchen iſt glänzend ſchwarz; Auge ſchwarz, Füße weißlich horngrau. Im Herbſt d. J. 1874 wurden die Rothkopf-Amandinen von Vekemans und Gudera in mehreren Pärchen in den Handel gebracht und natürlich ſo— gleich verkauft. Ein Paar gelangte in die reich bevölkerte Vogelſtube des Herrn Graf Rödern und ein ſolches auch in die meinige. Auch dieſe Vögel waren leider ſämmtlich nicht in voller Geſundheit und bis jetzt iſt die Züchtung noch nicht gelungen. Die oben erwähnte Baſtardzucht dagegen geht in lebhafter Weiſe fort und ich will demnächſt verſuchen, die alten Rothkopf-Männchen mit jungen Baſtard-Weibchen zu paren, um wenn möglich davon weitere Nachzucht zu erzielen. Indem ich nämlich vorausſetze, daß die rothköpfige Amandine nicht ſo— bald wieder eingeführt wird, hoffe ich durch ergiebige Züchtung der ſo überaus nahe— verwandten beiden Arten einen ſtehenden Vogelſchlag heranzuziehen, der für die Liebhaberei immerhin intereſſant erſcheinen wird. Ebenſo wie die Bandamandine, iſt auch der Rothkopf in der Vogelſtube ein übler Gaſt. Das eine alte Männchen niſtet zwar ruhig, ohne andere Neſter zu behelligen, doch überfällt es nicht ſelten einen kleineren Vogel und rauft ihm wüthend Federn aus; ein jüngeres Männchen aber trieb das unheilvolle Neſter— zerſtören ebenſo arg als der Bandfink. In Hinſicht der Verpflegung und Züch— tung find beide übereinjtimmend. Die Rothkopf-Amandine oder Paradies-Amandine wird auch roth— köpfige Amandine (Amadine), Paradies-Sperling und Rothkopf genannt. Le Moineau de paradis (Vekemans und franzöſiſche Händler). In der Preis-Liſte von Jamrach, ſowie in dem Verzeichniß des zoologiſchen Gartens von London iſt er nicht vor— handen. Roodkopvogeltje (holländiſch). Nomenclatur: Loxia erythrocephala, L.; Amadina erythrocephala, Swns., Smth., Bp., Lrd., Hrtl., Edw.;, Sporothlastes erythrocephalus, Cab., Hgl.; |Loxia brasi- liana Gml., Vieill., Cardinalis angolensis, Driss.; Loxia maculosa, Burch.; Fringilla reticulata, Vogt]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Ganzer Kopf nebſt Nacken und Kehle hochroth; im übrigen oberhalb bräunlichgrau, Bürzel und Oberſchwanzdecken reingrau, Deckfedern der Flügel, Hinterſchwingen und Schwanzfedern mit weißem Endfleck gezeichnet, wodurch über dem Flügel zwei weiße Binden gebildet ſind; Bruſt und Bauch fahlbraun, jede Feder mit einem länglichen, dunkler braunen, fein ſchwarz geränderten Querfleck; Unterbruſt kaſtanienbraun, heller geſchuppt. Schnabel röthlichweiß; Auge hellbraun; Füße lichtfleiſchfarben. Das Weibchen iſt etwas dunkler, ohne rothen Kopf, mit weißlicher Kehle und hellgrauem, zart dunkel geſchupptem Unterkörper. F Das Jugendkleid ſoll nach Rchb. aſchgraubraun fein, jede Flügeldeck- und Schwanz— feder mit grauem Endfleck, die Schwingen mit bläulichgrauen Außenſäumen und die Unterſeite mit weniger zahlreichen Flecken. Bei dieſer Beſchreibung iſt aber der rothe Kopf vergeſſen, denn ich bin davon überzeugt, daß das junge Männchen, ebenſo wie der Bandfink im weſentlichen ausgefärbt, alſo mit bereits rothem Kopfe das Neſt verläßt. Ich habe deshalb eine ausführ— liche Beſchreibung des Miſchlings im Jugendkleide S. 134 gegeben. 136 Die Amandinen. Spermestes erythrocephala. Supra saturate cinerascens, subtus albida, squamatim nigro-maculata, lateribus rufescentibus; pileo, genis et gula dilute coccineis; alis albido bifasciatis; rectricibus lateralibus apice albis; rostro brunnescente, subtus pallidiore, rubente; pedibus dilute carneis; iride rufes- cente-fusca. paulo minor, capite dorso concolore, nec coccineo. Länge 13, % m. (5¼ Z.), Flügel 7, em. (23/4 3), Schwanz 5,3 m- (2 Z.) Die Reisamandine [Spermestes oryzivoral. Tafel VIII. Vogel 33. b. ge „. Ein hübſch gefärbter Vogel, an Kopf und Kehle reinſchwarz mit weißen Backen. Das ganze übrige Gefieder iſt bläulichaſchgrau, mit Ausnahme der dunkleren Flügelſchwingen, des roſenröthlichen Unterleibes und ſchwarzen Schwan— zes. Der freilich zu groß und faſt plump ausſehende Schnabel iſt glänzend roſenroth. Die Größe iſt etwa die des einheimiſchen Feldſperlings. Auch der Reisfink gehört zu den bekannteſten und ſeit älteſter Zeit her nach Europa eingeführten überſeeiſchen Stubenvögeln. Buffon erwähnt ihn nur ganz kurz. Vieillot ſagt, daß der Padda ſowol ſeines entſprechenden Gefie— ders, welches wie mit einem pflaumenartigen Duft überhaucht erſcheint, als auch ſeiner Sauberkeit und Schmuckheit wegen allgemein beliebt ſei und daß er daher zahlreich über's Meer gebracht werde. Er ſei aber weichlich und nur zwei bis drei Jahre am Leben zu erhalten. Nur wenn man ihm eine wärmere Tempe— ratur biete und ihn außer Hirſe und Kanarienſamen auch mit Reis füttere, könne er wol ſechs bis ſieben Jahre ausdauern. Das Weibchen habe keine weißen Backen und der junge Vogel braune. Dieſe letzteren Angaben find Irr— thümer, welche bei den älteren Schriftſtellern allverbreitet waren. Die Heimat der Reisamandine erſtreckt ſich über Java, Sumatra, Borneo und Malakka. Wallace fand ſie auf Lombok. Die maſſenhafte Ausfuhr des Vogels nach allen Weltgegenden hin iſt die Urſache, daß er, ebenſo wie manche anderen Finken in mehreren fremden, jedoch ſeiner Heimat entſprechenden Ländern einheimiſch wurde. So lebt er nach Jerdon jetzt in großer Anzahl wild bei Madras und nach Swinhos's Angaben iſt er in Südchina eine gewöhnliche Erſcheinung. Bernſtein vermuthet, daß er auf Sumatra, wo er nur in der Umgegend von Padang vorhanden ſein ſoll, ebenfalls durch Einfuhr eingebürgert wurde. Von Bourbon (Réunion) und Mauritius iſt dies durch Newton und Maillard mit Beſtimmtheit feſtgeſtellt. Jedenfalls iſt die Anſiedelung auf den genannten Inſeln ſchon in einer frühen Zeit geſchehen, denn der von Buffon be— ſchriebene Calfat (von Commerſon auf Isle de France beobachtet) iſt wol nur auf den Reisvogel zu beziehen. Kirk und v. d. Decken erlegten ihn auch auf der Juſel Sanſibar, wo er ebenfalls durch Zufall oder Abſicht ein— geſchleppt worden, und deshalb haben Finſch und Hartlaub ihn als afrika— Die Reisamandine. 1537, niſchen Vogel in dem großen Reiſewerk aufgenommen, aus welchem ich die obigen Angaben entlehne. Nach einer Mittheilung von Maſſon ſollte er auch in der alge— riſchen Saͤhara vorkommen, doch hält man dies für einen Irrthum, der auf Ver— wechſelung mit einem andern weißbäckigen Vogel beruht. Dagegen iſt er, wie F. W. Hutton ſagt, nebſt vielen Vögeln aus allen Welttheilen auf Neu— Seeland durch europäische Koloniſten ausgeſetzt worden, er gehört aber nicht zu denen, welche ſich dort ſogleich vermehrt haben. Hochintereſſant iſt die Schilderung, welche Dr. H. A. Bernſtein von dem Freileben des Reisvogels in ſeiner eigentlichen Heimat, der Inſel Java giebt: Gleich unſerm europäiſchen Feldſperlinge bewohnt er ausſchließlich die bebauten und kultivirten Landſtriche und in dieſen iſt er eine der gewöhnlichſten Finken— arten. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich äußerlich nicht von einander; die Jungen kann man an ihrem mehr einförmigen, graulichen Gefieder leicht er— kennen. Während der Zeit, in der die Reisfelder unter Waſſer geſetzt ſind, d. h. in den Monaten November bis März oder April, in denen der ange— pflanzte Reis heranwächſt und der Ernte entgegenreift, halten ſie ſich parweiſe oder in kleinen Familien in Dorfgehölzen und Gebüſchen auf und ernähren ſich hier von mancherlei Sämereien, kleinen Früchten und wol auch von Inſekten und Würmern. Sobald aber die Reisfelder ſich gelb zu färben beginnen und durch Ablaſſen des Waſſers trocken gelegt werden, begeben ſich dieſe Vögel oft in großen Scharen dorthin und verurſachen nicht ſelten merklichen Schaden, ſo daß man ſie in aller möglichen Weiſe zu vertreiben ſucht. In den Gegenden, die beſonders von dieſen gefiederten Dieben zu leiden haben, erbaut man in der Mitte des Feldes ein auf vier hohen Bambuspfählen ruhendes kleines Wacht— haus, von dem aus nach allen Richtungen hin zahlreiche Fäden zu den in gewiſſen Entfernungen durch das ganze Feld geſteckten, dünnen Bambusſtöcken laufen, an denen große dürre Blätter, bunte Lappen, Puppen, hölzerne Klappern u. dgl. hängen. Wenn nun der in dem Wachthäuschen, wie eine Spinne in ihrem Gewebe ſitzende Eingeborene an den Fäden zieht, dann raſſeln alle trocke— nen Blätter, zappeln die Puppen, ertönen die Klappern und erſchrocken fliehen die ungebetenen Gäſte. Auch nach der Ernte haben die Vögel auf den bis zum Eintritt der Regenzeit, d. h. bis gegen den November hin brachliegenden Reisfeldern reichliche Nahrung. In dieſer Zeit ſind ſie ziemlich fett und liefern, beſonders die Jungen, ein beliebtes Gericht, weshalb ihnen eifrig nachgeſtellt wird. Das Neſt fand ich bald im Gipfel mancher Bäume, bald zwiſchen den zahlreichen, die Stämme der Arengpalmen bedeckenden Schmarotzergewächſen und zwar in Größe und Geſtalt verſchieden, auf den Bäumen meiſtens größer und ziemlich regelmäßig halbkugelförmig, an den Palmſtämmen aber kleiner und von weniger beſtimmter Form in der Mitte nur unbedeutend vertieft. Alle ſind 138 Die Amandinen. aber faſt ausſchließlich aus Gräſerhalmen und eben nicht ſehr feſt geflochten, ſo daß der ganze Bau keine ſehr große Sicherheit hat. Das Gelege beſteht in 6 bis 8 Eiern. — Bis zum regſamen Beginn der Züchtung fremdländiſcher Stubenvögel in Deutſchland, welcher ſich doch eigentlich erſt ſeit der Mitte oder vielmehr dem Ende der ſechsziger Jahre herſchreibt, hatte man ſich wol hier und da bemüht, auch dieſen Prachtfink zur glücklichen Brut zu bringen, immer jedoch vergeblich. Nur in einem äußerſt ſeltenen Falle gelangte ein Pärchen zum Neſtbau, zu Eiern oder gar Jungen, niemals aber kam es zum Ausfliegen der letzteren. Herr Dr. Stölker in St. Fiden war es wol zuerſt, dem dieſer Erfolg zu Theil geworden und nach ihm erfreuten ſich deſſelben dann die Herren Graf Pork von Wartenburg, A. Steinbock in Pulverkrug bei Frank— furt a. d. O. und Frau A. Kierſtein in Frankfurt. Der erſtere ſchildert den Verlauf der Hecke im „Journal für Ornithologie“ in folgender Weiſe. Die Reisfinken wurden nicht freifliegend in der Vogelſtube, ſondern in einem Kiſtenkäfige von 80 em. (2½ Fuß) Länge, 65 . (2 Fuß) Tiefe und 50 em. (1½ Fuß) Höhe gehalten, in welchem an der Rückwand ein halb offenes und ein nur mit engem Schlupfloch verſehenes Niſtkäſtchen befeſtigt waren. Sie wählten immer das erſte zum Schlafen. Nach mehreren Fehlbruten ſchienen beide Weibchen zu ſein, und das eine ſtarb dann. Zwei angeſchaffte Männchen kämpften ſehr heftig um das Weibchen, bis das ſchwächere, kahlköpfig gerupfte, herausgenommen wurde. Eine Gelege wurde dadurch verdorben, daß das Männchen noch Niſtſtoffe eintrug und die bereits angebrüteten Eier verdeckte. Anfangs November ver— ſchwand das Weibchen wieder im Niſtkaſten und obwol es ſo vorzüglich feſtſaß, daß es nur mit Gewalt von den Eiern zu entfernen war, ſah Dr. Stölker doch niemals im Neſt nach, um durchaus nicht zu ſtören. Des völlig gleichen Gefieders wegen iſt es unmöglich, feſtzuſtellen, ob beide Geſchlechter brüten. Der auf den Eiern befindliche Vogel wird von dem andern oft beſucht und gefüttert. Einmal täglich verläßt er jedenfalls das Neſt, um ſich zu ent— leeren. Auch ſind ſie, gewöhnlich des Morgens, beide zu ſehen. Am 22. No— vember hörte ich im Neſte leiſe piepen, doch wagte ich nicht zu unterſuchen, wie viele Junge ausgekommen waren. Einer von den Alten blieb beſtändig im Niſt— kaſten: Die Stimmen der Jungen waren nur dann zu vernehmen, wenn ſie gefüt— tert wurden. Um zu verhindern, daß die kleinen Vögelchen in den langen Nächten ohne Nahrung zugrunde gingen, ſtellte ich morgens früh ein Licht in das Zimmer und dann begann ſogleich die Aetzung. Zum Futter gab ich außer Hirſe, Kanarienſamen und wenig Hanf auch noch Brot, Rüben und Ameiſen— puppen. Am 17. Dezember zeigte ſich zuerſt ein Junges am Flugloch und in den nächſten Tagen fingen ſie an, aus- und einzuſchlüpfen. Vier Köpfe waren Die Reisamandine. 139 glücklich flügge geworden, und im Neſte lag noch ein verdorbenes Ei. Die Füt— terung geſchah immer noch innerhalb des Neſtes. Am 24. Dezember verſuchten ſie ſelber zu freſſen und am 27. Dezember waren ſie faſt völlig ſelbſtſtändig. Jetzt wurde der Niſtkaſten gereinigt. Die Jungen waren wohlgenährt und ſchrieen erbärmlich, als ſie gegriffen wurden. Abends entſtand ein ſchreckliches Gewim— mer, weil ſie in den leeren Niſtkaſten nicht hineinwollten. Unter beſtändigem Geſchrei hüpften und flatterten fie umher und die Alten halfen ſchelten. Als ich dann etwas Heu in das Käſtchen gab, wurden ſie ruhig und gingen ſämmt— lich hinein. Im nächſten Januar erfolgte wieder eine Brut. Die Eier wurden Morgens zwiſchen 7 und 8 Uhr gelegt, am 1. Jan. das erſte und am 5. Jan. begann das Brüten. Erſt im April aber zogen ſie in einer abermaligen Brut noch ſechs Junge glücklich auf. Späterhin erhielt ich noch eine von einem andern Pärchen. Die Jungen flogen nicht zuſammen aus dem Neſt, ſondern wahr— ſcheinlich in den Zwiſchenräumen, in welchen die Eier gelegt worden. In der Vogelſtube des Herrn Graf Pork niſteten ſie in verſchiedenen Gelegenheiten, in Früh auf'ſchen Papageien-Niſtkäſtchen, ausgehöhlten Baumſtämmen, Zigar— renkiſten u. dgl. Herr Steinbock bemerkte, daß die Alten, ſobald die Jungen die Eiſchale durchbrechen, anfangen Ameiſenpuppen zu freſſen, welche ſie ſonſt nie— mals berühren. Eine weitere Fortpflanzung der ſelbſtgezüchteten Vögel iſt bis jetzt noch nicht erzielt worden. Das Neſt wird nach übereinſtimmenden Beobachtungen immer aus groben Stoffen, Stroh, Heu, Federn, kunſtlos, doch meiſtens überwölbt, hergeſtellt. Das Jugendkleid des Reisvogels weicht von dem des alten ſehr ab; es hat keine ausgeprägte Zeichnung. Oberhalb iſt es dunkel mäuſegrau, unterhalb hell gelblichgrau, nach dem Schwanze zu noch heller, jedoch nicht reinweiß; die Wangen ſind hell gefärbt, wie die Unterſeite, doch nicht ſcharf abgegrenzt, ſon— dern allmälig nach oben und hinten in's Dunklere übergehend; die Schwung— und Schwanzfedern ſind ſtark dunkelgrau; der Schnabel iſt ſchwarz, mit weißen Wülſten (Wachshaut); das Auge iſt ſchwarz und von einer gelblichfahlgrauen Haut umgeben; die Füße ſind lichtfleiſchfarben. Die Verfärbung geht in der Weiſe vor ſich, daß das Gefieder ſchon acht Tage nach dem Ausfliegen heller zu werden beginnt, oberhalb allmälig mohnblaugrau und unten röthlich, und der Farbe der Alten ſich immer mehr nähert, indem auch die Wangen heller, die Oberbruſt dunkler und der Scheitel am dunkelſten erſcheinen. Der Schnabel lichtet ſich au der hinteren Hälfte, bis er nach fünf Wochen ſchon deutlich fleiſchroth iſt. Dann iſt auch das Auge be— reits bräunlichroth und die Füße ſind röthlich fleiſchfarben. Im April kamen die jungen Vögel in die Mauſer und im Juni waren ſie den Alten in Färbung und Größe vollkommen gleich (Dr. Stölker). 140 Die Amandinen. Inbetreff der Züchtung jagt derſelbe: Die Frage liegt nahe, warum die Züchtung des Reisvogels jetzt leichter gelingt, als in früherer Zeit. Ich glaube zur Beantwortung zwei Anhaltspunkte zu haben. Wie man bis zur Gegenwart von vielen fremdländiſchen Vögeln die ausgefärbten oder ſingenden Männchen allein in den Handel brachte, ſo wurden gewiß auch nur die ſchönſten, alten Reisvögel eingeführt, während jetzt, der größeren Nachfrage wegen, auch junge, noch nicht ganz vermauſerte (ausgefärbte) zu uns gelangen und dieſe ſind zur Einbürgerung natürlich geeigneter, als alte. Andererſeits hat ſich die Pflege der finkenartigen Vögel inſofern ſehr verbeſſert, als man ihnen jetzt möglichſt verſchiedenartige Nahrung bietet; früher aber (und merkwürdigerweiſe beharrlich noch jetzt von einzelnen Züchtern) wurden ſie ausſchließlich mit Körnern ver— ſorgt. Wie wohlthätig gemiſchte Fütterung aber auf das Gedeihen auch der ſogen. Körnerfreſſer wirkt, bedarf wol keiner Erklärung mehr. Soll ich Rath— ſchläge geben, wie Reisfinken am eheſten zu züchten ſind, ſo ſeien es folgende. Man verſchaffe ſich junge Vögel und zwar mehrere Köpfe zuſammen; ſcheidet ſich ſpäter ein Pärchen durch ſein Benehmen aus, ſo ſetze man daſſelbe allein in einen mäßig großen, mit einem Niſtkaſten verſehenen Käfig, welcher an einem Orte hängt, wo die Vögel möglichſt wenig geſtört werden. Das Futter ſei in der ganzen Zeit recht mannigfaltig und beſtehe außer den gewöhnlichen Sämereien auch in Hanf, Weißbrot, Rüben, Ameiſenpuppen, Grünzeug und Sepia. — Ueber den Werth des Reisvogels für die Liebhaberei ſind die Meinungen getheilt. Obwol Vieillot und nach ihm Reichenbach oft den Geſang des einen oder andern Aſtrild rühmen, ſprechen ſie dieſem Dickſchnabel denſelben von vornherein ab. Ich hielt mehrere Pärchen jahrelang, um ihre Entwickelung zu beobachten, doch muß ich geſtehen, daß ich auf den Geſang nicht ſonderlich gelauſcht. Dann machte mich zuerſt Herr Apotheker Jänicke in Hoyerswerda aufmerkſam, daß derſelbe doch gar nicht ſo übel ſei und dies trifft namentlich zu, wenn viele bei— ſammen ihre Töne erſchallen laſſen, welche dem Läuten winziger Glöckchen ähn— lich erklingen. Im übrigen hat der Reisvogel nur die Vorzüge, daß er aus— dauernd, immer ſchmuck und glatt und ebenſo im Käfige, als in der Vogelſtube harmlos und friedlich iſt; ungerechtfertigterweiſe galt er als boshaft und zank— ſüchtig. Vielmehr zeigt er ſich feige, ängſtlich und ſehr mißtrauiſch, und hierin mag hauptſächlich die Urſache begründet liegen, daß er nur ſelten zum niſten ſchreitet, weil er ſich nicht ſicher genug fühlt. Seine Zucht muß einer beſondern Liebhaberei überlaſſen bleiben, da er nicht allein ein undankbarer Brutvogel, ſondern auch in ſeiner Heimat ſo zahlreich und ſchädlich iſt, daß ſeine Ausfuhr zu ſehr billigen Preiſen das bei uns vorhandene Bedürfniß für ihn als Stubenvogel vollſtändig deckt. Häufig findet man in den Vogel— Die Reisamandine. 141 handlungen Exemplare ohne weiße Backen, alſo mit ganz ſchwarzem Geſicht und dieſe wurden früher fälſchlich für die Weibchen gehalten; ſie erſcheinen dagegen in der S. 72 erwähnten Mißfärbung. Man kauft das Pärchen zu dem ſchwankenden Preiſe von 6, 7,5 bis 9 Mark (2, 2½ bis 3 Thlr.) und im Großhandel koſtet es zuweilen nur 3½ bis 4 Francs. Die Reisamandine wird auch Reisvogel, Reisfink, Reisfreſſer, Reis— mäher, indiſcher und chineſiſcher Reisvogel und Gatterer genannt, und in Eng— land heißt er Sperling von Java. Le Padda oder L'oiseau de riz (Vekemans); Java Sparrow (Jamrach au. Vrzn. d. zool. Gart. v. London); Calfat, Galfa, Galfa de Java (Franzöſiſche Händler; die beiden letzten Bezeichnungen ſind verſtümmelt); Riistvogeltje of Padda (holländiſch); Padda (Eingeborene von Südaſien); Glate (Java); Gelatik (Sumatra) Glastik-betul (Malaien und Sundaneſen). Nomenclatur: Loxia oryzivora, I., Lth., Behst. ete.; Coccothraustes sinensis einerea, Byss.; Padda, Kdw., Sm.; Loxia javensis, An, Sprrm.; Coccothraustes orizivora, Veeill., Fringilla oryzivora, Hrsf., Rffl., Sts.; Amadina oryzivora, Gray; Munia oryzivora, Bp., Jrd., Swnh., Nwt., Scl., Mlle, Schlg., Hrtl., Oryzornis ory- zivora, Cab., Fusch. et Hrtl. — Java Grosbeak, Lih.; Calfat, Buff. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Schön aſchgrau; Schwingen dunkelbraun mit aſchgrauen Säumen an der Außenfahne; Oberkopf, Zügel und Kinn ſchwarz; Kopfſeiten und Ohrgegend weiß, vom Kinn aus von einer ſchmalen ſchwarzen Linie umgrenzt; Bauch, Bauch— ſeiten und Hinterleib zart fleiſchfarben, grau angehaucht; untere Schwanzdecken weiß, untere Flügeldecken weißlich; obere Schwanzdecken und Schwanz ſchwarz. Schnabel purpurroth, nach der Spitze zu blaß roſenroth; Auge blutroth; Füße licht fleiſchrokh. Weibchen nicht ver— ſchieden. Jugendkleid S. 139. Spermestes oryzivora. Dilute cinerea; pileo, mento et cauda nigris; capitis lateribus circumscripte albis; abdomine dilute carneo-rubente; subcaudalibus albis; rostro roseo; pedibus pallidis; iride rubra. Länge 14, em. (5½ Zoll); Flügel 6, em. (2 Z. 7 L.); Schwanz 4, em. (1 Z. 8 L.). Juvenis: adulta valde discolor, pictura distincta carens; supra subfusco-cinerea, subtus gilvo-canescens, caudam versus albicans; genis lateri inferiori concoloribus, sursum et retrorsum obfuscatis; remigibus et reetrieibus subnigro-cinereis; rostro nigro, cera albente; iride nigra, lurido-eineta; pedibus dilute carneis. Beſchreibung des Eies: Farbe reinweiß, glänzend, Geſtalt länglich. Länge 21mm., Breite 14mm. Ovum albissimum, nitidum, longiusculum. Der ſchneeweiße Neisvogel oder die weiße Reisamandine [Spermestes oryzivora, varietas alba]. In Aſien iſt der Reisvogel offenbar ſeit vielen Jahr— hunderten in der Gefangenſchaft gehalten und gezüchtet worden. Dies beweiſt nicht allein ſein häufiges Vorkommen auf uralten chineſiſchen Gemälden, ſondern auch die vollſtändige äußere Umwandlung, welche er im Laufe der Zeit erlitten. Aus dem vorhin beſchriebenen bunten Vogel iſt ein ſchneeweißer geworden, welcher theilweiſe in gleicher Reinheit des Gefieders ſich fortpflanzt, nicht ſelten aber auch mehr oder minder auf die Stammeltern zurückſchlägt, ſodaß die 142 Die Amandinen. Färbung vom tadelloſen Weiß zum blauen Anflug und bis zum völligen Schecken— bunt wechſelt. Während es mir niemals gelungen iſt, von dem Wildling in meiner Vogelſtube eine Brut flügge werden zu ſehen, habe ich von dieſer ſchneeweißen Spielart zahlreiche Junge erhalten. Die Entwickelung ſtimmt mit der des Stammvaters überein, nur niſtet der weiße Reisvogel ungleich leichter und ſicherer. Der Neſtflaum iſt gelblichweiß und das Jugendkleid ſogleich reinweiß mit ſchwach roſenröthlich weißem Schnabel und ſchwarzen Augen. Es iſt alſo kein Albino oder Kakerlak, vielmehr eine durch Züchtung erzielte Varietät oder Spielart, ganz ebenſo wie die weiße Haustaube oder der gelbe Kanarienvogel, welche ebenfalls von blauen, bezüglich grünen Stammeltern gezogen ſind. Die weißen Reisvögel werden in Japan erfolgreich gezüchtet und neuerdings vorzugsweiſe durch Gudera in Deutſchland ein— geführt. Herr A. P. Reyer in Trieſt ſchrieb mir, daß die Japaneſen zur Wiener Weltausſtellung unter anderen ſchönen Vögeln auch dieſe und weiße Mövchen mitgebracht, die aber ſämmtlich in einer kalten regneriſchen Nacht zu— grunde gegangen, weil man ſie auf dem Verdeck des Schiffes ſtehen gelaſſen. In Hinſicht der Verpflegung rathe ich, neben den gewöhnlichen Sämereien auch rohen und in Waſſer abgeſottenen Reis, aufgeweichtes und gut ausgedrücktes Eierbrot, ſowie auch friſche oder gequellte Ameiſenpuppen zu geben. Sie halten ſich dann vortrefflich, bedürfen nur gewöhnlicher Stubenwärme und niſten ſehr ergiebig, beſonders wenn Störungen ſorgfältig abgewendet werden. Die reinweiße Reisamandine iſt ein überaus prächtiger Vogel; ihre zarte Schönheit des Gefieders mit dem glänzend roſenrothen Schnabel, welcher gar nicht jo ſehr auffallend oder ungeſchickt hervortritt, und den vojenrothen Füßen laſſen ſie ganz abſonderlich lieblich erſcheinen. Ihr Preis iſt noch immer ein ziemlich hoher (80 — 100 Francs für das Paar), da fie bisher erſt wenig ge— züchtet und auch nicht zahlreich in den Handel kommt. Eine ſolche Hecke ver— lohnt ſich daher wol, zumal ſie auch koſten- und mühelos iſt. Die braune Reisamandine |Spermestes fuscata], von Vieillot als Le Padda brun beſchrieben, in allen Lehr- und Handbüchern mitgezählt und auch Zimmtreisvogel benannt, darf wol geſtrichen werden, denn ſie iſt weder lebendig noch als Balg weiter vorgekommen. Ich habe im Jahre 1867 in Paris bei dem Händler Mr. Beretta zwar eine Vogelart geſehen, welche als brauner Reis— vogel bezeichnet wurde, doch konnte ich nicht mehr die Zeit gewinnen, ſie zu be— ſtimmen und der Preis von 100 Francs für ein Paar dünkte mir zu hoch. Es waren kleinere Vögel und, ſoviel ich mich erinnere, dürfte es der Maskenfink [Fringilla alario] geweſen ſein. * Die größte Elſter-Amandine. 143 Die Elſter-Amandinen oder Elſtervögel. Unter dieſer bei den Vogelhändlern und Lieb— habern allgemein eingebürgerten Benennung gelangen mehrere nahverwandte Starkſchnäbelchen zu uns, unter denen einige als ſehr beliebte Prachtfinken geſchätzt ſind. Die letzteren gehören allerdings zu den niedlichſten und zugleich am leichteſten niſtenden Stubenvögeln, während ihre ſchlichte Färbung hinter der vieler anderen zurückſteht. Sie werden auch Erzamandinen genannt. Die größte Elſter-Amandine [Spermestes fringillina].“) Tafel V. Vogel 23. Im Jahre 1868 ſandte mir Gudera in Leipzig einen einzelnen Vogel unter dem Namen doppeltes oder Rieſenelſterchen. Es war wahrſcheinlich der erſte ſeiner Art, welcher jemals lebend in Europa vorhanden, auch fand ich ihn im Berliner zoologiſchen Muſeum noch nicht. Der Händler hatte mit ſeiner Be— zeichnung ganz recht, denn dies größte iſt dem allbekannten kleinſten Elſterchen [S. cucullata] ſehr ähnlich, nur iſt es beträchtlich größer und kommt nahezu der Bandamandine gleich. Dieſe ſeltene Art iſt bis jetzt nur im Weſten und Oſten Afrikas (Liberia, Senegal, Sanſibar) erlegt worden. Reichenbach giebt auch Indien als Heimat an, doch fehlt jeder Nachweis. Der merkwürdige, weberähnliche Schnabel hat dazu geführt, daß man ſie von den übrigen Erzamandinen abſonderte, und der letztgenannte Ornithologe möchte ſie ſogar bei den Webervögeln untergebracht wiſſen. Doch ſind, ſagen Finſch und Hartlaub, erſt Nachrichten über die Lebensweiſe abzuwarten. Hier kann ich wieder mit Freude und Stolz darauf hinweiſen, welche Be— deutung die Vogelliebhaberei und Züchtung der wiſſenſchaftlichen Vogelkunde gegenüber beanſpruchen darf, indem ſie durch aufmerkſame und gewiſſenhafte Be— obachtungen dieſelbe weſentlich zu fördern vermag. Sie hat ſehr bald mit Sicher— heit dargethan, wohin dieſer neue Ankömmling im Syſtem zu ſtellen iſt. Ob— wol es gewiß Niemand einfallen wird, Reichenbach's ſcharfſinnige und kenntnißreiche Annahme von vornherein zu bezweifeln, jo konnte ich mich doch der Einſicht nicht verſchließen, daß der hochgeachtete Schriftſteller hier im Irr— thum ſei. Den erſten Beweis dafür, daß dieſer Vogel ein Prachtfink und ſeinem kleineren Ebenbilde ſehr nahe verwandt iſt, fand ich darin, daß der einzelne in meiner Vogelſtube ſich gerade einem Pärchen kleinſter Elſterchen ſogleich auſchloß; auch geſchah dies in einer jo innigen Weiſe, wie es bei ſämmt— lichen Webervögelchen niemals der Fall iſt. Nach kurzer Zeit erhielt dann Fräulein Hagenbeck eine größere Sendung Rieſenelſterchen, und nun bevölkerten ſie nach und nach alle Vogelſtuben. Zuerſt niſteten ſie bei Herrn Emil Linden, dann bei Herrn Graf Vork von Wartenburg und in meiner Vogelſtube. Die Lebens— weiſe des Vogels, namentlich die Brutentwickelung, gab nun aber den ganz entſchie— ) 8. fringilloides [LG.] iſt ein Barbarismus, der ausgemerzt werden muß. 144 Die Amandinen. denen Beweis, dafür, daß er zu den Prachtfinken gehört. Das Pärchen hält un— zertrennlich zufammen und das Männchen führt genau den ſchnurrigen, hüpfenden Liebestanz des kleinen Elſterchens auf. Das Neſt wird in irgend einer Höhlung oder auch frei im Gebüſch angelegt, im letztern Falle ziemlich geſchickt in runder Geſtalt und mit engem, ſeitlichem Schlupfloch aus Baſt, Fäden, Halmen erbaut, und mit Grasriſpen, auch wol weichen Läppchen, Watte u. dgl. ausgepolſtert. Das Gelege beſteht in vier bis ſechs reinweißen Eiern. Das Jugendkleid iſt oberhalb düſter, einfarbig chokoladenbraun, unterhalb weißlich graubraun; Schnabel ſchwarz, Füße ſchwärzlichbraun. Die Verfärbung beginnt etwa in der ſechsten Woche, indem das Gefieder oberhalb dunkler und unterhalb heller bis zuletzt reinweiß wird. Erſt nach einem Jahre zeigen die Kopffedern den Metall— glanz und dann iſt auch der ſehr langſam hervortretende gelbbraune Seitenfleck (ſ. wiſſenſchaftliche Beſchreibung) vollſtändig ausgebildet. Manche Pärchen niften leicht und ergiebig, andere dagegen machen in Jahr und Tag keine Anſtalt zum Neſtbau. Die größte Elſteramandine, oder das Rieſenelſterchen, heißt auch größtes Elſterchen, Kuttenelſterchen und Kuttenweber (fälſchlich von Rchb.). La Nonnette d' Afrique, la plus grande Nonnette (Vekemans und franzöſi— ſche Händler); Pied Grass-Finch (Jamrach und Brzn. d. zool. Grt. v. Lon— don; nach dem letztern iſt der Vogel zuerſt im Februar 1871 gekommen). Nomenclatur: Amadina fringilloides, Gray, Hrtl., Munia fringilloides, B., Los.; Amauresthes fringilloides, Rehb., Hrtl. et F'sch. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Hals, Kinn, Kehle, Bürzel, obere Schwanz— decken und Schwanz ſchwarz mit ſtahlgrünem Schein, im Nacken, auf dem Bürzel und an den oberen Schwanzdecken purpurviolet ſchimmernd; Schwingen und Deckfedern dunkelbraun; Mantel, Schul— tern und Hinterrücken rothbraun, jede Feder in der Mitte dunkler und mit hellerm Endſaum, wodurch auf der Schulter fünf bis ſechs kleine weiße Streifen gebildet werden; Kropf und übrige Unterſeite, nebſt den unteren Flügeldecken weiß; hinterer Unterleib gelbbräunlichweiß; an den Bruſtſeiten ein großer, ſchwarzer und hinter dieſem, bis nach den Weichen, ein läng— licher, hell leberbrauner Fleck. Der große 1,5 em. (7 Linien) lange Schnabel dunkelblau, Unterſchnabel hell bleigrau; Auge dunkelbraun; Füße bleigrau. Weibchen faſt völlig gleich, nur an dem kleinern braunen Seitenfleck“k) und kaum geringerer Größe zu unterſcheiden. Spermestes fringillina. Supra intense fusca, alarum tectrieibus albo- striolatis; capite, collo, macula utrinque pectorali, uropygio caudaque cum tectricibus superioribus nigris, nitore subchalybeo; corpore inferiore reliquo, subalaribus et sub- caudalibus albidis; rostro ploceino nigro -caerulescente, subtus pallidiore; pedibus nigricantibus. Länge 11,8 em. (4½ Z.); Flügel 5, em. (2 3. 2 L.); Schwanz 3,5 em. (1 3. 4 L.). Juvenis: supra unicolor, obscure brunnea; subtus subfusco-cana; rostro nigro; pedibus nigricante fuscis. Beſchreibung des Eies: Farbe mattweiß, Geſtalt länglich. Länge 18 mm., Breite 12 mm. Ovum eretaceum, longiusculum. ) Dieſer große, in die Augen fallende, leberbraune Fleck iſt in allen bisher vorhandenen Beſchreibungen (Reichenbach, Finſch und Hartlaub u. X.) ſonderbarerweiſe nicht erwähnt. | | | Die kleine Elſter-Amandine. 145 Die kleine Elſter-Amandine |Spermestes cucullata!. Tafel V. Vogel 21. Das kleinſte Elſterchen iſt einer von den Prachtfinken, welche ſich am leichteſten in der Gefangenſchaft fortpflanzen und einbürgern. Daſſelbe wird jedoch erſt ſeit kaum einem Vierteljahrhundert lebend eingeführt und war Vieillot und den übrigen älteren Schriftſtellern nicht bekannt. Gegenwärtig gehört es zu den Afrikanern, welche in der größten Anzahl herübergebracht werden, fortwährend in allen Vogelhandlungen zu haben, ſehr einträglich züchtbar und überall beliebt ſind. Die Färbung erſcheint unanſehnlich, ſchwärzlichbraun und weißbunt; um ſo liebenswürdiger iſt das Benehmen. Größe des grauen Aſtrild, aber ge— drungener und kräftiger. Die Verbreitung erſtreckt ſich über das ganze tropiſche Afrika. Auf Por— toriko iſt es, nach H. Bryant, angeſiedelt, wie der europäiſche Spaz auf Ha— vanna. Ich traf, ſagt Heuglin, dieſen lebhaften und niedlichen Prachtfink unmittelbar vor und während der Regenzeit an zwei Oertlichkeiten, in Weſt— abeſſynien meiſt im Bambusgebüſch, und in Zentralafrika mehr im Hochgras und auf niedrigen Bäumen, in der Nähe von Lichtungen und Büſchelmaisfeldern. Er ſcheint Standvogel zu ſein und lebt gewöhnlich in kleinen Familien von vier bis acht Köpfen beiſammen, die ſich ſelten trennen. So ſchwärmen ſie, lärmend und emſig nach Grasſamen ſuchend, beſtändig umher. Im raſchen Fluge und immer dicht zuſammenhaltend, unter pfeilſchnellen Wendungen und Zickzackbewe— gungen ſtreicht die Schar zur Tränke, wo ſie ſchwätzend badet und dann ebenſo eilig wieder zu ihren Standorten zurückkehrt; auch läßt ſie ſich, nament— lich in den Abendſtunden, dicht an einander gedrängt, ſchwirrend auf ſchwanken Aeſten nieder. Der Geſang iſt nicht laut, etwas rätſchend, girlitzartig. Das Niſten in der Freiheit hat Dr. H. Dohrn in den „Proceedings of the Zool. Soc. of London“ 1872 beſchrieben, und mit demſelben ſtimmt der ſchon früher vom Di— rektor des zoologiſchen Gartens in Breslau, Dr. Schlegel, dann von mir, ferner von Dr. Rey, Dr. Stölker u. A. in der Gefangenſchaft beobachtete und ge— ſchilderte Brutverlauf durchaus überein. Das Vögelchen niſtet ebenſowol in dem S. 41 erwähnten Käfige, als auch freifliegend in der Vogelſtube und das Neſt wird regelmäßig in einer Höhlung mit engem Schlupfloch, einem Niſtkaſten oder mit Papier überklebten Harzer Bauerchen, aus Heuhalmen, Baſt, Baumwollfäden, weichen Läppchen u. dgl. kunſt— los aufgehäuft und mit Haaren und Baumwolle, niemals aber mit Federn aus— gepolſtert. Beide Gatten des Pärchens tragen ein und mit ſolchem Eifer, daß das Neſt in einigen Tagen fertig iſt. Sie brüten nicht abwechſelnd, ſondern ge— meinſam, immer zu gleicher Zeit und laſſen ſich nicht leicht ſtören, ſo daß man Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 0 146 Die Amandinen. die Eier oder Jungen dreiſt beſichtigen darf. Die Brutdauer währt 12 Tage; die Jungen verlaſſen zwiſchen dem 16. bis 18. Tage das Neſt und der Verlauf der Brut vom erſten Ei bis zum Ausfliegen rundet ſich auf nahezu fünf Wochen ab. Soeben ausgeflogen benehmen ſich die Jungen ähnlich, wie S. 22 von den Zebra— finken angegeben. Die Fütterung beſchreibt Dr. Rey ſehr intereſſant: „Sechs Junge ſaßen in einer Reihe und ſobald der erſte Schreier befriedigt war, hüpfte die Alte dieſem auf den Rücken, um von hier aus den zweiten zu verſorgen. So rückte ſie immer weiter, bis die ganze Reihe geſättigt war.“ In der Regel niſten ſie drei- bis viermal hintereinander und jedes Gelege beſteht in 4 bis 7 Eiern; doch muß man die flüggen Jungen entfernen, weil dieſe die Alten im niſten ſtören. Im September beginnt die Heckzeit und dauert bis zum Januar; im Frühlinge erfolgen gewöhnlich auch noch einige Bruten. Das Jugendkleid iſt faſt gleichmäßig chokoladenbraun, oberhalb dunkler, unterhalb heller gelblichbraun; Unterflügel hell bräunlichgelb, Schwanz ſchwarz— braun; Schnabel ſchwarz. Die Verfärbung tritt, wenn die Vögelchen gut gefüttert ſind, von der vierten Woche an allmälig ein und iſt etwa nach drei Monaten vollendet. Zuweilen verlangſamt ſie ſich aber auch, ſodaß die aus Afrika eingeführten jungen Vögel bei den Händlern oft ſehr zahlreich noch im Jugendkleide und mehr oder minder fleckig, in allen möglichen Uebergangsſtufen zu ſehen ſind. Im Geſellſchaftskäfige iſt das kleine Elſterchen zänkiſch und tyranniſch gegen alle übrigen; in der Vogelſtube vertreibt es ſelbſt viel größere Vögel, z. B. die Reisamandine, tapfer vom Futterplatz und ſogar aus deren Neſtern. Lieb— haber der Prachtfinken ſchätzen beſonders ſeine Munterkeit, Hurtigkeit und ſein komiſches Weſen. Beim Liebesſpiel krächzt das Männchen mit weit aufgeſperrtem Schnabel ſeinen ſchnurrenden Sang und hüpft während deſſelben mit gleichſam wichtiger Geberde taktmäßig auf und ab, bleibt aber auf derſelben Stelle ſitzen und wendet ſich nur ſingend rechts und links. Zu der Beliebtheit des Vogels trägt auch der Umſtand bei, daß er überall, nach Schlegel wol gar auf dem Schreibpult oder Nähtiſch, im kleinſten Käfige heimiſch zu machen iſt. Als die erſte Brut bei uns flügge wurde, befand ich mich gerade in Paris, um die Weltaus— ſtellung des Jahres 1867 zu ſehen, und meine Frau verzeichnete ſorgfältig den ganzen Vorgang. Die Niſtvorrichtung war oberhalb des Ofens in der Wohnſtube angebracht und den Vögelchen zuliebe wurde nur durch Gazefenſter gelüftet. Bewundernswerth erſchien insbeſondere die Geſchicklichkeit, mit welcher die Alten jedes einzelne Junge geleiteten, damit es beim erſten Ausfluge nicht verunglückte. Als nach der beendeten Brut das Neſt unterſucht wurde, bot daſſelbe keine geringe Ueber— raſchung. Meine Frau hatte es ſich gar nicht zu erklären gewußt, wo eine zeit— lang mancherlei kleine Dinge des täglichen Gebrauchs, welche räthſelhafter Weiſe — Die kleine Elſter-Amandine. 147 verſchwanden, geblieben ſein könnten. Jetzt kamen dieſelben ſämmtlich zum Vor— ſchein, und zwar eingefädelte Nähnadeln, nebſt ganzen Knäuelchen, Bandſtückchen, Beſätze und was ſonſt noch zu derartigen Kleinigkeiten gehört. Alles hatten die kleinen Schelme mit Haſt und Eifer in ihr Neſt getragen, heimlich, ſobald Niemand im Zimmer anweſend war. Trotz all' der Nadeln aber erfreuten ſich die Jungen doch der vortrefflichſten Entwickelung. Nach meinen Er— fahrungen, welche ſpäterhin durch die anderer Züchter beſtätigt worden, niſten die hier gezogenen Elſterchen ebenſo ergiebig als die Wildlinge. Unter beiden giebt es hier und da ein Pärchen, welches durchaus nicht zur Brut ſchreiten will. In dem betreffenden Abſchnitt komme ich auch auf dieſe Zucht weiterhin zurück. Die Verpflegung ſtimmt mit der für die kleinſten Aſtrilde an— gegebenen überein; ſie bedürfen zum Aufziehen der Jungen auch Ameiſenpuppen, Eierbrot u. dgl. Bei guter Pflege zeigen fie ebenfalls eine erſtaunliche Frucht— barkeit. Bemerkt ſei noch, daß mehrere Männchen in der Vogelſtube beiſammen anfangs zwar eifrig einander bekämpfen, dann aber ungeſtört niſten. Bei Herrn Dr. Rey heckte ein Männchen erfolgreich mit zwei Weibchen. Graf Nork von Wartenburg erzog Miſchlinge von kleinen Elſterchen mit dem braunbunten japaneſiſchen Mövchen und Herr Möckel in Hamburg ſolche vom kleinen und Glanz-Elſterchen. Die Unterſcheidung der Geſchlechter iſt ſehr ſchwierig. Wenn zwei Elſterchen nebeneinander ſitzen, ſo iſt das kaum bemerkbar kleinere mit reinweißer Bruſt ſtets das Männchen, während das Weibchen an den Bruſtſeiten noch mehr oder min— der gefleckt erſcheint. Außerdem iſt das Liebestänzeln das einzig ſichere Kenn— zeichen des erſteren. Alle übrigen Merkmale, wie das Fehlen oder der geringere Umfang des metallgrünen Schulter- und Seitenflecks ſind nicht ſtichhaltig. Um ein richtiges Pärchen ſicher zu erhalten, verfahre man wie beim Reisvogel an gegeben. Zuweilen gelangen die Elſterchen in großer Anzahl nach Europa und find dann zu 7,5 — 9 Mark für das Pärchen feil. Manchmal werden fie aber auch in längerer Zeit gar nicht oder nur ſpärlich eingeführt und dann bezahlt man die hier gezüchteten mit 12—15 Mark. Im Großhandel koſten fie im Durchſchnitt 5 Frances und in den Hafenſtädten bei Entnahme von 100 Paar 3½ Frances. Sie kommen ſelten entfedert und erbärmlich in den Handel, und halten ſich auch beſſer als die meiſten Aſtrilde; doch ſind auch ſie manchmal von einer anſteckenden Krankheit befallen. Die kleine Elſter-Amandine heißt auch kl. Erzamandine oder Kappen— fink, kleinſtes Elſterchen, Elſtervogel, Hirundelchen und bronzefleckiger Kappen— Weberfink (Rchb.). La Bandelette (Vekemans); Hirondelle, Nonnette de Calcutta, Nonne franzöſiſche Händler); Hooded-Finch (Vrzu. d. zool. Grt. v. London und Jamrach's 10* 148 Die Amandinen. Liſte; fälſchlich in den Briefen Jamrach's auch Bronze-Maniken of Africa); Monnikskap-amadina (holländiſch); Nahäidsche (Inhambane, nach Prof. Peters). Nomenclatur: Amadina cucullata, Sndv., Gray, Hrtl., Spermestes cucullata, Sws., Bp., Ml., Cab, Css., Hrtl. Scit., Mntr., Pirs., Rehb., Dhrn., Hgl., Fnsch. et Hrtl., Loxia prasipteron, Lss.; Spermestes [Coccothraustes] scutatus, Agl., Cab Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Kopf, Kinn, Kehle und Kropf ſchwarz mit leb— haftem, purpurkupferbraunem Metallſchimmer, Oberkopf ſtahlgrün ſchimmernd; Nacken, Hals— ſeiten und übrige Oberſeite braun, Schwingen an der Außenfahne ſehr ſchmal bräunlich geſäumt, an der Innenfahne breiter roſtfahl gerandet; die kleinen Schulterdecken metallgrün; Bürzel und obere Schwanzdecken bräunlichweiß mit ſchmalen ſchwärzlichen Querlinien; unterhalb reinweiß, Unterbruſtſeiten metalliſchſchwarzgrün, Bauch und Schenkelſeiten braun mit breiten weißen Querlinien, welche nach hinten zu immer ſchmaler werden; untere Flügeldecken roſtfahl, untere Schwanzdecken weiß mit ſchmalen, weit abſtehenden, dunkelbraunen Querlinien, Schwanz ſchwarz. Schnabel ſchwarz, Unterſchnabel hell bleigrau; Auge dunkelbraun; Füße dunkel hornbraun. Weibchen überſtimmend. Jugendkleid ſ. S. 146. Spermestes cucullata. Supra brunnescens; capite et gutture nigris, nitore purpurascente-aeneo; uropygio et supracaudalibus albido -fuscoque-fasciolatis; macula utringue pectorali fusco-aenea, altera scapulari aeneo-virescente; abdomine albo; hypochondriis et subcaudalibus fusco-fasciolatis; cauda cuneata nigra; rostro caerules- cente nigro, mandibula pallidiore; pedibus fuscente plumbeis; iride fusca. Länge 9,1 em. (3½ Z.), Flügel 4,8 em. (1 3. 10 L.), Schwanz 2,8 em. (13 L.). 91 18 fere unicolor brunnea, supra obscurius, subtus dilutius, R fusca; subalaribus subfusco-gilvis; 5 nigro-fusca; rostro nigro. Besch er nn des Eies: kalkweiß, feinkörnig, nett. Geſtalt ſehr länglich, mit deut— licher Spitze. Länge 14 mm., Breite 11mm. 2 Ovum cretaceum, granulosum, sublongum apice distincta. Die zweifarbige Elſter-Amandine |Spermestes bicolor]. Tafel V. Vogel 22 Dies reizende Vögelchen, welches an der ganzen oberen Seite rein und glänzend bläulichſchwarz und unterhalb weiß iſt, kommt immer nur in einigen Pärchen in den Handel. Nach und nach hat es ſich jedoch in den meiſten Vogel— ſtuben eingebürgert. Wer dieſe Art zuerſt eingeführt und wann dies geſchehen, vermag ich nicht anzugeben. Im ganzen Weſen gleicht ſie dem kleinen Elſterchen, doch niſtet ſie nicht ſo leicht und ſicher. Zuerſt erzielte Herr Major von Bomsdorf in Berlin in einem großen Heckkäfige, welchen verſchiedene Prachtfinken bewohnten, eine glückliche Brut, und dann wurden auch zwei ſolche in meiner Vogelſtube flügge. Späterhin iſt dies Elſterchen noch mehrfach, von den Herren Ingenieur Hendſchel, Graf Vork von Wartenburg u. A. gezüchtet worden; doch gehört es zu denen, welche nur im einzelnen Pärchen gut, in den meiſten aber weder ergiebig noch zuverläſſig hecken, auch bringt jedes Pärchen ge— wöhnlich nur einmal Junge zur vollen Entwickelung. Das Jugendkleid iſt oberhalb dunkel blaugrau, an Kopf und Kehle ſchwärzlich, unterhalb bräunlichgrauweiß; Schnäbelchen bläulichſchwarz, Füße ſchwarzbraun. Die S. 147 erwähnten Miſchlinge glichen im Jugendkleide völlig Die zweifarbige Elſter-Amandine. 149 wie dieſe Jungen aus. Ausgefärbt iſt ein ſolcher, welchen ich beſitze, dem zwei— farbigen Elſterchen gleich, nur an den Seiten und am Bürzel wie das kleine Elſterchen gezeichnet. In Hinſicht des Niſtens und der Brutentwickelung, Verpflegung u. ſ. w. ſtimmt das zweifarbige mit dem kleinen Elſterchen überein. Frau Cäcilie Lottermoſer in Warmbrunn theilte mir zuerſt die böſe Erfahrung mit, daß ein Paar dieſer Elſterchen in einem Verſandtbauer einem Helena-Aſtrild wäh— rend der Fahrt einen Fuß vollſtändig abgebiſſen hatten, und dergleichen Fälle haben ſich dann wiederholt. In der Vogelſtube zeigt es ſich jedoch feige und beiweitem nicht ſo lebhaft als der kleinere Verwandte. Das Männchen tänzelt und ſchnurrt in derſelben Weiſe und dies iſt das einzige Unterſcheidungsmerkmal der Geſchlechter. Der Preis pflegt zwiſchen 12 bis 18 Mark (4—6 Thlr.) für das Paar zu ſchwanken und im Großhandel ſind ſie in beträchtlicher Anzahl wol noch nicht zu haben. Die Verbreitung erſtreckt ſich wahrſcheinlich nur über Weſtafrika, denn bis jetzt iſt der Vogel blos an der Goldküſte gefunden. Ueber das Freileben iſt noch gar nichts bekannt und in der geſammten wiſſenſchaftlichen Literatur iſt außer der Beſchreibung über ihn nichts vorhanden. Die zweifarbige Elſter-Amandine oder das zweifarbige Elſterchen wird auch Glanz-Elſterchen und ſonderbarerweiſe Doppelfarb genannt. Le Bicolore (Vekemans und die franzöſiſchen Händler; in Jamrach's Liſte und dem Vrznu. d. zool. Grt. v. London nicht aufgeführt; auch in den holländiſchen Liſten nicht vorhanden). Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb, an Kopf, Rücken, Flügeln nebſt Kehle, Oberbruſt und Seiten ſchwarz; unterhalb von der Unterbruſt bis zu den Unterſchwanzdecken nebſt den Unterflügeln weiß; an den Bruſt- und Bauchſeiten tritt die ſchwarze Färbung zackig unter dem Flügel hervor. Schnabel dunkel bleiblau; Auge braun, Füße bläulichſchwarz. Weibchen gleich. Jugendkleid S. 148. Spermestes bicolor. Corpore supra, gutture, pectore et lateribus nigris; abdomine, subalaribus, crisso et subcaudalibus albis, rostro caeruleo-nigricante; pedi- bus nigris. Länge 10,5 em. (4 Z.), Flügel 5, em. (2 3.), Schwanz 3,8 em. (1½ 3.) Nomenclatur: Amadina bicolor, Fraser; Spermestes bicolor, Bp., Hrtl., Rehb. Juvenis: supra obscure glauca, capite gulaque nigricantibus; subtus subiusco- canescens; rostro subcoeruleo-nigro; pedibus nigris. Beſchreibung des Eies: ſchwach glänzend weiß; Geſtalt ſehr länglich mit deutlicher Spitze. Länge 14, mm., Breite 11, mm. Ovum album, subnitidum, longiusculum, apice distincto. Die gitterflügelige Elfter- Amandine [Spermestes poensis], ein nahverwandter Vogel, welcher nur dadurch von dem vorigen verſchieden ift, daß er auf dem Mittel— flügel eine breite, faſt dreieckige, weiß und ſchwarz gegitterte, und auf dem Unter— 150 Die Amandinen. rücken und Bürzel eine weiß- und ſchwarzſtreifige Zeichnung hat. Sonſt ſtimmt er in allem übrigen mit jenem überein. Die Heimat iſt Weſtafrika und über das Freileben iſt nichts bekannt. Obgleich man in einem Handbuch geſagt, daß dieſe Art in unſeren Käfigen ſehr ſelten ſei, alſo vorkomme, ſo habe ich ſie doch noch niemals erhalten; auch ſämmtliche Großhändler kennen ſie gar nicht. Jene Angabe wird daher wol auf Irrthum oder Verwechſelung beruhen. Die gitterflügelige Elſteramandine wurde auch Gitter- und Netzflügel oder Kappen-Weberfink von Fernando-Po (en.) benannt. — In allen Preisverzeichniſſen der Händler, ſowie in den Liſten der zoologiſchen Gärten iſt das Vögelchen nicht vorhanden. — Amadina poensis, Fraser; Spermestes poensis, 55. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Glänzend ſchwarz, Vorderſchwingen klein und dicht weißgetropft, zweite Reihe, Bürzel und Bauchſeiten weiß gebändert, Bauch, Unterſchwanz— decken und Unterflügel weiß; Schnabel ſchwarzblau, Beine ſchwarz. Das Jugendkleid giebt Rchb. wie folgt an: oberhalb dunkelbraungrau, Schwanz und Flügel ſchwärzer, Kinn und Kehle aſchgraulich, Bauch und Unterſchwanzdecken blaßröthlichgelb, Schnabel bleifarbig. Die rothrückige Elſter-Amandine [Spermestes rufodorsalis]. Dieſe Art, die der vorigen wiederum ſehr nahe ſteht, entdeckte Herr Profeſſor Peters in Inham— bane in Südmozambik und ſpäter wurde ſie auch vom Baron v. d. Decken in Mombas und Sanſibar erlegt. Sie unterſcheidet ſich von dem gitterflügeligen Elſterchen durch braune Färbung der oberen Theile. Lebend iſt ſie noch nicht eingeführt worden. In der Heimat wird der Vogel Tengatenga genannt (Ptrs.). |Spermestes rufodorsalis, Ptrs., Licht., Cab., Fnsch. et Hrtl.; Amadina puncti- pennis, Bne.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Hals, Kinn, Kehle und Kropf kohlſchwarz, übrige Oberſeite ſchön braun; größte obere Flügeldecken mit weißen Schaftſtrichen; Schwingen braunſchwarz, an der Außenfahne mit feinen weißen Randflecken, an der Innenfahne breit weiß gerandet; Bürzel und obere Schwanzdecken ſchwarz, fein weiß gepunktet; Unterſeite und untere Flügeldecken weiß, Bruſtſeiten ſchwarz, Bauch- und Schenkelſeiten ſchwarz und weiß gepunktet; Schwanz ſchwarz; Schnabel bläulichweiß; Füße bräunlich. Jugendkleid: oberhalb braun mit etwas rothbraun verwaſchener Mantelmitte; Schwingen und Schwanzfedern braunſchwarz, die erſteren an der Außenfahne fahlweiß gerandet; Kinn und Kehle rothbräunlich; übrige Unter— ſeite weiß. Uebergangskleid: Kopf und Bürzel noch braun, die ſchwarzen Federn der Schenkel— ſeiten noch mit weißem Punkte; auf dem ſchwarzen Kropfe ſtark mit braunen und fahlen Federn gemiſcht. (Z’nsch. und Artl. nach den von Peters und v. d. Decken geſammelten Exemplaren.) Die Zwergelſter-Amandine [Spermestes nana]. In der Ueberſicht der Vögel Madagaskars giebt Dr. Hartlaub die Beſchreibung des Zwergelſterchens, welches in den Muſeen von Paris und Philadelphia vorhanden und nach Sganzin, der es le petit Marteau nennt, auf jener Inſel nicht ſelten fein ſoll. Es iſt nur 7, em. (3 Zoll) groß, oberhalb bräunlich, unterhalb dunkelgrau mit olivengrünen Oberſchwanzdecken und ſchwarzem Schwanz. Hoffentlich wird es demnächſt lebend herüber gebracht, da wir ja zahlreiche Vögel von Madagaskar erhalten. [Pyrrhula nana, Pucher; Spermestes nana, Bp., Hrtl.] * * * nn nn Die geftreifte Bronze: Amandine. 151 Bronzemännchen, Silberfaſänchen und Muskatvögel nennt man im Vogelhandel eine Anzahl indiſcher und afrikanischer Prachtfinken, mit welchen ſich die Liebhaberei ſeit den älteſten Zeiten her beſchäftigt, und die ſich trotz der Unſcheinbarkeit ihrer Farben bis heutigen Tages großer Beliebtheit erfreuen. Büffon und andere ältere Schriftſteller faßten ſie unter den Be— zeichnungen Jacobin und Domino zuſammen, gaben aber keine klare Ueberſicht, ſodaß man aus den Schilderungen kaum oder nur ſchwierig erkennen kann, welche Art gemeint iſt. Prof. Cabanis zählt ſie ſämmtlich zu der Gattung Lanzenſchwänzchen [Croloncha]; andere Schriftſteller theilen ſie in mehrere Geſchlechter. Das Freileben aller dieſer Arten iſt ziemlich bekannt. Da— gegen haben ſich einige noch nicht in der Gefangenſchaft vermehrt; andere werden in Japan ſchon ſeit vielen Jahrhunderten, dem Reisvogel gleich, gezüchtet. In der Heimat leben fie in der Weiſe anderer Finkenvögel, zur Niſtzeit parweiſe und nach derſelben in großen Scharen beiſammen. Dann werden ſie auf den Reisfeldern und an anderen Nutzgewächſen ſchädlich. Alle find Zugvögel. Ihre großen ballfürmigen Neſter aus Gräſern, Rispen und Faſern ſtehen in Gebüſchen von Bambusrohr, Schilf, wilden Roſen u. dgl. Sie ſind vorzugsweiſe Samenfreſſer, die wol kaum oder nur zur Fütterung der Jungen Inſekten verzehren. (Nach Hodgſon, mit deſſen Angaben auch die Lebensweiſe der afrikaniſchen Arten übereinſtimmt.) Die geſtreifte Bronze-Amandine [Spermestes striata!. Das Bronzemännchen iſt ein düſter gefärbter, oberhalb brauner, unterhalb weißer Vogel mit ſchwarzem Kopf, deſſen ganzes oberes Gefieder heller geſtrichelt erſcheint. Seine Größe iſt etwas beträchtlicher als die des kleinen Elſterchens. Er iſt auf dem ganzen Feſtlande von Oſtindien und Ceylon heimiſch und ſehr häufig. Jerdon jagt, daß er ihn an der Malabarküſte in den Kornfeldern und auf offenen Stellen des dichten Buſchwaldes, gelegentlich auch an den Landſtraßen und ſogar auf den Höfen neben und in den Stallungen geſehen, wo ſich Flüge von ſechs bis acht Köpfen umhertreiben und nach Sämereien ſuchen. Obwol dieſer Prachtfink zu den ſchlichteſten gehört, iſt er doch nicht ungern geſehen und daher in vielen Vogelſtuben zu finden. Er iſt im Weſen nicht ſo beweglich, flink und anmuthig als ein Elſterchen, ſonſt aber ebenſo anſpruchslos und ausdauernd und durchaus friedfertig. Seinen komiſchen, ſchnurrenden Sang trägt er vor, während er den Schwanz fächerförmig ſpreizt und den Kopf gravitätiſch hin und her wendet. Die Geſchlechter ſind nicht verſchieden gefärbt und das Männchen ift nur durch fein Schnurren feſtzuſtellen. Mauche Pärchen hecken ſehr leicht ſelbſt im Käfige, andere aber gar nicht. In der Vogelſtube bauen ſie in einem Harzerbauerchen, oder in irgend einem Winkel das Neſt. Die Brutentwickelung iſt mit der des kleinen Elſterchens übereinſtimmend. Das erſte Pärchen, welches in meiner Vogelſtube niſtet, war ungleichartig, ein geſtreiftes und ein ſchwarzbürzeliges Bronzemännchen. Die Jungen ſahen aber wie die anderer Paare aus. Das geſtreifte Bronzemäunchen oder der weißrückige Haarſtrichfink hat noch keine weiteren deutſchen Namen. In der Reihe der ſtarkſchnäbeligen Pracht— finken benenne ich es geſtreifte Bronze-Amandine. Le Domino (Vekemans und die franzöſiſchen Händler); Striated Finch (Jamrach und Vrzn. d. zool. Grt. v. London); Gestreepte Amadina (holländiſch); 152 Die Amandinen. Schakari-Munie (Bengalen); Tau-tesa (in Arakan; bedeutet nach Blyth (Waldſperling). Gross- bee de !’Ile Bourbon (Briſſon); Jacobin ou Domino (Buffon); Striated Grosbeak (Latham). Nomenclatur: Loxia striata, L.; Amadina striata, Dlth., Gr. Munia striata Blth., Uroloncha striata, Ch.; Trichogrammöptila striata, N.; Fringillaleuconota, Tmm. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb dunkelbraun, jede Feder mit bräunlich— weißem Schaft, wodurch das Gefieder hier fein geſtrichelt erſcheint; Vorderkopf, Geſicht, Kehle und Kropf bräunlichſchwarz, ganze übrige Unterſeite, ſowie Unterflügel und Bürzel weiß mit ſchwachem bräunlichen Anflug; Ober- und Unterſchwanzdecken röthlichdunkelbraun, Schwanz rein ſchwarzbraun; Schnabel bläulichſchwarz; Auge braun; Füße ſchwärzlichgrau. Spermestes striata: Supra fusca, scapo plumae singulae fuscante albo, notaeum exhibente tenuiter lineolatum; sincipite, facie, gula juguloque subfusco -nigris; gastraeo reliquo, subalaribus et uropygio albis fuscante imbutis; supra-et infra- caudalibus badiis, cauda nigro-fusca; rostro subceoeruleo-nigro; iride fusca; pedibus nigricante cinereis. Jugendkleid einfarbig dunkel bläulichgrau, unterhalb heller, düſter weißlichgrau; Schnabel ſchwarz; Füße grau. 8 Juvenis: unicolor coerulescente einerea, subtus dilutius, sordide incana; rostro nigro; pedibus einereis. Beſchreibung des Eies: mattweiß; Länge 15 mm., Breite 11/5 mm. Ovum: album, opacum. Die ſchwarzbürzelige Bronze-Amandine [Spermestes melanopygial. Tafel V. Vogel 24. Dieſe der vorigen ſehr nahverwandte Art unterſcheidet ſich nur dadurch, daß die ganze Oberſeite keine weißen Schaftjtriche erkennen läßt und daß der Bürzel nicht weiß, ſondern wie die ganze Oberſeite braun iſt. Die Heimat beſchränkt ſich auf Java und Borneo und der Vogel kommt blos zuweilen in einigen Köpfen in den Handel. Zur Brut iſt er meines Wiſſens bei uns in der Ge— fangenſchaft außer dem S. 151 erwähnten Miſchpaar noch nicht gelangt. Reichen— bach erhielt vom Oberſt von Schierbrand drei Pärchen mit ihren Neſtern, welche melonenförmig, 16 . hoch und 10e m. breit, aus feinen Hirſegräſern mit langen haarartigen Rispen gebaut, theils im Schilf, theils zwiſchen Aſtgabeln eingezwängt hängend und mit den Blättern der Pflanzen bedeckt oder von den Ranken eines Schlinggewächſes umwunden ſind. Von außen beſtehen ſie aus den locker zu— ſammengebogenen Zweigen der Gräſer und innen ſind ſie mit den feinen Rispen einer Zuckerrohrart ausgepolſtert, welche aus dem ſeitlich in der Mitte befindlichen Jeu. weiten Flugloch hervorragen. In der Lebensweiſe, Brutent— wickelung und in allem übrigen gleicht dies Bronzemännchen dem geſtreiften durch— aus. Als Herr Emil Schmidt in meiner Vogelſtube die Studien für die Ent— würfe der Abbildungen machte, war hier gerade nur dieſe ſeltenere Art vor— handen und daher wurde ſie auf der achten Tafel dargeſtellt. Die ſpitzſchwänzige Bronze-Amandine. 153 Das ſchwarzbürzelige Bronzemäunchen oder die ſchwarzbürzelige Bronze— Amandine iſt auch weißbäuchige oder Weißbauchmunie und weißrückiger Haarſtrich— Weberfink (Zchb.) benannt. Le Domino (Vekemans und die franzöſiſchen Händler; ebenſo bei Jamrach und den übrigen Händlern mit d. v. übereinſtimmend); Prit (auf Java, nach Horsfield). Nomenclatur: Loxia melanopygia, L.; Amadina melanopygia, Gray; Uro- loncha melanopygia, Cab.; Trichogrammöptila melanopygia, Rehb.; Spermestes leuco- gastroides, Moore. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb röthlich chokoladenbraun, haarfein gelb— lichweiß geſtrichelt; Stirn, Geſicht, Kropf und Bruſt tiefſchwarz; Unterbruſt und Bauch weiß, Bürzel und Schwanzdecken ſchwarzbraun, Schwanz heller röthlichbraun. Spermestes melanopygia: Supra brunnea, tenacissime flavo-lineolata; fronte, facie, jugulo peetoreque nigerrimis; abdomine albo; uropygio et supracaudalibus e fusco nigris; cauda dilute brunnea. Das Gi iſt mattweiß; 16 mm. fang, 11½ mm. breit. O vum: album, opacum. Die ſpitzſchwänzige Bronze-Amandine [Spermestes acuticanda). Auch dieſes Bronzemäunchen iſt dem geſtreiften jo ähnlich, daß man es kaum für eine beſondere Art halten dürfte. Ich habe mehrere Exemplare neben jenem gehabt und könnte einen Unterſchied allenfalls nur darin finden, daß das Weiß des Unterkörpers ſchmutzig braun und bei genauem Blick fein ſchuppenartig dunkelbraun gezeichnet erſcheint, Kehle und Oberbruſt ſind ſehr fein weiß geſtrichelt. Hodgſon beobachtete den Vogel in Tenaſſarim in großen Scharen immer auf dem Boden. Die Heimat erſtreckt ſich über den Oſten Indiens, Japan, Südchina und die Juſeln Formoſa und Heinan. Obwol dies Bronzemännchen ein ſehr weites Verbreitungsgebiet hat und dort ſehr gemein iſt und trotzdem es von den Japaneſen ſchon ſeit vielen hundert Jahren in zahl— reichen Varietäten gezüchtet wird, jo iſt es in der urſprünglichen Art im Handel bei uns doch keineswegs häufig. Im Laufe der Jahre habe ich nur einmal fünf Köpfe erlangen können; das geſtreifte Bronzemännchen dagegen iſt bei Hagenbeck und Jamrach alljährlich zu haben. Eine Brut vom Spitz— ſchwänzchen konnte ich nicht erzielen, während doch gerade ſeine Geſchichte, wie ich weiterhin mittheilen werde, daſſelbe bereits vollſtändig als Hausthier ein— gebürgert betrachten läßt. Das ſpitzſchwänzige Bronzemännchen oder die ſpitzſchwänzige Bronze-Amandine iſt auch Spitzſchwanzmunie benannt worden. Le Domino (Vekemans und die franzöſiſchen Händler); Sharptailed-Finch (Jamrach und Vrzn. d. zool. Grt. v. London). In den übrigen Preisverzeichniſſen nicht vorhanden. — Sharptailed-Munia (Hodgſon); Petap Penang (Malaien nach Blyth). Nomenclatur: Spermestes acuticauda, Hyds.; Munia acuticauda (leuconota, molucca], Hdgs.; Amadina acuticauda, Blyth, Uroloncha molucca, Cab. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb dunkelbraun, kaum bemerkbar heller 154 Die Amandinen. geſtrichelt; Flügelränd er fahl bräunlichgelb; Kopf, Kehle und Kropf ſchwarzbraun, Kehle bis zur Oberbruſt mit weißen Schaftſtrichen; unterhalb weiß, ſchuppen- oder bogenartig dunkel— braun quergebändert. Das Weibchen iſt nicht verſchieden. Spermestes acuticauda: Supra fusca, vix dilutius lineolata; marginibus alar. luride ochraceis; capite, gula juguloque nigro-fuseis; scapis plumarum a gula usque ad pectus albidis; subtus alba, squamatim sive arcuatim usco-fasciata. 2 hand distincta. Die japaneſiſchen Mövchen. In gleicher Weiſe, wie S. 141 vom Reisvogel angegeben, hat man in Japan auch vom Bronzemännchen durch Züchtung, die ſchon vorhin erwähnten Spielarten erzeugt, welche dem urſprünglichen Vogel gar nicht mehr gleichen. Vekemans brachte im Jahre 1871 kleine weiß- und braunbunte Prachtfinken in den Handel, welche Herr Profeſſor Dr. Cabanis ſogleich als eine gleichſam künſtlich erzogene Varietät einer Art der Gattung Lanzenſchwänzchen beſtimmte. Dieſe Japaneſiſchen Mövchen, wie ich fie benannt, fanden bei uns in Deutſchland bereitwillige Aufnahme und wurden bald in überaus großer Anzahl, zunächſt in der braunbunten, dann in einer ſchneeweißen und ſchließlich auch in einer gelbbunten Spielart eingeführt. Die Japaneſen, welche ſolche Spielereien bekanntlich lieben und ebenſo wie in der Zwerg— baum- und Blumenzucht und künſtlichen Fiſchzucht, auch in der Geflügel- und Schmuckvögel— zucht erſtaunlicher Leiſtungen ſich erfreuen, haben gerade in der letzteren die überraſchendſten Erfolge aufzuweiſen. Herr Reyer in Trieſt berichtet über dieſelben folgendes: „Man ſoll nicht glauben, daß die Reisvögel und Bronzemännchen, gleicherweiſe wie der Kanarienvogel in Europa, eines Zeitraums von 300 Jahren bedurften, um ſolche durchgreifenden Veränderungen zu erleiden. Zwar wird dort, wie alle Kultur überhaupt, ſo auch die Vogelzucht, wol gewiß ſeit Jahrtauſenden ſich herſchreiben, aber nicht das Alter der Züchtung, ſondern vielmehr die Art und Weiſe derſelben iſt es, welche die Veränderung hervorbringt. Der japaneſiſche Züchter vermag vom rohen Wildling in wenigen Generationen die vollkommen ſchneeweiße Kulturraſſe zu erzielen. Das Verfahren dieſer Züchtung beſteht darin, die Vögel durch die reichlichſte Verpflegung zur Brut zu bringen und die letztere unter den günſtigſten Verhältniſſen zur üppigſten Entfaltung, bei welcher ſodann gar keine beſondere Zuchtwahl nothwendig iſt, indem die Vögelchen ganz von ſelber in der mannigfaltigſten Weiſe ausarten.“ Es machte mir ganz beſonderes Vergnügen, dieſe japaneſiſche Zucht nun in meiner Vogel— ſtube fortzuſetzen, und ich habe dabei folgende Ergebniſſe gewonnen. Ich hatte eine große An— zahl dieſer Vögel von allen drei Färbungen angeſchafft, und zunächſt zeigte es ſich, daß die rein— weißen ungemein zart und ein echtes Erzeugniß der künſtlichen Züchtung ſind. Die meiſten können das freie Fliegen in der Vogelſtube nicht ertragen. Nur wenige erhalten ſich friſch und munter am Leben, während die Mehrzahl nicht die Kraft und Gewandtheit beſitzt, ſich tapfer durchzuſchlagen; ſie verunglücken im Badewaſſer, fallen irgendwo hinter ein Bauer u. drgl. oder bleiben im dichten Gebüſch hängen und kommen elend um. Im Käfige dagegen ſind ſie ſehr ausdauernd und niſten auch leicht und ergiebig. Als eine durch menſchliche — leider nur zu wenig naturgemäße — Pflege hervorgerufene Kulturraſſe erſcheinen ſie aber zugleich darin, daß ſie zahlreichen Krankheiten ausgeſetzt ſind und unter ungünſtigen Verhältniſſen namentlich leicht erblinden. Die gelbbunte Varietät iſt etwas kräftiger und die braunbunte ſteht in dieſer Hinſicht bereits dem urſprünglichen Vogel ſehr nahe. Alle drei Varietäten arten aber leicht aus und ihre Nachkommenſchaft wechſelt daher fortwährend in dem äußern Ausſehen. Die braunbunten, welche ich zuerſt züchtete, ergaben mehrfach ganze Bruten oder doch einzelne Junge reinweiß. Sodann zogen die reinweißen mitunter auch ein gelbbuntes oder braunbuntes Junges auf, und in einem Neſt der gelbbunten wurden einmal Junge flügge, welche gelb- und braunbunt zugleich geſcheckt waren. Nicht ſelten fielen auch Rückſchläge; ſo befand ſich in einem Neſt der reinweißen ein Junges, welches ſich von einem wildgefangenen Die Stlberfhnabel- Amandine. 155 Bronzemännchen nur durch eine weiße Kehle unterſchied. Auch Baſtarde kommen vielfach vor. In einer Brut der braunbunten Mövchen war ein junger Vogel ganz einfarbig chokoladenbraun, und bei aufmerkſamer Beobachtung bemerkte ich ſodann, daß eine ſehr kräftige ſchwarzköpfige Nonne mit den alten gemeinſam die Brut fütterte. Das ſeltſame junge Vögelchen ſtarb leider unmittelbar nach dem Ausfliegen und ging im Gebüſch verloren. Das weiße Japaneſiſche Mövchen (Spermestes acuticauda, varietas alba; Tafel *, Vogel 25) iſt eine liebliche Erſcheinung, von rein- und zart— weißem Gefieder mit röthlichweißem Schnabel, dunkelbraunen Augen und roſen— rothen Füßen. — Das gelbbunte Japaneſiſche Möpchen (S. acuticauda, vor. flavo-maculata) ſtimmt mit dem vorigen überein, nur iſt das weiße Federkleid mit unregelmäßigen kaninchengelben Flecken gezeichnet. — Das braun— bunte Japaneſiſche Mövchen (S. acuticauda, var. griseo-maculata) iſt wiederum dem letztern gleich, aber braun geſcheckt, wobei an den braunen Federn die helleren Rippen deutlich hervortreten und die urſprüngliche Abſtammung er— lennen laſſen. Vekemans nannte die Mövchen anfangs Muscades blanches et pa- naches (übrigens war der Irrthum viel verbreitet, daß dieſe wunderliche Varietät vom Muskatvogel gezüchtet ſei); ſpäterhin wurden ſie von Vekemans und den franzöſiſchen Händlern auch als Bengalis blancs et panaches be— zeichnet. Bei Jam rach hießen fie von vornherein white, yellow or nanking and grey Bengalies; von den deutſchen Händlern werden fie als graubunte, oder auch ſchwarzbunte, gelbbunte und ſchneeweiße Bengaliften und neuerdings ganz allge— mein als dergleichen Japaneſiſche Mövchen ausgeboten. Die Silberſchnabel-Amandine [Spermestes cantaus!. Tafel VI. Vogel 26. Mit einem Faſan hat das allbekannte ſog. Silberfaſänchen keine Aehnlichleit. Seine Benennung iſt daher jedenfalls aus der franzöſiſchen Bec d' argent, Silber— beckchen, d. i. Silberſchnäbelchen, entſtanden. Linné hieß dieſen Vogel: den ſingenden. Doch verdient er dieſe Bezeichnung weniger eines etwaigen vorzüglichen Geſanges, als der Eigenschaft wegen, daß er in eifrigſter Weiſe ſein Liedchen leiſe und zwitſchernd, ununterbrochen, gleichſam wie ein rinnendes Bächlein, ertönen läßt. Ebenſo an— ſpruchslos erſcheint auch die Färbung des Gefieders. Die ganze Oberſeite iſt hell leberbraun, dunkel geſtrichelt und gewellt, Flügelſchwingen, Schwanz und Bürzel ſind ſchwärzlich und die ganze Unterſeite iſt düſter weiß; der Schnabel iſt hell bleigrau — alſo etwa ſilberfarben. Dieſer Prachtfink iſt erſt ſeit dem Jahre 1776 bekannt, von Pierre Brown beſchrieben und abgebildet. Ueber fein Freileben berichtet von Heug— lin: Ich ſah ihn parweiſe und in kleinen Flügen, die ſich nach der Regenzeit immer mehr zuſammenrotteten. Für die zwiſchen 3—5 Eier enthaltende Brut 156 Die Amandinen. werden häufig verlaffene Webervogelneſter benutzt und nach Bedürfniß ziemlich dicht mit Federn, Haaren und Wolle ausgefüttert. Die Niſtzeit fällt in die Mo— nate Auguſt bis Oktober; Vierthaler entdeckte aber auch ein Neſt im Januar. Es ſcheint ein echter Tropenvogel zu fein, der wol nicht über 5—6000 Fuß hoch ſteigt und nicht wandert. Er lebt am Ufer von Gewäſſern, auf Inſeln, um Maisfelder, Baumwollpflanzungen und Gehöfte und ſelbſt an Waſſerbrunnen, aber nirgends gerade in auffallender Anzahl. Selten treiben ſich dieſe Lanzen— ſchwänzchen auf der Erde herum, mehr in Hecken, Gebüſch und auf kahlen Birn— bäumen. Die Verbreitung erſtreckt ſich ſehr weit über das nordöſtliche und Mittelafrika. Vieillot ſchildert la Loxie grise in folgendem: Weniger empfindlich gegen Witterungseinflüſſe als andere Tropenvögel, genügt unſere Sommerwaͤrme dazu, daß ſie ſich fortpflanzt, und wenn ſie gegen Winterkälte geſchützt iſt, neun bis zehn Jahre am Leben bleibt. Dieſe Vögel ſind ſo verträglich, daß nicht ſelten vier bis fünf Pärchen in einem Neſt beiſammen brüten und die Jungen erziehen; man findet dann bis achtzehn Eier in demſelben. Aber es iſt beſſer, daß man die Pärchen geſondert hält, da in den Geſellſchaften doch wol Mißhelligkeiten vor— kommen, die größeren Jungen die kleineren erdrücken oder die ſtärkeren den ſchwächeren die Nahrung vor den Schnäbeln fortſchnappen. Es iſt fraglich, ob dieſe Lebensweiſe in der Gefangenſchaft der in der Freiheit gleicht oder ob dort die einzelnen Pärchen ſich trennen. Ich habe beobachtet, daß, je geräumiger der Käfig, deſto geringer die Zahl derjenigen war, welche gemeinſchaftlich niſteten; aber in der kalten Jahreszeit vereinigten ſie ſich ſtets alle während der Nacht und auch faſt immer bei Tage. Ich habe drei Bruten hintereinander von ihnen flügge werden geſehen und die letzte erforderte nicht größere Sorgfalt, als die anderer Finken. Inbetreff der Zucht giebt dieſer Forſcher ſodann Rathſchläge, die aber zu beſorgt ſind, da dies Vögelchen zu denen gehört, welche namentlich frei— fliegend in der Vogelſtube ohne alle weiteren Umſtände und auch meiſtens mit gutem Erfolg niſteu. Zuerſt hat Dr. Karl Bolle das Silberfafänchen gezüchtet und eingehend geſchildert: „Die Vögelchen lieben es parweiſe oder zu mehreren dicht an einander geſchmiegt auf einem Aſte zu ſitzen und die ganze Geſellſchaft iſt wahrhaft un— zertrennlich. Von einander abgeſondert rufen ſie mit ängſtlich zirpenden, zuletzt ſcharf und ungeduldig klingenden Tönen. Ihre kurzen Flügel geſtatten ihnen in der Heimat wol keinen weiten oder beſonders hohen Flug; dafür ſchlüpfen ſie mit der Beheudigkeit einer Maus durch das Gezweig. Am Boden hüpfen ſie mit ſchief nach oben gerichteten Schwänzen umher. Einer Höhlung bedürfen ſie zu jeder Zeit, auch wenn ſie nicht niſten, zur Nachtruhe. Das Männchen iſt Die Silberſchnabel-Amandine. 157 allein der Baumeiſter des Neſtes; niemals habe ich geſehen, daß das Weibchen auch nur einen Halm herzutrug; es begnügt ſich damit, ruhig im Neſte oder vor demſelben ſitzend, die Huldigungen des thätigen Gatten entgegen zu nehmen. Dieſe Eigenthümlichkeit ſtellt dieſe und einige nahverwandte Amandinen auf die höchſte Stufe unter den finkenartigen Vögeln; denn nirgends tritt das Gefühl der elterlichen Liebe ſo ſtark und fürſorglich bei dem Geſchlechte auf, welches es ſonſt mit den ehelichen Pflichten leichter zu nehmen pflegt. Iſt die Niſthöhlung weit, ſo wird ſie mit einem fabelhaften Wuſt angefüllt. Alles iſt dem Vogel dazu recht, Heu, Moos, Baumwolle, Zwirn, Papierſtückchen, ja ſelbſt friſches Grün, wie Vogelmiere u. dgl. In einem geräumigen Niſtkaſten oder einem Harzer Bauerchen, auch wol ganz frei im Gebüſch, wird ein überwölbtes Neſt gebaut; eine enge Höhle wird nur mit möglichſt weichen Stoffen ausgepolſtert. Bei jedem lauten Geräuſch ſtreichen die Vögel vom Neſt, um bald vorſichtig zurück— zukehren. Die Jungen ſind anfangs faſt ganz kahl und ſehr häßlich, ſchwärzlich— roth, mit gelben Wachshautwärzchen. In den erſten ſechs bis neun Tagen ent— wickeln ſie ſich langſam, nachher um ſo ſchneller. Sie bleiben lange nackt, nehmen allmälig eine bläuliche Färbung an und man möchte ſie dann eher für kleine ekelhafte Amphibien, als für Vögel anſehen. Ameiſenpuppen werden zur Fütterung ganz verſchmäht und ebenſo Grünkraut. Man kann daher dieſen Prachtfink, nebſt ſeinen nächſten Verwandten, zu den ausſchließlichen Körner— freſſern zählen, welche nicht einmal ihre Jungen mit Fleiſchnahrung ätzen. Brut— dauer 11 Tage. Am 21. Jage verlaſſen die Jungen das Neſt und 25 Tage alt freſſen ſie ſelber. Alljährlich folgen bis fünf Bruten hintereinander. Das Jugendkleid iſt dem der Alten faſt völlig gleich, nur erſcheint es fahler und verwaſchener, weil die Wellenlinien der Rücken- und Flügelfedern noch gar nicht zu bemerken ſind; das Schnäbelchen iſt glänzend bläulichſchwarz. Die Verfärbung beginnt bereits in der zweiten Woche durch Hervortreten der Wellenzeichnung und Hellerwerden des Schnabels. Mit fünf Wochen iſt der junge Vogel ausgefärbt. Dr. Bolle zog auch vom Silber- und dem nächſtverwandten Malabar-Faſänchen Miſchlinge, und ſolche wurden dann auch in meiner Vogel— ſtube flügge. Das Silberfaſänchen gehört zu den verträglichſten und ausdauerndſten Be— wohnern der Vogelſtube und des Geſellſchaftskäfigs. Sein komiſches Singen, bewegliches, anmuthiges und ſanftes Weſen, ſo wie auch ſein hübſches Ausſehen, beſonders aber ſein leichtes und dankbares Niſten haben es auch in neuerer Zeit ſehr beliebt gemacht; zugleich zählt es zu denen, welche ſeit alters her bis jetzt regelmäßig in überaus großer Anzahl eingeführt werden und beſtändig in allen Vogelhandlungen zu haben find. Die Geſchlechter ſind ſchwierig zu erkennen, und ſelbſt das iſt ein trügeriſches Zeichen, daß die Männchen 158 Die Amandinen. eine gelbere Kehle und Vorderbruſt haben; für einen ſcharfen Blick erſcheint der Schnabel des Männchens viel dunkler bleigrau, während der des Weibchens heller ſilbergrau iſt; ein ſicheres Merkmal ergiebt aber nur das erwähnte, ziemlich laute Singen des Männchens. Der Preis beträgt im Kleinhandel 7, —9 Mark für das Pärchen und im Großhandel zu 100 Paar ſind ſie für 2, 3½ —5 Franes verkäuflich. Die Silberſchnabel-Amandine oder das Silberfaſänchen, auch Silberbeckchen oder Silberſchnäbelchen genannt, heißt ſonſt noch blos Silberſchnabel, Lanzenſchwänzchen, und afrikaniſcher Sänger-Weberfink (Rchb.). Le Bec d’argent (Vekemans und die franzöſiſchen Händler); African Silver- bill (Jamrach und Bram. d. zool. Grt. v. London); Zilverbekje (holländiſch). Nomenclatur: Loxia cantans, G., Lth., Beſist., Hyp.; Coccothraustes can- tans, J., HI.; Amadina cantans, Gray, Strekl., By. Hol., Jrd., Hrtl., Hrtm., Antn., Ill., Vrth., Uroloncha cantans, Cab., Hgl., Kng., Wrth., Euodice cantans, Rchb.; Spermestes cantans, Ansch. et Artl. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb hellbraun, Ober- und Hinterkopf mit verwaſchenen dunklen Längsflecken; Mantel, Schultern und Bürzel mit undeutlichen, ſchmalen, dunkelbraunen Querlinien; Kopf- und Halsſeiten gelblichbraun; Schwingen dunkelbraun, an der Innenfahne roſtiſabell gerandet; Deckfedern der Schwingen zweiter Ordnung, hinterer Bürzel und Oberſchwanzdecken ſchwärzlichbraun; Kinn und Oberkehle gelblichbraun, übrige Unterſeite weiß, auf dem Kropfe, an den Seiten und untere Flügeldecken ſchwach roſtbräunlich; Schwanz dunkel ſchwärzlichbraun. Schnabel bläulichſilberweiß; Auge braun, Füße bleifarben. Weibchen S. 157. Jugendkleid ſ. oben. Spermestes cantans. Supra pallide brunnea, obsolete fasciolata; subtus albida; mento et gula brunneo-rufescentibus; uropygio caudaque cum tectricibus superioribus nigricantibus; reetrieibus tenuiter rufescente-limbatis, mediis longioribus, acutis; colli et pectoris lateribus pallide rufescentibus; rostro argenteo; iride fusca; pedibus plumbeis. Länge 11,8 em. (4½ 3), Flügel 5,2 em. (2 Z.), der zugeſpitzte Schwanz 3,8 em. (1½ Z.). Juvenis: adultae fere concolor, nisi luridior et obsoletior, lineolis undulatis dorsi alarumque adhue nullis; rostro nitido subeoeruleo -nigris. Beſchreibung des Eies: Stumpf, eigeftaltig, gelblich durchſcheinend; Länge 15 mm., Breite 11 mm. Ovum: flavido-pellucens obtuso ovatum. Die Malabar-Amandine |Spermestes malabarica]. Tafel VI. Vogel 27. Die meiſten Liebhaber verwechſeln das Malabar-Faſänchen mit dem Silber— faſänchen und doch läßt dieſes ſich auf den erſten Blick erkennen. Es iſt oberhalb hell chokoladenbraun, am Oberkopf dunkler braun, Schwingen und Schwanz ſind ſchwärzlich, letzterer mit purpurnem Schimmer, der Bürzel iſt weiß; unterhalb, von der Kehle bis zum Hinter— leib, iſt es bräunlichweiß, an den Seiten mit zarten chamois Mondfleckchen gezeichnet. Schnabel bläulichgrau; Auge braun; Füße bläulichfleiſchfarben. Das Weibchen iſt nicht verſchieden. Die Heimat erſtreckt ſich über ganz Indien und Ceylon. In der Lebensweiſe und dem ganzen Weſen, ſowie auch im Geſange gleicht Die Malabar-Amandine. 159 dieſer Vogel ſeinem afrikaniſchen Verwandten, und ebenſo iſt das nur etwas rauhere und kürzere Schnurren des Indiers kaum zu unterſcheiden, wenn man ihn nicht ſieht. Der Lockruf erſchallt ziemlich laut cheet cheet (ſchiht). Auch die Brutentwickelung iſt übereinſtimmend. Das Jugendkleid iſt faſt einfarbig ſehr dunkel bräunlichgrau, unterhalb kaum merklich heller; Schnäbelchen glänzend ſchwarz. Dieſe beiden Amandinen ſind ſo nahe verwandt, daß ſie in der Vogel— ſtube immer zuſammenleben und niſten. Dr. Bolle hatte ſchon Miſchlinge ge— zogen, und in meiner Vogelſtube wurden ſolche ebenfalls flügge, trotzdem beide Geſchlechter von dieſer, wie von jener Art vorhanden waren. Das Jugendkleid eines ſolchen Baſtards iſt oberhalb chokoladenbraun mit ſchwärzlich geſchupptem Oberkopf; unter— halb gelblichgraubraun; der Bürzel iſt roſenroth; Schnabel bleigrau; Füße hell fleiſchfarben. Nach der Verfärbung ſind die Jungen kaum von dem alten Malabar-Faſänchen verſchieden, allenfalls etwas lichter und gelblicher gefärbt; aber der Bürzel iſt ſchwarz und weiß geſcheckt, indem jede ſchwarze Feder eine weiße, zuweilen auch roſenrothe Spitze hat. Ueber das Freileben der Malabar-Amandine haben die Reiſenden ziemlich ausführliche Nachrichten gegeben. Das Neſt iſt rund mit einer ſeitlichen Oeff— nung, aus zarten Gräſerfaſern und Blütenrispen von Seidengras manchmal ſehr zierlich gewebt und mit Federn oder weichen Rispen ausgefüttert; nicht ſelten iſt es aber auch grob und unordentlich, kaum gerundet. Sykes fand es in dem Gabelzweige einer Mimoſe und Theobald in einem dornigen Buſch dicht am Wege, unverſteckt; nach dem erſteren bewohnen ſie auch häufig die verlaſſenen tejter der Webervögel. Die Angaben der Beobachter ſchwanken zwiſchen 6, 10 bis 25 Eier in jedem Gelege; im letztern Falle hatten aber mehrere Weibchen zuſammen ein Neſt bezogen. Bur geß meint, daß fie jährlich zwei Bruten machen, weil er ſolche im März und. November gefunden und Theobald auch noch im Oktober und Dezember. Dies ſtimmt mit dem Verhalten in der Vogelſtube überein, denn die meiſten Prachtfinken niſten hier entweder vom September bis Dezember oder vom März bis zum Juli, oft auch zu den beiden Zeiten. Nach Hamilton's Mittheilung wird dies Vögelchen in Kalkutta häufig ge— zähmt und parweiſe im Käfige gehalten. Man bringt das Pärchen hinaus, be— feſtigt den einen an einer Schnur und läßt den andern fliegen; dieſer kehrt jedoch ſtets zurück und ſetzt ſich zu ſeinem Gefährten. Obwol der Vogel in Indien nirgends ſelten und in Bengalen recht häufig iſt, kommt er doch nur wenig herüber, und wenn die Händler ihn kennen, hat er einen Preis von 10,5, bis 12 Mark. Das Malabar-Faſänchen oder die Malabar-Amandine wird auch Blei— ſchnäbelchen und Malabarfink genannt. Le Bec de plomb (Befemans und die franzöſiſchen Händler); Indian Silverbill (Jamrach u. Vrzu. d. zool. Grt. v. London); in den niederländiſchen 160 Die Amandinen. Liſten nicht vorhanden. Piduri (Bengalen); Sar Munia (Bengalen); Chorga (Hindus); Churchura (Indien). Nomenclatur: Loxia malabarica, L.; Munia malabarica, Dith., B., Thblad. Amadina malabarica, d., et SIb., Blth., Gray, Hrtl., Euodice malabarica, Rechb.; Loxia bicolor, Tick; Lonchura Cheet, Lyk.; Spermestes Cheet, Jrd., Brg. Malabar Grosbeak, Lth., Hell. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: ſ. eingangs. Spermestes malabarica: Supra brunnea, pileo obseuriore; remigibus caudaque nigricantibus, hac pulchre purpureo -micante; uropygio albo; gastraeo genisque subfusco-albis; lunulis hypochendriorum tenuibus gilvis; rostro sub- coeruleo - cinero; iride fusca; pedibus coerulescente carneis. ꝙ concolor. — Länge 10,5 em. (4 Z.), Flügel 5,2 em. 2 Z.), Schwanz 3,3 em. (1¼ Z.). Jugendkleid: ſ. S. 159. Juvenis: fere unicolor fusco-nigricans; subtus vix dilutior; rostro nigro, nitido. Beſchreibung des Eies: Eiförmig mit ſtumpfer Spitze, kalkweiß, faſt glanzlos; Länge 15 mm., Breite 12 mm. Ovum: cretaceum, subopacum, ovatum apice obtuso. Die Muskat- Amandine [Spermestes punctularia). Tafel VI. Vogel 28. Der Muskatvogel gehört zu den häufigſten Prachtfinken des Handels und zugleich zu denen, welche ſeit altersher eingeführt worden. Schon ſeit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts iſt er bekannt und wurde von Klein als chineſiſcher oder roſtbrauner Sperling beſchrieben und dann von Albin im Jahre 1834 zuerſt abgebildet. Edwards hieß ihn Gowry-, or Coury-Bird, weil er nach den Angaben des Schatzmeiſters der oſtindiſchen Compagnie für die kleine Gowry genannte Schnecke gekauft werden konnte. Briſſon ſtellt ihn als Gros-bec tachete de Java fehlerhaft dar und auch Buffon und Vieillot geben schlechte Abbildungen. Der letztere hatte den Domino und Gros -bee epervin nicht gezüchtet und behauptet irrthümlich, daß das Weibchen unterſeits ungefleckt weiß ſei, während die Geſchlechter durchaus nicht verſchieden ge— färbt ſind. Es ſind vier Arten oder wol nur Lokalraſſen, welche ich unter der Ge— ſammtbezeichnung Muskatvogel zuſammenfaſſen darf. Sie ſtimmen in der Größe, nahezu auch in der Färbung und vollſtändig in der Lebensweiſe überein. Um ſie unterſcheiden zu können, laſſe ich zunächſt die Beſchreibung folgen. Der gepunktete Muskatvogel [S. punctularia] iſt oberhalb röthlichbraun, Stirn, Kopfſeiten, Kinn und Kehle ſind dunkelbraun, Wangen, Flügeldeck- und Schwungfedern verwaſchen dunkler gewellt; Bürzel dunkel aſchgraubraun, roſtgelblich quergebändert, Schwanz ſchwärzlichgraubraun; unterhalb weiß, dunkelbraun geſchuppt, Unterbauch, Hinterleib und untere Flügeldecken einfarbig ſchmutzig weiß. Schnabel bläulichſchwarz, Unterſchnabel heller; Auge braun; Fuß horngrau. Das Weiben iſt gleichgefärbt. Seine Verbreitung erſtreckt ſich über Java, Malakka, Flores, Lombok und Timor; auf Mauritius iſt er verwildert. — Der gewellte Muskatvogel [S. undulata] iſt mit dem vorigen faſt völlig gleich, nur %:. Die Muskat-Amandine. 161 oberhalb etwas fahler braun, ſehr fein, aber deutlich heller geſtrichelt, der Bürzel erſcheint ſchwach grünlichgelb überhaucht und ebenſo ſind die äußeren Schwanzfedern geſäumt. Der Schnabel iſt ganz dunkel horngrau. Er iſt in ganz Indien, beſonders aber im Oſten und Norden, ſowie auf Ceylon heimiſch. — Der gelbſchwänzige Muskatvogel [S. topela; dieſe Bezeichnung iſt einem vaterländiſchen Namen des Vogels entlehnt]! iſt oberhalb und an der Kehle etwas dunkler, faſt chokoladenbraun und auf dem ganzen Mantel fein und kaum bemerkbar weißlich geſtrichelt; die Oberſchwanzdecken und der Schwanz ſind fahl grünlichgelb. Als ſeine Heimat iſt Südchina nebſt den Inſeln Formoſa und Heinan bekannt. — Der rothbraune Muskatvogel [S. fuscans] iſt einfarbig dunkel chokoladen— braun, Oberkopf fein heller geſtrichelt, an Stirn, Geſicht, Kehle und Bruſt, ſowie Oberſchwanz ſchwärzlichbraun; die ganze untere Seite iſt einfarbig braun. Schnabel bräunlichſchwarz, Unter— ſchnabel mit gelblicher Spitze und Wurzel; Fuß bräunlichgrau. Man hat ihn bisher nur auf der Inſel Borneo entdeckt. — Die gleiche Größe aller vier iſt beträchtlicher, die Geſtalt gedrungener als die des Silberfaſänchens; erſtere übertrifft ein wenig die des einheimiſchen Zeiſigs. Für die Liebhaberei iſt die Scheidung des Muskatvogels in jene vier Arten überflüſſig, zumal auch die Lebensweiſe, ſoviel oder ſo wenig dieſelbe nämlich erkundet worden, durchaus nicht von einander abweichend ſich zeigt. Dieſer niedliche, fein gezeichnete Prachtfinf, jagt Bernſtein von dem auf Java lebenden, iſt hier merklich ſeltener, als die ihm nahverwandten Nonnen und ich habe daher keine reichen Beobachtungen über ſein Freileben ſammeln können. Die Nahrung beſteht in den Samen von mancherlei Pflanzen, vorzugsweiſe von Gräſern; reife Reis— förner find für ihn zu hart und daher gehen die Gefangenen, welche man wie die Reisvögel damit zu erhalten hofft, ſehr bald zugrunde, es ſei denn, daß man den Reis in Waſſer eingeweicht oder halb gekocht hätte. Das Neſt habe ich mehrmals gefunden. Es ſtand immer in anſehnlicher Höhe über dem Boden, zwiſchen den die Stämme der Arengpalmen bedeckenden Schmarotzergewächſen, einmal ſogar in der Fruchttraube einer ſolchen Palme. Es hat eine mehr oder weniger rundliche Geſtalt mit weitem, ſchief nach einer Seite gerichteten Eingange. Zur Herſtellung des nicht ſehr feſten, beſonders von außen ziemlich lockern Baues werden ausſchließlich Halme, Rispen und Blätter verſchiedener Gräſer benutzt. Das Gelege bilden 4 — 6 weiße Eier. Auch berichten Jerdon, Pearſon und Hodgſon über das Freileben und deren kurze Angaben gehen dahin, daß daſſelbe mit dem der Malabar-Amandine übereinſtimmt. Des hübſchen Gefieders wegen wird der Muskatvogel überall, namentlich von Anfängern in der Liebhaberei, häufig gekauft und er iſt in den Vogel— handlungen faſt immer zu haben. Er iſt in jeder Geſellſchaft harmlos und friedlich; auch läßt er einen kleinen Sang erſchalleu, welcher bauchredneriſch erklingt und bei dem javaniſchen Vogel mit einem lautern Akkord ſchließt. Dennoch wird man ſeiner gewöhnlich bald überdrüſſig, weil er ein ſtilles, nichts weniger als anmuthiges Weſen hat. Obwol er kräftig, ausdauernd und nicht ſcheu iſt, gehört er in der Gefangenſchaft zu denen, die am ſchwierigſten zu züchten ſind. Während die meiſten Pärchen jahrelang in der Vogelſtube oder Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel ꝛc. fal 162 Die Amandinen. in einem Käfige leben, ohne zu niften, kommt ein ſolches dann doch wol einmal dazu, ein Neſt zu erbauen und allenfalls auch Eier zu legen, allein flügge Junge ſind höchſt ſelten. In meiner Vogelſtube errichteten javaniſche Muskatvögel theils frei in dem Gebüſche, theils in einem geräumigen Käſtchen oder auf der Decke eines hoch an der oberen Wand hängenden Drahtbauers mehrere Neſter, welche von außen wie ein wirrer Haufen von allerlei grobem Geniſt ausſahen, innen jedoch mit Federn und Baumwolle ſorgfältig ausgepolſtert waren. Der Brutverlauf gleicht dem des Silberfaſänchens. Ich habe im Laufe der Jahre nur zwei— mal Junge erzielt, von denen jedoch nur eins am Leben geblieben. Das Jugendkleid iſt einfarbig fahl graubraun; Schnabel, Auge und Füße ſind ſchwarz. Man kauft das Paar für 7,5 bis 10,5 Mark. Unter den Hunderten von Muskatvögeln, welche alljährlich von Bordeaux, Antwerpen, London und Hamburg aus in den Handel gebracht werden, habe ich ſtets nur zwei Raſſen einigermaßen ſicher unterſcheiden können, und zwar den gepunkteten und den gewellten, deren Kennzeichen ſchon von Horsfield am zutreffendſten dahin feſtgeſtellt worden, daß der letztere am Schwanz und an den oberen Schwanzdecken dunkel braunroth, der erſtere dagegen weißlich- oder gelblichgrau iſt. Die beiden anderen konnte ich niemals finden. Die Muskat— vögel, welche ſich längere Zeit bei den Händlern befinden, werden ebenſo wie bekanntlich manche anderen Vögel ſchwarz, dagegen faſt gleichmäßig dunkel— braun gefärbt, und dieſe gleichen vollſtändig der rothbraunen Muskat-Amandine von Borneo. Sollte es daher nicht wahrſcheinlich ſein, daß die letzteren, nur unterwegs auf der Ueberfahrt im Käfige ſchwarz geworden, in ihrer Heimat aber mit den übrigen übereinſtimmen? In der Literatur ſind darüber keine ſicheren Angaben vorhanden. Die Muskat-Amandine oder der Muskatvogel, auch Domino (Topela, Röthelmunie) genannt, heißt nach Bernſtein auf Java Peking; Tela-Munia (Hindoſtan), Simba (Maſuri), Sing- baz or Sheene-baz (Hindoſtan), Shubz Munia (Bengalen.) Le Domino (Vekemans und Pariſer Händler); Nutmeg-bird (Jam— rach und Vrzu. d. zool. Grt. v. London); Muskaatvogel (holländiſch). Nomenclatur: Loxia punctularia, L.; Munia punctularia, Blth., Fringilla punctularia, Hay, Blth., Gray; Uroloncha punctularia, Cab. — Loxia undulata, Li h.; Munia [Amadina] undulata, B/ , Gray, Amadina punctularia, Pears., Blth., Strekl.; Lonchura nisoria, .; Spermestes nisoria, J/rd.; Munia lineiventris, Zodgs. — Munia topela, Swinhoe. — Munia fuscans, Cass. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung j. oben. Spermestes punctularia: Supra ferrugineo-fusca; fronte, facie, mento gulaque obscure fuseis; genis, remigibus et alar. teetricibus elute obscurius Die weißköpfige Nonnen = Amandine. 163 undulatis; uropygio einereo-fusco, subferrugineo fasciolato; cauda nigricante fusca, subtus albida, fusco-squamulata; abdomine cerisso et tectrieibus suba- laribus unicoloribus, sordide albis; rostro subcoeruleo-nigro; mandibula dilutius; - iride fusca; pedibus corneis. 9 fere concolor. Länge 12 em. (47/9 3.); Flügel 5, em. (2 3.); Schwanz 3,3 em. (11a 3.) Jugendkleid ſ. S. 162. Juvenis: unicolor, luride cinereo- fusca; rostro, iride pedibusque nigris. Beſchreibung des Eies: Reinweiß, länglichrund; Länge mm., Breite 11 mm. Ovum: albissimum, oblongum. * * Nonnen [Dermophrys, Hodgson; Maia, Reichenbach] werden von den Händlern einige zuſammengehörende Prachtfinken genannt, welche ſämmtlich als ſonderbare Vögel erſcheinen, mit ſtarken Schnäbeln und Krallen, mit theils ſchönem, theils ſeltſamem Gefieder und von ſtillem, gleichſam geheimnißvollem Weſen. Bis vor kurzem waren die meiſten von ihnen ziemlich ſelten im Handel, jetzt ſind ſie gemein. Ihre Geſtalt und Größe iſt nahezu die der Muskatamandine. Als Stubenvögel zeichnen fie ſich weder durch Geſang noch beſondere Anmuth aus, auch laſſen ſie ſich von allen Prachtfinken am ſchwierigſten züchten, und daher verdienen ſie keineswegs, daß die Liebhaberei ſich vorzugsweiſe mit ihnen beſchäftige. Die weißköpfige Honnen = Amandine [Spermestes Maja]. “) Unter allen kleinen fremdländiſchen Vögeln dünkt namentlich dem be— ginnenden Liebhaber der Prachtfink, welchen die Händler weißköpfige Nonne nennen, ſehr wunderlich. Dies liegt jedoch weniger in ſeinem Be— nehmen, als vielmehr in ſeinem Ausſehen. Sein ganzer Körper, mit Aus— nahme des Kopfes und Halſes, iſt einfarbig angenehm braun. Kopf und Hals aber ſind reinweiß oder doch wenigſtens grau- oder bräunlichweiß. Dieſes eigenthümliche Ausſehen zeigen Männchen und Weibchen im Alter in nahezu gleicher Weiſe, und je älter ſie ſind, deſto reiner wird das Weiß des Kopfes. Die weißköpfige Nonne wurde im Jahre 1752 durch Osbeck's Reiſe be— kannt. Vieillot ſagt über Le Majan nur wenig, ſo daß man vorausſetzen kann, er habe ſie noch nicht ſelber beobachtet. Reichenbach fügt folgendes hinzu: „In neuerer Zeit wurden dieſe Vögel oft aus Oſt- und Südindien, insbeſondere aus Sumatra und Borneo zu uns gebracht. Sie ſind durch ihre Sanftmuth und hübſchen Anſtand mehr, als durch ihren ſchwachen Geſang beliebt. Ich erhielt kürzlich aus Sumatra vier Pärchen mit ihren Neſtern und Eiern und ein fünftes Neſt befand ſich ſchon in der. Thienemann'— ſchen Sammlung. Die großen, melonenförmig zwiſchen Schilfgräſern erbauten Neſter haben ein länglichrundes Flugloch von 5 eu. Querdurchmeſſer. Sie ſind *) Bei den Indiern die weibliche Hälfte der großen Urgottheit, war Maja in der griechi— ſchen Götterlehre die Tochter des Atlas und die Mutter des Merkur. Welchen Zuſammen— hang der Naturforſcher (Linné) aber zwiſchen dieſen Bedeutungen und dem harmloſen Vögelchen gefunden, iſt wol ſchwer zu erklären. 1 164 Die Amandinen. aus hirſenartigen Gräſern ſehr unordentlich und locker zuſammengeflochten, außen mit vielen ſchmalen und breiten Grasblättern umwunden und inwendig wieder mit dem überaus feinen ſeidenhaarigen Königszuckergras dick ausgefüttert und durchwebt. Die zwei bis drei Eier ſind mattweiß. In dem einen Neſte iſt das Flugloch etwas hoch angebracht und der Vogel hat hier von dem Unterrande der Oeffnungen faſt 12 em. (4 Zoll) tief, wo die Eier liegen, geſeſſen.“ — Näheres iiber das Freileben iſt noch nicht veröffentlicht, doch wird daſſelbe im allgemeinen mit dem aller verwandten Dickſchnäbel und im beſondern mit dem der nächſt— folgenden eingehend geſchilderten Art übereinſtimmen. Die in meiner Vogelſtube befindlichen Pärchen bewohnten ein ſehr dichtes Ge— büſch über dem Ofen, huſchten bei jedem Geräuſch ſogleich in ihre Schlupfwinkel, waren oft tagelang gar nicht zu ſehen und nur an ihren einſilbigen flötenden Locktönen zu bemerken. Dabei zeigten ſie ſich jedoch keineswegs ſtürmiſch wild. Allmälig be— lauſchte ich, daß ſie eifrig, jedoch immer nur zeitweiſe Geniſt in das Rohr- und Grasdickicht auf dem Ofen trugen. Dies geſchah auch ſo heimlich, daß es ſtets unterblieb, wenn ich oder ein Anderer in der Vogelſtube anweſend war, und ich konnte es nur beobachten, wenn ich geraume Zeit hindurch mich dort ganz regungs— los verhielt. In dieſer Zeit beſuchte mich Alexander von Homeyer, deſſen geübter Blick aus dem Benehmen der Vögel ſogleich erkannte, daß ſie dort oben niſteten. Einige Tage ſpäter ſah ich nach und fand in der That ein Neſt, welches, in dem Röhricht ſtehend, aus groben Niſtſtoffen unordentlich zuſammen— geſchichtet war. Die Grundlage war aus dicken Grashalmen, Papierſtreifen, Moos u. drgl. zuſammengetragen und darauf von etwas handlicheren Halmen ein ſehr geräumiges Gewölbe mit ungeſchicktem, weit offenen Flugloch, welches faſt von oben nach unten führte, errichtet und innen faſt nur mit Baumwoll— flöckchen ausgefüttert. Das Gelege beſtand in drei Eiern. Brutdauer 12 Tage. Die Jungen verließen erſt am 25. und 26. Tage das Neſt. Schon mit dem Anfang der Brut begannen die alten Nonnen eingequellte Sämereien und Ameiſenpuppen mit Eigelb zu freſſen und hiermit fütterten ſie auch vornehmlich die Jungen heran. 5 Das Jugendkleid iſt oberhalb fahlbraun, unterhalb matt bräunlichweiß, Schnäbelchen glänzendſchwarz. Dieſe Jungen waren ſo unbeholfen, daß ſie faſt acht Tage hindurch, nachdem ſie aus dem Neſte geſchlüpft, regungslos auf der Erde in den düſterſten Winkeln und im dichten Gebüſche zerſtreut ſaßen. Dann aber fingen ſie an, ſchnell und geſchickt zu fliegen. Die Verfärbung tritt erſt nach vollen vier Monaten ein, in der Weiſe, daß einzelne Federn auf der Bruſt und am Halſe in das ſchöne, glänzende Braun übergehen, während der hintere Theil des Körpers allmälig dunkelt und nach und nach braunſchwarz wird. Sehr wunderlich erſcheinen die jungen, weiß Die weißköpfige Nonnen = Amandine. 165 und braun geſcheckten Vögel inmitten des Farbenwechſels. Ob trotz der zahlreichen Verſuche auch anderwärts noch eine Brut zur Entwickelung gelangt iſt, weiß ich nicht anzugeben. Herr Linden hat eine ſolche in ſeinem Vogelhauſe zwar flügge werden geſehen, leider jedoch nichts darüber mitgetheilt. Das Liebesſpiel des Männchens iſt ein beſonders komiſches. Beide Vögel ſitzen eine geraume Zeit hindurch ſtill nebeneinander auf einem Aſt und laſſen nur hin und wieder den kurzen, pfeifenden Lockton erſchallen. Dann erhebt ſich das Männchen ſchwerfällig, ſtreckt den Kopf ſchief in die Höhe, breitet das kurze Schwänzchen aus und beginnt einen äußerſt eifrigen Geſang, bei dem man Kehle und Schnabel in emſigſter Bewegung ſieht, der aber nicht wie beim Bandfink von auf- und niederhüpfendem Tänzeln, ſondern nur von einem leiſen, gleichſam automatiſchen Hin- und Herbewegen des Kopfes begleitet wird. Ver— geblich ſtrengte ich mich aber an, dieſen Geſang zu hören. Um ihn kennen zu lernen, ſtellte ich ein Pärchen in einem Käfig eine geraume Zeit hindurch auf meinen Schreibtiſch und beobachtete es anhaltend. Da dieſe Vögel nichts weniger als munter ſind, ſo könnten ſie trotz ihrer abſonderlich hübſchen Färbung doch jedenfalls als äußerſt langweilig gelten, allein jetzt ſtimmt das Männchen ſeinen Geſang an, welcher ihm zweifellos unſer Jutereſſe gewinnen muß. Es fett ſich jetzt auf den Fußboden, erhebt wie würdevoll den Kopf und ſingt im größten Eifer. Man ſieht den Schnabel in der lebhafteſten Bewegung, nicht minder die Muskeln der Kehle, doch ſo aufmerkſam man immerhin lauſcht, es iſt durchaus kein Laut zu vernehmen. Dieſer ſonderbare, inwendige Geſang währt etwa Minute, dann ſchließt er mit einem melodiſchen, ziemlich lauten Tilit! Obwol die weißköpfige Nonne nicht zu den ſeltenſten Vögeln gehört, ſo iſt ſie in den Vogelhandlungen doch immer nur in wenigen Pärchen vorhanden. Sie wird am meiſten mit anderen oſtindiſchen Vögeln zuſammen von Hagenbeck in Hamburg eingeführt. Der Preis beträgt zwiſchen 7,5 bis 12 Mark für das Pärchen und im Großhandel aus erſter Hand 3 bis 6 Schillinge. Die weißköpfige Nonnen-Amandine oder weißköpfige Nonne heißt auch Maja, weißköpfige Maja, Nonne, Nonnenvogel, Nonnenfink, Nonnen-Weber— fink (Rchb.). La Nonnette a tete blanche (Vekemans); Capucin à tete blanche, Mahian à tete blanche (franzöſiſche Händler); White-headed Finch (Jamrach); Maja Finch (Brzu. des zool. Grt. v. London); Nonnetje (holländijch). Bondol (Java); Pipit (Sumatra); Petap Whobun (Malaien). Nomenclatur: Loxia Maja, L., Lih., Vieill.; Munia Maja, BIth., Bp.; Aman- dina Maja, Gray, Blth., Rehb.; Fringilla Maja, Hrsf.; Dermophrys Maja, Cab. [Maia sinensis, Brss.; Loxia leucocephala, Rffll.. Malacca Grosbeak, Edw.; the white- headed Grosbeak, L/. 166 Die Amandinen. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf weiß, abwärts nach der Kehle und dem Nacken zunehmend bräunlich überlaufen; Ober- und Unterkörper lebhaft kaſtanienbraun; Bauch, Hinterleib und Unterſchwanzdecken ſchwarzbraun; Unterflügel röthlichbraun. Schnabel hell blaugrau; Auge braun; Füße bleigrau. Das Weibchen iſt an Stirn und Wangen nicht ſo reinweiß; ſicher iſt das Männchen aber nur an dem Liebesſpiel zu erkennen. Länge 10,5 em. (4 Z.), Breite 5,2 m. (2 Z.), Schwanz 3,3 em. (1¼ Z.). Spermestes Maja: Capite albo, cleorsum gulam cervicemque paulatim sub— fuscius imbuto; notaeo et gastraeo laete badiis; abdomine, crisso et infra- caudalibus nigro-fuscis; subalaribus ferrugineo -fuseis; rostro subcoeruleo- cano, iride fusca; jondibus plumbeis. ꝙ fronte genisque sordide albis. Sugendfleid S. 164. Juvenis: supra luride-fusca, subtus fuscante albida; rostro nigro, nitido. Beſchreibung des Eies: Reinweiß, Geſtalt länglich, Länge 14 mm., Breite 10 mm. Ovum: albissimum, longiusculum.“ g Die ſchwarzbrüſtige Monnen- Amandine Spermestes ferruginosa). Tafel VI. Vogel 29. Die weißköpfige Nonne mit ſchwarzer Kehle unterſcheidet ſich von der vorigen im weſentlichen nur dadurch, daß ſie von der Kehle bis zum Hinterleib tief ſchwarz gefärbt iſt. Die Heimat beſchränkt ſich auf Java und Flores; ob fie auch auf Borneo vorkommt, iſt noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt. Ueber das Freileben berichtet Bernſtein: „Dieſer Vogel iſt in den bebauten Gegenden Javas eine ſehr gewöhnliche Erſcheinung. Die Geſchlechter ſind nicht verſchieden, allenfalls zeigt das alte Männchen etwas kräftigere Färbung. Während die Reisfelder beſtellt und unter Waſſer geſetzt ſind, bewohnt die Nonne kleine Feldhölzer, Ge— büſche und Hecken längs der Wege zwiſchen Feldern und Wieſen, zumal aber die aus Alangalang und kurzem Gebüſch gebildeten Wildniſſe. Sobald der Reis zu reifen beginnt, fällt ſie in großen Scharen auf die Felder ein und richtet merk— lichen Schaden au. Kleiner und in ihren Bewegungen gewandter als der Reis— vogel, iſt ſie in der Gefangenſchaft ebenſo kräftig und ausdauernd, auch ver— träglich gegen andere Vögel. Sie wird daher hier auch häufig als Stubenvogel gehalten. Ihre Lockſtimme iſt ein helles wit, wit, wit! Einen Geſang habe ich nicht gehört, dagegen fand ich oft das Neſt. Daſſelbe ſteht immer niedrig, höchſtens einige handhoch über dem Boden, in einem kleinen Strauche oder im Graſe, von den Halmen geſtützt und getragen, niemals jedoch unmittelbar auf der Erde. Es hat eine rundliche Form mit ſeitlichem Einflugloch, ausſchließlich aus den Halmen und Rispen wolltragender Gräſer hergeſtellt, iſt es von außen loſe, zerzauſt, auch aus gröberen Stoffen nebſt Alangblättern, innen dagegen ſorgfältiger geflochten und mit weicher Graswolle reich ausgepolſtert. Das Ge— Die ſchwarzköpfige Nonnen: Amandine. 167 lege beſteht aus vier, häufiger 6—7 Eiern. Im übrigen gleicht die Lebensweiſe dieſer Nonne dem der bisher geſchilderten Dickſchnäbel.“ Dr. Bolle zählt den Vogel in ſeinem Verzeichniſſe bereits mit; Reichen— bach hat ihn aber nicht lebend geſehen und den älteren Schriftſtellern war er nicht bekannt. Ich erhielt das erſte Pärchen im Jahre 1869, nachdem dieſe Nonne ſeit ſehr langer Zeit im Handel gefehlt hatte. Damals betrug der Preis 24 bis 30 Mrk., ſeitdem wird fie häufiger eingeführt und man kauft fie für 9 bis 12 Mrk. Doch gehört ſie immer noch zu den ſelteneren Vögeln. Bei mir hat ſie nicht geniſtet, und ich glaube auch nicht, daß ſie bis jetzt in der Gefangenſchaft gezüchtet iſt. Die ſchwarzbrüſtige Nonnen-Amandine, ſchwarzbrüſtige Nonne oder weißköpfige Nonne mit ſchwarzer Kehle heißt auch ſchwarzbrüſtige Maja. La Nonnette a tete blanche et à poitrine noire (Vekemans und die franzöſiſchen Händler); Javan Maja-Finch (Jamrach und Vrzn. d. zool. Grt. v. London); Zwartkeel-nonnetje (holländiſch); Bondol (Sundaneſen). Nomenclatur: Loxia ferruginosa, Sprrm.; Fringilla majanoides, Tmm.; Munia ferruginea, Bp., Brust.; Dermophrys ferruginea, Cab.; Munia ferruginosa, Rehb. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb lebhaft kaſtanienbraun; Kopf weiß, nach dem Nacken hin zart roſtbraun überhaucht; Kinn, Kehle, Bruſt bis zum Hinterleib tief— ſchwarz, nach den Seiten und hinterwärts in Braun übergehend. Schnabel hell blaugrau; Auge braun; Füße bleigrau. Das Weibchen hat einen weniger reinweißen Kopf, Kehle und Bruft find mehr bräunlichſchwarz. Länge 10, em. (4 3. 7 L.), Flügel 5, em. (2 3.), Schwanz 3,3 em. (11/4 3.). Spermestes ferruginosa: Supra laete badia capite albo, cervicem versus subtiliter ferrugineo afflato; gastraeo nigerrimo, hypochondria crissumque versus fuscescente; rostro dilute glauco; irride fusca; pedibus plumbeis. 2 capite sordide albo; gula pectoreque fuscante nigris. Das Jugendkleid ift nach Rich b. oberhalb erdbraun, unterhalb hell roſtgelb. Es wird wol mit dem der vorigen übereinſtimmen. Juvenis: prioribus certe concolor, sec. Rehb. supra cinereo -fusca, subtus dilute ferruginea. Beſchreibung des Eies: Rein mattweiß, Geſtalt länglich, Länge 15 mm., Breite 11 mm. Ovum: opacum album, longiusculum. Die ſchwarzköpſige Honnen - Amandine [Spermestes sinensis]. Tafel VI. Vogel 30. Die ſchwarzköpfige Nonne iſt im Aeußern als ein Gegenſtück, im Weſen aber als die nächſte Verwandte der beiden vorhergehenden Amandinen zu betrachten. Ihre Färbung iſt eben ſo ſchön und tief braun, an Kopf und Hals aber rein— ſchwarz. Die Größe iſt kaum merkbar beträchtlicher. Die Heimat iſt faſt ganz Oſtindien, Ceylon und Sumatra. Am häu— figſten ſieht man fie im Süden, wo fie wie ihre Verwandten an den Flußufern, 168 Die Amandinen. im Hochgraſe und in Zuckerrohrfeldern lebt und ſich nach der Brut in großen Schwärmen umhertreibt. Das Neſt iſt nach Hodgſon groß und ballförmig, mit einer kleinen ſeitlichen Oeffnung und aus Gräſern und Faſern der langblätterigen Fichte gewebt. Die Eier ſind zahlreich. Der Vogel wurde von Edwards i. J. 1743 zuerſt beſchrieben. Vieillot ſagt über den Mungul wenig; man ſolle ihn ſeiner Empfindlichkeit wegen im warmen Gewächshauſe halten. Dies iſt jedoch nicht nöthig, da dieſe, wie alle Nonnenvögel überhaupt, ſobald fie eingewöhnt, keineswegs weichlich find. Dieſe Nonne iſt früher immer nur ſelten eingeführt worden. Dr. Bolle hatte ſie bei der Aufſtellung ſeines Verzeichniſſes noch nicht geſehen. Ich konnte anfangs ebenfalls kein Pärchen bekommen, obwol die älteren Berliner Händler, wie Mieth und Schmidt, behaupten, daß ſie dieſelbe zuweilen genug er— halten haben. In Paris fand ich ſie vielfach. Neuerdings hat ſie Hagenbeck zeitweiſe in großer Zahl empfangen, ſodaß fie jetzt fat immer in den Vogel— handlungen zu haben iſt. In meiner Vogelſtube wurden im Laufe der Zeit nur zwei Bruten von einem und zwei Jungen flügge und dieſe verſchwanden jo ſpurlos im Gebüſch, daß ich ſie nicht mehr beſchreiben konnte. Zum Neſt war jedesmal die geräumige Brutſtätte eines Diamantvogels benutzt und nur durch hineingeſchleppte Grasrispen verengt worden. Das Männchen iſt übrigens ein eifriger Sänger, der ſeinen eintönigen, langgezogenen, lauten Sang wol ſtundenlang erſchallen läßt. Die ſchwarzköpfige Nonnen-Amandine oder ſchwarzköpfige Nonne wird auch Mongole, Chineſe und Chineſerfink genannt. Le Mungul, Capucin A tete noire (Vekemans und die franzöſiſchen Händler); Black-headed Finch (Jamrach und Brzn. d. zool. Grt. v. London); Jacobijen (holländiſch). Nomenclatur: Coccothraustes sinensis, Brss.; Munia sinensis [et rubronigra], Bith., Hdgs., Cat., Rehb.; Amadina sinensis, Gray; Loxia atricapilla, Vrerll.; Lonchura melanocephala, Me. Clelland; Spermestes melanocephalus, Hdgs., Blih. — Chinese Sparrow, Edw.; Malacca Grosbeak, Lth. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb lebhaft kaſtanienbraun, der ganze Kopf, Nacken und Oberbruſt reinſchwarz; Schwanz und Oberſchwanzdecken kaſtanienbraun; unterhalb ebenfalls braun, Bauch und Hinterleib ſchwarz; Unterflügel fahlbraun. Schnabel hell blaugrau; Auge braun; Fuß bleigrau. Spermestes sinensis: Supra saturate badia, capite toto, cervice pecto- reque nigerrimis; cauda et supracaudalibus badiis, abdomine crissoque nigris; subalaribus luride fuseis; rostro subeoeruleo-cano; iride fusca; pedibus plumbeis. Länge 12 cm. (47/5 3.), Flügel 5, em. (2 Z.), Schwanz 3,3 em. (1½¼ 3.) Jugendkleid nicht bekannt. Die dreifarbige Nonnen-Amandine. 169 Die dreifarbige Honnen-Amandine [Spermestes malaccensis|. Tafel VI. Vogel 31. Die dreifarbige Nonne oder ſchwarzköpfige Nonne mit weißem Bauch iſt der ſchönſte aller dieſer Dickſchnäbel. Sie gleicht der vorigen völlig, nur mit dem Unter— ſchiede, daß ſie unterhalb, von der Unterbruſt bis zu den Bauchſeiten nebſt Unterflügeln, rein— weiß, während der Bauch, untere Hinterleib nebſt Unterſchwanz reinſchwarz ſind. Schnabel, Augen und Füße, ſowie die Größe ſind ebenfalls übereinſtimmend. Die Verbreitung erſtreckt ſich über den Süden Indiens bis zum Weſten, über Ceylon und Java. Das Freileben ſchildert wiederum Bernſtein. Nicht weniger zahlreich als der Reisvogel und die ſchwarzbrüſtige kommt auch die dreifarbige Nonne im weſtlichen Java überall in den bebauten, ſowie in den mit Gras und kurzem Geſtrüpp bewachſenen Gegenden vor. Im dichten Hoch— walde dagegen wird man alle dieſe Vögel vergeblich ſuchen. Sie iſt ein harm— loſes, liebes Vögelchen, das, die Fortpflanzungszeit ausgenommen, in kleinen Ge— ſellſchaften lebt. Da ſie wenig ſcheu iſt, kann man ganz nahe herankommen und ihr Thun und Treiben genau beobachten. Der Lockruf, welchen ſie beſonders beim Auffliegen hören läßt, klingt fein und janft, pikt! oder auch piüht! und nach ihr iſt der malayiſche Name gebildet. Das Neſt wird in geringer Höhe angelegt, in den Zweigen eines Strauches, oft dicht an vielbetretenen Pfaden. Es iſt mehr oder weniger rundlich mit ſeitlichem, von oben hinabführendem Flugloch, aus feinen Wurzeln, Halmen und Stengeln außen nur loſe, innen feſter gewebt. Das Gelege beſteht in 4—7 Eiern. Vieillot giebt über den Jacobin wenig an. Reichenbach jagt, daß dieſe Art ſchon ſeit langer Zeit lebend eingeführt worden und Dr. Bolle, der ſie irrthümlich Bronzemännchen nennt, zählt fie ebenfalls mit. Im deutſchen Vogel— handel hat ſie lange gefehlt oder ſie iſt doch nur zeitweiſe vorhanden geweſen. Ich erhielt ſie erſt nach dem Erſcheinen des „Handbuch für Vogelliebhaber“ und ſeitdem hat ſie Hagenbeck alljährlich in beträchtlicher Zahl in den Handel ge— bracht. Trotzdem ich aber beſtändig mehrere Pärchen in der Vogelſtube habe, iſt noch nicht ein einziges Mal eine Brut von ihnen begonnen. Die dreifarbige Nonnen-Amandine, dreifarbige Nonne oder ſchwarz— köpfige Nonne mit weißem Bauch wird auch Jakobin, Malakkafink, Malak— kamunia und fälſchlich auch Elſtervogel oder Bronzemäunchen (gchb.) genannt. Le Jacobin, Nonnette à tete noire, A ventre blanc et noir (Vefemans und die franzöſiſchen Händler); Black-headed Finch (Jamrach und Vrzn. d. zool. Grt. v. London); Jakobijn (Holländisch). Uebrigens wird fie in allen dieſen Verzeichniſſen mit der vorigen verwechſelt. Burung prit (Malayen und Sundaneſen, Bynst.); Nukl-nore (Hindoſtaner, Jrd.). 170 Die Amandinen. Nomenclatur: Loxia malacca, L., Rffl., Lth., VI.; Munia malacca, Blth., Bp.; Spermestes malacca, Jrd.; Amadina malacca, blth., Gray; Dermophrys malacca, Cab.; [Coccothraustes javensis, Drss.; Amadina sinensis BI.]. — White-breasted Indian Sparrow, Pdw.; Malacca Grosbeak, Lth.; Black-headed Finch, Jud. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ©. 169. Spermestes malaccensis: Poriori concolor, nisi subtus a pectore usque ad hypochondria cum subalaribus albissima, abdomine etinfracauda- libus nigerrimis; rostro, iride, pedibus corporisque magnitudine plane prioris. Länge 12 em. (47/2 3.), Flügel 5,2 em. (2 Z.), Schwanz 3,, em. (1½ Z.). Das Jugendkleid iſt nicht bekannt. Beſchreibung des Eies: Glänzend weiß; Länge 14—15 mm., Breite 10—11 mm. Ovum: nitidum album. Die Schilf-Amandine [Spermestes castanothorax]. Tafel IV. Vogel 19. Zu den indiſchen Dickſchnäbeln ſtellen die Forſcher als nahverwandt auch eine auſtraliſche Gattung, und die Beobachtung ergiebt in der That, daß die Schilf— finken als Nonnen anzuſehen ſind. Die Heimat derſelben ſoll ſich über den Nordoſten Auſtraliens erſtrecken. Der Schilffink iſt auf den erſten Blick ein hübſcher Vogel. Am Oberkopf und Nacken bräunlichgrau, dunkler geſtrichelt; die übrige Oberſeite röthlichbraun, Schultern etwas heller, Bürzel fahl gelblichbraun, Schwanzfedern dunkelbraun, gelb geſäumt; Wangen ſchwärzlich— fein braun, hell geſtrichelt, Kehle bräunlichſchwarz; die Bruſt hebt ſich von der letzteren hell kaſtanien— braun ſcharf ab und wird von dem weißen Bauch durch einen ſchwarzen Gürtel getrennt, welcher ſich an beiden Bauchſeiten als zackige Einfaſſung fortſetzt, bis zum ebenfalls ſchwarzen Hinterleib und Unterſchwanz. Schnabel hell blaugrau; Auge braun; Füße graubraun. Das Weibchen iſt kaum zu unterſcheiden; das Bruſtſchild iſt matter gelblichbraun und der ſchwarze Gürtel unterhalb deſſelben ſchmaler. Größe und Geſtalt der Nonnen. Gould hat den Schilffink im Freileben nicht kennen gelernt. Er empfing nur wenige Exemplare von B. Bynos und den Offizieren des Schiffes ‚Adler‘ oder fand ſie im Muſeum zu Sydnei. Ueber die Lebensweiſe konnte er nur erfahren, daß der Vogel im Schilf an den Fluß- und Seeufern wie die Bartmeiſe umher— klettere. Von anderer Seite iſt ſeitdem auch noch nichts näheres mitgetheilt worden. Bis vor wenigen Jahren war der Schilffink im Handel noch ſehr ſelten und nach dem zoologiſchen Garten von London, alſo nach Europa überhaupt, iſt er erſt ſeit dem Jahre 1860 eingeführt worden. Gegenwärtig gehört er zu den gewöhnlichen Erſcheinungen des Handels, iſt alljährlich zu haben, wenn auch nie— mals in bedeutender Anzahl. Gleich manchen anderen Auſtraliern zeigt er ſich unmittelbar nach der Ankunft faſt regelmäßig ſo weichlich, daß die Mehrzahl ſtirbt. Da jedoch die übrigen ſich jahrelang vortrefflich halten, ſo ſteht es feſt, daß dieſe, wie leider auch beinahe alle Vögel überhaupt, während der langen Ueberfahrt ſchlecht verpflegt werden und faſt immer krankhaft ankommen. Uebrigens gehen manche Schilfamandinen ſelbſt nach langer Zeit und obwol ſie anſcheinend ganz Die Schilf-Amandine. 171 geſund ſind, nicht ſelten plötzlich ein. Die Todesurſache iſt dann immer eine in Fettſucht entartete Leber. Der bauchredneriſch langezogene Sang wird ſehr eifrig vorgetragen und ſchließt mit lautem, hohen tih! ab. Bei Herrn Linden in Radolfzell niſtete ein Pärchen mit gutem Erfolge; die meinigen dagegen ließen mehrere Jahre vergeblich warten, bis dann endlich zwei Paar zu gleicher Zeit in Harzer Bauerchen und Papp— käſtchen aus groben Niſtſtoffen, Halmen, Seegras, Faſern, getrockneter Vogel— miere ein kunſtloſes Neſt formten und mit Federn auspolſterten. Die Jungen ſtarben vor der Verfärbung. Die Schilf-Amandine oder der Schilffink, kaſtanienbrüſtiger Schilffink, braunrückiger Schilffink (Richb.), könnte am paſſendſten Schilfnonne genannt werden. Le Tisserin a poitrine chätaine (Vekemans); Diamant brun, Diamant a bavette chätaine (franzöſiſche Händler); Chestnut-breasted Finch (Jam— rach); Chestnut-eared Finch (Bram. d. zool. Grt. v. London); Kastanjevink (holländiſch). Nomenclatur: Amadina castaneothorax, @Gld.; Donacola castaneothorax, Gd. Rehb. Donacola bivettata, Rchb.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ©. 170. Spermestes castanöthorax: Pileo et cervice e fusco cinereis, obscurius lineolatis; notaeo reliquo ferrugineo -fusco, humeris dilutioribus; uropygio luride subfusco; reetricibus fuscis, flavente limbatis; genis nigricante fuscis tenuiter dilutius lineolatis; gula subfusco-nigra; peetore circumscripte dilute badio; eingulo inter hoc et abdomini albo interjeeto nigro, per hypochondrium utrumque ad crissum nigrum in limbum dentatum transiente; infracaudalibus nigris; rostro sub- coeruleo-cano; iride fusca; pedibus cinereo -fuseis. vix distincta, nisi clipeo pectorali obsoletius ferrugineo, einguloque vicinante nigro angustiore. Länge 10, em. (4 3), Flügel 5,5 em. (2¼ 3), Schwanz 3,3 m- (1½¼ 3.) Das Jugendkleid iſt einfarbig fahl graubraun, oberhalb dunkler, unterhalb heller. Die Verfärbung kann ich nicht angeben, da die Jungen vor derſelben ſtarben. Juvenis: unicolor subeinereo-fusca; subtus dilutius. Beſchreibung des Eies: glänzend weiß; Länge 15 mm., Breite 11 mm. Ovum: album, nitidum. Die weißbrüſtige Schilf-Amandine [Spermestes pectoralis!. Ein Vogel, welcher nur höchſt ſelten im Handel vorkommt und den ich gar nicht als eingeführt mitzählen würde, wenn er nicht in den Vogelſammlungen der Herren E. Linden und A. F. Wiener lebend vorhanden wäre. Gould erhielt ihn zuerſt von E. Dring, Offizier des Schiffes ‚Adler‘, welcher ihn von der Nordweſtküſte Auſtraliens brachte, ohne jedoch über ſein Freileben etwas mit— zutheilen. Kopf, Mantel und Flügel ſind graubraun, Flügeldeckfedern an den Spitzen klein weiß— gefleckt; Schwanz ſchwärzlichbraun; Kehle und Geſicht vom Oberſchnabel bis unter's Auge und zum Ohr tiefſchwarz; über die Bruſt ein breites Band aus ſchwarzen, weißgeſpitzten Federn, 72 Die Amandinen. Bruſt⸗ und Bauchſeiten mit ſchwarzen, weißgeſäumten Halbmöndchen gezeichnet; Bauch und Unterſchwanz röthlich weißgrau; Schnabel hell horngrau; Auge braun; Füße fleiſchfarben. Länge 11,8 em. (4½ Zoll); Flügel 5, em. (21/4 Zoll); Schwanz 4,6 em. (1¾ Zoll). In der Gefangenſchaft hat der Vogel nicht geniſtet und ſeine Lebensweiſe iſt der des vorigen gleich. Nomenclatur: Amadina pectoralis, Gould; Donacola pectoralis, @ld.; Hehb. — White-breasted Finch, Gd. Spermestes pectoralis: Capite, interscapilis alisque einereo-fuseis; tectrieibus alar. minutim albo terminatis; cauda nigricante-fusca; gula facieque a maxilla usque ad regionem auricularem nigerrimis; fascia pectorali lata nigra, albo-lineolata; pectore et hypochondriüs lunulas nigras, albolimbatas gerentibus; ventre crissoque rubente incanis rostro pallide carneo; iride fusca; pedibus carneis. Die gelbe Schilf-Amandine [Spermestes flaviprymnal. Nur beiläufig ſei dieſer Vogel erwähnt, da Gould blos ein einziges Exemplar erhalten konnte, und ſeitdem auch andere Forſcher die Art nicht wieder aufgefunden haben. Es muß ein ſehr hübſcher Prachtfink ſein: Kopf hell rehbraun, Rücken und Flügel licht kaſtanienbraun; ganze Unterſeite hell röthlichgelb; Oberſchwanzdecken wachsgelb, Unterſchwanz— decken ſchwarz, Schwanz braun. Schnabel blaugrau; Auge roth; Füße braun. Länge 11/8em. (4½ Zoll); Flügel 5, e. (2¼ 3); Schwanz 4, em. (1 8). In der Geſtalt ſteht er ebenfalls den Nonnen nahe, doch dürfte er ungleich lebhafter ſein und in der Lebensweiſe eher mit der Bartamandine übereinſtimmen. Die gelbe Schilfamandine nennt Reichenbach gelbbürzeliger Schilf— Weberfink und Gelbbürzel. — Donacola et Munia flaviprymna, Gd. Der- mophrys flaviprymnus, Cab. Die Zebra-Amandine [Spermestes castandtis]. Tafel IV. Vogel 16. Kein anderer unter den anſtraliſchen Prachtfinken iſt ſo beliebt und überall ein— gebürgt als einer der kleinſten, allbekannt unter dem Namen Zebrafink. Nicht allein ein ſehr hübſches, buntes Gefieder zeichnet ihn vor vielen anderen aus, ſondern er hat auch außerdem noch Eigenſchaften, welche als ganz beſondere Vorzüge zu erachten ſind. Oberhalb an Kopf, Hals und Rücken iſt er bräunlichaſchgrau, die Flügel ſind braun— grau, jede Feder heller breit geſäumt; der Oberſchwanz iſt ſchwarz und jede Feder hat drei große, querovale weiße Binden, die in den weißen Bürzel übergehen; jede Wange iſt auf zart perlgrauem Grunde mit einem röthlichkaſtanienbraunen runden Fleck geziert, neben welchem vom Auge aus ein vertikaler ſchwarzer, dann ein breiter weißer und wieder ein feiner ſchwarzer Streif das braune Bäckchen von dem glänzend gelblichrothen Schnabel trennen; Kehle Hals und Oberbruſt ſind perlgrau, fein ſchwarz gewellt und durch eine ſchmale ſchwarze Binde begrenzt; Unterbruſt, Bauch und Hinterleib ſind reinweiß; an den Seiten, unterhalb der Flügelränder, zieht ſich eine lebhaft kaſtanienbraune, fein weißgepunktete Binde an beiden Seiten hin; Auge braunroth; Füße gelblichrotd Das Weibchen iſt oberhalb fahlbraun, Flügel— ſchwingen und Schwanz ſchwärzlichgraubraun; Backenſtreif ſchwarz und daneben ein weißer Streif vom Schnabel bis zur Kehle; unterhalb gelblichgrauweiß; der ſchöne Wangenfleck, die Seitenfärbung und die perlgraue Bruſt fehlen. Die Zebra - Umandine. 173 Der Zebrafink wird wol über das ganze innere Auſtralien verbreitet ſein. Gould und andere Reiſende fanden ihn in den Ebenen mit zerſtreuten Bäumen und vielem Graswuchs zwar immer nur in kleinen Flügen, doch ſehr zahlreich, in der Nähe des Bodens nach der in Grasſämereien beſtehenden Nahrung ſuchend. Die Lebensweiſe dürfte der verwandter Prachtfinken, insbeſondere der Elſter-Amandinen ähnlich ſein. Näheres hat Gould aber nicht mitgetheilt. Vieillot hat den Vogel gezüchtet und giebt auch eine Abbildung des Jugendkleides. Ob aber der Bengali mouchete derſelbe Vogel iſt und ob alſo die Molukliſchen Inſeln nur fälſchlich als Vaterland genannt waren, hat man bis jetzt noch nicht feſtſtellen können. In der Vogelſtube iſt die Lebensweiſe und Brutentwickelung dieſer Amandine bereits ſo eingehend erforſcht, wie dies kaum bei irgend einem andern Vogel der Fall ſein dürfte. Bis vor wenigen Jahren waren auch die Zebrafinken immer nur zeitweiſe käuflich vorhanden. Einerſeits brachten die Großhändler, am meiſten noch Hagenbeck in Hamburg, zuweilen, namentlich in den Früh— le! jahrsmonaten, einen Schub in den Handel, der aber niemals recht vielk und andererſeits züchtete Vekemans in Antwerpen u. a. dieſe Vogelart oder kaufte ſie von anderen belgiſchen Züchtern auf, und aus dieſen beiden Quellen wurden die Händler in Deutſchland verſorgt. Nicht ſelten mangelte die Art dann gänzlich und wol für längere Zeit in den Handlungen. Der Preis betrug damals noch 24 Mark für das Pärchen und ging erſt, nachdem gerade dieſe Vogelart immer reichere Ergebniſſe lieferte, bis auf 18 Mark hinab. Als die Züchtung der Prachtfinken in weiterem Umfange ſich ausbreitete, war es wol ganz natürlich, daß alle Welt vorzugsweiſe nach dem Zebrafink griff; er zeigte ſich ja als der dankbarſte von allen. Die an ihm gemachten Erfahrungen ſind zugleich maß— gebend für die geſammte Stubenvogelzucht, und ich will ſie daher ſo ſchildern, wie ich ſie ſelber gemacht habe, indem ich davon überzeugt bin, daß dieſelben in allen Vogelſtuben und Einzelhecken ziemlich übereinſtimmend ſein werden. Von Hagenbeck erhielt ich drei Pärchen eingeführter Wildlinge und von Vekemans drei Paar gezüchteter. Um zunächſt ihre Eigenthümlichkeiten kennen zu lernen, ließ ich ſie, nachdem ich die erſteren ſämmtlich gekenntzeichnet hatte, frei in der Vogelſtube fliegen. Wie ich vorausgeſetzt, hatten ſich bereits während der Herſendung die Pärchen zuſammengefunden, ſo daß ich ganz nach Wunſch be— obachten konnte. Kaum waren einige Tage vergangen, als ſämmtliche Pärchen ſchon mit großem Eifer zu niſten begannen. Das eine Paar wählte ein Harzer Bauerchen mit Korbneſt, das zweite eine Pappſchachtel, das dritte ein hölzernes Käſtchen, das vierte erbaute aus freier Hand ins Gebüſch ein Neſt — kurz und gut, jede Gelegenheit war ihnen recht. Auch in Hinſicht der Bauſtoffe waren ſie nicht wähleriſch, ſonderbarerweiſe wurden ſogar immer die gröbſten Dinge, 174 Die Amandinen. kleine Reiſer, Stroh- und Heuhalme, trockene und ſelbſt friſche Vogelmiere, Moos u. dgl., zuſammengeſchleppt, zum unordentlichen, keineswegs künſtlichen Haufen geformt und darin ward dann eine Höhlung mit Federn, Baumwolle, Haaren ausgepolſtert. Das eine Pärchen der Wildlinge brachte vier und ein Paar der ge— züchteten ſogar ſieben Jungen glücklich zum Ausfliegen; die Bruten aller übrigen aber gingen zugrunde. Dies wiederholte ſich mehrmals. In einer auffallenden, nur ihnen eigenthümlichen Raſtloſigkeit erbaut jedes Pärchen ſein Neſt, das Weibchen legt ein bis zwei Eier, häufig auch gar keins, dann verlaſſen ſie das Neſt und beginnen ſogleich ein neues zu errichten. Dies währt zuweilen monate— lang und manche Pärchen kommen ſo gar nicht zur Brut. Da iſt es dann am beſten, ihnen die Niſtgelegenheit ganz zu entziehen und ſie etwa ſechs bis acht Wochen in einem Käfige ganz abgeſondert zu halten. Das erwähnte Wildlingspaar brütete fünfmal und das Autwerpener zweimal mit gutem Erfolge. Immer wird man die Er— fahrung machen, daß unter den Zebrafinken einige Pärchen überaus ergiebig, andere aber nur zu unzuverläſſig niſten. Vermag man mit Scharfblick und Sorgfalt recht gute Heckvögel auszuwählen, ſo kann man einen überraſchend reichen Ertrag erzielen. Fünf Bruten mit durchſchnittlich vier Jungen ſind gar nicht außergewöhnlich und manchmal bringt ein Paar wol dreißig Junge ohne eine Pauſe zu machen hervor. Der Zebrafink, das Männchen ſowol als auch das Weibchen, macht von vornherein einen angenehmen Eindruck. Seine bunten Farben kommen um— ſomehr zur Geltung, da er durchaus nicht ſcheu, ſondern vielmehr dreiſt und zutraulich iſt, und zwar ebenſo der Wildling, wie der in der Gefangenſchaft ge— züchtete Vogel. Obwol ſie keineswegs geſellig zuſammenhalten, leben die Pärchen doch ungeſtört nachbarlich, weil ſie ſich gegenſeitig nichts anhaben können. Ihre Befehdungen ſind ganz ſchnurrig. In ſichtbarer Entrüſtung laufen ſie einander entgegen, ſtellen ſich dicht gegenüber und nicken im größten Eifer mit den Köpfen, mit den Schnäbeln hackend, ohne ſich aber im geringſten zu be— rühren; keiner weicht dem andern und ein eintöniger, oft wiederholter Ruf giebt ihren Aerger kund — bis ſie ebenſo wieder auseinanderfliegen. Der Lockton iſt ein ſonderbarer, einſilbiger Laut, den man allenfalls mit dem Ton einer Kinder— trompete, wie tä, tä, vergleichen könnte. Munter wird er drei- bis vierſilbig wieder— holt, und ein wenig langgezogen, iſt dies auch der ganze Geſang des Männchens. Ebenſo komiſch erſcheint das Liebesſpiel. Beide Gatten eines Paares hüpfen irgendwo im Gezweige, augenſcheinlich in größtem Eifer und voller Wichtigkeit unaufhörlich hin und her, und zwar in der Weiſe, daß einer am andern fort— während vorüberrennt, wobei die Trompetentönchen auf das luſtigſte erſchallen, bis die Begattung erfolgt. Eine drollige Beweglichkeit, welche aber von der an— muthigen Flüchtigkeit der kleinen afrikaniſchen Aſtrilde himmelweit verſchieden iſt, Die Zebra - Amandine. 175 während er dagegen im ganzen Weſen gleichſam eine gewiſſe Würde zur Schau trägt, kennzeichnet den Zebrafink in allem Thun. In der Vogelſtube, wie im kleinen Käfige iſt er verträglich, nur darf man in der Vogelſtube nicht mehrere Pärchen halten, weil ſie die Neſter anderer Vögel gar gern einnehmen und in der Weiſe der Bandamandine, doch nicht ganz ſo arg, zerſtören. So niedlich und liebenswürdig ein Pärchen dieſer Vögel auch iſt, ſo unleidlich kann daſſelbe aber in der Wohnſtube durch ſeine eintönigen, den ganzen Tag hindurch unzähligemal hintereinander ausgeſtoßenen Trompetentöne werden. Dies iſt jedoch nur der Fall, wenn man ihnen die Gelegenheit zum niſten ver— ſagt; während deſſelben aber rufen ſie beiweitem nicht ſo laut und anhaltend. Der naturgeſchichtliche Verlauf der Zebrafinken-Brut iſt folgender. Das Gelege beſteht in 4 bis 7 Eiern. Brutdauer 11 Tage. Beide Gatten des Pärchens brüten abwechſelnd, das Männchen mehr am Vormittage, und zur Nacht ſitzen ſie beide, ſowie auch ſpäterhin die bereits ausgeflogenen Jungen, welche noch geraume Zeit hindurch gefüttert werden, alle zuſammen im Neſt. Der Neſt— flaum iſt gelblichweiß. Das Jugendkleid iſt einfarbig fahl gelblich mäuſegrau; unter— halb kaum heller grau; ein breiter weißer Streif trennt den glänzend ſchwarzen Schnabel vom Auge; Kopfſeiten und Kehle fahlgrau; Flügelſchwingen dunkelgrau, heller geſäumt; Schwanz ſchwärzlich, weiß gebändert; Füße fleiſchfarben. Das Benehmen der Jungen iſt bereits S. 22 geſchildert. Gar komiſch ſieht es aus, wenn eine ganze Schar dieſer Kleinen unter gewaltigem Zirpen das Futter von den Alten erbettelt. Die Verfärbung geht in folgender Weiſe vor ſich. In der fünften Woche wird an der Bruſt eine feine ſchwarze Linie bemerkbar, welche allmälig immer mehr hervortritt, von derjelben unterwärts wird das Gefieder immer heller, bis es durch Schmutziggelb in reines Weiß übergeht, das obere Gefieder dunkelt immer mehr und nimmt einen ſchwach bräunlichen Ton an. Jetzt kommen nach und nach die Umriſſe aller Zeichnungen zum Vorſchein; der Bürzel ſcheidet ſich mit reinem Weiß von dem ſchwarzen Oberſchwanz, auf welchem die größer— werdenden weißen Pünktchen Querſtreifen bilden. Von dem weißen Backenſtreif ſondert ſich ein tiefſchwarzer ab und ebenſo werden immer kräftiger die röthlichbraunen Bäckchen ſichtbar, an den Seiten wird die kaſtanienbraune Färbung ſichtbar, auf der die weißen Tüpfel ſich bilden, Hals und Bruſt werden perlgrau und fein ſchwarz gebändert. Der Schnabel blaßt ab und geht durch fahlgelb in rothgelb über. Bei dem Weibchen beſchränkt ſich die Verfärbung auf das Erſcheinen des ſchwarzen Backenſtreifs neben dem weißen, das obere Gefieder dunkelt, der Bauch wird reinweiß, ſowie der Schnabel rothgelb. Gewöhnlich iſt dieſe Verfärbung in etwa acht Wochen vollendet und dann beginnen die jungen Vögel auch ſogleich zu niſten. Jetzt tritt aber ein großer Uebelſtand ein, denn dieſe jungen Vögel entfalten eine ſolche Raſtloſigkeit, daß ſie die alten Pärchen und auch andere nur zuviel ſtören; ſie müſſen daher herausgefangen und in einen beſondern großen Käfig gebracht werden, wo man ihnen aber jedenfalls Niſtkäſtchen mit Bauſtoffen bieten muß, weil ſie andernfalls des Nachts ſich erkälten und erkranken. Die Zucht der Zebra-Amandinen iſt überaus leicht und außerordentlich er— giebig, wenn man ihnen nur die nöthige Sorgfalt zuwendet. Ihre Fruchtbarkeit iſt faſt ebenſo groß als die der Goldbrüſtchen, nur mit dem Unterſchiede, daß 176 Die Amandinen. ſie kräftiger ſind und die Jungen beſſer großziehen. Herr Maler Dr. Robert Geißler erzählt: „Winters und Sommers ohne Unterlaß ſetzen fie ihre ſchwarz— ſchnäbeligen Jungen in die Welt, und kaum verfärben ſich nach 6 bis 8 Wochen deren Schnäbel roth, ſo ſchleppen auch dieſe ſchon wieder Baumaterial in irgend einen neſtartigen Winkel und legen Eier. Sonderbares kann ich von einem kaum 8 Monate alten Pärchen berichten. Daß daſſelbe bereits vier lebenskräftige Junge erzogen, iſt an ſich ſchon bemerkenswerth; dann aber wurde das in einem Reiſigdickicht ſtehende Neſt immerfort vergrößert, ohne daß die Vögel zu einer wirklichen Brut gelangten. Durch die reichliche Fütterung mit Ameiſenpuppen und hartgekochtem Hühnerei waren die Vögelchen zu üppig geworden, und als wir endlich den immer mehr anſchwellenden Neſtbau unterſuchten, fanden wir darin 34 Eier. Als die Eifütterung dann etwas eingeſchränkt wurde, kam wie— der eine regelmäßige Brut zu Stande. Nun wimmelt es in meiner Vogelſtube von trompetenden Zebrafinken und dieſer ganze Segen iſt einem einzigen Pärchen in kurzer Zeit entſproſſen. Denn „als der Großvater die Großmutter nahm“, das iſt erſt 1 Jahre her“. Herr Baron von Freyberg in Regensburg züchtete in drei Bruten 19 Junge. Eine intereſſante Erfahrung machte Herr Apotheker E. Meier in Thorn, die nämlich, daß ein Männchen die Jungen, von welchen das Weibchen geſtorben war, glücklich allein auffütterte. Auffallend iſt es, daß dieſer dreiſte, durchaus nicht ſcheue Vogel ſehr leicht die Eier ver— läßt, wenn man das Neſt berührt oder auch nur hineinſieht. Vor jeder Störung ſei daher dringend gewarnt. Der Verſuch, die Eier anderer, werthvoller Vögel von den ſo leicht niſtenden Zebrafinken erbrüten zu laſſen, iſt bisher noch nie— mals geglückt; dennoch dürfte ein Erfolg wol zu ermöglichen ſein. In dem Abſchnitt über Vogelzucht werde ich ſeine Züchtung vorzugsweiſe eingehend ſchildern. Dieſelbe bietet ja immerhin noch die Ausſicht auf einen guten Ertrag. Nachdem die Anzahl der hier gezüchteten, die der eingeführten Zebra-Amandinen — obwol von allen auſtraliſchen Prachtfinken gerade dieſer am reichlichſten herübergebracht wird — bereits ganz bedeutend übertrifft, ſo ſind die Preiſe für die letzteren zwar ſchon bis auf 9 Mark und für die erſteren auf 7,5 M., wol gar bis auf 6 M. herabgegangen; dennoch iſt es günſtigenfalls ſehr einträglich, wenn man die eben ſo koſten- als müheloſe Zucht im mehr oder minder großartigen Maßſtabe ſachgemäß und dann auch mit Glück betreibt. Und wer nur ein Pärchen zum Vergnügen und aus Freude an der Thierwelt halten will, kann wahrlich keine dankbarere Vogelart wählen. Die Zebra-Amandine oder der Zebrafink heißt auch braunwangiger Bänderſchwanzfink, braunöhriger Bandbürzler (Rchb.), Zebra-Diamant. Le Moineau mandarin (Vekemans und franzöſiſche Händler); Diamant zebré, Zebre d'Australie (franzöſiſche Händler); Chestnut-eared Finch (nach Die Diamant-Amandine. 177 Gould, Jamrach u. Brzu. d. zool. Grt. v. London); Zebra-Finch (Jamrach brieflich; Zebravink (holländiſch). Nomenclatur: Loxia guttata, Iezll.; Amadina castanotis, Gould, Gray; Stagonopleura castanotis, Cab.; Taeniopygia castanotis, Rchb. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 172. A Spermestes castanötis: Supra capite, collo dorsoque subfusco -cinereis; re- migibus fuscescentibus, dilutius limbatis; teetrieibus caudae superioribus nigris, singulis fascias ovales ternas exhibentibus albas, in uropygium album transientes; genis einna— momeis; lineola verticali nigra regionem inter rostrum aurantio-rubrum et oculum albam utrinsecus terminante; gula, collo pectoreque incanis, subtilissime nigro-undu— latis, hoc fasciam angustam nigram gerente; abdomine crissoque albis; stria laete badia praeter hypochondrium utrumque albo - punctulata; iride rufa; pedibus fulvis. supra luride fusca; remigibus caudaque nigricante fuseis; stria juxta genas nigra, inde regione reliqua usque ad rostrum gulamque alba; subtus luride albida macula genarum laete cinnamomea coloreque pectoris incano nullis. Jugendkleid ſ. S. 175. Juvenis: supra concolor, luride cineracea remigibus al. obscure cinereis, palli- dius limbatis; subtus vix dilutius cinerea; capitis lateribus gulaque sordide cineras- centibus; cauda nigricante, albo-fasciata; stria lata, rostro nigro nitido oculoque inter- posita alba; pedibus carneis. Beſchreibung des Eies: Geſtalt länglich mit zarter, glatter Schale, Farbe auf— fallend bläulichweiß; Länge 15 mm., Breite 13 um. Ovum: longiusculum, e coeruleo album; testa tenui, laevi. Die Diamant-Amandine |Spermestes guttata]. Tafel IV. Bogel 17. Eine Anzahl der von Auſtralien zu uns gelangenden Prachtfinken wird von Frankreich her im Vogelhandel mit der Bezeichnung von Edelgeſteinen bedacht; unter ihnen iſt der bekannteſte und zugleich einer der ſchönſten, der gewöhnliche Diamantvogel. Sein Oberkörper iſt bräunlichgrau, Stirn, Oberkopf und Nacken ſind heller weißlichgrau, jo daß ihn Vieillot blaßköpfiger Fink |Fringille leucophore] und Latham ſogar weißköpfiger Fink [White-headed Finch] benannten. Der Unterkörper iſt ſchneeweiß und ein ſehr breiter ſammtſchwarzer Gürtel umgiebt die Bruſt und beide Seiten. An dem letzteren heben ſich große weiße Punkte von dem tiefen Schwarz ſchön ab. Prachtvoll aber erſcheint das glän— zende Scharlachroth am Unterrücken und Bürzel. Der Schnabel iſt dunkelroth. Die Verbreitung erſtreckt ſich, ſoweit bis jetzt erforſcht, über Südauſtralien. Gould fand ihn hier an verſchiedenen Orten, in Neuſüdwales und auf den Liverpool-Ebenen, vorzugsweiſe in trockenen, ſteinigen, mit einzelnen Bäumen und wenig Geſträuch bewachjenen Gegenden. Im nahen Fluge leuchtet die rothe Stelle des Unterrückens prächtig hervor. Das nach Prachtfinkenweiſe runde, ge— wölbte, aus Gräſern gebaute, ſehr große und ſeitwärts mit einer kurzen Ein— Karl Ruß, Die ſremdländiſchen Stubenvögel. 12 178 Die Amandinen. flugröhre ausgeſtattete Neſt ſteht gewöhnlich in den Zweigen von Gummi- oder Apfelbäumen und enthält 5 bis 6 Eier. Gould erzählt, daß er es auch mehr— mals im Unterbau eines Adlerhorſtes geſehen, wie es ja auch bei uns vorkommt, daß Sperlinge ſcharenweiſe den großen Strauchbau eines Storchneſtes bewohnen, ohne daß dieſer arge Räuber ihrer Brut habhaft werden kann. Am 23. Oktober erſtieg Natty, Gould's ſchwarzer Begleiter, ein Neſt auf einer hohen Kaſuarina, auf welchem der Adler brütete, während der Fink daneben auf den Reiſern ſaß, und brachte die Eier beider Vögel herab. Der Diamantvogel iſt ſchon ſeit dem Jahre 1792 bekannt, zuerſt abge— bildet im Museum Leverianum. Vieillot hält ihn für weniger weichlich als die übrigen auſtraliſchen Arten, doch hat er ihn nicht ſelber gezüchtet, auch be— ſchreibt er das Weibchen falſch. Der Vogel war damals überaus ſelten. Seit— dem iſt er immer von Zeit zu Zeit lebend in Europa vorhanden geweſen. Nach Bechſtein befand er ſich in der Sammlung des Herzogs von Meiningen — der wol zu den erſten gehörte, welche in Deutſchland viele fremdländiſche Stubenvögel hielten — noch nicht. Dr. Bolle zählt ihn in feinem Verzeichniß aber mit, obwol doch der Zebrafink in demſelben fehlt. Bis zur Gegenwart war der erſtere dennoch im Handel recht ſelten und nur zeitweiſe zu haben; erſt ſeit lurzem wird er von Hagenbeck und beſonders von Jam rach alljährlich in ſehr großer Anzahl eingeführt. In der Vogelſtube erſcheint die Diamant-Amandine weder ſo anmuthig-be— weglich als die kleinſten Aſtrilde, noch ſo lebhaft als der Zebrafink. Sie iſt ruhiger und ſtiller als die meiſten Verwandten. Eine beſondere Eigenthümlichkeit zeigt ſie darin, daß ſie nicht in der Weiſe anderer Finkenvögel trinkt, nach jedem Waſſerſchluck mit hochgerichtetem Kopfe ſchlürfend, ſondern taubenähnlich ſchluckend. Ein tief flötender Lockton, welcher in ſeiner Sonderbarkeit am ſtillen Abend faſt wie ein Aufſchrei aus tiefer Bruſt hallt, und dann einige ſonore Baßlaute ſind alles, was ſie hören läßt. In den letzteren beſteht auch der Liebesgeſang. Das Männchen ſetzt ſich neben das Weibchen auf einen Aſt, erhebt ſich, läßt den Körper wieder herabfallen und wiederholt dies Knixen gleichſam taktmäßig, indem die wunderlichen Baßtöne erſchallen, welche von dem Weibchen mit den langgezogenen melancholiſchen Flöten beantwortet werden. Während des Knixens hält das Männchen den Kopf ſehr komiſch nach unten gerichtet, ſo daß der Schnabel faſt die Bruſt berührt. Das Neſt wird am liebſten auf der Decke eines hochhängenden, mit lichtem Geſträuch belegten Käfigs erbaut; ſeltener wählen ſie ein großes Harzer Bauer, einen hohlen Baumaſt oder ſonſt eine Höhlung. Sie ſchleppen allerlei grobes Geniſt, vorzugsweiſe gern aber lange weiche Baſtſtreifen und Strohhalme, zum großen thurmartigen Haufen zuſammen und polſtern innen mit Federn, Baumwolle und Haaren aus. Die Brutdauer Die Diamant -Amandine. 179 beträgt 12 Tage. Beide Gatten des Pärchens brüten abwechſelnd und die Jungen entwickeln ſich ſehr langſam, ſo daß ſie erſt nach etwa 24 Tagen das Neſt ver— laſſen. Jede Brut iſt in etwa fünf Wochen vom erſten Ei bis zum Flüggewerden vollendet. Das Jugendkleid iſt an Oberkopf, Hals, Nacken und Rücken tief braungrau; Kehle, Bruſt, Bauch und Unterſchwanz graulichweiß; Bruſtgürtel, Seiten und Schwanz ſchwärz— lich dunkelgrau; Bürzel zart, doch bereits lebhaft roth; Schnäbelchen glänzend ſchwarz mit bläu— lichweißer Wachshaut. An der rothen Farbe des Bürzels, ſowie an den übrigen Zeichnungen iſt die Art ſogleich zu erkennen und die Größe bleibt wenig hinter der des alten Vogels zurück. Bei der Verfärbung erſcheinen zuerſt an den weißen Seiten aſchgraue Punkte angedeutet, dann tritt an der Oberbruſt und neben dem Schnabel am Auge allmälig Schwarz hervor, an Kehle und Bauch wird das Weiß immer reiner; der Oberkörper dunkelt und nimmt den bräunlichen Ton an, das Roth wird kräftiger; der Schnabel röthet ſich zuerſt an der Wurzel (ſ. Tafel XX. Vogel 100; in dieſer Verfärbungsſtufe etwa im Alter von 6 bis 8 Wochen, beſchreibt Gould den jungen Vogel); das Schwarz wird dann immer voller und die weißen Seitenpunkte runden ſich ab. Die Züchtung der Diamant-Amandine iſt nicht ſo leicht, als die der nächſt— verwandten Arten. Um ein glückliches Ergebniß zu erzielen, bedarf es zunächſt der größten Geduld und Ausdauer. Wenn dieſe Prachtfinken ſoeben von der Ueberfahrt anlangen, ſind ſie oft in einem unendlich kläglichen Zuſtande. Ent— federt wie kaum eine andere Art und durch und durch krankhaft, gehen ſie regel— mäßig in bedeutender Anzahl zugrunde, wenn man ſie nicht in ſachgemäßer Weiſe behandelt. Ich komme darauf in einem beſondern Abſchnitt zurück. Als die nöthigſte Pflege ſei nur angeführt, daß man ihnen dann jedenfalls die Gelegen— heit bieten muß, um ſich Schlafneſter erbauen zu können, in welchen ſie des Nachts die erforderliche Wärme finden. Sie tragen ſogleich mit Haſt und Eile namentlich weiche Baſtfaſern ein, polſtern emſig mit Federn und Riſpen aus und ſitzen wol zu vier bis ſechs Köpfen dicht aneinander gedrängt des Nachts und auch den größten Theil des Tages hier warm und weich. Dabei erholen ſie ſich gewöhnlich recht gut, und bewohnen viele Monate, ja wol jahrelang das immer mehr ausgebaute Neſt, bis endlich hin und wieder ein Weibchen Eier zu legen beginnt. Aber auch dann kommen ſie keineswegs immer zur glücklichen Brut. Ich habe in einem ſolchen gewaltigen Neſtballen Dutzende von verdorbenen Eiern gefunden. Manchmal aber, ehe man es ſich verſieht, iſt ein Neſt voller Jungen glücklich flügge. Dies würde viel häufiger geſchehen, wenn nicht der große Uebelſtand ſich zeigte, daß die Vögel in der guten Pflege ſich bald zu fett freſſen und dann zum Niſten untauglich ſind. In den Abſchnitten über Züchtung werde ich dies nach den Erfahrungen aller meiner Herren Mitarbeiter, ſowie nach meinen eigenen näher erörtern. Wie ich mit Beſtimmtheit anzugeben vermag, haben auch die Herren Graf Dork von Wartenburg, Emil Linden und Robert Grimm glückliche Bruten erzielt. Der erſtere beobachtete, daß ſie zuweilen das große Neſt in zwei Abtheilungen erbauen, in deren hinterer das Weibchen brütet. Die 128 180 Die Amandinen. Alten tragen, ſolange es irgend geht, die Entleerungen der Jungen ſorgfältig fort und daher bleibt das Neſt verhältnißmäßig ſauber. Zur Aufzucht der Jungen bedürfen ſie durchaus Fleiſchnahrung, aufgeweichtes Eierbrot, Eigelbfutter, friſche Ameiſenpuppen oder kleingeſchnittene Mehlwürmer. Bei dieſem Vogel ſind die Geſchlechter beſonders ſchwer zu unterſcheiden; dem ſcharfen Blicke erſcheint das Weibchen kaum merklich kleiner und neben dem Männchen läßt es unmittelbar oberhalb des Schnabels von einem ſchwarzen Zügelſtreif zum andern eine merklich blaſſere, faſt weißgraue Stirnbinde erkennen, während das Männchen hier wie am ganzen Oberkopf gleichmäßig grau gefärbt iſt. haben ſämmtlich die blaſſere Stirn. Im Geſellſchaftskäfige iſt die Diamant-Amandine harmlos und friedlich, in der Vogelſtube dagegen ſehr bösartig gegen alle kleineren, welche ihrem Neſte nahen, ohne daß ſie jedoch andere in deren Brut ſtört; im Heckkäfige aber, und mag derſelbe noch ſo groß ſein, gehört der Diamantfink zu den ärgſten Rauf— bolden. Als eine der- ſchönſten unter allen Amandinen darf ein Pärchen übrigens wol in keiner Sammlung fehlen. Die Diamant-Amandine, der Diamantvogel oder Diamantfinf, iſt 2 7 auch Tropfenfink, blos Diamant oder Diamantſperling genannt. L’oiseau Diamant (Vekemans); diamant ordinaire (franzöſiſche Händler); Spotted-sided Finch (nach Gould, Jamrach und Vrzn. d. zool. Grt. v. London); Diamant-Sparrow (Jamrach brieflich); Diamantvogeltje (holländiſch). — Spotted Grosbeak, Lewin; White- headed Finch, Lath.; Spotted-sided Grosbeak, Lath. Nomenclatur: Loxia guttata, Shw.; Fringilla Lathami, Vg. et Hrsf.; Frin- gilla leucocephala, Vieill., Lth.; Amadina guttata, Gray, Mich.; Amadina Lathami, Gld.; Stagonopleura guttata, Cab., Gld., Rchb. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberkopf und Nacken bis zum Rücken ſchwach bräunlichgrau, Mantel und Flügel dunkler braungrau, Bürzel und Schwanzdecken glänzend ſcharlachroth; ein breiter Zügel vom Schnabel bis ans Auge und ebenſo eine breite Binde zwiſchen Hals und Bruſt tiefſchwarz; Backen grauweiß; Kehle, Hals, ſodann Unterbruſt, Bauch und Hinterleib reinweiß; die tiefſchwarzen Seiten mit großen weißen Tropfenflecken gezeichnet, Unterflügel bräunlichweiß; Schwanz reinſchwarz; Schnabel blutroth mit lilafarbenem Grunde; Auge röthlichbraun von einem roſenrothen, fein geperlten Ringe umgeben; Fuß ſchwärzlichbraun. Spermestes guttata: Pileo et cervice subfusco-canis; interscapilio alisque fuseo-einereis; uropygio et supracaudalibus laetissime puniceis; loris latis et fascia pectorali lata atris; genis incanis; gula, collo, abdomine erisso— que albis; guttis albis hypochondriorum atrorum amplis; subalaribus sordide canis; cauda nigra; basi rostri sanguinei lilacina; iride subrubra; annulo pal- pebrali subroseo, granuloso; pedibus e nigro fuseis. Jugendkleid ſ. ©. 179. Juvenis: supra fuscante einerea; gula, pectore, abdomine et infracaudalibus sor- dide albidis; cingulo pectorali, hypochondriis caudaque nigricante cinereis; uropygio Die Feuerſchwanz-Amandine. 181 jam laete rubente; hocce et reliquis picturis avicula facile dignoscenda, etiam ab adultae magnitudine parum discrepans. Beſchreibung des Eies: Geſtalt rundlich, Farbe glänzend weiß, Schale glatt und feinkörnig; Länge 19 um., Breite 15 mm. Ovum: subrotundum, nitidum, album, laeve, granulosum. Die Teuerſchwanz-Amandine [Spermestes nitida]. Von Fräulein Hagenbeck erhielt ich einen Prachtfink, welcher durch ſeine zarte Schönheit, noch mehr durch ſein zahmes, ungemein zutrauliches Weſen mich entzückte. Oberhalb gelblichbraun, unterhalb aſchgrau, iſt es auf den erſten Blick un— ſcheinbar, allein das ganze Gefieder iſt zart, oberhalb ſchwarz und unterhalb weiß querwellen— förmig gezeichnet, an Stirn, Nacken und Kehle am feinſten, nach den Flügeln, ſowie nach der Bruſt und dem Bauch hin mit immer breiteren Wellenlinien. Ein breiter Zügelſtreif, ſchmaler Ring ums Auge und eben ſolches Stirnband ſchwarz; die unteren Schwanzdecken reinſchwarz und der obere Schwanz bräunlichſchwarz; Bürzel und obere Schwanzdecken bis faſt zur Hälfte der Außenfahnen an den mittleren Schwanzfedern prachtvoll glänzend ſcharlachroth; Schwanz im übrigen ſchwärzlichbraun, unterhalb aſchgrau, die äußeren Federn mattſchwarz quergeſtreift. Schnabel blutroth; Auge braunroth; Füße horngrau. Die älteren Schriftſteller bezeichneten dieſe Amandine vorzugsweiſe als die ſchöne [Fringilla bella, Vigors, Horsfield; Loxia bella, Latham, Vieillot). Auf mich machte das Vögelchen einen ganz eigenthümlichen Eindruck, mehr noch ſeines Benehmens, als ſeines Ausſehens wegen. Sobald ich in die Vogelſtube trat, kam es ſogleich herbeigeflogen, mir auf den Arm und verſuchte fortwährend, in den Rockärmel oder in die hohle Hand zu kriechen. Dabei war es augen— ſcheinlich von fieberhafter Unruhe getrieben; es ſuchte immerfort nach irgend einem Futter oder dergleichen, welches ich ihm leider nicht zu bieten vermochte, und ließ dabei ſeine langgezogenen, tieftraurig ertönenden, flötenden Rufe hören. Mit Betrübniß ſah ich ein, daß der Feuerſchwanz zugrunde gehen werde, und nachdem ich ihm jedes mögliche Futter, alle Sämereien, welche ich nur beſchaffen konnte, Apfelſinen, Feigen und andere Früchte, fein gehacktes Fleiſch und allerlei Weichfutter u. ſ. w. vergeblich gereicht, ſtarb er nach einigen Tagen wirklich. Herr Wiener, welcher mich aus London bald darauf beſuchte, gab eine Erklärung dahin, daß die Schiffskapitäne manche Vögel aus irgend einem Grunde im Dunkeln zu halten pflegen und daß dieſer Prachtfink vielleicht gerade dadurch umgekommen, daß ich ihn frei in der Vogelſtube fliegen ließ. In meinem Beſitz iſt dieſe Art jedoch lange genug geweſen, um mich beurtheilen zu laſſen, daß er ebenſo im Körperbau, wie in der Lebensweiſe der Diamant— Amandine ſehr verwandt iſt. i tachdem der Feuerſchwanz bereits von den älteren, vorhingenannten Orni— thologen beſchrieben worden, gab Gould eine treffliche Abbildung und Schil— derung. Die Heimat erſtreckt ſich über Vandiemensland und Neuſüdwales, wo er wahrſcheinlich als Standvogel in Scharen von 6 bis 12 Köpfen in den Ebenen 182 Die Amandinen. und an lichten Waldſtellen lebt, bis in die Gärten der Koloniſten kommt und ſich von Grasſämereien ernährt. Im pfeilſchnellen Fluge leuchtet das ſchöne Roth des Unterrückens wie beim Diamantfink auffallend hervor. Sein ſchwer— müthiger Lockton erſchallt noch länger gezogen und trauriger als der des letzteren. Seiner Zutraulichkeit, Anmuth und ſchönen Färbung wegen ſehen die An— ſiedler das Vögelchen ſehr gern. Das Neſt, welches Gould in Vandiemensland häufig ſah, ſtand ganz frei, ohne irgendwie verborgen zu ſein, im Gezweige niedriger Bäume, zu mehreren beiſammen, etwa in fußbreiter Entfernung von einander. Es iſt aus Gräſern und Pflanzenſtengeln kuppelförmig gewölbt, mit dem Flugloch ziemlich von oben herab. Das Gelege beſteht in 5—6 Eiern. Es wäre wünſchenswerth, daß dies liebliche Vögelchen demnächſt oft und zahlreich eingeführt werde, und dies läßt ſich vielleicht erwarten, ſobald der Vogel— handel zwiſchen dem fünften und erſten Erdtheil beſſer geregelt und namentlich in Hinſicht der Verpflegung des kleinen Gefieders verſtändiger betrieben wird. Die Feuerſchwanz-Amandine oder der Feuerſchwanz wird von Ab. bürzelglänzen— der Gürtelaſtrild, von Gould mit der Bezeichnung der Anſiedler von Vandiemensland feuer— ſchwänziger Fink (Fire-tailed Finch) und von den Eingebornen auf Neuſüdwales Wee-bong genannt. Die Preisliſten der Händler, ſowie das Verzeichniß des zoologiſchen Gartens von London führen dieſen Vogel noch nicht auf. Nomenclatur: Loxia bella et nitida, Lth.; Loxia bella, Fell.; Fringilla bella, Vg. et Hrsf.; Amadina nitida, Gray et Mtch.; Estrelda bella, Gould, Gray; Zonaeginthus nitidus, Cab., Rehb.; Zonaeginthus bellus, Gould. — Black-lined Gros- beak, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 181. Spermestes nitida. Supra flavente fusea, tenuiter nigro-undulata; subtus cinerea, albo-undulata; undulis frontis, cervieis gulaeque subtilissimis, deorsum dila- tantibus; stria lororum lata, annulo oculari angusto fasciaque frontali nigris; infracaudalibus nigris; cauda supra fuscante nigra, subtus cinerea,; uropygio, supracaudalibus dimidioque basali pogonii rectricum intermediarum externi igneo - puniceis; rectricibus reliquis nigrescente fuseis, subtus cinereis, exteris transversim subnigro-fasciolatis; rostro sanguineo; iride badia; pedibus, corneis. Beſchreibung des Eies (nach Gould): Schön fleiſchfarbenweiß, Geſtalt länglich; Länge 8½ Linien (18,5 mm.), Breite 6½ L. (14, mm.). Ovum: pulchre carneo -album, longiusculum. Die rothohrige Amandine [Spermestes oculea). In der Färbung ſowol als auch im Weſen und in der Lebensweiſe ſteht dieſer Vogel dem vorigen durchaus nahe. Gould fand ihn nur im Gebiet des Schwanenfluſſes an der Weſtküſte Auſtraliens hier und da recht häufig in offenen, von Dickicht begrenzten Grasebenen mit Moorboden in der Nähe von Landſeen und Flüſſen, ebenfalls als Standvogel. Mr. Gilbert beobachtete ihn an ein— ſamen, ſtillen Orten im Dickicht. Gleich den beiden vorher geſchilderten läßt auch er den langgezogenen, melancholiſchen Lockton erſchallen. Im Munde der Die Gürtel: Amandine. 183 Eingeborenen von Weſtauſtralien giebt es eine Sage, daß dieſer Vogel einſt einen Hund geſtochen, ſein Blut getrunken und davon den rothen Schnabel be— kommen habe. Ich erhielt ein leider todt angekommenes Mäunchen mit anderen auſtraliſchen Vögeln zuſammen von Fräulein Hagenbeck i. J. 1873 und vermuthe, daß auch dieſer Prachtfink wol ſchon früher zuweilen lebend herübergekommen. Zahlreich dagegen dürfte er niemals im Vogelhandel werden. Die rothohrige Amandine wird von Rchb. augenfleckiger oder rothöhriger Gürtelaſtrild, und auch Sperlingsaſtrild geheißen. — In den Preisliſten der Händler und in den Verzeichniſſen der zoologiſchen Gärten iſt er nicht vorhanden. Nomenclatur: Fringilla oculea, Quoy et Gaim.; Zonaeginthus oculeus, Cab., @ld., Rehb. — Red-eared Finch, Gld.; Native Sparrow (einheimiſcher Sperling) der An— ſiedler am Schwanenfluß; Jec-ree der Eingeb. im Flachland und Dwer-den-ngool-gnän- neer bei den Eingeb. der Gebirgsgegenden von Weſtauſtralien. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Grundfarbe des vor., doch oberhalb mehr grau— braun, Flügel und Schwanz kräftig und das übrige zart dunkel quergebändert; Kinn und Kehle fahlbraun mit feinen Querlinien; Auge von einem vom Schnabel bis zum Ohr reichenden, ſchwarzen Streif umgeben, neben welchem vom Auge bis hinters Ohr ein glänzend ſcharlachrother ovaler Fleck ſich erſtreckt; Hinterrücken, Bürzel, Oberſchwanzdecken und der Grund der mittleren Schwanzfedern glänzend ſcharlachroth; unterhalb bräunlichſchwarz mit großen, weißen Tropfenflecken. Schnabel blutroth, am Grunde perlgrau; Auge braunroth; Füße gelb— grau. Weibchen dem Männchen gleichgefärbt. Länge 12,5 m. (43/4 Zoll); Flügel 5, em. (2 Zoll); Schwanz 5 em. (etwa 2 Zoll). i Spermestes oculea: Colore prioris, at supra magis in cineraceum vergente; alis caudaque distinctus, reliquis tenuiter obscurius fasciatis; mento gulaque luride fuscis, transverse lineolatis; stria a rostro usque ad aurem, oculum includente nigra; subter hanc macula ovali usque ad aurem posticam saturate punicea; subtus e fusco nigra, albo-guttata; basi rostri sanguinei incana; iride badia; pedibus e flavido cinereis. 9 haud distincta. Die Gürtel-Amandine [Spermestes eincta]. Tafel IV. Vogel 18. Mit dem S. 57 beſchriebenen Schwarzbäckchen zugleich führte Karl Hagen— beck den Bartfink, wie dieſe Amandine gewöhnlich genannt wird, im Frühjahr 1869 zuerſt ein. Die wenigen, damals vorhandenen Pärchen ſtarben jedoch ſämmtlich an einer anſteckenden Krankheit, und dann fehlte der Vogel faſt noch zwei Jahre, bis er endlich wieder erſchien. Seitdem wird er faſt alljährlich regelmäßig, ebenſo wie der Diamantvogel herübergebracht. Theils durch dieſe Sendungen von Auſtralien, theils durch recht ergiebige Züchtung hier, hat er ſich ſo verbreitet, daß er gegenwärtig in jeder Vogelſtube zu ſehen iſt. Nach dem zoologiſchen Garten von London gelangte er ſchon im Juni 1861 mit einem von Sidney kommenden Schiffe. In der Geſtalt und Größe dem Diamantfink außerordentlich ähnlich, iſt er in der Färbung wie im Benehmen ganz bedeutend verſchieden. Dennoch ſind beide Vögel ſehr nahe verwandt. Dies zeigt ſich nicht 184 Die Amandinen. allein im Körperbau und durch das überaus leichte Zuſammenparen, ſondern auch durch das eigenthümliche S. 178 erwähnte Waſſertrinken. Das Geſieder der Gürtelamandine iſt am Oberkopf, Oberhals und an den Backen aſchgrau, an den letzteren etwas heller bläulichgrau; ein breiter ſchwarzer Streif zieht ſich vom Schnabel zum Auge, und von der Unterſeite des erſteren dehnt ſich über die Kehle und den ganzen Vorderhals eine tief ſammtſchwarze Färbung in der Form eines breiten, zugerundeten Bruſtlatzes aus; Bruſt, Bauch und Hinterrücken ſind hell kaſtanienbraun, Flügel dunkelbraun und jede Feder am Außenrande zart heller geſäumt; von dem tiefſchwarzen Unterrücken aus erſtreckt ſich ein eben ſolcher Gürtel oberhalb der Beine um den Unterleib; Bürzel, Ober- und Unterſchwanzdecken nebſt Hinterleib reinweiß; Schwanz ſchwarz. Schnabel glänzendſchwarz; Auge dunkelbraun; Füße roſenroth. Das Weibchen iſt kaum merklich kleiner, in den Farben düſterer und nament— lich an dem etwas ſchmaleren, matter ſchwarzen Gürtel zu erkennen. Gould beobachtete den gebänderten Grasfink, wie er ihn nennt, vielfach in den Liverpool-Ebenen und in den nördlichen offenen Gegenden, ſelten jedoch nach der Küſte hin und in Neuſüdwales nur einmal. Zweifellos, meint er, ſind die großen Ebenen im Innern die eigentliche Heimat und die Verbreitung iſt bis jetzt noch nicht bekannt. Auch über die Lebensweiſe vermochte der Forſcher nichts näheres anzugeben, doch wird dieſelbe wol mit der aller Verwandten übereinſtimmen. In der Gefangenſchaft erſcheint er ungleich anmuthiger und beweglicher als der Diamantvogel und läßt einen kleinen, unter beſtändigem Kopfnicken vorgetragenen Geſang nebſt den langgezogenen Lockrufen ſehr oft hören. Auch das Weibchen nickt fortwährend, wenn ſie beide in großer Geſchäftigkeit, und faſt regelmäßig ſogleich nach der Ankunft in der Vogelſtube, mit dem Neſtbau beginnen. Gerade wie bei den Zebrafinken hecken manche Pärchen leicht und ergiebig, mit Gelegen von vier bis neun und ſogar zwölf Eiern in mehreren Bruten hintereinander, während andere im größten Eifer zahlreiche Fehlbruten machen. Sie wählen mit Vorliebe ein Harzer Bauer, eine eingerichtete Kokosnuß oder dgl. und er— bauen aus Baſt- und Agavefaſern ein kugelrundes Neſt, welches mit Federn und Watteflöckchen ausgeſtopft wird. Herr G. Schmey in Koburg beſchreibt eine Brut in folgender Weiſe: . „Im Februar d. J. 1871 brachte ich drei Pärchen Bartfinken aus Hamburg mit, welche wol von der erſten größeren Einfuhr dieſer Vögel nach Deutſchland herrührten. Trotz der empfindlichen Kälte kamen ſie ganz geſund hier an. Der Käfig mit einem Pärchen ſtand im Wohnzimmer dicht neben dem Klavier, auf welchem täglich geſpielt wurde und auf eine Brut zählte ich garnicht, weil ich annahm, daß die Vögel durch das Spiel geſtört würden. Zu meiner Freude ſchleppte das Männchen jedoch trotzdem ſofort Grashalme, Würzelchen, am meiſten aber Kokosfaſern und Schafwolle herbei und binnen wenigen Tagen hatte das Weibchen daraus in einem offenen Korbneſt ein rundes, ziemlich feſtes Neſt mit ſeitlichem Flugloch geformt, zu deſſen Ausfütterung ſehr gern Schwanen— Die Gürtel-Amandine. 185 federn genommen wurden. Das Gelege beſtand in vier Eiern, aus denen beide Vögel abwechſelnd in zwölf Tagen die Jungen erbrüteten. Gegen Störung ſind ſie nicht empfindlich, denn ich durfte den Käfig ſelbſt in ein anderes Zimmer bringen, ohne daß ſie ſich beunruhigt zeigten. Nach 22 Tagen verließen die Jungen das Neſt und folgten den Alten mit lautem, bettelnden Geſchrei. Drei Bruten folgten in Zwiſchenräumen von wenigen Wochen hintereinander. Das alte Pärchen war ſo eifrig, daß es bereits die dritte Hecke anfing, als die Jungen der zweiten noch nicht völlig ſelbſtſtändig waren. Dieſe wurden von den mitleidigen älteren Geſchwiſtern mitgefüttert. Aus dem vierten Gelege wurde nichts mehr.“ Bei Herrn Apotheker Jänicke in Hoyerswerda zogen die Pfaffenvögel ihre Jungen in einer Volière im Freien, trotz aller Störungen durch Weber- und andere große Vögel, auf. Seitdem iſt dieſe Art von zahlreichen Züchtern mit mehr oder minder guten Erfolgen zur Brut gebracht, ſo namentlich auch von Herrn Buchhändler Fiedler in Agram und dem Königl. Tänzer Freyſing in Berlin. Nach einer Mittheilung des Herrn Miniſterial-Sekretär E. Schmalz in Wien hat aber Frau Hedwig Proſchek neben vielen anderen gerade dieſe Vögel mit fabelhaftem Glück gezüchtet. Von einem Pärchen, welches zwei Jahre hindurch faſt ununterbrochen niſtete, erzielte ſie die wirklich ſtaunenswerthe Zahl von 92 Jungen. In dem betrff. Abſchnitt werde ich dieſe Züchtung, welche nur parweiſe in Einzelkäfigen betrieben wird, eingehend ſchildern. Jugendkleid: Kopf ſchmutzig— mäuſegrau; Halsſeiten lichter bläulichgrau; Kehle und Bruſtlatz, ſowie der Gürtel braun— ſchwarz; Rücken und ganzer Mantel matt lichtbraun, Schwanzdecken und Unterleib düſterweiß; Schwanz braunſchwarz; Schnabel grauſchwarz; Füße röthlichgrau. Herr Feder fag „Die ganze Erſcheinung des jungen Vogels iſt, als wenn ein alter durch einen feinen durchſichtigen, grauen Schleier geſehen würde.“ Die Verfärbung geht ähnlich der beim Zebrafink beſchriebenen in der achten bis zwölften Woche vor ſich, indem beſonders das Blaugrau des Kopfes, das Schwarz der Kehle und das Schwarz und Weiß des Hinterleibes kräftiger und ſchärfer getrennt neben einander hervortreten. In Hinſicht der Verpflegung, ſowie in allem übrigen ſtimmt der Bartfink mit dem Diamantvogel überein. Die Gürtel-Amandine oder der Bartfink wird auch Pfaffenvogel, Gürtel— grasfink und Gürtel-Raſenweber-Fink (Rchb.) genannt. Le tisserin du gazon a ceinture (Vekemans); Diamant a bavette (fran— zöſiſche Händler, falſch); Banded Grass-Finch (Jamrach u. Vrzn. d. zool. Grt. von London; nach Gould); Gebande Grasvink (holländiſch). Nomenclatur: Amadina eincta, Gould; Poephila cincta, Gould, Rechb. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 184. Spermestes cinceta. Pileo, genis, nuchaque cinereis; lateribus ca- pitis collique canis; loris latis, gula, mentoque instar subuculae atris; pectore, abdomine dorsoque dilute badiis; alis fuscis, margine remigum extero dilutius limbato; 156 Die Amandinen. eingulo a tergo circa femora ventremque nigro; uropygio, supra- et infracau- dalibus albis; cauda nigra; rostro nitido nigro; iride fusca; pedibus sub- rubris. Y vix minor, obscurior cingulo nigro angustiore, dilutiore. Jugendkleid ſ. S. 185. Juvenis: Capite luride cinereo; colli lateribus dilute caesiis; gula, subucula einguloque fusco-nigris; interscapilio dorsoque fuscantibus; abdomine caudaeque tectrieibus sordide albis; cauda e fusco nigro; rostro cinerascente nigro; pedibus rubente cinereis. Beſchreibung des Eies: rundlich, glänzend weiß, glattſchalig, Länge 18mm., Breite 15 mm. Ovum: subrotundum, nitidum, album, laeve. Gould's ſpihſchwänzige Gürtel-Amandine |Spermestes Gouldi]*) iſt der vorigen ſehr ähnlich und unterſcheidet ſich auf den erſten Blick nur durch den ſpitzen, in zwei einzelne lange Federn auslaufenden, ſchwalbenähnlichen Schwanz. Kopf, Nacken und Kopfſeiten ſind bläulichaſchgrau; Rücken und Flügel gräulichbraun; Schwingen fahl braungrau; ein Streif vom Schnabel bis zum Auge, ſowie Kinn und Kehle reinſchwarz; Unterſeite lebhaft röthlichbraun; wie bei der vorigen zieht ſich ein breites, ſchwarzes Band zwiſchen dem Unterrücken und reinweißen Bürzel hinab und ſcheidet auch hier den Unterleib vom eben— falls weißen Hinterleib und den weißen Unterſchwanzdecken; Schwanz ſchwarz und ſeine beiden haarfein zugeſpitzten Mittelfedern doppelt ſo lang als die anderen. Schnabel röthlichgelb; Auge braun; Füße gelb. Das Weibchen iſt kaum verſchieden. Länge 15 em. (53/ Zoll); Flügel 6, em. (28/3 Z.); Schwanz 9,8em. (33/4 3.) Die Heimat erſtreckt ſich über das nörd— liche und nordöſtliche Auſtralien. Gould's ſpitzſchwänzige Gürtel-Amandine iſt auch Spitzſchwanzfink oder ſpitz— ſchwänziger Grasfink genannt worden. — Amadina acuticauda, @ld.; Poöphila acuticauda, (ld., Rehb.; Spermestes Gouldi, Russ. — Long-tailed Grass-Finch, Gould. Die Masken-Gürtel-Amandine |Spermestes personata] ſteht wiederum den beiden vorigen ſehr nahe. Oberhalb lichtzimmtbraun; rund um den Schnabel, an der Stirn ſchmal bis zum Auge und etwas breiter an der Kehle, ein tiefſchwarzes Band; Flügeldecken dunkler braun, Schwingen mit gelben Außenſäumen; Unterrücken, Bürzel, Hinterleib und Unterſchwanzdecken weiß, letztere fein ſchwarz längsgeſtrichelt; Schwanz bräunlichſchwarz, ebenfalls mit verlängerten, jedoch nicht haarfein ausgezogenen Mittelfedern; unterhalb heller gelbbraun; von einem Schenkel zum andern, aber nicht über den Rücken, eine breite ſchwarze Binde. Schnabel orangegelb; Auge roth; Füße fleiſchropkh. Das Weibchen iſt gleichgefärbt. Länge 8,2 m. (3 ½ Zoll); Flügel 5, em. (2 ½¼ Zoll); Schwanz 5,2 em. (2 Zoll). Die Ver— breitung dürfte ſich nur über den Nordweſten Auſtraliens ausdehnen. Gilbert ſah bei Port Eſſington Flüge von 20—40 Köpfen, welche ſchwache Rufe, wie twit und einen melancholiſchen Lockton hören ließen. „Es iſt nicht minder lehrreich“, ſagt Reichenbach, „die Uebereinſtimmung derjenigen Arten zu verfolgen, welche entgegengeſetzte Gegenden eines großen ) Um Doppelnamen innerhalb der Familie der Aeginthiden zu vermeiden, muß ich für die bereits S. 153 vorhandene Bezeichnung Spermestes acuticauda hier eine andere wählen; ich thue dies, indem ich dem Forſcher die gebührende Ehre erweiſe. Die weißbäckige Gürtel Amandine. 187 Welttheils, wie z. B. die von Auftralien, bewohnen, als zu beobachten, wie ſchön jeder eigenthümliche Charakter in den Arten einer jeden natürlichen Gruppe ſich ausſpricht. Die drei neuentdeckten Arten der Gattung Gürtel- oder Gras— Amandine bieten ein ſchlagendes Beiſpiel dafür; ſie haben nicht nur eine Aehnlichkeit in der tief reh- und zimmtbraunen Färbung ihres Gefieders, ſondern auch in dem auffallenden ſchwarzen Bande, welches ſich hinten um den Leib ſchlingt.“ Gould erhielt den letztern Vogel in der Sammlung vom Schiffe ‚Adler‘ durch Mr. Bynos, deſſen Eifer ihn in den Stand ſetzte, jo manche Arten der auſtraliſchen Fauna kennen zu lernen, und er rühmt mit Recht den Eifer der Offiziere des mehrfach erwähnten Schiffes, welche durch Naturbeobachtungen ihr An— denken verewigt haben, jo die Herren Charles Darwin), Kapitän Wickham, Kapitän Stokes, Dring u. A. — Ueber die Lebensweiſe dieſer Vögel iſt nichts bekannt, doch ſtehen ſie jedenfalls in derſelben, ebenſo wie im Aeußern, dem Bartfink nahe. Lebend eingeführt wurden dieſe beiden Arten wol noch nicht, denn fie find meines Wiſſens noch in keinem zoologiſchen Garten zu finden. Die Masken-Gürtel-Amandine oder der Masken-Grasfink (Rech b.) wurde von Gould Masked Grass-Finch benannt. — Poephila personata, Gd, Rchb. Die weißbäckige Gürtel-Amandine [Spermestes leueotis]. Unter anderen ſeltenen Vögeln, welche Herr R. Hieronymi in Braunſchweig in den engliſchen Hafenſtädten von kleinen Händlern und Schiffern aufgekauft hatte und mir zur Beſtimmung überſandte, befand ſich auch ein einzelnes Männchen dieſer reizenden Art. Sie gleicht in der Geſtalt und im Weſen durchaus dem Bartfink, auch zeigt ſie daſſelbe ſonderbare Kopfnicken, nur weicht ſie in der Färbung bedeutend ab und erſcheint faſt noch ſchöner. Oberkopf, Mantel und Flügel kaſtanienbraun, letztere etwas dunkler; von der Stirn zieht ſich rings um den Schnabel und über die Oberkehle ein tiefſchwarzes Band, neben demſelben, unter dem Auge bis hinters Ohr, erſtreckt ſich ein runder, reinweißer Backenfleck; Unterkörper, von der Kehle bis zum Bauch, licht röthlichbraun; Unterrücken, Bürzel, obere und untere Schwanzdecken weiß, erſtere außen zackig ſchwarz geſäumt; vom Rücken aus reicht ein ſehr breites, tiefſchwarzes, unterhalb fein weiß geſäumtes Band um den Unterleib; Schwanz ſchwarz; Schnabel gelbgrau; Auge braun; Füße roth. Weibchen übereinſtimmend. Länge 12,1 m. (43/4 Zoll); Flügel 5, em. (2 ¼ Zoll); Schwanz 5, em. (2 ¼ Zoll). Dieſer Prachtfink gehört zu denen, welche auf Dr. Leichardt's Expedition von der Moreton-Bay nach Port Eſſington entdeckt wurden. Gilbert erlegte ihn in der Nähe des Fluſſes Lynd am 3. Juni 1845 und bemerkte in ſeinem Tagebuch, daß die Art mit der Masken-Amandine jehr ) Bemerkenswerth muß es für jeden Vogelfreund erſcheinen, daß auch der berühmte Forſcher Darwin hier zuerſt als eifriger Ornithologe auftritt. 188 Die Amandinen. nahe verwandt iſt, ſich aber durch die Färbung bedeutſam unterſcheidet. Ueber die Lebensweiſe wird nichts angegeben. Mir ging das Vögelchen, nachdem es mit einem Bartfink ſich gepart, leider in der Mauſer zugrunde, während es ſo federlos war, daß es nicht einmal zum Ausſtopfen taugte. Die weißbäckige Gürtel-Amandine wurde auch Weißbäckchen oder weißöhriger Gras— fink (Rechb.) benannt. In den Liſten der Händler und dem Vrzn. d. zool. Grt. von London nicht vorhanden. — Poöphila leucotis, Gld., Rehb. — White-eared Grass-Fiuch, Gd. Spermestes leucotis. Pileo, interscapilio alisque badiis, hisce paullulum obscurioribus; fascia circa rostrum gulamque atra, juxtim macula genarum rotunda alba usque ad aurem posteriorem vergente; subtus dilute rufa; tergo, uropygio, infra- et supracaudalibus albis, hisce exterius serratim nigro-limbatis; fascia perampla atra a dorso abdomini eircumdata, infra tenuiter albo-limbata; cauda nigra; rostro luride cinereo; iride fusca; pedibus rubris. haud distincta. Trau Gould's Amandine [Spermestes Gouldae]. Eine der herrlichſten aller Prachtfinkenarten hat der berühmte Naturforſcher ganz beſonders aus— gezeichnet, indem er ſie dem Andenken ſeiner Gattin, Miſtreß Gould, wid— mete, jener muthigen Frau, welche ihn auf ſeinen Reiſen begleitete, alle Gefahren mit ihm theilte und ihm treu und immer heiter zur Seite ſtand; die ſich aber namentlich dadurch ein unſterbliches Verdienſt erwarb, daß ſie, als eine hervor— ragende Künſtlerin, die Vögel für ſeine Prachtwerke malte. Dieſer Vogel iſt ober— halb an Flügeln und Mantel ſchön dunkelgrün; Hinterkopf, Halsſeiten und ein Band über den Kopf hellgrün; Vorderkopf, Geſicht bis zum Ohr und Kehle tiefſchwarz; Oberbruſt lila, faſt roſenroth; Unterbruſt, Bauch nebſt Schwanzdecken lebhaft dunkelgelb; Oberſchwanz ſchwarz; Unter— flügel und Unterſchwanz aſchgrau. Schnabel gelblichroth, an der Spitze blutroth; Füße fleiſchroth. Länge 9,8em. (3 Zoll); Flügel 6,5 em. (2 ½ Zoll); Schwanz 6,5 em. (2½ Zoll), mit zwei wenig verlängerten Spitzen. Das Jugendkleid iſt oberhalb licht olivengrün; Vorderſchwingen und Schwanz braun; Kopf einfarbig grau mit weißem Kinn; Unterſeite düſter leberbraun; Auge dunkelbraun. Die Heimat dürfte ſich nur auf das Gebiet des Viktoria-Fluſſes an der Nordweſtküſte Auſtraliens beſchränken. Das erſte Männchen, von Mr. Bynos dort und zwei junge Vögel von Mr. Gilbert zu Port Eſſington erlegt, waren anfangs die einzigen, welche Gould erhalten konnte. Gilbert beobachtete ſie zu 4—7 Köpfen am Rande der Mangle-Dickichte, wo fie ungemein flüchtig und ſcheu ſich umhertrieben und immer in die Spitzen der höchſten Gummibäume flogen, wie dies keine anderen verwandten Prachtfinken zu thun pflegen. Die Stimme iſt ein klagender Ton, ein langgezogenes, zweiſilbiges twit. Ihre Nah— rung beſteht in den Samen der hohen Gräſer u. a. Gewächſe. Frau Gould's Amandine nennt Reichenbach: Gould's Gras-Weberfink; er ſpricht die Hoffnung aus, daß dieſe ſchöne Art dereinſt für Sammlungen und Vogelhäuſer ein beliebter Gaſt ſein werde. Bis jetzt iſt der Vogel jedoch noch niemals lebend nach Europa gelangt. — Amadina Gouldiae, Poöphila*) Gouldiae, @ld.; Chloebia Gouldiae, Rehb. — ) Daß die Wortbildung Poöphila, Chloebia falſch ift, und richtig Poophila, Chloöbia lauten müßte, ſei nur bemerkt, ohne Aenderung dieſer Wörter in der Synonymik. Die Papagei-Amandine. 189 Spermestes Gouldae. Supra, interscapilio alisque laete obscure viridibus; ocoipite, colli lateribus vittaque supra caput dilute viridibus; sineipite, facie usque ad aurem gulaque atris; jugulo e roseo lilacino; pectore, abdomine et infracaudalibus laete luteis; subalaribus cineraceis; cauda nigra, subtus einerea; apice rostri aurantii sanguineo; pedibus carneis. — Juvenis: supra dilute olivacea; remigibus exterioribus caudaque fuseis; capite unicolore cinereo; mento albo; subtus obscure hepatica; iride fusca. Die wunderſchöne Amandine [Spermestes mirabilis]. Dieſer Prachtfink dürfte noch herrlicher ſein, als der vorige. Oberhalb iſt er ebenfalls lebhaft grün; Oberkopf und Wangen karminroth, von einem ſchmalen ſchwarzen Bande umzogen, welches ſich vorn verbreitert und die Kehle bedeckt, darauf folgt ein himmelblaues Band, das am Nacken breiter iſt; Oberbruſt lila, durch einen orangefarbenen Streif vom gelben Bauch getrennt; Bürzel und Oberſchwanzdecken hellblau; Schwanz grünlichſchwarz und die beiden mittelſten Federn zu fadenförmigen Spitzen bedeutend verlängert. Schnabel röthlichweiß; Füße fleiſchroth. Länge etwa 11 em. (4¼½ Zoll); Flügel 5, em. (2¼ Zoll); Schwanz 3,8 em. (1½ Zoll). Die Naturforſcher Hombron und Jacquinot erlegten drei Exemplare in der Raffles-Bay an der Nordweſtküſte Auſtraliens, wo der Vogel nur ſelten vor— kommt, ſodaß ſie ſeine Lebensweiſe nicht kennenlernen konnten. Daher verfielen ſie in den Irrthum, daß die vorherbeſchriebene grünköpfige Art das Weibchen dieſer rothköpfigen ſei. Durch Forſchungen von Mr. Gilbert und beſonders von Mr. Elſey iſt dieſe Annahme jedoch widerlegt worden. Letzterer fand am Viktoria-Fluß Hunderte von Vögelchen dieſer beiden Arten und ſtopfte zahlreiche für das Londoner zoologiſche Muſeum aus, ſodaß alſo keine Ungewißheit mehr möglich iſt. Lebend iſt auch dieſe Amandine noch nicht eingeführt worden und ob die beiden farbenreichſten Arten aller Prachtfinken wol jemals unſere Vogelſtuben bevölkern werden — wer kann es wiſſen? Die wunderſchöne Amandine heißt Reichenbach den wunderſchönen Gras-Weber— fink. — Poöphila mirabilis, H. et Jeq., @ld.; Chloöbia mirabilis, Rehb. — Beautiful Grass-Finch, Gd. — Spermestes mirabilis. Supra laete viridis, fascia angusta atra- pileum cum genis definiente gulaeque superinduta, juxtim vitta coerulea in cervicem versus dilatante; faseia aurantia pectori et abdomini interjecta; uropygio et supra- caudalibus dilute coeruleis; cauda virescente nigra, rectricibus ambabus intermediis in apices perlongos filiformes eductis; rostro rubente albo; pedibus carneis. Papagei: Amandinen darf man eine Gruppe ganz abſonderlich erſcheinender Pracht— finken nennen, deren hauptſächliches Kennzeichen ein grünes, mehr oder minder buntes Gefieder iſt. In jener Benamung folge ich dem Forſcher Gmelin, welcher der einen Art die Be— zeichnung 8. psittacea beigelegt hat. Reichenbach heißt fie Scharlach- oder Stummelſchwänze [Erythrura, Swns.; Acalanthe, Vierll., Amblynura, Rehb.]; in einer neueren Naturgeſchichte ſind ſie als Sittichfinken angeführt. Nur das eine dieſer Vögelchen gelangt lebend nach Europa, während alle übrigen im Handel wol noch niemals vorgekommen. 190 Die Amandinen. Die lauchgrüne Papagei-Amandine |Spermestes präsinal. Tafel IV. Vogel 20. Der von den Händlern als oſtindiſcher Nonpareil ausgebotene Prachtfink iſt oberhalb tief grün, an Stirn, Geſicht und Kehle bis zum Kropf lebhaft blau; Flügel— ſchwingen ſchwärzlichbraun, außen ſchmal olivengrün geſäumt und innen fahlgelb gerandet; Bruſt, Bauch und Seiten bräunlichgelb, roth angehaucht und an der Bruſt- und Bauchmitte in volles Scharlachroth übergehend; Schwanz ſchwärzlichbraun, jede Feder mit breitem, rothem Außenrande, die beiden mittelſten ſehr verlängerten Federn und die oberen Schwanzdecken ſcharlachroth. Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße fleiſchropfh. Dem Weibchen fehlen das blaue Geſicht, der roſenrothe Bruſtanflug und die ſcharlachrothen langen Schwanzfedern. Es iſt oberhalb düſter grün, unterhalb fahl bräunlichgelb mit rothbraunem Schwanz. Im Alter tritt das Blau um den Schnabel ſchwach hervor, auch verlängern ſich die beiden mittelſten Schwanzfedern ein wenig. Größe des Rieſenelſterchens. Wer die Abbildung betrachtet, wird zugeben, daß ein kurzer, treffender Namen für dieſen Vogel ſchwer zu geben iſt; Scharlachſchwanz (Rchb.) iſt nicht ſtichhaltig, weil nur die beiden mittleren Schwanzfedern ſcharlachroth find. So— mit hielt ich mich an das lateiniſche Wort prasina, zumal auch unter den Amandinen die grüne Färbung nicht oft bemerkt wird. Mit Sicherheit iſt wol kaum feſtzuſtellen, ſeit welcher Zeit dieſer Prachtfink zuerſt nach Europa gebracht worden. Vieillot hat ihn kurz erwähnt, Bech— ſtein war er unbekannt, Bolle zählt ihn nicht mit und bis zur neueſten Zeit iſt er immer nur ſelten im Handel zu haben. Viele der älteſten und erfahrenſten unter den jetzt lebenden Händlern kennen ihn gar nicht. Das erſte Pärchen, welches ich ſah, hatte Herr C. Lintz in Hamburg an den alten Bewig in Berlin geſandt, bei welchem früher manchmal gar ſeltene Vögel zu finden waren. Später bezog man die eben ſo ſchöne als ſeltene lauchgrüne Amandine zuweilen von Herrn Dr. Funk in Köln und gegenwärtig wird ſie hin und wieder von Karl Hagenbeck oder Vekemans eingeführt. Auch ſie kommt leider regel— mäßig in den meiſten Exemplaren todtkrank an) und die wenigen, welche ich am Leben behielt, waren immer nur Weibchen. Es iſt eine ſonderbare Erſcheinung, daß von manchen Vogelarten oft nur ein Geſchlecht gut oder doch beſſer als das andere die Reiſebeſchwerden überſteht. In der wiſſenſchaftlichen Literatur iſt faſt gar nichts über dieſen Vogel vorhanden. Die Heimat beſchränkt ſich nur auf die Inſeln Java und Sumatra. Raffles ſagt, daß er auf der letztern gemein iſt und in den Reisfeldern be— ) Dieſer überaus bedeutſame Uebelſtand in der Einfuhr fremdländiſcher Vögel verdient eine ernſte Beſprechung; dieſelbe ſoll ihm in dieſem Werke weiterhin zutheil werden. Die lauchgrüne Papagei -Amandine. 191 deutenden Schaden verurſacht. Im übrigen ſoll die Lebensweiſe der anderer Prachtfinken gleichen, und die Nahrung beſteht hauptſächlich in Gras- u. a. kleinen Samen. Das Neſt ſoll in Felſenlöchern oder zwiſchen Steinhaufen kunſtlos gebaut ſein. Näheres iſt aber nicht mitgetheilt. Als Bewohner der Vogelſtube würde der Vogel, wenn häufiger zu haben, ſeines wirklich herrlichen Gefieders wegen, ſich wol allgemeiner Beliebtheit er— freuen, umſomehr da er harmlos und verträglich, ſowie ausdauernd zugleich iſt und wahrſcheinlich auch überaus leicht zur Brut ſchreitet. Einen Geſang habe ich nicht gehört, da mir die Männchen zu früh ſtarben. Der Lockton iſt ein ſchrilles zit. Die Fütterung, Verpflegung und Züchtung wird von der verwandter Finken— vögel nicht abweichen, welche für gewöhnlich nur Sämereien freſſen, zur Niſtzeit aber auch Ameiſenpuppen u. dgl. verbrauchen. Der Preis iſt hoch, etwa 42—45 Mark und im Großhandel mindeſtens 24 Mark. Die lauchgrüne Papagei-Amandine, der ſog. oſtindiſche Nonpareil, Scharlach— ſchwanz oder lauchgrüner Scharlachſchwanz, wurde auch Vierfarb benannt. Quadricolor (Veke— mans); Fire-tailed Finch (Jamrach und Vrzn. d. zool. Grt. v. London); Roodstaart-vink (holländiſch). In den Liſten der deutſchen Händler als Scharlachſchwanz oder oſtindiſcher Nonpareil angeführt. Nomenclatur: Fringilla prasina, Sparrmann, Hrsf., Vll.; Loxia prasina, Rffl.; Amadina prasina, Gray; nee prasina, Dlth.; Erythrura prasina, Sprrm., Hrsf., Hrtl., Rehb.; Erythrura viridis, Swns.; Emberiza quadricolor, @Gml.; Lonchura quadri- color, Lyk.; Fringilla ee nm, — Binglis (auf Java, HArsf.); Rannas (Malayen auf Sumatra, Rffl.). — Grosbec de Java, Buff.; Red-rumped Bunting, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. ©. 190. Spermestes prasina. Supra saturate viridis; mento, facie gulaque usque ad jugulum laete coeruleis; remigibus nigricante fuscis, exterius olivaceo-limbatis, interius luride marginatis; pectore, abdomine et hypochondriis fulvis, rubente afflatis; pectore abdomineque mediis saturate puniceis; reetricibus nigrescente fuseis, singulis late rubro-marginatis; supracaudalibus et rectricibus ambabus intermediis subelongatis puniceis; rostro nigro; iride fusca; pedibus carneis. ꝙ facie coernlea et afflatu pectoris roseo et rectricibus ambabus longis puniceis nullis; ceterum supra sordide viridis; subtus luride fulva; cauda rufescente; grandior aevo circa rostrum subeoerulea. Länge 12 em. (47/5 3.), Flügel 5,6 em. 216 3.), Schwanz 6,2 em. (21/3 Z.) Jugendkleid (nach Sprrm.): Oberhalb bräunlich, Flügelfedern fahl geſäumt; unterhalb ganz fahl. Reichenbach beſchreibt nach Hartlaub („Proceedings“ 1858) eine Anzahl hierher gehö— render Amandinen, welche jedoch für die Liebhaberei keine Bedeutung haben, weil ihre Einfüh— rung kaum zu erwarten iſt. Manche derſelben ſind noch nicht ſicher als Arten feſtgeſtellt und fallen wol mit anderen zuſammen. Einige mag Vieillot beſeſſen haben und dieſelben ſind dann, wie ja überhaupt auch nicht wenige andere überſeeiſche Vögel, ſeit jener Zeit aus dem Handel leider wieder völlig verſchwunden. Die dreifarbige Papagei-Amandine |Spermestes trichroa], ein Prachtfink, der vorzugsweiſe geringe Ausſicht einer Einführung im lebenden Zuſtande bietet, weil er ſogar in den meiſten Muſeen noch kaum vorhanden iſt, ſei hier dennoch an— 192 Die Amandinen. gefügt, da der Reiſende von Kittlitz eine Schilderung ſeines Freilebens gegeben, mit welchem das aller Verwandten, namentlich das der nächſtſtehenden lauchgrünen Amandine, zweifellos übereinſtimmen wird: „Dieſer ſchöne, kleine Vogel iſt in ſeiner Heimat, der Inſel Ualan weniger ſelten, als er ſeiner Schlauheit und verſteckten Lebensweiſe wegen erſcheint. Er lebt einzeln (wol pärchenweiſe) faſt überall, wo Pflanzungen von Bananen u. dgl. ſind, hält ſich hier gern niedrig an der Erde im Verborgenen. Wenn er aufgeſcheucht wird, fliegt er ſehr weit und läßt dabei ſeinen Lockton, ein ſcharfes und feines zitt, zitt, hören. Einen Ge— ſang vernahm der Forſcher nicht. Seine Nahrung ſind kleine Sämereien, beſonders die Samen einer Diſtelart. Die Geſchlechter ſcheinen nicht verſchieden zu ſein. Das Gefieder iſt einfarbig ſchön papageigrün mit blauen Wangen und düſter blutrothem, keilförmig zugeſpitzten Schwanz. Schnabel ſchwarz; Auge dunkelbraun; Beine hell fleiſchfarben. Größe 12 cm. (4/2 3.) — Fringilla trichroa, Attl.; Erythrura Kittlitzii, Bp., Artl.; Estrelda trichura, Gray; Erythrura trichroa, Dp., Hrti., Rehb. Die eigentliche Papagei-Amandine |Spermestes psittäcea] oder der eigent- liche und ſchönſte Papageifink iſt prächtig dunkelgrün, am ganzen Kopf bis zum Halſe und ebenſo am Bürzel und Schwanz glänzend ſcharlachroth; Schnabel braunſchwarz, Auge orangeroth, Füße braun. Seine Heimat iſt Neukaledonien, ſein Freileben nicht bekannt. Vieillot hat ihn abgebildet, doch nichts über ihn ange— geben. Rchb. nennt ihn Papagei-Weberfink und Br. Sittichfink. — Fringilla psittacea, G.; Fringilla pulchella, Fystr.; Estrelda psittacea, Gr.; Erythrura psittacea, Bp., Hrtl.; Acalanthe psittacea, II., Rehb.; Poöphila Paddoni, Gr. — Parrot-Finch, Lath.; Chardonneret acalanthe, Vi. — Tenie (Eingeb. von Neukaledonien); Dumbeea und Guerubeea (Eingeb. der Inſel Nu). e Die kurzſchwänzige Papagei-Amandine [Spermestes cyanévirensl. Dem vorigen ähnlich und vielleicht noch ſchöner, mit ſcharlachrothem Kopf, prächtig blaugrünem Rumpf und blutrothem Schwanz, bedarf dieſer, ſelbſt in ſeiner Heimat, den ſogenannten Schiffer- oder Feehn-Inſeln nur ſelten vorkommende Vogel hier wol blos der Erwähnung. — Geospiza eyanovirens Pealei; Erythrura cyanovirens, Hrtl. et Fusch: Amblynura cyanovirens, Rchb. „Als noch Segelſchiffe an der Weſtküſte von Afrika häufig anlegten, empfingen wir von dort zahlreiche ſchöne Vögel, deren manche ſeitdem aus dem Handel völlig fortgeblieben ſind, jo z. B. der Granataftrild und die rothköpfige Amandine.“ Dieſe Klage des alten, vielerfahrenen Lintz trat mir lebhaft vor Augen, wenn ich im Laufe der Zeit hin und wieder einen Samen— knacker Spermospiza, Gra] erhielt, einen Vogel aus jener Gruppe, welche einige Ornitho— logen zu den Kernbeißern, andere aber und wol mit größerm Recht zu den Prachtfinken ſtellen. a Ze + Zi R Die Samenknacker-Amandinen. 193 Die rothbrüſtige Samenknaker- Amandine |Spermestes haemätina] und Die geſchuppte Samenknaker-Amandine [Spermestes Luchsi]. ) Zu verſchiedenen Zeiten ſandte mir Fräulein Hagenbeck einen einzelnen dieſer Dickſchnäbel. Es ſind ſtattliche, tiefſchwarze Vögel mit glänzend ſcharlach— rother Bruſt, die letztere Art mit weißgeſchupptem Unterleibe. Die Größe iſt der unſeres Feldſperlings etwa gleich. Vieillot ſah die Loxie mouchetce nur A in Perreine's Sammlung und ſchildert ſie ganz kurz. Die Richtigkeit ſeiner Behauptung aber, daß die Samenknacker einen angenehmen Geſang hören laſſen, ein halbkugeliges, oben offenes Neſt erbauen und blaue, rothgefleckte Eier legen, iſt zu bezweifeln, obwol andere Schriftſteller dieſelbe kaum mit Vorbehalt nachgeſchrieben haben. Entweder gehören die Vögel zu den Prachtfinken, zu welchen ſie von jenen doch ohne weiteres gezählt werden, dann aber hätte eine ſolche Angabe von vorn— herein als unrichtig bezeichnet werden müſſen; oder Hartlaub hat Recht, indem er die Samenknacker zu den Kernbeißern ſtellt, welche letzteren aller— dings farbige Eier legen und mehr oder minder gut ſingen. Nach meiner Ueber— zeugung ſind ſie jedoch Amandinen. b Die Heimat beider Arten erſtreckt ſich über Weſtafrika, doch iſt die Ge— ſammtverbreitung noch keineswegs bekannt. Reichenow fand die letztere dieſer beiden Arten in den Kamerunniederungen und Bergen häufig, ſowie auch in Aguapim. In meiner Vogelſtube hielten ſich die Samenknacker jahrelang vortrefflich und alle zeigten ſich im Weſen übereinſtimmend, als ſtille, ſehr dreiſte, doch durchaus nicht zutrauliche, gewöhnlich im dichten Gebüſch ſich verbergende Vögel. Einen Geſang habe ich niemals vernommen, und da ich immer nur zeitweiſe einen einzelnen hatte, ſo kann ich über das Niſten u. ſ. w. leider nicht berichten. Sobald der Vogelhandel ſich dem Weſten Afrikas wieder regſamer zuwendet, werden wir, neben vielen anderen ſchönen Vögeln, auch die Samenknacker wol häufiger ſehen, da ſie nach den Mittheilungen der älteſten Großhändler früher nicht ſelten eingeführt worden. Die rothbrüſtige Samenknacker-Amandine iſt auch, wenig paſſend, Blutknacker und blutbrüſtiger Samenknacker (Rechb.) benannt. — Blue-beaked Weaverbird (Jamrach und Vrz. des zool. Grt. v. London). In Paris hatte die Vogelhandlung von Ruspini ein Exemplar unter dem Namen le Rouge- noir. Nomenclatur: Loxia haematina, VI.; Fringilla punctulata, Voigt; Spermophaga eyanorhyncha, Sws., Jrd., Slb.; Spermospiza haematina, Gray, Hrtl., Rehb. — Crimson- breasted Grosbeak, Zath.; la Loxie haematine, Vieill. *) Auch für dieſen Vogel mußte ich einen andern Namen ſuchen, da die Bezeichnung 8. guttata bereits früher für die Diamant-Amandine, S. 177, vergeben war. Ich wählte die Bezeichnung meinem Freunde Dr. Luchs in Warmbrunn zu Ehren, der als liebevoller Züchter und gelehrter Forſcher zugleich eine ſolche Anerkennung verdient. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 13 194 Ueberſicht aller Amandinen und Aſtrilde. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb einfarbig tiefſchwarz, Wangen und Halsſeiten fahler bräunlichſchwarz; Kehle, Unterhals und ganze Bruſt glänzend ſcharlachroth, das Roth zieht ſich an den Bauchſeiten mehr oder minder tief herab; Unterflügel und Unterſchwanz grauſchwarz. Schnabel bläulichſchwarz, Spitze und Schneidenränder roth; Auge dunkelbraun; Füße hornfarben. — Weibchen oberhalb dunkel braungrau; Kehle, Vorderhals, Bruſt und Seiten ſcharlachroth, Stirn und Wangen matter roth, Oberſchwanzdecken glänzendroth, Bauch dunkel grau— braun mit vielen weißen Flecken. — Jugendkleid bräunlichſchwarz, unterhalb etwas heller, auf der Bruſt einige ſcharlachrothe und auf den Oberſchwanzdecken dunkelröthliche Federn (nach Caſſin). Spermestes haemätina: supra unicolor atra genis collique lateribus fus- cante nigris; gula, jugulo, pectore et hypochondriis fulgide puniceis; subala- ribus et infracaudalibus cineraceo-nigris; tomiis apiceque rostri coerulescente nigri rubris; iride fusca; pedibus corneis. Länge 13, em. (51/3 3.); Flügel 5,1 em. (2½2 3.); Schwanz 2,8 em. (1¼12 8.). Die geſchuppte Samenknacker-Amandine wurde auch blos Samenknacker oder weiß— betropfter Samenknacker (Rchb.) geheißen. — Blue-beaked Weaverbird (Vrzu. d. zool. G. v. London). Nomenclatur: Loxia guttata, VII., Vrr.; Spermospiza guttata, Gray, Hrtl., Rehb., Rehn.; Spermestes Luchsi, Rss. — Crimson-breasted Grosbeak, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Sie iſt der vorigen ganz gleich, nur zieht ſich das Scharlachroth höher bis zu den Backen hinauf, bildet auch einen Zügelſtreif und erſtreckt ſich zugleich über die oberen Schwanzdecken; der Bauch iſt bräunlichſchwarz mit zahlreichen kreisrunden weißen Doppelpunkten. Schnabel glänzend ſchwarzblau, Schneidenränder und Spitze roth; Auge braunroth mit weißen Lidern; Füße ſchwärzlichfleiſchfarben mit gelben Zehenſohlen. — Das Weibchen iſt oberhalb mehr braunſchwarz und die rothe Färbung iſt etwas beſchränkter, auch düſterer; die weißen Punkte ſind kleiner. — Jugendkleid bräunlichſchwarz mit einigen ſcharlach— rothen Federchen an Kehle und Bruſt, Oberſchwanzdecken glänzendroth (nach du Chaillu). Beim jüngeren Vogel: Auge dunkel; Schnabel ſchwarzblau mit gelbbraunen Kanten; Füße ſchwarz oder grünlich ſchwarzgrau (Rchn.). Spermestes Luchsi: praecedenti simillima, at colore puniceo altius usque ad genas vergente; loris angustis et supracaudalibus puniceis; punctis bifariis albis abdominis fuscante nigri erebris; tomiis apiceque rostri nitidi subeoeruleo-nigri rubris; iride fusca; pedibus obscure carneis. ꝙ supra magis subfusco-nigra, parcius rubro-signata, maculis albis minoribus. Länge 13,9 em. (5¼ 3.); Flügel 6,3 em. (2/2 3); Schwanz 4,8 em. (15/5 3). — Nach Rehn. Länge 14—15 em.; Flügel 6,5 em.; Schwanz 5 em. Dem Plane meines Werkes gemäß, glaube ich in den vorſtehenden 50 Arten alle Pracht— finken geſchildert zu haben, welche bisher lebend nach Europa eingeführt worden. Es ſind 23 Aſtrilde und 27 Amandinen. Daran habe ich 13 Aſtrilde und 11 Amandinen gereiht, welche noch nicht im Vogelhandel vorhanden geweſen, die jedoch den erſteren nahe verwandt ſind oder die Ausſicht bieten, daß ſie demnächſt ebenfalls in unſeren Käfigen und Vogel— ſtuben erſcheinen werden. Die obige Darſtellung dieſer ebenſo beliebten als liebenswürdigen Vogelfamilie dürfte nun wol die ausführlichſte ſein, welche bis jetzt veröffentlicht worden; dennoch kann ſie keineswegs ſchon als eine vollſtändige, durchaus erſchöpfende gelten. Sobald einerſeits noch wenig bekannte Striche, namentlich im Innern Afrikas und Auſtraliens nebſt mehreren Inſeln, der Forſchung und dem Weltverkehr weiter erſchloſſen ſein werden und wenn andrer— ſeits der Großhandel zahlreiche unzugängliche oder wieder vernachläſſigte Gegenden lebhaft eröffnet, jo dürfen wir nicht allein darauf hoffen, daß die zoologiſchen Muſeen noch mit mancher neuentdeckten Art bereichert werden, ſondern auch darauf, daß die Einfuhr über— ſeeiſcher Vögel nach Europa beiweitem mannigfaltiger wird. Dann aber können wir erſt eine vollendete, wiſſenſchaftliche und allverſtändliche Beſchreibung aller Prachtfinken erwarten. Selbſtverſtändlich werde ich diejenigen Arten, welche bis zum Schluß dieſes Buches noch ein— geführt werden ſollten, in einem Anhange nachholen. Die Widafinken. 195 Von dem weſtafrikaniſchen Landſtrich Wida trägt eine Familie ſehr auffallend geſtalteter Finken den Namen, welcher eine wunderliche Auslegung gefunden. Linné hat ihn in Vidua*) verwandelt und die Uebertragung dieſes Wortes in alle Sprachen wurde im Handel und in der Liebhaberei um ſo leichter eingebürgert, da die meiſten der hierher gehörenden Vögel in dunklen Farben und mit langen Schlepp— ſchwänzen erſcheinen; man nennt fie daher volksthümlich überall Witwenvögel. Obwol die Widafinken im allgemeinen, in der Lebensweiſe, Ernährung u. ſ. w., mit den Prachtfinken übereinſtimmen, ſo zeigen ſie doch auch ſehr bedeutſame Unter— ſchiede. Sie haben ſämmtlich ein anſpruchsloſes, graues Federkleid, welches aber mit der Brutzeit in ein glänzendes, buntes Prachtkleid übergeht und ſich nach beendetem Niſten wieder zum grauen Gefieder zurückverfärbt; dies geſchieht theils durch Farbenwechſel, theils durch eine beſchränkte Mauſer. Zugleich verlängern ſich dann die mittleren Schwanzfedern um das doppelte bis dreifache der Länge des ganzen Körpers und nehmen dabei eine dach- oder pultartig gewölbte, ſchwert— förmige oder hahnenſchwanzartige Geſtalt und ein marmorirtes Ausſehen an.“) Dieſe langwallenden Schwanzfedern, ſowie die ſchönen Farben verleihen dem Vogel eine ganz abſonderlich maleriſche Pracht. Wenn das Gefieder grau zu werden anfängt, ſo fallen die langen Schwanzfedern, aber nur ſie allein, aus und in einigen Wochen wachſen an ihrer Stelle andere nach, welche vorläufig jedoch nur die gewöhnliche Länge des Schwanzes erreichen und grau ſind. *** —— — > ) Mit Berückſichtigung der Sitte, daß für die Genusnamen doch nur altklaſſiſche Worte gewählt werden dürfen und daß es am wenigſten thunlich erſcheint, eine Linné'ſche Bezeichnung umzuſtoßen, wenn man nicht einen vollgültigen Erſatz für dieſelbe findet, wagte ich nicht, das Wort Vidana (alſo Widavogel) unterzuſchieben. Möge lieber die Meinung zur Geltung kommen, daß die ſchwarze, weiße und braune Färbung des Prachtkleides und der ſchleppenartige Schwanz wirklich einen Hinweis auf die Erſcheinung einer menſchlichen Witwe geſtatte und mögen alſo dieſe Vögel immerhin volksthümlich Witwen benannt werden. ) Die Bildung der Schwanzfedern der im Vogelhandel als Paradieswitwen bekannten Vögel (Steganura) ſchildern Finſch und Hartlaub in folgender Weiſe: „Die vier mittleren Schwanzfedern zeichnen ſich durch eine höchſt merkwürdige Geſtaltung aus. Sie haben eine ſehr breite, aufrechtſtehende Fahne und fühlen ſich hornartig an. Die beiden mittelſten ſind breiter, aber bedeutend kürzer als das fünfte Paar, von elliptiſcher Form mit fadenförmig vorragendem nackten Schafte. Das fünfte Paar iſt außerordentlich verlängert und verſchmälert ſich vom breiten Grunde bis zu der ſtumpfen Spitze allmälig.“ kk) In der überſichtlichen Schilderung der Webervögel werden die Leſer eine eingehende Beſchreibung des Vorgangs der Verfärbung finden. 1 196 Die Widafinfen. In ihrem Aeußern, in der Haltung und den Bewegungen ſtehen die Wida— finken den Ammern und Lerchen nahe (ſchon Linné ſtellte ſie zu den erſteren), doch haben ſie eine abweichende, beſondere Eigenthümlichkeit, indem ſie nämlich beim Futterſuchen auf der Erde hühnerähnlich ſcharren. Wenn der Vogel hin— und hertrippelt, fährt er plötzlich blitzſchnell vor- und rückwärts und dies wieder— holt ſich von Zeit zu Zeit, indem er hin und wieder ein Körnchen aufpickt. Alle Widafinken ſind nur in Afrika heimiſch. Ihr Freileben wird zweifellos dem anderer Finkenvögel gleichen; es iſt überaus wenig bekannt. Die meiſten Arten bewohnen vorzugsweiſe ſumpfige Gegenden, Wieſen, Ufer u. dgl. Einige ſollen zuzeiten an Hirſe u. a. Getreide recht ſchädlich werden. Männchen und Weibchen leben nicht in der zärtlichen Ehe, welche die Prachtfinken zeigen, ſie kümmern ſich vielmehr anſcheinend garnicht um einander. Die Brutzeit hin— durch findet man ſie jedoch parweiſe und ſpäterhin in mehr oder minder großen Scharen beiſammen. Von verſchiedenen Seiten iſt die Behauptung aufgeſtellt worden, daß ſie in Vielehe leben, und dieſe Annahme dürfte, ſei es nur bei einigen oder bei allen Arten, immerhin zutreffend ſein. Während der Liebeszeit ſind die ſonſt ſtillen, harmloſen Vögel ſehr erregt und erſcheinen dann durch ihre tanzartigen Bewegungen in der Luft ſehr auffallend. Ueber ihre Fortpflanzung haben die Reiſenden bis jetzt noch faſt garkeine Mittheilungen gemacht, und umſomehr iſt es zu bedauern, daß bis— her auch noch keine nennenswerthen Zuchterfolge erlangt ſind. Die Größe wechſelt von der eines Zeiſigs bis zu der eines Stars. Ihre Nahrung in der Freiheit beſteht, mit der aller verwandten Finken übereinſtimmend, in kleinen Sämereien von Gräſern und Kräutern, ſowie auch fragelos in Kerbthieren. Im Käfige füttert man ſie mit Hirſe und Spitz- oder Kanarienſamen nebſt Zugabe von Ameiſenpuppen, Mehlwürmern und derartigen Gemiſchen. Die Verfärbung geſchieht, dem Frühlinge ihrer Heimatsſtriche entſprechend, bei den meiſten Arten mit dem Beginn unſerer Herbſtmonate, und nur in dieſer Zeit können ſie auch zur Brut ſchreiten. Ihr Niſten läßt ſich daher nicht, wie das der Prachtfinken, durch Entziehung der Gelegenheiten bis zu unſerer warmen Jahreszeit verſchieben; ſie gelangen in das Hochzeitskleid, gleichviel ob ſie Ge— legenheit zur Hecke finden oder nicht. In dieſer Friſt werden die Männchen, welche allein den Farbenſchmuck anlegen, auch in der Gefangenſchaft außer— ordentlich ſtürmiſch. Ihre Liebestänze führen ſie nicht auf der Erde oder auf einem Zweige ſitzend, ſondern, wie ſchon erwähnt, fliegend in der Luft aus, indem ſie über ihren Weibchen oder auch über anderen Vögeln einige Minuten ſchnell auf- und niederhüpfend flattern. Dabei wird der lange Schwanz maleriſch auf- und niedergeworfen, während ſie ein lautes, nicht beſonders melodiſches Geſchrei erſchallen laſſen. Im übrigen iſt ihr Geſang, welchen ſie auch außer der Niſtzeit, vornehmlich aber im Prachtgefieder ſehr eifrig hören laſſen, für Die Widafinken. 197 ein nicht zu ſehr verwöhntes Ohr keineswegs unangenehm; in der Liebeszeit wird er aber zu viel von gellenden Tönen unterbrochen. Ueberhaupt gerathen die Männchen dann in eine förmlich fieberhafte Unruhe, fliegen den ganzen Tag mit wehenden und wallenden Schwänzen hin und her und zwar gewöhnlich ein und denſelben Strich. Im grauen Gefieder ſind die Männchen und Weibchen gleicherweiſe harmlos und gegen alle übrigen Vögel friedfertig; im Prachtkleide dagegen zeigen einige Arten eine nur zu große Unverträglichkeit, ſodaß man ſie im Geſellſchafts— käfige oder gar in der Vogelſtube, wo viele Pärchen niſten, nicht halten darf. Schon durch die fortwährende Unruhe, das haſtige Fliegen, namentlich aber durch das Wehen der langen Schwänze, werden alle übrigen Vögel in Furcht gejagt, die kleineren und kleinſten oft in tödtliche Angſt und ſelbſt große in arge Unruhe. Keinenfalls darf man einen Widafink im Prachtgefieder plötzlich in eine Vogel— ſtube bringen, wenn man nicht auf überaus viel Unheil gefaßt ſein will. Die Dominikaner-Wida ſollte man in einem von Prachtfinken u. a. kleinen Vögeln bewohnten Raum garnicht halten, weil ſie, wie ich weiterhin ausführen werde, zu bösartig iſt. Die harmloſe Paradieswida dagegen darf man wol in der Vogel— ſtube halten, wenn man nur die Vorſicht beachtet, daß man ſie im grauen Kleide fliegen läßt, ſodaß ſie das Prachtgefieder allmälig anlegt. Unter allen fremdländiſchen Stubenvögeln hält es, nach den übereinſtimmen— den Erfahrungen aller Vogelwirte, am ſchwerſten, die Widafinken zu züchten. Selbſt, wenn man das Opfer bringt, es zu dulden, daß ein Pärchen dieſer Vögel lange Zeit hindurch andere in den Bruten ſtört, ſo erreicht man dennoch kaum jemals den Erfolg, daß ſie ſelber niſten, und wenn dies auch wirklich ein— mal geſchieht, ſo bringen ſie doch ſchwerlich die Jungen zum Flüggewerden. Ein Zuchtverſuch im Käfige hat von vornherein keine Ausſicht auf Gedeihen, wenn der letztere nicht ſehr umfangreich iſt, ſodaß er dem Männchen freien Raum für ſeine ſtürmiſchen Bewegungen gewährt. Die Urſachen der erſchwerten Züchtung dieſer Vögel liegen aber nicht allein in der Lebhaftigkeit der Männchen, ſondern auch in der außerordentlichen Schüchternheit der Weibchen begründet; hauptſächlich aber wol darin, daß wir ihnen irgend einen nothwendigen Nahrungsſtoff, oder vielleicht richtiger, die geeignete Niſtgelegenheit und die paſſenden Dinge zum Neſtbau nicht zu bieten vermögen. Bevor die Naturforſcher in der Heimat dieſer Vögel eingehende Studien über die Ernährung und Brutentwickelung gemacht, iſt au ihre Züchtung kaum zu denken. Anleitung zu Züchtungsverſuchen mit ihnen in Gewächshäuſern — wie ſolche ſchon Vieillot vorgeſchlagen und wie ſie in Holland bereits im vorigen Jahrhundert angeſtellt worden — werde ich weiterhin geben. Im übrigen find die Widafinken als Stubenvögel ſehr geſchätzt und zwar mit Recht. Sie vereinigen mit der Schönheit des Gefieders eine große Anſpruchs— loſigkeit, ſodaß fie ſich bei einfacher Pflege im Käfige, wie in der Vogel- 198 Die Widafinken. ſtube viele Jahre hindurch munter und ziemlich ausdauernd zeigen; im allge meinen ſind ſie freilich etwas weichlicher als die Prachtfinken. Beſonders wenn ſie ſoeben eingeführt worden, ſterben ſie oft in nur zu großer Anzahl, an Krank— heiten, deren Keim die Reiſeanſtrengungen gelegt und welche namentlich durch das veränderte Futter (anſtatt afrikaniſcher Hirſe, gewöhnliche weiße) zum Ausbruch kommen. Eingewöhnt erhalten ſie ſich aber vortrefflich; jo hat Herr Dr. Luchs eine Dominikanerwitwe, welche ſich ſeit zehn Jahren des beſten Wohlſeins er— freut. Nur wenige Arten gelangen regelmäßig und in beträchtlicher Anzahl in den Handel. Die übrigen ſind mehr oder minder ſelten und daher koſtbar. Die Preiſe für die einzelnen ſind ſehr verſchieden; man kauft die erſteren für etwa 9 bis 15 Mark das Pärchen, während die letzteren mit 24 bis 45 Mark und darüber bezahlt werden. Der ſtahlblaue Widafink [Vidua nitens!. Tafel VII. Vogel 34. Der allbekannte Stahlfink oder Atlasvogel fällt in jeder Sammlung durch ſein hübſches Ausſehen auf. Er erſcheint tiefſchwarz, metallblau glänzend, und das ſchneeweiße Schnäbelchen, ſowie die roſenrothen Füße heben ſich von dem Gefieder lieblich ab. Die Geſtalt iſt zierlich und anmuthig und das Federkleid ſtets glatt und ſchmuck. Größe etwa die des Zeiſigs. Gewöhnlich wird der Atlasvogel zu den Prachtfinken gezählt, jedenfalls aber mit Unrecht, denn er zeigt ſich faſt in jeder Hinſicht mit den Widafinken über— einſtimmend; er hat den alljährlichen Farbenwechſel, das hühnerähnliche Scharren, das flughüpfende Liebesſpiel, ſowie das ſtürmiſche Weſen. Dagegen unter— ſcheidet er ſich dadurch von ihnen, daß er nicht den verlängerten Schwanz erhält, während er im Neſtbau und den reinweißen Eiern den erſteren wiederum gleicht. Man darf ihn daher wol als ein Mittelglied zwiſchen den Wida- und Pracht— finken anſehen. Hervorragende Vogelkundige, wie namentlich Cabanis, ſtellen ihn jedoch ohne weiteres zu den erſteren, und dieſem Beiſpiele folge ich. Bereits die älteſten Autoren, Aldrovandi (italienischer Schriftſteller des 17. Jahrhunderts) u. A., erwähnen den Vogel, doch ſind ſie bis auf Buffon in mancherlei Irrthümern inbetreff ſeiner befangen. Vieillot berichtigte die— ſelben ſodann dahin, daß der immer fälſchlich indiſcher oder braſilianiſcher Sper— ling genannte Comba-sou nur in Afrika heimiſch iſt. Er ſchildert fein le- haftes Weſen und ſeine Zankſucht anderen Vögeln gegenüber und bezeichnet ihn beſonders als Quälgeiſt der kleinen Aſtrilde; ungleich muthiger als kräftig, ſcheut er ſich nicht, jelbjt mit größeren Vögeln zu kämpfen. Sein Geſang wird ver— ſchieden beurtheilt; einige Beobachter finden ihn nicht unangenehm, anderen da— Der ſtahlblaue Widafink. 189 gegen gefällt er nicht. Der Munterkeit, Zierlichkeit und ſeines ſchönen Gefieders wegen iſt er aber bei allen beliebt. Das Weibchen iſt nicht weniger unruhig und kein geringerer Schreier als das Männchen. Zur Brut zu bringen ſind ſie nur in einem großen mit immergrünen Pflanzen ausgejtatteten Käfige und bei einer Wärme von 24 bis 26 Grad. Doch giebt der Forſcher nicht an, ob er wirklich einen Züchtungserfolg erzielt habe. Seitdem iſt der Vogel immer eingeführt worden. Bechſtein, der ihn nach Gmelin glänzender Fink nennt, ſagt, daß das Pärchen damals 4 Louisd'or koſtete. „Die Beobachtungen, welche über das Freileben dieſes Vogels veröffentlicht worden, ſind ziemlich widerſprechend. Nach A. E. Brehm iſt er der zweite Tropenvogel, dem man, von Norden kommend, überall häufig begegnet. Der Genannte verſichert, das Neſt, ein wirrer Grashaufen, werde auf Bäumen an— gelegt, wogegen Th. v. Heuglin daſſelbe, aus Strohhalmen, Lappen, Federn u. dgl. zuſammengeſetzt, unter Dachſparren, in Giebeln und ſelbſt in Mauerlöchern fand.“ *“) Mit den Angaben des letzteren Naturforſchers ſind auch die von Speeke, Kirk, R. Hartmann u. A. gleichlautend. Heuglin beſchreibt das Neſt als dem des Hausſperlings ganz ähnlich und mit Haaren und Fäden fein ausge— polſtert. Zuweilen ſoll es in verlaſſenen Schwalbenneſtern gebaut ſein. Das Gelege beſteht in drei -bis fünf reinweißen, beim Bebrüten bläulich ſcheinenden Eiern. Niſtzeit ſind die Monate Juli bis Anfang September (nach Br. Januar bis März) und die Verfärbung der Männchen zum Hochzeitsfleide erfolgt mit dem Beginn der Regenzeit. Sperlingsähnlich kommt das muntere, argloſe Vögelchen ſelbſt bis ins Innere der Häuſer, um Broſamen und Speiſereſte zu ſuchen oder an den Waſſerbehältern feinen Durſt zu löſchen. Gewöhnlich haufen nur wenige Pärchen in einem Gehöft geſellig mit kleinen rothen Aſtrilden. Im ganzen öſtlichen Sudan vertritt der ſtahlblaue Widafink die Stelle des Hausſperlings. Er iſt am Nil bis zum 23. Gr. nördl. Breite und in Abeſſynien bis zu 2500 Meter Höhe hinauf überall einer der häufigſten Standvögel (nach Br. Zugvogel). R. Hartmann ſah freilich auch große Schwärme, zu welchen der Stahlfink ſich jedoch zeitweiſe wol ebenſo, wie unſere nicht wandernden Finkenvögel zu— ſammenſchlagen wird. Die älteren Ornithologen unterſchieden eine zweite Art, den ſtahlgrünen Widafink (Vidua aenea). Neuere Forſchungen von Finſch und Hart— laub haben jedoch ergeben, daß derſelbe nicht als ſelbſtſtändige Art, jondern» nur als Lokalraſſe anzuſehen iſt. Heuglin giebt an, daß er den ſtahlgrünen *) Die obigen Worte aus dem Werke „Die Vögel Oſt-Afrikas“ (v. d. Decken's Reiſen IV. Band) von Dr. O. Finſch und Dr. G. Hartlaub, veranlaſſen mich zu dem Hin— weiſe, daß ich Behauptungen des Dr. A. E. Brehm leider niemals als Quellen zu benutzen vermag, weil ſie mit denen aller anderen Afrifareifenden nur zu häufig im Widerſpruch ſtehen. 200 Die Widafinken. Vogel ausſchließlich in Waldgegenden, z. B. im magern, halbdürren Buſchwald von Oſtabeſſynien und im Gebiet des weißen Nil gefunden, wo er einzeln oder parweiſe lebe, ein ſcheues, flüchtiges Weſen habe und wahrſcheinlich in Baum— höhlen niſte. Betrachtet man den blauen und grünen Stahlfink nur als zuſammen— gehörende Lokalraſſen, ſo erſtreckt ſich die Verbreitung über den größten Theil des tropiſchen Afrika. Die üblen Eigenschaften, welche nach Vieillot auch Reichenbach u. A. dem Atlasvogel zuſchreiben, kommen in der Vogelſtube wenig zur Geltung. Er zeigt ſich vielmehr durch muntere Keckheit, Ruhe- und Raſtloſigkeit, als durch wirkliche Bösartigkeit ſtörend; er erſchreckt Prachtfinken und andere kleinere Vögel, namentlich ihre Weibchen dadurch, daß er in der Weiſe anderer Wida- finken-Männchen in der Luft hüpfend und unter gellendem Geſchrei einige Mi— nuten über ihnen flattert; niemals aber beißt er andere Vögel wirklich. Er iſt viel mehr ein muthwilliger Necker als ein bösartiger Raufbold. Die Männchen untereinander aber kämpfen ſo heftig und hartnäckig, daß man zur Niſtzeit nie— mals ihrer mehrere beiſammen haben darf. Auch mit den verwandten Paradies— wida-Mäunchen befehden ſie ſich heftig und andauernd. Jahrelang habe ich regelmäßig ein Pärchen in der Vogelſtube gehalten und alles mögliche verſucht, um ein glückliches Züchtungsergebniß zu erlangen; ich ſchaffte zahlreiche an, behielt das kräftigſte Paar, wechſelte dann auch wieder mit dieſem, bot die mannigfaltigſte Fütterung, mancherlei Niſtgelegenheiten und die verſchiedenſten Bauſtoffe — dennoch habe ich nur eines einzigen Erfolges mich erfreut. Zunächſt bemerkte ich, daß das eine Weibchen das Neſt eines Pärchens kleiner rother Aſtrilde fortwährend umkreiſte und hin und wieder hineinſchlüpfte. Die Prachtfinken ließen ſich dadurch gar nicht behindern, und ſo hoffte ich, daß ſie aus den etwa hineingelegten Eiern Pflegekinder erziehen würden. Allein das erſtere Weibchen kam nicht einmal zum Eierlegen, weil die Brut in der Nähe der Thür ſich befand und Störungen ausgeſetzt war, um welche ſich die Prachtfinken freilich nicht kümmerten. Nach längerer Zeit trug das Stahlfink-Weibchen in ein bereits benutztes, ſehr unreinliches Zebrafinkenneſt auf den zuſammengedrückten Bau grobe Halme ein und formte auf demſelben eine halbüberdachte Neſt— mulde. Das Gelege von 5 Eiern wurde vom Weibchen allein in 12 Tagen erbrütet, während das Männchen das Neſt mit Eiferſucht bewachte und alle anderen Vögel, ſelbſt ſehr große, mit Geſchrei und Flügelſchlägen vertrieb. Das Jugendkleid iſt oberhalb fahlbraun, jede Feder blaßröthlich ge— rändert. Ueber den Kopf längs des Scheitels und an den Seiten laufen drei fahl— röthliche Streifen; Schwanz ſchwärzlichbraun; unterhalb, Bruſt, Seiten, Unter- flügel und Unterſchwanz fahlgelblich; Bauch und Hinterleib reinweiß. Im erſten Der ſtahlblaue Widafink. 201 Jahre verfärben ſich die jungen Männchen nur theilweiſe, ſodaß ſie geſcheckt erſcheinen. Der alte kräftige Vogel bleibt gewöhnlich acht bis neun Monate, zuweilen wol 1½¼ Jahr im Prachtgefieder, bevor er grau wird. Je nach dem Striche Afrikas, aus welchem die Stahlfinken gekommen, treten ſie auch in der Gefangenſchaft vom Juli zum September in die Verfärbung zum Hochzeitskleide. Nur einmal konnte ich ein lebendes Exemplar der ſtahlgrünen Spielart erhalten, nachdem ich jahrelang die zahlreichen Atlasvögel aller Handlungen von Berlin ſorgfältig durchmuſtert. Der Vogel ging leider im grauen Gefieder zugrunde. Alljährlich werden, beſonders von der Küſte von Guinea aus und vorzugs— weiſe über Bordeaux, Marſeille u. a. viele Hunderte von Atlasvögeln in den Handel gebracht und ihres hübſchen, immer ſchmucken Ausſehens, lebhaften Weſeus, ihrer Anſpruchsloſigkeit und Ausdauer halber finden ſie immer willige Käufer. Sie halten ſich bei Stubenwärme viele Jahre vortrefflich und man hat ſie ſogar mehrfach im ungeheizten Raume gut überwintert. In den meiſten Fällen, namentlich in kleineren Geſellſchaftskäfigen, wird man ihrer jedoch bald überdrüſſig; mindeſtens dann, wenn ſie das Prachtkleid verlieren und unanſehnlich grau werden. Von einem wirklichen Geſange kann keine Rede ſein. Der Preis im Großhandel beträgt zuweilen nur 3½ bis 5 Frances. Obwol nicht ganz ſo weichlich als die zarteſten Aſtrilde, erliegen doch auch von ihnen nicht ſelten die meiſten friſchange— kommenen vor der Eingewöhnung. Tadelloſe Pärchen koſten zwiſchen 7, bis 12 Mark (2½ — 4 Thlr.). Der ſtahlblaue Widafink wird auch Stahlfink, Stahlwida, Ultramarinfink und am meisten Atlasvogel benannt; blauſchimmernder Stahlfink (Rchb.). Le Combassou (Vefemans und Vrzn. d. Thiere des Akkl.-Grt. v. Paris); le Com- basso (franzöſiſche Händler; fälſchlich Combasson oder Combassot); Ultramarine.- Finch (Jamrach); in dem Vrzn. d. zool. Grt. v. London nicht vorhanden; Zwarte Musch, auch Combassou oder fälſchlich Compassou (holländiſch). Nomenclatur: Fringilla nitens, Gml., Lth., Vl., Hgl.; Fringilla ultramarina, Gml., Lth., Behst.; Loxigilla nitens, Zss.; Amadina nitens, Stans., Ap., Gr.; Hypochera nitens, Hrtl. et Fnsch., Cab., Bp., Selt., Krk., Ichb., Hgl., Antn.; Hypo- chera ultramarina, B., Cb., Hrsf. et Mr., Hril., Rehb., Hl., Hrim.; Fringilla funerea, de Trrg.; Tiaris funerea, Gr. [Hypochera aenea, Hrtl.; Passer niger erythrorhyn- chos, Brss.|. — Moineau du Bresil, Buff.; Glossy-finch, Lath.; Oütre-mer, Duff.; Ultra-marine Finch, Lath.; le Pöre noir à bee rouge, Buff.; le Comba-Sou, Vielll.; le Cgmba-Sou brillant, Ce. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Männchen ſchwarz, durchaus tief ſtahlblau glän— zend; Schwingen dunkelbraun, an der Außenfahne ſehr ſchmal fahl bräunlich geſäumt; untere Flügeldecken blaßbräunlich; an den Bürzelſeiten über den Schenkeln ein verdeckter Büſchel weißer, ſeidenweicher Federn; Schwanzfedern dunkelbraun mit ſchmalem, fahlem Endſaum. Schnabel weiß; Auge dunkelbraun; Füße roſenroth. — Weibchen oberhalb blaßbraun, jede Feder mit röth— lich fahlem Rande, daher längsgefleckt; Augenbrauen und ein breiterer Streif längs der Scheitel— mitte roſtfahl; Schwanz graubraun, unterhalb blaß roſtfahl; Bauch und untere Schwanzdecken weiß. — Männchen im Winterkleide dem Weibchen ähnlich, aber oberhalb mehr hirſchfahl, 202 Die Widafinken. 5 Steuerfedern braunſchwarz, ſchmal und verwaſchen weißlich gerandet; Unterſchwanzdecken reine weiß. (Das Weibchen iſt dem des Paradies-Widafink ſehr ähnlich; Br. behauptet dem des Dominikaner-Widafink.) Vidua nitens: 6 niger nitore chalybico; pogonio remigum fuscorum luride sublimbatis; tectricibus subalaribus pallide fuscantibus; fasciculo occulto albo plumarum subsericarum ex uropygio prodiente; rectricibus fuscis, luride submargi- natis; rostro albido; iride fusca; pedibus roseis. — : supra subfusca; plumis singulis rubente marginatis striaturam exhibentibus; superciliis striaque lata supra ver- ticem medium ferruginosa; cauda cinereo-fusca, subtus luride ferruginea; abdomine et infracaudalibus albis. — c' vesti hiemali cum femella conveniens, at supra magis brunnescens; rectricibus fusco-nigris, albente sublimbatis; infracaudalibus albis. Länge 11,8 em. (4½ 3); Flügel 6,1—7, em. (2½ —25/ 3.); Schwanz 3,3—3,5 em. (1½ - 1½ 8.) Jugendkleid ſ. S. 200. Juvenis: supra luride fusca, plumis singulis rubente marginatis; striis ternis et supra verticem et secundum capitis latera sordide rubentibus; cauda nigrescente fusca; subtus pectore, hypochondriis, subalaribus et infracaudalibus luride flaventibus; abdomine crissoque albis. Beſchreibung des Eies: Farbe reinweiß, ſtumpf eigeftaltig. Ovum albissimum, obbuse ovatum. Länge 16 mm. (7½ L.); Breite 1 mm. (½ L.). a Der Paradies-Widafink [Vidua paradisea]. a Tafel VII. Vogel 36. Mit größerem Entzücken, als bei irgend einer andern Vogelfamilie ſchildern die Reiſenden den wundervollen Eindruck, welchen die Widafinken in ihrer Heimat gewähren, wenn dieſelben inmitten des Urwaldes oder auch in freieren Gegenden mit ihren langen, wallenden Schwänzen von Baum zu Baum dahin— ſchießen oder in der Luft die hüpfenden Liebesſpiele ausführen. Auch in der Vogelſtube und ſelbſt im Käfige iſt der Anblick ein herrlicher und deshalb iſt der Paradies-Widafink, die allbekannte ſogenannte Paradies— witwe, ungemein beliebt und geſchätzt. Er gehört auch zu den Schmuckvögeln, welche von den Portugieſen ſogleich nach der Entdeckung Guineas nach Europa eingeführt wurden, wie dies bis zur Gegenwart gleicherweiſe geſchieht. Bei den alten Schriftſtellern ſpielt die Witwe mit dem goldenen Halsbander eine große Rolle und die Literatur über dieſen Vogel iſt ebenſo alt als reich— haltig; doch bietet ſie über das Freileben nur geringe Auskunft. 8 Schon Vieillot hatte es erfahren, daß die Paradieswida ſich ſchwierig züchten läßt; nur allenfalls bis zum Eierlegen gelangten die Weibchen in jeiner Pflege. Dann beſchreibt er die ſtürmiſchen Liebesbewerbungen des Männchens, welche daſſelbe auch den Weibchen fremder Arten zu erweiſen ſucht. Für die Züchtung ſchlägt er vor, ein warmes Gewächshaus zu benutzen. Unmittelbar nach der Ankunft, jagt er, ſind dieſe Vögel weichlich, während fie eingewöhnt, Der Paradies-Widafink. 203 bei mäßiger Temperatur und ohne beſondere Sorgfalt zu beanſpruchen, wol zwölf Jahre ausdauern. Man unterſcheidet auch bei dieſem Widafink zwei Raſſen, welche jedoch nach Hartlaub und Finſch als eine Art zuſammenfallen dürften. Faſt das einzige ſichere Kennzeichen iſt die allerdings beträchtlichere Größe des aus dem Oſten kommenden Vogels. *) Betrachten wir beide als eine Art, ſo erſtreckt ſich die Heimat weit über den Weſten und Süden, ſowie auch über den Nordoſten und Oſten des ganzen Welttheils. Auch iſt er auf der Inſel St. Helena ein— gebürgert — wahrſcheinlich, wie in faſt allen ſolchen Fällen, nur durch einen Zufall — und wird dort in beträchtlicher Anzahl gefangen, um in den Handel gebracht zu werden. „Ob der Paradies-Widafink“, ſagt Th. v. Heuglin, „Standvogel in meinem— Betrachtungsgebiet iſt, kann ich nicht ſicher behaupten, indem ich nur zwiſchen den Monaten Mai bis Dezember die Gelegenheit hatte, ihn zu ſehen. Zur Fort— pflanzungszeit traf ich ihn par- und familienweiſe; im Herbſte oft in ziemlich großen Geſellſchaften vereinigt. Er überſchreitet den 17. Grad nördlicher Breite wol nicht; in Abeſſynien geht er zu 1900 bis 2200 Mtr. über Meereshöhe hinauf. Man begegnet ihm vornehmlich in der Waldregion und im Buſchwald der Steppe, hier zuweilen weit von Gewäſſern entfernt. Er iſt eine der häufigeren Er— ſcheinungen im Bogosland, Habeſch, Sennar, Kordofan und im ganzen Gebiet des weißen Nil. Meiſt treibt er ſich auf dornigen Bäumen und höheren Büſchen herum, bevorzugt hier kahle Gipfel, iſt wenig beweglich, fliegt ſelbſt bei gelindem Luftzuge nur kurz und mit offenbarer Anſtrengung, den ſchweren Schweif mühſam nachſchleppend und nicht ausbreitend; letzterer hängt in ruhiger Stellung ziemlich ſenkrecht herab. Der Geſang zeichnet ſich durch ſeine Einfachheit aus, der Lockton iſt ein wenig lautes, etwas flötendes Zirpen, das auch im Fluge gehört wird. Alte Männchen im Prachtkleide kommen ſelten auf den Boden herab, die Weibchen benehmen ſich hier aber ganz wie die Stahl-Widas. Ueber die Fortpflanzung habe ich keine Erfahrungen machen können. Im Herbſt begegnet man oft Flügen, welche ausſchließlich halb vermauſerte Männchen ſind.“ R. Hartmann ſah ſie auf Hochbäumen, anmuthig den Schwanz wiegend. Näheres iſt nicht bekannt. Um ſo eingehender iſt der Vogel in der Gefangen— ſchaft beobachtet worden. *) Herr Wiener in London ſchrieb mir: Vor einigen Jahren kaufte ich drei Paradies— witwen von überaus großer Schönheit. Sie zeichnen ſich durch eine ſehr lebhafte Färbung des ganzen Körpers und durch ein goldgelbes Nackenband aus. Das Braun an der Bruſt iſt viel tiefer und ſatter als bei anderen. Seltſamerweiſe zeigen ſie aber die langen, haarartigen Fäden nicht, welche die Schwanzfedern im Prachtgefieder ſonſt ſchmücken. Leider konnte ich nicht ermitteln, aus welchem Theile Afrikas dieſe Vögel eingeführt wurden. 204 Die Widafinken. Ein Pärchen Paradies-Widafinken im grauen Gefieder zeigt ſich als auf— fallend ruhige und gegen ungünſtige Einflüſſe empfindliche Vögel. Wenn der Schnabel des Männchens an der Spitze dunkel wird und am Kopfe, an Hals und Bruſt farbige Fleckchen hervortreten, ſo erſcheint der Widafink allmälig lebhafter und beginnt immer emſiger ſeinen Geſang, welcher freilich nur ein wenig harmoniſches Gezwitſcher aus einſilbigen, theils gellenden, theils wohllautenden, langgezogenen Tönen iſt. Jetzt fliegt er ſtundenlang einen Strich in der Vogel— ſtube, wobei er ſich ſtets auf denſelben Zweig niederläßt. Mit der weiteren Ent— wickelung des Prachtkleides werden die Bewegungen immer lebendiger, bis er ſo— dann den hüpfenden Liebestanz alltäglich vielmal aufführt. Je nach dem Fütterungszuſtande ſchreitet die Verfärbung des Gefieders mehr oder weniger ſchnell fort, ſodaß fie in etwa 4 — 6 Wochen vollendet iſt. Wer den früher ſperlingsgrauen Widafink nicht im Auge behalten, wird ihn jetzt ſchwerlich wiedererkennen. Der Oberkopf, das Geſicht und die Kehle, Rücken, Flügel und Schwanz ſind tiefſchwarz gefärbt; dazwiſchen zieht ſich vom Genick bis zur Bruſt herab über die letztere und den halben Bauch ſchönes gold— glänzendes Kaſtanienbraun; der Unterleib iſt reinweiß. Die bemerkenswertheſte Veränderung aber hat der Schwanz erlitten; die beiden mittelſten Federn ſind ſo lang hervorgewachſen, daß ſie die Länge des Vogels mehr als doppelt über— treffen, dabei haben fie ſich dachföͤrmig gewölbt und eine gebogene, hahnenfederige Geſtalt angenommen. Sie verſchmälern ſich vom breiten Grunde allmälig bis zur Spitze. Neben ihnen die beiden nächſten ſind ebenfalls verlängert, haben aber eine breite, ſchwertförmige Geſtalt. Von verſchiedenen Punkten dieſer Federn gehen borſtenartige, lange Fäden aus. Die ſchwarze Farbe des Schwanzes er— ſcheint prachtvoll marmorirt. In der Größe iſt der Vogel übrigens etwa dem Hausſperling gleich. Nach v. Heuglin's Angaben färbt ſich der Vogel zum Prachtkleide im Juni und Juli und im Oktober zum Winterkleide; nach Edwards geſchieht letzteres erſt im November; nach Kirk aber hat der Vogel das Prachtkleid im Januar und Februar. Hartmann fand im innern Sennar im Mai langſchwänzige Männchen und erzählt, daß von Harnier ſolche am Dindirfluſſe im März ge— ſehen. Es iſt erklärlich, daß der Eintritt der Verfärbung je nach den fern von einander liegenden Gegenden des großen Welttheils, ſodann aber auch nach dem Alter und Ernährungszuſtande des einzelnen Vogels wechſelt und zwar ſowol im Zeitpunkt des Beginns als auch in der Dauer. In der Gefangenſchaft iſt der Farbenwechſel ebenſo vielfachen Veränderlich— keiten unterworfen, welche auf dieſelben Urſachen zurückzuführen ſind. Reichen— bach behauptet auch, daß die Widafinken in ihrer Verfärbung ſich an unſere warme Jahreszeit gewöhnen. Ich habe dies nicht beſtätigt gefunden, ſondern Der Paradies-Widafink. 205 alljährlich beobachtet, daß jeder dieſer Vögel ziemlich genau an ſeiner Friſt feſt— hielt, während dann ſpäterhin allerdings mancherlei Unregelmäßigkeiten ſich äußerten. Die überwiegende Anzahl der lebend eingeführten Paradies-Widafinken ſtammt aus dem Weſten Afrikas und nur ſelten kommen einige Pärchen der größeren Lokalraſſe in den Handel. Wenn die erſteren Vögel von Bordeaux und Antwerpen aus im Spätſommer in die Vogelhandlungen gelangen, ſo ſind ſie regelmäßig im Prachtgefieder und färben ſich gegen den Spätherbſt bis Winter hin grau. Sehr wechſelnd aber, in der Friſt vom Mai bis Ende Juli, tritt dann wieder die Verfärbung zum Prachtkleide ein und je nach der Fütterung bleibt der Vogel 3 — 6 Monate, zuweilen wol bis 1½ Jahr in demſelben. Manche recht kräftige Männchen werden garnicht völlig grau, ſondern behalten immer einige ſchwarze und braune Federn bei; auch bleibt wol eines mehrere Jahre dauernd im Prachtgefieder. Manchmal legt ein Vogel, den man für ein Weibchen gehalten, in der zweiten oder erſt zur dritten Liebeszeit das Prachtkleid an. Obwol ich eine lange Reihe von Jahren hindurch und in der mannig— faltigſten Weiſe den Paradieswidafink zu züchten verſuchte, wollte es mir doch durchaus nicht gelingen, ein befriedigendes Ergebniß zu erlangen. Selbſt als ich einen Gärtnerei-Beſitzer dazu bewegen konnte, einige Pärchen in einem großen Gewächshauſe frei fliegen zu laſſen, zeigte ſich kein Erfolg. Einen doch wenigſtens einigermaßen günſtigen Fall kann ich in folgender Weiſe ſchildern. Bei allen Vögeln, welche an die beſtimmte Friſt des Prachtgefieders mit dem Niſten gebunden ſind, liegt eine ſehr große Schwierigkeit darin, ihnen Weibchen zu geben, welche aus derſelben Gegend herſtammen und zur gleichen Zeit, brütluſtig find. Ich ließ daher mit einem Männchen drei Weibchen in der Vogelſtube frei. Im erſten Jahre machten dieſelben auch nicht im geringſten Miene zum niſten. Erſt gegen den Herbſt des zweiten Jahres hin ſchleppten ſie ſich alle drei hier und da mit Halmen und im November, während das Männchen noch im vollen Schmuckgefieder prangte, trugen ſie Halmen, Baſtfäden Baumwollflöckchen u. dgl. auf dem Drahtboden eines hochhängenden Bauers zum anſcheinend wirren Haufen zuſammen. Eine Annäherung zwiſchen Männchen und Weibchen konnte ich aber niemals wahrnehmen. Als ich endlich nach ge— raumer Zeit einmal nachſah, fand ich ein wunderliches Doppelneſt inmitten des großen, aus allen möglichen Stoffen angehäuften Thurmes. Die eine Niſthöhle war backofenförmig überdacht und mit Faſern und langen Pferdehaaren ſauber gerundet, die andere war eine flache, liederlich ausgelegte Mulde, deren hinterer Rand kaum etwas überſtand. In dem erſtern Neſte waren drei, leider todte Junge, in dem andern ein lebendes. Ich hatte nun Urſache es zu bedauern, daß ich nicht früher unterſucht, denn ich hatte ja verſäumt, die Geſtalt und Farbe der Eier, die Brutdauer und Entwickelung der Jungen kennen zu lernen; 206 Die Widafinken. dies iſt mir umſomehr leid, da bis jetzt auch kein andrer Züchter einer glück— lichen Brut dieſer Vögel ſich erfreut hat. Das lebende Junge wurde von zwei Weibchen gefüttert, niemals habe ich aber bemerkt, daß das alte Männchen ſich um das Neſt oder das Junge bekümmert hätte. Im Jugendkleide war das letztere dem alten Weibchen ſehr ähnlich, nur viel heller weißlichgrau. Es zeigte ſich nach dem Ausfliegen als ein träger, überaus gefräßiger Vogel, der nach etwa einem Jahre eine wunderliche, gleichſam geſpenſterhafte Erſcheinung bot, welche zu erzählen ich garnicht den Muth haben würde, wenn nicht die Herren Leuckfeld, C. Hendſchel und mehrere andere Beobachter dieſelbe Erfahrung an eingeführten jungen Paradieswidas gemacht hätten. Damals hielt ich noch nicht viele größere Finkenvögel und Papageien frei— fliegend in der Vogelſtube, ſondern ausſchließlich Prachtfinken, Widafinken, kleinere Webervögel und andere Finken. Es ging außerordentlich ruhig und friedlich in der gefiederten Geſellſchaft zu und ich hatte mich freilich auch der trefflichſten Erfolge zu erfreuen. Zu meiner großen Verwunderung gab es dennoch von Zeit zu Zeit einen gewaltigen Lärm. Ich ſah bald einen eigen— thümlichen Vorgang. Sobald die kleinen Prachtfinken in ihrer gemüthlichſten BeſchäftigQung waren und in bunter Geſellſchaft auf dem Futterplatze ſich umhertummelten, ſchwebte plötzlich der junge Widafink hinzu und die ganze Schar flüchtete unter Zeichen des höchſten Entſetzens aus einander. Trotz auf— merkſamſter Beobachtung konnte ich durchaus keine Urſache für dieſe auffallende Erſcheinung ermitteln; nur das bemerkte ich, daß der Vogel beim Herabfliegen von einem hohen Aſte ſein Gefieder ſonderbar aufblähte, dann viel größer und faſt ganz weiß ausſah. Als ich für denſelben ein altes Weibchen eingetauſcht, bekümmerte ſich um dieſes kein andrer Vogel. Im zoologiſchen Garten von Berlin und ebenſo in Herrn Linden's Vogel— hauſe hat der Paradies-Widafink ebenfalls geniſtet, und wenn in beiden Fällen auch leider nichts näheres beobachtet werden konnte, ſo darf man trotz aller Zweifel doch wol annehmen, daß auch dieſe Vogelfamilie über kurz oder lang der erfolgreichen Züchtung zugänglich ſein werde. ; Wie bereits Buffon beobachtet, werden manche Weibchen an Kopf und Bruſt immer mehr ſchwärzlich, ſodaß das Männchen daneben nur an dem braunen Ton der grauen Farbe und den ſchwärzlichen Federſäumen ſicher zu erkennen iſt. In der Jugend ſind die Weibchen denen des Stahlwida ſehr ähnlich und können von Unkundigen leicht mit demſelben verwechſelt werden. Bedeutendere Größe, ſchlankerer Bau und ein längerer Schwanz laſſen ſie jedoch ſogleich unter— ſcheiden. ' i Sehr ſelten und ſtets nur in wenigen Köpfen führt Fräulein Hagenbeck noch eine dritte Raſſe des Paradieswida ein, welche beträchtlich kleiner und Der Paradies-Widafink. 207 fahler weißgrau iſt. Das Vögelchen dürfte aber ungemein zart ſein, denn alle, welche ich erhalten, ſtarben vor der Verfärbung. Die Rathſchläge, welche ich zur Behandlung der neu angekommenen Wida— finken zu geben habe, finden die Leſer weiterhin in dem Abſchnitte über die Verpflegung und Fütterung. Vorläufig ſei nur bemerkt, daß man ſie nicht ſo— gleich frei in die Vogelſtube oder in einen Geſellſchaftskäfig fliegen laſſen darf, ſondern ſie recht ruhig, in mäßiger Wärme halten, allmälig von der afrikaniſchen an die weiße Hirſe gewöhnen und vor Weichfutter und Ameiſenpuppen hüten muß. Früher und ſelbſt bis zur neueren Zeit wurden von den Witwen — wie von vielen anderen Vögeln — nur die Männchen allein in den Handel gebracht. Zu Bechſtein's Zeit ſtand ein ſolches im Preiſe von 12 Louisd'or, etwas ſpäter von 30 bis 40 Thalern. Erſt ſeitdem die Züchtung fremdländiſcher Vögel in regſamer Weiſe begonnen, werden die Weibchen regelmäßig mit eingeführt. Ein Pärchen im grauen Gefieder koſtet jetzt I— 12 Mark und im Prachtkleide 15 — 18 Mark. Im Großhandel ſchwankt der Preis zwiſchen 5— 7 Francs. Der Paradies-Widafink oder die Paradieswitwe iſt auch Paradies— vogel- Witwe (Rehb.) und Witwe mit dem goldenen oder goldgelben Halsband genannt worden; Paradiesammer (Bchſt.). In den herumziehenden Menagerien galt er als Paradiesvogel. La Veuve à collier d'or (Vekemans und franzöſiſche Händler); Paradise Whydah- bird (Jamrach und Brzn. d. zool. Grt. v. London); Roodbruin zwarte of Paradijs weduwe oder Wectitje (holländiſch). Nomenclatur: Emberiza paradisea, L., Scp., Lth., Behst.; Vidua, Brss.; Fringilla africana macroura, Sigm.; Fringilla paradisea, I., Lehtst., Vidua paradisea, Los., Swns., Gr., Hrtl., Krk., Fusch. et Hrtl.; Steganura paradisea, Cab., Bp., Rehb. — Vidua paradisea, Rpp., Hogl., Strekl., Vidua Verreauxi, Css.; Steganura sphe- nura, Vrr., Bp.; St. sphenura, Cab., Rchb.; St. paradisea, Hrtl.; St. Verreauxi, Selt., F'nsch et Hrtl.; V. sphenura, Hgl., Hrtm. — Grande veuve d’Angola, Buff.; Veuve à collier d'or, Veeill.; Widah-bunting, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Der ganze Kopf bis zum Kropf tiefſchwarz mit bräunlichem Schein; die übrige Oberſeite nebſt den oberen und unteren Schwanzdecken bräunlichſchwarz, Flügel und Schwanz reinſchwarz, Schwingen braunſchwarz, außen fahlbraun geſäumt, die vier mittelſten Schwanzfedern mit dunklen ſchwarzen Querlinien (marmorirt); ein breites Band um Nacken, Halsſeiten und Oberbruſt orangezimmtroth; untere Flügeldecken blaßroſtfarben; Unterbruſt und Bauch gelbbräunlichweiß. Schnabel ſchwarz; Auge dunkelbraun; Füße röthlichhorngrau. — Wbch. oberhalb roſtbräunlich, jede Feder mit ſchwarzem Schaftſtrich; Oberkopf und Kopfſeiten blaß iſabellbräunlich, jederſeits vom Naſenloch über das Auge ein breiter, ſchwärzlicher Streif bis zum Nacken, ſodaß alſo ein breiter, iſabellfarbener Mittelſtreif und an jeder Seite ein gleicher ſchmaler Augenbrauenſtreif bleibt; Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlichbraun, Deckfedern braun, außen breit roſtbraun gerandet; obere Flügeldecken dunkel— braun mit ſchmalen, fahlen Endſäumen; Bürzel und obere Schwanzdecken dunkelbraun, jede Feder mit breitem, blaßbräunlichen Endrande; unterhalb weiß, untere Flügeldecken und Bruſt— ſeiten blaßroſtbräunlich. — Much. im Winterkleide gleicht dem Weibchen, nur find die Federn 208 Die Widafinken. an den ſchwarz geweſenen Körpertheilen mehr oder minder breit ſchwarz gerandet, die Kopf— ſtreifen treten ebenfalls hervor. — Jugendkleid ſ. S. 206. . Vidua paradisea: capite toto colloque usque ad jugulum atris subfusco-mi- cantibus; notaeo reliquo et supra- et infracaudalibus e fusco-nigris; alis caudaque atris; remigibus fusco-nigris, exterius luride fusco-limbatis; torque lato, colli lateribus pectoreque laete einnamomeis; tectricibus al. inferioribus pallide ferrugineis; abdomine fulvente albo; reetrieibus 4 intermediis transverse nigro— lineolatis; iisdem lateralibus utrinque binis gradatis, ambabus sequentibus perlongis verticaliter positis, ambabus intermediis brevioribus dilatatis in setam tenuissimam excurrentibus; rostro nigro; iride fusca; pedibus subfulvo-corneis. supra ferruginea, scapo cujusque plumae nigro-lineato; pileo capitisque lateribus dilute isabellinis; stria lata nigrescente utrinque a naribus supra oculum usque ad cervicem extensa, vittam mediam latam isabellinam includente et utrinsecus striae concolori angustae superciliari adjacente; remigibus et rectrieibus nigricante fuseis; tectricibus al. majoribus et mediis fuscis, exterius late ferrugineo-marginatis; teetrieibus al. minoribus fuseis, anguste luride terminatis; uropygio et supracaudalibus fuscis, late dilutius terminatis; subtus alba, tectricibus subalaribus pectorisque lateribus dilute ferrugineis. — & vesti hiemali cum femella conveniens, at marginibus plumarum nigris angustioribus vittisque capitis distinctioribus. Länge 14, em. (5½ ͤ Z.); längſte Schwanzfedern 26—3 1,3 em. (10—12 3.); Flügel 7, em. (23/4 Z.); unverlängerter Schwanz 48 em. (15/6 3.). Juvenis femellae adultae simillima, sed dilutius canescens. — Ei unbekannt. Der Dominikaner-Widafink [Vidua principalis]. Tafel VII. Vogel 35. Allgemein bekannt unter dem Namen Dominikanerwitwe gehört auch dieſer rothſchnäbelige Widafink zu den gewöhnlichſten Erſcheinungen des Vogelmarktes. Sein hübſches Gefieder, ſeine Munterkeit und kräftige Ausdauer im Käfige würden ihm das Bürgerrecht in jeder Vogelſammlung erwerben, wenn nicht ſeine Unverträg— lichkeit es nothwendig machte, daß er von den Geſellſchaftskäfigen und Vogelſtuben, in denen man kleine Vögel hält, ausgeſchloſſen wird. In der Gefangenſchaft hat man ihn bis jetzt noch nicht gezüchtet und dies iſt umſomehr zu bedauern, da auch über ſein Niſten in der Freiheit noch keine zuverläſſigen Mittheilungen vor— handen ſind. Er iſt am Oberkopf und Oberrücken ſchwarz, an Wangen, Hals, Bruſt und Bauch reinweiß, ebenſo ein breites Nackenband und eine Schulterbinde; Flügel und Schwanz ſind wiederum ſchwarz und aus dem letztern verlängern ſich vier ſchmale, ſchwarze Federn. Das Schnäbelchen iſt roth. Größe etwas geringer als die des vorigen, etwa dem Zeiſig gleich. Vieillot erwähnt den Vogel nur kurz und berichtigt hauptſächlich Buffon's Irrthum, der ihn mit nur zwei und blos ſchwach verlängerten Schwanzfedern dargeſtellt hat. Die alten Ornithologen von Linné her kannten dieſen Widafink ſehr wohl, verfielen jedoch in mancherlei Irrthümer, welche namentlich durch das Der Dominikaner - Widafınf. 209 wechſelnde Federkleid hervorgerufen wurden. Ganz neuerdings hat eine eingehende Unterſuchung gelehrt, daß alle aufgeſtellten verſchiedenen Arten zuſammenfallen und nur ein Dominikaner-Widafink in zwei Lokalraſſen, mit weißem und mit ſchwarzem Kinn, beizubehalten, von denen der erſtere mehr im Nordoſten und der letztere im Weſten und Süden Afrikas heimiſch iſt. Im übrigen ſind beide durchaus übereinſtimmend und die Heimat erſtreckt ſich ſo ziemlich über ganz Afrika. Als Nordgrenze der Verbreitung giebt v. Heuglin den 170 n. Br. an und zwar bis zu einer Höhe von etwa 2,000 bis 2,333 Meter hinauf. „Ob dieſer Widafink Standvogel in Nordoſtafrika iſt, kann ich nicht angeben, vermuthe aber, daß er nicht wirklich wandert. Obgleich nirgends gerade häufig, erſcheint er doch an geeigneten Orten überall, meiſt nur einzeln und parweiſe, im Herbſt in kleinen Familien. Er bevorzugt Regenſtrombetten mit höherem Baum— ſchlag, Lichtungen im Hoch- und Buſchwald; auch kommt er in die Nähe menſch— licher Niederlaſſungen, in Viehgehege, Baumwoll- und Eibiſchpflanzungen. Während der Regenzeit, in welche die Brut fällt, hält er ſich an beſtimmten Oertlichkeiten auf und das Männchen iſt dann in den Kronen von Dornbäumen u. dgl. zu ſehen, von wo es ſeinen ſchwätzenden Geſang hören läßt. Die Nahrung beſteht in Sämereien und Inſekten. Es iſt ziemlich ſtill, wenig lebhaft, fliegt nicht ge— rade ſchwerfällig, doch niemals weit und hüpft und ſchlüpft durch das Dickicht.“ Mit dieſen Angaben Heuglin's ſind die von Kirk gleichlautend. Nach Ayres und Layard liebt der Vogel beſonders offene Oertlichkeiten, da er ſich der Gräſerſamen wegen vorzugsweiſe gern auf dem Erdboden herumtreibt. Auch Edwards jagt, daß er ihn ammerartig auf der Erde geſehen und zwar. zwiſchen großen Scharen von Schmetterlings- und kleinen, rothen Aſtrilden. H. T. Uſſher ſah ihn ſehr zahlreich an der Küſte von Guinea und ſagt, daß er viel weniger geſellig mit ſeinesgleichen als mit anderen kleinen Finken (den ſog. Senegaliſten, alſo Aſtrilden) ſei, deren großen Schwärmen er ſich zu gewiſſen Jahreszeiten in den Maniok- und Maisfeldern anſchließe. Seine langen Schwanzfedern verleihen ihm im Fluge ein ganz abſonderliches Aus— ſehen. Reichenow, der ihn häufig an der Goldküſte und am Kamerun fand, ſchildert mit Entzücken den hüpfenden Flug oder Liebestanz, bei welchem der Ober— körper ſehr ſteil gehalten wird. Nähere Mittheilungen fehlen oder ſie ſind nicht ſtichhaltig. Das kunſtvolle Neſt, welches Heuglin beſchreibt, gehört entſchieden einem ganz andern Vogel. Nach Verreaux tragen die Männchen das Pracht— kleid vom September bis Januar; nach Heuglin beginnen ſie im Juli ſich zu färben und in der Gefangenſchaft geſchieht dies gewöhnlich zwiſchen dieſem Monat und dem September. Die Abweichungen und deren Urſachen ſind ganz dieſelben, als die bei dem Paradies-Widafink angegebenen. Auch beruht Kirk's Be— hauptung, daß der lange Federſchmuck das ganze Jahr hindurch bleibe, keines— Karl Ruß, Die ſremdländiſchen Stubenvögel. 14 210 Die Widafinken. wegs auf einem Irrthum, denn dies kommt zuweilen ganz ebenſo bei dieſer, wie bei jener erſtbeſchriebenen Art vor. In der Gefangenſchaft entwickelt der Dominikaner-Widafink eine noch viel größere Lebhaftigkeit, welche ſogar zur Bösartigkeit und zur Tyrannei für die ganze Bewohnerſchaft der Vogelſtube ausartet. Kaum ſitzen die kleinen Aſtrilde und andere Finken bunt durch einander auf dem Futterplatze oder liegen be— haglich im Sande, um ſich zu ſonnen oder ſie fangen plätſchernd an ſich zu baden, jo fährt die Dominikanerwitwe urplötzlich dazwiſchen und, theils durch das ſtürmiſche Daherſchießen, theils durch das Wehen und Schnellen des langen Schwanzes wird alle Welt in blinde Angſt und tolles Entſetzen gejagt. Dies Erſchrecken und Auseinanderjagen treibt der Vogel gleichſam zu ſeinem Vergnügen tage- und wochenlang und es bleibt daher nichts weiter übrig, als ihn heraus— zufangen und abzuſondern. Wennſchon dies die Urſache ſein mag, aus welcher man ihn von den meiſten kleineren Vogelſtuben fernhält, ſo iſt es andrerſeits doch ebenſo verwunderlich als zu bedauern, daß auch mit ihm noch Niemand in geeigneten Anlagen ausdauernde Verſuche zur Züchtung gemacht und Erfolge er— reicht hat. Im übrigen gehört er zu den um ihrer Schönheit, Anſpruchsloſig— keit und Ausdauer willen beliebten Stubenvögeln. Unter meinen Vögeln, ſchreibt Herr Dr. Luchs, befinden ſich einige beſonders intereſſante Erſcheinungen. Es ſind jetzt über zehn Jahre her, als ich in Hamburg bei Lintz mir einige Vögel ausſuchte. Darunter waren ein Orangeweber und ein rothſchnäbeliger Widafink. Beide nach meinem Ermeſſen im erſten Jugendkleide. Die Witwe hielt ich ſo— lange für ein Weibchen, bis ſie im Juli des folgenden Jahres ihr Prachtgewand mit den langen Schwanzfedern anlegte. Noch jetzt iſt der Vogel kerngeſund. Nachdem er aber bisher immer ganz regelmäßig ſeine halbjährige Verwandlung innegehalten, zeigt er in dieſem Jahr eine Ausnahme. Wol hat er auch diesmal das ſchwarzweiße Prachtkleid bekommen, aber die vier langen, ſchwarzen Schwanzfedern fehlen, indem ſie garnicht herausgewachſen ſind. Die Fütterung war und iſt die gleiche wie früher und der Vogel erſcheint durchaus geſund. Daher bin ich geneigt, dieſe auffallende Abweichung dem Einfluß des Alters zu— zuſchreiben, umſomehr, da auch der Feuerfink eine ähnliche Unregelmäßigkeit wahr— nehmen läßt. Auch dieſer Vogel iſt das ganze Jahr hindurch in allen Handlungen zum Preiſe von 9 bis 18 Mark für das Pärchen zu haben. Im Großhandel hundert— parweiſe mit Prachtfinken zuſammen koſtet er gewöhnlich nur 5 bis 6 Franes Der Dominikaner-Widafink wird auch rothſchnäbelige Witwe, roth— ſchnäbeliger Widafink (Hgl.), Dominikanerwitwe und von Rchb. heitere Witwe genannt. Bechſtein, zu deſſen Zeit ein ſolcher Vogel 25 Yonisd’or koſtete, hieß ihn Dominikanerammer. f Der Dominikaner-Widafink. 211 La Veuve dominicaine, Vida dominicaine (Vekemans und franzöſiſche Händler); Do- minican Widow-bird, Wida-bird (Jamrach u. Verz. d. zool. Grt. v. London); Witzwarte Weduwe c(holländiſch). Nomenclatur: Emberiza principalis, L., Edw., Gmd., Lth., Behist.; Fringilla prineipalis, Vll.; Emberiza serena, L., GI., Lth., Behst., Vidua minor, Byss.; Fringilla serena, V., Lehtst.; Vidua prineipalis, Gray, By, Hgl., Fusch, et Hrtl. [V. angolensis, Brss.; Passer cauda longissima, /.; Emberiza vidua, L., G., Lth., Behst., V. major, Brss.; V. fuliginosa, Lelitst.; V. decora, Hrtl.] — Vidua erythrorhyncha, Sws. ete.; V. princi— palis, Strekl., Hrtl., Cab., Hgl., Hrtm., Plzin. etc.; V. serena, Cab. — Variegated Bunting, Long-tailed B., Dominican-B., Zath.; Grande Veuve, Veuve dominicaine, Buffon. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberkopf, Nacken, Mantel und Schultern tief- ſchwarz, ſchwach grünlich ſcheinend, ebenſo jederſeits ein breiter Fleck, an den Kropfſeiten, auf der Kropfmitte durch Weiß getrennt; Zügel, Rand des Unterſchnabels und Kinnwinkels eben— falls ſchwarz (letzterer zuweilen weiß); über den Nacken ein undeutliches weißes Band, Kopf— und Halsſeiten reinweiß; Schwingen und Deckfedern ſchwarz, außen ſchmal fahlbräunlich geſäumt, Schwingen an der unteren Hälfte der Innenfahne weiß gerandet; obere Flügel- und kleine Schulterdecken weiß, wodurch ein langes, weißes Feld auf dem Oberflügel; Bürzel und obere Schwanzdecken weiß, die längſten der letzteren aber ſchwarz mit bräunlichweißen Seiten— rändern; Schwanzfedern ſchwarz, an der Innenfahne breit weiß und außen ſchmal bräunlich geſäumt, die vier mittelſten, ſehr verlängerten Federn Schwarz; die unteren Flügeldecken, ſowie der ganze Unterkörper reinweiß; Auge dunkelbraun; Schnabel korallroth; Füße braun. — Weibchen oberhalb roſtbraun, jede Feder mit ſchwarzbraunem Schaftſtrich, daher die ganze Oberſeite, am breiteſten der Mantel und die Schultern, längsgefleckt; ein breiter Streif in der Mitte des Oberkopfs roſtbraun, jederſeits vom Naſenloch bis zum Hinterkopf ein breiter ſchwarzer Streif, Zügel und Augenbrauenſtreif bis auf die Schläfe roſtbräunlich, Kopfſeiten ebenſo mit zwei ſchwarzen Längsſtrichen vom Auge bis zur Schläfe und vom Mundwinkel ſchief über die Backe; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz roſtfahl außen geſäumt; obere Flügeldecken braunſchwarz mit roſtbräunlichen Endſäumen; Kinn und übrige Unterſeite weiß; Bruſt und Seiten roſtbräunlich, letztere mit einzelnen dunklen Schaftſtrichen. — Much. im Winter— kleide mit dem Wbch. übereinſtimmend. — Jugendkleid düſter braun ohne dunklere Streifen und Flecke; unterſeits blaſſer, Kehle faſt weiß; Schnabel horngelb (nach Caſſin). Vidua principalis: supra nitide nigra, subviride micans; torque, uro- pygio, macula magna alari, capitis lateribus et gastraeo toto albis; supra- caudalibus albis, intermediis nigris, angustissime luride limbatis; reetrieibus nigris, Pogonio externo late albo-marginato, interno anguste subfusco-limbato ; qua- tuor intermediis perlongis, duabus convexis, duabus concavis nigris; mento nigro; iride fusca; rostro rubro; pedibus subfuseis. — 2 supra ferruginoso-fusca, scapo plumae cujusque nigrescente; notaeo igitur toto, praesertim interscapilio humerisque longitudinaliter maculatis; stria lata verticis medii ferruginea, utrinque stria a naribus usque ad oceiput lata nigra; stria faciei utraque nigra, una ab oculo usque ad tem- pora, altera ab oris angulo oblique supra genam decurrente; remigibus et rectricibus nigris, exterius subfulvo-limbatis; tectricibus al. superioribus fusco-nigris, ferrugineo- terminatis; mento et gastraeo reliquo albo; pectore et hypochondriis ferruginosis, hisce sparsim obscurius striolatis. — c vest. hiem. cum femella conveniens. — Juvenis obscure fuscescens striis maculisque nullis; subtus pallidior; gula albescente; rostro flavente corneo. Länge etwa 23,4 — 26m. (9 — 10 Z.); Flügel 6,5 em. (2½ 3.); mittelſte Schwanzfedern 17 19,6 em. (6½—7½ 3.); unverlängerte Schwanzfedern 3,9 em. (1½ Z.). Nach Rehn. Länge 29-30 em.; Flügel 6,5 em.; mittlere Schwanzfedern 23 em., unverlängerte Schwanzfedern 5 em. — Länge 12,5 — 13 em. ˖ 14 * 22 Die Widafinken. Der Königs: Widafink [Vidua regia]. Es iſt zu bedauern, daß der ſchönſte unter dieſen Prachtvögeln gegenwärtig kaum noch in unſere Käfige gelangt, während er doch in Vieillot's Sammlung und noch zu Bechſtein's Zeit, wenn auch ſelten, ſo doch im Handel vorhanden war. Dr. Bolle zählt ihn in ſeinem Verzeichniß nicht mit und ſeitdem dürfte er über— haupt nicht mehr vorgekommen ſein. In Paris fand ich ihn bei keinem Händler, obwol er in den Preisverzeichniſſen hier und da aufgeführt war. Dies geſchieht ja aber bekanntlich ebenſo dort wie bei uns aus alter Gewohnheit, ſodaß alſo eine ganze Anzahl ſolcher Vögel immer noch in den Preisliſten glänzen, welche niemals mehr oder doch nur ſelten in Wirklichkeit eingeführt werden; ich erinnere nur an die Rothkopf-Amandine, den Granataſtrild, Buntaſtrild u. a. Die Liſten von Vekemans, Jamrach und des Londoner zoologiſchen Gartens, des Pariſer Jardin d’acclimatation und der niederländiſchen Gärten enthalten ihn nicht und ich glaube auch kaum, daß er im Laufe der Jahrzehnte jemals in den Vogel— handlungen oder zoologiſchen Anſtalten lebend vorhanden geweſen. Er iſt etwas größer als die Dominikanerwitwe, ſchön braun mit ſchwarzem Käppchen und desgleichen Flügeln und Schwanz, rothem Schnäbelchen und rothen Füßen und mit vier einzeln ſtehenden, ſehr verlängerten und ährenartigen Schwanzfedern. Von Zeit zu Zeit entnehme ich beſonders von der Hagenbeck'ſchen Groß— handlung, aber auch von Ch. Jamrach in London, Frau Poiſſon in Bordeaux, und neuerdings von Gaetano Alpi in Trieſt graue, nicht im Prachtgefieder be— findliche Vögel, von denen jene Händler dann noch nicht wiſſen, was ſie vor ſich haben, um dieſelben nach der Verfärbung feſtzuſtellen und in ihrer Lebensweiſe kennen zu lernen. So empfing ich von Herrn Karl Hagenbeck im Jahre 1870 eine große Anzahl von Witwenvögeln im grauen Gefieder. Viele von denſelben ſind ja auch vor der Verfärbung zum Prachtgefieder mit Sicherheit zu erkennen, wenn ſie eben nur nicht in einem zu erbärmlichen, nackten Zuſtande ankommen. Dies letztere war aber bei mehreren der Fall und gerade unter den zerlumpteſten erkannte ich einen Königswidafink. Natürlich gab ich mir alle erdenkliche Mühe, um den ebenſo ſchönen als ſeltenen Vogel am Leben zu erhalten. Dies glückte mir auch und er befiederte ſich zunächſt im grauen Kleide. Während ich nun aber beſonders begierig darauf war, ihn im Prachtgefieder kennen zu lernen, war er in der Schar der grauen Witwen, welche ſich zuſammen in einem geräumigen Käfige befanden, trotz ſorgfältigſter Pflege leider doch eingegangen, bevor er ſich verfärbte. a Vieillot ſchwärmt von der Schönheit und Liebenswürdigkeit der Veuve A quatre brins außerordentlich und lobt auch ihren hübſchen Geſang. So lebhaft und Der Königs- und der Hahnſchweif-Widafink. 213 — munter aber, wie ſie im Prachtlleide erſcheine, ſo trübſelig und ſtumm zeige ſie ſich im grauen Gefieder. Man ſolle ihr einen möglichſt großen Käfig und oft Badewaſſer geben und wenn ſie erſt eingewöhnt ſei und ſorgfältig verpflegt werde, ſo erhalte ſie ſich 8 bis 10 Jahre in der Gefangenſchaft. Um ſie zu züchten, müſſe man ihr 25 bis 300 R. Wärme gewähren und ihren Käfig mit immer— grünen Gebüſchen ausſtatten. Es ſei ſchwer, doch gelinge es wol, ſie zum Niſten u bringen. — Ob der Vogel aber wirklich in der Gefangenſchaft geheckt habe 9 9 geh habe, iſt nicht geſagt. Er wurde vornehmlich von den Portugieſen nach Europa ein— geführt. Buffon ſagt, daß dieſer Widafink in Paris damals häufig zu finden war und nach Bechſtein's Behauptung wurde er zuweilen auch nach England, Holland und Deutſchland gebracht. Wo der letztere ihn aber geſehen, hat er nicht, wie ſonſt gewöhnlich, hinzugefügt. Die Verbreitung erſtreckt ſich nur über einen Theil des ſüdlichen und weſt— lichen Afrika und auch dort dürfte er nirgends häufig vorkommen. Der Königs-Widafink oder die Königswitwe, Königswida, wurde früher auch ſchaftſchwänzige Witwe, Witwe mit vier Fäden oder Königsammer genannt. La Veuve à quatre brins (Buffon); la Veuve reine; the Queen-widow; Konings- Weduve (holländiſch). Nomenclatur: Vidua regia, I., Hrtl.; Vidua riparia africana, Drss.; Em- beriza regia, L., III., Bp.; Tetraenura regia, Rchb. — Veuve de la cöte d’Afrique, Briss.; Shaft-tailed Bunting, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberkopf, Rücken, Flügel und Schwanz tiefſchwarz; Nacken, Hinterhals, Kopf- und Halsſeiten, ſowie die ganze Unterſeite hell rothgelb, Hinterleib und untere Schwanzdecken reinweiß. Auge braun; Schnabel roth; Füße roth. Winterkleid braun, alle Federn breit fahl geſüumt. Das Männchen dunkler als das Weibchen (Rchb.). Länge 31, — 34 em. (12 — 13 3.); Flügel 8,2 em. (3¼ Z.); verlängerte Schwanzfedern 23,4 — 26 m. (9 — 10 30. Vidua regia: supra nitide nigra, torque et gastraeo dilute fulvescentibus; crisso et subcaudalibus albis; reetricum quatuor intermediarum rhachi- dibus valde elongatis, apicem versus tantum dilatato-plumosis; iride fusca; rostro pedibusque rubris. Vestimentum hiemale fuscum plumis late luride limbatis. — d femella obscurior. Der Hahnſchweif-Widafink |Vidua caffra. Tafel VII. Vogel 37. dir. eue Die größte und zugleich ſchönſte Witwe gehört zu den Schmuckvögeln, welche zwar ſeit den älteſten Zeiten her eingeführt werden, aber bis zur Gegenwart im Handel am ſeltenſten vorkommen. Sie iſt ein ſtattlicher Vogel, nahezu von der Größe des Stars, von ſchwarzem Gefieder, mit roth und weißen Schultern und mit einem überaus langen Hahnenſchwanz, welcher ſehr ſtark und voll iſt und aus ſchief dachförmig gebogenen Federn beſteht. 214 Die Widafinken. Die Heimat beſchränkt ſich auf Südafrika und namentlich im Oſten des Vor— gebirges der guten Hoffnung und im Kaffernlande iſt ſie zu finden. Der Engländer Barrow hatte bemerkt, daß 20 bis 30 Weibchen geſellig leben und in einem ſolchen Schwarm nur zwei bis drei ausgefärbte Männchen zu ſehen find; auch ihre Neſter, ſagt er, ſtehen nebeneinander. Le Vaillant beſtätigte dies und behauptete zugleich, daß die alten, unfruchtbaren Weibchen hahnfedrig werden und dann das Pracht: gefieder des Männchens anlegen. Der Aufenthalt dieſes Widafinken find beſonders Sümpfe und hier ſoll er das aus Gras und Kraut beutel- und kugelförmig gewebte und mit einer Schlupfröhre verſehene Neſt an Schilfhalmen hängend erbauen. Layard beobachtete ihn in Maisfeldern, wo er in der Weiſe der Webervögel niſtete. Vieillot, der ſich auf die genannten Schriftſteller bezieht, weiß nichts bemerkens— werthes hinzuzufügen; er nennt ihn la Veuve a Epaulettes. Bechſtein giebt über ſeinen Mohren-Kernbeißer auch weiter nichts an und ſo iſt in der geſammten Literatur näheres nicht zu finden. Bolle zählt ihn in dem Verzeichniß mit. In der Annahme, daß dieſe Widafinken und wie man behauptet auch andere Arten in Vielehe leben, dürfte man ſich, wie ſchon erwähnt, nicht täuſchen. Von vorn— herein kann ich nämlich kaum glauben, daß ſie geſellig zu mehreren Pärchen bei— ſammen niſten, weil die Männchen im Prachtgefieder einander überaus heftig be— kämpfen, ſodaß ſie wirbelnd zur Erde herabſtürzen und dabei nicht ſelten von flinken Kaffernknaben ergriffen werden ſollen; es wird alſo immer ein Männchen mit mehreren Weibchen ſein. Im übrigen ſcharen ſie ſich gleich anderen Finken zu gewiſſen Zeiten in Schwärme zuſammen, um zu wandern oder umherzuſtreichen, und daß dann die diesjährigen Jungen und die vielleicht erſt im dritten Jahre zum Prachtgefieder ſich verfärbenden vorjährigen die größte Mehrzahl bilden, iſt wol erklärlich. Bedauerlicherweiſe iſt das Freileben bis jetzt leider nur zu wenig erforſcht und über die Brut noch garnichts weiter bekannt. Die Angabe, daß ſie künſtliche Weberneſter erbauen, wage ich ſtark anzuzweifeln, denn bei allen Webervögeln iſt das Männchen der eigentliche Baumeiſter (gleiches müßte dann doch auch bei den Widafinken der Fall ſein), und da alle Reiſenden, trotz ihres Entzückens über den herrlichen Flug behaupten, daß der Vogel in ſeinen Bewegungen vom Winde nur zu ſehr gehemmt werde, ſo meine ich, daß die Entfaltung einer ſolchen Kunſtfertigkeit ihm kaum möglich ſein dürfte. Man wird ſich in den Vögeln wol irren, von welchen jene künſtlichen Neſter herrühren. Die Zeit wird hierüber ſichere Auskunft bringen; — wer aber dies nicht ab— warten mag, ſei dazu gemahnt, in der weiterhin angegebenen Weiſe Züchtungs— verſuche mit den prächtigen Widafinken anzuſtellen. In den Vogelhandel gelaugt die Hahnſchweif-Witwe regelmäßig nur in einzelnen Männchen und dies dürfte in Folgendem ſeine Erklärung haben. Die Leſer erinnern ſich wol, daß in früheren Jahren, bevor in Deutſchland die Lieb— Der Hahnſchweif-Widafink. 215 haberei für die fremdländiſchen Vögel ſich allgemein verbreitete und man ſie eifrig züchtete, von manchen Arten nur die Männchen eingeführt wurden. Mau hielt damals dies liebliche Gefieder nur zum Schmuck, die keineswegs ſchön— gefärbten Weibchen wurden nicht mitgekauft und daher von den Vogelfängern ſogleich wieder freigelaſſen. In jenen fernen Gegenden nun, aus welchen der Hahnſchweif-Widafink hergebracht wird, mag es noch nicht bekannt ſein, daß gegen— wärtig auch die Weibchen einen bedeutenden Werth haben. Im zoologiſchen Garten von Berlin befindet ſich ſeit mehreren Jahren ein prachtvolles Männchen, welches immer acht bis neun Monate im Schmuckgefieder bleibt. Obwol es dann auch wie ſeine Verwandten ungleich erregter und leb— hafter als ſonſt iſt, ſo hat es doch beiweitem nicht die ſtürmiſchen Bewegungen der kleineren Witwen. Es fliegt von einem hohen Zweige aus mit etwas ſchwerem Flügelſchlag und wallendem Schwanze ſeinen Strich, um auf denſelben Sitz zu— rückzukehren. Gegen die kleinen Vögel zeigt es ſich muthwillig, aber nicht bös— artig, dagegen verfolgt es die Feuer- und Oryxweber anſcheinend mit großer Wuth, doch nicht anhaltend. Eine Anzahl ſolcher Widafinken in einem großen Gewächs— hauſe, z. B. im Palmenſaal der Charlottenburger „Flora“ gehalten, müßte eine entzückende Schönheit entfalten. Herr Karl Hagenbeck führte von Zeit zu Zeit eine Anzahl Hahnſchweifwidas ein. Jetzt ſind ſie aber ſeit Jahren nicht auf dem Vogelmarkt vorhanden geweſen. — Der Preis beträgt im Durchſchnitt 45 Mark für das einzelne Männchen. Der Hahnſchweif-Widafink, die Hahnſchweifwida oder Hahnſchweifwitwe wird auch Epaulettenwitwe (bei den Händlern) oder Schleppwitwe und Witwe mit Achſelbändern genannt. La Veuve à épaulettes; Long-tailed Whydah-bird (Jamrach und Vrzn. d. zool. Grt. v. London); Langstaart (holländiſch). Nomenclatur: Fringilla caffra, Lehtst.; Chera caffra, Cab; Chera Progne, Bodd., Gray; Loxia caffra, Emberiza longicauda, G.., Vll.; Vidua phoenicoptera, Sws. — Orange-shouldered Bunting, Zath. — Kap'ſcher Sperling (Kolbe). Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Tiefſchwarz mit Einſchluß der langen Schwanz: federn, Schultern ſcharlachroth, darunter eine breite gelblichweiße Binde; die ſchwarzen Flügel— deckfedern breit fahl geſäumt. Auge braun; Schnabel weiß, an der Spitze blaugrau; Fuß röth— lichbraun. — Weibchen oberhalb dunkelbraun, jede Feder breit fahlbraun geſäumt; Augenbrauen— ſtreif fahl röthlich; unterhalb fahl bräunlich mit dunklen Schaftſtrichen, Hinterleib faſt weiß. — Männchen im Winterkleide faſt ebenſo, nur dunkler, weil jede Feder einen ſehr breiten ſchwarzen Schaftſtreif hat. Vidua caffra: sericeo- nigra, scapularibus scarlatinis, insequente fascia lata flavente alba; tectricibus al. nigris, late luride marginatis; iride fusca; apice rostri albidi subcoerulea; pedibus brunneis. — d supra fusca; plumis singulis late luride limbatis; stria superciliari rufescente; subtus sordide fuscata, obscurius strio- lata; abdomine albido. — Z vestim. hiem. fere concolor nonnisi propter medium plumae eujusque nigrum obscurior. Länge 53, em. (20½ 3.); Flügel 15, em. (51½ 2 3.); Schwanzfedern 41 em. (15/ 3.) 216 Die Widafinken. Der Halbmond-Widaſink |Vidua ardens]. Als Herr Ch. Jamrach in London mir im Jahre 1874 eine Anzahl von Widafinken und Webervögeln aus verſchiedenen Gegenden Afrikas ſandte, befanden ſich darunter zwei ſehr verkümmerte Exemplare der ſchönen Schild- oder Halb— mondwitwe. Deshalb zähle ich dieſelbe hier als vollberechtigt mit, in der Hoff— nung zugleich, daß ſie demnächſt wol wenigſtens hin und wieder in einigen Pär— chen eingeführt werde. | Sie ift etwa von Sperlingsgröße, am ganzen Körper tiefſchwarz und an der Oberbruſt mit einem brennendrothen Halbmond geziert. Als ihre Heimat iſt bis jetzt nur der Süden und Oſten von Afrika bekannt. Nach Ayres' Angaben flechten dieſe Vögel die Blätter eines Grasbüſchels zuſammen, ſodaß das daraus gefertigte Neſt während der Brut grün bleibt. Die Halbmondwida ſammelt ſich zeitweiſe zu großen Schwärmen an, welche in den Getreidefeldern Schaden ver— urſachen. Weiter iſt über das Freileben bis jetzt nichts bekannt. Die älteren Schriftſteller erwähnen den Vogel, geben jedoch auch nichts näheres über ihn an. Er mag wol bereits mehrfach eingeführt ſein, doch kennen ihn die Liebhaber und Händler nirgends und er iſt in keinem Preisverzeichniß zu finden. Die meinigen gingen, leider im ſchlechten Gefieder, bald nach der An— kunft zugrunde, doch habe ich einen an das Berliner zoologiſche Muſeum gegeben. Der Halbmond-Widafink oder die Halbmondwitwe iſt auch Schildwida, Schildwitwe und Witwe Niobe (Rchb.) genannt. La veuve en feu; la veuve Niobe; the Niobe-Widow. Nomenclatur: Emberiza ardens, Bodd., E. signata, Scop.; E. panayensis, Gl., Lth., Behst.; Fringilla panayensis, Vll.; Vidua rubritorques, Sws., Gr., Krk.; Penthetria ardens, Cab., Hril. et Fusch.; Vidua ardens, Jrd., Hrtl., Lyrd., Gray; Niobe ardens, He,. — Veuve en feu, Buff.; la veuve de l’Isle Panay, Sonn.; Panayan Bunting, Lath. £ Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Einfarbig tiefſchwarz mit bräunlichem Schein; auf dem Kropfe ein halbmondförmiges brennend mennigrothes Schild; die Deckfedern der zweiten Schwingen an der Außenfahne mit ſehr ſchmalen bräunlichen Säumen; die Schenkelfedern und unteren Schwanzdecken am Ende mit breiteren blaßbräunlichen Endſäumen. Auge hellbraun; Schnabel ſchwarz; Füße dunkel graubraun. — Das Winterkleid iſt einfarbig bräunlichgrau, jede Feder mit ſchwarzem Schaftſtrich; unterhalb grauweiß; Schnabel horngrau. Nach Kirk iſt der Vogel im Dezember und Januar im Prachtgefieder. Vidua ardens: unicolor atra subfusco-micans; subucula ardente miniata; tectricibus al. mediis extrorsum angustissime subfusco -marginatis; plumis femoralibus et infracaudalibus latius fuscescente terminatis; iride badia; rostro nigro; pedibus obscure cinereo-fuseis. — Vestim. hiem. unicolor subfusco-cinereum scapo cujusque plumae nigro; subtus griseum; rostro corneo - cinereo. Länge 26 em. (10 3.); Flügel 7, em. (23/4 Z.); Schwanz 7,8 em. (3 3.); längſte Schwanz— feder etwa 20,8 em. (8 Z.). + 5 $ Der Halbmond- und der gelbſchulterige Widafink. 27 Die folgenden Widafinken haben nicht den ſehr verlängerten, wallenden Schwanz der vorigen. Obwol ſie ſonſt noch in jeder Hinſicht ihnen gleichen, ſo ſtehen ſie doch den Feuer— webern ſchon nahe. Sie ſind für die Liebhaberei ſämmtlich von keiner großen Bedeutung, einer— ſeits weil ſie mit Ausnahme eines einzigen nur ſelten in den Handel gelangen und andrerſeits, weil doch an ihre Züchtung vorläufig noch garnicht zu denken iſt. Wo man hier und da einen einzelnen oder ein Pärchen erhalten kann, werden ſie als Schmuckvögel für Käfig oder Vogel— ſtube immerhin willkommen ſein; in dieſem Sinne ſeien ſie geſchildert. Man nennt ſie alle ge— wöhnlich Trauerwitwen [Penthetria, Cab.]. Der gelbſchulterige Widafink |Vidua flaviscapulata]. Unter den Witwenvögeln im grauen Gefieder, welche ich von Hagenbeck oder Jamrach erhielt, befand ſich mehrmals dieſe Art. Auch bei den Händlern zweiter Hand iſt ſie zuweilen vorhanden und wird gewöhnlich ausſchließlich als Trauerwitwe bezeichnet. Sie iſt etwas größer als ein Sperling, einfarbig tiefſchwarz mit gelben Schultern. Das Weibchen wird höchſt ſelten eingeführt und darin mag es liegen, daß ſie nicht die Beachtung findet, welche ſie wol verdient. Erfreulich iſt es, daß v. Heuglin einige Mittheilungen über das Freileben dieſes Vogels gemacht hat: „Die gelbſchulterige Trauerwida dürfte nach unſeren Beobachtungen Standvogel in Abeſſinien ſein. Dort hatten wir Gelegenheit, dieſe geſelligen Vögel häufig zu beobachten, namentlich in Tigrié, in der Gegend von Adowa; zwiſchen 1255—2200 Meter Meereshöhe und in Flügen von vielen Hun— derten, manchmal gemeinſchaftlich mit der breitſchwänzigen Wida. Die Verfärbung zum Prachtgefieder erfolgt während der Sommerregenzeit, die Rückfärbung zum grauen Kleide ſchon im November. Ueber die Brut vermag ich keinen Aufſchluß zu geben, da ich in der Niſtzeit jene Bezirke nicht beſuchen konnte. Sie ſoll Beutel— neſter im Rohr bauen. An feuchten Wieſen, Sümpfen und an Bächen, wo viel Schilf und hohe Gräſer wachſen, treiben ſich dieſe Vögel beſtändig umher. Sie ſind von lebhaftem, geſchwätzigem Weſen, flattern von einem Rohrſtengel zum andern, klettern äußerſt gewandt an denſelben hinauf, wiegen und ſchaukeln ſich auf den Samenbüſcheln, die ſie nach allen Seiten durchſuchen, in den verſchiedenſten Stel— lungen. Beim ruhigen Sitzen hängt der ſonſt viel bewegte Schwanz ſenkrecht herab. Der Flug iſt nicht ſehr gewandt, flatternd und ſchwimmend; die Flug— bahn iſt horizontal oder etwas abwärts geneigt. Der Lockton erklingt melancholiſch pfeifend. Die Schwärme ſind ziemlich mißtrauiſch; mit donnerähnlichem Lärm fliegen ſie auf und flüchten in das Innere der Moräſte. Nur wenn anhaltende Trockenheit eintritt oder das Schilf abgebrannt wird, verlaſſen ſie ihre Wohnorte, indem ſich jede Geſellſchaft in kleinere Abtheilungen von 10 bis 20 Köpfen auf— löſt, um an den Ufern fließender Gewäſſer, namentlich aber in Gärten und Ge— hegen, wo viel Schilfrohr wächſt, ſich zu zeigen. So fanden wir ſie vom November bis März in Schirié bei Gondar und in der Provinz Dembea.“ 218 Die Widafinken. Ju der Vogelſtube des Herrn Graf Vork von Wartenburg ſchleppte ſich ein Pärchen dieſer Widafinken emſig mit Halmen und Faſern umher, doch zum wirklichen Neſtbau kam es nicht und ſpäter ſtellte ſich heraus, daß beide Männchen waren. Auch ich habe niemals ein richtiges Pärchen erhalten können. Der gelbſchulterige Widafink it auch Gelbſchulterwida, gelbſchulterige und Gelbſchulterwitwe und gelbſchulterige Trauerwitwe (Rchb.) genannt worden. La Veuve & épauleèttes jaunes; the yellow-shouldered Widow (fälſchlich Orange— shouldered Weaver-bird). — Elet (tigriſch nach Th. v. Heuglin). Nomenclatur: Fringilla macrocerca, Lehitst.; Vidua macrocerca, Gr.; Peu— thetria macrocerca, Cab., Hgl.; Penthetria flaviscapulata, Ap., Bp., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Tiefſchwarz, Schultern lebhaft hochgelb, die übrigen Flügeldecken und Schwingen hell bräunlichgelb geſäumt; Unterflügel fahlbräunlich. Auge röthlichbraun; Schnabel ſchwarz; Füße ſchwarzbraun. — Weibchen oberhalb ſchwach gelblich— braun, jede Feder mit fahlbraunem Außenſaum, Schulterfedern gelb geſäumt; Flügel und Schwanzfedern ſchwach gelblichbraun mit fahlbraunen Außenſäumen; Augenbrauenſtreifen und Backen fahl bräunlichgelb; Kehle, Bruſt und Bauch bräunlichweiß, Seiten ſchwach geſtrichelt. Auge braun; Schnabel graubraun; Füße braun. — Männchen im Winterkleide ebenſo, nur an der viel kräftigeren gelben Färbung der Schultern und dem röthlichbraunen Auge zu erkennen. Vidua flaviscapulata: holosericeo-nigra, scapularibus alarumque marginibus laete flavis; remigum primorum apice sordide fumosa; subalaribus fulvis; teetrieibus al. et cubitalibus dilute cervino-marginatis; iride fusca; apice rostri nigri mandi- bulaeque tomiis pallide toerulescente corneis; pedibus rufescentibus. — supra, fusca plumis singulis exterius luride cervino-marginatis; scapularibus flavido-limbatis; remigibus et rectrieibus pallide fulvis, exterius luride marginatis; stria superciliari genisque sordide flavidis; gula, peetore, abdomineque subfusco-albis; hypochondriis obsolete striolatis; iride fusca; rostro cinerascente fusco; pedibus fuscis. — G' vesti hiemali a femella vix discrepans, nonnisi scapularibus multo laetius flavis irideque subrufa distinctus. Länge 24, em. (9½ 3.); Flügel 9, m- (3½ Z3.); Schwanz 14, em. (5½ 3.). Der gelbrückige Widafink |Vidua macroura]. Tafel VII. Vogel 38. In der vorhin angegebenen Weiſe gelangte auch dieſe Witwe in meine Vogelſtube, doch iſt ſie im Handel faſt noch ſeltener als jene. Sie gleicht der vorigen in Größe und Färbung, nur zieht ſich das Gelb zugleich über den Oberrücken. Heuglin fand ſie parweiſe während der Sommerregenzeit auf feuchten Niederungen in Bongo, im Gebiet des Gazellenfluſſes. Sie verfärbt ſich zu Mitte des Monats Juli und ſcheint im Auguſt und September ihre Wohnſitze mit den Jungen zu verlaſſen; im Dezember beobachtete der Reiſende wieder einige dieſer Widafinken unfern des Koſange-Fluſſes im trockenen Hochgras. Reichenow ſah ihn als häufigen Vogel in der Ebene bei Akkra und ſagt: „er treibt ſich einzeln oder zu Paren im hohen Graſe und auf Büſchen umher. Gern ſetzt er ſich auf Der gelbrückige Widafink. 219 hervorragende Zweige und erhebt ſich von hier aus ſpielend gerade in die Luft, wobei der Körper ganz ſenkrecht gehalten wird und die Nackenfedern aufgebläht erſcheinen. Der Bau des Neſtes iſt dem des Oryxwebers ſehr ähnlich; es hat einen dachartigen Ueberbau. Das Ganze iſt indeſſen etwas feſter, da ein aus grobem Graſe loſe hergeſtellter Außenbau und ein dichter Innenbau aus feinem, ſprödem Graſe vorhanden iſt, welcher letztere dem Neſte die nöthige Feſtigkeit giebt. Ein Kunſtbau, wie Kirk ſchreibt, iſt es keinenfalls. Es ſteht einzeln im hohen Graſe. Das Männchen baut noch, wenn das zwei, höchſtens drei Eier zählende Gelege bereits vollſtändig iſt. Während das Weibchen brütet, ſitzt das Männchen auf einem erhabenen Punkt in der Nähe mit geſträubten Nackenfedern und ſtürzt auf jeden Vogel los, der ſich dem Neſtort nähert. Wo dieſer Wida— fink zahlreich vorkommt, findet man die Neſter in geringer Entfernung von ein— ander; jedes Männchen aber bewacht eiferſüchtig ſein kleines Gebiet. An der Goldküſte fand ich im Auguſt, in Kamerun im November Eier in den Neſtern.“ In allem übrigen ſtimmt die Lebensweiſe dieſes mit der des gelbſchulterigen Widafink überein; nur ſcheint er, wenigſtens zur Brutzeit, nicht geſellig zu leben. Im September und Oktober entfärben ſich die alten Männchen. Kirk ſah ihn in großen Flügen und ſagt, daß das künſtlich geflochtene Neſt zwiſchen Gras— ſtengeln angebracht iſt. Die Heimat dürfte ſich über den größten Theil Weſt— und Oſtafrikas erſtrecken. Die älteren Schriftſteller Buffon, Vieillot erwähnen dieſen Widafink nur kurz. — Vorausſichtlich wird er demnächſt wol häufiger eingeführt werden und dann könnte er ein werthvoller Bewohner der Vogelſtuben ſein, doch iſt er, wie auch der vorige gegen Prachtfinken und andres kleines Gefieder bösartig. Der gelbrückige Widafink wird auch blos Trauerwitwe, Trauerwida und langſchweifige Trauerwitwe (Rchb.) genannt. La Veuve a dos d'or (Vrzu. d. Akkl.-Grt. v. Paris); Yellow-backed Widow-bird (Jamrach und Liſte d. zool. Grt. v. London). Nomenclatur: Loxia macroura, Gml., Behst.; Loxia longicauda, Lth., Frin— gilla chrysoptera, F. flavoptera, V7I.; Vidua macroura, Gray, Hrtl., Selt., Krk., Hgl.; Penthetria macroura, Cab., By, Fnsch. et Hrtl., Rehb., Hehn. [Penthetria flaviscapulata, Antn.|. — Peère noir à queue longue, Buff.; Gros-bec noir, Salerne; Long-tailed Gros-beak, Lath.; la Veuve chrysoptere, Vieill. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Ober- und unterhalb ſammtſchwarz; Mantel, Schultern und die kleinſten oberen Flügeldecken hochzitrongelb; untere Flügeldecken weißlich; Flügeldecken und die letzten Schwingen an der Außenfahne ſchmal bräunlichweiß geſäumt. Auge dunkelbraun; Schnabel ſchwarz mit grauer Spitze des Unterſchnabels; Füße dunkelgrau— braun. — Weibchen oberhalb matt aſchbraun, jede Feder mit ſchwärzlichem Schaftſtrich; Flügel und Schwanz dunkelbraun; an Schultern und Oberrücken jede Feder ſchmal gelb geſäumt; unterhalb düſter weiß, an der Bruſt bräunlich überlaufen und hier und an den Seiten einige Federn mit Schaftſtrichen. Schnabel röthlichbraun. 220 Die Widafinken. Vidua macroura: holosericeo-nigra, interscapilio et scapularibus et tectricibus superioribus antecubitalibus laete eitrinis; tectricibus sub- alaribus albentibus; remigibus secundariis et tertiariis earumque tectrici- bus exterius albido-marginatis; cauda longa, lata, flabelliformi, nigra; iride fusca; rostro nigro, mandibulae apice pallida; pedibus fuseis. Länge 20, em. (73 Z.); Flügel 7,6 em. (21½¼½2 3); Schwanz 6,5 em. (2½ Z.); mittelfte Schwanzfeder 10,5 em. (4 3.). — Wbch. (nach Rchn.) Länge 14, — 15, em.; Flügel 6,5 em.; Schwanz H em. Beſchreibung des Eies (nach Rchn.): auf grünem Grunde mit grauen Flecken bedeckt. Länge 20 mm.; Breite 13, mm. — Ovum viride, griseo-maculatum. Der breitſchwänzige Widafink [Vidua laticauda]. Dieſe vorzüglich ſchöne Witwe, welche ebenfalls tiefſchwarz iſt, mit ſcharlachrothem. Oberkopf, Nacken und breitem Bruſtband, dürfte wol noch nicht lebend eingeführt ſein. Ich habe ſie trotz aller Bemühungen nicht erhalten können und dies wird wol darin begründet ſein, daß ſie ſelbſt in ihrer Heimat nur ſelten vorkommt. „Die rothbindige Trauerwida“, ſagt v. Heuglin, „wurde von uns gemeinſchaft— lich mit der gelbſchulterigen Wida in der Gegend von Adowa und Akſum in Abeſ— ſinien auf Moräſten im Hochgras angetroffen, auch beſucht ſie Gärten und Ge— höfte.“ Rüppell fand ſie auf Buſchwerk in den Thälern von Sémien. Bisjetzt iſt ſie nur in Abeſſinien und Habeſch gefunden. Sie ſcheint ſich etwas ſpäter zu verfärben, indem man im Dezember noch Männchen mit rothem Halsband ſieht. — Näheres iſt nicht bekannt. Der breitſchwänzige Widafink wird auch Breitſchwanzwida, Breit— ſchwanzwitwe, Halsband-Trauerwitwe (Rchb.) und rothbindige Trauerwitwe (Hgl.) genannt. — La Veuve à large queue; The broad-tailed Widow. Nomenclatur: Fringilla laticauda, Zehtst.; Coliuspasser torquatus, Rpp., Hgl., Lfbr.; Vidua laticauda, Gray; Penthetria laticauda, Cab., Bp., Hgl. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Ober- und unterhalb tiefihwarz; Ober- und Hinterkopf, Nacken und ein breites Band um Halsſeiten, und Oberbruſt hochroth; Rückenmitte, Flügeldecken, Schwingen und Schwanzdecken mit ſchmalen fahlbraunen Außenſäumen. Auge rothbraun; Schnabel ſchwarz; Füße dunkelbraun. Weibchen kaum bekannt. Vidua laticauda: nitide nigra interscapilii uropygiique plumis, tectri- cibus al. superioribus et inferioribus, tibialibus, crisso et subcauda- libus pallide cervino-marginatis; vertice, occipite, cervice, cinguloque lato circa colli pectorisque latera puniceis; iride badia; rostro nigro; pedibus brunneis. Q vix cognita. i Länge 20,8 — 23,1 em. (8 — 9 3); Flügel 8,2 m. (3¼ 3); Schwanz 11,8 — 13 em. (4½ — 5 30. Der weißgezeichnete Widafink |Vidua albonotatal. Nur kurz erwähnen darf ich dieſen Witwenvogel, von dem ich überzeugt bin, daß er trotz gegentheiliger Behauptungen noch nicht lebend nach Europa gekommen. Soviel ich mich auch bei den Großhändlern und Direktoren der zoologiſchen Gärten bemüht, nirgends Der kurzſchwänzige Widafink. 221 habe ich Auskunft über ihn erhalten können. Er iſt tiefſchwarz; Flügelſchwingen und obere Flügeldecken an den Außenfahnen ſind ſchmal bräunlich geſäumt, die kleineren Deckfedern weiß, ſodaß ſie auf dem Flügel zwei große, weiße Flecke bilden. Die Verbreitung erſtreckt ſich über den Süden und Weſten Afrikas. Sollte der Vogel bis zur Vollendung dieſes Werkes noch eingeführt werden, was ſich erwarten läßt, ſobald Abeſſinien zugänglicher wird, ſo bringe ich im Nachtrage eine aus— führliche Beſchreibung nebſt Abbildung. Der kurzſchwänzige Widafink |Vidua axillaris!. In ihrem ganzen Weſen bildet dieſe Witwe zweifellos einen Uebergang zu den Webervögeln, deren erſte Gruppe, die Feuerweber, ihr ſehr nahe ſtehen. Sie wird jedoch von den Vogelkundigen übereinſtimmend, ungeachtet des im Pracht— gefieder nicht auffallend verlängerten Schwanzes, zu den Widafinken gezählt. Der Vogel gleicht auf den erſten Blick dem Hahnſchweif-Widafink, doch iſt er bedeutend kleiner, nur ſo groß als ein Hausſperling und wie erwähnt ohne den langen Schwanz. Im Laufe der Zeit bekam ich ihn zweimal von Ch. Jamrach aus London, ohne daß es mir jedoch gelungen wäre, ihn in dem erbärmlichen Zuſtande am Leben zu erhalten. Dann ſah ich ihn im Berliner Aquarium, in den zoologischen Gärten von Köln und Berlin, doch jedesmal nur als ein nicht völlig ausgefärbtes und nicht lange lebensfähiges Männchen. Die Heimat ſoll ſich über den Süden und das tropiſche Afrika überhaupt erſtrecken und daher erſcheint es ebenſo verwunderlich als bedauerlich, daß dieſer prachtvolle Vogel gleich vielen anderen nur höchſt ſelten lebend nach Europa gebracht wird. Ueber die Lebensweiſe theilen Ayres und v. Heuglin Einiges mit. Nach erſterm Forſcher erſcheint die Art im Frühlinge in großen Schwärmen in Natal. In denſelben befinden ſich beiweitem mehr Weibchen als Männchen. Er ſchließt deshalb darauf, daß auch dieſe Vögel in Vielehe leben. Wahrſcheinlich ſind ſie bei ihrer Ankunft noch nicht ausgefärbt. Das Neſt wird im Hochgraſe an— gelegt. Nach vollendeter Brütezeit verſchwinden ſie wieder. Heuglin beobachtete ſie in kleinen Flügen von 6 bis 10 Köpfen in den ſumpfigen, mit Hochgras und Cypergräſern beſtandenen Gegenden am Sobat. Sie laſſen eine nicht un— angenehme, melancholiſch klagende Stimme hören und ernähren ſich hauptſächlich von kleinen Sämereien. Die Verfärbung zum Prachtgefieder geſchieht im Monat Juni und die Entfärbung im November. Ayres ſagt, daß ſie den Körner— früchten außerordentlich ſchaden. (Nach v. d. Decken's Reiſewerk IV.) Der kurzſchwänzige Widafink wird auch Stummelwida oder Stummelwitwe (Br.), beſſer Stummelſchwanzwitwe und kurzſchwänzige Epaulettenwitwe genannt. La Veuve à courte queue; Short-taited Widow. 222 Die Widafinken. Nomenclatur: Vidua axillaris, Smth., Gr., Jrd., Antn., Grn., Lyrd.; Penthetria axillaris, Lehtst., Hgl., Fusch. et Hrtl., Urobrachya axillaris, Bp., Rehb. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Sammtſchwarz; die kleinſten oberen Flügeldecken am Unterarme brennend mennigroth mit gelbem Grunde, die größte Reihe der oberen Flügel— decken kaſtanienbraun; die Schwingen zweiter Ordnung und deren Deckfedern an der Außen— fahne ſchmal kaſtanienbraun geſäumt; untere Flügeldecken kaſtanienbraun; Auge braun; Schnabel hellbleifarben mit ſchwärzlichem Grunde; Füße graubraun. — Männchen im Winterkleide: oberhalb braunſchwarz, jede Feder mit fahlbraunem Seitenrande, daher längsgeſtrichelt; Bürzel einfarbig iſabellbräunlich; obere Schwanzdecken dunkelbraun mit grau— braunen Endrändern; breiter Streif vom Naſenloch über den Zügel und das Auge bis zu den Schläfen roſtbräunlich, ebenſo die Kopfſeiten; vom Mundwinkel bis zur Ohrgegend dunkel— bräunlich; Schwingen ſchwarz; Deckfedern der Schwingen, größte Reihe der oberen Deckfedern und untere Flügeldecken ſchön kaſtanienbraun; die kleinſten oberen Deckfedern am Unterarm hoch orange; Schwanzfedern dunkelbraun mit fahlen Endſäumen; unterhalb roſtbräunlich; Kinn, Bauch und Hinterleib weißlich; Schnabel horngrau mit dunklem Grunde; Füße hornbräunlich. — Das Weibchen hat im weſentlichen dieſelbe Färbung, nur ſind die Federn überall mehr roſtbräunlich gerandet; die unteren Flügeldecken ſind zimmtroſtbraun; Schnabel röthlichfahl— braun, der untere heller; Füße röthlichbraun. Es hat eine auffallende Aehnlichkeit mit dem des gelbſchulterigen Widafink, unterſcheidet ſich aber leicht durch die zimmtroſtbraunen, unteren Flügeldecken und die ſcharf hervortretenden roſtbraunen Außenſäume der Schwingen und Deckfedern. Vidua axillaris: holosericeo-nigra, humeris laete miniatis; remigibus secundariis eorumque tectricibus exterius fulvo-sublimbatis; tectricibus al. mi- noribus alaeque flexura et subalaribus badis; subcaudalibus nigris; iride fusca; basi rostri plumbei nigricante; pedibus dilute fuseis. — G vesti hiemali notaeo fuscescente nigro propter plumas singulas luride marginatas longitudinaliter striolato; uropygio unicolore isabellino; supracaudalibus fuseis einerascente terminatis; stria lata a naribus supra lora oculosque usque ad regionem temporalem ferruginosa; capitis lateribus ab oris angulo usque ad regionem paroticam fuscatis; tectricibus et remigum et minoribus deuteris et subalaribus laete badiis; tectricibus antecubi- talibus rubro -aurantiis; rectricibus fuscis luride terminatis, subtus ferrugineis; mento, abdomine crissoque albidis; basi rostri cinereo-cornei obscuriore; pedibus subfuseis. 9 parum disereta, nonnisi plumis omnibus magis ferruginoso-limbatis; teetrieibus subalaribus einnamomeis; mandibula rostri luride badii pallidiore; simillima etiam femellae Viduae flaviscapulatae, distincta vero tectricibus subalaribus cinnamomeis et marginibus externis remigum eorumque tectricum magis conspicuis. Länge 16,, em. (614 Z.); Flügel 8,5 em. (3½ 3); Schwanz 6, em. (27/2 3.). Die Webervögel. 223 Die Webervögel [Ploceidae]. Aus den Berichten der Reiſenden kennt jeder Naturfreund jene Finken, welche zu den größten Künſtlern in der Thierwelt zu zählen ſind, die Webervögel. Ihre Neſter ſchildern die Schriftſteller förmlich mit Begeiſterung; ihre Brutanſiedelungen gehören zu den bezeichnendſten Erſcheinungen tropiſcher Landſchaften, indem ſie einerſeits weithin in die Augen fallen und andrerſeits ebenſo mannigfaltig ver— ſchieden, als im einzelnen bewundernswürdig kunſtfertig ſind. Das eine Neſt ſtellt einen einfachen, kugelrunden Ball dar, mit einem ſeit— lichen oder von oben hinabführenden Flugloch; ein zweites hat von dieſem Bau eine mehr oder minder tief hinunterhängende Röhre, in welcher der Vogel nach oben klettert, es hat alſo die Form einer Retorte; ein drittes bildet eine Kugel mit überſtehendem Dache, während ein viertes an einem zuſammengedrehten Bande freiſchwebend hängt, mit dem geräumigen Schlupfloch von unten hinauf; ein fünftes in Geſtalt eines Doppelballs hat hinterwärts als eigentliches Neſt eine geſonderte Ausbuchtung und vorn eine tief von unten ſenkrecht hinaufreichende Röhre. Faſt bei allen zeigt ſich gleicherweiſe das Dach ſehr dicht und dick ausgeführt, wahrſcheinlich zum Schutz gegen die gewaltigen Platzregen, wie gegen die Sonnen— ſtrahlen der Tropen. Die Mulde dagegen, in welcher die Eier liegen, iſt nur in ſeltenen Fällen ausgepolſtert, oft ſo wenig dicht, ſo luftig, daß die Eier von unten hinauf zu ſehen ſind. Die Neſter anderer Webervögel ſind unter einem Dache, meiſtens in großer Anzahl beiſammen erbaut, jedes einzelne jedoch für ſich und mit beſonderm Schlupfloch. Schließlich findet man auch noch neſter— artige Gebilde, welche oben ein ebenſo ſtarkes Dach haben, denen unterhalb aber die Niſthöhlung fehlt, an deren Stelle blos quer in der Mitte ein feſter gedrehter Strang angebracht iſt. Manche Reiſenden bezeichnen dieſe Bauten als „Ver— gnügungsneſter“. Eine ſolche Benennung iſt aber unrichtig, denn die Neſter haben einen ganz beſtimmten Zweck. Auf dem Strang in der Mitte ſitzt nämlich während der Nacht das Männchen und auch wol bei Tage, wenn es Schutz gegen Regen und Sonnenſtrahlen ſuchen will. Meiſtens bauen die Männchen allein und das Weibchen macht ſich nur an einem Neſte zu ſchaffen, wenn es daſſelbe für ſeine Brut ausgewählt hat; es beſſert dann innen aus, glättet und ordnet, ohne jedoch, wie manchmal behauptet worden, mit dem Männchen gemeinſam zu arbeiten. Da nun faſt jedes Männchen raſtlos weiter baut, 224 Die Weberbögel. 5 immer mehrere Neſter und da es weder mit dem Weibchen zärtlich zuſammen— hält noch daſſelbe während des Brütens oder die Jungen füttert, ſondern nur das Neſt gegen die Annäherung eines andern Mäunchens oder jedes andern Vogels überhaupt ſorgfältig bewacht, ſo hat man daraus folgern wollen, daß alle Webervögel oder doch wenigſtens die meiſten in Vielehe leben. Dies iſt freilich eine Annahme, welche bis jetzt ebenſowenig durch die Forſchungen der Reiſenden als durch die Beobachtungen in der Vogelſtube ſicher feſtgeſtellt worden. Nach meinen Erfahrungen, die ich weiterhin bei den einzelnen Arten mittheilen werde, dürfte es allerdings richtig ſein, daß die meiſten Weber Vielweiberei treiben. Ruhe- und Raſtloſigkeit, eifriges Herſtellen immer neuer Neſter, Einreißen der nahezu vollendeten und Wiederaufbauen — das iſt ein bezeichnendes Thun und Treiben ſämmtlicher Webervögel. Uebrigens iſt ihr Neſtbau ſtreng genommen nicht ausſchließlich als Weberei zu betrachten; er kann ebenſogut als Strickerei oder als Flechterei erachtet werden. So verſchiedenartig als die Formen der Neſter ſind auch die Bauſtoffe, aus denen ſie hergeſtellt werden; die mannig— faltigſten Gräſer, Halme, Faſern, Baſt, Würzelchen, Fäden u. dgl. werden dazu verwendet und einunddieſelbe Webervogelart kann, je nach der Gegend, in welcher ſie niſtet, vornehmlich aber dem Baumaterial entſprechend, von einander überaus abweichende Neſter errichten; ein Neſt aus Faſern und Baſtfäden hat mit dem aus Gräſern deſſelben Vogels kaum eine Aehnlichkeit. Die meiſten Weberneſter häugen an dünnen, ſchwanken Zweigen über Gewäſſern, Regenſchluchten oder Ab— hängen und hier ſind ſie, wie man annimmt aus Vorſicht, der Affen, Schlangen u. a. Räuber wegen, angebracht. | Die Webervögel kommen nur in den beiden Welttheilen Afrika und Aſien vor. Es ſind Finken etwa von der Größe des Zeiſigs, bis zu der einer Droſſel. Im Winterkleide einfach ſperlingsgrau, legen fie mit dem Beginn ihrer Niſtzeit, welche dem Frühlinge ihrer Heimat entſpricht, das Prachtgefieder an. Ihre Lebens— weiſe gleicht im übrigen der anderer Finken. Ob ſie Stand-, Zug- oder Strich— vögel ſind, iſt noch nicht ſicher feſtgeſtellt; obwol man behauptet, daß die meiſten Arten wandern, ſo dürfte ſich dies doch im weſentlichen nur auf umherſtreichen zu beſtimmten Zeiten beſchränken. Während die meiſten Weber zu jeder Zeit, alſo auch beim Niſten geſellig zuſammenleben, ſo herrſcht doch keineswegs Friede und Eintracht unter ihnen. Alle Männchen ſind immerfort in Zank und Streit be— griffen und ſelbſt mit den Weibchen ſind ſie nicht friedlich, geſchweige denn, daß ſie ein zärtliches und inniges Familienleben führen, wie die Prachtfinken. Die Nahrung beſteht in Sämereien, doch auch in Kerbthieren. Dieſen allgemeinen Angaben ſei eine lebensvolle Schilderung der Webervögel in ihrer Heimat — jedenfalls die treueſte, welche bis jetzt geſchrieben iſt — von dem jungen Afrika— reiſenden Dr. A. Reichenow angefügt: Die Webervögel. 225 „Wie einem Gemälde der hoch dünenden See die Sturmſchwalben, der ländlichen Skizze unſerer Dörfer Storch, Schwalbe und Sperling, den Bildern gewaltiger Klippen des hohen Nordens Steißfüße und Lummen nicht fehlen dürfen, ſo ſind die Webervögel mit der Vorſtellung weſtafrikaniſcher Landſchaften eng verbunden. Dieſe Vögel ſind es, welche dem ankommenden Reiſenden zuerſt in die Augen fallen und die ihn begleiten von Ort zu Ort. Betritt man die ſchmalen Gaſſen zwiſchen eng zuſammengebauten Lehmhütten oder die breiten, von üppigen Piſangbäumen umgebenen Plätze vor freundlichen Bambuhäuſern, ſo hört man das Geſchwirr und Gezänk der ewig luſtigen, arbeitenden, ſcheltenden und ſingenden Weber. Verfolgt man ſchmale Pfade durch weite, mit mannshohem Graſe bedeckte Flächen oder mit kleinem Gebüſch bewachſene Ebenen, ſo ſchimmern überall die rothen Farben der Feuerweber (Pyromelaena) und die gelben der Edelweber (Hyphantornis) hervor. Fährt man im kleinen Bot durch die Kanäle, welche das Delta eines größeren Fluſſes durchſchneiden, ſo erſchallen aus den Mangrove und Pandanus die heiſeren Stimmen der feuerköpfigen Hordenweber (Sycobius) und von den mächtigen Blättern der Weinpalmen hängen deren künſt⸗ liche Neſter herab. Auch im dichten Urwald ſchaukeln ſich dieſe prächtigen Weber in den Schlingpflanzen und ſteigen hoch hinauf in die Gebirge. Ja, die Weber ſind ſo recht eigentlich die Charaktervögel Guineas. Während meines jetzt neunmonatlichen Reiſens und Jagens in Afrika habe ich 14 Weberarten!) beobachten können. Man findet dieſe Webergattungen nicht neben einander in wechſelnden Terrainverhältniſſen, im Gegentheil vertreten ſich dieſelben an den verſchiedenen Oertlichkeiten und man kann die Vidua und Pyro- melaena als Steppen-, die Hyphantornis als Dorf- und Haide-, die Sycobius als Waldbewohner bezeichnen. Eine weite Grasebene bei Akkra an der Goldküſte bot mir zuerſt Gelegen— heit, Webervögel kennen zu lernen. Mannshoch ſchießt hier das Gras empor, wenn die tropiſchen Regen niederſtrömen und in den Monaten April bis Auguſt das Land überſchwemmen. Viele Vögel aus zahlreichen, einander fernſtehenden Familien haben dann hier zuſagende Brutſtätten, bis im Oktober die glühende Sonne ſich der Schöpfungen des Waſſers bemächtigt und die üppige Fläche in eine öde Brandſtätte verwandelt. Der vernichtenden Wirkung der Sonnenſtralen kommen jetzt noch die Menſchen zu Hülfe, indem ſie die trockenen Reſte nieder— brennen, aus deren Aſche dann mit Beginn der Regenzeit von neuem die üppige Pflanzenentwickelung in ihren Kreislauf tritt. Hier alſo leben und lieben die ſchönen Feuerweber und Widafinken.“ — ) Der Begriff Weber iſt hier im Gray'ſchen Sinne gefaßt, indem zur Familie Weber— vögel auch die Widafinken mitgezählt werden. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 15 226 Die Webervögel. Die erwähnte Verfärbung zum Prachtgefieder zeigen die Webervögel, mehr oder weniger auffallend, regelmäßig alljährlich. Dieſelbe beſteht in einem Vorgange, der ja, obwol beiweitem nicht ſo bemerkbar, auch bei europäiſchen Finkenvögeln ſich äußert. Sie iſt faſt immer aber mit mehr oder minder großen Irrthümern ge— ſchildert. Um eine ſolche Erſcheinung im Vogelleben recht kennen zu lernen und dann ſach- und wahrheitsgemäß beſchreiben zu können, bedarf es jahrelanger Beobach— tungen. Ich glaube nun, in dem folgenden mich keiner irrthümlichen Angaben ſchuldig zu machen.. Wenn in der Heimat einer Webervogelart der Frühling naht und damit die Niſtzeit, beginnt eine Anzahl der Federn des Männchens aus der grauen Farbe ſich zu verfärben, indem ſie theils an der Spitze der Bärte und Fahnen, theils auch in der Mitte derſelben farbige Flecke bekommen, welche mehr und mehr ſich vergrößern, bis ſie zuletzt die ganze Feder überziehen. Während— deſſen aber ſchießen überall junge, bereits völlig gefärbte Federn hervor, durch welche namentlich das ganze Kleingefieder mehr oder weniger vollſtändig erneuert wird. Dieſe vorzugsweiſe in glänzenden, prächtigen Farben prangenden Federn haben größtentheils eine ganz andere Beſchaffenheit als die alten, in weichen, längeren, fein zerſchliſſenen und ſelbſt wellenförmig geſtalteten Bärten nämlich. So— bald dann die Entfärbung eintritt, fallen dieſe neuen Federn wieder aus und die erſterwähnten verfärben ſich wieder ins Graue zurück. Dann erſt ſpäterhin findet die eigentliche Mauſer in der Erneuerung auch des Großgefieders ſtatt. Die Weibchen bleiben ſtets im grauen Kleide. Der Vorgang der Verfärbung iſt bei den verſchiedenen Verwandtſchaften weſentlich von einander abweichend und ich werde daher bei den einzelnen Arten noch näher darauf eingehen. Bemerkt ſei zugleich, daß außer Anderen auch der tüchtigſte Kenner, ein langjähriger Züchter und Erforſcher aller Webervögel, Herr Gymnaſiallehrer Friedrich Schneider II. in Wittſtock, mir mit ſeinen Erfahrungen zurſeite ſteht, welche ich weiterhin am betreffenden Orte einſchalten werde. Wenn alle Webervögel nun auch zunächſt in der Errichtung künſtlicher Neſter, dann in der Verfärbung, in der Lebensweiſe und in mancher andern Hinſicht übereinſtimmen, ſo zeigen ſie andrerſeits doch ſolche Verſchiedenheiten, daß man ſie nothwendigerweiſe in mehrere Hauptgruppen theilen muß. Dies geſchieht in ſehr abweichender Weiſe und ich werde mich bemühen, eine Ueberſicht zu geben, wie ſie der allverſtändlichen Darſtellung am meiſten entſpricht, ohne jedoch un— wiſſenſchaftlich zu ſein. Für die Liebhaberei ſind die Webervögel von nicht geringer Bedeutung. Sie vereinigen mit mehr oder minder herrlichem Farbenſchmuck geringe Bedürf— niſſe, nehmen alſo mit einer ſehr einfachen Verpflegung vorlieb und ſie erfreuen ihren Beſitzer dadurch, daß ſie ſelbſt unter minder günſtigen Verhältniſſen in eifrigſter Weiſe ihre künſtlichen Bauten errichten. Einige Arten begnügen ſich 8 — En Die Webervögel. 227 freilich damit und gelangen nur jelten zur erfolgreichen Brut; andere aber find als tüchtige Zuchtvögel zu erachten. Selbſtverſtändlich werde ich alle dieſe Eigen— thümlichkeiten bei jedem einzelnen Vogel bemerken und dann weiterhin in den bezüglichen Abſchnitten Anleitungen für die Verpflegung und Züchtung geben. Die Fütterung in der Gefangenſchaft beſteht in Hirſe und Spitzſamen, bei den größeren Arten mit Zugabe von Hanf u. a. Sämereien. Alle aber bedürfen auch noth- wendigerweiſe der Fleiſchnahrung, denn andernfalls machen ſich ſehr übele Er— ſcheinungen geltend. Bereits im „Handbuch für Vogelliebhaber“ habe ich darauf hingewieſen, daß alle dieſe Vögel, namentlich aber die Feuerweber, in der Ver— färbung ganz auffallend zurückbleiben, wenn ſie, wie in den Läden der Händler, nur mit Körnern ohne Mehlwürmer, Ameiſenpuppen, Eierbrot u. dgl. gefüttert werden. Freilich äußert nicht die Fütterung allein ihren Einfluß bei dieſer Fär— bung, ſondern es kommen auch Licht- und Luftverhältniſſe zur Geltung, und ich werde in den Abſchnitten, welche die Verpflegung der Vögel behandeln, auch in dieſer Hinſicht Erfahrungen und Rathſchläge mittheilen. Während die kleineren Webervögel im Geſellſchaftskäfige unter Prachtfinken u. a. ſelbſt im Hochzeitskleide verträglich ſind, ſo können ſie in der Vogelſtube doch dadurch, daß ſie in ſtürmiſcher Lebhaftigkeit alle anderen Vögel aus der Um— gebung ihres Neſtes vertreiben, viele Störung verurſachen. Eigentlich bösartig ſind ſie jedoch nicht. Auch die großen Arten find nicht wirklich biſſig. Wenn ſie ſelber aber niſten, ſo rauben ſie aus den Neſtern ihrer Mitbewohner gern die Brut, um ihre Jungen damit zu füttern. Von einem Geſange kann bei ihnen allen überhaupt keine Rede ſein. Ziſchen, Zirpen, Schnarren, Gackern, das ſind ihre Laute, aus denen ein gar wunder— liches Liebeslied angeſtimmt wird, das, dem Weibchen immerhin ſüßer als Philo— melengeſang ertönend, für ein verwöhntes Ohr doch manchmal unleidlich erſchallt. Um ſo unterhaltender iſt ihr Liebesſpiel, welches ich bei jeder einzelnen Art ſchildern werde. Die Preiſe ſchwanken von 4,50 Mark bis 36 Mark und darüber für das Paar, und abgeſehen davon, daß manche ſeltenen Arten noch übermäßig theuer ſind, darf man ſie im allgemeinen zu dem am meiſten preiswerthen kleinen Gefieder zählen; denn außer den ſchon erwähnten Vorzügen haben ſie auch noch die, daß fie zu den ausdauerndſten aller Stubenvögel gehören und daß wenigſtens im Pracht— kleide, vom Beginn der Verfärbung an die Geſchlechter leicht zu unterſcheiden ſind, ſodaß man dann mit Sicherheit richtige Pärchen erhalten kann. Ein Uebelſtand tritt freilich darin ein, daß die Jungen der Arten, welche im Käfige oder in der Vogelſtube niſten, ſich erſt im zweiten oder dritten Jahre zum Schmuckkleide färben und daß daher die Verwerthung der Nachzucht für lange Zeit Schwierigkeiten hat. *. :k ES 15* 228 Die Webervögel. Die Feuerweber |Euplectes, Sws.; Pyromelaena, BV.; Xanthomelaena, Bp. ], ge wöhnlich Feuerfinken genannt, ſtehen den vorangegangenen kurzſchwänzigen Widafinken überaus nahe und obwol ſie von den Syſtematikern einſtimmig zu den Webervögeln gezählt werden, ſo ſind ſie doch von den übrigen ſehr bedeutſam verſchieden. Ihnen ſind beſonders glänzende, brennende Farben eigenthümlich; gewöhnlich neben einem tiefen Schwarz, prächtiges Roth in verſchiedenen Schattirungen oder auch Gelb. Im Prachtgefieder leicht zu unterſcheiden, gehört doch ein Kennerblick dazu, wenn man ſie im grauen Kleide oder ihre Weibchen erkennen will. Während ſie die von den europäiſchen Reiſenden am meiſten beſuchten Gegenden Afrikas bewohnen, iſt trotzdem ihre Entwickelungsgeſchichte noch keineswegs ſicher erforſcht. Es ſteht noch nicht feſt, ob ſie Stand- oder Zugvögel ſind; zwar hat man das letztere angenommen, doch kann darin wol eine Täuſchung liegen, daß ſie im grauen Kleide viel weniger auffallen und dann dort nicht bemerkt werden, wo man ſie im Prachtgefieder geſehen hat. Gar überſchwenglich ſchildert ein Schriftſteller den Eindruck, welchen ein von Feuer— webern bewohntes Durrafeld gewährt. Als Flämmchen, welche aufſchießen, verſchwinden und wieder aufblitzen und durch ſolch' wunderbares Spiel das Auge entzücken, beſchreibt er die Vögel, wenn ſie auf den Spitzen der Büſchelmaishalme ſich wiegend und, das Gefieder ſträubend und flügelſchlagend, ihren Liebesſang ziſchen. Freilich hat er ſie viel mehr mit der Fantaſie als mit klaren Blicken geſchaut, denn er behauptet auch, daß der Orangeweber, welcher etwa die Größe des Feldſperlings und einen verhältnißmäßig ſchwachen Schnabel hat, die harten Maiskörner knacke. Die Nahrung der Feuerweber beſteht in Hirſe- und Gräſerſämereien, daneben aber vor— nämlich auch in Kerbthieren und namentlich deren Bruten. Ihre Neſter ſtehen im Gebüſch, welches mit Hochgras durchwachſen iſt (nicht aber hängen fie, wie fälſchlich angegeben worden, an den Durraſtengeln), zuweilen dicht über dem Boden, bei einigen Arten im Schilf und Rohr über Gewäſſern; auch findet man dieſelben nicht in eigentlicher Geſelligkeit beiſammen, ſondern nur unfern von einander und jedes Männchen hat und vertheidigt wacker ſein kleines, abge— grenztes Niſtgebiet. Das Neſt iſt viel weniger kunſtvoll, als das anderer, beſonders der oſt— indiſchen Weber; es iſt aus Grashalmen oder geſpaltenen Rohrblättern geflochten und bildet einen überwölbten Beutel mit einem oder zwei Schlupflöchern von oben hinab. Jedes Gelege beſteht aus drei bis acht grünlichblauen, mehr oder weniger hellen, ſelten geſprenkelten oder beſpritzten Eiern und es erfolgen in einem Jahre mehrere Bruten. Nach beendeter Niſtzeit ſammeln ſich die Feuerweber gleich anderen Finken zu großen Schwärmen an und dann ſollen ſie umherſtreichend erheblichen Schaden am Getreide, Hirſe u. dgl. verurſachen. Bei dieſer Weberfamilie tritt die Verfärbung zum Prachtgefieder vorzugsweiſe durch ſehr üppiges Hervorſchießen des farbigen Kleingefieders ein, und man kann ſich daher — wie es mir und anderen Beobachtern anfangs ergangen — gar leicht täuſchen. Ich hatte verſchiedene Feuer— weber und Widafinken während des Farbenwechſels in geſchloſſene Käfige geſperrt, und da ich garkeine ausgefallenen grauen Federn bemerkte, ſondern hier und da eine ausgezupfte größere Feder in voller Farbenveränderung fand, ſo glaubte ich, daß dieſer Vorgang über das ganze Gefieder ſich erſtrecke. Herr Gymnaſiallehrer Fr. Schneider II. in Wittſtock hat dann aber durch anhaltende Beobachtung und gründliche Unterſuchung feſtgeſtellt, daß eine bedeutſame Er— neuerung des Gefieders ſtattfindet. Er theilt Folgendes über die Verfärbung der Feuerweber mit: „Am längſten und ſorgfältigſten habe ich einen ſeit fünf Jahren in meinem Beſitz befindlichen Oryxweber beobachtet. Dieſer Vogel mauſert, ſowol Männchen als auch Weibchen, ſicher zweimal im Jahre; die meinigen gewöhnlich im März und November. Bei der Frühjahrsmauſer, alſo der Verfärbung zum Prachtgefieder, erſtreckt ſich der Federwechſel nur auf das Kleingefieder, bei der im Herbſt eintretenden eigent— Die Feuerweber. 229 lichen Mauſer auf das ganze Federkleid. Eine Verfärbung des grauen Gefieders vor der beginnenden Mauſer findet nicht ſtatt. Die grauen Federn fallen viel— mehr ohne vorherigen Farbenwechſel aus, verdrängt durch die hervorſprießenden ſchwarzen und rothen, und der Verlauf iſt folgender. Das erſte Anzeichen der eintretenden Veränderung iſt die Umfärbung des hornbraunen Schnabels, der allmälig ein glänzendes Schwarz annimmt. Zuerſt fallen die Federn des Zügels, dann die ums Auge und die an der Kehle aus; es treten alſo die ſchwarzen Federn des Geſichts hervor. Darauf wechſeln die Federn des Vorder- und Hinterhalſes mit orangerothen, die der Bruſt und des Bauches mit ſchwarzen und die weißen der Unterſchwanzdecken mit orangefarbenen. Jetzt erſt fallen die grauen Federn des Scheitels und Hinterkopfes aus und die ſchwarzen wachſen hervor. Es ſieht komiſch aus, wenn einzelne graue ſich verſpäten und aus den dunklen, noch kurzen, weit hervorragen; dann folgen die der Seiten, des Ober- und Unterrückens, des Bürzels und zuletzt die Flügeldeckfedern erſter und zweiter Ordnung. Der Vogel, welcher auch im grauen Kleide ſich aufbläht und Kopf- und Nackenfedern ſträubt, ſodaß letztere förmlich wie eine Halskrauſe ſtehen, ſieht anfangs in dem kurzen rothen und ſchwarzen Gefieder viel kleiner aus als im grauen, namentlich erſcheint der Kopf weniger groß. Sobald jedoch die neuen Federn ausgewachſen ſind, iſt er merklich größer als vorher. Wenn ſchon die grauen Federn ſehr zerſchliſſen ſind, ſo iſt dies in einem noch viel höheren Grade bei den ſchwarzen der Fall; auch hat ſich die Geſtalt dieſer Federn verändert. Die graue Feder iſt lanzett— förmig, endet alſo gleichmäßig verlaufend in eine Spitze; die ſchwarze hingegen iſt ſtumpf, die Spitze fehlt oder ſie erſcheint abgerundet. Die Herbſtverfärbung geht ganz in derſelben Reihenfolge vor ſich. Die Schnabelwurzel wird weißlich, das glänzende Schwarz des ganzen Schnabels verbleicht und geht nach und nach in Braun über; ebenſo machen die prunkenden Federn den grauen Platz. Abſonderlich ſieht der Vogel aus durch die neu hervorbrechenden grauen Federn um das Auge. Die Zeitdauer der Mauſer beträgt bei meinen Oryxwebern un— gefähr vier Wochen. Das Männchen webt dabei ununterbrochen feine künſtlichen Beutelneſter, auch findet ſchon in dieſer Zeit die erſte Begattung ſtatt und eins der Weibchen hatte ſchon Ende März bei 4 Gr. R. Wärme Eier gelegt. Ein Orangewebermännchen, ſeit drei Jahren in meinem Beſitz, mauſert nur wenig, aber regelmäßig zweimal im Jahre, im März und November, und zu be— ſtimmter Zeit trägt der Vogel ſein graues Kleid wieder. — Im vergangenen Herbſt erhielt ich auch ein Pärchen Sammtweber. Das Männchen war faſt nackt und die wenigen Federn, welche es hatte, waren ſchwarz. Bald wuchſen andere Federn nach und zwar graue im Kleingefieder, ſchwarze im Schwanz und in den Flügeln. Zur Weihnachtszeit erſchien der Vogel ſonderbar, ſchwarz- und graugefleckt. Schon im Februar begannen die grauen Federn jedoch auszufallen und im März 230 Die Webervögel. prangte er bereits im ſammtſchwarzen Kleide; ſeltſamerweiſe ſind bei ihm auch die Schwung- und Schwanzfedern ſchwarz, ſo dunkel wie das übrige Gefieder. Die Rücken- und Schulterfedern, welche bei einem zweiten Männchen rein ſchwefel— gelb ſind, nähern ſich bei ihm ebenfalls der ſchwarzen Färbung, d. h. ſie ſind ſchwarz mit ganz ſchwachen gelben Streifen. Das vermeintliche Weibchen ver— wandelte ſich in ein prachtvolles Männchen und ebenſo ein zweiter, im März mir zugeſandter Vogel; die Verfärbung geſchah durch den Wechſel des Kleingefieders. Bei dem letztern Männchen find die Flügel und Flügeldeckfedern ſchwarzbraun mit fahlbraunen Außenſäumen. ö An einem Napoleonsweber, welcher ſonderbarerweiſe nur drei Monate hin— durch im Prachtgefieder verblieb, habe auch ich die von anderen Züchtern beobachtete Verfärbung des grauen Gefieders vor der Mauſer in ein gelbliches bemerkt. Namentlich ſind Rücken, Seiten und Bürzel deutlich gelb, während die ſchwarze Farbe noch nicht vorhanden iſt. Der Verlauf der Verfärbung bei dem Madagaskarweber iſt ein ähnlicher. Ich beſitze vier Männchen und drei Weibchen, deren erſtere jetzt ſämmtlich mehr oder weniger im Prachtgefieder ſind oder ſich doch anſchicken, daſſelbe anzulegen. Von denjelben war das eine ſechs Monate im Winterkleide, ein zweites nur drei Monate und die Zeit der Verfärbung währte acht bis zehn Wochen. Bei der Herbſtmauſer des einen fiel nur das Kleingefieder aus. Einen wirklichen Farben— wechſel konnte ich jedoch bei dieſen Vögeln nicht feſtſtellen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen bin ich nun geneigt, anzunehmen, daß eine Mauſer des Kleingefieders und eine gleich— zeitige Verfärbung der Flügel-, Schwanz- und vielleicht auch der an ldeckfedern ſtattfindet.“ In dieſer letztern Annahme hat mein geſchätzter Herr Mitarbeiter in der That den richtigen Sachverhalt getroffen. Die Unregelmäßigkeiten aber, welche bei dieſem Vorgange ſich allenthalben zeigen, tragen eben die Schuld an den un— glaublic weit auseinandergehenden Behauptungen und vielen Irrthümern, welche in Hinſicht der Verfärbung aufgetaucht ſind. Feſtzuhalten dürfte ſein, daß die Mauſer und Verfärbung der meiſten Webervögel in der Gefangenſchaft außer— ordentlich vielen Wechſelfällen unterworfen ſind, indem ſie vor allem durch den Ernährungszuſtand, ſodann durch die Beſchaffenheit des Futters und ſchließlich auch durch die Licht-, Luft- und Wärmeverhältniſſe beeinflußt werden. Während bei dem freifliegenden, im hellen, luftigen Raume gehaltenen, naturgemäß mit Körner- und reichlicher Fleiſchnahrung verſorgten und in mäßiger Stuben— temperatur gehaltenen Weber eine Verfärbung und theilweiſe Erneuerung des Gefieders zugleich eintritt, ſo wird der nur mit Sämereien gefütterte und vielleicht auch ungünſtig beherbergte gleiche Vogel durch die Erregung der Liebes— — Der Napoleons-Webervogel. 231 zeit doch nur bis zum Farbenerglühen, alſo bis zur Verfärbung ohne Nach— ſchießen der Federn, gelangen können), und in den Abſtufungen zwiſchen dieſen beiden Vorgängen beruhen eben alle Unregelmäßigkeiten, welche zu ſo vielen ein— ander entgegenſtehenden Angaben geführt haben. In der Heimat ſoll die Liebeszeit, während welcher der Vogel im Prachtgefieder ſich befindet, etwa vier Monate währen; in der Gefangenſchaft iſt die Dauer des Prachtkleides aber außerordentlich verſchieden. Auch ſie hängt nicht allein von dem Alter, ſondern auch durchaus von dem Ernährungszuſtande des Vogels, ſowie von Licht- und Wärmeverhältniſſen ab. Feuerweber, welche ſchlecht gepflegt werden, gelangen viel langſamer zur Verfärbung und werden früher wieder grau. Gut gefüttert dagegen und beſonders reichlich mit Fleiſch— nahrung verſorgt, erhält ſich ein Männchen wol ſechs bis acht Monate, ja zuweilen Jahr und Tag in voller Pracht. — Auch an ihnen tritt die bei den Prachtfinken S. 34 und 72 ge— ſchilderte Schwarzfärbung des Gefieders ein und zwar in der Weiſe, daß in den Käfigen der Händler manche Napoleons- und Orangeweber vorhanden ſind, welche bis auf den weißen Schnabel ganz düſter und kohlſchwarz ausſehen. Ihr Liebesſpiel beſteht in wunderlichem Tänzeln und Hin- und Herfliegen mit aufgeblähtem Gefieder, unter fortwährendem Flügelklappen, Nicken und Bücken; man kann es wol mit dem Balzen mancher Hühnervögel vergleichen. Der gleichzeitig erſchallende Liebesſang beſteht nur in heiſerm Ziſchen. Gerade die Feuerweber gehören zu den beliebteſten fremdländiſchen Stubenvögeln; freilich erſcheinen ſie im grauen Gefieder nichts weniger als ſchön, und ihr ſtürmiſches, ruheloſes Weſen vermag ihnen auch wol nicht leicht Freunde zu erwerben. Ihre brennenden Farben aber feſſeln von vornherein den Blick des Liebhabers, auch liegt doch ein ganz beſondrer Reiz in dem Vorgange der Verfärbung, nicht minder in dem ſonderbaren Liebesſpiel, und wer ſie kennt, weiß ſie zugleich als ſehr ausdauernde und anſpruchsloſe Stubenvögel zu ſchätzen. Mit alleiniger Ausnahme des Madagaskarwebers ſind ſie dagegen ſchlechte Zuchtvögel, obwol alle ein— geführten Arten in Vogelſtuben und auch in Käfigen bereits vielfach geniſtet haben. Näheres über ſolche Züchtungserfolge theile ich weiterhin bei jedem einzelnen mit. Ebenſo werde ich dort die Preiſe angeben. Beiläufig ſei auch bemerkt, daß dieſe Weber bei uns ſehr gut im ungeheizten Raum überwintert werden können. Die Herren A. Hesler, dann Dr. Schmidt, Direktor des zoologiſchen Gartens von Frankfurt a. M., und neuerdings auch Fr. Schneider II. in Wittſtock haben dahin bezügliche Erfahrungen gemacht. Der erſtere ſagt: „Die wol oft für ſehr ſchwächlich gehaltenen Fremdlinge können ſogar eine bedeutende Kälte ertragen. Namentlich iſt es zum erſtaunen, welche niedrigen Grade z. B. der Feuerfink, deſſen Vaterland doch das heiße Afrika iſt, überdauert. Er ſcheint ſozuſagen eiſenfeſt zu ſein; denn er behielt ſeine Munterkeit und Lebhaftigkeit ſelbſt bei 6— 8 Grad Kälte und bei nur mäßigem Schutze gegen Wind. Er ſchien die dann oft ſchon traurig daſitzenden Europäer gleichſam beſchämen zu wollen.“ Der Napoleons-Webervogel [Ploceus melanogaster|. Tafel IX. Vogel 43. Auf der Pariſer Weltausſtellung des Jahres 1867 hatte man auch einen geſchmackvollen Käfig mit kleinem Schmuckgefieder aufgeſtellt und unter dieſem machten vorzugsweiſe zwei Arten der gewöhnlichſten Weber auf Tauſende von Beſchauern einen wirkungsvollen Eindruck. Dies waren der Napoleons- und der’ ) Webervögel, die bei S— 100 Wärme in drei Wochen ausmauſerten, blieben nach der Beobachtung des Herrn Schneider bei 8— 10 Kälte viele Wochen im Federwechſel. 232 Die Webervögel. Orangevogel. Dieſer prachtvoll ſchwefel- oder jonquillengelb und tief ſammt⸗ ſchwarz, jener feurig orangeroth und ebenfalls ſammtſchwarz. Beide gehören im Hochzeitskleide allerdings zu den auffallendſten Erſcheinungen in der lieblichen Welt der fremdländiſchen Stubenvögel; namentlich jeder Nichtkenner bleibt voller Entzücken und Bewunderung bei ihrem Anblice ſtehen. Seit Alters her und noch jetzt iſt der erſtere Weber in Frankreich und anderen Ländern unter dem Namen Worabe allgemein bekannt. Der vorhin erwähnte deutſche Vogelhändlername ſchreibt ſich jedenfalls daher, daß er im Prachtgefieder gerade in der Zeit zahlreich bei uns eingeführt und verbreitet wurde, als der dritte Napoleon den Gipfel ſeiner Macht und ſeines Glanzes erklommen hatte und mancherlei nach ihm geheißen und ihm nachgeahmt ward. Buffon hat ihn zuerſt beſchrieben und zwar nach einem Bilde, welches der Ritter Bruce aus Abeſſinien mitgebracht. Der große Vogelkundige hat ihn aber niemals ſelbſt geſehen. Vieillot bildete ihn dann gut ab und ſchil— derte ihn eingehend. Er erhielt ihn, das erſte und einzige Exemplar, welches da— mals nach Frankreich lebend gebracht worden, von Becoeur und gab eine Dar— ſtellung des Männchens im Schmuckgefieder. Der Vogel hatte ſich vortrefflich eingewöhnt, wurde mit Hirſe und Sorgograsſamen gefüttert und blieb mehrere Jahre am Leben. Der genannte Forſcher behauptete bereits, daß man ihn ohne Schwierigkeit im Käfige züchten könne, wenn man ihn pärchenweiſe halte und ihm Schilfſtengel biete, an welchen er ſein beutelförmiges, aus feinen Gräſern ge— webtes Neſt erbaue. Den Geſang bezeichnete er als ein unmelodiſches Zwitſchern. Die Heimat des etwa feldſperlinggroßen Vogels erſtreckt ſich über den Weſten und einen Theil des Nordoſtens von Afrika; ſehr häufig iſt er in Abeſſinien. Ueber ſein Freileben iſt leider wenig bekannt, obwol er doch zu den gemeinſten Finken des Welttheils zählt. Th. v. Heuglin weiſt darauf hin, daß er auch in der Freiheit in Hinſicht der Größe und Färbung des Hochzeitskleides ſehr veränder— lich erſcheint: „Ein Männchen aus Abeſſinien hat Geſicht, Vorderhals, Bruſt und die vordere Hälfte des Unterleibes ſchwarz, ohne alle Beimiſchung von Gelb. Das Nackenband fehlt oft gänzlich. Mantel und kleine Flügeldeckfedern ſind hin und wieder ſchwarz mit gelben Federſäumen. Der Unterſchnabel bei einem Mäunchen vom Gebiet des weißen Nil iſt auch ſchwarz. (Vrgl. die wiſſenſchaftliche Be— ſchreibung-). Wir ſahen ihn um den Tana-See in Abeſſinien und auf den Ge— birgen in Semien im Winter und unmittelbar vor der Regenzeit. Hier ſcheint er Standvogel zu ſein und lebt in Geſellſchaften von drei bis acht Köpfen, welche oft dicht zuſammenhalten und ſich gern auf niedrigem Gebüſch, in Hecken und Büſchelmaisfeldern und um Tennen herumtreiben, vorzugsweiſe in der Nähe von Viehweiden. Auch am Sobat und weißen Nil iſt er bemerkt worden. Die Angabe im Berliner Muſeum, daß er auch in Nubien heimiſch ſei, iſt dagegen Der Napoleons-Webervogel. 233 falſch. Die Verfärbung zum Prachtgefieder dürfte im Auguſt zu erfolgen.“ Auch er ſoll nach der Niſtzeit zu großen Schwärmen ſich anſammeln und dann an Hirſe und anderen Nutzſämereien erheblichen Schaden verurſachen. In der Ge— fangenſchaft ſind die Napoleonsweber gegen große und kleine Genoſſen durch— aus harmlos und verträglich, allein ſobald ſie zum Schmuckgefieder ſich verfärben, werden ſie ungemein lebhaft und ſtürmiſch und dann ſind ſie üble Gäſte, indem ſie, nicht etwa biſſig und zänkiſch gegen ſchwächere Vögel ſich zeigen, ſondern dieſelben nur durch ihre Unruhe fortwährend ſtören und beängſtigen. Deshalb gelangen dieſe Webervögel ſelber auch kaum jemals zur glücklichen Brut, da fie zu ruhelos zum Neſtbau find und im grauen Gefieder wiederum zu ſcheu, ſodaß ſie gar zu leicht von anderen Vögeln ſich verjagen laſſen. Dennoch gelingt es wol ſie zu züchten, wenn man auf ihre Eigenthümlichkeiten achtet und ihren natürlichen Bedürfniſſen Genüge zu leiſten ſucht. In dem Abſchnitt über Pflege und Zucht werde ich die einſchlägigen Erfahrungen mittheilen und Anleitungen geben. Wie bei allen übrigen Webervögeln geht die Verfärbung zum Prachtgefieder in der Gefangenſchaft zu der Zeit vor ſich, wann in der Heimat die Niſtzeit naht, und dieſe wechſelt je nach dem Theile Afrikas, aus welchem der Vogel herſtammt, vom Juni oder Juli bis zum Auguſt. Herr Schneider beobachtete, daß die Männchen bei kräftiger Fütterung mit friſchen Ameiſenpuppen ſich gar— nicht völlig entfärbten, ſondern immer mehr oder weniger ſchwarz- und gelbfleckig blieben. Im Durchſchnitt dauert das Prachtkleid volle neun Monate. Das Liebesſpiel dieſes Webers, ſowie die hitzigen und doch nicht gefährlichen Kämpfe der Männchen find ſehr intereſſant. Ein Napoleousvogel im Pracht— kleide bläht ſein Gefieder zum runden Federball auf und ſchwirrt hummelartig hin und her, indem er die Federn fortwährend abwechſelnd ſträubt und glatt anzieht, jeden Genoſſen der eigenen oder auch verwandter Arten verfolgt, vor jenem flüchtet, ihn wiederum jagt und dann ſeinen wunderlichen, ziſchenden Liebes— ſang erſchallen läßt, welchen Alexander von Homeyer mit dem Lockton der Braunelle vergleicht. Gleichviel, ob in der Vogelſtube oder in einem geräumigen, zweckentſprechend ausgeſtatteten Käfige, flechtet das Männchen zwiſchen Birken- oder anderen Ruten oder auch in einer ſchlanken Aſtgabel zunächſt einen zirkelrunden, meiſtens aufrecht— ſtehenden, ſeltener ſchief, faſt wagerecht liegenden Kranz und dieſen umwölbt es dann, ſodaß ein länglichrunder Beutel mit einem halb von der Seite einmündenden Schlupfloch gebildet wird. Viele Männchen beginnen aber garnicht einmal den Neſtbau, weil ſie zu unruhig ſind, andere weben ſehr eifrig, bringen jedoch nichts weiter, als höchſtens den Kranz zuſtande; nur einzelne vollenden wirklich das Neſt und ein ſolcher Baukünſtler iſt für die Züchtung ſehr werthvoll, weil er raſt— los mehrere Brutſtätten hintereinander errichtet. 234 Die Webervögel. Das Gelege beſteht faſt regelmäßig in vier Eiern. Der Neſtflaum der Jungen iſt gelblichweiß mit weißer Schnabelwachshaut und das Jugendkleid gleicht faſt dem des alten Weibchens, nur iſt es heller, weißlichgrau. Die erſte Ver— färbung tritt ſchon im nächſten Jahre mit der des alten Männchens zugleich ein; auch iſt ſie eine vollſtändige, nur erſcheint das Gelb nicht ſo ſchön dunkel und kräftig. Männchen und Weibchen ſind im grauen Kleide ſchwierig zu unterſcheiden, denn das Merkmal der beträchtlicheren Größe des erſtern iſt nicht immer zu— treffend. Die Händler pflegen gegen die Zeit der Verfärbung hin an der Bruſt einige Federn auszurupfen, um an den ſchnell hervorwachſenden farbigen die Männ— chen zu erkennen. Im übrigen behält hier und da das Männchen wol eine gelbe Feder und die Färbung der Rückenfedern und großen Flügeldecken iſt kräftiger. Neben den Orangewebern ſind beide Geſchlechter des Napoleonswebers unſchwer an dem gelben Ton des grauen Gefieders zu erkennen; bei jenen herrſcht ein bräunlicher Ton vor. Nur Unkundige können ſie verwechſeln. Dieſer gelbe Weber leidet in den Käfigen der Händler weniger an matter Verfärbung, als die rothfarbigen Arten. Unter mangelhaften Luft- und Lichtver— hältniſſen färbt er ſich aber vorzugsweiſe leicht ſchwarz. Man kauft ein Pärchen Napoleonsweber im grauen Gefieder für 9 bis 12 Mark, im Prachtkleide 15 bis 18 Mark. Bei der Ankunft im Spätſommer ſind ſie im Großeinkauf zwiſchen 4 bis 6 Francs das Pärchen zu erhalten. Man findet ſie das ganze Jahr hindurch in den Vogelhandlungen aller Länder. Seit Vieillot's Zeit war der Vogel in der Liebhaberei und im Handel beinahe völlig verſchwunden und nur ſelten iſt bei den Schriftſtellern eine kurze Notiz über ihn zu finden. Bechſtein kennt ihn garnicht, Bolle aber führt ihn ſchon unter dem deutſchen Händlernamen auf. Der Napoleonsweber oder Napoleonsvogel, auch im Deutſchen Worabe genannt, heißt bei Rchb. fälſchlich Abeſſiniſcher Taha. Le Worabee (Vekemans); le Worabey (Liſte d. Akkl.⸗Grt. v. Paris); Blackbellied Weaverbird (Jamrach u. Bram. d. zool. Grt. von London); Worabee (holländiſch)); Worabee (heimatlicher Namen). Nomenclatur: Loxia melanogastra, Lth.;, Loxia abyssina, Fringilla abyssina, Vl.; Fringilla ranunculacea, Lehtst.; Euplectes ranunculaceus, Mus. Byl.; Euplectes melanogaster, Swns., All., Bp., Hrtl.; Ploceus abyssinicus et afer, Gr.; Euplectes abyssinicus, Cab.; Euplectes habessinicus, Hyl.; Taha abyssinica, Rchb., Br. — Le Worabee, Vieill.; Black-bellied Grosbeak, Brown; Black-collared Finch, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: oberhalb mit Einſchluß von Stirn, Ober- und Hinterkopf glänzend gelb, über den Nacken ein tief ſammtſchwarzes Band und in derſelben Farbe das Geſicht vom Naſenloch oberhalb des Auges bis zum Ohr und um die Kehle, ferner Unterbruſt und Bauch. Oberbruſt, Seiten, Hinterrücken, Ober- und Unterſchwanzdecken wieder gelb, Flügel und Schwanz dunkelbraun, jede Feder breit fahl geſäumt. Auge bernſteinbraun; Der gelbe Feuerweber und der Sammt-Webervogel. 235 Schnabel ſchwarz; Füße fleiſchfarben. — Weibchen und Männchen im Winterkleide ober— halb gelblichfahlbraun, Flügelfedern gelblich geſäumt und alle übrigen Federn mit braunen Schaftſtreifen; unterhalb mit Einſchluß der Unterflügel reinweiß. — Jugendkleid ſ. S. 234. Ploceus melanogaster: laetissime flavus; regione parotica, capitis lateribus, mento, gula abdomineque medio holosericeo-nigris; alis et cauda fuscis; interscapilio fuscescente; subalaribus albidis; iride badia; rostro nigro; pedibus rubellis. — G hieme et 2: supra pallide subfulva, plumis mediis conspicue e fusco-nigricante striatis; stria conspicua superciliari, margine alari et subalaribus albidis, flavido-lavatis; gastraeo albido plurimorum laete fulvescente-adumbrato; colli lateribus, pectore et hypochondriis fusco -striatis, tibialibus umbrino -cinerascentibus, sordide albido-marginatis; tertiariis late fulvescente marginatis; iride umbrina; rostre nigro; pedibus fuscatis. Länge 11,8em. (4½ Z.); Flügel 5, em. (2¼ Z.); Schwanz 2, 2m. —2, em. (5½ bis 1. 3.). Neon. lanugine flavente alba, cera rostri alba. — Juvenis ab ꝙ adulta vix discedens nonnisi dilutior, incanus. Beſchreibung des Eies: veränderlich, von bläulichweiß bis zu blaugrün; Geſtalt rund; glänzend, glattſchalig. Länge 20 mm.; Breite 16 mm. N O vum: variabile, a coerulescente albo usque ad aeruginosum; rotundum, niti- dum, laeve. Der abeſſiniſche gelbe Teuerweber [Ploceus abyssinieus], auch Taha genannt, wird von Hartlaub entſchieden als Art von dem vorigen getrennt. Er unterſcheidet ſich nur durch ein breites, ſchwarzes Nackenband, welches bis zur Kehle herumläuft, und durch die ganz ſchwarze Unterſeite, während bei dem Napoleonsweber der gelbe Hinterkopf durch ein gleiches Band mit der gelben Oberbruſt und den Seiten verbunden iſt. Auch erſcheint er etwas größer, dem Hausſperlinge gleich. Seine Heimat iſt Südafrika. Wenn man recht aufmerkſam die Käfige der Händler durchmuſtert, ſo findet man wol, aller— dings überaus ſelten, dieſen größern Napoleonsvogel in wenigen Köpfen. Für die Liebhaberei hat er keine Bedeutung, weil er ſchwerlich jemals in namhafter Anzahl eingeführt werden kann. Er ſoll freilich auch im Nordoſten Afrikas vor— kommen, ob dort häufiger, iſt jedoch fraglich. Pyromelaena abyssinica, %% d., Br.; Taha dubia, Rehb., Euplectes Taha, Smth., Hrtl.; Ploceus dubius, Smth.; Ploceus Taha, Gr. Der Sammt-Webervogel Ploceus capensis]. Tafel IX. Vogel 45. Von den Händlern auch großer oder doppelter Napoleonsvogel genannt, iſt dieſer Feuerweber viel ſeltener zu haben und beiweitem nicht ſo ſchön, als der kleinere. Sein Grundgefieder iſt tief ſammtſchwarz; die Schultern und der Mittel— rücken ſind lebhaft gelb, die Flügel grau; Größe des Gimpels. ö Auf den erſten Blick gleicht er dem S. 218 geſchilderten gelbrückigen, wie auch dem gelbſchulterigen Widafink und da alle drei Arten keineswegs häufig im Handel vorkommen, ſo werden ſie ſelbſt von unkundigen Kleinhändlern manchmal 236 Die Webervögel. verwechſelt. Im Prachtgefieder aber ſind die Witwen an den längeren Schwänzen zu erkennen. Der Sammtfink hat eine ſehr weite Verbreitung; er wird faſt im ganzen tropiſchen Afrika gefunden und je nachdem, von woher die Bälge in den zoolo— giſchen Muſeen ſtammen, unterſcheidet man mehrere Lokalraſſen, welche nur in der Größe weſentlich von einander abweichen. Th. v. Heuglin beobachtete die kleinere Lokalraſſe in großen Scharen in den Provinzen Tembién und Semien in Abeſſinien, wo fie durch Gefräßigkeit vielen Schaden verurſachen. Im Hochland von Wogara ſah er ſie in der Höhe von 2500—3100 Meter auf Viehweiden und im hohen Graſe. Die Verfärbung zum Hochzeitskleide erfolgt im Spätſommer und dann ſondern ſich die einzelnen Pärchen von den Flügen ab. „Er iſt ein Standvogel, der in ſeinem Weſen mehr den Trauerwidas als den Feuerfinken gleicht. Antinori erhielt ein Exemplar aus dem Bezirk der Kidj-Neger am obern weißen Nil, wo ich ihn niemals angetroffen habe.“ Im übrigen iſt nur bekannt, daß der Sammtweber par- oder familienweiſe lebt und ein kunſtvolles Neſt zwiſchen drei- bis vier Schilf- oder Rohrſtengeln anlegt. Layard beſchreibt das Neſt als aus Grashalmen erbaut, kugelförmig überwölbt und mit einem in der Mitte einer Seite befindlichen Schlupfloch. Wenn man das Glück hat, ein richtiges Pärchen zu erlangen, ſo ſchreiten ſie ungleich leichter zur Brut, als die anderen Feuerweber, und das liegt wol daran, daß dieſer Vogel ruhiger, keineswegs ſo ſtürmiſch erregt iſt, als ſeine Ver— wandten. Das Neſt wird ohne weiteres irgendwo im dichten Gebüſch errichtet und bildet einen ziemlich tiefen, umfangreichen, ovalrunden Beutel. Eier grünlich— blau; Brutdauer 15 Tage. Bechſtein giebt über den Kap'ſchen Kernbeißer nichts näheres an, ſagt aber auch nicht, daß er damals überaus ſelten geweſen ſei. In Bolle's Ver— zeichniß fehlt er. Der Sammt-Webervogel iſt auch Sammtvogel, Sammtweber, Sammt— wida, großer gelber Feuerfink, Sammtfink, doppelter Napoleonsvogel, Kapweber, Kap-Orynx (Rech b.) genannt worden. — Kap'ſcher Kernbeißer (Bchſt.). Le grand Orynx (Vekemans u. Vrzu. d. Akkl.-Grt. v. Paris); Yellow- shouldered Weaver-bird (Jamrach u. Vrzu. d. zool. Grt. v. London). Nomenclatur: Loxia capensis, L., Gl., Lth., Bcehst.; Coccothraustes ca- pensis, .; Loxia phalerata, Zehtst.; Ploceus capensis, Gr., Bp.; Orynx capensis, Cb., Rehb.; Euplectes capensis, @rll., Milr., Swns., Sclt., Plaln., Lrd., Hg.; Pyro- melaena capensis, Fuse. et Hrtl., Hehn. |Euplectes xanthomelas, App. et,; Orynx xanthomelas, Cb., Rchb.; O. approximans, C., Kechb.]. — Grosbec du Coromandel, le Pingon noir et jaune, Grosbec tacheté du Cap d. b. Esp., Duff.; Cape Gros-beak, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: glänzend ſammtſchwarz; obere Flügeldecken, Schulter— rand und Bürzel hoch gummiguttgelb, Achſelfedern unterſeits heller; Schwingendeckfedern und Schultern ſchwarzbraun, jede Feder an der Außenfahne fahlbraun geſäumt, am breiteſten die — Der Orange-Webervogel. 237 Deckfedern der zweiten Schwingen und der Schultern, die erſten Schwingen am Saume der Außenfahne gelb ſcheinend; Schwingen an der Baſishälfte der Innenfahne breit iſabellgelblich gerandet; Unterflügeldecken roſtfahl. Schnabel ſchwärzlichblaugrau; Auge braun; Füße gelblich— braun. — Männchen im Winterkleide: oberhalb dunkelbraun, jede Feder breit fahlbraun geſäumt; Zügel- und ſchmaler Schläfenſtreif gelblichweiß; Kopfſeiten blaß bräunlichgrau und wie die ganze ſchwach graubraune Unterſeite mit dunkeln Schaftſtrichen, welche an Hals, Bruft und Seiten am deutlichſten hervortreten; obere Flügeldecken dunkelbraun mit breiten, ſchwach— grünlichgelben Enden; Achſel reingelb; Bürzel gelblichbraun, untere Schwanzdecken fahlbraun mit feinen dunklen Schaftſtrichen; Bauch und Hinterleib bräunlichweiß; Schnabel fahlbraun mit hellerem Unterſchnabel; Füße gelblichfleiſchfarben. — Weibchen bemerkbar kleiner; durchweg grau; die gelben Schultern und der gelbe Bürzel des Männchens (die zu jeder Jahreszeit gleichgefärbt ſind) fehlen; beides iſt ebenfalls grau. Jugendkleid dem Wintergefieder des Männchens gleich, doch daran zu erkennen, daß die Schaftſtriche garnicht oder ſehr ſchwach hervortreten. Verfärbt ſich erſt im zweiten Jahre, dann aber gewöhnlich ſchon vollſtändig. Ploceus capensis: holosericeo-niger, tectricibus al. minoribus, camp- terio et uropygio laete luteis, axillaribus inferioribus dilutioribus; teetricibus remigum humerisque nigro-fuseis, plumis eorum singulis exterius luride limbatis; teetriecibus remigum secundariorum et humerorum latius pallidius marginatis; remigibus primoribus exterius flavente limbatis; basi pogonii remigum interni dimidia late gilva; tectricibus al. inferioribus ferruginosis; iride fusca; rostro obscure plumbeo; pedibus subfulvis. — F vest. hiem. supra fuscus, plumis singulis luride limbatis; loris striaque temporali lata flavido-albis; capitis lateribus fumosis; gastraeo sordide albo; hac utraque regione obscure striolata, praesertim collo, pectore et hypochondriis scapos offerentibus distinete obscuriores; tectricibus al. fuseis, late virente flavido-terminatis; axilla flava; uropygio subferrugineo, subcaudalibus fuscatis, tenuissime striolatis; abdomine erissoque sordide albis; mandibula rostri subfusci palli- diere; pedibus flavente carneis. — distincte minor; prorsus cinerea. Länge 14,4 m. (5½ 3.); Flügel 7, em. (25/5 3.); Schwanz 4,8 em. (1 3.). Juvenis: mari hiemali concolor nonnisi striolis scaporum vel nullis, vel obsole- tissimis. Beſchreibung des Eies: Farbe grünlichblau, glatt und glänzend, Geftalt rund. Ovum: subaeruginosum, laeve, nitidum et rotundum. Der Orange-Webervogel [Ploceus franeiscanus]. Tafel IX. Vogel 44. Au: eue, ae 23 Gegenwärtig eine der gewöhnlichſten Erſcheinungen des Vogelmarkts, in jeder Vogelſtube und Schmuck-Voliere zu finden, gehört der Feuerfink oder Orangevogel zugleich zu denen, über welche die Reiſenden die eingehendſten Nach— richten gegeben. Seit Vieillot iſt la Loxie ignicolore immer lebend ein— geführt und ſie wird daher in allen Naturgeſchichten erwähnt. Freilich waren die älteren Schriftſteller inbetreff ihrer und der nächſten Verwandten in mancherlei Irrthümern befangen. Die Verbreitung dieſer Art erſtreckt ſich wol über ganz Afrika, wenn— gleich ſie im Süden bis jetzt noch nicht beobachtet iſt. „Ueber die Lebensweiſe und das Brutgeſchäft liegen mancherlei werthvolle Mittheilungen vor. Das in 238 Die Webervögel. Durrafeldern aus abgebrochenen Grashalmen zwiſchen zwei bis drei Stengeln hängende, rohrſängerartige Neſt mit den in Nubien im Auguſt brütenden Vögeln iſt von Hemprich und Ehrenberg beſchrieben. Brehm fand aber auch im September und ſogar Ende Oktobers friſch belegte Neſter. Vierthaler da— gegen ſagt, daß der Feuerfink ſchon im Mai bei Chartum erſcheine und das Neſt in dem über Waſſer emporragenden Buſchwerk erbaue. Die Verfärbung zum Hochzeitskleide beginnt im Juli. Im Oktober bis Dezember legen dieſe Vögel nach v. Heuglin bereits wieder das Winterkleid an und ſtreifen dann in großen Scharen, die den Getreidefeldern ſehr verderblich werden, im Lande umher. Schon Iſert bemerkte den Wandertrieb des Vogels, den er nur im Juni bis Auguſt bei Akkra ſah.“ Dieſe Angaben in dem v. d. Decken' ſchen Reiſewerk, Band IV., ergänzt Heuglin in folgendem: „Der Feuerfink iſt ohne Zweifel wirklicher Zug— vogel in unſerm Beobachtungsgebiet. Er wandert übrigens nicht in großen, ge— ſchloſſenen Zügen und erſcheint aus dem Innern kommend im Juni und Juli. Namentlich häufig iſt er dann im abeſſiniſchen Tiefland bis gegen 2200 Meter hochgehend, in Takah, Senar, Kordofan und Nubien. Seine nördliche Grenze am Nil erſtreckt ſich bis zum 22. Gr. n. Br. Die Verfärbung der Männchen erfolgt ohne eigentliche Mauſer im Auguſt und September; dann ſammeln ſich zahlreiche Pärchen in den Büſchelmaisfeldern, um hier zu niſten. Die Neſter beſtehen in einem ziemlich leichten, dünnen und lockern Gewebe von grünen Halmen, welche bis zu 1,3 Meter Höhe zwiſchen mehreren, nahe beiſammen ſtehenden Durraſtengeln aufgehängt werden. Sie ſind verhältnißmäßig klein, nicht tief und enthalten gewöhnlich drei feinſchalige hellblaugrünliche, wenig glänzende Eier, die hin und wieder mit leberbraunen Punkten leicht beſpritzt ſind; dieſe Zeichnung verbleicht jedoch bald. Ob nur die Weibchen brüten, kann ich nicht beſtimmt angeben. — Im Oſtſudan bewohnt der Feuerfink vorzugsweiſe die Büſchelmaisfelder, in Abeſſinien fanden wir ihn dagegen häufig längs der Ufer von Wildbächen und zwar meiſtens im Feigengebüſch, hin und wieder auf dem mit Cypergräſern bewachſenen Moorland und im Gebiet des Gazellenfluſſes einzeln im Hochgras. Zwiſchen Januar und Mai habe ich ihn im oberen Nilgebiet nicht be— merkt, doch hat ihn Hartmann ſchon im März in der Provinz Dongola, jedoch ohne eine Spur von rothem Gefieder, geſehen. — Niemals erblickte ich ihn auf Hochbäumen; im Herbſt hält er ſich faſt ausſchließlich in den Fruchtfeldern und Gräſerdickichten auf. Eine Geſellſchaft dieſer unruhigen, geſchwätzigen und zänkiſchen bunten Vögel in den üppig grünenden und von ſchweren Aehren ſtrotzenden Durra— fluren gehört in das Landſchaftsbild einer Nilgegend als bezeichnendſte Eigen— thümlichkeit. Von früh bis ſpät find fie in Thätigkeit, klettern an den Halmen und Fruchtbüſcheln, richten ſich ſchrill zirpend und das Gefieder ſträubend hoch Der Orange-Webervogel. 239 auf u. ſ. w. Selten kommen fie auf die Erde herab. Der Geſang iſt unbedeutend, der Lockton ein ſchrilles, rätſchendes Zirpen. Zur Zeit der Reife verſchiedener Sämereien (Angoleb, Durra und Dochen) erbauen die Eingeborenen Strohhütten auf hohen Gerüſten mitten in ihren Pflanzungen, ziehen von hier aus lange, oft mit bunten Lappen verſehene Schnüre nach allen Seiten hin und ſuchen theils durch Rütteln an dieſen Vogelſcheuchen, theils vermittelſt der Schleuder die ge— fräßigen Gäſte fernzuhalten.“ Profeſſor Dr. Robert Hartmann fügt noch hinzu: „In Dattelhainen bei Ferég in Nubien ſah ich ihn im Hochzeitskleide. Der Eindruck dieſes anmuthig— beweglichen, ſo prächtig feuerfarbenen Vogels iſt kaum genügend zu ſchildern, be— ſonders wenn er im Sonnenglanze und zwiſchen grünem Laube ſich zeigt. Schon Ehrenberg und Rußegger haben ſeiner Erſcheinung mit Begeiſterung gedacht.“ In der Gefangenſchaft gleicht der Orangeweber faſt in jeder Hinſicht dem Napoleonsweber. Seiner brennenden Farbe, ſowie ſeiner Ausdauer im Käfige wegen iſt er gleicherweiſe beliebt, doch nur als Schmuckvogel, denn er gewährt ebenſo— wenig die Vorzüge des Geſanges als des leichten Niſtens. Beginnt man den Züchtungsverſuch, während das Männchen im Prachtgefieder iſt, ſo darf man an einen Erfolg garnicht denken, denn der Vogel iſt ſo ſehr erregt, daß er zur Her— ſtellung eines Neſtes nicht gelangen kann. Wenn man dagegen eine Anzahl im grauen Gefieder zuſammenbringt, ſo bauen und niſten ſie wie beim Napoleons— vogel angegeben. Am eheſten aber erzielt man gute Ergebniſſe, wenn man alte, gut eingewöhnte Feuerweber in nur einem Pärchen einer Art in einer blos mit Prachtfinken u. a. kleinen Vögeln beſetzten Vogelſtube fliegen läßt. Sie ſind nicht eigentlich geſellig und bedürfen daher die Geſellſchaft ihrer Art nicht. Gleich— viel aber, ob das Männchen ſich dann als Herr und Meiſter der ganzen Be— wohnerſchaft oder nur, in Abweſenheit größerer Vögel, beſonders ſicher fühlt — kurz und gut es erbaut dann faſt regelmäßig Neſter und bringt mit einem, ja ſelbſt mit zwei bis drei Weibchen glückliche Bruten auf. In der Vogelſtube des Herrn Färbereibeſitzer G. Barnewitz in Berlin errichtete ein kräftiges Männchen in raſtloſem Eifer wol einige zwanzig Neſter und das eine der vorhandenen Weib— chen niſtete mehrmals mit Erfolg, trotzdem es flügellahm war und nur im Ge— ſträuch emporhüpfen konnte. Späterhin habe ich in ähnlicher Weiſe von allen Feuerwebern Junge gezogen und ihre Züchtung iſt in der That nicht ſo ſchwer, wenn man folgende Regeln beachtet. Erſtens ſetze man das Männchen mit meh— reren Weibchen im grauen Gefieder zuſammen; zweitens halte man die Störung durch die Befehdungen der Männchen von der gleichen oder von nahverwandten Arten fern; drittens vermeide man auch, andere größere Vögel in demſelben Raum zu halten; viertens gebe man reichlich die Seite 227 mitgetheilte Fütterung. Zu Bauſtoffen werden Agavefaſern nebſt Baumwoll- und Baſtfäden ebenſo gern 240 Die Webervögel. benutzt, als friſche Grashalme. Das Neſt in der Vogelſtube it faſt immer kugelrund mit oberhalb ſeitwärts befindlichem Schlupfloch und beſonders aus Agavefaſern ſehr zierlich gewebt. Die Eier ſind glänzend grünblau und ſehr rund; v. Heuglin's Angabe, daß ſie gezeichnet ſeien, dürfte in einem Irrthum beruhen. Im allgemeinen wird der Orangeweber bis jetzt wenig gezüchtet. Herr Dr. Luchs erzählt von ſeinem S. 210 erwähnten Feuerfink: „Im November 1865 in meine Sammlung gekommen, legte er im Juli 1866 das Prachtgefieder an. Seitdem hat er ganz regelmäßig ſeine halbjährliche Ver— wandlung innegehalten; nur in dieſem Jahre (1876) iſt es anders. Sonſt in den erſten Monaten des Jahres immer grau und ſchmucklos, prangt er jetzt zu Ende Mai noch im orangerothen Kleide. Dieſe Abweichung von dem gewöhn— lichen Verlauf bin ich geneigt, dem Einfluß des Alters zuzuſchreiben.“ Auch er gehört zu den Vögeln, welche in den Käfigen der Händler unan— ſehnlich ſchwarz werden und ebenſo tritt bei mangelnder Fleiſchnahrung, wie ſchon S. 231 bemerkt, eine ſo matte Färbung des Prachtgefieders ein, daß der im Händlerkäfig gehaltene Feuerfink kaum fahlgelb iſt, während der friſch eingeführte faſt hochroth und der in der Vogelſtube gut verpflegte rothgelb erſcheint, ſodaß der Unkundige wol glaubt, drei verſchiedene Arten vor ſich zu haben. Im Geſellſchaftskäfige wie in der Vogelſtube iſt der Orangeweber gegen kleinere Vögel verträglich; ſobald er das Prachtgefieder angelegt hat, vertreibt er freilich aus der Umgebung ſeines Wohnbezirks alle übrigen und geräth dann mit den Männchen ſeiner oder verwandter Arten in ſehr heftige Fehde. Ein kräftiges Männchen in meiner Vogelſtube ſchlug durch ſein Ungeſtüm ſogar den Oryx in die Flucht. — In jeder andern Hinſicht ſtimmt er mit dem Napoleonsweber überein und auch im Preiſe ſteht er dieſem gleich. Der Orange-Webervogel wird auch Orangeweber, Orangevogel, Feuer— fink, blos Feuerweber, Ignikolor, Franziskanerfink und Kardinalin, Franziskaner— Feuerfink (Rchb.) genannt. L’Ignicolore (Vekemans u. Vrzu. d. Akkl.-Grt. v. Paris); Crimson-eærowned Weaverbird (Jamrach u. Vrzu. d. zool. Grt. v. London); Oranjevogel (hol— ländiſchß). — Sersur akonar (arabiſch), Maskal oder Jamaskal (amhariſch), beides nach Th. v. Heuglin. Nomenclatur: Loxia franciscana, Jsrt., Behst.; Fringilla ignicolor, I., Lehtst., Hmpr. et Ehrb., Lss.; Euplectes ignicolor, Swns., Grd., Rpp., Bp., Vrthl., Cab., Hrtm., Br., Hgl., Antn., Kng.- Wrth.; Ploceus franciscanus, @r.; Euplectes franeiscana [us], Artl., Sci., Fusch, Rehb., Hogl.,, Br., Shrp. [Loxia orix, G.; Fringilla oryx, Dbs.; Euplectes Petiti, Krk.]. — Grenadier Gros-beak, Lath.; le Cardinalin, Temm.; the short-tailed Crimson-weaver, Swains. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberkopf, Zügel unter dem Auge, Ohrgegend und Schläfe ſammtſchwarz; Hinterkopf, Nacken, Hals, Halsſeiten, Kehle, Kropf, Bürzel, Hinterleib, obere und untere Schwanzdecken (die verlängert ſind und den Schwanz überragen) brennend en Der Ylammen = Webervogel. 241 ſcharlachzinnoberroth; Mantel und Schultern zimmtzinnoberroth; Bruſt, Bauch und Seiten glänzend ſammtſchwarz; Schwingendeck- und Schwanzfedern dunkelbraun, an der Außenfahne ſchmal bräunlichfahl geſäumt; untere Flügeldecken roſtgelbfahl wie die Tibienbefiederung, dieſe etwas röthlich angehaucht. Auge braun; Schnabel ſchwarz; Beine fahlhorngelb. Winter— kleid: oberhalb fahlbraun, jede Feder längs der Schaftmitte breit dunkelbraun geſtreift, am deutlichſten auf dem Mantel; Schwingendeck- und Schwanzfedern dunkelbraun, an den Außen— fahnen breit fahlbraun geſäumt; Zügel und ſchmaler Augenſtreif bis zum Schlaf hellbräunlich— gelb; Kopf- und Halsſeiten fahlbräunlich; Bürzel und obere Schwanzdecken einfarbig fahlbraun; unterhalb hellbräunlichgelb, untere Flügeldecken ſchwach gelblichweiß, an den Bruſtſeiten einzelne Federn mit ſchwachen dunkeln Schaftſtrichen; Hals, Bauchmitte und Hinterleib faſt reinweiß. Oberſchnabel bräunlichhorngrau, Unterſchnabel heller; Füße hornfarben. Neben dem grauen Napoleonsweber iſt er am braunen Ton der Färbung und an dem ebenfalls bräunlichen Augen— brauenſtreif zu erkennen. — Weibchen: gleicht dem Männchen im Winterkleide zum ver— wechſeln; nur kaum bemerkbar kleiner und einen Ton heller. — Das Jugendkleid iſt heller fahlbraun, weil die dunkeln Schaftſtriche ſehr fein ſind oder ganz fehlen; Schnabel und Füße find bräunlichgrau. # Ploceus franciscanus: pileo, genis, regione parotica temporibus- que holoserieeo-nigris; occipite, cervice, collo, gula, jugulo, uropyeio, erisso, supra- et infracaudalibus (elongatis, caudamque superantibus) ardente scarlatinis; interscapilio humerisque cinnamomeo-rubris; peetore, abdomine et hypochondriis nitente aterrimis; tectricibus remigum et reetricibus fuseis, exterius anguste luride limbatis; tectricibus al. inferioribus et tibialibus sub- ferrugineis, his rubente lavatis; iride fusca; rostro nigro; pedibus luride cor- neis. — F vest. hiem. supra luride fuscus, pluma quaque secundum scapum dimi- dium late fusco-striata, distinetius interscapilii; tectricibus remigum et rectrieibus fuseis exterius late luride marginatis; loris striaque superciliari angusta usque ad tem- pora subfulvis; lateribus capitis collique subfumeis; uropygio et supracaudalibus subfuseis, subtus ochraceis; tectricibus al. inferioribus lacteis, pectoris lateribus spar- sim obscurius striolatis; collo, abdomine medio crissoque albidis; maxilla fuscato- cornea, mandibula pallidiore; pedibus corneis. Differens a Pl. melanogastro tam afflatu fusco, quam stria supereiliari fuscescente. — ꝙ a mare hiemali vix discrepans non- nisi paullulum minor et dilutior. Länge 11,8 em. (4%½ 3.); Flügel 6,1 em. (2½ 3); Schwanz 3,zem. (1½¼ 3.). Juvenis: dilutius luride fuscatus propter striolis scaporum vel subtilissimis, vel plane nullis; rostro pedibusque fumigatis. Beſchreibung des Eies: glänzend einfarbig blaugrün, Geftalt ſehr rund. Länge 16 mm.; Breite 11 mm. Ovum: nitidum, unicolor aeruginosum, valde rotundatum. Der Zlammen=3Vebervogel [Ploceus flammiceps!. Nur jelten erhalten die Vogelhandlungen den Flammenfink, welchen Liebhaber und Händler von dem Orangevogel gewöhnlich garnicht ſicher zu unterſcheiden vermögen. Dem aufmerkſamen Blicke erſcheint er allerdings ein wenig größer, ſchlanker und die glänzenden Farben Roth und Schwarz ſind anders vertheilt. In der Vogelſtube zeigt ſich der Flammenfink etwas ruhiger, nicht ganz ſo ſtürmiſch, ſonſt aber in jeder Hinſicht mit den anderen Feuerwebern überein— ſtimmend. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 16 242 Die Webervögel. Heuglin berichtet: „Ich fand dieſen jtattlichen Feuerfink im Auguſt und September auf dem Buſchwerk und Hochgras im Gebiet des Djur und Koſanga- Fluſſes; dann lebt er ziemlich vereinzelt. Die Neſter ſind denen des P. ignicolor (Orangeweber) ähnlich und enthalten drei ſpangrüne Eier, welche gewöhnlich gegen das ſtumpfe Ende hin mit äußerſt feinen, violettſchwarzen Pünktchen beſpritzt ſind. Nach der Brutzeit verſchwand er aus den gedachten Gegenden. In Abeſſinien ſcheint er auch blos während der Regenzeit vorzukommen, namentlich in der Nähe von Adowa und im Tiefland des Tafazie. Speke ſah ihn in Meninga in großen Flügen auf Kornfeldern und nachts im Schilf der Moräſte; Herzog Paul von Würtemberg bemerkte ihn im ſüdlichen Senar. Das Be— nehmen und die Stimme des Vogels gleichen denen des erwähnten Verwandten.“ Die Verbreitung erſtreckt ſich faſt über ganz Afrika; auch im Oſten iſt er von Speke in großen Flügen beobachtet worden. Umſomehr iſt es verwunderlich, daß er viel weniger eingeführt wird, als Orange- und Napoleonsweber. Die eifrigen Liebhaber ſeien darauf hingewieſen, daß Männchen und Weib— chen dieſer Art ſowol im Pracht- als auch im grauen Gefieder von vornherein an der ſchwarzen Färbung der unteren Flügelſeiten ſicher zu erkennen ſind. Auch dieſen Weber habe ich im Laufe der Jahre in meiner Vogelſtube mehr— mals beherbergt. Sein Neſt iſt von dem des Verwandten darin verſchieden, daß es etwas größer und wie es ſcheint vorzugsweiſe gern aus Gräſerriſpen, Rohrfahnen u. dgl. gewebt wird. Das Gelege beſtand jedesmal in fünf Eiern und die Brutentwickelung iſt übereinſtimmend. Bei den Händlern wird dieſe Art nur zu oft überſehen; ſo hatte Herr W. Mieth in Berlin jahrelang mehrere Pärchen und einzelne Männchen, ohne daß außer mir Jemand dieſelben kaufen wollte, bis er ſie endlich für den Preis der gewöhnlichen Orangevögel fortgeben mußte. Die Kenner und Liebhaber bezahlen allerdings das Pärchen wol mit 24 bis 30 Mark — doch hat man den ſelteneren Feuerwebern bis jetzt noch keineswegs die gebührende Beachtung geſchenkt. Der Flammen-Webervogel, für gewöhnlich Flammenfink genannt, heißt bei Rbch. Swainſon's flammenköpfiger Feuerfink. Crimson-crowned Weaverbird (Jamrach u. Vrzu. d. zool. Grt. v. London). In den Preisverzeichniſſen der meiſten Groß- und Klein-Händler iſt er nicht auf— geführt, weil er bis dahin immer mit dem Orangevogel zuſammengeworfen worden. Nomenclatur: Euplectes flammiceps, Swns., Rpp., @rd., Hrtl., Selt., Mntr., Rehb., Cab., Prz. v. Wrtimbg., Hgl.; Ploceus flammiceps, Gr.; Euplectes flammiceps et craspedopterus, Schff., Bp., Rehb., Hgl.; E. flaviceps, Artl.; E. pyrrhozona, gl.; Hyphantornis flammiceps, Shrp.; Pyromelaena*) flammiceps, Fusch. et Hrtl., Rug.- Wrth. ) In den betrf. Werken ift gewöhnlich Pyromelana gejagt, jedoch unrichtigerweiſe, denn rupoweharva latiniſirt = pyromela ena. Der Oryr-Webervogel. 243 Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Stirn, Kopf, Hals, Kehle, Nacken, Oberbruft, Hinterrücken, Bürzel und obere Schwanzdecken brennend ſcharlachzinnoberroth; Mantel und Schultern ockerzimmtbraun; Flügel nebſt oberen und unteren Deckfedern und Schwanz ſchwarz, die letzten Schwingen zweiter Ordnung und die Deckfedern der zweiten Schwingen an der Außen— fahne ſchmal bräunlich geſäumt; Backen nebſt ſchmalem Zügelſtreif am oberen Augenrande, Ohr— gegend, Kinn und Oberkehle, ferner Bruſt und Bauch tief ſammtſchwarz. Auge bernſteinbraun; Schnabel glänzend ſchwarz; Füße röthlichbraun. Bei manchen ſäumt das Schwarz des Zügel— randes ſehr ſchmal die Stirn (Exemplare aus Abeſſinien und Gabon nach Finſch und Hart— laub). — Winterkleid und Weibchen ſtimmen im weſentlichen mit denen des Orangewebers überein, doch iſt der Flammenweber an etwas bedeutenderer Größe und namentlich an den unterſeits ſchwarzen Flügeln leicht zu erkennen. — Das Jugendkleid gleicht dem des Ver— wandten ebenfalls, nur erſcheint der Vogel düſterer fahlbräunlich und die Unterflügel ſind grau— braun. Wir haben hier, nebenbei bemerkt, wiederum einen Beweis von der Wichtigkeit, welche die Vogelzüchtung der Wiſſenſchaft Ornithologie gegenüber beanſpruchen darf; denn, trotzdem der Flammenfink zu den gemeinſten Vögeln Afrikas gehört, hat bis jetzt noch Niemand die Brute entwickelung und das Jugendkleid im Freileben ausreichend beſchrieben. Ploceus flammiceps: scarlatino-ruber; dorso, subcaudalibnus et erisso pallidiore ochraceis, illis elongatis, apice albis; regione parotica, mento, genis, gula, alis et abdomine nigris; cauda nigra, tectricibus brevissimis. Jride fusca; rostro nigro; pedibus pallidis. F vest. hiem. et 2 potissimum Pl. franeis- cano paene concoloria, nonnisi multo majora et praesertim subalaribus nigris facile distincta. i Länge 13 em. (5 Z.); Flügel 7, em. (23/4 3.); Schwanz 4,6 em. (134 Z.). Juvenis: itidem a priori vix discedens, nonnisi ns subfuscus subalari- bus einereo-brunneis. Das Ei gleicht dem des Orangewebers, doch iſt es etwas dunkler blaugrün und kaum bemerkbar größer. Ovum: ovo Pl. franeiscani simillimum, vix majus sed paululum obseurius aeru- ginosum. Der Oryx-Webervogel |Ploceus oryx]. Tafel IX. Vogel 46. Zu dem ſeit altersher lebend eingeführten kleinen Schmuckgefieder gehörend, iſt der Oryx, auch großer oder doppelter Feuerfink genannt, bis zur Gegenwart immer einer der ſeltenſten geblieben und man findet ihn kaum alljährlich ein— mal in wenigen Pärchen, meiſtens ſogar nur in einzelnen Männchen bei den Großhändlern. Im Aeußern wie im ganzen Weſen erſcheint er als das größere Ebenbild des Orangevogels. Vieillot ſchätzte la Loxie orix [le Foudi & ventre noir] als einen prächtigen Stubenvogel und bedauerte, daß ſein zirpender und ziſchender Geſang, den er mit dem Geräuſch vergleicht, welches das Aufziehen einer Uhr verurjacht, nicht mit der Schönheit ſeines Gefieders im Einklang ſteht. Um ihn zu züchten, ſolle man einen großen Käfig, mit Schilfgräſern ausſtatten und hohe Wärme ge— währen. Bechſtein beſchreibt ſeinen Grenadier-Kernbeißer (Goldfink, rother Fink, Feuervogel) ſehr ausführlich und ſchildert ſeine Schädlichkeit in der Heimat, 18 * 244 Die Webervögel. welche von den neueren Naturforſchern beſtätigt worden. Im übrigen giebt B. aber manches Irrige über ihn an. Da auch Bolle ihn in ſeinem Verzeichniß mitzählt, ſo iſt dies ein Beweis dafür, daß er zu allen Zeiten, wenn auch immerhin ſelten, im Handel vorhanden geweſen. Dieſe Art iſt faſt über das ganze tropiſche Afrika verbreitet, vorzugsweiſe häufig aber in Südafrika, während Heuglin behauptet, daß ſie im Oſten nur ſelten vorkomme. Layard, Verreaux, Kolbe, Kirk und Ayres haben Schilderungen ihrer Lebensweiſe und Brutentwickelung gegeben. In beiden ſtimmt ſie weſentlich mit dem Orangeweber überein. gr hängen die Neſter mehr kolonienweiſe im Röhricht oder an Zweigen, welche übers Waſſer hinaus— ſtehen. Reichenow und Dr. Lühder fanden in der Ebene von Akkra die Neſter einzeln im hohen Graſe aus feinem, ſprödem Gras erbaut, kugelförmig mit ſeitlich oben befindlichem Schlupfloch, welches durch hervorragende Halme der obern Decke dachartig geſchützt wird. Das Neſt iſt 12 em hoch, S em. breit und tief mit Schlupfloch von 5 em. Durchmeſſer. Nach Verreaux tritt die Verfärbung zum Prachtkleide im September oder Oktober ein und währt bis zum Januar. In der Vogelſtube gehört der Oryx zu den am leichteſten und auch zuver— läſſigſten niſtenden Webervögeln. Zugleich trägt er ein Merkmal derſelben in der auffallendſten Weiſe zur Schau. Das Liebesſpiel nämlich, welches man, wie ſchon erwähnt, oft mit dem Balzen der Hühnervögel verglichen hat und das in der Ueberſicht dieſer Gruppe bereits beſchrieben iſt, zeigen die Feuerweber beſonders lebhaft und komiſch. Unter ihnen wiederum thut ſich der Oryx ganz beſonders hervor. Sein Benehmen in der Niſtzeit iſt wirklich ſo, daß es jeder Beſchreibung ſpottet. Ich mußte daher — obwol ſehr ungern — Herrn Emil Schmidt die Darſtellung dieſes wunderlichen Tänzers ſo überlaſſen, wie ſich derſelbe zu unzähligen Malen in der Vogelſtube ſeinen Künſtlerblicken gezeigt hat. Zur Erläuterung füge ich auch eine darauf bezügliche Bemerkung von Dr. Reichenow an: „Beſtändig ſieht man die Männchen ſich blähen und tänzeln, um den ſchlichten, in beſcheidenes Grau gekleideten Weibchen die volle Schönheit ihres prächtigen Gefieders zu zeigen. Ich glaube, es giebt wol nicht andere ſo kokette Vögel als die Arten dieſer Weber. Das Kokettiren iſt bei ihnen zur Gewohnheit, man kann ſagen zur Narrheit geworden; ſie balzen auch, wenn ſie garnicht von den Weibchen beobachtet werden und ſcheinen ſich über ſich ſelbſt am meiſten zu freuen. — Der Flug der Feuerweber iſt ſchwirrend, wobei ſie den Oberkörper ſehr ſteil tragen und dies unterſcheidet ſie von allen anderen Webervögeln. Uebrigens ſind ſie ſehr ſchlechte 8 und nur ſelten legen ſie weitere Strecken zurück.“ Der erſte Oryxweber in meiner Vogelſtube war noch ſo jung, daß er nicht vollſtändig zur Verfärbung gelangte. Er trat demgemäß noch nicht Der Oryx-Webervogel. 245 mit der vollen, kecken Sicherheit auf, welche ihm ſonſt eigen ift, ſondern ließ fich vielmehr von einem kräftigen Orangevogel, welcher auch den Napoleonsweber und ſelbſt den Sammtfink beſiegte, ebenfalls in die Flucht ſchlagen. Im nächſten Jahre aber warf er ſich zum Tyrannen auf und bekämpfte alle übrigen. Wäh— rend er emſig mehrere ovalrunde Neſter blos aus Agavefaſern, etwa in 1 bis 1,50 Meter Höhe im Gebüſch erbaute, verfolgte er zwei Weibchen feiner Art, ſowie auch die aller verwandten Weber mit ſeinem ſchnurrigen Liebestanz und befehdete ihre Männchen ſehr eifrig. Aber auch alle anderen Vögel verjagte er aus der Nähe ſeiner Neſter und ſogar ein Par Grauköpfchen ließ er nicht zu dem gerade oberhalb an der Decke hängenden Niſtkaſten kommen, ſodaß das Weibchen an Legenot zugrunde ging. Dieſe kleinen Papageien, welche doch ſonſt ſehr tapfer ſind, vermochten ſich gegen ſein ſtürmiſches Andrängen nicht zu ver— theidigen. Da ich die Oryxweber gewähren ließ, jo erzog ich von beiden Weib— chen mehrmals zwei bis drei Bruten jährlich. Manches Männchen iſt aber jo erregt und ruhelos, daß es nicht zum Neſtbau kommen kann. Wenn dieſe Webervogelart einmal vorhanden iſt, ſo wird das Pärchen in den Großhandlungen nicht unter 30 Mark verkauft und in den Handlungen zweiter Hand gern mit 45 Mark bezahlt. Der Oryx-Webervogel, auch blos Oryx, doppelter Orangevogel, Grenadier-Weber, Grenadier-Kernbeißer, Rothkafferfink, heißt bei Rehb. roth— ſchwänziger Feuerfink, echter Oryx oder Kardinal vom Kap der guten Hoffnung. Le Grand Oryx (Vekemans u. Vrzu. d. Akklim.-Grt. v. Paris); Grenadier Weaver-bird (Jamrach u. Vrzu. d. zool. Grt. v. London); Oryx wever (holländiſch). Nomenclatur: Emberiza oryx, L., Sly m.; Loxia oryx, Gm.., Lth., Behst., Id., Shw., Hhn.; Coccothraustes oryx, VI.; Oryx oryx, Lss.; Ploceus oryx, @r.; Euplectes oryx, Stons., Hrtl., Cab., Rchb.; Pyromelaena oryx, Arsfld. et Mr., Hrtl. et Fusch. [Euplectes Edwardsi, E. pseudoryx, E. Sundevalli, Rchb.; E. Sundevalli, Krk., Gru, Brbz.|. — Le Grenadier, Edw.; Grenadier Grosbeak, Lath.; Rouge— noir, Buff. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Stirn und Vorderkopf bis zur Scheitelmitte, bis hinter das Auge nebſt Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle ſammtſchwarz; Hinterkopf, Hals, Unterkehle, Kropf, Bürzel, Hinterleib, untere und obere Schwanzdecken brennend ſcharlachzinnoberroth; Mantel und Schultern zimmtbraunroth, die Federn mit ſchmalen dunklen Schaftſtrichen und zinnoberrothen Seitenſäumen; Bruſt und Bauch nebſt den Seiten ſammt— ſchwarz; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, an der Außenfahne ſchmal fahlbräunlich geſäumt wie die braunen oberen Flügeldecken; untere Flügeldecken blaß roſtfarben wie die Tibienbefiederung. Auge dunkel bernſteinbraun; Schnabel glänzend ſchwarz mit helleren Schnei— denſäumen; Füße fahlbraun. — Winterkleid: oberhalb fahlbraun, jede Feder längs der Schaftmitte breit dunkelbraun, wodurch das Gefieder auf hellerem Grunde dunkel längsgeſtreift erſcheint; Schwingendeck- und Schwanzfedern dunkelbraun, jede Feder an der Außenfahne fahlbraun geſäumt; ein ſchmaler Augenbrauenſtreif bis zur Schläfe rothgelb, Kinn gelbbräun— lich; Kopfſeiten und ganze Unterſeite fahlbraun, doch heller als oberſeits, ebenfalls aber jede 246 Die Webervögel. Feder mit dunklem Schaftſtrich, am Bauch am feinſten geſtrichelt; untere Flügeldecken fahl röthlichbraun; Hinterleib und untere Schwanzdecken fahl bräunlichgelb. Schnabel röthlichhorn— braun, unterer heller. — Das Weibchen iſt kaum merklich kleiner und einen Ton heller, während das Männchen oft einen tieferen ſchwärzlichen Farbenton behält, dadurch, daß das Großgefieder ſich nicht völlig entfärbt. — Jugendkleid unterſcheidet ſich von dem Winter— kleide durch den Mangel der braunen Streifen längs der Schaftmitte der Federn und erſcheint daher einfarbig fahlbraun und unterhalb düſter weiß; nur auf dem Mantel ſind feine Schaft— ſtreifen zu bemerken; der Augenbrauenſtreif iſt fahlgelb und viel breiter. Erſt im zweiten Jahre treten die Schaftſtreifen deutlich hervor und dann gleicht der- junge Vogel dem Weibchen. Im dritten Sommer färben ſich die jungen Männchen zum Prachtgefieder. Ploceus oryx: major; scarlatino ruber; facie, genis, regione parotica et ab- domine holosericeo-nigris; alis et cauda brunneis; hujus tectrieibus superioribus brevi- bus; remigibus et rectricibus pallide marginatis; iride fusca; rostro nigro; pedibus pallidis. — F vestim. hiem. supra luride fuscus plumis secundum scapum medium late fuseis (ptilosi dilnta ideirco striata); tectricibus remigum rectrieibusque fuseis, singulis exterius luride limbatis; stria angusta superciliari usque ad regionem tempo- ralem fulva; mento ochraceo; capitis lateribus et gastraeo toto luride brunneis, etiam striatis; abdomine subtilissime striolato; tectricibus subalaribus sordide subbadiis; erisso et subcaudalibus luride ochraceis; rostro rubente corneo, mandibula dilutiore. — 2 vix minor, paululum pallidior. — Juvenis: a vestimento hiem. differens striolis obscuris nullis, itaque unicolor luride brunneus; subtus sordide albicans; interscapilio excepto subtiliter striolato; stria superciliari sordide flava, multo latiore. Annum unum natus striis scaporum magis conspicuis, cum ꝙ conveniens; annos duos S' vestim. induens magnificam. Länge 13, em. (5½ Z.); Flügel 7, em. (2% 3.); Schwanz 3,9 em. (1½ 3.). Beſchreibung des Eies: blaugrün, glänzend; Geſtalt rund. Länge 20 mm., Breite 10mm. O vum: aeruginosum, nitidum, rotundum. Der kleine ſchwarzbäuchige Webervogel [Ploceus nigriventris] ift der nächſte Verwandte des Flammenwebers, von dem er ſich jedoch durch die einfarbig ſchwarze Unterſeite, ſowie durch viel geringere Größe unterſcheidet; er iſt etwa dem Zeiſig gleich. Bis jetzt iſt er nur von Profeſſor Peters und dann von v. d. Decken in Oſtafrika aufgefunden. Einer nähern Beſchreibung bedarf es hier wol nicht, da der Vogel ja lebend noch nicht eingeführt worden, obwol er auf Sanſibar häufig ſein ſoll. Hoffentlich wird er demnächſt auch in unſere Vogelſtuben gelangen und dann kann man den hübſchen, kleinen Weber nach ſeinem größern Ebenbilde leicht erkennen. Man hat ihn Brandweber benannt, doch iſt dieſe Bezeichnung wol wenig zutreffend. Kommt er erſt lebend zu uns, ſo wird ein paſſender Namen un— ſchwer zu geben ſein. Euplectes nigroventris, C&s.; Ploceus nigroventris, Gr.; Euplectes nigriventris, Bp., Cab., Hgl.; Pyromelaena nigriventris, Fusch, et Hrül. + = * Unter der Bezeichnung Schönweber [Calyphantria, Heine jun.) find einige herrliche Vögel hier anzureihen, welche auf den Inſeln, weniger auf dem Feſtlande von Oſtafrika leben. Einer von ihnen, der allbekannte Madagaskarweber, gehört zu den dankbarſten und beliebteſten Der Madagaskar» Webervogel. 247 Bewohnern der Vogelſtube und verdient deshalb eine eingehende Schilderung. Die übrigen ſind bis jetzt im Handel leider noch ſo ſelten, daß ſie kaum als Stubenvögel mitgezählt werden dürfen. Es ſteht aber zu hoffen, daß ſie demnächſt, wenn auch nicht oft und zahlreich, doch zeitweiſe eingeführt werden. Der Madagaskar-Webervogel [Ploceus madagascariensis!. Tafel IX. Vogel 47. Schon Vieillot wußte es, daß le Foudi zu den fremdländiſchen Vögeln gehört, welche am beſten im Käfige ausdauern, und daß die jungen Männchen erſt im zweiten Jahre zum Prachtkleide ſich verfärben. Er berichtigt Irrthümer der älteren Schriftſteller, giebt jedoch ſonſt nichts bemerkenswerthes an. Ge— züchtet hat er dieſen Vogel nicht und ein ſolcher Erfolg iſt auch zweifellos erſt in der neueſten Zeit erreicht worden. Der Name „Foudi“ iſt von der vater— ländiſchen Benennung abgeleitet.?) Seit Briſſon her war dieſer Weber auch als „Kardinal von Madagaskar“ bekannt. Man belegte damals eine große Anzahl - rother Vögel mit dem Namen Kardinal, welchen einige bekanntlich noch gegen— wärtig tragen. Er iſt ein beſonders prächtiger Vogel, der im Schmuckgefieder an Kopf, Oberrücken und Bruſt feurig ſcharlachroth erſcheint, mit röthlichſchwarzbraunen Schultern und Unterrücken, grünlichgrauen Flügeln und weißem Unterkörper. In der Größe übertrifft er kaum bemerkbar den Orangeweber. Seine Heimat erſtreckt ſich über die Inſeln Madagaskar und Reunion; auf St. Helena iſt er durch Zufall eingeſchleppt und hat ſich dort überaus ſtark ver— mehrt. Ueber ſein Freileben iſt nur wenig mitgetheilt. Im allgemeinen gleicht daſſelbe dem der Feuerweber. In der Niſtzeit par-, dann familienweiſe zu— ſammenhaltend, ſcharen ſie ſich ſpäterhin zu großen Schwärmen und ver— urſachen an mancherlei Getreideſämereien erheblichen Schaden. Deshalb werden ſie auch verfolgt und unſeren Sperlingen gleich zum Verſpeiſen geſchoſſen. Im Prachtgefieder, zu welchem die Männchen ſich auf Madagaskar im Oktober und auf Reunion im November und Dezember verfärben, kämpfen ſie erbittert mit einander. Der Naturforſcher Pollen beſchreibt das Neſt als birnförmig, mit ſeitlichem Schlupfloch und aus feinen Gräſern zwiſchen zwei bis vier Zweigen der Akazien, Mimoſen, Tamarisken u. a. geflochten, zuweilen auch im Rohr— dickicht. Lafresnayes dagegen bildet das Neſt in länglichrunder Geſtalt und zwiſchen dünnen Aeſtchen hängend ab. Näheres iſt nicht angegeben. ) Der Name Foudi, mit welchem Sakalaven und Malegaſſen einige hierhergehörige Vögel bezeichnen und der auch Soudi (Verr.), Fouli (Grandidier) und Fody (Newton) ge: ſchrieben wird, hat kein Anrecht auf wiſſenſchaftliche Anwendung. Finſch und Hartlaub in v. d. Decken's Reiſen IV. 248 Die Webervögel. Seit Vieillot's Zeit ſcheint der Vogel nur ſelten lebend eingeführt zu ſein, denn in den Naturgeſchichten iſt er kaum erwähnt oder garnicht vorhanden. Bechſtein kennt ihn nicht und ebenſowenig hat ihn Bolle in ſeinem Verzeichniß mit aufgeführt. Auch gegenwärtig kommt er unregelmäßig, zuweilen jedoch in ziemlich großer Anzahl in den Handel. In Paris fand ich im Jahre 1867, obwol ich zahlreiche Vogelhandlungen beſuchte, nur ein einziges Pärchen. Der Vogelhändler Mieth in Berlin hat den Vogel erſt i. J. 1868 zum erſtenmal geſehen. Karl Hagenbeck kannte ihn damals auch noch nicht. Die erſte grö— ßere Sendung, welche nach Deutſchland gelangte, erhielt Mieth von einem Schiffskapitän, der ſie ſoeben nach Hamburg mitgebracht. Es waren zwölf Pärchen, von denen ich drei entnahm und zu deren Ankauf ich die Herren Leuck— feld, Dr. Baldamus und Graf York von Wartenburg ebenfalls bewog. Die Vögel waren ſämmtlich im grauen Gefieder und es gehörte bei Nichtkennern Muth dazu, für zwei derſelben den Preis von acht Thalern zu zahlen. Herr Emil Linden hatte übrigens ſchon vorher ein Pärchen angeſchafft. Da die Räumlichkeit meiner Vogelſtube damals nur eine ſehr beſcheidene war, jo ließ ich vorläufig nur vier Par Webervögel, und zwar Orange-, Na— poleous-, Blutſchnabel- und Madagaskarweber frei fliegen. Dieſe theilten ſich nun die Vogelſtube in eigenthümlich abgegrenzter Weiſe ein. Die Napoleons— weber hauſten in einem hoch auf dem Ofen angebrachten, nachgeahmten Durra— felde aus Strandhafer und die Orangevögel in einem lichten Gehölz aus Birken— ſtrauch. Letzteren gegenüber bewohnten einen dichten Buſch tief herniederhängender Birkenzweige die Madagaskarweber und in einer Ecke neben dem Fenſter ein wirres, jedoch entnadeltes Tannengebüſch die Roth- oder Blutſchnabelweber. Alle vier Webermännchen kamen faſt zu gleicher Zeit in das Prachtgefieder und es entfaltete ſich nun ein gar regſames Leben. Während ſie alle übrigen Vögel ziemlich ungeſtört ließen, lebten ſie miteinander in eifrigſter Fehde. Von vorn— herein wurden beſtimmte Grenzen eiferſüchtig bewahrt und der Eindringling ward jedesmal von dem rechtmäßigen Bewohner unwiderſtehlich davongejagt. Der Rothſchnabel ſowol als auch der Napoleonsweber wurden jedoch bald mehr und mehr unterdrückt; die beiden ſtärkeren dagegen vermochten ſich gegenſeitig nicht völlig zu beſiegen. Schon hatte der erſtere ein hübſches Neſt nahezu fertig und auch der andere flocht ſehr eifrig, nicht in dem Strandhafer, ſondern in einem dicht daneben befindlichen Strauche ſeinen Kranz, aber ſie wurden beide in die Flucht geſchlagen und unerbittlich ſolange verfolgt, bis ſie ſich zu ent— färben begannen und damit ihrerſeits die Luſt zu weiterem Widerſtande und Kampf verloren, worauf ſie dann unbehelligt blieben. Die Kämpfe zwiſchen dieſen Webermännchen find ſehr komiſch. Der Mada— gaskarweber ſträubt die Halsfedern, bückt den Kopf herunter, hält den Schnabel Der Madagaskar: Webervogel. 249 wagerecht, gleichſam wie eine eingelegte Lanze, dabei läßt er die Flügel hängen und beugt den Schwanz ebenfalls herab. Der Feuerfink ſträubt die Nacken— federn, wie die Mähne eines Löwen, und ebenſo die kurzen Federchen des Ober— kopfs; zugleich erhebt er ſtraff den ganzen Körper und nimmt eine höchſt wunderliche Stellung an. So ſtehen ſie einander gegenüber; jetzt drängt der Feuerfink den Madagaskarweber, ſodaß derſelbe hurtig ſeitwärts hüpft, doch plötz— lich nimmt jener einen Anlauf und treibt dieſen wiederum in die Flucht. Dann. ſchwingt ſich der eine rechts, der andere links, jeder auf einen möglichſt erhöhten Sitz, von welchem aus ſie einander ihre heiſeren Töne entgegenziſchen, welche Kampf-, Sieges- und Liebeslied ſein ſollen. Bevor ich die Eigenthümlichkeiten aller dieſer Webervögel näher kannte, bot ich ihnen immer eine möglichſt große Mannigfaltigkeit der verſchiedenſten Stoffe zum Neſtbau an. So glaubte ich, daß einerſeits friſche Grashalme und andrer— ſeits Kokosfaſern ihnen willkommen ſein würden. Jeder Züchter kann ſich indeſſen ſehr bald davon überzeugen, daß die meiſten Weber, welche in unſere Vogelſtuben gelangen, doch die Agave- oder Aloefajern vorzugsweiſe lieben. Der Madagaskar— weber brachte zuerſt im grauen Gefieder ein Neſt zuſtande, doch riß er daſſelbe wieder ein und trieb ſo das Spiel des Herſtellens und Wiederzerſtörens geraume Zeit. Endlich, in der Mitte des Monats Juni, als er bereits wieder im vollen Prachtgefieder prangte und ein neues Neſt in allgemeinen Umriſſen fertig gebaut hatte, bemerkte ich, daß auch das bis dahin ganz unthätige Weibchen emſig nach paſſenden Bauſtoffen umherſuchte und dieſe in das Neſt eintrug. Während das Männchen bis jetzt ſein Weibchen immer verfolgt und vom Futter, Waſſer u. dgl. fortgejagt hatte, begann jetzt ein ganz eigenthümliches Liebesſpiel. Fleder— mausartig ſchwirrend, mit zitternden Flügeln umflatterte der prachtvolle Weber das ſperlingsgraue Weibchen, folgte ihm auf Schritt und Tritt, nicht aber wie früher jagend, ſondern werbend, indem er mit wunderlichen Geberden, ähn— lich wie beim Kampfesſpiel, mit herabhängenden Flügeln es umſchwirrte, dann vor ihm auf einen Zweig hüpfend, den Körper rücklings hinüberbiegend, es gleich darauf im Fluge wieder hurtig verfolgend, dann eine Spitze erklimmend, ihm ſeinen komiſchen Sang vorziſchte. Schon ſogleich, als dieſe Brut begann, machte ſich das Männchen an den Bau eines neuen Neſtes und als die beiden faſt flüggen Jungen durch einen Un— glücksfall umgekommen waren, trug nach zwei Tagen das Weibchen ebenfalls in daſſelbe fleißig ein. Das letztere ſammelte beſonders lange Faſern von Flachs— ſeide und Pflanzenwolle, um, wie ich dachte, die Neſtmulde damit auszupolſtern. Dieſe Annahme war jedoch nicht richtig. Noch zwei Tage ſpäter befand ſich das erſte Ei im Neſt und in Zwiſchenräumen von je einem Tage um den andern wurde ein Ei gelegt. Das Weibchen brütete vortrefflich; es wurde vom Männchen 250 Die Webervögel. nicht gefüttert, ſondern nur bewacht. Dieſes letztere entfaltete jetzt eine kaum glaubliche Lebhaftigkeit und Thätigkeit; kein Bewohner der Vogelſtube blieb un— geſchoren und mit Ausnahme der größeren Papageien und Tauben wurden ſie ſämmtlich gejagt und tyranniſirt, ſodaß ſelbſt der ſtandhafte Bandfink ſein Neſt mit vier Eiern im Stiche laſſen mußte. In dieſer Zeit kam alſo garkeine andre Brut zum Gedeihen. Das Neſt hat die Form einer Retorte mit abgeſchnittener Röhre, doch ſteht das obere Dach etwas darüber, während die vordere Unterwand tief herabhängt, ſodaß alſo der Eingang von unten herauf führt. In der Hauptſache iſt der Bau aus Agavefaſern gewoben, zwiſchen denen dann Sackfäden, Pferdehare, ganz dünne Papier- und Baſtſtreifen und auch friſche Grashalme eingeflochten ſind, ebenſo auch hier und da Flöckchen von Flachsſeide und Baumwolle; die Mulde aber, in welcher die Eier liegen, iſt nur aus Agavefaſern hergeſtellt und enthält keine weichere Ausfütterung. So bildet das Neſt einen luftigen, faſt überall durchſichtigen, doch ſehr feſt gewebten Beutel von etwa 10. Höhe und 6 emu. Durchmeſſer, mit ganz kurzer, ſeitlich niederhängender Flugröhre. Das Gelege beſteht in 3 bis 6 Eiern. Brutdauer durchſchnittlich 15 Tage. Neſtflaum dunkelbräunlich. (Jugend— kleid ſ. wiſſenſchaftliche Beſchreibung.) Sobald die Jungen heranwachſen, fängt auch das Männchen an zu füttern und die beiden alten Vögel laſſen jetzt fortwährend ein lautes Zirpen erſchallen, welches mit dem des Zaunkönigs große Aehnlichkeit hat. Die Jungen zirpen beim Futterempfangen nur leiſe. Am dritten Tage nach dem Ausfliegen flattern ſie ſchon ziemlich ſelbſtſtändig umher und verfolgen die Alten, um Nahrung bet— telnd, indem ſie in der Weiſe junger Sperlinge die Flügel rütteln. In der Regel erfolgen drei Bruten alljährlich, manchmal ſogar vier und wenigſtens immer zwei, wenn das Pärchen nicht geſtört wird. Im Geſellſchaftskäfige oder in der Vogelſtube gehört der im Prachtgefieder befindliche Madagaskarweber zu den herrlichſten Erſcheinungen. Gegen kleinere Vögel ziemlich friedlich, darf er dann mit Seinesgleichen oder anderen Webern nicht zuſammen gehalten werden. Der Lockton klingt wie ein ſcharfes, hartes zit, zit. Der Geſang beginnt mit einem wunderlichen, nicht unangenehmen, mehrmals wiederholten Ton, wie lü, lü, geht dann in das langgezogene Ziſchen über und endet trillerartig, nicht übel erklingend. Die Verfärbung zum Prachtkleide tritt zu ver— ſchiedenen Zeiten ein und richtet ſich nach der Gegend, aus welcher der Vogel ge— kommen. Die über London eingeführten (wahrſcheinlich von St. Helena her— ſtammenden) werden in der Regel erſt im Januar roth; aus Bordeaux und Ant— werpen in den Handel gebrachte langen im September gewöhnlich ſchon im vollen Prachtgefieder an. Die Dauer des Prachtkleides iſt in gleicher Weiſe, wie bei den Feuerwebern je nach Alter, Fütterungszuſtand u. ſ. w. verſchieden. Ohne Der Madagaskar Webervogel. 251 Aumaßung darf ich wol behaupten, daß die jungen Madagaskarweber, welche am 25. Juli 1869 in meiner Vogelſtube flügge geworden, als der erſte Züchtungs— erfolg mit dieſem Vogel daſtehen. Seitdem hat man auch in vielen anderen Fällen glückliche Bruten von ihm erzielt und die ſchon im „Handbuch für Vogelliebhaber“ ausgeſprochene Meinung, daß dieſer Weber einen hohen Rang unter den Stubenvögeln einnehmen müſſe, hat ſich wol bewahrheitet. Trotz der eifrigen und erfolgreichen Zucht iſt aber der Preis keineswegs heruntergegaugen, ſondern im Gegentheil geſtiegen. Mieth verkaufte damals das Pärchen für 24 Mark und jetzt iſt daſſelbe kaum unter 30 Mark zu haben. Ein großer Uebelſtand bei der Zucht dieſes Webers iſt freilich der, daß die jungen Männchen ſich erſt im dritten Jahre zum Prachtgefieder verfärben und alſo nicht früher zur Hecke oder zum Verkauf zu benutzen ſind. Bei den Großhändlern ſteht der Preis gewöhnlich auf 12 Mark im grauen Gefieder und ſchlechteſten Zuſtande und auf 18 Mark im Prachtkleide. Der Madagaskar-Webervogel wird meiſtens ſchlichtweg Madagaskar— weber oder auch Madagaskar-Kardinal (Rechb.) und Foudi genannt, welche letztere Bezeichnung ſich übrigens in allen Sprachen wiederholt. Le Foudi (Vekemans, franzöſiſche Händler und Vrzu. des Akkl.-Grt. v. Paris); Red- headed Weaver-bird (Jamrach und Vrzn. des zool. Grt. von London); Foedi (holländiſch). Nomenclatur: Loxia madagascariensis, L.; Cardinalis madagascar., HByss.; Ploceus madagascar., Gr.; Eupleetes ruber, Swns.; Foudia madagascar., Dp., Hrtl., Rchb.; Calyphantria madagascar., Hn. — Le Foudi, Buff. et Veil. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Hals, Oberrücken, Bürzel, Bruſt und Bauch bis nahe an die Beine feurig ſcharlachroth; vom Schnabel durch das Auge ein tiefſchwarzer Streif; Rücken- und Schulterfedern ſchwarzbraun, breit roth geſäumt. Flügeldeckfedern, Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun mit olivengrünlichgelben Außenſäumen, über jeden Flügel eine weißliche Querbinde; Unterflügel grauweiß; unterer Bauch und Unterkörper faſt reinweiß. Auge bernſteinbraun; Schnabel glänzend ſchwarz; Füße röthlichgrau. — Winters kleid: Kopf und ganze obere Seite bräunlichgrau, jede Feder lebhaft gelb geſäumt und mit breitem dunklen Schaftſtreif; Augenbrauenſtreif fahlgelb; Bürzel olivengrünlichbraun; unter— halb ſchwach olivengrünlichgelbgrau; Unterflügel und untere Schwanzdecken fahlgelblich. Schnabel horngrau mit ſchwärzlicher Spitze. — Weibchen ebenſo, nur etwas düſterer olivengrünlich— grau und die gelben Federſäume viel weniger lebhaft. — Jugendkleid: Kopf olivenbräunlich dunkelgrau, Rücken und Flügeldeckfedern rein dunkelgrau, jede einzelne Feder fahlgelb geſäumt Schwanz grau mit einer fahlgelben Querbinde; unterhalb fahlgrau. Auge dunkel; Schnabel hell hornbraun; Füße fleiſchfarben. Das Schwänzchen iſt auffallend kurz. Ploceus madagascariensis: rubro-scarlatinus, dorso nigro-maculato; stria per oculum nigra; alis et cauda nigro-fuseis; remigibus et rectrieibus pallide virescente- flavido-limbatis; tectricibus alarum flavido-limbatis; ivide fusca; rostro nigerrimo; pedibus carneis. — G vestim. hiem. capite totoque notaeo subfusco-cinereis, pluma quaque laete flavo-limbata cum stria scapi lata obscura; stria superciliari gilva; uropy- gio olivaceo-fusco; subtus dilute olivaceo-cinerascens; subalaribus et subcaudalibus luride flavidis; apice rostri cornei nigricante. — 9 concolor, nonnisi obscurior limbis plumarum flavis pallidioribus. — Juvenis: capite subolivaceo-cinereo; dorso alarumque tectricibus obscure cinereis, pluma quaque luride limbata; fascia transversa caudae 252 Die Webervögel. brevissimae supra pure, subtus sordide cinereae luride flavida; iride obscura; rostro dilute corneo; pedibus carneis. Länge 13, em. (5¼ Z.); Flügel 6,5 em. (2½ 3); Schwanz 4,6% m. (13, 30). Beſchreibung des Eies: Geſtalt eiförmig, Farbe bläulichgrün, fettglänzend und glatt— ſchalig. Länge 18 mm.; Breite 12 mm. Ovum: ovatum, glaucum, innunctum et laeve. Der Fanſibar-Webervogel [Ploceus eminentissimus!. Kaum würde ich es wagen, dieſe Art unter den lebend eingeführten mitzu— zählen, wenn ich nicht in dem folgenden guten Grund dazu hätte. Durch den alten Bahubeamten Baumgarte, der allen Vogelfreunden von Berlin wol be— kannt iſt, beziehe ich hin und wieder Vögel, welche er von den kleineren Händlern in Hamburg für mich aufkauft. Da habe ich denn ſchon gar mancherlei Selten— heiten erhalten. Von dem Händler Fockelmann brachte er mir einſt einen ein— zelnen Vogel, welcher dem Madagaskarweber ſehr ähnlich, doch ungleich ſchöner und feuriger ſcharlachroth, dabei aber dunkler olivengrünlichbraun im übrigen Gefieder war und an Mantel und Schultern nicht roth geſäumte Federn, wol aber zwei weißliche Querbinden über den Flügel und einen viel kräftigern, geraden Schnabel hatte. Leider war derſelbe jedoch ſchon in der Entfärbung begriffen und auch von der Reiſe her in ſchlechtem Gefieder, weshalb ich die Feſtſtellung bis zur nächſten Färbung zum Prachtkleide aufſchob. Der Weber flog lange Zeit in meiner Vogelſtube, doch war er kränklich und färbte ſich im erſten Jahre garnicht mehr. Späterhin wurde er von einem Papagei todtgebiſſen. Es war die obengenannte Art, von welcher ich nicht habe ermitteln können, ob ſie jemals vor- oder nachher in den Vogelhandlungen oder zoologiſchen Gär— ten vorhanden geweſen. i Der geſammten Literatur iſt außer der Beſchreibung des Sanſibarwebers nicht viel näheres zu entnehmen. „Er vertritt“, ſagen Finſch und Hartlaub, „auf dem Kontinente die Madagaskar, den Komoren, Maslkarenen und Seſchellen eigen— thümliche Gattung und iſt bis jetzt auf Sanſibar (von Louis Rouſſeau und v. d. Decken) im Sambeſi-Gebiete (von Livingſtone) und auf Mozambique (von Profeſſor Peters) gefunden.“ Der Sanſibar-Webervogel iſt auch Zanzibar-Foudi (Rchb.) und Kar— dinalweber (Br.) benannt worden. Nomenclatur: Foudia eminentissima, Dp., Hrtl., Rehb.; Calyphantria eminen- tissima, Hne., Cab., Fusch. et Hrtl. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Hals, Kinn, Kehle, Kropf und Oberbruft brennend ſcharlachroth, ebenſo Bürzel und obere Schwanzdecken; Mantel und Schultern oliven— braun, jede Feder mit breitem, dunklerem Schaftſtrich; Schwingen und Schwanzfedern dunkel olivenbraun, mit ſchmalen heller olivenbraunen Säumen an der Außenfahne; Deckfedern dunkel olivenbraun mit zwei weißlichen Querbinden über den Oberflügel; Unterbruſt und übrige — — — — Der Algonda- und der Mauritius -MWebervogel. 253 Unterſeite nebſt den unteren Flügeldecken iſabellbräunlich, etwas roth verwaſchen. Auge röthlich— braun; Schnabel ſchwarz; Füße fleiſchfarben. — Dem Weibchen fehlt die rothe Farbe des Kopfes und der Bruſt; es iſt ſperlingsartig und dem Weibchen des Madagaskar-Webervogels ähnlich gefärbt. Ploceus eminentissimus: fusco-virens, dorso striolato; subtus albo-olivaceus, rubro tinctus; capite, collo, pectore uropygioque rubris; orbitis concoloribus; iride fusca; rostro nigro; pedibus carneis. — rubore capitis pectorisque carens, omnino cum 2 Plocei madagascariensis fere conveniens. Länge 13 em. (5 3.); Flügel 7,8 em. (3 Z.); Schwanz 4,6 em. (134 Z.). Einige ſehr naheſtehende Arten dürften bis jetzt noch kaum mit Sicherheit zu unterſcheiden ſein. Den Nomoren-Webervogel |Ploceus comorensis] be— ſchreibt Cabanis: „Kopf, Hals und Unterſeite bis zur Bauchmitte, Bürzel und obere Schwanzdecken ſchön und lebhaft roth; Zügel und ein Fleck hinter dem Auge ſchwarz; Ober— ſeite dunkelbraun, überall grün gerandet; die mittleren und die großen Flügeldecken weiß ge— randet; Bauch, Weichen und untere Schwanzdecken graugrün. Der Umſtand, daß die unteren Schwanzdecken einzelne rothe Federn zeigen, läßt vermuthen, daß der von Dr. Kerſten aus Mayotte erlangte Vogel noch nicht ganz ausgefärbt iſt und daß im vollendeten Kleide das Roth noch eine weitere Verbreitung über die Unterſeite erreichen dürfte.“ Er iſt nach Finſch und Hartlaub hauptſächlich durch den ſchwarzen Strich über die Zügel und durch das Auge von dem vorigen verſchieden. — Calyphantria comorensis, Cab., Vyschi, et Hrtl.; Ploceus comorensis, Rss. Der Algonda-Webervogel |Ploceus algondensis] unterſcheidet ſich nach Finſch und Hartlaub nur dadurch von dem vorigen, daß er blos ſchwarze Augenwimpern, blos eine helle Flügelquerbinde hat und anſehnlich kleiner iſt. Th. v. Heuglin ergänzt dies noch dahin, daß das Roth nur bis zur Bruſt herabgeht, der Bürzel nicht roth, wie die oberen Schwanzdecken, ſondern wie die Rückenfarbe und daß die kleinen Flügeldeckfedern nicht breitweiß gerandet ſind, daß kein rothes Band über den hinteren Unterleib läuft und die Rücken- und Unterleibsfärbung etwas verſchieden erſcheinen. „Das Vorkommen von zwei ſo naheſtehenden Arten“, fügen die erſteren hinzu, „auf einer unbedeutenden Inſel— gruppe iſt höchſt merkwürdig. Ueberhaupt herrſcht noch viel Unſicherheit in der Beſtimmung der hierher gehörigen Vögel.“ — Ploceus Algondae, Schlg. et Pl., Hgl.; Calyphantria Algondae, Fusch. et Hrtl., Cab. Der Mauritius-Webervogel |Ploceus erythrocephalus]. Im Berliner Aquarium waren noch zur Zeit der erſten Direktion zwei Vögel vorhanden, welche nach meinem Urtheil, d. h. ſoweit ich ſie vor mir im Flugkäfige feſtſtellen konnte, zu dieſer Art gehörten. Nach mehreren Jahren zeigte mir dann ein Liebhaber, Herr W. Böttger in Berlin, welcher ſoeben aus Hamburg zurückgekehrt war, ein Männchen in vollem Prachtgefieder, und ich ge— langte dadurch zu der Ueberzeugung, daß ich mich nicht getäuſcht, ſondern daß 254 Die Webervögel. dieſer rothköpfige Weber wirklich, wenn auch nur höchſt ſelten, doch lebend ein- geführt werde. Er wurde als the red-headed Finch zuerſt von Brown beſchrieben und abgebildet. Buffon hielt ihn für das Weibchen des Madagaskarwebers. Vieillot hatte la Fringille Cardeline nicht lebend geſehen und giebt auch nichts näheres an. Da von den älteren Schriftſtellern bis zu den neueren herab, wie ſchon erwähnt, gerade über die Schönweber mancherlei Irrthümer herrſchen und namentlich Verwechſelungen vorkommen, ſo iſt nicht mit Sicherheit zu ſagen, ob dieſe Art nur auf Mauritius oder auch auf Madagaskar heimiſch ſei. In Lebens— weiſe, Neſtbau u. a. m. dürfte ſie mit den vorher geſchilderten Verwandten völlig übereinſtimmen. Sie iſt dem Sanſibarweber am ähnlichſten, doch bedeutend kleiner. Der Mauritius-Webervogel iſt auch rothköpfiger Foudi oder Kardeline (Rchb.) und Erzweber (Br.) benannt. Nomenclatur: Fringilla erythrocephala, Gmi.; Emberiza rubra, G, Brwn., I., Lfr.; Ploceus erythrocephalus, Swns.; Hyphantornis erythrocephala, Blth.; Foudia Martineti, Gr., v. Mll.; Foudia erythrocephala, Bp., Hrtl., Rehb. — The red- headed Finch, Brown; la Fringille cardeline, Vieill.; la Cardinaline, Lafresnayes. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Hals, Oberbruſt und Oberſchwanzdecken blutroth; Rücken, Flügel und Unterleib dunkelgrün, jede Feder mit ſchwarzem Schaftſtreif; Flügeldeckfedern weiß geſpitzt, daher zwei weiße Binden bildend; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, blaßgrünlich geſüumt. Auge braun; Schnabel und das längliche, hinten abgerundete Augenfeld ſchwarz; Beine hell röthlichgrau. — Weibchen dunkelgrün; unterſeits weißlich; Flügel mit zwei weißen Binden und fahlen Schwingenſäumen. Schnabel und Beine braun (Rchb.). Ploceus erythrocephalus: olivaceo-virens, dorso striolato; subtus pallidior albescens; capite, collo, peetore et uropygio pulchre scarlatinis; abdomine medio fla- vido; alis albide bifasciatis; orbitis nigris. Iride fusca; rostro nigro; pedibus dilute brunneis. — d fusco-virens, subtus pallidior; alis bifasciatis. Rostro et pedibus fuseis. Länge 11, em. (4½ 3.); Flügel 6,5 em. (2½ Z.); Schwanz 3,9 em. (1½ Z.). Der Vodrigez-Mlebervogel |Ploceus flavicans]l. Nur ganz beiläufig darf ich dieſen Schönweber hier erwähnen, weil er bis jetzt noch nicht lebend ein— geführt worden und dazu auch wol keine Ausſicht bietet, obwol er in ſeiner Heimat, der Inſel Rodrigez, nicht ſelten ſein und auch als Stubenvogel gehalten werden ſoll. Er zeichnet ſich vor den Verwandten dadurch aus, daß er hochgelb, anſtatt roth iſt. — Foudia flavicans, Mot.; Calyphantria flavicans, Br.; Ploceus flavicans, Rss. Als Sperlingsweber faſſe ich Vögel zuſammen, welche, obwol in verſchiedenen Welt— theilen heimiſch, doch einander ſo verwandt ſich zeigen, daß es ein Unrecht gegen meine Leſer ſein würde, wollte ich ſie noch in mehrere kleine Sippen zerſplittern. Die oſtindiſchen Arten, als Ammerweber oder eigentliche Webervögel [Ploceus, Cuwier] bezeichnet, werden neuerdings auch von den Syſtematikern, namentlich von Finſch und Hartlaub, mit den afrikaniſchen und zwar den Dickſchnabelwebern [Hyphantica, Cab.) zuſammengeſtellt. Ich glaube nicht fehlzugreifen, wenn ich auch den Mahaliweber [Philagrus, Cab.] und den Kolonieweber [Philetaerus, Smth.] hierher zähle. Der rothſchnäbelige Webervogel. 255 Der rothſchnäbelige Webervogel Ploceus sanguinirostris)]. Tafel VIII. Vögel 39 und 40. Nach ſeinem vaterländiſchen Namen Dioch oder auch Blutſchnabelweber ge— nannt, gehört er zu den fremdländiſchen Vögeln, welche, ſeit früheſter Zeit her lebend eingeführt, bis zur Gegenwart immerfort im Handel vorhanden und zu— gleich am billigſten ſind. Das Gefieder des Blutſchnabels iſt an Oberkopf, Nacken und ganzem Unter— körper fuchs- bis lichtroſenroth; Geſicht, Stirn, Wangen und Kehle ſind ſchwarz; Rücken, Flügel- und Schwanzfedern ſind fahlgelb, in der Mitte ſchwarz und mit zitronengelbem Außenſaum. Der Schnabel iſt blutroth. Das Weibchen erſcheint einfarbig ſperlingsgrau, zur Brutzeit mit wachsgelbem und ſonſt blutrothem Schnabel. In der Größe kommt er etwa dem Feldſperlinge gleich. Die älteren Schriftſteller haben auch über ihn mancherlei Irrthümliches an— gegeben. Buffon hielt ihn, den damaligen Anſchauungen entſprechend, für eine Abart unſres Sperlings. Vieillot ſchildert ihn in folgender Weiſe: „Der Dioch iſt ein bösartiger, zänkiſcher und ſtörriſcher Vogel, deshalb darf man ihn nicht mit kleinen, zarten und ſanften Genoſſen zuſammen halten. Er quält ſie un— abläſſig, packt ſie beſonders am Schwanz, hebt ſie in die Höhe und läßt ſie eine Weile zappeln, indem er häßlich ſchreit, ſolange er ſich derartig vergnügt. Die kleinen Gequälten wehren ſich gewöhnlich garnicht, ſondern ſtellen ſich lieber todt, damit er ſie nur in Ruhe laſſe; flattern ſie aber lange, ſo pflegt er ſie auch noch zu rupfen. Mit ihresgleichen leben die Diochs geſellig, wobei ſie jedoch fortwährend zanken und einander ſchelten; ſelbſt das eigene Weibchen entgeht nicht den rohen Späßen des Männchens.“ Weiter beſchreibt er dann den Neſtbau: „Männchen und Weibchen weben gemeinſchaftlich, erſteres mehr von außen, letzteres von innen, wobei ſie die Halme ſich gegenſeitig zureichen, aber unter ſtetem Zank und Streit. Sie halten den Halm mit den Fußzehen feſt, glätten ihn mit dem Schnabel und drehen und flechten ihn nach allen Seiten im Zick— zack oder in die Runde. So befeſtigen ſie drei bis vier Halme an ſchwache Zweige, flechten andere dazwiſchen, um ihnen Haltbarkeit zu geben und die kleinen Aeſte, welche das Zimmerwerk des Neſtes ausmachen, mit einander zu verbinden. Das ſehr geſchickte Gewebe iſt einem Weidenkörbchen nicht unähnlich, faſt voll— kommen kugelig, mit dem Eingange vorn in der Mitte. Sie arbeiten in der Regel nur früh morgens, etwa drei bis vier Stunden täglich, aber ſo thätig, daß das Gewebe oft früher, als in acht Tagen fertig iſt. Legt das Weibchen während dieſer Friſt noch keine Eier, ſo zerſtört das Männchen das Neſt, um ſpäterhin den Bau eines neuen zu beginnen.“ 256 Die Webervögel. In den Muſeen tritt uns dieſer Vogel in mannigfaltigem Gefieder entgegen; nicht allein die verſchiedenen Stufen der Verfärbung, die Alters- und Jugend— kleider, ſondern auch noch andere Unterſchiede machen ſich geltend und man hat daher mehrere Arten oder doch Lokalraſſen aufgeſtellt. Sundevall verſuchte drei ſolche zu begründen, Finſch und Hartlaub, ſowie Heuglin halten jedoch nur zwei aufrecht, deren zweite fie als Aethiopiſcher Webervogel [Ploceus aethiopicus, Sndoll.| bezeichnen: „Nach Vergleichung zahlreicher Exemplare halten wir dieſe Form für artlich verſchieden. Das Männchen unterſcheidet ſich durch den Mangel des ſchwarzen Stirnrandes; Stirn wie Ober- und Hinterkopf und die ganze Unterſeite ſind roſtiſabellgelb; der rothe Anflug fehlt auf dem Kopfe und am Nacken, iſt dagegen zuweilen ſehr kräftig auf der Bruſt und dem Bauche. Männchen im Winterkleide, Weibchen und junge Vögel ſcheinen nur durch deutlich weiß gefärbten Bauch, After und untere Schwanzdecken vom Blutſchnabel abzu— weichen, dürften ſich aber unter Umſtänden kaum mit Sicherheit feſtſtellen laſſen. Die Verbreitung erſtreckt ſich ſüdlich vom 180 n. Br. über Sennar, Kordofan, das Gebiet des weißen Fluſſes, Abeſſinien, Bogosland und Mozambik.“ Nun aber beſitze ich ſeit vier Jahren einen Dioch, welcher ſich ganz regel— mäßig in der Weiſe zum Prachtkleide verfärbt, daß er garkein Schwarz er— hält. Die Wangen ſind wie abgezirkelt röthlichgelb, von einem feinen ſchwärz— lichen Streif umrandet, ebenſo, aber ohne den Streif, iſt die Kehle gefärbt; das Auge iſt mit einem ſchönen rothen Ring umgeben; Stirn, Hinterkopf, Nacken und der ganze Vorderkörper ſind ſehr lebhaft roſenroth. In allem übrigen ſtimmt er mit dem ſchwarzſtirnigen und ſchwarzbäckigen Rothſchnabelweber überein. Da auch gleiche Vögel ſeit Jahren in der Handlung des Herrn Mieth und in der Vogelſtube des Herrn W. Elsner in Berlin ſich befinden, ſo zweifle ich nicht daran, daß es mindeſtens eine feſtſtehende Lokalraſſe und zwar der Dioch rose Vieillot's, alſo der roſenrothe, rothſchnäbelige Webervogel [Ploceus Lathami, lecib.] iſt; freilich mit der irrthümlichen Annahme, daß er auch ein ſchwarzes Geſicht gezeigt haben ſoll. Sundevall hat in der Beſchreibung ſeiner drei Raſſen keinen Vogel ohne ſchwarzes Geſicht und Kehle und daher dürfte, falls ich mich täuſchen und der P. Lathami mit dem P. sanguinirostris zuſammenfallen ſollte, der meinige wol eine andre feſtſtehende Lokalraſſe ſein. Zu der Zeit, als ich das „Handbuch für Vogelliebhaber“ ſchrieb, ſtimmte ich der ſchon von Vieillot ausgeſprochenen Meinung zu, daß nämlich alle jene Verſchiedenheiten nur in Alters- und allenfalls in Fütterungsunterſchieden begründet ſeien. Unter vielen Hunderten von rothſchnäbeligen Webern habe ich ſodann aber im Laufe der Zeit immer dieſelben Abweichungen gefunden, und namentlich konnte ich beobachten, daß die Vögel bei entſprechender Verpflegung ſich ſtets in gleicher Weiſe verfärben und zwar, erſtens als der Blutſchnabel— Der rothſchnäbelige Webervogel. 257 weber oder Dioch mit ſchwarzem Geſicht und Stirn, ſowie im Alter mit ſchön roſenrothem Anflug an Kopf und Oberbruſt (Tafel VIII, Vogel 39); zweitens als der rothſchnäbelige Weber ohne ſchwarzen Stirnrand, der zugleich niemals roſenroth angehaucht erſcheint; drittens als der rothſchnäbelige Weber, welcher garkein ſchwarzes Geſicht hat, dagegen an Stirn, Hinterkopf, Halsſeiten und Bruſt, ſowie je nach dem Alter mehr oder weniger am ganzen Unterkörper lebhaft roſenroth iſt (Tafel VIII, Vogel 40). Faſſen wir alle dieſe Lokalraſſen nur als eine Art zuſammen, ſo erſtreckt ſich die Heimat des Vogels wol über den größten Theil Afrikas. Leider konnte ich nicht ermitteln, von wo die Weber ohne ſchwarzes Geſicht eingeführt worden. Es iſt mindeſtens ſonderbar, daß man über das Freileben des rothſchnäb— ligen Dioch, über den Neſtbau und die Brutentwickelung bis jetzt überaus wenig angegeben findet, trotzdem er doch einer der gemeinſten Vögel Mittel— afrikas iſt und alſo jedem Reiſenden dort auf Schritt und Tritt begegnet. Th. v. Heuglin berichtet über die äthiopiſche Lokalraſſe folgendes: „Die Parungszeit fällt in die Monate Juni und Juli und die in derſelben wein— bis roſenrothe Färbung des Gefieders verbleicht ſchon nach wenigen Wochen. Dieſer Weber kommt als Zugvogel in Kordofan, Senar, Südnubien und Takah mit dem erſten Sommerregen in ganz unglaublich großer Zahl an. Sich vor— züglich von Gräſerſämereien ernährend, durchſchweifen ſeine wolkenartigen Flüge die weiten Steppenregionen, theilen ſich im Juli in kleinere Geſellſchaften, welche ſich dann mehr nach den Gewäſſern ins Kulturland und um Niederlaſſungen hin— ziehen, doch fanden wir ſie zur genannten Jahreszeit auch im Gebirge bis auf ungefähr 2000 Meter Höhe, oſtwärts bis ins Bogosland hinüber, ſeltener in der eigentlichen Waldregion. Dann kehren ſie auch in Dörfern und Städten ein, in Höfen und Viehgehegen, auf Hecken, Mauern und Dächern, wo ſie ſich oft ſperlingsartig dicht an einander gedrängt niederlaſſen. Waſſer ſcheint dieſen Vögelchen, beſonders während der Brutzeit, mehr als vielen anderen Finken— arten Bedürfniß zu ſein; ſie beſuchen in den Vormittags- und Abendſtunden regelmäßig familien- und flugweiſe die Tränke und baden da recht fleißig. In den Gärten Chartums bauen ſie dann einzeln oder in drei bis vier Pärchen ge— meinſchaftlich ihre niedlichen, leichten und ziemlich flachen Beutelneſter, aus grünen Grashalmen künſtlich geflochten, beſonders auf Parkinſonien; dieſelben werden hier aber ſelten wirklich zur Brut benutzt. Es iſt mir niemals gelungen, Eier zu finden, obgleich ich Dutzende friſcher Neſter unterſuchte. — Der Blutſchnabel iſt ein munterer, geſchwätziger Vogel, um Wohnungen zutraulich, in der Steppe aber meiſt argwöhniſch und ſcheu. Den Geſang möchte ich mit einem ſperlings— artigen Zwitſchern vergleichen. Nach vollendetem Brutgeſchäft ſammeln ſich dieſe Weber wieder und wandern im September und Oktober mit eintretender Dürre Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 17 258 Die Webervögel. ſüdwärts. Im Gebiet des weißen Nil, unterhalb der Sobatmünduug, begegneten wir im Januar noch Scharen von Blutſchnäbeln, welche mit der Abenddämme— rung in den Schilfwäldern einfielen. Der Lärm, den dieſe Vögel hervorbringen, wenn ſie aufgeſcheucht werden, iſt donnerähnlich, betäubend und ebenſo lebhaft erſchallt ihr Geſchrei, ehe ſie zur Nachtruhe gelangen.“ Dr. Vierthaler fand ſie im Gebiet des blauen Fluſſes in ſo großen Flügen, daß er 29 Köpfe auf einen Schuß erlegte. Auch Baron Müller, Prof. Robert Hartmann u. A. ſahen ſolche Schwärme. Die Lebensweiſe wird alſo der verwandter Finken— vögel gleichen, welche nach beendeter Brutzeit ſich mehr oder minder zahlreich zuſammenſchlagen und ſtreichend der Dürre weichen, um zur Regenzeit wieder zurückzukehren. — N Die Liebhaber des rothſchnäbligen Webers bei uns, insbeſondre aber in Paris, vergnügen ſich damit, daß ſie ihm, meiſtens in ganz kleinen Käfigen, allerlei Baumaterial, namentlich aber bunte Wollfäden bieten und ihn dann ſeine Künſte üben laſſen. Dieſe beſtehen freilich nur darin, daß er allmälig den größten Theil des Drahtgitters mit den Fäden, Halmen, Faſern und dergleichen ) D durchwebt. Man will dabei beobachtet haben, daß er bunten und hellen, nament— lich rothen Fäden den Vorzug geben und daraus ſogar ‚prächtige Mufter‘ her— ſtellen ſoll. Das thun die Männchen, ſelbſt wenn ſie einſam im Käfig ſich be— finden, und ihrer Unermüdlichkeit und Emſigkeit wegen nennt man ſie in Frank— reich Travailleurs oder Arbeiter, anſtatt der bei uns üblichen Bezeichnung Weber. Da ich kein Freund von derartigen Spielereien bin und da mir viel mehr daran lag, das Weſen und die Eigenthümlichkeiten auch dieſes Vogels zu erforſchen, ſo ſchaffte ich zwei Pärchen an, von denen ich ein ſehr altes in einen mittelgroßen Käfig und ein jüngeres frei in die Vogelſtube fliegen ließ. Das erſtere vergnügte ſich anfangs mit jenen Flechtereien, mit denen es die eine Seite des Gitters dicht überzog. Einen beſondern Farbenſinn oder Geſchmack in der Anordnung der Fäden konnte ich dabei nicht entdecken, wol aber bemerkte ich, daß der Dioch vorzugsweiſe die helleren Fäden wählte. Obwol das Männchen im Prachtkleide war, brachte es ein wirkliches Neſt nicht zuſtande; ich vermuthete daher in ihm einen „Travailleur“, den Jemand bereits längere Zeit im Käfige gehabt, um ſich an ſeinen Baukünſten zu ergötzen. Umſomehr erfreute mich die Thätigkeit des Pärchens in der Vogelſtube. Dieſe beiden, wie auch alle anderen, welche ich ſpäter gehalten, widerlegten durch ihr Benehmen zunächſt die Behauptung, daß der rothſchnäblige Weber unverträglich und überaus bösartig ſei. Er iſt allerdings ein lebhafter, kräftiger Vogel, welcher in der Gefangenſchaft, ebenſo wie viele andere, üble Eigenſchaften entwickeln mag, die er aber von Natur keineswegs beſitzt. Futterneid z. B. iſt eine der verbreitetſten und häßlichſten Seiten des Vogelcharakters — wie Nahrungs- oder Brotneid des menſchlichen Der rothſchnäbelige Webervogel. 259 — die ſich ſogleich in jeder gefiederten Geſellſchaft zu entwickeln pflegt und entweder zu harten Kämpfen oder dazu führt, daß die Kleinen und Schwachen unterdrückt und gemißhandelt werden; wenn aber in einer Vogelſtube, wie in der meinigen, für die Befriedigung aller Bedürfniſſe reichlich geſorgt wird, ſo kommen ſolche Bösartig— keiten garnicht zum Ausbruch. Die geſammte Bewohnerſchaft — vorausgeſetzt natür— lich, daß ſie im übrigen zuſammengehörig gewählt worden — iſt vielmehr ver— träglich und geht mit Eifer ihren Brutgeſchäften nach. Die jüngeren Blutſchnäbel waren anderen Vögeln gegenüber ſogar ſchüchtern und ließen ſich in dem Streit— punkt, welcher der hauptſächliche und auch faſt der einzige in meiner Vogelſtube iſt: in der Wahl des Brutorts, von allen übrigen Webern meiſtens in die Flucht ſchlagen. Alte Diochs dagegen ſtehen tapfer ihren Mann und weichen ſelbſt viel größeren Vögeln nicht immer aus, doch habe ich nie bemerkt, daß ſie die An— greifenden ſind. Wenn man nur recht aufmerkſam ſchaut, ſo ergiebt ſich unſchwer die Erklärung für mancherlei Vorkommniſſe. So erſah ich bald die Urſache der An— gabe, daß der Dioch ſeine kleinen Genoſſen am Schwanze packen und zappeln laſſen ſoll. Sein Drang nach Beſchäftigung findet nämlich in den Käfigen der Händler oder in den Geſellſchaftsbauern mancher Liebhaber keine ausreichende Befriedigung, weil es an Bauſtoffen fehlt und in Ermangelung anderer Dinge greift er einfach nach dem, was ſich ihm gerade bietet — nach den Federn ſeiner Mitgefangenen. Dieſe Annahme fand ich darin beſtätigt, daß Herr Mieth mir ein Geflecht zeigte, welches ein ſolcher Weber aus den Federn kleinerer Vögel am Gitter hergeſtellt hatte. In meiner Vogelſtube hat niemals ein Dioch den übrigen Bewohnern Federn ausgeriſſen. Das Männchen des jüngeren Pares übte ſogleich in den erſten Tagen ſeine Webekünſte. Es wählte nicht ſchwanke, dünne Zweige, ſondern eine ſtarke Aſtgabel. Hier flocht es aus langen, trockenen Grashalmen, nebſt Baumwoll— und Baſtfäden zunächſt einen aufrecht ſtehenden, zirkelrunden Kranz und dieſen füllte es in der Weiſe aus, daß es eine kugelrunde Wölbung mit einem ver— hältnißmäßig kleinen, runden Schlupfloch formte. Anfangs ſaß das Weibchen anſcheinend ganz theilnahmlos dabei. Sie waren beide überhaupt ſehr ſchüchtern, und um ſich nicht nach unten zu wagen, wo die Bauſtoffe aufgeſchichtet lagen, paßte das Männchen lieber, auf einem hervorragenden Aſte ſitzend, auf, bis einer der anderen Vögel, gleichviel ob ein großer oder kleiner, mit einem Halm vor— überkam, welchen es dann hurtig dem Träger entriß und damit zu ſeinem Bau flog. Das iſt aber auch die einzige Gewaltthat, welche ich von ihm zu berichten weiß. Als das Neſt nahezu fertig war, fing das Weibchen an, eifrig mitzuarbeiten. Die Beobachtung jedoch, daß beide dies gemeinſam thun und einander die Halme zureichen ſollen, kann ich nicht beſtätigen; jeder holte vielmehr ſeinen Halm ſelber 260 Die Webervögel. hin- und herſchlüpfte. Auch dürfte die Bezeichnung Weben (und damit Weber- vogel) nicht ganz richtig ſein. Denn das Neſt beſteht in einem Körbchen, welches mit bewundernswürdiger Kunſtfertigkeit, Sorgfalt und Ebenmäßigkeit geflochten iſt. Die Halme, Fäden, Baſtſtreifen und Agavefaſern ſind in ſtaunenswerther Regelmäßigkeit ſo gelegt und gewunden, daß ſie neben und zwiſchen einander durchlaufen, die Zweige der Aſtgabel umgeben und das eigentliche kugelrunde Neſt frei ſchwebend bilden. Auch die Blutſchnabelweber benutzen am liebſten Agave— faſern, doch verſchmähen ſie allerhand Fäden und Halme nicht, friſche Gras— blätter aber nehmen ſie nur ſelten. Wollfäden laſſen ſie jedoch unberührt, wenn ſie etwas anderes haben. Beim Neſtbau ſind die beiden Gatten des Pärchens durchaus nicht zänkiſch, freilich auch keineswegs ſo zärtlich als die Prachtfinken. Das Männchen läßt häufig ſein ſperlingsartiges, rauhes ſchäk, ſchäk, ſchäk oft erſchallen und verfolgt das Weibchen flügelrüttelnd, gleichſam um Gegenliebe bettelnd. Bei Furcht und Erſchrecken haben ſie einen andern, ebenfalls einſilbigen und ſperlingsähnlichen Ruf und der Lockton klingt etwas ſaufter, wie täk. Das Neſt wird in etwa ſieben bis acht Tagen fertig, indem das Männchen früh etwa zwei Stunden und nachmittags eine Stunde daran arbeitet. Zuweilen geht's ſchneller, manchmal aber auch langſamer vonſtatten. Sehr oft aber läßt der Dioch ein Neſt unvollendet oder reißt es wieder ein, um ein neues anzufangen und ehe eine Brut wirklich vor ſich geht, baut er gewöhnlich eine ganze Anzahl von Neſtern mehr oder weniger fertig, bis endlich das Weibchen ein zuſagendes wählt. Eine ähnliche Erſcheinung finden wir ja, wie ſchon erwähnt, auch bei faſt allen übrigen Webervögeln und dieſelbe bedarf wol keiner weitern Erklärung. Das fertige Neſt iſt kugelrund, mit ſeitlichem Einflugloch und verhältnißmäßig klein, nur etwa vom Umfange einer ſtarken Mannesfauſt. Am ſchönſten erſcheint es blos aus Agavefaſern, ſehr feſt und in allen Theilen gleichmäßig ſtark, aber ſo luftig geflochten, daß man die Eier von unten herauf ſehen kann. Das Gelege beſteht in 3 — 7 Eiern. Brutdauer 14 Tage. b Als kräftiger, ausdauernder Vogel, welcher ſich in der Gefangenſchaft gut und lange erhält und ſelbſt die Kälte unſers Winters im ungeheizten Raum ohne Gefahr zu überſtehen vermag, iſt der Blutſchnabel, namentlich allen An— fängern in der Liebhaberei für das kleine fremdländiſche Prachtgeflügel, zu em— pfehlen. Wer jedoch Werth auf erfolgreiche Züchtung legt, wird ſich meiſtens ge— täuſcht ſehen. Im ganzen iſt gerade er bisher wenig gezüchtet worden. Dr. Bodi— nus ſchreibt im Jahre 1863 (damals noch in Köln) von einer Brut im dortigen zoologiſchen Garten. Ebenſo hat eine ſolche Dr. Max Schmidt, Direktor des Frankfurter Gartens geſchildert; Dr. Rey giebt an, daß ein Pärchen vorzugsweiſe Heuhalme verbrauchte und daß jeder Vogel an einem beſondern Neſt arbeitete. Auch in unzähligen anderen Vogelſammlungen hat der Dioch auf das eifrigſte Der rothſchnäbelige Webervogel. 261 gebaut, doch bringt er nur ſelten die Jungen wirklich zum Flüggewerden; in den meiſten Fällen kommt es garnicht einmal zum Eierlegen und nur dann, wenn man ein oder beſſer mehrere Pärchen beiſammen ſo hält, daß ſie von größeren Webervögeln, Papageien u. a. ſich nicht behelligt fühlen, darf man auf Er— folge hoffen. Von großer Wichtigkeit für die Züchtung iſt es, darauf zu achten, daß Männchen und Weibchen zu gleicher Zeit brutfähig ſind. Die Verfärbung wechſelt erklärlicherweiſe je nach der Gegend Afrikas, aus welcher der Vogel her— ſtammt und ſo findet man in den Vogelhandlungen das ganze Jahr hindurch Diochs im Prachtgefieder. Man muß zu einem ſolchen dann immer ein Weibchen mit glänzend wachsgelbem Schnabel wählen. In dem Abſchnitt über Züchtung werde ich in dieſer Hinſicht weitere Erfahrungen und Rathſchläge mittheilen. Trotz ſeines anſcheinend plumpen und ungeſchlachten Weſens iſt er doch in jeder Bewegung gewandt und zugleich geiſtig begabt. Die Reiſenden berichten, daß die Rothſchnäbel, auf dem Gebüſch ſitzend, ſich plötzlich zum Waſſer ſtürzen, hurtig einen Schluck nehmen, ſchleunigſt davoneilen und dies ſo oft wiederholen, bis der Durſt geſtillt iſt. Dies thun ſie jedoch nur dort, wo ſie vor Raubvögeln immer auf ihrer Hut ſein müſſen. Gleiches kann man in der Vogelſtube beob— achten. Während der Dioch anfangs zu dem harmlos -dreiſten Völkchen gehört, wird er, ſobald das Fangbauer im Gange iſt, liſtig und verſchlagen und man kann ſehen, wie er dann mit einemmal daſſelbe Benehmen am Trinknapfe zeigt. Gut ausgemuſterte Rothſchnäbel ſind in allen Vogelhandlungen, je nach der Jahreszeit, das Pärchen für 4 Mark 50 Pf. bis 7 Mark 50 Pf. zu erhalten. Im Großverkauf, hundertparweiſe preiſen ſie 3, 4½ bis 5 Francs und ſie gehören zu den Vögeln, welche eine Plage der Händler zweiter Hand bilden, indem ſie unter den 100 Pärchen immer die beiweitem größte Mehrzahl ausmachen, ſodaß alſo die koſtbareren Aſtrilde deſto weniger vorhanden ſind. Der röthſchnäbelige Webervogel heißt auch Dioch, Blutſchnabelweber, Blutſchnabel, Rothſchnabel, blos Webervogel, rothbäuchiger Dioch (Rchb.). — Roſenrother Webervogel, roſenrother Dioch, Roſa-Dioch (Rchb.). — Die Lokal— raſſe ohne ſchwarzes Stirnband, alſo der Aethiopiſche Blutſchnabelweber iſt auch Truppweber (Br.) genannt. Le Travailleur (Vekemans und franzöſiſche Händler); le Travailleur ou Bec de Corail (Vrzu. d. Akkl.⸗Grt. v. Paris); Red-beaked Weaver-bird (Jamrach u. Vrzu. d. zool. Grt. v. London); Roodkop-wever (holländiſch). — Quelea (bei den Molofen und Malegaſſen, nach Fnſch. u. Hrtl.). Nomenclatur: Loxia sanguinirostris, L., ml., Hhn., Lss.; Emberiza quelea, L., Gm., Lth., Behst.; Passer senegalensis erythrorrhynchus, Drss.; Fringilla quelea et Ploceus quelea, V., Lchtst.; Ploceus Lathami, Smth., Hrtl.; Ploceus sang., Gr., Sndvll., Strekl. et Selt., Fusch. et Hrtl.; Euplectes sang., Swns.; Quelea sang., Bp., Rehb.; Quelea occidentalis, Hrtl.; Hyphantica sang., Cb.; Quelea Lathami, Roh. — Ploceus sang., var. aethiopicus, Sndoll.; Coccothraustes sang., Quelea orientalis, C. san- 262 Die Webervögel. guinirostris orientalis et Hyphantica aethiopica, Agl.; Huplectes gregarius, Loxia africana et Quelea socia, Pr. P. v. Wrimbrg.; Quelea sang., Antn.; Emberiza Quelea, Lfbr.; Ploceus sang., Strekl., Antn., Bne., Br.; Ploceus aethiopicus, Fnsch. et Artl.— Moineau à bec rouge du Sönegal et Moineau du Senegal, Buff.; Black-faced Bunting and Red-billed Grosbeak, Lath.; le Dioch, le Dioch rose et le Cardinal rose du Senegal, Vieill. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb graubraun, jede Feder mit breitem fahl— braunen Seitenſaum; Stirnrand und Zügel, letzterer das Auge oberſeits ſchmal umſäumend, ſowie Kopfſeiten, Kinn und Kehle ſchwarz; Hinterkopf und Hinterhals graubraun; Schwingen tiefbraun, die der erſten Ordnung an der Außenfahne ſchmal orangegelb, die der zweiten Ord— nung, ſowie deren Deckfedern, an der Außenfahne ebenfalls ſchmal fahlbraun geſäumt; Schwanz— federn tiefbraun, an der Außenfahne ſchmal orangegelb, an der Innenfahne breiter weißlich gerandet; Vorderkopf blaß roſaroth verwaſchen, ebenſo die Unterkehle; die übrigen unteren Theile fahlweiß, an den Bruſtſeiten graubraun verwaſchen. Auge braun; Schnabel glänzend blutroth; Füße röthlichbraun. Der roſafarbne Anflug, welchen das Männchen natürlich nur im Prachtkleide zeigt, erſtreckt ſich zuweilen viel weiter über die Bruſt und den unteren Körper. — Winterkleid und Weibchen: Oberkopf, Hinterkopf und Hinterhals graulichbraun, übrige Oberſeite roſtbräunlich, jede Feder mit breiter ſchwarzbrauner Schaftmitte, beſonders deutlich auf dem Mantel und auf den Schultern; ein verwaſchener Zügel- und Augenbrauenſtreif fahl— roſtweißlich wie Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle; vom hintern Augenrande an ein verwaſchener dunkler Strich über die Schläfe herab, ein zweiter, noch mehr verwaſchener, vom Grunde des Unterſchnabels bis zur Ohrgegend; Unterſeite von der Kehle an blaßockerbräunlich bis nahezu reinweiß, dunkel dagegen an den unteren Flügeldecken; an den Bruſt- und Schenkelſeiten einige ſehr verwaſchene dunklere Längsſtriche; Schwingen und Schwanzfedern wie beim Munch. im Prachtkleide. Schnabel des Männchens roth, des Weibchens zur Niſtzeit glänzend wachsgelb, nachher ebenfalls roth (ſodaß die Geſchlechter im Winterkleide nicht zu unterſcheiden find). — Jugendkleid ebenſo, nur iſt die Schaftmitte der Federn an der Oberſeite viel weniger breit und auch heller graubraun, ſodaß das ganze Gefieder fahler erſcheint. Unterſeite da— gegen düſterer grau. Zügel-, Augenbrauen- und Schläfenſtreif fehlen; Schnabel röthlichweiß, mit bräunlicher Spitze und Dillenkante des Oberſchnabels; Füße weißlich. Ploceus sanguinirostris: supra cinereo-fuscus, pluma quaque late luride limbata; margine frontali loris cum stria supra oculum angusta, facie, mento gulaque nigris; oceipite et cervice einereo-fuscis; remigibus fuseis; primoribus exterius anguste aurantio-flavis, secundariis eorumque tectricibus extesius anguste luride limbatis; rectrieibus fuscis, exterius anguste aurantiis, interius latius albido- marginatis; sincipite juguloque subroseo indutis; gastraeo reliquo sordide albo; hypochondriis cinereo-fusco-lavatis; iride fusca; rostro nitide sanguineo; pedi- bus fulvis. — S' vest. hiem. et : pileo, occipite et cervice cinerascente fuscis; notaeo reliquo ferrugineo; scapo plumae cujusque medio late nigro,, praesertim in- terscapilii et humerorum; loris striaque superciliari diffusa nec non facie, mento gulaque sordide ochraceis; stria ab oculo usque ad regionem paroticam obscura, stria insequente altera a mandibulae basi usque ad regionem paroticam dilute ochracea; gastraeo ochraceo-albido; tectrieibus al. inferioribus obscurioribus; hypochondriis diffuse, obscurius striatis; remigibus et rectricibus vesti masculinae magnificae conco- loribus; rostro & rubro, 2 inter nidulandum nitente cereo, dein etiam rubro. Länge 11/8 em. (4½ 3.); Flügel 6,5 m. (2½ 3.); Schwanz 3,5 em. (1½ 3.) Juvenis: itidem pictus, at scapo plumarum superiorum medio multo angustiore cinereo-subfusco; ptilosi tota igitur luridiore; subtus vero obscurior; stria trans lora et supercilia ad tempora currente nulla; rostro rubente albo; maxillae apice gona- toque fuscatis; pedibus albicantibus. Der rothköpfige Webervogel. 263 Beſchreibung des Eies: Farbe bläulichgrün, fettglänzend; Geſtalt ziemlich rund. Länge 18 mm.; Breite 12 mm. Ovum: sub aeruginosum inunctum, subrotundum. Der vothköpfige Webervogel [Ploceus érythrops!. Tafel VIII. Vogel 41. Der allbekannte Rothkopf oder rothköpfige Dioch hat als Stubenvogel eine ebenſo intereſſante als kurze Geſchichte. In der wiſſenſchaftlichen Literatur iſt äußerſt wenig über ihn vorhanden. Eine ſtichhaltige Beſchreibung gab zuerſt de Bus im „Bulletin der Akademie von Brüſſel“ (1855), und Reichenbach, nach ihm Finſch, Hartlaub, v. Heuglin ſtellten den Vogel als nächſten Verwandten neben den rothſchnäbeligen Dioch. Im Prachtgefieder hat das Männchen einen blutrothen Kopf mit ſchwärz— lichrother Kehle, während der übrige Körper ſperlingsgrau iſt. In der Größe, wie im ganzen Weſen, Brutgeſchäft und ſelbſt in dem rauhen Ruf ſchäk gleicht es völlig jenem Rothſchnabel. Seine Heimat ſoll ſich über den ganzen Weſten Afrikas erſtrecken. a Im Jahre 1869 erhielt W. Mieth in Berlin zum erſtenmal eine Anzahl dieſer Weber durch einen Hamburger Zwiſchenhändler, welcher ſie unmittelbar von einem aus Afrika kommenden Schiffe gekauft hatte. Die Vögel waren im grauen Gefieder und wurden trotzdem als neu eingeführte Art mit 24 Mark für das Paar bezahlt. Karl Hagenbeck kannte ſie nicht und daſſelbe war bei den anderen Großhändlern der Fall. Die Verzeichniſſe von Jamrach, Vekemans und des Pariſer Akklimatiſationsgartens enthielten den rothköpfigen Webervogel noch nicht und im zoologiſchen Garten von London iſt er auch erſt ſeit dem Jahre 1871 vorhanden. Da ihn alle älteren Schriftſteller, welche ſich mit dem Leben der Vögel in der Gefangenſchaft beſchäftigen, von Vieillot bis Bech— ſtein und Bolle nicht erwähnen, ſo iſt die von Mieth erhaltene Geſellſchaft wol die erſte größere Sendung geweſen, welche nach Europa gelangte. Jeden— falls war er jedoch auch ſchon früher hin und wieder vorhanden, denn Reichen— bach hat ihn nach einem lebenden Exemplar abgebildet und ich erinnere mich auch, ein einzelnes Männchen ſchon vor mehreren Jahren im zoologiſchen Garten von Hamburg geſehen zu haben. Nach und nach ſind die Rothköpfe nun aber in immer größerer Anzahl auf den Vogelmarkt gekommen, ſodaß ſie die Hand— lungen faſt beſtändig aufzuweiſen haben und daß ſie zu den gemeinſten fremd— ländiſchen Stubenvögeln gehören. Der Preis iſt dem entſprechend bis auf 6 Mark, ja auf 4,50 Mark für das Par heruntergegangen. Vorzugsweiſe intereſſante Eigenthümlichkeiten hat der Rothkopfweber gerade nicht. Im allgemeinen gelangt er noch weit ſchwieriger zur erfolgreichen Brut, 264 Die Webervögel. als der Blutſchnabel und ſonderbarerweiſe ſind auch die meiſten Männchen keines— wegs ſo fleißige Neſterbauer, als jene. Deshalb hat der Vogel nirgends beſon— dern Beifall gefunden und darin iſt auch wol die ſeltſame Verringerung ſeines Preiſes zu erklären, während doch manche andere Arten, trotzdem ſie noch viel zahlreicher herübergebracht werden, immerhin, abgeſehen von zeitweiſem Schwanken, einen gleichen Werth behalten. — Es liegt jedenfalls in einer gewiſſen perſönlichen Feigheit, wenn der Rothkopf in der Regel nicht einmal mit der Errichtung eines Neſtes beginnt; er läßt ſich eben von jedem andern Vogel, ſelbſt von viel kleineren in die Flucht ſchlagen. In meiner Vogelſtube habe ich im Laufe der Jahre nur zweimal Bruten flügge werden ſehen und beobachten können. Bei anderen Züch— tern hat der Rothkopf meines Wiſſens garnicht geniſtet; er iſt vielmehr allent— halben kaum zum Neſtbau geſchritten. In allen übrigen Eigenſchaften ſtimmt er mit dem rothſchnäbeligen Dioch, wie ſchon geſagt, völlig überein; nur zeigt er ſich noch verträglicher und wenn man ihn züchten will, ſo darf man ihn nur mit kleinen und zarten Prachtfinken u. a. Vögeln zuſammen in der Vogelſtube beherbergen. Noch eher dürfte man zum Ziel kommen, wenn man ein Männchen mit mehreren Weibchen abgeſondert für ſich in einem geräumigen Käfige hält. Der rothköpfige Webervogel heißt auch Rothkopfweber oder blos Rothkopf und Rothkopf-Dioch (Rchb.). Le Dioch à tete rouge; the Red-headed Weaverbird (fälſchlich Red-faced Weaver- bird, Qrzn. d. zool. Grt. v. London); Roodkop-wever (holländiſch). Nomenclatur: Ploceus erythrops, Euplectes erythrops, Hrtl.; Foudia erythrops, Bp., Hrtl.; Quelea capitata, du Bus; Quelea erythrops, Rechb.; Calyphantria ery- throps, Hne. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Kopf, Geſicht und Hals dunkel blutroth, Kinn und Kehle ſchwärzlichroth; ganze Oberſeite dunkel olivengrünlich braun, jede Feder mit fahl— gelbem, breitem Außenſaum, welcher an den großen Flügeldeck- und Schwanzfedern am breite— ſten, an denen des Nackens und Oberrückens am ſchmalſten iſt; ganze Unterſeite fahl gelbbräun⸗ lichweiß, Bauch und Hinterleib faſt reinweiß. Auge dunkelbraun von einem gelblichen Rande umgeben; Schnabel ſchwarz, an der Wurzel gelblich; Füße fahlröthlich. — Winterkleid: oberhalb fahlbraun, jede Feder gelblich gerandet und mit ſchwärzlichem Schaftſtreif; Augen- brauen- und Backenſtreif fahl röthlichorangegelb; unterhalb vom Kinn bis Hinterleib faſt rein— weiß. Schnabel dunkel horngrau. — Weibchen nicht ſicher zu unterſcheiden. — Jugend— kleid oberhalb dem Winterkleide gleich, doch der Schaftſtrich jeder Feder beiweitem ſchmaler und matter, nur graubraun; unterhalb fahl grauweiß; die röthlichen Augenbrauen- und Baden- ſtreifen fehlen und kommen erſt im nächſten Sommer zum Vorſchein, während den rothen Kopf das junge Männchen erſt im dritten Jahre erhält. 5 Ploceus érythrops: capite, facie collo que obscure sanguineis, mento gula que nigricante rubris; notaeo toto subolivaceo -fusco, limbo plumae cujusque exteriore lato, luride flavido, eoque tectricum alar. majorum et rectricum latiore, cervicis dorsique angustiore; gastraeo toto sordide albido, ventre crissoque albo. Iride fusca, subflavo eircumeincto; radice rostri nigri flavente; pedibus sordide ruben- tibus. — C vest. hiem. supra luride fuscus, scapo plumae cujusque flavido-marginatae nigricante, stria superciliari et malari rubido-aurantis; subtus a mento usque ad ventrem fere albissimus. Rostro obscure corneo. — vix distincta. Die Baya-Webervögel. 265 Länge 12,2 em. (423 Z.); Flügel 6, 1m. (2½ Z.); Schwanz 3,3 em. (11/4 3.) Juvenis: supra cum vest. hiemali conveniens, sed scapis plumarum multo angustioribus et obsoletioribus, tantum cinereo-fuseis; subtus sordide albidus striis supercilaribus et malaribus rubidis nullis. Beſchreibung des Eies: Geſtalt rundlich; Farbe grünlichweiß, düſter braun gewölkt. Länge 19 um.; Breite 13mm. (Nach Nehrkorn's Angaben: Geſtalt eiförmig; olivenfarbig; ein— zelne Eier mit dunkeln Schattirungen. Einige ſehr kleinen Blaukehlcheneiern ähnlich). Ovum: subrotundum, virente album, fusco-nubilosum. Der blutköpfige Webervogel [Ploceus haematocéphalus]l. Theodor v. Heuglin hat einen naheverwandten Vogel entdeckt, über welchen er folgendes ſagt: „Wir haben nur ein einziges altes Männchen geſehen und eingeſammelt und zwar auf der Tränke an einem Sumpf in Bongo in Zentralafrika, im Sep— tember des Jahres 1863. Es befand ſich in Geſellſchaft mehrerer anderen Finken— vögel und hatte Gräſerſämereien im Magen. Mit dem weſtafrikaniſchen konnte ich dieſen Bongovogel nicht vergleichen und über die Lebensweiſe des letztern weiß ich auch keine Angaben zu machen. Er muß wol in Zentralafrika ſehr ſelten ſein und nicht geſellſchaftlich leben.“ Die treffliche Abbildung in dem Reiſewerk des genannten Forſchers zeigt einen Vogel, der von dem vorhin beſchriebenen Rothkopf durchaus verſchieden und ungleich ſchöner iſt. Sein Kopf iſt viel heller roſen- und an der Kehle dunkelroth; der Körper oberhalb heller grau, unterhalb an der Oberbruſt grauweiß, an Unterbruſt und übriger Unterſeite reinweiß, un— tere Schwanzdecken roſenroth. (Da übrigens drei Weber mit rothen Köpfen und zwar der Mauritius-Webervogel [P. erythrocephalus], der rothköpfige Webervogel [P. erythrops] und der blutköpfige Weber— vogel [P. haematocephalus] vorhanden ſind, jo würden dieſelben bei den weniger bewanderten Liebhabern leicht Irrthümer und Verwechſelungen hervorrufen; allein die letztere Art iſt bisher noch garnicht lebend eingeführt worden, die erſtere Art iſt überaus ſelten und auch leicht zu unterſcheiden; ſomit kommt nur der S. 263 beſchriebene Rothkopf zur Geltung). Nomenclatur: Hyphantica, Calyphantria et Foudia haematocephala, Zgl.; Plo- ceus haematocephalus, Fusch. et Artl. Der Baya-Webervogel [Ploceus bayal, Tafel VIII. Vogel 42, Der Manyar-Webervogel [Ploceus manyar)], Der Bengalen-Webervogel [Ploceus bengalensis!, Der gelbbrüſtige Webervogel [Ploceus hypoxanthus). Wenn man nur den Neſtbau in Betracht zieht, ſo ſtehen dieſe indiſchen Weber unter den übrigen, ja unter allen Stubenvögeln überhaupt hoch obenan. Wol erfreut den Liebhaber das zierlich gerundete Neſt eines Prachtfinkenpärchens, das hübſche Beutelgeflecht eines Feuerwebers, die niedliche offene Mulde eines Sonnenvogels u. a. m.; allein den ſtaunenswerthen, überaus kunſtvollen Schmuck einer Vogelſtube bieten doch erſt die Neſter dieſer Vögel, welche man ſämmtlich 266 Die Webervögel. als Bayaweber zu bezeichnen pflegt. Eine Geſellſchaft von ihnen kann im Laufe von einigen Monaten dem Flugraum oder einem ſehr geräumigen Käfige nicht blos eine dauernde Ausſchmückung verleihen, ſondern auch eine ſolche, welche zu— gleich große praktiſche Vortheile gewährt, indem dieſe Weberneſter für die Pracht— finken u. a. kleine Genoſſen vortreffliche Niſtorte ſind. Die Verbreitung der hierher gehörenden Vogelarten erſtreckt ſich auf den Kontinent und die Infeln von Oſtindien. Nur eine Art kommt auch auf Ma— dagaskar vor. Es ſind Zug- oder Strichvögel. In Hinſicht der Lebensweiſe, Ernährung u. ſ. w. gleichen ſie im allgemeinen den afrikaniſchen Arten, beſonders dem ausführlich beſprochenen Blutſchnabelweber. Sie niſten geſellſchaftsweiſe, hängen ihre Neſter gern an Bäume, welche weithin übers Waſſer reichende Zweige haben oder in der Nähe menſchlicher Wohnungen ſtehen. Zuweilen ſieht man dieſelben auch an den Hütten der Eingeborenen. Als Bauſtoffe verwenden ſie friſche Grashalme, Blattrippen, mancherlei Faſern u. drgl. und je nach der Beſchaffenheit des Baumaterials ſind die Neſter von ein und derſelben Art ſehr verſchieden. Nur die Männchen ſind die Baumeiſter, doch betheiligen ſie ſich an der Brut und Aufzucht der Jungen nicht. Jedes Männchen erbaut wahrſchein- lich nur ein Neſt, da die Herſtellung eines ſolchen künſtlichen und nicht ſelten auch ziemlich umfangreichen Gebäudes viel Zeit erfordert. f g Das Freileben dieſer Weber iſt von treuen und gewiſſenhaften Beobachtern ziemlich genau erforſcht; mindeſtens wiſſen wir über daſſelbe viel mehr als über das der meiſten afrikaniſchen Verwandten. Bevor wir nun auf die Schilderung der Bayaweber näher eingehen, wollen wir die einzelnen Arten wenigſtens in einer kurzen Beſchreibung den Leſern vor Augen führen. Von vornherein ſind ſie ſämmtlich daran zu erkennen, daß ſie im Prachtgefieder eine gelbe Kopfplatte haben, während ſie in der Geſtalt und Größe ſo ziemlich mit dem rothſchnäbeligen Weber übereinſtimmen. Der eigentliche Baya-Webervogel iſt an Ober- und Hinterkopf rein— gelb, Mantel und Schultern dunkelbraun, jede Feder mit breitem voftfahlen Außenſaum; Bürzel und obere Schwanzdecken fahl roſtgelb mit ſchwärzlichen Schaftſtrichen; Flügelſchwingen und Schwanzfedern dunkel gelblichbraun mit ſchmalen hellgelben Außenſäumen; das ganze Geſicht vom Zügel bis zur Kehle, Hals- und Kopfſeiten ſchwarzbraun; Oberbruſt und Seiten fahlbraun, jede Feder mit breitem ſchwarzen Schaftſtrich; Bauchmitte bis Hinterleib graulichweiß. Unterflügel fahl röthlichgelb, untere Schwanzſeite aſchgrau. Auge dunkelbraun; Schnabel ſchwarz; Füße dunkel fleiſchfarben. Der Manyar-Webervogel iſt an Ober- und Hinterkopf dottergelb. Zügel, Kopf- und Halsſeiten, Kinn und Kehle braunſchwarz; Ober- und Unter— Die Baya-Webervögel. 267 ſeite braun mit dunkleren Schaftſtrichen. Auge dunkelbraun; Schnabel ſchwarz; Füße dunkel fleiſchfarben. Der Bengalen-Webervogel iſt am Oberkopf hochgelb; Backen, Kinn und Oberkehle weiß; ganze Oberſeite dunkelbraun, Unterſeite grauweiß mit breiter dunkelbrauner Binde über Kropf und Oberbruſt. Auge gelbbraun; Schnabel grauweiß; Füße fleiſchfarben. — Dieſe beiden letzteren ſind ein weniger kleiner als der erſte. Der gelbbrüſtige Baya-Webervogel iſt an Oberkopf, Hinterkopf und Bruſt tiefgelb; Kehle hellbraun, Zügel, Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle braun— ſchwarz; ganze Oberſeite olivenbräunlich mit dunkleren Schaftſtrichen; Unterbruſt und Bauch hochgelb, hintrer Unterleib reinweiß. Auge dunkelbraun; Schnabel ſchwarzbraun; Füße dunkel fleiſchfarben. — Dieſer letztere hat wiederum die Größe des eigentlichen Bayawebers und beide übertreffen etwas den rothſchnäbe— ligen Weber, auch erſcheinen ſie dickköpfiger und gedrungener. Dr. H. A. Bernſtein beobachtete den eigentlichen und den gelbbrüſtigen Bayaweber auf Java und ſchreibt über den erſtern folgendes: „In der durch— ſchnittlich etwa 502 Meter hoch gelegenen, beiweitem zum größten Theile aus Kulturland beſtehenden, hügelreichen Umgegend von Gadok kommt dieſer Vogel nur ſehr vereinzelt vor, und ich habe daher garkeine Gelegenheit gehabt, ihn im Freien kennen zu lernen. Die einige Meilen von hier entfernten, ausgedehnten Alang-Alang-Wildniſſe am nordweſtlichen Abhange des Gedöéegebirges ſcheint er dagegen ziemlich häufig zu bewohnen, da ich von dort wiederholt Neſter und Eier durch ihn erhalten habe. Auch Junghuhn erwähnt in ſeinem Werke über Java das öftere Vorkommen des Vogels in den Graswildniſſen der etwa 628 Meter hoch liegenden Hochebene von Badong. Mithin ſcheinen die von zahlreich ver— ſchiedenen hohen Gräſern gebildeten, weiten Wildniſſe von dieſen Vögeln vorzugs— weiſe gern bewohnt zu werden, während die hieſige Kulturgegend ihnen wenig zuſagt. Das Neſt hat eine birnförmige Geſtalt und iſt mit ſeinem ſchmalen, kaum 2, em. dicken, ſtielförmigen obern Ende an der äußerſten Spitze eines Bam— buszweiges oder Palmblattes hängend befeſtigt und zwar ſo feſt, daß ſelbſt ein ſtarker Wind nur ſelten im Stande iſt, es herunterzuwerfen; etwa 15, % unter— halb der Anheftungsſtelle wird das Neſt breiter und erreicht ſeinen größten Um— fang am untern, gleichſam von zwei Seiten etwas zuſammengedrückten Ende, wo ſein Durchmeſſer 15, em., bzl. 10, em. beträgt. Hier befindet ſich der für die Eier und Jungen beſtimmte Raum und unmittelbar neben dieſem, jedoch durch eine etwa 2, em. breite Querwand getrennt, der Eingang, welcher ſich in einer ungefähr 5, em. bis 10,zem. langen und 5, em. dicken, abwärts gerichteten Röhre fortſetzt. Die ganze Länge des Neſtes, von der Anheftungsſtelle bis zum Anfange des ſo— eben erwähnten, röhrenförmigen Eingangs, d. h. ohne dieſen, beträgt 46,8 en. 268 Die Webervögel. Zur Herftellung dieſes großen, kunſtvollen Neſtes benutzen die Vögel ausſchließ— lich feine, ſchmale Grashalme und deren Blätter, welche ſo genau und ſorgfältig unter einander verflochten werden, daß dadurch das Ganze ein ſehr regelmäßiges, glattes, gefälliges Aeußere erhält. Dieſer feſte Bau hat Veranlaſſung gegeben zu der malayiſchen Sage, daß derjenige, welcher ſo glücklich iſt, eins dieſer Neſter ſo aus einander zu nehmen, daß dabei keiner der daſſelbe zuſammenſetzenden Halme bricht, in ſeinem Innern eine goldne Kugel findet. Es iſt natürlich noch Niemandem geglückt, dieſe Aufgabe zu löſen und ſich den Preis zu verdienen. Die meiſten der in meinen Beſitz gekommenen Neſter enthielten drei bis vier, bisweilen auch nur zwei reinweiße, etwas längliche Eier. — Von verſchiedenen Seiten iſt mir verſichert worden, daß das Männchen ein beſondres Neſt hat, welches ſich von dem ſoeben beſchriebenen, für das Weibchen und die Jungen beſtimmten dadurch unterſcheidet, daß es unten offen iſt und nur einen Querſitz hat, auf dem das Männchen bei Nacht oder auch bei Tage, um auszuruhen, ſich niederläßt. Ich habe indeſſen bis jetzt noch kein ſolches Neſt erhalten und kann daher aus eigener Anſchauung ebenſowenig etwas darüber mittheilen, als über die von anderen Beobachtern gemachte Angabe, daß der Vogel das Neſt bei Nacht durch einen auf ein Stückchen Lehm geklebten Leuchtkäfer erhellen ſoll.“ In dem „Katalog des Muſeum der oſtindiſchen Kompagnie“ (herausgegeben von Th. Horsfield und Fr. Moore) ſind die Angaben der hervorragendſten Schriftſteller über den Neſtbau dieſes Vogels zuſammengefaßt, und ich entlehne aus denſelben noch das Nachſtehende: Sundevall hat ihn bei Kallutta vor dem April nicht geſehen und hält ihn daher für einen Wandervogel. In dieſem Monat erſcheinen dort ganze Scharen und beginnen ihre Neſter zu bauen. Die— ſelben hängen ſehr geſchickt an den großen Palmenblättern und ſind gewöhnlich aus groben Gräſern in der Geſtalt eines Geldbeutels hergeſtellt, 33,9 bis 36,5 en. lang und am untern Theile 18,3 e breit, nach oben zu immer ſchmäler werdend bis zu einer Dicke von 5, em.; äußerlich glatt, find fie feſt und dicht. Am unterſten Theile befindet ſich eine kreisförmige Höhlung von 13 eu. Durchmeſſer mit einer gleichen cylinderförmigen Röhre zum Einſchlüpfen. Der Bau des Neſtes beginnt von oben herab, ſodaß alſo die Höhlung zuletzt fertig wird. Wenn es halb fertig iſt und nur noch der Boden fehlt, wird eine Wand quer hindurch gezogen; folglich hat das Neſt zwei ausgeweitete Räume am untern Theile, den einen als die Neſtmulde für die Eier und den andern als Eingang. Man nimmt an, daß nur die Männchen mit der Erbauung der Neſter ſich beſchäftigen und dies ſcheint auch wirklich der Fall zu ſein, denn ich ſchoß von einem halb voll— endeten Neſt ein ſolches herunter, während ich geglaubt hatte, es ſei ein Weibchen. Oft ſind zwei bis drei Neſter an ein Blatt gehängt und an einer Palme be— finden ſich dann wol zwanzig bis dreißig derſelben. Zu Anfang des Monats Die Baya-Webervögel. 269 Mai erlangte ich ſoeben ausgebrütete Junge und aus einem andern Neſt drei ganz weiße Eier, obgleich viele Neſter erſt halb fertig waren. Die Locktöne dieſer Weber gleichen denen anderer Finken und einen Geſang habe ich nicht gehört. Im Magen der erlegten Vögel fand ich Reis, an welchem ſie vielen Schaden verurſachen. Sie umſchwärmen, wie bei uns die Sperlinge, die Hütten der Ein— geborenen. Der Miſſionär Phillips ſagt, daß die Bayaweber, wenn ſie mit dem Be— ginn der Regenzeit in der Umgegend von Muttra niſten, vorzugsweiſe die arabi— ſchen Mimoſen (Babul), welche ihrer furchtbaren Dornen wegen für jeden Neſt— räuber unnahbar ſind, für ihre Bauten wählen; nur wo Palmen vorhanden ſind, geben ſie dieſen ſtets den Vorzug. Das Neſt wird dann an den äußerſten, natür— lich unerreichbaren Spitzen der Blätter befeſtigt. Die Herſtellung des Neſtes be— ſchreibt er in ähnlicher Weiſe als Sundewall, nur bemerkt er ausdrücklich, daß auch dieſer Weber (alſo ganz ebenſo wie der Blutſchnabel) mit einem Ringe oder Reif beginnt. In der Regel wird von oben herab zu bauen angefangen, doch giebt es auch Ausnahmefälle. Die Arbeit geht nicht ſchnell von ſtatten, und die ganze Sorgfalt des Vogels ſcheint ſich einerſeits auf die richtige Geſtalt des Neſtes und andrerſeits darauf zu erſtrecken, daß es waſſerdicht iſt. In der That kann es aber auch kaum eine beſſere Neſtform für einen in der Regenzeit niſtenden Vogel geben, als die dieſer Webervögel. Uebrigens warten ſie mit dem Neſtbau zuweilen einen Monat nach den erſten Regenſchauern, bis der ſtärkſte Regen vor— über iſt. Oft hüpft einer auf das Neſt des andern und beſchaut daſſelbe; nie— mals aber wird er Bauſtoffe rauben. Manchmal wirft ſehr heftiger Wind wol ein Neſt herunter, weil es nicht genug befeſtigt worden. Der Bapa iſt ſo dreiſt, daß man unter dem Baume ſtehen darf, ohne daß er ſich bei der eifrigen Arbeit ſtören läßt. Auch Blyth berichtet, daß die Bayas Fächerpalmen und zwar beſonders in der Nähe menſchlicher Wohnungen lieben, doch ſolche Bäume vermeiden, an deren Blättern die Palmenſegler (Cypselus palmarum) wohnen; nur ſelten findet man auf einem Baume die Neſter dieſer und jener zugleich. Sykes fügt hinzu, daß es nur wenige von Bäumen überragte Brunnen giebt, über denen die Neſter der Bayaweber nicht zu finden ſind. Die Vögel leben hier in kleinen Geſellſchaften und lärmen bei ihren Arbeiten viel. In der Zeit, wenn die Grasſämereien reifen, geſellen ſie ſich zu großen Scharen, auch mit anderen Finken, oder mit Sperlingen zuſammen. Im Magen erlegter Bayas fand er außer den Gräſer— ſämereien auch Theile von Feigen. Ebenſo beobachtete ſie Jerdon in Schwärmen, beſonders in den Waldgegenden, niſtend aber faſt immer in der Nähe des Waſſers. „Auf der Inſel Ceylon“, ſchreibt Layard, „iſt dieſer Weber überall ver— breitet und hier lebt er als Zugvogel. Er brütet im Juni und baut hängende 270 Die Webervögel. Neſter. Das Männchen errichtet auch ein Neſt für ſich, welches ſich von dem eigentlichen Brutneſt des Weibchens dadurch unterſcheidet, daß es keine lange Einflugröhre und keine Niſtmulde hat, ſondern unten ganz offen iſt, ſodaß die Entleerungen des Vogels zur Erde fallen.“ (Der letztere Bau bildet alſo nur eine Kuppel oder Glocke, welche querdurch in der Mitte einen wagerechten, geflochtenen oder gedrehten Strang hat, auf welchem das Männchen während der Nacht oder vor ſtarkem Regen oder glühenden Sonnenſtrahlen, Zuflucht ſuchend, ſitzt). N Der letztgenannte Forſcher, ſowie andere Reiſende geben an, daß in jedem Webervogelneſt ein Klumpen von Lehm- oder Thonmaſſe ſich befinde, welcher, nach der Meinung der Eingeborenen, den Zweck hat, daß das Männchen Feuer— fliegen oder Leuchtkäfer daran befeſtige, um zur Nacht das Neſt zu erhellen. „Ich habe“, ſagt er, „dies niemals beobachtet, aber auch nicht ein einziges Neſt der Männchen unterſucht, an welchem nicht zu beiden Seiten der Sitzſtelle ein Klümpchen Lehm angebracht geweſen. Wozu dient daſſelbe? Sicherlich nicht zur Befeſti— gung des Baues.“ Jerdon fand in einem ſolchen Neſte an mehreren Stellen vertheilt gegen 3 Unzen Lehm; Bernſtein dagegen bemerkt über dieſe Erſcheinung nichts. Man hat ſich vielfach den Kopf darüber zerbrochen, welches Bewenden es mit derſelben haben könne. Die verſchiedenſten Erklärungen, welche man zu geben ſich bemüht, klingen ſämmtlich nicht ſtichhaltig, namentlich aber nicht die, daß die Lehmmaſſe den Zweck haben ſolle, das Neſt im Gleichgewicht zu erhalten. Ueber den gelbbrüſtigen Bayaweber berichtet Bernſtein ebenfalls: „Von den Eingeborenen des weſtlichen Java wird dieſer von dem eigentlichen Bayaweber nicht beſtimmt unterſchieden. Er hält ſich beſonders in den niedrigen, ſumpfigen Küſtengegenden auf und kommt im Innern des Landes oder in hoch— gelegenen trockenen Gegenden nie vor. Hierin weicht ſeine Lebensweiſe von der des andern durchaus ab. Das 10,5 bis 13 en. hohe und 5, bis 7,8 em. breite, mit einem ſeitlichen Eingange verſehene Neſt iſt viel kleiner, als das des Baya— webers, auch nicht hängend, ſondern ähnlich denen mancher Rohrſänger, an welche es auch in der Bauart erinnert, zwiſchen einigen Schilf- und Binſenſtengeln und Zweigen der Sumpfpflanzen befeſtigt. Die aus den Moräſten der Umgegend von Batavia erhaltenen ſind ausſchließlich aus den ſchmalen Blättern verſchiedener Sumpfgewächſe, beſonders aber aus mancherlei Gräſern, hergeſtellt und enthalten 2 bis 3 Eier.“ Auch Blyth beſchreibt das Neſt dieſes Webers als nicht hängend oder ſchwebend ohne den röhrenartigen Eingang, dem des Bayawebers ähnlich und im Schilf ſtehend. — Nach Jerdon's Angaben iſt das Neſt des Bengalenwebers ganz ähnlich gebaut. Das ſind, überſichtlich zuſammengefaßt, alle Mittheilungen, welche die reiſen— den Naturforſcher inbetreff des Freilebens dieſer vier Webervogelarten gemacht ENT NE — Die Baya⸗Webervögel. 374 haben. Auch ihre Männchen verfärben ſich mit dem Beginn der Brutzeit zum Prachtgefieder, indem ſie gelbe Kopfplatten und die verſchiedenen Abzeichen ihrer Art erhalten, während ſie im Winterkleide ebenſo wie die Weibchen ſchlicht ſperlings— grau ſind. Nach Blyth tritt die Färbung zum Hochzeitskleide im Monat März ein. Die Heimat des Bayawebers erſtreckt ſich über ganz Indien nebſt den Inſeln Java, Ceylon und Malakka. Etwas weniger verbreitet dürfte der Manyarweber ſein, indem er im ganzen nördlichen Indien, beſonders in Kochinchina und auf Java gefunden iſt. Der Bengalenweber iſt auf den Südoſten Indiens beſchränkt. Der gelbbrüſtige Bayaweber iſt bis jetzt nur auf den Juſeln Java und Sumatra beobachtet worden. Dieſe vier Arten, welche unter dem Namen Bayaweber in den Handel kommen und dann gewöhnlich garnicht unterſchieden werden, gehören zweifellos zu den intereſſanteſten Gäſten der Vogelſtube, einerſeits ſind ſie nämlich nicht unſchön, wenigſtens hübſcher als ihre nächſten Verwandten, andrerſeits zeigen ſie ſich durchaus friedlich und dritterſeits errichten ſie auch in der Gefangenſchaft wahre Pracht- und Wunderbauten. Umſomehr iſt es zu bedauern, daß ſie im Handel doch recht ſelten ſind und daher in ſo hohen Preiſen ſtehen, wie dies in Anbetracht ihrer doch nicht gerade hervorragenden Farbenſchönheit ſonſt nicht der Fall fein würde. Herr Gymnaſiallehrer Friedrich Schneider II. in Wittſtock ſchrieb in der „Gefiederten Welt“ über eine im November 1873 ſtatt— gehabte Einführung dieſer Webervögel in größrer Anzahl folgendes: „Fräulein Chriſtiane Hagenbeck, die jetzt einem Zweige des allbekannten Weltgeſchäfts in Hamburg, dem An- und Verkauf fremdländiſcher Vögel, ſelbſtſtändig vorſteht, hat es endlich ermöglicht, nach langem, eifrigem Bemühen indiſche Weber, welche ſogar den meiſten europäiſchen Muſeen fehlen, zu erhalten. Ich habe die Vögel, welche theils im Prachtgefieder, theils im Winterkleide ſich befinden, in Augen— ſchein genommen und einige Pare zur Beobachtung empfangen. Unter Ver— gleichung mit den betreffenden ausgeſtopften Exemplaren des zoologiſchen Muſeums von Berlin und unter Zuhilfenahme der beſten Hand- und Lehrbücher habe ich ſie feſtgeſtellt als Manyar-, Bengalen- und gelbbrüſtige Bayaweber. Mir iſt kein Fall früherer Einführung dieſer Webervögel bekannt, und mit Sicherheit glaube ich behaupten zu dürfen, daß ſie in der Gefangenſchaft in Europa noch nicht erforſcht ſind.“ Hieran will ich nun die Darlegung meiner perſönlichen Erfahrungen reihen. Herr Schneider hatte darin recht, daß der weißbäckige Bengalen- und der gelbbrüſtige Bayaweber bis dahin wol kaum lebend einge— führt worden, während der eigentliche Bayaweber und der Manyarweber, wenn auch nur ſelten, ſo doch von Zeit zu Zeit und in einzelnen Pärchen vorhanden geweſen. Das Verzeichniß des zoologiſchen Gartens von London führt nur den Manyarweber auf, Jamrach's Liſte enthält nur den eigentlichen Bayaweber, 272 Die Webervögel. das Verzeichniß des Akklimatiſationsgartens von Paris nur den Manyar- und Vekemans' Liſte zeigt garkeinen dieſer Webervögel; das Verzeichniß des Rotterdam'ſchen Gartens dagegen hat drei Arten aufzuweiſen. Schon hieraus erhellt, wie überaus ſelten ſie zu haben ſind. Im Laufe der Jahre erhielt ich den Baya- und den Manyarweber wol hin und wieder, jedoch meiſtens nur in einzelnen Exemplaren und faſt regelmäßig todtkrank von den Anſtrengungen der Reiſe her. Während nun aber Manyar-, Bengalen- und gelbbrüſtiger Baya neuerdings bei den Großhändlern alljährlich verkäuflich geweſen, gehört der eigent— liche Baya noch immer zu den allerſeltenſten Erſcheinungen des Vogelmarktes. Ein Pärchen wurde mir im Jahre 1874 von Herrn Direktor Vekemans geſandt; ſeitdem hat ſie Fräulein Hagenbeck nur hin und wieder einzeln erhalten. Eine Reihe von Jahren hindurch habe ich alle vier Arten in der Vogelſtube beherbergt und gleichviel, ob ſie in Pärchen oder nur in einzelnen Männchen vorhanden waren, immer haben ſie mit großem Eifer ihre kunſtvollen Neſter gebaut. Im allgemeinen dürfte feſtſtehen, daß bei allen dieſen Webern die Weibchen ungleich weichlicher ſind, als die Männchen; erſtere ſind durch alle Vogelhandlungen kaum zu erhalten, die letzteren hingegen werden doch wenigſtens zeitweiſe angeboten und, wenn man einige Pärchen kauft, die ſoeben angekommen und von den Reiſebeſchwerden noch krankhaft ſind, ſo ſterben faſt immer die Weibchen; die Männchen dagegen, die ſich viel eher erholen, zeigen ſich dann nach der Eingewöhnung auch ungemein ausdauernd. Man kann ſie wie die Blut— ſchnäbel viele Jahre hindurch ebenſowol im Käfige als auch in der Vogelſtube halten und ſie verlieren weder ihre Munterkeit, noch ihre Arbeitsluſt; nur muß man ſie zuweilen herausfangen, um ihnen die zu lang werdenden Krallen an den Füßen zu verſtutzen. Sie gehören zu den verträglichſten, harmloſen Vögeln, und ihr rauhes, fortwährend erſchallendes ſchäk, ſchäk, ſchäk dürfte die einzige üble Eigenſchaft ſein, welche ſie dem Vogelfreunde verleiden könnte. Ihr Liebesſpiel gleicht dem des Blutſchnabels ebenfalls und beſteht alſo nur darin, daß ſie flügelrüttelnd das Weibchen verfolgen und langgezogene, heiſere und ziſchende Laute ertönen laſſen. Die in der Vogelſtube erbauten Neſter weichen im allgemeinen von den in der Freiheit hergeſtellten nur inſofern ab, als die fremden Bauſtoffe und die veränderten Verhältniſſe ſolches bedingen. Während ſie regelmäßig die Umriſſe derſelben erkennen laſſen, hängen ſie doch nur ſelten an einem ſehr langen, ge— drehten Bande herab und gewöhnlich haben ſie keine Flugröhre. Von allen Bauſtoffen wählen auch dieſe Weber am liebſten Aloe- oder Agavefaſern, und einerſeits dies kräftigere, härtere Material, und andrerſeits der Umſtand, daß in der Vogelſtube ein rauſchender Fluß oder ein waſſergefüllter Abgrund nicht vor— handen iſt, begründen es wol, daß die Weber die in jener Neſtgeſtalt ſich zeigende Die Baya⸗Webervögel. 273 Vorſichtsmaßregel hier meiſtens als überflüſſig erachten. Andere ſehr mannigfaltig dargebotene Neſtſtoffe nehmen fie garnicht, obwol auch friſche, ſowie trockenen. Gräſer, Kokos- und Baſtfaſern u. drgl. gegeben werden. Dagegen habe ich be— obachtet, daß die Männchen einundderſelben Art blos aus den Agavefaſern ab— wechſelnd verſchiedenartige Neſter erbauen. Eine Anzahl der von dieſen Webern in der Vogelſtube hergeſtellten Neſter werde ich in dem Theile dieſes Werkes, welcher von der Vogelzucht handelt, be— ſchreiben und in Abbildungen bringen. Hier ſei nur bemerkt, daß dieſe von den Vögeln in der Gefangenſchaft gefertigten Nefter *) wirklich großes Intereſſe er— regen und daß es ſich daher wol verlohnt, derartige Künſtler zu beherbergen. Zugleich ſei ausdrücklich hervorgehoben, daß dieſelben ihre Kunſtbauten ſehr emſig anfertigen, auch wenn man nur die Männchen allein halten kann. Der Verſuch, den vielen ledigen Männchen in meiner Vogelſtube Weibchen des Blut— ſchnabelwebers zum Erſatz für die fehlenden eigenen zu bieten, hat bis jetzt zu keinem Ergebniß geführt. Dagegen glaube ich doch behaupten zu dürfen, daß die Anweſenheit dieſer verwandten Weibchen jene Künſtler zu bedeutenderem Eifer anſpornt. Die Brutentwickelung geht in der beim Blutſchnabelweber beſchriebnen Weiſe vor ſich. Das Jugendkleid des Bayawebers gleicht dem des alten Weibchens, nur ſind die Schaftſtriche kaum bemerkbar, ſodaß alſo der junge Vogel fahler braun mit grauem Ton des Gefieders erſcheint. — Außer dieſen wurden in meiner Vogelſtube zunächſt junge Bengalenweber flügge, doch konnte ich keinen Unterſchied zwiſchen ihnen und den alten Weibchen erkennen. Dann brachten auch die Manyarweber drei Junge zum Ausfliegen. Die Beobachtung aller dieſer Bruten iſt aber recht ſchwierig. Ich hatte eine Geſellſchaft von 18 Köpfen aller vier Arten beiſammen, unter ihnen nur Weibchen vom Baya- und Bengalenweber, ſowie dabei einige Weibchen des Blutſchnabelwebers. Während nun die Männchen überall in der Vogelſtube, namentlich in einer Fenſterecke, überaus eifrig ihre Neſter bauten, konnte ich wol bemerken, daß alle Weibchen und übrigens auch andere Vögel, insbeſondre Prachtfinken, in den Neſtern aus- und einſchlüpften; ſelbſt die Vergnügungsneſter blieben nicht unbewohnt; der Maskenweber baute vorzugsweiſe gern ſeine retortenförmigen Gebilde in dieſelben hinein und ſelbſt manche Prachtfinken benutzten ſie zur Anlage ihrer Brutſtätten. Wenn ich aber von Zeit zu Zeit in den eigentlichen Weberneſtern nachſah, ſo fand ich doch meiſtens nur die kleinen weißen Eier der Prachtfinken, hier und da ein grünlichblaues vom *) Die aus meiner Vogelſtube entnommenen Webervogelneſter fanden auf den Aus— ſtellungen der Geflügel- und Vogelliebhaber-Vereine von Wien, Düſſeldorf, Halle, Berlin, London u. a. nicht allein die lebhafteſte Theilnahme der Beſchauer, ſondern ſie wurden auch durch Prämien vonſeiten der Preisrichter ausgezeichnet. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 18 274 Die Webervögel. Blutſchnabel, ein blaues vom dottergelben Weber und nur ganz ſelten ein größres reinweißes oder zart beſpritztes von den Bayawebern. Auch die größte Aufmerk— ſamkeit führte mich im letztern Fall kaum zum guten Ergebniß, denn anſtatt der gehofften Brutentwicklung ſah ich nichts, da das Ei faſt regelmäßig wieder ver— ſchwand oder im Kampf und Streit herausgeworfen am Boden lag. Erſt dann, als ich die Geſellſchaft bedeutend verringert hatte, ſodaß für die vielen vorhandenen Neſter nur verhältnißmäßig wenige Bewohner zurückblieben, kam es zu einigen Bruten, die jedoch jo verſteckt vonſtatten gingen, daß fie kaum der Beobachtung zugänglich waren. Bei eingehender Unterſuchung der zahlreichen Neſter in der Vogelſtube zeigte ſich zunächſt jene ſonſt an den Seiten angeklebte Maſſe garnicht. Ich hatte, um der Sache auf den Grund zu kommen, dieſen Webern feuchten Lehm, ſowie auch Moorerde geboten, ohne daß ſie, trotz der ſehr eifrigen Arbeit an den Neſtern, davon Gebrauch machten. Nachdem ich ſodann die lange vorhanden geweſene, mehrmals erſetzte und allmälig ſchmutzig gewordene Lehmmaſſe hinausgeworfen, fand ich ſchließlich zu meiner Ueberraſchung doch, daß ein alter kräftiger Baya— weber, welcher ein koloſſales Brutneſt und daneben ein ebenfalls ſehr großes Vergnügungsneſt errichtet, in dieſem letztern zu beiden Seiten jene Klümpchen angebracht hatte; in Ermangelung von Lehm, Thon oder Moorerde hat er dazu theils aufgeweichtes Eierbrot, wie es zur Fütterung verabreicht wird, theils die Entleerungen größerer Vögel benutzt. Dies geſchah ſpäterhin mehrmals, und in der Sendung von Weberneſtern, welche ich zur Londoner Ausſtellung ſchickte, befand ſich ebenfalls eins vom Baya mit jenen Klumpen. Daſſelbe iſt nebſt vielen anderen in meiner Sammlung vorhanden. In der Fütterung und Verpflegung, ſowie in allem übrigen wolle man für die Bayaweber das beim Dioch Geſagte als maßgebend erachten, doch freſſen ſie auch ſehr gern allerlei Früchte und namentlich Weintrauben, und eine Zugabe derſelben dürfte zur Erhaltung ihrer Geſundheit daher wol nöthig ſein. Beim Eierbrot ſind ſie unliebſame Gäſte, denn ſie verzehren daſſelbe nicht allein, ſondern verbrauchen es auch, wie erwähnt, für ihre Neſter. Der Preis iſt, wie ſchon erwähnt, verhältnißmäßig hoch; man kann ſelten ein Pärchen unter 24 Mark kaufen und gewöhnlich koſtet es 30 Mark. Der Baya-Webervogel oder eigentliche Bayaweber wird auch blos Baya, ſowie Baya-Nelikurvi oder Ammerweber (Nchb.) genannt. — Le Tisserin Baya; Baya Weaver- Bird; Common Weaver-Bird (Jamrach); Gewone Wever (holländiſch). ö Nomenclatur: Ploceus Baya, BIth., Jerd., Bp., Cl.; Pl. atrigula, Hdgs., Gr.; Pl. philippinus, Sks., Jerd., Blth., Strekl., Tekll., Bp., Lrd., Tltr., Brg.; Loxia philippina, Hit; Euplectes flaviceps, Hdgs.; Fringilla bengalensis, Sndvll. — Baya in Hindoſtan (Hamilton, Jerdon, Blyth); Chindora und Tal Babie (Blth.) und Bawi (Hmlt., Sundevall) in Bengalen; Tsa-bo-toung (Blth.) in Arrakan; Tokanam Cooroola (Layard) Cingalese; Manuk manjar (Bernstein) auf Java. Die Baya⸗Webervögel. 275 Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 266. — Jugendkleid ſ. S. 273. Ploceus baya: pile o et oceipite flavis, interscapilio humerisque fuscis, plumis singulis late ferrugineo-limbatis; uropygio et supracaudalibus luride ferrugineis, nigro-striolatis; remigibus rectricibusque obscure ferrugineis, exterius flavido-submarginatis; facie-a loris usque ad gulam, lateribusque colli capitisque nigro-fuseis; pectore et hypochondriis luride fuseis, late nigro-striolatis; ab- domine sordide albo, subalaribus luride fulvis; infracaudalibus einereis; iride fusca; rostro nigro; pedibus obscure carneis. -Juvenis: femellae adultae simillimus, at scapis plumarum vix obscurioribus, quare omnino luride subfusco - cinereus. E Beſchreibung des Eies: Farbe reinweiß, Geſtalt ſehr rund, Schale ſehr glatt, mit tiefen, nicht dicht ſtehenden Poren, ohne allen Glanz; Länge 20 bis 21 mm., Breite 14 m. (nach Nehrkorn's Angaben Länge 20 mm., Breite 15 ¹ w.). O vum: albissimum, rotundum, laevissimum, parce at profunde porosum, pacum. Der Manyar-Webervogel, Manyarweber oder blos Manvyar, heißt bei Rchb. gelb— köpfiger oder geſtrichelter Ammerweber oder Nelikurvi. — Le Tisserin Manyar (Vrzchn. d. Akkl.⸗Grt. v. Paris); Manyar Weaver-Bird (Vrzchn. d. zool. Grt. v. London); Tamboer (holländiſch). 8 Nomenclatur: Fringilla Manyar, Hrsf., Lth.; Ploceus Manyar, Arsf., Me. Cl., Strekl., Blth., Gr., Jerd., Lrd., Ttlr.; Pl. flaviceps, Ov., Bp.; Pl. striatus, Blth.; Euplectes flaviceps, Sws.; Eupl. bengalensis, Jerd. — Manyar auf Java (Horsfield); Telia Baya in Bengalen (Blth.), Brahminee Baya (Herd.); Bamani Baya in Hindoſtan. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 266. Ploceus manyar: supra subtusque fuscus striis scaporum obscurioribus; pileo et occipite vitellinis; loris, capitis collique lateribus, mento gulaque fusco-nigris; iride fusca; rostro nigro; pedibus obscure carneis. Der Bengalen-Webervogel, Bengalenweber, auch bengaliſcher Bayaweber, indiſcher Gelbkopfweber (Hagenbeck), wird von Rchb. bengaliſcher Nelikurvi oder Ammerweber und Bengaliſt genannt. — Le Tisserin de Bengale; Bengal Weaver-Bird. Nomenclatur: Loxia bengalensis, L., Lth., Hmlt.; Ploceus bengalensis, Blth., Gr., Ttlr., Bp.; Pl. aureus, Lss.; Loxia regina, Badrt.; Coccothraustes chrysocephala, Lss., Euplectes albirostris, Sws.: Eupl. flavigula, Hades. — [Le Grosbec des Indes, Buff.; the Bengal Sparrow, Albin; Yellow Indian Sparrow, Ed.]. — Sarbo Baya in Hindoſtan (Hmlt. und Blth.); Shore Baya und Kantawala in Bengalen (Bith.). Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 267. Ploceus bengalensis: supra fuscus; pileo luteo; genis, mento gulaque albis; subtus canus fascia lata juguli pectorisque fusca; iride ferruginea; rostro sordide albo; pedibus carneis. Der gelbbrüſtige Baya-Webervogel oder braunhalſiger Bayaweber, wird von Rchb. gelbbäuchiger Kernbeißerweber genannt. — Le Tisserin Baya à cou brun; Brown-necked Baya Weaver-Bird; Javaansche Wever (holländiſch). Nomenclatur: Loxia hypoxantha, Ddn., Sprrm.; Ploceus hypoxanthus, Blth., Bp., Cb.; Pl. philippinus, Strekl.; Fringilla philippina, Arsf.; Loxia philippina, %. — Manyar Kembang auf Java (Arsf.); Tampooa bei den Malayen und Pintau auf Sumatra (beides nach Raffles), Manuk manjar auf Java (Bernstein). Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. ©. 267. Ploceus hypoxanthus: supra olivaceo-fuscatus striis scaporum obscurioribus; pileo occipiteque luteis, gula brunnea; loris, capitis lateribus, mento gu- laque fusco-nigris; pectore. abdomineque luteis; erisso albo; iride fusca; rostro e nigro fusco; pedibus obscure carneis. 18% 276 Die Webervögel. Beſchreibung des Eies: auf ſchmutzigweißem, bisweilen ins Grauliche übergehendem Grunde mit einer größern oder geringern Anzahl grauer oder bräunlichgrauer kleiner Flecken geſprenkelt. (Dieſe ſind manchmal wenig deutlich und ſehen dann wie ausgebleicht oder ver— waſchen aus. Je mehr dies der Fall iſt, d. h. je undeutlicher die Flecken ſind, umſomehr verſchwimmt die Grundfarbe in Grau und umgekehrt iſt ſie deſto weißer, je deutlicher und ſchärfer begrenzt die Flecke erſcheinen. Brnſt.) Länge 18 bis 20 :., Breite 14 mm. O vum: sordide album, interdum in cineraceum vergens maculis parvulis plus minus numerosis cinereis vel subfuscis, nonnumquam obsoletissimis, quadere ovum mox canius, mox albius pictum. « Der olivengrüne Baya-Webervogel |Ploceus pensilis. Auf der Inſel Madagaskar giebt es eine nahverwandte Art, welche jedoch bis jetzt noch nicht lebend eingeführt iſt, trotzdem in den letzteren Jahren gerade die Vögel jener Inſel in unſeren Sammlungen häufiger und zahlreicher als jemals erſcheinen; ſo 3. B. der grauköpfige Zwergpapagei, welcher, bis dahin zu den ſeltenſten Stuben— vögeln gehörend, gegenwärtig einer der gewöhnlichſten iſt. Der olivengrüne Weber muß wol in ſeiner Heimat in überaus geringer Anzahl vorkommen, denn er fehlt den meiſten zoologiſchen Muſeen. Er iſt ein ſchlicht olivengrün gefärbter Vogel mit ſchwarzem Oberkopf und Hals, der alſo keine beſondre Schönheit zeigt, ſich aber durch ein vorzugsweiſe kunſtfertiges, retortenförmiges Neſt auszeichnet. Die Neſter werden geſellig zu 5 bis 100 Stück an einem Baume hängend erbaut. Sollte dieſer Weber vor der Be— endigung meines Werkes noch lebend eingeführt werden, ſo laſſe ich im Anhange ſeine eingehende Beſchreibung nebſt Abbildung folgen, andernfalls genügt wol die Erwähnung. — Loxia pensilis, G.; L. nelicurvi, Sch.; Ploceus nelicurvi, Gr.; Nelicurvius pensilis, Bp., Hrtl., Rehb. — Le Nelicourvi de Madagascar, Srn. Die eigentlichen Sperlings-Webervögel. (Der Mahali-Sperlingsweber [Ploceus mahali], der Augenbrauen-Sperlingsweber [P. superciliosus], der ſchwarzſchnäbelige Sperlingsweber [P. melanorrhynchus|, der bärtige Sperlingsweber [P. pectoralis], ſämmtlich auch-Mahaliweber genannt). Dieſe ſchlicht gefärbten, wenig anſehnlichen Vögel, von etwas beträchtlicherer Größe als der Hausſperling, kommen zeitweiſe in den Handel, ohne daß ſie eine beſondre Beachtung finden. Auch ſind ſie faſt immer nur in einzelnen Exemplaren vorhanden, ſodaß man Verſuche mit ihrer wahrſcheinlich überaus intereſſanten Züchtung nicht anſtellen kann. Ich ſah die erſte und zweite Art im Laufe der Jahre hin und wieder im Berliner Aquarium und ein Männchen der dritten Art lebt noch gegenwärtig dort. In gleicher Weiſe mögen dieſe Vögel bisher mehr— fach eingeführt ſein, ohne daß die Händler ſie gekannt und recht beachtet haben, wie dies bei unanſehnlichen Vögeln nicht ſelten der Fall iſt, indem man fie fort— giebt, ohne ſich um ihre Eigenthümlichkeiten zu bekümmern. Ob man ein Recht dazu hat, ſie zu den Webern mitzuzählen, erſcheint mir fraglich, da es jedoch von allen Syſtematikern geſchieht, ſo muß auch ich es thun. Jedenfalls bilden ſie Die Sperlings-Webervögel. 277 aber ein Mittelglied zwiſchen den zuletzt beſchriebenen eigentlichen Webervögeln und den Sperlingen. Der Mahali-Sperlingsweber, als der bekannteſte, ſei zunächſt ge— ſchildert. Er iſt an der ganzen Oberſeite hellbraun; Oberkopf dunkelbraun, an jeder Seite der Stirn, vom braunen Zügel bis zu den Schläfen ein breiter, weißer Streif; Kopfſeiten braun, am hellbraunen Halſe von einem ſchwärzlichen Streifen begrenzt; Flügeldecken, Schwingen und obere Schwanzſeite dunkel grünlichbraun, jede Feder mit fahlem Außenſaum, über jedem Flügel zwei breite, weiße Querbinden. Seine Verbreitung ſoll ſich vom Süden aus über einen Theil des Weſtens von Afrika erſtrecken. Inbetreff ſeines Freilebens iſt wenig bekannt. Smith fand die Neſter kolonienweiſe zu zwanzig bis dreißig beiſammen auf einem Baum, von außen aus Gräſern geflochten, deren Halmen— enden mehr als daumenbreit hervorragten, ſodaß ein ſolcher Bau mit einem Stachel— ſchwein Aehnlichkeit hat, deſſen Stacheln aufrecht geſträubt ſind. In Hinſicht der Lebensweiſe erſcheinen die Vögel als Weber, während ſie in Färbung und Zeich— nung Sperlingen gleichen. Ayres beſtätigt im allgemeinen dieſe Angaben und ergänzt ſie noch in folgendem: „Die auf unſerm Ausfluge nach Limpopo ge— fundenen Neſter, welche ſehr roh aus Grashalmen mit herausſtehenden Spitzen geformt waren, von retortenartiger Geſtalt und mit zwei kurzen, von unten heraufführenden Eingangsröhren, zeigen zwiſchen dieſen eine ſo flache Niſtmulde, daß die Eier zweifellos herausgeworfen werden müſſen, wenn der Wind die oft an den äußerſten Zweigſpitzen befindlichen Neſter hin- und herſchaukelt. Der Vogel iſt in waldigen Gegenden überaus häufig, während ich ihn im offenen Lande nicht gefunden habe.“ Der Augenbrauen-Sperlingsweber ift oberhalb röthlichbraungrau, unter- halb weißlichgrau; Augenbrauen, Streifchen unter dem Auge und Kehle weiß, Schnurrbart parallel abſteigend, unterwärts breiter und buchtig, Oberkopf und Wangen kaſtanienbraun. Flügeldecken⸗-Unterwand weiß, Außenwand der Schwingen gelblich, Schwanz unten bläulichgrau. Schnabel graulich; Beine blaß bräunlich. (Reichenbach). „Er iſt“, ſagt Heuglin, „Standvogel in Abeſſinien, den Bogosländern, am ſüdlichen Takah, Oſtſenar und am blauen und weißen Nil. Dort lebt er in der Steppe, wo viel Baumſchlag iſt, wie auf Blößen in der eigentlichen Waldregion, wol nicht über 2000 Meter hoch gehend, meiſtens in Pärchen oder in kleinen Geſellſchaften von 3 bis 6 Stück, die ſich auf Bäumen, Geſträuch, Hecken und auf Stoppelfeldern aufhalten. Der Lockton iſt ein ſcharfes Zirpen, ähnlich dem der meiſten Webervögel. Die ziem— lich kunſtreichen Neſter ſtehen oder hängen zwiſchen dornigen Akazienäſten in un— gefähr 5 bis 8 Meter Höhe und ſind ſehr groß, backofenförmig aus dürrem Gras gebaut und innen mit Federn und anderen weichen Stoffen ausgekleidet; das Schlupfloch iſt ſeitwärts nach unten geneigt und meiſtens noch beſonders überdacht. Manche Neſter haben zwei Eingänge und dienen wol den Männchen als Aufenthaltsort. Am 24. September 1861 fand ich ein Gelege mit zwei 278 Die Webervögel. ſtark bebrüteten, feinſchaligen Eiern, welche röthlichweiß mit kleinen, ſehr ver— waſchenen, gegen das ſtumpfe Ende mehr zuſammengedrängten, hell roſenroſtfarbigen Strichelchen und Fleckchen gezeichnet ſind. Gewöhnlich trägt ein Baum mehrere Neſter, welche ſich jedoch bezüglich ihrer Lage von denen der eigentlichen Weber— vögel unterſcheiden, indem ſie mehr im Innern der Baumkrone oder mehr am Gipfel, nicht aber an den Enden ſchwanker Zweige, angebracht ſind. Manche dieſer Baue ſcheinen nicht zum Brüten beſtimmt zu ſein.“ Der ſchwarzſchnäbelige Sperlingsweber „t kleiner und ſchlanker als der Mahali, lebhafter gefärbt mit ſchwächerm, dunklerm Schnabel, längeren, dunkleren Backen— ſtreifen, reinweißem Unterleib und graubraunen, nicht weißlichen Unterflügeldeckfedern. Rüppell erhielt ihn aus Schoa; ich fand ihn am obern weißen Nil, in der Gegend von Amob und Gaba-Schembil und am Sobat im Dezember und Januar. Hier lebt er parweiſe und in Familien auf Lichtungen und in der Waldregion, auf Bäumen und im Gebüſch. Ob er wandert, kann ich nicht angeben“. (Heuglin). — Ploceus melanorrhynchus: similis Pl. mahali, sed minor et gracilior, latius pictus; stria malari longiore et obscuriore; gastraeo albissimo; tectricibus subalaribus cinereo-fuscis, hand albidis; rostro obscuriore. Der bärtige Sperlingsweber unterſcheidet ſich von dem vorigen durch grau— braune Strichelung des Kropfes, durch hell roſtbraune Kopfſeiten, die nach unten zu ſchwarz eingefaßt ſind. Profeſſor Peters hatte aus Moſambik ein Exemplar mitgebracht, welches im Berliner Muſeum ſteht und nach welchem Finſch und Hartlaub die Beſchreibung gegeben. Die Verbreitung iſt vermuthlich eine weiter ausge— dehnte, ſagen die letztgenannten Forſcher. Näheres iſt nicht bekannt und hiermit dürfte alles Wiſſenswerthe über dieſe Vögel auch erſchöpft ſein, mindeſtens bis zu der Zeit, in welcher ſie häufiger eingeführt werden und in der Gefangenſchaft beobachtet, bzl. gezüchtet ſind. In den Verzeichniſſen der Händler ſind ſie nicht vorhanden. Ebenſo fehlen ſie aber auch in den Liſten der zoologiſchen Gärten. Der Mahali-Sperlingsweber wird auch blos Mahali und Mahali-Philagrus (Rchb.) genannt. — Nomenclatur: Plocepasser mahali, Smth., Gr., Bp., Lyrd., Antn.; Leucophrys pileatus, Sws.; Ploceus haematocephalus, Lechtst.; Agrophilus haemato- cephalus, Nomencl. Mus. Berol.; Plocepasser pileatus, G.; Philagrus mahali, Ch., Lil. — Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 277. — Ploceus mahali: notaeo, genis, regione parotica subbadio-cineraceis; pileo lorisque fusco-nigricantibus; stria malari subcano-umbrina, altera superciliari lata, uropygio, supracaudalibus guttureque albis; gastraeo reliquo et subalaribus sordide subfulvo-albidis; alis fumosis, pogonio scapu— larium externo latius, remigum strictius albo-marginato, alar. tectricibus late albo- terminatis; apice parteque pogonio externo rectricum umbrino-fuscarum latius magisque conspicue albo-marginatis. Iride rubro-aurantia; rostro et pedibus luride corneis. — Länge 16,4 em. (6½ Zoll); Flügel 9,8 em. (83/4 Z.); Schwanz 6,1 em. (2½ Z.). Der Augenbrauen-Sperlingsweber heißt bei Rchb. Augenbrauen-Philagrus. — Nomenclatur: Ploceus superciliosus, R., Lss.; Plocepasser superciliosus, Rpp., Hgl., Lfbr., Hrtl.; Philagrus superciliosus, Ch., Hg.-Wrth., Antn.; Agrophilus super- ciliosus, Sws., Alln.; Pyrgita Rueppellii, By. — Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 277. — Ploceus superciliosus: supra pallide umbrinus, pileo et cervice laete cinnamomeo- rufis; stria superciliari conspicua alteraque mystacali albis; gula albida, lateraliter Die Sperlings-Webervögel. 5 279 conspicue e fusco nigricante-cincta; tectricibus alar. minoribus fumosis, late et circum— scripte albido-terminatis; rectricibus supra dorso concoloribus, subtus subfumoso-canis ; gastraeo sordide canescente-albo, hypochondriis et pectoris lateribus magis e fusces- cente cano-lavatis; subalaribus et subcaudalibus sordide albis. Iride rufo-fusca; rostro et pedibus rufescente-corneis. — Länge 16,4 — 18,3 em. (6¼ — 7 Zoll); Flügel 8791 em. Bla —3½ 3); Schwanz 6,3 em. (2/12 3.). Der ſchwarzſchnäbelige Sperlingsweber hat dieſen Namen von Th. v. Heuglin erhalten. — Nomenclatur: Plocepasser melanorrhynchus, Rpp., Bp., Hql. nec Lehtst.]; Philagrus melanorrhynchus, CO., Hgl., Fusch. et Hrtl. [Plocepasser superciliosus, Zfbr., nec Rpp., nec Sws.]. — Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 278. Der bärtige Sperlingsweber hat keinen weiteren deutſchen Namen. — Nomen— clatur: Philagrus pectoralis, Pirs., Fnsch. et Hrtl., Hgl. |Agrophilus melanorrhynchus, Lehtst.]. — Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 278. Der Kolonie-Webervogel [Ploceus socius]. Auch er muß, obwol noch auf— fallender als Sperling erſcheinend, wenigſtens vorläufig zu den Webern gezählt werden, weil die Afrikareiſenden ihn unter dieſelben einreihen. Für die Lieb— haberei hat er noch keine Bedeutung, da er bis jetzt wol noch nicht lebend ein— geführt worden. Sobald aber ſeine Heimat, das Innere Afrikas, dem europäiſchen Verkehr mehr erſchloſſen iſt, wird auch er hoffentlich in unſeren Vogelſtuben er— ſcheinen und dann zweifellos großes Intereſſe durch ſeine Neſteranſiedelungen er— wecken. Deshalb ſei er hier berückſichtigt. In Hinſicht ſeiner äußerlichen Schön— heit kann dies allerdings nicht der Fall ſein, denn er gehört wiederum zu den ſchlicht gefärbten Vögeln. Er iſt am Oberkopf, Halsſeiten nebſt Vorderhals und Bruſt ein— farbig erdgrau, nur der Oberkopf iſt verloſchen und fein dunkel gefleckt; ein kleines Fleckchen vor jedem Auge und die Umgebung des Unterſchnabels ſchwarz; Genick und Rücken erdgrau und ſchwarz gewellt; Flügeldecken, Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun und blaß erdgrau geſäumt; Bauchſeitenfedern ſchwärzlich, blaß geſäumt. Schnabel und Füße blaßgrau hornfarbig — Weibchen am Rücken heller. — Junge haben einen braungeſtrichelten Kopf und das Schwarz an den Bauchſeiten wie um den Unterſchnabel fehlt. (Reichenbach). Das Alters— kleid erleidet keinen Farbenwechſel mehr. Größe etwa des Hausſperlings. Die Nahrung be— ſteht in Sämereien und Inſekten. Dieſe Vögel erbauen ihre Neſter geſellig, zu vielen unter einem gemeinſchaftlichen Dache beiſammen. Zunächſt errichten ſie das letztre aus feſten Gräſern und zwar in der Weiſe, daß von dieſem Dachbau einige ſtarke Zweige, zuweilen ſogar ein Theil eines großen Aſtes, umgeben und eingearbeitet ſind. Dann ſtellt jedes Pärchen ebenfalls aus Gras ſein eignes Neſt ſo her, daß eins neben dem andern ſteht. Wenn ſie alle fertig ſind, ſo erſcheinen ſie von unten als eine Fläche mit den kreisrunden Oeffnungen zum Einſchlüpfen. Jedes Neſt wird nur einmal benutzt, denn zu jeder Brütezeit erbaut jedes Paar ein neues unterhalb des alten. In dieſer Weiſe wächſt die Zahl der Neſter alljähr— lich an, bis ihre Maſſe ſo ſchwer wird, daß ſie ſämmtlich herabfallen, worauf die Vögel dann einen neuen Brutplatz aufſuchen. Die Anſiedelungen werden immer auf großen, hohen Bäumen errichtet, nur wo dieſe nicht vorhanden ſind, benutzen die Vögel auch die baumartige Alos. Das Weibchen legt drei bis vier bläulich— 280 Die Webervögel. weiße, am dickern Ende fein braun getüpfelte Eier. (Nach A. Smith, welcher die erſte Beſchreibung gegeben). Ein andrer Reiſender, Ayres, giebt Aehnliches an. „Unter dem vollkommen waſſerdichten Dache befindet ſich eine überaus un— regelmäßige Neſtanſiedelung, deren Geſammtmaſſe von einer Schubkarren- bis zu einer Wagenladung ſchwankt; auf einzelnen Bäumen findet man auch wol drei bis vier Neſtkolonien, jede von mehr als 1 Meter Durchmeſſer. Die einzelnen Kämmerchen haben untereinander keine Verbindung, und die Schlupflöcher ſind ſo eng, daß man mit der Hand kaum hineingelangen kann. Das eigentliche Neſt iſt mit Federn dick ausgepolſtert. Es wird nicht allein für die Brut, ſondern auch nach derſelben zum Schlafen des Nachts benutzt. Denn in einer Anſiedelung am Waalfluße, wo die Neſter auf Kameeldornbäumen ſtanden, ſah ich die Vögel in denſelben im Juli, zu welcher Zeit die Bruten längſt vorüber waren. Im Februar ſchnitt ich einige Neſter ab und ſah, daß die Jungen ſchon größtentheils ausgeflogen waren. In einer Zelle fand ich noch zwei unbefiederte Junge und ein nicht bebrütetes Ei, welches grauweiß und mit ſepiabraunen Flecken gezeichnet war.“ Nähere Angaben ſind bis jetzt nicht vorhanden und ich kann auch bei dieſem Vogel nur das Verſprechen wiederholen, daß ich ihn im Nachtrage ſchildern will, wenn er noch zeitig genug eingeführt wird. Der Kolonie-Webervogel, auch Siedelweber, Geſellſchaftsweber und ge— ſelliger Neſtfink (Rechb.) genannt, hat folgende Nomenklatur: Loxia socia, Lth.; Ploceus Patersoni, Zss.; Euplectes lepidus, Sws.; Philetaerus lepidus, Smth., Ptrsn.; Philetaerus socius, Strehl. + > 21. Zu den Gelb-Webervögeln [Hyphantornis, Gr.], auch Edelweber genannt, müſſen wir einige der größten und zugleich die kleinſten der lebend eingeführten Webervögel zählen. Abgeſehen von dem Körperbau, zeichnen ſie ſich dadurch aus, daß ſie faſt ſämmtlich am umfangreichſten Theile des Gefieders grünlich-, hoch- bis goldgelb gefärbt ſind, im Prachtkeide in der Regel mit ſchwarzem oder braunem Kopf. Sie leben zu jeder Zeit geſellig beiſammen und niſten ebenſo kolonienweiſe, ſodaß man einzelne Neſter kaum findet; auch lieben ſie die Nähe der Menſchen und ſie bewohnen dem Hausſperlinge gleich ſehr häufig die Ortſchaften. „Eine Oertlichkeit,“ jagt Dr. Reichenow, „in welcher Gebüſch mit freien Stellen abwechſelt, hin und wieder mit einem höhern, Umſchau geſtattenden Baume beſetzt, bildet ihren bevorzugten Aufenthaltsort.“ Dagegen traf er aber auch in den Walddörfern des Kamerungebirgs bis zu einer Höhe von 1255 M. einige Arten als regelmäßige Anſiedler, welche ihre Bauten an die Kokuspalmen und ſogar an die Spitzen der Piſangblätter hängen. Die Neſter unterſcheiden ſich im allgemeinen ſowol von den beutelartigen Gebilden der Feuerweber, als auch von den retortenartigen oder lang— röhrigen der Bayaweber. Ob fie als Zug- oder nur als Strichvögel leben, iſt bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt. Gleich den meiſten der anderen Weber und vielen Sperlingsvögeln überhaupt, ſammeln fie ſich zeitweiſe wandernd zu ungeheuren Schwärmen an und verurſachen dann nicht ſelten be— trächtlichen Schaden in Getreidefeldern, von denen ſie durch beſondere Vorrichtungen verſcheucht werden. Mit dem Beginn der Regenzeit kehren ſie nach ihren Niſtbäumen zurück, bewohnen die Alten Neſter oder erbauen neue und erziehen zwei oder drei Bruten. Die verſchieden— artigen Neſter werde ich bei jeder einzelnen Art oder ſpäterhin bei der Züchtung beſchreiben. Es ſind überaus lebhafte, kräftige und ſtarke Vögel. Ihr Liebesſpiel iſt ſeltſam, indem ſie mit Der ſchwarzköpfige oder Textor-Webervogel. 281 zitternden Flügeln allerlei wunderliche Stellungen annehmen und, das Weibchen jagend, flügel— ſchlagend und das Gefieder ſträubend, ihren zirpenden, ſchnarrenden, ziſchenden und gackernden Sang eifrig erſchallen laſſen. Einen bemerkbaren melodiſchen Geſang haben ſie nicht. Nur das Männchen allein webt ein Neſt oder auch mehrere hintereinander; beſondere ſog. Vergnügungsbauten errichtet es aber nicht immer. Das Weibchen brütet allein und füttert ebenſo ohne die Hülfe des erſtern die Jungen auf. Man darf wol mit ziemlicher Beſtimmtheit glauben, daß die größeren Arten in Vielehe leben. Die Geſtalt der Neſter iſt bei der Mehrzahl oval, mit kreisrundem Einflugloch von unten hinauf an einer Seite und mit einem ganz erſtaunlich dichten und feſten Dache, während das Lager für die Eier ſo leicht und luftig iſt, daß man dieſelben von unten herauf ſehen kann. Die Art und Weiſe des Bauens kann man ebenſowol Flechten als Weben nennen; immer hat das Neſt Aehnlichkeit mit einem Korbe. Näheres über das Freileben werde ich bei jeder einzelnen Art berichten. In der Vogelſtube leben die verſchiedenen Arten mindeſtens duldſam beiſammen; wenn auch immerwährend Zank und Streit unter ihnen herrſcht, ſo erbauen ſie doch neben einander ihre Neſter und ziehen ihre Jungen auf. Zu den großen Gelbwebern darf man keine kleinen Vögel, insbeſondere keine Prachtfinken bringen, denn ſie freſſen aus deren Neſtern mit Vorliebe die Jungen und tödten auch die Alten ſelber, ſobald letztere ſchwächlich und kränklich ſind. Mehr— mals niſteten Männchen des Textor-, Fuchs- und goldſtirnigen Webers in der Vogelſtube mit zwei oder drei Weibchen zugleich. Zur Herſtellung des Neſtes wird faſt immer zuerſt ein wage— recht ſtehender Ring geflochten und um denſelben herum das Neſt geformt. Auch die von meinen Gelbwebern im Laufe der Zeit ſehr zahlreich und mannigfaltig erbauten Neſter ſollen in dem Theile dieſes Werkes, welcher die Züchtung der Vögel behandelt, abgebildet und eingehend beſchrieben werden. Im allgemeinen ſei nur noch bemerkt, daß in der Vogelſtube alle Arten dieſer Weber vorzugsweiſe leicht und ſicher niſten und zwar erbauen ſie ihre Neſter zu jeder Jahreszeit mit gleichem Eifer, ob ſie im Prachtgefieder ſich befinden oder nicht. Man hat behauptet, daß ſie beſonders gern mit langen, friſchen oder wol gar mit aufgeweichten Grashalmen arbeiten. Ich kann jedoch verſichern, daß alle, mit wenigen Ausnahmen, ſobald ſie Agave- oder auch nur Kofosfafern haben, Gras— blätter ganz unberührt laſſen und nur Grasriſpen zur Verdichtung des Daches nehmen. Die Textorweber errichteten das gewaltig dicke Dach am liebſten aus ſelbſt abgeriſſenen Streifen von Rohr- oder Schilfblättern. Die Fütterung ſtimmt mit der aller anderen Webervögel überein, nur verſäume man nicht, vom Beginn der Färbung an auch Miſchfutter aus Ameiſenpuppen und Eierbrot, ſowie möglichſt viele Mehlwürmer und in Ermangelung derer Maikäfer, allerlei Raupen, kleine Schnecken, Gewürm u. drgl. zu geben. Als angenehme Käfigvögel vermag ich die größeren Arten dieſer Weber wahrlich nicht zu bezeichnen. Ihr Ziſchen und Gackern kann ſelbſt den abgehärteten Liebhaber zur Verzweiflung bringen. In einer entſprechend eingerichteten Vogelſtube dagegen oder noch beſſer in einem ſehr großen Flugkäfige oder in einem Vogelhauſe, beide letzteren am beſten draußen ſtehend, können ſie wol Intereſſe erregen und viele Freude bereiten. Die Preiſe ſind je nach der Seltenheit ſehr verſchieden; von den gewöhnlicheren Arten bezahlt man das Pärchen mit 18 bis 24 Mark, während die ſelteneren wol 60 Mark und darüber koſten. Der ſchwarzköpfige oder Textor-Webervogel [Ploceus melanocephalus!. Tafel X. Vogel 49. In früherer Zeit bezeichnete man dieſen, einen der größeren unter den zu uns gelangenden, als den eigentlichen oder gemeinen Webervogel, Benennungen, die freilich auch für den Blutſchnabel, als den im Handel am häufigſten, und für die Bayaweber, als die bekannteſten Künſtler unter allen, Geltung haben. Der Textor möge alſo ſeinen von den Faſern, welche er verarbeitet, abgeleiteten Namen beibehalten. 282 Die Webervögel. Er iſt kein regelmäßiger Gaſt des Vogelmarkts, doch auch keineswegs ſelten, indem er alljährlich und manchmal ſogar in erheblicher Anzahl eingeführt wird und ſich zugleich vortrefflich erhält, ſodaß man einzelne Pärchen faſt immer in den Handlungen vorräthig finden kann. Als Stubenvogel hat er eigentlich nur eine geringe Bedeutung, denn ſein S. 281 bereits erwähntes Liebesſpiel iſt im Zimmer kaum zu ertragen; außerdem kann er auch ſeiner Räubereien wegen, wie weiterhin ausgeführt, in allen Züchtungsanſtalten nicht geduldet werden. Ueberaus intereſſant aber zeigt ſich eine Geſellſchaft dieſer und der nächſtfolgenden Arten zuſammen in einem möglichſt weiten Raume, wo ſie eifrig ihre künſtlichen Neſter erbauen und dann, namentlich in der Niſtzeit, ein bezeichnendes, wechſelvolles Bild des Webervogel-Lebens entfalten. In umfangreichen Volieren, welche im Freien ſtehen, dürfen ſie umſomehr als die willkommenſten Bewohner angeſehen werden, da ſie einerſeits durch ihre zahlreichen Neſter denſelben einen dauernden Schmuck geben und da ſie andrerſeits durch ihre anſprechenden Farben, ihre Lebendigkeit und raſtloſe Geſchäftigkeit zu den beliebteſten Erſcheinungen gehören. Vorzugsweiſe werthvoll aber ſind ſie durch ihre lebenskräftige Ausdauer, welche ſie ſogar unſern harten Winter in einem nur gegen die ärgſten Unbilden der Witterung geſchützten Flugkäfige draußen gut überſtehen läßt, während ſie im Zimmer geradezu unverwüſtlich ſich zeigen. Im Prachtgefieder iſt der Oberkopf nebſt Geſicht und Kehle tiefſchwarz und dieſe Färbung erſtreckt ſich in einer ſcharfen Spitze bis auf die Oberbruſt. Der Nacken und Vorderhals ſind dunkelbraun; der ganze Oberkörper iſt ſchwarz und erſcheint gelb geſtreift durch breite Säumung der dunkelen Federn; die Unterbruſt iſt bräunlichgelb und der ganze Unterkörper einſchließlich der inneren Flügelſeiten iſt ſchoͤn hellgelb. Das grelle gelbe Auge iſt ſehr auffallend. Das Weibchen iſt oberhalb gelblichgrün, unterhalb heller, faſt reingelb; Auge dunkel. Das Männchen im Winterkleide iſt faſt ganz übereinſtimmend, im weſentlichen nur durch das hellere Auge verſchieden. Etwa jo groß als ein Edelfink, doch ſchlanker. c Seine Heimat iſt Weſtafrika und die Verbreitung erſtreckt ſich über die mittleren Länder deſſelben, beſonders Senegambien und Guinea, Joruba, Fernando— Po, Angola, Kamerun, Ogobai, Mundo; von hier aus durchs Innere von Mittel— afrika bis nach dem Nordoſten, wo er allerdings weniger häufig vorkommt. Er iſt ſomit nach Hartlaub die am weiteſten verbreitete Art unter den Webervögeln von Weſtafrika. Prinz v. Würtemberg und Hedenborg erlegten ihn in Bertat, Senar und am untern weißen Nil; Antinori will — wie Heuglin bemerkt — zwei Junge im Oſtſenar geſammelt haben. Der letztre Forſcher ſelbſt hatte niemals Gelegenheit, ihn zu beobachten; er glaubt aber, daß der Textor als Zugvogel zur Regenzeit vom Süden her in Fazogl, Senar und vielleicht auch Der ſchwarzköpfige oder Textor-Weber vogel. 283 im warmen Abeſſinien einwandert. Dieſe dürftigen Angaben waren bisher Alles, was über ihn vorlag, und die Züchtung in der Gefangenſchaft hat daher wie bei vielen anderen, ſo auch bei dieſem Vogel früher die Entwicklungs— geſchichte erforſcht, als dies den Reiſenden in ſeiner Heimat gelungen. Neuerdings erſt hat Dr. Reichenow folgende Schilderung gegeben: „Die gemeinſte Art, der häufigſte Weber in Weſtafrika überhaupt, iſt er. Ich habe kein Negerdorf betreten, in welchem er gefehlt hätte, wo nicht die Kokuspalmen behängt waren mit den Neſtern dieſes ſchönen Vogels, der ebenſo durch ſein Gefieder, wie durch ſein muntres Weſen ergötzt. Wie kein andrer verſteht er es, an den verſchiedenſten Oertlichkeiten ſich einzurichten und die Verhältniſſe zu benutzen. Obwol er die Ortſchaften vorzugsweiſe aufſucht und in ihnen am liebſten ſich anzuſiedeln ſcheint, fehlt er doch auch an den oben erwähnten, allen Gelbweber-Arten beſonders zuſagenden Stellen nicht. (Vrgl. S. 280). Höchſt mannigfach iſt die Wahl des Niſtorts. So fand ich bei Akkra auch kleine Kolonien an niedrigen Dornbüſchen, mit denen des dottergelben Webers zuſammen. Nicht minder bemerkenswerth war das Niſten am obern Kamerunfluß. Der Urwald iſt hier von den Ufern verſchwunden; üppige Piſangplantagen ſind an ſeine Stelle getreten. Nur einzelne der koloſſalen Bäume, aus denen die Eingeborenen ihre Kandes machen, haben dem verheerenden Feuer Widerſtand geleiſtet, und obwol des Lebens beraubt, erheben ſie noch majeſtätiſch, Wind und Wetter trotzend, ihre kahlen Häupter. Hohe Bäume am Ufer eines großen fiſchreichen Fluſſes — wo können Raubvögel beſſere Brutplätze finden? Jeder derſelben enthält denn auch einen Horſt des Schmarotzer-Milans oder des Angola-Adlers; um dieſe herum aber hängen zahlreich die Neſter der Webervögel. Unter den Klauen der Räuber treiben die klugen Vögel ihr Weſen, wol wiſſend, daß jene zu unbeholfen ſind, um ihnen gefährlich zu werden; auch fühlen ſie wol die Sicherheit, welche die Nähe der großen Wegelagerer gegen kleines, ſchnelleres Raubgeſindel gewährt. . . . Wieder in andrer Weiſe traf ich unſern Vogel am Buri niſtend. Hier hingen ſeine Neſter unter großen Kolonien des ſchwarzen Webers in geringer Höhe über dem Waſſer an überragenden Zweigen niederer Gebüſche des Ufers. . . . So ver— ſchieden aber auch der Standort oder vielmehr Hängeort der Neſter iſt, dieſe ſelbſt bleiben in Geſtalt und Bau immer gleich. Die erſtre iſt kugelig, etwas länger als breit und hoch mit ſeitlich unten befindlichem Schlupfloch, an dem ein kurzer Röhrenanſatz ſich befindet. Oben iſt das Neſt in eine Spitze ausgezogen und mit derſelben an einem Zweige oder ſonſtigen Aufhängepunkte befeſtigt. Zum Bau wird ſehr grobes, flaches Gras verwendet und zwar, wie von mehreren Gelbweberarten, friſches Gras. Letztres ſcheint mir bisher noch nicht beobachtet zu ſein. Ueber die Lebensweiſe des bekannten, auch in Nordoſtafrika häufigen Vogels habe ich nichts weiter hinzuzufügen; nur möchte die Beobachtung vielleicht 284 Die Webervögel. neu ſein, daß die Eier mit dem Alter abändern (f. wiſſenſchaftliche Beſchreibung). Zwei, ſelten drei Eier bilden das Gelege. Bei Akkra und Obokobi ſah ich im Auguſt ausgeflogene Junge und friſch begonnene Neſter einer neuen Brut. — In den Kamarunbergen fand ich ihn bis zu 1255 Meter Höhe.“ . Mit Sicherheit vermag ich nicht anzugeben, ob die Brut des Textorwebers im Berliner Aquarium oder in meiner Vogelſtube zuerſt mit glücklichem Erfolge vor ſich gegangen. Im erſtern wurden in einem geräumigen Käfige beiſammen eine große Anzahl Webervögel von drei Arten (Textor, Larven- und Fuchsweber) gehalten, welche nach meiner Ueberzeugung ſämmtlich Männchen waren und die trotzdem in förmlichem Wetteifer Neſter erbauten. Als man nach geraumer Friſt Weibchen hinzubrachte, entſtand ungeheure Aufregung, es wurden harte Kämpfe ausgefochten und nur ſelten gelangte eine Brut von einem Jungen zum Flüggewerden. Auch ſpäterhin, als man noch mehrere Weibchen angeſchafft, konnte wol von immer regerm Neſtbau, doch keinenfalls von ergiebigerm Niſten die Rede ſein. So hübſch die vielen ſtattlichen Webervogelneſter ſodann aus— ſahen, und ſo ſehr ſie dem ganzen Aquarium zum Schmuck gereichten — gerade dieſer Käfig mußte jedem einſichtsvollen Züchter trotzdem doch zweifellos als ein abſchreckendes Beiſpiel erſcheinen, für eine völlig verfehlte Vogelzucht. Hier traten die ſchlimmſten Fehler zutage: Selbſt bei geſellig niſtenden Vögeln darf man nicht, wie es hier geſchehen, den Zuchtraum übervölkern. Ueberzählige Exemplare ſollten niemals vorhanden ſein, am allerwenigſten aber überzählige Männchen bei den in Vielweiberei lebenden Arten. Schließlich verringert ſich der Ertrag der Bruten in jeder Zuchtanſtalt bedeutſam, wenn die Vögel jahraus und -ein immer in demſelben Raume verbleiben; naturgemäßerweiſe ſoll man, namentlich Zugvögel, zeitweiſe in eine andre Oertlichkeit bringen und dann auch die Fütterung zweckentſprechend einrichten. Als im Laufe der Zeit viele von den Webervögeln eingegangen waren und dann unter der Direktion des Herrn Dr. Hermes eine Anzahl Weibchen neu beſchafft wurden, konnte man beobachten, daß in jenem, aller Welt bekannten Käfige, ſeit Jahren zum erſtenmale zahlreiche Neſter ergiebige Bruten von vier bis ſechs Jungen enthielten, die auch wirklich flügge wurden. In meiner Vogelſtube erbaute das erſte Pärchen zwei Neſter und zwar übereinanderſtehend, das untere als Brut- und das obere als ſog. Vergnügungsneſt, in welchem letztern das Männchen die Nacht zubrachte. Während dieſelben im Berliner Aquarium in der erſten Zeit vorzugsweiſe aus Kokusfaſern hergeſtellt worden, geſchah dies bei mir beſonders aus den Riſpen verſchiedener für die Pracht— finken dargebotenen Gräſer, und daraus wurde ein ungemein dichtes, förmlich gefilztes Dach gefertigt, welches in ſchöner Rundung und innen ſauber geglättet eine länglichrunde Geſtalt und nach unten etwa zu zwei Dritteln eine Höhlung hat, das letzte Drittel dagegen für den Eingang von unten herauf freiläßt. Oberhalb Der ſchwarzköpfige oder Textor-Webervogel. 285 und rings um das Schlupfloch iſt das Dach vornämlich mit Baſtfäden und Agavefaſern befeſtigt. Die Höhlung oder das flache Lager, auf welchem die Eier ausgebrütet werden, erſcheint als ein ziemlich weitmaſchiges, aus feſten Gras— ſtengeln und Agavefaſern zuſammengeflochtnes Gewebe. Das zweite Neſt iſt viel kleiner, hat ein ebenſo ſtark gefilztes Dach aus denſelben Gräſern, deren Riſpen aber ſo geſtellt ſind, daß ſie dicht gedrängt eine förmliche Decke oberhalb des Schlupfloches bilden. Die Mulde iſt noch weit loſer und großmaſchiger; ein ſtarker, vielfach umwundener Zweig der Gabel, in der das Neſt hängt, dient dem Vogel zum Sitz, welcher letztre bei dem Brutneſte fehlt. Alle auch ſpäterhin bei mir und ebenſo die in der Vogelſtube des Herrn Graf Nord von Warten— burg, ſowie die im Berliner Aquarium gebauten Neſter dieſer Weberart zeigten übereinſtimmend dieſelbe vorhin beſchriebne Geſtalt; abweichend von einander waren ſie nur darin, daß ſie zuweilen den mehr oder minder be— trächtlichen Anſatz einer Flugröhre von unten herauf hatten. Immer aber ſtanden ſie zwiſchen Ruten und dünneren oder ſtärkeren Aeſten eingeflochten, mit einem gewölbten, runden Dache; niemals jedoch hingen ſie an einer Spitze oder einem ſelbſt gedrehten Seile. Dieſe Verſchiedenheit von der Geſtalt des Neſtes im Freien, welche nicht als Ausnahmsfall, ſondern als die Regel ſich ergiebt, dürfte alſo ebenfalls für die oben erwähnte Intelligenz des Vogels ſprechen. Nur einen Fall weiß ich mitzutheilen, in welchem der Textorweber auch in der Gefangenſchaft den Neſtbau des Freilebens beibehalten. Herr Gymnaſiallehrer Fr. Schneider ſchildert ſeine dahin gehenden Erfahrungen in folgender Weile: „Die Neſter wurden faſt regelmäßig in Mannshöhe und nur wenn die Vögel ſehr ſcheu waren in den höchſten Zweigen des Geſträuchs der Vogelſtube angelegt. Das Männchen baute allein, wählte am liebſten Grasriſpen und nur wenn ihm dieſe fehlten, benutzte es Agavefaſern, Manilabaſt u. drgl. In meinen beiden Vogelſtuben errichteten ſie die Neſter mit wenigen Ausnahmen ſo, daß das Schlupfloch der Wand zugekehrt war. (Dies ſtimmt freilich mit der Anlage der Neſter im Freien wiederum nicht überein). Auch hier erbaute das Männchen ſtets zwei Neſter, eins zur Brut und ein kleineres, loſer gewebtes zur Schlafſtätte für ſich ſelber. Das erſtre wurde von dem Weibchen mit Würzelchen, Fäden, Wolle und Baumwolle dicht ausgefüttert. Eins dieſer Neſter war dicht am Drahtgitter des Fenſters angelegt und der Witterung, namentlich den in jenem Sommer (des Jahres 1873) ſo häufigen und heftigen Gewitterregen ausgeſetzt; dennoch blieb es im Innern trocken und die Jungen kamen trotz Wind und Wetter glücklich zum Ausfliegen. Meines Erachtens iſt das Neſt keines andern Webervogels ſo künſtlich vollendet als das des Textors, obgleich ihnen allen hier in der Vogelſtube doch die gleichen Niſtſtoffe zu Gebote ſtehen. Das Männchen webt gewöhnlich zuerſt eine Verbindung zwiſchen zwei oder mehreren 286 Die Webervögel. Zweigen, gleichviel ob dieſelben ſteif und aufrecht ſtehen oder ſchlaff und ſchwankend herabhängen. Findet es einen paſſenden horizontalen Zweig, ſo umwickelt es dieſen und benutzt ihn, ſo hergerichtet, für die Anlage des erſten, ſtets aufrecht, alſo vertikal ſtehenden und ſpäter als Eingangsſchwelle dienenden Kranzes. Nach der einen Seite flechtet der Baumeiſter die Flugröhre, nach der andern das eigent— liche, kugelförmig geſtaltete Neſt an dieſen Kranz. Die Form der Kugel wird erſt loſe hergeſtellt aus unregelmäßig kreuz und quer liegenden Riſpen, dann erſt wird das Gewölbe regelrecht durch Baſt, Faſern und ſtarke Grashalme, am liebſten jedoch aus gebogenen, dünnen, friſchen Birkenreiſern gefertigt. Das Männchen beißt die Reiſerchen ab (ſie haben faſt alle die Länge von etwa 12 Zentimeter), trägt ſie in das Neſt und wölbt damit die Decke. Die Reiſer laufen unter ein— ander parallel und liegen ganz regelrecht wie die Bogen eines Tonnengewölbes. Die Wandung des Neſtes iſt zolldick und darüber; die Länge beträgt 16 . und die Breite durchſchnittlich 10e. Der Bau eines ſolchen Neſtes dauert ein bis zwei Tage und der Ausbau vonſeiten des Weibchens ebenſolange. Drei bis vier Eier bilden das Gelege. Brutdauer 14 Tage. Das Weibchen brütet allein und das Männchen bewacht das Neſt und hält in größtem Eifer jeden Störenfried von der Brut fern. An der Fütterung der Jungen betheiligt es ſich nur gelegent— lich. Dagegen erbaut es nicht ſelten noch während dieſer Brut ein zweites, drittes, viertes Neſt und niſtet dann auch in Vielehe, alſo mit mehreren Weibchen zugleich. Die Jungen werden mit friſchen und getrockneten Ameiſenpuppen, Mehlwürmern, Käfern u. a. Kerbthieren, welche man ihnen bietet, auch mit Droſſelfutter und etwas Eierbrot ernährt. Je größer ſie werden, deſto eifriger und ſtürmiſcher beſchützt ſie das alte Männchen gegen jeden Feind, ſelbſt gegen“ Papageien, Kardinäle u. a. Es entwickelt dabei außerordentlichen Muth; mit hängenden Flügeln, den Schwanz geſpreizt, den Kopf kampffertig herniedergebogen, den Schnabel geöffnet, ſtürzt es ſich auf jeden Vogel, der ſeinem Neſtbezirk nahe kommt, nachdem es zuvor meiſtens vergeblich verſucht, den Feind durch Ziſchen, Schnarren und Geſchrei zu vertreiben. Selbſt vor den Gebirgsloris und großen Sittichen weicht es nicht, ſondern greift ſie unerſchrocken an. Dabei hat es eine eigenthümliche Taktik. Unter den Störenfried fliegt es und ſtößt nach ihm, wie die Krähe nach einem Raubvogel. Geſchickt weiß es den drohenden Schnabelhieben zu entgehen und des Gegners Füße oder Bauch zu verletzen. So erreicht es ſtets ſeinen Zweck, ſelbſt wenn es den Angriff zwanzigmal wiederholen muß. Wie klug und überlegend der Vogel iſt, erhellt aus folgendem: in den erſten Jahren ſeines Aufenthalts in meiner Vogelſtube wählte er als Bauſtoffe Gras— riſpen, Halme und Birkenzweige und durch einige Agavefaſern oder Manilabaſtfäden gab er dem Bau die genügende Feſtigkeit. Die genannten Stoffe, namentlich die Grasriſpen, lockten aber ſicherlich die Papageien herbei und nur zu bald war Der ſchwarzköpfige oder Textor-Webervogel. 287 das Geflecht jedesmal zerſtört. In dieſem Jahre nahm er ausſchließlich Aloe- faſern, Manila- und Lindenbaſt nebſt Birkenreiſern und die Neſter blieben unangefochten. Es muß aber ausdrücklich hervorgehoben werden, daß ihm friſche und getrocknete Grasriſpen in Fülle zu Gebote ſtanden.“ Das Weibchen verſorgt die Jungen noch ſehr lange nach dem Ausfliegen und läßt ſie nicht aus den Augen. „Das eine Paar niſtete in dieſem Jahre dreimal und brachte die Jungen (3, 1, 2) glücklich zum Flüggewerden. Dieſe wachſen in drei Wochen aus, ſehen dem alten Weibchen ähnlich, ſind jedoch dunkler.“ (Fr Schneider). Nähere Beſchreibung ſ. Jugendkleid. Frau Agnes Kierſtein in Frankfurt a. O. theilt inbetreff der Reinigung des Neſtes eine intereſſante Beobachtung mit. „Das alte Weibchen wurde ſo zahm und dreiſt, daß es in das neben der Vogelſtube befindliche Wohnzimmer kam, um ſich hier Mehl— würmer u. a. Fütterung zu holen. Hierher brachte es ſodann kleine gallertartige weiße Stückchen mit ſchwarzer Spitze im Schnabel mit — die Entleerungen der Jungen, durch welche deren Vorhandenſein überhaupt erſt bemerkt wurde.“ Schneider berichtet ſodann im weitern, daß ein Männchen mit drei Weibchen zuſammen niſtete. Das erſte Weibchen hatte ſein Neſt nur drei Fuß über der Erde mit einem Gelege von drei Eiern und über dieſem befand ſich ein zweites Neſt, in welchem ein Fuchsweber-Weibchen mit dem Textorweber heckte, trotzdem noch ein Paar und ein lediges Männchen der erſtern Art in der Vogelſtube vorhanden waren. Das Männchen warf aus beiden Neſtern die etwa ſechs Tage alten Jungen heraus. Das dritte Neſt ſtand noch höher in Birkenzweigen, hatte eine Flugröhre und war von einem Weibchen bewohnt, welches er nicht mit Sicherheit feſtſtellen konnte. (Es war zweifellos das Weibchen des Larvenwebers). Späterhin brachten das letztre und das Textorweber-Weibchen ihre Jungen glücklich zum Flüggewerden. Inbetreff der Verfärbung ſagt er: „Ich beſitze ein altes Männchen ſeit drei Jahren und konnte den Vorgang in folgender Weiſe beobachten. Die Ränder der Schwung- und Steuerfedern färben ſich höher. Trotz der zwei— maligen Mauſer im Jahre iſt das Winterkleid vom Sommerkleid wenig ver— ſchieden. Das Gelb des erſtern iſt nur dunkler, fällt mehr ins Olivengrüne und das Schwarz des Kopfes iſt unrein. Die Weibchen mauſerten im Frühjahr ebenfalls, verloren jedoch nur die Bruſt- und Bauchfedern. Eine Umfärbung der Iris des Auges, die gleichzeitig mit der Verfärbung des Schnabels eintreten ſoll, konnte ich niemals bemerken.“ Der Schnabel färbt ſich entſchieden heller, horngrau; über das Auge kann ich mit Sicherheit keine Behauptung aufſtellen. Graf Yorck von Wartenburg hatte ein Pärchen Textorweber, die in meiner Vogelſtube geraume Friſt hindurch friedlich gelebt und geniſtet, unter ſeine zahlreiche gefiederte Geſellſchaft fliegen laſſen. Allmälig bemerkte er nun aber, daß die Jungen aus den Neſtern der Kubafinken, kleinen Elſterchen, 288 Die Webervögel. Amarantvögel u. a. verſchwanden, und dann beobachtete er auch bald, daß das Männchen ſolche mit einem Schnabelhiebe tödtete und zum Neſte trug, wo ſie ihm vom Weibchen abgenommen wurden. Auch ich habe ſodann die Erfahrung gemacht, daß faſt alle jüngeren Webervögel harmlos ſind, die älteren dagegen in immer höherm Grade bösartig werden. Die alten Schriftſteller ſagen faſt garnichts über dieſen Vogel oder ſie ſind im ungewiſſen, und ich finde in der geſammten betreffenden Literatur auch nichts weiter, als kurze Erwähnungen, trotzdem der Vogel bereits ſehr frühe lebend eingeführt ſein ſoll. In der letztern Zeit muß er dann wiederum ſeltner geworden ſein, denn weder Bechſtein noch Bolle führen ihn auf. In Hinſicht der Verpflegung iſt das bei dieſen Webern im allgemeinen Geſagte zu beachten. Anleitungen zur Züchtung werde ich weiterhin geben. Der Preis wechſelt zwiſchen 15 bis 24 Mark für das Paar. Der ſchwarzköpfige oder Textor-Weber vogel, gemeine oder eigentliche Webervogel, großer oder Doppelweber iſt auch Goldweber genannt. Le Tisserin Cape-Moore; Rufous-necked Weaver-bird or Large Weaver-bird; Roodneck Wever (holländiſch). 7 Nomenclatur: Coccothraustes gambiensis, Biss.; Fringilla senegalensis, Drs.; Loxia melanocepha et Oriolus textor, G@ml.; Fringilla velata, Zehtst.; Fringilla longi- rostris, IV.; Ploceus senegalensis, Stph., Sws., Sndoll.; Ploceus modestus, Hytl.; Textor melanocephalus, 3p.; Hyphantornis textor et modesta, Gr.; Ploceus textor, Cv.; P. textor, magnirostris et modestus, Achb., Ploceus solitarius, Pr. With. (2); Hyphantornis textor, Cb., Ossn., Hne., Hgl.; Hyphantornis gambiensis, Hl.; [Oriolus melanocephalus, Bf.) — Cap-more, BU. Weaver-Oriole, Lath.; Pinson du Senegal, P. à bec long, Buff. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf und Kehle tiefſchwarz, von der letztern bis zur Oberbruſt ein dreieckig ſpitzes Band ebenſo; Nacken, Halsſeiten und ein Band über die Oberbruſt kaſtanienbraun; Oberſeite gelb, durch breite Säume der Federn ſchwarz geſtreift; Flügel olivengrünlichbraun, jede Feder außen ſchmal grüngelb, innen breit ſchwefelgelb geſäumt; kleine und große Flügeldecken faſt ſchwarz, breit gelb gerandet, über jede Schulter bis zur Rückenmitte ein ſchwarzer Streifen; Schwanz grünlichgelbbraun, jede Feder mit breitem gelben Innenrand; unterhalb und untere Flügelſeite lebhaft gelb. Schnabel ſchwarz; Auge feuergelb bis karminroth; Füße hell röthlichbraun. — Weibchen oberhalb dunkel gelblichgrün; Oberkopf, Schultern und Rücken mehr bräunlich; Flügel dunkel grünlichbraun, jede Feder heller grüngelb geſäumt, über jeden Flügel eine breite fahlgelbe Querbinde; Augenbrauenſtreif und Kopfſeiten hellgelb; ganze Unterſeite lebhaft gelb. Schnabel ſchwarzbraun; Auge braun. — Das Winter— kleid des Männchens iſt faſt ganz ebenſo, nur oberhalb beträchtlich dunkler und unter— halb kräftiger gelb; immer bleibt aber das Auge als das ſicherſte Kennzeichen zu beachten. Ploceus melanocephalus: capite toto, gula striaque ab ea usque ad pectus trigona acuminata atris; cervice, colli lateribus cinguloque pectoris castaneis; supra flavus, nigro-striatus, alias olivaceo-virescentibus, pogonio remigum exteriore anguste viride flavo-, interiore late sulfureo-limbato; tectricibus al. sub- nigris, late flavo-marginatis; stria scapulari usque ad dorsum medium nigra; rec- trieibus olivaceo-fuseis, intus late flavo-marginatis; gastraeo alisque inferio- ribus flavissimus; rostro nigro; iride coccinea; pedibus dilute rubidis. — supra obscure flavente viridis; pileo, scapulis dorsoque fuscescentibus; plumis alarum olivaceo-fuscarum virente flavo-limbatis; fascia lata supra alam utramque Der Larven-Webervogel. 289 transversa luride flavida; stria superciliari capitisque lateribus dilute sulfureis; gastraeo toto laete flavo; rostro nigro-fusco; iride fusca. — & vestim. hiem. fere concolor, tantum supra multo obscurior, subtus flavior; iride vero coceinea signo cer- tissimo. Länge 15,7 — 16, m: (6—6!/4 Zoll); Flügel 8,5 — 8,7 em. (3½ — 31, Zoll); Schwanz 5, em. (2 Zoll). Jugendkleid oberhalb hell grünlichgrau, jede Feder zart bräunlichgelb geſäumt; Augenbrauenſtreif fahl graugelb; Schwingen dunkelbraun, ſchwach gelbbraun außen geſäumt und mit breiten weißgelben Innenfahnen; Flügeldeckfedern braun, heller gerandet, wodurch zwei Querbinden über jeden Flügel gebildet werden; untere Flügeldecken und Flügelrand weißlich graugelb; Schwanzfedern braun, mit hellen gelbbraunen Außenſäumen; Kehle und Unterbruſt gelblichweiß; Oberbruſt bräunlichweiß; Bauch reinweiß; Seiten hell bräunlichgelb; Auge dunkel— braun; Schnabel und Füße röthlichbraun. Das Männchen färbt ſich erſt im dritten Jahre zum vollen Prachtkleide. (Verfärbung des jungen Männchens im zweiten Jahre: an der Ober— ſeite dem Weibchen ähnlich, an der ganzen Unterſeite rein zitrongelb; die ſchwarz und braune Zeichnung fehlt ihm noch ganz. Friedrich Schneider). Juvenis: supra dilute olivaceo-canus, plumis quibusque subtilius luride lim- batis; stria superciliari sordide flavida; pogonio remigum fuscorum exteriore sub- ochraceo-limbato, interiore lato, flavente albo; tectrieibus al. fuscis, dilutius submargi- natis, qua pictura fascias duas ostendentibus transversas; tectricibus subalaribus et campterio luride albidis; rectrieibus fuscis exterius subochraceis limbatis; gula et epi- gestrio flavido-albis; pectore fuscato-albo; ventre albissimo; hypochondriis fulvescen- tibus; rostro pedibusque badiis; iride fusca. Beſchreibung des Eies: Farbe hellgrün, zart braun gewölkt und am dickern Ende rothbraun gefleckt; Geſtalt ſtark abgerundet. Länge 20 mm., Breite 14mm. Nach Rchn. ver— änderlich nach dem Alter; beim, jungen Weibchen auf hellblaugrünem Grunde mit hellroth— braunen Flecken bedeckt. Länge 2Imm.; Breite 15mm. Später wird der Grund weiß und beim ganz alten Weibchen find die Eier reinweiß ohne Flecke; Länge 24 mm.; Breite 16,5 mm. Ovum: dilute viride, subfusco-nubilosum, apice crassiore badio-maculato; valde rotundatum. — Pro cetate variabile; femellae junioris laete glaucum, subrufo-macula- tum; senioris fundo pure albo; pergrandis albissimum, immaculatum. Der Larven-Webervogel [Ploceus larvatus*)]. Tafel X. Vogel 50. Im Handel mit dem vorigen meiſtens verwechſelt und auch viel ſeltner, gelangt er nur ausnahmsweiſe in die Vogelſtuben oder Käfige der Liebhaber; in den zoologiſchen Gärten ſieht man ihn hingegen zuweilen. Er iſt dem Textor— weber überaus ähnlich, doch „unterſcheidet ſich jener auf den erſten Blick durch den ganz ſchwarzen Kopf und den kaſtanienbraunen Nacken und Hinterhals. Dagegen iſt es uns nicht gelungen, für die Weibchen und Winterkleider beider Arten das geringſte ſichre Unterſcheidungskennzeichen aufzufinden. Die Beſtimmung derſelben wird alſo in allen Fällen umſomehr unſicher bleiben müſſen, als die *) Da S. 235 bereits ein Ploceus abyssinieus (abeſſiniſcher gelber Feuerweber) vor— handen iſt, ſo muß ich hier auf eine jüngere Benennung zurückgreifen. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 19 290 Die Webervögel. Maßverhältniſſe ganz gleich find.“ (Finſch und Hartlaub). Wenn die Leſer jedoch die weiterhin gegebne wiſſenſchaftliche Beſchreibung des hierhergehörenden Weibchens vergleichen, ſo wird ſich ein bemerkenswerther Unterſchied zeigen. Die Verbreitung erſtreckt ſich über das wärmere Abeſſinien, die Küſten— gebiete des rothen Meeres, die Nilquellenländer, und durch Speke und Kirk iſt er auch in Oſtafrika nachgewieſen; der erſtre Forſcher fand ihn bei Uſaramo im Innern und der letztre im Sambeſigebiete, hier im Februar niſtend. Ueber das Freileben berichtet Heuglin: „In den meiſten Theilen Abeſſiniens iſt dieſe größte nordöſtliche Weberart nicht ſelten; und zweifellos lebt ſie hier als Stand— vogel, indem ich ſie ſowol in der Winterzeit (November bis März), als auch während der Regenzeit angetroffen habe. Sie iſt dort von der Sancharküſte weſtwärts bis zum Tana-See an geeigneten Orten häufig; doch lernte ich ſie hier nur als Bewohner des Tieflandes kennen; ihre höchſten Standorte ſchätzte ich auf etwa 7000 Fuß Meereshöhe. In Habeſch beſuchte ich ihre Wohnbezirke zwiſchen den Monaten November und März und dann während der Regenzeit. Ihre Verbreitung wird hier den 16. Gr. nördl. Br. nicht überſchreiten. Im Gebiet des weißen Nil dürfte ſie vom Januar bis Juni anzutreffen ſein; in den Urwäldern weſtlich vom Gazellenfluſſe beobachtete ich ſie nur vom Beginn der eigentlichen Sommerregenzeit. Nach Vierthaler käme ſie im Mai als Zug— vogel bei Chartum vor, welcher Angabe ich aufs entſchiedenſte widerſprechen muß. Auch ſah ich von A. E. Brehm als hierher gehörig bezeichnete Eier vom Bar el azrag, welche aber ſicherlich vom dottergelben Weber (Ploceus vitellinus) herftammten.*) Am untern blauen Fluß, ſowie am weißen Nil, nördlich vom 10. Gr. nördl. Br., kommt dieſer Weber beſtimmt nicht vor; ſchwerlich im ſüd— lichen Senar und Fazoql. (Die von Brehm in ſeiner Reiſeſchilderung im Habeſch S. 336 mitgetheilte Beſchreibung nebſt Angabe der Maße iſt irrthümlich auf dieſe Art bezogen). Der Larvenweber lebt in größeren oder kleineren Geſellſchaften, iſt ein beweglicher, geſchwätziger Vogel, garnicht ſcheu und ſelbſt durch wieder— holtes Schießen nicht von ſeinen Standorten zu vertreiben. Zur Winterzeit ſchweifen Schwärme oft weit im Lande umher, aber auch dieſe dürften allabendlich in ihre Heimat zurückkehren und die Nacht in den Beutelneſtern zubringen. In Tigrié und Dembea bauen ſie mit Eintritt der Regenzeit auf ſchwanken, oft überhängenden Aeſten längs der Ufer von Wildbächen ſchöne, dichte und große Beutelneſter aus dürren Grashalmen, faſt ausſchließlich auf dornigen Akazien, gewöhnlich etwa 2 bis 4, Meter hoch; zuweilen ſtehen deren ſehr viele, immer aber wenigſtens mehrere auf einem Baum. Das Innere iſt mit zarten Würzelchen, Haaren u. drgl. ausgekleidet. Einmal fand ich zwei, dann drei Eier.“ ) Die Leſer wollen die Bemerkung auf S. 199 vergleichen. Der Larven-Webervogel. 291 Herr Gymnaſiallehrer Friedrich Schneider hatte, wie S. 286 erwähnt, in ſeiner Vogelſtube ein Weberweibchen, welches er nicht kannte und das nach meiner Ueberzeugung zu dieſer Art gehörte. Die Abweichungen, welche die wiſſenſchaftlichen Beſchreibungen deſſelben aus v. d. Decken's Reiſewerk III. und brieflich mit— getheilt von Herrn S. nebeneinander aufweiſen, dürften darin begründet ſein, daß die erſtre nach ausgeſtopften und die letztre nach dem lebenden Vogel gegeben iſt. Der Larven-Webervogel oder Larvenweber iſt auch fälſchlich Maskenweber und von Rchb. gelblichgrüner Webervogel benannt. Le Tisserin masqué; Great masked Weaver-bird; der holländiſche Name fehlt noch. — Ombala (wie die verwandten Arten; tigriſch). Nomenclatur: Loxia abyssinica, @m.; Ploceus larvatus, Rpp., Krk., Sclt., Kug.- Wth., Lfbr., Ploceus flavo-viridis, Rpp.; Hyphantornis larvata et flavoviridis, Gr.; H. flavoviridis, Br.; Textor larvatus, By.; Ploceus larvatus et flavoviridis, Zgl., Rehb.; Hyphantornis larvata et habessinica Hgl.; H. abyssinicus, F’nsch. et Hrtl.; H. habessi- nica, Br. — Gros-bec d’Abyssinie, Buff.; Abyssinian Grosbeack, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberkopf bis Hinterkopf, Kopfſeiten, ganzes Ge— ſicht und Kehle ſchwarz; Hinterkopf orangebraun; Schwingen dunkel olivenbraun, an der Außen— fahne olivengelb geſäumt, an der Innenfahne breiter ſchwefelgelb gerandet; zwei breite gelbe Querbinden über den Oberflügel; auf jeder Schulter breite ſchwarze Längsbinden, die auf der Mantelmitte durch einen ſchmalen gelben Streif getrennt ſind; obere Schwanzdecken oliven— grünlichgelb; Schwanzfedern olivengrünlichbraun, Außenfahnen grüngelb geſäumt, Innenfahnen breit ſchwefelgelb gerandet; Nacken, Rücken und Unterſeite nebſt unteren Flügeldecken hochgelb; Oberhals, unter der ſchwarzen Kehle orangebräunlich verwaſchen. Auge kaſtanienrothbraun; Schnabel ſchwarz; Füße röthlichfleiſchfarben. Weibchen: Kopf olivengrün, jede Feder mit bräunlichem Schaftſtrich; Kopfſeiten, Kinn und Kehle blaßſchwefelgelb; ein verwaſchner Zügel— ſtreif bis über's Auge; Nacken und übrige Oberſeite graulicholivenbraun, die Federn mit ſehr verwaſchenen helleren Säumen; Schwingen olivenbraun, an der Außenfahne olivengrüngelb ge— ſäumt, innen ſchmal blaßgelb; Deckfedern der Schwingen zweiter Ordnung an der Außenfahne und am Ende fahlweiß geſäumt, ebenſo die größten oberen Flügeldecken, daher zwei weiße fahle Querbinden über den Oberflügel; untere Flügeldecken und Handrand gelb; Schwanzfeder oliven— grünlichbraun mit olivengrünen Außenſäumen; Unterſeite von der Kehle an ſchmutzigweiß, auf Bauchmitte und den unteren Schwanzdecken reinweiß, an den Seiten bräunlich verwaſchen. Schnabel dunkel hornbraun; Auge ſchwarzbraun; Füße hornfarben. Männchen im Winters kleide übereinſtimmend, nur an der Oberſeite dunkler und an der Unterſeite mehr gelbweiß. Finſch und Hartlaub. (Oberhalb olivengrün, jede Feder gelb geſäumt; Augenbrauenſtreif, Saum der Innen- und Außenfahnen, der Schwung- und Steuerfedern, Flügelbug, zwei ſchmale Flügelbinden und ganze Unterſeite gummiguttigelb; Auge hell zinnoberroth; Schnabel ſchwarz, Unterſchnabel heller. Friedrich Schneider.) Ploceus larvatus: pileo, regione ophthalmica et parotica, genis gulaque nigris; occipite rubido; pogonio remigum olivaceo-fuscorum exteriore luride flavo-limbato, interiore latius sulfureo-marginato; fasciis duabus latis supra ala m superiorem flavis; vittis latis humeri utriusque nigris usque ad striam angustam flavam interscapilii medii interjeetam; supracaudalibus olivaceo-virentibus; pogonio rectricum olivaceo-fuscarum exteriore virente flavido-limbato, interiore late sulfureo- marginato; cervice,dorso,gastraeo et tectrieibus subalaribus luteis; gutture subfulvo lavato; eride castanea; rostro nigro; pedibus rubido-carneis. — capite- olivaceo-viridi, subfusco-striolato; capitis lateribus, mento gulaque dilute sulfureis; stria lavata a loris usque ad regionem supeciliarem sulfurea; plumis cervicis et notaei 197 292 Die Webervögel. reliqui olivaceo-fuscatorum dilutius sublimbatis; pogonio remigum olivaceo-fuscorum exteriore ex olivaceo viride flavo-limbato, interiore anguste gilvo-marginato; pogonio exteriore apiceque tectricum al. mediarum et minorum denterarum sordide albo-limbatis, itaque fascias duas alae superioris transversas formentibus albidas; tectrieibus sub- alaribus margineque manuale flavis; rectricibus olivaceo virente fuscis, exterius ex olivaceo viride limbatis; gastraeo sordide albo, ventre et subcaudalibus pure albis, latera versus subfusco-lavatis; rostro corneo-fusco; iride nigro-fusca; pedibus corneis. — A vestim. hiem. simillimus sed supra obscurior subtusque magis flavido-albus (F. u. H.). Supra olivaceo-viridis, pluma quaque flavo-limbata; stria supereiliari, pogonio remigum et rectricum utroque, flexura, fasciis duabus alarum angustis et gastraeo toto luteis; iride dilute cinnabarina; rostro nigro, mandibula pallidiore. Länge: 15,7 — 17 em. (6— 61/5 Zoll); Flügel 8,0 — 9, em. (3/2 — 37¼12 3.); Schwanz 5,2 Cm. (2 Z.). Das Jugendkleid der S. 287 erwähnten Baſtarde von Textor- und Larvenweber ſtimmt im allgemeinen mit dem der jungen Textorweber überein; nur ſind die Schwungfedern an der Grundhälfte weißgelb, Außenſäume ebenſo. Hierdurch entſteht ein breiter heller Spiegel. Das eine Junge hatte faſt reinweiße Flügelfedern, nur die Schäfte und Spitzen derſelben waren braun, die Außenfahnen hellgelb. Die Flügelfedern der anderen waren braun mit gelben Rändern, wodurch zwei helle Binden über den Flügel gebildet wurden. (Fr. Schneider.) Beſchreibung des Eies: Hellblaugrün; im übrigen den vorigen gleich. Ovum: dilute aeruginosum, ceteroquin prioris aequale. In der Familie der Gelbweber giebt es eine beträchtliche Anzahl von Arten, welche bisher noch nicht oder vielleicht nur ganz vereinzelt eingeführt worden, ſodaß ſie mir — während ich doch den geſammten Vogelhandel und Verkehr der Liebhaber unter einander, wie auch die Bevölkerung der zoologiſchen Gärten immer vor Augen habe — nur in den ſeltenſten Fällen entgangen ſein könnten. Dieſelben werde ich, ſoweit verläßliche Angaben vorliegen, wenigſtens kurz und überſichtlich ſchildern, vorbehaltlich einer eingehenden Beſchreibung und Abbildung derer, welche bis zum Schluß des Werks noch in den Handel gelangen. Der Rieſen-Webervogel |Ploceus grandis] ift der größte in dieſer Gruppe; an Kopf und Kehle ſchwarz, Nacken und Oberbruſt kaſtanienbraun; ganze Oberſeite gelblich— olivengrün, jede Feder mit zartem, dunklem Schaftſtrich; Flügel- und Schwanzfedern ſchwarz, blaßgelb geſäumt; Bürzel olivengrünlichgelb; ganze Unterſeite und untere Flügeldecken zitron— gelb, Bruſt- und Bauchſeiten bräunlich; Schnabel glänzend ſchwarz; Auge kaſtanienbraun; Füße fleiſchfarben. Weibchen oberhalb olivengrünlichbraun, jede Feder fahl geſäumt; Augen- brauenſtreif und Geſicht bräunlichweiß; Kehle gelblichweiß; ganze Unterſeite ſchwach bräunlich— weiß; Schnabel ſchwarzbraun, Unterſchnabel heller. — Länge 20,8 em. (8 Z.); Flügel 10,9 em. (4½ 3.); Schwanz 6,5 em. (2½ 3). — Heimat nur die Inſel St. Thome. Ueber das Freileben iſt nichts bekannt und lebend eingeführt iſt er ſicherlich noch nicht. — Der Rieſen-Webervogel oder großer Weber (Rchb.). (Ploceus grandis, Gr.; P. collaris, Frs., All.; Hyphantornis grandis, Hytl. — St. Thomae- Weaverbird, Fras.). Der Gürtel-Webervogel [Ploceus einctusl. Dem Textorweber ähnlich, doch kleiner mit breitem, kaſtanienbraunem Querbande über Nacken, Schultern und Der ſchwarzſtirnige Webervogel. 293 Bruſt. Auch etwa um ein Drittel kleiner. Weibchen ebenfalls nur durch ge— ringere Größe verſchieden. Die Heimat iſt Weſtafrika (Gabun); du Chaillu entdeckte ihn am Kamerunfluſſe; weiter iſt nichts über ihn bekannt. Er iſt auch Halsbandweber (Br.) genannt. (Ploceus einctus, Css., Hrtl.; Hyphantornis einctus, Rehb.). Der ſchwarzſtirnige Webervogel [Ploceus velatus]. Ueber einige entweder wirklich verſchiedenartige und dann allerdings nahverwandte oder vielleicht nur als Lokalraſſen zu unterſcheidende Weber gehen die Anſichten der Forſcher weit auseinander. Für die Liebhaber haben dergleichen kleine Verſchiedenheiten ſelbſt— verſtändlich garkeine Bedeutung und ich darf daher nur ſoweit darauf Bezug nehmen, als es für die Leſer nöthig iſt, welche Hinweiſe zur weitern Belehrung verlangen. — Einen Vogel nach der folgenden Beſchreibung ſtellt Heuglin als beſondre Art hin und benennt ihn äthiopiſcher Gelbweber (Hyphantornis aethiops, Hgl.). Er gleicht in der Farbenvertheilung dem etwas größern Larvenweber; die ſchwarze Zeichnung auf der Stirn iſt jedoch nicht ſoweit ausgedehnt, auf der Bruſt aber noch mehr herabgezogen; die Rückenmitte iſt nicht ſo rein goldgelb und an ihrer Seite fehlen die großen ſchwarzen Flecke; Mantel lebhaft olivengelb, mit dunkleren Schaftſtrichen; das ſatte Gelb von Oberkopf, Nacken, Halsſeiten und Unterleib ſpielt etwas ins Grünliche und iſt nach Kopf und Bruſt hin nur leicht orangebräunlich überlaufen. Weibchen oberhalb dunkel bräunlichgrün, unterhalb grünlichgelb, ohne ſchwarzes Geſicht. Finſch und Hartlaub dagegen erklären ihn als übereinſtimmend mit dem ſchwarzſtirnigen Weber und ziehen dann auch noch einen dritten (Hyphantornis mariquensis, 6%.) hinzu, während Heuglin meint, daß derſelbe ſtets kleiner ſei, einen ſchmalern Stirn— rand und abweichenden Schnabel habe. Fallen alle drei zuſammen, ſo erſtreckt ſich die Heimat über das weſtliche und ſüdliche Afrika (Senegal, Kaffernland, Kapgebiet und Nonnaqua-Land). Ueber die Lebensweiſe iſt nichts angegeben; dieſelbe wird ſicherlich der aller vorhin geſchilderten Verwandten gleichen. Der ſchwarzſtirnige Webervogel heißt bei Rchb. ſchwarzſtirniger Kernbeißerweber und Schleierweber bei Br. (Ploceus velatus, VI., Lehtst.; Pl. aureicapillus, Sws.; Plo- ceolus nigrifrons, Rehb.; Hyphantornis nigrifrons, CV.; H. nigrifrons, aureicapillus et capitalis, Lrd., H. aethiops, gl.; H. velatus, F’nsch.). — Als naheſtehend ſei auch eine neuerdings erſt beſchriebne Art, Cabanis' Webervogel [Ploceus Cabanisi] erwähnt, deſſen Verbreitung ſich über den Oſten und Südweſten Afrikas erſtreckt und der daher vielleicht auch bald lebend eingeführt wird. Er hat einen ganz ſchwarzen Kopf und iſt etwas kleiner als die Verwandten. Von Ab. wurde er ſchwarzköpfiger Kernbeißerweber genannt. (Hyphantornis Cabanisi, Ptrs.; H. mariquensis et capitalis, Lelitst.; Ploceolus capitalis, Rchb.). — Der ſchwarzkehlige Webervogel [Ploceus atrogularis] Heuglin's, welchen er als Zug- oder Strichvogel im Ge— biet des Gazellen-Fluſſes beobachtete und zwar auch während der Brutzeit immer in einzelnen Pärchen mit großen, etwas hohen Beutelneſtern aus friſchen Gras— halmen auf höheren Bäumen, wird von ihm als dadurch beſonders auffallend bezeichnet, daß er bei ſchwarzem Geſicht und gleicher Kehle einen weißlichen Augen— 294 Die Webervögel. ſtern hat. Die Abbildung in dem Werke des Forſchers iſt vortrefflich. (Textor atrogularis, l.; Hyphantornis atrogularis, Hgl., Kg. - Wrth. IH. taeniopterus, Rehb.]). — Speke's Webervogel [Ploceus Spekeil. „Dieſe offenbar meinem ſchwarz— kehligen Webervogel am nächſten verwandte Art, wurde vom Kapitän Speke auf den Hochebenen des nördlichen Somali-Landes häufig angetroffen, wo ſie geſellig im Hochgras leben ſoll. Der von Speke erlegte und mitgebrachte Vogel befindet ſich in der Sammlung der aſiatiſchen Geſellſchaft von Bengalen zu Kalkutta“ (Hgl.). Finſch und Hartlaub vereinigen übrigens die beiden letzteren zu einer Art. (Hyphantornis baglafecht, Bith. [nec Vll.], Hrti, Scl., F'nsch., H. somalensis, Hogl., H. Spekei, Hgl., Fusch. et Hrtl.). Der Prinzen-Webervogel [Ploceus princeps]. Bisher nur auf den Prinzen— inſeln, in Lagos, am Gabun und in Angola (Weſtafrika) beobachtet und geſammelt. Er dürfte in allen Eigenthümlichkeiten mit den Verwandten übereinſtimmen und auch in der Färbung iſt er nicht viel abweichend, außer daß der Oberkopf lebhaft rothgelb (hell zimmtbraun) iſt. Oberhalb olivengrünlichgelb, Flügel ſchwarzbraun, jede Feder heller geſäumt und mit gelber Querbinde; Kopf bis zum Nacken hell zimmtbraun, Zügelſtreif und Kopfſeiten zitrongelb; unterhalb hochgelb; Auge gelb, Schnabel braun. Größe des Textorwebers. Weibchen oberhalb olivengrünlichgelb, Kopfſeiten, Kehle und Bruſt reingelb; unterhalb reinweiß. Rchb. benannte ihn Prinz-Feinweber. (Symplectes princeps, Bp., Css. Hrtl.; Hyphantornis princeps, Rchb.). Der Prillen-Mebervogel [Ploceus ocularius). Es würde ſich kaum verlohnen, dieſe im Handel überaus ſeltne Art hier mit aufzuführen; da dieſelbe jedoch im Berliner Aquarium und dann auch im zoologiſchen Garten von Berlin mehrmals vorhanden geweſen, ſo läßt ſich an— nehmen, daß ſie demnächſt auch in die Vogelſtuben gelangen werde, und ich will wenigſtens die geringen Angaben mittheilen, welche über ſie zu finden ſind. In der Geſtalt und Größe gleicht fie dem Textorweber und den Verwandten, auch die Färbung iſt im allgemeinen übereinſtimmend, aber Oberkopf und Kopf— ſeiten ſind nur bräunlich und der ſchwarze Zügelſtreif und ein ebenſolcher Strich durchs Auge geben ihr ein abſonderliches Ausſehen. Die Verbreitung erſtreckt ſich über einen großen Theil Afrikas, denn der Vogel wurde ſowol im Weſten (Senegambien, Goldküſte, Sierra Leone, Gabun), als auch im Süden und Südoſten (Kapkolonie, Natal und Mozambique) beobachtet und geſammelt. Reichenow ſah ihn häufig in der Kamerungegend und lernte ihn dort als einen Vogel kennen, welcher nur zeitweiſe in die Ortſchaften kommt, um die Piſang-Pflanzungen zu beſuchen, wo er die einzelnen Gebüſche durchſchlüpft, ſich ſonſt von dem Menſchengetümmel fernhält und auf den mit Dornbüſchen überwucherten Brachfeldern, an freien Berglehnen oder in Haidegegenden ein Der Brillen-Webervogel. 295 einſames, ſtilles Daſein führt. „Ich habe ihn niemals in großen Geſellſchaften erblickt, in der Regel nur das Pärchen allein oder in Begleitung der ſchon flüggen Jungen. Sie ſcheinen die Geſelligkeit nicht beſonders zu lieben und zeigen ein ſcheues Weſen, welches ſehr von dem allgemeinen Charakter der Gelb— weber, abweicht. Selten ſieht man den Vogel frei auf Bäumen, gewöhnlich nur im dichten Gebüſch. Uebrigens iſt er nicht weniger ſchön, als ſeine Verwandten. Den Jams- und Kokusfeldern folgend, ſtreicht er bis zu beträchtlicher Höhe; im Kamerungebirge fand ich ihn 470 Meter hoch. Die Neſter hängen, feiner Lebens— weiſe entſprechend, einzeln in geringer Höhe über dem Boden an Oelpalmen oder im Gebüſch. Es ſind hübſche, feſte Bauten von Retortenform. Die ovale Niſthöhle hat einen Höhendurchmeſſer von 12 ea. und einen Querdurchmeſſer von 18 em. Die Länge der Schlupfröhre beträgt 19 em von der obern Neſtwandung an; ihr Durchmeſſer iſt 5 %. Die Schlupfröhre zeigt einen vollſtändig abgeſchloſſenen Rand, was ich hervorhebe, da das bei ähnlichen Bauten der Geſellſchaftsweber nicht der Fall iſt. Der Bauſtoff beſteht in rundem, trocknem, nicht ſehr ge— ſchmeidigem Graſe. Der tragende Zweig iſt in die obere Neſtwand eingewebt. Gelege zwei Eier.“ Eingeführt wird dieſer Weber nur äußerſt ſelten und in wenigen Köpfen von Hagenbeck, Gudera und Jamrach und da man bisher nicht beſondres Gewicht auf ſolche einzelnen Vögel zu legen pflegte, ſo ſteht der Preis gewöhnlich nicht höher, als der des Textor- und goldſtirnigen Webers. Hinſichts ſeines ganzen Weſens, in der Verpflegung u. ſ. w. darf das beim dottergelben Weber Ge— ſagte gelten. Der Brillen-Webervogel oder Brillenweber wurde von Rchb. augenſtreifiger Fein— weber und Kurzflügelweber benannt. Le Tisserin à lunettes; Spectacled Weaver-bird. Nomenclatur: Ploceus- ocularius, S.; P. brachypterus, Swns., Frs.; P. flavigula, Hrtl.; Hyphantornis ocularius et brachypterus, GV., Hrtl., Bp., Rchb.; H. brachypterus, Rchn.; Hyphanturgus ocularius et brachypterus, Cb.; H. ocularius, Grn., Lrd., Fusch. et Hrll. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberkopf und Kopfſeiten bräunlichorange; ſchmaler Zügelſtreif vom Naſenloch bis zum Auge, ein Strich durch das letztre bis auf die Schläfe, Kinn und Kehle ſchwarz; Kopfſeiten bräunlichorange, Kropf blaſſer; Flügel und Schwanz oliven— gelbgrün, Schwingen dunkel olivenbraun, Außenfahnen olivengelbgrün, Grundhälfte der Innen— fahnen blaß ſchwefelgelb gerandet; Schwanzfedern olivengelbgrün, unterſeits glänzender olivengelb; Unterſeite nebſt den unteren Flügeldecken lebhaft gummiguttgelb. Schnabel glänzend ſchwarz; Auge gelbroth; Füße bräunlich. — Weibchen wie das Männchen, aber am Oberkopf oliven— gelbgrün wie die übrige Oberſeite; ein Längsſtrich über die Zügel und das Auge bis zu den Schläfen hochgelb wie die Kopfſeiten und die übrige Unterſeite; Strich auf den Zügeln und durch das Auge ſchwarz; das Schwarz an Kinn und Kehle fehlt; Schnabel ſchwärzlich; Auge dunkelbraun. Ploceus ocularius: pileo capitisque lateribus e fusco aurantiis; stria an- gusta a loris per oculum usque ad tempora, mento gulaque nigris; gutture 296 Die Webervögel. subfusco-aurantio, latera versus obscuriore; alis caudaque ex olivaceo flavo-viridibus; pogonio remigum olivaceo-fuscorum exteriore luride flavo-viridi; basi poginii in- terioris usque ad dimidium pallide subfureo-marginata; cauda ex olivaceo flavo-viridi, subtus nitidius lurida; gastraeo cum tectricibus subalaribus laete luteis; rostro nitido-nigro; iride aurantia; pedibus fuscatis. — d mari simillima, sed pileo ex olivaceo flavo-viridi ab notaeo reliquo haud discrepante; stria supra lora oculumque usque ad tempora, capitis lateribus et gastraeo reliquo luteis; stria altera secundum lora per oculum nigra; mento gulaque nigro vacuis; rostro nigricante; iride fusca. Länge etwa 15 em. (6 3.); Flügel 7,8 em. (3 3.); Schwanz 5, em. (2½ 3.). Beſchreibung des Eies: Auf blaß blaugrünem oder weißem Grunde ländert auch wol nach dem Alter ab) mit feinen hellrothbraunen Flecken. Länge 21, mm.; Breite 14 mm. Ovum: subaeruginosum vel albidum maculis subrufis. Der gelbſcheitelige Webervogel [Ploceus spilonôtus!. Herr Friedrich Schneider ſchrieb mir im Jahre 1874, daß er von Fräulein Hagenbeck auch dieſe Art erhalten habe. Die auffallend ſcheuen und ſtillen Vögel zeigten jedoch nicht einmal ihre Baukünſte; ſie ſind vielleicht von der Reiſe her krankhaft geweſen und bald zugrunde gegangen. Ich habe ſie niemals erlangen können und glaube auch, daß ſie weder vor- noch nachher ein— geführt worden. Die Verbreitung iſt eine ſehr bedeutende und erſtreckt ſich nach Finſch und Hartlaub über die ſüdöſtlichen Theile der Kapkolonie (Smith), Kuruman (Layard), Kaffernland (Berliner Muſeum), Windvogelberg (Wulger), Natal (Ayres), Mozambique (Biankoni und Berliner Muſeum); nach Swainſon findet dieſer Weber ſich auch im Weſten Afrikas am Senegal. Es läßt ſich daher wol mit Beſtimmtheit annehmen, daß er demnächſt auch in größerer Anzahl in den Handel kommen wird. In der Färbung gleicht er den Verwandten mit ſchwarzem Geſicht, doch iſt er beſonders an kreisrunden gelben Flecken auf dem ſchwarzen Rücken zu er— kennen. Reichenbach hat ihn zweimal abgebildet und beſchrieben und zwar als P. spilonotus und P. cyclospilus, welche Finſch und Hartlaub als nicht verſchieden erklären. Ueber ſeine Lebensweiſe ſind von den genannten Forſchern und namentlich von Biankoni ausführliche Mittheilungen gemacht; ſie ſtimmt im weſentlichen mit der des Textorwebers u. a. überein. Das Neſt iſt ebenfalls aus Grasblättern erbaut, faſt von nierenförmiger Geſtalt und ſehr dicht geflochten; es hängt an Baumzweigen überm Waſſer. Die Eier ſollen einfarbig blaugrün ſein. Näheres iſt nicht bekannt. Der gelbſcheitelige Webervogel oder gelbſcheitelige Weber iſt auch Goldſcheitel— weber (Br.), rückenmondfleckiger Weber und rundfleckiger Weber (Rchb.) benannt. Le Tisserin a taches rondes; Cirele-spotted Weaver-bird. Nomenclatur: Ploceus spilonotus, Vgrs., Lrd., Selt., Bnen.; Pl. stictonotus, Smth; Pl. flaviceps, Swns.; Pl. spilonotus et cyclospilus, Rchb.; Textor spilonotus, Bp.; Hyphantornis spilonotus, Lehtst., Gr., Hrtl. Der goldſtirnige Webervogel. 297 Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Stirn, Ober- und Hinterkopf, ſowie Halsſeiten dunkel gummiguttgelb; Zügel, Backen und Oberkehle ſchwarz, an der letztern im ſpitzen Winkel nach der Bruſt zu; Hinterhals, Mantel und Schultern ſchwarz, jede Feder mit olivengelbem, rundem Fleck am Ende, Schulterdecken hochgelb umſäumt und daher der ganze Oberrücken vorherrſchend gelb mit Schwarz gefleckt, der Mittelrücken und Bürzel dagegen mehr einfarbig hochgelb erſcheinend, Deckfedern und Schwingen grünlichſchwarzbraun mit gelben Außenſäumen, eine gelbe Querbinde über den Oberflügel, Schwingen an der Innenfahne breit olivengrünlich— gelb gerandet; Schwanzfedern olivengrünlichbraun, außen grünlich, innen gelblich geſäumt, mit zarten dunklen Querlinien; ganze Unterſeite dunkel gummiguttgelb, untere Flügel- und Schwanz— decken heller gelb. Schnabel ſchwarz; Auge ſcharlachroth; Füße röthlichbraun. — Weibchen (nach Biankoni): Oberhalb braun; obere Flügeldecken faſt ſchwarz mit weißgelben Säumen; Bruſt grau; Seiten braun; unterhalb weißlich; Kehle roſtfarben angeflogen. Ploceus spilonotus: fronte, pileo, occipite, colli lateribus obscure luteis; loris, genis gulaque cum taenia acutangula ad pectus vergente nigris; pluma quaque cervicis, interscapitalii et scapularium nigrorum luteo-limbata, quare dorso superiore imprimis flavo, nigro-maculato; tergo et uropygio magis unicoloribus luteis; pogonio tectricum al. et remigum exteriore virente nigro-fuscorum flavo- limbato; fascia transversa alae superioris flava; pogonio remigum interiore late ex olivaceo viride flavo-marginato; rectricibus olivaceo -fuseis, exterius viride, interius flavido-limbatis, subtiliter obscurius undulatis; subtus obscure luteus, tectricibus subalaribus et infracaudalibus dilutius flavis; rostro nigro; iride pemicea: pedibus rufescentibus. — & supra brunnea, tectricibus al. subnigris, gilvo-limbatis ; pectore cinereo, latera versus brunneo; subtus albicans; gula ferruginoso-afflata. Länge 18,3 em. (7 Z.); Flügel 9,1 em. (3½ 3.); Schwanz 6,, em. (272 3.) Der ſchwarzhäuptige Webervogel [Ploceus nigriceps] unterſcheidet ſich von dem vorhin beſchriebnen nahverwandten gelbſcheiteligen Weber durch die Kopf— färbung, welche eben ganz ſchwarz iſt. Oberhalb hochgelb, ſchwarz gefleckt; Flügel dunkel grünlichbraun, jede Feder heller geſäumt und mit fahler Querbinde; ganzer Kopf, Nacken und Kehle ſchwarz. Unterſeite reingelb. Das Weibchen ähnelt außerordentlich dem des Larven— webers, iſt jedoch beſonders an der geringern Größe zu erkennen und hat einen lebhafter zitrongelben Augenbrauenſtreif. Oberhalb olivengrünlichbraun, unterhalb gelb, mit breiter, heller Querbinde über dem Flügel. Größe des Textorwebers. — Heimat Südoſten Afrikas (Kuruman, nördlich vom Gariepfluß und Mozambik); neuerdings erhielten Finſch und Hartlaub durch Barbozu du Bocage in Liſſabon auch ein Pärchen aus Südweſtafrika und zwar vom Rio Chimba in Benguela. Das Weibchen zeigte kaum eine Spur des hellen Augenſtreifs. (Hyphantornis nigriceps, Lrd., Spring., Sudloll., Ensch. et Hrtl.). Der goldſtirnige oder olivengrüne Webervogel |Ploceus olivaceus|. Von den beiden vorigen im Prachtgefieder auf den erſten Blick dadurch zu unterſcheiden, daß er keinen ſchwarzen, ſondern einen hellgoldbronzefarbnen Vorder— kopf hat, zählte er bis vor kurzem zu den ſeltenſten Erſcheinungen des Vogel— marktes und ſeine erſte Einführung gehört ſicherlich der neueſten Zeit an, obwol nicht mit Beſtimmtheit angegeben werden kann, wann und von wem er zuerſt in den Handel gebracht worden. | 298 Die Webervögel. Er iſt bemerkbar größer als der Textor, zugleich gedrungner und kräftiger; der Schnabel iſt länger und ſpitzer. Seine Heimat erſtreckt ſich über Senegambien und Südafrika, doch kommt er auch in Oſtafrika vor. Rüppell machte zuerſt darauf aufmerkſam, daß er auch in Senar und Oſtabeſſinien zu finden ſei und Lefebvre beobachtete ihn in Adowa in Tigrien. Heuglin ſah nur einzelne Exemplare nach der Regenzeit an Bachufern und er behauptet, daß der im Oſten lebende Vogel von dem im Süden heimiſchen kaum abweicht. Gegen Mitte des Monats Juni wird das Neſt an überhängenden Zweigen an den Ufern der Wildbäche erbaut. Es beſteht äußerlich aus Halmen von Halb- oder Eypergräfern, innerlich aus ſolchen von Liebesgras (Tief; Eragrostis) und hat die Größe von etwa zwei Mannes— fäuſten. Reichenbach fügt noch einige Bemerkungen hinzu, von denen er freilich nicht angiebt, woher ſie entnommen ſind: „Der Vogel iſt über Afrika ſehr verbreitet; man ſieht Trupps von 10 bis 40 Köpfen an Zäunen, Sümpfen und Flüſſen. An den Aeſten der Büſche und Bäume hängen ſie ihre Neſter auf, oft fünf bis ſechs an einem Zweige beiſammen. Dieſelben beſtehen aus ſteifem Graſe und ſind ſo mühſam geflochten, daß der Bau oft mehrere Wochen erfordert. Sie ſind birnförmig, ihr Flugloch nach oben (?) aber abwärts gerichtet. In der Regel hängen ſie über dem Waſſer. Während der Brutzeit und noch Monate nachher halten fi die flüggen Jungen auf den Zweigen der Niſtbäume auf, auch verjagt kehren ſie zu denſelben wieder zurück. Außer dieſer Zeit verbreiten ſie ſich weiter.“ Hiermit ſind alle Angaben über das Freileben erſchöpft. Im Jahre 1873 hatte Fräulein Chr. Hagenbeck einige Pärchen nebſt anderen ſeltenen Vögeln vom Kap erhalten und dieſelben wanderten nun in mehrere Vogelſtuben. Vor- und bis jetzt auch nachher wird wol keine größre Anzahl von dieſen Webern herübergebracht ſein. Herr Aug. F. Wiener theilte ſodann zuerſt ſeine Beobachtungen in der „Gefiederten Welt“ mit. Das eine Männchen erbaute fleißig zahlreiche Neſter, doch waren dieſelben ſämmtlich gleich und es zeigte ſich kein ſog. Vergnügungsneſt darunter. Zwei Weibchen niſteten in denſelben erbrüteten und zogen ihre Jungen auf, während ein andres Männchen be— kämpft und in die Flucht geſchlagen wurde. Auch bei dieſer Art dürften daher die Männchen in Vielweiberei leben. Herr Friedrich Schneider hält ihn für den ſchnellſten und gewandteſten Flieger unter allen Webervögeln und ſchildert ihn weiter in folgendem: „er weiß mit ſeinem ſpitzen Schnabel, welcher dünn und ſcharf wie der eines Stars iſt, ſehr gewandt Gewürm aufzuleſen, erſchnappt auch Fliegen im Fluge und nimmt ſogar anderen Vögeln derartiges vor oder aus dem Schnabel fort. Bei ſolcher Räuberei wendet er eine beſondre Liſt an; er packt nämlich einen kleinen, ſchwächern Vogel an einem Flügel und läßt ihn ſo— lange zappeln, bis derſelbe den erhaſchten Mehlwurm fallen läßt, welcher dann Der goldſtirnige Webervogel. 299 ihm zur Beute wird. In meiner Vogelſtube erbaute er an einem dicken, ſelbſt geflochtnen Seile ſchöne freihängende Neſter. Bei dieſer Arbeit umwickelte er zunächſt einen Zweig bis zur Spitze und darüber hinaus, wenn derſelbe lothrecht herabhing, aber nur einen Theil deſſelben, wenn er horizontal ſtand. Darauf wurden lang herabhängende Fäden in die Umwicklung geflochten und zu einem Seile verarbeitet. Das Ende deſſelben wurde trichterförmig erweitert und ſchließlich zu dem eigentlichen Niſtraum ausgebaut. Soweit ſtellte das Männchen den Bau her; die Ausführung und Ausfütterung des Neſtes dagegen fiel dem Weibchen zu. Dieſes ſchleppte tagelang große Maſſen von Federn, Gras- und Rohrriſpen, Watte, Wolle, Scharpie u. drgl. zuſammen und filzte damit die Neſtwandung zolldick, indem es ſowol innen als auch außen arbeitete. Das Gelege beſtand jedesmal aus 2 Eiern. Die Brut ging zugrunde, weil Papageien das Neſt zerſtörten.“ 5 Sonderbarerweiſe ſtimmen die Angaben vieler anderen Züchter, welche dieſen Weber in der Vogelſtube gehabt, hinſichtlich des Neſtbaues mit denen Schneider's ſämmtlich nicht überein. Wie bei ihnen allen — Wiener in London, Elsner in Berlin, Scheller in Hamburg und Karl Maſius in Schwerin — hat dieſer Vogel auch bei mir ſtets ein ganz andres Neſt gebaut. Daſſelbe gleicht im weſentlichen dem S. 284 beſchriebnen des Textorwebers und beſteht aus denſelben Bauſtoffen; nur iſt es beträchtlich größer. Der Vogel niſtet noch zuverläſſiger als alle Verwandten und er iſt daher auch bereits mehrfach gezüchtet. Leider ſind keine eingehenden Beobachtungen über die Brut veröffentlicht worden und ich kann dieſelbe ebenfalls nicht ſchildern, da ich durch Krankheit behindert war, Aufzeichnungen zu machen. Im ganzen Weſen ſtimmt er mit dem Textorweber überein, doch iſt er nicht ſo ſehr bösartig, denn während ein altes Pärchen in meiner Vogelſtube ſeine Brut erzog, wurden trotzdem die Jungen in mehreren Prachtfinken— neſtern glücklich flügge. An kräftiger Ausdauer in der Gefangenſchaft dürfte er noch alle Verwandten übertreffen. Preis 45 bis 60 Mark für das Paar. Der goldſtirnige oder olivengrüne Webervogel iſt auch Kaffern- und Kapweber benannt und heißt bei Rechb. Kap- und goldſtirniger Oriolin. Tisserin à front d'or; Olive Weaver-bird. Nomenclatur: Icterus olivaceus, Hm.; Jeterus cafer, Lehtst., Ploceus auri- frons, Tmm., Lss., Rpp., &rll.; Ploceus icterocephalus, Swns.; Oriolus capensis, Gm.; Ploceus capensis, A. Smth.; Ploceus abyssinicus, Co., Lss.; Ploceus aureus, Lfbr.; Oriolinus capensis et aurifrons, Rehb.; Hyphantornis capensis et aurifrons, Dp., Layard; Hyphantornis aurifrons, Fusch, Hrtl., Hgl.; Hyphantornis olivacea, Hol. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberkopf bis zum Zügel lebhaft röthlichbraungelb; Hinterkopf mehr olivengrünlich, Zügel und Kopfſeiten olivenbräunlich, am dunkelſten am Mund— winkel; Oberſeite vom Hinterkopf bis zu den Oberſchwanzdecken dunkel olivengrün, jede Feder in der Mitte bräunlich; Schwingen und deren obere Deckfedern braunſchwarz mit olivengelb— grünen Außen- und bräunlichen Innenſäumen; die Ränder bilden eine ſchmale grüngelbe Binde; Schulterrand zitronengelb; untere Flügeldeckfedern grüngelb mit zitronengelben Rändern; Schwanz— 300 Die Webervögel. federn olivengrün mit zitronengelben verwaſchenen Rändern; Halsſeiten und Kehle ſowie die Oberbruſt rothbräunlichorange; die übrige Unterſeite bis zu den Unterſchwanzdecken zitrongelb. Auge blaßgelb, faſt weißlich. Schnabel braun mit hellen Schneiden, nach der Spitze zu dunkler; Füße röthlichbraun. Weibchen: ſchmaler Augenbrauenſtreif hell olivengrün; ganze Oberſeite dunkelolivengrün; Flügelrand gelb; Kopfſeiten, Kehle und Oberbruſt, ſowie ganze Unterſeite hell gelblicholivengrün; Auge blaßgelb, ſchwach ins Bräunliche übergehend; Schnabel und Füße röth— lichbraun. Männchen im Winterkleide übereinſtimmend, doch etwas dunkler und bemerk— bar größer. : Ploceus olivaceus: pileo usque ad lora laete fulvo; occipite magis olivaceo- viridi; loris capitisque lateribus olivaceo-fuscatis, angulos oris versus obscurioribus; supra obscure olivaceo-viridis, pluma quaque media subfusca; pogonio remigum eorumque teèctricum fusco-nigrorum exteriore luride viride, interiore fuscoscente lim- batis, itaque fasciam angustam formantibus viride flavam; margine humerali citrino; infracaudalibus virente flavis citrino-marginatis; rectricibus olivaceo-viridibus subeitrino - marginatis; colli lateribus, gula pectoreque e fulvo aurantüs; gastraeo reliquo eitrino; iride gilva, fere albida; apice rostri fusci obscuriore, tomiis dilutioribus; pedibus castaneis. — 2 supra obscure olivaceo-viridis, capitis la- teribus, gula, pectore totoque gastraeo luride virentibus; iride gilvo-fuscescente; rostro pedibusque subbadiis. — G' vest. hiem. simillimus, at paululum obscurior et major. Länge 18,3°m. (7 Zoll); Flügel 9,4 em. (37/12 8.); Schwanz 5,90 —6,5 em. (2½—2½ 3.). (L. 17, em.; F. 11,4 em.; Schwanz 5, em. F. Schneider). Jugendkleid: Unbekannt. Juvenis ignotus. Beſchreibung des Eies: Geſtalt länglich, auf grünlichem oder weißlichem Grunde mit roſtbraunen, am ſtumpfen Ende zuſammengedrängten Flecken (Rüppell). Die ſüdafrika⸗ niſchen Eier find einfarbig ſpangrün (in F. Schneider's Vogelſtube waren die Eier dunkel— blaugrün); Länge 22 mm.; Breite 14 mm. Ovum: longiusculum, viridulum vel albidum maculis ferrugineis, apicem obtu- sum versus crebrioribus (Rüpp.). Ova ex Africa meridionali unicoloria ceruginosa; talia ex fetura cubiculari obscure coerulescente viridia (Ahn.). Der goldgelbe Webervogel [Ploceus aureoflavus). In den Färbungsver— hältniſſen dem goldſtirnigen Weber ähnlich, doch nach Heuglin beiweitem kleiner, kaum der Größe des dottergelben Webers gleich, mit kräftigerm Schnabel und vor dem Auge mit einem kaum bemerkbaren ſchwärzlichen Fleck. Finſch und Hartlaub laſſen mehrere von verſchiedenen Schriftſtellern aufgeſtellte Arten: Gold-Webervogel, P. aureus [Nat.], Einfarbiger Webervogel, P. concolor [Heugl.], als völlig über— einſtimmend zuſammenfallen. Der Vogel iſt an Kopf, Kopfſeiten, Kinn und Kehle dottergelb; oberſeits olivengelb; Bürzel lebhafter gelb; Schwingen und Deckfedern blaß olivenbräunlich, mit gelben Außenrändern, ſodaß der zuſammengelegte Flügel einfarbig gelb erſcheint; Schwanzfedern olivengelb mit blaßgelben Innenfahnen; ganze Unterſeite gummiguttgelb; Schnabel ſchwarz; Auge rothbraun; Füße röth— lichhornbraun. Das Weibchen iſt an der ganzen Oberſeite olivengrünlichgelb, Rücken und Flügel ſind dunkler; Kopf und ganze Unſerſeite ſind gelb. Als Hei— mat iſt bis jetzt nur Oſtafrika bekannt; Bojer, Kirk und v. d. Decken erlegten ihn auf Sanſibar und Peters auf Mozambik. Der erſtre Forſcher fand das Neſt unter den Blättern einer Kokuspalme an einem langen Strick von Cypergras be— * Der kaſtanienbraune Webervogel. 301 feſtigt. Er wird auch Goldgilbweber (Br.), goldgelber Gilbling und faſt goldgelber Pirolin (Rchb.) genannt. (Ploceus aureoflavus, Smth.; Textor aureiflavus, Bp.; Hyphantornis aureoflava, G.; H. aurea, Ntt., Hrtl., Cb.; H. aureoflavus et subaureus, Hril.; concolor, Hgl., F’nsh.; H. aureoflava, Hgl.; Mnama auf Sanſibar). — Naheſtehend, aber keineswegs übereinstimmend iſt nach Finſch und Hartlaub der an Kinn und Oberkehle kräftig röthlichkaſtanienbraun gefärbte Pommeranzengelbe Webervogel [Pl. aurantius, V.; P. Royrei, Vrr.|, der ſich auf den erſten Blick durch die dunkel olivenbraungelbe Färbung des Mantels und der Schultern unterſcheidet. Heimat Kongo. Weiter iſt nichts über ihn bekannt. Kchb. nannte ihn orangefarbiger Feinweber. — Bojer’s Webervogel |Ploceus Bojeril. „Dem goldgelben Weber nahe verwandt, iſt er jedoch durch die viel dunklere Färbung des Kopfs, Kinns und der Kehle, die eigenthümliche Federſtruktur an dieſen Theilen, welche kurz, wie bei manchen Feuerfinkenarten, dabei aber ſtarr iſt, und den ſchwächern, lürzern Schnabel durchaus verſchieden. Er wurde im Jahre 1824 durch den verdienſt— vollen Forſcher W. Bojer auf Sanſibar entdeckt und Baron v. d. Decken erlegte ihn dort ebenfalls, ſowie auf der gegenüberliegenden oſtafrikaniſchen Küſte“ (Finſch und Hartlaub). Es läßt ſich erwarten, daß auch dieſer Weber demnächſt lebend eingeführt wird. (Zitronvogel (v. d. Decken); (Xanthophilus aureoflavus, Rchb.;, Hy- phantornis Bojeri, Ch., Hrtl. et F’nsch.) Der kaſtanienbraune Webervogel [Ploceus castäneo-fuscus|. Tafel X. Vogel 51. Bis vor kurzem gehörte der Fuchsweber zu den äußerſt ſeltenen Erſcheinungen im Handel; jetzt wird er hin und wieder eingeführt, doch darf man ihn keines— wegs zu den häufigeren Vögeln zählen. Die Weibchen ſind nur gelegentlich vorhanden und richtige Pärchen von dieſer Art findet man daher in wenigen Sammlungen. f Es iſt ein hübſcher Vogel, der ſich von allen Verwandten dadurch unter— ſcheidet, daß er am Rumpf ſchön kaſtanienbraun gefärbt erſcheint, während Kopf, Hals, Oberbruſt, Flügel und Schwanz tiefſchwarz ſind und das grelle, hellgelbe Auge ihm ein abſonderliches Ausſehen giebt. Größe ein wenig geringer als die des Textorwebers. Die Heimat beſchränkt ſich auf Weſtafrika. Heuglin hat ihn in Nordoſtafrika nicht geſehen und erachtet daher die Angaben, daß er dort vorkomme, z. B. von Graf Reyneval, welcher ihn auch in Nubien bemerkt haben will, als irrthümlich und in Verwechſelung mit dem rothbraunen Weber (P. rubiginosus) beruhend. Mit Sicherheit ſind nur folgende Bezirke anzugeben, in denen er lebt: St. Pauls— Fluß im Sierra-Leone-Gebiete, Rio Bontry, Gabun, Aſchanti, Goldküſte, Fanti— Land. Reichenow traf ihn an der Goldküſte als Brutvogel bei Abofobi. „Die Neſter in Kolonien an Büſchen oder Bambus in der Höhe von 1,6 bis 302 Die Webervögel. 6,3 Meter hängend, glichen in der Geſtalt ungefähr denen des dottergelben Webers (ſiehe den nächſten), doch ſind ſie länger im Verhältniß zur Höhe. Der Bau iſt bedeutend loſer und lockrer. Nur zwei Eier ſcheinen das Gelege aus— zumachen. Buſchige Ebenen bilden ausſchließlich den Aufenthaltsort.“ Nähere und eingehendere Mittheilungen ſind über dieſen Vogel weder in der älteren noch neueren Literatur zu finden. In ſeiner Lebensweiſe ſtimmt er zweifellos mit den vorigen überein, wie dies die Beobachtung in der Gefangenſchaft bereits ergeben hat. Er iſt nicht ganz ſo ſtürmiſch als der Textorweber und ſein Liebes— ſang erſchallt nicht ſo ohrenzerreißend. Ich habe ihn in der Vogelſtube leider nicht gezüchtet, dagegen iſt dies von Herrn Fr. Schneider geſchehen, welcher aber auch nur wenig ſagt: „über das Neſt und die Niſtweiſe kann ich nichts Beſondres berichten. Das erſtre iſt etwas kleiner als das des Textorwebers, mit etwas längerer Flugröhre.“ Nach Reichenow's Beſchreibung iſt das Neſt in der Freiheit ohne Flugröhre und ein ſolches, welches ein lediges Männchen in meiner Vogelſtube gebaut hatte, zeigte davon ebenfalls keine Spur. Bei den vorhergehenden Arten habe ich indeſſen ſchon darauf hingewieſen, daß dieſelben, ſo namentlich der Textor, beim Neſtbau in der Gefangenſchaft von dem in der Freiheit zuweilen ganz auffallend abweichen, indem ſie niemals einen Strang anfertigen, an welchem das Neſt hängt und faſt regelmäßig auch mit Vorliebe Agavefaſern als Bauſtoff wählen; in der Beſchaffenheit der letzteren dürfte dann wol am meiſten die abſonderliche Geſtalt der Neſter begründet liegen. Schneider giebt noch an, daß ſein Fuchswebermännchen das Prachtkleid länger als zwei Jahre trug, indem es im April ſchwach mauſerte und wieder ſchwarze und braune Federn erhielt; auch blieb der Schnabel unverändert ſchwarz. In allem übrigen gleicht der Vogel ſeinen Verwandten. Preis 24 bis 30 Mark für das Pärchen. Der kaſtanienbraune Webervogel wird auch Fuchsweber und braunrother Weber genannt. (Die letztre Bezeichnung iſt hier aber falſch, weil fie dem nächſtfolgenden mit größerm Recht gebührt). Le Tisserin brun-noir; Chestnut- backed Weaver-bird; Kastanjebruin Wever (holländiſch). Nomenclatur: Ploceus castaneo-fuscus, Lss., Cv., Rchb., Hrtl.; Textor castaneo-fuscus, Bp.; Hyphantornis castaneo -fusca, G., Sep., Hgl., Rehn. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Nacken, Hals, Kehle und Oberbruſt, Flügel und Schwanz ſchwarz, Schwingen und Schwanzfedern jedoch mehr bräunlichſchwarz; Schultern, Rücken, Bürzel, Unterbruſt, Bauch, Hinterleib und Unterſchwanzdecken kaſtanienbraun, die Schultern ſchwarz gezackt. Schnabel ſchwarz; Auge ſchwefelgelb; Füße röthlichbraun. — Weibchen an Oberkopf und Nacken dunkelbraun, jede Feder olivengrün geſäumt, Rücken- und Flügeldeckfedern ebenſo, gelbbraun geſäumt; Bürzel und Oberſchwanzdecken roſtbraun; Hals und Bruſt gelblich— iſabellfarben; Mitte des Bauchs reingelb, Seiten und Unterſchwanzdecken iſabellfarben, erſtere unten rothbräunlich ſchimmernd; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, erſtere mit ſchmalen, hellen Außenſäumen; Unterflügeldecken grau, gelblich geſäumt; Schnabel ſchwarz; Auge hellgelb; Der ſchullerfleckige Webervogel. 303 Füße hornbraun. (Rchn). — Männchen im Winterkleide ebenſo, nur an dem feuriger gelben Auge zu erkennen. Ploceus castaneo-fuscus: castäneo-fuscus; capite, cervice, collo gula, alis caudaque nigris; remigibus et rectricibus paululum fuscatis; scapu- laribus nigro-dentatis; rostro nigro; iride sulfurea; pedibus rufis. — ꝙ et c vest. hiem. supra luride fuscescentes; fuscia lata alarum obscure virente fuscarum lurida; stria superciliari gilva; iride ꝙ flavida, & obscuriore; rostro fusco-nigro. Länge kaum 15, em. (etwa 6 Z.); Flügel 7,8 em. (3 Z.); Schwanz 5,7 em. (2¼ Z.). Jugendkleid: Nach Fr. Schneider dem Weibchen des Textorwebers ſehr ähnlich, jedoch ein wenig dunkler. Juvenis: Pl. melanocephalo ꝙ simillimus, sed paululum obscurior. Beſchreibung des Eies: Reinblau; Länge 23—24, mm.; Breite 15, — 16 mm. (Rchn.); blaugrün, doch das Blau mehr vorherrſchend (Schn.). Ovum: coeruleum, aeruginosum. Der rothbraune Webervogel [Ploceus rubiginosus] ähnelt dem vorigen in Färbung und Größe, iſt aber heller rothbraun, nur mit ſchwarzem Kopf; er wurde von Rüppell in Abeſſinien entdeckt, wo er nach Heuglin nur auf die wär— meren Thäler in wenigen Bezirken beſchränkt ſein dürfte. „Wahrſcheinlich iſt er auch Zugvogel, der dort nur zur Regenzeit anzutreffen iſt. Ich habe niemals Gelegenheit gefunden, ihn zu beobachten. Sein Hochzeitskleid hat keine Spur von gelbem Anflug; ſein Ausſehen zeigt viel ſperlingsartiges.“ (ploceus rubi— ginosus, Ryp.; Textor rubiginosus, 2p., Hgl.,; Hyphantornis rubiginosa, Agl.). Der ſchulterfleckige Webervogel [Ploceus badius]. Dem vorigen wiederum ſehr ähnlich, ebenfalls mit ſchwarzem Kopfe, aber noch heller. „Von Antinori im Oktober des Jahres 1859 bei Woled Medineh am Blauen Fluß eingeſammelt. Ein vollſtändig ausgefärbtes Männchen im Hochzeitskleide ſteht in der Samm— lung des Herzogs Paul von Würtemberg und ein andres erlegten wir im Sommer des Jahres 1861 im Barka. Eigenthümlich iſt der auf den kleinen Flügeldeck— federn befindliche Schulterfleck; der Grund iſt hier rauchbraun, ins Olivenfarbige gehend, aber vollkommen verdeckt von den breiten, zeiſiggrüngelben Federrändern. Der Vogel erſcheint in großen Flügen im Gebiet des obern Weißen Nil im März und April, in Senar, Takah und am Atbara zu Ende des Mai und An— fang Junis. Gleich nach der Ankunft beginnt die Verfärbung. Tagsüber ſieht man ihn parweiſe und in kleineren Geſellſchaften im Hochgras der Steppe und an Regenbetten, wo ſie ſich gegen Sonnenuntergang auf Tamarinden und anderen hohen und dichtbelaubten Bäumen unter vielem Lärm und Gezwitſcher zu ver— ſammeln pflegen.“ Die obigen Angaben Heuglin's entlehne ich in der Voraus— ſicht, daß auch dieſe Art eingeführt und unſere Käfige häufig bevölkern wird, ſo— bald erſt jene Gegenden mehr aufgeſchloſſen und auch dem Vogelhandel zugäng— lich ſind. Kaſtanienrother Weber, nach Rchb. (Hyphantornis badius, Css.; H. axillaris, Hgl.; Ploceus modereus, Lss., Bp.; P. badius, Rehb.; P. rufocitrinus, v. Ml.; P. ca- 304 Die Webervögel. staneo- auratus, Antu.; P. melanocephalus, Pr. Wrtbg., Hgl. [P. sp.? et P. rubi- ginosus ?] P. affinis, Hgl.). Der ſchwarze Webervogel [Ploceus nigerrimus]. Ganz ſchwarz, Flügel und Schwanz kaum bemerkbar bräunlich; Schnabel ſchwarz; Füße etwas heller. Größe etwas bedeutender als die des Textorwebers. Das Weibchen iſt dem des kaſtanien— braunen Webers äußerſt ähnlich und hauptſächlich nur durch den grünlichen, nicht gelbbraunen Ton der Oberſeite verſchieden; Bürzel gelbbraun. Bisher wurde dieſer Vogel von den Schriftſtellern immer zu den Prachtwebern [Sycobius, I.] gezählt, allein Reichenow ſpricht ſich — und zwar wol mit Recht — in folgender Weiſe aus: „Mir iſt es unbegreiflich, daß dieſer Vogel bisher dorthin geſtellt worden. Nicht allein ſein Leben iſt von dem der Prachtweber durchaus verſchieden und gleicht voll— ſtändig dem der Gelbweber, ſondern auch ſeine Erſcheinung hat nichts mit der jener erſteren Vögel gemein. Dazu kommt noch, daß das Weibchen ein gleiches unſchein— bares braunes Kleid trägt, als die mehrerer Gelbweber, während dies doch bei den Prachtweberarten niemals der Fall ift. Seine Lebensweiſe iſt völlig übereinſtimmend mit der des ſchwarzköpfigen Webers: daſſelbe muntre Weſen, auch derſelbe Aufenthalt. Hier theilt er mit ſeinem Genoſſen die Kokuspalmen, die Neſter beider Vögel hängen unter einander und man bemerkt nicht die geringſte Eiferſucht zwiſchen ihnen. Am Wuri fand ich an den über's Waſſer hinausragenden Zweigen ungemein zahlreiche Kolonien, wie ich ſolche niemals wieder geſehen. Das Neſt hat auch dieſelbe Geſtalt, wie das des Nachbarn: oben geht es ebenfalls in eine Spitze aus, mit der es an dem Aufhängepunkte befeſtigt iſt, doch hat es keinen Röhren— anſatz. Die Höhe und Breite beträgt 12 em, die Länge 15, wovon 6e. auf das Schlupfloch kommen. In der Regel hängen die Neſter ganz frei an einzelnen Zweigen, doch iſt auch zuweilen ein naheſtehendes Reis in die Seitenwandung hineingeflochten. In großen Anſiedelungen befinden ſich oft zwei oder drei Neſter dicht übereinander, an demſelben Zweige, an welchem dann gleichfalls die Neſt— wandung gewebt iſt. Der ſehr dichte, dicke Bau wird wie bei dem genannten Genoſſen ebenfalls aus friſchem, breitem Graſe hergeſtellt und die Neſtmulde iſt nicht ſelten mit Mais-Blütenfäden ausgelegt. Zwei, häufig auch drei Eier bilden das Gelege; Farbe hellblau, Länge 22 — 25 mm., Breite 15 — 16,5 mm. — Da wir am Ufer des Wuri, ermüdet vom Rudern und Jagen, einen ganzen Nachmittag in der Nähe jener Kolonien lagerten, ſo konnte ich mich recht an dem Ab- und Zufliegen, dem Geſchwirr, Gezänk, Geſang und dem Neſtbau der Lebensluſt und Freude athmenden Vögel ergötzen — ein prächtiges Schauſpiel. Das Balzen oder Liebesſpiel der Männchen beſteht darin, daß ſie mit nieder— geducktem Körper mit den Flügeln zittern, wobei alle Federn leicht geſträubt werden. — Ich muß noch bemerken, daß ich dieſe Art an der Goldküſte nirgends getroffen habe; auch weiter nördlich in der Sierra Leone iſt ſie wol nicht beobachtet; Der dottergelbe Webervogel. 305 ſie ſcheint alſo nur dem ſüdlichen Weſtafrika anzugehören und die Kamerun— gegend dürfte der nördlichſte Punkt ihres Verbreitungskreiſes ſein.“ — Es iſt wirklich auffallend, daß dieſer in ſeiner Heimat überaus zahlreich vorhandene Vogel bisher noch garnicht lebend eingeführt wurde. Sobald aber die Groß— händler darauf aufmerkſam geworden, daß wir in ihm ein intereſſantes Mitglied ſeiner Zunft vor uns haben würden, namentlich inſofern, als er in ſeiner tief— ſchwarzen Farbe neben den gelben Arten in einem großen, draußen ſtehenden Flugkäfige angenehme Abwechſelung bieten kann, dürfen wir wol davon überzeugt ſein, daß er im Handel erſcheinen werde — und darum habe ich die obige Schilde— rung hier angefügt. Schwarzer oder tiefſchwarzer Webervogel. (Ploceus nigerrimus, I.; P. niger, Swns., Bp.; Sycobius nigerrimus, Prr., Vrr., Hrtl.; Hyphantornis nigerrimus, Rchn.). Der dottergelbe Webervogel |Ploceus vitellinus|. Tafel VIII. Vogel 48. Bedeutend kleiner als die vorhergehenden, iſt er mit Recht beliebter, weil er einerſeits als ein harmloſer und verträglicher Gaſt in der Vogelſtube ſich zeigt und andrerſeits zu den ſchönſten aller Weber gehört. Prächtig gelb, mit ſchwarzem Geſicht und gelbbraunem Kopf iſt er an Flügeln und Schwanz dunkler gelblichbraun, mit feuerrothem Auge und ſchwarzem Schnabel. Größe des Feld— ſperlings. Er iſt ſehr weit verbreitet, denn ſeine Heimat erſtreckt ſich durch ganz Mittelafrika, von der Weſt- bis zur Oſtküſte. Nach Heuglin's Mittheilungen erſcheint er zu Ende des Monats Mai und im Juni in den Gegenden des untern weißen und blauen Fluſſes, am eigentlichen Nil nordwärts bis Berber und zwar noch im Winterkleide und in Flügen, welche ſich bald in kleinere Ge— ſellſchaften und Kolonien vertheilen. „Der Lieblingsaufenthalt dieſer munteren Vögel ſind Akaziengruppen oder auch andere Dornbäume in der Nähe von feuchten Plätzen, an Stromufern längs der Regenteiche, auf Inſeln und in Büſchelmaisfeldern. Ihre Nahrung beſteht in Gräſerſämereien und Inſekten. Die Verfärbung zum Hochzeitskleide beginnt im Juni und gleichzeitig die Brut. Dann ſingen, ſchwätzen und ſtreiten die Männchen viel und verlaſſen den zum Neſtbau auserſehenen Platz höchſt ſelten. Der Lockton iſt ein ſchrilles, etwas gedehntes Zirpen. An ſchwanke, überhängende Zweige in 1—6,; Meter Höhe befeſtigt dieſer Weber ſein kunſtvolles Neſt, welches dicht und ſchwer aus friſchgrünen Grashalmen erbaut wird. Es iſt beutelförmig und zunächſt mit ſeinem obern, ſehr ſchlank aus— - gezognen Ende nur an einen einzigen dünnen Zweig angeheftet, ſodaß der geringite Lufthauch daſſelbe in eine ſchaukelnde Bewegung verſetzt. Häufig ſtehen dieſe Bauten ſo, daß ſie an einem großen Theile des Tages Schatten haben. Sehr Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel— 20 306 Die Webervögel. viele friſche Neſter fanden wir unbelegt; dieſe werden wol bei Nacht und Un— wetter von den Männchen benutzt, die übrigens offenbar das Weben nicht nur aus Bedürfniß, ſondern auch aus Liebhaberei betreiben. Antinori behauptet, daß beide Gatten des Pärchens ſich beim Bau betheiligen. Ich ſah jedoch blos die Männchen arbeiten. Zuerſt wird ein durchſichtiges, leichtes Gerüſt geflochten und dies dann mit feineren Grashalmen durch Einweben mehr und mehr ver— dichtet. Das Schlupfloch iſt meiſtens ſeitwärts und unten angebracht, zuweilen noch mit einer kleinen Röhre. Bei der Herſtellung des Neſtes kann man neben der Geſchicklichkeit im Verflechten des Bauſtoffs auch die Gewandtheit der kleinen Künſtler im Klettern nicht genug bewundern. In allen Stellungen, oft den Kopf und Körper abwärts gerichtet, laufen ſie um den ganzen Bau herum und an demſelben auf und ab. Die Zahl der Eier eines Geleges giebt Antinori auf 5 bis 7 Stück an. Ich fand deren nie mehr als fünf und bei der zweiten Brut gewöhnlich nur drei. Ob die Vögel regelmäßig mehrere Bruten machen oder nur dann, wenn die erſte zerſtört wird, kann ich nicht angeben. Sind die Jungen ausgeflogen, ſo ſchwärmen ſie familienweiſe oder in kleinen Flügen eine zeitlang in der Steppe und in den Maisfeldern umher und verſchwinden ſüdwärts ziehend im November wieder; um dieſe Jahreszeit und theils ſchon etwas früher beginnt die Mauſer.“ Dieſe Angaben werden dann von Reichenow aus Weſtafrika noch ergänzt: „Der dottergelbe Weber iſt an denſelben Orten häufig, wo man den Textor ſieht. Die Neſter, in welchen wir in der Mitte des Auguſt friſche Eier fanden, hängen an dünnen Zweigen niederer Büſche in der Höhe von 1,6 bis 2, Meter über der Erde, einzeln oder mehrere an demſelben Strauch, niemals aber in großen Kolonien beiſammen; ſie ſind kugelförmig, nach oben zum Aufhängepunkt in eine Spitze auslaufend mit einem ſchön gearbeiteten Flugloch an der Unter— ſeite und überhaupt ſehr feſt gebaut. Drei Eier bilden in der Regel das Gelege.“ Wenn er bis jetzt auch noch keineswegs zu den im Handel häufigen Vögeln gehört, ſo iſt ein Pärchen doch bereits in jeder größern Vogelſtube zu finden. Bei Herrn Friedrich Schneider erbaute er ein Neſt, welches ſich der Kugel— geſtalt näherte und deſſen ſchön gerundetes, kreisförmiges Flugloch keinen Röhren— anſatz hatte. Zur Brut gelangte das Pärchen nicht. In meiner Vogelſtube ſind zahlreiche Bruten flügge geworden. Die Neſter wurden von den alten und jungen Männchen ſtets in derſelben Weiſe gebaut und zwar nicht wie die der anderen Webervögel ganz oder zum größten Theile aus Agavefaſern, ſondern vorzugsweiſe aus friſchen oder trockenen Gräſern und beſonders auch aus Streifen von Linden— baſt. In der Geſtalt ſtimmen ſie mit den von Heuglin beſchriebenen weſentlich überein; ſie hängen an einem, meiſtens jedoch nur kurzen, nach unten zu dicker werdenden Bande, ſind kaum länglichrund, immer mit dem Schlupfloch von unten A Der dottergelbe Webervogel. 307 herauf und ohne Röhrenanſatz. Drei bis vier Eier bilden das Gelege, von denen bei mir jedoch jedesmal nur ein bis zwei Junge erbrütet und flügge wurden. Brut— dauer 12 Tage. Neſtflaum reinweiß, mit ganz kleinen dunklen Schnabelwarzen. Das Jugendkleid gleicht dem des alten Weibchens (ſiehe wiſſenſchaftliche Be— ſchreibung). Erſt im dritten Jahre erlangt das junge Männchen das volle Pracht— kleid. Dagegen bleibt ein alter Vogel bei guter Fütterung und entſprechender Verpflegung dann auch wol mehrere Jahre in demſelben; meiſtens zeigen ſich die Farben nur wenig abgeblaßt und eine völlige Entfärbung tritt ſelten ein. Im übrigen hat er alle guten Eigenſchaften der Webervögel im hohen Maße, während die üblen bei ihm nicht vorhanden ſind; er iſt kräftig und ſehr aus— dauernd, anſpruchslos und niſtet freifliegend in der Vogelſtube leicht und ge— wöhnlich in mehreren Bruten hinter einander; im Käfige jedoch wahrſcheinlich viel ſchwieriger. Friedlich und harmlos, beraubt er keine Neſter und ſein Liebes— ſang, beſtehend in Ziſchen und Schnurren, unter Flügelſchlagen und Spreizen des Schwanzes vorgetragen, erklingt mehr komiſch, als unangenehm. Er ſollte in keiner Vogelſammlung fehlen. Der Preis beträgt zwiſchen 18 bis 30 Mark für das Pärchen. Der dottergelbe Webervogel oder dottergelbe Weber iſt auch gelber Webervogel (Hgl.), dottergelber Kernbeißerweber (Rechb.) und Feinweber (Br.) benannt. Le Tisserin jaune d’oeuf; Half-masked Weaver-bird; Roodbruinnek Wever (holländiſch). Nomenclatur: Fringilla vitellina, Lehtst.; Ploceus ruficeps, Swns.; Textor vitellinus, By.; Hyphantornis vitellina, Gr.; Ploceolus vitellinus et Xanthophilus sul— fureus, Rchb.; Hyphantornis vitellinus, Fusch. et Hrtl., Rehn.; Ploceus flavomar- ginatus, Pr. Wrtbg., Hgl.; Pl. aurantiiceps, Textor chrysopygus (als zweifelhafte Art) et Hyphantornis vitellina, Hl. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Stirnrand, Augengegend, Backen, Kinn und Kehle ſchwarz, rings umgeben auf dem Scheitel, an den Halsſeiten und am Kropfe von dunkelbräun— lichoranger Färbung, welche nach hinten und unten zu allmälig heller wird und in hohes Dotter— gelb übergeht; Nacken, Mantel und Schultern gelb, ſchwach olivengrün verwaſchen, mit ſchmalen dunkleren Schaftſtrichen; Schwingen ſchwarzbraun, an der Außenfahne ſchmal gelb geſäumt, an der Grundhälfte der Innenfahne breiter blaßgelb gerandet; die letzten Schwingen zweiter Ordnung an der Außenfahne breit gelb gerandet, wie die längſten Schulterdecken; Deckfedern braunſchwarz, die der zweiten Schwingen außen gelb geſäumt; die größte Reihe der oberen Deckfedern mit breitem, gelbem Endrande, wodurch eine deutliche gelbe Querbinde über den Flügel gebildet wird; die übrigen Deckfedern mit gelben Endſäumen; Schwanz bräunlicholivengelb, jede Feder mit ſchmalem, gelbem Innenſaum; Bürzel und obere Schwanzdecken hochgelb, ebenſo die ganze Unterſeite; Schnabel glänzend ſchwarz; Auge feurig karminroth; Füße bräunlichfleiſchfarben. — Weibchen: oberhalb olivengrünlichgelb, Mantel und Schultern mit breiten olivenbraunen Schaftſtrichen: Zügel, Backen, obere Schwanzdecken und Unterſeite hochgelb, doch heller als beim Männchen; Bauch, Hinterleib und untere Schwanzdecken faſt reinweiß. Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel heller; Auge gelbrotd. — Männchen im Winterkleide mit dem Weibchen übereinſtimmend, nur oberhalb kräftiger gelbgrün, mit ſchmaleren Schaftſtrichen, unterhalb kräftiger gelb und faſt regelmäßig an Kopf und Hals mehr oder minder ſchwarz und orangegelb gefleckt; ein wenig größer und am feurigrothen Auge ſtets zu erkennen. 20 * 308 Die Webervögel. Ploceus vitellinus: margine frontali, regione ophthalmica, genis, mento gulaque nigris; pileo, colli lateribus guttureque obscure aurantiis, postice sensim dilutioribus et in vitellinum transientibus; cervice interscapilio et scapu- laribus flavis, subolivaceo-lavatis, obscurius striolatis; pogonio remigum nigro-fusco- rum exteriore anguste flavo-limbato, interiore a basi usque ad dimidium latius flavo- marginato; pogonio remigum secundariorum ultimorum et scapularium longis- simarum exteriore late flavo-marginato; tectricibus al. fusco-nigris, pogonio tectri- cum mediarum exteriore flavo-limbato; teetricibus minoribus denteris late flavo terminatis, itaque fasciam distinctam alarum ostendentibus flavam; tectrieibus al. reliquis flavo-terminato; pogonio rectricum e fusco olivaceo-flavidarum interiore an- guste flavo-terminatis; uropygio et supracaudalibus et gastraeo toto luteis; rostro nitide nigro; iride ardenter coceinea; pedibus e fusco carneis. — supra ex olivaceo virente flava, interscapilio et scapularibus olivaceo-fusco-striatis; loris, genis, supracaudalibus et gastraeo luteis, dilutius quam maris; abdomine, crisso et infracau- dalibus albis; rostro fusco, mandibula dilutiore; iride aurantia. — G vest. hiem. cum femella conveniens, at supra laetius flavo-viridis, angustius striolatis; infra flavior ac plerumque capite colloque plus minus nigro- et aurantio-maculatis; etiam paululum major semperque iride igneo-rubra distinctus. Länge 12,,—13 em. (4 —5 Z.); Flügel 7, em. (23/4 3.); Schwanz 4,6 em. (13/4 3.) Jugendkleid: Dem alten Weibchen ſehr ähnlich, oberhalb aber durch breite graue Säume der Federn und Mangel der dunklen Schaftſtriche fahler graugrüngelb; Zügel und Backen matter gelb, ganze Unterſeite gelblichweiß. Juvenis: femellae adultae simillimus, supra vero ob limbos plumarum latos cinereos nullasque obscuras scaporum strias luridius virente flavidus; loris genisque pallidius flavis; gastraeo toto gilvo-albente. Beſchreibung des Eies: „Die Eier find jo ſehr veränderlich, daß man ſie ganz verſchiedenen Arten zuſchreiben möchte. Ihre Grundfarbe iſt weißlich, hell lehmfarben, hell fleiſchröthlich, bläulich bis hell ſpahngrün; darauf zeigen ſich oft nur einzelne dunkelblaugraue Punkte und Fleckchen, andere ſind dichter roſtbraun gefleckt, wieder andere zeigen roſtbräunliche und grauliche Flecke, die am ſtumpfen Ende oft dichter ſtehen. Länge 17,5 —18 mm.; Breite faſt 13 mm.“ (Hgl.) „Die Eier, welche auf bläulichweißem Grunde mit blaßrothblauen und violetten Flecken bedeckt find, haben eine Länge von 1975 — 20, mm. und Breite von 13,25 — 14 mm.“ (Rechn.) In der Vogelſtube weniger veränderlich: dunkler und heller bläulichweiß, röthlich bis violett gefleckt. Ova: perquam varie pieta, albicantia testacea, subcarnea coerulescentia in aeruginosum vergentia, punctulis maculisque vel parcis coeruleo-cinereis, vel erebris ferrugineis et subeinereis apicem obtusum versus saepe largius disseminatis (Hgl.). — Ovum: subcoeruleo-album lilacino- et violaceo-maculatum (Rchn.). — Talia ex fetura cubieulari minus variabilia; tam obscurius, quam pallidius coerulescente albida, rubido-, ipsa violaceo-maculata. Heuglin trennt von dieſer Art noch eine andre, welche er Ploceus |Hyphantornis] taeniopterus (nach Rech b. Zlügelbindiger Webervogel) benennt und die er als ganz beſtimmt abweichend erklärt. Er ſagt: „Längre Zeit habe ich beide nebeneinander im Käfige erhalten und ſo Gelegenheit gehabt, mich von ihrer Verſchiedenheit, die ſich auch in der Lebensweiſe ausſpricht, genügend zu überzeugen. Er zeigt außer anderen Aufenthaltsorten und Gewohnheiten auch merkliche Abweichungen im Körperbau; ferner iſt die ſchwarze Färbung des Der Pirol- Webervogel. 309 Geſichts nicht über die Wangen ausgedehnt, aber am Vorderhals bis auf die Bruſtmitte in einer Schneppe herabgezogen und am Vorderkopf iſt weit weniger gelbbrauner Anflug, während beim dottergelben Weber nur das Kinn und der obere Theil der Kehle, dagegen der ganze Stirnrand, Wangen, Augen- und Ohrengegend abgegrenzt ſchwarz ſind. Verbreitung am Weißen Nil zwiſchen dem 10. und 5. Grad nördl. Breite. Er kommt mit Anfang der Regenzeit in zahl- reichen Schwärmen in die Gräſerfelder um den obern Bahr el abiad und man kann ſich kaum einen Begriff von der Kopfzahl eines Fluges dieſer Vögel machen. Wir ſahen ſie dicht gedrängt, wolkenartig in ununterbrochenen Zügen, deren Vorbeiflug wol länger als eine Viertelſtunde währte, über den Fluß ziehen.“ Die Annahme dürfte alſo nicht fern liegen, daß dieſer Weber über kurz oder lang unſere Vogelſtuben und Käfige reich bevölkern wird und dann wollen wir ihn willkommen heißen, gleichviel, ob er eine ſelbſtändige Art oder nur eine Lokalraſſe des mit Recht geſchätzten dottergelben Webers bildet. (Hyphantornis intermedia, Hgl.; H. atrogularis, Fusch. et Hrtl.; H. taenioptera, Rchb., Agl.). Der Pirol-⸗Webervogel [Ploceus gälbulus]. Dem dottergelben Weber naheſtehend, iſt er kaum bemerkbar kleiner, aber die dunkle Färbung ſeines Geſichts erſcheint beiweitem nicht ſo kräftig, ſondern vielmehr nur kaſtanienbraun. In den Vogelhandlungen wird er faſt regelmäßig mit jenem verwechſelt oder zuſammengeworfen, wol gar als deſſen Weibchen ausgegeben. Seine Heimat erſtreckt ſich über den Nordoſten und einen Theil des Oſtens von Afrika. Nach Heuglin's Angaben iſt er ein häufiger Bewohner des Küſtenlandes und der benachbarten Gebirge, vom 19. Grade nördlicher Breite ſüdwärts längs der afrikaniſchen Küſte des rothen Meeres bis in die Somali— Länder und im Hochland wenigſtens bis zu 1800 Meter Höhe. Im Innern Abeſſiniens und in den Nilländern war er nicht zu finden, dagegen nordwärts bis in den Bergen von Sauakin als der am weiteſten nach Norden hin ver— breitete Webervogel. Die Behauptung Brehm's und anderer Reiſenden, daß i er bei Chartum und in Senar (wie auch im „Museum Heineanum“ angegeben), in Kordofan und am weißen Nil vorkomme, iſt eine irrthümliche und bezieht ſich auf den dottergelben Weber. Ueber das Freileben berichtet Heuglin folgendes: „mit Eintritt der Sommerregen beginnt die Verfärbung und das Brutgeſchäft. Im Juli fand ich in den Bogosländern belegte Neſter; bei Sauakin erſchienen die Männchen im September, am Golf von Tedjenra erſt im Oktober im Hoch— zeitskleide. Er lebt im allgemeinen vereinzelter als die Verwandten, doch traf ich Niſtkolonien von etwa zehn Pärchen. Haushalt, Neſtbau und Eier ſind denen des dottergelben Webers ganz ähnlich. Ob er Zugvogel iſt, kann ich mit 310 Die Webervögel. Sicherheit nicht ſagen, doch möchte ich ihn für einen Standvogel halten. Man ſieht ihn auch in Gehöften, Gärten und Viehparken, namentlich aber auf einzeln ſtehenden Bäumen in Gerſtenfeldern. Dieſelben ſind oft mit älteren und friſchen Neſtern ganz behängt. Der Bauſtoff beſteht zumeiſt in Grasblättern, nicht aber in den Schaften oder Halmen.“ Näheres iſt nicht bekannt. In der Gefangenſchaft ſtimmt er in jeder Hinſicht mit dem erwähnten nächſten Verwandten überein. Er wird faſt alljähr— lich gegen den Herbſt hin, immer aber nur in wenigen einzelnen Männchen, von Gu— dera in Leipzig eingeführt. Ich erhielt ihn ebenſo von Poiſſon in Bordeaux. Der Pirol-Webervogel oder Pirolweber iſt auch gelblicher Webervogel (Hgl.) und Gilbweber (Br.) benannt. Le Tisserin Oriole; Oriol Weaver-bird. Nomenclatur: Ploceus galbula, Rpp., Lfbr., Relib.; Textor galbula, Bp., Hgl.; Hyphantornis galbula, Gr., Hrsf. et Mr., Cb., Br., Hgl., Fnsch. et Hrtl. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Stirn, Vorderkopf, Zügel und Backen kaſtanienbraun, Kinn ſchwärzlich, der übrige Kopf, Hals und die ganze Unterſeite nebſt den unteren Flügeldecken gummiguttgelb; Oberſeite dunkelolivengelb, mit verwaſchenen, blaßolivenbräunlichen Schaft— ſtrichen auf dem Mantel und den Schultern; Bürzel und obere Schwanzdecken reiner gelb; Schwingen und Deckfedern dunkelolivenbraun, erſtere gelb gerandet, letztere mit breiten, gelben Endſäumen, wodurch eine ſchiefe gelbe Querbinde über den Oberflügel entſteht; Schwanzfedern bräunlicholivengelb, mit ſchmalem, gelbem Außenſaum. Schnabel ſchwarz; Auge kaſtanien— braunroth; Füße blaßhorngelb. — Weibchen: Oberkopf und ganze Oberſeite olivengrünlichgrau, Mantel und Schultern mit breiten olivenbraunen Schaftflecken; Zügel und Augenſtreif, Kopf— ſeiten und alle unteren Theile blaßgelb; Bauch und Hinterleib ziemlich reinweiß; untere Flügeldecken iſabellgelb; Schwingen dunkelbraun, außen ſchmal olivengelb, innen breiter blaß— gelb geſäumt; Bürzel und obere Schwanzdecken matt olivengelb mit reinen gelben Außenrändern. Auge dunkelbraun; Schnabel und Beine hornbraun. Ploceus gälbulus: fronte, sincipite, loris genisque castaneis, mento nigricante; capite reliquo, collo totoque gastraeo cum tectricibus infracau- dalibus luteis; supra olivaceo-fuscus striis scaporum interscapilii et scapularium luride olivaceo-lavatis; uropygio et supracaudalibus flavioribus; remigibus alarumque tectricibus olivaceo-fuseis, illis flavo-marginatis, his late flavo-termi- natis, quamobrem fasciam alarum obliquam ostendentibus flavam; rectrieibus e fusco olivaceis anguste flavo-terminatis; rostro nigro; iride badia; pedibus gilvo-corneis. — : pileo totoque notaeo ex olivaceo cinereis; interscapilio et scapularibus olivascente fusco-striatis; loris, stria superciliari, capitis lateribus totoque gastraeo gilvis; abdomine crissoque albidis; tectricibus subalaribus isa- bellinis; remigibus fuscis exterius angustius olivaceo-flavido-, interius latius gilvo- marginatis; uropygio et supracaudalibus luride flaventibus, exterius flavo-margi- natis; iride fusca; rostro pedibusque corneo-fuseis. Länge 12,4, em. (43/4 3); Flügel 7, em. (2 Z.); Schwanz 3, em. (1¼ 3.) Beſchreibung des Eies (nach Hgl.): Dem des dottergelben Webers gleich, doch durchſchnittlich etwas größer, bis zu 21½ mm. lang. O vum: ovo Plocei vitellini aequale, at paululum majus usque ad longit. Als olivengrauer Webervogel [Ploceus erythrophthalmus] führt Heuglin eine ſelbſtändige Art an, welche Finſch und Hartlaub für übereinſtimmend Der Masken - Webervogel. 311 mit dem Pirolweber erachten. Erſtrer hält ihn für durchaus verſchieden von allen anderen in Nordoſtafrika vorkommenden Arten. Leider hat er ihn aber nur im Winterkleide geſehen, in welchem er dem Weibchen und den Jungen des Maskenwebers ähnlich, jedoch etwas größer iſt. „Wir beobachteten ihn im öſt— lichen Senar, in den Provinzen Galabät und Gedäref, wo er einzeln im April und Mai ankommen dürfte und auf Hochbäumen längs der Regenbetten lebt.“ Am richtigſten wol rothäugiger Webervogel benannt; da aber viele Arten der Gelbweber rothe Augen haben, ſo möge er den vorſtehenden Namen behalten. (Ploceus erythrophthalmus, Hg.; P. mariquensis, Fusch. [Hyphantornis galbula, Fnsch. et Hrtl.]; H. erythrophthalma, gl.). Der zitrongelbe Webervogel [P. xanthöpterus], eine von Kirk im Jahre 1864 im Schiréthale des Sambeſi aufgefundne Art ſei hier beiläufig erwähnt, obwol nur ein ſolcher Vogel im Britiſchen Muſeum vorhanden, weil er nach Finſch und Hartlaub einer der prachtvollſten in der ganzen Gruppe der Gelbweber iſt. Er ſteht dem Pirolweber ſehr nahe. (ploceus spec. nov., Krk.; Hyphantornis xanthopterus, Hrtl. et Finsch.). Der ſchwarzohrige Webervogel |Ploceus Guerini] ſei wiederum nur beiläufig mitgezählt, da ſich wol ſchwerlich die Ausſicht zeigt, daß er lebend eingeführt werde. Er iſt den vorigen ähnlich, doch viel heller grüngelb und nur mit ſchwarzer Färbung vom Naſenloch übers Auge bis ums Ohr und zum Unterſchnabel, während Stirn, Kinn und Kehle reingelb ſind. Heuglin fand ihn in den Bogosländern, in Menſa, um Adowa u. ſ. w. bis zur Höhe von 3766 Meter über Meeresſpiegel, gewöhnlich einzeln und parweiſe als Standvogel, im Winter familienweiſe auf Hochbäumen, in Hecken und an buſchigen Ufern. Mit Ende der Sommerregen im September verfärbt er ſich und baut, meiſtens nicht geſellſchaftlich, ſeine großen, etwas rohen Beutelneſter aus rauhen, grünen Gras— halmen auf Hochbäume, an Bachufern oder wenigſtens nicht fern von Gewäſſern. (Ploceus melanotis et P. Guerini, Zfbr.; P. auricularis et P. melanops, Ifh.; P. auran- tius et leucophthalmus, Hgl.; P. melanogenis, v. Mll.; Textor melanotis, Bp.; Hyphan- tornis Guerini, Gr., Frr. et Gl., Kg.- Wrth., Hogl.). Der Masken-Webervogel [Ploceus lutéolus]. Der kleinſte Weber, welcher bis jetzt lebend eingeführt wird, iſt ein im Handel leider noch ebenſo ſeltnes als in der Gefangenſchaft liebenswürdiges Vögelchen. In der Geſtalt gleicht er dem Textorweber, in der Größe aber nur etwa einem Hänfling, doch iſt er ſchlanker und ungleich lebhafter. Auch die Färbung iſt der des größern Verwandten ähnlich, doch iſt ſie vielmehr ein leb— haftes, hell olivengrünliches Gelb. Die dem Vogel auch beigelegte Benennung Safranweber iſt daher keinenfalls zutreffend. Da der Kopf bis zur Scheitel— 312 Die Webervögel. mitte, an den Seiten bis kaum zu den Augen und am Kinn tiefſchwarz iſt, ſo darf man der Bezeichnung Maskenweber hier jedenfalls eine mehr berechtigte Geltung zuſprechen, als bei dem Larvenweber (Ploceus larvatus), bei welchem die ſchwarze Farbe des Geſichts ſich am Hinterkopf in die dunkelorange ver— läuft, ſodaß eine Maske in den doch nothwendigen ſcharfen Umriſſen keines— wegs hervortritt. Die Heimat erſtreckt ſich vom Weſten bis zum Nordoſten Afrikas. Heuglin fand ihn im Bogosland, in Oſt- und Südſenar, Kordofan und am obern weißen Nil und deſſen Zuflüſſen. Reichenow beobachtete ihn als ausſchließlichen Bewohner buſchiger Ebenen, doch nicht in der Nähe von Ortſchaften, am Wuri, dem Quellfluſſe des Kamerun, wo die Neſter einzeln längs der Ufer über dem Waſſer an Buſchzweigen oder an ſtarken Gräſern herabhingen: „ſie haben eine unregelmäßige Geſtalt; der Niſtraum iſt kugelförmig, 7 — 8 en weit und an demſelben iſt ſeitlich ein die Schlupfröhre bildender Vorbau angebracht von 4 — 5 em. Länge. Das Ganze iſt aus dünnem Graſe höchſt liederlich und loſe gebaut, außen rauh und ſtruppig; beſonders die angeſetzte Schlupfröhre iſt ſehr locker und unordentlich. Aufgehängt iſt der Anbau nicht mit einer Scheitelſpitze, ſondern die obere Wölbung des Niſtraums iſt dem tragenden Zweige angewebt. Das Gelege beſteht aus zwei oder drei Eiern.“ Der erſtere Forſcher bemerkt ſodann folgendes: „er ſcheint im Mai an ſeinen Niſtorten anzukommen, verfärbt ſich bis Mitte des Monats Juli und verſchwindet mit ſeinen Jungen im Oktober und November. Immer parweiſe ſieht man ihn gewöhnlich längs der Regenbetten in der Waldregion, ſeltner in der Steppe. Sein ſehr künſtliches, ſchmales und langes Beutelneſt webt und verſtrickt er ausſchließlich aus Wurzelfaſern, nicht ſehr dicht und im Innern nur mit wenigen feinen Haren oder etwas Baumwolle ausgekleidet. Das überwölbte Schlupfloch befindet ſich gewöhnlich am oberſten Theile und der ganze Bau hängt 5,6 — 7,8 Meter hoch an ſchwanken Zweigſpitzen von Akazien und an den Dornbäumen. Ich fand jedesmal 2—3 Eier. Brehm's Beſchreibung der Fortpflanzung iſt fälſchlich auf dieſen bezogen, während ſie den dottergelben Weber betrifft.“ . Wenn die Reiſenden ſchon nach der Beobachtung in der Freiheit angeben, daß dieſer kleine Weber in Lebensart, Neſtbau und Farbe der Eier von den meiſten ſeiner Verwandten abweiche, ſo tritt dies noch viel mehr in der Vogelſtube hervor. Heißa, das iſt ein luſtiges Leben! In jeder Bewegung gewährt das Pärchen einen Anblick, welcher uns die Ueberzeugung geben muß, daß es überaus heitere Vögelchen ſind, die ſich hier umhertummeln. Ich kann das lebhafte, zierliche und anmuthige Weſen nur mit dem eines Pärchens der bekannten — a ne en nen F Der Masten» Webervogel. 313 Hartlaubzeiſige vergleichen, und ſchon daraus werden die Liebhaber erſehen, daß dieſer Weber im Benehmen von allen übrigen verſchieden ſich zeigt. Er iſt in der Gefangenſchaft bis jetzt noch recht ſelten. Im Laufe vieler Jahre habe ich ihn bei den Händlern immer nur einzeln gefunden. Auch im Berliner Aquarium war zur Zeit der erſten Direktion nur ein Männchen vor— handen und ebenſo erhielt ſich ein ſolches in meiner Vogelſtube jahrelang vortrefflich. Eine Anzahl von neun Köpfen hatte ſodann eine der bedeutenderen Vogelhandlungen zweiter Hand, Herr F. Schmidt in Berlin, empfangen und zwar jedenfalls unmittelbar von einem aus Afrika ankommenden Schiffe. Es war zweifellos die erſte größere Einführung dieſer Webervögel nach Europa. Sie erſchienen leider von der Reiſe ſehr angegriffen und recht krank, dennoch ent— nahm ich ſie ſämmtlich, um wenn möglich wenigſtens einige zu retten. Im Sommer des Jahres 1875 fing ein in meiner Vogelſtube befindliches Männchen in fabelhaftem Eifer an, ſeine Neſter zu bauen. Binnen wenigen Wochen ſtellte es gegen ein Dutzend mehr oder minder vollendeter Neſter her, welche alle genau dieſelbe Geſtalt zeigten und zwar die einer Retorte mit ſehr langer, gerade herabhängender Rohre, anſcheinend locker und daher ganz durch— ſichtig, jedoch ſehr feſt gewebt. Die lange Röhre fehlt zuweilen, immer aber iſt das etwa thalergroße Flugloch von unten hinauf bis zum obern Theile des Neſtes führend, ganz in derſelben Weiſe, wie es Heuglin beſchrieben, angebracht und die Niſthöhle iſt auch mit Baumwollflöckchen ausgepolſtert; bei manchen Bruten liegen die Eier jedoch auf dem bloßen Geflecht, ſodaß man ſie von unten deutlich ſehen kann. Das Pärchen erzog in drei Gehecken hintereinander acht Junge und ich hatte Gelegenheit, die ganze Entwickelung eingehend zu beobachten. Das Gelege beſteht faſt jedesmal in vier verhältnißmäßig ſehr kleinen Eiern. Brutdauer 11· Tage. Das Männchen wird während der Brut ſehr lebhaft und jagt dann ſogar den dottergelben Weber in die Flucht; eigentlich bösartig iſt es jedoch nicht. Es füttert das Weibchen während des Brütens und dann mit demſelben gemeinſam auch die Jungen. Junge Mäunchen verfärben ſich bereits im nächſten Jahre zum Prachtgefieder. Das zärtliche Beiſammenleben des Pärchens auch außerhalb der Brutzeit, die reinweißen Eier im ausgepolſterten Neſt und anſtatt des weberartigen Ziſchens ein klingender Lockruf (im eigentlichen Liebesſpiel vermochte ich den Vogel, aller Geduldproben ungeachtet, nicht zu belauſchen) — dies alles weicht von der uns bekannten Lebensweiſe der Webervögel in jeder Hinſicht bedeutſam ab und ſtellt dieſe Art den Prachtfinken nahe, während die Geſtalt, Farbe und Ver— färbung, namentlich aber der eigenthümliche Neſtbau, doch den eigentlichen Weber— vogel erkennen laſſen. Es liegt daher die Annahme nicht fern, daß wir ſie als 314 Die Webervögel. ein Bindeglied zwischen dieſen beiden großen Gruppen im allgemeinen und zwiſchen den Gelbwebern und Prachtfinken im beſondern betrachten dürfen. Es giebt kaum einen andern Bewohner der Vogelſtube, der hier in ſolchem Maße als willkommener Gaſt gelten kann, als der Maskenweber. Harmlos und durchaus verträglich, keineswegs weichlich, ſondern recht ausdauernd, anſpruchslos, keck und munter und ein hervorragender Künſtler, welcher den Raum mit zahl— reichen kunſtvollen und ſchönen Neſtern in überraſchend kurzer Zeit ausſtattet, iſt er zugleich im Prachtgefieder eine liebliche Erſcheinung. Leider kann man ihn im Handel nur durch Zufall erhalten. Preis 30 Mark für das Pärchen und 18 — 24 Mark für das einzelne Männchen. Der Masken⸗-Webervogel oder Maskenweber iſt auch gelblicher oder Masken⸗ Kernbeißerweber (Rchb.) und Safranweber (Br.) benannt. Le petit Tisserin masqué; Little masked Weaver-bird; Kleine gele zwartkop Wever (holländiſch). * Nomenclatur: Fringilla luteola, Lehtst., Lss.; Ploceus personatus, VII., Pr. Wrtbg.; P. luteolus, Gr.; P. melanotis, Swns., Jard.; Ploceolus luteolus et per- sonatus, Rchb.; Hyphanturgus personatus, Css., Bp.; Sitagra luteola, Cb.; Fringilla Muelleri, Bld.; F. chrysomelas, Hyphantornis chrysomelas, H. personata et H. luteola, Hgl.; H. personata, Hn., Kng.- Wrth.; H. luteola, Fusch; H. personatus et luteolus, Hrtl., Rehm. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Geſicht und Vorderkopf bis zur Kopfmitte, Seiten und Kehlfleck tiefſchwarz; Hinterkopf, Nacken und Hals ſchwefelgelb; übrige Oberſeite gelblich— olivengrün; Schwingen und Flügeldecken olivengrünlichbraun mit gelbgrünen Außen- und Endſäumen und blaßgelben Innenſäumen; Schwanzfedern ebenſo, nur ſchwach heller; ganze Unterſeite rein und hell ſchwefelgelb. Schnabel ſchwarz; Auge roth; Füße dunkelfleiſchfarben. — Weibchen an Geſicht und Vorderkopf düſter gelbgrün, ganz ohne Schwarz; Auge braun; Schnabel horngrau; im übrigen dem Männchen gleich. — Männchen im Winterkleide wie das Weibchen, doch zuweilen mit einzelnen ſchwarzen Flecken am Vorderkopf. Ploceus lut&olus: facie, sincipite usque ad verticem, capitis lateribus gulaque aterrimis; oceipite, cervice colloque sulfureis; notaeo reliquo flavente olivaceo-viridi; limbis remigum et alar. tectricum olivaceo-virentium exterioribus et terminalibus flavo-viridibus, interioribus gilvis; rectricibus itidem pictis, paululum vero dilutius; gastraeo toto laete sulfureo; rostro nigro; iride rubra; pedibus ob- scure carneis. — Y: facie et sincipite sordide flavente viridulis, ab nigro plane vacua; iride brunnea; rostro corneo, ceteroquin mari aequalis. — c vest. hiem. femellae simillimus, interdum vero maculis singulio sincipitis nigris. Länge 10,5 em. (4 3.); Flügel 5, m. (2½ 3.); Schwanz 3,7 em. (1/12 3.) Jugendkleid: Ganze Oberſeite düſter gelbgrün, Unterſeite weißlichgelb; Schnabel horn— weiß; Auge ſchwarz; Füße hellfleiſchfarben. (Die Verfärbung zur ſchwarzen Maske tritt mit der Brutzeit des zweiten Jahres ein). Juvenis: supra sordide flavido viridis, subtus albido-flavus; rostro albente corneo; iride nigra; pedibus dilute carneis. Beſchreibung des Eies: Geſtalt länglich; Schale ſehr feinkörnig und zart, Farbe reinweiß; Länge 16,5 — 19 mm.; Breite 12,5 — 13 mm. (Maß nach Rchn.). Ovum: album, longiusculum, subtiliter granulosum testa tenerrima. . *. 1. Der weißſchnäbelige oder Alekto-Webervogel. 315 Die Gruppe der größten Webervögel, welche man unter der Bezeichnung Büffelweber [Alecto, Lss.; Textor, T’mm.] zuſammenzufaſſen pflegt, bietet eigentlich für die Liebhaberei nur geringes Intereſſe. Trotzdem müſſen ſie hier mitgezählt werden und zwar von dem Geſichts— punkte aus, daß ſie für große Flugkäfige, namentlich im Freien, doch immerhin von Werth ſein können. Es ſind überaus kräftige Vögel von Droſſelgröße mit ſtarkem Schnabel und derben Füßen. Bisher iſt nur eine Art zeitweiſe, meiſtens jedoch nur in wenigen Köpfen eingeführt und dann vorzugsweiſe von den zoologiſchen Gärten angekauft. Liebhaber halten fie meines Wiſſens nicht. Die Fütterung ſtimmt mit der, welche ich für die vorhin geſchilderten Gelb— weber angegeben habe, im weſentlichen überein, nur dürfte für ſie eine reichliche Zugabe von Fleiſchnahrung noch nothwendiger als für alle anderen Weber ſein; auch Beeren u. a. Früchte müſſen ſie erhalten. Den eingeführten Alektoweber ſchildere ich im Frei- und Gefangenleben ſo ausführlich als möglich, in der Ueberzeugung, daß die übrigen mit ihm in jeder Hinſicht übereinſtimmen. Ber weißſchnäbelige oder Alekto-Mebervogel [Ploceus alecto]. Tafel X. Vogel 52. Ein einfarbig matt bräunlichſchwarzer Vogel, nur mit dem Abzeichen, daß die Flügelſchwingen in der Mitte ſchmale, reinweiße Außenſäume haben, wodurch auf dem Flügel eine weiße Zeichnung gebildet iſt. Schnabel düſter gelblichweiß; Auge dunkelbraun; Füße düſter grau. Das Weibchen ſoll ebenſo gefärbt, nur wenig kleiner ſein, und nach Brehm bildet ſich in der Niſtzeit noch ein andres Erkennungsmerkmal. Das Männchen bekommt dann nämlich auf der Firſt des ſchmutzigweiß werdenden Schnabels eine kielartige Erhöhung, während beim Weibchen die Geſtalt des Schnabels ſich nicht verändert und die Farbe bis auf eine kleine weißliche Stelle an der Wurzel bläulich bleibt. Dieſe Beobachtung kann ich weder nach den Erfahrungen Anderer, noch nach eigenen beſtätigen. Die Heimat dürfte ſich über ganz Mittelafrika erſtrecken. Ueber das Freileben dieſer erſten und bereits mehrfach eingeführten Art hat Heuglin eingehend berichtet: „Ich halte ihn nicht für einen Standvogel in Nordoſtafrika. Er kommt mit dem Sommerregen an, verrichtet ſein Brutgeſchäft, ſchweift dann in größeren Geſellſchaften auf Viehtriften, um Regenbetten und in der Steppe umher und verſchwindet wieder im Dezember. Im Gebirge habe ich ihn nicht auf beträchtlichen Höhen geſehen; im abeſſiniſchen Küſtenlande, Anſeba— Gebiet, in Barka, am Mareb bis nach Serawi herauf, in Senar und Kordofan, ebenſo am Weißen Nil und am Sobat kommt er vor. Ich fand ihn in Sanchar im Auguſt und September, in Oſtſenar und Kordofan im Juli und September brütend. Jede Anſiedlung hat einen abgeſonderten Niſtbezirk und oft ſtehen mehrere derſelben auf einer großen Andanſonie, Sykomore, einem Seifen- oder Akazienbaum. Nach Brehm ſoll er in Sanchar im April niſten und bis zu 18 Neſter auf einer Mimoſe (?) erbauen. Die Niſtplätze werden einige Jahre hindurch benutzt; der Bau ſelbſt beſteht in einer unregelmäßigen Anhäufung von grobem, dürrem Reiſig und Baumzweigen, welche in 4, — 9, Meter Höhe in 316 Die Webervögel. Aſtgabeln und auf wagerecht ſtehenden Aeſten aufgeſchichtet werden bis zu einer Maſſe von 1,6 — 2,, Meter Länge und 1— 1,6 Meter Breite und Höhe. In ſolcher Anſiedlung niſtet je eine Geſellſchaft von drei bis acht Pärchen für ſich und jedes derſelben erbaut ſich darin, wie die Sperlinge im Storchneſt, ſeine eigentliche, beſondre Wohnung und zwar ziemlich tief im Innern. Solch' einzelnes Neſt iſt kunſtreich mit feinem Gras, Riſpen, Würzelchen und Wolle ausgekleidet und enthält 3 bis 4 Eier. Die Jungen mit ihren dicken Köpfen und großen, hängenden Bäuchen ſind von widerlichem Ausſehen, halbnackt und ſehr gefräßig. Auch die Alten haben meiſtens viel Unreinlichkeit im Gefieder und daher einen unangenehmen Geruch. Sie ſind ſtreitſüchtig, lärmen wie die Sperlinge und miſchen ſich öfter unter die Schwärme der Glanzdroſſeln, mit denen ſie auf Vieh— weiden umherſtreifen. Die Nahrung beſteht in Früchten, Körnern, Käfern, Heu— ſchrecken und allerlei anderen Kerbthieren, ſowie in Schmarotzerinſekten, welche ſie vom Vieh ableſen. In den Entleerungen des letztern ſieht man ſie ebenfalls oft nach Käfern umherſuchen. Der Geſang iſt nicht ſehr laut, ein ſperlingsartiges Gezwitſcher, und namentlich des Morgens hört man oft die Vögel in den ganzen Kolonien zuſammen ſchwatzen und quieken. Den Jungen wird viel Futter zu— getragen. Augeſchoſſen vertheidigen ſie ſich muthig mit dem kräftigen Schnabel und beißen bis auf's Blut.“ Im Berliner Aquarium gelangten dieſe Weber zur Brut, jedoch erſt, nach— dem ſie etwa zwei Jahre hindurch ſich vergeblich abgemüht und nicht einmal mit dem Neſtbau begonnen hatten. Der damalige Direktor ſprach vielmals ſeine Verwunderung darüber aus, daß ſie nicht früher zum Niſten gebracht werden konnten. Dies lag aber einfach in der Unkenntniß und der daraus entſpringenden unzweckmäßigen Behandlung. Man hatte ihnen mancherlei Bauſtoffe geboten, doch nicht die rechten und erſt ganz zufällig gab ein Wärter, welcher ſah, daß ſie nicht mit Faſern, Stroh und Aeſten, ſondern mit dünnen Zweigen ſich umher— ſchleppten, ihnen friſche, biegſame Birkenreiſer und damit bauten ſie dann ſo eifrig, daß die vier Vögel das Reiſig von etwa fünfzehn Strauchbeſen zu einem ungeheuren Thurm aufhäuften. Aber auch dann kam es noch lange nicht zu der Herſtellung des eigentlichen Neſtes. Die Weber ſuchten vergeblich nach den geeigneten Stoffen und plötzlich begannen ſie den ganzen Aufbau wieder zu zer— ſtören. Dies Spiel wiederholte ſich mehrmals und nachdem ſie, wie man ſagt, ein Viertelhundert Beſen verbraucht hatten, kam der aufmerkſame Wärter endlich darauf, ihnen außer den anderen mehr oder minder weichen Bauſtoffen auch Agavefaſern zu reichen und aus dieſen wurden dann mehrere eigentliche Neſter in dem wirren Haufen geſtaltet. In einem Bericht über die Verhandlungen der Allgemeinen deutſchen ornithologiſchen Geſellſchaft im Journal für Ornitho⸗ logie iſt dann folgendes erzählt: „Das eine Weibchen verſchwand in einem der — Der weißſchnäbelige oder Alekto-Webervogel. Del. zuletzt angelegten Fluglöcher, während die drei übrigen Weber Reis auf Reis weiter thürmten, bis die anſehnliche Höhe von nahezu 2 Meter erreicht war. Auch das zweite Weibchen ſchlüpfte in ein über dem erſten gelegnes Flugloch und bald zeigten ſie durch das Sammeln von Ameiſeneiern den glücklichen Er— folg des Brutgeſchäfts an. Vom fünften oder ſechſten Tage bis etwa zum zwan— zigſten fütterten ſie die Jungen mit Mehlwürmern, ohne daß die Männchen jemals dieſe Mühe mit ihnen getheilt hätten. Manchmal ſchienen jene es zwar auch verſuchen zu wollen, dabei benahmen ſie ſich aber ſtets ſo ungeſchickt, daß das Weibchen immer zu Hilfe kommen und den Wurm nehmen mußte, um ihn einem der Jungen in den Schnabel zu ſtecken. Dann kamen am untern Flugloch drei, ſpäter am obern ein Junges zum Vorſchein und alle vier wurden glücklich auf— gezogen. Die Jungen hatten anfangs ein rauchbräunliches Kleid, welches auf der Bruſt von der durchſchimmernden, weißen Wurzelfärbung der Federn leicht ge— ſtreift erſchien. In wenigen Wochen erlangten ſie die dunklere Färbung bis zum Schwarzbraun und wahrſcheinlich erhalten ſie das Kleid der Alten ohne Mauſer.“ In dieſer hübſchen Schilderung möchte ich nur auf eine etwas zu fantaſie— reiche Stelle hinweiſen. Ebenſo wie die Männchen der meiſten Gelbweberarten werden auch wol die der Büffelweber ſich kaum an der Brut und Auffütterung der Jungen betheiligen, und wenn die Meinung ausgeſprochen iſt, daß ſie es ‚verjuchen zu wollen ſchienen“, jo hat der berichtende Wärter ſich eben getäuſcht. Immerhin müſſen wir zugeben, daß dieſe Webervögel, trotz der von Heuglin erwähnten übelen Eigenſchaften, in einem ſehr geräumigen Käfige im Freien ge— halten, in der Herſtellung ihrer wunderlichen Neſtthürme mit den ſorgfältig geformten einzelnen Niſthöhlen und langen Flugröhren, für die Liebhaber wol einen gewiſſen Reiz haben können. Große und allgemeine Bedeutung werden ſie für dieſelben niemals erlangen. Ein Preis iſt nicht anzugeben, weil ſie nur ſelten und zufällig eingeführt werden. Der Alekto-Webervogel iſt hellſchnäbeliger Büffel-Webervogel (Hgl.), Weißſchnabel— Alektovogel (Rchb.) und Alektovogel (Br.) benannt. Le Tisserin alecto; Ox-Weaver-bird. — Wudscherck (tigriſch, nach Hgl.). Nomenclatur: Textor alecto, TZmm., Hrtl., Rpp., Antn., Br., K'ng.- Wrth., Ch., Hgl., Lss.; Dertroides albirostris, Swns.; Alecto albirostris, BH., Hrtl.,; Alectornis albirostris, IN. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 315. Ploceus alecto: ater; hypochondriorum plumis nonnullis primariarumque marginibus externis strictis hartim albis; rostro incarnato-albido, tomiis et apice coerulescentibus; iride fusca; pedibus pallide corneo-fuseis. — : vix minor. — Länge 24, em. (9½ 3.); Flügel 10,5 — 11, em. (4 — 45/2 3); Schwanz 9,6 — 9,8 em. 3 — 38/). Jugendkleid ſiehe oben. Juvenis: sordide fulginosus; abdomine magis schistaceo, albido-vario; rostro sordidius albido, angulo oris pallide sulphureo (Hegl.). 318 Die Webervögel. Beſchreibung des Eies: Aehnlich denen des Hausſperlings, dünn- und etwas rauh— ſchalig, ſtumpf, eigeſtaltig; Grundfarbe ſchmutzigweiß, zuweilen grünlich oder olivenbräunlich angehaucht, und darauf zeigen ſich größere olivengraue und olivenbraune unregelmäßige Flecken und Punkte, welche gewöhnlich am ſtumpfen Ende etwas dichter ſtehen. Länge 24 — 28 mm.; Breite 18 — 19 mm. (Hgl.). Der Büffel⸗Webervogel |Ploceus erythrorhynchus]. Dem vorigen ſehr ähnlich, aber zunächſt etwas kleiner und mit breiterer, weißer Zeichnung an den Flügeln. Der Schnabel iſt mennigroth, das Auge dunkelbraun und die Füße find röthlichbraun. Das Weibchen ſoll ſich durch orangefarbnen Schnabel und braune Füße unterſcheiden. Ueber den Büffelweber, welcher den Alektoweber in Südafrika vertritt, iſt inbetreff des Freilebens wenig bekannt. Eine kurze Mit— theilung von A. Smith ſagt, daß man immer ihrer zwei bis drei oder auch mehrere auf den Rücken der Büffel ſehe, deren Schmarotzer, die Zecken, ihre Lieblingsnahrung bilden mögen; doch kommt der Vogel nach Anderſon's Mit— theilungen auch in Gegenden vor, in denen es keine Büffelheerden giebt, ſo z. B. ſehr zahlreich im Damaralande. Er gewährt für die Liebhaberei um ſo weniger Intereſſe, da er bis jetzt wol kaum lebend eingeführt worden; auch im Ver— zeichniß des zoologiſchen Gartens von London iſt er nicht vorhanden. Er iſt von Rchb. roſaſchnäbliger Büffelweber genannt. (Textor erythrorhynchus et Bubalornis niger, Smth.; Textor erythrorhynchus, Rchb., Fusch, Hrtl., Hgl.; Alèecto erythrorhynchus, Bp., v. MIIr.). Der Dieh-Webervogel [Ploceus intermedius|. Tiefſchwarz, ſchwarz glänzend, dem vorigen faſt gleich und nur dadurch verſchieden, daß die Schwingen an der Innenfahne bis auf einen ſehr beſchränkten bräunlichweißen Theil am Grunde ſchwarzbraun ſind. Seine Heimat iſt das tropiſche Oſtafrika. Ueber das Frei— leben iſt eigentlich noch garnichts bekannt und er iſt eben eine neue von Cabanis im Jahre 1868 aufgeſtellte Art. Heuglin erwähnt ihn nur beiläufig. Er wird auch Mittelweber genannt. In den Verzeichniſſen der Händler iſt er natürlich nicht zu finden. (Textor intermedius, Fusch. et Hrtl., Hgl.). Der weißköpſige Büffel-Webervogel |Ploceus Dinemellil. An Kopf, Hals, Bruſt und Bauch reinweiß; Hinterhals, Mantel und ganze übrige Oberſeite dunkel umbrabraun; Schwingen und Schwanz dunkler, ſchwarzbraun, ein kleiner Fleck am Flügelbug, ſowie der Bürzel nebſt den oberen und unteren Schwanzdecken feuer— roth mit orangegelbem Federgrunde; die Schwingen erſter Ordnung ſind vom Grunde bis beinahe zur Mitte weiß; Schnabel bräunlichbleifarben; Auge braun; Füße bleigrau. Das Weibchen dürfte nur durch geringere Größe verſchieden ſein. Inbetreff der Verbreitung bemerken Finſch und Hartlaub Folgendes: „Dieſe ausgezeichnete Art wurde faſt zu gleicher Zeit durch Rüppell und den Major Harris aus Schoa in Abeſſinien geſandt und bekannt gemacht. Kapitän Speke erlaugte ſie auf ſeiner berühmten Nilquellen-Erforſchungsreiſe im Innern I Ze EN Ze Die Prachtweber. 319 Oſtafrikas in Uniameſi.“ Heuglin berichtet ſodann: „Wir erhielten ſie vom obern weißen Nil im Winter und im Frühjahr aus den Gebieten der Kitſchneger, von Oliwo und vom Belinian; Antinori von Janbara; nach Lefebvre im nordöſtlichen Habeſch (2). Der Vogel lebt, wie der Alektoweber, geſellſchaftlich auf Vieh— weiden mit einzelnſtehenden Bäumen und Gebüſch, namentlich in der Nähe von Regenbetten und iſt nicht weniger lebhaft und geſchwätzig als ſeine Gattungs— verwandten. Ob Standvogel, kann ich nicht mit Sicherheit angeben.“ Dieſe ausführlicheren Mittheilungen über einen noch nicht eingeführten Vogel füge ich in der Ueberzeugung an, daß derſelbe über kurz oder lang im Vogelhandel er— ſcheinen wird und daß er dann als ein ſchöner und intereſſanter Gaſt begrüßt werden kann, von den Liebhabern nämlich, welche ſich der entſprechenden Räum— lichkeiten zur Beherbergung dieſer großen Arten erfreuen. Er iſt auch Viehweber und von Rchb. weißköpfige Dinemellia benannt. (Textor Dinemelli, Hrsf., Rpp., Gr., Hrsf. et Mr., Hgl., Antn., Fusch, et Hrtl.; Alexto Dinemelli, B5., Sel., Spk., Lfbr.; Dinemellia leucocephala, Rchb.). Die Prachtweber [Sycobius, VI]. Als die ſchönſten und vielleicht auch intereſſanteſten unter allen Webervögeln müſſen wir die Angehörigen einer Gattung erachten, aus welcher bis jetzt leider noch kein einziges Mitglied lebend eingeführt worden, während ſie in ihrem Vater— lande, Afrika, doch keineswegs zu den ſeltenſten Vögeln gehören. Man hat ſie Prachtweber (Br.) benannt, und da ſie in der That herrlich gefiedert erſcheinen, ſo mögen ſie immerhin dieſe Bezeichnung behalten. Vieillot ſchildert ſie mit Entzücken und giebt bereits Rathſchläge für ihre Verpflegung. Ueber ihr Freileben ſind von den älteren Schriftſtellern nur geringe Mit— theilungen gemacht und erſt in neueſter Zeit ſind Berichte veröffentlicht worden, welche ein über— ſichtliches Bild ihrer Lebensweiſe gewähren. Da ſich wol mit Sicherheit annehmen läßt, daß wenigſtens einige Arten über kurz oder lang eingeführt werden, ſo muß ich doch mindeſtens eine allgemeine überſichtliche Schilderung bringen. Nach Reichenow's Angaben ſind ſie nur im Hochwalde, hier jedoch immer, zu finden: „In dem dichten Laubwerk, welches ſoviele Thiere dem Auge des ſpähenden Jägers verbirgt, können ſie ſich nicht verſtecken, denn ihre rothen Farben ſchimmern auch durch das undurch— dringliche Dickicht und verrathen die ſcheuen Vögel. Indeſſen erſchwert der Aufenthalt zu ſehr das eingehende Beobachten ihres Treibens, und ſo kann ich nur Dürftiges berichten. Sie leben parweiſe oder in kleinen Geſellſchaften beiſammen. Niemals ſieht man ſie in ſo großen Schwär— men oder zu ſo zahlreichen Kolonien vereinigt, wie die Gelbweber. Im Hochwalde ſind ſie ohne Beſchränkung anzutreffen, mag er die Niederungen eines Fluſſes oder hohe Berglehnen bedecken. Hier treiben ſie faſt immer in den Baumkronen ihr Weſen, nur ſelten im niedern Gebüſch. Nach beendeter Brut ſcheint das Pärchen mit ſeinen Jungen umherzuſtreichen. Letztere finden ſich ſpäter, wenn die Alten zur neuen Brut ſchreiten, wieder bei ihrem Neſte ein, welches, ſoviel ich beobachtet, nur einmal benutzt wird. Die Stimme iſt heiſer und kreiſchend; einen Geſang habe ich niemals vernommen.“ Es ſind etwa ſperlingsgroße Vögel von ſchwarzer Grundfarbe, mit glänzendem Roth ge— zeichnet. Ihre Nahrung dürfte in Sämereien und Kerbthieren zugleich, wol auch Früchten, beſtehen; ſicher iſt jedoch die Ernährung noch nicht feſtgeſtellt. Vielleicht liegt in derſelben eine Schwierigkeit für ihre Einführung, denn es iſt auffallend, daß ſie niemals im Handel vor— 320 Die Webervögel. kommen, während wir doch aus ihrer Heimat her andere Vögel zahlreich erhalten. Ein unüber— windliches Hinderniß kann die Fütterung freilich ihrer Gefangenhaltung keineswegs entgegenſetzen. Der Hauben-Prachtwebervogel [Ploceus cristatus]. Oberkopf nebſt einer zierlichen Haube, Backen und Vorderhals ſcharlachroth; Stirnrand, Umgebung der Augen und Kinnfleck, wie der ganze übrige Körper tiefſchwarz; Schnabel und Füße ebenfalls ſchwarz; Auge dunkelbraun. Weibchen kleiner, bräunlichſchwarz, oberhalb rußſchwarz; Kopf und Oberbruſt roth, erſtrer ohne Haube; Schnabel fleiſchroth. Jugendkleid aſchgrau, Kopf und Hals fahlröthlich, Stirn ſchwärzlich (Hrtl.). Vieillot meint, daß es ſchwer jein werde, ihn in der Gefangenſchaft bei uns zu erhalten; man müſſe ihm außer Körnern a %Inſekten und ſüße Früchte reichen, Wärme von 28 — 30 Grad gewähren, und wenn möglich einen Feigen— baum in den Käfig geben. In der Freiheit ſtehe das Neſt auf niedrigen Bäumen, ſei aus zarteren Gräſern gebaut, mit ſeitlichem Schlupfloch und innen mit Baum— wolle ausgefüttert. Bei der Brut werde das Weibchen einige Stunden täglich vom Männchen abgelöſt. — Die Heimat dieſer Art iſt Weſtafrika, die Verbrei— tung iſt aber noch nicht feſtgeſtellt. In allem übrigen wird er wol mit den folgenden übereinſtimmen, und ich habe ihn nur vorangeſtellt, weil er ſeit Vieillot her bekannt iſt. Er wurde auch blos Haubenweber und von Rchb. Hauben-Malimbus be— nannt. (Sycobius cristatus, II., Swns., By., Hrtl., Hgl., Rcehn.; Tanagra malembica, Dd., Shw., Lth.; Malimbus cristatus, Ploceus cristatus, F.; Sycobius nigrifons, Hrtl.). Der Schild-Prachtwebervogel [Ploceus scutatus]. Glänzend ſchwarz; Ober— lopf, Genick, Halsſeiten, breite Bruſtbinde und Unterſchwanzdecken ſcharlachroth; Kehle bis Augengegend ſchwarz; Schnabel ſchwärzlich; Auge braun; Füße blei— farben. Weibchen an Oberkopf und Genick ſchwarz; ſonſt wie das Männchen (Rchb.). „Bei allen von mir geſammelten weiblichen Vögeln iſt das rothe Bruſtſchild durch eine ſchwarze Mittellinie getheilt, gebildet durch ſchwarze Spitzen der betreffenden Federn. Durch Abreiben der ſchwarzen Federſpitzen verſchwindet jener Mittel— ſtrich Später und das Bruſtſchild iſt dann ungetheilt. Das ſchöne, aus dünnen, elaſtiſchen Halmen feſt gewebte Neſt hat die Geſtalt einer Retorte, die melonen— förmige Neſtkammer hat eine Höhe von 17 ., eine Breite von 10 em, und die ſenkrecht herablaufende Schlupfröhre iſt 63 . lang. Letztre erweitert ſich nach unten und iſt loſer gewebt, als die erſtre, ſodaß der Vogel beim Hinausſchlüpfen bequem durch die Maſchen greifen und ſich feſthalten kann. Die Schlupfröhre hat keinen ſcharf abgegrenzten Rand, ſondern die Gewebefäden ragen unordentlich am Ende hervor, und man möchte glauben, der Bau ſei noch nicht vollendet. Aufgehängt ſind die Neſter (wir fanden fünf an einer Palme etwa 6,3 Meter hoch über dem Boden) an zwei einander gegenüberſtehenden Blattwedeln, und zwar jederſeits dort, wo die Röhre an die Niſtkammer geſetzt iſt, angewebt. An einem begonnenen Neſt lernte ich auch die Weiſe der Herſtellung kennen. Zuerſt. Die Prachtweber. 321 wird ein Ring zwiſchen zwei Palmwedeln, die als Träger dienen ſollen, gewebt, ſodann die Neſtkammer geflochten und zuletzt die Schlupfröhre gemacht. Allerliebſt ſieht es aus, mit welcher Beweglichkeit und Geſchicklichkeit die rothköpfigen Vögel in der langen Röhre hinaufklettern. Ein ſolcher Bau ſichert ſie in der That gegen jede Nachſtellung vonſeiten anderer Thiere. Leider waren in den Neſtern keine Eier vorhanden, aber in einem alten herabgefallenen fand ich ein faules Ei, welches merkwürdigerweiſe weiß von Farbe war.“ (Reichenow). — Die Verbreitung dürfte ſich auf Weſtafrika beſchränken. Rchb. benennt ihn Schild-Malimbus. (Sycobius eristatus, CSS., Bp., Hrtl., Rehn.). Der ſchwarzohrige Pre weberuogel [Ploceus melanôtis]. Es würde ſich kaum verlohnen, dieſe Art hier mitzuzählen, da Heuglin bemerkt, daß ſie zu den ſehr ſeltenen Vögeln Nordoſtafrikas gehört und alſo an eine Einführung lebender Exemplare ſchwerlich zu denken iſt. Der genannte Forſcher giebt in— deſſen einige Mittheilungen über die Lebensweiſe und in anbetracht deſſen, daß man wol ſicherlich von der des einen Gattungsverwandten auf die der übrigen ſchließen kann, füge ich folgende Schilderung hier an: „Major Harris fand den ſchwarzohrigen Feigenfreſſer (ſo nennt ihn Hgl.) in Schoa, Herzog Paul von Würtemberg in Fazogl; ich erhielt ihn vom Berge Belenian aus dem ſüdlichen Senar, ſowie auch von Wau und Bongo im Gebiet des Gazellenfluſſes. Er dürfte nicht eigentlich wandern, da ich ihn im März, April, Juli, November und Dezember beobachtet habe. Alte Männchen ſcheinen kein abweichendes Winter— kleid zu tragen; die Verfärbung aus dem Jugendkleide, welches dem des Weib— chens ähnlich erſcheint, erfolgt in den beiden erſtgenannten Monaten. Die Mauſer fällt in den November. Mehrere, welche ich in der letzterwähnten Zeit erlegte, hatten ganz mit Baumwanzen angefüllte Magen. Beim alten Männchen ſind die rothen Scheitelfedern hornartig glänzend; die rothen Federn an Bruſt und Vorderhals zeigen oft noch weißliche Ränder. Das beutelförmige Neſt iſt dem anderer Webervögel ähnlich, hängt aber in den äußerſten, faſt unerreichbaren Gipfeln der höchſten Bäume und wird ungefähr im Auguſt belegt. Ueber das Benehmen kann ich wenig Auskunft geben. Im Frühjahr lebt er in kleinen Fa— milien, im Herbſt mehr einzeln; immer nur auf Hochbäumen im Urwalde. Die Männchen zirpen webervogelartig. Er iſt ziemlich ſchüchtern und verſteckt ſich gern im Laubdach; auf der Tränke habe ich ihn hin und wieder ſperlingsartig einfallen geſehen.“ (Ploceus melanotis, Zfrsn., Lss., Bp.; P. erythrocephalus, Mus. Brit., Rpp., Hgl.; P. haematocephalus, Pr. v. Wrtbg., Hgl.; P. leuconotis, v. Mllr.; Sycobius melanotis, By., Hrtl., Hgl.). Es giebt noch eine recht bedeutende Anzahl hierher gehörender Arten, von denen ich jedoch nur zwei kurz anführen darf, da alle übrigen, wenigſtens vor— läufig, noch kein Intereſſe für die Vogelliebhaberei gewähren: Der glänzende Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 21 322 Die Webervögel. Prachtwebervogel |Ploceus nitens, @r.]; dem vorigen ähnlich, doch nach Hartlaub darin verſchieden, daß die rothe Färbung dunkel karmin iſt, während ſie bei jenem die Mitte zwiſchen Karmin und Zinnober hält. Seine Heimat iſt Weſtafrika und Angaben über die Lebensweiſe u. ſ. w. ſind bis jetzt nicht vorhanden. Ab. nennt ihn glänzender Malimbus. (Sycobius nitens, Gr.). — Der Mlalimbus⸗Prachtwebervogel [Ploceus malimbus, Timm.) iſt ebenfalls heimiſch in Weſtafrika und bis jetzt dürfte über ihn weiter nichts zu jagen ſein, als daß ihn Temminck Republikaner mit ſcharlachrother Kapuze (Républicain à capuchon écarlate) benannt hat, während ihn Rchb. auch als rothhalſigen Malimbus aufführt. (Sycobius malimbus, In.). Die Schwärzlinge oder Schwarzweber [Nigrita, Strekl.] ſind kleine Vögel etwa von Zeiſiggröße, ſämmtlich in Afrika heimiſch, welche man in der Regel noch zu den Webern zählt, während ſie wol als Mittelglieder zwiſchen dieſen und den Prachtfinken anzuſehen ſein dürften. Sie ſind alle ſchwarz oder doch düſter gefärbt und entbehren daher beſondrer Farbenſchönheit; trotzdem erſcheinen ſie wenigſtens hübſch und vielleicht erſetzen fie durch anmuthiges und liebens— würdiges Weſen jenen Mangel. Bis jetzt iſt noch keine Art lebend eingeführt und deshalb brauche ich ſie hier nur kurz zu erwähnen. Doch läßt es ſich erwarten, daß ſie in den Vogel— handel gelangen, ſobald Weſtafrika mehr erſchloſſen wird und daher möchte ich ſie in dieſem Werke keinenfalls übergehen. Ihre Ernährung und Verpflegung dürfte am beſten mit der (für die Prachtfinken angegebnen übereinſtimmend zu beſorgen ſein. Arnaud's Schwarzwebervogel [Ploceus Arnaudil. Der Vorderkopf und die Augenbrauen ſind röthlichbraun; die ganze Oberſeite nebſt den Flügeln und dem Schwanze iſt dunkelbraungrau; die Unterſeite iſt fahlbraun; Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße ſchwarz. Heuglin ſchildert den Vogel in folgendem: „Mir ſind nur zwei Gegenden im Bezirk des obern weißen Nils und des Gazellen— fluſſes bekannt, wo er vorkommt, nämlich die trockenen Niederungen im Gebiete der Kitſch- und die Ebene in dem der Regneger. Hier lebt dieſe ausgezeichnete Art in großen Geſellſchaften auf Akazien, Balanites-Bäumen und -Hecken, jeltner auf Sykomoren. Die Stimme iſt nicht angenehm, piepend und pfeifend, ſperlings— artig. Im Februar und März bauen ſie große Beutelneſter, deren oft Dutzende auf einem Baume hängen. Viele dieſer Neſter haben zwei Eingänge von unten, welche nur durch einen ſchmalen Damm getrennt ſind; dieſelben werden wol aus— ſchließlich von Männchen bewohnt, wie das ja auch bei (anderen) Webervögeln vorkommt. Es iſt mir nie gelungen, die Eier ſelbſt zu finden, doch erhielt ich ſolche, welche dieſer Art zugeſchrieben werden; ſie ſind ſtumpf, eigeſtaltig und reinweiß, etwas gelb durchſcheinend. Ob er Standvogel iſt, weiß ich nicht mit Beſtimmtheit anzugeben, da meine Jäger und ich die Orte, an denen er zu finden iſt, nur zwiſchen den Monaten Februar und April beſuchen konnten. Ich habe ziemlich viele Vögel dieſer Art eingeſammelt und an die Muſeen von Wien, Berlin, Stuttgart, Leiden, Bremen, Liſſabon u. a. abgegeben.“ (Jigrita Arnaudi, Pchrn., Hrtl., Hgl., Kg.- Wrth.; Fringilla molybdocephala, 9... Die Schwärzlinge oder Schwarzweber. 323 Hierher gehören noch die folgenden weſtafrikaniſchen Arten, welche Heuglin ſämmtlich als reizende Vögel bezeichnet: Der grauköpfige Schwarzwebervogel [Plo- ceus canicapillus] von Fernando-Po, Gabun, Aguapim und Lagos. (Nigrita canicapilla, Strekl.; grauköpfiger Schwärzling, Rchb.). — Der gelbſtirnige Schwarzwebervogel [Ploceus luteifrons] vom Gabun. (Nigrita luteifrons, Vrr.; gelbſtirniger Schwärzling, Rchb.). — Ber braunrückige Schwarzwebervogel [Plo— ceus phaenotus] von Fernando-Po und Gabun. (Nigrita fusconota fl], Frs.; auch braunrückiger Schwärzling, Rchb., und Mantelſchwärzling, Br., genannt). — Der zweifarbige Schwarzwebervogel [Ploceus bicolor] von Weſtafrika und den Prinzeninſeln. (Nigrita bicolor, H.; auch zweifarbiger Schwärzling, Rchb., und Zweifarben-Schwärzling, Br., genannt). — Emilien's Schwarzwebervogel [Ploceus Emiliae] vom Gebirgslande Aguapim und von der Goldküſte. (Nigrita Emiliae, Shep. ). 324 Die Finken. In unſrer Heimat werden die Finken mit Recht zu den kunſtfertigſten oder doch immer gern gehörten Sängern gezählt, während ſie zugleich durch ihr hübſch gefärbtes und gezeichnetes Gefieder angenehm ins Auge fallen und uns nicht minder durch liebenswürdiges Weſen erfreuen. Von denen, welche weder als Sänger, noch als Schmuckvögel Bedeutung haben, ſind viele ihrer Anmuth und Zutraulichkeit halber beliebt. Im gleichen oder ähnlichen Verhältniß ſtehen auch die Finken anderer Zonen; man ſchätzt ſie allenthalben und ſtellt ihrer manche Hunter den gefiederten Lieblingen hoch obenan. Ihre beſonderen Kennzeichen ſind: ein geſtreckter, mehr oder weniger ſchlanker Körper mit glatt anliegendem Gefieder; die Flügel haben zehn Schwingen und ſind ſchmaler und ſpitzer, als bei den vorher geſchilderten Verwandten; der Schwanz iſt mittellang und in der Regel ausgeſchnitten; der etwas gewölbte und ziemlich ſtumpf— ſpitze Schnabel iſt kegelförmig und hat keine Borſten; der Fuß iſt mittelhoch. Faſt immer ſind die Geſchlechter verſchieden gefärbt, die Männchen lebhafter, oft ſehr farbenbunt, die Weibchen ſchlichter, düſterer, doch an gewiſſen übereinſtimmenden Merkmalen erkennbar; die Jungen gleichen gewöhnlich dem alten Weibchen. Die Größe iſt ziemlich abweichend; ſie erſtreckt ſich von der eines kleinen Prachtfink oder des einheimiſchen Zaunkönigs bis zu der eines Kernbeißers und darüber. Während die Nahrung vorzugsweiſe in Sämereien beſteht, freſſen die meiſten auch reichlich Kerbthiere. Sie find in der Mehrzahl Zug- oder Strichvögel. Ihr Aufenthalt erſtreckt ſich über Baumgärten, Haine und Feldgehölze; viele wohnen in der Nähe, einige an und in den menſchlichen Wohnftätten. Ueber das Freileben der fremdländiſchen Finken haben wir im allgemeinen nur geringe Nachrichten; mit Sicherheit kann man aber annehmen, daß es dem unſerer einheimiſchen gleicht. Sie leben alſo zur Frühlingszeit pärchenweiſe, nur wenige wohnen und niſten während derſelben in Geſellſchaft; bei den meiſten hat vielmehr jedes Par ſeinen beſtimmten Bezirk, in welchem es kein andres duldet. Im Spätſommer und Herbſt ſchlagen ſie ſich in große Scharen, die nicht ſelten aus verſchiedenen Arten beſtehen, zuſammen und ſchwärmen Nahrung ſuchend umher, ſtreichen oder wandern dann auch geſellig, bei einigen wenigen ſogar in getrennten Geſchlechtern. An reifendem Getreide und dergleichen verurſachen manche bedeut— ſamen Schaden. Ihre Feinde ſind die aller anderen Finkenvögel; ich habe die— ſelben S. 25 geſchildert. Die Finken. 325 Die Gatten eines Pärchens füttern einander aus Zärtlichkeit und ebenſo die Jungen aus dem Kropfe. Zur Liebeszeit führen die Männchen wunderliche Flug— künſte aus. Im übrigen iſt die Ehe aber beiweitem nicht ſo innig als die der Prachtfinken; ſelbſt während der Brut giebt es beim Futter nicht ſelten Zank und Streit und nach vollendetem Niſten kümmern ſich bei vielen Arten Männchen und Weibchen garnicht mehr um einander. Das Neſt iſt in der Regel ſehr künſtlich erbaut und bildet einen offnen Napf; ich werde daſſelbe bei den einzelnen Arten und namentlich bei den wenigen, welche von dieſer Geſtaltung abweichen, näher beſchreiben. Faſt immer baut das Weibchen das Neſt allein, brütet ebenſo, wird vom Männchen gefüttert oder auch nur bewacht und durch eifrigen Geſang ergötzt. Vier bis ſechs, nicht einfarbige, ſondern auf grünem, blauem oder weißem Grunde beſpritzte oder gefleckte Eier bilden das Gelege und werden in 11 bis 15 Tagen erbrütet. Die Jungen haben manchmal hellen, ſpärlichen Flaum. Sie empfangen das Futter unter gewaltigem Gezirp und verfolgen die Alten, ſobald ſie das Neſt verlaſſen, mit jämmerlichen Geberden beim Futtererbetteln die Flügel rüttelnd. Noch lange Zeit hindurch werden ſie vom alten Männchen gefüttert, während das Weibchen bereits die nächſte Brut vorbereitet, legt oder ſchon wieder brütet. Für die Stubenvögel-Liebhaberei ſind ſie in ihrer Geſammtheit bis jetzt leider viel weniger zugänglich, als die vorher geſchilderten Prachtfinken, Widafinken und Webervögel. Nur einige Arten ſind ſo allverbreitet als jene; die meiſten werden einzeln als Sänger in Käfigen gehalten, und gezüchtet iſt bis jetzt von ihnen erſt eine überaus geringe Artenzahl. Während es ſich allerdings nicht leugnen läßt, daß ihre Fortpflanzung in der Gefangenſchaft im Durchſchnitt wirklich viel ſchwieriger zu erzielen iſt, als die vieler Prachtfinken u. a., ſo müſſen wir es umſomehr bedauern, daß ihnen gegenüber die Liebhaberei auch recht läſſig ſich zeigt. Freilich treten dem begeiſterten Liebhaber bei den Verſuchen mit ihnen nur zu viele Schwierigkeiten entgegen. Wenige Arten erſcheinen als regelmäßige Gäſte alljährlich im Vogelhandel; ſo namentlich die amerikaniſchen, wie Papſt⸗, Indigo- und Safranfink, auch einige afrikaniſche, wie Graugirlitz, Hartlaubs— zeiſig u. a. Die meiſten Arten aber ſind ſehr ſchwierig, gewöhnlich nur durch Zufall zu beſchaffen. Manche der edelſten, der Pflege und Züchtung vornämlich werthen Finken, führen die Großhändler Chr. Hagenbeck, Chs. Jamrach, Lintz, Möller, Gudera u. A. nur ſelten und einzeln ein. Dazu kommt noch der Uebelſtand, daß ſie ſich im allgemeinen nicht ſo leicht eingewöhnen und auch nicht ſo gut halten, als die Prachtfinken. Sie werden ſelbſt nach der Eingewöhnung auch ungleich häufiger als die meiſten anderen Stubenvögel von mancherlei Krank— heiten heimgeſucht. Unter den Vogelfreunden, welche es ſich beſonders eifrig angelegen ſein laſſen, eine Sammlung der ſchönſten und intereſſanteſten fremd— 326 Die Finken. ländiſchen Finken zuſammenzubringen und in ihrer Beobachtung und Züchtung günſtige Ergebniſſe zu erlangen, ſteht Herr Dr. F. Franken in Baden-Baden hoch obenan. Bei ihm ſind ſicherlich die zahlreichſten und ſeltenſten derſelben zu finden, welche bis jetzt eingeführt worden. Inbetreff der bisher erreichten Verpflegungs-, bzl. Züchtungsergebniſſe muß ich mich größtentheils auf die Erfahrungen des genannten, aufmerkſam und verſtändnißvoll beobachtenden Vogelkundigen ſtlützen. In Hinſicht der Fütterung und Verpflegung aller fremdländiſchen Finken gilt im weſentlichen das bei den Prachtfinken und Webervögeln geſagte und mit Berückſichtigung des Freilebens ſich von ſelber ergebende. Zur Brutzeit reicht man die gleichen Zugaben und gewährt im ganzen mindeſtens die Verpflegung, welche die Züchtung des Kanarienvogels erfordert. Will man im Käfige züchten, ſo bietet man ihnen die bekannten Kanarien-Niſtkörbchen; freifliegend in der Vogel— ſtube erbauen ſie ihre Neſter am liebſten frei im Gebüſch, doch muß man ihnen ebenfalls Neſtkörbchen, Niſtkaſten und verſchiedene andere Gelegenheiten bieten. Die einzelnen Sippen, Unterfamilien und Gattungen der Finken ſind über— aus ſchwierig zu ſcheiden und an einander zu reihen. So viele Naturgeſchichten man auch zur Hand nehmen mag, immer wird man finden, daß die abweichende Anſchauung des Verfaſſers eine anderweitige Anordnung der einzelnen Arten ge— wählt hat. Es giebt Schriftſteller, welche ſie ſogar in jedem ihrer aufeinander folgenden Bücher nicht allein neu benennen, ſondern auch anderweitig eintheilen; ja ſogar die neue Auflage eines alten Buchs zeigt die Aneinanderreihung und Benennung völlig verändert. Um ſolche Unklarheit, Verwirrung oder künſtliche Zerſplitterung zu vermeiden, halte ich mich an die Eintheilung, welche ich auf S. 13 angegeben habe. Die jetzt folgenden bilden die gattungen- und artenreichſte Familie unter allen körnerfreſſenden Vögeln, während ſie allerdings in Hinſicht der einzelnen Köpfe keineswegs die Mehrzahl der eingeführten Exemplare ausmachen. Alles Nähere wollen die Leſer bei den einzelnen Arten und ſpäterhin in den Abſchnitten über die Verpflegung, Zucht u. ſ. w. nachleſen. 245 Als Girlitze faſſe ich die Geſchlechter Girlitz [Serinus, Keh.], Feldgimpel [Crithagra, Swns.] und Rothgirlitz [Chrithologus, C).] zuſammen. Ihre beſonderen Eigenthümlich— keiten weichen von den vorſtehend im allgemeinen geſchilderten aller Verwandten nicht ſo ſehr ab, daß ich ſie hier, wo ich doch jede Zerſplitterung vermeiden muß, im einzelnen beſchreiben dürfte. Sie gehören zu den kleinſten unter dieſen Finken, zeigen, ſoweit bekannt iſt, eine ziemlich übereinſtimmende Lebensweiſe und bergen in ihren Reihen eine Anzahl der werthvollſten Stuben— vögel. Alles nähere ergiebt ſich in der Darſtellung der einzelnen Arten. Der Girlitz von den kanariſchen Inſeln oder Kanarienvogel [Fringilla canaria]. Zu den fremdländiſchen Stubenvögeln kann ſelbſtverſtändlich nicht mehr der allverbreitete und ſeit 300 Jahren ſchon eingebürgerte gelbe Kanarienvogel, ſondern Der wilde Kanarienvogel. 327 nur der freilebende grüne Wildling, der Stammvater jenes erſtern, gezählt werden. Er gelangt freilich gegenwärtig nur höchſt ſelten noch in den Handel, trotzdem darf man ihn ſicherlich als ein Ziel der Wünſche vieler Vogelliebhaber und als den Stolz der wenigen Beſitzer, welche ihn jemals erhalten haben, erachten. Der vielen Uebergänge und Schattirungen wegen iſt es ſchwer, ſeine Fär— bung genau zu beſchreiben. Sie erſcheint in ihrer Prunkloſigkeit doch als eine ſehr gefällige. Im allgemeinen ſtimmt ſie mit der des zahmen Kanarienvogels, welchen man den grünen oder grauen nennt, überein: Stirn, Augengegend, Kehle und Bruſt ſind ſchön mattglänzend goldgrün und dieſe Farbe geht nach dem Rücken zu durch aſchgraue Zeichnungen in Graugrün über, welches ſich über den ganzen Mantel erſtreckt. Schwingen und Schwanzfedern ſind mattſchwarz, die Seiten ſchwach bläulichgrün mit dunkleren Schaftſtrichen, und der Bürzel iſt grüngelb; die gelbe Farbe der Unterſeite verliert ſich am Bauch in Reinweiß. An der ſtarken Beimiſchung von Aſchgraublau iſt der Wildling von dem zahmen Vogel, welcher durchweg mehr eine grüngelbe und meiſtens auch eine bräunliche Schattirung zeigt, ſicher zu unterſcheiden, und als beſondres Kennzeichen dürfte es auch gelten, daß ſein Fuß dunkelbräunlich iſt mit ſchwärzlicher Sohle; beides letztre verliert ſich jedoch mit der Zeit in der Gefangenſchaft. Das Weibchen iſt an der Ober— ſeite ungleich düſterer graugrün und an der Unterſeite matter gelb. Die Größe iſt ein wenig geringer als die des Kulturvogels. Dr. Karl Bolle, der allen Vogelkundigen und Liebhabern rühmlichſt be— kannte Naturforſcher und Reiſende, hat nach perſönlicher Erforſchung des Heimat— landes, der kanariſchen Inſeln, zuerſt ein vollſtändiges Lebensbild gegeben. Im nachfolgenden will ich daſſelbe hier entlehnen, ſoweit es eben für eine Ueberſicht der Geſchichte des Vogels nothwendig iſt: „Dreihundert Jahre ſind verfloſſen, ſeitdem der Kanarienvogel durch Zähmung über die Grenzen ſeiner eigentlichen Heimat hinausgeführt und Weltbürger geworden iſt. Der ziviliſirte Menſch hat die Hand nach ihm ausgeſtreckt, ihn verpflanzt, vermehrt, an ſein eignes Schickſal gefeſſelt und durch Wartung und Pflege zahlreich auf einander folgender Generationen ſo durchgreifende Veränderungen an ihm bewirkt; daß wir jetzt faſt geneigt ſind, mit Linné und Briſſon zu irren, indem wir in dem goldgelben Vögelchen den Typus der Art erkennen möchten und darüber die wilde grünliche Stammraſſe, die unverändert geblieben iſt, was ſie von Anbeginn her war, beinahe vergeſſen haben. Wenn es nun für den Freund der Natur überhaupt von Wichtigkeit iſt, das Lebensbild jedes beliebigen Thieres in möglichſt klaren Zügen vor ſich entrollt zu ſehen, ſo wird in dieſem Falle die Theilnahme dadurch noch erhöht, daß wir es mit dem Urzuſtande eines Weſens zu thun haben, welches eine Geſchichte beſitzt und Vergleiche mannigfacher Entwickelungsſtufen geſtattet, 328 Die Finken. welches, als ein faſt nothwendiger Beſtandtheil häuslicher Behaglichkeit, ſich mit unſeren früheſten Erinnerungen verknüpft, faſt möchten wir ſagen, als Echo des Familienglücks, ein wahrhaftes Intereſſe des Herzens in Anſpruch nimmt und zuletzt noch, abgeſehen von ſeiner Schönheit und ſeinen übrigen feſſelnden Eigen— ſchaften, aus weiter Ferne in unſer Vaterland eingebürgert, ſeit lange ſchon für mehrere ſonſt arme Gegenden deſſelben eine nicht unbedeutende Erwerbsquelle geworden ift.*) Das helle Licht, in dem der zahme Kanarienvogel vor uns ſteht, die genaue und erſchöpfende Kenntniß, die wir von ſeinen Sitten und Eigenthümlichkeiten beſitzen, ſcheint neben der Entfernung von uns, in welcher der wilde lebt, die Haupturſache der ziemlich geringen Auskunft zu ſein, die wir über ihn bisher beſaßen. Im Lande ſeiner Geburt hat man die naturhiſtoriſche Betrachtung der Erzeugniſſe des heimatlichen Bodens bisher faſt gänzlich vernachläſſigt und die Männer der Wiſſenſchaft, die dort verweilten, waren theils von weit wichtigeren und großartigeren Studien in Anſpruch genommen, theils betrachteten ſie den Aufent— halt in jenen Gegenden nur wie eine Station, an welcher ihre Ungeduld, die neue Welt der Tropenländer zu ſchauen, den Aufenthalt nicht genug abkürzen konnte. Die Leſer werden ſpäter die etwas dürftigen Aufzeichnungen finden, welche von Reiſenden und anderen Schriftſtellern über den Vogel gegeben ſind. Obwol dieſelben nun aber, wenn auch meiſt nur in gedrängter Kürze und ohne nähere Angaben, das Vor— handenſein der wilden Art und zwar in einem Kleide, welches von dem des zahmen Vogels verſchieden iſt, feſtſtellen, ſo ſcheint doch neuerdings, genährt durch die Zweifelluſt und Vorliebe für das Ungewöhnliche in unſrer Zeit, die Anſicht Raum gewonnen zu haben, es ſei keineswegs unzweifelhaft, daß der zahme Kanarienvogel von einer noch auf den Inſeln gleichen Namens lebenden Art abſtamme; er könne vielmehr garwol ſeinen Urſprung der fortgeſetzten Vermiſchung einiger grüngelben, leicht zähmbaren Finken unſres Welttheils verdanken. Wol irre geführt durch eine mißverſtandne Stelle Bechſtein's, der in ſeiner Naturgeſchichte der Stuben— vögel ſagt, ihm ſeien Baſtarde vom Zeiſig und Girlitz vorgekommen, die dem grünen Kanarienvogel täuſchend ähnlich ſahen, hat man die Behauptung aufgeſtellt, die genannten beiden Finkenarten ſeien die Stammeltern unſres zahmen Sängers. Andere erklärten den wilden Kanarienvogel für übereinſtimmend mit dem Zitron— zeiſig (Fringilla citrinella, L.). Selbſt dem Hartlaubs- oder Mozambikzeiſig (Fringilla butyracea, ver. Hartlaubi, BU.) hat man eine Stelle in dieſem auf— ſteigenden Geſchlechtsregiſter anweiſen wollen, während wieder Andere nicht abgeneigt *) Eine Schilderung der Kanarienvogelzucht in Deutſchland, insbeſondre der des Harzer Sängers, nebſt ihrem Ertrage finden die Leſer in dem Buche: „Der Kanarienvogel“, ſeine taturgeſchichte, Pflege und Zucht, von Dr. Karl Ruß (Hannover, Karl Rümpler), zweite Auflage, 1876. Der wilde Kanarienvogel. 329 ſchienen, an den gelbſtirnigen Girlitz (Fringilla flaviventris, ml.) vom Kap als Stammvater des Kanarienvogels zu denken. Wenigſtens hörte Albers, der den letztern in Madeira beobachtete, dieſer Anſchauung von hervorragenden engliſchen Vogelkundigen Worte leihen, und Vernon Harcourt ſtellt in ſeiner Liſte von Ma— deira-Vögeln Kanarienvogel und gelbſtirnigen Girlitz als übereinſtimmend hin, ohne zu bedenken, daß Linné ſchon dieſe beiden, zwar derſelben Gruppe angehörigen und ähnlich gefärbten, ſonſt aber völlig verſchiedenen Vögel in ſehr verſtändlichen Beſchreibungen von einander geſondert hat. Alle dieſe Irrthümer finden Ver— breitung und werden hin und wieder ſelbſt von Gelehrten vertheidigt und doch hatte Bechſtein ſo klar in dieſer Sache geſehen! In Erwägung dieſer Unſicherheit und der vielen Lücken, welche die Natur— geſchichte des wilden Kanarienvogels noch bietet, möge es vergönnt ſein, nach— ſtehend das Ergebniß zweijähriger auf jenen Inſeln geſammelter Erfahrungen der Oeffentlichkeit zu übergeben. Der wilde Kanarienvogel wird von Spaniern und Portugieſen in ſeiner Heimat „Canario“ genannt. Ein eigenthümlicher Schmelz, ein ungemein ſanftes Verſchwimmen der Farbentöne zeichnet ſein Gefieder aus. Auf den erſten Blick erkennt man an ihm den durch keinen Zwang entweihten Hauch des Freige— borenſeins. Die beiden Geſchlechter ſind, wenn auch erſt vom dritten Frühlinge an, weſentlich von einander verſchieden. Das Herbſtkleid des alten Vogels weicht von dem im Frühjahr getragnen nur unbedeutend ab. Das Vaterland iſt auf die Inſelgruppen des atlantiſchen Meeres zwiſchen dem 27. und 40. Grade nördlicher Breite beſchränkt. Schon Linné wußte indeß, daß er nicht den Kanaren ausſchließlich angehört. Man hat ihn bisher an keiner Stelle des nahegelegnen Feſtlandes angetroffen und er iſt mit um ſo größerer Wahrſcheinlichkeit in den Faunen deſſelben ein Fremdling, als der daſelbſt häufige Girlitz (Serinus meridionalis, Br.) die Juſeln, auf welchen weit nördlichere Finken, wie Stiglitz und Hänfling, vorkommen, entſchieden meidet. Die Ge— genden, welche er bewohnt, fallen ihrer ganzen Ausdehnung nach in die ſüdlich gemäßigte Zone und erfreuen ſich, vom Uebermaß der Hitze und Kälte unberührt, einer milden, lauen, jahraus jahrein faſt gleichmäßigen Natur. Auf den Ei— landen, nach denen er den Namen erhalten hat, lebt er vorzugsweiſe im weſt— lichen gebirgigen Theil, wo ein größerer Reichthum des Baumwuchſes ſeinen Aufenthalt begünſtigt und die von den vorherrſchenden Seewinden herbeigeführte bedeutendere Feuchtigkeit der Atmoſphäre, ſowie die kühlere Luft, das Inſelklima zu einem ausgeprägtern als in der öſtlichen Hälfte des Archipels machen. Auf Teneriffa, Palma, Gomera und Ferro iſt er in großer Anzahl vorhanden und zwar vorzugsweiſe dort, wo nicht allzudicht wachſende Bäume mit Geſtrüpp abwechſeln. 330 Die Finken. Eigentliche Flüſſe giebt es auf den Kanaren nicht, aber durch ihre tiefen ſchluchtenartigen Thäler winden ſich in vielen Krümmungen Gebirgsbäche, die in der waſſerreichen Jahreszeit bald breit und flutend über den Kies des Thal— wegs hinſtrömen, bald eingeengt in ihrem Laufe an den Baſaltwänden aufſchäumen und von Terraſſe zu Terraſſe, mitunter in prächtigen Waſſerfällen niederſteigend, ihren Weg zum Meere ſuchen. So im Winter und Frühlinge. Die ſpäteren Monate des Jahres bieten ein weniger friſches Bild dar. Derſelbe Bach, deſſen Länge von der waldbeſtandnen Höhe, auf der ſeine Quelle liegt, bis zur Mündung ſelten mehr als zwei oder drei Meilen beträgt, iſt im untern Theile ſeines Laufs verſiegt; nur ein weißlicher Anflug, den das Waſſer an Steinen und Felsblöcken zurückließ, ſowie an naßgründigen Stellen hin und wieder eine Gruppe von Binſen und hohem Rohr, bezeichnen noch ſeine Bahn. Mehr aufwärts aber beginnen erſt Tümpel und kleine Lachen, dann Reihen tieferer, felsumhegter Keſſel, die ſelbſt im hohen Sommer bis zum Rande mit klarem Waſſer gefüllt bleiben. So gelangt man aufſteigend in die oberen Gegenden des Barranko und findet hier den luſtig von Stein zu Stein tanzenden Gießbach, mit einzelnen immergrünen Waldbäumen und Farrnkraut umkränzt, unverſehrt wieder. Der Grund dieſes regelmäßigen Verſiegens liegt zum Theil in dem durch das Klima bedingten Regenmangel in der größern Hälfte des Jahres; zum Theil aber ſind die unzähligen Aderläſſe, welche jedes durch bebaute Striche fließende Gewäſſer unaufhörlich erleidet, die Urſache. Nicht nur ganze Quellen der Waldregion werden, um Trinkwaſſer zu liefern, den tiefer gelegenen Ortſchaften zugeführt, ſondern ein fortgeſetztes, höchſt komplizirtes und oft wirklich bewundernswürdiges Netz von Waſſerleitungen führt durch unendlich kleine in Fels gehauene Kanäle das befruchtende Naß vom Bache auf Felder und Pflanzungen, die nur durch Ueberrieſelung im Sommer ertragsfähig erhalten werden können, dann aber drei bis vier Ernten in einem Jahre liefern. Wie lieblich ſind faſt ohne Ausnahme die Landſchaften, welche dieſe Thäler vor dem Blicke des Beſchauers entrollen! Eng und ſchmal, ſelten mehr als fünf Minuten breit und von ſchroffen Höhen eingefaßt, an deren der Kultur unzu— gänglichen Abhängen die wilde Flora der glücklichen Juſeln ihre wunderbare Pracht entfaltet, bietet fajt jeder Schritt in ihnen neue Ueberraſchung dar. Die Thalſole iſt gewöhnlich ſich ſelbſt überlaſſen und erzeugt üppigen Buſchwald von tropiſchen Gewächſen. Stufenweiſe gruppiren ſich die Kulturen am Fuße der Berge; in ſchmalen Beeten wächſt Korn und Mais; daneben breiten weitäſtige Feigenbäume ihre Kronen aus und nette weiße Häuſer mit Balkon und flachem Dach ſchließen ſich an Haine von Orangenbäumen, die, in Europa ein königlicher Luxus, hier die alltägliche Umgebung ſelbſt dürftiger Hütten ſind. Da fällt wol vom über— hängenden Aſte die Apfelſine ins Waſſer und rollt, ein Spiel der Strömung, Der wilde Kanarienvogel. 331 dem Wanderer entgegen. Neben den Meierhöfen leuchten weithin ſichtbar die reinlich geſtampften Tennen, auf denen der Weizen gedroſchen wird oder rothgelbe Maiskolben und blaue Feigen maſſenweiſe an der Sonne dörren. Bald faſſen Brombeerhecken den Pfad ein, bald Kaktus oder blaugrüne Agaven mit ihren dornigen Schwertblättern, aus deren Mitte der Blütenſchaft wie ein rieſenhafter Kandelaber emporſteigt. Purpurn ſchimmert zu allen Zeiten der Granatbaum, er mag Blüte oder Frucht tragen, und ihm zur Seite ragt der dunkelgrün be— laubte Johannisbrotbaum empor. Hier und da erhebt ſich die Dattelpalme oder ein einſamer Drachenbaum, oder lichtgrüne Bananengruppen laſſen ihre Blätter in dem leiſen Luftzuge wallen, der unten im geſchützten Thale kaum fühlbar weht, während über den Berggipfeln die Paſſatwinde des Weltmeers hinbrauſen. Wieder einmal verengen einander faſt berührende Felsmaſſen den Barranko zu einem finſtern Schlund. Der Weg macht eine Biegung, das Hinderniß zu um— gehen, und plötzlich ſtehen wir vor einer mehrere hundert Fuß hohen, ſenkrecht aufſteigenden Wand. Wir hören Menſchenſtimmen, das Gebrüll von Kühen und große zottige Hunde ſtürzen uns bellend entgegen. Wo aber, ſo fragen wir uns, ſind die Häuſer ihrer Herren? Betrachtet die Felswand! Man hat die Höhlen ihrer rothen Tuffſchichten erweitert und vorn mit Mauerwerk, welches Fenſter und eine Thür freiläßt, verſehen; ſo ſind Wohnungen entſtanden, deren im Sommer kühle und im Winter warme Räume ganz wohnliche Heimſtätten gewähren. Dicht dabei ſteht in offner, von Pfeilern geſtützter Grotte das Vieh an der Krippe. Andere Niſchen füllen Bienenkörbe, aus gehöhlten Baumſtämmen ge— bildet, von ſeltſam pilzähnlicher Geſtalt. Die Glöckchen der Ziegenherden klingen vom Berge herab; wir ſehen den Hirten auf feinen langen Bergſtock geſtützt, eine weite grobe Wollendecke um die Schultern geſchlagen, ſeine Thiere durch Zuruf und gellen Pfiff, gelegentlich auch wol durch einen Steinwurf in Ordnung halten. Unten treibt ein Arriero das beladne Maulthier über eine Brücke, die in kühnem Bogen den Abgrund überwölbt. Auf einem kleinen Acker ſchreitet, vor den Pflug geſpannt, das Kameel friedlich neben dem Eſel. Anderwärts fiſchen Knaben, bis an den Gürtel im Waſſer ſtehend, wohlſchmeckende Aale, den einzigen Süßwaſſerfiſch der Inſeln. Vom Walde her, deſſen ſchwarze Laubmaſſen landeinwärts den Horizont begrenzen, ſchreiten Mädchen und Frauen ſchwer be— laſtet, aber heiter plaudernd und lachend zu Thal. Sie tragen Holz- und Reiſig— bündel auf dem Kopfe über den gelben Mantillen, die ihre Geſichter madonnen— artig umſchließen, der Stadt zum Verkauf zu. Auf alle dieſe lebensfriſchen Bil— der aber ſchauen ringsum von den kahlen Kämmen des Gebirgs groteskzackige Felsgeſtalten über Land und Meer bis zu den ſchneeigen Bergſpitzen hin und es legt ſich über das Alles der weiche, ſonnige Duft des tiefſten Südens. Dies iſt das ungefähre Bild eines Thals auf Teneriffa, und ſo ſehen die Ufer der kleinen 332 Die Finken. Flüſſe aus, an denen nach Bechſtein u. a. Schriftſtellern der Kanarienvogel brüten ſoll. Er niſtet auch wirklich an ihnen, aber nicht ausſchließlich. Ich habe ihn ebenſowol in Gegenden ſich fortpflanzen ſehen, in denen er ziemlich weit von fließendem Waſſer entfernt war und die Natur einen ganz andern Charalter als den oben geſchilderten trug; nur dürfen einzelne Bäume und hohes, wenn auch lichtes Buſchholz nicht fehlen. Von der Meeresküſte erſtreckt ſich ſeine Verbreitung bis zu der nicht unbedeutenden Höhe von etwa 1570 — 1880 Mtr. im Gebirge hinauf, während er freilich an vielen dazwiſchen liegenden Punkten vergeblich geſucht wird. Die Gärten volkreicher Städte beherbergen ihn zur Fortpflanzungszeit ebenſowol, als auch die abgelegenſten, ſtillſten Winkel der Inſel. Man kann wol ſagen, daß er in viel höherm Grade als ſeine Vettern, der Hänfling und Stiglitz, welche ebenſo häufig wie er in ſeinem Vaterlande zu finden ſind, ein Baum— vogel ſei. Im dichten, ſchattigen und feuchten Hochwalde, der dort vorzugsweiſe aus Lorbeerbäumen und Stechpalmen beſteht, habe ich ihn niemals beobachtet; höchſtens bewohnt er deſſen äußere lichte Ränder, wie ich ihn z. B. am Saume der immergrünen Waldſchlucht Barranco de Badajoz bei Guimar mehrfach be— obachtet habe. Da die Weingärten, welche vor dem Auftreten des verderblichen Kerbthiers in noch weit ausgedehnterm Maße als jetzt vorhanden waren, faſt immer mit einzeln ſtehenden Obſtbäumen untermiſcht ſind, ſo iſt der Kanarienvogel gewöhnlich in ihnen auch häufig zu finden, umſomehr, da ſie ſich ohne Aus— nahme einer ſonnigen Lage, wie er ſolche vorzugsweiſe liebt, erfreuen. Warm ſind, im Sommer wenigſtens, auch die weiten Forſten der kanariſchen Fichte, in denen ich ihm im April d. J. 1856, wider Vermuthen, bei dem Flecken Chasna und weit über dieſen hinauf in großer Kopfzahl begegnete. Man hatte bisher nicht gewußt, daß er ſich zur Brutzeit in ſo hochgelegenen Bezirken auf— halte, vielmehr war er beſtändig als Bewohner der Ufergegenden angeſehen. Mit Beſtimmtheit kann ich jedoch verſichern, daß er an den Abhängen des Teyde, ſowie an anderen Orten bis zur angegebnen Höhe vorkommt und dort meiſtens auf jungen Nadelholzbäumen ſein Neſt erbaut. Man entfernt ſich alſo weniger von der Natur als man wol denkt, wenn man bei uns dem zahmen Kanarien— vogel in jogen. fliegenden Hecken abgehauene kleine Kiefern hinſetzt, damit er in deren Zweigen niſte, was er ſo gern thut. Ob der wilde Kanarienvogel die Hochregion von Teneriffa und Palma, in welcher die kanariſche Fichte faſt allein mit mannigfachem Unterholz die Waldbeſtände bildet, auch im Winter bewohne, iſt mir unbekannt. Allerdings fällt dort noch wenig Schnee, doch iſt die Temperatur die Wintermonate hindurch im Vergleich mit dem ewigen Frühlinge des untern Landes ſchon eine ſehr niedre. Es ſcheint jedoch, daß der Kanarienvogel auch in ſeiner Heimat einen gewiſſen Grad von Kälte zu ertragen hat und denſelben Der wilde Kanarienvogel. 333 nicht ſehr ſcheue; ſonſt wäre es doch wol ſchwer zu erklären, wie er im gezähmten Zuſtande dem ſtrengen Winter des nördlichen Deutſchland im ungeheizten Zimmer, wo binnen wenigen Stunden das Waſſer bis auf den Grund der Gefäße friert, trotzen kann, ja, daß er bei einer ſolchen Behandlung ſich ausdauernder zeigt, als wenn man ihn am warmen Ofen überwintert. Im Spätherbſt hat Berthelot ihn in den Bandas von Chasna 1255 Mtr. über dem Meere angetroffen, je— doch nicht geglaubt, daß er hier und höher hinauf noch brüte; er war erſtaunt, als ich ihm meine hierauf bezüglichen Erfahrungen mittheilte. Ich hatte be— reits im September d. J. 1852 ganze Scharen von Kanarien dicht unter der Kumbre der Inſel Palma, wo die Fichte aufhört und die Kodeſo-Dickichte mit einzelnen Zedern untermiſcht vorherrſchend werden, in nahezu 1880 Mtr. Höhe beobachtet. 8 Der Fortpflanzung des Kanarienvogels habe ich im Thale von Orotava auf Teneriffa mehrfach meine Aufmerkſamkeit zugewendet und ich kann daher genauere Mittheilungen über dieſelbe machen. Parung und Neſtbau erfolgen im März, meiſtens erſt in der zweiten Hälfte. Niemals baute der Vogel in den von mir beobachteten Fällen niedriger als 2,, Mtr. über dem Boden, oft in viel be— deutenderer Höhe. Für junge, noch ſchlanke Bäumchen ſcheint er eine beſondre Vorliebe zu hegen und unter dieſen wiederum die immergrünen oder ſehr früh ſich belaubenden vorzüglich gern zu wählen. Der Birn- und der Granat— baum werden ihrer vielfachen und doch lichten Veräſtelung halber häufig, der Orangenbaum ſeiner allzu dunklen Krone wegen ſchon ſeltner, der Feigenbaum, wie man verſichert, niemals zur Brutſtätte auserſehen. Das Neſt wird ſehr ver— ſteckt angebracht, doch iſt es, namentlich in Gärten, durch das viele Hin- und Herfliegen des Pärchens in ſeinem nicht großen Niſtbezirk unſchwer zu entdecken. Ich fand das erſte mir zu Geſicht gekommene Neſt in den letzten Tagen des Monats März i. J. 1856 inmitten eines verwilderten Gartens der Villa Orotava auf einem gegen 4 Mtr. hohen Buchsbaum, der ſich über eine Mirtenhecke er— hob. Es ſtand, nur mit dem Boden auf den Aeſten ruhend, in der Gabel einiger Zweige, unten breit, oben ſehr eng mit ungemein zierlicher Rundung nett und regelmäßig gebaut. Es war durchweg aus ſchneeweißer Pflanzenwolle zuſammengeſetzt und nur mit wenigen dürren Hälmchen durchwebt. Das erſte Ei wurde am 30. März und dann täglich eins hinzugelegt, bis mit der An— zahl von fünf Eiern das Gelege vollzählig war; während ich in manchen Neſtern nur drei bis vier Eier fand, habe ich nie mehr als fünf in einem ſolchen ge— ſehen. Dieſelben ſind blaß meergrün, mit röthlichbraunen Flecken beſät, ſelten beinahe oder ganz einfarbig. Sie gleichen denen des zahmen Vogels durchaus. Ebenſo hat die Brutzeit durch die Züchtung keine Veränderung erlitten; ſie dauert beim Wildling gleichfalls ungefähr 13 Tage. Die Jungen bleiben im Neſt, bis ſie 334 Die Finken. völlig befiedert ſind und dann werden ſie noch eine Zeitlang nach den Ausfliegen von beiden Alten, namentlich aber vom Männchen ſorgſam aus dem Kropfe ge— füttert. In der Regel werden in einem Sommer vier, mitunter aber auch nur drei Bruten gemacht. Zu Ende d. M. Juli beginnt die Mauſer, mit welcher natürlich für das laufende Jahr die Fortpflanzungszeit ſchließt. Sämmtliche Neſter, deren ich ſechs bis ſieben im Frühlinge des genannten Jahres be— obachtete, waren in übereinſtimmend ſaubrer Weiſe aus Pflanzenwolle geformt; in einigen unterbrach kaum ein Grashalm oder Reiſigſtückchen das glänzende Weiß des Baues. Wahrſcheinlich hatte bei ihnen allen der die Samen der lanariſchen Weide umhüllende zarte Flaum nebſt den Federkronen von Pflanzen aus der Familie der Zichoriengewächſe den Stoff geliefert, von welchem die Vögelchen das Neſt ſo kunſtreich gewebt. Einer äußern Umkleidung durch Flechten u. drgl. ſcheint daſſelbe wol ſeines verſteckten Standorts halber nicht zu bedürfen. Im Sommer liefern den Vögeln mehrere Gewächſe ungemein feine Pflanzenſeide zum Neſtbau; an Orten aber, wo ſie nur gröbere Stoffe finden, ſollen die mehr aus Moos und Halmen gebauten Neſter ſtets eine innere weiche Aus— fütterung haben. Das Männchen ſitzt, während das Weibchen brütet, in der Nähe, am liebſten hoch auf noch unbelaubten Bäumen, im erſten Frühlinge gern auf Akazien, Platanen oder echten Kaſtanien, Baumarten, deren Blattknoſpen ſich erſt ſpät öffnen oder auch auf dürren Zweigſpitzen, wie ſie die Wipfel der in Gärten und in der Nähe der Wohnungen ſo allgemein verbreiteten Orangen nicht ſelten auf⸗ zuweiſen haben. Von ſolchem Standpunkt aus läßt es am liebſten und läugſten ſeinen Geſang hören. Es iſt eine Freude, dann dem kleinen Virtuoſen zu lauſchen, zumal wenn dies, wie es uns häufig vergönnt war, von dem Balkon oder der Gallerie eines Isleno-Hauſes aus geſchehen kann, wo man ſich in gleicher Höhe mit dem ſingenden Vogel befindet, der in ganz geringer Entfernung vor uns ſitzt. Wie bläht er dann ſeine kleine geſangsreiche Kehle auf, wie wendet er die goldgrün ſchimmernde Bruſt bald rechts bald links, ſich im Strahl ſeiner heimatlichen Sonne badend, bis auf einmal der leiſe Ruf des im Neſte ver— borgnen Weibchens ſein Ohr trifft und er mit angezogenen Flügeln ſich in das Blättermeer der Baumkrone ſtürzt, welche über ihm gleichſam zuſammenſchlagend die ſüßen Myſterien ſeines Gattenglücks verhüllt. Umgeben von der duftenden Blütenpracht ſeines Vaterlands erſcheint das unſcheinbar grüne Vöglein herrlicher als die ſchönſten ſeiner Brüder, welche in Europa den Rock der Sklaverei tragen. Es iſt ja an ſeiner Stelle, hier, wo des Schöpfers Wort es ins Daſein gerufen, und die Melodie ſeines Liedes verfehlt um ſo weniger auf uns einen unwider— ſtehlichen Zauber auszuüben, als durch alle Sinne zugleich wohlthuende Em— pfindungen auf den Zuhörer einwirken und mit dem Reiz des Fremdartigen ſich Der wilde Kanarienvogel. 335 gerade durch dieſe Vogelſtimmen träumeriſche Erinnerungen der Kindheit in die gegenwärtigen Eindrücke miſchen. Unzweifelhaft hat mich nichts ſo angeheimelt und mir das Gefühl des Fremdſeins auf den kanariſchen Inſeln verſcheucht, als der überall mich freundlich grüßende Geſang des wilden Kanarienvogels, der dort etwa in derſelben Häufigkeit wie der Finkenſchlag in Deutſchland erſchallt. Es iſt viel über den Werth dieſes Geſangs geſchrieben; von Einigen über— ſchätzt und zu ſehr geprieſen, iſt er von Anderen, die vielleicht nach einem oder nur wenigen nach Europa gebrachten Männchen, deren Organ die vollkommene Ausbildung nicht erlangt hatte, ihr Urtheil bemeſſen, einer zu ſcharfen, ab— ſprechenden Beurtheilung unterzogen. Man bleibt ziemlich ſicher bei der Wahr— heit, wenn man die Meinung ausſpricht, daß die wilden Kanarienvögel ſo ſingen, wie in Europa die zahmen. Der Schlag dieſer letzteren iſt durchaus kein Kunſt— erzeugniß, ſondern, wenn auch hin und wieder durch die Einwirkungen fremder Vogelgeſänge beeinflußt, doch im großen ganzen das geblieben, was er urſprüng— lich war. Einzelne Paſſagen hat die Erziehung umgeſtalten und zu glänzender Entwickelung bringen, andere der Naturzuſtand in größerer Friſche und Rein— heit bewahren können. Der Charakter beider Geſänge jedoch iſt noch jetzt völlig übereinſtimmend. Dies aber beweiſt, daß, mag ein Volk auch ſeine Sprache verlieren, eine Vogelart dieſelbe doch durch alle Wandlungen äußerer Verhält— niſſe unverſehrt hindurchtragen kann. Soweit geht die ſachliche Beurtheilung; das perſönliche Urtheil aber wird beſtochen durch die tauſend Reize der Land— ſchaft, durch die Eindrücke des Ungewöhnlichen. Der Geſang, den wir ver— nehmen, erklingt uns herrlich, aber er dünkt uns noch ungleich klangreicher da— durch, daß er nicht im ſtaubigen Zimmer, ſondern unter freiem Himmel erſchallt, wo Roſen und Jasmin um die Cypreſſe ranken und die im Raum verſchwimmenden Klangwellen alle Härten abſtreifen, welche bei dem meiſtens in zu großer Nähe vernommenen Geſange des zahmen Vogels unangenehm, wol gar unausſtehlich erſchallen. Hier begnügen wir uns nicht, mit dem Ohre zu hören; unver— merkt vernimmt man auch durch die Einbildungskraft und ſo bilden ſich Urtheile, wie dem Geſange eines Vogels von den Kanariſchen Inſeln kommt nichts gleich“ u. ſ. w. (Heineken), welche ſpäter bei Anderen Enttäuſchung hervorrufen. Eben— ſowenig wie alle Hänflinge und Nachtigalen oder alle zahmen Kanarienvögel gleichgute Schläger ſind, darf man dies von den Wildlingen fordern. Auch unter ihnen giebt es mehr und minder tüchtige Sänger; das aber iſt meine entſchiedne Anſicht, die ſogen. Rollen, jene zur Seele dringenden, tiefen Bruſttöne, habe ich nie ſchöner vortragen gehört, als von wilden Kanarienvögeln und einigen zahmen der Inſeln, die bei jenen in der Lehre geweſen. Nie werde ich die Leiſtungen eines wundervoll hochgelben Männchens von Gran-Canaria, welches ich als Ge— ſchenk von einem Freunde erhielt, vergeſſen. Am meiſten möge man ſich hüten, 336 Die Finken. den Naturgeſang nach dem oft ſtümperhaften ſehr jung gefangener Wildlinge, die im Käfige ohne guten Vorſchläger aufwuchſen, zu beurtheilen. Der Flug des Kanarienvogels gleicht dem des Hänflings; er iſt etwas wellenförmig und geht meiſtens in mäßiger Höhe von Baum zu Baum, wobei, wenn die Vögel ſchwarmweiſe fliegen, die Glieder der Geſellſchaft ſich nicht dicht aneinander drängen, ſondern jedes ſich in einer kleinen Entfernung von ſeinem Nachbar hält und dabei einen abgebrochnen, oft wiederholten Lockruf hören läßt. Die Scharen, in welche ſie ſich außer der Fortpflanzungszeit zuſammenthun, ſind zahlreich, löſen ſich aber den größten Theil des Tages hindurch in kleinere Flüge auf, welche an geeigneten Orten ihrer Nahrung nachgehen und häufig längere Zeit auf der Erde verweilen, vor Sonnenuntergang jedoch ſich gern wieder ſammeln und einen geeigneten Ort zur gemeinſchaftlichen Nachtruhe aufſuchen. Auf dem dazu gewählten Baume ſtimmen ſie dann ein lautes und wirres Konzert an; man würde aber Unrecht daran thun, dieſes mit ihrem eigentlichen Geſange zu verwechſeln. > Die Nahrung des Kanarienvogels beſteht größtentheils, wenn nicht aus— ſchließlich, in Pflanzenſtoffen, kleinem Geſäme, theils mehliger, theils öliger Be— ſchaffenheit, zartem Grün und ſaftigen Früchten, namentlich Feigen, welche letzteren er, wie faſt alle Singvögel der Kanariſchen Inſeln und ſelbſt die in den Tropen heimiſchen Finken, auch in der Gefangenſchaft mit großer Vorliebe zu verzehren pflegt. Eine durchgebrochne reife Feige bietet ihnen in ihrem Fleiſch, ſüßen Saft und ſehr zahlreichen Kernen einen erſichtlichen Leckerbiſſen dar, den ſie gleichſam aus— ſchlürfen, zu welchem ſie im Freien nur dann gelangen können, wenn die Frucht vor Ueberreife ihren violettblauen oder gelbgrünen Mantel ſprengt. Vorher iſt es ihnen unmöglich, mit dem zarten Schnabel durch die feſte von etwas ſcharfem Milchſaft ſtrotzende Hülle zu dringen. Ein ſolcher Feigenbaum mit geplatzten Früchten bietet einen wahrhaft intereſſanten Anblick dar, denn er bildet den Sammelplatz für eine große Anzahl von Singvögeln; Amſeln, Plattmönche, Weidenlaubvögel, Stiglitze, Steinſperlinge, Blaumeiſen u. a. m. finden auf ſeinen Zweigen einen gedeckten Tiſch, an dem Inſekten- und Körnerfreſſer bunte Reihe machen. Unter den Pflanzenfamilien, welche dem Kanarienvogel Nahrung bieten, ſcheinen die Kreuzblütler und Vereinsblütler vorzugsweiſe gern von ihm auf— geſucht zu werden. Die Kröpfe aller im Frühlinge erlegten fand ich faſt ausſchließ— lich mit Kreuzblüterſamen von verſchiedenen Arten angefüllt. Dieſelben waren noch beiweitem nicht reif, daher um ſo zarter und ſie dürften alſo das Hauptfutter für die noch kleinen Jungen ſein. Dem Kohl- und Salatſamen gehen ſie den Sommer hindurch auf Feldern und in Gärten nach. Auch von mancherlei an— deren Sträuchern und Kräutern freſſen ſie junge grüne und zarte Pflanzenſtoffe, auf Diſteln dagegen habe ich ſie nie erblickt. Noch verdient bemerkt zu werden, Der wilde Kanarienvogel. 337 daß die Straßen von Santa Cruz, um wieviel mehr alſo abgelegene Orte, voller Kreuzkraut und Vogelmiere ſtehen und daß an feuchten Stellen unſer Wegebreit, ſowie an Quellen und Bächen Brunnenkreſſe, und auch der Mohn im wilden Zu— ſtande auf Hügeln und zwiſchen dem Getreide ſprießt. So findet der Kanarien— vogel alſo bereits in ſeinem Vaterlande, mit Ausnahme des Hanfs, faſt alle Lecker— biſſen reichlich vor, durch welche wir ihm die Gefangenſchaft verſüßen. Eines Hauptnahrungsmittels muß ich jedoch noch erwähnen. Es iſt dasjenige, welches in Europa am meiſten Ruf erlangt hat und ſo allgemein zur Fütterung der Stubenvögel verwendet wird, nämlich das Kanariengras (Phalaris canariensis), das auf den Inſeln ſowie in allen Ländern des Mittelmeerbeckens einheimiſch, in Deutſchland namentlich bei Erfurt im großen gebaut wird und früher lange als die ausſchließliche Koſt des Kanarienvogels galt. In Holland baute man es bereits in der zweiten Hälfte des ſiebenzehnten Jahrhunderts an. Es dient noch jetzt auf den Kanariſchen Inſeln unter dem Namen Alpiſte zum alleinge— bräuchlichen Vogelfutter, wird daſelbſt aber gegenwärtig nicht mehr gewonnen, ſondern als Handelsartikel von Spanien hinübergebracht. Wildwachſend trifft man es in etwa 0,5 Mtr. hohen dünnen Halmen, die an der Spitze eine rund— liche, kopfförmige Aehre tragen, an Feldrainen und unter der Saat, ſowie hin und wieder auch auf ſteinigen Hügeln an, wo es von den Kanarienvögeln aller— dings, jedoch nicht mehr als andere verwandte Arten und Hirſegräſer, auf— geſucht wird. Waſſer iſt für den Kanarienvogel ein gebieteriſches Bedürfniß. Er fliegt oft, meiſt geſellig zur Tränke und liebt das Baden, bei dem er ſich ſehr naß macht, im wilden Zuſtande ebenſo ſehr als im zahmen. Die geographiſche Verbreitung des Kanarienvogels erſtreckt ſich außerhalb der ihm gleichnamigen Inſeln noch über Madera und die Azoren. Ueber dieſe ſämmt— lichen Archipele iſt er jedoch unregelmäßig vertheilt. Er lebt auf den Kanaren als beſtändiger Brutvogel nur ſoweit, als etwa der Teyde oder Pik von Teneriffa ſeinen gigantiſchen Schatten wirft. Schon die öſtliche Hälfte Gran-Canaria's beſitzt ihn als ſolchen nicht mehr und von Fuerteventura und Lanzarote ver— bannen ihn Baumloſigkeit und Waſſermangel. Wol aber ſtreifen in dieſe letzt— genannten Gegenden zahlreich, zumal nach Gran-Canaria, im Herbſt und Winter ſeine wandernden Schwärme; denn er iſt, wie ſoviele Finkenarten, weder Stand— noch Zug-, ſondern ein entſchiedner Strichvogel, der überall erſcheint, wohin ihn innerhalb der Grenzen des Inſellands Laune oder der Ueberfluß irgendwelcher Lieblingsnahrung rufen. Im Weſten der großen und fruchtbaren Iunſel Gran— Canaria iſt er vorhanden und gilt dort beſonders für einen Bewohner des Pinal— oder Fichtenwaldes, welcher, wenn auch durch die Axt gelichtet, hier und im Innern noch immer bedeutende Flächen einnimmt. Auch wurde uns berichtet, daß der Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 22 338 Die Finken. Vogel in der Umgebung des nach Norden zu gelegnen Städtchens Teror häufig ſei und Herr Baron v. Minutoli ſpricht bei Erwähnung der jener Gegend angehörigen Montana de Doramas von Konzerten Hunderter von Kanarien— vögeln, die er dort ſchmettern hörte. Jedenfalls tritt der Vogel jedoch in Canaria in geringerer Anzahl als in Teneriffa auf und dringt nur in vereinzelten Pärchen bis zum öſtlichen Fuß des Gebirgsſtocks vor, welcher die Waſſerſcheide des Ei— lands bildet. Hier, z. B. in den Obſthainen von Tenteniguada, einer ſcheinbar wie für ihn geſchaffnen Gegend, hörte ich im Juni während eines längern Auf— enthalts nur ein Männchen ſchlagen, dies aber täglich. Vier Wochen früher hatte ich ihn ebenfalls ſehr zerſtreut im bergigen Mittelpunkt Canaria's und zwar in etwa 1100 Mtr. Höhe bei Hoya de la Vieja, ſowie in dem der Mittags— ſeite der Inſel zugewandten Barranco de Chamorican, wo der Nadelwald mit einigen gewaltigen Stämmen beginnt, angeſiedelt gefunden. Es iſt eine durch A. v. Humboldt's Schriften auch in Deutſchland zu all— gemeiner Kenntniß gelangte Thatſache, daß früher einmal die kleine Inſel Mon— tana Clara von Kanarienvögeln bewohnt war, deren außerordentlich herrlicher Geſang ſie zum Gegenſtande beſondrer Aufmerkſamkeit machte und höchlichſt ge— rühmt wurde. Auch Ledru erwähnt in ſeinem Katalog dieſe Oertlichkeit. Nun iſt Montana Clara, nebſt einigen anderen, ihr ähnlichen, wüſten Inſelchen, in der Nähe von Lanzarote gelegen, ein unbewohnter, baumloſer Fels im Meere, der in überaus kühnen Umriſſen ſich aus den Fluten erhebt und der ſehr öſtlichen Lage, ſowie ſeiner Bodenbeſchaffenheit nach gleichwenig zum Wohnplatz von Kanarien geeignet erſcheint. Dennoch liegt kein Grund vor, an der durch Au— oritäten geſtützten, noch heute im Munde des Volkes lebenden Ueberlieferung zu zweifeln. An einer Quelle jenes Felſeneilands ſoll hohes Buſchwerk geſtanden haben und dies der Aufenthalt jener wunderbar ſchön ſingenden Lokalraſſe geweſen ſein, bis Hirten oder Fiſcher es in Brand geſteckt und ſo die Vögelchen ver— trieben haben. Dies Ereigniß hat ſich nach einer handſchriftlichen Aufzeichnung meines Freundes Berthelot in den erſten Jahren unſeres Jahrhunderts zuge— tragen. Es iſt ſehr wol denkbar, daß die tiefe Abgeſchiedenheit und Oede der Stelle vor Alters eine Kolonie von Kanarienvögeln angelockt und daß gerade die weite Entfernung von ihresgleichen, hier, wo nur Sturmtaucher und Möven ihre Nachbarn waren, zuerſt innerhalb weniger Familien die Ausbildung einer Geſangsfertigkeit begünſtigen konnte, welche ſich ſpäter, je enger der Kreis, um ſo leichter, als Erbtheil fortgepflanzt. Ich ſelbſt habe nicht Gelegenheit gehabt, Montana Clara zu beſuchen; es wäre jedoch intereſſant, ſich von ſeinem gegen— wärtigen Zuſtande zu überzeugen und es dürfte doch nicht unmöglich ſein, daß man in dem daſelbſt vielleicht aufs neue emporgeſchoſſenen Geſträuche auch die zu ihrem einſtigen Lieblingsaufenthalte zurückgekehrten Vögel wiederfände. Der wilde Kanarienvogel. 339 Der Verfaſſer dieſer Zeilen hat die erſten wilden Kanarienvögel in Madeira geſehen, obwol alle ſeine jpäteren Beobachtungen auf den Kanariſchen Inſeln ange— ſtellt wurden. In den überaus reizenden, weltberühmten Gärten um Funchal trifft man dieſe Vögel häufig an, und hier war es, wo Heineken, der in den Jahren 1820 — 29 auf Madeira weilte, die erſten guten, ausführlicheren Studien über ihre Lebensweiſe gemacht hat. Man kann ſeinen Bericht, dem eine ſehr natur— wahre Beſchreibung beigegeben iſt, im „Zoological Journal“ Nr. 17, Art. 17, und in der „Iſis“ von 1831 nachleſen, aus welcher letztern er unter anderen ſeinen Weg in Lenz' treffliche Naturgeſchichte gefunden hat. Man nennt den wilden Vogel in Madeira Canario de terra, während er in Teneriffa Canario de campo heißt. Die gezähmte Raſſe trägt auf erſtrer Inſel den Namen Canario de fora (fremder Kanarienvogel), obwol man ihn jetzt auch dort und zwar vom ſchönſten Gelb in großen Hecken zieht. Vernon Harcourt hat dem Vogel ebenfalls in Madeira Aufmerkſamkeit gewidmet, und J. Hate Johnſon, der talentvolle Verfaſſer des Buchs „Madeira, its climate and scenery“, be— merkt über denſelben folgendes: ‚Während der Brutzeit iſt er ſehr zutraulich und beſucht furchtlos die Gärten mitten in der Stadt. Iſt dieſe vorbei, ſo ſchart er ſich mit Hänflingen und anderen Vögeln zuſammen und treibt ſich dann vor— zugsweiſe auf Feldern und an weniger beſuchten Orten umher. Er läßt den größten Theil des Jahres hindurch ſeinen Geſang hören. Gelbe Kanarienvögel werden in bedeutender Anzahl aus Liſſabon nach Funchal zum Verkauf gebracht. Die Kreuzung zwiſchen wilden und zahmen ſcheint eine Raſſe hervorzubringen, die körperlich kräftiger und mit ſtärkerer Stimme als die gelbe begabt iſt.“ Weder Johnſon noch irgend ein andrer Schriftſteller belehrt uns darüber, ob auf der in geringer Entfernung von Madeira nach Nordoſt zu gelegnen Inſel Porto Santo wilde Kanarienvögel anzutreffen ſeien. Der großen Kahlheit und der Waſſerarmuth halber, an welcher ſie leidet, möchten wir faſt daran zweifeln. Nicht minder ſchweigen die Nachrichten über das etwaige Vorkommen der Art auf den drei Deſertas von Madeira. Ueber die zwiſchen letztrer und den Ka— naren mitteninne liegenden Salvages, die ebenfalls unbewohnt ſind und höchſtens von Jägern regelmäßig beſucht werden, findet man nur die fabelhaft klingende Angabe La Caille's, die Kanarienvögel ſeien auf ihnen ſo gemein, daß man zu einer gewiſſen Jahreszeit nicht einige Schritte thun könne, ohne ihre Eier zu zertreten (1). Auf den Azoren endlich ſind über das Vorkommen des Kanarienvogels noch durchaus keine genaueren wiſſenſchaftlichen Beobachtungen angeſtellt worden. Wir erfahren nur, daß die grüne Raſſe daſelbſt im wilden Zuſtande vorhanden ſei. Es ſcheint jedoch auch hier in dem nördlichen Bezirk ihres Gebiets eine nicht ganz gleichmäßige Vertheilung der Art über die langgedehnte Inſelkette 22 * 340 ; Die Finken. ſtattzufinden. Der Pater Cordeyro ſchreibt, ſie ſeien in St. Miguel ſelten, während ſie auf dem waldigen St. Jorge unter den häufigeren Vögeln ange— führt werden. Es geht aus ſeinem Vorkommen auf den Azoren übrigens her— vor, daß dieſer große tonbegabte Girlitz der atlantiſchen Inſeln, den wir Kanarien— vogel nennen, der Vogelwelt unſres Erdtheils, was bisher noch nirgends ge— ſchehen iſt, als berechtigtes Glied zugezählt werden muß. Der Fang dieſer Vögel iſt ſehr leicht, zumal die Jungen gehen faſt in jede Falle, ſobald nur ein Lockvogel ihrer Art daneben ſteht; ein Beweis mehr für die große Geſelligkeit der Art. Ich habe ſie in Canaria einzeln ſogar in den Schlagen, deren Locker nur Hänflinge oder Stiglitze waren, ſich fangen ſehen. Gewöhnlich bedient man ſich, um ihrer habhaft zu werden, auf den Kanaren eines Schlagbauers (Falſete), das aus zwei ſeitlichen Abtheilungen, den eigentlichen Fallen mit aufſtellbarem Trittholz, getrennt durch den mitteninne befindlichen Käfig, in welchem der Lockvogel (Neclamo) ſitzt, beſteht. Dieſer Fang wird in baumreichen Gegenden, wo Waſſer in der Nähe iſt, betrieben und iſt in den frühen Morgenſtunden am ergiebigſten. Er iſt, wie ich aus eigner An— ſchauung weiß, ungemein anziehend, da er dem im Gebüſch verſteckten Vogelſteller Gelegenheit giebt, die Kanarienvögel in größter Nähe zu beobachten und ſich ihrer zierlichen Bewegungen und ihres anmuthigen Weſens ungeſehen zu erfreuen. Auf dieſe Weiſe habe ich binnen wenigen Stunden 16—20 Köpfe einen nach dem andern fangen geſehen. Die Mehrzahl davon waren indeß noch unvermauſerte Junge. Beſäße man, was nicht der Fall iſt, auf den Inſeln ordentlich eingerichtete Vogel— herde, ſo würde der Ertrag natürlich noch ein weit mehr lohnender ſein. Ich habe Kanarienwildlinge genug in der Gefangenſchaft beobachtet und mit— unter ihrer ein bis anderthalb Dutzend auf einmal beſeſſen. Der Preis junger, bereits ausgeflogener Vögel pflegt in Santa Cruz, wenn man mehrere auf ein— mal kauft, 1 Fiska (etwa 25 Pfennige) für den Kopf zu betragen. Friſch gefangene alte Männchen werden mit 1 Toston (1 Mark) bezahlt. In Canaria ſind, trotz der daſelbſt herrſchenden größern Billigkeit, die Preiſe um vieles höher, was allein ſchon hinreichen würde, ihre größere Seltenheit daſelbſt darzuthun. Es ſind unruhige Vögel, die längere Zeit brauchen, ehe ſie ihre angeborne Wildheit ablegen und ſich, beſonders in engen Käfigen zu mehreren zuſammen— geſperrt, das Gefieder leicht zerſtoßen. Sie ſchnäbeln ſich ſehr gern unter ein— ander und die jungen Männchen geben ſich binnen kurzem durch ein fortgeſetztes lautes Zwitſchern zu erkennen. Meine jungen Vögel fingen in der zweiten Hälfte des Auguſt zu mauſern an; einige unter ihnen hatten indeß noch im Dezember den Federwechſel nicht vollſtändig bewerkſtelligt. Wahrſcheinlich ſind dies die am ſpäteſten ausgeflogenen geweſen. Das helle Gelbgrün zeigt ſich zuerſt an der Bruſt. Der wilde Kanarienvogel. 341 Kaum giebt es einen weichlichern Körnerfreſſer. Man verliert die meiſten an Krämpfen, deren zweiter oder dritter Anfall mit dem Tode zu endigen pflegt. Wer dieſe Vögel über See mit ſich nehmen will, wird wohl daran thun, ſich längere Zeit vor der Abreiſe wenigſtens mit der doppelten Anzahl von denen, die er zu erhalten wünſcht, zu verſorgen und dieſelben in einem jener flachen, hölzernen, nur vorn mit einem ſchrägen Gitter verſehenen Käfige, wie ſie zwi— ſchen Frankreich und der Weſtküſte Afrikas im Gebrauch ſind, fortzuſchaffen. Trotz aller Vorſichtsmaßregeln muß man darauf gefaßt ſein, während der See— reiſe und unmittelbar nach derſelben die Hälfte der Vögel einzubüßen. Von elf glücklich heimgebrachten, bereits vermauſerten, vollkommen eingewöhnten und zum Theil ſchon ſchlagenden Kanarienvögeln habe ich im Laufe des erſten Winters noch mehrere ganz unerwartet epileptiſch zugrunde gehen geſehen. Vor allem ver— meide man es, ſie in die Hand zu nehmen, denn viele von ihnen ertragen das durchaus nicht. Später ſcheinen ſie kräftiger zu werden. Die meinigen mauſer— ten im zweiten Sommer ihres Lebens ſchon im Juli, alſo einen vollen Monat früher als die zahmen. Das eine Weibchen, welches ich während der Heckzeit des Jahres 1857 in einer Volière mit wilden und zahmen Männchen zuſammen umherfliegen ließ, hat ſich zu keiner Parung verſtanden, wol aber gehen die wilden Hähnchen mit großer Leichtigkeit Verbindungen mit der gezähmten Raſſe ein und werden äußerſt treue liebevolle Gatten, die nicht aufhören, ihr Weib— chen aufs zärtlichſte zu füttern und die meiſtens ſogar die Nacht auf dem Neſte deſſelben ſitzend zubringen. Sie bieten jedem andern Vogel, der ihnen zu nahe kommt, die Spitze; ja, ein älteres Männchen, dem beim Kampfe mit einem grünen Hänfling von dieſem doppelt ſtärkern Gegner der Beinknochen durchgebiſſen worden, hörte in dieſem beklagenswerthen Zuſtande nicht auf, durch ſchmettern— den Geſang ſeinem Widerſacher aufs neue den Fehdehandſchuh vor die Füße zu ſchleudern; es konnte nur durch raſche Entfernung aus der Voliere gerettet werden. Die Miſchlinge beider Raſſen heißen in Teneriffa Verdegais und werden beſonders hoch geſchätzt. Ich habe von einem hochgelben gezüchtete geſehen, die Schönheit und eine ganz durch große ungewöhnliche Zeichnung auffielen. Sie waren am Oberleib dunkelgrün, unten von der Kehle an rein goldgelb gefärbt und erinnerten lebhaft an den Hartlaubszeiſig und den gelbſtirnigen Girlitz, zwei afrikaniſche Arten, welche dauernd ein ähnliches Kleid tragen. Dieſe Vögel galten aber auch für etwas außerordentliches und ſehr ſeltnes. In den Hecken (Crias), die man auf den Kanaren von zahmen und wilden Vögeln anlegt, be— folgt man den Grundſatz, einem Männchen letztrer Raſſe ſeiner großen Kraft und Lebhaftigkeit wegen ſtets zwei Weibchen zuzugeſellen. (Mein Freund, Herr Alfred Hansmann, fügt dem Obigen folgende Be— merkung aus dem Schatze ſeiner eignen Erfahrung hinzu: „Der wilde Kanarien— 342 Die Finken. vogel lernt wahrſcheinlich ziemlich ſpät in ſeinem erſten Lebensjahre den voll— ſtändigen Geſang des alten Männchens. Exemplare, welche ſchon früher einmal von dem verſtorbnen Geh.-Medizinalrath Dr. Albers von Madeira mitgebracht waren und welche ich zu hören Gelegenheit hatte, zwitſcherten nur ziemlich laut, zuweilen ſtärkere flötende oder rollende Paſſagen einflechtend. Mit dem eigent— lichen, ſo charakteriſtiſchen Geſange des Kanarienvogels hatte dieſer nur geringe Aehnlichkeit, ebenſo wie derjenige eines jungen Anfängers, deſſen Liede denn auch, wiewol in erhöhtem Maßſtabe, jenes Zwitſchern entſprach. Leider konnte ich nicht erfahren, zu welcher Jahreszeit die jungen Sänger eingefangen worden. Bei meinem wilden Kanarienvogel war mir dies jedoch genau bekannt. Im Herbſte eingefangen, hatte ſich bis kurz vor Weihnachten durchaus noch nicht der bereits verſtändlich angedeutete Schlag aus dem Gezwitſcher ſicher heraus— bilden wollen. Aus Furcht, dies könne zuletzt ganz unterbleiben, brachte ich meinen Vogel zu einem ſeiner wilden Genoſſen, deſſen Sängertalent bereits voll— kommen entwickelt war. Hier lernte er denn in der Zeit von etwa drei Wochen einen erträglichen Schlag, in welchem jedoch außer der den wilden Kanarien— vögeln eigenthümlichen Weichheit und Tiefe einzelner Töne beſonders ſchöne Lei— ſtungen nicht wahrzunehmen waren. Das den zahmen Vögeln eigne ängſtliche piep, piep! ließ auch mein wilder hören, ſobald ſich eine ihm fremde Perſon ſeinem Käfige zu ſehr näherte. Mich unterſchied er deutlich und angeredet oder wenn ich dicht zu ihm herangetreten war, antwortete oder grüßte er mich mit einem freundlichen Girren, das auch, nur lauter, zum Lockruf für vorüberfliegende Sperlinge dienen mußte. Bei plötzlichem Schreck ließ er ein zwei- oder drei— ſilbiges ſchnell ausgeſtoßnes leiſes Zwitſchern vernehmen.“) In einer ungedruckten Mittheilung über den Canario im wilden Zuſtande, welche uns Sabin Berthelot, Direktor des botaniſchen Gartens auf Tene— riffa, dieſer gründliche und berühmte Forſcher, der den Archipel der ſieben Inſeln wie kein Andrer kennt, mit gewohnter Güte zur Verfügung ſtellte, heißt es unter anderm: ‚Dieſe Vögel find auf den Kanariſchen Inſeln ſehr ver— breitet. Sie bewohnen die Obſtgärten der Küſtenregion; am häufigſten trifft man ſie in den Thälern und auf mäßig hohen Hügeln. Uebrigens wechſeln ſie ihren Aufenthalt je nach den Gegenden oder vielmehr nach ihren Lebens— bedürfniſſen. So werden fie bald von den ſchwarzen Maulbeeren, nach deren Kernen ſie, wenn die Frucht vertrocknet iſt, lüſtern ſind, vom Wegebreit und der Miere nach gewiſſen Oertlichkeiten, bald von den Gänſefußgewächſen und Fuchsſchwanzarten anderwärts hin gelockt. In Teneriffa ſieht man im Früh— linge in den Thälern von Guimar und Orotava, ſowie auf den lachenden Fluren von Matanza und La Victoria große Scharen beiſammen; ſpäter findet man ſie im Herbſte wol 1600 Meter über der Meeresfläche. Vor mehr als Der wilde Kanarienvogel. 343 zwanzig Jahren jagte ich einmal in der Gran-Huerta des Marquis von las Palmas und erlegte auf einen Schuß 17 Kanarienvögel. Noch heute wirft mir mein Gewiſſen dies Blutbad vor und nur die Erinnerung an die föftlichen kleinen Spießbraten, die das Ergebniß waren, läßt mich Beruhigung finden. — In den voller Orangenbäume ſtehenden Gärten wählen ſie an ſtürmiſchen Tagen und bei gewitterſchwüler Luft dieſelben zum Zufluchtsort. Unter dem Laubdach verſammelt, laſſen ſie dann, ſobald die Ruhe wieder hergeſtellt iſt und die Sonne aufs Neue hervorbricht, ein betäubendes Gezwitſcher hören. Buffon hat geſagt: Wenn die Nachtigal der Sänger des Waldes iſt, ſo giebt der Kanarienvogel dagegen den Muſiker des Zimmers ab. — Im wilden Zuſtande iſt ſein Lied dann unharmoniſch und zu gellend, wenn er es im Verein mit vielen anderen erſchallen läßt. Jeder Kanarienvogel muß ganz einzeln ge— halten ſein, ſoll er uns durch ſeinen Geſang entzücken; dann beſtreitet die Natur alle Koſten der Kunſt, die Modulationen wechſeln in unendlicher Mannigfaltig— keit, in allen Tönen, hell, brillant, in Kadenzen, kurz und ſchmetternd oder lang anhaltend. Es liegt ein beſondrer Ausdruck darin, den man im gezähmten Zuſtande nur mit gewiſſen Modifikationen wiederfindet. Der Geſang des zahmen Kanarienvogels iſt oft tönender und lauter, dafür aber mit weniger markirten Uebergängen ausgeſtattet. Manche Autoren haben über den Sänger der Kanariſchen Inſeln falſche Angaben nieder- oder nachgeſchrieben. Einer unter Anderen, Bory de St. Vincent, ſagt in dem ihn auszeichnenden glänzenden Stile: Auf den Piks von Teneriffa feiert dieſer Vogel unaufhörlich ein ſtets neues Liebesglück. Fern von menſchlichen Wohnungen, wo keines andern Vogels Stimme ertönt, genügt es ihm, ſeine Gattin zu bezaubern. — Und an einer andern Stelle leſen wir: Hin und wieder rauſcht von den in Schwärmen verſammelten Kanarienvögeln das Laub der Lorbeeren oder Palmen und plötzlich hört man aus einem Baume ein hinreißendes Konzert hervorbrechen. — Wir haben unſre Meinung über den Werth der Melodie und über die Wirkung, welche ſie, vielſtimmig geſungen, hervorbringt, bereits abgegeben. Was den Aufenthalt von Kanarienvögeln in den Kronen der Lorbeerbäume anbetrifft, ſo können wir verſichern, daß ſie ſich äußerſt ſelten in den Lorbeerforſten blicken laſſen. Das Klima dieſer Region iſt ihnen zu feucht. Der Schatten, den jene jungfräulichen Waldungen werfen, würde ihnen nicht zuſagen; denn über alles lieben ſie das helle Licht des Tages und die buſchigen Hügel, an deren Abhängen der Sonnenſtral das Reifen der Pflanzenſamen beſchleunigt. An dieſen Orten aber laſſen ſie ſich wiederum niemals auf Dattelpalmen nieder, weil deren vom Wind gepeitſchte Wedel einen ſchlechten Sitz für fie abgeben würden‘. 344 Die Finken. Der älteſte Autor, welcher des Kanarienvogels und zwar ſchon mit dankens— werther Ausführlichkeit gedenkt, iſt Konrad Geßner, der ſein Buch „De avium natura“ in der erſten Hälfte des ſechszehnten Jahrhunderts geſchrieben, den Vogel indeſſen noch nicht ſelbſt geſehen, ſondern nach dem Bericht eines Freundes ge— ſchildert hat. Er nennt ihn Canariam aviculam, zu deutſch Zuckervögele. Ihm folgt Aldrovandi, deſſen noch ziemlich unförmliche Abbildung daneben zugleich das Kanariengras, des Vogels Lieblingsnahrung, darſtellt, der ſonſt aber Geßner's Angaben faſt wörtlich wiederholt. Beide kennen nur den grünen, zu ihrer Zeit noch durch Kaufleute unmittelbar von den Inſeln nach Europa gebrachten Vogel; doch weiß Aldrovandi ſchon das Männchen, dadurch daß es mehr Gelb hat, vom Weibchen zu unterſcheiden. Ihres hohen Preiſes und ihrer Seltenheit halber waren ſie damals nur in den Paläſten der Großen anzutreffen. Die früheſten Schriftſteller, welche von der Entdeckung und Geſchichte der Fortunaten oder glücklichen Inſeln berichten, ſchweigen über unſern Vogel. Von jenen frommen Brüdern, die das Kreuz Chriſti zu den in Felle gekleideten Guanchen trugen, von jenen Seefahrern, die lange vor Columbus das geheim— nißvolle Weltmeer durchfurchten und mit den Knappen des Infanten Don Enrique nach unentdeckten Inſeln ſuchten, dürfen wir dergleichen ins Einzelne gehende Beobachtungen nicht erwarten. Erſt 1594 erwähnt der Mönch Alonſo de Espinoſa in ſeinem Werke vom Urſprunge und von den Wundern des Gnadenbildes unſrer lieben Frau von Candelaria im vorübergehen auch den Kanarienvogel. Er ahnt noch nicht, daß man das goldgelbe Vögelchen, welches der Jeſusknabe jener, wie es heißt, wunderbar erſchienenen Maria, der Schutz— patronin der Inſeln, auf dem Finger trug, einſt auf den Kanarienvogel werde deuten können; nur der wilde iſt ihm bekannt. Es giebt daſelbſt (auf Teneriffa) allerlei Geflügel und viele von den Singvögeln, die man in Spanien Canarios nennt. Sie ſind klein und grün.“ Wenig ſpäter ſpricht, ebenfalls beiläufig, der kanariſche Dichter Viana von ihnen in einem die Eroberung des Archipels feiernden Epos, welches 1604 in Sevilla erſchien. Im Jahre 1676 begnügt ſich der Hiſtoriker Nunez de la Pena anzuführen, Teneriffa ſei von Kanarien— vögeln bewohnt, die mit ihrem Geſange das Jahr zu einem immerwährenden Frühlinge machten, ſo mild ſei die Luft; bald darauf gedenkt er des Vogels flüchtig noch einmal, als er über die Etymologie des Namens Canaria grübelt. Der Holländer Dapper ſagt in ſeiner Beſchreibung von Afrika und deſſen Inſeln (1668) von den Kanaren redend, es gebe daſelbſt ‚zekere kleine vogeltjes, hier te lande na deze eilanden Kanaryvogels genoemt, die zeer scheen angenaem zingen, en van daer herwaerts overgebracht wor- den; en telen deze ook hier te lande voort.‘ Der wilde Kanarienvogel. ; 345 Olina hat in feiner Uccelliera (1622) auf Tafel 7 die Passera di Canaria nicht übel dargeſtellt. Er iſt es, der die oft wiederholte Erzählung von dem zeitweiligen Verwildern des Kanarienvogels auf Elba infolge des Schiffbruchs eines nach Livorno beſtimmten Fahrzeugs giebt. Mit der Annäherung des achtzehnten Jahrhunderts und in dieſem ſelbſt wird die Literatur über den Gegenſtand reicher. Sie beſchäftigt ſich aber, ſo Willoughby, Albin, Hervieux de Chanteloup, Fritſche u. a. m., fat ausſchließlich mit der gezähmten Raſſe, deren Zucht für Tirol ſchon in der zweiten Hälfte des ſiebenzehnten Jahrhunderts einen Handelsartikel nach Eng— land lieferte. Briſſon hat in ſeiner Ornithologie die hellfarbige Spielart fälſchlich für die Urſpezies genommen und beſchrieben. Der große Linné, der ſein Systema Naturae bald nach Briſſon herausgab, war in einem ähnlichen Irrthum befangen. Er zieht bei dieſer Gelegenheit auch den Mozambikzeiſig als Varietät zum Kanarienvogel. Bei Buffon wird die Ungewißheit hinſichtlich der Begrenzung der Art noch größer. Girlitz und Zitronfink müſſen ſich bequemen, zu Lokalraſſen einer und derſelben über einen großen Theil Europas und Afrikas, ſowie über die Kanariſchen Inſeln verbreiteten Art herabzuſteigen: „In dem glücklichen Himmels— ſtrich der Heſperiden ſcheint dieſer Vogel entſtanden zu ſein oder daſelbſt wenig— ſtens alle ſeine Vorzüge erlangt zu haben. Man kennt indeß auch in Italien eine Art, welche kleiner als die der Kanarien iſt und in der Provence eine zweite faſt ebenſogroße als dieſe, beide mehr als wilde Vögel, die jedoch als Grundlage einer ziviliſirten Raſſe zu betrachten ſind. Dieſe drei paren ſich in der Gefangenſchaft mit einander, im Naturzuſtande aber ſcheinen ſie ſich jeder in ſeiner Zone ſelbſtändig fortzupflanzen. Sie bilden mithin drei konſtante Varietäten.“ Wir finden jedoch, daß Buffon trotz der Spezies-Konfuſion, die er anrichtet, einen weitern Geſichtskreis als viele Andere beherrſcht und mit dem wilden, dunkelfarbigen Stamme bekannt iſt. Hébert, einer ſeiner Korre— ſpondenten, drückt ſich im Texte des Werks folgendermaßen aus: „Der graue Kanarienvogel iſt vielleicht der echte, unverändert gebliebne. Die Varietät ver— dankt man der Zähmung.“ Und weiter heißt es: ‚Die Kanarienvögel, die man nach England bringt, ſind in den Barrancos oder Schluchten der Inſeln geboren, welche das von den Bergen herabſteigende Waſſer bildet.“ Aus der ſchwer zu überſehenden großen Zahl der übrigen Schriftſteller, bei denen vom Kanarienvogel, bezüglich von ſeinem wilden Bruder die Rede iſt, heben wir noch folgende hervor. Adanſon (1749): ‚Der Kanarienvogel, welcher in Europa ganz weiß wird, iſt auf Teneriffa von faſt ſo dunklem Ge— fieder als der Hänfling. Seine Farbenänderung entſtand wahrſcheinlich durch 346 Die Finken. die Kälte unſres Klimas‘. — Ledru (1796): „Nach Blumenbach hat man zu Anfang des ſechszehnten Jahrhunderts den Kanarienvogel zuerſt nach Europa gebracht. Seitdem iſt derſelbe in mehrere Spielarten degenerirt. (Hier folgt eine oberflächliche Beſchreibung und die ſchon erwähnte Angabe inbetreff der kleinen Inſel Montana Clara). Dieſer Vogel fliegt mit großer Leichtigkeit. Er läßt ſich unſchwer zähmen. In Santa Cruz ſieht man wenige Kaufleute und Handwerker, die nicht ihren Kanarienvogel im Käfige hielten“. Alexander v. Humboldt, deſſen denkwürdiger Aufenthalt auf Teneriffa in das Jahr 1799 fällt und der den Vogel beim Herabſteigen vom Pik beob— achtete, ſchreibt: ‚ALS wir uns Villa Orotava näherten, ſtießen wir auf große Scharen von Kanarienvögeln. Dieſe in Europa ſo bekannten Vögelchen ſind von ziemlich einförmigem Grün; bei einigen war der Rücken gelblich überflogen; ihr Geſang iſt vollkommen derſelbe wie der der gezähmten. Man bemerkt indeß, daß die auf Gran-Canaria und dem Inſelchen Montanna Clara gefangenen eine ſtärkere und wohlklingendere Stimme haben, als die anderen. Uebrigens hat unter allen Himmelsſtrichen bei Vögeln jeglicher Art auch jeder Flug ſeine Eigenthümlichkeiten in der Stimme. Die gelben Kanarienvögel ſind eine in Europa entſtandne Abart und diejenigen, welche wir in Orotava und Santa Cruz de Teneriffa im Käfige geſehen haben, waren in Cadiz oder irgend einem andern ſpaniſchen Hafenplatz gekauft'. (Heutzutage iſt der zahme Kanarienvogel in den größeren Städten der Inſeln allgemein verbreitet. Man findet ihn in allen anderwärts vorkommenden Abſtufungen: brennend hochgelb, weißlichgelb, biskuitfarben oder elbern und vielfach geſcheckt, von welchen letzteren mir ſogar einige mit kaſtanienbraunem Rückem voll dunklerer Schaftſtriche zu Geſicht gekommen ſind. Da dieſe Sänger jedoch im ganzen mehr von Liebhabern als um des Gewinns willen gezogen werden, ſo ſind ihre Preiſe bedeutend höher als in Deutſchland. So ſah ich, daß für einen beſonders ſchön gefärbten Schläger mit Freuden vier ſpaniſche Piaſter gezahlt wurden. Dieſe gezähmten Vögel geben nächſt Stiglitzen und Amſeln einen kleinen Ausfuhrartikel nach Havanna ab. Auch von der großen Bra— banter Raſſe der Kanarienvögel hat man in Canaria und Teneriffa bereits Kenntniß. Für noch koſtbarer aber als die ſchönſten Canarios werden gute Stiglitz— baſtarde (Mulos) gehalten, die man mitunter in wahrhaft blendender Farbenpracht ſieht. Einen ſolchen durch Gefieder und Schlag gleicherweiſe bewunderungs— würdigen Vogel ſah ich bei einem Schuhmacher der Ciudad de las Palmas, für welchen dem nicht wohlhabenden Beſitzer ſchon mehrmals 14 Dollars vergeblich geboten worden. Dieſe Baſtarde, die einzigen, deren Zucht man Sorgfalt zu ſchenken pflegt, ſtehen außerdem noch in dem Rufe, ein beſonders hohes Lebeus— alter zu erreichen). Der wilde Kanarienvogel. 347 Leſſon (Traité d' Ornithologie. 1831) kennt die grüne wilde Art von Teneriffa und führt den gezähmten gelben oder weißlichen Vogel nebenbei als Varietät an. — Zwei Werke, von denen man ſich viel Aufſchluß verſprechen könnte, erfüllen die Erwartungen durchaus nicht. Dies iſt zuerſt Viera's Diccionario de historia natural de Canarias (1799). Ueber den wilden Kanarienvogel iſt darin ſo gut wie nichts geſagt und nicht minder iſt hier, ſo— wie in den überaus anziehenden hiſtoriſchen Noticias deſſelben Autors die Ge— ſchichte der Zähmung und Einbürgerung, die von ihrem Urſprunge an zu ver— folgen doch überaus intereſſant wäre, mit vollſtändigem Stillſchweigen übergangen. Es wird im Artikel Canaria ganz einfach auf eine Abhandlung von Valmont de Bomare, dann inbetreff der gezähmten Raſſe auf Wichede und Hervieux verwieſen. Das iſt wirklich zu bedauern, denn von wem hätte man über dies letztre für ihn vaterländiſch bedeutſame Kapitel wol beſſern Aufſchluß gehofft, als gerade von dem geiſtvollen, ſtets ſo wohlunterrichteten Viera! — Das zweite Buch, welches für unſere Fragen nur Schweigen hat, iſt die Ornitho— logie canarienne von Webb und Berthelot. Das bändereiche koſtbare Werk, von dem ſie ein Theil iſt und welches in vieler Hinſicht als eine un— übertreffliche Monographie der Kanariſchen Inſeln betrachtet werden kann, hatte, periodiſch erſcheinend, einen Umfang erreicht, der im letzten Bande ſeinen Ver— faſſern Raumerſparniß zur gebieteriſchen Pflicht machte. So waren fie genöthigt, auf wenige Zeilen zu beſchränken, was ihre Erfahrung zu einem Bande hätte ausdehnen können.“ In anbetracht deſſen, daß der wilde Kanarienvogel zweifellos zu den ge— ſchätzteſten aller Finken gehört und daß er als Stammvater unſres wichtigſten gefiederten Stubengenoſſen doch von vornherein Theilnahme und Intereſſe in hohem Maße in Anſpruch nehmen muß, konnte ich es mir nicht verſagen, die herrliche Bolle'ſche Schilderung aus dem „Journal für Ornithologie“ faſt voll— ſtändig und ungekürzt hier aufzunehmen; ich hielt mich dazu umſomehr für verpflichtet, da dieſelbe im vollen Zuſammenhange bis jetzt noch in kein ornitho— logiſches Werk übergegangen iſt. Sie bietet in Hinſicht der Geſchichte, Natur— geſchichte und Verpflegung ſoviele intereſſante, auch den nächſtfolgenden verwand— ten Finken gegenüber zutreffende Hinweiſe, daß ich ſie ſchon um deswillen nicht fortlaſſen zu dürfen glaubte; für alle dieſe Finkenvögel muß ſie als Muſter— darſtellung gelten und daher werden auch die Leſer gleich mir die eingeſtreuten hochpoetiſch gefaßten und doch naturtreuen Heimatsſchilderungen des Vogels nicht miſſen wollen. Im nachfolgenden ſeien noch einige Ergänzungen gegeben. Nachdem die Spanier in den Jahren 1311 und 1473 die Kanariſchen Inſeln erobert, bildete der wildgefangne Kanarienvogel einen namhaften Handels— gegenſtand und ſie bewahrten denſelben ein volles Jahrhundert hindurch als ihr 348 Die Finken. Monopol. Durch ein geſtrandetes ſpaniſches Schiff ſollen die Vögel ſodann nach der Inſel Elba verpflanzt, hier etwa in der Mitte des ſechszehnten Jahr— hunderts verwildert, von den Italienern bald wieder ausgerottet, dann aber zuerſt in Italien und nicht lange nachher, ſchon in der erſten Hälfte des ſieben— zehnten Jahrhunderts, auch in Deutſchland gezüchtet ſein. Niemand weiß aber anzugeben, wann und wie der Uebergang vom grünen zum weißgelben Kleide ſtattgefunden; ſelbſt die Zeit oder die Art und Weiſe der Bildung zahlreicher, namentlich in England mit Vorliebe gezüchteter Farbenraſſen läßt ſich nicht nachweiſen. Auf den Kanariſchen Inſeln werden auch wie überall in der gebildeten Welt viele zahme Kanarienvögel, insbeſondre von Spanien aus dorthin eingeführte gehalten, und die grünen unter denſelben verkauft man wol zuweilen an euro— päiſche Schiffskapitäne u. a. Reiſende als wilde, eingefangene Vögel. Wirkliche Wildlinge ſind aber heutzutage von den Kanariſchen Inſeln nur höchſt ſelten noch zu erlangen. Es mag hauptſächlich daran liegen, daß ſich dort niemand mehr mit dem Vogelfange beſchäftigt; die Eingeborenen ſind viel zu ſchlaff, als daß ſie ſich um ſolchen geringen Verdienſt bemühen ſollten und für Europäer mag derſelbe auch nicht lohnend genug erſcheinen. Immerhin aber iſt es auf— fallend, daß die Großhändler ſich der Einführung dieſes Vogels nicht eifrig zu— wenden, da derſelbe ihnen doch ſicherlich einen bedeutenden Ertrag gewähren würde. Freilich ſoll die Anzahl der wilden Kanarienvögel in ihrer Heimat allenthalben, theils durch frühern rückſichtsloſen Fang, theils vielleicht auch durch klimatiſche Verhältniſſe nur zu ſehr verringert ſein; hoffen wir indeſſen, daß bald thatkräftige Verſuche gemacht werden, um uns den herrlichen Vogel wenigſtens in beſchränkter Anzahl gleich anderen alljährlich regelmäßig uzuführen. Wenn in den Fachblättern „Land and Water“ in London, „L’Accli- matation“ in Paris und „Die gefiederte Welt“ in Berlin wilde Kanarien— vögel von St. Helena ausgeboten werden, ſo iſt dies nach meinen langjährigen Erfahrungen niemals wirklich der Kanarienwildling, ſondern ſtets der gelb— ſtirnige Girlitz oder Butterfink (Fringilla butyracea, VI.); ich habe es im Laufe der Jahre nicht allein bei Chs. Jamrach in London, ſondern auch bei den anderen dortigen Händlern oft verſucht, einen wilden Kanarienvogel auf jene Anzeige hin zu erhalten, doch ſtets nur den erwähnten allerdings nahe verwandten Girlitz bekommen. Derſelbe wurde ja bekanntlich in früherer Zeit, wie S. 328 angegeben, ſelbſt von Gelehrten mit dem Kanarienwildling verwech— ſelt und Gleiches iſt von den Liebhabern, die neuerdings über ihn geſchrieben haben, z. B. in der Londoner Zeitſchrift „The Live Stock Journal“, geſchehen. Es iſt übrigens kaum glaublich, wie viele verſchiedenartige Finken noch jetzt von Der wilde Kanarienvogel. 349 den Händlern fälſchlich für wilde Kanarienvögel gehalten und als ſolche zum Verkauf angeboten werden. Sobald einer der weiterhin beſchriebenen, ſelten oder noch garnicht eingeführten gelben Girlitze im Handel auftaucht, gilt er ſicherlich als der erſehnte Kanarienwildling; ſo ſind kürzlich der graukehlige Girlitz oder Kapkanarienvogel, der ſüdafrikaniſche gelbbäuchige Girlitz, Totta— girlitz u. a. m. außer den anderen ſchon längſt bekannten immer zuerſt für wilde Kanarienvögel gehalten worden. Im Gegenſatz dazu giebt es ſodann aber auch ungläubige Leute, welche mit voller Entſchiedenheit wiſſen wollen, daß gegen— wärtig garkein Wildling mehr von den Kanariſchen Inſeln eingeführt werde. Wenn man einen fraglichen Vogel vor ſich hat und ihn mit der wiſſenſchaft— lichen Beſchreibung von Dr. Bolle vergleicht, ſo wird man ihn trotz der mehr oder minder hervortretenden Abweichungen doch unſchwer als die richtige Art feſtſtellen können. Schwieriger iſt ſodann die Frage zu beantworten, ob es in der That ein in der Heimat eingefangner Wildling, ein bereits im Käfige ge— züchteter oder wol gar ein vom wilden Männchen mit zahmen Weibchen ab— ſtammender ſei. Als ſichere Kennzeichen ſind folgende angegeben. Zunächſt von Dr. Bolle die ſtarke Beimiſchung von Aſchgraublau, welche ihn von dem dunkel— farbigen zahmen Vogel ſogleich unterſcheiden läßt. Von mehreren Seiten iſt ſodann darauf hingewieſen, daß der Wildling niemals Braun im Gefieder zeigt, welche Färbung beim zahmen Vogel faſt immer vorhanden iſt. Ferner hat man die Behauptung ausgeſprochen, daß Schnabel und Füße ſchwarz ſein müſſen; einerſeits aber bleichen beide bekanntlich bei vielen Vögeln in der Gefangenſchaft im Laufe von einigen Jahren ſehr aus und andrerſeits ſagt Dr. Bolle aus— drücklich, daß das in der Freiheit im Hochzeitskleide am 1. April 1856 bei Orotava geſchoſſene alte Männchen, welches ſich jetzt im zoologiſchen Muſeum zu Berlin befindet, bräunlichfleiſchfarbnen Schnabel und ebenſolche Füße mit hornfarbigen Nägeln hatte. Man laſſe ſich alſo durch derartige in manchen Büchern vorkommende, wol recht ſelbſtbewußt auftretende Angaben nicht beirren; ſie ſind ebenſowenig zuverläſſig, als mancherlei andere mit voller Unfehlbarkeit aufgeſtellte Ausſprüche. In Paris auf der Weltausſtellung des Jahres 1867 ſah ich zuerſt wilde Kanarienvögel, welche der wiſſenſchaftlichen Bolle'ſchen Beſchreibung entſprachen— Es waren ſechszehn Köpfe, Alte mit Jungen zuſammen, deren letztere dort ge— züchtet ſein ſollten. Dann habe ich ſelber im Laufe vieler Jahre nur viermal die Gelegenheit gefunden, immer einen einzelnen wilden Kanarienvogel von den Kanariſchen Inſeln zu erlangen und zwar einmal einen in einer Sendung afri— kaniſcher Vögel von Chs. Jamrach in London und dreimal aus verſchiedenen engliſchen und deutſchen Hafenſtädten, mitgebracht durch Schiffer oder Kaufleute. Jedesmal mußte ich das große Nachahmungstalent des Wildlings bewundern; 350 Die Finken. er eignete ſich nicht allein den Geſang des gemeinen Kanarienvogels, ſondern auch den anderer, nahverwandter Finken an. Mit dem kunſtvollen Schlage des feinen Harzer Vogels dürfte ſein Naturgeſang indeſſen kaum eine Aehnlichkeit haben; jener in ſeiner hohen Entwicklung iſt ſicher ein Erzeugniß der Züch— tung in der Gefangenſchaft. Ich habe es nicht verſucht, einen meiner Wild— linge mit einem Harzer Sänger in Berührung zu bringen, weil ich beſorgt war, daß der letztre durch das natürliche oder von gemeinen Kanarien angelernte Schappen des erſtern verdorben werden könnte; allein ich glaube auch nicht, daß ein ſolches Verfahren zum günſtigen Ergebniß geführt haben würde, weil nämlich die hochentwickelte Kunſtfertigkeit des Harzer Rollers für die Nachahmungs— fähigkeit des Wildlings ſicherlich doch zu ſchwierig ſein würde. Wer das Glück hat, einen einzelnen Kanarienwildling oder ein Pärchen zu erhalten, wird gut daran thun, ihnen recht mannigfaltiges Futter, alſo Kanarien— ſamen, Hirſe, Hanf, Mohn, Rübſen und mancherlei andere mehlige und ölige Sämereien, ferner auch Grünkraut und Eifutter oder Biskuit anzubieten. Da die Vogelzucht gegenwärtig doch ſchon auf einer recht hohen Stufe ſteht, ſo er— ſcheint der Verſuch hochintereſſant und wichtig, den Kanarienwildling durch eine Reihe von Generationen ſachgemäß zu züchten. Vielleicht würde es dann gelingen, mindeſtens in bedingter Weiſe Aufſchluß über die Verwandlungsvorgänge der zahmen Raſſe zu gewinnen. Die eingehende Beobachtung ſeiner Lebensweiſe und Eigenthümlichkeiten eben in der Gefangenſchaft, ſeiner Lernfähigkeit und Begabung überhaupt muß für jeden Vogelliebhaber verlockend genug ſein, um nach ſeinem Beſitz zu ſtreben. Hoffentlich läßt ſich über kurz oder lang eine Einfuhr in größerer Anzahl erzielen. Der Preis betrug bisher gewöhnlich zwiſchen 15 bis 30 Mark für den Kopf ſogleich nach der Einführung. (Bis jetzt iſt noch keine durchaus gute und naturtreue Abbildung des wilden Kanarienvogels vorhanden und daher ſoll die erſte der Tafeln, welche nachge— liefert werden, falls die Theilnahme der Subjfribenten dieſes Werkes ſich als eine dauernde erweiſt, auch ihn zur Darſtellung bringen). Der Girlitz von den Kanariſchen Inſeln wird auch wilder Kanarienvogel oder Kanarienwildling genannt (Kanarienfink,-Sperling und Zuckervogel nach Bechſtein). Le Canari ou le Serin des Canaries bei den Pariſer Händlern; Canary-bird or Canary-finch bei Chr. Jamrach in London; Kanarie (holländiſch). Nomenclatur: Fringilla canaria, L.; Crithagra canaria, Swns., Wbb. et Brth.; Serinus canarius, CH.; Dryospiza canaria, Gr. [Passer canarius, Aldr.; Passera de Canaria, Ohm.; Serin des Canaries, Alb.; Passer canariensis, Frsch.; Le Serin des isles Canaries, Buf.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Stirn und ein breiter Augenſtreif, der nach dem Nacken zu kreisförmig verläuft, ohne oben ſcharf begrenzt zu ſein, grünlichgoldgelb, die Stirn am gelbſten; Kopf und Nacken gelbgrün mit ſehr ſchwachen aſchgrauen Federrändern; Rücken gelbgrün mit ſehr breiten hellaſchgrauen Federrändern, welche ihn faſt völlig als von dieſer Der wilde Kanarienvogel. 351 Farbe erſcheinen laſſen, jede Feder mit ſchwärzlichem Schaftſtrich; Schultern ſchön zeiſiggrün, darunter eine mattſchwarze Binde, auf welche eine blaßgrünliche, durch die Spitzen der Deck— federn gebildete folgt; Schwungfedern ſchwärzlich, ſehr ſchmal grünlich geſäumt, die kürzeren nach der Schulter zu weißlich eingefaßt, die Spitzen der großen Schwungfedern faſt ganz mattſchwarz; Seiten weißgrau mit ſchwärzlichen Schaftſtrichen; Bürzel gelbgrün, mit einigen grünen, breit aſchgrau eingefaßten Federn ſchließend; Schwanzfedern ſchwarzgrau, mit ſchmalen weißlichen Säumen; zwiſchen den Backen und dem Augenſtreif, ſowie an den Halsſeiten auf— wärts beſonders an letztrer Stelle faſt rein aſchgrau; Kehle nebſt Oberbruſt grünlichgoldgelb; die Bruſt verläuft nach unten zu in helles Goldgelb; Bauch und untere Steißfedern weißlich. Schnabel bräunlichfleiſchfarben, am Grunde des Unterſchnabels heller; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichfleiſchfarben mit hornfarbenen Nägeln. (Das Männchen muß, um dieſe vollendete Ausfärbung zu erlangen, wenigſtens zwei Jahre alt ſein. Ich glaube nicht, daß dies Pracht— kleid ſich in der Gefangenſchaft ganz vollkommen entwickelt. Dr. Karl Bolle, der auch die übrigen nachfolgenden Beſchreibungen aufgeſtellt hat). Fringilla canaria: fronte striaque oculari lata, cervicem versus eirculari sursum sublavata, virente aurata, fronte flavissima; plumis capitis et cervieis flavo -viridium einereo-submarginatis, dorsi flavo-viridis late cano-marginatis, scapis eujusque plumae nigrescentibus (qua pictura avis apparens tota fere cana); humeris flavido-viridibus, de in fascia subnigra, huice altera substante dilute subviridi, apices tectricum complectente; remigibus nigricantibus, tenuissime virescente limbatis, brevioribus humeros versus albido-marginatis, apicibus primorum totis fere subnigris; scapis plumarum hypochondriorum canorum nigricantibus; plumis nonnullis uro- pygii flavo-viridis terminalibus late cinereo-limbatis; rectrieibus nigro-cinereis, albido-submarginatis; regione inter striam ocularem genasque necnon lateribus colli, praesertim superioribus cineraceis; gula pectoreque virente auratis, hoc inferiore in laete auratum transiente; ventre crissoque albidis; rostro subfusco- carneo, mandibulae basi dilutiore; iride fusca, pedibus fuscato-carneis, unguibus corneis. Länge 14— 14,4 °m.; Flügelbreite 23,5 — 26,2 em.; Schwanz 6 — 6,5 Cm. Weibchen: Oberkopf und Nacken auf gelbgrünem Grunde braungrau, erſtre nach vorn immer mehr zunehmende Schattirung ſchimmert durch und wird allmälig zu dem zwar ſchmalen, aber reinen Grüngelb der Stirn, welches ſeinerſeits wieder mit dem vollkommen gleichen Farbenton des nach dem Nacken zu verlaufenden Augenſtreifs, der untern Augen— gegend und der Kehle verſchmilzt; Zügel grau; Wangen theils grüngelb, theils aſchgraublau, welche Farbe ſich ringförmig mit der des Oberkopfes verbindet, während dahinter die Hals— ſeiten ein gelbgrüner, weiter rückwärts aſchgraublauer Halbring umrahmt, der wenig deutlich nach der Gegend zwiſchen Bruſt und Kehle hin verläuft, ohne beide anders, als durch einen ſchwachen Hauch von einander zu trennen, wie denn alle zuletzt genannten Schattirungen überhaupt ſehr allmälig mit einander verſchmelzen. Rücken braungrau mit breiten, ſchwarzen Schaftſtrichen; Schultern und kleine Flügeldeckfedern licht gelbgrün; große Flügeldeckfedern ſchwärzlich mit ſchmalen, grünlichen Rändern; Schwungfedern ebenſo gefärbt, am deutlichſten an der kürzern Fahne, nach der Spitze zu ſchwächer geſäumt, hinterſte Schwungfedern mit mehr graubräunlichen breiteren, aber ſehr verwaſchenen Säumen; Bürzel gelbgrün; Schwanz ſchwärzlich, wie die Schwingen geſäumt; Kehle und Bruſt grünlichgoldgelb, durch weißgraue Federränder weniger ſchön als beim alten Männchen; Unterbruſt allmälig in das Weiß des Bauches übergehend; Seiten bräunlich mit dunkleren Schaftſtrichen; hinterer Unterleib und untere Schwanzſeite weißlichgrau. Schnabel fleiſchfarben, mit etwas dunklerer Spitze des Oberkiefers; Auge dunkelbraun; Füße fleiſchfarben mit hornfarbenen Nägeln. (Dies iſt die Beſchreibung des zweijährigen Weibchens im März, von deſſen Kleide das des einjährigen Männchens ſchlechterdings ſich nicht unterſcheiden läßt). 352 Die Finken. Fringilla canaria: ® pileo et cervice viride flavis supra saturius, ante sensim tennius fuscescente cinereo-inductis, margine frontali, stria oculari, regione hypoph- thalmica gulaque viride flavis; loris cinereis, genis parte viride flavis, parte cinereo- coerulescentibus, eoque colore ad pileum annuliformi pertinente; semiannulo circa colli latera flavido-viridi, retro cinereo-coerulescente, inter gulam pectusque fere evanido; dorsum fusco - einereo, nigro-striato; humeris alarumque tectrieibus minoribus dilute flavo-viridibus; tectricibus majoribus nigricantibus, anguste virente marginatis; remigibus concoloribus exterius distinctius, apicem versus elutius viridule limbatis; hisce postumis latius, sed dilutissime e fusco cinerascente marginatis; uropygio flavo- viridi; rectricibus nigricantibus modo remigum limbatis; gula pectoreque virente aureis, canescente undulatis; epigastrio sensim in ventrix album transeunte; hypochondriis subfuscis, obscurius striolatis; crisso caudaque subtus albido- canis; rostro carneo, apice maxillae obscuriore; iride fusca; pedibus carneis, unguibus corneis. Jugendkleid: oberhalb braungrau mit undeutlichen ſchwärzlichen Schaftſtrichen; Augenſtreif nur angedeutet, ebenſo Zügel; Halsſeiten und Oberbruſt ſchmutziggelbgrau, ins Ockergelbe ſpielend; um die Augen herum (mit Ausnahme des Federkranzes der Augenlider, der von der letztgenannten Färbung iſt), an den Vorderwangen und der Kehle ein wenig mattes Zitrongelb; dieſes herrſcht auch, aber noch blaſſer, an der Unterbruſt, namentlich in der Mitte derſelben und verläuft gegen den Bauch hin in Weiß; Seiten und Steiß ſchmutzig— gelbgrau; Schwanzfedern ſchwärzlich, nach unten zu breit grüngelb, nach oben ſchmal gelbgrau gerandet; die Flügel tragen zwei durch die Spitzen der Deckfedern erſter und zweiter Ordnung gebildete, hellgelbgraue Binden; die Schwungfedern ſind ſchwärzlich, grünlichgrau geſäumt, dieſe Säume, wie die der Schwanzfedern nach oben zu mehr gelbgrau, ebenſo auch die Rand— ſpitzen; Schultern und ein Theil der kleinen Deckfedern des Flügels ſchwachgelbgrün; ebenſo, nur etwas gelber die Federn unter den Flügeln; Bauch weiß; untere Steißfedern hellgelb— grau. Schnabel hornfarben, am Grunde des Unterkiefers heller; Auge dunkelſchwarzbraun; Füße ſchwarzbraun mit gleichfarbigen Nägeln. (Dies iſt die Beſchreibung eines jungen Vogels im Neſtkleide, welcher bei Teror auf Gran-Kanaria im Juli gefangen worden. Im ganzen ſind alle dieſe Farbenſchattirungen deſſelben ſehr unbeſtimmt, viel mehr noch als beim Jugendkleide des einheimiſchen Zeiſigs verwaſchen). Fringilla canaria: Juvenis: supra fusco-cinerea, nigricante substriolata; stria superciliari vix conspicua, ut loris, colli lateribus, juguloque sordide ochraceo- cinereis; regione ophthalmica (ciliis lividis exceptis), genis posterioribus, gula, pec- toreque, praesertim medio, subeitrinis; abdomine albicante; hypochondriis crissoque livide cinereis; rectrieibus nigrescentibus, basin versus anguste livide, apicem versus late viride flavo-marginatis; apieibus tectricum al. majorum et mediarum fascias duas flavido-canas exhibentibus; limbis remigum subnigrorum virente cinereis ante apicemque versus lividioribus; humeris particulaque tectricum al. minorum flavido - virentibus; subalaribus parum flavioribus; rostro corneo, basi mandibulae dilutiore; iride nigro- fusca; pedibus una cum unguibus e nigro fuscis. Beſchreibung des Eies ſ. S. 333. Ovum: dilute glaucum maculis badiis conspersum, rarius fere vel totum unicolor, lis avis cicuris prorsus aequans. Der orangeſtirnige Girlitz [Fringilla pusilla). Zu den Girlitzen gehörend, alſo einer der nächſten Verwandten des Kanarienvogels, läßt er es ſehr bedauern, daß er nicht ebenſo wie jener ein tüchtiger Sänger iſt, auch erſcheint er in weniger anſprechend gefärbtem Gefieder. Der orangeſtirnige Girlitz. 353 Er iſt am Vorderkopf gelbroth, an Ober- und Hinterkopf, vom Geſicht bis zur Oberbruſt ſchwarzbraun, Rücken ebenſo, aber jede Feder gelb gerandet, über die gelbbraunen Flügel eine weiße Binde, Bürzel orange; unterhalb gelb, an Bruſt— und Bauchſeiten bräunlichſchwarz, jede Feder gelb gerandet. Das Weibchen hat kein Schwarz am Kopfe und ſeine Stirn iſt röthlichgelb. Die Größe iſt mit der des einheimiſchen Zeiſigs übereinſtimmend. Cabanis ſagt, daß der Vogel mitteninne zwiſchen Leinzeiſig und Girlitz ſtehe; im Schnabel gleiche er mehr dieſem, im übrigen aber ſammt der Färbung jenem. Damals waren dem Forſcher nur drei ausgeſtopfte Exemplare bekannt, und zwar eins in der Sammlung des Haupt— manns Kirchhoff und je eins in den Muſeen von Berlin und Braunſchweig. Gegenwärtig beſitzt das erſtre bereits mehrere, meiſtens durch Radde gelieferte, und ebenſo einige die ſibiriſche Sammlung des Herrn Dr. Finſch. Die Heimat des Vogels iſt Aſien und ſeine Verbreitung eine ziemlich bedeutende: vom Himalaya nach torden bis Sibirien, nach Weſten bis zum Kaukaſus und Kleinaſien, von wo aus er ſich zuweilen bis nach dem europäiſchen Rußland verfliegt. Laut Pallas' Mit— theilungen iſt er gemein auf dem Kaukaſus und am kaſpiſchen Meere; im Sommer wird er bis zur Nähe der Schneelinie gefunden und im Winter ſtreicht er in die ſubalpinen Gegenden Perſiens hinab. Kapitän F. Hutton beobachtete ihn mehrmals in Maſuri. Er erſchien ſtets parweiſe und trieb ſich auf den großen, groben Neſſeln, welche dort reichlich vorhanden ſind, umher. In dieſer Gegend war er jedoch nur als Wintergaſt eingekehrt und ſcheint dieſelbe zur Mitte d. M. Februar verlaſſen zu haben. Lieutenant Speke ſah ihn im Sommer in Spiti und Ladakh in einer Höhe von 3140 bis 9415 Mtr., immer nur zu zwei bis drei Köpfen und wahrſcheinlich auf eine beſtimmte Oertlichkeit beſchränkt. Nach Griffith's Aufzeichnungen wurden Scharen in der Nähe von Anpflanzungen bemerkt; ſie waren ziemlich ſcheu und ſaßen auf den Diſteln von deren Samen ſie ſich er— nährten. Im übrigen dürfte ſeine Lebensweiſe ſicherlich der unſres einheimiſchen Girlitz und des Leinzeiſigs gleichen. Er wurde von dem Moskauer Händler Stader früher hin und wieder in einigen Köpfen mitgebracht und gelangte ſo in das Berliner Aquarium. Seit— dem fehlt er im Vogelhandel, doch wird er hoffentlich über kurz oder lang wol wieder eingeführt werden. In der Gefangenſchaft ſoll er ſich gut erhalten laſſen und ein liebenswürdiger Vogel ſein, wie der berühmte Sibirienreiſende Radde an Brehm berichtet hat. Die Fütterung beſtand bei Stader in Rübſen, Lein- und Mohnſamen und die ganze Verpflegung dürfte von der jener vorhin erwähnten Verwandten nicht abweichen. In anbetracht der bisherigen Seltenheit iſt ein Preis noch nicht anzugeben. Im „Journal für Ornithologie“ (1854) war eine ſchwarz lithographirte Abbildung nach Bädeker vorhanden; wir können hier jedoch keine bringen, weil dieſer Girlitz eine zu geringe Bedeutung für die Liebhaberei Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 23 354 Die Finken. hat, zumal er weder ſchöner als der in der Färbung ähnliche Leinzeiſig iſt, noch einen beachtenswerthen Geſang hat. Der orangeſtirnige Girlitz iſt auch goldſtirniger oder Goldſtirngirlitz benannt. Le Serin à front orange; Himalayan Siskin or Himalayan seed-eater. Nomenclatur: Metroponia pusilla et Passer pusillus, /.; Pyrrhula pusilla, Dgl.; Serinus pusillus, Brndt., Bp., Blth., Br.; Fringilla pusilla, @r.; Fringilla rubri- frons, Hay; Emberiza auriceps et Serinus aurifrons, 5/0 %.; Uraeginthus pusillus, Cb.; Fringilla aurifrons, Rss. [„Handbuch für Vogelliebhaber”]. Der graue weißbürzelige Girlitz [Fringilla musica]. Tafel IX. Vogel 53. Gegen Mittag erhebt ſich die Stimmenmannigfaltigkeit in der Vogelſtube am lauteſten. Dann ermuntern ſich ſelbſt diejenigen Papageien und anderen Bewohner, welche ſonſt wol ſtundenlang daſitzen, ohne einen Laut hören zu laſſen, ohne eine Bewegung zu zeigen; dann ſingt, kreiſcht und ſchreit alle große und kleine gefiederte Welt aus Herzensluſt um die Wette, und es hält nicht leicht, irgend einen beſtimmten Sänger in ſeinen Leiſtungen zu verfolgen. Dennoch ſchmettert uns jetzt ein melodiſcher Geſang entgegen, ſo klar und lieblich — daß wir von dem Vorurtheil, die Vögel tropiſcher Gegenden ſeien nur Stümper im Geſange, völlig zurückkommen. Eine andre Beobachtung der alten Ornithologen bewahrheitet ſich hier aber, die nämlich, daß die am ſchönſten ſingenden Vögel in der Regel die am ſchlichteſten gefärbten ſind. Der weißbürzelige Girlitz iſt am ganzen obern Körper geſättigt aſchgrau, rußſchwarz geſtrichelt, an Geſicht, Kehle und Bruſt heller grau, am untern Körper weißlichgrau und an Unterleib und Bürzel reinweiß. Die Größe iſt der des allbekannten Atlasvogels gleich, doch erſcheint er etwas ſchlanker. Er gehört unter den fremdländiſchen Finken zweifellos zu den hervorragendſten Sängern und in hinſicht der Kraft der Stimme und des melodiſchen Geſangs dürfte er unter allen obenan ſtehen. Trotzdem hat er als Stubenvogel ein ganz eigenthümliches Schickſal gehabt, auf welches ich weiterhin zurückkommen werde. Seine Heimat iſt das mittlere Afrika und zwar verbreitet er ſich von den weſtlichen Gebieten bis zur Oſtküſte des Erdtheils. „Ich begegnete“, ſchreibt Heuglin, „dieſem muntern kleinen Vögelchen während der Regenzeit im Bogos— lande und im Gebiet des Gazellenfluſſes (Bongo), im April und Mai in Oſtſenar und kann nicht mit Sicherheit angeben, ob es hier und am blauen Nil, wo es auch von Hedenborg und Vierthaler beobachtet wurde, Standvogel iſt. Es lebt geſellig und treibt ſich in kleinen Flügen auf Gebüſch, Hecken und niedrigen Bäumen umher; für ſteiniges Hügelland ſcheint es Vorliebe zu haben, auch dürfte ihm die Nähe eines Gewäſſers Bedürfniß ſein. Nach meinen Aufzeich— nungen haben Lockton, Geſang und Benehmen im allgemeinen viel Aehnlichkeit mit Der graue weißbürzelige Girlitz. 355 denen des Girlitz. Vierthaler beſchreibt ſehr oberflächlich die Fortpflanzung; er fand am blauen Nil das Neſt mit drei Eiern 1,6 Meter über der Erde“. Hier— mit ſind die Mittheilungen über das Freileben dieſes Vogels erſchöpft, indem alle übrigen Afrikareiſenden nichts weiter hinzufügen. Dies erſcheint umſomehr verwunderlich, da der Graugirlitz einerſeits in dem angegebnen weiten Ver— breitungsgebiete keineswegs ſelten iſt und da er andrerſeits zu den ſchon ſeit alters her bekannten und lebend nach Europa eingeführten Vögeln zählt. Vieillot hat den Sénégali Chanteur eingehend geſchildert und fein Werk zeigt die Abbildung nach einem in der Gefangenſchaft ſchon damals gezüchteten Exemplare. In ſeiner ſchwungvollen Darſtellung geht er freilich über die Wirklich— keit hinaus, indem er den Vogel als Koryphäen der Wälder, welche der Niger beſpült, bezeichnet, der wenige Nacheiferer unter den Vögeln Afrikas finde. Beim Anhören ſeines lieblichen Schlags vergeſſe man gern die Sänger der Hesperiden. Da der Vogel ſehr zart iſt, ſagt er weiter, ſo gelingt es ſelten, ihn bei uns zu erhalten und einzugewöhnen. Man müſſe ihn nach der Ankunft in Europa vor geringerer Wärme als 16 Grad bewahren und ihm wenn möglich bis zu 25 Grad gewähren, namentlich zur Brutzeit. Wenn man dieſe Vorſicht außer Augen ſetze, gelangen die Weibchen nicht zum Legen oder doch nicht zur glücklichen Aufzucht der Jungen; jedes Pärchen ſei zur Niſtzeit abzuſondern, da die Männchen außerordentlich eiferſüchtig ſind, um die Weibchen heftig kämpfen und dann auch nur wenig ſingen. Außerhalb der Niſtzeit dürfe man ſie ſcharenweiſe zuſammen— halten, auch mit anderen Vögeln, weil ſie dann ſehr verträglich ſind. Bäumchen, Büſche und ein großes Vogelhaus, fährt er fort, ſind nicht gerade nothwendig, um ihn zum Niſten zu bringen; das Pärchen begnügt ſich mit einem mäßig großen Käfige und kleinen aus Binſen geflochtenen Neſtkörbchen, wie man dergleichen auch den Zeiſigen giebt. In einem ſolchen erbauen ſie das Neſt, welches nicht viel größer als das eines Kolibri iſt, aus trocknem Gras, Moos, Baumwolle und Federn. Männchen und Weibchen arbeiten gemeinſchaftlich; das erſtere ſchafft die Stoffe herbei, das letztre ordnet ſie. Die Brutzeit fällt in den Monat April; Liebeszeichen geben ſie ſchon während des Januars. — Dieſe Angaben des großen Vogelkundigen kann ich nach vieljährigen Erfahrungen ergänzen und theilweiſe auch berichtigen. In der neuern Zeit war dieſer Vogel ſowol bei den gelehrten Ornithologen, als auch bei den Liebhabern gewiſſermaßen ſpurlos verſchwunden. Bolle führt ihn in ſeinem hier oft genannten Verzeichniß der lebend eingeführten fremd— ländiſchen Vögel an, allein nur mit lateiniſchem Namen. Alfred Edmund Brehm kennt ihn keineswegs, denn er erwähnt ihn in der erſten Auflage des „Thierlebens“ (1866) garnicht. Erſt i. J. 1868 wurden durch mich in der „Gartenlaube“ weitere Kreiſe auf ihn aufmerkſam gemacht. Die Händler verkauften ihn gewöhnlich, 992 23. 356 Die Finken. wenn fie ihn unter den kleinen Senegalvögeln zufällig erhielten, als Weibchen des Atlasvogels und als ſolche gelangten einige auch zuerſt in meine Vogelſtube. Wie ſtaunte ich aber, als nach dem Tode des einen zwei andere, durch Eiferſucht erregt, ihre klangvollen und kräftigen Stimmen erhoben und alſo die vermeint⸗ lichen Weibchen plötzlich einen herrlichen Geſang erſchallen ließen, von dem ich bis dahin keine Ahnung gehabt. Auch Profeſſor Dr. Cabanis und Dr. Brehm kannten damals dieſen Geſang noch nicht. Ich habe einen Brief des erſtern vor mir, in welchem er jagt, daß es ihm höchſt intereſſant ſein würde, über den Vogel, den ich durch letztern ihm überſandt, näheres zu erfahren. Als ich in Paris bei Gelegenheit der Weltausſtellung i. J. 1867 weilte, fand ich den Vogel bei den meiſten Händlern recht zahlreich und zu dem geringen Preiſe von 8 Frank für das Pärchen, obwol ſie von ſeinem Geſange bereits Kenntniß hatten und ihn Chanteur d' Afrique hießen. Er iſt dort jedoch, gerade wie bei uns, nur zeitweiſe häufig auf dem Vogelmarkt vorhanden und zwar vom Spätſommer bis zum Herbſt, wenn die kleinen afrikaniſchen Vögel von Bordeaux, Marſeille, dann von Antwerpen, London und Hamburg aus nach aller Welt ein- geführt werden. Da mir die erſten Graugirlitze nach und nach ſämmtlich ein— gegangen waren, ſo brachte ich mir außer anderm kleinen Gefieder auch von ihnen ein Pärchen aus Paris mit. Inzwiſchen war wieder eine Anzahl derſelben mit Sendungen afrikaniſcher Prachtfinken nach Berlin gekommen und ein aufmerkſamer Händler, Herr F. Schmidt, hatte ihre Geſangsfertigkeit ebenfalls entdeckt. Er verkaufte damals das Männchen nicht unter 18 Mark. Da mir das Weibchen des erſten Pärchens infolge der Reiſeanſtrengungen geſtorben war, ſo brachte ich das Männchen mit einem Kanarienweibchen zuſammen und erzielte ſchon im Frühjahr 1868 mehrere Baſtardbruten, aus denen jedoch nur ein Hähnchen am Leben blieb. Ebenſo unſchwer niſtete ſodann im Herbſt deſſelben Jahres ein Pärchen Grau— girlitze in einem Kanarienheckkäfige. Ueber dieſe erſte Brut machte ich Herrn Th. v. Heuglin eine Mittheilung, welche aus ſeinem vortrefflichen Werke „Ornithologie Nordoſt-Afrikas“ hier wiedergegeben ſei: Zur Wahl wurde ihnen ein offnes und ein überwölbtes Neſt im Käfige geboten. Sie bauten in das erſtre und trugen auf einen Grund von Hanffäden nur weiche, harige und baumwollene Stoffe ein, ohne trockene Grashalme, Baſt, Agavefaſern, Papierſchnitzel oder dergleichen zu berühren; ſo formten ſie im Neſtkörbchen eine faſt zilinderförmige Mulde, deren offene Ränder ſich ziemlich weit über die des Körbchens erhoben. Die Mulde war verhältnißmäßig klein, gleichmäßig rund und tief, innen mit Pferdehaaren, Pflanzenwolle und feinen, kurzen Leinenfäden glatt ausgepolſtert. Seit acht Wochen war das Neſt fertig, ohne daß es zur wirklichen Brut kam. Dann erkrankte das Weibchen an Legenoth und ſtarb. Bei der Unterſuchung des Neſtes fand ich aber ein jedenfalls viel früher gelegtes Der graue weißbürzelige Girlitz. 357 Ei, deſſen Inhalt bereits in Fäulniß übergegangen war. Dieſes Ei erhielt Herr Hofrath v. Heuglin für das oologijche Werk des Herrn Baron v. König— Warthauſen. Späterhin gelegte Eier dieſer Art gelangten aus meiner Vogel— ſtube in die Sammlungen der hervorragendſten deutſchen Oologen, der Herren Dr. Baldamus in Koburg, Graf Rödern in Breslau u. A., und es werden in denſelben ſicherlich die erſten geweſen ſein. Das Eheleben dieſer Vögel iſt ein ungemein zärtliches; Zank und Verfolgung zwiſchen den Gatten eines Pärchens, wie bei den Verwandten, kommen niemals vor. Sie erſcheinen vielmehr in ihren Zärtlichkeitsbezeigungen den Prachtfinken ſehr ähnlich, nur mit dem Unterſchiede, daß das Männchen ſein Weibchen gleich allen dieſen Finken aus dem Kropfe füttert. Die Geſtaltung des Neſtes in der Vogelſtube iſt von der des vorhin beſchriebnen in der Regel verſchieden; daſſelbe wird ebenfalls immer in einem offnen Neſtkörbchen angelegt und ſtellt ebenſo eine ſehr kleine, längliche oder runde Mulde dar, deren Ränder aber über das Neſtkörbchen nicht hervorragen. Die Grundlage und die Wände werden aus gröberen Faſern, Würzelchen, dünnen Grashalmen u. drgl. aufgeſchichtet und die innere Auspolſterung bildet eine dünne Lage von Wundfäden, Pflanzen- und Thierwolle mit einigen langen Pferdehaaren gefeſtigt. Aehnlich beſchreibt übrigens auch Vierthaler das Neſt des Vogels im Freien. Das Gelege beſteht in drei bis vier, höchſtens fünf Eiern. Die erſten Eier in den Neſtern in der Vogelſtube waren reinweiß, ent— weder weil dem Weibchen die den Farbſtoff erzeugende Nahrung gefehlt hat oder, und das iſt wahrſcheinlicher, weil es noch zu jung und überaus ſchwächlich ge— weſen; ſpäter waren ſie naturgemäß gefärbt, wie weiterhin angegeben. Das Weibchen baut allein ſein Neſt und wird vom Männchen nur auf den Hin- und Herflügen, gleich dem einheimiſchen Edelfink, zärtlich begleitet; allenfalls trägt das Männchen hin und wieder ein Flöckchen herbei, welches das Weibchen dann einordnet. Ebenſo brütet letzteres allein, gefüttert vom Männchen, welches ſich faſt immer in der Nähe des Neſtes aufhält und ſehr fleißig ſingt. Zu— weilen, gewöhnlich in der Mittagsſtunde, ſetzt es ſich auf einige Minuten zum Weibchen hinein; dann fliegen ſie beide herunter, jenes frißt, badet ſich auch wol und kehrt zurück, von dieſem bis zum Rande geleitet. Die Brut dauert 13 Tage; ſchon am vierten Tage öffnen die mit bläulichweißem Flaum bedeckten Jungen die Augen und ſchlüpfen manchmal ſehr früh, oft noch halbnackt, aus dem Neſte. a Nur während der Mauſer leben die Graugirlitze in Frieden beiſammen; in der übrigen Zeit befehden die erwachſenen ſingenden Männchen alle anderen, "alte und junge Weibchen und Männchen gleichermaßen ſtürmiſch; beſonders arg verfolgen aber die einzelnen Weibchen einander. Die Pärchen halten das ganze Jahr hindurch, gleichviel in und außerhalb der Niſtzeit, innig zuſammen. 358 Die Finken. Nicht allein in ſeiner Geſtalt, ſondern auch in ſeiner ganzen Lebensweiſe, ja, in jeder Bewegung iſt dieſer Vogel ein Bild der Anmuth und Liebenswürdigkeit; er iſt niemals dummſcheu, vielmehr zutraulich, dreiſt, keck und überaus zierlich. Kaum zu beſchreiben iſt der Eindruck, welchen ſein plötzlich erwachender Geſang macht. Sei es inmitten des Lärms der Vogelſtube oder ſei es in der Stille der Morgen- und Abendſtunden, faſt zarter als das Lied der Haidelerche und doch beinahe ebenſo kräftig als der Schlag des Kanarienvogels, läßt er Anklänge an beide erkennen. Angeregt durch meine Schilderungen in der „Gartenlaube“ hatten ſich für den kleinen Sänger bei allen Händlern ſo ſehr viele Liebhaber gemeldet, daß die erſteren große Anſtrengungen machten, um ihn in bedeutender Anzahl herbeizuſchaffen; allein einerſeits das ſchlichte Ausſehen, andrerſeits der hoch erſcheinende Preis von 15 bis 18 Mk. für das Pärchen, waren die Urſachen, daß die Händler im allge— meinen ihre Rechnung nicht fanden; denn die meiſten der bis zum Beginn der ſiebenziger Jahre nach Deutſchland eingeführten Graugirlitze ſind in den Vogel— handlungen zugrunde gegangen. Bald aber änderte fi) dies Verhältniß. Die Vogelliebhaber entdeckten unſchwer, daß der, wenn auch unſcheinbare, doch über— aus anmuthige und herrlich ſingende kleine Afrikaner zugleich zu den beſten Niſt— vögeln in der Vogelſtube wie im Käfige gehörte. Jetzt wurde die Nachfrage groß und es gab wol kaum irgend eine Vogelſtube, zu deren Bewohnern er nicht gehörte. Dann wurde er auch immer mehr gezüchtet. Der erſte Liebhaber, welcher ihn anhaltend und durch mehrere Generationen gezogen hat, iſt der Architekt Dorpmüller, früher in Elberfeld, jetzt in Gladbach. Er ſchreibt dar— über wie folgt: „Obgleich ich viele Vogelarten in meinem Leben gezüchtet habe, ſo beabſichtigte ich es mit dieſer doch eigentlich nicht. Ich nahm an, daß ſie bei der Brut an ihrer afrikaniſchen Jahreszeit feſthielte, und da erſchien es mir zu umſtändlich, den Vögeln im Spätherbſt und Winter immer gleichmäßige Wärme zu gewähren. Zu Ende des Monats April ſetzte ich das Pärchen in einen neuen, nicht geräumigen Käfig und nach Verlauf von acht Tagen bemerkte ich, daß das Weibchen, Stengel von getrockneter Vogelmiere im Schnabel haltend, ſich fortwährend in einem Futterglaſe in die Runde drehte. Nun fertigte ich ſchnell eine Neſtform, aus dickem Bindfaden zuſammengenäht und befeſtigte die— ſelbe in einer obern Ecke auf dem Sprunghölzchen, gab Bauſtoffe hinein und in der Zeit von ſechs Tagen war das Neſt ausgebaut und das erſte Ei gelegt. Jetzt aber war meine Sorge groß, um den Vögeln eine paſſende Nahrung zur Auf— zucht der Jungen zu bieten. Nach vieler Mühe gelang es mir, die Alten an die kleinſten ausgeſuchten friſchen Ameiſenpuppen zu gewöhnen. Eigelb ließen ſie unberührt; daſſelbe ſollte jedoch im Fall der Noth aushelfen, wenn keine Ameiſen— puppen zu haben wären. Viele Verſuche führten mich ſchließlich auf den Ge— Der graue weißbürzelige Girlitz. 359 danken, hartgekochtes geriebnes Eidotter mit geſchälter, eingequellter und gut abge— trockneter Hirſe zu miſchen und darüber geſtoßnen Zucker zu ſtreuen. Dies Futter wurde lebhaft verzehrt und nebſt guten, friſchen Ameiſenpuppen im beſondern Napfe hatte ich nun die Nahrung vor mir, mit welcher die glücklich erbrüteten Jungen ſo kräftig heranwuchſen, daß ſie ſchon am fünfzehnten Tage friſch und munter das Neſt verließen. Zu meiner großen Freude begann das Weibchen ſogleich mit der zweiten Brut, während die vier Jungen noch in demſelben kleinen Käfige ſich befanden. Viel Vergnügen machte es mir, mit anzuſehen, wie das Männchen die vier Jungen und zugleich das brütende Weibchen auf dem Neſte fütterte. Eine innigere und zärtlichere Ehe und mehr Eifer in der Ernährung ihrer Jungen können wol kaum andere Vögel zeigen.“ In dieſer Weiſe züchtete Herr Dorpmüller in drei Bruten zehn Junge, welche vortrefflich gediehen, einen ſehr heftigen und langwierigen Durchfall glücklich überſtanden und ſehr kräftige Vögel wurden. In den nächſten Jahren gelangte er ſodann zu dem Ergebniß, daß die Aufzucht doch am ſicherſten ermöglicht wird, wenn man die Graugirlitze an friſche, kleine Ameiſenpuppen gewöhnt und ihnen ſolche immer regelmäßig bieten kann; für den Nothfall genügt aber auch hartgekochtes Eigelb oder eingeweichtes und gut ausgedrücktes Eierbrot und am beſten in Milch getauchter Löffelbiskuit, letztrer muß jedoch täglich zweimal friſch gegeben werden. Ueber eine künſtliche Auffütterung ſchreibt der Genannte noch folgendes: „Getrocknete und dann ein— gequellte Ameiſenpuppen in den verſchiedenſten Gemiſchen behagten den Alten gar— nicht. Als ich bei einer Brut Vernachläſſigung von ihrer Seite bemerkte, machte ich kurzes Ding und fütterte ſelber mit. Für dieſen Zweck zerrieb ich hartge— kochtes Eigelb in warmer Milch zu ganz dünnem Brei und reichte ihnen da— von ſechs- bis achtmal täglich kleine Gaben und dadurch gelang mir die Auf— fütterung recht gut. Man muß ſich aber hüten, daß ſolch' feuchtes, ſchmieriges Futter durch Beſchmutzen des Schnabels nicht in die Naſenöffuung hinein— gelangt, wodurch die Vögelchen leicht an Erſtickung ſterben. Das alte Pärchen ließ meine Mitfütterung ruhig geſchehen und fütterte ſeinerſeits mit Hirſe und Vogelmiere. Am beſten iſt es jedoch, wenn man die Graugirlitze ſtets ſolange getrennt hält, bis man für eine beſtimmte Zeit regelmäßig friſche Ameiſenpuppen beſchaffen kann.“ — In ähnlicher Weiſe erreichte Herr Ingenieur Hendſchel, damals in Dortmund, jetzt in Innleitenmühle bei Roſenheim, glückliche Zucht— ergebniſſe. Herr Dr. F. Franken in Badenbaden züchtete den Vogel ſodann in den Jahren 1871 bis 1874 in zahlreichen Bruten und zwar ließ er ein Männchen wechſelnd mit zwei Weibchen niſten. Dann zog er auch Baſtarde vom Grau— girlitznännchen mit Kanarienweibchen und dies glückte ſpäterhin auch den Herren Hoflieferant Koch in Wiesbaden, Hinz in Silligsdorf bei Stettin und W. Stücklen 360 Die Finken. in Offenbach. Ein ſolcher Miſchling hat nahezu die Größe des Kanarienvogels, iſt jedoch ſchlanker und zierlicher gebaut und gleicht in der Färbung des Ge— fieders dem Graugirlitz, nur tritt nach voller Ausfärbung ein gelber Farbenton am ganzen Körper ein, während Kehle und Bürzel mehr oder minder rein kanarien— gelb werden. Ueber den Verſuch einer Miſchlingszucht zwiſchen Männchen Hartlaubszeiſig und Weibchen Graugirlitz berichtet Herr Regierungsrath v. Schlechtendal in Merſe— burg: „Das erſtre befand ſich mit zwei der letzteren in einem großen Käfige, den verſchiedene kleine Pracht- und andere Finken bewohnten. Der Hartlaubszeiſig begann gegen die beiden Weibchen zärtlich zu ſein und ich brachte ihn daher mit einem derſelben in einen beſondern Käfig mit genügenden Niſtgelegenheiten. Das Weibchen baute, legte und brütete, und eines Tages fand ich ein todtes Junges, dem noch ein Stückchen Eiſchale anklebte. Die Brut hatte weiter kein Ergebniß, doch hat ſie den Beweis geliefert, daß die Baſtardzucht zwiſchen dieſen beiden Arten überhaupt möglich iſt“. Herr Dr. Franken in Badenbaden zog ſodann auch glücklich Miſchlinge vom Graugirlitzmännchen und Hartlaubs- oder Mozambikzeiſig— Weibchen. Eine ähnliche Züchtung erzielte er auch zwiſchen Männchen vom weiß— bürzeligen Graugirlitz und Weibchen vom gelbbürzeligen Graugirlitz oder Angola— hänfling, während die graukehligen Girlitze oder Kaplandkanarien, die er ebenfalls mit Graugirlitzen iu die Hecke geſetzt, durchaus keine Neigung zur Brut zeigten. In den letzteren Jahren (1875 bis 77) iſt der Graugirlitz, nachdem er bereits ſtändiger Gaſt in allen Vogelſtuben war und auch vielfach als einzelner Sänger gehalten wurde, überall wieder recht ſelten geworden, weil er nämlich ſeit dieſer Zeit alljährlich nur in verhältnißmäßig geringer Anzahl in den Handel gekommen. Die Nachfrage nach dem beliebten Vogel iſt nun ſehr groß und man zahlt gern 18 bis 21 Mark für das Pärchen. Ein gutes Niſtpar in der Vogelſtube iſt daher für manchen Züchter recht einträglich geworden. *) Wenn Vieillot in den Angaben über die Weichlichkeit des kleinen Afrikaners auch übertreibt, ſo iſt es doch richtig, daß derſelbe zu den zarteſten aller Finken im weiteſten Sinne gehört. Namentlich unmittelbar nach der Einführung er— ſcheinen die bedauernswerthen, mehr als halbnackten, auch beſchmutzten und über— aus abgezehrten Ankömmlinge ſo hinfällig, daß ihrer zahlloſe zugrunde gehen; man wundert ſich, daß ſie die lange und beſchwerliche Reiſe überhaupt überſtehen konnten. Obwol ich im letzten Bande dieſes Werks unter anderm auch eingehende Anleitungen über zweckmäßige Verpflegung friſch angekommener Vögel geben werde, ſo will ich hier doch mindeſtens kurze Rathſchläge, um möglichſt viele aus ) Soeben, während ich dies ſchreibe (im Hochſommer 1877), erhalte ich die Nachricht, daß die erſten Sendungen der kleinen Senegalvögel und unter ihnen diesmal überaus viele Graugirlitze in Marſeille, Bordeaux und bzl. Antwerpen angekommen ſind. Der graue weißbürzelige Girlitz. i 361 einer angekauften Schar von Graugirlitzen zu retten, nach ſteten, guten Ergebniſſen anfügen. Die Vögelchen bleiben, gleichviel ſei der Käfig, in welchem ſie ange— lommen, auch noch ſo verunreinigt, vorläufig entſchieden in demſelben und werden mit ihm an einen möglichſt warmen Ort geſtellt, wo ſie für die erſte Zeit, wenn irgend thunlich, Tag und Nacht hindurch oder doch abends bis gegen Mitter— nacht und morgens wieder ganz früh fortwährend Licht haben müſſen und zwar ſo, daß daſſelbe den Käfig zu zwei Dritteln erhellt, während das letzte Drittel dunkel bleibt. Zugleich müſſen ſie ſehr reichlich mit ihrer afrikanischen Hirſe und falls man dieſe nicht beſchaffen kann, wenigſtens mit beſter weißer Hirſe verſorgt werden. Gut ausgetrockneter, ſaubrer Stubenſand wird maſſenhaft in den Käfig geſchüttet, um Näſſe und Schmutz wenigſtens zu bedecken. Das Trinkwaſſer giebt man ihnen keineswegs friſch vom Brunnen, ſondern nachdem es erſt einige Stunden in der warmen Stube geſtanden. Alle übrigen Zugaben, beſonders Mohn und andere ölhaltige Sämereien, auch Ameiſenpuppen und dergleichen, vor— zugsweiſe aber Grünkraut, halte man für die erſten drei bis vier Wochen durch— aus fern. Alle todten müſſen natürlich ſofort herausgenommen werden und auch jedes erkrankte ſollte man ſchleunigſt abſondern und in einen kleinen Käfig für ſich bringen, damit eine etwaige Anſteckung durchaus vermieden wird. Erſt am zweiten oder dritten Tage reinigt man den Verſandtkäfig ſorgfältig und läßt die Geſellſchaft vorläufig noch in demſelben. In der Mittagszeit oder wenn das Zimmer ſonſt am wärmſten iſt, giebt man in einem flachen Napfe ebenfalls abgeſtandnes Waſſer zum Baden. Sobald die Girlitze ſich neu zu befiedern be— ginnen, bringt man ſie in einen großen, geräumigen Käfig, gewöhnt ſie an Grün— kraut, mannigfaltige mehl- und ölhaltige Sämereien, Ameiſenpuppen, Mehlwürmer, eingeweichtes Eierbrot und alle anderen Beigaben, welche die Vogelſtube bietet. Dann läßt man ſie in derſelben fliegen oder ſetzt fie parweiſe in Heckkäfige. Das anmuthige Vögelchen iſt ſtets munter und im Geſellſchaftskäfige wie in der Vogelſtube friedfertig, doch hält es auch tapfer ſelbſt einem größern Angreifer ſtand; ſeinesgleichen und die nächſtverwandten Arten befehdet es in der Brutzeit ſehr hitzig. Trotz ſeiner Streitbarkeit aber läßt es ſich vom plumpen Band— vogel, vom Zebraſink u. a. nur zu leicht aus dem Neſte vertreiben und deshalb iſt eine glückliche Zucht in der Vogelſtube nur ſelten zu erzielen, während ſie im Einzelkäfige garkeine Schwierigkeit zeigt. Der Preis beträgt im Durchſchnitt 9 bis 12 Mark für das Pärchen, ſonſt wie S. 360 angegeben; im Großhandel kauft man auch dieſe Art hundertparweiſe mit für 3½, 5 bis 7 Frank. Der weißbürzelige graue Girlitz hatte, bevor ich ihn geſchildert, noch keinen deutſchen Namen, ich mußte ihm alſo einen ſolchen geben, doch war eine paſſende Benennung ſchwierig für ihn zu finden. Gern hätte ich Vieillot's Bezeichnung musica in geeigneter Weiſe 362 : Die Finken. Rechnung getragen, allein das iſt weder mir, noch anderen populären Schriftſtellern gelungen; ich benannte ihn zunächſt Grauer Edelfink und dieſe Bezeichnung, meiſt in Grauedelfink zu— ſammengezogen, hat ſich faſt überall eingebürgert. Sie iſt jedoch nicht zutreffend, weil der Vogel ſtreng genommen nicht zur Gattung Edelfink gehört. Er wird daher wol am paſſendſten ſchlicht— weg Graugirlitz zu nennen ſein. Man hat ihn im Laufe der kurzen Zeit auch weiß— bürzeligen Girlitz (Hgl.), Sängerfink, Singgimpel, grauen Sänger, grauen afrikaniſchen Sänger, Sängerſchuppenfink (Rchb.) und ſonderbarerweiſe auch Edel ſchläger (Br.) geheißen. Le Chanteur d' Afrique; Singing Finch, White-rumped Siskin or White -rumped seed-eater; Gryze zanger of Chanteur d' Afrique. — [Le Senegali chanteur, Veeill.]. Nomenclatur: Fringilla et Loxia musica, VII.; Fringilla musica, Lss.; Estrelda musica, Gr.; Hypochera musica, B)., Hrtl.,; Fringilla leucopygos, Lehtst; Dryospiza leucopygos, Nom. Mus. Berol.; Serinus leucopygos, Bp.; Crithagra leucopygia, Sndoll.; Dryospiza leucopygia et Serinus leucopygius et Crithagra musica, Hl.; Loxia?, Vrth. (Beſchreibung des Neſtes); Pholidocoma musica, Rchb.; Serinus musicus, Üb. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf weißlichgrau, jede Feder mit zartem dunklen Schaftſtrich; Nacken und Rücken reiner grau; Schwingen bräunlichgrau, außen ſchmal und innen breit weißlich geſäumt, obere Flügeldecken bräunlichgrau, mit zwei undeutlichen weißen Quer— binden; Schwanzfedern fahl bräunlichgrau mit ſchmalen bläßeren, verwaſchenen Querbinden: Bürzel reinweiß; Kehle, Hals und Oberbruſt grauweiß, jede Feder mit ſchwärzlichem Schaft— ſtrich und weißer Kante; Unterbruſt und Bauch reinweiß, kaum grau angeflogen, Seiten weiß mit dunkelgrauen Schaftſtrichen; untere Flügeldecken und untere Schwanzſeite weißlichgrau. Schnabel hornweiß; Auge dunkelbraun; Füße fleiſchfarben. Das Weibchen erſcheint nicht verſchieden gefärbt; nur fehlen ihm die ſcharfen dunkeln Schaftſtriche an den Seiten. Jugendkleid: lichtgrau, oberhalb dunkler, jedoch ohne die ſchwarzen Striche, nur düſter verwaſchen; unterhalb weißlichfahlgrau; Unterrücken und Bürzel zart reinweiß; Schnäbelchen weiß; Füße röthlichweiß. (Die Verfärbung tritt mit der Mauſer ein, ſodaß der junge Vogel im neuen Gefieder das Alterskleid zeigt. Die Mauſer pflegt in unſeren Frühlingsmonaten ſtattzufinden). Fringilla musica: capite canescente obscurius substriolato; cervice dorso- que purius canis; remigibus fumidis, exterius anguste, interius late albido-limbatis; tectricibus al. fuscato-cinereis fascias duas elutas exhibentibus albidas; rectri- cibus livide fumigatis fascias angustas ostendentibus pallidiores; uropygio albissimo; gula, collo juguloque incanis, subnigro -striolatis, eorumque plumis albo -limbatis; pectore abdomineque albis, incano-aftlatis; hypochondriis albis, obscure cinereo -strio- latis; tectricibus al. inferioribus latereque caud® inferiore cinerescentibus; rostro albevente corneo; iride fusca; pedibus carneis. — & concolor, sed striis hypochon- driorum obscuris carens. Länge 10, em.; Flügel 6,1 — 6,5 em.; Schwanz 3,90 — 4, em. (Nach Hartl.: Länge 4½ Zoll; Flügel 2 Zoll 3½ L.; Schwanz 13 L.). Juvenis: incana, supra obscurior striolis nigris nullis, solum fumoso-lavata; subtus livide canescens; tergo uropygioque albis; rostro albido; pedibus rubido-albis. Beſchreibung des Eies: zart graugrünlichweiß, an einem Pol nicht gerade ſparſam, aber ſehr fein braunröthlich und dunkelbraun gepunktet; ſehr dünn- und feinſchalig; lang ge— ſtreckt, ellyptiſch-eiförmig; Länge 16mm., Breite 11mm. — Grundfarbe bläulichweiß, am ſtumpfen Ende ganz kleine dunkelbraune Pünktchen. Geſtalt eiförmig und geſtreckt; matt. Länge 15 bis 17 um.; Breite 11 — 12 mm. Nehrkorn. (Die Farbe wechſelt zwiſchen blau- und graugrünlich— weiß und die mehr oder minder dicht ſtehenden Punkte und Flecken ſind ebenfalls veränderlich in verſchiedenen Schattirungen von roth- bis ſchwarzbraun). Ovum: subglauco album apice uno alterove rubente fuscoque punctatum; longiusculum, elliptico-ovatum; testa subtilissima et tenerrima. Der gelbbürzelige graue Girlitz. 363 Der gelbbürzelige graue Girlitz [Fringilla angolensis!. Durch ſeine ungemein große Aehnlichkeit mit dem vorigen erregt dies ſonſt unſcheinbare Vögelchen unſere Aufmerkſamkeit. In der Größe und Geſtalt ſtimmen beide nahezu überein. Die Schattirung des letztern iſt jedoch um einen Ton heller und fahlbräunlich; das hauptſächlichſte Unterſcheidungsmerkzeichen liegt aber darin, daß der Bürzel nicht weiß, ſondern lebhaft hellgelb iſt. Seine Heimat ſind, ſoweit bis jetzt feſtgeſtellt worden, die Gegenden Süd— weſtafrikas von Angola bis zum Kaffernlande. Ueber ſein Freileben iſt in der geſammten Literatur nichts bemerkenswerthes zu finden; nur ein Reiſender, Ladislaus Magyar, rühmt den Geſang. Dagegen gehört dieſer Girlitz zu den ſeit altersher bekannten und lebend eingeführten Finken. Buffon ſagt, daß la Vengoline im Königreich Angola heimiſch iſt und dort zu den angenehmſten Sängern gehört. Sein Geſang ſei jedoch von dem unſeres Hänflings ſehr verſchieden. Edwards hatte bereits eine Abbildung gegeben, hielt ihn jedoch für das Weibchen einer andern Art. Paul Martin brachte einige lebend aus Liſſabon mit. Alle Schriftſteller preiſen ein— ſtimmig ſeinen herrlichen Geſang, und D. Barrington, der ihm den franzöſi— ſchen Namen beigelegt, behauptet ſogar überſchwenglicherweiſe, daß er vor allen Singvögeln in Aſien, Afrika und Amerika, mit Ausnahme der Spottdroſſel, Vor— zug verdiene. Schon zu jener Zeit hatte man dieſe Art in einem Vogelhauſe gezüchtet. Bechſtein wiederholt im weſentlichen Buffon's Angaben und fügt noch beiläufig hinzu, daß damals ſolche fremdländiſchen Vögel von drei Vogel— händlern in Waltershauſen und dann namentlich von dem umherreiſenden Händler Albi eingeführt und in ganz Deutſchland verbreitet wurden. Dr. Bolle führt den Angolahänfling in ſeinem Verzeichniß, wenn auch als ſelten, doch noch an, und in den älteſten Preisliſten der Händler fand man ihn immer mitgezählt, obwol er ſeitdem durch Jahrzehnte faſt völlig wieder verſchwunden war; denn keiner der jetzt lebenden Händler kannte und hatte ihn eingeführt. Erſt im Jahre 1874 ſandte mir Chs. Jamrach in London eine Anzahl und nach dieſer erſten Einführung gelangte die Art ſodann, freilich ſtets nur in einzelnen Köpfen, in die Vogelſtuben; im Frühjahr 1877 erhielt ich noch ein Mäunchen von Herrn Lintz in Hamburg. Da mir im Laufe der Zeit alle, ſelbſt die bereits eingewöhnten und neu befiederten gelbbürzeligen Graugirlitze durch ſehr geringe Veranlaſſungen, wie Futterwechſel u. drgl., regelmäßig bald eingingen, ſo muß ich dieſen Vogel für außerordentlich zart und weichlich halten. Im zweckmäßig eingerichteten kleinen Käfige, wo man ſeine Fütterung ſorgfältig überwachen und ihn vor ſchädlichen Einflüſſen bewahren kann, mag er recht aus— dauernd ſich zeigen; um ihn freifliegend in der Vogelſtube zu erhalten, bedarf 364 Die Finfen. es jedoch ſicherlich vorher einer allmäligen ſorgſamen Gewöhnung. Inhinſicht der Haltung und Verpflegung gilt übrigens alles beim vorigen geſagte. Die Züchtung iſt mir nicht gelungen, weil die Vögel ſämmtlich zu früh ſtarben. Herr Dr. Franken ſchreibt über die S. 360 erwähnte Miſchlingszucht zwiſchen dem weißbürzeligen und gelbbürzeligen Graugirlitz folgendes: „Die beiden in meinem Beſitz befindlichen Angolahänflinge zeigten ſich als ſehr friedliche und ruhige Vögel. Sie waren Weibchen und legten in der Brut mit Weißbürzel— männchen jedesmal drei und nur einmal vier Eier. In der erſten Hecke wurden drei Junge flügge, die aber nach 'etwa vier Wochen raſch ſtarben, ohne daß ich die Todesurſache ergründen konnte. In der Folge brachte das eine Weibchen regelmäßig die Jungen aus, fütterte ſie aber nicht oder erdrückte ſie, ſodaß ich nur ein Junges dadurch rettete, daß ich es einem Kanarienweibchen unterſchob, welches es dann auch glücklich groß brachte. Dies wurde ein kräftiger Vogel, deſſen Geſang dem des weißbürzeligen Graugirlitzmännchens ähnlich iſt, jedoch einige andere Laute enthält. Das zweite Weibchen brütete mit ebenſolcher Aus— dauer, doch hatte es die üble Eigenthümlichkeit, ſein Männchen ununterbrochen zu befehden, weshalb auch ſeine Eier immer unbefruchtet waren. Gegen das Früh— jahr hin ſtarb es. Im September des Jahres 1875 begann das erſte Weibchen wieder zu niſten und fütterte zwei Junge glücklich auf, von denen das eine jedoch leider zugrunde ging. Aus den folgenden Gelegen wurden faſt jedesmal drei Junge erbrütet, jedoch niemals großgezogen, indem das Weibchen ſie ge— wöhnlich ſchon nach acht Tagen verließ und eine neue Brut anfing. Da meine weißbürzeligen Graugirlitze es ähnlich trieben und ich nicht vorausſetzen konnte, daß die Ernährung eine derartige ſei, um die Vögel zu dem raſtloſen unerſprieß— lichen Niſten zu veranlaſſen, ſo verſetzte ich die Gelbbürzel ſowol als auch die Weißbürzel in ein Zimmer, in welchem des Nachts nur bis 8 Grad R. Wärme herrſchte, und ſiehe da, hier brüteten beide Arten naturgemäß und zogen ihre Jungen jedesmal auf. Allem Anſchein nach iſt ihnen eben ein zu hoher Wärme— grad des Nachts nicht zuträglich.“ Weitere Erfahrungen ſind bis jetzt nicht veröffentlicht worden. Der Geſang iſt leiſe, girlitzartig und ſteht dem des Verwandten bei weitem nach. Ein Preis läßt ſich der jeltnen Einführung wegen noch nicht mit Beſtimmtheit angeben; der einzelne pflegt 15 — 18 Mark zu koſten. Der gelbbürzelige graue Girlitz, gelbbürzelige Graugirlitz oder Angolahänfling, iſt auch Angolagimpel benannt. (Angoliſcher Hänfling oder Fink, nach Bechſtein). Le Chanteur d' Angola; Yellow-rumped Siskin or Yellow-rumped seed-eater; Gryze zanger of Chauteur d’Angola. [La Vengoline, Buff.; Angola Finch, Latk.]. Nomenclatur: Fringilla angolensis, Gmlz.; Fringilla tobaca, Fl.; Linaria ango- lensis, Brss.; Linaria atrogularis, Sınth ; Fringilla uropygialis, Zehtst., Bp.; Poliospiza angolensis et atrigularis, Hytl.; Crithagra angolensis, Br. Der graukehlige Girlitz. 365 Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Oberhalb fahlbräunlichgrau, jede Feder mit ſchwärz— lichem Schaftſtrich; Flügelſchwingen graubraun mit ſchmalem gelbgrünen Außenſaum und weißem Innen- und Endrand; Schwanzfedern dunkelgraubraun mit röthlichgrauem Innen- und Endſaum; Bürzel und obere Schwanzdecken hell ſchwefelgelb; Kehle mattgrauſchwarz; ganze Unterſeite fahlgelblichgrauweiß. Schnabel dunkelhorngrau; Auge braun; Füße hellbraun. Weibchen kaum verſchieden, oberhalb wenig düſtrer bräunlichgrau, unterhalb mehr düſter bräunlichgrauweiß. Fringilla angolensis: supra luride ceineracea, subnigro-striolata; pogonio remigum nigro-fuscorum exteriore flavo-viride, interiore et apicali albo-submarginato pogonio reetricum fumosarum exteriore et apieali rubente einereo-limbato; uro- pygio et supracaudalibus- dilute sulfureis; gula cineraceo-nigricante; gastr®o toto luride albido; rostro obscure corneo; iride fusca; pedibus umbrinis. — 2 vix differens, supra parum luridior, subtus obscurius fuscato-cana. Länge 9,8 em.; Flügel 6,1 em.; Schwanz 3,9 em. (Nach Hartl.: Länge 4½ Zoll; Flügel 2½ Zoll; Schwanz 17/4 Zoll). f Jugendkleid und Ei mir noch unbekannt. (In der Miſchlingszucht mit dem weißbürzeligen Graugirlitz gleicht das Ei ganz der letztern Art, nur ſind die Flecke meiſtens bedeutend größer. Dr. Franken). Der graukehlige Girlitz Fringilla canicollis]. Zu den ſchönſten unter den Girlitzen gehörend, läßt der ſogenannte Kapland— kanarienvogel es umſomehr bedauern, daß er im Handel einer der ſeltenſten iſt. Auf den erſten Blick erſcheint er ſchlicht gelblicholivengrün. Die lebhaft grüngelbe Stirn und der grüne Oberkopf heben ſich vom aſchgrauen Nacken und der gleichen Kehle angenehm ab, die übrige Oberſeite iſt grünlichſchwarzbraun und die Unterſeite gelblichgraugrün mit reinweißem Bauch. Größe nahezu die des Kanarienvogels. Seine Heimat iſt Südafrika, wo man ihn namentlich im Kaplande häufig findet; auf der Inſel Mauritius ſoll er durch Zufall eingeſchleppt und ver— wildert ſein. Ueber das Freileben ſind noch keine Angaben gemacht, außer einer kurzen Notiz des Naturforſchers Layard, nach welcher der Vogel im niedern Gebüſch aus Moos, Haaren und Federn ſein Neſt erbaut und in daſſelbe drei oder vier weiße, am dickeren Ende purpurbraun gepunktete und geſtrichelte Eier legt. Mehrere Reiſende haben übereinſtimmend berichtet, daß dieſer Girlitz in den ſüdafrikaniſchen Kolonien als trefflicher Sänger vielfach im Käfige gehalten wird. Kürzlich theilte Herr Georg Altona in der Zeitſchrift „Die gefiederte Welt“ (Jahrgang 1876) folgendes mit: „Der Vogel eignet ſich vortrefflich für die Gefangenſchaft. Er hat einen angenehmen, lerchenartigen Geſang, den er ſehr fleißig vorträgt; außerdem empfiehlt ihn noch beſonders ſeine Genügſamkeit und ſein munteres Weſen. Das einfachſte Körnerfutter iſt ausreichend, um ihn jahre— lang bei guter Geſundheit zu erhalten; er ſcheint in dieſer Hinſicht wirklich noch den Kanarienvogel zu übertreffen. Wie ſchon Layard angegeben, wird er hier, jedoch nur ſehr ſelten, zur Baſtardzucht mit Kanarienweibchen benutzt. — 366 Die Finken. Es wäre doch jedenfalls für die Liebhaber der Stubenvögel ſehr erwünſcht, wenn die in Südafrika heimiſchen Finken zahlreicher nach Eur opa eingeführt würden, und es erregt eigentlich meine Verwunderung, daß dies nicht geſchieht, zumal es in der Kapſtadt ein leichtes ſein dürfte, eine ſchöne Sammlung derſelben an— zukaufen. Während meines Aufenthalts daſelbſt wurden täglich Vögel in großer Anzahl und Auswahl und zu billigen Preiſen im Markthauſe von Malayen feil— geboten“. Im Laufe der Jahre habe ich ihn nur immer in einzelnen Köpfen aus den Handlungen von Chr. Hagenbeck in Hamburg und Chs. Jamrach in London und kürzlich ein Paar von Herrn Altona erhalten. Die Zucht iſt mir weder mit dem letztern, noch mit Kanarienweibchen geglückt. Herr Dr. Franken hat mit ſeinem Pärchen auch keinen Erfolg erzielt, wol aber einen Miſchling vom Männchen mit einem gelbſtirnigen Girlitzweibchen gezüchtet. Auch er lobt den Geſang des erſtern. Bis jetzt hat derſelbe trotzdem für die Liebhaberei erſt eine geringe Bedeutung, während wir doch wünſchen, daß er bald durch zahlreiches Erſcheinen auf dem Vogelmarkt eine größere erlange. Der Preis ſteht hoch und beträgt gewöhnlich 24 — 30 Mark für das Pärchen und etwas mehr als die Hälfte ſolcher Summe für den einzelnen. Der graukehlige Girlitz heißt auch Kapkanarienvogel oder Kaplandkanarienvogel. Le Chanteur du Cap; Cape Canary-finch; Zanger of Chanteur du Cap. Nomenclatur: Crithagra canicollis, Sws.; Serinus canicollis, Bp., Cb.; Serinus flaviventris, Mus. Snkbrg.; Loxia flaviventris var B., Gmd.; Fringilla cinereicollis, Dbs. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Stirn lebhaft grüngelb, Oberkopf grün; Nacken und Kehle aſchgrau; ganze Oberſeite gelblicholivengrün, jede Feder mit dunklem Schaftſtrich. Flügel— ſchwingen ſchwarzbraun mit ſchmalem grüngelben Außenſaum; Schwanzfedern olivengrün, ſchwarz geſchäftet; Hals, Bruſt und Bauchſeite gelblichgraugrün; Bauch grauweiß; untre Flügel— ſeite grau, jede Feder an der Wurzelhälfte innen weißgrau, untere Schwanzdecken gelblichgrün, untre Schwanzſeite grüngelb. Schnabel bleigrau; Auge braun; Füße braun. Weibchen düſtrer graugrün; Stirn und Oberkopf ebenfalls nur graugrün. Fringilla canicollis: fronte lte viride flava; pileo viridi, cervice gulaque einereis; note o toto e flavente olivaceo-viridi, scapo plum cujusque nigricante; collo, pectore et hypochondriis flavicante cinereo-viridibus; ventre canescente albo; alis inferioribus einereis, basi plumarum singularum dimidia interius cana; infracaudalibus flavido-viridibus; cauda subtus virente flava; rostro plumbeo, iride et pedibus fuseis. — 2 sordide cinereo -viridis necnon fronte pileoque con- eoloribus. Der weißkehlige Girlitz [Fringilla Selbyil. Die tiefdunkle Mitternacht iſt wol der einzige Zeitpunkt, in welchem völlige Stille in der Vogelſtube herrſcht. Bis zum ſpäten Abend zankten ſich die klein— ſten und unruhigſten der Bewohner wiſpernd und ſcheltend um die beſten Schlaf— plätze, dann hörte man in der Fiuſterniß geraume Friſt das Zirpen und Krächzen der von treuer Elternſorge noch immer gefütterten Jungen; mit dem Morgen— Der weißkehlige Girlitz. 367 grauen aber, im Sommer alſo ſchon in der dritten oder vierten Stunde, be— ginnen bereits die erſten Laute ſich wieder zu regen. In der kurzen Friſt, welche unbedingte Ruhe bringt — erhebt ſich dann plötzlich eine Stimme, die an Har— monie und wechſelvoller Melodie uns beinahe wunderbar ſchön erklingt. In vollen Tönen ſchallt der Geſang durch den Raum, ſo kräftig, daß wir ihn noch weithin außerhalb des Gemachs vernehmen, während er uns doch auch innerhalb deſſelben keineswegs gellend oder ſonſtwie unangenehm dünkt. Wollten wir den Sänger, der unſre Bewunderung erregt, am nächſten Morgen in der Vogelſtube ſuchen, ſo würden wir uns vergeblich nach ihm umſehen — wenn wir nämlich vorausſetzen, daß er neben ſeinem herrlichen Liede ein buntes, farbenreiches Feder— kleid oder wenigſtens wie der Graugirlitz eine anmuthige und zierliche Geſtalt habe. Es iſt der graue weißfehlige Girlitz, der größte unter ſeinen Verwandten, der als ein anſpruchslos gefärbter und zugleich dicker, ungeſchlachter Vogel er— ſcheint. Am ganzen Körper einfarbig düſter aſchgrau, iſt er oberhalb dunkler, unterhalb etwas heller, an der Kehle grauweiß und auf dem Bürzel grünlichgrau. Für die Liebhaberei hat er leider keine Bedeutung erlangt, da er bis jetzt erſt ein einziges mal lebend eingeführt ſein dürfte. Im Jahre 1868 fand ich bei Herrn Karl Hagenbeck in Hamburg ein Pärchen, welches ich erwarb und deſſen Männchen mich lange Zeit hindurch, namentlich an den Winterabenden in völliger Dunkelheit der Vogelſtube, mit ſeinem wundervollen Geſange erfreute. Sie begannen dann auch zu niſten und erbauten in einem an einer Seite offnen Harzer Bauerchen aus Wurzeln und Faſern ein großes, nicht beſonders künſt— liches Neſt mit einer flachen aus feinen Kokusfaſern und Pferdeharen gebildeten und ſauber geglätteten Mulde. Zu einer erfolgreichen Brut gelangten ſie aber nicht. Als ich ſpäter eine Reiſe antreten mußte, welche meine längere Ab— weſenheit von Berlin nothwendig machte, erhielt die beiden Vögel von mir Herr Graf Rödern in Breslau, aus deſſen Vogelſtube ſie dann, wiederum nach ge— raumer Friſt, in das Berliner Aquarium gelangten, wo ſie aber bald zugrunde gegangen ſind. Die Heimat des Vogels erſtreckt ſich weit über Südafrika. Die Forſcher Jardine und Selby hielten ihn fälſchlich für das junge Männchen einer andern Art und zwar des weiterhin beſchriebnen ſchwefelgelben Girlitz. Ueber ſein Frei— leben iſt nichts bekannt. Hoffentlich wird er demnächſt, ſobald Afrika ſich der Forſchung, ſowie dem Handel und Verkehr mehr öffnet, zahlreich eingeführt, da er in ſeiner Heimat nicht ſelten ſein dürfte. Der weißkehlige Girlitz oder graue weißkehlige Girlitz iſt auch Rieſengirlitz und Weißkehle (Br.) benannt. Le Serin à gorge blanche; White-throated Siskin or White-throated seed-eater; Groote grijze zanger of Chanteur d'Afrique. 368 Die Finken. Nomenclatur: Buserinus Selbyi, Smth.; Loxia einerea, Fil. ; Loxia albigularis, Smth., Jard. et SIb., Finsch. et Hrtl., Crithagra einerea et Selbyi, Swns.; [Crithagra sulfurata, G.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb dunkel bräunlichgrau, jede Feder mit ſchwärzlichem Schaftſtrich; Kopf wenig heller grau mit ſchwärzlichem Zügelſtreif, fahlweißem ſchmalen Augenſtreif und weißlichem undeutlichen Backenſtreif; Flügel und Schwanz dunkel— braun, jede Feder mit ſchmalem fahlen Außenſaum; Bürzel und obere Schwanzdecken rein hellgelb; Kehle reinweiß; Oberbruſt und Seiten fahl bräunlichgrau; Unterbruſt, Bauch und Unterſchwanzdecken reinweiß; untere Flügelſeite fahl braungrau. Schnabel hornfarben, der Unterſchnabel etwas heller; Auge dunkelbraun; Füße braungrau. Das Weibchen gleicht dem Männchen völlig, hat aber keinen gelben, ſondern einen düſtergrauweißen Bürzel. Fringilla Selbyi: supra obscure fumida, nigricante striolata; capite parum dilutiore; loris subnigris; stria ophthalmica angusta, sordide albida; altera zygomatica elute albicante; pluma quaque alarum caudæœque fuscarum exterius anguste luride limbata; uropygio et supracaudalibus pure flavis; gula albissima; ju- gulo et hypochondriis livide fumidis; pectore et infracaudalibus albissimis; latere alarum inferiore luride umbrino-einereo; rostro corneo, mandibula dilutiore; iride fusca; pedibus fumigatis. — ꝙ mari »qualis, uropygio autem haud flavo, sed sordide cano. Der buttergelbe Girlitz oder Hartlaubszeifig Fringilla butyracea, var. Hartlaubi]. (Tafel XI, Vogel 54). Schon von weitem hören wir einen hellen, melodiſchen Schlag. Mehrmals wiederholt, dünkt es uns faſt, als erſchalle er doppelt, d. h. als werde dieſelbe Strofe, aber ſchwächer und kürzer, ſtets zu gleicher Zeit oder unmittelbar hinter— her noch einmal hervorgebracht. Sobald wir aufmerkſam lauſchen, nehmen wir wahr, daß das Weibchen den ſchmetternden Ruf des Männchens jedesmal be— antwortet. Noch mehr wundern wir uns jedoch darüber, daß die beiden Vögel — augenſcheinlich ein richtiges Pärchen — einander in der hitzigſten Weiſe be— fehden. Von früh Morgens bis ſpät Abends macht das Männchen fortwährend auf das Weibchen Jagd und läßt es den ganzen Tag hindurch auch nicht einen Augenblick in Ruhe. Als ich beim Beginn der Züchtung dieſe Art noch nicht ausreichend kannte, mußte ich glauben, daß ich kein Paar, ſondern ein altes und ein junges Männ— chen vor mir habe, zumal die Farben des letztern faſt ebenſo lebhaft waren, als die des erſtern und ſein Geſang laut und kräftig ertönte. Schon war ich im Begriff, ſie zu trennen, als ich glücklicherweiſe die erſten Vorbereitungen zur Brut bemerkte. Bevor ich nun auf meine Beobachtungen näher eingehe, will ich den Vogel zunächſt ſchildern. In der Größe und Geſtalt ähnelt er dem Graugirlitz, nur iſt er kräftiger und gedrungener. Oberkopf und Nacken ſind ſchön aſchgrau, ſchwarz geſtrichelt; Stirn, Backen und Kehle lebhaft gelb; der ganze Oberkörper iſt olivengrün— lichgelb mit ſchwärzlichen Flammen gezeichnet, die etwas dunkleren Flügeldecken Der buttergelbe Girlitz oder Hartlaubszeiſig. 369 haben ſchwärzlichbraune Ränder und gelbgrüne Streifen; die ganze untere Seite iſt gelb. Der in dieſen Darſtellungen oft genannte Forſcher, Dr. Karl Bolle, hatte darauf aufmerkſam gemacht, daß zwei augenſcheinlich doch durchaus verſchieden— artige Vögel mit ein und demſelben wiſſenſchaftlichen Namen belegt ſeien; er ſchied daher den grauköpfigen von dem grünköpfigen, indem er den erſten unter dem Namen Hartlaubszeiſig (Crithagra Hartlaubi) beſchrieb. Während der grünköpfige hierhergehörende Vogel noch wol niemals lebend in den Handel ge— kommen, wird der grauköpfige alljährlich in ganz bedeutender Anzahl als einer der ſogenannten kleinen Senegalvögel über Marſeille, Bordeaux, Antwerpen u. ſ. w. eingeführt. Bis vor kurzem hielt auch ich an dieſer Meinung des Genannten feſt, indem ich glaubte, daß der weiterhin geſchilderte ſüdafrikaniſche Girlitz (Fringilla flaviventris, G.), welcher zuweilen in unſere Sammlungen ge— langt und den ich gelbſtirnigen Girlitz benannt hatte, der eigentliche buttergelbe Girlitz (Fringilla butyracea, L.) ſei. Noch in der ſoeben bearbeiteten zweiten Auflage des „Handbuch für Vogelliebhaber“ I. habe ich an dieſem Irrthum feſt— gehalten und erſt die ſorgſamſte Vergleichung der geſammten Literatur und der Bälge in mehreren Muſeen haben mich zu der Einſicht geführt, daß die Herren Dr. Finſch und Dr. Hartlaub durchaus im Recht find, wenn fie beide Vögel als eine Art zuſammenwerfen. Dieſelben ſagen: „Nach der Unterſuchung von mehr als zwanzig Exemplaren aus allen Theilen Afrikas überzeugten wir uns davon, daß eine ſpezifiſche Unterſcheidung nicht möglich iſt, da ſich von der grau— zur olivengrünköpfigen Form deutliche Uebergänge nachweiſen laſſen.“ Wenn wir dieſe Behauptung als feſtſtehende Wahrheit annehmen, ſo iſt die Verbreitung der Art eine ganz außerordentlich weitreichende. Sie erſtreckt ſich vom Senegal an der weſtafrikaniſchen Küſte herab bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung, weiter öſtlich hinauf bis Damara, Natal, Mozambik und über Habeſch. Auf Madagaskar, Bourbon und Mauritius und angeblich auch auf St. Helena iſt er eingebürgert und neuerdings auch durch Dr. G. A. Fiſcher auf Sanſibar nachgewieſen. Trotzdem haben wir keine Nachrichten über ſein Freileben. Heuglin erlegte nur ein einziges Exemplar auf einem Eiſenholzbaume in Oſtſenar im Monat Dezember. Im übrigen darf man wol annehmen, daß die Lebensweiſe von der nahverwandter Finken nicht verſchieden ſein wird. Vieillot hat ihn in das große Bilderwerk zwar nicht aufgenommen, gibt aber anderweitig eine der beſten Beſchreibungen. Edwards, Briſſon, Buffon und andere, ältere Schriftſteller ſind in Irrthümern inbetreff ſeiner befangen; ſo nament— lich auch über das Vaterland, und letztrer zählt ihn, wie bereits von Bolle an— gegeben, zu den Stammvätern des Kanarienvogels. In der Gefangenſchaft iſt er ſeit langer Zeit her bekannt. In dem Bolle'ſchen Verzeichniß iſt er vorhanden und zwar Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 24 370 Die Finken. dürfen wir mit Beſtimmtheit annehmen, daß er ebenſo zu den am früheſten von Weſtafrika eingeführten Senegaliſten gehört hat, wie er noch jetzt eine ſtändige Erſcheinung unter denſelben bildet. Seitdem der letztgenannte Forſcher der grau— köpfigen Raſſe eine andre Benennung gegeben, führt ſie auch die entſprechende deutſche Bezeichnung Hartlaubszeiſig, und jenem hervorragenden Forſcher zu Ehren glaubte ich ihr dieſelbe belaſſen zu dürfen, zumal ſolche ſich bereits überall bei den Liebhabern und in den Verzeichniſſen der Händler eingebürgert hat. Man hat an ihrer Stelle wol den Namen Buttergimpel oder auch Goldgimpel (Br.) geſetzt, allein derſelbe kann nur Irrthümer hervorrufen, da abgeſehen von dem ein wenig gewölbten Schnabel doch ſicherlich kein Liebhaber den Hartlaubs— zeiſig einem Gimpel oder Dompfaff ähnlich finden wird.“) Recht bemerkenswerthe Angaben hat kürzlich im „Journal für Ornithologie“ Dr. Fiſcher über ihn gemacht: „Man findet ihn hier auf Sanſibar überall in einer großen Anzahl von Negerhütten und auch in der Stadt ſieht man ihn häufig vor den Häuſern hängen. Er iſt faſt der einzige Vogel, der hier in Ge— fangenſchaft gehalten wird, theils um feines Geſanges willen, theils weil er einen kleinen Handelsartikel für die Neger bildet, die ihn für 1 bis 2 Rupien an engliſche und amerikaniſche Kapitäne verkaufen. Andrerſeits wird dieſer immer muntre Girlitz von den Negern als Lockvogel beim Fangen kleiner Vögel ver— ſchiedener Arten benutzt. In der Freiheit habe ich noch keinen geſehen, wol aber weiß ich, daß die Neger aus dem Innern ihn vielfach zu Markte bringen, ſodaß an ſeinem Vorkommen hier nicht gezweifelt werden darf. Die Neger erzählen, daß er vor dem Orkan des Jahres 1872 auch in der Nähe der Stadt vorhanden geweſen, nach demſelben ſich jedoch ins Innere der Inſel zurückgezogen habe.“ In einer Nachſchrift jagt der Reiſende dann, daß er den buttergelben Girlitz dort auch freilebend geſehen habe. Herr Dr. Bolle hat bereits im Jahre 1858 folgendes über das Gefangen— leben berichtet: „Für die Voliere iſt er eine äußerſt wünſchenswerthe Erwerbung. Seine zierliche Geſtalt und ſeine wahrhaft anmuthige Färbung werden durch ein ruhiges und gewandtes, obwol nicht gerade zutrauliches Weſen noch mehr her— vorgehoben und gern vergißt man darüber das Fehlen eines eigentlichen Geſangs. Die Stimme des Vogels beſteht in einem häufig ausgeſtoßenen leiſen Zirpen. Selten hört man dazwiſchen einen kanarienvogelartigen, gedehnt flötenden Ton. Der Lockruf iſt aus drei lauten und wohlklingenden abſteigenden Noten, die ſchnell und unmittelbar auf einander folgen, zuſammengeſetzt. Mit dieſem locken ſich die Pärchen, wenn man ſie trennt, unaufhörlich. Parweiſe gehalten, ) Cabanis trennt zwar eine Gruppe als Feldgimpel (Crithagra, Sons.) von den Girlitzen (Serinus, Keh.), die Verwandtſchaft iſt indeſſen eine jo nahe, daß ich glaube, hier die Scheidung unterlaſſen zu dürfen. Der buttergelbe Girlitz oder Hartlaubszeiſig. 371 rücken die ſtets ſauberen und ſchmucken Vögelchen gern eng zuſammen, ohne ſich jedoch ſo innig wie die Aſtrilde an einander zu ſchmiegen, und dabei zeigen ſie untereinander die größte Zärtlichkeit. Fortwährend ſchnäbeln und füttern ſie ſich aus dem Kropfe und zwar in den zierlichſten Stellungen, die in den Juli fallende Mauſerzeit allein ausgenommen. Trotzdem äußern ſie garkeine Neigung, ſich in der Gefangenſchaft fortzupflanzen oder ein Neſt zu bauen, wie hoch auch die Sommerwärme ſteigen möge und wie weit auch der Raum ſei, den man ihnen anweiſt. Wahrſcheinlich fällt die Zeit dazu in Senegambien in eine von unſerm Sommer ganz verſchiedne Jahreszeit. Zu Santa Cruz de Teneriffa war ich Zeuge eines vergeblichen Verſuchs, ein Weibchen mit einem Kanarienvogel zu paren. — Zur Nachtruhe ziehen dieſe Vögel die höchſten ihnen erreichbaren Stellen vor, ſchlafen auch oft wie die Zeiſige ſeitwärts an das Gitter ihres Bauers angeklammert, ſonſt gern neben einander auf einer Stange ſitzend. Auf die Erde kommen ſie gewöhnlich nur herab, um zu freſſen oder das Waſſer auf— zuſuchen, in welchem letztern ſie ſich beim Baden ſehr durchnäſſen. Eine bemerkens— werthe Empfindlichkeit gegen kühlere Luft habe ich nicht an ihnen wahrgenommen, obwol ſie im Winter natürlich eines gut geheizten Zimmers bedürfen. Ihre kahrung beſteht in mehlreichen Sämereien, unter denen Hirſe und Kanarienſamen ihnen beſonders zuzuſagen ſcheinen; doch verſchmähen ſie auch ölhaltiges Geſäme, wie Mohn und Hanf, nicht und genießen neben friſchen Ameiſeneiern und einem beiläufigen Biſſen in Milch geweichten Weißbrots auch gern zartes junges Grün: eine Neigung, in welcher ſie, wie in ihren Sitten überhaupt, mit den meiſten anderen Girlitzen zuſammentreffen.“ Dieſe Angaben des aufmerkſamen und liebe— vollen Beobachters kann ich nach jahrelangen Erfahrungen ergänzen und theil— weiſe berichtigen. f Es iſt ein überaus luſtiges Liebeleben, welches ein Pärchen dieſer Vögel führt. Ihr fortwährender Zank und Streit, der mich anfangs ſo ſehr gegen ſie eingenommen, iſt vielmehr nur ſchelmiſche und muthwillige Neckerei, die mit den Ergüſſen anmuthigſter Zärtlichkeit wechſelt. Sehr verſchieden zeigt ſich letztre allerdings von der aller Prachtfinken; nicht ſo innig wie dieſe, nicht ſo gleichſam ganz in einander aufgehend äußert ſie ſich, ſie entfaltet ſich vielmehr in jenem anmuthigen Schäkern und gipfelt in dem taubenähnlichen Schnäbeln, bei welchem das Männchen ſein Weibchen aus dem Kropfe füttert, gleich hinterher aber auch wieder jagt und verfolgt. Dabei eben wird dann der wohlklingende Lockruf zum ſchmetternden Schlage, wechſelnd mit lautem melodiſchen Flötenton. Zur Anlage des Neſtes wählen ſie ſtets ein Harzer Bauerchen, ein offnes Neſtkörbchen, eine Schale oder irgend eine ähnliche Gelegenheit; niemals bauen ſie ganz frei im Gebüſch. Das Neſt wird aus feinen Gräſern, Baſt- und Papier— ſtreifen, Baumwoll- und anderen Fäden, Pferdeharen, wenigen Federn und Hede 24 * 372 Die Finken. geformt und das Lager der Eier aus zarten Gräſern und Würzelchen glatt und ſauber hergerichtet. Das Gelege beſteht in der Regel aus vier Eiern, welche in dreizehn Tagen erbrütet werden. Die Jungen ſind mit weißlichem Flaum be— deckt und fliegen etwa am zwanzigſten Tage aus. Nur das Weibchen allein baut, vom Männchen nach Finkenart auf jedem Fluge beim Eintragen der Stoffe geleitet, und brütet ebenſo allein. Sobald der Neſtbau beginnt, erſtirbt der ant— wortende Ton des Weibchens, während das Männchen ſeinen Schlag jolange hören läßt, bis es helfen muß, die aus den Eiern geſchlüpften Jungen zu füttern. Von dem Zeitpunkte an, da die Jungen das Neſt verlaſſen, kümmert ſich das Weibchen nicht mehr um dieſelben, dagegen werden ſie vom Männchen auffallend lange verpflegt; bei der einen Brut beobachtete ich, daß ſie noch fünf Wochen nach dem Ausfliegen, als ſie längſt vollkommen flügge waren, Nahrung erbettelten und empfingen. Die Niſtzeit pflegt im September anzufangen und gegen Neu— jahr hin beendet zu ſein; dann werden die Vögel ruhiger und ſtill. Der Schlag, ſowie das Jagen, die ſich bei jeder Brut wiederholten, haben nun ganz aufgehört, und kaum kann man bemerken, daß einer der Gatten des Pärchens ſich noch um den andern bekümmert. Obwol der Hartlaubszeiſig immerhin eine angenehme Erſcheinung iſt, ſo erfreut er ſich, wenigſtens bei uns in Deutſchland, doch keineswegs beſondrer Beliebtheit; er iſt eben nicht abſonderlich farbenprächtig, macht zu wenig den Eindruck eines Tropenbewohners, und Unkundige ſehen ihn wol gar für einen gewöhnlichen, einheimiſchen Vogel an. Wer aber nicht gerade auf blendende Farbenſchönheit zu großes Gewicht legt, ſondern ſich am ſchlichteren, doch immer— hin lieblichen Gefieder genügen läßt und dabei vorzugsweiſe Anmuth und Munter— keit werthſchätzt, wird ihn wol liebgewinnen können. Erſt bei näherer Kennt— niß aber lernt man ihn vollends würdigen und zwar ſeiner leichten Züchtbarkeit wegen, da er ſowol freifliegend in der Vogelſtube, als auch im Heckkäfige unge— mein bald und ſicher niſtet. Zu beachten iſt aber, daß man niemals zwei Pärchen von derſelben oder von den naheverwandten Arten, Graugirlitz u. a., beiſammen in der Vogelſtube halten darf, weil ſie einander heftig und anhaltend befehden. Zugleich gehört er zu den keineswegs weichlichen, ſondern gut ausdauernden Stuben— vögeln. Gegen Kälte iſt er nicht empfindlich und man darf ihn im ſchwach oder auch im garnicht geheizten Raume ohne Bedenken überwintern. Nachdem ich ihn im Laufe der Jahre mehrfach gezüchtet und die Ergebniſſe veröffentlicht hatte, bürgerte er ſich allmälig in den Vogelſtuben ein und gelangte in zahlreichen Fällen zur erfolgreichen Brut. Bei einem eifrigen Liebhaber und Züchter, Herrn Böttcher in Berlin und ſpäter in Dresden, zog ein Pärchen mehrere Bruten im engen Prachtfinken-Heckkäfige, deſſen Größenverhältniſſe ich S. 40 angegeben, glücklich auf. Herr Dr. Franken erzog Baſtarde mit Kanarien Der buttergelbe Girlitz oder Hartlaubszeiſig. 373 und Herr Regierungsrath v. Schlechtendal beobachtete eine Miſchlingsbrut vom Männchen Hartlaubszeiſig mit Weibchen Graugirlitz, welche allerdings leider ver— unglückte, indem das einzige Junge von den Alten aus dem Neſt geworfen wurde. Man kauft das Pärchen, im Spätſommer friſch angekommen, für etwa 9 Mark und ſpäterhin eingewöhnt für 12 Mark. Im Großhandel gehört er zu dem kleinen Gefieder, welches hundertparweiſe bunt durcheinander zu 3, 31, bis 5 Frank verkauft wird, doch halten ihn die Großhändler meiſtens etwas höher im Werth. Hoffentlich wird über kurz oder lang auch die grünköpfige Raſſe im Handel und in den Vogelſtuben erſcheinen. Der buttergelbe Girlitz oder Hartlaubszeiſig wird auch Mozambikzeiſig, blos Mozambik, Moſambik und Mozambek genannt; früher hießen ihn die kleinen Berliner Händler Haublättchen; nach ſeinem lateiniſchen Namen hat man ihn noch buttergelben Fink und, wie bereits erwähnt, neuerdings Buttergimpel und Goldgimpel (Br.) genannt. Le Serin de Mozambique; Mozambique Siskin or Mozambique seed-eater (fälſch— lich Yellow-rumped seed-eater); Geele zanger of Chanteur de Mozambique (fälſchlich St. Helena vink of Kaapsche Kanarie). Nomenclatur: Fringilla butyracea, L., G., Lth., Behst.; Fringilla ietera et Fringilla butyracea, Vll.; Crithagra chrysopyga, Sws., Gr., Hrtl., Hgl., Nwt., Krk., Lrd., Sprl.; Fringilla aurifrons et Serinus chrysopygus, Y.; Serinus ictera, Bp.; Crithagra Hartlaubii, Bl.; Fringilla flavifrons, Pr. Ny U., Hgl., Crithagra mossam- bica, Ptys.; Crithagra butyracea, Fusch. et Hrtl., Hgl., Br. — Von den Negern auf Sanſibar Tſcheriko genannt (F'schr.). [Chloris indica, Zdw., Brss., Sigm. — Yellow finch, Zath.; Serin de Mozam- bique, &.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Stirn, breiter Augenbrauenſtreif und Backen zitron— gelb; Vorder- und Oberkopf nebſt Schläfen und der hintern Ohrgegend und ein Zügelſtreif durch das Auge olivengrau, die Federn mit undeutlichen dunklen Schaftſtrichelchen und oliven— grünlichen Seitenſäumen, daher das Grau nicht ganz rein, ſondern etwas grünlich verwaſchen; das Gelb der Backen wird unterſeits von einem graulichſchwarzen Bartſtreif begrenzt, der vom Mundwinkel bis unter die Backe läuft; Hinterkopf allmälig olivengrün wie die übrige Oberfeite, die Federn mit verloſchenen, ſchmalen, dunkelen Schaftſtrichen; Schwingen braunſchwarz, die der erſten Ordnung an der Außenfahne nicht ganz bis zur Spitze ſchmal olivengrüngelb geſäumt, von der vierten an mit gelblichweißem Spitzenſaume, die Schwingen zweiter Ordnung breiter olivengrün gerandet, die Deckfedern ſchwarzbraun mit olivengrünem Endrande, wodurch zwei undeutliche Querbinden über den Flügel gebildet werden; Bürzel zitrongelb; Schwanzfedern braunſchwarz, an der Außenfahne ſchmal olivengrüngelb geſäumt, an der Innenfahne weißlich, an den drei äußeren Federn ein breiterer gelblichweiß verwaſchener Endrand; ganze Unterſeite zitrongelb, die Seiten etwas olivengrünlich verwaſchen, namentlich an der Bruſt; untere Flügel— decken weiß, gelblich geſäumt, daher gelblich verwaſchen (Finſch und Hartlaub). Schnabel und Füße hell horngrau; Auge braun. (Dieſe Art ändert, wie erwähnt, außerordentlich ab. Nach denſelben Autoren iſt ein weſtafrikaniſches Männchen [var. Hartlaubi, BI.] am ganzen Oberkopf wie an der übrigen Oberſeite ſchmutzig olivengrün, mit deutlicher hervortretenden dunkelen Schaftſtrichen, nur die Ohrgegend iſt graulich; das Gelb des Augenſtreifs, der Backen und Unterſeite iſt bedeutend blaſſer; die Seiten ſind deutlicher olivengrünlich verwaſchen; das Kinn iſt weißlich, der Bartſtreif ſehr ſchmal und wenig deutlich; Bürzel und obere Schwanz— decken ſind gelb und ſämmtliche Schwanzfedern haben einen olivenfahlweißen Endrand. Die Abbildung auf Tafel XI zeigt den Hartlaubszeiſig, wie er regelmäßig im Vogelhandel erſcheint 374 Die Finken. und zwar von Weſtafrika aus eingeführt. Ihm fehlt regelmäßig der gelbe Stirnrand; das Grau an Stirn, Ober- und Hinterkopf, am breiten Zügelſtreif und ſchmalen Bartſtreif iſt viel reiner, faſt garnicht olivengrünlich angehaucht, ſondern nur zart ſchwärzlich geſtrichelt, Hinter— kopf und Nacken aber ſind reingrau; auch habe ich den gelblichen oder weißlichen Endrand der Schwanzfedern niemals finden können). Das Weibchen gleicht nach Fuſch. und Hrtl. dem zuerſt beſchriebnen Männchen; der Oberkopf und die übrige Oberſeite ſind mehr olivengraulich— grün mit deutlichen dunkeln Schaftſtrichen; es hat ein breiteres weißes Schwanzende. Die im Handel mit kommenden Weibchen unterſcheiden ſich von den Männchen anfangs dadurch, daß ihr Gelb viel matter fahlgraulich, während der Kopf fahlgrünlichgrau mit weißlichgelbem Augenbrauenſtreif und Backen iſt. Völlig ausgefärbt aber gleichen ſie den Männchen faſt vollſtändig, allenfalls iſt das Gelb kaum bemerkbar heller, weißlich. Jugendkleid: Oberkopf und Backen grünlichbraungrau; Stirn und Augenſtreif weißlich— gelbgrau, zart ſchwärzlich geſtrichelt, Bartſtreif zart dunkel angedeutet; ganze Oberſeite bräun— licholivengrün; Schwingen und Flügeldecken dunkler braun, jede Feder zart gelb geſäumt, Bürzel beim jungen Männchen ſchon lebhaft gelb, beim Weibchen fahlgrünlichgrau; Schwanz faſt einfarbig ſchwärzlichbraun, unterhalb heller graubraun; Oberkehle weißlichgelb; ganze Unterſeite beim Männchen ſchon lebhaft gelb, beim Weibchen blaßgelb, bei beiden in der Regel aber nicht immer mit zarten, bräunlichen oder grünlichgrauen Strichelchen oder Flecken an der Oberbruſt. Schnabel und Füße hornweiß mit deutlichem bläulichen Ton, erſterer mit lebhaft gelber Wachshaut; Auge ſchwarz. Fringilla butyracea: fronte, stria superciliari lata genisque citrinis; sincipite, vertice, temporibus, loris, stria oculari, regioneque parotica olivaceo-cinereis; scapis plumarum singularum obseurioribus, limbis verum elute viren- tibus; stria mystacali ab oris angulo ad genam usque nigricante; oceipite ut not reliquo olivaceo-viridibus elute obscurius striolatis; remigibus fusco-nigris; pogonio primorum 4 anteriorum exteriore usque fere ad apicem olivaceo-virente limbato, apice primorum reliquorum flavente albo-limbato; secundarüs latius olivaceo-viride margi- natis; marginibus tectricum fusco -nigrarum limitaribus ex olivaceo viridibus, fascias duas alarum elutas fingentibus transversas; uropygio citrino; rectricibus fusco- nigris, exterius anguste olivaceo-virente, interius albido-limbatis; margine terminali rectricum ternarum exteriorum latiore, elute flavido-albo; lateribus gastr&i; totius eitrini, imprimis pectoris olivaceo - virente imbutis; tectricibus al. inferioribus albis, flavente limbatis; rostro pedibusque dilute canis; iride fusca. — Y mari simillima nonnisi pileo not&oque reliquo magis olivaceo-canis, distinctius obscure striolatis, caudaeque apice latius albo. Länge ca. 10,5 em.; Flügel 6,1 em.; Schwanz 3,9 em. Juvenis: pileo genisque luride virescente cinereis; fronte striaque oculari livide canis, subnigro-striolatis; stria mystacali vix conspicua; not luride olivaceo- viridi; remigibus alarumque tectricibus obscurius fuscis, flavente limbatis; uropygio S jam laete flavo, 2 subflavido; jugulo sexus utriusque subfusco-, vel luride virente striolato vel maculato; rostro pedibusque albido-plumbeis, cera rostri flavissima; iride nigra. Beſchreibung des Eies: (Die zuerſt in der Vogelſtube gelegten Eier waren ſtets reinweiß, wahrſcheinlich weil es den Vögeln an einem Farbſtoff im Futter mangelte). Grund— farbe gelblichweiß mit fahlgelben Flecken, beſonders am ſtumpfen Ende; zuweilen auch ohne Fleckenzeichnung. Geſtalt mehr rund als eiförmig. Länge 15 — 16 mm.; Breite 12 mm. Ovum: flavente album maculis apicis præsertim obtusi lividis, interdum immacu— latum; forma sat rotunda. Der gelbſtirnige Girlitz. 375 Der gelbſtirnige Girlitz [Fringilla flaviventris!. Tafel XI. Vogel 55. Den nächſten Verwandten des Hartlaubszeiſigs, der von vielen Autoren mit demſelben verwechſelt wird, laſſen doch die beträchtlichere Größe, der breite und lange gelbe Streif über der Stirn und dem Auge hinweg bis zum Hinter— kopf und dann die olivengrüne Färbung an Wangen und Bürzel ſicher unter— ſcheiden. Aber auch im Weſen zeigt er ſich abweichend; er iſt ungleich ruhiger und wird nur in der Niſtzeit etwas, jedoch auch nicht bedeutend lebhaft. Zugleich gehört er zu den beſten Sängern unter dieſen Finken. Obwol er nicht häufig und gewöhnlich nur einzeln oder parweiſe im Handel erſcheint, ſo iſt er doch den Liebhabern bereits ſeit langer Zeit her wohlbekannt. In dem Bolle'ſchen Verzeichniß wird er als ein ffalſcher wilder Kanarienvogel aufgeführt; und wenn auch der lateiniſche Name fälſchlich [Serinus butyraceus, I. lautet, ſo ſpricht doch die Heimatsangabe, Vorgebirge der guten Hoffnung, dafür, daß dieſe Art gemeint iſt. Herr Dr. Bolle beſtätigte mir dies ſodann mündlich. Auch er hat ihn im Laufe der Jahre mehrmals beſeſſen und zählt ihn zu ſeinen Lieblingen. Zu verſchiedenen Zeiten erhielt ich ihn in einem oder wenigen Köpfen von Hagenbeck oder Jamrach und in neueſter Zeit von Reiche in Alfeld. Sobald die Niſtzeit naht, beginnt das Männchen ſein Weibchen, um welches es ſich bis dahin garnicht gekümmert hat, aus dem Kropfe zu füttern und folgt ihm in Finkenweiſe während des Neſtbaus auf Schritt und Tritt, ohne jedoch ſelber an demſelben theilzunehmen. Das Neſt wurde jedesmal im dichten Gebüſch nicht hoch über der Erde erbaut und bildete eine große offne Mulde, außen von feinen Reiſern, innen aus Faſern, Würzelchen, Wolle geformt und mit Pferdeharen zierlich ausgerundet. Das Gelege beſteht in vier bis fünf Eiern und die ganze Entwicklung gleicht völlig der des vorhin geſchilderten buttergelben Girlitz oder Hartlaubszeiſig. Obgleich ich ihn nur freifliegend in der Vogelſtube gezogen und mir keine weiteren Zuchtergebniſſe in der Gefangenſchaft bekannt ſind, ſo bin ich doch davon überzeugt, daß er auch gleicherweiſe im Käfige gut niſtet und überhaupt einer der beſten Heckvögel in der Gefangenſchaft iſt. Freilich muß man es vermeiden, die nächſten Verwandten neben ihm in der Vogelſtube zu halten, denn ſelbſt die viel kleineren, wie Graugirlitz und Hartlaubszeiſig, befehden und verfolgen ihn ſo, daß er nicht zur Brut kommt. Da er aber als Sänger doch viel werth— voller als der letztgenannte iſt, ſo entfernt man denſelben ſicherlich gern, ſobald man in den Beſitz eines Pärchens dieſer Südafrikaner gelangt. Uebrigens iſt er friedlich mit allen anderen kleineren Vögeln und viel mehr harmlos, als die 376 Die Finken. meiſten anderen Finken. Auch zeigt er ſich, ſobald er eingewöhnt iſt, recht aus— dauernd, nur kann er Kälte nicht gut ertragen. Die Heimat erſtreckt ſich über Südafrika und namentlich iſt er im Kap— lande häufig, ſodaß er zu den gemeinſten Vögeln gehört und nach den Mit— theilungen des Herrn Georg Altona vielfach zu Markte gebracht und dort im Käfige gehalten wird. Sein Freileben gleicht dem verwandter Finken; zur Niſt— zeit parweiſe und nach derſelben in mehr oder minder großen Schwärmen ver— einigt, welche umherſtreichen und zuweilen in den Getreidefeldern erheblichen Schaden verurſachen. Das Neſt ſteht immer niedrig über'm Boden in einem dichten Buſch; es gleicht dem unſres Goldammers, nur iſt es kleiner; in der Regel enthält es vier bis fünf Eier. Dieſe Angaben ſtimmen mit denen des Naturforſchers Layard überein. Auf der Inſel St. Helena iſt er verwildert und von da aus gelangt er hauptſächlich in den Handel. | Es bleibt zu bedauern, daß der angenehme Stubenvogel nicht häufiger bei uns eingeführt wird und daher nur ſpärlich in unſeren Vogelſtuben und Käfigen zu finden iſt. Der Preis iſt verhältnißmäßig gering, 15, 18 bis 30 Mark für das Pärchen. Der gelbſtirnige Girlitz erhielt dieſen Namen von mir, weil es bereits einen andern gelbbäuchigen Girlitz giebt, den ich weiterhin ſchildern werde. (In der zweiten Ausgabe des „Handbuch für Vogelliebhaber“ J. iſt er als ſüdafrikaniſcher Girlitz aufgeführt), . Jam rach nennt ihn Helena-Kanarienvogel und Reiche Berg-Kanarienvogel. Im Handel hat er ſich überall als gelbſtirniger Girlitz eingebürgert; im übrigen hat man ihn auch Goldbauch (Br.) geheißen. Le Serin à front jaune; Yellow-fronted Siskin or St. Helena seed-eater; St. Helena vink of Kaapsche Kanarie. Nomenclatur: Loxia flaviventris, Gml.; ‚Crithagra flava, Sees.; Crithagra flaviventris et flava, G.; Crithagra flaviventris, C). Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Ein breiter Stirnrand, welcher ſich beiderſeits über den Augen nach den Kopfſeiten zieht, hochzitrongelb; Oberkopf, ſehr breiter Backenſtreif vom Schnabel durchs Auge bis zum Nacken und ein ſchmaler Bartſtreif vom Unterſchnabel um die gelbe Unterbacke ebenfalls bis zum Nacken olivengelblichgraugrün, fein ſchwärzlich ſchaftſtreifig; ganz ebenſo der Rücken; Schwingen bräunlichſchwarz, an der Grundhälfte ſchmal gelblichgrün, an der Spitzenhälfte fahlgrau geſäumt, große und kleine Flügeldecken ebenfalls ſchwarzbraun, breit fahl geſäumt, wodurch zwei Querbinden über den Flügeln gebildet werden; Schwanzfedern grauſchwarz mit ſchmalen grüngelben Außenſäumen; ganze Unterſeite hochzitrongelb; untere Flügel- und Schwanzſeite ſchwärzlichgrau. Schnabel dunkelhorngrau, Unterſchnabel heller, blei— farben; Auge dunkelbraun; Füße dunkelbräunlich hornfarben. Weibchen einfarbig dunkel— grünlichgrau, unterſeits etwas heller graugrün, Flügel- und Schwanzfedern bräunlichſchwarzgrün. Kanarienvogelgröße. — Das Jugendekleid gleicht, ſoviel ich mich erinnere, faſt völlig dem des alten Weibchens, doch hatte ich es leider verſäumt, genaue Aufzeichnungen zu machen. Fringilla flaviventris: margine frontali lata, utrinsecus supra oculos ad capitis latera extensa, lte citrina; pileo, stria zygomatica amplissima a rostro per oculum usque ad cervicem, altera mystacali a mandibula circa genam inferiorem flavam itidem ad cervicem usque livide virentibus subnigro-striolatis; dorso omnino eoncolore; pogonio remigum fuscato-nigrorum exteriore anguste flavido-viride, interiore Der ſchwefelgelbe Girlitz. 377 livide cano-limbato; limbis teetriecum al. majorum minorumque nigro-fuscar um latis, lividis, fascias alarum transversas fingentibus duas; rectricibus cineraceo-nigris, exterius anguste virente flavo-limbatis; gastræo toto late citrino; latere alarum cau- daeque inferiore nigricante cinereo; rostro obscure corneo; mandibula dilutius plumbea; iride fusca; pedibus e fusco corneis. — { unicolor obscure virente cinerea, subtus subcano-viridis; alis caudaque luride nigro-viridibus. Juvenis: cum femella adulta fere conveniens. Beſchreibung des Eies: Grünlichweiß, am ſtumpfen Ende zart roth und braun ring— förmig gefleckt. (Sie ändern aber ab, denn in dem erſten Gelege in der Vogelſtube waren ſie weißlichblaugrün, am ſpitzen Ende ſparſam, am dicken reichlich mit dunkelbraunen Punkten und hellbraunen Flecken und Strichelchen gezeichnet). Länge 18"; Breite 14 mm- Ovum: virente albidum maculis subrubidis fuscisque circa apicem obtusum fingentibus annulum. Der ſchwefelgelbe Girlitz [Fringilla sulfurata]. Als ein Ebenbild des gelbſtirnigen Girlitz, aber bedeutend größer und kräftiger, faſt einem Gimpel gleich, würde auch dieſe Art eine willkommene Er— werbung für die Vogelſtube ſein. Meines Wiſſens iſt ſie jedoch bis jetzt erſt ein einziges mal lebend eingeführt worden. Ich erhielt zwei Männchen und ein Weibchen von Herrn Chs. Jamrach in London, die noch gerade glücklich in Berlin ankamen, um dann in den nächſten Tagen doch den Reiſeanſtrengungen zu erliegen. Die Heimat erſtreckt ſich über die Kapländer und in Natal gehört er keines— wegs zu den Seltenheiten. Livingſtone ſammelte ihn auch im Oſten und zwar am Sambeſi. Nach Ayres und Layard lebt er in kleinen Flügen und ernährt ſich von allerlei Sämereien. Das Neſt findet man in der Regel im niedrigen Gebüſch, oft nur wenige Zoll über der Erde; es iſt ſehr feſt gebaut, eine offne Mulde und wird alſo mit dem des vorigen übereinſtimmen. Das Gelege bilden gewöhnlich vier Eier. Verreaux ſagt, daß der Geſang angenehm ſei. Ein Preis läßt ſich natürlich nicht feſtſtellen; hoffentlich iſt der Vogel aber gleich anderen Südafrikanern demnächſt mehr im Handel zu erwarten. Der ſchwefelgelbe Girlitz iſt auch ſonderbarerweiſe Goldkehle (Br.) benannt. Le Serin sulfureux; Sulphureous Siskin or Sulphureous seed-eater; Groote St. Helena vink. Nomenclatur: Loxia sulphurata, L., Gml., Lth., Behist.; Coccothraustes sul- phuratus, III.; C. cap. bon. spei, Brss.; Crithagra sulphurata, Sws., Jard. et Sl., Gr., Grn., Grül., Lrd.; Buserinus sulphuratus, Bp.; Crithagra sulfurata, Husch. et Hrtl. — Brimstone Grosbeak, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb olivengrünlichgelb, jede Feder mit bräun⸗ lichem Schaftſtreif; Zügel-, Kopf- und Halsſeiten und Rücken olivengrün; Augenbrauenſtreif bis zum Schlaf, Backenſtreif und Kehle zitrongelb; Flügel braunſchwarz mit zwei gelblich- olivengrünen Binden; Bürzel und obere Schwanzdecken lebhaft grüngelb; Schwanzfedern braun— ſchwarz, ſchmal olivengrünlich geſäumt; Oberbruſt und Seiten olivengrünlichgelb, übrige Unter— ſeite zitrongelb; Schnabel hellhornbraun, Unterſchnabel noch heller gelblichweiß; Auge dunkel— braun; Füße bräunlichgrau. (Die Angabe Verreaux', daß beide Geſchlechter gleichgefärbt 378 Die Finken. ſeien, dürfte auf einem Irrthum beruhen, denn das Weibchen, welches ich erhalten, war oberhalb düſter bräunlichgrün, unterhalb fahlgelblichgrün; Zügelſtreif und Kopfſeiten nur fahlgrünlich— grau. Der Vogel war leider ſo zerlumpt und ſchmutzig, daß ich ihn nicht näher beſchreiben konnte, doch habe ich mit Sicherheit ſein Geſchlecht feſtgeſtellt). Fringilla sulfurata: supra ex olivaceo virens, subfusco striolata; Joris, capitis collique lateribus dorsoque olivaceo-viridibus; stria supereiliari usque ad tempora, altera zygomatica gulaque eitrinis; fasciis duabus alarum nigro-fuscarum ex olivaceo virescentibus; uropygio, supracaudalibus l«te viride flavis; rectri- cibus fusco-nigris, anguste olivaceo-viride limbatis; pectore et hypochondriis sub- viride olivaceis; gastreo reliquo eitrino; rostro dilute fuscato-corneo; mandibula flavido-alba; iride fusca; pedibus fumidis. — supra sordide fuscato -viridis, subtus luride virescens; stria lororum lateribusque capitis nonnisi virente cinereis. Länge 15, em.; Flügel 8 en.; Schwanz 5,4 e. Beſchreibung des Eies: Weißlich, grünlich ſcheinend, am ſtumpfen Ende mit einem Ringe von dunklen und hellen Purpurflecken beſäet. (Layard). Ovum: virente albidum maculis purpureis obscurioribus et dilutioribus circa apicem obtusum fingentibus annulum. Der Bartgirlitz Fringilla barbata]. Dieſer Girlitz wurde von Heuglin zahlreich in den Urwäldern und auf einzelnen Bäumen längs der Regenbetten weſtwärts vom Gazellenfluß bis zum Koſanga beobachtet: „Er lebt meiſt in Pärchen und Familien und ſcheint im März zu niſten, indem ich Ende April Junge ſah, welche kaum flugfähig waren. Er iſt dem buttergelben Girlitz ſehr ähnlich, aber ſein Scheitel iſt gelbgrün, wie der Mantel und mit mehr oder weniger deutlichen ſchwärzlichen Schaftſtrichen, ohne Beimiſchung von Grau; die Wangen ſind gelb, aber die Ohrgegend iſt deutlich gelbgrün und der Backenſtreif ſehr ſcharf begrenzt ſchwarz. Das Weib— chen iſt blaſſer, obenher mehr olivengelbgrünlich mit ſchmälerem gelben Stirnband, weißem Kinn und ſchwärzlicholivenfarbnem Augenbrauenſtreif; unter dem Kinn und über den Kropf zieht ſich eine aus ſchwärzlichen Flecken gebildete, theilweiſe doppelte Querbinde.“ Finſch und Hartlaub bemerken dazu, daß Heuglin's bärtiger Girlitz mit der grünköpfigen Varietät des Hartlaubsgirlitz übereinſtimmt, daß ſie jedoch nicht wagen, ihn für unbedingt gleichartig zu erklären, weil die Ohrgegend wie der Oberkopf deutlich olivengrün gefärbt iſt, während ſie bei dem letztern ſtets einen graulichen Anflug zeigt. Der Bartgirlitz iſt daher noch mehr als ein Miniaturbild des gelbſtirnigen Girlitz (F. Haviventris) anzuſehen. Bisher iſt er erſt einmal lebend hergebracht und zwar befindet ſich ein Paar im Beſitz des Herrn A. F. Wiener in London. Der Bartgirlitz oder ſchwarzbärtige Zeiſig (Heuglin). — Le Serin à moustaches; Bearded gold-finch. — Crithagra barbata, Serinus sp.; Serinus barbatus, Hgl.; Crithagra chrysopyga, Antn.; Crithagra sp. nova, de FI. Noch nicht eingeführte Girlitze. 379 Es iſt noch eine Anzahl hierher gehörender Finken zu verzeichnen, deren Er— ſcheinen im Handel wir wol über kurz oder lang erwarten dürfen. Sie werden ſich wahrſcheinlich in der Lebensweiſe und allen Eigenthümlichkeiten überhaupt von den bis hierher geſchilderten nicht weſentlich unterſcheiden, und da einerſeits nach— weislich noch keiner von ihnen eingeführt iſt, andrerſeits aber manche als ſelbſt— ſtändige Arten noch angezweifelt werden, ſo muß ich es bei ihrer kurzen Be— ſchreibung, bzl. Herzählung bewenden laſſen. Hoffentlich wird die Liebhaberei dieſelben nach und nach der Wiſſenſchaft zur beſtimmenden Vergleichung entgegen— bringen, wie dies ja bereits in zahlreichen anderen Fällen geſchehen iſt. Der gelbrückige Girlitz [Fringilla flavivertex] „iſt eine dem graukehligen Girlitz zunächſt ſtehende Art; fie wurde von Blanford in Tigrié endeckt. Leider fehlt bis jetzt aller Nachweis über die Lebensweiſe und auch die genaue Angabe der Oertlichkeit. Da mir der Vogel niemals vorgekommen iſt, ſo muß ich ſchließen, daß er in Abeſſinien entweder ſehr ſelten oder nur auf gewiſſe Bezirke des wärmern Oſtens beſchränkt iſt.“ Heuglin. [Crithagra flavivertex, Binfrt., Hl.]. Der grüngelbe Girlitz [Fringilla chloropsis]. „Dieſe neuentdeckte Art ſchließt ſich zunächſt dem gelbſtirnigen Girlitz an, unterſcheidet ſich aber durch die mit der Unterſeite und der Stirn gleichgefärbten hochgelben Kopfſeiten, ohne dunkle Ohrgegend und Bartſtreif.“ (Finſch und Hartlaub). Die Beſchreibung iſt nach dem einzigen, ziemlich beſchädigten Exemplar der Berliner Sammlung, welches durch Baron v. d. Decken aus Oſtafrika eingeſandt worden und entweder von Mombas oder Sanſibar herſtammt, gegeben. [Crithagra chloropsis, C.. Der ſchwarzhalfterige Girlitz [Fringilla capistrata] unterſcheidet ſich von allen Verwandten dadurch, daß der Stirnrand und die Gegend rings um den Schnabel (alſo die ganze Halfter: Capistrum) ſchwarz und der erſtere gelbgeſäumt iſt. Nach den Aufzeichnungen der deutſchen Expedition nach der Loangoküſte fehlt dem Weibchen das Schwarz an den Augen und um den Schnabel, ſowie die gelbe Säumung des Stirnbands; die Kopfſeiten find dunkelolivengrün. „Ein Exemplar wurde von Dr. Wellwitſch im Diſtrikt Golungo Alto (etwa 560 bis 630 Mtr. hoch) in Angola erlegt und dürfte ſich jetzt im Beſitze des Muſeum zu Liſſabon befinden. Wir erhielten es unter den vom Genannten geſammelten Vögeln, welche uns durch Vermittelung Sclater's zur Beſtimmung zugingen.“ (Finſch und Hartlaub). Die von Dr. Falkenſtein mitgebrachten ſind im Berliner Muſeum. [Grithagra capistrata, Fnsch.]. Der geſtrichelte Girlitz Fringilla striolata]. Ein Mitglied dieſer Vogel— familie, welches wol niemals beſondern Werth für die Liebhaberei gewinnen wird, weil es unſcheinbar olivengrünlichbraun, überall fein geſtrichelt erſcheint und nach 380 Die Finken. Heuglin's Mittheilungen nicht lebhaft ſich zeigt und nur einen unbedeutenden, nicht kräftigen Geſang hören läßt: „Der Vogel bewohnt das öſtliche und zentrale Abeſſinien und iſt keineswegs ſelten, von den Abfällen der Bogosländer bis in die Gallaländer; ich habe ihn zwiſchen 160 bis 3450 Meter über der Meeres— fläche angetroffen. Er wandert nicht, hält ſich gern an buſchigen Höhen, in Hecken und um verlaſſene Wohnungen, in niedrigem Geſträuch längs der Betten der Waldbäche, ſeltner auf Felſen und Tennen auf; gegen das Frühjahr hin verſammeln ſie ſich zuweilen in kleinen Flügen.“ [pyrrhula striolata, Rpp., Hoql., Lfbvr.; Serinus striolatus et Crithagra striolata, Hl.]. Der kurzſchnäbelige Girliz [Fringilla brevirostris. In der Zeitſchrift „Der zoologiſche Garten“ berichtet C. L. Landbeck über Singvögel Chile's und ſchildert in folgendem dieſen dort vorkommenden Girlitz: „Er iſt der Vertreter des deutſchen Verwandten, ſowol hinſichtlich der Geſtalt und Färbung, als auch des Geſangs und der Lebensweiſe. Größe ungefähr des Zeiſigs. Oberſeite olivenbräunlich und ſchwarz geſtreift, Unterſeite zitrongelb, am ſchönſten an der Kehle, an den Seiten graulich und graugrünlich. Dies liebliche Vögelchen lebt ſo ziemlich in ganz Chile und iſt ungemein zahlreich. Am liebſten bewohnt es getreidereiche Ebenen und Weingärten und ernährt ſich von den Körnern des reifenden Getreides, aber auch von den öligen Samen vieler Unkräuter. In großen Scharen kann es in den Feldern bedeutenden Schaden verurſachen, wie ich in Valdivia ſelbſt genugſam erfahren habe. Wo aber der Getreidebau groß— artig betrieben wird, wie in den Zentralprovinzen Chile's, iſt der Schaden un— bedeutend. Er iſt Zugvogel, verläßt zeitig ſeine Brutplätze und erſcheint erſt ſpät wieder. Gewöhnlich wandert er in größeren Geſellſchaften und wenn er im Frühjahr ankommt, belebt er eine ganze Gegend mit ſeinem pieperartigen Ge— ſange. Er ſteigt ſingend in die Höhe, fliegt ebenſo von einem Baumgipfel zum andern oder läßt ſich langſam flatternd auf die Erde nieder. Im weſentlichen iſt ſein Geſang nur ein mehrfach modulirtes ſi, ſi, ſi und erinnert an den des deutſchen Girlitz und die leiſen Töne eines Kanarienvogels oder den des Wieſen— piepers; auch ſein Lockton, den er beim Auffliegen hören läßt, erinnert an das ſcharfe hißt der Pieper. Sein ziemlich kunſtvolles Neſt findet man im Graſe. Es enthält fünf bis ſechs grünliche, vielfach braungefleckte Eier. Er iſt nicht ſcheu, vielmehr zahm und zutraulich, gewöhnt ſich leicht an die Gefangenſchaft und ſingt auch im Käfige fleißig. Eine angenehme Muſik entſteht, wenn bald nach ihrer Ankunft einige Hunderte dieſer Vögelchen zugleich ſingen. Es gibt auch gelbe Varietäten und es iſt wahrſcheinlich, daß er bei völliger Einbürgerung in ähnlicher Weiſe ſich verändern würde, als der Kanarienvogel.“ Da dieſer Girlitz inanbetracht ſeines häufigen Vorkommens demnächſt wol bald auf dem Vogelmarkt zu erwarten iſt, ſo habe ich die obige eingehende Beſchreibung hier Der ſchwarzköpfige Rothgirlitz. 381 angefügt; auch gibt dieſelbe den Beweis, daß die Lebensweiſe aller dieſer Ver— wandten durchaus übereinſtimmend iſt. [Crithagra brevirostris, @ld.: Fringilla ar— vensis, Attl.; Chirigue der Chilenen!. Der ſchwarzköpfige Nothgirlitz [Fringilla alario|. Es erſcheint verwunderlich, daß von den Finken, welche ziemlich artenreich und in großen Schwärmen Südafrika bewohnen, ungeachtet des regen Verkehrs der Kapſtadt mit London, doch immer nur wenige, meiſtens einzelne Exemplare eingeführt werden, während die dortigen Widafinken und Webervögel mindeſtens zeitweiſe zahlreicher anlangen. So haben wir wiederum einen Vogel vor uns, welcher ſicherlich ſchon ſeit altersher lebend herübergekommen und der trotzdem bis zur Gegenwart ſtets nur vereinzelt bei den Händlern auftauchte. Buffon giebt von dem Bouvreuil du Cap de Bonne Espérance weiter nichts als die Beſchreibung und bei den übrigen alten Schriftſtellern iſt auch nicht mehr zu finden. Reichenbach hat den Vogel ſchon geſehen und jagt, daß er zuweilen lebend herübergebracht werde; Bolle dagegen führt ihn nicht mit auf. Seit der Zeit des erſtern dürfte er dann eben gänzlich gefehlt haben, denn zuverläſſige Nachrichten über ſein Vorkommen im Handel und in der Liebhaberei ſind nicht bekannt. Er iſt an Kopf, Kehle und Oberbruſt ſchwarz, an Oberkörper, Flügeldecken und Schwanz braun und an der Unterſeite reinweiß. Die Größe ſtimmt mit der des Graugirlitz überein, doch iſt er gedrungner, kräftiger und dickköpfiger. In ſeiner Heimat, Südafrika, ſoll er weitverbreitet und namentlich im Kaplande ziemlich häufig ſein. Layard und nach ihm Altona geben an, daß er dort familienweiſe in den niedrigen dornigen Gebüſchen lebe, ſich von Gräſer— ſämereien ernähre und mit Prachtfinken, gewellten und grauen Aſtrilden gemein— ſchaftlich in größeren Schwärmen ſich umhertreibe. Der erſtgenannte Forſcher bezeichnet ſeinen Geſang als anhaltend und ſüß und Beide verſichern, daß er dort vielfach gefangen und im Käfige gehalten werde. Im Jahre 1873 erhielt Chs. Jamrach in London mit gelbbürzeligen Graugirlitzen, Kapkanarien und ſchwefelgelben Girlitzen zuſammen acht Köpfe Rothgirlitze, und dieſe ganze Geſellſchaft gelangte in meinen Beſitz. Alle letztere waren jedoch Männchen, dazu auch die meiſten von ihnen krank, ſodaß ſie mir wenig Freude brachten. Da Herr Dr. Franken die eingehendſten Beobachtungen inbetreff ihrer gemacht, ſo verzeichne ich dieſelben hier zunächſt. „Nachdem ich einen ſolchen ruhigen, eines beſchaulichen Daſeins ſich er— freuenden Vogel längere Zeit beſeſſen, niemals aber einen Ton von ihm gehört hatte, glaubte ich endlich, er ſei ein Weibchen und die Angaben der Forſcher 382 Die Finken. über ein andres Kleid deſſelben ſeien falſch. Dann aber vernahm ich einige ſo ſanfte, flötenartige Töne, daß ich erſtaunt Umſchau hielt, ob ſich etwa ein Hänfling ins Zimmer verflogen hätte, aber es war mein Maskenfink, und nun begann derſelbe einen faſt unausgeſetzten, d. h. das ganze Jahr hindurch anhal— tenden, nicht ſehr lauten, aber höchſt melodiſchen Geſang, deſſen Töne gleichſam in einem ununterbrochnen Guſſe und beinahe ſich überſtürzend hervorſprudelten. Da ich ein Weibchen ſeiner Art nicht erlangen konnte, ſo geſellte ich ihm ein Kanarienweibchen bei, um welches er ſich jedoch garnicht bekümmerte. Drei Ge— lege waren unbefruchtet und erſt in der vierten Brut befand ſich ein taugliches Ei, welches aber mit der Kralle oder ſonſtwie verletzt worden, ſodaß das Junge nicht auskam. In der nächſten Brut- war von drei Eiern wiederum eins taug— lich und aus dieſem wurde ein ſtattliches Hähnchen aufgezogen; die noch folgende ſechste Brut war abermals erfolglos. Da der glücklich erzielte Miſchling wol einzig in ſeiner Art iſt, ſo gebe ich die genaue Beſchreibung des Jugendkleides: Oberkopf, Schläfe und Nacken ſind braun mit dunkelen, ins Graue gehenden Längsſtrichen; Zügel, Backen, obere Halsſeite und Hinterhals ſind heller braun mit eben ſolchen Längsflecken; Mantel und Schultern ſind beinahe ſchwarz, jede Feder mit breiten roſtrothen Außenſäumen; Schwingen dunkelgrau; Schwanz— federn beinahe ſchwarz mit roſtfarbenen Säumen (die mittelſten am kürzeſten, die zweite am längſten), untere Seite heller; obere Schwanzdecken und Bürzel ſind hell roſtfarbig; die Unterſeite von der Kehle ab bis zum hintern Unterleib ebenfalls hell roſtfarbig, beinahe weiß; die Unterſchwanzdecken ganz hell roſt— farben; die Unterflügeldecken roſtfarbig ins Graue ſpielend; Schnabel horn— farben, Unterſchnabel heller; Auge grau; Füße bräunlichhornfarben. Nach etwa Dreivierteljahren hat ſich der Vogel ausgefärbt. Das Grau iſt ſchwarz ge— worden; am weſentlichſten hat ſich der Mantel verändert, welcher jetzt roſtbraun gefärbt iſt mit ſchwärzlichen Längsflecken; auch hat der Vogel ein ſchwärzliches Band über die Bruſt bekommen, welches dem des alten Männchens gleicht. Im Geſange war er dem letztern ſehr ähnlich, nur im Tone ſtärker. Als ich aber einen Kanarienwildling erhielt, der den Schlag des gemeinen angenommen, hatte er den letztern ebenfalls ſogleich gelernt und läßt ihn ſeitdem unermüdlich er— ſchallen, abwechſelnd mit einem kurzen, rätſchenden Schlag, den er, wer weiß wem meiner vielen Vögel abgelauſcht oder ſelber erfunden hat und nun wol zwanzig⸗, dreißigmal wiederholt. Als Sänger iſt er ganz verdorben.“ Neuerdings haben auch Fräulein Hagenbeck und C. Gudera den Rothgirlitz eingeführt, immer jedoch nur einzeln und das Weibchen iſt bisher meines Wiſſens erſt zweimal vorhanden geweſen und ſtets bald geſtorben. Nach der Einge— wöhnung zeigt ſich der Vogel jedoch durchaus nicht weichlich. Er iſt gegen Prachtfinken u. a. friedlich und harmlos, von den Verwandten aber, auch vom Der Totta-Girlitz. 383 Graugirlitz, wird er zur Brutzeit befehdet und verfolgt. Preis 15 bis 24 Mark für ein Männchen oder für das Pärchen. Der ſchwarzköpfige Rothgirlitz, gewöhnlich Maskenfink genannt, heißt auch Alario, Bergkanarienvogel, Langflügler und Roſt- oder Maskengimpel. Le Pinson Alario; Alario-Finch or Alario Sparrow. (Vrzn. d. zool. Grt. v. London). Nomenclatur: Fringilla Alario, L., Gml., Lth.; Fringilla personata, Lehtst.; Crithagra bistrigata et ruficauda, Sws.; Alario personatus, N.; Crithologus Alario, Cb., Br.; Spermophila Daubentoni, Gr. |Passerculus cap. bon. sp., Brss.; Bouvreuil du Cap de Bonne Esperence, Buff.; Cape-Sparrow, Albin; Orange-Grosbeak, Lath.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Kehle und Oberbruſt ſchwarz; Oberkörper nebſt Flügeldecken und Schwanz braun; Schwingen ſchwarzbraun mit ſchmalen, fahlen Spitzen— ſäumen; Hals- und Bruſtſeiten weiß, der ganze übrige Unterkörper bräunlichweiß. Auge ſchwarz; Schnabel horngrau; Füße wenig dunkler horngrau. Weibchen: oberhalb fahlgrau, ſehr fein dunkel geſtreift; Flügel bräunlichgrau mit zwei gelbbraunen Binden; Bürzel bräunlichgrau; Schwanz braun, ſchwarz geſäumt; ganzer Unterkörper fahl hellgelb. Auge, Schnabel und Füße wie beim Männchen. Fringilla alario*): capite, gula pectoreque nigris; note cum alarum tectricibus caudaque fusco; apicibus remigum nigrofuscorum anguste luride lim— batis; lateribus colli peetorisque albis; gastr®o reliquo subfusco-albo; iride nigra; rostro corneo; pedibus obscure corneo. — e supra luride einerea, sub- tilissime obscure striolata; fasciis duabus alarum subfusco-cinerescentium fulvis; uropygio e fusco ceinereo; cauda fusca, nigro-limbata; gastreo toto luride griseo; iride, rostro pedibusque utut G. Länge 11, em.; Flügel 6,9 em.; Schwanz 4,3 em. Der Totta⸗Girlitz [Fringilla totta!]. Zu den Vögeln, welche die in letztrer Zeit überaus lebendig erwachte Lieb— haberei und bezüglich der in gleichem Maße ſich entwickelnde Handel uns zuge— führt haben, gehört auch dieſer Girlitz. Herr W. Mieth in Berlin ließ ſich zur „Aegintha“-Ausſtellung des Jahres 1876 von Chs. Jamrach aus London einige neu und ſelten eingeführte Vögel ſchicken. Unter denſelben waren natürlich wie immer die unvermeidlichen ‚wilden Kanarienvögel und zwar diesmal in zwei Arten: ein Paar graukehlige Girlitze und ein ſolches von einer bisher wol noch niemals lebend in den Handel gelangten Art. Von der letztern ſtarb leider das Weibchen und das Männchen wurde als Totta-Girlitz feſtgeſtellt. Es erhielt auf der erwähnten Ausſtellung einen erſten Preis. Von den bisher beſchriebenen Girlitzen unterſcheidet ſich dieſer ſogleich dadurch, daß er an der ganzen oberen Seite bemerkbar braun erſcheint, während er im übrigen den grüngefärbten unter ihnen ſehr ähnlich iſt; auch dürfte dies in hinſicht der Lebensweiſe durchaus der Fall ſein. Seine Heimat iſt Südafrika, und beſonders ſoll er im Kaplande häufig vorkommen. Ueber ſein Freileben iſt garnichts bekannt, und Layard ſagt von ) Von alarius = Flügelmann gebildet. Sollte das Wort, von Linné Syst. nat. Nr. IX eingeführt, überhaupt nicht ein Druckfehler ſein? ſtatt —ia in —io verdorben? 384 Die Finken. ihm nur, ebenſo wie bei faſt allen anderen verwandten Finken, welche dort heimiſch ſind, daß man Miſchlinge von ihnen mit Kanarienweibchen ziehe. Hoffen wir, daß er demnächſt zahlreicher zu uns gelange. Der Totta-Girlitz iſt auch kurzweg Totta benannt. — Le Serin Totta; Totta-Siskin; Pietje Kanarie (holländiſche Anſiedler). Nomenclatur: Loxia totta, @ml.; Fringilla totta, Sprm. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberkopf olivengrünlich fahlbraun; Kopf- und Halsſeiten olivengrünlichbraun; Rücken und übrige Oberſeite ſchwach dunkelgrünlichbraun; Schwingen ſchwarzbraun, fein weiß geſäumt und geſpitzt, innen breit weiß gerandet; obere Schwanzdecken hellgrünlichgelb; Schwanzfedern ſchwarzbraun, die beiden mittleren reinweiß, die anderen an der Innenfahne breit weiß geſpitzt; von der Kehle bis zur Oberbruſt fahl gelb— grünlichbraun, dunkelbraun geſtrichelt; Bruſt und Bauch hell olivengrünlichgelb; Seiten, untere Flügel- und Schwanzdecken fahl bräunlichgrau. Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel heller; Auge braun; Füße dunkelbraun. Weibchen oberhalb fahler graubraun und unterhalb düſterer graugrünlichgelb. Nahezu Kanarienvogelgröße. Fringilla totta: pileo olivascente fusco; lateribus capitis collique magis virentibus dorso et note reliquo obscurius viride fuscis; remigibus nigro-fuseis, subtiliter albido-limbatis et terminatis, interius late albo-marginatis; supracauda- libus late virente flavis; retricibus nigro-fuseis, mediis ambabus albissimis, pogonio reliquarum interno late albo-terminato; gula juguloque luride virente fuseis, obscure fusco-striolatis; pectore abdomineque late olivaceo-virescentibus; hypochondriis, tectrieibus al. inferioribus et infracaudalibus fuscato-cinereis; rostro fusco. — ꝙ supra sordidius griseo -fusca; subtus e cinereo-virente flava. ** Unter der deutſchen Bezeichnung Zeiſige reihe ich die Geſchlechter Zeiſig [Chrysomitris, Boe], Zitronfink [Citrinella, Bp.] und Grünfink [Ligurinus, Ach.) aneinander. In ihrem Freileben weichen ſie wenig von den Girlitzen ab, übertreffen ſie auch nicht in der Größe und dürfen ebenfalls als anmuthige Stubengenoſſen gelten. Sie ſind in Europa, Aſien und Amerika heimiſch und namentlich der letztere Welttheil hat überaus viele hierher gehörende Arten aufzuweiſen, die jedoch bis jetzt erſt in geringer Anzahl der Liebhaberei zugänglich ſind. Der ſchwarzköpſfige Zeiſig Fringilla cucullata!. Unter den Erwerbungen, welche die Liebhaberei in der letztern Zeit gemacht, ſteht dies reizende Vögelchen hoch obenan, denn es zeichnet ſich ſowol durch Schön— heit, Aumuth und Liebenswürdigkeit, als auch durch lieblichen Geſang und leichtes Niſten in der Gefangenſchaft vor allen ſeinen Verwandten rühmlich aus. Obwol erſt ſeit wenigen Jahren und leider auch nur ſelten eingeführt, hat es doch bereits in der Vogelſtube des Herrn Kreisgerichtsrath Heer in Striegau und dann auch in der meinigen geniſtet und ſeine Jungen glücklich aufgezogen. Es iſt ein ſchöner Zeiſig, nur von der Größe der Aſtrilde, mit ſchwarzem Kopf, dunkelrothem Mantel, breiter, rother und weißer Binde über dem ſchwarzen Flügel und feuer— rothem Unterkörper. Sein Weibchen iſt ſchlicht aſchgrau, röthlich überflogen und mit röthlich-weißer Binde auf dem Flügel. Vor einigen Jahren wurde er zuerſt von Karl Hagenbeck unter der Bezeichnung kleines weſtindiſches Kardinälchen? Der ſchwarzköpfige Zeiſig. 385 in den Handel gebracht und ſeitdem erſcheint er bei Chr. Hagenbeck, Jamrach, Vekemans u. A. immer einzeln oder parweiſe. Herr Heer berichtet über die Züchtung in folgender Weiſe: „Das Weibchen hatte nur zwei Eier gelegt, aber beide ausgebrütet und beide waren ſchon glück— lich ausgeflogen, als das eine, bereits als Männchen zu erkennen, durch einen unglücklichen Zufall ums Leben kam. Das andre Junge, ein Weibchen, fliegt munter in der Vogelſtube umher und iſt faſt ebenſo groß und ſtark als die Alten. Die ſchwarzköpfigen Zeiſige hatten ein Par Zebrafinken aus einem Niſtkäfige ge— trieben, auf die in deren Neſt befindlichen fünf Eier ein neues Neſt gebaut und dann die beiden Jungen erbrütet. Ich fand dies, nachdem die Jungen ausge— flogen waren, bei Beſichtigung des Neſtes.“ Das Pärchen lebt in gleicher Weiſe wie die Verwandten das ganze Jahr hindurch in einem erkennbaren ehelichen Verhältniß, ſodaß die Gatten, ſich an— ſcheinend zwar nicht viel um einander bekümmernd, doch immer in der Nähe beiſammen weilen. Gegen die Niſtzeit hin, in meiner Vogelſtube im Juli, begann das Männchen größere Zärtlichkeit zu zeigen, indem es das Weibchen aus dem Kropfe fütterte und ihm immer unmittelbar folgte. Letztres trug dann in ein offnes Niſtkäſtchen, welches tief in der Krone, die in der Mitte der Vogelſtube angebracht iſt, hing, Gräſerriſpen, Fäden und Halme zuſammen und formte hauptſächlich aus Baum— wolle, Leinenfaſern und Kuhharen eine runde, flache Mulde. Das Gelege beſtand einmal in drei und das zweitemal in vier Eiern. In der erſten Brut brachten ſie aber nur zwei Junge und in der zweiten nur ein ſolches auf. Dieſe Züchtungen dürften bis jetzt die einzigen ſein, welche man erzielt hat, da der Vogel ja erſt in wenigen Sammlungen vorhanden iſt. Ein Pärchen, Männchen und Weibchen, der von mir gezüchteten ſchwarzköpfigen Zeiſige im Jugendkleide befinden ſich im zoologi— ſchen Muſeum in Berlin. Zu meiner großen Ueberraſchung ſah ich auf der Ausſtellung des Hamburg-Altonaer Vereins für Geflügelzucht im Jahre 1877 einen Baſtard vom Männchen des ſchwarzköpfigen Zeiſigs und Kanarienvogelweibchen, welchen Herr G. A. H. Staude in Eimsbüttel zufällig gezüchtet hatte, indem in ſeiner Vogelſtube ein Pärchen der erſtern Art mit Kanarien zuſammengehalten worden. Der überaus ſchöne Miſchling, welcher mit dem erſten Preiſe ausgezeichnet wurde, liefert wiederum einen Beweis dafür, daß alle Finken dieſer Gruppe zur Miſch— lingszucht mit Kanarien ſich geeignet zeigen, wie dies ja die Reiſenden, ſo namentlich Layard, von den ſüdafrikaniſchen Arten auch regelmäßig angeben. Die Heimat des ſchwarzköpfigen Zeiſigs iſt das nordweſtliche Südamerika; ſie dürfte ſich auf Neugranada, Venezuela und einige Inſeln Weſtindiens be— ſchränken. Der Reiſende Gundlach hat nachgewieſen, daß er auf Kuba nicht vorkommt, während dies andere Naturforſcher früher behauptet. „Eine ſo auf— fallende ſchöne Vogelart“, ſagt er, „würde von den Einwohnern doch wol be— Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 25 386 Die Finken. merkt ſein, während ich keine Angabe gefunden, daß ſie beobachtet worden.“ Er er— achtet daher die dort im Freien geſehenen für Exemplare, welche aus Käfigen entflogen ſind, da dieſer Zeiſig auf der Inſel als Singvogel gehalten und zur Züchtung von Kanarienbaſtarden benutzt wird. — Ueber das Freileben iſt ſonſt nichts bekannt. Zu den rühmenswerthen Eigenſchaften dieſes Bewohners unſerer Käfige und Vogelſtuben gehört auch noch die, daß er harmlos und friedlich und obwol ſehr zart, dennoch nicht weichlich iſt, ſondern nach der Eingewöhnung vortrefflich aus— dauernd ſich zeigt; Kälte kann er freilich nicht ertragen. Der Geſang iſt ange— nehm, dem unſres Zeiſigs ähnlich, doch beiweitem wechſelreicher und melodiſcher und ohne das ſog. Krähen. Der Preis ſchwankt bedeutend und beträgt 36, 45 bis 75 Mark für das Pärchen. Auf der erwähnten Ausſtellung in Hamburg hatte Fräulein Hagenbeck zum erſteumal mehrere Pärchen beiſammen. Der ſchwarzköpfige Zeiſig heißt bei Br. Kapuzenzeiſig; bei den Händlern wird er auch noch jetzt gewöhnlich weſtindiſches oder kleines rothes Kardinälchen genannt. Le Serin A tèéte noire; Red black-headed Gold-finch; Zwartkop Sijsje. Nomenclatur: Carduelis cucullatus, Swns.; Pyrrhomitris cucullata, Bp., Gr. [Fringilla Cubae, Groh. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Kopf, Kehle, Hals bis zur Oberbruſt ſchwarz, ein breites Nackenband hellroth; Rücken, Schultern und Mantel bräunlichroth, jede Feder mit ſchwärzlicher Mitte; Schwingen und Flügeldecken ſchwarz mit breiter hellrother und vorn weiß— licher Querbinde; Schwanz ſchwarz; Bürzel, Oberſchwanzdecken, Bruſt und ganze Unterfeite dunkelfeuerroth. Schnabel ſchwärzlichhorngrau; Auge bernſteinbraun; Füße braun. Weibchen: Kopf und Kehle ſchwärzlichgrau, braunroth überflogen; Rücken, Mantel und Schultern heller bräunlichgrau; Flügel bräunlichgrau mit ſchmaler weißlichorangerother Querbinde; Bürzel düſter gelbroth; ganzer Unterkörper aſchgrau, gelbroth überflogen, hier und da mit einzelnen feuerrothen Federchen. — Jugendkleid dem des alten Weibchens im weſentlichen gleich, doch iſt das junge Männchen an Bruſt, Flügeln und Oberſchwanzdecken bereits lebhaft feuerroth gefärbt. — (Junges Männchen aus meiner Vogelſtube; aufgeſtellt im Berliner zoologiſchen Muſeum: Oberkopf und Mantel dunkelaſchgrau, Rücken heller grau; Flügel ſchwarz, mit den lebhaft rothen Zeichnungen des alten Männchens; Bürzel weißlichgrau; Oberſchwanzdecken grau mit rothen Spitzen; Schwanz ſchwärzlich, unterſeits aſchgrau; Backen, Halsſeiten, Kehle fahl aſchgrau; Bruſt weißlichgrau; jede Feder breit roth geſpitzt; Bauch und untere Schwanzdecken rein— weiß; Schnabel horngrau, Spitze heller; Auge ſchwarz; Füße grau. — Weibchen, ebenfalls im Muſeum: Ganze Oberſeite dunkelaſchgrau; Schwingen fein und Flügeldecken breit fahlgelblichweiß endgeſäumt; über die Flügel eine breite weißliche Zickzackbinde [ein recht kräftiges junges Weibchen in der Vogelſtube zeigte die großen Flügeldecken röthlich endgeſäumt]; Kehle weißlich— grau; ganze Unterſeite fahlbräunlichgrau; Schwanz ſchwärzlichgrau, unterſeits aſchgrau, ebenſo die untre Flügelſeite; in allem übrigen gleicht es dem jungen Männchen. — Bei der Ver— färbung des Mnchs. überfliegt das Roth gleichſam den ganzen Körper in einzelnen zerſtreuten Flecken; ebenſo kommen einzelne ſchwarze Federn an Stirn und Kehle hervor). Fringilla cucullata: capite, gula juguloquéè nigris; fascia lata cervicali dilute rubra; dorso, humeris et interscapilio rubiginosis, nigricante striolatis; fascia lata remiges alarumque tectrices lte rubra transeunte, ante albida; cauda nigra; uropygio, supracaudalibus, pectore et gastr&o toto obscure igneis; rostro nigrescente corneo; iride ferruginosa; pedibus fuseis. — : capite gulaque nigricante cinereis, badio imbutis; dorso, humeris et interscapilio fuscato-canis; fascia Der Trauerzeiſig. 387 angusta alas subfusco-cinereas aurantio-rubra transeunte; uropygio sordide rufo; gastrœo toto cinereo-rufescente afflato, passim igneo -maculato. Juvenis: prorsus ꝙ adultæ concolor; attamen ' juv. alis, uropygio pectore- que jam lte igneo-pictis. Beſchreibung des Eies: Geſtalt eiförmig; Farbe zart bläulich- oder grünlichweiß, fein rothbraun gepunktet. Länge 14 mm., Breite 11mm. O vum: oviforme, pallide coerulescente vel virente albidum, subtiliter rufo- punctatum. Der Trauerzeiſig Fringilla tristis!. Tafel XI. Vogel 57. In Hinſicht der Farbenſchönheit, des Geſangs und anmuthigen Weſens zugleich dürfen wir die amerikaniſchen Zeiſige als eine überaus werthvolle Be— reicherung unſerer Liebhaberei anſehen. Ein Vögelchen, wie der vorhin geſchilderte ſchwarzköpfige Zeiſig iſt in allen ſeinen Eigenthümlichkeiten als ein wahres Juwel der Stubenvogelliebhaberei zu betrachten und es bleibt eben nur zu wünſchen, daß er häufiger eingeführt werde. Im Gegenſatz zu ihm gelangt der Trauer— zeiſig alljährlich regelmäßig in beträchtlicher Anzahl in den Handel, und während wir dieſen letztern gleicherweiſe um ſeines Farbenſchmucks und hübſchen Gefieders willen ſchätzen, müſſen wir wiederum bedauern, daß er, wenigſtens auſcheinend, zu den weichlichſten Stubenvögeln gehört, und daß es bis jetzt noch nicht gelungen iſt, ihn mit Sicherheit für die Dauer im Käfige zu erhalten. Unter allen fremd— ländiſchen Zeiſigen ſteht er ſodann in einer Beziehung hoch obenan, darin näm— lich, daß wir über ſein Freileben nach allen Seiten hin unterrichtet ſind, ſodaß alſo eine Schilderung deſſelben uns einen Einblick in das der übrigen gewähren kann. 6 Er iſt goldgelb mit ſchwarzer Stirn, ſchwarzen, weißgebänderten Flügeln und ſchwarzem Schwanze. Das Weibchen iſt düſter gelb, ohne ſchwarze Stirn; ein ebenſolches Winterkleid trägt das Männchen. Die Größe iſt der des Stiglitz oder Diſtelfinks gleich, welchem er auch in der Geſtalt ähnelt. Seine Heimat erſtreckt ſich über den größten Theil Nordamerikas, beſonders über die mittleren und weſt— lichen Staaten. Als Zugvogel wandert er zum Winter bis ins heiße Amerika, bleibt aber auch ſcharenweiſe in Texas oder Mexiko; nach Dr. Richardſon lebt er in den Pelzthiergegenden des Nordens nur drei Monate und verſchwindet im September bereits wieder. Den alten Schriftſtellern war dieſer Vogel ſehr bekannt und ſie gaben bereits zahl— reiche Abbildungen von ihm; ſo Edwards, Seeligmann, Buffon, Vieillot u. A. Auch wußten ſie ſchon, daß er zu denen gehört, welche im Sommer und Winter verſchiedene Kleider tragen. Edwards hatte ſeinen Kupferſtich nach einem Pärchen herſtellen laſſen, welches aus Newyork lebend herübergebracht worden und von dem das Weibchen in der Gefangenſchaft ein Ei gelegt. Catesby, deſſen Ab— 25* 388 Die Finken. bildung freilich kaum erkennbar iſt, bemerkt bereits, daß er in Newyork häufig im Käfige gehalten werde. Bechſtein fügt nichts beſonders bemerkenswerthes hinzu. Er ſagt nur, daß er in ſeinem Vaterlande wie in Europa vielfach einzeln gehalten werde und dies iſt in der That ganz richtig, denn früher wurden von vielen Vögeln nur die prächtigen Männchen allein eingeführt und die unſchein— baren Weibchen zurückgelaſſen — bis man nämlich dazu gelangte, Züchtungs— verſuche anzuſtellen; ſeitdem ſind die letzteren ebenſo geſucht als die erſteren. In Bolle's Verzeichniß iſt er mit aufgeführt, doch klagt der Forſcher darüber, daß er zu ſeiner Zeit kaum noch nach Deutſchland komme, ebenſo wie der Granatfink, die Königswitwe u. a., welche zu Bechſtein's Zeit ſämmtlich bekannt genug waren. Audubon fand auch in den Lauten eine eigenthümliche Aehnlichkeit zwiſchen ihm und dem europäiſchen Stiglitz heraus. Als ich in England und Frankreich weilte, erzählt er, machte es mir oft Vergnügen, wenn ich den Stiglitz hörte, denn ich glaubte im erſten Augenblick immer, daß es unſer Trauerzeiſig ſei; als ich dann aber nach Amerika zurückgekehrt war, erinnerte mich derſelbe wiederum oft an Europa. Auch Wilſon und Prinz Max v. Wied erachten ihn im Weſen wie in der Lebensweiſe als dem Diſtelfink naheſtehend; letzterer nennt ihn gelber Stiglitz und ſagt, daß er gleich jenem ſich an die Diſteln und ähnliche Gewächſe hänge und denſelben kleinen und bogigen Flug habe. Herr H. Nehrling, in Oak Park in Illinois, ſchildert den Vogel ſodann in folgender Weiſe: „Von allen unſeren Finken fällt er durch ſeine vorherrſchend gelbe Färbung und durch ſein muntres, raſtloſes Weſen, ſowie auch durch ſein häufiges Vorkommen am meiſten auf. Unſere Deutſchen bezeichnen ihn ſtets als wilden Kanarienvogel. Aber nur die gelbe Farbe läßt ihn der gelben ge— zähmten Kanarienraſſe als verwandt erſcheinen; im Betragen und in der Lebens— weiſe gleicht er vielmehr dem deutſchen Stiglitz, weshalb man ihm auch eine An— zahl entſprechender Benennungen beigelegt hat. Den Amerikanern iſt er unter dem nichtsſagenden Namen Gelbvogel allgemein bekannt. Faſt allerorts iſt er ein ſehr häufig zu findender Vogel. Ich wüßte außer dem Geſellſchaftsfink (Fringilla socialis, Bonap.) nicht eine einzige hieſige Finkenart, die ebenſo zahlreich wäre, als der Goldfink an geeigneten Oertlichkeiten. Da es bei ſeiner Verbreitung ſehr viel auf die örtlichen Verhältniſſe ankommt, ſo tritt er eben nicht allerwärts in gleicher Häufigkeit auf. Zu ſeinem Wohngebiete wählt er Gegenden, welche reich an Baumpflanzungen find und in denen beſonders ſeine Lieblingsnahrung, der Diſtelſamen reift. Das Innere der Wälder meidet er und höchſtens am Saume derſelben ſiedelt er ſich an. In dem an Baumpflan— zungen, Gebüſch und Diſteln ſo reichen Wiskonſin kommt er in viel größerer Anzahl vor, als in dem holzarmen Prärieland von Nord-Illinois. Der Trauerzeifig. 389 Das kleine Neſt wird in der Regel in ein ſchlankes, junges Bäumchen zwiſchen eine Aſtgabel gebaut. Sehr gern legt er daſſelbe auch in Gärten auf Pflaumen und Apfelbäumen an. Es iſt ein niedlicher, ſchön geformter und fünftliher Bau, außen von Baſtfaſern, feinen Hälmchen u. a. zarten Stoffen er— richtet und innen mit Diſtelwolle glatt und weich ausgepolſtert; in Ermangelung derer wird es auch mit feinen Baſtfäden ausgelegt. Gewöhnlich iſt es ſo verſteckt angebracht, daß man es nur ſchwer aufzufinden vermag; von unten kann man es faſt niemals ſehen, da es ganz im Laubwerk verborgen ſteht und meiſtens wird es erſt bemerkt, wenn ſich der Baum entblättert hat. Vier bis fünf Eier bilden das Gelege. Unſer Vogel feſſelt den Beobachter nicht allein durch ſeine ſchöne Färbung und hübſche Geſtalt, ſondern noch mehr durch fein aumuthiges, lebhaftes Weſen. Wenn er an einer Diſtel, oft den Kopf nach unten, die Füße nach oben gekehrt, herumklettert und ſich bemüht, die Samenkörner aus den Diſtelköpfen herauszu— picken oder wenn er an Hanf- und Salatſtengeln in gleicher Weiſe thätig iſt, ſo muß man ſeine Geſchicklichkeit bewundern. Ebenſo gewandt zeigt er ſich im Ge— büſch und auf Bäumen; keinen Augenblick iſt er ruhig, immer in Bewegung. Zur Erde kommt er nur ſelten herab und benimmt ſich dort ziemlich ungeſchickt. Sein Geſang gehört jedeufalls zu den beſten unter allen hieſigen Finken— vögeln. Da ich den verwandter deutſcher Sänger nicht kenne, ſo enthalte ich mich einer vergleichenden Beurtheilung deſſelben. Der Lockton iſt ein wohlklingen— des, langgezognes ziri, ziri; im übrigen vernimmt man auch Laute wie ziwitt, ziwitt und im Fluge ertönt in der Regel ein ziemlich laut ſchallendes zififfififf. Der Flug geſchieht in hüpfenden Wellenlinien. Im Spätherbft ſcharen ſich die Trauerzeiſige zu kleinen Flügen zuſammen und wandern ſüdlich oder wenn der Winter mild iſt, verbleiben ſie auch in der Gegend und ſtreifen nur in geringen Entfernungen umher. Man hat ſie hier ſehr häufig im Käfige, den meiſten Liebhabern aber gelingt es nicht, ſie länger als höchſtens ein halbes Jahr zu erhalten. Woran das liegt, kann ich nicht ſagen. Der Fang iſt ſehr leicht und ſtets ergiebig. In der Regel wird er mit Fallkäfigen ausgeführt, in welchen ſich ein Lockvogel befindet.“ Zur Ergänzung füge ich aus den „Lebensbeſchreibungen der Vögel Oſtpennſylvaniens“ von Thomas G. Gentry*) noch Folgendes hinzu: „Der Trauerzeiſig iſt im öſtlichen Theile jenes Staats während der Winter— monate ziemlich häufig; ſtellenweiſe lebt er jedoch auch als Standvogel. Gegen den Herbſt hin ſieht man ziemlich große Scharen und ebenſo im zeitigen Früh— jahr. Den Winter hindurch ſchweifen kleinere Flüge umher und bei Nahrungs— *) „Life-Histories of the Birds of Eastern Pennsylvania“ (Philadelphia 1876), 390 Die Finken. mangel ſuchen ſie die Nähe menſchlicher Wohnungen auf, wo ſie ſich unter die Schneevögel (Fringilla hiemalis, L.) und Sperlinge miſchen, ſehr zahm und zutraulich werden und gleich den Fichtenzeiſigen ihr Leben mit Küchenabfällen friſten, nebenbei aber alle dürren Pflanzen nach den noch daran haftenden Samen emſig abſuchen. Ihre Nahrung beſteht in allerlei Baum-, Kräuter- und Gräſer— ſämereien, auch in Kerbthieren; ſo leſen ſie von den Blüten der rothen Aka— zien, Aepfel, Kirſchen u. a. die darin hauſenden kleinen Inſekten eifrig ab und auf friſch beſtellten Beeten ſieht man ſie nicht minder hinter allerlei kleinem Ge— würm her. Dann bereiten ſie dem Gärtner freilich auch großen Verdruß, denn ſie verzehren ebenſo maſſenweiſe ſeine Salat- und anderen Gemüſeſamen, indem ſie dieſelben von den Beeten ſammeln und ſich nur ſchwierig verſcheuchen laſſen. Noch mehr als zum eignen Unterhalt bedürfen ſie der Kerbthiere zum auffüttern der Jungen und durch die bedeutende Vertilgung derſelben erſetzen ſie den Schaden alſo reichlich. 8 Im Monat April vertheilen ſich die Scharen in einzelne Pärchen und die Werbung und das Liebesſpiel der Männchen gewährt ein reizendes Bild. Der dann am ſchönſten erſchallende Geſang derſelben iſt laut, klar und wechſelreich, dem des Kanarienvogels einigermaßen ähnlich. Im öſtlichen Pennſylvanien brüten ſie nur einmal im Jahre. Die Zeit des Niſtens fällt je nach der Wit— terung etwas unregelmäßig; manchmal beginnt ſie in der Mitte des Monats Mai, gewöhnlich aber zwiſchen dem 10. bis 15. Juni; doch habe ich auch noch am 12. Juli ein Neſt mit Eiern und in der letzten Woche des Monats Auguſt ein ſolches mit Jungen gefunden. Dieſe letzteren Verzögerungen ſind immer nur Folgen der Zerſtörung der erſten Brut. In der Regel ſteht das Neſt auf einem Ahorn- oder Birnbaum, in der Höhe von nahezu fünf Metern. Es iſt von regel— mäßiger Geſtalt, aus allerlei Pflanzenfaſern, Riſpen und Halmen geſchickt und zierlich gewebt, und zwiſchen gabelförmigen Zweigen befeſtigt, bildet es eine offne Halbkugel von etwa 5 Centimeter Weite und Tiefe. Zum Bau deſſelben brauchen die Vögel ungefähr ſechs Tage. Das Gelege beſteht gewöhnlich in fünf Eiern, von denen täglich eins gelegt wird, und die Brutdauer währt 14 Tage. Wie bei den Verwandten erbaut das Weibchen faſt allein das Neſt und brütet ebenſo, während das Männchen in der Nähe weilt und unermüdlich ſein Lied erſchallen läßt. Wenn ein Feind naht, ſo wird er von beiden Vögelchen in eifriger und tapfrer Weiſe mit Geſchrei angegriffen und wenn möglich verſcheucht. Die Jungen ſind ſehr frühe reif und werden auch nur kurze Zeit von den Alten ge— füttert, doch bleibt die Familie beiſammen und ſchwärmt ſo noch im September und Oktober nahrungſuchend umher. In der Gefangenſchaft zeigt ſich der Trauerzeiſig ſehr zutraulich und ge— lehrig; er wetteifert an Geſangsfertigkeit mit dem Kanarienvogel. Einer meiner Der Trauerzeiſig. 391 Freunde beſaß ein Männchen, welches er dem Neſt entnommen, aufgefüttert und jo abgerichtet hatte, daß es feinen Geſang nach den Bewegungen des Zeige— fingers veränderte und modulirte; beim Erheben deſſelben alſo anſchwellen, beim Senken ſinken ließ und je nach den Seitenbewegungen ausdehnte oder abbrach.“ Herr H. C. Hahn in Wiandotte (Michigan) rühmt den Geſang als ange— nehm, wenn auch leiſe vorgetragen, an den des europäiſchen Stiglitz und Zeiſig erinnernd. Nach den Angaben der deutſchen Händler, welche den Goldzeiſig in ſeinem Vaterlande kennen gelernt haben, iſt er dort als Stubenvogel recht beliebt; das— ſelbe würde noch in höherm Maße und auch bei uns der Fall ſein, wenn ſeine Erhaltung nicht, wie ſchon Herr Nehrling bemerkt, bereits dort und erſtrecht bei uns ſo große Schwierigkeit verurſachte. Von den vielen Köpfen, namentlich Männchen, welche alljährlich zu uns in den Handel gelangen und die ihres hübſchen Ausſehens halber ſtets gern gekauft werden, ſtirbt beiweitem die Mehr— zahl in überaus kurzer Zeit. Die Liebhaber ſtellten daher vielfache Verſuche an, um ſeine Ausdauer zu ermöglichen; doch darf man leider bis jetzt nicht ſagen, daß dieſelbe mit Erfolg erreicht ſei. In einer Vogelſtube, welche von verſchieden— artigem kleinen Gefieder bewohnt iſt und deren Futterkäſten naturgemäß große Mannigfaltigkeit bieten müſſen, ſcheint er für die Dauer nicht am Leben zu bleiben. Man hat ihm alſo entſprechende Sämereien im einzelnen gegeben und da dürfte er bei bloßem blauen Mohn, abwechſelnd mit geringer Zugabe von Diſtelſamen, weißer Hirſe und wenig friſchen Ameiſenpuppen oder Fliegen, Mücken, Motten u. a. fliegenden Kerbthieren und deren Larven und Puppen noch am beſten ſich erhalten. Zu weiteren Verſuchen ſei hiermit dringend angeregt, denn dieſer Zeiſig kann ſowol als Sänger, wie auch als Schmuckvogel einen hohen Werth erlangen, wenn wir ſeine Erhaltung ſicher ermöglichen. Daß dies Ziel wahr— ſcheinlich ſogar nahe liegt, findet in der Thatſache Begründung, daß einzelne ſich vortrefflich eingewöhnen und dann jahrelang friſch und munter am Leben bleiben. Noch mehr bewieſen wird es aber dadurch, daß Herr Hauptmann Bödicker in Stettin vom Trauerzeiſigmännchen mit einem Kanarienweibchen Miſchlinge er— zielte. Er ſchildert dieſelben in folgendem: „Dieſe Bruten ſind außerordentlich intereſſant, beſonders durch den unge— meinen Liebreiz, welchen das herrliche Vögelchen während der Niſtzeit entfaltet. Stundenlang ſitzt es mit halb herabhängenden Flügeln vor dem Neſt des brüten— den Weibchens und unterhält dieſes mit leiſem Gezwitſcher der zarteſten und ein— ſchmeichelndſten Töne, dabei den blaßrothen Schnabel ſoweit vorſtreckend, daß es den des Weibchens faſt berührt. Mit dieſer Unterhaltung glaubt es allerdings ſeine volle Schuldigkeit gethan zu haben, denn weder das Weibchen, noch die Brut verſorgt es mit Nahrung. In zwei Gehecken wurden ſieben Junge auf— gezogen, während das Weibchen jetzt abermals auf vier Eiern brütet. Faſt alle 392 Die Finken. dieſe Baſtarde gleichen in der Geſtalt dem Kanarienvogel, in der Farbe und Zeichnung dem Trauerzeiſig im Winterkleide, bei einigen nur mit geringen gelben Abzeichen auf der Platte. Sehr geſpannt bin ich, in welcher Weiſe ſie ſich weiterhin verfärben; arten ſie mehr nach dem Männchen, ſo dürften es pracht— volle Vögel werden.“ Leider vermag ich näheres über dieſe höchſt intereſſanten Vögel nicht mit— zutheilen. Ich erhielt ein Pärchen derſelben, doch ſtarben beide vor der Ver— färbung. Herr Bödicker hat ſie ſpäterhin ſämmtlich fortgegeben, und ich habe nicht mehr erfahren können, was aus ihnen geworden iſt. Die Miſchlingszucht hat aber den Beweis geliefert, daß die Art ſicherlich für die Dauer in der Ge— fangenſchaft zu erhalten und züchtbar iſt. Weiterhin in den Abſchnitten über die Verpflegung und Zucht der Stubenvögel werde ich alle Erfahrungen inbetreff der Fütterung des Trauerzeiſigs überſichtlich zuſammenfaſſen. Vorläufig ſei nur noch die Aufforderung zu eifrigen und aufmerkſamen Verſuchen mit ihm wiederholt. Herr Reiche in Alfeld führt ihn alljährlich in den Frühſommermonaten in be— trächtlicher Anzahl ein und zwar zum Dutzendpreiſe von 84 Mark, das einzelne Par für 10 Mark, das Männchen für 6—7 Mark und das Weibchen für 3—4 Mark, je nach der Anzahl der vorhandenen. In den Vogelhandlungen koſtet das Prch. 15 — 18 Mark. Der Trauerzeiſig heißt auch amerikaniſcher Zeiſig, amerikaniſche Stiglitz oder Diſtelfink, Golddiſtelfink, Goldfink, Goldzeiſig und Goldſtiglitz (Br.); gelber Stiglitz (Buff, Prz. Wd.). Le Serin d'or, Chardonneret triste; American Goldfinch, Yellow Bird or Thistle Bird; Amerikaansche Distelvink. Nomenclatur: Fringilla tristis, L., Gml., WIs., Audb.; Carduelis tristis, B., Osb., Wls., Audb.; Chrysomitris tristis, Bp., Nwbr., Brd., Br.; Astragalinus tristis, Ob., Gr.; Carduelis americana, Brss., Sw. et Rich. — [Golden Finch, Penn.; American Goldfinch, Edw., Lath.; Chardonneret d’Amerique, Cat.; Chardonneret jaune, Ch. du Canada, Tarin de la Nouvelle York, Buff.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Stirn und Oberkopf ſchwarz, nach hinten ſpitz zus laufend; Flügel ſchwarz, Armſchwingen mit ſchmalen, ſchmutzigweißen Spitzen, welche einen Querſtreif über den Flügel bilden, Handſchwingen an der äußern Seite ſchmal weiß ge— ſäumt; Schwanzfedern ſchwarz mit weißen Innenfahnen; Bürzel, Ober- und Unterſchwanzdecken weiß; Kopf, Rücken, Bruſt zitron- oder dunkelkanariengelb; Bauch und Beine bis zum Knie weiß. Schnabel hell mahagonibraun; Auge dunkelbraun; Füße gelblichbraun. Größe des Zeiſigs (H. C. Hahn in Wiandotte). — Weibchen: Oberkopf und ganze Oberſeite olivengrünlich— roſtröthlichbraun; Stirnrand, Geſicht und Kehle fahlgelb; Flügel ſchwarz mit fahlröthlichgelber Querbinde; Schwanzfedern ſchwarz mit weißlichem Fleck an der Innenfahne; obere Schwanz— decken und ganze Unterſeite bräunlichweiß. Das Winterkleid des Männchens iſt dem des Weibchens gleich, nur etwas lebhafter in den Farben; Unterſeite heller, faſt reinweiß; Schwanzfedern mit weißen Innenfahnen. Fringilla tristis: colore frontis pileique nigro, post acuminato; alis nigris; apicibus remigum secundariorum angustis sordide albis, fasciam trans alam fingentibus; pogonio remigum primorum externo anguste albido-limbato; pogonio rectricum nigrarum albo; uropygio, supra- et infracaudalibus albis; capite, dorso pectoreque eitrinis vel flavissimis; ventre tibiisque albis; ro- stro dilute badio; iride fusca; pedibus ferrugineis. Magnit. Fringillae spini. — Der Fichtenzeiſig. 393 2 pileo totoque notaeo olivaceo-ferruginosis; margine frontali, facie gulaque lividis; fascia trans alas nigras subfulva; macula pogonii rectricum nigrarum interni alba; supracaudalibus totoque gastraeo sordide albidis. — S vest. hiem. cum ꝙ conveniens, at laetius pictus; infra dilutior, fere albissimus; pogonio rectricum externo albo. Jugendkleid dem des alten Weibchens gleich (Rehrling, Hahn u. a.). Juvenis: femellae adultae aequalis. Beſchreibung des Eies. Bläulichweiß, ohne Flecken, matt. Geſtalt eiförmig; Länge 15um., Breite 12mm. (Nehrkorn). Das Ei iſt reinweiß, ſoll jedoch auch braungefleckt erſcheinen Nehrling). Ei milchweiß bis weißbläulich mit unregelmäßigen kleinen Flecken von hellgraubrauner Farbe, welche meiſtens am dickern Ende, jedoch auch an der Spitze vorhanden ſind (Hahn). O vum: lacteum, immaculatum, opacum, ovatum (Nehrkorn). Ovum pure album, interdum fusco-maculatum (Nehrling). Ovum lacteum, ipsum e coerulescente album, maculis parvis apicis obtusi crebrioribus, acuminati parcioribus irregulariter obsitum fumigatis (Hahn). Der Tichtenzeiſig [Fringilla pinus|. Ein Zeiſig, welcher über den größten Theil der Vereinigten Staaten von Nordamerika und Kalifornien verbreitet iſt, gelangt trotzdem nur ſelten und einzeln in den Handel. Ich erhielt im Sommer 1877 ein einzelnes Männchen von H. Möller in Hamburg. Der Vogel ſtreicht im Winter ſüdlich bis nach Mexiko und d' Orbigny hatte behauptet, daß er auch auf den Antillen, beſonders auf Kuba vorkomme. Dies hat Gundlach widerlegt und nachgewieſen, daß die Angabe entweder auf einem Irrthum beruht oder daß jener Reiſende ein aus dem Käfige entflognes Exemplar geſehen. Audubon beobachtete die Art an der Küſte von Labrador in großer Anzahl familienweiſe, Alte mit Jungen zuſammen und nach ſeiner, ſowie auch nach den Mittheilungen anderer Schriftſteller, be— ſonders der ausführlichen Schilderung von Thomas G. Gentry, ſtimmt das Freileben des Fichtenzeiſigs mit dem der nächſten Verwandten, alſo unſres euro— päiſchen und des Trauerzeiſigs im weſentlichen überein. Nach Gentry gleichen Flug und Bewegungen jedoch mehr denen des Purpurgimpels. Der Lockton iſt ein ſcharfes durchdringendes ſwirr oder zirr, welches er namentlich im Fluge hören läßt. Nach Audubon iſt der Geſang ſanft, mannigfaltig und melodiſch und ähnelt einigermaßen dem des Trauerzeiſigs. Die Nahrung beſteht in Gräſer— und Krautſämereien, im Herbſt aber auch in den Beeren des virginiſchen und gemeinen Wachholders, in Nadelholz- u. a. Sämereien und im Frühlinge zugleich in den Bruten von Blattläuſen und anderen Kerbthieren, auch in allerlei Baumknospen und Zapfen der Nadelhölzer. Brutzeit nach Brewer im Mai. Das Neſt iſt aus Reiſern, Würzelchen, Stengeln und Gräſern geſchichtet und mit Haren und Wolle gefilzt, innen ſauber ausgepolſtert. Gelege vier Eier von länglich -eiförmiger Geſtalt, lichtgrün und beſonders am breiten Ende hellroſtfarben gezeichnet. Näheres iſt über den Vogel nicht bekannt. 394 Die Finken. Der Fichtenzeiſig hat keine weiteren Namen. — Le Serin pin; Pine Finch or Pine Siskin. Nomenclatur: Fringilla pinus, WIs., Audb.; Fringilla (Carduelis) pinus, B., Osb., Mus.; Linaria pinus, Audb.; Chrysomitris pinus, B., Gr., Brd., Br.; Chryso- mitris macroptera, Dbs., By. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf und ganze Oberſeite fahl erdbraun, jede Feder mit breitem ſchwarzbraunen Schaftſtrich, Flügel und Schwanz ſchwarzbraun, Schwingen an der Wurzel gelb und außen ſchmal gelb geſäumt; zwei helle Querbinden über den Flügel; Schwanzfedern mit ſchmalen, fahlen Außenſäumen; Bürzel hell graubraun mit dunklen Schaft— ſtrichen; Unterſeite weiß, ebenfalls mit breiten dunklen Schaftſtrichen; Bauchmitte, Hinterleib und untere Flügeldecken reinweiß; Hals-, Bruſt- und Bauchſeiten bräunlichweiß. Schnabel fahl horngrau; Auge braun; Füße bräunlichhorngrau. (Dieſe Beſchreibung habe ich nach einem lebend vor mir ſtehenden Männchen gegeben). Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein. Fringilla pinus: capite totoque notaeo luride umbrinis, late fusco-striatis; alis caudaque fuscis; remigum basi flava, pogonio externo anguste flavo-limbato; fasciis trans alas duabus dilutis; rectricum pogonio externo anguste luride limbato; uropygio subfumoso, obscure striato; subtus alba, late obscure striata; abdo- mine, crisso et tectrieibus subalaribus pure albis; lateribus colli, pectoris et hypochondriis sordide albidis; rostro livide corneo; iride fusca; pedibus subfusco-corneis. — @ mari simillima. Der Magellanzeiſig [Fringilla magellanica]. Im September 1877 erhielt ich von Herrn H. Möller in Hamburg ein Pärchen dieſer Art, welches jedoch ſo krank ankam, daß beide in den nächſten Tagen eingingen. Ihre Heimat erſtreckt ſich über Braſilien bis Ekuador. Bur— meiſter fand fie beſonders im Kamposgebiete, wo fie in der Nähe der Anſiedlungen lebt, bis in die Gärten kommt, ſich leicht fangen läßt und in Käfigen gehalten wird. Die Lebensweiſe und Ernährung gleicht der aller Verwandten. Buffon erzählt, daß Herr Kommerſon einen ſolchen Vogel erlangt hat, welcher mit den Füßen zwiſchen die Schalen einer Muſchel gerathen, ſtecken geblieben und alſo gefangen war; er rühmt ihn als angenehmen Sänger, welcher alle Vögel Süd— amerikas übertreffe. Nach Burmeiſter's Angabe dagegen iſt der Geſang un— bedeutend und ohne Mannigfaltigkeit. Prinz Wied wiederum lobt ihn und ſpätere Beobachter beſtätigen dies. Man unterſchied früher mehrere naheſtehende Arten, welche jedoch zuſammenfallen, und hiernach hat der Vogel eine ſehr weite Verbreitung. Vieillot hat ihn übrigens ſchon nach einem lebenden Exemplar abgebildet, und umſomehr iſt es daher zu bedauern, daß er nur höchſt ſelten ein— geführt wird. In allen ſeinen Eigenthümlichkeiten dürfte er von den Verwandten nicht abweichen. Der Magellanzeiſig wird auch Kappenzeiſig (Br.) benannt; olivenfarbner Zeiſig (Buff. ). — Silgero (Heimatsname, nach Burmſt.). — Le Serin de Magellan; Black-headed Goldfinch (Brd.); Magellan Siskin. Nomenclatur: Fringilla magellanica, VII., Audb., Pr. Wa.; Fringilla cam- pestris, Sp.; Carduelis magellanicus, Audb.; Carduelis magellanica, Lfrsn., d’Orb., Drw.; Chrysomitris magellanica, Bp., Cb., v. Tschd., Brmst., Chrysomitris magellanicus, Zeiſige. 395 Brd.; Fringilla ieterica, Lohtst.; Sporagra magellanica, @r.; Chrysomitris icterica, Br.; Chrysomitris capitalis, Cd. [L’Olivarez, Buff.; Gafarron, Aer. !]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Der ganze Kopf und die Kehle ſchwarz; oberſeits olivengrün; Flügel ſchwarz mit zwei gelben Längsflecken; Schwingen gelbgrün gerandet und fahlweiß geſpitzt; Schwanz ſchwarz; ganze Unterſeite, Bürzel und obere Schwanzdecken lebhaft gelb; ein ebenſolches ſchmales Halsband. Schnabel ſchwarzbraun; Auge braun. Füße dunkel— braun. Zeiſiggröße. Das Weibchen iſt übereinſtimmend, doch fehlt ihm der ſchwarze Kopf. Fringilla magellanica: capite toto gulaque nigris; supra olivaceo- viridis; maculis oblongis alarum duabus flavis; remigibus flavo-viride marginatis, albide terminatis; cauda nigra; torque angusto, gastraeo toto, uropygio et supra- caudalibus laete flavis; rostro nigro-fusco; iride umbrina; pedibus fuseis. Magnit. Fringillae spini. — d cum S conveniens sed capite haud nigro. Alle nächſtfolgenden Zeiſige ſind bis jetzt kaum oder erſt in einzelnen Köpfen eingeführt. Da dem Vogelhandel in allen Welttheilen aber immer weitere Gebiete erſchloſſen werden, ſo dürfen wir von dieſer oder jener Art wol erwarten, daß ſie über kurz oder lang zahlreich er— ſcheinen werde. Ich gebe alſo eine möglichſt eingehende Beſchreibung und auch Angaben über das Freileben, ſoweit ſolche eben vorhanden ſind. Für den Fall aber, in welchem ſie fehlen, während man einen ſolchen Vogel erhalten hat, darf man davon überzeugt ſein, daß er in allen Eigenthümlichkeiten, beſonders in der Ernährung, den ausführlicher geſchilderten, wie Trauerzeiſig, ſchwarzköpfiger Zeiſig, und namentlich auch dem europäiſchen Zeiſig durchaus gleicht. Der Zeiſig von Arkanſas [Fringilla psaltria]. Wie der Fichtenzeiſig, ähnelt auch der Arkanſaszeiſig in ſeiner Lebensweiſe und allem übrigen unſerm europäiſchen Zeiſig. Umherſtreichend hat man ihn in dem am Golf von Mexiko gelegnen Louiſiana als unregelmäßigen Wintergaſt beobachtet, während feine eigentliche Heimat ſich vom ſüdlichen Felſengebirge bis zur Küſte von Kalifornien erſtreckt. Nach Audubon iſt er ein unruhiger Wandrer, der in kleinen Flügen auf Baum— gruppen ſich umhertreibt, nirgends lange verweilt und bei dem lebhaften Fluge eigenthümliche Schwenkungen ausführt. Lebend eingeführt iſt er meines Wiſſens nur einmal von Schöbel in drei Köpfen, welche jedoch nach der Ankunft ſo— gleich ſtarben. Bis jetzt gewährt er alſo für die Liebhaberei kein beſondres In— tereſſe. Er iſt olivengrün, an Kopf, Flügeln und Schultern ſchwarz und an der ganzen Unterſeite lebhaft gelb; Flügel mit breitem weißen Fleck und ſchmaler heller Querbinde. — Le Serin d' Arcansas; Arcansas Finch (Baird). — Fringilla psaltria, Say, Audb.; Fringilla [Carduelis] psaltria, By.; Carduelis psaltria, Audb.; Chryso- mitris psaltria, Bp., G@mbl., Brd., Br.; Pseudomitris psaltria, Gr. Der Kordillerenzeifig [Fringilla uropygialis. Obwol über die ſüd— amerikaniſchen Länder Chile und Peru und zwar insbeſondre über alle die Kordilleren— kette begrenzenden und umfaſſenden Gebiete verbreitet, gelangt er bis jetzt doch nur in einzelnen Exemplaren und höchſt ſelten in den Handel. Er iſt in Geſtalt und Größe dem europäiſchen Zeiſig ähnlich, an Kopf und Hals kohlſchwarz; ober— ſeits grün; unterſeits und ein Theil des Schwanzes ſchön gelb. Verbreitung von 1570 bis 3140 Meter Meereshöhe. Die Ernährung beſteht in öligen 396 Die Finken. Sämereien der Kordillerenpflanzen. Sein Weſen iſt ſcheu und vorſichtig, daher ſoll er ſchwer zu fangen ſein. Nach Land beck überlebt er den Verluſt der Freiheit nicht lange, was umſomehr zu bedauern iſt, da er als vortrefflicher Sänger zu ſchätzen ſein ſoll. — Der Kordillerenzeiſig (Landbech iſt auch Goldbürzelzeiſig (Br.) benannt. — Le Serin des Cordilleres; Cordillerean Goldfinch. Jilgero de la Cordillera der Chilenen. — Chrysomitris uropygialis, Sci., Lndbek., Br.; Melanomitris uropygialis, Gr. Stanleyzeiſig [Fringilla Stanleyil. Das Verbreitungsgebiet dieſer Art ſoll ſich über Kalifornien und Mexiko erſtrecken. Nach Baird iſt ſie dem Magellan— zeiſig überaus ähnlich, jedoch dadurch verſchieden, daß nur Oberkopf und Kehle ſchwarz, die Bauchmitte ziemlich reinweiß und die unteren Schwanzdecken braunſchaftſtreifig ſind; auch iſt ſie beträchtlich größer. Audubon beſaß ein Pärchen im Käfige und nach demſelben iſt Baird's Beſchreibung gegeben. Bei uns lebend eingeführt dürfte der Vogel noch nicht ſein. — Er iſt auch Stanley's Goldfink (Bir d.) benannt. — Stanley's Goldfinch, Byrd. — Carduelis Stanleyi, Audb.; Chry- somitris Stanleyi, By., Brd., Br.; Hypacanthus Stanleyi, Ob. Der Mönchszeiſig [Fringilla Lichtensteini ®)] gleicht wiederum dem Magellan— zeiſig, doch mit dem Unterſchiede, daß nur der Oberkopf ſchwarz, Backen, Kinn und Kehle dagegen olivengrünlichgelb ſind. Die Heimat beſchränkt ſich auf einen geringen Theil Südamerikas, auf Neu-Granada. Näheres iſt über den Vogel nicht bekannt. — Le Serin épin; Spine Goldfinch. Fringilla spinescens, Lehtst., Bp.; Chrysomitris spinescens, CH., Gr., Br. Der ſchwarzbrüſtige Zeiſig [Fringilla notata]. Seine Heimat erſtreckt ſich über Mittelamerika und Mexiko. Baird erwähnt ihn nur gelegentlich bei der Beſchreibung des Magellanzeiſigs und ſagt, daß bei ihm das Schwarz an der Kehle bis zur Bruſt ſich herabziehe, die Flügeldecken außer einem gelblichen Bande auf den Spitzen der größeren ſchwarz, und die Schwingen zweiter Ordnung ohne irgend welchen gelben Saum ſeien. Eingeführt iſt er noch nicht. — Chry— somitris notata, B)., Ch., Brd.; Carduelis notata, Dbs.; Fringilla magellanica, Audb., nec Veeill.; Chrysomitris N Bp.; Sporagra notata, Gr.. ) Sollte es nicht möglich fein, das ſinnloſe, korrupte Wort spinescens abzuſchaffen? Lichtenſtein hat es erfunden, jedenfalls in Beziehung auf spinus. Unſre Fringilla spinus ſtammt aber dem Worte nach nicht aus dem Lateiniſchen, wo spinus Dornſtrauch heißt, ſondern it von Linné echt aus dem Griechiſchen entnommen (orıvos — ein kleiner Vogel, wahr— ſcheinlich unſer Zeiſig). Dieſe beiden gleichlautenden Wörter gehen einander ſonſt garnichts an; orivoswöns (spinoides) für eine andre Species iſt ganz korrekt, aber spinescens doppelter Unſinn. Einmal läßt es ſich ſprachlich mit dem griechiſchen srıvos abjolut nicht in Verbindung bringen, und als lateiniſches Verbum heißt es einfach: dornig werdend (von spinesco). Gegen ein ſolches Epitheton für einen Vogel muß doch proteſtirt werden. Leider exiſtirt kein Synonym für dieſe Species, die mit neuer Bezeichnung vielleicht in — Fringilla Lichten- steini, Luchs — umgetauft werden könnte, um wenigſtens die Manen des Autors zu verſöhnen. i Zeiſige. 397 Den ſchwarzen Zeiſig [Fringilla atrata] ſchildert v. Landbeck in folgen— dem: „Dieſe von d' Orbigny beſchriebne und abgebildete Art wird in der beim Kordillerenzeiſig angegebnen Höhe und keineswegs ſelten gefunden. Sie iſt zwar einfach gefärbt, aber trotzdem ſehr hübſch, nämlich kohlſchwarz, an Bauch, Hinter— leib und Schwanzhälfte hochgelb, mit ebenſolchem Flügelſpiegel. Das Weibchen iſt lichtgrau, jede Feder mit dunklem Schaftſtrich und grünlichem Rande; Schwingen und Schwanzfedern braungrau, die Handſchwingen am Grunde und der Innen— ſeite zitrongelb wie beim Männchen. Daſſelbe ſoll einen angenehmen Geſang hören laſſen. Ein Freund von mir, welcher als Mineningenieur längere Zeit in der Punaregion Bolivia's in einer Höhe von 4707 Meter gelebt hatte, erzählte mir, daß er den ſchwarzen Zeiſig in dieſer Höhe häufig geſehen und auch ſein Neſt in Felſenlöchern (Bäume oder Gebüſche giebt es dort nicht) gefunden habe, daß derſelbe von den Eingeborenen (Indianern) ſeines herrlichen Geſangs wegen eingefangen und in Käfigen gehalten werde und auch dann, in die tiefer ge— legenen Landſchaften gebracht, ſich ausdauernd zeige. Dieſer ſchöne Vogel dürfte als eine ſchätzenswerthe Bereicherung der europäiſchen Vogelſammlungen gelten.“ Hoffen wir, daß er demnächſt wenigſtens zuweilen in einigen Pärchen eingeführt werde. Bis jetzt dürfte wol nur ein einziges Männchen lebend nach Europa gelangt ſein, welches ich von Herrn C. Linz in Hamburg erhielt, das aber ſehr ſchlecht im Gefieder war und bald einging. — Er iſt auch Trauerzeiſig (Br.) benannt. — Le Serin noir; Black Goldfinch or Black Siskin. — Carduelis atrata, Lfrsn. et d’Orb.; Chryso- mitris atrata, Dp., Brmst., Lndbck., Br.; Melanomitris atrata, Gr. Der Zeiſig von Kolumbien [Fringilla columbiana] ift an der Oberſeite zeiſiggrün, die einzelnen Federn in der Mitte dunkelbraun durchſchimmernd; Flügel und Schwanz ſchwarzbraun; die kleinen Flügeldecken, Armſchwingen und Steuer— federn grün gerandet, die dem Rücken am nächſten liegenden Armſchwingen an der Außenfahne nach der Spitze zu weiß gerandet, auf dem Flügel ein kleiner weißer Fleck; Unterſeite grünlichgelb, hin und wieder dunkler durchſcheinend und heller gerandet; untere Schwanzdecken reingelb (Cb.). Heimat Kolumbien (Baird giebt Südamerika an). Nach Dr. A. v. Frantzius kommt er auf Koſtarika vor und ſtimmt in der Lebensweiſe mit Morelett's Pfäffchen (Sporophila Moreletti, Puch.) überein. Er treibt ſich alſo in der Trockenzeit häufig an den Rändern der Felder und an freien Plätzen umher, wo er die reifen Samen der hohen abgetrockneten Staudengewächſe verzehrt. — Carduelis columbianus, Lfrsn. ; Chrysomitris xanthogastra, Dbs. ; Astragalinus columbianus, B., Ch.; Chrysomitris co— lumbiana, Sel., F'rntz.; Chrysomitris columbianus, Byrd. Pseudomitris columbiana, Gr. Der mexikaniſche Zeiſig Fringilla mexicana] ift von Baird in folgender Weiſe beſchrieben: Oberhalb einfarbig ſchwarz, hier und da eine gelblichgrüne Feder durchſchimmernd; Bürzel weißlich durchſcheinend; Schwanz ſchwarz, jeder— 398 Die Finken. ſeits die drei äußerſten Federn nur an Außenfahne und Spitze ſchwarz, ſonſt weiß; ganze Unterſeite blaßgelb. Weibchen am Kopf und Oberkörper nicht ſchwarz, ſon— dern olivengrün; dem des Arkanſaszeiſigs ähnlich. Dieſe Art ſteht der vorigen ſehr nahe, doch iſt das Gelb des Unterkörpers viel tiefer und der Schwanz ebenſo wie die Schwingen, außer am Grunde, zeigen kein Weiß. Auch Cabanis giebt letztere Unterſcheidungsmerkmale an. Obwol ſchon von Buffon als Catalotl beſchrieben, iſt er bis zur Gegenwart doch faſt garnicht bekannt. Heimat Mexiko und einige mittelamerikaniſche Striche, z. B. Koſtarika, wo ihn Dr. v. Frantzius beobachtete und ſeine Lebensweiſe mit der des europ. Zeiſigs übereinſtimmend fand. Baird bezeichnet die mexikaniſche Seite des Thals vom Rio Grande ſüdwärts als ſeine Heimat. — Zeiſig von Mexiko („Handbuch für Vogelliebhaber“). — Black or Mexican Goldfinch (Bed.); Mexican Siskin; Le Serin du Mexique. — Tarin noir du Mexique, Brss. — Carduelis mexicanus, Swns., gl.; Chrysomitris mexicanus, B., Brd.; Chry- somitris mexicana, Sci., Frntz.; Astragalinus mexicanus, C.; Fringilla melanoxantha, Lehtst., Wgl., Fringilla texensis, Gier.; Pseudomitris mexicana, &.; Fringilla catalotl, Gi. Harrell's Zeiſig [Fringilla Varrellil. Von allen Verwandten unterſcheidet ſich dieſe Art nach Baird durch einen auffallend großen Schnabel. Nach Ca— banis iſt ſie von der vorigen im übrigen nur durch einfarbig ſchwarzen Schwanz verſchieden. Baird ſagt, daß die Zeichnung an Flügeln und Schwanz faſt ge— nau ſo, wie bei dem Magellanzeiſig ſei, und daß der Unterſchied zwiſchen beiden bloß in der geringern Größe, dem helleren Nacken und darin begründet ſei, daß nur die Krone anſtatt des ganzen Kopfes ſchwarz iſt. Er hat die Beſchreibung nach einem Exemplar gegeben, welches Audubon wie es ſcheint, eine Zeit lang im Käfige gehalten. — Yarrell’s Goldfinch. — Carduelis Yarrelli, Ab.; Frin- gilla mexicana, Audb., nec Swns.; Chrysomitris Yarrelli, Bp., Brd.; Chrysomitris mexicana, Dp.; Astragalinus Yarrelli, Cb. Der kaliforniſche Zeiſig [Fringilla Lawrenceil. Vorder- und Oberkopf, Zügel, Kinn und Kehle ſchwarz; Hinterkopf, Nacken, Backen, Hals, Bruſt- und Bauchſeiten fahl bräunlichgrau; Mantel grünlicholivengrau; Flügelſchwingen ſchwarzbraun, ſchmal weiß innengeſäumt, Flügeldecken olivengrünlichgelb mit ſchwarzer Querbinde; Schwanzfedern ſchwarz, grau außengeſäumt, Innenfahne der drei äußerſten mit großem weißen Fleck; Bürzel zitrongelb, obere Schwanzdecken graubraun; von der Kehle bis zum Bauch lebhaft zitrongelb, letztrer und der ganze untre Hinterleib graulichweiß. Schnabel und Füße bräullichfleiſchfarben; Auge braun. Das Weibchen ſoll nur dadurch verſchieden ſein, daß der Kopf nicht ſchwarz, ſondern aſchgrau iſt. Die Größe gleicht der des vorigen. Die Heimat iſt nach Baird die Küſte von Kalifornien. Ueber das Freileben iſt nichts bekannt. — Citrinelle (Br.). — Carduelis Lawrencii, Css.; Chrysomitris Lawrencii, Bp., Brd.; Chrysomitris Lawrencei, Gr.; Citrinella Lawrenci, Br. Zeiſige. 399 Der Gebirgszeiſig [Fringilla spinoides] bewohnt die höher gelegenen Zonen des Himalaya und kommt im Winter in die Thäler herab, wo man ihn in der Nähe menſchlicher Wohnungen und in Gärten ſieht. Dr. Stoliczka ſammelte ihn in Kotegurh u. a. im Winter. Ueber das Freileben iſt nichts bekannt; auch Horsfield und Moore bringen keine Angaben. Oberkopf und Backen nebſt Bartſtreif ſchwärzlicholivengrün; Stirnſtreif, Zügel, Streif vom Naſenloch bis zum Schlaf, Vorderbacken, Halsſeiten und Bürzel lebhaft gelb; Schwingen ſchwarz— braun, an den Spitzen ſchmal hellgrau geſäumt und ihre Innenfahnen am Grunde breit gelb gerandet; über den Flügel eine breite gelbe Querbinde; Schwanzfedern ſchwarzbraun, am Grunde gelb; ganze Unterſeite und untere Flügeldecken lebhaft gelb, Seiten fahl olivengrünlich; Unterleib düſterweiß. Schnabel und Füße röthlich— horngrau; Auge braun. Das Weibchen ſoll nur düſtrer ſein, ober- und unterhalb faſt olivengrünlich längsgeſtrichelt. Einzeln eingeführt, mit anderen Vögeln zuſammen von Jamrach und Hagenbed; im Londoner zoologiſchen Garten ſeit 1867. — Baſtardzeiſig (Cb.), Zeiſiggrünling (Br.). — Le Serin des montagnes indiens; Indian Mountain-Siskin or Indian Siskin. — Carduelis spinoides, Vgrs., @ld., Blth., Hdgs.; Chrysomitris spinoides, Blth., Hdgs., Bp., Hrsfld. et Mr., v. PlzIn.; Fringilla spinoides, Gr.; Hypacanthis spinoides, CH.; Chlorospiza spinoides, Br. — [The Indian Siskin, L/. Saira (in Kaſchmir), Royle]. Der bürtige Beifig [Fringilla marginalis]). An Oberkopf und Kehle ſchwarz, oberſeits düſter bräunlicholivengrün und unterhalb grünlichgelb, in der übrigen Färbung ſowol als auch in der Lebensweiſe und allen anderen Eigenthümlichkeiten dürfte er den vorher geſchilderten grünen Verwandten gleichen. Seine Heimat erſtreckt ſich über Chile und Bolivia, doch iſt er auch ſüdlicher bis auf den Falk— landsinſeln beobachtet worden. Herr Landbeck berichtet über ihn: „Ein in Chile ungemein häufiger Vogel, der über das ganze Land verbreitet iſt. Sowol ſein Aeußeres, als auch ſein Betragen, Lockſtimme und Geſang ſtimmen mit denen des europäiſchen Zeiſigs fo ſehr überein, daß er auf den erſten Anblick leicht mit ihm verwechſelt werden kann (doch iſt er bedeutend größer). Der Geſang iſt bei den einzelnen Männchen ſehr verſchieden, indem es recht gute Sänger, aber auch viele Stümper giebt; im allgemeinen iſt er jedoch abwechſelungsreicher und voller, als der des europäiſchen Verwandten und ohne die unſchöne Schlußſtrofe. Er lebt und brütet in den Vorbergen der Anden, bei Valdivia auch in den oberen Wäldern und Obſtgärten, wo er in 3 bis 6 Meter Höhe ſein zierliches Neſt baut und vier bis ſechs hellbläuliche Eier legt. Im Sommer ernährt er ſich wol theilweiſe von Inſekten und reifenden Oelſämereien; im Winter kommt er z. B. in der Um— gegend von Santiago in die Potreros und auf abgeerntete Weizenfelder, um die Samen verſchiedener Unkräuter, wie Hederich, wilder Rübſen, ſchwarzer Raps, wilder Rettig u. a., zu verzehren, zu welcher Zeit er dann mit Lockvögeln auf Leimruten und in Schlagkäfigen in großer Anzahl gefangen wird. Die Lieb— 400 Die Finken. haberei der Chilenen für dieſen hübſchen muntern Vogel iſt ſo groß, daß Mancher ein bis zwei Dutzend und noch mehrere in kleinen Käfigen aus geſpaltnem Rohr hält, um ſich an ihrem Geſange zu erfreuen. Es giebt auch Exemplare, welche weiß und gelb abändern.“ Nach allen dieſen Eigenthümlichkeiten iſt es umſomehr zu bedauern, daß er bis jetzt der Liebhaberei bei uns noch nicht zu— gänglich iſt.) Im zoologiſchen Garten von London iſt er ſeit 1875 vorhanden. Bartzitronfink (Br.). — Jilgero der Chilenen. — Fringilla barbata Min.; Chrysomitris marginalis, Bp., Hrtl., Lndbck., Ch.; C. campestris, Gay; C. magellanica, Scl.; C. flavospecularis, Hrtl., Sporagra barbata, Gr.; Citrinella barbata, Br. (Da ich S. 378 bereits einen Vogel als Fringilla barbata aufgeführt habe, jo mußte ich mich bei dieſem an eine neuere Benennung halten). Der abeſſiniſche Gebirgszeiſig [Fringilla nigriceps], der Zitronzeiſig |Frin- gilla citrinellina] und der Maskenzeiſig [Fringilla melanops], drei Arten, welche Th. v. Heuglin in Abeſſinien ſcharenweiſe beobachtete, die jedoch geringe Ausſicht bieten, lebend eingeführt zu werden. Im Freileben dürften ſie mit den Verwandten übereinſtimmen, doch ſind fie alle drei vorzugsweiſe Gebirgsbewohner. Der Reiſende ſchildert ſie als anmuthige Vögel und angenehme Sänger. Einer nähern Beſchreibung bedarf es vorläufig nicht. — Serinus nigriceps, Rpp., Lfbor., Hgl.; Citrinella nigriceps, Bp., Hgl.,; Crithagra nigriceps, Bith.; Dryospiza nigriceps, Hrsf. et Mr. — Serinus eitrinelloides, Rpp.; Fringilla eitrinelloides, Zfbor.; Citrinella citrinelloides“ ), B., Hgl. — Fringilla (Citrinella) melanops, gl. Der chineſiſche Grünfink [Fringilla sinical. William Heine, Zeichner bei der nach China und Japan unter der Führung von M. C. Perry unternommenen amerikaniſchen Expedition, giebt an, daß er dieſen Vogel häufig in den Gärten der Umgegend von Makao (im ſüdöſtlichen China, am Ausfluß des Sikiang ins chineſiſche Meer) in den Gebüſchen geſehen habe. F. H. v. Kittlitz beobachtete ihn auf Boninſima, einer Inſel des ſtillen Ozeans, und Radde fand die größre Varietät im ſüdöſtlichen Sibirien. Die Heimat erſtreckt ſich alſo über Oſtaſien, China, Japan und einen Theil Sibiriens. Der Vogel iſt an Kopf und Nacken olivenbräunlichgrau; ganze übrige Oberſeite grünlichrothbraun; Schwingen ſchwarz, an der Grundhälfte gelb, Flügelrand und Achſeln hochgelb; Schwanz ſchwarz, Grundhälfte gelb; Backen und Kehle gelblicholivengrün mit ſchwachem dunklen Bartſtreif; Unterſeite gelblicholivenbraun, von der Unterbruſt an heller *) Während des Drucks dieſer Bogen findet die dritte überaus großartige Ausſtellung der „Aegintha“, Verein der Vogelfreunde von Berlin, ſtatt, und auf derſelben hat Fräulein Chr. Hagenbeckein Männchen des bärtigen Zeiſigs neben einem Männchen von Hagenbeck's gelbköpfigem Girlitz [Fringilla (Crithagra) imberbis, Ca.], welcher letztre in den Muſeen noch kaum vorhanden iſt. **) Das iſt wieder ein entſetzliches Wort: citrinelloides! Wenn es noch wenigſtens eitrinellina hieße. So und nicht anders iſt die korrupte vox hybrida umzuwandeln. In Beziehung auf das Subgenus Citrinella iſt ſie immer noch ſinnlos genug — ein Zitronfink, der dem Zitronfink ähnlich iſt. Dr. L. Finken. 401 gelblich, Bauch und Hinterleib weißlich. Das Weibchen ſoll nur düſtrer und unterhalb mehr grau ſein. Der Vogel dürfte gelegentlich und einzeln in den Handel gelangen. Er iſt nach ſeinem heimatlichen Namen von Br. Kawarahiba benannt. — Le Verdier de la Chine; Chinese Greenfinch. — Fringilla sinica, I., v. Kttl., Fringilla kawariba, Tmm.; Ligurinus sinieus, BI., Cb.; Ligurinus kawariba, C.; Chlorospiza sinica, Css., W. Hn., Br.; Chloris sinica, @Gr.; Chl. kawariba minor, Schlg. Der algeriſche Grünſink [Fringilla aurantiiventris] dürfte blos eine lebhafter gefärbte Varietät unſres europäiſchen Grünfink ſein und bedarf daher nur der beiläufigen Erwähnung. Ich würde ihn ganz fortlaſſen, wenn nicht zuweilen von Ch. Jamrach in London dergleichen Vögel, ebenſowol als auch der vorige, eingeführt würden; im Londoner zoologiſchen Garten iſt ein Exemplar ſeit 1864 vorhanden. Er iſt kleiner als jener und am Unterleibe chromgelb. Heimat ſüdliches Frankreich und Algier. — Le Verdin algerien; Algerian Greenfinch. — Ligurinus aurantiiventris, Ch.; Chlorospiza aurantiiventris, Pu.; Auripasser aurantii— ventris, Gr. 69 22 0 * 6 ** Eine größere Gruppe, mehr oder minder nahe verwandter, hierher gehörender Vögel ſtelle ich als Finken zuſammen, obwol neuere Schriftſteller ſie in zahlreiche Sippen geſpalten haben. Es ſind die Geſchlechter: Edelfink [Fringilla, L.], Stiglitz [Carduelis, C.], Girlitz— fink [Sycalis, Bote], Meiſenſink [Euethia, Rchb.|, Scheitelfink [Coryphospingus, b.], Springfinf [Volatinia, Rchb.| und Farbenfink [Cyanospiza, Pp.]. Sie zeigen vorzugsweiſe die Merkmale, welche ich in der Ueberſicht S. 324 angegeben. Die Heimat der beiweitem meiſten lebend eingeführten, welche in bedeutender Artenmannigfaltigkeit und manche auch in großer Kopfzahl in den Handel gelangen, iſt Amerika. Der Nanarienſink [Fringilla tintillon], wie der Name beſagt, von den kanariſchen Inſeln, wo er nach Bolle's Angaben die höher gelegenen Striche der baumartigen Eriken- und Lorbeerwälder, namentlich der weſtlichen Inſeln, bewohnt; nach E. V. Harcourt iſt er auch auf Madeira heimiſch. Er iſt dem europäiſchen Edelfink ähnlich, wenig größer und beiweitem lebhafter gefärbt; das Roth der Bruſt ſpielt ins Orangefarbne. Zum Winter ſteigt er in die Thäler hinab. Sein Geſang iſt unbedeutend, durchaus abweichend von dem des Ver— wandten und lautet wie: hita, hita, hita, herrrrrrrr, am Schluſſe nicht rein aus— geſchlagen. Nach Giebel (Thesaurus ornith.) ſoll dieſe Art mit der nächſt— folgenden zuſammenfallen. Als Stubenvogel hat er keine Bedeutung, da er nur in einzelnen Köpfen und höchſt ſelten von Ch. Jamrach eingeführt wird. — Er iſt auch Lorbeerfink (Br.) benannt; Tintillon (auf den Inſeln, nach Bll.); Tentilhao (auf Madeira, nach Hrert.). — Fringilla canariensis“), FI, Ldr., Bll., Gr., Hl., Br.; Fringilla Tintillon, Wbb. et Brth., Bll., Hrert. ) Fringilla canaria und F. canariensis zeigen doch zu geringe Verſchiedenheit, während beide Arten einander keineswegs unmittelbar nahe ſtehen. Um Irrthümer zu vermeiden, gebe ich daher dem Namen von Webb und Berthelot den Vorzug. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 26 402 Die Finken. Der Teydefink [Fringilla teydeal. Der Naturforſcher Berthelot hatte auf der Inſel Teneriffa einen Vogel entdeckt und abgebildet, welchen Bona— parte und Bolle für einen nahen Verwandten des europäiſchen Edelfink halten. Die Grundfarbe des Männchens iſt ein mattes Blau, die des Weibchens roth— braun, bei beiden die Flügel mit weißer Binde; Größe bedeutender als die des Buchfink. Heimat die unwirthbaren Höhen des Teyde oder Pik von Teneriffa. Bolle beſchreibt ihn oder vielmehr den Ausflug, um ihn zu ſehen, in ſeiner poetiſch ſchönen Weiſe, und ich bedauere nur, daß ich die herrliche Schilderung aus dem „Journal für Ornithologie“ (1857) Raummangels wegen hier nicht aufnehmen darf. Einen Geſang haben beide Reiſenden nicht vernommen und näheres über die Lebensweiſe iſt nicht bekannt. Für die Liebhaberei wird der Vogel ebenfalls niemals Bedeutung erlangen, doch könnte er immerhin gelegentlich eingeführt werden. — Vogel Armida's (Berth.). — Pajaro de la Cumbre (Heimatsname). — Fringilla teydea, Drth. et Wbb., Bl. Der Edelfink von Algier [Fringilla spodiogenia]l. Th. v. Heuglin be- trachtet dieſen in Nordafrika heimiſchen Vogel nur als eine Lokalraſſe des euro— päiſchen Edelfink, während Alexander v. Homeyer, der ihn in Algier beobachtete, ebenſo wie Bonaparte, Cabanis u. A. ihn für eine beſondre Art halten; er ſei größer, ſchlanker gebaut, trage ſich im Sitzen wie im Gehen auf der Erde bachſtelzenartig mit wenig gehobenem Schwanz. Der Lockton ſei ganz verſchieden, dem der gelben Bachſtelze ähnlich und mit dem des verwandten nicht zu ver— wechſeln; der Schlag ſei jedoch ganz finkenartig. Nach Baron Koenig-Wart— hauſen's Angabe ſtimmt das Ei bis auf geringere Größe und zartere Färbung mit dem des Buchfink überein. Taczanowski ſah ihn in der Provinz Konſtan— tine, ebenfalls in Algier, überall als gemein und bemerkt nur, daß er vorſichtiger ſei, als jener. Er fand auch fertige Neſter mit Eiern, welche nach Homeyer denen des Buchfink ebenfalls gleichen. Für die Liebhaberei wird der Vogel wol niemals von Bedeutung ſein, deshalb zähle ich ihn nur beiläufig mit; im zoologiſchen Garten von London iſt er ſeit 1864 in einem Exemplar vorhanden. — Maurenfink (Br.). — Le Pinson algerien; Algerian Chaffinch. — Fringilla spodiogenia, Bp., Sci., Bll., Boie., Hmr., Kg.-Wrth., Cb., Tezn., Gr., Br.; Fringilla var., Mih.; Fringilla africana, Zoll. Der Himalaya-Stiglik [Fringilla caniceps]. Im Innern Aſiens, namentlich auf dem Himalaya, in Kaſchmir u. a., lebt ein naher Verwandter unſres euro— päiſchen Stiglitz, welcher nach Jerdon in Lebensweiſe, Geſang u. a. dem erſtern durchaus gleichen ſoll. Auch im Aeußern iſt er ihm ähnlich, das Band um den Schnabel iſt jedoch nicht karmin-, ſondern ſcharlachroth, auch ſchmäler und durch kein ſchwarzes Band vom Schnabel getrennt, ſondern erſtreckt ſich unmittelbar um denſelben; die Kopfſeiten ſind nicht weiß, ſondern hellbraun; der Rücken iſt heller Der Safranfink. 403 weißlichbraun; über die ſchwarzen Flügel zieht ſich ein gelbes Band. Die Größe iſt etwas geringer. Dr. v. Stoliczka ſammelte ihn in Kotegurh im Winter und in Kyelang im Juni; nach Hutton iſt er zu Quetta und Kandahar im Winter und Sommer gemein. Näheres iſt nicht bekannt. — Ich habe den Vogel im Laufe der Jahre zweimal von Gudera in Leipzig erhalten, jedoch ſtets in ſo zerlumptem Gefieder, daß ich keine nähere Beſchreibung geben kann, während die Jerdon's nicht ganz genau zu ſtimmen ſcheint. Uebrigens dürfte er wol, da er in Kal— kutta garnicht ſelten gefangen und zum Verkauf geboten werden ſoll, demnächſt auch öfter bei uns eingeführt werden; er wird dann neben dem europäiſchen Ver— wandten ſicherlich willkommen ſein. — Shira bei den Hinduſtanern (Blyth); Saira in Kaſchmir (Royle). — The Indian Goldfinch (Hr sf. et Mr.). — Carduelis caniceps, Vgrs., Gld., Hl., Blth., Ct., Htt., Bp., Hrsf. et Mr., Br.; Fringilla caniceps, Gr. Der Safranfink [Fringilla brasiliensis]. Tafel XI. Vogel 56. Unter der Bezeichnung braſiliſcher Kanarienvogel kommt ein Fink in den Handel, welcher überall als gemein gelten darf, wenn er auch immer nur in wenigen Köpfen vorhanden iſt. Er gehört zu den bekannteſten und ſeines hübſchen Gefieders wegen auch immerhin beliebten Stubenvögeln. Das Männchen iſt lebhaft ſchwefelgelb mit ſchön ſafrangelber Stirn; das Weibchen zeigt ein düſteres, matteres Gelb, welches in Grau übergeht, auch hat es jenen Kopfſchmuck nicht aufzuweiſen. Die Größe ſtimmt mit der des gemeinen Kanarienvogels überein. Seine Heimat iſt Süd- und Mittelamerika, doch vorzugsweiſe die öſtlichen Gegenden. Die älteren Schriftſteller geben wenig über ihn an. Buffon erachtet ihn als dem europäiſchen Goldammer ungemein gleich und meint, daß beide Arten zur fruchtbaren Miſchlingszucht geeignet ſein müßten. Markgraf lobt den Geſang und vergleicht denſelben mit dem Finkenſchlag, während das Weibchen Sperlings— geſchrei hören laſſe. Vieillot theilt nichts näheres über ihn mit. Merkwürdig iſt die Meinung der Eingeborenen von Jamaika. Nach Goſſe („The Birds of Jamaica“) glauben dieſelben nämlich, daß der Safranfink ein Nachkomme des Kanarienvogels ſei. Vor vielen Jahren ſei dieſer in mehreren Köpfen von Madeira hierher gebracht, und nachdem er ſich bedeutend vermehrt, die Schar freigelaſſen worden, welche ſich nun über die ganze Inſel verbreitet und durch den Einfluß des Klimas oder der Nahrung ein ungleich lebhafter ge— färbtes Gefieder erhalten habe. Burmeiſter beobachtete ihn in Braſilien vielfach in der Nähe menſchlicher Anſiedlungen, wo er ſich in den Gärten gern auf den Palmenkronen zeigt, gleich den Sperlingen und Hänflingen ſeine Nahrung zwar am Boden, aber auch an 26 * 404 Die Finken. den Gewächſen ſelbſt, beſonders an Gräſern, in Geſellſchaft der Pfäffchen ſucht. Sein Geſang ſei ziemlich einfach und weder ſo laut als der eines Kanarienvogels noch ſo melodiſch als der des Zeiſigs. Der Naturforſcher Prinz von Wied fand ihn in Braſilien überall, wo Gebüſch mit offenen Gegenden abwechſelt; das Innere der Urwälder vermeide er dagegen. Der Lockton beſtehe in einem kurzen Laut; während der Parungszeit vernehme man einen leiſen, ziemlich wechſelreichen Geſang, und in der Brutzeit, welche in den dortigen Frühling, alſo zwiſchen September bis März fällt, komme er gern in die Nähe menſchlicher Wohnungen und laſſe hier, von einem Baum oder Strauche herab, nicht zu entfernt von dem Neſte, ſeinen nun etwas lebendiger gewordnen Ruf erſchallen. Den Verlauf der Brut beſchreibt der ſchweizeriſche Konſul Karl Euler. Er niſte in hohlen Bäumen, Zaunpfählen u. a. Hölzern, auf Triften, in Gärten und Höfen u. ſ. w., auch ſehr gern in den Neſtern anderer Vögel, namentlich der Höhlenbrüter. So fand ihn der Genannte im Beſitze der Neſter des braſiliſchen weißköpfigen Fliegenſchnäppers und noch mehr in denen eines kleinen Baum— läufers (Synallaxis mentalis, Zehtst.), deſſen geräumige, gut verſchloſſene Höhlung ihm beſonders zu behagen ſcheint. Wenn er ſelbſt ein Neſt bauen muß, ſo be— gnügt er ſich mit einer nachläſſig zuſammengetragnen Unterlage von Stroh und Federn auf dem Boden der Höhle. Die Neſter enthalten in den Monaten Oktober bis März Eier oder Junge (er fand am 27. Oktober ein Neſt mit 4 Eiern, am 13. Dezember ein ſolches mit gleichem Gelege, am 20. Dezember eins mit flüggen Jungen, am 25. Februar wiederum eins mit 4 Eiern und am 14. März eins mit 3 Eiern) und Euler ſchließt daraus, daß der Vogel dreimal in jedem Jahre niſte. Kurze Angaben von Chryſanthus Sternberg und H. v. Berlepſch ſtimmen mit denen des erſtern Forſchers überein. Stern— berg beobachtete ihn bei Buenos-Ayres und Berlepſch in Südbraſilien. Nach Gundlach iſt auch ein Par bei Matanzas auf Kuba gefangen, doch meint er, daß dies nur aus dem Käfige entflohene Vögel ſein konnten. Zu Bechſtein's Zeit war dieſer Fink noch nicht eingeführt; ebenſowenig zählt ihn Bolle in ſeinem Verzeichniß mit. Gegenwärtig wird er ziemlich regel— mäßig alljährlich in den Handel gebracht. Namentlich findet man ihn in den zoologiſchen Gärten, nur ſelten dagegen in den Vogelſtuben; bei den Liebhabern, vorzugsweiſe aber bei Anfängern oft einzeln als Sing- oder Schmuckvogel. In den Handlungen zweiter Hand fehlt er zuweilen längere Zeit. Im Jahre 1868 erhielt Herr Mieth in Berlin zum erſtenmal eine Anzahl von zwölf Köpfen, unter denen ſich jedoch nur ein Weibchen befand. Obwol von Herrn Leuckfeld, der ihn ſchon früher gezüchtet hatte, inbetreff ſeiner Bösartigkeit gewarnt, mußte ich das Pärchen doch anſchaffen und frei fliegen laſſen, um auch dieſe Art nach ihrem ganzen Weſen kennen zu lernen. Beide zeigten ſich anfangs ruhig und Der Safranfink. 405 harmlos. Das Weibchen war augenſcheinlich ſchon recht alt und hatte unter den Verhältniſſen der Gefangenſchaft ſehr gelitten; ſein Kopf war faſt ganz federlos und ſtark mit Abſchuppung (Schinn) bedeckt. Wenige Wochen ver— gingen, da ſtellten ſich aber Veränderungen ein, welche zunächſt das Aeußere des Weibchens und dann das Benehmen beider betrafen. Schneller als bei vielen anderen Vögeln wuchſen die Federn des Kopfes hervor, nachdem die Haut ſich vonſelber gereinigt. Auch die fahle Farbe des Gefieders wurde lebhafter und dunkler. Jetzt entwickelten beide Vögel aber eine ſtürmiſche Lebendigkeit, die ſich namentlich in fortwährendem gegenſeitigen Jagen kundgab. Herr Leuckfeld ſchrieb mir von ſeinem Pärchen folgendes: „In der erſten Zeit hielt ich die Vögel in einem Käfige, welcher mit angehängtem Harzerbauerchen als Niſtgelegenheit, ſowie mit allerlei Bauſtoffen verſehen war. Bald aber zeigte fi der Heckkäfig für die außerordentliche Lebhaftigkeit dieſer Vögel als viel zu enge, ſodaß ich ſie nothgedrungen in die Vogelſtube verſetzen mußte. Hier konnte ich erſt ihre wirklich merkwürdige Lebendigkeit bewundern. Das war ein fortwährendes Jagen, Fliegen, Schlüpfen durch alle Sträucher und alle Ecken der Stube mit queckſilberner Ruheloſigkeit, wobei Kopf, Schwanz, Flügel, kurz und gut der ganze Körper in emſigſter Bewegung blieben. Dabei ließ das Männchen ſeinen Geſang erſchallen, welcher dem der Feldlerche gleicht, nur weit ſchneller vorgetragen wird und den ich dem des Kanarienvogels keineswegs ähnlich finden kann. Beim Anfang einer jeden Brut beginnt ſtets das wechſelnde Jagen, bei welchem bald das Weibchen, bald das Männchen der Verfolgte iſt und währenddeſſen die Stoffe zum Neſtbau eingetragen werden. Das Weibchen baut faſt allein, wohingegen das Männchen nur wie zum Zeitvertreib einen Halm umherſchleppt; dabei ſchlägt das letztre aber fortwährend mit den Flügeln, jagt das Weibchen, fordert es dann unter lautem Geſang und mit förmlich krampfartig zitterndem Körper zu ehelichen Liebkoſungen auf; dabei hat es die Augen halb geſchloſſen, hält den Kopf zurück— gebogen, die Flügel herabhängend und in zitternder Bewegung, wie ein ſoeben flügge gewordner junger Sperling, der die Alten um Futter anbettelt. Dann jagt es das Weibchen wieder, bis auch dieſes mit zitternden Flügeln und fächer— artig emporgerichtetem Schwanze zur Begattung ſich hinſetzt. Erfolgt ſolche aber nicht, ſo fährt das Weibchen furienwild auf das Männchen los und im tobenden Kampfe drehen ſie ſich wirbelnd um einander, ſodaß ſie die Bewohnerſchaft der ganzen Vogelſtube in Schrecken verſetzen. Noch tobender aber beginnt dann die Jagd des erzürnten Weibchens hinter dem Männchen, welches jetzt durch die ganze Vogelſtube gejagt wird, bis es in tödtlichſter Angſt und Erſchöpfung zugleich im dichteſten Gebüſch, in irgend einem Schlupfwinkel, ſelbſt im Waſſer des Bade— beckens, eine Zuflucht ſucht vor der Wuth der Xanthippe. Höchſt ſonderbar iſt es dabei, daß das verfolgende Weib von Zeit zu Zeit ſich immer wieder hinſetzt 406 f Die Finken. und in beſchriebner Weiſe den Gatten zur Liebe einladet. Jedesmal naht er denn auch, erhebt wieder ſchwippend den Schwanz und umhüpft es mit ſperlings— ähnlichem: ter, ter! Erklärlicherweiſe iſt der arme Wicht aber viel zu erſchöpft und verängſtigt, um ihrer Einladung folgeleiſten zu können; bald fährt ſie auch wieder auf ihn los, ſodaß ganze Ballen ſeines gelben Gefieders in die Luft ſtäuben, und die tolle Hetze beginnt abermals. Dies wiederholte ſich vor jeder Brut. Da nun drei Bruten hintereinander nicht weiter als bis zum Bau des fertigen Neſtes gelangten und da dieſe Vögel nicht allein durch die Unruhe ihres Jagens, ſondern auch durch anderweitige Störungen alle übrigen behelligen, ſo iſt leicht zu ermeſſen, welchen großen Schaden ſie in der Vogel— ſtube anrichten. Auch ohne Urſache machen ſie ſich in den Neſtern anderer zu ſchaffen; denn obwol ſie ſelber nicht zum Neſtbau ſchritten, ſondern nur beiläufig ſich mit Bauſtoffen, namentlich dünnen Strohhalmen, umhertrugen, jo ſtörten ſie doch durch ihr zudringliches Weſen viele Brutvögel und verſcheuchten dieſelben von ihren Neſtern. Auch außerdem zeigten ſie ſich ſehr bösartig gegen die kleineren Genoſſen, indem ſie bald einen Tigerfink am Schwanze packten und zappeln ließen, bald ein Elſterchen am Flügel aus ſeinem Niſtkaſten hervorholten oder einen andern ahnungslos am Fenſter ſich ſonnenden kleinen Prachtfink mit grauſamen Schnabelhieben überfielen. Dieſe Neckereien mögen den Braſilianern viel Vergnügen gemacht haben, den kleinen Betroffenen aber kamen ſie jedenfalls weniger ſpaßhaft vor, und ich mußte der Sache ein Ende machen dadurch, daß ich die Störenfriede herausfing und ſie zu einem Par rother Kardinäle in eine Bodenkammer ſperrte. Doch ſelbſt dieſe jedenfalls ſehr ſtreitbaren und faſt doppelt ſo großen Vögel, welche ich ebenfalls um ihrer Unverträglichkeit willen aus der Vogelſtube entfernt hatte, wurden nicht ſelten vom Männchen am Futterkorbe angegriffen und mußten ſeinem Ungeſtüm das Feld räumen.“ Das Neſt wird auch in der Vogelſtube jedesmal in einem Niſtkaſten oder in einem Webervogelneſt angelegt, und wenn ſie nicht das bereits fertige eines andern Vogelpärchens beziehen, ſo wird es nur nachläſſig aus Baſt- und Papier— ſtreifen, Agavefaſern und dünnen Reiſerchen geformt und mit Thier- oder Pflanzen— wolle dünn gepolſtert. Beide Gatten des Pärchens brüten abwechſelnd, zuweilen auch gemeinſam. Beim geringſten Geräuſch ſchlüpfen ſie ſogleich aus dem Neſte. Die Brutdauer währt 14 Tage und die Jungen zeigen einen dunkelgrünlichen Neſtflaum. Sie werden mit Ameiſenpuppengemiſch und gequellten Sämereien gefüttert. Außerhalb der Niſtzeit freſſen die Alten übrigens faſt nur Hirſe, Kanarienſamen, Grünkraut und kaum hin und wieder etwas von dem Eigemiſch. Das Jugendekleid gleicht ziemlich ganz dem des alten Weibchens, doch iſt es viel mehr ſchwach grünlichgrau ohne den gelben Anflug. Nach der erſten Mauſer, welche im Spätſommer eintritt, erſcheinen ſie wenig verändert, nur etwas heller. Der Safranfink. 407 Erſt nach einem runden Jahre, in der Zeit, in welcher die Alten wieder zu niſten beginnen, verfärben ſich die jungen Männchen durch allmäliges Hervortreten der ſchönen gelben Farbe, namentlich an Bruſt, Hals und Schultern; doch erſt im dritten Jahre hat der Vogel ſeine volle Pracht erlangt. In jedem Sommer machen ſie mindeſteus drei Bruten und beginnen mit der erſten, wenn die Vogelſtube geheizt wird, bereits im Februar. Herr Dr. Hans— mann beobachtete, daß ein Pärchen auch bei nur 10 Grad R. Wärme eine Brut glücklich erzog. Bei Herrn Leuckfeld brachte ein Pärchen in einem Sommer 23 Junge zum Flüggewerden. Schon in den Jahren 1863 —65 hatte Herr Dr. Max Schmidt im Thiergarten zu Frankfurt a. M. den Safranfink glück— lich gezüchtet. Seitdem iſt dies ja auch von Anderen vielfach geſchehen, und die Zucht kann recht einträglich ſein, da das Pärchen bei den Händlern noch immer im Preiſe von 15 bis 18 Mark ſteht und man es alſo mindeſtens für die Hälfte bis Zweidrittel bei jenen und für den vollen Preis an Liebhaber zu verwerthen vermag. Wol zu beachten iſt es aber, daß man die Zucht entweder im geräumigen Käfige oder in einer nur von größeren Vögeln, Webern, mancherlei Papageien u. a. bevölkerten Vogelſtube betreiben darf. Der Safranfink wird von den Händlern auch braſilianiſcher oder braſiliſcher Kanarien— vogel genannt. — Canario der Braſilianer, Goldkanarienvogel auf Jamaika. — [Guirnegat oder braſilianiſcher Ammer nach Buffon; Braſilianiſcher Emmerlingsvogel und gelber Geſangs— ſperling, nach alten Autoren!. Le Chardonneret à front d'or ou Bouton d'or; Saffron Finch; Geele zanger of Chanteur du Brésil, Kanarie van Brazilié. Nomenclatur: Emberiza brasiliensis, @ml., Bff., Lth; |Emberiza flaveola, L.]; Passerina flava, /.; Linaria aurifrons, Zss.; Sycalis brasiliensis, Ch., Tschd., Schmb., Brmst., Eul., Hltz., Strnb., Br.; Fringilla brasiliensis, Sh, Pr. Wd., Eul.; Crithagra brasiliensis, 3p., Gndl.; Sycalis flaveola, v. Pleln., Scl., Bripsch. [Passer brasiliensis, Wlghb.; Bruant de Bresil, le Guirnegat, B..; Moineau paille, Maud.]. — Chuy, Azr.; Guiranheem gatü, Markg. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung. Stirn und Oberkopf lebhaft orangegelb, Nacken und Rücken grünlichgelb; Schwingen ſchwarzbraun, grüngelb gerandet, unterſeits gelblich, innen breit gelb geſäumt; Schwanzfedern ſchwarzbraun, grüngelb gerandet, unterſeits gelblich; Kehle, Bruſtmitte, Bauch und Steiß dottergelb; Bruſtſeiten grünlich überlaufen. Schnabel bräunlich— grau, Unterſchnabel gelblich; Auge braun; Füße bräunlichfleiſchfarben. Weibchen lerchen— farben, jede Feder mit dunklerem Schaftfleck; Flügel- und Schwanzfedern blaß gelblichgrün ge— randet; Kehle und Vorderhals weiß; Oberbruſt, Bauchſeiten und Steiß gelb mit graubraunen feinen Schaftſtrichen; Unterbruſt und Bauchmitte weißlich; Schnabel und Beine heller als beim Männchen gefärbt. — Jugendkleid: grünlichlerchengrau, Kehle und Oberbauch weißlich, Unter— ſeite gelblich; alle Federn mit dunklerm Schaftſtrich; Schwingen innen gelb geſäumt. (Nach Burmeiſter). Fringilla brasiliensis: fronte pileoque laete aurantiis, cervice dor- soque virente flavis; remigibus fuscis viride flavo-marginatis, pogonio lateris inferioris flavidi interiore late flavo-marginato; rectricibus fuscis, viride flavo- marginatis, subtus flavidis; gula, pectore medio, ventre crissoque vitellinis; hypochondriis viridule afflatis; rostro fumido, mandibula flavida; iride fusca; 408 Die Finken. pedibus umbrino-carneis. — 9% fumigato-umbrina, obscure striata; remigibus rèectricibusque dilute flavido-viride marginatis; gula colloque albis; jugulo, hypochon- driis crissoque flavis, fumido-striolatis; epigastrio ventreque medio albidis; rostro pedibusque quam maris dilutioribus. Länge 16,2 em.; Flügel 7,8 em.; Schwanz 4,6 em. Juvenis: virente fumida; gula abdomineque albidis; subtus flavida, obscure striata; remigibus interius flavido-limbatis. Beſchreibung des Eies: Grundfarbe hellbraun mit zahlreichen ſepiabraunen Flecken und Punkten, welche oft ſehr groß werden und das ganze Ei ohne Ordnung bedecken. Am ſtumpfen Ende ſtehen ſie mehr gedrängt; die ganze Zeichnung iſt ſo dicht, daß die Grundfarbe kaum erſcheint. Die Geſtalt iſt normal, große Axe 20 mm., kleine Axe 15,5 mm., Scheidepunkt 10, mm. (Gundl.). Grundfarbe bläulich, Zeichnung, bräunlichſchwarze und verwaſchene blau— graue Flecke, welche theils klein, theils groß, meiſtens länglich, vom Grunde, wo ſie ſich am größten und gehäufteſten zeigen, ausgehend, nach und nach kleiner werden und ſparſamer ſtralen— förmig bis zur Spitze ſich verbreiten. Länge 18 — 19 mm., Breite 13 — 14 mm. (L. Holtz). Grundfarbe weiß, Fleckung dem Sperlingsei gleich, über die ganze Oberfläche; einige Eier heller als andere. Geſtalt eiförmig; matt; Länge 19 um., Breite 15mm. (Nehrkorn). Auch Stern- berg jagt, daß die Eier denen des Sperlings ähnlich find. In der Vogelſtube gleichen die Eier der jüngeren Weibchen der Beſchreibung Nehrkorn's und zuweilen waren ſie faſt weiß, nur ſpärlich gefleckt. Die der alten Weibchen dagegen gleichen regelmäßig der Beſchreibung Gund— lach's und daher erachte ich dieſe als die normale. g Ovum: badium punctis maculisque numerosis, saepe permagnis, in fundo arctioribus obsitum (Gundlach). — Ovum coerulescens maculis subfusco-nigris eluteque cinereis, parte minoribus, parte majoribus, plurimis longiusculis, a fundo ad apicem versus radiate dispersis sensimque minuentibus (Holtz). — Ovum album ovi passerini instar maculatum (Nehrkorn). Der kleine Safranfink [Fringilla IIilairil. „Beträchtlich kleiner als die vorige Art, mehr vom Anſehen des Hänflings, weil auch der Schnabel feiner, kürzer, zierlicher iſt. Gefieder am ganzen Rücken lerchengrau, jede Feder mit dunklerer Mitte; Schwingen- und Schwanzfedern breiter braungrau, unten nicht gelblichgrau, ſondern weißlichgrau, außen fein gelblichgrau gerandet, nur die Schwingen grünlicher am Rande; Innenſaum der Schwingen weißlich. Ein Fleck am Zügel vor dem Auge, der obere Rand der Ohrdecken und die ganze Unter— ſeite zitrongelb, die Seiten der Bruſt und des Bauches grau durchſcheinend, Steiß blaſſer gelb. Lebt im Innern Braſiliens auf dem Kamposgebiet und iſt hier, wie es ſcheint, weit verbreitet; wenigſtens von Minas-geraes, wo A. de St. Hilaire ihn fand, bis Guinea, von wo Cabanis ihn beſchreibt.“ (Bur meiſter). Die Ornithologen hatten noch einige andere Arten unterſchieden, welche jedoch nur ſo geringe beſondere Merkmale zeigen, daß ſie mit dieſem oder dem vorigen als völlig übereinſtimmend erachtet werden dürfen. So namentlich ein Safran— fink von Kolumbien [Sycalis columbiana, Cab.) und der kleinſte Safran— fink [S. minor, Cab.|, welcher erſtre im Heine'ſchen Muſeum ſich befindet, während der letztre in Schomburgk's Reiſe beſchrieben iſt. Im Handel kommen zuweilen bedeutend kleinere Safranfinken vor, doch habe ich an denſelben ſo ver— Der gelbbäuchige Girlitz. 409 ſchiedene Merkmale, daß ſich ſelbſtändige Arten aufſtellen ließen, nicht auffinden können. In der Literatur iſt näheres über fie nicht vorhanden. — Crithagra Hilarii, By.; Sycalis Hilarii, C., Brist. Der gelbbäuchige Girlitz Fringilla luteiventris!. Der nächſte Verwandte des Safranfink erſcheint im Vogelhandel äußerſt ſelten. Er iſt oberhalb dunkelbraun, jede Feder fahl geſäumt; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, fein weiß geſäumt; Bürzel olivengrünlichgelb; Zügel und Augenring hochgelb; Kopf- und Halsſeiten bräunlichgraugrün; Unterſeite leb— haft gelb; Auge braun; Schnabel hornfarben, Unterſchnabel heller; Füße gelblich— braun. Weibchen übereinſtimmend, nur düſterer, grünlichgraugelb an der Unter— ſeite. Größe des gelbſtirnigen Girlitz. Seine Heimat iſt der Weſten von Süd— amerika, Gray giebt Südpatagonien, Peru und Ekuador an; v. Bibra be— obachtete ihn in Santjago und auf den Kordilleren; Burmeiſter traf ihn bei Parana und Tukuman häufig. Sternberg beobachtete ihn im November 1867 in der Umgebung von Buenos-Ayres; er fand mehrere Neſter und eins derſelben auch vom Seidenſtar (Sturnus — Molothrus — bonariensis, G@mi.) belegt. Das Neſt ſtand in einer baumfreien Gegend, welche mit Diſteln u. a. Kräutern und hohem Graſe bewachſen war, nur 30 em. hoch zwiſchen dichten Pflanzen— ſtengeln und Grashalmen und war außen aus Wurzeln und Gräſern ziemlich dickwandig, doch nur loſe gewoben, innen mit zarten Gräſern, Würzelchen und Faſern, ſowie einigen Pferdeharen recht tief und ſehr ſorgfältig glatt gerundet. Das in der letzten Hälfte des Novembers gefundene Gelege beſtand immer in drei bis fünf Eiern. L. Holtz beſchreibt die Eier als weiß, ſchwach bläulichgrünlich ſchimmernd mit braunen, weinröthlichen, verwaſchen blaugrauen und violetten Flecken gezeichnet. Näheres iſt über das Freileben nicht bekannt. Dr. Franken, welcher ein Männchen beſaß, lobt ſeinen Geſang nicht be— ſonders; v. Schlechtendal bezeichnet denſelben aber als eigenthümlich ſchwirrend, ſowol an den des Heuſchreckenſängers, als auch an den des einheimiſchen Girlitz erinnernd. Im Herbſt 1876 erhielt ich von Chs. Jamrach in London ein Pärchen, welches jedoch ſo krankhaft ankam, daß beide bald eingingen. Im zoologiſchen Garten von London iſt er ſeit 1873 vorhanden. Sollte der Vogel demnächſt im Handel häufiger erſcheinen, ſo würde er wol als eine erwünſchte Bereicherung der Vogelſtuben gelten können, da er ungleich janfter und friedlicher als ſein Verwandter ſich zeigt. Leider iſt bis jetzt dazu wenig Ausſicht, da die meiſten braſiliſchen Vögel uns nur in geringer Anzahl zugeführt werden. Der gelbbäuchige Girlitz iſt von Br. Goldzügel benannt. — Chipiu (Heimats— name, nach Burmſt.). — Le Chardonneret à ventre jaune, Yellow-bellied Finch. Nomenclatur: Fringilla luteiventris, Meyen; Sycalis luteiventris, 05.613 Brinst., Strub, Hltz., Br.; Sycalis arvensis, Scl. 410 Die Finken. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 409. Fringilla luteiventris: supra fusca pluma quaque livide limbata; remi- gibus et rectricibus fuseis albido limbatis; uropygio olivaceo-virescente; subtus laete flava; loris annuloque oculari luteis; lateribus capitis collique fumi- gato-viridibus; iride umbrina; mandibula rostri cornei dilutiore; pedibus fulvido- fuseis. — Y conveniens, tantum obscurior; subtus virente livida. Der Kubafınk Fringilla canöra). Mit dem herandämmernden Abend wird es ſtill in der Vogelſtube. Die letzten Schreier, einige Keilſchwanzſittiche, haben ſich zur Ruhe in die Niſtkäſten zurückgezogen; hin und wieder ertönt noch das rauhe ſchäk, ſchäk der Bayaweber, und kleine Prachtfinken wispern im Dickicht. Auf dem Raſen liegen die Regen— und Argoondawachteln, und von Zeit zu Zeit erhebt ſich ein Männchen und läßt ſein melodiſches tikterik erſchallen. So erſtirbt ein Laut nach dem andern. Plötzlich aber hören wir dicht neben uns einige ſchrilllockende Töne, und aus einem in Kiefernzweigen hängenden weberartigen Neſte kommen ein Par Vögelchen hurtig hervor, nicht aber in der Weiſe der zuletzt geſchilderten Finken einander befehdend und jagend, ſondern in jener unendlichen Zärtlichkeit, welche die kleinen Aſtrilde zeigen, immer dicht neben einander. So eilen ſie nach dem Futterplatz, ſind hier ſehr eifrig thätig und ſchlüpfen dann in das Neſt zurück. Bald darauf erſchallt in demſelben das Zirpen der Jungen, welche in voller Dunkelheit von den Alten geätzt werden. Am nächſten Morgen finden wir dieſen Vogel, den kleinen Kuba— fink, bereits in aller Frühe wieder munter; er zählt zu den anmuthigſten und ſchönſten Bewohnern der Vogelſtube. In ſeiner geringen Größe, Beweglichkeit, ſowie im ganzen Weſen iſt er den kleinſten Prachtfinken außerordentlich ähnlich, während er doch keineswegs zu dieſer Unterfamilie der Finken gehört, welche in ſeiner Heimat, Amerika, bekanntlich garnicht vertreten iſt. Sein olivengrünes Gefieder wird durch die ſammtſchwarze Färbung des Ge— ſichts und der Bruſt, namentlich aber durch einen breiten, lebhaft ſchwefelgelben, im Nacken nicht zuſammenreichenden Halskragen ungemein geziert. Der Schnabel iſt glänzend ſchwarz und das Auge dunkelbraun. Das Weibchen iſt düſter bräun— licholivengrün und hat nicht wie das Männchen ein lebhaft ſchwefelgelbes, ſondern nur ein bräunlichgelbes Halsband; ſeine Bruſt iſt düſter ſchwärzlichbraun. Die Größe ſtimmt mit der des grauen Aſtrild überein. Seine Heimat iſt die Inſel Kuba. Die alten Schriftſteller geben nichts bemerkenswerthes über ihn an. Bech— ſtein erwähnt ihn ganz kurz, jagt, er komme aus Mexiko und lobt feinen ſanften, floͤtenartigen Geſang; er jet in ſeinem Betragen lebhaft und artig; man ſtecke ihn in einen Käfig und füttere ihn mit Kanarienſamen und Hirſe. Leider giebt er nicht an, in weſſen Beſitz ſein braunwangiger Kernbeißer' ſich befunden und Der Kubafink. 411 welchen Preis derſelbe damals gehabt. Gmelin hatte als Heimat auch Mexiko angenommen; Dr. Gundlach berichtigt dies aber und ſchildert ihn in folgendem: „Dieſe Art ſcheint nur auf der Inſel Kuba vorzukommen und durch Gmelin's falſche Angabe des Vaterlandes mag Vigors ſie nicht erkannt und ihr einen neuen Namen gegeben haben. Der Vogel lebt vorzugsweiſe in den Steppen und an Bachufern und erſcheint nur zuweilen in bebauten Gegenden. In manchen Orten kommt er garnicht vor, während man dort den nahe verwandten größern Kubafink zahlreich ſieht, an anderen wiederum trifft man nur ihn. Obwol er jenem in vieler Hinſicht gleicht, ſo hat er doch eine abweichende Lebensweiſe, 3. B. findet man ihn ſtets in Pärchen und wo einer ſich zeigt, wird man auch den andern bemerken. Sie ſetzen ſich meiſtens unmittelbar neben einander und man könnte für ſie die Bezeichnung Inſeparables anwenden. Sodann niſtet der Vogel meiſtens auf dünnzweigigen Bäumen, im Dickicht, höher vom Boden als der Verwandte und baut auch ein größres Neſt. Er läßt nicht ein bloßes Zwitſchern, ſondern einen kurzen, lauteren Geſang hören. Daß er aber wie ein Kanarien— vogel ſingen lerne, wie Don Eſteban Pichardo angiebt, iſt ſicher nicht richtig. Man kann ihn in Käfigen halten und ſind dieſe groß, ſo ſieht man ihn auch niſten. Sollte einer ſterben, jo muß man ihn ſchnell entfernen, denn im andern Falle gehen bald mehrere zugrunde, vielleicht aus Trauer. Die Nahrung beſteht in Sämereien, beſonders in Grasſamen, aber auch aus zarten, ſaftigen Pflanzen, z. B. wildem Portulak. Das Neſt hat eine kugelige Geſtalt und wird aus trockenen Kräutern, Würzelchen, Haren, Thier- und Pflanzenwolle, Federn u. a. m. hergeſtellt und innen weich ausgepolſtert.“ Näheres über das Freileben und die Brut iſt nicht bekannt; um ſo ausführlichere Berichte liegen aus der Vogelſtube vor. Ohne mich zu irren, darf ich wol behaupten, daß ich in der meinigen auch dieſe Art zuerſt gezüchtet habe. Dies iſt dann bald auch in mehreren anderen geſchehen und ich bringe zunächſt den Bericht des Herrn Graf Yorck von Wartenburg auf Schleibitz. „Ein von Ihnen erhaltnes Kubafink-Pärchen bezog in meiner Vogelſtube ſo— gleich das bei Ihnen begonnene Neſt, welches Sie mir nebſt dem Strauch, in dem es hing, mitgeſchickt hatten, und baute es vollkommen aus. Daſſelbe war von runder Geſtalt mit langem röhrenartigen Eingang von unten herauf. Kaum hatte ich gehofft, daß die Vögelchen wirklich zur Brut ſchreiten würden, weil ſie ſoviel außerhalb des Neſtes ſich aufhielten, daß ich glauben mußte, die Eier wür— den verderben. Nichtsdeſtoweniger flogen eines Tags die Jungen aus oder richtiger geſagt, ſie waren herausgehüpft, denn fliegen konnten ſie noch nicht, als ſie das Neſt verließen. Sie wurden jedoch von den Alten ſorgſam bis zum vollen Flüggewerden weiter gefüttert. Ihr Neſt nahm nun ein Madagaskarweber inbeſchlag, riß es auseinander und baute es in ſeiner Weiſe um. Die Kuba— 412 Die Finken. finken errichteten in einem Strauch hoch oben an der Decke ein neues und zwar ein flaches, tellerartiges Neſt und brachten auch in dieſem wieder eine Brut glück— lich zum Ausfliegen. Da ſie aber ſpäterhin regelmäßig ihre Neſter in der erſt— angegebnen Geſtalt hergeſtellt haben, ſo kann ich wol annehmen, daß dies letztre Neſt nur gleichſam ein Nothbau war, den ſie infolge der Befehdungen ſeitens der Weber- oder anderer Vögel angelegt hatten. Ich will nun eine Brut nach ihrem gewöhnlichen Verlauf beſchreiben. Das Pärchen baut am liebſten in recht feines, dichtes Geäſt, z. B. in einen Haufen zuſammengeſteckter Spargelzweige. Das Neſt hat in der Regel die Geſtalt einer Retorte mit einer langen, gebognen Röhre als Eingang. Am willkommenſten dazu find den Vögeln kurgzgeſchnittene Roßhare, ganz feine Grasrispen, Agavefaſern und feine Schalenſtückchen von Birken. Dies alles ſchleppt vorzugsweiſe das Männchen zufammen; es fliegt nicht mit einem einzelnen Halm zu Neſte, ſondern erſt, wenn es den Schnabel ganz voll geſammelt hat. Das Weibchen trägt gleichfalls ein, doch hauptſächlich nur Moos und kurze ſpreuartige Stoffe. Beide bauen ſehr fleißig und paren ſich in dieſer Zeit oft. Mit großem Muth vertheidigt das Männchen ſein Neſt gegen jeden Vogel, ſelbſt gegen viel größere; überhaupt ſind während des Niſtens beide ſehr bösartig, jedoch nur in der Nähe des Neſtes und am Futtertiſch. Bei mir haben ſie niemals mehr als vier Eier gelegt. Sie brüten anſcheinend unzuver— läſſig, denn ihre Lebhaftigkeit und Hurtigkeit treibt ſie alle Augenblicke von den Eiern; doch lieben ſie die Brut ſehr und ſind nicht empfindlich gegen das Be— ſichtigen des Neſtes. Nach 11 Tagen kriechen die Jungen aus, aber etwas un— gleich, ſodaß es manchmal auch 13 Tage währt. Sehr bald hört man das Wispern derſelben und nun füttern die Alten ungemein fleißig. Vorzugsweiſe gern nehmen ſie friſche kleine Ameiſenpuppen und in der Zeit, in welcher dieſe zu erhalten ſind, haben ſie bei mir die meiſten Bruten glücklich aufgebracht; ſonſt verſchmähen ſie auch das Eifutter nicht. Ungemein früh verlaſſen die Jungen das Neſt, oft bereits, wenn die Flügelfedern noch garnicht aus den Kielen hervor— ſprießen; dann können ſie natürlich noch nicht fliegen, ſondern ſuchen ſich, beſtändig zirpend, auf der Erde ein verſtecktes Plätzchen. Bisher habe ich noch nicht feſt— ſtellen können, nach wie vielen Tagen ſie eigentlich aus dem Neſte ſchlüpfen. In den meiſten Fällen konnten ſie dann wol ſchon fliegen, ſahen jedoch immer noch ſehr nackt und dürftig aus. Sobald die Jungen ausgeflogen ſind, fangen die Alten ſofort wieder an, das Neſt auszuputzen, oder ſie tragen es ab, um es anderwärts hinzubauen. Die Zahl der Neſtlinge in den vielen bei mir flügge gewordenen Bruten war verſchieden, zwiſchen 1— 4 Köpfen. Bis zur erſten Mauſer behalten ſie das düſtre Kleid, dann zeigt ſich zuerſt die ſchwärzliche, immer dunkler werdende Larve, ebenſo die Färbung der Bruſt und zugleich wird der anfangs ſehr ſchmale gelbe Streif allmälig breiter. Je älter der Vogel wird, Der Kubafink. 413 einen deſto größern Umfang nimmt dieſer gelbe Kragen ein. Vorſichtigerweiſe muß man es vermeiden, die Jungen von den Alten fortzunehmen, wenn man ſie nicht für immer trennen will. Denn ſobald ſie nur einen Tag herausgefangen und allein eingeſperrt worden, darf man ſie nicht wieder zu den letzteren fliegen laſſen, weil dieſelben nun plötzlich ſich ſo böſe gegen ſie zeigen, daß ſie nicht eher ruhen, als bis einer der kleinen Zukömmlinge nach dem andern todt iſt. Und das iſt leicht erreicht, denn dieſelben ſind ungemein zart, während die Alten doch als ſehr kräftige, ausdauernde Vögel gelten dürfen. Auf ſolche Weiſe habe ich früher mehrere verloren, indem ſie vom alten Wütherich ſo lange gejagt wurden, bis fie vor Angſt zur Erde gefallen und luftſchnappend in wenigen Minuten todt waren. Auch die jungen Männchen fangen, ſobald ſie ſich ver— färben, gefährlichen Streit ſelbſt im kleinen Käfige mit einander an.“ Dieſe hübſche Schilderung ergänzt Herr Kaufmann Emil Gäbel in Grau— denz in folgendem: „Wer Kubafinken in der Vogelſtube züchten will, halte es von vornherein als Nothwendigkeit feſt, daß er niemals mehr als ein Pärchen frei fliegen laſſe. Die Unverträglichkeit und Zankſucht zwiſchen Hartlaubszeiſig und Graugirlitz, welche mitunter ſo weit geht, daß einer von ihnen auf dem Platze bleiben muß, iſt garnicht zu vergleichen mit der Unruhe, Heftigkeit und Kampfluſt eines zur Zeit der Liebe erregten Pärchens dieſer Finken. Das Männchen zauſt und jagt ſelbſt bedeutend größere Vögel mit Wuth aus der Nähe ſeines Neſtes fort. Letztres iſt ein wahrer Kunſtbau und wird nach meinen Erfahrungen keines— wegs immer in gleicher Weiſe hergeſtellt, ſondern ſehr verſchieden angelegt, obwol die retortenähnliche Form mit mehr oder minder wagerechter Flugröhre, welche zuweilen bis 40 em. lang, und darunter mit einem ſtraußeigroßen, gefilzten Beutel, am häufigſten iſt. Eine zweite Geſtalt des Neſtes iſt ein großer gefilzter Beutel mit dem Eingange von oben. Bei dieſem letztern ſind die Wandungen ſtets dichter und dicker gewebt, als bei dem erſtern. Als Bauſtoffe werden mit Vorliebe lange Baſtſtreifen, Kokus- und Agavefaſern verwendet. Das Innere iſt zwar geglättet, doch keineswegs ſo weich ausgepolſtert, als man angeſichts der Zartheit dieſer reizenden Vögelchen annehmen möchte. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd. Die Jungen machen ſich, nachdem ſie etwa 8 Tage alt ſind, durch ein ſehr lautes, charakteriſtiſches Zirpen bemerkbar. Kaum einigermaßen befiedert, halbnackt und ohne Schwänzchen fliegen ſie aus und ſind ſo behend, flink und queckſilbern als die Alten, von denen ſie ſolange, bis ſie ſelber freſſen können, geführt, mit ungemeiner Liebe beſchützt und mit wahrhaftem Todesmuth gegen die Angriffe anderer Vögel vertheidigt werden. Nur zu bald aber ver— wandelt ſich dieſe innige Hingebung in das ſchroffſte Gegentheil; ſie dürfen ſich, ſobald die Alten die zweite Brut begonnen haben, nicht dem Neſt nähern und werden, wenn es geſchieht, vom alten Männchen mörderiſch überfallen und nicht — 414 Die Finken. ſelten getödtet. In ſolcher Weiſe verlor ich anfangs zahlreiche prächtig gediehene Junge und erſt durch den Schaden bin ich klug geworden. Man muß ſie eben beizeiten herausfangen. Im übrigen aber empfehle ich dieſe allerliebſten Vögelchen allen Liebhabern mit der Verſicherung, daß jeder Züchter ſeine Freude an ihnen haben wird.“ Dieſen Mittheilungen kann ich noch folgende anfügen. Im Handel gehörte der Kubafink von jeher zu den ſelteneren, in neuerer Zeit aber auch zu den koſtbareren, weil vielgeſuchten Stubenvögeln. Trotz vielfacher Züchtung und regſamen Verkaufs iſt ſeit dem Beginn der ſiebenziger Jahre der Preis für ein Pärchen von 18 Mark bis auf 24 Mark, und wenn ſie längere Zeit fehlen, ſelbſt bis auf 30 Mark geſtiegen. Er wird von allen Großhändlern, jedoch nur einzeln oder in wenigen Pärchen eingeführt. Neuerdings hat ihn Schoebel in Grünau bei Berlin am zahlreichſten in den Handel gebracht, doch iſt es noch in letzter Zeit vorgekommen, daß derſelbe ein Männchen der nachfolgend be— ſchriebnen größern Art als Weibchen abgegeben hat — ein Irrthum, welcher früher bei allen Händlern ſich zeigte, weil nämlich die Weibchen beider Arten eher als die Männchen den Reiſebeſchwerden erliegen und daher viel ſeltner ſind. Die Beliebtheit dieſes Vogels begründet ſich in der leichten Züchtbarkeit und den gerühmten Eigenthümlichkeiten; von einem Geſange kann dagegen in Wirklichkeit keine Rede fein, trotzdem man ihn fo gern Chanteur de Cuba nennt; man hört ſelbſt in der Liebeszeit nur leiſes Pfeifen und Wiſpern. In ſeinem ganzen Weſen hat er, wie bereits eingangs erwähnt, überaus große Aehnlichkeit mit den Aſtrilden, und der Bau des überwölbten Neſts, ſowie der Umſtand, daß das erſte Pärchen in meiner Vogelſtube reinweiße Eier legte, führten mich bereits zu der Annahme, daß er ein Mittelglied, bzl. ein Vertreter der Prachtfinken in Amerika ſei. Nähere Beobachtung ergab dann aber das irrthümliche dieſer Anſicht, zumal, wie in den vorhergegangenen Schilderungen zu erſehen iſt, auch zahlreiche andere verwandte Finken, namentlich in ihren erſten Bruten, weiße Eier legen, wie überhaupt die Eier aller dieſer Vögel in der Vogelſtube und im Freien außer— ordentlich abändern. — Eigentlich bösartig, ſodaß ſie Genoſſen in der ganzen Vogelſtube verfolgten, ſind ſie durchaus nicht, ſondern eben nur in der Umgebung des Neſtes zeigen fie ſich ſehr biſſig. Der Bau wird gewöhnlich in 6— 8 Tagen vollendet und ſonderbarerweiſe verlaſſen ſie, bevor das erſte Ei gelegt worden, denſelben bei jeder Störung leicht und beginnen an einer andern Stelle oder auch für längere Friſt garnicht zu niſten. Beide Gatten des Pärchens brüten nicht. abwechſelnd wie die meiſten Verwandten, ſondern in der Regel gemeinſam zu gleicher Zeit. Die ganze Brut vom erſten Ei bis zum Flüggewerden der Jungen rundet ſich ziemlich regelmäßig auf 4 Wochen ab. Ich habe den Kubafink im Käfige ebenſowol als auch in der Vogelſtube mit gutem Erfolg gezüchtet. Er Der Kubafink. 415 zeigt ſich ſehr ausdauernd und erhält ſich auch im ungeheizten Raume über Winter vortrefflich. Der Kubafink, kleine Kubafink oder Gelbkragen, heißt auch Goldkragen (Br.). — Im öſtlichen Theile der Inſel Kuba Senserenico, im weſtlichen Tomeguin del Pinar (Gund— lach). — Braunwangiger Kernbeißer (Bechſtein). — Le Bouvreuil olive ou sincerini et,. le Chanteur de Cuba; Melodious Finch. Nomenclatur: Loxia canora, 6%%¼., Behst.; Pyrrhula collaris, Vyrs.; Passerina collaris, Zmb.; Euethia canora, C., Gndl., Br.; Fringilla canora, Thnm. |Brown- ckeeked Grosbeak, Lth.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb olivengrün; Stirn, Wangen, Kehle und Bruſt ſchwarz; Scheitel grau; oberhalb des Auges entſpringt eine prächtig gelbe Linie, geht hinter dem Ohre fort, erweitert ſich dann und vereint ſich faſt unterhalb der Kehle in eine Art von Halsband; die Federn dieſes männlichen Schmucks können ſich etwas ſträuben; Schwingen und Schwanzfedern ſind dunkelbraun mit olivenfarbigen Rändern; Unterſeite bräunlichgrau, von der Mitte des Bauchs an faſt reinweiß. Schnabel glänzendſchwarz; Auge dunkelbraun; Füße hellbräunlichgrau. Weibchen: Das Olivengrün iſt weniger rein; Kopf, Wangen und Kehle ſind grau, roſtbraun angeflogen und an der Kehle ſchwarz geſcheckt; die Farbe des Hals— bands iſt blaßgelblichbraun; der Bruſt fehlt die ſchwarze Farbe. Das junge Männchen gleicht dem Weibchen, aber die Färbung iſt unrein. (Gundlach). Das Männchen iſt oberhalb olivengrün, die aſchgrauen Flügelſchwingen haben ſchmale gelblicholivengrüne Außenſäume, ſodaß der zuſammengelegte Flügel ebenfalls olivengrün erſcheint; Schwanz oberſeits olivengrün, unterſeits aſchgrau, die beiden äußerſten Federn oberhalb mit lebhaft gelblicholivengrünem Außenrande; Oberkopf dunkelgrünlichaſchgrau; Stirnrand, Geſicht, Wangen, Kehle reinſchwarz; vom Kopf oberhalb des Auges hinunter über's Ohr um die Backen ein ſich immer mehr verbreitendes ſafrangelbes Band, welches am Halſe am breiteſten iſt; Bruft ſchwarz, nach dem Unterkörper zu allmälig in Grau übergehend; Bauchiweißlichgrau, Seiten grün— lich überhaucht; untre Flügelſeite aſchgrau; Hinterletb und Unterſchwanzdecken grauweiß; Schnabel glänzendſchwarz; Auge braun; Füße hellbräunlichgrau. Weibchen oberhalb graulicholivengrün, Flügel- und Schwanzfedern mit ſchmalen gelblicholivengrünen Außenſäumen; Geſicht und Kehle ſchwärzlichgrau, umrahmt von einem breiten düſterroſtbraunen Bande; Bruſt dunkelgrau; Unter— körper grau, untrer Hinterleib weißlichgrau. — Jugendkleid: Flaum weißlichgrau, Wachshaut— drüſen gelblichweiß; Gefieder beim Verlaſſen des Neſtes oberhalb düſter bräunlicholivengrün; das Halsband blaßgelb, doch bei den jungen Männchen bereits deutlich hervortretend; Geſicht und Bruſt ſchwärzlichbraun; Unterſeite fahlgrau; Schnäbelchen fahlbraun. (Ru ß). Fringilla canöra: supra olivaceo- viridis, marginibus externis remigum einereorum e flavido olivaceo-viridibus; rectricibus supra olivaceo-viridibus, subtus eineraceis, extimis ambabus exterius virente-olivaceo-marginatis; pile o obscure sub— viride cinereo; margine frontali, facie, genis gulaque atris; fascia crocea a superciliis trans aurem circa genas deorsum dilatante, circa collum latissima; pectore nigro; abdomine cinerescente; crisso et infracaudalibus canis; rostro nitide nigro; iride fusca; pedibus subfumidis. — @ supra e fumido olivacea, marginibus exteris remigum et rectricum anguste luride virente marginatis, facie fasciaque lata hanc genasque subnigro-cinereas circumeludente sordide rufa; pectore obscure cinereo; subtus grisea, crisso cano. Juvenis: lanugine subcana, glandulis cerae flavente albis; serius supra sordide olivaceo-virens, collari flavido; facie subfusca; subtus livide cinerea; rostro subfusco. Länge 9, em.; Flügelbreite 15 em. (Gundlach). Beſchreibung des Eies: Geſtalt ungleichhälftig, an der halbkugeligen Baſis, nach der ſtumpfſpitzen Höhe ſtark abfallend. Grundfarbe graugrünlichweiß mit ſehr feinen und einigen größeren, meiſt in Gruppen vereinigten, nach der Höhe einzelner werdenden, nach der Baſis 416 Die Finken. mehr gehäuften Fleckchen. Das Korn iſt überaus zart. Länge 15—16 mm., Breite 11—12 mm. (F. A. L. Thienemann). — Ei reinweiß, um das dicke Ende mit einem kleinen Kranz von grünlichen geſpritzten Punkten, welche deſto zahlreicher zu werden ſcheinen, je mehrere Eier der Vogel legt. (Graf Yord v. Wartenburg). — Ei grünlich- oder bläulichweiß, ſchwarz- oder rothbraun gepunktet; ſelten ganz reinweiß. (Ruß). Ovum: a basi semiglobosa ad finem obtuso-acutum versus valde decrescens; virente canum maculis et subtilissimis et nonnullis majoribus, plerumque acervatim congestis, basin versus creberrimis; testa tenerrima (Thienemann). — Ovum albissi- mum punctulis subviridibus (C. York v. Wartenburg). — Ovum virente vel coeru- lescente album, nigro-vel rufo-punctulatum, rarius pure album (Russ). Der größere Rubaſink [Fringilla lepida] ſtimmt mit dem vorigen faſt völlig überein, iſt jedoch ein wenig größer, und hat nicht den breiten gelben Kragen, ſondern nur über und unter den Augen und neben der ſchwarzen Kehle lebhaft gelbe Streifen. Das Weibchen iſt düſtrer und zeigt nur ſchmale gelbe Augenſtreifen. Im übrigen iſt er ebenſo munter und erſetzt reichlich durch Liebenswürdigkeit und Anmuth, was ihm an Farben— ſchönheit fehlt. Im Handel iſt er keineswegs häufig und beſonders das Weibchen muß als große Seltenheit gelten. In der Regel wird er nur einzeln mit dem Verwandten zuſammen eingeführt; der Preis iſt übereinſtimmend. Seine Heimat erſtreckt ſich nicht nur wie bei jenem blos über Kuba, ſondern auch über andere Inſeln der Antillengruppe, z. B. Jamaika, Portoriko und St. Domingo. Buffon ſagt nur, daß Linné ihn durch Jaquin kennen gelernt habe. Er halte ſich in den Wäldern von Havana auf, werde leicht zahm und ſinge an— haltend mit ſo leiſer Stimme, daß man dieſelbe kaum hören könne, wenn man nicht ganz nahe bei ihm ſtehe. Die übrigen älteren Schriftſteller geben nichts näheres über ihn an. Bechſtein erwähnt ihn nicht, Bolle dagegen führt ihn in ſeinem Verzeichniß als Kubavogel auf; auch ſagt er gelegentlich ſeiner herr— lichen Schilderung des Kanarienwildlings, daß er ihn in Berlin als wilden Kanarienvogel habe feilbieten ſehen. Auch über ſein Freileben berichtet Gundlach eingehend: „Er iſt Stand— vogel auf Kuba und gemein im Felde und in waldloſen Gegenden, weniger an Waldrändern und wol niemals kommt er tief in den Wäldern vor. Im Sommer und zur Niſtzeit lebt er pärchen- oder familienweiſe, in der trocknen oder kalten Jahreszeit vereinigt er ſich zu großen Scharen auf den Zuckerpflanzungen, wo er Zucker auf den Trockenplätzen frißt, oder auf den Kaffeepflanzungen, wo er eben— falls Nahrung genug findet. Dieſe bilden im weſentlichen Sämereien, beſonders Grasſamen, ſowie auch zarte ſaftige Pflanzenſtoffe, namentlich wilder Portulak; begierig leckt er den Honigſaft aus großen Blumen. Niemals thut er dem Menſchen Schaden. Man findet faſt das ganze Jahr hindurch Neſter mit Eiern Der größere Kubafinf. 417 oder Jungen; ausnahmsweiſe auch in den Wintermonaten. Die eigentliche Niſtzeit beginnt aber erſt in der Regenzeit des Frühlings. Das Neſt ſteht faſt immer in geringer Höhe über dem Boden, in Sträuchern, Kaffee-, Orangenbäumchen u. a. Es iſt verhältnißmäßig groß, mehr oder weniger kugelig gebaut, mit einem Seiten— eingange, und beſteht äußerlich aus trockenen Kräutern, Haren, Wolle, Federn, Würzelchen, Baumwolle u. drgl. und innen aus einer Lage weicher Stoffe, Pflanzenwolle, Federn u. a. m. Die Zahl der Eier beträgt zwei bis drei, nicht aber, wie d'Orbigny angiebt, fünf. „Man kann ihn leicht im Käfige erhalten, und wenn dieſer groß iſt, auch züchten. Die Fütterung beſteht in Kanarienſamen und fein geſchrotnem Mais. Der Geſang hat keinen Werth; er iſt ſchwach und gleicht einigermaßen den Tönen, welche die Heuſchrecken hervorbringen. Außerdem hat er nur einen Lockton. Daß er, wie d'Orbigny behauptet, fingen lerne, glaube ich nicht. Dieſe Angabe beruht ſicherlich auf einem Irrthum.“ Bis jetzt iſt er bei uns in der Gefangenſchaft noch nicht gezüchtet, und es dürfte ſich kaum in irgend einer Vogelſtube ein richtiges Pärchen befinden. Dies iſt aber ſehr zu bedauern, denn es wäre doch höchſt intereſſant, zu beob— achten, ob das niedliche Vögelchen mit ſeinem nächſten Verwandten in allen be— ſonderen Eigenthümlichkeiten übereinſtimmt. | Der größere Kubafink iſt auch Goldbraue (Br.) benannt und heißt bei den Händlern meiſtens nach ſeinem vaterländiſchen Namen Tomegin. — Tomeguin de la Tierra (im Weſten von Kuba); Chinchilita (im Süden; doch werden mit dieſem Namen dort alle kleinen Sänger bezeichnet); Vieidita (im Oſten) und Pechito (im äußerſten Oſten der Inſel); nach Gundlach. — [Havaniſcher Fink, Buffonl. Le Bouvreuil olivert ou sincerini et Grand Chanteur de Cuba; Olive-Finch. Nomenclatur: Fringilla lepida, L., Bff., G ml., Thin mi., Bll.; Emberiza olivacea, L., @ml.; Emberiza dominicensis, Brss.; Passerina lepida et P. olivacea, VII.; Sper— mophila olivacea, G.; Euethia lepida, C., Gndl., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb olivenfarbig; vorderer Theil der Augen— braue, ein Fleckchen am untern Augenlid und der obere Theil der Kehle (Kinn) ſafrangelb; ein Streif oberhalb der Augenbrauen über die Stirn, ein Streif zwiſchen Schnabel und Auge längs der gelben Färbung bis zur Kehle und dieſe am untern Theile ſelbſt breit ſchwarz; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun, olivengrün geſäumt; Unterſeite grau, oliven— grünlich überhaucht; Bauch weißlich; untere Schwanzdecken grünlich, heller gerändert; Schnabel ſchwarz; Auge dunkelbraun; Füße hellröthlichbraun. Weibchen: Oberhalb mehr graulich— olivengrün, die beim Männchen gelben Stellen ſind blaß, faſt ſtrohfarben, die ſchwarzen er— ſcheinen nur ſchwärzlich und die Federn des untern Theils der Kehle ſind nur an der Wurzel ſchwärzlich, breit grau gerändert mit olivengrünlichem Anfluge, jedoch ebenſo wie die Untertheile weißlicher als beim Männchen. Ich habe gelbe und auch weißgefleckte Spielarten oder Albinos gejehen. — Das junge Männchen gleicht in der Färbung dem Weibchen (dieſe ganze Be— ſchreibung iſt nach Pr. Gundlach gegeben). Fringilla lepida: supra olivacea; supereiliis anterioribus, macula super- eilii inferioris mentoque croceis; stria una supra supereilia, altera inter rostrum et oculum usque ad gulam nigram nigris; remigibus et rectricibus fusco -nigris, olivaceo-viride limbatis; subtus cinerea, olivaceo-virente afflata; ventre albido; sub- Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 277 418 Die Finken. caudalibus subviridibus, dilutius marginatis; rostro nigro; iride fusca; pedibus dilute badiis. — ꝙ supra cinerescente nigra; picturis c flavis fere stramineis, nigris tantum subnigris tantumque basi plumarum gularium ut gastraei albidiorum nigra, margine subolivaceo- marginato. Länge 11,5 em.; Flügelbreite 15,8 em.; Schwanz 4 em. Der Venezuelaſink [Fringilla Frantzii] bedarf nur der Erwähnung. Er iſt dem vorigen ſehr ähnlich, jedoch durch einen bräunlichen Ton des Olivengrün, durch reinſchwarzen Oberkopf und gleiche Bruſt, ſowie bemerkbar bedeutendere Größe verſchieden; die gelben Streifen ſind in gleicher Weiſe vorhanden. Seine Heimat erſtreckt ſich über Venezuela bis Südmexiko. Dr. A. v. Frantzius führt ihn als auch auf Koſtarika vorkommend an. Ueber das Freileben iſt garnichts be— kannt, doch wird daſſelbe von dem der beiden Verwandten nicht abweichen. Lebend eingeführt dürfte er bis jetzt noch nicht ſein. — Er iſt auch Goldbärtchen (Br.) be— nannt. — Tiaris pusillus, Swns.; Phonipara lepida et P. pusilla, B.; Euethia pusilla, Cb., Br. Der Jamaikaſink [Fringilla zena]. Oberhalb düſter olivengrün, jede Schwung- feder mit ſchmalem hellen Außeuſaum; Oberkopf und Stirn, Kopfſeiten, Kehle und Oberbruſt bräunlichſchwarz; unterhalb fahl weißlicholivengrün; die gelben Ab— zeichen der beiden vorigen fehlen. Auge braun; Schnabel braun mit hellerem Unter— ſchuabel; Füße bräunlichgrau. Die Heimat ſoll ſich über die Inſeln Jamaika und St. Croix erſtrecken; nach Gundlach kommt er jedoch auch auf Portoriko, nach Bryant auch auf Bahama vor. Die alten Schriftſteller hießen ihn Sper— ling oder Grünfink von Bahama und gaben mancherlei Irrthümliches inbetreff ſeiner an, namentlich über die Färbung und Größe. Seeligmann behauptet auch, daß er ſich auf die Spitze eines Buſches ſetze und immer in einerlei Ton ſinge. Die neueren Schriftſteller aber, wie Gundlach und Goſſe, ſagen, daß er durchaus keinen Geſang habe. In allem übrigen wird er den vorher— gehenden Verwandten wol durchaus gleichen. Im Londoner zoologiſchen Garten iſt er ſeit 1865 vorhanden. Bei uns dürfte er meines Wiſſens erſt einmal lebend eingeführt ſein, indem ich ein Pärchen mit dem kleinen Kubafink zuſammen von Herrn Schöbel in Grünau erhielt. Beide waren jedoch kahl und in kläg— lichem Gefieder und ſtarben, ehe ſie ſich eingewöhnt hatten. An eine häufigere Einführung iſt wol kaum zu denken. — Von Br. iſt er auch Schwarzgeſichtchen be— nannt [Grünſperling, Seeligm.; zweifarbiger Sperling, Müll.]. — Le Bouvreuil bicolor ou Chanteur de Jamaica; Dusky Finch. — Fringilla zena*) et bicolor, L.; Fringilla et *) Die Etymologie von „zena* ift nicht zu ermitteln. Aus dem Spaniſchen wie Por— tugieſiſchen ſtammt es nicht; ob es vielleicht ein vaterländiſcher Name aus irgend einer der indianiſchen weſtindiſchen Sprachen ſein mag? Möglich auch, daß Linné bei ſeiner Vorliebe für mythologiſche Namen eine Beziehung zu Zeus (adjektiviſch Zenus) damit ausdrücken wollte (jo Apollinus von Apollo, Heraclaeus von Heracles :c.). Der Kronfink von Südamerika. 419 Phonipara zena, var. portoricensis, Brnt.; Fringilla et Phonipara zena, (/.: Spermo- phila bicolor, GS.; Albr.; Euethia bicolor, Gndl., Br.; Phonipara bicolor, Gr. Passer bicolor bahamensis, Otsb.; Chloris bahamensis, Drss.: Le Verdinière, Buff.; Bahama Sparrow, Cat.]. Der Rronfink von Südamerika [Fringilla pileata]. Im Jahre 1874 erhielt Herr Dr. Bodinus dieſe zierliche, ungemein intereſſante Art in vier Köpfen vom Direktor des Pariſer Akklimatiſationsgartens, Mr. Geoffroy de St. Hilaire, zum Geſchenk. Dann, ein Jahr ſpäter, wurden einige Pärchen von Vekemans in Antwerpen in den Handel gebracht und ein ſolches gelangte durch C. Gudera in die Sammlung des Herrn Dr. Franken in Baden-Baden. Ein Pärchen befand ſich auch unter den Geſchenken, welche der Sultan von Sanſibar zum Dank für die freundliche Aufnahme in London nebſt anderen Thieren dem dortigen zodlogiſchen Garten zukommen ließ; im Jahre 1875 waren in demſelben nach der „List of the vertebrated animals“ vier Männ— chen und ein Weibchen vorhanden. Zufällig hatte Herr W. Mieth ein Pärchen bei einem kleinen Händler in Hamburg gefunden und ich erwarb daſſelbe für meine Vogelſtube. Gleicherweiſe erhielt ein ſolches Herr A. F. Wiener in London — und dies dürften wol ſämmtliche bis zum Ende des Jahres 1877 nach Europa lebend eingeführten Exemplare geweſen ſein. „Obgleich einfach gezeichnet, iſt er doch überaus ſchön. Auf den erſten Blick könnte ihn ein Nichtkeuner für eine ſchwarzköpfige Grasmücke [Sylvia atricapilla, Lth.| halten; bei näherer Betrachtung erſcheint der Schwarzkopf aber, ganz abge— ſehen von allen übrigen Unterſchieden, viel mehr mäuſegrau, während dieſer Fink ſeidenartiggrau bis grauweiß iſt. Der Schnabel iſt ſelbſtverſtändlich viel ſtärker und weniger geſtreckt und die Beine ſind höher. Männchen und Weibchen ſind nahezu übereinſtimmend gefärbt, nur hat das erſtre eine ſchwarze und das letztere eine kaum bemerkbar bräunliche Kopfplatte; auch iſt ſein Unterkörper verwaſchen längsgeſtrichelt. In der Erregung aber vermag das Männchen feine Kopffedern zu erheben, fächerartig auszubreiten und zu bewegen, ſodaß eine prächtig purpur— rothe Krone plötzlich aufleuchtet und verſchwindet. Die Größe iſt mit der des Hartlaubszeiſigs übereinſtimmend.“ (Dr. Franken). Die Geſchlechter find ſehr leicht daran zu unterſcheiden, daß das Weibchen den ſchönen rothen Schopf nicht hat. Der prachtvolle Kronfink iſt in Südamerika heimiſch und ſoll von Süd— braſilien bis Neugranada verbreitet fein. Burmeiſter jagt, daß er in der Provinz Minasgeraes nicht ſelten, aber auch nicht gemein ſei; er lebe im lichten Walde oder im hohen Gebüſch, im Sommer parweiſe, im Winter einzeln oder in kleinen Trupps, ernähre ſich von Sämereien und laſſe von Zeit zu Zeit einen kurzen Lockton, aber durchaus keinen Geſang hören. Das Neſt hat der Forſcher nicht gefunden. Auch iſt näheres über das Freileben nicht bekannt. In Braſilien 7 * 21 420 Die Finken. wird er ſammt ſeinen nächſten Verwandten mit Fallen, Leimruten und Schlingen gefangen, vielfach im Käfige gehalten und wol blos mit zerſtoßnem Mais nebſt etwas Kanarienſamen ernährt, bei welcher Fütterung er vortrefflich ausdauern ſoll (nach Prinz v. Wied). „Wenn der Vogel erregt iſt“, ſchreibt Herr Wiener, „jo fträubt er die wundervoll tief und glänzend roth gefärbten Kopffedern, ſodaß fie, nicht wie die Haube des Kardinals oder wie die eines Kakadu, ſondern wie eine Stralenkrone ausſehen, welche vom Mittelpunkt des Scheitels gleichſam aufflammt und von den dunklen Federchen abgeſchloſſen wird. Wer das Vögelchen zum erſtenmale ſieht, könnte es für einen zarten Weichfutterfreſſer halten, denn der Schnabel und Kopf, der ganze Körper mit Ausnahme des Schwanzes und ſelbſt die Bewegungen erinnern an eine Bachſtelze. Allein er iſt ja ſelbſtverſtändlich ein Fink, ernährt ſich von Hirſe und Kanarienſamen, nimmt jedoch auch ſehr gern Mehlwürmer. Zu viele von letzteren ſollte man ihm aber nicht geben, denn mir iſt ein Männchen am übermäßigen Genuß derſelben, indem es ſie den kleinen Prachtfinken fort— raubte, eingegangen. Der unter kleineren Genoſſen ebenſo verträgliche als ſchöne und anmuthige Fink iſt allen Liebhabern warm zu empfehlen.“ Dies letztre kann ich nach meinen Beobachtungen ebenfalls beſtätigen. Ich hatte ein Pärchen etwa ein rundes Jahr hindurch in der Vogelſtube und erfreute mich an ihnen namentlich, wenn ſie in das Gitter vor dem Fenſter draußen kamen, wo das Männchen dann mit prächtiger, hoch erhobner Haube, hängenden Flügeln und geſtelztem Schwanze ſein Weibchen umhüpfte und ihm ſeine ſchönſten Töne zurief, welche freilich keineswegs in einem Geſange, ſondern nur in einem heiſern, zuweilen durchdringenden Zirpen beſtehen. (Wenn ein neuerer Schriftſteller ausdrücklich angiebt, daß der kurze Lockton mit anderen Lauten „zu einem leiſen Geſange“ verwebt werde, ſo beruht dies lediglich auf Erfindung; von irgend einem Singen kann bei dieſem Vogel garkeine Rede ſein, das darf ich aus Erfahrung behaupten, und gleiches ſagen Burmeiſter, Franken, Wiener u. A.). Dieſer Kronfink gehört ganz entſchieden zugleich zu den ausdauerndſten aller fremdländiſchen Stubenvögel. Ich erhielt das Pärchen in einem traurigen Zu— ſtande: von der Reiſe recht angegriffen, in beſchmutztem zerlumpten Gefieder und krankhaft; doch erholte es ſich bei geeigneter Pflege, vorläufig im kleinen Käfige, ſehr bald. Dann aber tummelten ſich beide in der Vogelſtube gar luſtig umher und ſie zählten zu den wenigen, den Tropen entſtammenden Bewohnern, welche noch bis tief in den Spätherbſt hinein das Gitter draußen beſuchten und ſich ſelbſt durch kalten Wind und Regen nicht verſcheuchen ließen. Trotzdem haben ſie leider niemals geniſtet; ich verſuchte es ebenſowol im Käfige, als auch frei— fliegend in der Vogelſtube ſie zu züchten, doch iſt es mir leider nicht gelungen. Mein Pärchen erhielt ſodann Herr Oskar Vetter in Ludwigsburg, der, Kronfinken. 421 über große Räumlichkeiten verfügend, hoffentlich eine glückliche Zucht erzielt hat. Immerhin, davon bin ich feſt überzeugt, wird der Kronfink, falls man ihn nur häufiger einführt, unter den beliebteſten, fremdländiſchen Stubenvögeln obenan ſtehen. Der Preis iſt ſehr hoch, denn man kauft das Pärchen wol kaum unter 60 Mark, gewöhnlich kann man es vielmehr mit 75 Mark veranſchlagen. Es iſt dann freilich Sache des Geſchmacks und der beſondern Liebhaberei, ob man eine ſolche Summe für ein Pärchen zahlen will, das freilich als überaus prächtig, jedoch blos als Schmuckvögel anzuſehen iſt. Der Kronfink von Südamerika iſt auch Rothhaubenfink (Br.) benannt. Nach Bur— meiſter nennen ihn die Braſilianer in Minasgeraes: Ticko-ticko-rey, im Sertong von Bahia: Papa -capim. ; Le Pinson huppe rouge; Red-pileated Finch or Pileated Finch. Nomenclatur: Fringilla pileata, Pr. d.; Tachyphonus pileatus, Hrtl.; Tanagra cristatella, Spx.; Tachyphonus fringilloides, Swns.; Passerina ornata, Lss.; Emberiza ruficapilla, Sprm.; Lophospiza pileata, B%.; Coryphospingus pileatus, Ch., Brmst., Br.,; Tachyponus cristatellus, Gr.; Tiaris pileata, Schff. [Montese cabeza de bermillon, Azar.| Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: oberhalb düſter bräunlichgrau; Kopf, Halsſeiten und der bemerkbar hervortretende Zügel weißlichgrau; eine kleine Haube am Oberkopf ſchwarz, mit einem glänzendrothen Streif von der Stirn bis zum Hinterkopf (die Federn der ganzen Haube, die ſchwarzen ſowol als auch die rothen, können in der Erregung willkürlich erhoben werden); obere Flügeldecken bräunlichgrau; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, fein heller außengeſäumt und mit fahlen Innenrändern, obere Flügeldecken graubraun; Kehle, Bruſt, Bauch, Unterleib und untere Schwanzdecken düſterweiß, untere Flügeldecken reinweiß. Schnabel bräunlichhorngrau, Unterſchnabel heller braun; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichgrau. — Das Weibchen iſt dem Männchen ſehr ähnlich, doch oberhalb einfarbig bräunlichgrau, am Oberkopf ohne die rothe Haube heller grau, bräunlich überhaucht. Fringilla pileata: supra obscure cinerea; capite, loris sat notabilibus collique lateribus canis; cristula pile i erigente nigra, hujusque plumis mediis a fronte ad occiput usque nitide rubris; teetricibus al. fumidis; remigibus rectricibus- que fuseis, exterius dilutius sublimbatis, interius livide marginatis; gula pectore, abdomine, crisso et infracaudalibus sordide albis; subalaribus albissimis; 1ostro subfusco-corneo, mandibula dilutiore; iride fusca; pedibus fumigatis. — © mari simillima, at supra unicolor fumido-cinerea; pileo cristulae rubrae vacuo. Länge 14,4 em.; Flügel 7,8 em.; Schwanz 5, em. Der Kronſink von Brafilien [Fringilla cristata] ift am Oberkopf hell und glänzend ſcharlachroth; Ohrdecken dunkelbraun; ganze Oberſeite, Flügel und Schwanz dunkelblutroth; Bürzel und Bauchſeiten ſind lebhafter gefärbt, reiner blutroth; Kehle fleiſchroth; die Bruſt iſt am meiſten roth, noch reiner als der Bürzel; Schnabel ſchwärzlichbraun, Unterſchnabel röthlichweiß; Auge rothbraun; Füße fleiſchbraun. Beim Weibchen iſt der Scheitel nicht ſchopfartig verlängert, jondern der Kopf einfarbig wie der Rücken. Länge 15, m.; Flügel 87 n.; Schwanz 6, em. Die Heimat erſtreckt ſich über den Süden Braſiliens, St. Paulo, Sta Katharina, Rio grande de Sul und weiter weſtwärts über Paraguay bis Ekuador. Er lebt im Sommer parweiſe, im Winter in kleinen Flügen 422 Die Finken. auf den wüſten Diſtelfeldern, hält ſich von den Anſiedlungen möglichſt fern und niſtet ziemlich hoch im dichten Gebüſch. Das Gelege beſteht in drei bis vier weißen, vom ſtumpfen nach dem ſpitzen Ende zu abnehmend graubraun getüpfelten Eiern. Man hält dieſen hübſchen Vogel gern in Käfigen, in denen er gut aus— dauert und mit geſtoßnem Mais ſich ernähren läßt (nach Burmeiſter). Bis jetzt iſt er noch nicht lebend eingeführt worden, doch dürfen wir ſicherlich ſeiner Ankunft entgegenſehen, ſobald der Thier-, bzl. Vogelhandel zwiſchen Braſilien und Europa nur einigermaßen geordnet ſein wird. — Er heißt bei Br. Haubenfink; bei den Braſilianern wird er Cardinal genannt (Burmſt.). — Le Pinson A crete rouge; Red-crested Finch. — Fringilla cristata, L., Gml., Bff., Lth.; Fringilla araguira, /.; Fringilla flammea, Tmm., nec Auct.; Tachyphonus rubescens, Swns., Hrtl., Azr.; Lophospiza cristata, Bp.; Coryphospingus cristatus, Cb., Brinst., Br.; Emberiza araguira, Lfrsn., d Orb. |Araguirä, Azar.]. Der Bronfink von Ekuador [Fringilla cruental. An Rücken, Flügeln und Schwanz kohlſchwarz; Unterſeite roth, Bauchſeiten mehr orange; das Männ— chen hat einen ähnlichen Schopf wie der Kronfink von Südamerika. Die Heimat iſt Guyaquil (Burmeiſter). Ch enu giebt folgende Beſchreibung: Krone glänzend— roth; oberhalb ſchwarz, ebenſo Flügel und Schwanz, Schwingen mit weißem In— nenvande, unterhalb roth; Bruſt feuerfarben; Bauch und Seiten orange. Ueber das Freileben iſt nichts bekannt. Brehm behauptet, daß er nur in Ekuador vor— komme, dort aber ſehr gemein ſei. In den Handel iſt er bis jetzt ſicherlich noch nicht gelangt. — Br. nennt ihn Purpurkronfink. — Le Pinson couronné rouge; Red- crowned Finch. — Tiaris eruenta, Zss.; Lophospiza eruenta, Bp., Chn.; Corypho- spingus cruentus, Ch., Brmst., Br. [L’Araguira ensanglante, Chenu]. Der Kronfink von Bolivia [Fringilla griseocristata], im ganzen Gefieder bleigrau, unterhalb heller; Haube aus verlängerten, aber nicht abweichend ge— färbten Federn beſtehend; Seitenfedern weißgeſpitzt; Schwanz ſchwärzlich. (Bur— meiſter). Chenu hat von ſeinem Araguira a huppe grise eine Abbildung, im übrigen aber über die Lebensweiſe u. ſ. w. nichts gegeben und näheres über den Vogel iſt überhaupt nicht vorhanden. Bis jetzt iſt er bei uns noch nicht lebend eingeführt. — Emberiza griseo-cristata, d’Orb.; Coryphospingus griseocristatus, Cb. Brmst. — [L’Araguira à huppe grise, d'Orbig.]J. — Hoffentlich dürfen wir erwarten, daß alle dieſe ſchönen Kronfinken mit der Zeit lebend eingeführt und die Vogel— ſtuben bevölkern werden. Der Jakarini- oder Atlasfink [Fringilla jacarina]. Unter dieſem Namen kommt ein Vögelchen in den Handel, welches man auf den erſten Blick wol leicht mit dem allbekannten Atlasvogel (ſ. S. 198) ver— wechſeln kann, da es wie jener einfarbig ſchwarz iſt, mit ſchön blauem Glanz. Es unterſcheidet ſich jedoch dadurch, daß es kleiner und viel ſchlanker iſt und ein Der Jakarini- oder Atlasfink. 423 — ſpitzes, nicht weißes, ſondern wie die Füße dunkelbraunes Schnäbelchen hat. Bei näherer Betrachtung erſcheint der ganze Körper auch fein graubraun marmorirt. Das Weibchen iſt oberhalb braungrau, fein heller geſtrichelt; unterhalb gelblich— braun, an der hellern Bruſt jede Feder mit dunklem Schaftſtreif. Die Heimat erſtreckt ſich über ganz Südamerika. Burmeiſter fand es nur bei Rio de Janeiro ſehr häufig und in allen Gärten vor der Stadt, doch beſitzt er auch Exemplare aus Kolumbien. Trotzdem der Vogel bereits den älteſten Schriftſtellern bekannt war, iſt er bisher doch nur ſelten eingeführt und namentlich das Weibchen war garnicht zu erlangen. Buffon ſagt von dem Jakarini, daß Markgraf ihn wol ſchon erwähnt, über ſein Freileben jedoch noch keine Mittheilung gemacht habe, dagegen habe Sonnini de Manoncourt, der den Vogel zu Guiana, wo er ſehr gemein ſei, geſehen, angegeben, daß er gern gepflügte Aecker, niemals aber große Wälder beſuche. Er laſſe ſich auf kleine, namentlich Kaffebäume, nieder und entfalte hier ein ſonderbares Treiben, indem er ſich 30—45 en oberhalb des Aſtes, auf welchem er ſitze, gerade in die Höhe erhebe und dann ſenkrecht auf dieſelbe Weiſe herabfallen laſſe. Er thue dies viele Stunden hintereinander und unterbreche ſolche Luftſprünge nur dadurch, daß er auf einen andern Strauch fliege, um dort daſſelbe Spiel von neuem zu beginnen. Dabei laſſe er fort— während ein Freudengeſchrei erſchallen und breite den Schwanz fächerförmig aus. Das ganze ſei ſicherlich nur ein Liebesſpiel, ausgeführt, um dem Weibchen zu gefallen; letztres zeige dergleichen Bewegungen niemals. Das Neſt beſtehe aus trockenen Kräutern und Gräſern von kugelförmiger Geſtalt und etwa 5 m im Durchmeſſer. Zwei länglichrunde, grünlichweiße mit kleinen rothen Flecken, am dickern Ende dichter und dunkler beſprengte Eier bilden das Gelege. Ed— wards hat den Vogel abgebildet und jagt, daß die Portugieſen ihn Negretto nennen; er ernähre ſich von Körnern. Vieillot führt als Heimat Guiana und Braſilien an und ertheilt folgende Rathſchläge: man müſſe ihn vor Kälte be— wahren, und, um ihn zum Niſten zu bringen, 25—30 Grad Wärme gewähren. Sein Käfig ſei mit jungen grünen Bäumen auszuſchmücken. Die vom letztern gegebene Beſchreibung des Eies ſtimmt mit der oben angeführten überein. Chenu weiſt noch auf die zwei Arten hin, welche die älteren Schriftſteller aufſtellten und die Bur meiſter in einer Anmerkung dahin erklärt, daß dieſe von Bona— parte u. A. feſtgehaltene Scheidung ſich begründe in den weißen Flügeldecken des einen und den ſchwarzen des andern Vogels; erſtrer ſei nur in Braſilien, letztrer in Guiana und Kolumbien heimiſch. Burmeiſter ſowol, als auch Cabanis laffen beide aber zuſammenfallen und jagen, daß jene Verſchiedenheiten nur un— bedeutende Merkmale ſeien. Im übrigen giebt Chenu nur die von Sonnini gemachten, bereits von Buffon angeführten Beobachtungen wörtlich wieder. 424 Die Finken. Burmeiſter macht einige Mittheilungen über das Freileben: „Im Garten des Herrn L' Allemand, am Fuße des Korkovado (Laranjeras) brütete ein Pärchen. Sein Neſt ſtand in einem Kaffeeſtrauch, etwa 2,1 Meter hoch über dem Boden und war vorzugsweiſe aus feinen trockenen Luftwurzeln einer und derſelben Pflanze nur locker zuſammengeſchichtet. Es enthielt um Weihnachten zwei be— brütete Eier von grünlichweißer Grundfarbe, mit helleren und dunkleren, ungleich vertheilten, ziemlich großen graubräunlichen Spitzflecken und am ſtumpferen Ende. mit einigen ſchwarzen Punkten. Die Eier ſind nicht völlig ſo groß, als die des europäiſchen Hänflings und etwas länglicher. Weder ich, noch Prinz v. Wied haben Geſang von dieſem Vogel vernommen; man hält ihn trotzdem gern in Käfigen und füttert ihn mit Kanarienſamen, wobei er oft ſehr lange aushält. Im Freien ſucht er ſeine Nahrung gleich den Ammern am Boden; er iſt in Braſilien unter dem Namen Jakarini Jedermann bekannt.“ Euler fand am 25. Februar ein Neſt mit zwei ſtark bebrüteten Eiern einer zweiten Brut; er meint, daß dieſe Zahl die regelmäßige des Geleges ſei. A. v. Frantzius zählt ihn unter den Vögeln Koſtarikas mit, berichtet aber ſonſt nichts näheres. Weder Bechſtein noch Bolle führen ihn auf, und er dürfte auch ſicherlich erſt ſeit der neueren Zeit in den Handel gelangt ſein. Seiner Seltenheit wegen hat er den hohen Preis von 15—24 Mark für das Pärchen, während er doch durch keinerlei beſondere Eigenthümlichkeiten ſich auszeichnet und nur für den Kenner und beſondern Liebhaber dieſer Finken von Werth iſt. In meiner Vogelſtube befindet ſich ein Pärchen, welches ich von H. Möller erhalten, ſeit etwa zwei Jahren. Sie leben ſtill und verſteckt im Ge— büſch; in der warmen Jahreszeit kommt das Männchen jedoch zur ſpäten Abend— ſtunde regelmäßig in das Luftfenſter hinaus und läßt hier unermüdlich ſeinen Geſang erſchallen. Dieſer iſt freilich kein Lied, ſondern nur ein wunderliches Zirpen mit einer ſchrill klingenden Schlußſtrofe. Erſt bei voller Dunkelheit hört der fleißige Sänger auf. In der langen Zeit haben die beiden Vögel auch nicht einmal zu niſten verſucht und weder im Frühlinge, noch zu andrer Zeit bekümmern fie ſich jemals um einander. Auch im Beſitz der Herren Dr. Fran— ken in Baden-Baden und Graf Roedern in Breslau befindet ſich je ein Pärchen; im zoologiſchen Garten von London iſt die Art ſchon ſeit dem Jahre 1858 vor— handen und ſicherlich iſt ſie im Laufe der Zeit hin und wieder eingeführt worden; ſo ſah ich ein Männchen im Berliner Aquarium im erſten Jahre, gleich nach der Eröffnung. Daſſelbe kannte freilich damals dort Niemand. Hoffentlich ge— lingt es über kurz oder lang dieſen Vogel auch zu züchten. Der Jakarinifink oder Springfink heißt auch Atlasfink (wol zu unterſcheiden von dem Atlasvogel oder Atlaswidafink); Jacarini der Braſilianer; Negretto der Portugieſen (Ed w.). — Le Pinson Jacarini; Jacarini Finch. Der gehäubte Springfinf. 425 Nomenclatur: Tanagra jacarina, L., ZLth., Bff., Fringilla nitens, var g., Gml.; Tanagra et Passerina jacarini, I.; Fringilla splendens, Vll., Pr. Wd., Eul.; Euphone jacarina, Zehtst., Carduelis obscurus, Co.; Emberiza jacarini, d’Orb., Lfrsn.; Spiza ja” carina, Ch., Tschd.; Volatinia jacarina, Ch., Scl., Chn., Frntz., [S. V. splendens] 5%. Br.; Volatinia Jacarina, Brmst.; Tiaris jacarina, Gr. — |Jacarini brasiliensibus, Meg. Inst.; Carduelis brasiliana, Wllghb.; Cardinalis obscurus 2, Cuv.; Tanagra brasiliensis nigra, Brss.]. Volatin, Azr.; Le Jacarini, Buff, Vll.; Jacarini, Edw.; Jacarini Tanager, Lth.; Moineau de Cayenne. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Glänzendſchwarz, ſtahlblau oder auch etwas erz— farben ſchillernd, die Federn des Rumpfs im Winterkleide mit graubraunen Rändern. Schnabel ſchieferſchwarz, Unterſchnabel am Grunde heller grau; Auge ſchwarzbraun; Füße ſchieferſchwarz. (Der jüngere Vogel hat braunſchwarze Flügel- und Schwanzfedern ohne Metallſchimmer und einen weißlichen Flügelrand am Bug nebſt ebenſolchen inneren Deckfedern und Säumen der Schwingen ſelbſt). Das Weibchen iſt oberhalb dunkelgraubraun, jede Feder mit dunklerm Mittelſtreif; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, erſtere ſchmal bräunlich außengeſäumt und an der untern Hälfte der Innenfahnen breit fahl gerandet, Deckfedern breit fahl außen— geſäumt; Kehle und Bauchmitte ziemlich reinweiß; Hals, Bruſt, Bauchſeiten und Unterleib hell graugelblich, jede Feder mit braunem, ſpitzem Schaftſtreif. — Das Jugendkleid ähnelt anfangs dem des Weibchens völlig, aber ſchon nach der erſten Mauſer wird ſein Kopf- und Rumpf— gefieder glänzendſchwarz mit braunen Federrändern, während die Flügel- und Schwanzfedern die frühere Färbung beibehalten. Allmälig nimmt der ſchwarze Ton mit dem Stahlglanze immer mehr zu und nur der weißliche Flügelrand bleibt mit einem Theile der inneren Flügel— deckfedern. Bei recht alten Männchen gehen auch dieſe Federn ins Schwarze über. (Bur— meiſter). Fringilla jacarina: nitide nigra, chalybaeo-vel subaereo micans, plumis trunci vest. hiem. fumido-marginatis; rostro schistaceo; iride fusca; pedibus schistaceis. — supra obscure fumida, obscurius striolata remigibus fuseis, exterius fuscescente submarginatis, dimidio pogonii interni inferiore late livide marginato; cauda fusca; pluma quaque colli, pectoris, hypochondriorum ventrisque dilute cano-flavidorum striam scapi acuminatum offerente chalybaeam. — Juvenis femellae simillima, alis caudaque fusco-nigris, nitore metallico carentibus; margine flexurae al., tectricibus subalaribus limbisque remigum albentibus. Länge 11, em.; Flügel 5, 2 em.; Schwanz 3,9 em. Der gehäubte Springfink [Fringilla ornata]. Das hübſche, dem vorigen nahe verwandte Vögelchen verdient freilich ſeine lateinische Bezeichnung nicht. Es iſt nach Burmeiſter munter und wenig ſcheu, wird meiſtens nur einzeln ge— ſehen und kommt bis in die Nähe der menſchlichen Wohnungen. Lebensweiſe, Fortpflanzung u. ſ. w. ſind nicht bekannt. Der genannte Forſcher erlegte es im Kamposgebiet, doch fand er nicht das Neſt. Die Heimat ſoll ſich auf das In— nere Braſiliens beſchränken, nach Prinz v. Wied auf den Oſten, wo es ſehr häufig ſei. Näheres geben weder die älteren, noch die neueren Schriftſteller an. Stirn, Zügel, Oberkopf bis zum Nacken, Kehle und Vorderhals bis zur Bruſt hinab ſchwarz; die Kopffedern zugeſpitzt, die hinteren allmälig ſchopfartig verlän— gert; Nacken, Rücken und kleine Flügeldecken bleigrau, Schwingen ſchwarz, weiß geſäumt, hintere, gleich den großen Deckfedern hell weißlichgrau geſäumt, mittlere Handſchwingen mit weißem Grunde; Schwanzfedern ſchwarz, am Grunde weiß; 426 Die Finken. Backen, Halsſeiten und oberer Bürzel weiß; Bruſtſeiten, Bauch und Steiß roſt— gelb. Schnabel hell horngrau; Auge braun; Füße dunkelfleiſchfarben. Weibchen und junger Vogel am Oberkopf olivenbräunlich mit kleinerer Haube; Rücken aſchgrau; Flügel und Schwanz graubraun, weniger weiß am Grunde; ganze Unterſeite blaß gelbroth. Größe kaum bedeutender als die des vorigen. — Bis jetzt dürfte dieſer Vogel noch nicht lebend eingeführt ſein, da er jedoch nach Bur— meiſter in ſeiner Heimat nicht ſelten iſt, ſo läßt ſich dies wol bald erwarten. — Schopffink (Br.) — Fringilla ornata, Pr. Wd., Tn.; Tiaris ornata, Swns., By., Brinst., Br.; Tiaris comptus, Lchtst.; Lophospiza ornata, Cn. Der Indigofink [Fringilla eyanea). Tafel XII. Vogel 59. Kaum giebt es einen andern fremdländiſchen Stubenvogel, welcher als ſo allbekannt und von altersher bis zur Gegenwart herab als ſo beliebt gelten darf, wie dieſer allerdings ſchöne, einfarbig blaue, kanarienvogelgroße Fink, deſſen Weib— chen nur ſchlicht bläulichgrau iſt. Er gehörte zu dem erſten Sing- und Schmuck— gefieder, welches von Amerika aus bei uns eingeführt worden, und gleicherweiſe gelangt er auch jetzt noch regelmäßig alljährlich in bedeutender Anzahl in den Handel.“ Seine Heimat erſtreckt ſich über Nordamerika und vorzugsweiſe den Oſten der Vereinigten Staaten; er geht beiweitem höher nördlich hinauf als der nah— verwandte Papſtfink, doch iſt die Nordgrenze ſeines Vorkommens mit Sicherheit noch nicht feſtgeſtellt. Als Zugvogel erſcheint er in der Mitte oder zu Ende d. M. April und wandert im Oktober nach Mexiko, Mittel- und bis Südamerika hinab. Die alten Schriftſteller wußten ihn bereits als nahen Verwandten unſerer Finken, Hänflinge, Stiglitze u. a. von ähnlichen amerikaniſchen Vögeln, namentlich dem blauen Kernbeißer oder Biſchof, zu unterſcheiden. Alle behaupten, daß der Geſang mit dem des europäiſchen Hänflings übereinſtimme oder ihm doch ſehr ähnlich ſei. Catesby gab wol die erſte erkennbare Abbildung. Buffon ſagt ſchon, daß das ſchöne Himmelblau des Männchens zum Winterkleide ſich in das ſchlichte Grau des Weibchens verwandle. Vieillot's Werk zeigt eine ziemlich fantaſtiſche Abbildung; im übrigen beſtätigt dieſer Schriftſteller die Angaben der früheren, doch weiſt er auch darauf hin, daß man dieſe Art zur Niſtzeit nur parweiſe halten dürfe, weil die Männchen dann einander wüthend befehden; im grauen Gefieder dagegen ſeien ſie friedlich. Zu Bechſtein's Zeit koſtete das Pärchen 4 Louisd'or; ſonſt theilt auch er nur bereits Geſagtes mit. Eine ausführliche Schilderung des Freilebens bringt Thomas G. Gentry. Der Vogel iſt in Oſtpennſylvauien ſehr häufig zu finden und kommt dort gegen den 12. Mai an. Waldſäume und mit Dornſträuchern bewachſene Feldränder ſind ſein Lieblingsaufenthalt. In der Niſtzeit beſucht er auch die Nähe der Ge— Der Indigofink. 427 bäude, Gärten und Höfe, doch benimmt er ſich immer ſcheu und mißtrauiſch und niſtet hier niemals. Während der warmen Jahreszeit ernährt er ſich vorzugs— weiſe von Kerbthieren, namentlich fliegenden, die er mit großer Geſchicklichkeit fängt, und deren Bruten, ſodann aber von Gräſer- und verwandten Sämereien, von den Samen der Vereinsblütler, ferner von Knospen und Blüten verſchiedener Pflanzen und ſpäter auch von Beeren. Alle ſeine Bewegungen ſind gewandt und behend; ſein Flug iſt niedrig, mäßig ſchnell und mit anmuthigen Schwingungen. Seine Lebensweiſe iſt im ganzen ſtill, verſteckt zwiſchen Gebüſch, niedrigen Bäumen und auf der Erde. Der Geſang beſteht nur in einigen kurzen Silben, welche laut und ſchnell wiederholt, allmälig immer leiſer hervorgebracht werden, bis ſie ſchließlich völlig erſterben; er klingt etwa: tſiwi⸗-tſitſch-tſiſch, tſi-wi⸗tſitſch-tſitſch— tſiwi⸗ tſiſch (tsewe-tsich-tsich-tse-we-tsich-tsewe-tsich). Das Männchen ſetzt ſich in den Wipfel eines kleinen Baumes und ſchmettert ſeine Melodie ſtundenlang mit nur kurzen Ruhepauſen und ſelbſt am heißen Mittage, wenn alle anderen Vögel träge und ſchweigſam im Schatten ſitzen. Doch läßt es den Geſang eigentlich nur während der Monate Mai und Juni erſchallen; ſpäterhin wird derſelbe immer ſchwächer. Bereits eine Woche nach der Ankunft erfolgt die Parung. Das Neſt ſteht gewöhnlich im dichten Gebüſch eines Dornſtrauchs und wird von beiden Gatten des Pärchens in drei bis vier Tagen erbaut. Während das Männchen die Stoffe herbeiträgt, formt und geſtaltet das Weibchen. In der Regel iſt das Neſt, etwa 1 Meter hoch vom Boden, äußerlich aus Pflanzen— ſtengeln, Blättern, Gräſern, Baumrinde und Spinnenweben zuſammengeſetzt, mit Pflanzenfaſern, ſelbſt Papierſtückchen und Läppchen durchwebt und innen mit Würzelchen, Grasblättern und Pferdeharen glatt und ſauber ausgepolſtert. Sein Durchmeſſer beträgt 11, en, die Mulde iſt 7,8 en. weit und 6,5 em. tief. Jüngere Vögel erbauen nachläſſigere, viel weniger künſtliche Neſter. Täglich wird ein Ei gelegt, und wenn das Gelege, in der Regel von vier Eiern, vollzählig iſt, beginnt ſogleich die Brut, ſeitens des Weibchens allein, doch wird daſſelbe vom Männchen gefüttert und ſorgſam bewacht. Brutdauer 13 Tage. Beim Nahen eines Feindes geht das Männchen dieſem mit Geſchrei und bewundernswerthem Muth entgegen und beide Gatten verfolgen den Neſträuber mit lauten ſchrillen Klagerufen. Schon nach ungefähr 11 Tagen verlaſſen die Jungen das Neſt und nach aber— mals 10 Tagen können ſie ſelber freſſen; ſie bleiben jedoch mit den Alten in lleinen Flügen beiſammen und dieſe ernähren ſich ſpäterhin vorzugsweiſe von den Beeren des Wachholders. In jedem Jahre machen ſie eine Brut und nur dann eine zweite, ſehr ſpäte, wenn die erſte zerſtört worden. Zu Ende des Monats September oder zu Anfang Oktobers findet der Abzug ſtatt. In der Gefangenſchaft gewöhnt ſich der Vogel bald ein und wird ſo zahm wie ein Kanarienvogel, gleichviel, ob er bereits alt oder noch jung ſei. Als 428 Die Finken. fleißiger Sänger iſt er recht geſchätzt, und wie man ſagt, ſoll er den Geſang des Kanarienvogels mit überraſchender Treue nachahmen lernen. Die Fütterung be— ſteht in Rübſen und Kanarienſamen. Herr H. Nehrling vervollſtändigt dieſe Schilderung noch in folgendem: „Der Indigovogel gehört zweifellos zu den ſchönſten unſerer Finken. Sein Ver— breitungsgebiet ſoll ſich bis an den Miſſouri erſtrecken, doch findet man ihn bereits am Miſſiſſippi ſelten; im Staate Illinois habe ich ihn nur einigemal geſehen und in Wiskonſin garnicht; hier dürfte er kaum vorkommen. In Wieſen und Feldern ſiedelt er ſich ſelten an, am liebſten an Waldſäumen und kleinen Dickichten. Das einfache, vorzugsweiſe aus Grashalmen erbaute Neſt ſteht zwi— ſchen mancherlei Pflanzen, gewöhnlich ganz dicht über dem Boden. Das Gelege enthält faſt regelmäßig 5 Eier. Im Frühlinge des Jahres 1876 entflog mir ein prachtvolles Männchen, welches ſich einige Tage hindurch in den noch un— belaubten Bäumen des benachbarten, dicht mit Gebüſch und Stämmen bepflanzten Gartens herumtrieb. Es war eine herrliche Erſcheinung, wenn dieſer Vogel von der Spitze eines Bäumchens herab ſeinen einfachen Geſang erſchallen ließ oder wenn er in feiner ſchönen blauen Färbung inmitten einer Schar von anderen Finken auf dem Boden nach Körnern ſuchend umherlief. Stets befand er ſich in Geſellſchaft der Winterfinken, weißkehligen Sperlinge und Zirp- oder Geſellſchafts— finken. Nach einigen Tagen verſchwand er plötzlich, erſchien aber nach etwa zwei Wochen wieder und hatte ſich ein Weibchen mitgebracht. Beide wurden dann von mir vermittelſt eines Fallenkäfigs, in welchem ſich ein andres Männchen als Lockvogel befand, gefangen. Man hält den Vogel hier nicht ſo häufig in der Gefangenſchaft, als wol zu erwarten wäre; erſtens iſt er, das Männchen nämlich, nicht unter dem Preiſe von 3 Dollar zu haben, und zweitens erachtet man ihn nicht für beſonders ausdauernd. Alle Indigofinken, welche der Händler Kämpfer hier in Chikago hat, kommen aus dem Oſten, vornämlich aus dem Staate New-York.“ Nach den Angaben von Baird u. A. iſt dieſe Art auch auf Kuba vor- handen. Gundlach beſtätigt es und ſagt, daß ſie dort garnicht ſelten ſei; ſie erſcheine im Herbſt als Zugvogel und ziehe im April wieder fort; auf den Kaffefeldern und im Gebüſch ſei ſie überall zu ſehen, niemals aber im Walde. Sie ſei ſcheu und entfliehe ſchon von weitem in ſchnellem Fluge. Man halte das Männchen im Käfige, doch mehr der ſchönen Färbung als des Geſanges wegen. Prinz Wied beobachtete ſie am untern Theile des Miſſouri, wo er ſie in den Ge— büſchen und an den Waldungen Pennſylvaniens parweiſe antraf. Dr. Frantzius fand ſie auf Koſtarika. Die Mittheilungen aller übrigen Forſcher, beſonders auch die Audubon's, ſtimmen mit den von Gentry und Nehrling gegebenen überein. Die namentlich von Ch. Reiche alljährlich zu vielen Hunderten eingeführten Mäunchen werden von anderen Großhändlern gewöhnlich dutzendweiſe entnommen Der Indigofink. 429 und durch die ganze gebildete Welt abgeſetzt. Auch bei uns kauft man vorzugs— weiſe dieſe allein, hauptſächlich als Schmuck-, ſeltener als Singvögel. Ihren Geſang beurtheilt Alexander v. Homeyer als einen fröhlichen vollen Schlag, welcher zwiſchen dem des europäiſchen Zaunkönigs und der Heckenbraunelle in der Mitte ſtehe. Der Züchtung gegenüber hat ſich der Indigofink bis jetzt wenig fügſam gezeigt. Bis vor kurzem wurden, wie bei vielen anderen Vögeln, die unan— ſehnlichen Weibchen niemals in den Handel mitgebracht; erſt ſeitdem man der Vogelzucht weitverbreitetes Intereſſe zugewendet, tauchen ihrer hier und da einzelne auf und werden im Kleinhandel meiſtens theurer als die Männchen bezahlt. In meiner Vogelſtube ſind einige Bruten flügge geworden, und wenn das Pärchen ungeſtört iſt, ſo ſchreitet es ohne Schwierigkeit zum Niſten. In der Regel macht es auch hier nur eine Brut im Jahre und auf deren guten Verlauf iſt keineswegs mit Sicherheit zu zählen. Bei Herrn Graf Nord v. Wartenburg niſtete i. J. 1873 ein Pärchen, jedoch ohne Erfolg, und außer den i. J. 1875 bei mir aus zwei Bruten erzogenen vier Jungen ſind keine Ergebniſſe einer glücklichen Züchtung bekannt geworden. Bei entſprechender Fütterung und Verpflegung, zu der neben mannigfaltigen Sämereien ganz entſchieden auch Mehlwürmer und Ameiſenpuppengemiſch gehören, zeigt ſich der Vogel ſehr ausdauernd und erlangt nach der etwa im September eintretenden und bis zum März währenden Graufärbung das herrliche blaue Federkleid wieder. Im Geſellſchaftskäfige iſt er für gewöhnlich ruhig und friedlich, nur zur Zugzeit in den Herbſt- und Frühlingsmonaten erſcheint er ſehr erregt und verurſacht durch Flattern und Umhertoben des Nachts nicht ſelten arge Störungen. In der Vogelſtube tritt er in der Niſtzeit auch als arger Raufbold auf, welcher jedes Männchen ſeiner Art, ſowie den Papſtfink und dann ebenſo die entfernteren Verwandten als Todfeinde befehdet; am beſten dürfte es daher ſein, wenn man Züchtungsverſuche mit ihm nur parweiſe in Heckkäfigen anſtellt. Hier und da hat man auch Miſchlingszucht mit ihm und Kanarienvogelweibchen ver— ſucht; mit Sicherheit iſt aber kein Erfolg nachzuweiſen, doch weiß ich, daß in einem Falle das Weibchen befruchtete Eier gelegt hatte. Es müßte daher wol gelingen, Baſtarde von ihm zu ziehen und dieſe würden ſehr ſchöne oder doch höchſt merkwürdige Vögel ſein. Im Großhandel beträgt der Preis für das Dutzend Männchen zwiſchen 50 bis 60 Mark und etwa 7 Mark für den einzelnen Kopf; in den Vogel— handlungen der Binnenſtädte wird das Männchen zwiſchen 9 bis 15 Mark ver— kauft. Hier wie dort ſchwankt der Preis außerordentlich, weil nämlich die Indigo— finken zuweilen in ſehr großer Anzahl auf den Markt gebracht werden, während ſie dann wiederum lange Zeit fehlen. Die Einfuhr findet in der Regel in unſeren Frühlingsmonaten ſtatt. 430 Die Finken. Der Indigofink oder Indigovogel hat in der Liebhaberei keine weiteren Namen. (Blauer Hänfling, Seeligm.; blauer Diſtelfink, Klein; blaue Merle, Müll.; Blauhänfling und Miniſter, Buff.; Indigoammer, Bechſt. . Le Ministre (übereinſtimmend bei allen franzöſiſchen Vogelhändlern, auch bei Veke-“ mans); Indigo Bird (Jam rach u. Vrzn. des zool. Grt. v. London); Indigo-vogel (hol— ländiſch). — Azullexos (ſpaniſch, nach Cat.); Azulleros oder Blauvogel aus der Ferne (ſpaniſch, nach Seeligm.); Azulejo (im Weſten) und Azulito (im Oſten Kubas, nach Gundl.); Azulito de alpiste (in Santjago de Cuba, ebenfalls nach Gundl.). Nomenclatur: Tanagra cyanea, L.; Emberiza cyanea, Gml., Behst.; E. coerulea et cyanella, G.; Fringilla cyanea, Wis., Audb.; Passerina eyanea, VI.; Spiza cyanea, Bp., Audb., Ob., Gndl.; Cyanospiza cyanea, Drd., Sl., Frntz., Br. [Linaria coerulea, In.; Tanagra carolinensis coerulea, Drss.]. — The blue Linnet, Ct.; Tanagra bleu de la Caroline, Driss.; le Ministre, B.; Indigo Bunting and Blue Bunting, Penn., Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Im Prachtgefieder faſt einfarbig glänzendblau; Kopf und Kehle etwas dunkler und lebhafter; ſchmaler Zügelſtreif ſchwarz; Schwingen und Schwanzfedern braunſchwarz, ſchmal blaugrau außen und breit weißlich innen geſäumt, Flügel— decken ſchwarz, breit himmelblau gerändert. Schnabel braun, Unterſchnabel blaſſer, am Mund— winkel ein wenig orangefarben; Auge dunkelbraun; Füße ſchwarzbraun. — Das Weibchen iſt oberhalb braun; Kopf und Kehle etwas heller, graulichbraun; unterhalb bläulichweißgrau, mit dunkleren bräunlichen Längsſtreifen gefleckt. — Das Männchen im Winterkleide gleicht dem Weibchen, doch iſt es immer daran zu erkennen, daß die Oberſeite nicht reinbraun iſt, ſondern daß die Flügeldecken, Schwingen und Schwanzfedern blau geſäumt ſind; auch iſt die Unterſeite nicht längsgeſtrichelt, ſondern gewöhnlich ſchwach blaugefleckt. — Jugendkleid dem des Weibchens gleich, Flügel- und Schwanzfedern ſind jedoch düſter blaugrau gerandet; Unterſeite mit bläulichen Schaftſtrichen; Schnäbelchen graubraun mit breit gelbem Grunde; Füße hell hornbraun. Fringilla cyanea: vestimento ornato praedita fere unicolor cyanea, capite gulaque paululum obscurioribus et laetioribus; loris angustis nigris; remigibus reetricibusque nigro-fuseis, exterius anguste subeinereo-, interius late albido-margi— natis; tectricibus al. nigris, late coeruleo-marginatis; rostro fusco, mandibula dilu- tiore, angulis oris subaurantiis; iride fusca; pedibus e nigro fuseis. — ꝙ supra umbrina, capite gulaque pallidioribus; subtus coerulescente cana, subfusco -striata. — d' vest. hiem. cum femella conveniens tamen tectrieibus al., remigibus reetrieibusque coeruleo-limbatis, atque gastraeo haud coeruleo-striato, sed submaculato. Länge 13,9 em.; Flügel 6,5 em. (Flugbreite 21, m); Schwanz 5,2 em. Juvenis: femellae simillima, at remigibus et rectricibus sordide subeoeruleo-mar— ginatis; subtus coerulescente striolata; basi rostri fumidi late flava; pedibus subcorneis. Beſchreibung des Eies: Bläulichweiß, wenig glänzend; eiförmig bis bauchig; Länge 18 mm.; Breite 14 mw. (Nehrkorn). Das Ei iſt auf blauem Grunde mit dunklen Punkten gezeichnet Nehrling) Das Ei iſt lichtbläulichweiß, ungefleckt; ovalrund (Gentry). Ovum: lacteum, subnitidum; oviforme, ipsum ventricosum (Nehrkorn). Ovum coerulescens, obscurius punetatum (Nehrling). Ovum sublacteum, immaculatum, ovato-rotundum (Gentry). Der Papſtſink [Fringilla eiris). Tafel XII. Vogel 57. Zu den farbenreichſten aller Finken gehörend und deshalb auch Unvergleich— licher genannt, darf er zugleich als einer der gemeinſten Vögel des Handels gelten. Herr C. Reiche in Alfeld führt ihn alljährlich zu vielen Hunderten Der Papſtfink. 431 nach Europa ein, welche ebenſo wie die Indigofinken und mit dieſen zuſammen durch die Groß- und Kleinhändler in Deutſchland und anderen Ländern ver— breitet werden und immer guten Abſatz finden. Ein herrliches ins Violette ſpielende Blau an Kopf und Hals; Gelbgrün an Rücken, Flügeln und Schwanz; lebhaftes Roth an der ganzen untern Seite — das iſt das bunte Gefieder, welches ihn in der That ſchön, wenn auch nicht unvergleichlich erſcheinen läßt. Das Weibchen iſt einfarbig gelbgrün, oberhalb dunkler, unterhalb heller. Größe des vorigen. Als Heimat führt Baird die ſüdlichen Staaten Nordamerikas, namentlich die, welche am Atlantiſchen Ozean liegen, an. Auch er iſt ein Wandervogel. Gleich dem Verwandten war er bereits den älteſten Schriftſtellern bekannt. Die erſte gute Abbildung gab Edwards und zugleich eine Beſchreibung beider Geſchlechter nach lebenden Vögeln, welche man in London in Käfigen hielt, die jedoch nicht die volle Schönheit der freilebenden zeigten. Schon damals brachte man dieſe Art in zahlreichen Köpfen von Nordamerika nach England, um ſie an die Liebhaber von Seltenheiten zu verkaufen oder zu verſchenken. Catesby's Ab— bildung iſt nicht deutlich und dann iſt von ihm fälſchlich China als Heimat genannt. Auch Linné hatte ſich geirrt, indem er das Weibchen als blau mit weißem Bauche und im Winter faſt grau ſchildert. Die übrigen älteren Schriftſteller geben nichts bemerkenswerthes an. Buffon, der auch die Verfärbung zum Winterkleide beſchreibt, hält ihn für weichlicher, als die afrikaniſchen Vögel, z. B. die Wida— finken. Nach der Eingewöhnung daure er jedoch acht bis zehn Jahre in der Gefangenſchaft aus. Er gehöre auch zu den Vögeln, welche die Holländer bereits vor hundert Jahren, ebenſo wie kleine Prachtfinken u. a. mit glücklichen Erfolgen züchteten. Vieillot ſagt über ihn etwa folgendes: Obwol le Pape nur einen ſchwachen Geſang hat, ſo iſt er um der außergewöhnlichen Schönheit ſeiner Farben willen doch allbeliebt. Unter allen kleinen Vögeln Amerikas wird er zugleich am häufigſten nach Europa eingeführt, wo man ſogar mit viel Geduld und Mühe ſchon dazu gelangt iſt, glückliche Bruten von ihm zu erziehen. Orange- und Zitronenbäume ſind es vornämlich, auf denen er ſein Neſt erbaut. Er kann ſeine Jungen nur dann auffüttern, wenn man ihm neben dem Körnerfutter auch Larven, kleine Raupen u. a. Inſekten bietet. Erſt im dritten Jahre erhalte das Mäunchen ſein prachtvolles Gefieder, und er zähle zu den Vögeln, welche ſich alljährlich zweimal verfärben; da dies jedoch unregelmäßig geſchehe, ſo finde man nicht leicht zwei übereinſtimmend ausſehende Männchen. Im Jugendkleide ſeien beide Geſchlechter dem alten Weibchen ſehr ähnlich. Bechſtein wiederholt im weſentlichen nur das von den erwähnten Schriftſtellern geſagte, giebt auch die Fütterung ebenſo, als in Hirſe, Zichorien-, Mohn- und Kanarienſamen beſtehend, an, den Geſang bezeichnet er als ſanft und angenehm. Zu ſeiner Zeit koſtete 432 Die Finken. ein Männchen 2 bis 3 Louisd'or und früher, wie er ſagt, 4 Louisd'or. — Nach Dr. Gundlach findet man ihn vom Oktober bis zum April auf Kuba als Zugvogel im Gebüſch, in Kaffeefeldern, an Bergrändern, beſonders dort, wo ſolche Kräuter wachſen, deren Samen er frißt, nicht ſelten. „Er iſt ſcheu, fliegt ſchnell, aber nicht weit weg. Man hält ihn viel in Käfigen, beſonders des ſchönen Gefieders wegen. Auch iſt ſein Geſang gut und er ſingt ſehr oft des Nachts. Zieht man junge Männchen im Käfige auf, ſo erhalten ſie nicht das volle ſchöne Roth des alten im freien Zuſtande, ſondern nur Gelb oder Graugelb, und ſelbſt die gefangenen alten Männchen verlieren die Prachtfarben. Im Freien behält dieſe Art das bunte Gefieder, wenn ſie es einmal bekommen hat, und unterſcheidet ſich hierdurch von der vorigen.“ In der letztern Angabe irrt ſich Pr. G. be— kanntlich, denn der Papſtfink gehört ebenſo wie der Indigofink zu denen, welche ſich im Herbſt zum unſcheinbaren Kleide des Weibchens verfärben. Das Männchen unterſcheidet ſich vom letztern dann nur durch die etwas dunklere Schattirung. Dr. v. Frantzius ſah ihn auf Koſtarika, macht jedoch keine näheren Mit— theilungen. Die eingehendſte Schilderung des Freilebens hat Audubon gegeben. Daſſelbe ſtimmt im hauptſächlichſten mit dem des Indigofink überein und ich brauche daher nur kurz darauf einzugehen: Im Oktober wandert er ſüdlich nach Mexiko und bis Südamerika und etwa in der Mitte des April kehrt er zurück. Sein Lieblingsaufenthalt ſind Obſtpflanzungen. Jedes Pärchen hat ein kleines beſchränktes Gebiet, aus welchem es eiferſüchtig alle anderen Vögel vertreibt. Das Männchen ſitzt auf der höchſten Spitze eines Baumes, wo ſein Prachtgefieder in den Sonnenſtralen herrlich erglänzt, erhebt ſich ſingend in die Luft und führt ſonderbare Flugkünſte aus und beginnt wol einen hitzigen Kampf mit ſeinem nächſten Nachbar oder einem andern in ſein Gebiet dringenden Männchen. Zuweilen niſtet ein Pärchen in unmittelbarer Nähe menſchlicher Wohnungen und dann kann man das Männchen nicht ſelten anſtatt auf hohen Zweigen auf der Dachfirſte oder dem Schornſtein ſitzend be— merken. Faſt in ganz Nordamerika wird der Vogel gern geſehen, namentlich von den deutſchen Anſiedlern, auch viel gefangen und in Käfigen gehalten und ſelbſt hier und da gezüchtet. Man überliſtet ihn gewöhnlich in ähnlicher Weiſe als bei uns den Edelfink, mit Schlagfalle oder Leimrute, indem man durch einen lebenden oder ausgeſtopften Vogel ſeine Eiferſucht reizt. Die jüngeren werden ſcharenweiſe mit Netzen an der Tränke gefangen. Den Geſang halten die amerikaniſchen Schriftſteller für ſchwächer und einförmiger als den des Verwandten, während die deutſchen Liebhaber ihn allenthalben recht gern hören; jedenfalls erklingt er, wenn auch wenig wechſelvoll, doch angenehm. Neſt, Gelege und Ent— wicklung der Jungen ſind faſt völlig übereinſtimmend; doch zieht er im Gegenſatz zu jenem jährlich zwei Bruten auf. Der Papſtfink. 433 Auch von diefer Art iſt das Weibchen im Handel nicht leicht zu erlangen, freilich nicht ſo ſchwer, wie bei der vorigen. Die hauptſächlichſte Schwierigkeit der Züchtung liegt darin, daß man ſehr häufig Vögel als Weibchen kauft, welche erſt im nächſten Frühjahr blaue Köpfe bekommen und alſo als junge Männchen ſich zeigen. Dann aber iſt es meiſtens für das laufende Jahr zu ſpät, um noch ein andres Weibchen zu beſchaffen — und im nächſten Jahre iſt das Männchen faſt regelmäßig nicht mehr brutfähig. Ich erhielt zuerſt im Jahre 1870 von Herrn Karl Hagenbeck drei Pärchen, deren Männchen einander in der Vogel— ſtube ſo arg befehdeten, daß ich ſie ſogleich trennen mußte. Das eine Pärchen begann gegen den April hin mit dem Neſtbau. Das Weibchen trug weiche Papierſtreifen, Heuhalme und Baſtfaſern zu einer loſen Unterlage zuſammen, packte darauf etwas Moos und formte nun aus Baumwollfäden, Werg, Pferde— haren und Agavefaſern eine flache Mulde. Die Brutdauer beträgt 13 Tage. Das Weibchen brütete allein. Sobald die Jungen das Neſt frühzeitig verlaſſen, fing das Weibchen ſogleich eine neue Brut an. Das Verhältniß der beiden Gatten eines Pares iſt ein eigenthümliches, von dem anderer Finken ziemlich abweichendes. Eine eigentliche Zärtlichkeit findet kaum ſtatt; Männchen und Weibchen werden mit der herannahenden Brutzeit ſehr aufgeregt und lebhaft und wippen mit den Schwänzen auf und ab. Sobald das Weibchen zu bauen beginnt, zeigt das Männchen ſich gegen alle anderen Vögel ſehr böſe, indem es die Umgebung des Neſtes bewacht und jeden etwaigen Ruheſtörer vertreibt. Im übrigen betheiligt es ſich an der Herſtellung deſſelben garnicht, füttert auch kaum hin und wieder einmal das Weibchen und zeigt erſt mehr Theilnahme, wenn die Jungen heran— wachſen, welche dann von beiden gemeinſam ernährt werden. Dieſe gleichen dem alten Weibchen. Wenn das letztre nun von neuem zu niſten anfängt, füttert das Männchen allein die Jungen noch geraume Zeit hindurch. Das erſte Neſt in meiner Vogelſtube ſtand frei in einem dichten Birkbuſch etwa in Mannshöhe; zum zweitenmal wurde in das mit Leinwand ausgenähte Korbneſt eines ganz niedrig an der Wand hängenden Harzer Bauerchens gebaut und zum drittenmal wurde es, wahrſcheinlich weil das Pärchen von einem Madagaskarweber arg befehdet worden, ganz hoch an der Decke in einem Tannengebüſch angelegt. Das Gelege beſtand immer nur in 3 bis 4 Eiern. Ich habe die Ueberzeugung gewonnen, daß durchaus keine große Mühe erforder— lich iſt, um den Papſtfink zu züchten. Bei entſprechender Verpflegung und Ein— richtung des Käfigs und umſomehr in der Vogelſtube ſchreitet er regelmäßig zum Neſtbau und erzieht faſt immer glücklich zwei und ſelbſt drei Bruten hinter— einander. Da in den erſten Frühlingsmonaten friſche Ameiſenpuppen nur ſchwierig zu beſchaffen ſind, ſo gewöhne man die Vögel an eingequellte, mit Eierbrot, Ei⸗ konſerve und dergleichen Gemiſche nebſt Mehlwürmern, womit ſie die Jungen Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 28 434 Die Finken. gut großfüttern. Während das Hochzeitskleid des alten freilebenden Männchens farbenreich und prächtig, allerdings ſchmetterlingsähnlich bunt, ſo iſt das des jungen Männchens im erſten Frühlinge noch kaum von dem des alten Weibchens zu unterſcheiden, bei großer Aufmerkſamkeit kann man es an dem ſich mehr und mehr gelb bis orangefarben abhebenden Augenringe und der helleren Unterſeite erkennen. Auch im zweiten Jahre erlangt es noch beiweitem nicht die volle Schönheit des Alterskleides; es iſt unterhalb gewöhnlich nur orangefarben, an Flügeln und Schwanz aber faſt einfarbig grün. Das junge Weibchen erſcheint dann düſterer grün und matter gelb als das alte. Wenn ſich die gezüchteten Vögel überhaupt ſo prächtig verfärben ſollen, als es die im Freien erwachſenen ſind, ſo bedarf es außerordentlich verſtändnißvoller Pflege und günſtiger Verhältniſſe zugleich. Jene Prachtfarben ſind nämlich ſo ſehr zart und vergänglich, daß faſt alle einge— führten Papſtfink-Männchen in der Gefangenſchaft binnen kurzer Zeit das ſchöne Roth und ſelbſt das Blau verlieren und ſich in unſcheinbares Grüngelb, ja ſogar in düſtres Bräunlichgrüngelb verfärben. Obwol man es bei entſprechender Fütte— rung mit Sämereien und Fleiſchnahrung zugleich ermöglichen kann, daß der Unver— gleichliche viele Jahre hindurch in der Gefangenſchaft ausdauernd ſich zeigt, obwol man ihn mit Glück zu züchten und die Jungen ebenſo wie die Alten zu erhalten vermag, ſo iſt es bis jetzt doch noch kaum gelungen, zu erzielen, daß einerſeits die letzteren ſich zu den prächtigen Farben zurückverfärben und daß andrerſeits die erſteren dieſelben ſicher erhalten. Nur in überaus ſeltenen Fällen, bei günſtig— ſten Licht-, Luft- und Fütterungsverhältniſſen iſt die Farbenpracht beim alten zurückgekehrt oder beim jungen erſchienen. Eine ſichere Kenntniß dieſer Verhält— niſſe, der Urſachen des Verſchwindens und Wiederkommens jener Farben haben wir noch nicht. In Hinſicht des Weſens dieſes Vogels, ſeiner Friedlichkeit, Ver— pflegung u. ſ. w. gilt durchaus das über den Indigofink Geſagte. Auch mit ihm hat man neuerdings vielfach verſucht, Kanarienbaſtarde zu ziehen. Trotzdem mir aber kein zuverläſſiger Fall einer ſolchen gelungnen Züchtung bekannt geworden, ſo zweifle ich durchaus nicht an der Möglichkeit. Um ſeiner Schönheit und der übrigen Vorzüge willen gleicherweiſe verdiente er wirklich die Bevorzugung, welche ihm, wie erwähnt, vielfach zutheil wird. Die Anfänger in der Liebhaberei für die fremdländiſchen Vögel ſollte man jedoch immer auf die Vergänglichkeit ſeiner Prachtfarben und auf die Nothwendigkeit einer zweckmäßigen Verpflegung hin— weiſen, wie ſolche vorhin angegeben iſt. Im Sommer ſind auch halbreife Gras— ſämereien, Hafer u. a. und ſpäterhin allerlei Beeren und Früchte und auch Grün— kraut zu bieten. Außerdem aber iſt ſtets friſche, warme Luft und reichliches un— mittelbares Licht, jedoch auch ein Schutzdach oder eine dichte Rute im Käfige gegen die ſengenden Sounenſtralen nothwendig. Bei bloßer Körnerfütterung geht er faſt regelmäßig an Verſtopfung u. a. Krankheiten in der Mauſer zugrunde. Der Papſtfink. 435 Beiläufig ſei angeführt, daß nach der von Profeſſor Dr. Blaſius aufge— ſtellten, in verſchiedenen Werken veröffentlichten Liſte der europäiſchen Vögel der Papſtfink auch als in England vorkommend aufgeführt iſt. Baird bemerkt dazu, daß es doch wol nur ein dem Käfige entflogner Vogel geweſen ſein könne. In derſelben Weiſe ſah ich im Sommer 1871 mehrere Wochen hindurch ein präch— tiges Männchen unter den Sperlingen auf dem Leipziger und Potsdamer Platz von Berlin, bis es dann plötzlich verſchwunden, wol von einem Liebhaber ein— gefangen oder von einer Katze geraubt war. Der Preis beträgt im Großhandel für das Dutzend Männchen 60 Mark, für das Stück 8 Mark, für das Dutzend Weibchen 36 Mark, für das Stück 5 Mark, doch ſchwanken die Preiſe wie bei dem vorigen. Im Inlande, bei den Händlern zweiter Hand, kauft man das Männchen für 9 bis 15 Mark und das Pärchen für 15 bis 18 Mark. Der Papſtfink oder Unvergleichliche heißt auch in Deutſchland Nonpareil. — Le Pape ou Nonpareil; Nonpareil Finch or Painted Finch; Nonpareil-vink (holländiſch); Mari— posa pintada (ſpaniſch). — Arco-iris (in der Stadt Trinidad das Männchen, nach Gundl.; Verdon (ebendaſelbſt das Weibchen, nach Gundl.). Papſt oder blauköpfiger Diſtelfink (Cat., Buff.); Papſtvogel (Müll.); amerikaniſcher Fink (Scopoli); dreifarbiger Fink und gemalter Vogel (Seeligm.); gemalter Ammer (Bechſt.). Nomenclatur: Emberiza ciris, L., WiIs., Bcehst.,; Passerina ciris, VII., Gndl., v. Hmr.; Fringilla ciris, Audb.; Spiza ciris, Dp., Audb., Ch.; Cyanospiza ciris, Brd., Br., Frntz. [Fringilla tricolor, Cat., Kin., Fringilla mariposa, Scepl.; Painted Finch, Cat., Penn.; Pinson de trois couleurs, Cat.; the China Bul-finch, Alb.; le Verdier de la Louisiane, Biss.; le Pape, Buff.,;, Painted Bunting, Zath., Brd.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Nacken bis zum Rücken und Kopfſeiten ultramarinblau; ein breiter Streif vom Schnabel bis zum Auge gelblich, der ſchöne ſchmale Augenring lebhaft roth; Mantel und Schultern hell-, Flügel dunkelgrasgrün; Schwingen- und Schwanzfedern dunkelgrünlichbraun, düſterröthlich außengeſäumt, die letzten kleineren Schwingen jedoch einfarbig grün; die größten oberen Flügeldecken düſterroth, wodurch eine ſchräg ſtehende Querbinde über den Oberflügel gebildet wird, die kleineren Flügeldecken bläulichgrün; Bürzel und obere Schwanzdecken düſterroth; ganze Unterſeite lebhaft ſcharlachroth; Schnabel dunkel— braun, Unterſchnabel heller bläulich; Auge dunkelbraun; Füße bläulichgrau. — Weibchen oberhalb dunkelgrün, Geſicht und Kehle weißlichgelbgrau; Mantel und Schultern dunkelgelblich— grün; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, düſtergrün außengeſäumt; Bruſt düſter— grünlichgelb; Bauch, Hinterleib und untere Schwanzdecken fahl olivengelb. — Jugendkleid (wie immer ſogleich nach dem Ausfliegen aufgezeichnet): Oberhalb fahl graugrün, Geſicht und Kehle gelblichgraugrün; Schwingen und Schwanz dunkelbräunlichgraugrün; ganze Unterſeite fahl grünlich gelb, bemerkbar heller als das alte Weibchen; beide Geſchlechter gleichgefärbt. Fringilla ciris: capite, cervice usque ad dorsum capitisque lateribus ultramarinis; stria lata a rostro ad oculum usque flavida; annulo oculari angusto laete rubro; interscapilio scapulisque dilute, alis obscure herbaceis; remi- gibus rectricibusque virente fuscis, exterius ferrugineo-limbatis; remigibus secundariis posticis unicoloribus viridibus; tectricibus al. minoribus deuteris rubiginosis fasciam trans alam fingentibus obliquam; tectricibus al. proteris aeruginosis, uropygio et supracaudalibus ferrugineis; gastraeo toto laete scarlatino; rostro fusco, mandibula coerulescente; iride fusca; pedibus subcoeruleo-cinereis, 28* 43 Die Finken. supra obscure viridis, facie gulaque luride canis; interscapilio scapulisque obseure flavente viridibus; abdomine crisso et infracaudalibus livide olivaceo-aurantiis. Länge 13,9 em.; Flügel 7,8 em.; Schwanz 5,2 em. Juvenis: luride glauca, facie gulaque e flavido glaueis; remigibus caudaque fumoso-virentibus; subtus livide virens, dilutius quam ꝙ adulta (serius utraque concolor). Beſchreibung des Eies: Grundfarbe weiß mit einem Stich ins bläuliche. Ueber das ganze Ei zerſtreut, doch mehr am ſtumpfen Ende vereinigt, violette, roſafarbene und braune kleine Flecke; matt, bauchig; Länge 19 Wm.; Breite 14 mm. (Nehrkorn). Auf perlweißem Grunde dunkelpurpurbraun gefleckt (Audubon). Bläulichweiß, braun und violett beſpritzt, am dickeren Ende mit Fleckenkranz (Ru ß). Ovum: lacteum maculis minutis violaceis, rosaceis ſuscisque praesertim in basi obsitum (Nehrkorn). O. margaritaceum e fusco purpureo-maculatum (Audubon). O. lacteum maculis fuscis et violaceis in basi fingentibus coronulam (Russ). Der liebliche Papſtſink [Fringilla amoena] und der vielfarbige Papſtſink [Fringilla versicolor]. Die beiden nächſten Verwandten des Indigo- und Papſt— fink würden zu den willkommenſten, weil ſchönſten Erſcheinungen in der Vogel— liebhaberei gehören, wenn ſie nicht die allerſeltenſten wären. Beide ſind nach— weislich bisher nur einmal lebend nach Europa gelangt, und zwar kaufte ſie im Jahre 1875 Direktor Dr. Bodinus in mehreren Köpfen von jeder Art für den Berliner zoologiſchen Garten vom Direktor Vekemans in Antwerpen, welcher letztere ſie bisher ebenfalls noch niemals beſeſſen hatte. Ebenſo ſind ſie bis jetzt im zoologiſchen Garten von London noch nicht vorhanden geweſen. Der liebliche Papſtfink iſt an Kopf, Hals, Unterrücken und oberen Schwanzdecken ſchön und glänzend indigoblau; Rücken ſchwärzlichblau mit lebhaft blauem Schein; Schultern bräunlichſchwarz mit zwei weißlichen Querbinden, deren obere breiter und mehr weiß iſt, die weißen Deckfedern mit gelblichem Spitzenrande; Schwungfedern ſchwarzbraun mit bläſſerem weißlichen Vorderrande; Schwanzfedern ſchwarzbraun mit bläulichen Rändern; Bruſt lebhaft roſtgelb, Oberbruſt roſtroth; Unterbruſt und Bauch weiß, Seiten roſtgelb überlaufen. Schnabel und Füße bräunlichſchwarz, Auge graubraun (nach Prinz v. Wied). Weibchen oberhalb düſterfahlbraun; Schwingen und Schwanzfedern braun, düſter— meerblau außengeſäumt und mit einer hellen Querbinde; kleine Flügeldecken und Bürzel düſtergrünlichblau; ganze Unterſeite hellbräunlichroſtfarben, Kehle und Oberbruſt dunkler, Bauch und untere Schwanzdecken heller weißlich. Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel heller, Auge hellbraun, Füße ſchwarzbraun. Größe des Indigofink. Heimat die Hochebenen im Weſten von Nordamerika und Kalifornien. Ueber ſein Freileben iſt faſt garnichts bekannt. Prinz v. Wied beobachtete einen Schwarm Männchen am oberen Miſſouri, wo ſich dieſe Art in den großen Pappelwaldungen gewöhnlich parweiſe aufhält. Das ſchöne blaue Männchen ſitzt wie unſer Buchfink auf einem Zweige, 3 — 4 Meter hoch, und läßt ſeinen kleinen Geſang hören. Im September ſieht man ſie familienweiſe Sperlinge. 437 zu ſechs bis acht Köpfen ſüdwärts ziehen. — Thomas Say lieferte die erſte Beſchreibung, als er mit Major Long die Reiſe nach den Felſenbergen machte. Später brachte Townsend mehrere Exemplare vom Kolumbiafluſſe mit. Auch das Neſt hat dieſer Beobachter gefunden und Audubon hat daſſelbe beſchrieben. Der letztere und Bonaparte gaben zugleich Abbildungen, von denen jedoch nur die Audubon's im allgemeinen zutreffend iſt. In der Lebensweiſe wie in allem übrigen dürfte der Vogel mit den beiden Verwandten durchaus übereinſtimmen. Der vielfarbige Papſtfink iſt von dunkelbräunlich-purpurrother Grund— farbe; Stirnrand, Zügel und Bartzeichnung ſind ſchwarz, und der Augenring iſt zinnoberroth; Vorderkopf, Augenbrauenſtreif und Backen ſind lilablau; Mantel bräunlichpurpurroth, jede Feder fahl endgeſäumt; Schwingen und große Flügel— decken dunkelbraun, fahlbläulichgrau außengeſäumt, kleine Flügeldecken lilablau, ebenſo der Bürzel; die oberen Schwanzdecken ſind reindunkelblau; Schwanz dunkel— braun, jede Feder ſchmal düſterblau außengeſäumt; Kehle fahlpurpurroth, ganze übrige Unterſeite purpurviolett, von der Bauchmitte an fahlgrau. Eine Be— ſchreibung des Weibchens iſt nicht zu finden und unter den nach Berlin gelangten Vögeln war ein ſolches auch nicht vorhanden. Ueber das Freileben iſt nichts bekannt und daſſelbe wird wol ſicherlich mit dem der Verwandten überein— ſtimmen. Die Heimat erſtreckt ſich nach Baird über Mexiko bis zum Rio grande; nach Bonaparte kommt er auch in Peru vor und nach einem popu— lären Schriftſteller auch in Guatemala und Honduras. Beide Arten dürften ſelbſt in ihren Heimatsländern nicht häufig ſein, und daher können wir wol kaum erwarten, daß ſie jemals zahlreich im Vogelhandel erſcheinen werden. Der liebliche Papſtfink iſt von Prinz v. Wied blauköpfiger Zierfink und von Br. Lazulifink genannt. — Le Pape-Lazuli; Lazuli Nonpareil Finch; Lazuli Finch (Baird). — Emberiza amoena, Say; Fringilla amoena, Dp., Audb.;, Spiza amoena, BH., Audb., Pr. Wd.; Cyanospiza amoena, Brd., Br. — Der vielfarbige Papſtfink oder vielfarbige Zierfink heißt bei Br. Buntfarbenfink. — Many-coloured Nonpareil Finch; Le Pape versicolor. — Spiza versicolor, Bp., Ch.; Carduelis luxuosus, Zss.; Cyanospiza versi- color, Brd., Br.; Fringilla lazulina, Lehtst. [Spiza Leclancheri, Lfrsn.]. * Als Sperlinge reihen die meiſten Ornithologen eine vielgeſtaltige Vogelgruppe ohne weiteres den bisher beſprochenen Finken an und ſcheiden ſie nur in viele mehr oder minder berechtigte Sippen. Da ich jedoch das Wort Sperling im weiteſten, volksthümlichen Sinne hier auffaſſe, jo zähle ich nicht allein die eigentlichen Sperlinge (Passer, Briss.) nebſt allen kleineren Sippen (Stein- oder Felſenſperling, Goldſperling, Kehlſperling u. a.), ſondern auch die Ammerſperlinge oder Ammerfinken mit. Eine Berechtigung dazu giebt mir die Thatſache, daß dieſe Vögel als: Passer, Passerella, Passérculus, ferner als Fringilla und Emberiza neben den in unendlicher Mannigfaltigkeit aufgeſtellten Namen: Embernagra, Haemopbila, Zonotrichia, Pooecétes, Chondestes, Peucaea, Niphaea, Phrygilus, Ammödromus, Hedyglossa, Spinus, Spiza, Euspiza, Haplospiza, Melospiza, Rhopospiza, Coturnieulus, Struthus u. ſ. w., von den verſchiedenen Gelehrten und Ungelehrten aufgeführt werden Um 438 Die Finken. nur einigermaßen Klarheit in dieſen fabelhaften Namenwirrwar zu bringen, bleibt mir nichts andres übrig, als daß ich alle dieſe Vögel als Sperlinge zuſammenfaſſe oder ſie in zwei große Gruppen ſcheide und die ſog. Ammerfinken den Ammern (Emberiza, L.) anſchließe. Ich wähle das erſtre und führe alle dieſe Vögel meinen Leſern als Sperlinge vor. Die Geſammtheit der Spazen bietet für die Vogelliebhaberei im allgemeinen nur ein überaus geringes Intereſſe. Wol giebt es unter ihnen einzelne recht hübſche Erſcheinungen; die meiſten aber gewähren weder als Sing- noch als Schmuckvögel ſolche Annehmlichkeiten, daß man einen beſondern Werth auf ihre Haltung und Züchtung legen könnte. Bis jetzt haben meines wiſſens auch kaum einige Arten als ſeltene Ausnahmen in der Gefangenſchaft geniſtet. Im Sinne des ganzen Plans meines Werks darf ich daher ſämmtliche Sperlinge nur kurz und überſichtlich behandeln. Für die beſonderen Liebhaber ſei jedoch noch bemerkt, daß die eigentlichen Sperlinge ausdauernde kräftige Vögel ſind, während die Ammerſperlinge zarter und weichlicher erſcheinen. Die Verpflegung und Fütterung iſt mit der aller bisher geſchilderten Finken übereinſtimmend. Der Sperling vom Vorgebirge der guten Hoffnung [Fringilla arcuatal. Dem europäiſchen Sperlinge in Geſtalt und Größe gleich und in der Färbung ſehr ähnlich, iſt er doch ungleich ſchöner. Der Oberkopf von der Stirn bis zum Nacken, Backen und Kehle und ein Schild auf der Oberbruſt ſind tiefſchwarz; ein breiter Streif vom Auge zum Ohr und hinunter, in einen noch breitern Halskragen ſich erweiternd, ſind reinweiß; Schultern und Nacken grau; Mantel und Rücken bis zum Bürzel rothbraun; Flügel ſchwärzlich mit zwei breiten weißen Querbinden und jede Feder mit breitem fahlen Saum; Schwanz ober— ſeits ebenſo, unterſeits dunkelaſchgrau; ganze Unterſeite bräunlichweiß; Auge braun; Schnabel ſchwarz; Füße braungrau. Das Weibchen iſt an Oberkopf und Hinterhals nicht ſchwarz, ſondern graubraun; Augenbrauenſtreif bis zum Schlaf weißlichroſtgelb; ein Streif ums Ohr bräunlichgrau; der übrige Kopf, ſowie die Halsſeiten hellgelblichroſtroth; Kehle und Oberbruſt graubraun; ganze Unterſeite gelblichrothweiß. Seine Heimat ſoll ſich nur über Süd— afrika, insbeſondre das Kaffernland erſtrecken. Briſſon ſchon gab ihm den von mir angeführten Namen und Buffon beſchrieb ihn als kap'ſchen Sperling oder Kernbeißer. Die übrigen älteren Schriftſteller erwähnen ihn nicht. Ebenſowenig iſt näheres über ſein Freileben bekannt. Die Lebensweiſe ſoll nach Layard der des gemeinen Spaz in jeder Hinſicht gleichen, alſo auch darin, daß er ebenſo lediglich oder doch vorzugsweiſe an und in den menſchlichen Wohnungen ſich aufhält und niſtet. Er wird nur ſelten einzeln oder parweiſe von Fräulein Hagenbeck oder Chs. Jamrach eingeführt. Ich beſaß ein Pärchen geraume Zeit, ohne daß es, freilich im Käfige mit anderen zuſammengehalten, zur Brut gelangte. Da beide Vögel ſpäterhin am Wurm im Gehirn eingingen, während dieſe ſcheußliche Krankheit ſonſt unter der Bevölkerung meiner Vogelſtube noch garnicht vorgekommen, ſo iſt es ja möglich, daß ſie ſolche bereits mitgebracht hatten, trotzdem ſie erſt nach nahezu 1½ Jahren zum Tode führte, und daß in derſelben eben auch ihr Ver— halten begründet gelegen. Ein andres Pärchen im zoologiſchen Garten von Berlin niſtete ſehr leicht, erzog jedoch keine Jungen. Wenn dieſer Sperling geſund in Sperlinge. 439 ” unſere Vogelſtuben und Käfige gelangt, jo wird er ficherlich unſchwer zu züchten ſein. Der Preis ift hoch; man kauft das Pärchen nicht unter 15 bis 18 Mark. Der Sperling vom Vorgebirge der guten Hoffnung heißt im Handel Kap— ſperling. — Le Moineau du Cap; Cape Sparrow. Nomenclatur: Passer arcuatus, Gr., CH., Lrd., Br.; Passer hispaniolensis, Doind., Gld.; Pyrgita arcuata, Hier. [Passer capitis bonae spei, Biss.; Le Moineau du Cap de bonne espérance, Driss.; le Croissant, Buff.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. ©. 438. Fringilla arcuata: pileo a fronte usque ad cervicem, genis, gula clipeoque gutturali atris; stria lata ab oculo usque ad aurem et deorsum in collare latius dilatante pure albis; cervice scapulis que cinereis; interscapilio dorso que usque ad uropygium ferrugineis; fasciis duabus latis trans alas subnigras albis; pluma quaque late livide limbata; gastraeo toto sordide albido; iride fusca; rostro nigro; pedibus fumosis. pileo haud nigro, sed fumigato ; stria superciliari usque ad regionem temporalem gilva; stria circa aurem subfumida; capite reliquo collique lateribus sub— fulvis; gula guttureque fumosis; gastraeo toto ochraceo. Länge 14,4°m-; Flügel 7,8 em.; Schwanz 5, em. Swainſon's Sperling Fringilla Swainsoni!. Ein rechter Spaz, im Weſen dem europäiſchen ſehr ähnlich und mit allen ſeinen Untugenden, Frechheit, Dreiſtigkeit, Zudringlichkeit. Kopf und Hals grau— braun; Mantel, Schultern und obere Schwanzdecken deutlicher braun; obere Flügeldecken, Mittel— und Hinterrücken zimmtrothbraun; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, an der Außen— fahne ſehr ſchmal fahlbraun geſäumt; Deckfedern der Schwingen zweiter Ordnung an der Außenfahne roſtbraun gerandet, eine mehr oder minder deutliche weiße Querbinde über den Oberflügel. Kinn, Bauchmitte, unterer Hinterleib und untere Flügeldecken faſt weiß; ganz Unterſeite bläulichgrau. Schnabel ſchwarz (im Winter iſt der Schnabel wie beim Hausſperlinge heller, mit gelblichem Grunde, Hgl.); Auge kaſtanienbraun; Füße hell röthlichbraun. — Weib— chen mit dem Männchen übereinſtimmend, aber alle Farben heller; Bauch, Hinterleib und untere Schwanzdecken reinweiß; über den Flügel geht eine breite weiße Querbinde; Schnabel hell hornbraun, Unterſchnabel heller; Größe des Hausſperlings. Nach Finſch und H art⸗ laub unter allen afrikaniſchen Verwandten am weiteſten, faſt über den ganzen Erdtheil verbreitet. Heuglin meint, daß er im Gebirge nicht über 2000 bis 2300 Meter hinaufgehe. Man wollte mehrere Lokalraſſen oder wol gar be— ſondere Arten nach der abweichenden Größe, lebhafteren Färbung, größern, ge— ringern oder ganz fehlenden Flügelbinde unterſcheiden; ſo namentlich den kleineren einfachen Spaz (F. simplex, Swns.) von Weſtafrika und den Angolaſpaz (F. diffusa, Smt /.). Sie dürften ſicherlich zu einer Art zuſammenfallen, und für die Lieb— haberei brauchen fie keinenfalls getrennt zu werden. „Swainſon's Sperling lebt pärchenweiſe in Kordofan, am weißen und blauen Nil, Abeſſinien, den Bogos— ländern u. a., wo er wol überall Wandervogel iſt und Felder, Lichtungen, Steppenland, Gehöfte und Dörfer beſucht. Sein Benehmen, Nahrung und Lockton kennzeichnen ihn als echten Sperling, doch iſt der letztre rätſchender. Das Neſt fand ich während der ganzen Regenzeit theils in Strohdächern, unter Dach— 440 Die Finken. ſparren, in Mauerlöchern, theils in dichten Dorngebüſchen. Brehm will es ſchon im April geſehen haben. Auch benutzt dieſer Spaz gern fremde Neſter, wie die der Gelbweber, Schuppenköpfchen u. a. Die ſelbſtgebauten ſind verhältnißmäßig klein, von außen aus Grashalmen, Wurzeln, Zeugſtücken, Baumwolle zuſammen— getragen, und innerlich loſe mit Haren, Federn u. drgl. gefüttert. Gelege 3 bis 4 Eier. Im Herbſt rottet er ſich auch zuweilen in Familien und Flüge zu— ſammen, welche dann weit im Lande umherſtreifen.“ (Heuglin). Reichenow giebt an, daß er in der Stimme und ebenſo in der Lebensweiſe und Fruchtbarkeit dem Hausſperling gleiche. Er fand an der Goldküſte am 10. Auguſt drei, am 25. fünf Eier und zu Ende Septembers große Junge im Neſt. Gordon ſagt, daß dieſer Sperling an der Weſtküſte viel weniger dreiſt und unverſchämt als ander— wärts ſei, er fliege dort in den Straßen der Ortſchaften umher, beſonders in den Vorſtädten, zeige ſich jedoch recht ſcheu und vorſichtig. Nur einzeln oder in wenigen Pärchen und zufällig mit anderen Vögeln zu— ſammen eingeführt gelangt er in den Handel und zwar namentlich von Ant— werpen aus. Ich habe es mehrmals verſucht, ein Pärchen in der Vogelſtube zu züchten. Dort richtet er ſich ſofort häuslich ein. Das Neſt ſtand in den ver— ſchiedenſten Oertlichkeiten, zuerſt einmal in einem Frühauf'ſchen Niſtbaum für Wellenſittiche, nur aus Heuhalmen und vielen Federn geſchichtet; dann wurden die Neſter von Prachtfinken und Webervögeln eingenommen und die rechtmäßigen Bewohner verdrängt. In dieſer Hinſicht erſcheint der Spaz als ein böſer Kunde, indem er eine faſt ebenſo ſchadenbringende Thätigkeit wie der Bandfink entwickelt. Einmal baute das Pärchen auch ein ſehr ſchön geſtaltetes Neſt frei im Gebüſch. Die Grundlage beſtand aus Reiſern und Halmen, auf dieſer war die Höhle aus Agavefaſern, Fäden und Halmen geformt und mit Federn ausgepolſtert. Das obere Dach aber bildeten dünne ſchmiegſame Birkenreiſer, welche gewölbt, ähnlich wie beim Neſt der Elſter, eingefügt worden. Gelege 4 bis 6 Eier. Das Jugendkleid iſt einfarbig fahl bräunlichgrau; Kopf heller grau; ganze Unterſeite fahl weißlichgrau; die Flügelbinde iſt ſchwach fahlgelb angedeutet; Schnabel braun mit breitem gelben Grunde; Auge ſchwarz; Füße fleiſchgrau. Außer der Neſterzerſtörung wird dieſer Spaz auch dadurch verderblich für die Vogelſtube, daß er gegen Prachtfinken und andere kleine Genoſſen ſich ſehr biſſig und boshaft zeigt, während er doch keine Vorzüge als Stubenvogel hat. Einen Geſang habe ich niemals vernommen, wol aber läßt er, wenn man ihn greift und in der Hand hält, langgezogene, klagende melodiſche Laute erſchallen, welche man ſonſt nicht von ihm hört. Er erfreut ſich in der Liebhaberei keiner Beachtung und wird nicht einmal zu dem geringen Preiſe von 6 bis 9 Mark für das Pärchen gekauft. Swainſon's Sperling oder der Swainſonſperling iſt auch Swainſon'ſcher Sperling (Hgl.), Waldhüttenſperling (Br.) und Swainſon's Sperlingsweber (Rchb.) genannt; bei den Händlern heißt er irrthümlicherweiſe auch Swainſonsweber. Sperlinge. 441 Le Moineau à tete grise; Grey-headed Sparrow. Nomenclatur: Pyrgita Swainsonii, R.; P. diffusa, Smth., Bp.; P. simplex, Swns. [nec Lehtst.|, Grd.; P. gularis, Lss.; Fringilla grisea, Lfrsn. nec Ni.; nec Hgl.]; Pyrgita spadicea, Lehtst., Bp.; Passer Swainsonii et diffusa, Bp.; P. Swainsonii, Rpp., Hgl.; P. simplex, Cb., Hrtm.; P. simplex et diffusus, Gr.; P. simplex et diffusa, Artl., Hgl.; Pyrgita crassirostris, Pr. Wrtbrg., Hogl.; Pyrgitopsis simplex, Arsf. et Mr.; P. Swainsonii, Bp.; Pyrgita simplex et Swainsonii, Hl., Antn., Br., Kng.- Wrth., Lrd.; P. diffusus, Artl., v. d. Dek., Fnsch. et Hrtl.; Passer Swainsoni, Css., Rehn. [Le Pyr- gitopsis de Swainson, Rchb.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 439. Fringilla Swainsoni: capite colloque fumeis; interscapilio, scapulis et supracaudalibus distinctius umbrinis; tectricibus al. superioribus, dorso, tergoque einnamomeis; remigibus rectricibusque fuscis, exterius anguste livide sublimbatis; tectricibus mediis exterius ferruginoso-marginatis; fascia trans alam superiorem albida; mento, abdomine medio, crisso et tectricibus subalaribus albentibus; gastraeo toto e coerulescente cano; rostro nigro (tempore hiemali basi rostri dilutioris flavida); iride badia; pedibus subrufis. cum mare conveniens, sed omnino dilutior; abdomine, crisso et subcaudalibus pure albis; fascia lata trans alas alba; rostro sub- corneo, mandibula dilutiore. Länge 15—18,]m-; Flügel 8 —8,9 em.; Schwanz 5, — 7,4 em. Beſchreibung des Eies: Denen des Hausſperlings gleichend, nicht größer, doch glatt— und dickſchaliger, auf hellbräunlichem Grunde dunkel erdbraun gefleckt. Länge 19,5 mm., Breite 15, amm. (Heugl.). Auf hellem (?) oder bräunlichem Grunde mit großen verwaſchenen, licht oder dunkel kaſtanienbraunen Flecken. Länge 18,75 — 19 mm.; Breite 14,5 — 15,5 mm. (Rchn.). O vum ovo Frineillae domesticae aequale, at testa laeviore et crassiore; dilute umbrinum, obscurius maculatum (Heuglin). O. subumbrinum, maculis magnis elutis dilute vel obscure castaneis obsitum. Der Wüſtenſperling [Fringilla simplex] iſt dem vorigen im ganzen ähnlich, und da er einerſeits nur einen geringen Verbreitungsbezirk hat und andrerſeits auch dort nicht häufig iſt, ſo zeigt er keine Ausſicht, als Stubenvogel zu uns zu gelangen — abgeſehen davon, daß er als ſolcher auch keinen Werth haben würde. Er iſt zart iſabellgrau, mit einem ſchwarzen, ſcharf ab— gegrenzten Strich vom Auge nach der Kehle und Oberbruſt; Wangen und ganze Unterſeite weißlich. Heuglin fand ihn nur um die Wüſtenbrunnen, als Standvogel in kleinen Flügen, die Lagerſtätten der Karavanen beſuchend. In Weſen, Lockruf u. ſ. w. gleicht er dem Feld— ſperling. — Fringilla simplex, Lehtst. [nec Swns.]; Passer simplex, gl. Der rothköpfige Sperling [Fringilla italica], dem europ. Hausſperlinge jo ähnlich, daß ihn die meiſten Vogelkundigen nur als örtliche Spielart anſehen; Oberkopf und Nacken einfarbig braun, über dem ſchwarzen Zügelſtreif noch ein ſchmaler weißer; Bruſtſchild nicht rein-, ſondern grauſchwarz; Bürzel und obere Schwanzdecken dunkler graubraun. Vorzugsweiſe Gebirgsvogel und außer dem Oſten von Südeuropa auch über Kleinaſien und Theile von Nordoſtafrika ver— breitet. Er war noch nicht im Handel vorhanden. — Rothkopfſperling (Br.). — Fringilla Italiae, /.; F. eisalpina, Tmm.; Passer domesticus, var. italicus, Blas, et Keys., Hol. — [Moineau d’Italie, Ohn.]. Der Weidenſperling [Fringilla salicicola] wird von einem Vogelkundigen als feſtſtehende Art betrachtet, von anderen aber ebenfalls nur als Spielart des Hausſperlings angeſehen. Kopf und Nacken ſind röthlich-kaſtanienbraun; Zügenſtreif ſchwarz, Augenbrauenſtreif weiß; im übrigen dem Hausſperlinge gleich. Weibchen heller als das des letztern. In Lebensweiſe und Neſtbau zeigt er beſondere Eigenthümlichkeiten. Unter allen Sperlingen hat er ſich dem Men— ſchen am wenigſten angeſchloſſen. Städte und Dörfer meidet er ganz. Niederungen in der 442 Die Finken. Nähe der Gewäſſer, Inſeln u. a. ſind ſeine Aufenthaltsorte. Die Neſter haben Beutelform und ſind denen der Webervögel ähnlich. Verbreitung Spanien, Nordafrika nebſt den Kanariſchen Inſeln und Weſtaſien. In den Handel gelangt iſt er noch nicht. — Fringilla salicicola, /.; F. hispaniolensis, Tınm.; Passer salicarius, Blas. et Keys.; P. salicicolus, Hel. — [Moineau des Saules, Chn.]. Der braumköpfige Sperling [Fringilla castanöptera] wurde von dem Naturforſcher Speke auf der Hochebene des Somalilandes in Afrika erlegt und befindet ſich nur in dieſem einen Exemplar im Muſeum der aſiatiſchen Geſellſchaft zu Kalkutta. — Passer castanopterus, Blth., Hrtl., Sci., Hgl., Fusch. et Hril. Der Motitafperling [Fringilla motitensis] aus Südafrika iſt von Heuglin auch im Nordoſten gefunden, wo er im Innern von Kordofan familienweiſe, jedoch weniger geſellſchaftlich als die Verwandten lebt. — Passer motitensis, Smth., B., Lrd., Hogl. Der Röthelſperling [Fringilla russata], an Oberkopf und Nacken zimmtroth; Mantel und Schultern ebenſo, doch ſchwarz längsgefleckt; Augenbrauenſtreif ſchmal weiß; nur ein kleiner ſchwarzer Fleck an der Kehle; ſonſt dem Hausſperlinge gleich, doch die Unterſeite hellgrau. Weibchen an Kopfſeiten und Kehle fahl roſtgelblich, ſonſt mit dem des H. übereinſtimmend. Heimat China und Japan, auch die Inſel Formoſa. — Passer russatus, Tm., Schlg.; P. rutilans, Timm. Der Baumfperling [Fringilla arbörea, Zehtst.|, welcher über faſt ganz Nordoſtafrika verbreitet iſt, wird von den meiſten Vogelkundigen lediglich als örtliche Abart des Hausſperlings angeſehen. (Ich füge hier einige Bemerkungen Heuglin's an, aus welchen ſich das Verhältniß, in dem alle zuletzt beſprochenen Sperlinge zum Hausſpaz ſtehen, am beſten ergiebt: „Man hat verſucht, ihn in mehrere Arten oder klimatiſche Varietäten zu ſcheiden, zwiſchen denen ſich jedoch keine ganz ſcharfen Grenzen ziehen laſſen. Die hauptſächlichſten, bei den alten Männchen deutlicher hervortretenden Unterſchiede beſtehen in abweichender Färbung des Scheitels, der beim Weiden- und rothköpfigen Sperling lebhaft roſtbraun iſt. Der erſtre zeigt zugleich noch viel hellere, fahl gelblichweiße Außenfahnen der Federn des Mantels und eine breite, kräftige, ſchwarze Schaftſtreifung an den Weichen und Bruſtſeiten auf ziemlich reinweißem Grunde. Der ſüdliche Hausſperling iſt im allgemeinen etwas kleiner, dagegen lebhafter gefärbt Baumſperling; F.arbörea, Lehst.) als der europäiſche; das Schwarz auf Kehle und Oberbruſt iſt mehr ausgedehnt, die Ränder der Federn find hier häufig ſcharf weiß; Wangen und Unterjeiten ſind heller, oft fait reinweiß, der weiße Augenbrauenſtreif iſt zuweilen ſcharf oder auch ganz verwiſcht, ebenſo die Flügelbinden “). Der St. Jago-Sperling [Fringilla jagoönsis]: Oberkopf und Hinterhals dunkelbraun; Zügelſtreif und Strich unterm Auge ſchwarz; ein breiter, zimmtrother Streif an den Kopfſeiten; ganze Oberſeite zimmtbraun, Mantel breit ſchwarz längsgeſtrichelt; Kehle mit länglichem ſchwarzen Fleck; ganze Unterſeite bräunlichweiß. Weibchen ohne den dunkelbraunen Oberkopf, Zügel- und Augenſtreif; Schnabel ſchwarz; Füße bräunlichgrau. Größe geringer als die des europäiſchen Feldſperlings. Heimat die Inſeln des grünen Vorgebirges. Gould hat ihn unter den Vögeln beſchrieben, welche von der Reiſe des Schiffes „Adler“ herrühren. Die Lebensweiſe ſoll mit der des erwähnten Verwandten übereinſtimmen und die Eier, welche Dohrn im Januar erhielt, waren denen des Hausſperlings gleich. — Zwergſperling (Br.). — Passer jagoënsis, Gld., Dhrn., Br.; P. Hansmanni, BI.; P. erythrophrys, Tmm. Der Steinfperling [Fringilla petronia]. Als Stubenvogel muß ich einen Sperling mitzählen, welcher durch Bolle's herrliche Schilderung großes Intereſſe erregt und zugleich bei manchen Liebhabern Sperlinge. 443 als ein beachtenswerther Sänger gilt. Er iſt oberhalb fahl graubraun, mit hell— braunem Scheitelſtreif, fahlem Zügel, breitem dunkelbraunen Streif durch's Auge und ſchmalem gleichen Streif unterm Auge; Mantel dunkelbraun, bräunlichweiß längsgefleckt, über den Flügel eine fahlweiße Querbinde; Schwanzfedern dunkelbraun, matt grüngelblich außengeſäumt und mit großem weißen Spitzfleck; unterſeits gelblichweiß, jede Feder fahlbraun geſäumt, an der Kehle ein runder hellgelber Fleck; Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel bräunlichgelb; Auge braun; Füße düſter fleiſchfarben. Weibchen übereinſtimmend, doch mit kleinerem Kehlfleck. Größe des Hausſperlings. Heimat Südeuropa, aber auch die kanariſchen Inſeln, Madeira und nordweſtliches Aſien. Bolle beſchreibt ſein Freileben im einſamen Gebirge, wie in den Ortſchaften, wo er ganz in der Weiſe des Hausſperlings ſich anſiedelt. Der Lockton iſt ein nicht unmelodiſches langgedehntes Schnalzen, dem ſperlingsartige Laute, wie err, err, folgen. Er iſt in Santa Cruz der einzige Sperling und wird viel öfter gehört als geſehen, weil er eben an den höchſten Stellen der Gebäude wohnt und durch ſeine unſcheinbare Färbung dem Auge entgeht. Der Forſcher hielt mehrere in der Gefangenſchaft; ſie werden mit Lockvögeln ins Garn gebracht und ſind leicht zu überliſten. Bereits nach wenigen Tagen wurden ſie zahm und zu— traulich. Als Allesfreſſer füttert man ſie mit Sämereien, ſüßen Früchten, ein— geweichtem Brot, Salatblättern und daneben mit Kerbthieren und Würmern. Be— ſonders lieben ſie die noch milchigen Maiskolben und Feigen. Unter einander, ſowie gegen andere Vögel ſind ſie verträglich. Bolle betrachtet den Steinſperling als ein Bindeglied zwiſchen den Gattungen Sperling und Lerche und ſagt: „Ich darf wol behaupten, daß ſie ebenſo angenehme als ſelten gehaltene Stubenvögel ſind. Touſſenel ſah ſie in Frankreich im Käfige niſten. Nur eins finde ich an ihnen auszuſetzen, daß nämlich ihr fortwährend ausgeſtoßener Ruf ſie namentlich im Frühlinge läſtig machen kann. Um dieſe Zeit wird man gut daran thun, ſie aus dem Wohnzimmer zu entfernen.“ Ueber den Geſang ſagt der Forſcher nichts, dagegen fügt er hinzu, daß dieſer Spaz häufig und ſelbſt in der Freiheit an widernatürlicher Wucherung des Schnabels und der Hornhaut der Füße leide. Nach anderen Angaben ſoll derſelbe ein erſtaunliches Nachahmungstalent zeigen und den Geſang vieler Vögel ganz vorzüglich wiedergeben lernen. Ueber ſein Vor— kommen auf den Balearen berichtet Alex. v. Homeyer und bezeichnet ihn als einen ſcheuen und vorſichtigen Vogel. „Die Männchen ſitzen morgens auf hohen Punkten und ſchreien mit bewundernswürdigem Eifer ihr dreiſilbiges ciülb, ciülb, welches höchſt charakteriſtiſch iſt und kaum mit einer andern Vogelſtimme verglichen werden kann.“ Weiter darf ich die Schilderung dieſes Sperlings nicht ausdehnen, da er im ganzen doch nur ſelten, von Krain, der Schweiz oder Italien aus durch Baudiſch und Alpi in Trieſt oder durch Zivſa in Troppau in den Handel ge— langt. Preis 9 bis 12 Mark für das Pärchen. Der Steinſperling wird auch Bergſperling (Br.) genannt. — Auf Madeira Pardao (portugieſiſch, nach Zuchold); Pajaro de hermita (d. h. Kapellenvogel, auf Teneriffa, nach 444 Die Finken. Bolle); Risquero (auf Gomera, nach Bolle); Crucculeu de monti (im ſüdlichen Sardinien), Furfurinü de monte (im nördlichen S.), Passera lagia (in Italien), nach Salvadori. Moineau des montagnes; Mountain Sparrow. Nomenclatur: Fringilla petronia, L., Gml., Lth., Zchld., v. Mll.; Fr. stulta, Gml., Gr.; Fr. bononiensis et leucura, Gml.; Petronia stulta, Strekl., Blth., Bp., Ob., Hrsf. et Mr., Teznws., Schlw., Passer petronia, Kch., Bil., Hmr.; Fringilla (Pyrgita) petronia, Keys. et Blas., Krp.; Petronia rupestris, Bp.; Gymnoris petronius, Htt.; Pyrgita petronia, Hl. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 443. Fringilla petronia: supra livide fumigata, stria supra verticem dilute umbrina; loris lividis; stria lata per oculum fusca, altera angusta infra oculum; in- terscapilio fusco, sordide albido-striato; fascia trans alas albente; rectricibus fuseis, exterius virescente flavido -limbatis, lateque albo-terminatis; subtus flavente album, pluma quaque subfumide-limbata; macula gulari dilute flava; rostro fusco; mandibula flavente; iride fusca; pedibus sordide carneis. — Q@ conveniens, macula tantum gulari minore. Der kurzzehige Steinſperling [Fringilla brachydäctyla] „wurde von Hemprich und Ehrenberg in den Gebirgen nahe bei Qonfudah in Arabien entdeckt und von mir im abeſſiniſchen Küſtenland und im ſüdöſtlichen Kordofan wiedergefunden, und zwar während und nach der Regenzeit vom Ende des Auguſt bis Ende des November. Ob Stand- oder Zugvogel, kann ich nicht angeben. Er hält ſich in der Nähe von Gehöften (gleich dem Feldſperlinge) auf und rottet ſich im Herbſt in kleine Flüge zuſammen, welche, ſcheu und flüchtig umherſchweifend, ammerartige Locktöne hören laſſen. Nach Triſtram (welcher ihn auch im Käfige beſeſſen hat) niſtet er in Syrien in niedrigen Büſchen und legt vier bis fünf weiße, wenig ſchwarz gefleckte Eier.“ (Heuglin). Die Heimat erſtreckt ſich außer Nordoſtafrika auch über Weſtaſien. Oberhalb fahl bräunlichgrau; Augenbrauen- und Bartſtreif fahlweiß; Flügel dunkelbraun, jede Feder fahl heller geſäumt, Oberflügel mit heller Querbinde; Schwanzfedern dunkelbraun, fein heller außengeſäumt und mit weißen Spitzenflecken; ganze Unterſeite bräunlichweiß; Schnabel fleiſch— roth mit ſchwärzlicher Spitze; Auge braun; Füße bräunlichfleiſchfarben. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein. Größe des Feldſperlings, aber ſchlanker. — Wüſtenſperling (Br.). — Fringilla brachydactyla, Hmpr. et Ehrbrg.; Petronia brachydactyla, Lehtst., Bp., Ch., Frstr., Agl., Fringilla grisea, //gl., Pyrenestes lacteus, v. MII.; Carpospiza longipennis, v. Mll., Cb.; Carpospiza brachydactyla, Hgl. Der Kehlfperling [Fringilla dentata. Dem Swainſonſperling ähnlich, doch an einem runden gelben Fleck an der Kehle kenntlich. Als Heimat wird bis jetzt nur Abeſſinien und der Sudan genannt. Heuglin ſchildert ihn im Folgenden: „Er erſcheint in der Färbung und Geſtalt durchaus ſperlingsartig. Ich beobachtete ihn längs des blauen Nils und ſeiner Zuflüſſe, einzeln auch im Gebiet des weißen Fluſſes und im abeſſini— ſchen Tiefland. Er iſt wol Standvogel, findet ſich parweiſe und in kleinen Flügen auf Lichtungen in der Waldregion und in Gewäſſern. Im Benehmen und Lockton hat er viel Aehnlichkeit mit anderen Sperlingen. Seine Eier ſollen in Webervogelneſter gelegt werden und reinweiß ſein. Im Magen fand ich Gräſerſämereien und Juſekten.“ Näheres iſt über das Freileben nicht angegeben. Im Handel iſt er nicht ſelten, jedoch immer nur in wenigen Köpfen eingeführt. Sperlinge. 445 Da er weder ſchön iſt, noch ſingt, wol aber in ſperlingsweiſe unfriedlich ſich zeigt und ebenſo die Neſter anderer zerſtört, ſo verlohnt es ſich kaum, ihn als Stubenvogel mitzuzählen; allenfalls iſt er in einem im Freien ſtehenden Flug— käfige unter größeren und derberen Bewohnern zu halten. Das Pärchen treibt ſich ſchwanzwippend in der Vogelſtube umher und zeigt ſich bei jeder Gelegenheit lebhaft und unruhig, doch ſehr dreiſt. Mehrmals haben ſie eine Brut begonnen, viel grobes Geniſt in irgend eine Höhlung oder in ein großes Weberneſt zu— ſammengeſchleppt und aus Gräſerriſpen, Baumwolle und Federn die Mulde ge— formt. Sonderbarerweiſe iſt es aber nicht zum Eierlegen gekommen. Uebrigens würde er wol ebenſoleicht als der Swainſonſperling zu züchten ſein; da ich jedoch gerade viele Prachtfinken in der Vogelſtube hatte, entfernte ich die bös— artigen Kehlſpazen bald und bin alſo zur Erzielung, bzl. Beobachtung der Brut nicht gelangt. Meines wiſſens hat den Vogel auch ſonſt Niemand gezüchtet, und in der Literatur iſt über die Brut im Freien auch nichts zu finden. Nomenclatur: Xanthodina dentata, Sndoll., Hgl., Hrtl.; Petronia dentata, Bp.; Passer lunatus, Hl.; Pyrgita fazoglensis, Pr. Wrtbg., Hgl.: Petronia albigularis et P. petronella, Br. nec Zehtst.|; Xanthodina dentata et albigularis, Hgl.; Pyrgita? Vrth.; Pyrgita nigripes, Mus. Berol. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oben röthlich braungraun; Oberkopf rein aſchgrau; Zügel, Backen, Bruſt, Bauchſeiten und Unterſchwanzdecken heller grau; ein deutlicher Streif über die Augen, vorn weißlich, nach hinten fahl röthlich; über die Backen ein verwaſchener, braungrau eingefaßter Streif; Kinn und Kehlmitte abgegrenzt weiß; an der Oberbruſt ein deutlich gelber Fleck; Schwungfedern, Flügeldeckfedern und Schwanz graubraun; Schulterfedern mit verwaſchenem, Handſchwingen mit deutlicherem hellen Außenrande, letztere nach der Baſis hin weißlich ge— ſäumt; zweite Handſchwinge die längſte, die erſte länger als die dritte; Bauch weißlich, theil— weiſe grau überwaſchen. Schnabel dunkel hornfarben, Unterſchnabel an der Baſishälfte fahl fleiſchroth; Auge röthlichbraun; Füße bleigrau. Das Weibchen iſt oben mehr ſtahlröthlich; Backen, Bruſt und Bauchſeiten gelblichroth überwaſchen; übers Auge bis zum Nacken ein deut— licher breiter fahl röthlichweißer Streif; an der Kehle ein kaum bemerkbarer gelber Fleck; Hand» und Schulterſchwingen fahl röthlich gerandet; Flügeldeckfedern an der Spitze deutlicher fahl röthlich; Schnabel gelblich horngrau. Jugendkleid dem des Weibchens ähnlich, aber ohne gelben Kehlfleck. Fringilla dentata: supra umbrino-cinerescens, pileo saturate cinereo; loris, genis, pectore, hypochondriis et supracaudalibus canis; stria super- eiliari conspicua ante albida, post rufescente; stria malari eluta, fumoso-eincta; mento gulaque media circumscripte albis; macula conspicua jugulari flava; remigibus, al. teetrieibus et rectricibus fuliginosis; remigibus tertiariis elute, primoribus exterius striete pallide marginatis, his basin versus albido-limbatis; remige secundo longissimo, primo tertium superante; abdomine albente partim cano-lavato; rostro nigricante corneo, dimidio mandibulae basali subcarneo; iride castanea; pedibus plumbeis. — 9 supra lividior; genis, pectore et hypochondriis subfulvo-lavatis; stria conspicua lataque supereiliari cervicem versus porrecta subfulvo-albida; macula gulari flava parum distincta; remigibus primoribus et tertiariis fulvo-marginatis; tectrieibus al. distinctius livide terminatis; rostro livide subcorneo. — Juvenis femellae similis macula verum jugulari flava nulla. Länge 12,4 — 13 em.; Flügel 7— 7, em.; Schwanz 4,2 — 5, em. 446 Die Finken. Der große Rehlfperling [Fringilla pyrgita] „unterſcheidet ſich durch den hellen kräftigeren, mehr gerundeten und weniger kegelförmigen, an den Schneiden auffallend eingezogenen Schnabel, durch viel längern Schwanz und hellere Färbung; der Augenbrauenſtreif fehlt gänzlich; die weißliche Kehle iſt ſeitlich nicht ſcharf dunkler eingefaßt, der gelbe Kehlfleck iſt 17 — 19 mm. breit. Ich beobachtete den großen Kehlſpatz einzeln in den Waldungen, am Weſtabfall des Bogos— gebiets. Er lebt mehr in niedrigem Gebüſch und hat einen ammerartigen Lockton.“ (Heuglin). Anderweitige Mittheilungen find nicht vorhanden. — Xanthodina pyrgita, Hgl. Der gelbhalſige Rehlſperling [Fringilla flavicollis] iſt der einzige aus dieſer ganzen Ver— wandtſchaft, über deſſen Freileben nähere Angaben vorhanden ſind, und obwol er bisher keines— wegs lebend in den Handel gelangt, ſo muß ich doch die Mittheilungen über ihn wenigſtens kurz zuſammenfaſſen, da aus denſelben ja auf die Lebensweiſe aller übrigen geſchloſſen werden kann. Kopf und ganze Oberſeite fahl bräunlichgrau, Streif an der Kopfſeite weißlich; Flügel dunkelbraun, jede Feder fahl außengeſäumt; Schwingen innen breit fahl gerandet, zwei helle Querbinden über den Oberflügel; kleine Flügeldecken zimmtbraun; Schwanz dunkelbraun, jede Feder außen fein fahl geſäumt; Kehle vom Unterſchnabel an weiß, ein Fleck auf der Unterkehle lebhaft gelb, ganze Unterſeite bräunlichweiß, Bauch mehr reinweiß, Schnabel ſchwarzbraun; Auge braun; Füße graubraun. Weibchen fahler und mit kleinerem Kehlfleck. Die Heimat er— ſtreckt ſich über faſt ganz Indien. Blyth fand ihn in den Midnapore-Dſchungledickichten, wo er in der Weiſe des Hausſperlings lebte mit denſelben Gewohnheiten und auch mit gleichen Tönen. Er trieb ſich in der Nähe der Gebäude auf Bäumen umher, ohne jedoch auf oder in die erſteren zu kommen. Nach Jerdon iſt er überall gemein in dichten Dſchunglegebüſchen, Hainen, Alleen, wo er in kleinen Flügen genau denſelben zirpenden Ton wie der gemeine Sper— ling hören läßt und ſich von Sämereien, Körnern und Blütenknoſpen ernährt. Er ſoll in Baumlöchern brüten. Elliot ſagt, daß er auch in alten Töpfen oder in Löchern an den Hausgiebeln niſte. Das Ei iſt grünlichweiß, purpurbraun geſtrichelt uud gefleckt. — Binden— kehlſpaz (Br.). — Fringilla flavicollis, Frnkl., Gr., Hdgs.; F. jugularis, Lehtst.; F. stulta, ind. var., Leih. [The Yellow-necked or Jungle Sparrow, Jerd.; Raji (in Hindoſtan) nach Jerd.; Jungli Charia (d. h. Jungle Sparrow), Jerd.; Maharoi, Hamilt.]. Noch einige andere Kehlſperlinge will ich hier einreihen, doch darf ich ſie lediglich her— zählen. Sie gewähren für die Liebhaberei keinerlei Intereſſe, denn einerſeits ſind ſie noch gar— nicht lebend eingeführt und zeigen dazu auch keine Ausſicht, andrerſeits zeichnen ſie ſich von den vorhin geſchilderten, welche die Liebhaber doch beinahe völlig verſchmähen, durch keinerlei beſondere Vorzüge aus. Der größte Rehlſperling [Fringilla flavigula, Sndoll.| aus Südafrika (Pyrgita petro- nella, B..; P. petronioides II, Zfrsn.). — Der grauköpfige Rehlſperling [Fringilla cani- capilla, F’rnkl.| aus Indien. — Der gelbbrüſtige Rehlſperling [Fringilla xanthosterna, Nttr.| und der Augenbrauen-Nehlſperling [Fringilla superciliaris, Aay], beide aus Aſien. (Nach Heuglin). Der Goldſperling [Fringilla lütea|. Als der hübſcheſte unter allen Spazen zeigt er auch zugleich ein angenehmes Weſen und iſt ſanfter und verträglicher. Der Kopf und die ganze Unterſeite ſind lebhaft gelb; Mantel und Flügel hell zimmtbraun. Das Weibchen iſt düſterer gelb und unterhalb bräunlichweiß. Größe etwas geringer als die des Feld— ſperlings. Die Heimat erſtreckt ſich über Oſtafrika und den ſüdlichen Theil des Nordoſtens. Sperlinge. 447 Das Freileben ſchildert Heuglin in folgendem: „Brehm hält ihn für einen Standvogel in Nordoſtafrika; ich möchte ihn jedoch für einen Zugvogel erklären. Mit Beginn der erſten Sommerregen erſcheint er in großen Scharen am blauen Nil, in Senar, Ondaref, Südnubien und Kordofan. Die Nordgrenze ſeines Vorkommens erſtreckt ſich bis zur großen Nilkrümmung zwiſchen Dar Berber und Dar Dongolah. Er bevorzugt namentlich die Nähe von Gewäſſern und Hochbäumen; in der Steppe findet man ihn auch wol, häufig jedoch nur in der Nähe von Regenteichen und Wüſtenbrunnen, außerdem beſucht er Baumwollfelder, Brachäcker, Hecken, ja ſelbſt Gehöfte und Dörfer. So kommt der Goldſperling im Juni und Juli in größeren Flügen in die Stadt Chartum und treibt ſich hier als unbehelligter Gaſt auf Tennen und um Stallungen herum oder ſchart ſich reihenweiſe auf Mauern und Dachkanten. In Flug, Stimme und Lebens— weiſe gleicht er im allgemeinen dem europäiſchen Feldſperlinge, doch zeichnet er ſich durch ſanfteres Weſen vortheilhaft aus, auch möchte ich ihn als weniger lebhaft und beweglich erachten. In den Vor- und Nachmittagsſtunden fallen maſſenhafte Schwärme auf der Tränke ein, entweder an flachen, ſandigen Stellen des Strom— ufers oder auf überhängenden Zweigen längs des Hochgeſtades, die ſich dann durch das Gewicht der dicht an einander gedrängten Vögelchen bis zur Oberfläche des Waſſers herabbiegen. Den Augenblick, in welchem die ganze Geſellſchaft hier munter ſchwatzt und badet, benutzt nicht ſelten ein großer Raubfiſch, um einige wegzuſchnappen. Eine große verlaſſene Niſtanſiedelung, die ich im dichten Akazien— gebüſch in der Steppe von Oſtſenar gefunden, halte ich für die des Goldſperlings. Die kleinen Neſter ſtanden zu Dutzenden auf jedem Strauch, waren ſauber aus trocknem, feinem Graſe erbaut, etwas beutelförmig, tiefer als breit und oben nicht überwölbt; ihre Höhe über dem Boden wechſelte zwiſchen etwa 2 und 4 Meter. Nach Br. baut er in Büſche und legt drei bis vier Eier. Im Sep— tember und Oktober rotten ſich die Alten ſammt den Jungen in Flüge von tauſenden zuſammen, ſchwärmen noch einige Zeit in der Steppe umher und ver— ſchwinden dann für mehrere Monate während der trockenſten Jahreszeit. Ihre Nahrung beſteht hauptſächlich in den Sämereien wilder Gräſer, doch verſchmähen fie auch nicht die harten Körner von Dohen und Anqoleb.“ Mit dieſen Angaben ſtimmen im weſentlichen die anderer Forſcher überein. Der hübſche, liebens— würdige Vogel wurde bis dahin leider ſelten eingeführt und meines wiſſens ſind bisher auch nur Männchen in den Handel gekommen. Vor einigen Jahren erhielt ich drei ſolche von Herrn C. Lintz in Hamburg und dann auch ein einzelnes von Frl. Hagenbeck. Die anmuthigen Vögel zeigten ſich überaus lebhaft, doch leineswegs zänkiſch oder bösartig. Beim Niſten dürften ſie nicht ſo ſchädlich wie die anderen Sperlinge werden, da ſie wahrſcheinlich freiſtehende Neſter im Gebüſch errichten würden. Einen Geſang habe ich von ihnen nicht gehört, nicht einmal 448 Die Finken. das gemeinſame ſperlingsartige Schülpen, wol aber ein gleichmäßiges, entrüſtetes telterell bei jeder Störung in der Vogelſtube. Sobald Weibchen hinzukommen, ändert ſich jedoch das Benehmen eines jeden bis dahin einzeln lebenden Männ— chens, gleichviel von welcher Art, bedeutſam. Hoffentlich wird dieſer Spaz dem— nächſt häufiger zu uns gelangen, und wir dürfen ihn dann als eine willkommene Bereicherung der Vogelſtuben betrachten. Der Goldſperling oder Goldſpaz heißt auch Goldfink (Hgl.). — Le Moineau doré; Golden Sparrow. Nomenclatur: Fringilla lutea, Lehtst., Tmm., Lss., Hgl., Br., Kg.-Wrth.; Serinus luteus, Ryp., Hgl.; Auripasser luteus, Bp.; Chrysospiza lutea, C., Br., Hgl.; Auripasser lutea, Antn., Carduelis lutea, Pr. v. Wrtb., Hgl.; Pyrgita lutea, Maucl. Mus. Berol. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Schwefelgelb; Mantel und Schultern lebhaft zimmt— braun; Flügel ſchwarzbraun; große und mittlere Deckfedern nach der Spitze zu mit gelblich— weißem Rande; kleine Flügeldecken hellgelblichgrau; Schwungfedern mit hellbräunlichen Rändern; Schwanzfedern blaß graubraun, gegen die Spitze hin ſchwärzlicher mit roſtgelblichem Saum; Unterſchwanzdecken gelblichweiß, meiſt mit braunen Schaftſtrichen; Schnabel und Füße fahl fleiſchroth; Auge dunkelbraun. Weibchen heller gefärbt; Oberkopf, Nacken und Bürzel fahl röthlichgelb mit helleren Federrändern. Fringilla lutea: sulfurea, interscapilio et scapularibus laete einnamo— meis; alis fumoso-nigricantibus; tectricibus al. majoribus mediisque apicem versus flavido-albente marginatis, minoribus incano-flavidis; remigum marginibus badiis; rectricibus cano-fumosis apicem versus nigricantibus et ferrugineo-sub- marginatis; subcaudalibus flavente albidis, plerumque fumido -striatis; tibialibus subfuscis; rostro pedibusque luride carneis; iride fusca. — ꝙ dilutior pluma quaque pilei, cervicis et uropygii subfulvorum flavido -marginata. Länge 12,4°m-; Flügel 6,5 em.; Schwanz kaum 5,,°m- Beſchreibung des Eies: weiß mit braunen Punkten getüpfelt. Länge 15mm. (Br.). Ovum album; fusco-punctulatum. Der grüne Goldfperling [Fringilla euchlöra] iſt von Heuglin nach den Original- typen des Berliner Muſeum, welche von Hemprich und Ehrenberg im öſtlichen Abeſſinien und in den Bergen von Qonfudah in Arabien eingeſammelt worden, beſchrieben. Heuglin ſelbſt hat nicht Gelegenheit gehabt, ihn im Freien zu beobachten, und weiteres über dieſe Art iſt über— haupt nicht bekannt. Die Heimat iſt noch nicht genau feſtgeſtellt, und da der Vogel kaum die Ausſicht gewährt, eingeführt zu werden, ſo bedarf es nur dieſer beiläufigen Erwähnung. — Fringilla et Pyrgita euchlora, Lehtst.; Fringilla albeola, v. MIA.; Chrysospiza euchlora, Cb., Hgl. Der ſchuppenköpſige Sperling [Fringilla frontalis)]. Schon ſeit Vieillot's Zeit her bekannt, doch bis zur Gegenwart überaus ſelten und immer nur einzeln eingeführt, würde er, falls er häufiger in den Handel gelangte, zu den beliebteſten Bewohnern der Vogelſtube gehören. Manche Ornithologen zählen ihn zu den Webervögeln; mit gleicher Berechtigung darf er aber zu den Sperlingen geſtellt werden. f In der Geſtalt gleicht er dem Graugirlitz, nur iſt er etwas größer und hochbeiniger; auch zeichnet er ſich durch eine ſonderbar aufrechte Haltung aus. Der ſchuppenköpfige Sperling. 449 Das Gefieder iſt hellgrau, oberhalb dunkler, unterhalb grauweiß; auf dem Ober— kopf ſchwarz mit weißer Säumung jeder Feder, wodurch eine Schuppenzeichnung entſtehtz Wangen grauweiß mit ſchwarzem Knebelbart an jeder Seite, der dem Vogel ein recht ausdrucksvolles Anſehen verleiht; Hinterkopf und Hinterhals ſind roftroth. Sein Weſen erinnert an die Lerchen und Ammern. Die Heimat er— ſtreckt ſich über den Oſten und Weſten von Afrika. N Vieillot ſchildert ihn als ſehr weichlich und ſagt, daß er alle unſere ein— heimiſchen Sämereien verſchmähe und nur Senegalhirſe freſſe, bis er ſich allmälig an andere Samen gewöhnt habe. Er bedürfe einer Wärme von 20 Grad, und wenn man ihn züchten wolle, einer noch viel höheren. Da er nur einen ſchwachen, kaum bemerkenswerthen Geſang hören laſſe und überhaupt ſelten ſinge, ſo gefalle er allein durch ſein ſanftes, verträgliches Weſen. Ueber das Freileben berichtet ſodann Heuglin: „Er iſt häufig im abeſſini— ſchen Küſtenlande im wärmern Habeſch, in Südnubien, in Senar und Kordofan, doch wie es ſcheint, an gewiſſe Oertlichkeiten gebunden. Gegen das Ende der Regenzeit erbaut er große Neſter mitten in dichten, faſt undurchdringlichen Dorn— gebüſchen aus trockenen Grashalmen von backofenförmiger Geſtalt, ſehr dicht und mit kleinem, mit Federn, Haren, Pflanzen- und Thierwolle fein ausgekleideten Niſtraum. Antinori glaubt, daß dieſer Vogel, den er nur im Gebiet des Gazellenfluſſes antraf, nicht weiter als wenige Grade nördlich vom Aequator gehe, während ich ihn noch zahlreich bis gegen den 17. Grad nordwärts geſehen. Zur Brutzeit lebt er pärchenweiſe in der Steppe und auf Lichtungen in der eigent— lichen Waldgegend, doch kommt er auch auf die Hecken in der Nähe der Gehöfte, in dieſe ſelbſt und auf die Dächer. Im Herbſt zieht er ſich in größere Scharen zuſammen, und dieſe ſchwärmen wie die Feldſperlinge auf Stoppelfeldern und Viehtriften umher, fallen aber ebenſo gern auf einzeln ſtehenden hohen Bäumen an Wüſtenbrunnen und Teichen ein. Der Lockton iſt ein rätſchendes Zirpen und der ſchwache Geſang erinnert an den des Stiglitz. Ich fand friſch belegte Neſter im September im Bogosland und ſoeben ausgeflogene Junge im November in Kordofan. Er dürfte Strich- oder Zugvogel ſein.“ Das erſte Schuppenköpfchen iſt wol vom Händler E. Geupel in Leipzig (1871), der damals mancherlei ſeltene Vögel aus England erhielt, nach Deutſchland eingeführt. Im Laufe der Zeit iſt es dann mehrmals, theils von Antwerpen aus durch Gudera, theils durch die Hagenbeck'ſche Großhandlung in den Handel gebracht, leider jedoch immer nur einzeln, und ſo habe ich es ebenfalls einigemal in der Vogelſtube gehabt. Es zeigt ſich als ein hübſch gefärbtes, an— muthiges und harmloſes, ausdauerndes, durchaus nicht weichliches Vögelchen. Gezüchtet iſt es bis jetzt noch nicht. Der Preis iſt ziemlich hoch, 15 bis 18 Mark für den Kopf. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 29 450 Die Finken. „Der ſchuppenköpfige Sperling oder das Schuppenköpfchen heißt auch Schuppenkäppchen (Br.) und Stirnſchuppenfink (Rech b.); er wird irrthümlicherweiſe auch Schnurrbärtchen genannt. — Le Sönegali A front pointille; Frontal Grosbeak. Nomenclatur: Loxia frontalis, /.; Amadina frontalis, Ry, Hgl., Estrelda frontalis, Gr.; Sporopipes frontalis, Cb., By., Hrtl.. Hogl., Kg. Wrth., Antn., Lfbr., Vrth, Br.; Pholidocoma frontalis, Rcehb. Le Senegali A front pointille, “.; Frontal Grosbeak, Lath.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberkopf ſchwarz, kleinſte vordere Federchen mit weißem Spitzenpunkt, die folgenden mit weißem, die letzten mit roſtrothem Spitzenſaum, ein Schnurrbart von jedem Schnabelwinkel abſtehend, ſchwarz; Hinterkopf und Nacken roſtroth; Rücken, Flügel und Schwanz graubraun, Schwingen und Schwanzfedern breit fahl geſäumt; Wangen weißlichgrau; Kehle faſt reinweiß; ganze Unterſeite grauweiß. Schnabel roſenroth; Auge braun; Füße fleiſchfarben. — Das Weibchen iſt an Oberkopf und Genick fahler graulich und im ganzen übrigen Gefieder heller, indem die Federn der Oberſeite breit graulichweiß geſäumt iſt. Fringilla frontalis: plumulis pilei nigri anticis albo-terminatis, inter- mediis albo-, posticis ferrugineo-limbatis; mystace a rostri angulo distante nigro; occipite cerviceque ferrugineis; dorso, alis caudaque fumosis; remigibus rectrieibusque late livide limbatis; gula albida; gastraeo toto incano; rostro albido-roseo; iride umbrina; pedibus rosaceis. — S pileo, cerviceque lividius canis, propter plumas notaei incano-limbatas omnino dilutior. Länge kaum 11,8 em.; Flügel 6,3 em.; Schwanz 4,4 em. Beſchreibung des Eies: Es gleicht dem des Hausſperlings, iſt aber kleiner und glänzender, ziemlich hartſchalig, von bräunlichgrauer Grundfarbe mit dunkleren graubraunen Flecken gleichförmig bedeckt. Länge 15 mm., Breite 11 m. (Heuglin). Ovum ovo Fringillae domesticae simillimum at minus et nitidius, luride canum, fumoso-maculatum; testa duriuscula. Der ſchnurrbärtige Sperling [Fringilla lepidöptera| it dem vorigen in der Geſtalt, Größe und im ganzen Weſen ähnlich. Sein Kopf iſt ſchwarz, jede Feder fahl gerandet; Nacken und Mantel mäuſegrau; die Schwingen braun, die Deckfedern ſchwarzbraun, breit weiß geſäumt; Schwanz ſchwarz, jede Feder weißlich gerandet; der lange und breite Bartſtreif ſchwarz, fein weiß geſäumt; Kehle weiß, Oberbruſt weißgrau und die ganze Unterſeite reinweiß. Als Heimat iſt Südafrika, namentlich das Damaraland, angegeben, doch hat Heuglin auch ein Exemplar im Tieflande von Weſtabeſſinien im Bambusgebüſch erlegt. In der Lebensweiſe gleicht er dem vorigen. Nach Ayres iſt er nirgends häufig und fehlt im waldloſen Lande völlig. Das Neſt war von länglich-kugelförmiger Geſtalt mit einer langen Einflugröhre, ſodaß es einer Retorte glich, deren Hals ſich nach unten neigt; es ſtand im Dorngebüſch etwa ein Meter hoch, war aus Gräſern geſchichtet, deren Stengel nach allen Seiten hervorſtanden, und innen mit Pflanzenſeide ausgefüttert. Das Gelege bildeten fünf grünlichweiße, am dickeren Ende dicht braun gefleckte, zuweilen auch mit braunen Linien ge— zeichnete Eier. Reichenbach ſchildert den Vogel dann noch ohne Quellenangabe: „Er hält ſich im Gebüſch an Flußufern, auf angebautem Lande, meiſtens zu zwei bis drei Köpfen oder auch in kleinen Flügen auf, frißt Samen und baut das Neſt im Graſe oder auf einem niedrigen Buſch. Daſſelbe erſcheint flach kugelig, hat nur etwa 10,4 em. Durchmeſſer und ein rundes Flugloch von 2, em. Weite; es iſt an einem Zweige angewebt und ein Bündel Halme liegt vor ihm.“ Bis jetzt dürfte dieſe Art wol erſt ein einziges Mal eingeführt ſein; im Beſitz des Herrn Linden. — Schnurrbärtchen (Br.); Schuppen-Kapweberfink (Rchb.). — Fringilla lepidöptera, Lehtst., Amadina squamifrons, Smth.; Fringilla squamifrons, Zgl.; Sporopipes lepi— dopterus, C., Bp., Hgl., Rehb., Br., Ploceus lepidopterus, C.; Estrelda squami- frons, &., Lrd.; Huplectes lepidopterus, It. |L’Ecailleux, Rehb., The scale-headed Weaver-finch, Rehb.]. Der Winter-Ammerſperling. 451 Der Winter-Ammerſperling [Fringilla hiemalis]. Ein ſchlanker und anmuthiger, lebhafter und zutraulicher Vogel von ober— halb einfarbig ſchwärzlichblaugrauem Gefieder, an der Bruſt blauſchwarz, an Unter— bruſt und Bauch reinweiß, von der Größe des Feldſperlings. Seine Heimat er— ſtreckt ſich über die nördlichen und öſtlichen Gegenden Nordamerikas und weit nach dem Norden hinauf, wo er namentlich in den Gebirgen als Zugvogel lebt. Baird gibt die öſtlichen Vereinigten Staten bis zum Miſſouri und zu den ſchwarzen Bergen an. Thomas Gentry berichtet ausführlich über ſein Freileben, und ich will daſſelbe nach deſſen Mittheilungen in folgendem ſchildern: „In Pennſylvanien erſcheint der Schneevogel mit dem erſten Fall der Flocken zugleich oder ſchon einige Tage vorher. Still und lautlos kommt er an und ebenſo zieht er fort. Zuweilen, bei ſehr kalter Witterung, habe ich ihn bereits zu Mitte Oktobers be— obachtet, gewöhnlich aber zeigt er ſich erſt im November. In der erſten Zeit ſieht man ihn dann auf Wieſen, Feldern und an Waldrändern; ſobald Schnee fällt oder ſtarke Kälte eintritt, ſucht er vom Hunger getrieben die Nähe menſch— licher Wohnungen auf, wo er zutraulich und ſelbſt zudringlich wird und in den Höfen und Gärten von Abfällen ſich ernährt. Er kommt ſogar dreiſt unter das Hofgeflügel, um von deſſen Futter zu zehren. In den Herbſtmonaten dienen ihm Beeren und Sämereien zur Nahrung; im Winter lieſt er eifrig die Samen von allerlei Kräutern von den vertrockneten Stengeln ab, ſowie die Eier und Puppen von Kerbthieren; im Frühlinge frißt er auch die Staubgefäße und Stempel aus den Blüten mancher Pflanzen. Die Unterſuchung des Magens ergab neben Sämereien und kleinen Steinchen auch rothe Ameiſen u. a. Der Flug iſt niedrig, wellenförmig und ziemlich ſchnell. Nahrungſuchend trifft man ihn vorzugsweiſe am Boden und ebenſo ſitzt er meiſtens nicht hoch im Gebüſch, ſelten auf den Spitzen hoher Bäume. Obgleich zutraulich und dreiſt, iſt er manchmal ſcheu und ſchreckſam; er lebt ſcharenweiſe, ſteigt bei jedem ungewöhnlichen Geräuſch ſofort auf, kehrt aber im Bogen zu derſelben Stelle zurück. Der Lockton iſt ein leiſes zick (tsic). Sobald er im Frühlinge wieder nach den Waldrändern u. a. zurück— kommt, zeigt er ſich viel mehr mißtrauiſch und zugleich lebhafter. Sein fröhlich ſchallender Geſang läßt ſich allenfalls durch folgende Silben wiedergeben: twi-tivi- twi-eh-twititii-ch (twe-twe-twe-äh-twecesee-ah). Zum Theil ähnelt der— ſelbe dem des Zwergſperlings (F. pusilla), doch iſt er weder ſo laut, noch ſo ausgedehnt. Im Wanderleben dieſer Art ſcheinen bedeutende Unregelmäßigkeiten vorzuherrſchen. So waren die Winterfinken z. B. im letzten Drittel des Juni 1875 hier noch ebenſo häufig wie ſonſt im Winter und überaus munter und lebendig. Dieſer ſpäte Aufenthalt war jedenfalls durch die außerordentlich lange Dauer des 29 aK 452 Die Finken. Winters hervorgerufen und ich ſchließe daraus, daß ihre Brutplätze von hier nicht fern ſein können; wahrſcheinlich im nächſten Gebirge. Leider ſind ja weite Strecken Amerikas noch nicht ausreichend ornithologiſch erforſcht und für die meiſten Lieb— haber hat die Brutentwicklung eines ſolchen gemeinen Vogels, wie des Winter— fink, keinen beſondern Reiz. Er niſtet ſüdlich bis Virginien in Gebirgsgegenden, öſtlich bis Newyork und bis zu den nördlichen Neuenglandſtaten, überall nur im Hochlande; je mehr nach Norden zu, deſto häufiger findet man ihn in der Ebene. Uebrigens will man ſeine Neſter auch ziemlich weit ſüdlich hinab geſehen haben, einigermaßen zahlreich jedoch nur bis zum 65. Breitengrade. Das Neſt ſteht ſowol im lichten Gebüſch, als auch auf Grasflächen am Boden und iſt unter Gras— büſcheln, Wurzeln oder trocknem Laube verſteckt. Dr. Brewer bemerkte daſſelbe im nördlichen und öſtlichen Maine mehrmals in Nebengebäuden; ſo waren in einem Holzſchuppen dicht an der Wohnung des Herrn Dawſon mehrere Neſter vorhanden, trotzdem die ganze Familie fortwährend vorübergehen mußte; andere ſtanden unter vorſpringendem Flußufer. Von außen iſt daſſelbe aus groben Halmen, Gräſern und Stroh, feinen Wurzeln, Rindenfaſern und Pferdeharen zu— ſammengeſetzt und innen mit zartem Mos und mit Thierwolle ausgepolſtert. Die Mulde iſt tief und geräumig, der Größe des Vogels entſprechend.“ Zur Ergänzung ſei noch die nachſtehende ſehr hübſche Darſtellung von Nehr— ling angefügt: „Obſchon nicht durch glänzende Farbenpracht ausgezeichnet, durch tüchtige Leiſtungen im Geſange auch keineswegs hervorragend, iſt der Winterfink doch ein überaus ſchmucker, angenehmer und lieblicher Vogel, der ſich beſonders in der Freiheit die Liebe und das Wohlwollen eines jeden nicht an der Natur ſtumpfſinnig vorübergehenden Menſchen erwerben muß. Hier, in Nord-Illinois, erſcheint er zu Mitte bis Ende März, verweilt bis zum letzten April oder anfangs Mai und zieht dann nördlicher nach ſeinem Brutgebiete, der eigentlichen Heimat. Mit dem beginnenden Oktober kommt er wieder an und bleibt bei ſehr günſtiger Witterung, wenn die Erde noch nicht in ihr weißes Schneekleid gehüllt iſt, oft bis Weihnachten und wol länger. In der Regel kurz vor Eintritt des kalten, ſtürmiſchen Wetters, zieht er in kleinen Geſellſchaften ſüdlicher bis in die Mittel-, theilweiſe ſogar bis in die ſchon an Tropengegenden erinnernden Golfſtaten, um hier, fern von allem Nahrungsmangel, fern von der nun rauhen, ſtürmiſchen Heimat, den Winter zu verbringen. Während der Zugzeit erſcheint er ſelbſt in größeren Städten, um dreiſt in den Gärten und auf Höfen Nahrung und Her— berge zu ſuchen. Ich habe dies hier in der Stadt Chikago ſchon mehrfach zu beobachten Gelegenheit gehabt. Gar mancher muß ſeine Argloſigkeit mit dem Leben oder mit der Freiheit bezahlen, indem unzählige dieſer ſo reizenden, liebens— würdigen Vögel den Katzen und anderm Raubzeug zur Beute fallen, noch mehrere aber, beſonders in den Städten, den Steinwürfen einer unwiſſenden, gefühlloſen, Der Winter-Ammerſperling. 453 rohen Straßenjugend erliegen. Aber der Winterfink hat in feinen Scharen nicht blos Leid zu erdulden — auch an Freuden und Freunden fehlt's ihm nicht. Die meiſten Farmer lieben den trauten Vogel und thun ihm kein Leid: ſie laſſen es gern geſchehen, daß er ſich mit ſeinesgleichen und nahen Verwandten an den Heuſchobern, vor Scheunen und in Gärten verſammelt, um die hier verſtreuten Grasſämereien aufzuſuchen. Beſonders iſt es ihr heitres Spiel und ihre harm— loſe Neckerei, wie ſie ſolche ſowol in ihrer Heimat, als auch in der Zugzeit treiben, welche den Beobachter feſſeln. Einige jagen ſich auf dem Boden hin und her, andere ſuchen einander im Geäſt der Bäume zu fangen, wieder andere verfolgen ſich in der Luft und entfalten ſo, indem ſie den Schwanz fächerartig ausbreiten, ſodaß die ſchneeweißen Federn in demſelben deutlich ſichtbar ſind, eine überraſchende Pracht. An warmen Oktobertagen kann man dieſes ſeltſame Spiel recht häufig bemerken. Oft ſteigt plötzlich einer pfeilſchnell in die Luft und ſtürzt, allerlei Zickzackbewegungen ausführend, ebenſoſchnell wieder herab, während ihm ein andrer, dieſelben Bewegungen genau nachahmend und den Schwanz fächer— artig ausbreitend, folgt, bis ſich endlich beide auf einem Baume niederlaſſen, um bald von neuem dieſes eigenthümliche Flugſpiel zu beginnen. Bei derartigen Neckereien vernimmt man auch oft den Lockruf, welcher wie „tuck, tuck, tuck, tuck“ klingt und ſehr raſch nacheinander ausgeſtoßen wird; ſonſt ertönt in der Regel nur ein ſanftes „Zipp“ oder „Zupp“. Der Geſang iſt leiſe, aber ganz wohlklingend, dem des Goldzeiſigs (Fringilla tristis, L.) in manchen Strofen nicht unähnlich. Nur in den Frühlingsmonaten bis etwa zu Ende des Juli hat man Gelegenheit, denſelben zu hören. Auf dem Boden laufen die Winterfinken geſchickt umher und ebenſo beweiſen ſie, daß ſie im Geäſt der Bäume und Büſche zuhauſe ſind. Ihre Schlafplätze wählen ſie ſtets im dichten Gezweige eines Baums, beſonders einer Tanne oder Fichte, da dieſe ihnen gegen die kalten Frühlingswinde vortrefflich Schutz zu bieten vermögen. Friedlich dicht nebenein— ander findet oft eine ganze Geſellſchaft auf einem ſolchen Baume Nachtherberge. Im Fluge führen ſie die ſonderbarſten Bewegungen und Wendungen aus, und man könnte ſie hierin wol annähernd nur mit manchen Ammern, ſonſt aber mit keinem unſerer hieſigen Finkenvögel vergleichen. Beim Suchen nach Futter zeigen ſie die merkwürdige Eigenſchaft, daß ſie auf der Erde hühnerähulich ſcharren. Ihre Reiſe machen ſie nachts. Ich habe oft beobachtet, daß am Morgen ſich Scharen zeigten, wo am Abend vorher noch kein einziger zu bemerken war, und ebenſo, daß abends noch Hunderte munter ſpielend und ſchäkernd nach Futter ſuchten, am folgenden Morgen aber nicht ein einziger mehr zu ſehen war. Die Oertlichkeit, welche ſich dieſer Fink in ſeiner eigentlichen Heimat zum Aufenthalte und zur Anlage des Neſtes wählt, iſt ſtets mit einzelnen Bäumen und vielem Buſchwerk beſtanden; große freie Strecken meidet er gänzlich. Auch während der 454 Die Finken. Zugzeit kann man dieſe Beobachtung machen. Man findet ihn nie in der offnen Prairie, ſondern ſtets an buſchreichen Waldſäumen, in Hecken und in mit Bäumen und Büſchen dichtbewachſenen Gärten; am liebſten ſind ihm aber Nadelholzdickichte. Wird eine Geſellſchaft vom Boden aufgeſcheucht, ſo ſucht ſie hier Zuflucht und Schutz. Im nördlichen Wiskonſin, in der Nähe der Stadt Green Bay, trifft man ihn ſchon recht häufig als Brutvogel an. Hier wohnt er in den mit Nadel— und Laubholzgebüſchen beſtandenen Waldſäumen; doch dürfen dieſe Oertlichkeiten nicht dicht bewachſen fein, ſondern es müſſen viele kleine freie Stellen in den— ſelben vorhanden ſein. Das Neſt befindet ſich ſtets auf dem Boden, in der Nähe eines Strauchs oder eines mit Gras bewachſenen Erdhügels und iſt aus Halmen, Tannennadeln und etwas Baſt gebaut; in der Regel ſtehen mehrere in der Nähe beiſammen, denn er niſtet gern geſellig. Die Geſchlechter find vom aufmerkſamen Beobachter verhältuißmäßig leicht zu unterſcheiden. Beim etwas größeren Männchen treten die Farben dunkelfahl und weiß, deutlich faſt grell hervor, während beim Weibchen die fahle Zeichnung viel heller, das Weiß an Bauch und Unterbruſt aber als ſchmutzigweiß erſcheint; beide Farben kommen deshalb bei dieſem auch nicht ſo ſehr zur Geltung, ſcheinen vielmehr ineinander überzugehen. — Der Geſelligkeit des Vogels halber iſt der Fang ein ſehr leichter. Ich ſelber habe oft mit einer einfachen Falle eine beliebige Anzahl gefangen, um ſie in der Ge— fangenſchaft kennen zu lernen. Es iſt durchaus nicht ſchwierig, ihn lange Zeit bei einfacher Nahrung am Leben zu erhalten und niemals geht er an Fettſucht zugrunde. Beſonders zu loben iſt an ihm das immer muntre, ſehr zuthunliche Weſen, das ſtets ſchmucke, zierliche Gefieder, die kräftige Ausdauer, die Verträg— lichkeit mit ſeinesgleichen und andersartigen Vögeln und das auch im größern Käfige ſich darbietende Spielen und Necken untereinander; letztres kann man je— doch nur beobachten, wenn man eine größere Anzahl zuſammenhält. Er fügt ſich, ſobald man ihn in das Bauer zu anderen Vögeln bringt, ſogleich in ſein Los, beginnt gewöhnlich bald den Futternapf zu beſuchen, nimmt meiſtens nach einigen Wochen ſchon einen Mehlwurm aus den Fingern u. ſ. w. Ich habe einige, die ſo zahm ſind, daß ſie, wenn ſich Jemand gegen den Käfig lehnt, an den Klei— dern und Haren rupfen und ſogar Bauſtoffe aus der Hand holen und dieſe um— herſchleppen. Auch die Wärme können ſie ſehr gut ertragen und haben im Sommer ſelbſt in den heißeſten Tagen durchaus nicht von ihr zu leiden. Hier, wo die Vogelliebhaberei eben erſt ſehr wenig Anklang findet, hält man den Vogel nicht in der Gefangenſchaft, obwol er ſich ſeiner ausgezeichneten Eigenſchaften wegen vorzüglich dazu eignet. Ich glaube, daß man den Winterfink in Deutſchland mit wenigen Koſten einzubürgern im Stande wäre und ich möchte hiermit dazu anregen.“ Prinz Wied gibt an, daß er nach Richardſon's Mittheilung nicht über den 37. Breitengrad hinaufgehe, beſonders im Norden und in den höheren Gebirgen, daß Der Winter» Ammerfperling. 455 er aber auch in den Vereinigten Staten nifte und zwar nicht im Alleghany - Gebirge allein, wie Audubon behauptet, da er ihn im Mai und Juni nicht ſelten am Miſſouri beobachtete. Im Felſengebirge ſoll er nicht ſelten vorkommen; in den ſüdlichen Staten erſcheint er im November und überwintert daſelbſt. Am Wabaſch fand der Forſcher ihn zu Ende Oktobers in kleinen Geſellſchaften von 15 bis 20 Köpfen am Rande der Wälder und in den Pflanzungen. Jagte man ſie auf, ſo fielen ſie auf den benachbarten Bäumen ein. Ueber den Geſang iſt außer dem von Gentry und Nehrling angeführten wenig geſagt; man hat ihn mit dem Zwitſchern junger Kanarien verglichen. Auch im übrigen geben Audubon, Wilſon, Baird u. a. amerikaniſche Schriftſteller nichts weſentliches weiter über den Winterfink an. In den Handel gelangt er ſelten, denn er wird von Reiche oder Fräulein Hagenbeck nur beiläufig und einzeln, höchſtens aber einmal in einigen Pärchen eingeführt. Das erſte Par erhielt ich von Karl Hagenbeck ſchon im Jahre 1868 und ich habe mich an ſeiner ungemein großen Lebhaftigkeit, den zierlichen und anmuthigen Bewegungen und dem leiſen, eintönigen, doch nicht unangenehmen Geſange erfreut. Es begann bald zu niſten und ich habe dies dann in meinen Berichten im „Journal für Ornithologie“ mehrmals kurz erwähnt. Trotzdem ergriff Herr A. E. Brehm auch hier die Gelegenheit, gegen mich u. a. neben ihm ſtehende Schriftſteller in ſeiner liebenswürdigſten Weiſe herzuziehen, während er doch gleich auf der nächſten Seite zugeben mußte, daß er ſelbſt bis zum Jahre 1872 die Ammer— finken oder vielmehr die bis dahin eingeführten Arten derſelben nur aus einem großen Flugbauer her kenne und ſie daher weder nach dem Geſange, noch nach ihren anderen Eigenthümlichkeiten beurtheilen könne. — In meiner Vogelſtube er— hielt ſich das erwähnte Pärchen einige Jahre hindurch vortrefflich und niſtete faſt regelmäßig im März bis Ende Mai, alljährlich mehrmals. Das ſehr kleine Neſt wurde von beiden Gatten aus Grasriſpen, Papierſtreifen und Baumwollfäden er— baut und mit Pferdeharen ausgerundet. Infolge ihrer bereits erwähnten Leb— haftigkeit brachten ſie aber anfangs niemals die Jungen auf oder ſie verließen das Neſt wol ſchon bei der geringſten Beunruhigung. Erſt ein zweites Pärchen zog dann mehrere Bruten auf, im erſten Jahre eine und im nächſten zwei, jedes— mal von drei Jungen aus Gelegen von drei bis vier Eiern. Die Brutdauer währt 12 Tage; das Weibchen brütet nur allein, wird vom Männchen gefüttert und eiferſüchtig bewacht und beide ziehen gemeinſam die Jungen auf. Im ganzen dürfte die Zucht in der Vogelſtube wol ſelten glücken, obgleich der Vogel ſich trotz ſeiner nordiſchen oder gebirgigen Heimat doch auch in dieſer wohlzufühlen ſcheint und gut ausdauert. Während er zugleich zu den friedlichen Bewohnern einer ſolchen gehört, ſo iſt er doch keineswegs beliebt, denn er erſcheint weder beſonders ſchön, noch als ein tüchtiger Sänger und ebenſo mangeln ihm ſonſtige vorzugsweiſe an— ziehende Eigenthümlichkeiten. Der Preis ſteht auf 12 bis 18 Mark für das Pärchen. 456 Die Finken. Der Winterammerſperling oder Winterfink, Schneefink oder Schneevogel iſt auch blauer Schneevogel (Bd.) und Winterammerfink (Br.) benannt. Le Moineau de neige ameéricain; American Snow Bird; Common Snow Bird; Black Snow Bird. Nomenclatur: Fringilla hyemalis, L., Audb., BH, Gr., @ld., Pr. d. [nee @ml. et Zth.); Emberiza hyemalis, L.; Fringilla hudsonia, Fystr., Gml., Wis. |nee Lehtst.]; F. nivalis, WIs.; Spiza et Struthus hyemalis, B.; Niphaca hyemalis, Audb., Cb.; Junco hyemalis, Scl., Brd., Gntr., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb aſchgrau, Hinterkopf und Rücken mit olivenbräunlichem Schein; Schwingen und Flügeldecken ſchwärzlichbraun mit fahlen Außen— ſäumen, die hinteren Schwungfedern röthlichgrau gerändert; Schwanz ſchwarzbraun, die beiden äußerſten Federn weiß, die folgenden mit mehr oder minder großen weißen Schaftflecken; Vorder— kopf, Geſicht, Vorderhals und Oberbruſt ſchwärzlichgrau; Unterbruſt, ganze übrige Unterſeite, untere Flügelſeiten und untere Schwanzdecken reinweiß. Schnabel röthlichweiß mit ſchwach ſchwärzlicher Spitze; Auge dunkelbraun; Füße fleiſchroth. — Das Weibchen iſt kaum be— merkbar heller und ebenſo kleiner. — Jugendkleid: oberhalb düſter bräunlichſchwarzgrau, unterhalb fahl bräunlichgrau, am Hinterleib weißlich. Fringilla hiemalis: supra cinerea, occipite dorsoque olivaceo-fuscescente afflatis; remigibus alarumque tectricibus fumosis, exterius livide limbatis; remigi- bus posterioribus subrufo-cano-marginatis; rectricibus e nigro fuscis, ambabus ex- terioribus albis, reliquis magis minus albo-maculatis; sincipite, facie, collo antico pectoreque nigricante cinereis; epigastrio, gastraeo reliquo, subalaribus et subcaudalibus pure albis; apice rostri rubente albi subnigro; iride fusca; pedi- bus carneis. e vix dilutior minorque. Länge 15 em.; Flügel 7, em.; Schwanz 6,4 m. Juvenis: supra sordide fumida; subtus livide subfusco-cana, ventre albido. Beſchreibung des Eies: Gelblichweiß, dicht mit kleinen röthlichen Flecken gezeichnet (Audb.). Gelblichweiß, röthlichbraun gefleckt, dichter am dickern, ſpärlicher am ſpitzen Ende; ovalrund (Gentry). Weißlich, mehr oder weniger mit chokoladenbraunen kleinen, oft auch mit einigen großen dunkelbraunen Flecken gezeichnet (Nehrling). Röthlichgelb mit roth— braunen und ſchwarzbraunen Unter- und Oberflecken, die hauptſächlich am ſtumpfen Ende zu— ſammengehäuft ſtehen; matt, bauchig; Länge 19 um., Breite 14 mm. (Nehrkorn). Ovum: lacteum maculis parvulis dense obsitum (Aud.). — Ovum lacteum in basi densius, in apice parcius badio-maculatum; ovatum (Gentry). — Ovum rubente ochraceum maculis badiis et nigro-fuscis, basin praesertim occupantibus; opacum ventri- cosum (Nehrk.). Als die nächſten Verwandten des vorigen ſeien noch erwähnt: Der Winter-Ammerſperling vom Oregon [Fringilla oregona, Twnsd.] aus dem Weſten von Nordamerika; nach Baird von der Küſte des ſtillen Ozeans der Vereinigten Staten bis zur öſtlichen Seite des Felſengebirges vorkommend. Kopf, Hals und Bruſt ſind graulichſchwarz, übrige Oberſeite braun; Unterſeite weiß; Schnabel roth. Größe des vorigen. Er wurde ge— legentlich einmal von Reiche und Schoebel eingeführt. In der Lebensweiſe und in allem übrigen dürfte er mit den vorigen übereinſtimmen. — Nach Br. Schneeammerfink. Oregon Snow Bird (Nehr].). — (Fringilla hudsonia, Zehtst. |nec Frstr., Gmd., WIs.]|; F. atrata, Brndt.). Der braunfdulterige Winter-Ammerfperling [Fringilla dorsalis, Henry] iſt nur von Dr. Henry bei Fort Thorn in Neumexiko geſammelt und von Baird beſchrieben. Er iſt oberhalb licht aſchgrau; Schultern röthlich kaſtanienbraun; Schwingen und Schwanz faſt rein— ſchwarz, die drei äußerſten Federn des letztern weiß; Wangen und Schnabel ſchwarz, Unter— Der Geſellſchafts-Ammerſperling. 457 ſchnabel hellbräunlich. Wie in der Größe, ſo dürfte er auch in allem übrigen dem Winterfink durchaus gleichen. Der graue Winter-Ammerſperling [Fringilla cinérea, Swns.] aus Mexiko. An Kopf und Nacken dunkelgrau, Mantel und Schultern rothbraun, ganze übrige Oberſeite bräunlich— grau, nur die Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, heller geſäumt und die beiden äußerſten der letzteren weiß, Zügel und Backen ſchwärzlich; Unterſeite bläulichgrau, Bauchmitte und Hinterleib düſterweiß. Sonſt in allem dem Verwandten gleich, nur ein wenig größer. Er iſt erſt kaum bekannt und bis jetzt noch nicht lebend eingeführt. — Grauammerfink nach Br. Mexican Snow Bird (N ehrl.). — (Fringilla rufidorsalis, Lehtst.; Junco phaeonötus, Wygl.). — Der grauköpfige Winters Ammerfperling [Fringilla Woodhousi] ift im Felſengebirge heimisch, von den ſchwarzen bis zu den San Franzisko-Bergen und in Neumexiko. Er unterſcheidet ſich von dem Winterfink hauptſächlich durch etwas geringere Größe, einen deutlich kaſtanienbraunen Fleck auf dem Rücken und lichteres Grau an der untern Seite; etwas kleiner. — Grey- headed Snow Bird (Nehrl.). — (Struthus caniceps*), Woodhouse). — Die letzteren beiden faßt Dr. Elliot Coues in ſeinem Werke „Birds of the North- West“ als eine Art, in zwei Lokalraſſen, zuſammen. Der Geſellſchafts-Ammerſperling Fringilla socialis!. Wiederum einer von dieſen Spazen, der dann und wann eingeführt wird, obwol er freilich weder häufig noch beſonders beliebt iſt. Sein Freileben iſt ſehr bekannt und vielleicht eingehender beobachtet, als das des europäiſchen Haus— ſperlings. Die Heimat erſtreckt ſich nach Baird über ganz Nordamerika, vom atlantiſchen bis zum ſtillen Ozean; auch auf Kuba kommt er nach Gundlach u. A. vor. An der Stirn iſt er ſchwärzlichbraun, Scheitellinie und Augenbrauenſtreif find weiß; Oberkopf röthlich kaſtanienbraun mit feinen ſchwärzlichen Schaftſtrichen; ein ſchmaler Streif durchs Auge ſchwarz; Kopf- und Halsſeiten aſchgrau; Mantel und Schultern roſtröthlich— braun, jede Feder mit dunklem Schaftſtrich und hellem Außenſaum; obere Flügeldecken, Bürzel und Schwanzdecken graubraun; Schwingen und Schwanz dunkelbraun; zwei weiße Querbinden gehen über den Flügel; ganze Unterſeite aſchgrau, Kehle und Hinterleib weißlich; Schnabel dunkelbraun; Auge braun; Füße fleiſchroth. Etwas unter Feldſperlingsgröße. — Nehrling ſchildert ihn in folgendem. „Er iſt einer unſerer gemeinſten Vögel, etwa ſo groß wie der Birkenzeiſig, mit dem er übrigens von Unkundigen oft verwechſelt wird. Zu Ende des Monats März kehrt er aus der Winterherberge nach den Nord— ſtaten zurück, und man ſieht ihn dann häufig in Geſellſchaft von Winterfinken und anderen verwandten Arten ſich in Gärten, Feldern und Geſträuch umher— treibend. Mitte Aprils etwa wählt ſich jedes Pärchen ſein Brutgebiet. Beſonders gern ſiedelt er ſich in gebüſchreichen Gärten in der Nähe menſchlicher Wohnungen an, am liebſten ſind ihm aber dichte Dornhecken, da dieſe ihm gegen ſeine vielen Feinde Schutz gewähren. Auf hohen Bäumen erblickt man ihn ſelten, dagegen weiß er ſich in dichten Sträuchern mit großer Geſchicklichkeit zu bewegen. Er iſt allerwärts, auch bei den hieſigen Deutſchen, am beſten unter dem Namen Chipping daher dieſer Art den Namen des Forſchers bei, welcher ſie zuerſt beſchrieben. 458 Die Finken. Bird bekannt und beliebt. Die Brutzeit beginnt mit dem Monat Juni und dauert, da gewöhnlich drei Bruten gemacht werden, bis Ende Auguſt. Das Neſt ſteht immer in niedrigen, ſehr dichten Dorngeſträuchen, Stachelbeerbüſchen, Lebensbäumen und allerlei anderm niedrigen und buſchigen Nadelholz; es wird in der Regel jo verſteckt angelegt, daß man es ſchwer aufzufinden vermag. Von außen iſt es aus Gräſern hergeſtellt und innen mit Haren weich gepolſtert. Das Gelege bilden vier bis fünf Eier. Die Jungen werden mit Kerbthieren, beſonders mit einer kleinen grünen, ſehr ſchädlichen Raupe aufgefüttert. Auch die Alten ernähren ſich zum größten Theile von Inſekten, und nur gegen den Herbſt hin, wenn dieſe mangeln, verzehren ſie ausſchließlich kleine Sämereien. Schädlich kann dieſer Vogel nie werden, dagegen iſt ſeine Nützlichkeit in den Gärten ſehr groß. Dieſer Umſtand und ſein angenehmes, zutrauliches Weſen machen ihn bei Allen, die ihn kennen, beliebt. Der Geſang iſt kaum zu beachten, da er nur in wenigen zir— penden Lauten beſteht; einzelne Töne erinnern allerdings an das Gezwitſcher junger Kanarienvögel. Nur von wenigen Vogelfreunden wird er hier im Käfige gehalten.“ Nach Thomas Gentry ergänze ich das geſagte noch im nachſtehenden: Der Raspelſperling iſt einer der häufigſten Vögel Pennſylvauiens; man bemerkt ihn aber nicht eher, als bis Feld und Wald ſchon längſt von den Lauten des Sing- und Zwergſperlings wiederhallen. Er erſcheint erſt in der letzten Woche des Aprils, und als ein liebenswürdiges, zutrauliches Geſchöpfchen zeigt er eine merkwürdige Zahmheit. Bei offenſtehender Thür dringt er nicht ſelten in be— wohnte Zimmer ein, und wir wiſſen Beiſpiele, in denen ein ſolcher Vogel täglich regelmäßig kam und ſein Futter aus der Hand ſich holte. Er zeigt ein ungemein geſchäftiges Weſen und hält ſich vorzugsweiſe auf dem Boden oder in niedrigem Gebüſch auf. Sein Geſang bildet eine einfache anſpruchsloſe Melodie und dieſe wird ſtundenlang faſt ohne Unterbrechung vorgetragen. Aufregung gibt er durch ein einſilbiges, in Pauſen ausgeſtoßenes „ſchieb' zu erkennen. Männchen und Weibchen erbauen gemeinſam in etwa vier Tagen das Neſt, welches überaus unregelmäßig erſcheint; meiſtens wird es außen von Würzelchen und Halmen und innen von Pferdeharen hergeſtellt, in der Regel als gleichmäßige offene Mulde, zuweilen jedoch auch mit dachartig überſtehender Hinterwand. Die Brutdauer beträgt nach Gentry zehn Tage; ſie wird indeſſen ſicherlich elf bis zwölf Tage währen. Das Weibchen wird vom Männchen gefüttert, und das Neſt vertheidigen beide eifrig und muthvoll. Inſekten, Eier, Larven und Puppen, namentlich auch Blattläuſe und Ameiſen, bilden die Hauptnahrung für die Jungen, welche ſchon zwölf Tage nach dem Ausſchlüpfen das Neſt verlaſſen und in weiteren acht oder neun Tagen völlig ſelbſtändig ſind, aber mit den Alten, die hier alljährlich nur eine Brut machen, zuſammen umherſchweifen. Im Herbſt ernähren ſie ſich vor— zugsweiſe von Gras- und Krautſämereien und Beeren, und man ſieht ſie dann Der Geſellſchafts-Ammerſperling. 459 in kleinen Flügen beſonders auf angebautem Boden. Im Oktober beginnt die Wanderung. Auch die bekannteren Naturforſcher Audubon und Nuttall ver— gleichen den Geſang mit den Lauten eines unfertigen Kanarienſängers und heben beſonders hervor, daß er unermüdlich, ſelbſt in tiefer Nacht, ſich hören läßt. In letzterer Zeit iſt dieſer Vogel mehrfach, jedoch größtentheils nur in einzelnen Köpfen, von Herrn C. Reiche und Frl. Chr. Hagenbeck, aber auch von Anderen, ſo namentlich von E. Geupel, zuweilen in den Handel gebracht. Ein Pärchen für die Vogelſtube iſt jedoch kaum zu erlangen. Ich habe ihn hier nur deshalb ſo ausführlich behandelt, weil er gewiſſermaßen als das Muſterbild aller übrigen folgenden anzuſehen iſt. Der Preis läßt ſich nicht angeben, doch pflegt er nur wenige Mark für den Kopf zu betragen. Der Geſellſchafts-Ammerſperling, Geſellſchaftsſperling, Geſellſchaftsſpaz oder Geſell— ſchaftsfink, heißt auch Raspelſperling, Zirpfink (Nehrl.) und Geſellſchafts-Ammerfink (Br.). Le Moineau chapelant; Chipping Sparrow. Nomenclatur: Fringilla socialis, WlIs., Audb.; Spizella socialis, %., Prd., Gntr.; Emberiza socialis, Audb.; Spinites socialis, CV.; Zonotrichia socialis, G., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe S. 457. Fringilla socialis: fronte nigricante fusca; linea verticali striaque super- eiliari albis; pileo rubiginoso, nigrieante striolato; vitta angusta per oculum nigra; capitis collique lateribus cinereis; interscapilio humerisque ferruginosis, scapo plumarum dilute terminatarum obscuro; tectricibus al. superioribus, uropygio et supracaudalibus fumigatis; remigibus caudaque fuscis; fasciis duabus trans alas albis; gastraeo cano; gula crissoque albicantibus; rostro fusco; iride fusca; pedi- bus carneis. Beſchreibung des Eies: glänzend hellgrün, am dickeren Ende mit braunen und ſchwärzlichen Flecken gezeichnet; verhältnißmäßig klein und ſehr zartſchalig (Nehrl.). Bläulich— grün, am breiteren Ende umberfarben und dunkelbraun gefleckt; länglich eiförmig (Gentr.). Ovum: nitide virens, basi fusco et nigricante maculata; sat parvum, tenerrimum (Nehrl.). Ovum subaeruginosum maculis baseos umbripis fuscisque; oblongo -ovatum (Gentry). Der Berg-Ammerſperling |Fringilla monticola, %.] iſt am Oberkopf röthlichkaſtanien— braun; Zügel und Augenbrauenſtreif, ſowie Kopf- und Halsſeiten bräunlichgrau, Schläfen- und Bartſtreif röthlichbraun; Mantel und Schultern roſtröthlichbraun, jede Feder mit dunklem Schaftſtrich und gelblichem Außenſaum; Flügel mit zwei weißen Querbinden; Kehle und Ober— bruſt fahlbräunlichgrau, Mitte der Oberbruſt und Bruſtſeiten röthlichbraun, ganze übrige Unter— ſeite düſterweiß; Schnabel ſchwarz, Unterſchnabel gelblich; Auge braun; Füße dunkelbraun; Finkengröße. Der Vogel kommt nach Baird im ganzen öſtlichen Nordamerika bis zum Miſſouri und auch in Neumexiko vor und gleicht nach Gentry u. A. in der Lebensweiſe dem vorigen; er wandert bis in die Südſtaten und kehrt erſt ſpät im April nach feiner nordiſchen Heimat zurück. Der Eine lobt ſeinen Geſang, der Andre hält ihn für einen Stümper; ein be— ſondrer Künſtler wird er wol ſchwerlich ſein. Bis jetzt iſt er nur höchſt ſelten in einzelnen Köpfen von Jam rach eingeführt. — Baumſperling in Amerika; rothſcheiteliger Fink (Pr. Wied); Bergammerfink (Br.). — Moineau des arbres ou Moineau du Canada; Tree Sparrow or Canadian Sparrow. — Passer canadensis, Brss.; Fringilla arbörea, Wis. [Moineau du Canada, Buf.; Mountain Finch, Lath.]. 460 Die Finken. Der Zwerg-Ammerſperling [Fringilla pusilla, Wis.|, deſſen Heimat nach Baird über das öſtliche Nordamerika bis zum Miſſouri ſich erſtreckt, gewährt für die Liebhaberei auch kein beſondres Intereſſe. Da er meines wiſſens bisher nur ein einzigesmal, von Herrn Möller in Hamburg, eingeführt worden, ſo genügt die beiläufige Erwähnung. An Oberkopf und Nacken iſt er roſtbraun, Kopf- und Halsſeiten ſind bräunlichroſtroth, Backen dunkler; Mantel und Schultern roſtröthlichbraun, jede Feder mit dunklerem Schaftſtrich; ganze Unterſeite grau— bräunlich, von der Bauchmitte ab weißlich. Etwas unter Feldſperlingsgröße. Das Freileben ſoll dem der vorigen gleichen. Ueber den Geſang ſind die Meinungen verſchieden. Nach Gentry iſt er melodiſch und wechſelvoll, nach Anderen gering. — Zwerg: und Feldſperling in Amerika; Zwerg- und Feldammerfink (Br.). — Le Moineau nain; Dwarf Sparrow; Field Sparrow (Baird.). — (Fringilla juncorum, Ntill. [Little brown Sparrow, Cat.). Der blaſſe Ammerſperling [Fringilla pallida, Sws., nec Audb.] iſt bisher noch garnicht eingeführt. Oberhalb bräunlichgelbgrau; Oberkopf und Mantel ſchwärzlich geſtrichelt, erſterer mit grauem Scheitelſtreif; Augenbrauenſtreif weißlich; Backen bräunlichgelb; Nacken und Hals— ſeiten aſchgrau; undeutliche dunkle Bart- und Backenſtreifen; Flügel und Schwanz dunkelbraun, jede Feder mit fahlem Außenſaum, über den erſteren zwei helle Querbinden; Bruſt bräunlich, ganze übrige Unterſeite düſterweis. Das Weibchen ſoll fahler ſein. Größe des vorigen. Die Heimat des Vogels ſind der obere Miſſourifluß und die hohen Zentralebenen; er kommt nach Gundlach auch auf Kuba vor. In allem übrigen dürfte er ebenfalls den vorigen gleichen. — Blaßammerfink (Br.) — Clay-colored Bunting (Bd.). — (Emberiza Shattuckii, Audb.). Brewer's Ammerfperling [Fringilla Breweri, Oss.|. Dem vorigen ſehr ähnlich, die Zeichnungen jedoch dunkler; Kopfplatte ſchwarz geſtreift, ohne die hellen Mittel- und Augen— brauenſtreifen. Größe ein wenig geringer. Heimat das Felſengebirge der Vereinigten Staten bis zur Küſte des ſtillen Ozeans. Ueber das Freileben iſt nichts näheres bekannt; es gleicht auch wol dem der vorigen. — Brewer's Sparrow (Bd.). — (Emberiza pallida, Audb., nec Swns.). Der ſchwarzkehlige Ammerſperling [Fringilla atrigularis, CH.]. Kopf bis zum Nacken und ganze Unterſeite grau, letztere heller als der Kopf; Gegend um den Schnabel und der obere Theil der Kehle ſchwarz; Schnabel röthlich; Füße dunkel (Cb.). Feldſperlingsgröße. Heimat Mexiko, ſüdlich vom Rio Grande (Brd.). Kehlammerfink (Br.). Black-chinned Sparrow, (Brd.). — (Struthus atrimentalis, Cch.). Der Sing-Ammerſperling [Fringilla melodia]. Vor allen übrigen Verwandten zeichnet ſich dieſer Spaz durch eine Eigen— thümlichkeit aus, die ihm den Namen eingetragen und die ihn zugleich werthvoll für die Liebhaberei macht, durch den Geſang nämlich. Er iſt oberhalb roſtröthlich— grau mit dunkleren rothbraunen Schaftflecken; über den Kopf ein grauer, fein dunkel geſtrichelter Mittelſtreif und zwei breitere rothbraune Längsſtreifen; Zügel- und Augenbrauenſtreif aſchgrau; ein Backenſtreif nach oben zu fahl gelblichroſtroth, ein Backenſtreif nach unten zu rothbraun; ein Bartſtreif hell und dunkelbraun gefleckt; Wangen aſchgrau; Kopfſeiten fahl röthlichgelb; Flügel- und Schwanzfedern dunkelbraun mit röthlichbraunen Außenſäumen; unterhalb grau— röthlichweiß; an Oberbruſt und Seiten dunkler röthlichfahl und fein braun ſchaftſtreifig, Bruſt— mitte mit länglichem ſchwarzen Fleck. Schnabel ſchwärzlichbraun, Unterſchnabel heller bläulich, am Grunde gelblichgrau; Auge braun; Füße fahlbraun. Das Weibchen ſoll nicht verſchieden ſein. Finkengröße. Die Heimat erſtreckt ſich über den ganzen Oſten von Nord— amerika und nördlich hinauf bis Kanada. Prinz von Wied nennt ihn einen gemeinen Vogel in Nordamerika, beſonders in Pennſylvanuien, welcher in der Lebensweiſe viel Aehnlichkeit mit dem europäiſchen Der Sing-Ammerſperling. 461 Goldammer hat. „Man ſieht ihn auf einem einzeln ſtehenden Baume oder auf einem Zaune ſitzen, auch auf dem Boden, und er läßt einen kleinen zirpenden Lockton hören. Sein Geſang, welchen er in der Parungszeit oft erſchallen läßt und nach welchem ihn die Amerikaner Singſperling benennen, iſt ein, ich möchte ſagen, erbärmliches, kurzes und leiſes Gezwitſcher. Das Neſt fand ich, wie bei dem Goldammer, am Ufer unter einer Baumwurzel angelegt. Daſſelbe war ziemlich ſchlecht aus Grashalmen erbaut und innen mit Wurzeln und einzelnen Pferdeharen ausgefüttert; es enthielt drei Eier, doch hatte der Vogel ohne Zweifel noch nicht ausgelegt. Im Winter hielten ſich am Wabaſch kleine Flüge mit pennſylvaniſchen, Berg- und Winter-Ammerſperlingen, ſowie Trauerzeiſigen vereinigt auf, doch waren ſie dann weniger zahlreich als die übrigen Standvögel.“ Eingehender berichtet über das Freileben Herr H. Nehrling in folgendem. „Er iſt eine unſerer gemeinſten Finkenarten. Sowol in Wiskonſin als auch in Illinois habe ich ihn zahlreich vorgefunden. Schon zu Mitte des Monats März kehrt er von ſeiner Wanderung zurück und läßt ſogleich nach der Ankunft ſeinen wirk— lich angenehmen Geſang hören. In der Regel ſitzt er dabei auf Pfählen, Fenzen, auch auf Bäumen oder anderen hervorſtehenden Gegenſtänden und von denſelben herab erſchallen oft ſtundenlang froh und wohlgemuth ſeine zwar einfachen, doch anmuthigen Lieder. Den erfreuendſten Eindruck macht dieſer Geſang auf den Zuhörer, wenn die Erde noch mit Schnee bedeckt iſt. Als Aufenthalt zieht der Vogel am Waſſer gelegene Wieſen, in denen einzelne Bäume und Gebüſche ſtehen, allen anderen Oertlichkeiten vor. In waſſerarmen, baum- und gebüſchloſen Ge— genden findet man ihn nicht. Das Neſt ſteht gewöhnlich auf der Erde, doch zuweilen auch auf niedrigen Büſchen, jedesmal aber nahe am Boden. Von außen beſteht es aus Grashalmen und innen iſt es mit Grasriſpen oder auch mit Haren ausgepolſtert. Das Gelege bilden vier bis fünf Eier. Zwei, oft auch drei Bruten werden in jedem Jahre gemacht. Der Flug erſcheint ſchwerfällig; auf den Bäumen und im Gebüſch aber und beſonders auf dem Boden zeigt ſich der Singfink ſehr gewandt. Hier ſucht er auch vornämlich ſeine Nahrung, welche im Frühlinge und Sommer zumeiſt aus Kerbthieren, im Herbſt und Winter da— gegen in allerlei kleinen Unkrautſämereien beſteht. Mit Vorliebe lieſt er von den Blättern der Sträucher kleine unbeharte Raupen ab. Schädlich wird er nie. Im Spätherbſt zieht er in kleinen Flügen dem Süden zu. Schon im ſüdlichen Illinois überwintert er zuweilen, jedoch nimmt die große Mehrzahl in den Staten, welche vom Golf von Mexiko beſpült werden, Winterherberge. Wie alle Ammer— ſperlinge, ſo eignet auch er ſich vortrefflich zum Stubengenoſſen. Immer heiter und munter, glatt und ſchmuck im Gefieder, genügſam und ſeinem Pfleger ſehr zugethan und in den Frühlingsmonaten unermüdlich im Vortragen ſeiner Lieder, das ſind ſeine bemerkenswertheſten Eigenthümlichkeiten.“ 462 Die Finken. Auch Th. Gentry gibt eine ausführliche Schilderung, welche im weſent— lichen mit der vorhergehenden übereinſtimmt. Er ſpricht aber förmlich mit Schwärmerei von dem Geſange dieſes Sperlings: „Bereits wochenlang vor dem Beginn des Niſtens läßt das Männchen von der höchſten Baumſpitze herab ſeine lieblichen Töne erſchallen; etwa von der Mitte des Monats März an hört man den Geſang ununterbrochen vom frühen Morgen bis lange nach Sonnenuntergang. Selbſt in der Mittagsſtunde, wenn die meiſten Vögel doch ſtill ſind und im Schatten ruhen, vernimmt man ihn in gleicher Weiſe. In Hinſicht der Mannig— faltigkeit und des Reichthums der Töne wird er nur von wenigen anderen über— troffen. Einige Wendungen erinnern an das liebliche Lied der Mäuſedroſſel (Turdus mustelinus, G@ml.), andere zeigen große Aehnlichkeit mit dem des Berg-Ammerſperlings. Gewöhnlich erklingt der Geſang lebhaft und munter, zuweilen jedoch auch klagend. Der des Kanarienvogels übertrifft ihn wol an Abwechſelung, ſteht jedoch an Anmut und Lebendigkeit hinter ihm zurück. Folgende Silben bilden mit leidlicher Genauigkeit das Lied eines Meiſters dieſer Art: tſi-tſi-tſi-t'wiih-teio-tw'-tw' — whe-wheeeee-kih-kih-kih, tſi⸗tſi— 72222 EEE] twiiiiih-tw' (tsi-tsi-tsi-tw6e-tü-tw'-tw-whäa-whäaaaaa-ke-ke-ke-tsi-tsı- tsi-twéé-twilill, tsi-tsi-tsi-twa-turrer, tsi-tsi-tsi-t'wa-türrrr—tsi-twa— twa-twinmi-tw’) Sein Lockton iſt ein einfaches wit (hwit), welches langſam und in Zwiſchenräumen ertönt. Dieſelben Silben ſcharf und kurz ausgeſtoßen, drücken Unbehagen oder Aufregung aus. Die Einleitung zum Geſange gleicht faſt der des Berg-Ammerfink und mag etwa in folgender Weiſe erklingen: twi— r JE fa DT AR ERS 28 828 2 twi⸗twi⸗twi⸗twi⸗i⸗i⸗i⸗i (twi-twi-twi-twi-twi-1-1-1-1), fie wird jedoch viel weniger lebhaft vorgetragen.“ Die hervorragenden Naturforſcher Audubon, Nuttall u. A. jagen im weſentlichen daſſelbe über das Lied des Vogels, als die beiden letzteren Schrift— ſteller, deren eingehende Schilderung ich angeführt habe, und Nuttall hebt be— ſonders hervor, daß es zu wechſelnden Zeiten auch mannigfaltig verſchieden er— klinge. „Da aber“, ſagt er, „der Vogel zu den allergewöhnlichſten gehört und überall und fortwährend ſingt, ſo wird auf ſein muntres und melodiſches Lied gewöhnlich wenig Werth gelegt.“ Nicht ganz ſo ſelten im Handel als die übrigen Verwandten, wird er zeit— weiſe in einigen Köpfen oder Pärchen von allen Großhändlern eingeführt, welche nordamerikaniſche Vögel auf den Markt bringen; früher erhielt ihn der Händler Hieronymi in Braunſchweig mehrmals in bedeutenden Sendungen; die unſchein— baren Spazen blieben jedoch in der großen Anzahl der damals zu uns gelangenden farbenreichen Vögel unbeachtet, zumal ſie in ihrer Haupteigenthümlichkeit, dem Geſange, nicht bekannt waren; ſie wurden an das Berliner Aquarium im ganzen Der Sing-Ammerſperling. 463 Schwarm mit verkauft und gingen dort allmälig zugrunde. In der Vogel— ſtube zeigt ſich der Singſperling friedlich, anſpruchlos und ausdauernd; obwol ich aber ihrer drei Köpfe länger als ein Jahr beherbergt, ſo haben ſie weder geniſtet, noch einmal geſungen. Sie kamen freilich in ſehr traurigem Zuſtande an und während ſie ſich erholten und mauſerten, fraßen ſie ſich zugleich an den langentbehrten Leckereien zu fett, ſodaß fie im nächſten Frühjahre noch vor der beginnenden Brut erkrankten und dann auch herausgefangen und ſorgfältig behan— delt nicht mehr zu retten waren. Wer Freude an dieſem Sperling haben will, wird ihn wol einzeln im kleinen Käfige halten müſſen, wo er ſein Lied ſicherlich angenehm und fleißig erſchallen laſſen mag. Der Preis beträgt für das Pärchen 15 Mark und für den einzelnen Kopf 6 bis 9 Mark. Für einen ſolchen Preis iſt das Männchen trotz der Unſcheinbarkeit ſeiner Farben immerhin als ange— nehmer Stubenvogel anzuſehen. Der Sing-Ammerſperling oder Singſperling iſt auch Singfink und Singammerfink (Br.) benannt. — Le Moineau melodieux; Song Sparrow or Melodious Sparrow. Nomenelatur: Fringilla melodia; “s., Lehst., Audb.; Zonotrichia melodia, Bp., Br.; Melospiza melodia, Byd. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 460. Fringilla melodia: supra ferruginoso-cinerea badio-striata; striis trans eaput tribus, utraque laterali latiore badia, intermedia cinerea, subtiliter obscure lineata; stria lororum striaque superciliari cinereis; striis duabus malaribus, una seorsum livide ferruginosa, altera deorsum badia; vitta mystacali dilutius obscuriusque maculata; genis cinereis; capitis lateribus livide fulvis; remigibus rectricibusque fuseis, exterius badio-limbatis, subtus rubente incana, gutture pectorisque lateribus luride subfulvis, fusco-lineolatis; macula oblonga pectoris medii nigra; mandibula rostri nigricante fusci subcoerulea, basi testacea; iride fusca; pedibus livide umbrinis. 9 haud distincta. Länge 15, em., Flügelbreite 19,8 em., Flügel 7,3 em., Schwanz 6,1 em. Jugendkleid: Oberhalb blaſſer als das der Alten, doch deutlicher geſtreift; die Streifen auf dem Kopf kaum bemerkbar; unterhalb gelblich fein, doch ſcharf dunkelbraun geſtrichelt (Bd.). Juvenis: supra avi adulta dilutior, at distinctius striata; striis capitis fere evanidis; subtus flavicans, sed distinete fusco -lineata. Beſchreibung des Eies: Bläulich; ſtark, aber fein rothbräunlich gepunktet (Prinz von Wied). Ei auf grünlichweißem Grunde mit vielen großen und kleinen dunkelbraunen Flecken bezeichnet (Nehrling). Ei düſterweiß mit roſtfarbenen und lichtpurpurnen Flecken ge— zeichnet, welche gleichmäßig über die Oberfläche vertheilt ſind. Bei einigen Exemplaren ſind die Flecke ſo zahlreich, daß ſie die Grundfarbe ganz verdecken, bei anderen ſind ſie unregelmäßig vertheilt, ſodaß leere Stellen bleiben (Gntr.). Ovum: coerulescens dense sed subtiliter subrufo-punctulatum (Pr. Wied). — Ovum virente album maculis numerosis et majoribus et minoribus notatum (Nehr- ling). — Ovum luride album maculis ferrugineis et dilute purpureis, aequabiliter dispersis notatum, interdum creberrimis colorem oceultantibus principalem, rarius irre- guraliter coacervatis (Gentry). Heermann’s Ammerfperling [Fringilla Heermanni, Brd.|. Dem vorigen ſehr ähnlich; oberhalb roſtröthlichbraun, ſchwarz ſchaftſtreifig, an den Seiten dunkler braun und breiter ſchaft— fleckig oder vielmehr dunkelbraun längsgeſtreift; die unteren Schwanzdecken roſtröthlichgelb, fein 464 Die Finken. dunkelbraun ſchaftſtreifig. Größe beträchtlich geringer. Heimat Kalifornien bis zu den Felſen— bergen. In allem übrigen dem vorigen gleich; auch der Geſang ſoll nach Cooper's u. A. Mittheilungen ziemlich übereinſtimmend ſein. Lebend eingeführt iſt er noch nicht. — Schlag Ammerfink (Br.) — Heermann’s Song Sparrow (Drd.). Gould's Ammerſperling [Fringilla Gouldi, Prd.], von Kalifornien, iſt dem Sing-Ammer— ſperling und noch mehr Heermann's Sperling ähnlich, an Bruſt und Seiten deutlich ſchwarz geſtreift und ebenſo an Kopf und Oberrücken geſtrichelt; doch iſt er viel kleiner. Der rothe Ammerſperling [Fringilla rufina, Drndt.] iſt im Weſten der Vereinigten Staten vom ſtillen Ozean nördlich bis zum ruſſiſchen Amerika verbreitet. Er erſcheint wiederum dem Singſperling ähnlich, aber dunkler röthlich und die Zeichnungen ſind mehr verſchwommen; etwas größer als der Singſperling. Näheres iſt über ihn nicht angegeben. — (Fringilla cinerea, [Am.] Audb.; F. guttata, NMttll.). Der Trugammerſperling [Fringilla fallax, Byd.], heimiſch in den Felſenbergen bis zum Kolorado, iſt wiederum dem Sing-Ammerfink ſehr ähnlich, hat aber nicht die dunkelen Schaftſtriche an der Unterſeite und iſt beträchtlich größer. — Trugammerfink (Br.) — Melospiza fallax, rd. Linkoln's Ammerſperling [Fringilla Lincolni, Audb.], durch die Vereinigten Staten vom atlantiſchen bis zum ſtillen Ozean verbreitet und Zugvogel, der zum Winter bis Mexiko und noch weiter hinab bis Guatemala wandert. Er iſt oberhalb fahlbraun, ſchwarz ſchaft— ſtreifig; über den Kopf ein bräunlichgrauer, ſchwarzgeſtrichelter Mittelſtreif, Zügel- und Augen— brauenſtreif bräunlichgrau; Wangen graubraun, fein hellgeſtrichelt; Schwingen und Schwanz— federn dunkelbraun, fahlbräunlich außengeſäumt, Oberflügel mit zwei ſchmalen Querbinden; von der Kehle bis zum Hinterleib düſterweiß. Schnabel braun, am Grunde bläulich; Auge braun; Füße gelbbraun. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein. Größe des Feldſperlings. Gentry berichtet, daß er im Freileben dem Singſperling ähnlich ſei und wie dieſer ſtundenlang ohne Unterbrechung von der Spitze eines niedrigen Baumes oder Buſches herab ſeinen Geſang er— ſchallen laſſe; doch ſei er weniger zutraulich, lebe nicht in der Nähe des Menſchen, ſondern mehr im Dickicht. Nach Weſten hin zeige er ſich immer zahlreicher und in Mexiko ſei er ſehr gemein. Meines wiſſens iſt er bis jetzt nur von Frl. Hagenbeck eingeführt. — Linkolnſpaz (Ruß' „Hand— buch“), Saumammerfink (Br.). — Moineau de Lincoln; Lincoln's Sparrow; Lincoln's Finch (Brd.). — Fringilla Lincolni, 4% b.; Passerculus zonarius (B.), Scl. Der Bruch-Ammerſperling [Fringilla palustris, Wls.], am Vorderkopf ſchwarz, Ober— und Hinterkopf dunkelrothbraun, ein breiter Augenbrauenſtreif aſchgrau, ein ſchmaler Wangenſtreif ſchwarz, ein Bartſtreif weißlich und ein Streif an der Kehle hinunter ſchwärzlich, Wangen und Halsſeiten aſchgrau; Nacken ſchwarz, mit einer graubraunen, dunkel geſtrichelten Mittellinie; ganze Unterſeite grünlichweiß, Oberbruſt und Schenkel düſterer bräunlich, fein dunkel geſtrichelt; Schnabel dunkelbraun; Auge braun; Füße gelbgrau. Das Weibchen ſoll nicht verſchieden ſein. Die Heimat erſtreckt ſich nach Baird über den Oſten Nordamerikas vom atlantiſchen Meere bis zum Miſſouri. Ueber das Freileben berichtet Gentry ausführlich. In Oſtpennſylvanien iſt der Vogel nur Wintergaſt. Er lebt in ſumpfigen mit Strauch beſtandenen Gegenden, an Flußufern ſehr verſteckt und wird nur von Kundigen bemerkt. Der Geſang iſt laut und leb— haft, aber eintönig und ohne angenehme Melodie. Das Neſt ſteht in hohem Graſe und Binſen, und die vier bis fünf Eier ſind weißlichblau oder grau beſpritzt und bepunktet. Von Herrn Gudera wurde er früher mehrmals eingeführt, doch hat er keine Bedeutung für die Liebhaberei. — Bruchſperling (Ruß' „Handbuch“); Riedammerfink (Br.). — Le Moineau palus; Swamp Sparrow. — Fringilla georgia, N. II. Der weißkehlige Ammerſperling. 465 Der weißkehlige Ammerſperling Fringilla albieollis]. Er gehört zu den häufiger eingeführten und auch beliebteren dieſer ſonſt doch keineswegs beſonders geſchätzten, weil unſcheinbaren Vögel. An Ober- und Hinterkopf iſt er ſchwarz mit einem ſchmalen weißen Mittel- und breitem gelben Augenbrauen— ſtreif; Wangen aſchgrau mit feinem ſchwarzen Strich; oberhalb roſtröthlichbraun, an Mantel und Schultern jede Feder ſchwarz ſchaftfleckig und fahl röthlichgelb außengeſäumt; Schwingen olivengrünlichbraun, ſchmal fahl außengeſäumt, über den Flügel zwei düſtergelblichweiße Quer— binden; Bürzel fahl roſtröthlichbraun; Schwanzfedern olivengrünlichbraun, ſchmal fahl außen— geſäumt; Kehle weiß; Unterkehle und Oberbruſt bräunlichgrau; ganze Unterſeite düſterweiß, Bruſt⸗ und Bauchſeiten dunkel längsgeſtrichelt; Schnabel bräunlichgrau, Unterſchnabel hellblau; Auge braun; Füße fleiſchropch. Das Weibchen iſt matter gefärbt; das Weiße an der Kehle düſterer und nicht ſo rein; die Flügelbinden faſt garnicht gelblich. Ammergröße. Seine Heimat erſtreckt ſich über den Oſten von Nordamerika bis zum Miſſouri. „Als Brutvogel“, ſagt Nehrling, „findet man ihn in Illinois und im mittleren Wiskonſin nicht; im Norden des letztgenannten States niſtet er jedoch zahlreich. Zur Zeit der Wanderung zeigt er durchaus keine Scheu, ſondern beſucht zutrau— lich die Gärten und ſelbſt die unmittelbare Nähe der menſchlichen Wohnungen. Gewöhnlich ſieht man ihn in kleinen Geſellſchaften von 10 bis 20 Köpfen, oft auch gemeinſam mit dem Winterammerfink, mit dem er zugleich kommt und weg— zieht. Etwa zu Mitte Oktobers erſcheinen die Flüge im nördlichen Illinois, verweilen hier bis Schnee fällt und ziehen dann ſüdwärts. Zuweilen kann man ſie ſechs bis acht Wochen in ein und derſelben Gegend beobachten. Zu Anfang des Monats April kehren ſie zurück, bleiben etwa bis Mitte Mai und ver— ſchwinden dann gewöhnlich plötzlich. Auf dem Boden laufen ſie geſchickt umher und ſuchen ihre in kleinen Sämereien beſtehende Nahrung, wobei ſie die beſondre Eigenthümlichkeit zeigen, daß ſie wie die Hühner mit den Füßen kratzen und ſcharren. Ich habe viele von ihnen in mancherlei Weiſe gefangen und es bietet eben durchaus keine Schwierigkeit, ihrer habhaft zu werden, da ſie völlig furchtlos ſind; ſo kommen ſie z. B. dreiſt unter mein Fenſter, um die hingeſtreuten Körner aufzuleſen. Auch gewöhnen ſie ſich ſchnell ein und machen dem Beſitzer durch Beweglichkeit und Zutraulichkeit, ſowie Schmuckheit, Ausdauer und Genügſamkeit, namentlich aber durch anmuthigen Geſang, viele Freude.“ Th. Gentry ſchildert dieſen Spaz ſehr eingehend, und zur Ergänzung des obigen jet folgendes entlehnt. „Er iſt in Oſtpennſylvanien nicht ſehr häufig, erſcheint im letzten Drittel des April und zwar ſtets mit dem weißgekrönten Ammerſperlinge (Fringilla leucophrys, Frstr.) gemeinſam, hält ſich im nie— drigen Gebüſch feuchter und abgelegener Gebiete auf und iſt wenig ſcheu. Sein Geſang iſt laut und klangvoll und beſteht in zwölf Lauten, welche eintönig und ohne Unterbrechung vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend erſchallen. Die Nahrung bilden Gräſer- und Kräuterſämereien und mancherlei Kerbthiere. Hier Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel— 30 466 Die Finken. bei uns niſtet er nicht. Nach Dr. Brewer's Beobachtung brütet er einzeln im nordweſtlichen Theile von Maſſachuſetts und ſehr häufig in den britiſchen Pro— vinzen. John Richardſon fand ein Neſt am 4. Juni, welches aus Gras ge— baut und mit Federn und Haren gepolſtert war, ein andres mit Pflanzenwolle; im übrigen gleicht es denen der Verwandten. Es ſteht immer auf dem Boden, im dichten Graſe, im Gebüſch oder am Fuße eines Baumes und enthält 4 bis 6 Eier. In manchen Gegenden ſoll der Vogel überaus ſcheu und mißtrauiſch ſein, in anderen wiederum in den Gärten dicht bei den Häuſern und ebenſo zu— traulich als der Singſperling leben; in Südkarolina und Louiſiana ſcharen fie ſich manchmal zu 50 Köpfen und darüber zuſammen.“ Im übrigen berichten die Vogelkundigen wenig über das Freileben. Audubon gibt nur noch an, daß er trotz ſeiner ſonſtigen Aengſtlichkeit und ſeines ſchlechten Fluges nicht ſelten weit hinaus ins Freie nach Nahrung ſuchend pilgert. Den Geſang nennt er ſanft, klagend und lieblich, wenn auch nur kurz. Auch Wilſon fügt nichts beſondres hinzu, und Prinz Wied, der die Art in Indiana und am Miſſouri beobachtete, ebenfalls nicht. Den Geſang bezeichnet letztrer als gering. Zuweilen ſieht man den Vogel bei allen Händlern, jedoch ſtets nur in wenigen Köpfen. Im Jahre 1874 wurde er von Herrn Schoebel in vielen Pärchen eingeführt, von denen drei in meine Vogelſtube gelangten. Sei es nun aber, daß dieſelben auf der Ueberfahrt vernachläſſigt worden oder durch irgend eine andre Urſache in ſchlechtem Zuſtande in den Beſitz des genannten Händlers gekommen waren, kurz und gut, ſie erſchienen äußerſt abgezehrt und ſtrotzten förmlich von Ungeziefer und zwar von ganz eigenartigen überaus großen Milben. Durch die nöthige Vorſicht und Sorgfalt konnte ich meine übrigen Vögel vor jener Plage wol bewahren, aber die Spazen gingen mir ſämmtlich ein und ich vermochte weder den Geſang noch die Brut zu beobachten. Trotzdem dieſer Sperling im Handel alſo nicht zu ſelten iſt, hat ihn bis jetzt doch meines wiſſens noch Niemand gezüchtet. Sonderbarerweiſe zeigte ein einzelner, den ich im Jahre 1876 von Herrn Lintz erhielt, ebenfalls einige ſolcher Milben; ich will es jedoch dahingeſtellt ſein laſſen, ob dieſelben nur dieſem Vogel und ſeinen nächſten Ver— wandten eigenthümlich ſind. Jedenfalls iſt beim Ankauf derartiger neuen Gäſte für die Vogelſtube Vorſicht geboten. Der Preis pflegt 15 Mark für das Pärchen zu betragen; bei größerer Einfuhr 9 Mark. Der weißkehlige Ammerſperling oder pennſylvaniſche Sperling (Ruß' „Handbuch“) heißt noch weißkehliger Fink (Prinz Wied), fälſchlich Weißhalsſperling und auch Bäffchen— ammerfink! (Br.). Le Moineau à gorge blanche ou le Moineau de Pennsylvanie. White-throated Sparrow or White-throated Song Sparrow and Pennsylvanian Sparrow. Nomenclatur: Fringilla albicollis, @ml., Ms., Lehtst.; Zonotrichia albicollis, BH., Ob., Brd., Br.; Passer pennsylvanicus, Prss.; Fringilla pennsylvanica, Lth., Audb., Sıwns.; Zonotrichia pennsylvanica, Swns., B55. Ammerſperlinge. 467 Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 465. Fringilla albicollis: pileo accipiteque nigris; stria verticali angusta alba, utraque supereiliari lata flava; lineola genarum einerearum nigra; supra badia, plumis interscapilii et humerorum nigro-striatorum exterius livide fulvo- limbatis; remigibus olivaceo-virente fuscis, exterius livide limbatis; fasciis trans alam duabus luride gilvis; uropygio livide ferrugineo; reetrieibus olivaceo- virescente fuseis, exterius anguste livide marginatis; gula alba, gutture fumigato; subtus sordide alba, pectoris abdominisque lateribus obscure lineolatis; rostro fumido, mandibula subcoerulea; iride fusca; pedibus carmeis. — e pallidior gula luride albida, faseiis alarum parum flavescentibus. Länge 16,3em.; Flügel 7em.; Schwanz 7em. Beſchreibung des Eies: Grünlichweiß mit roſtbräunlichen Flecken überdeckt, gewöhnlich jo zahlreich, daß die Grundfarbe kaum zur Geltung kommt (Gntr.). Ovum: virente album maculis numerosis colorem prineipalem interdum prope obtegentibus obsitum ferrugineis (Gtr.). Der Ammerfperling mit weißer Krone [Fringilla leucophrys, TS.], heimiſch in Nord— amerika vom atlantiſchen Ozean bis zum Felſengebirge; Reinhardt will ihn auch in Grön— land gefunden haben. Oberkopf mit kleiner weißer Platte und zwei breiten ſchwarzen Längs— ſtreifen über dieſelbe hinweg von der Stirn bis zum Hinterkopf; Augenbrauen- und Schläfenſtreif weiß, darunter ein ſchwarzer Streif und der Zügel weißlich; Kopf- und Halsſeiten aſchgrau, Mantel und Schultern grau, rothbraun ſchaftfleckig; Schwingen- und Schwanzfedern dunkel— braun, fahl röthlich außengeſäumt, Flügel braun mit zwei weißlichen Querbinden; Bürzel fahl röthlichbraun; Unterſeite hell aſchgrau; Kehle, Bruſt- und Bauchmitte weißlich, Seiten und Hinterleib fahl röthlichgelb; Schnabel bräunlichroth; Auge braun; Füße dunkel graubraun. Das Weibchen hat nicht die weiße Platte, iſt am Oberkopf rothbraun mit einem röthlich fahlen Mittelſtreif. Größe des vorigen. Audubon, dann Prinz Wied, geben kurze, und Gentry eine ſehr ausführliche Beſchreibung des Freilebens, welches im weſentlichen mit dem des weiß— kehligen Sperlings übereinſtimmt. Seine eigentliche Heimat ſind ſumpfige Gegenden mit niedrigen Nadelholzbäumen und dichter Moosdecke, namentlich in den Wäldern von Labrador. Der Geſang beſteht nach Audubon in fünf bis ſechs lauten, klangvollen, doch klagenden Tönen mit angenehmem Schluß. Gentry ſagt: „Derſelbe währt mit kleinen Pauſen von früh morgens bis ſpät abends und iſt eigentlich ein ſanftes Flöten in nur zwei langgezogenen Silben beſtehend, bald anſchwellend, bald erſterbend, denen dann fünf andere Laute folgen, welche ziemlich ſchnell ſteigend und fallend wiederholt werden.“ Er drückt den Geſang in folgenden Silben aus: piih-diih-dii-dii-dii-dii⸗dii (pee-dee-dee-dee-des-des-dee). Im Handel erſcheint der Vogel ſehr ſelten; meines Wiſſens iſt er nur einmal im Jahre 1873 von Herrn Gudera in drei Köpfen eingeführt. Ein Preis läßt ſich nicht angeben. — Weißſcheiteliger Fink (Pr. Wd.); Weißkronſperling und Weißkronfink (Br.) — Le Moineau à couronne blanche; White -crowned Sparrow and White -eyebrowed Finch. Gambell's Ammerſperling [Fringilla Gambelli, Nttll.|, dem vorigen überaus ähnlich, aber mit düſterm, nicht weißem Schläfenſtreif; Augenbrauenſtreif dagegen weiß; Größe etwas geringer. Heimat vom Felſengebirge bis zur Küſte des ſtillen Ozeans (Brd.). Der Vogel zeigt keine Ausſicht in größerer Anzahl lebend eingeführt zu werden und ſelbſt wenn dies auch einmal der Fall ſein ſollte, ſo wird dieſe Erwähnung genügen, da er einerſeits keinen beſondern Werth für die Liebhaberei haben kann und andrerſeits wol in jeder Hinſicht den vorher— geſchilderten Verwandten gleicht. — Silberkronfink (Br.). — Zonotrichia leucophrys, Nwbr. nec Frstr.]. Der Rron-Ammerſperling [Fringilla coronata, %.] iſt an Ober- und Hinterkopf ſchwarz mit gelbem, nach dem Nacken zu grauem Mittelfleck; Kopf- und Halsſeiten grau, Nacken und 30 * 468 Die Finken. Hinterhals ſchwärzlichgrau; ganze übrige Oberſeite röthlichbraun, an Mantel und Schultern breit ſchwarzbraun ſchaftſtreifig; Schwingen dunkelbraun, ſchmal fahl außengeſäumt, Flügel mit zwei ſchmalen weißen Querbinden; Schwanzfedern dunkelbraun mit feinem fahlen Außenſaum; Kehle hellgrau, Bruſt und übrige Unterſeite bräunlichgrau, Bauch und Hinterleib fahl röthlich— braun; Schnabel bräunlichhorngrau; Unterſchnabel heller gelblich; Auge braun; Füße gelblich— grau. Weibchen nur mit matt grünlichgelbem Scheitelſtreif, an Kopfſeiten und Bruſt fahl roſtröthlich. Ammergröße. Heimat der Nordweſten der Vereinigten Staten bis zum ſüdlichen Kalifornien. Wandervogel, der zum Winter ſüdwärts zieht. Bis jetzt dürfte er noch nicht lebend eingeführt ſein und im übrigen gilt von ihm das vom vorigen geſagte. — Goldkronfink (Br.) und Goldkronſperling. — Golden -erowned Sparrow (Brd.). — Emberiza atricapilla, Audb. nee Am.]; Fringilla aurocapilla, Nttll. Black- crowned Bunting, Penn., Lath.]. Harris’ Ammerſperling [Fringilla quérula, N. J.], heimiſch an den Ufern des Miſſouri, nach Baird bei Fort Leavenworth und nach Prinz Wied unweit der Mündung des Laplata⸗ fluſſes. Dadurch von allen vorhergehenden verſchieden, daß er an Oberkopf, Geſicht, Kopfſeiten, Kehle bis zur Oberbruſt reinſchwarz, unterhalb an Bruſt und Bauch reinweiß erſcheint, mit röthlichbraunem dunkelſchaftſtreifigen Rücken und zwei weißen Binden über die Flügel. In der Größe und wahrſcheinlich auch in allem übrigen iſt er ebenfalls den vorigen gleich; be— ſtimmtes iſt weiter nicht angegeben. — Harris’ Finch. Brd. — (Fringilla comata, Pr. Wd.; F. Harrisi, Audb.). Der bärtige Ammerſperling [Fringilla mystacalis, Artl.] aus Mexiko, von Finkengröße; an Kopf, Hals und Oberbruſt graubraun, mit kurzem weißen Bartſtreif, längerem weißen Streif vom Schnabelwinkel abwärts und ſchwarzem Zügelſtreif; oberhalb roſtröthlichgraubraun, ſchwarz ſchaftſtreiſig, die dunkleren Schwingen fahl außengeſäumt, über den Flügel zwei weiße Quer— binden; Schwanzfedern ſchwarz, ſchmal weiß geſäumt; Bruſt und Bauch weiß, Hinterleib röthlich— fahl. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein. Eingeführt iſt der Vogel noch nicht; und dürfte in allem übrigen den vorigen gleichen. — Bartammerfink (Br.). Der Morgen-Ammerſperling [Fringilla matutina]. Zu den nicht ganz ſelten eingeführten zählend, hat dieſer Ammerſpaz zu— gleich den Vorzug, daß Prinz von Wied, Burmeiſter und neuerdings Landbeck ausführliche Nachrichten über ſein Freileben gegeben. Er ähnelt mehr dem Rohr— ammer als dem Hausſperlinge im Anſehen. Sein Oberkopf iſt grau mit einem ſchwarzen Streif über jedem Auge; Ohrdecken oben weiß, dann ſchieferſchwarz, meiſt geſtrichelt, Nacken roſtroth; Rückengefieder und Flügel röthlichbraun, jede Feder mit breitem ſchwarzen Schaftſtreif, die großen Deck- und die Achſelfedern außerdem mit fahlgelbem Endfleck und die Reihe der kleinen weißgeſpitzt; Schwingen ſchwarzbraun, fein graulichrothbraun gerandet, die letzten Arm— ſchwingen mit breitem, mehr roſtrothem Saum; Schwanz oberhalb ſchwarz jede Feder roſtroth gerandet, unterhalb grau und ebenſo die Innenſeite der Schwingen; Kehle weiß mit ſchwarzem Seitenſtreif vom Auge bis zur Halsmitte; Bruſtmitte und Bauch bis zu den Beinen weiß, Seiten bräunlichgrau, Bauchmitte hellroſtroth, Hinterleib grauweiß. Schnabel braun, Unter— kiefer graugelb; Auge graubraun; Füße gelblichfleiſchfarben. Das Weibchen iſt übereinſtimmend, doch mit viel blaßerm Farbenton. (Nach Burmeiſter). Finkengröße. Heimat wol der größte Theil von Südamerika, insbeſondre ganz Braſilien. „Man trifft“, ſagt der letztgenannte Forſcher, „dieſen Vogel in jedem Dorfe in großer Zahl, ſieht ihn auf den Straßen im Pferdedung umherſuchen, wie bei uns die Sperlinge und Ammern und hört morgens gleich nach Sonnenaufgang ſeine ſanfte, melodiſche Der Morgen-Ammerſperling. 469 Stimme von der Dachfirſte herab. Er niſtet aber nicht an den Gebäuden, wie die eigentlichen Sperlinge, ſondern nur in den Gebüſchen der Gärten, baut ein großes Neſt aus trockenen Halmen, Haren und Federn und legt vier bis fünf Eier. Im Walde begegnet man ihm ſehr ſelten, nur in einſamen, nicht ſehr be— völkerten Gegenden am Rande der Wälder. Seine Nahrung ſind Sämereien, welche er am Boden ſucht.“ Dieſe Mittheilung ergänzt Landbeck in folgendem. „Der hübſche Fink kann als Vertreter des Feldſperlings angeſehen werden, mit dem er im Aeußern einige, im Benehmen aber große Aehnlichkeit hat. Er iſt faſt überall häufig, lebt in der Nähe der menſchlichen Wohnungen, in Geſellſchaft des chileniſchen Sperlings (Fringilla diuca, Min.) und ernährt ſich dem Hausſperlinge gleich, indem er alles eßbare frißt und namentlich an reifen Kirſchen und Feigen Schaden verurſacht. Er iſt ſehr zutraulich, kommt nicht ſelten in die Zimmer herein, um Brotkrumen aufzuleſen, und erfreut durch ſeine Zahmheit und zierliche Geſtalt. Geſäeten Sämereien wird er dort, wo er häufig iſt, ſchädlich, indem er dieſelben aus der Erde ſcharrt und frißt; ſo nament— lich Gerſte und Hafer. Er ſingt ammerartig während des ganzen Tages, nicht ſelten auch in finſtrer Nacht, gleichſam im Schlafe, und zwar etwa folgende Strofen: gie-tie-tie-tweih oder ſoviel als zieh, zieh, ih. Bei den Chilenen ſingt er: ‚mi dio Augustin‘ (mein Onkel Auguſtin). Er macht mehrere Bruten im Jahre, und das Neſt, welches im Gebüſch oder Graſe auf der Erde ſteht, hat die größte Aehnlichkeit mit dem des Goldammers. Im Käfige iſt er leicht zu er— halten und ſingt auch fleißig. Nicht ſelten kommen weißgefleckte oder ganz weiße Spielarten vor.“ Auch Burmeiſter berichtet von einer ſolchen. Obwol er von den Großhändlern, Fräulein Hagenbeck, Reiche und früher auch von Schöbel einzeln ziemlich oft, manchmal ſogar in mehreren Pärchen ein— geführt wurde, ſo hat er für die Liebhaberei doch keine Bedeutung erlangt, weil er keinerlei beſondere Vorzüge zeigt. Gezüchtet iſt er noch nicht, da bis jetzt wol Niemand ſich die Mühe gegeben hat, mit dieſem unſcheinbaren Spaz der— artige Verſuche anzuſtellen. Den Morgen-Ammerſperling, Morgenfink oder braſilianiſchen Sperling (Be mſt.) nennen die Braſilianer Chingolo und Chingolino, in Minas Ticko-Ticko (nach Bur— meiſter); bei den Chilenen heißt er Chingol (Landbeckh). Le Moineau Chingolo; Chingolo Sparrow. Nomenclatur: Fringilla matutina, Zehtst.; Tanagra ruficollis, S.; Fringilla chilensis, Mn.; F. nuchalis, TZmm.; Zonotrichia subtorquata, Swns.; Pyrgita peruviana et peruviensis, Lss.; Passer pileatus, Bad. — [Fringilla capensis, L.., BV.]. Wiſſenſchaftliche Beijhreibüng ſ. ©. 468. Fringilla matutina: pileo cinereo, stria superciliari nigra; regione parotica schistacea, seorsum alba, plerumque striolata; cervice ferrugineo; alis dorsoque badiis, late nigro-striatis; teetricibus majoribus et axillaribus gilvo-, minoribus albo-terminatis; remigibus fusco-nigris, fumide rufescente submarginatis, brachia- libus ultimis late ferruginoso-limbatis; rectricibus supra nigris, rubiginoso-marginatis, 470 Die Finlen. his ut remigibus subtus einereis; vitta laterali utrinsecus gulam albam ab oculo usque ad collum medium vergente nigra; pectore medio abdomineque albis; hy- pochondriis fumidis; ventre medio rufescente; erisso incano; rostro fusco, mandibula luride gilva; iride umbrina; pedibus flavide carneis. — Q conveniens, sed pallidior. Als Ammerſperling von Bolivien [Fringilla hypochondria, Orbg.| erwähnt Bur— meiſter einen Vogel, über welchen jedoch nichts näheres vorhanden iſt und der daher hier nur genannt ſei. Der Savannen-Ammerſperling [Fringilla savanna]. Ein kleiner Spaz, der wiederum zu den gewöhnlichen Erſcheinungen des Vogelmarkts gehört, doch ebenſo wenig beliebt als die anderen iſt. Oberkopf bräunlich— ſchwarz mit düſtergelblichem Mittelſtreif, Augenbrauenſtreif bis zum Hinterkopf gelb, darunter ein brauner Streif, Wangen düſter röthlichgelb mit ſchwarzem und feinem gelblichen Backen— ſtreif und ſchwarzem Bartſtreif; ganze Oberſeite röthlichbraun, jede Feder mit ſchwärzlichblauem Schaftfleck und fahlem Außenſaum; Schwingen ſchwarzbraun, ſchmal fahl außengeſäumt, Flügel— decken breiter fahl gelblich außengeſäumt und gerandet; Schwanzfedern ſchwarzbraun mit fahlen Außenſäumen; Kehle gelblichweiß, vom Bartſtreif eingefaßt, Bruſt röthlichbraun, dunkelbraun ſchaftfleckig; ganze Unterſeite reinweiß, untere Schwanzdecken dunkelſchaftfleckig; Schnabel braun; Auge dunkelbraun; Füße gelbgrau. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein. Sperlingsgröße. Heimat nach Baird öſtliches Nordamerika bis zu den Miſſouri-Ebenen; wandert zum Winter ſüdwärts; Gundlach fand ihn auch auf Kuba und zwar vom No— vember bis zum April. Gentry gibt eine eingehende Schilderung auch ſeines Freilebens. Dort, in Oſtpennſylvanien, hält er ſich in der Regel nur vom Anfang des März bis zur Mitte Aprils auf und eilt dann nordwärts. Seine Lebensweiſe iſt viel mehr als die der vorigen auf den Boden beſchränkt und nur ſelten ſieht man ihn auf einem Buſch oder Baum. Nach Mr. Verrill iſt er im weſtlichen Maine ein gemeiner Sommergaſt und niſtet dort zuende des Monats Mai; nach Dr. Brewer findet man die Neſter am Meeresufer in den Felſen und Klippen zu vielen ge— ſellig beiſammen. Während des niſtens iſt er mißtrauiſch und vorſichtig. In Hinſicht der Ernährung, des Neſtbaues und Geleges (die Eier ſind auf grünlich— weißem Grunde röthlichblau oder roſtgelblich gefleckt) und in allem übrigen gleicht er den vorigen. Ueber den Geſang ſagt Gentry nichts; Nuttall dagegen be— zeichnet denſelben als laut und in einzelnen Strofen dem des Kanarienvogels ähnlich. Nachts, ſagt der letztere, zirpe er heuſchreckenähnlich. Gundlach fügt nichts weſentliches hinzu, nur daß er zuweilen in den Reisfeldern Schaden an— richte und daß ſein Fleiſch, wenn er fett iſt, wohlſchmeckend ſei. Der Savannen-Ammerſperling oder Savannenſperling (Ruß' „Handbuch“) heißt bei Br. Steppenammerfink. — Graminero auf Kuba (nach Gundl.). — Le Moineau des Savannes; Savannah Sparrow. Nomenclatur: Fringilla savanna, Wls., Audb., Linaria savanna, Achrds.; Passerculus savanna, B., Ch., Brd., Gndl., Emberiza savanna, Audb.; Zonotrichia savanna, Gr., Br. Ammerſperlinge. 471 Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 470. Fringilla savanna: stria media pilei subfusco-nigri sordide flavida; stria superciliari usque ad occiput flava, altera subter fusca; stria genarum luride ful- varum subtili flavida, altera mystacali gulae albae circumdata nigra; notaeo toto badio, macula scapi plumarum livide marginatarum nigricante coerulea; remigibus nigro-fuscis, exterius anguste livide limbatis; teetricibus al. exterius latius subgilvo- limbatis; reetricibus e nigro fuscis, exterius livide limbatis; pectore badio, fusco- striolato; gastraeo toto albissimo; infracaudalibus obscure striatis; tomiis et gnathidiis rostri fusci rubente albis; iride fusca; pedibus e gilvo canis. — con— veniens. Länge 13m; Flügelbreite 20,8 em. (Gundlach). Der nordiſche Ammerſperling [Fringilla sandwichensis, .]. Dem vorigen nach Baird überaus ähnlich, doch etwas dunkler, an Nacken und Halsſeiten gelblichroſtroth, ſchwach dunkel ſchaftſtreifig; Schwingen und Flügeldecken mit breiten roſtröthlichen Außenſäumen; ganze Unterſeite reinweiß. Feldſperlingsgröße. Heimat das nordweſtliche Nordamerika vom Kolumbia— fluſſe bis zum hohen Norden. Baird bemerkt, daß der Name nicht von den Sandwich-Inſeln, ſondern vom Sandwichſund hergeleitet iſt. In Lebensweiſe und allem übrigen wird er wol mit den vorigen übereinſtimmen und lebend vorhanden dürfte er bisher nur im zoologiſchen Garten von Hamburg geweſen ſein. — Polarſperling (Ruß' „Handbuch“), Polarammerfink (Br.). — Emberiza arctica, Lth.; Emberiza chrysops, Pil. [Sandwich - Bunting, Lath.; Unalaschka Bunting, Penn.). Der Gras-Ammerfperling [Fringilla graminea, Gl.] iſt über ganz Nordamerika ver- breitet und überall gemein, trotzdem aber bis jetzt nur einzeln und ſelten lebend eingeführt. Er iſt oberhalb hellgelblichbraun, dunkelbraun ſchaftſtreifig; Augenbrauen- und Backenſtreif weißlich, letzterer ober- und unterhalb fein dunkel begrenzt; Wangen braun, fahl geſtreift; Schultern und Flügel hellkaſtanienbraun, jede Feder heller außengeſäumt, letztere mit weißlicher Querbinde; Schwanz ſchwarzbraun, die äußerſten Federn weiß und die nächſten nur weiß geſpitzt; Hals, Bruſt und Seiten fahlbraun, dunkler geſtrichelt; ganze übrige Unterſeite düſterweiß; Schnabel braun; Auge braun; Füße fleiſchroth. Finkengröße. (Nach Baird). Ueber das Freileben be— richtet Gentry eingehend. Trockene Felder und Weiden ſind ſein Aufenthalt und er lebt hier in der Weiſe der Feldlerche; ſingend ſitzt er jedoch auf einem Strauche oder niedrigen Baume. Das Neſt iſt ſtets an der Erde verſteckt zwiſchen hohem Graſe oder niedrigem Geſträuch. Gelege vier bis fünf röthlichweiße, roth und braun gefleckte Eier. Der Geſang iſt dem des Sing— ſperlings ähnlich, doch nicht jo wechſelvoll. Die Forſcher Audubon, Nuttall, Cooper u. A., mit deren ausführlicher Schilderung dieſe Angaben übereinſtimmen, loben den Geſang faſt alle mehr; er ſoll namentlich dem des Kanarienvogels ähnlich ſein. In der übrigen Lebens— weiſe gleicht er den vorigen. Er wurde von Reiche und dann auch von Geupel einmal ein— geführt. — Grasſperling (Ruß' „Handbuch“); Grasammerfink (Br.). — Le Moineau du gazon. — Grass-Finch or Bay-winged Bunting (d.). Der gelbflügelige Ammerſperling [Fringilla passerina, IIs.] iſt über den Oſten von Nordamerika verbreitet und kommt nach Gundlach auch auf Kuba vor. Oberhalb rothbraun, jede Feder grau geſäumt und mit ſchwarzbraunem Schaftfleck; über den Kopf ein fahlrother feiner Scheitelſtreif; bräunlichrother Zügelſtreif; Wangen bräunlichgrau, von feinem roth— braunen Streif begrenzt; Flügel- und Schwanzfedern ſchwach olivengräulichbraun, fahlröthlich außengeſäumt, kleine Flügeldecken hellgelb, große röthlichbraun gefleckt, wodurch zwei Quer— binden über den Flügel gebildet ſind; ganze Unterſeite weiß; Schnabel röthlichgrau, Unter— ſchnabel heller gelblich; Auge braun; Füße gelbgrau. Etwas unter Sperlingsgröße. Das Weibchen ſoll nur fahler ſein. Gentry ſchildert auch ihn ausführlich. Er iſt Zugvogel und kommt zuende Aprils oder anfangs Mai und zeigt ſich in manchen Gegenden häufig, in 472 Die Finken. anderen ſelten. In der Lebensweiſe, Ernährung, im Niſten und in allem übrigen gleicht er den Verwandten. Nach Gundlach läuft er einer Maus ähnlich auf dem Boden, verbirgt ſich gern hinter Grasbüſcheln, Erdſchollen, Steinen, ſetzt ſich wol nie auf einen Baum, ſondern allenfalls auf einen Buſch. Der Geſang iſt eigentlich nur ein Lockton; auch Gentry nennt den erſtern kurz und ſchwach, dem Zirpen einer Heuſchrecke ähnlich; Audubon dagegen bezeichnet ihn als eine melodiſche Weiſe. Da der Vogel ſehr verbreitet und auch häufig iſt, jo wird er demnächſt wol eingeführt werden. — Sperlingsammerfink (Br.). — Yellow-winged Sparrow (Brd.). — Fringilla savannarum, Gml., Nttll. Henslow's Ammerſperling [Fringilla Henslowi, Audb.], ebenfalls aus dem Oſten Nord— amerikas. Oberhalb röthlichbraun; Oberkopf, Hals und Oberrücken grünlichgelb, Scheitelſtreif breit ſchwarz, fein heller gefleckt, zwei feine ſchwarze Bartſtreifen an jeder Seite; Wangen ſchwärzlichgrau; Kehle weißlichgelb; im übrigen den vorigen ähnlich. Sperlingsgröße. — Spazen— ammerfink (Br.). Henslow's Bunting (Drd.). Seconte’s Ammerſperling [Fringilla Lecontei, Audb.], ebenfalls von Nordamerika und den beiden vorigen ähnlich, mit gelblichweißem Strich über den Kopf; Wangen und breiter Augenbrauenſtreif gelblichorangeroth; an der ganzen Oberſeite licht gelblichroth, ſchwärzlichbraun ſchaftſtreifig; ganze Unterſeite einfarbig, nicht geſtrichelt; etwas kleiner als der gelbflügelige Sperling. Leconte’s Bunting (Brd.). Der bleigraue Ammerſperling [Fringilla manimbe, Lehtst.| aus Braſilien; den Orni— thologen ſehr bekannt, jedoch lebend noch nicht eingeführt. Grau; Rückengefieder mit ſchwarz— braunen Schaftſtreifen; Armſchwingen rothbraun geſäumt; Zügel und Flügelrand am Bug goldgelb; Mitte der Unterſeite weis. Vom Anſehen und der Größe eines weiblichen Haus— ſperlings, nur klarer und mehr bleigrau. Schnabel blaßgelb; Auge braun; Füße gelblichfleiſch— farben. Aufenthalt Wieſen und Umgebung der Flüſſe mit einzelnen Büſchen. Neſt an einem Zweige hängend. Eier röthlichweiß, heller oder dunkler rothbraun gefleckt. Lebensweiſe ſperlings— artig; Geſang leiſe, etwas melodiſch (nach Burmeiſter). — Wachtelammerfink (Br.). — Am- modromus xanthornus, Gd. |Manimbe, Aer. ]. Der ſpitzſchwänzige Ammerſperling |Fringilla caudacuta, Gml., nec Lath.|. Oberkopf dunkelaſchgrau mit breitem gelblichrothbraunen Backen- und Schnurrhartſtreif, Hinterkopf fahl olivengrünlichbraun; ganze übrige Oberſeite olivengrünlichgrau; Flügelrand gelb; Kehle und Bruſt hellröthlichbraun, fein dunkel ſchaftſtreifig; ganze übrige Unterſeite weiß. Sperlingsgröße. Die Heimat erſtreckt ſich über den Oſten von Nordamerika. Näheres iſt nicht angegeben, und eingeführt iſt er bis jetzt auch noch nicht. — Küſtenammerfink (Br.). — Sharp-tailed Finch (Brd.). — Fringilla littoralis, Vit ll. [Sharp-tailed Oriole, Penn. ]. Der Strand-Ammerſperling |Fringilla maritima, Wis.]. Dem vorigen ähnlich, aber am Oberkopf mehr geſtrichelt und in der ganzen Färbung oberhalb mehr olivengrünlichbraun; Hinterkopf und Nacken röthlicholivenbraun; Backenſtreif dunkelbraun, fein geſtrichelt und ein zweiter feiner hochgelb, Bartſtreif dunkelgrau; Kehle weiß; Flügelrand gelb; ganze Unter— ſeite olivenbräunlichgrau. Sperlingsgröße. Heimat das öſtliche Nordamerika. Aufenthalt Sümpfe und Grasflächen neben Gewäſſern. Er zeigt in ſeiner Lebensweiſe nichts bemerkens— werthes weiter, als daß man ſein Neſt ſehr zahlreich auf erhöhten Stellen an den Gewäſſern und oberhalb derſelben findet. Einen Geſang hat er nicht, und abgeſehen davon, daß er wol niemals zahlreich zu uns gelangen wird, iſt er auch für die Liebhaberei werthlos; ich habe ihn nur einzeln im zoologiſchen Garten von Berlin geſehen. — Seeammerfink (Br.); Strand— ſperling (Ruß' „Handbuch“). — Le Moineau maritime; Seaside Finch; Maritime Spar- row. — Ammodromus Macsillivrayi, 4% 0. Samnel’s Ammerſperling [Fringilla Samuelis, Byd.], von Kalifornien, ähnelt nach Baird dem Singſperling, iſt jedoch beträchtlich kleiner und düſterer; Kopf und ganze Oberſeite Ammerſperlinge. 473 braun, dunkler ſchaftſtreifig und jede Feder fahl geſäumt, über den Kopf ein ſchmaler dunkler Mittelſtreif, Augenbrauenſtreif grauweiß, Backenſtreif faſt weiß; Flügel faſt einfarbig bräunlich— roth; Kehle, Bruſt und Seiten grau, ſchwärzlich geſtreift und gefleckt; ganze Übrige Unterſeite bläulichweiß. Näheres iſt nicht bekannt, und der Vogel zeigt auch keine Ausſicht, eingeführt zu werden. Der geſtreifte Ammerſperling [Fringilla grämmaca, Say] it verbreitet über ganz Nord— amerika, auch Texas und Mexiko. Oberkopf kaſtanienbraun, gegen die Stirn hin ſchwarz, Mittel und Augenbrauenſtreif weiß, Zügelſtreif ſchwarzbraun, Backenſtreif und kleiner Streif vom Auge bis zum Schnabel ſchwarz, Halbmond unter dem Auge weiß, Wangenfleck rothbraun, Bartſtreif ſchwarz; ganze Oberſeite graulichbraun, dunkelſchaftſtreifig; Flügel mit röthlichfahler Querbinde; Schwanzfedern ſchwarzbraun, breit weiß geſpitzt; ganze Unterſeite weiß. Wenig über Sperlingsgröße. In der Lebensweiſe und in allem übrigen dürfte er mit den verwandten übereinstimmen. Eingeführt iſt er nur höchſt ſelten, doch wird dies demnächſt wol häufiger geſchehen, da er zu den verbreitetſten und häufigſten Vögeln Nordamerikas zählt. — Strichel— ammerfink (Br.); Lerchenſpaz (Ruß' „Handbuch“). — Moineau-alouette; Lark Sparrow or Lark Finch. — Chondestes strigatus, Suns. Der zweiſtreiſige Ammerſperling [Fringilla bilineata, Css.]. Oberhalb einfarbig düſter bräunlichaſchgrau, an Kopf und Bruſt reiner bleigrau; Augenbrauen- und Backenſtreif rein— weiß, erſterer nach innen ſchwarz gerandet, Wangen ſchwarz, nach dem Hinterkopf zu ſchiefer— grau, Bartſtreif weiß, Kehle bis zur Oberbruſt ſchwarz; Schwanz ſchwarz, die äußeren Federn weiß; ganze Unterſeite reinweiß; Schnabel blau. Nach Baird nur im Thal des Rio Grande gefunden. Black- throated Sparrow (Brd.) — Bell's Ammerſperling [Fringilla Belli, Css.] aus Kalifornien. Oberhalb bläulichaſchgrau; Kopfplatte gelblichgrau, Augenbrauenſtreif, Streif vom Auge zum Schnabel und Wangen weiß, Streif an der Kehlſeite und Kehle bis zur Ober— bruſt ſchwärzlichgrau; Flügelfedern gelblichbraun gerandet, Flügelbug gelblichgrün; Schwanz— federn ſchwarz, die äußerſten weiß gerandet; unterſeits reinweiß; Schnabel und Füße blau. Etwas größer als der vorige. Bell's finch (Bd.). — Der breitſchwänzige Ammerſperling [Fringilla lateralis, Vitr.]. Oberkopf und Nacken grau, über dem Auge ein weißer Streif; Rücken und Bürzel roſtroth überlaufen; Bauchſeiten roſtroth; ſeitliche Schwanzfedern mit weißer Spitze. Heimat Braſilien, nirgends häufig (Brmſtr.). Als bezeichnend iſt zu bemerken, daß Kehle und Bruſt ockergelb find und die drei äußerſten Schwanzfedern breite weiße Spitzen haben (Cbns.). Pipilo superciliosa, Swns. [Montese obscuro y roxo, A.]. — Sehr ähn— lich iſt der weißbrüſtige Ammerſperling [Fringilla assimilis, Bss.] aus dem ſüdlichen Braſilien und Paraguay, daran allein zu erkennen, daß Kehle und Bruſt weißlich oder weißgrau und nur die beiden äußerſten Schwanzfedern weißgeſpitzt find. — Cabanis' Ammerſperling [Fringilla Cabanisi, By.] ſoll nur dadurch verſchieden ſein, daß er keinen roſtroth überlaufenen Unter: rücken und Bürzel hat. — Der ſchwarzrothe Ammerſperling [Fringilla nigrorufa, Lfrns. et Orög.] aus Südbraſilien und Paraguay. Oberkopf, Backen, Rücken, Flügel und Schwanz mattſchwarzbraun, Streif über dem Auge und Rand der roſtrothen Kehle weiß; Rücken— gefieder ſchwarzbraun; Steiß gelb; Bauchſeiten rothbraun; Bauchmitte und Spitzen der äußeren Schwanzfedern weiß; Sperlingsgröße (Brmſtr.). Pipilo personata, Swns. |Chipiu negro y canela, Azr.]. — Der graurückige Ammerſperling [Fringilla thoracica, Nrdm.]. Ober— kopf ſchwärzlichgrau, heller ſchaftſtreifig, Streif unterm Auge weiß, Wangen grau; Rückengefieder grau, olivengrünlich überlaufen, über dem Flügel eine weiße Binde; Kehle weiß, Oberkopf und Seiten lebhaft roſtroth; Bruſt, Bauchſeiten und Bürzel heller und die Bruſtmitte weißlichgelb. Etwa Sperlingsgröße. Heimat Südauſtralien. (Nach Burmeiſter). Pipilo rufitorques, Swns.; Car- duelis rufogularis, Les. — Der ſchiefergraue Ammerſperling [Fringilla schistacea, Lehtst.]; ganze Oberſeite hell ſchiefergrau, Zügel und Ohrgegend mattſchwärzlich, Backen ſchwarz, Kehle mit weißgelblichem Anfluge; Unterſeite weiß, Bauchſeiten hellgrau; Schwanzfedern weißgeſpitzt. 474 Die Finken. Größe des vorigen. Heimat das Innere Braſiliens. (Nach Cbns. und Brmftr). — Der ſchwarzweiße Ammerſperling [Fringilla melanoleuca, Zfrsn. et Orhig.] iſt an Oberkopf und Backen, Flügel- und Schwanzfedern ſchwarz, Schwingen grau gerandet und die drei äußerſten Schwanzfedern weißgeſpitzt, Rückengefieder im übrigen bräunlichgrau; Unterſeite weiß, Bauchſeite graulich. Heimat Süd- und Weſtbraſilien. (Nach Bimſtr.). Chipiu negro y blanca, Azr. — Der Halsband-Ammerſperling [Fringilla torquata, B.] aus den Laplataſtaten; Augen— brauenſtreif bis zum Nacken weiß; Wangen und Bruſtbinde ſchwarz; ganze Oberſeite bleigrau, Flügel und Schwanz ſchwärzlich, Schwingen und Deckfedern weißgerandet, äußere Schwanzfedern ganz weiß, die folgenden weißgeſpitzt; Steiß roſtroth; Bauchmitte weiß (Bi mſtr.). Wes— halb er Halsbandſperling heißt, weiß ich nicht. — Der olivengrüne Ammerſperling [Fringilla oliväcea, B/.] aus Braſilien; an Oberkopf und Flügeln olivengrünlichgrau; Augenſtreif weiß; ganze Oberſeite olivengrün; Unterſeite weißlichgrün, Kehle am hellſten (Bimſtr.). — Der Sommer-Ammerſperling [Fringilla aestivalis, Zehtst.| aus dem mittleren und ſüdlicheren Nordamerika; oberhalb dunkelbraun mit graublauem Scheitelſtreif und grauem Augenbrauen— ſtreif; Schwingen und Schwanzfedern fahl außengeſäumt; Unterſeite fahl gelblichbraun, Binde an der Oberbruſt dunkler braun, Bruſt ſchwach dunkel gefleckt. Er ſoll ſich nach Bachmann durch vorzüglichen Geſang vor allen Verwandten auszeichnen. Sommerammerfink (Br.); Bach— man's Finch, Brd. (Fringilla Bachmani, 4% b.; F. aestiva, Nttll. [Summer-finch, Lath.]). — Caſſin's Ammerſperling Fringilla Cassini, Wahs.] iſt dem vorigen ſehr ähnlich, ein wenig kleiner; oberhalb blaſſer, die aſchgrauen Federſäume ausgedehnter, die Rückenfedern nicht ganz dunkelbraun, ſondern nur ſchaftfleckig; Augenbrauenſtreif kaum bemerkbar, Kopfſeiten heller; ganze Unterſeite weis. Heimat Texas. (Nach Baird). — Der rothkäppige Ammerſperling [Fringilla ruficeps, Css.] aus Kalifornien; oberhalb bräunlichaſchgrau; Oberkopf und Nacken kaſtanienbraunroth; Augenbrauenſtreif weißlichgrau; Bartſtreif ſchwarz; ganze Unterſeite fahl bräunlichgelb, Bruſt und Seiten dunkler aſchgrau. Etwas über Sperlingsgröße (Brd.). — Der rolhſcheitelige Ammerſperling |Fringilla rufivirgata, Zwornc.] aus dem Südweſten Nordamerikas und von Mexiko; oberhalb düſter olivengrünlichbraun; Oberkopf mit breitem rothbraunen Scheitel— ſtreif, Zügel und Wangenſtreif grau, darunter mit ſchmalem rothbraunen Strich; Flügelrand gelb; Kehle und ganze Unterſeite weißlich. Sperlingsgröße (Bd.). Bruchammerfink (Br.). — Der Plata-Ammerſperling [Fringilla platensis, %.]; grau; Rücken, Flügel und Schwanz grünſchwärzlich ſchaftſtreifig und fahlgelb geſpitzt, große Deckfedern gelbgrün gerandet; unter— halb hellgrau; Schnabel ſchwarz, Unterſchnabel weißgelb; Auge braunſchwarz; Füße gelblich— fleiſchrotch. Droſſelgröße. Heimat Südbraſilien, Laplataſtaten und Paraguay. Bis jetzt iſt der ſchöne, ſtattliche Ammerſpaz noch nicht lebend eingeführt, da jedoch Braſilien dem Vogelhandel immer mehr aufgeſchloſſen wird, ſo dürfen wir ihn vielleicht bald erwarten. Sumpfammerfink (Br.). Embernagra dumetorum, Zss.; Emberizoides poliocephalus, Drw. [Habia de banado, Azr.]. — Der fuchsrothe Ammerſperling [Fringilla iliaca, Mrrm.]. Seine Heimat ift der Oſten der Vereinigten Staten bis zum Miſſiſippi (Baird). Oberhalb dunkelkaſtanienbraun, Kopf und Mantel grau ſchimmernd und ſchwach dunkel längsgeſtrichelt; Zügel und Augenring weißlich, Schläfenſtrich grau, Kopfſeiten mit weißer Binde, Wangen weißlich geſtrichelt; Schwingen und Schwanzfedern mit helleren Außenſäumen und Flügel mit verwaſchenen Binden; Unterſeite weiß, zimmtroth gefleckt. Ammergröße. Gentry gibt eine ausführliche Schilderung, nach welcher er in der Lebensweiſe mit den verwandten übereinſtimmt. Das Neſt ſteht gewöhnlich über Mannshöhe und immer nur in Waldgegenden; Audubon fand es jedoch auch auf dem Boden im Graſe verſteckt. Er wandert nach Letzterem bis Karolina und Florida hinab. Dr. Brewer rühmt den Geſang und nennt ihn melodiſch, reich und wechſelvoll; derſelbe werde von dem keines Vogels in ſeiner Familie übertroffen. Gentry hat den Gefang nicht gehört. Bis jetzt dürfte dieſer Sperling erſt in wenigen Köpfen von Reiche eingeführt ſein; hoffentlich gelangt er jedoch demnächſt zahlreich in den Handel und dann wollen wir ihn als guten Sänger begrüßen. Fuchsfarbiger Fink (Prinz v. Wied); Fuchsammerfink (Br.); Fuchsſperling (Ruß' „Handbuch“). Le Moineau à couleur de renard; Fox- colored Sparrow (Brd.). Fringilla ferruginea, Ammerſperlinge. 475 @ml.; F. rufa, Wis. — Der Amſel-Ammerſperling [Fringilla Townsendi, Audb.] aus dem Weſten von Nordamerika, oberhalb dunkel olivengrünlichbraun, Schwingen, Flügel- und Schwanz— decken, wie Schwanzfedern röthlichbraun außengeſäumt; ganze Unterſeite weiß, rothbraun gefleckt. Amſelgröße. Amſelammerfink (Br.). Fringilla meruloides! Vgrs.; |Emberiza unalaschcensis, Gml.]. — Der rothbraune Ammerſperling [Fringilla rufescens, Swns.] aus Mexiko. Ober: kopf mit roſtbraunem Mittelſtreif und jederſeits ſchwarzem Längsſtrich, Augenbrauenſtreif grau; Zügel⸗, Backen- und Bartſtreif ſchwarz, neben dem letztern ein gelblicher Streif; ganze Oberſeite roſtbraun, jede Feder fahl außengeſäumt; Flügeldecken und Schwanz dunkler braun, röthlich außengeſäumt; Kehle weiß, Vorder- und Hinterhals röthlichgrau; Bruſt- und Bauchſeiten röthlich— braun; Bruſt, Bauchmitte und Hinterleib weiß. Ueber Finkengröße. Dornammerfink (Br.). — Der Erd⸗Ammerſperling [Fringilla humeralis, Lehtst.] aus Mexiko; Haube und Nacken dunkelbraun, Bartſtreif weiß, Geſicht und Halsſeiten ſchwärzlich; Flügel dunkelbraun, kleine Flügeldecken und Rücken rothbraun, dunkel ſchaftfleckig, größere Flügeldecken weißlich gerandet; Schwanz dunkelbraun, äußerſte Feder weißlich gerandet; Kehle weiß, deren Einfaſſung und Bruſtbinde ſchwarz; Bauch weiß; Weichen und untere Schwanzdecken graugelb. Ueber Sperlings— größe (Ca b.). — Der ſtille Ammerſperling |Fringilla silens, Zth.| aus dem mittleren Bra— ſilien; Kopf ganz ſchwarz, über den Scheitel ein grauer, über jedem Auge ein weißer Streif; Nacken und Bruſtſeiten grau; Rücken und Flügel olivengrün; Schwingen und Schwanzfedern braun, grün— lich gerandet; Flügelbug gelb; Kehle weiß mit ſchwarzem Halsring; Bruſt und Bauch weiß, Seiten bleigrau; Schnabel ſchwarz. Größe des vorigen. Ammerhabia (Br.). Arremon torquatus, /]. — Der grünſcheitelige Ammerſperling [Fringilla affinis, Zfrsn.] aus dem inneren Bra: ſilien. Kopf ſchwarz mit grünlicher Scheitelmitte, weißem Augenſtreif bis zum graugrünen Nacken— ringe; Rücken und Flügel olivengrün; Schwingen und Schwanzfedern braun, grünlich ge— randet, Bugrand ſchmal gelb; Kehle weiß mit ſchwarzem Halsring; Bruſt und Bauch weiß— lich; Seiten grünlichgrau, Hinterleib aſchgrau; Schnabel ſchwarz. Größe des vorigen. (Brmftr.). Embernagra torquata, Zfrsn.; Arremon conirostris, Mus. Par. — Der gelbſchnäbelige Ammerſperling [Fringilla flavirostris, Swons.] aus dem nördlichen Bra— ſilien. Dem vorigen überaus ähnlich und hauptſächlich nur durch den blaßgelblichen Schnabel verſchieden. Es dürfte daher noch nicht feſtgeſtellt ſein, ob er wirklich eine ſichere Art bildet (Brmſtr.). Gelbſchnabelhabia (Br.) — Der Ammerſperling mit braunem Nacken [Frin- gilla brunneinucha, Zfrsn.] von Mittelamerika iſt in der Grundfarbe dunkel olivengrün; Vorderkopf, Zügel und breiter Streif durchs Auge ſchwarz, an der Wange ein kleiner, weißer Fleck, Ober-, Hinterkopf und Nacken braun, von der Kehle an die ganze Unterſeite weiß, doch erſtere mit breitem ſchwarzen Querband. A. von Frantzius fand ihn in den Gebirgs— waldungen von Koſtarika und Sclater hat ihn beſchrieben; ſonſt iſt nichts über ihn be— kannt. Braunnackenhabia (Br.). — Arremon frontalis, Tschd. [Buarremon xanthö- genys, Ch.]. — Der keilſchwänzige Ammerſperling [Fringilla sphenura, VA |*), nicht ſelten im Innern Braſiliens. Graubraun, oberſeits ſchwarz ſchaftſtreifig; Flügelrand grünlichgelb; Bürzel und Schwanz roſtgelb; Unterſeite düſterweiß. Etwas unter Droſſelgröße. Er lebt ammerartig vorzugsweiſe auf der Erde, namentlich an den Wegen. (Nach Brmſtr.). Der Vogel dürfte demnächſt wol nebſt anderen zu uns gelangen. (Emberizoides marginalis, 7%½ .; Sylvia herbicola, VI.; Sphenura fringillaris, Lohtst.; Embernagra macroura, Org.). Cola aguda eneuentro amarillo, Azr. — Der ſchwarzgeſichtige Ammerſperling [Fringilla melanötis, Tmm.] aus dem Innern Braſiliens. Oberkopf, Backen und Bruſtſeiten ſchwarz; Augenbrauen— ſtreif bis zum Nacken weiß; Rücken und Flügel braungrau, dunkel ſchaftfleckig; Flügelrand am Bug goldgelb; Schwanz ſchwarz; ganze Unterſeite roſtgelblichweiß. Hänflingsgröße. (Nach Bımftr.). [Oreja negra, Azr.]. — Der einfarbige Ammerſperling [Fringilla unicolor, Zfrsn.]. * Da ich S. 399 bereits einen Fink mit der lateiniſchen Bezeichnung F. marginalis geſchildert habe, ſo muß ich hier auf eine neuere zurückgreifen. 476 Die Finken. Heimat der größte Theil Südamerikas. Er iſt dunkel bleigrau mit ſchieferſchwarzem Unter— gefieder; Schwingen und Schwanz bräunlich, Handſchwingen am Außenrande weiß; Unterkörper einfarbig bleigrau. Das Weibchen iſt olivengrünlichgrau; Schwingen und Schwanz mehr braun; Unterſeite weißlichgrün, dunkel ſchaftſtreifig. Sperlingsgröße. Landbeck fand ihn in den Kordilleren bis zu etwa 2000 Meter Höhe; in der Lebensweiſe pieperähnlich und wenig ſcheu. Er ſinge fliegend oder auf Felſen, auch wol auf Baumſpitzen ſitzend. Näheres iſt nicht gejagt. Schieferammerfink (Br.). [Chlorospiza plumbea, Ph. et Lab.] — Der Teld-Ammerſperling [Fringilla rustica, Tschd.| aus Peru; bleigrau, Scheitel und Rücken dunkler, letzterer bräun— lich überlaufen; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun, lichter gerandet; Unterkörper heller bleigrau; Bauchmitte und Hinterleib weiß. Weibchen grünlichgrau, unterſeits heller, dunkel geſtreift. Beträchtlich unter Feldſperlingsgröße. (Nach Bimſtr.). — Der kohlſchwarze Ammerſperling [Fringilla carbonaria, Orb.| aus Patagonien. Dunkelſchieferſchwarz, bläu— lich überlaufen, alle Federn“ des Nackens und Rückens in der Mitte dunkler, Schwingen und Deckfedern lichter gerandet; Stirnrand und Schwanz reiner ſchwarz. Schnabel und Füße blaßgelb. Nahezu Feldſperlingsgröße (nach Brmſtr.). — Gay's Ammerſperling [Fringilla Gayi, Eyd. et Gerp.] aus Chile und Patagonien; ſchiefergrau; Rücken olivengrünlichbraun; Bruſtmitte, Bauch, Bürzel und Steiß gelblich; Weibchen graulicher im Ton; Flügel und Schwanz brauner; nahezu Hausſperlingsgröße (nach Bomſtr.). Landbeck jagt, daß er in der Weiſe des Bergfink lebe, munter ſei, immer mit dem Schwanze ſchwippe und dreiſt in die Nähe der Wohnungen komme und gern Ueberbleibſel, namentlich Kartoffeln, freſſe. Sein Locklon laute tſchipp; der Geſang ſei einfach und nur eine vielmalige Wiederholung des Rufs: tiht, twiii. Seiner Schönheit wegen werde er gern gehalten und zeige ſich anſpruchslos und aus— dauernd. Chanchito der Chilenen (Landb.) — Burmeifter’s Ammerſperling [Fringilla Bur- meisteri] aus den Laplataſtaten; „völlig vom Ausſehen des vorigen; Kopf, Vorderhals und Flügeldecken hell bleigrau, jede Feder mit ſchwarzgrauem Mittelſtreif, wodurch an der Kehle zwei dunklere Streifen; Schwingen und Schwanzfedern braungrau, fein bleigrau gerandet; Rücken olivengrün, dunkler geſcheckt; Bruſt roſtgelblichgrün, faſt orange; Bauch und Steiß gelb— grau, untere Schwanzſeite in der Mitte ſchwarz; Oberſchnabel hornbraun, Unterſchnabel weiß; Auge hell-, Füße hornbraun; über Sperlingsgröße.“ (Brmiftr.). Phrygilus caniceps, Drmst. (Auch eine Fringilla caniceps habe ich bereits S. 402 angeführt, daher muß ich für dieſe Art eine andere Benennung wählen; ich thue dies zu Ehren des Vogelkundigen, der ſie zuerſt be— ſchrieben). — Der Lerchen-Ammerſperling [Fringilla alaudina, Kttl.) von Chile und Peru. Oberſeits lerchenfarbig, braun und ſchwarz geſtreift; Kopf, Hals, Bruſt und Bauch bleigrau, Hinterleib weiß; Schwanzfedern ſchwarz mit weißem Fleck an der Innenfahne; Schnabel gelb. Finkengröße. Nach Landbeck bewohnt er gleich dem vorigen ſteinige Anhöhen, treibt ſich nach Lerchenart umher, ſingt pieperähnlich und ſteigt auch ſingend in die Luft und ebenſo flatternd langſam herab. Im Dezember fand der Reiſende ihn zahlreich auf den Bergen an der Seeküſte in Gerſtenfeldern mit eben flügge gewordenen Jungen. Er iſt eben— falls leicht einzugewöhnen und als Stubenvogel zu empfehlen. Tropfenammerfink (Br.). Emberiza guttata, Mn.; Fringilla erythrorhyncha, Lss.; F. campestris, Bp. — Der Strauch-Ammerſperling [Fringilla fruticéti, K J.] von Chile und Patagonien. Schiefergrau, am Oberkopf und Rücken ſchwarz geſtreift; Flügeldecken mit zwei weißen Binden; Handſchwingen weiß gerandet; Zügel, Kehle, Vorderhals und Bruſt ſchwarz, Bauch und Steiß weiß; Schnabel und Füße gelblichfleiſchfarben; Auge braun. Weibchen heller, oberſeits braungrau, unterſeits grau; am Oberkopf bräunlich; Kehle ſchwärzlich (Kittlitz). Etwas über Sperlingsgröße. Nach Landbeck iſt er in Chile gemein, geht ſommers auf die Kordilleren bis zu etwa 4000 Meter Höhe, niſtet dort und kommt dann in die Thäler wieder herab. Sein fleißiger Geſang iſt nicht ſchön, ſondern beſteht nur in einem kreiſchenden Triller, der wie zittjähnt erklingt und mit einer lauten Schlußſtrofe endet. In der Gefangenſchaft hält er ſich ſehr gut und erträgt die Ueber— fahrt nach Europa vortrefflich. Buſchammerfink (Br.). Emberiza luctuosa, /d. Gerv.; Rara negra (Heimatsname nach Landb.). — Der gelbgeſtreifte Ammerſperling [Fringilla Der Diuka-Ammerſperling. 477 xanthogramma, .] würde hier wol ganz zu übergehen ſein — da in der geſammten wiſſen— ſchaftlichen Literatur garnichts über ihn zu finden iſt — wenn nicht Landbeck („Zoologiſcher Garten“ 1877) bemerkte, daß er als eine Zierde des Vogelhauſes betrachtet werden dürfe, zumal er auch ein guter Sänger ſein ſolle. „Ein hübſch ausſehender Vogel, oberſeits olivengrün, unterſeits blaßgelb, ein Streif über dem Auge und ein ſolcher an der Seite der Kehle lebhaft gelb, letztere und Zügel kohlſchwarz. Das Weibchen iſt ſchwarz und grau geſtreift, ohne Gelb. Gimpelgröße, aber geſtreckter und langflügeliger. Er wurde zuerſt auf den Falklandsinſeln und im Feuerlande gefunden, doch iſt er auch nicht ſelten auf den höchſten Kordillerenpäſſen zwiſchen Chile und Mendoza. Ueber die Lebensweiſe iſt nur wenig bekannt.“ Der Diuka-Ammerfperling [Fringilla diucal. Unter den leider immer einzeln und ſelbſt pärchenweiſe nur ſelten zu uns gelangenden mittel- und ſüdamerikaniſchen Finken haben Reiche und Chs. Jam— rach in London hin und wieder einmal den ſog. Nachtſperling erhalten und der— ſelbe iſt auch ſeit dem Juli 1875 im zoologiſchen Garten von London vorhanden. Er iſt oberſeits bleigrau; Schwingen und Schwanzfedern bräunlichgrau, außen dunkelgrau, innen weiß geſäumt, die äußerſten Schwanzfedern ſchräg, von außen nach innen abnehmend, weiß ge— ſpitzt; ganze Unterſeite weiß, doch mit dunkelgrauer Binde über die Oberbruſt; Bauchmitte und Hinterleib bräunlich überflogen; Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße bleigrau. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein. Beträchtlich über Sperlingsgröße. Er gilt nach Burmeiſter in Chile als ein beliebter Sänger, und Landbeck ſchildert ihn in folgendem: „Dieſer eigentliche chileniſche Sperling iſt hier überall verbreitet, wird aber auch in den Laplataſtaten, im Gebiet der Kordilleren gefunden. In Chile iſt er ungemein zahlreich, bewohnt Städte, Dörfer, einzelne Gehöfte, Gärten, Blumenfelder u. a., brütet auf Bäumen und Gebüſchen mehrmals im Jahre, macht ein großes Neſt aus Wurzeln, Reiſern, Federn, Haren, Lappen und legt 5 —6 Eier von weißlicher Grundfarbe, grau gefleckt und beſchnirkelt. Er iſt klug und vorſichtig wie der Hausſperling, ernährt ſich von allem möglichen, beſonders aber von Obſt und Ge— treide und verurſacht an Süßkirſchen nicht unbeträchtlichen Schaden. Ein hübſcher munterer Vogel, der auf der Erde gleich einer Lerche umherläuft. Seine Locktöne ſind ſperlingsartig und ſehr mannigfaltig, und ſein Geſang, der eigentlich mehr ge— ſprochen als geſungen wird, lautet ungefähr wie ſcheu-ſchin, tweu-jo, jotſchin, tſchiro, tſchiri, tſchiu, tren, tio, twoit, tſchatt, tſchin, ſchan, hoid u. ſ. w. Den einfachen Geſang beginnt er mit Tagesgrauen, im Sommer um 4 Uhr morgens und dann ſingt er faſt während des ganzen Tages. Bei den Chilenen iſt er ein beliebter Stubenvogel, der ſeines Geſangs wegen im Käfige gehalten wird. Semmel— farbige und ſchneeweiße Spielarten ſind nicht ſelten.“ Der Diuka-Ammerſperling iſt auch Edelammerfink (Br.) und Nachtfink (Ruß' „Hndb.“) benannt. — Le Moineau Diuca; Diuca Finch or Diuca Sparrow; Diuca der Chilenen (Land b.). Nomenclatur: Fringilla Diuca, Miu, Gml., Kttl., Brmst.; Emberiza diuca, Orbg.; Euspiza diuca, G.; Hedyglossa Diuca, (Y.; Phrygilus diuca, Dr. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. oben. 478 Die Finken. Fringilla diuca: supra plumbea; remigibus reetrieibusque subfumidis, exterius cinereo-, interius albo-limbatis; apieibus rectricum extimarum ab extera ad interiorem oblique decrescentibus albis; gastraeo toto albo; fascia pectoris obscure cinerea; abdomine medio erissoque subfusco-lavatis; rostro nigro; iride fusca; pedibus plumbeis. — conveniens. Der gebänderte Diuka-Ammerſperling [Fringilla fasciata, Zehtst.|. Dem vorigen über: aus ähnlich, doch Stirnrand, Zügel und Backen unter dem Auge ſchwarz; Flügel ſchwarz, letzte Reihe der kleinen Deckfedern weiß; große Deckfedern mit weißlichem Rande; Mittelſchwanzfedern ſchiefergrau, die ſeitlichen ſchwarz, an Spitze und Außenſaum grau; Oberſchnabel braun, Unter— ſchnabel weißlich. In den Gebüſchen des Kamposgebiets bei Lagoaſanta in Braſilien iſt er nicht ſelten; er zeigt ſich munter und wenig ſcheu, hat eine kurze Melodie, iſt aber kein eigent— licher Sänger. In allem übrigen ſtimmt er wahrſcheinlich mit dem vorigen durchaus überein. (Nach Brmſt.). — Tanagra axillaris, Sp.; Diuca fasciata, Brmst. ete. — Der Diuka- Ammerſperling aus Bolivien [Fringilla speculifera, Ordbg.] weicht durch breit am Außen— rande weißgefärbte mittlere Handſchwingen und einen reinweißen Bauch nebſt Steiß, ganz weiße äußere Schwanzfedern und einen weißen Fleck unter dem Auge von dem vorigen ab. (Brmitr.). Es gibt noch eine recht beträchtliche Anzahl verwandter Ammerſperlinge, welche von manchen Gelehrten und Forſchern in ſeltſamer Weiſe umhergeworfen werden, ſodaß ſie bald hier, bald dort ihren Platz finden. Will man eine ſolche Vogelgemeinſchaft in unzähliche kleine Sippen und Geſchlechter zerſplittern, ſo läßt ſich allenfalls eine Aufſtellung ermöglichen, welche freilich ihre bedeutſamen Schwächen hat und für den Laien, bzl. den Liebhaber und Züchter, keinenfalls verſtändlich iſt; will man dagegen die offenbar naheſtehenden einheitlich aneinanderreihen, ſo ſtößt man natürlich auf nicht geringe Schwierigkeiten. Trotz der letzteren darf ich mich jedoch nicht beirren laſſen, ſondern will hier auch die nachfolgend verzeichneten Arten als Ammerſperlinge mit— zählen: Der braunohrige Ammerſperling [Fringilla biarcuata, Zfrsn.] von Koſtarika, Guate— mala und Mexiko; Oberſeite bräunlich, Unterſeite weißlich, Hinterleib graubraun; mit weißer Färbung der Gegend um die Augen, des Zügel- und breiten Backenſtreifs; Vorderkopf, Stirn— mitte, Bartſtreif und Binde auf der Bruſtmitte ſchwarz; Hinterkopf, Nacken und Ohrgegend braunroth; untere Schwanzdecken ſchwach graugelblich. (Nach Cb.) (Pyrgisoma Kieneri, Bp.; Atlapetes rubricatus, Cd.) — Der weißohrige Ammerſperling [Fringilla leueötis, Ch.] von Koftarifa. Durch weiße Einfaſſung der Augen, großen weißen Fleck zwiſchen Oberſchnabel und Auge, weiße, ſchwarz eingefaßte Ohrgegend und lebhafte gelbe Halsſeiten ausgezeichnet; im übrigen oberhalb röthlicholivengrünlichgrau, Bruſt mit breiter Binde (Cb.). Weit über Sper- lingsgröße. — Der gelbkehlige Ammerſperling [Fringilla flavigularis, Sc.] von Neugranada. Oberhalb olivengrün, Flügel und Schwanz dunkelbraun; Kehle gelb, Unterſeite aſchgrau, Bauch gelblichweiß. Sperlingsgröße. — Der grünſteißige Ammerſperling [Fringilla chryso- pögon, By.] von Mittelamerika; der weißnackige Ammerſperling [Fringilla albinucha, Lfrsn.]| von Mexiko; der blaßnackige Ammerſperling [Fringilla pallidinucha, Bss.] von Kolumbien; der ſchwarzköpfige Ammerſperling [Fringilla capitalis, Cd.) von Koſtarika; der zimmtfarbene Ammerſperling [Fringilla semirufa, Dss.] von Neu— granada (Röthelhabia, Br.); der Augenbrauen-Ammerſperling [Fringilla superciliaris, Lfrsn.) ebenfalls von Neugranada; der weißſtirnige Ammerſperling [Fringilla albifrons, Vl.]| vom Rio grande; Deville's Ammerſperling [Fringilla Devillei, Bp.] von Bra— ſilien; der weißbrillige Ammerſperling [Fringilla ophthalmica, Dos.] von Mexiko; der ſchwarzbrillige Ammerſperling [Fringilla postocularis, C.] von Guatemala, ſeien blos erwähnt; ſie, ſowie verſchiedene andere, mehr oder minder feſtſtehende Arten muß ich hier übergehen, da ſie für die Liebhaberei keine Bedeutung haben und eine ſolche auch ſchwerlich er— langen werden. Der rothäugige Grundammerſperling oder Grundröthel. 479 Der rothäugige Grundammerfperling oder Grundröthel [Fringilla erythrophthalma]. Von Zeit zu Zeit kommt dieſer größte und ſtattlichſte aller Ammerſperlinge in den Handel und um ſeiner abſonderlichen Geſtalt und Färbung und ſeines anmuthigen Ausſehens halber findet er immer willige Aufnahme. Man hält ihn gern in den Vogelſtuben, namentlich aber iſt er nicht ſelten in den zoologiſchen Gärten vorhanden. Der Kopf, ſowie die ganze Oberſeite und die Bruſt ſind glänzendſchwarz; Schwingen bräunlichſchwarz, die erſten an der Außenfahne mit weißem Fleck, die nächſten am Ende der Außenfahne weißlich; Schwanz ſchwarz, die äußerſten Federn mit breitem weißen Ende, die nächſten weniger weiß; Unterkörper weiß, die Seiten jedoch mit breiter gelblichroſtrother Binde; untere Flügelſeite weiß, untere Schwanzdecken gelblichweiß. Schnabel bräunlichgrau, Unterſchnabel gelbgrau; Auge feuerroth; Füße gelblichbraun. Das Weibchen iſt überein— ſtimmend, doch hat es anſtatt der ſchwarzen Färbung nur mattes, ſchwärzliches Braun und der Schwanz iſt düſter röthlichbraun. Seine Größe iſt beträchtlicher als die eines Gimpels. Die Heimat erſtreckt ſich nach Baird weit über den Oſten Nordamerikas bis zum Miſſourifluß; nach Anderen ziemlich über die ganzen Vereinigten Staten. Er iſt Zugvogel und ſoll gleich dem europäiſchen Edelfink in getrennten Ge— ſchlechtern wandern. Ueber die Lebensweiſe haben mehrere Schriftſteller, namentlich Audubon, berichtet und zwar ſtimmt dieſelbe im weſentlichen mit der aller hier bereits geſchilderten Verwandten, welche vorzugsweiſe auf der Erde leben, über— ein. Prinz von Wied berichtet folgendes: „Wir haben ihn überall angetroffen, ſowol im Alleghany-Gebirge in Pennſylvanien, als auch am Ohio, Wabaſch, Miſſiſippi und Miſſouri. Er ſchlüpft in dichtem Gebüſch umher, meiſt parweiſe und läßt ſeine Stimme hören, die wie to-hi klingt. Sahen wir im Sommer im dichten, mit Brombeerranken durchzogenen und mit hohem Graſe und anderen Pflanzen durchwachſenem Gebüſch und ebenſo auf den Inſeln des Miſſouri im Weidendickicht einzelne Vögel ſchlüpfen und ſchoſſen ſie, ſo waren es meiſtens dieſe. Im ſtrengſten Winter ſoll der Grundröthel mehr ſüdlich ziehen, allein in Indiana traf man ihn den ganzen Winter hindurch, wenigſtens im Monat Dezember.“ Ausführliche Mittheilungen, theils nach eigenen Anſchauungen, theils nach anderen Schriftſtellern, macht ſodann Gentry: „Im Frühlinge iſt er in Oſtpennſylvanien häufig; zur Mitte des Monats April kommt er in Scharen an, bald aber trennen ſie ſich in einzelne Pärchen. Ihren Hauptaufenthalt bilden mit dichtem Geſtrüpp und Gras bewachſene Ebenen und feuchte Walddickichte, doch ſieht man ſie auch in weniger abgelegenen Gegenden, ſelbſt in Büſchen an belebten Wegen, und ſie zeigen ſich hier keineswegs ſcheu. Wenige verwandte Arten gibt es, die ſich ſo beſtändig an der Erde aufhalten, wie der Grundröthel (daher auch der Name); nur zufällig ſetzt er ſich auf niedriges Gebüſch, auf hohe Bäume aber garnicht. Wie alle ſeine nächſten Verwandten zeigt er ein ſonderbares hühnerähnliches 480 Die Finken. Scharren. Wenn man bei ſtillem Wetter hier und da im Walde das trockene Laub am Boden ſonderbar raſcheln hört, ſo rührt dies von ſeinen Bewegungen her, indem er dort, namentlich unterhalb der Brombeerranken und Nadelholz— gebüſche emſig und ſtundenlang nach Nahrung ſucht. Sein Flug iſt niedrig, ſchnurrend und wellenförmig. Auf der Erde bewegt er ſich ſehr behend, laufend und hüpfend. Der einfache Lockruf klingt laut ko-riit (ko-reet); erſchreckt läßt er den ſcharfen ſchrillen Ruf tſchi-wink (ch&-wink) dreimal wiederholt hören. Sein Geſang mag durch folgende Silben ausgedrückt ſein, welche von der Nuttall— ſchen Angabe etwas verſchieden erſcheinen dürften: t'wit-t' witiih-ti-ti (t'whit-t' witée-té-té). Die Nahrung beſteht in Sämereien, Beeren und verſchiedenen Kerbthieren. Gegen Mitte des Monats Mai beginnt die Parung und im letzten Drittel des Monats der Neſtbau. An Dickichträndern ſteht das Neſt auf dem Boden, zwiſchen den großen Laubmaſſen, welche den letztern bedecken und im Ge— büſch. Es wird von beiden Gatten des Pärchens ſehr eifrig und in wenigen Tagen erbaut; beſteht von außen aus Blättern, Stengeln und dünnen Reiſern, innen aus Faſern und Rindenbaſt und iſt mit feinen Würzelchen und Lärchen— tannennadeln ausgelegt. Die Eier, gewöhnlich vier Stück, ſind ovalrund, auf düſterweißlichem Grunde mit lichtbraunen Punkten und Flecken, am dickeren Ende am dichteſten, beſetzt. Die Brutdauer beträgt 13 Tage; nach etwa 14 Tagen verlaſſen die Jungen das Neſt und nach abermals 10 Tagen ſind ſie ſelbſtändig, doch bleiben ſie mit den Alten familienweiſe bis zum Abzuge Mitte Oktobers beiſammen. Sie machen alljährlich nur eine Brut.“ In einer Schilderung der Singvögel Amerikas von J. Straubenmüller nach dem New-Yorker „Belle— triſtiſchen Journal“, mit Erläuterungen in der Zeitſchrift „Die gefiederte Welt“ gegeben, iſt geſagt, daß der Grundröthel ein ganz abſonderliches Benehmen zeige, wenn ein Menſch ſeinem Neſte nahe; er ſtelle ſich flügellahm — wie dies be— kanntlich auch andere Vögel thun — und wälze ſich anſcheinend krank auf dem Boden, um den Feind von ſeiner Brut fortzulocken. In der Vogelſtube hält ſich das Pärchen für gewöhnlich ſtill und verſteckt im Gebüſch, hurtig durch die Zweige ſchlüpfend; zum Frühjahr hin läßt das Männchen aber ſeinen lauten wunderlichen Ruf, der mit dem Miauen einer Katze wenigſtens eine entfernte Aehnlichkeit hat, häufig hören. Dann ſtimmt es auch, flügelſchlagend und ſchwanzwippend einige zuſammenhängende Töne an, welche freilich die Bezeichnung Geſang keineswegs verdienen. Trotzdem würde es als Bewohner der Vogelſtube immerhin willkommen ſein, zumal das Pärchen dort wol unſchwer zur Brut ſchreiten dürfte; allein jetzt beginnen ſie beide eine unheilvolle Thätig— keit, indem ſie über alle ſchwächeren Genoſſen mörderiſch herfallen und daher ſchleunigſt entfernt werden müſſen. Sicherlich mit Erfolg züchten würde man ſie in einem entſprechend eingerichteten, geräumigen Käfige, und zu derartigen Ver— Grundammerſperlinge. 481 ſuchen möchte ich hier umſomehr anregen, als mit allen dieſen Ammerfinken bisher noch keinerlei Ergebniſſe erreicht worden. Der Preis beträgt im Großhandel 10 Mark für das Par, einzeln 15 bis 24 Mark. Herr Reiche führt jährlich etwa 50 Par ein. Der rothäugige Grundammerſperling oder Grundröthel heißt auch Grund- oder Bodenfink, rothäugiger Fink, Fink mit rothbraunen Augen (Prinz von Wied) und Tohivogel. Le Pinson rouge-gorge; Ground Robin; Towhee; Chewink; Red-eyed Ground-finch. Nomenclatur: Fringilla erythrophthalma L., Audb.; Emberiza erythrophthalma, Gml., Ms.; Pipilo ater, VII.; Pipilo erythrophthalmus, I., Bp., Audb., CH., Brd., Br.; [Towhee Bird, Cat.; Towhee Bunting, Lath., Penn.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 479. Fringilla erythrophthalma: capite, notaeo toto pectoreque nitide, nigris; remigibus subfusco-nigris, exterioribus exterius maculam offerentibus albam, interioribus exterius albido-terminatis; rectricibus nigris, extimis latius, sequentibus angustius albo-terminatis; subtus alba vitta laterali utrinque subfulva; subalaribus albis; subcaudalibus substramineis; rostro subfumido, mandibula livide cana; iride ignea; pedibus ochraceo-umbrinis. — ꝙ aequalis, at nigrescente-fuscior, cauda sordide badia. Länge 19,9 em.; Flügel 8,3 em., Schwanz 9,1 em. Der gefleckte Grundammerſperling [Fringilla maculata, S uns.], dem vorigen im allgemeinen gleich, doch nach Baird beträchtlich kleiner und nicht, wie ein populärer Schrift— ſteller angibt, etwas größer; im übrigen hauptſächlich nur dadurch verſchieden, daß die kleinen Flügeldeckfedern an der Schulter auf der Außenfahne weiße Längsflecke haben, die erſten Schwingen weniger weiß ſind, die Außenfahne an der äußerſten Schwanzfeder dagegen reinweiß iſt. Der bedeutſamſte Unterſchied liegt alſo in der Größe, und darin daß dieſer viel kräftigere Beine hat. Seine Heimat erſtreckt ſich über die Südküſte von Kalifornien und die Thäler des Gila und Rio Grande (Baird). Im Freileben, ſowie in allen anderen Eigenthümlichkeiten dürfte er mit dem Verwandten völlig übereinſtimmen. Seiner ſonderbaren Lockrufe wegen ſollen ihn die Be— wohner Kaliforniens auch Katzenvogel nennen. Im Laufe der Jahre hat Herr Vogelhändler Mieth zweimal einen einzelnen von kleinen Hamburger Händlern mitgebracht, doch ſind beide vor dem Verkauf geftorben. — Katzenammerfink (Br.); Kaliforniſcher Grundröthel (Ruß' „Handbuch“). — Moineau- chat; Cat Sparrow or Californian Ground Robin. — Pipilo megälonyx, Brad. Außerdem führt Baird noch mehrere nahe verwandte Vögel an, welche im weſentlichen von den beiden vorigen ſehr wenig verſchieden ſind und nicht allein in allen ihren Eigen— thümlichkeiten, namentlich in der Lebensweiſe, ſondern auch in der geringen Bedeutung, welche ſie für die Liebhaberei, ſelbſt bei zeitweiliger Einführung erreichen könnten, wol völlig überein— ſtimmen und die ich daher nur beiläufig mitzählen darf: Der weißſchulkerige Grundammerfperling [Fringilla scapularis, Rss.| aus dem Oregon- und Waſhington-Gebiete unterſcheidet ſich von dem Grundröthel hauptſächlich durch breites Weiß auf den Schultern und wenig geringere Größe. — Fringilla oregona, Bell.; F. et Pipilo arctica, Audb., nec Sons. (Da unter den bis hierher geſchilderten Finken die beiden letztgenannten Synonyme bereits vorhanden ſind, ſo mußte ich auch für dieſen nothgedrungen eine andere lateiniſche Bezeichnung wählen). — Baird’s Grundammerfperling [Fringilla Bairdi, Ass.] von der Hochebene am obern Miſſouri; dem Grundröthel wiederum ähnlich, ohne weißes Abzeichen auf den Schultern und Flügeldecken, mit weniger gleichmäßig weiß gezeichnetem Schwanz und etwas kleiner. — Pyrgita arctica, Sons. [nec Audb.]; Pipilo areticus, Brd. (Auch dieſer Art will ich, da unter den Ammer— ſperlingen mehrere Arten das Synonym arctica zeigen, einen neuen lateinischen Namen beilegen. Zunächſt hätte nun der ältere Autor Swainſon berückſichtigt werden müſſen, da aber eine Fr. Swainsoni S. 430 ſchon vorhanden, jo ziehe ich den zweiten Autor Baird heran). — Aberl’s Grundammerſperling [Fringilla Aberti, Bd.]; oberhalb blaß bräunlichgelbroth, unterhalb Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 31 482 Die Finken. heller, am lichteſten auf der Bauchmitte; Kopfſeite und Gegend rund um den Schnabel dunkel— braun; wenig größer als der Grundröthel. Heimat Neumexiko und die Gegenden am Fuß der Felſenberge überhaupt. — Der braune Grundammerſperling [Fringilla fusca, Sons. ]; viel dunkler als die vorigen, an Kopfſeiten, Schnabelumgebung und Oberkehle blaßröthlichbraun; Kehle dunkel gefleckt. Größe des vorigen. Heimat die Küſtengegenden Kaliforniens. Braun— ammerfink (Br.). Fringilla crissalis, Vgrs.; Pipilo mesoleuca, Brd. — Der grünſchwänzige Grundammerſperling [Fringilla chlorüra, Audb.| iſt oberhalb olivengrün mit einfarbig kaſtanienbrauner Kopfplatte; Stirn, Augenbrauenſtreif, Kopfſeiten, Hals, Oberbruſt und Körper— jeiten bläulichaſchgrau; Kinnbackenſtreif und Kehle weiß; Flügel hellolivengrün, hellgelb ge— randet; Schwanz hellolivengrün. Die Heimat erſtreckt ſich über die Felſenberge bis zum Süden von Mexiko; insbeſondre aber das Thal vom Rio grande (Brd.). Blanding’s Finch (Bra.). Fringilla blandingiana, G.; Pipilo rufipileus, Zfrsn. — Einige von den Forſchern noch außerdem aufgeführte Arten, wie der grüne Grundammerſperling [Fringilla — Pipilo — mäcronyx, Seins.], der rothbraune Grundammerſperling [Fringilla — P. — rütila, PIl.] ſeien nur der Vollſtändigkeit halber wenigſtens erwähnt. Die Gimpel. 483 Die Gimpel [Pyrrhulinae]. Von der großen Familie der Finkenvögel im allgemeinen und der Unter— familie der Finken im beſondern unterſcheidet ſich die kleine Sippſchaft der Gimpel durch ſolche Merkmale, daß man ſie nicht ohne weiteres unter die letzteren ein— reihen darf. Es ſind kräftige Vögel mit verhältnißmäßig großem Kopf, kurzem, dicken, kolbigen und ſeitlich gewölbten Schnabel, der in einen kleinen Haken ſich zu— ſpitzt, die Schnabelwurzel iſt kurz beborſtet; die Flügel ſind mittellang, der Schwanz ziemlich lang, die Füße kurz und recht ſtark, das Gefieder weich und dicht, ſtets angenehm gefärbt und die Geſchlechter ſind verſchieden. Die Ver— breitung erſtreckt ſich über Europa, Aſien, Afrika und Amerika; in Auſtralien hat man noch keine Art gefunden. Ihre Nahrung beſteht in Sämereien, den Kör— nern von Beeren, deren Fleiſch ſie fortwerfen, und Knospen, ſowie bei den meiſten auch nebenbei in Kerbthieren; einige verurſachen zeitweiſe beträchtlichen Schaden an den Blütenknospen der Obſtbäume u. a. Sie ſind Zug- oder Strichvögel, halten ſich vornämlich auf Bäumen, in Vorhölzern, Hainen, Baumgärten, weniger im tiefen Walde auf. Lockton und Geſang ſind angenehm, letzterer iſt bei einigen auch wechſelvoll und melodienreich; andere lernen vorzüglich fremde Lieder oder ſind zum Nachflöten beliebter Weiſen abzurichten. Das Neſt findet man auf Bäumen, bei manchen Arten auch in Felſenſpalten, es bildet immer eine offene Schale und iſt dem der naheſtehenden Finken ähnlich, wenn auch an Kunſtfertigkeit nicht gleich; es enthält ein Gelege von vier bis ſechs gefleckten Eiern. Im übrigen gleicht die ganze Brut ebenfalls denen jener nächſten Verwandten. Alle Gimpel leben geſellig und erſcheinen ebenſo in der Gefangenſchaft wie im Freileben als verträgliche, liebenswürdige und anmutige Vögel. Der Volks— glaube hält ſie für einfältig, denn als Gimpel wird ein geiſtig beſchränkter Menſch geſcholten. Dies iſt jedoch unrichtig, da ſie wol harmlos und zutraulich, dabei aber auch klug und ſcharfſinnig ſind; ſelbſt ein Dompfaff oder gemeiner Gimpel, welcher aus dem hohen Norden gekommen, den vielen Verfolgungen und Ge— fahren glücklich entgangen iſt und ſeine Harmloſigkeit verloren hat, läßt ſich keines— wegs leicht überliſten. Sie haben faſt ſämmtlich für die Stubenvogel-Liebhaberei großen Werth und einige Arten ſind für dieſelbe ſogar von hoher Bedeutung. Leider kommen die meiſten fremdländiſchen Gimpel nur ſelten und zeitweiſe in den Handel. Während l 484 Die Gimpel. fie unschwer ſich eingewöhnen und bald zutraulich werden, jtellen ſie dem Pfleger aber zwei erhebliche, bis jetzt noch keineswegs beſiegte Schwierigkeiten entgegen. Einige von ihnen ſind nämlich überaus ſchwer für die Dauer zu erhalten, wo— hingegen andere nur zu bald ihre prachtvolle rothe Farbe in den verſchiedenen Schattirungen verlieren und ſich in unſcheinbares Gelbgrau färben. In der Schilderung der einzelnen Arten und namentlich bei den Angaben über ihre Fütterung werde ich auf dieſen Uebelſtand noch näher zurückkommen. Da man in neuerer Zeit den europäiſchen Gimpel oder Dompfaff in Flug— käfigen im Freien und ſelbſt in Vogelſtuben vielfach gezüchtet hat, ſo iſt nicht daran zu zweifeln, daß dies auch mit den meiſten ſeiner Verwandten ebenfalls erreicht werden kann. Vorläufig ſei hier nur der Hinweis gegeben, daß die Seite 326 erwähnten Rathſchläge für ſolche Zucht zu beachten find. Weiterhin werde ich dieſelbe eingehender beſprechen. Alles nähere wollen die Leſer in der Darſtellung jeder einzelnen Art ſuchen. Ohne weitere Theilung faſſe ich dieſe ganze Sippe zuſammen, indem ich die wiſſenſchaftlich aufgeftellten Geſchlechter eigentlicher Gimpel [Pyrrhula, Cv.|, Karmingimpel |Carpödacus, Ap.|, Hakengimpel [Pinicola, I.], lang- ſchwänziger Gimpel [Urägus, K. et Bl.] und Wüſtengimpel [Bucanétes, (. nicht mehr in ihren beſonderen, einander mehr oder minder hervortretend gegen— überſtehenden Merkmalen abgrenze, ſondern vielmehr den größten Nachdruck auf die ausführliche Schilderung der einzelnen Arten nach allen ihren Eigen— thümlichkeiten hin lege. Der Karmingimpel [Pyrrhula erythrina]. Wenn auch nicht zu den überſeeiſchen, jo gehört diefer Schöne Gimpel doch zu den fremdländiſchen Stubenvögeln und deshalb ſei er hier eingehend behandelt, obwol ich ihn auch in das „Handbuch für Vogelliebhaber“ II aufgenommen habe. Da er nämlich in Deutſchland hier und dort vorkommt und ſogar, wennſchon nur ſelten, auch bei uns niſten ſoll, ſo mußte ich ihn unter den einheimiſchen Stubenvögeln berückſichtigen. Seine Färbung iſt prächtig; an Kopf und Bürzel hellkarminroth; Rücken rothbraun; Flügel und Schwanz dunkler röthlichbraun, erſtere mit zwei weiß— lichen Querbinden; Hals und Oberbruſt kräftig roſenroth, Unterbruſt röthlich— weiß. Die Größe ſtimmt nahezu mit der des Hausſperlings überein. Das Weibchen iſt einfarbig grau mit gelbgrünem Bürzel. Vom nördlichen Europa, Schweden, Lappland, Finnland und faſt ganz Rußland an erſtreckt ſich ſeine Heimat über einen großen Theil Sibiriens bis Kamtſchatka und das Amurland; als Wandervogel dringt er auch nach Polen, weit hinein nach Deutſchland und ebenſo in den Süden Aſiens. Dr. Hans— Der Karmingimpel. 485 mann erlegte i. J. 1874 ein prächtiges Mäunchen in der Nähe von Stettin; R. Tobias hat nachgewieſen, daß er in Schleſien hier und da niſtet. Dr. J. W. v. Müller gibt an, daß er alljährlich regelmäßig im Auguſt oder September pärchenweiſe ins ſüdliche Frankreich (Provence) komme. Im Jahre 1876 er— hielt Chs. Jamrach in London eine beträchtliche Anzahl von einem aus Kal— kutta anlangenden Schiffe, und Blyth ſagt, daß er dort bei den Vogelhändlern zu finden ſei. Jerdon fügt hinzu, daß er gegen den November von Norden her auf der Halbinſel einwandere und bis zum März bleibe. Der letztere Forſcher beobachtete ihn in den dichten Dſchunglegebüſchen und in großen Hainen des nördlichen Flachlands. Auch hier wird er zuweilen gefangen und ſeines Geſangs wegen im Käfige gehalten. Nach R. Swinhos's Angaben iſt er zur Winter— zeit auch in China vorhanden. Man hat behauptet, daß er je mehr nach dem Oſten zu, deſto ſchöner in den Farben erſcheine; und daß die ſchönſten die in China vorkommenden ſeien. Dr. Eversmann ſagt, daß er an der mittleren Wolga und im ſüdlichen Ural ſehr gemein ſei, gegen den Herbſt hin ſich in Scharen zuſammenrotte, noch eine zeitlang die lichten Waldungen durchſtreiche, dann im September und Oktober fortziehe und in der erſten Hälfte des Aprils zurückkehre. In der Gegend von Turkeſtan erſcheint er nach Dr. Severzow im April und zieht im Auguſt bereits ab. Man will feſtgeſtellt haben, daß er gleich einigen anderen Vögeln nach einer gewiſſen Richtung hin allmälig weiter vordringe und zwar weſt- und ſüdwärts. So berichtet Profeſſor A. v. Nord— mann, daß er im zweiten Jahrzehnt unſeres Jahrhunderts in Finnland kaum bekannt geweſen; man habe den erſten i. J. 1824 dort geſchoſſen; aber ſchon ſeit der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre zeige er ſich allenthalben zahlreich. In Helſingfors, wo im botaniſchen Garten ſieben Pärchen niſteten, ließ er ſich erſt in der zweiten Hälfte des Mai hören und Dr. Dybowski meint, daß er überall in Oſtſibirien ſpät eintreffe; ſelbſt die Angaben hervorragender Forſcher, wie v. Middendorff und Radde, beruhten in dieſer Hinſicht in Irrthum und einer wahrſcheinlichen Verwechſelung mit dem Roſengimpel. Als ſeinen Aufenthalt bezeichnen die Reiſenden feuchte und buſchige Oertlich— keiten, insbeſondre das Weidengebüſch längs der Flußufer, auch ohne hohe Bäume. Das Neſt ſteht im Nadelholz- und Dorngeſträuch etwa mannshoch über der Erde, von außen aus langen, dürren Grashalmen locker gewebt, innen mit Gras— riſpen und Pferdeharen ſauber gerundet; es enthält gegen die Mitte des Juni vier bis ſechs Eier. Die beiden alten Vögel ſtürzen dem ſich nahenden Menſchen muthvoll und ſtürmiſch entgegen. Sie ſollen jährlich nur eine Brut machen. In meinem oben erwähnten kleineren Werke hatte ich angegeben, daß der Karmingimpel angeblich auch in Deutſchland niſte. Herr Profeſſor Jeit— teles in Salzburg berichtete darauf das folgende: „Ich habe mit Sicherheit 486 Die Gimpel. eine Brut dieſer ſchönen Vogelart in Niederöſterreich (und wir Deutſch— öſterreicher rechnen alle Länder weſtlich von der Leitha immer zu Deutſchland mit) feſtgeſtellt. Im Juni des Jahres 1869 ward nämlich ein Männchen in dem ganz nahe am Ufer des Traiſenfluſſes gelegnen Garten des Kreisingenieur Oppenheim in St. Pölten beobachtet. Der Gärtner ſah ſodann vier junge Vögel unter einem Strauch am Boden liegen. Ein Neſt konnte er aber trotz vielen Suchens nicht entdecken. Die wahrſcheinlich ſoeben ausgeflogenen Jungen wurden in einen Käfig gethan und dieſer an einer Mauer im Garten aufgehängt. Das eine ſtarb ſchon am erſten Tage, die anderen aber fütterte der an ſeiner rothen Färbung erkennbare Alte durch das Drahtgitter. Als mir Herr Oppen— heim dies erzählte, vermuthete ich anfangs, daß es ein Kreuzſchnabel wäre, bald aber überzeugte ich mich, zuerſt an den Jungen und dann mit meinem Fernrohr auch an dem Alten, daß ich im Irrthum ſei. Herr Oppenheim befürchtete, daß der ſeltene Gaſt die Beute eines Raubvogels oder einer Katze werden könnte und beſchloß, ihn einzufangen. Das gelang bald; allein ſchon an demſelben Nach— mittage war er todt und am nächſten Tage ſtarben auch die drei Jungen. Der prächtige alte Karmingimpel befindet ſich ausgeſtopft in der Naturalienfammlung der Oberrealſchule von St. Pölten.“ Ueber das Freileben in ſeinen eigentlichen Heimatsſtrichen berichten nament— lich die bereits oben genannten Forſcher und Reiſenden. Der Vogel iſt munter und lebhaft, fliegt ſchnurrend, flach, bogenlinig und geht nicht ungeſchickt auf der Erde. Im Frühlinge und Sommer ſieht man ihn pärchenweiſe, im Herbſt und Winter in großen Scharen umherſtreichend. Die Nahrung beſteht in mancherlei, namentlich öligen Sämereien, auch Knospen und jungen Schößlingen. Durch Verwüſtung von Flachsfeldern oder Blütenknospen werthvoller Obſtbäume wird er nicht ſelten recht ſchädlich. Nach v. Nordmann's Angabe frißt er vorzugs— weiſe die Samen von Ulmen und Rüſtern. Sein Lockton erklingt hüz, wiihi und hell pfeifend dio. Auch über ſeinen Geſang ſind die Urtheile verſchieden. Der Naturforſcher Blyth bezeichnet denſelben als ſchwach, zwitſchernd, doch ſanft und angenehm, etwa mit denen des europäiſchen Diſtelfink und Hänfling über— einſtimmend; der Lockruf gleiche einigermaßen dem des Kanarienvogels. Auch Altvater Naumann hatte ihn bekanntlich als dem des Hänflings und zugleich dem des Rohrammers ähnlich gelobt. Weitere maßgebende Urtheile ſind nicht veröffentlicht. Näheres über ſeine Lebensweiſe iſt leider nicht angegeben, doch wird dieſelbe ſicherlich der S. 483 im allgemeinen geſchilderten aller Gimpel überhaupt gleichen. Middendorff fand ein Pärchen noch etwa 5600 Meter hoch über dem Meere. Radde erlegte in Sibirien ein Männchen, welches die prachtvolle rothe Färbung verloren hatte und in dem fahlen Kleide erſchien, das dieſe Vögel, wie erwähnt, in der Gefangenſchaft anlegen. Der Karmingimpel. 487 Vieillot ſchildert ihn ebenfalls ſchon, freilich mit maucherlei Irrthümern. Er kannte als Vaterland nur Indien, von wo aus dieſe Art alſo bereits damals in den Handel gebracht wurde. Auch für fie ſchlägt er einen hohen Wärmegrad vor und meint, daß ſie bei ſolchem, wenn auch ſchwierig, doch wol zu züchten ſei. Die graubraune Färbung nach dem Verluſt des ſchönen Roth hält er für das Winterkleid. Obwol dieſer Gimpel aber ſeitdem allenthalben vielfach ge— halten worden, hat man doch faſt garkeine weiteren Aufzeichnungen über ſein Gefangenleben veröffentlicht. Im Laufe der Jahre habe ich ihn mehrmals be— herbergt. Zuerſt hatte ich ein Männchen, welches mit einem Weibchen des ameri— kaniſchen Purpurgimpels, jedoch erfolglos, niſtete; dann aber erzog ein Par in der Vogelſtube drei Junge. Das Neſt ſtand in einem dichten Gebüſch ziemlich hoch, unmittelbar an der Wand, war im äußeren Bau aus Grasrispen, Rohrfahnen, weichen Papierſtreifen und Fäden geformt und innen zierlich mit langen Pferdeharen — Agavefaſern hatte ich damals für meine Vögel noch nicht — gerundet. Die drei Eier wurden in zwölf Tagen erbrütet und die Jungen er— ſchienen im ſchwachen bläulichen Flaum. Die genaue, gewiſſenhafte Beſchreibung des Jugendkleides, welche ich bereits im Sommer 1872 und ſicherlich zuerſt ver— öffentlicht habe, ſtimmt mit der dann von Herrn Profeſſor Jeitteles in der „Gefiederten Welt“ (November 1873) gegebnen faſt völlig überein. Ich darf hierauf wol mit Nachdruck hinweiſen, einerſeits um die Bedeutung ſolcher Vogel— züchtungen wieder einmal hervorzuheben und andrerſeits um den haltloſen An— griffen meiner Widerſacher, namentlich des Herrn Alfred Edmund Brehm, immer von neuem durch Thatſachen entgegenzutreten. Spätere Züchtungsverſuche, die man beſonders im Käfige angeſtellt, haben keine Erfolge gebracht. Wenigſtens iſt ein ſolcher nirgends mitgetheilt. Der Fang geſchieht vermittelſt Fußſchlingen oder Leimruten, welche vor— nämlich mit Flachsſamen geködert werden. Wie bei allen Gimpeln, ſo iſt auch ſeine Eingewöhnung ohne Schwierigkeit und man füttert ihn mit Rübſen, abwechſelnd mit Hanf-, Kanarien- und Leinſamen, nebſt Grünkraut und Weichfutter aus ge— riebenen Mören, eingeweichtem Weißbrot und Mohn. Ohne Zweifel würde er zu den angenehmſten Stubenvögeln zu zählen ſein, denn er iſt doch ein hervor— ragender Sänger, zugleich ſchön, verträglich und ausdauernd, aber ſeine Farbe iſt ſo vergänglich, daß das Roth bereits nach kurzer Zeit mehr und mehr ab— blaßt und in der erſten Mauſer völlig und auf Nimmerwiedererſcheinen ver— ſchwindet; die Färbung verwandelt ſich dann in ein ziemlich gleichmäßiges, un— ſcheinbares, wenn auch nicht unſchönes Bronzegelbbraun. Was die Urſachen der Vergänglichkeit des prächtigen Roths anbetrifft, ſo hat man mit Sicherheit bis jetzt noch nichts feſtſtellen können. Weder die Behauptung, daß die Fütterung, noch die, daß die Lichtverhältniſſe einen derartigen Einfluß äußern können, hat 488 Die Gimpel. ſich als durchaus ſtichhaltig erwieſen; vielmehr hat ſich das Ergebniß gezeigt, daß ſolche Finken ſelbſt bei vollem unmittelbaren Sonnenlicht ſich entfärbten, während andrerſeits die mannigfaltigſten Futtergaben ebenfalls dies nicht verhinderten. Trotzdem dürfte nach meiner Ueberzeugung doch der Mangel irgend eines Nah— rungsmittels ſich geltend machen. Kürzlich hat Herr Karl Scholz in Poisdorf in meiner oben erwähnten Zeitſchrift mitgetheilt, daß ein Hänfling bei ihm die ſchöne rothe Farbe nach der Mauſer wiederbekommen und ein 6 Jahre hindurch im Käfige gehaltner Stiglitz ſeine Prachtfarbe nicht verloren. Den Hänfling hatte Herr Scholz zwiſchen ein Fenſter gebracht, in welches er eine Tanne geſtellt, und er gibt an, daß derſelbe viel von ihrem Grün gefreſſen und ſich darauf verfärbt habe. Vielleicht liegt hierin ein Wink für die zweckmäßige Verpflegung zur Erhaltung des Prachtgefieders aller dieſer rothen Vögel; ich bitte die Leſer daher, derartige Verſuche zu machen, um wennmöglich ein ſolches Ziel zu erreichen. Ziemlich regelmäßig alljährlich wird der Karmingimpel durch den Herrn Gleitzmann aus Moskau und durch kleinere deutſche Händler in mehr oder minder bedeutender Anzahl, neuerdings auch pärchenweiſe, bei uns, ſowie nach England und Frankreich eingeführt. Der Preis iſt erheblich geſtiegen, denn während er früher 7,50 bis 9 Mark betrug, ſteht er gegenwärtig auf 15 bis 18 Mark für das Pärchen und etwa 9 bis 12 Mark für das Männchen. Der Karmingimpel heißt auch Karminhänfling oder Brandfink (fälſchlich rothhäubiger Fink und ſchwarzer Zeiſig). Le Bouvreuil rougeätre; Ruddy Finch or Carmine Bunting. Nomenclatur: Loxia et Pyrrhula erythrina, Pll.; Loxia erythrina et L. obscura Gmil.; Fringilla erythrina, Meyer, Rss. („Handbuch“); Loxia cardinalis, BS.; Cocco- thraustes rosea, C. erythrina et Loxia rosea, III.; Haemorrhous roseus, Jerd.; L. ery- thraea, Endl. et Schlz.; Erythrothorax rubrifrons, Br.; Erythrospiza erythrina, By., @ld., Blth., Strekl., Pyrrhulinota roseata et Propasser sordidus, Hdgs.; Carpodacus erythrinus, Kp., Gr., Hdgs., Blth., By. et Schlg., Bp., Cb., Hrsf. et Mr. [Tooty Finch, Lth.; Tuti or Surklar Tuti (in Hinduſtan), BI., Jerd.; Amonga Tuti (in Nepal), Hdgs.; Chota Tuti (in Sylhet), Hamilt.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf, Kehle, Oberhals und Bürzel karminroth; Hinterhals und Rücken braungrau, dunkler röthlich gefleckt; Schwingen dunkelbraun, gelblich— weiß und röthlich außengeſäumt, über den Flügel zwei weißliche Querſtreifen; Schwanz grau— braun, heller röthlich gekantet; Bruſt weißlich karminroth; Bauch, Hinterleib und innere Flügel— ſeite graubräunlichweiß. Schnabel horngrau; Auge dunkelbraun; Füße dunkelfleiſchroth. — Weibchen oberhalb matt olivengrünlichbraun, jede Feder heller geſäumt, Wangen bräunlich— grau; Flügeldecken fahl gerandet, über den Flügel zwei weißliche Binden; Schwingen und Schwanzfedern fahl grünlichgelb gerandet; Bürzel matt gelblichgrün; Kehle weißlichgrau, bräunlich längsgefleckt; Bruſt fahlbräunlichgrau, braun längsgefleckt; Unterleib düſterweiß, meiſt ungefledt. — Jugendkleid: Oberhalb braungrau mit grünlichem Schein; Bürzel düſter gelblichgrüngrau; Unterkörper düſter bräunlichweiß, fahlbraun gefleckt. (Ruß). Nach der erſten Mauſer kommt wenig Roth zum Vorſchein und erſt im dritten oder vierten Jahre ſoll der ſchöne Vogel ſeine volle prächtige Färbung erlangen. — Gelblichbraun ohne jegliche Spur von Roth, oben etwas Der Karmingimpel. 489 dunkler, die Federn eigentlich braun mit gelben Säumen, unten gelb mit braunen Längsflecken; Flügel mit zwei roſtbräunlichen Binden; Bauch weißgelblich, faſt ungefleckt. (Jeitteles). Pyrrhula erythrina: capite, gula, jugulo et uropygio kermesinis, nucha dorsoque fumidis, obscurius rubicunde maculatis; remigibus fuscis, exterius rubente et subgilvo-marginatis; vittis duabus trans alam albidis; reetrieibus fumidis, rubicunde terminatis; pectore albente kermesino; abdomine, crisso et sub— alaribus luride albidis; rostro corneo, iride fusca; pedibus obscure carneis. — supra olivaceo-virente fusca plumis singulis dilutius limbatis; genis fumidis; tec- tricibus al. livide marginatis; fasciis duabus trans alam albentibus; remigibus caudaque livide virescente marginatis; uropygio luride flavido-viridi; gula incana, subfusco-striata; pectore livide fumigato, fusco-striato; abdomine sordide albo, plerumque immaculato. Länge 15, em.; Flügelbreite 27, m.; Schwanz 59m. Juvenis: supra fumida, virente lavata; uropygio luride gilvo-viridi; subtus sordide albida, livide subfusco-maculata (Russ). Ochraceo-fusca rubro prorsus carens; supra paululum obscurior plumis fuscis, flavido-limbatis; subtus flava, fusco - striata; fasciis duabus trans alam ferruginosis; abdomine albente flavida maculis vix ullis (Jeitteles). Beſchreibung des Eies: Tief blaugrün, am dickeren Ende ſchwarzbraun, reinſchwarz und rothbraun gefleckt, gepunktet und geſtrichelt. (Naumann). — Blaugrün, rothbraun und ſchwarz fein gepunktet und geſtrichelt. (Ruß). Grundfarbe kräftig blaugrün mit dunkelbraunen und ſchwärzlichen ſcharf abgegrenzten Punkten, welche am ſtumpfen Ende meiſtens zu einem Kranze vereinigt ſind; glänzend; Geſtalt ſchön eiförmig. Länge 20 mm.; Breite 14 mm. (Nehrkorn). Ovum: saturate aeruginosum basi nigro-fusca, nigro- et badio-maculatum, punctulatum et lineolatum (Naumann). — Aeruginosum rufo-nigroque punctulatum et lineolatum (Russ). — Saturate aeruginosum maculis fuseis nigrisque circumscriptis, circa basin plerumque in coronulam congestis notatum; pulchre ovatum (Nehrkorn). Der Rofengimpel [Pyrrhula rosea, P.]. Faſt noch ſchöner als der vorige läßt er es umſomehr bedauern, daß er niemals auf unſerm Vogelmarkt erſcheint. Als hochnordiſcher Vogel — ſeine Heimat erſtreckt ſich über den größten Theil Sibiriens — dürfte er freilich, wenigſtens nach den Erfahrungen, welche man ſolchen Gäſten unſerer Vogelſtuben gegenüber bisher gemacht hat, wol nur ſchwierig für die Dauer im Käfige zu erhalten ſein; abgeſehen davon, daß ſeine prachtvolle zarte Färbung binnen kürzeſter Friſt verſchwinden würde. Er iſt am Oberkopf karminroth, dunkler geſchuppt und ſilberfarben glänzend; der übrige Kopf und Hals ſind bräunlichkarminroth; Kopfſeiten und Hinterkopf roſenroth; Mantel dunkelbraun, roth ſchaftſtreifig, Schulterfedern braun, weißlich geſäumt; Schwingen dunkelbraun, gelblich ge— ſäumt; über dem Flügel eine weiße und eine röthlichweiße Querbinde; Bürzel roſenroth; obere Schwanzdecken roſa, dunkel ſchaftfleckig; Schwanz dunkelbraun, jede Feder roſenroth geſäumt; Kehle wie der Oberkopf, Vorderhals und Bruſt hoch roſenroth, Bruſtſeiten dunkelroth ſchaft— fleckig; Bauch weiß, jede Feder ſchwach roſenroth geſäumt, ebenſo, aber kräftiger die ebenfalls weißen unteren Schwanzdecken; Schnabel horngrau; Auge braun; Füße horngrau. Weibchen oberhalb lerchengrau; Kopf dunkel roſenroth; Bürzel karminroth. Größe des vorigen. Buffon u. a. ältere Schriftſteller erwähnen ihn nur ganz kurz. Ueber ſein Freileben ſind ſaſt garkeine Mittheilungen gemacht; die Reiſenden haben ihn nur als Wandervogel be— obachtet, Radde in Laubwaldungen, auch im Gebirge. Dybowski berichtet aus Oſtſibirien: „Er kommt im Frühjahr in großen Scharen zu Ende des Monats März, und der Durchzug dauert bis zur Hälfte des April; einzelne verweilen auch bis zur Mitte des Mai. Im Herbſt erſcheint er vom 25. September an und verweilt bis zum 24. Oktober auf dem Durchzuge. Nach Angabe des Herrn Crekanowski niſtet er in den am Angorafluß unweit des Dorfes Paduna gelegenen Thälern.“ Die Brut iſt jedoch durchaus unbekannt; ſie wird, 490 Die Gimpel. ſowie die ganze Lebensweiſe, wol denen der Verwandten gleichen. Bemerkenswerth iſt dann nur noch, daß er auch zuweilen in Europa vorkommt; ſo nach Blaſius auf Helgoland. — Bouvreuil rose; Rosy Bullfinch. — Erythröthorax albifrons, Dr. Der Purpurgimpel |Pyrrhula purpürea]. Tafel XII. Vogel 58. Als einen ſtattlichen, überaus ſchönen und zugleich leidlich gut ſingenden Vogel habe ich dieſen Gimpel ſchon früher und wol mit Recht bezeichnet. Seine Grund— farbe iſt grau, jedoch am ganzen Oberkörper, an der Bruſt bis zum Bauch roſen— bis dunkelpurpurroth überlaufen. Das Weibchen iſt einfarbig grau, an Bruſt und Unterleib droſſelähnlich gefleckt. In der Größe gleicht er dem Hausſperlinge. Die Heimat erſtreckt ſich über ganz Nordamerika; freilich erſcheint er in den ſüdlicheren Gegenden nur als Wanderer. Die älteren Schriftſteller führen ihn als violetten karoliniſchen Gimpel auf, ohne jedoch etwas beſondres über ihn zu ſagen. Bechſtein gibt auch nichts nähres an und fügt nur hinzu, daß ſeine Schönheit mehr werth ſei, als ſein zwitſchernder Geſang. Ueber das Freileben berichten die bekannten amerikaniſchen Naturforſcher, namentlich Audubon und Nuttall; nach ihnen gibt auch Gentry eine aus— führliche Schilderung. In Oſtpennſylvanien ſieht man ihn vom Anfang des Monats Oktober bis zur Mitte des April recht zahlreich in kleinen Scharen, welche ſich bei ſtarker Kälte und Nahrungsmangel pärchenweiſe vereinzeln und bei mildem Wetter wieder vereinigen. Zutraulich und dreiſt kommen ſie mit den Winterfinken zuſammen in die Nähe der Gebäude, beſonders auf die Ge— flügelhöfe. Ihre Nahrung beſteht in allerlei Gräſer- und Kräuterſämereien, Knospen und Blüten, ſowie Kerbthieren und deren Bruten. Auch dieſer Gimpel ſoll in den Obſtgärten an den Blütenknospen nicht ſelten argen Schaden ver— urſachen. Der Flug gleicht dem des europäiſchen Grünfink; aufgeſcheucht und davoneilend, kehrt er dann im Bogen faſt regelmäßig zu derſelben Stelle zurück. Das Neſt ſteht gewöhnlich etwa mannshoch auf dem Zweige einer Pechtanne oder Zeder und iſt aus Stengeln, Reiſern, Faſern und Baſtſtreifen geſchichtet, innen mit Federn, zarter Thier- und Pflanzenwolle gepolſtert. Man findet es nur in den nördlicheren Gegenden; ſelbſt in Pennſylvanien niſtet er nach Gentry nicht mehr. Wie die Lebensweiſe, ſo gleicht auch die Brut in ihrer ganzen Ent— wicklung der des vorhin geſchilderten nahen Verwandten. Seinen Geſang hat man mit dem des Kanarienvogels verglichen, doch iſt er weniger wechſelvoll, ſanfter, klagender. Während des Singens ſträubt das Männchen die Stirnfedern und bläſt die Kehle auf. Inbetreff der Beurtheilung auch ſeines Liedes ſind die Meinungen ſehr verſchieden. Die amerikaniſchen Vogelkundigen ſchildern daſſelbe zwar als lebhaft, anmuthig, fröhlich, keineswegs aber als hervor— ragend; damit ſtimmt der Ausſpruch eines populären Schriftſtellers nicht überein, Der Burpurgimpel. 491 welcher es als verhältnißmäßig ausgezeichnet rühmt und verſichert, daß es ihm die größte Freude bereitet habe. Ein tüchtiger Muſikkenner, Herr Landkammer— rath Vogt in Blankenhain, meint, es ſei ein harmloſer, doch ziemlich einfacher, nichts weniger als vorzüglicher Geſang; ebenſo habe ich denſelben ſchon früher als immerhin recht angenehm bezeichnet. Im ganzen Weſen, in der Verpflegung und in allem übrigen überhaupt iſt er ebenfalls mit dem Karmingimpel übereinſtimmend, ſo namentlich inhinſicht ſeines ruhigen und friedlichen Benehmens in der Vogelſtube. Audubon und Wilſon ſchildern ihn zwar als zänkiſch und tyranniſch unter kleineren Vögeln, dergleichen habe ich jedoch an mehreren Pärchen in meiner Vogelſtube nicht wahr— genommen, und die vielen Liebhaber und Züchter, welche ihn außer mir gehalten, haben auch zu keinerlei Klagen Anlaß gefunden. In ergötzlicher Weiſe ſchildert Herr Vogt das Benehmen eines Männchens im Flugbauer. „Von den drei Atlaswidafinken, welche mein Vogelhaus bewohnen, ſind zwei harmlos und thun keinem andern Genoſſen etwas zu Leide. Der dritte dagegen iſt bösartig und verfolgt gerade die kleinſten und ſchwächſten unausgeſetzt, indem er ſie weidlich quält. Zu meiner Freude aber handhabt ein Purpurfink gewiſſer— maßen die polizeiliche Gewalt. Sobald der Atlasvogel über einen kleinen herfällt, ſtürzt der Purpurgimpel ſofort hinzu und zerzauſt den Raufbold, daß die Federn nur ſo ſtäuben. Alle übrigen Mitbewohner aber läßt er durchaus unbehelligt.“ Bis jetzt iſt dieſer ſchöne Gimpel noch nicht in der Gefangenſchaft gezüchtet, und dies mag daran liegen, daß er gleich den Verwandten nur zu bald ſeine prächtige Farbe verliert und damit den Reiz für die Liebhaber, ſodaß dieſelben es nicht der Mühe für werth erachten, derartige Verſuche anzuſtellen. Von Herrn Reiche oder Frl. Hagenbeck in einzelnen Köpfen oder Pärchen eingeführt, zeigt er ſich nach überſtandener Reiſe gewöhnlich ruppig, kahl, mit abgeſtoßenem Schwanze, und wenn dann endlich das Gefieder in der Mauſer ſich erneuert, ſo iſt das ſchöne Roth für immer verſchwunden und ein ähnliches Bronzegelb wie bei dem vorigen erſchienen. Deshalb wird er ſelbſt bei bedeutenderer Einführung doch wol niemals zu großer Beliebtheit gelangen. Im übrigen dürfte auch er nicht ſchwierig zu züchten ſein. Der Preis beträgt zwiſchen 15 bis 24 Mark. Der Purpurgimpel oder Purpurfink hat keine weiteren Namen. [Purpurfarbner Fink, Seeligm.]. Bouvreuil pourpre; Purple Finch or Purple Bullfinch. Nomenclatur:Fringilla purpurea, Gmi., WIs., Audb., Rss. |„Hndbch.“]; Pyrrhula purpurea, T'mm.; Haemörrhous purpurea, Swns.; Erythrospiza purpurea, Bp., Audb.; Carpodacus purpureus, Gr., B, By. et Schlg., Cb., Brd., Br. |Pyrrhula carolinensis violacea, Brss.; Bouvreuil violet de la Caroline, Briss.; Pinson violet, Cat.; Purple-finch, Cat., Penn., Lath.; le Bouvreuil ou Bec-rond violet de la Caroline, BH.; Hemp- bird, Brtr.]. 492 Die Gimpel. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Der ganze Körper iſt ſchön karminroth, an Kopf und Rücken dunkler, letzterer mit ſchwarzbraunen Schaftſtrichen, ein ſchmaler Stirnſtreif, Wangen, Zügel und ganzes Geſicht heller roſenroth; Flügel- und Schwanzfedern dunkel röthlichbraun, jede Feder fahl roth außengeſäumt und geſpitzt, zwei undeutliche röthliche Querbinden über den Flügel; Bruſt blaſſer roſenroth, Bauch und Hinterleib faſt reinweiß. Schnabel horngrau; Auge braun; Füße fleiſchfarben. — Weibchen oberhalb bräunlichgrau, an Mantel und Flügeln jede Feder fahl gerandet; Augenbrauenſtreif weiß; Bürzel olivengrünlichgelb; ganze Unterſeite graulichweiß, jede Feder mit großem dunklen Längsfleck. Es iſt an dieſer droſſel— ähnlichen bunten Unterſeite unſchwer zu erkennen. Pyrrhula purpurea: pulchre kermesina, capite dorsoque obscurioribus, hoc fusco-nigro-striato ; vitta angusta frontali, genis, loris facieque tota rosaceis; remigibus rectricibusque badis, exterius livide rufo-marginatis et terminatis; fasciis elutis duabus trans alam rubentibus; pectore subroseo; abdomine crisso- que albioribus; rostro corneo; iride fusca; pedibus carneis. — ꝙ supra subfumea plumis interscapilii alarumque livide marginatis; stria superciliari alba; uropygio oli- vaceo-virescente; subtus incana plumis singulis maculam magnam nigram offerentibus oblongam. Avis gastraeo turdi instar picto facile distincta. Länge 15, em.; Flügel S em.; Schwanz 5, em. Der kaliforniſche Purpurgimpel [Pyrrhula californica, Byd.], aus dem Weſten der Vereinigten Staten von Nordamerika; dem vorigen ſehr ähnlich, doch an Kopf und Bürzel dunkler purpurroth, mit einem breiten helleren Augenbrauenſtreif und lichtroſenrothem Strich vom Schnabel über die Wangen bis zum Hinterkopf. Das Weibchen iſt oberhalb mehr oliven— grünlich und die Mittelflecke der Federn am unteren Körper ſind breiter und nicht ſo ſcharf abgegrenzt. In allem übrigen wird er mit dem vorigen wol übereinſtimmen; eingeführt iſt er noch nicht. — Western Purple Finch, Brd. — Carpödacus californicus, Brd. — Als Caſſin's Purpurgimpel [Pyrrhula Cassini, Byd.] aus den Felſenbergen erwähnt der amerikaniſche Forſcher Baird eine Art, die auch in Aſien vorkommen ſollte, welche aber Dr. Dybowski und dann auch Prof. Cabanis als ſolche nicht gelten laſſen. Sie bedarf daher hier nur der Erwähnung. Der Hausgimpel [Pyrrhula familiaris, MC.]. Ein Vogel, den Baird nur beſchreibt und von dem er ſagt, daß ſeine Heimat ſich von dem Felſengebirge bis zum ſtillen Ozean erſtrecke, und welcher bisher lebend noch nicht bei uns eingeführt worden, veranlaßt mich trotz— dem, ſeine ausführliche Schilderung hier aufzunehmen, und zwar einerſeits, weil dieſelbe in überaus intereſſanter geiſtvoller Weiſe nach Caſſin's Darſtellung von Dr. Karl Bolle gegeben iſt und andrerſeits, weil ich der feſten Ueberzeugung bin, daß er demnächſt bald einmal lebend zu uns gelangen wird. „Wenn der Winter unſerer nördlichen Himmelsſtriche in ſeiner Strenge nachgelaſſen hat und die Jahreszeit einer glänzenderen Sonne und neu aufſproſſender Blumen zurückkehrt, wird keiner ihrer erſten Vorboten mit freudigeren Em— pfindungen bewillkommnet, als die wiedererſcheinenden zutraulichen Vögel, welche, wie der Zaunkönig, der Blauvogel und der Haustyrann es lieben, in die unmittelbare Nähe unſerer Wohnungen zu kommen und dort eine paſſende Stelle zu ſuchen, wo ſie ihr Neſt erbauen und ihre Jungen großziehen können. Sie nehmen die Gaſtfreundſchaft des prunkvollen Palaſtes nicht minder in Anſpruch, als die des einfachſten Häuschens, und in beiden werden ſie mit gleicher Freude begrüßt. Unter allen ſolchen Vögeln erſcheint kaum eine Art durch ihre große Zutraulichkeit ſo bemerkenswerth, als der oben genannte kleine Fink, deſſen Heimat die weſt— lichen Länder Nordamerikas ſind. Er nähert ſich nicht blos den menſchlichen Wohnungen ohne Furcht und macht eine Gewohnheit daraus, in paſſenden Räumlichkeiten und anderen Gebäuden eine Niſtſtätte zu beziehen, ſondern er ſucht ſogar in beträchtlicher Zahl ſolche anſcheinend wenig für ihn geeigneten Oertlichkeiten, wie es Ortſchaften und Städte doch ſind, auf. In mehreren Der Hausgimpel. 493 derjelben in Kalifornien und Neumeriko ift er überaus zahlreich zu finden und gilt entſchieden als ein Liebling der Bevölkerung. „Verſchiedene Arten der Gattung, zu welcher er gehört, alle einander ziemlich ähnlich, bewohnen den Norden Amerikas; andere wiederum leben unter denſelben Breitengraden in der alten Welt. Die Männchen aller tragen ein Kleid vom ſchönſten Karmoiſinroth oder von mannigfach und zart ſchattirtem Purpur; die Weibchen ſind ſtets viel einfacher gefärbt und zeigen im allgemeinen mit jenen wenig Aehnlichkeit. Der bekannteſte dieſer Vögel in Nord— amerika iſt der Purpurfink, ein gewöhnlicher Wintergaſt in den mittleren und ſüdlichen Staten, wo er ein umherſchweifendes Leben in den Waldungen führt, im Frühlinge aber nach dem Norden und in die Gebirge Pennſylvaniens zurückkehrt, wo man ihn ſeiner Schönheit und ſeines angenehmen Geſanges wegen ſehr gern ſieht. „Der oben genannte Vogel aber ſcheint die Art zu ſein, welche Gambel im Journal der Akademie von Philadelphia den karmoiſinſtirnigen Fink (Erythrospiza frontalis, Say) nennt und in folgendem ſchildert: „Dieſer niedliche Sänger ward zuerſt in Neumexriko beobachtet, namentlich in Santa FE, wo er häufig und ſehr zutraulich lebt, ſich um die Höfe und Gärten herum aufhält und ſein Neſt unter die Portale und Schuppen der Häuſer baut. Im Juli waren die Jungen flügge. Unter einem langen Schuppen am Marktplatze ſtanden außerordent— lich viele Neſter, und die alten Vögel ſetzten ſich uns zuweilen, während wir vor der Thür ſaßen, dicht vor die Füße, um Krümchen für ihre Jungen aufzuleſen. In Kalifornien trifft man ſie ebenfalls in großer Anzahl an, und hier ſind ſie nicht minder zahm; ſie werden dort von den Einwohnern Buriones (ſoll wol heißen Gorriones, d. h. Sperlinge, Bll.) genannt. Den Winter hindurch leben ſie in Scharen an buſchigen Bergabhängen, Hecken, Weinbergen und in Gärten, wo ſie ſich von verſchiedenen Sämereien ernähren und zuweilen an den Trauben beträchtlichen Schaden verurſachen. Früh im März erfolgt die Parung, und bald ſieht man ſie eifrig mit dem Bau der Neſter beſchäftigt. Sie zeigen dabei, obwol oft getäuſcht, das vollſte Vertrauen zum Menſchen und niſten beſtändig an den Häuſern auf vorſpringenden Balken, unter Thorwegen, an Dachrinnen, in Schauern, Käſtchen oder in irgendwelchen Winkeln, welche ſie vorfinden. Ein Neſt erblickte ich in einem über der Thür aufgehängten Samenkaſten. Sie bauen auch auf dem wagerechten Zweige eines Baumes im Garten, und ſehr viele Neſter werden in den Weidenhecken der Weinberge angelegt. Jedem andern Platze aber ziehen ſie die Balken unter den Schuppen und an den Häuſern vor und lohnen, wenn man es ihnen ge— ſtattet, mit ihren lieblichen Liedern, welche den ganzen Sommer hindurch vom Dache herab in der Nähe des Neſtes ertönen. Das letztere beſteht aus kleinen Reiſern und Kräuterſtielen, Weidenkätzchen und Flaum und wird mit Pferdehar ausgefüttert; oft iſt es auch vorzugsweiſe aus Federn, Baumwolle oder Wolle mit einigen Reiſern und trocknem Gras zuſammengeſetzt und ebenfalls mit Pferdehar ausgelegt. Fünf Eier, bisweilen von einfach bläulichweißer Farbe, meiſtens jedoch mit wenigen zerſtreuten dunkelbraunen Strichen und Tüpfelchen am ſtumpfen Ende, bilden gewöhnlich das Gelege; manchmal findet man auch blos vier Eier und nicht ſelten zeigen dieſe nur auf einer Seite wenige Fleckchen und Strichelchen. Unmöglich iſt es, mit Worten den Geſang dieſes Orpheus des Weſtens zu ſchildern, und obwol Kalifornien viele gute Sänger, u. a. den Spottvogel beſitzt, ſo hat es doch keinen aufzuweiſen, deſſen Lied das Herz mehr erfreute oder dem Ohre melodiſcher und zärtlicher erklänge, als das dieſes Finken.“ „Der Vogel ward zuerſt vom Oberſt M'Call mit hinreichender Genauigkeit beſchrieben. „Ich fand dieſen lieblichen kleinen Fink zu Santa Fé, wo er im März zu niſten begann, obwol das Wetter noch winterlich war und häufiger Schneefall noch länger als einen Monat hindurch immer wiederkehrte. Trotzdem hörte der Geſang des Männchens nicht auf. Die Klänge mahnten mich oft an die ſanften Triller des Hauszaunkönigs und ebenſo an das helle Schmettern des Kanarienvogels. Die Männchen vom vorigen Jahre waren zwar bereits gepart und ſangen nicht minder fleißig als die älteren, doch trugen ſie noch nicht ihr volles Gefieder und hatten wenig oder nichts von dem Roth, welches den völlig erwachſenen Vogel auszeichnet. Die Neſter befanden ſich in den ſchon genannten Oertlichkeiten und waren außer den bereits aufgezählten 494 Die Gimpel. Stoffen auch aus langen Baumwollfäden und Stückchen alten Zeuges, kurz aus unzähligen Reſten und Abfällen dicht gewoben. Mitte Aprils wurden die Jungen der erſten und oft erſt im Auguſt die der dritten Brut flügge; vor Ende Septembers aber waren faſt alle aus der Umgebung der Stadt verſchwunden. Als ich in Neumexiko wohnte, beobachtete ich ſtets eine liebenswürdige Zartheit im Weſen dieſes lebhaften kleinen Sängers und dieſelbe trug ihm die volle Zuneigung Aller, ebenſo des reichen Eigenthümers eines Landguts als des ärmlichen Tagelöhners ein. Denn dieſelbe fröhliche Melodie, welche zur Mittagszeit dem Ohr des erſtern ſchmeichelte, während er ſich in ſeiner Hängematte ſchaukelte, begrüßte auch den letztern, wenn er bei Tagesanbruch auf Arbeit ging. Dieſe vertrauliche Zahmheit bewog mich dazu, den obigen Namen ihm beizulegen. Auch ſein Benehmen gegen andere Vögel erſcheint mild und friedfertig und ich will nur ein Beiſpiel erzählen. Auf der Piazza des Hauſes, welches ich bewohnte, hatte ſich eine ganze Anſiedelung dieſer Vögel gebildet. Als die Jahreszeit milder wurde und die zarteren Vögel vom Süden her anlangten, erſchien auch ein Pärchen rother Schwalben (Hirundo rufa, /.) und begann inmitten jener Neſter das ſeinige zu erbauen. Eine ſolche Zudringlichkeit würde doch die meiſten anderen Vögel zur Befehdung der Eindringlinge erregt haben. Ganz anders aber benahmen ſich die kleinen Hausfinken. Zuerſt wichen ſie und ſchienen die Fremdlinge mit Mißtrauen anzuſehen; als dieſe aber ruhig in ihrer Arbeit fortfuhren, wurden ſie von ihnen durchaus nicht geſtört, und ſo ſah ich die ganze Geſellſchaft in voll— kommener Eintracht niften.‘ „Am weſtlichen Abhange iſt der Hausfink in ganz Kalifornien gemein, aber nicht im Orangegebiet. Er niſtet ſowol in Hecken als auch an Gebäuden. Oft fand ich ihn in großen Schwärmen an den Rändern der ausgedehnten Felder mit wildem Senf. Dieſe urſprünglich von den ſpaniſchen Miſſionären eingeführte Pflanze überzieht hier nämlich jetzt ganze Bezirke und erreicht eine faſt baumartige Größe. Ob er in dieſen Dickichten niſte, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Seine Nahrung beſteht je nach den Jahreszeiten in Knoſpen, Früchten, verſchiedenen Gräſer- und Kräuterſamen, welche letzteren er, oft mit dem Kopf nach unten oder ſeitwärts an die ſchwankenden Stengel ſich klammernd, aus den Kapſeln holt. Auch Inſekten verzehrt er, wie ich glaube, jederzeit. In dem Zuſtande als halbes Hausgeflügel zu Santa Fe ſchien er übrigens nichts eßbares zu verſchmähen. Mit dem Schluß des Sommers ſcheint er ſich in Scharen zuſammenzuſchlagen und in der Weiſe des nächſten Verwandten, des Purpur— gimpels, zu wandern. Die Schwärme ziehen dann für den ganzen Winter fort nach Mexiko und wahrſcheinlich auch nach Mittelamerika.“ Der Hausgimpel gleicht im allgemeinen dem Purpurfink, doch iſt er bedeutend kleiner. Der ganze Kopf, Rücken, Steiß, Vorderhals und die Bruſt ſind bräunlichroth, ins Karmoiſinrothe ſpielend, am hellſten an Stirn, Unterrücken und oberen Schwanzdecken, am dunkelſten auf dem Rücken; Schwingen und Schwanz ſind ſchwärzlichbraun, jede Feder bleicher geſäumt; Bauch und untere Schwanzdecken ſind weiß, jede Feder braun längsgeſtreift. Schnabel gelbbraun, Unter— ſchnabel heller. Das Weibchen iſt am Oberkörper dunkelbraun, jede Feder dunkler längsgeſtreift und heller aſchgraulich gerandet. Unterkörper düſterweiß, braun längsgeſtrichelt; überall ganz ohne Roth. (Caſſin). Ich glaube umſoeher, daß der Vogel demnächſt bei uns auf dem Markte er— ſcheinen werde, als ja nicht allein kaliforniſche Vögel bereits hin und wieder in den europäiſchen Handel, ſondern ſeltſamerweiſe auch manchmal Vögel aus anderen Welttheilen von Kalifornien aus nach Europa gebracht werden, ſo z. B. einmal eine bedeutende Anzahl von Sonnenvögeln. Der Hausgimpel oder kaliforniſche Hausfink (Caſſ.). — The American House- Finch (M' Cl.), Bourion; House Finch (Brd.). — Fringilla frontalis*), Say, G@mb.; Frin- gilla haemörrhoa, Zehtst. *) Die eingangs stehende lateinische Bezeichnung, welche dem ſchönen engliſchen, bzl. deutſchen Namen entſpricht, mußte ich hier an Stelle der allerdings älteren beibehalten, da ich S. 448 bereits eine Fringilla frontalis geſchildert habe und da ich die leidigen Doppelnamen ſelbſt innerhalb einer großen Familie ſoweit als irgend möglich vermeiden will. * Der Hakengimpel. 495 Der rothbäuchige Gimpel [Pyrrhula rhodocolpus, Cb.] wird im „Museum Heineanum“ als feſtſtehende Art angeführt, während die Herren Bonaparte und Schlegel ihn nur für ein junges Männchen des vorigen halten. „Er iſt kaum kleiner und unterſcheidet ſich durch eine andre Schattirung des Roth, welches dem des Purpurgimpels ſehr ähnlich iſt; auch er— ſcheint die Begrenzung weniger ſcharf, und Scheitel, Oberrücken und die ganze Bruſt ſind röthlich angeflogen. Ein Männchen befindet ſich im Berliner Muſeum.“ Bei dieſer Erwähnung muß ich es bewenden laſſen. — Der rothmankelige Gimpel [Pyrrhula rhodöchlamys, Bp. aus Sibirien darf ebenfalls nur erwähnt werden, da irgend etwas näheres über ihn nicht auf— zufinden iſt. (Carpodacus Sophia, 5%. et Schlg.; C. grandis, Bith.; [Red mantled Grosbeak, Gould.]). — Der Gimpel vom Sinai [Pyrrhula sinaitica, Zehtst.] „lebt parweiſe und in Flügen im peträiſchen Arabien auf Felſen, ſonnigen Abhängen, Viehtriften und an Regenbetten. Er iſt ein ſehr lebhafter und ziemlich ſcheuer Vogel, ernährt, ſich vornämlich von feinen Gräſerſämereien und zieht wahrſcheinlich im Winter fort. Auf Gebüſch habe ich ihn nicht geſehen; aufgeſcheucht ſtreicht er ſchreiend und niedrig über dem Boden fort, um ſich meiſtens bald wieder auf Steinen niederzulaſſen. Er iſt in der Grundfarbe ſchwärzlichaſchgrau, ſchön roſenroth übergoſſen und im übrigen den vorhergehenden Verwandten, unter denen er zu den größten gehört, ähnlich. Wie weit ſeine Verbreitung reicht, dürfte wol kaum bekannt ſein.“ (Hgl.). Sinaitiſcher Gimpel und Roſengimpel, Gimpel und Roſengimpel vom Sinai nach Hgl. Fringilla sinaitica, Zehtst.; Pyrrhula sinoica, Tmm.; Carpodacus synoicus, Gr.; Pyrrhula sinaica, Rpp. — Der rothſchulterige Gimpel [Pyrrhula rhodöptera, Lehtst.], ein Vogel, welchen Heuglin hier einreiht, den Cabanis dagegen als Mittelglied zwiſchen den Steinſperlingen (Petronia, Kaup) und Kernbeißern (Coccothraustes, Best.) hinſtellt. Er zeichnet ſich durch ſeinen ſehr dicken rothen Schnabel, blutrothe Füße und ſehr lange und ſpitze Flügel aus. Seine Heimat iſt Arabien, Paläſtina, der Libanon; im nördlichen Perſien kommt er als Zugvogel vor. Näheres iſt nicht bekannt. (Montifringilla sanguinea, 6%.; Erythrospiza phoenicöptera, Bp.). Der Hakengimpel Pyrrhula enucleator|. Wiederum ein hochnordiſcher Gimpel, deſſen Heimat ſich über die nördlichſten Theile Europas, Aſiens und Amerikas erſtreckt. Zum Winter kommt er nach dem Süden Schwedens, in die ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen und bis nach Rußland weiter hinein, bei ſehr ſtarker Kälte nach Nord- und Mitteldeutſchland, in einzelnen Köpfen ſogar bis Süddeutſchland ſtreichend und immer den Ebereſchenbeeren nachgehend. Sein Gefieder iſt lebhaft und prächtig roth, Kopf und Hals faſt karmoiſin, Rücken und Mantel dunkler roth, aſchgrau überhaucht, Flügel röthlichaſchgrau mit zwei weißlichen Querbinden, Schwingen und Schwanz ſchwarzbraun, jede Feder fein hell geſüumt. Das Weibchen iſt oberhalb gelblichaſchgrau, an Kopf und Hals düſter ockergelb, unterhalb heller graugelb. Er iſt von Droſſelgröße. Vorzugsweiſe die Nadelholzwälder der Ebenen, ſeltener gebirgige oder ge— miſchte, niemals reine Laubholzwaldungen dienen zu ſeinem Aufenthalt. Hier ſteht das Neſt etwa mannshoch und darüber ſtets auf kleinen Bäumen, meiſtens dicht am Stamm, als eine aus Reiſern, Halmen, Flechten, Würzelchen, ſehr dicht gewebte, mit Haren und Federn gepolſterte offene Mulde, welche von beiden Gatten des Pärchens gemeinſam erbaut wird. Vier bis ſechs Eier bilden das Gelege. Das Weibchen brütet allein und die Brutdauer ſoll 14 Tage betragen. Die 496 Die Gimpel. Nahrung ſoll vornämlich in Nadelholzſämereien, ferner in den Kernen von Vogel— und anderen Beeren und Baumknospen beſtehen; wahrſcheinlich auch in Kerbthieren. Sein Locken erklingt ſanft hihiü! und den leiſen, jedoch ſehr lieblichen und wechſel— reich flötenden Geſang läßt er beſonders eifrig im Frühlinge, doch auch den ganzen Winter hindurch hören. Der Flug iſt ſchnell, wellenlinig, vor dem Niederſetzen ſchwebend; auf dem Boden ſpringt er ungeſchickt, im Gezweige aber zeigt er ſich hurtig und gewandt. Gleich den meiſten nordiſchen Vögeln iſt er nicht ſcheu, ſon— dern dreiſt und daher leicht zu überliſten; er wird auf Leimruten, in Sprenkeln, Schlaggarnen u. a. unſchwer gefangen und ſoll ſich ſogar, wie ſchon Buffon und andere ältere Schriftſteller und neuerdings auch Nordmann berichten, eine Pferde— harſchlinge, welche an einer langen Stange befeſtigt iſt, über den Kopf ſtreifen laſſen. Ebenſo leicht geht ſeine Eingewöhnung vonſtatten. Er frißt ohne weiteres, wird ſehr zahm und zutraulich, verliert aber ebenfalls nach der Mauſer die rothe Farbe und erſcheint dann ſchlicht orangegelbgrau. Im Zimmer ſingt er in den letzten Frühlingsmonaten beſonders ſchön. Friſch eingefangen darf er nicht ſo— gleich in eine warme Stube gebracht werden, denn er kann die Wärme überhaupt nicht gut ertragen, am wenigſten aber einen plötzlichen ſtarken Temperaturwechſel. Die Händler füttern ihn gewöhnlich nur mit Hanfſamen, doch dürfte es ſicherlich gut ſein, wenn man ihn an Rübſen, Hafer nebſt Ebereſchen- und Wachholderbeeren gewöhnt und ihm auch namentlich zur Mauſerzeit Mehlwürmer und ein Futter— gemiſch aus Ameiſenpuppen bietet. Er ſoll nur wenige Jahre in der Gefangen— ſchaft ausdauern, aber freifliegend oder im Fluglkäfige nicht ſchwierig niſten. Gerade über dieſen Vogel iſt eine ungemein reiche Literatur vorhanden und von Schriftſtellern aller Zeiten, von Briſſon, Edwards, Buffon u. A. bis zu Bechſtein und jüngeren Zeitgenoſſen herab, ſind mehr oder minder eingehende Schilderungen oder doch Beiträge zu ſeiner Kenntniß aufgezeichnet; nach den— ſelben habe ich die vorſtehende kurze Darſtellung gegeben. Wenn trotzdem ſein Brutgeſchäft erſt wenig erforſcht worden, ſo liegt dies eben darin, daß er in jenen unwirthlichen Gegenden des Nordens niſtet, wo bis jetzt die Vogelkunde doch nur verhältnißmäßig geringe, derartige Ergebniſſe erreichen konnte. Nach den Ausſagen der meiſten Reiſenden iſt er ein Wandervogel, welcher in der Lebensweiſe dem verwandten Karmingimpel gleichen dürfte. Radde gibt an, daß er in Oſtſibirien in der erſten Hälfte des Oktobers in die Mauſer komme, während dieſelbe ander— wärts ſchon zu Anfang Septembers oder zu Ende des Auguſt vollendet ſein ſoll. In Schweden wird er nach den Mittheilungen von Meves in manchen Jahren in der Zeit vom Oktober bis zum Februar zu Hunderten aus Upland und Nor— land, weniger aus der Umgegend von Stockholm, auf den Markt gebracht; in ähnlicher Weiſe, wenn auch beiweitem nicht in ſo großer Anzahl, gelangt er zu— weilen aus dem preußiſchen Litauen als Krammetsvogel nach Berlin. Der Hakengimpel. 497 Die beſte Schilderung in der neueren Zeit hat Herr B. Marquardt in Bernau in der Zeitſchrift „Die gefiederte Welt“ veröffentlicht: „Der Haken⸗ gimpel erſcheint in Livland jeden Winter mit Sicherheit, wenn die Ebereſchen reichlich tragen. Sobald die Beeren reifen, kommen ſie einzeln oder in kleinen Geſellſchaften von 3 bis 5 Köpfen, nach und nach in immer zahlreicheren Scharen, ſo daß ſolche gegen Weihnachten hin 30 bis 50 Köpfe zählen, an. Auffallend iſt der Größenunterſchied unter den Vögeln in einunddemſelben Fluge, indem er bei den von mir gemeſſenen Exemplaren zwiſchen Gimpel- und Droſſelgröße (17 — 23,4 em.) ſchwankte. Erſt in den großen Schwärmen ſieht man ausgefärbte Männchen und immerhin verhältnißmäßig ſelten, ſo daß man wol annehmen muß, dieſer Gimpel erhalte fein Prachtkleid erſt ziemlich ſpät. Von Weihnachten an verringert ſich die Anzahl in den Scharen und die letzten habe ich im April bemerkt. Ob er in Livland niſte, iſt mir nicht bekannt. Die Flüge ſtreifen im Lande umher, ohne daß man eine beſtimmte Richtung wahrnehmen kann, doch mögen ſie im ganzen wol die ſüdliche feſthalten. Sie wandern in den frühen Morgenſtunden und zwar von einem größeren Walde zum andern; einſt ſah ich einen Flug mittags ziemlich hoch und mit lautem Locken dahinziehen. Immer wählen ſie zum Aufent— halt weite Waldungen, in denen Fichten vorherrſchen und die Droſſeln für reichliche Anſamung von Ebereſchen geſorgt haben. Mit anderen Vögeln, welche auf den— ſelben Futterbäumen zehren, wie Seidenſchwänze, Droſſeln, Dompfaffen, vereinigen ſie ſich nicht. Ihre Nahrung beſteht hauptſächlich in Fichtenknospen, nicht in Fichtenſamen, wie fälſchlich angegeben wird. Wo ſich eine Schar einige Tage hindurch aufgehalten hat, iſt der Schnee rings herum mit den Hüllblättchen der Knoſpen beſtreut. Niemals habe ich bemerkt, daß der Hakenſchnabel zum Hervorziehen des Samens aus den Zapfen diene; auch bei meinen Gefangenen ſah ich dies nie, der Same mochte noch ſo verlockend zwiſchen den Schuppen hervorſtehen. Sie werfen die Zapfen wol ſpielend hin und her, wie ſie es mit anderen Gegenſtänden ebenfalls zu thun pflegen; fiel der Same heraus, ſo fraßen ſie ihn garnicht einmal. Arbeiteten fie wirklich mit Ernſt an einem Zapfen, jo geſchah dies regelmäßig, um eine kleine braune Wanze zwiſchen den Schuppen hervorzuziehen, welche dort Winterherberge gefunden hatte. Brachte ich ihnen dagegen eine knoſpenreiche Fichte ins Zimmer, ſo gingen alle mit dem größten Eifer ans Werk, und in unglaublich kurzer Zeit war ſelbſt die kleinſte und verſteckteſte Knoſpe verzehrt. Beim Freſſen auf den ſchwanken Zweigen benutzen ſie fort— während die Flügel, um ſich im Gleichgewicht zu erhalten und den Schnabel ähnlich wie die Kreuzſchnäbel. Auch ſieht man wie bei jenen und den Seiden— ſchwänzen beſonders die alten Männchen auf den Wipfeln, wahrſcheinlich als Wächter. So ſtand ich einſt beobachtend vor einem Baume, als ein Männchen von der Spitze deſſelben herab ſeinen Warnungsruf ertönen ließ und im Augen— Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 32 498 Die Gimpel. blick die ganze Geſellſchaft in die dichteſten Zweige geſchlüpft war. Ich wunderte mich darüber, da ſie doch ſonſt gegen einen Menſchen faſt garkeine Scheu zeigen; allein das Räthſel löſte ſich, als einige Augenblicke ſpäter ein Sperber daherge— ſtrichen kam, den der Warner alſo bemerkt hatte. Nahrungſuchend hält ſich die Schar durch beſtändiges Locken zuſammen. Nach einer kurzen Mittagsraſt fliegen ſie noch einmal zu den Ebereſchen, dann aber ziemlich früh zu ihren Schlafplätzen. Auf noch unbelaubten Bäumen ſah ich ſie nie, obgleich z. B. die Birken einen bedeutenden Theil der livländiſchen Wälder bilden und von den Dompfaffen der Knoſpen wegen regelmäßig beſucht werden, auf Wachholderbüſchen nur einmal. „Von den Bauern, welche in den Wäldern wohnen, werden ſie häufig ge— fangen und zwar vermittelſt Brettchen, die mit Schlingen beſteckt und mit Eber— eſchenbeeren geködert, an hohen Stangen angebracht und aufgeſtellt werden. Mir ſelbſt iſt der Fang nicht gelungen, während doch z. B. Dompfaffen ohne weiteres in meine Fallen gingen. Für die Gefangenſchaft eignet ſich kein Vogel beſſer als er und die entgegengeſetzten Erfahrungen mögen wol daher rühren, daß die Haken— gimpel von den Fängern und Händlern eine zu üble Behandlung erdulden müſſen, bevor ſie in verſtändige Pflege gelangen. Ich ließ die meinigen im Zimmer frei fliegen und alle ohne Ausnahme waren ſchon nach einer Woche überaus zahm und nach weiteren acht Tagen kamen ſie geflogen, um mir das Futter aus der Hand zu nehmen. Kein einziger iſt mir geſtorben und ich ſetzte ſie nach jahrelanger Gefangenſchaft vollkommen geſund in Freiheit, als ich Livland verließ. Sie er— hielten im Winter Hanf und Eberefchenbeeren, dazu recht mannigfaltiges Grün— zeug, namentlich aber Knoſpen von Fichten, Eſpen u. a. Bäumen. Da ich weder Mehlwürmer noch Ameiſenpuppen hatte, ſo ſetzte ich ihnen fein gehacktes Fleiſch mit Weißbrot vor, doch fraßen ſie es nicht. Ein einziger gewöhnte ſich an Fleiſch und zog dann gepökeltes vor. Im Sommer ſuchte ich ihnen fo viele Kerbthiere als möglich zu verſchaffen, brachte ihnen beſonders Diſteln, welche mit ſchwarzen Blattläuſen bedeckt waren und fütterte ſie wochenlang mit den grünen Afterraupen der Stachelbeerweſpe. Auch fraßen ſie halbtodte Fliegen und Schaben, ſelbſt rothe Schwärmerraupen verzehrten ſie nach und nach und verſteckten dann wol den Reſt. Sie badeten faſt mit derſelben Leidenſchaft wie die Stare, auch fiſchten ſie aus kleineren Aquarien die Libellenlarven heraus und noch mehr die Waſſerſpinnen; auf letztere lauerten ſie förmlich und ergriffen ſie mit Sicherheit, ſowie ſie an die Oberfläche kamen. Ich hielt ſie im ge— heizten Zimmer und die Stubenwärme wurde ihnen durchaus nicht ſchädlich, während dies doch bei anderen nordiſchen Vögeln, z. B. den Schneeammern, der Fall iſt; ja, im Gegentheil ſuchten fie die Nähe des Ofens auf, ſodaß ih . ihnen dort einen Sitz anbringen mußte, um zu verhüten, daß ſie ſich die Füße auf dem heißen Griff der Ofenthür verbrannten. Mit ihren kräftigen Schnäbeln Der Hakengimpel. 499 richteten ſie freilich Unfug genug an, zernagten namentlich Bücher, doch zeigten ſie andrerſeits wiederum ſoviel Anmuth, Klugheit, Zahmheit, daß ich es nicht über mich gewinnen konnte, ſie einzuſperren. Ein altes Männchen, dem ich den Flügel abgeſchoſſen hatte, und das alſo zum Fliegen unfähig war, hielt ich vier Jahre hindurch im Bauer und es ſtarb nur, weil ich es beim Wechſel des Wohnorts unverſtändiger Pflege anvertrauen mußte. Bei dieſem Hakengimpel beobachtete ich die merkwürdige Erſcheinung, daß ſich bei der letzten Mauſer wieder ein rother Fleck im Nacken zeigte, der ſich zu einem breiten Bande ausdehnte während ſich der Scheitel orange färbte. Ich will noch hinzufügen, daß ich in Livland wiederholt die Behauptung ausſprechen hörte, man könne durch aus— ſchließliche Fütterung mit Ebereſchen die rothe Farbe dauernd erhalten. Ob die— ſelbe ſich auf eine Thatſache ſtützt, weiß ich freilich nicht. Die oben mitgetheilten Beobachtungen habe ich in einem Zeitraum von ſechs Jahren gemacht. Sie weichen von denen Anderer bedeutend ab, und da der Vogel doch beiweitem noch nicht bekannt genug iſt, ſo mögen ſie als gewiſſenhafter Beitrag zu ſeiner Kennt— niß doch einigermaßen von Werth ſein.“ Bereits vor mehr als 50 Jahren hat der Hofgärtner Klöber zu Karls— ruhe in Oberſchleſien, ein recht guter Vogelkenner und Züchter, nach Mittheilung des Dr. Gloger an das zoologiſche Muſeum zu Breslau Hakengimpeleier ge— geben, welche bei ihm in der Gefangenſchaft gelegt waren. Dann hat ein Herr Becker nach Brehm's Angaben den Erfolg erzielt, daß ein Pärchen im Flug— bauer zweimal, jedoch leider ohne die Jungen aufzubringen, niſtete. Das Neſt war aus Graswurzeln, Kokusbaſt und Pferdeharen erbaut und ftand ganz frei ohne jeden Schutz etwa 1 Meter hoch über dem Boden in einer kleinen Fichte zwiſchen zwei Zweigen. Ein Gelege beſtand in drei, das andre in zwei Eiern, doch ſtarb das Weibchen beim dritten. Weitere Züchtungsverſuche ſind bis jetzt leider nicht bekannt geworden. Herr von Homeyer hat in der „Iſis“ (1834) berichtet, daß ein gerade in der Mauſer befindlicher Hakengimpel, welcher ent— flogen, dann in einer Dohne erhängt gefunden und mit Sicherheit wiedererkannt worden, die Erſcheinung zeigte, daß die in der Freiheit hervorgekommenen Federn von natürlicher hochrother Farbe waren, die in der Gefangenſchaft bereits her— vorgeſproßten jedoch die gelbe Farbe unverändert beibehalten hatten. Einen Beweis für meine Behauptung, daß die rothe Farbe bei allen dieſen Vögeln doch im weſentlichen in der Nahrung begründet liege, gibt Herr Profeſſor A. v. Nordmann in der Beobachtung, daß ſelbſt noch nicht vermauſerte junge Hakengimpel, welche an der Schnabelwachshaut ſicher zu erkennen ſind, bereits das ſchöne rothe Gefieder haben, und wennſchon der Vorgang und die Zeit des Ueberganges aus dem grünlichgrauen ſchwarzgefleckten Neſtkleide in ein gelbes und dann rothes noch keineswegs beſchrieben worden, dürfte es ſich doch wol mit 2 33 * Os 500 Die Gimpel. Beſtimmtheit annehmen laſſen, daß eine ſolche ausnahmsweiſe frühe Färbung lediglich in Ernährungsverhältniſſen begründet liegen kann. Die Angabe Mar— quardt's, daß der Hakengimpel die Maden in den Tannenzapfen freſſe, beſtätigt übrigens nur eine bereits im Jahre 1864 von F. Schwaitzer gemachte Mit— theilung, in welcher derſelbe berichtet, daß er bei der Unterſuchung im Kopfe eines geſchoſſenen Männchens jene Maden ebenfalls gefunden habe. Während alle älteren Schriftſteller anführen, daß der Hakengimpel auch im Norden Amerikas vorkomme, behaupten jüngere amerikaniſche Gelehrte, insbeſondre Profeſſor Spencer F. Baird, daß der dortige eine ſelbſtändige feſtſtehende Art ſei. Dieſe, der kanadiſche Hakengimpel, ſei etwas größer und zeige einige beſtimmte Unterſcheidungsmerkmale, auf welche ich weiterhin in der wiſſen— ſchaftlichen Beſchreibung zurückkommen werde. Seine Heimat erſtrecke ſich über den hohen Norden Amerikas und in ſtrengen Wintern komme er bis in den Süden der Vereinigten Staten herab. Gentry gibt ſodann eine Schilderung ſeines Freilebens, der ich nun folgendes entnehme. In Oſtpennſylvanien erſcheint er zu Anfang des Monats Dezember und hält ſich bei kaltem Wetter in den dichten Nadelholzwäldern auf, welche er jedoch zum Frühjahr hin verläßt, um die Aepfel— und Birnengärten aufzuſuchen, wo er durch Zerſtörung von Knoſpen nicht ſelten argen Schaden anrichtet. Die kleinen Scharen zeigen ſich ſo wenig ſcheu, daß ſie nicht einmal davonfliegen, wenn einer heruntergeſchoſſen wird. In anderen Theilen Nordamerikas ſieht man ihn beſonders in Pappel- und Weidenhainen zahlreich. Das Neſt, welches nur in hochnordiſchen Gegenden gefunden wird, entdeckte Mr. Boardmann in einem Erlenbuſch nahezu mannshoch vom Boden; es war durchgängig nur aus grobem grünen Mooſe hergeſtellt und enthielt zwei Eier. Näheres iſt von den amerikaniſchen Schriftſtellern leider nicht mitgetheilt. Als das Berliner Aquarium unter dem erſten und dann auch unter dem zweiten Direktor inhinſicht der Vogelwelt noch in vollem Glanze daſtand, brachte der Händler Stader aus Moskau faſt regelmäßig alljährlich eine beträchtliche Anzahl von Hakengimpeln in den Handel; nachdem der Genannte von Deutſch— land fern geblieben, gelangte höchſtens dann und wann einmal ein Exemplar durch den alten Brune zu uns. Vor einigen Jahren aber kaufte ich ein ein— zelnes Männchen von Bewig unter den Königskolonaden in Berlin. Seitdem waren ſie wol völlig vom Markt verſchwunden. Im Dezember 1877 führte jo- dann der Händler Gleitzmann aus Moskau eine überaus große Anzahl nordiſcher Vögel aus Rußland durch Berlin, um ſie in London zu verkaufen, und in der— ſelben befanden ſich etwa 140 Köpfe Hakengimpel, unter ihnen nur dreißig Männ— chen im prachtvoll rothen Kleide; alle übrigen waren jüngere Männchen und Weibchen. Kurz nachher erſchienen die Hakengimpel auch in Deutſchland ziemlich zahlreich im Handel, und zwar hauptſächlich durch Herrn Sanitätsrath Dr. Grun in 2 Der Hakengimpel. ü 501 Braunsberg (Oſtpreußen), durch die Händler Fürſtenberg ebendort und Bartſch in Berlin. Den meiſten Liebhabern iſt es jedoch diesmal leider gerade ſo wie früher ergangen, indem die Vögel nur zu bald ſtarben. Für ihre Verpflegung, bzl. Erhaltung, dürfte daher der Hinweis des Herrn Marquardt auf die Haupt⸗ und Lieblingsnahrung, Nadelholzſchößlinge, wol zu beachten ſein. Der Preis iſt überaus ſchwankend. Gleitzmann wollte das Pärchen nicht unter 24 bis 30 Mark abgeben; Fürſtenberg bot ſie dann, das prächtig rothe Männchen für 9 Mark, das orangefarbene Männchen für 5 Mark und das Weibchen für 1 Mark aus. Der Hakengimpel heißt auch Hakenfink, Hakenkernbeißer und fälſchlich Hakenkreuzſchnabel und größter Kreuzſchnabel, Hartſchnabel, Fichtengimpel und Fichtenhacker, Kernfreſſer, Krappenfreſſer, finnischer Papagei (in Livland), Pariſer Papagei, ſchwediſcher Papagei (Linné) und Parisvogel. Bouvreuil pin; Pine Finch. — Tallbit und Nachtwach in Schweden (Bff.); Tallbi- tarna (ebendort nach Meves); Nattvaka (d. h. Nachtwächter) in Norland (nach Albrecht), Nomenclatur: Loxia enucleator, L., Gml.; L. flamengo, Sprrm., Gml.; L. psittäcea, Pl. nec Lth.]; Fringilla enucleator, Meyer, Rss. |„Hndbch.“]; Strobilöphaga enucleator, VI.; Corythus enucleator, Cv., Bp., Bh. et Schlg., Gld.; Pinicola enu- cleator, Ch., Br. — Coccothraustes canadensis, Drss.; Loxia enucleator, Frstr., Wls.; Pyrrhula enucleator, Audb.; Cörythus enucleator, Bp., Audb.; Pinicola canadensis, Cb., Brd.; P. americana, Cb.; [P. enucleator, C.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Lebhaft und prächtig roth; Kopf und Hals fait karmoiſinroth; Rücken und Mantel dunkler roth, aſchgrau durchſchimmernd, indem jede Feder nur breit roth gerandet iſt; Schwingen ſchwärzlichgrau mit feinen röthlichen Außenſäumen und hellgrauen Innenſäumen; Flügel aſchgrau mit zwei breiten weißlichen, roſenroth ſchimmern— den Binden; Bürzel reiner und heller roth; Schwanzfedern ſchwärzlichgrau mit feinem fahlen Außenſaum, ſchwach grünlich überhaucht; ganze Unterſeite himbeerroth, von weitem wie heller geſchuppt erſcheinend; Hinterleib und untere Schwanzſeite aſchgrau, die unteren Schwanzdecken fahl geſäumt. Schnabel ſchwärzlichgrau, Unterſchnabel am Grunde heller; Auge braun; Füße ſchwarzbraun. — Das Weibchen iſt an Kopf und Hals grünlichgelbgrau, Zügel und Kehle heller gelblich; Rücken grau, jede Feder fahl gelb gerandet; Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlichgrau, jede Feder fahl außengerandet und gekantet; über dem Flügel zwei weißliche Binden; Bruſt gelblichgrau, Bauch reiner grau. Schnabel fahler horngrau; Auge braun; Füße ſchwärzlichgrau. — Die jungen Männchen erſcheinen im Uebergangskleide graugelb, mehr oder weniger dunkel mit bräunlichem Ton und dürften in der Regel erſt im dritten Jahre das volle ſchöne Roth erhalten. — Beim Vergleichen eines amerikaniſchen Hakengimpels mit einem europäiſchen in der Sammlung der Akademie von Philadelphia fand Baird folgende Unter— ſchiede: Die Größe des erſtern iſt, wie bereits S. 500 erwähnt, bedeutender; das Roth iſt etwas verſchieden, der Flügel zeige mehr Weiß in ziemlich breiten und ſcharf abgegrenzten, reinweißen Außenrändern der großen Flügeldecken, die beiden Binden über dem Flügel ſind alſo breiter, reiner; der Schnabel iſt tief dunkelbraun und die Füße ſind ſchwarz. Pyrrhula enucleätor: laetissime rubra, capite colloque subkermesinis; dorso et interscapilio obscurius rubris ac plumae cujusque tantum late rubromar- ginatae causa lumen offerentibus einereum; remigibus subnigro-einereis, exterius sub— tiliter rubente, interius incano-marginatis; fasciis duabus trans alam cineraceam latis albidis, rubro-micantibus; uropygio dilutius rubro; reetricibus nigricante einereis, exterius livide limbatis, virente afflatis; gastraeo toto kermesino, dilutius squamulato; crisso latereque caudae inferiore einereis; subcaudalibus livide limbatis; rostro nigricante cinereo, basi mandibulae dilutiore; iride fusca; pedibus nigro-fuseis. — 502 Die Gimpel. 9 capite colloque virente gilvis; loris gulaque nigricante cinereis; plumis dorsi einerei livide flavido-marginatis; remigibus rectricibusque e nigro cinereis, livide exterius marginatis et terminatis; fasciis duabus trans alam albidis. Länge 23, em.; Flügelbreite 34 em; Schwanz 8,5 em.; (Flügel 10,, bis 11 em. nach Albr.). Juvenis: maris junioris vestimentum transitorium gilvum, plus minus fuscatum. Beſchreibung des Eies: länglich-eiförmig, ſchiefergrau mit grünlichem Schein, mit dichten braunen Flecken beſpritzt und namentlich am dickeren Ende ſchwärzlichbraun und dunkel- purpurröthlich gefleckt Wolley). — Grundfarbe lebhaft bläulichgrün, am ſtumpfen Ende ver— waſchen rothbraun gewölkt und hier auch mit einzelnen kaſtanienbraunen Flecken; den Eiern des gemeinen Gimpels ähnlich, doch jo groß wie die des Kernbeißers (Päßlerh. Ovum: oblongo-ovatum, schistaceum, subviride micans, maculis dense conspersum fuseis, in basi praesertim obsitum subnigro -fuseis et purpureis ( Wolley). — Ovum laete subaeruginosum basi elute rufo-nubilata necnon castaneo - submaculata (Pässler). Die fremdlündiſchen eigentlichen Gimpel, welche dem europäiſchen Gimpel oder Dom— pfaff in der Geſtalt, Färbung und im ganzen Weſen mehr oder minder gleichen, haben für die Liebhaberei bisher erſt geringe Bedeutung und zwar einerſeits, weil ſie entweder noch garnicht oder doch nur ſelten lebend in den Handel gelangt und andrerſeits, weil manche von ihnen als Arten noch keineswegs ſicher feſtgeſtellt ſind. Da einige aber ebenſowol von den ruſſiſchen Händlern, als auch von Oſtindien aus über London oder Hamburg wenigſtens einzeln eingeführt werden, ſo will ich ſie ſämmtlich kurz aufführen. Der vothköpfige Gimpel [Pyrrhula erythrocéphala, Vyrs.] iſt eine unbeſtritten feſt⸗ ſtehende Art, deren Heimat das Gebiet des Himalaya und die als Strichvogel in Indien vor— kommt. Er unterſcheidet ſich von dem europäiſchen Verwandten ſchon von vornherein dadurch, daß er an Kopf und Halsſeiten dunkelroth iſt, mit einem ſchmalen ſchwarzen Bande um den Schnabel; Nacken und Schultern düſter röthlichgrau; Schwingen und kleine Flügeldecken ſchwarz, große Flügeldecken aſchgrau, über den Flügel eine weiße Querbinde; Bürzel, ſowie Ober- und Unterſchwanzdecken weiß; Schwanz ſchwarz; Kehle, Bruſt und Oberbauch hell zinnoberroth mit orangegelbem Schein; Unterbauch und Hinterleib fahl bräunlichgrau; Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße fahl röthlichbraun. Das Weibchen iſt an Kopf und Hals fahl grünlichgelbgrau; oberhalb dunkel bräunlichgrau mit einer weißen Querbinde über den Flügel; Schwanz ſchwärzlich— grau; ganze Unterſeite hell bräunlichgrau. In der Lebensweiſe und in jeder andern Hinſicht dürfte er mit unſerm europäiſchen Dompfaff übereinſtimmen, und ich bitte daher, die Schilderung deſſelben in meinem „Handbuch für Vogelliebhaber“ II. (Einheimiſche Vögel) nachzuleſen. — Rothkopfgimpel (Br.) — [Red- headed Bullfinch, Hysf. et Mu. ]. Nach Prof. Cabanis kennt man bis jetzt neun Gimpelarten, welche von Triſtram in folgender Weiſe neben einander geſtellt ſind. Die Gimpel aus nördlichen Gegenden haben ſämmtlich den ſchwarzen Kopf und die vier zuerſt folgenden Arten zeigen auch einen weißen Bürzel; von ihnen ſind zwei größer und zwar: Der kochenillerothe Gimpel [Pyrrhula coccinea, Selys.] in Europa heimiſch, und Caſſin's Gimpel [Pyrrhula Cassini, Byd.] aus Nordamerika. Drei Arten ſind kleiner, und zwar außer unſerm gemeinen Dompfaff: Der graubäuchige Gimpel [Pyrrhula griseiventris, Zfrs.; P. orientalis, Tmm.] aus Japan, und Der mäuſegraue Gimpel [Pyrrhula murina, Gdm.] von den Azoren; dieſer letztre hat keinen weißen Bürzel. Die Gimpel aus dem Himalaya unterſcheiden ſich in folgender Weiſe. Keiner hat den ſchwarzen Kopf. Der bereits oben beſchriebene rothköpfige Gimpel zeigt, wie der Name ergibt, einen rothen und ſein Weibchen einen gelben Kopf. Der pomeranzengelbe Gimpel [Pyrrhula aurantiaca, @ld.]| von Kaſchmir iſt an Kopf und Rücken orangefarben; Gimpel. 503 Der rolhſchwänzige Gimpel [Pyrrhula erithacus, %.] von Sikhim iſt an Kopf und Rücken aſchfarben mit lebhaft rother Bruſt und nicht ſchwarzem, ſondern rothem Schwanz; Der Nepal⸗Gimpel [Pyrrhula nipalensis, Hdgs.]| vom öſtlichen Himalaya ift an Kopf und Rücken aſchfarben mit heller aſchgrauer Unterſeite. Nachdem ſodann mit ziemlicher Sicherheit feſtgeſtellt worden, daß Caſſin's Gimpel als eine beſtimmte Art fortfällt und ſich als Weibchen des kochenillerothen Gimpels erweiſt, welches ſich aus dem Norden Oſtſibiriens nach den vormals ruſſiſch-amerikaniſchen Beſitzungen verflogen hat, tritt an deſſen Stelle: Der aſchgraue Gimpel [Pyrrhula eineräcea, Cd.) aus Oſtſibirien, mit ſchwarzem Ober— kopf, hellaſchgrauem Mantel, ohne röthliche Färbung der Bruſt, weißem Bürzel und hellaſch— grauem Unterleib. Das Weibchen iſt mehr reingrau, am Unterleib blaßgrau, Unterbauch und Unterſchwanzdecken weiß. Die Akten inbetreff der gelehrten Unterſuchungen ſind noch keineswegs geſchloſſen, und ob dieſe oder jene Art mit einer andern zuſammenfällt oder noch neue hinzutreten, das muß den Forſchungen der Zukunft vorbehalten bleiben. Für die Liebhaberei dürfte es ausreichend ſein, daß wir dieſe fremdländiſchen Gimpel im allgemeinen kennen und wiſſen, durch welche Haupt— merkmale ſie ſich von einander unterſcheiden. Im übrigen verweiſe ich hinſichts ihrer Haltung und Verpflegung auf das in der Einleitung geſagte. Der ſibiriſche langſchwänzige Gimpel [Pyrrhula sibirica], welcher auch in Japan vor— kommen und ſich laut Temminck ſogar ſchon bis nach Europa verflogen haben ſoll, iſt roſen— roth, ſilbergrau ſchillernd; Stirn hochroth, Oberkopf mehr ſilbergrau, Nacken röthlichdunkelbraun, grau ſcheinend; Flügel braun, jede Feder weiß oder röthlichweiß geſäumt, zwei breite röthlich— weiße Binden über den Flügel; Schwanzfedern braun, roth außengerandet, die äußerſten weiß; Bürzel roſenroth; Kehle ſilbergrau, Bruſt und Bauch weißlichkarminroth; Schnabel horngrau; Füße gelblichgrau. Zur Niſtzeit ſoll das ganze Gefieder prächtig roſenroth ſich färben. Das Weibchen iſt weißlichgrau mit den roſenrothen Abzeichen des Männchens, doch matter. Bach— ſtelzengröße. Bis jetzt iſt dieſer ſchöne Gimpel noch nicht lebend eingeführt, da er jedoch nach Radde in Sibirien gefangen und im Käfige gehalten werden ſoll, ſo dürfen wir wol erwarten, daß die ruſſiſchen Händler auch ihn bald einmal zu uns bringen, zumal gegenwärtig der Vogel— handel nach Rußland hinein und von dort her zu uns überaus lebhaft ſich entwickelt. In der Lebensweiſe dürfte er den übrigen ausführlich geſchilderten, namentlich aber dem Karmingimpel gleichen, doch ſoll er ſich vorzugsweiſe in ſumpfigen Gegenden aufhalten. Seine Brut hat man im Juni und Juli beobachtet. Das Neſt ſteht auf Zwergbirken, ſeltener Weiden oder Lärchen, etwa 1,50 bis 2 Meter hoch, dicht am Stamm; es iſt ſehr künſtlich aus Faſern und Stengeln erbaut, dickwandig, gewöhnlich kegelförmig, ſeltener halbkugelig, mit zarten Grashalmen und Thierharen, manchmal auch mit Federn ausgefüttert, doch nicht um die Aeſte geflochten. Das Gelege beſteht in drei bis fünf blaugrünlichen, namentlich am dickern Ende ſchwärzlich gefleckten und kurz geſtreiften Eiern. Dr. Dybowski fand den Vogel in Oſtſibirien, winters auf den nach Süden gelegenen Bergabhängen, ſommers in den Thälern und namentlich in den Ge— büſchen und Hainen an Fluß- und Bachufern, ſowie an den Rändern der Steppenquellen. Sehr ſcheu, verläßt er die Eier leicht und nimmt auch niemals ein Kukuksei an, ſondern zerſtört lieber das Neſt. Der Geſang iſt leiſe, doch angenehm. Die Reiſenden Severzow, Dybowski, Parrex, Przewalski, Radde u. A. haben ihn in Daurien, Turkeſtan und in der Mongolei geſehen. — Meiſengimpel (Br.). — Loxia sibirica et Pyrrhula caudata, Pll.; Pyrrhula longicauda, Tmm.;, Urägus sibiricus et Pyrrhula sibirica, X. et Bl., Schlg., By. Der blutrothe langſchwänzige Gimpel [Pyrrhula sanguinolenta, Tmm. et Sch.] wird, obwol dem vorigen ſehr verwandt, doch als eine beſondre Art erachtet und kommt außer in Japan auch auf dem oſtaſiatiſchen Feſtlande vor. Bevor näheres über ihn bekannt iſt, muß ich es bei dieſer Erwähnung bewenden laſſen, zumal der überaus ſeltene Vogel bisher keine Ausſicht zeigt, lebend eingeführt zu werden. 504 Die Gimpel. Der Wüſtengimpel Pyrrhula githaginea). Es gewährt beſondere Freude, das Leben eines Vogels darzuſtellen, welcher nicht allein den Liebhabern vorzugsweiſe anmuthig und lieblich erſcheint, ſondern auch in ſeinem Freileben bereits eingehend erforſcht und geſchildert iſt. Ein ſolcher, der ſog. Wüſtentrompeter, tritt uns jetzt entgegen, und wir würden ihn als einen der liebenswürdigſten und werthvollſten Stubenvögel zugleich bezeichnen müſſen, wenn nicht ein Uebelſtand gar ſchwer ins Gewicht fiele, nämlich der, daß er leider nur höchſt ſelten in den Handel gelangt. Sein ganzes Gefieder iſt roſenroth, mehr oder minder grau gemiſcht; Ober— kopf aſchgrau, Mantel graubraun, Flügel und Schwanz bräunlichgrau, alles roſenroth überhaucht; unterhalb lebhaft roſenroth. Das Weibchen iſt bedeutend mehr braungrau, doch ebenfalls ſtark roſenroth überhaucht. „Es iſt ein lebhaftes und ſchönes Vögelchen, ein wenig ſtärker als der Kanarienvogel, dem das etwas dicke Köpfchen mit dem papageienartig gewölbten Scharlachſchnabel, da daſſelbe von einem keineswegs kurzen und ſehr beweglichen Halſe getragen wird, nichts von der Zierlichkeit ſeiner Formen raubt. Der etwas gedrungene Körper, welcher meiſtens eine mehr aufrechte als wagerechte Stellung zeigt, ruht auf blaßrothen Beinen, die nebſt Füßen und Nägeln von bemerkenswerther Zartheit für einen Vogel ſind, der ſich faſt beſtändig auf dem harten Erdboden bewegt. Die weit geöffneten Augen heben ſich vermittelſt eines Kranzes weißlicher Federchen vor— theilhaft von dem Grundton des Gefieders ab.“ Seine Verbreitung erſtreckt ſich über alle Gegenden Nordoſt-Afrikas, in denen die Wüſte bis an das Stromthal herantritt und über dieſe ſelbſt, alſo Oberegypten und Nubien, die Sahara, nicht minder aber auch das ſteinige Arabien, über die Kanariſchen Inſeln und ebenſo Weſtaſien. „Als die Länder Südeuropas, in denen er vorkommt, ſind die franzöſiſche Provence, Toskana und der griechiſche Archipel bekannt, am häufigſten iſt er an einem der im äußerſten Süden unſeres Welttheils liegenden Punkte, der Inſel Malta, wo er in jedem Winter einkehrt und vom Dezember bis März verweilt. Die eigentliche Heimat iſt aber immer nur die Wüſte.“ Die älteren Schriftſteller haben ihn kaum gekannt, wenigſtens nur kurze Be— merkungen über ihn veröffentlicht. Seine Abbildung gaben Temminck, Roux, Prinz Bonaparte und dann Gould. „Die Ornithologie kennt unſern Vogel erſt ſeit dem Feldzuge der Franzoſen gegen Egypten. Obwol am Nil und in Paläſtina Zeuge ſehr alter Civiliſationen und Europa jo nahe wohnend, war er doch bis dahin der Wiſſenſchaft fremd geblieben. Kein naturgeſchichtlicher Schrift— ſteller erwähnt ſeiner vor der Erforſchung Egyptens, die mit dem Degen in der Fauſt geſchah. Seine Geſchlechter hatten auf den Sphinxen der Pharaonen ge— Der Wüſtengimpel. 505 ruht, in der Cyrenaika griechiſche Kultur erblühen und fallen geſehen. Sie waren um die Tempelpforten des Jupiter Ammon und um die Zellen der Einſiedler in der Thebais geſchlüpft; was kümmerte den Menſchen der kleine Vogel, was kümmerte er die erſt ſo ſpät neugierig gewordene, noch junge Wiſſenſchaft! Sie erfuhr erſt im Beginn unſres Jahrhunderts, daß die Wüſten Afrikas einen roſen⸗ farbenen Gimpel haben.“ Obwol ich im Hinblick darauf, daß in dieſem, ſeinem Abſchluſſe nahenden erſten Bande meines Werks noch eine beträchtliche Anzahl der Finkenvögel be— handelt werden müſſen, zu größtmöglichſter Raumerſparniß gezwungen bin, fo kann ich es mir doch nicht verſagen, die herrliche Schilderung, welche Dr. Karl Bolle gegeben und aus der bereits das Obige entlehnt iſt, wenigſtens im Aus— zuge hier noch weiter mitzutheilen: „Baumlos und von der heißen Sonne der Küſtengegend beſchienen muß das Wohngebiet ſein, welches der Wüſtengimpel liebt, und hier gibt er den dürrſten und ſteinigſten Orten den Vorzug; hier lebt er, mehr Geröll- als Felſenvogel ſtets geſellig, außer der Brutzeit, familienweiſe oder in kleinen Trupps. Gar bald würden wir ſeine Spur zwiſchen den ſeinem Gefieder ſo unmerkbar gleich— gefärbten Steinen verlieren, wenn nicht ſeine Stimme, eine der größten Merk— würdigkeiten des Vogels, uns als Wegweiſer diente. Horch! ein Ton, wie der einer kleinen Trompete zittert durch die Luft: gedehnt, vibrirend, und wenn unſer Ohr ein feines iſt und wir gut gehört, werden wir dieſem ſeltſamen Klange vor— hergehend, oder unmittelbar nach ihm, einige leiſe, ſilberhelle Noten vernommen haben, die wie die kaum hörbaren Akkorde einer von unſichtbaren Händen gerührten Harmonika glockenrein durch die ſtille Wüſte hinklangen. Oder es ſind ſonderbar tiefe, dem Gequak des kanariſchen Froſches nicht unähnliche, nur weniger rauhe, haſtig wiederholte Silben, die der Vogel ſelbſt mit faſt gleichen, aber ſchwächeren Lauten, bauchredneriſch, als kämen ſie aus weiter Ferne, beantwortet. Iſt es ſchon mißlich, Vogeltöne überhaupt durch Buchſtaben wiederzugeben, ſo dürfte es bei dieſen um ſo ſchwieriger ſein. Es ſind eben Stimmen, die man vernommen haben muß, um ſich von ihnen eine richtige Vorſtellung zu machen. Niemand wird einen wirklichen Geſang von einem Vogel ſo beſchaffener Gegenden erwarten. Die erwähnten, abenteuerlichen Klänge, denen er oft noch eine Reihe krähender und ſchnurrender anhängt, vertreten bei ihm die Stelle eines ſolchen. Sie paſſen in ihrer Seltſamkeit ſo vollkommen zu der gleichfalls ungewöhnlichen Umgebung, daß man ihnen ſtets freudig lauſcht und auf ſie horcht, ſobald ſie ſchweigen. Dieſe Trompetenſtößchen ſind wie eine der melancholiſchen Stimmen der Wüſte ſelbſt oder als ob die Djinns der Einöde redeten, „Vox clamantis in deserto“. Während er ſteiles, felſiges Gebirg nicht gerade aufzuſuchen ſcheint, liebt er be— ſonders das Malpais, jene öden ſchwarzen Lavaſtröme voll gletſcherartig klaffender 506 Die Gimpel. Riſſe und Schlünde, auf denen kaum ein Hälmchen grünt, die ihn aber in ihren Höhlungen ſichere Schlupfwinkel bieten. Nie ſieht man ihn gleich dem Stein- ſperlinge ſich auf einen Baum oder Strauch niederlaſſen. In bewohnteren Gegenden ziemlich ſcheu, zeigt er ſich in dem Schweigen und der Einſamkeit der Wüſte recht zutraulich, namentlich die Jungen. Die Nahrung beſteht ganz oder faſt allein in Pflanzenſtoffen, insbeſondre in Gräſerſämereien, die man im Magen der erlegten als mehlartigen Brei vorfindet. Auch iſt er begierig nach den öl— haltigen Körnchen der Vereins- und Kreuzblütler und mag wol junge Blätter ebenfalls verzehren, da er ſich ſolche in der Gefangenſchaft gutſchmecken läßt. Obgleich er als Bewohner ſehr trockener Gegenden lange durſten kann, ſo vermag er doch nicht, Waſſer auf die Dauer zu entbehren. Wie ſpärlich, trüb und lau auch die Quelle rinnt oder der Teich fault, ſie müſſen durch einen, wenn auch meilenweiten Flug täglich einmal wenigſtens erreichbar ſein. Dieſe Finken ſind daher auf die Nachbarſchaft der Oaſen angewieſen und ihr Erſcheinen iſt für durſtgequälte Ka— rawanen ein günſtiges Vorzeichen. Ich ſelbſt ſah ſie auf den Kanaren meiſt morgens und abends zur Tränke fliegen. Sie trinken viel auf einmal, in langen Zügen, zwiſchen welchen ſie den Kopf erheben, baden ſich auch wol nachher im ſeichten Waſſer, wenn es vom Schlamm nicht allzuſehr verunreinigt iſt. Nie habe ich bemerkt, daß ſie wie die Sperlinge im Sande ſich wälzen und ſtäuben. Die Brutzeit beginnt im März. Der Gewohnheit der meiſten Wüſtenvögel treu, wird das Neſt ſo verſteckt angebracht und mit ſo ungemein großer Vorſicht verhehlt, daß man es ſelten auffindet. Mir iſt es nie gelungen, eines zu entdecken, ſoviel ich mich auch danach umgeſchaut; doch weiß ich von Augenzeugen, namentlich der Ziegenhirten Fuertaventuras, daß ſie, wo Malpais vorhanden, am liebſten in deſſen Schründen niſten, ſonſt aber ihr Neſt auf der Erde unter große, überhängende Zweige bauen. An ſolch' einer Stelle hatte es der Mayordomo von Arguineguin, wie er mir erzählte, als Knabe bei Jinamar auf Kanaria gefunden. Auch ſteht es bisweilen in den Zwiſchenräumen der Feldſteine, aus denen die die trockenen Aecker umgebenden Mauern roh aufgethürmt ſind und in Felsſpalten mit weitem Eingange. Es hat einen ziemlich tiefen Napf und iſt kunſtlos aus dem groben Stroh der Wüſtengräſer geflochten, innen mit größeren Federn, meiſtens denen des Gangahuhns, auch wol mit einigen Flocken von Kameelwolle oder Ziegenhar leicht gepolſtert. Das Gelege bilden 3 bis 5 Eier. Wie viele Bruten alljährlich gemacht werden, vermag ich nicht mit Sicherheit anzugeben. Weniger als zwei möchten es indeß nicht leicht ſein, da ich noch im Juli die Alten parweiſe traf, auch der Vogel an für ihn geeigneten Orten häufig genug iſt. Die flügge— gewordenen Jungen ſtreichen in Trupps umher, denen ſich nach der Niſtzeit auch die Eltern, deren Mauſer in der zweiten Hälfte des Juli anfängt, zugeſellen und ſie ſo zahlreicher machen. Im Herbſt und Winter werden dieſe Scharen durch Der Wüſtengimpel. 507 viele aus Afrika herüberkommende verſtärkt, denen es ein leichtes iſt, den Meeres— arm zwiſchen den Inſeln und der Küſte zu überfliegen. Man hat ſchon ermüdete Wüſtenfinken an Bord der Fahrzeuge, mit denen die Islenofiſcher auf jener von größeren Schiffen gemiedenen See kreuzen, ſich niederlaſſen ſehen. Dieſe ſeine Reiſen erklären auch, indem ſie ihn uns zugleich als Reiſevogel vorführen, ſein alljährliches Erſcheinen auf Malta.“ Bevor ich die Bolle'ſchen Darſtellung fortſetze, muß ich zunächſt die An— gaben anderer Reiſenden über das Freileben anfügen. A. Leith Adams fand ihn in Egypten häufig: „Man hört den hellen klingenden Ruf längs der Grenzen der felſigen, die Wüſte begrenzenden und der daranſtoßenden beackerten Gebiete. Hier ſchützt ihn ſeine Färbung einigermaßen gegen Feinde. Er niſtet neben dem Hausſperlinge in alten thebaiſchen Gräbern. In Nubien ſieht man nicht ſelten, daß ein Sperber mit einem Wüſtentrompeter in den Klauen um die Fels— flippen ſtreicht, verfolgt von den hellen und klangvollen Klagetönen des ganzen Schwarms. Im Januar nähern ſich die Männchen den Weibchen und beginnen ihre Liebesſpiele; jene leiſten lange Widerſtand und erſt zu Ende des Monats findet die Parung ſtatt; wie bei anderen Vögeln, ſo zeigen ſich auch bei ihnen die kräftigſten und am üppigſten gefiederten Männchen am begehrlichſten.“ Nach Dr. Robert Hartmann's Angaben ſchädigt er mit dem Weidenſperlinge ge— meinſchaftlich in großen Scharen in Nordoſt-Afrika nicht ſelten arg die Weizen— ſaten, und läßt ſich weder durch Schleudern, noch Scheuchen oder Geſchrei ge— hörig vertreiben. Dies beſtätigt auch Chalihl-Effendi, deſſen Heimatsangabe ich oben benutzt habe, indem er noch folgendes hinzufügt: „In Nord- und Mittel— nubien und in Egypten lebt er in großen Flügen, oft wol von 80 Köpfen, fällt wie andere Finken auf den Feldern ein und ſtreicht auf ihnen zwiſchen dem Strome und Gebirge umher. Je wilder und zerklüfteter das letztre, umſo ſicherer iſt er zu finden. Man verfolgt ihn nicht und er zeigt ſich daher ſehr zutraulich, hält ſich aber fern von anderen Vögeln, ſelbſt an den Brunnen der Wüſte, wo er in jeder Oaſe vorkommen dürfte. Am Brunnen der Bajuda war er der häufigſte Vogel, und ſogar zahlreicher als die Wüſtenlerchen und Wüſtenammern. Nach den Grenzen der Wüſte hin ſcheint er ſeltener zu ſein; in Mittel- und Unter— egypten habe ich ihn niemals geſehen.“ Heuglin beobachtete ihn längs des Nil zwiſchen dem 27. und 23. Grad nördlicher Breite und ebenſo im peträiſchen Arabien; er meint, daß die Brutzeit wol ſchon in den März, ſicher aber in den April und Anfang Mai falle. „Im Juni ſcharen ſie ſich in kleine Flüge zuſammen, welche auf Brachäckern, an Wegen, in Steinbrüchen und Klüften, auf Ruinen und Felſeninſeln und am Rande der Wüſte ſich flüchtig umhertreiben und meiſtens von Gräſerſämereien ſich ernähren. Sie ſcheinen im Spätherbſt zu ſtreichen, ohne eigentlich zu wandern. Gewöhnlich ſind ſie garnicht ſcheu und 508 Die Gimpel. bilden immerhin eine liebliche Erſcheinung auf den glühenden kahlen Felſen oder in der ausgebrannten pflanzenloſen Wüſte. Der Lockton iſt ein hölzernes ter, ter, der Geſang iſt unbedeutend, oft ſchwätzend oder mehr zirpend, aber immer miſchen ſich Laute hinein, die mit denen eines Kindertrompetchens zu vergleichen ſind.“ Der zuerſt genannte Forſcher fährt ſodann folgendermaßen fort: „Lange hat es gedauert, ehe es mir gelang, lebende Wüſtentrompeter zu erhalten, und erſt nach vier Jahren, nachdem in Fuertaventura alle meine Bemühungen vergeblich geweſen, war ich glücklich genug, in Kanaria dieſen ſehnlichen Wunſch erfüllt zu ſehen. Nun erfuhr ich auch, wie man ſie fängt, und zwar bedarf man dazu eines Garnes und eines Lockvogels (Reklamo) derſelben Art. Letztern feſſelt man möglichſt fern von Buſch und Baum in einem wüſten Thalgrunde u. a. Orten, wo man weiß, daß die Art umherſtreicht, zu ebener Erde an. Auf ſeine unaufhörlich ausgeſtoßenen Lockrufe erſcheinen bald die Kameraden, hüpfen wie tanzend von Stein zu Stein und picken von dem um den Lockvogel herum aus— geſtreuten Futter. Da klappt das Netz über ihnen zuſammen — und ſie ſind gefangen. Anfangs trotzig und wild, nehmen ſie doch bald den gebotnen Kanarien— ſamen. Da ich ihrer zehn mit nach Deutſchland gebracht habe und deren noch mehrere beſitze, ſo bin ich im Stande, über ſie als Stubenvögel zu berichten. Sie ſind hart und ausdauernd und vermögen, obwol ſie im Winter die Nähe des Ofens aufſuchen, doch eine ziemlich niedrige Temperatur zu ertragen. Ich verlor während der Seereiſe, der andere Vögel ſo leicht unterliegen, keinen einzigen von ihnen. Man kann ſie in Deutſchland recht gut vom April bis zum Oktober im Freien laſſen, nur iſt es ſelbſtredend, daß ſie gegen wirklichen ſcharfen Froſt verwahrt werden müſſen. Ueberaus angenehm werden ſie im Zimmer dadurch, daß ſie abends bei Licht ſtets munter und faſt noch lebhafter als am Tage ſind. Kaum wird die Lampe angezündet, ſo erſchallen ihre Trompetentöne, ohne daß ſie durch Flattern, wie viele Kerbthierfreſſer, zu ſpäter Stunde läſtig würden. Sie führen dann beluſtigende Konzerte auf; bald ſind es ſchöne und helle, aber kurze Trompetenklänge, bald iſt es jener langgedehnte dröhnende Ton, welcher die Haupt— note ihres Geſangs bildet. An den letztern reihen ſich oft ein Schnurren oder verſchieden betonte Laute, welche faſt wie das Miauen einer Katze ſich anhören; oder ſie beginnen mit leiſen und reinen Tönen, dem Läuten eines Silberglöckchens ähnlich und dann folgt ein ganz entgegengeſetztes, faſt ammerartiges Geſchrei. Auf den quakenden Ton käk, käk, käk, welchen ſie häufig wiederholen, antwortet regelmäßig ein viel tieferer, leiſe und kurz ausgeſtoßener. Durch alle dieſe, bald rauhen und faſt krächzenden, bald flötend klingenden, immer jedoch höchſt aus— drucksvoll vorgetragenen Laute gibt der Vogel ſeine verſchiedenen Empfindungen zu erkennen. Selten hört man ein zwar unzuſammenhängendes, doch länger währendes Geplauder, dem kleiner Papageien ähnlich. Alle jene Töne aber, faſt — Der Wüſtengimpel. 509 ohne Ausnahme, ſind ſo abſonderlich ſprechend und wohlklingend, daß man wol darüber erſtaunt, ſie von einem ſo kleinen Vogel zu vernehmen. Vielleicht wäre ſeine Stimme durch Erziehung einer ähnlichen Vervollkommnung fähig, wie wir ſolche an unſerm Dompfaff bewundern. Er zeigt ein keckes, anmuthiges Weſen, Zahmheit gegen Menſchen und Verträglichkeit gegen ſeinesgleichen und andere Vögel. Die ſonderbaren, ſtark betonten Trompetenrufe der Männchen — nur dieſe laſſen ſolche hören — erſchallen auch im Spätherbſt und Winter, indem ſie mit denſelben einander fortwährend locken. Am lauteſten trompeten ſie im Früh— linge. Dabei legen ſie den Kopf hinten über in den Nacken und richten den weitgeöffneten Schnabel gerade hoch; die leiſeren Töne bringen ſie mit geſchloſſenem Schnabel hervor. Zur Parungszeit namentlich, aber auch beim Singen über— haupt, machen ſie komiſche Bewegungen, tanzen förmlich um einander und ver— folgen ſich gegenſeitig hitzig, wenn ſie erregt ſind. Ueber den Erdboden huſchen und hüpfen ſie mit großer Schnelligkeit, ducken und verbergen ſich, kriechen aber nie in Höhlungen mit engem Eingang. In den Sonnenſtralen ſtrecken ſie ſich behaglich mit geſträubtem Gefieder aus, reizende Gruppen bildend. Sie baden nicht oft; zur Mauſerzeit bedürfen ſie vorzüglich ſorgſamer Pflege, da ſie ohne ſolche leicht kränkeln und erliegen. „Auch im Käfige halten ſie ſich ihrer Lebensweiſe gemäß am liebſten am Boden auf, lernen jedoch, ſich auf Sproſſen und Stangen zu ſetzen. — Im April d. J. 1858 brachte ich ein Pärchen in eine zum Gebauer eingerichtete Kammer, deren vergittertes Fenſter den Stralen der Mittagsſonne zugänglich war. Bald hatte ich die Freude, zu ſehen, daß ſie alle der Parung vorangehenden Spiele durchmachten. Sie trieben einander mit hoch aufgerichteter Haube, ſchnäbelten und fütterten ſich aus dem Kropfe, zwar nicht oft, aber um ſo leidenſchaftlicher ſtets in höchſter Erregung mit geſträubten Scheitelfedern und herabhängenden, wie krampfhaft zuckenden Flügeln. Als Niſtort wählten ſie ein hoch an der Decke hängendes Harzerbauerchen und bauten das Neſt faſt nur aus Stroh, innen mit Federn ausgelegt. Beim Eintragen nahmen ſie nicht wie andere Vögel nur einen Halm, ſondern deren ſo viele in den Schnabel, als dieſer zu faſſen vermochte. Der ſchlichte einfache Bau ging nur langſam vonſtatten und wurde faſt ausſchließlich vom Weibchen ausgeführt, obwol auch das Männchen etwas eintrug. Niemals verweilten beide längere Zeit zuſammen im Neſt; wenn der eine hinzukam, ſo ſchlüpfte der andre ſogleich hinaus. Am Morgen des 24. April fand ich das erſte Ei im Neſte und an jedem folgenden Tage ward ein ſolches hinzugelegt, bis ihre Zahl vier betrug. Das Weibchen hatte bis da— hin zwar noch nicht feſt geſeſſen, würde jedoch wahrſcheinlich gebrütet haben, wenn ich mich nicht entſchloſſen hätte, die Hälfte dieſes erſten Geleges auf dem Altar der Eierkunde zu opfern. Die übrig gebliebenen beiden Eier legte ich einem 510 Die Gimpel. Kanarienweibchen unter, welches ſich als vortreffliche Brüterin bewährt hatte und nach Brutdauer von 14 Tagen auch ein Junges ausbrachte. Dies ſah garnicht ſo häßlich aus, wie ſonſt wol junge Singvögel, ſondern ganz niedlich. An den nackten Theilen, namentlich am Halſe, war es fleiſchfarben, ſonſt ziemlich dicht mit zartem ſchneeweißen wol 8 am langen Flaum bedeckt, welcher am Oberkopf gleichſam ein langes Häubchen bildete. Trotz der guten Pflege ſeitens des Kanarien— weibchens ſtarb es kaum eine Woche alt, vielleicht an überreichlicher Atzung, da es das einzige Junge im Neſte war. Bald darauf begannen die Trompeterchen eine zweite Brut; vom 3. bis 5. Mai bezogen ſie ein neues Neſt, verließen dieſes jedoch, beſſerten das halbzerſtörte aus und nahmen es dann wieder an. Am 9. Mai wurde das erſte Ei gelegt, welchem noch zwei andere folgten. Leider fing nun aber das Weibchen an zu kränkeln und wollte nicht mehr brüten, während ich ihm diesmal die Eier ließ. Still und betrübt ſaß das Männchen neben dem Neſte und wurde erſt unruhig, nachdem ſein Weibchen, das letzte, welches ich be— ſaß, geſtorben war; mehrere Tage hindurch flatterte es dann ruhelos umher. „Gleich anderen Finken habe ich die Wüſtentrompeter mit allerlei Sämereien verſorgt, in deren Auswahl der Vogel zwar nicht heikel iſt, doch die größeren öligen, z. B. Hanf, den mehlhaltigen wie Hirſe und Kanarienſamen vorzieht. Ferner frißt er gern die Samen des Löwenzahns, welche er aus den grünen Köpfchen geſchickt hervorzuholen verſteht, ſodann die Körner aus den halb- oder ganz reifen Kornähren, die Früchte verſchiedener Amaranthus-Arten und die zarten Blätter von Kohl, Salat, Kreuzkraut und Vogelmiere; von thieriſchen Stoffen nur Ameiſenpuppen, während lebende Kerbthiere unberührt bleiben. Er iſt übrigens überaus leicht zu erhalten; ich ſah, daß man auf den Kanaren einige mit bloßem zerkleinerten Mais fütterte. Uebrigens frißt er auch allerlei weiches Futter, in Milch oder Waſſer geweichte Semmel, ſelbſt gekochte Kartoffeln, ferner Obſt u. drgl. gern. Das paſſendſte Futter für ihn dürfte jedoch ein Gemiſch von Hirſe oder Kanarienſamen mit ein wenig Hanf und von Zeit zu Zeit etwas Grünkraut ſein. Auf den kanariſchen Inſeln wird er trotz feiner Vorzüge kaum jemals als Stubenvogel gehalten, weil er dort ſo gemein iſt, wie mir neuerdings ein Freund ſchreibt. Ich glaube indeß eher aus Mangel an Liebhaberei, die ſich in jenen Gegenden nur auf wenige Singvögel beſchränkt.“ Dr. Bolle hatte ſchon darauf hingewieſen, daß der Vogel ſich zur Niſtzeit hin in ein ungleich prächtigeres lebhafteres Hochzeitskleid verfärbt, und dies be— ſtätigt namentlich Chalihl-Effendi. — Aber gleich allen übrigen Verwandten verliert auch er das ſchöne Roth mehr und mehr in der Gefangenſchaft. Als einen Gegenſtand des Vogelhandels darf man dieſen prachtvollen Gimpel leider noch nicht anſehen, denn außer den von Bolle mitgebrachten zehn Köpfen waren wol kaum jemals andere in den Handel gelangt. Erſt im Jahre 1874 ” . Der Wüſtengimpel. 511 führte Ch. Jamrach in London wenige Exemplare ein, und zwar ohne die Art zu kennen, unter der wunderlichen Bezeichnung roſenrothe Paddas; von den— ſelben erhielt ich drei. Außerdem dürfte nur noch Herr Univerſitätsbuchhändler Fiedler in Agram ein Pärchen beſeſſen haben. Die meine Vogelſtube bewoh— nenden, von denen ich ein Par an Herrn Graf Rödern in Breslau abtrat, während der einzelne bald zugrunde ging, haben leider keine Gelegenheit zu weiteren Beobachtungen gegeben. Sie hielten ſich faſt ausſchließlich auf dem oberen Boden eines großen, hoch oben an der Decke hängenden Käfigs auf, welcher den kleineren Prachtfinken zur Niſtherberge diente und auf dem ſie raſtlos hin- und herliefen. Ihre Töne habe ich garnicht gehört und ich muß annehmen, daß ſie infolge un— zweckmäßiger Verpflegung während der Ueberfahrt krankhaft in meine Hände gelangten. Da der Trompeter in ſeiner Heimat keineswegs ſelten iſt, ſo läßt ſich wol erwarten, daß er über kurz oder lang zahlreicher zu uns kommen und die ſchöne Bolle'ſche Schilderung ergibt, daß er ſich dann nicht allein als ein herrlicher, ſondern auch als ein kräftiger, keineswegs weichlicher Vogel zeigen werde. Denn, wenn er unſchwer zur Brut ſchreitet, ſo muß er doch auch aus— dauernd ſein. Der Preis dürfte immerhin hoch ſtehen, denn unter 45 Mark wird man das Pärchen ſchwerlich erlangen können. Der Wüſtengimpel oder Wüſtentrompeter iſt auch Wüſtenfink, Trompeter- und Pa— pageiengimpel benannt. Le Bouvreuil de la d&sert; Desert Bullfinch. — Trumbettier (Trompeter), auf Malta; Pajaro moro (der mauriſche Vogel) oder ſchlechtweg Moro auf den Kanaren im allgemeinen, Pajaro majorero oder Pispo und nach Berthelot auch Gorrion colorado (bunter Sperling) auf Fuertaventura und Lanzarote (Bolle); Asfür el hadjar (d. h. kleiner Steinvogel) in Egypten (Ch.⸗Eff.). Nomenclatur: Fringilla githaginea, Lehtst., Rss. „Hndb.“ ]; Pyrrhula Parau- daei, Audb.; Pyrrhula githaginea, Tmm., Rpp., Bl. et Ksl., Hgl., Br.; Erythrospiza githaginea, Bp., Bp. et Schlg., Gld., Adms., Hrtm., Bll., Frstr., Chmbrs., Tlr., Hogl.; Carpodacus Paraudaei, Gr., Ob., Ha., @ld.; Bucanetes githagineus, Ch., Hgl., Mihrb., Wroght., Antn., Br.; Carpodacus githagineus, Dr. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Scheitel und Nacken rein aſchgrau, mit jeidenartigem Glanz, Schultern und Rücken mehr oder weniger bräunlichaſchgrau, mit röthlichem, durch ſo gefärbte Federn gebildeten Anfluge; die größeren Flügeldecken blaßbräunlich, breit roſenroth ge— randet; Schwingen und Steuerfedern dunkelbraungrau, an der äußern Fahne karminroth, an der innern weißlich geſäumt, an der Spitze etwas breiter verwaſchen weißlich gerandet; das übrige Gefieder zeigt eine mattglänzende, ſchwer zu beſchreibende Miſchfarbe von Atlasgrau und Roſa, welche namentlich an der Stirn, den Zügeln, der oberen Augengegend, den Backen und der Kehle, am kräftigſten unmittelbar um den Schnabel, in reines roſiges Karmin übergeht. Mehr oder minder ſtark hervortretende, breitere oder ſchmälere rothe Ränder aller Federn bedingen dieſe Farbenmiſchung. Der Bauch und die unteren Steißfedern ſind blaßroſenröthlich. Ganz alte, beſonders ſchön ausgefärbte Männchen zeigen auch rothgeſäumte Achſelfedern und einen viel ſtärker angehauchten Rücken. Die Unterſeite iſt bei ihnen faſt ganz dunkel roſa und alle Theile ſind von kräftiger mehr geſättigter Karminfarbe als bei den jüngeren, mitunter faſt blutroth. Schnabel wundervoll korallenroth; Auge dunkelbraun; Füße blaßroth, mit hornfarbenen Nägeln. — Das Weibchen iſt am ganzen Oberleibe bräunlichgrau. Dieſe Färbung verliert ſich allmälig 512 Die Gimpel. in die hellere der Unterſeite, welche von der Kehle bis zu dem weißlichen Bauche röthlich überflogen iſt und überhaupt einen rothgrauen Farbenton zeigt. Am meiſten ſpielt derſelbe noch an der Kehle, unmittelbar unter dem Schnabel ins reine Roſa. Der Bürzel iſt von ziemlich geſättigter, doch unrein roſenrother Farbe, welche nach hinten zu durch die breiter werdenden Säume kräftiger erſcheint. Die Schulterfedern ſind ſchmutzigroſenroth gekantet, die inneren Flügeldecken weißlich; die größeren Flügeldecken, Schwung- und Schwanzfedern gleichen denen des Männchens, nur ſind fie nach außen hin ſchmäler und viel weniger reinkarminroth gerändert; wie beim letztern find - die Kanten der mittleren Steißfedern am breiteſten roth, je mehr nach außen hin, deſto ſchmäler und grauer werden ſie, an den beiden äußerſten erſcheinen ſie ganz blaßgrau. Die unteren Schwanzdecken ſind nach dem After zu blaßrothgrau, am Hinterbauch, wo ſie an Größe zunehmen, weißgrau mit undeutlich bräunlichen Schaftſtrichen. Schnabel geſättigt gelbroth; Füße blaſſer roth als die des Männchens. (Bolle). Jugendkleid: helllehm- oder ſchmutzigiſabellgelb; große und kleine Flügeldecken, Schwin— gen und Schwanzfedern ſchwärzlichbraun, beiderſeits graugelb geſäumt; Bürzel iſabellgelb; Wangen gelblich; Kehle bis über die Bruſt weißlich; Bauch düſterweiß, untere Schwanzdecken gelblich. Schnabel und Füße fleiſchfarben. (Bolle). Pyrrhula githagine a: subroseo -cinerea (ob plumas cinereas roseo-marginatas), vertice cerviceque pure cinereis, serico -nitentibus; fronte, capistro*), loris, regione superoculari, genis, gulaque subkermesinis; humeris dorsoque fus- cato -cinereis, rufescente afflatis; tectricibus al. subumbrinis late roseo-marginatis; remigibus rectricibusque fumigatis, exterius kermesino -, interius albido -limbatis, latiusque albido-terminatis; abdomine crissoque subrosaceis; rostro laetissime corallino; iride fusca; pedibus rubentibus; unguibus corneis. — S supra fumido— einerea; subtus dilutior; a gula usque ad abdomen albidum rosaceo - afflata; uropygio sordide roseo; plumis humeralibus luride roseo-marginatis; tectrieibus al. majoribus, remigibus et rectricibus angustius subroseo -marginatis; subalaribus albidis; crisso cano, medio rubente; infracaudalibus anterioribus subrubris, posterioribus incanis, subfusco- striatis; rostro aurantio; pedibus dilute rubentibus. Länge 13 em.; Flügel 7,8 em.; Schwanz 2,8 em. Juvenis: testacea vel luride isabellina, tectricibus al. majoribus et minoribus, remigibus rectricibusque nigricante fuscis, utrinque gilvo-limbatis; uropygio isabellino; genis flavidis; collo a gula usque ad pectus albido; abdomine luride albo; infracau- dalibus flavidis; rostro pedibusque carneis. Beſchreibung des Eies: Farbe blaßmeergrün oder noch heller, mit zerſtreuten roth— braunen Pünktchen und Flecken, die am ſpitzen Ende ſehr vereinzelt ſtehen, am ſtumpfen einen Kranz bilden. Dieſer zeigt außer mehreren feinen dünnlinigen Schnörkeln und Zickzacken auch nicht ſelten ziemlich große hellrothbraune, an den Rändern verwaſchene Flecke, die meiſt in ein geſchlängeltes Schwänzchen auslaufen, manchmal aber faſt rund ſind und in einzelnen Fällen auch über die mehr einfarbige Hälfte des Eies zerſtreut ſtehen. (Bolle). Ovum: pallide aeruginosum punctulis maculisque badiis dispersis, basin versus magis minus coacervatis, illic interdum in maculam confluentibus unam obsitum. Der düſtere Wüſtengimpel [Pyrrhula obsoleta, Lehtst.], welcher nach Dr. Severzow in Zentralaſien, bzl. Turkeſtan, im Tieflande, als eigentlicher Gartenvogel lebt und deſſen volle Verbreitung bis jetzt noch unbekannt ſein dürfte, wurde zuerſt von Eversmann in der Bucharei gefunden. Näheres über ihn iſt nicht angegeben und daher muß ich es bei dieſer Erwähnung bewenden laſſen, zumal er in der Lebensweiſe und in allem übrigen mit den Verwandten wol übereinſtimmen dürfte, und da er, wenigſtens vorläufig, ohne jede Bedeutung für die Liebhaberei iſt. (Erythrospiza obsoleta, Zversm.). *) capistrum —= Gegend um den Schnabel herum. Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. 513 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken |Coccothraustinae |. Als einheitliche Vogelgemeinſchaft muß ich jetzt eine vielgeſtaltige Gruppe zuſammfaſſen und ſchildern, obwol die Angehörigen derſelben von anderen volks— thümlichen und gelehrten Schriftſtellern in überaus zahlreiche Sippen zerſplittert worden. Da ſie jedoch in vielen Hauptmerkmalen im weſentlichen übereinſtimmen, in Lebensweiſe, Ernährung und Fortpflanzung wenig von einander abweichen und da ich mir vorbehalte, bei jedem einzelnen Geſchlecht die beſonderen Eigenthümlich— keiten hervorzuheben, ſo darf ich ſie ohne Bedenken zuſammenſtellen. Mit Ausnahme von Auſtralien findet man zugehörige Arten in allen Welt— theilen. Es ſind der Mehrzahl nach größere Finken bis zu Droſſel-, doch auch hinab bis zu Prachtfinkengröße. Kräftig gebaut mit verhältnißmäßig großem Kopf zeigen ſie als Hauptkennzeichen einen ſtarken und dicken, nicht ſehr abweichend, meiſtens kegelförmig geſtalteten, doch auch zuſammengedrückten oder bauchigen Schnabel und ſtämmige, kräftig und ſcharf bekrallte Füße. Die Geſtalt iſt ge— drungen, ſelten ſchlank. Die Flügel ſind mehr oder minder kurz, nur bei wenigen lang und ſpitz, mit dritter oder vierter längſter Schwinge; Schwanz in der Regel kurz ausgeſchnitten, auch gerundet, nur bei einer geringen Anzahl lang. Das Gefieder iſt dicht und weich mit angenehmen, bei manchen recht prächtigen Farben, und mit verſchiedener Färbung der Geſchlechter. Einige Arten tragen als Zierde einen Federſchopf. Nicht wenige darf man als angenehme, bzl. hervorragende Sänger erachten; eine Beurtheilung dieſer Eigenthümlichkeit muß ich mir für jede einzelne Art vorbehalten. Vorzugsweiſe Baumvögel, ſtimmen fie in der Lebensweiſe faſt ganz mit den eigentlichen Finken überein. Ihre Nahrung beſteht in mancherlei Sämereien, Kernen, Früchten und Beeren, ſowie auch in Kerbthieren und Gewürm. Das Neſt ſteht immer frei im Gebüſch auf Bäumen und Stäuchern, nur ſelten hoch; es bildet ſtets eine offne Mulde und enthält farbige und gezeichnete Eier. Für die Liebhaberei ſind ſie größtentheils von hohem Werth. Viele von ihnen gehören zu den regelmäßig und auch in großer Anzahl anlangenden Gäſten des Vogelmarkts, ſo namentlich die Kardinäle in faſt allen Arten. Manche hat man auch bereits mit Glück in der Gefangenſchaft gezüchtet; im allgemeinen aber ſind doch noch nicht viele derartige Verſuche mit ihnen angeſtellt worden. Man füttert ſie mit verſchiedenen Sämereien, mehligen und öligen, nebſt Zugabe von Ameiſenpuppengemiſch, Mehlwürmern, Eierbrot, Beeren u. a. Früchten, Grün— Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 33 514 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. kraut u. drgl. Im übrigen ſei auf die Abſchnitte über Verpflegung und Zucht überhaupt hingewieſen. Hier muß ich vorläufig nur mit Bezug auf eine be— ſondre Eigenthümlichkeit Rathſchläge geben. Kräftig und ausdauernd im Käfige, freſſen gleich vielen anderen Finkenvögeln auch einige hierher gehörende ſich leicht zu fett und gehen dann an Unterleibsentzündung u. a. zugrunde. Man beſichtige beſonders die ruhigen, meiſt ſtill ſitzenden hin und wieder, und ſobald ſie auf— fallend fett erſcheinen, entziehe man ihnen alle nahrhaften Futterzugaben, reiche ihnen nur Körner, auch viel Grünkraut, und bringe ſie, wenn möglich, in einen geräumigen Flugkäfig, vielleicht gar mit einigen unfriedlichen Genoſſen zuſammen. * Unter den eigentlichen Rernbeißern |Coccothraustes, Bchst.| und Kernbeikerfinken oder Kernknackern [Coccoborus, Swns.], zu denen ich auch die ſog. Kardinäle [Cardinalis, B).], die Pfäffchen [Sporöphila, Cd.] und die Ruder- oder Papageifinken [Pitylus, Cv.] zähle, gibt es verhältnißmäßig viele im Handel vorkommende Arten, von denen jedoch nur wenige als vorzugsweiſe beliebte Stubenvögel gelten dürfen. Als Hauptmerkmale der Kernbeißer ſind ein eigenthümlicher Höcker am Oberſchnabel, welcher in den Unterſchnabel hineinpaßt und dann einige hakenförmig gebildete Schwingen im Flügel zu erachten. Die übrigen Verwandten zeigen jene Abſonderlichkeit an ihren mehr oder minder langen und ſpitzen Schwingen nicht und ihre kegelförmigen Schnäbel haben auch nicht den erwähnten Höcker. In der Lebensweiſe und in allem übrigen ſind ſie aber völlig übereinſtimmend; auf alle abweichenden beſonderen Kenn— zeichen werde ich bei den einzelnen Arten näher eingehen. Der Maskenkernbeißer [Coccothraustes personatus!. Zu den größten und ſtattlichſten der fremdländiſchen Finken gehörend, wird er leider nur ſelten von Fräulein Hagenbeck oder Chs. Jamrach in einzelnen Köpfen, höchſtens in einigen Pärchen in den Handel gebracht. An Oberkopf, Geſicht und Kehle iſt er tief glänzendſchwarz; ganze übrige Oberſeite röthlichfahl-bräunlichgrau; Flügel und Schwanz ebenfalls ſchwarz, die erſteren mit breiter weißer Querbinde in der Mitte; Unterſeite fahl bräunlichgrau; Bauchmitte, Hinterleib, untere Flügel- und Schwanzdecken rein— weiß; Schnabel düſter orangegelb; Auge tiefbraun; Füße gelblichgrau. Das Weibchen iſt bräunlichgrau, am Kopf nicht tiefſchwarz, ſondern nur dunkler ſchwärzlichbraungrau; über dem Flügel eine ſchmale weißliche Querbinde. Größe etwas bedeutender als die des euro— päiſchen Kernbeißers. Heimat nur Japan. Ueber das Freileben iſt faſt gar— nichts bekannt. In der Fauna von Japan haben Temminck und Schlegel nur die Beſchreibung, jedoch nichts bemerkenswerthes über die Lebensweiſe ge— boten; dieſelbe dürfte wol mit der des europäiſchen Kernbeißers übereinſtimmen. Die Forſcher Dr. Dybowski und Godlewski erlegten ein Pärchen auf ihrer Reiſe im ſüdlichen Aſſurilande und an den Küſten des japaniſchen Meeres, wie ſie ſagen, während der Brutzeit; doch iſt leider ebenfalls nichts näheres an— gegeben. Die in meiner Vogelſtube mehrmals vorhanden geweſenen Männchen (ein Weibchen erhielt ich nur einmal und daſſelbe ſtarb ſogleich) erſchienen im Weſen und Benehmen dem erwähnten Verwandten durchaus gleich, doch habe Der Masken- und ſchwarzſchwänzige Kernbeißer. 515 ich von einem derſelben einen fleißig vorgetragnen, einfachen und kleinen, nicht un— angenehmen Geſang gehört. Herr Aug. F. Wiener in London verlor ein Männchen an Ueberfütterung und warnt dringend, daß man ſie nicht immer frei in der Vogelſtube fliegen laſſen, ſondern wenigſtens zeitweiſe abſondern und dann mager füttern ſolle. Im übrigen zeigt dieſer Kernbeißer ſich harmlos und fried— lich und er dürfte immerhin einen Schmuck für die zoologiſchen Gärten bilden; für die Vogelſtuben hat er jedoch ungleich geringern Werth. Freilich wird er wol überall unſchwer zum niſten ſchreiten, denn im Berliner Aquarium begann ein Pärchen bereits ein Neſt zu erbauen. Im Verhältniß zu ſeinem Preiſe, 20 Mark für den Kopf, iſt er aber weder ſchön noch liebenswürdig genug. Der Maskenkernbeißer iſt auch japaneſiſcher Kernbeißer (Ruß' „Handbuch“) und ſchwarzköpfiger Kernbeißer (Wiener) benannt. — Le Grosbec du Japon et le Grosbee ou Coccothrauste masqué; Masked Hawfinch. Nomenclatur: Coccothraustes personatus, Timm. et Schlg.; Eophöna personata, Sion; Fringilla personata, Rss. („Handbuch“). Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 514. Coccothraustes personatus: supra fumigato-rufescens, pileo, facie gula— que nitide aterrimis, alis caudaque nigris; fascia trans alam mediam alba; subtus livide fumigatus, abdomine medio, crisso, subalaribus et infracaudalibus pure albis; rostro luride aurantio; iride obscure fusca; pedibus gilvis. — ꝙ subfumida capite obscurius fumigato; fascia trans alam angusta albida. Der ſchwarzſchwänzige Kernbeißer Coccothraustes melanürus!. Noch ſeltener im Handel als der vorige, wird er zuweilen von Vekemans in Antwerpen, faſt immer jedoch nur einzeln eingeführt; im zoologiſchen Garten von London iſt er bereits mehrmals vorhanden geweſen. Die vier Köpfe aber, welche das Berliner Aquarium unter dem erſten Direktor von der Antwerpener Verſteigerung erhalten, waren keineswegs, wie im „Führer“ fälſchlich angegeben, dieſe Art, ſondern die vorhergehende. Der zoologiſche Garten von Berlin hat den kleineren Kernbeißer nur ein einzigesmal im Jahre 1875 in einem Exemplar beſeſſen, und ich glaube auch kaum, daß derſelbe außerdem ſchon jemals nach Deutſch— land gelangte. Er iſt am ganzen Kopf und an der Kehle bis zur Oberbruſt hinab glänzend ſchwarz, an der letztern allmälig dunkelbraungrau werdend; Rücken und Schultern fahlbraun; Flügel ſchwarz mit breitem weißen Querfleck und weißem Rande; Bürzel bräunlichgrau; obere Schwanzdecken grauweiß; Schwanz metallglänzend ſchwarz; Körperſeiten gelblichbraun; ganze Unterſeite reinweiß; Schnabel ſchwach bräunlichgelb; Auge rothbraun; Füße weißlichhorngrau. Das Weibchen iſt am Kopf und der ganzen Oberſeite bräunlichgrau; Oberkopf und Kopfſeiten reiner grau; Schwingen ſchwarz mit weißer Querbinde; Bürzel bräunlichgrau; Schwanzfedern grau mit ſchwarzen Spitzen, die äußerſten ganz ſchwarz; Kehle weißlich; Bruſt bräunlichgrau; Seiten gelblichbraun; Bauch gelblichweiß. Die Größe iſt beträchtlich geringer, als die des vorigen. Als Heimat iſt China bekannt. Irgend etwas näheres über die Lebensweiſe iſt leider nicht zu finden, nur die kurze Angabe, daß auch von dieſer Art ein altes Pärchen in der Brutzeit durch die vorhin genannten Reiſenden 23 * 33 516 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. geſchoſſen worden. Man kann wol mit Sicherheit annehmen, daß er mit dem vorigen, bzl. den einheimiſchen Kernbeißer, in jeder Hinſicht übereinſtimmend iſt. Der ſchwarzſchwänzige Kernbeißer iſt auch Schwarzſchwanzkernbeißer (Br.) und Kernbeißer von China (Ruß' „Handbuch“) geheißen. Le Coccothrauste à queue melaine, Grosbec à queue mélaine ou Grosbec de la Chine (Vehemans); Black-tailed Hawfinch. Nomenclatur: Loxia melanura, Gn, Shw., Lith.; Eophöna melanura, d., Hrsf. et Mr.; Coccothraustes melanura, Jard. et S., Gr.; Hesperiphöna melanura, Bp.; Fringilla melanura, Rss. „Handbuch“ ]. — Black-tailed Grosbeack, Lath. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. ©. 515. Coccothraustes melanurus: capite, gula, gutture nitide nigris, hoc sensim fumigato; dorso humerisque livide fuscis; alis nigris maculam transversam latam campteriumque exhibentibus alba; uropygio fumido; supracaudalibus incanis; cauda nigra, metallice nitido; lateribus livide umbrinis; gastraeo toto albissimo; rostro testaceo; iride badia; pedibus albente corneis. — ꝙ subfumida pileo capitisque lateribus eineraceis; fascia trans remiges nigros alba; uropygio fumi- gato; rectricibus cinereis nigro-terminatis, extimis totis nigris; gula albida; pectore fumida; lateribus ferruginosis; abdomine flavente albo. Hierher gehörende nahe verwandte Vögel find noch die folgenden: Der japaneſiſche Rern— beißer [Coccothraustes japonicus, Timm. et Schlg.], ebenfalls aus Japan und den vorigen in der Färbung ähnlich. Dr. Dybowski verwechſelte ihn in Oſtſibirien, wo er ihn zur Sommerzeit in geringer Anzahl in den mit Vogelpflaumen bewachſenen Sträuchern beobachtete, mit dem gemeinen Kernbeißer und Taczanowski bemerkt dazu, daß dieſe Arten einander überaus naheſtehend ſeien. Eine nähere Beſchreibung und Schilderung brauche ich nicht zu geben, da die Art noch nicht lebend eingeführt iſt und dazu auch keine Ausſicht zeigt. — Der Kernbeißer mit fleiſchfarbenen Füßen [Coccothraustes carnipes, Hags.] iſt in Turkeſtan von Severzow gefunden und zwar überall in der Zone der Nadelhölzer. Im Muſeum der oſt— indiſchen Kompagnie iſt er aus Nepal vorhanden. (Flesh-footed Grosbeak, Hdgs.; Cocco- thraustes speculigerus, Byndt.). — Der gelbliche Rernbeißer |Coccothraustes icteroides, Vgrs.| wurde von Dr. v. Stoliczka im Winter in Kotegurh im Himalaya geſammelt, und das Muſeum der oſtindiſchen Kompagnie enthält Exemplare aus Bengalen. (Icterine Gros- beak, Gr.). — Der ſchwarzgelbe Kernbeißer [Coccothraustes melanoxanthus, Z/dgs.| be= wohnt nach den Angaben des Forſchers Hodgſon die nördlichen Gegenden Nepals, wandert von dort im Sommer ſogar ins Innere, reife Steinfrüchte ſuchend. (Coccothraustes fortirostris, Lfrsn., Black and yellow Grosbeak, Hdgs.). Der roſenbrüſtige Rernbeißer |Coccothraustes ludovieianus]. Tafel XIII. Vogel 68. Hochobenan in der Reihe aller beliebten fremdländiſchen Stubenvögel ſtehend, zählt er zugleich zu denen, welche der Handel, wenn auch nicht gerade häufig und in großer Anzahl, ſo doch nicht gar zu ſelten bietet. Er wird ziemlich regelmäßig alljährlich von Herrn C. Reiche und Fräulein Hagenbeck einge— führt; auf den großen Berliner Ausſtellungen der Jahre 1877/78 hatte Herr R. Schoebel einige Pärchen. Theils als Sänger einzeln im kleineren Käfige, theils parweiſe zum Hecken in der Vogelſtube wird er ſehr gern gehalten, und in dieſer wie in jener Hinficht Der roſenbrüſtige Kernbeißer. 517 kommen mehrere ſeiner angenehmen Eigenſchaften zur Geltung. Au Kopf, Nacken, Rücken, Flügeln und Schwanz iſt er glänzendſchwarz, mit weißen Binden über den Flügel; Unterhals und Oberbruſt ſpitz nach dem Bauch zu laufend und ebenſo die Schultern ſind prächtig karminroth; Unterflügeldecken lichtroſenroth; Bruſt und Bauch reinweiß. Das Weibchen iſt ſchlichtgrau, ohne ſchwarzen Kopf, unterhalb droſſelartig gefleckt und nur am Flügelrande roſenroth überhaucht. Die Größe ſtimmt mit der des gemeinen Kernbeißers überein. Nach Baird erſtreckt ſich ſeine Verbreitung über den ganzen Oſten der Vereinigten Staten von Nord— amerika und zwar weſtlich bis zu den Miſſouri-Ebenen und ſüdlich bis Guatemala. Zum Winter wandert er bis Neugranada hinab. Die alten Schriftſteller erwähnen ihn nur kurz, wie Briſſon und Buffon, oder ſie haben ihn garnicht gekannt; die beiden Genannten geben auch bereits Abbildungen und der erſtere beſchreibt ihn als Dickſchnabel von Luiſiana. Un— gleich reicher iſt die neuere und neueſte Literatur an eingehenden Darſtellungen ſeines Frei- und Gefangenlebens zugleich. Wenden wir uns nun zunächſt dem erſtern zu. Prinz von Wied, der ihn in Pennſylvanien und am Miſſouri erlegte, ſagt nur kurz, daß er in der Lebens— weiſe anderen Kernbeißern und verwandten Finken gleiche und nicht ſcheu ſei. Auf der Inſel Kuba beobachtete ihn Dr. Gundlach im Oktober und noch mehr im April, auf höheren Bäumen nach Beeren oder Samen ſuchend, doch nicht in allen Jahren regelmäßig. Ebenſo kommt er nach Hill auf der Inſel Jamaika vor und nach Dr. v. Frantzius gehört er auch zu den Vögeln Koſtarikas. Der letztere Forſcher ſah ihn zuweilen, obwol nicht häufig, vom Februar bis Juni bei St. Joſé und zwar gewöhnlich Weibchen und junge, noch nicht ausge— färbte Männchen, nur einmal ein altes Männchen im vollkommenen Farbenſchmuck. Ob er hier niſtet, iſt nicht feſtgeſtellt und als Sänger kennt man ihn ebenfalls nicht. Eine kurze, hübſche Schilderung des Freilebens gibt Herr H. Nehrling in folgendem: „Zu den intereſſanteſten und ſchönſten Vögeln der gemiſchten Waldungen von Wiskonſin darf ich wol ohne Bedenken den roſenbrüftigen Kern— beißer zählen. Von den deutſchen Anſiedlern wird er recht bezeichnend Roth— bruſt genannt. Er iſt von allen unſeren einheimiſchen Vögeln mein beſondrer Liebling, denn an ihn knüpfen ſich wie an keinen andern, ſüße Jugenderinnerungen. Im mittleren Wiskonſin, etwa zwölf engliſche Meilen von der am Michiganſee erbauten Stadt Scheboygan liegt ein kleiner Landſee, welcher ringsum von Bergen umgeben iſt, die theils mit Nadel-, theils mit Laubholzbäumen bewachſen ſind und aus denen eine Anzahl Quellen hervorrieſeln. Hier, in dieſer romantiſchen Gegend, in welcher die Vogelwelt überaus reichhaltig und mannigfaltig vertreten iſt, verlebte ich meine Jugendjahre. In den Sommermonaten weilte ich faſt täglich auf einem dieſer Berge. Nicht allein die ſchönen Tannen und anderen 518 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Waldbäume oder die Kriſtallquellen waren es, welche mich feſſelten, ſondern namentlich ein Vogel, der hoch oben im luftigen Gezweige ſeine wunderlieblichen Lieder ertönen ließ — und zwar der roſenbrüſtige Kernbeißer. Man muß ſeinen Geſang in einer Gegend, in welche er ſo recht hinein gehört, ſelber belauſcht haben, um ihn recht würdigen und ihm das verdiente Lob ſpenden zu können. Etwa anfangs Mai ſtellte ſich das Pärchen ein und verblieb bis in den September. Der Vogel iſt hier keineswegs häufig. Man findet ihn nur an den günſtigſten Oertlichkeiten, in gemiſchten, bergigen, nicht allzu dichten, von kleineren Flüſſen durchzogenen oder von ebenſolchen Seen begrenzten Waldungen. Im nördlichen Illinois habe ich ihn niemals gefunden. Herr Kämpfer, Vogelhändler in Chikago, bezieht dieſe Kernbeißer ſtets aus dem Oſten, vornämlich aus dem Staate New-York.“ Ausführlicher berichtet Gentry über das Freileben: „Er iſt in Oſtpenn— ſylvanien keineswegs häufig und kommt auch unregelmäßig, etwa zur Mitte des Monats Mai an. Dann ſieht man ihn in hohen offenen Wäldern in den Baumgipfeln, niemals aber, gleich verwandten Vögeln, im Gebüſch und auf niedrigen Bäumen längs der Flüſſe. Er iſt überaus ſcheu, liebt einſame Oert— lichkeiten, hält ſich auf den großen Eichen immer außer Schußweite und flüchtet ſchleunigſt beim Nahen eines Menſchen davon, während ein Flug ſonſt ſtunden— lang auf einunddemſelben Baume verweilt. In großen Schwärmen lebt er nicht, ſondern ſcheint bereits parweiſe einzutreffen, denn man findet die Pärchen ſtets zu— ſammen und zwar ſogleich nach der Ankunft. Aufmerkſame Beobachtung hat mich davon überzeugt, daß er in unſerer Gegend nicht niſtet, während das zärtliche Benehmen der Pärchen mich doch darauf ſchließen ließ; ſo kämpfen namentlich die Männchen hitzig um die Weibchen. Der Flug iſt leicht wellenförmig und meiſt langgezogen. Man findet ſie nahrungſuchend nur ſelten auf der Erde. — John Richardſon beſchreibt den Geſang als klar, weich und harmoniſch. Nuttall, der ein Männchen im Käfig hielt, ſagt, daß es ein melodiſcher und unermüdlicher Sänger ſei, welcher faſt die ganze Nacht hindurch ſeine Töne erſchallen laſſe. Dieſe ſeien theils kräftig und durchdringend, theils klagend und ſüß. Während des Singens zeige er eine Erregung oder ein Entzücken, das auch in körperlichen Bewegungen ſich auspräge. An Ausdruck und Kraft des Geſanges werde er nur von der Spottdroſſel übertroffen. Sein Lockruf ertönt ſanft tſchuck (chuck). Während ſeines nur zweiwöchentlichen Aufenthalts ernährt er ſich von Sämereien und Beeren, ſowie von Kerbthieren in allen ihren Verwandlungen und Bruten, und vor dem Abzuge frißt er namentlich Baumknospen, ſaftige Tannenſchößlinge, Staubgefäße und Stempel aus Baumblüten, beſonders denen des rothen Ahorns. Nach dem Oſten von Maſſachuſetts, gibt Dr. Brewer an, kommt er gegen Mitte des Monats Mai und niſtet in der erſten Woche des Juni auf niedrigen Bäumen Der roſenbrüſtige Kernbeißer. 519 an Waldrändern, vorzugsweiſe in kleinen Hainen, an den Ufern der Ströme. Ebenſo fand ihn Allan niſtend in Kanada. Das Neſt iſt aus groben Pflanzen— ſtengeln, Blattſtückchen, Halmen und Reiſern geſchichtet, außen auch mit Mos— flöckchen durchwebt und innen mit feineren Stoffen ausgepolſtert. Es iſt eine offene Mulde, welche 3 bis 4 Eier enthält, die in 14 Tagen erbrütet werden. Alljährlich niſtet das Pärchen nur einmal. Auch in Wiskonſin fand Dr. Hoy ſieben Neſter auf einer fünf Morgen großen Fläche, welche im Dorngebüſch etwa 2 bis 3 Meter hoch vom Boden ſtanden, und zwar niſteten hier dieſe Pärchen alljährlich in gleicher Geſelligkeit. Männchen und Weibchen brüten abwechſelnd und erſteres läßt während des niſtens, am fleißigſten und anmuthigſten in der Nähe des Neſtes, ſeinen Geſang erſchallen, ſo daß es dadurch nur zu leicht den Stand deſſelben verräth.“ Alle derartigen Schilderungen finden ihre Beſtätigung im weſentlichen in der eines der hervorragendſten amerikaniſchen Forſcher, Audubon's nämlich. Dieſer beobachtete den Vogel niſtend nur in großen zuſammenhängenden Wal— dungen, wo das Neſt im Frühlinge oder Frühſommer ſtets in der Nähe eines Gewäſſers auf einem hohen Buſch, ja meiſtens ſogar auf einem hohen Baume ſtand und außen aus Reiſern, Laub, Rindenbaſt und Faſern von wilden Reben, innen aus Würzelchen und Pferdeharen erbaut war. Die Jungen werden an— fangs faſt ausſchließlich mit kleinen weichen Kerbthieren und deren Bruten, ſpäter— hin mit Sämereien gefüttert. Erſt im dritten Jahre gelange das Männchen zum vollen Prachtgefieder. Bachmann hebt beſonders hervor, daß das Pärchen während der Brut allerlei Kerbthiere, namentlich Maikäfer, Heuſchrecken und ſelbſt hurtige, wie Fliegen, emſig verfolgt. Wie ſchon erwähnt, wird dieſer Kernbeißer vielfach in den Vogelſtuben ge— halten und unter Anderen hat Herr Graf Yorck von Wartenburg ſchon längſt darauf hingewieſen, daß er hier, im Gegenſatz zu vielen ſeiner Verwandten, als ein durchaus friedlicher und harmloſer Vogel auftritt; nur im engen Käfige und mit vielen kleineren Vögeln zuſammen iſt er, namentlich am Futternapf, biſſig und vermag mit ſeinem ſtarken Schnabel wol hin und wieder einem kleinen Pracht— fink recht gefährlich zu werden. Die Fütterung iſt einfach die in der allgemeinen Ueberſicht der Kernbeißer angegebene und mit Vorliebe frißt er Hanfſamen. Herr v. Schlechtendal beobachtete, daß er auch gern friſch getödtete Drohnen ver— zehrte. Gleich allen Verwandten frißt er ſich ebenfalls leicht zu fett und ſtirbt dann an Unterleibsentzündung und dergleichen Krankheiten. Man fängt daher beſonders gegen das Frühjahr hin das Heckpärchen aus der Vogelſtube oder den einzelnen Sänger aus dem Käfige, unterſucht ſie genau und behandelt ſie wie S. 514 angegeben. Bei ſolcher Verpflegung zeigen ſie ſich ſo ausdauernd, daß man ſie viele Jahre hindurch erhalten kann. 520 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Die Meinungen der Vogelliebhaber ſtehen einander inbetreff keiner Eigen— ſchaft ihrer gefiederten Lieblinge ſo widerſprechend gegenüber, als hinſichts des Geſangs. Der eine preiſt ausſchließlich unſere europäiſchen ſog. Meiſterſänger, die Nachtigal, den Sproſſer und deren Verwandte, während ein andrer auch den Sängern unter den Finkenvögeln Gerechtigkeit widerfahren läßt. In der Ver— ſchiedenheit der Urtheile aber, für und wider den hervorragenderen Geſang dieſer oder jener Vogelgruppe, erſcheint es dem Unbefangenen am auffallendſten, daß ſich nicht ſelten ein heftiger Streit über einunddieſelbe Art erhebt. Nun würde zwar das alte Sprichwort zur Geltung kommen: über den Geſchmack läßt ſich nicht rechten — allein im Eifer des Ausfechtens einer Meinung kann man es ja garnicht vermeiden, daß in dem Lob oder Tadel entſchieden zu viel gethan und der rechte Weg der Wahrheit verfehlt wird. Die amerikaniſchen Schrift— ſteller Audubon, Wilſon, Baird u. A. außer den bereits erwähnten, loben faſt einſtimmig eine Anzahl der dortigen Finkenvögel als die vorzüglichſten Sänger, und mehrere der letzteren tragen bekanntlich den Beinamen der europäiſchen Ge— ſangskönigin, wie die virginiſche Nachtigal (der rothe Kardinal), die braſiliſche Nachtigal (der graue Kardinal) u. a. m., während man auch den Vögeln anderer Welttheile in dieſer Hinſicht Lob ſpendet und z. B. den Bülbül im allgemeinen als oſtindiſche Nachtigal bezeichnet. Wenn dieſe Vögel aber bei uns im Käfige oder in der Vogelſtube ſich hören laſſen, da können wir ſolch' begeiſtertes Lob nicht begreifen, und die meiſten ſachverſtändigen Beurtheiler des Vogelgeſangs unter uns ſchätzen nicht einmal das Lied der amerikaniſchen Spott— droſſel hoch, welches doch von vielen Anderen als das herrlichſte unter allen und weit bedeutender, als das unſerer Nachtigal erachtet wird. Eine wenigſtens annähernd richtige Erklärung dürfte allerdings darin zu finden ſein, daß bei den Ausſprüchen über die Vogellieder doch zweifellos ganz beſondere Verhältniſſe gewichtig ſich geltend machen, und zwar vor allem die Stimmung des Hörenden, beeinflußt durch die Naturumgebung und Oertlichkeit, die Tageszeiten u. ſ. w. Wer einſam am Rande des Hochwalds, zwiſchen Wieſen und blumigen Auen wandelnd in den wonnigen Eindrücken eines lieblichen Frühſommerabends ſchwelgt, wird das Lied der Droſſel im hohen Föhrenwipfel ganz anders beurtheilen, als der, welcher denſelben Vogel im engen Zimmer hört und von ſeinen lautſchallen— den Tönen ſich beläſtigt fühlt. Bedenken wir dazu noch, daß die meiſten der zu uns gelangenden fremdländiſchen Vögel entweder aus dem Neſt genommene und in der Hand aufgefütterte Pfleglinge, welche den urſprünglichen Geſang ihrer Art nie— mals gehört und alſo auch nicht gelernt haben, oder daß ſie durch den Fang und die Ueberfahrt arg gemißhandelte Exemplare ſind, ſo wird ein ehrlicher Vogelfreund ſich ebenſo hüten, ihrer Fähigkeit und ihren Leiſtungen jeden Werth abzuſprechen, wie er ſich nicht leicht zu überſchwenglicher Begeiſterung durch dieſelben hinreißen Der roſenbrüſtige Kernbeißer. 21 [DL] läßt. Von dieſen Geſichtspunkten aus beurtheilt, findet man zunächſt den Ge— ſang der Vögel von einundderſelben Art je nach abweichender Begabung, bzl. je nach der Behandlung überaus verſchieden. So auch bei unſerm roſenbrüſtigen Kernbeißer; der eine ſingt gut, der andre ſchlecht. Im ganzen iſt das Lied viel mehr lieblich, als von hervorragend künſtleriſcher Bedeutung. Es ertönt als eine ſanfte, ſüße Klage, die aber einerſeits zu geringe Abwechſelung bietet und andrerſeits bei einzelnen Vögeln mit ſchrillen unſchönen Lauten durchwebt wird; beſonders anmuthend dünkt ſie uns abends beim Mondſchein oder bei Lampen— licht. Selbſt der beſte Sänger aber unter den roſenbrüſtigen Kernbeißern dürfte das überſchwengliche begeiſterte Lob der amerikaniſchen Schriftſteller kaum verdienen. Will man aber einen ſchönen Vogel anſchaffen, welcher nicht durch ſchmettern— den Geſang ſtört, vielmehr ungemein zutraulich und zahm wird, unſchwer niſtet und bei einfacher, ſelbſtverſtändlich ſachgemäßer Pflege viele Jahre hindurch vor— trefflich ausdauert, ſo wähle man ihn. An den Männchen in meiner Vogelſtube beobachtete ich im Laufe der Zeit einen Vorgang, welcher vielen Liebhabern noch neu ſein dürfte. Im Winter des erſten Jahres, in welchem ich ein Pärchen hielt, bemerkte ich, daß das Männchen nach und nach ſein ſchönes Roth verlor. Da das Roſenroth, wie die rothe Farbe in ihren verſchiedenen Schattirungen überhaupt, bei einer beträchtlichen Anzahl von Vögeln bekanntlich in der Gefangenſchaft verſchwindet, ſo hielt ich meinen prächtigen Kernbeißer nun für ziemlich werthlos. Zur nahenden Niſtzeit unterwarf ich ihn längere Friſt hindurch einer ſpärlicheren Verpflegung, weil er ſich im Herbſt an Obſt, Eierbrot u. a. zu fett gefreſſen; als ich ihn dann aber, nach überſtandner Hungerkur, nebſt ſeinem Weibchen freifliegen ließ, er ſich von neuem gehörig verpflegte und in die hochzeitliche Erregung gerieth, trat zu meiner Verwunderung der rothe Bruſtlatz wieder groß und kräftig hervor. Dieſe Er— ſcheinung wiederholte ſich auch ſpäterhin bei mehreren Männchen und nachdem ich ſie bereits im Sommer 1875 veröffentlicht, iſt ſie ſeitdem noch von ver— ſchiedenen anderen Seiten beſtätigt worden. Auch die Züchtung dieſes Kernbeißers in der Gefangenſchaft habe ich wol zuerſt erreicht. Das Pärchen baute ein ſehr großes, nichts weniger als kunſt— volles Neſt, entweder auf dem Boden eines hochhängenden Drahtkäfigs in eins der größeren Niſtkörbchen oder in ein leeres Harzerbauerchen in der ſog. Krone der Vogelſtube. Immer wurde der Ort möglichſt hoch gewählt. Das Weibchen trug faſt allein die Bauſtoffe zuſammen und zwar mit Vorliebe halbtrockene ver— ſchleppte Vogelmiere, und auf einem Haufen derſelben wurde dann aus Agave— faſern eine nur leichte, nicht beſonders künſtliche Mulde geformt und mit einigen Federn ausgelegt. Das Gelege beſtand faſt regelmäßig in vier Eiern und ab— weichend von den Angaben der Naturforſcher hinſichtlich des Freilebens brütete 522 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. nur das Weibchen allein; ebenſo niſteten meine Vögel und zwar habe ich im Laufe der Zeit mehrere Pärchen gehalten, faſt regelmäßig zweimal im Frühjahr. Beide Gatten des Pärchens füttern die Jungen ſehr eifrig und zwar anfangs vorzugsweiſe mit friſchen Ameiſenpuppen oder dem Gemiſch aus gequellten und Eierbrot, ſpäterhin faſt lediglich mit dem letztern und eingeweichten Sämereien, auch nehmen ſie ſehr gern allerlei Kerbthiere, Mehlwürmer, Maikäfer, Fliegen u. a. m. Die Entwicklung im übrigen ſtimmt mit der in der Freiheit ge— ſchilderten überein. Der Preis iſt noch immer ziemlich hoch und beträgt 30 bis 54 Mark für das Pärchen. Der roſenbrüſtige Kernbeißer iſt auch Rothbruſt und wunderlicherweiſe Roſen— bruſtknacker (Br.) genannt. [Louiſianiſcher Kernbeißer, Müller; Roſenkehlchen, Buff. ]. Le Grosbee à poitrine rose ou Coccothrauste à poitrine rose; Rose-breasted Grosbeak. Degollado, auf Kuba (nach Gundl.). Nomenclatur: Loxia ludoviciana, L., Wis.; Fringilla punicea et Loxia obscura, Gml., Loxia rosea, Wis., Coccothraustes rubricollis, F.; Guiraca ludoviciana, Swns., BH., Brd.; Fringilla ludoviciana, Audb., Rss. [„Hndbeh“]; Pyrrhula ludoviciana, S.; Coceothraustes ludoviciana, Rchrds., Coccöborus ludovicianus, Audb., Pr. Wd.; Gonia- phea ludoviciana, Bwdeh., Gntr.; Hedymeles ludoviciana, Cb., Scl., Br, |Coccothraustes ludoviciana, Byss.; Le Grosbec de la Louisiane, Briss.; Rose-gorge, V.. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Der ganze Kopf, Nacken, Oberkehle, Rücken, Flügel und Schwanz glänzendſchwarz, über den Flügel zwei weiße Binden und die äußerſten Schwanz— federn am unteren Theil der Innenfahne weiß; Schultern karminroth, untere Flügendecken licht— roſenroth; Bürzel weiß; Unterhals und Oberbruſt ſpitz zu bis zur Bruſtmitte laufend pracht— voll karminroth; Bruſt und Bauch reinweiß, Bauchſeiten ſparſam ſchwarz geſtrichelt; Schnabel gelblichweiß, Spitze des Oberkiefers ſchwärzlich; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichbleigrau. — Weibchen oberhalb fahl olivengrünlichgrau, dunkelbraun ſchaftfleckig; Längsſtreif über den Scheitel, Augenbrauenſtreif und Zügel düſterweiß; Kopfſeiten braun; Flügel und Schwanz ſchwärzlichbraun, erſtere mit zwei weißlichen Querbinden, untere Flügelſeite gelb; ganze Unter— ſeite bräunlichweiß, Bruſt mit dunkelen Längsſtreifen; hinterer Unterleib reinweiß. — Jugend— kleid dem des alten Weibchens gleich, nur heller und matter. Schnabel horngrau; Auge ſchwarz; Füße gelblichgrau. (Nach der erſten Mauſer tritt beim jungen Männchen an der innern Flügelſeite zartes lichtes Roſenroth hervor, während es im übrigen völlig dem alten Weibchen gleicht. Im zweiten Jahre erſcheinen einzelne roſenrothe Federchen an der Bruſt und dieſe iſt viel reiner weiß als beim alten Weibchen; erſt im dritten Jahre kommt die volle rothe Färbung zum Vorſchein.) Coccothraustes ludovicianus: capite toto, cervice, gula, dorso, alis caudaque nitide nigris; fasciis duabus trans alam necnon apicibus rectricum ex- timarum introrsum albis; humeris kermesinis; tectricibus subalaribus subroseis; uropygio albo; colore a gutture usque ad pectus medium in tenuitatem desinente laetissime rosaceo; pectore abdomineque albis; hypochondriis nigro-substriatis; rostro saturate gilvo-albo; iride fusca; pedibus fuscato-plumbeis. — supra olivaceo-virente cana, fusco-striata; vitta trans verticem, stria superciliari lorisque luride albis; capitis lateribus umbrinis; alis caudaque nigricante fuscis, illis fascias duas albidas ostendentibus; subalaribus flavis; subtus luride albida, pectore obscure striato; crisso albissimo. Länge 18,9 em.; Flügel 9,5 em.; Flugbreite 29 em.; Schwanz 7, em. Kernbeißer. 523 Juvenis: femellae adultae simillimus, sed dilutior et pallidior; rostro corneo; iride nigra; pedibus gilvo-cinereis. Beſchreibung des Eies: Blaugrün, gelb- und zimmtbraun geſtrichelt und gefleckt. (Audb.). Spangrün oder grünlichweiß mit roſtfarbenen Flecken gezeichnet, welche mehr oder weniger über die ganze Oberfläche vertheilt find. (Gntr.). Grundfarbe ſchön blaugrün, einzelne heller mit violetten bis rothbraunen, theils verwiſchten, theils ſcharf begrenzten Flecken, beſonders am ſtumpfen Ende; Geftalt ſchön eiförmig; wenig glänzend. Länge 24 — 26 mm.; Breite 16 — 18 mm. (Nhrk.). Ovum: aeruginosum fulvo- et cinnamomeo-lineatum et maculatum (Audb.) O. aeru- ginosum vel virente album maculis ferrugineis, irregulariter dispersis (Gntr.). O. laete aeruginosum, interdum dilutius, maculis violaceis, ipsis badiis inprimis in basi obsitum parte elutis, parte circumscriptis; pulchre ovatum; parum nitens (Nhrk.). Der ſchwarzköpſige Rernbeißer [Coccothraustes melanocéphalus], ein naher Verwandter des vorigen, deſſen Heimat ſich nach Baird über das Flachland von Mexiko bis zur Küſte des ſtillen Ozeans erſtreckt. Er iſt am ganzen Kopf nebſt Kinn, Mantel, Rücken, Flügeln und Schwanz ſchwarz; ein breiter Mittelſtreif über den Kopf, Schläfenſtreif und breiter Kragen am Hinterhals gelblichbraun, faſt hellzimmtbraun; am Oberrücken jede Feder gelblichbraun geſäumt; Bürzel gelblichbraun, ſchwarz ſpitzfleckig; über den Flügel zwei breite weiße Binden; obere Schwanzdecken weiß, die beiden äußerſten Schwanzfedern an der Grundhälfte ebenſo; Unterſeite weiß; Bruſtmitte mit zitrongelbem Fleck, Bruſt- und Bauchſeiten bräunlichweiß; untere Flügeldecken lebhaft zitrongelb; Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel heller; Auge braun; Füße fleiſchfarben. Das Weibchen iſt dem Männchen ähnlich, doch ſein Schwarz an Kopf, Flügeln und Schwanz weniger tief, mehr olivengrünlichgrau; untere Flügeldecken hellgelb. Die Größe iſt etwas beträchtlicher als die des vorigen. Gundlach hatte irrthümlich an— gegeben, daß er auch auf Kuba vorkomme, ſpäterhin hat er ſelbſt dies jedoch widerlegt. Näheres über die Lebensweiſe oder ſonſtige Eigenthümlichkeiten iſt nicht bekannt, doch wird er wol in allem dem roſenbrüſtigen Kernbeißer gleichen. In den Handel gelangt er höchſt ſelten und einzeln und dann wol nur in die zoologiſchen Gärten. — In Ruß' „Handbuch“ mexika— niſcher Kernbeißer und bei Br. Schwarzkopfknacker. — Le Coccothrauste ou Grosbee du Mexique; Mexican Hawfinch, Black- headed Grosbeak, Brd. — Guiraca melanocephala, Swns., Bp., Brd., Fringilla xanthomaschalis, Wgl.; Coccothraustes melanocephala, Rchrds.; Fringilla melanocephala, Audb., Rss. [„Hndbch.“|; F. maculata, Audb.; Pitylus guttatus, Lss.; Coccoborus melanocephalus, Audb.; Hedymeles melanocephala, Cb., Br.; Fringilla epopoea, Lehtst. Der grüne Kernbeißer [Coccothraustes viridis, /.] iſt im ganzen Gefieder gelbgrün; Stirn mehr grünlichgelb; Zügel, Geſicht und Oberkehle ſchwarz; ganze Unterſeite lebhaft gelb; Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße bräunlichfleiſchfarben. Größe des europäiſchen Kern— beißers. Seine Heimat iſt ganz Braſilien und auch Guiana. (Burmeiſter zweigt noch einen braſiliſchen Kernbeißer, Coccothranstes brasiliensis, C., als beſondre feſtſtehende und nur in Braſilien vorkommende Art ab, doch werden beide wol zuſammenfallen). In Lebensweiſe und allem übrigen ſtimmen ſie ſicherlich mit dem vorigen überein. — Maskenkernknacker (Br.). — Le Grosbec ou Coccothrauste vert; Green Hawfinch. — Coccothraustes cayanensis, Brss.; Loxia canadensis (), L.; Coccothraustes viridis, V.; Pitylus canadensis, C.; P. personatus, Zss.; Caryothraustes viridis, Ch., Br.; Fringilla viridis, Rss. [.Hndbch.“] — (Fringilla cayanensis, Lehtst.; F. viridis, Pr., Md. [nec II.]; Caryothraustes bra- siliensis, CH., Bymst). Der gelbe Rernbeißer [Coccothraustes tibialis] von Koſtarika; oberhalb dunkel-, unter— halb hellgelb; Zügel ſchwarz, Kopfſeiten und Hinterhals ſchwärzlich quergeſtreift; Mantel, Schultern, Flügel, obere Schwanzdecken und Schwanz ſchwarz, aber an Rücken und Schultern jede Feder fahlgelb geſäumt und an den Schwanzdecken weiß geſpitzt; der Flügel auch mit 524 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. einer weißen Querbinde. Das Weibchen ſoll nur matter gefärbt ſein. Etwa von Kernbeißergröße. Dr. v. Frantzius beobachtete ihn auf Koſtarika, wo er die Maisfelder beſuchen und des Ge— ſanges wegen im Käfige gehalten werden ſoll. Näheres iſt nirgends angegeben; ſein Gejang. gleiche dem des europäiſchen Gimpels, in welchem Falle er freilich als trefflicher Sänger, wie ein populärer Schriftſteller ihn bezeichnet, nicht gelten könnte. Lebend eingeführt dürfte er bis jetzt noch nicht ſein. — Herkulesknacker (Br.). — Pheucticus tibialis, Drd., Frntz. Der graubäuchige Rernbeißer [Coccothraustes poliogaster, Ds.] aus Mexiko und Mittelamerika, von Frantzius auch auf Koſtarika gefunden, iſt dem grünen Kernbeißer ſehr ähnlich, aber an der ganzen Unterſeite grau. Er gehört zu den am wenigſten bekannten Vögeln. — Graubauchknacker (Br.) — Pitylus flavocinereus, Css.; P. episcopus, bp. — Den gelbbäuchigen Rernbeißer [Coccothraustes aureoventris, Zfrsn. et Orb. ] aus Kolumbien, den grünbäuchigen Rernbeißer |Coccothraustes chrysopeplus, Vgrs.) und den großſchnäbligen Rernbeißer |Coccothraustes magnirostris, B.] kann ich hier nur beiläufig erwähnen, da ſie vorläufig keine Ausſicht zeigen, eingeführt zu werden und näheres über ſie auch nicht bekannt iſt. Der rothe Kardinal [Coccothraustes virginianus!. Tafel XIII. Vogel 63. Mit der tiefen Finſterniß iſt laut- und bewegungsloſe Ruhe in der Vogel— ſtube eingetreten. Kaum glauben wir, daß in dieſem Raume mit uns noch etwa zweihundert Weſen athmen; doch eine haſtige Bewegung wäre dazu ausreichend, um einige der queckſilbernen kleinen Aſtrilde aufzuſtören, und binnen wenigen Minuten würden uns ihrer dann ſo viele umſchwirren und umtoben, daß wir an der erwähnten Thatſache nicht mehr zweifeln könnten. Wir laſſen das kleine Gefieder jedoch lieber ruhen und verhalten uns horchend ſtill und regungslos. Einen eigenthümlichen Eindruck macht es, wenn inmitten der Dunkelheit und Stille nun plötzlich ein lauter langgezogener Ton erſchallt, der von Zeit zu Zeit wiederholt wird. Wir ſind ja gewöhnt, Vogellieder nur bei heiterm Sonnen⸗ ſchein zu hören oder der Klage der Nachtigal mindeſtens bei ſilbernem Mond— licht zu lauſchen. Jedenfalls finden wir aber dieſe Laute, welche immer häufiger ſich erheben und zuletzt in einen zuſammenhängenden Geſang übergehen, durchaus wohlklingend und angenehm. Der Sänger iſt eben der rothe Kardinal, ein ſchöner dunkelrother Vogel mit ſcharlachrothem Kopfe nebſt ebenſolchem Federbuſch, an Geſicht und Kehle tiefſchwarz und mit ſtarkem lichtkorallenrothen Schnabel; von der Größe des europäiſchen Kernbeißers. Das Weibchen iſt am ganzen obern Körper röthlichgraubraun, an Stirn, Augenbrauen und Haube bräunlich— roth und mit hellrothem Schnabel. Seine Heimat erſtreckt ſich über das mittlere und ſüdliche Nordamerika, nach Baird bis zum Miſſouri, ſowie auch über Kalifornien und Mexiko. Einzeln kommt er jedoch auch ziemlich weit nördlich hinauf vor, ſo nach Prinz v. Wied im State New-York und in gelinden Wintern als Standvogel weſtlich vom Alleghany-Gebirge am Ohio und Wabaſch. Je weiter nach Süden zu, deſto zahlreicher ſoll er auftreten. Auf den Bermuda-Inſeln lebt er nach Wedder— Der rothe Kardinal. 525 burn und Hurdis in den Gärten als Standvogel und niſtet alljährlich zwei— mal; die Jungen der erſten Brut werden im April, die der zweiten im Juli flügge. Auch Baird beſtätigt dieſe Angaben. Den älteſten Schriftſtellern war er ſchon bekannt; Seeligmann, Buffon u. A. gaben Abbildungen und bereits zur Zeit des erſtern wurde er lebend nach England gebracht, wo man ihn ſchon damals um des Geſangs und der Schönheit willen ſchätzte. Der ihm beigelegte Namen, die virginiſche Nachtigal, ſei dahin zu er— klären, daß er nachtigalähnliche oder gleiche Strofen hören laſſe. Scopoli hatte gemeint, daß man ihm die Bezeichnung Kardinal in ſpöttiſcher Weiſe ge— geben, während Buffon gegen eine ſolche Behauptung Verwahrung einlegt und hervorhebt, daß ſich die Wiſſenſchaft niemals zum Spott über die Religion her— geben könne. Letzterer vergleicht ihn mit dem Hakengimpel und ſagt, daß er, ab— geſehen von dem Schopf, als eine Spielart deſſelben erachtet werden dürfe. Uebrigens ſinge nicht allein das Männchen, ſondern auch das Weibchen fleißig. Ebenſo preiſt Vieillot ihn, gleicherweiſe des prächtigen Gefieders, als des Ge— ſanges wegen. Man dürfe ihm zur Fütterung nur Hirſe bieten, denn Hanf, ſo gern er ihn freſſe, ſei ihm durchaus ſchädlich. Näheres gibt der Forſcher aber über dieſen, bereits in jener Zeit vielbekannten und beliebten Vogel leider nicht an. Bechſtein ſagt, daß er den Namen Nachtigal mit vollem Recht trage, denn ſein Geſang habe mit dem dieſer Königin unter den Singvögeln die größte Aehnlichkeit. Derſelbe ſei ſo laut, daß dem Hörer die Ohren gellen, und ertöne im Käfige das ganze Jahr hindurch, die Mauſerzeit allein ausgenommen. In der Freiheit liebe er türkiſchen Weizen und Buchweizen, von welchem er oft ganze Haufen zu— ſammentrage, ſie künſtlich mit Laub und Zweigen bedecke und nur ein kleines Loch zum Eingange in ſeine Vorrathskammer offen laſſe; im Zimmer füttre man ihn mit Hirſe, Kanarien-, Rübſamen und Hanf und er befinde ſich dabei viele Jahre recht wohl. Man habe in England ſchon den Verſuch gemacht, ihn in Vogel— häuſern, welche frei im Garten ſtehen, brüten zu laſſen. — Damals koſtete in Deutſchland das Pärchen 6 bis 8 Louisd'or. Seit Bechſtein her iſt er ſodann fortwährend eingeführt und bis zur Gegenwart hinauf als Stubenvogel allent— halben gern geſehen. Alle vogelkundigen Schriftſteller Amerikas ſind entzückt von ſeinem Geſange; ſie ſchwärmen aber nicht nur von dieſem, ſondern auch von der Schönheit ſeines Gefieders, welches ſchon von weitem in die Augen fällt und überall der Land— ſchaft zu einer großen Zierde gereicht. Audubon ſagt, daß man ihn tief im einſamen Walde, in den Baum- und Gemüſegärten, in den weiten baumloſen Feldern, ebenſo wie inmitten der Städte und Dörfer finde. Namentlich in den ſüdlichen Staten könne man ſelten einen Garten betreten, ohne einen der präch— tigen rothen Vögel durch die Zweige der Bäume huſchen zu ſehen. „Aber“, fährt 526 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. er fort, „wo der Kardinal auch erſcheint, überall iſt er willkommen, ein Liebling Jedermanns, weil ſeine Farbe ſo glänzendſchön, ſein Geſang ſo reich und melodiſch iſt. Der letztere beginnt laut und klar und erinnert dann an die ſchönſten Töne des Flageolets; mehr und mehr ſinkt er aber, bis er zuletzt ganz leiſe erſtirbt. In der Zeit der Liebe wird das Lied mit großer Macht vorgetragen, denn der Vogel iſt ſich dann ſeiner Vollkraft bewußt, er ſchwellt ſeine Bruſt, breitet den Schwanz fächerartig aus, ſchlägt mit den Flügeln und wendet den Kopf bald rechts, bald links, gleichſam als wolle er ſein eignes Entzücken über die wunder— vollen Töne zu erkennen geben. Immer von neuem werden die Melodien wieder— holt und der Sänger ſchweigt nur, um Luft zu ſchöpfen. Lange vorher, ehe die Sonne den Himmel im Oſten vergoldet, beginnt der Geſang und verſtummt nur, wenn das flammende Geſtirn ſo heiße Stralen herabſendet, daß dieſe alles Leben in der Natur zu zeitweiliger Ruhe zwingen. Sobald aber die nahende Kühlung die verſchmachtenden Thiere wieder hochaufathmen läßt, hebt das Lied von neuem an, und ſo kräftig, als habe der Sänger noch niemals ſeine Lunge angeſtrengt, ruft er das Echo wach in der ganzen Nachbarſchaft. Nicht eher geht er zur Ruhe, als bis die Abendſchatten ſich um ihn her verbreiten. In dieſer Weiſe ſucht der Rothvogel Tag für Tag die Langeweile des brütenden Weibchens zu vertreiben und von Zeit zu Zeit ſtimmt auch dieſes, jedoch leiſer, mit der Be— ſcheidenheit ſeines Geſchlechts, mit ein. Wenige Amerikaner verweigern dieſem holden Sänger den Zoll der Bewunderung. Wie erfreulich iſt es, bei trüber zitterung, wenn das Dunkel ſchon die Wälder deckt und man die Nacht bereits hereingebrochen wähnt, dann plötzlich die herrlichen wohlbekannten Töne unſeres Lieblingsvogels erklingen zu hören! Gar oft iſt mir dieſes Vergnügen zutheil geworden und um keinen Preis möchte ich es für immer miſſen.“ Mit kaum geringerer Begeiſterung ſpricht Wilſon von dem Rothvogel und von den amerikaniſchen Singvögeln überhaupt. „Man hat den Kardinal oft als die virginiſche Nachtigal bezeichnet und in der That verdient er dieſen Namen, der Klarheit und Mannigfaltigkeit ſeiner Töne wegen, welche ebenſo wechſel- als klangvoll ſind und vom Beginn des März bis in den September hinein ver— nommen werden. Sein Geſang iſt dem der europäiſchen Nachtigal völlig gleich und doch ſtehen ſeine Töne, ſo herrlich ſie auch erklingen mögen, noch weit unter denen unſerer Walddroſſel (Turdus mustelinus, Gm.) und ſelbſt unter denen unſerer braunen Droſſel (Turdus fuscescens, Stph.). Unſere unübertreffliche Spottdroſſel (Turdus polyglottus, L.) aber iſt längſt als der Nachtigal eben— bürtig bekannt; und dieſe Vögel bilden noch nicht einmal ein Zehntel aller unſerer herrlichen Sänger. Könnten die Europäer an einem Maiabend gegen Sonnen— untergang an unſeren Waldſäumen dem Vogelgeſange lauſchen, fie würden wahr- lich vor Staunen und Bewunderung ſich kaum zu faſſen vermögen! Die Meinung Der rothe Kardinal. 527 aber, welche man gewöhnlich in Europa hegt, daß der Vogelgeſang in den Wäldern Amerikas mit den Vogelliedern in Europa ſich nicht meſſen könne, würde ſicherlich ſchwinden. Man kann freilich keinen Vergleich ziehen zwiſchen den tiefen Wäldern Amerikas und den fruchtbaren Feldern Englands, denn es iſt ja wohlbekannt, daß es in den erſteren nur ſelten Singvögel gibt; wenn man aber gleiche Oert— lichkeiten in den Vereinigten Staten und in Europa inbetrachtzieht, ſo wird man zweifellos finden, daß jene nicht nachſtehen und daß gerade der Weſten in dieſer Hinſicht bevorzugt iſt. Die wenigen Singvögel, welche bis jetzt von hier nach Europa gebracht worden, haben die hervorragendſten Kenner in Verwunderung geſetzt.“ „Ebenſo durch herrliche Farbenpracht, als durch lebhaften Geſang ausge— zeichnet“, jagt J. Straubenmüller in New-York, „hält man ihn viel in Käfigen. Nicht die Männchen allein, ſondern auch die Weibchen ſingen. Die Töne ſind laut und klar wie die einer Flöte; dann nehmen ſie ab, werden ſanft und weich und ſchwellen wiederum an, ſodaß ſie manchmal beläſtigen. Man hat die Erfahrung gemacht, daß ein ſolcher Vogel 21 Jahre hindurch in der Ge— fangenſchaft ausdauerte.“ Seltſamerweiſe ſind die deutſchen Naturforſcher, welche den Geſang des Vogels in ſeiner Heimat gehört haben, von denſelben keineswegs beſonders erbaut. Prinz von Wied ſagt kurz, daß derſelbe mehr ſonderbar als angenehm er— klinge; der Vogel werde eigentlich nur um ſeiner prächtigen Farbe willen im Käfige gehalten. Cabanis findet ihn ebenfalls nicht außerordentlich und Gerhardt jagt nur, er laute wie dihu dui dui din din din diu din di und entſpreche im übrigen nicht der Schönheit ſeines Gefieders. Nach den Berichten ſowol der amerikaniſchen als auch der deutſchen Schrift— ſteller iſt die Lebensweiſe ziemlich genau beobachtet. Er hält ſich während der Frühlings- und Sommermonate parweiſe, im Herbſt und Winter dagegen in kleinen Flügen, welche aus den Alten mit den erwachſenen Jungen beſtehen, an den von Audubon genannten Orten auf. In gelinden Wintern bleibt er auch in den nördlichen Staten, wie in den ſüdlichen immer, in der Heimat und kommt mit den verſchiedenen Ammerſperlingen, Ammern, Tauben u. a. zuſammen in die ländlichen Gehöfte, auf die Höfe und vor die Scheunen und fliegt gern in die offenen Ställe, auf Kornböden u. a.; er übernachtet in den dichten Kronen der Obſtbäume oder auch in den Heuſchobern. Jeder ſtrenge Winter dagegen zwingt ihn, ſüdwärts zu wandern und er ſtreicht dann überall umher, wo er Nahrung findet. Mit dem Beginn des Monats März kehrt er bereits wieder zurück und zwar erſcheinen, ebenſo wie bei manchen unſerer europäiſchen Vögel, die Männchen früher als die Weibchen. Im übrigen iſt ſein Freileben dem der verwandten Kernbeißer wenig ähnlich. Nicht wie jene ſitzt er ſtundenlang ſtill 528 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. auf einer Stelle, ſondern er iſt ſtets ruhelos und in Bewegung, fliegt hin und her, von Buſch zu Buſch, hüpft auf dem Boden, ſchlüpft gewandt durch das dichteſte Gebüſch und fliegt im kurzen, ruckweiſen, harten und geräuſchvollen Fluge. Im Sitzen trägt er den Leib wagerecht, läßt den Schwanz gewöhnlich gerade herabhängen, ſtelzt ihn aber auch zuweilen; fortwährendes Schwippen und Wippen der Flügel und des Schwanzes begleiten jede ſeiner Bewegungen. Wenig ſcheu, iſt er leicht zu ſchießen, doch verfolgt man ihn wenig, im Gegentheil iſt er bei den Amerikanern, wie bei den Deutſchen dort allgemein beliebt und wird gehegt und beſchützt und gefangen nur, um ihn als Stubenvogel zu halten. Wilſon gibt als vorzugsweiſe Nahrung Mais an; außerdem frißt er allerlei Sämereien, Beeren, Kirſchen und andere Früchte, ſowie auch Kerbthiere. Sein Lieblingsfutter ſollen die Blüten des Zuckerahorns ſein, ſowie auch Holunderbeeren. Je nach der Witterung, früher oder ſpäter im März, ſondern ſich die einzelnen Pärchen von den bis dahin umherſchweifenden Flügen ab, ſuchen die Brutplätze auf und zwiſchen den in der Nähe wohnenden Männchen beginnen nun eifer— ſüchtige Kämpfe. Streitluſtig ſtürzen ſie einander entgegen, balgen ſich in der Luft oder im Geſträuch wüthend umher, bis eines das andere beſiegt hat und es unter ſchrillem Geſchrei weithin jagt. Der rückkehrende Sieger läßt dann einen ſchmetternden Jubelgeſang erſchallen. Das Neſt wird ſehr verſchiedenartig angelegt. Der Oertlichkeit entſprechend ſteht es auf einem einſamen Baum inmitten des Feldes, am Waldesrande, in einem freien Gebüſch oder tief im finſtern Dickicht und nicht ſelten befindet es ſich in unmittelbarer Nähe eines Gehöfts; am häufigſten ſieht man es nahe bei einem Gewäſſer. Dünne, biegſame Zweige, Halme und Rebenſchlingen, darüber trockene Blätter, Moos und Faſern bilden den Bau, und die innere Mulde ſoll nur mit zarten Grashalmen ausgelegt werden. Das Gelege beſteht in 4 bis 6 Eiern. In nördlicheren Gegenden findet regelmäßig blos eine Brut im Jahre ſtatt, während in den ſüdlicheren jedes Pärchen ihrer zwei bis drei macht. Eine ausführliche einigermaßen abweichende Schilderung des Freilebens bringt Th. Gentry. Auch er lobt den Kardinal zunächſt der Pracht ſeines Gefieders und zugleich des herrlichen Geſangs wegen. „In Pennſylvanien iſt er in feuchten niedrigen Wäldern mit vielem Wachholder- u. a. Gebüſch und ebenſo an den mit Erlen bewachſenen Waſſerläufen ein ſtändiger Gaſt. Hier zeigt er ſich ſcheu und furchtſam, ſodaß man ſich ihm nur ſchwer nähern kann. Die Pärchen ſcheinen in dauernder Ehe zu leben, denn ſie kommen gemeinſam an und äußern auch außer der Brutzeit gewiſſe Zärtlichkeiten. Ihren Aufenthalt bildet vorzugsweiſe niedriges Gebüſch und nahrungſuchend ſieht man ſie faſt immer an der Erde. Den Geſang darf man als wechſelvoll und recht melodiſch erachten; unſchicklicher— weiſe aber wird der Vogel als Nachtigal von Amerika bezeichnet. Denn um Der rothe Kardinal. 529 dieſem Namen zu entſprechen, entbehrt ſein Lied viel zu ſehr der Fülle, Mannig— faltigkeit und des ſüßen Wohlklangs, welche das jener Sängerin hat. Auch das Weibchen wetteifert an emſigem Singen mit dem Männchen, was doch bei den Vögeln im allgemeinen ſelten der Fall iſt. In hellen Mondſcheinnächten erſchallt der Geſang des Männchens oft bis zum Tagesanbruch. Es ſei mir geſtattet, denſelben durch folgende Silben, welche ſchnell, laut und rein vorgetragen werden, zu veranſchaulichen: hwi⸗tſchii-hwi⸗tſchii-whi⸗ tſchii, ku⸗tſchi-ku⸗ſchi-hwii⸗tu⸗tiu⸗ tiu⸗kwiit (hwi-chee-hwi-che&-hwi-chee, koo-ch&-koo- che-whee-to-tiou- tiou-kweet). In der Erregung ruft er ein lautes und ſcharfes tſchip. Die Nahrung beſteht in Kräuter- und Gräſerſämereien nebſt Beeren u. a. Früchten, ſowie Kerbthieren in allen Verwandlungsſtufen. Seine große Gefräßigkeit macht ihn ſo dreiſt, daß er winters nicht allein vor den Ställen der Farmer auf den Höfen u. a. erſcheint, ſondern auch an ſolchen Orten, wo man ihn eifrig verfolgt. Man fängt ihn in Schlingen, welche entweder mit Buchweizen, nach dem er ſehr begierig iſt, geködert ſind oder für welche ein Weibchen als Lockvogel benutzt wird. Wenn man kein lebendes hat, ſo kann man auch ein ausgeſtopftes ſo auf— ſtellen, daß es weithin zu ſehen iſt, während Jemand im Verſteck den Lockruf nachahmt. Gegen die Mitte des Monats April hin beginnt die Niſtzeit. Ein Dorngeſträuch von Hagebutten oder dergleichen, auch wol ein Dickicht von wilden Reben oder virginiſchem Wachholder birgt das Neſt, welches in etwa vier Tagen von beiden Gatten des Pärchens erbaut wird und zwar auf einer Grundlage von Reiſern, Krautſtengeln und Grashalmen, innen mit zarten Gräſern ausgelegt und von der Größe eines Droſſelneſtes. Es ſteht ebenſowol in der Ebene als auch im Hochlande und enthält 4 bis 5 Eier, von denen täglich eins gelegt wird. Das Weibchen brütet allein, gefüttert und bewacht vom Männchen, und die Brutdauer beträgt 14 Tage. Gleich vielen anderen Vögeln ſucht das Männchen den nahenden Menſchen oder jeden andern Feind durch Klagegeſchrei und wunderliche Geberden von dem Neſt abzulenken. In jedem Jahre werden zwei Bruten gemacht. Etwa 15 Tage alt, verlaſſen die Jungen das Neſt und nach weiteren 11 oder 12 Tagen ſind ſie ſelbſtändig, doch bleiben ſie noch lange mit den Alten zuſammen. Sie werden anfangs mit allerlei weichen Kerbthieren, deren Larven und Bruten und ſpäterhin mit Beeren und Sämereien gefüttert.“ Auch in der Gefangenſchaft ſind Lebensweiſe, Brutentwicklung und alle übrigen Eigenthümlichkeiten bei ihm ſo eingehend beobachtet, als kaum bei einem andern Vogel, und zwar erklärlicherweiſe deshalb, weil er eben zu den beliebteſten unter allen fremdländiſchen gehört. Gleich manchen Prachtfinken u. a. iſt er bereits etwa in der Mitte des vorigen Jahrhunderts von Liebhabern in Holland und dann auch in England gezüchtet worden. Leider ſind jedoch keine zuver— läſſigen Aufzeichnungen über derartige Erfolge vorhanden. In Deutſchland hat Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 34 530 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. ihn zuerſt Herr Hermann Leuckfeld in Nordhauſen gezüchtet, ſpäterhin ift dies auch in verſchiedenen zoologiſchen Gärten, insbeſondre in Köln von dem da— maligen Direktor Herrn Dr. Bodinus, und in neuerer Zeit auch in zahlreichen Vogelſtuben erreicht worden. Herr Leuckfeld erzählte ſeine Beobachtungen in folgendem: „Längere Zeit hindurch hielt ich ein Pärchen rother Kardinäle, ohne daß dieſelben ſich um einander bekümmerten; im Gegentheil, faſt immer lagen ſie einander in den Haren oder vielmehr in den Federn. Nach dem Tode des Männchens bezog ich ein andres ſehr ſchönes, junges, damals von Herrn Karl Hagenbeck in Hamburg, welches ſogleich anfing, mit dem Weibchen ſchönzuthun, was von dem— ſelben auch erwidert wurde. Ich beherbergte die Kardinäle in einer Vogelſtube zwiſchen verſchiedenen Finkenarten u. a. m. freifliegend und bemerkte bald zu meiner großen Freude, daß ſie dicht an der Wand in einem Tannengebüſch den Neſtbau begannen. Als Grundlage für das Neſt brachten ſie biegſames Reiſig an und darüber nur noch Papierſtreifen, obwol auch mancherlei andere Bauſtoffe vorhanden waren. Das Männchen arbeitete am meiſten daran, brachte auch die nöthige Rundung durch Drehen mit dem Körper hervor und lockte dabei fort— während mit den bekannten, ſchönen, langgezogenen Tönen. Zu weiterm ge— langten ſie aber nicht; entweder war es bereits zu ſpät im Jahre, denn der Herbſt nahte ſchon, oder ſie fanden ſich durch die übrigen Vögel geſtört, vielleicht war auch beides der Fall. Zugleich zeigten ſie ſich überaus unverträg— lich, denn die kleineren Vögel wurden von ihnen in grauſamſter Weiſe verfolgt, und nicht ſelten lebensgefährlich verletzt. Dieſer Bösartigkeit halber ſetzte ich ſie im nächſten Jahre allein in eine halbdunkle Kammer, welche ich durch einen kleinen Vorban aus Drahtgitter von meinem Geſchäftslokal trennen ließ. Der Raum wurde mit feinem Kies ausgeſtreut, mit Sitzſtangen und einem Tannen— bäumchen nebſt einem halboffnen Niſtkaſten ausgeſtattet und nun dem Pärchen allein überlaſſen. Sie ſchritten bald zur Brut. Sehr intereſſant war es, zu beobachten, wie das Männchen ſein Weibchen zu ehelichen Liebkoſungen lockt. Mit halbausgebreiteten Flügeln, den Schwanz fächerartig geſpreizt, meiſtens tief hinabgeſenkt, doch zuweilen, dem Pfau ähnlich in die Höhe ſchnellend, den Körper ganz zurückbiegend und den Kopf abwechſelnd bald nach der einen, bald nach der andern Seite ſchief haltend, hüpft es in ſolcher drolligen Stellung hinter dem Weibchen her und läßt dabei ſeine ſchönen langgezogenen, denen der Nachtigal allerdings ähnlichen Töne erſchallen. Bald legte das Weibchen, ohne vorher Luſt zum Neſtbau gezeigt zu haben, fünf Eier von der Sitzſtange herab, ſodaß ich zu meinem großen Verdruße an jedem Tage ein zerbrochenes entfernen mußte. Jetzt faßte ich den Entſchluß, ihnen hinſichtlich des Neſtbaus zuhilfe zu kommen. Dies iſt bekanntlich bei faſt allen Vögeln, mit Ausnahme der Kanarien nicht Der rothe Kardinal. 531 rathſam, hier glückte es jedoch. Ich hing in einer Ecke des Raumes einen alten hölzernen Käfig auf, ungefähr von der doppelten Größe eines Harzerbauerchens, mit einer offnen Seite und in demſelben drehte ich eine Neſtgrundlage aus friſchen, biegſamen Beſenreiſern zuſaammen. Zu meiner Freude nahmen ſie dieſe Vorrichtung an und bauten ſie mit Papierſtreifen und feinen langen Baſtfaſern aus. Das fertige Neſt hatte etwa den Umfang des einer Droſſel, enthielt aber viele aufgeſchichtete Bauſtoffe und ſah daher ſehr hoch aus. Bei dieſer Brut, ſowie auch bei allen ſpäteren baute nur das Weibchen allein. Das Gelege beſtand in vier Eiern und wurde wiederum vom Weibchen allein bebrütet. Nach vierzehn— tägiger Brutdauer hörte ich — es war gerade der erſte Pfingſttag — deutlich das Zirpen der Jungen, und nun beeilte ich mich, allerlei Futter zu bieten und zwar eingequellte Sämereien, hartgekochtes und geriebnes Eigelb, Ameiſenpuppen und Mehlwürmer. Die Alten beachteten jedoch zunächſt nur die letzteren nebſt ein wenig Eigelb. Am nächſten Tage gab ich friſchen, weißen Quarkkäſe, über welchen ſie mit wahrer Gier herfielen und von nun an nur mit ſolchem und Mehlwürmern fütterten; ſie verbrauchten täglich ziemlich einen ganzen Käſe und ein Schock der letzteren. Zur Stillung des eignen Hungers fraßen die Alten faſt nur Sämereien. Bereits am zehnten Tage hüpften die Jungen aus dem Neſte, trotzdem der Schwanz und die Schwingen noch beiweitem nicht völlig ent— wickelt waren. Sie ſahen ſehr häßlich und hochbeinig aus, doch wuchſen ſie raſch heran und erreichten bald die Größe der Alten. Alle vier erſchienen ganz gleich— mäßig dunkelbraungrau, faſt wie das alte Weibchen, doch ohne jedes rothe Ab— zeichen und mit ſchwarzbraunem Schnabel. Sie wurden von beiden Alten ge— meinſam gefüttert und zwar noch ſehr lange Zeit, nachdem ſie ſchon recht gut ſelber freſſen konnten. Sobald das Pärchen jedoch zur zweiten Brut ſchritt, be— gann zuerſt das Weibchen die Jungen zu beißen, während das Männchen ſie noch immer fütterte; nicht lange aber, da wurden ſie von beiden und dann vom Männchen ſogar am meiſten gemißhandelt, ſodaß ich ſie aus dem Raume ent— fernen mußte. Ich ſperrte ſie zuſammen in ein großes Bauer, wo ſie ſich jedoch unter einander ebenfalls ſchlecht vertrugen und ſich gegenſeitig die Federn aus— zupften, ſodaß ſie bald halbnackt und blutrünſtig ausſahen. Zuletzt war ich ge— nöthigt, ein jedes von ihnen allein zu ſetzen. Als ich ſpäter ein junges Weibchen verſuchsweiſe zu dem alten Pare ſetzte, gerieth das des letztern in eine jo eiferſüchtige Wuth, daß es über das junge herfiel und daſſelbe tödtlich verwundete, bevor ich dies noch verhindern konnte. Will man alſo rothe Kardinäle züchten, ſo darf man niemals zwei Pärchen zuſammenbringen, und man ſollte auch keine anderen Vögel in demſelben Raume halten. Die Jungen verfärbten ſich bald, und zwar waren es drei Männchen und ein Weibchen. Die Alten niſteten nur noch einmal in demſelben Jahre und brachten in gleicher Weiſe drei Junge, und 34 532 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. zwar zwei Männchen und ein Weibchen auf. Im nächſtfolgenden Jahre hatte ich in der Heckkammer einige Veränderungen getroffen, namentlich aber war das Gebauerchen, in welchem die Vögel geniſtet, verkramt und obwol ich ein andres ähnliches angebracht, zeigten ſie doch durchaus keine Neigung zur Brut. Nachdem ich dann aber viel ſpäter jenen alten Niſtkäfig wieder aufgefunden und ihn an derſelben Stelle angebracht hatte, begannen ſie ſogleich noch mit einer Brut, obwol es bereits im Monat Auguſt war. Einen merkwürdigen Beweis von der Lebens— zähigkeit der Jungen muß ich noch anführen. Bei der letzten Hecke fand ich ein ſolches noch ganz nacktes anſcheinend leblos auf dem Boden liegen; es war wahr— ſcheinlich beim ſchnellen Abfliegen des alten Weibchens aus dem Neſte geriſſen worden und von dem letztern, etwa 1,50 Meter hoch, auf den Boden hinabge— fallen. Ich hielt es für todt, bemerkte aber bald, nachdem ich es in der warmen Hand gehabt, daß es noch ein Lebensfünkchen zeigte. Schnell erwärmte ich es daher, und das Geſchöpfchen kam nicht allein wieder zum Leben, ſondern erholte ſich noch vollſtändig und wurde mit den anderen groß, nachdem ich es in das Neſt zurückgebracht hatte. — Will man die Kardinäle lebens- und niſtfähig er— halten, ſo muß man ſie vor ſtarker Wärme behüten. Ich habe die Beobachtung gemacht und bei einem meiner Bekannten beſtätigt gefunden, daß ein Vogel dieſer Art, in die Nähe eines nur einigermaßen ſtark geheizten Ofens gebracht, in Krämpfe verfiel. Ebenſo darf man ihnen außerhalb der Brutzeit nur ſelten Mehlwürmer geben, wol aber möglichſt oft Grünkraut.“ Nach vieljahrelangen Erfahrungen in meiner Vogelſtube kann ich die obigen werthvollen Mittheilungen noch einigermaßen ergänzen. Als ich mit den Züch— tungen fremdländiſcher Vögel begann, gehörte der rothe Kardinal noch zu denen, von welchen man nur die Männchen, theils zum Schmuck, theils als Sänger kaufte; die Weibchen wurden daher garnicht oder doch nur ſelten und einzeln mit eingeführt. Nur mit großer Mühe konnte ich ein ſolches erlangen und durch einen Zufall erhielt ich dann zwei zugleich, indem ich das erſte bei Herrn Hagen— beck beſtellt hatte, während mir Herr Leuckfeld ein andres von ſeiner Zucht ſandte. Somit fing ich mit zwei Pärchen zugleich meine Verſuche an. Die Männchen erſchienen ſehr verſchieden, ſowol im Ausſehen als auch im Geſange. Das eine war ein alter Vogel, welcher bereits ſeit mehreren Jahren im Käfige gelebt, wodurch ſeine Färbung ſich in ein matteres und abgebleichtes Roth ver— wandelt hatte, das andre, unlängſt erſt aus der Heimat gekommen, prangte noch im prächtigſten Schmuck glänzenddunkelrothen Gefieders. Außerordentlich kräftig und ſehr fleißig ließ das erſtere ſein Lied erſchallen, das letztere hingegen ſang nur bruchſtückweiſe und auch keineswegs ſo klar und ſtark. Ich hatte nun das ältere Männchen mit dem gezüchteten Weibchen zuſammengebracht, und dieſes Par hielt ich in einem ſehr großen Käfige, das andre aber beherbergte ich Der rothe Kardinal. 533 freifliegend in einem Verſchlage mit Nymfen- und Wellenſittichen zuſammen. Als Neſtvorrichtungen hatte ich mehrere der von Herrn Leuckfeld beſchrie— benen halboffenen Niſtbauerchen, ferner in einer Ecke ein großes und dichtes Gebüſch und ſchließlich noch einen aus ganz friſchen Birkenreiſern geflochtenen, der Größe der Kardinäle entſprechenden Korb, welcher inmitten eines großen und dichten Reiſerbeſens ſtand, angebracht. Beide Pärchen wählten für alle Bruten dieſe letztre Vorrichtung. Vorläufig gelangte jedoch nur das erſtere Par zum Ziel, während das letztere ſich etwa ſechs Wochen hindurch durchaus unthätig zeigte. Das gezüchtete junge Weibchen baute das Neſt ganz allein, indem das Männchen nur hin und wieder einen Halm hinzutrug. In den Niſtkorb wurde eine Unterlage aus abgebiſſenen biegſamen Birkenreiſern rundgelegt und darüber eine Schicht von dünnen und ſehr weichen Papierſchnitzeln in großer Maſſe und auf dieſe wiederum aus Sackfäden eine gut gerundete Neſtmulde geformt. Die Vögel waren indeſſen äußerſt wild und ſcheu, und da ich in dieſer Zeit gerade viele Beſuche in der Vogelſtube erhielt, ſo wurden ſie ſo ſehr geſtört, daß das Weibchen eines Tages in der Haſt beim Abfliegen das Geniſt aus dem Neſt— korbe herausriß und dann nach einander vier Eier in einer Ecke auf den Boden des Käfigs legte. Ich verſuchte nun ebenfalls, wie Herr Leuckfeld, ihnen zu helfen, packte das ganze fein ſäuberlich in den Korb und dann die Eier hinein. Zu meinem Bedauern wurde aber dies Neſt nicht angenommen. Das zweite Pärchen begann endlich, nachdem ich es aus der Kammer, wo es von den Wellen— ſittichen wol immer beunruhigt worden, in einen Käfig gebracht und ihm hier eine Unterlage aus weichen Baſtfaſern gegeben, zu niſten; das Weibchen brütete auf einem Gelege von fünf Eiern vortrefflich, tödtete dann aber ſämmtliche Junge, ſobald ſie die Schale durchbrachen. Auch zeigte es ſich gegen andere Vögel ſehr bösartig. Sobald nämlich ein ſolcher dem in der Vogelſtube ſtehenden Käfige zunahe kam, wurde er ſofort bei den Beinen erpackt, durch das Drahtgitter hinab— geriſſen, ihm dann der Schädel zerquetſcht und ſein Gehirn gefreſſen. Nachdem ich dies Weibchen abgeſchafft und ein andres erhalten, niſteten beide Pärchen mehr— mals gut und ich kann den Verlauf der Brut im allgemeinen, wie folgt, ſchildern. Das Neſt wird in der Regel vom Weibchen allein erbaut, und zwar am liebſten frei im Gebüſch, auf einem dichtäſtigen wagerechten Zweige, wo es dann auf einer Grundlage von Reiſern und Moos oder auch Papierſtreifen aus Würzel— chen, Baſtfaſern, Fäden u. a. geformt und mit Agavefaſern ſorgſam gerundet iſt. Seltener wählt das Pärchen ein oben offenes Bauerchen und nur im Nothfall, wenn der Neſtbau garnicht zuſtande kommen will, darf man ihnen in der bereits beſchriebenen Weiſe hilfeleiſten. Einen Tag um den andern wird ein Ei gelegt. Das Weibchen brütet ſtets allein und wird ſogar vom Männchen meiſtens nicht einmal gefüttert, dagegen bewacht dieſes ſehr eiferſüchtig die Brut und jagt jeden 534 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. nahenden fremden Vogel fort. Am vierzehnten Tage kommt das erſte der Jungen aus. Die beiden Alten füttern dieſe gemeinſchaftlich, und ihre Entwickelung ſchreitet ſehr raſch vorwärts; am fünften Tage öffnen ſie die Augen; zwiſchen dem zehnten bis zweiundzwanzigſten, gewöhnlich aber bereits früher verlaſſen ſie das Neſt. Erſt in der fünften Woche erlangen ſie volle Befiederung und die Größe der Alten, während das Weibchen inzwiſchen längſt wieder niſtet. Der Verlauf einer jeden Brut dürfte ſich auf etwa fünf bis ſechs Wochen abrunden. Schon in der fünften Woche nach dem Flüggewerden beginnt eine Verfärbung dahin, daß der röthliche Ton des Gefieders immer kräftiger hervortritt, die rothen Abzeichen erſcheinen und ebenſo der Schnabel durch Fahlgelb und Gelbroth in Roth über— geht. Im Frühjahr des dritten Jahres aber bekommt das junge Männchen erſt die volle glänzende Farbe und den korallrothen Schnabel. Daher iſt es nicht ſelten der Fall, daß ſich zum Verdruß des Beſitzers ein angebliches Weibchen gerade zur beginnenden Niſtzeit als ein junges Männchen entpuppt. Inhinſicht des Geſanges iſt es außerordentlich ſchwer, ein ſicheres Urtheil feſtzuſtellen. Zunächſt kommt der Umſtand zur Geltung, daß bei der Beur— theilung der Vogellieder im allgemeinen die Naturumgebung ihre Einflüſſe in bedeutungsvoller Weiſe geltend macht; ſodann iſt der Vogel im Käfige, ſei es in— folge überſtandener Leiden beim Fange und auf der Reiſe, oder ſei es infolge un— richtiger Behandlung und Verpflegung, meiſtens nicht imſtande, ſeine naturgemäße Geſangkunſt zu entfalten; ſchließlich aber muß auch der Umſtand inbetracht ge— zogen werden, daß die Begabung der einzelnen Sänger doch eine überaus ver— ſchiedenartige iſt. Im allgemeinen dürfte der rothe Kardinal wol zu den hervor— ragenderen Sängern gezählt werden können; nur wird ſein ſonſt ſo angenehmer Geſang im Zimmer, insbeſondre für nervenſchwache Perſonen, nicht ſelten un— erträglich, weil er zu ſtark ſchallt. Die Liebhaber in Deutſchland ſind übrigens ziemlich einſtimmig im Lobe deſſelben und hören namentlich die langgezogenen flötenden Töne gern. Herr Bruno Günther hebt beſonders hervor, daß dieſer Vogel vom März an unermüdlich und zwar von morgens 3 Uhr „ſeinen an— genehmen Schlag mit dem ſchönen Schluß trrrrrrr“ bis zum Abend erſchallen läßt, dann nur während der ſpät im Herbſt eintretenden Mauſer ſchweigt und bereits im erſten Drittel des Dezembers wieder zu ſingen beginnt; ſelbſt— verſtändlich nur bei beſter Pflege. Betrachten wir im übrigen die Schönheit ſeiner Erſcheinung, die Leichtigkeit und Billigkeit ſeiner Unterhaltung, ſeine kräf— tige Ausdauer, welche ſelbſt manchen übelen Einflüſſen widerſteht und ſchließlich auch ſeine nicht beſonders ſchwierige Züchtung, ſo müſſen wir anerkennen, daß er es verdient, zu den geſchätzteſten Stubenvögeln gezählt zu werden. Im Laufe der letzten Jahre hat man, wie bereits erwähnt, vielfach glückliche Zucht ſowol freifliegend in der Vogelſtube, als auch in entſprechend eingerichteten Der rothe Kardinal. 535 großen Käfigen erzielt und die inbetreff derſelben veröffentlichten Erfahrungen ſtimmen im weſentlichen mit den vorſtehend mitgetheilten überein. Wenn die Alten, entweder Männchen oder Weibchen, die Jungen ſelber tödten und auf— freſſen, wie dies leider nicht ſelten vorkommt, ſo liegt es in der Regel entweder an dem Mangel geeigneten Futters oder darin, daß ſich die Vögel nicht ſicher genug fühlen, um die volle Elternliebe zu entfalten, ſchließlich auch wol in ganz beſondrer Bösartigkeit. Um trotzdem zum guten Ergebniß zu gelangen, bedarf es der größten Aufmerkſamkeit, damit man die Urſache ermitteln und, wenn möglich, abſtellen kann. Herr Pfarrer Winkler in Fiſchenthal in Zürich hielt rothe, graue, Dominikaner- und grüne Kardinäle zuſammen in einem Raum, in welchem ſie ziem⸗ lich friedlich mit einander lebten; doch zur nahenden Niſtzeit mit dem Beginn des Monats April fingen ſie an, einander in erbitterter Weiſe zu befehden, ſodaß ſie getrennt und jedes Pärchen abgeſondert werden mußte. Die rothen zeigten ſich in der Herſtellung der Neſter überaus läſſig, ſodaß ſie entweder auf den kahlen Boden des Körbchens die Eier legten oder fortwährend Bauſtoffe eintrugen und das Gelege überdeckten. Meines Erachtens war dies lediglich eine Folge der gegenſeitigen Beunruhigungen oder doch Erregungen. Einzeln gehalten baut das Pärchen, falls es einerſeits nicht zu junge oder andrerſeits nicht zu alte, ſtürmiſch— wilde Vögel ſind, in der Regel ein gutes Neſt, oder es nimmt doch die Hilfe zur Herſtellung deſſelben an. In einem ſolchen Falle ſchob Herr Wiener in London eine Filzplatte unter die auf dem bloßen Korbe liegenden Eier und auf derſelben wurden die Jungen erbrütet. Infolge einer Störung aber vernichteten die Alten die letzteren, und da man dies ja bereits mehrfach beobachtet hat, ſo ſei vor jeder Beunruhigung dringend gewarnt, namentlich wenn das Par nicht ausreichend zahm iſt. Ueber die Parung und das Liebesſpiel berichtet Herr Lithograph Farsky in Prag: „Seit nahezu zwei Jahren beſaß ich ein prachtvolles Männchen, welches ſehr friedliebend war, ſelbſt gegen die kleinen Aſtrilde und höchſtens einen Kampf mit ſeinem eignen Spiegelbilde im Fenſterglaſe unternahm. Als ich dann ein Weibchen anſchaffte und dieſes in einem Käfige ins Vogelzimmer brachte, ent— faltete das Männchen unbeſchreiblich liebenswürdige, reizende Bewegungen und lockte mit wehmüthig-ſüßen, förmlich rührenden Tönen. Trotzdem war das Weib— chen nicht zu beruhigen, ſondern ſchoß wild im Bauer umher. Nach acht Tagen verſuchte ich, beide in einem großen Käfige zuſammenzubringen, aber ich mußte ſie ſchleunigſt trennen, da das Männchen mit Ungeſtüm das Weibchen verfolgte und letzteres mit Angſtgeſchrei vor ihm aus einer Ecke in die andre tobte. Erſt im nächſten Frühjahre konnte ich ſie wieder zuſammenſetzen und nun folgte das Männchen dem zirpenden Weibchen mit Locktönen und Liebesbezeigungen. Plötzlich wechſelte das Par die Rollen; das Weibchen lockte und ſprang vor, das Männchen 536 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. zirpte und ſprang beiſeite; jenes begann nun den ganzen Geſang dieſes, aber mit herrlichen Molltönen zu ſchlagen und führte dann girrend gleichſam einen Tanz auf, welchen ein andermal das Männchen wiederholte, jedoch noch weit komiſcher.“ Einige wichtige Ergänzungen zu all' dem geſagten gibt Herr Realſchullehrer C. L. Zigann in Welau. „Nach vier verunglückten Bruten brachte das Pärchen vier Junge aus und ernährte dieſelben anfangs hauptſächlich mit reichlich ge— botenen Heuſchrecken. Dabei wurde das alte Weibchen ſo zahm, daß es das Futter aus der Hand nahm. Die Jungen wuchſen kräftig heran und unterſchieden ſich vom erſtern ſpäterhin nur durch die blaſſeren Schnäbel. Ein ſechſtes Ge— lege wurde gleich früheren garnicht bebrütet, aus dem ſiebenten dagegen wieder— um eine Brut mit vier Jungen glücklich aufgefüttert. Das Pärchen hatte alſo in dem einen Sommer zwanzig Eier gelegt und zweimal vier Junge erzogen. Als Nahrung erhielten fie ſchon lange vor der Brut viel Weichfutter, rohes Rind- und Schöpſenfleiſch, ſowie namentlich Mai-, Juni- und Julikäfer. Bei zu reichlicher Fütterung mit den Käfern litt das Weibchen, trotzdem viel Grün— kraut gegeben wurde, an Verſtopfung. Vorzugsweiſe erpicht ſind ſie auf Heu— ſchrecken, von denen ſie eine unglaubliche Maſſe vertilgen können. Unter keinen Umſtänden vergeſſe man reichliche Verſorgung mit Sepia, denn während der Brutzeit verzehrt das Pärchen wol täglich eine ganze Schale. Den Sommer hindurch wurde der Heckkäfig bei ſchönem Wetter ſtets des Morgens ins Freie und Abends wieder ins Zimmer zurückgebracht, wodurch das brütende Weibchen ſich niemals ſtören ließ. Eine Hauptbedingung für die erfolgreiche Zucht iſt aber die, daß ſolche Vögel von vornherein gezähmt werden. Man ſtelle daher auch im Zimmer den Käfig immer nur ſo, daß ſie unter menſchlicher Geſichtshöhe ſich befinden, wodurch ſie am leichteſten zahm werden und damit erſt begründete Aus— ſicht auf gute Zuchtergebniſſe gewähren. — Ein Kanarienvogel-Weibchen erbrütete und erzog glücklich einen rothen Kardinal, ein Vorkommniß, welches bis jetzt anderweit noch nicht beobachtet ſein dürfte.“ Herr A. Hesler berichtet, daß ein Kardinal-Weibchen die Jungen anderer Arten in liebevoller und bereitwilliger Weiſe fütterte. „Es kann“, ſagt der Genannte, „für junge körnerfreſſende Vögel wirklich garkeinen beſſern Pfleger geben.“ Ich möchte jedoch hinzufügen, daß dies wol nur ein günſtiger Ausnahmefall ſein wird, denn die meiſten rothen Kardinäle beißen, wie bereits erwähnt, alle in ihre Nähe gelangenden ſchwächlichen, kranken oder jungen Vögel todt und freſſen ihr Gehirn. Manches Pärchen freilich zeigt ſich nicht bösartig, wie namentlich Herr Apotheker Jänicke in Hoyerswerda angibt, während die meiſten anderen Liebhaber und Züchter, jo Herr Dr. Fleiſchmann, in der Vogelſtube des Prinzen Ferdinand von Sachſen-Koburg u. A. immer das Gegentheil feſtſtellten. 3 Der rothe Kardinal. 537 Bei ſehr aufmerkſamer Betrachtung findet man wol, daß die in den Handel gebrachten Kardinäle nicht allein inhinſicht des Ausſehens, ſondern auch nament— lich des Geſangs bemerkenswerthe Verſchiedenheit zeigen. Anfangs glaubte ich, dieſelbe ſei nur im Alter begründet, als ich dann jedoch die Angabe fand, daß der Engländer Ballock behaupte, die in Mexiko vorkommenden Rothvögel ſeien ſchöner gefärbt, als die nordamerikaniſchen, achtete ich bei den einzelnen Sendungen, welche die Großhandlungen empfingen, ſorgſam auf den Bezugsort, ſoweit ſich derſelbe eben ermitteln läßt. Herr W. Mieth in Berlin erhielt im Jahre 1875 von dem Hamburger Händler Wucherpfennig eine beträchtliche Anzahl vorzugs— weiſe prächtig rother Vögel, welche auch einen ganz abſonderlichen, ungleich ſchönern Geſang hatten. Die Nachforſchung ergab, daß dieſe Kardinäle auf einem franzöſi— ſchen Schiffe über Marſeille eingeführt und alſo wol aus dem Süden gekommen waren, während die übrigen nach Deutſchland gelangenden doch faſt regelmäßig über New-Nork von Herrn C. Reiche zu uns gebracht werden. Jene feurigrothen Südländer trugen faſt ſämmtlich, wahrſcheinlich infolge unzweckmäßiger Verpflegung auf der weiten Reiſe, den Todeskeim und es war mir daher leider nicht möglich, näheres inbetreff ihrer feſtzuſtellen, zumal ich damals auch keine friſcheingeführten Nordländer zum Vergleich erlangen konnte. Die Frage, ob dieſe und jene, ſelbſt— verſtändlich nicht als beſondere Arten, ſondern eben nur als Lokalraſſen inhin— ſicht des Geſanges und der Farbe wirklich mehr oder minder von einander ab— weichen, muß bis auf weitres eine offene bleiben. Auf Kuba hatte Dr. J. Gundlach im Januar 1861 im Walde bei Kardenas einen rothen Kardinal geſehen und ihn daher im Verzeichuiß der Vögel dieſer Inſel aufgeführt, ſpäterhin jedoch ſich davon überzeugt, daß es nur ein aus dem Käfige entflohener geweſen ſein konnte, da dieſe Art dort nicht freilebend vorkommt. Herr Landkammerrath Vogt in Blankenhain erzählt, daß ein rother Kardinal im Juli dort entkommen, ſich im Walde umhergetrieben und allen Nachſtellungen entgangen ſei; auch von den ſonſt jo ſchießwüthigen Bauern war er verſchont geblieben und hatte ſich munter und friſch gezeigt, ſelbſt im November bei 6 Grad Kälte, bis er vom Nahrungsmangel endlich in eine Falle getrieben wurde. Sein Gefieder war von außerordentlicher Pracht und herrlichem Glanz. Noch in— tereſſanter iſt die Mittheilung des Herrn Reinhold Hoffmann, welchem in der Gegend von Stettin ein Pärchen entflogen war. Aus derſelben ſei folgendes entlehnt: „Zwei Tage hindurch harrte ich der Flüchtlinge bei offnem Fenſter, jedoch vergebens, und ſo mußte ich ſie für verloren halten. Doch wer beſchreibt mein Erſtaunen, als ich ſie am Morgen des achten Tages außen am Fenſter ſitzen ſah. So vorſichtig als möglich bemühte ich mich, den Flügel zu öffnen, aber ſie flogen, in der Morgenſonne förmlich erfunkelnd, dem nahen Walde zu und kamen, obwol ich ſie mit allen möglichen Leckereien erwartete, nicht wieder zurück. Nach 538 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. drei Wochen etwa zeigten ſie ſich in einem Nachbargarten und der Verſuch, ſie vermittelſt einer Spritze mit Waſſer zu erhaſchen, gelang leider auch nicht, weil ſie ſich, obgleich völlig naß, doch noch in eine dichte Hecke ſtürzen und ſo entkommen konnten. Dann blieben ſie durchaus verſchwunden. Ein recht ſtrenger Winter war eingekehrt und vorübergegangen und ich bedauerte meine ſchönen Vögel als längſt umgekommen. Im erwachenden Frühlinge machte ich in Geſell— ſchaft eines alten Freundes einen weiten Spaziergang. Frühmorgens wanderten wir zum Dörfchen hinaus. Nach einem Marſch von drei Stunden Wegs ge— langten wir zu einem von Wieſe und Wald umgebnen Teiche und ſetzten uns hier auf den Raſen. In das Anſchauen der ſchönen Naturumgebung verſunken, bemerkte ich zwei rothe Vögel, welche hurtig über unſeren Köpfen dahinflogen und die ich im erſten Augenblick für Karmingimpel hielt. Um uns jedoch zu überzeugen, erhoben wir uns ſchnell und folgten ihnen ins nahe Kieferndickicht. Vorſichtig wandten wir uns der Stelle zu, wo ſie eingefallen waren, als uns plötzlich ein lauter durchdringender Schlag entgegentönte, welchen ich ſogleich als den des rothen Kardinals erkannte. Unwillkürlich dachte ich dabei an meine Ausreißer. So drangen wir immer tiefer in das dichter werdende Gebüſch, als uns lautes Zirpen verrieth, daß wir uns in der Nähe eines Neſtes befanden. Nach kurzem Suchen entdeckten wir auf einem ſtruppigen Baume ein aus Halmen und Würzelchen gebautes Neſt mit zwei faſt flüggen Jungen, rothen Kardinälen nämlich. Meine Freude kannte keine Grenzen. Unter einem Buſche verſteckt wollte ich nun vor allem beobachten, ob das Pärchen wirklich mein entflohenes ſei. In gleicher Weiſe hatte mein Freund ſich mir gegenüber gelagert. Nicht lange, da erſchienen die Erwarteten und während das Männchen ſich hoch auf den Buſch ſetzte, kam das Weibchen mir ſo nahe, daß ich es mit Sicherheit als das meinige erkennen konnte und zwar daran, daß ihm die Vorderzehe am rechten Fuß fehlte, welche ihm ein Papagei einſt zerbiſſen hatte. Nach einigen Tagen begab ich mich wieder in Begleitung meines Freundes und mit Leimruten und Schlaggarn verſehen, abermals dorthin, fing glücklich die Alten, nahm die Brut mit mir und kann zum Schluß berichten, daß die letztre auch in der Gefangen— ſchaft glücklich aufgefüttert wurde.“ Seitdem ſind zahlreiche derartige Beiſpiele mitgetheilt worden und es dürfte als unumſtößlich feſtſtehen, daß der nord— amerikaniſche Rothvogel den Winter ſelbſt im nördlichen Deutſchland vortrefflich zu überdauern vermag. Zur zweckmäßigen Fütterung hat man gerade für einen ſo wichtigen Vogel erklärlicherweiſe zahlreiche Vorſchläge veröffentlicht, bzl. bereits Erfahrungen ge— macht; in den Abſchnitten, welche von der Pflege und Zucht der Vögel überhaupt handeln, werde ich dieſelben überſichtlich mittheilen. Vorläufig ſei nur darauf hingewieſen, daß man ihn in der erſten Zeit nach der Einführung nur ausſchließlich En Der rothe Kardinal. 539 mit Hanfſamen füttern darf und erſt allmälig an andere Sämereien gewöhnen kann. Ein Lieblingsfutter für ihn ſind außer den Heuſchrecken namentlich lebende Mailäfer. Der Preis beträgt, wenn ſie friſch angekommen ſind, 15 bis 20 Mark für das Männchen und etwa 8 Mark für das Weibchen; bei eingewöhnten Vögeln bis 24 Mark das Männchen und bis 15 Mark das Weibchen. Das Dutzend Männchen verkauft Herr C. Reiche in Alfeld für 100 Mark und Weibchen für 50 Mark. Der genannte Großhändler führt jährlich etwa 2500 Männchen und 1000 Weibchen ein. Der rothe Kardinal heißt auch blos Kardinal, virginiſcher Kardinal, nordamerika— niſcher Kardinal, virginiſche Nachtigal, Rothvogel, Haubenkernbeißer und Haubenblutfink. [Indiſcher Haubenfink, virginiſcher Dickſchnabel, rother Steinbeißer, gehaubter Kardinal, karmin— rother Kirſchenfink, rother Dickſchnabel und Kardinalkernbeißer, nach alten Schriftitellern]. Le Cardinal rouge; Red Bird, Cardinal Grosbeak and Virginian Nightingale; Roode Kardinaal. Nomenclatur: Coccothraustes virginianus, Brss.; Loxia cardinalis, L., Gml., is.; Coccothraustes cardinalis, I.; Fringilla (Coccothraustes) cardinalis, By.; Frin- gilla cardinalis, Ntill., Au.; Pitylus cardinalis, Audb.; Cardinalis virginianus, B., Ob., Brd., Br. [Coccothraustes indica cristata, Aldr.; Enucleator indieus, Luscinia virginiana, /'rsch.; Coccothraustes cristata, Frschi, Brss., Avis rubra, Kln.; Loxia rubra, Scpl. — Rouge Gros-bec, Rossignol de Virginie, Alb.; Cardinal Red-bird, Cat.; Grosbec de Virginie et Grosbec des Indes, Prss.; Virginian Nightingale, Willugh.; Cardinal huppe, Buff.; Cardinal Gros-bec, ZLath.; Cardinal de Virginie, II.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Ganzer Körper glänzendroth; Kopf nebſt ſpitzer Tolle oder Federbuſch ſcharlachroth; Zügelſtreif bis ums Auge, Streif hinunter um den Schnabel nebſt der Oberkehle tiefſchwarz; Rücken, alſo Schultern, Mantel und Bärzel ſcharlachroth, jede Feder düſterer geſäumt; Schwingen und Flügeldecken dunkler roth, fahlbraun außen- und end— geſäumt; Schwanz dunkelſcharlachroth; ganze Unterſeite heller ſcharlachrotfh. Schnabel glänzend zinnoberroth; Auge röthlichbraun; Füße bräunlichfleiſchfarben bis dunkelbraun. — Das Weibchen iſt oberhalb olivenbraun; Stirn, Augenbrauenſtreif und Haube bräunlichhochroth, letztere faſt reindüſterroth; Zügelſtreif und Kehle nur ſchwach ſchwärzlich; Flügel bräunlichroth; Schwingen braun, mit düſterrothen Außenfahnen; Schwanzfedern braun, roth außengeſäumt; ganze Unterſeite gelbbraun. Schnabel zinnoberroth, meiſt ſchwach gelblich; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichgrau. Neſtflaum: bläulich (das Junge hat einen ſehr dicken Kopf und großen Mund und ſieht häßlich aus). — Das Jugendekleid gleicht dem des alten Weibchens, doch erſcheint das Braun mehr düſtergrau; jedes rothe Abzeichen und auch der rothe Ton des Gefieders fehlt durchaus; Schnabel bräunlichſchwarz, Füße dunkelgrau. — Jugendkleid in der Verfärbung nach Prinz Wied (Männchen im Dezember erlegt): Haube, Geſicht und Unterrücken bereits ſchön zinnoberroth; Rücken olivengraubraun, ſtark dunkelroth gefleckt und gemiſcht; Schwingen mit hellzinnoberrothem Außenrande und graubrauner Innenfahne; Schwanz dunkelroth; Unter— hals, Bruſt⸗ und Bauchſeiten gelblichgraubraun gefleckt; innere Flügeldecken hell zinnoberroth, Schnabel zinnoberroth, Oberkiefer in der Mitte noch dunkelbräunlich; Füße röthlichgraubraun. Weibchen (zu Anfang Novembers erlegt): die ſchwarzen Federn um den Schnabel weißlich ge— miſcht und gerandet, daher nur grau; Haube und Augenbrauen ſtark mit rothen Federn ge— miſcht; Rücken olivengraubraun; Flügel und Schwanz bräunlichzinnoberroth; Unterhals und Oberbruſt dunkelröthlichgelb, Bruſtmitte weißlich; innere Flügeldecken hellzinnoberroth; Schnabel wie beim Männchen; Füße bräunlichfleiſchfarben. 540 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Coccothraustes virginianus: corpore toto nitide rubro, capite cum crista acuminata scarlatino; capistro, loris ad oculum usque gulaque atris; plumis inter- scapilii dorsique totius scarlatinorum obscurius limbatis; remigibus tectricibus— que al. obscurius rubris, interius et in fine fumigato -limbatis; cauda obscure scarla- tina; gastraeo toto dilutius scarlatino; rostro nitide cinnabarino; iride badia; pedi- bus fuscato-carneis, ipsis fuscis. — supra olivaceo-fusca, fronte, stria superciliari eristaque rufis, hace sat purius rubra; loris gulaque nigricantibus; alis rubicundis, pogonio remigum fuscorum sordide rubris; rectrieibus fuscis, exterius rubro-Jimbatis; subtus omnino fulva; rostro cinnabarino, plerumque subflavide imbuto; iride fusca; pedibus fuscato - cinereis. Länge 21,6 em.; Flügel 9,6 em.; Flügelbreite 29,3 em.; Schwanz 10,3 em. Neonatus: lanugine coerulescente. — Juvenis: femellae adultae persimilis, attamen luridius einereus; colore rubro prorsus carens; rostro fuscato-nigro; pedibus obseure cinereis. — Juvenis (sec. M. Wied) & (m. Decemb. necatus) crista, facie tergoque jam laete einnabarinis; dorso olivaceo-fumido, largiter rubro -maculato mixto- que; remigum pogonio interiore fumido, exteriore dilute cinnabarino-marginato; cauda ruberrima; gutture, pectoris abdominisque lateribus gilvo-fumide maculatis; tectricibus subalaribus dilute einnabarinis; maxilla rostri cinnabarini media fuscata; pedibus luride rubentibus. — 2 (m. Novb. necat.) capistro nigro albide submaculato; crista et super- eiliis largiter rubro -commixtis; dorso olivaceo -fumigato; alis caudaque rufis; gutture pectoreque obscure fulvis, hoce medio albente; tectrieibus subalaribus dilute cinna- barinis; rostro ut maris picto; pedibus fuscato -carneis. Beſchreibung des Eies: Auf düſterweißlichem Grunde mit röthlichen und olivenbraunen Flecken gezeichnet (Audb.). Auf weißem, lavendelfarben ſcheinenden Grunde mit aſchbraunen Flecken dicht gezeichnet; länglichoval (Gentry). Grundfarbe weiß, bläulich oder gelblichroth und ebenſo verſchieden theils violett, theils grau, braun oder fuchſig gefleckt, die Flecke über das ganze Ei vertheilt, manchmal aber auch am ſtumpfen Ende gehäuft; ſchön eiförmig; matt. Länge 23 bis 27:mm., Breite 18mm. (Nehrk.). Bläulichweiß, olivengrün und bräunlichroth ge— fleckt (Ruß). Grünlichweiß und überall, insbeſondre am ſtumpfen Ende gelblich- oder oliven— braun gefleckt; während aber das Weiß der Eier ein und deſſelben Geleges zwiſchen bläulich— und reinweiß wechſelt, ſo ſind auch die Flecke ſehr verſchieden vertheilt, ſodaß ein Ei faſt gleich— mäßig dicht beſprengt und das andre am ſpitzen Ende faſt reinweiß erſcheint (Leuckfeld). Ovum: sordide albide rubens, olivaceo-fusco-maculatum (Azudb.). Ovum albidum, lilacino- micans maculis olivaceo-fuscis dense notatum (Gentry). Ovum album, vel coerulescens, vel flavente rubidum, maculis variis, modo violaceis, modo cinereis, nunc fuscis, nunc rufis obsitum, aequaliter dispersis, interdum in basi coacervatis; pulchre ovatum, opacum (Nehrk.). O. subaeruginosum, olivaceo-virente fuscoque ma- culatum (Russ). O. subviride album, ubique praesertim in basi flavide vel olivaceo- maculatum; nonnunquam in apice fere albicans (Leuckf.). Der purpurrothe Kardinal [Coccothraustes phoeniceus]. Auf der Hamburger Geflügel- ausſtellung d. J. 1877 hatte Fräulein Hagenbeck einen einzelnen Vogel, welcher bis dahin ſicher— lich noch garnicht lebend eingeführt worden, den obengenannten Kardinal nämlich, deſſen Heimat ſich über Mittelamerika, Venezuela und Trinidad erſtrecken ſoll. Er iſt anſehnlich größer und ſtärker als der virginiſche rothe, mit kräftigerem mehr gewölbten, nicht rothen, ſondern blei— grauen Schnabel. Zugleich zeigt ſein Geſieder einen beiweitem tieferen dunkelrothen Farben— ton; er hat nur einen ſchmalen reinſchwarzen Rand um den Unterſchnabel, und ſchließlich unter— ſcheidet er ſich durch die größere, mit dem oberen Winkel helmartig nach vorn zurückgekrümmte Haube; Flügel und Schwanz ſind kaum bemerkbar dunkler als der Rücken, dagegen iſt die untere Seite wahrnehmbar heller; das Auge iſt hellbraun; die Füße ſind dunkel bläulichblei— grau. Das Weibchen kenne ich nicht. Leider iſt keinerlei nähere Schilderung dieſer Art zu g Die grauen Kardinäle. | 541 finden. Den Jahrgang 1837 der „Proceedings of the Zoological Society“ (London), in welchem Gould ihn beſchrieben, vermag ich leider nicht zurathe zu ziehen, ich habe die Be— ſchreibung hier vielmehr nach eigner Anſchauung und glücklicherweiſe ſogar nach zwei Männchen gegeben und muß an ihrer Richtigkeit feſthalten, obwol dieſelbe mit der von Br. nach Gould aufgeſtellten keineswegs übereinſtimmt. Fräulein Hagenbeck hatte auf der Berliner „Aegintha“- Ausſtellung in demſelben Jahre noch ein tadelloſes Männchen, während das erwähnte erſtere auf einem Auge blind war. Hoffentlich wird dieſer den Verwandten an Schönheit faſt noch übertreffende Kardinal mit der Zeit mehrfach im Handel erſcheinen. — Purpurkardinal (Ber.) — Cardinalis phoeniceus, @ld., Br. Der ſpitzhäubige Kardinal |Coccothraustes sinuatusl. Im Gegenſatz zu dem vorigen dürfte dieſer Kardinal bis jetzt noch garnicht lebend zu uns gelangt ſein, doch läßt ſich wol erwarten, daß er demnächſt auch einmal kommen werde. Baird gibt als ſeine Heimat das Thal vom Rio grande in Texas und auch Mexiko an und die Vögel namentlich des letztern Landes werden ja neuerdings immer mannigfaltiger und zahlreicher bei uns eingeführt. Seine aufgerichtete und ſpitze Haube (welche länger und ſchmaler als beim rothen Kardinal iſt), Stirn, Zügelſtreif und Wangen ſind dunkel karmoiſinroth; der Oberkopf, d. h. die vordere Seite der Haube, der Rücken und die ganze übrige Oberſeite ſind fahl graubraun; Schwingen und Flügeldecken dunkel— roth, röthlichbraun geſpitzt; Schwanzfedern bräunlichroth mit dunkel braunrothem Ende; Kehle, Bruſt, Bauch und Hinterleib nebſt den unteren Flügeldecken hell karminroth, Bruſt- und Bauch— ſeiten fahl bräunlichgrau, untere Schwanzdecken röthlichweiß; Schnabel gelblichgrau; Füße braun— grau. Das Weibchen iſt ähnlich, unterhalb bräunlichgelb; Kehle und Bauchmitte roth über— haucht; Schnabel bräunlichgrau. Die Größe ſtimmt mit der des rothen Kardinals überein (nach Baird). — Schmalſchnabelkardinal (Br.) — Pyrrhuloxia sinuata, Bp. Der gehäubte graue Kardinal [Coccothraustes cucullatus!. Tafel XIII. Vogel 64. Der Dominikaner- Kardinal [Coccothraustes dominicanus!. Tafel XIII. Vogel 65. Der braunkehlige graue Kardinal [Coccothraustes capitatus!. Der ſchwarzkehlige graue Kardinal Coccothraustes gularis!. Prächtige Vögel ſind es, welche ich ihrer Aehnlichkeit wegen ohne weitres zuſammenfaſſen darf, indem ich ſelbſtverſtändlich in der Schilderung jedes einzelnen die beſonderen unterſcheidenden Merkmale hervorheben werde. Die beiden erſteren gehören zu den ſeit altersher allbekannten und bis zur Gegenwart auch allbe— liebten fremdländiſchen Stubengenoſſen, während die beiden letzteren bis jetzt nur ausnahmsweiſe, höchſt ſelten einmal in den Handel gelangt ſind. Der gehäubte graue Kardinal iſt an Kopf, Kehle und von dieſer aus im ſpitzen Winkel bis zur Oberbruſt dunkel blutroth; Kopf mit ſpitzer ebenfalls rother Tolle oder Haube, welche aus zartgefaſerten Federn beſteht; Nacken, Rücken, Flügel und Schwanz dunkel ſchiefergrau, am erſtern jede Feder weiß gefleckt, Schwingen und Schwanzfedern fahlgrau außengeſäumt und Flügeldecken mit breiten aſchgrauen Säumen; vom Ohr jederſeits ein breiter Streif und ebenſo die ganze Unterſeite reinweiß, längs der Bruſtſeiten ſchiefergrau gefleckt. Schnabel fleiſchfarben, an der obern Firſt bräunlich; Auge röthlichbraun; Füße bräunlichgrau. Das Weibchen dürfte kaum zu unterſcheiden ſein; man meint zwar, daß ſein Roth blaſſer, und ſein Weiß düſterer erſcheine, allein dies iſt nach meiner Ueberzeugung nur bei jungen Vögeln der Fall. 542 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Die Größe iſt wenig geringer, als die des rothen Kardinals. Seine Heimat erſtreckt ſich über ganz Braſilien, Paraguay und Bolivien. Der Dom inikaner-Kardinal iſt am ganzen ungehäubten Kopfe nebſt einem, jedoch nicht ſpitzzulaufenden, ſondern abgerundeten Schilde, welches kaum bis zur Oberbruſt reicht, eben— falls roth; der Nacken bis zum Mantel iſt ſchwärzlich, jede Feder mit großem weißen Fleck; Mantel grau, jede Feder fein ſchwarz endgeſäumt; Schwingen ſchwarzbraun, weißlich geſäumt, Flügel— decken dunkel grauſchwarz; Schwanzfedern ſchwarz, ſchmal grau außengeſäumt und fahl geſpitzt; ganze untere Seite, vom Unterhals an nebſt den unteren Flügeldecken reinweiß. Schnabel ſchwärzlichhorngrau, Unterſchnabel weißlichgrau; Auge braun; Füße dunkelbraun. Das Weib— chen dürfte ebenfalls kaum zu unterſcheiden ſein; man behauptet, daß es kleiner und ſein Roth, beſonders am Vorderhals matter und nicht ſo weit ausgedehnt ſei. Sichere Merkmale ſind dies jedoch keineswegs. Die Größe ſtimmt nahezu mit der des vorigen überein. Er iſt in Nord— und Mittelbraſilien heimiſch. Der braunkehlige graue Kardinal hat ebenfalls einen ſcharlachrothen unbehäubten Kopf, doch iſt die nach der Oberbruſt hin ſpitz zulaufende Färbung von der Kehle an nicht roth, ſondern ſchwärzlichbraun; Flügel und Schwanz ſind ſchwarz, die Schwingen am Grunde und an der Innenfahne weißlich geſäumt; ganze Unterſeite reinweiß; Schnabel hell roſenroth; Auge karminroth; Füße fleiſchfarben. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend fein, jedoch einen an der Firſt dunkelbraunen Schnabel haben. Er ift bemerkbar kleiner, als die beiden vorigen. Süd— brafilien, Paraguay und Bolivien find jeine Heimat. Der ſchwarzkehlige graue Kardinal iſt auch ungehäubt und dem Dominikaner ähn— lich, erſcheint jedoch im ganzen dunkler; Kopf und Kehle blutroth und darunter ein ſchwarzer Fleck; Nacken, Rücken, Flügel und Schwanz ſchieferſchwarz (die Schwingen nicht weiß gerandet); Halsſeiten bis zum Nacken und ganze Unterſeite reinweiß; Schnabel hornſchwarz, Unterſchnabel weißlich; Auge braun; Füße bläulichſchiefergrau, fleiſchroth ſcheinend. Das Weibchen wird wol nicht verſchieden ſein, doch iſt es noch nicht beſchrieben. In der Größe gleicht er dem vorigen. Die Heimat erſtreckt ſich über Guiana und ſüd- und oſtwärts bis in das Gebiet des Amazonenſtroms und des Rio negro. Mit dem grauen Kardinal ſowol, als auch mit dem Dominikaner haben ſich bereits die alten ornithologiſchen Schriftſteller viel beſchäftigt; ſchon Seelig— mann, Briſſon, Buffon u. A. gaben Abbildungen. Der letztere warf beide Vögel als eine Art zuſammen und betrachtete den einen nur als Abänderung des andern. Die als Gattungsnamen gegebne heimiſche Bezeichnung Paroara hat wol zuerſt Markgraf („Historia naturalis Brasiliae“; 1648) gebraucht; Briſſon verwarf ſie, und während ſie von Buffon u. A. noch beiläufig gebraucht wurde, ſtellte ſie Bonaparte als Paroaria wieder hin. Ob der im Lateiniſchen wie im Deutſchen ſchon ſeit altersher benutzte Name Dominikaner-Kardinal nicht urſprünglich Kardinal von Domingo bedeuten ſoll, wage ich nicht zu erörtern. Linné und dann Buffon nennen ihn freilich domingiſcher Sperling. — Seelig— mann's Abbildung war bereits nach einem lebenden Vogel hergeſtellt und damals ſchon brachte man die Art mehrfach von Liſſabon aus nach London. Vieillot trennte mit Sicherheit den gehäubten von dem glattköpfigen Kardinal und hielt den erſtern für keinen Sänger; dennoch ſei er, lediglich um ſeiner Schönheit Die grauen Kardinäle. 543 willen, ſehr geſucht. In der Gefangenſchaft zeige er ſich bei der Fütterung mit Hirſe und Kanarienſamen vortrefflich ausdauernd. Ihm gebühre vor dem glatt— köpfigen der Vorzug. Dieſer letztre ſei ſchon zu jener Zeit in Frankreich gar— nicht ſelten geweſen und habe ſich als ein gegen Kälte nicht empfindlicher Vogel erwieſen; ein ſolcher erhalte ſich bei ihm ſeit ſechs Jahren im Käfige ſehr gut; freilich dürfe man ihn nicht im Freien überwintern. Alt eingefangen bleibe er wild und ſcheu. Auch er gehöre zwar nicht zu den Sängern, doch zu den farben— prächtigſten Vögeln. Die Angaben Vieillot's über die Lebensweiſe im Freien brauche ich nicht anzuführen, denn dieſelben ſind ja ausführlicher von den neueren Schriftſtellern gebracht. In Bechſtein's Mittheilungen finden wir im weſent— lichen nur die Buffon's wieder. Bemerkenswerth iſt jedoch, daß ein Domini— kaner-Kernbeißer damals 3 Louisd'or koſtete und daß man, „ehe ſich die Schiffs— leute darauf legten, fremde Vögel mitzubringen“, 5 bis 6 Louisd'or für einen bezahlen mußte. In dem Verzeichniß von Dr. Karl Bolle iſt angegeben, der gehäubte ſinge, der glattköpfige aber nicht. Eingehende Berichte über das Freileben aller dieſer Graukardinäle haben die reiſenden Naturforſcher leider nicht veröffentlicht. Burmeiſter ſagt im weſentlichen nach Azara's Angaben nur kurz folgendes: „Den grauen Kar— dinal findet man im Innern Braſiliens auf feuchten buſchigen Niederungen, am Rande der großen Flüſſe einzeln oder parweiſe. Er niſtet im dichten Gebüſch, baut in mäßiger Höhe ein ziemlich großes Neſt aus trockenen Halmen und legt 3 bis 4 Eier. Das Freileben des Dominikaners ſtimmt mit dem des vorigen überein. Den braunkehligen Kardinal ſieht man im Sommer meiſtens parweiſe, doch weder auf offenen Triften, noch im dichten Urwalde, im Winter in kleinen Flügen, welche oft in die Nähe der Anſiedlungen kommen und beſonders gern das zum Trocknen ausgehängte Fleiſch beuaſchen. Seine eigentliche Nahrung be— ſteht in Sämereien und Inſekten. Das Neſt errichtet er im dichten Gebüſch mäßig hoch und daſſelbe enthält 3 bis 4 Eier. Der ſchwarzkehlige Kardinal ſchließlich hält ſich parweiſe an den Ufern der Flüſſe auf und man bemerkt ihn in den übers Waſſer hinaushängenden Zweigen.“ Prinz von Wied fügt nur noch hinzu, daß die grauen Kardinäle einen hellen Lockruf haben, ihr Geſang aber ein bloßes Gezwitſcher ſei. Sie werden vielfach gefangen und im Käfige mit zerſtoßnem Mais und Reis ernährt, bei welcher einfachen Fütterung ſie ſich ſehr gut erhalten laſſen, aber ſtill und einfältig erſcheinen. Die Beobachtung in der Ge— fangenſchaft hingegen ergibt, daß fie ſämmtlich als muntere und anmuthige, außer— ordentlich lebhafte, nicht ſelten wildſtürmiſche Vögel ſich zeigen. Ebenſowol in meiner Vogelſtube als auch in unzähligen anderen Sammlungen hat ſich dies beſtätigt, und ich will ſie nun zunächſt nach den Mittheilungen ſchildern, welche zahlreiche Züchter gemacht und denen ich dann ſchließlich meine Erfahrungen anreihen werde. 544 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. In ſeiner „Encyclopédie d'Histoire naturelle“ (Paris) erzählt Chénu, daß Herr Paſſerini auf den Wunſch der Prinzeſſin von Florenz in den Jahren 1837 bis 1839 Züchtungsverſuche mit grauen Kardinälen anſtellte. Das Pärchen erbaute in den Zweigen eines kleinen Baums ſein Neſt vornämlich aus Blättern und Gräſern und daſſelbe enthielt drei weiße mit kleinen grünen, am ſtumpfen Ende dichter ſtehenden Flecken bedeckte Eier. Die erſten Jungen, welche am 15. Juli nach fünfzehntägiger Brutdauer auskamen, ließen die Alten ver— hungern, und erſt als zur Fütterung gehacktes Fleisch, Inſekten, Würmer u. drgl. gegeben wurde, brachten ſie eine andere Brut im Auguſt noch glücklich auf. Er beobachtete, daß die jungen Vögel die vollen ſchönen Farben des Gefieders nicht vor dem dritten Jahre erlangen. In Deutſchland, wo die Zucht der Sing- und Schmuckvögel bekanntlich erſt in neueſter Zeit erwacht und zu großer Bedeutung gelangt iſt, hat den grauen Kardinal jedenfalls Herr Dr. Bodinus, zu gleicher Zeit mit dem rothen, damals in Köln gezüchtet, und zwar i. J. 1862. Die Schilderung einer gleichen Zucht i. J. 1863 gibt dann Herr Dr. Max Schmidt, Direktor des zoologiſchen Gartens von Frankfurt a. M.: „Unſer Garten erhielt, nachdem er immer ſchon einzelne graue Kardinäle beherbergt, im Sommer 1862 drei, und zwar, wie ſich ſpäter herausſtellte, ein Männchen und zwei Weibchen. Sie wurden im Käfige in einem geheizten Vogelhauſe überwintert und zum Frühjahr hin in einen geräumi— gen Flug im Freien gebracht, wo ſie mit grünen Kardinälen, mehreren großen Webern, Lerchen, je einem Dompfaff und Wachtelkönig und verſchiedenen Wachtel— arten friedlich zuſammenwohnten. Es war für Niſtgelegenheiten von mancherlei Einrichtung geſorgt und zugleich wurden mannigfaltige Bauſtoffe geboten. Am 9. April wurde die Voliere bevölkert, und bereits am 14. hatten die grauen Kar— dinäle einen Niſtplatz erwählt, ein flaches Korbneſt von etwa 15,5. Durchmeſſer, welches in einem Geſtell an der Wand befeſtigt und nach vorn mit einer Sem. hohen Leiſte und verſchiedenen Aeſten verſehen war. Unter vier gleichen Neſtern hatten ſie das gewählt, welches in der ſüdlichen Ecke des Käfigs ſtand, am meiſten gegen die Witterung geſchützt, nach Mitternacht zu aber offen war. Männchen und Weibchen bauten gemeinſchaftlich, lediglich aus Haidekrautſtengeln. Das überzählige Weibchen hielt ſich faſt immer in der Nähe auf, wurde anſcheinend ganz überſehen und nur vertrieben, wenn es an das Neſt kam. Nachdem am 18. April das Neſt vollendet war, doch ohne jede Ausfütterung, legte das Weib— chen am 19. und 21. und blieb vom Morgen des 23. an feſt brütend ſitzen; es wurde vom Männchen täglich mehrmals abgelöſt. Am 5. Mai waren Junge im Neſt vorhanden, welche die beiden Alten nun fleißig fütterten, anfangs vorzugs— weiſe mit Eigelb, ſpäter auch mit Eiweiß, gehacktem Fleiſch, Ameiſeneiern und zerſchnittenen Regenwürmern. Bereits am 10. Mai wurden die Köpfe von zwei Die grauen Kardinäle. 545 Jungen über dem Neſtrande ſichtbar und dieſelben ſchrieen jetzt faſt unausgeſetzt nach Nahrung. Das erſte Junge kam am Morgen des 17. aus dem Neft geflattert und kletterte unbeholfen auf einem Baume umher, welchen es nicht verließ, ſondern auf dem es auch übernachtete, während das zweite auf dem Neſtrande ſitzen blieb und erſt am andern Tage ebenfalls ausflog. Die zweite Brut begann am 18. Mai und zwar richtete das Weibchen daſſelbe Neſt wieder her. Jetzt be— mühte ſich das überzählige Weibchen, auch die Aufmerkſamkeit des Männchens zu erregen; es ſaß auf einem Neſt in der Nähe und jo oft das Männchen vor— überkam, ſträubte es die Federn, breitete die Flügel aus, wendete den Kopf hin und her und führte auch wol unter heiſerm Geſchrei einige neckende Schnabel— hiebe gegen den Nachbar, bis dieſer ſich ihm allmälig immer mehr näherte und dadurch Kampf zwiſchen beiden Weibchen erregt wurde, ſodaß das einzelne ent— fernt werden mußte. Auch das zweite Gelege beſtand in 2 Eiern, von denen eins hinausgeworfen und nur ein Junges erbrütet und aufgezogen wurde. In— zwiſchen fütterte das alte Männchen die Jungen der erſten Brut noch bis zum 3. Juni und das eine derſelben ſetzte ſich häufig auf den Rand des Neſtes; während ich aber befürchtete, daß es die für das Kleine beſtimmte Nahrung in Empfang nehmen könnte, bemerkte ich, daß es ſich ſtets zur Seite drückte, wenn einer der Alten mit Futter kam und dann ſah ich ſogar, daß es ſelbſt mitfütterte. Am 20. Juni bewegte ſich das Junge im Neſt viel und lebhaft, putzte ſein Ge— fieder und kletterte endlich auf den Rand des Körbchens, um jedoch erſt am 23. ſpät nachmittags auszufliegen. Die Alten ſchritten ſodann zu noch einer Brut, dies— mal aber im Neſt nebenan; dieſelbe ergab wieder zwei Junge, welche am 21. erbrütet wurden und an deren Auffütterung ſich auch das Weibchen der grünen Kardinäle, welche mehrere Fehlbruten gemacht, betheiligte, obwol die Alten das— ſelbe jedesmal mit lautem Zanken vertrieben. Das erſte Junge flog am 4. und das zweite am 8. Auguſt aus. Sie zeigten ſich vor der vollen Befiederung recht weichlich, und als infolge eines Gewitters in der Nacht ein raſches und be— deutendes Sinken der Wärme eintrat, ſtarben ſie.“ — Auch im zoologiſchen Garten von Hannover zogen, wie Herr Dr. Niemeyer berichtet, ein Par graue Kardinäle i. J. 1868 ein Junges auf. In demſelben Jahre züchtete Herr Emil Linden dieſe Art. Er hatte ſechs Köpfe graue und Dominikaner-Kardinäle zu— ſammen inmitten einer großen und mannigfaltigen Geſellſchaft von einheimiſchen und fremdländiſchen Finken, welche ſich anfangs ſehr gut miteinander vertrugen, bis in den erſten Tagen des Monats April ein heftiger Kampf zwiſchen den ge— häubten und ungehäubten entbrannte, ſodaß die letzteren entfernt werden mußten. Dann begannen die erſteren ſogleich zu niſten und zwar ein Männchen mit zwei Weibchen. Sie bauten in einem Schilfdickicht auf einem alten Tigerfinkenneſt, und als Herr Linden die Jungen beſichtigte, ſetzten ſich die Alten erbittert zur Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel— 35 546 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Wehr und ſtießen ihn ins Geſicht. Die Auffütterung geſchah hauptſächlich mit friſchen Ameiſenpuppen. Trotzdem man im allgemeinen annehmen kann, daß die gehäubten grauen Kardinäle die kräftigeren ſind, beobachtete Herr Pfarrer Winkler, daß ein Pärchen Dominikaner die erſteren vom Neſt vertrieb und dieſes zerſtörte. Die grauen erbauten ſpäter aus Spargelzweigen und Würzelchen ein künſtliches Neſt ganz oben an der Decke in einem in einer lauſchigen Ecke ſtehenden, zwiſchen Zweigen verſteckten Körbchen; es bildete eine tadelloſe halbkugelige, ſorgſam ausgerundete Mulde, während daſſelbe Pärchen vorher ein unordentliches Neſt errichtet hatte. Die Brut ging jedoch leider zugrunde. In einem großen Zimmerkäfige des Herrn Regierungsrath v. Schlechtendal zeigten ſich die grauen Kardinäle überaus zank— ſüchtig und verhielten ſich nur dann ruhig, wenn ſie mit ſtärkeren Vögeln zuſammen waren. Auch bei Herrn Dr. Stölker in St. Fiden erſchienen ſie bösartig, denn ſie tödteten zwei Schneefinken, indem ſie ihnen Rücken, Schultern und Flügel zer— hackten. Das Pärchen war ſo ſtreitbar, daß es ſelbſt die hinzugebrachten rothen Kardinäle in der wüthendſten Weiſe befehdete. Eine überaus merkwürdige Be— obachtung wurde von Herrn Präparator Martin im Vogelhauſe des Herrn Oskar Vetter zu Ludwigsburg gemacht. Alle Kardinäle zeigten ſich hier zunächſt unverträglich und überaus bösartig. Dann mußten ſie bei 16 Grad Kälte aus dem geheizten Raum in eine offene Voliere geſetzt werden, wo ſie ſich trotzdem ganz gut erhielten und dann ſpäter auch zur Brut ſchritten. Da ſie den außer— ordentlich großen Temperaturwechſel (einen Unterſchied von etwa 30 Grad) ohne Nachtheil ertrugen, ſo iſt damit wol der Beweis gegeben, daß ſie ohne Gefahr im ungeheizten Raum überwintert werden dürfen, wie denn überhaupt alle grauen Kardinäle trotz ihrer tropiſchen Heimat ſich keineswegs als weichliche, ſondern vielmehr als ſehr kräftige, ausdauernde Vögel zeigen. Herr Major Alexander v. Homeyer fand im zoologiſchen Garten zu Frankfurt a. M. einen grauen Kar— dinal, welcher mit Einſchluß des rothen Kopfes faſt ganz ſchwarz geworden war, und ſolche ſchwarze Färbung des Gefieders zeigt ſich auch bei dieſen Vögeln in den Handlungen garnicht ſelten. Alle dieſe Beobachtungen ſeien nun durch die von mir gemachten noch in folgendem ergänzt. In meiner Vogelſtube, wo ich zuerſt ein Pärchen der gehäubten Kardinäle freifliegend hielt, belebten ſie den ganzen Raum, ohne jedoch die kleineren Vögel zu ſcheuchen oder zu beängſtigen. Zur Niſtzeit hin begann das Männchen aber eine gar üble Eigenthümlichkeit zu entwickeln, indem es irgend einen kleinen Vogel jagte und zwar immer nur einunddenſelben ſtundenlang, bis er ſchließlich in irgend einen Winkel ſich verkroch, um nimmer wieder hervorzukommen oder bis er leblos zur Erde fiel. Da ich eine ſolche fortwährende Jagd nicht dulden mochte, ſo fing ich das Pärchen ein und brachte es in einen geräumigen, mit Die grauen Kardinäle. 547 Strauchwerk ausgeſtatteten Käfig. Hier errichtete es in einem offnen großen Harzerbauerchen, welches mit dünnen Birkenreiſern durchflochten war, ein Neſt, und zwar auf einer Unterlage aus Reiſerchen und Würzelchen nur eine mit weichen Schweinsharen dünn ausgelegte Mulde; beide Gatten des Pärchens bauten gemeinſam. Da ich angenommen, daß jene Bösartigkeit des gehäubten grauen Kardinals nur ein abſonderlicher Fehler des einzelnen Vogels ſei, ließ ich ver— ſuchsweiſe nach der Entfernung der erſteren auch ein Pärchen Dominikaner in die Vogelſtube fliegen und dieſes zeigte ſich geraume Zeit hindurch völlig friedlich, bis es im März zur Brut ſchritt und dann beiderſeits eine ebenſo verderbenbrin— gende Thätigkeit entfaltete. Sie übten die Jagd förmlich mit Ueberlegung aus, indem ſie den betreffenden Vogel einander zutrieben. Ich ſetzte auch ſie dann in einen Käfig, und hier erbauten ſie bereits nach wenigen Tagen in einem großen Birkenbuſch ein Neſt. Beide trugen eine Unterlage aus Reiſern, Papierſchnitzeln, Moos und Schilffahnen zuſammen und formten darauf aus weichen Grashalmen, Schweinshar und Baumwollfäden eine recht hübſch geglättete Mulde. Das Gelege beſtand aus 3 Eiern. Die Jungen hatten einen ſpärlichen weißen Neſt— flaum und verließen am 17. Tage das Neſt (das Jugendkleid werde ich weiter— hin angeben). Bereits nach einigen Wochen geht die Verfärbung vor ſich, indem das Braun am Kopfe mehr und mehr roſtroth, das Grau dunkler und ſchärfer abgegrenzt und das Weiß reiner wird; aber erſt im Frühlinge des dritten Jahres erhalten ſie das volle prächtige Roth. Nach dem Ausfliegen wurden die Jungen vom alten Männchen noch etwa zwei Wochen hindurch gefüttert, während das Weibchen bereits eine neue Brut begann, indem es in das alte Neſt eine Lage von friſchen Bauſtoffen ſchleppte und auf dieſe diesmal 4 Eier legte, aus denen ſämmtlich Junge erbrütet und glücklich aufgezogen wurden. Eine Hauptbedingung für ihre Züchtung iſt die, daß man alle Kardinäle nicht allein in den Pärchen ein— undderſelben, ſondern auch in denen verſchiedener Arten getrennt und ſie außer— dem von allen anderen Vögeln abgeſondert hält; ſie dürfen alſo nur parweiſe in Käfigen gezüchtet werden. Brehm behauptet, daß ſie ein bedecktes Körbchen zum Neſtbau benutzen, dies beruht jedoch ſicher nicht in wirklicher Beobachtung, denn ſie errichten, wie ja alle Verwandten, entſchieden eine offne Mulde, auch polſtern ſie dieſe, falls ſie ſich nur ungeſtört wiſſen und ruhig genug ſind, ſorgfältig aus. Die Eier werden regelmäßig einen Tag um den andern gelegt und die Brutdauer währt 14 Tage. Das Männchen löſt täglich mindeſtens dreimal das Weibchen ab, doch brütet es im ganzen beiweitem nicht ſo lange als jenes. Inbetreff des Geſangs ſind die Urtheile ſehr widerſprechend. Der zuletzt genannte Schriftſteller ſchildert den des Dominikaners als aus mannigfaltigen wohllautenden Tönen zuſammengeſetzt, ſich durch kräftiges, nicht unangenehmes Schmettern auszeichnend; der des grauen Kardinals ſei ähnlich, doch kürzer und 35* 548 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. weniger anſprechend. Das Urtheil Bolle's habe ich bereits oben angeführt. Linden nennt den Geſang wohlklingend, aus langgedehnten mannigfaltigen, ange— nehmen Tönen, untermiſcht mit einem kurzen lauten Schmettern, beſtehend. Die übrigen Beobachter geben leider nichts näheres an. Nach meiner Meinung ſind die langgezogenen Laute im Geſange des grauen Kardinals allerdings recht an— genehm, doch werden ſie von ſchleifend klingenden, nicht beſonders lieblichen vielfach unterbrochen. Das Lied des Dominikaners dagegen iſt klangvoller, freilich nicht wechſelreich, doch von nur wenigen Mißtönen verunſtaltet. Man darf wol mit voller Beſtimmtheit annehmen, daß der braunkehlige und ſchwarzkehlige Kardinal bis zu Ende des Jahres 1872 noch niemals lebend nach Europa eingeführt worden, während der gemeine graue Kardinal und der Dominikaner doch zu den alltäglichen Erſcheinungen des Vogelmarkts gehören und alljährlich regelmäßig in ſehr beträchtlicher Anzahl in den Handel kommen. Von jenen beiden Arten kam die erſtere i. J. 1873 in den zoologiſchen Garten von London und zu Anfang d. J. 1874 erhielt Fräulein Hagenbeck in Hamburg zum erſtenmal eine Sendung. Dieſe Vögel gelangten bald in mehrere Vogelſtuben und auch nach dem Berliner zoologiſchen Garten, ihre Züchtung hat man jedoch nicht erreicht. Die zweite Art wurde ebenfalls i. J. 1874 in einem Par von Vekemans in Antwerpen für den zoologiſchen Garten von Berlin angekauft, während ſie im Londoner noch nicht vorhanden iſt. Der Preis des grauen Kardinals und des Dominikaners beträgt im Groß— handel etwa 20 bis 24 Mark für das Par und durchſchnittlich 15 Frank für den Kopf; bei den Händlern zweiter Hand 30 bis 36 Mark für das Par. Keine geringe Schwierigkeit verurſacht es, beim Einkauf richtige Pärchen zu erlangen, zumal einerſeits ein altes kräftiges Weibchen ebenſo fleißig und auch ebenſo laut ſingt, als ein Männchen und andrerſeits ſelbſt ein richtiges Par nur während der Niſtzeit friedlich beiſammenlebt. Wenn man zwei graue Kardinäle (gleichviel welcher Art) nebeneinanderhält, ſo erſcheint das Roth des Männchens mindeſtens um eine Schattirung dunkler, als das des Weibchens, während das des letztern zugleich bemerkbar ins Goldgelbe ſpielt. Doch iſt dieſer Geſchlechtsunterſchied nur bei gleich alten und völlig ausgefärbten Vögeln ſtichhaltig. Der gehäubte graue Kardinal heißt auch Graukardinal und braſiliſche Nachtigal. | Domingijcher oder gezopfter domingiſcher Kardinal, Buff. ]. Le Cardinal gris huppé rouge ou le Paroare huppé; Red-crested Cardinal. Rood- kop of Grijze Kardinaal. Nomenclatur: Loxia cucullata, Lth., BH.; Fringilla cucullata, Lehtst.; Paroaria cucullata, By., Brmst., Br.; Spiza cucullata, Gr.; Calyptröphorus cucullatus, Cb.; Car- dinalis cucullatus, Rss. [„Hndb.*]. — [Tije guacu paroara, Markgr.; Le Cardinal do- minicain hupp& de la Louisiane et le Paroire, Buff., Crested dominican Grosbeak, Lath.; Crestudo roxo, Azar.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung |. S. 541. FD . S Die grauen Kardinäle. 549 Coccothraustes cucullatus: colore capitis gulaeque obscure san- guineo in angulum acutum ad guttur usque desinente; plumis cristae rubrae acuminatae subtiliter fibratis; cervice, dorso, alis caudaque obscure schistaceis; plumis cervicis albo-maculatis; remigibus rectricibusque exterius livide cano-, tec- tricibus al. late cinereo-limbatis; stria lata ab aure utrinque alba; subtus albissi- mus, pectoris lateribus schistaceo-maculatis; culmine rostri carnei fuscato; iride badia; pedibus fumidis. — 2 vix dissimilis paululum pallidior. Länge 18,3 em.; Flügel 9, em.; Schwanz 6,5; m- Jugendkleid: Weißlichgrau; Kopf fahl bräunlichrothgrau; Flügel und Rücken ein— farbig düſtergrau; ganze Unterſeite faſt reinweiß; Schnabel und Auge ſchwarz; Füße dunkel— braungrau. (Bei der Verfärbung geht die Kopffarbe zunächſt in mattes Roſtgelb, dann mehr in Roſtroth und weiter in fahles Bräunlichroth über, bis ſie zuletzt, und zwar erſt im dritten Jahre, voll und kräftig roth wird). Juvenis: incanus; capite livide fumigato-rufescens; alis dorsoque unicoloribus sordide einereis; subtus albidus; rostro irideque nigris. (Trimus demum capite satu- rate rubro). Beſchreibung des Eies: Weiß, dicht graugrün beſprengt, am ſtumpfen Ende dunkler; länglichoval (Brmſtr). Grünlichweiß, bräunlich- oder grünlichgrau geſprenkelt (Ruß). Grund— farbe bläulichgrau mit graubräunlichen Schalenflecken und dunkleren Oberflecken, die am ſtumpfen Ende gehäufter ſtehen. Länge 27 mm.; Breite 20 mm. (Nhrk.). Ovum: album, dense glauco-adspersum, in basi obscurius; sublongo-ovatum (Brmst.). O. virente album, subfusco- vel subglauco-variatum (Iss. ). Der Dominikaner-Kardinal heißt auch blos Dominikaner und ebenfalls braſiliſche Nachtigal; glattköpfiger grauer Kardinal (Bll.); Dominikaner-Kernbeißer (Bchſt.). [Domingi— ſcher Kardinal und domingiſcher Sperling, nach alten Autoren!. Le Cardinal-Paroare ou le Paroare dominicain; Dominican Cardinal, Pope Bird. Nomenclatur: Loxia dominicana, L., BV., Lth., El.; Spiza dominicana et Spiza larvata, Gr.; Fringilla dominicana, Pr. Hd.; Paroaria dominicana, Bp., Brimst.; Calyptröphorus dominicanus, C).; Paroaria larvata, Bdd., Br.; Cardinalis larvatus, Rss. „Hndb.“ J. — [Rubicilla americana, Wllghb.; Cardinalis dominicanus, Kdw., Sigm.; Coccothraustes brasiliensis, Brss. — Cardinal dominiquain, Briss.; Cardinal dominicain, Buff.; Dominican Grosbeak, Lath.|. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. ©. 542. Coccothraustes dominicanus: a capite toto gutturis tenus ruber; pluma cervicis quaque maculam magnam ostendente albam; plumis interscapilii cinerei subtiliter nigro-terminatis; remigibus nigro-fuscis albido -limbatis; teetrieibus al. schistaceis; tectricibus subalaribus albis; rectricibus nigris, exterius anguste einereo-limbatis livideque terminatis; subtus albissimus; rostro nigricante corneo, mandibula incana; iride fusca; pedibus fuseis. — vix discrepans. Länge 17em.; Flügel 9,fem.; Schwanz 6,] m. Jugendkleid: Weißlichgrau; die Kopffärbung düſter graulichroſtroth; Rücken und Flügel gleichmäßig fahlgrau; Unterſeite düſterweiß. Schnabel und Auge ſchwarz; Füße dunkel— braun. (Der Vorgang der Verfärbung gleicht durchaus dem des vorigen). Juvenis: incanus; capite sordide cano-ferrugineo; dorso alisque aequaliter livide canis; subtus sordide albus; rostro irideque nigris; pedibus fuscis. (Trimus demum perfecte coloratus). Beſchreibung des Eies: Auf weißlichgrünem Grunde mit bräunlichen Flecken be— ſprenkelt. Länge 26 mm.; Breite 19 mm. (Ru ß). Ovum: virente album subfusco-adspersum (Ass.). 550 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Der braunkehlige graue Kardinal heißt auch Mantelkardinal (Br.). — Le Cardinal à gorge brune; Brown-throated or Yellow-billed Cardinal. Nomenclatur: Tachyphonus capitatus, Orb.; Paroaria capitata, Bp., Brmst., Br.; Cardinalis capitata, Rss. [„Hndb.“]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 542. Coccothraustes capitatus: priori similis, sed obscurior; capite scarlatino; colore a gula ad guttur usque cuneatim decurrente fuliginoso; alis caudaque nigris; basi pogonioque interiore remigum albido-limbatis; subtus albissimus; rostro subroseo; iride kermesina; pedibus carneis. — O simillima, culmine verum rostri fuscato. Länge 17em.; Flügel 9,4 em.; Schwanz 6,; em. (Jugendkleid nach Burmeiſter: matter, mehr braungrau am Rücken gefärbt; der Kopf anfangs blaßbraun, dann roſtgelblich und erſt ſpäter wirklich roth; Schnabel und Beine ſehr verloſchen gefärbt. — Ei weiß, graubraun gepunktet). Der ſchwarzkehlige graue Kardinal heißt auch Rothkopfkardinal und Rothkappe (Br.); rothköpfiger Kardinal (Ruß, „Handbuch“). Le Cardinal à gorge noire ou A tete rouge; Red-headed or Black- throated Cardinal. Nomenclatur: Tanagra gularis, L., BV., Lth., Gr.; Nemosia gularis, VII., Gr.; Tachyphonus gularis, Orb.; Paroaria gularis, By., Brmst., Br.; Coccopsis et Calyp- throphorus gularis, Ch., Schimb.; Cardinalis gularis, Ass. [„Hndb.“]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. ©. 542. Coccothraustes gularis: capite gulaque sanguineis; macula gutturis nigra; cervice, dorso, alis caudaque schistaceis; colli lateribus totoque gastraeo albissimis; rostro nigricante corneo, mandibula albida; iride fusca; pe- dibus plumbeis, rubicunde micantibus. — 2 forsan haud dissimilis. Länge 17em.; Flügel 9, em.; Schwanz 6,5 em. Der ſchwarzbäckige Kardinal [Coccothraustes melanögenys] von Porto Kabello ift im Heine'ſchen Muſeum nach Cabanis in einem alten Männchen und zwei Jungen vorhanden. Chenu beſchreibt ihn wie folgt: Oberkopf, Kinn und Kehle roth, Wangen ſchwarz, Halsband weiß; ganzes übriges Gefieder tiefſchwarz; Schnabel ſchwarz mit gelblichem Kieferrand. Als Heimat gibt er die Inſel St. Thomas an. — Nemosia nigrogenys, Lfrsn.; Tanagra nigro- aurita, Css. Der grüne Kardinal [Coccothraustes cristatellus)]. Tafel XVII. Vogel 66. Unter den Vögeln, welche man im Sprachgebrauch Kardinäle nennt, gehört dieſer zu den ſchönſten und beliebteſten. Er iſt oberhalb dunkelgrünlichgelb, an Oberkopf nebſt Federbuſch und Kehle ſchwarz und an der ganzen Unterſeite lebhaft hellgelb. Das Weibchen iſt oberſeits fahlgraugrün mit ebenſolchem Federſchopf und weißen Wangen; unterhalb fahlgrün. Die Größe iſt kaum geringer als die des grauen und Dominikaner-Kardinals, doch erſcheint er bemerkbar ſchlanker. Seine Heimat dürfte ſich auf Südbraſilien, Paraguay und die Laplataländer beſchränken; mit Sicherheit iſt ſie jedoch noch keineswegs feſtzuſtellen. Ueber das Freileben haben Azara und Burmeiſter nur ganz kurz berichtet: Während der Niſtzeit parweiſe und nach derſelben in kleinen Flügen lebend, hält er ſich vor— Der grüne Kardinal. 551 nämlich an der Erde in lichtem Gebüſch auf, erſcheint träge, indem er ungern weit fliegt, und ernährt ſich von allerlei Sämereien, Kerbthieren und Gewürm. Das ſehr große, offne, wenig kunſtfertige Neſt ſteht in niedrigem Geſträuch. Er wird unſchwer in mancherlei Fallen gefangen. Obwol er gegenwärtig zu den allbekannten Stubenvögeln zählt, ſo läßt ſich doch kaum nachweiſen, wann er zuerſt lebend eingeführt worden. Leſ ſou theilt zwar mit, daß ihn ſchon zu ſeiner Zeit, alſo etwa im erſten Drittel dieſes Jahrhunderts, Madame Freyeinet in Paris aus Buenos-Ayres erhalten hatte. Vieillot hat ihn in ſeinem Prachtwerk abgebildet, doch geben weder dieſe noch andere ältere Schriftſteller näheres über ihn an. Bechſtein erwähnt ihn in den erſten Auflagen ſeiner Naturgeſchichte nicht, dagegen führt ihn Bolle in dem Verzeichniß der auf dem europäiſchen Markt vorhandenen Vögel vom Jahre 1858 auf. In der neueſten Zeit iſt ſein Gefangenleben ſehr eingehend geſchildert worden, da man ihn bereits vielfach und mit großem Glück gezüchtet hat. Zuerſt dürfte er im zoologiſchen Garten von Köln im Jahre 1863 beim damaligen Direktor, Dr. Bodinus geniſtet haben; ſodann hat ein Pärchen im Vogelhauſe des Herrn Verlagsbuchhändler Eduard Hallberger in Stuttgart mehrere Bruten aufgezogen. Darauf erzielte man derartige Erfolge in den zoologiſchen Gärten zu Frankfurt a. M. und Berlin und im Berliner Aquarium, nicht minder aber auch in zahlreichen Vogelſtuben. Ein Hinderniß für ſeine Züchtung iſt die Bösartigkeit, welche manches Pärchen, zuweilen auch nur ein einzelnes Exemplar, in der Vogelſtube gegen andere, namentlich kleinere Genoſſen entwickelt und die der unheilvollen Thätigkeit der grauen Kardinäle ziemlich gleichkommt. So berichten einſtimmig Herr Apotheker Jänicke in Hoyerswerda, Herr Präparator Martin aus dem Vogel— hauſe des Herrn Fabrikant Vetter in Ludwigsburg und Herr Pfarrer Winkler in Fiſchenthal bei Zürich. Letztrer ſchildert auch zugleich eine Brut: Das Pärchen bewohnte eine kleine Stube mit grauen und rothen Kardinälen zuſammen und behauptete in dem Kampfe gegen dieſelben ſeinen Standort. Sie wurden hier nun zur Niſtzeit allein gehalten und ſofort baute das Männchen in einen kleinen Korb, welcher in einer Aſtgabel hing, ein recht liederliches Neſt, deſſen Boden nur mit einigen Blättern belegt war. „Ich kam ihnen dadurch zuhilfe, daß ich das Körbchen in ein andres, mit Mos gefülltes einheftete, um ſo der Brut von unten her Wärme zu ſichern. Dies Neſt, welches ich ſogleich am alten Ort wieder befeſtigte, bauten die Vögel nun nicht weiter, ſondern bezogen es und am 21. Juli ſah ich das erſte und am nächſten Tage das zweite Ei. Das Weibchen brütete allein, wurde aber vom Männchen gefüttert. Auffallend war es mir, daß das erſtere, wenn es zur Entleerung vom Neſt kam, täglich ſich badete, ohne daß ich daraus einen Nachtheil wahrnehmen konnte. Am 15. Tage der Brut 552 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. lag im Neſt ein dunkles bewegliches Klümpchen, am nächſten Tage ein zweites und ſchon nach drei Tagen ſtreckten ſich aus der dunkelflaumigen Maſſe zwei große Schnäbel, dunkelbraun mit gelben Mundrändern empor. Am drolligſten war die Erſcheinung dieſer Neſtlinge ſeit dem Tage, an welchem zu allererſt von den ſichtbaren Federn die Kiele der Holle hervorſproßten und ſtarr aufwärts— ſtrebten. Das alte Par, welches von allen meinen Kardinälen am zutraulichſten geweſen, entfaltete jetzt eine rührende Sorgfalt; jede Annährung ans Neſt ward mit Flügelſchlägen und wol gar mit Schnabelhieben zurückgewieſen. Vom erſten Tage an vermehrte ich die Gaben von friſchen Ameiſenpuppen und Mehlwürmern, letztere von 12 bis 15 Stück täglich bis auf dreißig; nach und nach verminderte ich dieſe Futterſtoffe aber wieder etwas und nöthigte ſo die Alten, zur Aetzung mehr Quarkkäſe und Brot zu verwenden. Die Entleerungen der Jungen zeigten nichts unregelmäßiges. Am 18. Auguſt morgens ſah ich das eine, abends das andre derſelben außerhalb des Neſtes; vom 22. Auguſt an blieben ſie auch des Nachts draußen. Noch ziemlich bettelhaft bekleidet hüpften ſie doch mit den Alten ſehr lebhaft von Zweig zu Zweig. Zu Ende Oktobers erſchienen ſie dem alten Weibchen ähnlich, nur alle Schattirungen verſchwommen. Einen weitern Niſtverſuch machten die grünen Kardinäle in dieſem Jahre nicht; wahrſcheinlich weil die Jahreszeit ſchon zu weit vorgeſchritten war.“ Nach meinen Erfahrungen läßt ſich das Pärchen ſelbſt durch größere Vögel kaum ſtören. Im Berliner zoologiſchen Garten niſteten ſie in einem im freien befindlichen großen Flugkäfig, welchen Hühnervögel, Tauben und ſelbſt Glanzſtare mit ihnen zuſammen bewohnten und in meiner Vogelſtube vermochten ſie ſogar ein Par Singſittiche aus der Nähe des Neſtes zu vertreiben. Das letztre wird ſtets in einem Korbe angelegt und beſteht meiſtens nur aus einer nachläſſig zuſammengetragnen Schicht von allerlei groben Stoffen, ohne daß eine auch nur einigermaßen ſorgfältig geformte Mulde erſichtlich iſt. Das Gelege beſteht in 4 bis 6 Eiern und die Brutzeit währt 14 Tage. Das Männchen löſt während derſelben ſein Weibchen wol hin und wieder, jedoch nicht zu beſtimmten Zeiten ab, füttert es aber faſt ausſchließlich, ſo daß es bei dem täglichen Verlaſſen des Neſtes kaum einige Körner allein frißt. Die Jungen werden von beiden Gatten mit Ameiſenpuppen, Mehlwürmern, eingeweichtem Eierbrot, auch geſottnem Reis und Grünkraut, allerlei Früchten und ſelbſt gekochten Kartoffeln ernährt. Im übrigen weicht der Verlauf der Brut von dem der grauen Kardinäle in keiner Hinſicht ab. Ziemlich regelmäßig wird der grüne Kardinal alljährlich über Marſeille und Bordeaux nach Europa eingeführt, meiſtens aber nur einzeln oder in wenigen Pärchen. Anfangs recht zart und gegen ſchwankende Temperatur, Naßkälte und andere üble Einflüſſe ſehr empfindlich, zeigt er ſich nach der Eingewöhnung ziemlich 1 1 Der grüne Kardinal. 553 kräftig und ausdauernd; immer jedoch bleibt er etwas weichlicher, als ſeine grauen Verwandten. Den Geſang bezeichnet Herr Major Alexander v. Homeyer als laut und wohlklingend: ſpia, ſpeut, ſpia, ſpia. Er hört ſich recht angenehm, doch einförmig an, und man hält den Vogel ſicherlich mehr ſeines intereſſanten, gewiſſermaßen wunderlichen Ausſehens, um deswillen ihn die Franzoſen Räuber— hauptmann nennen, ſowie ſeines lebhaften Weſens und leichten Niſtens halber, als daß man ihn als Sänger beſonders ſchätzen ſollte. Der Preis wechſelt zwiſchen 30 bis 45 Mark für das Pärchen; nur ſelten ſind die friſch angekommenen viel billiger, etwa für 24 Mark das Par, zu haben. Der grüne Kardinal heißt auch Ammerkardinal (Br.). Le Bruant Commandeur; Black crested Cardinal. — Cardinal amarillo, in den Laplataſtaten (Brmst.). Groene Kardinaal. Nomenclatur: Gubernatrix cristatella, Lss., Bp., Brmst., Br., Emberiza crista- tella, /.; Emberiza gubernatrix, Tmm.; Gubernatrix cristata, Swns.; Lophocörythus gubernatrix, Gr.; Cardinalis cristatella, Rss. [|„Andbeh.“|. — Crestudo amarillo, Azr.; Commandeur cristatelle, Chenu. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf gelblicholivengrün mit langer ſpitzer Schwarzer Haube, breitem gelben Augenbrauenſtreif, ſchwarzem Zügelſtreif und kleinem gelben Streif unterm Auge; Nacken und Wangen düſterolivengrün; Mantel und ganzer Rücken olivengrün, jede Feder mit breitem ſchwarzen Schaftſtrich; Flügeldecken und Schwingen ſchwarz, erſtere mit breiten, letztere mit ſchmalen gelbgrünen Außenſäumen; Unterrücken und Bürzel einfarbig düſter oliven— grün; Schwanzfedern ſchwarz, ſchmal olivengrün außengeſäumt, die drei äußerſten Federn lebhaft gelb; Kehle vom Schnabel bis zur Oberbruſt breit ſchwarz; vom Mundwinkel die Gegend neben den Wangen ſowie Halsſeiten und ganze Unterſeite lebhaft gelb. Schnabel bräunlichhorngrau; Auge braun; Füße ſchwärzlichgrau. — Weibchen: Kopf, Rücken und ganze Oberſeite fahl grau— grün; Federſchopf graugrün; Augenbrauenſtreif und Wangen graulichweiß; Zügel und Kehle ſchwärzlich; Mantelfedern mit ſchwärzlichem Schaftſtrich; Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlich, weißlich außengerandet; ganze Unterſeite blaß grünlichgrau, an der Bruſt weißlich. Schnabel bleigrau; Auge braun; Füße blaugrau. Coccothraustes cristatellus: capite flavente olivaceo-viridi; crista pilei longa, acuminata; stria superciliari lata flava, altera lororum nigra, tertiaque parva subter oculum flava; genis cerviceque luride olivaveo-viridibus; scapo plumae eujusque interscapilii dorsique totius late nigro; tectricibus al. et remigibus nigris, illis late, his anguste exterius olivaceo-viride limbatis; tergo crissoque unicoloribus sordide olivaceo -viridibus; rectricibus nigris, anguste olivaceo -viride limbatis, extimis ternis laete flavis; gula a rostro ad guttur usque late nigra; colli lateribus ab oris angulo totoque gastraeo flavissimis; rostro subfusco-corneo; iride fusca; pedibus nigrieante cinereis. — capite, dorso totoque notaeo fumigato- viridibus; erista cano-viridi; stria superciliari genisque incanis; loris, gula scapoque plumarum interscapilii nigrescentibus; remigibus rectricibusque subnigris, exterius albido marginatis; subtus virente cana pectore albicante; rostro plumbeo; iride fusca; pedibus caesiis. Länge 17em.; Flügel 9,1 em.; Schwanz 6,zem. Jugendkleid: Kopf, Rücken und ganze Oberſeite fahlgraugrün, die ſchwärzlichen Schaft— ſtriche nur angedeutet; Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlichgrau, fahl außengerandet; Federſchopf fahlgrünlichgrau; Augenbrauenſtreif und Wangen weißlich; Zügel und Kehle grau; ganze Unterſeite fahlgrünlichgrau, Bruſt bis zum Bauch, auch die Seiten dunkelgrau gefleckt oder vielmehr breit ſchaftſtreifig. 554 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Juvenis: capite, dorso totoque notaeo livide cano-virentibus, vix nigricante substriatis; remigibus et rectrieibus subnigro-cinereis, exterius livide marginatis; erista livide virente cana; stria superciliari genisque albidis; loris gulaque cinereis; gastraeo toto livide virescente cano; pectore ad abdomen usque et hypochondriis cinereo- maculatis. Beſchreibung des Eies: rein blaugrünlichweiß, mit einzelnen ſchwarzen Punkten und Flecken gezeichnet (Balda mus); auf grünlichem Grunde dunkler geſprenkelt (Brehm); hell— grünlichblau, ſchwarzbraun gepunktet und gefleckt (Ru ß). Ovum: aeruginoso-albidum punctis maculisque singulis obsitum nigris (Bld.). O. virescens obscurius conspersum (Br.). O. dilute aeruginosum, nigro-fusco-punctatum et maculatum (Rss.). Der kleine grüne Kardinal |Coccothraustes cristatellina, Rss.) ift ein von Burmeifter als neue Art beſchriebner Vogel, welchen er in Tukuman in den Laplataſtaten fand: Halb ſo groß als der vorige; Oberkopf ſchwarz, mit ſehr langen Schopffedern; Zügel und Augenbrauen— ſtreif bis zum Nacken weiß, ebenſo Kehle und Vorderhals, aber am Kinn ein ſchwarzer Fleck; Flügelfedern mit weißlichen Rändern, die drei äußeren Steuerfedern mit weißer Spitze; das ganze übrige Gefieder bleigrau; Schnabel ſchieferſchwarz, Unterſchnabel weiß; Auge braun; Füße ſchieferſchwarz. Das Weibchen iſt ebenſo, doch braungrau. Irgend etwas näheres iſt nicht be— kannt. (S. 460 habe ich bereits eine Fringilla pusilla aufgeführt und ich mußte daher auch hier eine neue lateiniſche Bezeichnung geben). — Gubernatrix pusilla, Brınst. Der hellblaue Rernbeißerfink |Coccothraustes coerüleus|. Der dunkelblaue Rernbeißerfink [Coccothraustes Brissonil. Von dieſen beiden herrlichen Vögeln, im Handel hellblauer und dunkelblauer Biſchof genannt, wird der letztre hin und wieder einzeln oder parweiſe von Fräulein Hagenbeck und den Herren Reiche, Lintz, Möller u. A. eingeführt, während der erſtre zu den allerſeltenſten Erſcheinungen gerechnet werden muß. Beide ſind einfarbig, jener heller und dieſer dunkler, indigoblau. Ebenſo ſind die Weibchen einfarbig braun, das des einen heller, fahlgelblichbraun, das des andern dunkler, fahlbraun. Die Größe beider übertrifft kaum bemerkbar die des Kanarienvogels. Die Heimat des erſtern erſtreckt ſich vom Süden Nordamerikas bis Mittel— amerika und Weſtindien, nach Baird auch über Mexiko und Kalifornien, alſo von der Küſte des atlantiſchen bis zum ſtillen Ozean. Dr. v. Frantzius zählt ihn unter den Vögeln von Koſtarika mit. Ebenſo beobachtete ihn Dr. Gundlach auf der Inſel Kuba, wo er zu Anfang des Monats April mit anderen Zugvögeln, jedoch nur ſelten und in gewiſſen Jahren, erſcheint. Die Verbreitung des letztern dürfte ſich auf Braſilien beſchränken. Während über den nordamerikaniſchen Vogel die Literatur von altersher mancherlei Aufſchluß gibt, hat ſie über den braſiliſchen bis zur Gegenwart nur ganz geringe Mittheilungen aufzuweiſen; dieſer aber bevölkert bereits hier und da die Vogelſtuben, während jener bisher kaum in den zoologiſchen Gärten, ge⸗ ſchweige denn bei den Liebhabern zu finden iſt. Der hellblaue und der dunkelblaue Kernbeißerfink. 555 Die älteſten Schriftſteller bringen über beide unrichtige Angaben; ſie werfen ſie entweder als eine Art zuſammen oder ſie wiſſen ſie doch nicht mit Sicherheit zu unterſcheiden. Auch irren ſie ſich zuweilen inbetreff der Heimat, ſo nennt 3. B. Edwards Afrika als die des hellblauen Biſchofs, während andrerſeits ſchon Briſſon beide Arten getrennt hatte und die eine als in Karolina, die andre in Braſilien vorkommend, bezeichnete. Bereits Catesby berichtet, daß der hell— blaue in Karolina ſelten ſei, einſam und ſtets parweiſe lebe, ſich niemals zu Scharen verſammle und zum Winter fortziehe. Sein Geſang ſei einförmig, immer in demſelben Ton fortlaufend. Im übrigen habe der Vogel viele Aehnlich— keit mit dem europäiſchen Gimpel. Zu Vieillot's Zeit hatte man namentlich den hellblauen zuweilen in Liſſabon, Paris und London lebend; er ſei ruhig und gewöhne ſich leicht ein, bedürfe jedoch winters einer hohen Wärme, um einige Jahre auszudauern. Sein Geſang ſei unbedeutend, aber ſeine ſchöne Farbe mache ihn werthvoll. Unter günſtigen Ver— hältniſſen werde er jedenfalls in der Gefangenſchaft niſten. Die fälſchliche Heimats— angabe Edwards' berichtigt er und ſagt, daß der Vogel nur in Braſilien und Paraguay lebe. Der dunkel- und der hellblaue ſeien einander zwar ſehr ähnlich, keineswegs jedoch übereinſtimmend. Ebenſo beſchreibt Bechſtein beide blauen Kernbeißer. Der hellere befand ſich in der Sammlung des Herzogs von Meiningen, wo er mit Kanarienſamen gefüttert wurde, wenig lockte und leiſe ſang. Als Heimat des dunkelblauen gibt auch dieſer Schriftſteller irrthümlich Angola an. Im übrigen habe er ebenfalls einen leiſen, angenehmen Geſang, dem des Zeiſigs ähnlich; auch zeige er ſich immer munter und werde ungemein zahm, ſodaß er das Futter aus der Hand nehme. In Dr. Bolle's Liſte iſt der erſtere allein und zwar als ſelten vor— kommend mitgezählt. Ueber das Freileben haben Audubon, Prinz v. Wied und Burmeiſter berichtet, der erſtre hatte einen jung aus dem Neſte genommenen und aufgefütterten hellblauen Kernbeißer nach Edinburg mitgebracht, welcher dadurch wunderlich er— ſchien, daß er eine blanke Münze, wenn ſolche auf den Tiſch gelegt wurde, in den Schnabel nahm und mit ſichtlichem Vergnügen damit ſpielte. Die Lebens— weiſe beider Arten dürfte ſicherlich übereinſtimmen und ich faſſe daher vornäm— lich das über die letzterwähnte geſagte in folgendem zuſammen. Das Pärchen hält ſich im lichten Gebüſch an möglichſt einſamen Stellen auf und erbaut hier meiſtens niedrig, bis zu Mannshöhe, immer ſehr verſteckt ein offnes Neſt, welches außen aus dünnen Reiſern, Würzelchen und Mos beſteht und innen mit Gräſern und Haren zierlich gerundet iſt und faſt regelmäßeg 4 Eier enthält. Das Weib— chen brütet allein, doch wird es vom Männchen gefüttert und ebenſo ernähren beide gemeinſam die Jungen. Alljährlich werden zwei Bruten gemacht; nach der 556 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. letzten ſchweifen ſie in kleinen Flügen umher und ſollen namentlich am Mais beträchtlichen Schaden verurſachen. Als Wandrer ſoll er, und zwar Männchen und Weibchen getrennt und jene zuerſt, gegen den Winter hin bis Mittelamerika ziehen und etwa von Mitte bis Ende März zurückkehren. Die Nahrung ſoll nur in Sämereien, nicht aber in Beeren und Früchten beſtehen. Da die dunkelblaue Art jedoch in der Vogelſtube ebenſowol Ameiſenpuppen, Mehlwürmer, Eierbrot, als auch fein zerſchnittene Aepfel, Vogelberen, Weintrauben und allerlei andre Frucht frißt, ſo vermuthe ich, daß beide hierin von den Verwandten nicht ab— weichen werden. „Im Kamposgebiet des ganzen innern Braſiliens“, ſagt Bur— meiſter, „nicht im Urwalde, ſondern nur an den Waldrändern, auf offenen, mit Gebüſch beſtandenen Flächen, ſieht man den dunkelblauen einzeln oder im Winter auch wol in kleinen Scharen. Häufig iſt er mir indeſſen nicht vorgekommen.“ Dr. Karl Euler fand am 9. Februar die genannte Art neſtbauend. Ein Pärchen derſelben in meiner Vogelſtube niſtete im März d. J. 1876 und das Weibchen allein erbaute frei im Gebüſch ein napfförmiges Neſt aus Halmen und Faſern, innen mit Mos und Baumwolle gefüttert; ebenſo erbrütete es das Gelege von vier Eiern ohne Hilfe des Männchens, nur von dieſem gefüttert und zwar in 13 Tagen. Von anderen Züchtern dürfte ein ſolcher Er— folg bisher weder mit dieſer, noch mit jener Art erzielt ſein, wie denn beide ihrer Seltenheit wegen bis jetzt überhaupt erſt wenig Gelegenheit zu derartigen Verſuchen gaben. In Karolina, Louiſiana, Georgia u. a. Staten von Nord— amerika, wo der hellblaue Vogel keineswegs ſelten iſt, ſoll er ziemlich zahlreich gefangen und zu dem billigen Preiſe von einem Dollar für den Kopf verkauft werden, während er bereits in New-Pork um das doppelte bis dreifache theurer iſt. Bei uns bezahlt man den dunkelblauen Biſchof, wenn er friſch angekommen iſt, mit 20 bis 30 Mark für das Pärchen, doch zeigt er ſich dann ſehr hinfällig; ein— gewöhnt beträgt der Preis 45 bis 60 Mark für das Par. Still, ruhig und harmlos im Geſellſchaftskäfige wie in der Vogelſtube, läßt er einen einförmigen, aber ſanften und wohltönenden Geſang hören, ein hervorragender Sänger iſt er keinenfalls. Burmeiſter jagt allerdings, man höre ihm gern eine zeitlang zu, wenn man die Gelegenheit habe, ihn an ſeinem Lieblingsſtande zu belauſchen. Er wird ungemein zahm, ſodaß er namentlich Mehlwürmer, nach denen er über— aus lüſtern iſt, aus der Hand nimmt, doch iſt zu beachten, daß er ſich leicht zu fett frißt. Herr v. Schlechtendal berichtet aus dem Gefangenleben über fol— gende Erfahrungen: „Ich beſitze zwei prächtige Männchen, von denen das eine ſchon ſeit Jahr und Tag friedlich mit einem Pärchen Hüttenſänger zuſammen in einem Käfige lebt, während das andre ein großes mit amerikaniſchen Körner— freſſern beſetztes Flugbauer bewohnt. Hier zeigte ſich bald, daß nicht alle Biſchöfe durchaus friedfertiger Natur ſind; ein Indigofink, ein Gartentrupial und ein Trauer— Der hellblaue und der dunkelblaue Kernbeißerfink. 557 zeiſig wurden arg befehdet, während es gegen die roſenbrüſtigen Kernbeißer, ſowie einen Soldatenſtar nicht zu kämpfen wagte. Ebenſo ließ ein amerikaniſcher Seiden— ſchwanz oder Zedernvogel ſich durch das drohende Schnabelaufſperren des Bi— ſchofs nicht irre machen; er blieb ruhig ſitzen und klappte höchſtens auch einmal mit dem Schnabel. Abgeſehen von der hin und wieder vorkommenden Streitluſt ſind die dunklen Biſchöfe angenehme muntere Vögel, die zugleich recht hübſch ſingen und jedem Flugkäfige zur Zierde gereichen.“ Nach Gundlach wird er auch auf Kuba im Käfige gehalten, doch dürften dies von anderwärts hergebrachte Exemplare ſein. Der hellblaue Biſchof wird im Weſen und in allem übrigen wol mit erſterem übereinſtimmen, näheres vermag ich jedoch nicht anzugeben, da ich ihn nur im Berliner zoologiſchen Garten und Aquarium in je einem Männchen und dann ebenſo auf der großen Vogelausſtellung d. J. 1877 in Berlin, im Beſitz des Herrn Schöbel, geſehen habe. Daſſelbe kaufte Herr v. Schlechtendal, nachdem der Preis von 75 Mark bis auf 40 Mark herabgegangen. Auch in der verſtändnißvollen Pflege dieſes bewährten Vogelwirths erholte es ſich leider nicht mehr, nachdem es auf den Ausſtellungen wol bereits zu ſehr gelitten. Außer den Sämereien verzehrte es übrigens nur Mehlwürmer und verſchmähte Beren und Grünkraut. Mit Kubafinken u. a. kleinen Genoſſen lebte es verträglich bei— ſammen. — Im Londoner zoologiſchen Garten war der hellblaue Kernbeißerfink ſchon ſeit dem Jahre 1862, der dunkelblaue aber erſt ſeit d. J. 1865 vorhanden. Der hellblaue Kernbeißerfink heißt auch blauer Biſchof, blos Biſchof, und Blaukern— beißer. [Blauer Kernbeißer, guianiſcher Blaufink, blauer Dickſchnäbler, himmelblauer Kernbeißer und blauer nordamerikaniſcher oder karoliniſcher Gimpel, nach alten Autoren!. Le Grosbec ou Evéque bleu; Blue Grosbeak or Blue Bishop. — Azulejo real, auf Kuba nach Gndl. Nomenclatur: Loxia coerulea, L., G., Ms.; Guiraca coerulea, Swns., Gndl.; Fringilla coerulea, II., Lehtst., Bp., Audb., Rss. |„Hndb.“]; Coccoborus coeruleus, Sums., Audb., Cb.; Cyanoloxia coerulea, Bp.; Goniaphea coerulea, BH., Pr., Guiraca caerulea, Byrd. [Pyrrhula carolinensis caerulea, Drss.; Coccothraustes caeruleus, . — Bouvreuil bleu de la Caroline, Briss.; Blew Gros-beak. Cat.; Bec-rond ou Bouvreuil bleu d’Amerique, Buff.; Blue Grosbeak, Penn. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kobaltblau; Schnabelgrund, Zügel und Ober— kehle faſt reinſchwarz; Rückenmitte dunkelblau, Schwingen ſchwarz, theilweiſe rothbraun ge— rändert, über den Flügel eine gelblichbraune Querbinde; Schwanzfedern ſchwarz, ſchmal blau außengeſäumt; ganze untere Körperſeite heller kobaltblau; untere Flügelſeite ſchwärzlichgrau, untere Schwanzdecken weiß geſäumt; untere Schwanzſeite graulichſchwarz; Schnabel bräunlich— horngrau, Unterſchnabel heller; Auge braun; Füße bräunlichgrau. — Weibchen fahlgelblichbraun, oberhalb dunkler, unterhalb heller; Wangen bläulich angehaucht; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, ſchmal bläulich außengeſäumt; Flügel mit zwei fahlen Querbinden; Bürzel bläulich— graubraun; Oberkehle weißlich; Schnabel etwas heller braun, Auge und Füße übereinſtimmend. Coccothraustes coerüleus: nitide kobaltinus; rostri radice, loris gulaque subatris; dorso medio cyaneo; remigibus nigris, exterius caesio -limbatis; fascia trans alam ochracea; rectrieibus nigris, exterius anguste coeruleo-limbatis; subtus dilutius kobaltinus; alis subtus nigricante einereis; cauda subtus nigrescente; rostro 558 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. subnigro-fusco, mandibula dilutiore; iride fusca; pedibus subfumidis. — ꝙ livide ferruginea, supra obscurior, subtus dilutior; genis subcoeruleo -afflatis; remigibus rec- trieibusque fuscis, exterius anguste subeoeruleo-limbatis, illis fascias duas ostendentibus lividas; uropygio coerulescente fumigato; gula albida; rostro dilutius fusco; iride pedibus ut maris coloratis. Länge 18,3 em.; Flügel 8, em.; Schwanz 7 em. Der dunkelblaue Kernbeißerfink heißt auch Blaugimpelfink (Br.); ſchwarzblauer Bi— ſchof (v. Schlechtendal); laſurblauer Kernbeißer (Bchſt.) und dunkelblauer Biſchof (Ruß' „Hdbch “). Le Grosbec bleu de ciel ou !’Ev&que bleu de ciel; Brazilian Blue Grosbeak or Brazilian Blue Bishop. Nomenclatur: Loxia cyänea, L., Lth.; Loxia coerulea, var. 3 Gn, Lth., Edw.; Coccot hraustes cyaneus, I.; Fringilla Brissoni, Zchtst., Pr. Wd., Eul., Rss. „ Hndbch. &]; Pitylus cyaneus, Gr.; P. Brissonii, Gr., Hrtl.; Coccoborus cyaneus, CH., Brmst.: Goniaphea cyanea, Br.; [Pyrrhula brasiliensis caerulea, Brss. — L'Azulam, II.; Blue Grosbeak, Lath.; Pico grueso azulejo, Aer. !]. h Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Dunkel indigoblau, Oberkopf heller, über die Stirn oberhalb des Auges bis zum Ohr ein breiter hellblauer Streif; ſchmaler Rand um den Schnabel, Wangen und Oberkehle ſchwarz, erſtere unterhalb hellblau umgeben; kleine Flügel— decken hellblau, Schwingen ſchwarz, ſehr ſchmal außengeſäumt; Unterdecken und Bürzel ein wenig heller blau als das übrige Gefieder; Schwanz ſchwarz; ganze Unterſeite ſchwärzlichblau, untere Flügel- und Schwanzſeite ſchwärzlichaſchgrau. Schnabel ſchwarz, Unterſchnabel am Grunde heller; Auge braun; Füße heller, bräunlichgrau. — Weibchen röthlichgelbbraun, oberhalb dunkler, unterhalb heller; Schwingen und Schwanzfedern graubraun, die großen Deckfedern dunkelbraun, röthlichfahl gerandet. Schnabel dunkelgraubraun; Auge braun; Füße bräunlichgrau. — Jugend» kleid einfarbig fahlgraubraun, viel heller als das des Weibchens; Flügel und Schwanz ſchwärz— lichgraubraun, doch mit breiten fahlen Außenſäumen. Coccothraustes Brissoni: saturate cyaneus, pileo dilutiore; stria frontali lata ultra oculum ad aurem usque coerulea; capistro, gula genisque nigris, his deorsum coeruleo succinctis; teetricibus al. minoribus coeruleis; remigibus nigris, exterius angustissime limbatis; tectrieibus subalaribus uropygioque paululum pallidioribus quam plumis reliquis; cauda nigra; subtus nigricante coeruleus, sub- alaribus latereque caudae inferiore subnigro -cinereis; rostro nigricante corneo, mandibulae basi dilutiore; iride fusca; pedibus pallidioribus. — ferruginea, supra obscurior, subtus dilutior; remigibus rectricibusque fumidis; tectrieibus al. majoribus fuscis, subfulvo-marginatis; rostro obscure fumigato; iride fusca; pedibus fumidis. — Juvenis unicolor livide fumidus, multo femella pallidior; alis caudaque nigrieante fumidis, exterius verum late livide limbatis. Länge 16,4°m-; Flügel 7,8 em.; Schwanz 6,; em. Beſchreibung des Eies: Weißlich, dicht rothbraun gefleckt (Ruß). Ovum albidum, dense badio-maculatum (Rss.). Der meerblaue Kernbeißerfink [Coccothraustes glaucocoeruleus, Orb.] aus dem Süden von Braſilien, Montevideo und dem Laplatagebiet, iſt heller blau und die Schwingen und Schwanzfedern haben himmelblaue Ränder. Die Größe iſt beträchtlich geringer als die des dunkelblauen Verwandten. — Pico grueso azul, A2 r. (Nach Burmeiſter). Der ſchwarze Rernbeißerſink [Coccothraustes niger! Schon den alten Schriftſtellern bekannt, iſt er trotzdem bis auf unſere Tage einer der ſeltenſten Vögel im Handel, und dies müſſen wir umſomehr bedauern, da er zu den ſchönſten der hierher gehörenden Verwandten zählt. Er iſt am ganzen Der ſchwarze Kernbeißerfink. 559 Körper einfarbig tiefſchwarz mit weißer Flügelbinde und das Weibchen iſt bräunlich— mattſchwarz. Seine Größe iſt beträchtlich geringer als die des dunkelblauen Biſchofs, etwa der des Muskatvogels gleich; doch erſcheint er gedrungener und dickerſchnäbelig. Buffon erwähnt ihn und bringt eine Abbildung, weiß ihn jedoch nicht mit Sicherheit einzureihen; während Linné Südamerika als Heimat ange— führt, gibt erſtrer wie ſchon Briſſon und Catesby Mexiko als ſolche an. Letzterer, der wol nicht nach Anſchauung urtheilt, meint, daß er dem Papſtfink ähnlich ſein müſſe, weil er von den Spaniern Mariposa nigra, d. h. ſchwarzer Schmetterling genannt werde und weil jener bekanntlich ebenfalls Mariposa heißt. Neuerdings hat Gundlach feſtgeſtellt, daß dieſe Art nur auf Kuba vorkommt, wo ſie ge— mein iſt, in der Niſtzeit parweiſe und nach derſelben familienweiſe in Wäldern oder Vorgebüſchen lebt. „Ihre Nahrung beſteht in verſchiedenen Sämereien und Beren, vielleicht auch zuweilen in Inſekten. In der Zeit vom April bis Juli erbaut der Vogel zwiſchen Schlingpflanzen, auf Bäumen oder zwiſchen einem ſtark veräſtelten Zweige ein mehr oder weniger kugeliges Neſt mit ſeitlichem Eingange aus dürren Kräutern und Blättern, Haren, Borſten, Federchen und Würzelchen. Das Gelege beſteht in drei bis vier Eiern. Sein feiner Geſang iſt bei den Einwohnern beliebt, weshalb ſie ihn auch vielfach fangen und in Käfigen halten, in welchen letzteren ſie ihn mit Kanarienſamen und groben Maismehl ernähren. Ich habe auch einen Albino geſehen, welcher nicht ſchwarz, ſondern grauweiß gezeichnet war.“ Bis zum Jahre 1877 war der ſchwarze Biſchof, wie er von den Händlern meiſtens genannt wird, ſehr ſelten zu erlangen; ich hatte im Laufe der Jahre nur ein Männchen im Berliner Aquarium geſehen und ein ſolches von Herrn Karl Gudera in Leipzig erhalten. Dann ſchickte mir Herr Wiener in London ebenfalls ein Männchen zur Beſtimmung und ſchließlich führte zur genannten Zeit Fräulein Chr. Hagenbeck eine beträchtliche Anzahl ein. Im zoologiſchen Garten von London befindet er ſich allerdings ſchon ſeit dem Jahre 1868. Nach meinen Erfahrungen zeigt er ſich friedlich und ausdauernd, im ganzen Weſen mit dem dunkelblauen Biſchof übereinſtimmend; ſein Geſang iſt angenehm, aber ungemein leiſe. Recht ſehr bedaure ich, daß das Pärchen, welches Fräulein Hagenbeck mir für die Vogelſtube geſandt, nicht am Leben geblieben iſt, denn ich hätte gern eine Brut dieſes Vogels beobachtet. Nach Dr. Gundlach's Angaben weicht das Neſt doch von dem aller Verwandten in der Geſtalt ab und ſchon deshalb wäre mir die Erforſchung des Brutverlaufs vorzugsweiſe erwünſcht geweſen. Hoffentlich gelangt bald eine neue Sendung auf den Markt. Der ſchwarze Kernbeißerfink heißt auch ſchwarzer Biſchof (Ruß' „Handbuch“) und Schwarzgimpelfink nach Br. [Kleines ſchwarzes Rothſchwänzlein, Seeligm.; ſchwarzer Rund— ſchnabel, Buff. ]. Le Grosbee noir ou PEvèéque noir; Black Bullfinch, Black Grosbeak or Black Bishop. — Negrito auf Kuba, nach Gndl. 560 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Nomenclatur: Loxia nigra, L.; Pyrrhula nigra et P. arenirostris, Vll.; Sper— mophila nigra, Gr.; Melopyrrhula nigra, B., Gndl.; Goniaphea nigra, Br.; Fringilla nigra, Rss. „ Hndb. “]. — [Pyrrhula mexicana nigra, Brss.; Coccothraustes niger, Kin. — 3ouvreuil noir du Mexique, Drss.; Little Black Bull-finch, Cat.; Bouvreuil ou Bec- rond noir et blanc, Buff. — Mariposa nigra, (d. h. ſchwarzer Schmetterling) von den Spaniern in der Heimat genannt, Ct.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Tief- und glänzendſchwarz, ſchwach bläulich ſcheinend; oberhalb des Auges einige weiße Federchen (jedoch nicht bei allen); kleine und große Flügel— decken, Flügelrand und die letzten Schwingen am Grunde reinweiß; Schnabel ſchwarz; Auge dunkelbraun; Füße ſchwärzlichbraun. — Das Weibchen iſt im ganzen gleich, doch hat es weniger Glanz, und die ſchwarze Färbung iſt nicht ſo tief. Coccothraustes niger: nitide ater, subtiliter coerulescente micans; interdum plumulis nonnullis supra oculum albis; tectricibus al., campterio basique remigum ultimorum albissimis; rostro nigro; iride fusca; pedibus nigricante fuseis. — Q omnino concolor sed minus nitens nigraque. Länge 15em.; Flugbreite 21,5 em.; Schwanz 6,2 em. ( Länge 13, em., Flugbreite 20 em.; Schwanz 5,5 em.). Jugendkleid ganz ohne Glanz und dunkelgrau überflogen (Gundlach). Juvenis: splendore carens cinereo-afflatus. Beſchreibung des Eies: Geſtalt geſtreckt, ungleichhälftig, nach der Baſis ſchnell und ziemlich ſtark nach der ſtumpfſpitzen Höhe zu abfallend. Grundfarbe aus Schmutzigweiß wenig ins Grünliche ziehend, über die Oberfläche ungleich zerſtreute und verworrene, um die Baſis einen Kranz bildende, kleine und größere Fleckchen von bräunlichgrauer, blaß- und dunkel— brauner, nicht ſehr lebhafter Färbung. Länge 17, mm., Breite 12 mm. O vum: longiusculum, a basi apicem obtuso-acuminatum versus celeriter et fortiter decrescens; sordide albido-virens maculis minoribus majoribusque fumidis et subfuscis conspersum, coronulam circa basin fingentibus. Der ſchwarzköpfige Nernbeißerfink |Coccothraustes torridus]. Wenig größer und gedrungener als die kleinen Pfäffchen iſt er denſelben jedoch in Geſtalt und Weſen, ſowie auch in der Lebensweiſe überaus ähnlich; “ nur iſt er beiweitem mehr dickſchnäblig. Kopf und Flügel ſind ſchwarz, auf jedem der letzteren ein kleiner weißer Fleck; der übrige Körper iſt kaſtanienbraun. Das Weibchen iſt einfarbig braun, oberhalb dunkler, unterhalb heller. Die Heimat erſtreckt ſich über das mittlere und nördliche Braſilien bis Guiana und wol ſüd— lich bis an die Grenzen der Tropen. Er iſt nach Burmeiſter mehr im Innern, auf offenen Triften, als im Waldgebiet heimiſch und nirgends häufig. Dr. Karl Euler ſammelte ihn in der Provinz Rio de Janeiro. Im Vogelhandel erſcheint er immer nur in wenigen Köpfen. Während er im zoologiſchen Garten von London bereits ſeit dem Jahre 1860 vorhanden iſt, findet man ihn bei uns in den Thiergärten und ebenſo in den Vogelſtuben recht ſelten. Nach meinen Auf— zeichnungen wurde er i. J. 1873 von Herrn Lintz in Hamburg, 1875 von Fräulein Hagenbeck und 1877 von Herrn Möller einzeln oder pärchenweiſe eingeführt. Ueber zwei von letzterem bezogene Pärchen ſchreibt Herr v. Schlechten— dal folgendes: „Es ſind ſtille, friedfertige kleine Vögel. Sie verſchmähen Mehl— Du a Ze ee ee 8 1 Der ſchwarzköpfige und der dickſchnäblige Kernbeißerfink. 561 würmer, Grünkraut und Früchte, halten ſich nur an allerlei Geſäme und ſcheinen völlig geſang- und klanglos zu leben. Ein bereits durch Krankheit geſchwächtes Männchen biß mich mit ſeinem kurzen dicken, ſcharf geſpitzten Schnabel in empfind— licher Weiſe, als ich es in die Hand nehmen mußte, um es in einen andern Käfig zu verſetzen.“ Gezüchtet iſt er bis jetzt noch nicht, und im allgemeinen ge— währt er auch nur ein geringes Intereſſe. Wünſchenswerth wäre es allerdings, daß aufmerkſame Vogelfreunde ihn zur Zucht bringen, ihre Erfahrungen nieder— ſchreiben und dann veröffentlichen möchten. Der ſchwarzköpfige Kernbeißerfink heißt auch blos Reisknacker (Br.) und ſchwarz— köpfiger Reisknacker (Ruß' „Handbuch“). Le Grosbec de riz à tete noire; Tropical Seedfinch, or Oryzoborus Finch. Nomenclatur: Loxia torrida, @ml., Lth., Azr.; Coccothraustes rufiventris, V.; Fringilla torrida, Lchtst., Pr. Wd., Rss. [„Hndb.“]; Loxia nasüta, Sp.; Pyrrhula torrida, Tmm.; Pitylus torridus, Orb., @r.; Coccoborus magnirostris, Swns.; Guiraca magnirostris, Spermöphila nasuta et S. angolensis, Gr.; Coccoborus torridus, Tschd.; Spermophila torrida, Bp. Oryzöborus torridus, CH., Brmst.; Goniaphea torrida, Br. [Loxia angolensis, L., Lth., Edw.]. — Pico grueso negro y canela, Aer. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Kopf und Flügel ſchwarz, Schwingen am Grunde weiß und ebenſo ein kleiner runder Fleck inmitten des Flügels weiß; Bruſt, Bauch und der ganze übrige Körper kaſtanienbraun; untere Flügelſeite reinweiß, Schnabel ſchwärzlichgraubraun, Unterſchnabel heller; Auge dunkelbraun; Füße dunkel röthlichgraubraun. — Das Weibchen iſt olivengrünlichbraun, oberhalb dunkler, unterhalb heller, mehr roſtröthlichgelb; Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlichbraun; untere Flügelſeite düſterweiß; Schnabel bräunlichhorngrau; Auge braun; Füße hell bräunlichgrau. Coccothraustes torridus: capite alisque nigris, basi remigum maculaque parva alae mediae albis; pectore, abdomine corporeque reliquo castaneis; alis subtus albissimis; rostro fumido, mandibula dilutiore; iride fusca; pedibus rufescente fumigatis. — ® olivaceo-virente fusca, supra obscurior, subtus pallidior, subferruginea; remigibus caudaque nigricante fuscis; alis subtus sordide albidis; rostro subfusco-corneo; iride fusca; pedibus subfumidis. Länge 13m; Flügel 6,5 m.; Schwanz 3,9 em. Der dickſchnäblige ſchwarze Kernbeikerfink |Coccothraustes crassirostris], aus Braſilien, und zwar Guiana und Amazonenſtromgebiet und Maximilian's ſchwarzer Kernbeißerfink [Coccothraustes Maximiliani], aus dem Waldgebiet des mittleren Braſiliens, ſind beide ein— farbig ſchwarz, etwas grünlich ſchillernd, mit weißem Fleck inmitten des Flügels und mit unterer weißer Flügelſeite. Die Unterſcheidungsmerkmale zwiſchen beiden Arten beſtehen nur darin, daß bei der erſtern die unteren Schwanzdecken und Wurzeln der Schwanzfedern weiß find, ebenſo alle Hand- und Armſchwingen an der Wurzel der Innenfahne wodurch ein großer weißer Flügelfleck gebildet wird, während der des letztern nur klein iſt. Jene iſt bereits einmal in einem einzelnen Männchen von Fräulein Hagenbeck eingeführt, dieſe ſicherlich noch garnicht. Die Größe beider iſt übereinſtimmend, etwas beträchtlicher als die des vorigen, nahezu der des europäiſchen Hänflings gleich. Näheres iſt nicht bekannt. — Der dickſchnäblige ſchwarze Kernbeißer— fink heißt auch Schwarzknacker (Br.) und ſchwarzer Reisknacker („Ruß' Handbuch“). Le Gros- bec de riz noir; Black Tropical Seed-finch. Loxia crassirostris, G., Lth. [nee Pr. NA.]; Oryzöborus crassirostris, Ob., Brmst. — Maximilian's ſchwarzer Kernbeißerfink hat keinen weitern Namen. Fringilla crassirostris, Pr. Vd. [nec Gm]; Oryzoborus Maximilian, (b., Brmst. * 5 * Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel— 36 562 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Unter der Bezeichnung Pfäffchen oder Papageiſchnäbelchen erſcheinen kleine amerikaniſche Kernbeißerfinken im Handel, welche ihres komiſchen Ausſehens, harmloſen und liebenswürdigen Weſens und mehr oder minder lieblichen Geſangs wegen hier und da freundliche Aufnahme finden, während ſie in ihren ſchlichten Farben von den meiſten Liebhabern und ebenſo auch in den zoologiſchen Gärten gewöhnlich überſehen, bzl. garnicht angekauft werden. Die Färbung der Männchen iſt grau in verſchiedenen Schattirungen, ſeltener braun oder ſchwarz und weiß; die Weibchen ſind ſämmtlich olivengrünlichgelbgrau, mehr oder weniger düſter und in den einzelnen Arten ſchwierig zu unterſcheiden. In der Größe übertreffen die meiſten nur um ein geringes die Prachtfinken; wenige Arten kommen dem Kanarienvogel nahezu gleich. Ein beſondres Kenn— zeichen für alle bildet ein weißer oder doch hellerer Fleck inmitten des Flügels und dann haupt— ſächlich der dicke ſehr gewölbte kernbeißer- oder papageienartige Schnabel. Ueber ihr Freileben haben wir nur geringe Kunde; ſie ernähren ſich von Gräſerſämereien und Kerbthieren und halten ſich vornämlich im niedrigen Gebüſch am Rande der Felder und Gärten auf. In ihrer Heimat ſollen ſie häufig im Käfige gehalten werden; auf den Markt gelangen ſie jedoch nur ſelten und meiſtens einzeln, obgleich es ihrer doch eine überaus große Mannigfaltigkeit gibt. Sie niſten unſchwer in der Gefangenſchaft, wollen aber durchaus ungeſtört ſein und daher mag es ſich wol ſchreiben, daß bis jetzt erſt überaus wenige von ihnen gezüchtet ſind. Die Verpflegung iſt mit der, welche die Prachtfinken beanſpruchen, in jeder Hinſicht übereinſtimmend. Bis jetzt ſind die Preiſe der Seltenheit wegen noch ziemlich hoch. Da ſie zwar in beträchtlicher Artenzahl, wenn auch meiſtens nur in einzelnen Köpfen eingeführt werden, keineswegs jedoch entſprechende Be— deutung für die Liebhaberei erlangt haben, ſo darf ich ſie hier nur kurz und überſichtlich be— ſprechen und die allein ausführlicher behandeln, welche ſich wenigſtens bereits einer gewiſſen Be— liebtheit erfreuen. Bei den Händlern wie bei den Liebhabern ſind ſie unter dem oben ſtehenden von Cabanis gegebnen Namen Pfäffchen überall bekannt, und deshalb behalte ich denſelben bei, ebenſo wie ich dies auch bei den Kardinälen mußte, während ich doch beide Gruppen eigentlich als Kernbeißerfinken hätte aufführen ſollen. Das Schmuckpfäffchen |Coccothraustes ornatus!. Am häufigſten eingeführt und zeitweiſe bereits zu den gewöhnlichen Er— ſcheinungen des Vogelmarkts gehörend, erfreut es ſich doch keiner beſondern Be— liebtheit, weil es eben trotz feines prunkenden Namens gar unſcheinbar ausſieht. Es iſt an Stirn, Zügel, Wangen, Kehle und dicht unterm Schnabel ſchwarz mit weißem Bart— ſtreif; Kopf und Rücken dunkel ſchiefergrau, Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun, heller gerandet, Flügel mit weißem Fleck und an der ganzen untern Seite weiß; Mitte des Vorder— halſes, Unterbruſt, Bauch und Steiß weiß; Schnabel gelblichweiß; Auge braun; Füße ſchiefer— grau. Weibchen gelblichſchiefergrau, die großen Deckfedern und hinteren Armſchwingen viel heller gerandet, mit weißlicher Spitze; unterſeits weiß, nur die Kehle und eine Binde über die Bruſt ſchiefergrau; Füße graulichfleiſchfarben. Größe der Nonnen, doch ſtämmiger. „Es iſt ſehr gemein in der Umgebung von Rio de Janeiro und in Minas geraes, ſelten bei Mendoza und Paranä im Laplatagebiet, lebt beſonders in ſumpfigen Nie— derungen, ſitzt ſcharenweiſe im trocknen Schilf, ernährt ſich von allerlei kleinen Sämereien und verurſacht in den Reis-, beſonders aber in den Hirſefeldern vielen Schaden. Seine Stimme hört man ſelten, die kleinen Diebe ſind vielmehr ganz ſtill und kreiſchen durchaus nicht, wie unſere Sperlinge“ (Burmeiſter). Euler, fand es nicht vor dem Dezember, vielmehr meiſtens im Januar niſtend und meint, daß die zweite Brut wahrſcheinlich im Februar ſtattfinde. Das Neſt ſoll Das Schmuckpfäffchen und das blaugraue Pfäffchen. 563 im niedrigen Gebüſch, oft in der Nähe menſchlicher Wohnungen ſtehen und aus Würzelchen und Faſern als eine verhältnißmäßig kleine, tiefe und luftige, doch feſte Mulde geformt ſein. Nur zwei Eier bildeten das Gelege. Das Vögelchen wird faſt regelmäßig alljährlich von Fräulein Hagenbeck in einigen Pärchen in den Handel gebracht und der Preis beträgt etwa 15 Mark für das Par. Ge— züchtet iſt es noch nicht, obwol man es hier und da in den Vogelſtuben hat. Das Schmuckpfäffchen heißt auch Weißbärtchen (Br.). — Le Grosbee à collier; Ornamented Grosbeak or Ornamented Finch. — Papa Capim in Minas geraes, nach Brmitr. Nomenclatur: Fringilla ornata, Zehtst., Rss. |„Hndb.“]|; Fringilla leucopögon, Pr. Wa.; Spermöphila ornata, Hrtl.; S. leucopögon et ornata, Gr.; Sporophila ornata, Ch., Brmst., Br. [Pico grueso gargantillo, Azr.; Gros-bec & collier, Azr. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe ©. 562. Coccothraustes ornatus: fronte, loris, genis, mento gulaque nigris; stria mystacali alba; capite dorsoque obscure schistaceis; remigibus ree— trieibusque nigro-fuseis, dilutius marginatis; macula alarım et subalaribus albis; collo anteriore medio, pectore, abdomine crissoque flavente albis; iride fusca; pedibus schistaceis. — ꝙ gilvo-schistacea, tectricibus remigibusque brachialibus postieis dilutius marginatis, albido-terminatis; subtus alba, gula fasciaque trans pectus selis schistaceis; pedibus cano-carneis. Länge 12,4 em.; Flügel 6,z3em.; Schwanz 3,9 em. Jugendkleid gelblichſchiefergrau, ganz mit dem des Weibchens übereinſtimmend Brmitr.). Juvenis: gilvo-schistaceus, omnino cum femella conveniens. Beſchreibung des Eies: Weißlichgrün, mit zahlreichen braunen Längsflecken und Punkten, welche ungleichmäßig über die ganze Oberfläche vertheilt ſind (Natterer). Ovum: albidulo- viride, maculis oblongis punctisque numerosis fuscis obsitum, irregulariter dispersis (Nttr.). Das blaugraue Pfäfſchen Coccothraustes intermedius). Tafel XII. Vogel 61. Ein Pärchen dieſer Art, welches nur durch Zufall in meine Vogelſtube ge— langt war, indem es ein Kaufmann aus ſeiner Heimat Venezuela mitgebracht hatte, gewöhnte ſich ſehr ſchnell ein, zeigte ſich harmlos, zutraulich und als ein angenehmer Sänger, deſſen Lied dem der Haidelerche einigermaßen ähnelt; auch niſtete es bald erfolgreich. Das unſcheinbare Vögelchen iſt oberhalb bläulichaſchgrau, an der Stirn fein ſchwärzlich gefleckt. Die Flügel ſind ſchwärzlichgrau mit dem kleinen runden weißen Fleck und jede Feder iſt fahl außengeſäumt; die Schwanzfedern ſind oberſeits grau— ſchwarz, fein fahl geſäumt, unterſeits dunkel ſilbergrau; die Unterſeite von der Kehle bis zum Bauch iſt blaugrau, letzterer bläulichgrauweiß; Schnabel ſchwach röthlichhornweiß; Auge braun; Füße horngrau. Das Weibchen iſt einfarbig olivengrünlichgelbbraun, oberhalb dunkler, unter— halb heller, mit ſchwarzem Schnabel. Die Größe gleicht der des vorigen. Ueber das Frei— leben iſt nichts bekannt, doch wird daſſelbe ſicherlich von dem der übrigen Arten nicht abweichen. Das oben erwähnte Pärchen erbaute in einem im Gebüſch hängenden Körbchen aus Faſern, Halmen und Baumwolle ein nicht beſonders 36 * 564 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. künſtliches, großes, flaches Neſt, in welches drei bläulichhellgrüne Eier gelegt wurden. Nach zwölftägiger Brutdauer entſchlüpften die Jungen mit reinweißem ſpärlichen Neſtflaum, und das Jugendkleid beim Verlaſſen des Neſtes war dem des alten Weibchens ähnlich, nur viel mehr graugrün ohne den gelbbraunen Farbenton. Im Jahre 1873 erhielt ich von Fräulein Hagenbeck ebenfalls ein Pärchen, außerdem aber dürften gerade ſie ſonſt kaum eingeführt ſein; ein Preis läßt ſich daher nicht angeben. Das blaugraue Pfäffchen hat keine weiteren Namen. — Le Grosbee bleuätre; Bluish Grosbeak or Bluish Finch. Nomenclatur: Sporophila intermedia, C)., Brst.; Gyrinorhynchus intermedius, Gr.; Fringilla intermedia, Rss. [„Hndb. “]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung, Jugendkleid und Beſchreibung des Eies ſiehe S. 563. Coccothraustes intermedius: supra caesius, fronte subtiliter subnigro- maculato; macula parva rotunda alarum nigricante cinerearum alba; pluma alarum quaque exterius livide limbata; rectricibus supra einereo-nigris, livide sublimbatis, subtus argenteo-cinereis; subtus a gula ad abdomen coerulescente incanum usque caesius; rostro rufescente albo-corneo; iride fusca; pedibus corneis. — uni— color olivaceo-fulva, supra obscurior, subtus dilutior; rostro nigro. Länge 11,3 em.; Flügel 6,3 em.; Schwanz 3,9 em. Juvenis: lanugine parca, alba, serius cum femella adulta conveniens, sed magis glaucus afflatu fulvo carens. Ovum: dilute aeruginosum. Das bleigraue Pfäffchen |Coccothraustes plümbeus!. Etwas zierlicher und anmuthiger als die meiſten Verwandten, gelangt es jedoch ebenſo ſelten in den Handel. Es iſt dem vorigen überaus ähnlich und hauptſäch— lich nur durch einen ſchwachröthlichweißen Schnabel und reinweißen Fleck neben dem Unter— ſchnabel verſchieden; alſo reinbleigrau, oberſeits dunkler, unterſeits heller; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, bleigrau gerandet, Handſchwingen am Grunde weiß, ebenſo die Innen— ſeite der Flügel; Auge grau; Füße ſchwärzlichgrau. Das Weibchen iſt olivengrünlichgelbgrau, unterhalb heller, mit ſchwarzbraunem Schnabel. Kaum bemerkbar größer als die beiden vorigen. Die Heimat erſtreckt ſich über das innere Braſilien von St. Paulo bis Bahia und weſtlich bis an den Fuß der Kordilleren. „Hier lebt es in kleinen Flügen auf offenen Stellen, hat eine angenehme melodiſche Stimme und gilt für den beſten Sänger des Binnenlandes. Ich ſah es lebend in Kogonhas bei meinem Wirth, welcher es als einen Schatz ſehr hochhielt; da jedoch die Zeit der Mauſer und nachher der Winter eintrat, ſo konnte ich den Vogel nicht ſingen hören.“ (Burmeiſter). Von Fräulein Hagenbeck erhielt ich im Laufe der Zeit mehr— mals ein einzelnes Männchen oder Weibchen, doch konnte ich weiter keine Be— obachtungen machen, als daß der Geſang recht unbedeutend iſt. Im Londoner zoologiſchen Garten iſt dieſes Pfäffchen ſeit d. J. 1870 vorhanden. Das bleigraue Pfäffchen oder Graupfäffchen wird auch Bleiſchnäbelchen genannt. — Le Grosbee de plomb; Plumbeous Grosbeak or Plumbeous Finch. — Batevio, bei den Mineiros (nach Brmſtr.); Pico plata (Händlername in der Heimat). Das bleigraue und das rothſchnäbelige Pfäffchen. 565 Nomenclatur: Fringilla plumbea, Pr. Wd., Rss. [„Hndb.“]; Pyrrhula cinerea, Lfrsn. et Orb.; Sporophila ardesiaca et cineréola, Zehtst.; Spermöphila cinerea, Gr.; Sporophila plumbea, Ch., Brmst., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe ©. 564. Coccothraustes plumbeus: priori simillimus, inprimis rostro rubente albido maculaque juxta mandibulam albissima distinctus; ceterum caesius, supra obscurior, subtus pallidior; remigibus rectricibusque nigris, plumbeo-marginatis; basi re- migum primorum et subalaribus albis; iride einerea, pedibus nigricante fuseis. — Q olivaceo -livida, subtus pallidior; rostro nigricante fusco. Länge 11,8em.; Flügel 6, em.; Schwanz 3,9 em. Das rothſchnäbelige Pfäffchen Coccothraustes hypoleucus!. Den beiden vorigen wiederum ſehr ähnlich und eigentlich nur an dem noch etwas kräftiger rothen Schnabel zu erkennen, auch bemerkbar größer. Es iſt ober— halb dunkelbleigrau; die ſchieferſchwarzen Schwingen und Schwanzfedern ſind matt bleigrau gerandet, die Handſchwingen und inneren Deckfedern ſind am Grunde weiß; Bruſtſeiten bis zum Bauch hinab heller bleigrau, Bauchmitte und Steiß weiß. Der ſehr dicke Schnabel iſt in der Jugend blaßhorngelbgrau, ſpäter fleiſchroth, zuletzt beinahe korallroth; Auge graubraun; Füße ſchieferſchwarz. Das Weibchen iſt olivengrünlichbraun, Schwingen und Schwanzfedern dunkler braun, olivengrün gerandet; unterhalb heller und gelblicher, Bauchmitte und Steiß weiß; Schnabel nicht ganz roth, nur röthlichgelbbraun; Füße heller, graulichfleiſchropch. Die Heimat erſtreckt ſich über das Innere Braſiliens, wo es in kleinen Flügen häufig iſt. Seiner angenehmen Stimme wegen wird es viel im Käfige gehalten. (Nach Burmeiſter). Ebenfalls ſehr ſelten im Handel, dürfte es wol nur einigemale von Herrn Gudera eingeführt ſein. Auch in der Vogelſtube des Herrn Wiener und im Londoner zoologiſchen Garten, im letztern ſeit d. J. 1875, iſt es vor— handen. Nach meinem Urtheile beſteht der Geſang nur in wenigen kaum melodi— ſchen Lauten. Das rothſchnäbelige Pfäffchen heißt auch Korallenſchnäbelchen. — Le Grosbec à bec olivätre; Olivaceous-billed Grosbeak or Half- white Finch. Pico vermelho, bei den Mineiros (nach Brmit.). Nomenclatur: Fringilla hypoleuca, III., Rss. („Hndb.“); Pyrrhula cinereola, Tmm.; Fringilla rufirostris, Pr. Wd.; Spermophila cinereola, Stwns.; Gyrinorhynchus hypoleucus, Spermophila cinereola et S. hypoleuca, Gr.; Sporophila hypoleuca, Cb., Bp., Brmst., Br. [Grosbec à bec olivätre, Azr. — Pico triguenno, Azr.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe oben. Coccothraustes hypoleucus: supra obscure plumbeus, remigibus rectri- cibusque schistaceis subplumbeo-marginatis; basi remigum primorum ut tectricum subalarium alba; pectoris lateribus ad abdomen usque dilutius plumbeis, ventre erissoque albis; rostro admodum crasso, juvenum gilvo-corneo, serius carneo, demum subcorallino; iride fumida; pedibus schistaceis. — d olivaceo-viride fusca, remigibus rectricibusque obscurius fuseis, olivaceo-viride marginatis; subtus dilutior et flavior; ventre crissoque albis; rostro rufescente; pedibus dilutioribus, cano- carneis. Länge 13 em.; Flügel 6,5 em.; Schwanz 4,4 em. 566 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. Das Erzpfäffchen [Coccothraustes collarius|. Weniger ſelten als die drei zuletzt beſprochenen, erſcheint es jedoch auch nur einzeln im Handel. Es iſt an Kopf, Wangen und Rücken ſchwarzgrünlich, metalliſch glänzend, die Rückenfedern zum Theil graugelb gerandet, im Nacken ein roſtgelber Fleck; Flügeldeck— federn, Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun, gelblich gerandet, die Handſchwingen am Grunde, alle Schwingen am Innenſaum und die unteren Deckfedern weiß; Seiten und Bürzel roſtgelb, obere Schwanzdecken grau, roſtroth geſpitzt; ein Fleck vor und unter dem Auge, Kehle und Vorderhals weiß, Bruſt mit ſchmaler ſchwarzer Binde; Bauchmitte weißlich; Schnabel grau— lichhornfarben, am Grunde ſchwärzlich und mit gelblicher Spitze; Füße graulichhornfarben; Auge dunkelbraun. Das Weibchen iſt braungrau, wo das Männchen ſchwarz; Nackenring und Kehle weißgelb; Flügel- und Schwanzfedern brauner, gelbgrau gerandet; Schwanz dunkler als die Flügel; Bruſt und Bauch voller röthlichgelbgrau mit blaſſer Mitte. Die Größe iſt ein wenig geringer als die des Schmuckpfäffchens. Das Jugendkleid gleicht dem des Weibchens, doch färbt ſich das junge Männchen bald an Kopf, Oberrücken und Bruſtſeiten dunkler, ſo daß an dieſen Stellen ſchwärzliche Flecke erſcheinen, die ſich mehr und mehr ausdehnen, bis ſie in einander übergehen. Im Innern Braſiliens, doch nicht in den ganz offenen, ſondern mehr in den bewaldeten Gegenden pflegt es am Rande der Wälder auf ſumpfigem Boden zu erſcheinen, auch beſucht es gern die Acker nahegelegener Anſiedelungen, um Sämereien zu freſſen (Burmeiſter). Ein Pärchen in meiner Vogelſtube er— baute frei im Gebüſch ein kleines, offenes, tiefes, mit Watte ausgefüttertes Neſt und das Gelege bildeten zwei bläulichweiße, braun gefleckte und gepunktete Eier. Die Brutentwicklung ſtimmt völlig mit der des blaugrauen Pfäffchens überein. Friedlich gegen alle übrigen Vögel, zeigt es ſich doch gegen ſeinesgleichen während des Niſtens recht bösartig. Sein Geſang beſteht in einem wunderlichen ſanften Gezwitſcher. Der Preis pflegt für das Pärchen 12 bis 15 Mark zu betragen. Das Erzpfäffchen hat keine weiteren Namen. — Le Grosbec-mine; Mine Grosbec. Nomenclatur: Loxia collaria, L., Lth., Bff.; Coccothraustes melanocephalus, Vll.; Pyrrhula melanocephala, Lfrsn. et Orb.; Fringilla atricapilla, Pr. Wa.; Spermo- phila collaria, Bp.; Gyrinorhynchus collarius, Gr.; Sporophila collaria, Brmst., Br.; Fringilla collaria, Iss. |„Hndb.“]. — [Pico, grueso variabile, Azr. (junge Vögel beiderlei Geſchlechts); Pico grueso ceja blanca, Aer. (altes Männden)]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung, Jugendkleid und Beſchreibung des Eies . oben. Coccothraustes collarius: capite, genis dorsoque nigro-virescentibus, metallice nitentibus; plumis dorsualibus parte gilvo -marginatis; macula cervicali ferru- ginea; tectricibus al, remigibus rectricibusque nigro-fuscis, flavido - marginatis; basi remigum primorum; limbo remigum omnium interiore et tectrieibus subalaribus albis; hypochondriis uropygioque ferrugineis; supracaudalibus cinereis, rufo- terminatis ; macula ante subterque oculum, gula guttureque albis; fascia angusta trans pectus nigra; ventre albido; basi rostri cano-cornei nigricante, apice flavido; pedibus cano-corneis; iride fusca. — Q picturam maris nigram offerens fumidam; annulo cervicali gulaque flavido-albis; remigibus rectrieibusque umbrinis, livide mar- ginatis; cauda alis obscuriore, pectore abdomineque fulvescente canis mediis pallidioribus. Länge 10, em.; Flügel 5,9 em.; Schwanz 4,8 em. Juvenis: cum femella ad. conveniens; G juv. obscurior mox coloratus. Ovum: coerulescens album, fusco-maculatum et punctatum (Rss.). Zr — — Das Erz⸗, weißſtirnige und pomeranzengelbe Pfäffchen. 567 Das weißſtirnige Pfäſſchen Coccothraustes linéolal. Unter allen Papageienſchnäbelchen iſt dies wol eins der ſchönſten. Ober— halb ſchwarz, zart grünlich glänzend, hat es über die Stirnmitte und jederſeits über die Wange einen weißen Streif und auf dem Flügel einen runden weißen Fleck; die ganze Unter— ſeite iſt reinweiß; Schnabel glänzendſchwarz; Auge braun; Füße bleigrau. Das Weibchen iſt grünlichbraungrau, oberhalb dunkler, unterhalb heller; Flügel ſchwärzlichgrau, jede Feder mit fahlgrünlichgrauem Außenſaum; Schnabel ſchwarz; Füße ſchwärzlichgrau. Die Größe kommt nahezu der des Schmuckpfäffchens gleich. Die Heimat erſtreckt ſich nach Burmeiſter über das nördliche Braſilien und Guiana, wo es in der Weiſe des Erzpfäffchens lebt. Es gelangt von allen Verwandten am zahlreichſten in den Handel und bevölkert ſeit der letztern Zeit recht viele Vogelſtuben, wo es zutraulich, friedlich und anmuthig, ſtill und harmlos erſcheint und ein kleines liebliches Lied hören läßt, aber garnicht oder doch ſehr ſchwierig niſtet. Wahrſcheinlich gelangt es nur dann zur Brut, wenn es völlig ungeſtört iſt. Man kauft das Pärchen für 18 bis 24 Mark. Das weißſtirnige Pfäffchen iſt auch Bläßchen (Br.) genannt. Bei den Händlern heißt es auch wol braſilianiſcher Schneefink. — Le Grosbec à front blanc; White -fronted Grosbeak or Lined Finch. Nomenclatur: Loxia lineola, L., BH., Lth.; Pyrrhula crispa, III.; Pyrrhula lineola, Tmm.; Spermophila lineola et Gyrinorhynchus lineola, Gr.; Fringilla lineola, Pr. Wd., Rss. |„Hndb.“]; Sporophila lineola, Cb., Bp., Brmst., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe oben. Coccothraustes lineola: supra niger, virente micans; stria supra frontem medium genasque alba; macula alae rotunda alba; subtus omnino albissimus; rostro nitide nigro; iride fusca; pedibus plumbeis. — % virente fumida, supra obseurior, subtus dilutior; pluma alarum nigricante cinerearum quaque exterius livide viride cano-limbata; rostro nigro; pedibus subnigro - cinereis. Länge 10,; em.; Flügel 5, em.; Schwanz 3,9 em. Das pomeranzengelbe Pfäffchen Coccothraustes aurantius!. Sehr ſelten im Handel, wird es meiſtens nur einzeln von Fräulein Hagen— beck, Chs. Jamrach und neuerdings auch von H. Möller eingeführt. In der Vogelſtube des Herrn Wiener war es wol zuerſt und im zoologiſchen Garten von London ſeit d. J. 1875 vorhanden. Ich konnte zu verſchiedenen Malen immer nur ein Männchen erlangen, während ich doch gerade mit dieſer ebenfalls vorzugs— weiſe ſchönen Art gern einen Züchtungsverſuch gemacht hätte. Das Männchen iſt roſtgelbroth, an der Kehle wenig lichter; der Oberkopf von der Stirn bis zum Nacken und der Zügel, ferner die Flügel und der Schwanz ſind tief mattſchwarz, erſtere mit weißem Fleck, weißem Saum der Schwingen und grauer Unterſeite, die Schwanzfedern mit weißgrauem Endrand. Das Weibchen iſt roſtröthlichbraun; Oberkopf, ſowie Flügel- und Schwanzfedern dunkler, letztere breit fahl geſäumt, nur ein kleiner weißer Fleck auf dem Flügel; die Unterſeite iſt lichter roſtgelb— roth. Das junge Männchen iſt trüber roſtgelblichbraun, an Oberkopf, Flügeln und Schwanz ſchwarzbraun, Flügelfedern breiter grauweiß gerandet und der weiße Fleck auf dem Flügel 568 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. kleiner; Schnabel und Beine blaſſer braun. (Burmeiſter). Die Größe iſt etwas geringer, als die aller vorigen und es iſt daher eins der kleinſten Pfäffchen. Seine Heimat erſtreckt ſich über ganz Braſilien und ſeine ſeltene Einführung iſt daher umſomehr ver— wunderlich. Die alten Schriftſteller waren inbetreff aller Pfäffchen in Irr— thümern befangen; ſo gibt Buffon als die Heimat dieſer Art, mit der er noch einen andern Vogel zuſammenwirft, die Inſel Bourbon an. Außer der Be— ſchreibung weiß er näheres über dieſelbe nicht zu berichten. Nach Burmeiſter iſt dies Pfäffchen überall gemein und in kleinen oder größeren Schwärmen beſonders in den Hirſefeldern häufig zu ſehen; ſie verhalten ſich dabei ganz ruhig und fliegen auch aufgeſcheucht ohne Geſchrei davon. Einen Geſang hat er nie vernommen, ſo oft er ſie auch in den Umgebungen von Neu-Freiburg und bei Lagoa Santa beobachtete. Ueber die Brut gibt der Forſcher leider nichts an und in den Vogel— ſtuben iſt es bis jetzt noch nicht gezüchtet. Das pomeranzengelbe Pfäffchen heißt auch orangegelbes und Orangen-Pfäffchen. — Le Grosbec de J'isle de Bourbon; Isle-Bourbon Grosbeak. Nomenclatur: Loxia aurantia, Gmd., BV., Lth.; Pyrrhula pyrrhömelas, I.; Loxia brevirostris, %.; Fringilla pyrrhomelas, Pr. Wd.; Pyrrhula capistrata, Vgrs.; Loxia fraterculus, Lss.; Spermophila rubiginosa, Swns.; S. pyrrhomelas, 5%., Gr.; S. capistrata et S. nigro-aurantia, Gr.; Sporophila aurantia, Ch., Brmst.; Fringilla aurantia, Rss. „Hndb.“ ]. — [Bouvreuil de P'isle de Bourbon, Buff.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung und Jugendkleid ſiehe ©. 567. Coccothraustes aurantius: flavido-ferrugineus, gula paulo dilutiore; pileo a fronte ad cervicem usque et loris, necnon alis caudaque atris, illis maculam limbumque remigum alba et subalares cinereas offerentibus; apicibus rectricum albo-marginatis. — ꝙ ferrugineo-umbrina, pileo, remigibus rectricibusque obscurioribus, his late livide limbatis; macula alae minuta alba; subtus dilutius ferrugineo-umbrina. — C juv. luridius ferrugineus, pileo, alis caudaque nigro-fuseis, illis latius cano- marginatis; macula alae alba minore; rostro pedibusque pallidis fuseis (Drmst.). Länge 10 em.; Flügel 5,2 em.; Schnabel 2,5 em. Das zweifarbige Pfäffchen [Coccothraustes bicolor], ebenfalls aus Braſilien, wird von Burmeiſter als dem rothſchnäbeligen Pfäffchen überaus ähnlich hingeſtellt; es ſoll ſich nur durch einen dunkleren, mehr ſchieferſchwarzen Rücken und ganz weiße Rumpfſeiten unterſcheiden. Näheres iſt nicht angegeben. Pyrrhula bicolor, Orbg. — Das Pfäffchen mit ſchwarzer Bruf- binde [Coccothraustes pectoralis]! aus dem nördlichen Braſilien und Guiana iſt oberhalb glänzendſchwarz mit weißem Nackenring; Flügel mit zwei weißen Flecken; Bürzel grau; Unter— ſeite weiß, an der Bruſt eine ſchwarze Binde. Das Weibchen iſt braungelbgrau, unterſeits heller. Die Größe iſt ein wenig geringer als die des Erzpfäffchens, welchem es im übrigen ſehr ähnlich iſt und deſſen Lebensweiſe es zeigt, mit der Ausnahme, daß es ſich mehr in der Nähe der Anſiedlungen aufhält. Bis jetzt dürfte es noch kaum lebend eingeführt ſein. Loxia pectoralis, Lath.; Fringilla americana, G.; Sporophila americana, Cb.; Pyrrhula my- sia, V/. — Hoffmann's Pfäffchen [Coccothraustes Hoffmanni] iſt dem vorigen ſehr ähnlich, doch durch die nicht weiße, ſondern ſchwarze Kehle verſchieden; der weiße Flügelfleck fehlt gänzlich und die Unterſeite erſcheint weniger reinweiß, da die Federn an der untern Hälfte ſchwarz ſind (Cab.). Nachdem es i. J. 1860 Dr. Hoffmann auf Koſtarika als bisher noch nicht bekannte Art entdeckt hatte, fand es dort auch Dr. v. Frantzius im Jahre 1869. Beide geben jedoch nichts näheres an. Sporophila Hoffmanni, C5. — Das Crauerpfäffchen [Coccothraustes * N * Das ſchwarzköpfige und mehrere andere Pfäffchen. 569 luctuosus!, ebenfalls von Koſtarika und Kolumbien, iſt den beiden vorigen wiederum ſehr ähnlich und nur durch den helleren Schnabel, entſchieden ſchwärzere Bauchſeiten, reinweiße Bauchmitte und untere Schwanzdecken und größern weißen Flügelfleck verſchieden; die weißen Halsſeiten fehlen gänzlich. Spermophila luctuosa, Lfrsn., Gr.; Sporophila luctuosa, C. — Das weißkehlige Pfäſſchen [Coccothraustes albogularis] aus dem Innern Braſiliens, in der Gegend des Amazonenſtroms, iſt oberhalb bräunlichgrauſchwarz, unterhalb reinweiß mit einer ſchwarzen Binde über die Bruſt und ſchmaler weißer Binde über den Flügel; Oberkopf und Stirn faſt kohlſchwarz; Schnabel hellroth; Füße graulichfleiſchfarben. Das Weibchen iſt oberhalb bräunlich— graugelb, unterhalb weißlich mit gelblichgrauem Schnabel und fleiſchbraunen Füßen. Die Größe kommt der des Erzpfäffchens nahezu gleich. Seit d. J. 1864 im Londoner zoologiſchen Garten und dann in der Vogelſtube des Herrn Wiener vorhanden, iſt es bei uns in Deutſch— land nur einzeln und höchſt ſelten zu finden. Blos Pfäffchen (Br.). Le Grosbec à gorge blanche; White-throated Grosbeak or White-throated Finch. — Loxia albogularis, Spx.; Sporophila albogularis, Cb., Bp., Brmst. Das ſchwarzköpfige Pfäffchen [Coceothraustes gutturalis] iſt an Stirn, Oberkopf, Backen, Kehle und Vorderhals bis zur Bruſt kohlſchwarz, nach hintenzu allmälig verwaſchen, nicht ſcharf abgegrenzt; Rücken, Flügel und Schwanz grünlichgrau oder düſter olivenfarben; Schwingen und Schwanzfedern graubraun, graugrünlich gerandet; ganze Unterſeite grünlichgelbweiß, Bauchſeiten mehr grau; Schnabel weiß; Auge braun; Füße bräunlich— ſchiefergrau. Das Weibchen iſt bräunlicholivenfarben, oberhalb dunkler, unterhalb heller gelb— lich; Flügel- und Schwanzfedern ſchwärzlich, heller gerandet; Bruſt ſchwach röthlich angehaucht; Schnabel gelbgrau; Füße röthlichbraun. Die Größe ſtimmt mit der des Schmuckpfäffchens überein. Bur meiſter fand es bei Rio de Janeiro, wo es gleich den verwandten Arten auf offenen Triften lebt und ſich von Gräſerſämereien ernährt. Seit d. J. 1876 wird es von Fräulein Hagenbeck zuweilen einzeln oder parweiſe eingeführt und ein Pärchen befindet ſich in der Vogelſtube des Herrn Graf Yorck von Warten— burg. Gezüchtet iſt es jedoch bis jetzt noch nicht. Das ſchwarzkäppige Pfäffchen heißt auch Schwarzkäppchen (Br.). — Le Grosbec a calotte noire; Black-bonnet Grosbeak. Nomenclatur: Fringilla gutturalis, Zehtst., Rss. „Hndb.“]; Loxia plebeja, Sp&.; Pyrrhula gutturalis, Zss.; Spermophila gutturalis, S. ignobilis et S. melano- cephala, Gr.; Phonipara gutturalis, 3p.; Sporophila gutturalis, Cb., Bymstr., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. oben. Coccothraustes gutturalis: fronte, pileo, genis, gula guttureque ad pectus usque virente cinereis vel sordide olivaceis; remigibus rectricibusque fumidis, glauco-marginatis; subtus virente flavo-albus, hypochondriis cinerescenti- bus; rostro albido; iride fusca; pedibus fuscato-schistaceis. — ꝙ fuscato -olivacea, supra obscurior, subtus dilutius flavida; remigibus rectrieibusque subnigris, pallidius marginatis; pectore subrubido-afflato; rostro testaceo, pedibus badiis. Länge 11,3 em.; Flügel 5, em.; Schwanz 4, em. Das geſtreifte Pfäffchen [Coccothraustes lineatus], ebenfalls aus Braſilien und zwar bei Para von Azara u. A. gefunden. Das Männchen iſt blauſchwarz; Flügeldeckfedern weiß ge— ſpitzt, Hinterrücken und Unterſeite weiß, quer über die Bruſt, beſonders an den Seiten, ſchwärz— liche Flecke, welche eine Binde bilden, auch die oberen und unteren Schwanzdecken ſchwarz mit weißen Rändern. Ueber das Weibchen iſt nichts genaues bekannt, doch nimmt Burmeiſter an, daß es oberhalb gelblicholivenbraun, unterhalb blaßgelb ſei. Größe ein wenig bedeutender 570 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. als die des Schmuckpfäffchens. Näheres iſt nicht zu finden. Loxia lineata, G.; Sporo- phila leucopterygia, BV.; Pyrrhula leucoptera, . [Pico grueso negro y blanco, Aer. ]. — Das Wedelpfäffchen [Coccothraustes flabellifer, Ass.] aus Braſilien, ohne nähere Angabe der Verbreitung. Das Männchen iſt kaſtanienbraun, an Kopf und Rücken heller roſtroth, Oberkopf und Nacken jedoch dunkler braun; Flügel- und Schwanzfedern braun, die Deck— federn roſtroth gerandet; Bruſt und Bauch heller roſtroth. Das Weibchen iſt nicht ſicher be— ſchrieben. Die Größe ſtimmt mit der des rothſchnäbligen Pfäffchens überein. (Nach Bur— meiſter). Loxia flabellifera, @ml. — Das rothbrüſtige Pfäſſchen [Coccothraustes hypoxan- thus], von Azara als das gemeinſte unter allen Verwandten in Paraguay bezeichnet, ſoll auch in Montevideo heimiſch ſein. Das alte Männchen iſt oberhalb ſchwarz, an Bürzel und Unterſeite roſtroth; das jüngere Männchen iſt oberhalb grau, unterhalb blaßgelb mit roſtrother Kehle. Das Weibchen erſcheint oberſeits braun, unterſeits roſtgelb und an der Bruſt roſtroth. Die Größe ſtimmt mit der des weißſtirnigen Pfäffchens überein. Fringilla hypoxantha, Lehtst. — Einige nahverwandte Vögel, welche vielleicht garnicht als ſelbſtändige Arten feſtſtehen, ſind hier wol ohne weitres anzureihen und zwar das zimmtfarbne Pfäffchen [Coccothraustes cinnamomeus, Lfrsn.| vom Rio grande, das ſchwarzrothe Pfäffchen [Coccothraustes nigrorufus, Orb.] von Bolivien, das rothhalſige Pfäffchen [Coccothraustes ruficollis, Lehtst.| von Montevideo, das Telaskopfäffchen [Coccothraustes telasco, Lss.] von Peru und das Zwergpfäffchen [Coccothraustes minutus, L.] von Kayenne, welches letztere ja bereits von Buffon erwähnt worden, ohne daß man jedoch ſicheres und näheres über den Vogel weiß. — Ein Blaupfäffchen [Coccothraustes coerulescens, II.] hat Bonaparte ohne genauere Heimatsangabe beſchrieben und es dürſte auch bei ihm zweifelhaft erſcheinen, ob es eine ſichre Art iſt. H. v. Berlepſch zählt es ſogar unter den Synonymen des Schmuck— pfäffchens auf. In der Liſte des Londoner zoologiſchen Gartens iſt angegeben, daß ſchon ſeit d. J. 1864 mehrere Männchen und Weibchen dort vorhanden ſeien, wahrſcheinlich meint man aber das blaugraue oder auch wol das Schmuckpfäffchen. — Das Brillenpfäffchen [Cocco— thraustes ophthalmicus, Sci.] aus Bogota, von Br. deutſch benannt und ſonſt ohne jede nähere Angabe, zeichnet ſich vor allen Verwandten durch einen ſchmalen grauen Ring ums Auge aus. Im Londoner zoologiſchen Garten ſoll es ſich ſeit d. J. 1863, jedoch nur in einem Weibchen, befinden. — Das Lerchenpfäffchen |Coccothraustes mitratus, Zehtst.| von Montevideo und Peru iſt an Stirn, Zügel und Oberkopf ſchwarz; Nacken, Rücken und Bürzel lerchengrau, alle Federn breit weißlich gerandet, zum Theil ganz weiß; Flügel graubraun mit weißem Spiegelfleck und ebenfalls jede Feder weißlich gerandet; Schwanzfedern ſchwarzbraun, weißlich geſpitzt und gerandet. Das Weibchen iſt nicht mit Sicherheit bekannt, auch läßt es Bur— meiſter dahingeſtellt, ob der Vogel wirklich eine beſondre Art bildet. Pyrrhula alaudina, Lfrsn. et Orb. (Dieſen älteren Namen will ich hinter den neueren von Lichtenſtein gegebnen zurückſtellen, weil S. 476 bereits eine Fringilla alaudina vorhanden iſt). — Das DQüſter⸗ pfäffchen [Coccothraustes moestus, Hl.] ift von Hartlaub als neu entdeckte Art beſchrieben mit der Angabe, daß ſie wahrſcheinlich aus Braſilien herſtamme und der kleinen Gruppe der Reisknacker [Oryzöborus, Ch.] naheſtehe. Kopf, Hals und Bruſt find ſchwarz, Rücken und breite Ränder der Flügeldeckfedern dunkel ſchieferbläulich; die Schwung- und Schwanzfedern ſind heller geſäumt, Innenrand der erſteren und die inneren Flügeldeckfedern zum Theil weiß; Unterſeite dunkelbläulichgrau; Schnabel ſchwarz; Füße bräunlich. Größe des Schmuckpfäfſchens. — Das einfarbige Pfäffhen [Coccothraustes concolor, Brmst.], bei Mendoza im Laplatagebiet von Burmeiſter gefunden, iſt einfarbig bleigrau, an der Bauchſeite lichter, Flügel ohne weiße Binde, Schnabel weißlich. — Außerdem führen die Reiſenden noch eine beträchtliche Zahl hierher gehörender oder nahverwandter Vögel auf, über welche jedoch einerſeits garnichts näheres angegeben iſt, während es andrerſeits auch nicht feſtſteht, ob fie zu den Pfäffchen oder zu anderen Familien gehören. Das Rieſenpfäffchen. 571 Das Nieſenpfäſſchen Coccothraustes Euleri In hohem Maße iſt es erfreulich, wenn die Liebhaberei der Wiſſenſchaft einen Dienſt zu leiſten vermag, und ein ſolcher Fall liegt hier wiederum vor. Der obengenannte Vogel war bis zum Jahre 1874 den Forſchern nicht aus— reichend bekannt und in den Muſeen noch nicht vorhanden, während ich von Fräulein Hagenbeck bereits zwei Pärchen erhalten hatte und ihn ausführlich ſchildern konnte. Das Berliner zoologiſche Muſeum erhielt zwei Exemplare, welche Herr Karl Euler in Braſilien in der Provinz Rio de Janeiro gefammelt hatte und Profeſſor Cabanis benannte die Art jenem Forſcher zu Ehren. Das alte vollſtändig ausgefärbte Männchen iſt an Kopf und Nacken grünlichgrau, Oberkopf faſt rein— aſchgrau, ein breiter weißer Stirn- und Augenbrauenſtreif zieht ſich über dem Ohre hin, faſt bis zum Nacken; Wangen ſchwachgrünlichaſchgrau; Mantel, Ober- und Unterrücken olivengrünlich— braun; Schwingen und Flügeldecken dunkelbräunlichaſchgrau, erſtere fein olivengrünlich außen- und breit weißlich innengeſäumt, letztere breit olivengrünlich außengeſäumt, zwei fahlgelbliche Binden über den Flügel, durch die Spitzen der mittleren und großen Flügeldecken gebildet; Schwanzfedern olivengrünlichaſchgrau, fein grünlich außen- und weißlich innengeſäumt; Kehle vom Schnabelgrunde an, ferner ein breiter Streif über die Bruſt und der ganze Bauch fahlgelblichweiß, Hinterleib faſt reinweiß; Halsſeiten grünlichaſchgrau, Bruſt- und Bauchſeiten olivengrünlichgrau, untere Schwanzdecken aſchgrau, ſehr breit fahlgelblichweiß geſpitzt; untere Schwanz- und Flügelſeite reinaſchgrau. Schnabel bräunlichhorngrau, Unterſchnabel wenig heller; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichgrau. Das Weibchen iſt oberſeits olivengrünlichbraun, an Mantel und Rücken mit lebhaft grünem Anflug, die Schwingen und Flügeldecken ſind, erſtere ſchmal, letztere ſehr breit, fahlgrau geſäumt, die Flügelbinden heben ſich nicht ab; der Strich über den Augen iſt ſchmaler und fahlgelblich; Oberkopf, Wangen und Halsſeiten ſind nicht aſchgrau, ſondern olivengrünlich— grau, Kehle, Bruſt und Bauchmitte ſind fahlgelblich, faſt weiß, die Seiten bräunlichgelbgrau, ohne grünlichen Anflug. Schnabel dunkler ſchwärzlichbraun, Unterſchnabel nur mit hellem Mittelſtreif, Auge braun; Füße ſchwärzlichgrau. Die Verbreitung iſt bis jetzt noch nicht ausreichend feſtgeſtellt und dies konnte umſoweniger geſchehen, als es noch fraglich bleibt, ob ein zweiter kleinerer, ſonſt aber faſt völlig übereinſtimmender Vogel, das falzſchnäblige Pfäffchen (Coccothraustes falcirostris, Timm. nec Euler]), als beſondre feſtſtehende Art betrachtet werden darf. Für die Liebhaberei iſt es von keiner Bedeutung, da dies letztre Pfäffchen ſowieſo keineswegs Intereſſe zu erwecken vermag. Beide zeichnen ſich dadurch vor den Verwandten aus, daß der Schnabel ſehr hoch und dick iſt mit gebogner Firſte und hakiger Spitze, der Oberſchnabel kleiner, ſchmaler, niedriger und in den Unterſchnabel vollſtändig eingelaſſen. Bur— meiſter, der wahrſcheinlich nur ein Weibchen des kleineren Pfäffchens beſchreibt, ſagt blos, daß daſſelbe im Waldgebiet der Küſtengegend beſonders bei Bahia lebe. Weiteres über dieſes oder jenes iſt leider nicht bekannt. Herr v. Pelzeln gab eine Lateinische Beſchreibung des alten Männchens vom Falzſchnäbelchen, welche im weſentlichen mit der des Rieſenpfäffchens übereinſtimmt. Nachdem mir ein Pärchen geſtorben, erbaute das andre in meiner Vogelſtube frei im Gebüſch lediglich aus Baumwolle ein großes unförmliches Neſt und erzog ein Junges, 572 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. doch konnte ich die Brut nicht beobachten, weil ich gerade krank war. Der junge Vogel iſt ſodann bald nach dem Ausfliegen im Gebüſch abhanden gekommen, noch bevor es mir möglich war, die Beſchreibung des Jugendkleides aufzuzeichnen, und eine fernere Brut zu erzielen, gelang mir leider auch nicht, weil das alte Männchen von einem Papagei todtgebiſſen wurde und ich kein andres beſchaffen konnte. Der Geſang beſteht in einem ſchnurrigen krähenden Geplauder mit einigen langgezogenen Tönen. Späterhin habe ich den Vogel noch einzeln auf den Aus— ſtellungen im Beſitz der Großhändler geſehen; er dürfte alſo immerhin zeitweiſe eingeführt werden. Ein Preis läßt ſich kaum feſtſtellen; als beſondre Seltenheit mußte ich das Pärchen mit 30 Mark bezahlen. Das Rieſenpfäffchen hat keine weiteren Namen. — Le Grosbec geant; Giant Grosbeak. Nomenclatur: Fringilla falcirostris, Euler |nec Tmm.]; Sporophila Euleri, C.; Fringilla Euleri, Rss. [„Hndb.“]. — (Pyrrhula falcirostris, Zmm. nec Euler]; Fringilla faleirostris, Pr. Wd.; Sporophila olivascens, Zehtst., Lss.; Sporophila falcirostris, By,, Brmst.). Wiſſenſchaftliche Beſchreibung fiehe ©. 572. Coccothraustes Euleri: capite cerviceque virente cinereis, pileo cine- rescente; stria lata frontali et superciliari supra aurem fere ad cervicem usque ex- tensis; genis virente cineraceis; interscapilio, dorso tergoque olivaceo-virente fuscis; remigibus et tectricibus al. fumigatis, illis exterius subtiliter olivaceo-virente, interius late albido-limbatis, his exterius olivaceo-virente limbatis ; apicibus tectricum majorum et mediorum fascias duas trans alam livide flavidas fingentibus; gula a rostri basi, stria trans pectus lata abdomineque toto livide albicantibus; erisso albido; colli lateribus virente cinereis; pectoris lateribus et hypochondriis olivaceo- virente einereis; subcaudalibus cinereis, latissime livide albo-terminatis; latere caudae alarumque inferiore cinereis; rostro fuscato-corneo, mandibula paulo dilu- tiore; iride fusca; pedibus fumidis. — 2 Supra olivaceo-virente fusca; interscapilio dorsoque laete viride afflatis; remigibus tectricibusque al., illis anguste, his latissime livide cano-marginatis; fasciis alarum parum conspicuis; stria superciliari angustiore lividaque; pileo, genis collique lateribus olivaceo-virente cinereis; gula, pectore ventreque livide albicantibus; hypochondriis subfulvo-cinereis; rostro obscurior, nigricante fusco ; mandibula striam mediam offerente tantum dilutam; iride fusca; pedibus nigricante einereis. Länge 13,5 em.; Flügel 7,2 em.; Schwanz 5, em. — Größe des falzſchnäbligen Pfäffchens: Länge 10,5 em.; Flügel 6,3 em.; Schwanz 4,8 em. Das Kragenpfäſſchen |Coccothraustes leucopsis], Morellet's Pfäffchen [Coccothraustes Morelleti] und das gelbbürzelige Pfäſſchen [Coccothraustes ochropygus|, alle drei von Koſtarika dürften nur nebenbei erwähnt werden, da ſie einerſeits ſelbſt in den Sammlungen der Muſeen noch ſelten ſind und andrerſeits für die Liebhaberei kaum Bedeutung erlangt hätten — wenn nicht das erſtgenannte plötzlich im Handel erſchienen wäre. Herr H. Möller in Hamburg hatte einige Köpfe erhalten und brachte ein ſchönes Männchen im Jahre 1877 auf die große Berliner Vogelausſtellung. Die Art kommt dem Erzpfäffchen ſehr nahe: Oberkopf, Kopfſeiten, Hinterhals und ein breites Band über die Oberbruſt ſind wie bei jenem ſchwarz, nur mit dem Unterſchiede, daß die Halsſeiten und die Unterſeite von der Bruſt bis zu den unteren Schwanzdecken faſt weiß und ganz hell ockergelblich angeflogen ſind; an der Pfäffchen. Ruder- oder Papageifinken. 573 Stirn und unter dem Auge beiderſeits je ein ziemlich großer weißer Fleck, Zügel ſchwarz, Backen weiß; Oberrücken und obere Schwanzdecken ſind in der Mitte ſchwarz, breit olivengrau gerandet, der ganze Unterrücken iſt olivengrau, am Bürzel eine helle ſchwachgelbbräunliche Stelle; es iſt bedeutend größer als das Verwandte. — Morellet's Pfäffchen hat in allen Alters— und Geſchlechtszuſtänden zwei Flügelbinden und das Männchen zeigt einen doppelten weißen Spiegelfleck im Flügel; die ganze Oberſeite iſt mehr gelbbräunlich und die Unterſeite iſt ent— ſchieden ockergelblich; die Ohrgegend iſt mehr ausgedehnt ſchwarz. In der Größe ſteht es be— trächtlich hinter jenem zurück. Die Verbreitung erſtreckt ſich nach Baird über das Thal des Rio Grande in Texas und im Süden von Honduras. — Das gelbbürzelige Pfäffchen hat keine Flügelbinden und nur einen Spiegelfleck; Unterrücken und Bürzel lebhaft hell roſtroth, Hals— ſeiten faſt reinweiß, Unterſeite von der ſchwarzen Bruſtbinde aus nach hinten lebhaft roſtroth, Kehle und Bauchmitte heller. Das Weibchen unterſcheidet ſich durch den weniger lebhaften nicht gelbbräunlichen, ſondern mehr ins Olivengraue ziehenden Anflug des Gefieders. Dieſes und das Kragenpfäffchen unterſcheiden ſich von dem bedeutend kleineren Morellet's Pfäffchen zugleich durch einen auffallend größern Schnabel. „Man könnte“, ſagt Cabanis übrigens, deſſen Be— ſchreibungen ich entlehnt, während ich die des Kragenpfäffchens nach dem vor mir befindlichen Exemplar noch etwas vervollſtändigt habe, „die lebhafte roſtrothe Farbe des Bürzels (der zuletzt beſchriebnen Art nämlich) für die höchſte Ausfärbung, mithin den Vogel für das ganz alte Männ— chen von Morellet's Pfäffchen halten, wenn nicht die bei dieſer Art in allen Uebergangskleidern vorhandenen hellen Flügelbinden und der mit der ſtärkern Ausfärbung gleichfalls zunehmende doppelte Spiegelfleck fehlten. Das Berliner Muſeum beſitzt zwei ausgefärbte Männchen und ein Weibchen aus Mexiko und ein Weibchen von Cuernavacca.“ Dr. v. Frantzius gibt über die Lebensweiſe von Morellet's Pfäffchen auf Koſtarika die folgende kurze Mittheilung: „Es findet ſich ſehr häufig in der Trockenzeit an den Rändern der Felder und an freien Plätzen, wo es von den hohen abgetrockneten Staudengewächſen friſche Beeren abzuleſen pflegt; man trifft es vorzugsweiſe, nebſt anderen verwandten Arten, an der ſonnigen Südweſtſeite des Landes überall an.“ — Wäre das Kragenpfäffchen in einem Pärchen vorhanden geweſen, ſo hätte ich es trotz des hohen Preiſes ſicherlich gekauft, um einen Züchtungsverſuch anzuſtellen. Es hat keinen weiteren Namen. Sporophila leucopsis, CY. — Morellet's Pfäffchen. Spermophila Morelleti, Pehr., Bp., Sel., Brd.,; Spermophila albigularis, Zwre. nec Sr.]; Sporophila Morelleti, Ob. — Das gelbbürzelige Pfäffchen. Fringilla ochropyga, Zehtst.; Sporophila ochropyga, C. x 2 * Als Ruder- oder Papageifinken reihe ich hier außer dem Geſchlecht Ruderfink [Pitylus, Ov.] auch die nächſtverwandten, wie Habia [Saltator, VIl.], Graumantel [Schistöchlamys, Rehb.], Baſtardhabia [Orchesticus, C).] u. a. m. an. Da die hierhergehörenden Vögel jedoch ſämmtlich ohne Ausnahme noch nicht in den Handel gelangt ſind, ſo will ich ſie nur ganz kurz behandeln; völlig fortlaſſen darf ich ſie nicht, da manche von ihnen über kurz oder lang zweifellos im Vogelhandel erſcheinen werden. Der rußſchwarze Papageifink [Coccothraustes fuliginosus] iſt im ganzen Gefieder dunkel— ſchieferſchwarz mit ſchwachem bläulichen Metallſchiller; Stirn, Backen, Kehle und Vorderhals kohl— ſchwarz; Flügel bräunlichſchiefergrau, Schwingen bläulich gerandet, untere Flügelſeite braungrau; Schnabel hellzinnoberroth; Auge braun; Füße ſchwarzbraun. Etwas über Droſſelgröße. (Nach Burmeiſter). Das Weibchen iſt im ganzen matter und düſterer gefärbt; Kehle und Kopfſeiten nur mattſchwärzlich; auch der Schnabel heller (Brlpſch.). Nach den Angaben des erſtern For— ſchers findet man ihn von St. Paulo bis Bahia und darüber hinaus; ſeine Verbreitung dürfte ſich jedoch ziemlich über ganz Braſilien erſtrecken. „Er iſt nicht häufig und lebt, gewöhnlich par— weiſe, nicht eigentlich im tiefen Walde, ſondern mehr an den Rändern auf buſchigen und ſonnigen Triften.“ Pitylus fuliginosus, Dan., Scl., Pelu.; Coccothraustes coerulescens, Vll.; Fringilla gnatho, Lehtst.; Pitylus erytrorrhynchus, Swns.; P. ardesiacus, Lss. (Tanagra 374 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. psittacina, S.). — Der Papageifink mit weißem Bürenflek [Coccothraustes grossus, L.] ebenfalls aus Braſilien, iſt dem vorigen ſehr ähnlich, jedoch mehr graublau mit weißem Fleck auf dem Rücken und weißer, reinſchwarz umrandeter Kehle; Schnabel gleicherweiſe roth. Größe beträchtlich geringer. (Nach Burmeiſter). Dr. v. Frantzius fand ihn auf Koſtarika. — Der große Papageifink [Coccothraustes magnus] iſt am Oberkopf bis zum Nacken nebſt Wangen ſchiefergrau, Zügelſtreif und Kehle weiß; Nacken, Rückenſeite, Flügel und Schwanz olivengrün; Vorderhals roſtgelb, Bruſt und Bauch grau, Steiß roſtgelb; Schnabel ſchieferſchwarz; Auge rothbraun; Füße ſchiefergrau. Weibchen wenig verſchieden, nur matter. Jugendkleid düſterer und an der Unterſeite dunkelſchaftſtreifig. Größe der Singdroſſel. Im Waldgebiet der Küſten des ganzen tropiſchen Braſiliens von Rio de Janeiro bis nach Guyana (auch Peru) in Gärten und Gebüſch überall gemein, wenig ſcheu, aber hurtig und gewandt, durch ſchreiende Locktöne auffallend. Das Neſt ſteht in mäßiger Höhe, iſt aus Mos gebaut und enthält zwei blaß— grüne Eier mit dichten ſchwarzen Linien am ſtumpfen Ende (nach Burmeiſter). Mit dieſen An— gaben ſtimmen im weſentlichen die des Herrn Karl Euler überein. Buntkehle. (Br.). Ta— nagra magna, Gml.; Saltator olivaceus, //. — Der grauſchwänzige Papageifink |Cocco- thraustes similis] aus dem Innern Braſiliens, ebenfalls grau, nur die Rückenmitte und Flügel olivengrün; Schwanz einfarbig ſchiefergrau; Augenbrauenſtreif bis zum Nacken hinab und Kehle weiß; Kinnſtreif ſchwarz; ganze Unterſeite roſtgelblichgrau: Steiß roſtgelb. Weibchen nur matter. Die Größe gleicht der des vorigen. Saltator similis, Orb.; Tanagra superciliaris, Pr. Wd. nec She, et Azr.]. — Der blaugraue Papageifink |Coccothraustes caesius, Iss. iſt nach Burmeister im Süden Braſiliens, weſtwärts bis an die Kordilleren heimiſch und beſonders in Paraguay ſehr gemein; ſpäter hat er ihn im Laplatagebiete geſehen. Den vorigen ſehr ähnlich, iſt er ebenfalls grau, Augenbrauenſtreif und Kehle weiß, Kinnſtreif ſchwarz, Rücken und Flügel olivenbraun überlaufen, Steiß roſtgelb. Größe übereinſtimmend. Sein Neſt findet man in Gebüſchen oder auf halber Höhe der Bäume aus Reiſern und trockenen Blättern gebaut, und das Gelege beſteht in zwei grünen mit feinen ſchwarzen Linien und Flecken am ſtumpfen Ende gezeichneten Eiern. In der Gefangenſchaft läßt er ſich gut zähmen und mit Brot, zer— quetſchten Maiskörnern und Früchten nebſt Fleiſchſtückchen ernähren. Große Biſſen kaut er im Schnabel förmlich wie ein Säugethier (nach Azara). Capi (Br.). Saltator coerulescens, Lfrsn.; Tanagra superciliaris, Spx. nec Pr. Wd.]; Habia ceja blanca, Aer. (Da ſeine beiden lateiniſchen Benennungen an vorhergegangene Verwandte bereits vergeben ſind, ſo mußte ich auch hier eine neue wählen. — Der dickſchnäblige Papageifink [Coccothraustes maxillosus] von Montevideo, vom vorigen nur durch den größern und dickern Schnabel, weniger roſtfarbne Unterſeite und olivengrün angeflogene Flügelfedern verſchieden, auch dem grauſchwänzigen ſehr ähnlich und von dieſem durch nicht weiße, ſondern ſchmutziggelbgraue Kehle und lebhafter roſtgelbliche Schwanzdecken abweichend. Da über alle dieſe Arten faſt noch garnichts bekannt geworden, ſo läßt ſich nicht mit Sicherheit behaupten, ob ſie wirklich als ſelbſtändige gelten dürfen oder als übereinſtimmend zuſammenfallen. Tanagra maxil- losa, Lehtst.; Saltator maxillosus, CY. — Der olivengrüne Papageifink [Coccothraustes oliväceus, C).] von Guyana ift wiederum dem blaugrauen Papageifink ähnlich, aber mehr olivengrün, Bauchſeite roſtgelb überlaufen und Steiß ganz roſtgelb. Grünhabia (Br.). — Der ſchwarzhalſige Papageifink [Coccothraustes atricollis] aus dem Innern Braſiliens, doch vorzugsweiſe aus dem Süden. Stirnrand, Zügel, Backen und Kehle ſchwarz, Oberkopf dunkel— braun, Rücken olivengrünlichbraun; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, roſtröthlich gerandet und die letzteren geſpitzt; ganze Unterſeite hell roſtgelblichroth; Schnabel braun; Auge orangeroth; Füße bräunlichfleiſchfarben. Droſſelgröße. Weibchen nur matter gefärbt. Er ſoll neben Sämereien auch eifrig Kerbthiere freſſen, was ſich wol von allen Papageifinken voraus— ſetzen läßt. Wenn es ſich bewahrheitet, daß er ein guter Sänger iſt und daß ſeine Verbreitung eine bedeutende, ſich auch über Paraguay und Bolivia erſtreckt, ſo wollen wir wünſchen, daß er recht bald eingeführt werde. Schwarzhalshabia (Br.). Saltator atricollis et S. validus, JJ; T. jugularis, Zehtst. |Habia gola negra, Aer.]. — Der ſchwarzkäppige Papageifink Ruder- oder Papageifinken. 575 [Coccothraustes atriceps] aus Mexiko iſt den vorigen wiederum ſehr ähnlich, jedoch nur mit ſchwarzer Kopfplatte und Haube. Dr. v. Frantzius fand ihn auch auf Koſtarika und ſagt, daß er zu den Vögeln gehöre, welche die auf der Hochebene längs der Wege überall ange— pflanzten Heckenzäune beleben. Tanagra atriceps, Lss.; Arremon gigantéus, Bp. [nec Cb.]. — Der Riefenpapageifink [Coccothraustes gigantödes], auch von Mexiko und dem vorigen gleichend, doch mit grau und ſchwarz gemiſchter Haube. Im Freileben ſtimmt er ebenfalls mit ihm überein. Saltator magnoides [I] Lfrsn. S. gigantodes, Ch. nec Bp.]. — Der größte Papageifink [Coccothraustes grandis], von Koſtarika, iſt bis jetzt noch faſt garnicht bekannt. Tanagra grandis et T. muta, Zehtst.; Saltator rufiventris, Vs.; S. icterophrys, Lyrsn.; S8. Vigorsi, Gr. — Azara's Papageifink [Coccothraustes Azarae, Orbg.] von Weſtbraſilien und Bolivia, ſoll ein guter Sänger ſein. Näheres iſt nicht zu finden. Grauhabia (Br.). — Ueber den Orinocko-Papageifink [Coccothraustus orenocensis, Lfrsn.] von Venezuela iſt ebenfalls garnichts näheres angegeben. Ebenſowenig bekannt iſt der Schopfpapageifink [Coccothraustes oceipitalis, Nttr.] aus dem Innern Braſiliens, denn außer der Beſchreibung iſt auch nichts über . ihn zu finden. Tanagra rufa, Lss.; Diucopsis leucophaea, By. [Tangara roux. Less.] —. Der elſterbunte Papageifink [Coccothraustes Leverianus] von Oſt- und Südbraſilien iſt an Kopf, Hals, Oberrücken und Bruſt ſchwärzlichſtahlblau; Flügel ſchwarz- und weißbunt; Schwanz ſchwarz, weiß geſpitzt; alles übrige reinweiß; nahezu von Droſſelgröße. Elſterling (Br.); Lanius leverianus, G.; L. picatus, Zth.; Cissopsis bicolor, 7. — Der größere Papageifink Coccothraustes major, Ch.] von Braſilien, gleicht dem vorigen faſt völlig, nur iſt er bedeutend größer, nahezu wie eine Elſter. Er lebt in den Waldungen der Küſtengegend parweiſe oder in kleinen Flügen auf hohen Bäumen und läßt einen lauten, kurzen, nicht unangenehmen Ge— ſang hören. Die Nahrung ſoll wie bei allen dieſen jog. Elſterfinken, vorzugsweiſe in Kerb— thieren beſtehen. Betylus picatus, BY. [nec aut.]. — Der kleinſte Papageiſink [Cocco— thraustes minor, Zfrsn.] aus Peru, Bolivia und Ekuador. Mit dem vorigen nahezu überein— ſtimmend, erſcheint er doch viel kleiner, unter Droſſelgröße. — Der Diadem-Papageiſink [Cocco— thraustes diadematus] von Braſilien, iſt für die Leſer dieſes Werkes vor allen ſeinen Ver: wandten intereſſant dadurch, daß er im Jahre 1873 von Herrn K. Gudera, damals in Leipzig, in drei Köpfen eingeführt wurde. Es waren prächtige Vögel, im ganzen Gefieder ſchwärzlichlaſurblau; Stirn, Zügel, Kehle und Augenring ſchwarz; Oberkopf weißlichblau, die mittleren Federn mit glänzendblutrothen Flecken; große Flügeldecken, Schwingen und Schwanz— federn ſchwarz, fein grünlich gerandet, kleine Flügeldecken ultramarinblau, eine breite Flügelbinde bildend; Schnabel glänzendſchwarz; Auge dunkelbraun; Füße ſchwarz. Das Weibchen iſt nicht bekannt, es ſoll nach Burmeiſter einen heller weißen Oberkopf haben und wird auch wol matter gefärbt ſein. Die Größe ſtimmt nahezu mit der einer Droſſel überein und in Haltung und Anſehen gleicht dieſer Vogel einem Gimpel. Ich erhielt ein Exemplar, welches jedoch leider bald einging und ausgeſtopft in meiner Sammlung ſteht. Es bleibt ſehr zu wünſchen, daß dieſer ungemein ſchöne und ſtattliche Papageifink, der in den Wäldern bei Neu-Freiburg, frei— lich leider nicht häufig, in kleinen Trupps ſtill und verſteckt leben ſoll, wenigſtens hin und wieder in den Handel gelangen möchte; er würde eine herrliche Bereicherung unſerer Vogelſtuben bilden. Blauer Diademfink, Händlername. Stephanöphorus coeruleus, Strekl.; Coccothraustes leucocephalus, V.; Tanagra diademata, Nttr.; Fringilla splendida, Zehtst.; Lindo azul cabeza blanca, Aer. (Da ein Coccothraustes coeruleus S. 554 bereits vorhanden iſt und der Name C. leucocephala, Vl., durchaus nicht zutrifft, jo griff ich auf die neuere Bezeichnung von Natterer zurück. — Der graumantelige Papageifink [Coccothraustes leucophaeus] aus dem Süden und Oſten Braſiliens, von Dompfaffengröße. An Stirn, Zügel, Augenrand und rings um den Schnabel ſchwarz; Oberkopf hellbraun; Wangen roſtgelb; Nacken, Rücken, Flügel und Schwanz bleigrau; Schwingen und Schwanzfedern dunkler ſchiefergrau, fahl roſtgelb ge— randet; Kehle, Vorderhals und Bruſt röthlichroſtgelb; Bauch weißlich. „Ich fand den hübſchen Vogel am Rande der Gebüſche und neben offenen Waldwegen meiſt einzeln oder parweiſe; er iſt ſehr wenig ſcheu.“ (Burmeiſter). Wenn ich nicht irre, ſo habe ich ihn im Berliner Aquarium U 576 Die Kernbeißer und Kernbeißerfinken. bald nach der Eröffnung in einem Männchen geſehen. Graumantel (Br.) Tanagra leucophaea, Lehtst.; Saltator ruficapillus, /.; T. capistrata, Sp.; Tanagra conspicillata, Mus. Par. — Der ſchwarze Papageifink [Coccothraustes ater] aus Südbraſilien und Peru. An Stirn, Backen, Kehle und Vorderhals ſchwarz; Rumpfgefieder bleigrau, Flügel bräunlich über— laufen; Schwanz ſchieferſchwarz. Wenig kleiner als der vorige. Er bewohnt das Urwaldgebiet, hält ſich aber vorzugsweiſe an Waldrändern und in den mit Gebüſch beſetzten ſumpfigen Niede— rungen, wo er ziemlich häufig iſt. Schleierhabia (Br.). Tanagra atra, Gmi.; T. melanopis, Lth. — Der orangeſchnäbelige Papageifink [Coccothraustes aurantürostris, Lyrsn.]. welcher von Burmeiſter in den Laplataſtaten und von Frantzius auf Koſtarika gefunden worden und einen hübſchen Geſang haben ſoll, ſowie der vielfarbige Papageifink [Cocco— thraustes multicolor, Bymst.] aus den Laplataſtaten, welcher letztre übrigens düſterfarbig wie die anderen iſt und die vielverſprechende Bezeichnung keineswegs verdient, ſeien nur beiläufig erwähnt. ns ya Die Ammern. 577 Die Ammern [Emberizinae). Dieſe eigenartige Familie der Finkenvögel, welche theils den eigentlichen Finken, theils den Lerchen naheſteht, und daher von manchen Ornithologen als Mittelglied zwiſchen beiden betrachtet wird, hat für die Stubenvogelliebhaberei im allgemeinen nur eine geringe Bedeutung. Die hierher gehörenden Vögel ſind mehr gedrungen und mehr dickleibig als jene erſteren und kürzerbeinig als die letzteren. Ihr Schnabel iſt klein und kurz, an der Wurzel dick, vorn kegelförmig, doch ſpitz, der Oberſchnabel iſt ſchmaler als der untere, in welchen er hineinpaßt, während der Gaumen mit einem Höcker verſehen iſt, der zum Aufſpelzen der Körner dient; Flügel mittellang, mit zweiter oder dritter längſter Schwinge; Schwanz ziemlich lang, gerade oder ausgeſchnitten; Füße kurz mit langen Zehen, deren hinterſte meiſt ſpornartig verlängert iſt. Das Gefieder iſt locker und reich und bei den Männchen lebhafter gefärbt als bei den Weibchen, während das Jugendkleid von dem beider Alten ſich verſchieden zeigt. Alle Welttheile bilden ihre Heimat, nur in Auſtralien hat man ſie bis jetzt noch nicht gefunden. Als Aufenthalt wählen ſie vorzugsweiſe niedriges Gebüſch und Rohr, wechſelnd mit Aeckern und Wieſen. Ihr Flug iſt ruckweiſe und bogenlinig, der Gang hüpfend und ſchreitend. Zug- oder Strichvögel, leben ſie geſellig, manche auch während der Brut. Der Lockton iſt langgezogen, der Geſang unbedeutend. Das Neſt befindet ſich am Boden oder im niedrigen Geſträuch und ſtellt eine große, offene, ziemlich künſtlich geformte Mulde dar, in welcher das Gelege von vier bis ſechs farbigen Eiern von beiden Gatten des Pärchens erbrütet wird. In allerlei Ge— treide- und Grasſämereien, nicht aber in öligen Samen, dagegen in vielen Kerb— thieren beſteht ihre Nahrung. Sowol im Käfige als auch in der Vogelſtube zeigen fie ſich ungeſchickt, wenig beweglich, ohne Anmuth, auch haben ſie keinen nennenswerthen Geſang; nur wenige ſind als beſonders farbenprächtige Vögel geſchätzt. Züchtungsverſuche hat man mit ihnen bisher kaum angeſtellt, doch dürften die meiſten wenigſtens in der Vogelſtube unſchwer niſten. Ihre Fütte— rung und Verpflegung ſtimmt mit der für die Finken angegebnen überein. Die Preiſe dürften mit Sicherheit wol nicht feſtzuſtellen ſein, denn alle Ammern ſind eigentlich nur zufällige Gäſte im Vogelhandel. Auch ſie hat man in mehrere kleine Sippen geſchieden, deren Angehörige bald hier-, bald dorthin geſtellt werden. Um Verwirrung zu vermeiden, reihe ich ſie ebenfalls einheitlich aneinander. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 37 78 Die Ammern. CT Der Weidenammer [Emberiza aureolal. Von allen in den Handel gelangenden Ammern erſcheint diefer am häufigſten. Er iſt oberhalb rothbraun, ſchwarz und weiß geſtrichelt; Zügel und Geſicht ſchwarz, Kopfſeiten rothbraun; Flügel und Schwanz dunkelbraun, erſtere mit fahler Querbinde und großem weißen Fleck, auch jede Feder breit rothbraun geſäumt; Unterſeite gelb, über die Oberbruſt eine dunkel— rothbraune Binde, hinterwärts weiß. Schnabel röthlichgrau mit ſchwarzer Firſt; Auge braun, Füße fahl röthlichgrau. Das Weibchen iſt fahler und matter gezeichnet; oberhalb röthlich— braun; ſchwärzlich ſchaftſtreifig; Augenbrauenſtreif fahl gelblichweiß; Flügelfedern breit ſchwärz— lich ſchaftſtreifig, über den Flügel eine fahle Binde; Schwanz röthlichbraun; Kehle röthlichgelb; Körperſeiten bräunlichgelb, dunkel ſchaftſtreifig; ganze übrige Unterſeite düſter bräunlichweiß. In der Größe ſtimmt er etwa mit dem Feldſperlinge überein. Die Heimat erſtreckt ſich über Nordaſien und Nordoſteuropa; auch er iſt Zugvogel. Ueber ſein Freileben haben die Reiſenden ziemlich ausführlich berichtet und nach ihren Angaben weicht daſſelbe von dem aller Ammern überhaupt nicht weſentlich ab. In Sibirien fand ihn der Naturforſcher Radde bis zu einer Höhe von 2000 Meter in den Gebirgen und ebenſo in der Ebene an den mit Weidengebüſch bewachſenen Flußufern, in kleinen Birkenwäldchen, niemals aber im Hochwalde. Nach Dr. Eversmann iſt er in Sibirien im kaſanſchen Gouvernement häufig auf überſchwemmten Wieſen, ſelten dagegen in den feuchten, grasreihen Thälern des Ural; er kommt erſt ſpät, nicht vor dem Mai an. Dr. v. Nordmann ſagt, daß er nach Liljeborg in Finnland am Onegaſee gemein ſei; ebenſo ſahen ihn Dr. Dybowsky und Parrex in Daurien zahlreich. Wie R. Swinhos angibt, ſoll er in China allgemein verbreitet ſein. In Beiträgen zur Kenntniß der Vögel Oſtſibiriens und des Amurgebiets nach den Mittheilungen der Reiſenden Radde, Midden— dorf und Schrenk jagt E. v. Homeyer: „Das ſüdöſtliche Sibirien ſcheint das rechte Vaterland dieſes ſchönen Vogels zu ſein, der jedoch, wie ſchon Pallas angegeben, bis nach Nordſibirien hinauf geht. Die oſtaſiatiſchen Weidenammern haben alle einen weißen oder gelben Nackenfleck, welchen die in Europa bemerkten Exemplare ſämmtlich nicht zu tragen ſcheinen, wie dies auch die Abbildungen von Gould und Naumann zeigen. Hierdurch wird meine bereits anderweitig aus— geſprochene Anſicht, daß die in Europa gefundenen, vermeintlich oſtaſiatiſchen Vögel ein näher gelegenes Vaterland haben, beſtätigt.“ — „Unter den Ammern“, ſagt Taczanowski, „iſt dieſe Art ſowol zur Durchzugs- als auch zur Brutzeit die gewöhnlichſte. Sie kommt um die Mitte des Monats Mai an, niſtet überall in den Thälern und verbreitet ſich bis an die Grenzen der Wälder, wo ſie jedoch ſeltener iſt, während ſie in den Steppen allenthalben vorkommt, wenn es nur Sträucher oder größeres Unkraut gibt. Das Neſt ſteht auf der Erde im Graſe auf trockenen Wieſen oder in Sträuchern ein Meter hoch. Sm der Mitte des Monats Juni legt das Weibchen vier bis fünf, ſelten ſechs Eier; auch das Männchen brütet. Außerdem wiederholt es unermüdlich ſein eintöniges, doch melodiſch er— Der Weidenammer. 579 klingendes Lied. Das Weibchen brütet ſehr feſt, fliegt erſt unter den Füßen auf und flattert dann auf der Erde fort, um den Feind hinwegzuführen. Die Jungen verlaſſen das Neſt ſchon und verſtecken ſich im Graſe, wenn ſie zum Fluge noch nicht fähig ſind. Dann fallen die Alten jeden nahenden Störenfried hartnäckig an. Gegen Ende Septembers oder Anfang Oktobers ziehen ſie fort.“ Uebrigens ſoll nach Opel der Kukuk gern ihr Neſt heimſuchen. In Frankreich erſcheint dieſer Ammer in der Provence nach Dr. v. Müller's Mittheilung ganz un— regelmäßig; auch kommt er in Italien vor. In Bulgarien ſoll er garnicht zu finden ſein, dagegen gehört er zu den Vögeln, welche nach Blaſius auf Helgo— land beobachtet worden. Er wird alljährlich von den nach Rußland reiſenden kleinen deutſchen Händ— lern, jedoch nicht in beträchtlicher Anzahl, eingeführt, und im Spätherbſt 1877 brachte der Händler A. C. Gleitzmann aus Moskau in einem großen Trans— port ruſſiſcher Vögel auch 21 Weidenammern nach Berlin, um ſie dann aber ſofort nach London überzuführen. Bei den Liebhabern und Züchtern findet dieſer Ammer keinen beſondern Beifall; man hält ihn allenfalls einzeln, um des an— genehm flötenden Geſangs willen, der in recht melodiſchen, doch immer wieder— holten und dadurch einförmig erklingenden Lauten beſteht. Ich hatte ein Pärchen lange Zeit hindurch in der Vogelſtube, ohne daß es niſtete und ich glaube daher, daß es nicht leicht ſein dürfte, ihn zu züchten. Auch iſt er nicht fried— lich, denn das Männchen verfolgt in ruheloſer Weiſe alle Genoſſen, welche es zu überwältigen vermag. Der Preis ſchwankt zwiſchen 9 bis 12 Mark für das Pärchen. Der Weidenammer heißt auch fälſchlich Gartenammer. — L'Ortolan d’ore de Siberie; Siberian Golden Bunting. — Altan gurguldai (burätiſch, nach Dybowski und Barren). Nomenclatur: Emberiza aureola, Pl., Lth., Gld.; Fringilla pinetorum, Lpch.; Passerina collaris, III.; Emberiza sibirica, Erm.; Euspiza aureola, G., Hdgs., bp., Bith., Hrsf. et Mr.; Hypocentor aureolus, Cb.; Mirafra flavicollis, Me. CM., Gr.; Euspiza flavigularis, Blth., By. |[Yellow-breasted Bunting!. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe S. 578. Emberiza auréola: supra rufo-castanea, nigro-alboque striolata; loris facie- que nigris; capitis lateribus rufis; pennis alarum caudaeque fuscis, late rufo-limbatis; alis fasciam lividam maculamque magnam albam offerentibus; subtus flava; fascia trans guttur castanea, post alba. Der Telſenammer [Emberiza fucata] von Wien, und zwar China, Japan und Bengalen; oberhalb rothbraun, Oberkopf ſchwarz, Wangen rothbraun, Bartſtreif ſchwarz und darüber ein weißer Streif; Mantel und Schultern breit ſchwarz ſchaftfleckig; Schwingen dunkelbraun, ſchmal fahl außengeſäumt, über den Flügel zwei weißliche Querbinden; Schwanzfedern ſchwarz, die äußeren am Ende weiß und die inneren mit weißem Fleck; Kehle weiß, ſchwarz ſchaftfleckig; über die Oberbruſt ein rothbraunes Band, ganze übrige Unterſeite fahl gelbroth, Körperſeiten ebenſo, fein ſchwarz ſchaftſtreifig; Schnabel röthlichbraun mit ſchwarzer Firſt; Auge braun; Füße gelbgrau. Das Weibchen iſt oberhalb dunkelbräunlichroſtroth, ſchwarz ſchaftſtreifig; Augen— brauenſtreif und Kehle roſtgelb, Wangen rothbraun, Oberbruſt mit ſchwarzer Binde. Größe des 37 * 580 Die Ammern. Feldſperlings. Nach Pallas gleicht er im Freileben den ſibiriſchen Verwandten und ebenſo gibt dies Taczanowski inhinſicht ſeiner Brut, des Neſtes und der Eier an. Swinhos meint, daß er in China mehr auf den Feldern als auf Felſen zu finden ſei und daher den Namen wol garnicht verdiene. „In der Nähe von Kalkutta“, ſagt Blyth, „wo er gemein iſt, wird er mit anderen Vögeln zuſammen als ‚Ortolane‘ zum Verkauf auf den Markt gebracht, und von dort aus gelangt er auch, wiewol höchſt ſelten und nur einzeln, in den Handel.“ Näheres vermag ich jedoch nicht über ihn anzugeben.“ — L’Ortolan teindu; Dyed Bunting; Em- beriza fucata, Pl., Gld., Blth., Gr., Tmm. et Schlg., Bp.; Euspiza fucata, Blth., Hrsf. et Mr.; Onychospina [I] fucata, Bp.; Hypocentor fucatus, Cb.; Emberiza lesbia, Timm. Der gelbbäuchige Ammer [Emberiza flaviventris] kommt als einer der ſchönſten unter allen dieſen Vögeln leider ſo ſelten in den Handel, daß er für die Liebhaberei eigentlich kaum eine Bedeutung hat. Er iſt am Kopf bis zum Nacken tiefſchwarz mit einer grauweißen Längsbinde über die Kopfmitte, je einer ſolchen übers Auge bis zum Schlaf und ebenſo vom Mundwinkel bis zur Ohrgegend; Mantel- und Schulterfedern braun, ſchmal roſtgrau geſäumt; Schwingen braunſchwarz, fein fahlbraun außengeſäumt, Oberflügel mit zwei weißen Querbinden; Hinterhals und Bruſtſeiten röthlichgraubraun; Bürzel und obere Schwanzdecken aſchgrau; Ober— kehle, Hinterleib, untere Flügel- und Schwanzdecken weiß; übrige Unterſeite hochgelb; Bruſt röthlichorangefarben; Schnabel blei-, Unterſchnabel röthlichgrau; Auge braun; Füße röthlich— gelbgrau. Weibchen oberhalb heller mit blaß roſtfarbenen Kopfſtreifen; obere kleine Flügel— decken weiß endgeſäumt; ganze Unterſeite heller gelb; Bruſt nur ſchwach orangefarben. Beim jungen Vogel haben nach Rchn. die Armdecken hellbraune Spitzen, beim älteren weiße. Größe nahezu des Goldammers. Die Verbreitung erſtreckt ſich weit über Afrika im Weſten und Süden, auch über Südmozambik. Inbetreff des Freilebens berichtet Heuglin: „Er iſt Zugvogel in Nordoſtafrika, langt mit den erſten Sommerregen an und zieht im November und Dezember fort. In der baumreichen Steppenlandſchaft zeigt er ſich einzeln oder parweiſe im Gezweige, kommt ſelten auf die Erde herab und meidet, wie es ſcheint, die Umgebung der Gewäſſer. Lock— ton und Geſang ſind ammerartig; erſtrer klingt etwa: diu-gäck, der letztre iſt nicht laut, mehr ſchwätzend als zirpend und ertönt namentlich in den Vormittagsſtunden nicht ſelten vom Gipfel eines Buſches herab. Im Gebiet des Gazellenfluſſes beobachteten wir ihn von Auguſt bis ein— ſchließlich Oktober, Antinori dagegen im Februar, auch verſichert dieſer Reiſende, daß er ſich meiſt auf der Erde aufhalte. Hartmann traf im ſüdlichen Senar zu Mitte d. M. Juni ganze Flüge, doch glaube ich faſt, daß er ſich geirrt und einen andern Vogel geſehen hat.“ Reichenow fand ihn häufig in den Niederungen des Kamerun: „Er lebt in den Steppen— gegenden und Feldern und dürfte im Weſen am meiſten dem europäiſchen Ortolan gleichen. Frei auf einem Baumwipfel oder Zweige ſitzend, läßt er ununterbrochen zwiſchen kurzen Pauſen ſeinen einförmigen kleinen Geſang erſchallen, der den ſchwermüthigen Klang unſres Goldammer— rufs hat und aus drei abfallenden Tönen zuſammengeſetzt iſt. Die Nahrung beſteht der Haupt— ſache nach in Grasſämereien.“ Einzeln und wol nur zufällig mit anderen Vögeln zuſammen eingeführt, ſieht man ihn hin und wieder in einem zoologiſchen Garten; bei den kleineren Händlern oder in den Vogelſtuben dagegen kaum. Prachtammer bei Br. (Gelbbäuchiger Ortolan vom Vorgebirge der guten Hoffnung, Buff.]J. L'Ortolan à ventre jaune; Yellow- bellied Bunting. Passerina flaviventris, I.; Emberiza xanthogastra, 8 %.; Fringil- laria capensis, Swns.; F. bicincta, @r.; Emberiza flavigastra, Rpp., E. quinquevittata, Lelitst.; E. albicollis et affinis, Pr. Wrimbg. [L'Ortolan à ventre jaune du cap de bonne esperance, Buff.; Cape-Bunting, Zath.|. — Cabanis' Ammer [Emberiza Cabanisi], dem vorigen nächſtverwandt, iſt er am Oberkörper dunkelbraun; Oberkopf ſchwarzbraun; Augen— brauenſtreif bis zum Nacken weiß; Rückenfedern dunkelſchaftſtreifig; Schwingen, Deck- und Schwanzfedern ſchwarzbraun, Flügel mit zwei weißen Querbinden; Kehle weiß, ganze übrige Unterſeite reingelb; Schnabel bleigrau, Unterſchnabel heller; Auge nußbraun, Füße ſchmutzig— fleiſchfarben. Größe des vorigen. Näheres hat Herr Reichenow, welcher den Vogel in Weſt— Ammern. 581 afrika am Kamerun entdeckt, zuerſt beſchrieben und benannt, nicht angegeben. Polymitra (Fringillaria) Cabanisi, Rehn. Den fiebenftreifigen Ammer [Emberiza tahapisi] aus dem Innern Afrikas würde ich nur beiläufig zu erwähnen brauchen, wenn nicht der Umſtand ihn als beſonders intereſſant er— ſcheinen ließe, daß ſich ein Exemplar in der großen Sammlung lebender Sing- und Schmuck— vögel des Herrn Wiener in London befindet, während er ſonſt wol noch niemals in den Handel gelangt und auch in keinem zoologiſchen Garten vorhanden iſt. Kopf, Kinn und Kehle ſind ſchwarz, ein Scheitelſtreif, je ein Augenbrauen-, Wangen- und Bartſtreif, im ganzen ſieben, ſämmtlich weiß; oberſeits röthlichbraun, breit ſchwarz ſchaftſtreifig; Schwingen und Schwanz— federn ſchwärzlichbraun, hell rothbraun außengeſäumt; Oberkehle weißlichgrau, ganze übrige Unterſeite hell gelblichbraun; Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel heller, gelblich; Auge grau; Füße gelbgrau. Das Weibchen ſoll am Kopf ſchwärzlichgrau ſein mit fahlröthlichen Streifen und am ganzen Körper fahler. Sperlingsgröße. Nach Heuglin iſt er in Abeſſinien und im Bogosgebiet Standvogel: „Brehm behauptet, ihn im April im Samhar und in den tiefen Gebirgsthälern am Oſtabfall von Menſa brütend geſehen zu haben, während ich das Neſt zwiſchen Juni und Oktober in jenen Gegenden und im Dezember unfern von Gondar im Bette halb⸗ ausgetrockneter Gewäſſer fand. Nach dem Berliner Muſeum ſoll er auch in Arabien heimiſch ſein. Er lebt in kleinen Familien oder parweiſe bis etwa 2000 Meter hoch meiſtens neben den Wildbächen auf Lichtungen und Felſen, doch kommt er auch in die Nähe menſchlicher Woh— nungen, auf Zäune in den Gärten und auf Weideplätze. Lockton und Geſang find dem der Verwandten gleich. Das kleine Neſt beſteht aus Grashalmen und iſt hinter Steinen und Ge— büſch unmittelbar auf der Erde angelegt. Ich fand darin zwei bis drei weißliche, etwas lehm— farb angeflogene Eier mit dunkel erdbraunen Flecken, welche meiſt am ſtumpfen Ende kranzartig zuſammengedrängt ſtehen. A. Brehm gibt an, daß der ſiebenſtreifige Ammer an den felſigen Ufern des Nil in Südnubien ſehr häufig ſei; das dürfte jedoch in einer Verwechſelung mit dem Streifenammer beruhen.“ In Weſtafrika fand ihn Du Chaillu am Kamma und Kap Lopez. Barboza du Bocage ſagt, daß er im November und Dezember aus dem höher gelegenen Innern, wo die Regenzeit früher eintritt, nach Biballa komme. Nach Antinori ſoll er in Tunis häufig ſein, doch meint Heuglin, daß dieß ein Irrthum und wol auf den Sähara— ammer zu beziehen ſei. Näheres iſt auch über ſein Freileben nicht bekannt. Wüſten-Sieben— ſtreifenammer (Br.). Emberiza Tahapisi, // h.; E. capistrata, Lehtst.; Polymitra septemstriata, CV.; Emberiza septemstriata, Rpp.; Fringillaria rufa, Swns. — Der ge— ſtreifte Ammer [Emberiza striolata] iſt röthlichzimmtbraun, oberhalb dunkler; Kopf und Hals bis zur Bruſt aſchgrau, ſchwärzlich ſchaftſtreifig; über die Wangen vom Schnabel bis zu den Kopfſeiten drei dunkle Längsſtreifen; Mantel ſchwach dunkelſchaftſtreifig; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, breit röthlichbraun außengeſäumt; Bürzel und obere Schwanzdecken lebhaft roſtfarben; Bruſt bräunlichgrau, ſchwärzlich ſchaftſtreifig; Bauch und Hinterleib düſter roſtröthlichgrau; Schnabel braun, Unterſchnabel heller, gelb; Auge braun; Füße gelbgrau. Das Weibchen ſoll nur matter gefärbt ſein. Größe des vorigen. Die Verbreitung erſtreckt ſich über den nördlichen Theil von Afrika, einige Gegenden von Weſtaſien und den Weſten von Indien. „Er lebt“, jagt Heuglin, „als Standvogel im mittleren und ſüdlichen Nubien u. a. bis zum 20. Gr. nördl. Br. und zwar meiſtens familienweiſe in der Steppe, wo ſteinige und felfige Striche mit Buſchwerk und Gräſern beſtanden ſind, auf den Klippen der Stromſchnellen des Nils und auf kahlen ſandigen Flächen. Hier zeigt er ſich ziemlich ſchüchtern und flüchtig und verſteckt ſich ohne aufzufliegen gern hinter Geſtein; ſeine Stimme iſt ammerartig, aber nicht laut und lebhaft.“ Chalihl-Effendi weiſt gelegentlich darauf hin, daß er an den Brunnen der Wüſte häufig vorkommt. Im April d. J. 1869 beobachtete Dr. E. Rey in Portugal in der Nähe von Lagos ein Pärchen eines auffallend kleinen Ammers, welchen er für dieſe Art hielt. Da er hoffte, daß die Vögel dort an einer Gartenmauer niſten würden, ſo erlegte er ſie nicht, doch waren ſie bald darauf verſchwunden, ohne daß er ſie ſicher feſtſtellen konnte. Uebrigens U 582 Die Ammern. fand man dieſen Ammer auch bei Konſtantinopel. Streifenammer (Br.). L’Ortolan strie; Striated Bunting. Fringilla striolata, Lehtst. — Der Sahara-Ammer [Emberiza Säharae] aus Algier, von dem vorigen nur dadurch verſchieden, daß an der ganzen Oberſeite die Schaftſtreifen fehlen und daß er hier alſo einfarbig rothbraun erſcheint. Er ſoll nach der Meinung mancher Ornithologen mit ihm als eine Art zuſammenfallen, doch iſt es mit Sicher— heit nicht feſtgeſtellt; für die Liebhaberei hat er in dieſem wie in jenem Falle keine Bedeutung. Polymitra Saharae, Zoll. jun. Der Ammer vom Vorgebirge der guten Hoffnung [Emberiza capensis], ein Vogel, der zu den ſeit altersher bekannten gehört und doch bis zur Gegenwart jo jelten iſt, daß er unter den Stubenvögeln nur beiläufig mitgezählt werden darf. Er iſt am Oberkopf ſchwarz mit fahlbraunem ſchwärzlich geſtrichelten Streif über die Kopfmitte; Augenbrauen- und Backenſtreif bräunlichweiß und darunter ein ſchmaler ſchwarzer Streif; ganze Oberſeite braun, breit ſchwärz— lich ſchaftſtreifig; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun, ſchmal fahl außengeſäumt, eine breite roſtrothe Querbinde über den Flügel; ganze übrige Unterſeite fahl bräunlichgrau, Kehle, Hinterleib und untere Schwanzdecken bräunlichweiß. Schnabel ſchwärzlichhorngrau; Auge braun; Füße dunkelbräunlichgrau. Sperlingsgröße. Es iſt noch nicht bekannt, wie weit er ſich über Südafrika verbreitet und ebenſo fehlt noch jede Auskunft über ſein Freileben. Buffon gibt nur die Beſchreibung und ſtellt ihn als anſpruchslos gefärbten Vogel in Gegenſatz zu dem ungleich ſchönern gelbbäuchigen Ammer. Im zoologiſchen Garten von London iſt er ſeit dem Jahre 1869 vorhanden; in unſeren Vogelhandlungen oder zoologiſchen Gärten ſieht man ihn höchſt ſelten und in den Vogelſtuben iſt er wol noch garnicht vorhanden geweſen. Kafferammer (Br.) — [Kap'ſcher Ammer oder Ortolan, nach alten Autoren.] — Ortolan du Cap; Cape Bunting. — Emberiza capensis, L.; E. erythroptera, I m.; E. caffrariensis, Stph. [Hortulanus capitis Bonae spei, Byss.; L’Ortolan du Cape de bonne Esperance, Duf.]. Der Maskenammer |Emberiza personata, Tmm.] aus Japan iſt an Kopf, Hinterhals und Halsſeiten ſchmutziggraugrün, Kopfmitte fein ſchwärzlich ſchaftſtreifig; Augenbrauen- und Bartſtreif gelb, Geſicht ſchwarz; Mantel und Schultern roſtröthlichbraun, breit dunkelſchaftſtreifig; Schwingen dunkelbraun, röthlichbraun außengeſäumt, zwei gelblichbraune Querbinden über den Flügel; Bürzel und obere Schwanzdecken rothbraun; Schwanz düſterrothbraun, Kehle gelb, fein dunkel— ſchaftſtreifig; ganze übrige Unterſeite reingelb; Körperſeiten gelbbraun, breit dunkelſchaftſtreifig; Schnabel bräunlichgrau; Unterſchnabel am Grunde röthlich; Auge braun; Füße röthlichbraun. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein, nur ohne den gelben Augenbrauenſtreif, das Schwarz am Geſicht von geringerer Ausdehnung und an der ganzen Unterſeite braun ſchaftſtreifig. Größe nahezu der des Goldammers gleich. Wie E. v. Homeyer mittheilt, kommt er auch in Oſt— ſibirien vor, denn Schrenck erlegte zwei Weibchen der bisher nur aus Japan bekannten Art dort am 3. September in einem Geſträuch von Erlen, Birken und Weiden. Obwol er in Japan gefangen gehalten werden ſoll, ſo gelangt er doch nur höchſt ſelten in den Handel. Von Herrn Chs. Jamrach erhielt ich im Jahre 1875 mit anderen japaneſiſchen Vögeln zuſammen auch ein Männchen dieſer Art, welches ich, nachdem es ſogleich geſtorben, an das zoologiſche Muſeum von Berlin abgab. Ob er ſonſt noch jemals eingeführt worden, weiß ich nicht zu jagen. L’Ortolan masqué; Masked Bunting. — Der grauköpfige Ammer [Emberiza spodocephala] iſt nach v. Middendorf dem vorigen verwandt, jedoch von allen Reiſenden als ſelbſtändige Art angeſehen. Taczanowski, welcher in der hier ſchon oft erwähnten Sammlung der Vögel aus dem ſüd— lichen Uſſurilande und namentlich an den Küſten des japaniſchen Meeres von Dybowski und Godlewski mehrere Pärchen vor ſich hatte, ſagt, daß kein einziges Exemplar mit jenem Verwandten irgendwelche Aehnlichkeit habe. Er iſt an Kopf und Hals bis zur Bruſt dunkel- grünlichgrau, Geſicht ſchwarz; Augenbrauen- und Bartſtreif gelb, Oberſeite röthlichbraun, ſchwärzlich ſchaftſtreifig, über den Flügel zwei fahlgelbe Querbinden; unterhalb weißlichgelb, Seiten ſchwarz ſchaftſtreifig. Das Weibchen iſt am Kopf grünlichbraun, das Geſicht mehr bräunlich, Unterſeite gelblichweiß. Größe bedeutend geringer als die des Goldammers. In Daurien fanden ihn Ammern. 583 Dybowski und Barrer häufig vorbeiziehend, doch ſelten niſtend, im Amurlande iſt er nach Middendorf der gemeinſte Ammer. Dr. Dybowski gibt aus Oſtſibirien eine ausführliche Schilderung der Lebensweiſe und des Niſtens. Da dieſelbe aber einerſeits mit denen der verwandten Ammern übereinſtimmt, da andrerſeits dieſer als Stubenvogel noch keine Bedeutung hat und eine ſolche vorausſichtlich auch nicht gewinnen wird, ſo muß ich dieſelbe übergehen. Nur die Bemer— kung, daß das Männchen mit ziemlich melodiſcher Stimme ein kurzes Lied ſinge, ſei angefügt. Buſchammer (Br.) Emberiza spodocephala, III.; E. mélanops, Blth.; E. chlorocephala, Haägs. — Der zierliche Ammer [Emberiza elegans, Tmm.] aus Japan. An Oberkopf nebft Seiten und Nacken ſchwarz, Hinterkopf gelb, Augenbrauenſtreif weiß; ganze Oberſeite rothbraun, an Mantel und Schultern die Federn ſchwarz ſchaftfleckig und fahlröthlich geſäumt; Schwingen dunkelbraun, fahl außengeſäumt, über den Flügel zwei breite fahle Querbinden, Schwanzfedern ſchwarz, die äußerſten weiß, ſchwarz gezeichnet; Kehle gelb; großer dreieckiger Fleck an der Ober— bruſt ſchwarz; ganze übrige Unterſeite weiß, Körperſeiten röthlichgrau, rothbraun geſtrichelt; Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel heller röthlich; Auge braun; Füße gelbgrau. Das Weibchen iſt am Oberkopf roſtröthlichbraun, dunkel ſchaftſtreifig; Augenbrauenſtreif röthlichgelb, Kopfſeiten bräunlichſchwarz; die gelbe Kehle und die ſchwarze Zeichnung an der Oberbruſt fehlen. Die Größe kommt der des Maskenammers gleich. Radde beobachtete dieſen Ammer auch im Bureja— gebirge in Oſtſibirien niſtend und auf dem Durchzuge, während man ihn bis dahin nur in Japan und im Amurlande gefunden hatte. Dybowski und Godlewski erlegten ein Männchen im ſüdlichen Uſſurilande. Der erſtere Reiſende ſagt, daß er in Japan um ſeines Geſangs willen im Käfige gehalten werde, und ſo dürfen wir wol erwarten, daß er demnächſt auch bei uns im Handel erſcheint. Da die ganze Lebensweiſe, Brut u. ſ. w., ſoweit eben bis jetzt bekannt, der aller übrigen Ammern gleicht, ſo wird er als Singvogel wol keinen beſondern Werth er— langen, als Schmuckvogel dagegen willkommen ſein. Zierammer (Br.) L’Ortolan elögant; Elegant Bunting. Der Ammer mit gelbem Augenbrauenſtreif [Emberiza chrysophrys, /.]. Am Ober: kopf bis zum Nacken ſchwarz, mit weißem Streif über die Kopfmitte, Augenbrauenſtreif bis zum Hinterkopf gelb, Zügel und Wange ſchwarz; ganze Oberſeite ſchwärzlichbraun, jede Feder heller rothbraun geſäumt; Schwingen bräunlichſchwarz, ebenfalls rothbraun außengeſäumt, Schwanzfedern ſchwarzbraun, die äußerſten am Ende weiß; ganze Unterſeite graulichweiß, an Bruſt und Seiten braun ſchaftſtreifig; Schnabel dunkelgrau, Unterſchnabel heller röthlichgrau; Auge braun; Füße röthlichbraun. Das Weibchen iſt an Oberkopf und Wangen bräunlichroſt— roth, mit gelbem Zügelſtreif; ganze Oberſeite fahlbräunlich, Wangen und Kehle weißlich; ſpar— ſam dunkel ſchaftſtreifig; Oberbruſt fahl bräunlichroth, breit dunkel ſchaftſtreifig; übrige Unterſeite düſtergrauweiß. Sperlingsgröße. Man hat ihn in Mittel-, Süd- und Oſtſibirien und Nordchina gefunden und nach Gloger's Angabe iſt er auch im ſüdweſtlichen Frankreich vorgekommen. Für die Liebhaberei hat er inſofern Intereſſe, als bereits ſeit dem Jahre 1873 im zoologiſchen Garten von London zwei Köpfe ſich befinden und alſo weitere Einführung ſich wol erwarten läßt. Goldbrauenammer (Br.). [Ammer mit gelben Augenbrauen, Buff.] L’Ortolan à soureils jaunes; Yellow -browed Bunting. — Stewart’s Ammer [Emberiza Stewarti, Zlth.| vom Himalaya. Oberkopf graulichweiß, breiter Augenbrauenſtreif bis zum Nacken, Ohrgegend und Kehle ſchwarz, Wangen weiß; Rücken, Schultern, Bürzel und Oberſchwanzdecken tief röthlich— kaſtanienbraun; Schwingen braun, ſchmal fahl gerandet, Flügeldecken dunkelbraun, heller ge— randet; Schwanzfedern ſchwärzlichbraun, theils weiß geſpitzt, theils geſäumt; unterhalb gelblich— weiß, über die Bruſt ein lebhaft kaſtanienbraunrothes Band; Schnabel und Füße bräunlich— fleiſchfarben; Auge braun. Das Weibchen iſt oberhalb blaß olivengrünlichbraun, jede Feder mit dunkelbraunem Schaftſtreif; unterhalb heller fahlbraun, dunkler geſtreift. Die Größe ſtimmt mit der des europäiſchen Gartenammers überein. Dr. Stoliczka fand ihn im Winter an verſchiedenen Orten im Himalaya und in Thibet. Irgend etwas näheres über den Vogel iſt nicht angegeben. Grey-capped Bunting (Gld.). Emberiza caniceps, Gd. 584 Die Ammern. Der Fichtenammer [Emberiza pityornis]. Wir gelangen jetzt zu einem Vogel, welcher ebenſo um ſeiner Lebensweiſe willen, wie auch als Stubenvogel unſere Aufmerkſamkeit in Anſpruch nehmen darf. Er iſt am Oberkopf weiß; Stirn, Hinterkopf und Kopfſeiten ſchwärzlichgrau; Zügel-, Augen— brauen- und Schläfenſtreif roſtroth, ebenſo die Halsſeiten und Kehle, an der Oberkehle aber ein weißlicher, ſchwärzlich eingefaßter Fleck; Wangenfleck weiß, ſchmal ſchwärzlichgrau umrandet; ganze Oberſeite röthlichbraun, dunkel ſchaftfleckig, namentlich an Mantel und Rücken; Schwingen, Flügeldecken und Schwanzfedern ſchwarzbraun, die erſteren und letzteren fein hell und die oberen Flügeldecken breit roſtroth außengeſäumt; Bürzel und obere Schwanzdecken roſtfarben, ungefleckt; an der Oberbruſt eine weiße, halbmondförmige Zeichnung; Hals und Bruſtfeiten, nebſt einem Bande über die Oberbruſt rothbraun, ſchwach weißlich gefleckt; ganze übrige Unterſeite reinweiß; Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel heller; Auge braun; Füße bräunlichgelb. Das Weibchen iſt am Kopf einfarbig ſchwärzlichgrau ohne die weiße Zeichnung, ebenſo ſind Zügel-, Augen— brauen- und Seitenſtreifen düſterer, auch der Wangenfleck iſt grauweiß, die Kehle weiß, ſeitlich roſtbraun gefleckt und die Zeichnung an der Bruſt matter, mehr verloſchen; Kopf- und Hals— ſeiten weißlich; die ganze Oberſeite iſt fahl bräunlichroſtroth, dunkel ſchaftfleckig; Bürzel und obere Schwanzdecken einfarbig röthlichzimmtbraun; auch die ganze Unterſeite iſt nicht rein-, ſondern düſterweiß. Die Größe iſt der des Goldammers gleich. Seine Heimat erſtreckt ſich vom Norden Aſiens und Europas aus über ein noch nicht beſtimmtes Gebiet und ſein Freileben iſt ziemlich eingehend erkundet. Bereits Buffon erwähnt ihn, jedoch nur mit der kurzen Bemerkung, daß er ſich in den Tannenwäldern Sibiriens aufhalte, dort zu anfang des Frühlings ankomme und wie ein Rohr— ammer pfeife. Nach Dybowski's Mittheilungen iſt er in Oſtſibirien auf dem Frühjahrsdurchzuge ſehr häufig und kommt als der erſte Ammer dort an; im Jahre 1868 wurde er bereits am 3. April geſehen. „Er zeigt ſich geſellig an waldigen Bergabhängen oder auf beackerten Feldern nahrungſuchend, niemals aber in den Steppen. In der Lebensweiſe hat er die größte Aehnlichkeit mit dem Goldammer, doch zieht er zum Winter hin gänzlich ab. Das Neſt ſteht am Rande eines Waldes oder Gebüſches, immer an einem offnen Orte, auf der Erde in einer kleinen Vertiefung, unter einem Strauche, Baumſtamm, am Boden liegenden Aſte oder auch unter einem Rindenſtück. Es iſt von außen aus groben, trockenen Kräutern geſchichtet und innen mit feinen zarten Gräſern und Roßharen glatt ausgelegt. Gegen Ende des Monats Mai werden 4 bis 6 Eier gelegt, welche mit denen des Goldammers die größte Aehnlichkeit haben, doch gewöhnlich mehr bunt ſind. Während das Weibchen allein brütet, ſitzt das Männchen in der Nähe auf einem dürren Aſt und ſingt ähnlich, nur etwas rauher, als der erwähnte Verwandte. Wenn man dem Neſt naht, ſo fliegt das Weibchen erſt dicht unter den Füßen auf und ſtellt ſich nach der Gewohnheit dieſer Vögel krank und flügel— lahm, um den Feind von den Jungen fortzulocken. Sobald dieſe das Neſt ver— laſſen haben, werden ſie nur vom Männchen gefüttert. Das Weibchen beginnt zum zweitenmale zu niſten und brütet in der Mitte d. M. Juni wiederum. Die Herbſtdurchzüge dauern hier beinahe bis zu Ende Septembers; einzelne Köpfe Der Fichtenammer. 585 jah man ſogar noch am 18. Oktober. In dieſer Zeit halten fie ſich in kleinen Scharen beiſammen und ſuchen ihre Nahrung beſonders auf den abgeernteten Hafer— und Buchweizenfeldern.“ Auch in Daurien fanden der Genannte und Parrex ihn ſehr häufig und niſtend. Dr. Severzow traf ihn in Turkeſtan im Gebirge niſtend und zwar in der vierten Höhenzone. Nach der Richtung des Durchzugs ſei zu vermuthen, daß die Vögel hierher nicht aus Sibirien, ſondern aus einer noch nicht feſtgeſtellten Gegend kommen. Es iſt übrigens noch nicht bekannt, welchen Weg fie und die verwandten Ammern, die im Norden Rußlands, bl. in Sibirien über Sommer weilen und niſten, auf dem Zuge nehmen und wo ſie überhaupt zur Winterruhe ſich hinwenden. Homeyer weiſt darauf hin, daß derartige Verhältniſſe bei vielen im Nordoſten wohnenden Vögeln nicht aufgeklärt ſeien und daß ſichere Nachrichten darüber ſehr erwünſcht ſein würden. Radde fand den Fichtenammer bereits gegen Ende d. M. März und ſagt, daß er in faſt ganz Sibirien und dem Amurlande gemein ſei. Auffallend ſpät erſcheint er dagegen nach Middendorf auf dem Stanowoy-Gebirge, wo er nicht vor dem 23. Mai eintrifft. Schrend ſah ihn im Frühjahr 1855 vom 11. bis 23. April im Amurlande. Nach Angaben von Gloger und Fritſch iſt er ſodann in Böhmen beobachtet und nach letzterm ebenſo in Ungarn und Oberöſterreich. Dr. v. Müller verzeichnet ihn unter den Vögeln, welche er in Südfrankreich geſehen und zwar zeige er ſich von Zeit zu Zeit in der Provence im Herbſt und ſtets im Jugendkleide, wie denn überhaupt eine beträchtliche Anzahl von Vögeln des hohen Nordoſtens nach den Ländern am Mittelmeerbecken zur Ueberwinte— rung gehen. Auch in Italien und zwar bei Cascine in der Nähe von Piſa und in der Sumpfgegend von Groſſeto in Toskana beobachtete ihn Schalaw, und im Muſeum von Genua befinden ſich Exemplare von mehreren Arten aſiatiſcher Ammer, welche in der dortigen Gegend erlegt worden. Ueberaus intereſſant iſt die Schilderung des Gefangenlebens, welche Viktor Ritter v. Tſchuſi gibt. Er hatte i. J. 1866 ein Männchen auf dem Wiener Vogelmarkt, wo es als Rohrammer ausgeboten wurde, gekauft. Daſſelbe war einige Tage vorher in der Nähe von Wien gefangen. „Als ich den Vogel in einen geräumigen Käfig ſetzte, war er ſehr ſcheu und flog fortwährend gegen die Drähte, ſodaß ich ihn, um Verletzungen vorzubeugen, verdecken mußte. Im be— ginnenden Frühling mäßigte ſich ſein ungeſtümes Weſen und zuletzt wurde er recht zahm. Im Sommer hielt ich ihn mit anderen Körner- und Inſektenfreſſern in einem geräumigen Geſellſchaftsbauer, wo er als ein ruhiger, wenig lebhafter und verträglicher Vogel lebt. Der Lockruf, den man häufig auch während des Singens hört, gleicht vollſtändig dem des Goldammers; da ich im Winter des genannten Jahres beide Arten im Käfige in meinem Zimmer hatte, ſo konnte ich mich täglich davon überzeugen. Nicht ſelten geſchah es, daß vorbeiziehende Gold— 586 Die Ammern. ammern durch feinen Ruf herbeigelockt, im Garten einfielen. Der Geſang hat beinahe nichts ammerartiges; er erinnert vielmehr lebhaft an den des Stiglitz und des Rothkehlchens, namentlich an die feinen langgezogenen ſchwermüthigen Töne des letztern, welche von ihm jedoch niemals jo laut vorgetragen werden, wie dies bei guten Sängern jener Art der Fall iſt, ſondern eher denen eines jungen ſich übenden Rothkehlchens gleichen. Es iſt mir daher unbegreiflich, wie Radde, der dieſen Ammer doch häufig zu beobachten Gelegenheit hatte, von ihm ſagen kann: der angenehme Geſang erinnert wol einigermaßen an den des Edel— fink, nur verräth ſich auch in ihm der bekannte Ammer-Rhythmus“. — Im Mai, Juni und in der erſten Hälfte des Juli ſang er fleißig ſein einfaches Liedchen. Der vollſtändige Federwechſel begann im Auguſt; Mitte Septembers hatte er bereits das vollkommene Winterkleid angelegt. Ich glaube, es dürfte nicht über— flüſſig fein, zu bemerken, daß das Sommerkleid, da es unter dem Winterkleide verborgen iſt, durch Abnutzung der anders gefärbten Ränder entſteht. „Inbetreff des Vorkommens dieſes Vogels in Niederöſterreich konnte ich nur wenige Angaben auffinden. Temminck bemerkt, daß er i. J. 1824 bei Wien erlegt ſei. Graf Gourey-Droitaumont, der ſorgſame Beobachter der Vogel— welt, führt in Oken's „Iſis“, Jahrgang 1848, zwei Fälle an: »das erſte Männchen, welches ich beobachtete, war jung und befand ſich mit vielen Vögeln von allerlei Arten in einem geräumigen großen Gitter, wo es recht vergnügt zu ſein ſchien. Das andre aber war ein alter, ganz ausgefärbter Vogel, der ſehr ſchön ausſah. Auch dieſer wurde anfangs in einem großen Vogelhauſe mit Kanarienvögeln zuſammengehalten und zeigte ſich ſehr verträglich und ebenſo munter, als ich ihn ſpäterhin in demſelben Käfige allein fand. Diesmal fiel mir ſeine geringe Wildheit auf, die es mir möglich machte, ihn recht genau anzuſehen und mich an ſeiner ſchönen Kopfzeichnung zu erfreuen. Er wurde mit Hirſe, Hanf u. drgl. ernährt und befand ſich dabei recht wohl. Im April ſang er fein, leiſe und noch nicht ganz verſtändlich und lockte äußerſt ſelten. Doch verſicherte ſein Beſitzer, der Lockton ſcheine mehr ammerartig zu klingen, als der Geſang, in welchem, wenigſtens ſo lange er leiſe ſang, nichts einem Ammerliede ähnliches zu finden ſei. Der Vogel war zu Ende Februars bei Wien gefangen.“ Ich bin feſt davon überzeugt, daß dieſe Ammerart zuweilen bei uns gefangen wird, ſie fällt dann aber meiſtens Unkundigen in die Hände, die ſie ihres unanſehnlichen Winterkleides wegen überſehen oder mit dem Rohrammer verwechſeln, dem ſie in demſelben nicht unähnlich iſt, wie dies ja auch mit dem meinigen geſchehen war.“ Irgendwelche anderweitigen Angaben über das Gefangenleben oder auch nur über die Einführung kann ich nirgends finden und ich glaube daher, daß dieſer Ammer bis jetzt außerdem noch nicht lebend in den Handel gelangt iſt. Sollte ein Liebhaber für ihn ſich beſonders intereſſiren, vielleicht eine Sammlung aller a 1 | | Der Fichtenammer. 587 Ammer anlegen wollen, ſo dürfte es gerathen ſein, einem Wiener Händler, alſo Herrn Karl Gudera, Fräulein Lübke, vielleicht auch Herrn Karl Baudiſch in Trieſt, Herrn F. Zivſa in Troppau oder Herrn Gleitzmann in Moskau, Auftrag zu geben. Alle dieſe Adreſſen füge ich für den etwaigen Bezug ſibiriſcher, nord- und ſüdruſſiſcher Vögel u. a. beiläufig hier an. Ein Preis iſt natürlich nicht anzugeben. Der Fichtenammer hat keine weiteren Namen. [Ammer Pityornis, Buff.]. Nomenclatur: Emberiza pityornis“), Pl. G., Gld., Gr., Bp., Ch., Tschs.; E. leucocéphala, S. G. Gl.; Fringilla dalmatica, G., Lth.; Emberiza Bonapartei, Brthilm.; E. albida, Blth. [Passer sclavonicus, Brss.; Emberiza esclavonica, Dgl.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 584. — Winterkleid: Kopfplatte und Nacken graubraun; Wangen ſchmutzigweiß; Kehle, Halsſeiten und Streif durchs Auge roſt— braun, weiß gerändert; weißer Halsring mit ſchwärzlichen Spitzen; Rücken graubraun, ſchwarz— braun längsgefleckt; große Schwingen ſchwärzlich, kleine Schwingen ſchwarzbraun, breit roth— braun gerandet, über jeden Flügel zwei weiße Binden; Schwanzfedern ſchwarzbraun, ſchwach hell geſäumt, die beiden äußerſten mit reinweißem Keilfleck; Bürzel roſtroth, jede Feder weiß geſäumt; Oberbruſt und Seiten hellroſtroth, jede Feder mit breitem hellern Saum; der übrige Unterkörper weiß; Schnabel hornbraun, Unterſchnabel düſtergelb; Füße hellgelblichbraun (Tſchuſih. Emberiza pityornis: pileo albo; fronte, oceipite capitisque lateribus nigricante cinereis; loris, superciliis, stria temporali, colli lateribus gulaque ferrugineo-rufis, hac superiore maculam albidam, subnigro-circumscriptam ostendente ; macula genarum anguste nigricante cinereo-cincta; notaeo toto badio, eoque prae- sertim verum interscapilio dorsoque obscure vittatis; tectricibus al, remigibus rectricibusque nigro-fuscis, hoc utroque subtiliter dilute, et tectricibus minoribus late exterius ferrugineo -limbatis; uropygio et supracaudalibus ferrugineis, im- maculatis; pictura gutturis semilunari alba; collo pectorisque lateribus fasciaque gutturis rufis, albido-submaculatis; subtus omnino albissima; rostro fusco, man- dibula pallidiore; iride fusca; pedibus fulvis. — & capite nigricante cinereo, picturae albae vacuo; loris, stria superciliari et temporali luridioribus; macula genarum incana; lateribus gulae albae badio-maculatis; pectoris notis elutioribus; lateribus capitis colli- que albidis; notaeo toto livide badio, obscure vittato; uropygio et supracaudalibus unicoloribus rubente cinnamomeis; subtus sordide alba. — Vest. hiem. pileo cervice- que fumidis; genis luride albis; gula, colli lateribus striaque trans oculum ferrugineo- fuscis, albo-marginatis; torque albo, subnigro-limitato; dorso fumido, nigro-fusco-vittato; remigibus primoribus nigricantibus, secundariis nigro-fuseis, dilute sublimbatis, ambabus extimis maculam cuneiformem albam offerentibus; pluma uropygii ferrugineo-rufi qua- que albo-limbata; plumis et gutturis et pleurarum ruforum late dilutius marginatis; subtus alba; rostro fuscato-corneo, mandibula gilva; pedibus ochraceis. Länge 18 em.; Flügel 9,56 em. (Flügelbreite 18 em.); Schwanz 8,3 em. Der röthliche Ammer [Emberiza rutila, Pl.] iſt oberhalb lebhaft zimmtröthlichbraun; Kopf heller, ſchwachgelblich; Schwingen und Schwanzfedern olivengrünlich außengeſäumt; ganze Unterſeite ſchwefelgelb; Körperſeiten ins Grünlichgraue übergehend, matt dunkelſchaftſtreifig; untere Flügelſeite gelblichweiß; Schnabel und Füße röthlichbraun; Auge braun. Das Weibchen *) Pityornus ſtatt Pityornis kann urſprünglich nur auf einem Druckfehler beruhen, der ſich dann fortgeſchleppt hat; 50 iſt garkein griechiſches Wort; Ornus lateiniſch — Eſche (Fräxinus ornus, L.) paßt am wenigſten; wäre vox hybrida und widerſinnig. D 588 Die Ammern. iſt oberhalb fahlbraun, dunkelbraun ſchaftſtreifig, am Bürzel einfarbig röthlichdunkelbraun; Bartſtreif braun; Wangen und Kehle fahl röthlich; Oberbruſt mattroſtroth, dunkelſchaftſtreifig, ganze Unterſeite weißlichgelb. Sperlingsgröße. Die Heimat ſtimmt mit der des vorigen überein und ebenſo dürfte er in der Lebensweiſe, Brutentwicklung u. ſ. w. nicht abweichen. Nach Pallas u. A. gehört er zu den ſelteneren ſibiriſchen Ammern. In Oſtſibirien fand ihn Dr. Dybowski jedoch ziemlich häufig, auch niſtend; ebenſo in Daurien im Vorbeizuge. Für uns gewährt er dadurch ein beſondres Intereſſe, daß ein Exemplar im Jahre 1873 in den zoologiſchen Garten von London gelangte. Röthelammer (Br.). Red-backed Bunting. — Der Bauernammer [Emberiza rüstica, /.] gehört wiederum zu den nordiſchen Ammern, welche auf ihren Wande— rungen gelegentlich auch bis nach dem weſtlichen und ſüdlichen Europa gelangen. Er iſt an Oberkopf und Kopf ſeiten ſchwarz mit breiter weißer Binde längs des Scheitels; oberhalb roth— braun, Mantel und Schultern breit ſchwarz ſchaftfleckig, Schwingen dunkelbraun, fahl außen— geſäumt und zwei weiße Querbinden über den Flügel; Schwanzfedern ſchwarz mit weißem Fleck; Kehle weiß, Oberbruſt und Seiten rothbraun; unterhalb nebſt der untern Flügelſeite reinweiß, Schnabel bräunlichroth mit ſchwärzlicher Firſt; Auge braun; Füße gelbgrau. Das Weibchen iſt am Oberkopf dunkelgrau; Scheitel- und Augenbrauenſtreif hellgrau; Schläfenſtreif röthlich— gelb; Bartſtreif ſchwärzlich; Kehle und Oberbruſt fahl röthlichweiß, letztere fahlgelb ſchaftſtreifig, Bruſt braunroth gefleckt; Seiten rothbraun längsgefleckt. Größe nahezu mit der des Gold— ammers übereinſtimmend. Die Heimat erſtreckt ſich über Nordaſien und Nordeuropa und die bei den vorhergegangenen nordiſchen Ammern erwähnten Reiſenden und Naturforſcher berichten, daß ſie auch ihn im Bereiche ihrer Reiſen gefunden haben. Nach Blaſius hält er ſich im Nordweſten Rußlands zahlreich in Wäldern an freien Stellen und an Waldrändern auf. Die Brut gleicht nach ſeinen und Radde's Angaben der des Rohrammers. Letztrer fand das Weit in den Weidengebüſchen der Flußufer oder in ſumpfigen Wäldern und ſagt, daß er im ſüd— öſtlichen Sibirien unter allen Ammern zuerſt, bereits zu Ende des März ankomme, dort aber nicht niſte. In Oſtſibirien erſcheint er nach Dybowski ganz regelmäßig Mitte Aprils, bleibt bis zur erſten Hälfte des Mai, kommt wieder im September und verſchwindet im letzten Drittel des Oktober. Ebenſo iſt er in Daurien häufig im Vorbeizuge, nach Middendorf öſtlich vom Bailfaljee. Mewes fand ihn an der Onegabucht, v. Nordmann auf einer Fußreiſe nach dem weißen Meere, v. Kittlitz u. A. in Kamtſchatka und Schrader in Lappland. Ferner iſt er in Schweden nicht ſelten, nach Swinhos in Nordchina, wo er nach Angabe des Kapitän Przewalski überwintert. Gätke zählt ihn unter den Gäſten Helgolands mit; nach Paeßler wurde ein Exemplar im Altenburgiſchen erlegt und im Berliner Muſeum ſteht ein ſolches aus dem Voigtlande. Dr. v. Müller ſagt, daß er in der franzöſiſchen Provenze faſt regelmäßig in jedem Jahre zu Ende Oktobers noch im Jugendkleide ſich zeige und im übrigen ſich gut in der Gefangenſchaft halte. Auch unter den in Italien beobachteten Vögeln wird er mitgezählt. In der ganzen Lebensweiſe ſoll er dem Rohrammer, nach anderen Forſchern auch dem Zipammer gleichen; Pallas ſagt, daß ſein Geſang zwiſchen dem beider in der Mitte ſtehe. Im Jahre 1870 brachte der Händler Stader aus Moskau nebſt Laſurmeiſen u. a. auch einen ſibiriſchen Bauernammer mit. Derſelbe iſt jedoch bald geſtorben. Waldammer (Br.). Emberiza rustica, Pll.; E. borealis, Attrstd.; E. lesbia, nd. — Der Zwergammer [Emberiza pusilla], wie der Name jagt, wol der kleinſte von allen, faſt noch geringer als der Feldſperling. Am Oberkopf und Kopfſeiten bräunlichroth, über den Kopf vom Naſenloch bis zum Nacken je ein ſchwarzer Streif, Zügelſtreif rothbraun, am Hinterkopf ein ſchwarzer Fleck; ganze Oberſeite braun, an Mantel und Ober— rücken jede Feder breit ſchwarzbraun ſchaftfleckig; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, fahlbraun außengeſäumt, über den Flügel eine fahlröthliche Querbinde; Unterſeite weißlich, an Hals und Bruſt ſchwarz ſchaftſtreifig; Schnabel, Auge und Füße braun; letztere heller. Das Weibchen iſt matter gefärbt, mit einem fahlen Streif über die Kopfmitte, je einem braunen an jeder Kopfſeite; Zügel und Augenbrauenſtreif matt roſtroth; Wangen bräunlichroth; die Heimat iſt Aſien und das öſtliche Europa. Nordmann fand ihn häufig an der Dwina und auch Liljeborg im nördlichen Rußland. Nach Middendorf kommt er nur wenig im Amurlande — —— — — — — —Uä—äͤ—— — — U— — ö Ammern. 589 vor. Schrenck entdeckte ein Neſt dort in einer Lichtung des Nadelwaldes zwiſchen dem See von Kidſi und der Meeresküſte und zwar auf der Erde zwiſchen Mortümpeln, kunſtlos aus Grashalmen mit Lärchen- und Tannennadeln gebaut. Es enthielt am 17. Juni, zu welcher Zeit freilich noch Ueberreſte von Schnee lagen, fünf unbebrütete Eier. An der Onegabucht fand ihn W. Mewes mit Verwandten zuſammen. In Oſtſibirien iſt er nach Dybowski ziemlich häufig, erſcheint zu Anfaug d. M. Mai, hält ſich über Sommer auf ziemlich bedeutenden Bergeshöhen, geht zu Anfang Septembers in die Thäler hinab, bleibt dort bis Ende d. M., einzeln ſogar bis zum 23. Oktober, und wandert dann bis nach dem Himalaya. Bei Daraſun in Daurien iſt er nach dem Genannten und Parrex häufig im Vorbeizuge. Dr. Krüper ſagt, daß Herr v. Gontzenbach ein Exemplar aus Smyrna erhalten und daß ein andres bei Beyrut von einem Vogelſteller gefangen ſei. In Nordchina lebt er nach Swinhos und zieht im Winter ſüdwärts. Gätke und Blaſius zählen ihn unter den Wandergäſten Helgo— lands mit. Ebenſo erſcheint er nach Dr. v. Müller in der Umgegend von Marſeille und wird in jedem Jahre weit regelmäßiger gefangen, als die übrigen ſeltenen Ammern, und ſchließlich gehört er auch zu den in Italien beobachteten Vögeln. Ueber das Freileben iſt nur bekannt, daß die Brut und alles übrige denen der Verwandten gleichen. [Kleiner Ammer, Buff.], Emberiza pusilla, Pll.,;, E. sordida et oinops et Ocyris oinopus, Hdgs. — Der lerchen— graue Ammer [Emberiza impetuani, Smth.]|, bisher nur aus Angola bekannt und von Hartlaub nach einem Exemplare der Pariſer Sammlung beſchrieben, iſt oberhalb iſabellfarben, braunſtreifig, ein Streifen oberhalb des Auges und ein ſolcher durch daſſelbe fahl, unterhalb heller, röthlichgrau und ungefleckt; Bauch und Hinterleib weißlich. Fringillaria anthoides, Swns. — Criſtram's Ammer |Emberiza Tristrami, Swnh.], von Dybowski und Godlewski im Amurlande und vom Miſſionär David in China gefunden, bedarf ebenfalls nur der Er— wähnung. Emberiza quinquelineata, Dvd. — Der veränderliche Ammer [Emberiza variabilis, Tmm.]| aus Japan; dunkelgrau, an Mantel und Schultern breit ſchwarz ſchaftſtreifig; Schwingen ſchwarzbraun, fahl außengeſäumt; Schwanzfedern bräunlichgrau; unterhalb heller; Schnabel rothbraun; Auge braun; Füße röthlichbraun. Das Weibchen hat einen röthlichgelbbraunen Augenbrauenſtreif, einen rothbraunen Wangenſtreif, darunter einen röthlichweißen und dann einen dunkelbraunen Bartſtreif; ganze Oberſeite rothbraun; Kehle düſterweiß; Unterſeite fahl bräunlichgelb, matt dunkel ſchaftfleckig. Näheres iſt nicht bekannt. Wechſelammer (!Br.). Der roftbärtige Ammer |Emberiza caesia] iſt, obgleich dem Gartenammer überaus ähnlich, doch wol von ihm ſicher verſchieden. Dr. Krüper, der ihn in Kleinaſien beobachtet, ſagt: „Er iſt lange Zeit hindurch von Stubenornithologen als eine unbegründete Art angeſehen worden, da man meinte, daß er nur ein durch klimatiſchen Einfluß etwas veränderter Ortolan ſei. Wer ſich von dieſer Ungereimtheit überzeugen will, mag ſich von Mitte März bis Mitte April nach Smyrna begeben und täglich im Freien umherjagen.“ Leider gibt er aber nicht an, in welchen Kennzeichen die Unterſcheidungsmerkmale beſtehen. Brehm ſagt, daß die „all— gemeine Färbung wie beim Gartenammer, die Kopfquerbinden aber deutlicher grau“ ſeien. Meines wiſſens hat jedoch der Ortolan keine Kopfquerbinde und Naumann, nach deſſen Be— ſchreibung der Genannte die ſeinige aufgeſtellt haben will, ſagt davon ebenfalls nichts; im übrigen iſt die Kehle anſtatt gelb, blaß roſtroth und die Unterſeite dunkler zimmtbraun; der Schnabel iſt mehr und lebhafter roth. Nähere Merkzeichen dürften bis jetzt wol nicht feſt— geſtellt ſein. Heuglin, der ihn ebenfalls als ſelbſtändige Art betrachtet, beobachtete ihn in kleinen Flügen in Unteregypten im März und zu Anfang des April. „Die Vögel halten ſich dann meiſtens am Rande der Wüſte und des Kulturlandes auf, namentlich auf Dünen, kahlen Schutthügeln, Tennen und im Rohrdickicht, zuweilen mit dem Rohrammer zuſammen. Vom An— fang des Monats September an begegnet man ihm längs des Nil, in Arabien und Abeſſinien, ebenfalls meiſtens geſellig; nach v. d. Mühle iſt er die häufigſte Ammerart in Griechenland, wo er im April ankommt und nebſt Steinſchmätzern, Blaudroſſeln und Käutzen die unwirtlichen felſigen Hügel bewohnt; ſein Geſang ſei viel zarter und weniger flötend als der des Verwandten. 590 Die Ammern. Das Neſt fand ich einzeln im Nildelta und in Kairo um Olivengärten.“ Krüper fährt in ſeinen Angaben wie folgt fort: „Der Hauptzug dieſer Ammern kommt am 24. und 25. März an und fällt nur an ſteinigen Anhöhen ein. Merkwürdig iſt es, daß man in den Scharen ſo ſehr viele Männchen und nur wenige Weibchen bemerkt. Im April vertheilen ſich die Pärchen zum Neſtbau. Sie ſind nicht beſonders ſcheu und können daher leicht erlegt werden. Auf einem größern Steine ſitzend, läßt das Männchen ſein kurzes Lied in verſchiedenen Tonarten erklingen. Das Neſt ſteht immer auf dem Boden, gewöhnlich hinter einem größern Steine oder auch unter niedrigen ſtacheligen Pflanzen verborgen; es enthält ein Gelege von 5 bis 6 Eiern, welche denen des Gartenammers ähnlich, doch ſicher zu unterſcheiden ſind. Wahrſcheinlich brütet er in Kleinaſien und Griechenland zweimal im Jahre.“ Auch auf Naxos niſtet er nach Mit— theilung deſſelben Forſchers an öden Stellen der Berge. In der Krimm hat ihn v. Nord— mann gefunden und unter den Wanderern, welche auf Helgoland einkehren, wird er von Bla ſius ebenfalls mitgezählt; nach Dr. v. Müller kommt er ſchließlich auch in der Provence vor. Roſtammer (Br.); blaugrauköpfiger Ammer (Krüper). Emberiza caesia, Cytschum.; E. rufibarba, Hmpr. et Ehrnbg.; E. hortulana, var., Bls.; E. rufigularis, Dr. Der gelbkehlige Ammer [Emberiza einerea], welcher ſowol in Aſien als auch in Afrika heimiſch iſt, gehört zu den ſelbſt in den Muſeen noch ſeltenen Vögeln. Er iſt am Scheitel ein— farbig gelbgrün, am übrigen Kopf mehr graugelb, fein dunkel ſchaftſtreifig, Kopfſeiten und Kehle hellgelb; Oberſeite über den Rücken lichtgrau, braun ſchaftſtreifig, Flügel braun mit zwei weißen Querbinden; Schwingen ſchwarzbraun, ſchmal fahlweiß gekantet, die hinteren breit fahl— weiß geſäumt; Schwanzfedern dunkelbraun, die beiden äußerſten mit weißem Keilfleck auf der Endhälfte; Bürzel grau; ganze Unterſeite weißgrau, Bruſt- und Bauchmitte mehr weißlich. Im Herbſt iſt das Gefieder gelb überflogen, beſonders ſtark auf der Unterſeite. Das Weibchen iſt am Kopf grünlich überflogen, Scheitel braun ſchaftſtreifig; Kehle gelb; Unterſeite weißgrau. Im Herbſt iſt das Gefieder grüngelb überflogen, beſonders ſtark an der Unterſeite. (Nach Pro— feſſor Blaſius). Größe des Gerſten- oder Grauammers. In Afrika fand Heuglin nur ein einziges Exemplar. Auch G. E. Shelley hat dieſe Art auf ſeiner Reiſe in Unteregypten nur einmal gelegentlich angetroffen. „Am 7. April“, erzählt Dr. Krüper in ſeinen Beiträgen zur Ornithologie Kleinaſiens, „kletterte ich bei Burnova einen Berg hinauf, von deſſen Höhe her die Töne dieſer ſeltnen Ammerart erſchallten. Dieſelbe wurde zuerſt von Strickland bei Smyrna aufgefunden und mit dem nur halbpaſſenden (oben angeführten) lateiniſchen Namen belegt. Späterhin ſchoß ich ein ſchönes Männchen und dann bald noch mehrere. Wie bei allen Ammern, kommen auch von dieſen die Männchen zuerſt, etwa zehn Tage vor den Weibchen an, und zwar die erſteren in überwiegender Anzahl. Beim alten Männchen erſtreckt ſich die gelbe Färbung von der Kehle über den ganzen Bauch.“ Das Neſt hat der Reiſende nicht gefunden, doch meint er, daß die Fortpflanzung und die Lebensweiſe mit der des roſtbärtigen Ammers übereinſtimmen. Sein Lockton iſt ein kurzes küp und der Geſang beſteht in den Strofen dir dir dir didt di, welche verſchieden modulirt werden. Es unterliegt wol keinem Zweifel, daß er auch in Europa vorkommt; er ſoll in den letzten Jahren in Rußland gefunden ſein, und es wäre nicht undenkbar, daß er auch in Griechenland alljährlich ſich einfindet. Zedernammer (Br.). Emberiza cinerea, Strekl.; E. cineräcea, Br. — Der Gimpelammer [Emberiza pyrrhuloides] aus Nordafrika und dem ſüdlichen Oſteuropa iſt dem Rohrammer überaus ähnlich und ſoll eigentlich nur durch einen auffallend ſtarken, aufgetriebnen und gekrümmten Schnabel verſchieden ſein, weshalb er auch von manchen Vogelkundigen nur als klimatiſche Abart an— geſehen wird. Dr. Eversmann fand ihn am Ausfluß des Ural und der Wolga, an den mit Rohr bewachſenen Ufern des kaspiſchen Meeres, am Aralſee und am Sir Darja; Blaſius zählt ihn unter den auf Helgoland vorkommenden Vögeln mit. Päßler fand ein Neſt in Anhalt; doch weiß er nicht ſicher anzugeben, ob es wirklich dieſe Art geweſen. In der Provence hat ihn v. Müller geſehen und ebenſo ſoll im Muſeum zu Piſa ein in der Umgebung der Stadt erlegtes Exemplar vorhanden ſein. Das Freileben dürfte, wie alles übrige, mit dem des Der braunköpfige Ammer. 591 Rohrammers übereinſtimmen. Gimpelammer (Br.); Sumpfrohrammer (Päßler). Emberiza pyrrhuloides, PL.; E. palustris, Sv. [nee Tmm.]. E. caspia, Menetr. — Außerdem werden noch einige andere Rohrammern aufgeſtellt, ein Sumpfammer |Emberiza palustris, Tn.; nec Sb.] und ein graubürzeliger Ammer [E. intermedia, Mehhlls.], von denen es jedoch keineswegs feſtſteht, ob ſie als ſelbſtändige Arten gelten dürfen. — Pallas’ Ammer [Emberiza Pallasi], wiederum dem Rohrammer überaus ähnlich und nach Cabanis nur durch den Mangel aller rothbraunen Färbung, ſowol an den kleineren Flügeldecken, als auch an den Rändern der Schwingen und den Federn des Rückens verſchieden; der weiße Spitzenfleck an der zweiten Schwanzfeder erſcheint nicht keilförmig, ſondern kürzer und gerundeter. Taczanowski hält die Artbeſtändigkeit dieſes Ammers entſchieden aufrecht und berichtigt die obwaltenden Irrthümer inbetreff einer beträchtlichen Anzahl von Synonymen. Ueber die Lebensweiſe und Brut iſt nichts näheres bekannt, doch wird alles ſicherlich denen des europäiſchen Verwandten gleichen. Swinhoé fand ihn in China in Amoy am Yanggzefluß. Emberiza schoeniclus, var. g., Pll.; Cynchramus Pallasi, C.; Emberiza schoeniclus, var. minor, Mddndrf., Schrnck.; E. polaris, Mddndrf.; E. Alleoni, Vn. — Der Sperlingsammer [Emberiza passerina, ml.) iſt als ſelbſtändige Art noch nicht entſchieden feſtgeſtellt und könnte ebenſowol eine ſolche als auch nur eine klimatiſche Abänderung des Rohrammers ſein. Aus den Mittheilungen von Middendorf, Taczanowski u. A. ergibt es ſich mit Sicherheit nicht. Er ſoll mehr braun— röthlichfahl ſein; Ohrfleck roſtroth; Bürzel und Oberſchwanzdecken fahlweißlich, braun ſchaftfleckig. — Hutton's Ammer [Emberiza Huttoni, Blth.] aus Indien und Perſien, dem europäiſchen Gartenammer überaus ähnlich und nur in einzelnen Zeichnungen verſchieden, braucht blos er— wähnt zu werden. (Emberiza Buchanani, BI.; E. Cerruti, De Flpp.). — Es dürfte wol kaum mit Sicherheit zu entſcheiden ſein, ob dieſer, ſowie die nächſtfolgenden, nicht blos als klimatiſche Verſchiedenheiten der europäiſchen Ammern, oder ob ſie wirklich als feſtſtehende Arten anzuſehen ſind; jo namentlich ein perſiſcher Ammer [Emberiza shah, BV.], welchen Gray mit dem in der Synonymik des vorigen erwähnten De Filippi'ſchen Vogel als eine Art zuſammenwirft und der als ſelbſtändige Art alſo Schahammer heißen müßte; ferner gehören hierher: Strachey's Ammer [Emberiza Stracheyi, Mer.], welcher dem Zipammer bis auf geringe Unterſcheidungsmerkmale ähnlich und in Indien heimiſch ſein ſoll; der braunkäppige Ammer [Emberiza castaniceps, @ld.] aus China und ebenfalls dem Zipammer überaus naheſtehend, ebenſo wie auch Giglioli's Ammer [Emberiza Giglioli, Swnh.] und der braunohrige Ammer [Emberiza cioides, Brndt., nec Tmm. et Schig.], beide aus Oſt— ſibirien; der ſchwarzohrige Ammer [Emberiza ciopsis, B5.] aus Japan, welcher ſich von dem vorigen im weſentlichen nur durch ſchwarze Ohrenflecke unterſcheiden ſoll, während jener braunrothe habe. (Emberiza cioides, T%% m, et Schlg., nec Brndt.). — Der Ammer vom Libanon [Emberiza meridionalis, CH.], wiederum dem Zipammer ſehr ähnlich und nach Cabanis nur durch dunklere Zeichnung des Kopfes, breitere und kräftiger gefärbte Längsbinden über den Scheitel und an den Kopfſeiten, ſowie dadurch, daß die Färbung der grauen Kehle ſich nicht bis zur Bruſt herab erſtreckt, von ihm verſchieden. Der braunköpfige Ammer |Emberiza lutéola]. Bisher noch ziemlich ſelten, neuerdings aber von den Großhändlern, Fräu— lein Hagenbeck und Chs. Jamrach, meiſtens jedoch nur in einzelnen Männchen eingeführt, findet man ihn hier und da in den Vogelſtuben, ohne daß er jedoch einer beſondern Beliebtheit ſich erfreuen kann. Er iſt an Kopf und Kehle im ſpitzen Winkel bis zur Oberbruſt lebhaft rothbraun; Nacken olivengrünlichgelb, Hals und Bürzel zitron— gelb; ganze übrige Oberſeite graubraun, jede Feder mit ſchwärzlichem Schaftſtrich und gelbem Außenſaum; Flügel dunkelbraun mit fahlbrauner Querbinde und ebenſo wie die dunkelbraunen Schwanzfedern fahl außengeſäumt; unterhalb lebhaft zitrongelb; Auge braun; Schnabel gelb— 592 Die Ammern. lichgrau; Füße gelbbraun. Das Weibchen ſoll nach Jerdon oberhalb fahlbraun, dunkel ge— ſtrichelt, an Kopf und Seiten bräunlich und unterhalb gelb ſein. Nachdem ich jedoch im Laufe der Jahre etwa acht Köpfe beherbergt, welche ſämmtlich gleichmäßig gefürbt waren, bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß beide Geſchlechter in der Färbung übereinſtimmend ſind und daß die Beſchreibung des genannten Forſchers das Winterkleid betrifft. Der braunköpfige Ammer gehört nämlich zu den Vögeln, die nur während der milden Jahreszeit ein Prachtkleid tragen, zum Winter hin dagegen in ein unſcheinbares Gefieder ſich verfärben, welche Thatſache ich von keinem Vogelkundigen bisher angegeben gefunden. Seine Größe kommt etwa der des Goldammers gleich. Als Heimat iſt Sibirien und Indien bekannt. Dr. N. Severzow fand ihn in Turkeſtan, jedoch nur ſtellenweiſe, häufig und in großen Scharen. In der Steppe bemerkte er ihn, wo dieſelbe feucht und wieſenartig war. Die hübſchen gelbbäuchigen Männchen ſaßen auf ſtarken hohen Grashalmen und ſangen; wie, iſt leider nicht geſagt. Im übrigen iſt er vorzugsweiſe Gebüſch— vogel. Er erſcheint dort ſpät, zwiſchen dem 24. bis 27. April, wenn die Blätter aus den Bäumen ſchlagen und zieht früh ab. Bei Tſchimkent, wo er etwa eine Woche ſpäter anlangt, niſtet er in großer Anzahl. Näheres über die Brut hat der Reiſende jedoch leider nicht mitgetheilt. In Indien überwintert er. Griffith ſagt, daß ſein Lockton dem Ruf der gemeinen Wachtel ähnlich ſei. Nach H. Gätke und Seebohm ſoll er auf Helgoland vorgekommen ſein. Obwol immerhin hübſch, ſowie auch harmlos und friedlich in der Vogelſtube, zeigt er ſich doch in jeder Hinſicht reizlos und ſein fleißig vorgetragner Geſang iſt unbedeutend. Der braunköpfige Ammer iſt auch Gelbammer (Br.) benannt. — L’Ortolan à tete brune. Brown-headed Bunting and Red-headed Bunting. Nomenclatur: Emberiza luteola, Lth.; Loxia flavicans, var. A., Lth., Sprrm.; Euspiza luteola, Blth., Bp., Ch., Hrsf. et Mr.; Emberiza personata, Blth. [nec Tinm.], Emberiza ieterica, Kvrsm., Blth., Httn., Br.; Emberiza brunniceps, Byndt.; Kuspiza icterica, Gr. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe S. 591. Emberiza lutéola: colore capitis gulae que in angulum acutum ad guttur usque decurrente laete castaneo; cervice olivaceo-virente flavo; collo uropygio- que citrinis; scapo plumae cujusque notaei totius reliqui flavidi exterius flavo - mar- ginatae subnigro; fascia trans alam fusca vel livide fuscata; remigibus retrieibus— que fuseis, exterius livide marginatis; subtus laete eitrina; rostro gilvo-cano; iride fusca; pedibus ochraceis. — @ a mare vix distincta; vestimento hiemali indata (sec. Jerdon) supra livide umbrina, obscurius striata; capite lateribusque subfuseis. Der ſchwarzköpfige Ammer |Emberiza melanocephala|. Bekannt unter dem Namen Kappenammer, wird er für den ſchönſten unter allen gehalten. Er iſt oberhalb dunkel bräunlichroſtroth; Oberkopf und Backen tiefſchwarz; Flügel und Schwanz dunkelbraun, jede Feder fahl außengeſäumt, über die erſteren eine fahl bräunlichweiße Querbinde; ganze Unterſeite lebhaft goldgelb. Schnabel bleigrau; Auge dunkel— braun; Füße fahlbraun. Das Weibchen iſt unſcheinbar röthlichgrau; Kopf ebenſo ohne ſchwarze Der ſchwarzköpfige Ammer. 593 Kappe; Kehle weiß; ganze Unterſeite düſter röthlichweiß. Größe etwas bedeutender als die des Goldammers. Die Heimat erſtreckt ſich über Südoſteuropa und das weſtliche Aſien, auch über den Nordweſten von Indien. Die älteren Schriftſteller kannten ihn bereits, doch geben ſie nichts bemerkenswerthes über ihn an. Der Reiſende Dr. Th. Krüper beobachtete ihn in Kleinaſien bei Smyrna, wo er ſehr häufig ſein ſoll. „Von allen Ammern kommt er am ſpäteſten an. Zu Ende des April kehren die erſten Vorläufer ein, welche jedoch wieder verſchwinden; mit den erſten Tagen des Mai erſcheint der Haupttrupp, der dann alle Bäume, Sträucher und Hecken belebt, und zwar ſind dies ſämmtlich Männchen. Die Weibchen kommen einige Tage ſpäter in geſchloſſenen Scharen an, von denen ſich die zer— ſtreuen, welche ihre Niſtplätze erreicht haben und von den Männchen erwartet werden, während die übrigen unaufhaltſam weiter wandern. Dieſer Durchzug gewährt dem Jäger gute und leicht zu erlangende Beute, denn mit einem Schuß kann er mitunter eine beträchtliche Zahl dieſer garnicht ſcheuen Vögel herab— ſchießen. Gleich nach der Ankunft paren ſie ſich und die Weibchen erbauen in großer Haſt ihre Neſter; am 14. Mai fand ich bereits vollſtändige Gelege. Das Neſt wird ohne beſonders ſorgſame Wahl und Vorſicht in einem beliebigen Buſch oder Anwuchs an einem Baume errichtet und iſt ſo groß, daß man es ſchon aus der Ferne erkennen kann. Vier bis fünf Eier bilden das Gelege; nimmt man dieſes fort, ſo wird in aller Eile mit einer neuen Brut begonnen. tähert man ſich dem Neſt, jo ſtellt ſich das von den Eiern flüchtende Weibchen flügellahm und ſchleppt ſich am Boden fort, um den Ruheſtörer zum haſchen zu verleiten und ihn vom Neſt fortzulenken. Sobald die Jungen herangewachſen ſind, gehen alle zuſammen auf die Wanderſchaft.“ Im übrigen gleicht fein Frei— leben dem aller Ammern überhaupt. Nach de Filippi zeigt er ſich in Perſien in buſchreichen Thälern und auf den Feldern am Fuße der Berge ſehr häufig. In Südeuropa, Griechenland und in der Türkei iſt er überaus zahlreich. Pro— feſſor A. Fritſch beobachtete ihn im Vinodaler Thale in Kroatien, auch ſoll nach deſſen Angaben ein Exemplar im Budweiſer Kreiſe in Böhmen erlegt ſein. In Frankreich, und zwar in der Provence, kommt er nach Baron Dr. v. Müller, wenn auch nur ſelten, vor, und zwar im Hochzeitskleide; doch wurde auch ein Exemplar im Herbſtkleide gefangen. Profeſſor Dr. J. H. Blaſius führt ihn als Wandergaſt von Helgoland an und Herr H. Gätke berichtet, daß er dort zwei— mal im Jugendkleide angetroffen worden, während ſchon früher über ſein Vor— kommen auf der Inſel Herr Dr. W. Schilling folgendes mitgetheilt hatte: „Aus gewichtigen Gründen vermuthe ich, daß der ſchwarzköpfige Ammer ſogar hier niſtet. Ich beobachtete nämlich ein altes Pärchen mit einem noch wenig entwickelten Jungen, von welchem letztern nicht gut anzunehmen war, daß es bereits eine weite Reiſe gemacht hätte.“ In Trieſt war er i. J. 1858 nach Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel— 38 594 Die Ammern. Dr. Bolle's Angabe um 3 bis 4 Gulden verkäuflich und Herr C. Baudiſch beſtätigt i. J. 1875, daß er garnicht ſelten zu erlangen ſei, während ein jüngerer Reiſender neuerdings behauptet hat, daß er ihn dort vergeblich geſucht. Bei uns wird er ziemlich regelmäßig alljährlich, wenn auch niemals in großer Anzahl, eingeführt und für Geſellſchaftskäfige iſt er als hübſcher Vogel recht beliebt. Als Sänger hat er freilich garkeine Bedeutung, denn er läßt nur ein nichts weniger als kunſtvolles Flöten hören, das er allerdings unermüdlich zum beſten gibt. Gezüchtet iſt er in der Gefangenschaft noch nicht. Doch iſt dies eigentlich ver— wunderlich, da man ihn vielfach in den zoologiſchen Gärten ſieht. Der Preis iſt gering, zwiſchen 6 bis 12 Mark für das Pärchen. Der ſchwarzköpfige Ammer wird im Handel allgemein Kappenammer genannt und heißt auch noch Ortolankönig und Prachtammer. — L’Ortolan A tete noire; Black- headed Bunting. Nomenclatur: Emberiza melanocephala, Scp.; Tanagra melanictera, Gdst.; Xanthornis caucasicus, Pll.; Fringilla crôcea et Passerina melanocephala, Vll.; Em- beriza granativora, Menetr., Gld.; Euspiza melanocephala, Bp., Cb., Br.; Euspiza simillima, Zlth., Hrsf. et Mr. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe oben. Emberiza melanocéphala: supra subfusco-ferruginea; pileo genisque aterrimis; remigibus rectricibusque fuseis, exterius livide limbatis; fascia trans alam luride albida; subtus laete aurea; rostro plumbeo; iride fusca; pedibus umbrinis. — O livide rubente cinerea; pileo atro carens; subtus sordide rubide alba. Der ſchwarzkehlige Ammer mit gelber Bruft Emberiza americana]. Unter den unfreiwilligen Wanderern, welche nach weiter, beſchwerlicher See— reiſe in den Vogelhandlungen einkehren, ſieht man dieſen Ammer hin und wieder, faſt regelmäßig einzeln und dann gewöhnlich lange Zeit hindurch, da er nur ſelten das Wohlgefallen der Liebhaber findet, obgleich er ein ſtattlicher, keineswegs un— ſchöner Vogel iſt. Kopf nebſt Kopfſeiten und Hinterhals ſind bräunlichaſchgrau, auf dem Scheitel gelbgrünlich ſcheinend und fein ſchwärzlich ſchaftſtreifig, Augenbrauenſtreif gelb; Wangen— ſtreif ſchwach gelblichweiß, Wangen faſt reinweiß; ganze Oberſeite bräunlichgrau, Schultern und Oberrücken breit ſchwarz ſchaftfleckig, der übrige Rücken ungeſtreift; Schwingen und Schwanz— federn dunkelbraun, fahl außengeſäumt, obere Flügeldecken rothbraun; Oberkehle weiß, ein länglich eiförmiger nach unten bis zur Oberbruſt ſpitz zulaufender Kehl- und Halsfleck reinſchwarz; Bruſt lebhaft gelb, Unterbruſt, Bauch, Hinterleib und untere Schwanzdecken reinweiß; Flügel— rand an den Schultern gelb; Seiten bräunlichweiß, fein dunkel ſchaftſtreifig, untere Flügelſeite fahlweiß; Schnabel bräunlichgrau; Auge braun; Füße bräunlichgrau. Beim Weibchen ſind die Zeichnungen matter, Kopf und Hals düſter fahlbraun, Augenbrauen- und Bartſtreif gelblich, Kehlfleck nicht ſchwarz, ſondern gelb. Schnabel bräunlichhorngrau. Die Größe ſtimmt mit der unſres Goldammers überein. Die Heimat erſtreckt ſich über Nordamerika, vornäm— lich die ſüdlicheren Staten und Texas, wo er hier und da ziemlich zahlreich ſein ſoll, ſodaß es wunderlich erſcheint, weshalb er nicht öfter eingeführt wird. Baird ſagt, daß er in den Vereinigten Staten vom atlantiſchen Ozean bis zur Grenze der hohen Zentralebene zu finden ſei. Prinz v. Wied beobachtete ihn in den Prärien ® Der ſchwarzkehlige Ammer mit gelber Bruſt. 595 am Miſſiſſippi gegenüber von St. Louis. „Er erſcheint ſehr ruhig und ſitzt wol ſtundenlang unbeweglich auf einem Baume oder Strauch.“ Nach Augabe des erſtern Gelehrten ſoll er auch auf dem Iſthmus von Panama und Daurien vor— kommen, auf Kuba jedoch nicht; auf Koſtarika dagegen hat ihn Dr. v. Frantzius geſammelt. Ueber das Freileben haben alle amerikaniſchen Forſcher berichtet. Im weſentlichen gleicht daſſelbe dem aller übrigen Ammer, welche zur kalten Jahreszeit die Heimat verlaſſen; er kommt in dem größten Theile Nordamerikas im erſten Drittel bis zur Hälfte des Monats Mai an und ſtreicht vom September bis zum Oktober hin wieder ab und zwar nach Mittel- und ſelbſt bis Südamerika. Die ausführlichſten Nachrichten gibt uns, wie über viele andere nordameri— kaniſche Vögel, jo auch über dieſen Ammer, Gentry in ſeinem hier bereits mehr— fach genannten Werkchen: „In Oſtpennſylvanien iſt er ziemlich häufig und hält ſich namentlich auf Wieſen und wüſtliegenden Feldern auf. Immer nur par— weiſe, niemals in Scharen beiſammen, zeigt er ſich außerordentlich zutraulich, ſodaß man ſich ihm dreiſt nähern kann; aufgeſcheucht kehrt er nach wenigen Mi— nuten zu derſelben Stelle zurück. Nur vor dem Abzuge ſammelt er ſich zu großen Schwärmen an, in denen jedoch andere Vogelarten die größte Anzahl bilden. Der Flug iſt niedrig, wellenförmig und leicht getragen. In dem un— bedeutenden Geſange muß der Eifer die Kunſt erſetzen; zwei Monate nach der Ankunft erſchallt derſelbe an ſeinen Lieblingsaufenthaltsorten vom Sonnenauf— bis zum Sonnenuntergang unermüdlich uns entgegen. Nach Wilſon erklingt derſelbe etwa wie: tſchip⸗tſchip⸗tſchi⸗tſchi-tſchi [chip-chip-ch@-ch&-che] und im übrigen iſt er dem des Goldammers ähnlich; Audubon vergleicht ihn mit dem des Grauammers. Die Nahrung beſteht in allerlei Sämereien, Beren und Inſekten, welche er am Boden ſucht, während er ſich ſonſt vorzugsweiſe im Ge— büſch und auf niedrigen Bäumen aufhält. Etwa im letzten Drittel des Monats Mai oder zu Anfang des Monats Juni, gewöhnlich fünf Tage nach der Parung, beginnt die Brut. Das Neſt ſteht nach den Beobachtungen von Ridgway, Baird und mir faſt immer auf der Erde und nur ſehr ſelten iſt es im Ge— büſch, doch nur niedrig oberhalb des Bodens, erbaut; aus verſchiedenen Gräſern und Pflanzenſtengeln geſchichtet, iſt es mit feinen Stoffen ausgepolſtert. Beide Gatten des Pärchens errichten es gemeinſam. Das Gelege beſteht in vier bis fünf einfarbig lichtblauen Eiern, von denen täglich eins gelegt wird. Das Weibchen brütet allein; Brutdauer 12 Tage. Bei einer Störung ſchlüpft dieſes geräuſch— los vom Neſt, läßt daſſelbe berauben, ohne jene liſtigen Verſtellungskünſte, welche andere Ammern zeigen, zu üben und ohne eine Klage hören zu laſſen. Die Jungen werden mit Raupen, Blattläuſen und allerlei anderen weichen Kerbthieren ge— füttert. Nach 13 Tagen verlaſſen ſie das Neſt und werden dann noch neun oder zehn Tage hindurch von den Alten verſorgt. Es dürfte nur eine Brut im Jahre 38 * 38 596 Die Ammern. erfolgen.“ Nehrling ergänzt dieſe Mittheilungen in folgendem: „In Illinois iſt er ein echter Prärievogel, denn man ſieht dort einzelne Pärchen regelmäßig, wennſchon nicht häufig. Auch in Wiskonſin iſt er nur ſelten; in manchen anderen Gegenden ſcheint er jedoch zahlreich vorzukommen. Sein Lieblingsaufenthalt ſind trockene, mit Klee und hohen Gräſern bewachſene Wieſen und Satfelder, doch meidet er die erſteren, wenn ſie naß ſind und Niederungen überhaupt. An ge— wiſſe Oertlichkeiten ſcheint er nicht gebunden zu ſein. Während man ihn in Illinois in Gebüſchen und an Waldſäumen nicht ſieht, bevorzugt er ſolche in Wiskonſin. Auch das Neſt wird wechſelnd an verſchiedenen Orten angelegt; ich fand ein ſolches auf einer ganz freien Stelle im Walde, wo der Boden keinerlei Pflanzenwuchs zeigte, dann eins in einem Erbſenfelde und noch ein andres im Obſtgarten in einem dichten Grasbüſchel. Nach meiner Beobachtung ſtellt ſich das Weibchen, wenn man dem Neſte naht, wol flügellahm, doch huſcht es da— von ins Dickicht und läßt ſich nicht mehr blicken. Auch zur Zugzeit habe ich dieſen Ammer niemals in großen Scharen, ſondern ſtets nur in kleinen Flügen geſehen. Seine Hauptnahrung beſteht im Sommer in Kerbthieren; Schaden an Sämereien oder dergleichen verurſacht er niemals. Der Geſang, welcher von einem Baum, Strauch oder Pfoſten herab erſchallt, iſt kurz, leiſe und einfach und wird in ſeiner Einförmigkeit unermüdlich bis zum Ueberdruß vorgetragen. Im Käfige erſcheint er als ein recht hübſcher und muntrer, ausdauernder und leicht zu erhaltender Vogel.“ Mit dieſen Darſtellungen ſtimmen die Mittheilungen der Naturforſcher Audubon, Wilſon, Nuttall u. A. überein; während aber meine beiden Gewährsmänner nach eigener Anſchauung und gleichlautend angeben, daß das Ei einfarbig blau ſei, behauptet Brehm, freilich ohne Angabe einer Quelle, daß es ſchmutzigweiß mit umberbraunen Flecken gezeichnet ſei. Alle Ge— nannten ſagen, daß der Geſang durchaus einfach und eintönig ſei und dies beſtätigen auch die Angaben aus den Vogelſtuben; immerhin kommt es jedoch auf die Auf— faſſung und die durch die Oertlichkeit u. a. Einflüſſe hervorgerufene Stimmung an; jo jagt L. Straubenmüller von feinem ‚Schwarzhals‘, natürlich nur nach Be— obachtung im Freien, daß er mit ſeinem Geſange jeden Zuhörer erfreue. In den Handel gelangt er durch Herrn K. Reiche in Alfeld oder Fräulein Hagen— beck in Hamburg, und im zoologiſchen Garten von London iſt er ſeit dem Jahre 1873 vorhanden, während er auch im Berliner zoologiſchen Garten und Aquarium, im letztern gleich nach der Eröffnung, mehrmals erſchien. Der Preis pflegt etwa 12 bis 15 Mark für das Männchen zu ſein; das Weibchen kommt kaum mit und deshalb iſt er bis jetzt auch noch nicht gezüchtet. Der ſchwarzkehlige Ammer mit gelber Bruſt heißt auch Schildammer und Schwarz— brüſtchen (Br.); ſchwarzbrüſtiger Ammer Ruß’ „Handbuch“); Schwarzhals (Straubenmüller). L'Ortolan A gorge noire; Black- throated or American Bunting. — he Der Schopfammer. 597 Nomenclatur: Emberiza americana, %., WIs., Audb.; Fringilla flavicollis, Gnl.; Passerina nigricolis, I.; Fringilla americana, 3p.; Euspiza americana, Bp., Bd., Br.; Euspina americana, C).; Emberiza mexicana, Lth. [Yellow-throated Finch, Penn. ]. Emberiza americana; capite, ejus lateribus cerviceque fumigato- einereis; vertice flavo-virente imbuto et subnigro-striato; stria superciliari flava, altera genarum flavido-alba; genis albidis; notaeo toto fumido; humeris dorso- que late nigro-vittatis, tergo immaculato; remigibus rectricibusque fuscis, exterius livide limbatis; tectricibus al. minoribus rufis; macula oblongo-ovata a gula alba usque ad guttur in apicem desinente atra; pectore flavissimo; cerisso et infracaudalibus albis; campterio humerali flavo, hypochondriis fuscato-albis. obscure striolatis; subalaribus sordide albis; rostro fumide cano; iride fusca; pedibus fumigatis. — 2 lividius notata; capite colloque luride umbrinis; stria super- ciliari et mystacali flavida; macula gulari flava (haud nigra); rostro fuscato -corneo. Townsend’s Ammer |Emberiza Townsendi, Audb.] aus Pennſylvanien, der vorigen Art ſo ähnlich, daß die Ornithologen ihn bisher faſt alle nur als eine Spielart deſſelben angeſehen haben. Auch Baird ſagt, er wage nicht die Streitfrage zu entſcheiden. Gentry hat ihn in Oſtpennſylvanien niemals geſehen. Für die Liebhaberei hat es ja garkeine Bedeutung, ob ein ſolcher Ammer in zwei verſchiedenen Arten oder auch nur außer der feſtſtehenden Art noch in einer beſondern Lokalraſſe vorkommt; daher laſſe ich es bei dieſer Erwähnung bewenden. — Der zweifarbige Ammer [Emberiza bicolor, Twnsd.| iſt ſchwarz mit großem weißen Bande über die Flügel, Schwingen dunkelbraun, Schwanzfedern ſchwarz, die äußerſten weiß geſäumt und die nächſten mit weißem Endfleck; Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße horngrau. Das Weibchen iſt oberhalb blaßbraun, dunkler geſtreift, eine breite bräunlichweiße Querbinde über die Flügel; ganze Unterſeite weiß, fein ſchwarzbraun ſchaftſtreifig. Die Größe iſt wenig ge— ringer als die des ſchwarzkehligen Ammers mit gelber Bruſt. Seine Heimat erſtreckt ſich nach Baird im Weſten Nordamerikas über die Hochebene des Felſengebirges bis Mexiko. Im Frei— leben gleicht er den Verwandten, doch ſchwärmt er zu Zeiten in großen Scharen umher. Nuttall rühmt ſeinen Geſang und hält ihn dem der europäiſchen Feldlerche ähnlich. Das Neſt ſteht auf dem Boden zwiſchen Gräſern und enthält gewöhnlich vier blaue nur ſpärlich roth gezeichnete Eier. Zweifarbenammer (Br.); Lerchenammer bei den Amerikanern. Lark Bunting or White- winged Bunting (Brad.). Der Schopfammer |Emberiza melanictera]. dach meinem Geſchmack dürfte er der ſchönſte und zugleich anmuthigſte unter allen hierher gehörenden Vögeln ſein. Er iſt an Kopf, Hals und Flügeln glänzendſchwarz, metalliſch blauſchillernd; Schwingen und Schwanzfedern ſchön kaſtanienrothbraun; der übrige Körper wiederum reinſchwarz. Den Kopf ſchmückt ein zierlicher, ſpitzer Federſchopf. Der Schnabel iſt röthlichbraun; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichroth. Das Weibchen iſt dunkel— braun, jede Feder heller geſäumt; Flügel und Schwanz fahler braun; unterſeits rothbraun, jede Feder mit ſchwärzlichem Schaftſtrich. Der Schopf iſt kürzer und kleiner. Die Größe iſt etwa der des Hausſperlings gleich, doch erſcheint er ſchlanker und zierlicher. Seine Heimat erſtreckt ſich über Mittel- und Südindien, beſonders China. Ueber das Freileben iſt nur äußerſt wenig bekannt, doch dürfte er in demſelben von anderen Ammern ſich nicht beſonders unterſcheiden. Jerdon hat ihn in hügeligen Gebieten, auf Felsgehängen im ſpärlichen Gebüſch, doch auch in der Nähe von Feldern gefunden, in Indien aber nicht niſtend. Der Geſang ſei ein angenehmes Gezwitſcher. Swinhos ſah ihn in China im Winter ſehr zahlreich, niſtend jedoch nur ſelten. 598 Die Ammern. In feinen Aufzeichnungen über einige Vögel Burmeſiens ſagt Wardlaw Ramſay: „Ich beobachtete ihn ſehr häufig in den Karen-Bergen bis zu einer Höhe von etwa 1000 Metern im März d. J. 1874. Er iſt der beiweitem gemeinſte Ammer in dem Karen-nee-Yande, wo die felſigen, mit Strauchwerk bedeckten Bergabhänge ihm zu behagen ſcheinen. Beſonders liebt er die Nähe der Waſſer— läufe in offenen Gegenden, deren Ufer mit Gebüſch bedeckt ſind. Sein Geſang, welchen er im Fluge ſchmettert, iſt ein melodiſches Flöten, ganz unähnlich dem irgend eines andern Ammers.“ Er gehört zu den im Himalaya und in Thibet von Dr. Stoliczka geſammelten Vögeln und ebenſo zu denen, welche die amerikaniſche Expedition unter Perry aus China mitgebracht hatte. Im Jahre 1876 ſchickte mir Herr Gaetano Alpi aus Trieſt ein Männchen und dies dürfte ſicherlich die erſte Einführung dieſer Art bei uns geweſen ſein, während freilich nach dem zoologiſchen Garten von London ſchon im Jahre 1873 ein Pärchen gelangt war. Nachdem ich mich vergeblich bemüht hatte, ein Weibchen zu er— langen, überließ ich das erwähnte Männchen Herrn Regierungsrath v. Schlechten— dal, deſſen großartige Sammlung eine beträchtliche Anzahl ſeltener und inter— eſſanter Vogelarten auch in einzelnen Köpfen beherbergt. Der Genannte be— richtete über den Vogel dann ſpäterhin in folgendem: „Als der Ammer bei mir eintraf, brachte ich ihn in einen ſehr geräumigen Käfig, welcher nur noch von einem Pärchen Sonnenvögel bewohnt wurde. Dieſe letzteren liebenswürdigen Vögel ſchienen über den neuen Mitbewohner zwar ſehr erſtaunt zu ſein, enthielten ſich aber jeder Feindſeligkeit und der ſchüchterne Ammer dachte nicht daran, ſeiner— ſeits eine ſolche zu eröffnen. Die Sonnenvögel erhalten das gewöhnliche Weich— futter, dazu etwas Mohnſamen und hin und wieder einige Mehlwürmer. Da— neben reichte ich ihnen eine Miſchung von Reismehl und geſtoßenem Eierbrot in etwas angefeuchtetem Zuſtande. Letztres Futter ziehe ich dem eingeweichten Weißbrot vor und gebe es neben dem Körnerfutter allen meinen kleinen Sperlings— vögeln. Des Ammers wegen ſetzte ich dieſen verſchiedenen Futtermitteln nun noch mehrere Hirſearten, ſowie etwas Reis und Kanarienſamen zu; er verſchmähte aber die letzteren Sämereien und hielt ſich faſt ausſchließlich an die weiße Hirſe und das Weichfutter; mit großer Gier fraß er auch die ihm gereichten Mehl— würmer. Der etwas kränkliche Vogel erholte ſich ziemlich ſchnell und auch die Mauſer ging raſch und glücklich vonſtatten, ſodaß er bald in ſeiner ganzen, höchſt eigenthümlichen Schönheit prangte. Der zierliche Federſchopf wird angelegt, wenn der Vogel ruht oder frißt, aufgerichtet aber ſobald er in Bewegung kommt. Durch ſeine ſeltſame Färbung muß er auch dem Nichtkenner ſogleich als ein ſchöner Vogel auffallen. Mit ſeinen Käfiggenoſſen lebt er im tiefſten Frieden. Gewöhn— lich ſitzt er hoch oben im Bauer auf einem Zweige, während die Sonnenvögel ihre luſtigen Flugkünſte üben. Fliegt er aber von feinem hohen Sitze herab, jo Ammern. 599 geſchieht es leicht und gewandt; aumuthig bewegt er ſich dann mit aufgerichteter Haube am Boden umher, hier und da ein Sandkörnchen aufpickend, bis er auf den Rand des Futternapfs ſich ſetzt, um Hirſe zu freſſen. Einen andern Laut, als den ziemlich leiſen, aber ſcharf klingenden Lockruf habe ich von ihm noch nicht gehört. Es wäre wol zu wünſchen, daß dieſer wirklich prächtige Vogel demnächſt mehrfach eingeführt würde.“ Ein Preis läßt ſich erklärlicherweiſe nicht angeben. Der Schopfammer iſt auch Haubenammer (Br.) oder indiſcher Haubenammer (Schlechten— dal) benannt. L’Ortolan à erete noire; Black- crested Bunting. Nomenclatur: Fringilla melanictera, G@ml.; Melophus melanicterus, Bp., Hrsf. et Mr., Br.; Emberiza cristata, Vgrs., Sks., Blik., E. Lathami, Gr., Hedgs., Blth.; Euspiza Lathami, G., blth.; Emberiza erythroptera, Jard. et SIb.; Melophus ery- thropterus, Swns.; Emberiza suberistata, S%s.; E. nipalensis, //dgs. Goura Finch, Lath.; Goura Bunting, J. Z. Gr.; Crested Black Bunting, Jerd.; Putthur Chira in Hindoſtan, Hamilt.). Emberiza melanictera: capite, collo alisque atris, metallice coeruleo- micantibus; remigibus rectricibusque laete rufo-castaneis; corpore reliquo atro; erista capitis eleganter acuminata; rostro badio; iride fusca; pedibus rufis. 2 fusca, pluma quaque dilutius limbata; alis caudaque livide umbrinis; subtus badia, subnigro - vittata; crista breviore minoreque. Der Schneeammer [Emberiza nivalis]. Mit dieſem Wintergaſt aus dem hohen Norden beginnt die kleine Gruppe der Sporenammer oder Sporner (Plectröphanes, Meyer), deren Hinterzehe lerchenartig verlängert iſt, während ſie im übrigen jedoch wenig von den anderen Ammern verſchieden ſind. Der Schneeammer iſt an der Kopfmitte ſchwarzbraun, mit röthlich— brauner Einfaſſung, Augenbrauenſtreif röthlichgraubraun, Wangen dunkelgraubraun, Nacken röth— lichgelbgrau; Rücken und Schultern ſchwarz, jede Feder rothbraun geſäumt, Flügelfedern ſchwarz, breit roſtbraun gerandet, über den Flügel zwei weiße Querbinden; Schwanzfedern ſchwarzbraun, röthlichbraun geſäumt, doch mit ſchwarzem Ende; Kehle düſter gelblichweißgrau; Oberbruſt mit großer roſtrothbrauner Binde; ganze Unterſeite fahl weißlichrothgelb; Schnabel düſter wachsgelb; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichſchwarz. Dieſe Färbung iſt nach dem Alter und den Jahres— zeiten recht veränderlich. Das Weibchen iſt wenig matter und am Oberkopf mehr grau. Im Winter iſt beim Männchen Kopf, Hals und die ganze Unterſeite nebſt dem größten Theile der Flügel reinweiß; Mantel, Schultern, Flügelbug, kleine Schwingen und die mittleren Steuer— federn tiefſchwarz; Schnabel und Füße ſchwarz. Das Weibchen iſt weniger rein in den beiden Farben, mit Braun und Grau gemiſcht. Größe des Goldammers. Die Verbreitung erſtreckt ſich über den hohen Norden von Europa, Aſien und Amerika und in kalten Wintern wandert er bis zum ſüdlichen Europa zum Norden Chinas und den mittleren Staten von Nordamerika. Er kommt nach Deutſchland im Dezember und geht zum März zurück. Sein Aufenthalt ſoll vorzugs— weiſe niederes Geſtrüpp in Gebirgsgegenden ſein, in rauhen, baumloſen Einöden, nicht aber in zuſammenhängenden Waldungen; er ſetzt ſich nicht auf Baum und Strauch, ſondern nur auf Stein und Fels. Auch das Neſt ſteht in Felsſpalten, unter Steinen und Geſtrüpp und iſt aus Grashalmen, Mos und Flechten geſchichtet und mit Federn und Haren gepolſtert. Vier bis fünf bläulichweiße, röthlichgrau und rothbraun gefleckte, gepunktete und geſtrichelte Eier bilden das Gelege. In der Entwicklung der Brut, ſowie in der ganzen Lebensweiſe gleicht er nebſt den folgenden allen anderen Ammern; doch nähern ſie ſich darin auch bereits bemerkbar den Lerchen. Seine Nahrung beſteht im Sommer vorzugsweiſe in Kerbthieren, vornämlich den zahl— loſen Mücken der erwähnten Gegenden und deren Bruten, ſpäterhin in allerlei Sämereien. Wenn die harte Noth eines rauhen Winters ihn aus ſeinen nordiſchen Heimatsgegenden vertreibt und 600 Die Ammern. er auch auf unſeren ſchneebedeckten Feldern vergeblich nach Körnern umherſucht, jo kommt er nicht ſelten vor die Ställe und Scheunen. Der Lockton klingt hellflötend zöt und klirrend zirr; der Geſang iſt nur ein unbedeutendes Zwitſchern, doch lauttönend und nicht unangenehm; er läßt ihn das ganze Jahr hindurch erſchallen, jelbit im Winter, wenn nur die Sonne ein wenig ſcheint. Man fängt ihn in Schlingen, Leimruten und Schlaggarn neben den Landſtraßen, an— gelockt durch Pferdedung und mit Mehlwürmern geködert, in ſeiner Harmloſigkeit noch leichter als den Goldammer. Obwol anfangs ſehr unbändig, geht ſeine Eingewöhnung doch überaus leicht vonſtatten. Neben allerlei Sämereien, namentlich Hafer muß man ihn auch mit etwas Ameiſenpuppengemiſch verſorgen. Still, ruhig und verträglich, dauert er wol mehrere Jahre hindurch im Käfige aus, doch kann er Hitze nicht gut vertragen und muß im Sommer oft mit Badewaſſer verſorgt werden. — Da dieſe Anleitungen zur Pflege für alle nordiſchen Ammern Geltung haben, ſo durfte ich dieſen etwas ausführlicher behandeln, während man ihn eigentlich als europäiſchen oder doch in Europa ſehr häufigen Vogel betrachten muß, weshalb ich ihn auch im „Handbuch für Vogelliebhaber“ II geſchildert und hier nur beiläufig eingefügt habe. — Berg-, Eis- und Spornammer, Schneeammerling, Schneefink, Schneelerche, Schneeortolan, Schnee- und Winterſperling, Neu-, Schnee- und Strietvogel, Winterling, Schneeſporner, Schnee— ſpornammer. — Emberiza nivälis, L.; E. mustelina et E. montana, Gml.; E. glacialis, Lth. Der Spornammer [Emberiza lapponica]; dem vorigen ähnlich, ſowol im Anſehen, als auch im Weſen, unterſcheidet er ſich trotzdem bedeutſam. Er iſt an Kopf und Kehle ſchwarz, unterſeits halbkreisförmig bis zur Bruſt; Augenbrauen- und Schläfenſtreif bräunlichweiß; über den Hinterhals ein breites kaſtanienbraunes Band; ganze übrige Oberſeite dunkelgelblichbraun, ſchwärzlich ſchaftſtreifig; Schwingen bräunlichſchwarz, fahl außengeſäumt, eine weißliche Quer— binde über den Flügel; Schwanzfedern ſchwarz, an der Innenfahne mehr oder weniger weiß; Unterkörper weiß, an den Seiten ſchwarz ſchaftſtreifig; Schnabel gelb mit ſchwärzlicher Spitze und ſchwarzblauer Firſt; Füße ſchwarz. Weibchen oberhalb fahl bräunlichroth, dunkel ſchaft— ſtreifig, Schläfenſtreif röthlichgelb, Bartſtreif ſchwach ſchwärzlich, Wangen bräunlich, fein geſtreift; Nacken matt gelblichroth; Unterſeite fahl gelblichroth, mattbräunlich ſchaftfleckig; Schnabel dunkelbraun; Auge und Füße übereinſtimmend. Bemerkbar kleiner als der Schneeammer, etwa von Sperlingsgröße. Die Heimat ſtimmt mit der des genannten Verwandten überein. „In Nordamerika“, ſagt Baird, „kommt er winters in die nördlichen Theile der Vereinigten Staten, aber nicht weit weſtlich über den Miſſouri hinaus. Im vollen prächtig ausgefärbten Gefieder erſcheint er hier ſelten.“ Schrader fand ihn in Lappland an feuchten Stellen in den Thälern überall (wodurch er ſich alſo, wie auch andere Forſcher hervorheben, von dem Verwandten unter— ſcheidet), auch als Brutvogel. Sein Geſang ſei ſehr angenehm und habe flötende, denen des Hänflings nicht unähnliche Töne. Ebenſo iſt er von den hier ſchon vielfach genannten Reiſenden in Sibirien u. a. Theilen Rußlands gefunden worden. Nach Przewalski kommt er in Mongolien und im nördlichen China allenthalben vor und auch auf Helgoland iſt er von Gätke beobachtet. Ebenſo führen ihn Vangerow u. A. unter den Vögeln der Mark Brandenburg auf; doch erſcheint er in Deutſchland ſeltener als der vorige. In dem Urtheil über den Geſang ſtimmen die Beobachter überein, indem ſie denſelben als kurz und einfach, doch angenehm be— zeichnen; er läßt ihn nur im Fluge in der Weiſe der Lerchen erſchallen. Alles übrige iſt wie beim Schneeammer angegeben. — Berge, Lerchen-, Sporenammer- und Sporenfink, Lappländer, Lerchenſporner, Lerchenſpornammer und Schneeſporner. — Lapland Longspur (Brd.). — Fringilla lapponica, L.; F. calcarata, Pl. | Der gemalte Ammer [Emberiza picta] iſt in den nördlichſten Theilen der Vereinigten Staten von Nordamerika heimiſch und wandert zum Winter bis in die mittleren hinab. Er iſt an Oberkopf nebſt Haube ſchwarz, Augenbrauenſtreif und kleiner Fleck im Nacken weiß, Ohr— fleck ſchwarz; ganze Oberſeite ſchwarzbraun, jede Feder fahl geſäumt; Schwingen dunkelbraun, fahl geſäumt, auf dem Flügel ein großer weißer Fleck und eine fahle ſchmale Querbinde; Schwanzfedern ſchwarzbraun, fahl geſäumt, die beiden äußerſten faſt ganz weiß; Kehle gelb— = Ammern. 601 röthlichbraun, ganze übrige Unterſeite etwas heller bräunlichgelbroth; Schnabel braun, Unter— ſchnabel heller röthlichbraun; Auge braun; Füße fleiſchfarben. Das Weibchen iſt unbeſchrieben. Größe des Goldammers. Nach Baird iſt ſeine eigentliche Heimat der Norden von Saskatſchevan, und im Winter erſcheint er ſehr häufig in den Prärien von Illinois. Ueber ſein Freileben iſt nichts bekannt; es wird von dem der Verwandten jedoch wol nicht abweichen. Er gelangt mit anderen nordamerikaniſchen Vögeln, freilich nur einzeln und höchſt ſelten in den Handel und, obwol er ein recht hübſcher Vogel iſt, ſo verdient er ſeinen prahleriſchen Namen doch wol nicht. Ich ſah ihn zuerſt im zoologiſchen Garten von Hamburg im Jahre 1870 und dann drei Jahre ſpäter auch ein Männchen im zoologiſchen Garten von Berlin; im zoologiſchen Garten von London iſt er jedoch noch nicht vorhanden geweſen. Schmuckammer (Br.); Bildammer (Ruß' „Hand— buch“). Smith' Bunting (Brd.). Plectrophanes pictus, S us.; P. Smithi, Audb. — Der Schmuckammer [Emberiza ornata], von Nordamerika; Oberkopf, ein kleiner Halbmond— fleck an den Kopfſeiten und ein Streif vom Auge bis zu jenem ſchwarz; Kehle und Kopfſeiten weiß; Hinterhals mit kaſtanienbraunem Bande; übrige Oberſeite fahlgraubraun, dunkler ge— ſtreift; Bruſt und Oberbauch ſchwarz; ganze übrige Unterſeite weiß; Schnabel bleigrau; Auge braun; Füße grau. (Weibchen unbeſchrieben). Sperlingsgröße. Heimat die Ebenen des obern Miſſouri. (Nach Baird). Näheres iſt nicht bekannt. Chestnut-collared Bunting (Brd.). Plectrophanes ornatus, Twnsnd. — Der ſchwarzſchultrige Ammer [Emberiza melanöma, Bryd.], dem vorigen ſehr ähnlich, nur wenig größer; das Kaſtanienbraun auf dem Hinterhalſe iſt düſterer; die Bruſtfedern ſind röthlich gerandet; Flügel mit weißen Querbinden; das haupt— ſächlichſte Unterſcheidungszeichen beſteht jedoch darin, daß die Schulterfedern nicht braun, ſondern ſchwarz und fahl gerandet find; Schnabel gelblich mit dunkelgelber Firſt. Die Heimat find die Abhänge des Felſengebirges, von wo er zum Winter ſüdwärts bis nach Mexiko wandert. Latzammer (Br.). — Maccown's Ammer [Emberiza Maccowni, Lwrnz.] aus Nordamerika; Oberkopf, Kinnbackenſtreif, Kehle und ein ſcharf abgegrenzter halbmondförmiger Fleck auf der Oberbruſt ſchwarz; Augenbrauenſtreif weiß; Oberſeite gelblichbraun, dunkel ſchaftſtreifig; Schul— tern kaſtanienbraun; unterhalb reinweiß. Größe des Goldammers. Er zeichnet ſich vor allen Verwandten durch einen auffallend großen und ſtarken Schnabel aus. Sein Aufenthalt ſind die öſtlichen Abhänge des Felſengebirges, vom Fort Thorn in Neu-Mexiko bis zu den ſchwarzen Bergen. Näheres iſt auch über ihn nicht angegeben. 602 Die Lerchen. Die Terchen [Alaudinae]. Im Freileben ſind ſie allbeliebte und geſchätzte Vögel, welche uns vom Beginn der milden bis zur rauhen Jahreszeit durch herrlichen, meiſtens im Fluge erſchallenden Geſang und durch ihre Anmuth erfreuen. Kräftig und etwas groß— köpfig haben ſie einen ſchmalen und dünnen, kurzen oder mittellangen, faſt walzen— runden, nur bei wenigen Arten von dieſer Geſtalt bedeutend abweichenden, dicken oder ſogar gekrümmten Schnabel. Die Flügel ſind lang und breit, der Schwanz iſt kurz, gewöhnlich gerade abgeſchnitten; die Füße mittelhoch mit langem geraden Spornnagel am Hinterzeh. Vermöge dieſes Lauffußes können ſie nur ausnahms— weiſe auf Baumäſten ſitzen. Auf dem Boden aber hüpfen ſie nicht wie die Sperlinge u. a., ſondern rennen flink und geſchickt. Das Gefieder iſt dicht und voll, in der Regel ſchlicht gefärbt (lerchengrau) und erſt bei genauer Betrachtung angenehm erſcheinend; beim Männchen und Weibchen übereinſtimmend. Es ſind meiſtens Zug- oder Strichvögel, welche ſehr früh im Jahre ankommen und erſt ſpät wieder fortwandern. Zum Aufenthalt wählen ſie freie baumloſe Gegenden, beſonders fruchtbare Felder; nur wenige Arten wohnen am oder im Walde, doch ſtets auf freien Stellen, manche dagegen in den baum- und ſelbſt pflanzenloſen Wüſten. Sie ſind lebhaft und beweglich im Fluge, erheben ſich ſingend, manche ſogar ſehr hoch in die Luft. Gegen die Niſtzeit hin gerathen die Männchen in heftige Fehde. Das Neſt ſteht immer nur am Boden, iſt aus dürren Halmen und Gräſern zu einer offnen Mulde geformt und enthält ein Gelege von vier bis ſechs farbigen, gefleckten und gepunkteten Eiern. In jedem Jahre werden zwei Bruten gemacht. Die Nahrung bilden allerlei Gräſer und andere kleine Sämereien, ferner zarte grüne Pflanzenſtoffe, ſowie auch Kerbthiere in allen deren Verwandlungszuſtänden. Im Herbſt ſammeln ſie ſich, manchmal auch mit Ammern und verſchiedenen Finken zuſammen, zu großen Schwärmen an, welche anfangs umherſtreichen und dann ſüdwärts wandern; nur wenige Arten bleiben zum Winter als Standvögel in der Heimat. Ihre Verbreitung erſtreckt ſich über alle Welttheile, beſchränkt ſich jedoch vorzugsweiſe auf den Norden, wo ſie in überaus zahlreichen Arten vorkommen. Faſt alle oder doch die meiſten dürfen als hervorragende Sänger gelten, verhältnißmäßig wenige aber ſind allbeliebte Stubenvögel. Zunächſt laſſen ſich die meiſten in der Gefangenſchaft ſchwierig erhalten, da ſie bis zur vollen Ein— — ä — — — ABC DES —ͤ— e — ä — —¼⅛⁵ Die Kalanderlerche. 603 gewöhnung ſich überaus weichlich und ſchädlichen Einflüſſen zugänglich zeigen, bei Vermeidung ſolcher aber und ſobald ſie vollſtändig eingewöhnt ſind, können ſie doch als recht ausdauernd bezeichnet werden. In der Vogelſtube erſcheinen ſie inſofern faſt immer als unangenehme Gäſte, als ſie ganz auffallend an Ungeziefer leiden und mit der Milbenbrut leicht die geſammte Bewohnyerſchaft überſäen; daher findet man ſie hier überaus wenig; vielmehr werden ſie nur einzeln in Käfigen beherbergt. Das Bauer, in welchem eine Lerche eingewöhnt wird, muß anſtatt der Holz- oder Drahtdecke eine ſolche aus Leinewand haben, weil der wildſtürmiſche Vogel bei jedem Erſchrecken und ſelbſt ſpäterhin während des Singens immer plötzlich emporhüpft und ſich nur zu leicht den Kopf zerſtößt. Züchtungserfolge hat man bis jetzt noch mit keiner Lerche erreicht und eigentlich ſind mit ihnen noch garkeine derartigen Verſuche angeſtellt worden. Die Er- nährung beſteht in Mohn- und mancherlei anderen öligen und mehligen Sämereien und Zugabe von Nachtigalfutter, irgendwelchem Ameiſenpuppengemiſch nebſt Mehl— würmern oder auch anderen weichen Kerbthieren. Der Preis iſt im allgemeinen ſchwierig anzugeben, da die Lerchen mit wenigen Ausnahmen nicht als ſtändige, ſondern nur als zufällige Gäſte im Vogelhandel zu betrachten ſind. Die Ralanderlerche [Alauda calandra|. Bereits Oppian, der im zweiten Jahrhundert n. Chr. lebte, ſchildert dieſen Vogel und gibt an, wie man ihn fange; und ſeit jener Zeit her kennen, beſchreiben oder erwähnen ihn wenigſtens faſt alle übrigen ornithologiſchen Schrift— ſteller bis zu unſrer Gegenwart herab. Seit altersher iſt er auch beliebt und geſchätzt und in Paris hat man ſogar eine Straße nach ſeinem Namen benannt. Die Kalanderlerche iſt oberhalb röthlichgraubraun, jede Feder fahl außengeſäumt und ſchwärzlich ſchaftfleckig; Zügel und ſchwacher Augenbrauenſtreif fahl röthlichgelb, Wangen und ſchwacher Bartſtreif bräunlichgrau, an jeder Halsſeite ein großer ſchwarzer oder ſchwarzbrauner Fleck; Schwingen ſchwärzlichbraun, fahl außengeſäumt, über den Flügel eine ſchmale weiße Quer— binde; Schwanzfedern bräunlichſchwarz, fahl außengeſäumt; Kehle in der Mitte weiß, an den Seiten, ſowie die Bruſt fahl röthlichgelb überhaucht, letztre bräunlichſchwarz ſchaftfleckig; ganze übrige Unterſeite weiß. Schnabel gelblich- bis bräunlichfleiſchroth; Auge dunkelbraun; Füße düſter fleiſchroth. Das Weibchen ſoll nur an dem kleinern und mehr bräunlichſchwarzen Hals— fleck und kaum bemerkbar geringerer Größe zu erkennen ſein. Die letztre iſt überhaupt noch etwas beträchtlicher als die der Haubenlerche. Ihre Heimat erſtreckt ſich über das ganze nörd— liche Afrika, das wärmere Aſien und Südeuropa. Als Wandervogel geht ſie tief bis ins innere Afrika und Südaſien hinab. Sie lebt auf Getreidefeldern und Wieſen, großen Haiden und Steppen und gleicht in ihren Gewohnheiten der ſchon erwähnten mehr als jeder andern verwandten Lerche, namentlich auch darin, daß ſie an den Wegen und auf den Triften nahrungſuchend umherläuft und daß ſie nicht gleich der Feldlerche ſich ſingend emporſchwingt, ſondern auf der Erde oder von irgend einem erhöhten Punkte aus ihren Geſang erſchallen läßt. 604 Die Lerchen. Trotzdem ſie alſo bereits aus dem Alterthum bekannt iſt, ſo ſind über ihr Freileben im allgemeinen doch außerordentlich wenige Angaben vorhanden. Eben nur ſo viel, daß daſſelbe dem aller Lerchen gleiche. Das an der Erde aus Gräſerhalmen gebaute, innen mit Grasblättern, Würzelchen und Haren gerundete Neſt ſteht im hohen Graſe oder im Kornfelde verſteckt, niemals aber im Gebüſch; es enthält 5 bis 6 Eier. In ihren meiſten Heimatsſtrichen ſoll ſie alljährlich zwei Bruten machen. Der Naturforſcher Radde ſagt, daß ſie in Südrußland ſehr früh ankomme und zu Ende d. M. April zu niſten beginne, gegen Ende des Mai ſeien die Jungen flügge. „Sie iſt ziemlich ſcheu, fliegt immer nur im kleinen Bogen, legt niemals eine weite Strecke auf einmal zurück und überwintert hier auch.“ Nach Mittheilung des Paſtor Paeßler belebt ſie die Steppen Tauriens zur Frühlingszeit in unabſehbaren Zügen, in denen freilich auch andere Arten ver— treten find. Oberforſtmeiſter Goebel fand ſie niſtend in der Gegend von Odeſſa, Dr. Severzow als Zugvogel in Turkeſtan, wo ſie bereits zwiſchen dem 8. bis 20. Januar anlangt. Modeſt Bogdanow ſah im aralo⸗kaspiſchen Gebiet zahl- loſe Scharen der Kalander- und verwandten Lerchen; Dr. Th. Krüper traf die erſtere in Kleinaſien im Februar und März auf den Feldern, jedoch nicht im Sommer; nach de Filippi iſt ſie in Perſien in öden Gegenden überall häufig. Ebenſo beobachtete fie A. v. Homeyer allenthalben in Algier, namentlich in der Mitidja und L. Taczanowski dort in der Provinz Konſtantine, wo ſie ſehr gemein auf bebauten Feldern des Gebirgslandes, ebenſo wie in der Wüſte rings um die Oaſen, minder zahlreich aber in den näher am Meere gelegenen Gegen— den und auf weiten Weideplätzen am See Fezzara war. Sie hielt ſich hier ſtets in großen Scharen auf und war im allgemeinen ziemlich vorſichtig. „Im März hatten ſich die einzelnen Pärchen noch nicht abgeſondert, doch fingen die Männchen bereits an, hoch aufzufliegen und zu ſingen.“ Heuglin ſagt über ſie nur folgendes: „Nach Dr. Rüppell ſoll ſie häufig als Wintergaſt in Nubien und Egypten vorkommen, von mir wurde ſie nur einzeln, einmal im März in Geſellſchaft von Haubenlerchen und Bachſtelzen am Ufer einer Lagune bei Ale— randrien, wo ſich ein Pärchen auf friſch umgebrochnem Ackerland umhertrieb, und im November auf der Poſtſtraße zwiſchen Kairo und Suez angetroffen. Hemperich und Ehrenberg ſammelten ſie im peträiſchen Arabien und Hedjas, unter anderen jungen Herbſtvögeln, welche ſehr düſter gefärbt ſind.“ Die Ge— brüder Sintenis bemerkten ſie in der Dobrudſcha in den Steppen ſehr häufig; ebenſo lebt fie nach Dr. Finſch in den Ebenen Bulgariens, auch als Niſtvogel. Ob ſie in Böhmen wirklich vorkomme, vermag Profeſſor Fritſch nicht mit Sicherheit anzugeben. In der Nähe der Stadt Löwen in Belgien wurde, wie Ch. F. Dubois mittheilt, im Oktober 1855 eine lebende Kalanderlerche gefangen Die Kalanderlerche. 605 und dort dürfte ſie wol nur als höchſte Seltenheit vorkommen. Dr. v. Müller zählt ſie unter den in der franzöſiſchen Provence beobachteten Vögeln mit und ſagt, daß ſie dort in der ſteinreichen Ebene der Crau das ganze Jahr hindurch häufig, in der Camargue dagegen ſelten ſei. Man halte ſie ihres vorzüglichen Geſangs halber oft in Käfige. Nach Salvadori iſt ſie in Sardinien gemein und nicht ſo mißtrauiſch wie um Rom und anderwärts, vielleicht weil ſie hier nicht ver— folgt wird. Außerdem gehört ſie zu den auf den Märkten von Piſa, Rom und Trieſt in beträchtlicher Anzahl ausgebotenen Vögeln. In Portugal beobachtete Dr. Rey eine große Schar am 5. April, ſpäter aber nur einzelne; in Deutſch— land iſt ſie an verſchiedenen Orten, jedoch nur ſelten als Wandergaſt geſehen worden. Sie kommt in mancherlei Abänderungen vor, namentlich in ſehr wechſelnder Größe, ſowie auch inhinſicht der Gefiederfärbung. „Die Unterſuchung der Ka— landerlerchen“, jagt E. F. v. Homeyer, „von der Wolga, aus Südrußland, Kleinaſien, Griechenland, Dalmatien, Toskana, Spanien, Portugal, Algier und Egypten ergibt faſt überall eine bedeutende Veränderlichkeit. Die aus Portugal ziehen ein wenig ins Roſtfarbne, die aus Toskana zeigen den ſchwarzen Fleck am Halſe am größten; aus Kleinaſien ſind ſie am lichteſten, von der Wolga meiſtens einfarbig dunkelgrau. Selbſt in einundderſelben Gegend und größten— theils unabhängig vom Geſchlecht, wenn auch die Weibchen ſtets kleiner ſind, kommen bedeutende Größenunterſchiede vor. Beſtändiger ſind die Abweichungen in den Farben, und bei einiger Uebung läßt ſich mit ziemlicher Sicherheit das Vaterland einer jeden einzelnen beſtimmen.“ Auch v. Nordmann fand in den großen Scharen ebenſo auffallend große, wie merkwürdig kleine Exemplare, nicht minder aber zugleich viele Farbenſpielarten, weiße, weißgefleckte und gelbliche und viele bloße Abänderungen der gewöhnlichen Färbung. Inbetreff des Geſangs gehen die Meinungen und Urtheile der Schriftſteller auch bei dieſem Vogel überaus weit auseinander. Die alten Autoren loben ihn rückhaltlos. Cetti (Naturgeſchichte von Sardinien) ſpricht von demſelben mit Begeiſterung: „So wie die Kalandra die anderen Lerchen an Größe übertrifft, iſt dies auch im Geſange der Fall; ja, ſie kann mit jedem andern Vogel um den Vorrang wetteifern. Ihre natürliche Stimme iſt ein Geſchwätz von nicht beſondrer Annehmlichkeit; aber ſie faßt mit ſtaunenswerther Kunſtfertigkeit alles auf, was ſie hört und wiederholt es. Auf dem Lande bildet ſie gleichſam ein Echo der Stimmen aller übrigen Vögel und man braucht eigentlich nur ſie allein zu hören anſtatt alle anderen. Sie ahmt ebenſo das Geſchrei der Raubvögel wie die Lieder der Singvögel nach und läßt, in der Luft ſchwebend, Tauſende von Rufen, Strofen und Weiſen unter einander erſchallen. Auch lernt ſie, was man ihr vorſpielt, und das Flageolet kann keine Schülerin haben, welche ſchneller 606 j Die Lerchen. aufzufaſſen und vollkommener nachzuahmen verſtände. Dabei ſingt ſie unermüd— lich vom Morgen bis zum Abend. Eine am Fenſter hängende Kalanderlerche vermag alle umwohnenden Leute zu erheitern, und die Vorübergehenden bleiben nicht ſelten ſtehen, um ſie anzuhören; ſie iſt beſonders die Freude der Handwerker, bei denen man fie häufig findet.“ Ein neuerer Schriftſteller, Graf Gourcy, lobt dann nicht minder ihre Begabung, mit welcher ſie die Stimmen aller an— deren Vögel nachzuahmen vermag. Sie könne nicht allein Strofen aus dem Liede des Gartenlaubvogels, ſondern auch den tiefen Ruf der Amſel, nicht ſelten ſogar die Weiſen von Schwalbe, Singdroſſel, Stiglitz, Wachtel, Meiſe, Grünfink, Hänfling, Feld- und Haubenlerche, Fink und Sperling, ferner die Rufe der Spechte, das Kreiſchen der Reiher und felbjt menſchliche Laute, wie Schnalzen u. drgl. außerordentlich täuſchend wiedergeben. Herr Albin Groß in Göppingen ſchreibt: „Meine Kalanderlerche iſt wegen ihrer Leiſtungen als Spötter in der ganzen Gegend berühmt; allein vom Ende des Januar an ſingt ſie ſchon ſo laut, daß man es in dem Zimmer, in welchem ſie hängt, nicht aushalten kann. Sie iſt übrigens in einem ungeheizten Raum überwintert worden und ſingt dennoch.“ Derartige Urtheile betreffen erklärlicherweiſe immer nur den im Käfige gehaltnen Vogel, deſſen Geſang ſich bereits bedeutſam vervollkommnet hat. Im Freileben findet derſelbe nicht ſolchen vollen Beifall, erklärlicherweiſe, weil ſie zu den ſog. Spottvögeln gehört und erſt im Käfige die Gelegenheit findet, ſich zur hervorragen— den Künſtlerin auszubilden. Radde ſagt nur, daß ihr Geſang dem der Hauben— lerche ähnlich ſei und Göbel fügt nichts weiter hinzu, als daß ſie nicht fliegend, ſondern nur im Sitzen ſinge. Alexander v. Homeyer ſagt, das Lied dieſer ſo hoch gefeierten Sängerin des Südens habe auf ihn nicht den Eindruck gemacht, welchen er erwartet, denn trotz vieler Melodie, trotz lauter, weitſchallender Stimme gehe demſelben doch die Zartheit völlig ab und der Vogel müſſe viel mehr als ein Schreier erſten Ranges gelten. Dennoch eigne er ſich ſeines vorzüglichen Nachahmungstalents halber ſehr für die Gefangenſchaft. Wenn man ihn aber ſelten im Beſitz der Liebhaber finde, jo liege dies, jagt Dr. Golz, daran, daß das Einfangen und Eingewöhnen der alten Vögel große Schwierigkeiten habe. In Spanien, Italien und anderen ſüd- und weſteuropäiſchen Ländern, nament- lich auch in der Schweiz, iſt ſie als Stubenvogel recht beliebt; bei uns, beſonders im Norden Deutſchlands, wurde ſie jedoch erſt in letztrer Zeit eingeführt. Züch— tungsverſuche ſind meines wiſſens bisher noch nicht angeſtellt, doch wäre es wol wünſchenswerth, daß man ſolche auch mit den Lerchen machen möchte. Hier in dieſem Falle könnte ein Erfolg von großer Wichtigkeit ſein, denn bis jetzt iſt das Jugendkleid des Vogels noch nicht beſchrieben. Dr. Bolle erzählt, daß ein Schiff gegen hundert Kalanderlerchen aus Kadix nach Kanaria gebracht hatte, wo ſie als treffliche Sänger verkauft werden ſollten. Durch einen Zufall ging jedoch Die Kalanderlerche. 607 die Thür ihres Käfigs auf und ſie entkamen ſämmtlich, noch ehe man ſie ans Land geſchafft hatte. Es wäre nicht unmöglich, ſagt er, daß dies die Veranlaſſung zu ihrer Anfiedlung auf den kanariſchen Inſeln würde und dies ließe ſich umſo— eher erwarten, da ſie in den Nachbarländern doch ſehr häufig ſeien. Im übrigen warnte er im Jahre 1858: „Man hüte ſich, aus der Ferne her, in Trieſt Calandras zu beſtellen, denn man würde theure Feldlerchen erhalten, welche dort dieſen Namen haben, während die Kalanderlerche ſelbſt Calandron heißt“; gegen— wärtig aber braucht man derartige Befürchtungen nicht mehr zu hegen; denn von Baudiſch, Alpi und Crevatin in Trieſt, Zivſa in Troppau und Hromada in Dresden, Karl Gudera und den übrigen Händlern in Wien ſind ſie immer zu beziehen. Der Preis beträgt für friſch eingeführte Vögel 12 bis 18 Mark für das Männchen und für ein ſolches gut ſingendes bis zu 30 Mark. Die Kalanderlerche hat keinen weitern Namen. [Kalandralerche, große Lerche, Ga— lander und große Ringlerche, nach alten Autoren!. L’Alouette-calandra; Calandra Lark. Nomenclatur: Alauda calandra, L. (nec Bull.); Alauda undata, Gml.; Alauda matutina, Bad.; Melanocorypha calandra, Boie; M. calandra, subcalandra et albigularis, Br., Gld., Nmn., Bp., Cb., Lndrm., v. d. Mhl., Mihb., Sv., Cr., Sivd., De Flip., Drk., Trstr., Ryp., gl., Hrsf. et Mr., Bree, Wrght.; Londra calandra, Sks. |Corydalus galerita, Belon; Alauda major s. calandra, Brss. — La Calandre, Edw., Buff.; The Calandra, Edw. — Chalandra, Chalandria (italieniſch und ſpaniſch) und Corydalos (in Venedig), nach Geßner; Culassade (in der Provence), Alouette de bruyöre (bei Orleans) nach Buffon. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe S. 603. Alauda calandra: supra rubente fumida scapo cujusque plumae exterius livide limbatae subnigro; loris striaque superciliari tenui livide fulvis; genis striaque mysta- cali tenui subfumidis; macula magna lateris colli nigra vel nigro-fusca, remigibus fuseis, exterius livide limbatis; fascia trans alam angusta alba; rectricibus subfusco- nigris, exterius livide limbatis; gula media alba, ejusque lateribus cum pectore sub- nigro-vittato, ochraceo-afflatis; gastraeo reliquo albo; rostro gilvo-, ipso fuscato- carneo; iride fusca; pedibus livide carneis. — macula gulari minore, magis fus- cCato- nigra differens atque statura paulo minore. Länge 18,5 em.; Flügelbreite 39, em.; Schwanz Gem. Die zweifleckige Lerche [Alauda bimaculata], eine der vorigen ſehr naheſtehende Art, welche von manchen Ornithologen in drei beſondere Arten geſchieden wird, ob mit Recht, muß dahingeſtellt bleiben und hat für die Liebhaberei keine Bedeutung. Sie ſtimmt im allgemeinen mit der eigentlichen Kalanderlerche überein, ſoll jedoch oberhalb einen mehr roſtgrauen Ton haben und dunkler ſchaftfleckig ſein; das Schwarz auf der Halsſeite zieht ſich gegen die Ober— bruſt hin zuſammen; die Schwingen haben keine weiße Binde und jede Schwanzfeder hat einen weißen dreieckigen Fleck, ſodaß der Schwanz von unten eine breite weiße Endbinde zeigt; außer— dem iſt ſie auch beträchtlich kleiner. Ihre Heimat erſtreckt ſich über Arabien und Nordoſtafrika, ſüdwärts bis zum blauen Nil. In Abeſſinien iſt ſie Wintergaſt. Betrachtet man alle drei Arten als zuſammenfallend, ſo iſt als Heimat auch Paläſtina und ganz Mittelaſien bis Sibirien zu erachten. Sharpe und Dreſſer haben in den „Birds of Europe“ eine eingehende Be⸗ ſchreibung gegeben; näheres über das Freileben iſt zwar nicht bekannt, doch wird daſſelbe jeden— falls dem der vorigen in jeder Hinſicht gleichen. — Halsbandlerche (Br.) und röthliche Kalander— 608 Die Lerchen. lerche. — Alauda bimaculata, Menetr.; Melanocörypha torquata, BH.; M. albo-termi- nata, Ch.; M. rufescens, Br. Die Mohrenlerche [Alauda tatarica]. Im Jahre 1875 brachte der Händler Stader aus Moskau eine kleine An— zahl dieſer überaus intereſſanten Vögel nach Berlin, wo ſie theils in den zoologi— ſchen Garten, theils in das Aquarium gelangten und auch an Liebhaber zu dem allerdings hohen Preiſe von 45 Mark für den Kopf verkauft wurden. Ich zögerte einige Tage, bevor ich mich entſchließen konnte, gerade für Lerchen eine ſolche Summe auszugeben und gleich darauf hatte ich Urſache, mein Säumen zu be— dauern, denn die wirklich ſehr ſchönen Vögel waren raſch vergriffen. Das Hoch— zeitskleid iſt einfarbig tiefſchwarz, oberhalb, beſonders an Rücken, Flügeln und Schwanz jede Feder fein fahlweiß geſäumt; Auge braun; Schnabel und Füße ſchwarz. Das Männchen im Herbſtkleide und das Weibchen iſt fahlbräunlich, ſchwärzlichbraun ſchaftfleckig, Flügel- und Schwanzfedern ſchwarzbraun, fahl außengeſäumt, erſte Schwung- oder Schwanzfeder mit weißer Außenfahne; an jeder Halsſeite ein ſchwärzlicher Fleck; unterſeits bräunlichweiß, Hals und Bruſt ſchwärzlichbraun geſtrichelt, Seiten bräunlichweiß, matt dunkelſchaftſtreifig. Das Jugendkleid ſoll fahlbräunlich ſein, jede Feder breit ſchwärzlich ſchaftſtreifig; Zügel- und Augenbrauenſtreif weiß; Wangen bis zum Ohr fahlröthlichbraun; Flügel ſchwarzbraun, jede Feder fahl geſäumt; Schwanzfedern ebenſo, etwas dunkler, fahl geſäumt und die äußerſte mit weißer Außenfahne; ganze Unterſeite weiß, Bruſt breit dunkelbraun ſchaftfleckig, Körperſeiten fahl röthlichbraun ge— ſtrichelt; untere Flügelſeite ſchwarz. Bedeutend größer als die Feldlerche, eine der größten Lerchen überhaupt. Die Heimat erſtreckt ſich über das mittlere Aſien, von wo ſie zur Winterzeit ſüdlich und weſtlich wandert und daher auch, freilich nur einzeln, bis zum Südweſten Europas vorkommt. Den alten Schriftſtellern war ſie bereits be— kannt, und ſie geben mehr oder minder zutreffende Beſchreibungen und Abbildungen, deren beſte wol die von Pallas iſt, welcher ſogar ſchon ihr Freileben in den Salzſteppen an der Wolga und der tatariſchen Wüſte ſchildert und angibt, daß fie zum Winter hin ſüdwärts wandere. Forſter, der ſie yeltoniſche Lerche nennt, jagt, daß ſie ſcharenweiſe jenſeits der Wolga in der Nähe des Nelton- Sees lebe und im Auguſt ſehr fett und von vortrefflichem Geſchmack ſei. Da ſie im Frühlinge und Winter verſchiedene Kleider trägt, ſo nannte ſie Gmelin veränderliche Lerche (ſ. Nomenklatur). Die neueren Schriftſteller wie Bechſtein und Bolle haben ſie nicht aufzuweiſen. Dr. Evers mann traf fie hin und wieder in den öſtlichen ruſſiſchen Steppen an, vorzugsweiſe jedoch in den Salzgegenden. Im Winter ſah er ſie in Schwärmen von vielen Tauſenden in den ſüdlichen Kirgiſen— ſteppen umherwandernd, auf den Salzflächen und an den Ufern der Salzmore, wo der Schnee noch liegen bleibt, ihr Futter, welches dann in den Samen der Salzpflanzen beſteht, ſuchend. Nach F. W. Bädeker erſcheint fie bei Sarepta an der Wolga im Januar, verſchwindet bald wieder für einige Wochen und wird zwar im März in Scharen umherſtreichend, aber nur für kürzere Zeit geſehen. Gibt es keinen Schnee, ſo verbleibt ſie auf der hohen Steppe; bei Schneefall Die Mohrenlerche. 609 aber kommt ſie herab und ſucht an den Wegen nach Futter umher, wo ſie dann gefangen oder erlegt werden kann. Radde fand ſie nebſt Berg- und Kalander— lerche in Südrußland in den Bazaren der Städte, namentlich in Odeſſa, wo ſie nicht gefangen, ſondern mit Schrot geſchoſſen, feilgehalten werden. Middendorf beobachtete ſie im Februar in der Barabaſteppe, nahe an der Heerſtraße in großen Schwärmen und Göbel erhielt eine, welche unter einem Schwarm von Kalander— lerchen in der Nähe von Odeſſa geſehen und erlegt worden. „Sie iſt Bewohnerin der Steppen Mittelaſiens“, ſagt E. F. v. Homeyer, „und ſcheint ihre Wege faſt ausſchließlich weſtlich mit einer leichten ſüdlichen Richtung zu nehmen. Die Süd⸗ und Südoſtgegenden Rußlands ſehen fie in jedem Winter zahlreich.“ Der— ſelbe Schriftſteller fügt dann hinzu, daß kein ſichrer Nachweis ihres Vorkommens in Deutſchland vorliege, während ſie in der Nachbarſchaft von Brüſſel im März 1850 in etwa fünf Köpfen erlegt ſein ſoll. Während der Expedition der geographiſchen Geſellſchaft von Bremen unter Führung des Herrn Dr. Otto Finſch nach Weſtſibirien i. J. 1876 beobachtete der genannte Gelehrte dieſe Lerche in verſchiedenen Gegenden und zwar auch in der wüſtenartigen Steppe von Tarik, wo ſtundenweit kein Waſſer vorhanden. Im übrigen iſt über ihr Freileben faſt garnichts angegeben, doch dürfte daſſelbe wol dem unſrer Feld— lerche im allgemeinen gleichen. Nach Dubois ſoll ſie nur einen ganz geringen Geſang haben. Ueber ihr Benehmen in der Gefangenſchaft iſt leider nicht viel zu berichten. Im Berliner Aquarium gingen alle Mohrenlerchen bald zugrunde; im zoologiſchen Garten dagegen iſt noch jetzt ein ſchönes Pärchen vorhanden, und damit iſt wol der Beweis gegeben, daß ſie in der Gefangenſchaft ſich ausdauernd zeigen. Einen Geſang habe ich nicht vernehmen können, doch ſagte mir der Futtermeiſter Meuſel, daß derſelbe laut und klingend, dem der Haubenlerche ähnlich, doch wol noch an— genehmer erſchalle. Die Mohrenlerche hieß bei den alten Autoren ſchwarze Steppenlerche und tatariſche Lerche. L’Alouette noire; Black Lark. Nomenclatur: Alauda tatarica, Pll.; Tanagra sibirica, Sprrm.; Alauda yelto- niensis, Frstr., Rss. [„Hndb.“]; Alauda mutabilis, &.; Alauda nigra, Sph.; Saxilauda tatarica, Lss.; Melanocorypha tatarica, B., Cb.; Calandra nigra, Dbs.; Melanocorypha yeltoniensis, Shrp. et Drss., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe S. 608. Alauda tatarica: vestimento nuptiali unicolore atro; supra pluma quaque imprimis dorsi, alarum caudaeque subtiliter albido-limbata; iride fusca; rostro pe di— busque nigris. — Femella et vestimentum maris autumnale subfumida, e nigro fusco- maculata; remigibus rectricibusque nigricante fuscis, exterius livide limbatis; pogonio primae hujus utriusque pennae extero albo; macula lateris colli nigrescente; gastraeo fuscato-albo; collo pectoreque subnigro-fusco-striolatis; hypochondriis luride albis, obseure substriatis. — Juv.: livide umbrina, subnigro-vittata; loris striaque super- eiliari albis; genis ad aurem usque livide badiis; pluma quaque alarum nigro - fuscarum Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 39 610 Die Lerchen. livide limbata; pogonio extimae rectricum obseuriorum, livide limbatarum extero albo; pectore fusco -vittato; hypochondris livide badio -striolatis; subalaribus nigris. Länge 18 bis 19 em.; Flügel 13,5 em.; Schwanz 7,; em. Die mongoliſche Lerche [Alauda mongolica] aus Mittelaſien bewohnt die öſtlichen Steppen und wandert zum Winter — wohin, weiß man jedoch noch nicht mit Beſtimmtheit. Radde beobachtete ſie bei der Grenzwacht am Kuluſſutajefſk in 10 bis 30 Köpfen und bemerkt als auffällig, daß ſie einerſeits alle bewaldeten oder beſtrauchten Gegenden und andrerſeits ſalzhaltigen Boden vermieden. Er meint, daß ſie einzeln in den Hochwaldſteppen brüte, doch fand er das Neſt nicht. Sie ſei ſehr ſcheu, laufe ſehr ſchnell auf der Erde und laſſe ſich vom Jäger nicht leicht ankommen. Da er zeitweiſe ein Männchen erlegte, ſo meint er, daß ſie in den Geſchlechtern getrennt wandere. Ihren Geſang laſſe ſie ebenſo wie die Feldlerche, doch nur im niedrigen Fluge erſchallen, aber recht anhaltend; nach Beendigung deſſelben ſenke ſie ſich wie jene plötzlich zur Erde herab. Ein Urtheil über den Geſang iſt jedoch nicht angegeben. Nach Dr. Dybowski iſt fie in den Steppen von Oſtſibirien ſehr gemein, kommt im Frühling zeitig an, niſtet mit der gemeinen Feldlerche völlig übereinſtimmend und brütet überaus feſt auf dem Gelege. Auch dieſe Lerche erwähnen die alten Schriftſteller gleich der vorigen, und Pallas ſagt, daß ſie ein eignes, zuweilen plötzlich abgebrochnes Zwitſchern hören laſſe. Im Juni brüte ſie. Näheres iſt weder von den älteren, noch von den neueren Vogelkundigen mitgetheilt worden. Sie iſt oberhalb roſtröthlich zimmtbraun; über die Kopfmitte ein fahlröthliches breites Band, ein ebenſolches quer über den Hinterkopf; Zügel- und Schläfenſtreif weiß, unterhalb des letztern ein zimmtbrauner Streif; Wangen reinweiß; an jeder Halsſeite ein großer ſchwarzer Fleck; an Rücken und Schultern jede Feder fahl röthlichweiß gerandet; Schwingen und übrige Flügel— federn ſchwarzbraun, fahlweißlich geſäumt und mit weißer Querbinde über den Flügel; Schwanz— federn ſchwarz, die mittelſten heller braun und mit weißer Außenfahne; ganze Unterſeite weiß, Bruſt- und Bauchſeiten bräunlichweiß, rothbraun ſchaftſtreifig; Schnabel gelblichhorngrau mit dunkler Firſt; Auge braun; Füße röthlichgrau; das Weibchen iſt nicht beſchrieben. Größe der vorigen. Obwol ſie in China ein nicht ſeltner Stubenvogel ſein ſoll und auch in den Jahren 1866 und 1867 in je einem Exemplar in den zoologiſchen Garten von London gelangt iſt, ſo iſt ſie doch bei uns in Deutſchland noch nicht eingeführt. Steppenlerche und Mongolenlerche; Bai⸗Ling, d. h. hundert Geiſter, bei den Chineſen (nach Br.). Alauda mongolica, Hl.; A. sinensis, Wtrhs. Die ſibiriſche Lerche [Alauda sibirica] iſt am Oberkopf röthlichzimmtbraun, Zügel- und Augenbrauenſtreif nebſt Kopfſeiten weiß, untere Wangenhälfte bräunlichfahl, matt dunkel ge— punktet, ganze übrige Oberſeite dunkelbraun, jede Feder fahlbraun außengeſäumt; Schwingen ſchwarzbraun, fahl außengeſäumt, über den Flügel eine ſehr breite weiße Querbinde, Flügel— rand und obere Schwanzdecken röthlichzimmtbraun, Schwanzfedern ſchwarz, heller geſäumt, die äußerſte ganz weiß; Oberbruſt fahl röthlichweiß, verloſchen dunkel gepunktet; ganze übrige Unter— ſeite weiß; Bruſtſeiten röthlichzimmtbraun; Bauchſeiten bräunlich, dunkelſchaftſtreifig; Schnabel bräunlichgelb mit dunklerer Firſt; Auge braun; Füße röthlichbraun. Das Weibchen ſoll nur matter gefärbt ſein. Die Größe iſt ein wenig beträchtlicher als die der Feldlerche. Ihre Heimat erſtreckt ſich über den Oſten Europas und Nordaſien. Von Radde wurde ſie in der Baraba— ſteppe gefunden, und Dr. Eversmann gibt an, daß ſie bewachſene kräuterreiche Flächen und Anhöhen der Steppe liebe; ſie gehe nordwärts bis Orenburg und ſei namentlich in der Gegend von Ilezk noch ſehr häufig. Sie wähle ſtets gelblichen oder röthlichen Lehmboden ohne Damm— erde zu ihrem Aufenthalt. Dr. Finſch beobachtete ſie auf dem Wege von Omsk nach Semipalatinsk in Sibirien. In der Dobrudſcha erlegten ſie die Gebrüder Sintenis auf dem Frühlings— zuge unter Kalanderlerchen, doch iſt ſie dort ſehr ſelten. „Von verſchiedenen Schriftſtellern“, ſagt E. v. Homeyer, „bald in dieſe, bald jene Gattung umhergeworfen, paßt ſie eben in keine; ſie iſt weder eine Kalander-, noch eine Alpen- oder gar eine Iſabelllerche, mit der mongoliſchen Lerche dagegen paßt ſie ganz ausgezeichnet zuſammen. Sie geht öſtlich, wie Radde beobachtet Pr 1 Lerchen. 611 hat, nicht über das Jeniſeigebiet hinaus, niſtet bereits in der Wolgagegend und kommt alljährlich im Winter nach Südrußland. Einzelne haben ſich bis Belgien verflogen und obwol man in neuerer Zeit ihr Vorkommen in Deutſchland nicht feſtgeſtellt, ſondern vielmehr angezweifelt hat, während bei ihrer weſtlichen Zugrichtung die in Belgien gefundenen weißflügeligen oder ſibiriſchen Lerchen doch nothwendigerweiſe durch Deutſchland gewandert ſein müſſen, ſo iſt es dennoch frageloſe Thatſache, und zwar wurde dieſe Art ſchon ſeit langer Zeit in unſerm Vaterlande beobachtet. Bechſtein erzählt: ‚Bon dieſer Varietät fing ich im März 1789 bei hohem Schnee ſieben Köpfe vor meiner Thür unter einem Siebe. Sie hielten ſich in einer Geſellſchaft von Baum— lerchen auf, und unter den anderen Lerchen, die damals in meiner Gegend zu tauſenden gefangen worden, war keine mehr von dieſer Spielart zu treffen. Ich hielt ſie anfangs für eine beſondre Art, bis mir ihr ganzes Weſen, Locktöne, Geſchrei u. ſ. w., da ich ſie lange Zeit in der Stube hatte, zeigten, daß es Feldlerchen waren. Doch hatten ſie keine Kappe. Vielleicht waren es Feld— lerchen, die in weit ſüdlicheren Gegenden zu Hauſe gehören, denn meine Beobachtungen haben ge— zeigt, daß es eine beſtändige Varietät ſein muß.“ (Er gibt dann eine genaue Beſchreibung und v. H. fährt fort): An eine bloße Spielart iſt bei ſieben gleichgefärbten Köpfen von vornherein nicht zu denken, und die Beſchreibung paßt ſo durchaus zu der Weißflügellerche, daß man über die Zugehörigkeit garnicht im Zweifel ſein kann. Nach den Beobachtungen des Grafen Wo dzycki kommt ſie übrigens nicht ſelten bis nach Polen und Galizien.“ Ueber das erwähnte Erſcheinen in Belgien berichtet Herr Ch. F. Dubois: „Im Oktober 1855 wurde eine ſolche Lerche bei Lüttich gefangen, dann im Oktober des nächſten Jahres eine bei Mecheln.“ Inbetreff des Freilebens iſt faſt garnichts bekannt. Sie ſoll im ganzen Weſen der Feldlerche ähnlich, aber noch viel weniger ſcheu ſein und auch in gleicher Weiſe niſten. Nach Angabe der wenigen Beobachter iſt ihr Geſang unbedeutend, beiweitem geringer und minder klangreich, als der anderer Verwandten. Ob ſie bereits in den Handel gelangt iſt, vermag ich mit Sicherheit nicht anzugeben, obwol ich glaube, fie im zoologiſchen Garten von Hamburg vor einigen Jahren geſehen zu haben. — Spiegellerche (Br.); weißflügelige Lerche (H mr.). — Alauda sibirica, Gml.; A. leucöptera, Pll.; A. arvensis ruficeps, Bchst.; Calandritis sibirica, CO.; Pallasia () leucoptera, Hnr. Die aſchgraue Lerche [Klauda cinerea, Gl.] vom Vorgebirge der guten Hoffnung; oberhalb dunkelbraun, jede Feder fahl röthlichbraun außengeſäumt; Oberkopf dunkelröthlich— braun, Augenbrauenſtreif und Kopfſeiten reinweiß; kleiner Wangenfleck röthlichfahl; Schwingen dunkelbraun, die erſte weiß und die anderen röthlich außengeſäumt; obere Schwanzdecken bräunlich— dunkelroth; Schwanzfedern ſchwärzlichbraun, die äußerſte mit weißer Außenfahne; an jeder Bruſt— ſeite ein großer braunrother Fleck; ganzer Unterkörper weiß; Bruſt-, Bauch- und untere Flügel— ſeiten hellröthlichbraun; Schnabel dunkelbraun; Auge braun; Füße bräunlichgrau. Das Weibchen iſt nicht bekannt. Die Größe iſt etwas geringer als die der Feldlerche. Nach Layard's An— gabe iſt ſie im Kaplande überall häufig und im Freileben gleicht ſie den Verwandten, doch hat der Forſcher näheres leider nicht mitgetheilt. Lebend eingeführt iſt ſie bis jetzt noch nicht, und wenn dies über kurz oder lang auch geſchehen ſollte, ſo wird ſie doch für die Liebhaberei ſchwerlich eine beſondre Bedeutung gewinnen, ebenſo wie ſich dies von faſt allen folgenden Lerchen annehmen läßt. Graulerche (Br.). Alauda ruficapilla, Smth.; A. spleniata, Strekl.; Calandrella ruficeps, Br. [nec Rpp.]. — Die rothköpfige Lerche [Alauda ruficeps, ., nec Br.] aus Abeſſinien iſt nach Cabanis kleiner als die vorige, an der Bruſt mehr oder weniger rothbraun und an der ganzen übrigen Unterſeite, namentlich an den Bauchſeiten, ebenſo angeflogen und verloſchen geſtreift; die äußerſte Steuerfeder zeigt nur einen ſchmalen weißen Saum. „Sie vertritt“, ſagt Heuglin, „in den Hochgebirgen Abeſſiniens, zwiſchen 2000 bis etwa 3600 Meter Meereshöhe unſre Feldlerche, mit der ſie im Benehmen ungemein viele Aehn— lichkeit hat. Parweiſe findet man ſie das ganze Jahr hindurch auf Stoppelfeldern, ſteinigen Brachäckern, an Wegen, um Gehöfte, namentlich auf eiſenhaltigem Boden. Das Männchen ſingt häufig ſteigend in der Luft oder auf einer Erdſcholle, ſeltener ſieht man es auf kleinen Büſchen ſitzend. Nordwärts trafen wir fie noch in Hamafien, ſüdwärts bis in den Wolo-Gala— 39* 612 Die Lerchen. Gebirgen, jedoch nicht weſtlich vom Tanaſee.“ Nach Barboza du Bocage befindet ſich ein Exemplar aus Weſtafrika im Muſeum von Liſſabon. In allem übrigen ſtimmt ſie mit den vorigen überein. Rothköpfige Berglerche (Hgl.). — Die Finkenlerdie [Alauda deva] aus dem ſüdlichen Indien iſt oberhalb dunkelbraun, jede Feder fahl geſäumt; Augenbrauen- und Zügel— ſtreif roſtröthlichfahlgelb, Barlſtreif dunkelbräunlich, Kopfſeiten röthlichbraun; Schwingen und Flügeldecken dunkelbraun, fahl außengeſäumt; Schwanzfedern ſchwarzbraun, die äußerſten fahl— röthlich außengeſäumt; Kehle, Bruſt und Seiten fahlröthlichgelb, fein dunkelſchaftſtreifig, ganze übrige Unterſeite hell roſtröthlichgelb; Schnabel bräunlichgelb; Auge dunkelbraun; Füße gelblichgrau. Das Weibchen ſoll nicht verſchieden ſein. Größe etwa der Haidelerche gleich. dach Jerdon's Mittheilungen iſt fie in der Lebensweiſe und allen ſonſtigen Eigenthümlichkeiten der europäiſchen Feldlerche überaus ähnlich. Man hält ſie dort nicht allein um ihres ſehr ange— nehmen Geſangs willen, ſondern auch weil ſie in vorzüglicher Weiſe die Lieder verſchiedener Vögel nachahmen lernt, häufig in der Gefangenſchaft und hoffentlich wird ſie nebſt anderen indiſchen Vögeln demnächſt in den Handel gelangen. Kleine Haubenlerche (Hmr.). Mirafra Hayi, Jerd. Die kurzzehige Lerche [Alauda brachydäctyla] gehört jedenfalls zu den am weiteſten ver— breiteten unter allen überhaupt, denn ihre Heimat erſtreckt ſich über den Südweſten Aſiens, das nordöſtliche Afrika und über das ſüdliche bis mittlere Europa; auf Zeylon kommt ſie nicht vor, dagegen gehört ſie nach Blaſius zu den auf Helgoland beobachteten Vögeln. Sie iſt oberhalb fahlgelblicherdgrau (bis deutlich roſtfarben), ſchwärzlich ſchaftfleckig, namentlich an Oberkopf und Rücken; Zügelſtreif weiß, Schläfenſtreif weiß und darunter ein ſchwärzlicher; Wangen fahl— röthlichgelb, ſchwärzlich ſchaftſtreifig; an jeder Halsſeite ein ſchwärzlichgrauer Fleck; Flügel fahl— gelblichbraun, mit fahlgelblichweißer Querbinde; Schwingen ſchwarzbraun, röthlichfahl außen— geſäumt; Schwanzfedern dunkelbraun, fahlröthlichgelb außengeſäumt; ganze Unterſeite weiß, Bruſt— und Bauchſeiten nebſt unteren Flügeldecken fahlröthlichgelb; Schnabel gelbgrau mit ſchwärzlicher Spitze; Auge braun; Füße graugelb. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein, mit nur matter gefärbtem und kleinerm Halsfleck. Das Jugendkleid iſt nach A. v. Homeyer ſchön gelb gefleckt. Die Größe iſt beträchtlich geringer als die der Haidelerche. Sie zeichnet ſich vor den Verwandten dadurch aus, daß ſie nicht den langen Spornagel an der Hinterzehe hat. „Wie weit ihre Verbreitung ſich eigentlich ausdehnt“, ſagt E. F. v. Homeyer, „läßt ſich noch nicht feſtſtellen, da ſie bis zur neueſten Zeit hinauf mit anderen naheſtehenden Arten verwechſelt worden und auch gegenwärtig noch eine ſichre Scheidung und Begrenzung aller hierher gehörenden Lerchen zweifelhaft bleibt. Sie neigt ganz außerordentlich zu Abweichungen, und ich muß ge— ſtehen, daß ich auf deſto größere Schwierigkeiten ſtieß, je mehrere Exemplare ich aus den ver— ſchiedenſten Gegenden in Händen hatte; meine Unterſuchung erſtreckte ſich über ſolche aus Süd— rußland, Griechenland, Dalmatien, Spanien, Portugal, Algier und Egypten, welche ſich größten— theils in meiner Sammlung befinden.“ Die Unterſchiede liegen nach demſelben Schriftſteller vornehmlich darin, daß die Roſtfarbe mehr oder minder deutlich, am meiſten bei den portu⸗ giſiſchen und am geringſten bei den ſüdruſſiſchen iſt. Ferner ſchwankt die Größe ſehr beträchtlich und ebenſo die Länge der Schwingen ſelbſt um zwei bis drei Linien. Schließlich gibt es auch mancherlei Spielarten, ganz roſtfarbene, reinweiße und geſcheckte. Die Literatur über ihr Vor— kommen iſt eine reichhaltige und nach derſelben gleicht ihre Lebensweiſe im weſentlichen der aller naheſtehenden, beſonders der Feldlerche. Dr. Bolle ſpricht in ſeiner geiſtvollen Weiſe über ihr Freileben auf den kanariſchen Inſeln. Zunächſt berichtigt er den Irrthum, nach welchem die dort vorkommende Art die Feldlerche ſei; „es iſt vielmehr“, ſagt er, „die kurzzehige. Als Standvogel iſt ſie wol über alle jene Inſeln verbreitet. Schon auf jedem Saatfelde in der Nähe von Santacruz iſt fie zahlreich anzutreffen und nicht allein auf kornreichen Strichen, ſondern auch auf wüſtenartigen kahlen Flächen und Hügeln, deren weißer Tuff oder gelber Kalkboden nur geringen, manchmal garkeinen Pflanzenwuchs aufkommen läßt, wie es deren zumal im Oſten von Kanaria viele gibt. Im Sommer, mehr aber noch im Herbſt, liegt ſie ſcharenweiſe ski - re ne Lerchen. 613 in den Stoppelfeldern, auf denen die Halme fußhoch ſtehen bleiben; auch läßt ſie ſich gern auf Steinen nieder. Im Frühlinge ſingen die Männchen, in der Luft einander jagend, abgebrochene Lerchenſtrofen. Ueberhaupt hat ihr Geſang mit dem der Feldlerche Aehnlichkeit und wird wie von dieſer meiſtens im Fluge vernommen; er iſt jedoch weniger anhaltend und laut. Das Jugendkleid iſt, wie bei allen mir bekannten Lerchen, weißbunt geſprenkelt. Gäbe es auf den Inſeln Vorrichtungen zum Lerchenfange, ſo könnte derſelbe gewiß lohnend betrieben werden. Selbſt als Stubenvogel wird ſie trotz ihrer angenehmen Stimme kaum jemals gehalten.“ Das Obige ergänzt durch die nachſtehende Schilderung Herr Major Alexander v. Homeyer von den Balearen: „Dieſe hübſche kleine Lerche iſt hier in einer überraſchenden Anzahl vorhanden; allenthalben findet man ſie, auf jedem Felde, ſelbſt wenn daſſelbe ziemlich zahlreich mit Bäumen beſetzt iſt, auf den wenigen naſſen Süß- und Brackwaſſerwieſen, in den dürftigen Sandgegenden des ſüdöſtlichen Strandes, auf den Felſen der Vorberge, in den fruchtbaren Getreide-, Mais— und Oelfruchtgeländen, kurz überall, nur nicht im eigentlichen Gebirge und im Walde. Sind jedoch die kultivirten muldenförmigen Thaleinſchnitte nicht zu klein und eng, ſo zeigen ſich ſelbſt hier einige Pärchen. Bald ſingt ſie aus der Luft, bald von einem Stein oder einer Ackerſcholle herab, namentlich abends bei untergehender Sonne oder morgens, während ſie gleich— zeitig das Gefieder ordnet. Wird irgendwo gepflügt, ſo finden ſich ihrer hunderte aus der ganzen Nachbarſchaft der Nahrung halber ein, welche ungefähr dieſelbe iſt wie bei der Feld— lerche. Der Geſang iſt lerchenartig. Man erkennt ihn als ſolchen ſogleich, erſieht aber auch, daß er bedeutend ſchlechter als der unſerer deutſchen Lerchenarten iſt und zwar lauter Stückwerk, nichts Zuſammenhängendes, ſtets mit Pauſen zwiſchen den einzelnen Strofen. Letztere haben mit denen der Feldlerche die meiſte Aehnlichkeit, doch ſind ſie viel unbedeutender; langgezogene Töne gehen voran, während ſchnellgegebene Nachſätze folgen, welche weder im Wohllaut noch Tempo zum Geſang paſſen. Die langgezogenen Flötentöne ſind ſchreiend, die Schlußſtrofen hölzern und ohne Klang. Einzelne Strofen werden genau ebenſo oder nur mit Abänderung des Schluſſes bis zum Ueberdruß wol zehn- bis zwanzigmal wiederholt, wodurch man an die langweilige Weiſe mancher ſchlechten Sänger unter den Haubenlerchen erinnert wird. Trotzdem beſitzt ſie aber eine große Fertigkeit im Nachahmen fremder Vogelſtimmen. So hörte ich z. B. Strofen vom ſchwarzkehligen Wieſenſchmätzer, Grünfink und Hänfling; ja, ſelbſt das tik, tiktik des Grauammers ſchwirrt ſie wol zwanzigmal hintereinander. In dieſer Nachahmungsfähigkeit, den Pauſen zwiſchen den einzelnen Strofen, wie endlich auch inhinſicht des ſchreienden Tons, iſt ihr Geſang dem der Kalanderlerche ſehr ähnlich, welcher ſie auch im übrigen am nächſten ſteht. Ihr aufſteigender Flug geſchieht ſehr ſchnell, unmittelbar in ſchrägſteiler Linie; das Herab— kommen erfolgt faſt ſenkrecht. Mit außerordentlicher Geſchwindigkeit erhebt ſie ſich lautlos und beginnt erſt in der Höhe ihr Lied, in der ſie dann ſingend ihre Bogen beſchreibt. Ihre Be— wegungen ſind denen der Feldlerche ähnlich, ebenſo faſt alle Locktöne, mit Ausnahme eines haidelerchenartigen Rufs, welcher wie ſplüi lautet.“ In Nordoſtafrika iſt ſie nach Heuglin Zugvogel, erſcheint oft ſchon zu anfang Septembers, meiſtens in größeren Scharen auf Brach— feldern, trockenen Viehweiden und namentlich in der Wüſte und Steppe. Die einzelnen Flüge ſammeln ſich im Winter in Kordofan, Senar und Taka zu ungeheuren Scharen an und ziehen im Februar und März wieder in kleineren Schwärmen nordwärts. Auch in Nordarabien und im abeſſiniſchen Küſtenland iſt ſie zur Zugzeit zu finden. Jerdon berichtet über ihr Vorkommen im Flachlande Südindiens, wo ſie als Zugvogel vom Oktober bis März an Waſſerrändern u. a. feuchten Stellen zuweilen ſo zahlreich iſt, daß man wol mehrere Dutzend auf einen Schuß er— legen kann; auch wird ſie hier in manchen Gegenden in großer Anzahl gefangen und als Leckerbiſſen verſpeiſt, ſo nach Blyth namentlich bei Kalkutta. Phillips, Hutton, Dickſon u. A. beſtätigen jene Mittheilungen, ohne näheres hinzuzufügen. Dr. Finſch ſagt, daß ſie ſelbſt auf den höchſten Wieſen des Altai und in der Steppe von Tarik, auch wenn ſtundenweit kein Waſſer vorhanden war, überall vorkam, während er ſie auf dem Wege von Omsk bis Semipalatinsk kaum bemerkte. Da fie ſchon im Jahre 1864 von Algier aus in den zoologiſchen Garten von London gelangte, ſo läßt ſich wol annehmen, daß ſie über kurz oder lang auch bei 614 Die Lerchen. uns eingeführt wird. Dann dürfte ſie in ganz gleicher Weiſe wie die Kalanderlerche als Spott— vogel geſchätzt ſein; ob ſie freilich jemals einen bedeutenden Werth für die Liebhaberei erlangen wird, iſt fraglich. — Geſellſchaftslerche, Stummellerche, Kurzzehenlerche und Kalandrelle. — Alauda brachydactyla, LSSI.; A. bagheira, lt.; A. arenaria, Stph.; A. calandrella, Bull.; A. dukhunensis, s., Jrd., Emberiza oliväcea, TH.; Melanocörypha itala, graeca, tenui-rostris et gallica, Br. [Boag-geyra Lark or Short-toed Lark, Lath.; Kirwa Bunting, Tell.; Social Lark, Jrd.; Ortolan, in Indien von den Europäern genannt; Bagheiri, in Hinduſtan nach BI, Hmlt., Jrd.]. Die weißgraue Lerche [Alauda pispoletta, .], den vorhergegangenen Verwandten, nament— lich der kurzzehigen Lerche überaus ähnlich, iſt ſie nach E. v. Homeyer doch durch folgende Merkmale weſentlich verſchieden. Ihr ganzes Gefieder zeichnet ſich durch weißgraue Färbung aus; der Hals iſt geſtrichelt; ſie hat kürzere Vorderarmſchwingen, ſodaß die übrigen über dieſe weit hinaustreten, und beſonders auffallend iſt die bedeutende Länge des Schwanzes. Heuglin fügt hinzu, daß ſie am Oberkörper und an der Bruſt kräftiger und dunkler gefleckt ſei; die Weichen ſind rauchbräunlich mit einem geringen Stich ins roſtfarbne. Während ſie von manchen Schriftſtellern nur als Spielart der vorigen hingeſtellt wird, erklären andere ſie für eine ſelbſtändige ſichre Art, und dies wird wol richtig ſein. Ihre Verbreitung iſt bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt, doch dürfte ſich dieſelbe über große Gebiete erſtrecken. Radde erlegte ſie in Südrußland; Eversmann in den Steppen am Kaſpiſchen Meere; Goebel erhielt zwei Gelege aus der Umgebung von Odeſſa; Przewalski fand ſie in Oſtaſien; Bogdanow im aralo— kaſpiſchen Gebiet in großen Wanderſcharen; nach Shelley kommt fie in Egypten vor, nach de Filippi in Armenien. — Heine's Lerche [Alauda Heinei, Amr.], welche bisher immer mit der weißgrauen verwechſelt worden, ſtellt E. v. Homeyer als beſtimmte Art hin und benennt ſie zu Ehren des Oberamtmann Heine zu St. Burkhard, welcher eine der größten Sammlungen ausgeſtopfter Vögel aus allen Welttheilen beſitzt und durch dieſelbe ſich bekanntlich ein außerordentlich hohes Verdienſt um die Ornithologie erworben hat. „Sie iſt dunkellerchen— grau, ins roſtfarbne ſpielend, an Hinterhals, Bruſt- und Bauchſeiten fein dunkelgeſtrichelt; Mittelſchwingen nur weißlich geſäumt; äußere Schwanzfedern ziemlich ausgedehnt weiß und ohne jede Spur von Roſtfarbe. Kehle und Bauch weiß. Sie iſt nicht ſelten in der Wolgagegend, kommt auch in das ſüdliche Rußland und vermuthlich ins weſtliche Aſien.“ Obwol andere Forſcher, wie namentlich H. E. Dreſſer, ſie nicht als ſelbſtändige Art anerkennen, hält der erſtre ſie doch als ſolche mit aller Entſchiedenheit aufrecht. Die Zukunft wird ja alle derartigen Streitigkeiten entſcheiden. — Die ungefleckte Lerche [Alauda immaculata, C. L. Br.] aus Spanien „zeichnet ſich durch den Mangel der Seitenflecke am Halſe und durch einen dunklen Fleck ſeitlich der Schnabelwurzel von der kurzzehigen Lerche aus“. (E. v. Homeyer). — Auch eine hermoniſche Lerche [Alauda hermönensis, Tystr.] will man von der kurzzehigen Lerche als beſondre Art abzweigen, „indem ſie ſich durch längern und ſchlankern Schnabel, bedeutendere Größe, roſtrothe Färbung und deutlichern ſchwärzlichen Halsfleck unterſcheidet, in der höhern Bergregion lebt und drei Wochen ſpäter niſtet“ (Homeyer). — Buckley's Lerche [Alauda Buckleyi, Shll.] „gleicht in ihrem Weſen der Feldlerche, ſchwingt ſich oft zu bedeutender Höhe empor und läßt aus der Luft ihren kurzen, aber angenehmen Geſang erſchallen. Außerdem vernimmt man von ihr ein eigenthümliches Knappen, welches ſie durch ſchnelles Flügelſchlagen zu bewirken ſcheint“ (Reichenow). Ueber daſſelbe wird weiterhin bei der Bienenlerche eine Erklärung gegeben. Der Genannte ſah ſie häufig bei Akkra in Weſtafrika. Die großflügelige Lerche [Alauda macröptera, Br.]. „Dieſe Lerche iſt von Alfred Edmund Brehm im Innern Afrikas aufgefunden und unterſchieden worden. Solche Unterſcheidung im Leben hat allerdings viel Gewicht. Bälge unter allen Umſtänden mit Sicherheit zu erkennen, iſt dagegen ſehr ſchwierig, zumal die nördlichen (egyptiſchen Vögel) etwas kleiner find als die von Senar. Die Zeichnung der Oberſeite iſt etwas kräftiger durch die größeren dunkleren Flecke auf der Mitte jeder Feder als bei der kurzzehigen Lerche. Die Klaue der Hinterzehe iſt jedoch länger * 1 E : . ee re 1 7 Lerchen. 615 Cabanis ſtellt fie als beſondre Art, Alauda Kollyi, 1¼½̃., hin (welche jedoch mit dieſer zuſammenfällt). Man bemühte ſich, einen Vogel zu finden, der zu der Brehm'iſchen Be⸗ ſchreibung paßte, und ſo hat man den verſchiedenſten Lerchen dieſen Namen gegeben, der wol am beſten aus der Lifte der Vögel zu ſtreichen iſt.“ (E. v. Homeyer). Auch Heuglin zweifelt an der Artbeſtändigkeit — und es iſt ganz merkwürdig, daß gerade die beſten Freunde jenes Afrikareiſenden bei allen Angaben und Behauptungen, welche er nach eigenen Beobachtungen gemacht, Fragezeichen oder gar Ausrufungszeichen nicht unterdrücken können. — Anderſſon's Lerche [Alauda Anderssoni, Z’rstr.], der aſchgrauen und rothkäppigen Lerche anſcheinend nahe ver— wandt und bis jetzt noch keineswegs ſo weit bekannt, daß es ſicher feſtſteht, zu welcher Gruppe der Lerchen ſie eigentlich gehört. Blanford, der ſie im öſtlichen Abeſſinien in ſteinigen Gegen den häufig fand, hat fie beſchrieben; hier müſſen wir uns mit ihrer Erwähnung begnügen. — Die kleinſte Lerche [Alauda minor, C.], jagt Cabanis, „iſt der weißgrauen äußerſt ähnlich, nur daß letztre größer iſt, mehr grünen Ton an der Oberſeite hat, kräftiger und dunkler ge⸗ leckt iſt, längere Flügel, längern Schwanz und ſtärkern, mehr geraden Sporn an der Hinterzehe hat. Von der kurzzehigen Lerche unterſcheidet ſie ſich weſentlich durch die feinere dunklere Strichelung der Oberſeite; der dunkle, durch dichtſtehende Striche gebildete Fleck an den Seiten der Kehle fehlt ihr faſt völlig, dagegen iſt die ganze Bruſt gleichmäßig mit ſchmalen dunkelbraunen Strichen beſetzt; die äußerſte Schwanzfeder iſt größtentheils und die übrigen ſind an den äußeren Rändern weiß.“ E. v. Homeyer fügt noch als weſentlich zu, daß ſie ſehr klein aber gedrungen ſei, einen kürzern Schnabel habe; vom untern Schnabelwinkel gehe jederſeits eine feine, doch deutliche Linie abwärts, eine andre im Bogen unter dem Auge und noch eine durch das Auge. Sie ſcheint den ganzen Norden Afrikas in angemeſſenen Oertlichkeiten zu bewohnen. Heuglin ſagt, daß ſie als Zugvogel im Frühjahr und Herbſt in Arabien, Egypten und Nubien in den Wüſten und im Steppenlande unſtät umherſchweife. Barboza du Bocage theilt mit, daß ein Exemplar im Herbſtkleide aus Benguela ſich im Muſeum von Liſſabon befinde. Von einigen Ornithologen wird eine nahe verwandte oder übereinſtimmende Art unter der Bezeichnung Alauda Rebaudia, Loche, als abweichend unterſchieden. Loche, A. v. Homeyer und Taczanowski machten Angaben über ihr Vorkommen in Algier, ohne ſtichhaltige Unterſcheidungszeichen anzugeben. E. v. Homeyer wirft ſie ohne weitres mit der vorigen zuſammen. Die Malabar = Lerche [Alauda malabarica] aus Oftindien und von Zeylon, iſt der Feldlerche ſehr ähnlich und nur durch geringe Merkmale, namentlich durch fein dunkelſchaft— ſtreifige Unterſeite und fahlröthlichgelbe untere Flügeldecken von ihr verſchieden. E. v. Homeyer hält ſie für übereinſtimmend mit der Feldlerche. Blyth ſagt, ſie ſei in Bengalen beſonders im Februar ſehr gemein und werde in großer Anzahl in die Bazare gebracht und als Ortolan verſpeiſt. Jerdon fand ſie über ganz Indien weit verbreitet. Auf Zeylon beobachtete ſie Layard in gleicher Weiſe überall im offnen Lande, auf bebauten Feldern, wie in unfrucht— baren ſandigen Ebenen. Ihre ganze Lebensweiſe und Brut (im April) gleiche der europäiſchen Feldlerche, doch ſinge fie, wenn auch recht angenehm, keineswegs jo ſchön, wie die erwähnte Ver— wandte. Dr. Stoliczka ſammelte ſie im September im öſtlichen Kaſchmir und nach Sewerzow niſtet ſie in Turkeſtan. Im zoologiſchen Garten von London iſt ſie ſeit 1872 vorhanden und daher läßt ſich wol annehmen, daß wir fie über kurz oder lang auch bei uns im Vogelhandel erwarten dürfen. Trillerlerche (Br.). Alauda malabarica, Scpl., Gml., Lth., Gr., Bith.; A. gulgula, Frnkl., Jerd., Blih., Ctsb., Bp., Lrd.; A. gracilis et A. gangetica, Bith.; A. leiopus v. orientalis, Hdgs.; A. arvensis, Sndvll. [Common Indian Lark. Poolloo in Zeylon nach Layard]. — Die kleinſchnäblige Lerche [Alauda triborrhyncha, Hdgs.| von Horsfield und E. Moore im „Catalogue of the Birds in the Museum of the East- India-Company“ zwar als eine beſondre Art aufgeführt, die ſich freilich nur durch unweſentliche Merkmale von der europäiſchen Feldlerche unterſcheide, während ſie nach einigen anderen Autoren, z. B. Sharpe und Dreſſer, mit ihr auch zuſammengeworfen wird. — Die japaniſche Lerche [Alauda japonica, Tmm. et Schlgl.] it ebenfalls der Feldlerche ſehr ähnlich, doch an der 616 Die Lerchen. ganzen Oberſeite bräunlichſchwarz, jede Feder fahl geſäumt; Bruſt und Seiten gelblichroth— braun; breit ſchwarz ſchaftſtreifig; auch iſt die Größe bemerkbar geringer. Die meiſten Schrift— ſteller geben jedoch an, daß ſie der europäiſchen Verwandten viel zu ſehr gleiche, als daß man ſie als ſelbſtändige Art gelten laſſen könne; geſchieht dies jedoch, ſo erſtreckt ſich ihre Verbreitung über Japan, den Süden von China und die Inſeln Hainan und Formoſa. Sie ſoll bei den Japaneſen und Chineſen auch als Stubenvogel beliebt ſein, und obwol ſie bis jetzt noch nicht einmal im zoologiſchen Garten von London vorhanden geweſen, ſo läßt ſich doch annehmen, daß fie demnächſt eingeführt werde. Himmelslerche (Br.). Alauda coelivox, Swnh. — Die braune Lerche [Alauda infuscata, Hgl.|, die rothſteißige Lerche [Alauda erythropyga, Strekl.] und Blanfords Lerche [Alauda praetermissa, Binf.] find afrikaniſche Lerchen, über welche leider nichts näheres bekannt geworden und die ich daher nur aufzählen kann, mit dem Wunſche, daß die ſpäteren Afrikareiſenden ſie wieder auffinden, genau beſchreiben und ſchildern mögen. — Die rothſchäblige Lerche [Alauda conirostris, Sndoll.| wurde nach Ayres in zwei Exemplaren (wahrſcheinlich in einem Pärchen) in der Transval-Republik erlegt, während ſie auf den offenen Sandbänken im kurzen Graſe nach Nahrung umherſuchten. Dieſe Art zeichnet ſich vor allen anderen durch lebhaft röthlichbraunen Schnabel aus. Näheres iſt noch wol nicht bekannt. Pink-billed Lark, Ayres. Die Wüſtenlerche [Alauda deserti], deren Verbreitung ſich über den Norden und Nord⸗ oſten Afrikas, das weſtliche und ſüdliche Aſien erſtreckt und die auch zuweilen in Südeuropa vorkommt, iſt oberhalb gelbbräunlichgrau; Zügel fahlweißlich, Wangen röthlichiſabellfarben; Flügel dunkler, graugelblichbraun; Schwingen dunkler, fahlröthlich geſäumt; Bürzel fahlröthlich— gelbbraun; Schwanzfedern fahlröthlichbraun, die beiden äußerſten röthlichiſabellfarben; Kehle und Bruſtſeiten weiß, röthlichiſabellfarben überhaucht; ganze Unterſeite düſtergelblichweiß; Schnabel bräunlichgrau, Unterſchnabel weißlichgrau; Auge braun; Füße bräunlichgrau. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein. Größe bedeutend geringer als die der Feldlerche. „Manche“, ſagt Heuglin, „zeigen eine deutliche ſchwärzliche Fleckenzeichnung der Kehlſeiten, bei anderen fehlt dieſelbe jedoch gänzlich; Zügel und Augenkreis, zuweilen auch ein Streif über dem Auge ſind iſabellweißlich. Sie ſcheint in Egypten Standvogel zu ſein, ebenſo im nördlichen Arabien und Nubien, wie im abeſſiniſchen Küſtengebiet, möglicherweiſe bis zum Somaliland, dagegen nicht in den Gebirgen von Habeſch. Sie bewohnt parweiſe die Grenze zwiſchen dem Kultur— lande und der Wüſte, die letztre ſelber, namentlich die Umgebung der Karawanenſtraßen. Ihr Geſang it unbedeutend, der Lockton lispelnd.“ Im übrigen gleicht ihre Lebensweiſe der ver— wandter Arten. E. v. Homeyer ſagt, daß ſie weit verbreitet und überaus veränderlich in der Färbung ſei. Gelegentlich gelangt ſie wol gleich den Verwandten einzeln in den Handel, ohne daß man ihr jedoch irgend welche Bedeutung beimeſſen darf. Iſabelllerche (Hgl.). Alauda deserti, Lehtst.; A. isabellina, Im. nec Loche]; A. lusitanica, Dgl.; Melanocöryphba arabs et galeritata, Br. — Die rückenſtreiſige Lerche [Alauda cinctuta] „iſt“, jagt Heuglin, „durch geringere Größe, kleineren zierlichen Schnabel, viel lebhaftere Färbung und beſondre Schwingen- und Schwanzzeichnung von der vorigen durchaus verſchieden. Während der vor— herrſchende Farbenton bei jener roſtröthlichgrau ins Rauchfarbne geht, iſt er bei dieſer reiner, roſtröthlichiſabellfarben; die Schwingen und Steuerfedern ſind bei ihr lebhaft hell roſtfarben, erſtere nur mit rauchſchwärzlicher Spitze, ihre Ränder und die Deckfedern ſind ſchärfer abgegrenzt weißlich; die Unterſeite iſt reiner weiß. Sie lebt gewöhnlich parweiſe im wärmeren Arabien, dem mittleren und ſüdlichen Nubien, am Rande des Kulturlandes und in der Steppe, nament— lich auf ſteinigem Boden; ſie ſcheint nicht zu wandern.“ Dr. Dohrn traf ſie auf einer der kapverdiſchen Inſeln, Santjago, an, wo fie auf der Hochebene um Porto Praya nicht ſelten vorkommt. E. v. Homeyer ſcheidet fie in zwei Arten, die fahle oder Sandlerche (Alauda pallida, Zehtst.) und die rückenſtreifige Lerche (Alauda cinctuta ), Gld.), welche jedoch ) Cinetura = Gürtel; das entſprechende Adjectiv iſt cinctuta. 2 — — — — ——— HÄNGE MEERE — EEE RN — — — EEE EEE ELLE EEE RL — —ä—— u. — Lerchen. 617 nach der Meinung der meiſten anderen Autoren als übereinſtimmend zuſammenfallen. Heuglin ſtellt dann noch eine Alauda fratereulus, Trstr., als beſtimmte Art hin, wahrſcheinlich bilden fie jedoch alle drei zuſammen eine Art. Sandlerche (Br.). Alauda einctura, @ld.; A. regulus et Ammömanes fratereulus, T’rstr.; Alauda pallida, Lehtst.; A. arenicolor, Sndvll.; A. elegans, Br. — Die rothbäuchige Lerche [Alauda phoenicura] wird nach Jerdon auf der ganzen indiſchen Halbinſel gefunden und zwar in offenen Ebenen, gepflügtem Lande, Stoppel— feldern, auch an öden Stellen, Flußbetten u. a. „Nur ſelten ſetzt fie ſich auf Gebüſch. Ihr angenehmes, lautes, flötendes Lied, deſſen Grundton wie tu-whii (to-whee) erklingt, läßt fie in die Luft ſteigend erſchallen, ſetzt es, herabgekommen, als leiſes Gezwitſcher auf der Erde fort und wiederholt dies Spiel mehrmals. Sie ernährt ſich hauptſächlich von verſchiedenen Sämereien und frißt gelegentlich auch Inſekten.“ Ebenſo ſchildert Sykes das Flugſpiel des Auf- und Niederſteigens. Das Neſt wird nach Tickell auf Wieſen zwiſchen hohem Graſe ſehr verſteckt als eine flache Mulde angelegt und enthält vier längliche ſtumpfſpitze, grünlichweiße, hell- und dunkelbraun gepunktete Eier. Der Genannte fand es im Juni. Sie ſoll der Wüſten- und der rückenſtreifigen Lerche ſehr ähnlich ſein, ſich jedoch namentlich durch einen überaus langen und ſtarken Schnabel unterſcheiden. Ammömanes phoenicura, Frnkl. Red bellied Lark, Jerd. — Ageea, in Hindoſtan, nach Blyth.; Koowan Leepee, in den Ebenen, nach Tick]. — Eine nahverwandte Lerche, Alauda phoenicuroides, Blth., führen Horsfield und Moore als ſelbſtändige Art auf, während andere Schriftſteller fie neuerdings ohne weitres mit der Wüſten— lerche zuſammenwerfen. Die Theklalerche [Alauda Theklae], in Spanien und Portugal heimiſch, iſt unſerer Haubenlerche ähnlich, doch ſo verſchieden, daß ſie als beſondre Art erachtet wird, was freilich mit voller Sicherheit nicht feſtgeſtellt worden. „Ihre Färbung iſt der der Baumlerche ähnlicher als der irgend einer Haubenlerche mit Ausnahme der abeſſiniſchen. Oberſeits iſt ſie tief ſchwarz— braun mit ſchmalen roſtgelblichen und roſtröthlichen Rändern, ſodaß ſie faſt eintönig dunkel erſcheinen mit Ausnahme des Hinterhalſes, deſſen Federränder breiter hell ſind. Die Unterſeite iſt roſtgelblichweiß mit vielen ziemlich großen braunſchwarzen Längsſtreifen; Schwanzfedern tief bräunlichſchwarz, die beiden erſten lebhaft roſtroth, die beiden mittelſten ſchwarzbraun; Füße fleiſchbraun. In der Lebensweiſe weicht ſie von der Haubenlerche ab, indem ſie die Wege ver— meidet und dagegen bebuſchte Berge liebt, auf denen ſie bis zu etwa 1600 Meter Meereshöhe anſteigt.“ (E. F. v. Homeyer). Zu Ehren ſeiner verſtorbnen Tochter gab ihr Chriſtian Ludwig Brehm den lateiniſchen Namen, welchen der jüngere Brehm dann in Lorbeerlerche verwandelt hat. Auf den Balearen beobachtete ſie Alex. v. Homeyer und ſchildert ſie in folgender Weiſe: „In der Ebene, namentlich auf dem fruchtbaren Felde kannte ich ſie nicht; am Fuße des Gebirges zeigt fie ſich zuerſt, an den Abhängen iſt fie überall häufig und ſelbſt auf den kahlen Kamm der höchſten Ketten ſteigt ſie hinauf, um auf Felsblöcken ſitzend ebenſo wie die Felſendroſſeln ihren traurig erklingenden Geſang hören zu laſſen; man trifft ſie hier allenthalben im Gebüſch, an kleinen offenen Stellen. So wie in Deutſchland die Haubenlerche auf der Dachfirſte läuft und die Bewohner des Gehöfts durch ihren Geſang erfreut, alſo ſingt ſie hier wie eine Haidelerche vom Baum herab, aber ihr Geſang iſt ein ganz andrer. In den klagenden Tönen übertrifft ihr Geſang den der letztern noch bedeutend; auch iſt derſelbe durchaus verſchieden von dem der Haubenlerche, er erklingt ſo weich, klagend und ſilberrein wie bei jener, aber noch melancholiſcher und dann, was den ganzen Vortrag anbetrifft, ſtehen die Strofen zur Tonweiſe in engſter Harmonie. Ich kenne kaum etwas ſchöneres, als den gefühlvollen Geſang dieſer Lerche, während im Vergleich dazu der oft ſchreiende Ton und die Sangweiſe unſrer Haubenlerche mir oft zuwider war. Den ſchreienden Lockton, der ja hier zu Lande auf Regen deuten ſoll, hörte ich niemals, dafür eine wehmüthige Klage, trüi, trüi, trüii ähnlich, aber nicht ſo ſtark und ſchreiend wie bei der Kalanderlerche. Schließlich bemerke ich noch, daß ich den Geſang, als ich ihn zuerſt hörte, durchaus nicht für den einer Haubenlerche halten wollte.“ Gleichviel ob ſie als ſelbſtändige Art oder blos als eine Spielart betrachtet werden darf, ſo 618 Die Lerchen. hat ſie für die Liebhaberei nur das Intereſſe, daß ſie wol über kurz oder lang von Reiſenden oder Händlern eingeführt werden und dann durch ihren abſonderlich ſchönen Geſang die Lieb— haber erfreuen kann. Deshalb habe ich fie hier mitgezählt. Galerita Theklae, L. et A. Br. — Die abeſſiniſche Lerche [Alauda abyssinica, Rpp., nec Vrrx.] „it der vorigen ſehr ähnlich, doch dunkler, faſt ſchwarzbraun, jederſeits zwei ſehr deutliche Bartſtreifen; unterſeits roſtgelblich— weiß. In der Geſtalt und Befiederung gleicht ſie mehr der Haubenlerche; der Schnabel und die Füße ſind im Verhältniß zur Größe außerordentlich ſtark; erſtere iſt zugleich ſanft und gleich— mäßig gebogen.“ (E. F. v. Homeyer). Es iſt ebenfalls nicht mit Sicherheit nachgewieſen, ob fie als feſtſtehende Art betrachtet werden darf. — Die kleinhäubige Lerche [Alauda mierö- lopha, Rss.] aus Abeſſinien; auch der Theklalerche ähnlich, doch in der Geſtalt mehr der Haide— lerche; oberſeits dunkel, unterſeits ſchmutzigroſtgrau. Ein Exemplar befindet ſich im Heine'ſchen Muſeum; ſonſt iſt nichts bekannt. Galerita microcristata, Hmr. — Die gelbe Lerche [Alauda flava, By.] „iſt oberhalb lebhaft wüſtengelb mit ſehr wenig bemerkbarer dunkler Federmitte auf dem Kopfe; Schwanzfedern roſtröthlichdunkelbraun, an der Außenfahne bräunlichroſtgelb; unter— ſeits wenig lichter mit großen dunklen Flecken auf Unterhals und Bruſt; Füße und Schnabel hell.“ (E. v. Homeyer). „Sie ſcheint“, ſagt Heuglin, „im Gegenſatz zur gemeinen Haubenlerche die eigentlichen Wüſten Nordoſtafrikas, namentlich Nubiens und Kordofans zu bewohnen.“ Sie ſoll übrigens eine ſehr angenehme Sängerin ſein. Bisher iſt ſie lebend noch nicht eingeführt. — Die iſabellfarbne Lerche [Alauda isabellina, Loche] aus Oſtafrika, „der vorigen wiederum ähn— lich, doch die Rückenfedern mit etwas dunklerer Mitte und die Kopffedern oft ſehr dunkel, nament— lich bei den Exemplaren aus Nordoſtafrika, weniger bei denen aus Algier. Bei den letzteren it die Unterſeite der Flügel weißgrau, bei den abeſſiniſchen roſtgelb; die eigenthümliche Haube ift kurz.“ (E. v. H.). Nach Taczanowski findet man fie ſelten tief in der Wüſte, ſondern meiſtens auf Sanddünen, an den mit Steinen bedeckten Hügeln, und A. L. Adams ſagt, daß ſie an ſteinigen Plätzen, ſo z. B. in der Todtenſtätte von Theben und in dem Thale, welches zu den dortigen Königsgräbern führt, gemein ſei. Sie iſt bisher weder eingeführt, noch hat ſie in irgend einer Beziehung die Ausſicht, Bedeutung für die Liebhaberei zu gewinnen. Galerita abyssinica, Vrr.x. [nee Rpp.]. — Die ſandfarbige Lerche [Alauda arenicola, Trstr.] aus den algeriſchen und tuneſi— ſchen Wüſten iſt ziemlich dunkelgrau, nur ſchwach roſtgelblich angeflogen, mit faſt reinweißer, leicht roſtröthlich überhauchter Unterſeite, mit ſchwarzbraunen ſcharfen Bruſt- und Halsflecken und ſehr roſtfarbner Schwanzzeichnung, welche auch die Spitzen der tiefſchwarzen Steuerfedern in ſehr deut— lichem Endſaume einnimmt; um das Auge rings ein weißer Kreis (nach Triſtram). „Am ſüd— lichen Abhange des Atlas von Batna findet man ſie als die vorherrſchende Lerche, welche ſich durch helle ſandähnliche Farbe auszeichnet, fleckig an der Bruſt, jedoch nicht auf dem Bauche, welcher ſandfarben iſt. Sie zeigt ſich gemein und als die einzige Lerche auf der ganzen Anhöhe von Elkantara.“ (Taczanowski). — Randon’s Lerche [Alauda Randoni, Loche] aus den Hoch— ebenen von Marokko und Algier; ſehr kräftig und durch eine eigenthümliche Haube ausgezeichnet, welche aus ſehr vielen langen, ſchmalen, dunklen, heller geſäumten, ſich bis auf den Vorderkopf ausdehnenden Federn beſteht; ihre Oberſeite iſt bräunlichſandgelb, dunkler in der Mitte, lichter am Rande jeder Feder, die beiden äußerſten Schwanzfedern im Sommer weiß, im Winter roſt— roth gezeichnet; unterſeits hell, fahl weiß, nur an Seiten und Bruſt zart roſtroth; Unter— hals und Oberbruſt roſtgraubraun ſchaftfleckig. (Nach Hmr.). Die Exemplare, welche Drake in den Hochebenen Marokkos fand, waren dunkler und mehr roſtfarben als die aus Algier, wo fie vornämlich wohnt. Galerita macrorrhyncha, Trstr. — Dupont's Lerche [Alauda Duponti, VUN, heimiſch in der Sähara u. a. Theilen des nordweſtlichen Afrikas. Sie erſcheint am Rücken buntgeſcheckt, indem die ſchwarzbraunen Federn roſtgelbe und roſtgraue Ränder haben; Streif über das Auge bis zum Hinterkopf roſtgelblichweiß; Unterſeite ebenſo, Unterbruſt roſt— röthlich, Seiten roſtröthlichgrau; Bruſt und Hals ſchwarzbraun ſchaftſtreifig; Schwanz braun— ſchwarz; Seitenfedern weiß gezeichnet (Hmr.). Bogenſchnabellerche (Br.). Alauda ferruginea, v. d. Mhl. — Die dickſchnäblige Lerche [Alauda crassirostris, I7/.] aus Südafrika, ober- halb fahl erdbraun, jede Feder ſchwarzbraun ſchaftfleckig; Zügel- und Schläfenſtreif gelblich— @ 4 7 1 2 5 RI Die Alpenlerche. 619 weiß, Bartſtreif ſchwärzlich, Wangen bräunlich; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun fahl außengeſäumt; ganze Unterſeite gelblichweiß, an Kehle, Bruſt und Seiten breit ſchwarz⸗ braun ſchaftfleckig. Der bräunlichhorngraue Schnabel iſt viel dicker als der der näher ver— wandten gem. Haubenlerche. Sie iſt am Vorgebirge der guten Hoffnung überall häufig und auch bereits lebend nach Europa gebracht, indem fie im zoologiſchen Garten von London i. J. 1867 vorhanden war. Da ſie eine angenehme Sängerin ſein ſoll, ſo wäre ihre fernere Ein— führung immerhin erwünſcht. Droſſellerche, Dickſchnabellerche (Br.). Alle dieſe letzteren Vögel, von der Thekla- bis zur dickſchnäbligen Lerche, zeigen einen mehr oder weniger auffallenden Federſchopf, und daher ſind ſie eigentlich als Haubenlerchen (Galerita) einheitlich in eine Gruppe zuſammenzufaſſen. Sie zeigen ſich jedoch weder inhinſicht der Lebens— weiſe, bzl. der Ernährung, Fortpflanzung, des Geſanges u. ſ. w., noch des Gefangenlebens ab— weichend von den Lerchen überhaupt. Die Alpenlerche |Alauda alpestris]. Im Jahre 1874 erhielt ich von Fräulein Hagenbeck ſechs Lerchen, welche mir in der Vogelſtube große Schwierigkeiten bereiteten, da ſie bei der geringſten Veranlaſſung emporſchnellend mit den Köpfen gegen die Decke flogen und ſich erſt nach außerordentlich langer Zeit ſoweit beruhigten und eingewöhnten, daß man ohne Befürchtung ihnen nahen durfte. Bevor ich ſie im Gefangenleben weiter ſchildere, ſei ihre Beſchreibung gegeben und zwar, da die Exemplare in meiner Vogelſtube anfangs entfiedert und abgeſtoßen waren, nach der Mauſer aber viel heller wurden, im weſentlichen nach der des Herrn Dr. Lazarus: Auf den erſten Blick fällt die eigenthümliche Zeichnung des Kopfes und Halſes auf. Die Stirn iſt hellgelb, ebenſo ein breiter Streif über dem Auge; auf dem Scheitel verläuft ein noch breiteres ſammtſchwarzes Band, welches ſich an beiden Seiten in 0,5 em lange, hervorſtehende Spitzen verlängert, die dem Kopfe ein gehörntes Ausſehen geben; Zügel und breiter Wangen— ſtreif unterhalb des Auges ebenfalls ſammtſchwarz; der Oberkopf iſt olivengrünlichgraubraun, nußbraun ſchaftfleckig, Hinterhals matt zimmtrothbraun; Rücken olivengrünlichgraubraun, dunkel nußbraun ſchaftfleckig; Schulterdeckfedern graulichweinroth, ſchmal weißlich endgeſäumt, größere Flügeldecken und Schwingen olivengrünlichgraubraun, ebenſo ſchmal weißlich endgeſäumt; obere Schwanzdecken röthlichzimmtbraun, Schwanzfedern ſchwarz, bräunlich endgeſäumt, die beiden äußerſten mit ſchmalem weißen Außenſaum; Kehle und ein breiter Streif gegen den Oberhals hin gelb, über den Hals ein breites ſammtſchwarzes Band, welches ſich nach beiden Seiten zu verſchmälert und daher ſchildförmig erſcheint; Oberbruſt weiß, hellgraubraun gefleckt; Unterbruſt und Bauch ſilberweiß; die Federn der Bruſt- und Bauchſeiten ſind an der Wurzelhälfte ſchwarz; untere Flügelſeite gelblichweiß; untere Schwanzdecken graulichweinroth, ſchmal weißlich endgeſäumt; Schnabel ſchwärzlichgrau, Unterſchnabel grünlichhorngrau mit ſchwarzer Spitze; Auge braun; Füße bräunlichfleiſchroch. Größe etwas geringer als die der Feldlerche. Das Weibchen iſt am Oberkopf dunkelſchaftſtreifig, die ſchwarze Kopfbinde fehlt, der Fleck an den Kopfſeiten und das Schild an der Oberbruſt ſind kleiner und durch helle Federſpitzen weniger reinſchwarz; die Bruſt iſt matt ſchaftſtreifig. Ihre Heimat erſtreckt ſich über den Norden von Europa, Aſien und Amerika und als Wandrer kommt ſie bis ins ſüdliche Rußland und zur Mitte Europas vor. Sie gehört zu den Vögeln, welche den älteſten Schriftſtellern bereits bekannt waren. Edwards, Seeligmann, Friſch, Klein, Briſſon, Buffon, Pennant, Latham und viele Andere geben Schilderungen, Abbildungen oder 620 Die Lerchen. wenigſtens kurze Beſchreibungen. Bechſtein ſagt nicht viel über ſie; er hatte keine lebendig erhalten können. Dr. Bolle zählt ſie in ſeinem Verzeichniß gar— nicht mit. Kaum ein andrer außereuropäiſcher Vogel bietet eine ſolche außerordentlich reiche Fülle von Mittheilungen über das Freileben ſeitens der Reiſenden und Naturforſcher bis zur neueſten Zeit herab. Heuglin ſagt folgendes: „Die Alpenlerche gehört zu den ziemlich häufigen Vögeln von Novaya Semlja und Waigatſch. Wie weit ſich ihr Verbreitungsbezirk auf der Nordinſel ausdehnt, kann ich nicht angeben. Sie hält ſich par- und familienweiſe auf trockenen ſonnigen Gehängen in Schluchten und Waſſerrinnen, ſelten auf Wieſenland und unmittelbar am ſandigen Meeresſtrande auf. In der erſten Hälfte des September ſammeln ſie ſich zum Abzuge nach dem Süden. Die Mauſer der Alten tritt zu Ende des Auguſt und Anfang Septembers ein. Einzeln vorkommende fand ich ſehr flüchtig und lichtſcheu. Der Lockton beſteht in einem ſanften Schwirren, das wie wiriwit klingt.“ Nach Nilſſon's Mittheilungen über die Vögel Skandinaviens berichtet Gloger: „Dieſe Art liefert ein recht ſchlagendes Beiſpiel der Verände— rungen, welche innerhalb der Fauna vor ſich gehen. Sie iſt, ſoweit man ihre Geſchichte verfolgen kann, fortwährend weiter nach Weſten vorgerückt. Pallas gibt an, daß ſie zu ſeiner Zeit in ganz Sibirien häufig war. Von dort hat ſie ſich allmälig in die nordöſtlichen Länder Europas hereingezogen und zwar durch Rußland nach Lappland. Aber vor ungefähr 20 (jetzt alſo 40) Jahren war kaum ein einziges Exemplar innerhalb der Grenzen der Skandinaviſchen Halbinſel ge— funden. Der erſte, welcher ſie hier ſah und ſchoß, ſcheint Profeſſor S. Lovén geweſen zu ſein, der einen Flug bei Wadſö in der Oſtfinnmark antraf. Nachher wurde ſie von Herrn Löwenhjelm bei Quickjock niſtend gefunden und ebenſo in den Jahren 1841 bis 1843 auf ſumpfigen Alpenhaiden zwiſchen Mortensnäs und Wadſö. Seitdem ſie ihre Sommerwohnplätze und Niſtſtellen ſoweit nach Weſten verlegt, hat ſie auch begonnen, ſich während ihrer Wanderzeit in Land— ſtrichen zu zeigen, die weit ſüdwärts von jenen liegen und in denen ſie früher nie wahrgenommen. Bereits i. J. 1840 wurden mehrmals einzelne bei Kalmar, Yſadt, Lund u. a. geſchoſſen, und 10 Jahre ſpäter fingen fie an, in Flügen von 50 bis 60 Köpfen in Schoonen zu erſcheinen.“ Nach und nach verbreiteten fie ſich dann dort immer weiter und alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß ſie ſtets nur ſandigen, niemals aber lehmigen oder ſonſt fruchtbaren Boden aufjuche, ſelbſt dann nicht, wenn der eine wie der andre mit Schnee bedeckt iſt. Mit Recht gebührt ihr daher der Name Sandlerche, welchen die Bewohner der Oſt— finnmark ihr beilegen. Ueber ihr Vorkommen in Lappland theilt nach Schrader's Beobachtungen Paſtor W. P. Paeßler mit, daß ſie in den erſten Tagen des Mai, ſobald die Sonne das Land nur ſtellenweiſe vom Schnee befreit hat, in Die Alpenlerche. 621 kleinen Geſellſchaften ankommt. Man trifft ſie auf den freien großen trockenen Flächen mittelhoher Gebirge, ebenſo wie in den Thälern dicht an der Meeres— küſte; überall aber liebt ſie ſandige, mit kurzem Raſen bewachſene Stellen. Ihre Nahrung beſteht in Sämereien und Inſekten und in ihrem Benehmen hat ſie viel Aehnlichkeit mit der Feldlerche, doch ſteigt ſie nicht wie jene ſingend in die Luft. Ueberhaupt hört man eigentlich nie einen rechten wirklichen Geſang, ſondern blos ein leiſes Zirpen. Kommt man in die Nähe des Neſtes, ſo laſſen ſie einen ſanft klagenden Ruf erſchallen, dem Tone des Seidenſchwanz ähnlich. Etwa in der Mitte des Juni ſteht das Neſt meiſtens an einer unbewachſenen Stelle in einer kleinen Vertiefung und es gleicht keineswegs den am wenigſten künſtlichen ihrer Gattungsverwandten, ſondern es iſt in der That ſchön zu nennen. Es beſteht aus groben, nach innen zu jedoch aus feineren Hälmchen und ſein tiefer Napf iſt mit Pflanzenwolle und zarten Samenhülſen ſorgſam ausgelegt. Fünf Eier bilden gewöhnlich das Gelege. Man findet das Neſt ebenſowol am flachen Meeresufer als auch in 160 bis 200 Meter Meereshöhe. Im Herbſte ſchlagen die Vögel ſich zu Scharen von 40 Köpfen und darüber zuſammen; dann ſind ſie in der Regel ſehr fett, wenig ſcheu und leicht zu fangen. Auch v. Nordmann fand ſie brütend in Lappland, im ſüdlichen Finnland dagegen nur während des Durchzugs. Dybowski und Parrex erlegten ſie bei Daraſun in Daurien auf dem Vorbeifluge im Herbſt, und Radde fand ſie am Baikal in den Hochſteppen Dauriens im Selengathale am Gänſeſee und in den ſajaniſchen Alpen niſtend, im Amurlande dagegen nur durch— ziehend; gleicherweiſe traf fie Schrenck dort wandernd. In Oſtſibirien erſcheint ſie nach Dybowski vom 9. bis 30. Mai und dann auf dem Durchzuge wiederum vom 10. September bis 6. Oktober. Auf der Reiſe nach Weſtſibirien beobachtete ſie Dr. Finſch an mehreren Orten. Im Umanſchen Kreiſe kommt ſie nach Goebel als regelmäßiger Wintergaſt zwiſchen Ende Oktobers bis Mitte No— vembers an und dann iſt ſie auf jeder Landſtraße in großen Scharen zu ſehen. Auf dem Markte von Odeſſa fand er ſie im ſtrengen Winter ſehr zahlreich und zwar in der Nähe der Stadt gefangen oder geſchoſſen. Ebenſo beobachtete ſie Radde im ſüdlichen Beſſarabien, ſelbſt im ſchneereichen Winter ſehr häufig, während ſie im Cherſonſchen Gouvernement fehlte. In der Krimm dagegen war fie vorhanden. Evers mann traf fie nordwärts bis Orenburg, ſelbſt in den Vorgebirgen des Ural, ſoweit ſteppenartige Anhöhen vorhanden ſind. Sie komme, ſagt er, im Altai in großer Anzahl vor, und überwintre auch dort, aber nur in Steppen oder anderen baumloſen Gegenden. Im ſüdlichen Ural und den an— grenzenden nördlichen Orenburgiſchen Steppen bleibe ſie nicht den Winter hin— durch, weil dort gewöhnlich der Schnee zu tief liege; ſie erſcheine bereits im März, ſobald der Schnee zu thauen beginne, und ſpäterhin finde man ſie überall in den Steppen, wo hinreichender Kräuterwuchs iſt, jedoch in den öſtlichen häufiger 622 Die Lerchen. Ad — als in den weſtlichen. Die im Namen ausgeſprochene Annahme, daß ſie ein Gebirgsvogel ſei, beruhe auf einem Irrthum; „ich habe zwiſchen der untern Wolga und dem Uralfluß und ebenſo in ſüdlicheren Gegenden im Mai bis Auguſt viele Exemplare erlegt, wo ſie alſo zweifellos niſteten. Nach Dr. Krüper iſt als Seltenheit bei Smyrna in Kleinaſien ein altes Männchen erlegt worden. In China weilt ſie während der kalten Jahreszeit nach Swinhos's Angaben in den nördlichen Theilen der Provinz Chelee. Was Amerika anbetrifft, jo gibt Baird eine Beſchreibung ſeiner gehörnten Lerche nach Exemplaren, welche in Pennſylvanien und Wiskonſin geſammelt worden. Im letztern State brüte ſie und vielleicht auch noch weiter ſüdlich. Auf Grönland kommt ſie nach J. Rein— hardt's Angaben vor, und auf den Bermudainſeln hat ſie E. v. Martens im Winter 1849 — 50 erlegt. Nicht ſelten iſt ſie auf Helgoland, wo ſie nach Gätke gefangen und manchmal für wenige Groſchen zum Kauf angeboten wird. Dr. Bolle erzählt über den dortigen Lerchenfang im allgemeinen folgendes: „Da der Winter ſchneelos und mild und die Erde faſt immer grün iſt, ſo überwintern die Lerchen maſſenweiſe auf der Inſel. In dunklen regnigten Nächten, zumal während des Zuges ſtoßen ſie mit dem Kopfe wie Nachtfalter gegen die hellſchimmernden Scheiben des Leuchtthurms, fallen betäubt nieder und werden unten mit Käſchern zu Tauſenden gefangen. Die Lerchenſuppen, welche man aus ihnen bereitet, find nicht ohne Ruf. Mit den Feldlerchen zugleich finden ſich auch in jedem Jahre eine Anzahl von Alpenlerchen ein. Ich habe in den Helgo— länder Naturalienkabineten viele von den letzteren ausgeſtopft geſehen.“ Gleicher— weiſe iſt fie nach Ferdinand v. Droſte-Hülshoff auf der Nordſee-Inſel Borkum mehrmals beobachtet worden. Im April 1868 ſah der Grenzaufſeher Ahrens fünf Köpfe, von denen er zwei erlegte. Auch auf Huſum überwintert ſie. Ueberblicken wir nun ihr Vorkommen in Deutſchland, jo finden wir zu— nächſt die Mittheilung des Herrn Profeſſor Altum, daß bei Gimbte im Münſter— lande im Januar 1861 ein Exemplar auf dem Schnee geſchoſſen worden; der einzige bisher feſtgeſtellte Fall ihres Vorkommens in jener Gegend. C. Wüſtney berichtet, daß in Mecklenburg nahe bei der Stadt Schwerin im Januar 1860 bei ſehr ſtrenger Kälte ein Pärchen mehrere Tage hindurch beobachtet worden, und Herr Steenbock legte der Verſammlung der Ornithologen Mecklenburgs ein Pärchen vor, welches im Januar 1855 bei Roſtock erlegt worden. Nach Profeſſor Borggreve's Angaben erſcheint ſie faſt allwinterlich in Flügen auf Rügen und Hiddenſos. Schon Naumann hatte angegeben, ‚daß fie in der Umgebung von Berlin vorgekommen ſei, und dies beſtätigte Dr. Karl Bolle u. A., nachdem der Vogel in der Mark Brandenburg bei Neuſtadt-Ebers— walde und an anderen Orten mehrmals geſehen und erlegt worden. Dr. Luchs ſagt, daß ſie bei Warmbrunn im Gebirge in jedem Winter erſcheine, und FR Die Alpenlerche. 623 A. v. Homeyer erlegte ein Exemplar bei Görlitz und ſchenkte es der dortigen naturforſchenden Geſellſchaft, worauf bekannt wurde, daß R. Tobias im Januar 1828 ebenfalls drei Köpfe geſchoſſen, daß dies aber in der Zwiſchenzeit von 40 Jahren nicht geſchehen ſei, doch ſoll ſie mehrfach in der Gegend von Herrenhut gefunden ſein. Profeſſor Fritſch, R. v. Tſchuſi-Schmidhofen u. A. beſtreiten, daß ſie im Rieſengebirge regelmäßig erſcheine oder gar niſte. Sie werde von den Bewohnern mit dem Waſſerpieper verwechſelt, welchen man dort allgemein als Schneelerche bezeichne. Unter den Vögeln Böhmens, ſagt der Erſtre, ſei ſie nur als ſeltner Gaſt zu betrachten. Im Jahre 1877 ſoll ſie im Februar ſeit Menſchengedenken zum erſtenmale in der Bukowina vor— gekommen ſein, indem nach Mittheilung des Herrn Dr. Lazarus ein Vogel— fänger mehrere Köpfe in Czernowitz auf den Markt brachte. Wie die Gebrüder Sintenis angeben, kommt fie in der Dobrudſcha auf dem Frühlingszuge mit Kalanderlerchen zuſammen vor, jedoch nur ſelten. In der Gefangenſchaft iſt ſie erſt in der letztern Zeit beobachtet worden. Dr. Lazarus, der ſie eine der ſchönſten Lerchen nennt, ſagt folgendes: „Im Käfige zeigt ſie ein ebenſo ſcheues Weſen, wie die friſchgefangne Feldlerche; ſie läuft unermüdlich in demſelben um— her und ſchnellt bei menſchlicher Annäherung gegen die obere Decke empor. Nicht jede geht ſogleich ans Futter, ſondern manche verhungert, wenn ſie nicht geſtopft wird. Ich habe ſie einzugewöhnen verſucht mit lebenden Mehlwürmern, Hafer und weißer Hirſe. Gegenwärtig reiche ich als Futter ein Gemenge aus trockenen Ameiſenpuppen und friſchem Käſe oder Quark, ferner die genannten Sämereien und gequetſchten Hanf. Der Geſang, den manche fleißig vortragen, iſt ſehr zart und angenehm und nicht ſo gellend wie der von der Feldlerche, wodurch wenigſtens für mich die erſte werthvoller erſcheint.“ Herr Prediger Böck in Danzig klagt ebenfalls darüber, daß ein im großen Käfige mit anderen Vögeln zuſammen— gehaltnes Männchen anfangs außerordentlich wild ſich zeigte und auch ſpäterhin niemals ſo zahm wurde wie die Genoſſen. Es überſchlug die Herbſtmauſer und ſtarb dann im Frühjahr beim Beginn eines unregelmäßigen Federwechſels — wie dies bei vielen Vögeln in der Gefangenſchaft bekanntlich leider nicht ſelten geſchieht. In meiner Vogelſtube hielten ſie ſich vortrefflich. Trotzdem ich ſie pärchenweiſe trennte, ihnen alle möglichen Niſtvorrichtungen, die mannigfaltigſte Nahrung, auch Grünkraut u. drgl. bot, gelangten ſie jedoch nicht zur Brut, ja nicht einmal einen Niſtverſuch habe ich wahrnehmen können. Nachdem ich ſie etwa ein Jahr hindurch beherbergt, gab ich ſie an Fräulein Hagenbeck zurück. Sie ſind nach meinen Erfahrungen wol ausdauernd in der Gefangenſchaft und werden mit der Zeit auch ruhiger; hält man ſie jedoch in Geſellſchaft oder par— weiſe zufammen, ſo ſingen fie faſt garnicht, indem immer eine die andre unter— bricht. Nur das einzeln im zweckmäßig eingerichteten Käfige verpflegte Männchen 624 Die Lerchen. läßt ſich als fleißiger Sänger hören und man darf das freilich ſehr leiſe ertönende Lied zu den beſten unter denen aller Verwandten zählen. Da in letztrer Zeit alljährlich ziemlich regelmäßig größere Transporte ruſſiſcher Vögel von Gleitzmann u. a. Händlern zu uns gelangen, ſo wird hoffentlich auch dieſer hervorragende Sänger für die Liebhaber mehr zugänglich ſein. Im zoologiſchen Garten von London iſt er ſeit dem Jahre 1868 vorhanden. Sonſt findet man ihn freilich nur ſelten in den derartigen Naturanſtalten; das Berliner Aquarium hatte zur Zeit der erſten Direktion vom Händler Stader einmal vierzehn Köpfe erhalten, welche jedoch ſämmtlich bald ſtarben. Noch weniger aber dürften ſie bisher ſchon in die Vogelſtuben gelangt ſein, während ſich andrerſeits Züchtungsverſuche mit ſolchen Lerchen freilich ſo undankbar zeigen, daß die meiſten Liebhaber darauf verzichten, ſolche anzuſtellen. Der Preis iſt trotz der Seltenheit gering, etwa 6, höchſtens 9 Mark für den Kopf. Die Alpenlerche heißt auch Berg-, Gürtel-, Prieſter-, Schnee- und Winterlerche und ruſſiſche Berglerche. [Gelbbärtige Lerche aus Virginien und Karolina, gelbköpfige Lerche, vir— giniſche Lerche, gelbbärtige nordiſche Schneelerche, türkiſche Lerche und Uferlerche, nach alten Autoren!. 5 L' Alouette des Alpes; Shore Lark or Sky Lark. Nomenclatur: Alauda alpestris, L., Frstr., Ms., Bp., Nttll., Audb., Jard.; Alauda flava, Gml.; Alauda cornuta, Wis., Rchrds., Swns.; Alauda nivalis, Pl.; jremöphila cornuta, Bote, Brd.; Phileremus cornutus, Dp.; Ph. alpestris, Bls. et Ksl., @ld., Hrtl., Otöcorys alpestris, Dp., Gr., Ch., Br. [Alauda hyemalis seu nivalis, Frsch.; A. gutture flavo Virginiae et Carolinae, KI.; A. virginiana, Drss. — L’Alou- ette de Virginie, Briss., Buff., le Hausse-col noir, Buff.) Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. ©. 619. Alauda alpestris: fronte striaque supra oculum sulfureis; vitta lata trans verticem atra, utrinque in apices 0, em. prominentes decurrente, caput quasi cornu- tum simulante; loris striaque lata genarum subter oculum aterrimis; pileo olivaceo- viride fumido, umbrino-maculato; collo postico subeinnamomeo; dorso olivaceo- viride fumido, fusco-striolato; scapularibus griseo-rubiginosis; albido-terminatis; teetrieibus al. majoribus remigibusque olivaceo-viride fumigatis, albido-terminatis; supracaudalibus rubente cinnamomeis; rectricibus nigris, subfusco-terminatis, ambabus extimis exterius albicante limbatis; gula striaque ad collum versus flavis, fascia lata trans collum scutiformi aterrima; gutture albo fumigato-maculato; epi- gastrio ventreque albissimis; dimidio plumarum pleurarum et hypochondriorum basali nigro; subalaribus ex gilvo albis; supracaudalibus griseo-rubiginosis, albicante terminatis; rostro subnigro-cinereo, apice mandibulae virente corneae nigro; iride fusca; pedibus subfusco -carneis. — ꝙ pileo obscure striato; fascia capitis nigra nulla; macula capitis laterali scutoque pectorali minoribus, subnigris; peetore elute vittato. Länge 16,4 — 16,6 em.; Flügel 8,9 — 10,3 em.; Schwanz 6, — 6,4 em. Jugendkleid: Die Federn des Kopfes, der Halsſeiten, des Nackens, Oberrückens und Bürzels, wie auch die Flügeldeckfedern ſind matt graubraun mit blaßgelber Einfaſſung; Schwung- und Schwanzfedern einfarbig matt bräunlich; Unterkörper weiß, jede Feder blaßgelb eingefaßt (Schrader). Juvenis: plumis capitis, colli lateralis, cervicis, dorsi, uropygii alarumque tectri— cum subfumidis, gilvo-limbatis; remigibus et reetrieibus unicoloribus subfuseis; subtus alba plumis singulis flavido - marginatis (S.). Lerchen. 625 Beſchreibung des Eies: Grundfarbe gelblich mit unendlich feinen dunkler gelben Strichelchen, am dickern Ende nicht ſelten einen Fleckenkranz bildend. An manchen Eiern, die mit weniger in einander verſchwimmenden Flecken gezeichnet ſind, ſodaß ihre Grundfarbe licht diurchſcheint, bemerkt man außerdem noch matte, ſchiefergraue Schalenflecke; viele Exemplare zeigen auch dunkelbraune Harzüge. Die gelblich ausſehenden ſind am häufigſten. Es gibt aber auch noch andere, von weißgrauer Grundfarbe mit grauen matt ins Bräunliche ziehenden feinſten Pünktchen, manchen Baumlercheneiern nicht unähnlich. Noch andere ſehen grünlich aus und die nur etwas dunklere Fleckenzeichnung ſticht wenig vom Grunde ab. (Schrader). Ovum: discolor; plerum que flavicans lineolis subtilissimis flavis, circa basin interdum coronulam maculosam fingentibus, nonnunquam dilutius coloratum, parcius elute maculatum, maculis nonnullis schistaceis ipsum lineolis capillaceis fuseis notatum; modo etiam canum punctulis subfumidis conspersum (ovis quibusdam Al. arboreae simile); modo virescens, vix obscurius maculatum (Schrd.). Die Indianer-Lerche |Alauda chrysolaema] ift der vorigen ſehr ähnlich, aber bemerkbar kleiner und von ungleich lebhafterer gelber Färbung an Kopf und Kehle. Baird will fie daher auch kaum als beſondre Art betrachtet wiſſen. Ihre Heimat erſtreckt fi) über den Weſten von Nordamerika und Kalifornien. „Dieſe weſtliche Prärielerche“, jagt Prinz Max v. Wied, „habe ich in allen Gegenden des obern Miſſouri häufig beobachtet; bei Sioux Agenzy bemerkte ich ſie zuerſt. Sie lebt parweiſe, vereinigt ſich jedoch im Herbſt zu vielköpfigen Flügen, welche in den Prärien umherſtreifen, vor Eintritt der Kälte aber ſüdwärts wandern“, und zwar nach Dr. Finſch bis Neu Granada. Im Jahre 1875 führte Herr Schöbel in Grünau eine kleine Anzahl ein, welche wol nicht in Vogelſtuben, ſondern in einen zoologiſchen Garten gelangt ſind; ich habe inbetreff ihrer nichts weiter erfahren können. Sie iſt ſicherlich in allem der vorigen gleich. Kleinere gehörnte Lerche (Prinz Wied). Hornlerche (Br.). Alauda chryso— laema, Wgl.; A. minor, Grd.; A. rufa, Audb.; Otöcorys chrysolaema, C). — Die zwei— ſchopſige Lerche [Alauda bilopha] aus dem nordöſtlichen Afrika und ſüdweſtlichen Aſien ift oberhalb hellröthlichbraun; Scheitelſtreif, eine Querbinde über die Stirn, welche an jeder Seite in eine hervorragende Spitze ſich verlängert, Zügelſtreif, Fleck an jeder Kopfſeite ſchwarz, Vorder— kopf und Augenbrauenſtreif reinweiß; Schwingen und Schwanzfedern dunkler röthlichbraun, die erſteren heller außengeſäumt, die beiden mittleren Schwanzfedern lebhaft rothbraun; Kehle weiß; an der Oberbruſt ein großes ſchwarzes Schild; die ganze Unterſeite weiß, röthlichbraun an— gehaucht; Schnabel graubraun, Unterſchnabel gelbgrau; Auge und Füße braun. Größe der Haidelerche. Heuglin berichtet über ſie wie folgt: „Sie iſt ein Bewohner felſiger Gegenden und parweiſe oder in kleinen Scharen im peträiſchen und glücklichen Arabien, namentlich um die meiſt ſteil abfallenden Felsgebilde am Golf von Agabah zu finden, aber wie alle hierher ge— hörenden Arten nicht ein eigentlicher Gebirgsvogel. Ich beobachtete ſie im Monat April. Die Männchen treiben ſich ſelbſt während der heißeſten Tageszeit in den öden und glühenden Klüften der Steinwüſten umher. Ob ſie Standvogel iſt, kann ich nicht mit Sicherheit angeben; während der kalten Jahreszeit habe ich ſie wenigſtens in den weſtlichen und ſüdlichen Theilen der ſinaiti— ſchen Halbinſel niemals geſehen.“ A. v. Homeyer, der ſie in Algier beobachtete, ſagt mir, daß ihre Aehnlichkeit mit der Alpenlerche überraſchend ſei, und Taczanowski fügt hinzu: „Eine Schar von 8 Köpfen ſah ich nahrungſuchend in einem kleinen mit Pflanzen bedeckten Thale in— mitten der ſteinigen Wüſte. Sie waren ſo wenig ſcheu, daß ich ſechs einzeln erlegte, während die lebendiggebliebenen nach jedem Schuſſe nur einige hundert Schritt weit fortflogen, ſich dort aber wieder auf Schußweite ankommen ließen.“ Näheres iſt über dieſen Vogel nicht bekannt. Ohrenlerche (Heuglin); Doppelhornlerche (Br.). Alauda bilopha, Timm.; A. bicornis, Hmpr. — Die Ohrlerche [Xlauda penicillata, Geld.] aus dem ſüdweſtlichen Aſien, iſt wiederum der Alpenlerche ſehr ähnlich, nur oberſeits mehr bräunlichgrau; Stirn, Augenbrauenſtreif und vordere Wangen ſind nicht gelb, ſondern weiß; ein Hauptunterſcheidungszeichen iſt aber, daß deer breite ſchwarze Stirnrand ſich mit der gleichen Färbung der Kopfſeiten und dem Schilde | Karl Ruß, Die ſremdländiſchen Stubenvögel. 40 626 Die Lerchen. an der Oberbruſt vereinigt. Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße ſchwarz. Größe der Ver— wandten gleich. Das Weibchen iſt matter gefärbt, namentlich die Kopfbinde und die übrigen Zeichnungen. Nach Dickſon und Roß, welche ſie bei Erzerum beobachteten, ſtimmt ſie in der Lebensweiſe mit den vorhergegangenen überein. Im Winter kommt ſie aus den Bergen in die Thäler herab und zeigt ſich dann auf den Wegen in kleinen Scharen von drei bis zwölf Köpfen nahrungſuchend jo dreiſt, daß man fie mit einer Peitſche erſchlagen könnte. Dr. Stoliczka ſammelte fie im Himalaya und in Thibet; Dybowski und Parrex fanden fie in Daurien im Winter häufig, während des Sommers jedoch ſelten; erſtrer auch in den Steppen nahe beim See Koſogol brütend und in der Gegend von Darajun in Oſtſibirien. Przewalski beobachtete ſie in Oſtaſien auf dem Wege nach Pecking hundert Werſte nördlich von Kirachta, ſpäter in größerer Zahl in Ohowi, in geringerer im nördlichen China. Otöcorys scriba, Bp.; O. albi- gula, Brndt.; O. larvata, De Flpp. — Die langſchnäblige Lerche [Alauda longirostris, Gd. ], welche namentlich durch bedeutendere Größe, längeren Schnabel und durch breite braune Schaft— ſtriche der Rückenfedern verſchieden ſein ſoll, ſtellen Horsfield und Moore als eine beſondre Art hin. Ebenſo wird von Severzow eine gelbkehlige Lerche [Alauda — Otocorys — petröphila] als etwaige ſelbſtändige Art bezeichnet, welche mit der Ohrlerche faſt völlig über— einſtimmend und nur durch eine gelbe Kehle verſchieden ſein ſoll; ſchließlich ſtellt letztrer auch noch eine weißkehlige Lerche [Alauda albigula, By. nec Brndt.| der Erwägung anheim. Sie ſeien ſämmtlich nebſt noch einer im „Ibis“ 1876, S. 181 genannten Art, Brandt's Lerche [Alauda Brandti, Dyss.], nur erwähnt. Die aſſamiſche Lerche [Alauda assamica, Me. Cl.] aus Indien iſt oberhalb fahlbraun, jede Feder mit dunkler Mitte und hellem Außenſaum; Schläfenſtreif ſchwach gelblichweiß, Wangen matt roſtröthlich; Schwingen olivengrünlichbraun, roſtroth innen- und außengeſäumt, Flügeldecken fahl gelblichroſtroth geſäumt, Schwanzfedern dunkelbraun, ſchmal fahl geſäumt; Oberbruſt hell gelblichroſtroth, dunkler ſchaftfleckig; ganze übrige Unterſeite fahl rothgelblichweiß; Schnabel graubraun, Unterſchnabel graugelb; Auge braun; Füße graugelb. Das Weibchen ſoll nicht verſchieden ſein. Die Größe iſt etwas geringer als die der Haidelerche. In der Nähe von Kalkutta iſt ſie nach Blyth gemein; ebenſo in Nepal. In der Gefangenſchaft zeigt ſie ſich nicht ſo lebhaft wie die Feldlerche und deren Verwandte, ſondern ſie erſcheint als ein ſchwerfälliger und träger Vogel, welcher ſich gern hinter anderen verbirgt, ſowie jedes Verſteck aufſucht. (Nach Horsfield und Moore). Auch um Muttra iſt ſie nach Phillips häufig zu finden, das Männchen gewöhnlich auf einer kahlen Erhöhung, von wo aus es ſeinen Geſang erſchallen läßt. Derſelbe beſteht in etwa acht Tönen, deren erſtere ſehr ſchnell, die letzteren aber langjam erklingen, etwa wie: twii twii twii twit twii twii twill twili (twée twee twee twee twee twee tweee twece). Der Genannte ſah fie dort auch niſtend. Sie läuft flink auf dem Boden, ſich hurtig verbergend, wo ſie nur irgend kann. Singend erhebt ſie ſich, jedoch nur bis zu geringer Höhe, in die Luft, ſchwebt langſam hernieder und ſetzt ſich dann auch wol auf Gebüſch. Nach Jerdon ſoll ſie bis in die Gärten der Stadt kommen, aber auch hier ſtets verborgen leben. Hoffentlich wird ſie gleich anderen indiſchen Verwandten über kurz oder lang lebend eingeführt werden. Buſchwaldlerche (Br.). Plocealauda typica, Hdgs.; Mirafra javanica, Hdqs. |nec Horsf.]; Alauda Aggia, Hit. Finch Lark, et Aggia Lark, Lath., Aggia in Hindoſtan, nach AZmlt.; Bhatul in Muttra, nach Phillips]. — Die rothbrüſtige Lerche [Alauda affinis] ebenfalls von Indien und auch auf Zeylon. Sie ſoll der vorigen ſehr ähnlich, aber oberſeits dunkler erſcheinen, indem jede Feder einen breiten ſchwärzlichen Schaftſtreif hat; Oberbruſt und Seiten find fahl roſtroth und der Flügel hat eine roſtrothe Querbinde. Nach Jerdon's Mittheilungen iſt ſie auf Lichtungen an der Weſtküſte Indiens ſehr häufig zwiſchen Dſchungle— Dickichten und in Gärten zu finden. Ihr Neſt ſteht, wie Tickell angibt, gewöhnlich unter Grasbüſcheln auf Brachfeldern, auch an lichten Stellen im Dſchungle und gleicht im Bau, wie in der Färbung der Eier dem anderer Lerchen. „Auf Zeylon“, ſagt Layard, „iſt ſie bei Tangalla nicht ſelten, niemals ſah ich ſie jedoch in den Bergen. Sie iſt von den anderen * Lerchen. 627 Lerchen, bevor man ſie in die Hand nimmt und genau betrachtet, nicht leicht zu unterſcheiden; eine Gewohnheit im Freileben läßt ſich jedoch ſogleich erkennen. Aufgeſcheucht ſteigt ſie nämlich empor, eine angenehme Melodie ſingend und richtet ihren Flug nach einem Baume, auf welchen ſie ſich, die Füße aufſetzend und ſtark mit den Flügelu ſchlagend niederläßt, während noch mit aller Kraft ihre Laute erſchallen. In dem Augenblick jedoch, in welchem ſie den Sitz, gewöhnlich den höchſten kahlen Zweig, mit den Füßen erfaßt, hört der Geſang auf und ſie ſteht umſchauend und zum Fluge bereit, um beim geringſten Geräuſch davonzueilen.“ Sie iſt ſeit dem Jahre 1872 bereits im Londoner zoologiſchen Garten vorhanden und wird daher gelegentlich auch wol mehr eingeführt werden. Buſchlerche (Br.). Madras Bush Lark. Mirafra affinis, Jerd.: Alauda coromandelica, Kv., Hrtl. [Leepee, in den Ebenen, nach Tekll.]. — Die roth⸗ ſlügelige Lerche |Alauda erythröptera, Jerd.] aus Indien, von den vorigen hauptſächlich durch ihre lebhaft rothen Schwingen verſchieden, fand Jerdon im niedrigen Dſchunglegebüſch in der Nähe von Jaulnah ziemlich gemein; ebenſo iſt fie außer in anderen ähnlichen Oertlich— keiten am Fuße der öſtlichen Ghats auch nicht ſelten in den Bergregionen. Niemals wird ſie aber an offenen Stellen oder in den Gärten geſehen. Beim Niederſetzen auf einen Baum bemerkt man am ausgebreiteten Flügel ihre auffallend rothen Schwingen. Immer nur einzeln oder parweiſe vorkommend, verbirgt ſie ſich bei jeder Annäherung ſogleich im Gebüſch. Ihre Nahrung beſteht wie die anderer Lerchen in verſchiedenen Sämereien. Der heimatliche Name Chinna Eely-jitta iſt von ihrem Geſange abgeleitet, welcher nur in einem gedehnten Flötenton beſteht. Näheres iſt nicht bekannt, daher genügt dieſe beiläufige Erwähnung. Mirafra javanica, Jerd., nec Hrsf., nec Hdgs. [Red-winged Lark, Jerd. — Ageea und Junglee Ageca in Hindoſtan, Chinna Eeli-jitta in Telugu, nach Jerd.]. — Die weißwangige Lerche [Alauda cantillans, Jerd.] von Indien iſt dunkelbraun, jede Feder röthlichbraun geſäumt; Augenbrauen— ſtreif und Kopfſeiten röthlichgelb, Wangen weiß; Flügel dunkelbraun, jede Feder ſchmal roſt— roth außen- und breit gelblichroth innengeſäumt; Schwanzfedern bräunlichſchwarz, die äußeren weiß geſäumt; Oberkehle reinweiß, Unterkehle weiß, breit dunkelſchaftfleckig, ganze Unterſeite fahlgelblich, zart röthlich überhaucht. Schnabel dunkelbräunlichgrau, Unterſchnabel heller, gelb— grau; Auge braun; Füße düſter gelbgrau. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend gefärbt ſein. Größe etwa der Haidelerche gleich. Nach Jerdon iſt ſie ſehr gemein in Carnatic, und wahr— ſcheinlich auch im nördlichen Circars; ſelten jedoch im großen Flachlande von Südindien. Ihres beſonders ſüßen und anmuthigen Geſanges wegen wird ſie dort viel gefangen und im Käfige gehalten, namentlich geſchieht dies mit den Jungen, welche auch die Lieder anderer Vögel nachahmen lernen. Ebenſo iſt ſie, wie Blyth ſagt, in Bengalen ein beliebter Käfigvogel, um ihres angenehmen, klagenden, wenn auch nicht wechſelreichen Geſangs willen. In der Ernährung und Lebensweiſe gleicht ſie der Feldlerche, auch ſchwingt ſie ſich wie jene ſingend in die Höhe. Weshalb ſie Singlerche (Br.) heißen ſoll, iſt mir unverſtändlich, da ſie allerdings gleich allen Verwandten ſingt, jedoch keineswegs ſchöner, noch mit irgendwelcher Auszeichnung; ich glaube daher nicht, daß eine Ueberſetzung des lateinischen Namens hier durchaus geboten iſt. Alauda Cheendola, Jerd. [Agghun, in Hindoſtan, nach Jerd.]. — Die javaniſche Lerche [Alauda javanica, Hrsf., nec Jerd., nec Hdgs.] wird von einigen Forſchern nur als eine örtliche Spielart, von anderen als ſelbſtändige Art bezeichnet. Bernſtein ſagt, ſie komme ſowol in den bergigen, als auch in den niedrig gelegenen Gegenden Javas vor, jedoch ebenſowenig im Hochgebirge, wie im Innern der Wälder. Ihre Lebensweiſe gleiche der verwandter Arten; ihr Geſang, den fie niemals im Fluge, ſondern ſtets auf einem niedrigen Strauch ſitzend erſchallen laſſe, könne ſich am wenigſten mit dem der Feldlerche meſſen, kaum mit dem der Haubenlerche, mit welchem er noch am meiſten Aehnlichkeit habe. Uebrigens ſei ſie die einzige Lerchenart im indischen Archipel. — Horsſield's Lerche [Alauda Horsfieldi, d.] von Auſtralien iſt oberhalb bräunlichaſchgrau, jede Feder breit dunkelbraun ſchaftſtreifig, namentlich an Kopf und Rücken; Augenbrauenſtreif fahl; Schwingen braun, fahlröthlich gerandet; Oberkehle weiß, Unterkehle und Oberbruſt dunkel— ſchaftfleckig (dieſe Zeichnung bildet faſt einen Halbmond); ganze übrige Unterſeite fahl bräunlich— aſchgrau; untere Flügelſeite röthlichgrau; Schnabel bräunlichfleiſchroth, am Grunde und an der 40* 628 Die Lerchen. Spitze dunkelbraun; Auge braun; Füße röthlichdunkelbraun. Das Weibchen ſoll übereinſtimmend ſein. Gould, nach deſſen Beſchreibung ich die vorſtehende gegeben, ſtellt ſie als Art hin (und zwar als die einzige auſtraliſche Lerche), während andere Forſcher ſie nur als Spielart betrachtet wiſſen wollen. „Sie iſt über die Ebenen und offenen Gegenden von Neuſüdwales ſpärlich ver— breitet, aber häufiger nach dem Innern zu in den Gebirgen als nach der See hin. Ein Exem— plar aus der Gegend der Moreton-Bay von Leichardt's Expedition mitgebracht und ein ſolches aus der Nähe von Port-Eſſington unterſcheiden ſich von denen aus Neuſüdwales durch bedeutendere Größe, ſowie ſtärkeren Schnabel und mehr rothe Farbe; ſie dürften vielleicht artlich verſchieden ſein und ſtehen der javaniſchen Lerche ſehr nahe. Der erſt beſchriebne Vogel aber aus Neuſüdwales, wo ich ihn in den Liverpoolebenen am häufigſten fand, lebt mehr am Boden als auf Bäumen, iſt ſo dreiſt, daß er ſich faſt treten läßt, bevor er ſich erhebt und eine kurze Strecke fliegt. Häufig ſteigt er auch in der Weiſe der europäiſchen Feldlerche, doch nicht ſo kräftig ſingend, hoch in die Luft; zuweilen aber ſchmettert er ſeinen angenehmen, doch ſchwachen Geſang auch von dem Zweige eines Baumes herab. Dr. Zuchold ſtellt dieſe Lerche ebenfalls als eine der javaniſchen nahe verwandte, jedoch kleinere und ſelbſtändige Art hin. Horsfield’s Bush Lark (Gld.). — Die Hofalerche [Alauda hofa, Hrtl.| von Madagaskar bedarf nur der Erwähnung, da blos ein Exemplar, welches Herr Profeſſor Dr. Peters mitgebracht hat, in Spiritus im Berliner zoologiſchen Muſeum vorhanden iſt. Die Lerche von Kordofan [Alauda cordofanica] bezeichnet Heuglin als einen ſehr ſeltnen oder vielleicht nur zufälligen Bewohner der ebenen Gegenden von Senar und Kordofan. Sie ſoll in der Lebensweiſe der Feldlerche ähnlich ſein und nach Antinori auch hochſteigend wie jene ſehr laut ſingen. Durch lebhaft gelbrothe Oberſeite iſt ſie von anderen Lerchen zu unterſcheiden. Ueber ihre weitere Verbreitung iſt nichts genaueres bekannt. Mirafra cordo- fanica, Strehl.; Galerida rutila, v. MA.; Alauda praestigiatrix, Hl.; Melanocorypha ferruginea, Br.; Annomanes () cinnamomea, Bp. — Die einfache Lerche [Alauda simplex, (.) wurde von Hemperich und Ehrenberg an der arabiſchen Küſte eingeſammelt und tft nur in einem Exemplar im Berliner Muſeum vorhanden. — Die zierlichſte Lerche [Alauda elegantissima], eine von Heuglin im Hügellande nördlich vom Tanaſee im Monat Mai 1862 gefundne prächtige Art, „welche dort ziemlich ſelten an buſchigen Gehängen lebt, viel auf kleinen Feldſteinen ſitzt und der Haubenlerche ähnlich ſingt; ſich hoch in die Lüfte erhebend, läßt ſie ein ſchnarrendes Geräuſch hören, welches wol vom raſchen Zuſammenklatſchen und einer zittern— den Bewegung der Flügel herrührt.“ Der genannte Forſcher hatte nur zwei, vielleicht jüngere Vögel mitgebracht, welche oberhalb dunkelroſtrothbraun, unterhalb heller rothbraun ſind, mit weißem Augenbrauenſtreif und ebenſolcher Kehle; eine ausreichende Beſchreibung der Art muß allerdings erſt erwartet werden. Geocöraphus elegantissimus, /. — Eine zimmtrothe Lerche [Alauda rufocinnamomea, Slvd.]| wird noch mitgezählt, doch ſteht es nicht feſt, ob fie wirklich eine ſelbſtändige Art iſt, oder ob ſie mit einer der vorigen zuſammenfalle. — Die beſcheidne Lerche |Alauda modesta, gl.) iſt etwas kleiner als die kurzzehige, ihr aber in Geſang und Benehmen ähnlich, mit ſchwärzlichbraunem Oberkopf und Haube, das ganze übrige Gefieder hellbraun, ſchwärzlich geſtrichelt, Halsſeiten und Kehle weiß. Sie iſt Standvogel in Bongo und am Koſangofluß, lebt meiſtens parweiſe auf ſteinigen Lichtungen in der Wald— gegend, ſitzt auf Steinen und Termitenbauen, ſelten an Stellen mit höherem Graswuchs. Näheres hat Heuglin nicht angegeben. Die Bienenlerche |Alauda apiata] aus Südafrika iſt oberhalb röthlichkaſtanienbraun, jede Feder aſchgrau geſäumt und mit ſchwarzem Querſtreif, wodurch das ganze Gefieder fein ſchwarz gebändert erſcheint; Zügel, Wangen und Kehle ſind gelblichroſtroth und die ganze Unterſeite iſt bräunlichroſtroth, dunkel ſchaftfleckig; der Schnabel iſt bräunlichſchwarz, Unterſchnabel am Grunde heller; Auge braun; Füße gelbgrau. Das Weibchen ſoll matter gefärbt und ein wenig kleiner ſein. Nach Layard bewohnt ſie beſonders die warmen ſonnigen Stellen der hochgelegenen 1 Lerchen. 629 Ebenen, und daher iſt ſie beſonders in den weſtlichen Theilen des Kaplands häufig zu finden. „Sie erregt ebenſowol durch die Schönheit ihres Gefieders Aufmerkſamkeit, als auch durch ein wunderlich kniſterndes Geräuſch, welches ſie während des ſenkrechten Emporſteigens, 5 bis 10 Meter hoch in die Luft, mit ihren Flügeln hervorbringt. Während ſie bis dahin ihren einfachen Ge— ſang erſchallen läßt, ſtößt ſie dann plötzlich einen langgezognen ſchrillen Ruf aus und läßt ſich wie ein Stein zum Boden herabfallen. Nach wenigen Minuten wiederholt ſie daſſelbe Spiel und fährt ſo namentlich frühmorgens oder abends ſtundenlang fort.“ Ritter Georg v. Frauen— feld erzählt über dieſe Lerche folgendes von der Novara-Expedition her: „Wir waren im Oktober, alſo zur Zeit des Frühlings, am Kap der guten Hoffnung angelangt und fanden eine große Anzahl von Vögeln mit Neſtbauen und Eierlegen beſchäftigt. In den niederen Buſchwäldern aus immergrünen Protaceen von 2—2,60 Meter Höhe war dieſe Lerche ſchon häufig. Sie ſteht im Weſen der europäiſchen Baumlerche ſehr nahe. Die Männchen ſaßen auf den Spitzen der Gebüſche und waren meiſtens ſo zutraulich, daß man in der Entfernung von wenigen Schritten ihren Liebesſpielen zuſchauen konnte. Sie erhoben ſich 2 bis 3 Klafter hoch in die Luft, dann ließen ſie einen ſchnurrenden Laut hören, welcher mit den Flügeln hervorgebracht wird und an das Meckern der Sumpfſchnepfe erinnert, doch weit ſchwächer als jenes iſt. Nach der Rückkehr aus der Höhe läßt ſich der Vogel, ein zartes hülüt ausſtoßend, auf ſeinen frühern Sitz nieder. Dies Auf- und Abſchwingen erfolgt in kurzer Friſt ſechs- bis achtmal; ich konnte bequem den Vorgang beobachten und deutlich wahrnehmen, wie der Vogel willkürlich den einen oder andern Flügel ſtärker ſchnurrend mehr aufwärts richtete, wodurch ſodann jedesmal die Flugrichtung etwas verändert ward.“ Da die Lerche vom Kapland, ihres Flugſpiels halber auch Gaukellerche oder Gauklerlerche (Br.) benannt, hin und wieder einzeln in den Handel ge— langt, ſo habe ich die Schilderung dieſer Eigenthümlichkeit in ihrer Lebensweiſe (welche übrigens auch einige der vorherbeſchriebenen afrikaniſchen Verwandten zeigen), hier beiläufig aufgenommen. Ich ſah vor einigen Jahren fünf Köpfe im zoologiſchen Garten von Hamburg, welche, wie mir der damalige Direktor, Herr Dr. Hilgendorf, ſagte, von Fräulein Hagenbeck eingeführt waren. Kaplandlerche (Ruß' „Handbuch“). Weshalb ſie den wiſſenſchaftlichen Namen Bienen— lerche (A. apiata) erhalten hat, iſt mir nicht bekannt. Alauda apiata, Vll.; Megalophonus clamosa, Stph.; Brächonyx crepitans, Mrr. — Die roſtfarbige Lerche |Alauda planicola, Lehtst.] ebenfalls aus Südafrika, fie kommt jedoch auch in Weſt- und Oſtafrika vor und ſoll nach Ayres und Smith in der Lebensweiſe durchaus mit den Verwandten übereinſtimmen. Sie iſt an der ganzen Oberſeite roſtröthlichbraun, dunkel geſtrichelt, der Oberkopf breit ſchwarz— braun ſchaftſtreifig; Zügel- und ein ſchmaler Augenbrauenſtreif roſtröthlichgelb, ebenſo Kopf— und Halsſeiten nebſt Kehle, jedoch fein dunkel gefleckt; Bruſt und Seiten lebhaft roſtröthlich— zimmtbraun; ganze übrige Unterſeite lebhaft roſtröthlichiſabellgelb; Schnabel hellbraun, Unter— ſchnabel fahl; Auge braun; Füße gelblichgrau. Das Weibchen ſoll nur matter in den Farben ſein. Größe der Feldlerche gleich. Brachlerche (Br.). Mirafra africana, Smth., nec Gml.; Megalophönus occidentalis et M. rostratus, Artl. — Gray's Lerche |Alauda Grayi, Whlbrg.], im Damaralande von J. A. Wahlberg gefunden, iſt grau iſabellfarben, ungefleckt, Stirn und Gegend um den Schnabel weißlich, Halsſeiten braun gefleckt, Schwingen blaßbraun, fahl geſäumt; ganze Unterſeite weißlich. — Die braungefleckte Lerche [Alauda plebeja, Cb.] wurde von Dr. Falkenſtein an der Loangoküſte und dann auch von Dr. Reichenow dort bei Loanda erlegt. Sie iſt oberſeits lerchenartig gefärbt, jede Feder mit dunkelbraunem Schaftfleck und hell gerandet; Oberkopf einfarbig dunkelbraun; Augenbrauenſtreif ſchmal weiß; ganze Unterſeite milchweiß, Bruſt dunkelbraun gefleckt. Sie ſtimmt mit der vorigen im allgemeinen überein, weicht aber in mehreren Punkten, ſo namentlich in der Färbung der Oberſeite, ab. (Nach Ca b.). Die zweibindige Wüſtenlerche [Alauda desertorum], deren Heimat ſich über Nordoſtafrika und Weſtaſien erſtreckt, iſt oberhalb röthlichiſabellgelb; Zügel- und Augenbrauenſtreif, ſowie die Kopfſeiten ſind weiß, durchs Auge aber ein ſchwarzer Strich; Bartſtreif matt gelbgrau, Wangen iſabellgelb; Schwingen ſchwarz mit breiter weißer, dann ſchwarzer und ſchmaler röthlicher Quer— 630 Die Lerchen. binde; Schwanzfedern ſchwarzbraun, fahl röthlich geſäumt, die äußerſten mit weißer Außenfahne, die beiden mittelſten röthlichbraun; Kehle und Oberbruſt hell iſabellgelb, jede Feder mit feinem dunkeln Schaftſtreif; ganze übrige Unterſeite reinweiß. Schnabel fahl horngrau; Auge braun; Füße gelblichgrau. Das Weibchen ſoll nur etwas matter gefärbt ſein. Nahezu von Droſſel— größe. Heuglin ſagt über ſie folgendes: „Wie die meiſten ihrer Verwandten ändert auch ſie inbezug auf Schnabelform, Länge der Nägel und Farbentöne ungemein mannigfaltig ab. Zu— weilen iſt die Oberſeite ſehr lebhaft röthlichiſabellfarben; Oberkopf, Nacken und Bürzel ſind meiſtens heller, mehr ins Graue ſpielend; die Flecke auf der Bruſt und die Zeichnung der Kopf— ſeiten find bei einigen ſcharf ausgeprägt, bei anderen aber auch ganz verſchwommen und ver— wiſcht. Nubiſche Vögel ſind im allgemeinen kleiner und lebhafter gezeichnet als egyptiſche, andere, die ich an der Somaliküſte einſammelte, wiederum größer, ihr Schnabel iſt hornbläulich mit hellen Schneiden, die Oberſeite iſt ſattbräunlichgrau, die weiße von den Spitzen der kleineren Schwingen gebildete Binde iſt ſchmäler u. ſ. w. In den Nilländern habe ich ſie nur nördlich vom 16. Breitegrad angetroffen, ferner lebt ſie in Nordarabien und längs der ganzen afrikani— ſchen Küſte des rothen Meers und des Golfs von Aden. Sie liebt ſandige ebene Flächen mit wenig Pflanzenwuchs, beſucht gern die Karawanenſtraßen und wandert nicht. In vielen Be— ziehungen, namentlich im Fluge und Geſange, weicht ſie von ihren Verwandten ſehr ab; ſie hält ſich meiſtens an der Erde auf, läuft emſig hin und her, um Inſekten, welche die Haupt— nahrung bilden, zu jagen. Im raſchen Lauf geradeaus hält ſie plötzlich inne, jedoch nur auf Augenblicke, um ſich umzuſchauen oder die Richtung zu ändern. Der Flug iſt kurz, leicht, weich, aber flatternd unruhig. Die Stimme iſt ein melancholiſch klagendes, flötendes Pfeifen; dieſe Lerche ſteigt während des Singens nicht, auch zeigt ſie wenig Vorliebe für erhöhte Plätze, Steine u. drgl. oder Büſche; ihren Standort verläßt fie nicht leicht. Sie lebt meiſtens in der ausge— brannten trockenſten Wüſte, oft in Gegenden, wo jahrelang kein Regentropfen fällt. Ueber das Brutgeſchäft habe ich keine eigenen Beobachtungen. Die Eier ſollen denen des großen Würgers manchmal gleichen.“ Gould bezeichnet ſie als einen guten Sänger, und Griffith, der ſie eben— falls kennen gelernt, ſagt nur, daß ſie ſehr ſchnell laufe und ſich von Sämereien ernähre. Auch Profeſſor Robert Hartmann ſah ſie in Nordoſtafrika auf wüſtem kieſigen Boden ſehr ſchnell— füßig umherlaufen. Eingeführt iſt ſie bis jetzt noch nicht, doch läßt ſich dies über kurz oder lang erwarten. Wüſtenläuferlerche (Br.). Alauda desertorum, Stnl.; A. bifasciata, Lehtst.; Saxicola pallida, Blth., Certhilauda meridionalis, Pr.; Alaemon Jessei, Fusch, et Artl.; Certhilauda Doriae, Syd. [Desert Lark, Stand.]. — Jeſſe's Lerche [Alauda Jessei, Finsch. et Hrtl.] aus den Ländern am rothen Meere, dem abeſſiniſchen Küſtenlande und der Somali— g küſte, wird gewöhnlich mit der vorigen zuſammengeworfen, doch von Fin ſch und Hartlaub entſchieden als ſelbſtändige Art hingeſtellt. „Zunächſt fällt der fahlgraubraune Färbungston der Oberſeite ſehr ins Auge, der von dem deutlich roſtiſabellfahlen, echt wüſtenfarbnen jener ganz abweicht. Noch wichtiger erſcheint die dichte Fleckenzeichnung an Kropf und Bruſt. Jene zeigt eine rein milchweiße Unterſeite mit einzelnen verwaſchenen dunklen Schnitzchen auf dem Kropfe. Die Zeichnung der zweiten Schwingen iſt bei dieſer in der Mitte 2,22, em. breit ſchwarz, während fie bei jener nur 9—11 mm. breit ſchwarz, an beiden Seiten aber weiß iſt.“ — Die kleine zweibindige Wüſtenlerche [Alauda africana, Gml.] ſoll in Südafrika ſehr häufig ſein; der zweibindigen Wüſtenlerche überaus ähnlich, iſt ſie jedoch kleiner und an der Unterſeite, mit Ausnahme der Kehle und Bauchmitte jede Feder mit dunklem Schaftſtrich. Ayres fand ſie im Lydenburg-Gebiet der Transvaal-Republik ſpärlich einzeln oder parweiſe in den offenen Gras— ebenen. Layard's Angaben beſagen nur kurz, daß ſie in allen ihren Eigenthümlichkeiten mit den nächſtverwandten Lerchen übereinſtimme. Das Neſt ſtehe unterhalb eines kleinen Buſches oder — Steins, ſei aus Gräſern erbaut, mit Haren und Federn ausgerundet und enthalte drei Eier. Sichlerlerche (Br.). Plainloving Lark, 4% es. Die weißbäckige Lerche. 631 Die weißbückige Lerche [Alauda leucôtis!. Ein liebliches Vögelchen, die kleinſte unter allen Lerchen, kaum von der Größe des Hänflings. Sie iſt an Kopf und Hals ſchwarz; Ohrfleck, ein ſchmales Querband im Nacken, Bürzel und obere Schwanzdecken weiß; Mantel- und Schulterfedern roſtröthlich— kaſtanienbraun, die erſteren an der Außenfahne weißlich geſäumt; Schwingen dunkelbraun, fahl außengeſäumt; Deckfedern roſtröthlichkaſtanienbraun, eine braunſchwarze Querbinde über den Flügel; Schwanzfedern dunkelbraun, die beiden äußerſten längsgetheilt weiß, die beiden mittelſten heller, bräunlich außengeſäumt; ganze Unterſeite, nebſt den unteren Schwanz- und Flügeldecken ſchwarz; Schnabel bleigrau; Auge braun; Füße fahlgelblichgrau. Das Weibchen iſt oberhalb fahl gelblichroſtroth; Zügel-, Augenbrauen- und Bartſtreif weiß, Wangen röthlichgraubraun; Kehle und Bruſt fahlröthlichweiß, bräunlich ſchaftfleckig; Bauch und ganzer Hinterleib bräunlich— ſchwarz. „Die weißohrige Gimpellerche“, ſagt Heuglin, nach deſſen Beſchreibung auch die obige aufgeſtellt, „it ein häufiger Standvogel vom mittleren Nubien an längs des Nilthals und der benachbarten Regenſtrombetten ſüdwärts bis zum 13. Grad nördlicher Breite; im nordöſtlichen Kordofan, im Küſtenland des rothen Meeres und am Golf von Aden, von Sauakin bis Berbera und Lasgori iſt ſie beobachtet. In Abeſſinien ſah ich ſie nur auf der Hochebene von Telemt (etwa 2600 Meter hoch) und zwar im Januar auf ſandigen Flächen, zwiſchen den Urwäldern des Ghazal-Gebiets im November. Sie lebt pärchen- und familienweiſe gewöhnlich in Niederungen an der Grenze zwiſchen Kultur- und Niederland, niemals ſehr fern vom Waſſer, auf Brachfeldern und in ſteinigen Gegenden, wo ſich einige ſpärliche Vegetation findet, ebenſo auf Karawanenſtraßen, an Hecken und um Dörfer. Was ihr Benehmen und ihre Lebensweiſe anbelangt, ſo iſt ſie eine vollkommene Lerche. Die einzelnen Familien beſtehen in drei bis ſechs Köpfen, von einem oder zwei alten Männchen geführt, ſeltener ſind ſie in Flüge zu— ſammengerottet. Sie treiben ſich meiſt laufend und oft plötzlich anhaltend f umher. Der zirpende Lockton, welcher wie dirli klingt und der Flug gleichen : am meiſten denen der kurzzehigen Lerche. Die Familie trennt ſich ungern von dem einmal eingenommenen Standort; dort ſieht man ſie vom früheſten Mor— gen an und ſelbſt während der glühendſten Mittagshitze ſich munter umher— treiben. Sie baden gern im Sande und leben von kleinen Sämereien und In— ſekten. Arglos gegen Menſchen und Thiere, drücken ſie ſich bei Gefahr zuweilen hinter Steine und trockene Grasſchöpfe und ſteigen in unruhig ſchwirrendem, | niedrigem Fluge auf, um in der Entfernung von 20—50 Schritten wieder einzu— fallen und ſich dann in eiligem Lauf, wenn möglich unter Deckung weiter zu flüchten. Die Männchen ſind ſehr lebhaft und ſtreitſüchtig, raufen mit einander manchmal im Fluge oder kämpfen mit aufgerichteter Holle auf der Erde. Der Geſang erreicht den der Feldlerche u. a. weder an Fülle noch an Abwechſelung, doch trägt er unverkennbar den Charakter eines Lerchenliedes. Während des Singens ſitzen die Männchen entweder auf einem kleinen Stein oder auf einer 1 6 632 Die Lerchen. Erdſcholle, ſeltener auf niedrigen kahlen Büſchen; auch ſteigen ſie gern empor, wie die Feldlerche, aber unruhig, nicht ſo hoch und lange ſchwebend wie die letztre. Ihre Parungszeit fällt im öſtlichen Sudan in die Monate Juni und Juli; es iſt mir jedoch niemals gelungen, das Neſt aufzufinden. Dieſe Lerche läßt ſich leicht zähmen und hält ſehr lange im Käfige aus.“ Im Laufe der letzten Jahre wurde ſie mehrmals einzeln oder zu zwei bis drei Köpfen von Fräulein Hagen— beck, Herrn Chs. Jamrach und auch wol einmal von kleineren Hamburger Händlern eingeführt; gewöhnlich iſt ſie dann aber mit anderen Vögeln zuſammen nach irgend einem zoologiſchen Garten abgegeben worden; ſo war ſie i. J. 1872 in dem von Frankfurt am Main und 1874 in Hamburg; im Berliner habe ich ſie noch nicht gefunden, ebenſo iſt ſie im Verzeichniß des Londoner Gartens auf— fallenderweiſe nicht vorhanden. Gleich allen übrigen Lerchen findet man ſie in den Vogelſtuben kaum. Die weißbäckige Lerche heißt auch weißohrige, Weißohr-, Schellen- und weißohrige Gimpellerche. L’Alouette à joues blanches; White -cheeked Lark. Nomenclatur: Loxia leucotis, S %.; Alauda melanocephala, Lehtst.; Fringilla otoleuca, T/²•m.; Pyrrhulauda et Pyrrhualauda leucotis, Auct. ex Afr. or. [nec Smth.], Rpp., Bp.; P. leucotis, var. septentrionalis, Sndoll., Sc., Hrtl., Hgl., Antn.; Coraphites leucotis, Cb., Hgl., Sel., Fnsch. et Hrtl,; ?Pyrrhulauda leucotis, Hgl., Br., Plnf., Fnsch. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe Seite 631. Alauda leucötis: capite colloque nigris, macula auriculari, fascia angusta cer- vicali, uropygio et supracaudalibus albis; plumis interscapilii et scapularibus ferruginoso -castaneis, illis exterius albido-limbatis; remigibus fuscis, exterius livide limbatis; tectricibus al. ferruginoso-castaneis; fascia trans alam fusco-nigra; rec- tricibus fuscis; ambabus extimis utrinque oblique dimidiatis albis; ambabus medis dilutioribus, exterius subfusco-limbatis; gastraeo toto cum infracaudalibus et subalaribus nigro; rostro plumbeo; iride fusca; pedibus livide canis. — & supra livide ferruginea; loris, stria superciliari et mystacali albis; genis rubente fumidis; gula pectoreque sor- dide rubide albis, subfusco maculatis; abdomine crissoque fuscato-nigris. Länge 11,8 em.; Flügel 7, bis 7, em.; Schwanz 4,3 em. Smith’ Lerche [Alauda Smithi, B.] ſtellen Finſch und Hartlaub als eine ſelbſt— ſtändige Art hin. Sie unterſcheidet ſich leicht durch die bräunliche Färbung der beiden äußeren Schwanzfedern jederſeits und durch die verſchiedne Zeichnung der oberen Flügeldecken; im übrigen aber ſtimmt ſie faſt mit der vorigen überein. Smith fand die Art in kleinen Flügen von fünf bis ſechs Köpfen unter dem Wendekreiſe des Steinbocks in Südafrika; Livingſtone ſandte ſie in zahlreichen Exemplaren vom Sambeſi an das britiſche Muſeum ein. Nähere Nach— richten fehlen. Pyrrhulalauda leucotis, Smth. [nee Stud.]. — Die weißſtirnige Lerche [Alauda frontalis]. „Sie kommt“, jagt Heuglin, „in den Steppen und dem Hügellande Kordofans vor, wahrſcheinlich auch auf der Halbinſel Senar; ſie dürfte nicht wandern; freilich habe ich ihre Wohnplätze nur während und nach der Regenzeit, zwiſchen den Monaten Auguſt und Dezember, beſucht. Sie iſt viel ſeltner als die weißbäckige Lerche, lebt auch im allgemeinen viel mehr vereinzelt und entfernt vom Nil, gewöhnlich auf lichteren Stellen im Hochgras, um Gehöfte und Viehparke, in Dochen- und Büſchelmaisfeldern. Wenn Brehm angibt, man treffe eine Lerche, welche ohne allen Zweifel dieſe ſein ſoll, gewöhnlich am Nil, während die weiß— bäckige ein echter Steppenvogel zu ſein ſcheine, ferner daß beide Arten gemeinſchaftlich leben — n — —— Lerchen. 633 ſich aber im Fluge ſondern, fo ſtimmt dies durchaus nicht mit meinen Beobachtungen und Auf— zeichnungen überein.“ Auch Dr. Dohrn bezeichnet fie als einen echten Steppenvogel. Mehrere von verſchiedenen Autoren als beſondere Arten aufgeſtellte Lerchen fallen, wie die folgende Nomen— clatur ergibt, mit dieſer zuſammen. Für die Liebhaberei hat ſie bis jetzt noch keine Bedeutung, da ſie wol noch nicht eingeführt worden. Weißſtirnige Gimpellerche (H gl.); Kappenlerche (Br.). Alauda frontalis, Zehtst.; Pyrrhulalauda crucigera, Rpp. [nee T.]; Coraphites nigriceps, Cb. [nee Gld.]; C. albifrons, Sndoll. — Die ſchwarznackige Lerche [Alauda melanauchen, Cb.], von den Küſten des rothen Meeres, welche ſie ausſchließlich zu bewohnen ſcheint, „iſt der vorigen ſehr ähnlich, nur dehnt ſich die weiße Färbung der Stirn weniger aus und an den Wangen iſt ſie ſchärfer abgegrenzt; Nacken hell röthlichgrau mit ſchwärzlichem querſtehenden Mittelfleck, welcher ſich zuweilen mit der ſchwarzen Zeichnung der unteren Vorderhalsſeiten ver— einigt; erſte Schwanzfeder weißlich und nur an der Innenfahne nach dem Grunde zu hell rauch— farben. Ich beobachtete ſie längs der afrikaniſchen Küſte des rothen Meeres und auf den Inſeln von Dahlak, wo ſie meiſtens parweiſe als Standvogel in den glühendſten Niederungen, die ge— wöhnlich garkein ſüßes Waſſer enthalten, lebt; aber auch um die Gärten und Brunnen von Mekulu und Arkiko und im benachbarten Hügelland iſt ſie nicht ſelten. Sie kommt ohne Zweifel auch an der Küſte von Hedjas und bei Berbera im Somallande vor. In ihrem Weſen hat fie viele Aehnlichkeit mit der weißbäckigen Lerche, doch lebt fie mehr vereinzelt.“ (Heuglin). Cabanis führt noch eine ſchwarzkäppige Lerche [Alauda nigriceps, d.] an, welche wahrſcheinlich mit dieſer zuſammenfällt, wie auch die von Finſch aufgeſtellte Lerche von den kanariſchen Inſeln [Alauda modesta, Ansch. nec Hgl.|. — Die graue Lerche [Alauda grisea, Scpl.] von Indien und Zeylon, iſt oberhalb fahl bräunlichgrau; Zügel: und Augenbrauenſtreif ſchwarz; Wangen und Kopfſeiten weißlich; Schwingen und Schwanzfedern olivengrünlichbraun, hell außengeſäumt; ganze Unterſeite ſchwarz. Schnabel weißlichgrau; Auge braun; Füße gelb. Das Weibchen iſt oberhalb fahl bräunlichgrau; Augenbrauenſtreif weiß, Schwingen und Schwanz— federn dunkelbraun, heller geſäumt; ganze Unterſeite matt grauweiß. Die Größe iſt kaum be— deutender als die der weißbäckigen Lerche. „Dieſer ſonderbare kleine Vogel“, jagt Jerdon, „iſt in ganz Indien ſehr gemein in den offenen Ebenen, auf angebautem Boden, an Wegen u. ſ. w. In ſeiner Lebensweiſe gleicht er durchaus anderen Lerchen und beſonders zeichnet er ſich durch das plötzliche Auf- und Niederſteigen im Fluge aus. Im allgemeinen fliegt er nur eine kurze Strecke und herabgekommen drückt er ſich dicht an den Boden. Gelegentlich ſieht man ihn auch wol auf einem Hausgiebel ſitzen, aber nur ein einzigesmal bemerkte ich, daß ihrer 12 oder 15 Köpfe auf einem niedrigen Baum dicht neben einem Hauſe während der größten Hitze ruhten. Das Neſt und die Eier erhielt ich im Februar; erſteres war aus Federn und Gräſern geformt, unter deren erſteren ſich ſogar einige kleine Tuchſtückchen fanden. Es ſtand in einer geringen Vertiefung in der offnen Ebene nahe bei einem Fluß und enthielt zwei ſchwach grünlichweiße, buntgefleckte Eier.“ Aehnlich berichtet Sykes: „Dieſe Lerche ſei ſo zahm, daß ſie ſich faſt über— reiten laſſe, ehe fie davonfliege. In Maden u. a. Inſekten und kleinen Sämereien beſtehe ihre Nahrung.“ Sundewall jagt, daß fie auf dem Boden ſitzend, die Flügel ausbreitend ſinge. Im Fliegen und Laufen gleiche ſie völlig einer Feldlerche. Nach Blyth niſtet ſie in der Nähe von Kalkutta; in Bengalen ſoll ſie das ganze Jahr hindurch zu finden ſein. Im weſtlichen Indien niſtet ſie, wie Burgeß mittheilt, im Januar und Februar. Nach Layard kommt ſie im nördlichen und öſtlichen Zeylon in Scharen von 50 bis 60 Köpfen, wahrſcheinlich als Zug— vogel, vor. Ueberaus ſchnell an der Erde laufend, drückt ſie ſich, wie Tytler angibt, um ſich im offnen Felde vor einem Feinde zu verbergen, flach auf den Boden. Hiermit ſind alle Nach— richten über ſie erſchöpft. Lebend eingeführt iſt ſie bis jetzt noch nicht, doch dürfte dies wol demnächſt geſchehen, da ſie in ihrer Heimat nicht ſelten iſt. Kreuzlerche (Br.). Alauda gingica, Eml.; Pyrrhulauda crucigera, Dum. [nee Rpp.|. — [Gingi Lark, Duree Finch, Lt., Hmit., Black- bellied Finch- lark, Jerd.; Squat Finch-ortolan, bei einigen Europäern in Indien, nach Jerd. — Duree, in Bengalen, nach Hamilt.; Chak Bharai and Dhulo Chata, in Bengalen, nach BI/Yt.; Dhubuk Chari (d. h. Squat Sparrow) und Decora, in Hindoſtan, 634 Die Lerchen. nad) Jerd.]. — Die Talkenlerche [Alauda Clôt-Béki, Tmm.], von den Hochebenen der Sahara, iſt oberhalb fahl bräunlichiſabellgelb, am Oberkopf dunkelſchaftſtreifig; Zügel und Strich unter dem Auge weiß; Wangen und Kopfſeiten ſchwarz; Schwingen ſchwarzbraun, fahl außengeſäumt, über dem Flügel eine düſtre Binde; Schwanzfedern röthlichzimmtbraun, die äußerſten weiß, ganze Unterſeite weiß, breit ſchwarz ſchaftfleckig, an der Bruſt eine ſchwärzliche Binde; der rieſige, faſt papageienartige Schnabel, durch welchen fie ſich von allen anderen Lerchen unterſcheidet, iſt gelblichgrau mit ſchwärzlicher Spitze; Auge braun; Füße fahlgrau. Sie iſt beträchtlich größer als die Feldlerche. „Im Leydener Muſeum“, ſagt Heuglin, „befindet ſich die von Clot-Bek, dem Leibarzte Mehemed Ali's, aus Egypten eingeſandte Originaltype, und wahrſcheinlich ſtammt dies Exemplar aus den weſtlichen an die lybiſche Wüſte grenzenden Bezirken. Längs des Nils habe ich ſie nicht beobachtet. In der weſtlichen Sahara bewohnt ſie in kleinen Flügen ſteiniges Hügelland. Sie iſt ſehr ſcheu und fliegt und läuft mit großer Schnelligkeit. Bis jetzt iſt ſie in den Sammlungen noch äußerſt ſelten.“ Triſtram fand ſie auf ſteinigem Hügellande in el Aghuat nur allein und konnte nicht erfahren, ob ſie auch in Algier und anderen Theilen Afrikas vorkomme. Die Brut zeigt nichts beſondres, ſondern gleicht denen verwandter Arten. Taczanowski ſah einige Köpfe neben den Oaſen Tolga und Seriana im Januar und März und erlegte zwei Männchen. Sie ſei nicht ſehr vorſichtig, ſondern ſetze ſich bald wieder, nachdem man ſie aufgeſcheucht habe. Knacker- oder Klapperlerche (Br.). Alauda Clot-Bey, Ihm.; Jerapterhina Cavaignaci, O. Ds. Mrs.; Hierapterhina [!| Clot-Bekii, gl. Die Tangaren. 635 Die Tangaren [Tanagrinae] Farbenreiche Vögel mit glänzendem Gefieder ſind es, welche uns auf den erſten Blick als ganz beſonders verlockend für die Liebhaberei dünken und inder— that auch vor allem andern fremdländiſchen Gefieder geſchätzt fein würden, wenn ſie nicht zugleich bedeutſame Mängel zeigten. Die vorzüglichſte Gabe der Vögel, der Geſang, fehlt ihnen; nur leiſe, rauhe, nicht angenehme Töne laſſen ſie hören. Sodann entfalten ſie keineswegs eine ihrem rothen, grünen, blauen u. a. Pracht— farben entſprechende Anmuth und Liebenswürdigkeit; fie erſcheinen vielmehr plump, ſtürmiſch, ſcheu und ſind nicht leicht zu zähmen. Ferner ſind ſie nicht friedfertig, ſondern manchmal recht bösartig und daher dürfen ſie weder im Geſellſchaftskäfige noch in der Vogelſtube gehalten werden. Ihre Verbreitung beſchränkt ſich auf Amerika, erſtreckt ſich aber auch nahezu über den ganzen Welttheil. Hinſichtlich der Lebeusweiſe gleichen fie im all— gemeinen den Finken. Ju den nördlichen Gegenden find fie Zugvögel, welche im Frühlinge ſpät ankommen und zum Herbſt zeitig wieder abziehen; im Süden leben ſie als Strichvögel, indem ſie immer den zu ihrer Ernährung dienenden reiferen Beeren u. a. Früchten nachgehen. Zur Niſtzeit trifft man ſie parweiſe und jedes Pärchen bewohnt und vertheidigt ſein beſtimmtes Gebiet. Späterhin ſtreichen ſie in Familien oder kleinen Scharen umher. Die Nahrung beſteht in verſchiedenartigen Stoffen, denn eine Anzahl von ihnen frißt vorzugsweiſe Sämereien, daneben wenige Kerbthiere und nur zuweilen naſchen ſie an Früchten, während andere faſt ausſchließlich von Früchten und Beeren ſich ernähren. Theils in niedrigem Gebüſch, theils mannshoch und darüber auf Bäumen ſteht das Neſt, welches in der Geſtalt einer offnen Mulde aus dünnen Reiſern, Stengeln, Ranken und Würzelchen geſchichtet, mit Mos, Halmen, Faſern, Pflanzenwolle und Thier— haren ſorgſam ausgerundet iſt und ein Gelege von 3 bis 5 Eiern enthält, die vom Weibchen allein in 12 Tagen erbrütet werden, während die beiden Alten gemeinſam die Jungen großfüttern. Im Norden machen ſie alljährlich nur eine, in ſüdlichen Gegenden dagegen wol zwei und mehrere Bruten. Obgleich mehrere Naturforſcher, welche ſie in der Heimat kennen gelernt, vom Geſange dieſer oder jener Art ſchwärmen, ſo dürfte durch anhaltende Beobachtung in der Gefangen— ſchaft doch feſtgeſtellt ſein, daß keine einzige zu den namhaften Sängern zu zählen iſt. Die meiſten dieſer Vögel machen außer der Mauſer, alſo der Erneuerung des geſammten Gefieders, auch alljährlich noch eine Verfärbung durch, indem ſie zum 636 Die Tangaren. Winter hin ein unſcheinbares gelbgrünes Kleid anlegen. Die Weibchen ſind durch— gängig ſchlicht gefärbt und bei manchen Arten nur von Sachverſtändigen zu er— kennen. In der Gefangenſchaft ſollen ihre Farben an Glanz und Pracht ver— lieren, ich habe dies jedoch, freilich bei ſorgſamer entſprechender Pflege, an keiner Art beſtätigt gefunden. Wie ſchon angedeutet, zeigen ſie ſich mit wenigen Aus— nahmen — welche eigentlich nur die zarteren, ausſchließlich fruchtfreſſenden bilden — durchaus unverträglich, und zum Theil ſogar ſehr bösartig unter ihren Ge— noſſen; jeder ſchwächliche, junge oder kranke Vogel wird von den Schwarztangaren entſchieden umgebracht, während die Rothtangaren vornämlich die kleinen Jungen aus den Neſtern ſtehlen. Auf eine nur zu oberflächliche Beobachtung, welche aus dem Berliner Aquarium veröffentlicht worden, bauend, mußte ich leider die em— pfindliche Erfahrung machen, daß ein Par Krontangaren mir Ringelaſtrilde, Aurora— aſtrilde und die letzte Rothkopfamandine, welche ich beſaß, zutode jagten, bevor ich die Miſſethäter erkannte und zu entfernen vermochte. In dieſer Bösartigkeit mag es wol begründet liegen, daß man bis jetzt erſt gar wenige Züchtungsverſuche mit ihnen angeſtellt hat. Im übrigen glaube ich, daß ihre Züchtung keineswegs große Schwierigkeiten haben wird, wenn man nämlich einerſeits richtige Pärchen zu beſchaffen und dieſen andrerſeits ausreichende Räumlichkeiten zu bieten vermag. Denn gerade bei ihrer Zucht will jedes Par ganz euntſchieden ſeinen beſondern abgegitterten Raum, bzl. einen Käfig für ſich haben. Die Ernährung in der Gefangenſchaft beſteht nur bei den ſchwarzgefärbten Arten in mannigfaltigen Sämereien nebſt wenig Ameiſenpuppengemiſch, Mehlwürmern und Früchten, bei allen anderen faſt ausſchließlich in ſüßen Beeren und Früchten nebſt Ameiſen— puppengemiſch; an geſottuen Reis, eingeweichtes Eierbrot, gekochte Kartoffeln oder Morrübe u. drgl. laſſen ſie ſich alle gewöhnen, und dieſe Zugaben ſcheinen ihnen gut zu bekommen. Was man inhinſicht ihrer Ausdauer in der Gefangenſchaft geſchrieben, beruht keineswegs in zuverläſſigen Erfahrungen; wol zeigen ſich alle ſamenfreſſenden Arten, wie beſonders die ſchwarzen und ſodann auch die Purpurz, Scharlach- und Feuertangara nebſt deren nächſten Verwandten wirklich recht kräftig, allein die ausſchließlich fruchtfreſſenden, beſonders die buntfarbigen, ge— hören entſchieden zu den weichlichſten unter allen Stubenvögeln; ſie ſterben infolge der geringſten ungünſtigen Einflüſſe, durch den Genuß einer ſauer gewordnen Birne, irgend eines andern verdorbnen Futtermittels u. drgl. Ihre Preiſe ſtehen bis jetzt noch ſehr hoch; wol werden die ſchwarzen und namentlich deren braune Weibchen von kleinen Händlern in den Hafenſtädten manchmal aus Unkenntniß zu geringen Preiſen fortgegeben, in der Regel aber muß man für ein Pärchen der farbenreichen Arten 45, 75 bis 100 Mark bezahlen. Bis jetzt iſt es noch keineswegs völlig klar, welche Stellung im Syſtem die Tangaren einnehmen ſollen; einerſeits erſcheinen ſie den Finkenvögeln nahe Die Krontangara. 637 verwandt und manche Schriftſteller reihen ſie ohne weitres unter dieſen ein, andrerſeits aber zählen manche Ornithologen ſie zu den Waldſängern (Sylvicolidae), alſo zu einer Gruppe der eigentlichen Kerbthierfreſſer. In der Verlegenheit nun — da ſie in ein- und derſelben Familie theils faſt ausſchließlich Samen-, theils ebenſo, wenn auch nicht Inſekten-, doch Fruchtfreſſer ſind — glaube ich den ob— waltenden Verhältniſſen dahin Rechnung tragen zu müſſen, daß ich dieſe erſt neuer— dings bekannter werdenden und ſteigernder Beliebtheit ſich erfreuenden Vögel hier vorläufig wenigſtens ſoweit berückſichtige, als ſie bisher lebend eingeführt worden. Ich ſchildere ſie daher nach den bisherigen Erfahrungen über ihre Pflege und Züchtung, ſelbſtverſtändlich jedoch mit dem Vorbehalt, daß ich ſie ſpäterhin in einem andern Bande eingehender darſtelle. Die Rronkangara [Tanagra coronatal. Vor etwa acht Jahren erhielt ich in einer Sendung aus London, welche in Finken von verſchiedenen Welttheilen beſtand, auch einen einzelnen einfarbig braunen Vogel mit ein wenig gekrümmtem Schnabel, den weder Händler noch Liebhaber kannten und der ſich ſelbſt im zoologiſchen Muſeum nicht ſogleich feſtſtellen ließ. Er zeigte ſich in der Vogelſtube außerordentlich bösartig, indem er in der Weiſe der Graukardinäle einen Vogel nach dem andern zutode jagte. Deshalb gab ich ihn fort und zwar an Herrn Dr. Bodinus für den Berliner zoologiſchen Garten, in welchem er ſich jahrelang vortrefflich erhalten hat. Erſt nach geraumer Zeit gelangte ich zu der Einſicht, daß es das Weibchen der Krontangara ſei, nach— dem mir das Männchen ſchon hin und wieder vorgekommen. Daſſelbe iſt tiefſchwarz mit purpurrothem Fleck auf dem Scheitel. Seine Größe iſt etwa die des europäi— ſchen Kernbeißers, doch erſcheint die Tangara ungleich ſchlanker, zierlicher und anmuthiger. Ihre Heimat erſtreckt ſich über das ſüdliche und ſüdöſtliche Braſilien, wo ſie nach Bur meiſter's Angaben in allen Waldungen, beſonders aber in denen von St. Paulo und St. Katharina gemein iſt. Azara beobachtete ſie auch in Paraguay und Karl Euler in Kantagallo in der Provinz Rio de Janeiro. Letztrer ſchildert ſie in folgendem: „Sie iſt eine der gewöhnlichſten Tangaren, lebt in allen Gärten, Pflanzungen, niederen Gehölzen und hält ſich viel an der Erde auf. Ihr Neſt erbaut ſie an den verborgenſten Stellen im Dickicht. Ich fand es im Oktober auf dem etwa 65e. hohen Stumpfe eines abgehauenen Baumes in der Nähe des Baches, wo es zwiſchen den dicht emporgeſchoſſenen Sprößlingen verſteckt war. Die ſehr lockre Neſtunterlage beſteht in Pflanzenſtengeln und dürren Blättern und die Mulde iſt mit wenigen Wurzelfaſern ausgelegt und ge— glättet und von etwa 7ew. Durchmeſſer. Drei außerordentlich angenehm gefärbte Eier bilden das Gelege.“ Näheres über das Freileben iſt leider nicht angegeben. 638 Die Tangaren. In letztrer Zeit gelangt dieſe Art vielfach in den Handel, und im Vertrauen auf Brehm's Angabe, daß ſie friedlich mit anderen zuſammen lebe, hat man ſie mehrfach für die Vogelſtuben angeſchafft. Auch ich erhielt ein Pärchen von Herrn H. Möller in Hamburg, und da ich annehmen mußte, daß die Bösartigkeit des erſten Weibchens in meinem Beſitz nur eine individuelle geweſen, ſo ließ ich jene nebſt Purpur- und Scharlachtangaren in die mit den ſeltenſten und werthvollſten Prachtfinken reich beſetzte Vogelſtube. Hier zeigten ſie ſich alle anfangs ſehr harmlos, ſodaß ich obige Behauptung mit gutem Gewiſſen in der „Gefiederten Welt“ beſtätigen konnte. Bald aber, nachdem ſie ſich wahrſcheinlich erſt von den Reiſebeſchwerden völlig erholt und niſtluſtig geworden, begannen ſie ihre unheil— volle Thätigkeit. Zunächſt wurden alle jungen Vögel, ſobald ſie die Neſter ver— ließen, umgebracht, und nicht lange, da fand ich auch einen alten Prachtfink nach dem andern, ſelbſt einen Bayaweber, einen Sonnenvogel u. a. todt am Boden. Während ich zuerſt die Bülbüls, welche in drei Arten ebenfalls die Vogelſtube bewohnten, in Verdacht hatte, ſtellte es ſich bei aufmerkſamer Beobachtung bald heraus, daß jene allerdings arge Raufbolde, daß aber die Tangaren und vor allem das Weibchen der Krontangara die bösartigſten ſeien. Mir mangelte dann leider der Raum, um weitere Züchtungsverſuche mit ihnen anzuſtellen und ich mußte ſie daher fortgeben. Anderweitige Verſuche oder gar Erfolge ſind leider nicht bekannt geworden. Im Berliner Aquarium ſoll ein Pärchen geniſtet haben, doch iſt darüber ſichres nicht verlautet. Kräftig und ausdauernd, hält ſich dieſe Tangara vortrefflich und darf als ein beſonders ſchöner Käfigvogel gelten. Einen Geſang hat ſie nicht, Männchen und Weibchen laſſen vielmehr nur rauhe heiſere, manchmal weberähnlich ziſchende Laute hören. Sie frißt vorzugsweiſe Sämereien und zwar Kanarienſamen, Hirſe, auch etwas Mohn und Hanf; dagegen weniger Früchte und Kerbthiere, als andere Arten. Ihre Farben wechſeln nicht mit den Jahreszeiten. Der Preis ſteht auf 45 bis 50 Mark für das Pärchen und nur ſelten niedriger. Die Krontangara hat wol keine weiteren Namen. — Le Tangara ou Tachyphone couronné; Crowned Tanager. — Tscha, Heimatsname in Braſilien, nach Zul. Nomenclatur: Agelaius coronatus, Vll.; Tanagra coryphaea, Lehtst.; T. brunnen, Sp&.; Tachyphönus Vigorsii, Swns., Jard et Selb.; T. coryphaeus, Gr.; T. coronatus, Ch., Brmst., B.; Tanagra nigerrima, Hull. nec L. J. — [Tordo de bosque coronado y negro, A. J. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Einfarbig ſchwarz, ſtahlblau glänzend; ein purpur— rother Fleck auf dem Scheitel, welcher jedoch nur dann zur Geltung kommt, wenn der Vogel in der Erregung die Kopffedern ſträubt; Schwingen und untere Flügeldecken am Grunde der Innen— ſeite weiß. Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße braun. — Das Weibchen iſt lebhaft roſt— röthlichbraun; Oberkopf bis zum Nacken graubraun, Wangen braun, fein grau geſtreift; Bürzel und Schwanz heller zimmtroth; ganze Unterſeite roſtröthlichbraun. Schnabel braun Auge dunkelbraun; Füße bräunlichfleiſchroth. Tanagra coronata: unicolor nigra, chalybaeo-nitens; plumis verticis nonnisi erectis maculam purpuream offerentibus; basi pogonü interioris remigum etteetricum EFT WU a e . 1 Die Trauertangara: 63 subalarium alba; rostro nigro; iride fusca; pedibus fuseis, — late ferrugi- nosa; pileo ad cervicem usque fumido; genis umbrinis, subtiliter cano-vittatis: uropyeio caudaque dilutius cinnamomeis; subtus ferruginea; rostro umbrino; iride fusca; pedibus e fusco carneis. Länge 18, em.; Flügel 8 — 8,9 m.; Schwanz 6,zem. Das Jugendkleid iſt nach Burmeiſter dem des Weibchens gleich; das junge Männchen erhält in der erſten Mauſer am Oberkopf einige ſchwarze ſtahlblauglänzende Federn; Schnabel ſchwarzbraun; Unterſchnabel am Grunde weiß; Füße fleiſchbraun. Nach Schlüter zeigt das junge Männchen ſpäterhin, ſelbſt wenn bereits die rothe Scheitelmitte vorhanden iſt, noch überall roſtrothe Federn zwiſchen den ſchwarzen, ſo daß es ein ſcheckiges Ausſehen hat. Juvenis: cum femella conveniens; g' juv. plumas primas mutans plumis pilei nonnullis chalybaeo-nitentibus ornatus; rostro nigro-fusco, basi mandibulae alba; pedibus carneis. Secund. Schlüter G juv. serius plumis inter nigras ferrugineis, quare macu- losa apparens. Beſchreibung des Eies: Grundfarbe kräftig und hell fleiſchroth, mit großen, breiten, dunkelrothen Zeichnungen, welche in weiten Abſtänden vertheilt ſind, theils verwachſene, theils ſcharfbegrenzte Ränder haben und mit kräftigen ſepiabraunen Tüpfeln und Kritzeln vermiſcht ſind; am dickern Ende ſteht die Zeichnung etwas gedrängter. Die Geſtalt iſt länglichoval und beide Enden find faſt gleich ſtumpf. Länge 23,3 um.; Dicke 17 um.; Schneidepunkt etwa 12, m. (Euler). O vum: saturate carneum stris magnis latisque ruberrimis, ample divaricatis margines parte lavatos, parte circumscriptos ostendentibus notatum, nee non punctillis lineolisque distincte umbrinis intermixtis, usque circa basin magis coacervatis; cetero- quin oblongo-ovatum apice utroque fere aequabiliter obtuso. Die Trauertangara |Tanagra melaleuca]. Tafel XIV. Vogel 72. Der vorigen faſt völlig gleich, doch ohne den rothen Schopf, vielmehr rein bläulichſchwarz und mit weißem Schulterſtreif, iſt ſie mehr im Norden Braſiliens, beſonders in den Gegenden am Amazonenſtrom, Guiana und Kolumbien, ſowie auch in Venezuela und Trinidad heimiſch. Sie war bereits den alten Autoren bekannt, und Buffon, der Beſchreibung und Abbildung von beiden Geſchlechtern gibt, jagt, daß Sonnini de Manoncourt die verſchiedene Färbung des Männchens und Weibchens zuerſt nachgewieſen hat. Letztrer beobachtete ſie in der Heimat am Neſt und fand ſie auch außer der Niſtzeit ſtets parweiſe im dichten Gebüſch lebend, niemals aber zahlreich vereinigt. Er gibt bereits an, daß ſie durchaus keinen Geſang, ſondern nur ſchrille durchdringende Lockrufe hören laſſe. Ihre Nahrung beſtehe in kleinen Früchten und Inſekten. Näheres iſt über ihr Freileben ſeither leider nicht veröffentlicht worden. Die Beobachtung in der Vogelſtube hat ergeben, daß ſie ſowol in der Lebensweiſe, als auch in der Er— nährung der vorigen durchaus gleich iſt. Sie kommt übrigens viel ſeltner in den Handel, wird nur einzeln von Fräulein Hagenbeck, Herren K. Reiche, Chs. Jamrach, H. Möller u. A. eingeführt und iſt daher noch weniger bei den Liebhabern zu finden. Der Preis beträgt etwa 45 Mark für das Pärchen. Im Berliner Aquarium hatte zur Zeit der erſten Direktion ein Pärchen dieſer 640 Die Tangaren. Art geniſtet, und nach den Angaben des Oberwärters Seidel berichtete der „Führer“, daß die eifrigen Alten „ſich garnicht damit begnügen, ihre eigenen Jungen zu füttern, ſondern daß ſie die ihnen gereichten Mehlwürmer auch barm— herzig jedem andern Vogel bieten, welcher darum bettelt“. Ich will über ſolche Fantaſieſchilderungen keine Worte verlieren; nur darauf ſei hingewieſen, daß Er— fahrungen von zahlreichen Seiten mit voller Entſchiedenheit eine Bösartigkeit dieſes Vogels feſtgeſtellt haben, welche der des vorigen durchaus gleich iſt. Ueber die Brut der Trauertangara im Aquarium hat Herr Dr. Brehm keinerlei Mit— theilung gemacht, während eine eingehende Beobachtung doch umſomehr dankens— f werth geweſen wäre, da, wie ſchon vorhin bemerkt, das Freileben dieſer Vögel noch völlig unbekannt iſt. Darin liegt doch eben die höchſte Wichtigkeit aller Vogelzüchtung, daß durch die gewiſſenhafte Feſtſtellung und Angabe aller ob— waltenden Verhältniſſe die Naturgeſchichte des betreffenden Vogels bereichert werde. Die Trauertangara iſt von Br. Schwarztangara benannt. [Schwarze und braunrothe Tangara, Buff.]. — Tangara noir; Black Tanager. Nomenclatur: Tanagra nigerrima, Gml., Lehtst., Pr. Wd., Ds.; Oriolus leu- copterus, G., Buff., Lth.,;, Tanagra melaleuca, Sprrm.; Tachyphönus leucöpterus, “I., Orb.; T. nigerrimus, Üb., Brmst.; T. melaleucus, Br. — |Tordo di bosque negro cobijas blancas, Arz.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Einfarbig ſchwarz, lebhaft ſtahlblau glänzend, namentlich an Hinterkopf, Oberrücken, Flügeln und Schwanz, wo alle Federn faſt rein dunkel— blaue Außenſäume haben; Bruſtſeiten unterhalb des Flügels, untere Flügelſeite nebſt Innen— fahne der Schwingen und Schulterrand reinweiß (in der Ruhe iſt der weiße Flügelrand jedoch garnicht zu bemerken); Schnabel glänzend ſchwarz, am Grunde, ſowie faſt der ganze Unter— ſchnabel heller blaugrau; Auge braun; Füße ſchwärzlichgrau. — Das Weibchen iſt einfarbig roſtröthlichbraun, dunkler als das des vorigen; die dunkelbraunen Schwingen ſind röthlichfahl geſäumt; Schwanzfedern lebhaft röthlichbraun; ganze Unterſeite hell gelblichbraun; Schnabel bräunlichgrau; Auge braun; Füße bräunlichfleiſchroth. Das Jugendkleid iſt nach Burmeiſter dem des Weibchens gleich, nach der erſten Mauſer ſchwarz gefleckt, ſpäterhin mattſchwarz, nur wenig glänzend. Tanagra melaleuca: colore omnino nigro, laète chalybaea-nitente, praesertim occiput,tergum, alas caudamque occupante, eorumque plumis exterius subcyaneo— limbatis; pleuris subalaribus, latere alarium inferiore, pogoni oremigum interiore et campterio albis; basi rostri nitide nigri et mandibula caesiis; iride fusca; pedibus e nigro cinereis. — d unicolor ferruginosa, priore obscurior; remigibus fuseis, subrufo-limbatis; cauda laeta castanea; subtus livide fuscata; rostro fumide cinereo; iride fusca; pedibus fuscato-carneis. — Juvenis: (sec. Drmst.) femellae per- similis; post mutationem plumarum primam nigro-maculata, serius nigra, parum nitens. Länge 18,3 em.; Flügel 8, em.; Schwanz 6,3 em. Die rothhäubige Tangara [Tanagra cristata] iſt der Krontangara ſehr ähnlich, doch mehr bläulichſchwarz mit beträchtlichem rothem Federbuſch auf dem Kopfe und an Kehle und Bürzel faſt röthlichgelb, auch von bemerkbar geringerer Größe. Sie war den alten Vogelkundigen eben— falls bereits bekannt und Buffon ſagt, daß ſie in Guiana ſehr gemein ſei, von 1 EEE a 8 Die rothhäubige Tangara. Die kleine Trauertangara. 641 kleinen Früchten lebe, ein ſchrilles finkenähnliches Geſchrei, aber keinen ſolchen Geſang erſchallen laſſe und niemals in großen Wäldern, ſondern nur im Freien auf beackerten Feldern zu finden ſei. Nach Burmeiſter's Angaben iſt ſie im Waldgebiet des ganzen Braſilien heimiſch und nirgends ſelten, bei Rio de Janeiro ſogar häufig, doch mehr an den Ufern als in den Gebirgsthälern. Auch von Euler wurde ſie in der Provinz Rio de Janeiro geſammelt und ihre Ver— breitung dürfte ſich außer Braſilien und Guiana auch noch auf Neu-Granada erſtrecken. Da ſie in allen dieſen Gegenden keineswegs ſelten vorkommt, ſo iſt es verwunderlich, daß der Vogelhandel ſie nicht oft und in größrer Anzahl zu bieten hat, umſomehr, da ſolche Tangaren immer gern und zu hohen Preiſen ge— kauft werden; ſie wird nur hin und wieder einmal von Vekemans in Antwerpen in einzelnen Köpfen eingeführt. In ihrem ganzen Weſen und in allen Eigen— thümlichkeiten dürfte ſie der Krontangara völlig gleichen. Die rothhäubige Tangara hat Br. Nothhaubentangara benannt. [Gehäubte oder fappigte Tangara und Haubenmerle, nach den alten Autoren]. — Houpette; Crested Tanager. Nomenclatur: Tanagra cristata, L., B.., Pr. d.; T. eirrhömelas, Id.; Lanio Vieilloti, Lfrsn.; Tachyphönus ceristatus, II., Cb., Brmst., Br. [Tanagra cayanensis nigra eristata, Drss. — Houpette, Tangara de la Guyane et Tangara de Cayenne, Buff.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Einfarbig mattſchwarz; Oberkopf mit einer feuer— rothen Holle, welche wol auf- und niedergeklappt, doch keineswegs völlig verdeckt werden kann; Unterrücken und Bürzel hell gelblichroſtroth, ebenſo ein Fleck an der Oberkehle; Schulterſtreif und ganze innere Flügelſeite reinweiß. Schnabel ſchwarz; Auge dunkelbraun; Füße bläulich— fleiſchroth. Das Weibchen iſt olivengrünlichröthlichbraun, ohne Haube; Bürzel gelblichbraun; ganze Unterſeite hellgelblichroſtroth; Schnabel braun; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichfleiſch— roth. — Das Jugendkleid gleicht nach Burmeiſter ebenfalls dem des Weibchens, das Uebergangskleid iſt ſchwarz gefleckt mit durchſcheinendem rothen Scheitel und etwas verlängerten Kopffedern. Tanagra cristata: unicolor subnigra, crista pilei ignea erectili; macula gulari, tergo et uropygio gilvo-ferrugineis; campterio et subalaribus albis; rostro nigro; iride fusca, pedibus subcoeruleo - carneis. — 9 olivaceo - virente badia; cristae vacua; uropygio gilvo -umbrino; subtus gilvo -ferruginea; rostro umbrino; iride fusca; pedibus fuscato- carneis. — Juvenis (sec. Burm.): femellae persimilis, post plumarum mutationem nigro-maculata, pileo rubro-tincto plumas subelongatas offerente. Länge 17 em.; Flügel 7,8 em.; Schwanz 6,5 em— Die kleine Trauertangara |Tanagra luctuosa]. Der großen Trauertangara faſt völlig gleich, nur bedeutend kleiner und mit viel breiterer weißer Binde über den Flügel, erſcheint ſie als ein ungleich zarteres und vielmehr harmloſes Vögelchen im Vergleich zu allen Verwandten. Ihre Heimat erſtreckt ſich über die kleinen Republiken Südamerikas von Neugranada bis Peru und auch über die Inſeln Trinidad und Tabago; Dr. Frantzius beobachtete ſie auf Koſtarika. Ueber die Lebensweiſe iſt leider garnichts bekannt. gur höchſt ſelten und einzeln wird fie von Vekemans eingeführt, auch hatte Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 41 642 Die Tangaren. einmal Gudera, damals in Leipzig, einen Schub von fünf Köpfen, leider lauter Männchen, von einem kleinen Händler aus Bordeaux gekauft, von denen ich ein ſolches für meine Vogelſtube entnahm. Das zarte Vögelchen muſterte ſich ſehr ſchön heraus, konnte dann aber die nächſte Mauſer nicht überſtehen, und nachdem es lange gekränkelt, fand ich es im Gebüſch bereits in Verweſung übergegangen. Da ich es jedoch etwa neun Monate vor mir geſehen, ſo kann ich behaupten, daß es im Gegenſatz zu allen übrigen ſchwarzen Tangaren überaus ſanft und ver— träglich ſich zeigte. Wenn wir dieſe kleinere Art, die bei ihrer weiten Verbreitung doch wol nicht ſchwierig zu erlangen ſein dürfte, häufiger erhielten, ſo würde ſie gewiß eine ſehr ſchätzenswerthe Bereicherung unſerer Vogelſtuben bilden. Die kleine Trauertangara nennt Br. blos Trauertangara. — Petit Tangara noir; Little Black Tanager. Nomenclatur: Pyranga luctuosa, Orb.; Lanio tenuirostris, G.; L. albispecu— laris, Léot. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Ganzes Gefieder tiefſchwarz, lebhaft glänzend, doch nur mit ſchwachem bläulichen Schein; obere und untere Flügeldecken und Innenſäume der Schwingen weiß, wodurch eine breite weiße Querbinde über den Flügel gebildet wird. Schnabel ſchwarz, Unterſchnabel nur am Grunde heller bläulich; Auge dunkelbraun; Füße ſchwärzlichgrau — Das Weibchen ſoll nach Orbigny's Angaben olivengrünlichbraun und an den Seiten des Halſes, ſowie an der Kehle düſterbräunlichweiß ſein. Tanagra luctuosa: aterrima, laete subcoeruleo-nitens; tectricibus al. superioribus et inferioribus limbisque remigum interioribus albis, quare fascia trans alas alba; rostro nigro, basi mandibulae tantum subcoerulea; iride fusca; pedibus subnigro-cinereis. — 9 (sec. d’Orbigny) olivaceo-viride fusca, colli lateribus gulaque sordide albidis. Länge 14,4 em.; Flügelbreite etwa 21 e.; Schwanz 2,6 em. Die vierfarbige Tangara |Tanagra quadricolor] iſt größer als die meiſten verwandten und kommt einem Star faſt gleich. Stirn und Vorderkopf ſchwarz, Oberkopf mit einem kurzen Schopfe lebhaft goldgelb; Flügel und Schwanz ſchwärzlich, erſtere mit breiter weißer Querbinde; ganze übrige Oberſeite olivengrünlichgraubraun, beim ganz alten Vogel mehr reingrau; ganze Unterſeite fahl bräunlichgelb, Bruſt- und Bauchſeiten grünlichgrau; Schnabel bleigrau, Unter— ſchnabel an Grund und Spitze weißlich; Auge braun; Füße bleigrau. Das Weibchen iſt ein— farbig olivengrünlichgraubraun, nur an Flügeln und Schwanz ſchwarz. (Nach H. v. Berlepſch und Reinhardt dürften die Weibchen doch eine düſter goldgelbe Scheitelmitte haben, an Stirn, Zügel und Augengegend aber nicht ſchwarz ſein. Die Vögel ganz ohne gelben Scheitel ſollen Junge fein). „Im Walde bei Rio de Janeiro“, jagt Burmeiſter, „und Neu-Freiburg nicht ſelten, an letzterem Orte ſogar häufig. Sie folgt den Zügen der großen Ameiſe, deren ungeflügelte Ar— beiter ihre Lieblingsnahrung bilden.“ Karl Euler beobachtete ſie in Kantagallo und fand auch das Neſt am 10. November mit drei nackten Jungen aus der zweiten Brut. Er ſagt, daß ſie dort im Walde durchaus nicht ſelten iſt. Trotzdem wird ſie leider nur höchſt ſelten lebend ein— geführt; auf der erſten Ausſtellung des Vereins „Aegintha“ hatte Herr Möller aus Hamburg ein Männchen. Meines wiſſens iſt ſie jedoch weder vor- noch nachher im Handel vorhanden geweſen. Hartangara (Br.). — Le Tangara quadricolor ou le Quadricolor; Quadricolored Tanager. — Tachyphönus quadricolor, II., CH., Hytl., Bp., Brmst., Br.; Tanagra auricapilla, S., Pr. Wd.; T. Suchii; Swns.; Muscicapa galeata, Lehtst.;, Trichothrau— pis quadricolor, Azr., Bripsch. [Lindo pardo copete amarillo (5), Lindo pardo y ca- nela alas y cola negras (2) Azr.]. Die purpurrothe Tangara. 643 Die purpurrothe Tangara [Tanagra brasilia]. Tafel XIV. Vogel 68. Mit ganz beſonderm Vergnügen darf ich dieſe Tangara ſchildern, denn ſie vereinigt nicht allein viele Vorzüge, ſondern ſie iſt auch bereits in einer Vogel— ſtube mit Glück gezüchtet. Sie erſcheint am ganzen Körper glänzend purpurroth bis auf Flügel und Schwanz, welche ſchwarz find, und ihr vornämlichſtes Kenn— zeichen iſt der breit weiße Unterſchnabel. Ihr Gefieder bleibt unverändert und verfärbt ſich nicht wie das aller übrigen rothen Tangaren in ein unſcheinbares Winterkleid; es blaßt jedoch in der Gefangenſchaft manchmal merklich ab. In der Größe iſt ſie der Krontangara gleich. Sie erfreut ſich in den zoologiſchen Gärten außerordentlicher Beliebtheit und wird in denſelben als herrlicher Schmuckvogel gern gehalten. Unter allen Tan— garen gelangt ſie am zahlreichſten zu uns und darf als eine regelmäßige Er— ſcheinung des Vogelmarkts gelten. Ihre Heimat erſtreckt ſich über den Süden Braſiliens. Zu den Vögeln gehörend, welche bereits den älteſten Schriftſtellern bekannt waren, findet man inbetreff ihrer von Aldrovandi und noch weit früheren her bis zu Buffon mancherlei Angaben, in denen freilich viel Irrthum und Ver— worrenheit herrſchen, während über die eigentliche Naturgeſchichte des Vogels kaum etwas beſtimmtes vorhanden iſt. Schon Belon erzählt übrigens, daß zu ſeiner Zeit Kaufleute die rothen Tangaren in großer Anzahl von Braſilien aus in den Handel gebracht haben und zwar um ſie für Kleiderbeſatz und andern Schmuck zu benutzen. Man erſieht alſo, daß bereits damals die menſchliche Eitelkeit und Putzſucht ſolche Vögel für ihre Zwecke tödten ließ. Buffon meint, mau müſſe vermuthen, daß ſie vor einer ſolchen barbariſchen Verwendung in ihren Heimats— ſtrichen ungleich häufiger geweſen ſei. Spätere Vogelkundige verwechſeln mancherlei rothe Vögel unter einander und ſtellen namentlich auch den virginiſchen Kardinal unter die Tangaren. Dann wiederum in ſpäterer Zeit, als die Liebhaberei für lebende Vögel beginnt, iſt die Purpurtangara völlig verſchwunden; weder Bechſtein noch Bolle haben ſie mitgezählt und die Verzeichniſſe der Händler bis zum An— fang der ſiebenziger Jahre hatten ſie ebenfalls nicht aufzuweiſen; ſelbſt in den zoologiſchen Garten von London iſt ein einzelnes Männchen erſt im Juli 1863 gelangt. Bur meiſter fand ſie in den Gebüſchen der Sumpfländer an den Mündungen der Flüſſe oder im Flußthale ſelbſt, aber ſtets auf naſſen mit Schilf und Gebüſch beſetztem Grunde durch ganz Braſilien und zwar in kleinen Schwärmen zuſammen, aber nicht ganz dicht neben einander; „man ſieht immer nur einzelne hier und da im Buſchwerk herumhüpfen, bald Männchen, bald Weibchen. Die höheren 41 * 644 Die Tangaren. Gebirgsthäler beſucht fie nicht. Das Neſt ſteht im Gebüſch, nicht hoch, iſt aus Mos und trockenen Halmen geformt und enthält zwei bis drei Eier.“ Dieſe An— gaben ergänzt Euler, der ſie an ähnlichen Oertlichkeiten, namentlich auch in den angeſchwemmten Bezirken neben der Seeküſte häufig ſah, dahin, daß das Neſt ge— wöhnlich in den Riedgrasbüſchen kleiner von Sumpf umgebener Hügel ſtand. Es bildet einen offnen Napf aus Binſen und Schilfblättern, welche ſorgfältig in ein— ander geſteckt und geflochten, jedoch in Ermanglung jedes Bindemittels ſchlecht zuſammenhalten und beim Emporheben gewöhnlich auseinanderfallen. Die flache Neſtmulde iſt aus feinen zarten Blütenſtengeln gemacht, doch ziemlich kunſtlos; ihr Durchmeſſer beträgt 7em, ihre Tiefe kaum Zen. Das Material iſt nach außen hin verſchwenderiſch angebracht, einen großen Büſchel bildend, der in dem über ihm ſich ſchließenden hohen Graſe verſteckt liegt. Auch Prinz Wied berichtet, daß das Neſt auf mittelhohen Bäumen oder dicht über dem Boden im Gebüſch ſtand, aus Würzelchen, Halmen und Mos gebaut war und zwei bis drei Eier enthielt. Hiermit ſind ſodann aber alle Angaben über das Freileben abgeſchloſſen. Im allgemeinen wird auch dieſer prächtige Vogel wenig und namentlich pärchenweiſe nur höchſt ſelten bei uns in Vogelſtuben und Käfigen gefunden und dies mag allerdings einerſeits in ſeinem recht hohen Preiſe, und andrerſeits in ſeiner Unverträglichkeit begründet liegen. Sie ſind zwar nicht ganz ſo bösartig wie die ſchwarzen Arten, allein immerhin zeigen ſie ſich für manche Vögel ge— fährlich genug; ſo jagte das Pärchen bei mir jeden rothen Vogel, alſo zunächſt einen auſtraliſchen Amarant oder Sonnenaſtrild, dann einen Purpurgimpel und ſpäterhin auch einen reinweißen Reisvogel, deſſen Weibchen gerade auf ſechs Eiern brütete, zutode. Die erſte und einzige Zucht, welche bisher geglückt iſt, hat Frau Prinzeſſin v. Croy auf Schloß Roeulx zu Hainaut in Belgien erzielt, und ſie ſchildert dieſelbe in folgendem: „Das Männchen beſaß ich ſeit vier Jahren, das Weibchen ſeit zwei Jahren und erſt dann begannen ſie zu niſten. Ich hatte für ſie ein offnes Korbneſt in einer ſehr geſchützten Ecke des Gartens aufgehängt, in welches ſie nur wenige Niſtſtoffe trugen und dann zwei blaugrünliche Eier legten. Dieſelben wurden vom Weibchen allein ungefähr 13 Tage emſig bebrütet; während dieſer Zeit wurde das erſtre vom Männchen gefüttert, und als die Jungen aus— geſchlüpft, wurden ſie von beiden Alten gemeinſam ſorgfältig gepflegt. Die anfangs ſchwärzlich und ſehr häßlich ausſehenden Kleinen befiederten ſich bald und erſchienen dann ſchwärzlichbraun und röthlichbraun an Bruſt und Rücken; da das eine in dieſer Farbe kräftiger, das andre matter war, ſo hielt ich ſie für ein Pärchen. Die Alten ſowie auch die Jungen ſind recht zahm, wie alle meine Vögel über— haupt, was ich für das gute Gedeihen der Bruten als ſehr zuträglich erachte. Ich reichte ihnen wol zwölfmal täglich viele recht kleingeſchnittene Mehlwürmer N Die purpurrothe Tangara. 645 mit friſchen Ameiſenpuppen und hartgekochtem Eigelb vermiſcht, an verſchiedenen Plätzen des Gartens und der Vogelſtube. Außerdem ſuchten ſie ſich eifrig allerlei Inſekten und namentlich kleine Würmer, welche alle vor der Verfütterung immer erſt in Stücke zerhackt wurden. Nebenbei raubten ſie ſodann die eben aus den Eiern geſchlüpften Jungen einer grauen Bachſtelze, welche mit einer gelben zuſammen geniſtet hatte. Auch die kleinen Vögel wurden ſorgſam zer— kleinert. Selbſtverſtändlich fütterte ich zugleich täglich viel Obſt.“ Das Männchen von dem vorhin erwähnten Par hatte ſich ſeit längrer Zeit in meiner Vogelſtube, theils freifliegend, theils im Käfige befunden, ohne daß es mir gelang, ein Weibchen für daſſelbe zu beſchaffen. Dieſe prächtige Tangara er— hielt ſich bei dreimaligem Federwechſel immer in gleichem feurigen Farbenglanz und dies mag wol einerſeits in der ſorgſamen Verpflegung mit guten ſüßen Früchten nebſt Mehlwürmern, Ameiſenpuppen und Eierbrot und andrerſeits darin begründet geweſen ſein, daß ſie bei Sonnenſchein und Regen ins Gitterfenſter hinaus an die freie Luft gelangen konnte. Als ich dann von Herrn H. Möller in Hamburg eine Anzahl mittelamerikaniſcher Vögel zur Beſtimmung empfing, war darunter ein röthlichbrauner, den ich für ein Weibchen dieſer Art erachtete, ohne dies jedoch mit voller Sicherheit zu wiſſen. Ich brachte ihn nebſt den anderen in die Vogel— ſtube in einen geräumigen Käfig und jetzt entfaltete ſich ein gar reizendes Bild. Die braune Tangara ſtieß leiſe zirpende Töne aus, während ſie ſehnſüchtig mit den Flügeln zitterte, und das glänzendſchöne Männchen kam ſchwanz- und flügelſchwippend herbei und umtanzte den Käfig mit ſchrillem Jubelgeſchrei. Nun durfte ich mich davon überzeugt halten, daß ich ein richtiges Pärchen beſaß; als ſie dann jedoch freifliegend in der Vogelſtube die vorhin geſchilderte Bösartigkeit entwickelten, mußte ich ſie abſchaffen. Nachher hatte ich freilich Urſache, dies umſomehr zu bedauern, da es mir nicht gelingen wollte, ein richtiges Pärchen wieder in meinen Beſitz zu bringen; die als angebliche Weibchen gekauften zeigten ſich ſtets als junge Männchen, indem ſie ſich nach längerer oder kürzerer Zeit zum Prachtgefieder verfärbten. Der Preis beträgt 60 bis 75 Mark für das Pärchen. Die purpurrothe Tangara heißt auch Purpurtangara, braſiliſche Tangara, Immer— rothvogel und Tapiranga (nach ihrem braſil. Namen, Br.). — Scharlachfarbige Merle oder Tangara, Schwarzflügler, Scharlachſperling, karminfarbener Kernbeißer und braſilianiſche Amſel nach alten Autoren!. Le Tangara du Bresil ou le Tangara rouge du Brésil; Brazilian Tanager. Nomenclatur: Tanagra brasilia, L., Buff, Lth., Pr. Wd.; Rhamphocelus coecineus, VI., Lss., Dsm.; Rhamphöpis coceineus, S us.; Rhamphocelus brasilius, b., Brmst.; R. brasiliensis, Hrtl. [nee L.], Br.; Rss. |„Hndb.“]. |Tanagra Cardinalis, Brss.; Passer indicus erythromelanus sine uropygio et P. indicus porphyromelanus, Inst.; P. erythromelanus indicus sine uropygio et P. indieus caudatus porphyromelanus, Alder., Tijepiranga brasiliensis, Mgr., Wllghb.; Merula brasilica, Blu-, Aldr., Inst., Chrl., Wllghb., Ray. — Scarlet Sparrow et Moineau ecarlate, Edw.; Red and blae 646 Die Tangaren. Kumploset, Charl.; Merle du Bresil, Pgl.; le Scarlatte ou Tangara du Mexique, Buff. — Tijé-piranga in Braſilien, Markg.; Chilchiltototl und Hauhtototl in Mexiko, Fern.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Gleichmäßig glänzend dunkelpurpurroth, an Schultern und Oberrücken noch etwas dunkler, an Bürzel und Unterſchwanzdecken lichter und an der ganzen untern Körperſeite ein wenig heller und matter; Flügel und Schwanz rein- und tiefſchwarz, Schwingen und große Flügeldecken ſchmal fahl braunroth außengeſäumt. Schnabel ſchwarz, Unterſchnabel am Grunde breit bläulichweiß; Auge hochroth; Füße bräunlichſchwarz. — Weibchen am Oberkopf und Oberrücken dunkelbraun mit rothem Schein; übrige Oberſeite ſchwärzlichbraun; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun mit lebhaft rothem Schein; Bürzel glänzendroth; Kehle matt bräunlichgrau; ganze übrige Unterſeite düſterbraun, röthlich ſcheinend. Schnabel heller braun mit blaſſem Unterſchnabel; Auge roth; Füße fahlbraun. (Dieſe Beſchreibung iſt von mir nach zahlreichen lebenden Exemplaren gegeben; in folgendem füge ich noch Bur— meiſter's an): „Glänzend gleichmäßig kochenilleroth; Flügel, Schwanz und Unterſchenkel ſchwarz; Beine fleiſchbraun. Weibchen an Kopf, Hals und Rücken graubraun; Flügel oliven— braun; Unterrücken kochenilleroth; Schwanz ſchwarzbraun; Bruſt, Bauch und Bürzel trübe röthlichgrau.“ Tanagra brasilia: nitide purpurea; humeris dorsoque paulo obscuriori— bus, uropygio, infracaudalibus totoque gastraeo subpallidioribus, alis cauda- que aterrimis; remigibus tectricibusque al. majoribus exterius anguste sub- fusco-limbatis; rostro nigro, basi mandibulae late subcoeruleo-alba; iride ruberrima; pedibus e fusco nigris. — Q pileo dorsoque fuseis, rubro-micantibus; notaeo reliquo fuliginoso; remigibus caudaque fuliginosis, rubente micantibus; uropygio nitide rubro; gula subfumida; subtus luride fusca, rubente imbuta; rostro dilutius fusco, mandibula pallida; iride rubra; pedibus livide umbrinis (Ass.) G omnino nitide coccinea; alis, cauda tibiisque nigris; pedibus fuscato-carneis. 2 capite, collo dorsoque fumidis; alis olivaceo-umbrinis; tergo coccineo; cauda fuliginosa; pectore, abdomine et uropygio fumide rubiginosis (Brmstr.). Länge 17em.; Flügel S,gem-; Schwanz em. Beſchreibung des Eies: Bläulichgrün, braun beſpritzt und geſtrichelt (Pr. Wied). Blaugrün, dunkler beſprengt, am ſtumpfen Ende ſchwarz bekritzelt (Brmſt.). Schön blaugrün mit weit abſtehenden, ſcharf begrenzten runden pechſchwarzen, gleichmäßig vertheilten Flecken und Punkten, zwiſchen denen einige ſehr feine ſchwarze Kritzel; glattſchalig und glänzend; Geſtalt normal mit ſchmal zulaufendem Vorderende und ſanft abgerundetem Hinterende. Länge 22 mm.; Breite 16mm.; Schneidepunkt 13mm. (Euler). Ovum: subaerugineum fusco -adspersum et lineolatum (Pr. d.). O. aeruginosum, obscurius adspersum, basi nigro -lineolatum (Briast.). O. pulchre aeruginosum maculis punctisque late distantibus, circumscripte rotundis, piceis, regulariter distributis, non- nullisque lineolis nigris subtilissimis interjectis; laeve nitidumque; apice anguste decur- rente basique leniter rotundata (Heer). Die ſchwarzbraune Tangara [Tanagra jacapa zeigt gleich manchen anderen fremdländiſchen Vögeln die Erſcheinung, daß ſie nicht allein nach der Beſchreibung des Federkleides, ſondern auch ſogar nach dem Freileben den alten Autoren bekannt war. Sie iſt glänzendkirſchroth; Rücken, Flügel und Schwanz ſchwärzlich, jede Feder matt roth gerändert; Oberkopf lebhafter bräunlich— roth; ganze Unterſeite wenig heller purpurbräunlichroth, an der Bruſt am lebhafteſten, Bauch und Hinterleib mehr ſchwärzlichbraun. Schnabel dunkelbraun, und der am Grunde ſehr dicke Unterſchnabel iſt gelblichbleifarben, nur an der Spitze dunkelbraun; Auge braun; Füße 4 al 1 I | EN lc l * 8 Ma BE a, Be Die ſchwarzbraune Tangara. 647 bräunlichfleiſchfarben. Das Weibchen iſt braun mit röthlichem Schein, letzterer beſonders an Bruſt und Bürzel; Schwingen und Schwanzfedern bräunlichſchwarz. Schnabel braun, Unterſchnabel am Grunde wenig heller; Auge braun; Füße bräunlichfleiſchfarben. Sie ift kleiner als die vorigen, nur etwa von Finkengröße. Ihre Verbreitung erſtreckt ſich über das nördliche Braſilien, Guiana, Kolumbia und Peru, und da ſie überall häufig erſcheint, ſo läßt ſich auch wol erwarten, daß ſie demnächſt mehr in den Handel gelangen werde. Die wenigen einzelnen Köpfe, welche noch dazu nur ſelten von Händlern in Bordeaux unter dem uralten Namen Silberſchnabel ausgeboten werden, gelten in den deutſchen Handlungen und ſelbſt in Antwerpen gewöhnlich als Weibchen anderer Arten. Buffon ſagt, daß die erwähnte volksthümliche Bezeichnung ihr von den Koloniſten beigelegt und umſomehr zutreffend ſei, da der Unterſchnabel am Grunde wie von blankem Silber erglänze; nach dem Tode verlöſche dieſer Schiller. Da Edwards die Abbildung feiner „‚Amſel mit rother Bruſt“ nach einem ausgeſtopften Exemplare gegeben, jo habe er den glänzenden Schnabel nicht zur Geltung gebracht. In ihrem Freileben ſchildert ſie bereits Sonnini, der ſie in der Heimat beobachtet hat: „Sie hält ſich meiſtens in freien Gegenden auf, zeigt ſich nicht ſcheu, ſondern kommt dreiſt bis in die Gärten, doch iſt ſie auch in menſchenleeren Gegenden häufig und namentlich inmitten der Wälder an freien Stellen oder ſolchen, in denen der Wind viele Bäume umge— worfen hat, zu finden. Ihre Ernährung beſteht in kleinen oder auch in großen. weichen Früchten, welche letzteren ſie anhackt; dagegen verſchmäht ſie dann die Inſekten völlig. Niemals lebt ſie in Scharen, ſondern ſtets parweiſe. Das Neſt ſteht auf mittelhohen Bäumen, auf einem wagerechten Zweige, iſt gewölbt und mit dem Schlupfloch von unten, aus trockenen Gräſern, Halmen und Rohr— blättern gewebt und innen mit breiten Blattſtückchen ausgepolſtert.“ (Da nach den übereinſtimmenden Angaben aller neueren Reiſenden ſämmtliche Tangaren offene, denen der Finken ähnliche Neſter erbauen, ſo dürfte hier wol ein Irrthum, bzl. eine Verwechſelung vorliegen). „Das Gelege beſteht in zwei länglichrunden weißen, am dickern Ende ſchwachroth gefleckten Eiern.“ Weder Burmeiſter noch die übrigen neueren Ornithologen haben etwas näheres hinzugefügt. Die ſchwarzbraune Tangara iſt von Br. Purpurtangara genannt. — Silberſchnabel, ſchwarze Merle, Amſel mit rother Bruſt, nach alten Autoren]. — Le Ramphocèle à bee d'argent; Red - breasted Tanager or Red-breasted Blackbird. Nomenclatur: Tanagra jacapa, L., Bf., Lth.; Rhamphocelus purpüreus, U. Lss.; Rhamphöpis atrococeineus, Swns., Dsmr.; Rhamphocélus jacapa, Lss., Cb., Brmst.. Br. |[Chilchiltototl tepazcullula, Fern.; Cardinalis purpureus, Biss. — Red- breasted Black-bird, Merle à gorge rouge, Edw.; Cardinal pourpre-fonce, Sal. — Chil- chiltototl, in Mexiko, Bec d’argent, bei den Einwohnern von Kayenne, Buff. . Länge 15,, em.; Flügel 7,8 em.; Schwanz 5,9 em. Die blutrothe Tangara [Tanagra sanguinolenta] ift am ganzen Kopf, an Nacken, Hals— ſeiten, Bürzel, Oberſchwanzdecken, Kehle, Bruſt und Unterſchwanzdecken glänzend blutroth und an den übrigen Körpertheilen glänzendſchwarz; der Schnabel iſt bleigrau, am Grunde weißlich; 648 Die Tangaren. das Auge iſt röthlichbraun und die Füße find ſchwärzlichgrau. Das Weibchen ſoll blos düſterer gefärbt ſein. In der Größe gleicht ſie der Purpurtangara. Ihre Heimat erſtreckt ſich über faft ganz Mittelamerika und Südmexiko. Irgend welche näheren Angaben find leider nicht zu finden. Im Laufe der Jahre erhielt ich nur einmal ein Männchen von Herrn Karl Gudera; im übrigen habe ich nicht erfahren können, ob ſie jemals lebend eingeführt worden. Im Verzeichniß der Vögel des zoologiſchen Gartens von London iſt ſie nicht vorhanden und ebenſo— wenig in denen der übrigen. Hoffentlich wird auch ſie über kurz oder lang mehr eingeführt werden, da fie weit verbreitet und in ihrer Heimat nicht ſelten iſt. Bluttangara (Br.). — Le Tangara sanguin; Sanguinous Tanager. — Tanagra sanguinolenta, Lss.; Tachy- phönus sanguinolentus, Zss., Gr.; Rhamphocelus sanguinolentus, Ch., Br. Die ſcharlachrothe Tangara [Tanagra rubra). Tafel XIV. Vogel 69. Endlich tritt uns nun eine Tangara entgegen, über deren Freileben mehr— fache eingehende Berichte vorhanden ſind. Dieſelben werde ich möglichſt aus— führlich mittheilen, damit meine Leſer dadurch ein Geſammtbild der Lebensweiſe aller dieſer Prachtvögel gewinnen. Denn ich darf wol vorausſetzen, daß das Freileben bei ihnen ſämmtlich im weſentlichen übereinſtimmend ſein wird. Sie iſt heller ſcharlachroth als die braſiliſche Purpurtangara, ihr aber ſehr ähnlich, an Flügeln und Schwanz tiefſchwarz. Im ganzen Gefieder prachtvoll glän— zend und mit bläulichgrauem Schnabel. Auch das Weibchen erſcheint von dem jener Art verſchieden, indem es nicht von brauner, ſondern von olivengrüner Grund— farbe iſt, am Unterkörper heller gelblich, an Flügeln und Schwanz ſchwarzbraun. Zum Winter hin verliert das Männchen ſein Prachtkleid und verfärbt ſich zu dem ſchlichten des Weibchens. Sie iſt ein wenig größer als die Purpurtangara. Ihre Verbreitung erſtreckt ſich über faſt ganz Nordamerika und ſelbſt in Texas kommt ſie noch als Brutvogel vor. Zum Winter hin wandert ſie nach Weſt— indien und bis zum Norden von Südamerika. In den Angaben der alten Schriftſteller wird ſie vielfach Kardinal genannt und mit dem S. 524 beſchriebnen eigentlichen verwechſelt. Buffon aber unter— ſchied ſie ſchon mit Sicherheit und wußte auch, daß ſie im Norden, der Silber— ſchnabel dagegen nur im Süden heimiſch ſei. „Schon im Monat Auguſt“, ſagt Prinz Wied, „waren die männlichen Vögel ſehr ſchön roth und dabei noch grün, in welchem geſcheckten Gefieder ſie recht hübſch ausſehen. Dieſe Art lebt in allen Gegenden Nordamerikas, welche ich bereiſt habe. In Pennſylvanien fand ich ſie häufig, noch mehr am Ohio und untern Miſſouri, wo ſie als eine Zierde der herrlichen Waldungen zu betrachten iſt. Sie gleicht in der Lebensweiſe völlig den verwandten braſiliſchen Tangaren, iſt ein ſtiller Vogel und hat, wie es ſcheint, wenig Stimme; ich hörte nur einen kurzen Lockton. Gewöhnlich ſieht man ſie hoch auf den Spitzen der Bäume, wo ich ſie manchmal mit einem Gewehrſchuß nicht erreichen konnte. Als ich im . Er RE U ER” P mn nn — Zee — l Die ſcharlachrothe Tangara. 649 Frühjahr 1834 den Miſſouri wieder hinabreiſte und im Monat Mai die großen Waldungen an ſeinem untern Lauf erreichte, nachdem ich die offenen Gegenden mit ihren endloſen Prärien im Rücken hatte, durchſtreifte ich jene hohen, geſchloſſenen und wildgedrängten Forſten aus mancherlei Baumarten, beſonders vielerlei Wallnußbäumen, Eichen, Eſchen, Ulmen, Ahorn-, Saſſafras-, Tulpen: bäumen u. a. m., wo eine einſame Ruhe herrſchte und mancherlei fremdartige Vogelſtimmen ſich vernehmen ließen. Hier hatte der Schütze freies Spiel. Unter zahlreichen Vögeln ſah ich hier häufig auf der Spitze der höchſten Bäume die ſcharlachrothe Tangara im hellen Sonnenlicht glänzen, wo fie ſich nett gegen den blauen Himmel malte; ich war entzückt von dieſem Anblick. Bei einigen einſamen Pflanzerwohnungen am untern Miſſouri lam fie bis in den Garten, unmittelbar am Hauſe und die Hausfrauen verſicherten, daß ſie an den Flachs— knoten vielen Schaden verurſache, weshalb ſie hier am Miſſouri auch Flachsvogel genannt werde (der eigentliche Flachsvogel iſt übrigens eine andre Art, nämlich die nächſtfolgende feuerrothe Tangara). Nach Audubon iſt ſie in den ſüdlichen Staten Louiſiana, Florida, Texas, Mexiko und ſelbſt auf den weſtindiſchen Inſeln häufig zu finden; nördlich ſoll ſie im Sommer bis über den Huronſee hinauf beobachtet ſein. Die Abbildungen Wilſon's und Audubon's laſſen viel zu wünſchen übrig, denn ſie ſtellen den Vogel ganz roth dar, wie angeſtrichen und bei der des letztern Forſchers iſt dieſe Farbe viel zu dunkel und unanſehnlich, beiweitem nicht brennend genug. Das Weibchen iſt richtiger gegeben.“ Am ausführlichſten berichtet Thomas Gentry: „Unter unſeren Sommer— gäſten iſt die Scharlachtangara der vorzüglichſte und herrlichſte. Von ihrem Erſcheinen im frühen Mai bis zum Abzuge in der letzten Septemberwoche, bei ungewöhnlich rauher Witterung auch wol ſchon früher, zeigt ſie ſich zugleich überaus nützlich durch die Vertilgung von Inſekten und allerlei anderm Unge— ziefer. In ferngelegenen menſchenleren Gegenden iſt ſie ſcheu und furchtſam, in der Nähe der menſchlichen Wohnungen dagegen dreiſt und zutraulich; man kann ſich ihr hier bis auf wenige Schritte nähern. Sie geht in Waldgegenden auf den äußerſten Aeſten der höchſten Bäume ſtundenlang ihrer Nahrung nach. Apfel⸗ und Birnbäume locken ſie vorzugsweiſe an. Man ſieht ſie auch mit Wanderdroſſeln und Purpurgrakeln gemeinſchaftlich auf dem Felde hinter dem Pflüger das Ungeziefer aufleſen. Samen, gleichviel von welchen Pflanzen, frißt ſie niemals. Nach der Brutzeit trennen ſich die Pärchen und Familien und treiben ſich einzeln umher. Vielleicht darf man annehmen, daß im Frühjahr bei der Rückkehr die Geſchlechter getrennt und zwar die Männchen früher ankommen. Dieſelben ſitzen dann auf den Spitzen der höchſten Bäume ſtundenlang ſingend, zweifellos in der Abſicht, vorüberfliegende Weibchen herbeizulocken; hier und da ſieht man ein Männchen hoch oben auf einem großen Baume dicht an einem 650 Die Tangaren. vielbelebten Wege, umbekümmert um den Verkehr und ebenſo wie hier ſucht es ſich auch im weiten Walde ſtets die höchſten Baumſpitzen aus. Sein hin und wieder erſchallender Ruf klingt wie tſchitſchar (chichar) und zwar ſehr täuſchend wie aus der Ferne, ſelbſt wenn der Vogel dicht neben uns ſich befindet. Später— hin, wenn die Bäume mit Laub bedeckt ſind, weiß ſich dieſe Tangara trotz ihrer prächtigen Farbe gut zu verbergen, wenigſtens im Walde, während ſie in den Obſt⸗ und anderen Gärten ſich immer frei zeigt, gleichſam als wiſſe ſie wol, daß ſie hier vor den Raubvögeln ſicherer ſei. Der Geſaug des Männchens, welcher förmlich bauchredneriſch erklingt und in ziemlich langſamem Tempo vorgetragen wird, läßt ſich etwa durch folgende Silben ausdrücken: tſchistſchi— tſchi⸗tſchar-ii-tſcharr-ii-tſchi (chi-chi-chi-char-éé-charr-EE- chi). Man hat ihn mit dem des Baltimorevogels verglichen. Ich kann jedoch nicht die ge— ringſte Aehnlichkeit zwiſchen beiden herausfinden. Die Brutzeit fällt zuende Mai oder anfangs Juni, und das Männchen hält ſich, gleichſam als wolle es vermeiden, durch ſein auffallendes Farbenkleid das Neſt zu verrathen, immer in einer gewiſſen Entfernung auf. Beim Herannahen einer Gefahr laſſen beide Vögel ein leiſe flüſterndes Gezwitſcher hören, welches in zarten anmuthigen Tönen beſteht, während ſie durch das dichteſte Gewirr von Zweigen und Blättern ſchlüpfen, und wenn jemand die Brut rauben will, ſo ſtürzt ſich das Weibchen ihm muthig entgegen, faſt auf den Kopf. Das Neſt wird vom letztern allein immer auf einem horizontalen Zweige eines Tulpenbaums oder einer Eiche in einem Hain oder lichten Gehölz oder auch wol auf einem Apfelbaum im Garten und zwar in nur vier Tagen erbaut. Es beſteht aus Stengeln, Halmen, Blättern u. drgl. Stoffen, iſt loſe geſchichtet und mit Würzelchen, Gräſern, Baſt und Faſern ausgerundet. Täglich wird ein Ei gelegt, bis das Gelege von 4— 5 Eiern vollzählig iſt; das Weibchen brütet auch allein und wird nicht ein— mal vom Männchen gefüttert. Ebenſo muß es die nach zwölf Tagen ent— ſchlüpfenden Jungen allein ernähren und zwar mit allerlei weichen Inſekten, deren Eiern und Larven. Nach etwa zwei Wochen verlaſſen die Jungen das Neſt und ſchon eine Woche ſpäter find ſie auf ſich ſelbſt angewieſen. Nur eine Brut wird in jedem Jahre gemacht. Noch ſei bemerkt, daß dieſe Art ungemein empfindlich gegen Kälte iſt. Wenn im Mai nach den heißen Tagen des April noch eiſige Tage eintreten, wie das hier gewöhnlich geſchieht, ſo leiden dieſe Vögel ſehr und manche gehen zugrunde.“ Auch Herr Nehrling gibt eine hübſche Schilderung: „Die Scharlachtan— gara, welche in ihrem prächtigen Gefieder mit den ſchönſten Tropenvögeln ver— glichen werden kann, iſt ein wahrer Edelſtein der Vogelwelt in den Nordſtaten der Union. Kein andrer gereicht den Wäldern ſo zur Zierde wie ſie. Man kann ſich kaum etwas prächtigeres denken, als einige dieſer einfachen und doch Die ſcharlachrothe Tangara. 651 ſo wundervoll geſchmückten Vögel im friſchen Grün der Bäume ſitzen oder lang— ſam umherfliegen zu ſehen. Sie lebt ſtill und verborgen; niemals ſucht ſie durch lautes lebhaftes Weſen Aufmerkſamkeit zu erregen. Dem Menſchen gegenüber zeigt ſie ſich wenig furchtſam, ſo daß man ſie genau betrachten kann. In der Regel ſiedelt ſie ſich an den Waldrändern, welche wenig oder garnicht mit Gebüſch oder Unterholz beſtanden find, an, manchmal aber auch in dichten Baum— pflanzungen oder großen Gärten. Freie mit einzelnen Bäumen bepflanzte Stellen und Gebüſche meidet ſie. Ihre Nahrung beſteht meiſtens in allerlei Inſekten und Würmern, im Herbſt auch in wilden Beren, und um die erſteren zu ſuchen, kommt ſie oft auf den Boden herab. Doch nur aus den luftigen Höhen der Baumkronen, wo ſie ſich vorzugsweiſe aufhält, ertönt ihr Geſang, den nur einige ziemlich melodiſche Laute bilden. Der Flug iſt ſchnell und gewandt. In Wis— konſin und Illinois iſt ſie ein recht bekannter Vogel, da ſie durch ihre rothe Farbe leicht in die Augen fällt; ſie kommt nicht gerade ſelten, doch ebenſowenig häufig vor. In der Mitte des Juni 1873 entdeckte ich in Adiſſon du page Co., Illinois, ein Neſt und zwar auf dem wagerechten Aſt einer Eiche am Waldſaum etwa 6,30 hoch vom Boden. Es war aus Baſt und Halmen ziemlich loſe und nachläſſig gebaut, ſodaß man an einigen Stellen das Blau des Himmels hindurchſchimmern ſah. Das Gelege beſtand in vier Eiern und außerdem befand ſich in dem Neſt auch ein Ei des Kuhſtars (Sturnus pécoris, Gml.). Durchſtreift man zu Anfang des Monats Auguſt unſere Wälder, ſo wird man wol ſehr regelmäßig dieſer Tangara begegnen, aber es iſt nicht mehr der pracht— volle Waldvogel, den wir vorhin bewunderten. Sie hat das männliche Pracht— kleid ab⸗ und das unſcheinbare des Weibchens und der Jungen angelegt, ſodaß man nun die Geſchlechter nicht mehr zu unterſcheiden vermag. Im Frühlinge iſt fie einer der ſpäteſten Ankömmlinge aus dem Süden; nach meinen Beobachtungen erſcheint ſie hier in der Regel erſt in den letzten Tagen des Mai. Die Zeit des Abzugs nach dem Süden kann ich nicht genau angeben, glaube aber mit Beſtimmt— heit annehmen zu dürfen, daß derſelbe ſchon in den erſten Tagen des Monats September vorſichgeht. Im Käfige hält man ſie hier nicht, theils weil es ſehr ſchwierig iſt, ſie einzugewöhnen, theils auch, weil die Fänger einen fabelhaft hohen Preis für ſie fordern.“ Nach Gundlach's Mittheilungen kommt ſie auf Kuba im Oktober aus dem Norden an und verſchwindet dann; im April erſcheint ſie wiederum, aber aus dem Süden, um nach dem nördlichen Feſtlande zurückzuwandern: „Man kann ſie faſt alljährlich beobachten, und in den Jahren, in denen man ſie nicht ſieht, mag ſie dennoch durchziehen, nur in anderen Gegenden. Bei Habana, Cardenas und den zwiſchenliegenden Orten iſt ſie bisher oft beobachtet worden, ich habe jedoch keine ſichre Nachricht darüber erhalten können, ob ſie auch weiter öſtlich durchzieht, 652 Die Tangaren. und auf meiner dreijährigen Reiſe durch den Oſten der Inſel habe ich von ihr wie von jo manchen anderen Zugvögeln nichts geſehen. Hier ernährt fie ſich von allerlei Beren und man ſieht ſie gewöhnlich in kleinen Trupps, oft auch mit Feuertangaren oder Sommerrothvögeln, roſenbrüſtigen Kernbeißern, Baltimore— Trupialen u. a. in Geſellſchaft.“ D' Orbigny hatte behauptet, daß fie auf Kuba überwintere. Jamaika berührt ſie nach R. Albrecht nur bisweilen auf dem Frühlingszuge und auch Baird führt ſie unter den dort vorkommenden Vögeln auf. Von Wedderburn und Hurdis wurde ſie im April und Mai auf den Bermudainſeln geſehen und dies beſtätigt Baird ebenfalls. Auf Koſta— rika hat ſie Dr. v. Frantzius beobachtet und gleicherweiſe gehört ſie zu den Wanderern, welche nach Hart laub gelegentlich in Neugranada vorkommen. Ueber— aus intereſſant muß es für jeden Freund der gefiederten Welt erſcheinen, daß unter den Vögeln, welche F. W. Hutton auf Neuſeeland als eingeführt durch europäiſche Koloniſten aufzählt und unter denen europäiſche, amerikaniſche, afri— kaniſche und aſiatiſche ſich befinden, auch dieſe Tangara verzeichnet iſt und zwar unter denen, die ſich bereits in der Freiheit fortgepflanzt haben und anfangen, zahlreich zu werden. N Was ſodann das Gefangenleben anbetrifft, ſo dürfen wir ihr freilich nicht ganz den Werth zumeſſen, welchen die braſiliſche Verwandte hat, einerſeits weil jene beſtändig im Prachtgefieder bleibt und andrerſeits auch, weil die Farben dieſer regelmäßig ausbleichen und mit jeder Mauſer matter und fahler werden. Sodann erſcheint ſie ſeltener als die anderen rothen Tangaren im Handel und namentlich ſind die Weibchen ſchwierig zu erlangen. Einzeln wird ſie von Herrn Reiche und Fräulein Hagenbeck eingeführt. Herr L. Nesmirak in Karolin— thal bei Prag ſchreibt, daß er ein Pärchen längere Zeit im Käfige hielt und ſie mit einem zuſammengeriebnen Gemiſch aus Mören, Weizenbrot, Ameiſenpuppen und grünem Salat und dazu täglich einigen Mehlwürmern und Abpfelſchnitten, welche letzteren ſie mit Vorliebe verzehrten, ernährte. Sie badeten täglich einige— mal und wurden ſo zahm, daß ſie das dargereichte Futter gern aus der Hand nahmen. Trotz aller möglichen günſtigen Niſtvorrichtungen im Käfige ge— langten ſie jedoch zu keiner Brut. Ich erhielt ein Männchen im Winter— kleide unter mehreren anderen amerikaniſchen Vögeln zur Beſtimmung von Herrn H. Möller in Hamburg und dann erſt nach zwei Jahren zufällig ein Weibchen zur Feſtſtellung von Herrn Lintz dem jüngeren. In ihrem Weſen und allen übrigen Eigenthümlichkeiten dürfte ſie der Purpurtangara vollſtändig gleichen, doch keineswegs ſo bösartig in der Vogelſtube ſein, da ſie beiweitem ruhiger, ja vielmehr gleichgiltig ſich zeigt. Aus der Seite 638 mitgetheilten Urſache mußte ich ſämmtliche Tangaren abſchaffen, und ich verſpreche hiermit, daß ich in einem ſpäteren Bande dieſes Werks, und ſei es auch nur in den Nachträgen, vor Die feuerrothe Tangara. 653 dem Schluß nähere Mittheilungen über ſie bringen werde, wenn es mir gelingt, was ich mit voller Beſtimmtheit hoffe, ſie zu züchten. Der Preis iſt etwas höher als für andere verwandte Arten und beträgt mindeſtens 30, meiſtens 45 Mark für den Kopf. Die ſcharlachrothe Tangara heißt auch Scharlachtangara und ſchwarzflügeliger Flachsvogel (Pr. Wie d). — [Kanadiſche Tangara, Buff... Le Rhamphocèle scarlatte ou Scarlatte; Scarlet Tanager or Scarlet Sparrow. — Cardenal de alas negras, auf Kuba, nach Gundl.; Flax-bird, am Miſſouri, nach Pr. Wied. Nomenclatur: Tanagra rubra, L., Gmd., Wis., Audb.; Pyranga rubra, Vll.. Swns., Bp., Audb., Scl., Brd., Br.; P. erythrömelas, Vll.; Phoenisoma II] rubra, Swns. ; Phoenicosöma rubra, ©b. [Cardinalis canadensis, Brss. — Le Tangara du Canada, Buff]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Prachtvoll ſcharlachroth, jede Feder am Grunde weiß; Flügel und Schwanz tiefſchwarz; Schnabel graubräunlichhornfarben, an den Schneiden heller; Auge lebhaftbraun, von einem merklich helleren Rande umgeben; Füße röthlichbraungrau. Weibchen an der ganzen Oberſeite zeiſiggrün; Flügel und Schwanzfedern dunkler ſchwärzlich— grün; Kehle und Oberbruſt lebhaft und die ganze übrige Unterſeite mattgelblichgrün. — (Baird beſchreibt ſie wie folgt: Hauptfarbe lebhaft karminroth; Flügel und Schwanz ſammt— ſchwarz, Schwingen innen gegen die Baſis hin weiß gerandet. Das Weibchen iſt oberhalb olivengrün; Schwingen und Schwanzfedern braun, olivenfarben gerandet; unterhalb gelblich— grün. Das junge Männchen iſt wie das Weibchen gefärbt, zeigt jedoch gewöhnlich mehr oder weniger rothe Federn zwiſchen den grünen; zuweilen iſt das Gefieder mit einigen gelben vermiſcht oder die Federn an den Flügeln zeigen olivenfarbene Ränder, auch hat der Flügel wol eine verborgene rothe oder gelbe Binde. In der Verfärbung erſcheinen die jungen Männ— chen überhaupt ſehr ſonderbar, indem das Gefieder manchmal mehr dem Männchen gleicht, manch— mal mehr dem Weibchen). Tanagra rubra: magnifice scarlatina basi cujusque plumae alba; alis caudaque atris; tomiis rostri fumide cornei pallidioribus; margine dilutiore iridi einnamomeae circumdato; pedibus rubente fumidis. d supra omnino flavo-virens; alis caudaque nigrescente viridibus; gula guttureque laetius, gastraeo reliquo dilutius e flavo viridibus. (Sec. Baird: laete coccinea, alis caudaque aterrimis; remigibus prope basin albo-marginatis. — Q supra olivaceo-viridis; remigibus reetrieibusque umbrinis, olivaceo -marginatis; subtus flavido-viridis. — G juv. femellae similis plumis rubris, etiam flavis magis minus interjectis; interdum remigibus olivaceo-marginatis, atque fascia trans alam oceulta rubra vel flava). Länge 17, em.; Flügelbreite 28 em.; Schwanz 6, em— Beſchreibung des Eies: Die Grundfarbe iſt veränderlich, von mattweiß bis grün— lichblau mit röthlichen oder röthlichbraunen Flecken, welche am dickeren Ende mehr oder weniger zuſammenlaufen (Gentry); auf hellgrünem Grunde mit vielen kleinen dunkel- und hellbraunen Flecken überſät; Geſtalt ſehr länglich; zartſchalig Nehrling). O vum: varie coloratum, a sordide albo ad subaeruginosum usque maculis rufis vel badiis, circa basin magis minus confluentibus (Gntr.). O. virescens, maculis par- vis numerosis obscurius et dilutius fuscis conspersum; forma valde oblonga; testa tenera (Nhrl.). Die feuerrothe Tangara |Tanagra aestiva] (Tafel XIV. Vogel 71.) unterſcheidet ſich von den vorigen dadurch, daß ſie keine ſchwarzen Flügel hat, ſondern im ganzen Gefieder roth erſcheint. Das Weibchen iſt olivengrünlichgelb 654 Die Tangaren. und ihm gleicht das Männchen im Winterkleide. Ihre Größe ſtimmt mit der der vorigen überein und ebenſo iſt auch ihre Verbreitung eine ganz gleiche; ſie lebt gleicherweiſe als Zugvogel. Unter den alten Schriftſtellern hat ſie Buffon wol zuerſt mit Sicherheit gekennzeichnet, doch gibt er nichts näheres an; ſeine Abbil— dung war nach einem ausgeſtopften Exemplare hergeſtellt. Uebrigens ſei hier noch bemerkt, daß die Angaben inbetreff des angenehmen Geſangs, welche die alten Autoren mehrmals machen, ſich nicht etwa wirklich auf eine Tangara, ſondern immer nur auf den virginiſchen rothen Kardinal beziehen. Ueberhaupt wird über dieſe Vögel in den alten Schriften viel gefabelt. So ſagt z. B. Du Praz: „Im Sommer hört man häufig den Geſang des Kardinals (womit dieſe Tangara ge— meint ſein ſoll, in Wirklichkeit aber jedenfalls der erwähnte Kernbeißerfink) in den Wäldern und des Winters blos an den Ufern der Flüſſe, wenn er getrunken hat. In dieſer Jahreszeit verläßt er ſeine Heimat nicht, wo er beſtändig den Vorrath bewacht, welchen er im Sommer geſammelt. Man hat in ſolchen Vorrathskammern wirklich bis zu einem Par Pariſer Scheffel Mais gefunden. Dieſes Korn iſt künſtlich zuerſt mit Blättern und darauf mit kleinen Aeſten bedeckt und es bleibt nur eine Oeffnung, durch welche der Vogel in ſein Vorrathshaus gelangen kann.“ (Von Buffon mitgetheilt nach der Histoire de la Louisiane par Page du Praz). Woher ſich ſolche komiſchen Angaben ſchreiben, iſt wol ſchwer zu er— gründen. Prinz Max v. Wied ſchildert dieſe Tangara in folgendem: „Sie lebt in den ſüdlichen Staten Nordamerikas, wo ſie ſich aber nach Audubon nicht länger als vier Monate aufhalten und dann wieder nach dem Süden ziehen ſoll. Ob ſie ſchon am Wabaſch vorkommt, kann ich nicht ſagen. Ich fand ſie in den großen Waldungen am ſüdlichen Ohio und am Miſſiſſippi, wo ſie ſtill auf einem etwa 2 bis 3 Meter hohen Strauche ſaß, ruhig und lautlos, ohne einen Ton hören zu laſſen, wie die meiſten braſiliſchen Tangaren. Der ſchön rothe Vogel fällt angenehm ins Auge und iſt durchaus nicht ſchüchtern. An der Stelle, wo ſich der Ohio mit dem Miſſiſſippi vereinigt, waren an beiden Ufern große geſchloſſene Waldungen, in denen nur eine kleine Anſiedlung von wenigen Gebäuden den Holzwuchs unterbrach. Hier ſahen wir lebende junge Bären, deren Mütter ganz in der Nähe erſchoſſen worden und gegenüber am andern Ufer vertieften wir uns in den am Boden zwar ziemlich freien, im übrigen aber dunkelſchattigen, erfriſchenden Hochwald. Während ſchöne Schmetterlinge in großer Zahl flogen, fiel unſer Blick doch zunächſt auf die vielen zinnoberrothen Tangaren, welche ſtill auf einem niedern Zweige ſitzend uns nahe herankommen ließen. Mehrere Pärchen wurden erlegt und es währte nicht lange, ſo fand ſich auch ein Neſt derſelben, auf welchem der weibliche Vogel gemüthlich ſitzen blieb und ſich ganz in der Nähe betrachten ließ. Das Neſt ſtand 3,3 bis 4 Meter hoch vom Boden in einer Aſtgabel, und da das Stämmchen zu dünn war, ſo Die feuerrothe Tangara. 655 konnten wir es leider uicht näher betrachten, zumal die Schiffsglocke bereits die zerſtreuten Paſſagiere zurückrief. Die Vögel hatten nur einen kurzen Lockton. Am Miſſouri habe ich dieſe Art nicht wieder bemerkt.“ Audubon ſowol als auch Wilſon haben auch von dieſer Tangara kurze Beſchreibungen und Abbil— dungen gegeben. Ueber ihr Vorkommen auf Kuba berichtet Gundlach genau das über die Scharlachtangara geſagte, und ich brauche ſeine Worte daher hier nicht zu wiederholen. Auf den Bermudainſeln wurde ſie von Wedderburn und Hurdis im April erlegt und nachher nicht mehr geſehen, was wiederum Baird beſtätigt. Ob ſie auf Jamaika vorkommt, iſt noch nicht feſtgeſtellt. Auf Koſtarika findet ſie ſich nach Dr. v. Frantzius' Angaben in der Trockenzeit vom Dezember bis März in der Geſellſchaft einer andern Art, doch nicht häufig und auch ſtets fern von menſchlichen Wohnungen. Ihres ſchönen Gefieders halber wird ſie dort oft im Käfige gehalten. Wie die vorige ſoll ſie nach Hartlaub gelegentlich auch nach Neugranada kommen. Hiermit ſind die Angaben über ihr Freileben abgeſchloſſen. Sie gelangt gleich der vorigen nur ſelten und meiſtens einzeln in den Handel. Auf der großen Berliner Vogelausſtellung im Herbſt 1876 war ein einzelnes Männchen im Beſitz eines Händlers zweiter Hand, des Herrn Lemm, und hin und wieder wird ſie in einigen Köpfen von den Großhändlern Reiche in Alfeld und Möller in Hamburg eingeführt. Herr Vogelhändler Dufour hat ſeit mehreren Jahren ebenfalls ein Männchen und an demſelben konnte ich die Verfärbung zum Prachtgefieder und zurück zum Winterkleide recht ein— gehend beobachten. Es ſei hier nebenbei bemerkt, daß ich ſpäterhin im letzten Bande außer der Verpflegung und Zucht im allgemeinen auch alle derartigen Verhältniſſe insbeſondre ausführlich behandeln werde. Obwol nur ausnahms— weiſe, ſo iſt doch in manchen Vogelſtuben ein Pärchen von dieſer Art zu finden, ſo namentlich bei Herrn Karl Maſius in Schwerin, der hoffentlich noch vor dem Schluß dieſes Werks nähere Mittheilungen über Züchtungserfolge u. ſ. w. machen kann. In den zoologiſchen Gärten iſt fie kaum vorhanden, ſelbſt der Londoner hat ſie nicht aufzuweiſen. Der Preis beträgt etwa 30 Mark für das Männchen und da Weibchen nur höchſt ſelten zu haben find, jo weiß ich ihn für dieſe nicht anzugeben. Die feuerrothe Tangara heißt auch Feuertangara, Sommerrothvogel und Miſſiſſippi— Flachsvogel (Pr. Wied). — [Miſſiſſippiſche Tangara, Buff. ]. Le Tangara du Mississippi; Summer-Redbird or Mississippi Tanager. — Cardenal acamindo, auf Kuba nach Gundl. Nomenclatur: [Muscicapa rubra, L.]; Tanagra aestiva et T. mississippiensis, Gml.; T. aestiva, N'is., Audb.; J. variegata, Lth.; Pyranga aestiva, I/, Bp., Audb., Scl., Brd., Br.; Phoenisoma! aestiva et Pyranga livida, Swns.; Phoenicosöma aestıva Ch. [Tangara du Mississippi, Buf.]. 656 Die Tangaren. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Das Männchen iſt hell zinnoberroth, oberhalb ein wenig dunkler, am lebhafteſten auf dem Kopf; Schwingen braun mit rothen Außenſäumen; Schwanzfedern nur am Schaft braun. Schnabel hell hornfarben, mit gelben Schneidenrändern, Auge dunkelbraun; Füße fahl gelblichbraun. — Das Weibchen iſt oberhalb düſter gelblich— olivengrün, unterhalb heller; Flügel braun, jede Feder mit olivengrünlichgelbem Außenſaum; Schnabel, Augen und Füße wie beim Männchen. — Das Männchen im Winterkleide gleicht völlig dem Weibchen, nur iſt beim kräftigen Vogel an Stirn und Bruſt hier und da ein rothes Federchen vorhanden. — Das Jugendkleid ſtimmt ebenfalls mit dem des Weibchens überein und bei der erſten Verfärbung erſcheint es wie das der verwandten roth und grüngelb gemiſcht. (Das Jugendkleid iſt nach Baird beſchrieben). Tanagra aestiva: S dilute cinnabarina, supra paulo obscurior; capite laetissime colorato; remigibus umbrinis, exterius rubro-marginatis; basi rectricum umbrina; tomiis rostri subcornei flavis; iride fusca; pedibus livide umbrinis. — supra subolivaceo-virens, subtus dilutior; alis fuscis, pluma quaque exterius olivaceo- virente marginata; colore rostri, iridis pedumque aeque ac in mare. — G vest. hiem. cum femella conveniens plumulis nonnullis fronti peetorique rubris inspersis. Länge 17 em.; Flügelbreite 27 em.; Schwanz 6,5 em. Juvenis: etiam femellae persimilis, post mutationem plumarum primam rubro- et galbino-variegata (sec. Baird). Die goldgelbe Tangara [Tanagra ludoviciana] von Nordamerika und Kalifornien, wo ſie gleich den vorhergegangenen als Zugvogel lebt und zum Winter ebenfalls nach Mittelamerika und bis ins nördliche Südamerika wandert. Baird ſagt, daß ſich ihre Heimat von den ſchwarzen Bergen bis zum ſtillen Ozean und ſüdlich bis Mexiko erſtrecke. Sie iſt am Ober- kopf, Nacken und Hals zinnoberroth, Geſicht heller roth; Rücken, Schultern, Flügel und Schwanz ſind ſchwarz, über den Flügel zwei gelbe Binden und darunter noch eine weißliche. Alle übrigen Körpertheile ſind glänzend zitrongelb; der Schnabel iſt hellbraun mit gelben Schneidenrändern; Auge dunkelbraun, Füße ſchwärzlichbraun. Das Weibchen iſt oberhalb lichter gelblicholivengrün; Zügelſtreif ſchwefelgelb; Flügel und Schwanz ſchwärzlichbraun, jede Feder ſchmal olivengrün außengeſäumt und über den Flügel eine weißliche und grüngelbliche Querbinde; ganze Unterſeite reingelb; Schnabel gelbgrau mit hellem Unterſchnabel. Ebenſo ge— färbt iſt das Männchen im Winterkleide, und nach Baird weicht auch das Jugendkleid wenig ab. In der Größe iſt ſie mit der Purpurtangara übereinſtimmend. Ueber das Freileben iſt garnichts bekannt. Sie wird ſeltner als alle anderen vorhergehenden Arten eingeführt. Im Jahre 1873 erhielt ich von Herrn Karl Gudera ein Männchen, welches nach einigen Monaten im Pracht— gefieder plötzlich ſtarb; es ſteht im zoologiſchen Muſeum von Berlin. Meines wiſſens iſt ſie weder vorher noch nachher lebend zu uns gelangt; in den Verzeichniſſen der zoologiſchen Gärten iſt ſie ebenfalls nicht vorhanden. Es iſt ſchade, daß der ſehr ſchöne Vogel, welcher eine weite Verbreitung hat und mancherorts auch wol recht häufig iſt, nicht öfter auf den Markt gekommen; hoffentlich geſchieht dies demnächſt. — Goldtangara (Br.). — Le Tangara de la Louisiane; Louisiana Tanager. — Tanagra ludoviciana, WIs., Bp., Ntll., Audb.; Tanagra colum- biana, Jard. et Scl.; Pyranga erythröpis, III.; Pyranga ludoviciana, Dp., Ntll., Rehrds., Audb., Scl, Brd., Br. Die zinnoberrothe Tangara [Tanagra saira] it in faſt ganz Südamerika, Paraguay und den Laplataſtaten heimisch und gelangt trotzdem kaum häufiger als die vorhergehende in den Handel. Sie iſt lebhaft ſcharlachroth oder richtiger zinnoberroth, am Rücken dunkler mit bräunlichem Ton; Zügelſtreif, Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun mit düſterrothem Außen- und blaßrothem Innenſaum. Schnabel tief bräunlichgrauſchwarz, Unterſchnabel am Grunde bleigrau, in der Mitte weißlich; Auge braun; Füße ſchwärzlichbraun. Das Weibchen iſt oberhalb düſter olivengrünlichgelb; Schwingen und Schwanzfedern außen heller olivengrün, innen grünlichgelb geſäumt; ganze Unterſeite lebhaft gelb. — (Nach Burmſtr. ſind Stirn Die Schmucktangara. 657 Oberkopf, Kehle, Vorderhals bis zur Bruſt und Steiß rothgelb, Ohrgegend und Hinterkopf braungelb). Sie iſt etwas größer als die vorigen: Länge 18,3 em.; Flügel 10,5 em.; Schwanz 7, em. Sie ſoll nach Angabe des Genannten häufig und überall auf dem Kamposgebiet des innern Braſiliens, aber nur einzeln oder parweiſe zu finden ſein; „ein ſtummer, wenig ſcheuer, an ſeiner Farbe leicht kenntlicher Vogel, der zu den täglichen Erſcheinungen für den Reiſenden in Minas geraes gehört“. Näheres iſt weder über das Frei- noch Gefangenleben bekannt. — Zinnobertangara (Br.). — Le Tangara d'Azara; Azara’s Tanager. — Saltator ruber et S. flavus, /.; Tanagra saira, Se.; T. mississippiensis, Lehtst., Pr. Wa. nec Gmd.]; Pyranga Azarae, Lfrsn. et Orb.; P. coceinea, Gr., Brust.; Phoenicosöma Azarae. Ch., v. Tschd.; Pyranga saira, Br. |Habia amarillo et H. punzo, Azr.]. Die Schmucktangara |Tanagra ornatal. Ein hübſcher Vogel, welcher jedoch, wenigſtens im Verhältniß zu den übrigen Tangaren, den obigen Namen keineswegs ausſchließlich verdienen dürfte. Er iſt am Oberkopf lebhaft blau, der übrige Kopf und Hals glänzend dunkelblau; Zügel ſchwarz; Mantel und Schultern bläulichſchwarz; Flügel und Schwanz ſchwarzbraun, jede Feder grünlich außen- und weiß innengeſäumt, obere Flügeldecken gelb, kleinſte blau, untere Flügel— decken gelblichweiß; Bürzel und Steiß grünlichgrau; die ganze untre Seite düſterblau, die Bruſt aber glänzend graulichhellblau und der Bauch ſchwärzlichblaugrau; Schnabel ſchwarzgrau; Auge rothbraun; Füße ſchwärzlichbraungrau. Das Weibchen ſoll an Kopf, Hals und Bruſt mehr mattgraublau, im übrigen dem Männchen gleich ſein. In der Größe iſt ſie mit der purpurrothen Tangara übereinſtimmend. Burmeiſter ſagt, daß ſie in den Waldungen der mittleren Küſtenſtrecke Braſiliens, beſonders bei Bahia und in der Umgegend häufig ſei, und zwar leben ſie wie alle Tangaren in der Nähe der Anſiedlungen, komme in die Gärten und ſei wenig ſcheu. Im ſüdlichen Braſilien und im Gebiet ſeiner Reiſe habe er ſie nicht mehr geſehen, dagegen ſei ſie noch nord— wärts vom Amazonenſtrom über Guiana verbreitet. Im Widerſpruch hiermit ſteht, daß ſie Schlüter in der Kolonie Blumenau in der Provinz Sta. Katha— rina ſammelte, während ſie Euler in Kantagallo in der Provinz Rio de Janeiro fand. Näheres iſt über das Freileben nicht angegeben und auch in der Gefangen— ſchaft iſt ſie ſehr wenig bekannt, denn ſie gelangt nur einzeln und ſelten in den Handel, durch Fräulein Hagenbeck oder die Herren Möller und Lintz von den Seeleuten angekauft, welche ſie auf den großen Dampfſchiffen, die regel— mäßig nach Braſilien fahren, mitgebracht haben. Es iſt ſehr zu bedauern, daß letztres mit den vielen überaus prachtvollen Vögeln jenes Wunderlandes nicht häufiger geſchieht. Ein Preis iſt angeſichts der geringen Einführung nicht anzugeben. Die Schmucktangara nennt Br. Ziertangara. — Archbishop Tanager; Tangara Archeveque. Nomenclatur: Tanagra ornata, Sprrm., Swns., Brmst., Scl., Plzin., Hund., Hut., Bripsch.; T. archiepiscopus, Dsmr., Pr. Wd., Spa, Schmb.; Thraupis ornata, Ch. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. oben. (Nach H. v. Berlepſch iſt noch hinzu— zufügen, daß bei den Männchen faſt die ganze Unterſeite ſchön purpurblau gefärbt und der Rücken ſtark blau überflogen iſt. Die Weibchen ſollen in der Färbung viel matter und nur an der Oberbruſt pupurblau angehaucht ſein). Karl Ruß, Die fremdländiſchen Etubenvögel. 42 658 Die Tangaren. Tanagra ornata: pileo laete coeruleo, capite reliquo colloque nitide cyaneis; loris nigris; interscapilio humerisque subcoeruleo-nigris; pluma quaque alarum caudae- que fumidarum exterius virente, interius albente limbata; tectrieibus al. minoribus flavis, minimis coeruleis, inferioribus flavide albis; uropygio crissoque virescente canis; gastraeo toto sordide coeruleo; pectore nitide caesio; rostro e nigro cinereo; iride rufa; pedibus fuliginosis. — g mari simillima, tantum collo pectoreque opacius caesiis. Länge 17,,—18,, em.; Flügel 9,5, — 9, em.; Schwanz 7,3— 7, em. Die Palmtangara [Tanagra palmarum!] muß ich hier mitzählen, weil ſie ſich ſeit d. J. 1875 im zoologiſchen Garten von London befindet, während ſie außerdem kaum eingeführt, bzl. in den Handel gelangt ſein dürfte. „Sie iſt graulicholivengrün; Kopf bis zum Nacken und eine ſchiefe Binde über die Flügel lebhafter grün, desgleichen der Grund und Rand der Handſchwingen, ſowie der Rand der Schwanzfedern, letztere ſowie die Schwingen übrigens ſchwärzlichbraun und am Grunde innen weiß geſäumt; Rücken etwas brauner, Bruſt mehr grau; Schnabel ſchieferſchwarz; Auge dunkelbraun; Füße dunkelgraubraun. Das Weibchen iſt in allen Theilen ähnlich, aber matter gefärbt, die Farbe des Oberkopfs iſt von der des Nackens weniger verſchieden, die Flügelbinde undeutlicher. Ich fand ſie mehr als die vorige im Innern an offenen Stellen und häufig in den Gärten bei Lagao Santa, wo ſie beſonders in den Kronen der hohen Makauba -Palmen ſich aufhält und in denſelben auch niſtet. Leider brütete ſie zur Zeit meiner Anweſenheit nicht und daher ſind mir die Eier entgangen.“ (Burmeiſter). Auf Kuba kommt fie, wie Gundlach angibt, nicht vor, dagegen hat Euler fie in Kantagallo geſammelt. „Sie ſcheint“, ſagt Berlepſch, „zu den weitverbreiteten Arten zu gehören, deren am weiteſten von einander entfernt lebende Exemplare wol manchmal ſo ſehr von einander abweichen, daß man verſucht iſt, ſie als verſchiedene Arten feſtzuſtellen, während dies doch nach meiner Ueberzeugung unmöglich iſt.“ Da Dr. Finſch zwiſchen ihr und der als beſondre Art hingeſtellten ſchwarzflügeligen Tangara (T. melanöptera, Artl.) Mittelformen nachgewieſen hat, ſo iſt die Uebereinſtimmung beider wol als fraglos anzuſehen, und dann hat dieſe Art allerdings eine außerordentlich weite Verbreitung, denn dieſelbe erſtreckt ſich über faſt ganz Braſilien, mehrere weſtindiſche Inſeln und einen Theil von Südamerika. Umſomehr erſcheint es verwunderlich, daß ſie bisher kaum eingeführt worden, doch läßt ſich dies mit Beſtimmtheit erwarten. — Tangara palme; Palm Tanager. — Tanagra olivascens, Lehtst., Swns., Schmb., Brmst.; T. palmarum, Pr. Wd., Br., T. praelatus, Lss.; Thraupis olivascens, Cb., Tanagra melanöptera, Artl., Plzin. Die blauflügelige Tangara |Tanagra eyanöptera. Auf den erſten Blick unſcheinbar, zeigt ſie ſich bei näherer Betrachtung doch recht hübſch. Ihre Grundfarbe iſt zart grünlichblau, oberhalb dunkler, an der Stirn reiner glänzendblau, an Kopfſeiten und Kehle mehr blaugrau; Schwingen und Schwanzfedern bräun— lichſchwarz mit ſchwachen bläulichen Außenſäumen, kleine Flügeldecken glänzend grünlichblau; ganze Unterſeite ſchwach graulichgrünblau; Bauchmitte weißlichgrünblau; Schnabel bleigrau; Auge dunkelbraun, Füße ſchwärzlichbraun. Das Weibchen iſt oberhalb fahler graulichblau; die kleinen Flügeldecken ſind nicht blau, ſondern mit dem übrigen Flügel gleich, ſchwärzlich— braun, die ganze Unterſeite iſt hellbläulichgrau, Bauchmitte faſt reinweiß. Als Unterſchei— dungszeichen von der nächſtfolgenden nahverwandten und ſehr ähnlichen Art gibt Cabanis an: „Die ganze Oberſeite von der Stirn an iſt meergrün ange— flogen, ebenſo die Unterſeite von der Bruſt an; die Ränder der Schwingen ſind lebhafter und etwas ins bläuliche ziehend gerandet, die kleinen Flügeldecken ſind lebhaft glänzend blau gefärbt; nur die Kehle und die Mitte des Bauches ſind — — — FOTO — Die blauflügelige Tangara. 659 grau.“ Herr Profeſſor Dr. von Pelzeln ſchreibt, daß ein Pärchen im Wiener Muſeum an beiden, Männchen wie Weibchen, den blauen Schulterfleck zeigen und daß ſie mit den Exemplaren, welche Herr H. von Berlepſch aus der Schlüter 'ſchen Sammlung von Blumenau an ihn eingeſchickt, durchaus übereinſtimmen. Die Vaterlandsangabe von Kuba ſei jedenfalls irrig, doch wäre es ja möglich, daß die Vögel dort im Käfige gehalten worden. Die Verbreitung erſtreckt ſich über Südbraſilien und Paraguay; die Größe iſt etwas bedeutender als die der Purpurtangara. Da die meiſten Schriftſteller nicht mit Sicherheit erkennen laſſen, welche von den beiden naheſtehenden Arten ſie meinen und da dieſelben wie in der Färbung ſo doch auch wol in der Lebensweiſe miteinander übereinſtimmend ſein dürften, ſo bitte ich, die folgende von Burmeiſter gegebne kurze Bemerkung über das Freileben auch auf die nächſte zu beziehen. „Sie iſt im Innern Braſiliens auf dem Kamposgebiet und weiter ſüdlich oder weſtlich bis nach Paraguay und an den Fuß der Kordilleren verbreitet, lebt gleich den ver— wandten Arten in den Gipfeln der Palmen, nährt ſich von fleiſchigen Beeren und weichen Inſekten, kommt viel in die Nähe der Anſiedlungen und iſt dort nicht ſelten, beſonders in Gärten, wo Palmen ſtehen.“ Im Handel iſt ſie, gleich den vorhergegangenen, ſelten. Jamrach in London hat im Laufe der letzten Jahre wol hin und wieder ein Exemplar eingeführt. Ich erhielt das erſte 1872 und ein zweites 1876; beide blieben eine zeitlang recht munter und das eine gelangte in die Vogelſtube des Herrn Graf Rödern in Breslau, wo es mehrere Jahre ausdauernd ſich gezeigt. Vor längerer Zeit ſollen auch einige Köpfe dieſer Art im Berliner Aquarium vorhanden geweſen ſein. Ein Preis läßt ſich nicht angeben. Die blauflügelige Tangara nennt Br. Blauflügeltangara und in Ruß' „Handbuch“ heißt fie blauſchulterige Tangara. — Tangara à épaulettes bleues; Blue-shouldered Tanager. Nomenclatur: Tanagra cyanöptera, II., Azr., Bp., Scl. et Siv., Hds., Plzn., Rnhrdt., Hmit., Brlpsch.; T. episcopus, Swns. [nec L.]; T. virens, Strekl.; T. inor- nata, Swns.; T. argentata, Gr.; Thraupis cyanoptera, Ch., Fusch.; Tanagra coelestis, mas., Brist. Inec Spx., nec Swns.]; T. sayaca, Pr. Wd., By, Brist. [Lindo saihobi, Azr.; Sangaco der Braſilianer, Brmst.]. Länge 17 bis 19,5 em.; Flügel 9, bis 10, em.; Schwanz 6, bis 8g em. Die meerblaue Tangara [Tanagra sayaca). Bisher faſt immer mit der vorigen verwechſelt und zwar nicht allein in den Beſchreibungen der Ornithologen von Fach, ſondern auch im Handel, iſt ſie an Kopf, Hals und der ganzen Oberſeite aſchgraubläulich und auf dem Rücken meer— grünlichblau ſcheinend; Schwingen und Schwanz ſchwarz, jede Feder düſtermeerblau außen— und weißlich innengerandet, über den Flügel eine meerbläulichgraue Querbinde; ganze Unter— ſeite bläulichgrau. Schnabel ſchwärzlichgrau, am Grunde heller bleigrau; Auge dunkelbraun; Füße bläulichſchiefergrau. Das Weibchen ſoll im ganzen Gefieder matter gefärbt ſein und garkeine Flügelbinde haben; ich bitte indeſſen, das von Herrn von Pelzeln bei der vorigen Art Feſtgeſtellte zu beachten. Beide gehören zu den Vögeln, welche ſich zum Winter hin 42* 660 Die Tangaren. nicht verfärben, ſondern das Schmuckgefieder einfürallemal behalten. „Dieſe Art“, ſagt Cabanis, „erreicht niemals die hohe Ausfärbung wie die blauflügelige, und da die Jugendkleider beider einander ſehr ähnlich ſind, ſo hat man dieſe immer für das noch unvollſtändige Kleid jener genommen und als Alters- und Geſchlechts— unterſchied betrachtet. Sie iſt die am meiſten einförmig gefärbte Art der Gruppe und zwar vorherrſchend grau, wie Briſſon ſie beſchreibt, an der Oberſeite dunkler, an der Unterſeite heller, die Bauchmitte ins weißliche ziehend, die Weichen kaum merklich grün angehaucht; nur der ganze Rücken mit den oberen Schwanzdecken, die Flügel und der Schwanz ſind meergrün angeflogen; die kleinen Flügeldecken ſind kaum etwas lebhafter grün, als die Ränder der Schwung- und Steuerfedern, wodurch der ganze Flügel eine ziemlich einförmige Zeichnung zeigt, während bei den anderen Arten das lebhafte Blau, Weiß, Violett der kleinen Flügeldecken eine abſtechende Zierde bildet. Die Annahme, daß dieſer Vogel eine blauflügelige Tangara im unfertigen Kleide ſein könne, wird ſchon durch den großen Unterſchied in der Schnabelform entſchieden wider— legt. Vergleicht man die Schnäbel beider Arten, ſo muß man auf den erſten Blick finden, daß die graue den längern ſeitlich zuſammengedrückten Schnabel mit den anderen gemein hat, während die blauflügelige durch einen kürzern, breitern, dickern, mithin nicht geſtreckten Schnabel auffallend von allen ähnlichen Arten ab— weicht.“ Die Größe iſt auch ein wenig geringer. Ihre Verbreitung dürfte ſich über den ganzen Norden und Oſten Braſiliens erſtrecken, doch iſt dieſelbe noch keineswegs mit Sicherheit feſtgeſtellt. In ſeinen „Beiträgen zur Naturgeſchichte der Vögel Braſiliens“ gibt Euler an, daß er ſie in den Monaten September bis Dezember beobachtet und daß ſie jährlich drei Bruten mit etwa 3 Eiern mache. Er ſchildert ſie dann in folgendem: „In allen offenen Gegenden iſt ſie gemein. Ihre Neſter fand ich in jedem Jahre im Garten, in den Kaffeepflanzungen oder auf den das Haus umgebenden Bäumen, in wechſelnder Höhe von 1,60 bis etwa 10 Meter, wo ſie dieſelben gern in die Blätter der äußeren Zweige verſtecken. Sie beſtehen hauptſächlich aus den Blüten— ſtengeln neſſelartiger Gewächſe, von denen hier oft große Strecken ausſchließlich bewachſen ſind. Die trockenen Blüten hängen meiſt noch daran und ſind an der Neſtwand nach außen gekehrt. Die Stengel ſind ſchön und ſorgfältig durcheinander— gewebt und mit mancherlei Wurzelfaſern und Gräſern feſt verbunden. Die ganze Außenſeite iſt mit Mos, Flechten, verwitterten Rindenſtückchen und großen Baum— wollflocken geſchmückt; letztere ſind an manchen Stellen ſorgfältig in die Neſtwand eingeſponnen. Die tiefe Neſtmulde iſt mit breiten Binſenblättern dicht ausgelegt und ſchön glatt gedrückt. Auf ihrem Grunde liegt eine leichte Lage feiner Wurzeln.“ Auch die alten Schriftſteller Edwards, Briſſon, Buffon u. A. kannten dieſe Tangara, geben jedoch nichts bemerkenswerthes über ſie an. Die meerblaue Tangara. 661 Als die Vogelſammlung des Berliner Aquarium im vollſten Glanze war, hatte man unter mehreren anderen auch die meerblaue Tangara angeſchafft, doch kannte ich damals dieſe Vögel noch nicht ausreichend, um die beiden nahe ver— wandten Arten unterſcheiden zu können. Späterhin erhielt ich ſie mehrmals in einzelnen Köpfen von dem alten erfahrenen Händler Herrn Lintz in Hamburg. Leider zeigten ſie ſich bei mir nicht beſonders ausdauernd, während ſie es nach den Erfahrungen des Futtermeiſters Seydel in der erwähnten Naturanſtalt in vollem Maße geweſen ſein ſollen; ob ſich letztres anderweitig beſtätigt hat, weiß ich nicht anzugeben, doch läßt es ſich annehmen, da die nächſtverwandte Art nicht weichlich iſt. Der Preis beträgt 24 bis 30 Mark für den Kopf. Die meerblaue Tangara heißt Sangaſſu [bei Br.] und graue Tangara (Ruf „Handbuch“). — [Gejprenfelte Merle, grüngefleckte Meiſe, graue Merle und Sayacu nach alten Autoren]. — Grey Tanager; Tangara gris. Nomenclatur: Tanagra sayaca, L.; T. coelestis, Swns. [nee She. ]; T. Swain- soni, Gr.; Thraupis sayaca, Cb. [Sayacu brasiliensibus, Mrkg., Instn.; Tanagra brasiliensis varia, Drss. — Spotted green Titmouse, Mesange verte tachetee, Kdw.; Le Cyacu, Tangara tachete des Indes, Tangara de Cayenne, Duff.; Sayacu, Sal., Kdw.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſiehe oben. Tanagra sayaca: capite, collo totoque notaeo caesüs, dorso subglauco; remigibus rectricibusque nigris, exterius luride glauco-, interius albido - margi- natis; fascia trans alam subglauca; subtus omnino caesia; basi rostri subnigro— einerei dilute plumbea; iride fusca; pedibus schistaceis. — © dilutior, fasciae trans alam vacua. Länge 17 em.; Flügel 9,5 em.; Schwanz 6,5 em. Jugendkleid unbekannt. Beſchreibung des Eies: Grundfarbe gelblichweiß mit zahlreichen leberbrauen Flatſchen und Punkten, auf denen hin und wieder dunklere Stellen vorkommen. Am dicken Ende ſteht ein verborgener Kranz von feinen ſchwarzen Kritzeln. Die ganze Zeichnung iſt buntſcheckig und dicht über die ganze Oberfläche verbreitet, ſodaß die Grundfarbe nur an wenigen Stellen zutage tritt. Geſtalt länglich; Vorderende lang geſtreckt, mit abgeſtumpfter Spitze. Länge 24, um.; Breite 17 mm.; Schneidepunkt 15mm. (Brmitr.). Ovum: flavide-album maculis punctisque valde numerosis hepaticis, singula includentibus obscuriora, necnon lineolis subtilissimis coronulam obliteratam circa basin fingentibus; forma oblongiuscula; apice porrecto, obtuso. Die graue Tangara [Tanagra cana]. Auch dieſe Art gehörte zu den Vögeln, welche im Berliner Aquarium gleich nach der Eröffnung vorhanden waren und die Direktion ſtellte inbetreff ihrer ebenfalls die Behauptung auf, daß ſie friedlich und ausdauernd ſei. In neuerer Zeit iſt ſie nur höchſt ſelten in den Handel gelangt, und da ich ſie damals noch nicht genau kannte, ſo habe ich ſie mit der vorigen verwechſelt. Sie iſt an Kopf, Hals und Bruſt hellbleigrau; Rücken dunkler bläulichgrau; Schwingen nebſt großen Flügeldecken und Schwanzfedern ſchwarzbraun, breit grünlichblau außengeſäumt, kleine Flügeldecken glänzend zyanblau; ganze Unterſeite blau⸗ grau mit grünlichem Schein; Schnabel ſchwärzlichgrau mit hellerm Grunde; Auge gelbgrau; Füße ſchwärzlichgrau. Das Weibchen ſoll nicht verſchieden, nur düſtrer und von matterm Blau ſein. Ammergröße. Die Verbreitung erſtreckt ſich über das nördliche Braſilien, Kolumbien, Guiana, Venezuela und Trinidad. Näheres über das Freileben iſt nicht bekannt, doch wird ſie in demſelben wol mit den vorigen übereinſtimmen. Im Londoner zoologiſchen Garten befindet 662 Die Tangaren. ſie ſich ſeit d. J. 1864; in anderen habe ich ſie nicht geſehen. Ein Preis läßt ſich des ſeltenen Vorkommens wegen nicht angeben. — Grautangara (Br.) und blaue Tangara (Ruß' „Handbuch“). Tangara ev@que; Bishop Tanager or Silver-blue Tanager. — Tanagra cana, Swns.; Thraupis cana, C0. Die blaue Tangara [Tanagra episcopus]. Herr Direktor Vekemans in Antwerpen pflegt in den Ankündigungen zur alljährlichen Verſteigerung unter den zahlreichen und koſtbaren Vögeln auch gewöhnlich die Tangare evéque, den Episcopus der alten Autoren aufzuzählen, und ich war neugierig, ob es denn wirklich auch dieſe Art ſei. Als ich mir zuerſt im Jahre 1873 einen ſolchen Vogel ſchicken ließ, erhielt ich den freilich auch Biſchof genannten, S. 554 beſchriebnen dunkelblauen Kernbeißerfink, dann aber hatte ein Liebhaber, Herr F. Weiße in Berlin, wirklich ein Exemplar jener Tangara, leider in zerlumptem Gefieder und mit abge— ſtoßenem Schwanz, von der kleinen Verſteigerung im Frühjahr 1877 mitgebracht. Der Vogel iſt hell und ſchwach grünlich glänzend blaugrau; Flügel und Schwanzfedern an der untern Hälfte ſchwärzlichgrau, an der obern blau und die Schwingen mit weißen Innenſäumen, die großen Deckfedern bilden eine weißliche und darunter eine violettblaue Querbinde; der Schnabel iſt ſchwarz, Unterſchnabel am Grunde heller; Auge braun; Füße ſchwärzlich. Das Weibchen ſoll, düſtrer und mehr grünblau gefärbt ſein und keine weiße Binde am Flügelbug haben. Buffon äußert ſich entrüſtet über die unpaſſende Benutzung des Namens Biſchof für einen Vogel und noch mehr unſchicklich ſei es, daß man ſogar zwei Arten ſo benannt habe, ohne zu wiſſen warum, es ſei denn, daß ein Theil ihres Gefieders blau gefärbt iſt. Dieſer Vogel ſei übrigens bei den Koloniſten in ſeiner Heimat als Tangara von Kayenne bekannt. Dort ſei er ſehr häufig, halte ſich auf Bäumen an den Waldrändern auf, komme auch auf friſchgepflügten Acker und ernähre ſich von Sämereien. Man ſehe ihn niemals in großen Scharen, ſondern immer nur parweiſe; Abends ſitzen ſie zwiſchen den Blättern der Palmbäume nahe am Stamm und machen dort ähnlichen Lärm, wie unſere Sperlinge in den Wäldern; denn ſie haben keinen Geſang, ſondern nur ein unangenehmes durchdringendes Geſchrei. Nach Burmeiſter's kurzen Angaben iſt ſie im Innern des nördlichen Braſiliens am Amazonenſtrom und Rionegro, ſowie abwärts bis Para heimiſch, beſonders aber in Guiana häufig. Sie hält ſich vorzugsweiſe in den Kronen der Palmbäume auf und kommt auch gern in die Gärten der Anſiedlungen. Näheres iſt nicht bekannt. Ein Preis läßt ſich der ſeltnen Einführung halber nicht angeben — [Blaue Tangara oder Biſchof nach alten Autoren]. — Tanagra episcopus, L., Lth., Buff., T. coe- lestis, Spx.; Thraupis episcopus, CY. |Episcopus avis, Briss. — Le Bluet et L’Eveque de Cayenne, Buff.]. Die vielfarbige @angara [Tanagra fastuosa). Tafel XIV. Vogel 70. (Dieſe, eine der farbenprächtigſten unter allen, macht den Anfang in einer Sippſchaft kleinerer Tangaren, welche ſich durch beſondern Reichthum und Glanz in der Färbung auszeichnen und daher großer Beliebtheit erfreuen, zumal manche von ihnen auch ziemlich regelmäßig alljährlich eingeführt werden. Sie zeigen leider jedoch einige erhebliche Schattenſeiten. Alle freſſen vorzugsweiſe Früchte und manche verſchmähen ſogar die Beigabe von Ameiſenpuppen, Mehlwürmern, Eier— brot und geſottenem Reis; alle Sämereien laſſen ſie unberührt liegen. Da ſie geradezu fabelhaft ſchmutzen, ſo ſind ſie ſchwierig reinlich zu halten. Gar bedauerlich aber iſt ihre Hinfälligkeit; jeder, der ſie längere Zeit gepflegt, wird ſicherlich erfahren haben, daß ſie durch die geringſten ungünſtigen Einflüſſe, z. B. Die vielfarbige Tangara. 663 durch die Fütterung mit zu früh abgenommenem und ſäuerlich gewordnem Obſt überraſchend leicht erkranken und daher ſelbſt in der ſorgſamſten Pflege regel— mäßig frühzeitig zugrunde gehen. Am längſten dauern ſie aus, wenn man ſie an eingeweichtes und dann gut ausgedrücktes Eierbrot und in Waſſer abgeſottenen Reis gewöhnt und ſie mit ſüßen ſaftigen und weichen Früchten reichlich füttert. Jede einzelne Frucht muß aber vorher ſorgfältig gekoſtet werden, damit ſie nicht irgend— wie verdorben oder auch nur im Beginn der Verderbniß ſich befinde, alſo bereits weich oder ſäuerlich oder gar molſch zu werden anfängt. Sie haben ſämmtlich etwa Finkengröße). Die vielfarbige Tangara iſt am ganzen Kopf, an Hinterhals, Oberkehle und Schultern glän— zend bläulichgrün; Oberrücken und ein breites Band über den Vorderhals tiefſchwarz; Mittel— und Unterrücken glänzend orangegelb; Schwingen und große Deckfedern ſchwarz, breit glänzend dunkelblau außengeſäumt, kleine Flügeldecken glänzendblau, die letzten kleinen Schwingen ſchwarz breit gelb gerandet; Schwanzfedern ſchwarz, breit glänzend blau außengeſäumt; Oberbruſt hell, lilablau, ganze übrige Unterſeite tief und glänzend blau; untere Flügelſeite ſchwärzlichgrau; Schnabel und Füße ſchwarz; Auge lebhaft braun. — Das Weibchen ſoll übereinſtimmend und nur matter gefärbt ſein; ich glaube jedoch, daß es nicht den gelben Unterrücken hat, denn ich beſaß einſt einen ſolchen Vogel, der bei kaum bemerkbar düſterern Farben das lebhafte Gelb garnicht und anſtatt deſſen einen fahlbräunlich ſchwarzen Unterrücken zeigte. Die Größe iſt etwa der des Kanarienvogels gleich. Ihre Heimat erſtreckt ſich über ganz Nord— braſilien. Näheres über ihre Lebensweiſe iſt leider nicht bekannt; auch Sclater gibt nichts an. Das überaus buntfarbige Vögelchen entſpricht in ſeinem Weſen dieſer ſchönen äußern Naturausſtattung leider nicht; es zeigt ſich ſtill und ruhig, ja faſt ſtumpfſinnig, und ſeine hervorragendſte Eigenthümlichkeit iſt die eines Freſſers. Von früh bis abends ſitzt es am Troge und ſchlingt ſtaunenswerthe Maſſen von Früchten, ſüßem Reis und allerlei anderm Weichfutter hinunter — und ganz entſprechend ſind auch ſeine Entleerungen, ſodaß der Liebhaber ſolcher Vögel fortdauernd nur einen Rieſenkampf mit der Futterbeſchaffung einerſeits und der Unreinlichkeit andrerſeits zu beſtehen hat. Vielleicht aber liegt die Ur— ſache ſolcher unliebenswürdigen Eigenſchaften eben nur in der ſchlechten Behand— lung begründet, welche dieſe Vögel vom Augenblick des Einfangens an und während des ganzen Transports erdulden mußten, und in ſolchem Falle würden ſie alſo, ſobald ſie ſich vollſtändig erholt haben, mäßiger und reinlich zugleich ſein. Inanbetracht ihrer Farbenpracht würde es ſich verlohnen, Verſuche dieſer— halb mit ihnen anzuſtellen. Leider tritt dabei einerſeits ihre erwähnte Hin— fälligkeit und andrerſeits ihr wirklich recht hoher Preis ſtörend entgegen; letztrer beträgt je nach dem Zuſtande, in welchem ſie in den Handel gelangen, zwiſchen 45 bis 75 Mark für das Pärchen. Während ſie bisher alljährlich immer nur in wenigen einzelnen Köpfen von Herrn Direktor Vekemans in Antwerpen und den Händlern Frau Poiſſon in Bordeaux und Herrn K. Gudera in Wien eingeführt worden, läßt ſich wol erwarten, daß fie demnächſt auch zahlreicher in 664 Die Tangaren. den Handel gelangen werden, jobald der Vogelhandel zwiſchen Europa und Bra— ſilien erſt beſſer geordnet iſt. Die vielfarbige Tangara heißt auch Prachttangara (Br.). — Le Tangara mul- ticolor ou le Tangara superbe; Superb Tanager or Many - colored Tanager. Nomenclatur: Tanagra fastuosa, Lss.; Calliste fastuosa, Sci., Br. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. oben. Tanagra fastuosa: capite, cervice, gula humerisque nitide aeruginosis; interscapilio fasciaque lata trans guttur atris; dorso tergoque nitide aurantiis; remigibus tectrieibusque al. majoribus nigris, exterius late nitideque cyaneo-lim- batis; teetricibus minoribus nitide cyaneis; remigibus ultimis parvis nigris, late flavo-marginatis; rectricibus nigris, exterius late nitideque cyaneo-limbatis; gutture sublilaceo-coerulescente; gastraeo toto reliquo nitide cyaneo; subalaribus fuliginosis; rostro pedibusque nigris; iride badia. — 9 conveniens, tantum opacior, tergo verosimiliter haud flavo, sed fumido. Länge 13,9 em.; Flügel 7,gem-; Schwanz 7 em. Die ſiebenfarbige Tangara [Tanagra tatao). Ebenſo ſchön wie die vorige, erſcheint ſie leider faſt noch ſeltner im Handel. Sie iſt an Mittelkopf, Backen und Augengegend glänzend meergrün, wie geſchuppt erſcheinend; vorderſter Stirnrand, ebenſo Hinterkopf, Nacken, Rücken, Flügel, Schwanz, Steiß und Bauch— mitte kohlſchwarz; kleinſte Deckfedern himmelblau, eine Querbinde über den Flügel bildend, die erſten Handſchwingen fein blau gerandet; Unterrücken feuerroth, Bürzel gelblichroth; Hals vom Schnabelgrunde bis zur Oberbruſt laſurblau, Bruſt-, Hals- und Bauchſeiten himmelblau; Unterſchenkel und Hinterleib ſchwarz; Schnabel und Füße ſchwarz; Auge braun. Das Weibchen ſoll dem Männchen gleich, aber in den Farben matter, mehr graulich und am Mittel- und Unterrücken gelb ſein. „Dieſe Art bewohnt das Waldgebiet Braſiliens am untern Amazonenſtrom und geht ſüdlich etwa bis Pernambuko, höchſtens ausnahmsweiſe bis Bahia; nordwärts verbreitet ſie ſich über Guiana, Venezuela, Neugranada, aber nicht mehr nach Peru, dort trifft man den Vogel wol bei den Händlern, aber nicht im Freien.“ Näheres iſt nicht angegeben. Auch ſie wird nur gelegentlich von den genannten Händlern eingeführt und hat dann gewöhnlich denſelben oder einen noch höhern Preis. Den Namen hatte ihr übrigens bereits Buffon beigelegt, der ſie ſehr eingehend beſchreibt, aber fehlerhafte Ab— bildungen bringt, weil der Aufſeher des Naturalienkabinets dem getrockneten Exemplare einen falſchen Schwanz eingeſetzt hatte. Er hält ſie für die ſchönſte unter allen Tangaren und meint, daß ſie in mancherlei Abänderungen vorkomme, doch liegt dies wol darin begründet, daß die alten Schriftſteller die einzelnen Arten noch nicht mit Sicherheit zu unterſcheiden vermochten, ſondern vielfach zu— ſammenwarfen und mit einander verwechſelten. Die ſiebenfarbige Tangara nennt Br. Siebenfarb. — [Paradismerle und Paradis— meiſe, nach alten Autoren]. — Le Tangara septicolor ou le Septicolor; Paradise Tanager. Nomenclatur: Tanagra tatao, L., Bff., Lth., Echo., Dsm., Kttl., Cb.; Calliste tatao, Scl., Brmst., Br.; Aglaja paradisea, Swns.; Callispiza tatao, Cb. |Tanagra prima brasiliensibus, Mrägr., Inst., Wllghb., Ray. — Mesange du Paradis, Titmouse Die ſiebenfarbige Tangara. 665 of Paradise, Ed.; Tangara, Briss., Buf.; Le Septicolor ou le Tangara du Bresil, Buff. — Dos rouge ou Oiseau épinard, bei den Kreolen in Kayenne und Pavert bei einigen Vogelhändlern, nach Buff.]. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung ſ. S. 664. Tanagra tatao: pileo, genis, regioneque ophthalmica nitide aeruginosis, quasi squamosis visis; margine frontali antico, oceipite, cervice, dorso, alis, cauda, erisso, abdomineque medio anthracinis; tectricibus al. minimis coeruleis, fasciam trans alam fingentibus; remigibus anterioribus subtiliter coeruleo-marginatis; tergo igneo; uropygio aurantio; collo a rostri basi usque ad guttur azureo; lateribus colli, pectoris abdominisque coeruleis; tibiis ventreque nigris; rostro pedibusque nigris; iride fusca. — Q similis, tantum opacior, magis cinerescens dorsoque flavo. Länge 13,9 em.; Flügel 7,8 em.; Schwanz 7 em. Die dreifarbige Tangara [Tanagra tricolor], „im mittlern Braſilien von Rio de Janeiro aufwärts bis Bahia, ferner weſtwärts über die inneren Gegenden verbreitet, dort in kleinen Trupps im dichten Walde lebend, laſſen ſie nur zeitweiſe kurze Locktöne hören und verrathen ſich ſonſt nicht; trotzdem ſind ſie wenig ſcheu und kommen ſelbſt in die Gärten der Anſiedler. Ich erhielt einen ſolchen bunten Vogel in Neu-Freiburg. Er iſt an Oberkopf, Backen und Kinnrand ſpahngrün, ziemlich ſtark himmelblau ſcheinend; Nacken, Halsſeiten und Oberrücken gelbgrün, Mittelrücken ſchwarz, die Federn theilweiſe mit gelbgrünen Rändern, Unterrücken orange; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, letztere und die Handſchwingen ſchmal blau ge— randet, Armſchwingen breit grün geſäumt, Flügeldeckfedern zyanblau, am Grunde ſchwarz; Vorder— hals ſchwarz, Bruſt himmelblau, oberer Theil mit einzelnen ſchwarzen Flecken; Bauch, Steiß und Bürzel grün, Unterſchenkel himmelblau; Schnabel glänzend ſchwarz; Auge braun; Füße ſchwarzbraun. Das Weibchen unterſcheidet ſich nur durch etwas mattere Farben, gleichmäßig grün gefleckten Rücken und nicht ganz reinblaue, ſondern mehr blaugrüne kleinſte Flügeldecken. Die Größe iſt etwas geringer als die der ſiebenfarbigen.“ Die obige kurze Schilderung und eingehende Beſchreibung habe ich von Burmeiſter entlehnt. Euler fügt hinzu, daß er ſie in Kantagallo im Oktober, November und Februar niſtend gefunden und zwar Gelege mit 2 bis 3 Eiern. Er ſagt, ſie ſei dort ſehr häufig, halte ſich jedoch im Gebüſch mehr als andere Arten auf. „Das Neſt ſtand ausſchließlich auf Bananenbäumen, bald zwiſchen Blattſtiel und Stamm, bald zwiſchen die unreifen Früchte des herabhängenden Fruchtkolbens oder auch auf den Stumpf eines abgehauenen Stamms gebaut; es gleicht dem der meerblauen Tangara.“ Da dieſe Art gleich den vorigen ſelten eingeführt wird, eigentlich noch ſeltner, nur beiläufig, ſo will ich auf die näheren Mittheilungen des letztgenannten Forſchers vorläufig nicht weiter eingehen. Wie bereits bemerkt, werde ich eine ganz ausführliche Schilderung aller Tangaren noch in einem ſpäter folgenden Bande geben. Buffon warf dieſe und die blaukäppige Tangara als eine Art zu— ſammen und ſtellte ſie beide gemeinſam auf der 33. Kupfertafel dar. Er hielt ſie für Abänderungen oder nur für verſchiedene Geſchlechter einundderſelben Art, „weil ſie ſich blos durch die Farbe des Kopfs, der bei der einen grün und bei der andern blau iſt, unterſcheiden. Die Sitten dieſer Vögel“, ſagt er weiter, „ſind uns gänzlich unbekannt, wir haben ſie von Kayenne erhalten, wo ſie aber Herr Sonnini de Manoncourt garnicht geſehen. Ich benenne dieſe Art deswegen als dreifarbige Tangara, weil auf ihrem Gefieder die herrſchenden Farben Roth, Grün und Blau ſind und zwar alle drei ſehr glänzend. In dem Kabinet des Herrn Aubri, Prediger zu St. Louis in Paris, findet man die blaukäppige Tangara unter dem Namen des magellaniſchen Papſtes; es iſt aber nicht glaublich, daß ſie in den an jener Meer— enge gelegenen Ländern einheimiſch ſei, weil die im Königl. Kabinet befindlichen Vögel aus Kayenne gekommen ſind.“ Im übrigen bitte ich, die nächſtfolgende Art vergleichen zu wollen. Dreifarbentangara bei Br. [Gefleckter grünköpfiger kayenniſcher Tangara, Bff.]. — Le Tan- gara tricolor ou le Tricolor; Green-headed Tanager or Tricolored Tanager. — Tanagra 666 Die Tangaren. tricolor, Gl., Bff., Lth., Tmm., Dem., Mtl.; T. tatao, Pr. Wd. [nee L.]; Calliste tricolor, Sel., Brmst., Br.; Callispiza tricolor, G., CY. [Tangara cayenensis variet. chlorocéphala, Brss. — Le Tricolor; Tangara varie a tete verte de Cayenne, Buff.]. Die blaukäppige Tangara |Tangara festiva] ift überaus zierlich gebaut und anmuthig im Weſen. Streif rings um den Schnabel und alſo auch das ſog. Kinn, ſowie der Zügel tiefſchwarz, ein breiter Streif quer über die Stirn von einem Auge zum andern grünlichblau; Ober- und Hinterkopf zyanblau; im Nacken eine breite hellzinnoberrothe Binde, welche ſich vorn über die Ohrdecke bis zum Kinn fortſetzt; Oberrücken tiefſchwarz, Unterrücken, Bürzel und obere Schwanzdecken glänzend grün; Flügel- und Schwanzfedern ſchwarz, die kleinſten Deckfedern am Bug einfarbig ſchwarz, darunter eine orangefarbige Binde, alle übrigen mit breitem grüngelben Außenrande, die Schwingen ſchmaler grüngelb außengeſäumt; Kehle zyanblau; Oberbruſt glänzend maigrün, ganze übrige Unterſeite grün, untere Flügel- und Schwanzſeite aſchgrau; Schnabel ſchwärzlichſilbergrau; Auge dunkelbraun; Füße bläulichſchwarzgrau. Das Weibchen ſoll nach Brmjtr. dem Männchen gleich, nur wenig matter und auf dem Rücken nicht rein-, ſondern ſchwarz gefleckt ſein. Die Größe ſtimmt mit der der vorigen überein. Die obige Beſchrei— bung habe ich nach einem Männchen gegeben, welches ausgeſtopft vor mir ſteht. Ich erhielt daſſelbe unter einer Sendung kleiner afrikaniſcher Vögel, welche für mich in Bordeaux von einem Kleinhändler angekauft waren und ſonderbarerweiſe garkeine Angabe der Seltenheiten enthielt, die ſich darunter befanden. Für die Tangaren war leider keine entſprechende Fütterung beigegeben und ſie kamen daher, mit einigen Früchten verſorgt, lebend nur gerade bis Berlin. Im Verzeichniß der Thiere des zoologiſchen Gartens von London befindet ſie ſich in einem Exemplar ſeit d. J. 1875; außerdem dürfte das überaus hübſche Vögelchen noch nirgends eingeführt ſein. Inbetreff der Lebensweiſe ſagt Burmeiſter folgendes: „Im Waldgebiet der Oſtküſte Braſiliens von St. Paulo bis nach dem Amazonenſtrom iſt ſie verbreitet, auch jen— ſeits deſſelben noch in Guiana iſt ſie heimiſch, aber nicht häufig; ſie liebt die Gebirgswaldungen höher gelegener Gegenden und darum iſt ſie dem Prinzen von Wied nur einmal vorgekommen. Bei Neu-Freiburg erhielt ich dagegen nach und nach mehrere Exemplare.“ Da dies hübſche Vögelchen alſo auch in ſeiner Heimat nur ſelten vorkommt, ſo dürfen wir auf eine häufige Einführung leider nicht hoffen. — Le Tangara à tete bleue; Festive Tanager. — Tana- gra tricolor, var 8., L., BV.; T. festiva, Sh.; T. trichroa, Lehitst.; T. cyanocephala, I., Ds hi.; T. rubricollis, Tmm., Pr. Wd., Kttl.; Aglaja cyanocephala, Stans.; Calliste festiva, G., Scl., Brmst.; Callispiza festiva, Ch. Die ſchwarzrückige Tangara [Tanagra melanöta] aus dem Waldgebiet des mittleren Braſiliens, beſonders nördlich von Bahia und im Innern am Amazonenſtrom; ſie iſt an Oberkopf, Backen und Hinterhals bis zum Rücken rothbraun; Zügel ſchwarz; Rücken ſchwarz, kleine Flügeldecken ockergelb, große Flügeldecken und Schwingen, ſowie Schwanzfedern ſchwarz, himmelblau außengeſäumt, Unterrücken grünlich; Bürzel gelblichroſtroth; die ganze Unterſeite vom Schnabel bis zum Bauch grün; Hinterleib und untere Schwanzdecken roſtröthlichgelb; Schnabel ſchwarzbraun; Auge braun; Füße bräunlichfleiſchfarben. Das Weibchen iſt matter gefärbt, beſonders am Rücken trüber ſchwarzbraun; Flügeldecken und Unterrücken grün; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun, grün gerändert; Kehle und Vorderhals grünlich überlaufen, ganze übrige Unterſeite blaßgelblichweiß. Größe kaum bemerkbar bedeutender als die der dreifarbigen. Sie iſt im Oktober 1873 in den zoologiſchen Garten von London gelangt; außerdem dürfte ſie kaum eingeführt ſein. — Le Tangara à dos noir; Black- shouldered Tanager. — Aglaja melanota, Swns.; Tanagra gyrola, Pr. Wd. [nec L.]; T. peruviana, Dsmr.; Calliste peruviana, Sel,; C. ımelanöta, Brmst. Die gelbe Tangara |Tanagra flava] aus dem Oſten Braſiliens. Im Jahre 1874 ſandte mir Herr Lintz aus Hamburg zwei Männchen und ein Weibchen dieſer überaus ſeltnen, ſchönen Tangara, und ich glaube behaupten zu dürfen, daß die Art außer einer gelegentlichen Tangaren. 667 Sendung im Berliner Aquarium, welche ebenfalls in zwei Männchen beſtand und bald nach der Eröffnung anlangte, weder vor- noch nachher jemals wieder eingeführt worden; ſelbſt im zoolo— giſchen Garten von London war ſie bisher noch nicht vorhanden. Sie iſt an Ober- und Hin— terkopf röthlichgelb, Stirnrand etwas dunkler; Zügel und ganzes Geſicht nebſt Hals und Bruſt, Bauchmitte und Hinterleib tiefſchwarz; Schulter- und alle übrigen Flügelfedern ſchwarz mit breiten bläulichgrünen Außenſäumen, Schwingen reiner blau geſäumt, am Innenrande weißlich; Schwanzfedern ſchwarzbraun, himmelblau ſcheinend und grünlichblau außengeſäumt; Bruſt— und Bauchſeiten nebſt Ober- und Unterſchwanzdecken fahlröthlichgelb; Schnabel braungrau; Auge braun; Füße bräunlichgrau. Das Weibchen iſt nach Burmeiſter am ganzen Rumpfe aſchgrau; Stirn und Oberkopf roſtgelblich; Rücken grünlich überlaufen, Flügel und Schwanz wie beim Männchen, nur matter graugrünlich; Kehle und Vorderhals weißlich; Bauch und Steiß roſtgelblich; Schnabel und Füße heller als beim Männchen. Die Größe iſt etwas 1 bedeutender als die der vorigen. „Bei Neu-Freiburg, aber auch nordwärts bis Bahia und ſüdwärts bis Paraguay verbreitet.“ Näheres iſt nirgends angegeben. Nach meinen Erfah— rungen erhält ſie ſich vortrefflich und zeigt ſich als ein anmuthiger und lebhafter, nicht unver— träglicher, aber ſehr gefräßiger Vogel. Das Pärchen gelangte in die Vogelſtube des Herrn Graf Rödern in Breslau, und nach den Erfahrungen deſſelben kann ich hoffentlich ſpäterhin eingehende Mittheilungen machen. Iſabelltangara (Br.). — Le Tangara jaune; Yellow Tanager. — Tanagra flava, Gml., Lth., Pr. Wd.; T. formosa, Vll.; Callispiza flava, Cb.: Calliste flava, Prmst., Br. [Lindo bello, Azr.; Guirapera, Mrkgr.]. Die ſchwarzkäppige Tangara [Tanagra brasiliensis], welche nach Burmeister im Wald— gebiet Brafiliens nicht jelten, von ihm bei Neus Freiburg geſammelt, nordwärts aber jeltner und kaum über Bahia hinaus vorkommt, it in folgender Weiſe gefärbt: Stirn bis über die Augen hinauf, Backen, Kehle, Bruſt, Bauchſeiten, kleine Flügeldecken und Bürzel hellbläulich— violett; übriges Gefieder größtentheils ſchwarz, große Flügeldecken und Handſchwingen ebenſo fein gerandet, alle Schwingen innen weiß geſäumt; Bauchmitte, Steiß und untere Schwanz— mitte weiß; Schnabel ſchwarz; Auge braun; Füße glänzend ſchwarzbraun. Weibchen dem Männchen gleichgefärbt, aber die blauviolette Farbe matter weißlich und mehr auf die Spitzen der Federn beſchränkt. Größe der der vorigen gleich. Briſſon, Buffon u. a. alte Schrift— ſteller bringen nur ihre Beſchreibung ohne alle weiteren Angaben. Näheres über ſie iſt über— haupt nicht zu finden, da ſie ebenſo zu den am wenigſten bekannten, als auch am ſeltenſten ein— geführten gehört. Ich hätte ſie hier nicht mitzuzählen brauchen, wenn ſie nicht im Laufe der Jahre einmal von Herrn Gude ra und dann von Herrn Möller mir zur Beſtimmung zugeſandt worden. Beidemale freilich in ſo kläglichem Zuſtande, daß ſie nicht am Leben blieb. Im Londoner zoologiſchen Garten iſt fie bisher noch nicht vorhanden geweſen und meines Wiſſens auch überhaupt nicht weiter eingeführt. — Türkistangara bei Br. [Dunfelblauer braſiliſcher oder türkisblauer Tangara und braſiliſche Merle, nach alten Autoren]. — Le Tangare à calotte noire; Black- bonnet Tanager. — Tanagra brasiliensis, ., BF, - Lth., Pr. Md. [nec Hril.|; Calliste brasiliensis, Sel., Brmst., Br.; Tanagra barba- _ doönsis, Khl., Rss. [„ Hndb.“]; Callispiza brasiliensis, Cb. [Tangara brasiliensis coerulea, Brss. — Tangara bleu du Bresil, Brss.; Le Turquin, Buff. Nachträge und Ergänzungen. Der Zügelaſtrild [Aegintha rhodopygal. (Ergänzung zu S. 50.) Ein Exemplar, nach dem Wiener zoologiſchen Muſeum beſtimmt, befand ſich in der Sammlung des Prinzen Ferdinand von Koburg-Gotha in Wien und erhielt ſich längere Zeit am Leben. Der Bronze-Aſtrild [Aegintha Russi]. Im Spätherbſt d. J. 1873 empfing ich in einer größern Vogelſendung von Herrn Ch. Jamrach aus London einen kleinen Aſtrild, welchen ich vorläufig nicht feſtzuſtellen ver— mochte. Er war ſo kahl und beſchmutzt im Gefieder, daß nur der Kopf und Oberrücken ſich deutlich erkennen ließen. In der Größe, Geſtalt, in ſeinem ganzen Benehmen, im Lockton und namentlich in der Schwanzbewegung glich er durchaus dem S. 82 beſchriebnen kleinen rothen Aſtrild (Aegintha minima), dem allbekannten kleinen Amarant; die Färbung zeigte ſich aber nicht dunkelroth, ſondern röthlichorange oder vielmehr echt goldbronzebraun. Ich bewahrte ihn ſorgfältig mit anderen ſeltenen zuſammen in einem Käfige. Er entkam mir jedoch aus dem— ſelben in die Vogelſtube und da ich damals mehrere große Starvögel hatte, ſo iſt er entweder getödtet worden oder hat ſich auf Nimmerwiederſehn verkrochen. Als im September d. J. 1875 Herr Vogelhändler W. Mieth in Berlin eine Sen— dung kleiner afrikaniſcher Prachtfinken aus Antwerpen erhielt, befand ſich unter dieſen wiederum ein ſolches goldbronzefarbnes Vögelchen und zwar im vollen Gefieder, jedoch krank, ſodaß es nach wenigen Tagen ſtarb. Herr Mieth übergab es mir und trotzdem wir, Herr Dr. Reichenow und ich, uns ebenſowol im Berliner Muſeum als auch in der geſammten Literatur ſorgfältig umſahen, vermochten wir es nirgends aufzufinden, und ſomit blieb uns kein Zweifel daran, daß wir in demſelben eine neuentdeckte Art vor uns hatten. Herr Dr. Reichen ow hat derſelben meinen Namen beigelegt und ich habe ihr die obenſtehende deutſche Benennung gegeben. Vielleicht wird der hübſche Prachtfink, deſſen einziges vorhandnes Exemplar ausgeſtopft im Berliner zoologi— ſchen Muſeum ſteht, über kurz oder lang wieder einmal und dann hoffentlich in größerer Anzahl eingeführt. In den nahezu drei Jahren iſt unter den Tauſenden der kleinen Amaranten, welche der Spätſommer alljährlich in den Handel bringt, freilich noch kein zweites Exemplar mitgekommen. Der Bronze-Aſtrild hat keine weiteren Namen. Nomenclatur: Estrelda (Lagonosticta) Russi, Rechn. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Vorderkopf, Kopfſeiten und ganze Unterſeite orange (gelbroth); Oberſeite dunkelbraun, orange überflogen; Bürzel orange; Schwanzfedern ſchwarz, mit breiten orangefarbenen Außenſäumen am Grunde; Unterſchwanzdecken und Hinter— leib dunkelbraun, ſchwach orange überflogen. Schnabel mennigroth mit ſchwarzer Firſte und Dillenkante und blaßhornbraunen Schneidenrändern; Auge dunkelbraun; Füße blaßhornbraun. Der Vogel gleicht hinſichtlich der Größe und Farbenvertheilung ſehr dem rothbrüſtigen Aſtrild (Aegintha rufopieta) und iſt nur dadurch verſchieden, daß die weinrothe Färbung jenes bei ihm orangefarben iſt. (Rchn.). Aegintha Russi: sincipite, capitis lateribus totoque gastraeo aurantiis; supra fusca, aurantio-lavata; uropygio aurantio; basi pogonii reetrieum extero late aurantio-limbata; infracaudalibus ventreque fuseis, subaurantio -afflatis; cul- mine gonateque rostri miniati nigris, tomiis subcorneis; iride fusca; pedibus sub- corneis. Persimilis Aeg. rufopictae, sed colore aurantio (illius vinaceo) distincta. Länge 9, em.; Flügel 4,5 em.; Schwanz 3, em. [Schnabelfirft 0, m; Mundſpalte 0, em.; Lauf 1/½2 cm.]. Rchn. ner — I Nachträge und Ergänzungen. 669 Der gepunktete rothe Aſtrild [Aegintha rufopicta]. (Nachtrag zu dem rothbrüſtigen Aſtrild S. 88). Im Juni 1878 ſandte mir Fräulein Chr. Hagenbeck zwei Männchen zur Beſtimmung und ich will zunächſt die vorn gegebne oberflächliche Beſchreibung nach dem lebenden Vogel vervollſtändigen: Oberſeite von der Stirn bis zum Bürzel nebſt Rücken und Flügeln dunkel— aſchgrau, kaum ſchwachgrünlich und an den Schultern röthlich ſcheinend; Oberkopf bemerkbar heller reingrau; Stirnſtreif, Zügel, Augenbrauen, Kopf- und Halsſeiten, Bruſt, oberer Theil des Bauchs, Bürzel und obere Schwanzdecken dunkelweinroth; Schwanzfedern ſchwärzlichbraun, die äußerſten am Grunde ſchwach roth außengeſäumt; Hinterbauch, Bruſt- und Bauchſeiten ſchwach roth, indem die bräunlichaſchgraue Grundfarbe der Federn durchſcheint; Hinterleib und untere Schwanzdecken fahl gelblichgrau; die ganze Bruſt iſt mit feinen weißen querſtehen den Pünktchen, welche oberſeits einen ſehr ſchmalen dunklen Saum haben, überſäet; innere Flügelſeite hellaſchgrau, untere Flügeldecken hellgelblichgrau. Schnabel glänzend dunkelroth, vom Grunde des Unterſchnabels bis hinauf zum Naſenloch zart weißlich, Firſt des Ober- und Unterſchnabels ſchwärzlichbraun; Auge grau, von einem ſehr ſchmalen gelben Ring umgeben; Füße bräunlichfleiſchroth. Das Weibchen iſt an Stirn, Hinterkopf und ganzer übriger Oberſeite bräunlichaſchgrau; Zügel und Wangen zart roth; Oberſchwanzdecken und Schwanzfedern roth wie beim Männchen; Kehle und ganze übrige Unterſeite ſchwach roth; Bauch und Hinterleib iſabellaſchgrau; Bruſt⸗ und Bauchſeiten aſchgrau, röthlich überhaucht; nur hier und da ein weißes Pünktchen auf der Bruſt; Unterſchwanz- und Unterflügeldecken fahl iſabellgelb, untere Flügelſeite aſchgrau; Schnabel wie beim Männchen; Auge grau. Die Größe iſt kaum bemerkbar beträchtlicher als die des kleinen rothen Aſtrild, welchem er auch im Weſen völlig gleicht. Nach den Erfahrungen des Herrn L. van der Snikt gehört er zu den zarteſten Aſtrilde. „Der Liebes— ſang des Männchens iſt recht angenehm, hoch und laut und beſteht in einer ziemlich langen Strofe. Während des Singens tanzt jenes neben dem Weibchen, ſtreckt in raſcher Bewegung den Schnabel gegen die Sitzſtange, zwiſchen die Füße des letztern, ſpreizt den Schwanz, ſich hin— und herwindend, gerade wie ein Goldfaſan.“ So haben wir alſo abermals einen ſchönen, bisher im Handel noch nicht vorhanden ge— weſenen Prachtfink vor uns, der es wol verdient, daß wir ihm unſere Aufmerkſamkeit zuwenden. Der Händler Herr Fockelmann in Hamburg, welcher mittheilt, daß er die Art bereits i. J. 1876 auf der Ausſtellung in Kiel hatte, führte in dieſem Jahre etwa 20 Köpfe ein, unter denen jedoch nur wenige Weibchen waren. Dieſelben wurden ſämmtlich durch Fräulein Hagenbeck in den Handel gebracht und die Liebhaber, in deren Vogelſtuben nur Männchen gelangt ſind, werden dieſelben hoffentlich mit Weibchen des nächſtſtehenden kleinen rothen Aſtrild zuſammen Züchtungen vornehmen. Auch Fräulein Hagenbeck hatte ſchon vor etwa einem halben Jahre einige Köpfe erhalten, da dieſelben aber entfiedert waren, nicht beſonders beachtet, ſondern als kleine rothe Aſtrilde fortgegeben. Inbetreff des Namens ſei übrigens noch bemerkt, daß die Bezeichnung rothbrüſtiger Aſtrild oder Amarant, ja ſogar Rothbruſtamarant (Br.) durchaus unzutreffend iſt. Der Vogel hat keineswegs eine auffallender rothe Bruſt, als der kleine, der dunkle, der auſtraliſche und alle übrigen dieſer Aſtrilde, welche man Amaranten nennt; ſein hauptſächlichſtes Merkmal ſind die Punkte, welche nicht wie bei den anderen an den Seiten und nur einzeln vorhanden, ſondern vielmehr die ganze Bruſt bedecken. Ich will ihn daher wie oben angegeben neu benennen. Auch der lateiniſche Name A. rufopicta, Frs., iſt nichts weniger als glücklich gewählt. Aegintha rufopicta: a fronte ad uropygium usque cum dorso alisque obscure cinerea, virente lavata, humeris rubente micantibus; pileo purius cano; stria frontali, loris, superciliis, lateribus capitis collique, pectore, epigastrio, uropygio et supracaudalibus obscure vinaceis; rectricibus fuliginosis, basi po- gonii extimarum exteri rubente limbata; ventre, pleuris et hypochondriis sordide 670 Nachträge und Ergänzungen. canis, subrubro-imbutis; erisso et infracaudalibus luride gilvis; punctulis albis transversis, superne obscurius sublimbatis, supra pectus totum con- spersis; subalaribus incanis; teetricibus al. inferioribus subgilvis; basi rostri nitide corallini ad nares usque albida; culmine maxillae mandibulaeque fuliginoso. — 2 fronte, occipite totoque notaeo luride canis; loris genisque subrubris; supracaudali- bus aeque ac in mare rubris; gula totoque gastraeo rubentibus; abdomine ventreque livide canis; pleuris et hypochondriis cinereis, rubente afflatis; pectore rarius albo- punctulato; tectricibus subalaribus et infracaudalibus sordide isabellinis; subalaribus cinereis; rostro aeque ac in mare picto; iride cinerea. Länge 9,, em.; Flügel 4,4 em.; Schwanz 3,3 em. Der dunkelrothe Aftrild [Aegintha rubrieata). (Ergänzung zu Seite 89). Nachdem ich im Laufe der Jahre eine beträchtliche Anzahl dunkelrother Aſtrilde in beiden Geſchlechtern und verſchiedenen Altersſtufen vor mir gehabt, muß ich die S. 2 gegebne wiſſen— ſchaftliche Beſchreibung in folgendem berichtigen: Oberkopf und Nacken graubraun, kaum be— merkbar olivengrünlich ſcheinend, aber ganz deutlich roth überflogen; übrige Oberſeite ſchwach olivengrünlichdunkelbraun; Schwingen bräunlichaſchgrau, breit fahl außengeſäumt; Schwanz ſchwarz, jede Feder in der Mitte der Außenfahne dunkelroth geſäumt, die äußerſten einfarbig ſchwarz; obere Schwanzdecken dunkelpurpurroth; Zügel, Kopf- und Halsſeiten, Kehle und ganze Bruſt, Bruſt- und Bauchſeiten dunkelweinroth, an der Bruſtſeite einzelne weiße Pünktchen, Bruſt— und Bauchmitte ſchwärzlichbraun; Schenkel und Hinterleib ſchwarzbraun; untere Schwanzdecken rußſchwarz; untere Flügelſeite hellaſchgrau; untere Flügeldecken bräunlichiſabellfarben. Schnabel bleigrau mit ſchwärzlicher Spitze und Schneidenrändern; Auge dunkelbraun von gelblichem Rande umgeben; Füße dunkelbleigrau. Das Weibchen (welches bis jetzt noch garnicht be— ſchrieben war) iſt an der ganzen Oberſeite einfarbig fahl graubraun; Stirn und Oberkopf düſter aſchgrau, ſchwacholivengrünlich ſcheinend; breiter Zügelſtreif, Augenbrauen und Kinn hellwein— roth, Kopfſeiten röthlichgrau, Hals, Bruſt, Bruſt- und Bauchſeiten röthlichdunkelbraun, an der Bruſtſeite weiße Pünktchen; Schwingen bräunlichgrau; Schwanzfedern ſchwarz, in der Mitte der Außenfahne breit düſterroth; obere Schwanzdecken dunkelpurpurroth; Bauchmitte dunkelgelblich— braun, Hinterleib und untere Schwanzdecken ſchwarz; untere Schwanz- und Flügelſeite aſchgrau. Schnabel bleigrau mit ſchwärzlicher Spitze; Auge dunkelbraun von ganz feinem gelblichen Rande umgeben; Füße dunkelbleigrau. Aegintha rubricata: pileo cerviceque fumidis, parum olivaceo-virente micantibus, at distinete rubro-afflatis; notaeo toto olivaceo- virente fusco; remigibus subfumidis, exterius livide lateque limbatis; pogonio externo medio rectricum nigra- rum rubro-limbato; extimis earum unicoloribus nigris; supracaudalibus obscure purpureis; loris, lateribus capitis collique, gula, pectore toto, pleuris et hypochondriis obscure vinaceis; punctulis pleurarum albis; peetore abdomine- que mediis castaneis; tibiis crissoque e nigro fuscis; infracaudalibus fuligi- nosis; subalaribus incanis; tectricibus al. inferioribus luride isabellinis; apice tomiisque rostri plumbei nigrescentibus; iride fusca, flavide eircumeincta; pedibus osbeure plumbeis. — d supra unicolor subfumida; fronte pileoque obscure cinereis, olivoceo-virente micantibus; stria lororum lata, superciliis mentoque subvinaceis; capitis lateribus rubicunde einereis; collo, pectore, pleuris albo-punctulatis et hypochondriis badiis; remigibus subfumidis; pogonio externo medio rectricum nigrarum late sordide rubro; supracaudalibus obscure purpureis; abdomine medio flavide fusco; crisso et infracaudalibus nigris; latere alarum caudaeque inferiore canis; apice rostri plumbei late nigro; iride fusca, subflavide circumcincta; pedibus e nigro plumbeis. Nachträge und Ergänzungen. 671 Dühring's rother Aſtrild. „Im Herbſte d. J. 1876 erhielt ich durch einen Freund, welcher mit ſeinem Schiffe von einer Reiſe nach der Küſte Benguelas zurückkehrte, mehrere Prachtfinken und unter ihnen einige, welche bis jetzt, wenn auch vielleicht ſchon nach Europa gebracht, doch noch in keinem wiſſen— ſchaftlichen Werke beſchrieben ſein dürften. Vor kurzem bemerkte ich nun, daß dieſe Vögel, ein Männchen und zwei Weibchen, ſich zu einer Brut rüſteten, indem das erſtre Niſtſtoffe in ein von Helenafaſänchen angefangnes und wieder verlaſſenes Neſt, welches ſich in einem oben zu— ſammengebundnen freihängenden Niſtkorbe befand, hineintrug. Die beiden Weibchen ſind ſehr leicht von einander zu unterſcheiden, da das eine etwas kahl auf dem Rücken iſt. Ich beobachtete nun, daß das eine morgens um 5—6 Uhr das andre ablöſte und zwar ungefähr bis 9 Uhr; dann ging das Männchen aufs Neſt, ſaß bis um 2 Uhr, wurde für kurze Zeit vom erſtern Weibchen, um zu freſſen und zu trinken, abgelöſt und ſaß dann bis abends gegen 8 Uhr, zu welcher Zeit das zweite Weibchen ſeine Stelle wieder einnahm. Dieſer Vorgang wiederholte ſich ganz regel— mäßig an jedem Tage. Leider wurde meine Freude und Hoffnung auf betrübende Weiſe ge— ſtört. Wie ich ſchon erwähnt, hatten die Vögel in einem freiſtehenden Niſtkörbchen gebaut, und zwar ein rundes herunterhängendes Neſt, aus Halmen, Faſern, Zeugläppchen, Fäden u. drgl., mit einer ſorgſam gerundeten Eingangsöffnung. Es war kaum fertig, als auch ſchon ein Par Schmetterlingsfinken anfingen, daſſelbe zu zerſtören. Das brütende Weibchen beachtete dies jedoch nicht und ich bemerkte nur, daß das Männchen ſehr emſig ſich mit dem Ausbeſſern des Schadens zu ſchaffen machte. Herr Hald, dem ich meine Noth klagte, rieth mir, die übrigen in der Voliere befindlichen Vögel herauszufangen, indem ich ſonſt kaum darauf rechnen könne, die Brut glücklich großzuziehen. Da ich an jenem Tage davon abgehalten wurde, dieſem Rathe folgezugeben, ſo verſchob ich die Ausführung deſſelben bis zum nächſten Morgen, mußte aber die Erfahrung machen, daß ich durch den Aufſchub die Zeit dazu leider ſchon verſäumt hatte. Als ich am andern Morgen ganz früh nach der Voliere ſah, bemerkte ich gleich, daß alle drei Vögel außerhalb des Neſtes waren und als ich genauer unterſuchte, fand ich denn auch das gänzlich zerſtörte Neſt und auf dem Boden im Sande fünf bereits ziemlich ſtark angebrütete Eier. Dieſelben ſind nicht von gleicher Größe (vielleicht weil beide Weibchen gelegt haben); ſie waren länglich, weiß, ganz hell roſa ſchimmernd. Seitdem habe ich wieder die Freude, daß das Männchen daſſelbe Neſt neuzubauen beginnt und zwar in der Weiſe, daß es ganz allein thätig iſt, während die beiden Weibchen ſich anſcheinend garnicht darum bekümmern.“ Herr F. H. Dühring in Hamburg, der mir die obige Mittheilung zukommen ließ, ſchickte mir die geſchilderten Vögel freundlichſt zu und ich will nun über ſie folgendes berichten. Im äußern Anſehen, in der Geſtalt und Färbung gleichen fie dem dunkelrothen Aſtrild oder dunklen Ama— rant (Aegintha rubricata, Lehtst.); bei näherer Betrachtung aber weichen ſie doch ganz er— heblich von demſelben ab. Ich gebe nun zunächſt eine genaue Beſchreibung: Oberkopf rein aſchgrau, Hinterkopf, Nacken und ganze Oberſeite bräunlichgrau mit gelblichem, aber nicht olivengrünlichem Schein; ſchmaler Stirnſtreif, Zügel, Kopf- und Halsſeiten, Kinn, Kehle, Bruſt und Bauchſeiten lebhaft hell todtenkopfroth; obere Schwanzdecken ebenſo, doch wenig heller; an den Bruſtſeiten einige weiße Pünktchen; Bruſt- und Bauchmitte ſchwärzlichbraun, hintrer Unter— leib und untere Schwanzdecken rauchſchwarz, jede Feder breit roth geſäumt; untere Flügelſeite ſilbergrau, untere Flügeldecken ijabellgrau; Schwanz ſchwarz, jede Feder in der Mitte der Außenfahne breit ſchwach roth geſäumt, die äußerſten Federn einfarbig ſchwarz. Schnabel dunkel bleiblau, mit ſchwärzlicher Spitze; Auge braun, von feinem röthlichen Rand umgeben; Fuße blaugrau. Das Weibchen iſt an der ganzen Oberſeite einfarbig graubraun, mit lebhaft gelbgrauem Schein, Stirn bis Oberkopf faſt rein aſchgrau; breiter Zügel, Augenbrauenſtreif und Kinn todtenkopfroth, Kopfſeiten aſchgrau, zart röthlich überflogen. Schwingen bräunlich— aſchgrau mit breiten hellen Innenſäumen; Schwanzfedern reinſchwarz, in der Mitte der Außen— fahne breit mattroth; die beiden äußerſten reinſchwarz; Hals, Bruſt und ganze Unterſeite hell— gelblichbraun, lebhaft roth überflogen, an den Bruſtſeiten weiße Pünktchen, Unterbauch gelblich— 672 Nachträge und Ergänzungen. grau, jede Feder heller geſäumt, untere Schwanzdecken ſchwarz, ebenfalls fein hell geſäumt; untere Flügelſeite fein aſchgrau, untere Flügeldecken bräunlichgelbgrau; Schnabel glänzend blei— grau mit ſchwärzlicher Spitze; Auge dunkelbraun von ganz feinem weißlichgelben Rand um— geben; Füße bleigrau. Da der Vogel auf den erſten Blick, wie gejagt, dem dunkelrothen Aſtrild gleicht, jo ſandte Herr Dühring mir auch ein Exemplar dieſes letztern mit und die Vergleichung ergab allerdings bedeutſame Unterſchiede. Zunächſt iſt das Roth keineswegs dunkelpurpurn, ſondern ganz entſchieden viel heller todtenkopfroth, mit auffallend gelblichem Stich. Die Schattirung der Oberſeite iſt durchaus nicht olivengrünlichbraun, ſondern ſchwach ins gelbliche ſcheinend. Der Oberkopf iſt nicht roth überflogen, ſondern reinaſchgrau; während als Hauptkennzeichen aber die unteren Schwanzdecken des dunkelrothen Aſtrild rein rußſchwarz ſind, erſcheinen ſie bei dieſem rothgeſäumt; der Schnabel iſt ebenfalls heller, mehr blau. Auffallend unterſcheidet ſich zugleich das Weibchen, indem es eine viel heller gelbrothe Schattirung hat.“) Ich habe nun überall in der betreffenden Literatur umhergeſucht, und ſchon glaubte ich, daß der Vogel die Aegintha—Lagonostieta—rhodopareia Heuglin's ſei, doch wird von dieſer behauptet, daß der Unterleib ſowol, als auch die unteren Schwanzdecken ſchwarz ſeien, während dies bei dem vor mir ſtehenden Vogel nicht der Fall iſt. Mit Beſtimmtheit kann ich nun freilich nicht be— haupten, daß die Abweichungen bedeutſam genug ſind, um eine gute Art darauf zu begründen; jedenfalls aber iſt der Vogel intereſſant genug, um ihn hier zu beſprechen. Hoffentlich wird es Herrn Dühring gelingen, ihn zu züchten und dann, oder im ungünſtigen Falle nach dem Tode dieſes Pärchens, wird ſich immerhin die Gelegenheit finden, ihn endgiltig feſtzuſtellen. Sollte er eine neue, bisher noch nicht beſchriebne Art ſein, ſo benenne ich ihn hiermit: Düh— rings rother Aſtrild (Aegintha Dühringi, Rss.) und überlaſſe das weitere der Zukunft. Der Larvenaſtrild [Aegintha larvata). (Nachtrag zu S. 91). Unter den vielen ſeltenen Vögeln, welche ich in der Sammlung des Prinzen Ferdinand von Koburg-Gotha ſah, befanden ſich auch zwei Männchen und ein Weibchen des ſchönen Larvenamarant, leider freilich bereits im ausgeſtopften Zuſtande, doch hatten ſich dieſelben mehr oder minder lange Zeit dort lebend erhalten. Der Vogel iſt ſo ſelten, daß ihn ſelbſt das Berliner zoologiſche Muſeum nicht beſitzt, und umſogrößer war daher meine Freude, ihn hier zum erſten— mal vor mir zu erblicken. Zu meiner Ueberraſchung aber bot ihn wenige Wochen ſpäter Herr L. van der Snickt in Brüſſel in der „Gefiederten Welt“ aus, Herr R. Schuſter, Inhaber der Lüderitz'ſchen Kunſtverlagshandlung in Berlin erhielt zwei Pärchen, und ich bin in der glücklichen Lage, nicht allein ebenfalls ein Par vor mir zu haben, ſondern auch die bisher gar— nicht vorhandne Beſchreibung des Weibchens geben zu können. Bemerkt ſei zunächſt nur noch, daß er im Weſen viel weniger dem kleinen rothen, als dem rothſchwänzigen Aſtrild ähnelt. Das eigenthümliche Schwanzwippen des erſtern, auf und nieder, hat er nicht; er thut es viel— mehr wie der letztre ſeitwärts. Auch er gehört nach L. van der Snickt zu den weichlichſten Aſtrilde. Das prachtvolle Männchen in meinem Beſitz iſt am Ober- und Hinterkopf ſchwärzlich— grau; Wangen, Augengegend, Zügel und Kehle ſchwarz; Nacken und Rücken röthlichgrau (jede Feder an der untern Hälfte und der ganzen Innenſeite rein aſchgrau, an der obern Hälfte der Außenſeite ſchön dunkel weinroth); Schwingen aſchgrau, die letzten mit ſchwachröthlichem Außen— ſaum; große Flügeldecken aſchgrau, breit roth geſäumt; Schwanzfedern ſchwarz, mit dunkel— weinrother Außenfahne, beiderſeitig die zwei letzten Federn ganz roth; Bruſt und Bauch ſchön weinroth, an beiden Bruſtſeiten weiße, fein ſchwärzlich gerandete Pünktchen; Unterbauch, Bürzel, ) Herr Maler Paul Meyerheim gab mir die Farbenunterſchiede freundlichſt in fol— gender Weiſe an: Der dunkelrothe Aſtrild iſt purpurn, eigentlich van Dyck- roth; das Männchen dieſer Art oder Varietät Caput moxtuum- roth, das Weibchen ocker- (gebrannt) gelbbraun. Nachträge und Ergänzungen. 673 untere Schwanzdecken rauchſchwarz; untere Schwanzſeite ſchwarzgrau. Oberſchnabel ſchwarzblau, Unterſchnabel heller, röthlichſilberblau; Auge ſchön rothbraun, von ſchmalem blauen Rand um— geben; Füße ſchwach röthlichblaugrau. — Das Weibchen iſt am Oberkopf bis zum Nacken reinaſchgrau mit ſchwachbläulichem Schein; Kopfſeiten und Oberkehle mattgelblichaſchgrau; Nacken und ganzer Rücken zart röthlichgrau (wie beim Männchen jede Feder aſchgrau und nur an der obern Hälfte der Außenſeite roth); Schwingen aſchgrau, breit fahlgrau außengeſäumt, die letzten mit breiten gelblichweißen Innenſäumen; große Flügeldecken grau, röthlich überhauchte Schwanzfedern dunkelgrau, mit breiten rothen Außenſäumen, die beiden mittleren ganz roth; Bruſt und ganze übrige Unterſeite hell weinroth, nur wie überhaucht (jede Feder iſabellgrau, nur an der Außenſeite der obern Hälfte zart roth; an beiden Bruſtſeiten ebenfalls die weißen Pünktchen); untere Schwanzdecken fahlröthlich; untere Schwanz- und Flügelſeite aſchgrau; Schnabel ſchwärzlichblau, Unterſchnabel am Grunde heller, röthlich; Auge braun, von einem blauen Rande umgeben; Füße bläulichgrau. Aegintha larvata: pile o oceipiteque fuliginosis; genis, regione ophthal- mica, loris gulaque nigris; cervice dorsoque rubente einereis (dimidio inferiore pogonioque interno cujusque plumae einereis, dimidio pogonii exteri intense vinaceo); _ remigibus einereis, ultimis exterius rubente sublimbatis; teetrieibus al. majoribus einereis; late rubro-limbatis; pogonio rectriecum nigrarum extero obscure vinaceo, ultimis ambabus utrinque totis rubris; pectore, abdomineque laete vinaceis; maculis pleurarum albis, nigrescente submarginatis; erisso, uropygio et infra- caudalibus fuliginosis; cauda subtus nigro-cinerea; maxilla nigro-coerulea, man- dibula dilutiore, rubente subcaesia; margine anguste coeruleo iridi castaneae eircum- dato; pedibus rubiginoso-caesiis. — % pileo oceipiteque pure cinereis, subcoeruleo- micantibus; capitis lateribus gulaque superiore livide canis; cervice dorsoque toto rubieunde canis (dimidio pogonii tantum extero plumae cujusque basali aeque ac in mare rubro); remigibus einereis, exterius livide lateque limbatis, ultimis interius flavide albo-limbatis; tectricibus al. majoribus canis, rubente afflatis; rectricibus einereis, exterius late rubro-limbatis, ambabus intermediis totis rubris; pectore et gastraeo reliquo subvinaceis (dimidio pogonii externi plumae cujusque gilvae basali rubro; punctulis pleurae utriusque etiam albis); infraeaudalibus livide rubentibus; latere alarum caudaeque inferiore canis; rostro e nigro coeruleo, basi mandibulae dilutiore; iride fusca, coeruleo-circumeincta; pedibus plumbeis. Länge I1,3em-; Flügel 4,8 em.; Schwanz 3,9 bis 4,4 °m- Der weinrothe Aftrild | Aegintha vinäcea], welcher S. 92 erwähnt iſt, befindet ſich in dem Verzeichniß der Vogelſammlung des Prinzen von Koburg-Gotha, und in den Anmerkungen von der Hand des Prinzen ſelber, welche ich neben jenem erhielt, iſt folgendes geſagt: „er iſt wol der reizendſte aller Aſtrilde; im Benehmen gleicht er ſehr dem Schönbürzel. Ich erhielt drei Exemplare von Monſieur Geoffroy de Saint Hilaire, dem Direktor des. Jardin d’Acelimatation in Paris, die einzigen, welche er hatte, als Estrelda margaritata. Leider ſtarben ſie im Dezember v. J. Einer derſelben befindet ſich im Wiener Naturalienkabinet, wo die Art bis dahin noch nicht vorhanden war.“ In dieſer Bemerkung des Prinzen ſind die bei der vorigen Art erwähnten drei Exemplare gemeint, denn nach meiner Ueberzeugung fallen der Larvenaſtrild und der weinrothe Aſtrild als übereinſtimmend zuſammen. Die oben beſchriebenen vor mir befindlichen Vögel ſind einerſeits ſicherlich dieſelben, welche der Prinz beſeſſen und andrerſeits weichen ſie von der Beſchreibung, welche Heuglin vom Larvenaſtrild gegeben, durchaus nicht ab. Der graue oder bräunlichgraue Oberkopf und die mehr oder minder wein- bis purpur⸗ weinrothe Färbung können unmöglich ein ſtichhaltiges Unterſcheidungszeichen ſein. Die Größe dürfte nahezu übereinſtimmen, denn fie beträgt Länge 11,3 em.; Flügel 4,8em:; Schwanz 4, em. Hoffentlich ergibt weitere Forſchung demnächſt mit Sicherheit, ob meine Anſicht richtig iſt oder auf Irrthum beruht. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel— 43 674 Nachträge und Ergänzungen. Der granatrolhe Aftrild [Aegintha granätina]. (Ergänzung zu S. 100). Zu Bechſtein's Zeit war dieſe Art bereits lebend eingeführt, doch mit den älteren Ornithologen irrt auch der Genannte, indem er jagt: „Dieſer ſchöne Vogel iſt in Braſilien zuhauſe.“ Dann aber fügt er hinzu, daß er nach Europa als Stubenvogel gebracht werde, aber ſehr theuer ſei, denn das Stück koſte 4 bis 6 Louisd'or. „Er iſt in der Geſtalt ſeines Schnabels dem Stiglitz ähnlich und nimmt auch mit deſſen Nahrungsmitteln vorlieb. Seine Bewegungen ſind lebhaft und ſein Geſang iſt ungemein angenehm.“ In dieſem überſchwenglichen Lobe ſchießt der alte Schrift— ſteller freilich weit über das Ziel hinaus, denn der Granatfink gleicht inhinſicht des Geſangs doch nur allen übrigen Aſtrilde. Herr Dr. W. Jantzen in Hamburg ſchreibt mir ſodann folgendes: In Ihrem „Handbuch für Vogelliebhaber“ las ich die Beſchreibung des Granatfink und erinnerte mich, ein Pärchen dieſer Vögel beſeſſen zu haben. Als ich im Winter 1869/70 zur Herſtellung meiner Geſundheit auf Madeira weilte, pflegte ich oft an Bord der vom Kap und von Weſtafrika ankommenden Schiffe zu gehen, um die reichen Vogelſchätze zu betrachten welche ſie regelmäßig mitbrachten und aus denen ich dann und wann einen Vogel für billigen Preis kaufte. So erſtand ich auch ein Par der mir damals unbekannten Granatfinken und erhielt ſie längere Zeit hindurch im Käfige. Sie zeigten ſich als ebenſo angenehme, ruhige, wie farbenprächtige Vögel. Beſtimmt kann ich verſichern, daß ich unter den Tauſenden von Vögeln, die ich damals auf den Dampfern ſah, nur dies einzige Pärchen gefunden habe. Seine Füße ſind übrigens ſchwarz und nicht, wie in manchen Naturgeſchichten und auch in Ihrem Werke angegeben, fleiſchfarben.“ Von der Richtigkeit dieſer letztern Bemerkung habe ich mich an den vor mir ſtehenden, leider bereits ausgeſtopften Exemplaren allerdings überzeugt. Herr Aug. F. Wiener in London erließ zu Anfang d. J. 1877 in der „Gefiederten Welt“ eine Aufforderung an die Liebhaber der Prachtfinken, daß man eine Subſkription veranſtalten möge, um einen Preis von 200 Mark als Prämie für den zuſammenzubringen, welcher 10 Par Granatfinken einführen, bzl. in den Handel bringen werde. Leider iſt dieſelbe bis jetzt noch nicht ermöglicht worden. Dagegen hatten auf der „Aegintha“-Ausſtellung d. J. 1877 in Berlin Fräulein Ch. Hagenbeck ein Par und Herr H. Möller drei Männchen Granataſtrilde aufzuweiſen und beide erhielten für dieſelben einen erſten Preis. Auch in der Sammlung des Prinzen Ferdinand von Koburg-Gotha befindet ji dieſe Art. Bechſtein nennt ihn braſiliſcher Fink, Granatvogel und rothſchnäbliger Diſtelfink. Der Buntaftrild [Kegintha melba]. (Ergänzung zu S. 102). Bechſtein nennt ihn grüner Stiglitz (nach dem Chardonneret vert Buffon's und dem Green Goldfinch Latham's). Wie jene läßt auch er ihn aus Braſilien herſtammen und ſagt: „das Männchen ſingt lieblich und ergötzt durch ſeine ſchöne Farbe. Man ſteckt es in ein Vogelbauer und gibt ihm Kanarien- und Rübſamen, wobei es ſich viele Jahre wohlbefindet.“ In den letzteren Jahren wurde er mehrfach eingeführt. So befand er ſich in den Sammlungen des Prinzen Ferdinand von Koburg-Gotha und des Herrn Aug. F. Wiener in London. Herr F. H. Dühring in Hamburg erhielt ein Par durch einen Freund von der Küſte von Benguela; Herr Dr. Franken hatte ein Männchen auf der „Aegintha“-Ausſtellung i. J. 1876 und Fräulein Chr. Hagenbeck ein Pärchen auf derſelben i. J. 1877. Somit läßt ſich erwarten, daß die Art hinfort immer zahlreicher in den Vogelſtuben erſcheinen werde. Wiener's Aſtrild [Aegintha Wieneri]. Herr Aug. F. Wiener in London ſchrieb mir folgendes: „Ich brachte kürzlich viele Stunden im britiſchen Muſeum zu, indem ich ſämmtliche Vogelbälge der Prachtfinkenarten, welche in den zahlreichen Schubläden noch unaufgeſtellt ruhen, durchging, ohne den betreffenden oder auch nur einen ähnlichen Vogel zu finden. Schließlich brachte ich die lebenden Vögel ſelber dorthin, um ſie zur genauen Unterſuchung vor Augen zu haben — und als Ergebniß zeigt ſich, daß mir als Liebhaber der Zufall vier Köpfe einer Art zugeführt hat, von welcher die Wiſſenſchaft bis jetzt noch nichts weiß. Mir wurden die Vögel im Geſchäftslokal zum Kauf an— Nachträge und Ergänzungen. 675 geboten und ich konnte nichts näheres über ſie erfahren. Für den Todesfall mußte ich die Bälge der Verwaltung des britiſchen Muſeum verſprechen.“ Als ich dann ein von Frau Wiener gemaltes Aquarellbild des Vogels erhielt, legte ich der Art den obigen Namen bei, und Herr Dr. Otto Finſch, dem ich ſpäterhin ein von Herrn W. geſandtes Exemplar vor— legte, gab die erſte wiſſenſchaftliche Beſchreibung: „Geſicht, Stirn, einſchließlich Vorderkopf, Backen bis Ohrgegend, Kinn und Oberkehle ſcharlachroth, Grund der Federn olivenbräunlich durchſcheinend; Oberkopf, Halsſeiten und Kehle olivenbräunlich mit olivengelbem Anfluge; Außenſäume der braunſchwarzen, innen heller ge— randeten Schwingen orangezinnober, wie die Außenſäume der Armdecken; Bürzel und die mittelſten Schwanzfedern tief ſcharlachroth, die übrigen braunſchwarz mit rother Außenfahne; Unterſeite auf düſter olivengrünlichgelbem Grunde mit undeutlichen ockergelblichen ſchmalen Wellenlinien; Bauchmitte und After ockergelblich, untere Schwanzdecken ockerweißlich mit dunklem Randmittelfleck und Grunde; die einzelnen Federn der Unterſeite weiß mit ein bis zwei düſter olivenfarbenen hufeiſenförmigen Binden und olivengelblicher Spitze, welche den Anflug der Unterſeite verurſacht; untere Flügeldecken weißlich, ſchwach orange angeflogen. Schnabel blut— roth; Auge braun; Füße hellroth.“ („Dieſe zunächſt mit dem Buntaſtrild [Aegintha — Pytelia — melba, L.] verwandte Art unterſcheidet ſich von letztrer durch die Verſchiedenheit in der Querzeichnung der Unterſeite, den ockergelblichen Anflug der Bauchmitte und des Hinterleibs, ſowie hauptſächlich durch die orangezinnoberrothen Außenſäume der Schwingen. Offenbar bezieht ſich auf dieſe Art der bisher nicht mehr zur Unterſuchung gelangte ‚Green Goldfinch‘ von Edwards, auf deſſen Dar— ſtellung Linné's Fringilla melba theilweiſe mit beruht und nach der Gmelin jedenfalls ſeine Beſchreibung entwarf. P. hypogrammica, Shrp., unterſcheidet ſich durch den ſchwarzen Schnabel und die dunkelſchiefergraue mit weißen Quervermiculationen gezeichnete Unterſeite. Eine andre hier inbetracht kommende Art iſt mir nicht bekannt“). Herr Wiener iſt nun im Beſitz von noch drei Köpfen dieſer ganz neuen bis dahin nicht eingeführten und völlig unbekannten Art, welche eine wichtige Bereicherung der Wiſſen— ſchaft Ornithologie bildet, umſomehr, da ſie eine Erklärung zu den Beſchreibungen und Ab— bildungen, die alte Schriftſteller gegeben, bietet. Der Prinz von Koburg ſchrieb mir ſodann folgendes: „Ueber dieſe Art bin ich noch immer nicht im klaren. Im zoologiſchen Muſeum hier befindet ſich ein Weibchen deſſelben Vogels, welches Pytelia afra, ml., benannt iſt und das vor Jahren in der kaiſerlichen Menagerie lebend vorhanden war. Es ähnelt ganz dem in meinem Beſitz befindlichen, welches ich Ihnen zeigte. Ebenfalls im Muſeum iſt eine Pytelia hypogrammica, Shrp. 2 vorhanden, welche mit meinem zweiten Exemplar, das ich für das Männchen anſah, große Aehnlichkeit hat. Somit ſcheinen P. afra, ml. und P. Wieneri, Fusch. übereinſtimmend zu ſein, was auch durch die Beſchreibung der erſtern Art in Reichenbach's „Singvögel“ einigermaßen angedeutet iſt. Mein Pärchen erhielt ich i. J. 1872 von Monſieur Geoffroy. Im Benehmen gleicht es ganz dem Auroraaſtrild. Das Weibchen legte mehrmals Eier, welche aber alle unbefruchtet waren. Merkwürdig iſt es, daß mein angebliches Männchen keinen rothen Kopf und viel grauere Unterſeite hatte und auch mehr fein gewellt war als P. hypogrammica. War es vielleicht auch ein Weibchen? Beide aber hatten die olivengelbe Oberſeite und die orangebraunen Flügel.“ Herr Dr. Finſch hält die Art als ſelbſtändige aufrecht, indem er mir noch kürzlich mittheilte: „Meine Vermuthung, daß der Vogel unbedingt aus Afrika herſtammen müſſe, hat ſich beſtätigt; ich ſah ihn in der neueſten Sammlung des Herrn Hildebrandt aus Afrika.“ Hoffentlich wird ſie demnächſt häufiger eingeführt und mein Werk kann dann auf den ſpäteren Tafeln auch eine Abbildung bringen. 1 Nomenclatur: Aegintha Wieneri, Rss.; Pytelia (richtig Pitylia) Wieneri, Insch. & Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Durch die Freundlichkeit des Herrn Wiener ſelbſt bin ich in der Lage, noch eine, die obige in etwas ergänzende Beſchreibung geben zu können: Breiter { 43* { Fi } 5 r * . BT. 676 lachträge und Ergänzungen. Stirnſtreif, breiter Augenbrauenſtreif und Streif von einer Backe übers Kinn zur andern karmoiſin— roth; Oberkopf und Rücken dunkel olivengrünlichgrau; Flügel heller, gelblicholivengrün; Schwingen aſchgrau, breit gelbroth außengerandet, erſte einfarbig aſchgrau, blos mit hellem breiten Innen— ſaum; große und kleine Flügeldecken gelblicholivengrün mit breitem rothen Außenſaum; Unter— rücken, Bürzel und obere Schwanzſeite dunkelgelbroth (jede Feder dunkelaſchgrau mit rother Außenfahne), die beiden äußerſten Schwanzfedern einfarbig roth; Kehle und Oberbruſt oliven— grünlichgelbgrau, jede Feder fahlweiß marmorirt; Bruſt, Bruſt- und Bauchſeiten weiß, bräunlich und gelb marmorirt; Bauch gelbweiß; untere Schwanzdecken bräunlichweiß und braungrau gebändert; Schulterfedern rothgelb geſäumt, Achſel röthlichfahlweiß; untere Flügel- und Schwanz— ſeite aſchgrau. Schnabel roth, Ober- und Unterſchnabel am Grunde ſchwach bläulich; Auge braun; Füße hell hornfarben. Die Geſtalt gleicht der des Auroraaſtrild, doch iſt Wiener's Aſtrild gedrungener und auch ein wenig kleiner; der Schnabel iſt lang geſtreckt, der Schwanz kurz, gerundet. Aegintha Wieneri: stria frontali et superciliari lata, striaque circumcirca mentum ad genas usque coccineis; pileo cerviceque olivaceo-fumidis; alis dilutioribus, subolivaceo -fumidis; remigibus cinereis, exterius late subfulvo-marginatis, primo uni- colore, tantum interius late dilutiusque marginato; tectrieibus al. majoribus et minoribus flavide olivaceo-viridibus, exterius late rubro-marginatis; tergo, uropygio et supracau- dalibus fulvis (pogonio plumae cujusque cinereae extero rubro); rectricibus ambabus extimis unicoloribus rubris; pluma quaque gulae gutturisque olivaceo-gilvorum sordide albo-marmorata; pectore, pleuris et hypochondriis albis, subfusco flavoque marmoratis; abdomine flavide albo; infracaudalibus sordide albis, fumide fasciatis; scapularibus fulvo-limbatis; axilla rubente albida; latere alarum caudaeque inferiore cinereo, basi rostri rubri subeoerulea ; iride fusca; pedibus dilute corneis. Der Sonnenaſtrild [Aegintha Phaöthon|. (Ergänzung zu S. 111). Die S. 113 aus⸗ geſprochene Vorausſetzung, daß der Sonnenaſtrild unſchwer in der Gefangenſchaft niſten werde, hat ſich überraſchend bald bewahrheitet. Im Jahre 1876 erhielt ich durch einen Zufall endlich ein Weibchen und zwar nicht wie es mir bereits mehrfach vorgekommen, einen jungen Vogel, der ſich dann zum Männchen ausfärbte, ſondern ein älteres bereits vollſtändig niſtfähiges Weibchen. Da ich zu jener Zeit aber kein Männchen erlangen konnte, ſo überließ ich daſſelbe auf beſondern Wunſch Fräulein Chriſtiane Hagenbeck, welche ein Pärchen für Herrn F. Schmidt in Hamburg beſtimmt hatte. Dieſem letztern iſt nun eine glückliche Zucht ge— lungen und er ſchreibt über dieſelbe wie folgt: „Sie und alle Leſer werden gewiß meine Freude über einen ſolchen Erfolg theilen und ich will daher den Verlauf dieſer höchſt intereſſanten Brut ſchildern. Zu Anfang des Sommers brachte ich das Pärchen in ein großes Heckbauer, in welchem es bald niſtete; leider ſtarben jedoch im Alter von etwa acht Tagen die Jungen, wie ich ver— muthe infolge der Fütterung mit naſſem Grünkraut. Um die Mitte des Monats Juli ließ ich die Sonnenaſtrilde in die Vogelſtube fliegen, wo ſie freilich die kleineren Aſtrilde in arger Weiſe tyranniſirten. Nach vierzehn Tagen ſchritten ſie aber ſchon zur zweiten Brut, bauten in einem offnen Käſtchen ihr Neſt aus Agavefaſern und Grashalmen mit langer Eingangsröhre und innen mit Federn ausgepolſtert. Die Bruldauer beträgt 11 bis 12 Tage und die Eier ſind reinweiß. Aus Furcht, zu ſtören, habe ich die Jungen in der erſten Entwicklung nicht beſehen, nur kann ich verſichern, daß ſie im Alter von 23 Tagen ausgeflogen ſind. Ich war gerade auf meinem Beobachtungspoſten, als ſie das Neſt verließen. Das alte Weibchen ſaß vor demſelben und lockte und heraus kamen ein, zwei, drei, vier, fünf reizende bewegliche Vögelchen, hurtig wie kleine Kubafinken. Das Gefieder iſt ſchmutzig hellbraun, die Bruſt heller; eine röthliche Färbung des Bürzels und der Deckfedern läßt die Art erkennen. Ein Junges iſt leider geſtorben, die anderen entwickelten ſich aber in erfreulicher Weiſe. Erwähnen will ich noch, daß die Alten wenigſtens 25 Mehlwürmer täglich verzehrt haben, welche ſie mir faſt aus der Hand holten. Ihr Neſt vertheidigten ſie muthvoll, indem ſie mich mit fächerartig ausgebreiteten Schwänzen Nachträge und Ergänzungen. 677 umkreiſten, ſobald ich mich zu ſehr näherte.“ Herr Schmidt ſandte mir im September das g todte junge Vögelchen und daſſelbe ſteht im Berliner zoologiſchen Muſeum. 4 1 wech 7 © = DEZE TEE Der >». — Jugendkleid: Kopf, Rücken, Wangen und Hals fahl erdbraun; Flügel graubraun, Schwingen dunkler ſchwärzlichbraun mit feinen fahlen Außenſäumen, die letzten und ebenſo die großen Flügeldecken fahl röthlich angehaucht; obere Schwanzdecken fahl röthlich; Schwanzfedern rothbraun; Kehle und Oberbruſt heller fahlbraun als der Kopf; ganze Unterſeite düſter bräunlich- gelb; untere Flügeldecken fahl bräunlichgelb, Schwingen unterſeits aſchgrau mit breitem fahlen Innenſaum, untere Schwanzdecken fahlgelb, Unterſeite der Schwanzfedern fahl röthlichbraun; Schnabel glänzendſchwarz, Wachshaut weißlichgelb; Auge ſchwarz; Füße bräunlichhorngrau, Sohlen und Unterſeite der Knöchel hell gelblichhorngrau. Juvenis: capite, genis, collo dorsoque livide umbrinis; gula guttureque palli- dioribus; alis fumidis; remigibus nigrescente fuseis, exterius livide limbatis; remigibus ultimis et tectricibus al. majoribus rubicunde afflatis; supracaudalibus livide rubentibus; cauda rufa; gastraeo toto luride ochraceo; subalaribus livide ochraceis; latere inferiore remigum interius late livide limbatorum cinereo; infracaudalibus gilvis; latere rectricum inferiore livide badio; rostro nitide nigro; cera albide flava, iride nigra; pedibus e fusco corneis; plantis latereque malleolorum inferiore flavescentibus. Der Ringelaſtrild [Aegintha Bichenovi]. (Ergänzung zu S. 119). Ein altes ſehr kräftiges und garnicht ſcheues Pärchen erbaute in meiner Vogelſtube mehrere Neſter mit großem Eifer und zwar in einer von der anderer Pärchen durchaus verſchiednen Weiſe. Als Bauſtoff nahmen ſie nur Agavefaſern, wenige Baſtſtreifen, Fäden und Riſpen von Rohr. Das Neſt bildet einen Beutel in Geſtalt einer Börſe mit langgeſtreckter und dann plötzlich nach unten ausmündender Flugröhre. Es iſt von ähnlichem Gefüge wie das Gewebe der oſtindiſchen Bayaweber und weicht alſo von den Neſtern aller übrigen Prachtfinken ganz entſchieden ab. Solcher Neſter ſtanden fünf oder ſechs nebeneinander, doch nur das eine war vollendet. Im übrigen glich die Brut völlig der S. 121 geſchilderten. Der gemalte Aftrild |Aegintha picta]. (Ergänzung zu S. 122). Im März 1877 ſandte mir Herr Wiener aus London ein todtes Männchen, welches ich dem zoologiſchen Muſeum von Berlin übermachte. Der Kuſtos, Herr Dr. Reichenow ſchrieb mir: „Es iſt ein junges Männchen. Wir haben erſt ein Exemplar, etwas älter, aber noch nicht ausgefärbt; welches wir auch Ihrer Güte verdanken (ebenfalls von Herrn Wiener). Schade, daß das vorliegende durch die Verſendung mit der Poſt ſo ſehr mitgenommen iſt. Vielleicht erhalten Sie wieder einmal ein Exemplar und bedenken dann unſer Muſeum.“ In irgend einer andern Sammlung außer der des Herrn Wiener dürfte ſich der Vogel lebend nicht befinden. Die Rothkopfamandine |Spermestes erythrocephala|. (Ergänzung zu S. 133). Die Art an und für ſich iſt bis jetzt meines wiſſens nicht weiter eingeführt, und da die in der Vogelſtube des Herrn Graf Rödern wie in der meinigen befindlichen Pärchen geſtorben, bevor ſie geniſtet haben, ſo läßt ſich nichts näheres berichten. Die S. 134 erwähnten Baſtarde niſteten niemals unter ſich, ſondern nur mit Bandfinken gepart weiter. Es zeigte ſich aber die ſonderbare Erſcheinung, daß die dann erzeugten Jungen ſchon in der nächſten Generation von den gewöhnlichen Bandfinken nicht mehr zu unterſcheiden waren; auch längere Züchtung ergab niemals Rückſchläge. Die braune Reisamandine |Spermestes fuscata]. (Ergänzung zu ©. 142). Auf der Aus— ſtellung des Ornithologiſchen Vereins in Wien im Jahre 1878 hatte der Prinz von Koburg auch einen einzelnen Vogel, welchen man im erſten Augenblick wirklich für jene verloren gegan— gene, gleichſam myſtiſche Art, den Padda brun Vieillot's, hätte halten können. Nach meiner Ueberzeugung war es jedoch ein Baſtard von dem gemeinen Reisvogel (Spermestes oryzi- vora, L.) und dem Schilffink (S. castanéthorax, id.), alſo ſtaunenswertherweiſe von einer oſtindiſchen und einer auſtraliſchen Art und zwar wird der Schilffink jedenfalls das Männchen geweſen ſein. 678 Nachträge und Ergänzungen. Die größte Elſteramandine |Spermestes fringillina]. Seitdem ich die Schilderung S. 143 geſchrieben, iſt dieſe Art ſo häufig eingeführt, daß ſie keineswegs mehr zu den ſelteneren Vögeln des Handels gehört, und obwol im Jahre 1868 noch nicht einmal im Berliner zoologiſchen Muſeum vorhanden, geſchweige denn in den Vogelſtuben, iſt ſie gegenwärtig bereits in unzäh— ligen Fällen gezüchtet. Bedürfte es überhaupt noch eines Beweiſes, wohin dieſe Art im Syſtem zu ſtellen iſt, ſo könnte derſelbe in folgendem geliefert ſein. Nachdem ich die Rieſenelſterchen in großer Anzahl gezüchtet, gab ich die ganze Geſellſchaft ab, um Platz für andere Ankömmlinge zu gewinnen. Nur ein altes Heckweibchen blieb zurück, weil ihm einſt von einem Papagei ein Flügel zerbiſſen und ſchief geheilt war, ſodaß es zwar fliegen konnte, aber nicht verkäuflich erſchien. Zu demſelben fette ich ein Männchen kleiner Elſterchen (Spermestes cucullata, Sons.), mit welchem es ſich ſogleich parte und zu niſten begann, ohne daß ich im Ernſt an einen Erfolg glaubte, weil die beiden Vögel inhinſicht der Größe doch zu verſchieden ſind. Trotzdem wurden vier Junge ausgebrütet und glücklich flügge. Das Jugendkleid gleicht dem des Rieſenelſterchens durchaus und die jungen Vögel waren beim Neſtverlaſſen bereits bemerkbar größer als das alte Männchen. Nach der Verfärbung zeigten ſie eine intereſſante Miſchung der charakteriſtiſchen Merkmale beider Arten. Einen der Miſchlinge gab ich an das zoologiſche Muſeum von Berlin. Die japaneſiſchen Mövchen [Spermestes acuticauda, var.]. (Ergänzung zu S. 154). Bisher iſt es noch immer nicht mit voller Sicherheit feſtgeſtellt worden, ob dieſe wunderlichen Kulturvögel wirklich von dem ſpitzſchwänzigen Bronzemännchen (Spermestes acuticauda, Hugs. oder von dem geftreiften B. (8. striata, L.) herſtammen. Inzwiſchen züchtet man fie mit immer größeren Erfolgen und auch Baſtarde von den verſchiedenſten Prachtfinken werden mit ihnen gezogen. Vorzugsweiſe intereſſant erſcheint der Erfolg des Herrn E. Hald in Hamburg, welcher Miſchlinge vom Möychen und der weißköpfigen Nonne (S. Maja, I.) züchtete; ferner die des Herrn Buchdruckereidirektor W. Elsner in Berlin, in Miſchlingen vom Mövchen und Silberfaſänchen (S. cantans, I.) beſtehend u. ſ. w. Dergleichen Miſchlingszucht iſt bis jetzt jedoch reine Spielerei geblieben, einerſeits weil die Parungen, bzl. Ergebniſſe faſt regelmäßig nur vom Zufall abhängen und andrerſeits weil es bisher noch nicht gelungen iſt, ſachgemäß weiter zu züchten. Die weißköpfige Honnen-Amandine |Spermestes Maja]. (Zuſatz zu S. 163). Während es bis jetzt noch nicht ermöglicht worden, die Nonnenvögel überhaupt zu züchten, ſo hat Herr Fabrikdirektor Linke in Lariſch einen geradezu ans wunderbare grenzenden Erfolg erreicht, indem er Miſchlinge von der weißköpfigen Nonne und dem Schilffink (Spermestes castano- thorax, Gd.) in mehreren Bruten erzielte, alſo von einer Art, die noch garnicht in der Ge: fangenſchaft geniſtet hatte, während die andre in der letztern Zeit freilich in einzelnen, jedoch immer nur ſehr ſeltenen Fällen gezüchtet worden. Die Zebra-Amandine |Spermestes castanötis]. (Bemerkung zu S. 172). Eine der intereſſanteſten aller Miſchlingszuchten hat Herr Graf Horck von Wartenburg erreicht, indem er Miſchlinge vom Zebrafink und Diamantfink (Spermestes guttata, Shi.) in der Vogelſtube zog. Ein Männchen derſelben in meinem Beſitz zeigt die ſchönen charakteriſtiſchen Kennzeichen beider Arten in einer Vereinigung, welche es als einen bewundernswürdig ſchönen Vogel erſcheinen läßt. Die Teuerſchwanz-Amandine [Spermestes nitida] iſt ſeither von Abrahams in London und H. Möller in Hamburg eingeführt worden. Ich erhielt ein Pärchen und ſah ein ſolches in der Sammlung des Prinzen von Koburg-Gotha. Die Vögel waren im Gegenſatz zu dem S. 181 geſchilderten überaus kräftig und munter, trotzdem ſind die des Prinzen laut brieflicher Nachricht „in räthſelhafter Weiſe“ eingegangen; ebenſo ſtarben die meinigen einer nach dem andern plötzlich, ohne daß ich eine Veranlaſſung ermitteln konnte. Die lauchgrüne Papagei-Amandine |Spermestes präsina]. (Zuſatz zu S. 190). In letztrer Zeit (1878) iſt ſie mehrmals und zwar von Herrn Abrahams in London ſogar in 40 Pärchen eingeführt worden. Ein Pärchen, welches ich im Sommer 1877 in der Vogelſtube hielt, hatte N Nachträge und Ergänzungen. 679 während meiner Sommerreiſe geniſtet, dann aber war das Männchen eingegangen. Als die Vogelſtube im Herbſt ausgeräumt wurde, fand ich das Neſt mit den nahezu flüggen, vertrockneten Jungen, an deren zarter Befiederung, namentlich an Flügel und Schwanz, ſich die Art ſchon mit Sicherheit feſtſtellen ließ. Die eigentliche Papagei-Amandine |Spermestes psittäcea]. (Nachtrag zu S. 192). „Während ich im Mai 1877 von London abweſend war“, ſchrieb mir Herr Wiener, „hatte Jamrach neueingeführte grüne ‚Bartvögel‘ angezeigt, und als ich im Juni zurückkam, fand ich noch ein Exemplar übrig, welches, weil es kahl war und blos ein Auge hatte, unverkauft geblieben. Dieſen Vogel erſtand ich ſofort mit der Bedingung, daß mir der Käufer der anderen zwei tadelloſen genannt werde. Letztere hatten ſchon mehrfach den Beſitzer gewechſelt und waren dabei nicht billiger geworden, aber ich fand fie heraus und kaufte fie anfangs Juni: jo kam ich in den Beſitz von drei eigentlichen Papageiamandinen. Eine gründliche Unterſuchung der Vogelbälge im britiſchen Muſeum, welche nicht aufgeſtellt ſind, führte mir endlich zwei Exem— plare in die Hand, deren Vergleichung mit meinen drei lebenden alle Zweifel löſte. Die erſteren ſind nach der Unterſuchung als Männchen und Weibchen bezeichnet, doch erſcheinen ſie einander ungemein ähnlich. Das Scharlachroth des Kopfes und der Bruſt iſt bei dem einen Exemplar ein wenig lebhafter und ausgedehnter, aber der Unterſchied zeigt ſich ſo gering, daß er vielleicht eher auf Verſchiedenheit im Alter oder Zufall, als auf Geſchlechtsmerkmalen beruhen dürfte. Auch bei meinen lebenden Vögeln kann ich die Geſchlechter nicht unterſcheiden. Die Beſchrei— bung in Ihrem Werke iſt richtig, nur iſt das Auge ſchwarz und die Füße ſind ſchwärzlichgrau— braun. Meine drei Papageiamandinen bewohnen eine Abtheilung einer großen Flugvoliere mit zwei Par Wiener's Aſtrilde und einem Par Ringelaſtrilde gemeinſchaftlich. Sie fühlten ſich bald heimiſch, waren ſehr munter und verträglich, behender, lebhafter und anmuthiger als die lauchgrünen Papagei-Amandinen. Während ich wieder verreiſen mußte und bis zu Anfang des Auguſt fort war, wurde ich durch die Nachricht erfreut, daß meine grün und rothen Finken, wie wir ſie damals nannten, ein Neſt gebaut und vier Eier gelegt hatten; die zweite Nachricht ſagte, die Eier ſeien ausgebrütet und eine dritte, es ſeien vier Junge aus— geflogen. Bei meiner Rückkehr fand ich den kleinen Schwarm von vier ſehr kräftigen, ſchön ent— wickelten jungen Papageiamandinen neben den drei Alten, ſowie auch das Neſt vor. Letztres war in ein hochhängendes Harzerbauerchen mit Flugloch an der Seite gebaut. Das Bauerchen hatten die Vögel mit Aloöéfaſern ganz gefüllt und in einer tiefen überwölbten Mulde waren die Jungen herangewachſen. Inzwiſchen war von den Alten ſchon ein neues Neſt aus Aloöfajern frei auf das Harzerbauerchen hergeſtellt und abermals waren vier Eier gelegt. Daſſelbe ſchien mir jedoch nicht feſt genug gebaut, die noch nicht ganz ſelbſtändigen Jungen ſetzten ſich manchmal zu den brütenden Alten mit ins neue Neſt hinein oder darauf, wodurch es noch loſer wurde. Ich hielt es für rathſam, daſſelbe zu zerſtören, einerſeits damit die Alten ihre Jungen ſolange als möglich füttern ſollten und andrerſeits um ſie zu veranlaſſen, ein neues, Ausſicht auf Erfolg verſprechendes zu errichten. Von den vier weißen und ziemlich großen Eiern waren drei befruchtet und eins untauglich. An die Stelle des erſten Neſtes wurde nun ein friſches leeres Harzerbauerchen gehängt, und alsbald bauten die Vögel ein drittes in daſſelbe genau wie jenes. Wie viele Eier ſie legten, konnte ich mit Beſtimmtheit nicht ermitteln, weil die Neſtmulde zu tief war, um ſie überſehen zu können. Bis das Brüten begann, waren die vier Jungen ganz ſelbſtändig geworden und das Gefieder an Kopf und Bruſt zeigte Sproſſen kleiner ſcharlachrother Federn, der obere Schnabel war bereits ſchwarz. Ich ließ nun die Jungen ein— fangen und von den Alten trennen, wobei mir leider das Unglück geſchah, daß der Käfig von einem kleinen, auf Mäuſe abgerichteten Rattenfänger (Terrier), der noch niemals einen Vogel berührt oder auch nur beläſtigt hatte, überfallen und drei der unerſetzlichen Jungen todt— gebiſſen wurden. Das noch lebende vierte verfärbt ſich ganz ſchön, es iſt jetzt etwa drei Monate 680 Nachträge und Ergänzungen. alt und hat an Kopf, Hals und Bruſt ſcharlachrothe Fleckchen, welche von Woche zu Woche mehr hervortreten. Wie lange die Alten auf dem letzten Gelege brüteten, kann ich nicht beſtimmt ſagen, es ſchien mir aber länger als vierzehn Tage. Am 2. September bemerkte ich Junge, welche ein oder zwei Tage alt ſein mochten. Am 22. September flogen drei ſolche recht ſchön entwickelte aus dem Neſte. Eine merkwürdige Erſcheinung an den jungen Vögeln ſind zwei kleine Bläschen an der Schnabelwurzel, das eine am Ober-, das andre am Unterkiefer, erſtres etwas weiter zurück, ſodaß beide, wenn der Schnabel geſchloſſen iſt, vor einander ſtehen. Dieſe Bläschen ſind von der Größe eines ſehr kleinen Stecknadelkopfs und glänzen wie die ſchönſten Perlen, verlieren ſich aber bald nach dem Ausfliegen. — Die Vögel erhalten Kanarienſamen, Hirſe (franzöſiſche, geſchälte und Kolbenhirſe), Grünkraut, Eierbrot und Eikonſerve. Mehl: würmer habe ich ganz vermieden. Falls es den Alten belieben ſollte, im Winter weiter zu niſten, gedenke ich ſie darin nicht zu ſtören. Seit ich am 22. Dezember vorigen Jahres eine Brut Safranfinken ausfliegen ſah, welche glücklich groß wurde, bin ich überzeugt davon, daß es mög— lich iſt, mit Hülfe von Petroleumlampen auch im Winter Vögel zu züchten und großzuziehen. Das von der erſten Brut übrig gebliebne Junge ſandte Herr Wiener im noch unaus— gefärbten Zuſtande zur „Aegintha“-Ausſtellung 1877 nach Berlin und ich behielt es dann als werthvolles Geſchenk in meiner Vogelſtube, wo es ſich prächtig ausfärbte. Hoffentlich wird die weitere Zucht ihm demnächſt noch reiche Erfolge bringen. Der Prinz von Koburg theilte mir mit, daß er die eigentliche Papageiamandine in einem Exemplar bereits im Jahre 1873 bei Monſieur Geoffroy de St. Hilaire in Paris geſehen, doch ſei der Vogel dort unver— käuflich geweſen. Das Jugendkleid iſt matt grünlichbraun ohne rothe Färbung an Kopf und Bruſt, nur an der Schnabelwurzel zeigt ſich mattes Roth. Schnabel gelb; Füße hell gelbgrau. — Das Neſt beſteht gleich denen naheverwandter Prachtfinken in einer geräumigen Kugel aus ſehr weichen Aloöfafern in der Größe eines Kinderkopfs, mit einem weiten Schlupfloch. Mehr zum Schmuck als etwa zur Auspolſterung ſind einige Papageienfedern eingewebt. Juvenis: sordide virente umbrina, colore capitis pectorisque rubro carens; basi rostri flavi sola rubente; pedibus gilvo-canis. Beſchreibung des Eies: Schneeweiß, ohne Glanz; Länge 18mm, Breite 13mm (Nehrkorn). Ovum niveum, opacum. Die rothbrüſtige und die geſchuppte Samenknacker-Amandine |Spermestes haemätina et S. Luchsi] wurden im Frühjahr 1878 durch den Händler Herrn Fockelmann in Hamburg in größerer Anzahl eingeführt und dann von Fräulein Hagenbeck in den Handel gebracht. Leider waren es nur Männchen und Herr Fockelmann, welcher angibt, daß die Weibchen auf dem Rücken kaffeebraun und der Bruſt grau ſeien, ſagt: „dieſelben kommen ſehr ſelten vor und werden wahrſcheinlich in der Heimat von den Fängern aus Unkenntniß getödtet.“ (Zu S. 193). Der Rodriguez-Webervogel [Ploceus flävicans!]. (Ergänzung zu S. 254). Nachdem ich dieſen Weber nur beiläufig erwähnt, bin ich jetzt veranlaßt, eine ausführliche Beſchreibung geben zu müſſen, da er ſeitdem im Beſitz der Herren Pfarrer Winckler in Fiſchenthal bei Zürich, des Prinzen Ferdinand von Koburg-Gotha und im zoologiſchen Garten von Berlin ſich befunden. Herr Dr. Stölker machte mich zuerſt darauf aufmerkſam, daß dieſe Art bereits eingeführt ſei und Herr Winckler beſtätigte ſeine Angabe. Im zoologiſchen Garten konnte ich das vorhandene einzelne Männchen beobachten, indem es mit einem Madagaskarweberweibchen niſtete. Es gleicht in ſeinem ganzen Weſen durchaus der letztern Art. Der Prinz von Koburg ſchreibt: „Es iſt möglich, daß der Vogel in meinem Beſitz eine gelbe Varietät des Madagaskarwebers , ELTERN, * 6 2 10 2 * — 2 * 9; e — . I u * Nachträge und Ergänzungen. 681 war, doch verfärbte er ſich regelmäßig in ein dunkel chromgelbes Prachtkleid und auch ſein Winterkleid war mehr gelbbraun. Er wurde von großen Webervögeln getödtet.“ Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Oberhalb düſter olivengrünlichbraun; Stirn und ein breiter Streif rings um den Schnabel lebhaft röthlichgelb; Oberkopf, Kehle und Oberbruſt hochgelb; an Rücken und Schultern jede Feder mit breitem dunkelbraunen Mittelfleck; Schwingen und Schwanzfedern olivengrünlichbraun, ſchmal fahl außengeſäumt, über den Flügel zwei breite weißliche Querbinden; Bruſt, Bauch und Hinterleib gelblichweiß, Bruſtſeiten fahler gelblich; Bauchſeiten und untere Schwanzdecken fahl olivengrünlichbraun; Schnabel glänzendſchwarz; Auge braun, fein ſchwarz umrandet; Füße röthlichbraun. — Das Weibchen (welches ich nicht geſehen habe) iſt oberhalb düſter olivengrünlichgraubraun und dunkler ſchaftfleckig; Augenbrauenſtreif grüngelblichgrau; über den Flügel ebenfalls zwei breite fahlweiße Binden; ganze Unterſeite olivengrünlichgelbgrau, Bruſt- und Bauchſeiten bräunlich; Schnabel röthlich— braun, Unterſchnabel heller. Auge dunkelbraun; Füße fahlröthlichbraun. Ploceus flavicans: supra olivaceo-virente fuscus, fronte striaque lata circa rostrum laete fulvis; pileo, gula guttureque luteis; pluma quaque dorsi et scapularum maculam mediam latam ostendente fuscam; remigibus et reetrieibus olivaceo-virente umbrinis, exterius livide sublimbatis; fasciis duabus trans alam al- bidis; pectore abdomine crissoque flavide albis; pleuris livide flavidis; hypo- chondriis et infracaudalibus olivaceo-virescente umbrinis; rostro nitide nigro; iride fusca, subnigro-circumeincta, pedibus castaneis. ꝙ supra olivaceo -virente fumida, obscurius maculata; stria superciliari viride gilva; fasciis duabus latis trans alam albidis; subtus olivaceo-virescens, pleuris et hypochondris subfuscis; rostro badio, mandibula pallidiore; iride fusca; pedibus livide badiis. Ruß rothſchnäbliger Webervogel [Ploceus Russi|. Tafel VIII. Vogel 40. Seit Jahren bereits war in den Vogelhandlungen ein Webervogel vorhanden, welcher mit dem S. 255 geſchilderten rothſchnäbligen Webervogel als übereinſtimmend zuſammenge— worfen und niemals beſchrieben worden. Als ich die letztre Art, alſo den allbekannten Blutſchnabel— weber ſchilderte, wagte ich noch nicht zu behaupten, daß der unter Nr. 40 abgebildete Vogel eine ſelbſtändige Art ſei. Zur vollen Gewißheit, daß der in meinem Beſitz befindliche Vogel kein ein— zelner zufällig abweichender Blutſchnabelweber ſei, gelangte ich dadurch, daß einerſeits in den Vogel— ſtuben der Herren Schriftſteller B. Dürigen, Buchdruckereidirektor W. Elsner, U. Sauter und der Frau Kommerzienrath Borſig gleiche Exemplare ſich befanden und daß andrerſeits ſolche auch in den Handlungen von Fräulein Hagenbeck, H. Möller und W. Mieth im Herbſt 1877 in zahlreichen Köpfen vorhanden waren; auch in der Vogelſtube des Prinzen von Koburg⸗Gotha ſah ich ein Par. Ein Männchen, welches ich ſeit nahezu fünf Jahren beſitze und das ſich ſtets in gleicher Weiſe zum Prachtgefieder verfärbt, ſandte ich an Herrn Dr. O. Finſch, welcher die erſte wiſſenſchaftliche Beſchreibung gegeben: „Größe des gem. Blutſchnabelwebers. Oberkopf, Nacken, Halsſeiten, Bruſt und Bauch lebhaft roſapfirſichroth; Stirn, Kopfſeiten bis zur Ohrgegend, Kinn und Oberkehle ſtrohiſabellgelb, kein Schwarz im Geſicht (um die gelben Wangen und überm Auge bis zum Naſenloch im höhern Alter ein feiner ſchwärzlicher Streif); Bruſt⸗ und Bauchſeiten hellbraun, untrer Hinterleib und untere Schwanzdecken gelblich— weiß, erſtrer roſa angehaucht; Rückenfärbung wie beim Blutſchnabel, doch die Nacken- und Rückenfedern ſchwach roſenroth angehaucht. Schnabel blutroth; Auge braun mit ſchön rothem, feingeperlten Ring; Füße hellroth.“ Das Wbd. iſt mit dem des gem. Blutſchnabelwebers durchaus übereinſtimmend und hat zur Brutzeit auch denſelben wachsgelben Schnabel. („Dieſe durch die iſabellgelbliche Färbung der Kopfſeiten ausgezeichnete Art weiß ich mit keiner bekannten in Einklang zu bringen und muß dieſelbe für neu halten. Sie unterſcheidet ſich von den Nächſtverwandten, gem. Blutſchnabelweber (Ploceus sanguinirostris, L.) und äthiopiſchen Blutſchnabelweber (P. aethiopieus, Sndell.) ſchon genügend durch den Mangel 682 Nachträge und Ergänzungen. des ſchwarzen Geſichts. Die Heimat iſt jedenfalls Afrika, doch wäre eine Sicherſtellung der Oertlichkeit ſehr zu wünſchen.“ Dr. O. Finſch). Die Vögel kommen mit den gem. Blut— ſchnäbeln zugleich in den Handel; Heimat, Freileben, Ernährung wie alles übrige werden daher wol übereinſtimmend ſein. Gegenwärtig bauen fünf Pärchen in meiner Vogelſtube eifrig ihre Neſter und hoffentlich wird es gelingen, ſie glücklich zu züchten. Ruß' rothſchnäbliger Webervogel heißt auch gelbwangiger rothſchnäbliger Weber— vogel (Finſch), roſenrother Webervogel (Ruß) und Rußweber (bei den Händlern). Nomenclatur: Ploceus Russi, Fnsch. Wiſſenſchaftliche Beſchreibung: Geſtalt und Größe des gem. Blutſchnabelwebers; breiter Stirnrand und Kehle rothgelb; Zügel und Wangen fahlröthlichgelb; Oberkopf, Nacken bis zum Hinterhals, Halsſeiten und Oberbruſt prächtig roſenroth; Oberrücken grünlichgrau, jede Feder zart roſenroth geſäumt; Rücken ſchwarzbraun, jede Feder breitfahl geſäumt; Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlichbraun mit ſchmalem röthlichgelben Außenſaum; Schulterrand hell röthlichgelb, Achſel fahlgelb; am Unterrücken tritt die ſchwärzliche Farbe der Federn immer mehr zurück, ſodaß dieſelben bräunlichfahl ſind mit verſchwimmenden dunklen Rippen; Bruſt- und Bauchſeiten bräunlichgelbroth; hinterer Unterleib roſenröthlichweiß; untere Schwanzdecken bräunlichweiß; untere Flügel- und Schwanzſeite rein aſchgrau; Schnabel glänzend blutroth; Auge braun, mit ſchön purpurrothem geperlten Rand umgeben; Füße orangeroth. — Männchen im Winterkleide und Weibchen: Stirn und Oberkopf aſchgrau, jede Feder fein heller geſäumt, nach hinten zu jede Feder iſabellbräunlich geſpitzt, Augenbrauenſtreif, Streif unterm Auge und Bartſtreif, wie die Kehle fahlweiß, oberhalb des Auges iſt der Streif roſenroth angehaucht (und dies dürfte ein ſicheres Unterſcheidungszeichen fein). Wangengegend vom Auge zum Nacken und ebenſo ein kurzer Streif am Mundwinkel aſchgrau; Mantel, Ober— und Unterrücken iſabellfarben, jede Feder mit breitem ſchwarzen Mittelſtreif; große und kleine Flügeldecken ſchwarz, ſehr breit iſabellfarben geſäumt; Schwingen dunkelaſchgrau mit ſchmalen fahl röthlichgelben Außenſäumen, die erſte und zweite Schwinge faſt ohne dieſelben; Schulter— rand ſchön hell orangegelb; Schwanzfedern ſchwärzlichaſchgrau mit feinen orangegelben Außen— ſäumen und ſchmalen fahlen Innenſäumen; Bruſt bräunlichweiß; Bauch iſabellweiß, Unterbauch reinweiß, untere Schwanzdecken iſabellfarben; untere Schwanz- und Flügelſeite aſchgrau; Körper— ſeiten dunkel iſabellgrau; Schnabel blutroth; Auge dunkelbraun; Füße fahlroth. Ploceus Russi: statura et magnitudine Pl. sanguinirostris; margine frontali lato gulaque fulvis; loris genisque livide subfulvis; pileo, nucha usque ad cer- vicem, collilateribus guttureque laetissime roseis; pluma auchenii quaque subroseo- limbata; plumis singulis interscapilii dorsique nigro-fuscorum livide lateque limbatis; remigibus et rectricibus fuliginosis, exterius fulvescente marginatis; campterio subfulvo; axilla gilva; tergo livide umbrino, obscurius substriato; vleuris et hy- pochondriis sordide fulvis; crisso subroseo-albo; infracaudalibus sordide albis; latere alarum caudaeque inferiore cinereo; rostro nitide sanguineo; eingulo pur- pureo -punctulato iridi fuscae eircumdato; pedibus aurantio-rubris. ' vest. hiem. et 2: pluma frontis pileique cinereorum quaque dilutius sublimbata, post sordide ochraceo-terminata; striis superciliari, hypophthalmica et mystacali necnon gula albis, stria superciliari roseo-lavata (signo marem a femella verosimiliter discernente); genis ab oculo ad nucham usque, striaque brevi capistri cinereis; interscapilio, dorso tergoque isabellinis, nigro-vittatis; tectrieibus al. majoribus et minoribus nigris, latissime isabellino-limbatis; remigibus obscure cinereis, exterius subfulvo-limbatis, primo se- eundoque fere unicoloribus; campterio laete aurantio ; rectrieibus fumidis exterius au- rantio-, interius livide limbatis; pectore sordide albo; abdomine silvo-albido; crisso pure albo; infracaudalibus isabellinis; latere alarum caudaeque inferiore cinereo; pleuris et hypochondriis gilvo-cinereis; rostro sanguineo; iride fusca; pedibus livide rubris. Länge 11,8 em.; Flügel 6,5 em.; Schwanz 3,6 em. Nachträge und Ergänzungen. 683 Der Baya-Weber vogel [Ploceus baya|, der Manyar-Webervogel [P. manyar], der Bengalen-Webervogel [P. bengalensis] und der gelbbrüſtige Webervogel [P. hypoxanthus!. Nachdem ich die S. 265 ff. geſchilderten oſtindiſchen Weber mehrere Jahre hindurch in der Vogelſtube gehalten und mit großem Glück gezüchtet hatte, fing ich ſie ſämmtlich heraus und bin nun imſtande, die Beſchreibung auch durch Darſtellung der Winterkleider und Färbung der Weibchen zu ergänzen: Der Bayaweber im Winterkleide (und Weibchen) iſt am Oberkopf und der ganzen Oberſeite bräunlichgelb mit ſchwacholivengrünlichen Ton, jede Feder mit breitem ſchwarzbraunen Schaftſtreif; Augenbrauen- und Bartſtreif hellgelb; Geſicht und Kehle gelbgrau; ganze Unterſeite bräunlichgrauweiß; Oberbruſt und Seiten breit ſchwarzbraun ſchaftſtreifig; Schnabel gelb; Füße gelbgrau (alle nicht genannten Theile ſtimmen mit dem Sommerkleide überein). Neſtkleid: Flaum ſehr ſpärlich, eigentlich nur am Kopf und den Schultern bemerkbar und wie der ganze Körper fleiſchfarbenweißlich; die hervorſprießenden Flügelfedern und das kaum hervorbrechende Schwänzchen ſilbergrau; Schnabel blaßfleiſch— farben mit röthlicher Spitze, Unterſchnabel beträchtlich länger als der obere, welcher letztere in den erſtern gleichſam wie in ein Futteral paßt; Drüſen an beiden Schnabelſeiten ſehr groß, reinweiß; Füße weiß mit dunklen Nägeln (am 11. Juli 1877 aus dem Neſt gefallen). — Der Manyarweber im Winterkleide (und Weibchen): Oberkopf dunkelbraun, breiter Augen— brauenſtreif, Fleck an den Halsſeiten und Kinn lebhaft gelb; Kopf- und Halsſeiten ſchwärzlich— braun mit gelblichem Schein; Rücken und ganze Oberſeite gelbbraun, jede Feder fahl geſäumt und dunkel ſchaftſtreifig; Bauch und übrige Unterſeite fahl bräunlichweiß; Schnabel gelblichbraun; Füße bräunlichgelb; alles übrige mit dem Prachtkleide übereinſtimmend. — Der Bengalen— weber im Winterkleide (und Weibchen): am Oberkopf olivengrünlichbraun; Augenbrauen— ſtreif fahlgelblich; Wangen, Kinn und Oberkehle bräunlichgelb; ganze Oberſeite olivengrünlich— braun, jede Feder fahl geſäumt; Bruſt und übrige ganze Unterſeite bräunlichweiß, beim Männchen an den Bruſtſeiten einige dunkle Schaftſtreifen; Schnabel immer grauweiß. — Der gelbbrüſtige Webervogel im Winterkleide (und Weibchen): Oberkopf und ganze Oberſeite dunkelbraun, jede Feder fahl geſäumt; Schwingen und Flügeldecken breit fahlbräunlich geſäumt; Kopfſeiten, Kehle und Oberhals fahlbräunlichgelb; ganze Unterſeite bräunlichweiß; Schnabel bräunlichgrau, Unterſchnabel weißgrau. — Bemerkt ſei noch, daß ich eine genaue Beſchreibung der in der Vogelſtube erbauten Neſter nebſt deren Abbildungen weiterhin in dem Theile dieſes Werks bringen werde, welcher die Vogelpflege und Zucht behandelt. — Ploceus baya: S vest. hiem. et : pileo totoque notaeo ochraceis, olivaceo-virente lavatis, scapo plumae cujusque late fuliginoso; superciliis striaque mystacali sulfureis; facie gulaque flavo— cinereis; gastraeo toto sordide albo; gutture, pleuris et hypochondriis nigro -vittatis; rostro flavo; pedibus flavo-cinereis (partibus omissis cum vestimento aestivali con- venientibus). Neonatus: lanugine flavido-albida, perpauca; plurima jam caput hume- rosque occupante; pennis alarum caudaeque progerminantibus incanis; apice rostri subcarnei rubieundo; mandibula maxillam multo superante; glandulis rostri lateralibus permagnis, albis; unguibus pedum alborum obscuris. — Ploceus manyar: & vest. hiem. et : pileo fusco; stria superciliari lata, mento maculaque lateris utriusque colli flavissimis; lateribus capitis collique fumidis, obseurius striatis, abdomine et gastraeo reliquo sordide albidis; rostro gilvo-umbrino; pedibus ochraceis; partibus reliquis a vestimento aestivali haud discrepantibus. — Ploceus bengalensis: F vest. hiem. et. O: pileo olivaceo-umbrino; stria superciliari livide gilva; genis, mento gulaque superiore ochraceis; pluma quaque notaei totius olivaceo-umbrini livide limbata; pec- tore totoque gastraeo reliquo sordide albidis; pleuris maris strias obscuriores offerentibus nonnullas; rostro usque incano. — Ploceus hypoxanthus: g vest. hiem,. et &; plumis pilei totiusque notaei fuscorum singulis livide limbatis; remigibus rectricibusque al. late subumbrino-limbatis; capitis lateribus, gula guttureque livide ochraceis; gastraeo toto sordide albo; rostro subfumido, mandibula incana. 684 Nachträge und Ergänzungen. Cabanis' Webervogel [Ploceus Cabanisi]. (Ergänzung zu S. 293.) Wiederum hat ſich eine meiner Vorausſetzungen bewahrheitet, indem der Prinz von Koburg-Gotha auch dieſe Art beſitzt und zwar befindet ſich das Pärchen, während dieſe Nachträge gedruckt werden, gerade in der Brut. In der „Gefiederten Welt“ und dann in den Schlußergänzungen dieſes Werkes werde ich hoffentlich noch nähere Mittheilungen bringen können. Der ſchwarzkehlige Webervogel | Ploceus atrogularis] ift ebenfalls in der Sammlung des Prinzen von Koburg-Gotha vorhanden und dies iſt wol die erſte und einzige Einführung, welche bis jetzt feſtgeſtellt worden. (Ergänzung zu S. 293). Den ſchulterfleckigen Webervogel [Ploceus badius], S. 303 erwähnt, erhielt der Prinz von Koburg-Gotha vor ſechs oder ſieben Jahren in zwei Männchen, von denen das eine bis zum Frühjahr 1877 lebte. „Ich verglich fie mit den Exemplaren im Wiener zoologiſchen Muſeum und fand, daß ſie mit denſelben in Geſtalt und Farbe bis auf den gelben, anſtatt gelbbraunen Rücken übereinſtimmen. Das Winterkleid iſt dem des P. capitalis ähnlich.“ Ich kann nur meinen Wunſch und meine Erwartung wiederholt ausſprechen, daß ſolche intereſſanten Vögel mit der weiteren Erſchließung Afrikas immer mehr eingeführt werden. Der Pirol-Webervogel [Ploceus galbulus] befindet ſich ebenfalls in der oben genannten Sammlung und der Prinz ſagt: „Er iſt wol einer der ſeltenſten Webervögel, denn ſeit acht Jahren habe ich kein andres Exemplar geſehen als das meinige; früher tauchte er allerdings zuweilen unter den eingeführten Vögeln auf. Sein Geſang erſcheint eigenthümlich ſchnarrend.“ Hagenbeck's gelbköpfiger Girlitz [Fringilla imberbis], welcher S. 400 kurz erwähnt iſt, müßte auf S. 379 eingereiht werden. Das einzige bisher lebend eingeführte Exemplar dieſer kaum in einigen zoologiſchen Muſeen vorhandnen Art, erhielt Herr Dr. F. Franken in Baden-Baden. „Er kam im trübſeligen Zuſtande an, erholte ſich jedoch und mauſerte gut, ſtarb dann aber plötzlich. Beim Ausſtopfen ergab er ſich als Weibchen.“ Der Genannte gibt ſodann folgende Beſchreibung: Weibchen: Oberkopf von der Stirn an gelbgrünlich, im Nacken immer mehr in das bräunliche Olivengrün des Mantels übergehend, jede Feder mit breitem dunklen Mittelſtreif; Augengegend reiner gelblich; Ohrgegend dunkler ſtreifig; Schultern und kleine Deckfedern bräunlichgelb, große Flügeldecken ſchwärzlichgrau, breit gelbgrün gerandet und fahl geſpitzt; Schwingen mattſchwarz, die äußerſten mit ſchmalem gelben Außenrande, die inneren breiter gelblich gerandet und fahl weiß geſpitzt; Schwanzfedern ſchwärzlich, ſchwal gelb gerandet und fahlweiß geſpitzt; Kehle und Bruſt düſtergelb; Unterleib düſterweiß; Seiten bräunlich über— flogen; Bürzel weißlicholivengelb; untere Schwanzdecken faſt weiß; Schnabel hornfarben, Ober— 1 5 mit dunklerer Spitze; Auge dunkelbraun; Füße bräunlichgrau. Länge 13 em.; Schwanz 5em.; Flügel bis 2,5 em. des Schwanzes. Der Magelhanzeiſig [Fringilla magelhanica] befand ſich auch im Beſitz des Prinzen von Koburg⸗Gotha. (S. S. 394). Der bärtige Zeiſig [Fringilla marginalis]. (Ergänzung zu S. 399). Das in der An» merkung S. 400 erwähnte Exemplar gelangte ebenfalls in den Beſitz des Herrn Dr. Franken in Baden Baden, wo es noch lebt, ſich aber als ein Weibchen ergeben hat. Den chineſiſchen Grünſink [Fringilla sinica], S. 400 kurz beſchrieben, weil bisher noch nicht eingeführt, kaufte der Prinz von Koburg-Gotha in Paris von Monſieur Geoffroy de St. Hilaire in zwei Exemplaren, welche jedoch wahrſcheinlich beide Weibchen waren. Sie erbauten ein Neſt, legten auch Eier und brüteten ſehr fleißig, jedoch ohne Erfolg. Ihr Be— nehmen ähnelte dem des europäiſchen Grünfink. Der Edelfink von Algier [Fringilla spodiogenia], S. 402 kurz beſchrieben, befand ſich in der Sammlung des Prinzen von Koburg und war in Paris gekauft; er ſang ſehr ſchön. Der größere Rubafink [Fringilla lepida] iſt in letzterer Zeit auch mehrfach parweiſe ein— geführt; ein Pärchen befindet ſich im Beſitz des Herrn Regierungsrath von Schlechtendal. (Ergänzung zu S. 416). Nachträge und Ergänzungen. 685 Der Kehlſperling [Fringilla dentata], S. 444 behandelt, niſtete i. J. 1873 in der Vogel— ſtube des Prinzen von Koburg Gotha, erzog ein Junges und begann im Sommer 1878 wieder eine Brut. Der Goldfperling [Fringilla lütea] zeigt in der Vogelſtube des Prinzen von Koburg— Gotha die höchſt intereſſante Erſcheinung, daß ein Weibchen in den Jahren 1872 bis 1877 mit einem Männchen europäiſcher Hausſperling zuſammen 25 Junge erzogen hat. Das alte Pärchen lebte bei meinem Dortſein (1878) noch. Der Prinz ſchreibt, daß ſich die Baſtarde noch nicht weiter fortgepflanzt haben, daß er ſie aber wenn irgend möglich weiter züchten werde. Der fuchsrothe Ammerſperling [Fringilla iliacal. (Anmerkung zu ©. 474). Er iſt in der Sammlung des Prinzen von Koburg-Gotha vorhanden. Der Diuka⸗Ammerſperling [Fringilla diuca]. (Ergänzung zu S. 477). „Von Monſieur Geoffroy de St. Hilaire“, ſchreibt der Prinz von Koburg-Gotha, „erhielt ich vier Köpfe dieſer ſchönen Art. Sie erbauten theils frei im Gebüſch, theils in Harzerbauerchen ihre Neſter und erbrüteten mehrmals Junge, deren eins noch am Leben iſt.“ Der Hausgimpel [Pyrrhula frontalis] befand ſich in der Sammlung des Prinzen von Koburg⸗Gotha, der ihn als herrlichen Sänger rühmt. (Ergänzung zu S. 492). Der ſchwarzſchwänzige Nernbeißer [Coccothraustes melanurus] war in der Sammlung des Prinzen von Koburg-Gotha vorhanden. (Zu S. 515). Der purpurrothe Kardinal [Coccothraustes phoeniceus]. (Ergänzung zu S. 540). „Ein Männchen befindet ſich in meinem Beſitz und ich kann die von Ihnen gegebne Beſchrei— bung als völlig zutreffend nicht anerkennen. Mein Vogel iſt etwas kleiner und gedrungener ge— baut als der rothe Kardinal und ſeine Farbe iſt heller; ſie wird etwa mit hell ſcharlachroth bezeichnet werden können. Den Geſang habe ich noch nicht gehört; der Lockruf iſt ein ſcharfes, aber ziemlich leiſes zit. Sein dicker Schnabel und der hohe Schopf laſſen den hübſchen Vogel etwas dickköpfig erſcheinen. Es iſt übrigens derſelbe, welchen Fräulein Hagenbeck auf der großen Berliner Ausſtellung i. J. 1877 hatte.“ (v. Schlechtendal). Obwol ich zugeben will, daß ich mich geirrt haben kann, ſo wäre es doch auch möglich, daß die Färbung dieſes Vogels in der Gefangenſchaft ſeither bereits etwas verblichen iſt. Demnächſtige weitere Ein— führung wird ja mit Sicherheit den Sachverhalt feſtſtellen laſſen. Der hellblaue Viſchof [Coccothraustes coerüleus] befindet ſich im Beſitz des Prinzen von Koburg-Gotha. Herr v. Schlechtendal theilt mit, daß das S. 537 erwähnte Männchen ſich wider Erwarten erholt hat und noch lebt, ſchön im Gefieder iſt und ſingt. (Zu S. 554). Das Schmuckpfäſfchen |Coccothraustes ornatus; S. 562], das bleigraue Pfäffchen [C. plumbeus; S. 564], das rothſchnäblige Pfäſſchen [C. hypoleucus; S. 565], das Erz— pfäſſchen [C. collarius; S. 566], das weißſtirnige Pfäffchen [C. linéola; S. 567, das weiß— kehlige Pfäſfchen [C. albogularis; S. 569] und das Nragenpfüffchen [C. leucopsis; S. 572], waren ſämmtlich in der Sammlung des Prinzen von Koburg-Gotha und ſind zum Theil noch lebend in derſelben vorhanden. Auf der Hamburger Ausſtellung im Juli 1878 fand ich bei Herrn H. Möller das bleigraue Pfäffchen und das blaugraue Pfäffchen (C. intermedius) [S. 154] in mehreren Köpfen. Der braunköpfige Ammer [Emberiza lutéola]. (Ergänzung zu Seite 591). Herr Dr. Luchs iſt ſeit d. J. 1874 im Beſitz eines Pärchens und ſchreibt über daſſelbe folgendes: „Da ich Züchtungsverſuche mit den Vögeln nicht angeſtellt, jo bieten fie wenig bemerkenswerthes. Sie ſind harmlos, ruhig, durchaus nicht ſcheu und vertragen ſich mit einem Männchen Band— amandine in einem geräumigen Käfige zuſammen recht gut. Nur das letztre, trotzdem es ſchwächer iſt, benimmt ſich am Futterkäſtchen und bei der Wahl des Schlafplatzes oft unleidlich. Zu Zeiten, beſonders während der Mauſer im September, jagt das Männchen der erſteren ſich mit ſeinem Weibchen herum und ſeit Anfang Aprils läßt es jetzt einen nicht übel klingenden Ge— ſang hören. Es iſt der kurze deutlich artikulirte hell ſchrillende Ammerſang, der ſich etwa mit 686 Nachträge und Ergänzungen. „dſchek, dſchek drih, dreh, drah drih“ wiedergeben läßt. Dies kurze zweiſtrofige Liedchen wird oft acht- bis zehnmal, nicht ſelten auch des Nachts, wiederholt. Zur Mauſer bemerke ich noch, daß ſie bei dieſen wie bei vielen unſerer einheimiſchen Vögel eine zweifache iſt, im Frühjahr die kleine mit Abwerfen des Kleingefieders, zu Beginn des Herbſtes die große mit Wechſel ſämmtlicher Federn. Auch ich habe mich davon überzeugt, daß beide Geſchlechter ein gleich gefärbtes, nur wenig von einander verſchiednes Prachtkleid tragen und daß das Weibchen nur durch geringere Größe und wenig geringern Umfang der rothbraunen Kopffärbung verſchieden iſt.“ Der Spornammer |Emberiza lapponica; zu S. 600] befindet ſich nebſt manchen anderen fremdländiſchen Ammern in der Sammlung des Prinzen von Koburg-Gotha. Die kurzzehige Lerche [Alauda brachydäctyla; S. 612] hatte der Prinz von Koburg— Gotha in mehreren Köpfen aus Sizilien und Griechenland mitgebracht. Ebenſo beſitzt er die gelbe Lerche [X. flava; S. 618], welche er aus Athen erhalten und nur als eine Spielart der Haubenlerche betrachtet; auch die weißbäckige Lerche [A. leucötis; S. 631], von Monſieur Geoffroy de St. Hilaire bezogen, war in ſeiner Sammlung vorhanden. Die Indianer-Lerche [Alauda chrysolaema]. (Ergänzung zu S. 625). Herr H. Nehr— ling ſendet ſoeben noch folgende Schilderung: „Die Hornlerche iſt einer der allerhäufigſten Vögel von Wiskonſin und Illinois. Ihre Färbung iſt, wenn man fie in der Nähe betrachtet, wirklich prachtvoll, aber ſehr ſchwer zu beſchreiben. Im Sommer ſieht man ſie ungemein häufig auf den Landſtraßen ſich im Staube paddeln, und auch im Winter ſucht ſie hier den größten Theil ihrer Nahrung, meiſt aus dem Pferdemiſt, auf. Sie ſcheint Standvogel zu ſein, denn fie iſt jederzeit anzutreffen. Das Neſt findet man ſchon ſehr früh im Jahre. Nach meinen Beobachtungen iſt ſie der erſte Brutvogel des nördlichen Illinois; ich ſah das Neſt ſehr oft bereits anfangs April und Mitte Aprils ſogar ſchon ausgeflogene Junge. Das erſtre ſteht immer auf der Erde an einem alten Grasbüſchel oder an der Seite einer kleinen Erderhöhung. Es iſt aus Halmen gebaut und enthält gewöhnlich fünf, manchmal auch nur vier Eier, welche auf weißlichem Grunde mit vielen kleinen bräunlichen Flecken überſät ſind. Die Jungen verlaſſen, ſobald ſie flügge geworden, das Neſt und laufen wie kleine Hühnchen auf dem Boden davon. Erſt geraume Zeit nach dem Ausfliegen, verſuchen ſie es, ihre Flügel zu gebrauchen. Der Geſang der Hornlerche iſt kurz, aber recht melodiſch; beim Singen fteigt ſie hoch in die Luft. Im Käfige habe ich ſie oft gehalten. Sie zeigte ſich ſehr zutraulich und ausdauernd und ließ auch ihren etwas leiſen Geſang ſehr eifrig ertönen.“ Berichtigungen. 6 Z. 10 v. u. muß es anſtatt Karminfinken heißen: Karminaſtrilde. 43 3. 5 v. o. muß es heißen: Astrild. 43. Der graue Aſtrild heißt bei den Tranzöftisgen Händlern noch Astrild à jones rouges; bei Jamrach Senegal Waxbill. 0 geg 45 3. 5 v. o. muß es heißen: Sénégali. „ e eee Gurney. 2 A e e längs der Gewäſſer— 45 3. 21 v. o. „ „ „ im Habeſch. e ONE Astrild ondulé. S 0 0 Bec de corail ondulé. 49 Z. 18 v. o. „ The Ondule, richtiger The Undulate. (In den Liſten einiger Lond. Händler üt der Name wie an der angegebnen Stelle aufgeführt und wir berichtigen ihn hiermit für unſere Leſer.) 49 3. 4 v. u. muß es heißen: Aegintha astrild. 33 3. U Me " 55 3: SEO Br r un Benguéli ou Melpoda à joues oranges. 9073 I0008 u in Fu Orange-cheeked Melpoda. 55 Z. 6 v. o. muß der holländiſche Name heißen: Oranje-bekje oder Oranje- wang. 56 3.11 v. o. muß es heißen: BEécoeur. 58 Z. 9 v. u. muß der holländiſche Name heißen: Zwart -bekje. 58 3. 5 v. u. muß es heißen: Weaver-finch. 63 3.18 v. u. muß der holländiſche Name nur heißen: Kleine Roodstaart; das übrige fällt fort. 63 Z. 17 u. 18 v. u. muß es heißen: Cul-beau cendré, C.- b. grison und C. -b. de Port Natal. 63 Z. 17 v. u. muß es heißen: Cinereous fair-rump und Black- bellied fair-rump. 63. Den rothſchwänzigen Aſtrild nennt Jamrach noch Lavendel Finch. 73. Den getig erten Aſtrild nennt Jamrach Aberdavat; ferner heißt er noch Havre de Vaz und Bengali moucheté (Vekemans). 74 Z. 6 v. o. fehlt hinter album 76 Z. 13 v. u. muß es heißen: Lefebvre. e e Senegali aurore. SEIEN ON m in Bengueli zebre ou Zebre. SERIEN On Sénégali à ventre orange, Astrild A ventre orange ou Ventre-orange. 81 Z. 21 v. o. „ u 2 Oranje-buikje, Zebra -vogeltje of Zebra - senegali. S1 Z. 5 v. u. fehlt hinter albo-terminata . 82 Z. 5 v. u. muß es heißen: der kleine rothe Aſtrild: Tafel II, Vogel 6. Bengali à joues oranges. Joue orange. 0 eg gg gag . KAARAGAAAR e ggg „ e ee e e en verfallenen. ee e ee rl Nr Petit Sénégali rouge. Se e e I HT Ren usque ad caudam. SE EEE eee Le Senegali, Buffon. (S, l e e ee Sénégali rouge. S. 91 Z. 7 v. o. find die Worte: dunkler oder, fortzulaſſen. S. 91 Z. 17 v. u. muß es heißen: externa. Se, El e FD nen Semien. Se d r moon Lawrence. „S. 99 Z. 24 v. u. „ „ „ Cordon bleu. SITZT U „ „ 5 Mariposa à joues de earmin; The erimson-eareil Bengueli. n 05 in „ „ Granat Finch. S. 103 Z. 3 v. u. en Shaw. S. 107 3.11 v. u. fehlt hinter gula , S. 111. Der Dornaſtrild heißt im Handel auch noch Bee de eire und Astrild A eing couleurs. S. 116 3.20 v. u. Der Zeresaſtrild heißt bei den franzöſiſchen Händlern auch noch Diamant ou Moineau modeste. 688 a N (N 0 g, gu eg ge ge AARA c e g d Ra 8 AA 00 K gg. * 116 117 118 119 — D — — — id le de e de Ates te de te — 1 133 Berichtigungen. 3. 2 v. u. muß es heißen: supracaudalibus. 2 Au Alan on harum in IV—V. 3. 2 v. u. Den Auroraaſtrild nennt ns Crimson-winged Waxbill; ſodann heißt er noch Diamant aurore und Aurora Finch. 3.15 v. o. muß es heißen: inferiore ſtatt interiore. 3 15 Double -bauded Finch. . 2 e ee e 1 Aegintha Bichenovi. 6 v. o. muß hinter fascia das, fortfallen. 18 v. o. muß es heißen: eanescens. DO Kordofan. 3 v Mn m „ ſehnte. e e e 75 fulvo-cervina. m variegata et fasciata. 20 v. u. Die Rothkopf⸗ Amandine wird von engliſchen Händlern Red-headed Finch genannt. 15 v. u. muß es heißen: adultae. 3 1 A. Preyer. De Webervögeln. Die größte Elſteramandine heißt bei den franzöſiſchen Händlern auch None grande. v. u. muß es heißen: None. en 2 Hooded Finch. v. o. Die kleine Elſteramandine heißt in England auch Little Pied Grassfinch. v. 0. muß es heißen: übereinſtimmend. nn er ſahen im Jugendkleide völlig wie dieſe Jungen aus. v. u. Die zweifarbige Elſteramandine nennt Jamrach Two-colored Bronze- Maniken. v. o. muß es heißen: Spermestes rufodorsualis. ou, niſtete. 2 v. u. Die geſtreifte Bronze-Amandine nennt Jamrach auch Large Bronze -Maniken. 3 v. o. muß es heißen: Grosbee de IITsle de Bourbon. 00 N D Ur Du e Yo Yo . Do Bo Do dp 0 & Un Du &0 0 K 5 c 2 ae e e fünfte Tafel. 5 her Die ſchwarzbürzelige Bronze-Amandine heißt bei den franzöſiſchen Händlern auch Hirondelle de Java. Z. 12 v. o. muß es heißen: tenuissime. Z. 6 v. u. Sharp-tailed Finch. Z. 4 v. u. „ „ Sharps tailed Munia. ee , ET, 5 Hdgs. CEO En 15 haud. SAN Need 2 Preyer. Z. 16 v. o. Die japaneſiſchen Mövchen heißen bei den engliſchen Händlern: White, yellow or nanking and grey Japanese Bengalis und bei den franzöſiſchen Händlern: Bengalis blanes et panachés du Japon, bei Poisson: B. blanes et panachés de la Chine. Z. 11 v. u. muß es heißen: flavido-pallescens, 3 o „ Lonchura Cheet, Syk. E e e ee e e e hypochondriorum. 3.10 v. u. Die Muskatamandine nennen die franzöſiſchen Händler auch Capuein pointille. Z. 18 v. u. muß es heißen: etwa eine Minute. e ee e " Amadina Maja. OO tr „ deorsum gulam cervicemque versus paulatim ete. lose en pedibus plumbeis. Z. 13 v. o. Die ſchwarzbrüſtige Nonnen-Amandine heißt in Frankreich auch Capuein A calotte blanche. Z. 18 v. o. muß es heißen: nach ihm. 3. 4 v. u. Die dreifarbige Nonnen-Amandine nennen Londoner Händler auch Trieolored Finch. 3. 6 v. o. muß es heißen: priori. Ni braun, fein hell geſtrichelt. Z. 13 v. o. Die Schilfamandine heißt bei den franzöſiſchen Händlern noch Donacole marron. 3. 18 v. o. muß es heißen: Donacola bivittata. g o nem abdomen album. e I ee e e 1 incanus; . Z. 20 v. u. muß vor dem Titel „Die Zebra-Amandine“ die Bezeichnung der nun ſolgenden kleinen Gruppe der Amandinen: Die auſtraliſchen Prachtamandinen oder Diamantvögel eingeſchaltet werden. 3.17 v. u. muß es heißen: eingebürgert. 3. 9 v W gekennzeichnet. Z. d en 1 Junge. 3. 2 v. u. Die Zebra-Amandine heißt bei den franzöſiſchen Händlern auch Diamant à moustache Der richtige holländiſche Name iſt Bruin -oor-vink. . g t | Berichtigungen. 689 177 Z. 14 v. o. fehlt hinter albida , 180 Z. 21 v. u. muß es heißen: Diamond Sparrow. Sg b e oe oceipite. 189 3.12 u. muß hinter atra der Bindeſtrich fort. 191 3. 15 v. o. Die lauchgrüne Papagei⸗Amandine nennen franz. Händler auch Pape des prairies. 191 Z. 24 u. muß es heißen: Lonchura quadricolor, Syk. j 192 3. 9 U, „ . n Geospiza eyanovirens, Peale. dn UN un un Tu Chenu. 202 Z. 20 1 = obtuse. 211 3.12 213 3.17 215 3.19 218 3. 3 219 3. 14 225 3. 8 236 3.11 240 3.13 243 3.21 muß hinter Fleck das „fort. muß es heißen: Konings - Weduwe. Der Hahnſchw eif-Widafink heißt bei Jamrach auch Red-shonldered Why dahbird. muß es heißen: Koſanga-Fluß. 1 7 im Kamerun. „ Bambushäuſern. Der Sammt-Webervogel heißt bei den Londoner Händlern noch Cape- Weaverbird. u. Der Orange-Webervogel heißt bei Jamrach auch Bishops- Bird. . u. und S. 262 Z. 4 v. u. ibidem. 0 G. g gage 8 8 5 8 3 5 g 5 8 F 5 5 8 8 8 . = 9 2 340 3. 9 Ich habe fie ſogar in Canaria einzeln in Schlagnetzen, deren Locker ıc. nn,, die durch Schönheit :c- 351 3.19 0 „ 75 dein fascia subnigra ste. 352 Z. 2 . tenuins. 352 Z. 11 8 ventris. 354 3.10 „ Der graue weißbürzelige Girlitz: Tafel XI, Vogel 53. e e ee En, mir albente. 364 3. 3 „ „ „ Gml. „ Haublettchen. 374 Z. 16 v. u. muß hinter gastraei das; fort. 376 3. 2 v. u. muß es heißen: ibidem. 378 3. 2 Serinus sp. et S. barbatus, Agl. .394 ſollte es im Titel heißen: Der Magelhanzeiſig [Fringilla magelhanica]. S. 396 Z. 15 v. o. muß es heißen: Hypacanthis Stanleyi, C. SD e 1,0. u epigastro ventreque medio albidis. lind o. „ „ m Schneidepunkt. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. 44 2 U. ” . „ © ©. ©. ©. S. 254 ſollte es im Titel heißen: Der Rodriguez-Webervogel (Ploceus flavicans). S. 265 3. 4 v. o. muß es heißen: supexeiliaribus. S ee e nn ein wenig kleiner. S. 274 3. n Mn Tr., nicht Tltr. len, yo oder braunhalſige Bayaweber. S. 275 Z. 12 v. u. Den gelbbrüftigen Baya-Webervogel nennt Jamrach Bottle- Weaver. S. 288 Z. 18 v. o. muß es heißen: Fringilla senegalensis, Buss. S. 288 Z. 19 v. 5 Loxia melanocephala, Gml. S. 288 Z. 23 v. u. „ „ „ Pinson du Senegal. S288 d ue, , „ flavissimis. S. 289 3.210.0. „ „ „ epigastro. S. 289 Z. 30 0.0. „ „ „ Pro aetate variabile. S 3 IV urn Great Masked Weaver bird. S2297 3.150.090: „ „. 5 Abyssinian Grosbeak, I/. Se ee sulfureo -marginata. SEIFE UL u on interscapilitii. Sc i fuscescente. S. 300 Z. 28 v. o. „ u. aeruginosa. 5 S. 300 3. 29 v. o. 7 " 7 (Hhn.). S. 301 Z. 4 v. o. muß es heißen: H. concolor, Hgl., F'insch. Sn e 0. „ , Pomeranzengelbe Webervogel. ed nnen, P. melanogenys, v. MM. S Little Masked Weaver bird. Se e U Feen ibidem pietis. S. ee Ploceus Alecto. nb bn, „ fuliginosus. SHE RL a ET Malimbe-Webervogel (Ploceus malimbe). S. 26 3210.94. „„ 72 Crithologus. SHE UM „ern Kreuzblütlerſamen. S. v. S. v S. v. S. v. S. v. S. v. S. v. S. v. S. v. S. v. S. v. S. v S 690 Berichtigungen. ee e eee e e Hinterleib. 418.3. e e , 5 albidiarum. 421 3.15 v. u. fehlt hinter gula , 425 3.30 v. o. muß es heißen: acuminatam. ee ER ON, tſiwi⸗tſitſch-tſitſch ꝛc. 0% 3 n, Der Papſtfink: Tafel XII, Vogel 57 a. 435 Z. 23 v. o. „ „ 5 China Bull-finch, Alb. 445 Z. 16 v. o. „ „ 5 Pyrgita fazoqlensis, Pr. Wrtb. i eee , röthlichbraungrau. 445 Z. 15 Bu, 75 umbrino einerescens. 7 445 3. 1 lateque. 0 ge gg egg g gu g gi g, 467 Z. 10 v. u. muß es heißen: Gambel's Ammerſperling [Fringilla Gambeli, V. I.]. 00 g. g g g ge g ggg ggg 0 gg ggg g ggg ggg 410. Unter den Titel: Der Kubafink muß: Tafel XII, Vogel 60. 415 Z. 26 v. o. muß es heißen: Bauch weißlichgrau. 448 ſehlt 55 dem Titel Der ſchuppenköpfige Sperling [Fringilla frontalis]: Tafel XII, Vogel 62. 460 3.1. Der Zwergſperling muß, da eine Fringilla pusilla S. 253 bereits vorhanden iſt, Fringilla juncorum, VI., heißen und unter den Synonymen (Nomenclatur) muß an Stelle des letztern Namens der erſtre, Fringilla pusilla, Wis., treten. 471 Z, 6 v, u. „ „ „ olivengrünlichbraun. 473 ZIND-AU er „ Bells Finen, 473 4 v. . Heimat Südbraſilien. 478 Z. 20 v. „ e e, eee I Oregongebiet. 506 e Ar namentlich den Ziegenhirten ꝛc. 507 TED vr Bevor ich die Bolle'ſche Darſtellung fortſetze ꝛc. 511 18 v. „„ Trstr. nicht Prstr. 2 SERIES mit dem Verwandten zc. e e ee , Der roſenbrüſtige Kernbeißer, Tafel XIII, Vogel 67. A — 5 V = 530 Dev VE, Borbau. 544 I ee jedenfalls zuerſt Herr Dr. Bodinus ꝛc. 550 n ee er Der grüne Kardinal: Taf. XIII, Vogel 66. 551 „ 1 Lesson. De e e , , 75 olivaceo - viridibus. 554 1200 ee e e Coceothraustes eristatellinus, Iss. 554 LIIO Ds ©. 352. 560 3 162 % %% % er, Pico grueso variabile. 2 2 S — = der Kolumnenüberſchrift muß es heißen: Das ſchwarzkäppige Pfäffchen; ebenſo Z. 15 von oben: Das ſchwarzkäppige Pfäffchen [Coccothraustes gutturalis]. 17 v. o. muß es heißen: ſ. S. 571. 574 iſt als Seitenzahl fälſchlich 374 gedruckt. 24 v. o. muß es heißen: L’Ortolan du Cap de bonne esperance. 1G on, Emberiza spodiocephala. . u., ©. 587 3.1 v. o. und ©. 595 Z. 6 v. o. muß es heißen: Anımern. o muß es heißen: Passerina nigricollis. Or Bartftreif. o BAR y tenuirostris et gallica. Dale Pr 75 Alauda Reboudia. 0 0 S — 10 0 — E e rothſchnäblige Lerche. U , e Novaja Semlja. . Baird will fie ꝛc. „ , eine ihren rothen zc. er 5 verwaſchene. . 77 Azr. un: „ 75 pogonio remigum interiore etc. e naſſem ꝛc. „ recht klein geſchnittene Mehlwürmer. 5 b. u. muß b., fort. 21 v. u. muß es heißen: leberbraunen Flatſchen. D — = E & 6 e. 2% & 20 20 e Du io 80 . . Lu . zo . 0 io -] FETT S 2 on m — ı — 2 = Acalanthe 189, Aegintha 27. A. psittacea 192. amandava 64. 73. annulosa 108. 122. | astrild 43 49. | atricapilla 56. 57. atricollis 105. 107. Bichenovi 119. 122. 677. einerea 36. 43. coerulescens 39. 64. Dühringi 671. 672. Dufresnei 57. 39. Ernesti 58. erythronota 105. formosa 56 granätina 100. 102. 674. Hartlaubi 92. incana 59. larvata 91. 672. 673. lineata 119. margaritata 92. melba 102. 104. 674. 675. melpoda 51. 55. minima 82. 88. modesta 114. 116. nigricauda 50. nigricollis 92. oceidentalis 50. paludicola 55. Phäethon 1111114. | 676. | Perreini 59. | phoenicöptera 117. 119: phoenicötis 93.99 | pieta 122. 123. 677. | polyzöna 107. | punica 71. Reichenowi 92. | rhodopyga 50. 668. | rhodopareia 672. rubricata 89. 91. 670. rubriventris 50. Aeginthe 111. Jachregiſter. (Die Ziffern bedeuten die Seitenzahlen). Aegintha rufibarba 50. — ruficauda 123. 124. — rufopieta ss. 669. — Russi ss. sanguinolenta 76. 81. — temporalis 108. . tricolor 101. vinacea 92. viridis 56. — Wieneri 674. 676. . 673. Aeginthidae 18. 27. Aeginthinae 27. Aeginthinen, eigent⸗ liche 107. Ageea 617. 627. — Junglee 627. Agelaius coronatus 638. Azgia 626. — Lark 626. Agghun 627. Aglaja cyanocephala 666. — paradisea 664. — melanota 666. Agrophilus haematoce- phalus 278. — melanorrhynchus 279. — supereiliosus 278. Aidemoſyne, beſcheidene 116. Aidemosyne modesta 116. Alaemon Jessei 630. Alario 383. Alario personatus 383. Alauda abessinica 618. — affınis 626. africana 630. Aggia 626. albigula 626. alpestris 619. 624. — Anderssoni 615. apiata 628. arenaria 614. | arenicola 618. arenicolor 617. arvensis 615. arvensis ruficeps 611. assamica 626. bagheira 614. bicornis 625. - bifaseiata 630. bilopha 625. bimaculata 607. 608. brachydäctyla 612. 614. 686. 1 Alauda Brandti 626. Buckleyi 614. calandra 603. 607. calandrella 614. cantillaus 627. Cheendola 627. chrysolaema 625. 686. einctura 617. cinctuta 616. cinerea 611. Clöt-Beci 634. Clot-Bey 634. coelivox 616. conirostris 616. cordofanica 628. cornuta 624. coromandelica 627. crassirostris 618. deserti 616. desertorum 629. 632 deva 612. Duponti 618. dukhunensis 614. elegans 617, elegantissima 62: eryıhröptera 627 erythropyga 616. ferruginea 618. flava 618. 624. fratereulus 617. frontalis 632. 633. gangetica 615. gingica 633. gracilis 615. Grayi 629. grisea 633. gutture flavo Virginiae et Carolinae 624. gulgula 615. Heinei 614. hermönensis 614. hofa 628. Horsfieldi 627 hyemalis 624. immaculata 614. infuscata 616. isabellina 616. japonica 615. javanica 627. 686. 618. Jessei 630. - Kollyi 615. leiopus, var. orientalis 615. leucöptera 611. leueotis 631. 686. longirostris 626. lusitanica 616. macröptera 614. major 607. malabarica 615. | | Ale duda matutina 607. - melanauchen 633. melanocephala 630. mierolopha 618. minor 615. 625. modesta 628. 633, — mongolica 610. mutabilis 609. nigra 609. nigriceps 633. nivalis 624. pallida 616. 617. penicillata 625. petröphila 626. phoenicura 617. — phoeniecuroides 617. pispoletta 614. planicola 629. plebeja 629. praestigiatrix 628, praetermissa 616. Randoni 628. Reboudia 615. regulus 617. rufa 625. ruficapilla 611. ruficeps 611. rufocinnamomea 628. sibirica 610. 611. simplex 628. — sinensis 610, Smithi 632. spleniata 611. - tatarica 608. 609. Theklae 617. triborrhyncha 615. undata 607. virginiana 624. yeltoniensis 609. Alanınse 602. Alecto 315. — albirostris 317. — erythrorhynchus 318. Alektovogel 317. Alektoweber 315. Alekto-Weberbvogel 315. 317. Alectornis albirostris 317. Alexto Dinemelli 319. Algonda-Webervogel 253. Alouette-calandra 607. — des alpes 624. — à joues blanches 632. — de Virginie 624. — noire 609 Alpenlerche 619. 624 625. 44 * 692 Altan gurguldai 579. Amadina 27. — acutieauda 153. 156. bicolor 149. cantans 158. castaneothorax 171. castanotis 177. cincta 185. cucullata 148. erythrocephala 155. fasciata 133. fringilloides 144. frontalis 450. — gestreepte 151. Gouldiae 188. guttata 180. Hartlaubi 92. larvata 92. — Lathami 180. — lunulata 107. — Maja 165. — malabarica 160. — malacca 170. IE Aal als [EI melanopygia 153. modesta 116. nitens 201. - nitida 182. oryzivora 141. — pectoralis 172. — polyzona 107. — prasina 191. — punetipennis 150. — punctularia 162. — ruficauda 124. — sinensis 168. 170. — squamifrons 450. — striata 152. — temporalis 111. — undulata 166. Amaduvade, Java 73. Amandava 73. Amandava, getygerde 73. Amandave piquete 73. — pointille 73. — rouge vif 73. Amandaven 64. Amandave 64. Amandine, Band: 127 132 — Bronze,, geſtreifte 151. 678. — Bronze-, ſchwarz⸗ bürzelige 152. — Bronze⸗, ſpitz⸗ ſchwänzige 153. 673. — Diamant- 177. 180. 678. — Elſter⸗, gitterflügelige 149. 150. — Elſter⸗, größte 143. 144. 678. — Elſter⸗, kleine 145. 147. 678. — Elſter⸗ rothrückige 150. zweifar⸗ — Elſter⸗. bige 148. 149. — Erz⸗, kleine 147. 182. 678. — Frau Gould's 188. — Gürtel: 183. 185. — Gürtel, Gould's ſpitz⸗ ſchwänzige 186. — Gürtel, Masken 186. — Gürtel⸗, weiß⸗ bäckige 187. 188. — Malabar⸗ 158. 159. Nonnen ⸗, Sachregiſter. Amandine, Muskat⸗ 160. — gelbſchwänzige 161. E gepunktete 160. 162. — gewellte 160. | rothbraune 161. ! — Nonnen⸗-, dreifar⸗ bige 169. — Nonnen⸗, ſchwarz⸗ brüſtige 166. 167. — Nonnen⸗-, ſchwarz⸗ köpfige 167. 168. * weiß⸗ köpfige 163. 165. 678. — Papagei, dreifar⸗ bige 191. | — Papagei⸗, eigent⸗ liche 192. 679. — Papagei⸗, kurz⸗ ſchwänzige 192. — Papagei⸗, lauch⸗ grüne 190. 191. 678. — Paradies⸗ 135. — Reis⸗ 136. — Reis⸗, braune 142. — Reis⸗, weiße 141. 2 Rothkopf⸗ 133. 135. 677. — rothköpfige 135. 192. — rothohrige 182. 183. — Samenfnader-, geſchuppte 193. 194. 680. — Samenknacker⸗, rothbrüſtige 193. 680. — Schilf⸗ 170. 171. 678. — Schilf, gelbe 172. — Schilf⸗, weiß⸗ brüſtige 171. — Silberſchnabel⸗155. 158. 678. — wunderſchöne 189 — Zebra⸗ 130. 172. 176. 678. Amandinen 27. 125. — Elſter- 143. — Papagei: 189. — Pracht⸗, auſtraliſche 1725 — Samenknacker- 192. Amarant 19. 32. 87. F auſtraliſcher 113. — dunkler 91. — kleiner 19. 82. — kleinſter 87. — rothbrüſtiger 89. Amarante 88. Amarantfink 32. 87. Amaranthe 88. 87. — kleine 88. — Feuerſchwanz⸗ 181. Amarantvogel 20. 21. 22. Amarillo, erestudo 553. 28. 39. 62. 82. 87. Amauresthes fringilloi- des 144. Amblynura 189. — cyanovirens 192, Ammer, Bauern- 588. — Berg- 600. — Bild- 601. F blaugrauköpfiger 590. Ammer, braſilianiſcher 407. braunkäppiger 591. braunköpfiger 591. 592. 685. braunohriger 591. Cabanis' 580. Eis⸗ 600. Felſen⸗ 579. — Fichten⸗ 584. 587. | gelbbäuchiger 580. gelbkehliger 590. gemalter 435. 600. geſtreifter 581. Giglioli's 591. Gimpel- 590. graubürzeliger 591. grauköpfiger 582. Hutton's 591. Hauben- 599. Hauben-, indiſcher 599. Kappen- 592. 594. kleiner 589. Latz⸗ 601. Lerchen- 597. 600. lerchengrauer 589. Maccown's 601. Masken- 582. mit gelben Augen— brauen 583. mit gelbem Augen— brauenſtreif 583. Pallas' 591. Pityornis 587. Pracht- 594. roſtbärtiger 589. röthlicher 587. Sahara- 582. Schah⸗- 591. Schild- 596. Schmuck- 601. — Schnee- 599. 600. EE Schopf⸗ 597. 599. ſchwarzbrüſtiger 596. ſchwarzkehliger, mit gelber Bruſt 594. 596. ſchwarzköpfiger 592. 594. ſchwarzohriger 591. ſchwarzſchultriger 601. ſiebenſtreifiger 581. Sperlings- 591. Sporen- 599. 600. Sporn: 600. 686. Stewart's 583. Strachey's 591. Sumpf- 591. Triſtram's 589. Towusend's 597. veränderlicher 589. vom Libanon 591. vom Vorgebirge der guten Hoffnung 582. Weiden⸗ 578. zierlicher 583. Zweifarben- 597. zweifarbiger 597. Zwerg: 588. Ammern 577. Ammerfink, Bäffchen- 466. Braun- 482. Fuchs⸗ 474. Gras- 471. Katzen- 481. Küſten⸗ 472. Polar- 471. Schiefer- 476. Schlag- 464. Ammerfink, See- 472. — Sommer- 474. — Sperlings⸗- 472. — Sumpf- 474. — Steppen⸗ 470. — Strichel- 473. — Tropfen- 476. — Wachtel- 472. — Winter- 465. Ammerfinken 437. Ammerhabia 475. Ammerkardinal 553. Ammerling, Schnee- 600. Ammerſperlinge 437. Ammerſperling, Amſel⸗ 475. — Augenbrauen- 478. — bärtiger 468. Bell's 473. Berg: 459. blaſſer 460. blaßnackiger 478. bleigrauer 472. braunohriger 478. breitſchwänziger 473. Brewer's 460. Bruch: 464. Burmeiſter's 476. Cabanis' 473. Caſſin's 474. Deville's 478. Diuka⸗ 477. 685. Diufa:, aus Bolivien. 478. Diuka⸗,gebänderter 478. einfarbiger 475. Erd⸗ 475. Feld 476. fuchsrother 474. 685. Gambel's 467. Gay's 476. gelbflügeliger 471. gelbgeſtreifter 476. — gelbkehliger 478. — gelbſchnäbliger 475. Geſellſchafts- 457. 459. geſtreifter 473. Gras- 471. graurückiger 473. grünſcheitliger 475. grünſteißiger 478. Grund-, Albert's 481. Grund-, Baird's 481. Grund-, brauner 482. Grund,, gefleckter 481. Grund-, grüner 482. Grund-, grünſchwän⸗ ziger 482. — Grund ⸗, roth⸗ augiger 479. Grund- rothbrauner 482. Grund, weißſchulte⸗ riger 481. Halsband: 474. Harris” 468. Henslow's 472. Heermann's 463. keilſchwänziger 475. kohlſchwarzer 476. Kron: 467. Leconte's 472. Rerchen: 476. Linkoln's 464. mit braunem Nacken 475. mit weißer Krone 467. Morgen- 468. nordiſcher 471. olivengrüner 474. Plata 474. rothbrauner 475. Feen ee le Feen Eee | | at Sachregiſter. 693 Ammerſperling, rother 464. Astrild ondulé 49. — ordinaire 43. — perdrix 107. — red-bearded 51. — roode venkbrow- roodstart-, kleine 63. Astrilda 27. 35. E — einerea 43. Aſtrild, Bunt: 102. 101. . 74. 675. rothkäppiger 474. 6 ln rothſcheiteliger 474. — Ceres - 114. 116. — Samuel's 472. — Dorn⸗ 35. 108. 111. — Savannen⸗ 170. — dreifarbiger 101. — jehiefergrauer 473. — dunkelrother so. 91 = IOOLDATaBE ae re 670. g . undulata 49 = — ſchwarzgeſichtiger 15. — gelbbäckiger 18. e — ſchwarzkehliger 460. 0 — ſchwarzköpfiger 178 — gelbgrüner 56.7.7. Aſtrilde 27. 20 — gelbwangiger 55. Be — ſchwarzrother 473. — eie 277. — gemalter 122. 123. — eigentliche 35. 677. — Schmetterlings- 93. — Sing⸗ 460. 463. Wa 105 — Sommer. 474. — geti 54. 73 een 85 getigerter 64. 78. Atlapetes rubrieatus 478. ı — gewellter 28. 37. 43. — ſpitzſchwänziger 472. : 49. Atlasfink 422. 424. — Baſtard von kleiner Elſter— amandine und braun— buntem japaneſiſchen Möspchen 147. kleiner und zweifarbiger Elſteramandine 147. Graugirlitz u. Kanarien⸗ vogel 359. Graugirlitz und Hart- laubszeiſig 360. Hartlaubszeiſig und Graugirlitz 360. 373. — weißbürzeligem u. gelb⸗ bürzeligem Graugirlitz 360. 361. — Rothgirlitz und Kana⸗ rienvogel 382. rothſchwänzigem und 111. — — ſtiller 475. — Strand: 472. h 0 5 ; kleinem rothen Aſtrild | — Strauch- 476. — Gitter: 122. ET we a 1 hen Aſt — Trug 464. goldbrüſtiger 76.81. Augenbrauen⸗Philagrus — Silberſchnabel⸗ und ! — von Bolivien 470. — goldgelber 67. 76. 278. | Malabar-Amandine — weißbrilliger 48. I granatrother 100. Augenbrauen -Sperlings— 157. — Trauerzeiſig u. Kana⸗ rienvogel 391. — ſchwarzköpfigem Zeiſig u. Kanarienvogel 385. — weißbrüſtiger 473. 101.674. — weißgekrönter 465. — Gr au⸗ 35. 5 — weißkehliger 466. — grauer 20. 32. 36. weber 276. Auripasser aurantü- ventris 401. — weißnackiger 478. 43. 54. | — lutea 448. g rıend: — weißohriger 178. e eier 49 | —- Iuteus 448. Baſtardhabia 573. 7 — weißſtirniger 478 ne 8 Baſtardzeiſig 399. Pſtirnig 5 — grüner 56. Aurora⸗Aſtrild 117. Batevio 564. Hartlaub's 92. Karmin⸗ 35. kleiner rother 2.57. Larven⸗ 91. 672. — Winter: 551. I a — Winter-, braumnjchulte | — 5 riger 456. — * Winter-, grauer 457. 2 — Winter-, grauköpfiger Aurora-Senegali, Roth-⸗ flügel⸗ 118. — weißſeitiger 75. — zierlicher 104. Aurora-Senegaliſt 81. Bathilda, rothſchwänzige 124. Bathilda urficauda 124. Bauernammer 588. Baumſperling 442. 459. 157. == orangebäckiger 51. Auroravögelchen 81. Bawi 274. — Winter-, vom Oregon 55. Avis rubra 539. Baya 274. 5 456. — Rebhuhn⸗ 105. Azulam 558. — Bamani 275. — Brahminee 275. Baya⸗Nelikurvi 274. Baya, Shore 275. Bayaweber, bengaliſcher Azulejo 430. — real 557. ' Azulinha 99. ı Azulito 430. — zimmtfarbner 478. = zweiſtreifiger 473. = — Zwerg: 460. Ammerweber 254. 274. 275. Reichenow's 92. Ringel 55. 108. 119. 121. 677. — rothbärtiger 50. 7 — gelbköpfiger 275. ST — de alpiste 430. 265. 275. — geſtrichelter 275. — 5 0 rıo Azulleros 430. — braunhalſiger 275. jdr de a, Azullexos 430. 2 een — rothhrüftigerss.ss. Baya⸗Webervogel 265. 274. 683. Bayaweber, eigentlicher 266. 274. 669. — Xanthornus 472. . rother Dühring's Ammomanes fraterculus — B. Ir De u Zu . 617. 671. 672. . . Aeberboge — phoenieura 617. — rother, gepunkteter Bänderbürzelfink 114. | aya⸗Webervogel, = Amſel⸗Ammerſperling 475. u hep | Sa braun⸗ gelbbrüſtiger 267. | Amſel, braſiliſche 645. 2 Dane 50 angiger Lid. 275. 683. — mit rother Bruſt 647. rothſchwänziger 59. Bagheiri 614. BayaWebervogel, oliven— “Er | Bai⸗Ling 610. grüner 276. j Angolagimpel 364. RE Nr 7 Angolahänfling 363. 364. | rothrückiger 105. 2 Bandamandine 127. Bec d’argent 158. 617. 2 Angolaſpaz 439. =; ſchwarzbäckiger 57. 132. 134. Bee de corail 261. \ Annomanes einnamomea 58. P * Bandbürzler, braun⸗ Bec de corail ordinaire 13. 628. — ſchwarzkehliger 92. 105. öhriger 173. Bee de plomb 159. 5 422. 5 = ſchwarzköpfiger 56. Bandelette 147. ee, 575 * — à huppe grise 422. — 21 . 1 i 20 127 132. — noir et blanc 99. han ſchwarzſchwänziger 50. Song ee — violet de la Caroline - — ensanglanté 422. 2 3 E Bandvogel 127. 132. Arco-iris 435. Sonnen- ı11. 113. Bandvorelje 132. 491. u Argoondawachteln 410. Streifen 119 Bartfink 183. 185. Bengalenweber 275. ; rkanſaszeiſig 395. — Streifen 119. 1217 5 . e 475. — Sumpf- 55. Bartgirlitz 378. Bengalen Weber 4 — frontalis 475. = Wachtel⸗ 107. Bartvogel, grüner 679. vogel 265. 275. % — gigantéus 575. — weinrother 92. 673. Bartzitronfink 400. Bengali 9. Baftard von Band- und | — blane 155. torquatus 475. > Asfür el hadjar 511. Astraxzalinus colum- bianus 397. — mexicanus 398. — tristis 392. — Yarrelli 398. Astrie 43. Wiener's 671. — Bügel: 50. 668. Astrild 49. — à barbe rouge 51. — A moustaches 105. -— ash-coloured 43. — A ventre orange 81. noires Rothkopf-Amand. 131. getigertem u. Schmet⸗ terlingsaſtrild 72. gewelltem und orange— bäckigem Aſtrild 48. gewelltem und grauem Aſtrild 48. gewelltem und orange— blauwe 99. grey 155. brun 69. cendré 37. cordon-bleu 99. grisbleu 59. 63 mouchete 173. nanking 155. 1 Aſtrild, Aurora- 117. — A ventre rouge 50. | bäckigem Aſtrild 48. | — panache 155. 1 85 — blaue 9. — gewelltem u. Schmetter- | — piquete 69. 78. 4 — Binſen⸗ 123. 121. — bridé 50. | lingsaſtrild 48. | — vert 56. 4 1 ai Bi 5 — bridled 50. — gewelltem Aſtrild und | — white 155. 1 R E — de Bichenow 122. Silberſchnabelamandine — yellow 155. 3 — blauer rothbädiger 93. — de St. Helene 49. 49. Bengalift 56. 275. — hr a 1 — Blut⸗ 35. — Bronze: 668. — du Senegal 49. — gris 43. grauem und orange⸗ bäckigem Aſtrild 41. — blauer 99. — getigerter 73. 694 Bengalift, grüner 75. Denen 25. — gelbbunte 155. — graubunte 155. — ſchneeweiße 155. — ſchwarzbunte 155. Bengneli A joues oranges 55 — grisbleu 63. — zebré 81. Bengueli einereous 63. — crimson-eared 99. Benguelift 99. Bengueliften 25. Bergammer 600. Bergammerfink 459. Berg-Ammerſperling 459. Berg-Diamant 123. Berg- Kanarienvogel 376. 383. Berglerche 624. — ruſſiſche 624. Bergſperling 443. Berichtigungen 68s. Betylus picatus 575. Bhatul 626. Bindenkehlſpaz 446. Binglis 191. Binſenaſtrild 123. Bildammer 601. Bird, Canary- 350. — chipping 457. — Coury- 160. — Indigo- 430. — Red- 539. — Snow-, american 456. — Snow-, black 456. — Snow-, common 456. — Snow-, grey-headed 457. — Snow-, mexican 457. — Snow-, Oregon 456. — Thistle- 392. — yellow 392. Biſchof 426. 557. 662. — blauer 557. — dunkelblauer 554. 558. — hellblauer 554. 685. — ſchwarzblauer 558. — ſchwarzer 559. Bishop, black 559. — blue 557. — blue brazilian 558. Black- bird, red - breasted 647. Bläßchen 567. Blaßammerfink 460. Blauaſtrild 99. Blaubändchen 99. Blaufink, guianiſcher 557. Blauflügeltangara 659. Blaugimpelfink 558. Blauhänfling 430. Blaukernbeißer 557. Blaupfäffchen 570. Blauvogel 430. Bleiſchnäbelchen 5614. Bluet 662. Blutaſtrild 82. 87. Blutfink 83. Blutknacker 193. Blutſchnabel 261. Blutſchnabelweber 248. 261. 681. — äthiopiſcher 261. 681. Bluttangara 648. Bodenfink 481. Bondol 165. 167. Bogenſchnabellerche 618. Bourion 494, Bouriones 493. Bouton d’or 407. Bouvreuil bicolor 418. L violet de la Caroline — ſpitzſchwänziges 155. | 8 | Büffel weber 315. | — Carmine 488. E celay-colored 460. Sachregiſter. Bouvreuil bleu d’Ame- | rique 557. | — bleu de la Caroline 557. — de la desert 511. | — de l’isle de Bourbon | 568. | — du Cap de bonne espe- rance 381. 383. — noir du Mexique 559. — noir et blanc 559. — olive 415. — olivert 417. — pin 501. — pourpre 491. — rougeätre 488. — sineerini 415. 417. Brächonyx erepitans 629. Brandweber 246. Braunnackenhabia 475. Breitſchwanzwida 220. Breitſchwanzwitwe 220. Brillenpfäffchen 570. Brillenweber 29. Brillen = Webervogel 294. 295. Bronze: Amandine, geſtreifte 151. — ſchwarzbürzelige 153 — ſpitzſchwänzige 153. — weißbäuchige 153. Bronzeaſtrild ses. Bronzemännchen 151. 154. 169. — geſtreiftes 151 678. 678. — ſchwarzbürzeliges 153. Bronze-Maniken of Africa 148. Bruant de Bresil 407. Bruchſperling 464. Buarremon xanthogenys 475. Bubalornis niger 318. Bucanetes 484. — githagineus 511. — roſaſchnäbliger 318. Büffel⸗Webervogel 318. — hellſchnäbliger 317. — weißköpfiger 318. Bullfinch, black 559. — China 435. — Desert 511. — little black 559. — purple 491. — red-headed 502. — rosy 490. Buntaftrild 102. 674. Buntfarbenfink 437. Buntfink, gemalter 123. Buntkehle 374. Bunting american 596. — bay - winged 471 — black - crested 599. — black -crowned 468. — black -faced 262. — black-headed 59. — black-throated 596. — blue 430. — brown-headed 592. — Cape 580. 582. — chestnut-collared 601. — dominican 211. — dyed 580. — elegant 583. — Golden, sibirian 579. long tailed 211. L orange-shouldered215. \ — fastuosa 664. Bunting Goura 599. — grey-capped 583. — Henslow’s 472. — Indigo- 430. — Kirwa 614. — Lark- 597. — Leconte’s 472. — masked 582. — painted 435. — panayan 216. — red-backed 588. — red-headed 592. — red-rumped 58. 191. — shaft-tailed 213. — Smith’ 601. — striated 582. — Unalaschka 471. H — variegated 211. — white-winged 597. — yellow-bellied 580. | — yellow breasted 579. — yellow-browed 583. Burung prit 169. Buſchammer 583. Buſchlerche 627. Buſchwaldlerche 626. Buserinus Selbyi 367. Bush-Lark, Horsfield’s 628. — Madras 627. Butterfink 348. Buttergimpel 370. 8. Calandra 607. — nigra 609. Calandre 607. Calandrella ruficeps 611. Calandritis sibirica 611. Calandron 607. Calfat 141. Callispiza brasiliensis 667. — festiva 666. — flava 667. — tatao 664. | — trieolor 666. | Calliste brasiliensis 667. — festiva 666. — flava 667. — melanota 666. — peruviana 666. — tatao 664. — trieolor 666. Calyphantria 246. — Algondae 253. — comorensis 253. — eminentissima 252. — erythrops 264. — flavicans 254. — haematocephala 265. — madagascariensis 251. Salypthrophorus eueul- latus 548. — dominicanus 549. — gularis 550. Canari 350. Canariam aviculam 344. Canario 329. 344. 407. — de campo 339. — de fora 339. — de terra 339. Canary -bird 350. Canary -finch 350. — Cape 366. Cap -more 288. Capi 574. Capitaine d’Orenoque 102. Capuein a téte blanche 65. — à tete noire 168. Cardenal acaminado 655. — de alas negras 653. Cardinal 422. — amarillo 553. — black -erested 553. — black -throated 550. — brown-throated 550. — dominicain 549. — dominicain huppe de la Louisiane 548. — dominican 549. L dominiquain 549. — à gorge brune 550. — à gorge noire 550. ' — gris huppé rouge 548. — Grosbeak 539. — huppe 539. — Paroare 549. — pourpré foncé 647. — red-crested 548. L red-headed 550. — rouge 539. — rose du Senegal 262. — A tete rouge 550. — de Virginie 539. — yellow-billed 550. Cardinalin 240. Cardinaline 254. Cardinalis 514. — angolensis 135. L canadensis 653. — capitata 550. — cristatella 553. — cueullatus 548. — dominicanus 549. — gularis 550. | — larvatus 549. — madagascariensis 251. — obseurus 425. — phoeniceus 541. — purpureus 647. — virginianus 539. Carduelis 401. — americana 392. — atrata 397. — brasiliana 425. — caniceps 408. — columbianus 397. — eucullatus 386. — Lawrencii 398. — lutea 448. — luxuosus 437. — magellanica 394. — magellanicus 394. — mexicanus 398. — notata 396. — obseurus 425. — pinus 394. — psaltria 395. — rufogularis 473. — spinoides 39). — Stanleyi 396. — tristis 392. — Yarrelli 398. Carpodacus 484. — californicus 492. — erythrinus 488. — githagineus 511. — grandis 495. — Paraudaei 511. — purpureus 491. — Sophia 495. — synoicus 495. Carpospiza brachydac- tyla 444. — longipennis 444. Caryothraustes brasi- liensis 523. — viridis 523. Ceresaſtrild 1. Certhilauda Doriae 630. —— —— — 5 . . EL ET 22323 Au Certhilauda meridionalis 630. Chatfinch, algerian 402. Chak Bharai 633. Chalandra 607. Chalandria 607. Chanchito 476. Chanteur d’Afrique 356. 362. 367. — d’Angola 364. — du Bresil 407. — du Cap 366. — de Cuba 414. 415. — de Cuba, grand 417. — de Jamaica 418. — de Mozambique 373. — Senegali 362. Chardonneret acalanthe 192. — d’Amerique 302. — du Canada 392. — à front d'or 407. — jaune 392. — triste 392. — à ventre jaune 409. — vert 674. Cheendola 627. Chera caffra 215. — Progne 215. Chewink 481. Chiltototl 646. Chilchiltototl 647. — tepazeullula 647. Chingol 469. Chingolino 469, Chingolo 469. Chinchilita 417. Chindora 274. Chineſe 168. Chineſerfink 168. Chinna Eeli-jitta 627. Chipiu 409. — negro y blanca 474. — negro y canela 473. Chirigue 381. Chlo&bia Gouldiae 188. — mirabilis 189. Chloris bahamensis 419, — indica 373. — kawariba minor 401. — sinica 401. Chlorospiza aurantii- ventris 401. — plumbea 476. — siniea 401. — spinoides 399. Chondestes 437. — strigatus 473. Chorga 160. Chrysomitris 384. — atrata 396. — campestris 400. — capitalis 395. — columbiana 397. — eolumbianus 397. — flavospeeularis 400. — ieterica 395. — Lawrencei 398. — Lawreneii 398. — macroptera 394. — magellanica 394. 396. 400. magellanicus 395. — marginalis 400. -- mexicana 398. -— mexicanus 398. — notata 396. — pinus 39. — psaltria 395. — spinescens 396. — spinoides 39. — Stanleyi 396. — tristis 392. — uropygialis 396. Sachregiſter. Chrycomitris xantho— Chrysospiza euchlora 448. gastra 397. Yarrelli 398. lutea 448. Churchura 160. Cissopsis bicolor 575. Citrinella 384. barbata 400. eitrinelloides 400. Lawrenei 398. melanops 400 nigriceps 400. Citrinelle 398. Citronvögelchen 81. Coccoborus 514. Ooecoborus eoeruleus 557. cyaneus 558. ludovicianus 522. magnirostris 561. melanocephalus 523. torridus 561. Coceopsis gularis 550. Coccopygia Dufresni 58. Coccothrauste Coceothraustes 514. masque 515. du Mexique 523. a poitrine rose 522. à queue melaine 516. — vert 523. albogularis 569. 685. ater 576. atriceps 575. atricollis 574. aurantiirostris 576. aurantius 567. 568. aureoventris 524. Azarae 575. bicolor 568. brasiliensis 523. 549. Brissoni 554. 5: caeruleus 557. caesius 574. cantans 158. capensis 236. capitatus 541. 550. cardinalis 539. carnipes 516. cayanensis 523. einnamomeus 570. coerulescens 570. 573. coerüleus 554. 557. 685. collarius 566. concolor 570. crassirostris 561. cristata 539. cristatellinus 554. cristatellus 550. 55932 chrysocephala 275. chrysopeplus 524. eueullatus 541.549. cyaneus 558. diadematus 575. dominiennus 541 549. erythrina 488. Euleri 571. 572. faleirostris 571. flabellifer 570. tortirostris 516. fuliginosus 573. gambiensis 288. - gigantödes 575. glaucocoeruleus 558. grossus, 574. gularis 541. 550. gutturalis 569. 685. Coccothraustes Hoffmanni Coccoth 568. hypoleuens 565. 585. hypoxanthus 570. icteroides 516. indica cristata 539. intermedius 563. 564. 685. japonicus 576. javensis 170. leucocephalus 575. leucopsis 572. 685 leucophaeus 515 Leverianus 575. lineola 567. 685. lineatus 569. luctuosus 568. ludoviciana 522. judo vicianus 516. magnirostris 524. magnus 574. major 575. maxillosus 574. Maximiliani 561. melanocephala 523. melanoc£phalus 525. 566. melanögenys 550. - melanoxanthus 516. melanura 516. melantürus 515. 685. minor 575. minutus 570. mitratus 570. moestus 570. Morelleti 572. multicolor 576. niger 558. 560. nigrorufus 570. oceipitalis 575. ochropygus 572. olivaceus 574. ophthalmicus 570. orenocensis 575. ornatus 562. 563. 685. oryzivora 141. oryx 245. pectoralis 568. personatus 514. 515. phoeniceus 540. 685. plümbeus 564. 565. 685. poliogaster 521. rosea 488. rubricollis 522. ruficollis 570. rufiventris 561. sanguinirostris 261. seutatus 148. speeuligerus 516. similis 574. sinensis 168: — sinensis einera 141. sinuatus 541. sulphuratus 377. telasco 570. tibialis 523. torridus 560. virginianus 521. 539. 510. viridis 523. ‚austinae 513. Cola aguda encuentro amarillo 475. 695 Coliuspasser torquatus 220. Comba-Sou 201. — brillant 201. Combasso 201. Combassou 201. Commändeur, Bruant 553. — eristatelle 553. Coraphites albifrons 63 3. Coraphites leucotis 632. — nigriceps 633. Cordon bleu 93. 99, Coury Bird 160. Corydalos 607. Corydalus galerita 607. Coryphospingus 401. — cristatus 422. — ceruentus 422. — griseoeristatus 422. — pileatus 421. Corythus enucleator 50 Coturniculus 437. Cou-coupé 132. 133. Crestudo amarillo 553. — Toxo 548. Crithagra 326. 370. — angolensis 364. — barbata 378. — bistrigata 383. — brasiliensis 407. — brevirostris 381. — butyracea 373. | — canaria 350. — eanicollis 366. — capistrata 379. — chloropsis 379. — chrysopyga 373. 378. — einerea 368. — flava 376. — flaviventris 376. — flavivertex 379. — Hartlaubi 369. — Hartlaubii 373. — Hilarii 409. — imberbis 400. — leucopygia 362. — mossambica 373. — musica 362. — nigriceps 400. — ruficauda 383. — Selbyi 368. — sulfurata 368. 377. — sulphurata 377. — striolata 380. Crithologus 326. — Alario 383. Croissant 439. 1. [+] Cruceuleu de monti 444. Cyacu 661. Cyanoloxia coernlea 557. Cyanospiza 401. — amoena 437. — eiris 435. — cyanea 430. — versicolor 437. Culassade 607. 2: Decora 633. Degollado 522. Dermophrys 163. — ferruginea 167. — flaviprymnus 17 — Maja 165 — malacca 170. 2 Dertroides albirostris 317. Dhubuk Chari 633. Dhulo Chata 633. Diademfink, blauer 15 Diadem⸗ Papageifint 575 Diamant 180. — ⸗Amandine 177 180 696 Diamant = inf 126. 180. — Sperling 180. — Vogel 28. 177. 180. Diamant à bavette 185. — äAbavette chätaine 171. — brun 171. — ordinaire 180. — zebre 173. Diamantfink 678. Diamantvogeltje 180. Diamantvögel 172. Diamond - Sparrow 180. Dickſchnabel, rother 539. — virginiſcher 539. Dickſchnabellerche 619. Dickſchnäbler, blauer 557. Dinemellia leucocephala 319. Dinemellina, weißköpfige 319. Dioch 255. 261. — roſenrother 261. — rothbäuchiger 261. — rothköpfiger 263. — rothſchnäbliger 257. Dioch à tete rouge 264. — rose 256. 262. Diſtelfink, amerikanischer 392. — blauer 430. — blauköpfiger 435. Distelvink, ameri- „kaansche 392. Diuka⸗Ammer⸗ ſperling 477. 685. — gebänderter 478. — aus Bolivien 478. Diuea fasciata 478. Diucopsis leucophaea 575. Dominikaner 549. 1 Dominikaner: Kardi- nal 549. Dominikaner-Kernbeißer 549. Dominikaner-Wida 197. Dominikaner⸗Wida⸗ fink 208. 210. Dominikanerammer 210. Dominikanerwitwe 198. 208. 210. Domino 151. 152. 153. 160. 162. Donacola bivittata 171. — castaneothorax 171. | *- flaviprymna 172. — pectoralis 172. Doppelfarb 149. Doppelhornlerche 625. | Doppelweber 288. Dornaſtrild 108. 111. — Augenbrauen- 111. Dornaſtrilde 107. Dos rouge 655. Dreifarbentangara 665. Droſſellerche 619. Dryospiza canaria 350. — leucopygia 362. — leucopygos 362. | — nigriceps 400. | Dumbeea 192. Düſterpfäffchen 570. Duree 633. Dwer-den-ngool-gnänneer 183. E. Ecailleux 450. Edelfink 401. — grauer 632. — von Algier 402. 684. Sachregiſter. Edelſchläger 362. Edelweber 225. 280. Einführung 1. Eisammer 600. Elet 218. Elégante 104. Elſter-Amandinen 143. — gitterflügelige 149. 150. — größte 113. 144. 678. — kleine 145. 147. 678. — rothrückige 150. — zweifarbige 118. 149. — Zwerg: 150. Elſterchen 20. — doppeltes 143. — Glanz- 147. 149. — größtes 144. — kleinſtes 145. 147. — Kutten⸗ 144. — Rieſen⸗ 143. 144. Elſterling 575. Elſtervögel 143. Elſtervögelchen 77. 130. Elſtervogel 147. 169. Emberiza affinis 580. — albicollis 580. Alleoni 591. americana 5 597. amoena 437. araguira 422, arctica 471. ardens 216. atricapilla 468. aureola 578. 579. auriceps 354. bicolor 597. Bonapartei 587. borealis 588. brasiliensis 407. brunniceps 592. Buchanani 591. Cabanisi 580. caesia 589. 590. caffrariensis 582. caniceps 583. capensis 582. capistrata 581. caspia 591. castaniceps 591. Cerruti 591. chlorocephala 583. chrysops 471. chrysophrys 583. cinerea 590. cineracea 590. cioides 591. ciopsis 591. ciris 435. coerulea 430. cristata 599. cristatella 553. cyanea 430. cyanella 430. dominicensis 417. elegans 583. erythrophthalma 481. erythroptera 582. 599. es clavonica 587. flaveola 407. tlavigastra 580. flaviventris 580. fucata 579. Gigliolii 591. glacialis 600. granativora 594. griseo-eristata 422. gubernatrix 553. guttata 476. hortulana, var. 590. — Huttoni 591. 4. D 678. Emberiza hyemalis 456. — icterica 592. — impetuani 589. intermedia 591. jacarini 425. lapponica 600. 686. Lathami 599. lesbia 580. 588. leucocéphala 587. longicauda 215. luctuosa 476. luteola 591. 685. Maccowni 601. melanietera 597. 599. melanocephala 592. 594 melanöma 601. melanops 583. meridionalis 591. mexicana 597. montana 600. Emberiza mustelina 600. nipalensis 599. nivalis 600. oinops 589. olivacea 417. ornata 601. oryx 245. Pallasi 591. pallida 460. palustris 591. panayensis 216. paradisea 207. passerina 591. pieta 600. personata 582. 601. pityornis 384. 587. Polaris 591. prineipalis 211. pusilla 588. pyrrhuloides 590. 591. quadricolor 191. quelea 261. Quelea 262. quinquelineata 589. quinquevittata 580. rubra 254. rufibarba 590. ruficapilla 421. rufigularis 590. rüstica 588 rütila 587. Saharae 582. septemstriata 581. serena 211. schoenielus, 5915 shah 591. Shattuckii 460. sibirica 579. signata 216. socialis 459. sordida 589. spodiocephala 582.583. Stewarti 583. Stracheyi 591. striolata 581. suberistata 599. tahapisi 581. Townsendi 597. Tristrami 589. unalaschcensis 475. variabilis 589. vidua 211. xanthogastra 580. Emberizinae 577. Emberizoides marginalis 475. — Poliocephalus 474. 592. 592. var. G. Embernagra 437. — dumetorum 474, — macroura 475. — torquata 475. Emblema pieta 123. Emmerlingsvogel brafilia= niſcher 407. Enueleator indicus 539. Eophona melanura 516. — personata 515. Epaulettenwitwe 215. — kurzſchwänzige. 221. Episcopus 662. — avis 662. Erd: Ammerjperling 475. Eremöphila cornuta 624. Ergänzungen 668. Erythrospiza erythrina 488. — frontalis 493. — githaginea 511. — obsoleta 512. — phoenicoptera 495. — purpurea 491. Erythrothorax albifrons 490. — rubrifrons 488. Erythrura 189, — cyanovirens‘ 192. — Kittlitzii 191. — psittacea 192. — trichroa 192. — viridis 191. Erzamandine, kleine 147. Erzpfäffchen 566. 685. Erzweber 254. Estrelda 35. — amandava 73. astrild 49. atricapilla 57. bella 182. benghala 99. Bichenovii 122. cinerea 43. coerulescens 69. coerulescens ex Mo- zambique 63. Dufresnei 58. erythroptera 119. formosa 75. frontalis 450. granatina 102. lateralis 75. lateritia 89. margaritata 673. melanogastra 63. minima 88. modesta 116. musica 362. mystacea 69. nigricollis 92. paludicola 56. Perreini 63. Phaöthon 113. phoenieotis 99. polyzona 107. psittacea 192. punicea 73. rubricata 91. rubriventris 43. 49, ruficauda 124. rufopieta 89. Russi 668. sanguinolenta 81. squamifrons 450. subflava 81. temporalis 111. trichura 192. vinacea 92. viridis 56. Estrilda 35. elegans 104. incana 63. De ET ee a en ec 70 | ; £ 4 ) 5 ; i — F u ee Zu Fe A Estrilda melanogenys 58. — melpoda 55. — minima 88. — rufibarba 51. Euethia 401. — bicolor 419. — canora 415. — lepida 417. — pusilla 418. Euodice cantans 158. — malabarica 160. Euphone jacarina 425. Euplectes 228. — abyssinieus 234. albirostris 275. bengalensis 275. capensis 236. craspedopterus 242. Edwardsi 245. erythrops 264. flammiceps 242. flaviceps 242. 274. 275. flavigula 275. franeiscana 240. gregarius 262. habessinicus 234. ignicolor 240. lepidopterus 450. lepidus 280. melanogaster 234. nigroventris 246. nigriventris 246. oryx 245. Petiti 240. pseudoryx 245. pyrrhozona 242. ranunculaceus 234. ruber 251. sanguinirostris 261. Sundevalli 245. Taha 235. xanthomelas 236. Euspina americana 597. Euspiza 437. — americana 597. — aureola 579. — diuca 477. flavigularis 579. fucata 580. — ieterica 592. — Lathami 599. luteola 592. melanocephala 594. — simillima 594. Eveque bleu 557. — bleu de ciel 558. — de Cayenne 662. noir 559. F. Farbenfink 401. FFaſänchen 43. 49. — auſtraliſches 108. 111. — graues 43. 49. — großes 49. — kleines 43. — Malabar= 157. — orangebäckiges 55. Feinweber 307. — augenſtreifiger 295. — orangefarbiger 301. — Prinz⸗ 294. Feldammerfink 460. Feldammerſperling 476. Feldgimpel 326. 370. Feldſperling 460. Felſenammer 579. Felſenſperling 437. Feuerfink 228. — doppelter 243. — Swainſon's flammen— köpfiger 242. Sachregiſter. Feuerfink, Franziskaner— 240. — großer 243. — großer gelber 236. — rothſchwänziger 245. Feuerſchwanz 182. Feuerſchwanz-Aman⸗ dine 181. 182. 678. Feuertangara 655. Feuervögelchen 87. Feuerweber 225. 228. — abeſſiniſcher, gel⸗ ber 235. Fichtenammer 584587. Fichtengimpel 501. Tichtenhacker 501. Fichtenzeiſig 393. 391. Finch, Alario 383. — Angola 364. Arcansas 395. Bachman’s 474. Bichenow’s 122. black - collared 234. black -headed 168. 169. 170. Bell’s 473. Blanding’s 482. blue-bellied 94. bluish 564. chestnut-breasted 171. chestnut-eared 171. 173. crimson 113. Cut-throat 132. Diuca 477. double-banded 122. duree 633. dusky 418. — Dwarf 81. fasciated 132. fire-tailed 182. 191. glossy 201. golden 392. goura 599. Grass-, banded 155. Grass-, beautiful 180. Grass-, long-tailed 186. Grass-, masked 187, Grass-, modest 116. Grass-, pied 144. Grass-, white - eared 188. Ground-, red-eyed 481. half-white 565. Harris’ 468. Hause-, american 494. hooded 147. Jacarini 424. Lark 473. 626. — Lark, black-bellied 633. — Lazuli 437. — Lincolu's 464. — lined 567. Maja 165. Maja, javan 167. melodious 415. Mountain 459. Nonpareil 435. Nonpareil-, Lazuli 427. Nonpareil, many-colo- red 437. Olive 517. ornamented 563. Ortolan, Squat 633. painted 123. 435. Parrot- 192. pileated 421. Pine 394. 501. plain-colored 116. Purple 491. Purple, western 492. Finch, Quail 107. Fi red 113. red erested 422, red-crowned 422. red-eared 183. red-eyebrowed 111. red-headed 254. red-pileated 421. red-tailed 124. ruddy 488. saffron 407. Seaside 472. Seed-, tropical 561. sharp -tailed 153. 472. singing 362. spotted-sided 180. striated 151. Summer- 474. Temporal- 111. Tooty- 488. Ultramarine 201. Weaver-, black -eared 58. Weaver-, carmin 73. Weaver-,Amanduvade 735 white-breasted 172. white-eyebrowed 467. white-headed 165. 177. white-throated 569. Yellow 373. yellow -bellied 409. yellow -throated 597 Zebra 177. nk, amerikaniſcher 435. angoliſcher 364. Atlas⸗ 422. 424. Bänderbürzel- 116. blaßköpfiger 177. Brand- 488. buttergelber 373. dreifarbiger 435. Edel-, von Algier 402. 684. feuerſchwänziger 182. fuchsfarbiger 474. Grüns, chineſiſcher 400. 684. Haus- 494. Haus-, kaliforniſcher 494. havaniſcher 417. Indigo⸗ 426. 430. Jakarini⸗ 422. 121. Jamaika 418. Kanarien- 401. Kappen- 147. karmoiſinſtirniger 493. Kron, von Bolivia 422. Kron-, v. Braſilien 421. Kron-, von Ekuador 422. Kron⸗, von Süd⸗ amerika 419. 121. Kuba⸗ 110. 415. Kuba⸗, größerer 416. 417. 684. Masken- 142. Mohrwachtel- 107. Nacht⸗ 477. Papſt⸗ 430. 135. Papſt⸗, lieblicher 436. 437. Papſt⸗, vielfarbiger 436. 437. Purpur= 491. 493. rothäugiger 481. mit rothbraunen Augen 481. rothhäubiger 488. Fink, Rothkopf 134. — rothſcheiteliger 459. Safran⸗ 403. 407. Safran-, kleiner 408. Safran⸗-, kleinſter 408. Safran-, von Kolum— bien 408. Schnee- 600. Sporen- 600. Spring- gehäubter 425. Wachtel⸗, ſchwarz⸗ kehliger 107. Teyde 402. Venezuela- 418. — weißköpfiger 177. — weißſcheiteliger 467. Finken 324. 401. Finkenlerche 612. Firebird 88. Firefinch 88. Flachsvogel 649. — Miſſiſſippi⸗ 655. — ſchwarzflügeliger 653 Flammenfink 211. Flammen = Weber: vogel 241. 212. Flax - bird 653. Foedi 251. Foudi 247. 251. Foudi, rothköpfiger 251. Foudia eminentissima 252. erythrocephala 254. erythrops 261. flavicans 254. haematocephala 265. madagascariensis 251. Martineti 254. Franziskanerfink 240. Fringilla 401. 437. — Aberti 481. — abyssina 234. aestiva 474. aestivalis 474. affinis 475. africana 402. africana macroura 207. Alario 142. 381. 383. — alaudina 476. albeola 448. albicollis 165. 407. albifrors 478. albinucha 478. — amandava 73. americana 568. 597. amoena 436. 437. angolensis 91. 99. 363. 364. 365. araguira 422. — arbörea 442. 459. arctica 481. arcuata 438. 439. arvensis 381. astrild 49. atrata 397. 456. atricapilla 566. atricollis 107. atrigularis 460. aurantia 568. aurantiiventris 401. aurifrons 354. 373. aurocapilla 468. — Bachmani 474. Bairdi 481. barbata 378. 400. bengala 94. bengalensis 274. bengalus 99. bella 181. 182. — Belli 473. 698 Fringilla biarcuata 478. — Bichenovii 122. — bicolor 418. — bilineata 473. — blandingiana 482. — bononiensis 444. — brachydäctyla 444. — brasiliensis 403. 407. — brevirostris 380. — Breweri 460. — Brissoni 558. — brunneinucha 475. — bucealis 51. — butyracea 348. 368. 369. 373. — Burmeisteri 476. — Cabanisi 473. — caffra 215. — calcarata 600, — campestris 394. 476. — eanarla 326. 350. — canariensis 401. — canicapilla 446. — caniceps 402. 403. 476. — eanicollis 365. 366. — eanora 410. 415. — capensis 469. — capistrata 379. — capitalis 478. — carbonaria 476. — cardinalis 539. — Cassini 474. — castanöptera 442. — catalotl 398. — caudacuta 472. — cayanensis 523. — chilensis 469. — chloropsis 379. — chlorura 482. — chrysomelas 314. — chrysoptera 219. — chrysopogon 478. — cinerea 43. 457. 164. — cinereicollis 366. — CIrIS 430. 435. — eisalpina 441. — eitrinellina 400. — citrinelloides 400. — coerulea 557. — coerulescens 63. — collaria 566. — columbiana 397. — comata 468. — coronata 467. — crassirostris 561. — crissalis 482. — cristata 421. 422. — cruenta 422. — Cubae 386. — cueullata 384. 386. — Cyanea 426. 430. — dalmatica 587. — dentata 444.445.685. — detruncata 133. — Devillei 478. — diffusa 439. — diuea 469. 477. 478. 685. — dominicana 549. — dorsalis 456. — Dufresnei 59. — effrenata 50. — elegans 104. — enucleator 501. — epopoea 523. — erythrina 488. — erythrocephala 254. — erythroph- thalma 479. 481. Sachregiſter. Fringilla erythrorhyneha 476. — euchlöra 448. — Euleri 572. — faleirostris 572. — fallax 464. — fasciata 478. — ferruginea 474. — flammea 422. — flavicollis 446. 597. — flavigula 446. — flavigularis 478. — flavirostris 475. — flaviventris 369. 376. 378. — flavivertex 379. — tlavoptera 219. 375. | — Frantzii 418. — frenata 50. — frontalis 448. 450. 494. — fruticeti 476. — funerea 201. — fusca 482. — Gambeli 467. — Gayi 476. — georgia 464. — githaginea 511. — Gouldi 464. — gnatho 573. — grämmaca 473. — eranatina 102. — grisea 441. 444. — griseocristata 422. — guttata 464. — gutturalis 569. — haemörrhoa 494. — Heermanni 463. — Henslowi 472. — hiemalis 390. 451. 456. — Hilairi 408. — hispaniolensis 442, — hudsonia 456. — humeralis 475. — hyemalis 456. — hypochondria 470, — hypoleuca 565. — hypoxantha 570. — ietera 373. — icterica 395. — ignicolor 240. — iliaca 474. 685. — imberbis 400. 684. — intermedia 564. — Italiae 441. — italica 411. — Jacarina 422. 425. — jagoensis 412. — jugularis 446. — juncorum 460. — kawariba 401. — lapponica 600. — lateralis 473. — Lathami 180. — laticauda 220. — Lawrencei 398. — Jazulina 437. — Lecontei 472. — lépida 416. 417. 684. — lepidöptera 450. — leucocephala 180. — leuconota 1:2. — leücophrys 465. 467. — leucopögen 563. — leucopygos 362. — leucötis 478. — leueura 444. — Lichtensteini 396. — Lincolni 464. — lincola 567. — lippa 55. Fringilla littoralis 472. — longirostris 288. — ludoviciana 522. — lütea 446. 448. 685. — luteiventris 409. 410. — luteola 314. — macrocerca 218. — mäcronyx 482. — maculata 481. 523. — magellanica 39. 395. 396. 684. — Maja 165. — majanoides 167. — manimbe 472. — Manyar 27). — marginalis 399. 684. — mariposa 455. — maritima 472. — matutina 468. 469. — melanictera 599. — melanocephala 523. L melanoleuca 474. — melanops 400. — melanotis 475. — melanoxantha 398. — melanura 516. — melba 104. — melodia 460. 463. — melpoda 55. — meruloides 475. — mexicana 397. 398. — minima 88. — molybdocephala 322. — monticola 459. — motitensis 442. — Muelleri 314. — multizona 107. — musica 354. 362. — mystacalis 468. — mystacea 73. — neisna 59. — nigra 560. — nigriceps 400. — nigrorufa 473 — nitens 201. 425. — notata 396. — nuchalis 469. — ochropyga 573. — oculea 183. — olivacea 474. — ophthalmica 478. — oregona 456. 481. — ornata 425. 426. 569. — oryx 240. — oryzivora 141. - otoleuca 632. — pallida 460. — palustris 464. — panayensis 216. — paradisea 207. — passerina 471. — pennsylvanica 466. — Perreini 63. — personata 383. 515. — petronia 442. 441. — Phaäthon 113. — philippina 275. — pileata 419. 421. — pinetorum 579. — pinus 393. 394. — platensis 474. — plumbea 565. — polyzona 107. — postocularis 478. — prasina 191. — prineipalis 211. — psaltria 395. — psittacea 192. — pulchella 192. — punctularia 162. Fringilla punctulata 193. — punicea 73. 522. — purpurea 491. — pusilla 352. 354. 451. 460. — pyrgita 446. — pyrrhomelas 568. — quelea 261. — querula 468. — quintieolor 111. — ranunculacea 234. — reticulata 135. — rubricata 91. — rubrifrons 354. — rubriventris 49. — rufibarba 51. — rufescens 475. — ruficeps 474. — rufidorsalis 457. — rufina 464. — rufirostris 565. — rufivirgata 474. — russata 442. — rustica 476. | — rutila 482, — Samuelis 472. — sandwichensis 471. — sanguinolenta 81. — Savanna 470. — savannarum 472. — scapularis 481. — schistacea 473. — Selbyi 366. 368. — semirufa 478. — senegala 88. — senegalensis 288. — serena 211. — silens 475. — simplex 439. 441. — sinaitica 495. — sinica 400. 401. 684. — so cialis 388. 457. 459. — speciosa 104. — speculifera 478. — sphenüra 191. 475. —- spinescens 3%. — spinoides 399. — splendens 425. — splendida 575. — spodiogenia 402. 684. — squamifrons 450. — Stanleyi 396. — striolata 379. 582. — stulta 444. 446. — subflava 81. — sulfurata 377. 378. — superciliaris 446. 478. — Swainsoni 439.441. — temporalis 111. — texensis 398. — teydea 402. — thoracica 473. — Tintillon 401. — tobaca 364. — torrida 561. — torquata 474. — totta 383. 381. — Townsendi 475. — trichroa 192. — trieolor 435. — tristis 387. 392. | — troglodytes 43. E ultramarina 201. — unicolor 475. — uropygialis 364. — velata 288. — versicolor 436. — Piridis 56. 523. — vitellina 307. — Woodhousi 457. 395. 4 f | i | 1 Sieb 4 Fringilla salicicola 441. — xanthogramma 176. — xanthomaschalis 523. — xanthosterna 446. — Yarrelli 398. — zena 415. Fringillinae 324. Fringillaria anthoides 589. — bieineta 580. — Cabanisi 581. — capensis 580. — rufa 581. Fringille Cardeline 254. — leucophore 177. Fuchsweber 301. 302. Furfurinu de monte 414. G. Gafarron 395. Galander 607. Galerida rutila 638. Galerita abessinica 618. — macrorrhyncha 618. — microeristata 618. — Theklae 618. Galfa 141. — de Java 141. Gartenammer 579. Gatterer 141. Gebirgszeiſig 399. — abeſſiniſcher 400. Gelatik 141. Gelbammer 592. Gelbbäckchen 55. Gelbborſten 81. . Selbbrüftchen, grünes 75. Gelbbürzel 172. 364. Su indischer 275. Gelbkragen 415. Gelbſchnabelhabia 475. Gelbſchulterwida 218. Gelbſchulterwitwe 218. Gelbvogel 388. Gelbweber 292. 304. 314. — äthiopiſcher 293. Gelb⸗Webervögel 280. Gelb-Webervogel, äthiopi= ſcher 293. Geocöraphus elegantissi- mus 628. Geospiza cyanovirens Pealei 192. Gefanasinerling, gelber 7 Geſellſchafts - Ammerfinf 459. Geſellſchafts Ammer; ſperling 457. 459. e e e 388. 428. 595 Geſellſchaftslerche 614. Geſellſchaftsſpaz 459. Geſellſchaftsſperling 159. Geſellſchaftsweber 280. Gilbling, goldgelber 301. Gilbweber 310. Gimpel 483. — aſchgrauer 502. — blauer nordamerikani— ſcher 557. — Butter- 370. — Caſſin's 502. — eigentliche 484. — eigentliche fremd: ländiſche 502. — Feld- 370. — Gold- 370. — graubäuchiger 502. Sachregiſter. Gimpel, Hafen 484. 495. 501. — Haus- 492. 494. 685. — Karmin⸗ ısı. 488. — karoliniſcher 557. — kochenillerother 502. — langſchwänziger 481. — langſchwänziger blut: rother 503. — langſchwänziger ſibiri— ſcher 503. — mäuſegrauer 502. — Nepal- 502. — pomeranzengelber 502. — Purpur⸗ 487. 490. 491. — Purpur⸗, Caſſin's 492. | — Purpur⸗, kaliforniſcher 492. — Roſen- 489. — Roſen⸗, vom Sinai 595. = une, 495. — rothköpfiger 502. — rothmanteliger 495. — rothſchulteriger 495. — rothſchwänziger 502. — vom Sinai 495. — Sinaitiſcher 495. — aus dem Himalaya 502. — Wüſten⸗ 481. 504. — Wüſten⸗, düſtrer 512. Gimpelammer 590. Gimpellerche, weißſtirnige 633. Girlitze 326. 361. 370. Girlitz, Bart: 378. — buttergelber 36s. 373. — gelber 349. — gelbbäuchiger 349. 409. 3 — gelbſtirniger 369. 375. 376. — gelbrückiger 379. — gejtrichelter 379. — Grau- 354. 372. 373. 375. 383. — Grau-, gelbbürzeliger 363. 381. 5 grauer gelbbür⸗ zeliger 363. 364. — grauer weißbür⸗ zeliger 354. 361. — grauer weißkehliger 367. — graukehliger 340. 360. 365. 366. 383. — grauföpfiger 369. — goldftirniger 354. — grüngelber 379. — grünköpfiger 369. 378. — Hagenbeck's gelb: köpfiger 400. 681. — von den Kanari⸗ ſchen Inſeln 326. 350. — kurzſchnäbliger 350. — grangeftirniger 352. — ſüdafrikaniſch. 369. 376. ſchwefelgelber 377. 381. — Roth⸗, ſchwarz⸗ köpfiger 381. ſchwarzhalfteriger 379. — Totta⸗ 383. — weißbürzeliger 362. weißkehliger 306. 367. Girlitzfink 409. Gitter-Weberfink 150. Glanzelſterchen 147. | Glastik-betul 141. Glate 141. Goldaſtrild 81. Goldbärtchen 418. Goldbauch 376. Goldblättchen 81. Goldbrüſtchen 33. 34. 37. 76. 81. 84. Goldbraue 417. Goldbrauenammer 583. Goldbürzelzeiſig 396. Golddiſtelfink 392. Goldfinch, american 392. — black 397. 398. — black-headed 394. — cordillerean 396. — green 674. — indian 403. — mexican 398. — Red black-headed 386. — Spine 396. — Stanley’s 396. — Yarrell’s 398. Goldfink 388. 392. 418. — Stanley's 396. Goldgelbweber 301. Goldgimpel 369. Goldkanarienvogel 407. Goldkehle 377. Goldkragen 415. Goldkronfink 468. Goldkronſperling 468. Goldſcheitelweber 296. Goldſpaz 448. Goldſperling 137. 446. 685. — grüner 448. Goldſtiglitz 392. Goldſtirngirlitz 354. Goldtangara 656. Goldweber 288. Goldwebervogel 300. Goldzeiſig 390. 392. Goldzügel 409. Goniaphea coerulea 5 — cyanea 558. — ludovieiana 522. — nigra 560. — torrida 561. Goo-lung-ag-ga 111. Gorge rose 522. Gorrion 493. — colorada 511. Graminero 470. O —1 Granataſtrild 93. 100. 101. 192. 674. Granatfink 101. Granatinus 102. Granatvogel 101. Gras-Ammerſperling 47 Grass-Finch 471. — banded 185. — beautiful 189. long-tailed 186. — masked 187. — ınodest 116. — pied 144. — white-eared 188. Grasfink, Masken- 187. — ſpitzſchwänziger 186. — weißöhriger 188. Grasvink, gebande 185. Gras-Weberfink 188. — wunderſchöner 189. Grauammerfink 457. Grauaſtrild 30. 33. 38.43.84. Graubauchknacker 524. Grauedelfink 362. Graugirlitz 325. 355. 362. 372. 375. 383. 15 699 Graugirlitz, gelbbürzeliger 363. 364. 381. — weißbürzeliger 364. Grauhabia 575. Graukardinal 543. 518. Graulerche 611. | Graumantel 573. 576. Graupfäffchen 564. Grautangara 662. Grauvögelchen 30. 43. Greentfinch, algerian 401. — chinese 401. Grenadier 245. Grenadier-Kernbeißer 243. 245. — Weber 245. Grenadin 100. Grenadin 102. — de la cöte d' Afrique 100. Grisbleu 59. Grivelin 133. Grosbeak, abyssinian 291. — black 559. — black-bellied 234. — black-bonnet 569. — black-headed 523. — black-lined 182. — black and yellow 516. — black-tailed 516. — blew 557. — blue 557. 558. | — blue brazilian 558. — bluish 561. — Brimstone 377. — brown-cheeked 415. | — Cape 236. — Cardinal 539. — erested dominican 548. — erimson-breasted 193. 194. — faseiated 133. — flesh-footed 516. — Frontal 450. — Grenadier 240. 245. — giant 572. — icterine 516. — Isle-Bourbon 568. = Java 141: — long-tailed 219. — Malabar 160. | — Malacca 165. 168. 170. — mine 566. — olivaceous-billed 565. — orange 215. — ornamented 563. — plumbeous 564. — red-billed 262. — red-mantled 495. — rose-breasted 522. — spotted-sided 180. | — striated 152. — white-fronted 567. — white-headed 169. - white-throated 569. | Grosbee d’Abyssinie 291. — à bec olivätre 565. — bleu 557. — bleuätre 564. — A calotte noire 569. — bleu de ciel 558. de la Chine 516. — à collier 563. — du Coromandel 236. — epervin 161. — à front blanc 567. - geant 572. — à gorge blanche 569. des Indes 275. 539. — de l’isle de Bourbon 152. 568. — du Japon 515. — de Java 191. — de la Louissiane 522. 700 7 (Grosbee masqué 515. — du Mexique 523. — mine 566. noir 219. 559. — de plomb 564. — A poitrine rose 522. — à queue melaine 516. — de riz noir 561. — de riz à tete noire 561. — rouge 539. — tacheté du Cap de bonne esperance 236. — tachete de Java 160. — vert 523. — de Virginie 539. Ground-Robin 481. — californian 481. Grundammerſperling, Abert's 481. — Baird's 481. — brauner 482. — gefleckter 481. — grüner 482. — grünſchwänziger 482. — rothäugiger . 481. — rothbrauner 482. — weißſchulteriger 481. Grundfink 481. Grundröthel 479. 48. Grünfink 384. — algeriicher 401. — von Bahama 418. — chineſiſcher 400. 684. Grünhabia 574. Grünſperling 418. Gubernatrix eristata 553. — cristatella 553. — pusilla 554. Guerubeea 192. Gürtel: Amandine 181. 185. — Gould’ ſpitzſchwänzige 185. — Masken 186. 187. — weißbäckige 187.188. Gürtelaſtrild 64. — augenfleckiger 183. — bürzelglänzender 182. — rothohriger 183. Gürtelgrasfink 61. 185. Gürtellerche 624. 88 -Raſenweberfink 185. Gürtel-Webervogel 292. Guiraca caerulea 557. — coerulea 557. — ludovieiana 522. — magnirostris 561. — melanocephala 523. Guiranheem gutü 407. Guirapera 667. Guirnegat 407. Gyimnoris petronius 444. Gyrinorhynchus eollarius 566. — hypoleueus 565. — intermedius 564. — lineola 567. din weißrückiger Haarſteich⸗ Weberfink, weiß⸗ rückiger 153. Haartangara 642. Habia 573. — Baſtard- 573. Habia amarillo 657. — de banado 474. ceja blanca 574. | Habia punzo 657. Sachregiſter. Habropyga 28. 35. | — astrild 49. — einerea 43. e eoerulescens 63. — fimbricata 63. — frenata 50. — incana 63. — larvata 92. — leucotis 50. — melpoda 55. — natalensis 63. — paludicola 56. — Perreini 63. — rhodopyga 50. — rufibarba 51. — subflava 81. Haemophila 437. Haemorrhous puıpurea 491. — roseus 488. Hänfling, angoliſcher 364. — blauer 430. — Karmin⸗ 488. ahnſchweifwida 215. LE Wida⸗ fink 213. 215. Hahnſchweifwitwe 215. akenfink 501. Ontengimpel 484. 495. — kanadiſcher 500. | Hakenkernbeißer 501. Hakenkreuzſchnabel 501. Halbmond⸗Widafink 216. Halbmondwitwe 216. Halsbandamandine 132. Halsband-Ammerjperling 474. Halsbandlerche 607. Halsband = Trauerwitwe 220. Halsbandvogel 132. Halsbandweber 293. Halsband = Weberfinf 132. Haplospiza 437. Harrelal 75. Hartfutterfreſſer 12. Hartlaubszeiſig 52. 325. 360. 368. 373. 375. 413. Hartſchnabel 501. Haubenblutfink 539. Haubenfink 422. — indiſcher 539. | Haubenkernbeißer 539. | Haubenlerche, kleine 612. Hauben-Malimbus 320. Haubenmerle 641. | Hauben-Prachtwebervogel 320. Haubenweber 320. Haublettchen 373. Hausgimpel 492. 685. Hausse- col noir 624. Hautototl 646. | Hawfinch, black -tailed | 516. | — masked 515. | — mexican 523. | Hedyglossa 437. — Diuca 477. Hedymeles ludovieiana — melanocephala 523. Helenafaſänchen 33. 37. 44. 49. 99. Helena fazantje, St. 49. Helena-Kanarienvogel 376. Helenavögelchen 49. Helenavogel 49. Hempbird 491. — aureicapillus 293. — erythrophthalma 311. — flavoviridis 291. L habessinica 291. | — modesta 288. | | — Spekei 294. | — textor 288. \ — rvitellina 307. | Hyphanturgus \ — oeularius 29. L aureolus 579. Herkulesknacker 524 Hesperiphôna melanura 516. Hierapterhina Clot-Bekii | 634. Himalapyaſtiglitz 402. Himmelslerche 616. Hirundelchen 147. Hirondelle 147. Hordenweber 5 — ier Hornlerche 62: Hortulanus nes Bonae- spei 582. Houpette 641. Hypacanthis 399. — Stanleyi 396. Hyphantica 254. — aethiopica 262. — haematocephala 265. — sanguinirostris 261. Hyphantornis 225. 280. — abyssinieus 291. — aethiops 293. — atrogularis 294. 309. — aurea 301. spinoides — aureoflava 301. — aureoflavus 301. — aurifrons 299. — axillaris 303. — badius 303. — baglafecht 294. — Bojeri 301. — brachypterus 295. — Cabanisi 293. — capensis 299. — capitalis 293. — castaneo-fusca 302. — chrysomelas 314. — cinctus 293. — concolor 301. — erythrocephala 254. — flammiceps 242. — galbula 310. — gambiensis 288. — grandis 292. — Guerini 311. — intermedia 309. — larvata 291. — luteola 314. | — luteolus 314. ! — mariquensis 295. — nigerrimus 305. — nigriceps 297. — nigrifrons 293. — oeularius 29. — olivacea 299. — personata 314. — personatus 314. — princeps 294. — rubiginosa 303. — somalensis 294. — spilonotus 2%. — subaureus 301. — taenioptera 309. — taeniopterus 294. 308. — velatus 293. — vitellinus 307. — xanthopterus 311. brachyp- terus 295. — personatus 314. Hypocentor aenea 201. Hypocenter fucatus 580. Hypochera musica 362. — nitens 201. — ultramarina 201. J. Jeterus cafer 299. — olivaceus 299. Ignikolor 240. Ignicolore 240. Immerrothvogel 615. Indianer⸗Lerche 625. 686. Indigoammer 430. Invigofink 325. Indigsppgel 430. Ing-a-däm-oon 113. Inhaltsverzeichniß Sfabelitehe 616. Iſabelltangara 667. Jacarini 424. 425. — brasiliensibus 425. — Pinson- 424. — Tanager 425. Jacobijn 168. 169. Jacobin 152. 169. Jago: Sperling, St. 442. Jakarini 423. 424. Jakarinifink 422. 424. Jakobin 169. Jamaikafink 418. Jee-ree 183. Jerapterhina Cavaignaci 634. Jilgero 400. — de la Cordillera 396. Joue orange 55. Junco hyemalis 456. — phaeonotus 457. K. Kaffernammer 582. Kaffernweber 299. Kalanderlerchegos.607. Kalandra 603. Kalandralerche 607. Kalandrelle 614. Kanarie 350. — van Brazili& 407. 426. — Kaapsche 373. 376. — pietje 384. Kanarienfink 350. 401. Kanarienſperling 350. Kanarienvogel 382. 411. — Berg- 376. 326. E braſilianiſcher 407. — braſiliſcher 403. 407. — Helena- 376. — wilder 350. 316. 375. — Wildling 350. 416. Kantawala 275. Kapellenvogel 443. Kapkanarienvogel 349. 366. Kaplandkanarienvogel 366. Kap⸗-⸗Oriolin 299. Kap⸗Orynx 236. Kappvenammer 592. Kappenfink 147. Kappenlerche 633. Kappen = Weberfint Fernando -Po 150. — bronzefleckiger 147. Kappenzeiſig 394. Kap'ſcher Ammer 582. Kap'ſcher Kernbeißer 236. Kap'ſcher Sperling 215. von u — . —ñä6ñꝓ — rr Kapuzenzeiſig 386. Kapweber 236. 299. Kardeline 254. Kardinaal, grijze 548. — groene 553. — roode 539. Kardinälchen, kleines rothes 386. — 8 8 weſtindiſches — weſtindiſches 386. Kardinäle 514. 524. 562. Kardinal 539. — Ammer⸗ 553. — Dominikaner⸗ 541. 542. 549. domingiſcher 548. von Domingo 542. gehäubter 539. gezopfter domingiſcher 548. grauer braunkeh⸗ liger 541. 542. 550. — grauer gehäubter 541. 543. 548. — 9498 glattköpfiger — grauer ſchwarz⸗ ehliger 541.512. 550. FE grüner 550. 553. TER an grüner 554. — vom Kap der guten | Hoffnung 245. — von Madagaskar 247. — Mantel- 550. — nordamerikaniſcher 539. — purpurrother 540. 685. — rother 524. 530. 539. — Rothkopf- 550. — rothköpfiger 550. — ſchwarzbäckiger 550. — ſpitzhäubiger 541. — virginiſcher 539. Kardinalin 240. Kardinalkernbeißer 539. Kardinalweber 252. Karminaſtrild 19. 21. 33. 87. 91. Karminfink ſ. Karmin⸗ aſtrild. Karmingimpel 484 489. Karminphasthon 113. Kastanjevink 171. Katzenvogel 481. Kawarahiba 401. Kehlammerfink 460. Kehlſpaz 445. — großer 446. Kehlſperling 437. 444. 685. — Augenbrauen- 446. — gelbbrüſtiger 446. — gelbhalſiger 416. — grauföpfiger 446. — großer 446. — größter 446. Kellſchwanzaftrilb 93. Kernbeißer 513. — eigentliche 514. — blauer 426. 557. — braſiliſcher 523. — braunwangiger 410. — von China 516. — Dominikaner 549. — mit fleiſchfarbenen Füßen 516. | — gebänderter 132. Sachregiſter. Kernbeißer, gelber 5 — gelbbäuchiger 55 — gelblicher 516. — graubäuchiger 524. | großſchnäbliger 524. => grüner 523. | — grünbäuchiger 524. — himmelblauer 557. — japaneſiſcher 515. 516. — karminfarbner 645. E laſurblauer 558. — lonuiſianiſcher Er — Masken: 51 — mexikanischer 529 — roſenbrüſtiger 516. 522. = ech gelben, 516. — ſchwarz öpfiger 315. 523. ſchwarzſchwänziger 515. 516. 685. Kernbeißerfinken 513. 514. Kernbeißerfink, dick ſchnäbliger ſchwarzer 561. — dunkelblauer 554. 558. — hellblauer 554. 557. 685. — Maximilian's schwarzer 561. — meerblauer 558. — ſchwarzer 558. 559. — ſchwarzköpfiger 560. 561. Kernbeißerweber, dotter— gelber 307. — gelbbäuchiger 275. — Masken- 314, — ſchwarzköpfiger 293. — ſchwarzſtirniger 293. Kernfreſſer 501. Kernknacker 514. Kirſchenfink, karminrother 539 Klapperlerche 634. Kleinſchnäbelchen 38. Klumposet, red and blaek 645. Knackerlerche 634. Königsammer 213. Königswida 213. Königs⸗Widafink 212. 213: Königswitwe 213. Kolonieweber 251. 279. Komoren-Webervogel 253. Konings-Weduwe 213. Koowan Leepee 617 Korallenſchnäbelchen 47. 565. Kordillerenzeiſig 395. 396. Kordonbleu 94. 99. Kragenpfäffchen 572. 573. 685. Krappenfreſſer 501. Kreuzlerche 633. Kreuzſchnabel, größter 501. Kron-Ammerſperling 467. Kronfink von Bolivien 422. — von Braſilien 421. — von Ekuador 422. von Südamerika 419. 421. Krontangara 637. 638. Kubafink 410. 414. — größerer 411. 416. 417. 684. Kubafink, kleiner 415. Kubavogel 416. Kurzflügelweber 295. Kurzzehenlerche 614. Kuttenelſterchen 144. Kuttenweber 144. N. Lagonostieta 28. 64. L eoerulescens 63. — ignita 88. — larvata 92. — lateritia 89. — minima 88. — nigricollis 92. — rhodopareia 91. 672. — rubricata 91. — rufopieta 89. — Russi 668. — senegala 88. vinacea 92. Bar 13. Lal Munia 73. Langflügler 383. Langstaart 215. Lanio albispecularis 642, — tenuirostris 642, — Vieilloti 641. Lanius leverianus 575. — picatus 575. Lanzenſchwänzchen 151. 158. Lappländer 600. Lark, black 609. — boag-geyra 614. — Calandra- 607. — common indian 615. | — gingi 633. — pink-billed 616. — plainloving 630. — red-bellied 617. — red -winged 627. — Shore 624. | — short-toed 614. — Sky 624. — social 614. — white-cheeked 632. Larvenaſtrild 91. 672. Larvenweber 291. 292. 312. Larven⸗Webervogel 289. 291. Latzammer 601. Lazulifink 437. Leepee 627. | geingeifis 353 Lerchen coe. Lerche, abeſſiniſche 618. — Alpen- 620. 624. 625. — Anderſſon's 615. — aſchgraue 611. — aſſamiſche 626. — Berg- 624. — Berg-, rothköpfige 612. — Bergs, ruſſiſche 624. beſcheidne 627. Bienen- 628. Blanford's 616. Bogenſchnabel- 618. Brach⸗ 629. Brandt's 626. braune 616. braungefleckte 629. Buckley's 614. Buſch⸗ 627. Buſchwald- 626. dickſchnäblige 618. Dickſchnabel- 619. Doppelhorn- 625. Droſſel- 619. Dupont's 618. eee E kleine Hauben- 701 Lerche, einfache 62 — fahle 616. — Falken 634. Finken 612. — gehörnte 625. — gelbbärtige 624. — gelbe 618. 686. — gelbkehlige 226. — gelbköpfige 624. — Geſellſchafts- 614. — Gimpel, weißohrige 632. W weißſtirnige 63: — Grau- 611. — graue 633. — Gray's 629. — große 607. — großflüglige 614. — Gürtel- 624. 612. — Heine's 614. E hermoniſche 614. — Himmels- 616. — Hofa⸗- 628. — Horn- 625. — Horsfield's 627. — Indianer 625. — Iſabell- 616. — iſabellfarbne 618. — japaniſche 615 — javaniſche 627. — Jeſſe's 630. — Kalander⸗ 603. 607. Kappen- 633. 686. = Klapper= 634. — kleinſchnäblige 615. E kleinſte 615. — kleinhäubige 618. — Knacker- 634. — von Kordojan 628. — Kreuz- 633. — Kurzzehen- 614. — kurzzehige 612. 686. — langichnäblige 626. — Walabar 615. = Mohren⸗ 608. 609. — Mongolen- 610. | = mongoliſche 610. — Ohre 625. — Ohren- 625. — SPriejter- 624. —Randon's 618. — Ring- 607. — roſtfarbige 629. T rothbäuchige 617. — rothbrüſtige 626. — rothflüglige 627 — rothköpfige 611. T rothſchnäblige 616 — rothſteißige 616. — rückenſtreifige 616. — Sand- 616. 617. — ſandfarbige 618. —. Schellen- 632. — Schnee- 600. 624 — Schnee-, gelbbärtige nordiſche 624. ſchwarzkäppige 633. ſchwarznackige 633. ſibiriſche 610. — Sichler- 630 — Smith' 632. — Spiegel- 611. — Steppen- 609. 610. — Stummel- 614. — tatariſche 609. — Thekla 617. — Triller⸗- 615. — türkiſche 624. Ufer- 624. — ungefleckte 614 — virginiſche 624. 1 702 Lerche, weißbäckige 631. 632. 686. weißflügelige 611. weißgraue 614. 686. weißkehlige 626. Weißohr- 632. weißohrige 632. weißwangige 627. Winter- 624. Wüſten⸗ 616. ö Wüſten⸗, zweibindige 629. Wüſten⸗, zweibindige, kleine 630. Wüſtenläufer- 630. zierlichite 623. | zimmtrothe 628. zweifleckige 607. zweiſchopfige 625. Lerchenammer 597. Lerchenammerſperling 476. Lerchenpfäffchen 570. Lerchenſpornammer 600. Lerchenſporner 600. Leueophrys pileatus 278. Ligurinus 334. — aurantiiventris 401. — kawariba 401. — sinicus 401. Linaria angolensis 364. atrogularis 364. aurifrons 407. cinerea orientalis 49. coerulea 430. pinus 394. — savanna 470. Lindo azul cabeza blanca | 575. bello 667. pardo eopete amarillo 642. pardo y canela alas y cola negras 642, saihobi 659. Linkolnſpaz 464. Linnet, blue 430. Lonchura Cheet 160. — melanocephala 168. — nisoria 162. — quadricolor 191. Londra calandra 607. Longspur, Lapland 600. Lophoeörythus guberna- trix 553. Lophospiza cristata 422. eruenta 422, — ornata 426. — pileata 421. Lorbeerfink 401. Loxia abyssina 234. abyssinica 291. africana 262. albigularis 368. 569. angolensis 561. astrild 35. 49. atricapilla 168. aurantia 568. — bella 181. 182. beugalensis 275. bicolor 160. brasiliana 135. | brevirostris 568. caffra 215. canadensis 523. canora 415. cantans 158. capensis 236. cardinalis 488. 539. cinerea 368. coerulea 557. 558. collaria 566. crassirostris 561. Sachregiſter. Loxia cucullata 548. — cyanea 558. — dominieana 549, — enuceleator 501. — erythraea 488. — erythrina 488. — erythrocephala 135. — fascjiata 133. — ferruginosa 167. — flabellifera 570. — flamengo 501. — flavicans 592. — flaviventris 366. — franeiscana 240. — fratereulus 568. — frontalis 450. — guttata 177. 180. 194. — haematina 193. — hypoxantha 275. javensis 141. Jugularis 133. leucocephala 165: leucotis 632. — lineata 570. lineola 567. longicauda 219. ludoviciana 522. ınacroura 219. maculosa 135. madagascariensis 251. Maja 165. malabarica 160. — malacca 170. | melanocephala 288. melanogastra 234. melanopygia 153. melanura 516. musica 362. nastta 561. nelieurvi 276. nigra 560. nitida 182. obscura 488. 522. oryx 245. oryzivora 141. prasina 191. pectoralis 568. pensilis 76. phalerata 236. philippina 274. 275. plebeja 569. prasipteron 148. punetularia 162. regia 275. rosea 488. 522. rubra 539. sanguinirostris 261. — sibirica 503. soeia 280. — spittäcea 501. — striata 152. — sulphurata 377. — torrida 561. — totta 384, — undulata 162. Loxie fasciée 133. — haematine 193. — ignicolore 237. — mouchetée 193. — oryx 243. Loxigilla nitens 201. Luseinia virginiana 539. M. Madagaskar-Kardinal 251. Madagaskarweber 230.251. 411. Madagaskar⸗Weber⸗ vogel 247. 248. 251. Magellanzeiſig 394. 684. 376. Mahali-Philagrus 276. Mahali⸗Sperlingsweber 276. Mahaliweber 254. 276. Maharoi 446. Maja 163. — sinensis 165. Maja 165. — ſchwarzbrüſtige 167. — weihföpfige 165. Malabar⸗Amandine 158. 159. Malabar-Faſänchen 157. 159 Malabarfink 159. Malabarlerche 615. Malakkafink 169. Malakkamunia 169. Malimbus eristatus 320. Malimbus, glänzender 322. — Prachtwebervogel 322. — rothhalſiger 322. Manimbe& 472. Mantelkardinal 550. Mantelſchwärzling 322. Manuk manjar 274. 275. Manyar 275. — Kembang 275. Manyar 275. — ⸗Weber 275. ⸗Webervogel 275. 683. Maripoſa 99. — dreifarbiger 101. Mariposa, a joues carmin 99. — granatina 102. — nigra 560. — phoenieotis 99. — pintada 435. Marquetia elegans 104. Maskal 240. Maskenammer 582. Maskenfink 142. 383. Maskengimpel 383. Masken-Grasfink 187. Masken - Gürtelamandine 186. 187. Maskenkernbeißer 514. 515. Masken -Kernbeißerweber 314. Maskenkernknacker 523. Maskenweber 291. 314. — gelblicher 314. Masken-Webervogel 311. 314. Maskenzeiſig 400. Maurenfink 402. Mauritius⸗Weber⸗ vogel 253. 265. Megalophonus clamosa 629. — occidentalis 629. — rostratus 629. Meiſe, grüngefledte 661. Meiſenfink 401. Meiſengimpel 503. Melanocorypha albigula- ris 607. albo-terminata 608. arabs 616, calandra 607. ferruginea 628. galeritata 616. gallica 614. graeca 614. itala 614. rufescens 608. subcalandra 607. tatarica 609. tenuirostris 614. 265. de Melanocorypha torquata 608. — yeltoniensis 609. Melanomitris atrata 397. — uropygialis 396. Melophus erythropterus 599. 1 — melanieterus 599. Melopyrrhula nigra 560. Melpoda lippa 55. — à joues oranges 55. — orange-cheeked 55. Melospiza 437. — melodia 463. Menyiring 73. Merle, blaue 430. — braſiliſche 667. — geſprenkelte 661. — graue 661. — ſcharlachfarbige 645. ſchwarze 647. Merle du Bresil 645. — A gorge rouge 647. Merula brasilica 645. Mésange du Paradis 664. | — verte tachetde 661. Metroponia pusilla 354. Miniſter 430. Ministre 430. Mirafra affinis 627. — africana 629. — cordofanica 628. — flavieollis 579. — Hayi 612. — javanica 626. 627. Mittelweber 318. Mnama 301. Mönchszeiſig 396. Möwchen, japaniſches 154. 678. — braunbuntes 147. 125. — gelbbuntes 154. — weißes 142. 155. Modeste 116. Mohrenlerche cos. Mohrwachtelfink 107. Moineau alouette 473. — des arbres 459. äbecrouge du Senegal 262. A du Bresil 201. du Canada 459. du Cap 439. du Cap de bonne espé— rance 439, de Cayenne 425. chapelant 459. chat 481. Chingolo 469, A couleur de renard 474. — A couronne 467. Diuca 477. dore 448. ecarlat 645. du gazon 471. a gorge blanche 466. d’Italie 441, de Lincoln 464. mandarin 173. maritime 472, melodieux 463. des montagnes 444. nain 460. de neige americain 456. palus 464. de paradis 133. 135. de Pennsylvanie 466. des Saules 442. des Savannes 470. du Senegal 262. — 4 tete grise 441. blanche Mongole 168. Mongolenlerche 610. Monnikskap - Amadine 148. Montese cabeza de ber- millon 421. — obscuro y roxo 473. Montifringilla sanguinea 495. Moro 511. Morgen : Ammer: ſperling 468. 469. Moſambik 373. Motitaſperling 442. Mozambek 373. Mozambik 373. Mozambikzeiſig 345. 373. Mungul 168. Munia acuticauda 153. — ferruginea 167. ferruginosa 167. tlaviprymna 172. fringilloides 144. fuscans 162. leuconota 153. lineiventris 162. Maja 165. malacca 170. molueca 153. oryzıvora 141. punctularia 162. rubronigra 168. sinensis 168. sharp -tailed 153. Shubz 162. striata 152. topela 162. — undulata 162. Munie, weißbäuchige 153. Munie, Schakari- 152. — panaché 155. Muscade blanche 155. Museicapa galeata 642. — rubra 642. 655. Musch, zwarte 201. Muskat -Amandine 160. 162. Muskaatvogel 162. Muskatvögel 151. Muskatvogel 20. 162. — gelbſchwänziger 161. — gepunkteter 160. 162. — gewellter 160. — rothbrauner 161. N. i braſiliſche 548. — . 539. Nachträge cs. Nachtwach 501. Nahäidsche 148. Napoleonsvogel 234. — doppelter 236. — großer 235. Napoleons - Weber: vogel 230. 231. 248. Natalaſtrild 59. 63. Nattvaka 501. Negretto 423. 424. Negrito 559. Nelikurvi 275. — bengaliſcher 275. Nelicourvi car 276. Nelicurvius pensilis 276. Nemosia nigrogenys 550. Neochmia Phaäthon 113. Neſtfink, geſelliger 230. Netzflügel 150. de Madagas- | | Sachregiſter. Neuvogel 600. Nightingale, virginian 539. Nigrita 322. | Arnaudi 322, bicolor 323. canicapilla 323. Emiliae 323. — fusconota 323. Niobe ardens 216. — Widow 216. Niphaea 437. — hyemalis 456. Nonne 20. 25. 126. 165. dreifarbige 169. ſchwarzbrüſtige 167. ſchwarzköpfige 155.167. 168. ſchwarzköpfige mit weißem Bauch 169. weißköpfige mit ſchwar— zer Kehle 167. Nonnen-Amandine, dreifarbige 109. — ſchwarzbrüſtige 166. — ſchwarzköpfige 167. 168. N — weißköpfige 163. 165. 678. Nonnenfink 165. Nonnenvögel 163. Nonnenvogel 165 Nonnen-Weberfink 165. Nonnetje 165. Nonnette d' Afrique 144. — à tete blanche 165. — A tete blanche et A poitrine noire 167. — a tete noire et à ventre blanc et noir 169. | Nonpareil 435. — oſtindiſcher 190. 191. Nukl-nore 169. Nutmeg-bird 162. O. Oeyris oinopus 589. Ohrlerche 625. Ohrenlerche 625. Oiseau €pinard 665. Olivarez 395. Ombala 291. Onychospina fuscata 580. Orangebäckchen 20. 32. 33. 5 Orangevogel 237. 240. — doppelter 245. Orangewange 55. Orangeweber 229. 231.240. 248. Orange-Webervogel 237. 240. Oranje 81. Oranjevogel 240. Orchesticus 573. Oreja negra 475. Oriole, sharp-tailed 472. Driolin 29. — goldftirniger 299. Oriolus aurifrons 299. capensis 299. leucopterus 640. melanocephalus 288. textor 288. rtolan 582. 614. gelbbäuchiger, vom Bor- gebirge der guten Hoff— nung 580. Schnee- 600. | 162. e Ortolan du Cap 582. du Cap de bonne espérance 582. u crete noire 599. doré de Sibérie 579. elegant 583. de hermita 443. a gorge noire 596. masque 582. a soureils jaunes 583. strie 582. teindu 580. a tete brune 592. a tete noire 594. à ventre jaune 580. à ventre jaune du cap de bonne espérance 580. Ortolankönig 59. Ortygospiza 105. | — atricollis 107. — polyzona 107. Orynx approximans — capensis 236. — grand 236. — xanthomelas 236. Oryx 245. — echter 245. ⸗Weber 228. Webervogel 213. grand 245. oryx 245. — wever 245. Oryzöborus 570. 236. — erassirostris 561. — finch 561. — Maximilani 561. — torridus 561. Oryzornis oryzivora 141. Otocorys albigula 626. - chrysolaema 625. — larvata 626. — petröphila 626. — Scriba 626. P. Padda 141. — brun 142. 677. Pajaro de la Cumbre 402. — majorero 511. — moro 511. Pallasia leucoptera 611. Palmtangara 658. Papa Capim 421. 563. Papagei, finniſcher 501. — pPariſer 501. — ſchwediſcher 501. Papagei-Amandinen 159. Papagei ⸗Amandine dreifarbige 191. — eigentliche 192. 679. — kurzſchwänzige 192. — lauchgrüne 190. 191. 678. Papageifinten 514. Papageifink, aus 5 5755 blaugrauer 574. Diadem 575. dickſchnäbliger 574. elſterbunter 575. graumanteliger 575. grauſchwänziger 574. großer 574. größerer 575. == re 575. leinſter 575. olivengrüner 574. orangeſchnäbliger 576. Orinocko- 575. 703 Papageifink, Schopf- 575. — ſchwarzer 576. — ſchwarzhalſiger 574. ſchwarzkäppiger 574. Rieſen- 575. rußſchwarzer 573. un weißem Nückenfleck 574. — vielfarbiger 576. Papageiengimpel 511. Papageiſchnäbelchen 562. Papagei-Weberſink 192. Pape 431. 435. — Lazuli 437. versicolor 437. Papſt 435. — magellaniſcher 665. Papſtfink 325. 126. 433. 435. — lieblicher 436. — vielfarbiger 436. Papſtvogel 435. Paradiesammer 207. Paradiesmeiſe 664. Paradiesmerle 664. Paradiesvogel-Witwe 207. Paradieswida 197 Paradieswitwe 195. 207. Paradies-Amandine 135. Paradies⸗Sperling 135. Paradies-Widafink 202. 207. Parisvogel 501. Pardao 443. Paroare dominicain — huppe 548. Paroaria capitata 550, — eueullata 548. — dominicana 549. — gularis 550. — larvata 549. Paroire 548. Parrot-Finch 192, Passer 437. — arcuatus 439. bicolor bahamensis 419, brasiliensis 407. canadensis 459. canariensis 350. — canarius 350. capitis bonae spei 439. castanopterus 142. diffusa 441. diffusus 441. 430. 549. — domesticus var, itali— cus 441. — erythromelanus indi- cus sine uropygio 645. erythrophrys 442. Hansmanni 442. hispaniolensis 439. indieus caudatus por- phyromelanus 645. indicus erythrome- lanus sine uropygio 645. - indieus porphyrome- lanus 645. jagoensis 442. lunatus 445. motitensis 442. niger erythrorhynchos 201. pennsylvanicus 466. petronia 444. pileatus 469. - pusillus 354. salicarius 442. - salieicolus 442. selavonicus 587. senegalensis erythro- rhynchus 261. 704 Passer simplex 441. — Swainsoni 441. — Swainsonii 441. — russatus 442. Passera de Canaria 350 — lagia 444. Passereulus 437. — cap. bon. sp. — savanna 470. — zonarius 464. Passerella 437. Passerina ciris 435. — collaris 415. 579. — ceyanea 430. — flava 407. — flaviventris 580. — jacarini 425. — lepida 417. — olivacea 417. — ornata 421. Pavert 665. Pechito 417. Peking 162. Penthetria 217. — ardens 216. — axillaris 222. — flaviscapulata 218. 219. — laticauda 220. — macrocerca 218. — macroura 219. Perdrix 106. Pere noir a bee rouge 201. — noir à queue longue 219% Petap Penang 153. — Whobun 165. Petronia 495. — albigularis 445. — dentata 445. — petronella 445. — rupestris 444. — stulta 444. Peucaea 437. Pfäffchen 514. 562. 383 Blau- 570. — blaugraues 563.564. 685. — bleigraues 564. 685. — Brillen- 570. — Düſter⸗ 570. — einfarbiges 570. — Erz⸗ 566. 685. — ſalzſchnäbliges 571. — gelbbürzeliges 572. 573. = geſtreiftes 569. — Hoffmann's 568. — Kragen⸗- 572. 573. 685. — Lerchen⸗ 570. — mit ſchwarzer Bruſt⸗ binde 568. — Morellet's 572. 573. — Orangen- 568. — pomeranzengelbes 567. 568. — Rieſen⸗ 570. 571. 572. — rothbrüſtiges 570. — rothhalſiges 570. — rothſchnäbliges 565. 685. — Schmuck- 562.563.685. — ſchwarzkäppiges 569. — ſchwarzrothes 570. — Telasko- 570. — Trauer: 568. — Wedel⸗ 570. — weißkehliges 569. 685. = weißſtirniges 567. 685. Pfaffenvogel 60. 185. Sachregiſter. Pfäffchen, zimmtfarbnes 570. — zweifarbiges 568. — Zwerg⸗- 570. Phaëthon 113. Pheucticus tibialis 524. Philagrus 254. — pectoralis 279. — mahali 278. — melanorrhynchus 279. — superciliosus 278. Philetaerus 254. — lepidus 280. — socius 280. Phileremus cornutus 624. Phoenicosoma aestiva 655. — Azarae 657. — rubra 653. Phoenisoma aestiva 659. — rubra 653. Pholidocoma frontalis 450. — musica 362. — bicolor 419. — gutturalis 569. — lepida 418. — pusilla 418. — zena, var. censis 419. Phrygilus 437. — caniceps 476. — diuca 477. Pico grueso azul 558. — grueso azulejo 558. — grueso ceja blanca 566. — grueso gargantillo 563. — grueso negro y blanco 570. — grueso negro y canela 561. — grueso variabile — plata 564. — triguenno 565. — vermelho 565. Pieuri 160. Pinicola 484. — americana 501. — canadensis 501. — enucleator 501. Pinson à bee long 288. — à crete rouge 422. — à ventre bleu 99. — algerien 402. — Alario 383. — couronné rouge 422. — de trois couleurs 435. — du Senegal 288. — huppé rouge 421. — Jacarini 424. — rouge et bleu 102. — rouge-gorge 481. — violet 491. Pintau 275. Pipilo ater 481. | — arctica 481. — arcticus 481. — erythrophthalmus 481. — macronyx 482. — megalonyx 481. — mesoleuca 482. — personata 473. — rufipileus 482. — rufitorques 473. — rutila 482. — superciliosa 473. Pipit 165. Pirolin 301. Pirolweber 310. 311. | Pirol⸗Webervogel 309. 310. 684. | Pispo 511. | portori- 566. Pitylus 514. 573. — ardesiacus 573. — Brissonii 558. — canadensis 523. — cardinalis 539. — cyaneus 558. — episcopus 524, — erythrorrhyncehus 573. — flavoeinereus 524. — fuligimosus 573. — guttatus 523 — personatus 523. torridus 561. Plata- Ammerſperling 474. Pleetröphanes 599. — ornatus 601. — pietus 601. — Smithi 601. Plocealauda typica 626. Ploceidae 223. Ploceolus capitalis 293. — luteolus 314. — nigrifrons 293. — personatus 314. — vitellinus 307. Plocepasser mahali — pi.eatus 278. — supereiliosus 278. Ploceus 354. — abyssinicus 299. — aethiopieus 681. — aethiops 293. — afer 234. — affınis 304. — Alecto 315. 317. — Algondae 253. — algondensis 253. — Arnaudi 322. — atrigula 274. — atrogularis 293. 684. — aurantiiceps 307. — aurantius 301. 311. — aureicapillus 293. — aureoflavus 300. 301. — aureus 275. 299. 300. — aurieularis 311. — aurifrons 299. — badius 303. 684. — baya 265. 274. 683. — bengalensis 265. 275. 683. — bicolor 323. — Bojeri 301. — brachypterus 295. — Cabanisi 293. 684. — ceanicapillus 323. — eapensis 235. 236. 237. 299. — castaneo-auratus 304. — eastäneofuseus 301. 302. 303. — einctus 292. — collaris 292. — comorensis 253. — concolor 300. — eristatus 320. — cyelospilus 296. — Dinemelli 318. — dubius 235. — Emiliae 323. — eminentissimus 2522 — erythroeephalus 253. 254. 265. 321. — erythrophthalmus 310. Abe — erythrops 263.264. 265. 293. Ploceus erythrorhynchus 318. — flammiceps 242. 233. — flavicans 254. 680. 681. — flaviceps 275. 296. — flavigula 295. — flavomarginatus 307. — flavoviridis 291. — franeiseanus 237. 240. 241. — galbula 310. — gälbulus 684. — grandis 292. — Guerini 311. — haematocephalus 265. 278. 320. — hypoxanthus 265. 275. 683. — icterocephalus 299. — intermedius 318. — larvatus 288. 291. 312. — Lathami 256. 261. — lepidopterus 450. — luteifrons 323. — leuconotis 321. — leucophthalmus 311. — luteolus 311. 314. — madagascarien- Slis 247. 251. — magnirostris 288. — mahali 276. 278. — malimbe 322. — manyar 265. 275. 683. — mariquensis 311, — melanocephalus 281. 288. — melanogaster 231. 235. — melanogenys 311. — melanops 311. — melanorrhynchus 276. 279. — melanötis311. 314.321. — modereus 303. — modestus 288. — nelieurvi 276. — niger 305. — nigerrimus 304. 305. — nigriceps 297. — nigrifrons 293. — nigriventris 246. — nigroventris 246. — nitens 322. — oeularius 294. 295. — oliväceus 297. 300. — OryX 243. 245. 246. — Patersoni 280. — pectoralis 276. — pensilis 276. — personatus 814. — phaenötus 323. — philippinus 274. 275. — princeps 29. — quelea 261. — Royrei 301. — rubiginosus 301. 303. — ruficeps 307. — rufoeitrinus 303. — Russi 6s1. 682. — sanguinirostris 255. 256. 261. 262. 681. — sanguinirostris, var, aethiopicus 261, 241. 309. 310. NEBEN ON Ploceus scutatus 320. — senegalensis 288. — socius 279. — solitarius 288. — S$Spekei 294. — spilonotus 296.297. — striatus 275. — stietonotus 296. — superciliosus 276. 278. — taeniöpterus 308. — Taha 235. — textor 288. — velatus 293. — vitellinus 290. 305. 308. — xanthöpterus 311. Posphila acuticauda 186. — eineta 185. — leucotis 188. — mirabilis 189. — Paddoni 192. — personata 187. Poliospiza angolensis 364. — atrigularis 364. Polymitra Cabanisi 581. — Saharae 582. — septenistriata 581. Pooecetes 437. Poolloo 615. Pope-bird 549. Prachtammer 580. Prachtfinken 18. 28. — groß- und ſtarkſchnäb— lige 27. 125. — klein- und ſchwach⸗ ſchnäblige 27. 29. Prachttangara 664. Prachtweber 319. Feat eherongel.Sauben- 0. — glänzender 321. — Malimbe⸗ 322. — Schild⸗ 320. — ſchwarzohriger 321. Prieſterlerche 624. Prinz-Feinweber 294. Prinzen-Webervogel 294. Prit 153. Propasser sordidus 488. Pseudomitris columbiana 397. — mexicana 398. — psaltria 395. Pünktchenaſtrild 64. Purpurfink 491. Purpurgimpel 40. — falifornijcher 492. Purpurkardinal 541. Purpurkronſink 422. Purpurtangara 645. 647. Putthur Chira 599. Pyranga aestiva 655. — Azarae 657. coceinae 657. erythromelas 655. — erythropis 656. livida 655. luetuosa 642, ludovieiana 656. rubra 653. saira 657. Pyrenestes lacteus 444, Pyrgisoma Kieneri 478. Pyrgita aretica 481. — arceuata 439, erassirostris 441. diffusa 441. diffusus 441. euchlora 448, — fazoglensis 445. gularis 441. lutea 448. Sachregiſter. Pyrgita nigripes 445. peruviana 469, — peruviensis 469, petronella 446. petronia 444. petronioides 446. xueppellii 261. 278. simplex 441. spadicea 441. — Swainsonii 411. Pyrgitopsis simplex 441. — Swainsonii 441. — de Swainson 441. Pyromelaena 225. 228. — abyssinica 235. — capensis 236. — flammiceps 242. — nigriventris 246. 245 Pyrrhomitris ceuenllata 386. Pyrrhualauda crueigera 633. — leucotis 632. Pyrrhula 484. — alaudina 570. arenirostris 560. aurantiaca 502, bicolor 568. californica 492. capistrata 568. — carolinensis caerulea 557. — carolinensis violacea 491. Cassini 492. 502. caudata 503. cineräcea 503. cinerea 565. eineréola 565. erispa 567. coceinea 502. — collaris 414. enucleätor 501. erythrina 484. 488. 489. erythrocephala 502. erithacus 503. faleirostris 572. familiaris 492. gsithaginea 511. 512. griseiventris 502. — gutturalis 569. leucoptera 570. — lindola 567. longieauda 503. ludovieiana 522. melanocephala 566. mexicana nigra 560. murina 502. — mysia 568. nana 150. nigra 560. nipalensis 503. obsoleta 512. orientalis 502. Paraudaei 511. purpürea 490. 491. 492. pusilla 354. pyrrhomelas 568. rhodocolpus 495. — rhodöptera 495. rhodochlamys 495. rösea 489. sanguinolenta 503. sibirica 503. sinaica 495. — sinoica 495. | sinaitica 495. | 495. 504. Karl Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. Pyrrhula striolata 380. — torrida 561. Pyrrhulauda 633. — leueotis 632. Pyrrhulinae 483. Pyrrhulinota roseata 488, Pyrrhuloxia sinuata 541. Pytelia afra 675. ceoeruleseens 63, — elegans 104. formosa 75. Hartlaubi 92. — hypogrammica 675. — incana 63. lateralis 75. lineata 119. melba 104. minima 88. - Perreini 63. phoenicoptera 119. — phoenicotis 99. — polyzona 119. Reichenowi 92. — speciosa 104. — subflava 81. — Wieneri 675. Pytelie, bunte 104. Q. Quadricolor 191. 642. Quelea 261. — capitata 264. — erythrops 264. — Lathami 261. — oeeidentalis 261. orientalis 261. sanguinirostris 261. sanguinirostris orien- talis 262. socia 262. Queue de vinaigre 63. N. Raji 446. erueigera Ramphoeele à bee d’argent | 647. — sealatte 653. Rannas 191. Rara negra 476. Raſenweber-Fink, Gürtel— 185. Raspelſperling 459. Rebhuhnaſtrild 105. Red- bill 111. ged- bird 539. — Summer- 655. Reisamandine 141. — braune 142. 677. — ſchneeweiße 141. Reisfink 11. Reisfreſſer 141. Reisknacker 561. — ſchwarzer 561. — ſchwarzköpfiger 561. Reismäher 141. Reisvogel 20. 25. 141. 154. 677. E indiſcher und chineſiſcher 141 — ſchneeweißer 141. — Zimmt- 142. Republieain & ecarlate 322. Republikaner mit ſcharlach rother Kapuze 322. Rhamphocelus brasilien- sis 645. capuchon 705 Rhamphocelus brasilius 645. — ceoceineus 645. — jacapa 647. purpureus 617. — sanguinolentus 648. Rhamphopis atrococ- eineus 647. — ceoceineus 645. Rhopospiza 437. Riedammerfink 464. Rieſenelſterchen 143. 144. Rieſengirlitz 367. Niejenpapageifinf 515. Rieſenpfäſſchen 371. 572 Nieſen-Webervogel 292. Ninglerche, große 607. Ringelaſtrild 119. 121 677. Risquero 444. Rodrigez-Weber⸗ vogel 254. 680. Röthelammer 588. Röthelhabia 478. Röthelſperling 442. Roodkop 548. Roodkopvogeltje 135. t00dkop-wever 261. Roodstaart-vink 191. Roſa-Dioch 261. Roſenbruſtknacker 522. Roſenkehlchen 522. Rossignol de Virginie 539, Roſtammer 590. Roſtgimpel 383. Rothaſtrild 87. Rothbäckchen, blaues Rothbauch-Aſtrild 49. Rothbruſt 522. Rothbruſtamarant 89. 668. Rothbürzel 59. 63. — auſtraliſcher 111. Rothbürzelchen 33. Rothflügel-Aurora-Sene— gali 118. Rothgirlitz 326. Rothgirlitz, ſchwarz⸗ füpfiger 381. 383. Rothhaubenfink 421. Rothhaubentangara 641. Rothkafferfink 245. Rothkappe 550. Rothkopf 135. 263. 264. Rothkopf-Amandine 133: 135. 677. Rothkopf-Dioch 264. Rothkopfgimpel 502. Rothkopfkardinal 550. Rothkopfſperling 411. Rothkopfweber 264, Rothſchnabel 261. Rothſchnäbelchen, graues 13 261 99. Rothſchwänzchen 33. 60. 63. 87. — grünes 111. — blaugraues 63. Rothſchwänzlein, ſchwarzes 559. ; Rothſchwanz, eigentlicher 60. - grauer 63. Rothſchwanzfink 124. Rothſterzfink 124. - Rothvogel 526. 537. 539. Rouge-noir 193. 245. Roxo, erestudo 548. Rubieilla americana 549 Rubin d’Australie 113. Rubinvogel 113. 45 kleines 706 Ruderfinken 514. 573. Riistvogeltje 141. Rundſchnabel, ſchwarzer 559. Rußweber 682. S. Sänger, grauer 362. — grauer afrikaniſcher 362. Sängerfink 362. Sängerſchuppenfink 362. Sänger-Weberfink, afrika⸗ niſcher 158. Safranfink 325. 403. 407. — kleiner 408. — der kleinſte 408. — von Kolumbien 408. Safranweber 314. Sahara-Ammer 582. Saira 399. 403. Saltator 573. atricollis 574. coerulescens 574. flavus 657. gigantödes 575. ieterophrys 575. magnoides 575. maxillosus 574. olivaceus 574. ruber 657. ruficapillus 576. rufiventris 575. similis 575. validus 574. — Vigorsi 575. Samenfreſſer 12. Samenknacker 192. 194. — blutbrüſtiger 193. — weißgetropfter 194. Samenknacker⸗ Amandine, roth⸗ brüſtige 193. 680. — geſchuppte 193. 191. 680. | Sammtfink 236. Sammtweber 229. 236. Sammt⸗Webervogel 235 238 Sammtwida 236. Sandlerche 617. Sangaco 659. Sangaſſu 661. Sanfibar- Weber: vogel 252. Sar Munia 160. Sarbo Baya 275. Saumammerfink 464. Savannen-Ammer⸗ ſperling 470. Savannen-Sperling 470. Saxialauda tatarica 609. Saxicola pallida 630. Sayacu 661. Sayacu 661. | — Mantel⸗ 323. — brasiliensibus 661. Scarlatte 646. 653. Schahammer 591. Scharlachbürzel 57. 58. Scharlachſchwanz 189. 191. — lauchgrüner 191. Scharlachſperling 645. Scharlachtangara 653. Scheitelfink 401. Schildammer 596. Schild-Malimbus 321. Schild⸗Prachtwebervogel 20. 0 Sachregiſter. Schildwida 216. Schildwitwe 216. Schilf⸗Amandine 170. 171. 678. — gelbe 172. — weißbrüſtige 171. Schilffink 171. 677. 678. — braunrückiger 171. — kaſtanienbrüſtiger 171. Schilfnonne 171. Schilf-Weberfink, gelb- bürzeliger 172. Schistöchlamys 573. Schlagammerfink 464. Schleierhabiag 576. Schleierweber 293. Schleppwitwe 215. Schmalſchnabelkardinal 541. Schmetterlingsaſtrild 99 — rother 101. Schmetterlingsaſtrilde Schmetterlingsfink 19. 20. 33. 48. 52. 72. 93. 99. Schmetterlingsfinken 32. 6. 87. Schmuckammer 601. Schmuckfinken 18. 27. Schmuckpfäffchen 562. 563. 685. Schmucktangara 657. Schneeammer 599. Schneeammerfink 456. Schneeammerling 600. Schneefink 456. 600. — braſilianiſcher 567. Schneelerche 600. 624. Schneeortolan 600. Schneeſperling 600. Schneeſpornammer 600. Schneeſporner 600. Schneevogel 456. 600. — blauer 456. Schneevögel 390. Schnurrbärtchen 450. Schönbürzel 32. 59. 60. 63. Schönfinken 64. 75. Schönweber 246. Schopfammer 597. 599. Schopffink 426. Schuppen-Kapweberfink 450. Schuppenkäppchen 450. Schuppenköpfchen 450. Schwärzlinge 322. Schwärzling, braun— rückiger 323. — gelbſtirniger 323. — grauköpfiger 323. 93. Zweifarben- 323. zweifarbiger 323. Schwarzbäckchen 58. Schwarzfink 183. Schwarzflügler 645. Schwarzgeſichtchen 418. | Schwarzgimpelfink 559. Schwarzhals 596. | Schwarzhalshabia 574. | Schwarzkäppchen 569. Schwarzknacker 561. Schwarzkopfknacker 523. Schwarzſchwanzkernbeißer 516. Schwarztangara 640. Schwarzweber 322. Schwarzwebervogel, Arnaud's 322. — braunrückiger 323. — Emiliens 323. — gelbſtirniger 323. — grauköpfiger 323. Seed-eater, St. Helena 376. himalayan 354. Mozambique 373. sulphureous 377. white-rumped 362. white-throated 367. yellow-rumped 364. 05 373. Seedfinch, Tropical 561. — Tropieal black 561. Seidenſtar 409. Senegali 88. — Aurore- 77. Senegali, Aurore-, little 81. — Chanteur 355. 362. — à front pointillé 450. — Petit rouge 83. — quinticolor 108. — raye 45. rouge 90. — à ventre jaune 81. — Zebra- 81. Senegali, rothbrüſtiger 89 — Rothflügel-Aurora— 118. — ſchön rother 91. Senegaliſten 25. Senegaliſt, kleinſter 87. Senegalus ruber 88. — striatus 49. Senegalvögel 25. Senserenico 415. Septicolor 664. 665. Serin d’Arcansas 395. des Canaries 350. des Cordillères 396. epin 396. a front jaune 376. a front orange 354. a gorge blanche 367. des isles Canaries 350. du Mexique 398. des montagnes indiens 399. a moustaches 378. de Magellan 394. de Mozambique 373. noir 397. d’or 392. pin 394. sulfureux 377. a tete noire 386. Totta 384. Serinus 326. 370. aurifrons 354. barbatus 378. butyraceus 375. canarius 350. canicollis 366. chrysopygus 373. eitrinelloides 400. flaviventris 366. ietera 373. leucopygos 362. leucopygius 362. luteus 448. musicus 362. | - nigriceps 400. | pusillus 354. | striolatus 380. Sersur akonar 240. Sheene-baz 162. | Shira 403. Sichlerlerche 630. | Siebenfarb 664. | Siedelweber 280. Sijsje, zwartkop- 386. Silberaſtrild 119. Silberbeckchen 158. Silberſchnabel⸗ Amandine 155. 158. Silgero 394. Silverbill, african 158. indian 159. Simbaz 162. Singammerfink 463. Sing⸗Ammerſper⸗ ling 460. 463. Sing-baz 162. i Singfink 463. Singgimpel 362. Singſperling 463. Sis Sit kin, black 397. Himalaya- 354. indian mountain- 399. f Magellan 394. mexican 398. Mozambique 373. pine 39. sulphureous 377. Totta 384. - white-rumped 362. white-throated 367. yellow -fronted 376. yellow-rumped 364. agra luteola 314. Sittichfink 192. So mmer-Ammerſperling 474 Sommerrothvogel 655. Sonnenaſtrild 111. 113. 676. Sparrow, Alario 383. Bahama 419. Bengal 275. black - chinned 460. black - throated 473. Brewer’s 460. Canadian 459. Cat 481. Cape 383. 439. chinese 168. Chingolo 469. chipping 459. Diuca 477. Dwarf 460. fox- colored 474. Field 460. golden 448. golden -erowned 468. grey-headed 441. Indian white-breasted 170. Indian yellow 275. Java 141. Jungle 446. Lark 473. Lincoln’s 464. little brown 460, maritime 472. melodious 463. Mountain 444. Native 183. Savannah 470. Scarlet 645. 653. Song 463. Song-‚Heermann’s 464. Song-, white-throated 466. squat 653. Tree 459. white- crowned 467. white- throated 466. yellow-necked 446. yellow winged 472. Spaz, Angola- 439. einfacher 439. Silberfaſänchen 19. 49. — Lerchen- 473. 151. 158. 678 Sperlinge 437. Sil berkronfink 467. Sperling von Bahama 418. Silberſchnabel 59.158.647. — Baum: 442. 1/4027 zu Sperling, braſilianiſcher 469. — braunköpfiger 442. — gileniſcher 469. — domingiſcher 549. — Fuchs- 474. — Gold⸗ 446. 685. — Gold-, grüner 448. — Gras- 471. — St. Jago⸗ 442. — von Java 141. — Kap⸗ 438. — kap'ſcher 438. — Kehl: 444. 685. e Augenbrauen— — Kl: „gelbbrüſtiger —— Kehl gelbhalſiger 446. — Kehl-,grauköpfiger 446. — Kehl, größter 446. — Kehl-, großer 446. — Motita- 442. — Nacht⸗ 477. — Polar- 471. — Nöthel⸗ 442. — rothköpfiger 441. — Schnee- 600. — ſchnurrbärtiger 450. ſchuppenköpfiger 448. 450. — Stein⸗ 142. — Stein, kurggehiger 444, — Strand⸗ 4 Smainjon’ 8 439. — Swainſon'ſcher 440. — vom Vorgebirge der guten Hoff⸗ nung 438. — Weiden⸗- 441. — Winter 600. — Wüſten 441. — zweifarbiger 418. Sperlingsammer 591. Sperlingsaſtrild 183. Sperlingsweber 254. — Augenbrauen 276. — bärtiger 276. — Mahali⸗ 276. — ſchwarzſchnäbliger 276 — Swainſon's 440. — 2 e eigentliche Spermestes acuti- cauda 153. 154. 678. — acuticauda, ver. alba 155. — acuticauda, var. flavo- maculata 155. — acuticauda, var. gri- seo-maculata 155. — bicolor 148. 149. — eatans 155. 158. 678. — eastanöthorax 170. 171. 677. 678. — eastanotis 108.172. 177. 678. — eineta 183. 185. — eueullata 145. 148. 678. — cyanövirens 192. — erythroecephala 133. 136. 677. — fasciata 127. 133. — ferruginosa 166. 167. — flaviprymna 172. Sachregiſter. Spermestes frin— sillina 113. 141.678. — fuscans 161. — fuscata 142. 677. — Gouldae 188. 189. — Gouldi 186. guttata 177 180. 678 (OÖ. —_ N 680. — leucogastroides 153. — leucotis 187. 188. — Luchsi 193. 194. 680. — Maja 163. 166. 678. — malabarica 138. 160. — malacca 170. — malaccensis 170. — melanocephalus 168. — melanopygia 152. 153. — mirabilis 189. — nana 150. — nisoria 162. — nitida 181. 182. 678. — Olea 182. 183. — OryzEzivora 136. 141. 577. 169. — oryzivora,var.albaldı. — pectoralis 171. 172. — personata 186. — poensis 149. 150. — präsina 190. 91. 678. — psittäcea 192. 679. — punetularia 160. 162. — rufodorsualis 150. — seutatus 148. — Sinensis 167. 168. — striata 151. 152.678. — topela 161. — trichroa 191. — undulata 160. Spermestinaezr. 125. Spermeſtinen 27 Spermophaga cyanorhyn- cha 193. Spermophila 573. — angolensis 561. — bicolor 419. capistrata 568. — ceinerea 565. — ceinereola 565. — Daubentoni 383. — collaria 566. — gutturalis 569. — hypoleuca 565. -— ignobilis 569. — lenucopogon 563. — lineola 567. — luctuosa 569. — melanocephala 569. — Morelleti 573. — nasuta 561. — nigra 560. — nigro-aurantia 568. — olivacea 417. — ornata 565. — pyrrhömelas 568. — rubiginosa 568. — torrida 561. Spermospiza 192. — guttata 194. — haematina 193. albigularis Sphenura fringillaris 475. Spiegellerche 611. Spinites socialis 459. Spinus 437. Spitzſchwanzfink 186. Spitzſchwanzmunie 153. Spiza 437. — amoena 437. — eiris 435. — eueullata 548. — cyanea 430. — dominicana 549. — hyemalis 456. — jacarina 425. — larvata 549. - Leelancheri 437. — versicolor 437. Spizella socialis 459. Sporaeginthus 64. — amandava 73. — subflavus 81. Sporagra barbata 400. — magellanica 395. — notata 396. Sporenammer ;? 599, 686. Sporenfink 600. Spornammer 600. — Lerchen- 600. — Schnee- 600. Sporner 599. — Lerchen- 600. — Schnee- 600. Sporöphila 514. — albogularis 569. — americana 568. — ardesiaca 565. — aurantia 568. — cinereola 565. — collaria 566. — Euleri 572. — faleirostris 572. — gutturalis 569. — Hoffmanni 568. — hypoleuca 565. — intermedia 564. — leucopsis 573. — leucopterygia 570 — lineola 567. — luctuosa 569. — Morelleti 573. 397 — ochropyga 573. — olivascens 572. — ornata 563. — plumbea 565. Sporopipes frontalis 450. — lepidopterus 450. Sporothlastes erythroce- phalus 155. — faseiatus 139. Springfink 401. 424. Springfink, gehäubter 125. Stagonopleura castanotis 1 — guttata 180. Stahlfink 198. 201. — blauſchimmernder 201. Stahlwida 201. Stanleyzeiſig 396. Steganura paradisea 207. — sphenura 207. — Verreavxi 207. Steinbeißer, rother 539. Steinſperling 437. 112. 143. — kurzzehiger 444. Stephanöphorus coeruleus 51a: Steppenlerche 609. 610. Stietoptera Bichenovii 122. Stietoptere de Bichenow 122. 600. | 707 Stiglitz 346. 401. — amerilaniſcher 392. — gelber 388. 392. — grüner 104. 674. — Himalaya: 402. Stirnſchuppenfink 450. Strand: Ammerjperling 472. Strauch-Ammerſperling 476. Streifenammer 581. 582 Streifenaſtrild 119. Strietvogel 600. Strobilöphaga enucleator 501. Struthus 437. — atrimentalis 460 — caniceps 457. — hyemalis 456. Stummellerche 614. Stummelſchwänze 159. Stummelwida 221. Stummeligwangtoitige 221. Stummelwitwe 221. Sumpfammer 591. Sumpfaſtrild 55. Sumpfrohrammer 591. Sycalis 401. — arvensis 409. — brasiliensis 407. — columbiana 408. — flaveola 407. — Hilarii 409. — luteiventris 409. — minor 408. Sycobius 225. 304. 319. — cristatus 320. 321. — malimbus 322. — melanotis 321. — nigerrimus 305. — nigrifons 320. | — nitens 322. Sylvia herbicola 475. Symplectes princeps 294. 2 Tachyphone couronné 638. Tachyphonus capitatus 550. — coronatus 638. — coryphaeus 638. — cristatus 641. — eristatellus 421. — fringilloides 421. — gularis 550. — leucopterus 640. — melaleucus 640. - nigerrimus 640. — pileatus 421. — quadricolor 642. — rubescens 422. — sanguinolentus 648. — Vigorsii 638 Taenioyga castanotis 177. Taha 235. — abeſſiniſcher 234. Taha abyssinica 234. — dubia 235. Tal Babie 274. Tallbit 501. Tallbitarna 501. Tamboer 275. Tampooa 275. Tanager, Archbishop 657. — Azara’s 697. — Bishop- 662. — black 640. — black, little 642. — black-bonnet 667. — black-shouldered 666. — blue-shouldered 659. 45 * 708 Tanager brazilian 645. — crested 64]. — cerowned 638. — Festive 666. — green-headed 665. grey 661. — Louisiana 656. — many-colored 664, — Mississippi 655. — Palm 658. — Paradise 664. — quadrieolored 642. — red-breasted 647. — sanguineous 648. — scarlet 653. — silver-blue 662. — Suchii 642. — superb 664. — trieolored 655. 665. — yellow 667. Tanagra aestiva 653. 655. 656. — archiepiscopus 657. — argentata 659. — atra 576. — atriceps 575. — auricapilla 642. — 'axillaris 478. — barbadoensis 667. — brasilia 643.645.646. — brasiliensis 667. — brasiliensis coerulea 667. — brasiliensis nigra 425. — brasiliensis varia 661. — brunnea 638. — Cana 661. 662. — capistrata 576. — Cardinalis 645. — cayanensis nigra cri- stata 640. — cayanensis varia chlorocephala 666. — cirrhömelas 641. — coelestris 661. 662. — coelestris mas. 659. — columbiana 656. — conspicillata 576. — coronata 637. 638. — coryphaea 638. — eristata 640. 641. — cristatella 421. — cyanea 430. — eyanocephala 666. — eyanoptera 658. 659. — diademata 575. — episcopus 659. 662. — fastuosa 662. 664. — festiva 666. — flava 666. 667. — formosa 667. — grandis 575. — gularis 550. — Gyrola 666. — inornata 659. — Jacapa 646. 647. — jacarina 424. — jugularis 574. — leucophaea 576. — luctuosa 641. 642. — ludoviciana 656. — magna 574. — malembica 320. — maxillosa 574. — melaleuca 639. 640. — melanopis 576. — melanoptera 658. — melanota 666. — mississippiensis 655. 657. Sachregiſter. Tanagra muta 575. — nigerrima 638. 640. — nigro-aurita 550. — olivascens 658. — ornata 657. 658. — palmarum 658. — peruviana 666. — praelatus 658. — prima brasiliensibus 661. — Psittaeina 573. — quadricolor 612. — rubra 618. 653. — rubrieollis 666. — rufa 575. — ruficollis 469. — saira 656. 657. — sanguinolenta 617.618. — sayaca 659. 661. — sibiriea 609. — superciliaris 574. — Swainsoni 661. — tatao 661. — tricolor 665. — tricolor, var. F. 666. — Prichroa 666. — variegata 655. — virens 659. Tanagrinae 655, Tangara, blaue 658.659, — blauflügelige Tan- gara 662. — blaukäppige 665. 666. — blauſchulterige 659. — blutrothe 617. — braſiliſche 615. 667. — von Kayeune 662. — dreifarbige 665. — dunkelblaue braſiliſche 667. — Feuer- 655. — feuerrothe 653. 655. — gefleckte grünköpfige kayenniſche 665. — gehäubte 641. — gelbe 666. — goldgelbe 656. — graue 661. — kappigte 641. — von Kayenne 662. — kanadiſche 653. — Kron⸗ 637. 638. — meerblaue 659. — niiſſiſſippiſche 655. — Palm: 658. — Purpur- 645. — purpurrothe 613. 645. — rothbraune 640. — rothhäubige 610. 641. — Scharlach- 653. — ſcharlachfarbige 645. —ſcharlachrothe 648. 653. 661. — Schmuck- 657 — ſchwarze 640. — ſchwarzbraune sic. 647. — ſchwarzflüglige 658. — ſchwarzkäppige 667. = ſchwarzrückige 666. — ſiebenfarbige 664. — türkisblaue 667. — Trauer⸗ 639. 640. — Trauer⸗-, kleine 641. 642. Tangara, vielfarbige 662. 664. — vierfarbige 642. — Zinnoberrothe 656. Taugara Archeveque 657. — d' Azara 657. — bleu du Bresil 667. pleu de la Caroline 430. — du Bresil 645. 665. — A calotte noire 667. — du Canada 653. — de Cayenne 641. 661. — couronne 638. — A dos noir 666. — a Epaulettes bleues 659. — eveque 662. — gris 661. — de la Guyane 641. — jaune 667. — de la Louisiane 656. — du Mexique 646. — du Mississippi 655. — multicolor 664. — noir 640. — noir, petit 642. — palme 658. — quadrieolor 642. — rouge du Bresil 645. e So) — sanguin 648, — septicolor 664. — superbe 664. — tachete des Indes 661. — A tete bleue 666. — trieolor 665. — varié & tete verte de Cayenne 666. Tangare évéque 662. Tangaren 635. Tapiranga 645. Tarin de la Nouvelle York 392. — noir du Mexique 398. Tauſendſchön 87. Tau- tesa 152. Tela-Munia 162. Telaskopfäffchen 570. Telia Baya 275. Tenie 192. Tentilhao 401. Textor 298. 302. 306. 315. Textor⸗Webervogel 281. 288. Textor Alecto 317. — atrogularis 294. — aureiflavus 301. — castaneo - fuscus 302 — chrysopygus 307. — Dinemelli 319. — erythrorhynchus 318 — galbula 310. — intermedius 318. — larvatus 291. — melanocephalus 288. — melanotis 311. — rubiginosus 303. — spilonotus 296. — vitellinus 307. Teydefint 402. Theklalerche 617. Thraupis cana 662. — ceyanoptera 659. — episcopus 662. — olivascens 658. — ornata 657. — sayaca 661. Tiaris comptus 426. -- eruenta 422. — funerea 201. — jacarina 425. — ornata 426. — pileata 421. Tiaris pusillus 418. Ticko-tieko 469, h Ticko - Ticko-rey 421. Tigeraſtrild 73. Tigerbengaliſt 73. Tigerfink 19. 25. 34. 73. — hochrother 71. Tigervogel 73. Tije guacu paroara Tijepiranga 616. — brasiliensis 645. Tintillon 401. Tisserin Alecto 317. — Baya 274. — Baya à cou brun 275. — de Bengale 275. — brun-noir 302. — Cape-Moore 288. — de Dufresne 58. — à front d'or 299. — du gazonà ceinture 185 — jaune d'oeuf 307. — à lunettes 295. — Manyar 275. — masque 291. — masque, petit 314. — melanotis 58. — melanogenys 58. — Orjole 310. f — A poitrine chätaine 171 — à taches rondes 296. Titmouse of Paradise 6614. — spotted green 661 Tohi-Vogel 481. Tokanam Cooroola 274. Tomegin 417. Tomeguin del Pinar 415. — de la Tierra 417. Tordo de bosque coro- nado y negro 638. — de bosque negro cobi- jas blancas 610. Totta 384. Totta⸗Girlitz 319.385. Towhee 481. — Bird 481. — Bunting 481. Trauerpfäffchen 568. Trauertangara 640. 642. 548. 639. E kleine 611. 612. Trauerwida 219. — gelbſchulterige 217. — rothbindige 220. Trauerwitwe 217. 219. — gelbſchultrige 218. — langſchweifige 219. Trauerzeiſig 387. 392. 397. Travailleur 258. 261. Trichogrammoptila me— lanopygia 153. — striata 152. Triehothraupis quadri- color 642. Tricolor 665. 666. Trillerlerche 615. Trompetergimpel 511. Tropfenfink 28. 180. Trugammerfink 464. Trugammerſperling 464. Prumbettier 511. Truppweber 261. Tsa - bo-toung 274. Tschä 638. Tſcheriko 373. Türkistangara 667. Turquin 667. Tuti 488. — Amonga 488. — Chota 488. — Surklar 488. U. Ultramarinfink 201. Unvergleichlicher 435. UVraeginthus 93. — granatinus 102. — phoenicotis 99. — pusillus 354. Uragus 484. — sibirieus 503. Urobrachya axillaris 222 Uroloncha 151. — cantans 158. — melanopygia 153. — molueca 153. punctularia 162. — striata 152. Uropytelia 93. Ussing 73. V. Venezuelafink 118. Vengoline 363. 364. Verdegais 341. Verdier de la Chine 401. de la Louisiane 435. Verdin algérien 401. Verdiniere 419. Verdon 455. Verzeichniß der Ab- bildungen XX. der hauptſächlich⸗ ſten Schriften über die fremdländi⸗ ſchen Stubenvögel XXII. Veuve à colier d'or 207. a dos d’or 219. à Epaulettes 215. à Epaulettes jaunes 218. à quatre brins 213. à queue courte 221. a large queue 210. chrysoptère 219. de la cöte d' Afrique 213. de l/’Isle Panay 216. dominicaine 211. en feu 216. grande 211. grande d’Angola 207. Niobe 216. reine 213. Vida dominicaine 211. Vidua 207. 225. aenea 199. albonotata 220. angolensis 211. ardens 216. axillaris 221. 222 caffra 213. 215. decora 211. erythrorhyncha 211. Ha viscapulata 211. 218. fuliginosa 211. laticauda 220. macrocerca 218. macroura 218. 220. major 211. minor 211. nitens 198. 219. Sachregiſter. Vidua paradisen 202. 207. — phoenicoptera 215. — prineipalis 211. regia 212. 213. — riparia africana 213. — Serena 211. Sphenura 207. Verreauxi, 207. Y iduae 195. Viehweber 319. Vieh⸗Webervogel 318. Vieidita 417. Vierfarb 131. Vink, St. Helena 373. 376. 208. — groote St. Helena 377. — Nonpareil 4358. Vögel, körnerfreſ— ſende 12. Vogel Armida's 402. — gemalter 435. — Neu- 600. — Schnee- 600. — Striet⸗ 600. Volatin 425. Volatinia 401. — Jacarina 425. — jacarina 425. — splendens 425. Vorwort v. Vuurvink 113. Vuurvogeltje 88. W. Wachtelaſtrild 105.107. Wachtelaſtrilde 105. Wachtelfinken 105. Wachtelfink, liger. 107. Waldammer 588. Waldhüttenfperling. 440. Waxbill, african 43. — australian 111. einereous 63. — erimson-eared 99. erimson-faced 104. Dufresne’s 58. Dufresni’s 58. grey 69. St. Helena 49. orange-cheeked 55. red-bellied 49. Zebra 81. Weaverbird, — Bengal 275. — blue— -beaked 193. eircle-spotted 296. common 274. — erimson-crowned 240. 242. — Crimson short-tailed 240. — great masked 291. Grenadier 245. half- masked 307. large 288. little masked. 314. Manyar 275. — olive 299. Oriol 310. Ox 317. red-beaked 261. red-faced 264. red-headed 251. spectacled 295. St. Thomae 292. ſchwarzkeh— Baya 274. 194. — chestnut-backed 302. 264. rufous-necked. 288. Weaverbird yellow- shouldered 236. Amanduvade 73. black-eared 58. - carmin 73. scale-headed 450. Weaver-Oriole 288. Weber, braunrother 302. dottergelber 307. 309. 312. gelbſcheiteliger 296. goldgelber 301. goldſtirniger 300. großer 292. kaſtanienbrauner 301. laſtanienrother 303. Kutten- 144. olivengrüner 276. rothbrauner 301. - rundflediger 296. rückenmondfleckiger 296. Sperlings, Augen— braunen: 276. 278. Sperling, bärtiger 276. 279. Sperlings;, 276. 278. Sperlings:, ſchwarz⸗ ſchnäbliger 276. 27 10. Swainſon's 410. Mahali— Weberfinken 26. Weberfink, Gitter- 150. — Gras-, Gould's 188. Gras-, 189. Halsband⸗ 1322 Haarjtriche,weißridiger 183 Kappen-, von Fernan— do-Po 150. wunderſchöner Nonnen- 165. Papagei⸗ 192 Sängers, afrikaniſcher 158. — Schilf⸗, gelber 172. Webervögel 223. Webervogel, Alekto— — Algonda- Baya⸗ 265. 275. 683. 315. 317. Gelb: 280. 253. Baya⸗, gelbbrüſti⸗ ger 265. 683. Baya⸗, olivengrüner 276. Bengalen- 265. 275 683. blutköpfiger 265. Bojer's 301. Brillen⸗ 291. 205. Büffel⸗ 318. Büffel⸗, hellſchnäbliger 317. Büffel⸗, 318. weißköpfiger Cabanis' 293. 684. dottergelber 307. eigentlicher 281. einfarbiger 300. Feuer-, abeſſiniſcher gelber 235. Flammen 211. flügelbindiger 308. gelber 307. gelblicher 310. gelblichgrüner 291. gelbſcheiteliger 296 — gemeiner 281. 288. Gold- 300. 305. 288. 709 Webervogel, goldgelber 300. ö goldſtirniger 297. 299. großer 288. Gürtel- 292. kaſtanienbrauner 301. 302. Kolonie- 254. 279. — Komoren- 253. — kleiner ſchwarzbäuchiger 246. Larven⸗ 289. 291. Madagaskar- 250. 217. 251. 680. Manyar⸗ 265.275.683. Masken 11. 314. Mauritius 253 205. Napoleons: 250.251. olivengraner 310. olivengrüner 299. Orange- 237. Oryx⸗ 228. 243. Pirol⸗ 309. 310. 681. 297 pomeranzengelber 301. Pracht⸗ ene — Pracht⸗, Pracht, Hauben— 50. Malimbe⸗ 322 Pracht⸗, Schild: 320. Pracht: „ſchwarzohriger 321. Prinzen⸗ 294. Rieſen- 292. Rodrigez⸗ 251. 680. roſenrother 682. rothäugiger 311. rothbrauner 303. Sammt⸗ Sanſibar⸗ 252. R rothköpfiger 254. 236. 264. 265 rothſchnäbliger 255. 261. 681. rotyſchnäbliger piſcher 256. 681. rothſchnäbliger wangiger 682. rothſchnäbliger roſen— rother 256. rothſchnäbliger, Ruß' 681. 682. 229. 229 athıo- gelb 235. Schwarz, Arnaud's 322. Schwarz-, braun: rückiger 323. j 7 „ Emilien's a ‚ gelbitirniger 323. Schwarz, 223. Schwarz, zweifarbiger 323. Speke's 294. ichulterjlediger303.681. ſchwarzer 304. 305. ſchwarzhäuptiger 297. ſchwarzkehliger 293.684. ſchwarzköpfiger 281.288. ſchwarzohriger 311. ſchwarzſtirniger 293. Textor⸗ 281. 288. tiefſchwarzer 305. Vieh: 318. weißſchnäbliger 315. 317. grauköpſiger 710 Webervogel, zitrongelber 311. Wechſelammer 589. Wectitje 207. Wedelpfäffchen 570. Weduwe, Paradys- 207. — roodbruin zwarte 207. — witzwarte 211. Wee-bong 182. Weidenammer 57s. Weidenſperling 411. Weißſchnabel-Alektovogel 317. Weißbauchmunie 153. Weißbäckchen 188. Weißbärtchen 563. Weißbürzel 364. Weißhalsſperling 466. Weißkehle 367. Weißkronfink 467. Weißkronſperling 467. Wever, castanjebruin 302. — gewone 274. Javaansche 275. — roodbruinnek 307. roodkop 261. 264. — roodneck 288. kleine gele zwartkop 314. Whydah- bird, long-tailed 215. — Paradise 207. Wida- bird 211. Wida, Dominikaner 210. Widah-bunting 207. Widafink, Atlas⸗ 491. — breitſchwänziger 220. — Dominikaner⸗ 208. — gelbrüdiger eis. — gelbſchultriger 217. 218. — Hahnſchweif⸗ 213. Halbmond⸗ 210. — Königs- 2ı2. kurzſchwänziger 197. = Pakavies⸗ 202. Sachregiſter. | Auen, rothſchnäbliger ae ſtahlblauer 198. 201. — ſtahlgrüner 199. — weißgezeichneter 220. Widafinken 195. Widow, broad-tailed 220. — short-tailed 221. — yellow - shouldered 218. — yellow-backed 217. — bird, dominican 211. Winterammerfink 456. Winter - Ammer- ſperling 451. 456. — braunſchultriger 456. — grauer 457. — grauköpfiger 457. — vom Oregon 456. Winterfink 428 456. Winterlerche 624. Winterling 600. Winterſperling 600. Wiens mit Achſelbändern 215. — mit vier Fäden 213. — gelbſchultrige 218. mit dem goldnen Hals— bande 202. 207. heitere 210. Niobe- 216. rothſchnäblige 210. — ſchaftſchwänzige 213. Witwenvögel 195. Worabe 232. 234. Worabee 234. Worabey 234. Wudscherck 317. Wüſtenfink 511. Wüſtengimpel 504.511 | — diritrer 512. Wüſtenläuferlerche 630. Wüſtenlerche 616. — zweibindige 629. — zweibindige kleine 630. Wülſten-Siebenſtreifen— | ammer 581. Müſtenſperling 441. Wüſtentrompeter 508. 511. 444. A. Xanthodina 445. — dentata 445. — pyıgita 446. Xanthomelaena 228. Xanthophilus aureoflavus 301. — sulfureus 307. 3. Zanger 366. — geele 373. — groote gryze 367. — gryze 362. Jae bing indiſcher blauer albigularis Zanzibar-Foudi 252. Zebra-Amandine 130. 172. 176. 678. 4 - Diamant 173. ebrafink 20. 22. 178. Zebravink 177. Zebre d’Australie 173. Zedernammer 590. Zeiſige 384. Zeiſig, abeſſiniſcher 400. amerikaniſcher 392. von Arkanſas 395. bärtiger 399. 684. Fichten⸗ 393. Gebirgs- 399. kaliforniſcher 398. von Kolumbien 397. Kordilleren- 395. Magellan: 391. 684. Masken 400. Mönchs⸗ 396. mexikaniſcher 397. von Mexiko 398. olivenfarbner 394. ſchwarzer 397. 448. ſchwarzbärtiger 378. ſchwarzbrüſtiger 396. ä—ͤ—m—ͤ— ͤ . — ja - Zeiſig, ſchwarz⸗ köpfiger 384. 386. — Stanley: 396. — Trauer: 337. 392. — WYarrell’3 398. Zitron- 400. Zeifiggrünling 399. Zeresaſtrild 114. 116. Zierammer 583. Zierfink 104. Zierfink 428. 459. Ziertangara 657. — blauköpfiger 437. — vielfarbiger 437. Zilverbekje 158. Zimmtreisvogel 142. Zinnobertangara 657. Zitronfink 384. Nee 301. Zitronvögelchen 81. Zitronzeiſig 400. Zonaeginthus bellus 182. — nitidus 182. — oculeus 183. Zonogastris 64. — citerior 104. — lineata 119. — phoenicoptera 119. Zonotrichia 437. albicollis 466. leucophrys 467. melodia 463. pennsylvanica 466. savanna 470. socialis 459. subtorquata 469. Zuckervogel 314. 350. Zügelaſtrild 50. 668. Zwartkeel-nonnetje 167. Zweifarbenammer 596. Zwergammer 588. Zwergammerfink 460. Zwerg⸗Ammerſperling460. Zwergaſtrild 87. Zwergelſter— Amandine 150 Zwergfink 87. Zwergpfäffchen 570. Zwergſperling 442. 460. * Bemerkung für den Buchbinder inbetreff des Einreihens der Tafeln. Tafel J gehört zwiſchen Seite 34 und 35. „ I 6 1 66 „„ LIE 1 5 106 107 . 1 % e eee 5 W 1 e . VIE, 5 „„ 162 „ 163 „ ee f „ 194 „ 195. „ eee 5 „ 251 255 E 5 „ 1 5 j „ 28 I W 5 „ 3% So „ n DE 3 „ 400 „ 401. „ eee 6 1 N N „ 634 „ 635. Beim Binden des Werkes ift dies Blatt abzuſchneiden! al Tarot Th. Fischer, Cassel Chrom: Lith Taf. III. Th. Fischer, Cassel ith T L Chrom Taf. N. Th. Fischer, Cassel Chrom. Lith EAN. (Chrom: Lith: Th. Fischer. Cassel. Tak. VI Cassel er l U \ Chrom- Lich Th. Fise >> — u Eu nit LT 5 r u | | | | Lith: Th. Fischer Cassel Taf.X. Sei, Chrom: Lich: Th. Fischer (as 7 E LU ba * # j „ * . * . 9 Taf. MI. Chrom: Lit: Th.Fischer.Cassel (hrom Lith: Th. Fischer. Cassel En nr a» 8 Ä na ü ! „ j = “ Taf. XIII. irom: Lück In Fischer (assel 0 0 Mee AN "Taf. XIV Curom Lith: Th. Fischer. Cassel 4 N un. e } * es , A" 2 2 fremdländiſchen Stubenvögel, ihre Naturgeschichte, Pflege uni Zucht. Von Dr. Karl Ruß, Verfaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch für Vogelliebhaber“, „In der freien Natur“, „Durch Fe und Wald“, „Natur⸗ und Kulturbilder“, 5 „Die gefiederte Welt. Erſle Lieferung. Mit 2 Tafeln in Farbendruck. PP- -N. —— . —— Hannover. Carl Rümpler. 1875. * rr PROSPEOT. Ze — Die fremdländiſchen Stubenvögel, ihre Halurgesthichle, Pllege und Zucht, Von Dr. Karl Ruß. Zwei Bände in Groß-Lexikonformat. Mit 30 Tafeln Abbildungen in prachtvollem Farbendruck der beliebteſten fremdländiſchen Vögel, ausgeführt von Emil Schmidt und Farbendruck der artiſtiſchen Anſtalt von Th. Tiſcher in Kaſſel. —— — ee — An Lehrbüchern der Vogelkunde ift in Deutſchland kein Mangel; auch Handbücher, welche in Hinſicht der Verpflegung der Stubenvögel Rathſchläge und Anleitung geben, ſind genug vorhanden. Die neueſten derartigen Werke behandeln zugleich die Züchtung der Vögel in der Gefangenſchaft mit der ge— bührenden Sorgfalt. Dennoch blieb bisher eine fühlbare Lücke, da es kein Buch giebt, welches die in immer zunehmender Kopfzahl und Mannigfaltigkeit eingeführten fremd⸗ ländiſchen Vögel eingehend ſchildert und in lebensvollen farbigen Abbildungen zeigt. Ein ſolches Werk legen wir den Liebhabern vor, und um für daſſelbe das Vertrauen der Leſer zu gewinnen, ſei es geſtattet, zunächſt zu berichten, wie es entſtanden und in welcher Weiſe der reiche Stoff für ſeinen Inhalt geſammelt iſt. Seit ſeiner Jugendzeit hat der Verfaſſer mit der einheimiſchen Vogelwelt ſich beſchäftigt; ebenſo wie Vater Bechſtein und die meiſten anderen Vogel- kundigen, welche Schriften über praktiſche Stubenvogel-Pflege herausgegeben, hat auch er viele Jahre hindurch zahlreiche Vögel beherbergt. In neuerer Zeit wandte er ſeine Aufmerkſamkeit ausſchließlich den fremdländiſchen Stubenvögeln zu. Eine beträchtliche Anzahl derſelben hielt er anfangs in Käfigen, dann aber richtete er eine Vogelſtube ein, von vornherein in der Abſicht, möglichſt viele fremdländiſche Vögel andauernd zu hegen, um ſie zu züchten. Selbſtverſtändlich ſuchte er dabei ihre Lebensweiſe und alle Eigenthümlichkeiten, das ganze Weſen, die Liebesſpiele, den Neſtbau, die Form und Farbe der Eier, den Neſtflaum und das Jugendkleid der Jungen, deren Verfärbung und Benehmen bis zur vollendeten Entwickelung kennen zu lernen. Bis jetzt ſind über die meiſten der zu uns gelangenden fremdländiſchen Vögel hinſichtlich ihres Freilebens in der Heimat erſt ſehr geringe Nachrichten bekannt geworden, weil die Reiſenden und Forſcher in den ferngelegenen un— wirthlichen Gegenden nur ſelten Muße gehabt, dieſe Thiere ausreichend zu ſehen und zu ſtudiren. Da der Verfaſſer aber alle diejenigen Vögel, welche in ſeiner Vogelſtube zur Brut geſchritten ſind, auf das gewiſſenhafteſte beobachtet hat, wie ihm auch von old anderen erfahrenen und kenntnißreichen Vogelzuchtern derartige Mittheilungen immerfort ſehr reichlich zutheil geworden, ſo iſt zwei⸗ fellos zu erwarten, daß in dieſem Buche die Naturgeſchichte vieler fremden N Vögel eine bedeutende Erweiterung finden wird. Vor allen Dingen aber ſollen die Liebhaber auf die Vögel auftterkſam gemacht werden, welche unſchwer, ohne große Mühe und Koſten, zur Vermeh— rung zu bringen und zugleich in allen ihren Eigenſchaften ſo liebenswürdig ſind, daß ſie allgemeine Verbreitung als Stubenvögel verdienen. Für ihre Pflege in Käfigen und Geſellſchaftsbauern, ſowie für ihre Zucht, einerſeits freifliegend in einer Vogelſtube und andererſeits in Heckgebauern ſollen hier Rathſchläge ge— geben werden, die alſo auf die Erfahrungen der bewährteſten deutſchen Vogel— wirthe (deren Namen am Schluſſe dieſes Werkes als Mitarbeiter dankbar ge— nannt werden) gegründet ſind. Wol iſt die Liebhaberei für die fremdländiſchen Vögel in Deutſchland ebenſo, wie bei faſt allen gebildeten Völkern überhaupt, bereits ſeit geraumer Zeit zuhauſe; manche Vogelarten, namentlich Papageien, werden ja ſchon ſeit Jahrhunderten eingeführt. Trotzdem war dieſe Liebhaberei bis vor kurzem noch gleichſam in den Kinderſchuhen; denn der deutſche Vogelhandel bot noch keine beachtenswerthe Fülle und Reichhaltigkeit, und von der Züchtung dieſer Vögel war kaum irgendwo die Rede. Nach einem Verzeichniß, welches Dr. Karl Bolle in der „Naumania“ gegeben, gelangten bis zum Ende der fünfziger Jahre nur etwa ein halbes Hundert Arten auf unſern Vogelmarkt und ſeltſamerweiſe ſind ſeitdem fünf Arten aus dem Handel wieder völlig verſchwunden. Die Züchtung fremdländiſcher Vögel verſuchten damals nur wenige wohlhabende Freunde und Kenner dieſes Gefieders. Im übrigen wurden ſolche Vögel gleichſam nur als Schmuck- und Ziergegenſtände gekauft, und man entnahm daher die minder farbenreichen Weibchen, wie von dem Nonpareil- oder Papſtfink, dem rothen Kardinal, dem Paradies-Widahfink u. a. niemals mit. Seitdem Dr. Karl Ruß Schilderungen fremdländiſcher Vögel in der „Gartenlaube“, „Kölniſchen Zeitung“, Wiener „Neuen Freien Preſſe“ und vielen anderen Zeitungen und Zeitſchriften veröffentlicht, gewann die Liebhaberei einen außerordentlichen Aufſchwung und zugleich lenkte ſie in eine ganz neue Bahn. Man legte Vogelſtuben an oder richtete Käfige ein, lediglich für den Zweck der Züchtung in größerem oder geringerem Maßſtabe. Aufgefordert durch Hunderte, ja bald Tauſende von Briefen, ein Werk über die fremdländiſchen Vögel zu ſchreiben, konnte er ſich um ſo mehr dazu berufen fühlen, da ein Buch, welches ausreichende und wirklich zuverläſſige Anleitung zur Kenntniß und zum Einkauf, zur Verpflegung und Zucht aller dieſer Stubenvögel bietet, damals, wenigſtens in deutſcher Sprache, noch nicht vorhanden war. Die größeren oder kleineren Naturgeſchichten der Vögel, Hand- und Lehrbücher waren theils bereits veraltet, mindeſtens in Bezug auf die fremdländiſchen Stubenvögel, theils aber auch nicht ſtichhaltig genug; ſo z. B. das ſonſt mit Recht geſchätzte Werk „Illuſtrirtes Thierleben“ (Hildburghauſen, 1864). Somit durfte ſowol der Verfaſſer, als auch die Verlagshandlung mit dem vollen Vertrauen, welches für die Ausführung eines ſolchen großartig an— gelegten Unternehmens durchaus nothwendig iſt, an daſſelbe gehen. Durch die Verzögerung, welche das Erſcheinen infolge der Erkrankung und des leider inzwiſchen eingetretenen Todes des genialen Malers Robert Kretſchmer erlitten, ſind für dies Buch aber bedeutende Vortheile erwachſen. In jene Zeit fiel nämlich die Gründung des Berliner Aquarium, die Neugeſtaltung des zoologifchen Gartens von Berlin und die Neuſchöpfung oder Vergrößerung ähnlicher Naturanſtalten an mehreren anderen Orten, und durch dieſelben wurde die Empfänglichkeit für die Vogelliebhaberei in erfreulicher Weiſe geweckt, wäh— rend das von Dr. Ruß verfaßte „Handbuch für Vogelliebhaber“ zu ihrer Ver— breitung bis in die weiteſten Kreiſe viel beigetragen. Namentlich aber durch die Wechſelbeziehungen, welche die von demſelben Schriftſteller herausgegebene „Gefiederte Welt“ unter allen Vogelfreunden und Züchtern wachgerufen, iſt auch der Vogelhandel zu einer unglaublich lebhaften Entwickelung gelangt. Er hat in den letzten Jahren eine überraſchend reiche Anzahl bisher noch nicht herübergebrachter, größtentheils ſehr prächtiger Vogelarten geboten, uns dieſe ſämmtlich kennen zu lernen und zu ſchildern, der Verfaſſer nun Muße gefunden. Die bildliche Darſtellung der lieblichſten und intereſſanteſten Vögel hat jetzt Herr Emil Schmidt, der Schüler und Schwiegerſohn Roßmäßler's, über- nommen und die bereits vorliegenden Tafeln geben den Beweis, daß dieſer Künſtler in durchaus lebensvoller und naturtreuer Ausführung dem verſtorbenen Genoſſen auf dieſem Gebiete wahrlich nicht nachſteht. Der Farbendruck der Tafeln wird von Herrn Theodor Fiſcher in Kaſſel hergeſtellt. Der große Ruf, den die Leiſtungen dieſer Kunſtanuſtalt für die höchſtſtehenden wiſſenſchaft— lichen Werke ſich erworben, bürgt dafür, daß die Leſer die fremdländiſche Vogel— welt ebenſo ſchön als lebenswahr vor ſich ſehen werden. — In letzterer Zeit erſchienene Werke, welche wol recht Vorzügliches bieten, zeigen doch einige Mißgriffe, durch die ihr Werth für den praktiſchen Gebrauch bedeutſam verringert wird. Man hat, im Eifer einer neueren Richtung fol— gend, eine fabelhafte Zerſplitterung der Familien, Gattungen, Arten hervor— gerufen, jo daß der gebildete, jedoch nicht ſtreng wiſſenſchaftlich unterrichtete Liebhaber ſchwerlich in einem ſolchen Buche ſich zurechtfinden kann. Auch bemühte man ſich nur zu ſehr, durch mehr oder minder glückliche Erfindung von neuen Namen die ſchon herrſchende Verwirrung noch ungleich größer zu machen. Dergleichen Uebelſtände glaubt der Verfaſſer vermeiden zu können. In Hinſicht der Eintheilung aller fremdländiſchen Stubenvögel ſei bemerkt, daß jede unnöthige Zerſplitterung unterlaſſen wird. Auf dem wiſſenſchaft⸗ lichen Grunde aller Forſchungen der hervorragendſten unſerer zeitgenöſſiſchen Ornithologen fußend, hat der Verfaſſer die Anordnung der Gruppen, Ord— nungen, Familien und Arten ſo einfach und überſichtlich als möglich getroffen und die zweckmäßigſten Benennungen gewählt. Den deutſchen Namen gegen— über erachtet er es als eine Pflicht, die doch einmal vorhandenen und ein— gebürgerten nicht etwa in blinder Verbeſſerungsſucht zu vernichten. Im Gegen— theil bemüht er ſich, die Bezeichnungen des Vogelhandels zu erhalten, ſoweit dieſelben nur zutreffend und verſtändig ſind. Wo es jedoch nothwendig iſt, neue Namen zu geben, wird jeder gewiſſenhafte Vogelkundige einerſeits thun— lichſt den bezeichnenden Merkmalen, welche gewöhnlich auch in der lateiniſchen Benennung ausgedrückt ſind, und andererſeits den Aeußerungen des Volks— mundes vorzugsweiſe Rechnung zu tragen ſuchen. Einen Vortheil, ſei es für den Einkauf bei Großhändlern, ſei es bei Gelegenheit von Reiſen oder ſchrift— lichen Aufträgen an Freunde und Bekannte in der Ferne, ſoll dies Buch noch bieten, den nämlich, daß es, außer dem wiſſenſchaftlichen lateiniſchen und dem paſſendſten deutſchen, nicht allein ſämmtliche überhaupt noch vorhandenen deutſchen, ſondern auch die engliſchen, franzöſiſchen und ſonſtigen fremden Namen anführen wird. Der Plan dieſes Werkes zerfällt in drei Abtheilungen: I. Die Sefcyreibung der Gruppen, Familien und jeder einzelnen Art aller fremdländiſchen Stubenvögel, nebſt Schilderung ihrer Eigen- thümlichkeiten im Freileben wie in der Gefangenſchaft. In der erſteren Hinſicht wird der Verfaſſer nur auf die Mittheilungen ſolcher Forſcher ſich verlaſſen, welche in dem durchaus unangetaſteten Rufe der ſtrengſten Wahrheits⸗ | liebe und voller Ehrenhaftigkeit ſtehen. Berichte, welche aus verſchiedenen Reiſe⸗ werken zuſammengetragen und dann wol gar als eigene Beobachtungen hin⸗ geſtellt ſind, weiß er zu vermeiden. Ebenſo dürfen die Leſer davon überzeugt ſein, daß in den Darſtellungen des Gefangenlebens der Vögel jede Angabe, deren Thatſächlichkeit zweifelhaft ſein könnte, von vornherein ausgeſchloſſen bleibt. II. Rathſchläge für den Einkauf, die a e und Züchtung aller fremdländiſchen Stubenvögel, nebſt Zeſchreibung der Käfige, Züchkungs⸗ anlagen, Vogelſtuben und Vogelhänfer und aller erforderlichen Geräth- [a ten und Hülfsmittel 7 1 5 5 mit Angabe der beſten Quellen für ie Beſchaffung derſelben. Es ift wol überflüſſig, zu verſichern, daß der Verfaſſer beſtrebt iſt, vorzugsweiſe in dieſem Theile nur zuverläſſige Anleitungen zu geben. Für dieſelben ſollen außer den Ergebniſſen der eigenen Erfahrungen und derer aller Herren Mitarbeiter, auch die vorzüglichſten Schriften auf dieſem Gebiete zurathe gezogen werden. III. Eine Ueberſicht, in welcher aus der großen Fülle der wiſſen⸗ ſchaftlichen Literatur wenigſtens auf die hauptſächlichſten Werke zur wei⸗ teren Belehrung über jeden einzelnen Vogel hingewieſen iſt. In dem ausführlichen Sachregiſter ſodann ſoll jede Vogelart unter allen ihren Be⸗ nennungen leicht aufzufinden ſein. Hiernach dürfen wir die Zuverſicht ausſprechen, daß das Buch: „Die fremdländiſchen Stubenvögel“, als ein verläßlicher Rathgeber nach allen Rich- tungen hin ſich zeigen werde. Die unterzeichnete Verlagshandlung hat den Verlag des bedeutenden Werkes übernommen und wird daſſelbe mit größter Sorgfalt ausftatten. „Die fremdländiſchen Stubenvögel“ von Dr. Karl Ruß werden in Zwei Bänden in Groß-Lexikonformat erſcheinen und in 12—15 Heften ausge⸗ geben, deren jedes 3 Reichs-Mark koſtet. Das Werk wird etwa 50 Bogen Text und 30 fein kolorirte Tafeln enthalten mit mehr als 200 Abbildungen fremdländiſcher Vögel. Alle Buchhandlungen nehmen Beſtellungen an. Hannover. Verlagshandlung von Carl Rümpler. Bei der Buchhandlung Anzahl =: beſtelle der Exempl. Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. Elegante Aus⸗ | ſtattung in Lexikonformat. Circa 12—15 Hefte à 3 R.⸗Mark. Ort: 8 Name und Stand: Druck von Auguft Grimpe in Hannover. 1 CV En id 8 8 RT R le 5 * ha N 2 8 4 8 VER AR n 5 A 1 l „ es * * are PURE RE ERS REN { a Nn e eee n f 1 KR EL K Re = = = 1 * Im Verlage von Carl Rümpler in Hannover ſind erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: lein Leben und Olreben im Verkehr u der Natur und dem Volke. Von E. A. Roßmäßler. Nach dem Tode des 1 herausgegeben von Karl Octav. Do 2 8 10 Hr Handbuch Vogelliebhaber, Züchter und Händler. Von Dr. Karl Ruß. Erſter Band: Fremdländiſche Vögel. Beet 1 f 7½ Ir Zweiter Band: e ö Geheftet 1 .P 22½ Hr Der Kanarienvogel. Seine Naturgeſchichte, Pflege und Zucht. Von Dr. Karl Nuß. Geheftet 15 Ar Das Pflanzeuleben der Erde. Eine Pflanzengeographie für Laien und Naturforſcher. Von Dr. Wilhelm Kabſch. Mit 59 Holzſchnitten. Zweite Auflage. Royal-Octav. Broſchirt 2 § 15 Gr In elegantem Einbande 3 F. Naturforſchung und Kulturleben in ihren neueſten Ergebniſſen. Zeugniß der Thatſachen über 91 und Materialismus, Geiſt und Stoff. Von Dr. A. N. Böhner. Dritte tr Auflage. Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 1 F 15 % In eleg. Einbande 2 F. Leben und eben der Natur. Volksausgabe des „Kosmos“ für Schule und Haus. Von Dr. Auguſt Nathangel Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben.“ Ein Band in Lexicon⸗ -Octav. Mit 15 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln I 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 2 5 7½ gr In elegantem Einbande 2 PB 20 Sn. Druck von Auguſt Grimpe in Hannover. frenmdländiſchen Stubenvögel, ihre 7 1 4 A „ 1 Katurgeschicſſte, pflege und Zucht. Von Dr. Karl Ruß, Verſaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch fiir Vogelliebhaber“, „In der ſreien Natur“, „Durch Feld und Wald“, „Natur- und Kulturbilder“, „Deutſche Heimatsbilder“ u. ſ. w. Herausgeber der Zeitichrift für Vogelliebhaber „Die gefiederte Welt”, Zweile Lieferung. Mit 2 Tafeln in Farbendruck. . 64-2 a —— Zr —— Hannover. $ Carl Rümpler. 70 . 1875. e Ne e > Ueberſetzungsrecht vorbehalten. 5 9 r 5 Ne e 0 ya 75 N . 3 ER EN 4 0 [ad 25 1 = v f Im Verlage von Carl Rümpler in Hannover find erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Hein Leben und Olreben im Verkehr mit der Natur und dem Volke. Von E. A. Roßmäßler. Nach dem Tode des Verfaſſers herausgegeben von Karl Muß. Octav. Geheftet 2 10 Hr Handbuch für Vogelliebhaber, Züchter und Händler. Von Dr. Karl Ruß. Erſter Band: Fremdländiſche Vögel. Geheftet 1.B 7 Hr Zweiter Band: Einheimiſche Stubenvögel. Geheftet 1 5 22½ H. i Der Kanarienvogel. Seine Naturgeſchichte, Pflege und Zucht. 5 Von Dr. Karl Nuß. Geheftet 15 Hr Das Pflanzenleben der Erde. Eine Pflanzengeographie für Laien und Naturforſcher. Von Dr. Wilhelm Kabſch. Mit 59 Holzſchnitten. Zweite Auflage. Royal-Octav. Broſchirt 2 8 15 % In elegantem Einbande 3 F. Naturforſchung und Kulturleben in ihren neueſten Ergebniſſen. Zeugniß der Thatſachen über Chriſtenthum und Materialismus, Geiſt und Stoff. Von Dr. A. N. Böhner. Dritte vervollſtändigte Auflage. Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 1 -P 15 n In eleg. Einbande 2 F. Leben und Weben der Natur. Volksausgabe des „Kosmos“ für Schule und Haus. Von Dr. Auguſt Nathangel Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben.“ Ein Band in Lexicon-Octav. Mit 15 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln und 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 2 F 7½ % In elegantem Einbande 2 5 20 Igr Druck von Auguſt Grimpe in Hannover. fremdländiſchen Stubenvögel, ihre Naturgeschichte, lege unil Lucht. f Von Dr. Karl Ruß, Verfaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch für Vogelliebhaber“, „In der freien Natur“, „Durch Feld und Wald“, „Natur- und Kulturbilder“, „Deutſche Heimatsbilder“ u. ſ. w. Herausgeber der Zeitſchrift für Vogelliebhaber „Die gefiederte Welt“, Dritte Lieferung. Mit 2 Tafeln in Farbendruck. 72 129- 192 or — 2 — Hannover. Carl Rümpler. Ueberſetzungsrecht vorbehalten. Ii dieſer Lieferung iſt die Schilderung der Prachtfinken (Aeginthinen und Amandinen) im Weſentlichen beendet. Eingehende Angaben über die Verpflegung und Zucht derſelben erfolgen weiterhin in beſonderen Abſchnitten. In Anbetracht deſſen, daß die Herſtellungskoſten der farbigen Abbildungen eine nur zu beträchtliche Höhe erreichen, mußten wir uns vorläufig auf die im Proſpekt angegebene Zahl der darzuſtellenden Vögel beſchränken. Auf viele Anfragen und Vorſtellungen erklären wir jedoch, daß wir jedenfalls ſümmtliche fremdländiſche Stuben⸗ vögel, welche lebend nach Europa eingeführt werden, in Ab⸗ bildungen bringen wollen, wenn die lebhafte Theilnahme der Sub— ſkribenten uns dazu in den Stand ſetzt. Und bereits jetzt dürfen wir die begründete Hoffnung der Erreichung dieſes Zieles ausſprechen. Schließlich ſei noch bemerkt, daß die Lieferungen des Werkes demnächſt in raſcherer, regelmäßiger Folge erſcheinen werden. Nach— dem die umfangreichen Vorarbeiten vollendet und die Thätigkeit aller Herren Mitarbeiter organiſirt iſt, ſind die größten Schwierigkeiten ſoweit überwunden, daß wir die obige Verſicherung geben dürfen. Die Verlagshandlung. Im Verlage von Carl Rümpler in Hannover ſind erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Nlein Leben und Olreben im Verkehr mit der Natur und dem Volke. Von E. A. Roßmäßler. Nach dem Tode des Verfaſſers herausgegeben von Karl Nuß. Octav. Geheftet 7 A.. Handbuch für Vogelliebhaber, Züchter und Händler. Von Dr. Karl Ruß. Erſter Band: Fremdländiſche Vögel. het 3 M. 75 c. Zweiter Band: Einheimiſche ä Geheftet 5 / 25 H. Der Kanarienvogel. Seine Naturgeſchichte, Pflege und Zucht. Von Dr. Karl Nuß. Geheftet 1 AM. 50 H. Das Pflanzeuleben der Erde. Eine Pflanzengeographie für Laien und Naturforſcher. Von Dr. Wilhelm Kabſch. Mit 59 Holzſchnitten. Zweite Auflage. Royal⸗Octav. Broſchirt 7 , 509. In elegantem Einbande 9 MH. Naturforſchung und Kulturleben in ihren neueſten Ergebniſſen. Zeugniß der Thatſachen über Chriſtenthum und Materialismus, Geiſt und Stoff. Von Dr. A. N. Böhner. Dritte vervollſtändigte Auflage. Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 4 / 50 H. In eleg. Einbande 6 MH. Leben und Meben der Matur. Volksausgabe des „Kosmos“ für Schule und Haus. Von Dr. Zkuguſt Nathanael Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben“. 5 Ein Band in Lexicon— Octav. Mit 15 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln und 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 6 HM. 75 9. In elegantem Einbande 8 M. Druck von Auguſt Grimpe in Hannover. Jie fremdländiſchen Stubenvögel, ihre Natur geschichte, lege ul Zucht Von Dr. Karl Ruß, Verfaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch für Vogelliebhaber“, „In der freien Natur“, „Durch Feld und Wald“, „Natur- und Kulturbilder“, „Deutſche Heimatsbilder“ u. ſ. w. Herausgeber der Zeitſchrift für Vogelliebhaber „Die gefiederte Welt”, Vierle Lieferung. Mit 2 Tafeln in Farbendruck. 75. 193-25% — = Hannover. N Carl Rümpler. 0 1876. Ueberſetzungsrecht vorbehalten. — Re „ > r „ Im Verlage von Carl Rümpler in Hannover ſind erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: ö 55 8 ö + Bilder aus dem Aquarium. Von Dr. W. Heß. Die wirbelloſen Thiere des Meeres. Mit 126 Abbildungen. Groß Lexicon-Format. Elegant geheftet 8 M. Mein Leben und Streben im Verkehr mit der Natur und dem Volke. Von E. A. Roßmäßler. dach dem Tode des Verfaſſers herausgegeben von Karl Ruß. Octav. Geheftet 4% Handbuch für Vogelliebhaber, Züchter und Händler. Von Dr. Karl Ruß. Erſter Band: Fremdländiſche Vögel. Wird neu gedruckt.“ Zweiter Band: Einheimiſche Stubenvögel. Geheftet 5 /, 25 H. IM x Der Kanarienvogel. Seine Naturgeſchichte, Pflege und Zucht. Von Dr. Karl Nuß. Zweite Auflage. Geheftet 2% 40 H. Das Pflanzenleben der Erde. Eine Pflanzengeographie für Laien und Naturforſcher. ö Von Dr. Wilhelm Kabſch. Mit 59 Holzſchnitten. Zweite Auflage. Royal-Octav. Broſchirt 7 50 9. In elegantem Einbande 9 AM. Naturforſchung und Kulturleben in ihren neueſten Ergebniſſen. Zeugniß der Thatſachen über Chriſtenthum und Materialismus, Geiſt und Stoff. Von Dr. A. N. Böhner. Dritte vervollſtändigte Auflage. Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 4 / 50 H. In eleg. Einbande 6 M. Leben und Meben der Matur. Volksausgabe des „Kosmos“ für Schule und Haus. Von Dr. Auguſt Nathanael Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben“. Ein Band in Lexicon-Octav. Mit 15 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln und 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 6 , 759. In elegantem Einbande 8 M. fremdländiſchen Stubenvögel, ihre Naturgeschichte, Pflege unil Fucht Von Dr. Karl Ruß, Verfaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch für Vogelliebhaber“, „In der freien Natur“, „Durch Feld und Wald“, „Natur⸗ und Kulturbilder“, „Deutſche Heimatsbilder“ u. ſ. w. Herausgeber der Zeitſchrift für Vogelliebhaber „Die gefiederte Welt!“. Fünfte Lieferung. Mit 2 Tafeln in Farbendruck. Rp. 257-320 — — ——— Hannover. Carl Rümpler. 0 8 — Ueberſetzungsrecht vorbehalten. Inhalts - Verzeihniß. ANTRAT Die der fünften Lieferung beigegebenen Abbildungen zeigen: Tafel IX, Vogel 43, 7 7 " Tafel X, 1 44, 45, 46, Der Text ſchildert weber), Gelb-Webervögel, Büffel-Webervügel, Pracht-Webervögel und bringt die Darſtellung der Webervögel bis auf wenige Seiten, die in der nächſten Lieferung folgen, zum Abſchluß. Napoleons⸗Webervogel (ſ. S. 231), Orange Webervogel (ſ. S. 237), Sammt⸗Webervogel (ſ. ©. 235), Oryr⸗Webervogel (balzend oder im Liebestanz; ſ. S. 243), Madagaskar⸗Webervogel (ſ. S. 247). Schwarzköpfiger oder Textor-Webervogel (ſ. S. 281), Larven⸗Webervogel (ſ. S. 289), Kaſtanienbrauner Webervogel (ſ. S. 301), Weißſchnäbliger oder Alekto-Webervogel (ſ. S. 315). die Gruppen Sperlings-Webervögel (auch Baya- . 2 Im Verlage von Carl Rümpler in Gu find erſchienen und durch alle eee zu beziehen: Dilder aus dem Aquarium. e Von Dr. W̃ N er wirbelloſen Thiere des et Mit 126 Abbildungen. Groß Lexicon-Format. rng Egan geheftet 8 M. Mein Lehen und Olteben ö im Verkehr mit der Natur und dem Volke. Von E. A. Roßmäßler. Nach dem Tode des Verfaſſers 1 0 von Karl Nuß. Octav. b. Geheftet R Er 8 haundbuch vogelliebhaber, - Züchter und Händler. Von Dr. at Ruß. Erſter Band: Fremdländiſche Vögel. Wich neu gedruckt. e Band: Einheimiſche Stubenn Stubenvögel. Geheftet 5 / 25 9. Der Kanarienvogel. Seine Naturgeſchichte, Pflege und Zucht. Von Dr. Karl Nuß. Zweite Auflage. Geheftet 2 , 40 9. Das Pflanzenleben der Erde. Eine Pflanzengeographie für Laien und Naturforſcher. Von Dr. Wilhelm Kabſch. Mit 59 Holzſchnitten. Zweite Auflage. Royal⸗ ⸗Octav. Broſchirt 7 / 50 . In elegantem Einbande 9 ,. © Naturforſchung und Kulturleben in ihren neueflen Ergebniffen. an der RN über Chriſtenth = und Materialismus, Geiſt und Stoff. Von Dr. A. N. Böhner. Dritte vervollſtündigte Auflage. Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 4 % 509. In eleg. Einbande 6 ,. r 22 Boben und Meben der Natur. Volksausgabe des „Kosmos“ für gebildete Familien. Von Dr. Auguſt Nathangel Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben“. Zweite vervollſtändigte Auflage. Ein Band in Lexicon-⸗Octav. Mit 15 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln und 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 6 %. In elegantem Einbande 7 AM. 50 & — Druck von Auguſt Grimpe in Hannover. | fremdländiſchen Stubenvögel, ihre Naturgeschichte, Pflege uni Zucht. Von Dr. Karl Ruß, Verfaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch für Vogelliebhaber“, „In der freien Natur“, „Durch Feld und Wald“, „Natur⸗ und Kulturbilder“, „Deutſche Heimatsbilder“ u. ſ. w. Herausgeber der Zeitſchrift für Vogelliebhaber „Die gefiederte Welt“. Sechste Lieferung. Mit 2 Tafeln in Farbendruck. Pp- 321-354 S — Hannover. Carl Rümpler. Ueberſetzungsrecht vorbehalten. Inhalts-Verzeichniß. Die der ſechsten Lieferung beigegebenen Abbildungen zeigen folgende Vögel: Tafel XI, Vogel 53, 1% 54, 5 1 6, 77 57, Safe! ae 5 1 77 60, 17 61, 62. Grauer weißbürzeliger Girlitz, Graugirlitz oder Grauedelfink (ſ. S. 354), Buttergelber Girlitz oder Hartlaubszeiſig (f. S. 368), Gelbſtirniger Girlitz (ſ. S. 375), Safranfink (die Beſchreibung dieſes und der folgenden bringen die nächſten Lieferungen), Trauerzeiſig oder amerikaniſcher Stiglitz, Papſtfink oder Nonpareil, Purpurgimpel, Indigofink, Kleiner Kubafink, Blaugraues Pfäffchen, Schuppenköpfchen oder Schnurrbärtchen. Der Text führt die Webervögel zum Abſchluß und beginnt dann die Schilderung der Finken und zwar des Kanarienwildlings nebſt den nächſten Verwandten: des orangeſtirnigen Girlitz, Graugirlitz oder Grauedelfink, gelbbürzeligen Girlitz oder Angolahänfling, graukehligen Girlitz oder Kapkanarienvogel, weißkehligen Girlitz, buttergelben Girlitz oder Hartlaubszeiſig, gelbſtirnigen Girlitz, ſchwefelgelben Girlitz, mehrerer noch nicht eingeführten Girlitze, des ſchwarzköpfigen Rothgirlitz oder Alariofink, Tottagirlitz und ſchwarzköpfigen Zeiſig. — 2 * n . 3 — Im Verlage von Carl Rümpler in Hannover ſind erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Bilder aus dem Aquarium. Von Dr. W. Heß. Die wirbelloſen Thiere des Meeres. Mit 126 Abbildungen. Groß Lexicon-Format. Elegant geheftet 8 M. Mein Leben und Olrehen im Verkehr mit der Natur und dem Volke. Von E. A. Roßmäßler. Nach dem Tode des Verfaſſers herausgegeben von Karl Nuß. Octav. Geheftet 4 l i Handbuch Dogelliebhaber, Br ichter und Händler. Von Dr. Karl Ruß. Erſter Band: Fremdländiſche Vögel. Wich nen gedruckt. Zweiter Band: Einheimiſche Stubenvögel. Geheftet 5 , 25 9. Der Kanarienvogel. Seine Naturgeſchichte, Pflege und Zucht. Von Dr. Karl Nuß. Zweite Auflage. Geheft Geheftet 2 , 40 9. Die Brieftaube. Ein Hand- und Lehrbuch für ihre Verpflegung, Züchtung und Abrichtung. Von Dr. Karl Ruß. Ein ſtarker Band in Octav. Geheftet 5 . Naturforſchung und Kulturleben in ihren neueften Ergebniſſen. Zeugniß der Thatſachen en und Materialismus, Geiſt und Stoff. Vo A. Böhner. une 1 Auflage. Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 4 , 509. In eleg. Einbande 6 M. Leben und Meben der Matur. Volksausgabe des „Kosmos“ für gebildete Familien. Von Dr. Auguſt Nathanael Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben.“ Zweite vervollſtändigte Auflage. Ein Band in Lexicon-Octav. Mit 15 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln und 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 6 M. In elegantem Einbande 7 M. 50 H. Druck von Auguſt Grimpe in Hannover. fremdländiſchen Stubenvögel, ihre Natugeschichte, lege uni Zucht, Von Dr. Karl Ruß, Verfaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch für Vogelliebhaber“, „In der freien Natur“, „Durch Feld und Wald“, „Natur⸗ und Kulturbilder“, „Deutſche Heimatsbilder“ u. ſ. w. $ Herausgeber der Zeitſchrift für Vogelliebhaber 0 „Die gefiederte Welt”, —— ͤ c — ͤ ————— ANAND AR ů Hiebente Lieferung. Mit 2 Tafeln in Farbendruck. 5% 388-448 a ZT — Hannover. Carl Rümpler. 8 1878. Ueberſetzungsrecht vorbehalten. Inhalts-Verzeihniß. — ä H— 825 der ſiebenten Lieferung beigegebenen Abbildungen zeigen folgende Vögel: Tafel XIII, Vogel 63, Rother Kardinal, „ 64, Grauer Kardinal, „ 65, Dominikaner, „ 66, Grüner Kardinal, „ 67, Roſenbrüſtiger Kernbeißer, Tafel XIV, „ 68, Purpurtangara, „ 69, Scharlachtangara, „ 70, Vielfarbige Tangara, „ 71, Feuertangara, „ 72, Trauertangara. Der Text führt zunächſt die Zeiſige weiter (Trauerzeiſig, Fichten— zeiſig, Magellanzeiſig, Arkanſas-, Kordilleren-, Stanley-, Mönchs⸗, ſchwarzbrüſtiger, ſchwarzer, Kolumbien, mexikaniſcher, Yarrell's, kaliforniſcher, Gebirgs-, bärtiger, abeſſiniſcher, Zitron- und Maskenzeiſig, chineſiſcher und algeriſcher Grünfink), ſchildert dann die Finken (Kanarien, Teyde-, algeriſcher Fink, Himalayaſtiglitz, Safranfink, kleiner Safranfink, gelbbäuchiger Girlitz, Kubafink, größerer Kubafink, Venezuela- und Jamaikafink, Kronfink von Südamerika, Kronfinken von Braſilien, Ekuador und Bolivia, Jakarinifink, gehäubter Springfink, Indigofink, Papſtfink, lieblicher und vielfarbiger Papſtfink), dann beginnt die Gruppe der Sperlinge, in welcher bisher Kap-, Swainſon's, Stein-, Kehl- und Gold— ſperling ausführlich behandelt wurden. | Druckfehler. Seite 418, Zeile 3 von oben, lies ſtatt albidiorum — albidiarum. 125 „ 0 „ 0 „ „ acuminatum — acuminatam. Im Verlage von Carl Rümpler in Hannover ſind erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Bilder aus dem „Aquarium. Von Dr. W. § Die wirbelloſen Thiere des en Mit 126 Abbildungen. Groß Lexicon-Format. Elegant geheftet 8 M. lein Leben und Sfreben im Verkehr mit der Natur und dem Volke. Von E. A. Roßmäßler. Nach dem Tode des Verfaſſers herausgegeben von Karl Nuß. Octav. Geheftet 4 AM. Hund buch für De „= Dogelliebhaber, Züchter und Händler. Von Dr. Karl Ruß. Erſter Band: : Fremdländiſche Vögel. 2. Auflage. Geheftet 5 M. 25 H. Zweiter Band: Einheimiſche Stubenvögel. Geheftet 5 // 25 9. Der Kanarienvogel. Seine e e W und Zucht. Von Dr. Karl 2 Ztuß. Zweite Auflage. Gebefket 2 NM. 40 h. Die Brieftaube. Ein Hand- und Lehrbuch für ihre e eg u und Abrichtung. Von Dr. Karl Ein ſtarker Band in Octav. Geheftet 5 N. Naturforſchung und und Kulturte in ihren neueſten Ergebniſſen. Zeugniß der Thatſachen über Chriſtenthum und Materialismus, Geiſt und Stoff. Von Dr. A. N. Böhner. Dritte vervollſtändigte Auflage. 0 Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 4 / 50%. In eleg. Einbande 6 M. Leben und Meben der Matur. Volksausgabe des „Kosmos“ für gebildete Familien. Von Dr. Auguſt Nathanael Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben.“ Zweite vervollſtändigte Auflage. Ein Band in Lexicon-Octav. Mit 15 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln und 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 6 HK. In elegantem Einbande 7 50 H. Druck von Auguſt Grimpe in Hannover. fremdländiſchen Stubenvögel, ihre a h er e Naturgeschichte, Pflege und Zucht, Von Dr. Karl Ruß, Verfaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch für Vogelliebhaber“, „In der freien Natur“, „Durch Feld und Wald“, „Natur⸗ und Kulturbilder“, „Deutſche Heimatsbilder“ u. ſ. w. Herausgeber der Zeitſchrift für Vogelliebhaber „Die gefiederte Welt”, Achte Lieferung. pp: +49- Sbo Hannover. * ee Carl Rümpler. 8 1878. Ueberſetzungsrecht vorbehalten. Inhalts⸗Verzeichniß. . achte Lieferung führt zunächſt die Finken weiter und zwar die Ammerſperlinge, welche den Beſchluß in dieſer Familie machen (Winterfink oder Winter-, Geſellſchafts-, Sing- weißkehliger, Morgen-, Savannen- und Diuka-Ammerſperling, nebſt den zahl- reichen bisher noch garnicht oder nur höchſt ſelten einmal eingeführten Verwandten, Grundröthel oder rothäugiger nebſt den übrigen Grundammerſperlingen). Dann folgen die Gimpel (Karmin-, Roſen-, Purpur-, kaliforniſcher Purpur-, Haus-, Hafen-, lang⸗ ſchwänzige, Wüſten- und eine Anzahl nur kurz erwähnter, weil noch nicht eingeführter Gimpel); darauf beginnen die Kernbeißer und Kern⸗ beißerfinken (Masken, ſchwarzſchwänziger, roſenbrüſtiger und wiederum einige minder bedeutende; rother, Purpur- und ſpitzhäubiger Kardinal, gehäubter, Dominikaner, braunkehliger und ſchwarzkehliger grauer Kardinal, grüner Kardinal und kleiner grüner Kardinal, hellblauer, dunkelblauer und ſchwarzer Kern— beißerfink oder Biſchof, ſchwarzköpfiger Kernbeißerfink oder Reisknacker). N f 7 85 . - - f Im Verlage von Carl Rümpler in Hannover ſind erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Bilder aus dem Aquarium. Von Dr. W. Heß. Die wirbelloſen Thiere des Meeres. Mit 126 Abbildungen. Groß Lexicon-Format. Elegant geheftet 8 M. Alein Leben und Streben im Verkehr mit der Natur und dem Volke. Von E. A. Roßmäßler. Nach dem Tode des Verfaſſers herausgegeben von Karl Ruß. Octav. Geheftet 4 , Handbuch Vogelliebhaber, - Züchter und ⸗Händler. Von Dr. Karl Ruß. Erſter Band: An ande h Vögel. 2 Au Geheftet 5 , 25 9. Zweiter Band: Einheimi] a Stubenvögel. Geheftet 5 AM. 25 H. Der Kanarienvogel. Seine Naturgeſchichte, Pflege und Zucht. Von Dr. Karl Nuß. Zweite Auflage. Geheftet 2M 40 H. Die ZBrieftaube. Ein Hand- und Lehrbuch für ihre verpflegung, Züchtung und Abrichtung. Von Dr. Karl Ruß. Ein ſtarker Band in Octav. Geheftet 5 M. Naturforſchung und Kulturleben in ihren neueften Ergebniſſen. Zeugniß der Thatſachen über Chriſtenthum und Materialismus, Geiſt und Stoff. Von Dr. A. N. Böhner. Dritte vervollſtändigte Auflage. Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 4 , 50 H. In eleg. Einbande 6 M. Leben und Weben der Matur. Volksausgabe des „Kosmos“ für gebildete Familien. Von Dr. Unguft Nathanael Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben.“ Zweite vervollſtändigte Auflage. Ein Band in Lexicon-Octav. Mit 15 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln und 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 6 J. In elegantem Einbande 7 AM. 50 H. Druck von Auguſt Grimpe in Hannover. fremdländiſchen Stubenvögel, ihre % 5 0 eo | Naturgeschichte, Pilege untl Zucht. N Von Dr. Karl Ruß, Verfaſſer von „Der Kanarienvogel“, „Handbuch für Vogelliebhaber“, „In der freien Natur“, „Durch Feld und Wald“, „Natur⸗ und Kulturbilder“, „Deutſche Heimatsbilder“ u. ſ. w. Herausgeber der Zeitſchrift für Vogelliebhaber „Die gefiederte Welt“. Neunke Lieferung. „, xx, C 710. 4 — — — Hannover. IN Carl Rümpler. 6) 1878. 8 * — 2 Mn Ueberſetzungsrecht vorbehalten. Inhalts-Verzeichniß. — — Die neunte Lieferung bildet den Beſchluß des erſten Bandes. Sie führt zunächſt die Kernbeißer und Kernbeißerfinken zu Ende (Schmuck:, blaugraues, bleigraues, rothſchnäbliges, Erz-, weißſtirniges, pomeranzengelbes, ſchwarzkäppiges und Rieſenpfäffchen, nebſt einer Anzahl nur kurzerwähnter, weil noch garnicht oder höchſt ſelten eingeführter Arten; den Beſchluß der Kernbeißerfinken machen die Ruder- oder Papagei— finken). Dann folgen die Ammern (Weiden-, Fichten-, braunföpfi- ger, ſchwarzköpfiger, ſchwarzkehliger gelbbrüſtiger und Schopf— ammer, ſowie zahlreiche andere nur beiläufig behandelte Arten); ferner die Lerchen (Kalander-, Mohren-, Alpen-, weißbäckige und wiederum eine ſehr große Anzahl noch garnicht oder kaum in den Handel gekommener Lerchen. Der eigentliche Text ſchließt mit den Tangaren (Kron Trauerz, rothhäubige, purpurrothe, ſchwarzbraune, ſcharlachrothe, feuer— rothe, Schmuck-, blauflügelige, meerblaue, vielfarbige, ſieben— farbige Tangara und ebenfalls eine beträchtliche Zahl nur beiläufig er- wähnter Arten). Hieran reihen ſich die Nachträge und Ergänzungen, welche inbetreff der intereſſanteſten und ſeltenſten Vogelarten noch neuerdings gewonnene Aufſchlüſſe geben, ſchließlich Berichtigungen, Vorwort, Ver⸗ zeichniß der Abbildungen, Inhaltsverzeichniß, Sachregiſter und eine Anleitung für den Buchbinder zum Einreihen der Farbentafeln. — 99 —— Prosper. Die fremdländiſchen Stubenvögel, ihre Naturgeschichte, lege unil Zucht. Von Dr. Karl Ruß. Drei Bände in Groß-Lexikonformat. Mit 30 Tafeln Abbildungen der beliebteſten fremd— ländiſchen Vögel in prachtvollem Farbendruck, gemalt von Emil Schmidt und ausgeführt in der artiſtiſchen Anſtalt von Th. Fiſcher in Kaſſel. J. Band. Die Körnerfreffenden Vögel (Parkfukler- oller Samenfreſſer), neun Lieferungen mit XIV Tafeln und 46 Bogen Text. In elegantem Um— ſchlage. Preis 27 , Iſt complet erſchienen. II. Band, erſte Hälfte: Die kerbthierfreſſenden Vögel (Weichfuller- und Fruchkfreſſer); zweite Hälfte: Die geſammte Vogelpflege und Zucht. Erſcheint nach dem dritten Bande. III. Band. Die Papageien. Erſcheint im Laufe des Jahres 1878. An Lehrbüchern der Vogelkunde iſt in Deutſchland kein Mangel; auch Handbücher, welche inhinſicht der Verpflegung der Stubenvögel Anleitungen und Rathſchläge geben, ſind in ausreichender Zahl vorhanden. Dennoch blieb bisher eine fühlbare Lücke, indem es nämlich kein Buch gibt, welches die in immer zunehmender Kopfzahl und Mannigfaltigkeit eingeführten fremdländiſchen Vögel eingehend ſchildert und in lebensvollen farbigen Ab bildungen zeigt. Ein ſolches Werk legen wir den Liebhabern vor und um für daſſelbe das Vertrauen der Leſer zu gewinnen, ſei es geſtattet, zunächſt zu berichten, wie es entſtanden und in welcher Weiſe der reiche Stoff für ſeinen Inhalt geſammelt iſt. Seit ſeiner Jugendzeit hat der Verfaſſer mit der einheimiſchen Vogelwelt ſich beſchäftigt; ebenſo wie Bechſtein und die meiſten anderen Vogelkundigen, welche Schriften über prak tiſche Stubenvogelpflege herausgegeben, hat auch er fortdauernd zahlreiche Vögel beherbergt. In neuerer Zeit wandte er ſeine Aufmerkſamkeit ausſchließlich den fremdländiſchen Stuben vögeln zu. Anfangs hielt er eine Anzahl derſelben in Käfigen, doch bereits ſeit länger als zehn Jahren hat er ſeine Vogelſtube eingerichtet und zwar lediglich in der Abſicht, das in den Handel gelangende kleine fremdländiſche Gefieder, ſoweit es zu den Stubenvögeln zu rechnen iſt, nach und nach anzuſchaffen, andauernd zu beobachten und zu züchten, und das ganze Weſen und alle beſonderen Eigenthümlichkeiten, alſo die Lebensweiſe, die Liebesſpiele, den Neſtbau, die Geſtalt und Farbe der Eier, den Neſtflaum der Jungen, deren Jugend kleid, Verfärbung und Benehmen bis zur vollendeten Entwickelung kennen zu lernen. Bis jetzt ſind über die meiſten der zu uns gelangenden fremdländiſchen Vögel hin ſichtlich des Freilebens in der Heimat erſt ſehr geringe Nachrichten bekannt geworden, weil die reiſenden Naturforſcher in den ferngelegenen unwirthlichen Gegenden nur ſelten Muße gehabt, ausreichend zu beobachten. Der Verfaſſer dieſes Werks hat es ſich nun angelegen ſein laſſen, alles vorhandne Material zuſammenzutragen, ſorgfältig zu ſichten und daraus ſoweit als irgend möglich ein Lebensbild jedes betreffenden Vogels zu geben. Da er ſodann alle Vögel, welche vor ſeinen Augen zur Brut geſchritten, auf das gewiſſenhafteſte beobachtet und zugleich die Erfahrungen anderer Züchter ſorgſam geſammelt, ſo wird das Werk eine ſo vollſtändige Naturgeſchichte aller lebend eingeführten fremdländiſchen Vögel ſein, wie eine ſolche bisher noch nicht vorhanden war. Vor allen Dingen aber galt es, Erfahrungen für die praktiſche Pflege und Zucht der Vögel zu gewinnen. Wol iſt die Liebhaberei für die fremdländiſchen Vögel in Deutſchland, ebenſo wie bei faſt allen gebildeten Völkern überhaupt, bereits ſeit geraumer Zeit zuhauſe; manche Vogel— arten, namentlich Papageien, werden ja ſchon ſeit Jahrhunderten eingeführt. Trotzdem war dieſe Liebhaberei bis vor kurzem noch völlig in den Kinderſchuhen; der Vogelhandel bot keine beachtenswerthe Fülle und Reichhaltigkeit und von der Züchtung war kaum die Rede; nur wenige wohlhabende Freunde und Kenner ſtellten derartige Verſuche an. Im übrigen wurden ſolche Vögel gleichſam als bloße Schmuck- und Ziergegenſtände gekauft und man entnahm daher die minder farbenreichen Weibchen, wie vom Papſtfink oder Nonpareil, rothen Kardinal, Paradis-Widafink u. a., niemals mit. Eine Reihe zuſammenwirkender Verhältniſſe übten ſehr günſtigen Einfluß auf die Ent— wickelung der Liebhaberei für die fremdländiſchen Vögel aus. Durch die Gründung des Berliner Aquarium, die Neugeſtaltung des zoologiſchen Gartens von Berlin und die Neu— ſchöpfung oder Vergrößerung zahlreicher anderen derartigen Naturanſtalten wurde die Empfänglichkeit für die Vogelliebhaberei in erfreulicher Weiſe angeregt; durch Dr. Ruß' Schilderungen fremdländiſcher Vögel in den verbreitetſten Unterhaltungsſchriften und Zeitungen und durch das von demſelben Schriftſteller verfaßte „Handbuch für Vogelliebhaber“, nament— lich aber durch die Wechſelbeziehungen, welche die von ihm herausgegebene Zeitſchrift „Die geſiederte Welt“ unter allen Vogelfreunden und Züchtern wachgerufen, iſt die Liebhaberei zu einem unglaublich lebhaften Aufſchwunge gelangt, und zugleich lenkte ſie in ganz neue Bahnen. Man legte Vogelſtuben an und richtete Käfige ein, lediglich für den Zweck der Züchtung im größern oder geringern Maßſtabe. Viele Hunderte von Vogelliebhaber-Ver— einen bildeten ſich durch ganz Deutſchland und Oeſterreich, in der Schweiz, in den Nieder— fanden, England, Frankreich u. ſ. w., und bald wetteiferte man allenthalben darin, glänzende und großartige Vogelausſtellungen zu veranſtalten. Immermehr trat nun das Bedürfniß eines ſtichhaltigen Führers auf dem Gebiete dieſer Vogelliebhaberei und Zucht hervor, und Dr. Ruß ſah ſich dazu gezwungen, nach und nach ſeine ganze Thätigkeit dem weitern Ausbau dieſer Liebhaberei zu widmen. Ein um— faſſendes Werk, welches ausreichende und wirklich zuverläſſige Anleitung zum Kennenlernen und Einkauf, zur Verpflegung und Zucht aller dieſer Stubenvögel bietet, war in keiner Sprache vorhanden. Die größeren oder kleineren Naturgeſchichten der Vögel, Hand- und Lehrbücher waren theils bereits veraltet, mindeſtens inbezug auf die fremdländiſchen Vögel, theils aber auch von vornherein nicht verläßlich genug. Somit durfte ſowol der Verfaſſer, als auch die Verlagshandlung mit dem vollen Vertrauen, welches für die Ausführung eines ſolchen großartig angelegten Unternehmens durchaus nothwendig iſt, an daſſelbe gehen, und der Erfolg in der Aufnahme, ebenſo ſeitens der Subſkribenten wie der Kritik, hat bewieſen, daß wir uns keinen Täuſchungen hingegeben. Zur Zeit des alten Bechſtein (gegen Ende des vorigen Jahrhunderts) waren in Deutſch— land 72 Arten fremdländiſcher Vögel eingeführt; das Verzeichniß, welches Dr. Karl Bolle (1858) gegeben, hat nur 51 Arten aufzuweiſen, von denen noch dazu ſpäterhin 5 Arten wieder verſchwunden waren. Die erſte Auflage des von Dr. Ruß herausgegebenen „Hand— buch für Vogelliebhaber“ (1871) enthält 230 Vögel und die zweite Auflage deſſelben Werks (1878) bejchreibt deren nahezu 700 Arten. In dieſem überaus erfreuenden Aufſchwunge der Liebhaberei und des Handels ergab ſich einerſeits ein großer Vortheil für das vor— liegende Werk, andrerſeits aber auch eine folgenſchwere Erweiterung deſſelben. Da der Schriftſteller keineswegs eine bloße Aufzählung oder kurze Beſchreibung der Vögel im Stil eines Konverſations-Lexikon geben wollte, ſo mußte er nothwendigerweiſe ſämmtliche oder doch die beiweitem größte Mehrzahl aller neu eingeführten Vögel nach und nach anſchaffen, beob— achten, züchten. Die Vermehrung von 230 bis gegen 700 Arten führte erklärlicherweiſe eine nur zu bedeutende Verzögerung herbei; zwiſchen der erſten Lieferung und dem Schluß des erſten Bandes liegt ein Zeitraum von etwa vier Jahren. Da Dr. Ruß in dieſer Zeit ſich aber keineswegs auf das Halten blos gewiſſer Arten beſchränkt hat, ſondern ſtets eine mannigfaltige Bevölkerung der Vogelſtube gehabt, ſo iſt das Material auch für die übrigen Bände bereits vollſtändig vorhanden und es braucht nun durchaus keine Verzögerung mehr im regelmäßigen Erſcheinen der Lieferungen einzutreten. Da das Anwachſen der Zahl von nahezu 700 Arten (und die Berückſichtigung der nächſten Verwandten derſelben, mindeſtens in beiläufiger Erwähnung) den Stoff für das Werk in nur zu umfangreicher Weiſe vermehrt hatte, ſo mußte auch der urſprüngliche Plan entſprechend erweitert werden. Daſſelbe wird jetzt drei Bände umfaſſen, deren erſter die körnerfreſſenden Vögel (Hartfutter- und Samenfreſſer), deren zweiter in der erſten Hälfte die kerbthierfreſſenden Vögel ( Weichfutter- und Fruchtfreſſer) und in der zweiten Hälfte die geſammte Vogelpflege und Zucht, deren dritter die Papageien darſtellt. Jeder dieſer Bände und Halbbände wird nach Bequemlichkeit der Liebhaber auch einzeln zu beziehen ſein. Inhinſicht der Eintheilung aller fremdländiſchen Stubenvögel ſei bemerkt, daß hier jede unnöthige Zerſplitterung vermieden wird. Auf dem wiſſenſchaftlichen Grunde aller Forſchungen der hervorragendſten unſerer zeitgenöſſiſchen Ornithologen fußend, hat der Ver— faſſer die Anordnung der Gruppen, Ordnungen, Familien und Arten ſo überſichtlich als irgend möglich getroffen und ſtets die zweckmäßigſten Benennungen zu wählen ſich bemüht. Den deutſchen Namen gegenüber erachtet er es als Pflicht, die doch einmal vorhandenen und eingebürgerten nicht etwa in blinder Verbeſſerungsſucht zu vernichten. Im Gegentheil läßt er es ſich angelegen ſein, die Bezeichnungen des Vogelhandels zu erhalten, ſoweit dieſelben nur zutreffend und verſtändlich ſind. Wo es jedoch nothwendig iſt, neue Namen zu geben, wird jeder gewiſſenhafte Vogelkundige einerſeits thunlichſt den bezeichnendſten Merkmalen, welche gewöhnlich auch in der lateiniſchen Benennung ausgedrückt ſind und andrerſeits den Aeußerungen des Volksmunds vorzugsweiſe Rechnung zu tragen ſuchen. Einen Vortheil, ſei es für den Einkauf bei den Großhändlern, ſei es bei Gelegenheit von Reiſen oder von ſchriftlichen Aufträgen an Freunde und Bekannte in der Ferne, ſoll dies Buch noch bieten, den nämlich, daß es außer einer vollſtändigen wiſſenſchaftlichen Nomenklatur, nebſt ſämmt— lichen deutſchen, auch die engliſchen, franzöſiſchen, holländiſchen und namentlich die Heimats— namen der Vögel bringt. Der Geſammtinhalt des Werkes umfaßt Folgendes: I. Die Beſchreibung der Gruppen, Familien und jeder einzelnen Art aller fremdländiſchen Stubenvögel (ſowie der nächſten Verwandten, wenn ſolche auch noch nicht eingeführt ſind), nebſt Schilderung ihrer Eigenthüm— lichkeiten im Freileben wie in der Gefangenſchaft. In der erſten Hinſicht wird ſich der Verfaſſer nur auf die Mittheilungen ſolcher Forſcher verlaſſen, an deren ſtrengſter Wahrheitsliebe und Ehrenhaftigkeit nicht zu zweifeln iſt. Berichte, welche aus verſchiedenen Reiſewerken zuſammengetragen und dann wol gar als eigene Beobachtungen hingeſtellt ſind, weiß er zu vermeiden. Ebenſo dürfen die Leſer davon überzeugt ſein, daß in den Darſtel— lungen des Gefangenlebens der Vögel jede Angabe, deren Thatſächlichkeit zweifelhaft ſein könnte, von vornherein ausgeſchloſſen ſein wird. II. Rathſchläge für den Einkauf, die Verpflegung und Züchtung aller fremdländiſchen Vögel, nebſt Beſchreibung der Käfige, Züchtungsanlagen, Vogelſtuben und Vogelhäuſer, ſowie aller erforderlichen Geräthſchaften und Hilfsmittel überhaupt, ſchließlich auch der geſammten Futter- und Verpflegungsmittel mit Angabe der beſten Quellen für die Beſchaffung derſelben. Es iſt wol überflüſſig, zu verſichern, daß der Verfaſſer beſtrebt iſt, in dieſem Theile vorzugsweiſe nur durchaus zuverläſſige Anleitungen zu geben. Für dieſelben ſollen außer den Ergebniſſen der eigenen Erfahrungen und derer aller Herren Mitarbeiter auch die Mittheilungen in der „Gefiederten Welt“ und den übrigen Zeitſchriften auf dieſem Gebiete zu Rathe gezogen werden. Hiernach dürfen wir die Zuverſicht ausſprechen, daß das Werk „Die fremdländiſchen Stubenvögel“ als ein verläßlicher Rathgeber nach allen Richtungen hin ſich zeigen werde. Die bildliche Darſtellung der lieblichſten und intereſſanteſten Vögel hat Herr Emil Schmidt, der Schüler und Schwiegerſohn Roßmäßler's, übernommen und die Ausführung dürfte in naturtreuer und durchaus lebensvoller Auffaſſung wol unübertroffen daſtehen. Der Farbendruck der Tafeln iſt von der Kunſtanſtalt des Herrn Fiſcher in Kaſſel herge— ſtellt und die letztere hat den Ruf, welchen ihre derartigen Leiſtungen ſchon längſt ſich er— worben, auch hier Ehre gemacht, ſo daß die Leſer die bunte Vogelwelt ebenſo ſchön als lebenswahr vor ſich ſehen. Die unterzeichnete Verlagshandlung hat den Verlag des bedeutenden Werkes über— nommen und wird daſſelbe mit größter Sorgfalt ausſtatten. „Die fremdländiſchen Stuben vögel“ von Dr. Karl Ruß werden in drei Bänden in Großlexikonformat erſcheinen und in Lieferungen ausgegeben, deren jede 3 Mark koſtet. Das ganze Werk wird etwa 100 bis 115 Bogen Text und vorläufig 30 fein kolorirte Tafeln enthalten mit mehr als 200 Abbildungen fremdländiſcher Vögel. Sollte die Theilnahme der Subjfribenten bis zum Schluß auf gleicher Höhe ſich erhalten, ſo werden noch eine Anzahl Tafeln zu ſehr mäßigem Preiſe nachgeliefert. Alle Buchhandlungen nehmen Beſtellungen an. Hannover. Verlagshandlung von Carl Rümpler. — 2 Bei der Buchhandlung Anzahl der Exempl. beitelle Ruß, Die fremdländiſchen Stubenvögel. Elegante Aus— ſtattung in Lexikonformat. In Heften à 3 M. — — Erſter Band. Die körnerfreſſenden Vögel (Hart⸗ futter- oder Samenfreſſer). 46 Bogen Text und 14 fein kolorirte Tafeln mit 72 Abbildungen von Vögeln. Preis 27 M. Zweiter Band. Die kerbthierfreſſenden Vögel (Weichfutter- und Fruchtfreſſer). Die geſammte Vogelpflege und Zucht. Wird nach dem dritten Bande erſcheinen. — — dritter Band. Die Papageien. Mit 10 fein kolo⸗ rirten Tafeln. Die erſte Lieferung davon iſt unter der Preſſe. Ort: Name und Stand: Druck von Auguſt Grimpe in Hannover Im Verlage von Carl Rümpler in Hannover ſind erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Bil 5 a Bon Dr. W. $ Band I. Die wirbelloſen A des Meeres. Zweiter Abdruck. Mit 126 Abbildungen. Groß Lexicon-Format. Geh. 6 J, Eleg. geb. 7 50 H. Band II. Die wirbelloſen Thiere des Hüßwaſſers. Mit 150 Abbildungen. Groß Lexicon-Format. Geh. 6 M. Eleg. geb. 7 . 50 h. Kryptogamiſche be Charakterbilder von Vaul Kummer. Mit 220 Abbildungen. Groß Octav. ‚Detav. Geheftet 4 /. Eleg. geb. 5 AM. 50 H. Handbuch Vogelliebhaber, ai ichter und Händler. Von Karl Ruß. Erſter Band: Fr en Vögel. 2. 9 1 Geheftet 5 M. 25 H. Zweiter Band: Einheimiſche Stubenvögel. Geheftet 5 M. 25 H. Der Kanarienvogel. Seine Naturgeſchichte, Pflege und Zucht. Von Dr. Karl Au Zweite Auflage. Gehe Geheftet 25 NM. 40 H. Die Brieftaube. Ein Hand- und Lehrbuch für ihre Verpflegung, a und Abrichtung. Von Dr. Karl Ruß Ein ſtarker Band in Octav. Geheftet 5 . Naturforſchung und Kulturleben in ihren neueſten Ergebniſſen. Zeugniß der ee über LES und Materialismus, Geiſt und Stoff. Von Dr. A. RN. Böhner. 5 Dritte vervollftändigte Auflage. Mit 3 lithogr. Tafeln. Groß Octav. 4 NM. 50%. In eleg. Einbande 6 M. Leben und Weben der Natur. Volksausgabe des „Kosmos“ für gebildete Familien. Von Dr. Aluguſt Nathangel Böhner. Verfaſſer der „Bibel der Natur“, „Naturforſchung und Kulturleben“. Dritte vervollſtändigte Auflage. Ein Band in Lexicon-Octav. Mit 16 lithogr. farbigen und ſchwarzen Tafeln und 6 Illuſtrationen. Elegant geheftet 6 /. In elegantem Einbande 7 M. 50 H. Bi ri 8 a 5 A% u. 8 * 5 „ 7 int i 771 wo, sign 815 Br ur, =‘ =. “ 1444 ne NA er 1 399 “f | de Ant D eee were A uu Ba „mut IV See dee Int 0 3 ex | m N — 442 22 eee 14400 8 N An) eren U Be 1 F 4 | 1 | en EIER „a a 18 FH Deen Ari 2 9 855 22. * . mr * 1 290 * 4 * 357 e 1 * W \ UN we win, 83 we, N A. Very A, 47 4 „ a 1821 Yu tr er ' Al An 4 * 1 444 iin s * N 1 aM Wine wertes g A Wr Nen ere, S N IH N nn A en — 9 „* Al ww 1! > 3 +7 * “u rn 23 ıy Nu „ * „„ 2 80 Pi INN sent, * | 90 I 15 * Fi Be ie‘ a > | 5 * ws ] gar! ww * wen. PNA AU r gern, "N ven u A wann . ger. ae 2 D RP a un Fe 9072.88 : al . - - HT X T & ee ee e 7 AS ii N =: | | Pal a gg te res die I 8 rere. 4} NIEREN g 444. n uber. — — — f Fade "» 1 N ui Oi , .. Mein gr ö . 1 * e de“ we. vr ur BE . ee ee et eee wu. ar Muri . 17101 “ Nl ML) At 5 0 0 u N Ten’ a 3 x \r 3 2 AM I “an, 1 un A 11 9 Ne «“ \ Alf! N« Ay 1 1 VH 1 N > „„ „ Ne e 1 N „n b 1441 A 22 3 ie Kr m +4 3 . 3 en! ? WW 7 4 FE: 2 4 Een TIER, un BT 1 van a e INS AN STITUTION LIBRARIES 8 4 . a. . iR * . 1 4 3 . en 2 ei Al una 44 ww * * — * —