'^ ■»•.'Ä'^W.- A^. 1^ >^ •ik* ♦.. \' -w. iM*- # 3M^ -* ^f '**. '^ U ^ ^ '^i^ ^ ^Ln I s. ^ 4 1 iJjK i 0 Si* w ■m -^^s^ B AI«* 'ir \ Jrgt %* 1 '3^3 K m 1 äS 4 >if ^^r ^if I «>'j 1^ 1 t^ fe-v 'S m %; "%^^ -& .■jia. W n § 1^«. *? m f m ^»ül r I I »^ w =s #^ i"^ f? s4 r$ M s^a ^^ DIE GARTENWELT ILLUSTRIERTES WOCHENBLATT FÜR DEN GESAMTEN GARTENBAU HERAUSGEGEBEN VON MAX HESDÖRFFER 5. JAHRGANG (iQoo — iqoi) MIT 12 FARBIGEN TAFELN UND ÜBER 450 ABBILDUNGEN IM TEXT BERLIN VERLAG VON GUSTAV SCHMIDT (VORM. ROUERT OPPENHEIM) 1901 ALLE RECHTE VORBEHALTEN DRUCK VON OSCAR BRANDSTETTER IN LEIPZIG Inhalt des fünften Jahrganges. (Die illustrierten Artikel sind mit einem * versehen.) Aus deutschen Gärten. Endemann, Max. Der Park zu Heinrichau 503. Grote, H. *Teichpartien im Schlofspark zu Bielau bei Neifse 10. Hesdörffer, Max. *Aus der neuen Anlage in Mainz bo8. Horak, Jos. Fr., und R. Dammann. Der Ohrberg im Weserthal und seine Gärten 500. Othmer, Bernh. 'Der alpine Versuchsgarten auf dem Schachen bei Partenkirchen 553. Schneider, Camillo Karl. *Ausdem Viktoria- Parkezu Berlin 277,294. Ausstellungsberichte. Fischer, Joseph. Chrysanthemum-Ausstellung zu Kingston 130. Hesdörffer, Max. Die Provinzial-Gartenbau-Ausstellung zu Gleiwitz vom S. — 13. Sept. 11, 20. — Die Obstausstellung der Provinz Hannover, des Grofsherzogtums Oldenburg und der freien und Hanse-Stadt 15remen 44. — Die Chrysanthemum- und Winterblumen- Ausstellung in Kassel 105. — *DieGarten- bau-Ausstellung in Hamburg vom i. bis 5. Mai 382, *385, *397. — Die allgemeine deutsche G:irtenbau-.A.usstellung in Mainz 009. — Die Begonien auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 617. Kohlmannslehner, Heinr. Das Neue auf der diesjährigen Dahlien- Ausstellung zu Frankfurt a. M. 57. — Die Hamburger Chrysanthemum- Aus- stellung vom 17. — 21. November 118. K 00p mann, K. Pomologisches von der Bremer Obst- Ausstellung 56. Kühn, V o 1 k m a r. Die deutsche Obstausstellung in Paris vom 10. — 14. Okt. 1900 70. — Einiges über die Frühjahrsausstellung der Societe Nationale d'Horticulture de France zu Paris 464. Meyer, F. W. *Die grofse Londoner Gartenbau - Aus- stellung vom 22., 23. und 24. Mai 1901 461. Ortmann, Alb. Die Ausstellung der deutschen Dahlien- Gesellschaft in Frankfurt a. M. vom 14. bis 16. Sept. 31. — Jubiläums Ausstellung des Gartenbauvereins in Nürnberg 428. Voigt, R. Die Jubiläums-Ausstellung des Gartenbau- Vereins zu Gera 609. Zeifsig, R. Die Pariser Chrysanthemumschau vom 31. Oktober 1900 147. — Die öster- reichische Obstschau auf der Pariser Weltausstellung 1900 150. * Obst- und Gartenbau - Ausstellung zu Schweidnitz vom 13. — 17. September 22. Blumenbindekunst. Hesdörffer, Max. *Moderne Blumenläden 233. Blumentreiberei. Hesdörffer, Max. *Einiges über auf Eis zurückgehaltene Treibpflanzen 205. — *Aus Berliner Rosen- treibereien 469. Horäk, Jos. Fr. Veltheimia viridifolia 208. Johannsen, W. Mein Ätherverfahren in der Praxis 265. Ledien. F. *Das Atherverfahren von W. Johannsen in der praktischen Ausführung 200. Schnurbusch, Otto. Ein Fortschritt in der Fliedertreiberei? 160. Werner, F. Hyazinthenzwiebeln auf Eis 266. Chrysanthemum. Bornemann, G. *Neue frühblühende Chrysanthemum 210. Heinrich Kohlmannslehner. Chrysanthemum - Neuheiten und alte Jahresgedanken 209. — *Calvat's neueste Chrysanthemum 211. Dahlien Bergmann, Carl. Kaktus-Dahlie „Angelika" 165. Engel mann, C. Wie hat sich das Punktiersystem bewährt? 268. Goos & Koenemann. *Unsere neuen Edel-Dahlien für 1901 100. Moritz, F. W. *Die neueste Kaktus Dahlie „Rückert" 23 7. Ortmann, Alb. Dahlienversuchsgrundstück und Dahlien- bewertung 251. Tölkhaus, W. *Meine neuesten Kaktus-Dahlien 85. Zimmermann, Heinr. Wertvolle neue Kaktus-Dahlien der letzten Jahre 37. Deutsche Mustergärtnereien. Moritz, F. W. "Die Baumschule von Rulemann Grisson jr. zu Saselheide b. Hamburg 589. Runde, W. *Vom Aufbau einer Gärtnerei 341. * *Die Obstbaumschule von Paul Huber in Halle a. S. 217. Farne. Baum, J. *Farne für den Handel 433. K niese, L. Notholaena Marantae und Cryptogramme crispa 174. Othmer, Bernh. *Die Gattung Nephrolepis 29, 42, — *Die Verwendung der Farnpflanzen im Garten und Gewächshause 373. Gärten des Auslandes. Meyer, F. W. *Aus englischen Gärten 532, 570. Gärtnerische Reiseskizzen. Baum, J. *Aus Irland 580. Hesdörffer, Max. Momentbilder. 4. Heidelberg. 5. Karls- ruhe. 6. Stuttgart. 7. München 88. Sprenger, C. Mons Palatinus 513. Briefe aus Kamerun 347, 430, 476, 605. Gehölze. Bruckisch, C. *Gleditschia macracantha 549, *550. Büttner, G. Frostschäden an den Koniferen des Forst- gartens zu Tharandt im Winter 1900 bis 1901 440. Gebhardt, Matth. Die Platane 380, 392. Grote, H. *Einige Gehölze zur Einzelpflanzung für Parkanlagen 13. — *Aralia sinensis 50g. Hinderlich, E. *Das Verpflanzen starker Eichen 76. I* IV Die Gartenwelt. Jurafs, Paul. Niedrig bleibende Spiraeen rg. — Cra- taegus (Mespilus) Oxyacantha als Ver- edlungsunteriage für verschiedene Gehölze 214. — Hibiscus 344. — Betrachtungen über verschiedene Linden und deren Eigenschaften 4". — Empfehlenswerte Cotoneaster 56(). Keim, J. Frostschäden 370. Länger, Paul. *Koelreuteria paniculata 80. Löbner, M. *Syringa oblata 54S. Mafsias, O. *Uber einige empfehlenswerte immer- grüne Laubgehölze 258. Olbrich, St. Meine Erfahrungen mit verschiedenen neuen Ziergehölzen der letzten Jahre 176, 188. Othmer, B. *Magnolia stellata 114. Peicker, G. Wenig bekannte und seltene, im nord deutschen Klima schutzlos aushakende, halbimmergrüne und immergrüne Laub- hölzer 14. Pfeiffer, Karl. Die Frostschäden des letzten Winters 371, 454- PoUmer, F. Rosa Setigera „Griffereye" befruchtet mit Rosa canina 78. Purpus, A. "Halesia tetra])tera 78. Rehnelt, F. Callicarpa japonica 214. — Die Wider- standsfähigkeit einiger neuerer Gehölze im letzten Winter 321. Rimann, C. *Salix annularis, Lockenweide 127. Saghy, St. v. Beobachtungen über die Widerstands fähigkeit einigerGehölze im letzten Winter 405- Schelle, E. Winterhärte der Gehölze 394. Wocke, tl. Drei wertvolle Zwergsträucher 126. Gemüsebau. Balke, W. *Früheste rote Zwerg-Tomate 11. — *Radies 18. — Weifser ovaler Treibrettig 555- Geist, Hans. *Das Treiben der Bohnen 50. Kaeber, P. Wie ich Frühgurken im Freien ziehe 269. Kühner, Joh. *Zur Anzucht von Melonen 3 1 5. Mahling, Jobs. *Die Prinzefs-Gurke 517. Mathieu, C. Englische Gurkenkultur 416. Moser, Hans. Münchener Treibrettig 503. Peters, E. J. Die Eierpflanze, Solanum Mclongena 405. Rade, Karl. *Über die Kultur, bezw. Treiberei der Tomaten in Töpfen 302. Wessoto wski. *Einige empfehlenswerte Melonensorten und ihre Kultur 49. Wrankmore, H. W. Botanisches Gemüse 438. Heizungsanlagen. Gemündt, J. H. *Eine neue praktische Heizungsanlage für Gasfeuerung in der Handelsgärtnerei von C. A. Vogel, Frankfurt a. M. 356. Kakteen und Sukkulenten. Berger, Alwin. Etwas über Stapeliaceen 140. Hellwig. *Agave miradorensis 14^. Müller, C. W. Echeveria retusa nana 142. Rettig, E. *Leuchtenbergia principis 109. Koniferen. Purpus, C. A. *Abies arizonica, die Korktanne Arizonas 427- Sprenger, C. Cedern 567. Virchow. *Sciadopitys verticillata. die japanische Schirmtanne 231. Landschaftsgärtnerei. Brodersen, A. Praktische Herstellung eines Lawn-Tennis- Platzes 193. Haarhaus, Jul. R. Gärten und Gartenkunst bei den Moham- medanern 525, 530. Heicke, C. Eindrücke aus den Pariser Garten An- lagen 114, 128. Hinze, Karl. *Wasserläufeund Brücken 169. — ''Wege- führung und Bepflanzung 417, *422. Klawun, P. Praktische Herstellung eines Lawn-Tennis- Platzes 194. Krone, K. Naturstein und Kunstbau 509. Lange, W. *Bilder aus der Gebirgslandschaft 73, 232, 326. — *Das Wasser in der Land- schaft: I. Quellen 438, IL Springquelle. Felsenteich. Erdfall 459, Hl. Am Wald- bach 557. Müller, Robert. l'raktische Herstellungeines Lawn Tennis Platzes 208. Rade, Karl. *Der Plan des neuen Elisabeth Paikes im GödöUö 529. Rasch, E. Ein Beitrag zur Einzelpflanzung von Bäumen 26. Strehle. M. Bluinenbeete im Schatten 297. Neue Pflanzen. Arends, Georg. *Priniula Arctotis hybrida, „Ronsdorfcr Hybriden'' 577. ßesoke, Gustav. Über einige neue und empfehlenswerte Pflanzen und ihre Kultur 137. Bornemann, C. *Neue Kaktus-Dahlien und Chrysanthe- mum 133. Duval & Sohn. *Tillandsia Duvali und ihre Eltern 164. Fischer, J. l'rimula kewensis 595. Gernet, L. *Meine neuen Remontant-Nelken 445. Glünicke, J. *Primula obconica grandiflora (Latt- mannsche Hybriden) 91. Hesdörffer, Ma.x. *Phyllocactus phyllanthoides -Deutsche Kaiserin" undPh. hamburgensis hort.6. — *Montbretia crocosmiaeflora „Germania" 154. — Neues aus Erfurter, Quedlinburger u. Blankenburger Gärtnereien 598,6 11,61 8. Hübner, Hugo. *Neue Zonalpelargonie „Aphrodite" 163. Kiausch, H. *Meine neue Zonal Pelargonie „Ruhm V. Zehlendorf" 522. Köhler, Ernst. *Neue Echinacea-Hybriden 28. — *Echi- nacea Hybriden 578. Ledien, Fr. * Gekrauste und gefranste Cyclamen deutscher Züchtung 337. Mühle, Wilh. jun. ^Japanische Trichterwinden 2bo. Nicolai, Joh. *Phyllokakteen 522. Nonne & Hoepker. *Einfacher Treib tioldlack „Goliath" 43b. Putz, Otto. *Antirrhinum majus fol. aureis „Sonnen- gold", goldlaubiges Zwerg- Antirrhinum 102. Rehnelt, F. Eupatorium Purpusii 75. — Fuchsie „.'\n denken an Heinrich Henkel" 313. Runde, W. *Asparagus scandens var. deflexus 446. S c h m e i f s , Oskar. *Neue Zonalpelargonie „Perle von Tann- hof" 174- Winkler, Jos. Neue Salvia splendens-Sorten 175. Obstbau. Bepfs, H. Über die Behandlung von Obstbaum- wunden 507. Haindl, A. Zur Kultur des Walnufsbaumes 81. H önings. Julius. *Stachelbeer-Neuheit„Hönings Früheste" 488. Huber, Paul. *Auswahl hervorragender Apfelsorlcn für den allgemeinen Anbau 505. Koopmann, K. Ein Beitrag zum Oljstbaumschnitt 524. Kühner, Johann. Auch ein Beitrag zur Aprikosenkultur273. Löbner, Max, Birne „Charles Ernest" und Gustavs Dauerapfel 339. R e b h o 1 z , F. Die Aufbewahrung des Obstes 67. — *Die empfehlenswertesten \'eredelungs- arten und ihre Anwendung beim Um veredeln von Obstbäumen 270. Reisel, Friedrich. *Die Obslplantage zu Burg Sittensen (Hannover) 303. Schneider, Fr. Zur Verwendung von Obstbäumen in Anlagen ^Si. Wolanke.H. Der Wert einer Kalkdüngung für Obst- bäume 222. Z a w o d n y , J . Obstweinherstellung in Frankreich 489. Zeifsig. R. * Holzwollerollen zur Verpackung von Tafelobst 104. Die Gartenwelt. Orchideen. Bartsch, G. *Einiges über die Vermehrung der Orchi- deen 450. Beufs, H. ■•Chysis bractescens io'l — *Laelia pur- purata 247. — Winterharte Cypripedien 362. Brucker, J. *Orchideenkultur eines Liebhabers in Amerika 138. Gernet, L. *Cattleya Trianae 536. Froebel, Otto. *Odontoglossum Rossii majusS. — *Cypri- pedien als wertvollste Schnittblumen der Zukunft für Massenkultur und eine neue Rasse remontierender Hybriden derselben 361. Hansen, J ulius. *Einiges über Odontoglossen 493, — Orchideen bei uns und in ihrer Heimat 53;, 543- 559- Jacobs, O. Oncidium ornithorrhynchum als Zinnner- pflanze 1S4. — Odontoglossum grande, eine gute Zimmerpflanze 291. Nicolai, Wo Id. Über den Wert und Unwert der Lachen als Schnittblumen 289. Othmer, B. *Epidendrum piisniatocarpum 125. — *Peristeria elata 126. Rettig, Ernst. *Freiland-Cypripedien 282. Reuthe, G. Winterharte Cypripedien 3(12. Runde, W. *Laelia purjjurata und Catticya Mossiae 597. Sandhack, H. A. *Meine Erfahrungen beim Sammeln und bei der Kultur von Odontoglossum crispum 181. — *Müssen wir Orchideen düngen? 541- Siebert, Aug. "Euidendrum prismatocarpum 290. Wetzel, Th. *Kultur des Cypripedium insigne 224. Palmen. Becker, Cuno. *Phoeni.x dactylifera, die Dattelpalme 534. Breitsch werdt, H. *Bismarckia nobilis, die Bismarck- Palme 64. Pflanzendüngung. K o o p m a n n , K . Resultate auf dem Wege praktischer Düngungsversuche 416. Ledien, F. *Uber Maiblumen Düngungsergebnisse 331, *357- Pflanzenkrankheiten. Grote, H. Nochmals über den vorzeitigen Blattabfall der Pfirsiche 246. Hanstein, Dr. R. von. *Die Linden-Spinnmilbe 4S3. Jurafs, F. Einiges über den Krebs bei den Apfel- bäumen und seine Heilung 222 Liebs, W. Die Kiefern-Blattwespe 28. Mütze, W. Phytoptus syringae 322. Rebholz, F. Ein kleiner Beitrag zur Bekämpfung der Schädlinge 322. Rimann, Carl. Die Bordelaiser Brühe 585. Sprenger, C. Coccus adonidum, die sog. Orangen- Cochenille-Laus 146. Wolanke, H. Die schwarze Kirschblattwespe 584. Pflanzenkunde. Buysman, M. Klima und Vegetation von Madeira Sr. 93. Höge, C. F. *Uber die Einführung von Dioon spinu- losum 328. Knauer, Dr. Fr. Zwergwuchs in der Pflanzenwelt 298. Wurm, Hofrat Dr. *Der Hexenbesen 572. Rosen. Grote, H. Winterveredlung der Rosen 173. He gar, Karl. Eine empfehlenswerte neue Treibrose 55h. Jacobs, O. Die Rose „Kaiserin Auguste \'ictoria" und Sämlinge derselben 421. — Die Rose „Mme. Caroline Testout" und ihre Nach- kommen 55(). Keim, J. *Trauerrosen 44g. Lauber, H. F. Einiges über die Anzucht der Rosen- wildlinge für Hochstammveredlung 237. Rebholz, F. Die Pflege der Rose im Sommer 447. Reiter, A. Anzucht der Wildlinge und Winterver- edlung der Rosen 202. Zeifsig, R. *Rosa hybrida pernetiana „Soleil d'or" i. Schlingpflanzen. Balke, W. *Zierkürbisse 325. Fischer, J. Pueraria thunbergiana 605. H ölscher, J. *Ipomoea insignis 229. Jurafs, Paul. Neuere bis jetzt noch wenig verbreitete grofsblumige Clematis-Sorten 187. Peters, Eug. Jos. Die kletternden Anthurien und ihre Ver- wandten 143. — Über das Einstutzen und zweckmäfsige Beschneiden der Schling- und Kletterpflanzen 230. — Topfkultur der Clematis 437. Rade, Karl. *Allamanda nobilis 7. — *Die Kultur von Cissus discolor 436. — *Pueraria thun- bergiana 604. Rehnelt, F. ^Passiflora princeps, ein dankbarer Warm- hausblüher *553, 555. Rettig, Ernst. *Aristolochia elegans und tricaudata 242. Schnittblumenkultur. Becker, Cuno. Die Winterschnittblumen der Riviera, deren Kultur und Versand 104. Sommerblumen, Crusius, C. *Celosia cristata nana 452. Metzner, R. Arctotis grandis 548. Mütze, W. *Eniilia sagittata 53. Zeifsig, R. Nicotiana sylvestris 428. Stauden. B randt, R. *Arabis alpina flore duplice 487. Correvon, H. 'Alpinenkulturen an Mauern 38. — *Alpen- pflanzcnGärten 518. Fischer, Joseph. Verbena venosa 173. Keim, J . *Einiges über Herbstastern 97. K niese, L. Digitalis-Arten in Gärten 550. Köhler, Franz. Romneya Coulteri 224. — Einige wert- volle ausdauernde Gewächse zur Einzel- pflanzung auf Rasen 366. — *Delphi- nium sibiricum hybridum 569. — *Eine billige Schattenhalle für l'rimula Sieboldii und einige empfehlenswerte Sorten dieser Primel 59b. Koenemann, Aug. "Veronica Hendersonii 19. K o o ]j m a n n , Karl. Der Einflufs künstlichen Düngers auf Maiblumen 62. Kraufs, O. .Silenen 531. Meisel, Ralph. *Staudenastern 98. — *Polygonum am- plexicaule 367. Metzner, Reinhold. Viola cornuta Papilio '108. Meyer, F. W. *Arundinaria nobilis 3. — *CycIamen neapolitanum 54. Moritz, F. W. Zeitgemäfse Betrachtungen über Veil- chen 166. Othmer, B. *Rodgersia podophylla 194. Purpus, A. *Helleborus foetidus 368. Rehnelt, F. *Das Christophskraut, Actaea spicata, und verwandte hül^sche Arten 4. — *Niedrige Steinbrech-Arten für den Gar- ten 253. Rudel, E. R. * Paeonia tenuifolia, P. anomala und Aster peregrinus 457. — *Neue Astilbe japo- nica-Varietäten 49(1. Sprenger, C. Oenothera speciosa 37(1. — .'\rundo Dona.x 446. Stahl, H. Schattenpflanzen für Landschaftsgärtnerei 41- Topfpflanzen. Adam, R. *Ein billiger Kübeltransportwagen 49(1. Becker, Cuno. *Citrus medica var. Cedrata, der Cedrat- baum 144. Bedau, Rud. Über Ardisien und ihre Kultur 112. Berger, Alwin. Harte Dekorationspflanzen für Kalt- häuser 86. VI Die Gartenwelt. Bernhard, Veriand. Dracaena massangeana und Lnideni loo. Besoke, G. Einige verkannte (iruppenpflanzen 354- — Hebeclinium janthinum und Reidia glaucescens. Zwei empfehlenswerte Warmhauspflanzen 565. Betz, J. Ardisia crenulata 236. Büttner, M. • , ■• *Phyllotaenium (Xanthosoma) Lmdenn 308. Nelk'enkultur für Schnittblumenzwecke in den Vereinigten Staaten 7, 16. Coene, V. de. *Aechmea Weilbachii 158. — ^"Begonia sempcrflorens-Neuheiten 61(1. Crusius, C. *Huniea elcgans 52. Dittmann, L. *Zur Empfehlung der liouganivillea glabra sanderiana als Schnittblume 160. — »Nochmals Begonia ,,Gloire de Lor- raine'' 292. Fischer, J. Coleus thyrsoideus 49". Gernet, Leonh. *Ein Beitrag zur Kultur der Calla 314. Graebener, L. *Wenig verbreitete Winterblüher 111. Grote, H. Einiges über Erdmischungen 403. Henze, E. *t;uzmannia tricolor, Billbergia zebrma und B. vittata 25. — Der Pfefferstrauch (Piper nigrum] 583. Kohlmannslehner, Heinr. *Begonia „Gloire de Lorraine" 158. — Salvia splendens und ihre Sorten 339. — *\Vintergrüne Topfeichen 378. Koopmann, Karl. *Eine niedrig bleibende Form von Spar- mannia africana 566. Krone, K. Vom Oleander 87. — Die Einrichtungen zum Kübeltransport 352. Mahling, Johannes. *Buntblätterige Ananas 51. Metzner, R. Zur Kultur der Begonia rex 497- — Über Pelargonium peltatum 583. Meyer, F. W. *Bananen im Freien 185. Peters, E. J. »Pflanzengruppierung an einem Treppen- aufgang 378. Rehnelt, F. *Polytolacca dioica 377. Riebe, E. Hochstämmige Topfpflanzen 512. Rieger, W. *Zur Kultur der Poinsettiapulcherrima 157. Vircho w. »Begonia polypetalaElvesiae 226, »227. — »Rhododendron praecox 266. Voigt, R. Chrysanthemum und ihre Verwendungs- formen 145. — »Unsere Begonia semper- florens-Sorten 613. Wasserpflanzen . Dittmann, F. »Heizbare Teichanlage für tropische Sumpf- und Wasserpflanzen im Garten des neuen Palais zu Darmstadt 318. — *Grofskultur der Nelumbien zu Schnitt- zwecken 409. Hesdörffer, Max. »Fremdländische Wasserpflanzen 317. Rettig, E. »Aponogcton distachyus 195. Sandhack, Herm. A. »Einiges über tropische Nymphaeen (n. Zwiebel- und Knollengewächse. Baum, H . »Arisarum proboscideum 511. Cook, L. J. ,> 1, »Cyclamen persicum cnstatum „busn Hill Pioneer" 162. Crusius, C. »Arisaema ringens 125. Froebel, Otto. »Cyclamen persicum giganteum salmo- neum (Froebels lachsrotes) 481. Geier, P. , -,. • j -r • Verwendung unserer Lilien in der 1 rei- berei 122. Lattmann, Th. »Begonia hybrida erecta grandiflora fl. pl. 199- Moritz, F. W. »Gloxinien 601. Neuhaus, W. Gloxinia hybrida grandiflora und ihre Kultur 243. I'cters, E. J. Nerine Fothergillii major ('03. Rettig, Ernst. »Zwei schöne Amaryllideen des Warm- hauses 186. Reuthe, G. Die Iris Arten der Onocyclus-Gruppe 138. — Die Gattung Crocus 286, 29b. Sprenger, C. Ein Crinum-Flor 355. Vögler-Scherf, W. »Eucomis punctata 121. Mannigfaltiges. Beckmann. »Merkwürdige Folgen eines Blitzschlages 103. Beufs, H. Über Einfriedigungen unserer Anlagen, insbesondere der Obst- und Gemüse- gärten 151. Breitschwerdt, H. Die Dysenterie und ihre Heilung 287. Grote, H. Schutz der Strohdecken 274. Löbner, Max. Über Individualität 479- Zeifsig, R. Weintreiberei und Chrysanthemumkultur 152. Meinungsaustausch. Krone, K. . n > Der Kartensammelsport in seiner Bedeu- tung für den Landschaftsgärtner 153. Rettig, E. . j. j Nomenklatur-Fragen. Cypnpedium oder Paphiopedilum 247. Schnurbusch, Otto. Noch einmal das .\therverfahren 323. Sprenger, C. »Beitrag zur Geschichte des Asparagus Sprenger! 333. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Gärtnerschule „Elisabethinum" in Möd- ling 395- Gartenbauschule zu Dresden 330. Gartenschule zu Weihenstephan 575., Institut, Pomologisches, zu Reutlingen 190. Kolonialschule „Wilhelmshof", Deutsche, in Witzenhausen a. W. 359. Lehranstalt, Kgl., für Obst-, Wein- und Gartenbau zu (ieisenhcun a. Rh. 324. Vogelschutz. Keim, J . Schützet die Vögel 190. Aus den Vereinen. Allgemeiner deutscher Gärtnerverein 252, 263. Bodensee-Gärtner Versammlung, X., 5*7. Deutsche Dahlien-Gesellschaft 84, 238, 359, 395. Deutsche dendrologische Gesellschaft 479, 561, 574. Deutscher Gärtner -Verein in London 48, 408. Einkaufsgenossenschaft der Berliner Blu menbranche, e. G. m. b. H. 456, 515- „Flora", kgl. Gesellschaft für Botanik und Gartenbau zu Dresden 84, 275. Gartenbaugesellschaft zu Frankfurt a. M. 288, 408. — für Unterelsafs 263. — zu Nürnberg 5 '6- , , , Verband der Handelsgärtner Deutschlands 562. — ehemaliger Reutlinger 310. — ehemaliger Oranienburger 612. Verein deutscher Gartenkünstler 491, S(>°- — zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin 83, 132, 239, 287, 599. Vereinigung ehemaliger Dresdener Garten- bauschüler 323. ,, j , Verkaufsgenossenschaft Berliner Handels gärtner 456, 515. Bücherschau. Arbeiten aus der biologischen Abteilung für Land- und Forstwirtschaft am kgl. Gesundheitsamte 228, 336. Buchführung für Blumengeschäfte nach dem neuen Handelsgesetz. Von Gustav Franz 36. Düngung, Die, der Gartengewachse mittels künstlicher Düngemittel. Von Dr. Richard Otto 22. Erdbeerbuch, Das. Von J. Barfufs 45^. Feldmessen, Das praktische. Von Woer- mann-Godemann 384. , , ,. , Feldmessen und Nivellieren, Leichtfafsliche Anleitung zum. Von Dr. A. Wüst 586- Gartenbau - Bibliothek (Karl Sigismund). Ib., 24., 31. Band. 36- Gartenbau, Der neue. Von H. M. Spring- fellow 310. 00 Gartenbau-Lexikon, Illustriertes, 348, 4S0 Gartenbeete und -Gruppen. Von C. Hampel Gärtner-Kalender, Allgemeiner deutscher, 156. Gartenbaukalender, Deutscher, für 1901. \'on Max Hesdörffer 59. Gemüsebau, Haages. \'on Fr. Ad. Haagejr. Gernüse, Die Frühtreiberei der. \'on Joh. Böttner 324. Die Gartenwelt. VII Gemüsegärtnerei, Praktische. Von J. Bött- ner 432. Geometrie, Die praktische, des Gärtners. \'on Alexander Bode 167. Geometrie, Feldmcssen und Nivellieren. \'on H. Kutscher 586. Geschäftsreklame, Die Kunst der, im Gar- tenbau 564. Gewächshaus, Das, des Privatmannes. Von F. Ledien 156. Jahresbericht über die Neuerungen und Leistungen auf dem Gebiete des Pflan- zenschutzes. Von Prof. Dr. Hollrung 22S. Katechismen der Feldmefskunst , der Ni- vellierkunst und der Raumbeiechnung. Von C. Pietsch 384. Katechismus der Ziergärtnerei. Von Jäger- Wesselhöft 58;. Kakteen, Blühende. Von Prof. Dr. Karl Schumann 156, 324, 348. Kakteenkultur, Haages. Von Fr. Ad. Haage jr. 432. L'art des jardins. Von Georges Riat 167. Mitteilungen der deutschen dendrologischen Gesellschaft 324. Mitteilungen und Verhandlungen des Gar- tenbauvereins zu Erfurt 587. Obstbäume, Schutz der, gegen Krankheiten. Von Prof. Dr. Paul Sorauer 191. Obstbaum, Der, und seine l'flege. Von Dr. Fr. v. Tschudi und A. Schulthefs 23. Obstbaumes, Die Pflege des, in Nord- deutschland. \'on E. Lesser 167. Obst- und Tafeltraubenzucht, Die. Von R. Goethe 227. Orchideen. Von F. Ledien 3(1. Pflanzenfamilien, Die natürlichen. \'on A. Engler und K. Prantl 36, 120. Pflanzenreich, Das, iRegni vegetabili con- spectus). Von A. Engler 299, 504. Plan- und Situationszeichnen. Von H. Kutscher 5S6. Posthandbuch 491. Ratgeber, Praktischer, für Gartenfreunde. \'on W. Wolff 396- Rechtsverhältnisse, Die sozialen, der ge- werblichen Gärtner in Deutschland 551. .Schnittblumenzüchter, Der praktische, der Neuzeit. Von Otto Schnurbusch 252, .359- Spargelbaues, Praktisches Lehrbuch des. Von J. Böttner 432. Spargelbau und Konservengemüse nach Braunschweiger Methode. Von E. H. Meyer 228. Stachelbeerkultur und Stachelbeerwein. Von J. Barfufs 550. Stauden, Die schönsten, für die Schnitt- blumen- und ("lartenkultur. Von Hes- dörffer, Köhler und Rudel 108, 216, 311, 456. Veredlungskunst, Gärtnerische. Von Tei- chert 228. Wetterschiefsen, Das moderne. Von Dr. J. M. Pernter 311. VVinterschutz. Der, der Bäume, Sträucher und Pflanzen. Von Jos. Barfufs 167. Nachrufe. ''.Siesmayer, Heinrich, f 178. Verdiente Fachgenossen. Schwarzrock, David 119. — 'Lebl, M. 40G. Fragen und Antworten. .Amaryllis vittata hybr., Kultur von, 490. — Amerika, Gärtnerei in, 407. — Anthurium scherzerianum, Kultur von, 153. — Anti- merulin 346. — Araucaria excelsa, Ver- mehrung von, 59. — Asparagus tenuis- simus, Kultur von, 455. — Ausnutzung einer 5 pferdigen Wasserkraft 467. — Baum- wachs, Zubereitung von kaltflüssigem, 407. — Beerenobstplantage, Anlage einer, 226. — Chrysanthemum, Hängenlassen der Blütenblätter bei, 358. — Chrysanthe mum indicum, Über die Vermehrung von, durch direkt aus Japan bezogenen Samen 34. — Cineraria hybrida, Grofsblumige, 455. — Dioon edule, Kultur von, 420. — Epheu, tirofsblättriger, 420. — Fachschule, Ist der Besuch einer, angebracht 167. — Ficus Carica, \'ermehrung von, 41g. — Frühjahrsveredlung von Rosa canina 47. — Baumschulen in der Nähe von Paris 47. — Fuchsienhochstämmen, Erziehung von, 335. — Heizung eines kleinen Ge- wächshauses 346. — Holzteer- oder Stein- kohlenteer? 514. — Hydronette, Verwen- dung der, 154. — Iris alata 455. — Kar- bid, Ist, verwendbar? 407. — Maiblumen, Müssen, vor dem Treiben Frost erhalten? 455. — Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vul- garis), Vertilgung der, 585. — Motor, Ein 4 pferdiger, 432. — Nährsalzlösungen, Auf- bewahrung von, in Zinkgefässen 467. — Obstbaumwunden, Verstreichen von, 491. — Obstverwertungsanstalten 586. — Paris, Grofse Gärtnereien in und bei, 383. — Pfirsichspalieren, Laubabfall an, igo. — Rosenrost 514, 560, 586. — Rosen- schimmel 514. — Rufsdüngung 526. — Salade romaine 215. — Sammlung, Anlage einer, von schädlichen Insekten unserer Obstbäume 94. — Sandhügel, Bepflanzung eines, 215. — Schlingpflanzen für Winter- gärten 420. — Schnitt von Obstpyramiden 3C17. — Stauden, Niedrige, zur Vorpflan- zung 35. — Stauden, Über die Aussaat der besten, für Binderei und Topfkultur 34. — Syringen, Kultur hoher und buschiger, 34(1. — Thuja occidentalis, Aussaat von, 2gg. — Tomaten, Konservierung reifer, 383. — Wolllaus an Koniferen 35. — Wollstaub, Über die \'erwendung von, 502. — Zaun- rose, Schottische, 432. Briefkasten der Redaktion. Adiantum, Spezial werke über das Genus, 72. — Blumen-Ansichtskarten 132. — Ce- phalotus follicularis 84. — Coleus, Von Nematoden befallene, 456. — „Crimson Rambler"-Rose 576. — Diospyros Kaki 216. — Exoascus bullatus 216. — Gesellschaft, Deutsche dendrologische, 384. — Haeman- thus „König Albert" 228. — Helianthus cucumerifolius 240. — Pfändungsbestim- mungen 108. — Phyllosticta cyclaminis 504. — Tomate „Wunder von Italien" 240. — Verpflanzwagen- Bezugsquellen 168. Tafeln. Phyllocactus phyllanthoides „Deutsche Kai- serin" 6. Cineraria hybrida grandiflora „Stella" 54. Antirrhinum majus Tom Thumb „Sonnen- gold ■" 102. Montbretia crocosmiaeflora ..Germania" 164. Neue frühblühende Chrysanthemum: „Am- broseThomas", „Edmond Duval", „Messi- dorine Vauvel" 212. Japanische IpomoeaSorten (Blüten- und Blattformen) 260. Fremdländische Wasserpflanzen 317. Neue frühblühende Chrysanthemum: „Pres. Ed. Barre", „Soleil d'octobre", „M. Marie Masse" und „Queen of the earlies" 369. Abies arizonica Merr. 427. Cyclamen persicum giganteum salmoneum (Froebels lachsrotes) 482. Phyllocactus-Hybriden 522. Primula Arctotis hybrida, Ronsdorfer Hy- briden 577. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 6. Oktober 1900. No. I. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift tüird strafrechtlich verfolg. Rosen. NEW YORK BOTANICAL Rosa hybrida pernetiana „Soleil d'or". Von R. Zeifsig, Orleans. (Hierzu eine Abbildung.) Wer sich bereits mit Hybridisieren von Pflanzen be- fafst hat, wird wissen, wie hartnäckig sich zuweilen die Natur unserem Bestreben entgegensetzt, und wie langwierig oft die Versuche sind, bevor sie zu Erfolgen führen. Wie häufig er- zielen wir bei Kreuzungen gewisser Arten jahrelang keine Resultate, und doch bleibt die Möglichkeit eines Erfolges nicht ausgeschlossen. Nur durch scharfe Beobachtung der Versuche und Vergleichung der Arten mit ersteren wird es möglich sein, auf diesem Gebiete mit einer gewissen Zuver- sicht zu arbeiten. Eine volle Sicherheit wird man wohl nie erlangen können; es werden dabei die guten Erfolge stets von gewissen Glücksfällen abhängig bleiben. Ein Glückskind, das aber doch das Resultat jahrelanger, umsichtiger Versuche ist, haben wir in Rosa hybrida perne- tiana ,^Soleil d'or''' vor uns. Es ist eine dieses Jahr dem Handel übergebene Neuheit, eine Züchtung von Pernet- Ducher in Venissieux bei Lyon. Es sei mir erlaubt, in kurzem die Entwicklungsgeschichte dieser Rose hier anzu- führen, da sie ein Beispiel giebt, wie langwierig die Entwick- lung ist und wie allmählich die Sämlinge ihre Eigenschaften entfalten. ,jSoktl d'or^^ ist eine Kreuzung der Remontantrose „Antoine Duc/ier^^ mit Rosa lutea „Persian Yellozü''^. Schon bevor Pernet-Ducher seine Versuche begann, hatte ein anderer Züchter, Allegati^re, versucht, Rosa lutea mit anderen Rosen zu kreuzen; jedoch vergeblich. 1883 begann Pernet- Ducher, den Pollen von ^^Persian Yellotv^^ zur Befruchtung von Remontantrosen zu benutzen. Jedoch auch er hatte anfangs keinen Erfolg, bemerkte jedoch, dafs die Remon- tantrose „Antoine Ditcher^'' am meisten willig war, Pollen von „Persian Yellozv'''' anzunehmen. Erst 1888, also nach 5 Jahren, erhielt er Sämlinge, welche dieser Kreuzung entsprossen waren, und 3 Jahre später entwickelte eine dieser Pflanzen die ersten Blüten. Jedoch waren die Blüten nur halbgefüllt, zeigten nicht die schöne, kapuzinerrote Farbe, wohl aber den unangenehmen Geruch der Blüten von ^^iPersian Yellow''^ und waren im allgemeinen wenig erfolgversprechend. Der Züchter Die Gartciiwelt, V. wartete jedoch ab und liefs auch die übrigen noch nicht blühbaren Sämliuge sich entwickeln. Und nach 2 Jahren gewahrte er unter diesen ein Exemplar, welches zu seiner Freude eine gefüllte, tief orangegelbe Blüte zeigte. Diese Pflanze wurde durch Veredlung vermehrt und gepflegt. Was aber den Pflanzen noch fehlte, war die Eigenschaft des ■%^ Rosa hybrida pernetiana „Soleil d'or" Originalaufnahme für die „Gartenwelt*, Die Garten weit. Remontierens. Doch 3 Jahre später zeigten einige Exemplare einen zweiten Blütenflor, und das, was Pernet-Ducher im Anfang erreichen wollte, hatte er erzielt, nämlich eine remon- tierende „rcrsian Ycllo'w^^ . Wenn sich auch im Anfang das Remontieren noch nicht konstant zeigte, so gelang es doch, dasselbe durch Veredlimg festzuhalten und zu verbessern. Den davon gewonnenen Neuling nannte er „Sokii d'or^\ d. i. „Goldsonne". Vergleichen wir den Sämling bezüglich seiner Eigen- schaften mit seinen beiden Eltern! Dem Vater ähnelt er in liehen, reinettenartigen Duff, eine Eigenschaft, welche es mit Rosea lutea teilt. Durch ihren starken, aufrechten Wuchs, ihr dunkles, duftendes Laub und ihre auffallende Blütenfarbe kennzeichnet sich „Soldl (Vor^'' vor allen andern Rosen. Da man sie nicht gut in die vorhandenen Gruppen einreihen kann, bildet der Züchter mit ihr unter dem Namen Rosa pcriietiana eine neue Klasse. Mit vorstehend geschilderten Eigenschaften ist zugleich der Handelswert dieser neuen Rose charakterisiert. Freilich Arundinaria nobilis. (Gröfstes Exemplar in England.) Vom Verfasser für die „Gartcnwelt" photographisch aufgenommen. Bezug auf Blüte, Wuchs und Blatt, der Mutter in Bezug auf die Eigenschaft des Remontierens und den Wohlgeruch der Blüte. Der Wuchs ist sehr kräftig, die Zweige sind mehr aufwärts- strebend als bei „Persian YelloKi^\ jedoch wie dort mit einer teils rötlichen Rinde bedeckt. Die Zweige erreichten bei vorjährigen Veredlungen eine Länge von 80 bis 100 cm. Das Laub ist dunkelgrün, das Blatt besteht aus 2 bis 3 Fieder- paaren, die Fiederchen sind eiförmig zugespitzt. Die Blüte, deren Bau unser Bild auf der Titelseite zeigt, ist stark ge- füllt, von orangegelber, innen kapuzinerroter Farbe und von angenehmem Duft, ähnlich dem von Rosa centifolia. Das Laub entwickelt ebenfalls, mit der Hand gerieben, einen lieb- fehlt den Blumen noch viel an der vollendeten Zierlichkeit einer ^^Man'chal Niel''\ ,^Carolinc Testoiif'' oder „Kaiserin Auguste Victoria''^. Auch möchte ich über die Reichblütigkeit kein Urteil fällen, wenn auch nach Aussage des Hen"n Pernet- Ducher dieselbe grofs sein soll. Zum Treiben soll sich ,^Sokil cVor'"'' ebenfalls sehr gut eignen; es sollen davon die im April dieses Jahres auf den Ausstellungen ia Wien und Dresden ausgestellten Exemplare Zeugnis abgelegt haben. Was die Verwendung als Hochstamm anbetrifft, so finde ich „Soleil tVor" dazu weniger geeignet, als zu niedrigen Ver- edlungen. In der Rosenschule zu Venissieux befanden sich mehrere Reihen von derartigen, freilich noch jungen Hoch- stämmen. Doch waren die Kronen wohl infolge des auf- I Die Gartcnwelt. 3 strebendeo, starken Wuchses nicht schön und die Dlüten kamen meist wenig zur Geltung. Im allgemeinen aber sehen wir in der liosa penietiaiia ^^Sohil (for''^ eine erfolgreiche neue Züchtung, einen Anfang einer neuen Klasse, den auch wir mit Freuden begrüfsen können. Stauden. Arundinaria nobilis. \'(m F. W. Meyer, Landschaftsgärtner der Firma K. \'eitch & Son, Exet er (England). (Hierzu eine Abhihiuiig.) Oeit etwa lo oder 12 Jahren sind in England die Bam- bus-Arten immer mehr imd mehr zu Modepflanzen geworden. Wjilirend früher nur vereinzelte Exemplare in gröfseren Gärten und meistens nur in milden Gegen- den zu finden waren, sieht man jetzt zum Teil ausgedehnte Bambus- gärten in natüdicher Gruppierung in fast jeder Gartenanlage. Wer wollte auch leugnen, dnfs gerade für die englischen Gärten, überfüllt mit ihren steifen, immer- grünen Gehölzen, Pflanzen von so graziösem Wüchse ganz besonders gut passen. Sehr viel trug auch wohl Herrn Freeman-Mi tford's Buch: „The B amboo Garden" *) dazu bei, dieser früher fast in Europa unbekannten Pflanzenart immer mehr Freunde zu gewinnen. Herr Free- man-Mitford war lange Zeit in Japan, wo er die Bambuseu sehr eingehend studierte, und auf seinem herrlichen Besitze zu Batsford Park, Moreton in the Marsh im mittleren England, kultiviert er zwischen 40 und 50 Arten, welche im Freien aushalten und meistens nicht einzeln, sondern in grofsen Trupps von 100 oder 50 Pflanzen von einer Sorte au- gepflanzt sind. Arundinaria nol>i!is wurde erst kürzlich von Herrn Freeman-Mitford mit diesem Namen belegt. Ob- gleich vereinzelte Pflanzen dieser Art schon vor 50 Jahren in Eng- land existierten und höchst wahr- scheinlich aus chinesischen Samen gezogen wurden, waren diese nur *) The Bamboo Garden by A. H. Freeman-Mitford, Author of „Tales of old Japan". London, Macmillaii and Co. Ltd., 1896. Actaea Ori^in^LiufiLihme für die unter den absolut falschen Namen Thamnocalamus Fakoneri, Arundinaria falcata und Arundinaria kliasiana bekannt, welche sämtlich von obiger Art gänzlich verschieden sind. In Herrn Frecman - Mitford's Garten ist Arundinaria noliilis zwar winterhart, verliert aber im Winter die Blätter. In der Gärtuerei der Herren Veitch & Son, Exetcr, wo viele Exemplare ausgepflanzt sind, verlieren die Pflanzen nur wäh- rend eines besonders kalten Winters ihre Blätter, während in der südwestlichen Provinz Cornwall die Pflanzen fast niemals ihre eleganten, hellgrünen Blätter im Winter verlieren. Eine solche Pflanze in der Provinz Cornwall zeigt die Abbildung Seite 2, welche nach einer vor einigen Monaten von mir aufgenommenen Photographie angefertigt wurde. Die abgebildete Pflanze ist vermutlich das gröfste und schönste Exemplar in England, wenn nicht in ganz Europa, und befindet sich im Garten zu Penjerrick, unweit der Stadt Falmouth. Diese Pflanze ist zwischen 30 und 40 Jahr alt. nicht am Boden gemessen beträgt der Durchmesser nur 2 m, aber etwa 3 m über dem Boden hat die Pflanze einen Durchmesser von 10 m. Die ganze Pflanze erscheint nur etwa 7 m hoch infolge des gra- ziösen Wuciises ; die einzelnen Stengel hingegen ergeben, gerade gerichtet, eine Länge von 10 m. Das Hauptmerkmal aller Arun- dinarien-Arten, nämlich die quirl- artigen Wülste und Verästelungen bei jedem Stengelknoten treten bei Arundinaria nobilis in ausgepräg- tester Weise zu Tage. Die Stengel selbst sind etwas mehr als finger- dick und haben eine glänzend hell- grüne ins Gelbliche spielende Farbe. Die Knoten haben etwa 20 cm Ab- stand voneinander und eine bräun- liche dunkele Purpurfarbe. Die linearisch -lanzettförmigen Blätter sind parallel geädert und nicht ([uer- aderig wie die der Arundinaria nitida und anderer. Die Farbe der Blätter ist hellgrün und die Länge etwa 7 cm bei i cm Breite. Dafs das ganze Aussehen der Pflanze einen überaus graziösen Eindruck macht, zeigt schon die Abbildung. In einigen anderen Gärten Cornwalls sind vereinzelte Pflanzen zu finden, welche dem hier abgebildeten Exemplar fast gleich- kommen. Besonders schön sind die Pflanzen in Menabilly bei Fowey und inSt. Austel. Es wird angenommen, dafs der Vater des Herrn Rashleigh in Menabilly vor mehr als 50 Jahren japonica. die ersten Samen dieser schönen ,Gartenweii" (Text Seite 4). Arundinaria aus China erhielt und Die Garten weit. V, Actaea racemosa. Im botanischen Garten zu Cliefsen für die „Gartenwelt^ photographiscli aufgenommen. später einige seiner Freunde mit jungen Pflanzen beschenkte. Jedenfalls gehört Arundinaria iwhilis zu den schönsten seltenen Pflanzen und ist von aufserordentlich dekorativem Werte. In Deutschland ist Aninäinaria itohilis schwerlich winter- harf, aber zu Dekorationszwecken für Wintergärten etc. sollte sie wohl geeignet sein. Das Christophskraiit, Actaea spicata, und verwandte hübsche Arten. Von F. Rehnelt, Grofsh. Garteninspektor, Giefsen. {Hierzu zmei Abbildungen.) in schattigen Bergwäldern findet man öfters eine statt- liche Ranunculacee mit erbsengrofsen, schwarzen Beeren und gefiedertem Blattwerk, das die Kräuter des Waldes beträcht- lich überragt. Es ist das Christophskraut, Actaea spicata, eine Pflanze, die in den Gärten schon lange bekannt ist und von der man zwei recht schöne, in der Frucht abweichende Formen kennt, nämlich die weifsfrüchtige Actaea leucocarpa und A. ery- tlirocarpa = A. rubra mit leuchtend schar- lachroten Beeren. Letztere Form wird viel- fach mit der ebenfalls rotfrüchtigen Actaea hrachypetala aus Nordamerika verwechselt. Jeder gröfsere Park bietet an Abhängen, in Hainen oder in der Nähe von Wasser schattige Plätze, die wie geschaffen sind für die Schönheit und das Gedeihen dieser Waldpflanze, deren Laub weder von Insekten zu leiden hat, noch vorzeitig abwelkt. Eine ebenfalls schon lange bekannte, aber von unseren Staudengärtnereien nicht beachtete Pflanze ist Actaea racemosa, das Schlangenkraut aus Nordamerika. Diese Art geht, gleich den folgenden, vielfach unter dem Namen Cimicifuga oder auch Serpen- taria. Sie verträgt leichten Schatten wie die vollste Sonne, bildet einen umfang- reichen Blätterbusch und darüber im Juni eine ganze Menge Blütensteugel (siehe neben- stehende Abbildung) von anderthalb bis über 2 m Höhe, die viel an den Geifsbart erinnern. Die Blütenstände sind an der Spitze anfangs abwärts geneigt, richten sich später auf und bringen eine Unzahl kleiner, aus lauter rahmweifsen Staubfäden zu- sammengesetzter Blüten. Sie gehört, wie die ebenfalls nicht mehr neue Actaea davurica, zu den leicht gedeihenden Zierstaudeu, die in keiner gröfseren Sammlung fehlen dürften. Wahrscheinlich sind beide nicht so ge- schätzt, weil es immer mehrere Jahre dauert, bis sie ihre volle Entwickelung zeigen. Ganz besondere Beachtung für Stauden- liebhaber verdient Actaea (Cimicifuga) japo- tiica (siehe Abb. Seite 3), das japanische Schlangenkraut, das erst Mitte der achtziger Jahre eingeführt und noch wenig verbreitet ist. Mit seinen duftigen, reinweifsen Blüten ist es als später Herbstblüher ein Schmuckstück für jeden Garten und verdiente aufserdem die wärmste Empfehlung zur Schnitt- blumengewinnung, wenn die federartigen Blüten in Wasser gestellt nicht so schnell abwelken würden. Die Pflanze ist aber so zierend in ihrer leichten Eleganz und die Blüte- zeit, September bis Ende Oktober, so spät, dafs man ihr auf jeder Felsenanlage gröfseren Stils, an Teichrändern oder wo es sonst sei, einen Platz einräumen sollte. Cileich den übrigen hier erwähnten Arten ist A. japonica vollkommen winterhart. V, I Die Gartenwelt. Orchideen. Odontoglossum Rossii majus. Von Otto Froebel, Gartenbaugeschäft, Zürich V. (fiter zu eine Abbildung;.) Cs wird jetzt soviel über Orchideen geschrieben, die sich besonders gut für Schnittzwecke eignen, aber kaum jemals hört man über Odontoglossuvi Rossii majus ein empfeh- lendes Wort, oder findet es in den Sammlungen, welche die Handelsgärtner sich zum Zwecke der Verwendung als Schnitt- blumen halten. Ich habe mich im Laufe der Jahre oft ge- fragt, woher diese Abneigung oder Gleichgültigkeit gegenüber dieser so dankbar und überaus reichlich blühenden Sorte wohl kommen könne und habe schliefslich herausgefunden, dafs die Unkenntnis der richtigen Kultur allein diese merk- würdige Vernachlässigung verursachen mufs. Wenn von Orchideen die Rede ist, welche die Kultur des Kalthauses erfordern, wird immer in erster Linie Odont. crispum oder Alexandrae genannt, und ich will gerne zu- geben, dafs diese nun allgemein verbreitete Art den ersten Platz für Massenkultur verdient, aber neben dieser unstreitig prächtigen Art sollte auch Odont. Rossii einen bevorzugten Platz in jeder guten Sammlung finden, den sie im vollsten Mafse beanspruchen darf. Wenn ich hier die Anzucht dieser Pflanze befürworten will, so beschränke ich mich auf die unter dem Namen Odont. Rossii majus im Handel bekannte grofsblumige Form, da die kleinblumige Stanunart nicht die schönen grofsen Blumen liefert, welche eben für Schnitt- zwecke verlangt werden. Diese Form ist in Me.xiko weit verbreitet; sie findet sich reichlich auf dem Hochplateau zwischen Orizaba und Mexiko bis gegen Nicaragua südlich und ist zu billigem Preise und leicht zu beschaffen. Die Sorte wurde schon 1837 eingeführt, und es liegt ohne Zweifel an der Unkenntnis der richtigen Kulturmethode, wenn es so wenige alte, in mehrjähriger Pflege befindliche Exemplare giebt. Ich will gerne zugeben, dafs die Pflanze einen guten Pfleger voraussetzt, der das für sachgemäfse, erfolgreiche Kultur notwendige aufmerksame Auge besitzt, denn wie mit jeder beliebigen Marktpflanze kann freilich nicht mit dieser Or- chidee umgesprungen werden. Sie verlangt niedrige Töpfe mit viel Scherben, wenig Orchideenmaterial (Peat oA^x Poly- podium-\^mzt\a), dafür aber sozusagen ausschliefslich gutes, frisches, lebendes Sphagnum, hellen Standort nahe am Glas und reichliche Lüftung. Der Trieb beginnt im Spätsommer mit Eintritt der kühleren Witterung. Alsdann ist sorgfältig darauf zu achten, dafs die Pflanzen abends nicht Wasser in den jungen Trieben ansammeln, weil in diesem Falle die jungen Blätter leicht ausfaulen könnten. Ist der junge Trieb halb vollendet, d. h. zeigen sich die halbausgebildeten Schein- bulben, dann mufs ebenfalls sorgsam darauf geachtet werden, dafs sich kein Wasser in den zarten, nun sich zeigenden Blüten- trieben ansammeln kann, da sonst diese leicht ausfaulen. Diese Vorsicht gilt ja bekanntlich bei jeder Orchideenkultur und verdient eigentlich keine besondere Erwähnung. Die Blüte beginnt im Februar, dauert bis Ende April unausgesetzt A O Die Garten weit. V, I Phyllocactus hamburgensis, Orifiinalaufnahme für die „Gartenwelt'*. und liefert in dieser Zeit ein Blumenmaterial, wie sich ein schöneres nicht leicht denken läfst. Die Mannig- faltigkeit der Blütenformen dieser Sorte ist äufserst grofs und eine Menge Varietäten lassen sich aus- scheiden, welche auch vielfach in benannten Formen im Handel sich vorfinden. Es existieren auch mehrere sehr wertvolle natürliche Hybriden darunter, die durch Kreuzung mit Odoiit. macidatiim imd conlatum, mit welchen die Sorte in Gemeinschaft vorkommt, ent- standen sind und deren gelbliche Farbe und Zeich- nung leicht die Kreuzung erkennen läfst. Nach der vollendeten Blüte wollen die Pflanzen eine mehr- monatliche Ruhe haben, während welcher sie trocken gehalten werden, aber nicht austrocknen sollen. Das Bild Seite 5 zeigt meinen Bestand dieser Sorte in Blüte, wie sie sich dieses Frühjahr und so jedes Jahr gezeigt hat. Diese photographische Auf- naimie soll den Beweis geben, wie dankbar und reichlich die Sorte bei richtiger Kultur regelmäfsig blüht und hoffentlich die Liebhaber und Handels- gärtner veranlassen, der schönen Orchidee die Auf- merksam zu schenken, welche sie unstreitig verdient. Die grofsen, weifsen oder rötlich angehauchten Blu- men, von der Gröfse einer guten Odont. crisptim- Varietät, sind prächtig kastanienbraun gezeichnet mit grofser, scliöngeformter, reinwcifser Lippe und von feinem Woiilgeruch, welcher Odont. crispitm bekanntlich gänzlich fehlt. Sie stehen auf biegsamen, aber doch festen Stielen meist zu 2 bis 3 Blumen ver- einigt und geben ein sehr haltbares Material für feine Bindereien. Ich ktiltiviere die auf Seite 5 abgebildeten Pflanzen jetzt schon über 10 Jahre und die Pseudobulben haben nicht etwa abgenommen, sondern stetig an Gröfse gewonnen, wodurch auch die jetzige Gröfse der einzelnen Blumen wie der Blütenzweige sich entwickelt hat. Ich lade die Interessenten gerne ein, sich bei einem Besuch in Zürich von der Richtigkeit des Gesagten zu überzeugen. Schliefslich möchte ich noch die nicht unwesentliche Be- merkung zufügen, dafs meine Pflanzen an der Stelle im Gewächs- haus, wie das Bild sie zeigt, das ganze Jahr hindurch stehen und kultiviert werden, und nicht etwa zur Illustrierung dieses Artikels besonders zusammengestellt worden sind. Neue Pflanzen. Phyllocactus phyllanthoides ,, Deutsche Kaiserin" und Ph. hamburgensis hört. (Hierzu die Farbintafel und zioci Textabhilduiv^in) In No. 47, Seite 560, des vorigen Jahrgangs hat Herr Heinrich Kohlmannslehner, Handelsgärtiier in Britz bei Berlin, der herrlichen Neuheit Phyllocairtus fhyllanthoidis „Dtulsche Aaiseriii" selbst empfehlencle Worte mit auf den Weg gegeben. Diese prächtige Züchtung ist von hohem handelsgärtnerischen Werte, so dafs wir uns entschlossen haben, obwohl wir an der erwähnten Stelle schon schwarze Abbildungen boten, sie auch in farbiger Darstellung unseren Lesern vorzuführen. Unsere heutige Farbentafel bietet ein keineswegs geschmeicheltes Bild, sondern Jardiniere mit l'hyllocactus pliyllantlioides „Ueulsche Kaiserin". Nach einer phutographischen Aufnahme für die „CJartenwelt" gelenigt. „Die Gartenwelt", Jahrgang v. Phyllocactus phyllanthoides „Deutsche Kaiserin". V, T Die Gartemvelt zeigt genau, wie die vollendet schön kultivierten Pflanzen zur Zeit der Blüte aussahen. Sie waren, wie dies die Tafel wiedergiebt, vollständig mit den wundervollen, roten Blüten überdeckt. Diese sind nicht nur schön, sondern auch aufserordentlich haltbar, viel haltbarer als andere /Vn'.'/Ävif/^i-Blumen. Die Pflanze ist auf der Tafel selbstverständlich stark verkleinert. Die untenliegende Blüte ist dagegen in natürlicher Gröfse gemalt. Ein unantastbares Zeugnis für die Reichblütigkeit dieses Fltyllocaclus bringt auch die kleine Jardiniere (Seite 6, unten 1 bei, mit zwei vollblühenden Pflanzen besetzt und nach der Natur pliotographiert. Unsere Abbildung auf Seite 6, oben, zeigt den vor Ein- führung vorgenannter Neuheit als reichblübendsten Phylloiailu; bekannten Ph. hamburgtnsis (auch „Kuhm von Hamburg-^ genannt). Man sieht auf den ersten Blick, dafs diese Sorte in Bezug auf Reichblütigkeit gewaltig gegen die Neuheit „Dtulsche Kiiisi-rin" absticht. Immerhin ist ihr Blütenreichtum noch auf- fallend genug. Gelegentlich der grofsen Gartenbau Ausstellung in Hamburg im Jahre 1S97 wurde diese Sorte zum erstenmale ausgestellt. Sie fiel uns aber schon vorher in verschiedenen Hamburger Blumenhandlungen auf. Ein deutscher Schiffskapitän brachte sie aus Mexico mit, und Handelsgärtner F. W. Böttcher in Lockstedt nahm sie in Kultur. Unsere Abbildung zeigt eine von Handelsgärtner Jahnke, Pankow, kultivierte, von der Kgl. Gärtner- lehranstalt zu Wildpark angekaufte Pflanze. Die Blüten von Pli. luuiiburginsis übertreffen an Gröfse die der Sovic „Deutsihe Kaiserin" , doch was den Blüten der letzteren an Gröfse abgeht, gleicht ihr unglaublicher Blütenreichtum zehnfach aus. M. H. Schlingpflanzen. Allamanda nobilis, eine empfehlenswerte, reich- blühende Kletterpflanze. \'ün Karl Rade, staall. Obergärtner in Budapest. (Hierzu eine Abbildung.) Unter den schlingendeu oder besser gesagt kletternden Warmhausblühern gebührt der Apocynacee AUamamia nobilis Th. Moore unstreitig einer der ersten Plätze. Ihre bis 14 cm grofseu, in 6— 8 blutigen Büscheln erscheinenden, gelben Blumen verleihen der Pflanze eine majestätische Pracht. Schade, dafs die Blumen leicht brechen und abfallen, folglich zur Binderei nicht ohne weiteres empfohlen werden können; vorsichtig abgeschnitten, halten sie sich im Wasser zwei Tage vollständig gut und erzielen im Schaufenster besondern Effekt. Alla- manda nobilis stammt aus Südamerika und erhielt ihren Namen nach dem holländischen Professor Fr. Allamanda zu Leyden. Ihre Vermehrung geschieht durch krautartige Stecklinge, da sie aber, wie die meisten Schlingpflanzen, wenn in Töpfen kultiviert, nicht dankbar genug blüht, so pflanzt man sie direkt ins freie Warmhausbeet aus. Als Erdmischung sagt ihr Laub-, Moor- und Walderde, mit grobem Sand, sehr gut zu, doch ist für guten Abzug Sorge zu tragen. Ihre Blütezeit dauert viele Monate hindurch an und fällt in die warme Jahreszeit, doch blühte sie hier auch schon im Winter. In der neuesten Ausgabe von „Vilmorins Blumen- gärtnerei" wird es als grofser Fehler angesehen, die Pflanzen zu schattieren, da sie im Schatten nicht blühen sollen, da- gegen kann ich bestätigen, dafs sie bei mir stirk schattiert wird, und dafs trotz- dem an der jungen, dreijährigen Pflanze seit Monaten täg- lich fünfzig unil mehr Prachtblumen zu zählen sind. Unbedingt notwen- dig ist es, dafs nach der Blüte das Holz gut ausreift, was ja infolge des immer geringeren Schattierens im Herbste ohnehin geschieht. Unter den Alla- manda-Atten dürfte A. nobilis wohl die grofsblumigste sein und sie ist infolgedessen sehr zu empfehlen. Jeder Fachmann, der sie hier in Blüte sah, und in seinen Häusern Platz hatte, schaffte sich ohne Zögern diesen prächtigen Blüher an. — Die obenstehende Abbildung zeigt eine abgeschnittene Blüten- traube, leider kommt bei einer solchen Wiedergabe die schöne gelbe Farbe nicht zum Ausdruck. Allamanda nobilis. Origlnalaufnahme für die -GarleDwclt'. Topfpflanzen. Nelkenkultur für Schnittblumenzwecke in den Vereinigten Staaten. \'on .\. E. Gasse, z. Zt. Haiti. Die Nelkenkullur für Schnittblumenzwecke hat in den letz- ten Jahren in Deutschland einen mächtigen Aufschwung ge- nommen, für den deutschen Schnittblumenzüchter dürfte es daher wohl von hohem Interesse sein, zu hören, wie der amerikanische Kollege in diesem Zweige arbeitet. Der Amerikaner kultiviert nur das, was auch wirklich lohnt und mit geringen Kräften herangezogen werden kann; wie bekannt sind Arbeitskräfte in den \'ereinigten Staaten teuere Faktoren. Die Preise, die für das fertige Produkt bezahlt werden, sind verhältnismäfsig niedrig. Alles dieses zwingt den amerikanischen Handelsgärtner, seinen Betrieb so ökonomisch wie nur möglich einzurichten. Auch in Bezug auf die Wahl der Sorten mufs er sehr sorgfältig ver- fahren; eine Sorte, mag sie die feinste Färbung oder besondere Gröfse oder auch auffallende Form haben, ist doch, wenn nicht früh- und reichblühend, von keinem Werte für ihn; sie ver- schwindet sofort aus seinen Kulturen. Dasselbe Schicksal er- fährt eine Sorte, die nicht genug Stecklinge hefert oder schwie- rig in der Kultur ist. Der Absatz der Blumen spielt auch drüben eine gröfse Rolle; Blumen, die in einer Stadt begünstigt sind, sind sehr oft in einer anderen nicht zu verkaufen. Die folgenden Mitteilungen beziehen sich auf die New Yorker Verhältnisse. Da die Nelke dort nur als Schnittblume kultiviert wird, so ist es von wenig Wichtigkeit, ob die Gärtnerei nahe New York oder weit entfernt von der City liegt, die praktische und überaus schnelle Beförderung von Gütern aller Art auf den amerikanischen Bahnen setzt den .Schnittblumenzüchter in stand, seine Ware 8 Die Gartenwelt. auf die bequemste Weise nach dem Markte zu senden. Viele der Gärtnereien, die den New Yorker Markt versehen, Hegen oft nahe- zu loo Meilen (i engl. Meile = i,6 km) von der City entfernt. Das Land ist in diesen Distrikten billiger, und noch andere Vor- teile veranlassen den Züchter, seine Kulturen so weit nach aufser- halb zu verlegen. Durchreist man per Bahn die Umgegend New Yorks, so ist man überrascht von den wenigen Gärtnereien, die das Auge vom Bahnwagen aus erblickt, man ist an die aus- gedehnten gärtnerischen Anlagen, die gewaltigen Glasflächen in der nächsten Nähe Londons gewöhnt, anders hier rund um New York, wo Gärtnereien nur hier und da zerstreut vorkommen. Die Eine der Eigenheiten in der Kultur ist, die Nelken auf er- höhten .Stellagen („elevated benches") auszupflanzen, die Stel- lagen korrespondieren mit der .Steigung des Glasdaches, ebenso die Wege. Die Pflanzen werden auf diese Weise dem Lichte, dem Hauptfaktor in der Kultur, so nahe wie möglich gebracht. Oft sind 4 — 5 Stellagen in einem Hause. Gewöhnliche Saltel- häuser, beide Seiten gleich, finden auch vielfach Verwendung, die Stellagen in diesen Häusern haben dann die gleiche Höhe. Dampf- und Warmwasserheizung, beide Systeme, sind im Gebrauch. Die Röhrenstränge laufen unter den Stellagen entlang. Die Vermehrung erfolgt in der einfachsten Weise durch W^'^.^A. mi,iä .;^ ¥*■ ■■*■ . -'W^ _ -^ . '4.. * W m '^S K ■^' '4C^^<9lK«l^TV!t''ife'.£^3I^^D ^^^^^^^ ^J^JVS l Rechte Teichpartie im Schlofspark zu Bielau bei Neifse. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite lo). Jersey-side macht eine Ausnahme, hier sieht man mehr Gärt- nereien, manche von ansehnlicher Gröfse. Die Häuser, in denen die Nelken zum Blühen kommen, sind sehr leicht gebaut, aber mit guten Heizungen versehen. Die Sparren sind weit voneinander entfernt, die Scheiben also grofs, Lüftungsvorrichtungen reichlich vorhanden und, wenn möglich, auch seitlich angebracht. Sehr häufig sind die Häuser in Blocks zusammenhängend. Back- und andere Bausteine finden keine Ver- wendung, da Holz in den Vereinigten Staaten viel billiger ist. Die Holzarten, die verwendet werden, sind meistens Sumpf- cypresse (Taxodhim disticlmm) und red cedar (Siquoia sempirvirins), diese liefert ein sehr dauerhaftes Holz und wird in den letzten Jahren viel benutzt. Die Form der Häuser ist sehr verschieden, die gebräuch- lichste Art ist, die Häuser mit dreiviertel Satteldach zu erbauen, Häuser mit einer Weite von 50 Fufs (i engl. Fufs = 27 cm) sind keine Seltenheit, die Rückwand ist oft 18 — 20 Fufs hoch. Stecklinge im Monat Januar; die Stecklinge werden von den blühenden Pflanzen genommen, nur die stärksten werden von einer Pflanze gewählt. Die Stecklinge werden abgebrochen oder abgerissen in der Weise, dafs man etwas Ansatz erhält, anhän- gende Fasern werden entfernt, zu lange Blätter werden etwas ein- gestutzt. Alles dies wird mit Geschwindigkeit ausgeführt. Die Stecklinge werden auf einer Stellage, der nächsten am Glase, in scharfen Sand gesteckt, unbedeckt und ohne Bodenwärme be- wurzeln sie sich in 3 — 4 Wochen. Die Temperatur im Hause ist dieselbe wie in den anderen Häusern mit blühenden Blatt- pflanzen (12 — 16 Grad C.). Bei starkem .Sonnenschein bedeckt man die Stecklinge mit Zeitungspapier, im übrigen werden sie ziemlich trocken gehalten. Beginnen die Stecklinge zu wach- sen, so werden dieselben so schnell wie möglich auf andere Stel- lagen dicht ausgepflanzt. Ein längeres Stehenlassen im Steck- lingsbeete erzeug^t den Nelkenrost, den man so schwer späterhin loswerden kann. I V, I Die Gartenwelt. 9 Frische Erde, ohne frischen Dünger, in der in der letzten Zeit keine Nelken gestanden haben, wird auf die Stellagen gebracht, der Zweck ist, die jungen Pflanzen in einem gesunden Wachstum zu erhalten. Für die später im Februar und März ver- mehrten Pflanzen wird der Erde etwas Dünger zugesetzt, um bis zur Auspflanzzeit im Mai kräftige Pflanzen zu erzielen. Der nächste Schritt in der Kultur ist nun das Auspflanzen der Nelken im Freien. In den letzten Jahren sind viele Züchter dazu geneigt, die Freilandkultur aufzugeben, in der That, in vie- len Gärtnereien bleiben die Pflanzen im Hause. Auf diese Innen- kultur komme ich später zurück. Das Feld, auf dem Nelken ausgepflanzt werden, wird ge- wöhnlich zwei Jahre vorher gedüngt, und es ist vorteilhaft, wenn wenig helfen. Im August und September werden die Nächte kühler, die Pflanzen erholen sich dann durch den reichlich sich einstellenden Tau und machen nun rapide Fortschritte, obgleich die Witterung am Tage heifs und trocken ist. Ich erwähnte die Innenkultur; dieses System hat viel Vor- teile, das Giefsen der Pflanzen kann leicht gehandhabt werden, das Einräumen der Pflanzen von dem Felde, welches viel Arbeit macht und den Pflanzen oft schadet, wird gespart. Einen Nachteil hat dieses System; die Häuser müssen frühzeitig ausge- räumt werden, um sie für die jungen Pflanzen im Mai und Juni bereit zu haben; dieses frühzeitige Ausräumen bedeutet den Ver- lust des Sommerschnittes. Die Pflanzen, die im Winter hindurch in Blüte waren, sind keineswegs erschöpft, sie liefern bei auf- Linke Teichpartie im Schlofspark zu Bielau bei Neifse. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite lo). dasselbe eine natürliche Drainage besitzt, so dafs in einem regenreichen Sommer keine übermäfsige Feuchtigkeit eintritt. Starke anhaltende Feuchtigkeit ist sehr verderblich für die Nelkenpflanzen, durch übermäfsige Feuchtigkeit entstehen Krank- heiten , die nicht zu heilen sind. Trockenheit schadet den Nelken nichts, das Wachstum ist dann nur ein langsameres. Das Land wird kurz vor dem Auspflanzen (Mai) umgepflügt und geebnet, es wird aber nicht mehr Land umgepflügt, als man in einem Tage bepflanzen kann. Der Zweck ist, die Feuchtigkeit im Boden zu erhalten, es erfolgt kein Angiefsen, wenn die Sonne auch noch so grell scheint. Die Wurzeln der Pflanzen werden beim Auspflanzen, soweit es möglich ist, ge- schont. Während des Sommers erfolgt ein dreimaliges Stutzen der Pflanzen, das erste Stutzen oft schon vor dem Auspflanzen. Gegossen werden die Pflanzen nie im Felde, dies überläfst man dem Regen. In einem heifsen, trockenen Sommer zeigen die Nelken wenig Wachstum. Giefsen würde bei der Massenkultur merksamer Behandlung noch eine grofse Anzahl guter Blumen, die immerhin zu gewissen Zeiten annehmbare Preise erzielen. Das Einräumen der im T-eid kultivierten Pflanzen erfolgt im August und September. Die Häuser werden vorher gründlich gereinigt, die Stellagen und Wände frisch gekalkt, und neue Erde wird auf die -Stellagen gebracht. Gute Rasenerde mit verrottetem Dünger vermischt, manchmal mit künstlichem Dünger (fertiliser) vermengt, ist die allgemein verwendete Erdmischung. Beim Ausheben der Pflanzen wird die anhängende Erde leicht abgeschüttelt. Früher war es üblich, die Pflanzen mit grofsem Ballen in die Häuser zu bringen, die heutigen Züchter verwerfen dies, es lohnt nicht, einen grofsen Klumpen erschöpfter Erde in die Häuser zu bringen. Werden die Häuser in den ersten Tagen geschlossen gehalten, so ist den Pflanzen nichts an- zumerken, sie stehen da, als ob ihr W^urzelsystem niemals ge- stört worden wäre. Sehr vorsichtiges Giefsen und häufiges Spritzen ist alles, was in der ersten Zeit erforderlich ist. Den 10 Die Gartenwelt. V, ersten guten Schnitt der Blumen erwartet man nach 3 Monaten. Da die Pflanzen im August und September am meisten wachsen, so ^hat ein spätes Einbringen in die Häuser seine ^'orteile. Pflanzt man in den letzten Tagen des September die Nelken in den Häusern aus, so erhält man zu Weihnachten den besten Schnitt. Es hält schwer, gute Preise während der Chrysaitlhcmum- Zeit zu erlangen. Die Pflege im Winter ist einfach; sobald die Tage kürzer werden, hört alles Spritzen auf, Giefsen erfolgt zwi- schen den Reihen mit dem Schlauche. Die Temperatur be- trägt IG Grad C. bei Tage und 7—8 Grad bei Nacht. Gelüftet wird, solange es die Witterung erlaubt, frische Luft erhält die Pflanzen gesund. Ein Aufbinden der Blumenstengel fin- det nicht statt, da- gegen sind Draht- ringe, ähnlich den zur Unterstützung der Erdbeerpflanzen verwendeten, viel im Gebrauch. Diese Drahtgestelle sind natürlich kostspielig, machen sich aber be- zahlt, da sie für eine Reihe von Jahren verwendet werden können Das "/oo kostet ungefähr 110 Mk. (Schlufs folgt.) Früheste rote Zwerg-Toinatc. Originalaufnatime für die „GartenweU". Aus deutschen Gärten. Teichpartieen im Schlofspark zu Bielau bei Neifse. Von H. Grote, Bielau. (Hierzu zwei Abbildungen.) In südlicher Richtung von Neifse erreicht man zu Fufs in einer guten Stunde, oder per Omnibus in einer halben Stunde, das Dorf Bielau. Ungefähr in der Mitte des Dorfes erblicken wir zur Rechten ein grofses überbautes Einfahrtsthor, an dessen linker Seite eine Quelle munter ])lätschert. Wir gehen hindurch und vor uns liegt das Rosarium des Schlofsparkes, an den Seiten und nach dem Einfahrtsthore zu mit schönen Koniferen, bunten und grünen Gehölzen gedeckt. Hinter dem Rosarium erhebt sich der Herrensitz des vor drei Jahren verstorbenen Freiherrn Ernst von Falkenhausen. Geht man links am Schlosse vorbei, so gelangt man zum Schlofsteich. Ein liebliches Bild entrollt sich hier unseren Augen. Schwäne, wilde und zahme Enten beleben das Wasser, und das Auge eines jeden Kenners erfreut sich an den schönen Partieen. Die Abbildung Seite 8 zeigt den ver- ehrten Lesern die rechte Teichpartie, und zwar vom entgegen gesetzten Ende des Teiches mit dem Blick aufs Schlofs. Der Teich ist, einschhefslich der Inseln, etwa 6500 qm grofs, hat drei Inseln und eine Halbinsel, die ziemlich bis zur Hälfte in den Teich hineinreicht. Die Lage des Teiches ist von Ost nach West, seine Form mehr länglich als breit. Die rechte .Seiten- partie ist, wie die Abbildung Seite 8 zeigt, mit auserlesenen, schönen Koniferen, Rosa rubrifoUa und verschiedenen bunten und grünen Gehölzen bepflanzt. Eine 12 m lange Gruppe von Azalea mollis, die sich während der Blütezeit im Wasser herrlich wiederspiegelt, bildet nach dem Schlosse zu den Ab- schlufs. Die Halbinsel ist nach .Süden mit Rosa ru^osa und Rosa rubrifoUa, nach Nor- den (linke Teich- partie, siehe Ab- bildung Seite 11) mit einigen gröfseren Picea ext'eha, yiiniperus Saiina, die bis dicht ans Ufer wachsen, einem Taxodium liisliihiim, Sumpf- cypresse, von 6 m Höhe, ferner mit Chawaetyparis (Cti- ftressus) la~,tchlufs angenommen: „Der Xl.X. Deutsche Weinbau-Kongrefs spricht den Hohen Regierungen der weinbautreibenden deutschen Bundesstaaten seinen Dank aus für das energische Vorgehen in Betreff der Bekämpfung der Reblauskrank- heit. Er ist von der Notwendigkeit überzeugt, dafs das bisher aus- geübte Verfahren, unter möglichst umfassender Überwachung der Wein- pflanzungen aller Art, auch fernerhin beibehalten wird. Die Versamm- lung giebt dabei, damit in Deutschland hinsichtlich der Bekämpfung der Reblaus nichts versäumt werde, dem Wunsche Ausdruck: I. Es möge die Veredlung widerstandsfähiger Amerikaner und die Ergänzung und Verwendung geeigneter widerstandsfähiger Hybriden in sämtlichen 24 Die Gartenwelt. V, weinbautreibenden Bundesstaaten in gröfserem Umfange von Staatswegen gefördert werden. 2. Insbesondere möge die Frage der Adoption durch Versuchspflanzungen in den verschiedenen Bodenarten der deutschen Weinbau-Gebiete und dann die Frage der Affinität für die in den ein- zelnen Gegenden vorherrschenden Traubensorten eingehend geprüft werden. 3. Möge zur leichteren und schnelleren Lösung der Ameri- kanerfrage für Deutschland an einer der bestehenden Weinbau-Anstalten eine staatliche Zentral- und Auskunftsstelle geschaffen werden, welche das ganze einschlagende Material zu sammeln und mit Rücksicht auf die Bedürfnisse des deutschen Weinbaues zu bearbeiten, insbesondere sichere und ungefährliche Bezüge von amerikanischen Reben zu vermitteln hätte." — Aufserdem wurden an diesem Tage folgende Vorträge ge- halten: Hauptlehrer Schulz über: „Welche Gesichtspunkte kommen bei der Neuanlage von Weinbergen in Betracht und welche Verfahren zur Anzucht von Wurzelreben sind besonders zu empfehlen", und Prof. Dr. Kulisch über: „Neue Beobachtungen über Stickstoffdüngung der Reben". Am dritten Kongrefstag erhielt zunächst Dr. Hertzog das Wort, um sein Referat; „Gewährt das Anzünden raucherzeugender Feuer Schutz gegen Frühjahrsfröste?" zu beendigen. Hierauf berichtete Herr Kühlmann über die Erfahrungen bei Bekämpfung des (Vi//«/;;. Professor Kulisch ergänzte die Ausführungen des Herrn Kühlmann durch die Mitteilung sehr interessanter Versuche, die er gemeinschaftlich mit Herrn Oberlin machte. Hochinteressant war auch das Referat des Herrn Direktors Dr. A. Zschokke über: „Neue Erfahrungen bei Bekämpfung des Heu- und Sauerwurms". Den Schlufs der Reden bildete das Referat des Herrn Dahlen, des hochverdienten Generalsekretärs des Vereins, über: „Die deutsche Weinbau-Ausstellung in Paris". Nach dem nunmehr erfolgten Schlufs des Kongresses fand noch eine Generalversammlung des Weinbau-Vereins statt. Wir haben natürlich nur über die „ernsten" Veranstaltungen des Kongresses berichten können, dessen Teilnehmer von dem Verlaufe hochbefriedigt waren. E. E. Dortmund. Die städtischen Behörden bewilligten seiner Zeit für die im Fredenbaum stattgehabte Gartenbau -Ausstellung einen Bei- trag von 4000 M., in der Hauptsache zur Erlangung von Entwürfen, betr. Umgestaltung der Fredenbaumwald-Anlagen (des sog. Westerholzes). Von dieser Angelegenheit hat man lange nichts gehört, und es schien, als sei die Sache wieder fallen gelassen. Nunmehr soll aber an die Umgestaltung allen Ernstes gegangen werden. Jüngst traf nämlich der Tiergarten- direktor Geitner von Berlin hier ein, um mit den Mitgliedern der Forstkommission eine Besichtigung des Westerholzes vorzunehmen und seine Ratschläge zur Umgestaltung desselben zu erteilen. Unter anderem liegt es im Plane, im Fredenbaumer Walde einen Volksgarten, ähnlich wie in Köln und anderen Städten, anzulegen. Eilbek- Hamburg. Der Hamburger Senat hat bei der Bürger- schaft die .Schaffung einer öffentlichen Parkanlage für Eilbek beantragt. Leipzig. Um die Stellung als Stadt. Gartendirektor, die, wie wir bereits berichteten, Gartenbaudirektor C. Hampel erhielt, halten sich 67 Fachleute beworljen. Auch ein Zeichen der Zeit! Malmö (Schweden). Hier fand anfangs Oktober im Königs- park und Umgebung eine erste nordische Garten bau- Ausstellung statt, die aufser von schwedischen auch von norwegischen und nament- lich auch von dänischen Ausstellern beschickt war. Quedlinburg. Eine erhebende Feier fand am 16. September auf dem Gehöfte des Hauptgeschäftes der Firma Gebr. Dippe am Neuenwege statt. In dankbarer Erinnerung an den Begründer und ver- dienstvollen Förderer der jetzt Weltruf geniefsenden Firma, den am 4. November i8go verstorbenen Ökonomierat G. Dippe, ist diesem von dem jetzigen Geschäftsinhaber inmitten seines einstigen Wirkungskreises und seiner grofsartigen Schöpfung in sehlichter, würdiger Weise ein Denkmal errichtet worden, dessen Enthüllung am heutigen Tage statt- fand. Auf einer Säule aus rotem Sandstein erhebt sich in einer Niache an der Giebelfront eines Wirtschaftsgebäudes, gegenüber dem Haupt- eingange am Neuenwege, die lebensgiofse Bronzebüste des Verstorbenen. Zwei Bronzetafeln zu beiden Seiten der Büste zeigen die Reliefs einer männlichen und weiblichen Gestalt, Saat und Ernte versinnbildlichend. Büste und Reliefs sind ein Werk des Professors R. Anders in Berlin, eines geborenen Quedlinburgers und Schöpfers unseres Siegesdenkmals. Die Feier, an der die Mitglieder der Familie Dippe, das Beamten- personal, die Gehilfen, Abordnungen der Zweiggeschäfte in Halberstadt und Neundorf etc. teilnahmen, wurde durch Gesang des Gärtnergesang- vereins eingeleitet und geschlossen. Die Weihrede hielt Oberprediger Scheele von der Schlofskirche. Der Raum vor dem Denkmale, welches durch ein eisernes Gitter, vorzügliche Schmiedearbeit einer Berliner Firma, eingefriedigt ist, war von geschickten Händen mit Blumen prächtig geschmückt; auch wurden herrliche Kranzspenden hier nieder- gelegt. Leider war es dem Manne, der die Anregung zu dieser pietät- vollen Ehrung gegeben, dem .allverehrten Kommerzienrat C. von Dippe, nicht mehr vergönnt, die Verwirklichung dieses Gedankens zu erleben. Im besten Mannesalter hat der unerbittliche Tod ilm vor wenigen Monaten dahin gerafft, zum gröfsten Schmerze seiner Familie, seiner Untergebenen, der Armen und Bedürftigen. Soest. Die hiesige Obstverwertungsgenossenschaft will jetzt auch aufser Obstkelterei durch Einrichtung einer Obstverkaufsstelle ihren Betrieb erweitern. Sie kauft aufser Kelterobst auch Tafelobst und gepflücktes Wirtschaftsobst zu vereinbarten Preisen oder zum jedesmaligen Soester Marktpreise nach vorher eingesandten Proben. Erwünscht ist, dafs das Obst so spät wie möglich geerntet wird, da es dann im all- gemeinen den besten Geschmack hat und den meisten Nährwert besitzt. — Der Exerzierplatz vorm Thomäthore wird im nächsten Jahre dem Auge ein ganz anderes Bild bieten; durch Beschlufs der Stadt- verordneten soll er in einen Stadtpark umgewandelt werden. Die Mittel dazu sind von dem Studiendirektor und Leiter des hiesigen Prediger- seminars, Herrn Nottebohni, bereitwilligst durch eine .Stiftung zur Verfügung gestellt worden. Personal-Nachrichten. Domaniscki, bisher Obergärtner und Leiter der Kur- und Promenadenanlagen zu Warmbrunn, hat, wie wir hören, diese Stellung aufgegeben. Frank, Prof. Dr. A. B., Vorsteher der Biologischen Abteilung für Land- und Forstwirtschaft im Kaiserl. Gesundheitsamte, Geheimer Regicrurigsrat, verschied am 27. September nach kurzem Krankenlager. Mit ihm ist einer der bekanntesten PHanzenphysiologen und -Pathologen dahingegangen. Geboren am 17. Januar 1839 zu Dresden, wurde er 1865 Kustos am Herbarium und Dozent an der Universität Leipzig und 1878 aufserordentlicher Professor daselbst. Im Jahre 1881 ward er als Professor der Pflanzenphysiologie und -Pathologie an die Landwirtschaft- liche Hochschule in Berlin berufen, welcher er 1895 — 97 als Rektor vorstand. Von seinen vielen Schriften seien hier nur genannt: „Die Krankheiten der Pflanzen" (1880, 2. Auflage in 3 Bänden 1895 — 96), die Bearbeitung der 3. Auflage von Leunis' „Synojjsis des Pflanzen- reichs" (1885 — 86), „Kampf buch gegen die Schädlinge unserer Feld- früchtc" (189g) und mehrere Aufsätze in den „Arbeiten der Biologischen Abteilung'. Seine Arbeiten über „Pflanzenkrankheiten und -Schädlinge" werden ihm auch in gärtnerischen Kreisen ein ehrendes Angedenken sichern. Ryssel, Ed., Obergärtner der kaiserl. russischen kaukasischen Mineralbäder, Pjatigorsk, giebt seine langjährige Stellung auf, um eine botanische Sammelreise im Auftrage der Firma H. Kohlmannslehner in Britz nach dem westlichen Hochasien, Turkestan, Buchara, wo er Gast des Emirs sein wird, Ferghana und dem Semiretschenskgebiet von Anfang Oktober ab anzutreten. Ryssel wird auch das Himalayagebiige be- suchen; er hat seine Reiseberichte der „Gartenwelt" zur Verfügung gestellt. Briefkasten der Redaktion. O. S., Plauen. I. Über die Kultur von rrimula obioiüca «rdfl. haben wir im III. Jahrg., Heft 10^ Seite 112 ganz eingehend berichtet und wollen Sie dort nachlesen. 2. Über Lilienkultur und -Treiberei soll in Kürze ein längerer Aufsatz erscheinen. Verantwortl. Redakteur; Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob, Oppenheim), Berlin, — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 20. Oktober 1900. No. 3. Nachdruck und NachiUdung aus dem Inhalt düser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Topfpflanzen. viele auch Guzmannia tricolor, Billberg-ia zebrina und B. vittata. Von E. Henze, Obergärtner der städt. Gruson-Gewächshäuser, Magdeburg. (Hierzu zwei Abbildungen.) Die Vertreter der Bromeliaceen haben in den letzten Jahren als Blatt- und Blütenpflanzen in Handels- und Herr- schaftsgärtnereien mit Recht Aufnahme gefunden. Sind sie doch wegen ihrer meist prachtvoll gefärbten und sich lange schön erhaltenden Deckblätter, wie auch wegen der korallen- roten , weifsen oder blauen Fruchtstände durch Blattzeichnung — ein hervorragender Schmuck der Warmhäuser und der Blumen- tische geworden. Die meisten Familien- glieder sind epiphytische Gewächse, die an feucht-warmen, halbschattigen Plätzen des tropischen Amerikas gewöhnlich an Bäumen oder Felsen wachsen. Die Bromeliaceen- Sammlung in den städtischen Gruson- Gewächshäusern weist z. B. 100 Arten auf. Eine Gruppe von 80 Arten steht auf der Rückseite des Orchideenhauses, wo sie sich hübsch ausnehmen, während die anderen im Palmen-, Araceen- und Nepenthes-]^ZM%^ die Felsenwände bedecken und das ganze Jahr hindurch blühen. Einige, die gröfseren Umfang annehmen, wie Bromelia fastuosa (Hechtia longifolia) , Hechtia paniculata (? d. Red.), Dyckia, Puya u. s. w., haben im Sukkulentenhause Aufnahme gefunden. Unsere Abbildungen vergegenwärtigen die in der Überschrift genannten Pflanzen. Guzmannia tricolor (siehe nebenstehende Abbildung) wird 30 cm hoch, die Blätter sind ebenso lang, am Grunde scheidig, hohl, ganzrandig, kahl, schwertförmig, hellgrün. Der Blütenschaft ist am Grunde mit kleinen Deckblättchen besetzt. Die Blütenähre ist von breit-ovalen, zugespitzten, dicht an- hegenden Deckblättern umgeben, wovon die unteren grünbraun imd schwärzlich, die Die Gartenwelt. V. oberen aber leuchtend rot scheinen, und somit sehr schmuck- voll sind. Aus ihnen lugen die schneeweifsen Blüten hervor, die wegen ihrer langen Dauer eine Zierde unserer Warm- häuser bilden. Billbergia zebrina (rechts auf Abb. Seite 26) hat weniger steife, aufrechte, eine Röhre bildende Blätter, deren Unterseiten mit weifsen Streifen geziert sind ; sie erreichen eine Länge von 50 bis 75 cm. Blütenschaft weifs. Deckblätter grofs, schön rosa. Blütenblätter grüngelb. Fruchtknoten und Kelch weifs, gepudert. Blüte von kurzer Dauer. Billbergia vittata (links auf Abb. Seite 26), der zebrina Cuzmaania tricolor. OHginalaufnahme für die „Gartenwelt*, 26 Die Gartenwelt V, 3 Billbergia vittata und zebrina. Originalaufnahme für die BGartenwelt**. sehr ähnlich, Blütenblätter aber blau, während die ganze Pflanze sehr schön gezeichnete Blätter hat. Die Kultur dieser Bromeliaceen ist sehr leicht, zumal die Pflanzen in dem Platze gar nicht sehr wählerisch sind. In einem VVarmhause auf der Rückseite, wenn feucht und schattig, wachsen und gedeihen sie gut und blühen sehr dankbar während des ganzen Jahres. Landschaftsgärtnerei. Ein Beitrag: zur Einzelpflanzung: von Bäumen. Von E. Rasch, Erfurt. Z,weck dieser Zeilen ist, auf einige Punkte in Bezug auf die Einzelpflanzung von Gehölzen hinzuweisen, gegen welche heutzutage in der Landschaftsgärtnerei recht oft gesündigt zu werden pflegt. Der einzelne Baum stellt die einfachste Verwendung von Gehölzen im Garten dar. Aber gleich wie in vielen anderen Dingen das Einfachste oft das Schwierigste ist, so auch hier. Der Baum wird durch die Einzelstellung zum Einzelwesen, bekommt eine hervorragende Bedeutung, wird mehr bemerkt und beobachtet und man verlangt daher auch andere und vor allen Dingen hervor- ragende Eigenschaften von ihm. Entspricht er den Ansprüchen nun nicht, so spielt er meist eine klägliche Rolle. Es ist somit die erste Aufgabe des Pflanzenden, nur Bäume von tadelloser Schönheit einzeln auf- zustellen. Sie müssen ohne Rücksicht auf schöne Blüten während des ganzen Sommers durch Wuchs und Belaubung schön er- scheinen. Hätten z. B. Rofskastanie und Magnolie nicht eine so schöne Belaubung, so wären die schönen Blüten kein Grund, sie frei aufzustellen, denn die Blütezeit ist kurz. Womöglich müssen auch die Stämme imd Äste so beschaffen sein, dafs sie auch im entlaubten Zustand schön erscheinen. Wenn auch die unregelmäfsige malerisch- schöne Baumkrone im allgemeinen den Vor- zug verdient, so können doch in einzelnen Gartenteilen auch regelmäfsige Formen zur Verwendung kommen. Sie sind nicht un- entbehrlich, vor allem nicht in nächster Nähe der Gebäude und dort zulässig und nötig, wo ein regelmäfsiger Platz mit regelmäfsig verteilten Bäumen besetzt werden soll. Es giebt wenige grofs wer- dende Baumarten, welche sich unter gün- stigen Umständen nicht so schön ausbilden könnten, dafs sie einzeln gesehen zu werden verdienen. Aber dennoch sollte man vor allem seltenere Sachen vorziehen, weil diese nur so in ihrem vollen Wert erkannt werden können. Ich setze dabei natürlich voraus, dafs überhaupt nicht nur gewöhnliche Bäume in der Anlage vorkommen ; denn wenn nur einheimische und die gewöhnlichsten fremden Bäume verwendet werden, so genügen diese auch zur Einzelstellung. Als Einzelbaum betrachte ich aber nicht nur den ein- stämmigen, sondern auch den zwei- und mehrstämmigen, gleichviel, ob er von Natur so gebildet ist oder ob zwei oder mehr Bäume so nahe zusammengepflanzt sind, dafs sie, wenn erwachsen, einem Wurzelstock anzugehören scheinen. Selbstverständlich müssen bei derartigen Zusammenpflanzungen die Bäume ganz gleiche Arten sein, da ihr Bild sonst unruhig wirkt. Über diese Doppelstämme bemerke ich, dafs sich im allgemeinen nur die Laubbäume dazu eignen, da die Nadel- holzbäume mit wenigen Ausnahmen nur einstämmig schön erscheinen, weil nur so die Regelmäfsigkeit des Wuchses, die ja die hervorragendste Eigentümlichkeit der Koniferen bildet, zur Geltung kommt. NuUa regula sine exceptione. Solche Ausnahmen bilden die rundkronigen Kiefern, während spitz- kronige, wie Pinus Strobus, einstämmig schöner sind. Die gemeine Kiefer (Piiius silvestris) bildet auch im Walde, wenn sie sich überlassen bleibt, Doppelstämme und die Zürbelkiefer (Pinus Cembra) teilt sich oft über dem Boden in zwei Stämme, welche dann aber nur eine geschlossene Krone bilden. Unter den Tannen und Fichten kenne ich nur Picea nigra (Mariana) V, 3 Die Gartenwelt. 27 und Tsiiga canadensis, welche auch mehrstämmig schöne Bäume bil- den. Allerdings kommen auch zweistämmige gemeine Fichten (Picea excelsa) und Lärchen (Larix europaea) vor, wo dann die Stämme von unten aus gekrümmt sind und an Waldrändern und Ufern höchst malerisch wirken. Ferner sind auch uralte, einzeln stehende, mehrstämmige Eiben (Taxus haccata) von hervorragen- der Wirkung; mir wird der Ein- druck, den solche alte Eiben auf mich machten, z. B. im Priu- zessinnengarten zu Jena (die dor- tigen Pflanzen sind ca. 250 Jahre alt), unvergefslich bleiben. Die doppel- und vielstämmigen Bäume sind, wie wir später sehen werden, die wirksamsten, weil sie im Gegensatz zu der gewöhnlichen Form stehen, und das im höheren Grade sind, was man malerisch nennt. Derjenige Landschaftsgärtner, welcher stets nur einstämmige Bäume, nie oder selten doppel- oder mehrstämmige pflanzt, hat das Wesen der malerisch wirken- den Natur und der Landschafts- malerei nicht voll erkannt und bringt es wohl nur selten dahin, dafs seine Kunstschöpfung wie der Natur abgelauscht aussieht. Der einzelne Stamm steht in der Regel lotrecht und bildet seine Krone nach allen Seiten gleich- mäfsig aus. Dadurch bekommen sämtliche Baumkronen von ähnlichem Bau eine gewisse Gleichmäfsigkeit, die nament- lich da unschön erscheint, wo mehrere auf einmal gesehen werden können. Ganz anders erscheinen Doppelstämme und mehr- stämmige Bäume. Da ist das Stammende meist etwas ge- krümmt, die Stämme streben auseinander und bilden eine tiefer eingeschnittene, daher auch stärkere Schatten zeigende unregelmäfsige Krone mit häufig sichtbaren Astpartieen. Bekommt der eine Stamm das Übergewicht, so drückt seine Krone so stark auf die schwächere, dafs diese sich weit hinauslegen mufs, um Licht und Platz zu bekommen. Diese Unregelmäfsigkeit erhöht abermals die malerische Schönheit- Neue Scabiosa caucasica- Hybriden. Nach Pflanzen der Firma Köhler & Rudel, Windischleuba-,\Itenburg, für die „Gartenwelt'^ photographisch aufgenommen (Text Seite 28J. malerischen Schönheit eines drei- und mehrstämmigen alten Baumes. Ich habe mich länger mit den Doppelstämmen beschäftigt als eigentlich meine Absicht war, weil mir daran lag, die vollste Auf- merksamkeit darauf zu lenken. Aber auch die Verwendung von Doppelstämmen hat ihre Grenzen aus ästhetischen Gründen. Zu viel und überall angebracht erscheinen die Pflanzungen ebenfalls ge- künstelt, namentlich bei Bäumen, welche von Natur wenig Neigung zur Mehrstammbildung haben ; und deren giebt es mehrere. Wir denken uns die Eiche nur mächtig als Einstamm. Die gemeine Rotbuche (Fagus silvatica) kommt zwar auch doppelstämmig vor, allein dann er- scheint sie uns als unvollkommen. Man kann sich die Buche nur mit einem regelmäfsig säulenartigen Stamm vollkommen denken. Da- gegen bedarf die Hainbuche (Car- pinus Bettilus) zwar einer Ver- doppelung des knorrigen, gefurch- ten Stammes nicht, aber sie gewinnt dadurch an Bedeutung und bildet so malerisch zackige Gestalten. .Aus diesen Beispielen scheint der noch nicht ausgesprochene Grundsatz hervorzugehen, dafs alle Bäume mit sehr geraden, walzenrunden Stämmen und sehr geraden Ästen allein stehen müssen, alle Bäume mit eckigen, oft gekrümmten, tief unten verzweigten Stämmen zu Doppel- und Vielstämmen sich eignen. Über die Anwendung des einzelnen Baumes kann ich mich kurz fassen. Wir bringen solche Bäume aus, ver- schiedenen Gründen in den Anlagen an. Zunächst um eine Unterbrechung des Lichtes offener Flächen und einen Über- gang derselben zu den Gehölzmassen zu erzielen. Ferner zur Teilung von Ansichten und Einrahmung derselben durch zwei oder mehr Bäume, zugleich für den Beschauer einen beschatteten, dunklen Vordergrund schattend. Wohl auch zur Verbergung ungern gesehener Gegen- stände oder wenigstens zur Verdeckung einzelner Teile davon; denn wenn ein Baum diesen Zweck erfüllt, so wird dadurch eine gröfsere Pflanzung erspart. Wichtig ist auch die Unter- Die Bäume, welche sich als Doppel- und Vielstämme brechung heller Flächen grofser Gebäude, wobei unschöne besonders malerisch ausbilden, zu nennen, würde zu weit führen, da aufser den erwähnten Ausnahmen die meisten mehr oder weniger dazu geeignet sind. Zwei Arten mufs ich indes besonders erwähnen, die gemeine Akazie (Robinia Pseudacacia) und die Birke (Betula alba). Wer nur ein- stämmige Akazien kennt, macht sich keinen Begrift" von der Teile derselben verdeckt imd bewohnte nach Möglichkeit beschattet werden können, — alles dies ohne ein gänzliches Verdecken. Unbedingt nötig sind einzelne Bäume oft zur Erreichung angenehmer Gegenwirkungen, sowie zur Unter- brechung eintöniger Horizontlinien; ferner pflanzen wir ein- zeln zur Beschattung von Wegen, Plätzen, Uferpartieen, 3* 28 Die Gartenwelt. V, 3 Pavillons u. s. w. und schliefslich um einen besonders schönen oder seltenen Baum recht auffallend anzubringen und sein Wachstum zu begünstigen. Von allergröfster Wichtigkeit ist die Wirkung der ein- zelnen Bäume zur Vermittelung des Überganges vom Licht der hellen Rasenflächen zum Dunkel der gröfseren zusammen- hängenden Gehölzmassen. Wenn gröfsere Schattenmassen, wie Waldränder oder grofse Gruppen, noch so tiefe Ein- schnitte und Vorsprünge haben, so bleibt doch die Trennung zwischen Licht und Schatten stets scharf oder unvermittelt. Eine gute Vermittelung bilden hier davor jedoch sparsam aufgestellte einzelne Bäume. Je weiter sie vom Waldrande stehen können, ohne ihre Zugehörigkeit zur Hauptmasse zu verlieren, desto wirksamer sind sie. Hier ist die gröfste Ver- schiedenheit in der Verbindung geboten. Bald sollen sie sich gruppieren, bald einzeln stehen, bald an solchen Stellen, wo schon eine scharfe Spitze des Waldsaumes vorhanden ist, gewöhnlich aber vor Einbuchtungen ganz fehlen. Der Aus- nahmen sind viele. So können z. B. einige Bäume in der Tiefe der Einbuchtung dazu dienen, dieser eine scheinbar gröfsere Tiefe zu geben, weil sie den Einblick bis an das eigentliche Ende verhindern. Diese Baumvorposten vermitteln aber die Trennung von Licht und Schatten nicht nur durch ihre Kronen, sondern auch durch ihre Schlagschatten, und sie erscheinen selbst in heller Beleuchtung, wenn die Haupt- gehölzmassen spärlich beleuchtet sind. Ist diese Vermittelung von Licht und Schatten gut gelungen, so ist sie stets ein Zeichen, dafs die Anlage oder der Plan mit echt künst- lerischem Verständnis ausgeführt ist. Neue Pflanzen. Neue Echinacea-Hybriden. Von Ernst Köhler, Inhaber der Firma Köhler & Rudel, Windischleuba bei Altenburg (S.-A.). (Hierzu eine Abbildung.) Ochon seit mehreren Jahren haben wir uns bemüht, die Echinacea purpurea und Echinacea angustifolia durch Zuchtwahl und Kreuzungen mit gelbblühenden Rudbeckien in vollkommeneren Farben und Formen zu züchten. Schon im vergangenen Jahre konnten wir bereits schöne Erfolge aufweisen, denn wir hatten unter den Sämlingen nicht nur solche mit schönen, voll ausgebildeten Blumen, sondern auch neue Farbenspielarten, so z. ß. zartrosa, leuchtend karminrot und in lila übergehend. Über die letzten Aussaaten, welche Mitte September noch in vollem Flor standen, waren alle Besucher voll Begeisterung und auch unsere Erwartungen sind weit übertroffen, wir sehen Formen, prachtvoll strahlen- förmig ausgebreitet, auch solche mit elegant überhängenden und zum Teil auch senkrecht herabhängenden Blumenblättern. Die Farben variieren, wir haben zartrosa, fleischfarbig, satt- rosa, leuchtend hell- und dunkelkarmin, schwarzpurpurn, herr- lich hellpurpurn, rosa mit leichten weifsen Streifen, herrlich terrakottafarbig und rosa marmoriert unter den Blüten unserer Sämlinge. In diesem Jahre geben wir Samen dieser herrlichen Varietäten als Echinacea-Yi>j\)i\Ai.x\. in den Handel, von Pflanzen haben wir zwei schöne rosa blühende Formen, die wir als Pflanzen, die durch Teilung echt geliefert werden können, abgeben. Es wird unser regstes Bemühen sein, diese herrlichen Farbentöne konstant zu züchten. Aus der Abbildung Seite 29 sind die verschiedenartigen Formen der Blumen ersichtlich. Die Kultur ist eine äufserst einfache. Die Samen sät man im März in Töpfe oder Holzkästen aus, sie keimen sehr unregelmäfsig, zumal wenn der Samen öfters die wünschenswerte regelmäfsige Feuchtigkeit vermifst, man darf also die Samenschalen nicht zu früh ausschütten, denn sogar bis September gehen noch Pflanzen auf. Sind die Pflanzen halbwegs kräftig, so ist es vorteilhaft, sie nochmals in Käst- chen zu pikieren, um sie dann von Mitte Mai an ins freie Land zu pflanzen. Die zuerst gekeimten und ausgepflanzten Sämlinge blühen zum Teil noch in demselben Herbste. Die Pflanzen müssen mindestens 40 bis 50 cm Zwischenraum haben, denn auf gutem Boden entwickeln sie sich schon im ersten Jahre zu starken Stauden. Für Dunggufs sind die Pflanzen dankbar. Diese Hybriden werden in Kürze ein ge- suchtes Material für moderne Bindekünstler abgeben. Der Landschaftsgärtuer erzielt mit ihnen, wenn er etwa 3 Pflanzen zu einem Trupp vereint, vor Gehölzgruppen eine grofsartige Wirkung. Im Hausgarten finden diese herrlichen Hybriden auf der Staudenrabatte ihren Platz ; die Blütenstengel erreichen eine Höhe von 1,50 m. Durch die Begeisterung aller Be- sucher über diese prachtvollen Echinaceen bestärkt, glauben wir, dafs sie sich ohne viel Reklame in Kürze einen Platz in den Kulturen erringen und behaupten werden. Neue Scabiosa caucasica-Hybriden (siehe Abb. S. 27). — Wenngleich wir erst in No. 49 des letzten Jahrg. eine farbige Tafel der neuen Scabiosa caucasica - H ybriden gebracht haben , so führen wir diese so wertvollen Stauden heute unseren Lesern gern noch- mals in einer schwarzen Abbildung vor Augen. Diese wurde von uns nach einer Aufnahme auf der Ausstellung in Liegnitz ange- fertigt, wo, wie wir seinerzeit berichteten, von der Firma Köhler & Rudel, Windischleuba, prächtige Blüten dieser Skabiosen aus- gestellt waren. Auch die heutige Photographie zeigt trefflich den edlen Bau der Blumen und den Fonnenreichtum. Möge auch dieser kurze Hinweis dazu beitragen, diesen Skabiosen neue Freunde zu gewinnen und die Züchter anzuspornen, noch weitere neue, edle Varietäten hervorzurufen. Pflanzenkrankheiten. Die Kiefern-Blattwespe. — Wie nicht anders zu erwarten, haben sich in diesem Sommer die Insekten in einer geradezu er- schreckenden Weise vermehrt, und manche Gegenden sind ganz besonders von solchen Schädlingen heimgesucht worden. So machte sich hier im Grunewald eine aufserordentlich gefräfsige Afterraupe bemerkbar, welche in ungeheuren Massen und furchtbar verheerend auftrat. Es ist die der Kiefern-Blatt- wespe (Lophyrus pini). Dieselbe ist über ganz Deutschland verbreitet, so dafs allent- halben die Kiefernbestände mehr oder weniger gefährdet sind. So sollen diese Insekten im Riesengebirge die Krumholzkiefer strecken- weise vollständig vernichtet haben. Schon in den Jahren 1887 V, 3 Die Gartenwelt. 29 und 1888 fand ein äiinliches massenhaftes Auftreten dieser Wespe statt, und damals mufsten z. B. in der kgl. Forst zwischen Hunde- kehle und Paulsborn ganz bedeutende Mengen der gröfsten und stärksten Kiefern gefallt werden, nachdem sie vollständig von dem Schädling vernichtet waren. Die von solchen Insekten befallenen Kiefern zeigen ein trauriges Aussehen. Die Nadeln der jungen Triebe werden braun und gelb und fallen vorzeitig ab. So erklärt sich das Zugrundegehen manch einer schönen Kiefer. Jede Wespe legt an die frischen jungen Nadeln 80 bis 120 Eier. Aus diesen kriechen in circa 8 Tagen junge Raupen aus, welche, dicht gedrängt an den einzelnen Zweigen sitzend, sofort ihr Zerstörungswerk beginnen und zwar mit einer geradezu erstaunlichen Energie und Gefräfsigkeit , so dafs der Unrat der Tiere als grüne Masse oft fingerhoch den Boden bedeckt. In dieser Weise fressen die Raupen, welche ein schmutzig-gelbes Aussehen haben, vier Wochen lang fort, bis sie ihre vollständige Gröfse (ca. 3 cm) erlangt haben, um sich dann in bohnengrofse, schwarz- graue Kokons zu verpuppen. Letztere findet man überall an Bäumen, Lauben, Mauern etc., doch immer in einer bestimmten Höhe. Nach einiger Zeit entschlüpfen aus diesen Kokons wiederum eierlegende Wespen, welche sich nur kurze Zeit ihres Daseins erfreuen. Dieser Vorgang wiederholt sich drei- bis viermal in einem Sommer. Die Vertilgung dieser Schädlinge ist insofern eine schwierige zu nennen, weil sich die Tiere nur in den äufsersten Gipfeln der Kiefern auf- halten. Nur wenige durch Zufälligkeiten herunter- gefallene Raupen findet man unten auf der Erde oder am Stamm der Kiefern wieder in die Höhe kriechend vor. Diese kann man durch Fang- gürtel oder Raupenleim abfangen. Doch was ist das im Verhältnis zu den Millionen, welche un- gestört in den Kronen der Bäume lustig ihr Wesen weiter treiben. Die einzige Möglichkeit, diesen Insekten gründlich beizukommen, besteht in der massenhaften Vernichtung der Kokons. Nach dem übereinstimmenden Urteil er- fahrendster Fachmänner kann dies nur durch das scharenweise Heranziehen von Staren und Meisen geschehen, welchen die Kokons ein willkommenes Futter sind. Um nun diese Vögel heranzulocken und dauernd zu halten, müssen Nistkästen in ge- nügender Anzahl angebracht werden. Bei dem nicht zu unterschätzenden Schaden, welchen diese Afterraupen anrichten, möchte ich jedem Gartenliebhaber, ganz besonders aber den Land- schaftsgärtnern dringend raten, die Anbringung solcher Nistkästen nicht zu versäumen. Auch an anderen Koniferen habe ich beobachtet, dafs diese Raupen ihr Zerstörungswerk begonnen hatten. W. Liebs, Gartentechniker, Schöneberg. zu geben, um so mehr, als diese schönen, kulturwürdigen Pflanzen des Warmhauses meistens nur in zwei Arten vertreten sind und mit ihren zahlreichen Formen in den Gärten unter allerlei Artbezeichnungen laufen. Die von Schott aufgestellte Gattung ist in ihrem Äufseren recht gut charakterisiert durch ein büscheliges Wachstum der lang überhängenden, schmalen, einfach gefiederten Wedel, die einem sehr verkürzten Stamme ungegliedert angefügt sind. Bei manchen Arten weist dieses aufrechte Rhizom noch schnur- förmige, fein beschuppte Ausläufer auf, die bei einigen Arten fleischige Knöllchen tragen. Diese Knöllchen sind einer- seits Reservestoffspeicher, andererseits dienen sie zur Fort- pflanzung. Die Wedel sind mehr oder weniger kurz gestielt, von meist mehrjähriger Dauer mit unbegrenztem Spitzen- wachstum. Die Fiedern der ^/g — i^/^ m langen Wedel sind schmal, lanzettlich, gekerbt, sitzend, im Alter oder beim Trocknen im Herbarium sich scharf abgliedernd. Die Kon- sistenz ist im allgemeinen derb, bei manchen sogar lederig, bei einigen, z. B. Bausei, dagegen zart häutig. Die Nervatur ist fiederig, die seitlichen Nerven sind gegabelt, und der obere Farne. Die Gattung Nephrolepis. Von Bernh. Othmer, Universitätsgärtner, Rostock. (Mit Abbildungen nach phologr. Originalaufnahmen.) Ils dürfte vielleicht angebracht sein, eine Übersicht der Nephrolepis-Krien unserer Gärten Nene Echinacea-Hybriden. Nach Pflanzen der Firma Köhler & Rudel, Wmdischleuba-AItenburg, für die ,Gartenwelt" phutographisch aufgenommen (Text Seite 28). 30 Die Gartenwelt. V, 3 Neplirolepis cordifolia. Überseite und Unterseite. der beiden Gabelzweige trägt gewöhnlich die Fruchthäufchen, die Sori. Bedeckt werden diese von dem in den meisten Fällen nierenförmigeu, manchmal auch fast kreisrunden Schleier- chen, dem Indusium. Auf der Oberseite der Wedel ist die Insertion der Sori durch kalkige Tupfen angedeutet. Auch bei der Gattung Nephrolepis macht sich die grofse Anpassungsfähigkeit und Veränderlichkeit der Farne recht be- merkbar. Ihre wenigen, aber weitverbreiteten Arten weisen bei aller Einförmigkeit in ihrer äufseren Erscheinung doch eine so grofse Menge von Varietäten und abweichenden Formen auf, Übergänge zwischen den einzelnen Arten sind so häufig, dafs es oft kaum möglich ist, die- selben voneinander scharf abzugrenzen. Die beigefügten Ab- bildungen, nach photo- graphischen Aufnahmen eigener Herbarexemplare angefertigt, werden wohl die Eigentümlichkeiten der einzelnen Hauptformen kennzeichnen und viele beschreibendeWorte über- flüssig machen. Alle Nephrolepis sind epiphytisch auf Bäumen, oder an moosigen Felsen wachsende, in den Tropen der alten und neuen Welt weit verbreitete, mehrjährige, krautige Pflanzen. Im folgenden habe ich mich bemüht, eine über- sichtliche Darstellung der .Arten und ihre Formen zu geben. A. Fruchthäufchen in zusammenhängender Linie, randständig. 1. Nephrolepis acutifoKa Desv., syn.: '>^- ^ ; Lindsaya lanuginosa Voll., Isoloma laiiuginosa y J. Sm. Wedel auf kriechendem Rhizome '■' gehuschelt: mit kurzem, lo — 15 cm lan- ,^ gern Stiele, 0,40 — 0,75 m lang. Spindel reich behaart. Fiedern dick, lederig, rechteckig, zugespitzt, aufwärts gebogen und wenig gekerbt, fertile Fiedern in höherem Mafse als die sterilen, etwa 4 cm lang bei °/j cm Breite. Nerven ge- gabelt, am Rande das ununterbrochene, gleichsam in demselben eingesenkte Band der Fruchthäufchen tragend. Im malayischen Gebiete verbreitet, ebenso im tropischen Afrika. B. Fruchthäufchen getrennt, vom Rande entfernt. 2. Nephrolepis cordifolia Bak. Wedel gehuschelt, kurz gestielt, etwa 80 cm lang bei 6 cm Breite. Spindel gelblich braun, gerieft, oberseits mit nur geringen Schuppenhaaren bekleidet. Fiedern etwa rechtwinklig abstehend, am Grunde etwas schief herzförmig, stark häutig, Nephrolepis exaltata. am Rande gekerbt, an der Spitze wenig Unterer Teil eines Wedels, tiefer als am Grunde, im allgemeinen Unterseite. schmal-rechteckig mit kurz abgerundeter Nephrolepis Duffii. Spitze. .Sori klein, rundlich, vom Rande ziemlich entfernt, fast in der Mitte zwischen Nerv und Rand. a) var. tuberosa Bak., syn. : N. tuberosa Presl, N. imbricala Kaulf. Gröfsenverhältnisse etwa die der Stammform, Fiedern jedoch etwas tiefer gekerbt. Struktur des Blattes ziemlich derb. Sori etwas mehr sichelförmig. Die beschuppten Aus- läufer des Rhizoms tragen fleischige KnöUchen von der Grofse einer mäfsigen Haselnufs. b) var . philippinensis hört. Kleiner und zierlicher wie die Stammform. Wedel zwischen 50—60 cm lang und 3 — 5 cm breit. Spindel dunkler braun und stärker beschuppt. Struktur dünner und häutiger. Fiedern schma- ler, dichter gestellt, und im Verhält- nis zu der Kerbung am Grunde an der Spitze tiefer gekerbt. c) var. pectinata Schott. Grofse der vorigen Varietät, im allgemeinen aber etwas länger und schmaler, da die Fiedern kürzer. Letztere sehr dicht gestellt und am Rande sehr schief herzförmig, so dafs dergröfsere Zipfel die Spindel deckt. d) var. pendula Hook. Wie die vorigen niemals Bulben tragend, Wedel breiter und länger als bei letztgenannter Form, zierlich über- hängend. Die Fiedern etwas breiter, etwas sichelförmig und gesägt-gekerbt. Diese weitverbreitete Form lebt als Baumepiphyt, sowie auch gelegentlich als Humuspflanze in den Tropen beider Hemisphären. Im nördlichen Indien, im tropischen Australien und Neuseeland, in Ost- und West-Afrika und ebenso im tropischen Amerika, von Mexico über die Antillen bis zum südlichen Brasilien verbreitet. Nephrolepis Duffii Th. .Moore, von den Herzog Vork-lnseln im nördlichen Australien, ist vielleicht nur eine Form von N. cordi- folia, deren Fiedern reduziert sind, in ähnlicher Weise wie bei Athyrium filix femina var. Frizellae, und deren Spindel eigentümlich unregelmäfsig gegabelt ist. 3. Nephrolepis exaltata Schott. In jeder Hinsicht ist diese Art kräf- tiger und stärker als cordifolia, so- wohl in Bezug auf die Gröfsenver- hältnisse als auch auf die Struk- tur. Die Wedel sind etwas ge- stielt, erreichen Meterlänge bei 8 — 9 cm Breite. Die Spindel ist kräftig, hell- bis dunkelbraun, fast ohne jede Schuppenbeklei- Nephrolepis exaltata var. Barteri. Teil eines sterilen und Teil eines fertilen Wedels. \ V, Die Gartenwelt. 31 düng, höchstens einige Anflüge davon in der Jugend. Die Fiedem stehen nicht so dicht wie bei N. cordifolia, sind derber, glänzender, am Grunde stark schief herzförmig, der obere Lappen ist oft in ein starkes Ohr ausgezogen. Die Grundform der Fiedem ist mehr sichelförmig mit der Krümmung nach der Wedelspitze hin. Der Rand ist gleichmäfsig gekerbt. Die Sori sind gröfser als bei cordifolia, stehen nahe dem Rande, das Indusium ist aus- gesprochen nierenförmig. a) var. platyotis Kze. ist eine verhältnismäfsig kurzwedelige, aber breitere Form mit starker Entwicklung des oberen Ohres. b) var. Barttri hört, ist eine sehr hübsche und interessante Form, die in mancher Beziehung an N. acutifolia Dav. erinnert. Ausstellungsberichte. Die Ausstellung der deutschen Dahlien-Gesellschaft in Frankfurt a. M. vom 14. bis 16. September.*) Von Alb. Ortmann, Handelsgärtner, Nürnberg. II. Die Blütengalerien des Frankfurter Falmengartens, mit ge- wölbtem Glasdach bedachte Hallen, lehnen sich an die Ost-, Nord- und Westseite des grofsen Palmenhauses. Reich mit Epheu be- rankte Dachträger, zwanglos auf den Tabletten verteilte dekorative Palmen und andere Pflanzen, nahmen in Verbindung mit den Nephrolepis exaltata. Im botanischen Garten zu Jena fiir die „Gartenwell" photographisch aufgenommen. Kleiner als die Stammart, Wedel 60 cm lang, 5—6 cm breit. Fiedem von dicker Konsistenz, wenig gekerbt und geöhrt, stark zugespitzt, sichelförmig. Sori nach dem Rande und recht dicht stehend. Aus West-Afrika stammend. In den Gärten werden N. cordifolia und exaltata recht häufig miteinander verwechselt, während ihre Varietäten mit selbständiger Artbezeichnung gepflegt werden. Ist auch die scharfe Trennung beider Arten schwierig, zumal da noch Übergangsfornien vor- handen sind (wie mir auch eine solche aus dem grofsherzoglichen Hofgarten zu Karlsruhe vorliegt), : so wird aber jeder, der die Pflanzen im lebenden Zustande vor sich hat und beobachtet, die- selben stets leicht unterscheiden. (Schlufs folgt.) hübsch dekorierten beiden Eckübergängen — welche jeder Halle den Schein eines in sich abgeschlossenen Ganzen vermitteln — der Ausstellung die einer derartigen SpezialVeranstaltung oft an- haftende Einförmigkeit. Überhaupt verriet die gesamte Auf- stellung die geschickte Hand des feinfühligen Dekorateurs, der es versteht, die Eigenart des einzelnen Ausstellers unverkümmert dem Ganzen zu einem harmonischen Gesamtbild einzufügen. Für den Besucher bot die Ausstellung daher mit ihren wechselnden Bildern, vielseitigem Ausstellungsmaterial an Blumen aller Art, Gehölz- und Fruchtzweigen und mit ihren vollendet schönen Bindereien mannigfaltige Abwechslung und reiche Genüsse. Leider *) Siehe auch No. 52, Seite 620, des vorigen Jahrg. 32 Die Gartenwelt. V, 3 war der Besuch nur ein sehr mäfsiger, wohl infolge des Umstandes, dafs aufser dem Tages-Eintrittsgeld von Mk. i.— für den Garten noch 50 Pf. für die Ausstellung extra erhoben wurden, und ich beobachtete vielfach, dafs selbst ein grofser Teil der Abonnenten und Besucher des Gartens sich zu der zweiten Ausgabe nicht entschliefsen konnten; ob jener gute alte Frankfurter Recht hat, der sich drastisch dahin äufserte, dafs die Herrschaften mit ihren kostbaren Toiletten in der Ausstellung nicht genügend zur Geltung zu kommen, ja vielleicht etwas gedrückt zu werden fürchteten, lasse ich dahin gestellt, jedenfalls hätten sich Wege finden lassen — etwa durch Veranstaltung billiger Tage — um der grofsen Masse des Publikums die Ausstellung zugänglich zu machen. Trotz des zur Stelle geschafften reichhaltigen und durchweg guten Materials blieb es dem Kundigen nicht verborgen, dafs viele Aussteller dasselbe nur schwer zusammengebracht hatten, da vielerorts andauernde Trockenheit den Flor der stark ver- mehrten neuen Sorten zurückhielt, wie auch manche andere Sorten erst gegen Ende September mit schönen Ausstellungsblumen herauskommen, es dürfte sich daher für die Folge wohl empfehlen, die Ausstellung zehn bis vierzehn Tage später stattfinden zu lassen. Ich führe die dürftige Vertretung der schönen Severin- schen vorjährigen Sorte „H-^t/. Hanke", sowie der schönen „Sonnen- strahkn^'' von Max Deegen, und anderer guter Sorten lediglich auf diese Verhältnisse zurück. Dennoch enthielt die Sammlung von Max Deegen-Köstritz wiederum eine Reihe schöner Sachen in delikaten Farben, alles ausgesprochene Töne von wunderbarer Tiefe und Schmelz; die Farben sind besonders Deegens starke Seite, während die Formen hier und da noch zu wünschen übrig lassen, man bemerkt aber alljährlich bedeutende Verbesserungen und wir dürfen von diesem jungen Züchter noch vieles erwarten. Da ist zunächst „ Viola", von tadelloser kräftiger Form, tief- dunkel-purpurkarmin, eine hervorragende Schönheit; sodann ^Leuchtfeuer" , eine grofse, gut gebaute Blume in leuchtendem fast reinem Rot mit einem ganz leichten Stich in Gelb; ferner „Libelle", von schwer zu beschreibender, durchaus neuer Farbe, etwa hell- purpurviolettrosa — levkojenhellblau — in der Fonn wohl etwas derb, aber doch sehr schön. „Elfe", von schönem, reinem Kanarien- gelb mit leichten, feinen Blumenblättern, ist leider in der Mitte noch nicht genügend ausgefeilt. „Ihius", ebenfalls reingelb und sehr wirkungsvoll, ist ziemlich grofs, regelmäfsig geformt, aber nicht von reinem Kaktusbau, trotzdem aber wunderschön. Tölk- haus-Broxten i. W. (ein Liebhaber, dem wir unter anderen die für Landschaftszwecke, besonders für Solitärpflanzungen, äufserst wertvolle „Strahlenkrone" verdanken) bringt in diesem Jahre einige besonders schöne Sachen. Annehmbar davon scheint „König Humbert" (das „Andenken an" bitte ich mir zu schenken) fast schwarz, seidenartig glänzend, die Blume ist mittelgrofs und ziem- lich feinpetalig; auch „Graf B'ulow" scheint gut zu sein, es ist eine ansprechende, feinpetalige Blume, leuchtend dunkel-purpurrosa; ferner gefällt mir „Gazelle", leicht gebaut, von guter Form, gelb mit gemsenfarbenem Schein; ebenso auch „Transvaal", von etwas grober, aber guter Form in tiefem, feurigem Dunkelrot ; sodann sei noch erwähnt „Li-Hung-Tschang^ , eine voraussichtlich von Binde- künstlern ob ihrer Farbe begehrte Sorte in stumpfem Ledergelb, die Form ist etwas derb, doch darauf legen die Binder eigentlich weniger Wert. Von den vorjährigen Neuheiten der Firma Nonne&Hoepker- Ahrensburg scheint „Wieland" ihrer eignen Farbe wegen geschätzt zu sein, sie geht aus tief-dunkelbraunem Grunde in Rosa über, ist mittelgrofs von regelmäfsiger, schwacher Kaktusform. Einer Neu- heit von H. Kohlmannslehner-Britz „Nymphaea" , noch nicht im Handel, fehlt jede Form, sie erinnert an die alten camelUaeflora, auch die Farbe, ein unklares Gemisch von rosa, gelblich und weifslich, spricht keineswegs an. Alles was neu ist, ist noch lange nicht gut. ^Palästina" dagegen, die vorjährige Einführung desselben Ausstellers, ist eine schön geformte, wundervoll tief- sammtig-purpurviolette Sorte, welche eine weitere Verbreitung verdient. G. Bornemann- Blankenburg, dessen ausgestellte ge- füllte Knollenbegonien wundervolle Fonnen und prächtige Farben besitzen, bringt eine Züchtung „Oda", eine grofse, leuchtend violett- rosa Blume mit helleren Spitzen, Form etwas massiv. Die Neu- heiten von Gleitsmann-Genthin waren auf dem Transport an- scheinend stark mitgenommen und deshalb schwer zu würdigen, gut scheint „Undine" zu sein, reines Dunkelrot, etwas grobe, aber doch gefällige Form; im allgemeinen erscheinen mir hier die Formen noch sehr verbesserungswürdig, ebenso wie diejenigen der Züchtungen von C. Grafs -Mariendorf. W. Pfitzer- Stuttgart brachte halbgefüllte, ziemlich grofs- blumige -Sorten mit Namen in ansehnlicher Zahl ; ich niufs gestehen, dafs mir in Dahlien entweder einfache in tadelloser Vollkommenheit, wie z. B. die im vorigen Jahr von Th. Mönch jun. in Leipzig ausgestellten wundervollen Blumen, oder gefüllte in schönen, edlen Formen gefallen, wenn wir diese beiden Extreme pflegen, haben wir ein weites Feld, halbgefüllte aber bringt jede Aussaat Qo"/,, und wollten wir damit arbeiten, würden wir bald darin ersticken. Mit vortrefflichen Neuheiten traten wiederum Goos & Koenemann-Nieder-Walluf heraus; diese Firma brachte nur das durchaus Tadellose und hervorragend Schöne, ihre Züchtungen waren in Formen und Farben vollendet, und wem daran gelegen ist, der mag sich der Thatsache freuen, dafs diese deutsche Firma den ersten ausländischen ebenbürtig zur Seite steht. Ich kann nicht darüber hinweg, ohne mit einigen Worten der mit feinem künstlerischem Geschmack ausgeführten Aufstellung der fast die ganze Westhalle einnehmenden Einsendungen dieser Firma zu gedenken. Freundliche Herbstastern, Helianthus verschiedener Sorten in verschwenderischer Fülle und ein umfangreiches Sor- timent riesenblumiger Canna, wertvolle Neuheiten eigener Zucht enthaltend, vor einem Hintergrund stolzer, graziöser Eulalien füllten den mit einem plätschernden Springbrunnen geschmückten Eck- übergang. Leichter, flotter, mannigfaltiger Staudenblumenschmuck, an sich eingehender Betrachtung wert, deckte den Hintergrund der Langseiten, und unterbrach sie mit durch das Material scheinbar bedingten leichten Ausbuchtungen. Daran schlössen sich die einzelnen Dahliensorten in gröfseren Trupps, in schönster, aller Effekthascherei abholder Farbenzusammenstellung, zarten Übergängen und blendenden Kontrasten. Zwei Gruppen schöner Topfdahlien, meist Neuheiten, füllten die Mitte der Halle aus, an welche sich, den Eintretenden sofort fesselnd, ein Tableau von schwarzem Sammet lehnte mit einer wundervollen weifsen Neuheit eigner Zucht: „Siegfried". Fürwahr, das ist eine dem edlen, hör- nenen Recken Siegfried würdige Blume. Ziemlich grofs, milchweifs, mit langausstrahlenden, kräftigen, wie von Künstlerhand geformten, scheinbar geröhrten, an der Spitze leicht gebogenen Blumen- blättern ist die tiefe Blume von tadelloser Vollkommenheit. Eine weitere ausgezeichnete Neuheit ist „Sindold" , eine mäfsig grofse, ziemlich dicht, aber gut strahlig gebaute Blume mit gerade ab- stehenden Blumenblättern, aus der weifsen Mitte in ein zartes Lilarosa auslaufend. Auch „Giselher" erscheint mir wertvoll, einmal wegen ihrer eigenartigen, leichten Fonn, die Blume besitzt fast kein festes Zentrum mehr, dann aber wegen ihrer Blühwilligkeit, sie blühte schon an der ausgestellten Topfpflanze in reicher Fülle, Farbe rötlich, orange Grund in Karminviolett auslaufend. Zwei weitere diesjährige Neuheiten: „Dankivart", von leichter, echter Kaktusform mit rubinrotem Grund, zart heliotrop überhaucht, und „Hunold", kräftige, rötliche Kupfer- oder Lachsfarbe bei gutem Bau, dürften ebenfalls weitere Verbreitung finden. Unter den V, 3 Die Gartenwelt. 33 noch nicht benannten neuesten Züchtungen erregte eine in einem Glaskästchen verwahrte Sorte, an „LonUy^' oder „Brema^ in der Fomi erinnernd, kräftig rosa mit heller, kremefarbener Mitte, be- sondere Aufmerksamkeit. Die zahlreich zur Schau gestellten ausländischen Neuheiten erschienen fast ausnahmslos als tadellose Formen ; sie sind vielfach leichter gebaut wie die deutschen, und oft vollkommener, sie nähern sich in einzelnen Sorten sehr den Chrysant/iemum -Tormtn. In Bezug auf niedrigen Wuchs und Blüh Willigkeit sollen sie sich den besten Neuheiten der letzten beiden Jahrgänge allermindestens gleichwertig anschliefsen, und das sind die wesentlichsten Eigen- schaften, welche ihrer Verbreitung die Wege ebnen. An erster Stelle nenne ich hier „Mrs. J. J. Crcnue'-^, mittelgrofs, herrlich leicht und tief gebaut, rein hell-kanariengelb, sie soll reich und hoch über dem Laub blühen. In Schwarzbraun erscheint mir die schon in Leipzig in vereinzelten Blumen gezeigte „Ranß-^ wertvoll, die feine Form der tief- dunkelbraunen Blüte mit ihren edlen, lang und spitz ausgedrehten Blumenblättern spricht sehr an, und wenn die diesjährige „Onck Tom^^ sie noch übertreffen soll, so könnte das nur im Wuchs und in Blühwilligkeit der Fall sein. \'on den roten Sorten wird ^Progmitor'* sich einbürgern, ihre Form ist trotz der an den Spitzen gespaltenen Blütenblätter eine hervor- ragend schöne, verbunden mit einem prächtigen, ausgesprochenen, leuchtenden Karmin; auch „J/rj. Carter Page'-'- ist eine schöne, mattfeuerrote Sorte von tadellosem Bau mit leicht nach innen gekrümmten Blumenblättern. Unter den zahlreichen mischfarbigen Sorten in rötlich -gelblich besitzt „Lodstone'^ einen auffallenden, aparten Ton in Feurig -lachsorange, die Blume ist grofs, etwas leichter gebaut wie ^^Britannla^ mit leicht spiralig gedrehten Blumen- blättern, sie soll auch reich und frei über dem Laub blühen. Die bereits dem Namen nach weit bekannte „Greens IV/iiie^' stand an verschiedenen Stellen zur Schau, scheint aber launenhaft zu sein, da die wohl gut geformten, reinweifsen, etwas massiven Blumen überall Neigung zeigen, in der Mitte einen sogenannten Putzen zu bilden; sie ist jedenfalls noch erst weiter zu prüfen. Eine schöne, einnehmende Erscheinung ist „Ze/t/iyr", eine grofse, lockere, kräftig gebaute Blume von schönem, mattem Rosa, sie ist für Ausstellungszwecke sehr wirkungsvoll, soll aber versteckt blühen. Ihrer guten Formen halber seien noch erwähnt ^Emperor^ ^ leuch- tend himbeerfarben ins Violette spielend, und „Mayor Tuppeney'^ mit gelblichem Zentrum, in ein kräftiges, stumpfes Zinnoberrot über, gehend. Wenn ich dann noch „Innovation^' nenne, eine zweifarbige Sorte von wirklicher Schönheit und guter, feinstrahliger Form, leuch- tend karmesin mit reinweifs, ähnlich ^Araclme", nur weit schöner, so begeistere ich mich damit noch nicht für alle mehrfarbigen und scheckigen Sorten, deren eine erkleckliche Zahl ausgestellt waren, und deren eine den stolzen Namen „Kaiser Friedrich'^ trägt, der das gewifs nicht verdient hat. — Von den Neuheiten des laufenden Jahres scheinen sich vor allen zu bewähren: „Countess of LomdaW-', lachsrot mit rosa und karmin; „Captain Broad", feurig Scharlach; „Albelungen" , in der Farbe etwas schwankend, stumpf bis feurig karmesinrot; „Kxquisite" , rötlich -orange; „Magnißcenf^ , hell-lederfarben ; „Sonnenstrahlen"-, gelb mit weifsen Spitzen; „IVwe. Haake", zart lilarosa, und „Firetrand" , tiefes, leuchtendes Feuerrot. Die Einführungen der weiteren zwei zurückliegenden, an trefflichen Sorten reichen Jahrgänge haben sich zum gröfsten Teil gut be- währt. Formen, Farben, Blühwilligkeit und niedriger Wuchs sind in ihnen gegen früher wesenüich verbessert, sie erfreuen sich schon ansehnlicher Verbreitung und sind in allen ausgestellten Sortimenten zahlreich vertreten. Überall sieht man „Mrs. Dickson" , zartrosa; „Might"-, dunkelbraun, extra; „Alfred J'asey", zinnoberrot; ^Britannia'-' , lachsrosa; „Mary Strvice" , dunkel-lachsrosa; „Ruby'-', rubinrot mit helleren Spitzen; „Octopus'-' , eigen geformt, weifs; „Mrs. John Goddard'', dunkelrot; „Kingfisher" , leuchtend rosakarmin; „Charles Woodbridge'-' , herrlich karmin ; „Hohenzollern" , „King of Siain" , dunkelpurpurkarmin; „Ethel'^ , gelb; „Island Queen", fliederfarben; „Keynes' White'-'; „Austin Cannel", rosarot mit heliotrop; „Beatrice", rosa; „Slarfish", korallenrot; „Brema", rosa; „Standard Bearer'-', rot, und „Konigin Wilhelmina'^ , tief dunkelrot. In Schnittblumen und Herbstflorsachen war manche wert- volle, seltene, neue und interessante Erscheinung zur Stelle. Eine sortenreiche Sammlung Phlox decussata in prächtigen Abtönungen von hervorragendem Schnitt- und Dekorationswert enthielt die Abteilung von Goos & Koenemann, an welche sich Gaillar- dien, Lilien, Montbretien, Gladiolen, Pyrethrum hybr., Doronicum, /■/wa/w-Fruchtstände, Herbstastern, Helianthus, Skabiosen u. s. w. anschlössen; unter den zahlreichen Anemonen-Sorten fielen beson- ders „ Coupe d'argent" und „Königin Charlotte" auf, erstere reinweifs, letztere zartrosa, beide halbgefüllt; ferner fanden sich hier die kleinen, unscheinbaren Blumen der heute besonders interessanten Ahnen unserer heutigen Dahlien : Bidens atrosanguineus (syn. Dahlia Zimapani), dunkelrot, und Dahlia glabrata, rosafarben. Sodann sah man die seltene Actaea (Cimicifuga) japonica mit ihren zierlichen, langen, weifsen Blütenständen und die höchst dekorative Liatris spicata, deren lang aufragende, dicke, blauviolette Ähren von oben nach unten verblühen. Unter den Einsendungen von W. Pfitzer- Stuttgart fielen neben den schönen Cantia, Tritoma, Pentastemon, Delphinien etc. ein Kistchen mit vorzüglich gefransten einfachen Knollen-Begonien- blumen und ein Sortiment zartgefärbter Ceanothus azureus in duftigen Tönen — rosa, lila, hellblau — auf. Henkel- Darmstadt brachte neben ähnlichen Sachen hochinteressante Wasserpflanzen, Sagittaria japotiicafl.pl. mit grofsen, weifs gefüllten, Primeln sehr ähnlichen Blumen, und die fast winterharte Pontederia cordata mit zartlila Blütenschäften. Stakemann- Frankfurt stellte grofsartig schöne Rosen aus in den besten Schnittsorten: „La France", „Testoui", „Kaiserin", „Belle Siebrecht", „Paul Neyron'^ und „Niel" \ in diesem Bunde fehlt nur noch, zum gröfsten Kummer aller, eine gleich- wertige, im Herbst reichblühende, dunkle Sorte. Wertvolle Ein- sendungen waren ferner noch die reichen Sortimente abgeschnitte- ner buntlaubiger und Fruchtzweige der Baumschulen Chr. Neder- Frankfurt und S. & J. R i n z - Oberursel. Die Dahlie in all ihrer Farbenpracht ist und bleibt ein gefährliches und sprödes Bindematerial, und nur eine diese ganz beherrschende Künstlerhand mit feinem Gefühl für Eigenart, Anpassungsfähigkeit und Farbenstimmung vermag mit ihr Grofses zu schaffen und sie der Königin Rose und den abenteuerlichen Gebilden der Orchideen gleich wirkungsvoll zu verarbeiten. Nach dem, was man gelegentlich früherer Dahlienausstellungen an Bindereien sah, wirkten die hier zur Schau gestellten Arbeiten doppelt herzerquickend. Kleine Fächerdekorationen von wenigen einfachen Dahlien mit einem dazu gestimmten Bande stellte Röthke-Frankfurt so leicht und schön her wie seine grofsen Dekorationsstücke, unter welchen mir ein Phantasiestück für eine Braut, ein längliches gebogenes Gestell, geradezu zierhch mit „/Var^"- Blumen, etwas Asparagus, einem Maiblumen- und einem Myrtentufif garniert, als ein Kabinettstück galt. Daneben waren einige rundgarnierte Kränze wundervoll gearbeitet, dieselben wirk- ten doppelt schön, als sie auf mit dem jedesmahgen Material abgestimmten Sammettableau ausgestellt waren; leichtgestellte Blumen, wenige Begonien- und 0-»to«-Blätter, einige Epheuspitzen und etwas Asparagus war alles. Dabei gelangten nur ganz alte Sorten zur Verwendung, deren einzige Vorzüge ihre aparten Far- ben sind, wie „La perle du parc" , „Countess of Pembroke" , je in einem Kranz, und „Germania" und „Reverend Lovelace" vereinigt in einem dritten. Höchst originelle Stücke stellten die garnierten Kürbisse 34 Die Gartenwelt. V, 3 dar; sie waren mit wenigen gelben Blumen {„Mrs. Turner^), einigen rötlichen Cro/ow-Blättern, Zweigen von Prunus Pissardii und etwas Asparagm plötzlich durchaus salonfähig gemacht. Mit mehr oder weniger grofser Meisterschaft sahen wir überall die Dahlien ver- arbeitet, sei es als Tafelgarnitur (Heinr. Berg- Frankfurt), wozu „Kuby" und „Robert CanneW^ verwendet wurden, welche in einem wirkungsvollen Kontrast zu dem Tafelsilber standen ; sei es als drei leicht besteckte Aufsätze, einige leicht gefüllte Gläser, oder wenige Blumen in Ranken von leichtem Grün über die Tafel verstreut, so- wie an das herabhängende Tischtuch gesteckt und der reizendste Effekt ist gelungen. Oder nahmen wir die verschiedenen Phantasie- stücke desselben Ausstellers in Augenschein, unter welchen ein hoch- bügeliger Korb mit „Pearl"- Blumen und wenigem, leichtem Grün wunderbar schön war, wie auch ein anderer länglicher Korb mit Querbügel, ebenfalls mit „Pearl", etwas lila Gaze und passender Schleife garniert, dem sich wieder Körbe mit „Louise Victoria" in gleicher Vollendung und solche mit der lederfarbenen „Oban", etwas leichtem Grün, Epheuspitzen und schmalen Cro/ow-Blättern garnierte anschlössen. Was man mit den alten Dahliensorten machen kann, sah man an dem leicht mit „Germania" und etwas feinem Grün gefüllten Glas von Bock-Vogel, Frankfurt. Wie aber erst die neueren Sorten wirken werden, zeigte Becker- Wiesbaden mit einem Korb von „Mary Service" in Verbindung mit etwas feinem Grün. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 102. Zu welchen Zeiten sät man die versclüedenen besten Stauden für Hindere! und Topfkultur aus? Schwerkeimende Samen würden im Sommer viel Platz in Kästen be- anspruchen, während bei Herbstaussaat leichtkeimende Slaudensamen im Winter nicht unterzubringen sind. — Ein grofser Teil der leicht keimenden Stauden-Arten wird im juIi bis Anfang August ausgesät. Sie keimen meistens in 10 — 14 Tagen, und die Pflänzchen werden auf gut vorbereitete Beete ins Freie, seltenere Arten in Kästen pikiert. Bei guter Pflege werden die Pflänzchen bis zum Eintritt des Winters stark genug, um denselben zu überdauern. Zum Schutz gegen das öftere Auf- und Zufrieren im Februar und März, namentlich wenn kein Schnee liegt, bedeckt man die Pikierbeete mit Tannenästen, unter denen sich die Pflanzen sehr gut halten und nicht losfrieren. Diese Methode hat den Vorteil, dafs die so erzogenen Pflanzen im kommenden Jahre vollständig blühen und frisch geernteter Samen verwendet werden kann, allerdings nur bei solchen Arten, welche bis Mitte Juli abgeblüht haben. Sät man solche Samen im Frühjahr, wo man ohnehin vielerlei zum Aussäen hat, so hat man wohl einige Monate Kulturzeit mehr, aber die Pflanzen blühen doch meist erst im kommenden Jahre ebenso wie die im Juli ausgesäten. Im Frühjahre müssen allerdings die pikierten Pflanzen auf gröfsere Entfernungen verpflanzt werden. Erhält man die Samen der leicht keimenden Arten aber erst im Herbst, so säe man lieber erst im Frühjahre aus, denn es ist nicht praktisch im Oktober gekeimte Samen gut durch den Winter zu bringen, man kann es wohl bei Seltenheiten oder kleinen Mengen thun, einen Vorteil hat man dabei aber nicht, man riskiert nur den Verlust der Pflanzen während des Winters. Schwerkeiniende Slaudensamen säe ich, sobald ich sie erhalte, in Kistchen, welche alle ein und dieselbe Gröfse haben und stelle diese dann in einen tiefen Kasten zu 8 bis 10 Stück genau übereinander, in welcher Weise sie sehr wenig Platz einnehmen. Auch eine dazu eingerichtete Erdgrube ist sehr praktisch, wenn man alle Jahre solche Aussaaten zu machen hat. Die Etiketten werden an die äufseren Kistenwände genagelt. Starker Frost darf solche Samenkistchen nicht treffen. Man läfst diese ganz ruhig übereinander stehen bis gegen Frühjahr. Dann stellt man die Kistchen auseinander in provisorische Kästen unter Fenster. Aus den meistens schon vor- gekeimten Samen entwickeln sich die Pflänzlinge sehr schnell, wenn der Same überhaupt keimfähig war. Die gleichmäfsige Erdtemperatur in den übereinandergestellten Kistchen übt einen wohlthätigen Einflufs auf die schnelle und sichere Keimung schwer aufgehender Samen ans. Diese Methode, welche zudem wenig Platz beansprucht, ist für die feinsten wie seltensten Samen mit gutem Erfolge anwendbar. St. Olbrich, Baumschulen-Chef, Zürich. — Mit folgenden Stauden für Schnittzwecke, welche Mitte Februar im Hause in Schalen gesät wurden, habe ich recht gute Erfolge gehabt; die Schalen nehmen auch nur wenig Raum fort. Nach dem Aufgehen werden die Pflänzchen in Schalen pikiert, diese kommen alsdann auf einen lauen Frühbeetkasten, verlangen dann aber bei gutem Wetter fleifsiges Lüften, verbleiben darin bis Mitte Mai, zu welcher Zeit sie, genügend abgehärtet, an Ort und Stelle gepflanzt werden. Zu erwähnen ist noch, dafs ein grofser Teil der im Frühjahr gesäten Stauden noch im Herbst blüht, auch ist nicht aufser acht zu lassen, um ein gutes Aufgehen zu erzielen, die angesäten Schalen nicht zu warm zu halten, 10 — 12 Grad C. dürften nach meiner Erfahrung am besten sein. — Ich halte folgende Arten und Sorten: Asparagus verticillatus, i. Gaillardia hybr. grdß., Chry- santhemum tnax, ßliferutn und „ Triumph" , Thalictrum adianlifoL, Aruncus silv. var. Kneif fii, 2. Dahlia scapigera, Asclepias tuber osa, Chelone hybr., Centaurea ruthenica, 3. Coreopsis grdfl., Delphinium Zalil, sulph., chin., grdfl. und hybr., some formosum, Digitalis grdfl., Echinops Ritro, Erigeron auranliacum und speciosum süperb., Eryngium plamim, giganleum, spinalbum, Gypsophila panic, Pleuchera sanguinea, alba, Ilesperis malronalis, 4. Iberis sempervirens, kann durch Stecklinge vermehrt werden, Inula glandulosa grdfl., macrocephala, Lathyrus latifol. perennis, latifol. per. alb., 5. Lupimis polyphyllus, Papaver Orientale, Phlox panic, Physalis Alkekengi, Francheti, Scabiosa caucasica, TroUius hybr., liegt lange, Aquilegien div. Sorten. No. I — 5 können auch mit Vorteil im Frühjahr im warmen Kasten zugleich mit Sommerblumen ausgesät werden. Th. K. in A. — Alle schwerkeimenden Staudensamen sät man am besten sofort nach der Reife aus, sonst im Januar im temperierten Haus in Pikierkästen. Man mufs recht bald pikieren und so zeitig wie möglich auf lauen Kasten nochmals vereinzeln. Wenn man erstklassige Ware erhalten will, wird man besser thun, gute Varietäten in fertigen Pflanzen zu kaufen, so haben z. B. neue Helleborus-W'jhn&^n aus Samen oft kaum so viel Wert, als der alte H. niger, während allerdings Heuchera-\r\.er>, Astern, winterharte Pcntastemon u. s. w. billiger und gleich gut aus Samen zu ziehen sind. Voigt. — Als beste Aussaatszeiten für unsere Stauden möchte ich das Frühjahr und Mitte August bezeichnen. Der letzteren Aussaatszeit gebe ich den Vorzug, da die im Frühjahr ausgesäten Stauden zu einer Zeit ins freie Land gepflanzt werden, wo in den meisten Fällen die Sonne sclion sehr brennt und die jungen, doch noch zarten Pflanzen dadurch leiden. Bei der Augustaussaat dagegen sind dieselben nach einmaligem Pikieren, Ende September, meist so erstarkt, dafs sie, wenigstens die härteren, auf Beete gepflanzt werden können und dann noch gut vor Eintritt des Frostes anwachsen. Werden sie vor Eintritt des Frostes mit Tannenreisig und trockenem Laub leicht gedeckt, so überwintern sie gut, wachsen im Frühjahr ohne Schwierigkeit weiter und entwickeln schon im ei'sten Jahr einen schönen Flor. Die zarteren Stauden oder nicht genügend erstarkten Pflanzen überwintert man am besten in einem luftigen, möglichst tiefen Kasten frostfrei. Aber auch die Samen der schwerkeinienden Pflanzen werden bis zum Frühjahr aufgegangen sein, können zeitig pikiert und noch vor Eintritt grofser Wärme aufs Beet ausgepflanzt werden. Beide Aussaatperioden habe icli schon mehrere Jahre erprobt, bin aber zu der Überzeugung gekommen, dafs der letzte- ren der Vorzug zu geben ist. Auch für Stauden zur Topfkultur dürfte das Gesagte in den meisten Fällen gelten. Da der Erfolg derselben von der guten Ausbildung und Entwicklung der Stauden abhängt, so wird es sich empfehlen, diese im ersten Jahre in nahrhafte und kräftige Erde im Freien auszupflanzen und erst im Herbst oder im künftigen Frühjahr zur Topfkultur zu verwenden. Was die Alpenpflanzen wie Leontopodium alpinum, Campanula pusilla , Sa.xifraga crassifolia, Aster alpinus, Gentiana u. s. w. anbetrifft, so können diese im Spät- herbst, etwa Mitte November ausgesät werden; eine dichte Schneedecke ist zur Einleitung der Keimung sogar von Vorteil. Wolanke, Reutlingen. Beantwortung der Frage No. 104. Ist die Vermehrung von Chrysanthemum indicutn durch aus Japan direkt importierten Saraen möglich, und wie lange behält der Samen seine Keimfähigkeit? — Die Vermehrung durch aus Japan importierten Samen von Chry- santhemum indicum ist nicht nur möglich, sondern auch ganz leicht aus- V, 3 Die Gartenwelt. 35 fiihrbar. Der Same kommt übrigens regelmäfsig seit Jahren nach Europa, und manche der neueren Sorten mögen ihren Ursprung solchem impor- tierten Samen verdanken. Derselbe hält zwei Jahre die Keimkraft, ist er besonders schwer und gut gereift, auch wohl länger, aber seltsamer- weise ist das selten oder nie der Fall. Man erhält diese Samen aus Japan in allerlei Schmutz und mit den getrockneten Anhängseln von Zungenblättern resp. Fetalen, welche sich durch keinerlei Prozedur ent- fernen lassen. Samenbau und Saraenreinigung sind eben in jenem sonst so säubern Lande noch unbekannte Dinge, und vielleicht auch ist es eben diesen vornehmen, behaarten, gewellten, gedrehten und überaus schönen Formen eigen, die Fetalen auch im trockenen Zustande an den Samen festzuhalten, damit dieselben vom Luftzuge weiter gewirbelt und zu anderen Gefilden getragen werden können. Ein sonst gediegenes Samenkulturhaus in New York wollte von mir einmal Rats erholen, wie diese Japan. Samen zu reinigen wären, ich vermochte leider keinen Rat zu geben. So aufbewahrter Samen in aller Streu und mit allen Anhängseln hält allerdings besser die Keimkraft, als der in Europa geerntete und gereinigte. Man säe den Samen, welchen man im Januar- Februar erhalten kann, sogleich aus, pikiere fleifsig, kultiviere gut, so hat man kommenden Herbst reiche und lange blühende, üppige Pflanzen. Nur aber erwarte niemand, dafs sogenannte Neuheiten gleich nach Dutzenden daraus erblühen. Man braucht oft Tausende von Sämlingen, aucli guter Abkunft, um nur eine bessere Sortimentsblume zu finden. Gerade diese Chrysanthemum haben eine unüberwindliche Tendenz zum Ur- zustände zurückzukehren. Wer aber massenhaft und rasch Schnittblumen will, wer einfache, halbgefüllte und gefüllte vielfarbige Chrysantheiiiunt wünscht, der ziehe solche Anzucht aus Samen vor, er wird seinen Zweck vollständig erreichen und manche Freude erleben. Die Japangärtner schicken ihr Auserlesenes aber auch nicht hierher, sondern behalten es für sich. C. Sprenger, Vomero-Neapel. Beantwortung der Frage No. 105. Welches Mittel soll man anwenden, um Koniferen, die im freien Grunde stehen, von der Wolllaus zu befreien? Es sind namentlich kräftig wachsende Picea americana und balsamea^ die von der Wolllaus zu leiden haben, aber nie die Picea Pichta (sibirica) und exceha. — Ein gutes Mittel gegen die Weil- oder Schmierlaus ist das wieder- holte gehörige Durchspritzen mit dem Schlauch von der Wasserleitung. Leider ist es eben nur da anwendbar, wo die letztere vorhanden ist, auch müssen die so behandelten Pflanzen die nötige Widerstandsfähigkeit besitzen, was ja bei Koniferen der Fall ist. Vielleicht thut auch eine gute Druckspritze denselben Dienst. Bei einiger Vorsicht kann man auf diese Weise sehr viele Pflanzen von der so lästigen Schmierlaus befreien, selbst bei Topfpflanzen wende ich es mit Erfolg an. Büttner, Solingen. — Das beste, billigste und wirksamste Mittel, um Koniferen von der Wolllaus zu befreien und sie dauernd rein zu halten, ist das Spritzen mit kaltem Wasser mittels Gartenspritze, doch darf nicht der Brause- kopf aufgesteckt werden, sondern der Strahl mufs möglichst ungeteilt und mit kräftigem Anschlag verabreiciit werden; mitunter ist der Ver- breitungsherd auf einzelne Juniperus , besonders Sabina und ähnliche Arten zurückzuführen, die oft ganz schrecklich unter dieser Laus zu leiden haben, so dafs vielfach nichts übrig bleibt, als solche Pflanzen auszureifsen und zu verbrennen. Auch könnte als Grundursache trockener Boden in Betracht kommen, da sowohl Picea alba (die unter americana wahr- scheinlich gemeint ist) als auch Abies bakamea (nicht Picea) feuchten Boden lieben. R. Voigt. — Als wirksamstes Vertilgungsmittel der Wolllaus ist das Zer- drücken und Abbürsten zu empfehlen, sowie das Bestreichen der Stellen mit einer mit Karbolsäure vermischten Tabakbrühe. Ich habe dieses Mittel schon mehrmals mit Erfolg gegen dieses Ungeziefer angewendet. Die Pflanzen müssen dann des öfteren nachgesehen werden, um einer etwa neu auftretenden Gesellschaft sofort mit Bürste und Pinsel den Garaus zu machen. Otto G ollmann, Obergärtner, Schönlinde. Beantivortung der Frage No. 106. Welche sind die empfehlenswertesten etwa 30 cm hohen Stauden, die sich als Vorpflanzung vor höhere Stauden eignen? — Durchblättern wir unsere neuesten Stauden-Kataloge, so treffen wir auf eine solche Menge von neuen und neuesten Züchtungen, dafs es selbst dem Handelsgärtner schwer wird, die richtige Auswahl zu treffen. Als Antwort auf obige Frage könnte man nun auch eine sehr umfangreiche Zusammenstellung bringen, doch seien als die besten und schönsten Stauden, die sich zur Vorpflanzung eignen, nur folgende an- geführt. Agroslemma hybrida Walkeri, ausgezeichnet durch weifsfilziges Laub, aus dem sich die rosenroten Blüten sehr schön abheben. — Aquilegia, insbesondere canadensis in ihren niedrigen Formen. — Aster alpiiiiis superbus, die Strahlenblüten sind schön hellblau, während die Röhrenblüten mattgelbe Färbung zeigen; Blütezeit: Mai-Juni. — Chry- santhemum maximum, eine schöne Staude, die durch ihre reinweifsen, in der Mitte gelben Blüten bald eine stattliche Anzahl von Liebhabern finden wird. Cimpanula carpatica von gedrungenem Wuchs, Blumen hellblau, blüht bis in den September. — Doronicum plantagineum cordatum und andere; ebenfalls mit schönen hellgelben Blumen, die aber sclion im April er- scheinen und dadurch besonders wertvoll sind. — Efimedium alpinum, macranthum, niveum, sulphureum etc.; sehr zierliche Stauden; sie gefallen sowohl ihrer schön geformten und gefärbten Blätter als auch ihrer eleganten Blüten halber. Der vollen Sonne wollen sie nicht ausgesetzt sein, die Pflanze wird sonst unansehnlich und bleibt in der Entwicklung zurück. — Erigeron auranliaaim mit orangefarbigen, speciosum mit hell- l)lauen Blumen; Blütezeit: Mai-Juni. — GaiUardia hybrida, besonders zu empfehlen, da ihre Blütezeit bis in den Spätherbst anhält. Für nahr- haften Boden, reichliche Bewässerung im Sommer entschädigen sie uns durch ununterbrochenes Blühen. — Heuchera sanguinea, allgemein be- kannt, sollte in keinem Garten fehlen. — Lychnis Viscaria splendetis, Blumen leuchtend violett, an langen Stielen; erscheinen im Mai. — Oenothera missouriensis, die kurze Dauer der schönen, hellgelben, glocken- förmigen Blüte wird reichlich durch die grofse Blütenmenge ersetzt; Blütezeit: Juni-Oktober. — • Phlox decussata in zahlreichen Sorten, die sich durch gedrungenen Wuchs auszeichnen. Von anderen Phlox-hri^n sind noch canadensis und ovata zu nennen. — Physalis Alkekengi behält bis spät in den Herbst ihre feuerroten, ballonförmigen Samenhüllen. — ■ Statice incana mit weifslichen, Limonium mit bläulichen Blumen. — Veronica incana, stets einen wohlgeformten Busch bildend , mit auf- rechten, blafsblauen Blütenähren, die sich im Mai und Juni öffnen. Ein zu dichtes Pflanzen an die dahinterstehenden höheren Stau- den mufs möglichst vermieden werden, denn mit der Zeit würden die kleineren Stauden unterdrückt und ihnen auch im Boden die Nahrung entzogen; wie denn überhaupt Stauden zur guten Entwicklung reich- liche Nahrung und einen freien Stand fordern. E. R. — Da eine besonders erwünschte Hauptblütezeit nicht vorgesehen, ist die Auswahl ziemlich grofs; zu empfehlen sind: Adonis vernalis, Alyssum saxatile, Anemone Pukatilla und silvestris „Elise Fellmann"' , Armeria laucheana, Arabis alpina, Aster alpinus mit Abarten, Atibrielia, alle Arten, Campanula portenschlagiana und pusilla, Delphinium nudicaule, Doronicum caucasicum, Epimedium, verschiedene, Eranthis hieinalis, Gen- tiana cuaulis, Hepatica-kii^Ti und -Formen, Heuchera- kxWn, Iberis semper- virens und gibraltarica, Iris pumila mit Farbenvarietäten, Myosotis „Nixenaage" , Oenothera missouriensis, Omphalodes verna, Papaver nudi- caule, alpinum und Varietäten, Phlox tüvalis und verna, Primula, alle Arten, Viola cornuta in Farbensorten u. s. w. Es kommen aber, z. li. für Liebhaber alpiner Pflanzen, noch eine ganze Anzahl schöner Sachen in Betracht. R. Voigt. — Nachstehend findet Fragesteller eine Aufstellung derjenigen Stauden, die sich für Vorpflanzung höherer Stauden eignen. Die nähere Beschreibung und Zeit der Blüte sind in unserem Staudenkatalog zu finden. AchiUea mongolica, A. Plarmica „the Pearl"; Anemone japonica „Brillant" und „ll'irlwind-' (die übrigen Varietäten werden 50 — 70 cm hoch); Aquilegia flabellata nana, stellata flore pleno, glandulosa vera, chrysantha alba nana; Aster dumosus, hybridus „Mad. Soymier", pyre- naeus und peregrinus ; Astilbe Lemoinei, A. Lern. ,,Plumet neigeux", A. Lern. „ Gerbe d^argent" etc. ; Hotteya japonica compacta und jap. foliis aureo- reliculatis; Campanula carpatica, blau und weifs, glomerata dahurica, persicifol. fl. pleno; Centaurea montana, blau, rosa, gelb und weifs; Del- phinium sinense pumilum -VskrieVaten, nudicaule und grandißorum (sibiri- cum); Doronicum caucasicum; Helleborus-Krten und -Hybriden; Diclytra spectabilis; Eryngium alpinum und spinal bum; Erigeron speciosum super- bum und Coulteri ; Funkia-Krien ; Geum Heldreichii und coccineum picmtm ; Helenium Hoopesii und Bigelowi; Heuchera sanguinea, sang, splendens, sang, alba etc.; Hesperis matronalis fl. pleno ; Inula glandulosa and grandi- fiora; Iris germanica -\iiTietäteu (bis 60 cm hoch), /. pumila novo 36 Die Gartenwelt. /. Ckamaeiris, I. gra?innea; Lychnis Viscaria spkndens; Paconia tenuifolia fl. pleno, humilis, iriternata; Pentastemon diffusum, campanu/a/us-liyhridsn, Phlox divaricata und div. alba (25 — 30 cm); Polenülla argyrophylla und nitida; Polygonum compacttini ; Puhnonayia saccharata; Sediim spec labile; 7 rollijts-HyhTiitn ; Veronica genlianoides fol. variegatis, spicata und longi- folia subsessilis ; Wahlenbergia grandiflora und Mariesii. Köhler & Rudel, Spezial-Staudenzüchterei, Windischleuba-Altenburg. — Aufserdem gingen noch von den Herren W. Vögler-Scherf, Köstritz, und Otto Gollmann, Schönlinde, ausführliche Antworten auf diese Frage ein. Diese Herren werden es uns indes wohl nicht übelnehmen, wenn wir ihre — zuletzt eingetroffenen — Antworten nicht ver- öffentlichen. Beide Arbeiten enthielten so ziemlich das Gleiche, was in den abgedruckten Antworten gesagt ist, und der Raum ist allzu knapp bemessen um ein und dasselbe zu wiederholen. Die Redaktion. Bücherschau. Ledien, F., Orchideen (Gartenbau-Bibliothek, Bd. 24). Verlag von Karl Siegismund, Berlin. Unter den verschiedenen uns bisher zugegangenen Bändchen der Gartenbau-Bibliothek nimmt das vorliegende eine ganz bevorzugte Stellung ein, einmal, weil es eines der wenigen ist, die wirklich einem vorhandenen Bedürfnis Rechnung tragen, denn an brauchbaren Orchi- deenwerken herrscht Mangel, dann aber auch, weil es mit ganz be- sonderer Liebe und Sachkenntnis geschrieben, was man leider von manchen andern Bändchen der genannten Bibliothek nicht behaupten kann. Das dicke Stein'sche Orchideenbuch bietet nur wenig für die Praxis, das Jost'sche Werk ist veraltet, die deutsche Ausgabe des Bur- bidge'schen Werkes schlecht übersetzt und für unsere Verhältnisse un- passend. Mehr als alle diese Werke ist dem Liebhaber, speziell aber auch dem Lehrling und Gehilfen das Büchlein von Ledien zu empfehlen, es ist zwar nur bescheiden an Umfang, aber reich an praktischen Betrach- tungen und Anleitungen, denn mit grofsem Fleifs und anerkennenswerter Gewissenhaftigkeit hat der Verfasser seine reichen Erfahrungen auf dem Gebiete der Orchideenkultur in übersichtlicher Weise zusammengefafst und er hat sich hierbei die besten englischen Bücher zur Richtschnur dienen lassen. Die Einteilung der Orchideen nach Klimagruppen, welche Ver- fasser gewählt hat, ist zugleich auch eine Zusammenstellung nach Kultur- gruppen und seine Ausführungen über Importe und Verpflanzen sind ebenso neu wie beherzigenswert. Was uns an dieser empfehlenswerten Schrift nicht gefällt, das sind die beigegebenen Abbildungen von Orchi- deen, weil sie ohne Ausnahme schön blühende Arten ohne Blüten- schmuck zeigen. Von anderen Bändchen aus der genannten Bibliothek gingen uns ferner in letzter Zeit zu: Mönkemeyer, Zimmer- und Freiland-Aquarienpflanzen; Maurer, Die Beerensträucher; beide mit sehr guten Abbildungen, und Zürn, Die Erdbeere. Der Preis eines Bändchens beträgt M. 1,20. M. H. Franz, Gustav, Buchführung für Blumengeschäfte nach dem neuen Handelsgesetz. Verlag der Bindekunst, Erfurt, 1900. Mit dem am i. Januar d. J. erfolgten Inkrafttreten des neuen Bürger- lichen Gesetzbuches haben sich zwar die Verpflichtungen der Geschäftsleute in Bezug auf die Führung ihrer Bücher nicht wesentlich geändert, doch ist der Begriff Kaufmann jetzt ein viel weitergehenderer als früher ge- worden. Demgemäfs sind jetzt auch diejenigen Blumengeschäfte, deren Schwerpunkt in der Ausführung von Bindereien liegt, verpflichtet, eine regelrechte Buchführung auszuüben. Für solche nun, die darin nicht genügend erfahren sind, bietet die kleine Schrift eine recht praktische, vor allem leicht verständliche Anleitung. Sie giebt nur das unbedingt notwendige und ist eben für kleine Geschäfte in erster Linie be- rechnet. Aus diesen} Grunde empfehlen wir sie der Beachtung aller Interessenten. Engler, A., und Prantl, K., Die natürlichen Pflanzen- familien. Teil I, Abt. I**, nebst Nachträgen zu Teil I, i und Teil 1, i** bis Ende 1899. Verlag von Wilh. Engelmann, Leipzig, 1900. Der vorliegende Band dieses ausgezeichneten Werkes, dessen in der „Gartenwelt" schon verschiedentlich gedacht wurde, enthält weiteres über Pilze (Fuiigi). So finden wir hier die der Obstkultur so gefähr- lichen Gymnosporangien, ferner die grofse Gruppe der Hymenomvcetineae, zu welcher unsere bekannten Speisepilze gehören, den Schlufs bilden die sog. Fungi imperftcti, welche gleichfalls viele für den Gartenbau in seinen verschiedenen Zweigen sehr schädliche Vertreter enthalten. Hoffentlich schreitet nun das Erscheinen der Cryptogamenbände schnell vorwärts, so dafs auch die Farne, Moose etc. endlich an die Reihe kommen. C. Seh. Tagesgeschichte. Berlin. Wenig bekannt ist es, dafs die Strafse „Unter den Linden" in Berlin, welche jetzt eine durchgreifende Umgestaltung erfährt, die breiteste Strafse aller Grofsstädte ist. Bei der jetzigen Weltausstellung in Paris denkt man dabei unwillkürlich an die berühmten Pariser Boulevards und deren breite Trottoirs, von denen nur die eine Hälfte dem Verkehr überlassen ist, während die andere von den Tischen der Caf^s und Restaurants, sowie von den vielen Verkaufsbuden für Zeitungen etc. eingenommen wird. Diese Strafsen stehen nichtsdestoweniger, was die Gesammtbreite anbetrifft, hinter un- seren „Linden" weit zurück. Diese sind 65 m breit, die ziemlich gleich- mäfsig angelegten Pariser Boulevards nur 37 m. Die „Ringstrafse" in Wien steht mit 57 m den „Linden" am nächsten. Dann kommen die grofsen Verkehrsadern von Washington in Nordamerika mit etwa 50 und von New York mit 45 m. Auch das aufblühende Budapest besitzt in der 47 m breiten schönen Andrassystrafse einen auch dem stärksten Verkehr gewachsenen Strafsenzug. London, die gröfste Stadt der Erde, ist mit ihren Strafsen sehr zurück. Nur die vom Trafalgarsquare zum Parlament führende Strafse kann mit 38 m Breite den obengenannten verglichen werden. Die Hauptverkehrsstrafsen dagegen sind äufserst schmal, so Picadilly mit 17, Strand mit nur 12 bis 15 m. In vielen Strafsen der altehrwürdigen „City" können kaum zwei Wagen sich ausweichen. — Mit der städtischen Fachschule für Gärtner ist jetzt auch die Winterschule der mark. Gauvereinigung des Allg. Deutsch. Gärtner- Vereins verschmolzen worden. Der Unterricht beginnt am 9. Oktober, abends 7 Uhr. Nohfelden. Am 8. Juni d. J. erkannte das hiesige Schöffen- gericht gegen einen noch nicht vorbestraften Hüttenarbeiter wegen mutwilligen Zerstörens eines an der Nohfelden mit Wolfersweiler ver- bindenden Chaussee stehenden jungen Baumes (St.-G.-B. \ 304) auf eine Gefängnisstrafe von 2 Monaten. Es sollte durch dieses strenge Urteil gezeigt werden, dafs gegen solchen Übermut unserer einer beklagens- werten Verrohung anheimgefallenen Jugend, welche dem öffentlichen Nutzen oder der Verschönerung öffentlicher Wege und Plätze dienende Anlagen nicht schonen will, mit empfindlichen Strafen vorgegangen werden müsse. Dieses von dem Verurteilten mit der Berufung an- gegriffene Urteil ist jetzt von der 2. Strafkammer des Landesgerichts Saarbrücken erfreulicherweise bestätigt worden. Personal-Nachrichten. Balke, W^ilh., der Vater unseres gleichnamigen Mitarbeiters, J starb am 24. September nach nur lostündiger Krankheit im 72. Lebens- 1 jähre. Der Verstorbene war seit 41 Jahren als Leiter der ausgedehnten Gärtnerei des Rittmeisters v. Randow in Kloxin, Kreis Pyritz in Pommern, thätig und weit über die Grenzen seines Kreises als hervorragend tüch- tiger Fachmann und ehrenhafter Charakter bekannt und hochgeschätzt. Oberist, Johann, bisher Obergehilfe im botanischen Garten zu München, wurde an Stelle des verstorbenen Obergärtners Noolbichler zum Obergärtner dortselbst ernannt. Verantwortl. Redakteur: Max Hcsdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenhe.m), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 27. Oktober 1900. No. 4. Nachdruck und Nachbildztng aus dem Inhalt dieser Zeitschrift ivird strafrechtlich ver/olgt. Dahlien. Wertvolle neue Kaktus -Dahlien der letzten Jahre. \'on Heinrich Zimmermann, Handelsgärtner, Roitzsch bei Würzen. Uie Leser der Gartenwelt werden stets über alle Neu- heiten von Wert, welche die Dahlienzüchter dem Handel jährlich übergeben, auf dem Laufenden erhalten. Infolge- dessen ist an dieser Stelle bereits über die Sorten berichtet worden, auf welche ich heute auf Grund meiner mit ihnen gemachten Erfahrungen nochmals hinweisen möchte. Ich hoffe, die Leser werden trotzdem die folgenden Zeilen nicht für überflüssig halten. In diesem Jahre wird mancher Züchter mit seinen Einnahmen für abgeschnittene Dahlienbüten schlecht ab- schliefsen. Und wohin wird es noch führen, wenn Schnittblumenzüchter in der heifsen Zeit (wir hatten hier in Mitteldeutschland während fünf Wochen fast keinen Tropfen Regen) das Hundert Dahlien- blumen für einen Spott- preis auf den Markt bringen? Jedenfalls ist es ein Ding der Unmög- lichkeit, will man seine Rechnung finden, Blu- men, die infolge der Un- gunst der Witterung so- wieso zum Teil schlecht ausfallen, selbst wenn die Standpflanzen in bester Weise gepflegt werden, in gröfseren Mengen wäh- rend der heifsen Jahres- zeit zu Spottpreisen, wie es die diesjährigen waren, zu verkaufen. Man mufs es aber auch gesehen haben , wie in grofsen (Text Seite 42) Die Gartciiwelt. V. Eichenkranz Städten die Ware verschleudert wird! So sah ich z. B. diesen Sommer in Magdeburg, wie auf dem Wochenmarkte sehr an- sehnliche Sträufse aus guten Dahlienblumen für 25, ja auch 15 Pf. angeboten wurden. Und dabei waren die Blumen meist noch langstielig mit dem Laube geschnitten. In einem solchen Sträufse zählte ich über 20 Blumen, von denen die Mehrzahl tadellos war. Na! hoften wir, dafs bald wieder günstigere Zeiten für den Schnittblumenmarkt kommen. Vorstehende Bemerkungen mehr nebenbei. Heute will ich vor allem als von einer Ideal-Edeldahlie von der Sorte ,.Mrs. /. /. Crowe''^ sprechen. Diese wurde bereits in No. 15 des vorigen Jahrganges den Lesern im Bilde vorgeführt. Es ist eine herrliche, gelb blühende Sorte, die bei mir 1,50 m hoch wird. Sie ist aufserordentlich reichblühend und die lang gedrehten, etwas einwärts gebogenen Blumenblätter sind sehr haltbar. Die Blumen von II — 14 cm Durchmesser stehen auf straffen Stie- len und erheben sich stolz über das hellgrüne Laub. Ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit dieser Sorte ist, dafs sie trotz der bei uns herr- schenden Hitze aufser- ordentlich willig blühte. Nicht ganz so hoch wie „/. /. Crowe'"' , jedoch noch williger blühend, ist die Sorte „Progenitor^'' . Ihre Farbe ist glänzend feurig-scharlach, wunder- voll schattiert, die Spitzen der Fetalen sind gezackt. An meinen Originalpflan- zen zählte ich durch- weg 18 bis 25 gut ent- wickelte offene Blüten und bis 100 vielversprechende 4 von Hoflieferant Carl Jung, München. 38 Die Gartenwelt. V. 4 Knospen. Und dabei blüht „ Fr ogenäor" jetzt, Ende September, bereits 8 Wochen — ich glaube diese Sorte blüht bei dem ungünstigsten Wetter, sie blüht sich rein zu Tode. Zu den feinsten Bindereien werden beide Neuheiten sehr gern verwendet. Von sonstigen neueren Sorten sind mir in diesem un- günstigen Sommer durch reiches Blühen vor allem noch folgende aufgefallen: „Britannm" , lachsrosa, in der Mitte aprikosenfarben ; „ExquisiU", wundervoll bernsteinfarben; j^Countess of Lonsdale'"'' , lachsfarben, ausgezeichneter Blüher; ,^Grace Darling^^ , karmin; ,,Al/red Vasey^\ prächtige Misch- farbe von Rot und Bernsteingelb, sehr reichblühend; ^^Arac/ine" , Mitte eines jeden Blumenblattes reinweifs, aufsen mit einem breiten karminroten Bande, Fetalen stark gedreht; „Kiiig- fisher^\ leuchtend karmin oder rosapurpurn; „Mary Service" , zartrosa mit heliotropfarben , eine ganz vorzügliche Sorte; ,^Primrose Dame'''' , hat die schöne Form und die reingelbe Farbe der „Lady Penzance'-'' , ihre Blüten stehen aber viel freier als die der letztgenannten Sorte, weshalb „Primrose Dame'''' den Vorzug verdient; „Königin Wilhelmine''\ dunkel- sammetrot auf zart gelbem Grunde. Über andere Neuheiten und auch meine eigenen Neu- züchtungen mufs ich mit meinem Urteil noch zurückhalten, da die Pflanzen in diesem Jahre in ihrer Entwicklung zu sehr zurückgeblieben sind. Stauden. Alpinenkulturen an Mauern. Von H. Correvon, Inhaber des Jardin d'acclimatation, Genf. (Hierzu vier Abbildungen.) Alte, mit den herrlichsten Pflanzen besetzte Mauern, Fels- spalten, in denen die farbenprächtigsten Blumen wuchern, pflegen die Überraschung und das Entzücken der Naturliebhaber hervor- zurufen. Als ich noch ein Kind war, stand ich oftmals in Ge- danken versunken am Fufse der alten Mauern der Schlösser von Goerdon oder von Grandson , deren Oberfläche vollständig von Felsenpflanzen bedeckt war. Die alten Mauern, welche die Wein- berge von Lavaux stützen, an den Ufern des Genfer Sees, ver- setzten mich in Entzücken, und das schöne Gemälde, welches die Myriaden von Blumen darboten, die sich zwischen den Steinen ausbreiteten, liefs mich in Träumerei versinken. Damals sah man in den Mauerspalten am Rande unserer lachenden Wein- berge die goldgelben Blüten der Lärchensporne (Corydalis), die wie ein leuchtender Rahmen die zarten Campanula oder die rosen- roten Saponaria umgaben. Die Silhouette der anmutigen Farn- kräuter hob das Ganze und gab dem Gemälde ein äufserst vor- nehmes Gepräge. In unserer alles nutzbar machenden Zeit hat man leider viele dieser alten Mauern mit Kalk beworfen und gesäubert, welche früher thatsächlich natürlichen botanischen Gärten glichen. Indessen ist noch genug davon übrig geblieben zum Entzücken der Reisenden, welche diese Orte besuchen und ohne Ausnahme diese wunderbare Vegetation anstaunen. Zwischen St. Saphorin und Vevey ist ein ganzer Landstrich in dieser Hinsicht ausge- zeichnet, denn die Mauern sind dort wohl jahraus jahrein voll- ständig mit Pflanzen bedeckt. Die Reisenden, welche vom Zuge aus, der den Anschlufs an den Dampfer vermittelt, diese Wunder von weitem erblicken, glauben meistens , dafs man diese Blumen an die alten Mauern gepflanzt habe und sie daselbst mit grofsem Kostenaufwande unterhalte. Wie oft habe ich sie hiervon über- haupt nicht abbringen und es ihnen nicht begreiflich machen können, dafs es die gütige Natur selbst sei, welche dies gethan, und Gott diese Gärten angelegt habe und sie selbst begiefse! Oft hörte ich auf dem Dampfer, welcher den See durch- quert, Ausrufe der Überraschung, wenn Tausende von blutroten Pflanzen sichtbar wurden, die in der Junisonne schimmerten und vollständig das Mauerwerk verbargen. Es ist dies Ceniranthus ruber in seiner wundervollen dunkelroten Form, welcher sechs Monate hindurch die felsigen Hänge des Landes schmückt. Diese südeuropäische Staude wurde durch die Kultur bei uns eingeführt und hat sich nun eingebürgert. Ebenso das Löwenmaul (Antir- rhintim majus), dessen gelbe und rosafarbene Blüten alle Felsen und Mauern zieren; ferner noch der Goldlack (Cheiranthus Cheirij, welcher die ganze Landschaft schon vom Monat März ab mit seinem Dufte erfüllt. Blaue Iris bedecken alle alten Mauern und Felsplatten; ihre Blüten, die wie ebensoviele wunderbare Szepter aufrecht stehen, scheinen über die Nachbarpflanzen gleich Kaiserinnen zu herrschen. Fürwahr — diese antike Iris Germaniens ist keine andere als die historische Wappenlilie, die fleur-delis der Fahnen Frankreichs, des Wappens von St. Louis und des Königlichen Hauses! Ihre Blüte ragt über die anderen Pflanzen hinaus, die sich vor ihr zu neigen und am Erdboden hinzukriechen scheinen ; sie herrscht, als sei sie sich ihres Wertes bewufst. Es würde zu weit führen, wenn ich die unzähligen Pflanzen sämtlich aufführen wollte, die da wachsen auf den alten Mauern und an den Ufern unseres Sees und so vielen anderen Orten, deren Namen zu nennen ich mir gewifs ersparen kann. Ich möchte einzig und allein von der Thatsache sprechen, dafs die Schönheit der Felsen und Mauern unbestreitbar ist und dafs eine mit Felsenpflanzen bedeckte Mauerfläche — ich betone aus- drücklich, dafs ich hier nicht von Kletterpflanzen spreche, die gewifs einen unbestrittenen Wert besitzen, aber einem anderen Zwecke dienen — das Nonplusultra guten Geschmacks ist. Alle, die die lachenden Gestade des Mittelländischen Meeres gesehen haben, kennen die eindrucksvolle und tiefe Wirkung, welche von den mit Pflanzen belebten Mauern und Felsen aus- geht. In den Pflanzen klammert sich das Leben an die düstere, tote Mauer — um sie zu beseelen, zu schmücken, ihr Odem ein- zuhauchen. Der grofse .Schöpfungskünstler ist es. welcher heiteres Leben aussprüht über die öde Nacktheit des Felsens, ausgiefsend hiermit über die Menschheit Fluten von Freude und Poesie. Wie düster und tot würde Monacos dunkle Felsenküste erscheinen ohne den Duft und die Farben, die sie in paradiesische Fluren wandeln! Was wären die Felsenhänge Liguriens, wenn ihnen nicht Lawendcl, CiVaj-Röschen, Rosmarin, Ysop und afrikanische Mesembryanthenmm Leben verliehen ! Die meisten Menschen finden kaum Worte genug, ihrer Verwunderung Ausdruck zu verleihen, dafs Pflanzen an einer Mauer oder in Felsspalten wachsen, wo sie keinerlei Nahrung finden, und fragen sich, wovon wohl diese Pfianzenarten sich nähren. Nur von Luft und Wasser, das ist sehr einfach. Wenn man auf der Oberfläche der sonnenbeschienenen Mauern die zarten Farnkräuter sich ausbreiten sieht, so Cystopteris Phegopleris, Asplenum etc. , d. h. Pflanzen , die die Sonnenstrahlen nicht ver- tragen, so mufs das in Erstaunen versetzen und man wird der Ursache dieser Erscheinung nachforschen. Sie hat indessen ihren ganz natürlichen Grund. Der Felsen oder der Stein spielt in der Natur die Rolle eines Schwammes: er nimmt das Wasser in sich auf wenn es im V, 4 Die Gartenweif, Überflusse vorhanden ist, und giebt es an die Atmosphäre wieder ab oder an die Pfianzenwurzehi, sehr oft auch an die Atmosphäre durch Vermittlung der Pflanzen, je nach Bedürfnis. Er ist ein vermittelndes Element, welches eine wichtige Rolle im Haushalte der Natur spielt und dessen Ein- flufs auf die Pflanzenwelt sehr grofs ist. Jeder Stein, welcher Be- schaffenheit er auch sei, ist porös; er nimmt die Feuchtigkeit infolge der Haarröhrchen-Anziehung un- gefähr in der Weise in sich auf, wie ein Stück Zucker, von dem man eine Ecke mit Wasser an- feuchtet. Man wiege einen Stein in trockenem Zustande, tauche dann eine seiner Ecken in Wasser und lasse die Flüssigkeit ein- dringen : wenn man ihn von neuem wiegt, wird sein Gewicht mehr oder weniger beträchtlich erhöht sein, je nachdem er mehr oder weniger porös ist. Je nachdem er mehr oder weniger hart, mehr oder weniger schwer ist, in desto höherem oder geringerem Grade wird er auch porös sein und infolgedessen mehr oder weniger rasch vom Wasser durchfeuchtet werden. Der Kalk- felsen ist poröser als der Granit- felsen und er wird weit rascher die Feuchtigkeit in sich auf- genommen haben als jener. In der Regenperiode thun die Felsen dasselbe wie ein Schwamm, den man in Wasser taucht. Sie saugen das Wasser durch ihre Wände bis zur voll- ständigen Sättigung auf. Dies geschieht vermittelst unendlich vieler Kanäle, die ein Netz bilden und welche man „diaclases" nennt. Diese „diaclases" existieren im Innern der härtesten Steine und sie sind es, die eine grofse Rolle in der Zerstörung der Gebirge und bei Bergstürzen spielen. Es sind dies Spalten mit Kanälen, die das absorbierte Wasser mitführen und es durch die unzähligen Poren, welche das Gewebe der Steine bilden, hindurchführen : sie sind zahlreicher und umfangreicher bei den Kalksteinen als bei Granitfelsen, was die Erscheinung erklärt, dafs die Vegetation auf Kalkgebieten üppiger ist als dort, wo Granit vorherrscht. Mit Wasser und Feuchtigkeit getränkt, bilden diese Felsen Sammelbehälter, welche die Natur in umsichtiger Weise zur Wasserabgabe und Berieselung benutzt. Im Innern der an- scheinend unfruchtbarsten Felsen entspringen oft die raschesten Quellen und am Fufse der felsigsten Berge sind sie am wasser- reichsten. So sieht man auch zwischen Steinhaufen, unter Schutt Alpenpflanzen an einer Gewächshausmauer. Originalaufnahme und Geröll in unseren Alpen die prächtigste und zarteste Flora wuchern. Auf den felsigen Abhängen der Höhen entfaltet der „König der Alpen" (Eritrichium nanum) Tausende seiner in reinstem Azurblau prangenden Blüten und die herrlichsten Androsace-hxXf^w (A. hebjetka und glacialis), der Alpenmohn (Papaver alpinum) und Thlaspi rotundifolium leuchten wie ebensoviele glänzende Sterne. Der Felsen sorgt für alle diese kleinen Pflanzen und giebt ihnen je nach Bedürfnis das Wasser, welches sie brauchen, und durch seine Kanäle ebenso einige mineralische Bestandteile in aufge- löstem Zustande. Man wird jetzt die Bedeutung der Alpenpflanzenkultur auf Felspartieen verstehen und leicht die Ursache ihres Erfolges 40 Die Gartenwelt. V, 4 begreifen. Diese Felsenbauten bieten nicht allein dem Auge des Beschauers einen malerischen und urwüchsigen Anblick, sondern sie erlauben auch die Kultur einer Menge von Arten, welche anderswo nicht fortkommen würden. Indessen sind es nicht Felspartieen, von denen ich heute sprechen wollte, denn jeder- mann ist von ihrer Nützlichkeit überzeugt, sondern Mauerkulturen. Im „Jardin alpin d'acclimatation" zu Genf haben wir aus har- welcher wir einige Ansichten hier veröffentlichen , enthält eine Sammlung von beinahe 200 Arten von Alpinen, deren Nennens- werteste folgende sind: Acantholimon glumactum, A. veimslum ;lAcan- Üwsonchus cervicontis ; Alsiitt juniperiiia, piitifolia ; Afyssuin nioellendorßanum, alpesire, wulfenianiim, pyrcnaictwi ; Androsace lanuginosa, kelvftica, Char- pentieri, argeiitea, pyrenaica, villosa; AnlirrhiHuni Asarina, glulinouim, sempervirens ■ Arabis rosea; Arenaria cnespi/osa, balearica; Belliwn hellUndes; Blühende Saxifraga longifolia und andere Alpenpflanzen an einer Gewächshausmauer. Originalaufnahme Tiir die „Gartenwelt*. tem Tuffstein eine Mauer errichtet, welche als Unterlage für die Fensterrahmen eines Kalthauses für Farnkultur dient. Innen und aufsen ist diese Mauer mit Alpinen besetzt, und die Bilder, welche wir heute auf den Seiten 39 — 42 geben, beweisen besser als alle Worte, welchen Erfolg wir hatten. Die Innenseite der Mauer ist besetzt mit Farnen, als Scoloptndrium ; Asplenum viride, fonlanum; Adianlum Capillus Ventris; Allosorus crispus; Polypodhtnt robertianum, Dryop/tris, Phtgopttris ; Cyslop- teris alpina, montana, fragilis, bulbifira, ferner mit Ramondia pyrenaica, strbica, Nathaliai; Haberlen rhodopensis u. a. m. Die Aufsenseite, von Campanula caespilosa, carnica, cenisia, gargaiilca, hederaifolia, macrorlma, muralis, vtirabilis, pelraea , pulla, ptt^illa, ihyrsoidea, ITanneri, /riden/a/a. Zoysii; Centranthiis ruber ; Ceraslium villosum; Corydalis lutea, ochroleuca, rosea; Dianthus aridus, ciliatus, neglectiis, callizonus, glacialis, subacaulis, silveslris; Draba in den verschiedensten Arten; EcMum petratutii; Ephedra helvetica, altissima ; Eriniis alpinus, hirsuttis, hispanicus ; Erodium olympicnm; Ghbularia nana ; Gypsophila repens ; Gnaphaliiiiti Leon/opodium ; IIeliantke?imm, verschiedene Arten ; Iberis jtitunda ; Jankaea lleldreichii; Linaria alpina, Cymbalaria alba, pallida, pilosa, trislis, anlicaria, liepalicae- folia, origanifolia; Malthiola valesiaca; Moehringia musrosn, Poune, pendula; I V, 4 Die Gartenwelt. 41 Omphalodes Luciliae; Origanum pulchrum; Papaver alpinum; Phyttuiiia comosum, humik, pauäflorum; Primula, verschiedene Arten; Saponaria lulia, ocymoides ; Saxifraga und Sidtini in zahlreichen Arten, ebenso Sempervivum ; Silent acaulis; Villa spinosa u. s. w. u. s. w. Die Pflanzen sind zwischen die Steine eingelassen und nur mit ein wenig Moos umgeben, sie zu stützen und zu halten. Wir lassen ihnen keinerlei Nahrungszufuhr zu teil werden. Schattenpflanzen für Landschaftsgärtnerei. — Gar oft findet der Landschaftsgärtner in seiner Thätigkeit, sei es bei der die Baumschule bieten : Alnus glutinosa, die Erle, Evonymus- ^xX&'a, Rosa canina u. a., auch die RubuihxXRn, besonders Rubus odoratus, dann Sambucus, Mahonia, Buxus, Juniperus, Taxus und Thuja, sowie andere mehr. — Im Anschlufs an diese möchte ich die zahl- reichen Farne erwähnen, die teils als Randpflanzung zu den vor- her genannten Pflanzen oder aber zur Bekleidung schattiger Fels- partieen beste Verwendung finden können. Sehr oft handelt es sich aber auch um etwas anderes, näm- lich um Ersatz einer schönen Rasenfläche, die unter den betreflfen- den hohen Bäumen nicht erhalten werden kann und nun durch andere Pflanzen als Gräser hergestellt werden soll. Hier würde Alpenpflanzen an einer Gewächshausmauer. Originalaufnahme für die „Ganenwelt" Anlage eines Parkes, sei es bei der eines kleinen Hausgartens Stellen, an denen nach seinem Dafürhalten nur ganz besondere Pflanzen fortkommen werden, deren passende Wahl oft nicht so leicht ist. Ich meine hier diejenigen Stellen, zu welchen nur sehr wenig Licht gelangt und die daher immer in einen düsteren Schatten gehüllt sind. Gerade aber solche Stellen sollen sehr oft in ein anziehendes landschaftsgärtneriches Bild umgewandelt werden, da der entweder durch Gebäude oder hohe Bäume gespendete Schatten und somit auch die betreffende Stelle von den Besuchern sehr bevorzugt wird. Ich möchte deshalb heute auf einige Pflanzen aufmerksam machen, die sich in erster Linie für solch halbdüstere Stellen eignen. — Von höheren Gewächsen wird uns ich in erster Linie drei Pflanzen empfehlen, den Epheu, Hedera Hilix L., die Haselwurz, Asarum suropaeum L., und Epimedium in ver- schiedenen Arten. (Man vergl. auch den Artikel von St. Olbrich, Seite 487 des vorig. Jahrg.) Asarum europaeum bildet ganz vorzüglichen Rasen, wie wir es ja auch sehr häufig, grofse Strecken bekleidend, im Gebüsch finden können. — Die Epimedien lieben einen lockeren nicht zu feuchten Boden, eignen sich also ganz vorzüglich zur Bepflanzung solcher Stellen, da dieselben hier nicht zu viel Regenwasser bekommen. Sehen wir uns einmal um in unserem heimischen Laubwalde, derselbe wird uns noch eine ganze Reihe Pflanzen bieten, die im „Waldesdüster' sich gerade recht wohl fühlen. — Ich erinnere Die Gartenwelt V, 4 Alpenpflanzen an einer Gewächshaasmauer. Orig!nalaufnahm= für die ,Gart=nwcl.' (Text Seite 38). und vielleicht bietet sich auch für den Türkenbund, Lilium Managern, ein passendes Plätzchen. Die meisten dieser Pflanzen wird sich der Landschaftsgärtner selbst sammeln müssen, denn unsere einheimischen Gewächse finden in den Kulturen leider lange nicht die Beachtung, die viele verdienten. — Manche mufs man an Ort und Stelle sorg- fältig ausheben, andere lassen sich wiederum massenhaft und leicht aus Samen heranziehen, den man im Walde reichlich sammeln kann. Selbstverständ- lich stellen nicht alle Pflanzen die gleichen Bedingungen an Boden und Beschattung, aber ein aufmerksamer Beobachter wird schnell das Rechte heraus- finden. Auch manche Pflanzen un- serer Gewächshäuser lassen sich an genannten Orten im Sommer aufstellen und tragen viel zu deren Auschmückung bei; er- wähnen möchte ich: Aspidistra, Aucul'ü, Evonyimis japonka, Sela- yinella, Ahophila, Woodzuardia etc. H. Stahl. Blumenbindekunst. Eichenkranz. — Unsere Abbildung auf der Titelseite zeigt einen mit Geschick aus Eichen- blättern gebundenen runden Kranz, geschmückt mit einfachen und gefüllten Mohnblüten sowie mit Blütenzweigen von Eryngium amethystinum. Dieser Kranz stammt aus der Werkstatt der Hof blumen- handlung von Carl Jung, Mün- chen, welche uns die Photo- graphie freundlichst zur Ver- fügung stellte. da an den Waldmeister, Asptrula odorata, an die liebliche Anemone »emorosa, bekannt als Hain- oder Windröschen, an die Lärchen- sporn-Arten, namentlich Corydalis cava und solida, auch die bekannte Maiblume, Convallaria majalis, läfst sich an solchen Stellen oft gut anbringen, ebenso ihre Schwester Convallaria multiflora oder Poly- gonalum multiflorum. Sehr hübsch ist auch die kleine, zierliche Lhlera cordata, sowie das bekannte Leberblümchen, HepaHca; nicht zu vergessen des Sauerklees, Oxalis acetosella, einiger HelUborus, Plrola, welch letztere übrigens feuchten Boden verlangt. Auch Stellaria Holostca und Vinca, sowie Gelb- oder Gilb-Nessel, Gakobdohm luteum, gehören hierher, ebenso aufser der schon genannten Ustera noch einige andere Erdorchideen, wie Cephalanthera, Cypripedilum, Farne. Die Gattung Nephrolepis. Von Bernh. Othmer, Universitätsgärtner, Rostock. (Mit Abbildungen nach photographischen Originalaufnahmen) (Schlafs.) 4. Nephrolepis acuta Pres!., syn.: N. ensifolia Presl., A. biscrrata Schott. Eine grofse, prächtige Pflanze, deren Schönheit noch gehoben wird durch die leicht überhängenden Blätter, leider in den Gärten wenig verbreitet. - Weit gröfser als N. exaltata, V, 4 Die Gartenwelt. 43 Nephrolepis zoUingeriana (Unterseite des oberen Teiles eines Wedels). wenn auch die Wedel wenig mehr als Meterlänge erreichen, so sind dieselben doch mehr als doppelt so breit. Spindel mattbraun, tief gerieft. Die hohlen Fiedern sind ziemlich entfernt stehend, lederig, glänzend, bei "/j cm Breite, g — to cm lang, schwach ge- kerbt, am Grunde fast gleichmäfsig geteilt. Sori klein, rundlich, dem Rande nahe; Indusium ebenso fast rundlich, Ausläufer sind nicht vorhanden. — Eine gröfsere Form Polynesiens ist die var. laurifolia Christ. Die Hei- mat der N. acuta ist das wär- mere tropische Amerika, be- sonders Brasilien, wo sie oft an moosigen Felsen üppig gedeiht. a. N. zollingtriana de I'rüs ist wohl nur eine reicher be- haarte, etwas dichter befie- derte, kleinere Form der obigen Art des malayischen Archipels, ebenso wie b. A'. rufescens Frcsl. syn. A'. hirsutiila Sieb., eine zwischen beiden stehende, reich mit bräunlichen Schuppenhaaren bekleidete Form Brasiliens ist. Wedel bis i',., m lang. var. tripinnatißda Baker von den Salomons- Inseln ist eine schöne, gärtnerisch wertvolle und dekorative Varietät mit breiten, unregelmäfsig zer- schlitzten und gekerbten Fie- dern. Hier ist wohl auch 5, Nephrolepis Pluma Th. Moore einzureihen, eine erst Ende der 70er Jahre eingeführte Art. Die reichlich 80 cm langen Wedel sind kurz gestielt, dabei schlank und zierlich überhängend. Im Gegensatze aber zu denen der übrigen Arten sind sie von kürzerer Dauer und ersetzen sich wie bei manchen Davallien all- jährlich. Der hell-gelblich-grünen Spindel sitzen die Fiedern be- sonders in den beiden oberen Dritteln ziemlich dicht gedrängt an, die breit-herzförmige Basis derselben bedeckt die Spindel unterwärts ganz. Bei etwa 5 cm Länge sind die Fiedern nur etwa ^/i cm breit, von nur mäfsig fester Struktur, ziemlich tief und breit gekerbt, stark sichelförmig nach der Spitze des Wedels zu gekrümmt. Die nierenförmigen Fruchthäufchen werden durch ebenso gestaltete Schleier gedeckt, sie sitzen zwischen Rand und Mittelrippe. Die Heimat dieser sehr zierenden, graziösen Art ist Madagascar, von wo sie mit alten Platycerien importiert wurde. var. Bausei hört, ist weit kleiner und zierlicher. Eben- so wie bei der Stammform sind auch hier die Wedel nur von einjähriger Dauer. Länge der Wedel etwa 40 cm bei kaum 4 cm Breite. C. Fruchthäufchen getrennt, am Rande tiefe Kerb- zähne. 6. Nephrolepis davallioides Kze. Schliefst sich in Gestal- tung der sterilen Wedel an N. acuta an, während die tief gekerbten fertilen Fiedern an die der vorigen Art erinnern. Die Wedel stehen dicht gebüschelt, sind ziemlich lang ge- stielt (25 cm), leicht überhängend, Fiederspreite etwa 60 cm lang bei 25 cm Breite. Die Spindel ist mehrfach gerieft, und mit zahlreichen, kleinen, dunkelbraunen Schuppen- haaren bekleidet. Die Fiedem, welche sich wie bei N. acuta Unten nicht sehr leicht abgliedern, sind von etwas lederiger Struktur, schmal und sehr schlank zu- gespitzt, mit wenig tiefer Kerbung, soweit es sich um sterile Fie- dern handelt. Anders dagegen bei den fer- tilen Fiedern, diese sind noch länger, da- bei schmäler, schlan- ker zugespitzt und durch tiefe Zahnlappen ausgezeichnet, deren Nephrolepis acuta (Unterseite des mittleren jgder einen Sorus mit Teiles eines Wedels). nierenförmigem Indu- sium trägt. Gewöhn- lich pflegen die fertilen Fiedern am oberen Teile des Wedels zu sitzen, während der untere steril ausgebildet ist. In den Jugend- stadien, wo die Pflanze ja zunächst möglichst grofse Assimilations- flächen benötigt, werden nur sterile Fiedern ausgebildet. var. /urcam hört, ist eine sehr interessante und nicht minder dekorative Form, bei welcher die Fiedern breiter sind, dabei an ihrer Spitze ein- oder zweifach gegabelt. — Die Heimat der Stammform sind die Sunda Inseln, Java und Celebes. 6a. Nephrolepis ßoccigera .Moore ist wenig verschieden von voriger Art. Die sterilen Fiedern sind etwas kürzer, dabei ist Kerbung ziemlich fein. Die fertilen Wedel sind etwas weniger tief gebuchtet. Fiedern und Spindeln sind mit reichlichen Haaren bekleidet. — Heimat Java und Celebes. 7. Nephrolepis dicksonioides Christ ist N. davallioides nahe verwandt, soll aber in allen Teilen gröfser sein, oben und unten Fiedern steril, mittlere fertil. Wohl noch nicht in Kultur, jedenfalls aber sehr wert, darin aufgenommen zu werden. Die Nephrolepis lassen sich alle sehr gut und leicht auf ge- schlechtlichem Wege vermehren. Die Keimung der Sporen erfolgt in etwa sechs bis acht Wochen nach der Aussaat. Das Pro- Nephrolepis rufescens (Unterseite des mittleren Teiles eines Wedels), oben N. rufescens var. tripinnatifida (oberer Teil eines Wedeb). 44 Die Gartenwelt. V, 4 thallium ist klein, nierenförmig mit gewelltem Rande. Die erwachsenen Pflänzchen zeigen schon bald das Aussehen des charakteristischen Individuums. N. corilifolia var. tuberosa und var. plüUppiiicnsis sowohl als auch N. phima und deren var. Bausei lassen sich fortpflanzen durch die an den Aus- cordijolia und exaltata geben niedliche Zierstücke für den Blumentisch, halten sich auch im Zimmer leidlich. Für Schnitt- und Bindezwecke sind diese schmalen, graziös über- hängenden Wedel nicht minder empfehlenswert. Schliefslich möchten ihrer Leichtigkeit im Bau und des zierlichen Über- hängens der Wedel wegen, die Nephrolepis als ein hervorragend ge- eignetes Pflanzenmaterial für natürliche Grotten- und Felswandbepflanzung in Gewächshäusern empfohlen sein. Man sollte überhaupt solche natürliche Anordnung der Pflanzen in den Kulturräumen mehr anwenden; gerade in den Farnen haben wir für diese Zwecke ein herrliches Material, und ich behalte mir vor, gelegentlich darüber eingehende Vorschläge zu machen. Neplirolepis Pluma (Unterseite des mittleren Teiles eines Wedels) und N. Pluma var. Bausei (Ganier Wedel). läufern gebildeten Knöllchen, die im ausgebildeten Zustande abgenommen werden, in Tupfe oder Schalen gelegt, sich als- bald zu netten Pflänzchen entwickeln. In Bezug auf Verwendung in der Gartenkultur giebt es kaum Farne, welche die Nephrolepis übertreffen. Alle gröfseren Arten imd Varietäten sind wie wenige geeignet in Schau- exem])laren als Dekorationsstücke gröfserer Gewächshäuser zu dienen. Herrn Rettigs herrliches Exemplar (siehe Abb. Seite 31 in No. 3) zeigt dies wohl zur Genüge. In ganz hervorragen- der Weise thun dies aber die Varietäten davallioides furcans und riifescens tri- pinnaiifida, nicht minder auch da- vallioides selbst und wohl ebenso dick- sonioides. N. exal- tata scheint in der Kultur trotz gleicher geographischer Ver- breitung mit etwas ge geren Wärme- graden als N. cordi- folia zufrieden zu sein. Die kleineren Formen der Arten Ausstellungsberichte. Die Obstausstellung der Provinz Hannover, des Grofsherzogtums Oldenburg und der freien und Hansestadt Bremen. Vom Herausgeber. Die Obstausstellung, welche in den Tagen vom 5. — 8. Oktober in Bremen stattfand, kann im grofsen und ganzen als eine wohlgelungene Veranstaltung betrachtet werden, die hoffentlich für die aufstrebende Obstkultur Nord- westdeutschlands von segensreichen P'olgen begleitet sein wird. Die Be- teiligung an dieser Ausstellung war eine enorm grofse; 'Vereine, Chausseeverwaltungen, Baumschulenbesitzer, Landwirte', Privat- liebhaber hatten die Erzeugnisse ihrer Obstpflanzungen Kn reicher Auswahl und in gröfstenteils vorzüglicher Qualität eingeschickt. Diese reiche Beteiligung ist wohl in erster Linie auf das Konto dieses aufserordentlich gesegneten Obstjahres zurückzuführen, in zweiter Linie auf die allbekannte Opferwilligkeit der Angehörigen des Bremer Grofskaufmannstandes, die verhältnismäfsig hohe Be- träge zu Geldehrenpreisen zur Verfügung gestellt hatten. Man mufs gestehen, dafs die Ausstellung in äufserst geschickter Weise in Szene gesetzt worden ist, denn das schon frühzeitig zur Ver- sendung gelangte Programm ist in jeder Hinsicht eine musterhafte Arbeit, da es für die Praxis des Obstbaues äufserst wichtige Auf- gaben enthält, wie solche die grofse Hamburger Obstausstellung vom Jahre 1897 vermissen liefs. Solche Aufgaben waren: Die beste Versorgung eines bürgerlichen Haushaltes von 8 Personen Nephrolepis davallioides (Teil eines sterilen und Teil eines fertilen Wedels). V, 4 Die Gartenwelt. 45 mit Tafel- und Wirtschaftsobst, lo Sorten Äpfel und 2 Sorten Birnen von zusammen 6 Zentnern, in der zweckentsprechendsten Verpackung. Eine ähnliche Aufgabe für die beste Versorgung eines herrschaftlichen Haushaltes mit sechs Familienmitgliedern und vier Personen Dienerschaft, für welchen 12 Sorten Äpfel und 6 Sorten Birnen, zusammen 10 Zentner gewünscht wurden; füi die beste Versorgung eines mittleren Hotels mindestens 12 Sorten Apfel und 6 Sorten Birnen , zusammen 20 Zentner, für die beste Versorgung eines Schnelldampfers des Norddeutschen Lloyd mit Tafelobst für eine Reise nach Nordamerika und zwar: a) Für die Reisezeit in den Monaten Oktober bis November je 8 Sorten Äpfel und 4 Sorten Birnen. b) Für die Reisezeit in den Monaten Dezember bis Januar je 8 Sorten Äpfel und 2 Sorten Birnen, für jede dieser Reisen zusammen ein Quantum von 40 Zentnern, und schliefslich für die beste Verpackungsart von Obstsendungen innerhalb des Deutschen Reichs und nach dem Auslande. An diesen vorstehend genannten Aufgaben interessierte uns zunächst die Art der Verpackung. Die gröfste Aufgabe war die- jenige der Versorgung eines Schnelldampfers des Norddeutschen Lloyd, für welche auch die höchsten Ehrenpreise zur Verfügung standen: M. 500, — vom hohen Senat der Hansestadt Bremen, M. 300, — vom Norddeutschen Lloyd selbst, der an der guten Lösung dieser Aufgabe natürlich das gröfste Interesse haben mufs. Für diese Aufgabe war die V^erpackungsart genau vorgeschrieben. Die Früchte sollten in Holzwolle in kleinen Körbchen oder Kistchen mit Deckeln sorgfältig verpackt sein. Jedes Körbchen oder Kistchen sollte nicht über zehn Kilo Obst enthalten und der Reifezeit entsprechend in grofser deutlicher Schrift auf dem Deckel und an einer Seite die Aufschrift tragen: erste Sorte (d. i. die Sorte, welche am ersten Tage der Reise zum Gebrauch geeignet ist), zweite Sorte etc. bis achte Sorte, da die Schnelldampfer von Bremen bis New York durchschnittlich nur 8 Tage Zeit gebrauchen. An der Lösung dieser grofsen Aufgabe hatten sich fünf Bewerber beteiligt, von welchen wohl die Chaussee- verwaltung der Provinz Hannover die Aufgabe am besten gelöst haben dürfte. Sie führte die Früchte dem Programm entspechend in hübschen leichten Holzkistchen mit gutem einfachen Verschlufs versehen \or, jede Frucht einzeln in Seidenpapier zwischen Holz- wolle gepackt, und zwar folgende Sorten Äpfel: 1. Reise: Gravensteiner, Prinzenapfel, Gelber Edelapfel, Kaiser Alexander, Dickstiel, Geflammter Kardinal, Ananasreinette, Wintergoldparmaine. 2. Reise: Wintergoldparmaine, Goldreinette von Hildesheim, Ribstons Pepping, Aromatischer Winter-Taffetapfel, Roter Winter- taubenapfel, Goldreinette von Orleans, Baumanns Reinette, Deut- scher Goldpepping. Die Aufführung dieser Sorten haben wir vorstehend in der Reihenfolge gegeben, wie sie dem Programm entprechend für den ersten bis achten Tag einer Reise vorgeschrieben war. Dafs diese Kollektion ganz einwandfrei ist, wird man nicht behaupten können, da sie nicht ausschliefslich Sorten allerersten Ranges enthält, wie solche der Norddeutsche Lloyd für seine Passagiere zu verlangen berechtigt ist. So sind von den 8 Sorten der ersten Reise nur 5 Sorten: Gravensteiner, Prinzenapfel, Dickstiel (eine unbekannte Sorte), Ananasreinette und Wintergoldparmaine im Geschmack ersten Ranges. Der gelbe Edelapfel steht als Tafelfrucht hinter diesen zurück, der geflammte Kardinal ist Tafelfrucht zweiten Ranges und der Kaiser Alexander ist wohl eine Schaufrucht, die äufser- lich besticht, aber keineswegs vorzüglicher Tafelapfel, eine solche Sorte sollte den Passagieren nicht vorgesetzt werden. Auch die übrigen Kollektionen der Bewerber um die hier in P'rage kommende Preisaufgabe standen durchaus nicht auf der Höhe der Zeit. In zehn Jahren wird man die Kollektionen, vielleicht allen Anforde- rungen entsprechend zusammenstellen können. Wenn es jetzt noch in dieser Beziehung haperte, so hatte dies jedenfalls seinen Grund darin, dafs Tafeläpfel in acht Sorten allerersten Ranges in den grofsen Quantitäten, deren der Norddeutsche Lloyd bedarf, heute in Nordwestdeutschland noch nicht leicht zu beschaffen sind. Von den Kollektionen, die zur \'ersorgung eines mittleren Hotels gefordert wurden, geben wir hier die vom Obst- und Garten- bauverein Harburg ausgestellte bekannt: I. Äpfel: Prinzenapfel, Gravensteiner, Goldreinette, Winter- goldparmaine, Landsberger Reinette, Ananas-Rtte., Harberts Rtte., Ribstons Pepping, Schöner von Boskoop, Graue französ. Rtte., CanadaRtte., Baumanns Rtte., Glockenapfel, Finkenwärder Prinzen- apfel, Winterprinzenapfel, Boikenapfel, Eiserapfel. 2. Birnen: Gute Graue, Holl. Feigenbirne, Souvenir de Congress, Colomas Herbstbutterb., Köstliche von Charneu, Gelbe Tafelbirne, Boscs Flaschenb., Napoleons Butterb., Diels Butterb., Pastorenb., General Tottieben Chaumontel. Dieser Zusammenstellung möge noch die Kollektion ange- reiht sein, die Joh. J. C. Ringeleben, Gut Götzdorf bei Butz- fleht, Kreis Kethingen, zur Versorgung eines herrschaftlichen Hauses zusammengestellt hatte : I. Äpfel: Schöner von Boskoop, Graue franz. Rtte., Hildesh. Goldreinette, Holl. Prinzenapfel, Ribstons Pepping, Prinzenapfel, Gravensteiner, Harberts Rtte., Boikenapfel, Grofse Kasseler Rtte., Coulons Rtte. 2. Birnen: Hellmanns Melonenb., Graue Herbst- butterb., Köstliche von Charneu, Boscs Flaschenb., Marie Louise, Clairgeaus Butterb. Von grofsem Interesse war das Studium der verschiedenen zur Anwendung gelangten Verpackungsmethoden. Es fiel dabei in erster Linie auf, dafs, mit einer einzigen Ausnahme, sämtliche Aussteller Holzwolle zur Verpackung gewählt hatten. Wenn man, soweit es sich um feines Tafelobst handelt, die einzelnen Früchte vordem sorgfältig in Seidenpapier einwickelt, läfst sich gegen die Verpackung in Holzwolle nichts einwenden, da sie den Früchten guten Schutz gegen Druckschaden bietet. Bedingung ist allerdings hierbei, dafs nur Holzwolle von absolut kienfreiem Holze zur Ver- wendung gelangt, denn sobald solche von kienigem Holze ge- nommen wird , nehmen die Früchte einen abscheulichen Kienge- schmack an, der sie für viele Konsumenten nahezu entwertet. Dafs die zur Verwendung gelangte Holzwolle nicht überall kienfrei war, davon haben wir uns durch verschiedene Kostproben ausgestellter Früchte überzeugen können. Hier und da waren die zur Ver- packung verwendeten Fässer und Kisten mit Langstroh ausge- polstert, eine nicht nachahmenswürdige Methode, da sich der Strohgeschmack auf die Früchte überträgt. Von allen Verpackungs- methoden war die hier und da zur Anwendung gelangte amerika- nische die primitivste. Sie bestand in Fässern, die mit den be- kannten Zementfässern verzweifelte Ähnlichkeit haben und mit Holzwolle ausgepolsterte Wandungen hatten, worauf dann die Früchte in den freien Innenraum einfach hineingeschüttet wurden. So sind die aus Amerika zu uns kommenden Äpfel vielfach auch verpackt, sie zeigen aber auch durch mehr oder weniger ausge- prägte Druckschäden, dafs dieses Verfahren höchstens für rasch zum Verbrauch gelangendes Wirtschaftsobst, nicht aber für Tafel- obst Anwendung finden kann. Was die Kisten und Fässer selbst betrifft, so waren dieselben teilweise vollständig geschlossen, teil- weise enthielten sie mehr oder weniger breite Luftspalten. Kisten und Fässer der letzteren Art sind vorzuziehen, da sie eine gute Luftzirkulation ermöglichen, welche das Auftreten von Fäulnis verhindert. Die zur Verwendung gelangten Körbe waren in der verschiedensten Weise hergestellt. Wir begegneten ihnen vom einfachsten Spankorb bis zum sorgfältig geflochtenen Weidenkorb. 46 Die Gartenwelt. V. 4 Die uns für den Transport am meisten zusagende Verpackungsart waren säulenförmige Fässer für Quantitäten von 25 Kilo an auf- wärts. Hergestellt waren diese Fässer aus nicht dicht schlicfsen- den dünnen Buchenholzlättchen, mit mehreren breiten Reifen aus gleichem Holze zusammengehalten. Diese Fässer zeigen in der Mitte eine Scheidewand, welche Druckschäden verhindert, die beim Aufeinanderpacken von 25 Kilo Obst nicht gut zu vermeiden wären. Das gepackte Fafs wird zunächst von einer Seite geöffnet und, nachdem es hier bis zur Scheidewand geleert ist, von der anderen Seite. Werden die Früchte in derartigen Fässern , die sich in der Praxis vorzüglich bewährt haben und lange Jahre ver- wendet werden können, in Torfmull verpackt, so sind sie gegen Frostschaden durchaus gesichert. Torfmull hatte, wie bereits er- wähnt, nur eine einzige Firma, die Obstzüchter H agendorf 1.S; Kraatz, Rastete i. O., zur Packung verwendet. Diese Aussteller verwendeten für je 25 Kilo Obst zur Lösung der Aufgabe für die beste Versorgung eines bürgerlichen Haushaltes, schwere Holz- kisten, deren Herstellungspreis je M. 3 beträgt. Diese von den Ausstellern „Normal-HaushaltungsObstkisten" genannten Kisten zeigen einen mit Überfall und Schlofs versehenen Klappdeckel und Griffe, welche einen leichten Transport dieser 30 cm hohen, 42 cm breiten und 54 cm langen Kisten gestatten. Die Früchte waren in diesen Kisten in Torfmull verpackt, vorher natürlich einzeln in Seidenpapier eingewickelt. Diese Verpackung bietet so schwerwiegende Vorteile, dafs es eigentlich auffallen mufs, dafs sie nicht auch von anderen Ausstellern zur Anwendung gelangt ist. Torfmull schützt auf dem Transport gegen jeden Frost, gegen alle Druckschäden, überträgt keinen fremden Geschmack auf die Früchte und konserviert sie vorzüglich. Eine Familie, die sich ihr Winterobst in solchen Kisten in Turfmull verpackt senden läfst, ist der iVIühe des Auspackens und der Sorge um geeignete Lagerräume für die Früchte, die auf dem Boden oder auf Tab- letten ausgebreitet viel Raum beanspruchen, überhoben. Das Obst bleibt, wie es in der Kiste verpackt ist, liegen und wird je nach Bedarf für die Tafel aus derselben herausgenommen. Dafs Torfmull thatsächlich ein vorzügliches Konservierungsmaterial für Äpfel ist, zeigte ein anderer Aussteller, der einige Kasseler Reinetten vorführte, die seit Oktober 1899 in Torfmull verpackt waren, und sich zum Genüsse noch vollständig brauchbar erwiesen. Man merkte ihnen kaum an, dafs sie ein volles Jahr konserviert worden waren. Das vorzügliche Gelingen der Ausstellung setzen wir in erster Linie auf das Konto des überaus sachgemäfs bearbeiteten Programms. Wir haben an diesem Programm nur zwei Punkte auszusetzen ; man hätte erstens zur Bedingung machen sollen, dafs nur die vom deutschen Pomologenverein zum allgemeinen Anbau empfohlenen Sorten zur Ausstellung zuzulassen seien, und damit erreicht, dafs Sorten unter absolut unverständlichen und unbe- kannten Lokalbezeichnungen der Ausstellung fern geblieben wären, und man hätte zweitens auch besondere Konkurrenzen für Sorten ausschreiben sollen, die für Hochstämme, Pyramiden, Cordons etc. bezw. auf für verschiedene Lagen und Bodenverhältnisse zu em- pfehlen sind. Konkurrenznummern solcher Art fehlten vollständig, nur für Buschobst und für zum Massenanbau geeignete Sorten waren besondere Konkurrenzen vorgesehen. Sehr anerkennenswert waren die Konkurrenznummem für je 20 Früchte einer Sorte, und zwar waren für diese Konkurrenzen bestimmte Sorten vorgeschrieben, die für die in Frage kommen- den Landesteile wertvoll sind, und die wir deshalb aufführen: 1. Äpfel: Gravensteiner, Wintergoldparmaine, Schöner von Boskoop, Atlantapfel, Gelber Richard, Harberts Rtte., Kasseler Rtte., Prinzenapfel, Ribstons Pepping, Graue franz. Rtte., Gold- reinette V. Blenheim, Baumanns Rtte., Hildesheimer Goldreinette, Landsberger Rtte., Ananas-Rtte., Wintertafifetapfel, Cox' Orangen- reinette, Geflammter Kardinal, Eiserapfel, Golden noble. 2. Birnen: Diels Butterb., Neue von Poiteau, Köstliche v. Charneu, Napoleons Butterb., Amanlis Butterb., Pastorenb., Marie Louise, Herren- häuser Christb., Baronsb., Gute Louise von Avranches, Herzogin von Angoulfeme, Josephine von Mecheln, Forellenbirne. Für die Konkurrenznummern jeder einzelnen dieser Sorten waren je ein erster und ein zweiter, bei einzelnen Sorten auch ein dritter Preis ausgesetzt. Da aber manche dieser Sorten 80 und mehr Bewerber gefunden hatten, so kann man sich denken, vor welcher Aufgabe die Preisrichter hier gestanden haben. Es ist ja ganz unmöglich, unter 80 und mehr Nummern je 20 Früchte der gleichen Sorte eines Austellers herauszufinden, von dem man mit absoluter .Sicherheit sagen kann, dafs er die 20 besten Früchte unter seinen Mitbewerbern gebracht habe. Während sonst auf den Ausstellungen viel zu viel prämiiert wird, war es bei diesen Konkurrenznummern bedauerlich, so viele Aussteller, die wirklich Vorzügliches geleistet hatten, leer ausgehen mufsten. Die meisten Aussteller hatten ganz vortreffliches Obst gebracht, doch kann man nicht behaupten, dafs die Früchte der einzelnen Konkurrenten einigermafsen gleichwertig gewesen wären, und dies ist begreiflich, wenn man bedenkt, dafs der eine die Früchte von Chaussee- bäumen, der andere von Buschobst, ein dritter von Spalieren, und ein vierter vielleicht von wagerechten Cordons geerntet hat. Auch im Geschmack wird ein grofser Unterschied bestanden haben, da die Bodenart hierbei von grofsem Einflufs ist. Im grofsen und ganzen zeichnete sich das aus Oldenburg eingelieferte Obst durch vorzüglichstes Aroma aus. Den vorstehend angedeuteten Übel- ständen ist allerdings schwer abzuhelfen. Wohl hätte man be- sondere Konkurrenzen für Früchte von Hochstämmen, Buschobst und Formobst ausschreiben können, es hätte dann aber an jeder Kontrolle über die Richtigkeit der Angaben der einzelnen .Aus- steller gefehlt. Den Hauptbestand des zur Ausstellung gelangten Obstes bildeten Äpfel, in zweiter Linie Birnen ; Trauben, Pflaumen, Erd- beeren und andere Obstarten waren nur vereinzelt vertreten. Auch gedörrtes Obst fanden wir nicht, eingemachte Früchte waren gleichfalls wenig, Obstweine dagegen reichlicher vertreten; auch Maschinen und Geräte hätten entschieden besser vertreten sein können. Verschiedene Aussteller hatten Fruchtkörbe gebracht, aber keiner derselben verriet eine künstlerische Hand. Alle derartigen Arrangements waren in höchst überflüssiger Weise durch grell- gefärbten Papier- und Bänderaufputz verunziert, und bei dem von den Preisrichtern mit höchstem Preise, der Staatsmedaille, be- dachten Korb hatte der Aussteller die verwendeten Früchte teil- weise noch direkt unappetitlich gemacht, indem er eine Anzahl von Wespenleichen mit Draht auf die Traubenbeeren aufspiefste. Es ist uns durchaus unverständlich, wie eine derartige Geschmack- losigkeit durch einen Staatspreis noch besonders sanktioniert werden konnte. Wenn man annimmt, dafs die einzelnen Aussteller ihre Obst- sendungen zur rechten Zeit zur Bahn gegeben haben, so mufs man auch noch ganz besonders die Unpünktlichkeit unserer Eisen- bahnverwaltung gegenüber den Sendungen von frischem Obste rügen. Bei Eröftnung der Ausstellung fanden wir noch zahlreiche Kisten unausgepackt aufgestapelt, und selbst am zweiten Aus- stellungstage trafen immer noch neue Sendungen ein. Mit der Obstausstellung verbunden war auch eine besondere Ausstellung von Obstbäumen und Beerensträuchern, die auf einem Rasenplatze im Bürgerpark in nächster Nähe des Parkhauses vorgeführt wurde. Mit Rücksicht auf den uns zur Verfügung stehenden beschränkten Raum müssen wir es uns versagen, hier V, 4 Die Gartenwelt. 47 auf Einzelheiten einzugehen. Hervorheben wollen wir noch, dafs alle Aussteller dieser Abteilung ein ganz vorzügliches Material beibrachten. Die vorgeführten Hochstämme, Formbäume und Beerensträucher waren fast ausnahmslos von allererster Qualität. Die Dekoration des Hauptsaales des Parkhauses, der Neben- säle und Galerien mufste als musterhaft bezeichnet werden. Ver- schiedene erste Bremer Handelsgärtner hatten es sich nicht nehmen lassen , zum Gelingen dieser Dekoration durch Stellung prächtiger Gruppen von Warmhauspflanzen beizutragen. Alle diese Gruppen waren mit Geschick aufgestellt und aus prächtig kultivierten Palmen, Blattpflanzen und Farnkräutern gebildet, von welchen sich einige Gruppen blühender Chrysanthemum wirkungs- voll abhoben. Auf den Galerien waren auch einige Kollektionen Schnittblumen, speziell Dahlien und Rosen, in schönen Sortimenten und in guter Entwicklung zu sehen. Für die zahlreich von aufserhalb herbeigerufenen Preisrichter hatte das Komitee, wie es uns scheinen wollte, schlecht gesorgt. Wir vermifsten jede Vorbereitung, welche eine gemeinschaftliche Besichtigung der gärtnerischen Sehenswürdigkeiten Bremens und seiner Umgebung möglich gemacht hätte, und so mufsten die- jenigen, die in dieser Hinsicht etwas sehen und lernen wollten, ihre Studien auf eigene Faust unternehmen. Recht rücksichtslos war man auch den wenigen anwesenden Vertretern der Fach- presse gegenüber. Dieselben hatten keine Einladungen zum Fest- essen erhalten, und es war ihnen nicht einmal die Möglichkeit geboten, gegen Bezahlung an demselben teilzunehmen. Die Ver- treter der Bremer Tagespresse wurden dagegen zum Festessen zugezogen, sie hätten ja sonst ihre in der Veröffentlichung der Bratenreden bestehende bedeutsame Aufgabe nicht erfüllen können. Wir benutzten die freie Zeit, welche uns das Studium der Ausstellung liefs, zum Besuche der Wallanlagen, des Bürger- parkes und des städtischen Museums. Die Wallanlagen, auf dem Terrain der 1802 niedergelegten Befestigungswerke vom ver- storbenen Landschaftsgärtner Altmann geschaften, sind land- schaftsgärtnerisch aufserordentlich wirkungsvoll gestaltet. Das be- wegte Terrain und der diese Anlagen durchziehende Wasserlauf boten dem Schöpfer allerdings vielfache Gelegenheit zur Schafi'ung landschaftlicher Effekte. Man findet in diesen Anlagen seltene Bäume und Sträucher in reicher Zahl und kann vielfach die malerische Gestaltung herrlicher Baumgruppen bewundern. Mehr- fach tragen künstlerisch ausgeführte Denkmäler und einige im Betriebe befindliche holländische Windmühlen zur Belebung dieser sauber gehaltenen Anlagen bei. Der Bürgerpark, welcher eine Grundfläche von 136 ha, d. s. 544 preufsische Morgen, umfafst, wurde auf dem Terrain der ehemaligen Bürgerweide nach dem Plan des Landschaftsgärtners W. Benque angelegt. Mit dieser Anlage wurde 1866 begonnen und im Jahre 1884 war sie in der Hauptsache vollendet. Sie bildet ein würdiges Denkinal für die Opferfreudigkeit Bremer Bürger, denn die bisher für diesen Riesen- park aufgewendete Summe von 3*/.2 Millionen Mark wurde aus- schliefslich durch freiwillige Beiträge aufgebracht, wie auch sämt- liche Brücken und Bänke dieses Parkes und anderer ornamentaler Schmuck von Bremer Bürgern gestiftet wurde. Der Bürgerpark enthält weite Wiesenflächen von breiten Fahr- und Fufswegen durchzogen; längst der Fahrstrafsen ziehen sich links und rechts Radfahr- und Reitwege hin. Der Baumbestand setzt sich in der Hauptsache aus Waldbäumen zusammen, aber auch bessere Koni- feren fehlen nicht, und im sogenannten Eichenhain fanden wir eine grofse Kollektion schöner und seltener Eichenarten. Aus- gedehnte Wasserläufe und grofse Teiche beleben diesen Park, Sie mufsten geschaffen werden, um die versumpfte Weide, auf welcher diese Anlage entstand, nach Möglichkeit zu entwässern. Gärtnerisch sehr interessant ist auch das städtische Museum in Bremen. Namentlich die Handelsabteilung desselben, welche dem Beschauer in plastischen Gruppen mit der Pflanzung der wichtigsten tropischen Nutzgewächse und der Herstellung der Handelsprodukte aus denselben bekannt macht. So kann man sich hier, um nur ein Beispiel herauszugreifen, über die Baumwolle von der Pflanzung bis zur Ernte, von der Verpackung und Verschiffung bis zum Spinnen der Fäden, und vom Faden bis zum vollständigen Gewebe unterrichten. Auch die plastischen Tiergruppen in den oberen Räumen dieses Museums sind für jeden Gärtner und Naturfreund von hohem Interesse. Kein anderes Museum im Deutschen Reiche hat derartiges aufzuweisen. Bremen selbst ist eine rührige, freundliche Handelsstadt mit ganz eigenartigem Städtebild, denn hier herrschen die Einfamilien- häuser vor, die in den äufseren Stadtteilen alle von ilppig be- wachsenen Vorgärten umsäumt sind. Grofse Mietskasernen, wie solche in anderen Städten unvermeidlich sind, fehlen hier völlig. Fast jede Familie wohnt abgeschlossen für sich im behaglichen eigenen Neste. Fragen und Antworten. Beant'WOrtung der Frage No. 108. Ist es ratsam, schöne kräftige Rosa canina, welche im Herbst in Töpfe gepflanzt wurden, im Frühjahr zu veredeln? — Der Fragesteller will jedenfalls das allgemein übliche, jedenfalls auch lohnendste Verfahren, die im Freien ausgepflanzten Wildlinge im Sommer zu veredeln, umgehen, um durch Frühjahrsveredlung schon bis zum Herbst verkaufsfähige Ware zu erhalten. Man pflanzt zu diesem Zweck die Wildlinge im Herbst entweder in Töpfe oder umwickelt die Wurzeln mit Moos, welches immer feucht gehalten wird, und stellt sie in einen frostfreien Raum. Im Februar-März treibt man sie bei etwa 10 Grad C. etwas an und veredelt sie durch Anplatten. Nur bei sonnigem Wetter werden die Veredlungen gespritzt, jedoch an den Wurzeln immer feucht gehalten. Sobald die Augen angewachsen sind und die Witterung es erlaubt, werden sie mit möglichster Schonung des Ballens im Freien ausgepflanzt. Die mit Moos umwickelten werden mit demselben ausgepflanzt, nachdem man sie vorher in einen Brei von Lehm und Kuhfladen eingetaucht hat. Die weitere Behandlung ist die allgemein übliche. A. Sauerwald. — Oft hört man Gärtner klagen, dafs von ihren Frühjahrs-Ver- edlungen nur wenige gewachsen sind. Der Grund dieses Verlustes wird meistens in der Veredlung selbst gesucht. Meines Erachtens ist es vor allem wichtig, dafs die zu veredelnden Pflanzen gute Bewurzelung haben oder, was jedenfalls noch besser, dafs die Töpfe zur Veredlungszeil durchwurzelt sind. Ist dies der Fall, so hindert nichts, Rosa caitina, die im Herbst eingepflanzt wurden, im Frühjahr zu veredeln. H. Neuer, Elberfeld. — Die Frühjahrs-Veredlung von Rosa canina kann schon in den letz- ten Tagen des Januar vorgenommen werden, falls die Stöcke im Topf gut angewurzelt sind. Im Herbst werden die Rosa (r(^«/«rt- Wildlinge in Töpfe mit guter Scherbenunterlage und in eine Mischung von recht sandiger, fetter Mistbeeterde gepflanzt und bis nach Weihnachten im Kalthaus überwintert. Im Januar bringt man sie in ein temperiertes Haus, wo sie durch sorgfältiges Giefsen etwas angetrieben werden. Ende des Monats werden die Stöcke Leben bekommen und austreiben. Nun be- ginnt man mit der Veredlung. Die Edelreiser werden, nachdem sie frostfrei überwintert sind, mittels Kopulierens oder Triangulierens auf- gesetzt und in den ersten 10 Tagen mit lauwarmem Wasser tüchtig überbraust, wobei man darauf zu aciiten hat, dafs die Veredlungsstelle luftdicht abgeschlossen bleibt. Nachdem die Veredlungen angewachsen* sind, bringt man die Rosen wieder in das temperierte Haus und härtet sie allmählich ab. Ich habe auf diese Weise alljährlich fast 90 Prozent der Veredlungen fortgebracht und kann dies Verfahren angelegentlichst empfehlen. M. E., B. Beantwortung der Frage No. 109. Könnte mir jemand eine Baumschule in der Nähe von Paris empfehlen, in welcher ich mich 48 Die Gartenwelt. V, 4 bei anständigem Gehalt in der Obstkultur ausbilden könnte? Bin militär- frei. Stellung zum Frühjahr erwünscht. — Einige empfehlenswerte Baumschulen sind: Ms. Boucher, p^pi- neriste, avenue d'Italie, Paris; Ms. Croux et fils, pepineriste, in Sccau.N (Robinson) Seine; Ms. liruneau, paysagiste, in Bourg la Reine (Seine). Die Bezahlung ist 3—4 Frcs. pro Tag. Diese Baumschulen sind in nächster Nähe von Paris. Aug. Ruff. Aus den Vereinen. Halbjahrsbericht des Deutschen Gärtnervereins Lon- don. Die Thätigkeit des Deutschen Gärtnervereins London, die be- sonders darauf bedacht ist, den hiesigen deutschen Gärtnern zur Ver- vielfältigung ihrer Fachkenntnisse, Beratung von Fachangelegenheiten und vor allem Erlernung der englischen Sprache Gelegenheit zu geben, war auch im verflossenen Sommerhalbjahr in jeder Hinsicht eine erfreu- liche zu nennen. Die Sitzungen, die im Durchschnitt gut besucht waren, wurden durch Beantwortung wissenschaftlicher Fragen und Vor- träge so interessant wie möglich gemacht, so dafs der Verein ir) jeder Hinsicht mit den Erfolgen seines Strebens zufrieden sein kann. Es fanden im ganzen 11 Versammlungen und i Generalversammlung statt; besucht wurden diese Sitzungen durchschnittlich von 13 Mitgliedern und 4 Gästen. Neu aufgenommen wurden 5 Herren; nach Austritt von 6 Herren beträgt die Mitgliederzahl 22. Zeitschriften lagen folgende aus: „Gartenwelt", „Möllers Deutsche Gärtnerzeitung", „Gartenkunst", „Gartenflora", „Allgemeine Deutsche Gärtnerzeitung", „The Garden" und „Gardeners Chronicle". Folgende Vorträge und Abhandlungen wurden geboten: Rosenausstellung im Cryslal Palast :^ Herr Reber; Nelkenausstellung im Crystal Palast = Herr Reber; Vorbereitung von CIirysai!tlhmum-\i\\xmen zur Ausstellung = Herr Reber; Rosentreiberei in England = Herr Klostercamp; Gartenbau-Ausstellung in Paris und Gärten in Paris von landschaftlicher Bedeutung = Herr Gensei; Gurken- und Tomatentreiberei in England = Herr Rost. Vorzeigen und Erklären folgender abgeschnittener Blumen: Rosen für den Markt = Herr Klostercamp; Spanische Iris für den Markt = Herr Kloster- camp; Flieder in 20 Prachtsorten = Herr Turner; Orchideen-Bl. = Herr Baumann. Frühe Chrysanthemum, beste Marktsorten: ^Mad. Desgrange''\ „Lincoln^, ^Queen of the carliest^ = Herr Klostercamp. Der Sommerausflug des Vereins, der sich einer äufserst regen Beteiligung erfreute, fand am 24. Juni nach Windsor und dem romantisch ge- legenen Virginia Water statt. — In der am 6. Oktober abgehaltenen Generalversammlung wurden folgende Herren in den Vorstand gewählt: Friedrich, Vorsitzender; Turner, Stellvertreter; Pingel, Schrift- führer; Klostercamp, Stellvertreter; Pichelmayer, Kassierer; Rost, Stellvertreter; Reber, Bücherwart; Herlel , Stellvertreter. — Versamm- lungen finden jeden I. und 3. Sonnabend im Monat im Vereinslokal „Weddes Hotel, 12 Greekstreet, London W., statt. Der Verein wird jederzeit bemüht sein, den nach England kommenden deutschen Gärtnern eine Heimstätte ihrer Interessen zu bieten, und, soweit es möglich ist, Stellenvermittlung besorgen. Ehemalige Mitglieder, die für hiesige gärtnerische Verhältnisse noch Interesse haben, werden gebeten, dem Verein als auswärtige Mitglieder beizutreten. I.A.: Wilh. Pingel, Schriftführer. Tagesgeschichte. Deutsch -Wilmersdorf. Im Herzsprung'schen Saale hier- selbst fand kürzlich seitens des Gartenbauvereins eine Prämiierung von Kindern der hiesigen Gemeindeschulen für gute Pflege der im Juni von genanntem Verein an die Kinder abgegebenen Pflanzen statt. Als Prämien waren vom Verein Bücher ausgesetzt. Drei Knaben und drei Mädchen erhielten erste Preise. Aus den ausgestellten Pflanzen in der Hauptsache Begonien und Pelargonien, war ersichtlich, mit welcher Sorgfalt die Kinder — namentlich die Mädchen — die ihnen anver- trauten Pflanzen gepflegt hatten. St. Petersburg. In der Kaiserlich Russischen Feuerwehr- gesellschaft hat sich eine besondere Kommission gebildet, welche ein Reglement für die Anpflanzung von Bäumen in Städten und Dörfern, als Schutz gegen Ausbreitung von Bränden, ausarbeitet. Die Kommission wird einen Preis ausschreiben, für die beste populäre Schrift über Baum- anIngen bei Gebäuden, als natürliches Schutzmittel zur Einschränkung von Bränden. Die Schrift soll nicht mehr als fünf Druckbogen um- fassen. Für die besten Arbeiten werden folgende Preise zuerkannt: I. Preis 300 Rubel und 2. Preis 200 Rubel. Als Termin für die Ab- lieferung der Arbeiten ist der I. Januar If)OI in Aussicht genommen. Werder a. d. H, An einem wundervollen Herbsttage wurde am 13. Oktober hier eine kleine Obstausstellung des märkischen Obstbauvereins verbunden mit dem Werderschen Obstbauverein eröffnet. Werder und seine Umgebung sind als Obstgebiet bekannt. Die Wer- derschen Bauern sind seit altersher Obstzüchter, und Jahr für Jahr kommen mächtige Kähne mit Obst nach der Reichshauptstadt, um dort lohnenden und schnellen Absatz zu finden. Die kleine Obstausstellung sollte, wie es in der kurzen Eröffnungsrede hiefs, in erster Linie dazu dienen, dem Publikum zu zeigen, was für Obst in Werder und im weiteren Sinne in der Mark Brandenburg gebaut wird. Es konnte sich natürlich jetzt nur um Kernobst handeln. Die Ausstellung sollte indes auch zeigen, in welcher Vollkommenheit die einzelnen Obstsorten hier gedeihen. So waren denn in dem hellen Saale des Schützenhauses auf langen, sauberen Tafeln die einzelnen Sorten, nach Züchtern gruppiert und zumeist etwa fünf Stück auf einem Papptellerchen vereint, aus- gestellt. Durch einfache Ausschmückung mit Grün hatte man dem Saal ein gewisses feierliches Gepräge zu geben versucht. Wenn wir be- denken, dafs die Ausstellung nur eben eine Vereinsveranstaltung im engen Rahmen war, so können wir wohl sagen, sie wirkte recht gut. Im allgemeinen waren ja die Werderschen Früchte von manchen Sorten, wie z. B. „Gravensteiner", nicht so vollkommen, wie sie hätten sein können. Die späten Nachtfröste im Mai d. J. sind schuld daran ge- wesen. Die Birnen hätten durchgehends besser sein können. Trotz alledem waren aber viele Apfelsorten zum Teil recht gut, wie : Winter- Goldparmäne, purpurroter Cousinot, Bismarckapfel, Kaiser Alexander, gelber Edelapfel, geflammter Kardinal, Werdersche Wachsreinette, Lon- don Pepping, roter Eiserapfel. Es sind dies im allgemeinen die Haupt- kultursorten Werders. Meines Erachtens wäre es gewifs angebracht, wenn nicht unbedingt notwendig gewesen, solche Hauptsorten nicht nur in je 5^ — 7 Exemplaren vorzuführen, sondern mindestens je I Centner aus- gesuchte Ware zu zeigen, damit das Publikum so recht gesehen hätte, dafs es sich hier um Massenproduktion und nicht um Sortenzüchterei von Liebhabern handelt. So sah die ganze Ausstellung sehr nach bei uns bekanntlich beliebter Sortenspielerei aus, wie denn z. B. von Birnen nur in einer Sammlung folgende Sorten waren: Diels Butterbirne, Dr. Lucius, Regentin, Clairgeau, Pastorenbirne, Herzogin v. Angouleme, Hardenponts Winter-Butterbirne, Gute Louise, Napoleons Butterbirne, Amanlis Butter- birne, Duchesse Pitmaston, Colomas Herbst Butterbirne, Birne v. Tongres, Blumenbachs Butterbirne, Köstliche v. Charneu und Lincolns kernlose Winter-Butterbirne. — Sollte es nicht erfreulicher und nützlicher (ur die Hebung des deutschen Obstbaues gewesen sein, wenn nur wenige Sorten und diese in besten Stücken in Massen gezeigt worden wären? Man hätte ja daneben noch ein Sortiment für Liebhaber bieten können! In der Theorie weifs man es bei uns ja sehr wohl, dafs wir es Amerika nachmachen und nur wenige Sorten in ausgezeichneter Ware auf den Markt bringen müssen. Aber in der Praxis scheint fast überall noch die beliebte Sortenspielerei zu herrschen. — Zum Schlufs sei nicht ver- gessen zu erwähnen, dafs die Sortenbenennung recht sorgfällig durch- gegangen war, was indes bei Mithilfe der tüchtigen Pomologen des märkischen Obstbauvereins zu erwarten stand. C. Seh. Personal-Nachrichten. Klusmann, Kudolf, bisher Obergärtner in Grofs-Lichterfelde b. Berlin, übernahm die Handels- und Landschaftsgärtnerei von Fr. Strodt- hoff, Westerstede i. Oldbg., welche er unter seinem Namen weiterführt. Ordnung, E., Obergärtner der fürstl. Lobkowitzschen Garten- verwaltung zu Eisenberg in Böhmen, wurde zum fürstlichen Garten- inspektor ernannt. Reinhard, C, bisher im Kgl. Schlofsgarten zu Pillnitz a. d. Elbe thätig, wurde zum prinzlichen Schlofsgärtner auf Schlofs Wesenstein in Sachsen ernannt. Seidendorf, Reinhold, herrschaftlicher Gärtner zu Grofs- Lichterfelde, erhielt Jas Preufs. Allgemeine Ehrenzeichen. Verantwortl. Redakteur; Max Hesdörffcr, BerliD. — Verlag von Gustav Sctimidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Hwsa Illustriertes Wochenblatt für den s^esamten Gartenbau. Jahrgang V. 3. November 1900. No. 5. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolgt Gemüsebau. Einige empfehlenswerte Melonensorten und ihre Kultur. \'on Wessotowski, Kunstgärtner, GrofsStein in Oberschlesien. (Hierzu drei Abbildungen.) Im folgenden seien den Lesern der Gartenwelt einige Melonensorten im Bilde vorgefiihrt, mit deren Kultur der Schreiber dieser Zeilen recht gute Erfolge er- zielte. Gleichzeitig sei die zur Erzielung der schönen Früchte angewendete Kulturmethode kurz beschrieben. Die Samen wurden Mitte April in kleine Stecklingstöpfe in gute nahrhafte Mistbeeterde gelegt, die Töpfe auf ein warmes Frühbeet ge- stellt und mäfsig feucht gehalten. Am 25. Mai wurden dann die jungen Pflänzchen mit Topf- ballen ins freie Land ausgepflanzt. Zuvor war für eine jede Pflanze eine Bodenfläche von 50 cm im Geviert ausgehoben und mit frischem Pferdedung gepackt worden. Über dem Dung wurde ein 50 cm hoher und i m breiter Hügel von bester Mistbeeterde aufgeworfen, auf wel- chem Hügel dann die Pflanzen in einer Mulde zu stehen kamen. Die Hügel stehen so weit voneinander, dafs jede Pflanze einen Raum von 1,30 m im Geviert für sich hat, welche Fläche sich in meiner langjährigen Praxis als notwendig aber auch ausreichend erwiesen hat. Vor der Pflanzung wurden über die Gesamt- fläche meiner Melonenpflanzung (rund 130 Ge- viertmeter) 25 kg Kainit und 12^/2 kg Thomas- mehl ausgestreut und leicht mit dem Rechen untergebracht. 14 Tage nach der Pflanzung wurde noch mit Chili gedüngt, derart, dafs um jede Pflanze etwa 30 g ausgestreut wurden, welche Düngung in einem Zwischenraum von 14 Tagen noch zweimal wiederholt wurde. Während der ersten Nächte nach er- folgtem Aussetzen wurden über die Pflanzen Blumentöpfe gestülpt; das Gleiche geschah bei zu starkem Sonnenschein. Durch diese Mafs- regel wird das rasche Anwachsen sehr befördert. Die Gartenwelt V. Nachdem die Pflanzen das 5. Blatt gebildet hatten, wur- den sie an einem sonnigen Tage bis auf zwei Blätter zurück- geschnitten. Bei trockener Witterung liefs ich die Pflanzen täglich stark giefsen, hielt aber sehr darauf, dafs nicht abends zu spät gegossen wurde, damit die Ranken vor Nacht ab- trockneten. Bei Regenwetter wurden die Mutterköpfe aller Blick auf die Freilandmelonen der Gartenverwaltung Grofs-Stein in Oberschlesien. Originalaufnahme für die ^Gartenwelt". S 50 Die Gartenwelt. V, 5 i Melonen „von Malta" und „Goldene Kugel". Originalaufhahme für die „Gartenwelt". Pflanzen durch Überdeckung mit Glasscheiben geschützt, die, sobald gutes Wetter eintrat, sofort entfernt wurden. Wenn die Früchte die Gröfse eines Hühnereies erreicht hatten, legte ich unter jede Frucht eine Glasscheibe, was für die Entwicklung der Früchte sehr von Vorteil war. Ich erntete in diesem Jahre von der loo Pflanzen um- fassenden Melonenpflanzung, welche die Abbildung auf der Titelseite zeigt, 230 wohlausgebildete Früchte. Einer näheren Beschreibung der Sorten entheben mich die weiteren Abbildungen. Auf obenstehendem Bilde sehen wir links die grofse Melone von Malta und rechts die kleineNetz- melone „Goldene Kugel". Die nebenstehende Abbildung veran- schaulicht links die ungarische Netzmelone, in der Mitte die amerikanische Freiland- melone und rechts die Ananas- melone. Aufmerksamkeit nicht eben schwierig. Im folgenden möchte ich dieselbe kurz schildern. Die Treiberei kann sowohl in Häusern wie auch in Kästen vor sich gehen. Als Häuser sind Erdhäuser zu em- pfehlen. Diese besitzen etwa i — 1,20 m breite Beete, breitere sind nicht praktisch, da sie die Bearbeitung erschweren. Die Tiefe der Beete beträgt 25 cm. Man kann mit dem Treiben schon Ende August be- ginnen. Vorher müssen selbstverständlich die Häuser gut gereinigt werden. Die Beete sind genau nachzusehen, auf sie bringt man folgende Erdmischung: i Teil Kuhmisterde, i Teil Rasen- erde und I Teil Sand. Die Bohnen werden in Töpfe gelegt und ausgepflanzt, sobald sie die ersten beiden Blätter entwickelt haben. Infolge Jftvj,. des Verpflanzens wachsen die Bohnen üppiger, •\A^* als wenn man sie direkt in das Beet auslegen würde. Nach dem Auspflanzen werden die Bohnen tüchtig angegossen, und die Wärme im Hause wird jetzt auf 20 — 24 Grad C. gehalten. Man vergesse das Stengeln nicht, was etwa 3 Wochen nach dem Aussetzen zu geschehen hat, indem man zwischen die Reihen Reiser steckt, an die sich die Pflanzen anklammern können und so vor dem Umfallen geschützt sind. Von der Blütezeit bis zur völligen Ausbildung der Schoten kann man ungefähr 3 Wochen rechnen; vom Auspflanzen bis zur Ernte werden mindestens 6 Wochen vergehen. Bei zu kühler Temperatur bilden sich die Schoten schlecht aus. Im Winter halte man im allgemeinen die Häuser trocken und sei vorsichtig mit Spritzen und Giefsen. Eine bestimmte Vorschrift für das Giefsen zu geben, ist ganz unmöglich. Der Kultivateur mufs stets auf der Hut sein und Das Treiben der Bohnen. Von Hans Geist, Gouvemements- gärtner, Kamerun. Z^umal in Herrschaftsgärt- nereien ist das Treiben der Bohnen sehr beliebt und lohnend, da man diese auf die mannigfachste Art verwerten kann. Die Bohnen- treiberei ist auch bei der nötigen ?wfe/?/'V^^ Ungarische Netzmelone, amerikanische Freilandmelone und Ananasmelone. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'*. V, 5 Die Gartenwelt. 51 mit Überlegung zu Werke gehen. Das Absammeln der Blüten, die an den Schoten beim Abblühen hängen blieben, mufs stets sofort erfolgen, damit die Blüten nicht zu faulen be- ginnen, was sehr leicht und schnell eintritt. Es darf durch- aus keine moderige Luft in den Häusern entstehen. Sobald die ersten Bohnen blühen, erfolgt die Aussaat des zweiten Satzes. In diesem Treibverfahren kann man bis Anfang Mai fortfahren. In den sonnenarmen Monaten sind natürlich die Erträge weniger günstig, als vom Januar-Februar ab, wenn die Sonne immer höher steigt. In den Winter- monaten sorge man stets für neue junge Aussaat und ver- zichte lieber auf die Ernte der letzten älteren Bohnen. Wir können auch im Winter etwas enger pflanzen, als in den späteren Monaten. Ist ein Beet abgeerntet und von Schmutz luid Blättern gereinigt, so kann es sofort wieder besetzt werden, sofern man rechtzeitig junge Pflänzchen erzogen hat. Da indes naturgemäfs die Erde ausgesaugt wird, so müssen wir sie entweder nach einiger Zeit erneuern, oder mit Dung nach helfen. Als Dünger em- pfehle ich in erster Linie flüssigen Kuhdung. Wäh- rend des Winters er- scheint mir aber auch die Verwendung von geeignetem Kunstdünger ratsam. Sind keine Bohnen- häuser vorhanden, so können Pfirsich- und Weintreibhäuser verwen- det werden, bis die Be- laubung dieser Pflanzen zu starken Schatten er- zeugt. Man legt drei oder vier Bohnen in kleine Töpfe und verpflanzt sie, sobald sie durchgewurzelt sind, in gröfsere mit der oben angegebenen Erdmischung. Bei dieser Topfkultur ist reichliche Düngung von nöten, sonst ist die Behandlung wie vorher geschildert. Mit der Treiberei in Mistbeeten kann man im Februar-März beginnen. Man mufs erst ordentlich abdampfen lassen, ehe man die Mistbeete bepflanzt, denn die geringsten Dämpfe töten die Bohnen. Auch hier ist das Vorkultivieren im Topf sehr an- gebracht, um zum Aussetzen gleich Pflanzen mit Ballen zu haben. Tägliches Nachsehen in den Kästen wegen etwa doch noch entstehender Dämpfe, genaues Lüften unter sorgfältiger Beobachtung der Windrichtung, um das Eindringen kalten Luftzugs zu vermeiden, sind Regeln, deren Nichtbeachtung sich in kurzer Zeit rächt. Im März, wo Schneefälle u. s. w. während der Blütezeit eintreten können, müssen die Kästen gelüftet werden, wenn nicht abgedeckt werden kann; die Öffnung ist dann mit Strohdecken zu schützen; das Abheben der Fenster vermeide man soviel wie möglich; das Giefsen besorge man an hellen Tagen früh, damit die Pflanzen bis zum Abend abtrocknen können. Als Treibsorten empfehle folgende zwei: „Haricot vert" und „Osbornes Treibbohne". Im allgemeinen ist diese Treiberei in jeder Hinsicht lohnend, wenn richtig verfahren wird. Ananas sativus var. porteanus. ■ In der Handelsgärtnerei von Chr. Lorenz, Erfurt, für die „Garlenwelt" phulographisch aufgei Topfpflanzen. ßiintblätterige Ananas. Von Johannes Mahling, Erfurt. (Hierzu eine Abbildung.) Eine in den Kulturen wenig verbreitete Pflanze ist die buntblätterige Form der bekannten Ananas (Ananas sativus Schult.), die namentlich in grofsen Herrschafts- gärtnereien Schlesiens in eigens dazu erbauten Ananastreibhäusern im grofsen getrieben wird, wo man zur Reifezeit im Juli Früchte von höch- ster Vollkommenheit bewundern kann. Die nebenstehend abgebil- dete buntblätterige Form (var. porteanus kort.) entstammt den vorzüg- lichen Kulturen der Firma Chr. Lorenz in Erfurt. Einen Handels- artikel im wirklichen Sinne bildetdiesePflanze nicht, man sucht sie meist vergeblich in den gärtnerischen Katalogen. Warum sie nicht ebenso oft wie andere Brome- liaceen, z. B. Aechmea, Billbergia, Dyckia, Hechtia, Nidula- rium, Pitcairnia, Tillandsia und Vriesea in den Handels- gärtnereien oder in den Sammlungen der Liebhaber ange- troffen wird, ist eigentlich nicht recht verständlich, da sie den genannten in Bezug auf Schönheit in jedem Fall eben- bürtig zur Seite steht, manche sogar nicht unwesentlich über- trifft. Höhere Kulturanforderungen stellt die buntblätterige Ananas-Pflanze auch nicht wie andere Warmhaus-Bromelia- ceen, es sei denn, dafs man sie schneller zur Blüte bezw. Fruchtbildung zwingen will, wozu ein höheres Mafs an Wärme, im besonderen Bodenwärme erforderlich ist. Die Art des Wuchses veranschaulicht die obige Abbildung vollkommen ; bezüglich der sonstigen charakteristischen Eigen- schaften sei bemerkt, dafs die Grundfarbe der fein dornig- gesägten Blätter lebhaft grün ist. Die aufserordentlich zart- farbigen Randstreifen der Blätter machen jedoch diese Varie- tät zu einer Schmuckpflanze ersten Ranges. Von der Basis inommen. 52 Die Gartenwelt. V, 5 ausgehend, zeigen die Streifen ein prächtiges Dunkelrosa, welches allmählich heller wird und in Elfenbeinweifs bis Rein- weifs an den Spitzen ausläuft. Eine eigenartig prächtige Zierde ist die Frucht (die kleinen violetten Blütchen sind nicht sehr bemerkenswert), welche während ihrer Entwick- lung eine leuchtend rosa Färbung zeigt und mit einem gleich- falls buntfarbigen Blätterschopfe gekrönt ist. Bei voller Reife zeigt die Frucht ein tiefes Orangegelb und ist dabei von demselben köstlichen Aroma und Geschmack wie die der in schlichtes Grün gekleideten Stammart. Es ist wohl anzunehmen, dafs eine Abbildung mit einer vollständig entwickelten Frucht einen noch besseren Anblick gewähren würde, doch benutzte ich zur photographischen Aufnahme die mir gerade gebotene passende Gelegenheit. Hutnea elegans Smith. (Calomeria amarantoides Vent.). (Hierzu Abb. Seite 53.) ^ Die Heimat dieser zu den Kompo- siten gehörenden Schmuckpflanze ist Neu -Süd -Wales. Der Stengel ist aufrecht, die Blätter stehen abwechselnd, sind stengel- umfassend, von lanzettförmiger Gestalt und starkriechend. Die zahlreichen, kleinen, glänzenden, bräunlichen Blumen bilden ca. 30 cm lange Endrispen, die in Masse zusammen einen schönen Anblick gewähren. Die Pflanzen lassen sich, gut kultiviert, sehr vorteilhaft auf Rasenplätzen zu Gruppen vereinigen. Den Samen sät man am besten Ende Juni bis Mitte Juli ins Mist- beet, pikiert die jungen Pflänzchen zeitig und pflanzt sie, sobald sie stark genug sind, in gröfsere Stecklingstöpfe. Nach Durch- wurzelung verpflanzt man sie wiederum in gröfsere (15 cm) Töpfe, in denen sie im Winter stehen bleiben. Als Erde ver- wende man eine kräftige, grobe Mistbeeterde mit Rasenerde, Sand und etwas Hornspänen vermischt. Zwecks guter Verzwei- gung von unten stutze man sie beim Verpflanzen gleich ein. Ein nochmaliges Verpflanzen im Spätherbst ist nicht ratsam, da sie dann zu leicht stammfaul werden. Bis zur Einwinterung gebe man ihnen einen freien, luftigen Standort und sorge für genügende Bewässerung. Zur Überwinterung ge- nügen -\- 3 — 4 Grad C. in einem hellen Hause. Ende Februar, wenn sie an- fangen sich zu regen, pflanze man die Huinea in die obengenannte Erd- mischung und gröfsere Töpfe um; sie erfordern besonders jetzt einen hellen Standort und bei günstiger Witterung viel Luft, wird beides versäumt, so be- kommen sie Ungeziefer und gehen auch an Stammfäule ein. Entweder pflanzt man sie Mitte Mai gleich ins Freie aus, oder man läfst sie in Töpfen, in we! chem Falle Anfang Mai die letzte, beste Verpflanzzeit ist. Eine öftere flüssige Düngung und reichliche Bewässerung sagen ihnen sehr zu. Crusius. Insektenfressende Pflanzen. Cephalotus follicularis, die so- genannte Krugpflanze. — Diese interessante, von Australien stammende Pflanze wurde früher zu den Saxifraga- Cephalotus Vom Verfasser für di' ceen, den Steinbrechgewächsen, gestellt. Jetzt bildet sie eine eigene Familie, Cephalotaceen, die zwischen Crassulaceen und Saxifraga- ceen die Mitte hält. Beim ersten Anblick erinnert Cephalotus stark an die Nrpenthts wegen der sehr ähnlichen kannen- oder krug- förmigen Laubblätter. Die Krugpflanze ist aber erst seit viel kürzerer Zeit in Kultur als die eigentlichen Kannenträger. Dem- gemäfs ist ihre Verbreitung noch eine sehr geringe. Die Pflanze stellt ein rosettenartiges, niedrig bleibendes Gebilde dar. .Sie verlangt nicht mehr Raum als ein Stecklings- topf von mittlerer Gröfse zu geben vennag und wird kaum 2 — 3 cm hoch. Ihre Kultur gleicht im grofsen ganzen der der Nepenthes. Lebendes Sphagnum bildet einen Hauptfaktor bei er- folgreicher Zucht und Pflege. Die Blätter von Ctphaloius ähneln in der Form einer Schippe oder einem fast gleichseitigen, kleinen Dreieck, dessen Seiten (Ränder) nach aufsen etwas gewölbt und dessen Ecken etwas abgerundet sind. Die Blattfläche ist nament- lich oberseits lederartig glatt und nur am Rande fein behaart. Das Blatt ist etwa 2 cm lang und fast ebenso breit, der Mittel- nerv kaum angedeutet. Der weifsliche, fein behaarte, 2— 2';2cm lange Stiel ist, bevor er in die Blattfläche übergeht, ein wenig erweitert. Die Anordnung der Kannen ist kreisförmig und die sie tragenden Stiele entwickeln sich, gewöhnlich zu zweien über- einander aus den Blattwinkeln kommend, gleich Radien eines Kreises. Der Krug oder die Kanne hat eine Länge von knapp 2 cm, bei einer Breite von ca. '/., cm. Der untere Kannenteil ist auf der Aufsenseite mit drei erhöhten, ungefähr i mm hohen Streifen versehen, von denen der mittlere, der längste, genau in der Mitte laufend, etwas abgeplattet und an beiden Rändern fein behaart ist. Desgleichen sind auch die andern Streifen durch eine feine Haarlinie gekennzeichnet. Alle drei Streifen laufen in den nach auswärts umgeschlagenen Rand der Kanne aus und zwar derart, dafs die beiden kürzeren an ihrem Ausgangspunkte, dem Kannenrande, von dem mittleren nur noch i mm entfernt sind. Der Rand selbst ist mit kleinen rötlichen Rippchen ver- sehen, die in der Mitte rötlich und gröfser, nach dem Ende hin mehr grünlich und kleiner sind. Die Kanne liegt samt den leicht gebogenen Stielen auf dem Moose (Sphagnum) flach auf und ist häufig von aufsen etwas rötlich an- gehaucht. Im Innern hat sie die Beschaffen- heit der iV<'/<«M«- Kannen, jedoch sei noch bemerkt, dafs unterhalb des Ran- des, ganz wenig von der Öffnung ent- fernt, sich ein von innen nach aufsen aufgetriebener Ring befindet. An der Rückseite der Öffnung sitzt der Deckel, d, h. das Flugbrett- chen für die Insekten. Dieses ver- dient auch einige Aufmerksamkeit, da es mit zwei, auch drei dunkel karmin- roten, am Ende sich gewöhnlich teilen- den, deutlich sichtbaren .Streifen (Adern) versehen ist, deren Zwischenraum hell- karminrot durchschimmert. Jedoch fan- gen diese Streifen erst in der Hälfte des Deckels an, da der nach innen zu gerichtete Teil hellgrün gefärbt ist. Der Deckel ist auf der .Aufsenseite ebenfalls mit feinen, linienförmig ge- ordneten Härchen besetzt, follicularis. Ein klebriger Saft bildet den In- ,GartenweIt" gezeichnet. halt, wie er ebenfalls den echten Kannen- 1 V, 5 Die Gartenwelt. 53 trägem, sowie den schlauchbildenden Pflanzen (Sarracenia) eigen ist. Dies ist ein Zeichen, dafs wir es auch hier mit einer insektenfressenden Pflanze zu thun haben. Cephalotus follicularis braucht zur ge- deihlichen Entwicklung viel wenigerWärme als die Nepenthes. Die Wärme mufs indes stets gleichmäfsig sein und darf nicht plötzhch sinken, ebenso ist Zugluft sowie Tropfenfall peinlichst zu vermeiden. Um immer gleichmäfsig feuchtwanne Luft zu haben, kultiviert man die Pflanze, nament- lich im Winter, am besten in einem ge- schlossenen Glaskasten oder unter einer Glasglocke im Hause. Die noch in der Entwicklung be- griffenen Kannen sind von hellem Grün, und der noch geschlossene Deckel ist weifslich, scheinbar chlorophyllos. Im Winter ist eine Temperatur von 8 bis lo Grad C. nachts und lo bis 12 Grad C. tags, bei Sonnenschein etwa 5 Grad mehr, genügend. Die Pflanze ist in ihrer ganzen Er- scheinung unstreitig sehr interessant und sowohl für botanische Gärten als auch für Privatgärten ihrer Eigentümlichkeit wegen zu empfehlen, für Handelsgärt- nereien natürlich nicht. Wenn ich nicht irre, wurde sie vom grofsherzoglichen botanischen Universitätsgarten zu Giefsen im Jahre 1899 eingeführt, während aufser in dem genannten Institute im botanischen Garten zu Marburg a. d. L. schon etwas früher Exemplare dieser Art vorhanden gewesen sein sollen. Die Pflanzen werden, wie ich hörte, zum Preise von 2 M. das Stück verkauft. Wenn sie sich erst längere Zeit in Kultur befunden haben, wird man ja wohl im stände sein, etwas über ihre Vermehrungsweise bekannt geben zu können. Die beigegebene Zeichnung Seite 52, das Pflänzchen mit dem Topfe in einen gröfseren, mit Moos gefüllten, eingefüttert dar- stellend, wird die Tracht der Krugpflanzen den Lesern genauer veranschaulichen. Bindewald. Sommerblumen. Emilia sagittata. (Hierzu Abb. Seite 54.) — Es müssen nicht immer „Stauden" oder wertvolle tropische Pflanzen sein, welche wir zur .■\usschmuckung des Gehölzrandes etc. verwenden, sondern bei einigermafsen Umschau wird der Gärtner auch unter den An- nuellen eine ganze Reihe finden, welche den schönsten Stauden- gewächsen in Habitus und Blüte nicht nachstehen. So habe ich im IV. Jahrg., S. 23;, schon auf die entzückenden Varietäten des Senerio elegans hingewiesen, die sich nicht nur auf Blumenrabatten, als Gruppenrandpflanzen etc., sondern, wie ich in diesem Jahre sehen konnte, sogar als Teppichbeetpflanzen allerersten Ranges verwenden lassen. Die Farben der neuen niedrigen Sorten sind geradezu einzig. Ich möchte deshalb hier nochmals manchen Gärtner, welcher diese kleinen Senerio noch nicht kennt oder nicht genügend würdigt, auf dieselben aufmerksam machen. — Zweck dieser Zeilen ist indes, auf eine andere einjährige Kompo- site hinzuweisen. Ich meine die auf Seite 54 abgebildete Emilia sagittata. Die Pflanze besitzt alle die Eigenschaften, welche der Humea elegans. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'^ photographisch aufgeDOmmen (Text Seite 52). Gärtner an eine Gruppenrandpflanze nur stellen kann. Sie ist eine überaus liebliche, anmutige Erscheinung, ihre dunkelorange- roten Köpfchen, welche zu mehreren auf einem etwa 20 — 25 cm hohen, schlanken Stengel stehen, leuchten weithin und bieten be- sonders in Masse einen anziehenden Abschlufs der grünen Gehölz- gruppen : aber auch auf Blumenrabatten oder zwischen lockere, grüne Blattpflanzen gebracht, wirken sie ungemein anziehend. Dabei sucht die Emilia in Bezug auf Anspruchslosigkeit ihres- gleichen. Als echte Annuelle sät man sie gleich an Ort und Stelle, wo sie kaum noch der weiteren Pflege bedarf. Wer sie aber lieber erst auf Beeten zu buschigen Pflanzen anziehen will, kann dies ebenfalls. Man säe im letzteren Falle ziemlich dicht und wässere reichlich, verpflanze aber dann bald, da die Pflanzen kaum erstarkt in Blüte übergehen. — Samen setzt die Emilia reichhch an ; im Handel wird diese hübsche Pflanze nicht oft an- geboten und einstweilen fast nur von Liebhabern und botanischen Gärten gezogen, sie ist aber keineswegs neu. Ich selbst besitze von diesjährigen Pflanzen, über die sich Laie wie Fachmann freu- ten, schon Samen. Vielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, Emilia sagittata manchem Gärtner zuzuführen. Mütze. Helenium tenuifolium. — Obgleich weder eine seltene noch neue Pflanze, ist diese Helenie doch eine recht schön blühende Komposite für den Herbst, welche in reicher Fülle ihre tief- goldigen Blüten spendet. H. tenuifolium ist eine aufrechte, gabel- ästig verzweigte, einjährige Pflanze, heimisch in den östlichen Vereinigten Staaten. Die Blütenköpfchen sind ganz gelb; die Strahlenblüten zuweilen etwas herabhängend. („Bot. Mag.", t. 7721.) Lychnis corsica ist eine sehr hübsche Annuelle. Sie wird reichlich '/« m hoch und ihre schlanken, verzweigten Triebe sind dicht mit Blüten besetzt, welche denen ihrer alpinen Schwestern etwas ähneln. Die Farbe der Blumen ist anfangs hell- 54 Die Gartenwelt. V, 5 rosa, geht später in leuchtend rosa über und nimmt im \'erblühen einen roten Ton an. Ihre Reichblütigkeit, ihre Samenbeständig- keit und die wechselnden Farbentöne, alle diese Eigenschaften dienen dazu, die Anziehungskraft der hübschen Lichtnelke zu er- höhen. In den Gärten ist sie noch viel zu wenig bekannt. Es heifst, sie sei mit Lychnis Loistleuri identisch. („Gard. Chron.") Stauden. und ich gewahrte Hunderttausende der köstlichsten Hlumen. Vor einigen Jahren kam die ganze Sammlung unter den Hammer und ist jetzt durch mehrere Gärten Cornwalls verteilt, ein- schliefslich des oben erwähnten Gartens zu Penjerrick. Die Abbildung, Seite 55, zeigt, dafs auch auf ihrem neuen Stand- orte die Cydamen sich sehr wohl befinden. Gedeckt werden dieselben nie. Cyclamen neapolitanuni. Von F.W. Meyer, Landschaftsgärtner der Firma R. Veitch & Son, Exeter (England). (Hierzu eine Abbildung.) IN i cht häufig wird der geneigte Leser im Freien über- winterte Cyclamen in Stauden von 38 cm Durchmesser an- getroffen haben. Die hier abgebildeten Pflanzen besitzen jene Gröfse, und die Knollen selbst ergaben beim Messen einen Durchmesser von 8 bis 9 eng- lische Zoll oder 20 bis 23 cm und haben ein Alter von 35 Jahren. Der Standort ist im Schatten grofser Laub- bäume und zwar im Rasen in dem so Pflanzenreichen Garten zu Penjer- rick bei Falmouth in der englischen (Grafschaft Cornwall. Zur Zeit meines Besuches im September standen die Pflanzen in voller Blüte und ge- währten einen so reizenden Anblick, dafs ich nicht umhin konnte, eine Photographie davon aufzunehmen. Vor etwa 10 Jahren sah ich gleiche Pflanzen in einem anderen Garten in der Nähe der Stadt Truro. Sie gehörten einst dem wohlbekannten Botaniker Tyermau, welchem die Ein- führung oder Züchtung vieler schöner Pflanzen zu verdanken ist, wie u. a. „TyermansGrounsel" (Senecio pnlc/ier). Für Cyclamen hatte dieser Herr ein ganz besonderes Interesse und pflanzte in seinem Garten zwischen langen Reihen junger Birnbäume die schön- sten winterharten Cyclamen-Arten und deren Hybriden. Lange Jahre nach dem Tode des alten Herrn kam ich zufällig in seinen Garten, der jahre- lang furchtbar vernachlässigt worden war. Es war eine Wildnis sonder- gleichen. Die Birnbäume hatten ein fast undurchdringliches Dickicht ge- bildet, und man sollte meinen, dafs Vegetation unter so dichtem Schatten unmöglich sei. Trotzdem hatten die jahrelang sich selbst überlassenen Cyclamen und deren natürliche Hybri- den sich geradezu fabelhaft entwickelt, Anemone japonica var. „Mont Rose". — In der Sitzung der kgl. Gartenbau Gesellschaft zu London vom 11. Sept. d. J. stellte die Firma W. Paul & Son, Waltham Crofs, eine wunder- volle neue Sorte der allbekannten und geschätzten, herbstblühenden Anemone japonica aus. Sie wurde unter dem Namen „Alont Rose-' vorgeführt. Die fast 10 cm im Durchmesser erreichenden, halbge- füllten Blumen sind hell anilinrot gefärbt, wobei die Spitzen etwas dunkler erscheinen. Die kleineu Blätter sind lebhaft grün. Da die ausgestellte Pflanze im Topf stand, so mag ihre Belaubung nicht ganz charakteristisch zum Ausdruck gekommen sein. Jeden- falls verdient diese Sorte ihrer schönen Blumen wegen eingehende Beachtung, und das Wertzeugnis, wel- ches ihr verliehen wurde, war wohl an- gebracht. („Gard. Chron.") Emilia sagittata. Vom Verfasser für die gGartenwelt" gezeichnet (Text Seite 53). Neue Pflanzen. Cineraria hybrida grandiflora „Stella". (Hierzu die Farbentafel.) — Das Vorbild der Dahlienzüchter, die uns unsere modernen Kaktusdahlien mit den zierlich gerollten und gedrehten Fetalen geschaffen haben, scheint allent- halben auf die moderne Blumenzucht nicht ohne Einwirkung gewesen zu sein. Blüten mit gerollten und gedrehten Fetalen sind zeitgemäfs geworden. Man hat dieselben in ganz besonderer Voll- kommenheit bei den neuen Sorten des Helianthiis iucnnierifotitis^ die wir bereits in der Gartenwelt, Jahrg. IV, Seite 13, unseren Lesern vorführten, auch Astern mit derartigen Blüten sind aufgetaucht und haben Verbreitung gefunden. Ja selbst Rosenzüchter haben den Versuch gemacht, Rosen mit solchen Blüten- formen zur Einführung zu bringen; ein Versuch, der glücklicherweise keinen Anklang gefunden, da sich eben eines nicht für alle schickt. Von dieser neuen Richtung legen auch die Römerschen Cinerarien-Sorten Zeugnis ab, die wir unseren Lesern auf beiliegender Tafel heute bieten. Sie verdienen es ebenso ihrer Schönheit, als auch ihrer Originalität halber, in den Kulturen Eingang zu finden. Bisher waren die Cinerarien-Züchter bestrebt, die einfach blühenden Cinerarien-Sorten mit möglichst grofsen Blumen und da- bei breiten und festen Blumenblättern zu züchten, von denen das eine Blumen- c fi\ ;^. T „Die Gartenwelt", Jahrgang v. ^ Cineraria hybrida grandiflora „Stella' Züchter: Friedr. Roemer, Quedlinburg. V, 5 Die Garten weit. 55 blatt immer zu einem Viertel oder einem Sechstel von dem benachbarten verdeckt wurde, so dafs die ganze Blume eine ge- schlossene runde Scheibe bildete. Von dieser schönen, aber althergebrachten Blumenform weichen nun die Blüten der neuen Cinarien, die wir im April d. J. auf dej- Gartenbau- Ausstellung in Dresden zuerst sahen, erheb- lich ab. Die Fetalen dieser Sorten, die die Firma Friedr. Römer, Quedlinburg, ge- züchtet und ausgestellt hatte, sind gedreht und gewellt, ganz so wie dies bei den neuen einfach blühenden Dahlien der Fall ist. Da- bei zeichneten sich die Blumen durch ein reichhaltiges Farbenspiel aus. Sie wurden in Dresden von allen Ausstellungsbesuchern bewundert. Auch Ihrer Majestät der Königin von Sachsen fielen dieselben auf und sie machte ihren Gemahl mit den Worten darauf aufmerksam: „Oh sieh doch diese wunder- schönen Kaktus Dahlien". Auch wir mufsten dieser Neuzüchtung vollste Anerkennung zollen und setzten uns deshalb mit dem Züchter in Verbindung, der uns das er- betene Blumensortiment bereitwilligst zur Verfügung stellte, welches der Malerin als Vorlage zu der Farbentafel diente. Über die Entstehung seiner neuen Cinerarien teilt uns Herr Römer folgen- des mit: „Im Jahre 1895 fand ich unter meinen zur Samenzucht bestimmten Cinerarien eine Pflanze, welche durch die eigentümliche Blütenbildung meine Aufmerksamkeit er- regte. Die Zahl der Blumenblätter war eine gröfsere als bei den übrigen Cinerarien, auch waren dieselben viel schmäler und lagen nicht über- sondern nebeneinander, der Farbenton der Blumen war der der Sorte kermesina. Selbstverständlich wurde der Samen sorgfältig gesammelt und im Sommer 1895 ausgesät. Das Ergebnis war kein er- mutigendes, denn nur wenige Pflanzen zeigten den Charakter der ausgewählten Pflanze; doch erregte wiederum eine ker- mesina, welche etwas gedrehte Blumenblätter zeigte, besonderes Interesse. Der von die- ser Pflanze geerntete Samen brachte im Frühjahr 1897 auch kein besonders günstiges Resultat, der gröfste Teil der Pflanzen war zur Samenzucht überhaupt nicht zu verwerten. Doch waren drei Pflanzen darunter, welche in ganz auffallender Weise den Charakter trugen, wie derselbe von mir angestrebt wurde, es waren zwei Pflanzen mit roten Blumen und eine Pflanze mit blauen Blumen. Die 1897er Ernte brachte mir sogar eine Pflanze mit rosa Blumen, und die Formen zeigten eine immer bessere Bildung. Im Frühjahr 1898 zeigte sich eine Pflanze mit weifser Mitte und das Ergebnis der 1899 er Ernte war in Dresden zu sehen, und gewifs war doch das Farbenspiel der dort ausgestellten Cmerarienblumen ein sehr reiches zu nennen. Bemerken mufs ich noch, dafs die Anzahl der Blumenblätter nicht regelmäfsig ist, auch die Stellungen derselben sind verschieden, zuweilen sind sie päonienartig noch oben gebogen, öfter auch nach unten hängend, hierdurch erhalten die einzelnen Pflanzen ein viel wech- Cyclamen neapolitanam im Garten zu Penjerrick bei Falmouth (England). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 54). selnderes und interessanteres Bild, als wir es bei den älteren Sorten gewohnt sind." m }-j Alsophila loubetiana ist ein neuer Farn, den die Firma Lucien Linden auf der Weltausstellung in Paris vorführte. Er wurde im Gebiet des französischen Kongo, Afrika, aufgefunden. Seine Tracht ist aufserordentlich schmuckvoll. Die stolzen, sehr grofsen, breiten Wedel verieihen dieser Alsophila einen majestä- tischen Anblick. Die in „La Sem. Hort.", vom 29. Sept. d. J., gegebene Abbildung läfst darauf schliefsen, dafs wir einen sehr kulturwerten Farn vor uns haben. Ficus Luciani ist eine höchst ornamentale Neuheit, welche auf der Weltausstellung in Paris gleichfalls von L. Linden ge- zeigt wurde. Diese Ficus ist aber aufserdem noch schätzenswert, da sie ausgezeichneten Kautschuck liefert. Sie wurde vom Kongo- gebiet, Afrika, eingeführt. Man kann sie, heifst es in „La Sem. Hort.", wo wir eine Pflanze an gleicher Stelle, wie die zuerst 56 Die Gartenwelt. V, 5 genannte AlsofhUa abgebildet finden, mit F. eetveldiana vergleichen. F. Luciani hat mattgrüne, /". eetveldiana glänzende Blätter, bei ersterer sind sie auch etwas rundlicher und gedrungener. Die Tracht ist sehr vornehm, so dafs dieser Ficus die Aufmerksamkeit der Kultivateure wohl gebührt. Dracaena Lacourti scheint auch eine interessante Neu- heit zu sein, die zuerst von derselben Firma auf der Weltausstellung gezeigt und in der erwähnten Zeitschrift im Bilde vorgeführt wurde. Ihre Tracht ist eigen. Sie wird nicht hoch, die Blätter stehen dicht unregelmäfsig rund um den Stamm, sie sind linea- lisch, schmal, spitz, bis 15 cm lang, dunkelgrün, oben am Stengel aufrecht stehend. D. Lacourti gleicht in der ganzen Tracht einer CordyUne, allein, da sie in Europa noch nicht blühte, war vor- läufig eine genaue Bestimmung nicht möglich. Ausstellungsberichte. Pomologisches von der Bremer Obst-Ausstellung. Von K. K 00 p mann, Kgl. Gartenbaudirektor, Wernigerode. Grofse Ausstellungen wirken bestimmend auf Einführung und Ablehnung, brechen den Stab über Altes und Neues und heben urplötzlich ein in aller Bescheidenheit aufgewachsenes Produkt auf volle Höhe. Das gilt namentlich von Ausstellungen, welche, nach sicheren Gesichtspunkten geleitet, es verstehen, dem Aus- steller selbst eine Direktive zu geben. Die meisten Besucher der Bremer Ausstellung standen wohl noch unter dem Eindruck der grofsen Hamburger Obstschau von 1897, werden aber angenehm überrascht worden sein durch die Ordnung und weitere Sichtung, welche sich in Bremen voll- zogen hatte. Solches war erleichtert durch den Umstand, dafs nur Nordwest-Deutschland vertreten war; Ausstellung nach Zonen war für nicht erforderlich gehalten, wenn man auch mit- unter diesen in Hamburg durchgeführten Gedanken selbst hier etwas vermifste. Dafür war die Übersicht über einzelne gestellte Fragen um so leichter und den Ordnern mufs ein Lob gespendet werden, dafs man nicht viel zu suchen hatte. Die ersten 4 Hauptaufgaben, welche die Ver- sorgung eines Haushaltes, eines Hotels und eines Schnelldampfers des Norddeutschen Lloyd, nicht in Proben, sondern in ganzer Vorführung verlangten, waren neu und erregten allgemeines und gröfstes Interesse. Der Versuch hat schlagend bewiesen, wie schwer so leicht erscheinende Auf- gaben, — sei es aus L^ngeschick oder Unkenntnis — zu lösen sind, und wie gerechtfertigt die weitere Verfolgung ähnlicher Ziele auf gröfseren Ausstellungen sein wird. Wenn einem Haushalt oder dem Lloyd unter 2, 4 oder 6 Birnsorten eine Chaumontel, Augustin, Kanehlbirne oder deutsche National -Bergamotte geboten wird, oder unter 8 — 12 Apfelsorten ein Achimer (Grofsvater), Rote Promenade, Cellini, gelber Franch, Dickstiel, Weinapfel oder ein falscher W. W.-Taffetapfel — dann hört eben alles auf. Wir aber danken den Bremern, dafs sie diese Frage angeschnitten haben. Das Obst der Ausstellung war durchweg mehr als gute Mittelware, z.T. auch von hervorrag^ender Qualität: schlechtes Obst gehörte zu den Ausnahmen und fand sich meist nur auf der Galerie in grofsen Sortimenten. Menge und Güte der eingeschickten Kollektionen lassen ein sehr interessantes Urteil über Wert und Minderwert vieler Sorten für Nordwest-Deutschland, zu. Unter den Äpfeln beherrschte der Schöne von Boskoop die ganze Ausstellung; ein Beweis, dafs sich dieser ausgezeichnete Apfel in verhältnismäfsig kurzen Jahren den Markt erobert hat; ihm wird manche andere Sorte, die lange Zeit durch Empfehlung hochgehalten worden ist, wie z. B. Harberts- und Pariser Rambour- Reinette das Feld räumen müssen; die Harbert wird am schnell- sten verschwinden; in Bremen war sie gekennzeichnet: unansehn- lich, fleckig, schlecht ausgebildet. Pariser Rambour-Reinette mufste man suchen und sie war meist sehr mittehnäfsig entwickelt; nur einmal fand ich sie in grofsartigen, sogar lebhaft rot gefärbten Exemplaren. Für die in Frage kommenden Kreise sind aufserdem von der „Praxis" offenbar abgelehnt: Champagner-Reinette, W. W.- Taffetapfel (auf 6 Tellern 4 verschiedene Sorten), Edel-Borsdorfer, Pigeon, gelber Richard, Cludius' Herbstapfel, roter Herbst-CalviU, grüner Fürstenapfel, Kurzstiel und auch wohl Kaiser Alexander, dieser durch alle früheren Schaustellungen so aufserordentlich in den Vordergrund geschobene Rambour; auch der in der Provinz Sachsen mit Recht bevorzugte Danziger Kantapfel scheint hier abzufallen. Neben dem in Nordwest-Deutschland zweifellos für die Zukunft dominierenden Boskoop stehen die alten Kerntruppen: Graven- steiner, Prinzenapfel und WinterGold-Parmäne, erstere beiden in durchweg tadellos schöner Ware, letztere doch schon auffallend ungleich entwickelt; die „20 Früchte-Teller" wiesen meist Früchte erster, zweiter, oft sogar auch dritter Qualität auf; das giebt zu denken. Charakteristisch für Nordwest-Deutschland dürften so- dann sein: Alantapfel, Blenheim, Ribston, gelber Edelapfel, Lands- berger Reinette und auch Halder, durchweg tadellose Ware, während die Spät Sorten: Baumann, Kasseler und Eiserapfel den nötigsten Anforderungen an Gleichmäfsigkeit, Ausbildung und Fleckenreinheit nur zum kleinen Teil gerecht werden konnten. Unter den Garten-Sorten, welche Fleifs und Pflege der Züchter bekundeten, waren zu nennen: Gelber Bellefleur (Körnig, Burg- damm), W. W.-Calvill, Ananas-Reinette, Orleans (Kloster Loccum) und Cox' Orangen-Reinette; unter den Riesenäpfeln die im Sorti- mentskram immer zu findenden Ramboure(Monstreuser, Lothringer, Beaufin , Lord Grofsvenor, D. T. Fish, Gloria mundi etc.). Für den Verbreitungsbezirk interessante und wohl noch weiter zu be- obachtende Sorten sind hervorzuheben: Dodapfel, Hawthornden, Boiken, London-Pepping, Kaiser Wilhelm, Coulons Reinette, und unter den grauen Reinetten, welche sich wohl nicht ganz heimatlich fühlen: graue französische, Burchardts Reinette, Parkers Pepping, während die Osnabrücker Reinette in Nordwest-Deutsch- land ihren Platz zu behaupten scheint; doch über diese interessante Apfel-Spezialität würde man erst im Februar-März urteilen können. Eine wichtige Aufgabe scheint mir zu sein, auf grofsen Aus- stellungen der Varietäten- oder Sportbildung einer Reihe der wichtigsten Apfelsorten näher zu treten, um event. einer weiteren Verbreitung minderwertiger Abkömmlinge entgegen- arbeiten zu können; hierbei würden vor allem in Betracht kommen: Gravensteiner, Prinzenapfel, Boskoop, Boiken und Kasseler Reinette, deren Ausbildung und Geschmack wohl von Boden und Lage beeinflufst werden, welche aber andererseits offenbar auch in rück- gängigen oder minderwertigen F"ormen verbreitet werden, wo- durch mit der Zeit viel unliebsame Überraschungen entstehen können. Vielleicht wäre auf diesem Wege auch noch die Pariser Rambour-Reinette zu retten. Unter den Birnen erlebten wir eine ähnliche Ablehnung von sonst durch Empfehlung meist begünstigten Sorten; gerade die Ablehnung bildete das Charakteristische der Bremer Aus- stellung und erweckte unser erstes und vollkommenes Interesse für Nordwest-Deutschland. Es wurde ein schon vordem gesprochenes Urteil vor allem über Forellenbirne und weifse Herbst-Butterbirne bestätigt; auch Bosc' Flaschenbirne (die Uckermärkische Elitebirne), Grumbkower, V, 5 Die Gartenwelt. 57 Napoleon, Rote Herbst-Bergamotte und Winter-Decbantsbirne, unter den Kochbirnen die Baronsbirne, ja sogar die kleine Volk- marser verschwanden gegen ein kleines Sortiment hervorragend wichtiger alter und neuer Sorten. Uiels Butterbirne gab, wie fast überall, zu denken; dafs sie nicht zu den edelsten Dezemberbirnen gehört, darijber ist man klar; dais sie aber in dieser Zone teilweise ganz in Aus- bildung und Reinheit abfällt, mufs festgelegt werden; nur ganz vereinzelt waren tadellose Früchte zu schauen; das mufs aber denn doch von der Diel verlangt werden, wenn sie als empfohlene Sorte behauptet werden soll. Teilweise war unter Diel Falsches aus- gestellt; interessant darunter eine „Frühe Diel", welche sich überall als Doppelte Philippsbirne entpuppte, eine Sorte, welche als Oktoberfrucht ohne Zweifel für Nordwest-Deutschland eine Zukunft hat, aber die Diel nie ersetzen kann. Dagegen trat aber als noch ungewöhnliche Erscheinung die Josephine von Mecheln als durchweg tadellose Dezember-Februar-Frucht auf; diese ausge- zeichnete Birne wird voraussichtlich Markt und Plantage für die Zukunft beherrschen. Aufser den eigentlichen Frühbirnen, welche eine Beurteilung nicht mehr zuliefsen, traten durch Güte und allgemeine \'er- breitung besonders hervor: Köstliche von Charneu, Neue Poiteau, Marie Louise und Pastorenbirne; nur teilweise befriedigend da- neben: Gute Louise von Avranches, Graue Herbst-, Blumenbachs, Clairgeaus und Liegeis Butterbirne. In geringerer Anzahl aber durchweg tadelloser Beschaffenheit zwangen sich dem Beschauer auf: Gellerts Butterbirne, Hellmanns Melonenbirne, Alexander Lucas, Minister Dr. Lucius, Augouleme, Hardenponts W.- Butter- birne und vor allem Olivier de Serres. Unter den Kochbirnen dominierte der grofse Katzenkopf. Über die Herrenhäuser W.- Christbirne, die zum Teil offenbar falsch vorgeführt war, aber in der echten Form Vertrauen erweckt, mufs ich mich noch eines Urteils enthalten. Die minderwertigen grofsen Schaufrüchte der Pitmaston, König Karl von Württemberg, Van Marums Flaschen- birne waren neben anderen Statisten der Schauausstellungen hin- reichend vertreten, ohne einen Wert für sich beanspruchen zu können. Für Nordwest-Deutschland sind wir durch die Bremer Ausstellung in der Sortierung und Beschränkung des Kernobstes einen guten Schritt weiter gekommen, und dieselbe bot hierdurch, wie durch die Stellung der Aufgaben und Anordnung des Ganzen sehr viel Anregendes für den Besucher. Vivat sequens. Das Neue auf der diesjährigen Dahlien-Ausstellung zu Frankfurt a. M. Von Heinr. Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin. Schon jahrelang redet man von Neuheiten-Hochfluten im Dahliengebiete. Freilich, an neuen Züchtungen ist kein Mangel ; zu- viel des Guten aber giebt es nicht und wird es nicht geben, solange Dahlien Modeblumen, oder was besser klingen mag, von der Zeit begehrte Blüten sind. Man vertiefe sich doch einmal hinein in die Fülle der Farben, die sich die Dahlie schon zu eigen gemacht hat, und verstehe die Anfänge neuer unbekannter Farbentöne. Die Binderei wird für Verwendung schon sorgen, und der Blumen- künstler, d. h. der rechte, sucht ja förmlich nach feinen, aparten Färbungen. Solche besitzen aufser den Dahlien keine anderen Blumen, auch nicht in annähernd so reicher Vielseitigkeit. Und — in widerlegender anderer Beleuchtung, sind die Formen vielleicht schon erschöpft? Die plumpen Blüten sind unbeliebt, aber aufser der sogenannten idealen Kaktusform, und den von der Binderei noch lange nicht verworfenen sogenannten Kaktus- Hybriden, giebt es noch viele andere Formen, solche der Nymphaeen, des Mohns, Fyrethrum- und Päonien -artige Blüten, welche wir sicher zu er- warten haben, oder die in leisen Anfängen schon da sind. Solche und ähnliche Gedanken beschäftigten auch die ge- legentlich der Frankfurter Ausstellung stattfindende Versammlung der Deutschen Dahlien Gesellschaft, und ich schicke sie ähnlich anregend voraus, ehe ich auf das „Neue" der Ausstellung selbst eingehe. Zuerst sei der Thatsache Erwähnung gethan, dafs sich deutsche Züchtungen vor den englischen nicht mehr zu verstecken brauchen. Man arbeitet schon nach System und bringt nicht alles was wohl neu ist, ohne gerade gut oder besser zu sein, auf die Ausstellung, und dafs das so ist, das hat die Dahlien -Gesell- schaft in den wenigen Jahren ihres Bestehens zuwege gebracht. Ja, wenn ich einmal indiskret sein darf, man ahnt es nicht, was alles der angehende Züchter der Geschäftsstelle an „Neuzüchtungen" einschickt, um vorher ein Urteil zu haben. Wie das manchmal lautet, wie man oft rücksichtslos dem glücklichen Züchter seinen Glückstraum und sein erhofftes „grofses Geschäft" zerstören, nahe auf dem richtigen Wege Befindliche anregen darf, darüber wäre viel zu berichten. Zum Dahlienzüchten gehört viel Geduld und noch viel mehr Glück. Aber auch Nachsicht gehört den neuen Züchtungen. Ein abfallendes späteres Urteil vom einseitigen Standpunkte, nach Pflanzen von einem ungeeigneten Boden, nach einem vielleicht ungünstigen Dahlien-Jahre abgegeben, ist ebenso verwerflich wie Andichtung von Vorzügen an eine Sorte, die sie wohl kleiden würden, die ihr aber nicht eigen sind, und wer mich einmal für nachstehende Urteile verantwortlich machen will, dem sei nur vorweg erklärt, dafs sie zumeist kritische Ansichten über ausgestellte Blumen, nicht auf die ganzen Pflanzen bezüglich, darstellen. Die weitere Verantwortung müssen schon die Züchter tragen. Soweit ich in der Lage bin, seien diese angegeben. Deegen -Köstritz, der uns in ^Sonnenstrahlen^', dieses Jahr eine ganz vorzügliche, neue, zartgelbe Züchtung, die leider nur wenig ausgestellt war, brachte, zeigte unter „Deegens Sämlinge" eine an „Emfresi of India" in der Färbung erinnernde Blume von guter Form, die im Grunde tief-sammetig purpurn mit helleren, leuchtenden Streifen durchzogen war. Trotz der zwei Farben wirkte die Blume aufserordentlich angenehm; sie hätte ganz be- sonderen W^ert, wenn sie auch dekorativ über dem Laube blühend ist. „Libelle^', irre ich nicht, vom gleichen Züchter, ist bei guter Form von neuer, ansprechender, violetter Farbe. In diesem Tone giebt es bekanntlich noch nicht zu viele. „Elfe" ist ähn- lich „Sonnenstrahlen'^ , aber ein- bezw. reinfarben, klar kanariengelb und von ebenmäfsig strahligem Bau. Züchtungen eines Liebhabers, leider in gelittenen, an- scheinend bei Regen geschnittenen Blumen, hatte Gleitsmann- Genthin ausgestellt. „Titania'', die mir in ihrer rosaen Farbe recht gefiel (in Rosa müssen wir jede kleinste Verbesserung so- wohl in Form, Stiel als auch Farbe selbst mit Freuden begrüfsen, weil keine Färbungen begehrter sind, wie rosa Farbentöne) und auch „Norma", schön gelbbronzefarben, schien Wert zu haben. Hervorragend in seinen Neuzüchtungen ist der Liebhaber Tölkhaus-Broxten, dessen schwarze DaWie „Andenken an König Humbert'^ alles übertrifft, was es in dieser Farbenschattierung giebt. Der Stiel und die Haltung der Blume können geradezu als ideal gelten. Die Blume ist nicht zu grofs, immer tadellos vollkommen (bekanntlich machen alle bisherigen schwarzen Sorten bei Wanne und Trockenheit gerne Krüppelblumen) und von ganz intensiv schwarzbrauner Trauerfarbe mit auffallendem Sammetschimmer. Seine „Rakete" könnte man als wertvolle „.%j;-/M/;"-Verbesserung bezeichnen; sie hat ähnliche, hellschariach-feurige Farbe und weit längeren Stiel als die \'ergleichssorte, ist also eine Bereicherung unserer rotbluhenden Dekorationsdahlien und als rote die beste 58 Die Gartenwelt. V, S bisherige deutsche Züchtung. „Li- I/uttg-Tschang'-' , lachsfarben auf chronigelbem eirunde, metalHsch kupferig schimmernd, ist eine neue, interessante und auch vornehme Färbung, deren Blumen grofs und etwas schwer sind, ohne aber plump zu erscheinen. „Gazelle^ mit besonders schöner Form und aufserordentlich langen, schmalen Blütenblättern möchte ich als die edelste deutsche Züchtung hinsichtlich ihrer Form hinstellen. Die Blüte wird Liebhaber entzücken, wenn auch ein reiches Blühen an der Pflanze nicht hervorzuheben wäre. Der feine, schwer zu beschrei- bende Ton ist ein Gemisch von Rosa und Gelb mit lila Schimmer. „.4kh«/;>«" mit ihrem einfachen, schönen Namen ähnelt der eng- lischen Sorte „^'/«'•i' Service", ist aber in der Farbe etwas dunkler. Angenehm wirkt bei dieser Sorte der grünliche Grund. „//''«" (unserem tapferen Schiff vor Taku zu Ehren benannt) mit ihrem vollkommenen, nadelspitzen Blütenbau, dunkelscharlach mit noch dunklerem Schein in der Mitte. „Kapitän Lans" (litis und sein heldenmütiger Führer geben ja aktuelle Namensbezeichnungen für deutsche Dahlien) hat einen hohen dekorativen Wert, ja ich möchte die Blume ihrer Haltung und ihres langen Stieles wegen als wertvollste gelbe für Gartenausschmückung bezeichnen ; Farbe hellkanariengelb mit chamois-rosa Unterseite, welche bei der voll- erblühten Blume an den Spitzen hervorschimmert. Magent.i ge- färbt mit helleren Spitzen ist y,Ex(ellenz Menzel" und von einer voll- rosaen, bisher nicht vertretenen Farbe ist „Olinde", die sich der Blumenbinder bald zu nutze machen wird. „Fasan" hat ein dunkles Rubinrot, ist aber ähnlich wie die englische Züchtung „Ruby" . „Peking-' (der Name pafst zur Farbe) hat orangeroten Hauptton mit gelblich-bronzenen Spitzen, sie ist auch hochwertig in dekorativer Hinsicht, und „Graf Bidmu", ähnlich spitz, feinstrahlig gebaut wie „Niliehingen" , zeigt eine feine karmesin purpurne Färbung, die der Blume guten Bindewert sichert. „Jl'ieiand", Nonne & Hoepker's Züchtung vom Vorjahre, kann als gute Fleischfarbe, in Weifs übergehend, gelten. Von Goos & Koenemann's Neuheiten wirkte „Siegfried", eine Verbesserung der Sorte „Kernes' IV/ii/e", aber noch zarter im Elfenbeinton, fast reinweifs, mit ihren langausstrahlenden Blüten- blättchen und ihrer grünlichen Mitte geradezu bezaubernd. Es liegt echter, rechter Nibelungenzauber nicht nur im Namen, son- dern auch in der Schönheit der Blume. „Dankwart" , rosakarmin mit violetten Spitzen, ist in der Farbe weniger wertvoll, sie soll schön an dekorativer Wirkung sein. Die ziegelfarbene „Hunold" und „Giselher" , rubinrot, von sehr spitzer Form, sind sicher den besten englischen Züchtungen gleichwertig im Bau, bieten aber in Farbe nicht gerade Neues, während „Sindold", eine sehr zarte Tönung, Mitte weifs, nach dem Rande zu rosig-fleischfarben verlaufend, als eine der allerwertvollsten des Jahres mit gelten kann. Von meinen eigenen Einführungen in diesem Jahre hat sich bewährt: „Samoa", die auf leichtem Sandboden besonders in den Sommermonaten sehr grofse Blumen von guter Vollkommenheit brachte. Sie gehört sicher zu den besten braunschwarzen Sorten. „Charloüe Weimar", die für die etwas schwachwüchsige Pflanze bei- nahe zu viel und zu grofse Blumen bringt, hat unregelmäfsige, leichte, fast Chrysanlkennim-a.x\.ige, oft ganz phantastische Forin, ist auch mal nur halbgefüllt und wird in ihrer Tagesfarbe nicht jedem gefallen. Bei Licht wirkt die hellgelbe Blüte jedoch einzig schön, sehr an eine Nielrose erinnernd. In „Transvaal", die ich igoi dem Handel übergebe, haben wir die gleiche ponceaurote Farbe, wie solche die alte, für Binderei vielbeliebte und noch heute nicht vergessene Hybride „Duke of Clarence" hat. Die Blüte erscheint ihrer wenigen Petalen wegen etwas flach, arrangiert sich aber zu einer aparten, guten Form, und „Transvaal" wird sicher eine gute Bindeblume werden. Meine „Frankofortia", so benannt, weil in Frankfurter Farben — weifsgrundig mit roten Streifen — blühend, hat die Liebhaber besonders interessiert und besitzt wohl auch solchen Wert; einen anderen spreche ich ihr auch nicht zu. Wie alle bunten Dahlien, ist sie veränderlich und auch in der Zeichnung oft verschieden, was sie um so interessanter macht. F"erner hatte ich Gelegenheit, unter „Nymphaea" eine ganz neue, wirklich Wasserrosen ähnliche Blütenform, leider nur in wenigen Blumen, zu zeigen, von rosa-terakotta, eigenartig metallisch schimmernder Färbung, die meiner Ansicht nach ihres Färb- und Formenwertes wegen für Binderei gut geeignet sein wird. Blumenkünstler haben sie wenigstens recht bewundert. Nun zu den Züchtungen von jenseits des Kanals; „Green' s White", die mit Pomp in die Welt posaunt wurde, als das erreichte Ideal einer weifsen Kaktus Dahlie, hat manchenorts enttäuscht. Eine fast immer knopfige, unvollkommene Mitte wird ihr nach- gesprochen. Wenn ich diese Thatsache auch nicht ganz wider- legen will, so habe ich auf feuchtgrundigem Sandboden doch fast jede Blume in guter Vollkommenheit gehabt, so dafs meine aus- gestellten Blüten die Ehre der Sorte retteten. Sicher ist sie als reinvveifse Kaktus-Dahlie bis heute das „Beste", von gleich reinem Weifs wie „Mrs. Wehster" . Die grünliche Mitte erhöht den Ausdruck ihres reinen Farbtones, und was für die Sorte empfeh- lend einzuschalten sei, ist ein kräftiger Stiel, ein hochgewölbter Bau der grofsen Blume, ein recht reiches Blühen und ein selten üppiger, gesunder Pfianzenwuchs. Bekanntlich haben die kreme- weifsen Sorten „Mrs. Pearl" und ,.Keynes' White" sehr spinnen- empfindlichen, in voller Sonne besonders die letztere oft kränk- lichen Wuchs, „y. y. Grove" ist ohne Zweifel in allen An- sprüchen, die man stellen kann, die vollendeste (reinkanarien) gelbe Kaktus Dahlie, die es bis heute giebt. Sie verdiente sich auf der Ausstellung das höchste Lob aller Fachleute und bestätigte mein im vorigen Jahrgange der „Gartenwelt" No. 15, Seite 172, abgegebenes Urteil. Edel in Form ist ferner die karmesin- purpurfarbene „A/rs. Carter Page", annehmbar die hellgoldgelbe, im Verblühen maisfarbige „Maurice S. IValsch", die sich durch kleine, wohlgefällige Blumen auszeichnet, und wer zwei kon- trastierende Farben in einer Blume liebt, dem sei „Major Tuppeney", dunkelbraunbronze mit chamoisgelblicher Mitte, eine Blume leich- ten, aber anmutigen Baues empfohlen. „Loyalty", orange, lachs- farbig schattiert, hat eine ganz wunderbare bizarre Form. „I-ode- stone" wollen wir als „vTAyKWj/c'-Verbesserung annehmen, sie ist interessanten Baues, röhrcnpetalig, am Ende spateiförmig aus- laufend. „Eclair" und „Wisdom" sind wenig markante Erschei- nungen am neuen Dahlienhimmel, während „Zepliyr" in seiner weichen, angenehm rosaen Blütenfarbe, auch wenn der Stiel zu wünschen übrig läfst, eine besondere Empfehlung vor allem für Blumenbindezwecke verdient, und „Inntnuition" in ihrer krallen- artig gebauten Blume einen neuen Ideal-Typus darstellt; Farbe: dunkelkorallenrot mit chamois Spitzen; besondere Kennzeichen; aufserordentliche Straffigkeit und Haltbarkeit der Blume, also alles in allem „I^" verdienend. Einige französische Züchtungen, die in einer Ein- sendung, leider am dritten Tage erst, sehr gelitten eintrafen, schienen mehr oder weniger Abstammungen der wertvollen weifsen Hybride und Lyoner Züchtung „Perle de la tele d'or" zu sein. Ge- nannt seien unter diesen Züchtungen; „Etoile de Neuville" mit an- sprechendem Bronzeton, „Madame van den Düele", eine riesige Hy- bride mit einem fast ausgeprägten Päonientypus, äufsere Petalen rosa-lila, die inneren, fast koroUenartig erscheinend, hell, nahezu weifs gefärbt, und „Souvenir de Madame Silvent", wieder /VWif-artigen Baues, kanariengelb mit feinen Scharlach Streifen. Wie gesagt, die angeführten Züchtungen waren nicht recht beurteilungsfähig, aber sie scheinen mir dennoch zum Probeanbau aufnehmenswert. Wenn auch aufserhalb des Begrift'es „reine Kaktusform" V, 5 Die Gartenweit 59 stehend, sollten wir solche Hybridformen nicht verachten. Ich persönlich schätze sie sehr hoch, als Massenschnitt- und Fond- blumen, wie ich auch einen bei mir entstandenen lilafarbenen Sämling gleicher Abstammung, noch ohne Namen, in nur zwei Blüten gebracht, überall günstig beurteilt fand. Wenn aber der deutsche Gärtner keinen Sinn für die mit eingesandten riesen blumigen, einfachen, französischen Züchtungen hat, so möchte ich mich dieser Absage rückhaltlos anschliefsen. Nur leichte Blüten- formen entsprechen deutschem Geschmack, indes wirkungsvolle Gartenpflanzen mögen einfache Riesen-Dahlien sein. Nun denn zum Schlufs, das Fazit meiner Betrachtungen: Wir haben in England neben allgemeiner Dahlien- Verehrung, die unseren deutschen Liebhabern immer vorbildlich sein möge, neben intensivem Liebhabersinn für alle, selbst nach deutschem' Begriff- veraltete Formen, das höchste Interesse der dortigen Züchter er- sichtlich in immer mehr verfeinerten, strahlen-, krallen-, O/-;™«- //;m«.«. artigen Blütengebilden zu suchen. Unsere Nachbarn jenseits des Rheines verlieren sich in die für uns abgethanene Liebhaberei einfach blühender Dahlien, aber sie züchten be- ständig ihre praktische Hybrid-Dahlie (nennen wir es nach der französischen Stammzüchtung „Perk du parc de la tele cCor'' — der Name klingt ja klassisch einfach - „ Perlenform'') weiter, sonst kommen ja im weiteren Gebiete der Edel -Dahlien französische Züchtungen nicht in Betracht; also man bleibt da recht einseitig. So ist für unsere deutschen Züchter unter Wahrung der in Dahlien nicht engen Geschmacksrichtung nur der Standpunkt übrig, von allem Vorhandenen das Gute aufzunehmen, und nicht einseitig allein an echten Kaktus-Formen festzuhalten, auch andere haben ihren Wert; es sind ja alles - zur Beruhigung derer, die die alten Georginen zu lieben verlernt haben, sei es gesagt, keine Georginen mehr, sondern — Edel -Dahlien. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. iio. Wann ist die beste Zeit zur Vermehrung der Armuaria txcelsa? — Man kann Araukarien auf dreierlei Art vermehren: i. aus Samen 2. aus Stecklingen und 3. durch Veredlung. Die Vermehrung aus Samen kann für uns hier in Deutschland wenig oder gar nicht in Betracht kommen, da aus Samen erzogene Pflanzen keine Handelsware geben denn erst die dritte oder vierte Etage büdet sich bei Sämlingen voll- ständig und gleichmäfsig aus. Die zweite Art der Vermehrung, durch Steckhnge, ist bei uns in Deutschland sowohl wie in Belgien die ver- breitetste. Die zur Vermelirung notigen Stecklinge erhält man eines- teils von denjenigen Pflanzen, welche infolge irgend welcher Fehler nicht verkaufsfähig sind, andernteils von imponierten Sämhngen, wel- chen, wenn die erste vollkommen ausgebildete Etage angesetzt ist, der Kopf abgeschnitten und zum Steckling verwendet wird. Den Stecklingen lafst man unter dem Astquirl noch 3-4 cm Stamm und stopft diese Enden in kleine mit sandiger Laub- oder Heideeide gefüllte Töpfe. Die eingetopfttn Stecklinge werden auf ein Vermehrungsbeet bei 25 Grad C eingesenkt. Nach ca. 5-6 Wochen werden bei gleichmäfsig anhalten- der Temperatur die ersten Pflanzen Wurzeln gemacht haben, man bringt sie nun in die gleiche Erdmischung in entsprechend grofse Töpfe. Nach 8--IO Wochen werden alle Stecklinge, falls dieselben nicht während dieser Zeit einmal zu trocken geworden, bewurzelt sein. Sind dieselben jedoch einmal angetrocknet, so kommt es sehr oft vor, dafi sie zwar Kallas bilden, aber keine Wurzeln machen, und so zuweilen ein Jahr lang stehen, ohne einzuschrumpfen. Die jungen bewurzelten Pflanzen kommen nach dem ersten Verpflanzen wiederum auf ein warmes Beet, bis sie durchwurzelt sind und dann in ein temperiertes Haus, wo sie solange bleiben, bis sie Ende Mai im Freien untergebracht werden. Die Vermehrung durch Veredlung ist verhältnismäfsig selten, trotzdem sie leicht ausführbar ist. Die Veredlung wächst in 5—6 Wochen bei 20—25 Grad C. leicht an. Das Veredeln geschieht durch Kopulieren oder durch Anschäflen, und die auf diese Weise erzogenen Pflanzen sind im Wüchse viel gedrungener und gleich raäfsiger. W. Vögler-Scherf, Köstritz, R. j L - Die Vermehrung der Araucana cxceha ist an eine bestimmte Zeit nicht gebunden; in einigen Geschäften vermehrt man Ende August in anderen im Oktober und in wieder anderen Geschäften im Dezember' Der Erfolg ist der gleiche, d. h. in Betreff der Wurzelbildung, ebenso die Behandlung. Da auch die Zeit, in welcher Araukarienstecklinge Wurzeln bilden, eine sehr verschiedene ist, ist dieser Frage kaum eine grofse Bedeutung beizumessen. Obergärtner 1< Voigt Meinungsaustausch. Der „Kunstwart" in München hatte in letzter Zeit verschiedene kleine Artikel über Gartenkunst und Blumenbinderei gebracht welche für die Beteiligten manche zwar nicht angenehme, aber doch beherzigens- werte Wahrheiten enthielten. Man hätte namentlich in landschafts- gärtnerischen Kreisen alle Veranlassung, sich für die Folge weniger als bisher von aufsen kommenden beachtenswerten Anregungen zu ver- schbefsen. Die Ausführungen die Herr Avenarius, der Herausgeber des „Kunstwart", hierzu früher und in der neuesten Nummer seiner Zeitschrift machte, wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten trotz- dem sie den Zorn eines Mitgliedes des Berliner Spezialvereins errec-ten „Dem Eingreifen der Künstler", so schreibt Avenarius, „verdanken" wir den Aufschwung in allen angewandten Künsten, wo überhaupt einer zu sehen ist, eben jenem Eingreifen, das nicht danach fragte, ob der be- treftende Maler oder Bildhauer oder Architekt denn auch gerade auf diesem Gebiete, in das er eingriff, geprüfter .Fachmann' sei Die Landschafisgärtner in Ehren, aber freie Luft könnte ihre Kunst schon brauchen. Blamieren sich die bildenden Künstler durch Mangel an praktischen Kenntnissen, so mag man sie nachher auslachen, blamieren sie sich nicht, so mag man sie als Bundesgenossen begrüfsen, wie die Kunstindustrie ganz Europas sie zu gemeinsamem Heile als solche be- grüfst hat. Ganz selbstverständlich ist, dafs der bildende Künstler der sich mit Gartenkunst beschäftigen will, die neuen Kunstmittel gründ- lich zu studieren hat, ganz selbstverständlich, dafs ihm der Fachmann dabei helfen mufs. War's bei der Möbeltischlerei, den Metallarbeiten der Kunststickerei, der Kunsttöpferei und Glaserei, der Weberei anders» Hat eben das aber dort irgendwo verhindert, dafs man die Mitarbeit geübter Künstleraugen begrüfstei» Nur die Gärtner halten noch vorder , freien Luft von aufserhalb' ängstlich die Thüren zu." Bücherschau. Hesdörffer, Max, Deutscher Gartenkalender für 1901 (28. Jahrg.). Verlag von Paul Parey, Berlin. Preis 2 M.*) Pünktlich wie immer ist auch diesmal dieses zahlreichen Gärtnern unentbehrliche Taschenbuch erschienen. Der „Deutsche Gartenkalender" war das erste derartige in deutscher Sprache erschienene Taschenbuch und ist trotz mehrerer von anderen Seiten herausgegebener auch das weitaus beste und reichhaltigste gebbeben. Kein anderer Kalender bietet wie dieser seinem Besitzer eine solche Fülle von Belehrungen und in den verschie- denartigsten Tabellen auf hunderterlei Fragen stets rasche und zuver- lässige Auskunft. Der ganze reiche Inhalt hat wieder eine sorgfällige Durchsicht erfahren, und überall da, wo es notwendig war, sind die Tabellen den neuesten Erfahrungen entsprechend bearbeitet worden. Der Herausgeber war bemüht, ohne Beeinträchtigung der Reichhaltigkeit, das ganze Buch noch handlicher als bisher zu gestalten. Zu täglichen Notizen steht wie immer eine halbe Seite weifsen Papiers zur Ver- fugung. (._ g^^ Tagesgeschichte. Buckau bei Magdeburg. Auf dem mittleren Buckauer Fried- hofe sollen jetzt, nachdem dort Beerdigungen aufser in einigen Erbbegräb- nissen nicht mehr statttinden, ähnliche Schmuckanlagen angelegt werden, *) Gegen Einsendung von 2,20 M. in Briefmarken durch die Expedition der „Gartenwelt" zu beziehen. 60 Die Gartenwelt V, 5 wie sie auf dem ältesten Buckauer Friedhofe hergestellt sind. Die aufser- ordentlich rege Benutzung aus den nahe gelegenen Stadtteilen drängt dazu, neue Anlagen zu schaffen, in denen sich Eiwachsene und Kinder erholen können. Canada. Die diesjährige Apfelernte i-.t, auch hinsichtlich der Qualität der Früchte, die beste, welche CanaJa je gehabt hat. In den letzten Wochen des September begann man, die Früchte nach Montreal zum Zwecke der Verschiffung nach Europa zu versenden. In der letzten Saison erreichte die Apfelausfuhr kaum den Durchschnitt und belief sich auf 286000 Barrels gegen 393000 Barrels im Jahre 1898. Allem An- scheine nach wird die Ausfuhr in diesem Jahre doppelt so grofs sein als in den vorhergehenden Jahren, falls genügend Transportgelegenheit vorhanden ist und die Preise nicht so niedrig sein werden, dafs sich eine Ausfuhr nicht verlohnt. Bisher erzielten die canadischen Früchte niedrigere Preise als die aus den Vereinigten Staaten, weil zu wenig Sorgfalt auf das äufsere Ansehen verwendet wurde. Für ventilierte Laderäume ist in diesem Jahre auf einer Anzahl von Dampfschiffen Sorge gelragen worden. — Die Frachtsätze auf den Dampfschiffen stellten sich im letzten Jahre bis Liverpool auf 2 s. 6 d., bis London und Glasgow auf 3 s. — Überhaupt hat der Export amerikanischer .\pfel jetzt in lebhaftem Mafse begonnen und die abgehenden Dampfer nehmen Ladungen von 3000 — 5000 Barrels mit; gegen Ende des Mo- nats dürften die Verschiffungen noch auf das Doppelte steigen. Durch die letzten Stürme ist die Ernte wesentlich verringert worden, aber die Menge für den Export ist immer noch die gröfste seit Jahren. Glei'witz. Die Provinzial-Gartenbauausstellung, über welche wir in der No. i und 2 d. J. eingehend berichteten, hat, wie man uns mitteilt, leider mit einem Defizit von 2600 M. abgeschlossen. Hoffentlich finden sich in Oberschlesien opferfreudige Männer, welche dieses Defizit auf ihre Schultern nehmen. Die von Herrn Stadtgarten- inspektor Kynast, Gleiwitz, mit grofser Hingabe und mit Geschick geleitete Ausstellung, hat in Oberschlesien derartig anregend und fördernd auf die dortige Gartenkultur eingewirkt, dafs der ideale Erfolg den linanziellenMifserfolg mehr als reichlich aufwiegen wird. M. H. Kreuznach. Die am 18. Oktober eröffnete Provinzial- Wein- und Obstbauschule ist von der Stadt unter Zinsgewähr der Provinzialverwaltung erbaut. Die Gebäude atmen gediegene Einfach- heit und guten Geschmack bei sorgfältiger und geschickter Verwendung aller Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit. Die am 10. Oktober eingetretenen Schüler, 21 an der Zahl — für 24 ist die Anstalt ein- gerichtet — hatten schon bei der Lese in den Anstaltsweinbergen und der Kelterung der gewonnenen Trauben Gelegenheit zur praktischen Erlernung des Winzerhandwerks. Zur Eröffnungsfeier hatten sich Ober- präsident Nasse, Landeshauptmann Dr. Klein, die Mitglieder des l'ro- vinzialausschusses, die Spitzen der städtischen und Kreisverwaltung und das gesamte Stadtverordneten-Kollegium eingefunden. Magdeburg. Ein Obstbazar wurde hier am 10. und 1 1. Oktober auf Anregung Ihrer Excellcnz Frau Oberpräsident von Boetticher und durch thatkräftige Unterstützung des Herrn Bertog sen. für Wohlthätigkeilszwecke veranstaltet, d. h. das übst wurde ge- stiftet und der Erlös (ca. 2300 Mark) fiel einer Lungenheilstätte der Provinz Sachsen zu. Abgesehen von dem guten Zweck trägt ein solcher Ba^ar offenbar viel zur Hebung des Interesses am Obstbau in den wohlhabenderen Kreisen bei, zumal wenn ein Vortrag des 83jährigen Bertog die ganze Sache würzt und belebt. Die Arrangements waren mit Hilfe der leistungsfähigen Kunst- und Handelsgärtner Magdeburgs in überaus reizvoller Weise zur Ausführung gebracht. Dekorierte Pa- villons, Tisclic und Stellagen nahmen in den grofsen F^estsälen der Harmonie die . reichen Obstsendungen auf; das Obst war sortenweise oder in kleinen Kollektionen, auch in geschmackvollen Korb-Arrange- ments zum Verkauf gestellt und dieser entwickelte sich von Anfang an sehr lebhaft ; das beste und teuerste Obst war zuerst verschwunden : Weifse Winter-Calvillen sächsischer Provenienz erzielten i Mark pro Stück. Launig kam Bertog in seinem Vortrage auf diese hohen Preise zurück ; er hätte gerne billiger verkauft, aber die Damen wollen ja die höchsten Preise bezahlen, wenn sie nur gute Ware finden ; die Hausfrau müsse daher lür die Zukunft bestimmen, welche Sorten ge- baut werden sollen ; dann würde der Obstbau, dessen ethische und ästhetische Vorzüge der Redner in begeisterten Worten schilderte, auch gewinnbringend sein und bleiben. Vom pomologischen Standpunkte möchten gegenüber der Nordwest-Deutschland-Ausstellung in Bremen folgende kurze Notizen von Interesse sein. Es behaupten unter den .4p fein den Vorrang: Winter-Gold-Parmäne, Gravensteiner und Dan- ziger Kantapfel ; erst in Aufnahme gelangt der Schöne von Boskoop ; ähnlich geht es mit dem Apfel aus Halder ; auch Oberdiecks Reinette wird gelobt und von Otto Heyn eck -Magdeburg mit Erfolg ver- trieben. Der Prinzenapfel steht gegen Nordwest-Deutschland bedeutend zurück. Als Gartensorten werden auch hier der weifse Winter-Calvill und die Ananas-Reinette bevorzugt. Unter den Birnen waren Her- zogin von Angouleme, Diels, Grurabkower, Clairgeaus, Liegeis and Hardenponts Winter-Butterbirne sowie Bosc' Flaschenbirne in gleich- mäfsig guter Ware am schönsten vertreten. Die den Obstkollektionen von Otto Heyneck beigegebenen Verkaufszettel, welche Namen, Reife- zeit und Bemerkungen über Kellerbehandlung enthielten, verdienten Be- achtung. Koopmann. Mülheim a. d. R. Die hiesige Kahlenberg-Anlage, die an der ganzen unteren Ruhr und weit darüber hinaus als Ausflugsort sehr beliebt geworden ist, soll bedeutend vergröfsert werden. Es soll näm- lich das zwischen dem Holthausener Friedhofe, Tersteegensruh und den jetzigen Anlagen gelegene Gelände mit ungefähr 75 Morgen Ausdeh- nung zum Preise von 120000 Mk. vom Verschönerungsverein angekauft werden. Die Stadt ist bereit, unter gewissen Kautelen die Zinsgarantie zu übernehmen. Nürnberg. Der hiesige Gartenbauverein hatte den Plan, zur Feier seines 50jährigen Bestehens im Frühjahr igoi eine Gartenbau- Ausstellung zu veranstalten. Nachdem es ihm nun dank des gütigen Entgegenkommens der Maschinenbau-Aktiengesellschaft geglückt war, sich in der Giefsereihalle am Lauferthorgraben einen Ausstellungsraum zu sichern, wurde die Veranstaltung einer Blumen- und Pflanzen-Aus- stellung für die Zeit vom 4. bis 11. Mai beschlossen. Personal-Nachrichten, Birkner, F., bisher Assistent am pflanzen-physiologischen Institut zu München, wurde als Lehrer für Naturwissenschaften an die Gärtner- Lehranstalt Köstritz berufen. Dahl, herrschaftlicher Gärtner a. D., starb am 17. Oktober in Veckenstedt im Alter von 90 Jahren. Der Verstorbene war das älteste Mitglied der Gemeinde und bis zum letzten Tage geistig völlig frisch. Eichhammer, Franz, bisher Obergehilfe, erhielt die Stelle eines Stadtobergärtners in München. Grolich, Otto, Kräutereibesitzer, starb in Liegnilz am 23. Ok- tober. Er war Mitinhaber der durch ihren bedeutenden Export an landwirtschaftlichen Produkten bekannt gewordenen Firma Julius Grolich daselbst. Grolich war Vorsitzender der Liegnitzer Kräuter-(Gemüse- züchter-llnnung und mit ihm hat auch die dortige Gärtnerei einen tüch- tigen Förderer ihrer Bestrebungen verloren. Habegger, J. G., früher Obergärtner auf Schlofs Au am Züricher See, ehemaliger Schüler der Gartenbauschule in Wädensweil, wurde zum Adjunkten der Stadtgärtnerei in St. Gallen gewählt. Hannecke, Ernst, Gärtner zu I.öilderitz (Kreis Kalbe), erhielt das Preufs. Allgemeine Ehrenzeichen. Janson, A., bisher Gallentechniker der Stadt. Verwaltung zu Würzburg, wurde als Gartenb.iulehrer an die Gärtner-Lehranstalt Köstritz berufen. Krug, Joh., bisher Obergehilfe an der städt. Gartenverwaltung zu München, wurde dorlselbst zum Sladtobergärlner ernannt. Pfeiffer, C, Gartenbaulehrer an der Gärtner-Lehranstalt Köstritz, wurde zum Garteninspektor ernannt und mit der Leitung der Rosen-, Obst- und Gehölzbaumscliulen der Firma Franz Deegen jr., Köstritz, betraut. Rothmund, Andreas, bisher Übergärtner, wurde zum städt. Garteninspektor und Vertreter des Gartendirektors in München ernannt. Tietz, Aug., Gutsgärtner zu Kohlow (Kreis West-Sternberg), erhielt das Preufs. Allgemeine Ehrenzeichen. Verantwortl. Redakteur; Max Hesdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 10. November igoo. No. 6. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Wasserpflanzen. Einiges über tropische Nymphaeen. Von Obergärtner Herrn. A. Sandhack, Dugino (Rufsland). (Hierzu eint Abbildung.) Wo gröfsere Anlagen und heizbare Bassins zur Kultur der tropischen Nymphaeen nicht vorhanden sind, lassen sich auch ohne jene diese Wasserrosen mit gutem Erfolg kultivieren. Ich verwende in hiesiger Gärtnerei alle möglichen, eisernen und hölzernen Wasserbehälter von ca. ^/. — I m Höhe die in irgend einem Warmhause oder Mistbeet aufgestellt werden, zur Nymphaeenkultur. Sämlinge, sowie übervvinterte Pflanzen werden erst einige Monate in einem kleinen, heizbaren Wasser- behälter im Vermehrungshause kultiviert; wird ihnen jedoch dieser zu eng, so pflanze ich sie in entsprechende Töpfe oder Kübel, in eine Mischung von Teichschlamm, Rasenerde, grobem Sand und etwas frischgetrocknetem Kuhdung, und bringe die Pflanzen in die für sie bestimmten Wasserbehälter, wo sie den ganzen Sommer hindurch blühen und dadurch vollauf Fafs mit Nymphaea coerulea und N. Leydeckeri purpurata. In der Fürstlich Metschcrskyschen Gärtnerei zu Dugino (Rufsland) für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Die Gartenwelt. V. 62 Die Gartenvvelt. V, 0 für die angewandte Mühe entschädigen. Erstlich liefern sie ein feines Schnittmaterial und zweitens geben einige Wassertonnen mit Nymphaeen den im Spätsommer meistens leerstehenden Erdbeer-, Melonen- und Gurkentreibhäusern ein gefälliges Aus- sehen. Die Photographie auf der Titelseite — in der fürst- lichen Gärtnerei zu Dugino aufgenommen — zeigt ein kaum I cbm haltendes Fafs mit zwei N. caerulea, N. Leydeckeri purpurata und Pontcderia azurea. Da hier im nördlichen Rufsland der eigentliche Sommer nur ca. 3 Monate dauert und alle tropischen Kulturen schwie- riger gedeihen, so kann man ohne Zweifel in Deutschland etc. weit schönere Resultate mit der Nymphaeenkultur auch im kleinen erzielen. Vor längeren Jahren hatte ich eine Reihe von Ver- suchen über den Einflufs von Düngesalzen auf Maiblumen im Sandboden zum vorläufigen Abschlufs gebracht; diesen Versuchen habe ich kleine Parallelversuche auf schwerem Stauden. Der Einflufs künstlichen Düng-ers auf Maiblumen. Von Karl Koopmann, Kgl. Gartenbaudirektor, Wernigerode. (Hierzu drei Abbildungen.) Die Maiblumenkultur hat seit einigen Decennien in Nord- und Mittel-Deutschland einen bedeutsamen Aufschwung erfahren. Schien es aber beinahe, dafs bald eine Überpro- duktion an Treibkeimen zu befürchten sei, so haben die letzten Jahre wohl zur Genüge nachgewiesen, dafs eine stetig steigende Nachfrage im Auslande dieser Spezialkultur noch immer neue Absatzgebiete erschliefsen wird. Man schätzt die Anzahl der durch den Handel gehenden Treibkeime schon Raupen des Hepialus lupulinus auf Maiblumenwurzeln, Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. auf annähernd 50 Millionen, von welchen die gröfsere Hälfte ins Ausland wandert; es kommt hinzu die Einführung der Eiskeime, welche den Maiblumenflor auch auf Sommer und Herbst ausdehnt. Bei einer in solch bedeutendem Aufschwung befindlichen Kultur dürfte es am Platze sein, auch auf Üe- obachtungen über Förderung derselben durch kleine Mittel hinzuweisen. Hepialus lupulinus. Weibchen. Männchen. Nach einer photographischen Aufnahme für die „Gartenwelt'^ gefertigt. Thonboden angeschlossen, um Bestätigung oder Ergänzungen zu erfahren. Es lag aber nie in meiner Absicht, die Mai- blumen unter Ausschlufs des Stalldüngers zu kultivieren ; viel- mehr werden die Pflanzkeime in tiefbearbeiteten und alt- gedüngten Boden gepflanzt, um im zweiten oder gar erst im dritten Jahre der Kultur durch Anwendung künstlicher Dünger zum Teil in flüssiger Form deren Einflufs auf das Treiben der Blüher über Winter zu beobachten und fest- zustellen. Es war von allgemeinem Interesse, ob durch künstliche Nachdüngung beeinflufst werden konnte: 1. Die Treibwilligkeit beim Frühtreiben im all- gemeinen, 2. die Entwicklung der Blatttriebe mit den Blüten beim Frühtreiben, 3. die Ausbildung der Blüte selbst in Hinsicht aut Üppigkeit und Anzahl der Blütenglocken. Den hin und wieder allgemein lautbaren Klagen sollte also näher getreten werden : Ausfall an Blüten, Langsani- treiben, Zurückbleiben der Blatttriebe im November- Treiben, welchem man auch das Überwuchern der Blüte durch Laubtriebe beim Spättreiben gegenüberstellen kann. Die für den praktischen Betrieb wichtigeren Ergebnisse der Dünguugsversuche sind folgende: 1. Kainit-(Kali-)Düngung bewirkte im Sandboden eine kräftigere Ausbildung der Keime; dieselben brachten gegenüber nichtgedüugten einen hohen Prozent- satz reichblütiger Rispen (12 und mehr Glocken); die Ent- wicklung geht jedoch beim Frühtreiben langsam voran und es erscheinen nur Blüten ohne Blätter. Das Ergeb- nis der Düngung im Thonboden fällt hinsichtlich der Üppig- keit der Keime ungünstiger aus, indem fast Verzwergung eintritt. 2. Ammoniakdüngung (schwefelsaures Ammoniak) fördert die Triebkraft und bringt einen hohen Prozent- satz beblätterter Triebe beim Frühtreiben; gegenüber un- gedüngten Keimen ist jedoch im Sandboden eine Kräftigung der Blüher selbst, wie zu erwarten war, nicht nachzuweisen ; im Thonboden scheint das Ergebnis dagegen auch nach V, 6 Die Gartenwelt. 63 Erfolge der Maiblumcndungung beim Treiben im Januar. I. Ammoniakdüngung. II. Kainitdüngung. III. Kainit-Ammoniakdiingung. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenonunen. dieser Richtung hin günstiger auszufallen, jedoch möchte ich hierüber ein endgültiges Urteil noch nicht abgeben. 3. Kainit-Ammoniak-Düngung gleicht im Thon- boden wie im Sandboden die Mängel der Einzeldün- gungen offenbar aus, auch scheint bei zweijähriger Düngung die Anzahl vollwertiger Keime eine gröfsere zu werden. Die obenstehende Abbildung giebt einen Überblick über das Resultat der Düngungen im Thonboden beim Januar- Treiben (angesetzt 15. Januar). I. Ammoniakdüngung zeigt starke Blattentwicklung bei leidlich normaler Blüte. IL Kainit- düngung auch jetzt noch unverkennbare Verzwergung, Blatt- entwicklung noch sehr schwach. III. Kainit-Ammoniakdüngung normale Blatt- und Blütenentwicklung, Blüten überragen die gleichmäfsig entwickelten Blätter. Es sei bemerkt, dafs aus Thonboden eine 10 — 11 blutige Rispe den im Sand- boden kultivierten mit 12 — 13 Glocken entspricht. 4. Düngung mit Phosphaten — Thomasmehl wie Knochensuperphosphaten — ergab im allgemeinen ein gleich- wertiges Resultat; dasselbe war mir aber nicht charakteristisch genug, um ihm grofsen Wert beizulegen, am wenigsten im Thonboden. Immerhin sei vorläufig erwähnt, dafs Phosphat- Düngung beim Frühtreiben auf beschleunigte Entwicklung hinzuwirken scheint ; die Blatt - Vegetation fiel nur sehr mäfsig aus. Die Resultate im Sandboden mögen noch aus folgender tabellarischer Übersicht ersehen werden: ,iS «■-5^ ^ « a S.S ■0 M Düngungsart: Kainit ^■5 0) 0 ■S"! Thomas- \£ c •= s c^ S %:a < s| ^ga .0 Zum Frühtreiben vom • 19. Nov. ab waren er- forderlich Tage . . . 32 28 28 25 25 jo Beim Frühtreiben ent- wickelten unter den Blühern keine Blätter 96»/„ öoo/o 44«/o 84«/«- 85»/«^ ro»/« Entwick- 12- u. mehr- lung blumig . . 40»/„ ^4% i6»/„ i7»/o 160/0 13*/« der ( lo — II blu- Rispen J mig .... 3i»/o 35 "/o 2 7°/o 45 »/o 33 »/o 27"/o Aus den bisher gegebenen Notizen sind folgende Nutz- anwendungen zu ziehen: Auf leichtem Boden wird man, um die Keime für Frühtreiben günstig zu beeinflussen, eine Winterdüngung auf Schnee oder früheste Frühjahrsdüngung von Kainit eventuell mit Zusatz von Thomasmehl geben und Ende Mai oder An- fang Juni mit schwefelsaurem Ammoniak nachdüngen (Ge- samtkosten per Ar ca. 2 Mark auf 10 000 — 12000 Blüher). Für späteres Treiben dürfte jedoch Ammoniakdüngung fortbleiben, 64 Die Gartenwelt. V, 6 um nicht eine zu üppige Blattvegetation zu erhalten (Kosten ca. 60 Pf. per Ar). Auf schwerem Boden wird in den meisten Fällen zum Zweck des Frühtreibens eine Ammoniakdüngung allein ausreichen, aber auch wohl das einzige Mittel sein, wirklich leicht treibbare Keime für das November- Treiben zu ziehen. Für alle Spätkulturen, wie auch für Eiskeime dürfte endlich eine Winterdüngung von Thomasmehl und Kainit sich empfehlen, um möglichst vollkommene Blüher zu erzielen, welche nicht zu sehr „ins Kraut" gehen. Jede Winterdüngung soll nach Ablauf des zwei- ten Kulturjahres, jede Ammoniakdüngung im Spät- frühjahr des dritten Kulturjahres erfolgen, immer na- türlich vorausgesetzt, dafs der Boden an und für sich reichlich mit Stalldung vor der Anpflanzung bedacht worden ist. Kainit und Thomasmehl rechne man 8 kg per Ar, schwefelsauren Ammoniak 4 kg per Ar; letzteres ausschliefslich in flüssiger Form, etwa 2 kg in 100 1 Wasser gelöst und mit weiterem Wasser aus der Brause nachgespült. Thomasmehl wird stets im Winter oder ersten Frühjahr ausgestreut, nie in Verbindung mit Ammoniaksalzen; Kainit kommt auch durch Ausstreuen auf Schnee am besten zur Wirkung; sollten die nachteiligen Einflüsse des Kainit, von welchen jetzt geschrieben wird, sich bewahrheiten, so würde 40 "/j, Kali an Stelle des ersteren treten müssen. — Soweit über Düngung. Eine wohl noch seltene Erscheinung in der Maiblumen- kultur ist die in Wernigerode schon längere Zeit beobachtete Raupe des Hepialus lupulbius. Falter und Raupe stellen sich auf Seite 62 im Bilde vor. Der Falter meist graubravm, die Raupe gelblich-weifs, spärlich mit Härchen besetzt, mit schwarzen Punktwarzen und braunem Kopf. Die Raupe frifst und bohrt an den Wurzeln verschiedener Gewächse in Blumen- beeten, an Gräserwurzeln und wie hier beobachtet mit be- sonderer Vorliebe an den Maiblumenkeimen; der Falter fliegt im Mai und Juni. Die Raupe in den Maiblumenbeeten wurde bisher als sehr interessante Erscheinung angesprochen; ich bin auch weit davon entfernt, dieselbe als einen Allesverderber und Schädling I. Klasse zu verschreien; immerhin wird man aber achtgeben müssen, da bei grofser Ausbreitung der Kulturen sich nicht selten auch Kalamitäten einstellen, welche bei- zeiten vorbeugende Mafsregeln erheischen. Im letztverflossenen Jahre schätzte ich bei uns das Vorkommen der Raupe auf über 100 per qm und den Ausfall an geernteten Blütenkeimen auf ca. 20 **/(,; ich habe deshalb zunächst die Kulturen an einen anderen Platz verlegt. einfachste Kultur. Die Knollen sind mit jedem Klima und jeder Erde zufrieden, also vollständig winterhart; sie werden auch zu Futterzwecken benutzt, und sind, wo einmal angepflanzt, bald kaum noch auszurotten. A. Haindl, Obergärtner. Topinambur als Schnittblume. — Gegenwärtig wird manche alte vergessene Pflanze als Schnittblumenlieferantin wie- der in Kultur genommen und wäre gewifs auch ein Versuch mit Topinambur lohnend. Während starker Reif beinahe sämtliche Schnittblumen im Freien zerstörte, stehen ganz vergessen in einer Ecke des Gartens Topinambur-Stauden, welche uns mit ihren schönen, gelben Blumen entgegenlachen. Auf einem mit herz- förmigen Blättern besetzten, starken Schaft sitzen meistens 3 Stück 4 — 5 cm grofser, gelber Blumen mit schwarzem Stern, richtige Miniatursonnenblumen, und liefern ein prächtiges Bindematerial. Topinambur oder Hdianthus iuherosus beansprucht nur die denkbar Palmen. Bismarckia nobilis, die Bismarck-Palme. Von Herm. Breitschwerdt, Obergärtner und Gartenbaulehrer, Mödling b. Wien. (Hierzu eine Abbildung.') Uie prächtige Palme, die unsere Abbildung auf Seite 65 zeigt, trägt den Namen unseres gröfsten Staatsmannes, des Fürsten Bismarck. Oberhofgärtner Wendland in Herren- hausen bei Hannover nannte sie Bismarckia nobilis, und von ihm wurde sie am 11. Oktober 1880 in der „Botanischen Zeitung" als neue Borassineengattung und als einzige bis- her existierende Art derselben nach Früchten charakteristisch beschrieben, denn weder Blüten und Blätter, noch weniger Pflanzen sind nach Europa gelangt. Aufser Wendlands Gat- tungsdiagnose in erwähnter Zeitschrift giebt es — abgesehen von einer Schilderung des Entdeckers in der „Zeitschrift für Erdkunde" — über diese Palme nur noch von dem in- zwischen verstorbenen Königl. Garteninspektor Stein in Breslau in den Sektionsberichten der Schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Kultur, Jahrgang 1884 — 85, eine längere, hochinteressante Schilderung, aus welcher wir in unseren heutigen Mitteilungen einige Auszüge folgen lassen, da diese wert sind, weiteren Kreisen bekannt zu sein. Der Entdecker der Palme, Johann Maria Hilde- brandt, kam auf seinen Sammelreisen im Jahre 1879 auch nach Madagaskar. Hier, auf West-Madagaskar, am Flusse Beturöa oder Rano-bd, zwischen Ansahafi und Ansunaki, oberhalb Beravi, fand er eine ihm noch unbekannte Palme, von der er wie folgt in seinem Berichte spricht: „Hier mischt sich unter die Sata — Hyphaene coriacea — ■ eine pracht- volle andere Fächerpalme mit kräftigem Säulenstamme. Bis 3 m spannen ihre derben Blattflächen; die Blattstiele sind weifs gestreift; riesige Trauben pflaumengrofser, dunkel- brauner Früchte hängen herab. Ganze Haine dieses urkräf- tigen Gewächses passierten wir. Der starke Wind blies in das mächtige Laub, so dafs es klappernd und klatschend zu- sammenschlug." Hildebrandt sammelte von dieser neuen Palme ca. 100 Stück Samen, welche glücklicherweise in die Hände des alten Bouchd (weiland Königl. Garteninspektor am botan. Garten in Berlin) gelangten; unter der sorgsamen Pflege dieses vorzüglichen Kultivateurs keimten im Frühjahr 1881 etwa 70 Pflanzen. In seiner bekannten originellen Art schil- dert Stein die Hartnäckigkeit, mit welcher Bouchd allen kauf- lustigen Liebhabern für diese Seltenheit begegnete; er sagt: „Bouchö hütete diesen Schatz mit Argusaugen und selbst wer mit dem Kauf-Certifikat über ein Exemplar von Hilde- brandts Vertreter, Rektor Rensch, sich bei ihm meldete, mufste erst ein eingehendes Examen bestehen, ob er auch V, 6 Die Gartenwelt. 65 Verständnis für die Pflege einer so kostbaren Novität habe. Es war ergötzlich mit anzusehen, wie Bouchö sorgfältig die besseren Exemplare immer wieder vor den Augen des Aus- suchenden zu verdecken bemüht war." An ca. 20 Keim- lingen stutzte Bouchd zeitig die Pfahlwurzel, und durch mehrfaches weiteres Einstutzen veranlafste er weitere Ver- ästelungen der Wurzeln. Nach langen mündlichen Unter- handlungen gelang es endlich Stein, ein solches Protektions- kind von Bouchd im März 1881 für den botanischen Garten in Breslau zu erwerben. Diese Pflanze war damals gerade im Begriff, ihr noch ungeteiltes, zweites Blättchen zu entfalten, und in diesem Zustande, mit den 2 — 3 cm breiten, blaugrünen Erstlingsblättern sah die Pflanze frappant einer gekeimten Sabal ähnlich. In Berlin war die Pflanze an bedeutende Unter- wärme gewöhnt, die ihr nun auch in Breslau zu teil wurde, bis nach und nach mit der Ab- härtung, d. h. Entfernung der Unterwärme, vorgegangen wurde. Trotzdem wuchs und wächst die Bismarckia, wie Stein trelifend sagt, „zum Verzweifeln langsam", wovon sich Verfasser dieser Zeilen während seiner Thätigkeit im Bres- lauer botanischen Garten und noch im August 1898 überzeugen konnte, obwohl die Pflanze ein vorzüglich gesundes Aussehen zeigt. Das ganze Jahr hindurch verbleibt die Bismarckia im Warm- haus, denn in der Kultur schliefst sich diese Palme der warmer Palmen eng an. Die Blätter zeigen eine tief dunkelgrüne Farbe — ohne jeg- liche Spitzenvertrocknung — mit sehr starkem bläulichen Reif, desgleichen die Blattstiele, wäh- rend die von Hildebrandt so charakteristisch hervorgehobene weifse Linienzeichnung dagegen spärlicher auftritt. Reicher erscheint aber wieder die eigentümliche Faserbildung, welche an Pritchardia erinnert. Die ungeteilte Blattspreite ist auch hier auffallend gering, denn sie nimmt kaum den sechsten Teil der ganzen Blattfläche ein. Die Temperatur des Kulturraumes beträgt durchschnitt- lich 18 Grad C; nur in den Wintermonaten und nach dem Verpflanzen bringt man den Topf auf ein Sandbeet, dessen Wärme 25 — 30 Grad C. beträgt. Die obenstehende wohlgelungene Abbildung zeigt eine Bis- marckia nolnlis aus den Sander'schen Kulturen, welche, irren wir nicht, 1897 für 1500 M. nach Rufsland verkauft wurde. Nicht unerwähnt möchten wir lassen, dafs neuerdings weitere Exemplare von Belgien aus zum Kauf angeboten werden, die jedoch ziemlich schnellwüchsig zu sein scheinen; auf welche Weise sich nun dies Problem lösen wird, bleibt der Zukunft anheimgestellt. Über den Eindruck, den dieser Riese unter den Palmen auf Hildebrandt gemacht, schreibt Stein wörtlich (in Sektions- berichten etc., Seite 4 und 5) folgendes: „Kurz vor seiner zweiten Abreise nach Madagaskar schilderte uns Hildebrandt in Innsbruck*) den überwältigenden Eindruck, welchen die Bismarckia an Ort und Stelle auf ihn Bismarckia nobilis. Originalaufnahmc für die „Gartenwelt'*. gemacht hatte. Er war an dem Entdeckungstage fortwährend im Buschwalde, der mit vielen freien Plätzen durchsetzt war, gewandert und hatte fleifsig gesammelt, als er von weiter Ferne einen zweiten Wald über dem Walde sah. Ein an- strengender Marsch brachte ihn zu diesen Wunderbäumen, die sich als zerstreut stehende Palmen von 50 — 70 m Höhe erwiesen, deren Riesenkronen den tief darunter zurück- bleibenden Niederwald überschatteten. Es waren durchweg massige , gerade Stämme , bei deren Höhe aber seine ein- geborenen Begleiter sich absolut weigerten, sie zu erklimmen *) Anmerk. d, Verf. : Stein war damals Garteninspektor am bota- nischen Garten in Innsbruck. 66 Die G a r t e n w e 1 1. V, 6 und Früchte, Blüten und Blätter herunterzuholen. An ein Umhauen konnte der mit so fabelhaft geringen Mitteln Reisende auch nicht denken, und so blieb ihm nichts weiter übrig, als die unten liegenden, reichlich pflaumengrofsen Früchte aufzulesen und mitzunehmen. Wie bedauerte er dann später, nicht wenigstens eine Skizze an Ort und Stelle entworfen zu haben, aber aus dem Gedächtnis wollte er nicht malen und kanzlers tragen. Das ist eine Palme, die dessen würdig ist.' Hildebrandt hatte auf seinen Fahrten den Wert der Einigung des Deutschen Reiches für die Bedeutung der Deutschen im Auslande, sowie die Bewunderung, welche Fürst Bismarck überall entgegengebracht wurde, so aus dem Grunde kennen gelernt, dafs er glücklich war, auch seinerseits dem Reichs- kanzler eine Huldigung, und wahrlich keine geringe, dar- zubring'en. So entstand der Name Bismarckia nobiUsJ''' Der Altreichskanzler acceptierte auch in einem eigen- händigen Antwortschreiben Hildebrandts Widmung. Der kühne Forscher wollte auf seiner dritten Reise, die er am 20. Februar 1879 augetreten, ausreichendes Material der Bismarckia sammeln und alles nicht Trans- portable in Bildern seiner Heimat zuführen. Leider aber kehrte der so unermüdlich für die Wissenschaft forschende Hildebrandt von dieser Reise nicht mehr nach Europa zurück. Gelegentlich des vorherigen Aufenthaltes in den Tropen hatten die feindlich gesonnenen Einwohner ver- sucht, ihn mit vergifteter Milch zu töten, und seit dieser Zeit litt er an Magenbhitungen. Nachdem Hildebrandt schwer erkrankt im Mai 1880 nach Tananarivo gekommen und nach seiner Erholung noch verschiedene Expeditionen unternommen, stellten sich im Mai 1881 aufs neue Magen- blutungen ein, denen er trotz sorgsamster Pflege und ärztlicher Hilfe am 29. Mai erlag. Tags darauf wurden seine sterblichen Überreste unter reicher Beteiligung von anwesenden Europäern auf dem Kirchhof der norsvegischen Mission zu Ambatovinaky bei Tananarivo in fremder Erde zur letzten Ruhe gebettet. Seit einigen Jahren ziert Hildbrandts Grab ein ein- faches Denkmal, von treuen Freundeshänden gestiftet: auf einfachem Block, der die Inschrift trägt, erhebt sich eine abgebrochene Säule. So endete das Leben eines erst 34jährigen, unermüdlichen Forschers! Chamaedorea stolonifera, Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Chamaedorea stolonifera, welche unsere beistehende Abbildung als prächtige Kulturpflanze zeigt, ist eine der sehr selten in Kultur zu findenden Palmen. Trotzdem die Chamae- doreen im allgemeinen z. Z. nur wenig kultiviert werden, sind sie doch gute Handels- und Dekorationspflanzen, auch zur Zimmer- kuUur sehr zu empfehlen. Ch. stolonifera ist eine der zierlich- sten Arten mit ganz dünnen Stämmchen, die sie ähnlich wie Rliapis reichlich treibt. Dieser Umstand ermöglicht eine ziem- lich rasche Vermehrung durch Teilung. Unser wohlgetroflienes Bild überhebt uns einer näheren Beschreibung dieser schönen Palme. hoffte aufserdem auf der zweiten Reise in voller Ruhe die Palme an Ort und Stelle malen zu können. Besonders die enormen Blattstiele, deren weifse Linienzeichnung seinem Gärtnerauge sofort aufgefallen war, hatten ihm imponiert. Und welche Riesenflächen von Blättern trugen sie! Spreiten von 3 m Durchmesser — ■ also mehr als 7 qm Fläche — wogten im Winde und bildeten die trotz ihrer Masse leichte und gefällige Krone. ,Ist die Palme wirklich etwas neues,' erklärte Hildebrandt, ,so mufs sie den Namen des Reichs- Zwiebel- und Knollengewächse. Lilium giganteum. (Hierzu die Abb. S. 67.) — Wie sehr diese Lilie ihren Beinamen „die gigantische" verdient, zeigt unser Bild, welches eine Gruppe von L. giganteum aus den Kulturen der Firma W. Warmenhoven & Söhne, Hillegom (Holland), wiedergiebt. Diese Lilienart wurde bereits 1820 von Wallich in ihrer Heimat Japan, in den schattigen Waldungen des Sheopore- Berges, etwa 2500 m über dem Meere, entdeckt. Aber trotzdem gehört L. giganteum zu den seltenen Gästen unserer^Kulturen, und V, 6 Die Gartenwelt. 67 so reichblühende, 2'/,, m hohe Exem- plare, wie sie neben- stehende Abbildung veranschaulicht, sind gewifs sehr sehens- wert. Die Zwiebeln dieser Lilie sind sehr grofs und von kuge- liger Form. Sie trei- ben kräftige Schosse mit besonders am Grunde grofsen, rundlich herzförmi- gen, dunkelgrünen Blättern. Die leicht hängenden Blüten stehen in bis über 2oblütigen Trauben; die einzelne Blume wird wohl 20 cm lang und 8 cm weit. Ihre Farbe ist aufsen weifslich-grün , im Innern auf weifsem Grunde purpurrot überhaucht. Der Duft, den die Blü- ten dieser Riesen lilie ausströmen, ist köstlich. Vielleicht geben diese wenigen Zeilen dem einen oder anderen glück- lichen Kultivateur der gigantischen Ja- panerin Anlafs, den Lesern dieser Zeit- schrift seine Erfah- rungen zugänglich zu machen. Lilium giganteum. Tn der Handelsgärtnerei von W. Warmenhoven & Söhne, Hillegora (Holland), für die „Gartenwelt*^ photographisch aufgenommen. Obstbau. Die AufbeTvahrung des Obstes. Von F. Rebholz, Fachlehrer an der Grofsh. Wein- Obstbau- Schule in Oppenheim a. Rh. und Bekanntlich ist die diesjährige Ernte des Obstes trotz der wechselvollen Witterung während der Blüte in Deutschland im allgemeinen recht befriedigend ausgefallen. Es brachten selbst solche Bäume Obst, die nicht besonders gerne tragen. Das Obst- angebot ist infolgedessen in diesem Herbste sehr grofs. Die Obstpreise dagegen, wie das auch kaum anders zu erwarten ist, sind mäfsig. Voraussichtlich gehen aber, nachdem die weniger haltbaren Obstarten und -Sorten passiert sind, die Preise des Obstes wieder in die Höhe. Es empfiehlt sich deshalb für den Züchter, besseres Obst aufzubewahren, bessere Obstpreise abzuwarten und das Obst später zu ver- kaufen. Da die Aufbe- wahrung des Obstes unter solchen Um- ständen eine sehr lohnende Arbeit ist, bei der jedoch noch sehr viele Fehler be- gangen werden, so dürfte eine kurze Anleitung zur Lage- rung des Obstes den Lesern sehr will- kommen und nütz- Uch sein. Für die Haltbar- keit des Obstes sind die nachstehend an- geführten Punkte mafsgebend : a) Die Ernte; b) Auswahl und c) Vorbereitung des Obstes; d) Die Lager- räume ; e) Vorbereitung und Einrich- tung dersel- ben : f) Überwachen des Obstes. a) Die Ernte des Obstes, das sich längere Zeit in frischem Zustande wohl erhalten soll, mufs rechtzeitig, un- ter gröfster Scho- nung der Früchte und bei günstiger Wittenmg ausge- führt werden. Unter rechtzeitiger Obsternte verstehen wir, das Obst bei einem Reifegrade abzunehmen, der eine möglichst lange Halt- barkeit bei höchstem Wohlgeschmacke und schönem, natürlichem Aussehen der Früchte verbürgt. Das Herbst-*) und Winterobst**) sollte erst dann von den Bäumen abgeerntet werden, nachdem es seine Baumreife erlangt hat. Die letztere ist eingetreten, wenn die Früchte sich leicht von den Fruchtzweigen abnehmen lassen. Sobald die Frucht am Baume ausgewachsen ist, bildet sich zwischen dem Fruchtstiel und -Kuchen eine schwache Korkschicht, durch welche'die Frucht losgedrückt oder abgestofsen wird. *) Herbstobst ist Obst, das in der Zeit von Anfang Oktober bis Mitte November reift. **) Winterobst mufs längere Zeit lagern bis es geniefsbar wird; erreicht seine Lager- oder Genufsreife erst im Winter and hält sich nicht selten bis in das Frühjahr hinein. 68 Die Gartenwelt. V, 6 In diesem Zustande läfst sich das Obst bequem und sorg- fältigst abernten. Leider wird das Obst aber sehr häufig schon früher geerntet, zu einer Zeit, in der es noch nicht einmal aus- gewachsen ist. Der Baum ist bemüht, die Früchte so lange fest- zuhalten, bis die Samen in der Frucht ausgebildet — also reif und fortpflanzungsfähig — sind. Wollen wir die Früchte vorher ernten, so mufs die Kraft des Baumes, mit der er die Früchte zu halten sucht, überwunden werden. Man sieht leider sehr häufig, dafs alsdann Gewaltmittel angewendet werden. Durch Stofsen und Stampfen mit schwergenageltem Schuhwerk auf den Ästen, Dreschen mit Stangen und dergleichen werden die schönsten Früchte abgeworfen. Durch eine derartige barbarische Behand- lung, die den Eindruck macht, als sollte der Baum für seine Fruchtbarkeit wie ein Verbrecher abgestraft werden, leiden Früchte und Bäume recht empfindlichen Schaden. Die ersteren zeigen Druckstellen, welken infolge der vor- zeitigen Ernte, verderben meistens bald. Das Obst ist also minderwertig. Die kurzen Zweigchen , das sogenannte Fruchtholz, wer- den abgebrochen. Es ist alsdann dem Baume geradezu un- möglich, in dem nächsten Jahre wieder Früchte zu tragen. Er hat erst wieder mehrere Jahre nötig, um Fruchtholz zu bilden. Daraus müssen wir es auch erklären, dafs viele unserer Obst- bäume so unregelmäfsig tragen. Man sucht nun gewöhnlich die Ursache dieses Mifsstandes in allen erdenklichen Umständen — in der Regel aber, wie auch in vielen anderen Fällen, der Un- gunst der Witterung zuzuschieben und will nicht eingestehen, dafs es jene rohe, barbarische Behandlung ist, durch die der Baum zur Unfruchtbarkeit gezwungen wurde. Das Kernobst mufs sorgfältigst gebrochen oder gepflückt und gewissermafsen wie Eier, nicht wie Kartofteln, behandelt werden. Eine rechtzeitige Obsternte unter möglichster Schonung der Früchte und des Fruchtholzes ist dringend notwendig, um die Bäume gesund und langlebig, in reichlicher und regelmäfsiger Fruchtbarkeit und die Früchte möglichst lange gesund erhalten zu können. Dafs man das Obst nur bei trockener Witterung — nicht etwa bei Regen und Frost — von den Bäumen ernten soll, weil dadurch die Haltbarkeit der Früchte leidet, sei nur neben- bei erwähnt. Gleich nach der Ernte müssen die Früchte ausgelesen oder sortiert werden. Es sollten nur wohl erhaltene und gesunde Früchte gelagert werden. Angestochene, fleckige, mit Druckstellen behaftete und kranke Früchte haben nur eine ganz kurze Haltbarkeit, lohnen die Mühe der Lagerung nicht und sind deshalb möglichst bald zur Herstellung von Apfelwein oder zum Einkochen etc. zu ver- wenden. Desgleichen sollte man bei der Auswahl des Keller- oder Lagerobstes auf bestimmte haltbare Winter-Tafel- oder bessere Wirtschaftsso rten Rücksicht nehmen, wie roter Eiserapfel (Paradiesapfel), Champagner-Rtte., Borsdorfer, Kanada- Rtte., graue franz. Reinette, Parkers Pepping, Schöner von Bos- koop, Cox's Orangen-Rtte., weifser Winter-Calvill, Winter-Taffet- apfel, Baumanns Reinette und ähnliche dankbare Winteräpfel. Von Birnen halten lange : Winter-Dechantsbirne, Edel-Crasanne, Esperen's Bergamotte, Bergamotte-Crasanne, Madame Verte, Schwester Gregoire, Saint Germain, Diels Butterbirne, Olivier de Serres etc. Das Obst mufs für die Einkellerung vorbereitet werden. Dazu gehört aufser der sorgfältigen Auswahl, Sortie- rung und Behandlung der Früchte das sogen. „Abschwitzen- lassen" der glattschaligen Früchte. Die letzteren fühlen sich nach der Ernte feucht an, sie ver- dunsten Wasser, das sich auf der Schale niederschlägt. Dieser Prozefs hört gewöhnlich 14 Tage bis 3 Wochen nach der Ernte auf Es können alsdann die Früchte in die Überwinterungs- räume verbracht werden. Bis dahin läfst man sie in einem kühlen, luftigen Räume auf Stroh gebettet liegen und ab- schwitzen. Rauhschalige Früchte, wie die grauen Reinetten oder Leder- äpfel dagegen, die bekanntlich sehr leicht infolge ihrer porösen Schale abwelken, bringt man am besten gleich nach der Ernte in die Überwinterungsräume. Als Überwinterungs- oder Lagerräume eignen sich die verschiedensten Lokalitäten, wie Keller, Souterrain, Kammern Gewölbe, Erdmieten etc., sofern sie den nachbenannten An- forderungen entsprechen. Diese betreffen: a) Reinlichkeit; b) gleichmäfsige, möglichst niedrige Temperatur; c) nicht zu trockene und reine Luft; d) Luftzirkulation; e) Regulierung der Lichteinwirkung. In erster Linie ist darauf Rücksicht zu nehmen, dafs die Überwinterungsräume sich a) durch Reinlichkeit auszeichnen. Man bereitet sie behufs Einwinterung des Obstes wie folgt vor. Zunächst sind die Überreste von Obst, Kartoffeln und Ge- müse, die etwa noch aus dem letzten Jahre vorhanden sein sollten, zu beseitigen. Das alte Lagerstroh ist fortzuschaffen und zu verbrennen, weil es eine wahre Brutstätte von Organismen in sich birgt, welche die Haltbarkeit des Obstes gefährden. Die Lokalitäten und Obstgestelle sind gründlich zu reinigen. Die letzteren werden am besten unter Benutzung von heifser Wasch- lauge und unter Anwendung einer handlichen Bürste gereinigt ; die Wände werden getüncht. Nachdem die Wände und Gestelle wieder abgetrocknet sind, schwefelt man den betr. Raum durch Abbrennen von Schwefelschnitten ein, um durch die Bildung von schwefliger Säure alle Schimmelpilze abzutöten. Während des Schwefeins und noch einige Tage nachher hält man die in Be- tracht kommenden Räume geschlossen, um die Wirkung des Schwefels zu erhöhen. Einige Tage vor dem Einbringen des Obstes läfst man die Obstaufbewahrungsräume gut auslüften. Um die Früchte bequem lagern und auslesen zu können, müssen Gestelle vorhanden sein. Diese stellt man sich am ein- fachsten — je nach der Form des Raumes und der aufzunehmen- den Menge des Obstes — aus gehobelten Pfosten und Latten her. Aus den Latten fertigt man sich sogenannte Hürden an, die zum Abnehmen eingerichtet werden. Die Pfosten werden als Unter- stützungsvorrichtungen eingerichtet. Um das Auslesen der Früchte, Belegen der Hürden bequem vornehmen zu können, giebt man den letzteren eine Breite von höchstens 70 cm. Kann man aber von beiden Seiten dazu gelangen, wie dieses bei freistehenden Gestellen der Fall ist, so giebt man ihnen bis 1,40 m Breite. Die Entfernung der einzelnen Hürden oder Etagen soll nicht unter 35 cm betragen. Damit die Früchte weich liegen, belegt man die Hürden zunächst mit Holzwolle oder reinem Roggenstroh. Am besten hat sich Holzwolle bewährt, da sie nicht so leicht Feuchtigkeit oder fremde Gerüche annimmt. Auch siedeln sich auf ihr nicht so leicht Schimmel- und Fäulnispilze an. Nachdem die Hürden mit Lagermaterial belegt sind, legt man die Früchte auf Die Äpfel, die meist stielbauchig sind, stellt man so, dafs der Kelch, die Birnen aber so, dafs der Stiel nach oben gerichtet ist. Feinere Tafelsorten und empfindliche V, 6 Die Gartenwelt. 69 Früchte sollte man nur in einfacher Lage legen. Von härteren Früchten kann man mehrere Lagen auf eine Hürde bringen. b) Gleichmäfsige, niedrige Temperatur, die nur wenige Grade über Null zeigt , fördert die Haltbarkeit der Früchte. Am vorteilhaftesten hat sich eine Temperatur von 3 — 5 Grad C. gezeigt. Ist die Temperatur zu warm, so tritt die Lager oder Genufsreife zu früh ein, das Obst passiert rasch ; die Entwick- lung der Schimmelpilze wird gefördert. Das Lagerobst verdirbt also in diesem Falle früher und rascher. Ist die Temperatur zu hoch, so suchen wir Obst- überwinterungsräume zu kühlen, indem wir bei kühler Witte- rung z. B. nachts die Räume öffnen und an warmen Tagen wieder schliefsen und dunkel halten. Nötigenfalls kann man die Räume auch durch Auslegen von Eis küblen. Sollte die Temperatur auch etwas unter den Gefrier- punkt sinken, so bedeckt man die Früchte mit Stroh oder Tüchern. In keinem Falle sollte man gefrorene Früchte in einen warmen Raum transportieren, was häufig geschieht, denn dieses würde, was die Erfahrung genügend bestätigt hat, das Verderben der Früchte zur Folge haben. Tauen gefrorene Früchte recht langsam auf, so können sie verhältnismäfsig viel Kälte ohne Schaden ertragen; geht das Auftauen dagegen sehr rasch vor sich, so verderben die Früchte in der Regel. Diese Thatsache bestätigt sich auch bei Blumengewächsen und anderen Pflanzen. Je langsamer der Auftau-Prozefs vor sich geht, desto weniger schadet der Frost. Viele Pflanzen können gefrieren ohne zu erfrieren. Der Tod der Pflanzen tritt in der Regel erst ein durch plötzliches Auftauen. Aus dem Gesagten geht hervor, dafs man bei der Aufbewahrung von Obst, das in kühlen Räumen liegt, nicht ängstlich zu sein braucht. Sollte die Temperatur wirklich sehr stark unter Null zu sinken drohen, so erwärmt man die fraglichen Räume am leichtesten durch Einlegen von erhitzten Backsteinen oder Wärmeflaschen. In gröfseren Räumen bringt man Heizvorrich- tungen an. c) Die Luft soll nicht zu trocken und rein sein. Das Obst hält sich in einer Luft mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 64 bis 70 Grad C., nach dem Lambrechtschen Feuchtigkeitsmesser, am besten. Gewöhnlich ist die Luft in Räumen, die über der Erde liegen, im Herbst und Frühjahr zu trocken. Dadurch verdunsten die Früchte zu viel Wasser; sie werden sehr leicht; die Schale wird runzelig, welkt ab, wodurch nicht nur das schöne Aussehen, sondern auch der Wohlgeschmack der Früchte not leidet. Diesem Mifsstande beugt man vor, indem man von Zeit zu Zeit den Boden solcher Räume, event. selbst das Obst, leicht mit Wasser überbraust; oder Wasser in flachen Gefäfsen aufstellt, um es verdunsten zu lassen. Ist die Luft zu feucht, was sich andern starken Schwitzen der Wände erkennen läfst, so wird selbstverständlich die Ent- wicklung der Schimmel- und Fäulnispilze in hohem Grade ge- fördert und dadurch das Verderben des Obstes begünstigt. In diesem Falle leistet fleifsiges Lüften bei trockener Luft, sowie das Ausstreuen von gebranntem Kalk gute Dienste. Die Luft in den Überwinterungsräumen mufs ferner rein sein. Dieser Umstand macht es unmöglich, in einem Räume neben Obst auch stark riechende Konserven wie Sauer- kraut, Bohnen, Gurken oder gärenden Most etc. ohne den Ge- ruch, Geschmack oder die Haltbarkeit des Obstes zu gefährden, aufbewahren zu können. d) Die fraglichen Räume müssen mit Lüftungsvor- richtungen versehen sein, die einen Luftwechsel ermög- lichen. Beim Bau von Obsthäusern bringt man dicht über dem Boden und im Dache einige Zuglöcher an, um die kältere Luft unten einströmen und die wärmere Luft oben entweichen zu lassen. e) Die Einwirkung des Lichtes mufs reguliert werden können. In Räumen, die gröfstenteils dunkel gehalten werden, halten sich die Früchte am besten. Auch erhalten sie bei einer ganz schwachen Beleuchtung eine sehr zarte und appetitliche Färbung. Bei dieser Gelegenheit möge noch erwähnt werden, dafs auch das Einwickeln von Früchten von gelber und zarter Schale in Seidenpapier sich sehr vorteilhaft gezeigt hat, um die Haltbarkeit und das schöne Aussehen der Früchte zu fördern. Nach Bedürfnis läfst man Licht einströmen, so z. B. zum Auslesen der Früchte und Belegen der Hürden. Recht vorteil- haft scheint nach unserer Beobachtung die Einrichtung von elektrischem Lichte in Obstkellern zu sein. Das Lagerobst mufs nach Bedürfnis ausgelesen werden. Sobald einzelne Früchte erkennen lassen, dafs sie faul werden, müssen sie beseitigt werden. Geschieht dieses recht- zeitig, so kann man die angefaulten Früchte noch mit Nutzen verwerten. Aufserdem schützt man die übrigen Früchte vor An- steckung. Es ist deshalb notwendig, dafs man die Früchte öfter einer Besichtigung unterzieht. Liegen die Früchte in einfacher Lage auf den Hürden, so ist diese Arbeit leicht auszuführen und geht rasch von statten, namentlich, wenn die Gestelle praktisch gebaut sind. Nicht selten beobachtet man, dafs die Früchte bei dieser Arbeit alle berührt, umgelegt, sogar abgewischt werden. Dieses Verfahren mufs als ein grofser Fehler gebrandmarkt werden, weil dadurch die Wachsschicht der Früchte — ihr natürliches Konservierungsmittel — verloren geht. Je weniger eine Frucht berührt wird, desto besser ist es. Die Frage : Wie lange soll man Obst aufbewahren ? läfst sich wie folgt beantworten. Handelt es sich um Obst für den Verkauf, so empfiehlt es sich, dieses abzusetzen, sobald die Ver- kaufsverhältnisse günstig — die Preise gut — sind. Ist das Obst für den häuslichen Bedarf bestimmt, so verbraucht man dieses nach und nach. Die Erfahrung lehrt, dafs es im allgemeinen nicht vorteilhaft ist, das Obst zu lange aufzubewahren. In der Regel hört die Nachfrage nach altem Obste auf, sobald neues Obst auf den Markt gebracht wird. Sobald die Erdbeerzeit naht, sollte das alte Obst losgeschlagen werden. Gewöhnlich verliert es auch von dieser Zeit an ganz erheblich von seinem Wohl- geschmack und Aussehen. Zum Schlüsse machen wir noch auf einige Obstaufbewah- rungsmethoden aufmerksam, die hauptsächUch da in Betracht kommen, wo es an passenden Räumlichkeiten und Einrichtungen fehlt, wie dieses in obstreichen Jahren in solchen Gegenden der Fall ist, wo gute Obstjahre seltener sind. In solchen Fällen mietet man das härtere Wirtschaftsobst mit Vorteil in Gruben ein; das bessere Winterobst aber bewahrt man in Torfmull auf Beim Einmieten des Obstes ist folgendes zu be- achten. Man hebt an einer trockenen Stelle im Hausgarten eine entsprechend grofse, i m tiefe Grube aus. Auf der Sohle bringt man einen Boden mit Hilfe von Pflöcken oder Steinen und Brettern an. 70 Die Gartenwelt. V, 6 Der Boden wird mit Roggenstroh belegt. Desgleichen stellt man solches an den Wandungen auf. Nun bringt man das aus- gelesene und wohlerhaltene Obst von haltbaren Wintersorten, wie roter Eiscrapfel, Champagner- Reinette, grofse Kasseler Rei- nette etc. sorgfaltig ein, Frucht auf Frucht. Die oberste Schicht wird mit Stroh belegt. Hierauf kommt wieder ein Kretterboden, der von den Wandungen der Grube getragen und mit einem hohen Erdhügel gedeckt wird; nötigenfalls — bei hoher Kälte — belegt man ihn noch mit strohigem Mist. Um das Entweichen von Wasserdunst aus der Grube zu erleichtern, bringt man in solchen Mieten einen Stroh- oder Reiserbüschel, der über den Hügel herausragt, an, wie dieses auch beim Einmieten von Kartoffeln, Runkeln und Möhren etc. üblich ist. Auch in Torfmull hält sich Obst sehr gut. Ver- gleichende Versuche haben gezeigt, dafs der Torf eine konser- vierende Wirkung auf das Obst ausübt, dasselbe in ihm sehr schön frisch bleibt und fast gar nichts an Gewicht und Wohl- geschmack einbüfst. Um Obst in Torf aufzubewahren , benutzt man Kisten, Fässer, Körbe, Tonnen etc. Der Torfmull wird zerkleinert und bleibt im losen Zustande in flachen Haufen längere Zeit an der Luft liegen, damit er etwas Feuchtigkeit aufnehmen kann. Der Boden des Gefäfses wird mit einer Lage Torf versehen. Hierauf kommt eine Lage ausgelesener Früchte u. s. w. Auf die oberste Lage legt man wieder Torf Zweckmäfsig, jedoch nicht unbedingt nötig ist es, die Früchte in Seiden- oder Flaschen- papier einzuwickeln. Die Gefäfse werden geschlossen. Ihre Auf- bewahrung geschieht in einem geeigneten Räume; am besten in einem Keller, Souterrain, Gewölbe, Kammer, in einem Obstkeller oder -Haus unter den Gestellen. Es empfiehlt sich, im Laufe des Winters das in Torf eingebettete Obst einmal umzupacken. Ausstellungsberichte. Die Deutsche Obstausstellung in Paris vom lo. bis 14. Oktober igoo. Von Volkmar Kühn, Dresden. Vom 10. bis 14. Oktober fand in Paris eine internationale Obstschau statt. Sie war eine jener temporärer Ausstellungen, die namentlich auch vom Gartenbau im Rahmen der grofsen Weltausstellung veranstaltet wurden. Der Einladung Frankreichs hatten Aussteller aus Deutschland, Rufsland, Spanien, Bulgarien, den Vereinigten Staaten und Kanada Folge geleistet. Als Aus- stellungsraum war die riesige „salle des fetes" gewählt worden, den zu reichlich '^/j die Franzosen belegt hatten, während '/j — '/j für Deutschland, Rufsland, Spanien und Bulgarien verblieb. Kanada und die Vereinigten Staaten, die hier keinen Platz gefunden hatten, stellten in der „serre etrangere" aus. Schade, dafs man die Früchte dieser beiden Länder nicht direkt neben den Deutschen sehen konnte. Frankreich hatte schon durch die Menge der eingesandten Früchte über die fremden Aussteller das Übergewicht. Seine herrlichen Weintrauben und Birnen waren unübertrefflich und prachtvoll anzuschauen. Weniger gut waren die französischen Leistungen in Bezug auf Äpfel. Diesen fehlte oft eine schöne Färbung und jene gewisse Festigkeit und Dauerhaftigkeit, die unsere Äpfel auszeichnet. Gering war auch die Zahl der Äpfel und es befand sich viel kleinfrüchtiges Mostobst darunter. Ein Gang durch die Pariser Markthalle zeigt noch besser, welche Unmengen von Birnen Frankreich hervorbringt und wie wenig dagegen Äpfel gezüchtet werden. Rufsland hatte ebenfalls viel Weintrauben und Birnen aus- gestellt und zwar aus der Krim, die wohl noch einen Vergleich mit denen Frankreichs aushielten. Die Äpfel stammten in der Hauptsache aus Polen (Ulrich-Warschau) und konnten gut neben den Erzeugnissen anderer Länder bestehen. Spanien versuchte durch Weintrauben zu glänzen, doch war schon deren Menge nicht genügend, um eine gröfsere Wirkung zu erzielen und die Einsendungen Bulgariens verfielen aus dem gleichen Grunde demselben Schicksal. Da Österreich mit seinen Tiroler Äpfeln leider in diesem friedlichen Wettkampfe fehlte (es wollte erst Ende Oktober sein Obst ausstellen, wobei es natürlich auf Birnen fast wird haben ver- zichten müssen), so waren für -den Deutschen von den fremden Ausstellern Kanada und die Vereinigten Staaten am interessan- testen, da sie vor allem jetzt unsere stärksten Konkurrenten in der Versorgung Deutschlands mit Äpfeln sind. Verhältnismäfsig wenig Sorten brachten die Amerikaner zur Schau. Ihre Äpfel hatten durchgehend ein gleichmäfsiges, für das LJrsprungsland typisches, festes, etwas fettiges, lederartiges Aussehen, wenn auch der Geschmack einzelner Sorten nicht übel war, obwohl sie unseren besten Äpfeln darin nicht gleich kamen. Es war als zeige sich selbst in diesem Produkt Amerikas der Grofsbetrieb, der uns in seiner weisen Beschränkung auf wenig Sorten und in der überaus praktischen Anlage der amerikanischen Plantagen noch ein unerreichtes Vorbild ist. Daueräpfel ersten Ranges sind Amerikas Erzeugnisse, denn schon den ganzen Sommer über hatte es in Kühlräumen frisch erhaltene vorjährige Äpfel aus- gestellt. Langweilig und monoton wirkt aber jede Ausstellung dieser sich immer gleichbleibenden Ware, und die Franzosen der Jury meinten seufzend: „Soll man denn immer wieder diese sich ewig gleich bleibende Ausstellung prämiieren." Gehen wir nun zur Deutschen Ausstellung über, so ist zu- nächst zu bemerken, dafs sie an Gröfse gleich hinter der Frank- reichs kam. 200 qm waren mit deutschem Obst belegt. Wie alle Abteilungen der Weltausstellung, in denen deutscher Fleifs und deutscher Geist seine Erzeugnisse zur Schau brachte, eine ein- heitliche, einfache und geschmackvolle Anordnung und Ausstattung zeigten, so war auch hier dafür gesorgt worden. Die Früchte lagen zum grofsen Teil frei auf dunkelgrünem Seidenplüsch, der die fünf langen Tafeln überzog, wodurch sie vorzüglich zur Geltung kamen. Die Seiten der Tische waren durch in Falten hängenden, schönroten Satin geziert. Einund- zwanzig Kollektionen, die sämtlich preisgekrönt wurden, brachte Deutschland zur Schau. Die beiden gröfsten waren vom Komitee ausgestellt. Die eine zeigte die besten, jetzt erhältlichen Äpfel- sorten des vom Deutschen Pomologenverein empfohlenen Sorti- ments in gröfseren Mengen zu je 50 — 100 Stück. Das Interessan- teste hierbei war, dafs viele Sorten sowohl aus den Ostseeländern, wie aus Mitteldeutschland (Kreis Werder) vertreten waren. Wäh- rend viele gleichwertig waren, zeigte es sich, dafs Gravensteiner, gelber Richard, Kaiser Alexander in der Seeluft am schönsten gedeihen, die englischen Winter-Goldparmänen aus Werder jedoch in Bezug auf Färbung, gute Ausbildung und Geschmack auf der ganzen Ausstellung nicht ihresgleichen hatten. Dasselbe könnte man wohl auch vom geflammten Kardinal behaupten. Die inter- nationale Jury soll namentlich an dieser Parallelausstellung grofsen Gefallen gefunden haben und hat ihr einstimmig den ersten Preis zuerkannt. Wie sehr sie die Früchte zu schätzen wufste, beweist auch die Thatsache, dafs sie sich hier im Kosten eine Güte that. Das zweite vom Komitee ausgestellte Sortiment zeigt 92 deutsche Äpfel- und 36 deutsche Birnensorten. Ein Blick in die V, 6 Die Gartenwelt. 71 Liste der Aussteller [87 an Zahl), die zu diesem Sortiment bei- getragen haben, bewies, dafs hierzu ganz Deutschland beigesteuert hatte, denn nicht nur aus verschiedenen Teilen von Bayern, Würt- temberg, Baden, Elsafs-Lothringen, der Rheingegend, Westphalen, sondern auch aus allen nord- und ostdeutschen Provinzen bis aus Posen und Ostpreufsen waren Einsendungen eingegangen, die den Beweis erbrachten, dafs fast jeder Teil Deutschlands fiir den Obstbau günstige Gegenden aufweist. Die hauptsächlichsten Ein- sendungen zu dieser Sammlung hatten die Kolbesche Gärtnerei in DresdenRadebeul (Obergärtner Fr. Tamms), Gärtner Frey, Hoster- witz bei Dresden, Th. Gillitzer, Rosenheim in Bayern, geliefert, ferner Schlofsgärtner Ludwig, Runowo bei Bromberg, Obstver- wertungsgenossenschaft Lensahn in Holstein, E. F. Röhrborn, Riesa, G. Wohler, Kiel-Wik, deutscher Landwirtschaftlicher Orts- verein Janowitz in Posen u. s. vv. Die Früchte des letztgenannten Vereins waren Erstlingsfrüchte einer von der Ansiedlungskom- mission neubegründeten deutschen Gemeinde und können den jungen Verein nur bestärken, tapfer weiter für Anpflanzung von Apfelbäumen zu sorgen. Die dritte Abteilung unserer deutschen Ausstellung brachte ig Einzelsortimente. An der Spitze standen hier die Sendung des Herrn v, Lade, Monrepos bei Geisenheim, und die des Pinne- berger Kreisvereins für Obstzucht. Herr v. Lade hatte Birnen von Formobstbäumen geschickt, die denen Frankreichs an Gröfse, Güte und Färbung nicht nachstanden, und der Pinneberger Ver- ein hatte durch 20 Apfelsorten, die er sämtlich in gröfserer Zahl in netten Ausstellungskörben aufgestellt hatte, .Schleswig-Holstein als ein für den Anbau der Apfel ganz vorzügliches Land charakteri- siert. Die Birnen des Herrn v. Lade und in den Darbietungen des Gartenbauvereins von Lindau und der Firma J. Ruprecht Söhne, Lindau, zeigten deutlich, dafs Birnen aus der Bodensee- und Rheingegend sich sehr wohl in Paris sehen lassen können. Die Birnen anderer Aussteller blieben in Schönheit der Färbung gegen die genannten zurück. Anders die Äpfel ! Aus Werder waren Äpfel ausgestellt, von Mitgliedern des dortigen Obstbau- vereins geliefert, die gegen französische und amerikanische Früchte sowohl durch Schönheit der Färbung, wie durch Feinheit des Geschmacks und des Aromas im Vorteil blieben. Aus der Um- gebung Potsdams waren von Direktor Echtermayer ebenfalls vorzüg- liche Äpfel und auch Birnen geschickt. Zu den Hauptausstellern, die sämtlich einen 1. Preis erhielten, gehörten noch A. Pekrun, Weifser Hirsch, Dresden, Landwirtschaftlicher Kreisverein Bautzen, Gebr. Siesmayer, Frankfurt a. M., N. Gaucher, Stuttgart, und die Gemeinde Weinersheim i. d. Pf Prächtige Gravensteiner hatte J. Schlichting, Marne, Holstein, und G. Rohr, Dobbertin in Meck- lenburg, ausgestellt, aber auch an andern vorzüglichen .Sorten mangelte es in den einzelnen .Sortimenten nicht. Unter den 21 erworbenen Preisen sind zwölf erste, sechs zweite und drei dritte. Anerkannt hat also ohne Zweifel die Jury die Vorzüglichkeit deut- schen Obstes und Aufsehen hat die deutsche Obstausstellung so- wohl bei Franzosen, wie bei der grofsen Zahl der anwesenden Deutschen erregt. Wenn wir dann noch bedenken, dafs Amerika unter seinen 20 Kollektionen nur acht mit ersten Preisen hatte, also schlechter als wir abgeschnitten hat, so können wir uns nur über den, Erfolg der Ausstellung freuen. Nützen wird sie aber unserem Vaterland am meisten, wenn der deutsche Obst- züchter und namentlich der Landwirt durch sie erkannt hat, dafs vor allem deutsche Apfel allgemein als vorzüglich anerkannt w-erden, und er sich dann mit gleicher Energie, wie bisher anderen Kul- turen, dem Grofsbetrieb im Obstbau zuwenden wird. In einer Zeit, wo der Obstverbrauch stetig zuniinmt, und man den Wert des Obstes als Volksnahrungsmittel immer höher schätzen lernt, kann ein solches Vorgehen nicht aussichtslos sein. Eltville a. Rh. Eine in jeder Hinsicht schöne, wohlgelungene Obst- und Gartenbau- Ausstellung war die in Eltville a. Rh. vom Rheingau-Verein für Obst-, Wuin- und Gartenbau durchgeführte. Wer den Rheingau kennt und einmal die herrlichen Obstanlagen allerorts sah, konnte voraussehen, dafs hier eine Obstausitellung und besonders in diesem Jahre herrlich werden mufste. Solches Obst ist nach den Aussagen mafsgebender Fachleute und Kenner noch nicht geboten wor- den und hätte verdient, nach Paris geschickt zu werden, wo es ent- schieden die ersten Preise geholt hätte. Meine näheren Angaben weiter unten über Gröfse und Gewicht einzelner Sorten werden dem Leser einen Begriff von dem hier Gebotenen geben. — Gleich beim Eintritt in den Garten des Ausstellungslokales blieb man vor einer Gruppe farbenprächtiger Clematis stehen, welche die Firma Fr. Kreis-Nieder- walluf ausstellte, deren Rosenkulturen bekannt sind. Die ausgestellten riesenblumigen, kräftigen Pflanzen standen in verhältnismäfsig kleinen Töpfen, und man kann die Kultur nur als mustergültig bezeichnen. Als besonders schön fielen uns auf die atlasweifse ^Mister George y. yackniann"' , die dunkelviolette „Xer.xes", welche hellkarmesin ge- streift ist; „Anäre Leroy", hellblau, sehr reichblühend; lanuginosa, blau, sehr grofs; die „Feenkönigin^ , extra grofs, fleischfarbig, und viele andere mehr. Es waren ca. 50 Sorten in gleich schöner Beschaffen- heit, und es würde zu weit führen, sie alle anzuführen, da meine Zeilen im wesentlichen dem Obst gewidmet sein sollen. Blickten wir uns im Garten und in den Hallen weiter um, so fiel uns das aus- gezeichnete Gemüse der verscliiedenen Aussteller unwillkürlich auf. Es war alles in einer seltenen Vollkommenheit, wie es schöner kaum gedacht werden konnte. Besonders Sellerie, Blumenkohl, Lauch, Rotkraut, Tomaten seien erwähnt. Tomaten (Mikado) wogen bis 750 g. Ebenso gaben die Kartoffeln, welche im schönsten und gröfsten Sortiment von der Firma Vogel- Eltville ausgestellt waren, riesige Gewichtszahlen; z. B. eine frühe Rosenkart. 1075 g, Magnum bonum 500 g, Mäusekartoffel 400 g, Schneeflocke 760 g u. s. w. Ging man zu den Sälen empor, so erfüllte schon der herrliche Obstgeruch das ganze Treppenhaus und erstaunt blieben die Besucher beim Eintritt in den Hauptsaal stehen. Das Ganze machte einen vornehmen Eindruck; im Hintergrunde die Kaiser- büste von mächtigen Palmen umgeben, darüber ein Baldachin aus rotem Sammet. Vor dieser Gruppe standen auf einem Tische die vielen überaus wertvollen Ehrenpreise. — Was nun das Gebotene betrifft, so war, wie ja auch schon eingangs erwähnt, in Obst ganz aufserordentliches ge- leistet. Auch Herr Ökonomierat Göthe, Vorsitzender des Vereins, wies in seiner Eröftnungsrede darauf hin, dafs er solches Obst nicht in Paris gesehen liabe, woselbst er 8 Tage zuvor weilte. Es kann nicht meine Absicht sein, alle die vielen Aussteller aufzuzählen, ich greife nur Einiges heraus und will nur bemerken, dafs im .illgemeinen alle Aus- steller gutes Obst brachten, so dafs die Preisrichter wirklich ein schweres Amt liaiten. — Es war mir Gelegenheit geboten, mehrere Tage hier zu sein, und ich nahm u. a. verschiedene Gewichtsfeststellungen einzelner Sorten vor, welche folgendes Resultat ergaben: Birnen: Winter- Dechantsb. 450 g, Diels B.-B. 670 g, Pastorenb. 570 g, Holzfarbige B.-B. 740 g, Herzogin v. Angoulerae 600 g; Äpfel: Kanada-Rtte. (Pariser Rambour) 580 g und einen Umfang von 45 cm, Gloria raundi 530 g, weifser Winter-Calvill 390 g, jedenfalls ein für diesen Apfel hohes Ge- wicht, sowie auch für die Winter-Goldparmäne ein solches von 350 g, bei beiden letzteren Umfang 34 cm. Besonders schön und grofs waren noch vielfach die Sorten : Baumanns Rtte., gelber Bellefleur, The Queen, gröfse Kasseler Rtte., rheinischer Bohnapfel, Gravensteiner, königlicher Kurzstiel, gelber Edelapfel, Ananas-Rtte., roter Steltiner, Danziger Kant- apfel U.S.W. Von Birnen: Clairgeaus B.-B., Neue Poiteau, Harden- ponts B.-B., von welcher ein Schaustück von 6 vollkommenen Früchten an einem Fruchtkuchen vorhanden war, welches annähernd 2 kg wog; ferner General Tottieben, Bosc's Flaschenb., Edelcrasanne, Hochfeine B.-B., Gute Luise v. Avranches u. a. m. Besonders fielen auf die Mengen von herrlichen Calvillen, Winter-Goldparmänen und Kanada-Rtten., von den Birnen: Herzogin v. Angouleme, holzfarbige, Diels, Hochfeine B.-B., grofser Katzenkopf etc. Der weifse Winter-Calvill, im allgemeinen ein etwas anspruchsvoller Apfel, war hier in solcher Vollkommenheit, Gröfse und Reinheit vertreten, wie man ihn schöner kaum wiederfindet. Die Kgl. Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim, welche allerdings aufser Konkurrenz ausstellte, hatte besonders in Birnen Grofs- artiges geboten. Die Obstverwertung war in allen ihren Erzeugnissen zur Stelle. Alles in allem bot die Lehranstalt gewissermafsen eine 72 Die Gartenvvelt. V, 6 kleine Ausstellung in gut gewählter Anordnung. Man sah auch die Obstverwertung mehrfach im kleinen als Haushetrieb und konnte an Her Vielseitigkeit und erfolgreichen Produktion erkennen, dafs die Obstverwertung erfreulich nei:)en dem C^bstbau fortschreitet, so auch die Beerenweinbereitung in mannigfachster Weise. \\*enn schon die einzelnen Aussteller mehr oder weniger durch Anordnung ihrer Pro- dukte Schönes geleistet hatten (so besonders Burg, llandelsgärtner, Eltville, Obergärtner Ferner, Obergärtner Grofsmann, Johannes- berg, Holle, Wiesbaden, Schneider, Hof Grorod bei Frauenstein, Ditt, Wiesbaden, Obergärtner Koch, Eltville, Blümlein, Östrich- Winkel), so trugen auch die vielen Bindereien und Schaustücke in Blu- men und Obst wesentlich zu dem Ganzen bei. Die Bindereien waren fast durchweg gelungene Sachen, welche in schöner, wirkungsvoller Abwechslung das sonst oft eintönige Bild einer Obstausstellung unter- brachen. Der Besuch der Ausstellung war ein so reger, dafs oft, und das galt besonders für den Sonntag, ein kaum zu bewältigender Ver- kehr sich bemerkbar machte. Auf vielseitigen Wunsch wurde die Ausstellung auf drei Tage verlängert, was in Anbetracht des Ge- botenen auch gerechtfertigt erschien. — Zum erstenmal hatte auch der Verein mit dieser Ausstellung einen Obstmarkt verbunden, welcher ebenfalls und gegen Erwarten einen guten Verlauf nahm. Das An- gebot auf dem Eltviller Obstmarkt wie auch die Nachfrage waren sehr befriedigend, und der Verein k.nnn in jeder Hinsicht mit dem Erfolg zufrieden sein. Die Preise waren im allgemeinen, dem obstreichen Jahre igoo entsprechend, etwas niedrig, so besonders Birnen, z. B. (Tafel fruchte) Clairgeaus B.-B. Ctr. 10—12 M., Liegeis B.-B. lo M., Herzogin v. Angouleme 15 M, , General Tottieben 12 M., Diels B.-B. 8 — 10 M., einige Sorten gingen sogar auf 6 M. herunter; Äpfel standen teils bedeutend höher: Winter-Goldparmäne 15 — 24 M., Gravensteiner 24 M., Charapagner-Rtte. 15 — 18 M., Borsdorfer 18 Mk., Kasseler Rtte. 10 — 12 M., roter Stetliner und brauner Matapfel 8 M., u. s. w. Heinr. Beufs. Tagesgeschichte. Aschersleben. In den letzten Jahrzehnten ist hier sehr viel gethan worden, um einesteils neue Parkanlagen zu schaffen, andernteils die bereits vorhandenen zu verbessern. Nicht nur die städtische Verwal- tung hat unter Aufwendung niclit utibedeutender Geldmittel nach dieser Richtung hin erfolgreich gewirkt, sondern auch der sehr rührige Ver- schönerungsverein kann mit Befriedigung auf verschiedene neue Schöpf- ungen (z. B. den Stephanspark) zurückblicken. Den Stadtverordneten lag in der letzten Sitzung wieder ein Antrag auf Bewilligung von 1200 M. vor, die dazu dienen sollen, einen erst erworbenen Bergabhang zwischen dem städtischen Wasserwerk und den vom Verschönerungsverein an der sogen. Gesundheitsquelle geschaffenen Anpflanzungen in eine Parkanlage zu verwandeln. Der Antrag fand ohne Widerspruch Annahme. Eine lebhaftere Besprechung rief jedoch der Antrag hervor, die auf der „Alten Burg" seit langer Zeit vorhandenen Anlagen einer Durch- forstung zu unterziehen, wie es eine deshalb befragte Autorität auf dem Gebiete der Gartenkunst in einem schriftlichen Gutacliten dringend empfohlen hat, um eine Regeneration herbeizuführen. Schliefslich stimmte man aber dem Antrage zu, nachdem vom Dezernenten versichert war, dafs mit möglichster Schonung des vorhandenen Baumbestandes vor- gegangen werden sollte. Frankfurt a. d. O. In seinen letzten Sitzungen beschäfiigle sich der hiesige Gartenbauverein mit der Frage der Prämiierung der bestunterhaltenen Vorgärten. Es wurde allgemein an- erkannt, dafs diese in hiesiger Stadt einen nichts weniger wie günstigen Eindruck machen. (Also doch wenigstens ein Erfolg der Liegnitzer Ausstellung.) Die Vorberatungen einer zu diesem Zwecke gewählten Kommission wurden einstimmig angenommen. Es soll eine öftere Be- sichtigung der Vorgärten vorgenommen und eine Trennung in bürger- liche und lierrschaftliche Vorgärten gemacht werden. Für beide Teile sollen möglichst recht hohe Preise angestrebt werden, weshalb zunächst beschlossen wurde, sich vor allem mit den städtischen Körperschaften in Verbindung zu setzen. — In einer weiteren wichtigen Angelegenheit wurde gemäfs Anregung eines Mitgliedes beschlossen, bei der Königl. Eisenbahn-Direktion dahin vorstellig zu werden, dafs Rhabarber ebenso wie andere Gemüse zu Frachtsätzen als Eilgut befördert werde. Gerade die Rhabarberkultur ist in hiesiger Stadt sehr im Aufblühen begriffen, doch wird das Produkt durch die hohe Eilgutfracht unverhältnismäfsig verteuert, was dem weiteren Anbau sehr hindernd im Wege steht. E. R. Garmisch (Ober-Bayern). Da zur Anfertigung von Grab- kränzen zu Alleiseelen vielfach auch AI penr oscnp flan ze n und Eibenäste verwendet und hierliei diese Pflanzen sehr beschädigt wer- den, besonders weil das Abreifsen meist ohne jegliche Schonung der Pflanzen ei folgt, beauftragt das kgl. Bezirksamt die Orlspnlizeibehörden, diesem Mifsbrauch mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten, da sonst eine allmähliche Ausrottung dieser Pflanzen zu befürchten sei und da für solche Zwecke auch eine Reihe anderer Sträucher u. s. w. , vor allem Fichten- und Tannenzweige genügend vorhanden seien. Das Bezirks- amt verweist darauf, dafs das Abreifsen von Alpenrosengesträuch und von Eibenästen ohne Genehmigung der Forstämter strengstens verboten ist und mit Geldstrafe bis zu 60 M. eventuell Haftstrafe bis zu sechs Wochen bedroht wird. Kiel. Der Kieler Gärtner-Verein wird vom 22. bis 24. Mars nächsten Jahres in den Räumen der „Deutschen Reichshallen" eine Frühjahrs-Gartenbau-Ausstellung, verbunden mit einer Ausstellung von im Zimmer gepflegten Topfpflanzen für Blumenliebhaber veranstalten. Es werden alle Zweige des Gartenbaues, wie Bindereien, Topfpflanzen- und Schnittblumenkulturen, Sämereien, Obst, Gemüse u. s. w., ferner Gartenwerkzeuge und andere für den Gärtner und Gartenfreund wich- tige Bedarfsartikel vertreten sein. Eine ganz besonders hervorragende Wirkung werden die um die Osterzeit in vollem Flor prangenden Treib- sträucher und Frühlungsblumen hervorrufen, so dafs dem Besucher der Ausstellung ein anziehender Anblick in Aussicht gestellt werden kann. Mit besonderer Sorgfalt wird die Ausstellnngsleitung die Schaffung eines wirkungsvollen Gesamtbildes ins Auge fassen, wozu die grofsen und hellen Räume des gewählten Ausstellungslokales besonders geeignet sind. An der Ausstellung von im Zimmer oder anderen Räumen ge- pflegten bezw. gezogenen Topfpflanzen können sich alle Blumenlieb- haber ohne Kosten beteiligen. Es können sowohl einzelne Pflanzen als auch ganze Sammlungen ausgestellt werden. Für die am besten gepflegten Pflanzen hat der Kieler Gärtnerverein eine Anzahl von Preisen in Form von guten Pflanzen und anderen Gartenbauerzeugnissen ausgesetzt. Anfragen und Zuschriften sind zu richten an den geschäfts- führenden Ausschufs der Frühjahrs Gartenbau-Ausstellung Kiel 1901, zu Händen des Herrn G. Ostermann, Kiel, Brunswikerstrafse 31a. AVÜrzburg. Laut allerhöchster Verordnung tritt die kgl. bayer. Gartenbauschule in Veitshöchheim am ersten Dezember ins Leben. Zunächst erfolgt jetzt ein Ausschreiben behufs Gewinnung geeigneter Lehrkräfte. Personal-Nachrichten. Oppermann, Franz, herrschaftlicher Gärtner, Dahlheim (Kreis Marburg), erhielt das Preufs. Allgemeine Ehrenzeichen. Prestinari, Wilh., Handelsgärtner in Mannheim, erhielt das Prädikat eines Grofsherzogl. Hoflieferanten. Pynaert, Edouard, Herausgeber der Fachzeitschrift „Revue de l'Horticulture beige et 6trangere", starb am 28. Oktober. Pynaert war auch Besitzer einer der besten Handelsgärtnereiea Gents und weit über Belgien hinaus als trefflicher Fachmann geschätzt. Briefkasten der Redaktion. A. H. H., Barmen. Als geeignete Spezialwerke über das Genus Adiantutn seien Ihnen genannt: I. Kayserling, A., ^^Genus Adiantum^ , Petersburg 1875, (lateinischl; 2. Kuhn,M., „Übersicht der Arten der Gattung Adiantum''\ Berlin 1881; ferner 3. Dr. H. Christ, „Die Farnkräuter der Erde", Jena 1897, Preis M. 12. — . I. und 2. sind kleine Schriften, die Ihnen wohl nur Antiquariate besorgen können. E. F., Charlottenburg. Den von Ihnen gewünschten photo- graphischen Apparat würde Ihnen die Firma Paul Reichardt, Ber- lin W. 18, Mohrenstrafse 47, in bester Ausführung liefern. Dieselbe besorgt Ihnen auch alle sonstigen notwendigen Papiere, Platten, Ent- wickler u. s. w. Sie können sich ja bei Ihrer Bestellung auf die „Gartenwelt" berufen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdbrffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstettcr in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 17. November 1900. Nachdruck und NachbUdung aus d„n Uhalt dUs.r Zeitschrift ^ird strafrechtlich verfolgt. No. 7. Landschaftsgärtnerei. Bilder aus der Gebirgslandschaft. Seelen" zur Zeit der vorigen Jahrhundertwende, als man sich gegenüber der rauhen Wirklichkeit des Lebens ein Arkadien wenigstens im Garten zu schaffen suchte. Daher der weich- liche Charakter der landschaftlichen Gärten bis in unsere Tage mit ihren sanften Bodenbewegungen, Schönheitslinien in \\- ^^ , ^ r. , , VVegen und Gliederung, ihren pseudo-natürlichen, in der That Uie sogenannte „moderne Gartenkunst" hat als ihr Vor- gekünstelten Naturholzbauten, büd eme .deale Landschaft aufgestellt. Der geistige Trieb hier- Für unsere Zeit und Weltanschauung ist an dieser ganzen zu wurzelt m der schwarmenschen Gefühlsrichtung der „schönen Art nur soviel richtig, als es im Wesen der „Pflan enzucht Von Willy Lange, Die t harz b. Gotha. (Hierzu zwei Abbildungen.) I. Hochgebirgsvegetation. Die Gartenwelt, V. Zwergbäume und Bodensträucher im Hochgebirge. Vom Verfasser fiir die n'Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. 74 Die Gartenwclt. V, durch Menschenhand" hegt, den Pflanzen im Garten — gegen- über der Natur — den Kampf ums Dasein zu ersparen, alles Böse — im Sinne der Pflanze gesprochen — von ihnen fern zu halten, alles Gute zu begünstigen, woraus eine gewisse Ordnung hervorgeht: ich möchte sagen, der Garten erhält gegenüber der Natur ein menschlich-sittliches Moment. Hierdurch ist zugleich die Grenze festgesetzt, welche von den einzelnen Naturerscheinungen für den Garten vorbildlich sein können und welche andererseits davon ausgeschlossen sind. Ein Fehler der bezeichneten Gefühlsrichtung und infolge- dessen der schulmäfsigen Gartenkunst liegt darin, dafs man die Natur nicht so ansah wie sie ist, sondern so, wie man sich dachte, dafs sie sein müfste, wenn sie „schön" wäre (Einflufs der Ästhetik). Die Naturauffassung in unserer Zeit ist eine andere, kräftigere: wir lieben sie so wie sie ist, wir suchen das Schöne in der Naturwahrheit. Ein wissenschaft- licher Naturalismus ist uns Grundlage, ohne das eine Ver- edlung im einzelnen durch die Kunst in dem Sinne aus- geschlossen wäre, dafs der schöpferische Menschengeist die Abweichungen vom erkannten Wollen der Natur zu vermeiden sucht. Auf die nationale Gartengestaltung an- gewendet heifst dies: die deutsche Landschaft nicht bhnd- lings „nachahmen", sondern je nach der Lage des Garten- gebietes „nachschaffen", wobei jede Veredlung und Ordnung in der Richtung ihrer Bildungsgesetze in Natur und Menschenwerken liegen mufs. Die Grundlage für eine zeitgemäfse Reformation der Gartengesetze bildet also die wissenschaftliche Kenntnis der Naturerscheinungen und der natürlichen, d. h. der Volks- Bauweise ganz Deutschlands. Eine gewaltige Aufgabe! In einer Zeitschrift läfst sie sich nicht erschöpfen, aber es ist vielleicht nützlich, eine Disposition zur Erlangung dieser Kenntnisse durch eigenes Studium zu geben. Möchten die Gartenjünger, die neue Generation, das erlernte Naturschema zu vergessen suchen und durch lebendige Anschauung zu schöpferischer Eigenart im Garten sich durchringen. Das kurze Wort eines Wegweisers auf der Wanderschaft durch Deutschland möchte nicht ermüden. Einige photo- graphische Augenblicksbilder, die wir in der Eile mitnehmen, wollen ergänzend für sich sprechen. Wir hatten Ebenen-, Mittel- und Gebirgs- Landschaft unterschieden. Die mächtige Erdwelle, welche in den Alpen erstarrte, brandet in nördlicher Richtung als verschieden benanntes Mittelgebirge bis zur norddeutschen Tiefebene hin, deren Oberfläche nur durch sanfte Hügel gekräuselt wird. Der allgemeine Abfall von Süden nach Norden sichert Deutsch- land ein ziemlich gleichmäfsiges Klima: Die Höhenlage der Gebirge gleicht eine gröfsere Nähe zum Äquator aus. Un- vermittelt tritt daher den letzten Ausläufern tropischer Vege- tation am italienischen Südabhange der Alpen an ihrer deutschen Nordseite der deutsche Pflanzencharakter gegen- über. Ist Deutschlands Bodengestaltung so mannigfaltig wie die keines anderen europäischen Landes, so bedingt das Klima eine ziemlich gleiche Verteilung der Pflanzen über ganz Deutschland, sobald sie ihre besonderen Anforderungen an die Ernährung durch die Bodenbeschaffenheit in chemi- scher und physikalischer Hinsicht erfüllt finden. (Seestrand- pflanzen in der Mark, am Nordrand des Harzes; Alpen- pflanzen im Riesengebirge, Thüringerwald u. s. w. ; Heide- pflanzen auf Hochebenen Süddeutschlands.) Süddeutschland vom Alpenkamm bis zu den Mittelgebirgen umfafst die Ge- birgslandschaft in Verbindung mit zahlreichen Mittelland- schaften, während die eigentliche Tiefebenenlandschaft Nord- deutschland eigentümlich ist. In Sprachen, Sitten und den für uns wichtigen Volksbauten wird dementsprechend ober- ■ (= Süd) und nieder- (= nord) deutsche Weise unterschieden. Betrachten wir die Gebirgslandschaft in ihren Erschei- nungen, welche für Gärten der Gebirge teils vorbildlich sind, teils, weil dem Wesen des Gartens zuwider, ausgeschlossen werden müssen. Das Hochgebirge vertreten die Alpen, von denen nur die nördlichen Kalkalpen zum politischen Deutschland ge- hören. Unter der Grenze des ewigen Schnees beginnt das Leben der sogenannten Alpenpflanzen. Sie erstrecken sich durch Vermittelung des Wassers häufig bis in tiefere Thäler und treten auf den Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge wieder auf In Gärten sind einige so eingebürgert, dafs wir ihren alpinen Charakter vergessen haben. Hier kann infolge der weiten natürlichen Verbreitung eine grofse Zahl der Alpen- pflanzen der „Wiesenvegetation" (im Rasen der Gebirgsgärten) zugerechnet werden. Erich Wocke hat die Alpenpflanzen in diesen Blättern wiederholt besprochen, auch ist im Verlage der „Gartenwelt" ein erschöpfendes Werk*) über ihre Ver- wendung erschienen, so dafs ich dies interessante Kapitel übergehen darf, dem Leser dessen Lektüre warm empfehlend Nur möchte über die „gestaltende Verwendung" der Alpen- pflanzen bemerkt sein, dafs sich in Gärten der Ebene ganze Alpenpflanzenscenerien nach den vorhergehenden **) Ausfüh- rungen nicht stilgerecht dem Ebeneiicharakter einfügen lassen, weil die natürhchen Vorbedingungen fehlen. Will man aber in solchen Gärten Alpenpflanzen ihrer selbst wegen nicht ent- behren, so möchte man sie in Form einer lebenden Pflanzen- sammlung an gesondertem Platze zusammenstellen, was ja eine dekorative Gestaltung nicht ausschliefst. Felspartieen, nur um der Alpenpflanzen willen organisch in den Garten der Ebene einzufügen, erinnert leicht an die B'elsen, die man in zoologischen Gärten für die Gemsen und Steinböcke auf- baut. Diese Bemerkung möchte im Sinne eines natürlichen Gartenstils die schätzbaren Ausführungen Wocke's ergänzen, welche ja ganz besonders der Kultur und den Lebens- bedingungen der Alpenpflanzen im Garten gewidmet sind. — Die Alpenmatten könnten vorbildlich für unseren Gartenrasen sein; warum aber so hoch hinaus? Die vom Wilde unserer Mittelgebirge immer kurz, immer wie ein keimender Frühlingsteppich gehaltenen Thalwieseu liegen uns näher. Unterhalb der Matten beginnt der Baumwuchs. Vom Thale aus gedacht, ist es richtiger gesagt, er hört auf Eichen, Ahorn, Buchen, Fichten und Kiefern, unsere gröfsten Wald- *) E. Wocke, Die Alpenpflanzen in der Gartenkultur der Tief- länder. Preis geb. M. 6. — . (Verlag von Gustav Schmidt, Berlin W. 35.) **) Vergl. den Aufsatz „Gartengestaltunij und Ästhetik", Jahrg. IV, Seite 433. y, 7 Die Gartenwelt. 15 bäume, hier werden sie zu Zwergen, geben aber höheren Halb- sträuchern (Alpenrosen, Besen- und Heidesträuchern) Schutz zu üppiger Entwicklung (siehe Abb. der Titelseite). Dieser Pflanzen- charakter findet sich schon in den höheren Lagen der Mittel- gebirge. Da die Natur, wie dies bei den Alpenpflanzen an- gedeutet wurde, eine gröfsere Verbreitung der Charakterpflanze über ihren eigensten Standort hinaus zuläfst, mit anderen Worten, da das Verbreitungsgebiet derselben innerhalb ge- wisser Grenzen dehnbar ist, lassen sich die eben genannten Zwerg-Gehölzformen und verwandte Charaktere aus anderen Ländern in allen Gebirgsgärten naturwahr verwenden. Hier untenstehende Abbildung). Nur in gröfseren Gärten können derartige Baumformen einen wilden Reiz gewähren; sie wer- den künstlich erzeugt durch sehr enge Pflanzung schlecht gewachsener Gehölze, welche bisweilen mitten im Trieb be- schnitten werden. Dadurch entstehen Formen, die den Einzel- pflanzen einer verwilderten Hecke ähneln. Neue Pflanzen. Eupatorium Purpusü Brandeg. — Dieses neue Eupa- loriiim, von dem Autor Brandegee 1889 in Unterkalifornien Krttppelbäume im Hochgebirge. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. möchte die allgemeine Bemerkung Platz finden, dafs im stil- gerechten Naturgarten unter den fremden Arten die Pflanzen verwendet werden sollten, welche nach ihrem Charakter (Habitus) den deutschen Pflanzenarten an gleichen natürlichen Standorten entsprechen. Dieser Grundsatz eröffnet eine wei- tere Perspektive zum Selbststudium und bedeutet die genaue Kenntnis der natürlichen Standorte sowohl der deutschen Charakterpflanzen, als der fremden Arten, sowie ihre Ver- gleichung. Wenn einmal die Kataloge der Gärtnereien nach „Charakterpflanzen der Standorte" geordnet sind, werden es die jungen Gärtner leichter haben, naturwahr zu pflanzen. In geschützteren Lagen, weiter unten, erscheinen die Gehölze schon baumartig, wenn auch noch krüppelhaft (siehe entdeckt, wurde vor zwei Jahren durch den bekannten Sammler C. A. Purpus eingeführt und soll demnächst dem Handel über- geben werden. Die Pflanze stellt einen krautigen, 40 — 50 cm hohen, dicht belaubten Busch dar, der von Ende Februar bis Ende März oder Anfang April blüht, aufserordentüch willig wächst, sich leicht aus Samen und Stecklingen vervielfältigen läfst und bei uns im hellen Kalthause durchwintert werden mufs. Die Blüten stehen in reichen Doldensträufsen, sind weifs, mit einem leichten Schein ins Röt- liche, wohlriechend, die Blätter herzförmig, doppelt gezähnt, glatt, verhältnismäfsig grofs, freudig grün. Ohne Zweifel ist dies Eupatorium eine hübsche Zierpflanze für Gewächshaus- und Zimmerkultur, deren Blüten vielleicht auch in der Binderei Verwendung finden; besonders wenn es gelänge, 7* 76 Die Gartenwelt. V, 7 eine reinweifs blühende Abart zu züchten. In südeuropäischen Gärten dürfte diese Art Beachtung finden als dankbare Pflanze für Frühjahrsbeete. Die ersten Pflanzen blühten vergangenes Frühjahr im Darmstädter botanischen Garten bei Herrn Garten- inspektor Purpus, bekanntlich dem Bruder des genannten Samm- lers, dem zu Ehren sie benannt ist. F. Rehnelt. Schlingpflanzen. Blühende Clematis an einem Landhause in Schöne- berg bei Berlin. (Hierzu untenstehende Abbildung.) — Von welch bringt. Diese Art stammt aus der brasilianischen Provinz Santa Catharina und soll von J. Sander & Co., .St. Albans, gelegentlich mit Laelia purpurata eingeführt sein. Die Blüten zeigen die dem Dipladenienzüchter so bekannte trichterförmige Gestalt. Die Röhre ist 5 cm lang und kremefarben, mit einem kleinen, roten Kelch am Grunde. Die offene Blume mifst etwa 6 — H cm im Durchmesser. Sollte diese Dipladiiiia sich in unseren Kulturen als dankbar blühend erweisen, so ist ihr eine weite Verbreitung sicher. („Bot. Mag.", t. 7r20.) Blühende Clematis Jackmannü an der Terrasse eines Landhauses in Schöneberg bei Berlin. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*, herrlicher Wirkung die grofsblumigen Clematis, speziell in den ein- fach blühenden Sorten, da sein können, wo sie in guter Lage und gutem Boden angepflanzt werden, richtige Behandlung finden und nicht durch die verderbliche C/^wa/«- Krankheit ruiniert werden, zeigt unser Bild. Aus einer Umrahmung von grofsblättrigem Epheu erheben sich üppige Clematis yackmannii, die ein schmuckes Landhaus zu beiden Seiten der zur Hausthür führenden Treppe begrünen. Zur Zeit des Hauptflores im Hochsommer werden die Blätter völlig von Hunderten der schönen, grofsen Blüten ver- deckt, welche weithin leuchten und die Blicke aller Vorüber- gehenden auf sich ziehen. M. H. Dipladenia eximia. — Dies neue Schlinggewächs fürs Warmhaus ist eine schöne Pflanze, welche ihre grofsen, leuchtend rosafarbenen Blumen in achselständigen Trugdolden hervor- Gehölze. Das Verpflanzen starker Eichen. Von Obergärtner E. Hinderlich, Moschen i. Schi. (Hierzu eine Abbildung.) An der Kleinbahn Gogolin-Neustadt in Oberschlesien, ca. 30 Minuten entfernt von der Station Kujau, liegt das zum gröfseren Teil neu erbaute Schlofs Moschen, Majorats- besitz des Herrn Grafen von Tiele-Winckler. Ein aus- gedehnter in die Natur übergehender Park umgiebt das Schlofs. Der alte Teil des Parks enthält viele alte Bäume, besonders Eichen, von denen manche 4 — 5 m Stammumfang haben. V, 7 Die Gartenwelt. 77 An diesen Park schliefst sich ein neuerer Parkteil an, der vor ca. 17 Jahren angelegt wurde und neben anderen Bäumen grofse Gruppen amerikanischer Eichen enthält, deren Alter auf 25 Jahre geschätzt wird und die sich gut entwickeln. Wenn ein Park oder ein Garten angelegt wird, so wird leider oft zu eng gepflanzt, damit es recht bald dicht werde. Es wird zu wenig in Erwägung gezogen, wieviel Platz ein Baum, besonders eine Eiche wohl in 25, 50, 100 Jahren gebraucht. Dieser Fehler war seiner Zeit auch hier gemacht worden und infolgedessen wurde Jahr um Jahr ein Teil ausgehauen, ohne den gewünsch- ten Zweck zu erreichen. Als ich vor zwei Jahren die Leitung der hie- sigen Gärtnerei übernahm, fand ich die er- wähnten Eicheu- gruppen fest ge- schlossen, ein Baum suchte den andern zu er- drücken, viele untere Zweige waren erstickt, abgestorben aus Mangel an Licht und Luft. Es thut weh, wenn man einen jun- gen wüchsigen Baum, nament- lich Eiche, der Axt überliefern soll. Letzteres war die Ver- anlassung zu dem Vorschlag, die schlechte- sten Bäume aus- zuroden, die besten in ge- nügenden Ab- ständen stehen zu lassen und die anderen zu ver- pflanzen. Der Herr Graf gab seine Geneh- migung und be- willigte die Mit- tel zur Aus- führung dieser schwierigen Ar- beit. Es wurden 13 Eichen ausgesucht, welche ein Jahr später verpflanzt werden sollten, und dieselben sofort hierzu vorbereitet. Im Winter 1899 pflanzte ich einerseits als Probe, anderer- seits als Beweis sieben Eichen, 10 m hoch, auf eine nahe Wiese in einer Entfernung von 15 — 20 m. Da sie hier ganz frei stehen, liefs ich sie sofort mit drei Drähten verankern und diese im Herbst desselben Jahres wieder losnehmen, seitdem stehen die Bäume ganz frei. Diese Eichen sind bis jetzt gut gewachsen, das Laub ist grün, die Äste, teilweise auch der Stamm, sind mit einer Anzahl junger Triebe besetzt. Verpflanzte lo m holie Eiche im Parke des Grafen Tiele-Winckk'r zu Moschen in Schlesien. Nach einer photographischen Aufnahme für die „Gartenvvelt" gefertigt. 78 Die Gartenwelt. V, 7 Als ich voriges Jahr im Oktober die Wurzeln dieser Bäume untersuchte, fand ich viele junge (neue) Wurzeln, mehr denn 30 cm lang. Nach diesem Erfolg wurde vorigen Winter die Ver- pflanzung der Eichen in gröfserem Mafsstabe ausgeführt, als zuerst beabsichtigt war. Schnee gab es längere Zeit in Menge, die Erde war wenig oder gar nicht gefroren und hierdurch es möglich, Erdarbeiten auszuführen. Im Laufe des Dezember 1899 liefs ich die Löcher für alle Bäume ausheben und zu ^/g wieder vollfüllen. Zum Transport der zu verpflanzenden Bäume wurde von mir ein Orangenwagen mit niedrigen Rädern benutzt. .In der Krone der zu verpflanzenden Eiche werden zuerst zwei Leinen befestigt, dann wird dieselbe von allen toten Zweigen befreit, hierauf der Baum vorsichtig ausgegraben, jede Wurzel geschont und beschädigte sofort zurückgeschnitten. Nun wird eine Ausfahrt etwas breiter als der Transportwagen möglichst schräg bis an den Boden des Loches ausgegraben und zwei Bretter werden in der Spurweite der Räder gelegt. Der Wagen wird jetzt auf den Brettern rückwärts in das Loch gefahren bis dicht an die Wurzeln, mittels der in der Krone befestigten Leinen wird der Baum hinten übergezogen, während einige kräftige Männer den Stamm stützen, damit er nicht umfällt. Der Wagen wird nun soweit als nur möglich unter die Wurzeln geschoben, der Baum mit den Leinen wieder aufgerichtet und von 8 — 10 starken Leuten auf die Wagen- platte gehoben. Mit mehreren Leinen werden Stamm und Wurzeln auf dem Wagen festgebunden und zwei starke Pferde ziehen den Wagen mit seiner aufrecht stehenden Last bis auf den nächsten Weg. Eine Schleife (d. i. eine Art Schlitten), an der eine kräftige Steife befestigt ist, wird hinter dem Wagen aufgestellt. Alle Leinen um Wurzeln und Stamm werden ge- löst und entfernt. Der Baum wird sehr sorgfältig umgelegt, so dafs der Stamm unversehrt auf das Querholz der Steife zu liegen kommt, die Äste dürfen den Boden nicht berühren- Die Schleife wird mit einem Tau an den Wagen angehängt, die Pferde, welche während dieser Handhabungen seitwärts stehen mufsten, werden wieder vorgespannt und langsam wird nun zu der Pflanzstelle gefahren. Angekommen an der be- stimmten Stelle wird der Wagen mit Pferden und Arbeitern bis an den Rand der Pflanzgrube gebracht, alles etwa Gebrochene abgeschnitten, der Baum aufgerichtet und in die Grube ge- hoben. Der Baum mufs wieder so zu stehen kommen wie er vorher gestanden hat. Das Einfüllen der Erde mufs sehr sorgfältig geschehen. Obwohl ich im Winter pflanzte, be- nutzte ich keine gefrorene Erde zur Füllung, alle Erde, welche neben den Gruben in Reserve lag, hatte ich mit Dünger bedecken lassen. Die Bäume wurden nicht sofort befestigt, erst Anfang Mai, vor der Belaubung liefs ich einen Teil derselben mit Drähten verankern. Die Bäume mufsten 500 — 1500 m weit befördert werden, deshalb konnte ich manchen Tag nur 3—4 Stück pflanzen. Als das Frühjahr kam, schwollen alle Knospen gut und die jungen Triebe zeigten sich zu meiner Freude recht kräftig. Bei einem Rundgang am 12. Mai kehrte ich sehr betrübt zurück, denn die gestrengen Herren hatten sich pünktlich eingefimden und des Nachts mit — 5 Grad C. regiert. Die Triebe der meisten Eichen in hiesiger Gegend waren erfroren und die Bäume boten bis zum Austreiben der Nebenknospeii längere Zeit ein trauriges Bild. Die Photographie Seite 77 zeigt den Trieb nach dem 12. Mai 1900. Ich pflanzte hier in Moschen 57 Quercus cocciiiea, ca. 11 m hoch, Kronendurchmesser bis 8 m. Stammumfang bis 80 cm, ferner 30 Quercus cocciiiea und rubra, 7 - 8 m hoch, zu- sammen 87 Stück amerikanischer Eichen. Alle Bäume sind gewachsen und zeigen grünes Laub. Rosa Setigera „Griffereye" befruchtet mit Rosa ca- nina. — Vor mehr als zehn Jahren sind mir Befruchtungen obiger Rosenarten gelungen. Der Zweck, welchen ich dabei ver- folgte, war der, üppiger wachsende, dabei winterharte Wildlinge, stärker und kräftiger als sie die gewöhnliche R. canina liefert, zu erzielen. Durch Beharrlichkeit und Geduld ist es mir nun endlich nach Jahren gelungen, kräftige Samenträger von Bastarden (seti- gera X caiiiiia) zu erziehen, welche jedes Jahr eine entsprechende Quantität guten, keimfähigen Samen zu liefern im Stande sind. Dieser Bastard liefert aufsergewöhnlich hohe, starke, vollständig winterharte Triebe in der Art wie „Griffereye'^, welche willig die Veredlungen annehmen. Ich gebe im folgenden eine kurze Be- schreibung. Blüten mittelgrofs, einfach, weifs oder ganz matt rosa angehaucht; Früchte lang, schwachbauchig, dünnwandig, voll rund- licher, schwerer Samen. Blättchen zu fünf und zu sieben, saftig dunkelgrün. Bestachelung vereinzelt; bei jungen Pflanzen nadei- förmig, abfallend; bei älteren sehr kräftig, hornartig, hakenförmig, sehr weitläufig stehend. Junge Pflanzen grünholzig, später rotbraun. Weder junge, noch alte Pflanzen wurden bisher hier von Schimmel- oder Rostpilzen befallen. Der hiesige Kunstgärtner- Verein, sowie viele auswärtige Kollegen haben diesen neuen, gesunden Rosen- wildling bewundert. Ein Anpflanzungsversuch wird sicher Freude und Überraschung bereiten und zur allgemeinen Verbreitung viel beitragen. Wegen Abgabe von Pflanzen beachte man das Inserat der heutigen Nummer. F. PoUmer, Stadtgärtner, Grofsenhain i. S. Halesia tetraptera L., die vierflügelige Halesie oder der Maiglöckchenbaum (Abb. Seite 7g). — Merkwürdigerweise findet dieses prächtige Blütengehölz, obgleich sehr lange bei uns eingeführt, noch sehr wenig Beachtung. In älteren herrschaftlichen Gärten fin- den sich nicht selten starke Exemplare, während man in neueren Anlagen vergebens danach sucht. Die vierflügelige Halesie zählt zur Familie der Styraceen und darf mit Recht als ein BUitenstrauch von hervorragender Schönheit und hohem gärtnerischen Werte bezeichnet werden. Ihre Heimat sind die südöstlichen Staaten von Nordamerika und zwar die höheren Gebirgswälder, wo sie sich meist als Unterholz an feuchteren Stellen, Bachufern u. dergl. findet. Sie bildet einen baumartigen Strauch oder kleinen, sparrigen Baum von geringer Höhe und bedeckt sich bei uns etwa Mitte Mai mit einer Fülle schneeweifser Blütenglöckchen, dann einen wahrhaft bezaubernden Anblick darbietend. Die rötlich- weifsen Blütenknospen öffnen sich unregelmäfsig, aber in un- unterbrochener Reihenfolge, so dafs der Flor, obgleich die einmal offene Blüte nicht von langer Dauer ist, doch ziemlich lange an hält. Die Halesie ist bei uns vollkommen winterhart und macht keine besonderen Ansprüche an die Kultur. Feuchter, halb- schattiger Standort sagt ihr, den heimatlichen Lebensgewohn- heiten entsprechend, mehr zu, als zu sonnige, trockene Lagen. Die vierflügeligen Früchte reifen im Spätherbste und gelangen bei uns zur vollständigen Entwicklung, so dafs sie zur Anzucht verwertet werden können. Eine andere Art, Halesia diptera L., ist sehr selten in Samm- V, 7 Die Gartenwelt. 79 lungen zu finden. Sie teilt mit der vorhergehenden ungefähr die gleiche Heimat, wächst aber mehr in den wärmeren Gebieten da- selbst und ist bei uns nur in milden Gegenden zur Anpflanzung geeignet. In Blatt und Blüte ist diese Art wesentlich verschieden von Halesia telroptera, die Früchte sind anstatt vier-, zweiflügelig. A. P., D. Niedrigbleibende Spiräen, die sich namentlich als Vorsträucher und zur Randbepflanzung eignen. — Die Spiräen sind gute Blütensträucher, die, vollständig winterhart, uns vom Frühjahr an bis Spätherbst mit ihren abwechselnden Blüten- formen stets erfreuen und für landschaftliche Zwecke geradezu unentbehrlich erscheinen. Nicht nur, dafs sämtliche in unseren Gärten vorkommende Arten und Formen den Winter über im norddeutschen Klima ohne jede Bedeckung im Freien aushalten, sondern sie beanspruchen auch verhältnismäfsig wenig Pflege. Nachstehend seien diejenigen bekannt gegeben, die sich zur Rand- bepflanzung, als Vorsträucher, wie auch zur Bildung von gedrungenen, niedrigen Hecken, und als Einfassungs- pflanzen besonders vorteilhaft verwenden lassen. Ich beginne zunächst mit: Spiraea alhiflora Miqu., syn. Sp. japonica var. alba. Der Strauch wird kaum 75 cm hoch und bildet einen sich dicht ver- zweigenden Busch, der den ganzen Som- mer über mit grofsen, breiten Blüten- dolden bedeckt ist. Zu Einfassungen feiner Gehölzgruppen, Rosarien, auch zur Bildung niedrigblcibender Hecken gut verwendbar. Sp. arguta Zbl. Frühblühend, schon im Mai sind die Zweige über und über mit schönen, reinweifsen Blütendolden besetzt. Der Strauch zeichnet sich durch zierliche, hellgrüne Belaubung besonders aus. Wuchs etwas überhängend. Zur Anpflanzung für trockene Lagen vorteil- haft geeignet, da die Pflanze viel Trocken- heit vertragen kann. Blüht oftmals schon, ehe die Blätter sich entwickelt haben. Sp. Blumei G. Don. Der Strauch wird etwa I m hoch und zeigt einen etwas überhängenden Wuchs. Die metallisch grünglänzende Belaubung und der reiche Blumenflor im Frühjahr geben ihm die Eigenschaften eines gutem Vorstrauches. Die Blumen erscheinen in halbkugeligen Blütendolden. Als junge Pflanze ist der Strauch etwas empfindlich gegen starke Kälte, weshalb zu empfehlen ist, denselben im Winter einzubinden oder die Pflanz- scheibe ringsherum mit Laub oder Spreu zu belegen. Sp. buUata Ma.xim. (crispifolia hört.). Von kleinem, zierlichem Wuchs, kaum 30 — 40 cm hoch werdend, schön buschig verzweigt, blüht der Strauch im Juli- August mit rosafarbenen Blütendolden, die sich von der dunkelgrünen Belaubung sehr wirkungsvoll abheben. Für kleinere Felspartieen und Grottenanlagen, ebenso für niedrige Einfassungen vorteilhaft zu verwenden. Die Blätter sind klein, fest im botanischen Garten und gekräuselt. Zum guten Gedeihen verlangt der Strauch etwas moorhaltige Erde. Sp. japonica var. Bumalda hört. Niedrigbleibender Strauch von dicht gedrungenem Wüchse, 75 — 100 cm hoch werdend, dessen Belaubung oftmals buntblättrig erscheint. Besonders zierend durch die grofsen, schön rot gefärbten Blütendolden. In Gemeinschaft mit Sp. albißora angeflanzt, ist diese Form sehr effektvoll. Der Strauch blüht den ganzen Sommer hindurch und ist als Rand- pflanzung, wie auch als Vorstrauch in Gehölzgruppen gut zu ver- wenden. .Sp. jap. var. Bumalda „.4ntony IVaterer' . Eine noch neuere, sehr empfehlenswerte Form, mit leuchtend karmesinroten Blüten- dolden. Wuchs und Belaubung ebenso wie bei der Stammform. Die Blüten, welche den ganzen Sommer über bis zum Eintritt des Frostes eine Zierde des Strauches bilden, sind für Binderei und Dekorationszwecke sehr gesucht. Zur Einfassung, wie zur Halesia tetraptera. zu Darmstadt Tiir die „Gartenwelt'' photographiscli aufgenommen (Text Seite 78). 80 Die Garten weit. V, 7 Bildung niedrigbleibender Zierhecken sehr zu empfehlen. Eine hervorragende Verbesserung der Stammform, wodurch die letztere wohl verdrängt werden dürfte. .5/. jap. var. Bumalda ilcgatu. Form mit helleren Blüten als Sp. Buvialdti und schönen, silbrigfarbenen Blütendolden. Die Be- laubung zeigt sich heller und wird nicht bunt; im übrigen kann man an ihr dieselben Eigenschaften wahrnehmen, wie bei Sp. Bumalda. Sp. jap. var. Bumalda ruberrima. Kreuzung von Sp. Bumalda und Sp. bullata. Der Strauch ist im Wüchse etwas niedriger als Sp. Bumalda, mit etwas dunkelroteren und gröfseren Blumen als die Stammform. Die buntblättrigen Triebe treten bei dieser Ab- art nicht hervor. Zu verwenden ähnlich wie die Hauptform. Sp. callosa superba hört. ^syn. Sp. jap. var. superba). Der Strauch erreicht ungefähr die Höhe von 75 cm und blüht fast den ganzen Sommer hindurch in grofsen, schönen, hellrosa Blütendolden. Eine sehr empfehlenswerte Spiräe, die infolge ihres grofsen Blüten- reichtums sowohl als Einfassung wie zu niedrigen Heckenanlagen passend zu verwenden ist. Sp. cantoniemh I.our. (Sp. reevesiana) blüht schon im zeitigen Frühjahr reinweifs und sehr reichlich an den jungen Jahres- trieben. Der Strauch wird i — i'/j m hoch und zeichnet sich durch seine lanzettförmigen, hellgrünen Blätter besonders aus; sein Wuchs ist mehr breit wie hoch, als Vorstrauch und zur Einfassung für Gehölzgruppen hauptsächlich passend. — Eine gefüllt blühende Form ist Sp. cantoniensis fl. pl. mit schönen , rein weifsen Blumem Diese Form bleibt etwas niedriger, ist im übrigen aber ebenso wie die Stammform zu verwenden. Sp. cinerea superhypericifolia Zbl. gilt als eine der früh- und reichblühendsten Spiräen. Im Frühjahr schon ist der Strauch über und über mit Blumen gleichsam übersät. Er wird etwa i m hoch, wächst mehr in die Breite als in die Höhe und ist infolge seiner dichten Verzweigung zur Anlage von Hecken besonders zu empfehlen. Ebenso findet diese Form als Einfassung für Gruppen wie auch zur Einzelstellung auf Rasenflächen passende Verwendung. .s/. conferta Zbl. ist ein kleinbleibender Strauch von kaum I m Höhe, und schon im zeitigen Frühjahr reichlich mit schönen weifsen Blüten besetzt. Die Zweige sind von überhängendem Wuchs, sie zeigen kleine, rundliche Blätter. Der Strauch dient namentlich als Einfassung. Sp. discolor var. diimosa (syn. duniosa Null.). Der mit gelblich- weifsen Blütentrauben besetzte Strauch, dessen Blüten im Jul' und August besonders zahlreich erscheinen, erinnert uns lebhaft an die Stammart .'>/>. discolor, bekannter unter dem Namen Sp. ariaefolia. Für kleinere Gehölzgruppen ist der Strauch , welcher etwa I m hoch wird, gut verwendbar. Sp. Ihcqueli I'ciizl. et C. Koch ist wohl als eine der kleinsten Spiräen zu bezeichnen, da der kleine Strauch kaum eine Höhe von 30 cm erreicht. Die weifsen Blüten erscheinen im Mai bis Juni, und der Strauch ist namentlich zur Bepflanzung von Felsen- partieen und für niedrige Einfassungen geeignet. Sp. laevigata L. ist ebenfalls ein sehr früh blühender Strauch, dessen Blüten schon im Anfang Mai in länglichen, grünweifsen Rispen erscheinen. Beim Austreiben der Blätter nimmt sich die eigentümlich graugrüne Belaubung sehr schön aus. Der Strauch wird etwa i m hoch und bildet grofse, breite Büsche. Als Vor- und Einzelstrauch überall passend zu verwenden. Beschneiden nach der Blüte. Sp. monogyna Torr. (syn. Sp. Torreyi Wals.) ist ein sehr seltener, noch wenig verbreiteter Strauch von 1 m Höhe mit schönen,, dunkel- grünen Jahrestrieben. Belaubung ähnlich wie bei Sp. opulifolia, doch sind hier die Blätter noch bedeutend kleiner. Die Blütezeit fällt besonders in die Monate Mai-Juni und erscheinen dann die reichen weifsen Blüten in kleineren, halbkugeligen Dolden. Als Vorstrauch für feinere Gehölzgruppen sehr geeignet. Sp. oxyodon Zbl. (ßexuosa X media). Der Strauch wird etwa I — i'/j m hoch, blüht schon im zeitigen Frühjahr sehr reich und dankbar. Hinsichtlich des Wuchses ist derselbe etwas lose und überhängend, die Blätter bilden eine kleine, zierliche Belaubung. Zur Verwendung in Gehölzgruppen zu empfehlen. Sp. prunifolia fl. pl., gefüllter, pflaumenblättriger Spierstrauch, ist eine alte bekannte Form mit schönen, dicht gefüllten, rein- weifsen Blumen, welch letztere an der ganzen Länge der jungen Triebe im Frühjahr zahlreich erscheinen. Der Strauch wird ca. I— i'/a m hoch. Wuchs mehr breit wie hochgehend, mit etwas überhängenden Zweigen und kleiner, zierlicher Belaubung. Wegen des grofsen Blütenreichtums und des frühen Blühens sehr beliebt, ebenso als Treibpflanze gut zu verwenden. Sp. Schinabecki Zbl. ist ein sehr schöner Bastard (chamatdryfolia X trilobata) und ebenfalls ein Frühjahrsblüher mit gelblich-weifsen Blüten in kleinen Dolden, vom Mai-Juni. Der Strauch wird ungefähr I m hoch, ist im allgemeinen noch wenig verbreitet. Die schöne hellgrüne Belaubung nimmt sich sehr gut aus. Diese Art kann als Vorstrauch besonders empfohlen werden. Sp. nobleana Hook. (syn. syringiflora hört.) ist ein niedrigbleibender Strauch von kaum i m Höhe, und durch seine lebhaft hellgrüne Be- laubung und die hellrosa Blüten, welch letztere in kugeligen Dolden erscheinen, sehr wirkungsvoll. Blütezeit Juni-August, sehr reich- blühend; besonders als Vorstrauch passend zu verwenden. .Sp. Thunbergii S. et Z., Thunbergs Spierstrauch, blüht am frühesten von allen Spiräen. Schon im April entfaltet diese Art ihren aufserordentlichen Blütenreichtum in kleinen, weifsen Dolden entlang der Zweige. Die Belaubung wird aus schmalen, hell- grünen, lanzettförmigen Blättern gebildet, die zierlichen Blattzweige sind im Sommer sehr gut zu Bindereizwecken verwendbar. Der Strauch wird häufig zur Vorpflanzung in Gehölzgruppen und auch für niedrigbleibende Hecken gern benutzt. .Sp. trilobata Z. , dreilappigblättriger Spierstrauch, ist eine schöne, zierlich wachsende und im Mai mit zahlreichen, weifsen Doldentrauben besetzte Art, namentlich für sonnigen Standort und für Randpflanzungen passend. Der Strauch wird etwa i m hoch, verzweigt sich sehr dicht und zeichnet sich durch die schöne, hell- grüne, etwas krause Belaubung aus. Im allgemeinen sind die Spiersträucher sehr genügsam, sie gedeihen in gewöhnlichem Gartenboden und lieben ein^ mehr leichte als schwere Erde, die sogar sandig sein kann, und einen mehr feuchten, sonnigen, als zu trocknen Standort, wenigstens ist in sehr trockenem Boden und dabei sonnigen Lagen die Ent- wicklung nicht so kräftig und die Blüte nur unbedeutend. Das Beschneiden der Spiräen mufs mit einiger Vorsicht ausgeführt werden, wenn man nicht den Wuchs und, was mit die Hauptsache ist, zugleich die Blüten beeinträchtigen will. Es ist besonders darauf Rücksicht zu nehmen, ob die Blüten am einjährigen Holze, oder ob sie erst an der Spitze des Frühjahrs- oder des Sommer- triebes erscheinen. Diese Verschiedenheit hängt mit der Blüte- zeit zusammen. Diejenigen Arten, welche im April-Mai und An- fang Juni blühen, haben ihre Blüten bereits in den Knospen der vorjährigen Triebe vorgebildet, die später blühenden bedürfen erst einer kürzeren oder längeren Vegetationszeit, um die jungen Triebe, welche die Blütenträger sind, heranzubilden und soweit nötig, aus- zureifen. Paul Jurafs, Baumschulenweg bei Berlin. Koelreuteria paniculuta. (Hierzu die Abb. Seite 81.) — Zu den besseren Laubhölzern, welche in unseren landschaftlichen Anlagen Verwendung finden, gehört auch die Koelreuteria. Dieser prächtig belaubte, durch seinen eigenartigen Blüten- und Frucht- stand auffallende Baum stammt aus China und wächst hier bei V, 7 Die Gartenwelt. 81 uns zu stattlichen Exemplaren mit reich verzweigten, breiten Kronen heran. Der Stamm sowie alles alte Holz sind mit rissiger Rinde bedeckt, die Sommertriebe sind glatt und schön hellgrau gefärbt. Die Blätter sind un- paarig gefiedert, auf der Oberseite unbehaart, glänzend dunkelgrün mit hellerer Nervatur. Die einzelnen Fieder blättchen sind unregelmäfsig geschlitzt und gezähnt. Das ganze Blatt ist von fester Beschaffenheit, gegen Witterungs- einflüsse unempfindlich und nicht selten bis 40 cm lang. Im Juli und August erscheinen an allen stärkeren Sommer- trieben die schön aufrecht getragenen Blütenrispen, welche, wie aus nebenstehender Abbildung ersichtlich, aus meh- reren un verästelten Zweigen zusammengesetzt sind. Die ganze Rispe besteht aus einer Unmenge kleiner, hell- gelber Blütchen, welche zu 3 und 4 an einem gemein- samen kurzen Stiel sitzen. Die Frucht ist eine dreiteilige, dreieckige, aufgeblasene, nach vorn zugespitzte Kapsel. Jedes der Kapselteile enthält innen zwei nackte erbsen- grofse Samenkerne, von denen jedoch in den meisten Fällen nur eins zu völliger Ausbildung und Reife gelangt. Betreffs des Standortes ist der Baum nicht sehr wäh- lerisch, jeder gute Gartenboden sagt ihm zu. Es ist jedoch ratsam, einen mehr trockenen Platz zu wählen, damit das Holz gut ausreift. Jüngere Exemplare sind überhaupt während des Winters mit Tannenreis einzubin- den. Die Vermehrung geschieht am vorteilhaftesten durch Samen, welcher sehr willig keimt. Derselbe wird im zeitigen Frühjahr auf Saatbeete im Freien in Rillen ziemlich dünn und nicht zu tief ausgesät, die Beete werden dann regelmäfsig feucht gehalten und durch eine Reisigdecke gegen Vögel geschützt. Das Wachstum ist ein ziemlich langsames, und dies mag wohl der Grund sein, w< halb die Kothmteria so wenig gezogen und angepflanzt wird. S. L., Frankfurt a. d. O. Obstbau. Zur Kultur des Walnufsbaumes. — In den Baum- schulen wird der Walnufsbaum wegen seiner langwierigen Kultur meist wenig gezogen, deshalb findet man ihn wohl auch in Gärten verhältnismäfsig selten angepflanzt. Dieser schöne Baum könnte indessen viel verwendet werden, schon wegen seines herrlichen Wuchses und auch grofser Schattenspende. Gerade in letzterer Beziehung ist der Walnufsbaum für Strafsenpfianzungen und Parks sehr schätzbar. Ich habe nun, um ein rascheres Heranwachsen des Walnufs- baumes in der Baumschule zu erreichen, mit ihm Dungversuche angestellt, und zwar mit Thomasmehl, und dabei sehr gute Re- sultate erhalten. Im zeitigen Frühjahr wird in der Baumschule zwischen die Reihen Thomasmehl ziemlich dick ausgestreut und dann tief umgegraben, was zur Folge hat, dafs die Pflanzen bis zum Herbst schöne, starke und ausgereifte Triebe von 1,50 m Länge, bei jfuglans fcrtilis (J-. regia var. praeparturiens) bis zu I m Länge bilden. Bei älteren angepflanzten Bäumen habe ich im Umkreise des Wurzelbereiches tief umgegraben und mit Thomasmehl ge- düngt. Dabei ist die Hauptsache, dafs das Thomasmehl tief in die Erde kommt und mit ihr gut vermengt wird. Bei dieser Düngung räume ich in der Baumschule die Walnufsquartiere ebenso früh als Apfel- und Birnquartiere. Möge der Walnufsbaum eine viel gröfsere Verbreitung als bisher finden, zumal er an den Boden sehr wenig Ansprüche Koelreuteria paniculata. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'^. Stellt, sondern nur Lagen verlangt, welche vor späten Frühjahrs- frösten Schutz bieten. A. Haindl, Obergärtner. Billiger Ersatz für Klebgürtel an Obstbäumen. — Als ich jüngst in einem schlesischen Bauerndorfe an einem Obst- garten vorbeikam, zogen die von weitem eigentümlich aussehen- den Klebgürtel an den Obstbäumen meine Aufmerksamkeit auf sich. Das waren keine kostspieligen Klebgürtel oder -Ringe, nicht einmal das primitive, mit Raupenleim bestrichene Stück Papier war hier zum Schutze gegen die wandernden Insekten zur Ver- wendung gelangt! Ein einfaches Stück Werg handbreit um den Stamm gelegt und zweimal mit Bindfaden befestigt, erzielte, wie ich mich auf die Erlaubnis des Bäuerleins hin durch Augenschein überzeugen konnte, bessere Erfolge als all die mit riesiger Reklame angepriesenen Klebegürtel. Denn durch das Werg sich hindurch- zuarbeiten ist keinem Insekt möglich und nur ab und zu, haupt- sächlich nach stärkerem Regen, mufs man das Werg etwas auf- lockern bez. erneuern. E. Pflanzenkunde. Klima und Vegetation von Madeira. Von M. Buysman, Middelburg (Holland). Obwohl Klima und Vegetation Madeiras den Lesern dieser Zeitschrift nicht völlig unbekannt sein werden, dürften doch fol- gende Notizen eines meiner Freunde, des Herrn C. A. Menezes, dort geboren und ansässig, Interesse erregen. Ich lasse ihm selbst das Wort: Wir haben hier seit einigen Monaten den Brotfruchtbaum (Arlocarpus iiicisa), den Affenbrotbaum (Adansonia digitala) und den Kakaobaum (Thtobroma Cacao) in Kultur. Jatropha Curcas, in grofser Menge auf den Kapverdischen Inseln wachsend, hat bereits 82 Die Gartenwelt. V, 7 auf Madeira Früchte gebracht, und zwar in der Nähe des Meeres. Auf dem Gebirge im Zentrum der Insel fällt bis- weilen Schnee, derselbe bleibt aber nur 3—4 Tage liegen. In Funchal, welches an der Südküste am Meer liegt, schneit es nie und zwischen 800—1000 m Höhe bleibt Schnee nur einige Stunden lang liegen. Die Grenze des ewigen Schnees liegt in der Breite von Madeira auf 345° m, während der höchste Berg (Pico Ruivo) nur bis 1850 m emporragt. Die weifse Birke ( Retula alba) kann auf der Insel nicht unter 600 m Meereshöhe kultiviert werden; Fraxinus excekior, die Esche, kultiviert man von 150 m über Meereshöhe ab, während Aesculus Hippocastanum, die Rofs- kastanie, in Funchal ebenso blüht und fruchtet, wie auf 600 oder 700 m Höhe. Die Arten von Ceanotlms, Rhododendron, Kalmia und Paeonia wachsen nur in den Gärten an den Abhängen der Gebirge in der Umgegend von Funchal. Das Kulturgebiet (mit Ausnahme der Waldkultur) steigt nicht höher als 750 — 800 m. Zwischen 800 und 1000 m finden wir die Koniferen {Pinus maritima oder Meerstrandskiefer). Die Kastanie geht nicht über 800 m und die Rebe nur vereinzelt über 700 m hinaus. Das Zuckerrohr kann nur bis 330 m kultiviert werden. Die Wiesen fangen an, wo das Nadelholz aufhört, und sind zur Abhaltung des Viehs durch Zäune vom Walde getrennt. Im Ge- birge, wo die Rinderherden grasen, sind folgende Gräser vor- herrschend: I/olcus lanalus, Aira praecox, Arrhenalkerum elalius, Brha maxima, B. minor, Agrosäs canma, Cynosurus ecliinatus, Festuca sciuroides, Bromus moltis, Brachypodium silvaticum und Loliiim perenne. Weniger allgemein sind: Setaria glauca, Anthoxanthum odoralum und Avena barbala. Folgende Futterpflanzen wachsen aufserdem auf den Wiesen : Slellaria uliginosa, Geranium dissectum, Ulex europaeus, Trifolium repins, T. procumbens, Lotus hispidus, Artlirolobium ebracteatum, Ornithopus perpusillus, 0. cotnpressus, Galiuin productum, Kerneria (Bidens) pilosa, Gahclites tomentosa, Thrincia hispida, Sonchus oleraceus, Brunella vulgaris, Planfago lanceolata etc. Diese Pflanzen erscheinen gewöhnlich Ende Oktober oder Anfang November, um im Juli vollständig zu ver schwinden, d. h. zu verbrennen infolge der grofsen Sonnenhitze. In bewaldeten Thälern oder in der Nähe kleiner Ströme findet man das ganze Jahr hindurch Pflanzen in Vegetation. Während der heifsen Jahreszeit ernähren sich die Herden von den ab- gefallenen Blättern und untersten Zweigen der Bäume, sowie von den jungen Bäumchen. Die Laurineen Oreodaphne foetens, sowie Persea indica und die heimische Lorbeerart, Laurus canariensis, werden gern vom Vieh gefressen. Die Ziegen wählen auch Vaccinium maderense, während Schweine gern die Wurzeln von Erica scoparia benutzen ; alles Vieh grast vollständig frei im Gebirge. Festuca albida wird als ausgezeichnetes Futtergras sehr ge- schätzt; die Pflanze kommt aber selten vor und nur an feuchten Stellen im Innern der Insel (im Gebirge); aufserdem sind auch Fesluca Donax und Deschampsia argentea, sehr allgemein auf feuchtem Boden, gute Futtergräser. In der Kulturregion finden sich noch folgende Grasarten: Anthoxanthum odoratum, Andropogon hirius, Avena fatua, Selaria verti- cillata, Oplismenus ttumidianus, Panicum repens, Digitaria gracilis, Cynodon Dactylon, Bromus madritensis, B. sterilis, liordeum murinum, Poa annua, P. trivialis und Lagurus ovatus. Die drei erstgenannten Arten, so- wie Panicum barbinode, P. maximum und Saccharum officinarum (kul- tiviert und verwildert) werden als gute Futtergräser betrachtet. An der Küste sind die Futterpflanzen Anfang Mai bereits ver- trocknet. Avena fatua ist dort vorherrschend. Auf Quinta do Palheiro, einer Privatbesitzung in der Um gegend von Funchal, hat man importiert: Trifolium incamalum, Hcdysarum coronarium, Panicum miliaceum, Fesluca elatior etc. Diese Arten gedeihen sehr gut. Man benutzt auch als Viehfutter die zerquetschten Zweige und Stacheln von C'lex europaeus. Trifolium pratense, aus England eingeführt, ist noch selten und die Luzerne, A/edicago sativa, noch eine Kuriosität. Melilotus patv'florus, wildwachsend und sehr allgemein in der Ebene, liefert ein gutes Futter. Im Norden der Insel giebt man dem Vieh die Blätter von Sideroxylon Mermulana, einem Baum, welcher sehr selten geworden ist. Auf der Spitze des Pico Ruivo, des höchsten Berges Ma- deiras, habe ich im Jahre 1891 gefunden: Festuca sciuroides, Aira prae- cox, Erica cinerea, Teesdalea nudicaulis, Senecio silvaticus und Filago minima. Die ebengenannte Erica erreicht kaum die Spitze des Berges ; auch Erica scoparia bleibt etwa 40 m unterhalb zurück. Am Passe des Pino, also auf ungefähr 1770 m Meereshöhe, finden sich folgende Pflanzen : Hypericum humifusuvi, Sarotkamnus scoparius, Galium produc- tum , Brunella vulgaris , Calamintha Clinopodium , Thymus angustifolius, Ttucrium Scorodonia, Sinapis frutescens, Viola paradoxa, Pleris aquilina etc. Holcus lanatus hält am längsten die Dürre der nichtbewaldeten Gebirge aus. Mitteltemperatur vier verschiedener Orte auf Madeira in Celsius-Graden. (Madeira: 32" 49' 44" — 32» 37' 18" N. B.) Funchal Serra do Fayal Vallc da Lapa Paul da Seria 25 m Hohe 820111 Höhe 920 m Hohe 1500 m Höhe 1865— 1884 1888 — 1890 1888-1890 1888 — 1890 lan, 16,07 8,44 8, [8 3,74 Febr. 15,63 7,58 4,30 2,95 März 15,79 9,39 8,90 5,35 April 16,98 10,51 9,90 6,01 Mai 18,28 11,10 10,32 8,75 Juni 17,83 14,78 14,01 13,79 Juli 21,60 17,10 16,10 17,04 Aug. 22,44 18,01 17,20 16,02 Sept. 22,03 16, — 15,14 13,14 Okt. 20,30 13,78 13,18 10,98 Nov. 18,69 11,51 10,98 6,33 Dez. 17,42 8,64 8,19 5,49 Jahr 18,75 12,23 11,61 9,13 Von Januar bis Mitte Mai sind die Berge wie mit einem grünen Teppich bedeckt. Niederschlag. Funclial Stria do Fayal Valle da Lapa Paul da Serra 1865 — 1893 1888— 1890 188S— 1890 1888—1890 Tem- Kegen- Quan- pciatur tage tität Regentage Regentage Regentage min Jan. 15,63 10,1 106,1 17,9 18,3 12,— Febr. 15,42 8,6 80,5 16,5 16,— 12,5 März 15,75 April 16,77 Mai 18,06 Juni 19,88 Juli 21,70 Aug. 22,62 Sept. 22,20 Okt. 20,52 Nov. 18,43 Dez. 16,41 Jahr 18,61 9,4 72,9 16,— 7,3 54,- 14,4 5,3 22,4 13. 1 2,3 13,4 "0,3 0,8 1,1 9,1 1,— 2,4 6,— 3,3 17,4 11,5 7,9 60,— 15,9 0,5 134,2 17,5 11,6 119,3 20,7 ■8.7 683,7 i6H,9 15,1 14,5 10,4 5,5 9,5 "2,4 14,1 20,— 21,3 172,8 10,6 7,5 8,7 5,9 0,2 2,4 6,- 10,9 12,7 12,7 104,1 Temperatur während des heifsen OSO-Windes, „leste" ge- 1883 Sept. 10. „ II. „ 12. ,, 13- „ 14- Funchal Maximum 24 32 30 27 25' Quinta an der Chemin du Mont 400 m Höhe Minimum Maximum Minimum 16 19 22 19 25 31 25 23 17 21 18 16 Der „leste" ist ein Ostsüdost-Wind, welcher direkt aus dem afrikanischen Kontinent kommt und eine Temperatur von V, 7 Die Gartenwelt 83 26 — 32" C. bringt. Doch ist es nicht die hohe Temperatur, son- dern die aufserordentUche Trockenheit des Windes, welche auf- fällt. Die Temperaturen im Gebirge müssen während dieser Winde noch höher sein als in Funchal. Der 450 km lange See- weg kühlt also den Wind gar nicht ab. Der Himmel ist, wenn der Wind herrscht, vollständig wolkenlos, jedoch wird ein eigen- tümlicher Höhenrauch beobachtet. Die Windstöfse scheinen wie aus einem Ofen zu kommen. Augen und Lippen fühlen sich an wie an einem Wintertage im Norden, wenn ein schneidender Ostwind weht. Vögel und Insekten verkriechen sich, Möbel biegen und bekommen Risse, Bücher öflfnen sich, als wenn sie vor das Feuer gehalten würden u. s. w.; jedoch ist keine nach- teilige Wirkung auf Menschen bekannt. (Schlafs folgt.) Ausstellungsberichte. Danzig. Um beim Publikum Sinn und Interesse für moderne Blumen im allgemeinen und für Edel-Dahlien im besonderen zu er- wecken, veranstaltete die Kgl. Garten-Inspektion zu Oliva vor einiger Zeit im Kgl. Schlofs eine Dah lienbliimen-Schau, die erste ihrer Art für Danzig und Umgebung, die derartig grofsen Anklang beim Publikum fand, dafs die ursprünglich vorgesehene dreitägige Dauer auf fünf Tage verlängert werden mufste. Die Danziger Bevölkerung ist durch gärtnerische Ausstellungen nicht verwöhnt, denn der Gartenbau- Verein hat seit länger als 10 Jahren keine solche mehr veranstaltet und die gelegentlich der Stiftungsfeste in der zweiten Märzhälfte all- jährlich wiederkehrenden Ausschmückungen des Schützensaales sind dem grofsen Publikum doch nicht zugänglich. Kein Wunder also, dafs sich in den Tagen vom 5. bis g. September, besonders aber am letzten Ausstellungstage, der ein Sonntag war, ein tausendköpfiges Publikum im Olivaer Schlofs- garten bewegte, dafs die drei Parterresäle der Südseite des Schlosses fortwährend überfüllt waren und draufsen die Gastwirte einen selten guten Tag hatten. Der Eintritt war selbstredend frei; das alte Olivaer Schlofs mit seiner interessanten Vergangenheit ist auch an sich für die Danziger mit so viel märchenhafter Poesie umvvoben, dafs jeder gerne die sonst kaum gebotene Gelegenheit benutzte, wenigstens seine unteren Räume zu Gesicht zu bekommen. Und wie anmutig und jugendfrisch waren die alten Mauern aufgeputzt, welch fröhliches Wogen in den sonst so stülen Hallen! Den weitaus gröfsten Raum nahmen natürlich die Dahlien selbst ein und zwar waren dieselben in den Veranden auf etwa 40 m langer, durch Palmen, Grevilleen etc. rückseitig gedeckter Tafel entwicklungsgeschichtlich angeordnet, so, dafs der Ein- tretende zuerst die einfachen Urformen, dann einfache Kaktusformen, halb gefüllte und ganz gelullte Varietäten der altmodischen Georginen antraf; daran reihten sich die Kaktusdahlien-Hybriden, dann wieder die ersten Kaktus-Dahlien, die Dahlia Juarczi u. s. f., die besseren Kaktus- Dahlien der letzten Jahre und schliefslich die edelsten Neuheiten. Alle Blumen standen zu je 3 — 7 Stück in einer Wein- oder Bierflasche, die derartig geschickt in Vasenform mit dunkelgrünem Papier umhüllt war, dafs niemand an die triviale Flasche dachte. Die Blumen zeigten hier ihren wahren Charakter: Was von Natur hängt, wie „Mrs. Pearl''' , „Arachne''' etc., hing auch in der Flaschenvase, und was von Hause aus gerade, feste Haltung besitzt, wie „Kernes' Whi/e'', „Mary Service^, „Ethel" etc. hielt sich hier stramm aufrecht; das Publikum wird auf diese Weise über den Wert einer Blume sofort aufgeklärt, was in der heutigen „drahtlosen" Zeit wichtig ist. Abgesehen von der allgemeinen Begeisterung des Publikums, das die neuen, feinstrahligen Dahlien hart- näckig (ür ChrysanthetnuiU hielt, war es interessant, gewisse Geschmacks- richtungen festzustellen. Wiederholt hörte man die Ansicht, dafs die vollendet ausgebildeten Blumen der neuen und neuesten Sorten ja recht hübsch wären, aber „fast ins Übertriebene, Krankhafte, Verzerrte" aus- arteten und dafs die Kaktus-„Hybriden" „doch viel angenehmere, natürlichere Formen zeigten". So fand z. B. eine, vor einigen Jahren von W. Knopf-Kofsdorf-Genthin gezogene Hybride „Fata Morgana^' mit sehr grofsen, aber herrlich weifsen mit zartlila Hauch versehenen Blumen allgemeinsten Beifall; wiewohl von einer regulären Schönheitskonkurrenz abgesehen worden war, kann man sagen, dafs „Fata Aiorgana" die meisten Stimmen auf sich vereinigte; ob man anderswo ähnliche Urteile gehört haben mag, wäre interessant 7U erfahren. Die Gefahr liegt ja immer nahe, bei Neuzüchtuiigen in Extreme zu geraten und das Mafs des Ästhetisch-schönen zu überschreiten (man denke nur an die neuen, riesenförmigen Veilchen). Es hat deshalb seinen Wert, die Urteile des gebildeten Publikums nicht zu überhören, die können doch gelegentlich auch als Richtschnur dienen. — Selbstverständlich fanden aber auch die echten Kaktus-Dahlien grofsen Beifall, besonders: „MalMess", ^Arachne^\ „Keynes' IF/ii/e", „Mary Service", „Brilaimia" , „JVig/ä", „Grace Darling", „Countess of Lonsdale", „Lorcky" , „Captain Broad", „Magnificeni'' , „Exquisite", „Ethel" , „Ziir/_)» /Vawö«" etc., während Sorten wie „Bre/iia'^ und „Sylvia" allgemein als unschön angesehen wurden. — Vergleicht man die Urteile des Publikums über Dahlien an den verschiedenen Orten unseres Reiches, soweit wir sie durch die Schönheitskonkurrenzen und unsere Beobachtungen erfuhren, so scheint es fast, als ob an den durch hohe Entwicklung des Gartenbaues aus- gezeichneten Plätzen, an denen also das Publikum schon längst, wenn auch allmählich an die modernen feinstrahligen Dahlienformen gewöhnt worden ist, der Geschmack sich ganz den neuesten Zuchtungsformen zuwendet, während an Orten, an denen die Bevölkerung noch nicht sehr verwöhnt ist, die älteren Dahlienformen noch immer ihre An- ziehungskraft ausüben und nur allmählich das Moderne in die zäh am Althergebrachten hängenden Gemüter Eingang findet, — letzteres hat ganz besonders auf Danzig Bezug. Bemerkt sei noch, dafs an den Wänden verschiedentlich wissenschaftliche Erklärungen und Daten über den Ursprung der Dahlien, die Art ihrer Füllung, Vervollkommnung etc., über das Verfahren bei Neuzüchtungen etc. etc., angebracht waren, ein Punkt, der überall bedacht werden sollte, um das grofse Publikum wenigstens einigerniafsen über das „Wie" der Dahlie aufzuklären. H. E. Marienburg (Westpreufsen). Die vom 5. bis 7. Oktober d. J. von dem in diesem Frühjahr gegründeten westpreufsischen Obst- bauverein veranstaltete erste Obstausstellung bot ein übersichtliches und schönes Bild des Standes der Obstkultur Westpreufsens; es waren von den nahezu 60 Ausstellern viele Prachtexemplare edelster — viel- leicht noch zu vieler — Sorten ausgestellt. Ganz besonderes Interesse erregten die tadellosen Obstsortimente von Rathke & Sohn-Praust, Ferd. Domnick-Kunzendorf, Franz Jasse-Marienburg, Bauer-Marienwerder etc. Man war allgemein überrascht, dafs das rauhe Westpreufsen so herr- liche Gravensteiner, Wintergoldparmänen, Baumanns Reinetten etc., so vollkommene Herzogin von Angouleme, Diels Butterbirne etc. zu zei- tigen vermag. In dem köstlichen Sortiment von Rathke & Sohn-Praust fiel eine als „schwedische Lokalsorte" „Akerö" benannte, praclitvolle, kupferrote Apfelsorte auf, und unweit davon erregten die aus der efs- baren Eberesche (Sorhus Aucuparia L. fr. dulci) von Frau Rathke hergestellten Geldes und Kompots das allgemeinste Interesse, da sich dieselben als äufserst wohlschmeckend erwiesen. E. W. Aus den Vereinen. Berlin. Die Oktobersitzung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues fand am 25. Oktober statt. Die den Lesern der Garten- welt bereits bekannte Begonia „Cloire de Lorraitie" wurde von Herrn H. Kohlmannslehner, Britz, in recht guten Pflanzen vorgeführt, die aufs Neue den hohen Wert der Sorte bekundeten. — Einige Herren hatten verschiedene Obstsorten mitgebracht. Mir gefielen besonders ausgezeichnete Gravensteiner und Ribston Peppings, die Herr Stadtrat Töbelmann aus seinem Garten zeigte. Dieser Herr empfahl auch drei Birnen als für Norddeutschland ganz ausgezeichnete, in allen Lagen brauchbare Winterbirnen, die zwar äufserlich wenig hervorstechen und nur mittelgrofs sind, aber im Geschmack gut sein sollen, es sind: Winter-Nelis, Mad. Vert6 und Josephine von Mecheln. Diese letzte ist in Jahrgang II, S. 411 der Gartenwelt beschrieben und abgebildet worden. — Herr Obergärtner Schulz, Steglitz, beköstigte die Ver- sammlung mit verschiedenen Gelees, die ihrer Herkunft wegen erwähnt zu werden verdienen, denn es' dürfte nicht allzu sehr bekannt sein, dafs man aus Paradiesäpfeln wie auch HoUunderbeeren Gelees herstellen kann, die wolilschmcckend und vor allem gesund sein sollen. Auf 84 Die Gartenwelt. V, 7 jeden Fall ist die Thatsache interessant, dafs die Paradiesäpfelchen über- haupt zu verwerten sind, denn roh dürften sie nur wenig Liebhaber finden. — Herr Konsul Seyfferf, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, fand Gelegenheit darauf hinzuweisen, wie wenig bei uns zur Zeit die Tomaten noch beliebt sind, während sie in England und auch Frankreich schon Volksnalirungsmittel bilden. Da Tomaten bei uns leicht zu ziehen sind, so wäre es gewifs wünschenswert, sie zu einem allgemein billigen Genufsmittel zu machen. — Herr Glum, Landschafts- gärtner in Berlin, stellte sich der Versammlung als neuer Lehrer im Planzeichnen für die vom Verein mit unterhaltene Gärtnerfachschule vor. Bisher hatte Herr Hofgärtner Hoffmann diesen Unterricht erteilt. Herr Glum zeigte gleichzeitig eine ganze Anzahl von Plänen, die zum Teil von ihm praktisch ausgeführte Anlagen betrafen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dafs die Pläne ein etwas gesuchtes Äufsere trugen, es war recht „dekorative" Malerei, die mir nicht sehr nachahmenswert erscheint. — An die Vorführungen, von denen ich nur das mir am bemerkenswertesten Scheinende kurz berührt habe, schlössen sich zwei Vorträge an. Herr B rcttschneider berichtete zunächst über die Rosenausstellung in Trier, worauf Herr Kotte von der Dahlienaus- stellang in Frankfurt a. M. sprach. Beide Veranstaltungen sind in der Gartenwelt schon eingehend gewürdigt worden. Indessen möchte ich aus den sehr interessanten Ausführungen des Herrn Kotte doch zwei Punkte hervorheben. Er betonte einmal, wie segensreich sich das Ver- fahren der Dahliengesellschaft bewährt habe, keine Preise auszu- setzen, sondern lediglich ideale Konkurrenzen zu veranstalten. Er sagte mit grofsem Recht, dafs es wünschenswert sei, alle Ausstellungs- leitungen ahmten dies nach, obwohl er nicht vergafs sofort hinzuzu- fügen, dafs zur Zeit ein derartiges Vorgehen noch nicht möglich er- scheine. Die Gründe dafür anzugeben, würde einesteils zu weit führen, andernteils ziemlicli müfsig sein, da ein jeder sie sich selbst sagen wird, womit natürlich keineswegs behauptet werden soll, dafs die Sache wirklich unmöglich sei. Es findet sich in der Gartenwelt gewifs Gelegenheit, auf dies Thema in ausführlichster Weise zurückzukommen. Ebenso wie auf das zweite von Herrn Kotte berührte: die Art und Weise der Bewertung von Neuheiten. Er betonte dabei, dafs das Punktsystem der Dahliengesellschaft sich sehr gut bewährt habe und kaum noch verbesserungsfähig sei. Der Beifall, den Herr Kotte für seine Worte von der leider recht schwachen Versammlung erntete, war wohl verdient. C. Seh. Dresden. In der letzten Sitzung der Gartenbaugesellschaft „Flora" berichteten die Herren F. Tamms und R. Seidel über ihre Beobachtungen gelegentlich der Obstschau auf der Pariser Weltausstellung. Wir geben darüber noch folgendes zur Ergänzung unseres Berichtes in No. 6 wieder: „An der Obstscliau hatten sich fast alle europäischen Staaten und Nordamerika beteiligt. Österreich-Ungarn hatte zurück- bleiben müssen, da von dem gärtnerischen Beiräte des Reichskommissars ein derart kompliziertes Programm aufgestellt woi'den war, dafs eine ausreichende Beteiligung nicht zu stände kam. Mit grofsem Glucke hatten die Herren Seidel und Tamms es übernommen, die recht beträchtlichen Mengen wirklich schönen Obstes, die sie mittels eines Aufrufes aus allen Teilen Deutschlands zusammengebracht hatten, in Paris zu einem pomologisch-wissenschaftlich und ästhetisch durchaus des Deutschen Reiches würdigen Bilde zu vereinigen. Es" ist nicht ein- getreten, was ein Teil der gärtnerischen Fachpresse aus Gehässigkeit, ein anderer Teil aus falsch angebrachter Scliwarzseherei voraussagte, dafs nämlich Deutschlands Ausstellung durch diejenige des viel leistungs- fähigeren Frankreich oder durch das gewaltige Auftreten Kanadas und Nordamerikas in den Schalten gestellt würde. Deutschlands Leistungen in der Obstzucht haben die wärmste Bewunderung und das Interesse der internationalen Preisrichterschaft erregt und sind auch mit entsprechen- den Preisen bedacht worden. Die übrigen Staaten hatten meist das Gesamtbild zu sehr vernachlässigt, während dies gerade bei unserer Ausstellung so wirksam in die Erscheinung trat; geschickte und hübsche einheitliche Dekorierung und Etikeltierung trugen aufserordentlich dazu bei. Die aus allen Staaten Europas und Nordamerikas zusammen- gerufene Preisrichterschar hat jedenfalls den denkbar besten Eindruck von dem Obstbau bei uns bekommen und so auch das Weltausstcllungs- publikum. Wir möchten es gegenüber den mifsgünstigen Beurteilungen, die die Beteiligung an der Weltausstellung stellenweise gefunden hat, doch als einen recht kleinlichen Standpunkt bezeichnen, wenn als einzig berechtigter Grund zur Beschickung die Aussicht auf die Eroberung neuer Absatzgebiete und neuer Kundschaft bezeichnet wird. Für den Einzelnen mag dies ja ausschlaggebend sein, wo es sich um wirkliche, kostspielige Opfer handelt, was hier nicht einmal der Fall war — die Allgemeinheit hat allemal bei solchen grofsen Kräftemessen und Ver- gleichen auf idealem Gebiete grofsen Gewinn gehabt. Gerade der Schwäcliere pflegt am meisten dabei zu lernen und zu gewinnen, und wir gingen nicht einmal als die Schwächeren aus dem friedlichen Wett- bewerbe hervor; trotzdem wufsten uns die Herren Referenten sehr viel Beachtenswertes zu erzählen, das auch nocli weitere Verbreitung durch die Fachpresse finden wird. Wohl zum erstenmal wurde hier aller Welt bewiesen, dafs in keinem anderen Klima die meisten der besten Apfelsorten an Geschmack, Duft und Aussehen eine solche Vollkommen- heit erreichen wie in Deutschland; wir haben davon einzig den weifsen Winter-Calvill auszunehmen. Die schönsten Äpfel aus Frankreich, Nord- amerika und aus Südrufsland haben niemals den Geschmack und Duft, den dieselben Sorten unter mäfsig günstigen Bedingungen bei uns immer zeigen. Das Obst hatte ausnahmslos die Reise in bestem Zu- stande überstanden. Für das zunächst zur Sichtung nach Dresden ein- gesandte Obst hatte man Torfmull als Verpackungsmaterial verwendet; derselbe bewährte sich auch vollkommen, nur hatte man einige Mühe mit dem Entfernen des feinen Torfstaubes z. B. von den Äpfeln mit fettiger Haut, wie Calvillen u, s. w. Ein anderes Mal würde man doch wohl der Holzwolle als Packmateri.il den Vorzug geben. — Am Schlüsse der Schau ist das viele herrliche Obst den deutschen Hospitälern und Wohlthätigkeitsanstalten überwiesen worden und hat somit gewifs noch viel Freude und Genufs bereitet. Jedenfalls bildete diese Schlufs- schau einen durchaus würdigen Abschlufs für die in jeder Beziehung gute und erfolgreiche Beteiligung des Deutschen Reiches an der Weltausstellung." Deutsche Dahlien -Gesellschaft. Folgende Sorten ver- einigten bei der Schönheitskonkurrenz auf der III. Deutschen Dahlien- Ausstellung zu Frankfurt a. M. die meisten Stimmen auf sich: Siegfried 371, Innovation 193, Loreky 163, HohemoUern 153, Night 140 Stimmen. Diesen fünf bevorzugtesten Sorten folgten: Mrs. J. J. Grovi 109, Deegetis Sämling 94, Cauntess of Lonsdale 87, Sindold 82, Wwe. Haacke 72, Britannia 69, Mrs. Webster 65, Zefhyr 62, Nihlungen 59, König Hum- her t 54, Ruhy 52, Ranji 52, Island Qtuen 51, Oda 50, Beatrice 50, Brema 47, Uliland 46, Cloriosa 39, Ethel 39, Svlvia 35 Stimmen. Tagesgeschichte. Braunschw^eig. Die Errichtung einer Baumschule zur Beschaffung von Bäumen für den Bürgerpark und die städtischen An- lagen (die Schule soll auf städtischem Terrain am Mittelwege beim Schlachthause angelegt werden) wurde seitens der Stadtverordneten ge- nehmigt. Darmstadt. Die Firma H. Henkel veranstaltet auch in diesem Jahre vom 21. bis 23. November eine Chrysanthemum-Austeilung, worauf wir alle Interessenten aufmerksam machen möchten. Leipzig. Die Erweiterung des Südfriedhofes und die Ausfüh- rung von damit im Zusammenhange stehenden Arbeiten mit 53 174,70 M. Kosten wurde genehmigt, dagegen wurde betreffs der vom Rate bean- tragten Errichtung einer neuen Gärtnerei, daselbst, mit 83992,30 M. Kosten die Beschlufsfassung vorläufig ausgesetzt. Personal-Nachrichten. PoUmer, F., Stadtgärtner in Grofsenhain i. S., geschätzter Mit- arbeiter der „Gartenwelt", wurde zum korrespondierenden Mitgliede der Gartenbaugesellschaft „Flora" zu Dresden ernannt. Briefkasten der Redaktion. K. L. Cephalotus follicularis wurde vom Kapitän King 1823 erstmals nach Kew gebracht und ist seitdem in allen botanischen Gärten bekannt, im Handel indessen meist nicht zu haben. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 24. November 1900. No. 8. Nachdrttck und NachbUduttg aus dem Inhalt duser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolgt. Dahlien. Meine neuesten Kaktus-Dahlien. Von W. Tölkhaus, Broxten, Post V'enne, Reg.-Bez. Osnabrück. (Hierzu sechs Abbildungen.) Auf Wunsch des Herausgebers dieser geschätzten Zeit- schrift füge ich den Abbildungen von Dahlien meiner Zucht, welche die vorliegende Nummer bringt, einige beschreibende Worte hinzu. Zugleich gestatte ich mir, darauf hinzuweisen, dafs ich mich bei meinen Züchtungen hauptsächlich bemüht habe, solche Sorten hervorzubringen, welche neben reichem und womöglich auch frühem Flor ihre Blumen gut zur Schau tragen, also mit einem Worte geeignet sind, mit Erfolg zur Gartendekoration verwandt zu werdeu. Wird nun ein strebsamer Züchter sein Ideal auch wohl nie erreichen, bez. mit jedem Erfolge sein Ziel höher stellen, so beanspruche auch ich selbstverständlich nicht, mit meinen Züchtungen etwas Vollkommenes geschaffen zu haben. Dafs dieselben aber auch von Seiten berufener Fachmänner Aner- kennung fanden, dafür erlaube ich mir, hier folgendes an- zuführen. Gelegentlich der Frankfurter Ausstellung teilte Herr Ortmann-Nürnberg, der fleifsige Mitarbeiter dieser Zeit- schrift, mir mit, dafs er meine ^^Strahlenkrone''^ mit Vorliebe zur Einzelpflanzung verwende und sie für diesen Zweck so hoch schätze, dafs er glaube, sie werde noch nach 10 Jahren dazu verwendet werden. Ferner äufserte Herr Kotte-Südende, der bewährte Präsident der Deutschen Dahlien-Gesellschaft gelegentlich seines Besuches hier zum Zweck der Prüfung meiner Dahlien-Neu- heiten, als er ein Beet mit etwa i Dtz. meiner ..Palaestiiia''' in Flor sah: „Die imponiert mir". Herr Kotte dürfte dafür bekannt sein, dafs er sich nicht leicht imponieren läfst. Nun zur Besprechung der einzelnen Sorten, welche von Herrn K o hl mannsl ebner- Britz demnächst in den Handel gebracht werden. „Samaa^' (Abb. nebenstehend). Pflanze reichlich mittel- hoch; die von langen, kräftigen Stielen gut über dem Laub- werk getragenen Blumen sind von typischer Form und von dunkelbrauner Färbung. „0/i/ide''' (Abb. Seite 87). Kaum mittelhoch werdend; die zahlreichen, gut getragenen Blumen, welche von einer Die Gartenwelt. V. frischen karminrosa Färbung sind, erscheinen schon sehr früh. Gehört sie auch nicht zu den allerspitzesten, so tritt dafür eine gewellte Form der einzelnen Petaleu vielfach in an- genehmer Weise hervor. „////j-' (Abb. Seite 88). Von mittlerer Höhe. Die gut hervortretenden Blumen von sehr ausgeprägter Kaktus-Form sind von einem glänzenden Duukelkarmesin. I / Samoa. Originalaufhahme für die -Garten weit''. Die Gartenwelt. Kapitäu Lans. Orlginalaufnahme für die „Gartenwelt". „Li-Hung-Tschang" (Abb. Seite 90). Hochwachsend; die grofsen bis sehr grofsen Blumen präsentieren sich auf sehr kräftigen Stielen. Diese Sorte ist durch eine eigentüm- liche, schwer zu beschreibende Färbung ausgezeichnet. Die Hauptfärbung möchte ich zart lachsrosa nennen, welchem Ton jedoch ein tieferer, vielleicht mit kupferfarben zu bezeichnen- der beigefügt ist; eine imposante Blume. „Kapitän Lans'"'' (Abb. obenstehend). Ebenfalls hoch- wachsend. Trotz der ansehnlichen Gröfse der Blumen er- scheinen diese sehr zahlreich auf kräftigen Stielen über der Belaubung. Die Gröfse der Blumen ist bedeutender, als man nach der Abbildung annehmen darf; die ausgeprägte Kaktus- Form ist dagegen in der Abbildung sehr gut wiedergegeben. Die Färbung zeigt ein mattes Gelb mit ganz leichter roter Schattierung an den äufseren Fetalen. Diese Sorte tritt schon von weitem auch aus gröfseren Sortimenten hervor. „Gazelle^'- (Abb. Seite 90). Von niedrigem buschigen Wuchs, bringt sie ihrem Namen entsprechende, leichtgebaute Blumen. Beim Beginn der Blüteperiode treten die Blumen allerdings nicht so gut hervor wie bei den übrigen Sorten, doch verliert sich dieser Übelstand später. Der Hauptreiz besteht in der eigentümlichen Form, die sich dadurch auszeichnet, dafs die sehr spitzen Fetalen in den äufseren Kreisen von einer ganz ungewöhnlichen Länge sind, während sie nach dem Zentrum hin immer kürzer werden. Da die zur Abbildung verwandte Blume nicht mehr ganz tadellos war, so wird gerade bei dieser Sorte die Form am wenigsten treu wieder- gegeben. Die Färbung ist eine hübsche Schattierung von Rosa und Gelb. „Fasa/i^' (Abb. Seite 88). Von mitt- lerer Höhe; sie bringt ziemlich gröfse gut gestellte Blumen, die in der Färbung sehr an „AV/y" erinnern, nämlich purpurn oder rubinrot mit helleren Spitzen; in der Blumen- form ist „J^asan" aber lockerer. „Fra/iio/itrfia^^ (Abb. Seite 89) end- lich ist ebenfalls von mittlerer Höhe. Die sehr frei getragenen Blumen sind von milch- weifser Grundfarbe und dabei sehr reich mit einem lebhaften Karmin gestreift und gespritzt. Meines Wissens ist dies die erste Kaktus-Dahlie, bei der diese Art der Zeich- nung, die früher unter den alten Köstritzer Sorten vielfach vertreten war, in so klarer Weise zum Ausdruck kommt. Nachschrift der Redaktion: Die Abb. Seite 90 zeigt auch eine nicht von W. Tölkhaus, sondern von H. Kohlmanns- lehner gezüchtete und s. Z. in Frankfurt aus- gestellte neue Dahlie ,^jVym/>//aea^' , die wir mit aufnahmeu, um eine eigenartige Blüten- form zu zeigen, die zwar keine Kaktus-Form, aber neben anderen schönen Formen doch gewifs existenzberechtigt ist. Topfpflanzen. Harte Dekorationspflanzen für Kalthäuser. — Immer- grüne Dekorations]3flanzen in Kübeln von möglichst weitgehender Härte gegen mancherlei Unbilden hat der Gärtner fast immer nötig, sei es zur Ausschmückung eines Wintergartens, eines Treppen- aufganges oder in hunderterlei anderen Fällen. Aufser den alt- hergebrachten, stereotypen Lorbeerpyramiden und Kronenbäumen, Evonymus oder Auctiba werden aber wohl selten andere Gewächse hierbei verwendet, während man sonst doch überall dem Prinzip des Wechsels der Formen huldigt. Warum verwendet man z. B. so wenig den prächtigen Hex Aquifolium zu diesem Zweck? Er ist härter als irgend eine Pflanze, die hier in Betracht kommen kann, höchstens den Epheu ausge- nommen. In demj(milderen westlichen Deutschland und den V, 8 Die Gartenwelt. Küstengegenden ist er einheimisch, in anderen jedoch nicht winter- hart. Im Kübel bildet er einen prächtigen, dicht beblätterten Strauch oder Baum, je nachdem man ihm die Form giebt, da er wegen seiner Widerstandsfähigkeit an Orten verwendet werden kann, wo der Lorbeer nicht mehr mitthun will. Und von ganz Ijesonderem Zier- wert sind, neben den zahlreichen einfach grünen, die etwas zarteren bunten Formen dieser aufser- ordentlich variie- renden Pflanze. Wer die Gärten der oberitalieni- schen Seen und besonders die der Isola Madre ge- sehen hat, wird nicht ohne Be- wunderung vor diesen Pflanzen Halt gemacht ha- ben. Und warum finden sich diese so absolut an- spruchslosen Pflanzen nicht auch in den Ge- wächshäusern daheim? Wenn es nicht] unhöf lieh wäre, würde ich es der Unkenntnis zuschreiben, doch das „naheliegende Gute" über- sehen wir leider sehr oft. Auch sonst bietet uns die europäische Flora, besonders die des Südens, eine Reihe von Pflanzen, denen eher ein bevor- zugter als bescheidener Platz in den Gärten wohl zu gönnen wäre. Aber wo sind die hüb- schen Büsche von Phillyrea angiistifolia und lalifoUa, die'hier, die Wurzeln zwischen steriles Gestein gedrängt, bis in die nächste Nähe des windigen Strandes sich wagen, in den Gärten zu finden ? Während sie hier im harten Daseinskampfe nur selten sich in ganzer Schön- heit zeigen, vermag die Garten- kultur das weit besser bei ihnen, und wer sie jemals gut kulti- viert gesehen hat, schätzt sie, besonders auch weil ihr elegantes Grün sich vorzüglich zur Bin- derei verwenden läfst. Wie selten werden ferner die gleichfalls hier heimischen immer- grünen Eichen zu genannten Zwecken verwendet! In botanischen Gärten allein fristen sie ein halb verschollenes Dasein. Und doch sind sie sehr elegante immergrüne Sträucher, diese Querem Iltx, die in Form ihrer Blätter, je nach Alter und Individuum, gern variieren ; ferner Qu. Suier, die prächtige Korkeiche, und die niedrige Ohnde. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite S5) Qu. cocdfera. Aus allen vermag die gärtnerische Kunst je nach Wunsch runde oder höhere, dicht beblätterte Büsche oder Bäum- chen zu formen, mit denen überall Staat gemacht werden kann. Und erst die echte Lentiske, Pistacia Lailiscus, die von Natur prächtige runde Büsche bildet und sich aufserdem sehr leicht hochstämmig ziehen läfst, ist das nicht eine wirklich hochelegante Pflanze? Ist nicht dieses lederharte, gefiederte Blatt, dieser tadel- los gleichmäfsige Bau etwas ganz besonders Schönes? Freilich auch diese Pflanze variiert, die eine wächst geschlossen ganz ohne jegliches Zuthun, bei der anderen mufs mit der Schere etwas nachgeholfen werden. Die Pistazie bleibt meist nur strauchartig niedrig, sie bildet hier das Unterholz in den Wäldern der Küste, unter der malerischen Pinus halefensis, zusammen mit anderen Pflanzen der „Macchie", jener eigentümlichen Vegetationsformation der Mittelmeer- flora. Nur sehr selten erhebt sie sich baumartig und bildet kleine aber herr- liche Kronen. Es ist diese Pistazie eine Kübelpflanze mit allen guten Eigenschaften, nur dafs die Blüten un- scheinbar sind, doch die zählen bei der Eleganz der Belaubung über- haupt nicht mit. Alle diese Pflanzen, deren Anzahl noch um einige vermehrt wer- den könnte, sind leicht aus Samen heranzuziehen und so anspruchslos, wie Gewächse eines oft sterilen Bodens nur sein können, sie vertragen im Winter einen dunklen, kühlen, frostfreien Raum, erfordern we- nig Bewässerung, sind immer schön und geeignet, etwas Wechsel unter die ewigen Lor- beeren, Aukuben und livonymus zu bringen. Wer seine Pflan- zen lieb hat und es machen kann, wird sie auch nicht allen Extremen aussetzen und ihnen manches Gute erweisen, als da sind guter Stand, gute Erde und gute Bewässerung im Wachstum, und niemand ist dankbarer als eine Pflanze. Wir kultivieren soviel e.\o- tischen Kram, der oft den Platz nicht wert ist, während die angeführten in ihrer Schön- heit denselben weit besser ver- dienten, deshalb: Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah! A. Berger, La Mortola. Vom Oleander. — Der Oleander ist eine populäre Pflanze im wahren Sinne des Wortes und giebt insofern kaum der Fuchsie etwas nach. Seine leichte Kultur und Vermehrung, sein williges und prächtiges Blühen mufsten ihn dazu machen, und dankbar sieht der Blumenfreund über den einzigen Schönheitsfehler, den langtriebigen, sperrigen Wuchs hinweg. Nicht so sollte der Gärtner verfahren, nicht rasten darf er, bis auch dieser letzte Fehler ge- schwunden. Was aufmerksame Kultivateure bis jetzt leisteten 8* 88 Die Gartenwelt. V, 8 durch Bewurzeln blühbarer Zweige oder Zusammenpflanzen hoher und niederer Exemplare, das läuft nur auf ein Verdecken des er- kannten Fehlers hinaus, ist aber immerhin dem Verbannen des dankbaren Blühers als nicht kulturwürdig vorzuziehen. Was wir brauchen, sind Oleander, die als niedrige, möglichst buschige Pflanzen blühen, und das kann nur durch zweckmäfsige Züchtung geschehen: der kräftige, straffe Wuchs mufs verringert werden. Das geeignete und vielleicht einzige Mittel zur Schwächung des Holzwuchses bietet sich in der Inzucht; ihr sind mög- licherweise viele nied- rig bleibende, leicht- blühende Zufallssäm linge der Kulturpflan- zen zu verdanken. Doch wurde sie auch schon mit Absicht und durchschlagen- dem Erfolge angewen- det, denn durch sie bändigte John Stan- dish (Bagshot) in seinen Rhododendron- Hybriden das stark- wüchsige arboreum- Blut und erhielt die ersten zwergartigen und dabei leichtblühenden Sorten. Weshalb sollte beim Oleander nicht durch Befruchtung der Blüten mit eigenem Pollen dasselbe — wenig Holz, viel Blumen — zu erreichen sein ? — Dies Ziel ist wert, er- strebt zu werden. Natürlich kann nur völlige Blütenisolierung vor Enttäuschung sichern, bei Umsicht und Geduld wird aber der Erfolg nicht ausbleiben. Nicht wer eine zufällige Sport- bildung sich zu nutze macht, sondern wer nach erkannten Grundsätzen einem vorgesteck ten Ziele zustrebt, erwirbt sich um die Neuzüchtung berechtigtes Verdienst. Das Standishsche Verfahren der Minderung des Holzkörpers durch Inzucht liefse sich sicher noch bei zahlreichen Blütensträuchern erfolgreich an- wenden, bei dem beliebten Oleander aber würde der Erfolg sich auch ganz bestimmt bezahlt machen. Krone. Iltis. Fasan. Originalaufnahme für die „Gartenwelt"* (Text Seite 85) Gärtnerische Reiseskizzen. Momentbilder.*) Vom Herausgeber. 4. Heidelberg. Von Darmstadt, wo es so viel des gärtnerisch Neuen und Interessanten zu sehen gab, führte uns die Bahn durch das lieb- *) Siehe auch Jahrg. IV, No. 51 u. 52. Der Abdruck des vorstehenden Sclilursberichles mufste Kaummangels halber so lange verschoben werden. liehe Neckarthal an dem malerisch gelegenen Städtchen Wein- heim vorüber nach Heidelberg. Über die an seltenen und inter- essanten Nadelbäumen reichen Waldungen Weinheims haben wir in Wort und Bild bereits im II. Jahrgange dieser Zeitschrift be- richtet. Diesmal liefs uns das die liebliche Landschaft in schnellem Lauf durcheilende Dampfrofs keine Zeit zum Bewundern dieser Herrlichkeiten. Die in üppiger Vegetation prangenden Felder, über welche das Auge mit Wohlgefallen vom Coupefenster aus hinwegschweifte, haben ein eigenartiges Gepräge durch den hier in hoher Blüte stehenden Tabak- und Hopfenbau. Haben wir auch die edle Tabaksorte, die hier gedeiht, noch nicht selbst geprüft , weil wir, in vielleicht unangebrachter Be- scheidenheit, anderen allein diesen Genufs überlassen wollen, so glauben wir doch, dem Stande der Pflanzen nach darauf schliefsen zu können, dafs die diesjährige Ernte eine vor- zügliche gewesen ist, so dafs der Tabak, wenn dieser Ver- gleich gestattet, dem auch bei Weinheim gedeihenden Weine an Güte in diesem Jahre nicht nachstehen dürfte. Zu Tabak und Wein gesellt sich der Hopfen, der allent- halben, wenn auch immer nur vereinzelt, angebaut wird. Ein dem Norddeutschen ungewohntes Produkt sind auch die Speisekürbisse, die in Baden vielfach feldmäfsig angebaut werden, und deren Riesenfrüchte hier vorzugsweise zur Vieh- fütterung Verwendung finden. Nach verhältnismäfsig kur- zer Zeit ist Heidelberg, die Perle des Neckars, erreicht. Freund Mafsias machte hier wieder, wie immer, den liebenswürdigen Führer. Der unter seiner tech nischen Leitung stehende bota- nische Garten zeichnete sich wie stets durch Sauberkeit und guten Stand der Kulturen aus, wenn auch hier wie an anderen Orten das Gedeihen mancher Gewächse, so namentlich der Koniferen und in gewisser Hin- sicht auch der Treibhaus- pflanzen, durch den Rauch der städtischen Gebäude und Fabrik- schornsteine ziemlich beeinträch tigt wird. In den Gewächshäu- sern zeigten namentlich die Orchideen der recht netten Sammlung einen vorzüglichen Trieb, man hatte an ihnen Düngungsversuche mit bestem Erfolge vorgenommen. Neben dem botanischen Garten bilden die Anlagen des altehrwürdigen H eidelberger Schlosses eine gärtnerische Sehenswürdigkeit Heidelbergs. Etwas abseits vom Schlosse, in recht geschützter Lage, werden seit Jahren Kulturversuche mit sonst bei uns in Deutschland nicht winterharten, immergrünen Zierge- hölzen und Bambusen vorgenommen, und es war von besonderem Interesse, uns von der fortschreitenden Entwicklung dieser schönen Sammlung dendrologisch interessanter Pflanzen erneut überzeugen zu können. Über die interessantesten der hier gedeihenden im- mergrünen Gehölze berichtete Professor Dr. Pfitzer, der Direktor des Heidelberger Gartens, auf dem Dendrologenkongrefs, und wolle man hieriiber in unserem Bericht über die Verhandlungen V, 8 Die Gartenwelt. 89 nachlesen. Die hier in den schönsten Arten angepflanzten Bam- busen haben sich bisher ganz winterhart gezeigt, sie werden im Gegensatz zu manchen zarten Gehölzen im Winter gar nicht be- deckt, haben immer das Laub gehalten und treiben von Jahr zu Jahr stärkere Stamme, so dafs die meisten der angepflanzten Arten heute schon wahre Schaustücke sind. (Siehe auch den illustrierten Artikel von O. Mafsias, Jahrg. 111, No. 35 und 36, „Über dekorative Gräser".) Aufser den genannten beiden Anlagen ist nicht viel von besonderem gärtnerischen Interesse in Heidelberg zu sehen. Die dortigen öffentlichen Anlagen sind Vorbilder der Fehlerhaftigkeit. Demjenigen, der einmal sehen möchte, wie derartige An- lagen nicht beschafifen sein sollten, bietet Heidelberg ein gutes Studienfeld. Auch die Privatgärten sind oft vernachlässigt, oft völlig verwahrlost, man sieht, dafs die Besitzer auf deren Unterhaltung nicht den geringsten Wert legen, wie fast überall, wo die freie Natur der nächsten Umgebung reich an landschaftlichen Reizen ist. 5. Karlsruhe. Von Heidelberg ging es nach Karlsruhe zur Teilnahme am Dendrologenkongrefs und den damit verbundenen Veranstaltungen. Wir haben seinerzeit schon kurz berichtet, dafs die Kongrefs- tage für alle die zahlreichen Teilnehmer die denk bar genufsreichsten waren. Über die Exkursionen in die Gärten Karlsruhes, Schwetzingens und Baden-Badens brauchen wir an dieser Stelle nicht mehr zu berichten, da wir in unserer Festnummer (Jahrg. IV, No. 44) eingehende illustrierte Schilderungen der in Frage kommenden Anlagen gebracht haben. Er- wähnt sei nur die Fahrt nach Gernsbach, die bei strömendem Regen angetreten wurde, der uns von hier aus auch auf unserer Fufswanderung nach dem grofs- herzoglichen Schlosse Eberstein begleitete. Trotz dieses strömenden Regens war die Stimmung der Teilnehmer die animierteste. Schlofs Eberstein zeichnet sich durch seine romantische Lage aus, von hier aus ge- niefst man einen herrlichen Überblick über das durch den hohen Stand seiner Obst- kultur berühmte Murgthal. Die beschränk- ten, das Schlofs umgebenden Gartenanlagen bilden gleichfalls eine gärtnerische Sehens- würdigkeit. Sie werden vom Schlofsverwal- ter, der nicht einmal Gärtner, sondern Land- wirt ist, in vorzüglicherWeise unterhalten und sind reich mit Blütengruppen geschmückt, auf welchen die verschiedensten Florblumen in den neuesten Sorten durch überreiches Blühen das Auge erfreuten. Prächtig sind auch die hochstämmigen Fuchsien und Pelargonien, die in grofsen Kübeln gepflegt werden. An den Hängen des Schlofs- berges wächst ein vorzüglicher weifser und roter Wein, Marke „Eberblut", der für den grofsherzoglichen Hof gekeltert wird, und den zu kosten die Gastfreundschaft des Schlofsverwalters allen Teilnehmern Gelegenheit gab. Von Schlofs Eberstein wurde die Fahrt per Wagen nach Lichtenthai und von da nach Baden- Baden fortgesetzt, wo die musterhaft verwalteten Kuranlagen und die noch sehenswerteren Anlagen des Hofgartens mit ihrem reichen Schatze an herrlichen Koniferen besichtigt wurden. Herr Hofgärtner Fiesser hat seinerzeit in unserer Festnummer die Schätze dieses Gartens geschildert. — Über die Verhandlungen der „Deutschen Dendrologischen Gesellschaft" zu Karlsruhe ist bereits in No. 47 des vorigen Jahrganges berichtet worden, wir wollen hier nur noch in einigen Worten der von Hofgarten- direktor Graebener arrangierten reichhaltigen dendrologischen Ausstellung gedenken. Die Gehölze waren hier nach Gruppen geordnet, und Herr Graebener hatte reichhaltige Sortimente aus den verschiedenen Hofgärten zusammengebracht. Sehr bemer- kenswert waren die Kollektionen von Schlingpflanzen, bunten Gehölzen, von zur Einzelpflanzung geeigneten Gehölzen, Zier- sträuchern und Koniferen. Auch von verschiedenen anderen Frankofartia. Originalautnahme für die ,Gartenwclt" (Text Seite 85). Seiten hatte man sich in dankenswerter Weise an dieser Aus- stellung beteiligt. Im Nadeholzsortimente befand sich eine Anzahl reich mit Zapfen behangener Arten, so solche von : Abies numidica, cephalonica, webbiana, Finsapo, nobilis, nordmanniana, cilicica und viele Pitins. Eine recht hübsche Kollektion von Zapfen und Hölzern in Quer- und Längsschnitten mit teilweise polierten Schnittflächen hatte Direktor Graebener aus dem im dortigen botanischen Garten von ihm vor einigen Jahren angelegten und schon sehr reichhal- tigen botanischen Museum zur Schau gestellt. Sehr bemerkens- wert war auf dieser Ausstellung auch das Sortiment iminergrüner Gehölze aus dem Schlofsgarten zu Heidelberg, ferner die Samm- lung dendrologischer Neuheiten aus dem botanischen Garten zu 90 Die Gartenwelt. V, 8 Darmstadt, darunter schöne neue Eichen, wie Quercus maadonica und Gamhdi, ferner Celtis davidiana aus China mit schönen Blättern und Hyperhuiii galioides, sehr zierend, mit kleinen, gelben Blüten und linealen Blättern u. a. m. Die Firma Simon Louis fr^res, Plantiffres bei Metz, hatte Neuheiten und seltene Sorten ausgestellt, die für unsere Landschaftsgärtner von hoher Wichtigkeit sein werden, so CUmatis Vitkdla fl. pl. Lamartine, völlig gefüllt blühend, l'ilicella rubra grandiflora, VitictUa kermesina und die riesenblumigen Sorten „Princesse of \Vaks^\ „Faul Avenei' , y^Willain Kennet''', „/J/(ur Leichtim-'- u. a., ferner prächtige CVa«ö//(j«-Hybriden wie „(iloirc de Plan- tierts", delilianus, „Leon", „Georges" und „Lucie Simon", „Monsieur Verloi", alhidtts und fl. all'o pleno. 6. Stuttgart. Nach Beendigung der für den Kon grefs festgesetzten Tage trennten sich die Wege der verschiedenen Teilnehmer. Auf unserem Reiseprogramm standen noch Stuttgart und München. Stuttgart ist ebenso wie Karls- ruhe eine freundliche Residenz und macht mit seinen schönen sauberen .Strafsen und den ganz vorzüg- lich gehaltenen An lagen einen äufserst vornehmen Ein- druck. Vor dem in nächster Nähe des Zentralbahnhofes belegenen Schlosse breitet sich der grofse Schlofsplatz aus, dessen Anlagen unter Leitung des Hofgarteninspektors Ehmann stehen. Diese Anlage bildet ein gärtnerisches Kabinettstück, reich ausgestattet mit Blumenbeeten, unter welchen namentlich die mit verschie- denartigen Florblumen gemischt be- pflanzten Beete das Interesse des Fach- manns erweckten. Die ausgedehnten Anlagen des Hofgartens sind jeder- mann geöffnet, zur Besichtigung der Gewächshäuser der Hofgärtnerei ist aber die besondere Genehmigung des Hofgarteninspektors notwendig, die uns in liebenswürdigster Weise erteilt wurde, wie es sich auch der Sohn des Inspektors nicht nehmen liefs, uns zu führen. — Seit dem Tode König Karls haben die Kulturen der Hofgärtnerei freilich an Interesse eingebüfst, da unter der Regierung König Wilhelms, der das grofse Resi- denzschlofs nicht bewohnt, die Ausgaben für die Anlagen er- heblich eingeschränkt worden sind. Immerhin bieten die Ge- wächshäuser und die dieselben umgebenden Anlagen mit ihren reichen Blumenbeeten und tropischen Blattpflanzengruppen noch viel des Sehenswerten. Es war uns auch vergönnt, den ganz vom Schlosse und den Schlofsmauern umgebenen Privatgarten zu be sichtigen, der zu Zeiten König Karls ein wahres gärtnerisches Schatzkästchen gewesen sein soll, aber auch heute noch sauber und reich mit Blumen bepflanzt wird. Die gröfste gärtnerische Sehenswürdigkeit Stuttgarts bildet zur Zeit der Stadtgarten. Er ist gegen ein kleines Eintrittsgeld geöffnet und steht wie die übrigen städtischen Anlagen unter der Leitung des Stadtgarteninspektors Ehmann, eines Sohnes des Hofgarteninspektors. Dieser Garten ist verhältnismäfsig klein, aber er wird mit einer Liebe und Sorgfalt gepflegt, die ihres Gleichen sucht. Von den Blumen- und Teppichbeeten kann jedes einzelne als Vorbild accurater und mustergültiger Bepfianzung dienen. Alles, was zur Be- pflanzung von Teppich- und Blüten- beeten wertvoll ist, findet man hier auf verhältnismäfsig kleinem Räume in gartenkünstlerisch durchaus einwand- freier Weise vereinigt. Jedes Blumen- beet ist mit peinlichster Sauberkeit be- pflanzt und erhalten, jedes Teppichbeet ein wahres Meisterwerk der Teppich- gärtnerei. Gegen die Blumen- und Teppichbeete des Stuttgarter Stadt- gartens kann selbst das als mustergültig bekannte Blumenparterre des Frank- furter Palmengartens nicht aufkommen. Mit den Beeten der genannten Arten wechseln Gruppen aus Palmen, tropi- schen Blattpflanzen und Sukkulenten ab. Unsere Reise- tage waren gezählt und so mufsten wir in Stuttgart man- ches gärtnerisch Be- merkenswerte un- beachtet lassen und uns damit begnügen, nur noch die Han- delsgärtnerei von Wilhelm Pfitzer zu besichtigen. Die- ses Etablissement ist zweifellos das gröfste Württembergs, ge- niefst Weltruf, und dies mit Recht, denn trotz der Vielseitig- keit der hier ausge- übten Kulturen zeigt sich alles in musterhaftem Zustand. Manche Modeblumen werden in der Pfitzerschen Gärtnerei in bedeutendem L'mfange und mit züchterischem Verständnis kultiviert Bekannt sind ja die aus dieser Gärtnerei hervorgegangenen Stauden-/%/cjr und die präch- tigen Blütenbegonien; die neuesten gefransten Begonien (crispa), die Pfitzer in den Handel gegeben hat, zeigten sich gerade zur Zeit unseres Besuches auf der Höhe der Kultur in wahrhaft vollendeter Schönheit. Auch die Gladiolen standen zur Zeit unsererer Anwesenheit in vollem Flor, und wir fanden unter ihnen Sorten, die alles, was wir bisher auf diesem Gebiete gesehen, in Nymphaea, Gazelle (oben), Li-Hung-Tschang. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" {Text Seite 85), V, 8 Die Gartenwelt. 91 den Schatten stellten. Namentlich die neueren blauen Züchtungen werden hier mit Eifer gepflegt und verbessert. Eine Sorte von hervorragendem Werte, vielleicht die schönste unter allen bis jetzt bekannten, wird Pfitzer in den nächsten Jahre unter dem Namen „A'eues Jahrhicndert^^ in den Handel geben. Sie ist riesen- blütig und zeigt feuerfarbig und hellrot panachierte Blumen. Eine andere hier gezüchtete noch unbenannte Sorte mit feuerrot ge- flammten Blüten zeichnet sich durch ungewöhnliche Wüchsigkeit aus, ihre Blütenähren erreichten die Höhe von i'/.j Metern. Eine sehr interessante Pfitzersche Züchtung, die jetzt dem Handel über- geben wird, ist die Montbretia ,,Germa>iia", die wir in bedeutenden Vorräten fanden. „Germania", aus einer Kreuzung von Montbrelia mit Crocosmia aurea imperialis hervorgegangen, ist zweifellos die vollendetste unter allen Montbretienzüchtungen. Die Blüten haben eine regelmäfsige Sternform, eine beträchtliche Gröfse und eine leuchtend rote Färbung. Diese Züchtung imponierte uns derart, dafs wir sie malen liefsen, und wir hoffen, dieselbe in einiger Zeit als farbige Tafel den Lesern bieten zu können. Eine fernere Spezialität der Pfitzerschen Gärtnerei bilden, wie bekannt, die schönblühenden Caima, die wir gleichfalls in grofser Vollkommen- heit vorfanden. Auch moderne Kaktusdahlien werden hier ge- züchtet, doch dürften die neuen, halbgefüllten Pflitzerschen Züch- tungen nicht jedermanns Geschmack entsprechen. 7. München. Von Stuttgart ging die Fahrt nach München, welches durch sein echtes Bier berühmter als durch seine Gartenkulturen ist. Die Boden- und klimatischen Verhältnisse sind hier aufserordent- lich ungünstig, die Winter verhältnismäfsig sehr kalt. Stadt- gartendirektor H eiler, auf dessen Führung wir gerechnet hatten, war leider kurz vor unserem Eintreffen in die Sommerfrische ab- gereist, und so schoben wir das eingehende .Studium der öffent- lichen Anlagen und Hofgärten bis zum kommenden Jahr auf, zu- mal uns dann zu deren Besichtigung durch den Kongrefs der „Deutschen Dendrologischen Gesellschaft" die schönste Ge- legenheit geboten ist. Herr Hofblumenhändler Jung nahm sich unserer in dankenswerter Weise an, und so war es uns möglich, trotz der kurz bemessenen Zeit, noch verschiedene Handelsgärtnereien besuchen zu können. Die älteste und gröfste Handelsgärtnerei ist diejenige von August Buchner. Das Stammgeschäft liegt in der Theresienstrafse und enthält die prächtigen Verkaufsräume mit Wintergarten und zahlreiche alte Gewächshäuser, welche in der Hauptsache der Beherbergung von Dekorationspflanzen dienen. Die aufserhalb gelegene neue (Gärt- nerei, mit grofsen Baumschulen verbunden, nimmt einen Flächen- raum von 20 Tagewerken ein. Die Firma .'\ugust Buchner & Co., in Schwabing bei München, steht in keiner Verbindung mit der erstgenannten, sie ist eine neuere Gründung^. Die Topf- pflanzenkulturen dieser Firma sind recht sehenswert, da sie hübsche und vielseitige Kulturen für die von den Inhabern betriebene Landschaftsgärtnerei und für zwei von derselben in München unterhaltene Blumengeschäfte beherbergen. Inhaber sind die Herren Buchner und Hammelbacher. Der erstere ist ein Sohn des verstorbenen Franz Buchner, der unseren ältesten Lesern noch als Mitarbeiter in Erinnerung sein dürfte, und früher Mitinhaber der alten Firma August Buchner war. Gleich- falls in Schwabing befindet sich die Handelsgärtnerei von Josef Bauer, auch ein neuerer Betrieb, speziell für Schnittgrün und Schnittblumengewinnung berechnet, doch gab es hier zur Zeit unseres Besuches im Hochsommer nicht viel zu sehen, da die meist den Treibkulturen dienenden Gewächshäuser fast leer standen. Aufser diesen Handelsgärtnereien besuchten wir noch den in nächster Nähe des Bahnhofes gelegenen botanischen Garten. Dieser Besuch hat uns nicht befriedigt, die Anlage macht einen recht armseligen Eindruck. Bäumen und Sträuchern scheint der Boden und die Stadtluft absolut nicht zu behagen, denn sie sehen fast durchweg krankhaft aus, während in den Gewächshäusern die Topfpflanzen nicht besser und nicht schlechter waren, als sie es sonst im allgemeinen in den botanischen Gärten sind. Vom Alpinum dieses Gartens hatten wir uns eine bessere Vorstellung gemacht. Diese Anlage hat noch nicht den zehnten Teil der Gröfse derjenigen des Berliner botanischen Gartens; sie besteht aus einer Felspartie, die sich längs des zu den Gewächshäusern führenden Weges hinzieht. Ganz interessant sind die in zwei Gewächshäusern gepflegten Sumpf- und Wasserpflanzen, nur störte hier mehrfach die falsche Etikettierung einzelner Arten und die unrichtige Schreibweise mancher Namen. Im übrigen machte der mäfsig gröfse Garten, von einigen grün bewachsenen Neben- wegen abgesehen, einen sauberen Eindruck. Neue Pflanzen. Primula obconica grandiflora. (Lattmann'sche Hybriden). Von J. Glünicke, Direktor der Handelsgärtnerei Sattler & Bethge A.-G., Quedlinburg. (Hierzu zivei Abbildungen.) Q„ 'uedliuburg, die berühmte Gärtuerstadt, wird alljährlich von vielen Hunderten von Gärtnern aller Nationen besucht. Viele dieser Fremden machen einen Abstecher nach dem nahe- gelegenen weltberühmten „liodethale", manche einen solchen nach dem so herrlich an den Abhängen der Teufelsmauer gelegenen Blankenburg, denn seitdem „Freund Bornemann" sein Quartier hoch oben auf der Teufelsinauer aufgeschlagen hat, ist Blankenburg auch in gärtnerischer Beziehung in den Vordergrund getreten und hat sich darin einen Ruf erworben. Wer kennt sie nicht, die schönen Bornemann'schen Kul- turen, die Geburtsstätte so mancher hervorragenden Neuheit! — — Aber auch unten im Thal ist man nicht müfsig ge- wesen und hat nachzueifern gesucht, Neues, Schönes und Hervorragendes für die Gärtnerwelt zu schaffen. Auf dem Wege nach dem „Regenstein", jener trutzigen Felsenburg des berühmten Raubritters „Albrecht von Rein- stein", stofsen wir, wenn wir das Schützenhaus links liegen lassen, auf einen Gärtnereibetrieb, der es lohnt, näher zu treten und die mustergültigen Kulturen der gefüllten Begonien und Primula obconica in Augenschein zu nehmen. Wir befinden uns in der Lattmann'schen Gärtnerei, die von Vater Lattmann mit seinen drei Söhnen betrieben wird. Man merkt es auf den ersten Augenblick, dafs hier Familienmitglieder und nicht gedungene Kräfte die Hände rühren und schaffen, — weiter fortschreitend führt man uns in ein Haus in dem Primula obconica in voller Blüte stehen. — Wer hätte vor 10 Jahren geahnt, dafs man Primula obco- nica zu einer solchen Vollkommenheit bringen könnte, da- mals Blüten kaum so grofs, um einen Zehnpfennig-Nickel zu bedecken, an kurzen Stielen, heute Blumen so grofs wie ein Fünfmarkstück an starken, langen Stielen! 92 Die Gaitenwelt. V, 8 Die Lattmann'schen Pritnula ()/Yö/;/V(7-Hybriden sind der Gärtnerwelt niclit mehr ganz fremd und dennoch lange nicht genug bekannt, deshalb führe ich den Lesern dieses Blattes einmal die Kulturen, nach der Natur aufgenommen, vor Augen; der Beschauer erkennt auf der Abbildung ohne Zweifel den bedeutenden Fortschritt, den die Lattmann'schen Züchtungen aufweisen. Die Lattmann'schen Hybriden , es existieren bis jetzt die Farben Weifs, Rosa, Hell- und Dunkellila, zeichnen sich 1^^^ s:^ >s'!M -t . :':SA.^^!VVHi' ▼JJÜ^T'li^U^' ^Ik^^^^lSW^ iB ^ ^ '^^^Bul^^^^BV>9Bii^At4'^^^^^^^^^^^^^^HIiB^HH ' » ., , 1 Teilansicht eines Gewächshauses mit Primula obconica grandiflora (Lattmann'sche Hybriden). In der Handelsgärtnerei von Theodor Lattmann, Blankenburg a H,, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen in erster Linie durch sehr lange straffe Stiele aus, auf denen riesig grofse, schön geformte Blüten in grofser Anzahl ge- tragen werden, sie geben den Ronsdorfer Hybriden nichts nach, sind meiner Meinung nach noch etwas langstieliger, und man kann den Herrn Lattmann zu dem Erfolge nur gra- tulieren. Allen Besuchern Quedlinburgs möchte ich es sehr em- pfehlen, einen Abstecher nach Blankenburg, zu den Latt- mann'schen und Bornemann'schen Kulturen zu machen. Wem daran liegt, eine mustergültige Baum- und Koniferenschule zu sehen, der besuche auch die Fr. Hesse'schen Kulturen und er wird nicht enttäuscht von dannen ziehen, sondern befriedigt von dem Regenstein, denn dieser war ja das Ziel der Wan- derung, zurückblicken gen Blankenburg. Gärtnerisch wertvolle neue Pflanzen aus dem Kongo- Gebiet (Afrika). — Wir haben bereits in No. 5 einige Neu- heiten kurz beschrieben, welche Lucien Linden (die Firma heifst jetzt l'Horticole Coloniale) auf der Pariser Weltausstellung vorführte. Heute wollen wir unseren kurzen Hinweis nach den Angaben von „La Sem. Hort.", Nummer vom 13. Oktober, ver- vollständigen. Den, wie gesagt, schon genannten neuen Sachen schlössen sich noch folgende an: Asparagns Duchesnti. Eine sehr elegante Art, die man ge- wissermafsen mit A. Sprengen vergleichen kann, dessen Kultur in den letzten Jahren einen solchen Aufschwung genommen hat. A. Duchesnei ist aber wohlunterschieden, er zeigt längere und breitere Kladodien und einen kräftigeren, majestätischen Habitus, so dafs er eine Schmuckpflanze ersten Ranges zu werden ver- spricht. Afrika ist ja das Land der schönen Asparagus; dabei fafste man bisher aber immer Süd-Afrika ins Auge, woher wir schon ein halbes Hundert Arten bezogen, die neue Art aus dem Kongogebiet eröffnet nun eine neue Reihe. Maranta lUbrechtsiana. Diese Art soll als ökonomische Pflanze sehr wertvoll sein. Die Eingeborenen des Kongo- staates bedienen sich der Blätter, um den Milch- saft der Landolphien ge- rinnen zu machen. Diese neu eingeführte Maranla be- sitzt aber gleichzeitig eine sehr bemerkenswerte orna- mentale Tracht. Ihre Sten- gel werden 1,50 m und mehr hoch, ihre grofsen Blätter sind eiförmig, zugespitzt, am Grunde herzförmig, dabei sehr elegant, obgleich ganz griin. J-^anihuranta arnoldiana ist sehr schmuckvoll. Diese Pflanze konnte bisher noch nicht genau bestimmt wer- den, und Lucien Linden hat ihr diesen Namen gegeben, um die eigentümliche .Ähn- lichkeit zu bezeichnen, welche sie in Bezug auf die Tracht der Stengel mit vielen Btimhitsa-\r\.ew hat, wogegen die Blätter denen einer Maranta gleichen, vor allem denen der eben beschriebenen 31. liebrech/siana. Maranta lujnina zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit .1/. Uehrechtiiana und wird in der Heimat von den Eingeborenen ebenso verwendet. Ihr Wuchs ist gleichmäfsig aufrecht, die Belaubung ist hübsch lanzettlich, verhältnismäfsig klein, sehr schön tiefgrün, unterseits hellkupferrot. Ardisia brandneriana. Eine sehr gedrungen wachsende, nie- drige Pflanze, die sehr hübsche Büsche bildet. Die Blätter sind mittelgrofs, von einem auffallend metallisch glänzenden, dunklen Grün. Die weifsen Blüten erscheinen sehr zahlreich und sind ähnlich wie beim Baumepheu in Trugdolden angeordnet. Die Frucht ist noch nicht bekannt. Cyrtosperma Q) (ongoensis. Man wird die Blüte dieser Neuheit abwarten müssen, um ihre Identität sicher festzustellen. Wahrschein- lich ist es keine Cyrtosperma. Die Blüte wird indes die Schönheit dieser Art nur erhöhen können, nach all dem, was man über verschiedene Cyrtosperma Westafrikas sagt, die bisher noch nicht eingeführt sind. Es ist bemerkenswert, dafs alle diese Pflanzen pfeil- oder spiefsförmige Blätter haben, während bei C. congoensis V, 8 Die Gartenwelt. 93 dieselben genau denen eines Amorphophalhis gleichen. Die Stiele sind etwas dornig. Wie nun auch immer die systematische Stellung der Pflanze sein möge, sie ist sehr elegant und stellt eine sehr wert- volle Neuerwerbung dar. DicJwrisanJra thyüana. Eine kuriose Art von ganz eigener Tracht, deren Identität ebenfalls noch geprüft werden mufs. Die sehr glänzenden, grofsen und schönen Blätter besitzen einen zottigen, rinnenförmigen Stiel. Die Stengel sind ein wenig hin und her gebogen und bilden leichte Ausbauchungen. Alsoplii/a Baroumba. Obgleich diese Art nicht die aufserordentliche Eleganz von A. loubetiana hat, ist sie ihrer Gröfse und ihrer imponierenden Tracht halber bemerkenswert. Pleris droogmansiaiiii ist eine reizende Art mit sehr eleganten, aufrechten Wedeln von aufserordentlicher Feinheit. Conpleris brazzaiana. Ein merkwür- diger, den Pteris ähnelnder Farn, aber von eigener Tracht und Schönheit. Die Wedel stehen aufrecht, zeigen wenig tiefe Emschnitte und breite, rundliche Fiederchen. Cüffea robusta. Der Hauptwert dieser Art für die Massenkultur besteht in ihrer aufserordentlichen Wüchsigkeit, wodurcli sie nach den bisher gemachten Erfah- rungen den Krankheiten viel besser als C. liberica widersteht. Ihre Tracht ist sehr kompakt, die Blätter sind grofs, länglich-lanzettlich und sehr glänzend. Piimula obconica grandiflora (Lattmann'sclie Hybride). Originalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite gi). Pflanzenkunde. Klima und Vegetation von Madeira. Von M. Buysman, Middelburg (Holland). (Schlafs.) Im allgemeinen regnet es auf Madeira in allen Monaten, aber die gröfseren Regenmengen kommen fast nie vor Novem- ber. Im nichtbewaldeten Gebirge ist Regen im Sommer sehr selten und die Verdunstung sehr stark; deshalb verschwinden dort die Kräuter, welche den Hauptbestandteil der Vegetation bilden. Der „leste", welcher öfters im Gebirge weht, ohne bis hier in Funchal sich fühlbar zu machen, trägt zur Austrocknung des Bodens bei. Manchinal regnet es in Funchal im Juli und August gar nicht und bleiben sogar die Monate Februar, März und April trocken. In solchen Fällen verschwinden fast sämt- liche Wiesen. Die Regen sind an der Nordseite Madeiras viel ergiebiger als an der Südseite. Die Beobachtungsstellen Valle da Lapa und Serra do Fayal liegen an der Nordküste, wo es noch Wälder giebt, während die von Paul da Serra in einer Ebene liegt auf 1500 m, wo nur eine winzige Vegetation zu finden ist. Dies wird zweifelsohne Ursache der grofsen Differenz in der Anzahl der Regentage dieser letzten Station mit den beiden anderen sein. Vor sieben oder acht Jahren wurde von der Regierung ein meteorologisches Observatorium aut der Serra dos Balcöes, über 1500 m Meereshöhe, gebaut; dasselbe konnte aber wegen Mangel an Instrumenten und Personal bis jetzt nicht in Thätigkeit ge- setzt werden. Die Südseite des Gebirges ist jetzt fast völlig waldlos. Wälder giebt es nur im Norden, speziell Ribeiro Frio und die serras de Boa Ventura, Arco de Säo Jorge, Seixal und Ribeira da Janella sind bewaldet. Auch die Serra von Fayal hat noch etwas Wald. Die Ursache der Ausrottung des Waldes sind die Kohlenbrenner, die Holzhauer und das Vieh. Obwohl wir nun seit einigen Jahren einen Forstdirektor und dreizehn Förster hier haben, ist die Sache so ziemlich unverändert. Man denkt gar nicht an weitere Anpflanzung oder Kultur durch Aussäen, und das Vieh ruiniert die Wälder ruhig weiter, weil die Autori- täten den Eigentümern nicht unangenehm sein wollen ; sind viele dabei doch öfters Besitzer mehrerer Stimmen bei den Wahl- vereinen! — Nur den armen Kohlenbrennern und Holzhauern werden Geldstrafen auferlegt. Laurus canarimsis. Ortodaplme fostens, Persea indka und Clethra arborea sind noch allgemein in den nördlichen Thälern; Ardisii excelsa, Noteiaea exceba, Sambucus maderensis, Rhamnus glandulosa. Hex Azevinho und 1. Perado sind schon sehr selten; Jumper us oxy- cedrus, Taxus baccata, Pittosporum coriaceuni, Berberis maderensis und Cerasus lusitanica sind so selten, dafs man kaum E.xemplare fiirs Herbarium sammeln kann. 94 Die Gartenwelt. V, 8 Die Erim uoparia, E. arborta (schon selten), Lauras canariinsis, Vaccinium madirense und Pirus aucuparia (letztere äufserst selten) bilden die Baumvegetation der höheren Regionen. Genista virgala ist nicht selten an felsigen Orten im Süden der Insel, aber nur als Kleinstrauch, und diese Art steigt nicht höher als 900 m. Junipinis photnicea, OUa europaea, Sideroxylon Mermuhma, Apollonias cannriensis und Dracaena Draco sind nur an einzelnen Orten an der Küste zu finden. Ich kenne vom Drachenblutbaum, früher auf Madeira sehr allgemein, nur 3 oder 4 E.xemplare auf einem un- ersteigbaren Felsen in der Nähe von Funchal. Myrh-a Faya und Myrliis coiiimums sind allgemein als .Sträucher auf Felsen an Flufs- ufern. Salix canariensis ist auch sehr allgemein, aber nur in der Nähe fliefsenden Wassers. Visnea Mocanera. ist ein seltenes Bäum- chen in Schluchten des nordwestlichen Teiles der Insel. Die Gebirge im Süden Madeiras haben nur eine spärliche Vegetation aus Erica scoparia und Lauriis canariinsis, sowie aus Vaccinium iiiadirmse bestehend. Letztere Art als kleiner Baum und ziemlich stark vertreten; die Pflanze erreicht aber niemals gröfseren Umfang. Im allgemeinen ist sie nur ein Strauch von i — 2 m Höhe. Die Küste hat folgende charakteristische Pflanzenarten auf- zuweisen. Mallhiola maderensis , Helichrysiim ohconicwn , II. Monizii, Lavaiidula pinnata, Sinapis angus/ifolia, Loliii g/aiiciis, P/iragmiles con- geslus etc. Die Tropenpflanzen-Vegetation ist in Funchal im allgemei- nen sehr gut, aber manche Arten kommen weder zur Blüte noch zur Reife. Colvillea ractniosa, Banibusa arundinacea, B. Aletake, B. viridi-glaucescens etc. blühen niemals. Ficus coniosa, als schöner Baum in vielen Gärten kultiviert, liefert nur kleine Früchte, welche niemals zur Reife kommen. Dagegen sah ich bereits in verschiedenen Gärten reife Früchte von Jambosa malaccensis, Euphoria Litchi und Anona nmricata. Wir kultivieren ohne .Schwierigkeit Piidium pyrifeiviii, P. liltorale, P. lallkyaniim, Persea gratissiina, Eugeiiia Alichelii, Mangifera indica, Coffea arabica, Anona Cheriiiiolia, Passi- flora sp. etc., welche alle durch Samen vermehrt werden. Phoenix daclylifera reift die Früchte nicht vollständig, aber auf Porto Santo kann man sie reif bekommen, wenn sie einige Tage auf dem Sande liegen bleiben. Ananas sativus kann im Freien kultiviert werden, und die Früchte sind, obwohl klein, doch schmackhaft. Wir haben in Funchal artesische Brunnen, aber das Wasser springt nicht. Der Boden um Funchal läfst überall den Regen durch, bis das Wasser eine undurchdringliche Schicht findet, was in einer gewissen Tiefe der Fall ist, wo sich dann auch ein unterirdischer Sammelbehälter bildet, woraus alle Brunnen und Fontänen der Stadt gespeist werden. Das Poröse des Bodens zeigt sich auch schon darin, dafs sogar nach starkem Regen die .Strafsen in sehr kurzer Zeit wieder vollständig trocken sind. Wir haben nur kleine natürliche Brunnen in den Flufs- betten der Ströme und im Gebirge zwei kleine Seen, die aber nur im Winter Wasser enthalten. Einer dieser Seen ist der Krater eines erloschenen Vulkans. Das Zuckerrohr und die Weinrebe sind die wichtigsten Kulturpflanzen Madeiras, aber die Nonagria Sacchari richtet jedes Jahr grofsen Schaden an, während die Rebe zum gröfsten Teil durch die Phyttoxera vernichtet wird. Man pfropft jetzt die Rebe auf Vitis riparia und andere amerikanische Arten, und kultiviert aufserdem eine Varietät von Vilis rupestris und einen Bastard (V. aeslivalis x vinifera), welche Pflanzen einen guten Wein liefern. Es giebt auch noch andere Hybriden. Die ersten reifen Apfelsinen sind auf Madeira im August zu haben, nachdem die Bäume im Februar geblüht; die ersten Pflaumen im Juni (blühen im April); die ersten Kirschen (kommen am besten über 400 m fort) Ende Mai (blühen im März); die ersten Birnen Ende Juni (blühen im Dezember); die ersten Pfir- siche im Juli (blühen iin Dezember); erste Ananas im November (blühen im Mai). Der Tulpenbaum verliert die Blätter Anfang November und treibt wieder Anfang April. Der Kampferbaum (Launts Cainphora) blüht Ende März; der Kaffeebaum blüht Ende September und die ersten roten Früchte erscheinen Anfang April ; Platanus occidenlalis verliert die Blätter Anfang Oktober, wenigstens teilweise, die letzten verschwinden erst im Februar und die ersten neuen Blätter erscheinen Anfang März. Die Kastanie (auf 200 m Höhe) hat Mitte Oktober reife Früchte; Qiiercus pedunculala ver- liert die Blätter Ende Oktober und belaubt sich Mitte Januar wieder. Die Apfelsinen, obwohl im August erscheinend, sind erst vom Dezember bis März allgemein zu haben. Musa Cavendishii blüht nicht anders als in der Ebene, und Anona Cherimolia, ob- wohl auf 700 m Höhe noch blühend, reift dort keine Früchte mehr. Der Herbst hat uns jetzt (18. Oktober) bereits etwas Regen gebracht, ein wenig früher als gewöhnlich, aber die Wärme ist noch sehr hoch und drückend, weil die Luft jetzt feucht ist. Die Maxima der Temperatur waren in den letzten Tagen noch 24 — 25" und die Minima 17 — 18". Unser Klima ist gesund, aber nicht so gesund, wie man ge- wöhnlich in Werken über Madeira angiebt. Man hat es als ausgezeichnet für Lungenkranke empfohlen, und gerade die Schwindsucht rafft hier jedes Jahr die meisten Men- schen weg! Maxima und Minima di I. Nov. 3- 4- 5- 0. 7. 8. 9- 10. 1 1. 13. 14. 1.S- 16. 17. Max. Min. 2 2,8 14,2 18. 22,7 14,4 ig- 21,1 12,8 20. 22, — 12,7 21. 22,3 13,2 22. 22, 13,- 23- 21,7 12,3 24. 22, 12,2 2S. 22,4 13,1 26. 23,2 13,5 27. 22,9 13,8 28. 23 — ■4,— 29. 22,7 14,5 30. 22,1 13,4 21,7 14,2 I. 22,8 16,— 2. 23 — 15,3 3- Nov. Dez. " c m ]) e r a t u r i n F u n c h a 1 ■899. M.-IX. M.ii. Max. Min. 23,2 14,4 4- Dez. 22,1 lb,4 23,— '4,- 5- „ — — 22,1 14,9 b. » 22,2 '3,8 23,— 15,2 7- ji — 21,7 1.3,8 8. V 21,7 ■3,8 22,1 ■3,8 9. » — — — — 10. ,1 20,9 ■2, — 21, — 13,4 1 1. 20,9 11,6 21,- 12,9 12. „ — — — ■3- ,1 19,8 ■',4 20,8 12,6 '4- )7 21,2 12,8 20,8 15-2 ■5- 16. 17. ), ■9,7 12,2 ), ■9,7 11,6 20,8 ■5,8 18. 18,8 ■2,3 22,2 ■5,3 ■9- » 20, — ■1,9 21.4 16,4 Fragen und Antworten. BeantAvortung der Frage No. 112. Ich beabsichtige eine Sammlung von schädliclien Insekten unserer Obstbäume anzulegen. Wie präpariert man am besten die Raupen, Käfer und Schmetterlinge, ebenso die Zweige von Bäumen und Sträuchern, auf welchen diese Schädlinge leben, so dafs die Blätter ihre Farbe möglichst beibehalten? Mit welchen Mitteln werden Eier dieser Schädlinge, Raupen, Schmetter- linge etc. am besten für die Sammlung getötet? Bitte auch um Angabe von Lelirbücliern. — Zum Töten und Präparieren von Insekten für eine Sammlung kann ich Urnen aus meiner Erfahrung folgendes mitteilen : Eier tötet man einfach über Wasserdampf, Schmetterlinge durch narkotische Mittel, d. h. man bringt die Falter in ein genügend weites, verschliefsbares Glas (Einmacheglas), auf dessen Boden man vorher ein mit einem Be- täubungsmittel (z. B. Schwcfeläther) getränktes Wattebäuschchen ge- worfen hat. Darauf verschliefst man gut und die Delinquenten ver- V, 8 Die Garten weit. 95 enden, oline lange Martern zu erleiden. Der manchmal angeratene Salmiakgeist ist zu schwach für den Zweck. Dagegen kann man Schmetterlinge, besonders die kleineren, auch durch Schwefeldämpfe töten. Kaupen und Käfer tötete ich mit glühenden oder mit Nikotin beschmierten Nadeln ; wünsche aber selbst, dafs man Ihnen von anderer Seite noch Immanere Mittel aufgiebt. — Das Präparieren der Käfer und Falter ist leicht, letzteren muls jedoch auf einem sogenannten Auf- spannbrett die richtige Flügelstellung gegeben werden. Schwierig ist dagegen das Konservieren der Kaupen. Man brennt sie mit einem glühenden Draht aus, stopft den Balg mit (^sublimatisierter) Watte und die glatthäutigen überzieht man noch mit einem Firnis. — Von Pflanzen- teilen konserviert sich wohl Herbstlaub mühelos, das man nach Ab- trocknen nur mit einem dünnflüssigen Lack oder Firnis zu überziehen braucht; schwieriger ist indessen die Erhaltung saflreicher Triebe. Das beste ist jedenfalls, solchen durch Einhüllen (Umhäufeln) mit feinem ausgeglühten Sande den Wassergehalt zu entziehen, wie es für bota- nische Sammlungen oft geübt wird. Blätter und Blüten verlieren da- durch wenig von ihrer Farbe, jedoch sind die so erhaltenen Objekte zu spröde und vertragen ein häufiges Berühren keinesfalls. — Mein Sammeleifer erstreckte sich mehr nur auf Falter, und ich folgte dabei den Angaben von „Sträfsle's Schmetterlingsbuch", eines guten Werkes mit vorzüglichen bunten Tafeln. F"ür Ihre Zwecke werden jedoch „Lutz' landwirtschaflliclie Insektenkunde" und Dr. Taschenberg's oder Freiherrn v. Schilling's Bücher über Obstschädlinge empfehlenswerter sein. (Die genannten Bücher, auch die in den folgenden Antworten an- gegebenen, können sämtlich durch den Verlag der Gartenwelt bezogen werden.) — n. — Bei Präparation zu genanntem Zwecke verfährt man etwa folgendermaßen: Dem Entwicklungsgange folgend, tötet man die „Eier" der Schmetterlinge, indem man die Gelege mitsamt den Pllanzenteilen, an denen sie sich befinden, '/^ Stunde lang heifser Luft aussetzt. Kaupen werden mit Essigäther getötet, am After mache man einen kleinen Schnitt, nehme sie zwischen zwei Löschpapierbogen und drücke dann sanft vom Kopfe gegen den Aller zu. Das Papier ist so oft zu er- neuern, bis der Balg ganz leer ist. In die Afteröffnung stecke man einen passenden hohlen Grashalm, welcher mit einigen feinen Steck- nadelspitzen befestigt wird. Durch diesen Halm bläst man vorsichtig Luft in den Balg, denselben gleichzeitig solange heifser Luft aussetzend, bis er ganz trocken, also steif ist. Es giebt zu dem Zwecke eigens her- gerichlete, mit durchlochtem Messingblech versehene, an einem eisernen Stabe befestigte Glasröhren, die an einer Spiritustlamme mit heifser Luft gefüllt werden. Nach einigen Stunden läfst sich der Halm leicht entfernen, eventuell schneidet man ihn mit scharfem Messer ab und klebt die so hergerichtete Raupe auf die Futterpflanze. Glatte Raupen gelingen meist sehr gut; die behaarten, bei denen die allergröfste Vor- sicht bei obiger Behandlung zu empfehlen ist, oft erst nach vielen Mifs- erfolgen. Puppen tötet man mitsamt den Gespinsten in heifser Luft. Zum Spanneu der Falter gehören gute Spannbretter, schwarze Stahl- nadeln, dünne Streifen aus Pausleinwand und eine Spannnadel. Nach- dem der Falter mit Äther getötet, sticht man durch den Thorax eine der Gröfse des Falters entsprechende Insektennadel (zu "/j ihrer Länge) und steckt sie dann so tief in die Mitte der Spannbrettrille, dafs die Wurzeln der Flügel genau auf die obere Kante der Rille stofsen. Die Füfse müssen in die Rille gebracht werden; dann befestigt man ober- halb des Falters auf dem Spannbrett, nicht zu weit von der Rille ent- fernt, mit einer Stahlnadel einen Pausleinwandstreifen. Die rechte Hand drückt mit der Spannnadel die eine Seite der Flügel nieder, die linke zieht den Streifen darüber, ihn unterhalb mit einer Stahlnadel be- festigend, ebenso die andere Seite, dann fafst man die einzelnen Flügel mit der Spannnadel, und zwar immer hinter einer Rippe, und zieht sie allmählich in die Höhe, bis der untere Rand der Oberflügel mit der Rillenkante einen rechten Winkel bildet, zieht den Hinterflügel nach, der Streifen wird straff angezogen und befestigt. Die so aufgespannten Falter läfst man einige Wochen an einem sicheren Orte stehen, bis sie ganz trocken geworden. Öfteres Nachsehen, ob die Flügel etwa ver- rutscht sind, ist nötig. Man nehme bei Fertigstellung der Gruppen auch Falter mit zusammengeklappten Flügeln. — Pflanzenteile werden mäfsig geprefst; wenn durch zu starkes Pressen fahl geworden, dann grün streichen. Übung macht hier, wie überall, den Meister. Eine treffliche Anleitung findet sich in: „Die Grofsschmetterlinge Europas" von Dr. Ernst Hofmann. Erwähnen möchte ich noch, dafs eine solche biologische Sammlung sehr viel Zeit, unendlich viel Geduld und auch viel Raum zum Aufbewahri'n voraussetzt. Sie wird aber, wenn vollendet, dem Verfertiger stets grofse Freude bereiten, zumal sie als Lehrmittel einen ganz unschälzbaren Wert hat, mehr als noch so viel Gesprochenes und Geschriebenes über diese Schädlinge. L. Kitzenberg, Obergärtner, Erfurt. — Von grofsem Interesse und von hohem Studienwerte sind unstreitig Sammlungen, welche uns nicht allein die Schädlinge der Obstbäume zeigen, sondern auch diejenigen der anderen Kulturpflanzen dem Beschauer vor Augen führen. Aber das oft langwierige und häufig auch schwierige Präparieren hat schon mehrfach einem Sammler die Lust und den Mut geraubt; eine anfangs ganz hurtig begonnene Samm- lung bleibt liegen, oder sie wird verschenkt oder verkauft. Die Anlage einer Sammlung mufs aber unentwegt weiter gefuhrt werden, und man mufs stets das Ziel, den Zweck, dem die Sammlung dienen soll, im Auge haben. Fassen wir eine Sammlung für Lehrzwecke ins Auge, so müssen wir die Schädlinge am besten vom Ei an darstellen, ihren ganzen Ent- wicklungsgang dem Beschauer vor Augen führen. Es mufs auch, gerade bei unseren Insekten, die Färbung, die zum Schutze dient, berücksichtigt werden. Der Sammler darf sich die Mühe nicht verdriefsen lassen, zu suchen und zu beobachten, wie sich das Tier vor Nachstellungen und Gefahren zu schützen weifs. Solche Momente müssen festgehalten werden, denn sie bieten dem aufmerksamen Beschauer ein interessantes und zu- gleich sehr lehrreiches Bild. Jedes Tier in seinem Kästchen allein unter- gebracht, erleichtert die Besichtigung und ermüdet den Beschauer fast nie, da er sich das, was ihm besonders nützlich oder interessant er- scheint, leicht auswählen kann. Es ist allerdings keine leichte Arbeit, gerade eine ganze Metamorphose zusammenzustellen, ist es aber gelungen, so ist die Freude für den Sammler doppelt grofs. Da heifst es sammeln und beobachten. Da heifst es weiter die Tierchen unversehrt im lebenden Zustande nach Haus zu bringen und zu beobachten. Ich benutze zur Beobachtung meist Gläser, die ich mit Gaze verschliefse, das ist für gröfsere Tiermengen das billigste Material. Ganz besonders abzuraten ist vom Fang der Schmetterlinge, da diese sehr selten ganz unbeschädigt eingebracht werden. Hier mufs man sich mit der Züchtung von Raupen helfen. Die besten Raupen behält man sich für die Sammlung, d. h. man tötet sie möglichst schnell ab, drückt zwischen Filtrierpapier ihren Inhalt aus, bläst sie auf, füllt sie entweder mit Bärlappmehl, flüssigem Talg, Wachs, mit flüssiger Karbolsäure oder Salicylsäuregelatine, giebt ihnen die natürliche Stellung und lässt sie trocknen. Nach dem Erkalten erhalten sie einen Anstrich von farblosem Lack. Von den zurück- gebliebenen lebendigen Raupen läfst man einige sich verpuppen, eine Puppe wandert in die Sammlung, ferner eine Puppenhülse und ein gut zwischen Brettern aufgespannter Schmetterling. Hat man Männchen und Weibchen zur Verfügung, so ist es um so besser. Kommt dann noch eine Puppe zum Ausschlüpfen, so benutzt man den Schmetterling dazu, um ihm eine für ihn charakteristische Stellung, vielleicht auf Borke oder am Zweig sitzend, zu geben. Ein etwa später ausschlüpfender Schmetterling wird zur Zeit des Ausschlüpfens mit ein paar Tropfen Chloroform rasch getötet und so das Ausschlüpfen veranschaulicht. Hochinteressant und wertvoll ist es, die Entwicklung der Käfer zu ver- sinnbildlichen, nur müssen da die weicheren Objekte, wie Larven etc., in Spiritus aufbewahrt werden. Für einen Anfänger im Sammeln giebt besonders das Buch der Sammlungen von Otto Klasing ausführliche Winke, Methoden etc. für Anlage der verschiedensten naturwissenschaft- lichen Sammlungen an. Dr. R. Thiele. Beantwortung der Frage No. 113. Existiert das Buch ,^Landscape Gardening" in deutscher Übersetzung? — Wenn Sie unter dem Werke „Landscape Gardening" dasjenige von H. Repton, „Landscape gardening and landscape architecture" verstehen, so ist eine deutsche Ausgabe meines Wissens nicht er- schienen. Die letzte englische 1840 von J. C. London herausgegeben. Aufserdem erschien 1891 von S. Parsons in New York ein Werk „Landscape gardening", das ebenfalls nur in englischer Sprache ab- gefafst ist. C. Seh. 96 Die Gartenwelt. V, 8 Tagesgeschichte. Berlin. Durch die Zeitungen geht folgendes interessante Ge- riclilsurteil: Der Angeklagte V., in dessen Park eine hohe Linde und Ulme stehen, hatte eine polizeiliche Aufforderung erhalten, die Bäume in seinem Park abraupen zu lassen. V. kam der Aufforderung aucli nach, erkUirte sich aber niclit im stände, einige Raupenricster aus den höchsten Zweigen der ülme und Linde entfernen zu können. Man könne nicht verlangen, dafs wegen einiger Raupen Menschenleben aufs Spiel gesetzt würden. Das Schöffengericht sprach den Angeklagten frei, die Strafkammer hingegen verurteilte ihn zu einer Geld- strafe, da er, wenn es nicht auf andere Weise möglich wäre, die Raupennester zu entfernen, die ganzen Äste hätte abhauen müssen, an denen die Raupennester sich befanden; der Umstand, dafs durch das Abhauen der Äste der ganze Baum gefährdet werde, könne nicht weiter in Betracht kommen. Diese Entscheidung griff V. durch Revision beim Kam mergericht an und führte aus, es könne unmöglich ge- fordert werden, dafs er wegen einiger Raupennester seine alten Bäume, die seinem Garten zur Zierde gereichten, zu Grande richte. Das Kammergericht erkannte aber auf Zurückweisung der Revision, da der Vorderrichter mit Recht annehme, dafs der Angeklagte die Äste mit den Raupennestern halte müssen abhauen lassen, wenn ohne Lebens- gefahr die Raupennester sonst nicht hätten beseitigt werden können. — Mit der Umgestaltung des Waldeckparkes, der seines Charakters als ehemaliger Kirchliof ganz entkleidet werden soll, ist kürz- lich begonnen worden. Die zur Zeit nocli am Parkrande und auf den weiten Rasenflächen zerstreuten Grabhügel, etwa loo an der Zahl, werden geebnet. Nur einige wenige Grabstätten bleiben auf Wunsch der Angehörigen erhalten. Charlottenburg. Zur Anlage einer Baumschule und zur Herstellung von Garten- und Parkplätzen will der Magistrat das Karpfen- teichgelände verwenden. Er rechnet dabei mit der Möglichkeit, dafs, da im Laufe der Zeit sich der Untergrund des Karpfenteiches infolge der Erdaufschüttung mehr und mehr befestigen wird, das Gelände später einmal, vielleicht nach dem Verlauf von 50 — 80 Jahren, mit Hochbauten bebaut werden kann. £ssen. Die Frage der Anlage eines Stadtwaldes stellt wieder auf der Tagesordnung der nächsten Stadtverordnetensitzung. Freiherr V. Schell hat sich bereit erklärt, seinen bei Rellinghausen gelegenen Wald in Gröfse von 302 Morgen sofort für i'/^ Millionen Mark zu verkaufen, oder nach fünfzehnjähriger Pachtzeit, während welcher jähr- lich 18000 M. Pacht zu zahlen wäre, für 2'/., Millionen Mark. Aufser- dem sind der Stadt in Rüttenscheid Grundstücke in Gröfse von 407 Morgen für 1 137000 M. angeboten. Diese Grundstücke weisen jedoch nur einen geringen Baumbestand auf und müfsten daher erst bepflanzt werden. Mit Rücksicht auf die jetzige ungünstige wirtschaftliche Lage, die besonders für Essen von nachteiligen Folgen ist, will die Stadt- verwaltung den Plan bis nächstes Frühjahr vertagen. Halle a. S. Die Verlegung der Stadtgärtnerei beschäftigt schon seit geraumer Zeit den Magistrat und die Kommissionen, zu deren Ressort diese Frage gehört, ohne dafs man bisher zu einem endgiltigen Entschlufs hat gelangen können. Von all den vorgeschlagenen Plätzen in CröUwitz, sowie im Süden und Norden der Stadt sind die ersteren beiden vollständig aufgegeben worden, während der letztere, in der Nähe des Hasenberges belegen, noch zur event. Wahl steht. Am meisten Aussicht scheint indes das städtische Terrain in der Freiimfelderstral'se, gegenüber dem Eingang zum Schlachlviehhof zu haben, da der Boden dort ein guter ist und die Ertragsfähigkeit leicht noch erheblich durch Kultivierung gesteigert werden kann. Auch steht dort nicht zu be- fürchten, dafs das zur Stadigärtnerei nebst Baumschule und Pflanzen- garten in Aussicht genommene Terrain so bald umbaut werden wird, wie dies bei dem am Hasenberg belegenen Grundstück der Fall ist. Zar endlichen Regelung dieser wichtigen städtischen Angelegenheit drängt besonders die notwendig gewordene Vergröfserung des Südfried- hofes, bei dem gegenwärtig die städtische Baumschule belegen ist, und für die daher eine anderweitige Anlage erforderlich wird. — Die städtische Verschönerungskommission plant auch die Umgestaltung meh- rerer gröfserer Plätze in gärtnerische Anlagen. Mainz. Der hiesige Gartenbau-Verein hat in seiner letzten Vorstandssit/.ung beschlossen, im September igoi eine Allgemeine Gartenbau-Ausstellung zu veranstalten. Spandau. Der hiesige Magistrat hat beschlossen, den der Stadt arn nächsten belegenen Teil der 6000 Morgen umfassenden Forst in einen Volkspark nach dem Vorbild des Berliner Tiergartens umzuwandeln. Es soll von einem Gartenbau- Sachverständigen ein einheitlicher Plan aufgestellt werden ; zur Ausführung dieses Werkes ist ein Zeitraum von mehreren Jahren in Aussicht genommen; die Arbeiten sollen im nächsten Frühjahr beginnen. Die Spandauer Slrafsen- bahn hat sich bereit erklärt , nach dem Sladtwald eine Zweiglinie hinauszulegen. St. Gallen. Schon seit längerer Zeit geniefsen in einzelnen Kantonen der Schweiz die seltenen Alpen pflanzen den Schutz von Korporationen und Kantonsbehörden. In einer kürzlich abgehaltenen Versammlung der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft des Kantons St. Gallen wurde nun beschlossen, auch Bäume, namentlich interessante und schöne alte Baumgestalten, die einer Landschaft oft ein eigen- artiges Gepräge verleihen, in schützende Obhut zu nehmen. Solche Bäume sollen photographisch aufgenommen werden und Bilder hiervon in Schule und Gemeinde zur Verteilung gelangen, um das Interesse für den be- treffenden Baum wachzuhalten. Selbstverständlich dürfen solche Bäume nicht gefällt werden, und es wurde denn auch einer Kommission ein Geldbetrag bewilligt zum Zweck der Aufnahme und Erhaltung solcher Bäume. Jeder Pflanzenfreiind wird aufs freudigste das Vorgehen der St. Galler Naturwissenschaftlichen Gesellschaft begrüfsen und jeder Tourist, der schon im Alpenlande gewandert ist, wird ihrer dankbar gedenken, wenn er sich an die alten „Wettertannen" der Hochlandsregion er- innert, obwohl es sich nicht nur um diese handelt, sondern namentlich auch um Linden, Ahorne u. s. w. Z'wickau. Die wegen Errichtung eines botanischen Schulgartens von der Stadtverordneten -Versammlung gepflogenen Erörterungen haben den Erfolg gehabt, dafs der Schul- und Park- ausschufs in seiner gemeinsamen Sitzung vom I. November c. den städtischen Kollegien den Vorschlag gemacht hat, sich grundsätzlich damit einverstanden zu erklären, dafs ca. 25 Ar der .Stadtgärtnerei (am Hauptfriedhofe) für Errichtung eines Schulgartens verwendet und für die noch im laufenden Jahr vorzubereitende Verlegung der städtischen Baumschule 400 M. nachträglich bewilligt werden. — Der Rat hat hiernach beschlossen und das Kollegium der Stadtverordneten tritt dem auf das Gutachten des Schulausschusses gegründeten Ratsbeschlusse einstimmig bei. Personal-Nachrichten. Jawer, Theod., Gartenbaudirektor und bekannter Baumschulen- besilzer in Niederschönhausen b. Berlin, feierte kürzlich sein 25Jähriges Geschäftsjubiläum und gleichzeitig seine silberne Hochzeit. Meyer, Emil, bisher Obergärtner des botanischen Gartens der kaiserlichen Universität zu Moskau, wurde von der Moskauer Stadt- verwaltung zum slädt. Gartendirektor gewählt. Peicker, Georg, bisher Obergärtner der Firma L. Späth in Baumschulenweg, geschätzter Mitarbeiter unseres Blattes, wurde von der Stadt Naumburg a. S. die Leitung der von obengenannter Firma für die Stadt angelegten 140 Morgen grofsen Obstplantage übertragen. Briefkasten der Redaktion. Unsere geehrten Leser bitten wir bei ihren Bezügen in erster Linie die Firmen berücksichtigen zu wollen, welche in unserem An- zeigenteile inserieren. Wir dürfen wohl behaupten, dafs nur äufserst leistungsfähige und reelle Firmen in unserem Bialte vertreten sind und dafs sicherlich die Abonnenten der „Gartenwelt" mit besonderer Sorg- falt und Aufmerksamkeit bedient werden. Verantwortl. Redakteur; Max Hesdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. I. Dezember 1900. No. 9. Nachdruck und Nachbildung aus drm Inhalt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolgt. Stauden. Einiges über Herbst-Astern. Von J. Keim, Mainz. (Hierzu eine Abbildung.) iNachdem die ersten Fröste unsere Gärten noch völlig von den Nachzüglern der Sommerblumen geräumt und auch den Herbstblumen schon den Stempel der Vergänglichkeit aufgedrückt haben, stehen die Stauden -Herbst -Astern noch mit einem Blütenflor da, als hätte es erst einiger Kälte- grade bedurft, um den Blumen das frische, reine und pracht- volle Aussehen zu geben. Wohl schwerlich werden wir in dieser Jahreszeit nach 3 — 4 Grad Kälte, noch eine Blüte im Garten finden, die sich so gutes Aussehen bewahrt hat. Unten- stehende Abbildung, auf der aber nur die helleren Sorten so recht zum Ausdruck gebracht werden konnten, wurde am 23. Oktober aufgenommen, und an diesem Tage war schon alles andere, als Anemoneu, Dahlien, Gaillardien u. s. w., durch den Frost zerstört. Herbstastern in der neuen Anlage zu Mainz. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Die Gaxteuwelt V. 98 Die Gartenwelt. V, 9 Der Schnittblumenzüchter hat sich die Reichblüügkeit und Haltbarkeit der Herbst-Astern schon gleich nach dem Bekanntwerden der ersten Neuzüchtungen und Verbesserungen zu Nutze gemacht, und wir finden in den Bindegeschäften denn auch vom September bis Ende November die verschiedensten Spielarten in allen Farbenabtönungen, vom hellsten bis dunkel- sten Blau, Weifs, Lila und Rot, zu allen möglichen Zwecken mit sehr gutem Erfolg verwendet. In der Landschaftsgärtnerei scheint jedoch diese Asterngruppe noch nicht die gebührende Aufnahme gefunden zu haben; auch findet man sie mitunter an durchaus ungeeigneten Stellen angepflanzt, und darauf wird es in vielen Fällen zurückzuführen sein, dafs die Blüten nicht die erwünschte Vollkommenheit erlangen. Im Grunde genommen sind die Herbst-Astern zwar so anspruchslos, wie kaum eine andere Staude, besonders in Bezug auf die Boden- art; aber einigermafsen sonnigen, nicht zu trockenen Stand- ort mufs man ihnen doch geben, will man wirklich Freude daran haben. Der häufig gebrauchte Satz, „die Ränder der Gehölzgruppen mit Stauden zu bepflanzen", ist in der Theorie sehr hübsch anzuwenden, aber in der Praxis nur in sehr seltenen Fällen durchführbar. Stehen die Gehölze erst 2 bis 3 Jahre an einem Orte, so werden sie den in ihre Nähe gepflanzten Stauden alle gegebene oder gereichte Nahrung und Feuchtigkeit entziehen und dieselben nie zur vollen Entwicklung gelangen lassen. Man wird also immer einen Platz zu wählen genötigt sein, welcher noch nicht ganz von Baum- oder Strauchwurzeln durchzogen ist und auch nicht in den ersten Jahren stark durchzogen wird. Wie fast bei allen Stauden, ist es auch bei den Astern von Vorteil, die Büsche alle 3 — 4 Jahre einmal herauszunehmen, zu teilen oder etwas zu verkleinern. Natürlich wird man bei der trupp- weisen Anpflanzung im Park den Wuchs der einzelnen Sorten berücksichtigen müssen, da die Höhe immer zwischen 30 und 150 cm schwankt. Auch sehen bei dieser Verwendung einige Sorten wieder sehr dekorativ aus, während sich dieselben zum Schnitt weniger eignen und umgekehrt. Die nachstehend angeführte Art- und Sorten-Auswahl kann absolut keinen Anspruch auf eine vollständige Liste der im Handel befindlichen Herbst-Astern machen; immerhin läfst sich aber mit den angeführten Astern sehr viel Hübsches erreichen. Aster Novi-Belgii „Robert Parker^\ 120 — 150 cm hoch, hellblau, von leichtem Bau, gut zum Schnitt; A. Novi-Belgii ,./. Dickson''\ 50 — 70 cm hoch, dunkelblau, gut zum Schnitt ; A. cordifolius elegans, 100 — 130 cm hoch, weich lilablau, gut zum Schnitt, sehr zierlich; A. hybridus „Mdme. Soymier", 40 — 60 cm hoch, sehr gedrungen, leider nicht auf der Ab- bildung; A. S/wrtii, 80 — 100 cm hoch, weich lila; A. Iwri- zontalis, 40 — 50 cm hoch, weifsbraun, interessant; A. grandi- floriis, 50—70 cm hoch, violettblau, gut zum Schnitt, blüht später als die vorigen, auf der Abbildung vorn links ; A. Novae- Angliae „IV. Boumiann'^ , 130 — 150 cm hoch, dunkelblau; A. Nov,-Attgl, ruber, rotblau, 130 — 150 cm hoch. Wer mit vorstehenden Arten und Sorten erst einen Ver- such gemacht und alle ihre Vorzüge kennen gelernt hat, wird sich bald entschhefsen, noch weiter ältere und neuere Spiel- arten hinzuzufügen. Stauden- Astern. (Hierzu die Abb. Seite 99.) — Schon wieder Stauden und lauter Stauden-Astern, ruft da wohl manch Einer ganz entrüstet, man hört und sieht jetzt gar nichts weiter — giebt es denn gar nichts anderes mehr? Ja, lieber Freund, es giebt auch noch andere schöne Sächelchen, aber Hand aufs Herz, gefallen du' denn diese Astern nicht? Gewifs, aber; — ja mit euerm Aber, da lobe ich mir doch den netten Backfisch dort, der findet unsern abgebildeten Asternstraufs gewifs entzückend, lieb, chic und was weifs ich noch alles, und er hat recht, und viele, viele tüchtige Kultivateure, Binder und sonstige Fachgenossen stimmen gewifs mit ihm überein und bekennen freimütig, dafs es vom ästhetischen Gesichtspunkte sowohl, als auch vom prak- tischen Standpuiikte aus, schwerlich jetzt im Herbst etwas Schöneres geben kann, als so einen Straufs Staudenastern. Ganz abgesehen von der grofsen Formenverschiedenheit, die unter den Stauden-Astern herrscht, sind diese als eine der wert- vollsten Bereicherungen unseres einheimischen Bindematerials anzu- sehen ; der Vorzug der leichten, lockeren Blütenstellung wird noch gesteigert durch die grofse Länge der Stiele, was ja heutzutage wesentlich mit den Wert einer Blüte bestimmt, und aufserdem sind die zarten Farbentöne gerade diejenigen, die allen anderen gleichzeitig vorhandenen langstieligen Schnittblumen, wie den Dahlien und Helianthus u. dergl. vollständig fehlen. Die drei Haupt- oder besser gesagt Grundfarben der Staudenastern sind weifs, blau und rot, von denen überaus zahlreiche Farbenvarietäten erst neuerdings aus Samen entstanden sind. Diese Neuheiten können zum grofsen Teil als Hybriden im wahrsten Sinne des Wortes bezeichnet werden. Sie erinnern, wie auch unsere Ab- bildung Seite 99 beweist, welche eine Neuzüchtung der bekannten Firma H. H enkel -Darmstadt zeigt und, wie der Name sagt, dem Andenken des allzu früh verstorbenen Heinrich Henkel ge- widmet ist, sowohl in Bezug auf die Blütenfoi-men und -Farben, wie auch in Hinsicht auf ihre Tracht an die verschiedensten älteren Arten. Als altbekannte und bewährte .■\rten dürften wohl bezeich- net werden : Aster lan>is, Nordamerika, Blütezeit Ende September- Oktober, Blüte himmelblau, Scheibe gelb, Stengel bis 1,5 ni hoch, aufrecht, stark verzweigt; AsUr Novae-Angliae ruber, rot, Blüten rundlich, dicht zusammengedrängt, weniger geeignet zur Bin- derei als zur Dekoration ; Aster cordifolius, zartblau, kleine zier- liche Blüten, 2 — 3 Fufs hoch; Aster grandiflorus, niedrig, grofs- blumig, blau, spätblühend, Ende Oktober; Aster Datchii, weifs, kleine Blüten, steife Stengel, wird im Habitus von Aster viiiiiiuilis weit übertroften, da letztere ungemein graziös gebogene Stengel und Zweige treibt und als Dekorationspflanze sowohl als auch als Schnittblume von ganz bedeutendem Werte ist. Es giebt, wie gesagt, unzählige Abarten, und würde es zu weit führen, die- selben hier aufzuführen, noch dazu als durch die oben erwähnten Hybriden die Zahl derselben noch ganz erheblich gesteigert wird. Jedoch nicht nur als Schnittblume nimmt die Stauden Aster eine dominierende Stellung ein, auch in der Landschaftsgärtnerei als Vor- und Einzelpflanze gebührt ihr eine eingehende Beachtung, da sich hier aufser den schon berührten Vorzügen noch der Umstand hinzugesellt, dafs sie in Bezug auf den Boden gar keine weiteren Ansprüche stellt, auch Dürre und Nässe verhältnismäfsig gut vertragen kann und gegen Frost nicht so empfindlich ist, wie es Dahlien und Chrysanthemen etc. leider sind. Zweifelsohne werden die Stauden Astern sich daher auch immer mehr ein- bürgern, und dem Liebhaber ist reichlich Gelegenheit geboten, durch geeignete Farbenwahl Gruppen von ganz besonderem malerischen Reize sich herstellen zu lassen. Jede gröfsere Stauden- gärtnerei dürfte ein Sortiment besitzen und zur Beschaffung etwa gewünschter Hybriden gern bereit sein. Ralph Meise I. V. 9 Die Gartenwelt. 99 Eupatorium purpureum L. — Die einzige, Anfang No- vember d.J. im hiesigen Garten im vollsten Flor stehende Staude, die nicht den Eindruck machte, als ob ihre Blumen die letzten Nachzügler eines vor Wochen stattgehabten Hauptflors wären, war das stattliche Eupatorium purpureum aus Nordamerika. In mehreren massigen Büschen schmückt es die Ufer unseres lieb- lichen, jetzt im Herbst sonst nur noch von den bunten Farben scheidenden Laubes umrahmten Teiches und fällt durch seine üppige Kraft, das frischgrüne Laub, das sich so hübsch quirlig um die steifen Stengel stellt, und seine dichten, trübpurpurnen Blütensträufse auf; und hier am Wasser scheint es sich so recht wohl zu fühlen. Nicht zu prall sonnig, nicht zu schattig stehend, entfaltet es hier Jahr aus Jahr ein seinen so späten und deshalb um so willkommeneren Flor, ohne jemals sonderlich gepflegt, ge- düngt oder sonst aufmerksam behandelt zu werden. Diese Eigen- schaften allein müfsten an sich schon genügen, um den ja wohl sämtlich im Herbst blühenden Freiland-Eupatoricn, besonders aber unserer Art Aufnahme in unseren Gärten zu verschafl"en und ihnen einen dauernden Platz zu sichern, denn es giebt Anfang November im Freien wirklich nichts so üppig Blühendes, das noch so den Eindruck trotziger voller Lebenskraft hervorruft wie Eitpa- ioriunt purpureum. Zu Vasensträufsen locker vereint, nehmen sich ihre reichen Doldenrispen in unseren Wohn räumen prächtig aus und halten sich wochenlang; vielleicht verhilft dieser Schlufssatz der schönen .Staude zur richtigen Würdigung. E. W. Crocus zonatus. — Dieser wert volle kleine Crocus für den Herbst flor, so schreibt S. Arnott in „Gard. Chron." vom 13. Okt., hat in diesem Jahre alle anderen in meinem Garten übertroffen. In die Nähe von C. speciosus gepflanzt, erscheint C. zonatus etwa 14 Tage früher als dieser, aber es ist möglich , sobald man ihn in eine kältere Lage pflanzt, seine von dem dunkleren speciosus so hübsch abwei- chenden Blüten gleichzeitig mit die- sem zu bringen. C. zonatus hat lila- rosafarbene Blumen, deren Schönheit noch durch die orangegefärbte Zone innen am Grunde der Segmente er- höht wird. Er gehört zu den Pflanzen, die man massenhaft in entlegneren Teilen der Gärten anpflanzen sollte. Man kann sich vorstellen, welche Wirkung dann Tausende zur Blütezeit im Gras hervorrufen würden. Auch am Rande der Gehölzgruppen in Trupps verstreut ist dieser Crocus sehr effektvoll. Wenngleich seine Blüte- zeit nur kurz ist, so entschädigt er durch alljährliche Wiederkehr, wenn der .Sommer verflossen. Campanula carpatica var. Riverslea ist eine beachtenswerte Form der karpatischen Glockenblume, welche zu unseren hübschesten Stau- den zählt. Diese Abart wurde von der Firma Pritchard, Christ Church Nursery (England), in einer Juli-Sitzung der Kgl. Garten- bau-Gesellschaft vorgeführt und durch eine lobende Erwähnung ausgezeichnet. Sie unterscheidet sich von der Stammart vor allem durch gröfsere Blumen, welche 6 — 7 Segmente der Ko- rolle aufweisen, während diese bei der Stammart meist 5 zeigt. Die Form blüht dunkelblau und ihre Stiele werden 30 — 50 cm hoch, da sie indes sich seitlich auslegen, so ragen sie in der That nur halb so hoch über den Erdboden empor. („Gard. Magazine".) Polygonum alpinum. — Noch ehe im Frühjahr irgend eine Spiraea oder Astilbe des freien Landes sich anschickt, uns ihre leichten, duftigen Blütensträufse zu spenden, treibt das prächtige, staudige Polygonum alpinum All., das in den Westalpen, Pyrenäen, aber auch bis zum Himalaya verbreitet ist, seine weifsen, lockeren, den Spiräen überaus ähnlichen Blütenrispen. Giebt es um diese Zeit, d. h. im Mai, einen reizenderen weifsen Blütenschleier als Staudenaster- Hybride „H. Henkel". Originn'riiirn.-ihme Tür die „Cartenwelt'* (Text Seite 98). Die Gartenwelt. V, 9 Giselher. In der Gärtnerei von Goos & Koenemann, Nieder-Walluf, für die ^Gartenivelt" photographisch aurgenoinmen. denjenigen unseres Alpenknöterichs? Gevvifs nicht. Die Blüten- sprossen erheben sich 30 bis 40 cm hoch, verzweigen sich viel- fach inid tragen tausendfältig die kleinen, weifsen Blütchen; ge- währen sie schon im Garten einen reizenden Eindruck, so sind sie in Sträufsen erst recht wirkungsvoll : Polygoimni alpimwi ist eine FrühlingsSchnittstaude ersten Ranges! Abgeschnittene Stiele hatte ich 14 Tage lang im Wasser, ohne dafs sie eine Spur von Welken gezeigt hätten. — Unsere Art besitzt einen tiefgehenden, holzig-fleischigen Wurzelstock und liebt hellen, nicht zu trockenen, kräftigen Boden; ihre Vermehrung läfst sich durch Teilung un schwer bewerkstelligen, immerhin liebt sie kein häufiges Verpflanzen, sondern entwickelt sich am schönsten, wenn sie jahrelang am gleichen Platz stehen kann. E. W. Dahlien. Unsere neuen Edel-Dahlien für igoi. Von Goos & Koenemann, Nieder-Walluf (Rheingau). (Hierzu vier Abbildungen.) In den ernsten Bestrebungen der deutscheu Züchter tritt immer mehr das bewufste Handeln hervor, nicht nur ihre Züchtungen den ausländischen Erzeugnissen ebenbürtig zu halten, sondern auch selbständig vorzugehen, neue Richtungen zu schaffen und den Vertrauensweg zu gehen, in ihren Neu- heiten vorherige Sichtung vorzunehmen und nur dem Handel zu übergeben, was wirklich neu oder eine augenscheinliche Verbesserung des schon Bestehenden ist. Auch in der Kaktus-Dahlienzucht sind obige Grund- sätze schon von den deutschen Züchtern bewiesen wor- den, und so zeigen auch unsere heutigen Abbildungen wieder den Erfolg in dieser Richtung. Da ist zuerst die schon mehrmals erwähnte Sorte ,,Sieg- fned'"'' (Abb. Seite 102) zu nennen, in der wir eine geradezu ideale Schönheit sehen. Tief gebaut ist die Blume und aus langer, schmaler Mitte entfalten sich die langausstrahlenden, einvvärtsgekrümmten, schmalgeröhrten Blumenblätter von klar- elfenbeinweifser Farbe. Trotz der imponierenden Gröfse der Blume ist dieselbe doch leicht durch ihre edle Form; der Stiel ist fest und trägt die Blume aufrecht frei aus dem Laube. In Reichblütigkeit ist sie mit „Ä>>'«w' IV/iite''' zu vergleichen. Die nächste Neuheit j^^Süidold'' (Abb. Seite loi, oben) ist von zartester lilarosa Färbung, nach der Mitte zu in Rein- weifs auslaufend. Die Form ist mittelgrofs, zierlich spitz gedreht, dabei sind die dünnen Röhrchen am Ende wie mit der Schere stumpf abgeschnitten. Die Pflanze bildet niedrig- gedrungene Büsche, über die die zierlichen Blüten in reicher Fülle herausragen. Eine der auffallendsten Neuheiten ist „Gise/Zier" (Abb. nebenstehend), die in Reichblütigkeit kaum ihresgleichen findet und in Zierlichkeit wohl die Grenze des Möglichen erreicht hat. Straff aufrecht auf drahtharten, dünnen Stielen stehen die zierlich strahlenden, mittelgrofsen Blüten in verschwenderischer Menge über der Pflanze und leuchten in rubinroter Farbe mit violetten Spitzen dem Beschauer von weitem entgegen. Wir bringen diese, von uns gezüchteten Neuheiten im Mai 1901 in den Handel. Von den Neuheiten aus dem Jahre 1900 ist die Seite loi, unten, abgebildete ^^Sieglinde'''' wohl erwähnenswert. Ihre fein- strahligen Blumen sind rein bernsteinfarben mit zart chamois Hauch. Topfpflanzen. Dracaena massangeana und Lindeni. — Diese beiden Dracaeiien gehören mit zu den schönsten Vertretern ihrer Gattung. Sie bilden wertvolle Schmuckpflanzen, die für Dekorationszwecke sehr geeignet sind. Ich möchte im nachstehenden ihre Kultur so, wie ich sie in Frankreich im Geschäfte der Herren Duval et fils in Versailles kennen lernte, kurz Ijeschreiben. Beide Dracaenen sind in Deutschland wohl noch nicht so bekannt und verbreitet, wie sie es verdienen. Die Vermehrung geschieht im Mai -Juni durch Kopfsteck- linge. Man nimmt die Köpfe der alten Pflanzen mit 8—10 Blättern und steckt sie im Vermehrungshaus in ein Beet mit gut ge- reinigtem, scharfem Flufs- oder Grubensand ungefähr 5 cm tief. Nicht zu tief, denn je näher die Schnittflächen der Stecklinge der Luft, resp. der Oberfläche des Sandes bleiben, um so leichter bilden sich an ihnen die Wurzeln. Dichtes Zusammenstecken verhindert das Umfallen der .Stecklinge. Die Temperatur im Hause wird auf 40 Grad C. gehalten, V, 9 Die G a r t c n \v c 1 1 und durch täglich 4— 5 maliges Spritzen mit kalkfreiem Wasser für Feuchtigkeit im Beete und in der Luft gesorgt. Schattiert wird nach Bedürfnis mit Schattendecken oder Leinwand. Lein- wand ist vorzuziehen, da nur durch diese ein gleichmäfsiyer Schatten erzielt wird. Dies ist für Vermehrungen von gröfster Wichtigkeit, und durch den günstigeren Erfolg werden die Mehr- kosten, die bei Anwendung der Leinwand entstehen, sicher ge- deckt. Ausreichende Bodenwärme ist die Hauptsache, um recht schnell bewurzelte Stecklinge zu bekommen, wozu ungefähr 14 Tage bis 3 Wochen notwendig sind. Nach dieser Zeit hebt man die Stecklinge vorsichtig heraus und pflanzt sie in Töpfe von etwa 8 — 10 cm Durchmesser in eine aus verfaultem Laub, Wurzeln, Holzteilen und Quarzsand be- stehende Lauberde. Man pflanze ziemlich fest. Nach dem Ein- topfen bringt man die Pflanzen in ein Haus \on der gleichen Temperatur und höherer Luftfeuchtigkeit. Hier werden sie ziem- lich schattig gehalten, bis sie angewachsen sind, worauf man den Schatten etwas vermindern kann. Zur Erzielung grofser Luftfeuchtigkeit sind über den Heiz- rohren (Warmwasserheizung) mit kleinen Löchern versehene Röhr- chen angebracht, aus denen man 4 — 5 mal am Tage Wasser auf die heifsen Heizrohre rinnen läfst. Sind die Pflanzen durchgewurzelt, so werden sie nach Be- dürfnis verpflanzt, wobei man auf den Grund des Bodens etwas alten abgelagerten Gebäudelehm bringt. Nach dem Verpflanzen werden sie im selben Hause wieder untergebracht. Gut ist es, einen besonderen Raum zu haben, in dem man die Pflanzen, so- bald sie wieder angewachsen sind und freudig weiter treiben, bis zum Herbst nach und nach abhärten kann. Auf diese Weise erzielt man in verhältnismäfsig kurzer Zeit schöne, verkaufsfähige Pflanzen, was die Hauptsache ist und im allgemeinen von den französi- schen Handelsgärtnern in erster Reihe angestrebt wird. Diese beiden Dracaenen in ihrem Äufseren näher zu be- schreiben, halte ich nicht für notwendig, da ich wohl voraus- setzen darf, dafs sie den Lesern nicht unbekannt sind. Beide stehen sich sehr nahe. Der Unterschied zwischen Dr. massan geana und Lindeni besteht in der Hauptsache darin, dafs die zwei gelben Streifen der massangeana bei Lindtni grün, und die drei grünen der ersteren bei der zweiten gelb sind. Zum Schlufs möchte ich indes nochmals betonen, dafs beide Formen herrliche ornamen- tale Blattpflanzen sind. Selbst als Zimmerpflanzen können sie unbedenklich empfohlen werden ringerer Wärme fürlieb nehmen. sich sehr zu ihrem Vorteil von den meisten ihrer bunt- blättrigen Schwestern. Veriand Bernhard. Begonia Augustinei Hemsl. ist eine neue Art aus China, die zwar nicht so schmuckvoll ist, wie ihre näch- sten Verwandten B. xanthina und Rix, jedoch immerhin als eine recht brauchbare Bereicherung unserer Warmhaus- pfianzen-Sortimente betrachtet werden kann. In ihrer ganzen Tracht ähnelt sie B. xanthina sehr, doch unterscheidet sie sich durch runzelige, rauhe, haarige Blät- ter und rosafarbene Blüten. (Nach „The Gard. Chron." In der Giirtnerei von Goos & Koenemann, Nieder -Walluf, für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. (Text Seite loo ) Orchideen. ;/f da sie auch mit ge- Hierin unterscheiden sie Cattleya wavriniana. — Diese neue Hybride beschreibt A. Cogniaux in „The Gard. Chron." wie folgt: Ich empfing die sehr bemerkenswerte Züchtung von Herrn Peeters, St. Gilles-Brüssel, welcher mich bat, sie dem Mar- quis de VVavrin zu widmen. Sie . ist der Erfolg einer Befruchtung mß /J von Blumen der C. Warscewiczii Wi ^ .^ mit C. granulosa var. schofieldiana. Die Hybride ähnelt in ihrer Tracht und ihrem Laube sehr C. Atlanta inversa. Auch die Blu- men sind dieser in ihrer Form ähnlich, aber gröfser und reicher gefärbt, Sie erreichen einen Durchmesser von i" — 18 cm. Die Sepalen und Petalen sind lebhaft rotbraun, mit Gelb ge- tönt. Die Lippe hat die Form von C. granulosa, ist aber gröfser. Die seitlichen Lappen sind ver- längert, zugespitzt, die Säule ein- schliefsend, hellgelb gefärbt mit purpurnem Anflug gegen den äufseren Rand. Der Mittel- (obere)Lappen ist breit, lang ge- stielt, verkehrt nierenförmig, ge- rundet, leuchtend karminfarben, weifslich gegen den Rand zu, an der Oberseite mit hervor- tretenden Adern und leicht körnig. Die Säule ist weifs mit rosa Anhauch. — In ihren Vege- tationsorganen, wie in der Breite und Konsistenz der Blume, erinnert C. wavriniana an C. Warscewiczii, aber die Form der äufseren Segmente und der Lippe weist auf C. granulosa hin. — Sieglinde. In der Gärtnerei von Goos & Koenemann, Nieder-Walluf, für die ^Gartenwelt" photographisch aufgenommen. (Text Seite loo.) 102 Die Gartenwelt. V, 9 Die Aussaat des Züchters geschah am I5-Juni 1896, die erste Blüte erschien im August d. J. Laelio-Cattleya colmaniana. — Unter diesem Namen wird im „Gard. Chron.", No. vom 29. Sept. d. J., eine Neuzüchtung der Firma F. Sander cS: Co. beschrieben. Ihre Eltern sind Catlkya dmviana aurea und eine andere Hybride Laelio-Cattleya nrnol- diana. Die Neuheit wetteifert mit den heirlichsten Laelio Cattleyen in Bezug auf Schön- heit. Ihre Sepalen und Fetalen zeigen ein helles Rosa, die letzteren sind einen Schein dunkler und durch sehr zarte Aderung ausgezeichnet. Der ganze Vorderteil der Lippe, welche am Rande gekräuselt und gewellt, wie bei C. aurea, und prächtig purpur- karmin gefärbt ist, er scheint in der Mitte etwas dunkler, welch letztere sammetig ist. Das Innere des Schlun- des ist hell Chromgelb mit orangenen Streifen nahe der Säule und nach den Seiten aus- laufend, wo sich hell- gelbe Flecke zeigen. Aufsen ist die Lippe tiefgelb, wechselnd mit Weifs und einem weifs- rötlichen Anflug. Siegfried. In der Gärtnerei von Goos & Koenemann, Nieder-Walluf, Neue Pflanzen. Antirrhinum majiis fol. aureis „Sonnengold" goldlaubiges Zwerg-Antirrhinnm. Von Otto Putz, Handelsgärtner, Erfurt. (Hierzu die Farbenlafel.) Uieses neue Antirrhinum aus der Zwerg- Klasse „yVw Thumb'''' ist eine sehr wertvolle Ein- führung, ja nach Ansicht vieler Fachleute die hervorragendste Neuheit dieser Saison überhaupt, denn sie ist für Teppich- beet- und Gruppenanlagen von aufserordentlicher Bedeutung und dazu berufen, das bis jetzt für die genannte Verwendungs- art als gelbe Blattfarbe hauptsächlich in Betracht kommende Pyrethrum parthenifolium auremn vollwertig zu ersetzen. Das Pyrethrum mit dem frischen Gelb seiner zierhchen Belaubung, sowie der Eigenschaft, dafs man es, im Schnitt gehalten, in der mannigfachsten Weise verwenden kann, nahm seither die erste Stelle unter den Einfassungs- und Teppich- beetpflanzen ein, denn die aufserdem vorhandenen, weit weniger schönen, gelbblättrigen Pflanzen fanden sozusagen nur gelegentlich als Notbehelf Verwendung. Hier bietet nun das goldblättrige A. ^^Sonnengold^^ eine gewifs sehr geschätzte Abwechslung. Die dichte, lebhaft kanariengelbe Belaubung des A. „Sonnengold'^ ist sogar der- artig frisch und glänzend, dafs das gelbe j^ivv////-«;/; im Vergleich zu demselben sowohl infolge seiner Färbung selbst, als auch durch seine rauhere Blattoberfläche geradezu grün erscheint. A. ^^Soniieiigold^^ erreicht, ohne Blüte gemessen, eine durchaus gleich- mäfsige Höhe von 13 — 14 cm, und man kann die Pflanze vor Ein- tritt der Blüte in- folge des gedrun- genenWuchses und der sehr dichten, schmalblättrigen Belaubuug sehr wohl mit der grofsen Form einer Altcrnanthera ver- gleichen, als wel- che sie sich auch verwenden läfst, wenn man die Blütenknospen, so- bald sie sich zei- gen, ausschneidet. Die an Blütensten- geln von nicht über 17 — 18 cm Höhe getragenen Blumen sind von einer Far- bentönung, welche von dem lichtgelben Laube auf das herrlichste ab- sticht, denn die Grundfarbe ist ein sehr schönes weifs- liches Rosa mit karmin sehr regelmäfsig gestreift und uunktiert. Bei der Aussaat ergeben sich ca. -/g echte gelb- blättrige Pflanzen, welche schon im jüngsten Zustand als solche kenntlich sind , so dafs man die grün- blättrigen sehr zeitig ausscheiden bezw. für andere Zwecke reservieren kann. für die „Gartenwelt" photographisch aiifgenommeD. (Text Seite loo.) Helianthus „Perkeo". — Unter dieser Bezeichnung bringt die Firma Friedrich Römer in Quedlinburg eine sehr inter- essante Zwergform des Helianthus cucumerifolius in den Handel, einer auch noch nicht sehr lange in den Gärten bekannte Art, die in neuerer Zeit viel von sich reden gemacht hat, da aus ihr sehr wertvolle Formen mit grofsen, einfachen und gefüllten, teil- weise auch in der Form an einfache Kaktusdahlien erinnernden Blüten , hervorgegangen sind. (Man vergleiche den Artikel IV. Jahrgang, Seite 13.) Die genannte Firma übersandte uns am 8. November die letzte Pflanze dieser Neuzüchtung aus ihren Kulturen. Sie liefs sehr gut den gedrungenen, oben abgeplatteten Wuchs erkennen und zeigte bei einer Höhe von 35 cm (die uns gesandte Pflanze soll eine der gröfsten gewesen sein"! einen Durch- messer von annähernd 70 cm. Eine Unmasse von Knospen und „Die Gartenwelt", Jahrgang v. Antirrhinum majus Tom Thumb „Sonnengold". Züchter Otto Putz, Handelsgärtnerei, Erfurt. V, 9 Die Gartenwelt. 103 Blüten in allen Entwicklungsstadien bekundeten die Reichblütig- keit, so dafs diese Neuzüchtung sich infolge dieser guten Eigen- schaften und ihres gedrungenen Wuchses, der aber nichts Schwäch- liches oder Krankhaftes an sich hat, vorzüglich als Gruppenpflanze eignen wird. Die Blüten haben die durchschnittliche Gröfse der echten LUcuiiieri/i>liits-B\umen. Die Züchter selbst geben ihrer Neuheit folgende Beschreibung mit auf den Weg: „Die Pflanzen bilden regelmäfsig gedrungen wachsende, runde, reich verzweigte Büsche, sind ausgewachsen ca. 30 cm hoch, bei einem Durchmesser von 45 cm. Über der saftig grünen Belaubung erheben sich, auf elastischen .Stielen stehend, die schönen, dunkelgelben Strahlenblüten mit schwarzem Zentrum, welche in ununterbrochener Folge von Ende Juni bis in den Spätherbst hinein erscheinen und die gleiche Gröfse haben wie die der Stamm- art. Trotz des nie- drigen Wuchses der Pflanzen sind die Blumenstiele lang genug, um das bei Ildianthus cucumeri- folius so sehr ge- schätzte Schniu- material zu liefern. Da die Pflanzen das Versetzen sehr gut vertragen, können in voller Blüte ste hende Pflanzen ohne Schwierigkeiten aus dem freien Lande in Töpfe gepflanzt werden, um so als Topfpflanzen für den Markt, zu Dekora- tionszwecken etc. Verwendung zu fin- den. Ebenso kön- nen aber auch die Pflanzen infolge des lange anhaltenden Blühens und des reichen Blütenflores für niedrige Grup- pen, Beete und Ein- lassungen verwertet werden. Der offerierte Same fällt zu ca. 80 "/„ echt. Die Kultur ist die denkbar leichteste. Der Same wird im März oder April in Töpfe oder Mistbeete gesät und Anfang Mai werden die jungen Pflanzen ins freie Land gepflanzt. Auch kann der Same im April da, wo die Pflanzen blühen sollen, direkt ins freie Land gesät werden." Nymphaea stellata var. pulcherrima. — Nach einer Meldung des „Gard. Chron." vom 23. Okt. d. J. ist diese neue Form von N. stellata sehr kulturvvert und noch empfehlenswerter als die bis jetzt bekannten Abarten. Sie gleicht in der Kultur N. gii;antea oder A^. zanzibarUnsis. Die Blumen werden sehr grofs und zeigen breite Fetalen. Die Sepalen sind aufsen dunkelgrün mit zahl- reichen, schwarzen Flecken. Die Staubfäden sind gelb mit blauen Tupfen, und die Blumen besitzen den charakteristischen Duft der Stammart. Im allgemeinen ist die Farbe der Petalen und auch Sepalen ein tieferes Blau als bei anderen Formen. Die Sepalen sind aufserdem steif und hängen nicht herunter, wenn die Blüte erschlossen ist. Wfe^in Iwp^A^ %v j "^ ^ IHHIHi i m MffiH H ^•.»t'^tCtv^' il^^v' ■ ' ■^f«B| ^^ 1 1 ^8 1 K^^^^9«^99^S B 1 1 9 ■ s • -J ■- ■ - n 1 ^^ ^^M ■^i^!^a;_Ä^i^jäj3 Merkwürdige Folgen Vom Verfasser für die -Gartenwelt' Mannigfaltiges. Merkwürdige Folgen eines Blitzschlages in einen Birnbaum stellt die untenstehende ."Xbliildung dar. In der Nacht zum t;. Juli schlug der Blitz in den in einem Bauernhofe der Elb- inscl Finkenwärder stehenden Baum. Er traf den Stamm unter- halb der Krone, schlug ein 2 bis 3 m langes Stammstück teilweise heraus und spaltete den unteren Stammteil bis zur Wurzel. In den so entstandenen Spalt sackte die ganze Krone senkrecht hinein, so dafs der Baum aufrecht steht wie vorher, nur ist er um 2 bis 3 m verkürzt. Die Splitter des herausgeschlagenen Teiles sind bis zu 10 m Entfernung fortgeschleudert und zum Teil von erheblicher Gröfse. Einige derselben sind nahezu senk- recht in .den Erdboden geschleudert, links auf dem Bilde ist ein solcher sichtbar, ein anderer in der Mitte des Bildes weiter zurückliegend. Spu- ren von Verbrennung sind an dem Baume nirgends zu er- kennen. Im Innern des Spaltes fanden sich tief gebräunte Flächen, die aber auf eine alte ver- narbte Wunde zu- rückzuführen sind. Beckmann, Finkenwärder. Lotus arabi- CUS. — Über diese kleine, in Ägypten und Nordafrika hei- mische Hornklee- Art lesen wir in „Gard. Magaz.", Seite 503 d. J., folgende inter- essante Mitteilun- gen ; Lotus arabicus kommt sehr häufig in Nubien vor und ist besonders für das Nilthalvon Luxorbis Wady Haifa bemer- kenswert. Die Ein- geborenen eines Blitzsclilages. ' photographisch aufgenommen. nennen ihn „Khuther" und benutzen alte Pflanzen mit reifen Samen als Trockenfutter. Die getrocknete Pflanze ist ungewöhnlich grün und besitzt das Aroma frischgemähten Heues. Zu gewissen Zeiten seines Wachstums ist dieser Hornklee sehr giftig für Pferde, Schafe und Ziegen, und zwar tritt diese giftige Eigenschaft besonders in der jungen Pflanze auf bis zur Zeit der Samenbildung. Dieser Umstand macht den englischen Militär- und Civilbehörden Ägyptens sehr viel zu schaffen, weshalb der Direktor von Kew Gardens- London aufgefordert wurde, die Art des Giftes genau festzustellen und möglichst ein Gegenmittel zu finden zu suchen. Die Er- gebnisse der Untersuchungen sind jetzt bekannt gegeben worden. Man hat gefunden, dafs die Blätter, wenn sie mit Wasser be- feuchtet und zerquetscht werden, Blausäure ausscheiden, und zwar in beträchtlicher Menge, am meisten gerade vor und am wenigsten gerade nach der Blütezeit. Weitere Nachforschung hat gezeigt, dafs die Blausäure aus einem gelben, krystallinischen Glykosid ent- steht, wofür man den Namen Lotusin vorgeschlagen hat. Unter dem Einflüsse eines ebenfalls in der Pflanze enthaltenen Fermentes Iu4 Die Gavtcnwelt. \'. 9 ist Lotusin stark wasserlöslich, zerfallend in Blausäure, Zucker und einen neuen, gelbfärbenden Stoff (Lotoflavin). Die Hydrolyse wird vielleicht durch schwache Säuren hervorgerufen, sie wird aber nur sehr schwer bewirkt durch Emulsin und i.iberhaupt nicht durch Diastase. Das für diesen Fall in Betracht kommende Ferment, welches man Lotase nennen will, scheint von allen bisher bekannten abweichend zu sein. Seine Thätigkeit wird sehr schnell durch Alkohol vernichtet, und es hat nur eine schwache Ein- wirkung auf Amygdalin. Man hat gefunden, dafs alte Pflanzen Lotase, aber kein Lotusin enthalten. Obstbau. Holzwollerollen zur Verpackung von Tafelobst. (Hier- zu untenstehende Abbildung.) — Interessant ist gewifs der Bericht über die Bremer Obstausstellung vom 5. bis 10. Oktober 1900, in welchem der Herausgeber 'dieser Zeitschrift auf Seite 44, 45 laufenden Jahrganges besonders den verschiedenen Obst-Ver- packungsmethoden eine gebührende Beachtung schenkt. Er- gänzend zu den dort angeführten Verfahren sei nachstehend noch auf ein System aufmerksam gemacht, welches man auch auf den diesjährigen Pariser Obstausstellungen sowohl, als auch häufig in Pariser Fruchtläden angewandt sehen konnte. Allerdings kommt es nur bei Tafelobst in Betracht. Bei diesem Verfahren sind zum Verpacken Holzwollerollen verwendet, welche mit Seidenpapier umkleidet und umklebt, fabrik- mäfsig hergestellt werden. Sie werden in verschiedener Dicke geliefert, doch verwendet man meist solche von 2 cm Durch- ^^^§^^>-^--^^^ In ein Kästchen mit Holzwollerollen verpacktes Tafelobst. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet, messer. Man schneidet die Rollen je nach Bedarf in verschiedene Längen und verpackt dann das Obst in Kisten, indem man zum Auskleiden und zur Zwischenlage die obigen Rollstückchen be- nutzt, so dafs jede Frucht gesondert zu liegen kommt. Beistehende Skizze läfst dies zur Genüge erkennen. Der grofse Vorteil dieses Packmaterials besteht in dem leichten und bequemen Hantieren und der bedeutenden Sauberkeit. Wie schon oben erwähnt, kommt es nur bei Tafelobst in Anwendung. Aber besonders bei diesem ist es notwendig, dafs es nicht nur sicher und gegen Druck geschützt, sondern auch sauber und appetitlich zum Versand kommt. Wenn der Händler nur nötig hat, die Kisten zu öffnen, nicht aber auszupacken und das Obst so, wie er es vom Züchter erhält, zum Verkauf auslegen kann, so besteht darin sicherlich ein grofser Vorteil, den der Händler zu schätzen weifs. Er wird derartig verpacktes Obst lieber wie anderes in lose Holzwolle gehülltes von gleicher Güte kaufen. Den Vorzug des sauberen, appetitlichen Aussehens bietet aber das obige Verfahren im vollsten Mafse. Nicht nur die lose, staubige, sich leicht verzettelnde Holzwolle kommt in Wegfall, sondern auch das besondere Einwickeln der Früchte in Seiden- papier und damit eine nicht unwesentliche Arbeit. Je schneller verpackt werden kann, desto weniger Arbeitskräfte kostet es; aber um so rascher kann verpackt werden, je handlicher das Pack- material ist. Man kann daraus wohl ersehen, welchen Vorteil in dieser Beziehung die HolzwolleroUen bieten. Der Kostenpunkt bildet natürlich den wesentlichsten Faktor. In Frankreich fertigt die Firma Leroux et Cie. in Sartrouville Rollen von 2 cm Durchmesser und 70 cm Länge für 22 Fr. (17,00 Mk.) per 1000 und 18 Fr. (14,40 Mk.) bei Abnahme von 100 000 Stück. Es ist ein immerhin noch hoher Preis für Pack- material, der aber, wie die Praxis lehrt, doch die Ausgabe wert ist. Wenn man geneigt wäre, die Vorteile der Holzwollrollen zu ignorieren, und die Herstellung derselben nur als eine üble Spekulation anzusehen, so sieht man doch Tag für Tag bei Obst- züchtern und Händlern den Beweis, dafs sich dieses System im Gebrauch bewährt und beständig an Beliebtheit nur gewinnt. Es wäre zu hoffen, dafs es auch in Deutschland Beachtung fände und in erster Linie von geeigneter und findiger Seite dort ebenfalls derartige Holzwollerollen billig hergestellt würden. R. Zeifsig, Paris. Schnittblumenkultur. Die 'Winterschnittblumen der Riviera, deren Kultur und Versand. Von Cuno Becker. Wenn die nordische Spätherbstsonne mit ihren matten Strahlen die letzten halberfrorenen Blumen der deutschen Gärten beleuchtet, wenn alles in der Natur an Sterben und Vergehen mahnt, dann beginnt jenseits der Alpen an der sonnigen Riviera der Frühling mit seiner unbeschreiblichen Schönheit und Pracht. Unbeschreiblich in der That ist dann zu dieser Zeit der Anblick aller der blühenden Gärten, die terrassenförmig an der Meeresküste aufsteigen und mit grofser Mühe und hohen Kosten angelegt sind. Von Genua bis Marseille in ununterbrochener Reihe werden jetzt Schnittblumen für den Versand nach dem Norden kultiviert. Wo vor einigen Jahren noch Oliven und Weinberge standen, haben die Besitzer dieselben abgeholzt und mit Schnittblumen bepflanzt. Als Folge davon ist eine enorme Überproduktion eingetreten, welche die im allgemeinen jetzt ganz besonders schlechte Preis- lage auf diesem Gebiete bewirkt hat. Der Gewinn, den heute eine gröfsere Blumengärtnerei an der Riviera erzielt, ist nur ein äufserst geringer. Denn man darf nicht etwa glauben, wie man so oft zu hören pflegt, dafs dort alles von selbst wächst. Die Kosten der Wasserversorgung und der Kulturmittel, wie Dung und Bodenbearbeitung, sind sehr hohe, wozu noch kommt, dafs widrige Witterungsverhältnisse, wie Hagel und Frost, oft un- geheuren Schaden anrichten. Die Auswahl der an der Riviera zwecks Versand kultivierten Schnittblumen ist verhältnismäfsig keine zu grofse. Hauptsäch- lich sind es Rosen. Von diesen eignen sich Sorten wie : Safrano, Marie van Houlli\ Marechal Nicl, Paul Nabonnand, Gloire de Dijon, Papa Gontier und einige weifsblühende wohl am besten für den Versand. Über die von Bräuer gezüchtete und sehr empfohlene Rose: Principessa di Ä'apoli, kann ich mir kein endgültiges Urteil er- lauben, da ich sie nie im grofsen angebaut gesehen habe. Immer- hin erscheint es mir zweifelhaft, ob sie eine grofse Zukunft hat. V, 9 Die Gartenwelt. 105 Alle diese Sorten haben einen Winter- und einen Frühjahrsflor. Ersterer entwickelt sich im Oktober und dauert je nach der Witterung bis Ende Februar oder Mitte März. Der zweite Flor beginnt dann wiederum Anfang April und endet im Juni. Zur Zeit unserer nordischen Rosenblüte haben dann die Rivierarosen ihre Ruheperiode und stehen entblättert und mit Staub bedeckt da, der Zeit harrend, in der ihre nordischen Schwestern ihren Winterschlaf beginnen. Schwierig ist es im Herbst, die richtige Zeit für den Schnitt zu treffen. Die Witterung allein ist hierfür mafsgebend. • Hat der Züchter z. B. zum Allerheiligenfest im Oktober schon viele und schöne Rosen, so bringen sie ihm guten Gewinn. Doch mufs der Schnitt danach eingerichtet werden. Indessen setzt sich der Züchter der Gefahr aus, seine ganzen Kulturen zu verderben, sobald er kurz nach dem Schnitt kein Wasser zur Verfügung hat. Verläfst er sich auf Regen, so ist er nur zu oft verlassen. Denn es giebt an der glücklichen Ri- viera_oft Zeiten, in denen 2 — 3 Monate lang kein Tropfen Regen fällt. So kann denn leicht der Fall eintreten, dafs die jungen Rosentriebe wiederum vertrocknen und dadurch später die Blüte um Wochen hinausgeschoben wird. Eine äufserst peinliche Zeit ist für den Rosenzüchter im Süden die Pause zwischen dem ersten und zweiten Flor. Wie soll und kann er währenddes seine nordischen Kunden, die oft nicht begreifen wollen, dafs es keine Rosen giebt, befriedigen ? Da komnien'dann oft genug Tage und Wochen, wo er, nur um sich die bisherige alte Kundschaft zu halten, teurer einkauft als verkauft. So habe ich auf dem Blumenmarkte in Bordighera vielfach gesehen, dafs dort, also am Haupterzeugungsplatze, für das Hundert schlechter i'. /Z>K//c-Rosen 18 — 22 Frs. gezahlt wurden, während der Käufer sie dem Kunden mit nur 10 — 12 Frs. in Rechnung setzen konnte. Nach den Rosen sind es insbesondere die Nelken, die im grofsen kultiviert werden. Nizza vor allem leistet darin etwas ganz Vorzügliches. Auf dem dortigen Blumenmarkte bekommt man wirklich prachtvolle Nelkensorten zu Gesicht. In Bezug auf die Kultur sind die Nelken viel anspruchsvoller als die Rosen. Wo Nelkenkulturen betrieben werden, mufs auch unbedingt das ganze Jahr hindurch Wasser vorhanden sein. Solches ist aber auf den steilen Bergabhängen ein gar seltener Gast. Grofse Cisternen fangen zur Regenzeit das Wasser auf, und es mufs damit gar haushälterisch gewirtschaftet werden. Mehr wie alle anderen .Schnittblumen sind die Nelken auch im Süden empfäng- lich für Krankheiten aller Art. Es ist dagegen ein ununter- brochener Kampf zu führen. Über die Kultur anderer Schnittblumen, wie Reseda, Mar- gueriten, Veilchen, Levkojen, Acaaa, Narcissen, Freesien, Ane- monen, Hyazinthen, Tuberosen, Camellien u. s. w. ist nicht viel zu sagen, da sie eine einfache und wenig schwierige ist. Haupt- sache ist immer das Vorhandensein von Wasser im Sommer und dafs man zum Winter alles zur richtigen Zeit in Blüte hat, wenn nicht alle Mühe und Arbeit eine vergebliche sein soll. In den letzten Jahren hat man, namentlich in Süd-Frankreich, damit be- gonnen, bessere Schnittblumen unter Glas zu kultivieren und sehr gute Resultate erzielt. Dem Züchter ist es auf diese Weise in die Hand gegeben, seine Kulturen zur gewünschten Zeit in Blüte zu haben und sie vor den Unbilden der Witterung zu schützen. Letzteres ist von besonderer Wichtigkeit für den Versand, da bei- spielsweise durch Regen nafs gewordene und so verpackte Rosen und Schnittblumen regelmäfsig erwärmt und unbrauchbar im Norden ankommen. Es wäre natürlich ein Unding, alle Schnitt- blumenkulturen an der Riviera unter Glas bringen zu wollen, aber nach meiner Ansicht wird diese Art der Kultur dort viel zu wenig gewürdigt. Über die Art und Weise des Versandes liefse sich viel schreiben. Es giebt hierfür gar viele Systeme. Wohl jeder Florist hat seine eigene Art, Blumen zu verpacken und zu versenden. Als Umhüllung werden entweder Rohrkörbe, Schachteln oder Kisten verwendet. Letztere Art der Ver- packung ist unbedingt die beste und sicherste. In Süd-Frank- reich benutzt man jedoch ausschliefshch Körbchen, da diese in- folge des guten französischen Eisenbahnverkehrs in besonderen Waggons verladen werden und schnell zur Grenze gelangen. Italien wiederum verwendet Kisten, da beim Durchgange durch die Schweiz die Blumen sich einer öfteren Umladung unterziehen müssen. Sämtliche Versendungen werden durch gröfsere Spedi- tionsgeschäfte an der Grenze vermittelt. Direkte Sendungen kosten bedeutend mehr und reisen weniger sicher. Gute Ver- packung ist die Hauptbedingung für die Gewähr guten Ankom- mens. Leider wird gerade in dieser Beziehung schwer gesündigt von Leuten, die sich wohl „fiorista" oder „horticulteur" nennen, in ihrem Privatverhältnis aber Bürgermeister, Schuhmacher, Maurer oder sonst etwas sind. Gerade diese Leute haben das Geschäft des Blumenhandels auf eine so tiefe Stufe herabgedrückt. Denn eigentliche Kundschaft besitzen sie nie. Alles was an guten und minderwertigen Blumen (letztere gewöhnlich in der Mehr- zahl) aufzutreiben ist, wird in die Kisten hereingepfercht — ob trocken, ob nafs, ganz gleich — und an die gröfseren und klei- neren Blumenkommissionäre der Grofsstädte abgeschickt. Zu welchen Preisen dann solche Blumen oft bei den Auktionen oder dem kommissionsweisen Vertrieb losgeschlagen werden , ist be- kannt. Entweder erhält dann der Absender überhaupt nichts, oder er hat daran einen geradezu lächerlichen Verdienst. Da er über den Verkauf seiner Sendungen keine Kontrolle ausüben kann, so haben Betrug und Hintergehung in jeder Beziehung offene Thür. Unter solchem Gebahren leidet natürlich die ganze Geschäftslage ganz aufserordentlich. Zur Zeit ist es für ein an- ständiges Geschäft an der Riviera fast unmöglich, mit derartigen „Schundverkäufern" in Wettbewerb zu treten. Zur Hebung und Besserung dieser Zustände erscheint mir einzig und allein ein Schutzzoll ein wirksames Mittel. Denn sobald der Empfänger gezwungen wird, den Zoll zu zahlen, würde er sich schön bedanken, für sein Geld Ware zu erhalten, deren Wert kaum der Höhe des Zolles entspräche. Der Über- schwemmung der deutschen Märkte mit schlechten Schnittblumen aus dem Süden würde durch eine geeignete Zollregelung un- bedingt ein Riegel vorgeschoben werden. Die gute Ware würde dabei jedenfalls nur gewinnen, und einheimische Züchter würden durch eine wenn auch vielleicht nur geringe Verteuerung der eingeführten Schnittblumen in stand gesetzt, ihre Erzeugnisse in gröfserer Zahl und zu lohnenderen Preisen abzusetzen. Ausstellungsberichte. Die Chrysanthemum- und "Winterblumen-Ausstellung in Kassel. Vom Herausgeber. Zu den mit Gartenbau-Ausstellungen am meisten gesegneten Jahren des nun zu Ende gehenden Jahrhunderts, bezw. des ersten Jahres unseres neuen Jahrhunderts, wie man, dem Bundesrats- beschlufs entsprechend, richtiger oder auch unrichtiger sagen kann, gehört zweifellos das gegenwärtige. Mit der Winterblumen- ausstellung in Berlin begannen die mitunter recht bedeutungs- vollen gärtnerischen Veranstaltungen, deren Abschlufs die Ckry-' M?(rttw»w-.AusstelIung in Hamburg bildete. Diese vielen Aus- 106 Die Gartenwelt. V, 9 Stellungen brachten uns oft in helle Verzweiflung; einerseits zwangen sie uns zum fortgesetzten Reisen, andererseits fehlte es immer und immer wieder an Raum zum Abdruck der vielen Berichte, die uns zum Überflufs auch noch zahlreich iiber aus- ländische \'eranstaltungen zugingen. Wenn es mit den gärt- nerischen Ausstellungen so weiter geht, wird uns das neue Jahr- hundert bald eine täglich erscheinende gärtnerische Ausstellungs- zeitung bringen. Eine solche Zeitung könnte dann allerdings in der Lage sein, über die Ausstellungen von Berlin bis herab nach Posemuckel eingehend zu berichten, und nicht nur das, sie könnte auch die Gruppen der Dahlien- und C/iiysant/iemum-AussteWungen, die sich hier oder dort stets wie ein Ei dem anderen gleichen, immer wieder frisch von rechts, von links, von vorn und von hinten, vielleicht auch aus der Vogelschau aufnehmen lassen. Und diese Bilder werden dann gebracht, mag man auf ihnen auch nichts Neues vom Alten unterscheiden können , keine Eigenheiten der verschiedenen Sorten herausfinden, was thut's, die zu Grofsem berufene Menschheit wird sich im neuen Jahr- hundert über solche Kleinigkeiten leicht hinwegsetzen. Wir glaubten schon die Ausstellungsrubrik für das laufende Jahr schliefsen zu können, als uns eine Einladung der Vereinigung der Kunst- und Handelsgärtner Kassels und Umgebung zuging, der wir Folge leisteten, da wir diese Reise zweckmäfsig mit der Teilnahme an der Hochzeitsfeier eines jüngeren Fachgenossen verbinden konnten, gehört doch das Mitmachen solch erhebender Festlichkeit nicht zu den unwillkommensten Berufspflichten des Herausgebers einer Zeitschrift. Nun, wir haben nicht nur auf der fidelen Hochzeilsfeier, wo die Vereinigung eines als Redner und Neuheitenfinder bestens bekannten Staudenzüchters aus dem Altenburgischen mit einer rosigen Nordhäuscrin gut begossen wurde, sondern auch auf der Ausstellung zu Kassel unsere Rech- nung gefunden. Über die erstgenannte Veranst.iltung verlangt man von uns glücklicherweise keinen fachmännischen Bericht, über die letztgenannte können wir nur unsere Anerkennung zum Ausdruck bringen. Die Ausstellung von Chrysanthemum- und Winter- blumen, die der genannte Verein im grofsen Saale des evange- lischen Vereinshauses veranstaltet hatte, und der die Ehre zu teil wurde, durch eine Ansprache des Oberbürgermeisters von Kassel würdig eröffnet zu werden, bot ein vorzügliches Bild von der Leistungsfähigkeit der Handelsgärtner Kassels, die fast durchweg keine Versandgeschäfte betreiben, sondern in der aufblühenden früheren hessischen Residenzstadt Absatz für ihre Erzeugnisse finden. Der grofse Saal war nebst seinen Galerieen fast zu be- schränkt für die Fülle des Gebotenen, aber trotzdein verstand man es mit grofsem Geschick, alles so zu arrangieren, dafs nicht nur jede Gruppe voll zur Geltung kam, sondern auch ein äufserst ansprechendes Gesamtbild erzielt wurde. Leider krankte der Ausstellungssaal an einem den meisten derartigen Lokalitäten eigentümlichen Übelstande, dem Fehlen des Oberlichtes, wodurch auch in den Tagesstunden eine ausgiebige elektrische Beleuchtung, die aber niemals das Tageslicht ersetzen kann, zur Notwendigkeit wurde. Infolge der mangelhaften Belichtung mufsten wir auf die Anfertigung von photographischen Aufnahmen verzichten; wir hätten sonst manche Gruppe im Bilde festgehalten und den Lesern vorgeführt. Herrliche Chrysanlhenuiin beherrschten die Ausstellung, sie überwogen in fast allen Gruppen und druckten der Veranstaltung den Charakter einer Spezialblumenschau auf. Was hier die Kasseler Handelsgärtner und einige Privatgärtner auf dem Ge- biete der Chrysanihemum-'\^-a\twx geboten haben, war durchweg anerkennenswert. An Stelle der unkultivierten, ruppigen, häufig mit krüppelhaften Halb- und Viertelblüten bedeckten Strauch- pfianzen der früheren Zeit waren überall mit Sachkenntnis kulti vierte Sortimente vertreten, zusammengesetzt aus schönen Hoch- stämmen, regelmäfsig geformten Strauchpflanzen und eintriebigen Sommerstecklingen mit je einer vollendeten Blume. Fehlten auch Sortimente von Neuheiten, so waren doch die erprobten für den Handelsgärtner gegenwärtig in Betracht kommenden .Sorten voll- zählig vertreten und durchweg in vollendeter Entwicklung. Und dafs Pflanzen in dieser Weise nicht nur für die Ausstellung kulti- viert worden waren, bewiesen an den Ausstellungstagen die .Schau- fenster der Kasseler Blumenhandlungen, deren Dekorationen sich in der Hauptsache aus mit Schaublumen ersten Ranges geschaffenen Bindereien zusammensetzten. Auch einfachblühende .Sorten, die dazu berufen sind, im .Spätherbst und Vorwinter an die .Stelle der jetzt so beliebten einfachblühenden sonnenrosenartigen Stauden zu treten und selbst den Margueriten Konkurrenz machen, waren vielfach in vorzüglicher Kultur vertreten. Neben den Chrysanthemen traten hauptsächlich einfach und gefüllt blühende Primeln, herrliche Gruppen der neuesten grofs- blumigen Primula obconica, Alpenveilchen in ganz ausgezeichneter Kultur, aber nicht immer in den vollendetsten Sorten, hervor. Von besonders interessanten blühenden Gewächsen verdienen erwähnt zu werden: Eine Gruppe hochstämmiger Cuphea platycentra ganz mit Blüten bedeckt, von Müller & Sauber, Wehlheiden- Kassel; eine Gruppe der schönen alten, leider aber wenig kulti- vierten Franciscea calycina, in blühenden, prächtig dunkellaubigen Pflanzen von Jobs. Hördemann, Kassel; eine Gruppe der so- wohl als Sommerblume zur Gruppenbepflanzung, als auch bei entsprechender Kultur als Winterblüherin aufserordentlich wert- vollen Browallia speciosa graiidiflora von Villa Henschel (Ober- gärtner Reckleben); einige schöne Orchideenkulturpflanzen und ganz vorzüglich kultivierte Pandanus Veikhii von Frau Kommerzien- rat Wegmann (Gärtner Geselka), welche Gärtnerei auch mit prächtigen Farnen vertreten war. Besonders hervorgehoben ver- dienen noch zu werden die schön kultivierten Pflanzen der Bcgonia ^Cloire de Lorrnine" der Villa Freya, Wilhelmshöhe (Obergärtner R. Schreck), welche sich ganz mit Blüten bedeckt zeigten. Diese /legoiiia ist eine Winterblüherin allerersten Ranges. A. H. Sie- brecht, Niederzwehren-Kassel, zeigte eine Gruppe des alten nur zu wenig kultivierten, aber trotzdem kulturwürdigen S,>lamim Capsi- cistruiit in starken, völlig mit korallenfarbigen Beeren besetzten .Schaupflanzen; H. Thielemann, Welheiden-Kassel, eine Gruppe prächtiger Laurus Tinm, vollständig mit Blütendolden besetzt, eine in Rücksicht auf die frühe Jahreszeit ganz bemerkenswerte Leistung. Was wir vollständig vermifsten, das waren Lilien, Eismai- blumen als Topfpflanzen und .Schnittorchideen. Von allen Handelsgärtnern hatte sich die Firma H. Bräu- tigam, Wolfsanger Kassel, am reichsten beteiligt. Mindestens ein Drittel der sämtlichen Ausstellungsobjekte war von dieser Firma gestellt, darunter befanden sich vorzügliche Chrysanthemum- Gruppen, schöne Primula obconua, Remontantnelken, Farne, gefüllte Primeln, Asparagus in verschiedenen Arten, Dracaena firuanii, Ficus elastica, prachtvolle Palmen etc. Nächst diesem Aussteller trat Jobs. Hördemann, Kassel, am meisten hervor und zwar mit Gruppen der verschiedensten Blüten- und Blattpflanzen, unter welch letzteren sich auch hervorragend schöne Palmen und Crolon in guten Handelssorten befanden. Die schönsten Chrysanthemum- Hochstämme der Ausstellung, von welchen zwei wahre Kiesen- pflanzen der Sorten ^Lincoln" und ^Mad. Ed. Rogcr'^ thatsächlich Aufsehen erregten, hatte Villa Henschel (Obergärtner Reck- leben) ausgestellt, aus welcher Gärtnerei auch wahre Pracht- exemplare der schönen Dracama ( Aletris) Lindeni vertreten waren. Prächtige Blütenpflanzen wechselten .allenthalben mit vor- züglich kultivierten Blattgewächsen. Die meisten Aussteller hatten Blatt und Blütenpflanzen zugleich ausgestellt. Wir nennen noch \', 9 Die Cartenwelt. 107 von Ausstellern, deren Objekte besondere Erwähnung verdienen: Jean Siebrecht, Kassel, mit Primula obconica und CFc/nw/fH-Schau- pflanzen, die allerdings verhältnismäfsig kleine Blüten zeigten, bunten Cartx japonica, Cyperus, Erica, Aspidistra, Palmen; A. H. Siebrecht, Niederzwehren- Kassel, mit Dracaenen, Remontant nelken; Carl Berens, Wolfsanger- Kassel, mit vorzüglichen Fu-us clastica, ebenso H. Thiele mann, Wehlheiden. Von den verdienstvollen C//ri'ja«//«««««-Ausstellern konnten wir mit Rücksicht auf den beschränkten Raum nur wenige nam- haft machen, obwohl alles, was in diesen Pflanzen geboten wurde, beachtenswert war. Die Galerieen des Saales hatten verschiedene erste Binde- geschäfte Kassels mit teilweise recht schönen Bindereien ge- schmückt. Wir müssen es uns auch hier versagen, auf Einzel- heiten einzugehen. Die beste Beschreibung vermag ja keinen Begriff vom Aussehen einer Blumenarbeit zu bieten, wenn nicht das Bild vermittelnd eintritt. Verdiente Aussteller von Bindereien waren: Jobs. Hördemann, August Weber (Rheinische Blumenhalle), Franz Tielemann, Ad. Pirschel, sämtlich in Kassel, und Fritz CoUmann, Wehlheiden bei Kassel. Auf einem sich an die Galerie anschliefsenden Balkon hatten einige Gemüsegärtner grofse Gemüsesortimente in bester Kultur zusammengestellt. Alles in allem war die Ausstellung eine wohlgelungene, sie gereicht dem veranstaltenden Verein und allen Ausstellern zu grofser Ehre und hat hofl'entlich dazu beigetragen, dem Interesse an den Blumen und ihrer Pflege in den Kreisen der kunstlieben- den Bevölkerung Kassels neue Anregung zu geben. Weifsenfels a. S. Für die erste Novemberhälfte war von den vereinigten Handelsgäitnern von Weifsenlcls und Umgegend die Ab- lialtung einer mehrere Tage währenden Gartenbau- und Obst- Ausstellung geplant. Diese mit aller Sorgfalt vorbereitete, in „Schumanns Garten" aufgebaute Schau wurde Freitag den g. November vormittags II Uhr feierlichst eröffnet. Sie währte bis zueh 12. Novem- ber und bot in gefälliger und in allen Teilen vollständig zur Gel- tung kommender Schönheit ein wohlgeordnetes Ganze dar. Die im grofsen Saale ausstellenden gärtnerischen Firmen zeigten durch den Verzicht auf Preise, dafs sie keinen persönlichen Wettstreit zu liefern, sondern nur ein Gesamtbild der Leistungsfähigkeit der Weifsen- felser Handelsgärtner zu geben beabsichtigten. Mit Entzücken konnte der lilick auf den reizenden und farbenfrolien Dildern ruhen, die u. a. von den Weifsenfelscr Firmen Gustav Fri cke , W.Galle, J. G. Wäh- mann, ferner L. Gerwig-Salpeterhülte, Klopfer-Tagewerbeii , Hermann Lutzsc lie-Granschütz, K. Enzberg ebendort, Dechant- Beudilz und S ch wen del-Selau in geschickter Weise gruppiert waren. Nicht minder gut war die von der Obstbau-Sektion in dem kleinen Saale vorgeführte Obstausstellung, wo einige vierzig Aussteller die schönsten Erzeugnisse ihres Fleifses, so z. B. Apfrl und Hirnen in reichster Sortenauswahl, und auch Produkte der (Jbst-Ver Wertung in den verlockendsten Formen zur Schau gebracht hallen. Wenn schon die herrlichsten Dekorntionspflanzen, sowie die geschmackvollen Bindereien vorher das Auge des Besuchers fesselten, so bot aber auch das Übst einen herrlichen Anblick und war die Ausübung des Prei?richteramtes hier keine leichte Aufgabe. Es sei kurz einiger der hervorragendsten Lei- stungen gedacht: Lutzsche-Granschütz, der den ersten Preis erhielt, ferner Ley- Uichteritz und Stadtrat Singe r-Weifsenfels, denen zweite Preise zufielen. Dritte Preise wurden dann noch zuerkannt der Land- waisenanstalt Langendorf, Lehmsted t-Wrifacnfels, Heimbold-Langen- dorf, Heinze-Uichteritz, H. SchiUing-Weifsenfels, Fr. Wahren und G. Wahren-Köfslitz. Dem wegen Ausübung des Preisrichteramtes aufser Preisbewerbung ausstellenden Lehrer Jöricke-Weifsenfels wurde für ganz hervorragende Leistungen dennoch nachträglich ein erster Preis zuerkannt. Anerkennung verdienten in dieser Abteilung der Aus- stellung aufserdem noch die Vorführungen von iiet hman n- Langendorf, Jahns- Weifsenfels, K. Schilli ng- Langendorf, Köthel II -Uichteritz, Fischer-Lösau, v. Kakowski-Weifsenfels, Lehrer Krug-Köf^litz und Lehrer O. Born-Wählitz, — Der jetzt schon in so vielen Städten seit Jahren mit so grofseiu Erfolge bestehenden schönen Einrichtung der Blumenpflege durch die Schulkinder, war neben all den bereits er- wähnten auf dieser Ausstellung ebenfalls Rechnung getragen, denn für die im Frühjahr an die Kinder zur Weiterzucht übergebeneu Pflanzen war auch ein Teil der Ausstellung eingeräumt, und an manch schönen Erfolgen war zu sehen, mit welcher Lust und Liebe sich die Weifsen- felser Schuljugend der Blumenpflege widmet. Möchten doch allerorts im lieben deutschen Vaterlande unsere Fachgenossen mit den Schul- vorständen und Lehrern zur Förderung dieser guten Sache ebenso erfolg- reich zusaninienarbeitt-n. — dt. Meinungsaustausch. Wie man in unserem goldenen Zeitalter einen Stadtgärtner anstellt, dafür liefert der Bericht über eine Stadt- ve^ordnctcn■Vel^3mmlung (Anfang November d. J.) zu M. -Gladbach eine allei liebste Illustration. Der ehrenwerte Rat der genannten Stadt möchte gern eiligst einen Plan für einen neu zu errichtenden Friedhof ausgearbeitet haben, und damit dies nicht nur schnell, sondern auch möglichst billig gescliehen könne, wurde in einer gemeinschaftliclien Sitzung der verschiedenen Gartenkommissionen die Anstellung eines Stadtgarlners auf vorläufig ein Jahr beschlossen, zumal ja nach dieser Frist der Plan nicht nur ausgearbeitet, sondern auch der Friedhof angelegt sein würde, so dafs man dann nötigenfalls dem Herrn Stadtgärtner, wie dem Mohr im Fiesco, zeitgemäfs abgeändert, sagen kann: der Herr Stadt- gärtner hat seine Schuldigkeit gelhan, der Herr Stadtgärtner kann gehen. Das Gehalt des Stadtgärtners soll 2200 Mk. betragen und, falls man ihm seine Stellung in Gnaden beljssen will, bis 3400 Mk. steigen. Ihm sollen dann neben der Anlage des neuen Friedhofs die sämtlichen übrigen städtischen Anlagen übertragen werden. Natüilich giebt die Stadt- verordneten-Versammlung der Hoffnung Ausdruck, dafs durch die An- stellung eines Stadtgärtners der Stadt eine grofse Kostenersparnis er- wachsen wird, die — laut Bericht — an den verschiedensten Stellen gemacht werden soll. Eine sehr angenehme Nebenbeschäftigung für den Stadtgärtner soll in der Grabpflege bestehen, wie dieselbe bisher in M. -Gladbach vom Totengräber ausgeübt wurde. Hiervon erhofft die Stadt durch den Herrn .Sladtgärtner eine weitere Einnahme. Einer der Herren Stadtverordneten bekundete Mitleid mit dem armen Totengräber, der nun aufs Trockene gesetzt werden soll. Der Vorsitzende erwiderte aber beschwichtigend, dafs sich die Sache mit dem Totengräber schon linden werde, die Stadt könne >ich aber doch nicht selbst durch ihren Totengräber Konkurrenz machen lassen, und der Vorsitzende hat ganz recht, die Konkurrenz des Totengräbers könnte ja schliefslich der finanzielle Ruin für M. -Gladbach werden. So was müfste doch all- gemeines Bedauern erwecken! Wir zweifeln nicht, dafs sich nach den vorstehend skizzierten grofsartigen Aussichten, die sich dem Stadtgäitner in M. -Gladbach eröffnen, einige hundert Bewerber um diesen brillanten Posten melden werden und wünschen dem Auserwählten Gluck. M. H. Unlautere Konkurrenten. Seit länger als Jahresfrist sind die Inserate, welche die l'e t er sei m 'sehe Gärtnerei in Erfurt in zalil- reichen politischen Blättern erläfst, in gärtnerischen Kreisen unlicb-.aMi aufgefallen. Man konnte nicht begreifen, wie es dieser Firma niüglicli iat, die enormen Inserlionsspesen mit den unerhörten Schleuderpreisen, zu welchen sie ihre Pflanzen anbot — die übrigens auch danach sein sollen — in Einklang zu bringen. Um den Lesern einen Begriff von solcher Schleuderkonkurrenz zu geben, bieten wir einen Auszug aus dem letzten Inserat dieser Firma. Sie bietet in demselben an: „Eine gröfsere Palmengruppe, bestehend aus 8 Zimmerpalinen : 6 Mk., eine Chrysaiithemumgruppe, bestehend aus 10 Cliiysanlheiuuin: 2 Mk.; eine Gruppe Kalfeebäumchen, bestehend aus 5 Kaffee- bäumchen, die im Zimmer blühen und Früchte tragen: 3 Mk. eine Farngruppe, bestehend aus IG Farnen: 3 Mk. ; eine Gruppe Araukarien, Zimmerschmuck-Edeltannen, bestehend aus 3 Bäumchen: 6 Mk.; eine ßlumentischfüUung, bestehend aus Palmen und anderen Blatt- gewächsen, blühenden Pflanzen, Häng- und Schlinggewächen, im ganzen 14 Exemplaren: 6 Mk.; eine Musterkollektion Blumenzwiebeln für Töpfe im Zimmer, für den Garten oder zur Schinückung des Grabes, bestehend aus 108 Die Gartenwelt. V, q 100 Hyazinthen, Tazetten. Narzissen, Tulpen, Crocus, Scilla, Schneeglöckchen etc. etc.: 3,50 Mk.; Lorbeerbäume, 2 m lioch , mit schöngeformlen Kronen: 22 Mk. das Paar." Gegenüber solchen Schleuderpreisen hört denn doch die Gemüt- lichkeit auf, zumal wenn sich die Schleuderfirma in ihrem Inserat den Anschein giebt, als sei sie die Beauftragte der angesehenen Erfurter Handelsgärtnerei. Und diesen Anschein suchte sie zweifellos durch die fülgenile Einleitung ihrer Ankündigung zu erwecken: „In Erfurt werden alljährlich im Herbst, der bevorstehenden Über- winterung wegen, grofse PHanzenbeslände zum Ausverkauf gestellt, be- sonders Palmenbesländc, die in Gruppen zusammengestellt und verschickt werden. Die Garantie für unversehrtes EintretTen einer jeden Sendung übernimmt die beireffende Gärtnerei. In diesem Jahre sind folgende Pflanzengruppen aufgestellt:" Spät, aber noch nicht zu spät ist dem „Verein Erfurter Han- delsgärtner" jetzt die Geduld gerissen und hat derselbe durch fol- gende Bekanntmachung gegen die genannte Firma Stellung genommen: „Seit etwa Jahresfrist erscheinen in einer grofsen Anzahl von Zeitungen Anzeigen von M. Peterseim's Blumengärtnerei zu Erfurt mit Angabe aufserordentlich grofser Pflanzenbestände, welche offenbar be- zwecken, das Publikum über die Ausdehnung und Bedeutung der M. Peterseim'schen Blumengärtnerei zu täuschen. Wir haben bisher einem derartigen Geschäftsgebahren gegenüber geschwiegen. Dieses Schweigen scheint aber die genannte Firma noch kühner gemacht zu haben, da sie neuerdings Anzeigen verbreiten läfst, die geeignet sind, den Anschein zu erwecken, als stellten die gesamten Erfurter Gärtner- flrmen im Herbst grofse Pflanzenbestände zum Ausverkauf und hätten mit der Durchführung dieses Ausverkaufes die M. Peterseim 'sehe Blumengärtnerei beauftragt. Die unterzeichneten Erfurter Handels- gärtner sehen sich durch diese unlautere Reklame zur Wahrung ihrer Geschäfts-Interessen gezwungen, hiermit öffentlich zu erklären, dafs ihrerseits solche Ausverkäufe niemals stattgefunden haben, sie daher auch mit deren Ausführung die M. Peterseim'sche Blumengärtnerei nicht be- auftragt haben können. Geschäftliche Beziehungen, soweit solche bisher mit M. Peterseim's Blumengärtnerei bestanden, sind mit derselben aus vorgenannten Grün- den von den unterzeichneten Firmen abgebroclien, so dafs von keiner derselben an M. Peterseim's Blumengärtnerci künftig Samen oder Pflanzen geliefert werden. Auch ist gegen genannte Firma wegen unlauteren Wettbewerbs von einem der Unterzeichneten Klage eingereicht. Erfurt, den 8. November 1900. Die sämtlichen Mitglieder des Vereins Erfurter Handels- gärtner (folgen 16 Unter^cliriften)." Die Firma Peterseim hat dem Handel.-.gärtner-Verband mitgeteilt, dafs sie sich wegen vorstehender Bekanntmachung an die Staatsanwalt- schaft gewendet habe. Wir möcliten den Staatsanwalt sehen, der gegen die Mitglieder des Vereins Erfurter Handelsgärtner auf Grund ihrer berechtigten Abwehr einschreiten würde. Inzwischen erscheinen die Peterseim'schen Inserate in doppelter Gröfse. Wir empfehlen dem Verein Erfurter Handesgärlner noch den Kollegen Friedr. Huck wohlwollender Beachtung. In allen Zeitungen und Zeitschriften, Blätter für Vieh- und Hundezucht nicht au.^genommen, die noch nicht früher unliebsame Bekanntschaft mit dem „Hyazintlien- Huck" gemacht haben, erscheinen seine Inserate. Die Firma ist in Konkurs geraten. Es wäre sehr lehrreich, zu erfahren, wie viele Zeitungen und Zeitschriften, dann auch wie viele Kunden durch diese Firma geschädigt sind. Alle Hineingefallenen wer- den jetzt, wo es zu spät ist, wissen, wer der „richtige, der wahre, der echte Hyazinthen-H uck" ist. Huck war auch Redakteur der eingegangenen „Erfurter illustr. Gartenzeitung", einem Blatte, das seit Jahren an Inhaltslosigkeit mit dem „Handelsblatt" im erfolgreichsten Wettbewerb stand. M. H. Bücherschau. Von diesen in 12 Lieferungen zu je 4 Farbentafeln mit begleitendem Text erscheinenden zeilgemäfsen Werke liegen jetzt die 7 ersten Liefe- rungen vor. Sämtliche Karbentafen sind wahre Meisterwerke, durch voll- endete Naturlreue ausgezeichnet. Das Werk findet nicht nur in Deutsch- land in den Kreisen der (Gärtner und Gartenfreunde gröfste Anerkennung, sondern auch im Auslände, wie die in französischer, italienischer, russi- scher und holländischer Sprache erscheinenden Ausgaben beweisen. Die letzten drei Lieferungen enthalten die farbigen Darstellungen folgender Stauden: U'ahlenbtrgia grandiflora, Gaillardia hybrida (neueste Sorten), Anemone silvestris grandiflora et flore pleno, Delphinium sinense var. grandiflorum, Aguitegia hybrida (neueste Sojtcn mit aufrechten Blüten), Phlox perennis (neueste Seite) und Ph. suffrutkosa y^Snowdown'^ , Eryn- gium alpinuni, Zabeli und maritimum, Scabiosa caucasica (neueste Sorten), TrolKus asiaticus und Sorte „Goldball", TroUius curopaeus et var. sul- phurciis, Hespcris matronalis var. candidissiiua et fi. pl., Arabis atpina fl. pl., Harpalium rigidum, Achilka mongolica und .J. Ptartiiica fl. pl. „7'he Pearl^ . Tagesgeschichte. Altena. Ein neues Projekt ist im Stadtbauamt ausgearbeitet worden. Man beabsichtigt in der RainviUe-Anlage, und zwar in der Mulde, Kaskaden anzulegen. Das Wasser der Fontänen am Kaiserplalz und des Stuhlmann-lirunnens sollen dahingeleitet und für den Wasser- fall benutzt werden. Amerika. Die diesjährige Apfelernte der Vereinigten Staaten von Amerika stellt sich nach dem „Journal of Commerce" unter Berücksichtigung der Verwüstungen durch die Septemberstürrae auf rund 48 Millionen Barrels gegen 37,5 Millionen Barrels im ver- gangenen und 69 Millionen Barrels im Jahre 1896, in welchem Jahre die Ernte aufserordentlich gut ausfiel. Personal-Nachrichten. Diemar & Albrecht, Blumenhandlung in Kassel, wurden zu Hoflieferanten Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold von Preufsen ernannt. Flügel, Karl, seit 30 Jahren Gärtner und Inspektor in Diensten der Kamille Schweder in Grofs-Lichterfelde, wurde am 15. November von einem Eisenbahnzuge überfahren und getötet. Der so jäh Dahin- geralTte hatte ein Aller von 72 Jahren erreicht. Kaehler, Jonathan, bisher Geschäftsführer der Firma Schiebler, Celle, erhielt die Stelle des Grofsh. Hofgartendirektors in Schwerin. Preifs, £rnst, Handelsgärtner in Hamburg-Uhlenhorst, starb am 13. November an den Folgen eines langwierigen Herzleidens. Mit ihm verliert die Hamburger Gärtnerschaft einen ihrer besten Vertreter. Briefkasten der Redaktion. Hesdörffer, Köhler, Rudel. Die schönsten Stauden für die Schnittblumen und Gartenkultur. Verlag von Gustav Schmidt, Berlin W. 35. Preis jeder Lieferung 90 Pf. Mehrere Gärtner, Leipzig. Wir danken Ihnen bestens für die der Gartenwelt gezollte Anerkennung und für Ihre liebenswürdigen Anregungen, die wir, soweit es möglich, gern berücksichtigen werden. Wir bringen ja schon seit geraumer Zeit Patente, Konkurs- und Handels- register-Mitteilungen, sowie die Rubrik bevorstehende Ausstellungen im Inseratenteil. Die Verschiebung der Rubrik Tagesgeschichte in den Inseratenteil läfst sich zur Zeit leider noch niclit ermöglichen. G. O., Berlin, i. Nach ? 850 der C.P. O. ist der Pfändung nicht unterworfen der Arbeits- oder Dienstlohn nach den Be- stimmungen des Reichsgesetzes vom 21. Juni 1869 (Lohnbe- schlagnahmegesetz), d.h. der Pfändung unterworfen ist nur der 1500 M. übersteigende Teil des Arbeits- oder Dienstlohns. 2. Sie sind nicht verpflichtet, dem Gerichtsvollzieher darüber Auskunft zu geben, ob oder an wen oder zu welchem Preis Sie irgend etwas verkauft haben. 3. Wenn eine Pfändung fruchtlos ausfällt, so kann der Schuldner zum Offen- barungseid geladen werden. Erscheint Schuldner nicht zum Termin, oder weigert er sich, den Eid abzuleisten, so kann er dazu durch Haft ge- zwungen werden. Die Haft darf aber die Dauer von 6 Monaten nicht übersteigen. Nach Ablauf der 6 Monate mufs der Schuldner aus der Haft entlassen werden, auch wenn er den Eid nicht bis dahin geleistet hat. Dr. iur. Morell. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Veri:ig von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 8. Dezember 1900. No. 10. Nachdruck und Nachbildung aus detn Inkalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Kakteen. Leuchtenberg-ia principis Fisch. Von E. Rettig, Jena. (Hierzu eine Abbildung.) eine sonderbare Pflanze mit einem sonderbaren Namen! Leiichtenbergia principis, die Leuchtenbergie „des Fürsten" — eine unsinnige doppelte Verbeugung des damaligen Direk- tors des Petersburger botanischen Gartens, Dr. Fischer, vor dem mächtigen Fürsten Leuchtenberg. Es ist nur gut, dafs solch ein abgeschmack- tes Verfahren keine Nach- ahmung in der Nomen- klatur gefun- den hat. An- dererseits ist es eigenartig, dafs Sir Hooker diesen Namen einige Jahre später als „Gärtner- namen" hin- stellt, ihn im übrigen beibe- hält, die Autor- schaft aber — sich zueignet. Wenn derglei- chen nach den jetzigen Ge- pflogenheiten wirklich statt- haft sein sollte, so würde das dem Gerech- tigkeitsgefühl Unbeteiligter Die (Jartciiwelt kaum entsprechen. Für mich ist in diesem Falle Fischer der Autor.'-) Der Prismenkaktus ist in den 40 er Jahren durch Baron Karwinsky aus Rio del Monte (Mexiko) nach Petersburg *) Nach Absendung des Manuskripts gelangte Heft I der Monats- schrift für Kaliteenkunde vom Jahre 1893 mit einer Abhandlung über LeuchUnbergia aus der Feder Professor Schumanns, welcher in derselben als Autoren Fischer und Hooker einträchtig nebeneinander stellt, in meine Hände. Der in dieser Korrektur liegende Gerechtigkeitssinn verdient anderen Bestrebungen gegenüber hervorgehoben zu werden. Hjürangea quercilolia, eichenblättrige Hortensie. In der Baumschule von L. Späth, Berliu-Baumschulenweg, für die ,GarltnweU' photographisch aufgenommen (Text Seite 114), 110 Die ü.irtenwelt. V, lo und einige Jahre später durch John Taylor nach Kew ein- geführt worden, wo er bald blühte und darauf im „Bot. iMig." im Jahre 1848 unter No. 4393 abgebildet wurde. Ohne Zweifel gehört er mit den Anhalonien zu den merkwürdigsten Kaktusgestalten; er vereinigt habituell einen Kaktus mit einer Aloe ; seine blattartigen Gebilde, die Mamillen, wurden s. Z. von De CandoUe und Labouret, im Gegensatz zu anderen Leuclitenbergia principis. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Botanikern, für wirkliche Blätter angesehen und merkwürdiger- weise scheinen die Ansichten hierüber auch jetzt noch nicht völlig geklärt zu sein, wenigstens läfst Professor Göbel, welcher eingehend mit der Morphologie der Kakteen be- schäftigt war, die entwicklungsgeschichtliche Untersuchung Diese blattartigen Mamillen sind von prismatischer Ge- stalt, etwa ro cm lang und von einem Kranz von Stacheln gekrönt, die indes der Pflanze kaum als Waffen dienen können. Ja, wenn ihre Konsistenz die anderer Kakteen- stacheln wäre, dann wäre es in der That böse, dann wäre jeder Hauptstachel ein Mordinstruraent, ein 15 cm langes Stilet! Mutter Natur hat anscheinend von ihrem ursprünglichen Plan Abstand genommen und abgerüstet, indem sie die Stacheln, wie bei der hübschen Opuntia diademata zu Scheinwaffen machte, zu harmlosen, grannenartigen, flachen und daher schlaffen Gebilden. Fast möchte es scheinen, als ob die unförmlich langen Dinger den Zweck hätten, lüsterne Vierfüfsler fortzukitzeln. Was könnte sonst wohl die biologische Bedeutung der langen Stacheln, die an die ausgestreckten Fühler grofser Käfer erinnern, sein? Eine weitere Eigentümlichkeit weist die Leiichtenhergia insofern auf, als die Blüten nicht, wie von manchen Autoren fälschlich angegeben wird, in den Achseln, sondern auf den Spitzen der Mamillen stehen. Die gegenteilige irrige Meinung ist dadurch unschwer erklärt, dafs die Blüten von noch ziemlich kurzen, unausgebildeten Mamillen getragen werden, so dafs eine Täuschung über die Stellung, welche erst bei der weiteren Entwicklung der ersteren deutlich zu Tage tritt, ganz verzeihlich ist. Auch Hooker, der s. Z. ein sehr grofses blühen- des Exemplar vor sich hatte, ging es so; seine irrtümliche .Meinung hierüber hat er nur zweifelnd aufgegeben, indem er in den Genera plantarum die Verantwortung bezüg- lich der Spitzenstellung noch Labouret, der selbe bestimmt beobachtet haben wollte, überliefs. Die nebenstehend abgebildete Pflanze blüht, ähnlich einem EcJiinocactiis setispiiius (doch mit längerer Röhre), seit langen Jahren fast jährlich und hat auch wieder- holt keimfähigen Samen in mäfsig grofsen Beerenfrüchten hervorgebracht; leider ist die Blüte auf unserer Abbildung sehr wenig hervortretend ; Interessenten mufs ich daher auf die bereits zitierte Tafel des „Bot. Mag." verweisen. Zur Kultur wäre wenig zu be- merken; der Prismenkaktus bedarf keiner anderen Pflege, als andere bessere Arten ; eine Wiutertemperatur von 6 bis 10 Grad C. genügt ihm, während ihm ein luftiger, sonniger Stand dicht unter Glasdecke im Sommer recht ist. Seltene aber wegen der Kostbarkeit des zu opfernden Materials nicht Importe und geringes Fortpflanzungsvermögen lassen die durchführen mochte, die Frage hierüber offen, wenn er auch Letichtenbergia immer noch seltene Pflanzen bleiben, was der Ansicht zuneigt, dafs eine morphologische Abweichung schliefslich vom allgemeinen Standpunkt aus gar nicht sehr im Hinblick auf andere Fälle kaum anzunehmen sei. (Pflanzen- zu beklagen ist, denn so interessant auch ihre Gestalt ist, viel physiolog. Schilderungen 1889.) Schönes habe ich daran noch nicht entdecken können. V, lo Die Gartenwelt. 111 Trotzdem wird man sie zu vermehren trachten und verdient als beste Fortpflanzungsart die geschlechtliche, die Anzucht aus Samen, die meiste Beachtung; die Pflanzen, die im Alter so träge wachsen, sind nämlich in der Jugend verhältnis- niäfsig wüchsig. So war ich vor zwei Jahren im Strafsburger bot. Garten nicht wenig überrascht, dort einen fünfjährigen Sämling aus hiesigen Samen in einer Höhe von 8 cm in guter Entwicklung anzutreften. Bei der Schwierigkeit der Beschaffung frischen Samens dürften eventuelle Anzuchts- versuche mit abgetrennten Mamillen angebracht erscheinen, wie das beispielsweise bei Mamillaria uberifoniiis üblich ist; dafs dies bei zweckmäfsiger Ausführung von Erfolg be- gleitet sein würde, ist kaum zu bezweifeln, doch gehört dazu wohl ebenso viel Geduld, wie bei der \'ermehrung durch Köpfen. Topfpflanzen. Wenig verbreitete Winterblüher. Von L. Graebener, Grofsh. Gartendirektor, Karlsruhe. (Hierzu drei Abbihiungen.) Wenn auch die „Gartenwelt" schon verschiedene ge- diegene Aufsätze über Treibsträucher, Treibstiudeu und andere im Winter blühende Pflan- ».^.v-^v zen veröffentlicht hat, wenn auch in den beiden Aufsätzen über die Ber- liner Winterblumen-Aus- stellung die Reichhaltig- keit und Schönheit der dort vorgeführten Pflan- zen im einzelnen und ganzen geschildert wurde, so ist doch nirgends der- jenigen Pflanzen Erwäh- nung gethan, denen ich in nachstehendem einige Worte widmen möchte, ich schliefse daraus, dafs solche nicht jedermann als Winterblüher bekannt sind, und in der That werden dieselben auch selten in Pflanzenhäusern oder auf dem Markt zur Winterszeit angetroffen. Mir sind es alte Bekannte, die ich nicht mehr missen möchte, die Jahr für Jahr unsere Gewächshäuser zieren und in den Gemächern der Grofsh. Herrschaften Freude bereiten. Wenn ich sie empfehle, so habe ich also Erfahrung hinter mir. Den Wert des Goldregenbaumes, Cytisus Laburntim, und der Glycine sinensis, des Ideals einer schönen Schlingpflanze, brauche ich nicht erst hervorzuheben, beide sind als herr- liche Blütenpflanzen sehr geschätzt, dafs sie aber, in Töpfe » t * Vom Verfasser für die gepflanzt, sich leicht treiben lassen und wülig ihre Blüten im Winter erschliefsen, ist doch nicht allgemein bekannt. Beide erinnern unter Glas, vermöge ihres Blütenreichtumes, ihrer Schönheit der Blüten, deren Farbe andern Treibsträuchern abgeht, mehr an tropische Gewächse, dabei haben sie noch den Vorzug, wochenlang zu halten und als Bindematerial verwendet, Orchideenblüten zu ähneln. Diese Blühwillig- keit wird nur erzielt durch richtige Vorkultur; die Pflanzen müssen in Töpfen während des Sommers kultiviert, zurück- geschnitten, dann trocken gehalten worden sein. Das Treiben darf nicht zu früh begonnen werden, stellt man die Pflanzen in der zweiten Hälfte des Januar recht warm ein, hält sie gut feucht, so entwickeln sie bald ihre schönen Blüten. Sind sie nahezu aufgeblüht, so stelle man sie wie alle Treib- pflanzen kühl, die Blüten öffnen sich dann langsamer und halten viel länger. Viel wird in unseren Pflanzenhäusern auch der spanische Ginster, Cytisus albus (siehe untenstehende Abbildung), be- wundert, selbst von Gärtnern, die ihn entweder noch nie, oder doch noch nicht im Februar in Blüte gesehen haben. Wir besitzen Pflanzen dieser Art in grofser Anzahl, alle auf Cytisus Lal'urnum-Stä.mmchtn veredelt. Die Pflanze erreicht nur dadurch ihre volle Schönheit und wird so zur Hänge- pflanze, da die dünnen, schlanken Ästchen graziös nach allen Seiten herabhängen Im Schmuck ihrer weifsen Blüten ist die Pflanze ent- zückend schön und diese erscheinen dicht gedrängt an allen Zweigen und Äst- chen. Ein rasches und allzu frühes Treiben er- trägt die Pflanze nicht, erst von Ende Januar an kann man sie in ein nicht zu warmes Haus ein- stellen. Nach dem Ver- blühen werden die bis zu 60 cm langen Triebe kurz zurückgeschnitten, die Pflanzen ausgesetzt, fleifsig begossen und ge- düngt, dann haben sie bis zum Spätjahr wieder überall \/.^ m lange Triebe gebildet und können von neuem getrieben werden. Das Veredeln geschieht im März unter Glas. Grofse Kälte hält Cytisus albus nicht aus, doch schaden ihm einige Grade unter Null nichts. Zu den hübschesten Treibstauden rechne ich die Doroni- cum (Abb. Seite nz, oben), deren grofse, gelbe Strahlen- blüten unter all den vielen anderen Winterblühern durch Form und Farbe auffallen. Unsere Doronicum, im temperierten Haus vom Februar an langsam zum Treiben gebracht, öftu^ju 10* X"i^/:^i -r-:/ d?^?v^ y^:- \ < Cytisus albus, „Gartcnv/clt" photographisch aurgenommea. 112 Die Gartenwelt. V, lo Doronicum plantagineum. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. ihre Blüten erst im März, sind aber auch da noch zur Dekorierung der Schauhäuser, wie als Bindematerial höchst wertvoll. Der Durchmesser der einzelnen, feurig gelben Blüte ist lo cm und bis zu 15 Stück schmücken je eine Pflanze. Nach dem Treiben pflanze man die Doronicum in gut gedüngtes Land aus; bis Spätjahr werden sie sich wieder soweit erholt und gekräftigt haben, dafs sie wieder eingetopft werden können, um vorläufig im Kalthaus oder frostfreien Kasten ihre Aufstellung zu finden. Wenig bekannt in den Gärten ist Polygonatum (Convallaria) multiflorum und selten wird dasselbe zur Winterszeit zum Blühen gebracht. Diese nahe Verwandte unserer Maiblume kommt in unseren Wäldern gleichzeitig mit dem „Salomonssiegel", P. officinale, vielfach vor. Ihre Blüte ist zwar weuig hervor- ragend, doch besitzen die ziemlich grofsen, dicht zusammen- stehenden Glöckchen einen angenehmen Duft und die langen graziös gebogenen Triebe sind mit saftig grünen, eirunden Blättern geschmückt. Bei uns ist die Pflanze seit Jahrzehnten eine bekannte und sehr beUebte Treibstaude, welche von allen, die sie sehen, auch von Fachleuten, viel bewundert wird. Die dicken Rhizome erreichen in gut gedüngtem Boden in 2 — 3 Jahren Daumendicke und können im Spätjahr ausgegraben werden. Die besten davon pflanzt man zu 5 — 6 in Chrysant/iemi/m-To^i^, die schwächeren werden wieder ins Land gelegt. Im Dezember und Januar werden sie wie Maiblumen getrieben, die Blütenstiele schiefsen rasch in die Höhe und die Blüten selbst halten sich im kühlen Haus ziemlich lange. Zu Vasensträufsen liefern sie ein ideal schönes Material, und da jeder Trieb unfehlbar austreibt und zur Blüte kommt, ist das Treiben dieser Pflanzen leicht und dankbar. Die Veltheimia viridiflora (Abb. untenstehend), ein Zwiebelgewächs vom Kap der guten Hoffnung, hat wie alle Kap-Zwiebeln die Eigentümlichkeit, ihrer heimischen Vege- tationszeit entsprechend, im Spätjahr zu treiben und im Winter zu blühen, um dann in unserem Sommer den Winterschlaf zu halten. Die Blüte in der Form der Kniphofia-WJXtVi. hat erst eine grünliche, dann röthche Farbe, also ganz grün ist die- selbe nicht, wie der Name glauben läfst, dagegen sind die Blätter giänzend smaragdgrün. Die Blühwilligkeit dieser Pflanze in Verbindung mit ihrer leichten Kultur und Widerstands- fähigkeit machen sie trotz der wenig hervortretenden Farbe der Blüte zu einer unserer dankbarsten Pflanzen, wohl wert, da auch die Kultur im Zimmer eine sehr leichte ist, mehr ver- breitet zu sein. Treiben, wie etwa die Amaryllis, läfst sich die ]'elthci)nia nicht, werden aber die im Kalthaus vorge- triebenen Pflanzen im Februar in ein Warmhaus gestellt, so öffnen sich bald die Blüten, die lange anhalten, gerne auch Samen ansetzen, durch die die Pflanze sich, sowie durch Zwiebelbrut vermehren läfst. Im Mai stirbt die Velt- heimia ab und mufs, wie gesagt, trocken stehen, womöglich in der vollen Sonne, um recht auszureifen. Über Ardisien und ihre Kultur. — Arilisia, gemeinhin „Spitzblume" genannt, ist infolge ihres reizenden Beerenbehangs Veltheimia viridiflora. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. V, Die Gartenwelt. 11!? • ^ Li f ^^^ i ^ßc" >:^.^ "M — - --■«■' f. ■ 4f^> 1^^^^ / % i.i.»>W». ff eine wertvolle Zier- pflanze des Warm- hauses, aus der Gattung der Myr- sinaceen. Ihre Heimat ist China, woselbst sie eine Höhe von i bis 2 m erreicht. Die Pflanze ist immer- grün und die ellip- tischen, lanzettför- migen, oben glän- zend dunkelgrünen Blätter nehmen sich sehr gut aus; '(^''^^'^'3^^M tv?) .t:.;: SBSSKflU^^PI^ £ia|^n«^H| v- ...iJtSS^I ^Si^^^/ /X :^mgmä Miimmtiin 'iii'L yjii-^ii^:/a^.-^. '^W"' ^'^f^^'^'-fkr^'w W- B^^^ W^^^^'^^B ^^^^P^M^^^SiV^|ig^!.?^4|tV?^f^Pj^%^ ^iRRHHuh^^v^^p^j^Kjs^^i^^' i'^flR^K^ -^j;9iHB8UHmfeäUlil '':^^xlir^^K,^^^^ ~^~'^:r- ^%^^^«^fl|^|^ ^^0^^^^^^''^^^-^S^^'t^^^^SB IBMJ^MWKaSEMJP.'^a?'.- l^'-^%^jy^^^ •• <^.:^;^1M^^ ^m 'T 4^ ' 51»^ l ■' V - :"■ ^^r' |f::^>H;.:- ■■ -"v'^ ^^^^^"^ ^ ^^ Kleine Jardiniere von Ad. Koschel, Char- lottenbarg. Originalaufnahme für die -Gartenwelt". die Blüten erscheinen zahlreich als rötlich- weifse, kleine Blumen in fast doldenförmigen Rispen. Die Früchte derArdisien sind Stein- früchte von gutem Aussehen, und zwar sind die Früchte der Ardisia (irispa) cremt- lata^ welche die belieb- teste Handelspflanze ist, glänzend schar- lachrot , der Ardisin villosa rosarot und der Form von crenulata., fructo alba, glänzend weifs gefärbt. Die Vermehrung der Ardisien geschieht durch Samen und Stecklinge, jedoch ist letzteres Verfahren vorteilhafter, da man schneller zu Wege kommt, indem man gröfsere Köpfe stecken kann, welche sich leicht bewurzeln, überhaupt sind bei letzterer Vermehrungs- weise nur Kopfstecklinge zu verwenden. Zur Vermehrung durch Samen wähle man tiefe Schalen, welche mit guter Drainage ver- sehen und mit sandiger Laub- und Heideerde gefüllt sind: hier hinein säe man den Samen, bedecke ihn, nachdem man durchdringend angegossen hat, belege die Schalen mit einer trüben Glasscheibe und gebe ihnen einen hellen Stand im Warmhause oder geschlossenem Mistbeetkasten; die Aussaat erfolgt im Juli. Nachdem die Samen aufgegangen, sind die jungen Pflänzchen zu pikieren, man stelle sie später hell, dicht unter Glas im Warmhause auf. Im kommenden Frühjahr sind die Pflänzchen im warmen Kasten, welcher mit einer ca. 35 cm hohen Schicht Erde, bestehend aus einer Mischung von Laub-, Heide-, Komposterde und reichlich Sand, angefüllt ist, auszupflanzen und zwar im Abstände von 30 — 35 cm im Quadrat. Reichliches Spritzen und Schattieren, auch später ein öfterer Dunggufs sind unbedingt erforderlich. Ende August pflanze man die Ardisien in entsprechende Töpfe und gebe ihnen zwecks guter Durchwurzelung nochmals einen warmen Fufs. Ende Oktober werden die Pflanzen in das Winterquartier ge- räumt, und man sei im Laufe des Winters mit dem Giefsen recht vorsichtig. Ende April oder Anfang Mai, je nachdem die Witterung günstig, verpflanze man die Ardisien wiederum, gebe ihnen einen Platz im warmen Kasten und frische denselben nach einigen Wochen nochmals auf. Fleifsiges Spritzen und Schattieren ist bis zur Blütezeit wohl zu beachten, man stelle aber das Spritzen, so- bald die Blüte beginnt, etwa Ende Juni, ein, um den Frucht- ansatz nicht zu beeinträchtigen. Geht die Fruchtbildung vor sich, so ist wohl fleifsig zu spritzen, aber das Schattieren nach und nach einzustellen. Man gewöhnt die Pflanzen an Sonne, um schön gefärbte Früchte zu erzielen. Die Vermehrung durch Stecklinge, wel- che, wie schon an- fangs erwähnt, nur aus Kopfstecklingen bestehen müssen, ge- schieht am besten im Februar und zwar im Vermehrungsbeet bei 25 — 30 Grad C. In 3 — 4 Wochen sind die- selben bewurzelt und nun in möglichst kleine Töpfe zu pflan- zen und im Warm- hause dicht unter Glas aufzustellen. Anfangs Mai verpflanzt und auf einen warmen Kasten gebracht, sind sie, wie oben schon angegeben, weiter zu behandeln. Magnolia stellata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'^ photographisch aufgenommen (Text S. 114), Die Beeren aller drei an- geführten Sor- ten halten sich ca. I Jahr. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, einer recht kultur- würdigen Pflanze einen ständigen Platz in unsern Kultu- ren zu sichern. Rud. Bedau, Magdeburg-S. Kleine Jardiniere von Ad. Koschel, Charlottenburg. OriginalautDahme für die „Gartenwelt**. 114 Die Gartenwelt. V, lo Gehölze. Magnolia stellata Maxim. (Hicr/.ii die Abb. Seite 1 13) — Anschliefseiul an die Ausfuhrungen des Herrn Gartendirektors Graebener, Jahrg. IV, Seite 294, möchte ich etwas eingehender auf die niedhche A/agno/ia sUllala aufmerksam machen und von ihr ein Bild geben, welches ich noch im Frühjahr in Bonn auf- nehmen konnte. In den warmen, sonnigen Lagen des Rhein- thales, wo das Holz recht ausreifen kann und milde Winter ein Erfrieren der Blütenknospen nicht stattfinden lassen, da sind ja die Magnolien so recht am Platze und gehören zu dem stolzesten Baumschmuck der Gärten und Parkanlagen. A}. stellala ist kleiner als die meisten Arten, auch etwas härter und so für kleinere Vorgärten, sowie für rauhere Lagen mehr zu empfehlen. Trotz vielfachen Hinweises in Gehölzbüchern und Zeitschriften auf die wertvollen Eigenschaften dieses kleinen Baumes findet man ihn selten, und so möchten diese Zeilen und vor allem das Bild Ver- anlassung sein, ihn nochmals den Freunden schöner Pflanzen zu empfehlen. Magnolia stellala wurde zuerst als Burgiria sUllala durch Siebold & Zuccarini bekannt, welche sie in den Wäldern Japans fanden und unter jenem Namen publizierten. In den sechziger Jahren kam sie dann auf dem Wege durch Nordamerika zu uns in unsere Gärten. Häufig wird sie hier nicht gefunden, wie schon erwähnt, und das hier dargestellte E.xemplar des Bonner botanischen Gartens dürfte mit zu den gröfsten Deutschlands gehören. Der strauchartige Baum erreicht eine Höhe von 2 — 3 m. Die rundlichen, in der Jugend etwas graufilzigen Zweige tragen die schlanken, etwas anliegenden Blatt- und die mehr abstehen- den, kurzen und dickeren Blütenknospen, welch letztere von einer starken, grünlich-grau behaarten Deckschuppe eingehüllt sind. Die Blätter, erst nach den Blüten erscheinend, sind ver- kehrt eiförmig mit der gröfsten Breite im oberen Drittel, nach unten hin verschmälert, nach oben hin kurz zugespitzt. Anfang April erscheinen die zierlichen, reinweifsen Blüten. Sie haben nicht die Gröfse und Steifheit ihrer Verwandten, sondern sind kleiner und zierlicher gebaut, etwa 7 — 8 cm im Durchmesser haltend, bestehend aus 12 — 16 schmalen, i — 1'/.> cm breiten und 5 — 6 cm langen Blumenblättern. Wie in einem schönen, viel strahligen, weifsen Sterne sind die Blumenblätter bei der ent- wickelten Blüte ausgebreitet, in weiteren, vorgerückteren Stadien zurückgeschlagen. Was ihnen an Gröfse abgeht, ersetzen sie reichlich durch Zierlichkeit und Menge, und so stellt denn ein solches Bäumchen während der Blütezeit ein wahres Kabinett- stück dar. Wie keine andere ihres Geschlechts läfst sich M. stellala zum Treiben verwenden, schon ihrer geringen Gröfse wegen, da sie selbst als kleine Pflanze sich schon reichlich mit Knospen bedeckt. Die wenig steifen, zierlichen Blütensterne geben ein prächtiges Material für Bindezwecke, sind auch abgeschnitten von einiger Haltbarkeit. B. Othmer. Hydrangea quercifolia Bart. (.'\bb. auf der Titelseite). — Die eichenblättrige Hortensie, welche aus dem Südosten der Ver- einigten Staaten stammt, stellt einen recht schmucken, ziemlich hochwerdenden Strauch dar, der für gröfsere und kleinere An- lagen sehr geeignet erscheint. Diese Art ist so gut wie völlig winterhart, wenn auch an sehr ungünstigen Lagen ein leichter Winterschutz ratsam ist. Das hübsche Blattwerk tritt auf dem Bilde gut in Erscheinung. Erhöht wird die Schönheit des Strauches noch durch die im Sommer sich zeigenden, rötlich- weifsen Blütenrispen. H. quercifolia verdient sehr wohl, dafs man ihr erhöhtere Aufmerksamkeit als bisher entgegenbringe. Sie liebt nahrhaften, nicht eben trockenen Boden und gedeiht im Halbschatten am besten, wiewohl in rauherer Lage ein sonniger Platz vorzuziehen ist, auf dem sie im Winter auch nicht etwa durch zu gröfse Feuchtigkeit leidet. Chrysanthemum. Chrysanthemum-Schaublumen-Kulturen in der Gärt- nerei von C. Pasewaldt (Oberg. H. Gierth), Zehlendorf. (Hierzu die Abb. Seite 115 und 117.) — Wenn auch die Kultur der Chrysanthemum zur Schnittblumengewinnung in den letzten Jahren einen früher kaum geahnten Umfang angenommen hat, so hört man doch allgemein über die Unrentabilität dieser Kultiu- klagen. In der Umgegend von Berlin sind nur noch zwei Ilandelsgärtnereien unter denjenigen zu finden, die nicht nur in der Kultur von Schau- blumen Hervorragendes bieten, sondern auch noch etwas an dieser Kultur verdienen, was doch für den Handelsgärtner die Hauptsache ist. Diese beiden Firmen sind C. Kotte, Südende, und die obengenannte, deren Obergärtner, Herr Gierth, ge- wissermafsen aus der Schule des ersteren hervorgegangen ist. Aus dieser Zehlendorfer Schnittblumengärtnerei bieten wir heute zwei Ansichten aus einem Gewächshause mit Schaublumen , die beide ein gutes Bild von der grofsen Vollkommenheit der hier kultivierten Blüten geben. Die Bilder würden noch ganz anders aussehen, wenn nicht hier, wie in jeder Handelsgärtnerei, das Geschäft die Hauptsache wäre und tagtäglich die am besten ent- wickelten Blumen dem Messer zum Opfer fallen müfsten. Trotz- dem ist, wie die Bilder zeigen, immer ein reicher Flor vorhanden, den nicht Sommerstecklinge, sondern fast durchweg strauchartig gezogene Pflanzen mit je mehreren Riescnblumen liefern. Der Preis, der im November für Schaublumen ersten Ranges von L'nterhändlern pro Dutzend in Berlin gezahlt wird, beträgt 6 M. Er ist fürwahr noch gering, und es gehören schon eine gröfse Routine und bedeutende Kulturerfolge dazu, unter solchen A'er- hältnissen noch seine Rechnung zu finden. Schaublumen zweiten Ranges erzielen einen Dutzendpreis von etwa 4 M. M. H. Landschaftsgfärtnerei. Eindrücke aus den Pariser Garten -Anlagen. Von C. He icke, städtischer Garten- Inspektor, Aachen. Über die Pariser Weltausstellung ist bereits soviel berichtet worden, dafs es wohl überflüssig erscheint, dieselbe nochmals, nachdem sie ihren Abschlufs inzwischen gefunden hat, einer Be- sprechung zu unterziehen. Im grofsen und ganzen hat es sich in Paris ja auch, soweit der Gartenbau in Frage kommt, mehr um eine französische, um nicht zu sagen eine Pariser Sonder- ausstellung gehandelt; denn die spärlich vertretenen aufser- französischen Aussteller machten sich nicht genug bemerkbar, um das national -französische Gesamtbild der Beteiligung des Gartenbaues an der Weltausstellung wesentlich im internationalen Sinne zu beeinflussen. Und wo kein ernstlicher Wettbewerb statt- gefunden, da kann auch von keinem Siegen oder UnterHegen die Rede sein; es hat also gar keinen Sinn, wenn hier und da von einer Niederlage des deutschen Gartenbaues in Paris geredet wird. Es ist eine Erscheinung, die man auf fast allen Ausstel- lungen des Gartenbaues beobachten kann, mögen sie sich inter- national nennen, oder mit einer „Welt" -Ausstellung in X'erbindung stehen, immer wird man finden, dafs sich die Beteiligung an denselben, von sporadischen Ausnahmen abgesehen, aus dem zunächstgelegenen Gebiete rekrutiert. In gewissem Grade trifft dies auch für alle anderen Zweige der menschlichen Produktions- V, Die Gartenwelt. 115 thätigkeit zu, wird man vielleicht einwerfen. Das stimmt aber doch nicht ganz. Tote Gegenstände, mögen es nun Kunstwerke, gewerbliche Produkte oder Rohstoffe sein, eignen sich zum Verschicken und Ausstellen immer viel besser, als lebende Wesen, als welche man im gewissen Sinne die Erzeugnisse des (iartenbaues betrachten kann. So haben immer die dem Aus- stellungsort zunächst Wohnenden soviel den Fremden gegenüber voraus, wie es auf keinem anderen Gebiete der Fall ist, und dieser Umstand wirkt lähmend auf die Beteiligung. Dafs dies zutrifft, dafür kann als Beweis gelten, dafs die Gartenbau-.Abteilung auf der Pariser Weltausstellung sich wirklich international ge- Aber dies nur nebenbei! Ich wollte ja nicht von der Aus- stellung reden. Neben dieser bietet Paris dem Landschaftsgärtner so aufserordentlich viel, was sein Interesse fesselt, dafs man reich- lich vierzehn Tage damit zubringen kann, sich alles anzusehen. Man braucht nur frühmorgens das Hotel zu verlassen. Da kann man sich zunächst das Treiben auf den Blumen- und Pflanzen- märkten ansehen ; man mufs aber auch wirklich früh aufstehen. Wer erst gegen 8 Uhr kommt, kann nur noch bemerken, wie die letzten Verkäufer die Überreste wieder einpacken und fortfahren. Vorher hat aber ein sehr lebhaftes Treiben stattgefunden, schöne und gute Marktwaren in Palmen, Saisonpflanzen, abgeschnittenen Blick in ein Gtwächshaus mit Chrysanthcmum-Schaublumen. In der Handclsgärtnerci von C. Pasewaldt (Obergärtner H, Gierthl, Berlin-Zehlendorf, Tür die „Gartenwelt' photographisch aufgenommen (Text Seite 114). staltete, wo es sich um leblose Gegenstände handelte, z. B. um Pläne. Da hatten sich neben den Franzosen Österreicher, Ungarn, Russen, Schweizer und Deutsche eingefunden mit zum Teil recht gut beschickten Sammelausstellungen. Auf diesem Gebiete hat denn auch wohl niemand im Ernste der Ausstellung des Vereins deutscher Gartenkünstler den ersten Platz bestreiten können und der zuerkannte „Grand prix" mufs als wohlverdient bezeichnet werden. Es war eine Kollektivausstellung, die der genannte Verein veranstaltet hat, so dafs also nicht die einzelnen Teilnehmer prämiiert werden konnten. Wäre dies zulässig gewesen, so würde ohne Zweifel der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg mit seinen Plänen, Ansichten und Modellen des grofsen Hamburger Zentralfriedhofcs (Direktor Cordes) der Träger des ersten Preises gewesen sein. Blumen, Bindereien in grofsen Massen finden schnell ihre Abnehmer. Beim Durchwandern der inneren Stadtteile veranlassen einen die Baumpflanzungen zu kritischen Vergleichen mit dem, was man in der Heimat sieht. Wohl in keiner anderen Stadt unseres Kontinents sind die Strafsen in solcher Ausdehnung bepflanzt, wie in Paris. Die Bäume befinden sich im allgemeinen in einem recht befriedigenden Zustande, und man kann den Schlufs daraus ziehen, dafs auf diesem Gebiete in Paris nach erprobten Grund- sätzen zu Werke gegangen wird. Soweit ich beobachten konnte — und ich habe ziemlich das ganze Stadtgebiet durchstreift — beschränkt man sich in Paris bei der Bepflanzung der .Strafsen auf ganz wenige Arien, .^ni häufigsten sind die Rofskastanien anzutreffen, für die die Pariser 116 Die Gartenwelt. V, lo eine ganz besondere Vorliebe zu haben scheinen, wohl haupt- sächUch wegen ihres schmucken Aussehens, wenn sie das erste Grün entfaltet und sich mit ihren Blütenfackeln bedeckt haben; ihnen schliefsen sich die Platanen an; aufserdem finden sich Ulmen, Spitzahorne, Götterbäume, Katalpen, Silberlinden und einige andere. Die Zeit meines Aufenthalts (Ende August) bot Gelegenheit, die verschiedenen Arten hinsichtlich des Verhaltens ihrer Belaubung gegen die schädlichen Einflüsse der Stadtluft zu beobachten. Sehr schlecht sahen in dieser Beziehung die Rofskastanien aus, nicht viel besser die Ulmen; Silberlinden und Ahorn waren befriedigend. Katalpe und Götterbaum zeigten noch ein recht frisches Grün; in geradezu grofsartiger Verfassung be- fanden sich endlich die Platanen. Da sie auch in jeder anderen Hinsicht den denkbar besten Eindruck machten, so mufs ich sagen, dafs sich in Paris die Platanen als Strafsenbäume comme il faut bewährt haben, und man läfst sich dort weder durch die zeitweise auftretende Blattfallkrankheit, noch auch durch die an- geblich gesundheitsschädliche Wirkung des wolligen Überzuges der jungen Blätter und Triebe von ihrer Anpflanzung abhalten, wie es leider bei uns in Deutschland neuerdings vielfach der Fall zu sein scheint. Abweichend von dem in den meisten deutschen Städten beobachteten Verfahren sind die Pariser Strafsenbäume, obschon die Baumarten fast alle zu den grofskronigen gehören, in Ab- ständen von 5 Metern gepflanzt. Das überrascht zwar anfänglich, hat aber bei einigen Nachdenken doch viel für sich. Wir Deutsche sind grofse Theoretiker und ziehen bei der Anordnung der Strafsenbäume als Wichtigstes die spätere Ent- wicklung der in Aussicht genommenen Baumarten in Betracht. Von diesem Gesichtspunkt aus stellen wir umfangreiche Listen von Bäumen auf, geordnet in Klassen je nach der Gröfse; wir bestimmen für die einzelnen Klassen die zulässigen Strafsenbreiten, Abstände der Bäume unter sich und vieles andere. Dann pflanzen wir die Bäume entsprechend dieser Theorie in Abständen, welche die Gewähr bieten, dafs die Kronen derselben auch im Alter noch Platz genug haben, um sich hübsch vollkommen nach allen Seiten auswachsen zu können, und in Erwartung dieses vielleicht in 30 oder 40 — 50 Jahren ( — oder auch nie! — ) eintretenden Zustandes idealer Vollkommenheit lassen wir uns zunächst ein halbes Menschenalter hindurch die Sonne auf den Nacken brennen. Der Pariser Strafsengärtner verfährt anders und praktischer; er sagt sich, die Bäume sind zunächst bestimmt. Schatten zu spenden, und je eher dies in ausreichender Weise erreicht wird, um so besser ist es. Zu diesem Zwecke pflanzt er die Bäume in Abständen, welche erwarten lassen, dafs die Pflanzung bald hinlänglich Schatten giebt. Kommen die Kronen dann mit ihren Asten einander zu nahe, so stutzt er die zu stark wachsenden in Zwischenräumen von einigen Jahren und erreicht dadurch zu- gleich, dafs die Kronen dicht und geschlossen bleiben und die Bäume im angeregten Wachstum erhalten werden. Wer an diesem Verfahren etwa Anstofs nimmt, kann ja statt dessen, falls die Bäume später zu dicht stehen sollten, im Verhältnis zu der fortschreitenden Entwicklung den einen um den anderen fort- nehmen. Dem geschilderten Verfahren bei den Baumpflanzungen in Paris liegt aufserdem noch folgende Erwägung zu Grunde, wie mir ein Deutscher, mit den dortigen Verhältnissen vertrauter Fachmann auseinandersetzte: Man hat auf Grund der Jahrzehnte langen Beobachtungen ermittelt, welches Alter im Durchschnitt die einzelnen Baumarten unter der Ungunst der Stadtluft und den sonstigen Nachteilen ihres Standortes erreichen. Für die Platanen hat man z. B. gefunden, dafs sie durchschnittlich 22 Jahre alt werden, und dieses Durchschnittsalter legt man bei der Abmessung der Abstände zu Grunde. Die Richtigkeit leuchtet ohne weiteres ein. Ein Baum, der voraussichtlich nach 22 Jahren durch einen jungen ersetzt werden mufs, braucht nicht soviel Raum als ein solcher, welcher go — 100 Jahre alt wird, wenn er in freier Lage sich vollkommen auswachsen kann. LInter diesen Umständen ist es auch erklärlich, dafs man in Paris vollständig davon absieht, kleinkronige Baumarten zu verwenden, die ja bei uns sehr bevorzugt sind. Was die eigentlichen Gartenanlagen der Stadt Paris anbe- langt — Schmuck- und Erholungsplätze, Parkanlagen und dergl. — so haben diese zum Teil Ausdehnungen, wie sie sich eben nur in dieser Stadt haben ermöglichen lassen, wo seit Jahrhunderten die verschiedensten Faktoren gewetteifert haben, die Stadt zu verschönern und wo keine noch so erheblichen Kosten gescheut wurden, diesen Zweck zu erreichen. Einen Begriff von der Höhe der zeitweise für Anlagen aufgewendeten Mittel kann man sich machen, wenn man erfährt, dafs die Anlage des Parkes Buttes- Chaumont ohne Grunderwerb rund 3^2 Millionen Franks gekostet hat bei einer Gröfse von rund 25 Hektar. Welche Stadt kann sich in ihrem Centrum Anlagen leisten von dem Umfang des Jardin des Tuileries, der durch die Place de la Concorde mit den Champs Elysees in Verbindung steht und mit diesem zusammen rund 1900 m Länge, bei einer mittleren Breite von 300 m (also rund 570000 qm Flächenraum) besitzt? Dazu kommen die zahllosen sonstigen Anlagen; nur einige der wichtigsten seien genannt: der Gartenhof des Palais Royal, die Jardins du Luxembourg und des Plantes im Centrum, die An- lag'en am Trocadero und um den Eifelturm und das Bois de Boulogne (873 Hektar) im Westen, der Parc Monceau im Nord- westen, die Buttes-Chaumont im Nordosten, das Bois de Vincen- nes im Südosten, der Parc Montsouris im Süden u. s. w. Nicht überall entspricht die Beschaffenheit der Anlage unseren Erwartungen. Vielfach macht es den Eindruck, als ob das französische ,, Liberte, egalite, fraternite" mit ganz besonderer Unterstreichung des „Liberte" auf die Anlagen Anwendung findet, nicht zum \'orteil des guten Aussehens derselben. Nicht nur in den Anlagen von Versailles, St. Cloud und ähnlichen, teilweise in forstartige Bestände übergehenden Bezirken, auch in den Bois de Boulogne und Vincennes, in den Buttes Chaumont und an vielen anderen Orten kann man beobachten, wie nicht die Wege allein, sondern auch die Rasenflächen zum Gehen benutzt werden; „kommen Sie doch hierher auf den grünen Teppich", forderte man mich gelegentlich auf, als ich mich in gewohnter Weise auf dem Wege hielt. Es mufs allerdings bemerkt werden, dafs die Wegeflächen mit einer geradezu unglaublichen Sorte Kies bedeckt werden. Bei uns würde derselbe für die Herstellung von Beton sehr gesucht sein — aber die Fufswege in den Pro- menaden oder gar einen Raum, wie den Lichthof im grofsen Kunstpalast in der Ausstellung, wo die Werke der Bildhauer Aufstellung gefunden hatten, würde man sich in Deutschland nicht getrauen, mit einem solch grobkörnigen Material zu be- decken. Nicht allein zum Gehen benutzt man die Rasen- flächen; man lagert sich daselbst, verzehrt die mitgebrachten Vorräte, läfst leere Flaschen, Speisereste, Papier etc. — gerade nicht zur Verschönerung der Anlagen — umherliegen. Weite Strecken machen infolgedessen einen geradezu verwilderten Eindruck. Dem steht gegenüber die verschwenderische und üppige Ausstattung anderer Anlagebezirke und ihre glanzvolle Unter- haltung. Freilich wird hier wieder des Guten zuviel gethan, namentlich hinsichtlich des Blumenschmuckes. Derselbe be- schränkt sich nicht auf die ohnehin reichlich genug vorhandenen Blumenbeete, sondern man bepflanzt in wenig geschmackvoller V, lo Die Gartenwelt. 117 Weise auf ausgedehnten Strecken die Gehölzränder mit einem breiten Saum von Blumen. Man läfst sich das gefallen, wenn es sich um hervorragende Plätze handelt, aber ich habe in dem Champs-Elysees, im Parc Monceau und anderwärts auf weiten Strecken keine Gehölzgruppe gefunden, die nicht den obligaten Saum aus Geranien, Ageratum, Tageks, Perilla und dergl. erhalten hätte. Wenn einen der Weg an einem gleichmäfsig grünen Wald- saum entlang führt, so wird man selbst bei kilometerlangem Wandern nicht das Gefühl des Überdrusses empfinden. Wenn einem aber zugemutet wird, auf einem solchen Spaziergang fort- gesetzt die aufdringlichen Blüten der Geranien und ähnlichen Krautes neben sich zu sehen, so bekommt man die Sache bald gebaute Felspartie uns entgegentritt: in einer Nische derselben ist eine Figurengruppe angebracht, die der Szenerie den Namen gegeben hat. Unterhalb der Gruppe bricht ein effektvoller Wasserfall aus den Felsen hervor und stürzt in ein mit malerischen Blöcken umrahmtes Wasserbecken. Das Ganze ist aufserordent- lich naturgetreu angeordnet und nimmt einen im ersten Augenblick vollständig gefangen; aber nicht lange hält der Eindruck vor, denn schon bald gewahrt man, dafs es sich ein Gartenkünstler nicht hat versagen können, auch hier seine unter den obwalten- den Umständen geradezu widerlich berührenden grellfarbigen Blumen in der gerügten Form anzubringen. Wenn man dann wenigstens noch in der Art'zu Werke ginge, wie bei uns die in Blick in ein Gewächshaus mit Chrysanthemum-Schaublumen. In der Handelsgärlnerei von C. Pasewaldt (Obergärtner H. Gicrth), Berlin-Zehlendorf, für die ,Garlenwelt" photographisch aufgenommen iText Seite lu). satt. Daibei scheint diese Manier der Verwendung des Blumen- schmuckes dem modernen französischen Landschaftsgärtner so sehr zur zweiten Natur geworden zu sein, dafs sie sich ihrer nicht allein in den städtischen Anlagen, die ja stellenweise auch ein- mal eine prunkvolle Überladung vertragen können, ausgiebig be- dienen, sondern sie auch auf Stellen übertragen, wo dadurch der gute Eindruck, den die Szenerie an sich macht, vollständig zu nichte wird. Unter vielen Beispielen, die mir begegnet sind, möchte ich nur eins besonders erwähnen. Im Park von Ver- sailles befindet sich eine kleine Partie, welche die Bezeichnung .„Les bains d'Apollon" führt. Im Gegensatz zu der Regelmäfsig- keit, die sonst die Grundzüge des Parkes bildet, ist diese Partie in natürlicher Form angeordnet: ein alter Baumbestand um- rahmt eine Lichtung, in deren Hintergrund eine meisterhaft auf- den letzten Jahren mit Recht so sehr in Aufnahme gekommenen Freilandstauden angebracht werden, dann liefse man es sich noch gefallen. Aber man stopft zunächst alle vorhandenen Einbuch- tungen des Gehölzrandes mit buntblättrigen Abutilon voll, läfst dann der Gröfse nach geordnet das andere Zeug folgen und schliefst mit kleinbleibenden Sachen ab, so dafs die malerischen Konturen der Gehölzgruppen, wo sie vorhanden waren, verloren gehen und das Ganze so steif und unnatürlich aussieht, wie nur möglich. Ich will nicht hoften, dafs als das Ergebnis des Be- suches der Pariser Anlagen seitens zahlreicher Deutschen im verflossenen Sommer diese Manier bei uns Eingang findet. Angenehm aufgefallen ist mir dagegen, dafs die Teppich- beete so gut wie verschwunden sind. Ich bin ihnen nirgends begegnet. Andererseits mufs ich es wieder tadeln, dafs die aus- 118 Die Gartenwelt, gedehnten regelmäfsigen Parterre-Anlagen im Tiiileriengarten, im Jardin du Luxembourg und an anderen Orten gar zu bunt ge- mischt bepflanzt werden. Wenn man überall 1'agitis, Margue- riten, Geranien, Coleus, Nicotiana offinis, Ageralum, Calceolarien, Iresinen und dergl. bunt durcheinander sieht, so ermüdet das bald; mag auch hier und da die Mischung etwas anders zu- sammengesetzt sein, es macht auf die Dauer einen langweihgen Gesamteindruck. Und wenn langgestreckte breite Rabatten in klar übersichtlichen Formen in dieser Weise behandelt werden, so mag es auch noch hingenommen werden. Unbedingt fehler- haft ist es aber, dafs man auch die historischen Parterre-Anlagen beim Schlosse von Versailles so besetzt hat. Was würde wohl Le Nötre sagen, wenn er diesen Farbenwirrwarr sich ansehen könnte! Diese ausgedehnten, mit Buchsbaum eingefafsten Ara- besken - Kompositionen verlangen eine Bepflanzung so einfach und ruhig als nur irgend möglich. Unbepflanzt machen sie, wie ich mich im Park von Chantilly überzeugen konnte, einen viel besseren Eindruck. (Sclilufs folgt.) Ausstellungsberichte. Die Hamburger Chrysanthemum-Ausstellung vom 17. bis 21. November. Von H. Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz bei Berlin. Die haben leicht Ausstellungen machen, ein verständnis- volles Publikum, eine Ausstellungshalle so riesengrofs, so hell und schön gelegen, dann einen Chrysanthemuin-Vevem, einen wirk- lichen, nicht so wie der, der als „nationaler" nicht aus seinen Anfangsgründen herauskommt; sie sind zu beneiden, die Ham- burger! ~ Dafs unter solchen Verhältnissen die Chrysantlmnum- Kultur dort thatsächlich die weitentwickeltste Deutschlands ist, dafs es bei vielen Liebhabern Ehrensache ist, von Jahr zu Jahr mehr zu leisten und dafs man beinahe am Ende des Möglichen angekommen zu sein scheint, ist wohl zu verstehen. Soll der Sinn für diese schöne Herbstblume weiter bestehen bleiben, dann möchte man dem Verein der Hamburger Chrysanlhemum-Y XKonA^ raten, mal ein Jahr ohne Ausstellung ins Land ziehen zu lassen, Blunienmode will recht eigen behandelt sein, sonst sieht man sich sehr leicht d'ran über. Doch was für Hamburg beinahe zu viel ist, das fehlte dem übrigen Deutschland in diesem Jahre. Neben Kassel, welches sich so einpuppte in seiner gleichartigen Veranstaltung, dafs es aufserhalb seiner Mauern keinen anderen daran teilnehmen liefs, gab es ja kerne Chrysanthcmunt-K-a%?Xft\\\v[\% in diesem Jahre, und Hamburg war wie immer gastfreundlich, es liefs auch Nicht- hanseaten zum Preisbewerb zu. Von richtiger Auffassung und Bestätigung meines Lobes spricht es, dafs solche Aussteller von aufserhalb nur in Schnittblumen konkurrierten. Dafür waren die Ein- heimischen so nobel, ihre Leistungsfähigkeit fast nur in Schau- pflanzen und einblütigen Juni-Stecklingen zum Ausdruck zu bringen. Sorten zu beschreiben, hiefse Seiten dieses Blattes bean- spruchen. Vom Alten das „Beste", vom Neueren viel und vom Neuesten wenig aber Gutes konnte man schauen. Es gehört ja ein Kennen und Erproben dazu, zu beurteilen, welche unter den vielen Sorten zur Schaublumen- bezw. Pflanzenkultur sich eignen. Alle die grofsen Hamburger Liebhaber wiederholten sich in Sorten, ein jeder aber brachte Besonderes, im Vorjahre nicht Ge- sehenes und so lernt der Besucher bald heraus, ob diese oder jene Sorte lohnend, von schwerer oder leichter Kultur ist. Stehen bleiben auf altem Standpunkte darf ja keiner, der mit der Zeit leben will, und wie die „Triomphante" -Zeilen vorbei sind, weil die Sorte —für giofsstädtische Verhältnisse wenigstens — eben über- lebt ist, so giebt es Neues, immer wieder Schönes. Die grünen Sorten sind, das bewiesen auch die ausgestellten Bindereien, jetzt hochmodern. Selbst „Florence Davis", die so alt ist, dafs man sie schon da und dort kassiert, bot als Hauptblume einer Tafel- dekoration eigentlich das fesselndste Bild- „Lilly Love", an fein- strahligem Bau unerreicht, sollte mehr gezogen werden und „.Uail. Edmond Roger" ist als vornehmste aller grünen, die an Ver- wendungswert wohl vielseitigste und beste. Ein schöner, dabei so leicht zu ziehender Topf dieser Sorte wird überall gekauft werden. Von der wertvollen weifsen „Prinzess Bassarabe de Braucovan" war ein ganzes Feld abgeschnittener Schaublumen da, auch als Topf sah man sie in voller Schönheit wieder. Wunderbar wirkte die strahlige, fleischfarbene „Rayonnante" ^ auffiel in ihrem hoch- gewölbten Blütenbau wie schon im Vorjahre „A/rs. T. A. Compton". Weiter seien unter den Neueren genannt: „A^. C. S. Jubilu" mit ihrer einzigen Centifolienfarbe, „Mrs. Barkley"^ die ihr an Blumengröfse und prächtiger Belaubung, bei fast gleicher Farbe noch vorzuziehen ist, ,,Mad. A. Rousseau'-', von prächtigem Rosa, „/Iv du Champsaur" , rahmweifs, ^Beauiy Grenobloisc" , ähnlich an Farbe, mehr kremeweifs, die reinweifse, zur Topfkultur so vorzüg- liche „l'Hs/ern King", ,,Pink Ivory", La France-furhig, die herrliche „Marie Calvat", die bei aller Schönheit ihrer leuchtend rosafarbigen Blumen sehr leicht zu ziehen ist, „Mrs. J. IV. 1 1 a/erliovse" , glänzend hellgelb, ,^A/ll(\ De/aire", rosa mit perlmutterfarben, „Mad. F. Du- briuil" , zart fleischfarben mit lila, und ,,I\Jad. C. Ferrier-\ dunkelrosa. Über die Neuesten soll mich eine kleine Separatabhandlung später entlasten. Die alten einfachen Chrysnntlietituni, die zum Schnitt kaum noch lohnen, pflegen die Hamburger Liebhaber in ihren Samm- lungen, wenn auch in kleinem Sortimente. Die schönste und blütenreichste Sorte in köstlich rosaer Farbe ist ohne Zweifel „Ada Owen", die schon im vorigen Jahre so auffiel. Wahre Riesen- pflanzen, als Halbstämme gezogen, brachte Obergärtner See beck, Halbstämme mit gewaltigen Kronen und mit Tausenden von Blumen bedeckt, wohlverstanden die einzelne Pflanze gemeint. Es ist bedauerlich, dafs man diese so leicht, wenn auch nicht zu dieser, so doch zu immer hoher Vollkommenheit zu ziehende Sorte aufserhalb Hamburgs fast nicht kennt. — Die geschilderten Pflanzen waren für mich, vom handelsgärtnerischen Standpunkte, die Glanz- leistung der Ausstellung. In Bindereien bewiesen die Einsendungen den alten Ruf, den Hamburg darin hat. In der allgemeinen Anordnung konnte man gegen das vorige Jahr grofse Vervollkommnung feststellen. Man hatte wohl beachtet, dafs zu dem Riesenraum auch grofse Dekorationen an natürlichen Blattpflanzen gehören. Nicht aufser Acht lassen sollte man, dafs andere Spätherbstblumen eine Chrysanthemum- Kw%%\.e\\\ya%, wo sie eben alljährlich stattfindet, inter- essanter, vielseitiger gestalten, ohne der Hauptblume, dem Chrys- anthemutn, Abbruch zu thun. Verdient um das Gelingen der Ausstellung machte sich in erster Reihe der Vorsitzende der Hamburger Gesellschaft, Carl G. A. Schumacher, sowohl an Bedeutung seiner Kulturleistungen, als auch durch seine unermüdliche Arbeitskraft, und als Haupt- mitwirkende glänzten besonders Reeder Kirsten (Obergärtner Seebeck), der bekannte Sportsman Beith (Obergärtner Have- mann), Dr. Schröder (Obergärtner Otten) und G. Engel- brecht (Obergärtner Köpel). Die ausstellenden Handelsfirmen sind ja immer dieselben und allgemein bekannt. Der Besuch, der in einem so weiten Raum sich allerdings leicht verliert, liefs zu wünschen übrig. Er wird am Bufstage besser gewesen sein, wie am Eröftiiungstage. Was die Ausstellungsräume, das Velo- drom, betrifft, so geht man nicht ohne Neid von Hamburg weg. Sie sind einzig, nachahmenswert für jede Grofsstadt, un4 V, 10 Die Gartenwelt. 119 wenn sie auch sonst dem Sport als Heim dienen, so giebt es im Grunde genommen wohl keinen schöneren Sport als den der Blumen und zu dem sollten die schönsten Hallen wie in Ham- burg überall offen stehen. Verdiente Fachgenossen. David Schwarzrock. Selten genug wohl ist es einem Gärtner, der seinem Beruf „von der Pike an" gedient, vergönnt, sein gojähriges Wiegenfest zu feiern, — aber wohl noch seltener, diesen Tag sogar in geistiger und körper- licher Frische erleben zu dürfen! Ein Leben, reich an Mühen und Sorgen, reich an Schicksalssclilägen, aber nicht minder reich an Er- folgen ist es, auf welches der allseitig beliebte und hochgeschätzte Handelsgärtner David Schwarzrock in Mödling — wohl der Senior der Gärtner Niederösterreichs — in diesen Tagen zurückblickt. David Schwarzrock wurde am 12. Dezember l8lo in Katzelsdorf bei Wien geboren. In dreijähriger Praxis absolvierte er bei seinem Vater die Lehre. Von i82ti an begann seine Gehillenzeit bei Obergärtner Reiser in Hörn in Niederösterreich. Später arbeitete er in mehreren Wiener Gärten, unter anderen auch in denen des Barons Hildebrand in St. Christoph, bis er zuletzt der Baron Pecha'schen Gärtnerei in Wien als selbständiger Leiter vorstand. In dem Revolutionsjahre 1848 machte sich David Schwarzrock in Mödling als Handelsgärtner selbständig. Ausgerüstet mit umfassenden Kenntnissen und aufserordentlicher Willenskraft, hat er es verstanden, sich von den kleinsten Anfängen in eine geachtete Stellung empor- zuarbeiten, in welcher Thätigkeit ihm seine liebevolle Gattin — die aber bereits seit einer Reihe von Jahren durch Tod von ihm ge- schieden — zur Seite gestanden. Wahrlich, nicht leicht waren die Aufgaben, neben der Sorge um sein Geschäft noch 14 Kindern als Vater vorzustehen! Vor Jahren übernahm ein Sohn von David Schwarz- rock das Geschäft des Vaters, — auch ihn mufste der Greis frühzeitig ins Grab sinken sehen. Derzeit führt seine Schwiegertochter die Han- delsgärtnerei weiter. Köstliclie Stunden sind es stets, die wir mit dem alten David Schwarzrock verleben. Unter den Jungen seines Faches lebt der „alte Herr" förmlich auf und wird mit uns wieder jung; sprudelnd weifs er dann die Gescliichte der österreichischen Gärtnerei zu schildern, und mit vollem Recht rühmt man ihm nach, ein grofses Stück Idealismus und Liebenswürdigkeit sich selbst bis ins hohe Alter bewahrt zu haben. Mit staunenswerter Gedächtnisfrische begrüfit er, in Gärten befreundeter Kollegen wandernd, seine lieben Kinder aus Floras Reich, — oft ge- nug sind es da alte, heut fast vergessene Pflanzen, deren Geschichte und Einführung er stets fesselnd zu schildern vermag, hier und da noch Jugenderinnerungen einflechtend; aber auch wertvollen Neueinführungen schöner Gewächse bringt er lebhaftes Interesse entgegen. Heute noch kann der Greis stundenlang einen Kreis lieber Kollegen und Freunde unterhalten; unaufhörlich fallen da seine trefllichen Witze, die alle Lachmuskeln erschüttern. Von Alt und Jung geliebt und verehrt, fühlt er sich unstreitig in der Mitte seiner Kollegen am wohlsten, und mit wahrhaft aufrichtiger Freude begrüfst auch er sie in seinem Tusculum, einem kleinen Häuschen, in dessen gärtnerischer Umgebung der Greis noch immer seine Lieblinge unter den Pflanzen mit eigener Hand pflegt. Wenn auch die zahlreichen Schicksalsschläge, verbunden mit dem hohen Alter, nicht ganz spurlos an ihm vorübergegangen, so ver- mag er doch heute noch ohne Brillengläser alles Gedruckte zu lesen. Ein gütiges Geschick aber spende dem an der Schwelle des Lebens Stehenden noch manch glückliches Jahr! Breitsc hwerdt, Obergärtner, Mödling. Preisausschreiben. der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau folgendes Preis- ausschreiben: 1. Es wird ein Preis von 1000 Mark ausgesetzt für den besten Entwurf zur gärtnerischen Ausschmückung des Wilhelmsplatzes in Frank- furt a. d. O. Der preisgekrönte Entwurf geht in das Eigentum des prak- tischen Ratgebers über. Die Stadt Frankfurt hat das Recht, diesen Ent- wurf zur Ausführung zu bringen. Den städtischen Behörden von Frank- furt a. d. O. steht es frei, weitere Entwürfe für den Preis von je 400 Mark anzukaufen. 2. Gefordert werden: 1. Ein farbiger Grundplan im Mafsstabe I : 200. 2. Eine Zeichnung in Horizontallinien. 3. Ein Erläuterungsbericht. 4. Ein Bepflanzungsplan. 5. Eine Einzelzeichnung für die Umgebung des Denkmals im Mafsstabe i : 50. 6. Ein Kostenanschlag. Eine perspektivische Ansicht ist erwünscht. 3. Die Anlagekosten dürfen ungefähr 30000 Mark betragen. 4. Die Unterlagen für das Ausschreiben sind von der Redaktion des praktischen Ratgebers zu beziehen. Geliefert werden : 1. Ein Grundplan mit Höhenangaben. 2. Ein Programm mit genauen Vorschriften und Erläuterungen. 3. Eine Ansicht des Platzes. 4. Risse zum Denkmal. 5. Die Einlieferung der Entwürfe hat bis zum I. März 1901 postfrei an die Redaktion des praktischen Ratgebers zu Frankfurt a. d. O. zu erfolgen. Mafsgebend ist der Poststempel des Aufgabeorts. Die Arbeiten sind mit einem Kennwort zu versehen und dürfen den Namen des Einsenders nicht erkennen lassen. Dieser Name und die Angabe der Adresse des Einsenders sind in einem verschlossenen Umschlage mit dem gleichen Kennwort der Sendung beizufügen. 6. Den Ehrenvorsitz des Preisgerichts hat Herr Oberbürgermeister Dr. Adolph, Frankfurt a. d. O. gütigst übernommen. Das l'reis- richterarat haben freundlichst angenommen: Herr Landschaftsgärtner Brodersen, Schoneberg-Berlin. „ städtischer Garteninspektor A. Fintelmann, Berlin, Vor- sitzender des Vereins deutscher Gartenkünstler. „ Stadtältester Lüben, Gärtnereibesitzer, Frankfurt a. d. O. „ Stadtbaurat Schwatlo, Frankfurt a. d. O. „ städtischer Gartendireklor Trip, Hannover. „ Redakteur Steffen, Frankfurt a. d. O. 7. Soweit nicht die Bestimmungen dieses Preisausschreibens not- wendige Abänderungen enthalten, gelten die „Grundsätze für das Ver- fahren bei öffentlichen Wettbewerbungen auf dem Gebiete der Garten- kunst, aufgestellt vom Verein deutscher Gartenkünstler." Tagesgeschichte. Der Wilhelmsplatz in Frankfurt a. d. O., im Herzen der Stadt gelegen, ist kürzlich durch ein Reiterdenkmal Kaiser Wilhelms I., aus- gelührt vom Professor Unger, geschmückt worden. Leider ist dieser Schmuck bisher der einzige des Platzes, der im übrigen tot und öde daliegt. Um zur Beseitigung dieses Übelslandcs beizutragen, erläfst Basel. Man berichtet aus Basel vom 8. November: Der heutige Tag wird den Schulkindern Basels als improvisierter Festtag noch im Gedächtnis bleiben, wenn sie alte Leute geworden, und den zufällig in unserer Stadt anwesenden Fremden bot er ein Schauspiel, auf das siclierlich niemand gefafst war. Die sämtlichen Kinder der Primar- und Sekundärschulen, also weit über loooo an Zahl, wurden korbweise mit Äpfeln beschenkt und zwar nicht von der Schule aus oder von einem lokalen Wohlthäter, sondern von den Dorfgemeinden des be- nachbarten Kantons Baselland. Zum Andenken an den unerhörten Obst- segen dieses Herbstes hatten 45 Gemeinden zusammen circa 2250 Körbe voll Äpfel und zwar nicht etwa Abfallobst, sondern schöne Früchte, nach der Stadt gesandt, mit der man vormaleinst in so bitterer Fehde lag, dafs an eine Wiederversöhnung kein Mensch zu denken wagte. Und nun mufsten es die Enkel erleben, dafs sie zu Tausenden mit Körben und Säcken und Netzen in die Schule marschierten, um reich beschenkt von den Leuten von Baselland heimzukehren. — Aus Hütt- wyl bei Luzern meldet man, dafs ein einziger Apfelbaum mit 40 Doppel- zentnern Früchte beladen war, kein Wunder daher, dafs sich die Bauern nach einem ganz neuen System von Baumstützen umsehen, nämlich Tragseile um einen starken Mast herum anbringen mufsten. Und trotz- 120 Die Gartenwelt. V, 10 dem sieht man allenthalben Bäume, die der Last erlegen oder gebrochen zu Boden gefallen sind, Berlin. Die grolsen Schutzinseln auf dem Schlots platze, zu beiden Seiten des Begas-Biunnens, haben gärtnerischen Schmuck erhalten. Der städtische Gartendirektor Mächtig hat für die Mitten der Inseln grofse Tiixus-Üiume gewählt, um welche herum sich Busch- werk und Rasenbeete gruppieren sollen. Es sind zwei prächtige Exem- plare von Eiben, die nun den Begas-Brunnen flankieren, und in der neuen Umgebung treten jetzt die Schönheiten dieses Kunstwerkes erst reclit hervor. Dies wird noch mehr geschehen, sobald die Schlofsterrassen mit ihrem Laubschmuck dem Ganzen einen malerischen Hintergrund geben. — Als Gartenstadt ist Berlin wohl noch wenig gewürdigt worden, und doch weisen seine Park- und Schmuckanlagen landschaftliche und gärtnerische Schönheiten auf, die, für Fremde sehenswert, den Ein- heimischen Erholung und angenehme Augenweide gewähren. Aller- dings tauchen die meisten Schmuckplätze nur wie winzige Inseln in dem gewaltigen Häusermeer der Millionenstadt auf, während die grofsen Parkanlagen sich ausschliefslich an der Peripherie belinden. Man mufs ■■ich die Plälze schon zusammensuchen, um einen Eindruck von ihrer Zahl und ihrem Umfange und Respekt vor dem Aufwände städtisclicr Gartenpflege zu erhalten. Ist es doch noch gar nicht so lange her, dafs der Tiergarten die einzige Erholungsstätte der Berliner bildete. Je mehr indessen die Stadt nach Norden, Osten und Süden hinaus- wuchs, desto schwieriger wurde es den Bewohnern jener Stadtteile bei den damaligen, wenig entwickelten Verkehrsverhältnissen, nach dem Tiergarten hinzupilgern. Dafür suchte die Stadt Ersatz zu schaffen durch Anlage grofserer Parks und Haine in entfernteren Stadtgegenden. .So entstand schon in den vierziger Jahren der 53 Hektar grofse Fried- richshain im Nordosten Berlins, in den sechziger Jahren der 35 Hektar grofse Humboldthain im Norden, dann folgte der Treptower Park mit dem Plänterwald im Südosten, die zusammen die stattliche Fläche von iSo Hektar einnehmen, und endlich der nur II Hektar grofse Viktoria- |>ark. Aufserdem werden von der städtischen Parkverwaltung im Nord- westen Berlins unterhalten der kleine Tiergarten mit 6,3 Hektar Fläche, der Irivalidenpark mit 4,7 und der Ausstellungspark mit 3,7 Hektar, wogegen der Königsplatz, der Lustgarten und der Platz am (Jpernhausc unter königlicher Verwaltung stehen. Während andere Städte, die früher Festungen waren, nach Schleifung der Festungswerke in sehr bequemer Weise zu öffentlichen Promenaden und Stadtparks kamen, hatte Berlin von älteren Scliniuckanlagen aufser dem Lustgarten nur den Wilhelms- und Schillerplatz, das Kastanienw.ildchen, den Bellealliance- und Askaninchen Platz aufzuweisen. Nach Erriclitung der Markthallen bemühte sich aber die stadtische Verwaltung, die frei gewordenen öffent- lichen Plälze in Schmuckanlagen umzuwandeln. So entstanden die scliönen Anlagen auf dem Dönhoff- und Alexanderplatz, auf dem Gens- darmenmarkt und Arconaplatz, auch der Pariser Platz u. a, erhielten Gartenanlagen. Die bisher genannten Plätze zählen indessen zu den kleineren, weit gröfsere Anlagen haben die in neuerer Zeit entstandenen Stadtteile aufzuweisen, so den Lützowplatz mit 16357 qm, den Hohen- staufcnplatz mit 12500 qm, die Courbiere-Anlagen mit 15279 qm etc., während die giöfste Schmuckfläche der Mariannenplalz mit 21 215 qm besitzt. Insgesamt zählt Berlin jetzt 164 öffentliche Schmuckaiilagen, wobei allerdings auch die Umgebungen alter Kirchen, die schmalen Kasenstrerfcn an den Promenaden, die an Strafsenvereinigungen ge- schaffenen einfachen Plätzchen mitgerechnet sind. Breslau. Am 15. November abends 7 Uhr fand im kleinen Saale des Konzerthauses zu Breslau eine grofse Versammlung von Interessenten zur näheren Beratung über die für das Jahr 1902 hier geplante Gartenbau-Ausstellung, verbunden mit Fischerei- und Forst- ausstellung, statt. Zu dieser Versammlung hatten sich auf»er den hiesigen bedeutenden Handels- und Herrschaftsgärtnern auch eine gröfsere An- zahl auswärtiger Teilnehmer eingefunden. Garteningenieur Menzel be- grüfste die Erschienenen und verlas sodann das Protokoll ntfs der ersten vorbereitenden Sitzung. Die heutige Versammlung habe den Zweck näherer Beratung und Einholung von Meinungen aus weiteren Kreisen. Bevor in die Besprechungen eingetreten wurde, erwählte die Versammlung den kgl. Gartenbaudirektor Jäschke zum Vorsitzenden, Dieser stellte zunächt fest, dafs die Majorität der Versammlung sich für die .Abhaltung einer Gartenbau-Ausstellung entschieden habe. Einige Bedenken aus den Kreisen hiesiger Handelsgärtner, als ob durch die Ausstellung diesen eine neue Konkurrenz erwachse, wurden dadurch widerlegt, dafs deren Geschäft grolsenteils Platzgeschäft sei. Bezüglich der Finanzierung des Unternehmens bemerkt Garteningenieur Menzel, dafs sich die Kosten auf 50000 Mark belaufen würden. Es soll ein Garantiefonds durch Zeichnungen geschaffen werden. Die Vor- bedingungen, unter welchen die diesmalige Ausstellung stattfinde, seien viel günstiger als diejenigen vor 10 Jahren. Die Ausstellung in Schiefs- werder erforderte damals kostspielige Hallenbauten. Die diesmalige Ausstellung solle auf dem Friebeberge und dem angrenzenden Teile, wo seii'.er Zeit das grofse deutsche Turnfest stattfand, und der von sei- nem Besitzer H. Agath unter den günstigsten Bedingungen angeboten wird, abgehalten werden. Der Saal eigne sich als Ausstellungssaal vor- züglich und mache kostspielige Bauten überflüssig. Auch die hinteren Hallen eignen sich zweckmäfsig zu Spezialausstellungen. Gartenbau- direktor Stämmler-Liegnitz betont, dafs die geeignetste Ausstellungszeit nur der Herbst sein könne. Weiter erinnerte er daran, dafs zur selben Zeit eine allgemeine deutsche Obstausstellung in Stettin stattfinden soll. Nunmehr wurde zur Bildung eines engeren Komitees geschritten, dessen Mitglieder den verschiedensten Interessentenkreisen angehören. Es ge- hören dazu: (jberlehrer Schütz, Ilubner, Garteningenienr Menzel, Prof. Dr. Hulwa, Fabrikbesitzer Schott, Stern und Sindermann. M. E., B. — Der Provinzialverband der schlesischen Gartenbauvereine hält hier seine diesjährige Delegiertenversammlung amSonntag den 16. Dez. ab. DomSChitz bei Znaim. Wie eine österreichische Tageszeitung meldet, ist in Domschitz ein I5Jälirigcs Mädchen nach dem Genufs von ungewaschenen Weintrauben, die aus einem mit Kupfervitriol besprengten Weingarten stammten, lebensgefährlich erkrankt. Die Bezirkshauptmann- schaft in Znaim hat aus diesem Anlafs sämtliche Gemeindevorstände und Schulleitungen ersucht, dringend das Publikum, bez. die Kinder vor dem Genüsse ungewaschener Weintrauben zu warnen. H. B. Eisenstadt (Böhmen). In den Treibhäusern des fürstlich Ester- hazy'schen Sclilofsgartens zu Eisenstadt brach unlängst, aus noch nicht festgestellter Ursache, ein Brand aus, welcher erst eine Stunde nach Entstehen entdeckt wurde. Das Feuer verheerte das Palmenhaus, wel- ches seltene Palmenarten, sowie eine grofse Menge der schönsten und seltensten Gewächse barg. Der Schaden ist sehr bedeutend. Hannover. Der landwirtschaftliche Kreisverein Hannover hielt am Sonnabend im TivoH seine Generalversammlung unter Leitung des Prof. Dr. Kaiser ab. In derselben machte der Vorsitzende die Mit- teilungen über eine in Verbindung mit dem Gartenbauverein im Herbst abzuhaltende Gemüse- und Gartenbau-Ausstellung und richtete die Bitte an die Versammelten, sich schon jetzt auf diese Ausstellung vorzubereiten. Personal-Nachrichten. Pfeiffer, Kunstgärtner zu Borkau (Kreis Glogau), und Teichert, Schlofsgärtner zu Wiesau (Kreis Glogau), erhielten das Preufs. Allge- meine Ehrenzeichen. Bücherschau. Engler, A., und Prantl, K., Die natürlichen Pflanzen- familien. I, Teil, Abteil, la und b. Leipzig 1900. Verlag von Wilh, Engelmann, Wir können heute wieder einen neuen Band dieses hochbedeuten- den Werkes anzeigen. Er umfafst die Schizophyten oder Spaltpflanzen, die ja zu den niedrigsten pflanzlichen Lebewesen gehören. Die Klasse der Bakterien spielt bokanntermafsen im Haushalte der Natur eine her- vorragende Rolle, was der Gärtner so gut wie jeder andere Mensch nur zu oft am eigenen Leibe verspüren kann. — Die zu den Schizophyten gehörigen Algen, z. B, Nostoc, werden auch den Lesern als der be- kannte grüne Überzug des Bodens an nassen Stellen schon oft vor Augen gekommen sein. — Am Schlufs des Bandes sind die ebenfalls hierher zu zählenden Bacillariaceen behandelt, die in fossilem Zustande, z, B, in Kieselguhrlagern, in ungeheueren Mengen in unserer Erde auf- gespeichert sind, Dafs auch dieser Band sich in seiner ganzen, vor allem der bildlichen Ausstattung würdig dem gesamten Werke eingliedert, brauche ich wolil kaum zu betonen. C. Seh. Verantwortl. Redakteur: Man Hesdörffer, Berlin. — Verlas von Gustav Schmidt (vormals Roh. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 15. Dezember igoo- No. 11. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Zwiebel- und Knollengewächse. Eucomis punctata L'Her. Von W. Vögler-Scherf, R o m. (Hierzii eine Abbildung.) Uie punktierte Schopflilie, als deren Heimat das Kap der guten Hoffnung genannt wird, gehört in die Familie der Liliaceae. Noch vor einigen Jahrzehnten erfreute sie sich einer besonderen Beliebtheit, mufste aber dann wie so manche andere alte wertvolle Pflanze Neueinführungen Platz machen. Jetzt findet man sie nur noch vereinzelt, in den Kulturen und auch da selten in schönen ausgebildeten Exemplaren. In der Behandlung ist sie äufserst anspruchslos und verlangt nur eine lockere, sehr reichlich mit Sand durchsetzte Mistbeeterde. Im Herbst oder Frühjahr pflanzt man die Zwiebeln in Töpfe und hält sie, wenn im Herbst eingetopft, bis gegen Frühjahr trocken, andernfalls man bei Frühjahrspflanzung sofort reichlich Wasser geben mufs. Die Pflanzen er- halten ihren Standort im Kalthaus und, nachdem die Blätter gebildet, allwöchentlich einen kräftigen Dunggufs. Ende Juni erscheinen die Blüten- schäfte, welche eine Höhe von 60 — 80 cm er- reichen und zu zwei Drittel ihrer Länge mit gelb- lich-grünen Blüten besetzt sind. Das Ende des Schaftes trägt einen Blätterschopf von grüner Farbe. Die Vermehrung der Eucomis geschieht durch Brutzwiebeln, deren jede Pflanze 4 — 10 im Laufe des Sommers ansetzt. Besonders schön aus- gebildete Exemplare und kräftige Vermehrung er- hält man, wenn man die angetriebenen Pflanzen gegen Ende Mai auspflanzt und eignet sich Eucomis punctata ganz vorzüglich zur Rabatten- bepflanzung und truppweiser Einzelstellung auf Rasen. An warmen und geschützten Stellen dauert Eucomis punctata, sowie die Varietät Eucomis pimct. striata im Freien aus. Nebenstehende Abbildung zeigt drei Pflanzen von Eucomis punctata in Töpfen kultiviert, in ver- schiedenen Entwicklungsstadien der Blüte. Die Gattung umfafst noch mehrere Spezies, Die Gartenwcll von denen die drei nachstehenden unter günstigen Umstän- den gleichfalls im Freien ausdauern. 1. E. puipHi-eocaulis ist die schönste der Eucomis-kxX&n mit purpurrotem Blütenschafte, ebensolchen Brakteen und grünen Blumen auf keulenförmigem Schaft. Die Blätter sind grofs und breit und liegen flach auf der Erde auf. Die purpurroten Brakteen vergröfsern sich gegen das Ende des Schaftes und bilden dann einen grüngeränderten Schopf, welcher der Pflanze einen besonderen Reiz verleiht. Die Blüte- zeit dieser Spezies fällt, wenn im Hause kultiviert, in die Monate März und April. 2. E. regia hat gleichfalls niederliegende Blätter von stumpf zungenförmiger Gestalt, dieselben sind gekerbt. Der Eucomis punctata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen- 11 122 Die Gartenwelt. V, 11 hellgrüne, zylindrische Schaft trägt gleichfarbige Blüten und den Schopf. 3. E. undulata hat eirunde, gewellte Blätter und grüne Blüten. Bei dieser Art ist der Schaft etwas länger als der Blütenstand. Wie schon oben erwähnt, dauern diese vier Spezies im Freien aus, doch ist's angebracht, dieselben vor Winternässe durch Abdecken mit Laub oder Fichten- nadeln zu schützen. E. bicolor und E. nana sind Pflanzen des Kalthauses, und blüht erstere mit weifslichen Blumen, welche auf keulenförmigem Schaft stehen. Die letztere entwickelt grüne Blüten und einen Schopf, welcher ebenso lang ist als der Blütenstand. Die vier erstgenannten Arten eignen sich recht gut zur Rabatten- bepflanzung, sowie zur Einzel- stellung auf Rasen. Verwendung- unserer Lilien in der Treiberei. Von P. Geier, St. Andrä -Wördern bei Wien. Uie Schnittblumenkulturen bilden seit einigen Jahren einen Hauptzweig der Gärtnerei. Wo es früher blofs Marktgärt- nereieu gab, sind heute grofse und schöne Schnittblumen- gärtnereien emporgeblüht, und noch immerfort legen sich An- fänger auf diesen Zweig der Gärtnerei. Dank der Schnitt- blumen- und Staudengärtnereien ist es gelungen, einzelne Schnittblumen wie Chrysanthemen, Dahlien, Nelken u. s. w. durch viele und auch sehr wertvolle Neuheiten zu bereichern, und noch jedes Jahr kommen eine Unmenge neue Sorten hinzu, wovon allerdings meist nur ein geringer Prozentsatz wirklich kulturwert ist. Aufser unsern bekanntesten Schnitt- blumen werden andere, sehr wertvolle Pflanzen noch immer nicht genügend gewürdigt. Vor allem unsere herrlichen Lilien sind von weniger schönen und rentablen Treibpflanzen noch immer in den Hintergrund gedrängt. Ich möchte be- haupten, dafs die Lilien zu den wertvollsten Schnittblumen gehören, wenn man ihre gute Verwendbarkeit und Verwert- barkeit in Betracht zieht. Sieht man zur Osterzeit in einem gröfseren Blumengeschäft ein Bindewerk mit Lilium Harrisii ausgestellt, so wird der Fachmann sofort den Wert derselben als Schnittblumen erkennen. Die Zwiebeln der Lilien können auf Eis zurückgehalten werden, wodurch es uns ermöglicht wird, während des ganzen Jahres, ob Winter oder Sommer, blühende Pflanzen zu haben, was von nicht zu unterschätzendem Wert ist. Orchideenvase von Ad. Koschel, Charlottenburg, Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Als wertvoUste und beste Lilie zur Treiberei im Winter ist L. Harrisii zu nennen, weshalb ich deren Behandlung und Trei- berei zuerst beschreiben will; die anderen Sorten haben nicht viel Abweichendes in ihrer Kultur. Die Versandzeit von L. Harrisii ist im August - September. Die Zwiebeln werden von den Bermuda- Inseln eingeführt, wo man sie un- gefähr in der Weise, wie bei uns die Kartofieln anbaut. Etwa vor 20 — 25 Jahren sind sie bei uns bekannt geworden. Im September bis Anfang Oktober müssen die Zwiebeln ein- gepflanzt werden, wozu man sich Rasen- und Lauberde zu gleichen Teilen mit '/^ Torfmull und '/, Sand mischt. Sind die Töpfe (am besten möglichst tiefe 5 zöllige) mit einer guten Drainage versehen, so werden die Zwiebeln so ge- pflanzt, dafs die Töpfe nach be- endigter Pflanzung nur '/., — ''/ mit Erde gefüllt sind. Vorteilhaft ist es, unter die Zwiebeln etwas Holzkohle oder Sand zu streuen, um sie so vor Fäulnis zu schützen; ebenso halte man beim Einpflanzen die Schuppen der Zwiebel mit der Hand zu- sammen, damit sich nicht zu viele Erde dazwischen setzt, was ebenfalls Fäulnis verursachen könnte. Sind die Töpfe angegossen, so werden sie in einen kalten Kasten gestellt, wo sie bei zu grofser Hitze schattiert, und bei Regenwetter durch Fenster vor zu grofser Nässe geschützt werden müssen. Ein sehr sorgfältiges Giefsen ist Hauptbedingung, da zu grofse Nässe ein Faulen und Trockenheit ein nicht Anwachsen der Zwiebel verursachen würde. Treibt erst die Zwiebel, dann kann man reichlicher giefsen. Bis zum Eintritt des Frostes bleiben die Lilien im Kasten stehen, worauf sie dann in ein möglichst helles Kalthaus mit 8 — 10 Grad C. gestellt werden. Die Triebe haben nun schon eine Länge von 10 — 15 cm erreicht und bilden an ihrer Basis junge Wurzeln. Um diesen frische Nahrung zuzuführen, müssen die Töpfe mit Erde voll gefüllt werden, wodurch die Triebe auch einen festeren Halt bekommen; der weiter oben angegebenen Erd- mischung ist zum Auffüllen etwa ^^ verrotteter, zerriebener Kuhmist beizufügen. Bei dem Standort im Kalthause ist auch noch ein sehr vorsichtiges Giefsen zu beobachten, da auch jetzt noch ein Zuviel leicht Wurzelfäulnis verursachen könnte; besonders ist darauf zu achten, dafs das Wasser immer guten Abzug hat und nicht im Topfe stehen bleibt. Zwiebeln, welche ganz verkrüppelte imd gelbe Triebe hervor- bringen, was immer bei einigen der Fall ist, werden am V, 11 Die Gartenwelt. 123 besten vernichtet, da aus diesen beim Auspflanzen ins freie Land doch nur unbrauchbare Triebe hervorgehen würden. Vorsichtsmafsregeln sind auch gegen das Aufkommen der Blattläuse zu ergreifen, denn durch dieses Ungeziefer ver- kümmern die Spitzen der Triebe und auch später die Knospen. Beim ersten Auftreten der Insekten ist sofort tüchtiges Räuchern bis zu ihrer vollständigen Vernichtung vorzunehmen. Die Triebe müssen hübsch an Stäbe angebunden werden, um ein Krummwerden und Abbrechen zu verhüten. Mitte Januar bis Anfang Febuar nehme man einen Teil der am meisten vorgeschrittenen Pflanzen und bringe sie in ein helles Warmhaus mit 15 — 19 Grad C, welche Wärme jedoch nicht überstiegen werden darf. Um nicht alle Pflanzen zu gleicher Zeit in Blüte zu haben, stelle man sie immer satz- weise mit 14 Tagen Zwischenräumen ins Warmhaus, bis man schliefslich die letzten zum Pfingstflor im Kalthause läfst. Bei der Temperatur im Warmhause werden die Lilien ein rasches Wachstum entwickeln, und deshalb ist ihnen wöchent- lich einmal ein Dunggufs von Kuhjauche zu verabreichen, was sehr viel zur Gröfse der Blumen beiträgt. Wie schon oben erwähnt, ist jetzt bei der Knospenbildung sehr auf das Auftreten der I-äuse zu achten, da die kleinen Knospen, von den Läusen befallen, verkrüppeln, infolgedessen vorzeitig auf- platzen und unbrauchbar sind. Es ist daher neben dem Räuchern zu empfeh- len. Tabakstaub oben in die Triebe zu streuen. An- fang April und zur Oster- zeit werden die ersten Sätze ihren herrlichen Flor entwickeln. Der einzelne Trieb bringt 6 — 8 grofse, weifse Blumen hervor, wel- che besonders um diese Zeit in blumenliebenden Städten flotten Absatz fin- den werden und auch gute Preise erzielen. Lilium eximium verum, welches gleich L. Harrisn zu Hauptart L. longiflorum gehört, kann auch mit Harrisii eingepflanzt und genau so behandelt wer- den, nur mit dem Unter- schiede, dafs es sich nicht so früh treiben läfst und somit erst später wärmer gestellt werden darf; auch bringt man von dieser Sorte 2 — 3 Zwiebeln zu- sammen in einen Topf. L. eximium erreicht nur eine Höhe von 75 cm, wäh- rend Harrisii bis 1,50 m hoch wird, und bringt Rosenkorb von Ad. Koschel, Charlottenburg. Originalaiifnahme fiir die „Gartenwelt'*. 2 — 6 reinweifse, schön geformte Blumen. Diese Eigenschaften, sowie der Wohlgeruch der Blumen machen diese Lilie un- gemein beliebt als Topfpflanze, während ihre Blumen eben- falls schönes Material zur Binderei abgeben. Diese beiden angeführten Sorten beherrschen mit ihrem Flor die Frühlingszeit. Viele andere, wozu L. eximium verum auch wieder zu rechnen ist, bringen ihre Blumen, entweder während des Winters (wenn die Zwiebeln auf Eis zurück- gehalten sind) oder andernfalls nach dem Harrisii-Y\ox zur Entfaltung. Die besten zur Topfkultur sich eignenden Sorten sind meiner Meinung nach noch folgende: Lilium speciosum (lancifolium) vor. album ^^Kronprinzessin'''' . Es ist dies eine neuere Sorte, welche sich wegen des niedrigen Wuchses ganz besonders zur Topf kultur eignet. Die weifsen Blumen erscheinen überaus reich in Pyramidenform. Man kann von dieser Sorte die Zwiebeln je nach der Stärke einzeln oder (schwächere) mehrere zusammen in einen Topf pflanzen. — L. speciosum var. album ^^Krätzeri" . Die Blumen sind reinweifs, hübsch rund gebaut und erscheinen auch in reicher Fülle in Form einer Pyramide. Ferner haben sie gleichen Wohlgeruch wie L. eximiuin. Die Sorte „Krätzeri^^ ist ebenfalls wegen ihres niedrigen Wuchses als Topfpflanze sehr schön. — Z. specios. var. rubrum ist eine vielbekannte Topflilie mit reich erscheinenden, rotgefleckten Blumen. — L. speciosum var. macranthum ist eine herrliche Sorte, welche manchmal 2 — 3 Blütenstiele aus der Zwiebel treibt. Die Blumen er- scheinen in grofsen pyra- midenförmigen Blütenstän- den und es kommen 15 — 20 derselben auf einen Stiel, wovon die einzelne Blume einen Durchmesser von 20 cm erreicht. Dafs die Blumen auf langen Stielen stehen, macht sie wertvoll zum Schnitt. Die Pflanze erreicht eine Höhe von I — 1,50 m. — L. speciosum var. Takesima. Diese Lilie ist ähnlich der L. longi- florum, jedoch reichblü- hender. Die Knospen und Stiele haben eine etwas violette Färbung. Eine gute Sorte zum Topfverkauf und zum Schnitt. — L. elegatis var. incomparabile ist eine herrliche Sorte und hat in der Blume Ähnlichkeit mit L. speciosum rubrum, doch erscheinen ihre Blumen in gröfserer Zahl und in Pyramidenform. Eine aus- 11* 124 Die Gartenwelt. V, 11 gezeichnete Sorte zum Topfverkauf. — L. auratum. Die Blumen dieser schönen Art sind glockenförmig und duften sehr stark. Sie zeigen purpurbraune Flecken und gelbe Mittelstreifen. Der Wuchs der Pflanze ist ähnlich demjenigen der L. speciosum. Es liefsen sich noch viele andere Sorten hier anführen, doch denke ich mit den Genannten die besten und lohnendsten zur Treiberei und Topfkultur herausgegriffen zu haben. Fürs freie Land giebt es ja, besonders von der zuletzt genannten Art, L. auratum, noch wirklich grofsartige Formen, welche man leider nur verschwindend wenig bei uns sieht. Wie schon oben angeführt, können die Lilien-Zwiebeln auf Eis zurückgehalten werden, um ihren Flor in den Winter zu verlegen. Hierzu eignen sich besonders Lilium speciosum 7erst arm an Phosphorsäure. Neue Frage No. 138. Von einem Acetylen-Gasapparat wird das verbrauchte Karbid in eine Düngergrube (menschliche Exkremente) geleitet. Dasselbe ist in Wasser gelöst und bildet eine dicke weifse Masse, die nach längerem Liegen an der Luft klumpig wird, doch welch bleibt. Kann nun Dünger aus dieser Grube mit dem Karbidzusatz ohne Nachtelle für Feld-, Obst- oder Gemüsebau verwendet werden? Neue Frage No. 139. Wie und wann vermehrt man am besten Ficus Carica, und wie ist deren Kultur? Neue Frage No. 140. Giebt es eine Form des grofsblätt- rigen Epheus, welche auch in rauheren, exponierten Lagen oline Schutz- decke als völlig winterhart gelten kann und die auch sonnigen Stand- ort verträgt? (Wir bitten unsere Leser um freundliche Beantwortung dieser Fragen und weisen gleichzeitig nochmals auf die Fragen No. 116 und 118 hin, die Seite 299 bez. 324 im IV. Jahrg. verüftentllcht wurden, aber bisher noch nicht beantwortet sind. Frage No. 120 ist heute nochmals bekannt gegeben.) Verkehrswesen. Einführung von Kühlwagen für den Versand von Obst und frischem Gemüse mit der Eisenbahn. Der aus Interessentenkreisen erfolgten Anregung auf Einrichtung be- sonderer Wagen zur Beförderung von übst und frischem Gemüse ist die Eisenbahnverwaltung gefolgt und hat zunächst Erhebungen über die Bedürfnisfrage angestellt. Wie wir vernehmen, hat die Handelskammer V, I2/I3 Die Gartenwelt. 15S in Frankfurt a. M. die Einstellung solcher Wagen für die Versandlinien nach Hamburg und Bremen empfohlen, da von hier aus eine grofse Ausfuhr von Frühobst, insbesondere Beeren, nach England stattfindet. Die Einrichtung dürfte um so mehr zu begrüfsen sein, als dieselbe die Ver- frachtung von reifem Obst nach England gestatten würde, was bisher bei dem Mangel von Kühlvorrichtungen in den Eisenbahn-Fahrzeugen nicht möglich war. Das deutsche Frühobst könnte mit den aus Australien in grofsen Mengen in England eingeführten Früchten in Wettbewerb treten, deren Beförderung durch Obstschiffe mit Kühlvorrichtungen zur Zeit erfolgt. Aber auch den deutschen Konservenfabriken würde die Einrichtung zu Gute kommen, weil dieselben das Obst aus entfernter gelegenen Teilen des Landes beziehen könnten, was wiederum den Produ- zenten Vorteile bringen würde, welche für ihre Ware leichteren Absatz als bisher fänden. Neben der Einstellung von Wagen mit Kühlvorrich- tung müfste indess, um die erhofften Erfolge sicher zu stellen, auf eine möglichst rasche Durchführung der Transporte hingewirkt werden. Tagesgeschichte. Bautzen. Am 27. und 28. November feierte die Landwirtschaft- liche Lehranstalt hierselbst und die mit ihr verbundene Obst- und Gartenbauschule ihr 2 5Jähriges Jubiläum. Zahlreiche Ehrengäste und ehemalige Schüler waren erschienen. Dem Festkommers am Abend des 27. November folgte am Morgen des 28. November die Schmückung der Gräber verstorbener Lehrer, und um 1 1 Uhr fand der Festaktus in dem schön geschmückten Schulsaale statt. Herr Stadtgutsbesitzer Jockusch-Bautzen überreichte eine ungefähr 1500 M. betragende Schüler- stipendienstiftung, die zu Ehren des dermaligen Leiters der Anstalt, des Herrn Prof. Brugger, der mit der Anstalt sein Jubiläum als ihr Direktor feierte, den Namen „Brugger-Stiftung" erhalten hat. Die Herren Ober- lehrer Manssopf und Neumann, die auch demnächst auf eine 25jährige Wirksamkeit an der Anstalt zurückblicken können, wurden von dem Verbände ehemaliger Gartenbauschüler zu Bautzen zu Ehrenmitgliedern und Herr Prof. Brugger zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Ein Festessen im Schützenhause, eine Festsitzung des Landwirtschaftlichen Vereins Bautzen II und ein Ball in den Kronensälen beendeten die schöne Feier, zu der ehemalige Schüler eine Festschrift herausgegeben haben. Berlin. Die Landschaftsgärtner Berlins und der Vororte sind seit einiger Zeit in eine Lohnbewegung eingetreten. Veran- lassung dazu haben die noch immer sehr ungeregelten Arbeitszeiten und die niedrigen Löhne gegeben, die, wie es in dem an die Unternehmer versandten Zirkular heilst, in gar keinem Verhältnis stehen zu den heutigen Lebensmittelpreisen. Den gegenwärtigen Jahresdurchschnitts- verdienst eines Berliner (und der Vororte) Landschaftsgärtners giebt das Zirkular, welches von der Märkischen Gauvereinigung des Allgemeinen deutschen Gärtnervereins und der Freien Vereinigung der Landschafts- gärtner Berlins und Umgegend (beides Arbeitnehmer-Organisationen) unterzeichnet ist, auf 840 M. an. Es ist hierbei das Jahr zu 300 Arbeits- tagen ä 3,50 M., mit einem Ausfall von 60 Arbeitstagen gerechnet, die wohl angenommen werden können, da der landschaftsgärtnerische Be- ruf mehr oder weniger den Gärtnergehilfen nur Saisonbeschäftigung bietet. In einer Montag, den 3. Dezember im „Königshof" in Berlin tagenden, von etwa 400 Gärtnern (Prinzipalen und Gehilfen) besuchten öftentlichen Versammlung wurden die Verhältnisse durchsprechen und die von der vorbereitenden Kommission vorgelegten Forderungen ein- stimmig gutgeheifsen. Es wird gefordert: lostündige tägliche Maximalarbeitszeit, pro Stunde 45 Pfennig Minimallohn, Be- zahlung der Überstunden und notwendigen Sonntagsarbeiten mit 50 Pf. pro Stunde, Mitanrechnung der Zeit, die auf den Weg von dem Unter- nehmer zur Arbeitsstelle zu verwenden ist und Vergütung des Fahrgelds für Entfernungen, bei denen man sich eines Verkehrsmittels bedienen mufs. Von allen Seiten wurde ausdrücklich betont, dafs man die Durch- drückung der Forderungen ohne Arbeitsniederlegung erreichen wolle und werde. Eine einzusetzende Tarifkommission ^bestehend zu gleichen Teilen aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern) soll die näheren Unter- handlungen pflegen. Für die Arbeitgeber sprach der Chef der Firma Körner & Brodersen, Steglitz, der die Art des Vorgehens belobt und von den Unterhandlungen der gemeinsamen Kommission sich für beide Teile befriedigende Resultate verspricht. — Noch ist zu bemerken, dafs die Gehilfen der Kunst- und Handelsgärtnerbranche gleichfalls in eine Bewegung einzutreten beabsichtigen, und richten sich deren Forderungen vorzugsweise auf Einführung der täglichen elfstündigen Maximalarbeits- zeit, Wochenlohn an Stelle der vielfach noch üblichen Monatslöhnung und Festsetzung von Miniraalwochenlöhnen. Coblenz. Herr Geheimrat Wegeier hat am Geburtstage der Grofsherzogin von Baden dem Bürgermeister Ortmann ein Geschenk von 30000 M. für die Stadt überwiesen. Der Betrag soll verwendet werden, um im Anschlufs an die Kaiserin Augusta-Anlagen die Garten- anlagen der städtischen Festhalle prächtig auszugestalten und auf diese Weise eine würdige Verbindung zwischen den Kaiserin Augusta-Anlagen und dem Kaiser Wilhelm-Ring herzustellen. Hannover. Die bahnfiskalischen Anlagen mit ihrem schönen Baumbestand, die sich längs der Herschelstrafse hinziehen, fallen leider einer Verbreiterung des Bahnkörpers zwecks Raumgewinnung für den Rangierdienst zum Opfer. — Der grofse städtische Maschpark ist zum gröfsten Teile fertiggestellt und dem Publikum zur Benutzung übergeben. — Der alte Andreas-Kirchhof ist an die Stadtgarten-Direk- tion übergegangen und wird, sobald die Verhandlungen mit den Grab- stättenbesitzern abgeschlossen sind, in ähnlicher Weise wie vordem der Nikolai-Kirchhof landschaftlich umgestaltet werden. Krone. Schönbrunn bei Wien. In allerjüngster Zeit hat die hervor- ragende Pflanzensammlung, speziell die aufserordentlich grofse Orchideen- sammlung im k. k. Hofgarten zu Schönbrunn eine bedeutende Be- reicherung erfahren. Die weithin berühmte Orchideensammlung des Freiherrn von Hruby in Petschkau in Böhmen ist von der Schönbrunner Gartendirektion angekauft worden, nachdem sich Grofshändler für Orchideen aus England und anderen Ländern vergeblich um den An- kauf bemüht. Freiherr von Hruby hat ein grofses Vermögen seiner Orchideen-Liebhaberei geopfert und sah sich, weil er keinen ent- sprechenden Ersatz für den bisherigen Kultivateur erlangen konnte, zum Verkauf seiner Sammlung gezwungen, die 984 Arten und Spielarten in über 2000 Exemplaren enthielt, darunter solche im Werte von 1500 fl. (= 3000 Kronen) ö. W. — Wir hatten kürzlich Gelegenheit, eingehend die Schönbrunner Kulturen zu besichtigen. Vor Jahren hat man schüchterne Versuche mit der bekanntlich ja sehr schwierigen Zuclit von Kreuzungen begonnen, die aber heute — dank der speziellen Für- sorge, die diesen Züchtungen und Kulturen die Herren k. k. Hof- gartendirektor Umlauft und k. k. Hofgarteninspektor Vogel angedeihen lassen — derart an Ausdehnung gewonnen haben, dafs man wohl mit Recht sagen kann, das durch Kreuzungen gewonnene Material in Schönbrunn steht in Bezug auf Umfang fast einzig auf dem Kontinent da. Wir sahen da in mehreren grofsen Häusern, die nur allein mit Orchideen besetzt sind, alle dem Licht nahestehenden Stellagen Topf an Topf mit Orchideensämlingen bestellt; zu vielen, vielen Tausenden sind hier Orchideen vorhanden, von den kleinsten, dem Auge nur mittels der Lupe sichtbaren, bis zu etwas gröfseren und so grolsen Pflanzen, welche ihrer Stärke wegen schon im künftigen Jahre die ersten Blüten und Zuchterfolge zeigen dürften. Auch die übrigen I^flanzensamm- lungen bieten manch' Wertvolles, und besondere Pflege wird noch den Kappflanzen und Neuholländern zu teil, deren Sammlung geradezu eine immense ist; so zahlreiche Vertreter sahen wir noch in keiner Kulturstätte beisammen. Im übrigen bieten für den Landschaftsgärtner die heute noch im strengsten französischen Stil gehaltenen Park- und Parterreanlagen ein weites Studienfeld. Es sollte darum kein Gärtner, der Wien besucht, versäumen, die umfangreiclien Anlagen des Hof- gartens in Schönbrunn zu besichtigen; freundliche, zuvorkommende Führung wird ihm stets in bereitwilligster Weise gewährt werden. H. B. Wien. Der Wiener Zentralfriedhof wird am Allerheiligen und Allerseelen von Tausenden und Abertausenden besucht, die die Gräber der dahingeschiedenen Lieben und Freunde schmücken oder die jähr- lich wiederholten prachtvollen Dekorationen der Gräber hervorragender Personen oder Geldfürsten besichtigen wollen. Wir wanderten am Allerseelen -Tage hinaus, um die Ausschmückung als Fachmann zu be- trachten. Im folgenden seien unsere Eindrücke kurz wiedergegeben. Zuvor wollen wir jedoch einen kurzen Blick auf die Entwicklung des Zentralfriedhofes werfen. Derselbe wurde am i. November 1874 seiner Benutzung übergeben ; sein derzeitiger Flächeninhalt beträgt 198,4 Hektar, wovon bisher ca. 160 Hektar benutzt sind. In jedem Jahre werden ca. 22000 Leichen der Erde überliefert, und die dort ruhende Armee 156 Die Gartenwelt. V, 12/13 beträgt jetzt ca. 585000 Stück. Der weitaus gröfste Teil des Fried- hofes ist für die Massen- und Einzelgräber bestimmt. Tn regelmäfsigem Stil angelegt, durchziehen den Friedhof meist gerade, immer aber genügend breite, gut angelegte Wege, die von prächtigen Alleebäumen beschattet werden. Den ältesten Friedhofteil schmücken bereits hohe Laub- und Nadelhölzer, darunter recht edle Vertreter; ganze Haine von Cypressen etc. geben dem Ganzen ein mehr geschlossenes Bild. Zwischen end- losen Gräberreihen dahinwandernd, kommen wir auf den noch freien Mittelplatz des Friedhofes, auf welchem demnächst eine grofse Kirche erbaut werden soll. Diesen Platz begrenzen die prunkvollen Ehren- gräber jener Männer, denen die Stadt Wien in pietätvoller Erinnerung ein Plätzchen zur ewigen Ruhe gewidmet, — wir befinden uns an den Ruhestätten „historisch berühmter" Personen. Eigenartig schön und einfach ist diese Aufstellung. In reihenweiser Anordnung, entlang der Wege, ziehen sich die Gräber hin, zu den Seiten und hinter denselben voneinander getrennt durch eine ununterbrochene fortlaufende Lebens- baumhecke, welche mauerartig in Schnitt gehalten ist. Der Raum ist grofs, und noch manches Plätzchen harrt hier seiner Bestimmung. Das ist die Stätte, wo die Musikheroen Beethoven, Schubert, Millöcker, von Supp^, Streicher, Johann Siraufs, Brahms etc. ruhen, die sich um Mozarts Grab gruppieren. Einfache Steine mit ebenso einfachen In- schriften deuten diese Plätze an. Vor Mozarts Grab liegt ein Rasen- stück, auf welchem sich eine prachtvolle „Blumen-Lyra" ausbreitete, die in ihrer Einfachheit und Schönheit noch mehr zur Geltung gekommen wäre, wenn das Rasenstück, statt eben zu liegen, eine sanfte Böschung ge- bildet Iiätte. Von schöngeschwungenen Konturen begrenzt, war diese Lyra mit kleinblumigen weifsen Chrysanthemen- und dunkelvioleUen Asttr Novae- Belgiae-V\\Aen ausgesteckt; die Saiten der Lyra wurden von schmalen, kleinen i?«.r;<.f-Streifen gebildet. Hinter den Gräbern der Musiker schliefsen sich die berühmter Geistesfürsten, wie Anzengruber u. s. w. an. Gegenüber den Ruhestätten der Musiker befinden sich die der um die Stadt Wien hochverdienten Personen, der Bürgermeister etc. Hier ruht auch in der Nähe der berühmte Makart, dessen Grab aber auffallend einfachen Schmuck zeigte. Alljährlich zeichnet sich auch das seitwärts liegende Massengrab der Opfer des Ringtheater- brandes durch reichen Blumenschmuck aus. Die Arkadengrüfte, in der Nähe der Verwaltungsgebäude gelegen, sind neben ihres hervorragenden bildhauerischen Schmuckes auch der Blumen- und Pflanzendekorationen wegen wert, eingehender besichtigt zu werden. Das milde Wetter ge- stattete dem Gärtner, nicht allein hier, sondern auch an den oft grofs- artig erbauten Mausoleen der ülirigen Friedhofsteile weitgehendsten Gebrauch von seinen Pflanzenschätzen zu machen. Ganze Palmenhaine umgaben die herrlichen Bauten, die unter dem Pflanzenschmuck oftmals fast verschwanden. Eigentümlich wirken auf den Fremden die so- genannten „Ehrenwächter" dieser Gräber, die in Gala aufgestellten Bediensteten der verschiedenen Leichenbestattungsgesellschaften mit ihren oft überladenen silberstrotzenden Livreen. Auf den freien Rasen- flächen vor den Verwaltungsgebäuden sahen wir ebenfalls überreichen Blumenschmuck; entlang der Randbepflanzungen am Haupteingang zogen sich vor den Gehölzpartien ganze Rabatten von Chrysanthemen hin; die Mittelrasenstücke zierten grofse, hohe Beete mit Chrysan- themen, während die kleineren Gruppen und Figurenstücke mit groisblumigen Stiefmütterchen und grofsblumigen Ciirysantheroen ge- schmückt waren. Auf den ersten Blick sah man, dafs der gärtnerische Schöpfer dieser Arrangements eine Massenwirkung mit weifsen, gelben, braunen und roten Chrysanthemen erzielen wollte, und diese Idee war ihm hier vorzüglich gelungen. Unstreitig machten die viele Tausende zählenden Pflanzen einen gewaltigen Eindruck, und wenn man bedenkt, welche Riesenflächen hier mit den Clirysaiilhenmm geschmückt waren, so mufs man unparteiisch dem Arrangeur das höchste Lob spenden. Warf man einen Blick auf die Reihengräber, so war fast jedes grolse Quartier ein Blumenfeld, aus welchem nur die Denksteine hervor- blickten. Selbst viele Einzelgräber waren hier reizend geschmückt. — Auf unsere Anfrage erhielten wir über den Wiener Zentralfriedhof von der Verwaltung recht interessante Schilderungen. Die jährlichen Aus- gaben für gärtnerische Arbeiten (Beamtengehalt, Löhne etc.) betragen zusammen 259000 Kronen. Die städtischen Regiegärtnereien, unter Leitung von Fricdhofs-Obergärtner Maximilian KoUar stehend, kulti- vieren für die Parterres, Dekorationen, Grüfte- und Gräberausschmückungen jährlich 1 500000 Pflanzen, an Pelargonien und Chrysanthemen allein je 250000 Stück. Die Bepflanzungen zerfallen in Frühjahrs-, Sommer- und Herbstbepflanzung. Zu diesem Zwecke müssen alle Gewächse herangezogen werden, welche eine moderne Gartenanlage zu ihrer steten Ausschmückung fordert. Da aber der stetig zunehmende Bedarf der Anzuchtsräumlichkeiten wegen nicht gedeckt werden kann, so mufs noch ein Bruchteil durch Ankauf beschafft werden. Der derzeitige Chef und Amtsleiter ist Ingenieur A. Frank. — Die Gesamtanlage entstammt dem preisgekrönten Entwurf der Architekten Mylius & Bluntschli in Frankfurt a. M., die Gartenanlage für die „historisch-berühmten Personen" dem Gartenarchitekt Lotbar Abel in Wien. H. B. Bücherschau. Schumann, Prof. Dr. Karl, Blühende Kakteen (Icono- graphia Cactacearum). Im Auftrage der Deutschen Kakteen-Gesellschaft herausgegeben. Verlag von J. Neumann, Neudamm. Preis pro Liefe- rung 4 Mk. Lfg. I. Die „Blühenden Kakteen" werden in Lieferungen erscheinen, von welchen jährlich 3 geplant sind. Das Werk ist gewissermafsen ein Gegenstück zu dem im Verlage der „Gartenwelt" erscheinenden Werke „Die schönsten Stauden"; wie bei diesem wird jede Lieferung eine Farbentafel mit je einem Textblatt enthalten. Der Preis von 4 Mk. pro Lieferung ist hoch, doch ist zu berücksichtigen, dafs einem Kakteen- spezialwerk nur ein beschränktes Absatzgebiet offen steht. Die „Blühenden Kakteen" werden eine sehr willkommene Er- gänzung der vom gleichen Verfasser bearbeiteten „Gesamtbeschreibung der Kakteen" bilden. Die Tafeln der uns vorliegenden ersten Lieferung sind ganz vorzüglich ausgeführt, der beigegebene Text ist ausreichend und leichtverständlicli. Wir wünschen diesem schönen Werke eine gute Aufnahme in den Kreisen der Kakteenfreunde, die auf diese hervor- ragende Publikation stolz sein dürfen. M. H. Ledien, F., Das Gewächshaus des Privatmannes (Band 33 der Gartenbau-Bibliothek"). Berlin. Verlag von Karl Siegismund. Auch das vorliegende Büchlein ist eins derjenigen, die in den Interessentenkreisen, für welche sie bestimmt sind, freundliche Aufnahme zu erwarten haben. Bei dem geringen Umfange von nicht ganz 3''., Druck- bogen konnte Verfasser selbstverständlich keine Arbeit liefern, die dem Privatmann den Rat und die Hilfe des Technikers ersetzt, er wollte nur gewisse Forderungen des Liebhabers zur Geltung bringen und ihn auf die beim Bau von Gewächshäusern zu beachtenden Hauptgesichts- punkte hinweisen. Alle Fragen, die sich dem Liebhaber, der sich ein kleines Gewächshaus bauen will, aufdrängen, werden sehr sachgemäfs und so liebevoll behandelt, dafs er bei der Lektüre des Buches in sei- nem Vorhaben nur bestärkt wird. M. H. Allgemeiner Deutscher Gärtner-Kalender 1901. Berlin. Verlag des Allgemeinen Deutschen Gärtner-Vereins. Den wichtigsten Inhalt dieses Taschenbuches bilden die haupt- sächlich für Gehilfen berechneten Gesetzauszüge über Krankenversiche- rungspflicht, Invaliditäts- und Altersversicherung, aus dem Unfallversiche- rungsgesetz für Land- und Forstwirtschaft, über die Verhältnisse der Gehilfen nach der Reichsgewerbeordnung, Bestimmungen über die Ge- werbegerlchle, Gesinderecht und Kündigungsfrist. Briefkasten der Redaktion. Die Abonnenten erhalten diesmal die „Gartenwelt" als Doppel- nummer (12 u. 13), der bevorstehenden Festlage halber, die nächste Nummer wird also die am 5. Januar erscheinende erste Januarnummer (14) sein. Wandkalender für igOI. Als Weihnachtsgabe, die wohl allseiligen Beifall findet, bieten wir heute unseren Abonnenten einen von Fräulein Johanna Beckmann künstlerisch ausgeführten Wand- kalender für igoi. Fliedertrauben der prächtigen Sorte „Andenken an Ludwig Späth" und Schneebälle bilden den Bliimensclimuck dieses Kalenders. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. u Qi in A 3 a g « o •; E o -X H - S - t ■-t CJ « ■* *0 c L. V E fr! M » a £5 — Ol W •»" .O L. 1 Q^ bB-sl S e 1 i 1 ^^ . ^ o ^•■=oi § asoÄx >■ 1 L- V £>c a-3 D^ B;2 E Q. ^ ■r ■a £ Cd CS 2 M (. in w 4^ TS a> *- :n CS SB H es (-< ?P I- :S tt So > •e S 'S 42 o 1— 1 *f^ fi S © d") a 1 Fi a> o u *s ^ ■4^ (. s ■g _— -*.ä s o « SS 'S © ^ S J u T3 l-- :0 Pk ja <- ^ « i SS ro TS ^ ü * 03 «1 i« S ce « m h =s 1« s «5 «Ol es aj a Q •r kl o Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 5. Januar 1901. No. 14. Nachdruck und Nackbildung aus dem Inhalt düser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolgt. Topfpflanzen. Zur Kultur der Poinsettia pulcherrima. Von W. Rieger, Obergärtner der Firma J. C. Schmidt, Steglitz bei Berlin. {Hierzu eine Abbildung) L)ie alten Vermehrungspflanzen pflanzt man am besten im Monat März, nachdem man zuvor den alten Topfballen rein ausgeschüttelt, auf einen warmen Kasten aus. Als Erde nehme man zu -/g Laub- ^/^ gut verrotteter Mistbeeterde und mische etwas Torfmull und Sand dazwischen, damit die- selbe gut durchlässig wird. Man bringe aber die Erde min- destens 30 — 45 cm hoch auf die Dungschicht, damit die Wurzeln nicht in dieselbe greifen, die Pflanzen machen dann schlecht Faserwurzeln und wach- sen beim Einpflanzen in Töpfe schlecht an, verlieren auch zu viel Laub. Nach dem Auspflanzen halte man sie ziemlich geschlossen und gebe nur so viel Luft, dafs die Dämpfe abziehen ; bei Sonnen- schein ist wiederholt mit lau- warmem Wasser leicht zu über- spritzen, jedoch so, dafs die Erde nur mittelmäfsig feucht bleibt. Nach einigen Wochen werden die Pflanzen wiUig ausgetrieben haben und genügend junge Triebe zur Stecklingsvermehrung vorhan- den sein. Man schneidet dann die Spitzen ab, läfst dieselben einige Stunden ausbluten und steckt sie dann, je einen, in kleine Stecklingstöpfe in oben an- gegebene Erde und bringt sie auf warmen Kasten, wo nach Bedarf zu spritzen und zu schattieren ist. In 14 Tagen machen dieselben Wurzeln, worauf allmählich ge- lüftet wird, damit sie etwas ab- härten. Nachdem die Pflanzen zu wachsen anfangen und der Die Gartenwelt. V. Ballen durchwurzelt ist, pflanzt man sie auf warmen Kasten, bringt, wie oben angegeben, Fenster darüber, schattiert und lüftet ein wenig. Wenn die ausgepflanzten Stecklinge zu wachsen anfangen, nimmt man die Spitzen weg und kann dieselben nochmals als Stecklinge verwenden. Läfst man diese zweite Vermehrung einstielig ohne zu stutzen gehen, so erhält man dann recht kräftige Brakteen zum Schnitt. Nachdem man also bei Vermehrung i die Pflanzen ge- stutzt hat, werden dieselben bald mit 4 — 5 Seitentrieben kommen, und man kann dann die Fenster bei gutem Wetter abheben. Ebenso verfährt man bei den alten Mutterpflanzen. Nun überspritze man die Pflanzen bei Sonnenschein 3 — 4 mal pro Tag und halte sie ziemlich feucht. Dieselben werden dann Gewächshaas mit Poinsettia pulcherrima -Kulturpflauzeu in der Handelsgärtnerei von J. C. Schmidt, Steglitz bei Berlin. Originalaufnahme für die „Gaitenwelt* 1 \ 158 Die Gartenwelt. V, 14 sehr stark und kräftig wachsen, und ein leichter flüssiger Dung- gufs von Kuhdung ist sehr vorteilhaft alle 8 Tage anzuwenden. Ende August werden die ausgepflanzten Poinsettien in Töpfe gepflanzt und in ein Gewächshaus gebracht, wo sie geschlossen zu halten sind und für feuchte Luft zu sorgen ist, worauf sie bald durchwurzeln. Nunmehr sind die Pflanzen nach und nach wieder an Luft und Sonue zu ge- wöhnen, aber sehr vorsichtig zu giefsen und nur mittelmäfsig feucht zu halten; die Erde soll während des Ansatzes der Brakteen lieber trocken als zu nafs sein. Temperatur im Begonia „Uloire de Lorraine" der Handclsgärlnerti von Heinrich Kohlraann.^lehner, Britz bei Berlin. Mitte November v. J. Tür die ^Gartenwell" photographisch aufgenommen. schon wiederholt in dieser Zeitschrift hingewiesen wurde, noch so wenig verbreitet ist. Die Firma Lemoine, von welcher diese Neuheit schon vor Jahren gezüchtet wurde, hatte es offenbar nicht verstanden, diese herrliche Blütenpflanze aufser- halb Frankreichs populär zu machen ; denn auch in England ist man erst in diesem Jahre in weiteren Fachkreisen auf die Züchtung aufmerksam geworden. So ist es nicht zu ver- wundern, dafs auch dem deutschen Gärtner Begonia ^filoirc de Lorraine'''' , oder sagen wir gut deutsch: „RiiJim von Loth- ringen''^ noch ziemlich unbekannt geblieben ist. Alles was über diese Begonie geschrieben wurde, kann man unterschreiben, sie ist vom Oktober ab die ganzen Wintermonate hin- durch so unaufhörlich reich- blühend , dafs ich sie als die Königin aller winter- blühenden Pflanzen bezeich- nen möchte, dabei von einer köstlich rosaen Blütenfär- bung, prächtigen Belaubung, als kleine wie als grofsc Schaupflanze schön, sowohl als hochgezogene Strauch- pflanze, wie auch als Ampel verkäuflich und dabei eine dankbare Zimmerpflanze. Meine für nebenstehende Abbildung aufgenommenen Kultur- und Vermehrungs- pflanzen haben nicht nur Hunderte von Fachleute entzückt, sondern auch über- all, wo ich dieselben aus- stellte, erste Preise erzielt. Da die Kulturerforder- nisse nur in geschlossener, zugluftfreier Behandlung und in gleichmäfsiger Feuchtig- Hause 15— 20 Grad C. Die Pflanzen werden dann bald sehr schöne runde Brakteen entwickeln und von Ende November ab fertig zum Verkauf sein ; sie erzielen dann bei Vollkommenheit auch einen guten Preis. Bei oben angedeuteter Kultur habe ich immer sehr gute Resultate erzielt und schöne grofse, runde Blumen erhalten, wie auch aus der Abbildung auf der Titelseite ersichtlich ist. Bei Topfkultur den Sommer durch hatte ich nicht solche Erfolge, was Gröfse der Brakteen betrifft. keit bestehen, so bleibt zu erwarten, dafs diese schöne Blütenpflanze in diesem Jahre endlich die wohlverdiente, weiteste Verbreitung finden wird. Begonia „Gloire de Lorraine". Von Heinr. Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin. (Hierzu eine Abbildung.) £,s ist kaum zu verstehen, dafs diese wertvollste aller winterblühenden Begonien, auf deren Wert in Wort und Bild Aechmea Weilbachii. Von V. de Coene, i. Fa. Spielberg S: de (.'oene, Französ. Buchholz bei Berlin. (Hierzu zwei Abbildungen.) y^ee/imea Weilbachii (syn. Lamprococcus Weilbachii^ zählt zweifellos mit zu den schönstblühenden Bromeliaceen und, obgleich sie nicht leicht blüht, auch zu den empfehlens- wertesten für den Handelsgärtner. Dies vor allem, da sie in der Kultur anspruchslos ist und ihre Blütentriebe im Herbst, bez. Winter entfaltet. Das Gruppenbild, Seite 159, läfst die Tracht der blühen- V, 14 Die Gartenwelt. 159 den Pflanzen gut erkennen. Die Stammart baut sich gleich der Abart discolor (Abb. nebenstehend) hübsch rosettig und trägt die rein dunkelgrünen Blätter stark überhängend. Ihr Blütenstand ist ziemlich geschlossen. Dadurch unterscheidet sie sich sofort von der Abart discolor, welche graziösere, leich- tere Haltung und einen mehr aufgeschlossenen Blütenstand besitzt, aufserdem das Grün des Blattwerks durch braunroten Anflug angenehm abtönt, so dafs sie für Kultur- zwecke fast wertvoller erscheint. Leider ist von der Farbenpracht des Blütenstandes dieser schönen Aechmeeu auf den Bildern so gar nichts zu spüren. Mit Worten läfst sich die wundervolle, rote und blaue Färbung der Brakteen kaum be- schreiben, man mufs sie gesehen haben. Die eigentlichen Blüten, die wie bei an- deren Bromeliaceen nur klein und von kurzer Dauer sind, kommen nicht in Be- tracht; man thut besser, sie stets abzukneifen, um so den Blütenstand länger schön zu erhalten. Dieser hält sich 3 — 4 Monate lang und ist selbst nach so langer Zeit oft noch recht hübsch in den Farben. Auf jeden Fall ist also Aechmea Weilbachii mit ihrer Abart eine ganz hervorragend wert- volle Blütenpflanze für den Handel. Die Kultur ist höchst einfach, viel leichter als die der meisten anderen Bromeliaceen, ebenso die Vermehrung, die am vorteilhaftesten durch Kindein, welche in grofser Anzahl selbst vor dem Blühen erscheinen, geschieht. Wir pflanzen Aeclimea Weilbachii var. discolor. In der Handelsgärtnerei von Spielberg & de Coene, Französ. Buchholz bei Beilin, für die „Gartenwelt* photographisch aufgenommen. diese in eine Mischung von Mistbeeterde und Torfmull; besser wäre noch eine leichte L,aub- resp. Walderde, welche hier bei Berlin leider nicht zuhaben ist; immerhin läfst sich aus Mistbeeterde und Torfmull eine schöne Erdmischung Aechmea Weilbachii. In der Handelsgärtnerei von Spielberg & de Coene, Fianzbs. Buchholz bei Berlin, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 14' 160 Die Gartenwelt. V, 14 zurechtmachen. Wir kultivieren fast alle Bromeliaceen in einer solchen und diese gedeihen dabei vortrefflich. Man kann ja auch Orchideenerde (Peat und Sphagniini) dazu nehmen. Bei einer Temperatur von 14 — 20 Grad C. wachsen sie in drei Jahren zu blühbaren Pflanzen heran. Es ist nur darauf zu achten, dafs sie nicht, wie viele andere Brome- liaceen es lieben, zu sonnig kultiviert zu werden, sie wollen vielmehr sehr schattig gehalten sein, wodurch die Blätter eine schöne dunkelgrüne Farbe bekommen. Leider ist Aechmea Weilbachii, wie schon gesagt, kein williger Blüher, auch ein sonniger Standort hatte keinen Einfiufs darauf, viel- mehr verbrennen die Pflanzen an solchem leicht. Wenn sie aber eine gewisse Stärke, bez. ein bestimmtes Alter erreicht haben, kann man sie durch eine Veränderung der Kultur mit ziemlicher Gewifsheit zum Blühen bewegen. Eine Vermehrung durch Samen ist uns noch nicht ge- lungen, zumal die Blumen schwer keimfähigen Samen zur Reife bringen. Man hat es aber auch nicht nötig, sich der Aussaat zu bedienen, da diese Aechmeen sich ja sehr stark durch Kindein vermehren. Zur Empfehlung der Bougainvillea glabra sanderiana als Schnittblume. Von L. Dittmann, Grofsh. Hofgärtner, Darmstadt. (Hierzu eine Abbildung.) Unter den Schnittblumen, die der jetzigen Moderich- tung entsprechen, nimmt Boiigabivillea glabra sanderiana einen bevorzugten Platz ein, und das auch mit vollem Recht, denn die leichte Anzucht und Blühwilligkeit machen sie zu einer Schnittblume allerersten Ranges. Ein weiterer Vorzug dieser BougainviUea ist, dafs man von einjährigen Stecklingspflanzen schon einen schönen Blütenflor erwarten kann. Der beste Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung ist die Abbil- dung Seite 161, welche getreu nach der Natur von einjäh- rigen Pflanzen für die „Gartenwelt" aufgenommen wurde. Ein Haupterfordernis bei der Kultur, um Erfolg zu haben, ist, die Pflanzen fortwährend im Topf unter Glas und bei voller Sonne luftig zu kultivieren. Ein öfteres Umpflanzen in nicht zu schwere Erde (sandige Laub- oder Mistbeeterde mit Zu- satz von etwas Lehm und Hornspänen bildet das beste Verpflanzungsmaterial) ist notwendig. Stehen Mistbeetkasteu im Sommer zur Verfügung, kann man sich keinen schöneren Platz für unsere BougainviUea denken. Die Fenster werden oben und unten auf grofse Töpfe aufgelegt, so dafs die Luft von allen Seiten einwirken kann. Ein von Zeit zu Zeit ver- abfolgter Dunggufs befördert das Wachstum sehr. Ende August werden die Fenster bei Nacht abgenommen, da die Niederschläge den Pflanzen aufserordentlich zuträglich sind. Sobald Frost bemerkbar wird, bringt man sie in das Winter- quartier. Hierbei wird noch von vielen Kultivateuren der gröfste Fehler dadurch begangen, dafs sie die Pflanzen viel zu warm überwintern. Diese verlangen von jetzt ab Ruhe, daher genügt eine Temperatur von 6 — 8 Grad C. vollständig. Man halte die Pflanzen dabei trocken. Wenn auch einige Blätter verloren gehen, so schadet das nicht im geringsten. Auch brauchen die Pflanzen, bevor sie in Vegetation kommen, keinen der besten Plätze im Gewächshaus. Mit Erfolg wer- den sie bei uns unter der Stellage eines Sattelhauses über- wintert. Um einen zeitigen Flor zu haben, beginnt man mit der Treiberei Ende Dezember oder anfangs Januar, jedoch erhält man durch das frühe Einstellen keine so schön ge- färbten Brakteen, da die Sonne noch nicht die genügende Wirkung hat. Aber trotzdem sind die blühenden Ranken anfangs März ein willkommenes Bindematerial, welches zu dieser Zeit gut bezahlt wird. Bei der Treiberei genügt eine Temperatur von 18 — 22 Grad C. Spritzen bei hellem Wetter, ein sehr heller Standort und Freihalten von Ungeziefer sind Grundbedingungen. In Formen lassen sich die Bougainvilleen sehr leicht heranziehen, so als Ballons, Pyramiden oder Hochstämme, und solche Pflanzen gewähren, namentlich wenn sie 2 — 3jährig sind, einen entzückenden Anblick. Nach der Blüte werden die Pflanzen einige Zeit lang etwas trockener gehalten und dann auf angegebene Weise weiter kultiviert. Die Vermehrung geschieht im Frühjahr durch Stecklinge. Dieselben wachsen bei einer Bodenwärme von 25 — 30 Grad C. ziemlich gut. Begonia „Mrs. Heal" wird in „Gard. Chron." vom 24. No- \ember d. J. als ein wertvoller Winterblüher geschildert und abgebildet. Sie gehört zu einer Anzahl von Hybriden, die gleich der bekannten „Gloire de Lorraine^' von B. socotrana abstammen. B. „Mrs. Heal'^ ist von der Firma Veitch & Sons, Ltd., in den Handel gebracht und verdient nebst ihren Schwestern, von denen nur „Adonis", „Myra", „Sylvia", „Venus'' und Jl'inter-Perfection" ge- nannt seien, die Aufmerksamkeit aller Kultivateure. Ihre Farbe ist ein lebhaftes Rosenrot, sie dürfte mithin B. '„Ghire de Lorraine" kaum nachstehen. Es wäre wünschenswert, dafs bald einmal deutsche Züchter über ihre Erfahrungen mit diesen Veitch'schen Neuheiten berichten könnten. Blumentreiberei. Ein Fortschritt in der Fliedertreiberei? Von Otto Schnurbusch, i. Fa. Schnurbusch & Lüer, Handelsgärtner, Grafen werth. Das Erscheinen einer Broschüre über Ätherverfahren beim Frühtreiben in besonderer Berücksichtigung der Flieder- treiberei, herausgegeben von W. Johannsen, ord. Leiter der Pflanzenphysiologie an der königl. dän. landw. Hochschule in Kopenhagen, giebt mir Veranlassung zur Besprechung der- selben, weil ich es für sehr wichtig halte, Neuerungen, vor allem bei der Frühtreiberei, zu prüfen, ehe weitgehende Versuche, die bekanntlich sehr viel Geld kosten, angestellt werden. Das Verfahren besteht darin: Die Pflanze (Sträucher ohne Blätter, Zwiebeln etc.) vor dem Antreiben in einen möglichst luftdichten verschlossenen Raum zu bringen, welcher dann mit Ätherdämpfen gefüllt wird. Nach 24 resp. 26 Stunden ungefähr ist die Prozedur zu Ende und die Pflanze zum Treiben fertig. Der Autor betont besonders, dafs der Äther sehr feuer- gefährlich ist und bei übermäfsiger .Anwendung die Ver- V, 14 Die Gartenwolt. IRl Teilansirht eines Gewächshauses mit einjährigen Bougainvillea glabra sanderiana in der Groüh. Hofgärtnerei Rosenhohe bei I)arni4.idt. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. 162 Die Gartenwelt. V, H Gewächshaus mit Cyclanien persicam cristatum „Busli Hill Pioneer". In der Handelsgärtnerei von Hugh Low & Cie., Bush Hill Park, Middlesex (England), fiir die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Kultur und Vorbereitung gelingt; für Zwiebelgewächse wird jedoch kaum etwas von Bedeutung zu ge- winnen sein. Flieder brauchen von Mitte November 3 — 4 Wochen, Prunus triloha 12 — 16 Tage etc. zur vollen Entwicklung ihrer Blüten. Jeder Treiber weifs, dafs die Syringen bei richtiger Vorkultur, vor allem Marly, schon Anfang Oktober in die Treiberei gebracht werden können, und dafs die Blüten zur Entwicklung auch nicht längerer Zeit bedürfen als die oben an- gegebene. Hier ist also kein Vor- teil ersichtlich, denn der Herr Ver- fasser sagt selbst ausdrücklich, dafs das Ätherisieren bis Anfang Ok- tober wirkungslos ist. Die uns in der Broschüre mitgeteilten Versuche lassen also einen Treibvorteil durch Ätherisieren nicht erkennen. Ich will jedoch nicht unbedingt einen Treibvorteil in Abrede stellen, da praktische Versuche immerhin erst nichtung der Pflanzen zur Folge hat; ebenso, dafs der von angestellt werden müssen. der Pflanze eingesaugte Äther wirkungslos ist, wenn die Wie der Herr Verfasser auf Seite 27 mitteilt, haben ätherisierte Pflanze nicht sofort in den Treibraum gestellt schon verschiedene Gärtnereien dies Verfahren mit Erfolg wird etc. angewendet u. a. auch unser sehr verehrter Herr Kollege Wer mein U'erk „Der praktische Schnittblumenzüchter Seyderhelm*) in Hamburg-Hohenfelde, welcher, wie die Mit- der Neuzeit"*) gelesen hat, namentlich aber über Flieder- teilung an den Herrn Verfasser der Broschüre hervorhebt, treiberei und Vorbereitung zu derselben, wie auch meine ver- die feste Überzeugung hat, dafs die Ätherisierung der Treib- schiedenen Artikel in Gartenbauschriften über denselben Gegen- sträucher etc. vor dem Treiben von grofser Wichtigkeit für stand, wird es begreiflich finden, dafs ich der Broschüre die praktische Gärtnerei ist. meine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt habe. Vielleicht fühlt sich der Herr Seyderhelm durch diese Die Schrift ist für jeden, der nicht blofs mechanisch Zeilen veranlafst, einige Mitteilungen zur Klärung der Sache arbeitet, aufserordentlich interessant, und sind die Versuche zu machen. des Herrn Verfassers für die Wissenschaft gewifs be- deutungsvoll. Ich habe jedoch durch die Ausführungen und Schlufsfolgerungen in der Broschüre die Überzeugung ge- wonnen, dafs dieses Ätherverfahren für die Praxis nicht den Wert hat, wie der Herr Verfasser glaubt, ganz abgesehen CyClaiHeil persiCUm CristatUIIl, „BllSh Hill PionCer". Von L. J. Cook, Bush Hill Park (England). {Hierzu eine Abbildung.) Wie in Deutschland, so bildet auch in England das Cyclamen eine der bedeutendsten Kulturpflanzen der Handels- gärtnerei. In England sind die Alpenveilchen ganz be- sonders beliebt. Alle Neuzüchtungen auf diesem Gebiete Zwiebel- und Knollengewächse. von den Gefahren, welche eine solche Arbeit mit sich bringt. Der Verfasser teilt die Ruheperiode der Pflanzen in drei Phasen und zwar in Vorruhe, Miltelruhe und Nachruhe und sagt ausdrücklich, dafs das Atherverfahren nur in der dritten Phase geschehen darf, sonst hat es keine Wirkung. Genaue Zeitpunkte für das Frühtreiben kann der Verfasser nicht angeben, er sagt nur allgemein , dafs das Äther- verfahren das Treiben der Sträucher 3 — 6 Wochen früher haben daher grofse Wichtigkeit für den Handelsgärtner, ermöglicht, als es unter sonst gleichen Bedingungen der Bis vor wenigen Jahren gab es eigendich keine irgend- *) Dies sehr empfehlenswerte Werk des Verfassers, in welchem er eine Fülle praktischer Erfahrungen niedergelegt hat, ist soeben in 2. Aufjage erschienen (2 Bände: I. Teil M. 5, — , gebunden M. 5,60; II. Teil M. 4. — , gebunden M. 4.80) und durch den Verlag unserer Zeit- schrift zu beziehen. Die Red. *j Wir sahen ausgangs November und anfangs Dezember in Ham- burg von H. Seyderhelm getriebenen und vorher ätherisierten Flieder, der in jeder Hinsicht tadellose Blüten gebracht hatte. Eine eingehende Würdigung der Johannsen'schen Schrift finden die Leser auf Seite 322, Jahrg. IV. Die Red. V, 14 Die Gartenwelt. 163 wie wertvollen Neuheiten, die von den bekannten Formen des alten C. pcrsictim in ihrer äufseren Gestalt wesentlich ab- wichen. Heutzutage genügen uns aber diese alten Formen, die zwar schön, aber vielfach etwas steif sind, oft nicht mehr. .Aus Belgien wurde als eine der ersten bemerkenswertesten Abweichungen C. ^^Papilio''^ bekannt, welches wohl auch in Deutschland gebührend gewürdigt worden ist. Die in der Überschrift genannte englische Neuheit habe ich bereits im III. Jahrg., S. 357, kurz beschrieben. Diese Formen sind nun seitdem noch wesentlich vervollkommnet worden, so dafs ich heute nochmals darauf zurückkomme, da sie ja doch in Deutschland ohnedies noch recht wenig bekannt sein dürften. Die Blumen sind, um das früher Gesagte kurz zu wiederholen, so grofs, wie die des gewöhnlichen Alpen- veilchens. Der zierliche, feder- förmige „Kamm" bedeckt ^/^ der Oberfläche des Blumen- blattes und verleiht der Blüte ein schönes und effektvolles Aussehen. Die Züchter Hugh Low & Co., Bush Hill Park, Middlesex, haben nach der ersten weifsen Form nunmehr auch eine rosafarbene erzielt, mit rotem Kamm auf weifsem Grunde. Unser Bild, Seite 162, zeigt ein ganzes Haus mit Cyclamen die- ser Rasse. Die hier übliche Kulturweise weicht kaum von der in Deutsch- land gebräuchlichen ab, man nimmt hier wohl nur im all- gemeinen etwas leichtere Erde. Als vorteilhaft hat es sich er- wiesen, den Samen erst in Wasser einzuweichen, damit er schneller keimt. Hauptsache ist, dafs die Pflanzen vom Sämlingsstadium au keiner Störung im Wachstum unterliegen, sondern in regel- mäfsigem Triebe erhalten werden. Man kultiviert in England die Cyclamen nur in Häusern. Hoffentlich gelingt es den Züchtern, diese cristatum- Rasse noch zu vervollkommnen, so dafs ich bald über weitere Fortschritte hier berichten kann. Es wäre gewifs interessant, wenn diejenigen Leser, die etwa noch andere abweichende, aber gleich empfehlenswerte Formen kennen, ihre Erfahrungen hier ebenfalls mitteilten. Neue Pflanzen. Sorten, die sich wohl durch Schönheit der Blüte auszeichnen, jedoch in Bezug auf kompaktes Wachstum und Blühwilligkeit noch vieles zu wünschen übrig lassen. Dennoch giebt es eine ganze Anzahl niedrig wachsen- der Sorten, die den Ansprüchen, die man an eine gute Markt- und Gruppenpflanze stellen darf, voll und ganz ent- sprechen. Es gereicht mir zur grofsen Freude, letztgedachtes Sortiment um eine Sorte obigen Namens bereichern zu können. ^^Aphrodili-'' ist ein Sport der als Markt- und Gruppen- pflanze genugsam bekannten Sorte „THrtle''s Siirprise^^ In Reichblütigkeit und niedrigem Wuchs ist sie dieser Sorte gleich, nur ist die Farbe der halbgefüllten Blüte ein zartes Rosa mit weifser Mitte und das Kolorit der Blätter lebhafter Neue Zonalpelargonie „Aphrodite". Von Hugo Hübner, Handelsgärtner, Kohlfurt, Rgb. Liegnitz. (Hierzu eine Abbildung.) U nter dem so umfangreichen Sortimente der Zonal- Pelargonien findet man noch eine sehr grofse Anzahl von Neue Zonalpelnrgonie „Aphrodite". In der Handelsgärtnerei von Hugo Hübner, Kohlfurt (Rgb Liegnitz), für die ,G.irtenwelt" photograpliisch aufgenommen. als bei der Stammsorte. Auch besitzt sie nicht die un- angenehme Eigenschaft von ,^Turtle's Surprise''', dafs bei fetter Kultur die Blatt- und Stengelfärbung in Grün übergeht, was ja allerdings auch einmal beinahe der Grund zu einer neuen Sorte geworden wäre. Im Gegenteil werden die Blätter bei nahrhafter Kultur noch lebhafter gefärbt und ist dann die hellgrüne Blattmitte fast gelb mit dunkler Zone. Das Holz und die Blattstiele, welche bei der Stammsorte meist einen rosaen Schein haben, sind bei „Aphrodite'-' rahm- gelb mit einigen grünen Streifen. In Bezug auf Härte kommt sie jeder anderen Sorte gleich, ist auch in der Vermehrung durchaus nicht empfind- lich. Den niedrigen Wuchs zeigt sie schon als Steckling, geht aber auch als ältere Pflanze, selbst wenn nicht ge- stutzt, nicht über das Niveau einer niedrigen Pelargonie hinaus. Alles in allem kann ich „Aphrodite'' als vorzügliche Markt- und Gruppensorte empfehlen, und erregte diese Sorte die Bewunderung sämtlicher Besucher meiner Gärtnerei. 164 Die Gartenwelt. V, 14 Bemerken will ich noch , dafs von ca. 150 starken Pflanzen, die im vorigen Sommer bei mir in Blüte standen, keine einzige eine Spur von Degeneration zeigte. geblüht und zum Teil .Samen gebracht, wir können aber unsere Züchtung erst im Laufe dieses Jahres, vielleicht gar erst 190c dem Handel üljergeben. Tillandsia Diivali und ihre Eltern. Von Duval & Sohn, Handelsgärtner, Versailles. (Hierzu zwei Abbildungen,') In unserer Gärtnerei werden Bromeliaceen, wie wohl die Leser schon aus früheren Artikeln ersahen, als Spezialität kuhiviert. Wir sind heute in der Lage, eine der wertvollsten Handelspflanzen unter unseren Bromeliaceenzüchtungen, Tillandsia Duvali, inmitten ihrer Eltern im Bilde vorzuführen. Sehr anschaulich vergegenwärtigt die Abb. Seite 165, oben, die Verschiedenheit der Blütenstände, wobei zu der Neuheit und deren Stammeltern noch die Tillandsia Lindenii vera, also die erste verbesserte Form der peruanischen T. Lindenii tritt. Über 7. Duvali und ihre Eltern T. Lindenii vera superba (J) und T. Lind.viajor (syn. 7; regeliana) (5) sei fol- gendes mitgeteilt: T. Lin- denii Vera sup. ist charakteri- siert durch gedrungenen Wuchs und kräftigen, kur- zen Blütenstand, dessen Hochblätter lebhaft rosa gefärbt sind; ganz das Gegenteil ist 7'. Lindenii major, die, wie schon der Name sagt, viel gröfser ist und deren langgestielter Blütenstand grüne Hoch- blätter zeigt, die nur hier und da einen rosa Anflug wahrnehmen lassen. Die Eigenschaften beider Eltern sind in T. Duvali nun gleich- sam verschmolzen. Der stolze Blütenstand dieser Neuheit wird von einem kräftigen Schaft getra- gen, der aber nicht so lang hochgeschossen, wie bei major ist. Hinwiederum kann der BUitenstand von superba kaum einen Vergleich mit dem von Duvali aushalten, dessen Färbung ein ganz ausgezeichnetes lebhaftes Rosa ist. (Die auf der Abb. Seite 165, oben, dargestellten einzelnen Blütenstände, welche wir nach uns von den Züchtern zur Ansicht gesandten Exemplaren photographisch aufnahmen, zeigten uns deuthch die angegebenen Falbenunterschiede. Die Red.) Diese neue Tillandsie hat überall giofsen Anklang gefunden und wurde nicht nur in Petersburg (1899), sondern auch auf der Weltaus- stellung in Paris mit ersten Preisen ausgezeichnet. Die Befruchtung der Tillandsien ist sehr schwierig, und es ist ohne Zweifel das erste Mal, dafs man in den Kulturen die Wirkung künstlicher Befruchtung hat genau feststellen können. Tillandsia Duvali stellt eine Schmuckpflanze ersten Ranges dar, denn sie behält ihre so wundervoll rosa gefärbten Blütenstände 3 — 4 Monate lang und ist sehr raschwüchsig. Ein guter Stand im Hause ist ihr sehr erwünscht, ohne dafs sie sehr hohe Wärme erfordert. Die Pflanzen, welche wir besitzen, haben voriges Jahr alle Halboffener Schilfkorb mit Rosenfüllung von Ad. Koschel, Charlottenburg. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Montbretia crocosmiaeflora „Germania". Vom Herausgeber. (Hierzu die Farbentafel.) In meinem Reiseberichte in Heft No. 8 habe ich gelegent- lich der Besprechung der Pfitzerschen Gärtnerei in Stuttgart be- reits auf Monihrctia crocosmiaeflora „Germania''' aufmerksam gemacht. Zur Zeit meiner Anwesenheit in Stuttgart standen Hunderte von Pflanzen dieser neuen Pfitzerschen Züchtung, die jetzt dem Handel übergeben wird, in vollem Flor. Diese Züchtung ist zweifellos die wertvollste gegenwärtig existierende Montbretie, ich habe sie deshalb malen lassen, und wir freuen uns, heute den Lesern die wohlgelungene farbige Darstellung bieten zu können. Diese Züchtung ist das Resultat einer Kreuzung von Cro- cosmia aurea imperialis und verschiedener im Handel befindlicher Montbretien- sorten. Sie hat ganz den Wuchs der genannten Cro- cosmia, bildet aber nicht wie diese lange Ausläufer, sondern vereinigt sich mehr zu einem geschlossenen Busche, ähnlich wie die schöne Montbretia „Etoile de feu". Die Pflanze wird etwas über meterhoch und Isildet reichverzweigte Blü- tenstengel, an welchen die Blüten in grofser Menge fast aufrecht stehend an den Rispen zur Entwick- lung gelangen. Der Bau dieser Rispen ist ein höchst graziöser, und die hoch über den säbelförmigen Blättern getragenen Blüten kommen so zu voller Geltung. Jede einzelne Blüte ist ausgesprochen sternförmig, flach geöffnet und hält fast 9 cm im Durchmesser. Die einzelnen Fetalen sind sehr breit, leuchtend hellscharlach gefärbt mit orangefarbiger Schattierung und blutroter Einfassung im Schlünde. Die Form der Blüten ist eine schöne Sternform; die Knospen und die Rückseiten der Blüten sind karminrot ge- färbt und wirken auch noch im Verblühen lebhaft. Die Montbretia „Germania" ist wie gesagt wohl zur Zeit die voll- kommenste Züchtung. Sie stellt nicht nur die alte Stammart, die seinerzeit so grofses Aufsehen erregte und eine rasche Verbreitung fand, sondern auch die vielen aus dem Auslande zu uns gelangten Züchtungen vollständig in den Schatten. Sie steht in Bezug auf die Gröfse der Blüten und die edle regelmäfsige Form derselben weit über allen anderen Züchtungen, und dürfte dazu berufen sein, der Montbretie mindestens ebensoviel Liebhaber zu er- ringen, wie sie die modernen Gladiolen aufzuweisen haben. .Man kann ja uns^te ■ Montbretia als Miniaturgladiole bezeichnen, denn sie ist in allen Teilen kleiner als diese, aber ausgezeichnet durch gröfsere Anspruchslosigkeit und weit dankbareren, lange andauern- „Die Gartemvelt", Jahrgang v. Montbretia crocosmiaefiora „Germania". Züchter Wilh. Pfitzer, Handelsgärtnerei, Stuttgart. Lith. Anstalt von Walter MllUer, Gera. Verlag von Gostav Schmidt io Berlin, W. 35. V, 14 Die Gartenwelt. den Flor, der sich bis zum Beginn des Winters hinzieht. Montbrdia ^.Germania" speziell dürfte durch ihr besonders reiches und stattliches Blühen, durch die eigenartige weit- hin leuchtende Färbung ihrer Blüten und die edle Form eine Blutenpflanze ersten Ranges für Gruppen und Rabatten werden und daneben auch als Topfpflanze Freunde finden, wie sie auch als aparte Schnittblume für Natursträufse und Vasenschmuck in der Binderei eine Rolle zu spielen berufen sein wird. Auch im Auslande hat Mon/hrt/iii „Germania" bereits gebührende Beachtung gefunden, sie er- regte die Aufmerksamkeit der Kenner auf der Welt- ausstellung in Paris, und eine erste amerikanische Firma hat bereits das Alleinverkaufsrecht dieser Züchtung für die neue Welt übernommen. Auch in verschiedenen Vereinen, in welchen abgeschnittene Blumen im ver- flossenen Sommer zur Schau gebracht worden sind, er- kannte man ihren Wert allseitig an, und die Gartenbau- gesellschaft zu Frankfurt a. M. erkannte dieser Züchtung im September vorigen Jahres Wertzeugnis zu. Herr Siebert, Direktor des Frankfurter Palmengartens und Vor- sitzender der Frankfurter Gartenbaugesellschaft, beurteilt diese Montbretie in einem an Herrn Pfitzer gerichteten Schreiben wie folgt: „Die uns zur Probe gesandten Monl- bretia crocosmiaeflora „Germania" haben allgemeinen Beifall gefunden. Die kräftigen Pflanzen entwickelten starke Blütenrispen, die sich elegant aus dem Laube^emporheben und an der Spitze leicht übergeneigt sind. Die an den Rispen erscheinenden Blumen sind sehr zahlreich, grofs, edel geformt und von leuchtender, klarer, goldbrauner Farbe, so dafs mit dieser Sorte besetzte Gruppen immer einen grofsen Effekt machen lUütenstände von Tillandsia Lindenii- Formen. Ltndenii vera. Lind. Vera major. Lind, vera superba. Originalaufnahme für die „Gartenwelt* Duvali. werden. Die zierliche Anordnung der Blumen, die graziöse Haltung der ganzen Rispe lassen sie aber auch zur Verwendung in feineren, leichten Blumenzusammenstellungen vorzüglich ge- eignet erscheinen. Monthretia „Germania" ist jedenfalls eine Pflanze, die in Anbetracht ihrer vielen Vorzüge eine weiteste Verbreitung verdient. Aug. Siebert, Kgl. Gartenbaudirektor." Dahlien. Tillandsia Lindenii vera superba, Dnvali und Lind, vera major. In der Handelsgärtnerei von Duval & Sohn, Versailles, für die „Gartenwelt" photographisch aufifenommen. Kaktus-Dahlie „Angelika". Von Carl Bergmann, Kunst- u. Handelsgärtner, Quedlinburg. Die Nachfrage nach hellen Farben zur Binderei ist beson- ders bei Kaktus-Dahlien eine grofse, und ich kann es unseren Züchtern gar nicht genug ans Herz legen, ihr Augenmerk be- sonders auf die Züchtung von hellen Farben zu richten, denn in roten und dunklen Farben ist in den letzten Jahren ganz Hervorragendes geleistet worden. Herr L. Gleitsmann in Genthin scheint denselben Ge- danken gehabt zu haben, denn mit seiner Neuzüchtung „An- gelika^', welche er dem Handel übergiebt, tritt er der Sache 166 Die Gartenwelt. V. gleich praktisch näher. Aufgefallen ist mir allerdings, dafs einer solchen wirklich guten Sorte in den Fachzeitschriften bis jetzt so wenig Erwähnung gethan ist. Als ich Anfang Oktober Freund Gleitsmann besuchte, um zu sehen, was er Gutes und Neues in Dahlien hatte, wurde ich schon von weitem auf eine helle Sorte aufmerk- sam, welche ihre Blumen ganz frei trug. Natürlich steuerte ich direkt darauf los, dabei summend: „Ach Anna, zu dir ist mein liebster Gang etc." „Na, diesmal stimmt es nicht," meinte Freund Gleitsmann, „sie heifst ,Angelika"''' . Ob nun Angelika oder Anna, eine wirkliche Schönheit ist sie aber, und ein jeder, welcher Gelegenheit hatte, diese herrliche Dahlie zu sehen, wird mir beipflichten. Die Farbe ist ziemlich reinweifs, während die äufseren Fetalen ein ganz zartes Rosa zeigen. Die Blumenblätter sind etwas zusammengerollt, nach vorn gebogen und erinnert die Form und Farbentönung an ,^Loreley'^ , ist jedoch bedeutend feiner und zarter als bei dieser. Dabei zeigt „Angelika^' eine solche Fülle von Blumen, wie keine der anderen hellfarbigen Sorten, und sie soll, wie mir versichert wurde, schon sehr früh und willig blühen. Ganz besonders hebe ich aber noch hervor, dafs ,^ Angelika''^ ihre Blumen ganz frei auf langen Stielen trägt, so dafs man sie vermöge ihrer erwähnten guten Eigenschaften mit vollem Recht als das Ideal des Blumenbinders und als Perle unter den Dahlien bezeichnen kann. Ich rechne ^^Angelika'"'' unter die besten Züchtungen der letzten Jahre. Stauden. Zeitgemäfse Betrachtungen über Veilchen. Von F. W. Moritz, Handelsgärtner, Ahrensburg. IVlan las in letzter Zeit mehrfach in den Handels- berichten verschiedener gärtnerischer Blätter, dafs deutsche Veilchenblumen sehr knapp oder gesucht gewesen waren, und würde das auf viele, wie auch auf mich — hätte ich nicht im letzten Jahrzehnt alles „Veilchenhafte" mit Bienenfleifs aufgesaugt und zusammengetragen — den Ein- druck gemacht haben, als wenn in den letzten Monaten des Jahres einmal ein ungeheurer Bedarf an Veilchenblumen vorhanden gewesen wäre — und dann, als wenn die deutsche Gärtnerei nicht genug Veilchenblumen produzieren könnte. Beides ist in diesem Sinne durchaus nicht zutreffend. Denn leider waren im allgemeinen in Blumengeschäften die Erfolge überhaupt nicht so sehr erfreulicher Natur, dafs Schnittblumen wie Veilchen auffallend viel gebraucht wurden. Und Veilchen gab es bis Mitte November hinein in Massen in sehr guter Beschaffenheit, nur versagten die billigen Massenlieferungen etwas — und — (nun ja!) die Züchter erlaubten sich ganz ergebenst eine nicht ganz unwesentliche Preiserhöhung zu beantragen, welche allerdings schrittweise — nach mensch- lichen Gefühlen — schon vor Wochen hätte eintreten können und sollen. Das angebliche Versagen des Veilchen-Massen- flors werde ich nun gleich noch etwas zu erklären suchen. Es ist bekannt, dafs die Einführung und Züchtung von grofsblumigen Sorten, teils auch der Import grofs- blumiger Veilchenblumen aus den südlichen Ländern dem Geschmack des Publikums wie der Veilchenkenner am meisten entsprach und läfst sich auch vom Standpunkte des Blumenkünstlers wie des Veilchenzüchters nichts „Eigentliches" dagegen einwenden. Ja manche sanguinische Veilchen- freunde — und ich selbst — glaubten in der ersten Zeit dieser neuen Richtung — besonders beim Anblick von Tausenden solcher blühenden ungeahnten Blumen — , die Morgenröte einer schönen, verdienstvollen Zeit wäre für die deutschen Veilchenzüchter angebrochen. Doch war dies, wenn auch kein kurzes, so doch auch kein ungetrübtes Glück. — Die Folge war nun, dafs nicht blofs dem Züchter die be- scheidenen kleinblumigen Veilchen nicht mehr gefallen wollten, sondern auch die Blumengeschäfte verhielten sich beim Ein- kaufen, sich auf ihr „feines" Publikum berufend, gegen klein- blumige Sorten sehr abgeneigt. — Und so blieb denn selbst dem eingesponnensten „kleinblumigen Veilchenzüchter" auch nichts mehr übrig, als die grofsblumigen Sorten mehr mit in die Kultur zu nehmen und die kleinblumigen zu — vernachlässigen. Da nun die grofsblumigen Sorten etwa von Mitte No- vember bis Mitte Januar nicht so reichlich und sicher blühen, wie die meisten kleinblumigen Sorten, und von etwa Mitte November an dei'^Himmel ein recht trübseliges und düsteres Gesicht zeigte, was dem Veilchenflor nicht günstig, so konnten tageweise die Veilchenblumen etwas knapp erscheinen, wenn der Bedarf sich anscheinend etwas hob, wozu noch vor Wochen Massenlieferungen zu sonst undenkbar niedrigsten Preisen zur Verfügung gestanden hatten. — Als Lückenbüfser für die Zeit des Mangels grofsblumiger Sorten haben sich jetzt besonder? die kleinblumigen Sorten ,,GersVs Königin Charlotte'''' und ^^Wrede's Augusta'''' bewährt; auch teilweise noch das ^^Hamburger Treibveilchen'''' , doch befindet sich diese Sorte — wo nicht unterdes aus Samen wieder frisch gewonnen — schon etwas in Degeneration, wie es nach und nach allen Sorten geht, wenn nicht versucht wird, dieselben aus Samen wieder frisch zu gewinnen und sie möglichst noch dadurch zu verbessern. Gerade für den tiefsten Winterflor werden meist die aus Samen gewonnenen Exemplare von klein- wie grofsblumigen Sorten am geeignetsten sich zeigen. Von den kleinblumigen Sorten ist noch für den Februar- und März-Flor das gelbe Veilchen ^^Si/lphurea" sehr erwähnenswert, als Topfpflanze ist es in letzter Saison sehr gern gekauft und viel bewundert worden. Von den grofsblumigen Sorten ist als Topfpflanze aufser anderen besonders ^^WeUsiana''' sehr empfehlenswert, da diese Sorte weniger rankt, aber durch die frisch grünen, lederartigen Blätter einen steifen Busch bildet und im Februar sehr willig und auch ganz reichlich grofse, lange blühende, stark und steifgestielte Blumen bringt. Aufser diesen sind noch von grofsblumigen Sorten zur Schnittblumengewinnung ^^California''' , ,,A'aiser Friedrich'"'', ^.Lombanlia^' und „Princesse de Gnlles" zu empfehlen. Und so zwischendrin — was die Gröfse der Blumen anbelangt, also mittelblumig — ist „Admiral Avellan'''' ein neuer Stern am Veilchenhimmel, und zwar ein Abendstern, da dann bei V, 14 Die Gartenwelt. 167 Beleuchtung die purpurviolette Farbe überraschend eigenartig schön und ersichtlich lebhafter als die sonst selbstverständ- liche Veilchenfarbe des Abends hervortritt. befreit sind. Anstalten ohne praktische Thätigkeit sind aufserdem in der Lage, Ihre Fachbildung im ersten Jahre abzaschliefsen, da alle Zeit nur der Theorie gewidmet wird; aufserdem können Sie auch zwei Jahre an derselben verbleiben, wenn Sie besondere Fächer belegen. — r. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 117. Nach absolvierter Lehr- zeit in einer Gemüsegärtnerei begab ich mich ein Jahr als Volontär in eine Rosenschule, arbeitete dann ein Jahr in einer kleineren Schlofs- gärtnerei und genüge jetzt meiner Militärpflicht, welche ich Mitte Septem- ber beendigt habe. — Ist es nun noch angebracht, eine Fachschule zu besuchen oder empfehlenswerter, zu meiner weiteren Ausbildung direkt wieder Stellung anzunehmen? — Meiner Ansicht nach ist unter den heutigen Verhältnissen der Be- such einer Fachschule für den Gärtner unumgänglich notwendig, wenn die Mittel es irgend gestatten. Auch in diesem Falle dürfte der Besuch einer Gärtnerlehranstalt empfehlenswert sein, da der Herr Fragesteller nach Ableistung der Militärpflicht dann auf einer Lehranstalt beste Ge- legenheit findet, sich wieder in die Praxis einzuarbeiten. Der Absol- vent einer Lehranstalt findet dann auch auf Grund seiner gesammelten Kenntnisse eher und bessere Stellung, denn Wissen ist heutzutage bei den immer höher gestellten Anforderungen die einzige Macht, die dem jungen, strebsamen Gärtner die Zukunft sichert. M. E., B. — Die Meinungen darüber, ob der Besuch einer Lehranstalt jungen Gärtnern zu empfehlen sei, sind bekanntlich sehr geteilt, und ohne weiteres bejaht wird die Frage wohl nur von den Leitern oder Angestellten einer Lehranstalt werden, wenngleich sich auch gar man- cher „Ehemalige" moralisch verpflichtet fühlen wird, Vorteile des Anstalts- besuches hervorzuheben, an die er vielleicht selbst auch nicht mehr glaubt. Am meisten nötig haben den Besuch einer Lehranstalt wohl solche Gärtner, die von Geburt oder guter Protektionen wegen schon von Anfang ihrer Gärtnerlaufbahn an dazu bestimmt sind, ein- mal in Staats-, städtischen oder sonstig titulierten Betrieben eine leitende Stelle zu übernehmen, und wo dann das Abgangszeugnis der Lehr- anstalt dazu dienen raufs, der Sache in den Augen der Welt die nötige Berechtigung zu verschaffen. Allenfalls zu empfehlen ist der Anstalts- besuch jungen Landschaftsgärtnern, die nicht genügend Energie, oder (wie in kleinen Orten) keine Gelegenheit haben, sich im Planzeichnen u.s. w. selbst auszubilden. Vollkommen überflüssig ist der Schulbesuch für Topfpflanzenkultivateure, Schnittblumen-, Gemüse-, Obst-, Gehölz-, Rosen-, Staudenzüchter, Treibspezialisten, Binder, Dekorateure u. s. w. Alles, was solche Fachleute zu wissen brauchen, nufser ihren eigenen praktischen Erfahrungen, können sie sich auf dem Wege des Selbst- studiums besser, bequemer, billiger und eingehender an- eignen, als auf einer Lehranstalt. Nötiger als alle Lchranstalterei ist den jungen Gärtnern eine möglichst vielseitige Allgemeinbildung, die sich anzueignen heute keinem strebsamen Menschen schwer fällt, er müfste denn sehr schwach befähigt sein. Dafs aber gar die Lehr- anstalt im Stande wäre, aus schw.nch befähigten Menschen tüchtige Gärtner zu machen, glaubt wohl heutzutage niemand mehr. — Kurz resümiert: Ich halte den Lehranstaltsbesuch bei mindestens 98 Prozent aller Gärtner für überflüssig, da er weder für ihre Fachausbildung nötig ist, noch ihnen bessere Aussichten im Erwerbsleben verschafft; dafs demzufolge auch die erwerbsthätige Gärtnerei keinen Wert mehr auf den Anstaltsbesuch legt, ist bekannt, weil sie eben nicht mit Schein-, sondern mit wirklichen Werten rechnen mufs. R. Voigt, Obergärtner, Gera. — Dem Herrn Fragesteller ist zum Besuche der Anstalt ganz entschieden zu raten, trotzdem eine zweijährige Militärzeit zwischen der praktischen und theoretischen Bildung liegt. Wenig empfohlen kann hingegen der Besuch einer Anstalt, die Praxis in ihren Lehrplan auf- nimmt, werden, denn die Praxis an den Gärtnerlehranstalten ist für einen Gärtner mit 5 — yjähriger Praxis äufserst nachteilig einwirkend, da dort nicht Rücksicht auf seine praktische Vorbildung genommen werden kann, er wird zur Verrichtung der einfachsten Arbeiten heran- gezogen und bei diesen oft wochenlang gelassen, so dafs ihm dadurch nur das Interesse am Beruf geraubt wird. Besuchen Sie eine Anstalt ohne Praxis oder eine solche, auf der Sie von den praktischen Übungen Bücherschau. Lesser, E., Die Pflege des Obstbaumes in Norddeutsch- land mit besonderer Berücksichtigung der schleswig-holsteinischen und ähnlicher klimatischer Verhältnisse. Stuttgart 1899. Verlag von Eugen Ulmer. Zweite vermehrte Auflage. Mit 51 Abbildungen. Preis M. 1,40. Der Verfasser giebt unter Zugrundelegung einer 20jährigen prak- tischen Erfahrung auf dem Gebiete des Obstbaues einen gedrängten Leitfaden über Sortenwahl, Pflanzung und Pflege der Obstbäume und Beerenobststräucher. Namentlich wird auch die rationelle Düngung und Behandlung von Krankheiten eingehend erörtert. R. W. Bode, Alexander, Die praktische Geometrie des Gärt- ners. Verlag von Hans Friedrich, Carlshorst-Berlin 1901, Preis geh. Mk. 2,—. Der Verfasser verfolgt das gewifs sehr anerkennenswerte Ziel, dem jungen Gärtner, dem keine Mittel zum Besuche einer guten Gartenbau- schule zur Verfügung stehen, ein recht praktisch und allgemein ver- ständlich gehaltenes Büchlein in die Hand zu geben, welches ihn alles das lehrt, was er von Geometrie wissen mufs. Die Idee des Ganzen ist mir sehr sympathisch, und wenn ich nach gründlicher Durchsicht der Bodesciien Schrift zu der Überzeugung hätte kommen können, dafs der Verfasser seine Aufgabe gut gelöst, so würde mir sein Werk auch als Lehrbuch für mittlere Gartenbauschulen als sehr geeignet erscheinen. Leider ist meiner Ansicht nach der Verfasser nicht ganz den richtigen Weg gegangen. Ich möchte kurz auf einige Punkte hinweisen. Zu- nächst ist die Herstellung der Zeichnungen teilweise äufserst flüchtig, die Zahlen und Buchstaben sind sehr oft ganz nachlässig eingetragen. Soll sich etwa der lernende Leser solche — Flüchtigkeit als Muster nehmen? Dann sind in der Korrektur falsche Figurenangaben über- sehen worden, was wiederum den ohne Vorkenntnisse aus dem Buche lernen Wollenden verwirren mufs. Beim Kapitel Feldmessen hält Bode es nicht für nötig, Winkelspiegel (bez. -Prisma) und Piketts zu em- pfehlen, er arbeitet mit Winkelscheiben und Pfählen. Ebenso genügen ihm fürs Nivellement (selbst gröfserer Flächen) Wasserwage und Nivellier- latle. So teuer sind nun heutzutage die Winkelspiegel und Nivellier- instrumente nicht mehr, dafs sie nicht allgemein angewandt werden könnten. Ich meine, es ist ja ganz schön, wo es geht, mit den ein- fachsten Mitteln zu arbeiten, aber die exakteren Instrumente mufsten mindestens beschrieben werden. Der Verfasser ist in seinem Bestreben, nur das Leichtverständlichste zu schildern, zu weit gegangen. Wenn uns die moderne Technik billige gute Instrumente bietet, so sollen wir sie nicht ablehnen, sondern bei uns einzubürgern suchen. Zum Schlufs möchte ich noch fragen: „Was sollen denn all die gestellten Aufgaben dem sich selbst Unterrichtenden, wenn kein Schlüssel ihm zeigt, ob seine Lösung auch richtig ist?" — Im selben Verlage ist zu gleicher Zeit folgende Schrift von Jos. Barfuss: Der Winterschutz der Bäume, Sträucher und Pflanzen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz frostempfind- lich sind, erschienen. Ich mufs mich aus Mangel an Raum darauf be- schränken, die Leser der „Gartenwelt" auf diese in vieler Hinsicht interessante Schrift hinzuweisen, die geh. M. 2, — kostet. C. Seh. Riat, Georges, L'art des jardins. Paris 1900. Verlag der Soci6t6 frangaise d'edition art. L.-H. May., 9 et 11, rue Saint-Benoit. Auf dieses interessante Buch möchte ich alle Freunde und Jünger der Gartenkunst hinweisen. Es ist ein gewifs sehr lesenswertes kunst- historisches Werk, dem man in deutscher Sprache nur eben v. Falke „Der Garten, seine Kunst und Kunstgeschichte" an die Seite stellen konnte. Riat behandelt sein nicht knappes Thema in fesselnder Weise und »eifs ihm manch neues Moment abzugewinnen. Die zahlreichen Abbildungen sind meist recht gut gewählt, sie zeigen vor allem vieles, was man sonst in Werken über Gartenkunst nicht zu sehen pflegt. Ich glaube, alle die, welche eine kunstgeschichtliche Betrachtung dieser Art überhaupt interessieren kann und die das Französische genügend be- herrschen, werden an dem Buche Freude haben, auch wenn vielleicht 16S Die Garten weit. V, 14 mancher von ihnen gleich mir dem Verfasser noch etwas mehr deutsche Gründlichkeit gewünscht hätte. Wünschenswert wäre es, das Buch regte uns Deutsche wenigstens zu einer neuen, bis jetzt fortgeführten Auflage des Fallce an. C. Seh. Mannigfaltiges. Eine Volkszählung in der Pflanzen-weit hat auf Grund der neuesten Kenntnis der englische Botaniker Vines vorgenommen. Er zählt zunächst 105 231 Arten phanerogamer Pflanzen, wovon 78200 auf die Dicotyledonen zu rechnen sind. Die Gruppe der Pteridophyten umfafst 3452 Arten, wovon die Farne rund 3000, die Bärlappmoose (Lycopodiaceen) 432 und die Schachtelhalme 20 Arten in Anspruch nehmen. Die Moospflanzen (Bryophyten) zählen 7650 Arten, wovon auf die eigentlichen Moose 4600 und auf die Lebermoose 3041 ent- fallen. Die letzte und niedrigste Gruppe der Pflanzen, die der Pilzf, Flechten und Algen, zusammen mit dem Namen Thallophylen bezeichnet, umfafst 59263 Arten, wenn zu den Pilzen, einschliefslich der Bakterien, 39663, zu den Flechten 5600 und zu den Algen, einschliefslich der Diatomeen, 14000 Arten gerechnet werden. Wenn man die Zahlen dieser einzelnen Gruppen zusammenzieht, so ergiebt sich eine Gesamt- heit von 175596 als die annähernde Zahl der jetzt bekannten lebenden Pflanzenarten. Freilicli wird dieses Ergebnis nicht von allen Fach- gelehrten anerkannt werden, denn der bedeutende italienische Botaniker Saccardo z. B. hat schon vor einigen Jahren die etwas verblüffende Ansicht ausgesprochen, dafs es von den Pilzen allein wenigstens 250000 Arten gäbe, von allen übrigen Pflanzen zusammen wahrsciiein- lich 150000, so dafs sich die Gesamtzahl auf über 400000 belaufen würde. Tagesgeschichte. Osnabrück. Sieben hiesige Gärtner waren vom Schöffen- gericht im September freige.-prochen worden von der Anklage, ihre noch nicht 18jährigen Lehrlinge nicht zum Besuch der gewerblichen Fortbildungsschule angemeldet zu haben. Übertretung gegen die ?^ i, 6 und 9 des Ortsstatuls vom 7. 12. 91. Die Angeklagten hatten gehend gemacht, dafs die Gärtnerei, wie sie von ihnen betrieben werde, nicht unter die Gewerbeordnung falle, ihre Gehilfen demnach auch keine gewerblichen Arbeiter im Sinne des Art. 120 der Gewerbeordnung, mithin auch nicht fortbildungsschulpflichtig seien. Für die Frage, ob ein Gärtnergehilfe als Gewerbegehilfe zu erachten, und ob auf das Rechtsverhältnis zwischen ihm und seinem Prinzipal die Bestimmungen der Gewerbeordnung Anwendung fänden oder nicht, kam es darauf an, welche Thätigkeit der Gehilfe hauptsäclilich auszuüben habe. Die Thätigkeit ihrer Lehrlinge sei aber nur darauf gerichtet, das Notwendige und Dienliche zur Bodenbearbeitung zu verricliten zwecks Aufzucht und Nutzbarmachung von Pflanzen, Blumen, Sämereien u. s.w. Ihre Lehr- linge würden nur nebenher, aber nicht hauptsächlich mit Blumenbinderei, Herstellung von Kränzen, Gewinden, Bouquets u. s. w. beschäftigt. Das Schöffengericht sprach die Angeklagten bei so gearteter Beschäftigung ihrer Lehrlinge frei, weil letztere unter diesen Umständen nicht als Gewerbegehilfen im Sinne der Gewerbeordnung anzusehen seien, mithin die Vorschriften des Urtsstatuts vom 7. 12. 1891 auf sie keine Anwen- dung fänden. Gegen diesen Freispruch hatte die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt und beantragte Beweisaufnahme durch Vernehmung der Lehrlinge über die Art ihrer Beschäftigung. Das Gericht schenkte den bereits in erster Instanz von den Angeklagten vorgetragenen Aus- sagen über die Ausbildungsverhältnisse der Lehrlinge Glauben, lehnte den Beweisantrag ab und verwarf die Berufung. Es bleibt also dabei, dafs in oben geschilderter Art vorgebildete Gärtnerlehrlinge den Ortsstatuts-Vorschriften nicht unterstehen, ihre Prinzipalität mithin nicht angehalten werden kann, sie in die gewerbliche Fortbildungsschule zu schicken. Wandsbek. Die wirtschaftliche Lage der Gärtnereien Wandsbeks hat Herr Julius Scheider in der Vereinigung der Handelsgärtner Wandsbeks zum Gegenstand einer eingehenden Besprechung gemacht. In seinem Vortrage behauptet Herr Scheider, die wirt- schaftliche Lage der Handelsgärtner in unserer Stadt sei in den letzten Jahren wenig erfreulich gewesen; der aus den Betrieben erzielte Gewinn sei stetig zurückgegangen. Vom Jahre 1890 ab seien im Geschäft recht fühlbare Schwierigkeiten eingetreten, verursacht durch Schleuderpreise für importierte abgeschnittene Blumen, durch die veränderte Geschmacks- richtung; in der Binderei, durch Massenimport belgischer, holländischer und italienischer Topfpflanzen, sowie auch durch Massenkulturen von Rosen, Maiblumen etc. in der weiteren Umgebung von Hamburg. Die Verkaufspreise aller Artikel hätten sich verringert, die Produktionskosten dagegen sehr wesentlich erhöht. In Berlin werde billiger produziert als hier und insofern praktischer gewirtschaftet, als dort zahlungsfähige Zwischenhändler die Erzeugnisse aus den Gärtnereien abholten, der Gärtner sich also nicht um den Absatz zu kümmern brauche. — Die Gärtnerei hier kranke u. a. auch daran, dafs die Hilfskräfte fachlich nicht genügend ausgebildet seien und zu geringe allgemeine Bildung besäfsen, und dafs die Gehilfen zu häufig wechselten. — Herr Scheid er empfiehlt das Augenmerk auf Spezialzüchterei zu richten und auf das damit in Verbindung stehende Versandtgeschäft. Interessant sind die von Herrn Scheid er angeführten geschichtlichen Daten. Danach be- standen in Wandsbek 1870 6 Handelsgärtnereien, aber keine Blumen- läden. Zwanzig Jahre später waren 3 Blumenläden vorhanden und 55 Handelsgärtnereien. .Seit dem Jahre 1870 haben hier 38 Besitz- wechsel stattgefunden. In den letzten 6 Jahren sind allein 10 Gärtnerei- besitzer in Konkurs geraten. Bevorstehende Ausstellungen. Eine Gartenbau-Ausstellung^;für [das Jahr 1902 in Düsseldorf in Aussicht. Em grofses Unternehmen ist in Düssel- dorf in der Ausfülirung begriffen, eine für das Jahr 1902 geplante grofse Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung. An derselben werden allerdings nur Aussteller aus den beiden Provinzen Rheinland und West- falen und aus dem Bezirk Wiesbaden zugelassen; soweit aber jetzt zu übersehen ist, verspricht dieselbe so bedeutend zu werden, dafs sie der kürzlich geschlossenen Pariser Ausstellung im Verhältnis durchaus eben- bürtig sein wird. Es braucht nur erwähnt zu werden, dafs ein Areal von ca. 160 Morgen kaum ausreicht, um alle Bauten und sonstigen Ein- richtungen aufzunehmen, und dafs die Kosten derselben auf 7 Millionen Mark veranschlagt sind. — Wie ein uns zugegangenes Schreiben be- sagt, wird auch auf die Beteiligung des Gartenbaues aus den oben- genannten Bezirken gerechnet, und verweisen wir unsere Leser auf die Bekanntmachung der Ausstellungsleitung im Annoncenteile unseres Blattes. Personal-Nachrichten. Burkhardt, AloyS, Obergärtner zu Homburg v. d. II., erhielt das preufsische allgemeine Ehrenzeichen. Ehlinger, E. A., bisher Stadtobergärtner der Stadt Colmar i. E., wurde dortselbst zum städt. Gartenbau-Inspektor befördert. Mader, bisher Obergärtner im zoolog. Garten zu Breslau, wurde zum Stadtgärtner in Brieg gewählt. Siesmayer, Heinrich, Königl. Gartenbau-Direktor, Grofsh. hessischer Hofgarten-Ingenieur, 'starb nach langem, schweren Leiden am 22. Dezember im 83. Lebensjahre zu Frankfurt a. M. ^Volanke, H., bisher Obergärtner und Gartenbaulehrer am pomo- logischen Institut Reutlingen, ehemaliger Schüler der Bautzener Lehr- anstalt, wurde als Obstbauwanderlehrer für den Kreis Leipzig und als Lehrer an der landwirtschaftlichen Kreisschule zu Würzen angestellt. Briefkasten der Redaktion. Obergärtner R., Tangerhütte. Herr Gartenbau-Ingenieur K. Bartels, Köln a. Rh., teilt uns zu Ihrer Anfrage mit, dafs die Firma Hermann Peter Hall dortselbst, Weidengasse 26, Verpflanzwagen liefert. Genannter liefs sich bei dieser Firma einen Wagen mit Patent- räderöler (Abnehmen der Räder zum Schmieren fällt fort) bauen, der sich sehr bewährt. Einschliefslich der Bohlen und Schliefsteile kostet der Wagen 650, — M. — Aufserdem schreibt uns Herr van Waveren, Hillegom, dafs die Firma Wm. Barron & Son, Borrowash (Derby), England, Verpflanzwagen in 6 verschiedenen Gröfsen liefert. Verlangen .Sie eventuell die Preisliste. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstctter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 12. Januar 1901. No. 15. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt^ Landschaftsgärtnerei. Wasserläiife und Brücken. Von Karl Hinze, Rothenditmold Kassel. (Hierzu sechs Abbildungin.) IN ichts ist mehr dazu angethan, einer Gegend Leben und angenehme Abwechslung zu geben, als ein Wasserlauf; derselbe mag noch so schwach dahinfliefsen , überall wird er uns durch seine Munterkeit entzücken, selbst die flachste und monotonste Gegend gewinnt dadurch an Leben und Anmut, und selten ist etwas anderes in der Natur so geeig- net, das Interesse auf sich zu lenken, wie solch ein kleiner Bach. Ob dieser nun im Walde munter zwischen SteingeröU daher kommt oder durch blumige Wiesen eilt, immer wird er ui anziehen und fesseln. Mag dieses nun daher kommen, dafs uns sein anheimeln- des Plätschern anregt, oder die seine Ufer umsäumende Flora unser Interesse in Anspruch nimmt, oder seine Be- wohner, Fische, Krebse, Käfer u. s. w., unsere Aufmerksamkeit auf sich len- ken, stets werden wir uns hingezogen fühlen und gern an seinen Ufern weilen und seinem munteren Laufe folgen. Haben wir nun solch einen Wasserlauf in unserem Park oder Garten zur Verfügung, so können wir denselben mit Leichtigkeit durch passende Bepflanzung und Ausbau seiner Ufer zu einem idyllischen Schmuckstücke machen, nur haben wir bei derartigen Nachhilfen oder bei Anlage von künstlichen Bächen, sehr den natürlichen Bedingungen Rechnung zu tragen. Man darf nicht etwa das Malerische durch übermäfsig viele Windungen zu ver- stärken suchen, sondern mufs mehr durch Formen der Ufer, haupt- Die Gartenwelt. V. Bachlaaf an der Eintrittsstelle in den Garten. Vom Verfasser für die ^Gartenwelt** gezeichnet. sächlich aber durch geeignete Bepflanzung danach streben, den Bach als Mittelpunkt der Szenerie in dieser möglichst zur höchsten Geltung kommen zu lassen. Die Bepflanzung kommt hierbei gewissermafsen erst in zweiter Linie, sie dient zumeist als Folie, als Rahmen, sowie zum wirkungsvollen Verteilen von Licht und Schatten, wodurch bei richtiger Anwendung viele malerische Wirkungen hervorgebracht werden können. Erfolgt der Eintritt des Baches aus dem Nachbargrund- stück, ohne dort malerisch verdeckt oder eingefafst zu sein, so ist es oft ratsam, diesseits denselben aus dichtem Busch- werk kommen zu lassen, wodurch dann die eigent- liche Eintrittsstelle an der Grenze zu verdecken Siehe nebenstehende Abbildung.) Nach )lgtem Eintritt in den Garten lasse man den Bach auf seinem Wege durch diesen nicht zu viele Windungen be- schreiben, denn der Park wird da- durch auf keinen Fall interessanter, wenn wir bei jeder Wegebiegung auf den Bach und auf Brücken, die dann durch diese Windungen bedingt sind, stofsen. Der Bach- lauf bleibe möglichst in der eingeschlagenen Richtung und sollte stets nur allein durch die Bodenform bedingt erscheinen. Wo es zu ermöglichen ist, sollte man einen Bach ganz abgeschieden von dem übrigen Teile des Parkes und dessen Um- gebung, sofern diese nicht aus Bäumen oder Wald, sondern aus Nachbar- häusern u. s. w. besteht, zeigen, denn nur dann wird die poesievolle Stimmung, welche der Bach durch sein Mur- meln und Rauschen hervorruft, so recht zur eigentlichsten Geltung 15 'Jff4£AhW..\\ - 170 Die (inrtenwelt. V, .5 kommen. Von Bauwerken lasse man überhaupt hier mög- lichst wenig sehen, es sei denn ein einfaches Landhaus oder ein Dorf, welches im Hintergrunde sichtbar wird und in seiner Schlichtheit hierher pafst, aus diesem Grunde auch möglichst in die Aussicht hineinzuziehen ist. Auf keinen Fall jedoch sollten Fabrikschornsteine, Eisenbahnen u. dergl. zu sehen sein, diese werden immer störend wirken. Läfst es sich irgend ermöglichen, so führe man den Bach in einem kleinen Thale, welches möglichst eng mit Bäumen oder Felswänden eingesäumt ist (siehe untenstehende Abbildung), zeige ihn aber nicht völlig übersichtlich, so dafs man nicht gleichzeitig den Ein- und Austritt von einer Stelle aus erblicken kann, son- dem lasse nur von ver- schiedenen Punkten aus, längere oder kürzere Strecken sichtbar wer- den ; hierdurch erscheint der Bachlauf länger und interessanter. Ist es un- möglich, dem Laufe des Baches, um ein voll- ständiges Übersehen des ganzen Laufes zu ver- hindern, eine andere Richtung zu geben, so läfst sich die Aussicht auch durch vorsprin- gende Bäume und Sträu- cher, die auf der an- deren Seite entsprechend zurücktreten, unterbre- chen. Aussichten, wel- che sich von einer Brücke auf den Bach eröffnen, gestalte man nach beiden Seiten möglichst verschieden- artig; so zeige man beispielsweise den Bach auf der oberen Hälfte kürzer, derselbe kann hier hinter oder neben Bachlauf in einem kleinen Thale. Vom Verfasser für die ^Gartenwelt" gezeichnet. Gebüsch herkommen, auf der anderen Seite dagegen lasse man ihn länger und freier in Erscheinung treten. Die Wege sollen nicht so ge- führt werden, dafs man den Bach fortwährend zum sicht- baren Begleiter hat, sondern man verberge denselben zeit- weilig hinter Gebüsch, so dafs man nur sein Murmeln ver- nimmt, oder führe den Weg weiter davon ab (siehe Abb. Seite 171), etwa hinter einer Anhöhe her, um nachher plötz- lich wieder auf den Bach zu stofsen, diesen dann hier in veränderter Szenerie zeigend; er wird dadurch interessanter und wirkungsvoller. In dem Bemühen, dem Bachufer durch Bepflanzen mit Stauden eine interessante Abwechslung geben zu wollen, sei man nicht zu verschwenderisch, zumal die enorme Arten- auswahl unter den Gewächsen, welche sich hierzu mehr oder weniger eignen, geradezu verführerisch wirken mufs, wodurch man leicht geneigt wird, zu überladen. Mir haben noch stets die Wasserläufe am besten gefallen, wo einheimische Pflanzen am Rande und teilweise im Bachbette selbst standen, und ist jedenfalls nicht zu leugnen, dafs unsere heimische Flora genug interessante Arten aufweist, welche wir getrost verwenden können, ohne gerade „Unkraut" zu benutzen; ja manch einer (selbst Gärtner) kennt diese Pflanzen im Garten gar nicht wieder, aus dem einfachen Grunde, weil er sie als wildwachsende Pflanzen nicht der Beachtung wert hielt, daher überhaupt nicht kennt. Wie herrlich sieht da z. B. unser Wasservergifsraeinnicht aus, wenn seine blauen Blüten über der klaren Flut nicken, und welche Wirkung wird erzielt, wenn zwischen diesen die hochgelben Sumpf- dotterblumen (Caltha palustris) erscheinen, oder die weifsen Strah- lenblüten der Wucher- blume (Chrysa/ithemiim Leucanthemum). An an- deren Stellen kommen die schlanken Stengel derSpiräen, der Weiden- röschen, desKardy zum Vorschein; die grofsen Blätter der Pestwurz (Petasites), des Huf- lattich (Tussilagp) der Klette (Arctium) u. dgl. Alle diese können ge- trost mit jeder auslän- dischen Pflanze wett- eifern, zieren den Rand ebenso gut wie diese, welche hier als Fremd- linge oft mehr störend als zierend wirken würde, da sie mit ihrem Ha- bitus nicht recht in die Umgebung pafst, und so den Eindruck des Naturwahren herabmindert. An Bäumen und Sträuchern passen hier neben anderen vorzüglich: Weiden, Pappeln, Erlen, Birken, Haseln, Feld- ahorn, Liguster und andere, welche zumeist Frühlingsblüher sind und mit ihren zeitig erscheinenden Kätzchen das Nahen des Lenzes künden. Kaum dafs der Bach vom Eise befreit ist und die ersten warmen Sonnenstrahlen durchkommen, so blühen auch schon die Kätzchen, welche den ganzen Winter über Hasel und Erle geschmückt haben, während zu Füfsen als erste Frühlingsblumen Huflattich und Pestwurz spriefsen. Ein solch kleines, abgeschlossenes Thal eignet sich auch vor- züglich zur Aufnahme aller möglichen Frühlingsblüher, welche hier zu einer vollendeten kleinen Frühlingslandschaft zusammen- gestellt werden können (vgl. obenslehende Abbildung). Bei i0t V, 15 Die Gartenwelt. 171 der Bepflanzung von Bachrändern sind Laubhölzer unter- mischt mit Buschwerk, dem Nadelholz immer vorzuziehen, denn letzteres wirkt zu düster und schwermütig und har- moniert dadurch nicht recht mit der munteren Stimmung des Baches, dagegen ist zur Verdichtung des Hintergrundes und zum lebhafteren Abheben der Vorpflanzung Nadelholz wiederum recht gut geeignet und immer da anzuwenden, wo man das Gebüsch undurchsichtig machen will, jedoch nur über einen schmalen Raum für die Bepflanzung verfügt. Ist der Bach eingezwängt und der Lauf desselben da- durch ein lebhafter, so kann er mehrere, kleinere und willkür- lichere Windungen machen, sollte jedoch möglichst eine Hauptrichtung, welche, wie schon bemerkt, durch die Form des Geländes bedingt ist, beibehalten. Tritt der Bach dann in freiere, flachere Gegend. und erhält er dadurch weniger Gefall, so kann er sich hier ausbreiten und gröfsere Windungen be- schreiben, stellenweise ganz flach dahinrieseln, was sich bei schönem Kiesgrunde und klarem Wasser ganz entzückend ausnimmt. Die Ufer sind es nun eigentlich, welche dem Bach seinen Charakter geben. Sanft ansteigende, mit Ra- sen, Blumen und leichtem Gebüsch umsäumte Ufer werden dem Bache eine trauliche Stimmung, steilere Ufer, welche aus Felsen, Thon oder Lehm bestehen und zwischen denen das Wasser hastig dahindrängt, werden ihm mehr ein wild- romantisches, pittoreskes Gepräge geben ; dieses wird noch dadurch verstärkt, wenn von dem oberen Rande wildes Gestrüpp, wie Schlehen, Heckenrosen, Liguster,Weifsdorn u. dgl., herabhängt. Besteht die Umgebung des Baches aus Thon- oder Lehmboden, so kann man aus diesem Material durch Abgraben sehr leicht steile Wände herstellen, die dann von derselben malerischen Wirkung wie Felsen sind, solche leicht entbehrlich machen und überall da angewendet werden können, wo Steine zu Felsenschluchten schwer zu beschaffen sind, aber doch gern eine derartige wilde Umgebung für den Bach gewünscht wird. Vorerwähnte Sträucher schaffen auch hier ein die Wirkung verstärkendes wildes Gestrüpp. Bei Neuanlagen pflanze man die Bäume nicht, wie wir das so häufig sehen können, als Hochstämme, bis zur Krone aller Äste und Zweige bar, fein sauber angebunden, damit ^- ^%3i/;!s^.. t*tr.J»-- Weg am Bacli. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. sie ja recht gerade stehen und womöglich, um sicher anzu- wachsen, mit eingestutzter Krone. Das ist hier alles nicht nötig, hier nehme man die Bäume unbeschnitten wie sie sind, stecke zuweilen sogar zwei und mehrere in ein Pflanz- loch, manchmal auch wohl noch etwas Buschwerk mit hinein und lasse sie dann ruhig wachsen, wie sie wollen. Da darf getrost einmal einer schief wachsen oder mit seinem Gezweige in einen anderen des gegenüberliegenden Ufers hängen, wohl auch hier und da einige trockene Äste und Zweige bekommen, das schadet alles nichts , dafür soll hier auch nur allein ungekünstelte Natur vorwalten — und deshalb keine Baum- pfähle, kein Anbinden und Schneiden. Ein Haupt- augenmerk habe man auf die Länge des Laufes, die der Bach schon zurück- gelegt hat, damit man durch die Bepflanzung keine Hindernisse für den Ablauf bei Hochwasser schaffe, denn solche wür- den im eintretenden Falle nicht lange bestehen, beim ersten grofsen Hochwasser verschwinden und gleich- zeitig grofse Stücke der Ufer mitreifsen. Es ist deshalb gut, sobald man an einen natürlichen Bach Pflanzungen anzubringen beabsichtigt, entweder mit diesen genügend weit zu- rückzubleiben oder sich vorher genau über die Ver- änderungen derWasserhöhe nach der Schneeschmelze oder nach starkem Gewitter- regen zu orientieren,um nicht vergebliche Aufwendungen zu machen, denn durch einen starken Regen kann der unschuldigste Bach in den reifsendsten Wasserlauf verwandelt werden und ungeheure Verwüstungen anrichten. Bei solchen Wasserläufen sind auch keine Kaskaden und Stauungen zu kleinen Teichen angebracht; wenn man aber von derartigen Anlagen durchaus nicht absehen will, so leite man einen schmalen Arm von dem Bache, vorausgesetzt dafs dieser genügend Wasser führt, ab, der bei Gefahr dann durch eine Schleuse abgesperrt werden kann, so dafs hierdurch solche Anlagen gegen Überflutung und Wegspülen geschützt sind. Am besten schützt man die Bachufer und die Pflanzungen an diesen, wenn man die Ufer entweder sanft ansteigen läfst oder bei steilen Uferwänden die Pflanzungen genügend weit zurückläfst, damit Hochwasser reichlich Raum hat. Eine gute Sicherheit wird auch durch Rasenbekleidungen gewährt, mit welchen freie Stellen, die vom Wasser bespült werden, IS* 172 Die Gartenwelt. V, 15 zu bedecken sind, welche dann besonders im Frühjahr, wenn die Erde taut, das Ufer festhalten. Wird durch die Wegeführung die Anlage einer Brücke notwendig, so diene diese nicht allein zur Verbindung der beiden Ufer, sondern bilde für den Garten auch gleichzeitig eine Zierde. Man zeige sie von verschiedenen Punkten und in verschiedenen Entfernungen, immer aber in möglichst malerischer Wirkung. In abgelegenen Teilen des Parkes ^.^i-l^. Malerische Bachüberbrückung. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. vermeide man für das Geländer zierliche Holz- oder ge- schnörkelte Eisengitter, hier verwendet man am geeignetsten Holz, welches noch mit der Rinde bekleidet ist; Eichen-, Birken- oder Fichtenstangen, die man dann, wie sie kommen, annagelt, ohne viel daran zu passen und zu schneiden, man lasse dreist einmal ein Stück länger überstehen wie das andere, das erhöht das Malerische, wogegen durch eine verzierte Brücke die ganze Umgebung in ihrer Wirkung Einbufse er- leiden würde; man kann auch das Geländer mit knorrigen Ästen und Zweigen von Eichen und Akazien ausfüllen, denen noch Flechten und Moose anhaften. Man entferne solche auch nicht, wo sie sich nachher bilden, ebenso unterlasse man ein Anstreichen mit Ölfarbe oder Karbolineum, aufser an solchen Teilen, welche in das Wasser oder in die Erde kommen. In abgelegenen romantischen Szenerien vermeide man jede künstlich ausgeführte Brücke, hier werden einzig imd allein die primitivsten Konstruktionen ansprechen und immer die malerische Wirkung der Umgebung verstärken helfen, wenn einigermafsen die Bepfianzung sich passend damit verbindet. Die Abbildungen Seite 171 und die obenstehende zeigen zwei Brücken, deren Geländer aus glattem Stangenholz gearbeitet sind ; nebenstehend sehen wir dagegen solche mit gänzhch unbearbei- tetem Geländer. Wenn nun meinem persönlichen Geschmack diese letzteren Geländer gerade nicht besonders zusagen, so sind sie doch da gut angebracht, wo glatt aufstrebende Bäume, wie Pyramidenpappeln, eine angenehme Unterbrechung er- heischen, dagegen sind solche bei dicht ineinander gewachsenen Bäumen, deren Aste sich vielfach kreuzen, nicht am Platze, am zweckmäfsigsten da, wo es darauf ankommt, das Brücken- geländer unter Schlingpflanzen zu verbergen. Was jedoch entschieden unschön ist, das ist das Benageln der Brücken mit Rindenstücken; unten habe ich eine derartig verzierte Brücke gezeichnet, um das Aussehen einer solchen zu ver- anschaulichen; derartige Verzierungen lasse man doch nur beiseite und getrost Brücke Brücke sein, auch imitiere man auf solche Weise nicht etwa eine Höhle, aus welcher Wasser fliefst; manch einer kann sich aber ohne solche Mittelchen gar keine „malerische" Drücke denken oder solche auf eine andere Weise wirkungsvoll ausführen; doch wird durch solche Mätzchen eine Brücke niemals malerisch, höchstens bizarr. Die Bepfianzung längs des Baches und in der Nähe der Brücke soll nun so gehalten sein, dafs die P)rücke wohl teilweise verdeckt, jedoch in ihren inter- essanteren und malerisch wirkenden Teilen frei ist, und man sollte sie von solchen Punkten des Parkes sehen lassen, wo sie am wirkungsvollsten zu Geltung gelangt, im übrigen aber durch Gebüsch verdeckt halten, so dafs man nach längerer Wanderung plötzlich wieder auf sie stöfst, möglichst aber erst dann, ehe man sie betritt. Von der Brücke selbst lasse man nur interessante Teile des Baches sehen, ohne dabei aufser dem Bach und ^'>..^.fi|:..'" ■ ' ^ ':■--;■ -— - Unschöne mit Rindenstücken benagelte Brücke. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'^ gezeichnet Thal, anderes gleichzeitig bemerkbar zu machen; Wege oder gar eine zweite Brücke halte man verdeckt, ebenso vermeide man zwei Brücken auf einmal von einem Standpunkte aus zu zeigen. Dieses wird niemals gut aussehen, selbst wenn beide Brücken verschieden sind und jede für sich noch so hübsch ist. — Was in Vorstehendem bezüglich der Brücken für pittoreske, wilde Partieen gesagt ist, gilt nun nicht für die gepflegten Teile des Parkes oder für die nächste Umgebung des Hauses, hier haben sich Brücke und Geländer unbedingt V, 15 Die Gartenwelt. 173 den Formen des Hauses oder der etwa verzierten Einfrie- digung (wenn die Brücke zwischen derselben und dem Hause ist) anzupassen und sind hier Holz, Stein oder Eisen, je nach dem, gleich gut zu verwenden. Hier das Passende an- zugeben, ist Sache des Architekten. Der Bach kann jedoch hier nie so in seiner Schönheit gezeigt werden, wie in den entlegeneren Teilen des Parkes, was dort malerisch wirkt, würde hier unordentlich aussehen, und es ist empfehlenswert, den Bach, wenn ein solcher in der Nähe des Hauses fliefst, nach entlegeneren Teilen des Parkes zu verlegen. Wenngleich ich überzeugt bin, dieses Thema noch längst nicht erschöpfend behandelt zu haben , so bin ich doch sicher, manchen beachtenswerten Hinweis auf die eigentlichen Ursachen malerischer Wirkungen gegeben, sowie das vortei hafte Ausstatten solcher Wasserläufe und die Verwendung natürlicher Ursprünglichkeit anstatt unnatürlicher Künstelei klar gemacht zu haben. Kürzlich erst kam mir solch ein künstlich verbesserter Wasserlauf zu Gesicht, den ich vorher, ehe ihn die Hand des Landschafters berührt, gesehen hatte und der in seiner Urwüchsigkeit einen wunderschönen Eindruck machte, aber nun „künstlich verbessert", auf das gründlichste verbaut war. Der fünfte Teil der bei dieser Anlage gemachten Aus- gaben und etwas mehr Naturverständnis hätten genügt, eine reizende Szenerie an Stelle des entstandenen Mon- strums zu schaffen. Man fragt sich sehr oft, wie es möglich ist, dafs Gärtner, welche doch immer in der Natur zu thun haben, solche Werke, die auch nicht im geringsten Anspruch auf Natür- lichkeit erheben können, ausführen, aber gewöhnlich wird alles nach Schema F gearbeitet, und der Begriff „künstlich" mufs alles decken. Auf nebenstehendem Plane ist eine kleine Übersicht ge- geben, welche den Lauf und die Bepflanzung eines Baches veranschaulicht. Der Bach tritt bei a aus dichtem Gebüsch in den Park und schlängelt sich in verschiedenen kleinen Windungen zwischen mit dichtem Buschwerk bestandenen Hügeln dahin, bei c kommt er dicht an den Weg und er- scheint, nachdem er eine Zeit lang hinter Buschwerk ver- schwunden war, kurz darauf wieder, um nochmals hinter Bäumen und Gebüsch zu verschwinden und nun in ziemlich gerader Richtung dem Ausgange /' zuzueilen. Zwei Brücken ((/ und c) dienen zur Überführung der Wege und liegen beide weit genug voneinander entfernt und verschiedenen Richtungen folgend auseinander, um nicht kurz nach Ver- lassen der einen, die andere schon wieder betreten zu müssen ; von /; und / hat man zwei hübsche Aussichten auf die Brücken e und d, während man von den Standpunkten / und g anmutige Blicke in den Bachgruud geniefst. entweder im August und überwintert die jungen Pflänzchen in einem nicht zu warmen Hause oder man pflanzt im Herbst ihre fleischigen Wurzeln dicht zusammen in kleine Handkästen, die man in ein Warmhaus stellt; man hat dann im Frühjahr massen- haft Stecklinge; durch Samen zu vermehren ist bei dieser Art sehr schwierig, da sie nicht viel ansetzt, auch müfste sie 3 — 4 Monate vor dem Auspflanzen ausgesät werden, da die Samen nur ungleichmäfsig keimen. In Rabatten kann sie jahrelang verbleiben, nur im Winter verlangt sie eine Deckung von Laub oder trockenem Dünger. Mit dem buntblätterigen Pelargonium ^Mädchen aus der Fremde^ Grundplan zur Veranschanlichuiig des Bachlaufes. Vom Verfasser für die flGartenwelt'* gezeichnet. oder einem ähnlichen verwendet und im Laufe des Sommers einige Male niedergehakt, bietet sie einen aufserordentlichen Eflfekt. Ich halte Verbena vinosa für die beste, dankbarste und wider- standsfähigste aller Verbenen ; Regen oder Mehltau vermögen nicht ihre Blütenpracht zu beeinträchtigen, und ich zweifle nicht daran, dafs sie sich für die Binderei sehr gut verwenden läfst, da sie sehr langstielig geschnitten werden kann. Joseph Fischer, Kew Gardens (England). Stauden. Verbena venosa, im Jahre 1850 von Brasilien nach Europa eingeführt, ist eine sehr wenig bekannte perennierende Art. Sie wächst 40 — 50 cm hoch, trägt purpur-violette Blumen und ist ein unermüdlicher Blüher, der andere Arten an Dauerhaftigkeit weit übertrifft, nur der Frost kann ihrer Blühfähigkeit Einhalt ge- bieten. Die Kultur ist sehr einfach; die Stecklinge macht man Rosen. Winterveredlung der Rosen. Von H. Grote, Reutlingen. In der heutigen Zeit, wo alles danach strebt, möglichst schnell zum Ziele zu kommen, ist es auch in der Gärtnerei von 174 Die Gartenwelt. V, .5 Wichtigkeit, hauptsächlich solche Pflanzen zu kultivieren, die nicht \iel Zeit und Arbeit zu ihrer Entwicklung beanspruchen, dabei aber gut im Handel gehen und möglichst viel Verdienst abwerfen. Im Frühjahr sind schöne blühende Rosen stets ein begehrter Artikel, sei es nun als Topfpflanze oder abgeschnitten. Die Rosentreiberei ist ja jetzt im vollen .Schwünge, jedoch das dazu gehörige Material gebraucht noch zu viel Zeit, bis es verwendet werden kann. Ich will im Nachstehenden auf zwei Veredlungs- arten aufmerksam machen, die mehr angewendet werden sollten, nämlich die Kopulation und das Pfropfen auf 30 — 40 cm hohe Stämmchen. Hierzu kann man noch die schwächsten Wildlinge, sowie solche, die für Halb- oder Hochstamm untauglich sind, verwenden. Wenn auch die Rosenkultur stellenweise schon etwas an Überproduktion leidet, wäre es doch vermessen, die Winter- veredlung über Bord zu werfen, zumal man im Winter doch die meiste Zeit zu solcher Arbeit hat. Allerdings sind diese Veredlungs- arten nicht im Grofsen anzuwenden, sondern nur da angebracht, wo man schwache Wildlinge verwerten oder möglichst schnell blühende Pflanzen haben will. Ein jeder Handels- oder Privat- gärtner wird in seinem Warmhaus wohl noch ein Plätzchen für solche Veredlungen übrig haben, die zwei- und dreifach über- einander gestellt werden können. Das Einpflanzen werde ich über- gehen, bemerke nur, dafs es, wie bei allen Winterveredlungen, von grofsem Vorteil ist, wenn man eingewurzelte Wildlinge hat. Bei den frisch eingepflanzten Wildlingen hat man immer einen gewissen Prozentsatz Verlust, auch werden die Veredlungen und Blumen nicht so stark und schön, wie bei eingewurzelten Unterlagen. Hat man eingewurzelte Wildlinge, so wird Ende November oder Anfang Dezember mit dem Veredeln begonnen, bei frisch ein- gepflanzten Anfang Januar. Für Kopulation werden die schwächsten Wildlinge ausgesucht, diese brauchen nicht zu sehr im Safte zu sein. Für Pfropfung werden die stärkeren genommen, diese müssen ordentlich im Trieb sein, damit sich die Rinde beim Ver- edeln gut löst. Zum Veredeln nehme man möglichst Reiser, an welchen die Augen nicht zu weit auseinander stehen, am besten 3 Augen oder, wenn eng zusammen, 4 Augen. Die Veredlung wird nun so ausgeführt wie bei den Obstbäumen; Hauptsache ist, dafs auf der entgegengesetzten Seite vom Edelreis ein gutes Auge des Wildlings ist, welches die Säfte zieht. Die Veredlung wird verbunden und die Unterlagen werden dann mit einem Stab ver- sehen, der etwas länger als das Edelreis ist, und über die Ver- edlung wird ein Glaszylinder gestülpt oder eine Papierhülle be- festigt. Sobald die Augen austreiben, wird der Glaszylinder oder die Papierhülle entfernt und nach einigen Tagen der Verband etwas gelockert. Haben die Augen die Länge von 2 — 3 cm er- reicht, werden sie gestutzt, um möglichst, was doch die Haupt- sache ist, eine gute Krone zu erhalten. Eingewurzelte Wildlinge können nach 14 Tagen schon mit flüssigem Dünger gegossen werden. Spätestens April-Mai müssen so veredelte Rosen in Blüte stehen und werden um diese Zeit stets gern gekauft und an- gemessen bezahlt. Erwähnt seien noch einige Sorten, die gut anwachsen und schöne Kronen bilden : ,,Mad. Caroline Tesloiit", „Capitain Chrisly'* , ^.La France", „Kaiserin Augusle I'ii/oria", „Fisher Sf- Holmes", „Horace Verntl" u. a. m. Farne. wo er gern an heifsen, dürren Abhängen und Felsen vorkommt. Sein kurzer, kriechender Wurzelstock ist dicht bedeckt mit an- fänglich weifsen, später aber rostbraunen, glänzenden, feinen Schuppen. Aus ihm erheben sich die bis zu einem halben Meter hohen Wedel, deren glänzender, rotbrauner, starker Stiel mit ähn- lichen .Schuppen wie der Wurzelstock bedeckt ist. Die Wedel- spreite, welche bis 30 cm lang und 8 cm breit werden kann, ist länglich dreieckig und doppelt gefiedert. Die lederigen, etwas starren Fiederchen sind oberseits dunkelgrün und heben sich sehr schön von der Unterseite ab, welche dicht mit anfangs weifs- lichen, später rostbraunen Schuppen besetzt ist. Diese dichte rost- farbene Bekleidung und die lederige Beschaffenheit der Wedel geben dem Farn ein eigentümliches, fremdländisches Aussehen und rechtfertigen das Interesse, welches ihm jeder Farnfreund ent- gegenbringt. Zwischen den Schuppen auf der Wedelunterseite liegen die Sporenhäufchen versteckt, welche schleierlos sind und oft derartig zahlreich auftreten, dafs sie die ganze Wedelunterseite bedecken. Dieser schöne Farn wird bei uns an einem geeigneten .Standort, vielleicht in die Spalten einer der Südsonne ausgesetzten Mauer oder auf die Felsen eines Alpinums gepflanzt, gut durch- kommen, zumal, wenn er im Winter eine leichte Laubdecke erhält. L. K niese. CryptOgramme Crispa R. Br. (Allosorus crispus Bemhardi). Dieser zarte, schön hellgrüne Farn ist ein Kind unserer höheren Gebirge, wo er am liebsten zwischen Felsgeröll, weniger häufig in Felsspalten vorkommt, doch liebt er keinen Kalkboden. Sein dunkelbrauner, kriechender Wurzelstock ist an seinen jungen Teilen mit hellbraunen, dünnen Spreuschuppen bedeckt und sitzt ziem- lich tief zwischen den Felsen. Die hellgrünen, zarten, leicht welken- den Wedel bilden dichte Büschel, und zwar stehen sie so angeord- net, dafs die fruchtbaren Wedel von den unfruchtbaren umgeben sind, von welchen sie sich schon durch ihr Aussehen abzeichnen. Die unfruchtbaren Wedel sind kürzer gestielt und zeigen eine dreieckig eiförmige, 3 — 4 fach fiederteilige Spreite. Die Fieder- chen letzter Ordnung an den fruchtbaren Wedeln sind linealisch, und ihre dünnhäutige Spreite rollt sich schleierartig nach unten über die Sporenhäufchen, so dafs sie fast walzenförmig erscheint. Übergänge zwischen fruchtbaren und unfruchtbaren Wedeln sind häufig. Auch für diesen Farn dürfte eine alte Mauer oder eine Felsspalte zwischen Geröll ein angemessener Standort sein, am schönsten wird er wohl in Granitgeröll. L. K niese. Neue Pflanzen. Notholaena Marantae R. Br. gehört unstreitig zu den eigentümlichsten Vertretern unserer in Mitteleuropa heimischen Farnflora. Seine eigentliche Heimat hat dieser Farn in den Ge- birgen Mährens, Steiermarks, Tirols und der angrenzenden Gebiete, Neue Zonalpelargonie „Perle vom Tannhof". Von Oskar Schmeifs, Gartenverwalter auf Tannhof bei Lindau in Bayern. (Hierzu zwei Abbildungen ) Uieses Pelargoiiiitm entstand bei mir vor nunmehr fünf Jahren aus den Sorten „Jules Hnher^^ und ^^Kroiipriiizess Stephanie'''' . Diese zwei Sorten bezog ich vor vielleicht sieben oder acht Jahren von der Firma Sattler & Bethge, Qued- linburg, welche dieselben mehrmals in Katalogen und Offerten- blättern als Zwerg-Geranien ausbot. Der von diesen zwei Sorten gewonnene Sämling, den ich also „Perle vom Taiinhof^' taufte, hat von seinen Eltern nun denselben niedrigen Wuchs und die Reichblütigkeit geerbt, unterscheidet sich jedoch bedeutend in der Färbung der Blüten, welche ein zartes, so leuchtend schönes Lachsrosa zeigen, wie es V, 15 Die Gartenvvelt. 175 bisher wenig , bei Sorten mit so niedrigem Wuchs wohl überhaupt nicht anzutreffen war. Einen, aber leicht zu übersehenden Fehler dürfte die Kritik an der von mir gezüchteten „Perle vom Tannhof''' bald herausgefunden haben, nämlich den, dafs diese Sorte gleich ihren Eltern nur halbgefüllte Blumen und auch keine oder nur selten solche Riesendolden bringt, wie man heutzutage wünscht, dafür entschädigt dieselbe aber durch um so reichlicheren, ja fast über- grofsen Blütenansatz. Aus diesem letzteren Grunde halte ich es auch nicht für vorteilhaft, die Vermehrung dieser Neuheit im Sommer vorzunehmen, wo die Zweige schon zu verholzt sind und voller Blüten stecken, da solche abgeschnittene Zweige fortwährend Knospen statt Blätter treiben, und es lange Zeit dauert, bis sich aus den Stecklingen ansehnliche Pflänzchen entwickelt haben. Im Frühjahr dagegen, wenn die Zweige und das Holz noch jung, wachsen die Stecklinge sehr leicht und geben in kurzer Zeit hübsche blühende Verkaufspflanzen. Nachdem sich schon mehrere, sogar hervor- ragende Fachgenossen sehr lobend über diese meine Neuzüchtung ausgesprochen haben, hoffe ich, dafs die „Perle vom Tannhof ^'' infolge ihrer guten Eigenschaften (niedriger Wuchs, reiches Blühen und angenehm leuch- tende Färbung) ihren weiteren Weg durch die Welt sich bahnen wird. Neue Salvia splendens- Sorten. — Selbst der Laie staunt oft eine Rabatte der blühenden Salvia splendens an, welche mit ihren blendend scharlachroten Blumenrispen sein Auge auf sich ziehen und gleichsam festhalten. Er ahnt nicht. Zonalpelargonie Perle vom Tannhof ". Zonalpelargonie „Perle vom Tannhof". Am 29. November v. J. für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. dafs diese Blume so leicht wie eine Annuelle aus Samen gezogen werden und, ohne viele Mühe und Kosten zu verursachen, den Garten schmücken kann. Ein Sprofs derselben, Salvia splendens „Jnginilur Clavenad", hat vor seiner Mutter man- ches \'oraus. Er hat gröfsere Blumen, und oft blüht er schon als kleine Pflanze und fährt im Blühen sonder Rast fort, bis der Eishauch des Spätherbstes ein Ziel setzt. Von dieser ebenso dank- baren wie schönen Blume hat die durch ihre Ceniaurea im- perialis bekannte Firma Herb & WuUe in Neapel eine niedrige Form gezogen, der sie den Namen Salvia splen- dens grandiflora compacla beilegt. Der Name schon ist eine Monographie dieses Neulings. Reicher Flor und frühes Blühen geben Zeugnis vom Blute der Salvia splendens ^Ingenieur Clavtnad-^ welche aber den Originalanfnahme "e"^" Abkömmling Um die für die .Gartcnwelt'. Hälfte an Höhe überragt. Der 176 Die Gartenwelt. V, 15 gedrungene Wuchs macht die Neuheit aber gerade begehrens- wert, sie wird ob der niedlichen Gestalt bald an unseren Blumen- fenstern prangen und manch anderes Kind unserer Zimmerflora verdrängen. Ist diese eben besprochene Neuheit eine Perle für den Marktverkauf und Schnittblumenzijchter, so bildet die Salvia splm- dens gigantta ein Paradestück für die Landschaftsgärtnerei. Sie ist der Riese unter der Nachkommenschaft der Salvia splendens, er- reicht die Höhe von 2 m und ist in reicher Blüte und Frühzeitig- keit der Stammart voraus. Gruppen von dieser Pflanze, vor dunkles Gehölz gepflanzt, werden dem Park ein wahrhaft male- risches Kolorit geben, Kenner und Laien werden davor bewun- dernd stehen. Sie ist ebenfalls eine Züchtung obengenannter Firma. Sämlinge sind gleichfalls leicht zu ziehen und den Steck- lingen vorzuziehen, weil starkwüchsiger. Eine weitere Neuheit ist Salvia splendens atrosanguinea. Dieses Kind weicht von seiner Mutter in Farbe ab, hat, wie schon der Name sagt, ein dunkles Kolorit und ist eine echte Südländerin. Schwarzrot ist ihre Farbe und sie übertrifft hierin die Sorte „Jiuhm von Stuttgart"-. Wegen ihrer Farbe wird sie bald von Liebhabern umworben werden. Durch eine besondere Farbe zeichnet sich auch die Salvia splendens „Ntiv Dark Rose'-' aus. Niedlich von Gestalt ist diese Enkelin der Salvia splendens; dunkelgrün ist ihr Blätterkleid und darüber ragen in reicher Fülle ihre Blütenköpfe von zart kar- mesinrosa Farbe empor, einer jungfräulichen Maid nicht un- ähnlich. Unter diesen vortrefflichen Neuzüchtungen der Salvia splendens findet jeder etwas. Der Bürger eine Blume, womit er seinem Garten ein südländisches Gepräge verleiht, der Handelsgärtner eine nie versiegende Einnahmequelle, der Blumenkünstler Werk- stoff für seine Bindereien, der Herrschaftsgärtner ein Prunkstück für den Park. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, dafs diese so anspruchs- lose, wie herrlich schöne Ausländerin ein Heimatsrecht in unseren Gärten erhält, die, obwohl sie uns nicht mit dem Odem ihres Duftes entzückt, so doch durch ihre Schönheit blendet und anzieht. Jos. Winkler, Neuaigen, N.-Östr. Begonia versaillensis rubra „Triomphe de Boulogne". Unter diesem Namen ist im Oktoberheft 1900 des Journals der „Sociele nationale d'horticulture de France" eine neue Begonie beschrieben, die als sehr wertvoll von französischen Kennern angesehen wird. Ihr Züchter ist Paintfeche in Boulogne-sur- Seine, in dessen Kulturen 1899 diese Neuheit unter einer Anzahl echter B. versaillensis sich zeigte. Sie ist wahrscheinlich ein Sport derselben und kennzeichnet sich durch auffallend purpurrote, bronzeglänzende Blätter und sehr lebhaft purpur-karminrot ge- färbte Blumen. Infolgedessen ist „Triomphe de Boulogne'-' viel effekt- voller als die Stammart und übertrifft ebenso sämtliche Hybriden derselben, sowie die Form rubra ganz beträchtlich. Helichrysum Gulielmi EngL ist eine Neueinführung aus Deutsch-Ostafrika, wo es in der Waldzone des Kilimandscharo in einer Höhe von 1400 — 2800 ni über dem Meere gefunden wurde. Es hat sich als williger Blüher gezeigt und soll ziemlich variabel sein, sowohl in Gröfse, als auch in der Farbe der Blüten, die von tief Rosenrot bis fast Weifs wechselt. Die Blüten stehen in dichten, kopfigen Dolden. Die ganze Pflanze ist weifswoUig be- haart und entsendet aus dichtbeblättertem Grundstock die 4 — 5 cm hohen Blütenstengel, welche die verhältnismäfsig recht grofsen Dolden tragen. Alles in allem eine reizende kleine Neuheit, die wahrscheinlich H. Mannii nahe steht, dieses aber entschieden übertrifft. (Nach „Gard. Chron.") Cryptostemma lusitanicum. — Diese Komposite wird in „The Gard. Chron." als eine sehr reichblühende neue Annuelle beschrieben. Sie wurde von Herrn Dam mann in Neapel in den Handel gebracht und sollte die Gazanien gleichsam über- treffen. Dies dürfte aber nur in Bezug auf reicheres Blühen der Fall sein, doch pflegen sich die Blüten zu schliefsen, sobald die Sonne nicht mehr scheint, so dafs nur an vollsonnigen Plätzen auf wirklich reichen Flor zu rechnen ist. Die Blüten sind hell- gelb mit tief braunem Zentrum, sie stehen einzeln auf etwa 25 — 30 cm hohen Stielen. Gehölze. Meine Erfahrungen mit verschiedenen neuen Ziergehölzen der letzten Jahre. Von St. Olbrich, Baumschulenchef Zürich. Verständnis und Interesse für die Ziergehölze sind in neuerer Zeit viel allgemeiner geworden, was nicht zum wenigsten das Verdienst der seit einer Reihe von Jahren wirkenden deutschen dendrologischen Gesellschaft ist. Der Landschaftsgärtner verwendet gegenwärtig für neu an- zulegende Gärten ein viel reichhaltigei'es und besseres Material, als noch vor wenigen Dezennien. Der in breiten Schichten des kaufkräftigen Publikums verfeinerte Geschmack zwingt auch die Baumschulen, sich mit mehr Interesse, als es früher üblich war, den Bereicherungen der Gehölzsortimente zuzuwenden und neu erschienene Formen und Varietäten zu kultivieren und zur Ver- fügung der Kunden zu halten. Der erleichterte Verkehr nach entfernten Gegenden, sowie die umfassendere Kenntnis der Stand- orte der uns interessierenden Holzpflanzen gestattet uns auch heutzutage, viel leichter unsere Gehölzsortimente zu bereichern. Die Zahl der Varietäten nimmt sogar in bedenklicher Weise zu, dafs es schon sorgsamer Prüfungen und Berücksichtigungen der vorhandenen Bodenarten nebst klimatischen Verhältnissen bedarf, um die richtige Wahl für gewisse Gegenden treffen zu können und sich so vor materiellem Schaden zu bewahren. Eine etwas zu voreilige Geschäftsreklame bringt leider viel unerprobte Neu- heiten oder minderwertige Varietäten auf den Markt, und es ist durchaus geboten, gemachte Erfahrungen darüber zu veröffent- lichen, um nicht alle neueren Errungenschaften in Mifskredit zu bringen und so das kaufkräftige Publikum von allen guten An- schaffungen abzuhalten. Selbstverständlich können die gemachten Erfahrungen, die in einer Gegend gesammelt sind, nicht für alle Länder zutreffen, sie können aber doch wertvolle Fingerzeige bieten für Gegenden mit ähnlichen Boden- und klimatischen Ver- hältnissen. So ist z. B. die bei den .Anpreisungen neuer Pflanzen stets erwähnte absolute Winterhärte ein sehr vager Begriff, den man immer nur vorsichtig glauben sollte, da zum bedingungs- losen Zutreffen dieser Eigenschaft verschiedene Faktoren zusam- menwirken müssen. Sehr viele buntlaubige Gehölze bezw. V^arietäten, die sich besonders gern in leichten, warmen, oder mageren Bodenarten zeigen und dort entstanden sind, verändern sich zum Nachteil, wenn sie in Gegenden mit kaltem, schwerem, sehr fruchtbarem Boden verbracht werden; sie schlagen vielfach zur Stammform zurück, was ich leider schon oft genug erfahren mufste. Jedoch das Gegenteil trifft sehr selten zu. Man kann buntlaubige Gehölze, die in den letzt erwähnten schweren Bodenarten entstanden sind, in solche der erst erwähnten mit unendlich viel mehr Chancen in Bezug auf ihr Konstantbleiben bringen, ohne eine Veränderung befürchten zu müssen. V, 15 Die Gartenwelt. 177 Verschiedene Gehölzneuheiten der letzten Jahre haben auch nur ein rein botanisches Interesse, sind somit für den praktischen Baumschul- wie Landschaftsgärtner wegen ungenügend auffallen- der dekorativer Eigenschaften nur ein Ballast, dessen er sich nicht annehmen kann. Bei Empfehlungen von Neuheiten wird darauf auch viel zu wenig Rücksicht genommen. Es können daher kritische Bemerkungen über verschiedene Neueinführungen oder -Züchtungen für die Dauer nur von Vorteil sein, da das wirklich Gute dadurch mehr Verbreitung erlangt, das Minder- wertige aber verdienterweise in den Hintergrund gedrängt und somit dem Vergessen anheimfallen wird. Die prächtigen japanischen Ahorne, -leer palmalum mit den zahlreichen Varietäten, sind, obgleich schon längst hier und da habe schon lange die Erfahrung gemacht, dafs die erwähnten Acer in Heide- oder Moorerde kultiviert, sich nicht wohl fühlen, ebenso nicht der vollen Sonpe ausgesetzt sein wollen, auch keinen trockenen Standort lieben, wenn sie freudig gedeihen und ihre prachtvollen Färbungen lange behalten sollen. Alle zusammen sind nur kleine Bäumchen oder Strauchformen, welche im kleinsten Garten, allerdings immer nur als Solitärpflanzen zu 3 — 5 Stück vereint, verwendet werden sollen. Die besten Sorten sind : A. palmalum atropurpureum, .1. palma- ttint alropurpureiiiii digilntiim, A. palmalum palmalißdiim, A. palmalum paliiialifidum alropurpureum , A. palmalum alropurpureum linenrilohum, A. palmalum reliculalum und Acer japonicum aconitifolium . Acer Negundo fol. aur. marg. elegans ist schöner als das sehr Prunus Laurocerasus var. schipkaensis zabeliana hört. Späth. In der Baumschule von L, Späth, ßaumschulenweg bei Berlin, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 178). in Kultur, im allgemeinen noch sehr wenig verbreitet. Hier in Zürich z. B. sind sie in jedem besseren Villengarten ver- treten und zum Teil schon in starken samentragenden Exemplaren. In den mir unterstellten Froebelschen Freilandpflanzenkulturen bilden die zahlreichen Acer pahnalum-X ä.x\^\3Xex\ in den verschie- densten Gröfsen einen sehr ansehnlichen Bestand, welcher schon oft die Bewunderung vieler fremden Fachleute hervorgerufen hat. Von Jugend an werden diese Aicr in schwerem Boden im freien Lande kultiviert und haben stets alle Winter gut ertragen: nur wird "der Boden im Winter mit kurzem Mist belegt, da die sehr flach liegenden Wurzeln bei schneelosem Frost leiden. Der Um- stand, dafs viele Baumschulen , die Acer palmalum - Varietäten in Töpfen oder sonst in leichter Erde im Freien kultivieren, läfst beim kaufenden Publikum den Glauben erwecken, es seien sehr zärtliche Gewächse, was von deren Anschaffung fernhält. Ich verbreitete Acer Ntguitdo fol. aur. marg., dessen Blätter im Laufe des Sommers die gelbliche Randfarbung verlieren und nach und nach grün werden. Erstere Varietät, die van der Bom in Oudenbosch gefunden, hat breitere gelbe Blattränder und die gelbe Färbung geht mit dem Auswachsen der Blätter in helles Weifslich-Gelb über, das auch bis zum Blattabfall verbleibt. Sehr viele buntlaubige Varietäten von Acer platanoides und Pseudoplatanus haben sich hier gar nicht bewährt, da die Blatt- färbung nur einige Wochen im Frühjahre anhält (bei jungen Exemplaren etwas länger als bei älteren). Nachdem bekommen die Blätter Mifsfarben, welche ein schlechteres Aussehen als die der Stammformen verursachen. Ich nenne davon z. B. A. plat. fol. eleganter var., A. plat. quadricolor, A. Pseudopl, fol. purp. ^Prinz Handjery'\ A. Pseudopl. purp. „Nizeti'-', A. Pseudopl. „Simon Louis freres", A. Pseudopl. iricolor; diese sind nur für leichten, mageren Boden. 178 Die Gartenwelt. V, 15 Eine sehr gute Varietät ist Acir Pstudopl. purp, atropurp., dessen Blätter unterseits tief dunkelrot gefärbt sind. Es giebt einen prächtigen Schattenbaum. Hier fällt' diese sehr empfehlenswerte Sorte zu 80 Prozent echt aus Samen. (Schlufs folgt.) Prunus Laurocerasus var. schipkaensis zabeliana. hört. Späth. — Dieser Seite 177 wohlgelungen abgebildete Strauch stellt die schmalblättrige Form des winterharten Kirsch- lorbeers vom Balkan dar. Hat sich Späth schon durch die vor etwa 10 Jahren erfolgte Einführung des P. Lauroc. schipkaensis ein grofses Verdienst um die Bereicherung unseres Sortimentes winter- harter immergrüner Gehölze erworben, so ebenfalls wieder durch die Hinzugesellung der Form mbtliana, die den Namen unseres verdienten Dendrologen mit Recht trägt. Aus dem Bilde ist die Tracht der Neuheit ohne weiteres ersichtlich, so dafs wir uns darauf beschränken können, die Winterhärte dieses Kirschlorbeers nochmals zu betonen. Übrigens hat schon Herr Peicker in seinem Artikel in No. 2, Seite 15, dieses Jahrgangs diese Prunus gebührend gewürdigt. Nachruf. Heinrich Siesmayer f. „Nur vorwärts, nicht verzagt, Kicht viel nach rechts und links gefragt, Mit Gott gewagt.** So lautete der Wahlspruch Heinrich Siesmayer's, dem er sein ganzes Leben treu geblieben und dessen Befolgung ihn nach langem und schwerem Ringen von Erfolg zu Erfolg geführt hat. Ich habe bereits in voriger Nummer das Ableben dieses Mannes, auf den der deutsche Gartenbau mit Recht stolz ist, bekannt gegeben, und nun liegt mir die Pflicht ob, ihm den ehrenden Nachruf zu schreiben, den er sich durch sein arbeitsreiches Leben und durch seine hervorragen- den Leistungen verdient hat. Mit Heinrich Siesmayer habe ich in wenigen Jahren den dritten meiner früheren Prinzipale, denen ich weit über das Gr.ib hinaus Dank schulde, durch den Tod verloren. Sies- mayer war mein Lehrprinzipal, der mich vor nunmehr fast 22 Jahren in die praktische Gärtnerei einführte und mir immer gröfstes Wohl- wollen und Interesse entgegengebracht hat. Damals, im Vorfrühling des Jahres 1879, stand Siesmayer auf der Höhe seines landschaftsgärt- nerischen Schaffens, allenthalben als wahrer Meister und Bahnbrecher auf dem Gebiete der Gartenkunst bekannt, so dafs ihn ein Frankfurter Kollege, einer der wenigen, die ihm nicht Neid und Mifsgunst, sondern die verdiente Anerkennung entgegenbrachten, mit Reclit den Moltke unter den Gärtnern nannte. H. Siesmayer ist aus kleinen Verhältnissen hervorgegangen, aber er entstammt einer Familie, deren Vorfahren seit mehreren Generationen Künstler, und zwar Gärtner, Maler und Musiker gewesen sind und teils in Wien, teils in München lebten. So war sein Grofsonkel Hof kapell- meister in Wien, ein Schüler und Vertrauter Mozarts. Geboren wurde Franz Heinrich Siesmayer, so lautet sein voller Name, am 26. April 18 17 als zweiter Sohn des Kunstgärtners Jacob Philipp Siesmayer aus Nieder-Selters „Auf dem Sande" bei Mainz. Sein Vater war damals Kunstgärtner des Generals Receur, wechselte aber immer in Zwischen- räumen von einigen Jahren seine Stellungen und führte später für den Grafen Montabeau in Üffenbach Gartenanlagen aus, in welcher Stadt Siesmayer die Volksschule bis zum dreizehnten Jahre besuchte, worauf der Vater nach Grofs-Karben übersiedelte, an welchem Orte Siesmayer seine Schulkenntnisse durch Privatunterricht vervollkommnete. Hier mnfste er aber schon Hand mit anlegen, und unter der Arbeit, durch die er den Vater unterstützte, erwachte in ihm die Lust und Liebe zum gärtnerischen Berufe. Während der Vater für seine Zeit ein hervor- ragender Landschaftsgärtner war, und dies auf die fachtechnische Aus- bildung des Sohnes nicht ohne Einflufs blieb, zeichnete sich die Mutter durch höhere wissenschaftliche Bildung aus, durch welche sie auf seine Erziehung und damit auf seine ganze Zukunft vorteilhaft einwirkte. Am I. April 1832 trat Siesmayer als Lehrhng in das schon damals wohl- renommierte und auch heute noch bestehende Baumschulengeschäft von Sebastian & Jacob Rinz, Vater und Sohn, welch ersterer zugleich den Posten des Stadtgärtners zu Frankfurt a. M. bekleidete und als solcher Schöpfer der Frankfurter Promenaden wurde, in welchen ihm auch später dankbare Mitbürger ein Denkmal gesetzt haben. Mufste H. Siesmayer schon als zwölfjähriger Knabe mitarbeiten, um durch seinen geringen Verdienst zur Erhaltung der zahlreichen Familie seines schlechtbesoldeten Vaters beizutragen, so trat doch erst der richtige Ernst des Lebens mit dem Eintritt in die Lehre an ihn heran. Die gute Mutter gab ihm damals aufser der geringen nötigen Ausstattung ein kleines Zwilchbeutelchen mit sechs Kreuzern als Spar- pfennig mit auf den Weg, ihm einschärfend, jeden Heller zusammen- zuhalten und das kleine Sümmchen zu vermehren. „Dieses Mutterwort", so erzählt Siesmayer in seinen der Familie gewidmeten Lebenserinne- rungen in seiner schlichten Weise, „habe ich bis zur heutigen Stunde treu bewahrt und befolgt. Der Anzug, den ich mir aus meinem ersten Verdienst als Lehrling anschaffte, bestand aus einer gestrickten Jacke für I Gulden 45 Kreuzer, einer geringen Drillhose für 48 Kreuzer, Hosenträgern für 12 Kreuzer, rindsledernen Schuhen mit vier Reihen Nägeln für 2 Gulden. Die Hemden stammten noch aus dem Eltern- hause, eine Kappe, damals die gewöhnliche Kopfbedeckung, trug ich überhaupt nicht." Auch noch später als Gehilfe war die Kopfbedeckung für Siesmayer ein unbekannter Luxusartikel. Dafs es Siesmayer in der Lehre ernst nahm, sich als lernbegieriger Schüler und fleifsiger Arbeiter bewährte, geht schon aus dem Umstände hervor, dafs ihm nach i^/,j jähriger Thätigkeit die zweite Hälfte der Lehre erlassen wurde; er wurde nun Gehilfe mit einem Lohn von 48 Kreuzern pro Woche bei freier Station, und machte ihm der erste Gehilfenverdienst, wie er er- zählte, so grofse Freude, dafs er sich reicher als ein König dünkte. Von Jahr zu Jahr erkannten die Herren Rinz mehr und mehr die Kenntnisse und Leistungen des jungen Siesmayer an, den sie nicht nur mit der Leitung der Baumschulen, sondern auch mit der Ausführung kleinerer und gröfserer Gartenanlagen betrauten. Und trotz anstrengend- ster körperlicher Thätigkeit arbeitete der junge Siesmayer rüstig an seiner theoretischen Ausbildung, besuchte die Gewerbe- und Sonntags- schule und nahm Unterricht im Planzeichnen und in der Feldmefskunst. Acht Jahre verblieb Siesmayer in dieser seiner ersten und einzigen Stellung, sein Austritt verursachte viel Unruhe im Geschäfte und wurde von seinen Lehrherren tief beklagt. Beim Abschied reichte ihm der alte Herr Rinz die Hand und sagte: „Du warst gleich einem Sohn in meinem Hause geehrt und geachtet, was du anderweit suchst, das hast du hier gehabt, auch weifst du, dafs du ohne Mittel bist und willst uns dennoch verlassen!" Diese Worte gingen mir durch Mark und Bein, so erzählte Siesmayer, ich blieb jedoch fest und erwiderte dem auf einem Sessel Sitzenden gegenüber stehend: „Herr Rinz, ich habe so viel Gutes und Tüchtiges bei Ihnen gelernt, wenn mir Gott die beiden Arme gesund und stark läfst (dieselben erhebend), dann brauche ich keine Bange zu haben!" Die alte Frau Rinz safs in der Ecke und weinte über diesen Vorgang. Nach dieser Szene war der junge, jetzt 23jährige Siesmayer ent- lassen und nahm vorläufig bei seinem Vater Aufenthalt, der damals in Bockenheim bei Frankfurt bei einer Gräfin DuUon als Kunstgärtner Stellung hatte. Er mietete sich einen kleinen Garten mit Gewächshaus und legte damit den Grundstein zu der heute noch in Bockenheim be- stehenden Firma; dies war im Jahre 1840. Mit welchen Schwierig- keiten nun der völlig mittellose Anfänger jahrzelmtelang zu kämpfen hatte, das erzählt er in seiner einfachen und schlichten Weise in seinen Lebenserinnerungen, die er, speziell seinen Söhnen zur Richtschnur, in seinem 73. Lebensjahre (1892) niedergeschrieben hat. Er war jahrelang gezwungen, einen müheseligen Baumhandel zu treiben, mit den Bäumen von Ort zu Ort fahrend und unterwegs häufig auf Strohsäcken übernachtend. Aufserhalb der Zeit des Baumhandels zeichnete Siesmayer nachts für seine besser gestellten Kollegen Pläne oder beschäftigte sich damit, plastisch formierte Landschaften als sogenannte Tableaux zu komponieren- und aus Baumrinde, Moos, Sand etc. zusammenzusetzen, auch Blumentische, Jardinieren u. s. w. anzufertigen. Im Jahre 1842 kehrte sein jüngerer Bruder Nikolaus aus England zurück und trat nun mit in das Geschäft ein, für das er bis zu seinem Tode wirkte. Neben dem Bruder wurde nun auch der Vater Philipp Siesmayer {geboren 1780, gestorben 1866) ins Geschäft genommen, das von jetzt ab die Firma Gebr. Siesmayer V, i5 Die Gartenwelt. 179 führte. Der dankbare Sohn schildert den Vater als einen hochbegabten, hervorragenden Kunstgärtner, der sich auf dem Gesamtgebiete der Gärt- nerei ausgezeiciinete Kenntnisse erworben hatte, die Söhne mit seinem reichen Wissen, mit Rat und That in jeder Beziehung unterstützte und ihnen ein treuer Führer war; noch als 84jähriger Greis, bis zum letzten Atemzuge, war dieser Mann im Vollbesitze der geistigen Kräfte im Interesse seiner Söhne rastlos thätig. Während sich der Bruder von Beginn an vorzugsweise mit der Kultur der Pflanzen beschäftigte, die im Siesmayerschen Etablissement jetzt jährlich zu Hunderttausenden zur Gruppenbepflanzung herangezogen werden, suchte Heinrich Siesmayer neben dem Kleinhandel mit Obstbäumen das Feld seiner Thätigkeit in der Ausübung der Land- schaftsgärtnerei. Aber das Vorwärtskommen wurde ihm lange Jahre sehr schwer, so dafs er auf den Gedanken kam, einen wirtschaft- lichen Milchgarten, Tabaksbau und gar Blut- egelzucht, die damals sehr im Gange war, zu treiben. Dann entschlofs er sich wieder zum Eisenbahnbau überzugehen, der zu jener Zeit begann, doch scheiterte dieser Vorsatz an der zu stellenden hohen Kaution. Schliefs- lich blieb Siesmayer doch der Gärtnerei treu, trotzdem seine Kasse fortgesetzt bedenkliche Leere zeigte. Rastlos arbeitete der nimmer- müde, anspruchslose Mann weiter, ohne den Mut zu verlieren. Zu seinen geschäftlichen Touren wurden meist primitive Post- und Leiterwagen, oder Marklschiffe (unterste Kajüte) benutzt, im strengsten Winter nur ein Rock getragen, auch fehlte nocli immer die Kopfbedeckung. Auf den Morgen- wanderungen nach der Stadt, die in der Frühe um 5 Uhr über die damals noch schlech- ten, völlig unbeleuchteten Strafsen führten, trabte Siesmayer frohen Muts hinter den ihrer Arbeit in Frankfurt nachgehenden Putz- und Waschweibern her, die kleine Laternchen mit sich führten, welche ihm als Leuchten dienten. Seine schrecklichsten Tage waren die Zahltage (Samstag), wenn sechs bis zwölf arme Leute auf ihren Lohn warteten, dessen Betrag erst in Frankfurt zusammengeborgt werden mufste, wobei immer bange Zweifel aufstiegen, ob die nötige Summe auch zusammen- kommen würde. Öfter wählte ich, so etwa erzählt er, nicht die Bockenheimer Chaussee auf diesem Gange nach der Stadt, sondern einen einsamen Feldweg, um meinen trüben Gedanken ungestört nach- hängen zu können und darüber klar zu werden, wen ich zuerst an- pumpen sollte. Unterdessen lief der Bruder Nikolaus bei den Bäckern und Metzgern Bockenheims umher, um bei diesen leihweise Gelder auf- zunehmen, was häufig mifslang. Dankbar hebt Siesmayer in seinen Lebenserinnerungen hervor, dafs ihn seine Freunde in Frankfurt nie im Stiche gelassen, ihm immer hilfreich zur Seite gestanden haben, trotz- dem er ärmer war als Hiob. In dieser schweren Zeit wurde Siesmayer die Stelle eines Garteninspektors auf dem kaiserlichen Schlosse Oranien- bäum in Petersburg bei der Grofsfürstin Helene von Rufsland mit einem Gehalte von 4000 Rubeln, freier Station, Equipage etc. angeboten, doch entschlofs er sich nach schweren Kämpfen, das Angebot ab- zulehnen und dem Geschäfte treu zu bleiben. Zur damaligen Zeit hatten ihm seine Leistungen schon bemerkenswerte Anerkennungen ein- getragen, so vom Kaiser Nikolaus von Rufsland einen prächtigen Ring mit sibirischem Saphir und 30 Brillanten, der aber zur Zeit grofser Not in Geld umgesetzt werden mufste, wie er auch gezwungen war, die ihm von seinem jüngeren Lehrherrn verehrte goldene Taschenuhr aufs Pfand- haus zu tragen, wo sie wohl oder übel verblieb, da das Geld zur Ein- lösung nicht beschafft werden konnte. Schon in den Jahren 1840 bis 1850 hatte Siesmayer eine Reihe gröfserer Gartenanlagen auszuführen gehabt, darunter diejenige auf Hof Goldstein bei Frankfurt a. M., die ihm den ersten gröfseren Ver- dienst einbrachte, mit welchem er alle seine Schulden ehrlich bezahlte und nun etwas freier arbeiten konnte. Bedeutendere Anlagen wurden Heinrich Siesmayer f. in den folgenden zehn Jahren 1850 bis 1860 ausgeführt, darunter eine der wichtigsten Schöpfungen, die Nauheimer Kuranlagen im Umfange von 350 hessischen Morgen. In Anerkennung des bei dieser grofsen und schwierigen Aufgabe Geleisteten wurde Siesmayer später zum Ehrenbürger der Stadt Nauheim erwählt. In die Zeil von 1860 bis 1870 fallen die Anlage des Stadtparkes zu Mainz und die des Frankfurter Palmengartens, der gleichfalls zu den hervorragendsten Schöpfungen des Verstorbenen gehört und dessen Gründung auf seiner Anregung und Förderung fufste. Der Palmengarten, diese grofs artige Schöpfung und Perle Frankfurts, wäre der rechte Ort zur Errichtung eines würdigen Denk- mals für Heinrich Siesmayer. Von den Anlagen, die in den Jahren 1870 bis 1880 ausgeführt wurden, seien nur noch erwähnt, der Stadtpark zu Mannheim, der landschaftlich grofsartig durchgeführte zoologische Garten zu Elberfeld, die Anlagen der Kur- und Heilanstalt Falkenstein, die .Schlofsanlage Hallberg bei Saarbrücken, der Tulpenhof in Offenbach, der Urabersche Obst- garten in Laubenheim, eine Obstanlage im landschaftlichen Stile, die Anlage des Schlosses Langenzell in Heidelberg, des Freiherrn von Stumm, Holzhansen bei Marburg, und des Freiherrn von Erlanger, Ingelheim a. Rh. Von später ausgeführten Anlagen will ich nur noch diejenige der Patent- und Musterschutz- Ausstellung von 1881 in Frankfurt a. M. er- wähnen, die gleichfalls dazu beitrug, den be- deutenden Ruf Siesmayers als Gartenkünsller zu befestigen. Seine Lieblingsschöpfung war die Baum- schule Elisabethenhain bei Vilbel, an der Bahn zwischen Frankfurt a. M. und Nauheim be- legen. Der Name dieser Baumschulen ist der Erinnerung an die viel jüngere, bereits 1872 verstorbene Gattin gewidmet, „der treuesten, liebevollsten Gattin, durch die allein des Hauses Glück begründet wurde und deren Andenken hier unvergefslich bleiben wird. Mit seltener Herzensgüte und Opferwilligkeit sorgte sie nicht allein für mich und die Familie, auch die Armen und Bedürftigen hatten in ihr eine treue und hilfreiche Beraterin, und ich kann hier nur dem tiefempfundenen Ausdruck meines Herzens folgen, wenn ich sage, sie war das Muster eines Weibes". Mit diesen Worten gedenkt der Verstorbene in den Lebenserinnerungen der Gefährtin seines Lebens. Dafs er auch ein warmfühlendes Herz für seine Mitarbeiter hatte, von denen zahlreiche zehn bis vierzig Jahre und darüber in seinem Geschäfte thätig waren bezw. noch sind, be- kundet er an mehreren Stellen seiner Erinnerungen. So rühmt er die Verdienste seines Obergärtners Schildknecht und bemerkt dabei: „Es ist mein Wunsch, dafs derselbe, wenn er fortfahrt treu und ehrlich weiter zu arbeiten, dem Institut lebenslang erhalten bleibe." In Bezug auf seinen Buchhalter Embach schreibt er: „Ich lege meinen Söhnen ans Herz, dafs sie seine Treue und seinen Fleifs lebenslang ehren," und bezüglich seines Gartentechnikers Hirlinger, der auch sein Schüler war, schreibt er; „Es ist mein sehnlichster Wunsch, dafs er stets im Ge- schäfte bleibt und ihm, im Falle seiner Arbeitsunfähigkeit eine ent- sprechende Pension gesichert wird." Auch des jetzigen Direktors des Palmengartens, August Siebert, den er Schüler und Freund nennt, ge- denkt er mit warmer Anerkennung. Diese Sorge um die treu bewähr- ten Mitarbeiter, die Anerkennung und Dankbarkeit, die er für alle hegte> die ihm Gutes im Leben gethan, legen rühmendes Zeugnis ab für den strengen Gerechtigkeitssinn des Verstorbenen. In äufserlich rauher Hülle schlug ein warm empfindendes Herz, was viele heute in Amt und Würden lebende Fachgenossen, die ihm so ziemlich alles verdanken, anerkennen müssen. — Geschäftlich war mit Siesmayer nicht zu spafsen, sein entschlossenes Auftreten ist mir in lebhafter Erinnerung geblieben, kurz und bestimmt waren seine Befehle, Gegenrede wurde nicht ge- duldet. — Jeder der Angestellten, vom höchsten bis hinunter zum 180 Die Gartenwelt. V, 15 schlichtesten Erdarbeiter, mufste seine Pflicht und Schuldigkeit thun, und diejenigen, die Siesmayer schlecht gesinnt waren, setzten sich aus den Feinden der Arbeit, Ordnung und Pflichterfüllung zusammen, aus Leuten, für die im Betriebe des selbst unermüdlich arbeitenden grofsen Meisters kein Bleiben war, daneben aucii aus engherzigen Neidern, die den geistig überlegenen, sich über das Alltägliche erhebenden Menschen seit Sokrales' Zeiten leider nimmer felilen. Im Jahre i8q2 hatte die Firma des Verstorbenen neben den aus- geführten bedeutenden Neuanlagen etwa 40 ganz bedeutende Garten- unterhaltungen im Abonnement, sowohl in Frankfurt als auswärts, mit einem Gesamtflächengehalt von 1200 Morgen. Bei diesen Unterhaltungen waren ständig 150 bis 160 Arbeiter beschäftigt, aufser welchen weiter für Neuanlagen je nach Bedarf ~o bis 120 Leute nötig wurden. Diese Zahlen geben einen kleinen Begriff von dem bedeutenden Umfange des Siesmayerschen Betriebes. Die Firma wird ganz im Sinne des Ver- storbenen weitergeführt werden, da die drei Söhne dieselbe schon seit Jahren leiten, von welchen jeder für einen besonderen Betrieb des Ge- schäfts ausgebildet wurde. Auch dieser Umstand legt Zeugnis für den weit ausschauenden Blick des Verstorbenen ab. Er wufste nur zu gut, dafs im gärtnerischen Betrieb selbst unter Brüdern ein harmonisches Zusammenarbeiten nur da dauernd möglich ist, wo jedem Mitarbeiter eine spezielle Arbeitsdomäne gesichert bleibt. Wo dies nicht der Fall, da ist es mit der Harmonie bald zu Ende. Wie viele gärtnerische Kompaniegeschäfte sind nicht in den letzten Jahren in die Brüche ge- gangen! Der älteste Sohn Pliihpp ist ganz in die Fufsstapfen des Vaters getreten und hat sich als einer der talentvollsten Landschafts- gärtner unserer Zeit durch musterhafte Schöpfungen bewährt. Für Heinrich Siesmayer war der Tod eine Erlösung. Seine letzten Lebensjahre wurden für ihn durch schweres Leiden, welches ihn ständig ans Bett fesselte und seinen sonst so regen Geist trübte, zu grofser Qual. Aufser den geschäftlichen Erfolgen hat es dem Verstorbenen nicht an änfseren l.hren und Auszeichnungen gefehlt, von denen er aber niemals Aufhebens machte. Neben der bereits erwähnten Ernennung zum Ehren- bürger Nauheims wurden ihm die Titel eines königlich -preufsischen Gartenbaudirektors und eines grofsherzoglich-hessischen Hofgarten- ingenieurs, ferner zahlreiche Ordensauszeichnungen verliehen. Alle, die dem Verstorbenen im Leben näher traten und in erster Linie seine zahlreichen Schüler, werden ihm dauernd ein ehrendes Ge- denken bewahren, während seine bedeutenden landschaftsgärtnerischen Schöpfungen, die auch ein Fürst Pückler wohl zu würdigen verstand, für alle Zeiten hohe Vorbilder wahrer Gartenkunst sind. Mit Siesmayer ist wieder einer der immer seltener werdenden Gärtner von altem Schrot und Korn zur grofsen Armee abberufen worden, ein Mann, der nicht auf den hohen Rossen vieler angeblicher Gartenkünstler von heute ritt, die ihr Können oft nur mit dem Munde, nicht durch die That zu beweisen vermögen, ein Mann, der weder ein Abiturium gemacht, noch eine Gartenbau-Hochschule besucht halte, was ja nach neuester Auf- fassung zu gartenkünstlerischer Bethätigung notwendig sein soll, der aber Werke geschaflen hat, die alles in den Schatten stellen, was manch Überstudierter nach ihm zusarnmengepflastert. Möge Heinrich Siesraayer, „dem Moltke der Gärtner", die Erde leicht sein, und möge es dem deutschen Gartenbau nie an Männern fehlen, die seiner würdig sind, dann hat er nicht umsonst geschaffen und gerungen. Berlin. Max Hesdörffer. Tagesgeschichte. Berlin. Die städtischen Parkanlagen würden z. Z. zusammen- gelegt eine Fläche von ca. 2 km Länge und gleicher Breite bedecken. Parkanlagen, Baumschulen, Schmuckplätze, Strafsenbäume, Krankenhaus- und Schulgärten, Gewächshäuser sind das reiche Arbeitsfeld der Stadt- gärtnerei. Das verflossene Jahr hat wieder wichtige Arbeiten gefördert. Der Spreequai im Treptower Park, die elektrische Beleuchtung des Friedrichshains, neue Promenadenwege im Plänterwald sind besonders zu nennen. Herbe Klage führt der Bericht der Parkdeputation über die grünen Opfer, die die Regulierung der Strafsen und die Hochbahn- stränge in den breiten Strafsen des Südostens, am Larrdwehrkanal, und im Westen gefordert haben und noch fordern werden. — Der Haus- halt der Stadigärtnerei ist verhällnismäfsig nicht sehr grofs; er beträgt in Einnalime und Ausgabe etwa 660 000 M,, von denen die Pflege der Parks etwa 180000 M., der Schmuckplätze 150000 M., der Baum- schulen 45 000 M. verschlingt. Der grüne Strafsenschmuck kostet etwa 80000 M., und die „Lunge Berlins", „unser Tiergarten, der aber sehr „königlich" ist, erfordert von der Stadt zur Zeit 30000 M. Zuschufs. Der zeitweilig beleuchtete Wasserfall am Kreuzberg kostet 22 000 M., und ca. 1500 M, werden für die städtischen Krankenstuben gespendet, um sie mit Pflanzen, Blättern und Blüten zu schmücken. Die Aufgabe der Gewächshäuser ist besonders die Ausschmückung der Plätze mit Blumenbeeten: 130000 blühende Pflanzen im Werte von 30000 M. erfreuten im Sommer das Auge der Berliner. Geisenheim a. Rh. Wie alljährlich , so fand auch diesmal eine gröfsere Weihnachtsfeier der Schüler der kgl. Lehranstalt statt. Unter reger Beteiligung seitens des Lehrerkollegiums nebst Damen, sowie aller Beamten der Anstalt nebst Familien und zahlreicher Bürger Geisenheims verlief diese schöne Feier in bester Weise. Es galt zu- gleich das neue Internat der kgl. Lehranstalt weihevoll zu übergeben und war ein besonders schönes und reichhaltiges Programm aufgestellt. Die „Ehemaligen" waren nicht gerade sehr zahlreich erschienen, dennoch war es anzuerkennen, dafs mancher aus gar weiter Ferne herbeikam, um an der alten Brldungsstätte alte Erinnerungen aufzufrischen und einige schöne Stunden zu verleben. Der grofse Saal des „deutschen Hauses" war gefüllt, und kam das durchaus gediegene, von Schülern ausgeführte künstlerische Programm zu bester Geltung. Abends schlofs sich ein grofser Kommers dieser Feier an, welcher im „Hotel Ger- mania" abgehalten wurde. Nachdem die übliche Wahl des Obmanns der Schüler für das Jahr igoi erledigt, begann der eigentliche Kommers. Selbst Herr Direktor Göthe war diesmal erschienen und erfreute sich mehrere Stunden an dem fröhlichen Treiben seiner .Schüler. Es war ein schöner Tag und alle Teilnehmer werden sich gern desselben er- innern. Beufs. Z'wickau. In diesem Jahre soll der der Stadt Zwickau ge- hörige, grofse, schöne Weifsenborner Wald in einen Waldpark um- gewandelt werden. Personal-Nachrichten, Daiker, E., als vorzüglicher Kultivateur bekannt, i>t aus der Firma Daiker' & Otto, Langenweddingen bei Magdeburg, ausgeschieden, Hapt, E., Gärtnereibesitzer, Nieder-Schönhausen bei Berlin, starb am 20. Dezember im 50. Lebensjahre. Klar, Joseph, Hoflieferant und Inhaber einer bekannten Samen- handlung in Berltn, feiert am 2". Januar das Fest seiner silbernen Hochzeit. Der Jubilar ist eine in den Berliner Gärtnerkreisen wohl- bekannte und allgemein beliebte Persönlichkeit, unermüdlich thätig im Interesse des Berufes. ICrelage, J. H., trat von seinem Posten als Vorsitzender des „Allgemeinen Vereins für Blumenzwiebelkultur" in Ilaarlem zurück, welchem er seit 1860, also durch 40 Jahre vorstand. Der Verein, welcher unter Krelages Leitung einen grofsen Aufschwung nahm, seine Mitgliederzahl stieg von 200 auf 2000, überreichte dem scheidenden Vorsitzenden als Ehrengabe sein von dem holländischen Meister Haver- mann gemalles Btld. Namuth, Friedr., bisher Obergärtner und Geschäftsführer, übernahm die Handelsgärtnerei des kgl. Garteninspektors a. D. Lampe im Nordseebad Norderney. Nauen, Jos., in den letzten Jahren Leiter des gartentechnischen Bureaus von II. Martinet, Paris, hat sich als Gartenarchitekt in Düssel- dorf niedergelassen. Ostertag, Jacob, Obergehilfe am botanischen Garten zu Göttingen , ist zum städtischen Obergärtner am Friedhof Köln-Melaten ernannt. Wentholt, J. H., wurde an Stelle Krelages zum Vorsitzenden des „Allgemeinen Vereins für Blumenzwiebelkultur" in Haarlem gewählt. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 19. Januar 1901. No. 16. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich iierfolgt. Orchideen. Meine Erfahrungen beim Sammeln und der Kultur von Odontoglossum crispum. Von Herrn. A. Sandhack, Obergärtner in Dugino (Rufsland). {Hierzu zwei Abbildungen.) kJ dontoglossum crispum (syn. O. AUxandrae Batem., O. Bluntii Reh. f.) stammt aus den CordiUeren der Provinz Cundinamarca, der Republik Columbia; sehr oft wird die Hauptstadt Bogota als Fundort angegeben, doch liegen die Bergwälder, wo gute O. crispum gefunden werden, 2 — 3 Tage- reisen von Bogota entfernt. Selbst Pacho (spr. Patscho) das durch diese Orchidee eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, ist — d. h. seine nähere Umgebung — vom O. crispum fast ganz entblöfst, so dafs ein -Sammler, der sich dort nieder- läfst, auf allzu grofsen Erfolg nicht rechnen kann. Früher war das freilich anders I Die Hunderttausende O. crispum. die in früheren Jahren von Pacho exportiert wurden, haben nicht allein der Bevölkerung dieses Ortes zu einem gewissen Wohlstand verhelfen, sondern auch einen grofsen Hang zur Habgier und Schwindelsucht gezeitigt, und fast kein Sammler, der sich in Pacho niederläfst, bleibt von unangenehmen Reibe- reien mit den Eingeborenen, ja sogar mit der Behörde ver- schont. Noch vor einigen Jahren, als ich in dortiger Gegend weilte, war ich Zeuge von kolossalen Schwindeleien, die in Pacho von einigen Einwohnern mit O. crispum betrieben wurden; glücklicherweise gelang es uns damals, diesen sauberen Gesellen das Handwerk zu legen, doch, wie mir Briefe von Bekannten berichten, nur auf einige Zeit. Wieder und wieder sind ähnhche Manöver versucht worden, die darin bestanden, dafs diese Herren höchst minderwertige O. crispum aus viele Tagereisen entfernten Distrikten nach Pacho brachten, hier in Kisten packten, die Kisten prahlerisch mit „Pacho" zeichneten und exportierten. Die ersten Sendungen fanden Aus den Wäldern heimkehrende üdontoglossam crispum -Sammler in Columbien. Originalaufnalime für die „Gartenwelt". Die Gartenwelt. V. 182 Die Gartenwelt. V, ib dank ihrer Billigkeit und des j,Pacho" guten Absatz, und es wurde guten Firmen wie: Sander, Veitch etc., die weder Mühe noch Geldopfer scheuten, um von ihren Sammlern nur gute, vollwertige crispum zu erhalten, nicht leicht, mit jenen Schwindelunternehmungen zu konkurrieren. Es wurden in manchen Jahren nachweislich über loo ooo O. cnspum aus Columbien exportiert, wodurch der jetzige Bestand dieser schönen Orchidee auf ein Minimum gesunken ist. — Folglich steigt der Preis für gute O. crispum stetig, weshalb auch immer wieder Machenschaften mit minder- wertigen Pflanzen in Szene gesetzt werden und es jetzt auch sehr schwer ist, wirklich gute O. crispum zu bekommen. — Momentan hemmt die Revolution in Columbien den Pfianzen- export fast ganz. Ich möchte allen Orchideenkultivateuren grofse Vor- sicht, besonders bei Masseneinkäufen von O. crispum em- pfehlen, denn gar zu häufig hört man Klagen über schlechte rw/a»/ -Varietäten. Kurz hintereinander sah ich hier in Rufsland in einigen Gärtnereien Massen von O. crispum höchst zweifelhaften Ursprungs. In einem Fall wurde mir ein Import als echt „Pacho type" gezeigt, schöne Pflanzen, mit starken Bulben, deren Form mir aber höchst zweifelhaft vorkam. Als ich auf meine Frage erfuhr, wo der Import gekauft war, auch einige Daten über die Ankunft der Pflanzen erhielt, wurde ich auf die Fährte geleitet ; ich korrespondierte mit einigen Bekannten in Columbien und nach einigen Monaten konnte ich beweisen, dafs diese ,.Pacho type"-Importation Pacho nie gesehen hatte und kaum S^'^U ^^^ bezahlten Preises wert war. Leider haben sich deutsche Fachzeitschriften noch nie mit dieser Angelegenheit befafst, obgleich ich schon oft von deutschen Kollegen diesbezügliche Klagen vernommen habe. Bei dem grofsen Interesse, das jetzt schon in Deutschland den Orchideen gezollt wird, wäre es höchst wünschenswert, wenn deutsche F'achgenossen, die durch etwaigen O. crispum- Schwindel geschädigt wurden , damit an die Öffentlichkeit treten würden. Das Gebiet, in dem O. crispum vorkommen, ist sehr grofs, es bedarf etwa einer Woche Reise — vorausgesetzt, dafs man pro Tag 8 — 12 Stunden im Sattel eines guten Reittieres rech- net — , um das crispum-Qit\i\t\. von einem Ende zum andern zu durchkreuzen. Beginnend bei den südlich von Bogota ge- legenen Orten Pandi, Pasca und Fusagasuga bis in die Pro- vinz Santander bei den Orten Jesus Maria und Bolivar. Leider birgt nur ein kleiner Distrikt im Zentrum dieses grofsen Landstriches wirklich gute O. crispum-, es sind dies die Wälder der rund um Pacho liegenden kleinen Ortschaften San Cayetano (2200 m), Veragua (2000 m), La Vega (1160 m), Sasaima (1370 m),*) Supata etc. In diesen Wäldern findet man die gute runde Form von O. crispum, aber leider ist der Pflanzenbestand nur noch ein sehr geringer, während im Süden bei Pasca etc. noch grofse Massen vorhanden sind, aber es ist eben auch nur Schund, kleine strahlenförmige *) Manchem Leser wird die tiefe Lage einiger dieser Ortschaften auffallen. Man beachte aber, dafs die Dörfer selbst in tiefen Thälern liegen, während die dazu gehörenden Wälder, in denen die O. crispum vorkommen, viel höher gelegen sind. Der Verf. Varietäten, man vermifst dort ganz bei den Blumen die edle runde, volleForm und das schöne reine Weifs des „Pacho type's". Drittens kommen die Bergwälder zwischen den welt- bekannten Smaragd-Minen bei Muzo und den Orten Simijaca, Chiquinquirä bis Bolivar (Santander) und dem Valle de Jesus Maria in Betracht. Hier sind wieder ganz andere Varietäten vertreten; O. crispum sind mit grofsen Massen O. !indleya?ium, O. trium- phans etc. vermischt, durch dieses Zusammenleben so ver- schiedener Spezies sind Unmassen von Natur -Hybriden er- zeugt, leider gar zu viele absolut wertlose, doch sind hin und wieder sehr gute, wertvolle Hybriden gefunden worden. Um nun in diesem letztgenannten Distrikt mit gutem Erfolg zu sammeln, ist es nötig, dafs sich der Sammler hier auf längere Zeit niederläfst und nur blühende Pflanzen sammelt. Diese Art des Sammeins erfordert aber einen zu grofsen Zeit- und somit Kostenaufwand, weshalb sich auch nur vor- übergehend einige Europäer damit befafsten. In neuerer Zeit haben einige Eingeborene mit Versand aus diesem Distrikt begonnen; ob sie beim Sammeln nach vorstehend be- schriebener Art verfahren — „quien sabe"? sagt derCreole! Was die klimatischen Verhältnisse anbetrifft, unter denen O. crispum in der Heimat wächst, so herrschen hierüber noch vielfach recht irrige Auffassungen; gar oft hört man sagen, dafs, wo O. crispum wächst, häufig Nachtfröste vorkommen — dies ist nur insofern richtig, als in derselben Höhenlage (2000 — 2800 m) Nachtfröste eintreten, wenn auch selten; dafs aber die Odontoglossen durch die Fröste betroffen werden, habe ich bei meinen sorgfältigen, diesbezüglichen Beobach- tungen zwischen San Cayetano und den Paramo de Rabon (4000 m) nicht wahrgenommen, und zwar aus folgenden, klarliegenden Gründen: O. crispiwi wächst sehr selten auf freistehenden Bäume, sein richtiges Heim sind die Baumriesen der dichten Urwälder. Diese meilenweiten Wälder bergen in sich stets vom vorigen Tag soviel Wärme , dafs, wenn selbst mal ein Nachtfrost drüber hingeht, er nie in das Laub- dickicht der Bäume eindringt, während die angrenzenden Acker und Weiden auf mehrere Stunden mit einer weifsen Reifschicht belegt sind. Darum möchte ich bei der Kultur der O. crispum vor Zukalthalten sehr warnen, doch will ich damit nicht sagen, dafs man durch Geschlossenhalten der Häuser die Odonto- glossum vertripsen lassen soll. — Nein, Luft — Luft — Tag und Nacht — Sommer und Winter, aber auch das mit Mafs — und Wasser, denn die Odontoglossen vertragen nie, auch in der Ruhezeit nicht, so trockne Luft, wie z. B. Cattleyen und Dendrobien. In erster Linie sorge man stets für reich- liches Sprengen der Wege und Wände im Odontoglossen- Hause. Auch spritze man bei klarem Wetter mehrmals täglich. Hat man gut bewurzelte Pflanzen, so giefse man fleifsig in der Wachstumsperiode, während man bei importierten und schwachbewurzelten Exemplaren lieber für genügend Feuchtig- keit auf indirektem Wege sorge. Eine bestimmte Ruhezeit für O. crispum in Kultur giebt es nicht, denn immer finden sich einige Pflanzen, die noch junge Triebe machen, während andere ihren Trieb längst beendigt haben; deshalb ist es gut, bei Massenbeständen von Zeit zu Zeit den ganzen Vorrat V, i6 Die Gartenwelt. 183 durchzusehen und wachsende und ruhende Exemplare von einander getrennt zu halten, der besseren Übersicht wegen beim Giefsen. Ein Trockenhalten — im wahren Sinne des Worts — ist den O. crispum nicht zuträglich, weil auch in dieser Hinsicht in Betracht gezogen werden mufs, dafs sie in der Heimat in dichten Urwäldern wachsen , wo selbst in der 3 monatlichen Trockenzeit (zweimal im Jahr) der Nachttau und die Verdunstung der vielen kleinen Waldbäche für feuchte Luft sorgen. Bedenkt man, dafs die so leicht durch Trocken- heit zu Grunde gehenden TricJiomanes und Hytnenophyllum in grofsen Massen mit O. crispum zusammen wachsen, so wird man zugeben müssen, dafs auch letzteren ein „tüchtig Aus- trocknenlassen'" nicht dienlich sein kann. der guten alten Zeit zog ein Sammler begleitet von einem Trupp „Peone" (eingeborene Arbeiter) und diversen Reit- und Lasttieren durch die Bergwälder und nahm und sammelte, was ihm gefiel. Jetzt ist das aber ganz anders geworden. Hat ein Sammler ein geeignetes Terrain mit guten Pflanzen gefunden, so raufs er sich vom Besitzer des Waldes die Erlaubnis zum Sammeln erwirken, d. h. eine Pachtsumme von loo — 400 Pesos zahlen, wofür ihm, bez. seinen Leuten, kontrakthch das Recht zum Baumfällen und Orchideen- sammeln erteilt wird. Nun heifst es, Peone engagieren, die einigermafsen mit dem Pflanzensuchen vertraut sind, denn ein Unkundiger würde nutzlos in den Wäldern umherirren, und nur vielleicht 10 Odantoglossum pro Woche finden. Ist Verpacken gesammelter Udoiitogloiaiim crispum in San Cayetano (Colurabien), Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Ferner lasse man sich nicht verleiten, die O. crispum in der Wachstumsperiode allzu freigiebig mit Wasser zu traktieren, denn zu reichliches Giefsen hindert eine gute Wurzelbildung und fördert das Sauerwerden des Pflanz- materials. Mancher Leser wird sagen: „Aber in der Heimat haben die O. crispum zweimal im Jahr eine Regenzeit von je 3 Monaten, in dieser Zeit regnet es oft 3 Tage und 3 Nächte in einem fort!" Das ist nun freilich richtig, doch wird jeder zugeben müssen, dafs es ein himmelweiter Unterschied ist, ob eine Pflanze sich mit ihren Wurzeln an einen kahlen Baumast klammert, oder ob sie (wie in Kultur) in einem Topf in mehr oder weniger gutem Pflanzmaterial sitzt. — Nun noch einige Worte über Sammeln und Exportieren der O. crisputn. Die Art des Sammeins selbst in der Jetzt- zeit ist von jener in früheren Zeiten sehr verschieden. In nun eine genügende Anzahl Leute angenommen — was oft dem Sammler unendliche Schwierigkeiten macht — und für eine Woche Proviant beschafft, so treten die Sammler meistens am Montag Morgen gemeinsam mit Kochgeschirr, Axt und Manchette ihren Marsch in die Berge an. In dem ihnen an- gewiesenen Distrikt angelangt, wird aus Stangen und Palmen- blättern ein „Rancho" (Hütte) gebaut. Dieser Rancho dient der ganzen Kolonne als gemeinsames Nachtquartier. Aber jeden Morgen geht jeder Peon, oder höchstens zwei zusammen, gesondert ans Werk, d. h. den Wald durchstreifen und nach Bäumen ausspähen, auf deren Ästen sich O. crispum befinden. Sobald ein solcher Baum gefunden, wird er unbarmherzig niedergehauen. Da in den meisten Fällen auf einem solchen Waldriesen nur i — 3 Odantoglossum gefunden werden, so ist die Arbeit der Peone ein gar saures Brot. In der Regel 184 Die Gartenwelt. V, i6 bringt ein Peon in der Woche ca. 30 — 50 Pflanzen. Ist diese Zahl erreicht, so ist das ein guter Verdienst, denn der Sammler zahlt dem Peon für jede Pflanze einen verhältnis- mäfsig hohen Preis. Mitunter, wenn auch selten, hat ein Mann ungeahntes Glück, er findet ein bisher unbesuchtes Dickicht, das eine Masse von Odontoglossen birgt — er sammelt 40 — 80 Pflanzen an einem Tag — ja, er könnte fast 1000 Pflanzen in 8 oder ig Tagen sammeln, aber das fällt dem Indio nicht ein — hat er 100 Pflanzen im Rucksack, so treibt's ihn ins Dorf, seine Schätze abzuliefern und Geld zu empfangen, und solange letzteres reicht — denkt er an keine Arbeit, sondern weiht sich ganz dem „sabrosito perezo- sito", das ist die von den Cokimbianern so beliebte Übersetzung des italienischen „dolce far niente". Die von Frau Fortuna weniger beglückten Peone kehren in der Regel gemeinsam am Sonnabend aus den Wäldern mit ihren Schätzen zurück. Eine solche Szene zeigt die Photographie auf der Titelseite. Sind die Pflanzen im Packhaus abgeliefert, so werden sie gereinigt, getrocknet, alle Blätter und Wurzeln abgeschnitten, und nun kann das Packen beginnen. Eine grofse Schwierig- keit bietet sich oft in der Beschaff'ung von Kistenmaterial, da Sägereien sehr wenig vorhanden sind und der Transport von Brettern sehr teuer ist. Beim Anfertigen der Kisten wird besonders darauf geachtet, dafs an zwei Seiten mehrere Spalten zur Ventilation vorhanden sind. Die gesäuberten O. crispum werden — je nach Gröfse der Pflanzen — an mehr oder weniger starke Knüttel geschnürt, letztere werden mit beiden Enden in der Kiste festgenagelt, so dafs die Pflanzen beim Transport weder gedrückt noch gestofsen werden, jedoch um dieselben die Luft überall frei zirkulieren kann. Diese Packmethode wird durch die in San Cayetano aufgenommene Photographie Seite 183 zur Genüge erklärt. Nun, zum Transport, der wegen seiner Kostspieligkeit und Schwierigkeit auch grofse Beachtung verdient. Zwei Kisten werden auf jedes Lasttier (Maultiere oder Ochsen) geschnürt und die Reise kann beginnen. Die Treiber schreien ihr weitschallendes „arriva" — und keuchend und grunzend schleppen die armen Tiere ihre schwere Last zwei Tage lang über den 4000 m hohen Paramo. In der Hoch- ebene von Bogota angelangt, werden die Kisten per Eisenbahn transportiert bis Facatativä, von wo aus sie abermals von Lasttieren bergauf — bergab geschleppt werden, bis Honda, dann abermals eine kurze Bahnstrecke, und nun auf den Flufsdampfer. Hat der Magdalena-Strom guten Wasserstand und treten nicht sonstige Hindernisse ein, so sind die Pflanzen in 4—6 Tagen im Seehafen. — Aber welche Unmassen schöner Orchideen sind schon an den Ufern des Magdalena zu Grunde gegangen! Unzuverlässigkeit der Eingeborenen und oft vorkommender Wassermangel des Stromes, haben so manchen fleifsigen Sammler um seine oft mit grofser Auf- opferung und hohen Kosten errungenen Orchideen gebracht. Rechnet man diese häufigen Verluste, sowie die hohen Transportkosten und den Erwerb der Orchideen am Fund- ort, so mufs es einem unbegreiflich erscheinen, wie es über- haupt möglich ist, dafs die O. crispum in Europa für einen so verhältnismäfsig geringen Preis verkauft werden. Oncidium ornithorrhynchum als Zimmerpflanze. — Dem Zimmergärtner steht verhältnismäfsig recht wenig Raum zur Verfügung, und er mufs daher bemüht sein, nicht nur diejenigen Gewächse zu pflegen, welche am besten in trockener, staubiger Luft gedeihen, sondern unter diesen auch wiederum diejenigen auswählen, welche sich durch Schönheit in Wuchs und Blüte auszeichnen. Zu den Schönsten der Schönen zählen unstreitig die Orchideen. Im allgemeinen sind die Orchideen für das Zimmer nicht geeignet, weil dieselben zu ihrem Wachstum durchweg mehr Feuchtigkeit verlangen, als die Zimmerluft aufweist; jedoch gilt auch hier das Wort: „Probieren geht über Studieren". Seit Jahren hatte ich verschiedene Arten von Orchideen im Wohnzimmer, um dieselben an Zimmerluft zu gewöhnen. Die Erfolge sind sehr verschieden. Bei einigen Spezies ist der Ver- such mifslungen, andere lieferten gute und Oncidium oniithorrhyn- cliuni sogar ein ganz unerwartetes Resultat. Die Pflanze wird nicht übermäfsig grofs, denn die länglich gerippten Bulben er- reichen bei kräftigen Pflanzen nur eine Höhe von 6 — 7 cm. Auf der .Spitze der Bulben stehen zwei schilfartige Blätter von 30 cm Länge und 3 cm Breite stolz aufrecht, an den Spitzen elegant nach seitwärts gebogen. Am Grunde sind die Bulben von zwei längeren und zwei kürzeren Hüllblättern umschlossen, von denen die beiden längeren meistens noch 25 cm hoch wachsen und jahrelang lebensfähig bleiben. Die ganze Pflanze macht auch ohne Blüten durch das saftige Dunkelgrün der Belaubung und durch ihren anmutigen Wuchs zu jeder Zeit einen guten Eindruck. Das Wachstum dieses Oncidium geht langsamer vor sich als bei anderen Arten, denn die Triebe brauchen zu ihrer vollständigen Entwicklung rund ein Jahr, und eine Zeit der Ruhe tritt bei dieser Pflanze also nicht ein. Im Juli erscheinen am Grunde der letztjährigen Bulben als schwache grüne Spitzen die neuen Triebe, und das Wachstum geht dann zwar andauernd, aber so langsam vor sich, dafs man es kaum bemerken kann. Im Mai kommen aus den Hüllblättern meistens bei jeder Bulbe drei drahtartige Blütenstände zum Vor- schein, die sich nach mehreren Wochen oben fadenartig ver- zweigen und endlich Blütenknospen in grofser Zahl ansetzen. Anfang September, mitunter schon Ende August, kommen die Blüten zur Entfaltung. Die einzelnen Blüten sind von violetter Farbe, die Mitte ist lebhaft orange gezeichnet; die Form gleicht einem fliegenden Insekt. Die drahtartigen Stiele sind jetzt so lang geworden, dafs die Blüten über dem Laubwerk stehen, und an jedem Stiele kann man über hundert derselben zählen. Das Ganze gewährt aus einiger Entfernung den Anblick, als schwebe ein Schwärm schwirrender Insekten über der Pflanze. Die sehr angenehm nach Vanille duftenden Blüten halten sich 5—6 Wochen an der Pflanze, und damit kann man wohl zufrieden sein. So schön diese Pflanze, so einfach ist die Kultur derselben. Sie gedeiht in Sphagnum, Farnwurzeln und Holzkohle vorzüglich. Eine tüchtige Scherbenunterlage ist erforderlich, jedoch braucht man, weil die Zimmerluft leichter den Ballen austrocknet, nicht besonders hoch über den Topfrand zu pflanzen. Die Pflanze ge- wöhnt sich leicht an Zimmerluft, und Feuchthalten des Ballens, im Winter etwas weniger, im Sommer mehr, ist dann alle Pflege, die sie erfordert. Nicht einmal den Tauspender braucht man anzuwenden, und das Oncidium fühlt sich doch ebenso wohl wie eine Aspidistra und in trockner Zimmerluft von 14 — 16 Grad C. steht es von Gesundheit strotzend da. Zur Zimmerkultur wähle man kräftige Pflanzen, die oft schon für 2—3 M. zu haben sind, und der Erfolg wird den Blumenfreund reichlich lohnen. O. Jacobs. V, i6 Die Gartenwcit. 185 Topfpflanzen. Bananen im Freien (Abb. untenstehend). — Falmouth im südwestlichen England, eine Seestadt der Grafschaft Cornwall, ist wegen des dort herrschenden milden Klimas ein vielbesuchter Ort. Ganz besonders anziehend sind mehrere in der Umgebung befindliche Gärten, welche durch grofse, zum Teil immergrüne Bäume vor rauhen Winden geschützt sind und es somit ermög- lichen, dort Pflanzen zu kultivieren und ohne Deckung im Freien zu überwintern, welche sonst nur als Gewächshaus-Pflanzen be- kannt sind. Musa Ensete wird ja auch in Deutschland vielfach ausgepflanzt, aber im Spätsommer oder Herbst werden die Pflanzen in ein passendes Winterquartier gebracht. Die unten abgebildete Pflanze hingegen, welche ich zu Rose Hill, Falmouth, im letzten September photographierte, ist schon seit vier Jahren an ihrem jetzigen Standort und erhält nur ein Fischernetz als Winterdecke, ja in einem so gelinden Winter, wie z. B. 1898/99, wurde sie gar nicht geschützt. Die Pflanze ist jetzt 4 m hoch und hat Blätter von 3 m Länge und mehr als i m Breite. Der Besitzer des Gartens, Herr Ho- ward Fox, kultiviert Musa Ensete schon viele Jahre lang im Freien, und schützte in früheren Jahren die Pflanzen dadurch, dafs er rings um dieselben herum einen Holzkasten baute. Seit 4 oder 5 Jahren jedoch wird nur ein Fischernetz benutzt und mit weit besserem Erfolge. Mtisa Ensete ist jedem Gärtner so wohl bekannt, dafs eine Beschreibung gänzlich überflüssig ist. Aber merkwürdig ist es doch wohl, dafs es möglich ist, diese aus Abyssinien stammende Pflanze in Eng- land im Freien zu kultivieren. Rechts im Hintergrunde desselben Bildes ist eine kleine Pflanze einer anderen l/«irt-Art, nämlich Musa basjoo (auch als Musa japonica bekannt). Während bis noch vor ganz kurzer Zeit Musa Ensete als die härteste Art bezeichnet wurde, hat sich jetzt Musa basjoo ganz entschieden als noch härter erwiesen. Das auf der Abbildung sichtbare Exemplar ist kaum meterhoch. Ich sah jedoch in einem anderen Garten der Provinz Cornwall in ebenfalls ge- schützter Lage eine ganze Gruppe dieser Musa und zwar in Exemplaren von 3 m Höhe, welche nie gedeckt wurden, aber trotzdem nicht nur stark wuchsen, son- dern sogar Früchte ansetzten. Die Blätter sind etwas kleiner und mehr wellenförmig als die der Musa Ensete. Über andere Pflanzenschätze in die- sem Garten werde ich gelegentlich in einem Artikel über englische Gärten weiteres er- wähnen. F. W. Meyer, Landschafts- gärtner, Exeter (England). Asparagus umbellatus. — Es bil- det eine Ausnahme für einen Asparagus, wenn man ihn als „Blütenpflanze" hinstellt, aber wer die genannte Art, so heifst es in „Gard. Chron." vom 27. Ok- tober v. J., im temperierten Hause in Kew-Gardens dies Jahr gesehen hat, wird bereit sein, unserem Urteil beizustimmen. Die Stengel sind bis über 4 m aufgeschossen, reich verzweigt, die Zweige leicht überhängend und mit Büscheln zolllanger Cladodien aus dunkelgrüner Farbe bekleidet. Die Blüten stehen in Dolden zu 3 — 6 an den Spitzen der Zweigchen; sie sind glockig, etwa i'/z cm grofs, glänzend weifs, mit gelben Staubbeuteln. Sie dauern lange an und heben sich von der dunkeln Belaubung wirksam ab. Für Sträufse dürften diese Zweige sehr geeignet sein. Nach Hooker ist diese Art in Madeira und auf den kanarischen Inseln heimisch, wo sie Masson vor 120 Jahren entdeckte. Willde- now nannte sie A. grandiflorus. Cyclamen-Haus der Firma J. C. Schmidt, Berlin- Steglitz. — Die Kultur der Cyilamen steht bekanntermafsen in Musa Ensete ur.d Musa basjoo (japonicaj zu Rose HUI (Liiyiaiiui im Freien überwinternd. Originalautaahine für die nGartenwelt**, 186 Die Gartenwelt. V, i6 den Gärtnereien Berlins und Umgegend in hoher Blüte. Einen neuen Beweis dafür liefert unsere untenstehende Abbildung, die einen Blick in die Kulturen der genannten Firma zeigt. Bild wurde Ende November v. J. für die ,.Gartenwelt" genommen. Das auf- Zwiebel- und Knollengewächse. Zwei schöne Amaryllideen des Warmhauses. \'on Ernst Rettig, Jena. (Hierzu ziuei Abbildungen) 11 ippeastrum Gravinae AI. Roem, oder wie es sonst wohl noch genannt wird, Amaryllis Gravenae Melazzo, Gravinae, graveana, gravianae hört., ist nach mehreren Angaben ein Laubes beginnt mit der Verlängerung der Blütenschäfte, welche man durch Regulierung der Luftzufuhr ganz in der Gewalt hat. Auf einem Stengel stehen gewöhnlich vier Blumen, die dunkelscharlach, weifs gestreift und von köstlichem Wohlgeruch sind. Durch mäfsige Temperatur sucht man die Blütezeit möglichst zu verlängern, trachtet auch eben hierdurch, wie durch knapp bemessene Wasserzufuhr nach dem Abblühen, die vollständige Entwicklung der Blätter so lange hintanzu- halten, bis man die Pflanzen in einem temperierten Mistbeet- kasten, dicht unter Glas, unterbringen kann, wo sie höch- stens nur in der ersten Zeit etwas beschattet werden dürfen. Häufiges Spritzen ist dann gut, es hält auch das Auftreten von Ungeziefer zurück, übermäfsige Erdfeuchtigkeit jedoch ist zu vermeiden. Je mehr man jetzt die kräftige Ausbildung der Blätter begünstigt, desto sicherer kann man auf die VoU- Cyclamen-Haus der Ilandelsghrtnerei von J. C. Schmidt, Bcrlin-StegliU. Orifiinalaufnahme für die „Gartenwelt*. in Italien erzeugter Bastard zwischen Hippeastniin rcginae und vittatum. Mit so vielen anderen alten guten Pflanzen teilt er das gemeinsame Los der Vernachlässigung, trotz seiner Schönheit, seiner Anspruchslosigkeit bezüglich der Kultur und seines niedrigen Preises. Seine Kultur ist, wie schon angedeutet, einfach. Blühfähige Zwiebeln zeigen noch an ihrem Winterstand — einem beliebigen, mäfsig warmen, aber durchaus trocknen Plätzchen — etwa in der zweiten Februarhälfte die Spitzen der jungen Blütenschäfte zwischen den abgestorbenen Blattresten und bekunden damit das Ver- langen in Behandlung genommen zu werden. Man stellt sie möglichst hell und nach einiger Zeit, wenn das Hervortreten weiterer Knospen nicht mehr zu gewärtigen ist, gewöhnt man sie wieder langsam an das langentbehrte Nafs. Jetzt ist es auch Zeit zum Umpflanzen , das aber nur bei kräftiger Durchwurzelung des Ballens erforderlich und luiter möglich- ster Schonung der Wurzeln auszuführen ist, vielleicht alle zwei Jahre. Man verwende dabei eine kräftige Erde mit etwas Lehm und reichlich Sandzusatz. Die Entwicklung des kommenheit des nachfolgenden Blütenflors rechnen. Dieser so leicht verständliche Grundsatz der ^;«(7/-v///j'-KuUur ist zu beachten; häufig wird dagegen gefehlt, indem die abgeblüh- ten Pflanzen gleich den abgetriebenen Hyazinthen geschunden werden. Das allmähliche Gelbwerden der Blätter im Spätsommer zeigt das Bedürfnis nach Ruhe an, die Bewässerung wird eingestellt, doch nicht plötzlich, damit die in den Blättern vorhandenen Reservestofle noch Gelegenheit haben, sich in die Zwiebeln zurückzuziehen. Alsdann geht's wieder ins Winterquartier, der Turnus ist beendet. Das brasilianische Hippeastniin rcticulatiim Herb. var. striati/olium ist ziemlich bekannt, aber eigentlich mehr als Blatt- denn als Blütenpflanze; ohne Zweifel ist sie auch ohne Blüten ein Schmuck des Warmhauses und gern ruht das Auge auf den von reinweifsen Streifen durchzogenen samtigen Blättern. Mit der ihren Stammesgenossen sonst eigenen Blüh- willigkeit ist's jedoch nicht gerade glänzend bestellt, die Pflanze ist hierin etwas eigensinnig und wenn solch eine V, i6 Die Gartenwelt. 187 Hippeastrum reticulatum var. striatifolium. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Pflanze plötzlich eines schönen Tages einen Haufen Knospen zeigt, fragt man sich wohl vergebens, was für besondere Ursachen hierzu mitgewirkt haben mögen und warum das Ding nicht schon früher geblüht hat. Ein englischer Gärtner empfahl als Zwangsmittel die Pflanzen im Winter kalt und trocken zu stellen, eine Methode, die ich in Ermangelung ge- nügenden Versuchsmaterials, noch nicht erprobt, die mir ferner auch, offen ge- standen, ein wenig barbarisch erscheint. Als Blüten förderndes Mittel möchte ich das Aushungern der Pflanzen und weiter eine lang ausgedehnte Winterruhe em- pfehlen, die das Laubwerk kaum schä- digt, demnach auch natürlich sein dürfte. Wenn aber die Pflanze sich einmal zum Blühen bequemt, dann blüht sie reichlich; die Blüten sind schön rosa gefärbt und dunkel genetzt, aber bedeutend kleiner als die der meisten anderen Arten ; allein einen Vorzug haben sie vor letzteren, sie halten sich fast zwei Wochen lang in ihrer Schönheit. Blütezeit August-September. jähr bis in den Spätherbst hinein mit ihrem Blütenreichtum und den herrlichen Farben- tönen, die vom reinsten Weifs bis ins dunkelste Blau und glühendste Purpur variieren. Ich lasse heute die Kulturangaben, ihre Pflege und sonstige Behandlung bei Seite, da hierüber schon so manches geschrieben worden ist, und beschäftige mich in nachstehenden Zei- len mit Bekanntgabe einiger neueren und bis jetzt noch wenig verbreiteten grofsblumigen Clema/is-Sorttn und deren Eigenschaften. Ich beginne zunächst mit CUmatis „Direktor Trelle"'. Schönste blaugefüllte, grofsblumige Varietät, Neuheit der Späth'schen Baumschule, noch nicht lange Zeit im Handel befindlich. Der Wuchs der Pflanze ist kräftig, die ein- zelnen Blumen haben einen Durchmesser von 15 — 18 cm und sind zuweilen von 20, 25 und 30 Blumenblättern gebildet. Diese Sorte, welche als ein dankbarer Sommerblüher gilt, gehört zu den schönsten Neueinführungen. „Elsa Spälh^. Die Blumen, welche sehr zahlreich erscheinen, zeigen 15 — 18 cm Durch- messer, sind im Aufblühen von röthch-violetter Färbung, später im Verblühen in Himmelblau übergehend. Die lebhaft braun gefärbten Staubfäden heben sich sehr gut von dem zarten Blau der Blumen ab. Oft sind die Blumen halb gefüllt und zeigen 6 — 12 Sepalen. ^Gartmdirekior PttzoW- . Grofsblumige, schöne Sorte, im Auf blühen dunkellila, später fast in Reinweifs übergehend. Hier zeigen die weitgeöfiheten Blumen oft einen Durchmesser von 20 cm und sind dadurch besonders merkwürdig, dafs sich an ein Schlingpflanzen. Neuere bis jetzt noch wenig ver- breitete grofsblumige Clematis-Sorten. Die CUmatis gehören unstreitig zu den herr- lichsten Schmuckpflanzen unserer Gärten; sie entzücken jeden Gartenfreund vom Früh- Hippeastrum Gravinae. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 188 Die Gartenwelt. V, lO und derselben Ranke dreierlei verschiedene Farben zu gleicher Zeit zeigen, z. B. Dunkellila, Helllila und Weifs. Die Pflanze ist starkwachsend und sehr reichbliihend, sie fällt durch ihre aufser- ordentlich grofsen Blumen vor allen anderen Sorten auf. „Hildegard Späth". Hervorragende Neuheit der Späth'schen Baumschule. Die Sepalen dieser grofsen, lasurblauen Blumen sind leicht gewellt und gekräuselt, schön leuchtend hellblau, und die Blüten erreichen bis zu 20 cm Durchmesser. Die Pflanze be- sitzt die lobenswerten Eigenschaften, dafs sie starkwachsend und sehr reichblühend ist. „Andenken an Geheimrat Heyder" . Reichblühende, grofsblumige Sorte von reinweifser Farbe, atlasglänzend, mit braunen, weifs eingefafsten Staubfäden. Die Sepalen sind auf der stark wolligen, schneeweifsen Rückseite mit grünlich-gelben Rändern durchzogen. „Madame Baron Veillard" . Die Blumen haben 10 — 12 cm Durchmesser und schön glänzende, lilarosa Färbung. Was die sonstigen Eigenschaften der Pflanze anbelangt, so ist dieselbe aufserordentlich starkwachsend und reichblühend und wird nament- ich als williger Herbstblüher sehr geschätzt. Sie ist jederzeit widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse, sowohl gegen grellen Sonnenschein wie Regen. „Madame Eduard Andre'-^ gilt bis jetzt als die schönste der grofsblumigen roten Clematis. Färbung leuchtend karminrot mit feurigem Schein. Der Durchmesser der einzelnen Blume beträgt ca. 12—15 cm, ist also von ansehnlicher Gröfse. Die Blume tritt mit 6 Sepalen hervor, die am Grunde sich gegenseitig an den Rändern decken, so dafs die Blume recht voll erscheint; sie hält sich an der Pflanze recht lange und bildet eine schöne Zierde. „Max Leichilin". Eine ebenfalls noch neue, wenig verbreitete Clematis, deren Blumen ca. 24 cm Durchmesser haben. Die Sepalen sind schön abgerundet, sich gegenseitig bedeckend, so dafs die ausgebildete Blume ein interessantes, scheibenartiges Aus- sehen erhält. Die Farbe der Blume ist schneeweifs, im Verblühen noch schön und vollkommen; „Afax Leichtlin" hat sich daher als eine der schönsten weifsen, grofsblumigen Clematis eingeführt. In neuerer Zeit hat man wiederholte Versuche angestellt, die schöne Clematis coccitiea, die als eine sehr interessante klein- blumige Art bekannt ist, mit grofsblumigen Sorten zu kreuzen, daher sind auch in den letzten Jahren, hauptsächlich von Eng- land aus, verschiedene neue Sorten in den Handel gegeben worden. Die Blumen dieser Kreuzungen zeigen meistenteils die Glockenform wie Cl. coccinea, nur sind die neueren etwas weiter geöffnet. In Zukunft mufs auch auf diesem Gebiete weiter durch Kreuzungen und künstliche Befruchtungen versucht werden, den Blumen mehr die flache Form der grofsblumigen Clematis zu geben. Zwei neuere Sorten, die den obengenannten Versuchen entsprungen sind, will ich nachstehend bekannt geben, es sind dies: „Duchess of Aldany" und „Countess of Onslow". Die Blumen der beiden Varietäten sind aufsen dunkelrosa mit bläulichem Schein und innen fleischfarben. Die Form der Blume ist glockig, sie sind etwas weiter geöffnet wie bei Cl. coccinea und ihre Länge beträgt ca. 5 cm. Beide Varietäten sind ebenso starkwachsend und widerstandsfähig wie die Stammart. Paul Jurafs, Baumschulenweg bei Berlin. Tacsonia militaris, eine noch sehr seltene Neuheit, welche eine Kreuzung zwischen 7'. ignea x T. van Volxemi sein soll, hat sich als reichblühender, üppig wachsender Klimmer erwiesen. In ihren lebhaft scharlach-karminfarbenen Blumen erinnert sie an eine Passiflore. Die Blätter sind dreilappig, oberseits dunkel- grün, unterseits heller. (Nach „Card. Mag.") Jasminum angulare Vahl., eine Art aus Südafrika, dürfte für geschützte Lagen zur Bekleidung von Spalieren und Mauerwerk sehr geeignet sein. Nach „The Gard. Chron." sind die Blüten weifs und bis zweimal so grofs wie die von J. officinale. J. angulare blüht alljährlich sehr reich, dürfte aber leider im Nor- den nicht ganz winterhart sein. Gehölze. Meine Erfahrungen mit verschiedenen neuen Ziergehölzen der letzten Jahre. Von St. Olbrich, Baumschulenchef, Zürich. (Schlufs.) Amorpha canescens, dieser kleine, niedliche Vorpflanzungs- strauch, mit seinen tief-ultramarinblauen Blumen, welche erst Ende Juni erscheinen, ist sehr der Beachtung wert. Amphirapis albescens hat vom gärtnerischen Standpunkte kein Interesse zu beanspruchen. — .Atragene alpina grandißora bildet eine prächtige, bis 6 m Höhe erreichende .Schlingpflanze, welche mit ihren hellblauen, grofsen, glockenförmigen Blumen, die in Mengen aus den Blattachseln der vorjährigen Triebe schon Anfang Mai erscheinen, nur zu selten zur Verwendung gelangt. Die so ge- fürchtete C/««a/«-Krankheit erscheint bei dieser Art nicht. .Atragene alpina flore alba und fl. roseo sind zwei wertvolle Neuheiten und sehr zu empfehlende Schlingpflanzen. Ampelopsis bipinnata ist eine ungewöhnliche Erscheinung der stark kletternden Arten des wilden Weines. Die Blätter sind länglich, stark gefiedert und dunkelgrün, sie bleiben länger an der Pflanze als bei anderen Arten. Berheris Fremonti, welche, mit ihren 8 — 10 cm langen, aus- dauernden, bläulichen, sehr stacheligen Fiederblättern versehen, eine sehr seltene Erscheinung aus Kolorado ist, scheint in schwerem Boden nicht gut gedeihen zu wollen, auch ist ihre Vermehrung sehr langwierig, da zu wenig Samen davon nach Europa gekom- men ist. Berberis Fendlcri, virescens und Knighlii sind zu empfehlen, erstere mit abfallendem, letztere mit ausdauerndem Laube. Belula .Maximmviczü hat mehr von sich reden gemacht, als sie Wert hatte. Die alte Betula grandis (papyri/era) ist mir noch lieber. Caryopteris Masiacanthus, die im Spätherbst blaublühende Ver- benacee, welche bei uns nur einen Halbstrauch bildet, ist nichts Besonderes ; ebenso die Varietät flore alba. Ich ziehe die zu gleicher Zeit blühenden herrlichen Ceanotkus vor, die jedoch nicht überall vollständig winterhart sind. Die Deutzia sind in den letzten Jahren sehr verbessert wor- den, speziell was Zierlichkeit des Wuchses, leichte Blühbarkeit, sowie Treibfähigkeit betrifft. Es sind besonders folgende Arten und Sorten zu empfehlen: D. corymbosa, corymbosa erecta, discolor grandißora, gracilis campanulata, hybrida Ltmoinei compacta, hybrida Lemoinei, gracilis venusta und sieboldiana. Crataegus Carrierei ist eine sehr schöne Einführung und ver- dient allgemeinere Anpflanzung. Die sehr grofse, lederartige, glänzend grüne Belaubung bleibt an der Pflanze, bis mehrmaliger starker Frost eingetreten, ebenso die grofsen, erst gelben, dann hochrot gefärbten Beeren. Die Blüten sind auffallend grofs und weifslich-rosa. Diese Art ist ein Promenadenbaum ersten Ranges. Cylisus schipkaensis ist eine sehr wertvolle Bereicherung unserer ausdauernden Felsensträucher. — Desmodium tiliaefolium ist nicht zu empfehlen, es hat hier in drei Jahren noch nicht geblüht, dafür aber stets sehr vom Frost gelitten. Desmodium Dilleni und racemo- sum (Lespedeza bicolor) sind daher viel wertvoller. Evonymus europaea fruclu alba ist sehr dekorativ durch seine weifsen Fruchthüllen, mit denen die roten Früchte sehr kontra- stieren. Ebenso ist Evonymus yeddoeiisis eine sehr grofsblättrige, dekorative Art. Evonymus angustifolia atropurpurea ist mit ihren V, .6 Die Gartenwelt. 189 dichtstehenden Blättern, die im Sommer grünlich-braun, im Herbst hellrot gefärbt sind, sehr zu empfehlen. Fagus silvatica atrofurfurea „schwarze Margartth" hat sich hier nach mehrjähriger Kultur als nichts weiter gezeigt, als die alte, jedoch ziemlich in Vergessenheit geratene Fagus sUv. atroptirpurea vtacrophylla, die ich hier ausschliefslich und schon seit langen Jahren vermehre. Von Fagus silv. atropurpurta truolor existieren sehr minderwertig gefärbte Exemplare im Handel, welche diese .Sorte sehr in Mifskredit gebracht haben. Fagus silv. rotundifolia minor ist eine äufserst distinkte, merkwürdige Neuheit mit kleinen, runden Blättern und dichtem, pyramidalem Wuchs. Fagus silv. Zlatia, die goldgelbblättrige Buche, will durchaus nicht von der Stelle wachsen und ist somit für die Kulturen wertlos. Sie wäre ja sehr schön gewesen, wenn sie nur den Wuchs der Blutbuche besäfse. Auffallend ist es, dafs die im Prinz Emil-Garten in Darmstadt befindliche prächtige Hartigbuche, Fagus silv.fol. siriatis, noch nicht entsprechend in Vermehrung genommen und in unseren Kulturen eingeführt ist. Fraxinus dimorpha dumosa ist eine äufserst fein- und dicht- blättrige, zwergige Art von kandelaberartigem Wuchs. Auf Fraxi- nus Onms hochstämmig veredelt, bildet sie ein auffallendes, klein- kroniges Zierbäumchen, niedrig veredelt ist sie ein schöner Felsenstrauch. Die viel empfohlene Fraxinus Mariesii aus China, welche hier schon in lojährigen, veredelten Exemplaren existiert, hat noch nie geblüht. Ihr hoher dekorativer Wert ist für uns noch sehr zweifelhaft. Von Hibiscus syriacus sind in den letzten Jahren drei Sorten in den Handel gekommen, wovon „Kubin" die allerschönste mit rein- roter Blütenfarbe ist; sonst sind alle rötlichen Färbungen stark mit Violett durchsetzt. Hibiscus „Jcanne d'Arc" ist schön reinweifs gefüllt, und Hibiscus syr. luteolus pitnus hat keine Spur von Gelblich an sich und ist nur eine weifsgefüllte Sorte. Hypericum moserianum tricolor ist eine schöne Sorte, aber für das freie Land nicht geeignet, sie ist zu zärtlich. Als Topf- pflanze ist sie ein kleines Pflänzchen mit ausgebreitetem, mehr niederliegendem Wuchs, welches mit der Stammform gar keine Ähnlichkeit hat. Htdysarum niuliijugum hat erfüllt, was man erwartete. Die Pflanze mufs jedes Frühjahr ziemlich zurückgeschnitten werden, wenn man einen reichen Blütenflor wünscht. Laburnum vulgare chrysophyllum ist nur 14 Tage während des Blätteraustriebes schön und hat sonst ein krankhaftes Aussehen, ebenso ist es mit Laburnum vulgare fol. aureis. Laburnum alpinum fol. aureis ist, wenn halbschattig gepflanzt, noch konstant in der Färbung, Laburnum vulgare semperflorens ist als zweimal blühende Sorte sehr interessant, auch Laburnum vulgare Vossi mit seinen eigentümlichen, geschlitzten und gekerbten Blättern ist eine empfeh- lenswerte Erscheinung. Die in neuerer Zeit von Frankreich aus verbreiteten bunt- laubigen Ligustrum ovaii/alium-Sorten: wie argenteum elegans, aurium elegans und margina/um aureum elegans, sind für uns als freie Land- gehölze nichts wert, sie erfrieren sämtlich bei — 8 Grad C. Die alte Sorte L. ovalifol. marginatum aureum ist noch die beste bunt- laubige, widerstandsfähige Sorte. Ligustrum vulgare pendulum ist ein sehr elegantes, zierliches Trauerbäumchen. Die zwar schon lange in unseren Kulturen eingeführte, aber für viele noch immer seltene Magnolia stellata oder halleana ist ent- schieden eine der schönsten und reichblühendsten Magnolien, welche bei uns winterhart sind. (Man vgl. d. Abb. Heft 10, S. 113.) Die Philadelphus sind von Lemoine in Nancy sehr ver- bessert worden, in ähnlichem Sinne wie bei den Deutzia erwähnt. Die Verfeinerung ist sogar schon soweit vorgeschritten, dafs die Winterhärte verloren ging, wie es bei Philadelphus Coultiri der Fall ist, welcher nur noch als Topfpflanze zum Treiben brauchbar ist. Ebenso wird es wohl mit den Sorten : „lilanleau d^ Hermine''', „Moni Blanc'^ und „Pavillon Blanc"' der Fall sein. Die Sorten „Gerbe de neige", „Boule d'argent", hybridus Lemoinei und hybridus ereclus sind für das freie Land sehr wertvolle Verbesserungen gegenüber den alten Sorten. Pirus (coronaria) anguslifoKa fl. pl. ist eine prächtige, grofs- blumige mit dichtgefüllten rosa Blumen versehene Sorte, von etwas schwachem Wuchs. Pirus Tenorei carnea plena [P. Toringo X specta- bilis fl. pl.) ist eine ältere, aber noch grofsblumigere Sorte als die vorgenannte, bei welcher Blumen von 6 cm Durchmesser nichts Seltenes sind. Populus irichocarpa ist eine der Balsampappel ähnliche, aber mit grofsen, lederartigen, unterseits bläulichen Blättern versehene Art von pyramidenförmigem Wuchs. Potenlilla salesoviana ist eine immer noch seltene Spezies aus dem Himalaya. Sie ist ein Felsenstrauch mit stark gefiederten, graugrünen Blättern, welche unterseits silbei'ig weifs bereift sind. Prunus Laurocerasus schipkainsis hat sich als winterhart be- währt, ebenso P. Laurocer. serbica; teilweise leiden die Blätter beider Sorten über Winter doch etwas von der Sonne. Prunus Pissardü diversifolia tricolor ist nur als eine Verschlechterung der Stammform anzusehen und wird auch bald aus den Kulturen entschwunden sein, zum Glück! Prunus davidiana ist wohl die frühblühendste Pflaumenart und deshalb sehr interessant. Prunus Jacquemontii, welche auch frühblühend ist, aber rosa, während erstere reinweifs blüht, hat hier schon mehrmals vom Frost gelitten. Die alt- bekannte Prunus triloba ist demnach besser für uns. Rhus colinoides ist ein baumartiger Perückenstrauch mit sehr grofsen Blättern, die eine prächtige rote Herbstfärbung annehmen. Rhiis copallina bildet einen herrlichen, mittelhoch werdenden Zier- strauch, dessen grofse, gefiederte Blätter von dunkelgrün glänzen- der Färbung sind und gegen den Herbst blutrot werden. Rhus succedanea, der japanische Wachsbaum, bildet einen sehr dekora- tiven, breitkronigen Schattenbaum von höchst malerischer Wir- kung mit prächtigem, glattem Stamm. Die grofsen, gefiederten Blätter sind denen von Cedrela sinensis ähnlich. Diese Rhus ist vollständig winterhart. Die Gattung Rosa hat uns in ihren winterharten neueren Bastarden ein sehr geschätztes Material zur Vervollständigung unserer Gehölzgruppen in Gartenanlagen gebracht, dafs wir sie infolge ihres kräftigen Wuchses, ihrer Winterhärte, ihrer schönen Belaubung, ihrer reichen Blütenfülle und der meistens sehr zie- renden Früchte wegen, wo es irgend angebracht ist, verwenden sollten. In sehr vielen Fällen haben wir es bei den sehr brauch- baren winterharten Rosen nicht mit wirklichen Neuheiten, son- dern sagen wir lieber mit Seltenheiten längst vergangener Zeiten zu thun, welche durch eine verirrte Geschmacksrichtung in Ver- gessenheit geraten waren. Aber auch sehr gute neuere Bastarde sind aufgetaucht, und es scheint mir, als wenn damit erst das Anfangsstadium erreicht ist. Die Neigung in der Rosen-Neu- heitenzucht bewegt sich stark nach den winterharten Sorten. Feine, zärtliche Rosensorten giebt es gewifs schon genug. Es dürfte die Aufgabe dieser Arbeit sehr übersteigen, wollte ich mich auch nur im entferntesten mit den besseren winterharten Rosen befassen, es bleibt einem Spezialartikel vorbehalten. Betrachten wir nur die vielen herrlichen Rosa rugosa-V arietäten, wovon die prachtvolle „Conrad Ferd. Meyer'' die neueste Errungenschaft ist, so wird es uns klar, dafs uns hier sehr viel schönes Gehölzmatcrial zu modernen Gartenanlagen zur Verfügung steht. Rubus deliciosus ist ein prächtiger, nicht rankender Zierstrauch mit enorm grofsen, weifsen Blumen, die die ganze Länge der Zweige bedecken. 190 Die Gartenwelt. V, i6 Salix mkrostachya ist eine äufserst dekorative, hochwerdende Weidenart mit dem Aussehen wie manche Mtlaltuca der Kalt- häuser. Sambttcus racemosa plumosa fol. aur., die wohl eine prachtvolle Neuheit ist, ist aber so zärtlich, dafs man sie lieber im tem- perierten Gewächshause, als im Freien kultiviert, daher sie keinen wirklichen Wert besitzt. Die süfsfrüchtige Eberesche, Sorbus Amuparia duhis, hat all- gemein nicht die Anerkennung in Privatkreisen gefunden, wie man vermutete, was ja erklärlich ist. Es ist eben nur ein Obst- baum fiirs Hochgebirge, in welchem sonst nichts Efsbares mehr gedeihen kann. Unter den Syringa haben wir so viele Verbesserungen, dafs dieselben kaum noch der Vervollkommnung fähig zu sein scheinen. Es giebt auch schon so viele sich einander ähnelnde Sorten, dafs man nur noch Verschlechterungen der alten Sorten zu erwarten hat. Die Sorte „Marii Legrayt"- ist in ihren Eigenschaften in den letzten lo Jahren von allen Neuheiten nicht erreicht worden. Auch ^Andenken an L. Spätk^ und y^Mme. I^moitu" haben in ihren Färbungen noch keine Rivalen gefunden. Viele der neueren Sorten bewegen sich in den zu bekannten violetten Farbentönen, die nicht effektvoll genug sind. — Zwei neue Syringa Josikaia Varietäten dürfen aber nicht unerwähnt bleiben, weil sie einer ganz anderen Richtung angehören, von welcher allein der Syringa noch bedeutende Verbesserungen bevorstehen, da die S. vulgaris- Varietäten den Höhepunkt schon erreicht haben dürften. Es sind zu erwähnen: Syringa Josikaea iximia und „H. Zabel-'' . Die späte Blütezeit der Stammart haben sie behalten, aber die Gröfse der einzelnen Blume, wie der ganzen Rispe hat gegenüber der Stammart sehr zugenommen, ebenso ist die Farbe ganz geändert. l'iburntwi tomeniomm oder plicatutn ist eine herrliche Schnee- ballart, welche auch aufser der Blütezeit durch das schöne Blatt- werk noch auffallend genug ist (Abb. Jahrg. IV, No. 33). In den IVeigclia oder Ditrvilla hat man mehrere sehr dunkel- schwarzrotblühende Varietäten erzogen, welche aber gar nicht den Effekt verursachen, welcher ihnen beigelegt wurde. Die alte Sorte „Abel Carriere" ist noch immer die grofsblumigste Sorte in den leuchtend rosa Farben und die Sorte „£7'ii A'a/liie^ ist durch ihr leuchtendes Rot eine der besten Diervillen. Wenn ich nun im Vorstehenden aus dem unendlich reich- haltigen Gehölzmaterial der letzteren Jahre nur einen so kleinen Teil beschrieben oder erwähnt habe, ist damit nicht gesagt, dafs das Thema erschöpfend behandelt ist; es kann im Rahmen eines Fachartikels ja nur gestreift werden. Giefsen nicht oft genug wiederholt worden. Die Folge war das Ab- werfen der Blätter wie auch der Früchte. Ein allabendliches Spritzen mit klarem, frischem Wasser nach Sonnenuntergang, verbunden mit Giefsen, steuert am besten und sichersten dem Verbreiten des Pilzes. Die jungen Triebe werden nicht angebunden, am durch natürliche Stellung sich besser zu erholen und dem kranken Baume noch etwas Leben zu er- halten. Die Krankheit kann man dem Baume noch im nächsten Jahre mehr oder minder ansehen. — Ich habe Pürsichmauern von 200 m Länge gesehen, woran im Monat Juli auch nicht ein einziges Blatt mehr war, sogar ein grofses Feld einjähriger Veredlungen, welches sich un- mittelbar der Pfirsischmauer entlang zog, war bis auf 5 m von der Mauer an gerechnet genau strichweise befallen. Wunderbar ist es, dafs manchmal nach einem Mauervorsprung von 2 — 3 m, auf der anderen Seite alle Pfirsichbäume in der üppigsten Fülle standen. Diese Thatsache zeigt nur zu deutlich, dafs, falls auch nur ein Baum befallen ist, die Krankheit auf den unmittelbar nahestehenden übergeht u. s. w. Die Krankheit ist am stärksten in sehr trockenem Boden und an Seiten, welche der grellen Mittagssonne ausgesetzt sind. Das Spritzen mit der Bordeauxbrühe ist nur gegen den Exoascus deformans im Frühjahr mit Erfolg anzuwenden, einen Pilz, dessen Auftreten durch schroffe Witterungs- verwechsel begünstigt wird. Der „tigre sur feuilles" dagegen ist der Schrecken der hiesigen Pfirsichzüchter, da er oft genug in einem trockenen, heifsen Sommer die ganzen Ernteaussichten zu nichte macht und wegen der allzu grofsen Ausdehnung der hiesigen Ptirsichfelder nicht erfolgreich mit oben angegebenen Mitteln bekämpft werden kann. — „Du sollst die Durstigen tränken." Heinr. Zipp, Montreuil-sous-bois (Frankreich). — Mir ist es in meinem Obsthofe mit einigen Pfirsich-Spalieren auch so gegangen. Sie befanden sich ganz wohl, bis auf einmal die Blätter gelb wurden und abfielen. Bei genauerer Untersuchung des Stammes entdeckte ich kleine Wunden, aus welchen Harz flofs. Die Pflanzen litten, was bei Steinobst oft der Fall ist, am Gummiflufs. Diese Krankheit entsteht entweder durch Pilze, Frostschäden oder andere Verletzungen. Zu helfen ist hier nicht viel, denn man bemerkt das Übel meistens immer erst, wenn der betr. Teil abstiibt. W. Mafsias, Kreisobergärtner, Peiskretscham. Fragen und Antworten. Beant'wortung der Frage No. 123. Ich besitze sehr schöne Pfirsich-Spaliere. Davon haben einige das ganze Laub fallen lassen. Worin mag wohl der Grund zu suchen sein? Die Spaliere werden im Winter mit Rohr und Wachholder gedeckt, sind vor und nach der Blüte mit Bordeaux-Brühe gespritzt worden, hatten schöne Früchte an- gesetzt und wurden auch öfters gegossen. — Mein längerer Aufenthalt in den französischen Pfirsichkulturen, namentlich in dem bekannten „Montreuil-sous-bois", dessen Einwohner fast ausschliefslich nur von der Spalierpfirsichzucht leben, ermöglicht es mir, dem betreffenden Fragesteller die richtige Antwort zu geben. Die „Krankheit" ist nach der Schilderung keine andere als der „tigre sur feuilles", wie die französische Bezeichnung heifst, auf deutsch etwa „der Blattwüsterig". Die Entstehungsursache ist, trotzdem die betreffenden Bäume gegossen wurden, keine andere als zu grofse Hitze, verbunden mit der nicht ausbleibenden Trockenheit, wodurch das Auf- treten des Pilzes gefördert wurde; denn ein solcher ist doch der eigent- liche Schädiger. Das Wasser ist nicht zu den Wurzeln gelangt, oder das Gärtnerisches Unterrichtswesen. Das Pomologische Institut Reutlingen wurde im Jahre 1900 von 87 Personen besucht. Es entfallen davon 29 auf die höhere Lehranstalt für Pomologie und Gartenbau, 20 auf die Obst- und Gartenbauschule, 11 waren als Hospitanten anwesend und 27 waren Teilnehmer am Baumwärterkursus. Von letzteren waren 15 von der kgl. württembergischen Zentralstelle für die Landwirtschaft überwiesen, 3 vom landwirtschaftlichen Kreisverein für Schwaben und Neuburg gesandt und 9 Teilnehmer besuchten den Kursus auf eigene Kosten. Nach ihrer Heimat verteilen sich die Schüler auf Württemberg 27, Preufsen 23, Bayern 20, Baden 2, Elsafs- Lothringen i, Schweiz 3, Frankreich 3, Kroatien 3, Rufsland 2, Schweden, Bulgarien und Steier- mark je I. Der Baumwärterkursus beginnt Mittwoch den 6. März 1901 und dauert 10 Wochen, endet also den 15. Mai; mit dem Baumwärter- kursus nimmt gleichzeitig das Sommersemester der höheren Lehranstalt seinen Anfang. Vogelschutz. Schützet die Vögel. „Wer Vögel nährt und sie beschützet, Sich selber wohl am meisten nützet." Wer hätte wohl mehr Grund und Gelegenheit, diesen schlichten Worten Beachtung zu schenken, als der Gärtner und Gartenbesitzer? Und gerade in unserer an Pflanzenschädlingen und Ungeziefer so reichen Zeit dürfte es vielleicht die verehrten Leser dieser geschätzten Zeitschrift nicht verdriefsen, wenn ich ihre Geduld über das Thema „Vogelschutz und Vogelfütterung" etwas in Anspruch nehme. V, i6 Die Gartenwelt. 191 Nicht selten hört man den Ausspruch thun: „Ist es nicht ein Eingriff in den Haushalt der Natur, wenn wir die Vögel füttern, besonders die insektenfressenden, da wir dieselben doch durch das Füttern von ihrer natürlichen Nahrungssuche ableiten ? Treten wir nicht den weisen Absichten der Natur in den Weg, indem wir uns mit menschlischem Aberwitz erdreisten, klüger sein zu wollen, als unsere ewige Lehrmeisterin ?" Herr Professor Dr. W inteler in Aarau sagt in einem Vortrag treffend hierüber: „Es ist ganz selbstverständlich, dafs die Natur mit ihrem Haus- halt ohne uns fertig wird. Aber der Mensch selbst ist eine un- geheure Macht inmitten der Natur geworden. Vor ihm ist der Urwald geschwunden und alle Lebewesen neben ihm bestehen nur noch, soweit sie ihm dienen oder für ihn gleichgültig sind. Schritt für Schritt unterwirft sich der Mensch die irdische Natur und nimmt dieser die Sorge für ihre Geschöpfe mehr oder weniger aus der Hand. L'nd das gilt auch für die Vogelwelt. Es wäre also thöricht, sich für diese allein auf die Fürsorge der Natur berufen zu wollen, seitdem jeder Grashalm, jeder Baum und Strauch und alles, was da kreucht und fleucht, menschliches Eigentum geworden ist und vom menschlichem Willen und Ver- ständnis abhängt." Hecken, die Schutz gewähren, nahrung- bietende Beerensträucher fehlen überall. Werfen wir nun nur einen Blick in unsere gärtnerischen Bücher und Zeitschriften, so finden wir überall Berichte und Klagen über das massenhafte Auftreten oder das Neuerscheinen von Ungeziefer, welches unsere Pflanzenbestände bedroht. Es steht fest, dafs diese Plage nicht zuletzt auf das Fehlen oder das Abnehmen unserer nützlichen \'ögel zurückzuführen ist. Man behaupte ja nicht, es komme wieder einmal ein Winter und zer- störe den bösen Feind. Scheinbar stirbt er; aber vorher sichert er sich wohlweislich seine Nachkommenschaft im Schofse der Erde. Um so notwendiger wird es also, den Vögeln über den strengen, schneereichen oder andauernden Winter hinwegzuhelfen und ihnen, soweit es nur irgend in unseren Kräften liegt, auch in der übrigen Jahreszeit Schutz zu gewähren und für Nist- gelegenheit zu sorgen. Kein beobachtender Gärtner, Förster, Landwirt etc. wird an der wirksamen, fast unentbehrlichen Unter- stützung, welche uns die Vogelwelt in dem Kampf gegen die Pflanzenschädlinge leistet, zweifeln. Betrachten wir nur einen Klebering, welcher eine Zeitlang an einem Obstbaum war, wie der Schutzgürtel zerhackt und durchlöchert ist, da unter dem- selben die Larven und Eier der Baumschädlinge sitzen. Natür- lich finden die Vögel so gut wie unter dem Gürtel, auch diese Nahrung unter der Baumrinde. Beobachten wir ferner einen Fliegenschnäpper oder eine Schwalbe bei der Fütterung ihrer Jungen. Hunderte Insekten an einem Tage bringen diese un- scheinbaren Vögel ihren Nachkommen, ohne den eignen Bedarf. Welche Mittel ersinnt nicht mitunter der Mensch, um den Schäd- lingen: Raupen, Schnecken, Nonnen, Kiefernspinnern u. s.w. auf den Leib zu gehen: und welche Mühe und Kosten verursachen diese Mittel noch, bei aller FragUchkeit ihrer Wirkung! Und hier liegt das Gute so nahe. Bedauerlich ist es ja, dafs es bis jetzt noch nicht gelungen ist, dem Massenvogelfang in Italien einen Riegel vorzuschieben; doch dieses ist hoffentlich nicht mehr fern. Aber auch in unserem Vaterlande werden jährlich noch Millionen Vögel auf alle möglichen Arten und zu allen möglichen Zwecken hinweggefangen; so ist z. B. auch die Insel Helgoland ein Massengrab für kleine Zugvögel. Haben wir also ein wach- sames Auge auf alle Vogelsteller, halten wir wildernde Katzen fern und hängen genügend Nistkästen, welche für wenig Geld zu beschaffen sind, auf, da es den Meisenarten an den zum Nisten so bevorzugten hohlen Bäumen und Aststumpfen in den Gärten mangelt. Dann ist, wie schon angedeutet, das Füttern in strengen Wintern von unberechenbarem Vorteil, indem wir dadurch un- zählige Vögel vor dem Hungertode bewahren und viele in unsere schützenden Gärten herbeiziehen. Sind nicht eigens zu diesem Zwecke Futterkästen vorhanden oder zu beschaffen, so wähle man die Futterplätze unter Koniferen oder Stellen, wo der Schnee das Futter nicht gleich wieder verweht. Solche Stellen sollen in jedem Garten eingerichtet sein und sie werden der gefiederten Welt bald bekannt. Zum Füttern können verschiedene Samen, Fleischabfälle, aufgehängte Speckschwarten für Meisen und Spechte u. s. w., Verwendung finden. Eine Ecke im Garten im Frühjahr mit HeKanthus annuus bepflanzt, liefert uns eine Menge Saat, welche, in den Köpfen aufgehängt, für viele Vögel eine Delikatesse ist. Wenn jeder nur ein Scherflein dazu beiträgt, das Ganze wird uns Segen bringen. J. Keim, Mainz. Bücherschau. Prof. Dr. Paul Sorauer, Schutz der Obstbäume gegen Krankheiten. Ein praktischer Ratgeber zur Erkennung, Abhaltung und Bekämpfung der die Gesundheit unserer Obstbäume beeinträchtigenden Zustände und Krankheiten. Preis brosch. M. 2,20, geb. M. 5, — . Stuttgart 1900. Verlag von Eugen Ulmer. Verfasser behandelt in diesem Werke sämtliche wichtigeren Krank- heiten der verschiedenen Obstarten mit Einschlufs des Beerenobstes in knapper, aber leichtverständlicher Weise und zwar sowohl die durch Parasiten hervorgerufenen, wie auch die nicht parasitären, also durch äufsere Einflüsse sich einstellenden Krankheiten. Die Einteilung ist eine sehr übersichtliche und zwar derart, dafs bei jeder Obstart i. die Krankheiten des Stammes bezw. der Zweige, 2. der Blätter und 3. der Blüten und Früchte zusammen aufgeführt sind. Jede einzelne Krankheit ist wieder eingeteilt in a) Erkennung, b) Entstehung und c) Bekämpfung derselben, was ich für sehr praktisch halte, weil dadurch jede einzelne Krankheit genau charakterisiert wird. Prof. Dr. Sorauer, der als eine Autorität auf dem Gebiete des praktischen Pflanzenschutzes gilt, beurteilt die Bekämpfung der parasitären Krankheiten von einem anderen Gesichts- punkte als dem sonst üblichen und mir däucht, wohl von dem allein richtigen. Wie der Verfasser schon in seiner Vorrede ausführt, hält er bei vielen parasitären Krankheiten die lokale Bekämpfung für wenig wirksam und verspricht sich nur einen Erfolg durch gleichzeitige Ein- griffe, welche die Entwicklung der Nährpflanze in der Richtung be- einflussen, dafs sie ferner keinen so günstigen Nährboden für den Parasiten darstellt. Und diese Betonung der indirekten Bekämpfung der Parasiten durch entsprechende Allgemeinbehandlung ist der leitende Gedanke in diesem Werke und zieht sich wie ein roter Faden durch dasselbe. Die Behandlung des Stoffes stützt sich nicht nur allein auf die praktische Erfahrung, sondern ist, was von hohem Wert, auf wissen- schaftlicher Basis aufgebaut, und darum hat der Verfasser dem speziellen Teil einen allgemeinen voraufgehen lassen, in dem der anatomische Bau der Obstbäume und die Entwicklung der Pilze geschildert wird, was das Verständnis des speziellen Teils bedeutend erleichtert. Die 1 10 Ab- bildungen sind zum grofsen Teil vollständig neu angefertigt, die Aus- stattung des Buches musterhaft, so dafs die Anschaffung desselben jedem Interessenten aufs wärmste empfohlen werden kann. H. W. Ein Jubiläum. Die i. Nummer dieses Jahres von „The Gar- deners' Chronicle" trägt die stolze Überschrift „Diamond Jubilee Number". Sechzig Jahre sind verflossen, seit am 2. Januar 1840 unter der Mitwirkung eines Lindley, Paxton u. s. w. diese bekannte englische Gartenzeitschrift ins Leben gerufen wurde. Sie verdient es gevvifs, dafs wir ihrer in ihrem Jubiläumsjahre ehrend gedenken. — Gleichzeitig drängt sich aber uns der Wunsch auf die Lippen, dafs auch der „Gartenwelt" die gleiche rege Teilnahme und Mitarbeiterschaft aus allen Kreisen des Garten- baues entgegengebracht werden möge, deren sich der „Chronicle" er- freut, damit auch unser Blatt immer mehr die führende Gartenbau- zeitschrift in deutscher Sprache werden und bleiben kann. 192 Die Garten weit. V. i6 Mannigfaltiges. Eine Maus als Insektenverülgerin. Von einer neuen Seite lernte ich kürzlich ein sonst in den Gewächshauskulluren sehr gefürchtetes Tierchen kennen. Im Warmhause beschäftigt, bemerkte ich, wie sich auf einer mit Nephrokpis^ Aspidtum etc. besetzten Tablette einige grofse Nepkro!epis-\\eäe\ auffällig bewegten. Ich glaubte, ein Sperling habe sich durch die Luftfenster in das Haus verirrt, erkannte aber statt dessen eine Maus, welche emsig und geschickt von einem Wedel zum andern kletterte, bald auf denselben sitzend, bald nach Meisen- arl unter denselben hängend und dabei fortwährend eifrig knuspernd, so eifrig, dafs ich ungeniert nahe hinzutreten und bemerken konnte, wie sich das Tierchen an den an den Mitlelrippen sitzenden Scliild- läusen gütlich that und in kurzer Zeit einen grofsen Wedel gänzlich davon säuberte. Erfreut über den neuen Verbündeten im Kampfe gegen das Ungeziefer, liefs ich das Tierchen ruhig gewähren und habe nun die Freude, dasselbe fast täglich in den Nachmittagsstunden bei der- selben nützlichen Arbeit anzutreffen. Wilh. Deicke, Datsche Lemm6, Odessa. Nachschrift der Redaktion. Es wird sich jedenfalls nicht um unsere Hausmaus, sondern die an ihrem Kopfe leicht kenntliche Spitzmaus gehandelt haben. Wir haben früher oft die Erfahrung gemacht, dafs sich die Spitzmäuse im Winter in unsere Gewächshäuser zurückziehen, wo sie ah ausgesprochene Insekten- und Fleischfresser sehr nützlich werden. Es passierte uns wiederholt, dafs Spitzmäuse in Fallen gefangene Hausmäuse während der Nacht anfrar->en, so dafs wir am Morgen nur noch Fragmente derselben in den Fallen fanden. Neben der Spitzmaus ist auch die nur vereinzelt vorkommende Brand- maus (im Berliner Tiergarten häufig anzutreffen) als Inscktenvertilgerin aufserordentlich nützlich. Tagesgeschichte, Berlin. Der Archivsekretär der französischen Botachaft in Berlin, de Noyelle, veröffentlicht im „Moniteur officiel du Commerce" eine Arbeit, in welcher er seinen französischen Landsleuten ganz bestimmte Katschläge über den Absatz ihrer Waren in Deutschland erteilt. Der Herr Archivsekretär empfiehlt speziell die Einfuhr von Automobilen und — frischen Blumen und Palmen nach Deutschland. In Bezug auf die Einfuhr von Blumen und l'almen, so etwa schreibt er, konkurrieren Frankreich und Italien. Den Franzosen wird nun der wohlfeile Rat erteilt, den italienischen Mitbeweib zu schlagen, zu welchem Zweck sich ein französisches Haus direkt in Berlin niederlassen soll. Schade, dafs der Herr Archivsekretär, der diesen Rat erteilt, nichts von den t üben Erfahrungen weifs, die ein italienisches Haus mit solch einer direkten Niederlassung in Berlin gemacht hat. Infolge des Mangels jeder Kenntnis auf dem einschlägigen Gebiet und jeder Eifahiung, versteigt sich der Herr Archivsekretär auch zu der Frage: „Warum thun sich die französischen Produzenten nicht zu einem Syndikat zu- sammen und schicken einen Vertreter nach Berlin, der in einer der belebtesten Strafen ein Geschäft aufzumachen hat.» Die Franzosen wür- den siciier die Blumen besser als ihre deutschen Kollegen auszustellen wissen." Dies letztere erlauben wir uns entschieden zu bezweifeln, wie auch die weiteren Angaben des Verfassers fraglicher Arbeit, dafs der Erfolg sicher sei und die verhältnismäfsig nicht grofse Ausgabe für die Miete des Lokals (.') sich sofort bezahlt machen würde. Das fran- zösische Syndikat mag nur nach Berlin kommen, es wird bald die Er- fahrung machen, dafs das Publikum, welches in den belebtesten Strafsen kauft, die frischen heimischen Blumen den fremden entschieden vor- zieht und dafs die Nachfrage nach den Palmen Südfrankreichs ebenso gering als diejenige nach italienischen Palmen ist. M, H. Hamburg'. Der Jahresbericht der hiesigen Handelskammer für igoo enthält u. a. interessante Mitteilungen über die vielgenannie San Jos^-Schildlaus. Es wird darauf hingewiesen, dafs ein Bedürf- nis nach reichsgesetzlicher Grundlage für die Verhütung der Ein- schleppung vorhanden sei. Es hätte aber nicht, wie geschehen, der zur Abwehr der San Jos^-Schildlaus durch kaiserliche Verordnung vom 5- Februar 1898 angeordnete Untersuchungszwang für amerikanisches übst durch Verfügung des preufsischen Finanzministers auch auf ge- trocknetes Obst ausgedehnt werden sollen, eine Ausdehnung, welche dem Handel und den Behörden, insbesondere in Hamburg, grofse Opfer auferlegte, und völlig zwecklos war, da, wie die mit den Verhältnissen vertrauten Händler stets behauptet hatten und durch sorgfältige Unter- suchungen bestätigt worden ist, auf getrocknetem Obst lebende Schild- läuse nicht vorkommen können. Dieser lediglich für Preufsen erlassene Untersuchungszwang, dem aber die Hansestädte nach Lage der Ver- hältnisse sich anschliefsen mufsleri, ist, nachdem er zwei Jahre lang den Handel unnötigerweise erschwert hat, durch das Übereinkommen zwischen dem Reiche und den Vereinigten Staaten vom 10. Juli v. J. aufgehoben werden. Die San Jos^-Schildlaus, die von Japan nach Amerika eingeschleppt zu sein scheint, hat sich auch gelegentlich auf von ersterem Lande hierher eingeführten Pflanzen gezeigt. Infolge- dessen wurde durch kaiserliche Verordnung vom 6. August v. J. die Einfuhr aus Japan von lebenden Pflanzen absolut, von frischem Obst in den Fällen verboten, in denen die an der Eingangsstelle vor- genommene Untersuchung das Vorhandensein der Schildlaus nachweist. Durch den ersten Teil dieser Verordnung ist der von hier aus sowohl nach Deutschland als auch nach anderen Ländern betriebene Handel in japanischen Pflanzen empfindlich getroffen worden, und auch die dem Reichskanzler eingeräumte Ermächtigung, Ausnahmen zu gestatten, ge- währt keine genügende Abhilfe. Ein Untersuchungszwang, wie er für das japanische Obst angeordnet ist und seit zwei Jahren für das amerikanische Obst besieht, und wie er auch schon vor der Verordnung hier mit Zustimmung der Händler gehandliabt ist, bietet völlig aus- reichenden Schutz, und einen gröfseren, als das absolute Verbot. Denn dieses drängt die Einfahr der Pflanzen nach fremden Häfen, wo sie nicht untersucht werden, so dafs die Gefahr entsteht, dafs die Schildlaus von in den Nachbarländern eingeführten Pflanzen nach Deutschland übertragen wird. Wir haben daher eine entsprechende Abänderung der Verordnung befürwortet. Wenn auch diesem Wunsche bisher nicht entsprochen ist, so sind doch für die Durchfahr und die Umpackung der Pflanzen einige Erleichterungen eingeführt worden. Hannover. Während man einerseits bestrebt ist, unsere Stadt durch neue Anlagen zu verschönern, fehlt es andererseits an der nötigen Rücksichtnahme gegenüber alten berühmten Gärten. Kaum ist die vom Fiskus geplante weitere Bebauung des kgl. Weifengartens — hoffentlich endgültig — vertagt, kaum die Gefahr der Luftvergiftung durch che- mische Betriebe in nächster Nähe des kgl. Georgs-Garten beseitigt, da will man die grofsen Klärbassins der neuen, städtischen Kanalisation nach Herrenhausen verlegen — gewifs nicht zum Vorteil der Gärten. Zwar stellt die Stadt im Falle einer Belästigung die Zudeckung der projektierten Bassins in Aussicht, besser aber wäre es, wenn die An- lage an dieser Stelle überliaupt unterbliebe. Krone. Meiderich (Rheinland). Auf der Tagesordnung einer der letzten Stadtverordneten-Sitzungen wurde über die Aufnahme einer Anleihe von 140000 M. zur Beschaffung der erforderlichen Geldmittel für die im EnteignuEigsverfahien zu erwerbenden Grundstücke für die Anlage eines Stadtparkes verhandelt. 'Wiesbaden. Für Parkanlagen im Walkmühlthal beim Distrikt „Unter den Eiciien" nach Art der Nerothalanlagen wird voraussichtlich schon der nächste städt. Etat eine Forderung enthalten. Die Pläne sind ausgearbeitet und der Enteignungsantrag ist bereits gestellt. Personal-Nachrichten. Fox, Gartenbau-Direktor zu Neudeck, O. -Schi., erhielt den kgl. prcufs. Kronenorden IV. Klasse. Kaiser, Bernh., kgl. Hofgarten-Inspektor in München, wurde zum kgl. Ilolgarten-Oberinspektor befördert. Zabel, einer der bekanntesten und beliebtesten Gärtnerveteranen in Dresden-Striesen, Geisingstrafse, starb am 2. Januar nach kurzem Krankenlager. Verantwortl. Redakteur: Max Hcsdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 26. Januar igoi. No. 17. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Landschaftsgärtnerei. Praktische Herstellung eines Lawn-Tennis-Platzes. Von A. Brodersen, i. Fa. Körner cS: Brodersen, Landschaftsgärtner, Berli n. Die Herstellung eines guten Tennisplatzes kann auf die verschiedenste Weise und mit dem verschiedensten Material erfolgen, ohne dafs sich unter allen Umständen eine Bau- art als die beste empfehlen läfst. Wesentlich wird die Bau- art von dem Material abhängen, welches in der Nähe der Bau- stelle zu beschaffen ist. — Im beson- deren ist zu entschei- den, ob ein Rasen- platz oder ein be- festigter Platz dem Spiel dienen soll. Wollte man dem Namen des Spiels gerecht werden, so könnte nur ein Rasen- platz in Betracht kommen, allein das Gras ist selten so trocken, um zu jeder Zeit unbeeinträch- tigt durch Tau oder Regen spielen zu können. Es soll daher hier dem befestigten Platz der Vorzug gegeben werden. Auf die verschie- denen Bauarten für brauchbare Tennis- plätze einzugehen, ist im Rahmen einer kurzen Abhandlung unmöglich; es mag daher eine Bauart Die Gartenwelt. V. empfohlen werden, zu welcher an allen Orten das nötige Material vorhanden ist, das ist die Chaussierung der Tennis- plätze. Die erste Bedingung für eine gute Ausführung ist die Verarbeitung von wetterbeständigem, festem Material (Granit, Basalt und hartgebrannten Ziegelsteinen), sodann ist eine grofse Sorgfalt darauf zu legen, dafs das Material in gleichmäfsig starken Schichten (in jede Schicht ebenmäfsiges Material) eingebracht wird. Rodgersia podophylla. Vom Verfasser im botanischen Garten zu Rostock Tür die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 19t) 17 194 Die Gartcr.wclt. V, 17 Nachdem die Lage des Platzes bestimmt ist, dirigiert man die Längsachse von N. nach S., legt die Höhe des Platzes um ein Geringes über das seitliche Gelände fest, da- mit bei Niederschlägen kein Wasser auf dem Platze stehen bleibt. Die Befestigung des Platzes wird ca. 25 cm stark; es mufs daher ein Bodenaushub, dieser Aufschüttung entsprechend, vorgenommen werden. Ist der Untergrund nicht wasserdurchlassend, so ist für reichliche Drainage zu sorgen. Ein geringes Gefälle in der Längsachse ist zu empfehlen. Va^/o ^'''^ ^^^^ immer ge- nügen, doch ist auch i^/q nicht merkbar. Der Untergrund mufs durch mehrmaliges Rammen vor dem Aufbringen der Schüttung gleichraälsig festgemacht werden. Auf das fest- gerammte Planum wird nun das bereitgehaltene, sortierte Material schichtenweise aufgebracht. Zuerst wird das gröfste Material, die Packstcine (keilige Form, 12 — 15 cm hoch, unten 5 — 7 cm stark), mit der Hand, auf der breiten Fläche auf- stehend, die Spitze nach oben. Stein neben Stein, hingesetzt. Ist die ganze Fläche bestellt, so wird auf die Packlage eine ca. 8 cm starke Schicht Schüttsteine, die durch Aussieben von dem Splint und Sand gereinigt sind, aufgebracht. Die Gröfse der Schüttsteine ist in allen Richtungen 5 — 7 cm. Es ist besondere Sorgfalt anzuwenden, um die Schüttsteine mittelst einer starken eisernen Harke recht fest zusammen- zubringen. Ist die ganze Schüttung aufgebracht, so wird reichlich bewässert und gleich dar.iuf der Platz mehrere Male mit schweren Rammen gerammt. Beim erstmaligen Rammen hat man sehr acht zu geben, dafs keine Löcher entstehen. Giebt der Untergrund an einzelnen Stellen beim Rammen nach, so ist die Ursache meistens in ungleichmäfsiger Anfeuchtung zu suchen. Nachdem das Planum nun gleichmäfsig fest und eben gerammt ist, wird über die Schüttung der Splint, der beim Aussieben der Schüttsteine gewonnen ist, gebracht und durch Rammen unter gleichzeitiger Bewässerung in die Öfinungen zwischen den Schüttsteinen eingeprefst. Damit die ganze Schüttung fest verbunden wird, wird die ganze Fläche mit einer schwachen Schicht Chausseeschlick oder nicht zu schwerem Lehm und ferner mit einer schwachen Lage feinkörnigen Kies abgedeckt. Wieder wird mittelst der Ramme die Fläche bearbeitet, bis sie ganz tadellos eben ist. Die Einteilung des Platzes in Spielfelder geschieht am besten und einwandfreiesten durch Linien, die durch Auf- streichen mit Schlemmkreide auf den Spielplatz gebildet wer- den. Zum Aufzeichnen der Einteilungslinien werden eine Menge Werkzeuge und Maschinen empfohlen, doch habe ich kein einfacheres und billigeres Instrument kennen gelernt, als den gewöhnlichen Malerpinsel. Werden unverwischbare Teillinien der Spielfelder ge- fordert, so empfehle ich Rahmen aus 5 cm starken Bohlen (oder, wenn es billig sein soll, Latten), die mit weifser Öl- farbe angestrichen werden. Praktische Herstellung eines Lawn-Tennis-Platzes. Von P. Klavirun, Landschaftsgärtner, G rofs-Lich terfelde. Uie zur .\nlage eines Tennisplatzes bestimmte Fläche wird in der vorgeschriebenen Ausdehnung — lim breit und 24 m lang — auf etwa 15 cm Tiefe ausgeschachtet und dann wagemäfsig ausplaniert. Die so entstandene Vertiefung wird alsdann in der gleichen Stärke mit Kohlenschlacke wieder zugefüllt und die Kohlenschlacke mit einer eisernen Walze mehrere Male festgewalzt. Auf dem so entstandenen, festen und ebenmäfsigen Planum werden die Spiellinien durch sauber geschnittene Dachlatten, die man vorher gründlich mit Kar- bolineum getränkt hat, in den für das Spiel vorgeschriebenen Mafsen markiert. Um den Latten eine gehörige Festigkeit in der Lage zu geben, ist es notwendig, dafs man sie auf Pfosten nagelt, die man, in einer Länge von Vo ^> vorher auf eine Entfernung von i m untereinander in den Boden getrieben hat. Beim Aufnageln der Latten kontrolliert man ihre ebenmäfsige Lage durch Auflegen einer kleinen Wasser- wage und reguliert etwaige kleine Höhenverschiedenheiten durch stärkeres oder schwächeres Eintreiben der Pflöcke. Ist somit der Spielrahmen geschaffen, so wird die zwischen den Latten befindliche Fläche bis zur umliegenden Terrain- höhe mit gut durchgesiebtem, trockenem Chausseeschlick auf- gefüllt und dieser mehrere Male gleichmäfsig angewalzt. Man beachte, dafs die aufgewalzte Schlickmasse reichlich und möglichst ebenmäfsig aufgetragen wird, damit sich später keine Unebenheiten einstellen und die Spieler im Laufen be- einträchtigen. Wird die Schlickmasse nach dem Anwalzen, falls sich kein Regen hilfreich einstellt, einige Male gründlich ange- sprengt, so verhärtet sie in 2 — 3 Tagen und ist für das Spiel brauchbar. Ein Haupterfordernis ist, dafs der Schlick gut trocken und rein aufgetragen wird, da etwaige Sandteilchen die Festigkeit der Spielfläche sehr beeinträchtigen. Ein Kies- überzug ist am besten ganz zu unterlassen oder nur in ganz dünner, feiner Masse ratsam. Statt der Kohlenschlacke kann man als Unterlage auch klein geschlagene Ziegelstücke (Klamotten) nehmen. An den Schmalseiten läfst man noch einen i m breiten Reservestreifen über die erforderliche Länge des Platzes befestigen, damit der Spieler ein besseres Bewegungsfeld erhält. Stauden. Rodgersia podophylla. (Hierzu die Abb. auf der Titel- seite.) — Unser Bild giebt eine Aufnahme jener herrlichen Staude, die Herr Wocke im vorigen Jahrgange Seite 281 in be- kannter, enthusiasmierter und geistvoller Weise empfiehlt. Hinzu- zufügen ist diesen Äufserungen weiter nichts, das Bild kenn- zeichnet genügend das herrliche, ornamentale Blattwerk und die leichten, gelblich-weifsen Blütenstände. Prächtigere Dekorations- pflanzen für den Landschaftsgarten giebt es wohl kaum, ebenso auch wenige, die sich gleich wohl fühlen im Halljschatten unter höheren Bäumen, wie in freier Stellung auf gröfserer Rasenfläche. Freilich, Feuchtigkeit und Nährstofie müssen in reichem Mafse vorhanden sein, sollen sich die üppigen Laubmassen kräftig ent- V, 17 Die Gartenwelt. 195 wickeln. Möchte die Rod^trsia in den Gärten ein häufigerer Gast werden. B. Othmer. Spiraea Aitchisoni wird in der Nummer vom 6. Oktober v. J. in „Gard. Chron." von Hemsley als neue Art beschrieben. Diese Spiräe wurde von Dr. Aitchison 1879 im Thale des Kuram in Afghanistan gesammelt, in Lagen bis zu 3000 m Meereshöhe. 1880 als Sp. sorbi- folia beschrieben, wurde sie bald darauf zu Sp. lindkyana gezogen. 1888 nannte sie ein Autor Sp. sorbifoUa var. angustifolia . Inzwischen hat es sich aber, besonders aus den in Kew kultivierten Pflanzen er- geben, dafs wir es hier mit einer be- sonderen Art zu thun haben, welche in der Tracht allerdings Sp. lindleyana sehr nahe steht. In Kew hat sie sich als völlig winterhart erwiesen. Die dortigen Pflanzen sind 2 — 3 m hoch, mit zahl- reichen, meist nicht verzweigten Trie- ben, welche demselben Wurzelstock ent- springen. Sp. Aitchisoni unterscheidet sich von lindleyana durch die glatte, rote, meist lebhaft rote Rinde; die Blätter sind dunkelgrün, meist durchscheinend, kahl, mit einer schwachen Rachis, ihre Form ist schmal, länglich; die Blättchen sind schmäler, nach der Basis spitz zulaufend, ihre Oberfläche ist weniger rauh und der Rand weniger deutlich doppelt gezähnt. Auch die Blüten und Samenhüllen sind gröfser als bei lindleyana. An Schmuck- wert ist Sp. Aitchisoni dieser überlegen. Die Blätter sind meist etwa 30 cm lang mit 15 — 17 Blättchen; die oberst stehen- den etwa halb so grofs. Die endständigen Blütenstände variieren von 30 — 90 cm Länge. ■Wasserpflanzen. fil. Aponogeton distachyus L Von Ernst Rettig, Jena. (Hierzu eine Abbildung.) rSereits im Jahre 1788 wurde dem „Bot. Magazine" zufolge Aponogeton distachyus, ein naher Verwandter der so überaus interessanten Gitterpflanze, vom Kap in den Kew-Garten eingeführt. Hun- dert Jahre lang fristete er in den Warmhäusern botanischer Gärten und in neuerer Zeit auch als Aquarienpflanze ein mehr oder minder kümmerliches Dasein, bis die Erfolge eines vor Jahren im hiesigen Garten ausgeführten Kulturversuchs im Freiwasser weiteren Kreisen bekannt und dadurch An- regung zur Nachahmung desselben gegeben wurde. Vordem wurde Aponogeton hier im hellen Kalthause in Schalen kultiviert, wo er sich wenigstens gesünder entwickelte, als in der Warmhausluft. Zehn Jahre sind es her, dafs hier der schüchterne Versuch gemacht wurde, diese Pflanze im Aponogeton dislacliyus im botanischen Garten zu Jena. Nach einer vom Verfasser gefertigten Aufnahme. Teich anzusiedeln, indem ich einfach einen kleinen Topf mit einem Exemplare darin versenkte. Bei dem jeglichen Mangel an diesbezüglichen Erfahrungen liefs sich damals der grofs- artige Erfolg, den dieses primitive Verfahren nach sich hatte, nicht im Entferntesten ahnen: aus der armseligen, vermeint- lichen Warmhauspflanze wurde fast mit einem Schlage eins der lieblichsten und unverwüstlichsten Wasserunkräuter, deren weitester Verbreitung nichts im Wege stand. Aponogeton distachyus ist hier bei einem Wasserstand von 40 —70 cm vollständig winterhart. Gewifs zerstört der Frost, da die Vegetationsperiode im September beginnt, alles, was er an Blättern und Blüten vorfindet; der Schaden ist indessen 17* 196 Die Gartenwelt. V, 17 leicht ersetzbar, denn die Knollen selbst haben sich tief in den Schlamm gebohrt, welcher sie schützt, wenn wirklich einmal das Wasser bis auf den Grund ausfrieren sollte. So wenig Ansprüche an Wasserwärme macht Ap. distachyiis, dafs er zweifellos in frostfreien Wintern vom September ab, den ganzen Winter hindurch, bis zum nächsten Sommer ununter- brochen blühen würde; selbstredend sind solche Winterblumen nicht so entwickelt, wie die der wärmeren Jahreszeit. Wenn aber im ganzen Garten nichts anderes mehr blüht, als Tausend- schönchen, Christwurz, Zaubernufs und einige vorwitzige Primeln, dann verursachen auch sie zu dieser Zeit reichlich l'reude. — Erst die im Frühling sich steigernde Temperatur bringt Üppigkeit in das kleine reizvolle Vegetationsbild, un- ermüdlich von neuem erscheinen die anmutigen, weifsen, mandelduftenden Blumen zwischen dem flachschwimmenden L.iube, bis endlich im Mai der Höhepunkt erreicht ist; die Früchte beginnen zu schwellen, zu reifen und zu zerfallen, die Verbreitung der Samen den Wellen überlassend. Die Samen sinken nach einiger Zeit zu Boden, wo sie alsbald keimen und ihre ersten Blätter entfalten, um bald darauf diesen Schmuck gleich ihren Stamrapflanzen abzulegen. Der Juli bekommt nichts mehr von Aponogeton zu sehen; aber nur kurze Zeit währt die Rast, schon Ende August oft schaukeln sich die ersten Blumen wieder auf den Wellen. Gänzlich mühelos ist, wie man gesehen, die Kul- tur, überraschend dagegen der Erfolg; die Abbildung Seite 195 wird das einigermafsen bestätigen. Eins kann in- dessen nicht verschwiegen werden: Aponogeton befriedigt nur ideale Genüsse — aus der Fülle der sonst recht geeignet erscheinenden Blumen kann kein anderer Gewinn geschlagen werden, denn diese sind nicht haltbar, oder richtiger gesagt, ihre Stengel werden aufser Wasser schnell schlaff, schlaffer als die Blumen selbst, so dafs diese ohne Draht nicht ver- wendbar, für die Binderei also bedeutungslos sind. Diese einseitige Verwendbarkeit ist zu verschmerzen, ich wenigstens meine, es ist gar nicht erwünscht, dafs man allen Blumen des Gartens im Salon und sonst wo wieder begegnet. Um so mehr aber ist Aponogeton eine Pflanze für den, der gern etwas Besonderes sein eigen nennt, vorausgesetzt, dafs er nicht auch aktive Liebhaberei für Schwäne und andere Wasser- vögel hat; im letzteren Falle hätte er die Wahl zwischen Wasservieh und Wasserblumen. Mein Geschmack wäre den letzteren zugeneigt. Schwäne und Zier- Enten im Garten und Park sind ja zweifellos schön, sie beleben eine Wasserfläche im wahrsten Sinne, aber das verzeihe ich ihnen nicht, dafs sie alles im Wasser Erreichbare, sobald es nicht gerade Schilf und anderes gemeines Kraut ist, erbarmungslos ver- wüsten. So wollte ich u. a. vor einigen Jahren meinen lieben Landsleuten, den Berlinern, eine kleine Überraschung durch Ansiedlung von Aponogeton in den Gewässern des Tiergartens bereiten, indem ich dort von befreundeter Seite eine gröfsere Menge Samen verteilen liefs (der Herr Gartendirektor Geitner mag mir diesen Eingriff in seine Rechte nachträglich ver- zeihen). Meine Hoffnung, dafs doch einiges den Schnäbeln der Wasservögel entwischen würde, war trügerisch. Auch andere Schattenseiten hat die Entenwirtschaft noch, so dafs ich einer mit schönen Nymphaeen und anderen hübschen Wasserpflanzen besetzten Wasserfläche entschieden den Vorzug vor einer kahlen mit Enten bevölkerten geben möchte. Vor einer dadurch erreichbaren Kombination, dafs man die Wasserpflanzen in einen Drahtzaun einpfercht, wie man es als abschreckendes Beispiel an dem sonst so schönen See der Karls-Aue bei Kassel zu sehen bekommt, möchte ich eindringlich warnen. Orchideen. Habenaria columbae. — Herr H. N. Ridley schreibt über diese neue Orchidee in „Gard. Chron." folgendes: Unter den zahlreichen /faiemiria-Arten, verstreut über die Welt, können sehr wenige als würdig eines Platzes in unseren Gewächshäusern be- trachtet werden. Aber es ist merkwürdig, dafs die meisten in Kul- tur stehenden in der indisch-chinesischen Region heimisch sind, wie //. carnea, mllifctris (pusilla) und Susannae. Diesen möchte ich eine sehr hübsche Art aus Siam zugesellen, welche kürzlich von Herrn Pereira eingeführt wurde und für die ich den Namen H. columbae vorschlage, in Anbetracht der Ähnlichkeit der Blumen mit weifsen Tauben mit ausgebreiteten Flügeln. Die Blätter, rosettig an- geordnet zu 3 — 4, sind länglich-lanzettlich, dunkelgrün und liegen flach dem Boden auf. Der Schaft ist 30 cm oder mehr hoch, blaugrünlich, und trägt an 2'/2 cm langen .Stielchen 11 — 12 rein- weifse Blumen. Die obere .Sepale ist eiförmig, zugespitzt, mit auf- geworfener Spitze, und bildet mit den kleinen, lanzettlich-sichel- förmigen Petalen einen Helm. Die seitlichen Sepalen sind sehr viel gröfser, ei sichelförmig, 2 cm lang und weit ausgebreitet. Die Lippe ist schmal, länglich, dreiteilig; die seitlichen Lappen sind aufwärts gekrümmt. Der Mittellappen ist spateiförmig, so lang, wie die Sepalen. Der Sporn ist etwa 4 cm lang, schwach und zylin- drisch, die Spitze stumpf und eingekerbt, er ist horizontal und weifs mit grünen Flecken. H. columbae blüht willig im Oktober und hält sich einige Zeit, wobei sie eine hübsche Topfpflanze dar- stellt. Es sind Rhizome nach England gekommen, wo man diese Neuheit als willkommene Erwerbung unter den warmen Erd- orchideen begrüfsen dürfte. Chysis bractescens LindL (Hierzu die Abb. Seite 197.) Es giebt unter unseren tropischen Orchideen, besonders unter den epiphytischen manche, welche eigentlich weniger schön, als interessant erscheinen auf Grund ihrer eigentümlichen Gestaltung oder Lebensweise. Viele fallen schon dieserhalb selbst dem Laien ins Auge, bevor sie noch ihre mehr oder weniger schönen Blumen hervorgebracht haben. Wie Caltltya citrina und Oncidium kramerianuiii, so kann man auch voll und ganz Chysis bractescens zu denjenigen Orchideen rechnen, welche interessant und während der Blüte sogar schön zu nennen sind. Chysts bractescens, deren Heimat Mexiko ist, gehört zu den epiphytischen Orchideen und erhält ihren Platz bei uns im tem- perierten Haus oder an dem kühleren Ende des Warmhauses. Unsere Abbildung Seite 197 zeigt ein Exemplar mit drei älteren und einer sehr starken neuen Bulbe, welche mit den Blättern über 60 cm mafs. Die Blumen, sieben an der Zahl, sind fast rahmweifs, von wachsartiger Konsistenz, der Schlund ist gelblich, die Lippe braun gestreift und stellt mit den zahnartig angeordneten Staubgefäfsen einen Rachen dar. Die Blumen haben ca. 9 — 10 cm im Durch- messer und kommen zu gleicher Zeit mit dem jungen Triebe, aus dessen unterem Blattsprosse sie büschelartig hervorbrechen. V, 17 Die Gartenwelt. 197 Die Blumen sind von ziemlicher Haltbarkeit und können ihrer Festigkeit halber sogar Spritzen vertragen, wenigstens be- kommen sie beim Spritzen des Hauses — wenn auch unabsicht- lich — stets etwas ab, und ich habe keinen schädigenden Ein- flufs dadurch bemerkt. Die Blütezeit fallt in die Monate Mai-Juni und dauert 4 — 6 Wochen. Die Kultur ist nicht sehr umständlich; man be- festigt Chysis an Holzblöcken oder, wie die Abbildung zeigt, auf Korkrinde, in deren hohle Seite man etwas Sumpfmoos und PoiypoiJiui/i-F aser bringt. Ch'sis bracttseens will während der Wachs- tumszeit feucht und warm hängen, öfters gespritzt und nach Be- darf in abgestandenes Wasser getaucht werden. Ich habe sogar bei Hervorbrechen des jungen, jetzt blühenden Triebes die ganze Pflanze ins Dungfafs (welches eine Mischung aus Kuh- und Ge- flügelmist enthielt) getaucht und bin mit dem Resultat nur zu- frieden. Während der Ruhezeit, welche nach Ausbildung der neuen Bulbe eintritt und gewöhnlich in die Wintermonate fällt, soll man Chysis bractcscms nicht nur kühler, sondern auch wenig oder gar nicht nafs halten, wenigstens nicht eintauchen. Erst wenn Ende Februar oder März der neue Trieb sich zeigt, be- ginne man mit dem Feuchthalten. H. Beufs. Orchideen-Preise. — In dem Dezemberheft der „Orchid- Review" befindet sich eine Mitteilung über erzielte Preise für Orchideen gelegentlich der Ver- steigerung einer Privatsamm- lung. Darnach wurden bezahlt für Cypripedilum (Paphiopcdilum) callosum Sanderae 2520 M., Cypr. insigne Sanderae 2100 M., Cypr, insigne Luciani l8go M., Cypr. in- signe bohnhoffianum 1176 M., Cypr. lawrenceanum hyeanttni 1155 M., Cypr. venustum measurisianum 1000 M., Cypr. insigne „Harefield HaW^ 945 M., Cypr. „Gert rüde HoUington^^ 483 M., eine feine Cattkya labiata in Blüte 1785 M., eine kleine dito 1050 M., ein Exemplar der kleinen Laelia praestaiis alba 1260 M., mehrere, noch ungeblühte Sämlinge (Hy- briden) zwischen Laelia digbyana und besten Cattleyen erreichten Preise bis zu 96b M. Die Ge- samtsumme, die bei der zwei Tage dauernden Auktion gelöst wurde, betrug 93 320 M. H. Bastardierung von Or- chideen und Bromeliaceen. Das Bastardieren von Orchideen und Bromeliaceen ist eine eben- so schwierige wie anregende Beschäftigung. Wie oft will es dem Hybridiseur durchaus nicht gelingen, unter Pflanzen, bei denen er eine geschlechtliche Vereinigung wohl voraussetzen konnte, eine Befruchtung herbei zuführen. Allein schon ein um gekehrtes Kreuzen bringt ihn oft mals der Sache näher und führ ihn zur .Aufklärung, durch wel chen Fehler die Befruchtung im Chysis bractesccns. Origlnälaufnahme für die ^Gartenwelt'* ersten Falle mifslang. Das erste Nachdenken bei Bastardierungs- versuchen erfordert die Wahl der Eltern. Während Epidendrum, Caltleya, Sophroni/is und Laelia ebenso wie Phajus und Calanthe oder Lycaste und Maxillaria untereinander gekreuzt werden können, so ist bei Vanda, Cattleya, Coelogyne und anderen untereinander jeder Erfolg ausgeschlossen. Ja, es giebt Fälle, in denen selbst eng verwandte Arten durchaus keine Paarung zulassen wollen. .So berichtet Kittel, dessen Ausführungen im Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur wir hier folgen, dafs er zwischen Detidrobium thyrsifloruni und D. wardianum wohl schöne Früchte, niemals aber keimfähigen Samen erhielt; und ganz das gleiche Resultat ergab die Paarung von Cvpripedilutn villosum mit C. longifoliuni. Werden reine Arten miteinander gekreuzt, so ist der Bastard meist genau das Mittelding zwischen den Eltern; höchstens ist ein Übergewicht auf seilen des Vaters zu verzeichnen. So wurde das allbekannte Cypripedilum Sedeni aus einer Kreuzung zwischen C. longifoliifii mit C. Schlimii gewonnen. Die umgekehrte Kreuzung führte zu dem gleichen Resultat: ein Beweis, dafs hier reine Arten bastardiert waren. Anders gestaltet sich das Ergebnis bei einer Kreuzung zwischen C. Harrisii mit C. insigne Maulei. Hier entsteht eine grofse Menge von Varietäten, von denen C. Galatea, oenaiUhiim, Orestes und thibautianum in den Handel kamen. In allen diesen zeigten sich Merk- male von C. villosum und C. bar- batum, d. h. den Eltern von C. Harrisii, mehr oder weniger vorherrschend. Die künstliche Entnahme und Übertragung des Blüten- staubes geschieht bei den Orchideen mit Hufe eines spitzen Stäbchens. Die zu be- fruchtende Narbe sowie der zur Bastardierung verwendete Pollen müssen eine gewisse Reife erreicht haben. Der Ein- tritt dieser Reife ist bei den einzelnen Arten verschieden. Stanhopea, Sobralia können schon am ersten Tage nach Öffnung der Blume befruchtet werden, bei Odontoglossum und Cypripedi- lum ist es nach acht Tagen noch Zeit. Von Bedeutung ist dabei, dafs die Befruchtung an sonnigen Tagen und womög- lich mittags geschehe. Ist die Bastardierung gelungen, so springen nach 12, 15 — 18 Mo- naten die Früchte auf Um an den ein bis zwei Millionen be- tragenden Samenkörnern die Keimfähigkeit nachweisen zu können, taucht man sie in Essig und betrachtet sie unter dem Mikroskop. Keimfähige Samen zeigen dann den Keim in Form eines kleinen schwarzen Punktes. Die aus den Samen erzogenen Pflänzchen müssen mit äufserster Sorgfalt behan- delt werden. Die Zeitdauer, 198 Die Gartenwelt. V, 17 Begonia „Prinzess Ilse". Originplaufhahme für die „Garteiiwelt'*. die die Bastarde bis zum Hervorbringen neuer Blüten gebrauchen, ist ziemlich lange. Von der Befruchtung an gerechnet brauchen Calanthe und Cypriptdilum die kürzeste Zeit, 4 — 6 Jahre, während Eptdendrum, Cattleya 12 — 15, ja 18 Jahre gebrauchen. Viel weniger sorgfältig verfährt man bei der Bastardierung der Bromeliaceen. Die Pollenmassen werden den Blüten ent- nommen, die zu befruchtende Pflanze wird auf einen sonnenhellen, trockenen Platz gestellt. Hier entfaltet sie bald ihre Blüte voll- ständig und kann nun leicht befruchtet werden. Bastardierung gelingt gut zwischen Billbergia, l'riesia und Nidularmm. Die aus Samen gezogenen jungen Pflänzchen können, sobald sie 2 — 3 Blättchen zeigen, pikiert werden. Von der Befruchtung bis zur neuen Blüte braucht Billbergia 2 — 3, Nidularium 3 — 4, Vriesea 4 — 5 Jahre. Dr. W. Seh. Cattleya Trianae var. rimestadiana wird in „La Sem. Hort." als wertvolle neue Form beschrieben und abgebildet. Sie wurde von Sammlern der Firma L'Horticole Coloniale (Brüssel) in der Umgebung von Tolima in Kolumbien gefunden. Die Petalen und Sepalen sind ganz zart rosa, der vordere Lappen der Lippe zeigt einen sehr lebhaften, seltenen roten Farbenton, er- innernd an Magentarot, welches an der Schlundöfifnung noch dunkler wird und im Schlund so weit reicht, dafs nur ein ziem- lich kleiner gelber Fleck auf dem Diskus bestehen bleibt. Stauropsis fasciata ist nach „The Gard. Mag." eine interessante, üppig wachsende Art, die in ihrer Tracht an eine l'anda oder Arachnanlhe erinnert, jedoch sind die Blätter kürzer und sitzen weiter entfernt von einander an dem dicken Stamm. Die Blumen erscheinen zu 3—4 zusammen und zeigen einen aus unregelmäfsigen Streifen und Flecken von Gelb und Rotbraun gemischten Farbenton. Die eigenartig gestaltete Lippe ist weifs mit wenigen rosig -purpurnen Flecken. Die Heimat dieser Stau- ropsis ist Ost-Indien. Sarcochilus lilacinus dürfte für den Orchideenliebhaber eine interessante malayische Art aus der Gruppe der Vandeen sein. Sie ist noch wenig bekannt, blühte im Juni 1900 in Kew- Gardens und wurde im „Bot. Mag.", Tafel 7754, beschrieben und abgebildet. Stämme drahtartig, zum Teil hängend, Blüten zu mehreren in Rispen, etwa 5 cm breit, Farbe rosa-lila, am Grunde fast weifs. (Nach „The Gard. Mag.") Gewächshaus mit Begonia „Prinzess Ilse" in der Handelsgärtnerei von Th. Lattmann, Blankenburg a. H. Originalau&iahme fiir die „Gartenwelt'*. V, -7 Die Gartenwelt. 199 Zwiebel- und Knollengewächse. Begonia hybrida erecta grandiflora fl. pl. Von Th. Lattmann, Handelsgärtner, Blankenburg a. H. (Hierzu vier Abbildungen.) IN eben den verbesserten Priintda ohconica grdfl. (siehe No. 8 d. 1. Jahrg.) werden in meiner Handelsgärtnerei gefüllte Begonien als Speziahtät gezogen. Sie zeichnen sich in erster Linie, wie auf den beigegebenen Abbildungen zu sehen ist, durch die aufrechte Haltung ihrer Blumen und ihren verzweigten, kom- pakten Wuchs, sowie durch kräftiges Blattwerk vor den alten Sorten bedeutend aus. Bei der Anzucht wird grofser Wert auf gute Form der Blumen gelegt, die, wie auf der nebenstehenden Abbildung ersichtlich, in leichten gefälligen, zumeist Kamelien- blüten ähnlichen Formen vertreten sind. Die Farben sind in allen Schattierungen vorhanden, vom reinsten Weifs bis zum dunkelsten Rot, ebenso: Gelb, Rosa, Scharlach und Lachsfarben sowie viele Farbenabtönungen, die näher zu beschreiben zu weit führen würde. Da die Farbenauswahl so reichhaltig, werden unsere Begonien nur in Mischung gezogen. Die Samenpflanzen werden sorgfältig befruchtet, und demgemäls ergeben die Sämlinge 85 — 90 Prozent Gefüllte. Auf den Abbildungen S. 198 führe ich den Lesern eine vorjährige Züchtung vor Augen, die auf Vorschlag des Heraus- gebers dieser Zeitschrift den Namen ,^Prinzcss I/se^^ führt*) *) Anmerkung der Redaktion. Bei unserer letzten Anwesen- heit in Blankenburg besuchten wir auch die Lattmann'sche Handels- gärtnerei, wo wir die herrlichen gefüllten Begonien in vollem Flor Begoniensämhng Lattmann'scher Züclitung. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'*. tmd erst in den Handel kommt, sobald genügender Vorrat vorhanden ist. Sie zeichnet sich durch ihre vorzügliche fanden. Die Sorte, welche jetzt den Namen „Prinzess //se^' führt, zeichnete sich durch edlen, kamelienformigen Bau ihrer Blüten aus, ferner durch die schöne aufrechte Haltung derselben. Neben guter Haltung und reiner Farbe lieben wir bei gefüllten Begonien breite, regelmäfsig angeordnete Fetalen, für massige, kugelige Blüten, die in- folge ihres enormen Gewichtes hängen, können wir uns nicht erwärmen. Gewächshaus mit gefüllten Begonien in der Hanaelsgärtnerei von Th. Lattmann, Blankenburg a. H. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*, 200 Die Garten weit. V, 17 Straffe, aufrechtstehende Haltung der grofsen, eigenartig ge- formten Blumen ganz besonders aus. Die Farbe ist ein mattes Rosenrot. Da diese Sorte wegen ihrer grofsen, unermüdlich erscheinenden, bis zuletzt gefüllten Blumen sich nur sehr schwer zur Samengewinnung eignet, so wird sie nur aus Stecklingen vermehrt. Die Seite 198 abgebildete Gruppe besteht gröfstenteils aus diesjährigen Stecklingen. Diese geben schon im ersten Jahre, wenn sie öfter umgepflanzt werden, üppige, vollblühende Verkaufspflanzen. ^^Prinzess Ilse^^ dürfte wegen ihrer guten Eigenschaften eine gesuchte Handelspflanze werden. Sollten einige Leser dieser Zeitschrift im Juli-August Quedlinburg und den Harz besuchen, so lade ich sie ein, einen Abstecher nach Blankenburg, das wegen seiner anmutigen Lage am Fufse des Harzes viel besucht wird, zu machen, um sich in meiner Gärtuerei von der Vollkommenheit und Schönheit der Begonien selbst zu überzeugen. Blumentreiberei. Das Aetherverfahren von W. Johannsen in der praktischen Ausführung. Von F. Ledien, kgl. Garteninspektor, Dresden. (Hierzu eine Abbildung.) Uie gärtnerische Versuchs-Station am kgl. botanischen Garten zu Dresden schritt gleich nach dem Erscheinen der Broschüre von W. Johannsen über seine Entdeckung zur Nachprüfung derselben, um zu erfahren, ob dem Verfahren praktischer Wert beizulegen sei, und wir können heute schon mit Freuden bestätigen, dafs dasselbe thatsächlich aufser- ordentliche Vorteile bietet, die auch im Einklänge stehen mit dem Kostenaufwande. Heute nur ein vorläufiger Bericht, der manchem vielleicht die Anregung giebt, die Resultate des Versuches in den Gewächshäusern der Versuchs-Station zu besichtigen, bevor die Pflanzen verblüht sind. Auf die Einzel- heiten des Verfahrens einzugehen, würde hier viel zu weit führen; wer an die praktische Verwertung der Erfindung denkt, mufs die Johannsensche Schrift selbst lesen. Dieselbe ist so klar und mit vollster Berücksichtigung und Kenntnis aller praktischen Fragen geschrieben, dafs man direkt danach arbeiten kann. Für diese Treibperiode ist an die Verwertung der Ätherwirkung überhaupt nicht mehr zu denken, da die- selbe ihre einzig wichtige Rolle bei den allerfrühesten Treiben spielt. Hierfür ist dieselbe aber zweifellos von solcher Be- deutung, dafs keine gröfsere Treiberei von holzartigen Ge- wächsen auf die Einführung des Verfahrens wird verzichten können. Wenn wir zunächst die Vorteile desselben ins Auge fassen, so sind diese kurz gefafst folgende: I. können wir Fliedersorten, wie „Äiarie Legraye^ , „C/iarles .Y." und „Lt'on Simo/i", die wir vorläufig nur zu unseren Versuchen wählten, in der ersten Woche des Dezembers in voller Blüte und mit schönster Belaubung haben (siehe Abbildung von ,. Marie Lcgraye'"'' Seite 201) in 18 Tagen vom Warmstellen an gerechnet. {^,,Marte Legraye'"'' ist augenschein- lich noch früher zu haben.) 2. können wir die Gehölze in kürzerer Zeit zur Vollendung bringen, als nach den bisherigen Verfahren; die nicht ätherisierten Vergleichspflanzen oben angeführter Fliedersorten kamen zum Teil gar nicht zur Blüte, sondern gingen zu Grunde, wegen zu zeitigen Warmstellens, oder sie kamen je nach der Sorte 8 — 20 Tage später zur Blüte und dann fast ohne Laub. 3. können wir die ätherisierten Pflanzen bei niedrigeren Temperaturen treiben, als es sonst bei dieser frühen Treiberei notwendig ist. Die frühere Treibbarkeit hat grade für Flieder ent- schieden einen hohen Wert, da Fliederblüten immer gut be- zahlt werden; die raschere und kühlere, welche in Punkt 2. und 3. hervorgehoben sind, bedeuten für die handelsgärtnerische Verwertung des Verfahrens eine ganz aufserordentliche Heizniaterialersparnis, welche die Mehr- kosten unbedingt deckt, resp. ganz in den Hintergrund drängt. Bei unseren kleinen Versuchen betrug der Kostenaufwand für Oktober 10 Pfennig pro Topf; im Grofsbetriebe läfst sich dieser Betrag vielleicht noch herabsetzen. Wir haben unsere Versuche ausgedehnt auf Viburnum tomentosum plicatittn, Azalea mollis, Prunus triloba, Deutzia gracilis, Maiblumen, Hyazinthen auf Wasser, Rosen und ab- geschnittene Zweige unserer schönsten Frühjahrsblüher im Freien. Ohne auf alle Resultate jetzt schon einzugehen, sei hier hervorgehoben, dafs das Ätherisieren von gleich vorzüglichem Erfolge wie beim Flieder gewesen ist bei l'iburnum und bei Azalea mollis. Prunus triloba erwies sich als indifferent gegen die Einwirkung des Äthers. Deutzia gracilis litt darunter, iudem die Blutenknospen infolgedessen verkümmerten, das Laub aber sehr üppig kam. Ätherisierte Maiblumen, am 21. November warmgestellt, waren am 21. Tage zu 40 '^\^ voll in Blüte, während die nicht behandelten Vergleichspflanzen zu 2 *•/'(, blühten (wohl eine Folge der zu niedrigen Treibtemperatur von nur etwa 23" C. im Durchschnitt!). In den späteren Treibsätzen verlor sich aber jede günstige Wirkung auf die Maiblumen, so dafs wir für diese Blumen für so frühes Treiben besser zu den Eis- keimen greifen werden. Für Rosen steht das Resultat . noch aus; jedenfalls ist heute schou zu sehen, dafs die ätherisierten Pflanzen mehr Augen herausbringen und die Pflanzen daher hübscher be- laubt sein werden. Als Kuriosität sei erwähnt, dafs abgeschnittene Zweige von Azalea pontica ätherisiert in 23 Tagen vollständig erblüht waren und so schön, wie sie an der Pflanze nur sein können; die nichtbehandelten Zweige blühten 12 Tage später. Azalea indica, ätherisiert, warf viel weniger die Blätter, als man es nach der Voraussage des Entdeckers des Verfahrens hätte annehmen sollen; der Unterschied in der Zeit des Aufblühens war aber bedeutungslos. Von wirklichem Werte bleibt somit das Verfahren auGer für Flieder nach unseren Versuchen für Viburnum und Azalea mollis. Die beiden letztgenannten Pflanzen sind bekanntlich immer etwas schwerfälliger als Flieder und braucht besonders Viburnum viel mehr Zeit, wenn es so früh angesetzt wird. V, 17 Die Gartenwelt. 201 Viburnum tomentosiim plkatum, welches für den Topfverkauf verschiedene Vorzüge vor /'//'. Opulus hat (vergl. Jahrg. IV, Seite 392, dieser Zeitung, Bericht über die Dresdener Frühjahrs- Ausstellung vorigen Jahres), war warmgestellt am 14. Novem- ber und blühte reinweifs und voll am 2. Januar, also in 48 Tagen. Die nicht ätherisierten Vergleichsptlanzen nehmen das allzu frühe Warmstellen übel und treiben gar nicht richtig aus. Nach dem Verhalten der Pflanzen zweifle ich nicht, dafs man dieselben auch zu Weihnachten haben kann. Azalea inollis, ätherisiert am 26. und warmgestellt am 28. No- vember, war voll erblüht am 20. Dezember, also in 22 Tagen; die nicht ätherisierten Vergleichspflanzen erblühten sehr mangel- haft Anfang Januar. In einem später angesetzten Treiben von Azalea mollis hatte das Ätherverfahren keinen rechten Zweck mehr, da die Ver- gleichspflanzen nur wenige Tage hinter den ätherisierten zurückblieben ; warmgestellt am 12. Dezember trat die Vollblüte in beiden Gruppen um den 4. — 6. Januar herum ein, d. h. in 24 Tagen. Den Hauptwert hat das Ätherisieren demnach für die ganz frühen Treibsätze im November und Dezember; also für jede Pflanzenart etwa drei Wochen früher, als man sie sonst zu treiben wagte, und dann geniefst man eben die eingangs er- wähnten Vorteile. Ganz offen ist für uns noch die Frage für die Rosen, die übrigens jetzt Anfang Januar recht gut aussehen. Wir führen die Versuche selbstverständlich weiter fort, besonders auch, um die Ather- wirkung zur Zeit der von Johannsen so- genannten Vorruhe beim Flieder zu pro- bieren, also im August. Zum Schlüsse sei noch auf gewisse Ein- zelheiten des Verfahrens hingewiesen. Die Feuer- resp. Explosionsgefahr beim Hantieren mit Äther in der Nähe von offenem Feuer, der Lampe oder der Cigarre ist gebührend in der Johannsenschen Schrift hervorgehoben. Eine gewisse Schwierigkeit besteht für die praktische Anwendung des Äthers in dessen aufserordentlicher Flüchtigkeit. Da die Pflanzen unter einem ganz bestimmten Ätherdunstdrucke während einer hiernach bemessenen Zeit (gewöhnlich 48 Stunden) stehen müssen, mufs man für die Ausführung einen absolut gasdichten Raum schaffen, der durch Heizrohre auf etwa Zimmer- temperatur gehalten werden mufs. Die erste Bedingung ist nicht leicht zu erfüllen, und zwar um so schwieriger, je gröfser der betreffende Raum wegen der zu behandelnden Pflanzenmengen sein mufs; zumal man rasch wirkende Lüftungsvorrichtungen nicht ent- behren kann, sobald die Pflanzen aus dem ÄtherduDst heraus sollen. Man wird wohl für den Grofsbetrieb gemauerte Räume schaffen mit einer Thür und Fenstern, welche in Gummifalzen anschlagen, um ein Entweichen des Ätherdunstes zu verhindern. Ein Ver- schmieren aller Fugen mit Kitt oder Gipsbrei wird daneben noch gut sein. Aufserdem mufs der Raum so eingerichtet sein, dafs er bis in die äufserste Ecke hinein ausgenutzt werden kann für Pflanzen, damit nirgends eine Äther- verschwendung eintreten kann. Die vom Entdecker der .\therwirkung empfohlenen und beschriebenen Kästen dürften für den Grofsbetrieb nicht ausreichen. Jedenfalls handelt es sich aber nicht um Schwierigkeiten, die der Einführung des Verfahrens im Wege stehen könnten. Ätherisierter Flieder „Maiit; Legraye". Am 9. Dezembe 1900 vom Verfasser für die flGartenwelt* in der VersuclisstatioD für Fßanzeukulcur zu Dresden pbotographisch aufgenoinmea. 202 Die Gartenwelt. V, 17 Nachschrift des Verfassers: Nach dem Lesen der Besprechung des Ätherverfahrens durch Herrn Schnurbusch, in No. 14, Seite 160, beeile ich mich, noch einige Worte hinzuzufügen. Herr Schnurbusch denkt sich die Handhabung des Äthers doch etwas zu schwierig. Die Feuergefährlichkeit des Äthers steht etwa auf gleicher Stufe mit der des Benzins, mit dem heute jeder Mensch umzugehen versteht. Man wird selbstverständlich nur zuverlässige Leute damit betrauen. Die Not- wendigkeit, die ätherisierten Pflanzen sofort in den eigentlichen Treib- ranm zu bringen, hat wohl keine Schwierigkeiten. Was die Zeit betrifft, in der das Ätherverfahren günstig wirkt, so ist dieselbe allerdings ver- schieden für die verschiedenen Sorten und Arten. Der Fachmann und Spezialist in der Fliedertreiberei erhält bei den ersten Versuchen bald genug ein Bild, ob das Ätherisieren bei der einen oder anderen Sorte noch von Wert sein kann. Wenn man die „A/ar/y'-Sorten auch An- fang Oktober schon warmstellen kann, so kann man dies eben nicht mit „C/iarles X." Ob aber ein Ätherisieren im Oktober bei „Marfy'-' nicht auch gewisse Vorteile bieten dürfte, ist noch eine Frage; das mufs eben probiert werden; der Erfinder des Ätherverfahrens hat das l'robierenswürdige durchaus nicht erschöpft. Um aber über die ganze Methode zu urteilen, mufs man doch entschieden etwas davon gesehen haben. Die Vorteile sind viel leichter an den Pflanzen zu demonstrieren als mit Worten zu schildern. Jedenfalls erklärte Herr Robert Weifs- bacli, der bedeutendste Fliedertreiber hier am Orte, dafs er für nächsten Winter unbedingt die Einrichtungen zum Ätherisieren bei sich einführen würde. Die ausgezeichneten Wirkungen des Verfahrens sind selbst noch im Dezembertreiben (vom 22. Dezember) nicht zu verkennen. Wirksam wird der Einflufs aber immer sein, so lange die Fliederpflanzen noch keinen Frost erhalten haben. Selbstverständlich ist es Sache der Praktiker, das Verfahren in allen Einzelheiten auszubilden. F. L. Rosen. Anzucht der Wildlinge und Winterveredlung der Rosen. Von A. Reiter, i. Fa. J. Reiter & Söhne, Baumschulen, Trier. Die beste Zeit zur Winterveredlung der Rosen, der Januar ist da, und ich will nicht versäumen, die in meiner Pra.vis gemachten Erfahrungen hier eingehend und doch mög- hchst kurz den Herren Fachleuten, die sich noch weniger damit befafst, mitzuteilen. Ich beginne mit der Anzucht der Äosa caiiina. Hier bei uns in Trier werden von unbemittelten Leuten die Samen- kapseln der wilden Waldrose, die sogen. Kotteln (Hagebutten), gesarnmclt. Dies geschieht meist durch Frauen, die stunden- weit die Umgebung absuchen und sich mit dem Einsammeln bef.isscn. Die Früchte werden zentnerweise gebracht und gute ausgereifte Samenkapseln mit 5 — 6 M. für den Zentner bezahlt. Da die Samen den kleinsten Gewichtsteil der Frucht ausmachen, ist immer schon ein gröfseres Quantum für den jährlichen Bedarf nötig. Bekanntlich mufs nun Rosensamen stratifiziert werden. Zu dem Zwecke fertigt man sich ein- fache Erdkästen aus Brettern an, die nicht gedeckt werden, worin die Kapseln mit Sand vermischt liegen bleiben. Durch die Einwirkung der äufseren Temperatur zersetzt sich auf die Dauer das die Samen umgebende gelbliche Fleisch und die Samen sind dann leicht erkenntlich. Wenn es nun die Zeit im Herbst erlaubt, werden die Samen mit den noch anhängenden Fleischteilen in einem entsprechenden Siebe mit nicht allzu kleiner Maschenweite durchgesiebt, um sodaiui bis zur Aussaat aufbewahrt zu werden. Wegen Mäusefrafs geschieht die Aussaat meist erst im Frühjahr, aufserdem würden die Samen in strengen Win- tern leicht durch den Frost herausgehoben werden und da- durch im Frühjahr beim Keimprozefs durch die ungenügende Verbindung mit dem Erdboden nicht alle zum Keimen kommen. Die Aussaat geschieht am besten in schmalen, bis zu 1,20 m breiten Beeten, die gut durchgearbeitet sein müssen. Der Boden soll kräftig, doch nicht zu schwer sein. Durch zu breite Beete wird die Pflege sehr erschwert, da zu gutem Gedeihen der SämHnge Reinhalten von Unkraut und Lockerung des Bodens sehr wichtig ist. Die Aussaat geschieht breit- würfig mit der Hand und mufs immer genügend Sand unter die Samen gemengt werden, da sonst die behaarten Samen leicht zusammenhängen und nach der Keimung in ihrer Ent- wicklung gestört werden. Deshalb soll die Aussaat nicht zu dicht geschehen. Bei trockenem Wetter empfiehlt sich ein öfteres Begiefsen und ein entsprechendes Lockerhalten des Bodens. Haben die Sämlinge sich bis zum dritten oder vierten Blatte entwickelt, so wird mit dem Pikieren begonnen. Man hebt die Pflänzchen vorsichtig mittels eines Handspätchens aus und präpariert sie zur Pflanzung. Die Wurzeln werden um '/.j eingekürzt und in einen Lehmbrei, den man sich vorher hergestellt, bis an den Wurzelhals eingetunkt. Da- durch kann die Luft nicht direkt auf die zarten Wurzeln einwirken und das Anwachsen wird gut gesichert, während das Einkürzen auf eine reiche Entwicklung der Faserwurzeln hinwirkt. Die Pflanzbeete, im selben Verhältnis wie die Samen- beete gut vorbereitet und eventuell vorher mit flüssigem oder festem Dünger gedüngt, müssen besonders gut durchgearbeitet sein. Die Beete werden abgekämmt und es empfiehlt sich, nicht zu viel vorher zu graben, damit beim Pikieren die natürliche Bodenfeuchtigkeit noch vorhanden ist. Die Wege zwischen den Beeten sind mit umzugraben, da sonst die Pflänzlinge der äufseren Reihen ihr Wurzelwerk nicht so freudig entwickeln können. Die Beete werden nun je nach ihrer Breite mit 4 oder 5 Rillen versehen, wobei bei trockener Witterung die Erde vorher angefeuchtet werden mufs. Die Entfernung der Sämlinge in den Reihen beträgt 2^/.-, — 3 cm und ist ein engeres Pflanzen nicht angebracht. Die Pflanzung geschieht mittels des Setzholzes, und es mufs darauf geachtet werden, dafs die Wurzeln gerade in das Pflanzloch eingelassen werden. Während des Sommers mufs nun entsprechend ge- lockert, begossen und bei mageren Böden auch mit Düngung in flüssigem Zustande nachgeholfen werden. Zum Lockern eignet sich sehr die verstellbare amerikanische Hackmaschine Planet jr., die sich vorzüglich bewährt hat. Bei guter Pflege entwickeln sich die Pflänzlinge sehr gut und kann der gröfste Teil im Herbst zum Einpflanzen benutzt werden, wenn sie Blei- stiftstärke erreicht haben. Bei frühzeitiger guter Entwicklung haben wir solche Sämlinge oft schon im September okuliert und hatten im nächsten Sommer schon die schönsten Frei- landpflanzen. Dann dürfen natürlich nur die stärksten in ent- sprechender Entfernung (5 — 6 cm) veredelt werden, während die unveredelten im Herbste ausgegraben und zur Winter- veredlung benutzt werden. Die stärksten werden dazu aus- gesucht, während die schwächeren im Frühjahr zur Pflan- zung benutzt und im kommenden August-September okuliert V, 17 Die Gartenwelt. 203 werden. Die aussortierte Ware wird mm oben eingekürzt (auch die Wurzeln werden etwas gekürzt) und bis zum Eintopfen an frostfreiera Orte eingeschlagen. Zum Einpflanzen benutzt man 6 — 8 cm -Töpfe und eine kräftige mit lehmigem Sand vermischte Komposterde. Am besten geeignet sind die R. canina zur Ver- edlung, wenn sie, je nach der Temperatur des Treibhauses, 8 — 14 Tage gestanden und eben beginnen zu treiben. Für die ersten Veredlungen sowie Neuheiten empfiehlt es sich, um frühzeitig gutes, junges, frisches Holz zu haben, im Winter oder Frühjahr vorher canina einzupflanzen und selbe dann im nächsten Winter zu den ersten Veredlungen zu benutzen. Den Sommer über werden diese Wildlinge am besten in Kästen eingesenkt aufbewahrt und kurze Zeit vor dem Ge- brauch verpflanzt. Die Veredlungen werden in Kästen von vielleicht 30 — 35 cm Tiefe, worunter die Heizröhren laufen, vorgenommen und benutzen wir zum Einfüttern reines Säge- mehl, besser aber noch feinen Torf, der sich indes etwas teurer stellt. Eine dauernd gleichmäfsige Temperatur von 25 — 28 Grad C. ist die beste. Das erste zu verwendende Holz für die Veredlungen schneidet man frühzeitig, wenn der Versand es erlaubt, schon im Oktober oder Anfang November im Freien oder im Überwinterungsraume, zarte, doch ausgereifte Triebe speziell derjenigen Sorten, die in Massen vermehrt werden sollen. Gleichzeitig müssen auch die präparierten Mutterpflanzen ein- gebracht werden. Bei gutem Gelingen wachsen bei der holz- artigen Veredlung 50 — 60 Prozent, während später bei der kraut- artigen Veredlung beinahe jedes Stück wachsen mufs, voraus- gesetzt, dafs der betreffende Veredler sein Geschäft versteht. Die meist angewandte Veredluugsart ist die Reh- oder Gais- fufsmethode bei der krautartigen Veredlung, während bei der holzartigen Veredlung auch das Kopulieren oft Anwen- dung findet. Bei der krautartigen Veredlung sind die Erfolge mit Rehfufs bedeutend besser und ist seltener wegen der dünneren Triebe das Kopulieren anwendbar. Die Pfropf- reiser (hier „gretfes" genannt) sind auf ein Auge geschnitten und die Blättchen zu wenigstens 2 — 4 daran belassen. Um die Veredlung in den ersten Stadien der Entwicklung von Ungeziefer und Mehltau frei zu halten, werden die Triebe in eine schwache Lysol- oder Seifenbrühe eingetaucht und nach- her in klarem Wasser abgewaschen. Nachdem die Veredlung vorsichtig vorgenommen, so dafs die Bastschicht der Unter- lage mit der des Edeltriebes sich gleichmäfsig berührt, wird mit dünn gerissenem Bast die Veredlungsstelle nicht voll- ständig geschlossen verbunden und der Querschnitt der Unter- lage, speziell die Ecken, wo Edelreis und Unterlage zusammen- kommen, leicht mit Baumwachs verschmiert, ebenfalls der oberste flach geschnittene Teil des Edelreises. Früher ver- schmierte man die ganzen Schnittflächen , doch hat sich herausgestellt, dafs dann die Vernarbung nicht so rasch vor sich ging (einzelne Rosenzüchter haben auch das Ver- schmieren ganz fallen lassen). Sehr wichtig ist nun, dafs die frischen Veredlungen baldigst eingesenkt werden und nicht lange an der Luft stehen bleiben. Die Töpfe werden bis zum Rand eingesenkt und mit eigens dazu hergestellten Gläsern, die in die Topferde eingedrückt werden, verschlossen. Der nochmalige Verschlufs der Kästen mit Festern hält die Temperatur im Kasten gleichmäfsig, doch ist dieser Verschlufs nicht unbedingt notwendig. Zu beachten ist, dafs die Töpfe auch unten noch mit Torf umgeben sind und nicht direkt auf der Bodenschicht des Kastens, wozu zweck- mäfsig Schieferplatten verwandt werden, aufsitzen. Vor der Veredlung müssen die eingetopften canina angefeuchtet sein, so dafs während der ersten Zeit ein Beglefsen nicht nötig ist. Bei gleichmäfsiger Temperatur vernarben die Veredlungsstellen rasch und treiben die Augen nach 8 — 14 Tagen aus. Die Gläser bleiben so lange auf der Veredlung, bis die jungen Triebe 3 — 4 cm lang geworden sind. Dann werden sie entfernt, um die zarten Triebe nach und nach abzuhärten. Ist dies geschehen, so kommen die Veredlungen auf die Tablette, die Erde wird gelockert und die eventuell ent- wickelten wilden Triebe werden entfernt. Beginnt der Ver- band einzuschneiden, so wird derselbe gelöst. Haben die jungen Triebe sich nun gut entwickelt, so schneidet man sie bis auf 2 — 3 Augen ab, um die abgeschnittenen Teile dann wieder zur Veredlung zu gebrauchen. Je nachdem man in Treibhäusern Raum zur Verfügung hat, bringt mau die Veredlungen in ein Kalthaus oder senkt sie in Mistbeetkästen, die etwas warm angelegt sind, ein, was bei den ersten Veredlungen wohl empfehlenswert ist. Vor Ungeziefer und Pilzen hilft man sich mit Räuchern und Schwefeln. Zum Räuchern benutzt man Tabakstrünke, die in eigens hergestellten Apparaten zum Verräuchern kommen, auch empfiehlt es sich, die Heizröhren mit Strünken zu um- wickeln. Zu dem Zwecke müssen die Treibhäuser möglichst dicht verschlossen sein, so dafs der Rauch lange anhält. Morgens werden die Veredlungen abgespritzt und ist man bei wiederholter Anwendung von den so lästigen Blattläusen ver- schont. Gegen Pilze empfiehlt sich das Aufstreichen von eingerührtem Schwefel auf die Röhren und schützt man sich dadurch vor dem so lästigen Mehltau der Rosen. Sehr empfehlenswert ist auch das Anstreichen des ganzen Mauer- werkes der Treibhäuser, auf alle Fälle des Vermehrungs- kastens mit Kalkmilch. Tagesgeschichte. Berlin. Gelegentlich des 200jährigen Jubiläums der Krone Preufsens prangten die Hauptstrafsen, wie immer bei patriotischen An- lässen, in reichstem Festschmuck. Neben bunten Fahnen spielt jetzt bei der Ausschmückung der Strafsen die elektrische Glühlampe in den verschiedensten Farben die Hauptrolle. Sie hat die früher vorherrschen- den Fichlenguirlanden zum Leidwesen der Dekorationsgärtner mehr und mehr verdrängt. Häuser mit Guirlandenschmuck waren ziemlich seilen anzutreffen, und wo diese Guirlanden, wie beim Zeiitralhotel, mit bunten Glühlämpchen durchsetzt waren, kamen sie kaum zur Geltung. Was die Ausschmückung der Schaufenster betrifft, so waren hier wirkliche Meisterwerke der Dekorationsgärtnerei an verschiedenen Stellen zu be- wundern. Gegenüber dem Schaufensterschmuck bei ähnlichen Anlässen traten die immergrünen Dekorationspflanzen sehr zuiück. An ihrer Stelle herrschten blühende Treibgewächse, namentlich Tulpen, Hyazinthen und Maiglöckchen vor. Einige Blumenhandlungen, welche die Führung des preufsischen Hoflieferanten-Prädikates gleichsam dazu verpflichtet, statteten die Schaufenster durch besonders reichen Sclimuck aus. Am schönsten war wohl die Dekoration der Firma J. C. Schmidt unter den Linden. Das ganze Riesenschaufenster war im Hintergrunde durch gewaltige blühende Flieder und Schneebälle abgeschlossen; im Vorder- 104 Die Garten weit. V, 17 gründe lag die preufsische Königskrone, reliefartig ans gelben Tazetten ausgeführt, auf {altigem Sammctkissen. Rechts und links prangten ele- gante Vasen, je zwei mit Orchideen- und JninryUis-FüWnng. Die der genannten Firma schräg gegenüber liegende Blumenhandlung von Gustav Bock halte die Schaufenster gleichfalls in würdiger Weise dekoriert. Hier ordnete sich die Blumendekoration um die Büste des Kaisers, wie auch sonst in den dekorierten Schaufenstern meist Büsten den Mittelpunkt bildeten, und zwar sah man neben der Kaiserbüste vielfach diejenige seines ersten königlichen Ahnen, Friedrichs I. — Die Grofse Berliner Strafsenbalm-Gesellschaft hatte zwei Tage vor der Feier bei einem uns befreundeten Binder zur Bekränzung ihrer Wagen 33,000 Meter Fichtenguirlanden bestellt, welche Bestellung selbstver- ständlich nicht mehr auszufüliren war, deshalb vertraten Fähnchen die Stelle des grünen Schmuckes. M. H. — Aus der Verwaltung des Tiergartens soll nach dem neuen Etat für 1901 eine Einnahme von 133 350 M. erzielt werden, d.s. 10500 M. mehr als im Jahre 1900. Hierbei ist aus dem Ver- kaufe von Pflanzen eine Mindereinnahme von 18 18 M., aus dem Holz- verkaufe und Verpachtungen dagegen eine Mehreinnahme von 12 318 M. vorgesehen. Es scheint hiernach, dafs die Abhulzung und Auslichtung im Jahre igoi noch in verstärktem Mafse fortgesetzt werden wird. Die Ausgaben für den Tiergarten sind infolge der durchgreifenden Um- gestaltung von 176900 auf 198500 M. gestiegen. Eine weitere Ver- schönerung wird der Tiergarten durch die Umgestaltung des Platzes vor dem Brandenburger Thore ei halten, für welche im Etat des Finanz- ministeriums 31 1000 M. gefordert werden. Es ist an Stelle der jetzigen Springbrunnen die Errichtung von Blumenanlagen und Balustraden aus Marmor in Aussicht genommen, die sich dem Bilde der Siegesallee an- passen. Die Neuanlage soll gleichzeitig die Aufstellung neuer Denk- mäler ermöglichen, unter welchen eines auf Kosten des Kaisers dem verstorbenen Kaiser Friedrich errichtet werden soll. Bonn a. Rh. Im neuen Staatshaushalt sind für die Instand- setzung der Gewächshäuser im hiesigen botanischen Garten 23000 M. ausgeworfen. Düsseldorf. Für die Anlegung und Bepflanzung des Südwest- Friedhofes bewilligte die Stadtverordneten-Versammlung eine Summe von 255000 M. München. Die Abhaltung einer Winterblumen-Ausstellung in München ist nunmehr beschlossene Sache. In seiner letzten Sitzung hat der Ausschufs der bayerischen Gartenbau-Gesellschaft beschlossen, eine solche im März zu veranstalten. Die Auswalil des Lokales für diese Ausstellung hängt noch von der Zahl und vom Umfang der ein- laufenden Anmeldungen ab. Sittensen (Hannover). Die im Auftrage der kgl. Kloster- kammer zu Hannover unternommenen Arbeiten zur Herstellung einer 20 Morgen grofsen Obstplantage sind jetzt beendet. Im ganzen wur- den 2130 Obstbäume gepflanzt und zwar Halbstämme, Pyramiden, Cordons und Spaliere. Die Leitung ist Herrn Friedrich Reisel übertragen worden. C. Aus den Vereinen. Deutsche Dahlien -Gesellschaft. Erste Jahres-Ver- sammlung Sonntag, den 3. Februar, vormittags 11 Uhr, in den Räu- men des Clubs der Landwirte, Berlin SW., Wilhelmstrafse 133. Tagesordnung: I.Jahresbericht; 2. Kassenbericht; 3. Neuwalil des Vorstandes; 4. Ausstellung 1901 (über Kassel berichtet Herr Thürmer, über Hamburg Herr Nonne); 5. Wie hat sich das Punktiersystem be- währt? (Referent: Herr Engelmann-Zerbstj; 6. Versuch.'^grundjitück (Vor- trag des Herrn Ortmann-Nürnberg); 7. Antrag des Herrn Engelmann über Festlegung von Mindest- Verkaufspreisen; 8. Verschiedenes. Der wichtigen Verhandlungen wegen bitten wir dringend um allseitiges Erscheinen. Gäste willkommen! Der Vorstand. Heinr. K ohlmannslehner, C. Kotte, Geschäftsführer. Präsident. Personal-Nachrichten. Dippe, Friedrich Christoph, Gärtnereibesitzer und Ritt- meister der Landwehr-Kavallerie a. D., Quedlinburg, wurde in den Adelstand erlioben. Kohlheim, Ernst, Handelsgärtner in Guben, feierte sein 25jähriges Jubiläum als Stadtverordneter und wurde ihm im Auftrage der städtischen Behörden vom Oberbürgermeister Ballmann ein silberner Pokal überreicht. Poppe, August, feierte am 8. Januar sein 5ojähriges Dienst- jubiläum als Gärtner derselben Gutsherrschaft, Familie Enger, Rittergut Kroitsch, Rgb. Liegnitz. Binger, Hofgärtner zu Koblenz, Rosenberg, Hofgärtner zu Sanssouci, und AVifs, Hofgärtner zu Homburg v. d. H., erhielten den kgl. preufs. Kronenorden IV. Klasse. Freudenstein, Parkaufseher in der Karls-Aue bei Kassel, und Kotolt, Gärtner zu Grofs-Boreck, Kreis Rosenberg i. O.-Schl., sowie Reetz, Gärtner zu Oliva, erhielten das preufs. allgemeine Ehrenzeichen. Briefkasten der Redaktion. M. M., Grofslichterfelde. i. Sie wollen später einmal die Stellung eines Stadtgarteninspektors bekleiden, ein begreiflicher Wunsch, der aber ein frommer bleiben wird. Zur Aasfüllung einer solchen Stellung gehört neben der entsprechenden Fachbildung auch eine ge- diegene wissenschaftliche Vorbildung und diese läfst Ihr Schreiben durchaus vermissen. Sie stehen ja mit Ihrer Muttersprache auf dem denkbar feindlichsten Fufse, und nun denken Sie einmal darüber nach, welchen Eindruck irgend ein von Ihnen als Inspektor in Ihrer Orii;inal- orthographie der vorgesetzten Behörde übergebenes Schriftstück auf diese machen würde! — Wäre Mangel an gebildeten Fachleuten vor- handen, so könnten Ihre Aussichten etwas besser sein, aber solcher Mangel existiert nicht, Hunderte Berufener bemühen sich vergeblich um eine angemessene Lebensstellung. 2. Eine Lehranstalt, welche die Gartenkunst in erster Linie pflegt, ist diejenige zu Wildpark; sie nimmt aber nur Schüler im Besitze des Zeugnisses zum einjährig-freiwilligen Militärdienst auf; eine zweite Ihren Wünschen entsprechende Anstalt ist die Gartenbauschule des Verbandes der Handelsgärtner Sachsens zu Dresden-Strie>en, Hassestr. I, bei welcher Sie sich melden können. E. S., Berlin. Die fraglichen „neuen" HcHanthin cucumerifolius von Herb & WuUe sind nach den Abbildungen des Kataloges dieser Firma nur Formen, wie solche schon im Oktober 1899 in der „Garten- weit" nach Züchtungen von Martin Grashoff, Quedlinburg, in Wort und Bild bekannt gegeben wurden. Auch in der Handelsgärtnerei von A. Ortmann, Nürnberg, waren solche Formen mit gerollten Petalen da- mals bereits aufgetreten. Als eine merkwürdige Neuheit soll sich übrigens die von Herb & WuUe eingeführte Tomate „Wunder von Italien" ent- puppt haben (beschrieben von A. Sturm und abgebildet in No. 7 der „Gartenwelt" vom 12. Nov. 1899). Diese Neuheit ist die bereits 1892 von Dammann & Cie., San Giovanni a Teduccio bei Neapel, eingeführte Sorte semperfructifera, was auch die kgl. Gartenbau-Gesellschaft in Lon- don auf Grund angestellter Versuche feststellte und im „Journal of the Royal Horticultural Society" vom November 1900 bekannt gab. Dr. H. K., Limburg a. L. Die schwarzen Punkte, die Sie an den Hyazinthenblüten beobachtet haben, sind keine Pilzsporen, sondern abgestorbene, tiefbraun gewordene PoUenkorner. Die Krank- heit ist überhaupt nicht parasitär, obwohl Pilzansiedlungen vorhanden. Es handelt sich, meines Erachtens, hier um die Folgen eines zu schroflen Antreibens. Man mufs bedenken, dafs jede Sorte sich ver- schieden verhält und jeder Jahrgang anders ausfällt. Im vorigen Sommer sind infolge der Hitze die Zwiebeln zu schnell gereift und haben zum Teil schwache Blütenanlagen hervorgebracht. Diese würden sich nur dann vollkommen entwickeln, wenn sie ihre natürliche Ruhe durch- machen könnten. Darum bleiben in diesem Winter auch so viele Trau- ben kurz und ohne schlanke Blütenschäfte. Wenn Sie gute Zwiebeln rechtzeitig im Herbst einpflanzen und nicht eher zum Treiben auf- setzen, als bis dieselben gut durchgewurzelt sind, dürften Sie wieder gute Erfolge erzielen. Prof. Dr. Sorauer. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlan von Gustav Schmidt (vormals Rob, Oppenheim), Berlin, — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau, Jahrgang V. 2. Februar 1901. No. 18. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Blumentreiberei. Einiges über auf Eis zurückgehaltene Treibpflanzen. Vom Herausgeber. (Hierzu vier Abbildungtn.) Oeit einigen Jahren werden von manchen Gärtnern, die sogenannte Eis-Maiblumen in gröfseren Massen konservieren, auch Versuche mit der künstlichen Zurückhaltung anderer geschätzter Treibgewächse gemacht. So hat man in ähnlicher Weise wie die Maiblumen auch Rosen, Flieder, Schneeball und Prunus mit Erfolg behandelt. Leider ist keine Möglich- keit vorhanden, die genannten Treibsträucher in gröfseren Massen für den Handel künstlich zurückzuhalten, da die hierzu notwendigen Räumlichkeiten der Kühlhäuser und Eis- werke eine so hohe Miete kosten, dafs sich das Verfahren kaum lohnen dürfte. Es ist und bleibt z. Z. einzig und allein nur für Maiblumen lohnend, die fest zusammengepackt zu Die Gartenwelt, V. Gewächshaus mit „Eis-Hortensien", Hydrangea paniculata. Am 21, Dezember v. J. in der Handelsgärtnere! von Georg Wendt, Britz bei Berlin, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. iS 206 Die Gartenwelt. V, i8 Hunderttausenden auf verhältnismäfsig geringem Raum gelagert werden können. Trotz alledem gelangte zu Beginn des gegenwärtigen Winters in Berlin ein gröfserer Posten auf Eis künstlich zurück- gehaltener japanischer Hydrangeen (Hydrangea paniculata) durch H. Kohlmannslehner in Britz bei Berlin in den Handel. Diese Hydrangeen haben sich beim Treiben vorzüglich be- währt, und wir sahen die ersten Blütendolden derselben be- reits ausgangs November in einer hiesigen Blumenhandlung. Wenn es gelingt, geeignete Kühlräume billig zu beschaffen, dürften künstlich zurückgehaltene japanische Hortensien eine Zukunft haben. Sie würden auf dem Blumenmarkte eine ausgeführt, bei der Dankbarkeit der Pflanzen im Blühen lohnend ist, beweist unsere Abbildung auf der Titelseite; sie giebt einen Einblick in ein ganz mit solchen Hortensien gefülltes Gewächshaus der Handelsgärtnerei von Georg Wandt in Britz bei Berlin, nach einer Aufnahme, die am 21. Dezember gefertigt wurde. — Seitdem sich die Eis-Maiblumen den Markt erobert haben und vom Sommer ab zu Hunderttausenden in den Handel gelangen, haben sie sich neuerdings auf dem Blumen- markte bis tief in den Dezember hinein behauptet. In grofsen Treibereien Berlins werden noch zu Weihnachten neben frischen Maiblumen Eiskeime in erheblichen Massen getrieben; Gewächshaus mit Treib-Maiblumen. ki-a IC. Dezember v. J. in der Handelsyärtnerei von Adolf Koschel, Lichtenberg bei Berlin, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Tvücke ausfüllen, da sie schon zu einer Zeit erscheinen können , zu welcher der Schneeball noch nicht treibbar ist. Gleich dem Schneeball sind auch die Blüten der getriebenen Eis-Hortensien anfangs grünlich gefärbt, eine Farbenschattierung, die gerade gegenwärtig auf dem Blumenmarkte gesucht und gut bezahlt wird, wie die grünen Chrysanthemum, die grünen Cypripedilen und unentwickelten Schneeballblüten, welchen man so häufig in den Blumenhandlungen begegnet, zur Ge- nüge beweisen. Die „Eis-Hortensie" hat aber als Winter- blüherin neben der früheren Blütezeit noch manch anderen Vorzug vor dem getriebenen Schneeball voraus, sie ist viel unempfindlicher, ein Welken ist bei ihr kaum zu befürchten und dann ist sie von seltener Dauerhaftigkeit, da ihre Dolden mindestens 6 Wochen in voller Schönheit zu erhalten sind. Dafs das Treiben der Eis-Hortensien, in gröfserem Mafsstabe man kann sich von ihnen kaum noch trennen. Da sie zu genannter Zeit neben allerdings etwas weniger entwickelten Blüten tadellose Blätter hervorbringen, und da es zu Weih- nachten und auch noch Anfang Januar sehr an frischem, saftigem Grün fehlt, füllen auch zu dieser Zeit die Eis-Mai- blumen eine merkliche Lücke aus. In der jungen, aber mustergültigen Handelsgärtnerei, welche die Blumenhandlung von .\dolfKoschel, Charlotteu- burg, in Lichtenberg bei Berlin begründet hat, werden Mai- blumen für den eigenen Bedarf und auch für den Grofshandel zu Hunderttausenden getrieben. Bei einem Besuche dieser Gärtnerei am 19. Dezember v. J. sahen wir je ein ganzes Ge- wächshaus mit Eis-Maiblumen und mit getriebenen frischen Keimen gefüllt. Wir liefsen beide Gewächshäuser aufnehmen, um einmal im Bilde den Unterschied beider Maiblumenarten V, i8 Die Gartenwcit. 207 zu veranschaulichen. Wie die Abb. Seite 206 zeigt, tragen die getriebenen frischen Maiblumen durchweg tadellos entwickelte Blüten, aber meist gar keine Blätter; wo solche hier oder dort hervortreten, sind sie geschlossen und unent- wickelt. Die untenstehende Abbildung bildet einen auffallenden Gegensatz zu dem Bilde S. 206, denn sie zeigt durchweg Maiblumen, die sich in ganz natürlicher Weise mit vollem Laubschmuck entwickelt haben, doch hat, wie begreiflich, die Ausbildung der Blüten unter der üppigen Ent- faltung des Laubes etwas gelitten. Um den Gegensatz zwischen Blätter und Blüten noch deutlicher zu veranschaulichen, bringen wir nebenstehend noch einen einzelnen mit Eis- Maiblumen besetzten Kasten zur Darstellung. Wo hübsche tadellose Blüten gleichzeitig mit tadellosen Blättern verlangt werden, da empfiehlt es sich, zur Bepflanzung von Töpfen und Jar- dinieren Eis-Maiblumen in Gemeinschaft mit frisch getriebenen zu verwenden; es wird dies immer eine harmonische Zusammenstellung er- geben, da sich Licht- und Schattenseiten der verschiedenen Sorten durch ihre gemeinschaft- liche Verwendung aufheben. Recht hübsch neh- men sich auch Bindereien aus, zu denen beide Maiblumen-Sorten verwendet wurden. Kasten mit „Eis-Maiblumen". 19, Dezember v. J. in der Haudelsgärlnerei von Adolf Koschel, Lichtenberg bei Berlin, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Gewäclibhaas mit „Eis-Maiblumen" in Kästen und Töpfen. Am 19 Dezember v. J in der Handelsgärtnerei von Adolf Koschel, Lichtenberg bei Beilin, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 18* 208 Die Gartenwelt. V, i! Veltheimia viridiflora. Von Jos. Fr. Horäk, Obergärtner der hochfürstl. Salm-Reiffer- scheid-Dyck'schen Schlofsgärtnerei, Schlofs Dyck, Rheinpreufsen. In No. lo der „Gartenwelt" vom 8. Dezember 1900 ist in dem Artikel: „Wenig verbreitete Winterblüher", von Herrn Gartendirektor L. Graebener, auch die wohl seltene, richtiger: „zu wenig bekannte" Veltheimia viridiflora erwähnt worden, und unter anderem sagt Herr Graebener: „Treiben, wie die Amaryllis, läfst sich die Veltheimia nicht, werden aber die im Kalthause vorgetriebenen Pflanzen im Februar in ein Warmhaus gestellt, so öffnen sich bald die Blüten, die lange anhalten u. s. w." Wenn ich diesen Ausspruch eines so hochgeachteten Pflanzenkultivateurs mir zu widerlegen erlaube, so thue ich es im allgemeinen Interesse und auf Grund einer längeren Erfahrung. Ich habe auch in diesem Winter meine Freude an der Veltheimia erlebt und hatte den Erfolg, 3 in voller Blüte stehende Töpfe (in jedem Topf befinden sich 5 starke blüh- bare Zwiebeln, also 15 Pflanzen) bereits am heiligen Abend zur Ausschmückung der fürstlichen Räume verwenden zu können. Am 9. Januar d. J. stand der zweite Satz soweit fertig, dafs er am 12. Januar mit in das Schlofs wandern konnte; und ein nächster Satz zeigt jetzt, Mitte Januar, die Knospen- trauben bereits auf ca. 15 cm langen Stielen frei über dem Laube. Ich kultiviere die Veltheimien wie folgt: Im Herbst, sobald sich der junge Trieb nur zu rühren beginnt, nehme ich die Zwiebeln aus den Töpfen heraus und pflanze sie in frische, nahrhafte, mehr schwere als leichte Erde (halb Mist- beet-, halb alte Rasen- oder Lehmerde) zu je 5 Stück, in ziemlich weite, aber flache Töpfe. Ich erziele dadurch ein viel schöneres und wirkungsvolleres Dekorationsmaterial, als wenn ich die Zwiebeln einzeln in Töpfen habe. Sofort nach dem Verpflanzen kommen sämtliche mit blühbaren Zwiebeln bepflanzte Töpfe in ein temperiertes Haus dicht unter Glas auf ein Hängebrett; die schwächeren Zwiebeln kultiviere ich die ganze Zeit hindurch im Kalthause. Sobald sich die Knospen zeigen, nehme ich je nach Zahl der vor- handenen Töpfe einen Satz der am meisten vorgeschrittenen Pflanzen heraus und stelle dieselben in ein Warmhaus bezw. Vermehrungshaus, ebenfalls recht nahe ans Licht. Die Pflanzen erhalten viel Wasser und ziemlich kräftige Düngungs- gaben, später wird nur mit Dungwasser gegossen ; anderer Pflege bedürfen sie nicht, höchstens tägliches Überbrausen, doch hat man ein kalkhaltiges Wasser, so ist besser, auch dieses zu unterlassen, da sonst die schönen, lackartig glänzen- den, dunkelsmaragdgrünen Blätter durch die vom Wasser entstandenen Kalkflecken an ihrem Aussehen und Glanz viel verlieren. Die Pflanzen entwickeln sich sehr schnell. Die bereits am 17. November ins Warmhaus gebrachten standen zur Weihnachtszeit in voller Blüte und gaben, zwischen Hya- zinthen und dergl. verwendet, ein wunderschönes Dekorations- material. Meine weitere Behandlung der Zwiebeln schliefst sich gänzlich der in No. 10 erwähnten Kultur an. Zweck dieser Zeilen ist: die Treiberei, ich kann sagen die „leichte" Treiberei der VeUheimien den verehrl. Lesern dieser Zeitschrift zur Kenntnis zu bringen und zur Nach- ahmung zu empfehlen, und es würde mich freuen, wenn andere Besitzer und Freunde der l'eltheimia, die event. im nächsten Winter erzielten Treibergebnisse zur Veröffentlichung bringen werden. Landschaftsgärtnerei. Praktische Herstellung eines Lawn-Tennis-Platzes.*) Von Robert Müller, Landschaftsgärtner, Berlin-Grunewald. Jtin Tennisplatz der allen neuesten sportlichen Ansprüchen genügt, kann auf zweierlei Weise angelegt werden; entweder kann man einen Rasenplatz dazu herrichten, oder man stellt ihn als Kiesplatz her. Für Privatgärten, wo der Tennisplatz nicht übermäfsig viel benutzt wird und die sonstigen Bedingungen für eine gute Pflege gegeben sind, würde ich einen Rasenplatz vorziehen, da sich derselbe mit seiner grünen Fläche der ganzen Um- gebung besser anschliefst, aufserdem für die Spielenden durch seine Weichheit und Staubfreiheit angenehmer ist. Unerläfs- liche Bedingungen für einen solchen Rasenplatz sind völlig freie Lage, ein nicht zu leichter Boden, der eventuell mit Lehm zu verbessern ist, eine genügende Bewässerungsanlage und eine gründliche und sorgfältige Pflege durch Sprengen, Mähen und Walzen. Selbstverständlich mufs zur Ansamung eines solchen Platzes nur die beste Grassamen-Mischung von niederen, ausdauernden Gräsern genommen werden, welche für die betreffenden Bodenarten entsprechend zusammen- zustellen ist. Für Plätze in schattiger Lage oder bei fehlender Be- wässerungsanlage, sowie bei sehr starker Inanspruchnahme, empfehle ich die Herstellung eines Tennisplatzes mit Klein- schlag von Ziegelbrocken und Kiesabdeckung. Ich habe auf diese Weise eine grofse Anzahl solcher Plätze angelegt, u. a. die des Sport-Parkes in Friedenau- Berlin, welche sich bis jetzt vorzüglich bewährt haben. Die Gröfse des Platzes ist 14X30 m. Derselbe wird sorgfältig einplaniert, zum Ableiten des Regenwassers mufs er in der Diagonale ein kleines Gefälle bis zu 20 cm haben. Damit später keine Senkungen entstehen, müssen die aufgefüllten Stellen ganz besonders angestampft wer- den, schliefslich wird die ganze Fläche festgewalzt. Nun nehme man die zu faustgrofsen Stücken geschlagenen Ziegel- steine, breite sie sorgfältig aus und walze sie, unter fort- währendem Begiefsen, mit einer schweren Walze fest, bis sich die Steine bis zur Hälfte in das Erdreich eingedrückt haben. Die Zwischenräume zwischen den Steinen fülle man mit einer Mischung von Lehm und Koksasche oder mit *) Wir verweisen nochmals auf die zwei Artikel in No. 17, welche das gleiche Thema behandelten. Die Red. V, i8 Die Gartenwelt. 209 dem Abzug von gut befahrenen Chausseen, dem sogenannten Chausseeschlick, aus, auch diese Masse mufs unter reichlicher Verwendung von Wasser eingewalzt werden. Ist der Platz etwas abgetrocknet, bringt man eine dünne Schicht feinen Gartenkies darüber, der aber keine gröfseren Steine enthalten darf, und walzt diesen Kies ebenfalls in die halbtrockene Masse ein. Bei sehr trocknem Wetter empfiehlt es sich, den Platz noch einige Tage zu sprengen und zu walzen, damit keine Risse entstehen. Zur Aufzeichnung der Spiellinien auf den Platz nimmt man entweder aufgenagelte Blechstreifen, die aber für die Spielenden gefährlich werden können, oder eingelegte Holz- latten, die jedoch durch Frost und Feuchtigkeit leicht Un- ebenheiten in dem Platz hervorrufen , dasselbe ist der Fall bei eingelegten Backsteinen. Auch erschweren diese ein öfteres Walzen des Platzes, welches z. B. im Frühjahr nach gröfseren Frösten durchaus notwendig ist. Es ist daher das Zweckmäfsigste, an der Oberfläche des Platzes nichts zu ändern, sondern die Spiellinien durch Farbe mittels einer Schablone, aus zwei Latten ähnlich einer Knopfgabel her- gestellt, aufzutragen. Der Zwischenraum zwischen den Latten betrage 5 cm. Bei zweckentsprechender Farbe hält sich dieser Anstrich monatelang und braucht ungefähr nur zweimal im Sommer erneuert zu werden. Man nimmt dazu sogenannte schwedische Farbe oder Schlemmkreide mit Milch oder Leinöl angerührt. Chrysanthemum. Chrysanthemum-Neuheiten und alte Jahresgedanken. Von Heinr. Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin. L)ie Niederschrift meiner Seite 211 dieser Nummer abgedruckten kleinen Abhandlung über neueste französische Chrysanthemum brachte mich auf so manch eigene Gedanken, die ich anregend, wie auch zum Zwecke eigener Belehrung durch andere, hier zum Ausdruck bringen möchte. Die beiden grofsen, von der Zeit geadelten Pflanzen- gattungen, Dahlien und Chrysanthemum, die in ihren Formen so vieles gemeinsam haben , dafs sie vom unverständigen Publikum oft verwechselt oder für eins gehalten werden, nehmen nicht unbegründet das grofse Interesse der gärtnerischen Fachwelt in Anspruch. Sie lassen in Vervollkommnung noch vieles erwarten, so ungeheuer ihre Zahl an Sorten auch an- gewachsen ist. Ja sie mögen vielerorts Schmerzenskinder sein, der schwierigen Sortenauseinanderhaltung wegen einer- seits und der richtigen Wahl derselben andererseits. — Der deutsche Handelsgärtner, der nicht gerne etwas Altes wegwirft, hat wohl die Lust zu Anschaffungen; er hafst aber grofse Sortimente und das Neue bietet sich ihm in so mafsloser Zahl, dafs ihm darunter die Wahl schwer wird. Alljährlich hört man in dieser wie auch in anderen Fach- zeitungen den Unkenruf, wo soll das noch hin. — Das Ausland — besonders Frankreich und England, das erstere fast rnehr für Chrysanthemum, unsere jenseitigen Kanal- vettern mit wohl gleich grofsem Interesse für diese wie für Dahlien — leistet sich vermöge seines gröfseren Reichtums und analogen Liebhabersinnes Spezial-Gesellschaften, die sehr wohl belehrend, sichtend und fördernd diesen Kalamitäten steuern. Wir Deutschen wir träumen, lassen gerne den lieben Gott sorgen, und schimpfen weiter. Die Dahlien-Gesellschaft besteht, und dafs aus der für Chrysanthemum nichts geworden ist, daran sollen die Hamburger wohl schuld mit haben; die wahre Ursache ist die Interessenzersplitterung, die sich durch die unzähligen gärtnerischen und Gartenbau-Vereine fühlbar macht. Vereinsbeiträge kosten Geld, und rosig ist die Ge- schäftslage nun einmal nicht. Die Beiträge thätiger Mitarbeit zum Wohle des heimischen Gartenbaues aber sollten dem deutschen Gärtner heilige sein; denn aus nichts wird nichts. Wohl schwebt die Idee, aus der rührig arbeitenden Deutschen Dahlien-Gesellschaft eine moderne Gartenbau-Gesellschaft zu schaffen, die sich, die Zeit erkennend, aller der Pflanzen annimmt, die eben der Mode Lieblinge sind. Die Idee wird schweben, solange nicht ein ernstes Wollen — nicht von wenigen, die zumeist bald überarbeitet, mit Undank belohnt von dannen ziehen, sondern bei vielen — zu Tage tritt. Doch ich bin soviel Idealist, die ethische Vervollkommnung dieser Gesellschaft vorauszusehen, und angenommen, sie sei, sie bestände, so wäre dieser Gesellschaft vornehmste Be- thätigung, ein öffentliches Wirken durch Ausstellungen und Kongresse. Gehen wir mal nicht so weit, bleiben wir vor- erst neben den Dahlien bei den Chrysanthemen. Das kunter- bunte Schnittblumen- und Staudengebiet liefse sich dann schon leichter beackern. Wenn, wie in einer der letzten Nummern der „Garten- welt" stand, gegen 400 Sorten im Jahre vorher, das letzte uns nur gegen 200 Chrvsanthemutn-atvih.t\ltn bringen wird, so ist die auch sicher um die Hälfte verringerte Anzahl schon an sich beängstigend. Unter der Fachlupe der Ge- sellschaft besehen, ist das aber nicht so schlimm; es können und werden „stars", oder wie wir sagen „bessere Sachen" immerhin zahlreich dazwischen sein, mit denen die Chry- santhemum - Männer schon fertig werden. Die Neuheiten existieren ja vorläufig nur in Zeitungsberichten und in den Katalogen der ausländischen Züchter. Wir Deutschen rechnen ja in der Chrysanthemum-ZMchi — mit Ausnahme von Zufalls- Sports, die sehr oft ihr Aber haben — nicht mit. Ein wirtschaftlicher Ausschufs der Gesellschaft verteilt die Rollen und auf der Inhaber eigene oder auf Gesellschafts- rechnung werden die neuen Sortimente der Züchter alljährhch bezogen und par force weiter kultiviert. Eine eigene Ge- sellschafts-Prüfungsstelle ist bei Chrysanthemum so gut ein Bellamy'scher Zukunftstraum wie bei Dahlien, wie ihn kürzlich Freimd Thürmer, der vor Neuheiten auf einmal so Angst hat, an anderer Stelle aussprach. Hauptsache ist, dafs die Nachzüchter oder Prüfer die neuen Sorten nicht nur als Blume, sondern auch als Schau- und einstielige Pflanzen auf der alljährlichen Ausstellung vorführen. Nun kommt ihr Kenner und sichtet, kommt auch ihr Liebhaber und lernt! Nach dem Vorbild amerikanischer Nelkenzüchter-Kongresse oder dem Beispiel der französischen Chrysanthemum-Gtst\\%ch3.it müssen Aussprachegelegenheiten, Belehrungen über Krankheiten der Pflanzen etc. mit solchen Wander-Ausstellungen verknüpft 210 Die Gartenwelt. V, i8 Chrysanthemum „Mad. Christian Nano". Originalaufnahme für die „Gartenwelt". sein. Die Wertzeugnis-Fragen wären so leichter zu lösen, sie sind für die immer ein Quell der Belehrung, die nicht selbst an solchen Schauen teilnehmen können. Der weitere Ausbau einer solchen Gesellschaft ist ein ganz natürhcher, er kommt von selbst. Wer in Zeitungen unsachliche Kritik übt, in Sitzungen unangebrachten Radau macht (Privatschimpfereien zählen als unschädlich nicht mit), den merke man sich. Herein mit solchen brachen Kräften in den Vorstand, in Ausschüsse, Kommissionen ; beim Arbeiten verlernen sie 's Schelten schon von selbst. Nur eine auf solcher und ähnlicher Grundlage auf- gebaute nationale Vereinigung von Fachleuten und Liebhabern fördert den Modesinn für Blumen, sie wird dem, der von Blumenzucht leben mufs, ein Ratgeber, eine Belehrungs- und Bildungsstätte sein, wie sie der heutige deutsche Gartenbau, soll er wetteifern mit dem unserer Nachbarnationen, un- bedingt bedarf. Neue frühblühende Chrysanthemum. Von G. Bornemann, Handelsgärtner, Blankenburg a. Harz. (Hierzu die Farbentafel.) Während die Menge der alljährlich auftauchenden, im November blühenden Chrysanthemum immer mehr anwächst, sind die neu entstehenden frühblühenden, d. h. von August bis Mitte Oktober blühenden Sorten erheblich in der Anzahl zurückgegangen. Es ist dies aber kein Rückschlag, sondern ein Fortschritt, da fast jede frühblühende Neuheit, die jetzt in den Handel gebracht wird, wirklich wertvoll ist, was in früheren Jahren leider selten der Fall war. Die Neuheiten- bildung ist wenigstens auf diesem Gebiete in ruhige und solide Bahnen gelenkt worden, und hoffentlich wird dies bei den späterblühenden Chrysanthetniim auch bald der Fall sein. Es ist selbstverständlich, dafs sich unter diesen Umständen von der Unzahl frühblühender Züchtungen früherer Jahre wenig erhalten hat; brachte doch Delaux allein in einem Jahre zu Anfang des vergangenen Jahrzehnts über loo früh- blühende Sorten in den Handel. Einige von ihnen, wie ^.,Mons. G. Griiiuriiiald^'' , „Mad. Gastellier''^ , „Mad. Eulalie Morel'''-, „Mtle. Rente Cohn^\ „Mons. Ulrich Brunner^'- , „Roi des Prt'coces", „Vice-Prts. Hardy^'' , werden noch lange Zier- den jeder Sammlung sein und wertvoll für den Handels- gärtner bleiben, aber im Verhältnis zu der Menge gleich- zeitig mit ihnen entstandener und schon vergessener Sorten ist ihre Anzahl gering. Während sie fast ausschliefslich fran- zösischer Abstammung waren, verdanken wir einen grofsen Teil der neuen Züchtungen den Engländern, die früher in der Züchtung der späterblühenden Sorten ganz bedeutend die Oberhand hatten, während sie ihren Ruhm auf diesem Ge- biete jetzt mit den Franzosen teilen müssen. .\\i[ beiden Züchtungsgebieten hat ein Ausgleich stattgefunden. Sind die neueren frühblühenden Chrysanthemum, wie ge- sagt, fast ausnahmslos wertvoll, so haben sich einige Sorten doch ganz besonders bewährt und werden, sobald sie erst bekannt geworden sind, in allen Sammlungen zu finden sein und viele Jahre hindurch ihren Platz behaupten. Ein be- sonders feines, fast fliederfarbenes Rosa besitzt .^Messidorine Chrysanthemum „Colette". Originalaufnahme für die „Gartenwelt^. V, i8 Die Gartenwelt. 211 Fauvel"; die Blumen sind langgestielt und die reichblühende Pflanze hat eine besonders straffe Haltung. Das feinste, silbrige Rosa, welches ein Chrysanthemum aufweisen kann, finden wir bei ,^Afrs. IVtiigfiehl^^ ^^Mad. Marie Masse^^ zeigt ein besonders frisches Rosa; die Sorte ist ungemein reichblühend, widerstandsfähig und anspruchslos; dieselben guten Eigenschaften hat ihr dunkelroter Sport ^^Crimson Mad. Marie Masse^'' . Von noch dunklerer, amaranthartiger Färbung ist „Pris. Ed. Barrd^ . Bei ,.^Aml>rose Thomas''' geht die dunkelrote P'ärbung ins Bronzeartige über, da die altgoldige Rückseite an den gedrehten und ineinandergewirrten Blumenblättern sehr zur Geltung kommt. ,,Ji'les Mary" ist sammetig-granatrot, die Farbe von „G. If. Childs" und ^^Ctillingfordi" . Unter den weifsen Sorten zeichnet sich „Edtnond Duval" durch Reichblütigkeit und gute Haltung der langgestielten Blumen aus, dieselben sind oft fein rosig angehaucht. ,^Markel White" hat sehr grofse Blumen mit langen, gelockten Blumenblättern. An Gröfse wird sie aber fast noch übertroffen durch die gleichfalls weifse ^,Qiieen of the Earlies" ; die Blumen sind bei dieser von edelster, etwas einwärtsgebogener Form. Bald nach ihrem Erscheinen brachte sie den kanariengelben Sport „Golden Queen of the Earlies" . Von den neueren gelben Sorten ist wohl „Klondykc" die reichblühendste. Der Name ist gut gewählt, denn die Blume ist vom denkbar kräf- tigsten Goldgelb; die Sorte hat einen niedrigen, aber sehr kräftigen Wuchs und giebt eine besonders gute Topfpflanze ab. Da ihre Blüte- zeit schon in die ersten Oktobertage fällt, kann auch die schon be- kanntere hellgelbe „Soleil d'Octobre'"'' zu den Frühblühern gerechnet werden; die Pflanze blüht überreich und bringt, einblumig gezogen, Blumen hervor, die denen der besten november- blühenden Ausstellungssorten an Gröfse nicht nachstehen. Eine besonders grofsblumige Sorte ist auch „Ettie Mitchell" , das Gelb ist hier dunkler und oft bronzeartig schattiert. Ebenso hat das Gelb bei ,,Nellie Brown''' eine terrakottafarbene Schattierung, die Sorte ist ein Sport der bekannten „Ryecrojt-Glory" und von derselben fabelhaften Reichblütigkeit. „Goldball" und „Hildesia" sind zwei ausgezeichnete gelbblühende deutsche Züchtungen. Bei ersterer Sorte stehen die breiten, gold- gelben Blumenblätter gerade ab, so dafs die grofse Blume fast kugel- rund erscheint und ganz von den bekannten Formen der Chrysan- themum-Blüten abweicht. Die Pflanze ist reichblühend und niedrig. Von den gelben Sports, die „Mons. Gustav Grunerwald" in den letzten Jahren an verschiedenen Orten bildete, ist ,,Hildesia" ent- schieden der wertvollste. Die Blumen sind voll und grofs, wie bei der Stammsorte; die Farbe ist ein reiches Gelb, welches nament- lich in der Mitte orange und chamois schattiert ist. Chrysanthemum „M. O. de Meulenaire". Originalaufnahmc Tür die „Gartenwelt". Chrysanthemum „Miüdja". Origüialaufnahme für die ^Gartenwelt". Calvat's neueste Chrysanthemum. Von Heinr. Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin. (Hierzu acht Abbildungen.) Ich gestehe, es ist gewagt, über neue Chrysanthemum zu urteilen nach erst einjähriger Kultur und Beobachtung; aber mein Urteil ist redigiert und ergänzt durch das eines Kenners, des Herrn Obergärtners Gierth*), dem ich einen Teil der neuesten Sachen zur Zucht und zur Prüfung übergeben hatte, und da dessen Schaublumen- kulturen als die besten Berlins gelten, so kann von einer Mitprüfung mit Kenneraugen schon die Rede sein. Ferner dürfen die im Auftrag des geschätzten Herausgebers dieser Zeitschrift von meinen Pflanzen gemachten photographischen Aufnahmen — die sämtlich an einem *) Anm. d. Redaktion: Über Herrn Gierth's vorzügliche Kultur- leistungen berichteten wir in No. lo in Wort und liild. 212 Die Gartenwelt. V, i8 Chrysanthemum „Marie Charmet". Originalaufnahme für die „Gartenwelt''. Tage geschahen und die ganze Calvat'sche Sammlung lange nicht erschöpfend konterfeien konnten, weil man eben nur das „Beste" im Bilde festhalten darf und weil Chrysanthemum auch nicht alle an einem Tage blühen — mitsprechen in dem Urteile. — Bekanntlich gelten die alljährlichen Calvat'schen Züchtungen in ihrer Gesamtheit für die — ich will nicht zuviel sagen — wertvollsten mit, sie enthalten immer reiche Auswahl früh- blühender Sorten und sind reiflich durchgewählt, ehe sie der Züchter herausgiebt. Weil sich nicht jeder die ganze ziemlich kostspielige Sammlung anschaffen kann und einzelne Sorten ä Pflänzchen 20 — 30 Franken kosten, so dürfte die Neuheiten- zucht von Chrysanthemum, des mäfsigen Absatzes wegen, meines Erachtens mehr der Ehre als des klingenden Lohnes halber geschehen; deshalb kommt mancher Stern am C/iry- santhanum-VL\mxQt\ erst bei uns zur allmählichen Geltung, wenn er in Frankreich schon Allgemeingut dortiger Kultivateure geworden ist. Nebenbei eingeschaltet, sorgt dann im lieben deutschen Vaterlande eine liebe Konkurrenz, die das Rechnen verlernt hat, schon dafür, dafs wir Käufer solcher Kostbar- keiten selbst an diesen Sternen herzlich wenig Geld ver- dienen, aber nach dem Eintreten des Schutzzolles soll sich dies ja alles, alles wenden. — Wie die Herren Franzosen praktisch nach den Eigen- namen alphabetisieren und das „Fräulein, die Frau, den Vor- namen, den Titel" hintenansetzen, will ich's auch mal ver- suchen. Warum sie diese Namenserschwerungen überhaupt nicht weglassen, ist mir unbegreiflich; wir schwerfälligen Deutschen haben in Dahliennamen schon den Anfang zur Kürzung und Besserung gemacht. Also Herr Calvat, machen Sie's auch so! Die weniger guten Sorten sind in nach- stehender Besprechung weggelassen. „/4//>/fe", ein lebhaftes Rot oder Purpur mit metallischer, terrakottafarbiger Unterseite, dürfte den besten roten einzu- reihen sein, die grofse Blüte ist lange haltbar. ^^Amphitrite" hat vorzüglichen Stiel, ist als Kronen- knospe sicherer, williger Blüher, schön belaubt, weifslich- kremefarbig. ^^Avizard'^ (Mad.), als Bindeblume mäfsig im Wert, für Topf aber wertvoll, etwas leicht gefüllt, päonienblütig, weifslich- rosa mit lila Schimmer aufsen. ^^Bbiac'"'' (Mad. Andn'), ein dunkles Braunrot, stark- wüchsig; sonst mäfsig. ,^Capitant''^ (Mad. Alice) erscheint mir sehr wertvoll für den Schnitt, bei grofser Blume aufserordentlich gefüllt, lang- stielig, haltbar und von vorzüglicher Rahmfarbe. ,,Charmet^'' (Afarie), Abb. nebenstehend, gilt als mein Ideal, sie ist in ihrer Erscheinung etwas ganz Neues und mit ihren herabwallenden, schneeweifsen, breiten, bänderartigen Petalen von ganz vornehmer Wirkung, dabei früh und im Busch gedrungen; also neben ihrem Schnittwert eine Topf- und Marktsorte ohne Gleichen. „Cotetie''^ (Abb. Seite 210, unten), ebenfalls sehr früh, leicht behaart, enorm grofs, dicht gefüllt, von feiner Mohn- form, Grund weifslich-rosa, zart lila behaucht. „Cö//it'Äa" verlangt Kronenknospenwahl, Blüten bis 35 cm Durchmesser, gelb mit Altrosa schattiert, besonders zarte Färbung, mit frischem, grofsem Laub. Chrysanthemum „Salomfi". Originalaufnahme für die „Gartenwelt"*. ,.I)ie (j;irtfiiwi'lt"". .lain-ui.« v KutU Bor-«-^*"' feue frühblühende Chrysanthemum. 1. Ambrose Thomas. 2. Edmond Duval. 3. Messidorine Vanvel. V, i8 Die Gartenwelt. 213 Chiysanthemum „Marquis Visconti- Venosta". Origmalaufhahme für die „Gartenwelt". ^^Delavier^'- (Mad. V.), äufserst lange und sehr früh blühend, bei immer guter Füllung, ganz zart rosa mit meer- grüner Mitte, eine Farbenzusammenstellung von eigenartig schöner Wirkung. „Z^z-ws" (Mad. L.) hat eine auffallend üppige Belaubung und einen enorm starken Stiel, ganz horizontale Blütenhaltung, gelb mit rosa Schimmer, grofse Blumen, die nur als Kronen- knospen gewählt werden dürfen. „Fakir'^ (Le), die früheste von allen, leicht citronengelb, mit chamois Spitzen, ist der ersteren Eigenschaft wegen wertvoll. ^^FranqueviUe d'Orthal'^ (Mad. A. de), dunkelrosa, goldig schattiert, ebenfalls früh, zeigt eine für Chrysanthemum neue Färbung. ^^HesHn'''' (Mlle. — heifst Fräulein bei den Franzosen — ) wurde auf der Hamburger Chrysanthemum- h.yx9,%'x\\ang ihrer salm-rosaen, feinen Farbe wegen viel bewundert, wird sehr grofsblumig und ist in der Pflanze starkwüchsig. ^^Meulenaire'''' (M. O. de), Abb. Seite 211, oben, ist das Vollendetste, was ich in Ballform je zu sehen bekam; die Blume ist ungemein lange haltbar. Die gedrungene, schön belaubte Pflanze blüht zeitig und hat ohne Zweifel guten Topfverkaufwert. „Afitidja'^ (Abb. Seite 2ir, unten), riesig, von ganz eigen- artigem Blütenbau. Die grofsen breiten Fetalen drehen sich spiralartig um die Mitte und lassen bei ihrer rotlilaen Vorder- seite und der helleren Tönung der Rückseite die Farbe der Blume eigeuartig schön erscheinen ; auch für Topfzwecke ge- eignet. „Aa/w" (Mad. Christian), Abb. Seite 210, oben, mit einem etwas groben Frauennamen und doch so wundervoller Form, dafs Calvat diese Sorte nicht mit Unrecht eine „verbesserte ,Waban' " nennt. Die Grundfarbe nennt der Züchter weifs- lich-fleischfarben, bei mir war sie ein wundervolles Kreme. Ab und zu sind die Blumenblätter mit einem zarten lilaen Streifen versehen. Ich halte sie — bei leichter Kultur — für Schnitt- und Topfkultur für eine der hervorragendsten Sorten des Jahres. „Roger"-^ (Mad. Philippe), eine vorzügliche Rote, mit schönem Pilanzenwuchs, ist deshalb annehmbar, weil uns unter den Chrysanthemum noch ausgesprochen rote Farben mangeln. „Roux''^ (Mad. Ernest), ein feines Grüu-Kreme, ganz aparte, zarte Färbung, riesenblumig, zu den besten der Sammlung gehörend. ^.^Salomi'"'' (Abb. Seite 212, unten) hat eine ausgeprägte volle Goldfarbe, ganz ebenmäfsige, edle Blumenform und meinem Dafürhalten nach grofsen Wert, sowohl als Schnitt- blume wie als Marktpflanze. „Ä^^/" (Mad. [.), Abb. untenstehend, regelmäfsig ein- wärts gebogen, läfst bei leichtester Kultur jede Blume gut zur Entwicklung kommen und ist des prächtigen Wuchses, vor- züglichen Stieles und schöner Haltung wegen für Massen- anbau durchaus zu empfehlen. Als ein Perlrosa mit Weifs kann man die zarte Farbe bezeichnen. „Terret'-'' (M. Paul) beschreibt der Züchter als lebhaft rosa. Sie war bei mir mehr purpurn oder hochrot (ponceau), wie ja die Färbung bei verschiedener Kultur sich oft ver- Chrysanthemum „Mad. J. Steel". Originalaulhahmc für die „Gartenwelt*. 214 Die Gartenwelt. V, i8 schieden zeigt. Unter allen ist sie die wertvollste für Topfkultur, stets gut gefüllt und ist von jedem, der sie sah, auch ohne Ausnahme dafür gehalten und belobt worden. ^^Msconti-Venosta^'' { Marquis), Abb. Seite 213, oben, die der Züchter als etwas Besonderes bezeichnet, die auch in Paris und Lyon Wertzeugnisse erster Klasse mit Auszeich- nungen erhielt, dürfte im Werte für Massenanbau einem ^^ James Bidencope''^ gleich zu stellen sein. Dazu ist diese Sorte frühblühend, niedrigen prächtigen Wuchses, stets voll- kommen in ihrer lockigen, schönen, grofsen Blume und zur Topfkultur ebenfalls sehr zu empfehlen. Damit wäre das Gute und Beste aus der Sammlung er- schöpft. Zuviel glaube ich nicht gesagt zu haben; indes ich wäre dankbar, wenn von anderer Seite, vielleicht von der des Herrn Obergärtners Seebeck, Kl.-Flottbeck, welcher auf der Hamburger Chrysanthemum -AnsiXtWxmg gleichfalls einige der „Calvat'schen Neuesten" in Schaupflanzen vorführte, ebenfalls eine Meinungsabgabe hier zum Ausdrucke käme. Gehölze. Callicarpa japonica Thbg., ein Strauch mit Zier- früchten, — Obgleich dieser etwa i'/.^ m hoch werdende Strauch schon 50 Jahre eingeführt ist, hübsche Belaubung hat und härter ist als die nahe verwandte i'itex Agnus -Castus, so findet man ihn in der gärtnerischen Litteratur doch stets nur als ein Gehölz er- wähnt, das wenig oder gar keinen Zierwert besitzt. Ich war da- her überrascht, als nach dem Laubfall im Herbst v. J. eine Menge lila oder hellveilchenblauer Beeren zum Vorschein kamen, von der Gröfse mittelgrofser Schrotkörner und in gegabelten Büscheln stehend. An den Sträuchern hielten sie sich bis Ende Novem- ber, zu welcher Zeit die Vögel Geschmack an ihnen fanden und deshalb der Rest schleunigst geerntet werden mufste. Sollten die auffallend schön gefärbten Früchte so wenig bekannt sein? Koch, Dippel und Koehne geben die Farbe derselben übereinstimmend rot an. Da jeder Zweifel an der richtigen Be- nennung ausgeschlossen ist, erklärt sich die Sache wohl durch den Umstand, dafs die Beeren beim Trocknen trüb purpurrot werden. Callicarpa japonica, zu deutsch: japanische Schönfrucht, ver- langt sonnigen Standort und in rauhen Gegenden Winterdecke. Die Blüten sind so unscheinbar, dafs man sie gewöhnlich über- sieht. F. Rehnelt. Crataegus (Mespilus) Oxyacantha als Veredlungs- unterlage für verschiedene Gehölze. — Die Crataegus Oxya- cantha, welche den meisten Gärtnern und Gartenfreunden kurzer Hand als Weifsdorn hinlänglich bekannt ist, spielt in der Gehölz- kunde doch immerhin eine wichtige Rolle. Nicht nur, dafs sie fast in allen Gegenden zur undurchdringlichen Hecke heran- gezogen wird, nein, der Gärtner und Gehölzzüchter von Beruf schätzt sie zunächst wegen ihrer beachtenswerten Eigenschaften als Veredlungsunterlage. Es sei mir daher gestattet, in nach- stehenden Zeilen darauf hinzuweisen, für welche Gehölzarten man den Weifsdorn als Veredlungsunterlage mit Erfolg verwenden kann. Es kommen hierbei zunächst in Betracht alle diejenigen Cratatpis-(Mespilus-)Arten und -Varietäten, die als Gehölze und Park- bäume in unseren Gärten \orzufinden sind, mit Ausnahme solcher, die sich aus Samen erziehen lassen, und zwar sind dies folgende: Crataegus coccinia, gewöhnlicher Scharlachdorn, C. nigra, schwarz- früchtiger Weifsdorn, C. (cordata) populifolia, pappelblättriger Dorn, C. prunifolia (C. Crus-galli var. prunifolia), pflaumenblättriger Dorn, C. rivularis (C. Douglasü var, rivularis) , C. sanguinea, Blutdorn, C. succulenta. Varietäten wachsen sämtlich gut durch Okulieren im Sommer von Mitte Juli an und durch Pfropfen im Frühjahr — März, April. Ferner als Unterlage für Aindanchier-\ ^x'x&iixe.n, wie A. alni- folia, canadensis (asiatica), canadensis oblongifolia, canadtnsis obovalis, oligo- carpa, vulgaris u. a. Nachstehende Cotoneaster-Krten und -Abarten, wie: C. acumi- nata, affinis, bacillaris, frigida, liookeri, viicrophylla, und Formen der- selben; multiflora, nigra, iommiosa, vulgaris (integtrrima) u. a. Bei Cydonien wachsen die fruchttragenden Formen der ge- wöhnlichen Cydonia vulgaris gut auf Cra&c^;«- Unterlage, dagegen erzielt man bei Veredlung der Formen von Cydonia japonica auf Crataegus sehr schlechte Resultate. Auch alle Arten von Mespilus, einschliefslich der Frucht- mispel, sind für Crai'a^^«- Unterlage geeignet. So lassen sich eben- falls auch Birnen auf Crataegus veredeln, diese wachsen in der ersten Zeit ganz gut, sind jedoch in solchem Verhältnis von kurzer Lebensdauer. Schliefslich gedeihen auf Crataegus noch sämtliche Arten und Abarten unserer Sorbus, auch Ebereschen, Mehlbirnen und Elzbeeren genannt; immerhin veredelt man die letztgenannten Arten lieber auf Sorbus Aucuparia, die gemeine Eberesche. Paul Jurafs, Baumschulenweg bei Berlin. Stauden. Aster Amellus „Framfieldiense". — Unter den Varie- täten von A. Amellus verdient die genannte besonders hervor- gehoben zu werden. Nach einer Abbildung in „The Gard. Mag." vom 15. Dezember v. J. zu urteilen, ist diese Sorte sehr schön und sehr reichblühend. Sie wird reichlich '/j m hoch, ist dunkel- blau gefärbt und blüht bei mildem Wetter bis weit in den Herbst hinein. Delphinium „Albion" ist nach „La Sem. Hort." eine empfehlenswerte Neuzüchtung von Charles Irvine, Jedburgh (Ecosse). Seine Kultur ist leicht, es wird 1,20 bis 1,50 m hoch und bringt seinen aufrechten Blütenstiel hervor, welcher schöne, halbgefüllte, reinweifse Blumen trägt. Topfpflanzen, Senecio Petasites DC, aus Mexiko, gehört zu den gröfsten Arten der Gattung. Er ist ein Halbstrauch von etwa 1,50 m Höhe und entwickelt kräftige, etwas fleischige, wenig verzweigte Triebe. Im Kalthaus erscheint im Sommer und Herbst der schöne traubig-rispige Blütenstand, bestehend aus kleinen gelben Köpfchen, und bildet einen hübschen Gegensatz zu den grofsen Blättern. Diese Art liebt gleiches Erdreich, wie etwa die Orangen, und läfst sich leicht durch Stecklinge vermehren. (Nach „Rev. l'Hort. Belg. et etr.") Coleus thyrsoideus ist eine neue, kräftig wachsende, blau- blühende Art, die in ihrer Tracht mehr einer Salvia als einem Coleus gleicht. Sie stammt aus Zentral-Afrika und trägt zur Blüte- zeit lange Ähren glänzend blauer Blüten. Da die Blüte in die Wintermonate fällt, ist dieser Coleus besonders beachtenswert, denn solche Farbe ist zu dieser Zeit selten. („Gard. Mag.") Englische Zonal-Pelargonien-Sorten für den Winter- flor. — Folgende halbgefüllte Sorten werden in „The Gard. Chron." als sehr empfehlenswert genannt: ^Jlermione", „/'. /'. Kaspaii', V, i8 Die Gartenwelt. 215 „Ag!aia", „Maggie Nallock" , ,,DouHe Jacoby", „Mrs. Corden", „Nydia", „Goldßnder" , „Lord Derby", „Joy/ul" , „Frakheur^^ und „Charles La- lande". Fragen und Antworten. BeantTVOrtung der Frage No. 124. Wie ist die Her- stellung eines allen sportlichen Ansprüchen genügenden Lawn-Tennis- l'latzes und welche Rahmen (ob Holz, Ceraent oder Backsteine) sind vorzuziehen? — Durch die beiden Artikel in No. 17 und den des Herrn Müller auf Seite 208 dieser Nummer ist obenstehende Frage hinreichend be- antwortet. Interessenten wollen deshalb an den angegebenen Stellen freundlichst nachlesen. Beantwortung der Frage No. 125. Jedem Besucher von Paris wird es aufgefallen sein, dafs dort fast nur „salade romainc" ge- gessen wird; derselbe ist aber von einer Weichheit, Grofse und .Schön- heit, wie ich ihn in Deutschland nie antraf. Icli ziehe seit ca. 5 Jahren „salade romaine" aus Pariser Samen, ohne die Güte des Pariser Salates zu erreichen. Kann jemand angeben, wie der „salade romaine" zu behandeln ist und warum dieser vorzügliche Salat bei uns so wenig gepflanzt wird? — Zu den Gemüsen, welche auf dem Pariser Markt und damit Hand in Hand gehend in der Pariser Küche am meisten gesucht und ge- bräuchlich sind, gehört zweifelsohne der römische .Salat oder „laitue romaine", wie ihn die Franzosen nennen, und begreiflich ist es, wenn er hier weilenden Fremden durch seine Güte und Zartheit auffällt. So einfach seine Kultur an und für sich ist, so mag sie doch hier mit Umständen zusammenhängen, welche den Pariser Gemüsebau im all- gemeinen begünstigen. Das milde Klima, der fruchtbare, warme Boden mit einem meist durchlässigen, sandigen oder mergeligen Untergrund, die reichliche Zufuhr von Dünger aus den Ställen der Omnibus- und Droschkengesellschaften und der Kasernen sind Faktoren, welche nur vorteilhaft für den „maraicher", den Gemüsezüchter, wirken können und welche man bei Betrachtung der hiesigen Kulturen nicht aufser acht lassen darf. Nicht weniger ist die Einrichtung seiner Kulturstätte, seines „marais" beachtenswert. Es sei hier aber nur das Wesentlichste derselben berührt, die Mistbeete und die Glockenkulturen. Zum Treiben, zur Aussaat, zur Anzucht des Frühgemüses und zur Kultur besonders empfindlicher, zarter Gemüse benutzt der „maraicher", wie auch anderswo üblich, leichte, hölzerne Mislbeetkästen, 1,40 m breit, 3,90 m lang, für drei Fenster eingerichtet. Im Sommer werden dieselben abgenommen, zu Haufen übereinander aufgeschichtet und so auf einem möglichst kleinen, schmalen Raum aufbewahrt, während das übrige Land zu Freilandkulturen ausgenutzt wird. Aber aufser seinen Kästen gebraucht der „maraicher" insbesondere zur Aussaat und zu seinem Frühgemüse in grofser Zahl Glasglocken und zieht diese den Mistbeetkästen in vielen Fällen vor. Sie sind handlicher, lassen mehr Licht ein und können, wenn die Pflanzen erstarkt sind und keinen Schutz mehr gebrauchen, bequem entfernt und anderswo wieder ver- wendet werden. Wenn eine gewöhnliche Gemüsegärtnerei mit 1 1 ooo qm Kulturfläche 950 Mistbeetfensler und 3500 Glasglocken zählte, so be- weist dies wohl zur Genüge, in welch grofsem Mafsstabe letztere an- gewandt werden. Wer übrigens den Baumschulbetrieb von Orleans kennt, dem dürfte die Kultur mittelst solcher Glasglocken nicht un- bekannt sein, werden sie dort doch fast ausschliefslich zur Vermeh- rung der Gehölze benutzt. Auch bei der Kultur des römischen Salates verwendet der Pariser Gemüsezüchter mit Vorliebe Glasglocken, wenn auch damit nicht gesagt sei, dafs man nicht mit gleichem Erfolge Mist- beetfenster benutzen könnte. Die hier üblichen Kulturmethoden seien nachfolgend kurz angeführt; sie geben zugleich einen Beweis, mit welcher Ökonomie, mit welcher Einteilung der „maraicher" vorgeht, welcher, wie man sprichwörtlich sagt, nicht den kleinsten Platz auf seinen Kulturbeeten 24 Stunden lang unbenutzt, unbepflanzt läfst. Die Aussaat zur Winterkultur beginnt Anfang Oktober. Gleich dem Kopfsalat werden die Sämlinge einmal pikiert. Soll getrieben werden, so kann man bereits im Dezember damit beginnen und die Pflanzen auf warmen Fufs setzen. Doch thut man es mit gröfserer Sicherheit erst im Januar, Februar. Man pflanzt nur eine Pflanze des römischen Salates unter eine Glocke, setzt dazu aber noch drei Pflanzen von Kopfsalat, welche nicht so viel Platz einnehmen, und sät Karotten dazwischen. Luft wird in diesem Falle nicht gegeben. Zieht man den römischen Salat auf kaltem Fufse, so soll man bei gelindem Wetter reichlich lüften. Es schadet nicht, wenn man die Pflanzen in diesem Falle dichter bringt, d. h. 3 Stück unter eine Glocke oder etwa 20 unter ein Mistbeelfenster. Man sät Karotten dazwischen und setzt unter jedes Fensler noch 4 Stück Blumenkohl, welcher sich langsam ent- wickelt und erst mehr Platz beansprucht, wenn der Salat bereits ge- erntet wird. Bei strenger Kälte macht man einen Umschlag um die Kästen und füllt die Zwischenräume der Glocken mit Mist aus oder deckt sie nötigenfalls ganz zu. Von März ab beginnt man hier mit der Anzucht im freien Lande. Sie kommt im grofsen und ganzen der des Kopfsalates gleich. Man versäumt nicht, die Sämlinge, bevor man sie an Ort und Stelle bringt, einmal zu pikieren. Ferner ist bei den meisten Sorten, wenn dieselben einigermafsen ausgebildet sind, ein Zu- sammenbinden des Kopfes mittelst einiger Strohhalme nötig, um die Herzblätter zart und schmackhaft zu erhalten. Was die Sortenauswahl anbetrilTt, so ist zum Treiben, sowie zur Winterkultur auf kaltem Fufs „Romaine verte maraichere" am meisten beliebt. „Romaine blonde maraichere" ist eine etwas gröfsere, aber spätere Sorte. Sie hält ihren Kopf verhältnismäfsig lange geschlossen und ist am meisten und fast allgemein verbreitet. „Romaine verte d'hiver" bleibt klein und fest und ist ziemhch widerstandsfähig gegen Kälte, aber nicht so zart wie erstere Sorten. In einem warmen, nahrhaften^ durchlassigen Boden bei reichlicher Bewässerung und einer warmen, geschützten Lage dürfte es wohl nicht schwer halten, den römischen Salat auch in Deutschland in gleicher Güte zu erziehen wie in einem Pariser „marais", so lange man sich auf die späte Treiberei, die Frühjahrs- und Sommerkultur beschränkt. Die Winterkultur und Frühtreiberei dagegen dürfte erst in zweiter Linie anzuraten sein. R. Zeifsig, Paris. — Wenn der „salade romaine" seine wirkliche Vorzüglichkeit erreichen soll, mufs er so kultiviert werden, dafs er schnell wächst; was ja auch bei allen zart sein sollenden Gemüsen innegehalten wer- den mufs. Das schnelle Wachstum dieses Salates wird durch sehr humosen Boden und viel Wasser erreicht, dies ist das einzige Ge- heimnis. Bekanntlich sieht man in der Umgegend von Paris die Ge- müsegärtner, welche vorzugsweise nur Salat bauen (andere Gemüse werden einige Stunden weiter hinaus gezogen), fast immerfort giefsen, selbst bei der gröfsten Hitze, was aber z. B. den Kopfsalat hart macht. „Salade romaine" kann auch enger als Kopfsalat gepflanzt werden. Warum dieser Salat so wenig in Deutschland verwendet wird, beruht auf den Geschmacksverhältnissen. Man liebt eben einen weichen, zarten Salat, während der Franzose und die denselben Geschmack be- sitzenden anderen Nationen mehr einen harten, knackenden Salat lieben, an dem man wirklich beifsen mufs. Dieser wird dadurch auch leicht verdaulicher, somit auch bekömmlicher als wie die weichen Kopfsalat- sorten, die nur zu oft ungenügend gekaut in den Magen gelangen. Der Deutsche liebt mehr den Salat ohne Rippen, der Franzose mit Rippen; ersterer schneidet die Rippen weg, letzterer die äufseren Blatt- teile. Auch auf die Präparation kommt es beim „salade romaine" an, da die saftigen, süfslichen, bitteren, starken Blätter eine kräftigere Würze verlangen. Es gehören, aufser Essig und Öl, Salz und Pfeifer dazu, nach Geschmack auch etwas Tafelsenf oder Maggi's Suppenwürze. St. Olbrich, Zürich V. Beant'wortung der Frage No. 126. Ich habe ein städtisches Wasserreservoir zu bepflanzen; was würde sich dazu am besten eignen? Es ist ein ungefähr 10 m hoher Sandhügel. Das Bepflanzen soll nur den Zweck haben, bei starkem Regen das Rutschen des Sandes zu verhüten. Mit Gras ist der Hügel bewachsen, doch rutscht, resp. läuft der Sand mit dem Wasser herunter. — Sollte nicht ein dichtes Graspolster, von Cynosurus cristatus ge- bildet, das Herunterspülen verhindern? Sonst wären wohl Quecke, Lu- zerne, kriechender Hahnenfufs am Platze. Falls höhere Pflanzung ge- wählt werden kann, so sind zu empfehlen: Gmista tinctoria, Ononis spinosa, Calluna vulgaris, die Brombeere u. a. m. Seh. Neue Frage No. 141. Wie zieht der Wiener Gemüsegärtner Samen vom echten Wiener kleinlaubigen Kohlrabi zu Treibzwecken? 216 Die Gartenwelt. V, i8 Neue Frage No. 142. Wie ist die Kultur von Dioon edule während und nach der Blüte? Neue Frage No. 143. Welche ausdauernde oder einjährige Schlini^pflanze ist für einen Wintergarten (-|- 20" C.) zu empfehlen? Sie soll im Winter grün sein und Träger von 5 m Höhe bekleiden. Neue Frage No. 144. Ein in Queensland (Australien) leben- der Farmer wünsclit einen 4 pferdigen Motor zum Wasserpumpen auf- zustellen. Welches System (Petroleum, Benzin, Heifsluft oder Wind) dürfte für die dortigen Verhältnisse vorzuziehen sein? (Beantwortungen aus dem Leserkreise erbeten.) Bücherschau. Hesdörffer, Köhler und Rudel, Die schönsten Stauden für die Schnittblumen- und Gartenkultur. 48 Blumentafeln nach der Natur aquarelliert und in Farbendruck ausgeführt von Walter Müller in Gera. Berlin W. 35 1901. Verlag von Gustav Schmidt. Von diesem Prachtwerk sind vor kurzem wieder Lieferung 8 und 9 erschienen. Die letzten drei Lieferungen werden baldigst folgen, so dafs noch im Frühjahr das Werk vollständig wird. Die ausgezeichneten bunten Tafeln finden allgemein Anklang. Die neu erschienenen Lie- ferungen enthalten wieder folgende Staudenbilder nebst Text: Inula glandulosa und vor. laciniala, sowie /. niacrocephala ; Iris germanica var.; Srigeron Coulteriy E. speciosus var. superbus und E. aurantiacus ; Primula elatior var, gigantedy Viola cornuta hybrida; Rudbeckia rnaxima, R. spt- ciosa, R, laciniata ^Goldball^ und R. fulgida; Aster diplostephioides, A. alpinus var, superbus und var, albus^ £owie A, peregrimts't Chrysa^ithemum maximiim var. — Wn- weisen unsere Leser immer wieder auf dieses schöne Werk hin, besonders zum jetzt bevorstehenden Frühjahr, wo die Pflanzzeit der Stauden wieder naht. Bevorstehende Ausstellungen. Die vor einigen Jahren gegründete Handelsgärtnervereinigung Ligue Horticole L'Union zu Gent (Belgien) beabsichtigt am 7., 8. und 9, April d, J. in Mont St. Amand bei Gent ihre zweite Gartenbau- Ausstellung abzuhalten. Diese Ausstellung wird wieder, darauf ist auch schon das ganze, eben zur Versendung gelangende Programm zu- geschnitten, einen durchaus lokalen Charakter tragen, also die bel- gischen Spezialkulturen vorführen. Als Aussteller sind nur die Mitglieder der Vereinigung zugelassen. Das Programm enthält 38 Konkurrenzen für Orchideen, 18 für neue Zier- und Nutzpflanzen, 27 für diverse Blütenpflanzen, 18 für Azaleen und Rhododendron^ 17 für Dekorations- pflanzen (Lorbeer, Dracaenen etc.) und Rosen, sowie 5 für Koniferen. Als Preise sollen ausschlicfslich künstlerisch ausgeführte Diplome I., Tl. und III. Klasse vergeben werden. Tagesgeschichte. Dresden. Die Stadtverordneten-Versammlung genehmigte die Gründung von je 11 pensionsberechtigten Obergärtner- und 2 Aufseher- stellen, in welche bisherige Angestellte der Stadtgärtnerei aufrücken. Frankfurt a. M. Eine Obst-Engros-Handlung hatte bei der Generaldirektion der Bahnen zu Strafsburg den Antrag gestellt, die Einstellung von Privat-Eisenbahnwagen mit Kühl- und Heiz- vorrichtungen zur Beförderung von frischem Obst und Gemüse in den Wagenpark der Generaldirektion zuzulassen. Die General- direktion Strafsburg hat den Antrag beim Verkehrs-Verbande eingebracht, dessen Ausschufs der Hauptversammlung die Ablehnung des Antrags empfiehlt. Mafsgebend für den ablehnenden Beschlufs waren nament- lich die Gutachten verschiedener landwirtschaftlicher Korpora- tionen, die ein wirtschaftliches Bedürfnis für die Zulassung privater Heiz- und Kühlwagen verneinten. Nur der hessische Landwirt- schaftsrat hatte ein solches Bedürfnis anerkannt. Die Handels- kammern in Frankfurt a. M. und Mainz hielten nur IC ühlvorrichtungen fiir zweckmäfsig. Auf Vorlage der Eisenbahndirektion Magdeburg ist die Frage auch im dortigen Bezirkseisenbahnrate zur Beschlufs- fassung gekommen. Seitens der Eisenbahnverwaltnng wurde hierbei aus- geführt, es habe sich namentlich ein Gegensatz in der Auffassung der be- fragten Obst- und Gartenbauvereine einerseits und der landwirtschaftlichen Vereine andererseits gezeigt, erstere befürworteten die Mafsnahmen, letz- tere nähmen in der Mehrheit einen ablehnenden Standpunkt ein. Der Bezirkseisenbalinrat war der Auffassung, dafs zwar ein dringendes Be- dürfnis zur Einstellung von besonders eingerichteten Privatwagen für Obst und frisches Gemüse nicht vorliege, dafs aber die Beförderung in solchen Wagen nützlich sei und man deshalb den Bestrebungen auf Zulassung solcher Wagen namentlich dann nicht entgegentreten solle, wenn die Möglichkeit vorhanden sei, dafs derartige Spezialwagen für die Obst- und Gemüseeinfuhr vom Auslande benutzt werden dürften. Mit 13 gegen 7 Stimmen wurde beschlossen, „dafs die Zulassung von Privat-Eisenbahnwagen mit besonderen Heiz- und Kühlvorrichtungen für die Beförderung von Obst und frischem Gemüse beim längeren Bahntransport wünschenswert und aus allgemein wirtschaftlichen Grün- den unbedenklich sei". Als „genügend" wurde es bezeichnet, „die Mafsnahmen auf die dem Spezialtarif für bestimmte Eilgüter bereits angehörenden Obst- und Gemüsesorten, welchen allenfalls noch Spar- gel und Blumenkohl zuzurechnen sein möchten, auszudehnen." Personal-Nachrichten. Burkart, Obergärtner zu Homburg v. d. H., erhielt die kaiserl. russische yrofse silberne Medaille am Bande des St. Stanislaus-Ordens. Müller Wwe., Marie, geb. Gärtner, Inhaberin der Firma J. C. Schmidt, Erfurt, wurde zur kgl. preufs. Hoflieferantin ernannt. Schule, W., kgl. Garteninspektor a. D., starb am 16. Januar in Stuttgart im Alter von 86 Jahren. Der Verstorbene war langjähriger Leiter der Gartenbauschule Hohenheim und ein in weiten Kreisen be- kannter Mann, allgemein geachtet wegen seines biederen, kernigen Charakters und reichen Wissens. Mannigfache Auszeichnungen wurden ihm im Laufe seiner langen, fruchtbaren Thätigkeit zu teil. Wiesemann, Christian, zuletzt Schüler der Geisenheimer Anstalt, vorher am botanischen Garten zu Marburg a. L. thätig, erhielt die Obergehilfenstelle am botanischen Garten zu Göttingen. Briefkasten der Redaktion. LaunerS-PoOS, Diekirch. Es will mir scheinen, als ob den Pflanzen, die übrigens in ganz guter Ernährung sich befinden und reich- lich Stärke in den stärkeren Rippen haben, der Standort nicht zusagte. Die Luft mufs zeitweise zu feucht sein. Am Wasser liegt es nicht direkt. Man findet hier und da kleine Pilzansiedlungen, die aber vor- läufig ohne jede Bedeutung sind. Ich würde glauben, dafs ein heller, aber nicht zu sonniger, luftiger, ziemlich kühler Standort und ge- ringes Begiefsen während ihrer Ruheperiode vorläufig das beste Mittel wäre. Später, wenn die Luft wärmer wird, versuchen Sie zunächst bei einigen Pflanzen ein Bespritzen mit Eisenvitriol (i g pro Liter Wasser), Die Wirkung wird nicht sofort zu tage treten, aber allmählich sich geltend machen. Prof. Dr. Sorauer. St. G. Über Diospyros Kaki L. haben wir bereits im II. Jahrg. unserer Zeitschrift berichtet, einen weiteren Artikel mit zwei Abbildungen finden Sie in No. 14 des IV. Jahrg. Als Zukunftsobstbaum für deutsche bezw. süddeutsche Verhältnisse haben wir diese Pflanze aber nicht em- pfohlen. Die sül'sen, etwas faden und breiigen Früchte können wohl zur Abwechslung einmal genossen werden, man wird aber sehr bald genug von dieser „Obstsorte" haben, die bei uns auch höchstens als Topfbäumchen für Liebhaber in Betracht kommt. H. Seh., Emmerich. I. Die Flecken an den Blättern Ihrer Birnenpyramiden werden wahrscheinlich durch den Pilz E.xoascus bullatus erzeugt. Lesen Sie deshalb den Artikel im IV. Jahrg., S. 44. Sollte es sich nach Ihrer Ansicht um einen anderen Pilz handeln, so senden Sie uns bitte bei Gelegenheit Blätter etc. ein, damit wir in der Lage sind, Ihnen genaue Auskunft zu geben. 2. Zum Düngen Ihrer Johannis-, Stachel- and Erdbeeren würden wir Ihnen vor allem Kuhdung bez. Kuh- jauche empfehlen. Wahrscheinlich wird in Ihrem Falle wiederholtes, durchdringendes Giefsen schon viel helfen, falls nicht eine Krank- heitserscheinung vorliegt, was wir nach Ihrem Schreiben nicht be- urteilen können. Verantvvortl. Redakteur; Ma.v Hesdörffer, Berlin, — Verlag vor Gustav Schmidt (vormals Rob, Oppenheipi), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig, Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 9. Februar 1901. No. 19. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolgt. Deutsche Mustergärtnereien. Die Obstbaiimschiile von Paul Ruber in Halle a. S. (Hierzu acht Abbildungeti.) An dem grofsen Aufschwünge, den der unbefangene Beobachter seit Beginn der 70 er Jahre auf allen Gebieten des Gartenbaues feststellen kann, ist auch das Baumschulen- wesen hervorragend beteiligt. An dieser Sachlage ändert der Umstand nichts, dafs man in der Fachpresse nur selten einmal etwas über die grofsen Baumschulenbetriebe des deutschen Reiches lesen kann. Meist werden die Kunst- und Handelsgärtnereien, d. h. die Topfpflanzenkulturen, welche scheinbar für viele Gärtner ein gröfseres Interesse haben, in den Kreis des Besprechung gezogen. Topfpflanzenkulturen zeichnen sich ja durch gröfsere Vielseitigkeit aus, und die Kultur fremdländischer Pflanzen, ihre Treiberei, sowie die Schnittblumenkultur bieten mehr Anhaltspunkte zu fach- Vorderansicht der Obstbaumschale von Paul Haber, Halle a. S."' (Von der Mersebarger Chaassee aus gesehen.) Originalaufiiahme für die „Gartenwelt'', Die Gartenwelt, V. 218 Die Gartenwelt. V, 1 q männischen Betrachtungen, als sie der Baumschulenbetrieb zu bieten vermag, der sich in seinen Grundzügen immer gleich bleibt. Und doch ist es nicht ohne Interesse, auch ab und zu einmal einen Blick in diesen Betrieb, der volks- wirtschafthch von grofser Bedeutung ist, zu werfen. Im Seitenansiclit des gl Olsen Spaliergerüstes in der Übslbaumscliule von Paul Hviber, Halle a, S. Üriginalaiifnahme für die „Gartenwelt". grofsen und ganzen hatten die Baumschulen, um sich zu ihrer heutigen Bedeutung entwickeln zu können, mit weniger Schwierigkeiten als die Handelsgärtnerei zu kämpfen. Der Baumschulgärtner hat weit weniger als der Topfpflanzenzüchter die Konkurrenz des Auslandes zu fürchten. Mag man auch hier und da im Auslande Baumschulartikel billiger als bei uns produzieren können, der Preisunterschied wird dann aber reichlich durch die enorm hohen Transportkosten dieser Artikel aufgewogen. Bäume vertragen ohne ganz erhebliche Verteuerung keinen allzu weiten Eisenbahntransport. Die Baumschulen des Auslandes, von welchen für uns vorzugs- weise die holländischen in Betracht kommen, sind heute auch kaum noch ernstliche Konkurrenten unserer deutschen Betriebe. Nur für wenige Artikel, die teils für unsere Verhältnisse zu lang- sam wachsen, teils in unserem Klima nicht gut heranzuziehen sind, treten sie noch in Mitbewerb, so für Prunus Laurocerasus, Rhododendron, Biixiis, Hex, Azalea pontica und mollis, sowie diverse sonstige Moor- pflanzen. Auch Koniferen gelangen von Holland aus noch vielfach nach Deutsch- land, aber meist nur noch nach West- deutschland. Seitdem bei uns die Land- schaftsgärtner fast ausschliefslich winter- harte Koniferen anpflanzen, ist man auch dahin gelangt, den Bedarf an denselben, bei einigem guten Willen, aus heimischen Baumschulen decken zu können. Mehr als die Kunst- und Handels- gärtnerei ist die Baumkultur, bei dem wachsenden Interesse für die Anpflanzung von Obstbäumen speziell auch die Obst- baumkultur, zum gärtnerischen Grofs- betriebe geeignet, und wir haben ja auch in Deutschland vielfach sogar in nächster Nähe grofsstädtischerVerkehrszentreu Baum- schulen von einem Umfange, wie sie selbst in Holland nicht allzu häufig anzutreffen sind. Mehr aber noch als unsere Riesen- baumschulen, die, wenn sie sich auf ein- zelne Spezialitäten beschränken, wie die Betriebe zur Anzucht von Forst- und Heckenpflanzen, oft wahre Baumfabriken geworden sind, interessieren uns die klei- neren oder mitlelgrofsen Betriebe, wo, wenn sie richtig geleitet werden, jede einzelne Kultur noch mit ganz besonderer Liebe und Sorgfalt behandelt werden kann, so dafs aus ihnen oft das musterhafteste Pflanzenmaterial hervorgeht. Ein solcher Betrieb ist die Obstbaum- schule von Paul Huber in Halle a. S., mit welcher wir heute die Leser durch acht vorzügliche Abbildungen bekannt machen. Diese Baumschule ist nicht nur eine der bestrenommierten Deutsch- lands, sondern auch eine der jüngsten; ihre Gründung fällt in das Jahr 1893. Die Hubersche Baumschule war die erste in Halle und dessen Umgebung, welche sich in gröfserem Mafsstabe vorzugsweise mit der Heranzucht von Formobst- bäumen nach dem System Gaucher befafste. Herr Huber war sich von Anfang an darüber klar, seine Kulturen nur bis zu einem Mafse auszudehnen, welches ihm selbst den V, 19 Die Gartenwelt. 219 Überblick über dieselben gestattete, wodurch er sich in der Lage befindet, stets tadellose und durchaus sortenechte Ware zu ziehen. Zur Zeit der Gründung umfafsten seine Kulturen nur einen Umfang von lo Morgen, während jetzt nach sieben Jahren bereits 33 preufs. Morgen (rund 8,45 ^s) bepflanzt sind. Die Baumschule, an der Merseburger Chaussee zu Halle be- legen, befindet sich in freier Lage, ist infolgedessen allen Witterungseinflüssen ausgesetzt, so dafs sich die in denselben gezogenen Bäume durch l'nempfindlich- keit auszeichnen und unter allen Verhält- nissen gut weiterwachsen. Ein Jahr nach der Gründung des Betriebes, im Frühjahr 1894, wurden von L. Sp'äth mehrere Tausend einjährige Veredlungen von Äpfeln und Birnen auf Doucin resp. Quitte bezogen und sowohl auf den Rabatten, als auch in den Quar- tieren angepflanzt, um teilweise zur Anzucht von Pyramiden, teilweise zu Palmetten (Verrier) zu dienen. Es sind von allen in die Kultur genommenen Sorten Stand- bäume vorhanden, teils als Hochstämme, teils als Pyramiden oder Kordons, was nicht nur die Möglichkeit bietet, eine Kontrolle über die Sortenechtheit in den Quartieren zu haben, sondern auch eine Prüfung der einzelneu Sorten auf ihren Wert für die Umgegend von Halle bezw. die Provinz Sachsen zuläfst. Im Herbst eines jeden Jahres wird vom Kernobst ein Fruchtsortiment zusammengestellt, wel- ches lehrreich und interessant für die Besucher ist und auch dazu dient, dem in den Baumschulen kaufenden Publikum die Sortenauswahl zu erleichtern. Im Herbste vorigen Jahres wurde die Kollek- tion dieser ausgesuchten Früchte nach Paris geschickt und dort preisgekrönt. Durch die jüngste Obstbaumzählung vom I. Dezember v. J. wurde die Zahl der Standbäume der Huberschen Baumschule festgestellt und ergaben sich 531 x\pfel, 533 Birnen, 377 Zwetschen, Pfirsiche und Aprikosen, sowie 121 Kirschen, also ins- gesamt 1562 Stück Standbäume, wobei klei- nere Formen, wie senkrechte, schräge und wagerechte Kordons nicht mitgezählt wur- den. Es werden in der Huberschen Baum- schule hauptsächlich Hoch- und Halb- stämme, ferner Pyramiden, Palmetten mit schrägen .Asten und Verriers herangezogen, welche meist als einjährige Veredlungen verpflanzt werden. Immer mehr Ausdehnung findet auch die Kultur der wagerechten Kordons, womit bei Veredlung auf Paradies vorzügliche Resultate erzielt werden. Die Haupt- apfel- und -birnensorten, welche bei der Massenanzucht vor- nehmlich berücksichtigt werden, sind folgende: Winter-Gold- parmäne, grofse Kasseler Reinette, Landsberger Rtte., Schöner V. Boscoop, Gravensteiner, Baumanns Rtte., gelber Edelapfel, Kanada -Rtte. — Gute Louise v. .Avranches, Diels Butter- Krste liaunie eines mit T.ifelbirnen der Sorte „Gute Louise >•. Avr.mcheä" in Pyramidenform bepflanzten Quartiers in der Obstbaumschule von Paul Huber, Halle a. S. Ori^'inalaufnalime (ijr die „Gartenwelt", birne, Boscs Flaschenb., Pastorenb., Williams Christb., Na- poleons Bttb., Clairgeaus Bttb., Köstl. v. Charneu. Unsere verschiedenen Abbildungen geben ein anschau- liches Bild von dem vorzüglichen Stand der Kulturen und der musterhaften Ordnimg, die in der Huberschen Baum- schule herrscht. Die Abbildung auf der Titelseite stellt die 19 * 220 Die Gartenwelt. V, iq Vorderansicht der Baumschule dar, und zwar von der Merse- burger Chaussee aus gesehen, wie sie sich dem Besucher, der von Halle kommt, präsentiert. Im Vordergrund ist ein etwa 50 m langes, einfaches, freistehendes Spalier, bepflanzt mit auf Quitten veredelten Birnen (Verrier-Palmetten), sicht- Grofse Verrier-Palmette der Birne „Gute Louise^v. Avranches" in der Obstbaumschule von Faul Huber, Halle a. S. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*, bar. Dieses Spalier giebt in jedem Jahre den auf der Ab- bildung deutlich erkennbaren reichen Fruchtertrag. Die Abbildung Seite 218 bietet die Seitenansicht des genannten grofsen Spaliers, hinter welchem sich ein Quartier der besten Tafelbirnen in Pyramidenform befindet, von welchen die Abbildung Seite 219 die ersten Bäume veranschau- licht, und zwar sind dies Pyramiden der Sorte „Gute Louise von Avranches". Jeder dieser Bäume gab im verflossenen Jahr einen Durchschnittsertrag von 250 vorzüglich entwickelten Früchten. Auf untenstehender Abbildung sehen wir eine grofse Verrier-Palmette mit Früchten der vor- genannten Sorte. Diese Palmette wurde an Ort und Stelle formiert, wie es übrigens mit allen anderen Standformbäumen der Baumschule auch geschehen ist. Im Hinter- grund ist ein Teil des Vorgartens zu sehen, welcher noch viel des Interessanten bietet; so z. B. eine gleichfalls sichtbare, frei- stehende, aus Eisenkonstruktion hergestellte Laube, mit senkrechten Kordons bepflanzt. Die Abbildung Seite 22t, oben, zeigt den ersten Teil des Hauptweges der Baum- schule, auf beiden Seiten von Rabatten begrenzt, welche mit Birnen- und Äpfel- pyramiden auf Quitte resp. Doucin bestan- den sind. Vor diesen Pyramiden ist noch eine Vorpflanzung von wagerechten ein- und zweiarmigen Kordons, welche die Rabatten begrenzen, zu sehen. Die Pyra- miden sind mit regelrechten Astformen gezogen und haben zur Zeit die fünfte und sechste Astserie ausgebildet. Einige dieser Pyramiden waren in Paris ausgestellt, aber nur wenige, da es an Raum mangelte. Diese Bäume wurden erst im Jahre 1894 als einjährige Veredlungen angepflanzt, trotzdem tragen sie bereits seit einigen Jahren vorzüglich, was freilich auf dem Bilde nicht zu sehen ist, da diese Auf- nahme nicht im Herbste, sondern im Sommer erfolgte; sie gehören zum Haupt- sortiment der Baumschule. Die Abbildung Seite 22t, unten, zeigt uns den zweiten Teil des Hauptweges, welcher sich an den ersten im rechten Winkel anschliefst. Hier ist das Pfirsich- sortiment in Buschform angepflanzt, die Bäume werden also nicht in regelrechtem Schnitt gehalten. Auch diese Pfirsich- bäume sind noch verhältnismäfsig jung, sie wurden in den Jahren 1895 und 1896 als einjährige Veredlungen angepflanzt. Trotzdem tragen sie, wie die Abbildung zeigt, bereits sehr reichlich, namentlich war die diesjährige Ernte eine vorzüg- liche, und wir sehen auf dem Bilde das Personal mit dem Pflücken der Früchte beschäftigt, welche zentnerweise auf den Markt gelangten. Am besten trugen die Sor- ten: „Amsden", „Alexander", „Baron Dufour", „Dr, Hogg", „Haies", „Schlössers" und „Rivers Frühpfirsich" und „Lord Palmerston". Alle diese Sorten haben bis jetzt ohne jeden Winterschutz ausgehalten. Alljährlich im Herbst werden diese ms'^'r »•OTtwy '^. Krster Teil des Hauptweges der Obstbaumschule von Paul Huber, Halle a. S. Zweiter Teil des Hauptweges der Obstbaumschule von Paul Huber, Halle a. S. Originalaufnahmen für die ^Gartenwelt". 222 Die Gartenwelt. V, ig Pfirsichbäume mit Kalkmilch bespritzt, ein vorzügliches Mittel gegen Pilzkrankheiten und Frostschaden, und diese Behand- lung erklärt das gesunde Aussehen der Pflanzungen. Die Abbildung Seite 223, oben, bietet eine Gesamtansicht des hinteren zuletzt erworbenen und in Kultur genommenen Teiles der Baumschule. Im Hintergrunde sehen wir das im Jahre 1898 erbaute Obergärtner-Wohnhaus. In diesem Teile der Baumschule sind die Bestände meist jugendlich, gröfstenteils einjährige Veredlungen. Die Standbäume auf den Rabatten rechts und links sind teils Pyramiden mit einer Astserie, teils erst einjährige Veredlungen und fallen daher noch wenig in die Augen. An den Grenzen ist das Grundstück, wie auf dem Bilde ersichtlich, mit hochstämmigen Standbäumen, Äpfeln und Birnen, bepflanzt, einige (^)uer- reihen bestehen aus hochstämmigen Pflaumen in verschiedenen Sorten. Unser letztes Bild Seite 223, unten, bietet eine Gesamt- ansicht der Baumschule. Im Vordergrunde sehen wir die Merseburger Chaussee mit Haupteingang, Wohnhaus, dahinter die Pack- und Überwinterungsschuppen und ganz rechts im Hintergrunde wieder das Obergärtner-Wohnhaus. Die ganze Baumschule ist in einzelne Quartiere von je 40 m Länge eingeteilt, welche durch 1,50 m breite Querwege voneinander getrennt sind. Diese Querwege sind meist mit Sauerkirschen, Aprikosen, Pflaumen und Quitten in Busch- form bepflanzt. Die vorstehende Schilderung der verhältnismäfsig noch jungen, aber musterhaften Huberschen Baumschule trägt vielleicht mit dazu bei, dafs recht viele der Fachgenossen, die jährlich nach der Gärtnerstadt Halle kommen, auch diesen Kulturen einen Besuch abstatten. Sie werden sicher von Herrn Huber gut aufgenommen und an sachkundiger Führung wird es nicht fehlen. Obstbau. Der Wert einer Kalkdüngung für Obstbäume. Von H. Wolanke, Gartenbaulehrer, Reutlingen. Wenn auf die Düngung der Obstbäume mit Stickstoüf, Phosphorsäure- und Kalireichen Düngemitteln auch bereits gröfserer Wert gelegt wird, so findet immerhin eine rationelle Düngung mit diesen Stoffen noch lange nicht in der Weise statt, um die Rentabilität der Obstanlagen zu erhöhen. Ein Stoff jedoch, der nach den Beobachtungen und Untersuchungen einiger Forscher auf dem Gebiete der Obstbaumdüngung von den Obstbäumen in gröfseren Mengen, ja wie wir gleich sehen werden, in den gröfsten Mengen gebraucht wird, der Kalk, wird denselben noch viel zu wenig geboten. Nach den Untersuchungen, die Herr Dr. Steglich, Vorstand der landwirtschafdichen Ver- suchsstation Dresden, in den Rottwerndorfer Obstanlagen vor mehreren Jahren angestellt hat, ist der Gesamtnährstoffbedarf eines Apfelbaumes von 25 cm .Stammumfang pro Jahr 59 g Stick- stoff, II g Phosphorsäure, 51 g Kali und 109 g Kalk; beim Birn- baum ist der Kalkbedarf 69 g, bei Süfskirsche 209 und beim Pflaumenbaum 75 g. Aus diesen Zahlen geht hervor, dafs der Bedarf an Kalk bei den einzelnen Obstarten etwas verschieden ist. Die geringsten Ansprüche stellt nach diesen Untersuchungen das Kernobst, obwohl zwischen Apfel und Birne recht bedeu- tende Unterschiede bestehen, insofern als der Apfel fast die doppelte Kalkmenge bedarf wie der Birnbaum, was sich auch in der Praxis dadurch bestätigt hat, dafs auf kalkarmem Sandboden der Birnbaum noch gut gedieh und sich gesund und schön ent- wickelte, während aus Apfelbäumen nichts Ordentliches wurde und dieselben an Krankheiten, besonders an Krebs litten. Aller- dings scheinen auf Quitte veredelte Zwergformen von Birnen ebenfalls gröfsere Ansprüche an den Kalkgehalt des Bodens zu stellen. Weitaus gröfsere Ansprüche aber als das Kernobst stellen, wie aus obigen Zahlen zu ersehen ist, die Steinobstbäume, da insbesondere das Laub derselben sehr kalkreich ist; so erklärt es sich auch, warum die .Süfskirsche, die etwa dreimal so viel Laub erzeugt, ein weit gröfseres Kalkbedürfnis aufweist gegenüber der Pflaume. Die Steinobstbäume, die in einem mit Kalk rejchlich ver- sehenen Boden stehen, zeigen auch selten den Gummiflufs, der ja sonst sehr häufig auf kalkarmem oder nassem Boden an den Steinobstbäumen und nicht zum mindesten an den Kirsch- und Pfirsichbäumen sich einstellt und bei starkem Auftreten nach- teilig sein kann. Der Kalk übt einen aufserordendichen Ein- flufs auf die Zersetzung der im Boden vorhandenen organischen Stoffe und auf die Mineralsubstanzen aus, durch ihn wird die physikalische Beschaffenheit eines Bodens bedeutend verbessert. So werden die sauren, humushaltigen Böden von der für das Pflanzenwachstum nachteiligen Wirkung des sauren Humus befreit, die zähen Thonböden dagegen werden lockerer, durchlassender und wärmer gemacht. Der Kalk ist also nicht nur als Nähr- stoff wirksam, sondern ganz besonders wirkt er physikalisch ver- bessernd auf den Boden ein. In der Pflanze selbst fungiert er als Stoffwechselordner und trägt so zur Bindung der giftigen Oxalsäure bei, die dann als oxalsaurer Kalk unschädlich gemacht, niedergeschlagen wird. Wir beobachten deshalb überall, wo der Kalk neben den anderen Stoffen — Stickstoff, Phos- phor säure und Kali — in genügender Menge im Boden vor- handen ist, dafs da nicht nur Fruchtbarkeit herrscht, sondern dort wird auch die Entwicklung und der Gesundheitszustand der Bäume nichts zu wünschen übrig lassen. Man beachte aber immer auch die anderen Stoffe zu geben, denn sonst, wenn man wohl mit Kalk düngt, aber die anderen Stoffe fehlen läfst, tritt sehr bald eine Verarmung des Bodens ein. Zur Kalkdüngung verwende man den kohlensauren Kalk und den .Ätzkalk. Besonders letzterer, der Ätzkalk, gebrannter, ungelöschter Kalk, der an der Luft, indem er Wasser aufnimmt, zu einem feinen Pulver zerfällt, zeigt eine sehr energische Wir- kung und ist vorzugsweise sehr zu empfehlen für schwere, zähe Thonböden, für diese ist er aufserordentlich geeignet, wohingegen der kohlensaure Kalk mehr für leichte, trockene Böden vor- zuziehen ist. Pro Hektar verwendet man ca. 200 kg, bezw. für I qm 20 g Kalk. Auch Mergel ist da, wo er billig zu beschaffen, ist, sehr empfehlenswert, er ist zwar nicht so reich an' Kalk wirkt dafür aber um so mehr bodenverbessernd. Pflanzenkrankheiten. Einiges über den Krebs bei den Apfelbäumen und seine Heilung. — Der Krebs, auch Brand genannt, ist bekannt- lich eine mehr oder weniger schädlich auftretende Krankheit der Apfelbäume und richtet, wenn man das Übel nicht früh genug er- fafst, grofsen Schaden an. Es ist dies eine Krankheit innerhalb der Cambiumschicht, und man unterscheidet hierbei den geschlossenen und den offenen Krebs; im ersteren Falle bleibt Hie kranke Stelle Hinterer, jüngster Teil der Obstbaamschule von Paul Huber, Halle a. S. Gesaratansicht der Obstbaumschule von Paul Huber, Halle a. S. Originalaufnahmen für die „Gattenwelt^. 224 Die Cai-tciiwelt. V, ig von abgestorbener Rinde überdeckt, und im zweiten Falle legt sich eine Holzstelle frei. Die krankhafte Cambiumschicht über- deckt die Wunde nicht so wie gewöhnliche Wunden, sie erzeugt statt dessen einen wulstigen, hohen Rand, welcher innerlich von ganz anderer Beschaffenheit ist, als die übrigen Rindenschichten. In seiner äufseren Erscheinung hat der Krebs viel Ähnlich- keit mit dem durch Blutläuse verursachten Schaden. Am Stamme und an den Asten sterben Rindenpartien ab, im Umkreise dieser abgestorbenen Stellen erscheint die Rinde aufgetrieben, krank, die schadhaften Stellen vergröfsern sich und werden auch mit der fortschreitenden Verdickung des Baumes immer tiefer, so dafs sich schliefslich die bekannten trichterförmigen, treppen- artigen Löcher ergeben. Über die Art und Weise der Entstehung des Krebses hat man schon vielfach gestritten, doch hat die Erfahrung gelehrt, dafs diese Krankheit durch nachstehende Ursachen hervorge- bracht wird : Durch schlecht verheilte und vernachlässigte Wunden, Rei- bung und Quetschung der Rinde, durch Stöfse aller Art, ein- gewachsene Baurabänder und sonstige erhebliche Beschädigungen der Rinde. Ferner durch starken Frost, Anwendung überreichlicher, animoniakhaltiger oder frischer Dungstoffe, durch anhaltendes Grundwasser, nafskalten Erdboden, durch zu tiefes Pflanzen und Eindringen der Wurzeln in Abfallrinnen, Jaucheplätze etc. Wenn die beiden erstgenannten Ursachen die Veranlassung der Krankheit bilden, so schneide man die krebskranken Stellen, wenn sie noch klein sind, mit einem scharfen Messer bis in die gesunde Rinde aus und zwar so weit, als die Cambiumschicht ge- bräunt erscheint; alsdann wird die betreffende Wunde mit heifsem Theer oder Baumharz verstrichen. Aufserdem mufs die Um- gebung der kranken Stelle, sowie die Hinterseite des betreffenden Astes im Frühjahr reichlich mit Schröpfschnitten (Einschnitten in die Rinde) versehen werden. Das im April -Mai auszuführende Schröpfen, welches sich auf den eigentlichen Stamm und die dickeren Äste erstrecken mufs, wird nach den bisherigen Be- obachtungen die Entstehung der Krebskrankheiten verhüten und die Heilung der Wunden krebskranker Bäume begünstigen. Zweige, welche nahezu zur Hälfte ihres Umfanges mit Krebs befallen sind, schneide man ganz weg. Paul Jurafs, Baumschulenweg bei Berlin. Orchideen. Kultur des Cypripedilum insigne. Von Th. Wetzel, Obergärtner der Firma J.C.Schmidt, Steglitz. (Hierzu eilte Abbildung.) Von allen bis jetzt eingeführten Orchideen dürfte wohl Cypr. insigne am meisten bekannt und am weitesten ver- breitet sein, denn wenn iu irgend einer Gärtnerei Orchideen angeschafft werden, so ist sicher C. insigne die erste, die Aufnahme findet. Der Grund der allgcmeiuen Beliebtheit liegt wohl darin, dafs dieser Orchidee der Ruf vorausgeht, in Bezug auf Standort und Temperatur nicht allzu anspruchsvoll zu sein und in jedem Gewächshause oder Wintergarten ganz gut fortzu- kommen. Wenn dies auch teilweise zutrifft, so mufs mau doch sehr häufig sehen, dafs C. insigne, die jahrelang in Gärtnereien kultiviert wurden, gar keine oder doch nur vereinzelte Blumen brachten, obgleich es ihnen in Bezug auf Behandlung und Pflege an nichts fehlte. Der Grund hierfür liegt gewöhn- lich an einer llberfüllung — Überwucherung möchte ich es nennen — des Topfes, welche die Triebe in ihrer Entwick- lung hindert und somit nicht blühfähig werden läfst. Auch durch zu hohe Wintertemperatur werden sehr oft die C. in- signe verdorben, weil dann die Pflanzen in fortwährendem Wachstum bleiben und dadurch geschwächt werden. Um stets blühfähig zu bleiben, müssen C. insigne alle 2 — 3 Jahre umgepflanzt, hierbei nach Bedarf geteilt und die Teilstücke in kleine Töpfe gepflanzt werden. Will man gröfsere Töpfe haben, so kann man mehrere Triebe in einen Topf pflanzen, aber so, dafs jeder möglichst frei steht und die andern nicht im Wachstum hindert. Die Erdmischuug wird für Cypr. insigne sehr verschieden gemacht. Ich habe immer brockige Moorerde, mit gehacktem Sumpfmoos (Sphagniim) und Ziegelstückchen untermischt, mit gutem Erfolg verwandt. Die Töpfe müssen zur Hälfte mit Scherben angefüllt sein, um ein Versauern der Erde zu ver- hindern. Im Sommer verlangt C. insigne viel Feuchtigkeit, reichliche Luft, viel Schatten und eine Temperatur von i6 — 20 Grad C. Nach Beendigung des Flors genügt eine Temperatur von ca. 12 — 14 Grad C., dann mufs auch mäfsiger gegossen wer- den, ein völliges Ausdorren des Ballens darf jedoch nicht stattfinden, da dann die Wurzeln schrumpfen und später absterben. Die Blütezeit beginnt gewöhnlich im Oktober und da sich die Blumen sehr lange an der Pflanze halten, kann man den Flor durch Kühlerhalten bis Weihnachten ausdehnen, einer Zeit, zu welcher die Blumen stets zu gutem Preise Ab- satz finden. Stauden. Rüiiineya Coulteri. Von Franz Köhler, z. Z. in Nieder-Walluf. L-,\x unseren seltensten, aber auch zu unseren schönsten Pflanzenschätzen des freien Landes zählt unstreitig Romneya Coulteri, auch kalifornischer Baummohn genannt, wohl des- halb, weil sie in Kalifornien einheimisch ist und die Blumen einer grofsen einfachen Mohnblume ähnlich sind. Sie ist nicht etwa eine Neuheit, sondern eine von denjenigen guten alten Pflanzen, die in unsere Kulturen wiederholt eingeführt worden sind. Bei der Heranzucht, welche ausschliefslich aus Samen geschehen kann, verlangt sie im jungen Stadium grofse Auf- merksamkeit, weshalb sie auch in gärtnerischen Kulturen sehr selten geblieben und selbst nicht in jedem botanischen Garten zu finden ist. Als ich sie zum erstenmale in gröfseren Massen bei der B'irma Goos & Koenemann, N.-Walluf, kennen lernte, stieg täglich, mit zunehmender Entfaltung, mein Interesse für diese schöne Staude. Ihre blaugrüne Belaubung, sowie der Strauch- V, 19 Die Gartenwelt. 225 Wuchs H^HHJ^^^HB^^BH^^H^^HI^^^^^^^^^^^^^H der Romiieva ^^^^^^^^^^^^^WS^HIHl^^^^^^^^^^^^^^^^l ^^ fremdlän- ^^^^^^^^^9^^tar^^^^S^lM^^9^^^^^^^^^^^^^l nicht selten disches Aussehen. ^^^^^^^^^y ^Sw?^vI^'^^^K^Jt^^^^^^^^^^^^B dafs er über ein Jahr In ihrer Heimat, wo ^^^^^^K/^^ «^J^^^dB^'^V^ '^^^-^^^^^Bl^^n^^^^^^l liegt, mau darf deshalb sie an Felsabhängen in ^^^K^V^J^?^^ "^^^I^Mr '< ^^B* • ' ' ^ Wu^^^B mc\\X. zu schnell die Ge- üppiger Vegetation ge- ^^^Bil^Hr"^*» ^^^^EÄ>^^^f> '^C^* '"^t-'^^H ^^^^ verlieren, deiht, erreicht sie bis- ^^P^P^ - /^^jk ^JBS^tl^ ' %^^' » -*■ '' - iBBB- J^B Sobald die Pfläuzchen weilen eine Höhe von ^■lifiL'tllf 4^^t * . 'iS^7^ *H^^"*" 'jArfF^C'** ^B aufgegangen sind, pikiert 1,50 — 2 m, und bildet H^L^K"^fe^v/^ 9^ *^'^ "-V^ S^^lk v ' " ^ ^ä^'^M^' ^^fl '"^'^ ^'^ einzeln in kleine einen Halbstrauch, in f.JMf^^^^^W^'t^ /^/'.^^^"^ t^"'.'' .»^ - v/^| lopfe. Im Sommer mufs, Deutschland friert sie je- t',^^^!ifei^^[^jMfc(Ä V'53öBSife»'«^' ^."\i ' '^««^B wenn notwendig, ein doch in den meisten wiL'\''^Kf9BI^^^^^^^E''''iL^''''^''--^''^i^!\^^^'^*^SK''^^ öfteres Verpflanzen Vor- wintern, selbst bei guter ^^r^^^^^SK^Bf^^^QHHf ^ * ^^^^V^SI)^ ^^HV^l genommen werden; mau trockener Deckung, letz- t*i^f^Hir.-/'«^Äi^HPi^^H^ '*'•"'"* '^Bi^^ ' 1. ''^^^1 achte dabei besonders tere unbedingt nötig, ^^Km ^l^^fltS^H^^MKlWS^tofl^^^^B^^h^^^l auf Schonung des Ballens, bis auf den Wurzelstock ^^V^&^^^'vCC^I^^W^^^^MhSB^^^^^^^^^^^^^^I ^'^ ^'''^^ zurück, welcher jedoch ^MSgL- 4^. ^^ -wMfc ' "^^^^^BB^^^^^^^^^^^^^^^^^^B lockere kräftige sein, der ^^^^^^r^~\jH^B|^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H gute aus der Erde ^^^^^^■■bj^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H I^Ian Die Blumen, deren ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ sorge auch für guten Blumenblätter wie zer- Begonia „Gloire de Lorraine" als Ampelpflanze. Abzug. Auf diese Weise knitterte Seide aussehen, in der Handdsgärtnerei von SpielbergS de Coene, Kranzös. BuchhoU bei Berlin, ^yj^fj ^^^ Ij^ld kräftige für die „Gartenwelt" photographiscli aufgenommen ( I ext Seite 226). haben an kräftigen Trie- Pflanzen für das freie ben einen Durchmesser von 8 — 12 cm, und sind von rein- Land erhalten. Es ist ratsam, letztere im Frühjahr aus- weifser Farbe mit goldgelben Staubfäden, die sich wie ein zupflanzen, von einer Herbstpflanzung rate ich ganz ent- Kissen sehr wirkungsvoll abheben. schieden ab, da die Pflanzen, um sie gut durch den Winter Teil eines Gewächshauses mit Cypripedilum in^igne in der Handelsgärtnerei von J. C. Schmidt, Steglitz bei Berlin. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'* (lext Seite 224). Die Kultur und Anzucht ist am vorteilhaftesten auf folgende Weise zu handhaben. Den Samen sät man im Januar in flache Schalen oder kleine Töpfe, welche man, um bequemer damit hantieren zu können, in Handkästen mit Torfmüll einfüttert. Bei Stand- ort im temperierten Hause erfolgt die Keimung in der Regel zu bringen, gut eingewachsen sein müssen. Ein lockerer, wasserdurchlassender Boden sagt der Ronifieya am meisten zu. Wasser verlangt sie nur wenig oder gar nicht. Bemerken möchte ich noch, dafs die einjährigen in Töpfen kultivierten Pflanzen möglichst frostfrei zu überwintern sind. 226 Die Gartenwelt. V, ig Topfpflanzen. Begonia polypetala Elvesiae. (Hierzu Abb. Seite 227.) — In der Hofgärtnerei zu Wilhelmshöhe blühte im Dezember und schon mehrere Wochen vorher die Begonia polypiiala Elvisiae; das von derselben Mitte November aufgenommene Bild gestattet eine klare \'orstellung von dem Habitus dieser schönen Pflanze. Unser Kultivateur, Herr Böhme, hat im Jahre 1898 an anderer Stelle eine Beschreibung nebst Kulturanweisung gegeben, der eine Gesamtansicht des Gewächshauses beigefügt war. Wie damals, so ist auch heute wieder das Haus in schönstem Flor; man mufs sich wirklich wundern, dafs dieser in Bau voinehme und in Blüte anmutige Winterblüher kaum irgendwo angetroffen wird, trotzdem er doch schon viele Jahre in Kultur ist. Ich will allerdings nicht verkennen, dafs die Verwendung dieser Pflanze keine allgemeine sein kann, denn sie erfordert einen freien, grofsen Raum, sie kann nicht auf einem gewöhnlichen Fensterbrett und nicht in einem kleinen Blumentisch Platz finden; mithin ist sie zur Massenanzucht als Markt- und Ladenpflanze nicht zu em- pfehlen, sie kann Gärtnern höchstens gelegentlich für Schaufenster- dekoration und als „etwas Besonderes" dienen. Für gröfsere Salons und Schauhäuser aber ist diese Begonie entschieden brauchbar und sehr empfehlenswert, dort wird sie sowohl einzeln als in Mengen stets Eindruck machen. Auf Wilhelmshöhe wird diese Begonie im Juni in frische Erde gepflanzt und von dieser Zeit an bis in den Herbst hinein in einem kalten Kasten, anfangs geschlossen, später möglichst luftig kultiviert; wie bei ähnlichen Kulturen ist ein öfteres Ver- pflanzen in kräftige Begonienerde vorzunehmen. Die Pflanzen müssen zur vollen Entwicklung ihrer Blätter viel Raum haben und wenn auch im Halbschatten, so doch möglichst freistehen. Wie ihre Verwandten verlangen sie viel Wasser. Sobald Frost zu befürchten ist, bringt man die Pflanzen in ein Kalthaus, wo sie bleiben können, bis die Blüte vorbei ist, dann schneidet man das Kraut ab und bewahrt die Knollen trocken und kühl auf V. Begonia „Gloire de Lorraine" als Ampelpflanze. (Hierzu Abb. Seite 225). — In allen Tonarten haben wir schon das Lob dieser Begonie gesungen, zuletzt ist Herr Kohlmanns- lehner in No. 14 für dieselbe eingetreten. Als Gegenstück zu dem in genannter Nummer veröffentlichten Bilde führen wir heute eine „Gloire de Lorraine^^ in noch recht wenig bekannter, eigenartiger Verwendungsart — als Ampelpflanze — vor. Freund de Coene, von der Firma Spielberg & de Coene in Französisch- Buchholz bei Berlin, kultivierte im verflossenen Jahre ver- suchsweise einige dieser Begonien als Ampelpflanzen und siehe, der Versuch gelang glänzend, wie überhaupt alles glänzend ge- lingt, was de Coene in die Hand nimmt. Unsere am 17. Dezem- ber vor. Js. gefertigte Aufnahme giebt ein getreues Bild von dem herrlichen Anblick, den diese Winterblüherin als Hänge- pflanze bietet. Nachdem wohl spät, aber noch nicht zu spät, der hohe Wert der Begonia „Gloire de Lorraine''' erkannt ist, wird dieselbe sobald nicht wieder aus den Kulturen verschwinden, zumal diese schöne Sorte auch zur Neuheitenbildung neigt. Die weifsblühende Form „Caledonia"' soll bei uns schon hier und da verbreitet sein, eine zweite neue Form wird unter dem Namen „Light Pink Lorraine"' z. Z. in amerikanischen Zeitschriften angeboten. M. H. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 120. Auf einem ca. 8 bis IG Morgen grofsen Gelände soll im Herbst eine Ueeicnobstanlage an- gelegt werden. Das Terrain ist an einem von West nach Ost allmählich abfallenden Abhänge eines Hügels gelegen und besteht aus lehmig- sandigem Boden, auf welchem jetzt Roggen und Kartoffeln sich befinden. Gegen Norden und Westen ist das Gelände von Wald umgeben. Ich beabsichtige, Himbeeren, Johannis- und Stachelbeeren anzulegen, von welch letzteren -/g des Ertrages zur Weinkelterei benutzt werden sollen. Welche in der Praxis als gut erprobte Sorten pflanze ich an, in welcher Entfernung setze ich die einzelnen Stücke, und empfiehlt es sich in den Zwischenräumen Erdbeeren oder Gemüse anzulegen, um den Boden recht auszunützen, und welchen Ertrag wirft die Anlage pro Morgen etwa ab? Kann ich Stalldünger verwenden, oder ist die künstliche Düngang vorzuziehen!' — Zur Anlage fraglicher Beerenobstanlage eignet sich lehmiger Sand- boden sehr gut, auch ist die Sonnenlage vorteilhaft. Eine mittlere Stall- düngung mit Zusatz von Thomasmehl und Kainit, auch fauler Kehricht oder Komposterde, sind sehr zur Düngung geeignet. Ist das Erdreich kalkarm, so mufs Kalk zugesetzt werden. Es empfiehlt sich das Feld vorher umzurigolen oder mit einem tiefgehenden Pflug, bei abgetrock- netem Boden, zu pflügen. Den Stalldunger kann man ersparen, wenn man im Frühjahr stark Thomasmehl und Kainit, vielleicht 8 Zentner pro Morgen, anwendet, dann das Feld mit zur Gründüngung geeigneten Pflanzen, wie Lupinen, Wicken, Erbsen etc. besät. Im Nach- sommer, während der Blüte, werden dann diese umgewalzt und unter- gepflügt. Durch diese Gründüngung führen wir dem Boden massenhaft Stickstoff auf die billigste Art zu und machen ihn humusreich. Die Pflanzung kann als Busch bei Stachel- und Johannisbeeren in 2 m Entfernung im Quadrat oder als Hecke (Spalier) erfolgen mit 50 cm Entfernung in der Reihe. Am dauerhaftesten sind 2,50 m hohe eiserne Weinbergspfähle mit Löchern, um die Drälite durchziehen zu können. Bei letzterer Pflanzung können als Zwischenkultur Erdbeeren oder niedrig bleibende Gemüse, selbst Spargel gezogen werden. Audi werden die Früchte bei dieser Methode an Spalieren viel schmackhafter und geht besonders bei Stachelbeeren die Reife, im allgemeinen aber die Ernte rascher und leichter vor sich. Bei Himbeeren werden 2 Drähte ge- spannt und werden an dem einen die alten, am anderen die jungen Triebe angeheftet, so dafs abwechselnd rechts, dann links am Draht die tragbaren Ruten stehen. J. Reiter & Söhne, Trier. — Soll eine Beerenobstanlage befriedigende Reinei träge liefern, so ist es unerläfslich, dafs die Kultur der Sträucher eine intensive ist, vor allem eine gute Bodenbearbeitung, zweckentsprechende Düngung und ein sachgeniäfser Schnitt statthaben. Das Gedeihen der Beeren- obststräucher setzt vor allem eine tiefe Umarbeitung des Bodens (60 — 70 cm) voraus, und verlangt auch in späteren Jahren eine gute und regelmäfsige Lockerung und Düngung. Für die Grofskultur sind folgende Sorten erprobt und auch vom deutschen Pomologenverein empfohlen worden. Von Himbeeren sind die einmaltragenden von gröfster Fruchtbarkeit und für den Massenanbau am empfehlenswertesten. Die besten sind: Knevetts Riesenhimbeere, Fastolff, Carters Fruchtbare und die neue Einführung „Superlative". Auch die Immertragende vom Feldbrunnen ist aufserordentlich fruchtbar. Johannisbeeren: grofse rote holländische, rote versailler, kaukasische rote, rote Kirsch- Johannisbeere, langtraubige rote, grofsc weifsc holländische, weifse versailler, grofsfrüchtige weifse (fnacrocarpa), holländische rosenrote, und von schwarzen Sorten: Lee's fruchtbare, welche sehr süfs ist. .Stachelbeeren, rote Sorten: rote Eibcere (Jolly miner), Sämling von Maurer, rote Triumphbeere (Indusiry); runde gelbe, weifse Triumph- beere, grüne Riesenbeere, amerikanische Bergstachelbeere. Diese 7 Sorten sind besonders für die Weinbereitung zu empfehlen, wenn auch die amerikanische Bergstachelbeere etwas klein ist, so eignet sie sich für die Weinbereitung und zum Grünpflücken doch ganz vorzüglich. Ferner sind für Tafel und Markt noch gut: die braunrote Riesenbeere (WonderfuU), rote Preisbeere (Roaring lion), und eine der frühesten und besten Sorten, die Früheste von Neuwied. Für gröfsere Hirobeer- pflanzungen ist eine Entfernung der einzelnen Reihen 1,30 — 1,50 m und in den Reihen 50 — 70 cm, je nachdem die Sorte stark- oder schwachwüchsiger ist, das beste Pflanzmafs. Man sollte niemals zu dicht pflanzen, denn die gröfseren Entfernungen ermöglichen eine billigere und bessere Bearbeitung des Bodens, ebenso können Licht und Luft besser einwirken und die Entwicklung der Sträucher und Früchte ist eine viel bessere. Johannisbeeren und Stachelbeeren können V, 19 Die Gartenwelt. 227 mit Vorteil auch als Zwisclienpflanzung in Anlagen hochstämmiger Obst- bäume gezogen werden. Auch hier pflanze man nicht zu dicht, das beste Pflanzmafs für beide Arten ist 1,50 — 2 m im Verband. Hoch- stämme pflanzt man 1,50 — 1,75 m weit auseinander. Hier bringen Erdbeeren als Unterpflanzung noch nebenbei eine gute Einnahme. In den ersten Jahren können Erdbeeren und Gemüse gut als Zwischen- kultur angebaut werden, später, wenn die Sträucher umfangreicher werden, müssen diese Kulturen allerdings schwinden. Alsdann ist aber auch die Anlage so weit, dafs sie ohne diese Nebenkulturen einen guten Reinertrag abwirft. Den Ertrag pro Morgen im voraus festzu- stellen, ist allerdings etwas schwierig, es hängt hier viel von den je- weiligen Umständen ab. Es können die Arbeitskräfte teurer oder billiger, die Kultur kann eine intensivere sein etc. Durclischnittlich kann man 300 bis 400 Mk. Reinertrag pro Morgen rechnen, von dem natürlich die Zinsen des Wertes vom Grund und Boden abzurechnen sind. Den gröfsten Ertrag geben Johannis- beeren. Eine gute Düngung ist vor allem mit Rücksiclit auf die reichen Fruchternten sehr notwendig. In welcher Form den Sträuchern diese Düngung geboten werden kann, hängt viel von den lokalen Umstän- den ab. Hauptsache ist, dafs der Dünger nicht blofs stickstoffhaltig ist, sondern aucli nebenbei mineralische Bestandteile enthält. Am meisten wird der Stalldünger (Kuhmist) an- gewandt, da er neben seinem guten Gehalt an Nährstoffen auch zur Verbesserung und Lockerung des Bo- dens beiträgt. Audi andere Dünge- mittel, wie Kompost, Kalk, l'ferde- dünger, dieser nur nicht zu friscli angewandt, und Bauschutt, können zum Düngen verwendet werden. Sie werden am besten während der Ruhe- periode, im Herbst oder Winter, untergegraben. Flüssigen Dünger kann man ebenfalls sowohl während der Ruheperiode als auch im Früh- jahr und Sommer anwenden, im letz- teren Falle jedocli mit etwas Vor- sicht. H. Grote, Reutlingen. — Das Terrain dürfte sicli für Beerenobstpflanzung ganz gut eignen, da im allgemeinen ein ziem- lich tiefgründiger, mäfsig feuchter, etwas sandiger Lehmboden dem Beerenobst am besten zusagt. Eine etwa 60 — 70 cm tiefe Bearbeitung des Bodens, am besten Rigolen vor der Pflanzung, ist sehr zu empfehlen und kann dabei der Stalldünger gleich mit eingebracht werden, aber nicht zu tief, da er sonst nicht zur Wirkung gelangt. Stalldünger möchte ich, wenn er zu haben ist, unbedingt empfehlen, da durch denselben die physikalische Beschaffen- heit des Bodens bedeutend verbessert wird und dadurcli der dortige Boden zu einem äufserst ergiebigen gestaltet werden kann. Da der Stalldünger aber nicht die zum Gedeihen des Beerenobstes nötige Phosphorsäure enthält, ist eine gleiclizeitige Düngung mit Thomasmehl (möglichst nicht direkt mit dem Stalldünger zusammenbringen) oder Super- phosphat zu empfehlen und zwar für 100 i|m etwa 2 — 3 kg Superphosphat oder 4 — 5 kg Thomasmehl. Die Entfernung der Pflanzen unter sich riclitet sich je nach den verschiedenen Verhältnissen, ob z. B. Bearbeitung mit dem Pfluge vorgesehen ist, nach dem Wuclis der Sorten etc., jedoch sollte dieselbe bei Stachelbeeren nicht unter l'/^ — 2 m sowohl Reihenweite wie auch in den Reihen betragen. In den ersten Jahren nach der An- pflanzung kann die freie Fläche durch Zwischenpflanzung von Erdbeeren und Gemüse ausgenutzt werden. Die geeignetste Zeit zum Pflanzen Btgonia polypetala Elvesiae als Winterblühcrin. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text S, ist der Herbst, da im Frühjahr die Sträucher, besonders die Stachel- beeren, wenn nach dem Pflanzen plötzlich anhaltende Trockenheit ein- tritt, sehr schwer anwachsen und austreiben. Da die Johannisbeer- sträucher stärker werden, mufs auch die Entfernung auf 2'/., — 3 m erhöht werden. Bei Himbeersträuchern beträgt die Entfernung etwa 1,75 m und ist betreffs des Pflanzens zu erwähnen, dafs man die einzelnen Schölslinge auf 50 — 60 cm zurückschneidet und nicht zu tief pflanzt. Von Stachelbeersorten sind zur Weinbereitung am besten geeignet: die amerikanische Bergstachelbeere, Industry, runde gelbe und früheste gelbe. Von anderen guten Sorten sind zum Massenanbau zu empfehlen von rolfrüchtigen : die rote Eibeere und Sämling von Maurer; von grünfrüchtigen: die hellgrüne Samtbeere und Früheste von Neuwied; von gelbfruchtigen Sorten: die marmorierte Goldkugel, und von den weifsfrüchtigen Sorten: die weifse Triumphbeere und weifse voll- tragende. Von Johannisbeeren, rot- früchtig: kaukasische rote, hollän- dische rote und rote versailler, letztere beiden auch vorzüglich zur Weinbereitung; weifsfrüchtig: hollän- dische weifse und weifse versailler; von den schwarzen ist Lee's schwarze die vorzüglichste zur Weinbereitung. Von rolfrüchtigen Himbeeren, ein- maltragend : Carters fruchtbare, Kne- vetts Riesenhimbeere und Fastolff; zweimaltragend: Immertragende vom Feldbrunnen und Billards immer- tragende. Von gelbfruchtigen, ein- maltragend : gelbe antwerpener und magnum bonum; zweimaltragend: neue weifse Merveille und gezuckerte von Metz; und schliefslich noch die fleischfarbige einmaltragende Orange- Himbeere. Wie viel der Ertrag der Anpflanzung pro Jahr und Morgen betragen könnte, ist schwer zu sagen, da dies sehr viel von den obwalten- den Verhältnissen und insbesondere von den Absatzgebieten abhängig ist, aber dessen darf der Herr Frage- steller sicher sein, dafs die Anlage sich bei umsichtiger Pflege sehr gut rentieren wird. Wenn Sie durch Zwischenpflanzung von Gemüse und Erdbeeren den freien Raum aus- zunützen suchen, dürften die Unter- haltungskosten der Anlage zum grofscn Teil durch diese Zwischen- kulturen gedeckt werden. So be- rechnete z. B. Dr. Lucas seinerzeit den Nettoertrag einer Stachelbeer- pflanzung, einen Morgen grofs, pro Jahr auf 225 M. und meint, die Kulturkosten werden durch Zwischen- kulturen hinreichend gedeckt. Der Ertrag dürfte sich aber gewifs unter günstigen Verhältnissen noch steigern lassen. H. Wolanke, Reutlingen. 2z6;. Bücherschau. Aus dem Verlage von Paul Parey, Berlin, der kürzlich bekannt- lich, einem testamentarisch ausgesprochenen Wunsche des verstorbenen bisherigen Inhabers entsprechend, in die Hände des Herrn A. Georgi übergegangen ist, welcher ihn ganz in der bisherigen Weise fortführen wird, gingen uns in den letzten Monaten verschiedene Neuheiten zu. In erster Linie sei hier „Die Obst- und Tafeltraubenzucht" von R. Goethe, kgl. Landes-Ökonomierat, Direktor der kgl. Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim a. Rh., liervorgehoben. Das elegant gebundene, mit 182 Textabbildungen und ig Tafeln aus- gestattete Buch kostet M. g, — . Schon während des Feldzuges 1870 228 Die Gartenwclt. V, iq legte Goethe, wie er im Vorworte hervorhebt, den Grund zu diesem Werke, das in erster Linie den Schülern seiner Anstalt, dann aber auch allen gewidmet ist, welche sich mit Formobstzucht beschäftigen. In diesem vorzuglichen und warm zu empfehlenden Werke werden haupt- sächlich und zwar in aufserordentlicli eingehender Weise die Spalier- bäume behandelt; aucli den übrigen Baumformen ist ein Kapitel ge- widmet. In eingehender, leicht verständlicher Weise giebt der Verfasser auch seine Erfahrungen auf dem Gebiete der Reben.spalierzucht bekannt, auch behandelt er sehr erscliöpfend die leider nur zu zahlreichen Krank- heiten und Feinde der Formobstbäume und Rebenspaliere. Die Texl- abbildungen und die Darstellungen der meist doppelseitigen Tafeln sind fast durchweg nach Zeichnungen in der einfachen, aber klaren Strich- manier gefertigt. Nicht nur Gärtnern, sondern auch Gartenbesitzern kann das Studium des Goethe'schen Werkes warm empfohlen werden. Es ist, und dafs sei besonders rühmend hervorgehoben, im Gegensatz zum „Handbuch der Obstkultur" von Gaucher frei von allem unnötigen, die Übersichtlichkeit erschwerenden Ballast. Das bekannte, in der Thaer-Bibliothek erschienene Buch von Teichert, „Gärtnerische Veredelungskunst", M. 2,50, ist in dritter Auflage, vom städt. Garteninspektor Fintelmann bearbeitet, erschienen. Dieses Buch, gleichfalls mit den notwendigen Abbildungen versehen, bedarf keiner besonderen Empfehlung mehr, es erfüllt seinen Zweck in vollkommener Weise. Hauptsächlich werden in demselben die Veredelungen der Obstbäume behandelt, aber aucli das Veredeln der Laubhölzer, der Kraut- und holzigen Gewächshauspllanzen hat Be- rücksichtigung gefunden. E. H. Meyer, Spargelzüchter in Braunschweig, hat eine kleine Broschüre über „Spargelbau und Konservengemüse nach Braunsch'weiger Methode" verfafst. l'reis M. I, — . Der grofsere Teil dieser 48 Seiten umfassenden Schrift ist dem Spargelbau gewidmet, über den ja kaum noch etwas Neues hervorgebracht werden kann. Man darf aber den Lehren des Verfassers vertrauensvoll folgen, da er als erfahrener Spargelzüchter in übersichtlicher Weise erprobte Ratschläge giebt. Im zweiten Teile werden die übrigen Konservengemüse kurz, aber ausreichend besprochen, so Bohnen, Karotten, Erbsen, Spinat, Kohlrabi, Herbstkohlarten, Blumenkohl, Sellerie, Tomaten, Perlzwiebeln, Zwiebeln und Schalotten, Gurken und Soramerkohlarten. Jedem dieser Gemüse ist ein kurzer, aber dem mit den Grundzügen der Gemüse- kultur Vertrauten genügender Abschnitt gewidmet. Von dem „Jahresbericht über die Neuerungen und Leistungen auf dem Gebiete des Pflanzenschutzes", heraus- gegeben von Professor Dr. HoUrung, Preis M. 5, — , liegt uns der erste Band, das Jahr 1898 umfassend, vor, welcher zahlreiche, auch für gärtnerische Kreise interessante Beobachtungen und Erfahrungen ent- hält, während andere Abhandlungen speziell für den Landwirt berechnet sind. Von gärtnerisch interessanten Abhandlungen heben wir diejenigen über die Scliädiger der Wurzelfrüchte, die Schädiger der Küchen- gewächse, der Obsigewäclise, sowie diejenigen des Weinstockes hervor, forstwirtschaftlich interessant ist die Abhandlung über die Scliädiger der Nutzgehölze, für Kolonialgärtner diejenige über Schädiger der Tropennutzpflanzen. Ein besonderer Abschnitt ist den verschiedenen Bekämpfungsmitteln gewidmet, unter welchen selbstverständlich nicht die sogenannten Geheimmittel aufgeführt werden. Eine selir interessante Publikation giebt schliefslich das kaiser- liche Gesundheitsamt zu Berlin im Parey'schen Verlage in Verbindung mit der Verlag-buchliandlung Julius Springer in den ,, Arbeiten aUS der biologischen Abteilung für Land- und Forstwirtschaft am k. Gesundheitsamte" heraus. Hiervon liegt uns das erste Heft des ersten Bandes vor. Preis M. 5, — . Die wichtigste Publikation dieses Heftes, die allerdings mehr land- und forstwirtschaftliches In- teresse hat als gärtnerisches, bildet die Veröffentlichung über Magen- untersuchungen land- und forstwirtschaftlich wichtiger Vögel von Pro- fessor Dr. G. Röhrig. Diese Veröffentlichung liefert einen glänzenden Beweis für die in jahrelanger Arbeit ausgeführten aufserordentlich mühe- vollen, korrekten Untersuchungen des Verfassers, welchen erschöpfende Quellennachweise angefügt sind. Der verstorbene Professor Dr. Frank widmet dem Erbsenkäfer, seiner wirtschaftlichen Bedeutung und seiner Bekämpfung eine längere Abhandlung. In einem zweiten Aufsatze be- liandelt er die Beeinflussung von Weizenschädigern durch Bestellzeit und Chilisalpeterdüngung. Eine dem Hefte beigegebene farbige Tafel stellt den Erbsenkäfer in starker Vergröfserung und die Folgen seiner unheilvollen Thätigkeit dar. M. II. Aus den Vereinen. Der „Verein deutscher Gartenkünstler" hält seine dies- jährige Hauptversammlung in den Tagen vom 11. bis 14. August zu Elberfeld ab. Der erst in Aussicht genommene Vorort Görlitz mufste fallen gelassen werden, da 1902 die Tagung in Breslau statt- findet. Für 1903 liegt eine Einladung nach München vor. Bevorstehende Ausstellungen. Zittau. In einer kürzlich auf Einladung des Zittauer Gewerbe- vereins abgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, in Zittau im Jahre 1902 eine allgemeine Handwerks- und Industrie- Ausstellung, in Verbindung mit einer Ausstellung von Erzeugnissen des Garten- baues abzuhalten. Die Bildung eines vorbereitenden Ausschusses ist bereits erfolgt. Tagesgeschichte. Berlin. Als Folge des Ablebens der Königin von England war der Blumenbedarf in Grofsbritannien so stark, dafs die italienischen Blumen fast ausnahmslos nach dort gingen und deshalb in Berlin ziemlich vollständig aus den Schaufenstern der Blumenhandlungen verschwanden. — Am 30. Januar kam in der Landtagssitzung durch den Ab- geordneten V. Kessel auch die seit zwei Jahren geplante Verlegung des pomolog. Institutes zu Proskau nach Trebnitz zur Sprache. Diese Verlegung sollen die schlechten Bodenverhältnisse in Proskau notwendig machen. Im Namen der Regierung erklärte Geheimrat Müller, dafs eine derartige Verlegung ins Auge gefafst sei, dieselbe scheitere aber vorläufig daran, dafs eine genügende Verwendung sowohl des Terrains wie des Gebäudes in Proskau bisher nicht gefunden sei. Im Anschlufs an diese Erklärung meinte Abg. Szmula, dafs die in Mittelschlesien gezogenen Bäume in Oberschlesien nicht fortkommen würden. Er bittet deshalb, wenn in Trebnitz ein Institut errichtet werden sollte, auch das Institut in Proskau zu lassen. Damit war die Debatte über diese An- gelegenheit erledigt. Es sind jetzt also zwei Möglichkeiten vorhanden, entweder es bleibt alles ohne weiteres beim Allen, oder es werden die sattsam bekannten „Erwägungen" angestellt, mit welchen die ganze Sache langsam einschlummert. Eine dritte Möglichkeit, die Verlegung der Anstalt, kann man vorläufig ruhig als völlig ausgeschlossen be- trachten. M. H. Breslau. Eine neue Rennbahn soll auf Hartlieber Terrain südlich von der Verbindungsbahn angelegt werden. Rittergutsbesitzer Schottländer wird nicht nur das nötige Gelände kostenfrei zur Ver- fügung stellen, sondern auch die sportlichen Bauanlagen aus eigenen Mitteln bestreiten. Schon vor Jahresfrist war die Anlage einer in Bres- lau bislang nicht vorhandenen Trabrennbahn im Süden der Stadt geplant. Für den Bau der Rennbahn ist der Hamburger Garteningenieur Jürgens gewonnen worden, der sich durch den Bau der Rennbahnen in Carls- horst, München u. a. bereits einen Namen erworben hat. E. München. Der Errichtung eines Zentralschulgartens auf der sogenannten „Kalkinsel" soll jetzt Rechnung getragen werden. Die Anlage dieses Gartens wurde schon vor längerer Zeit vom Gemeinde- kollegium genehmigt. Die Erdarbeiten sind bereits fertig gestellt und die Bepflanzung wird baldmuglichst ausgeführt. C. Soest. Studiendirektor Nottebo hm hat der Stadt wieder loooo M. (zusammen 40000 M.) für die Anlage des Stadtparkes gespendet. Briefkasten der Redaktion. R. B., Zerbst. Beschreibung und Abbildung der herrlichen neuen i%f?H(7«///«j-Züchtung „König Albirl^ von Handelsgärtner Nicolai in Coswig (Sachsen) finden Sie in No. 50 des III. Jahrg. dieser Zeitschrift. Diese, alle bisher bekannten Vertreter der prächtigen Amaryllideen- Gattung völlig in den Schatten stellende stattliche Neuheit gelangt jetzt durch genannte Firma in den Handel, wie Sie aus dem Inseratenteil dieser Nummer ersehen können. Vcranmonl. Redakteur: Max Hesdbrffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. i6. Februar 1901. No. 20. Nachdruck und Nachiitdung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich -verfolgt. Schlingpflanzen. IpOmoea insigniS Ker.-Gawl. wie bekannt, sind die Ipomoeeu zumeist Schling- Von Garteninspektor J. Kölscher, Breslau. pflanzen der tropischen Länder. Die meisten werden als , annuelle Gewächse kultiviert und zur Bekleidung von Spa- (Hierzu eine Abbildung.) i- t l n o r _ lieren, Lauben, Baumstämmen etc. verwendet. Eine zweite im in. Jahrgang der „Gartenwelt" (Seite 16) bespricht Abteilung, wozu auch unsere Pflanze gehört, enthält die Kollege Mafsias in Heidelberg eine Anzahl holziger Ipomoea- knollenwurzeligen Arten, die als Zierde unserer Warmhäuser, zur Säulen- und Sparren- Arten, die, wie er mit Recht betont, in unseren Kulturstätten nicht die ihnen gebührende Verbrei- tung gefunden haben. Ich möchte nun heute im An- schlufs an jenen Artikel die Aufmerksamkeit der Leser auf eine andere Art len- ken, die in der That in der Kultur so anspruchs- los und schön ist, dafs sie in keinem Warmhause fehlen sollte, nämlich die allgemein in den Tropen verbreitete Purpurwinde, Ipomoea insigriis, die in ihrer glühenden Pracht ein herrliches Pflanzengebilde darstellt, das sich mit seinen zahlreichen Blumen durch keine andere Art ersetzen läfst. Obwohl diese Winde schon Anfang vorigen Jahr- hunderts eingeführt wurde, so scheint sie doch, wie so manche andere schöne Pflanze, bei der jetzt herrschenden Sucht nach Neuheiten ziemlich der Kultur entschwunden zu sein; meine diesbezüg- lichen Erkundigungen lassen wenigstens darauf schliefsen. Die Gartenwelt, V. Ipomoea insignis. Originalzeichnung für dis „Gartenwelt'. bekleiduDg , eine vielfache Verwendung finden können. Bei der /. insignis entspringen dem dicken, knolligen Wurzelstocke die alljährlich sich entwickeln- den starken, hochwinden- den, in der Jugend bräun- lich-rot, später dunkelgrün gefärbten Stengel mit band- förmig tief 5 — 7 lappigen Blättern und achselstän- digen Blütenstielen, deren jeder mehrere, gewöhnlich 3 — 5, grofse, rosarote, im Schlünde purpurgefärbte Blumen trägt. Letztere er- scheinen so reichlich, dafs an gut kultivierten Pflanzen in der Hauptblütezeit, die gewöhnlich in die Monate Juli und August fällt, oft hundert und mehr Blumen zu gleicher Zeit erblühen, und ich mufs gestehen, dafs fast alle Besucher diese Pflanze mit Bewunderung in dem alljährlich hier- mit geschmückten Wasser- pflanzenhause des bota- nischen Gartens betrachtet haben. Wie ich bereits erwähnte, ist diese Art in der Kultur durchaus 23ü Die Gartenwelt. V, 20 anspruchslos; sie liebt einen kräftigen, durchlässigen Boden, viel Wasser und das volle Sonnenlicht. Selbstverständlich mufs für die nötige Luftzufuhr an warmen Tagen gesorgt werden, im übrigen ist aber, wie gesagt, die Pflanze durchaus nicht empfindlich und wird auch von Ungeziefer selten heim- gesucht. Meine Versuche, die Pflanze während des Sommers auch im Freien zu kultivieren, sind mifsglückt, da die an einer sonnig warmen Mauer ausgepflanzten Exemplare zwar willig wuchsen, aber leider nur einen sehr geringen Blüten- ansatz zeigten. Für gewöhnlich pflanze ich Anfang Mai ein starkes Exemplar, in den freien Grund unseres Wasserpflanzenhauses aus, wo es in der feucht-warmen Luft oft schon nach einigen Wochen mehrere Quadratmeter der südlich gelegenen Glas- wand bedeckt. Im Herbste hebt man den knolligen Wurzel- stock aus und pflanzt denselben, nachdem man vorher die oft noch mit vielen Blumen gezierten Triebe auf i — 2 m zurück- genommen hat, in einen entsprechend grofsen Topf und über- wintert nun die Pflanze ganz trocken im Warmhause. Im Zapfen von Sciadopitys verticillata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen (Text Sei Frühjahre beim Umpflanzen werden die alten dünnen Wurzeln fortgenommen und es wird nicht früher begossen, als bis sich der neue Trieb zeigt. Samen setzt diese Winde nicht an, indessen gelingt die Vermehrung durch Stecklinge, wozu man möglichst kurze, starke, dem Wurzelstocke am nächsten liegende Triebe ver- wendet, bei genügender Bodenwärme leicht. Über das Einstutzen und z-weckmäfsige Beschneiden der Schling- und Kletterpflanzen. Von Eugen Joseph Peters. Wie jeder Gärtner oder ein mit der Kultur der Zier- und Nutzpflanzen überhaupt Vertrauter weifs, giebt es viele Gewächse, die, ihrem freien Wachstum überlassen und durch nichts in der ungehinderten Entfaltung ihrer Triebe gehindert, ins Unendliche fortwachsen und sich weithin ausbreiten, jedoch stets nur Blätter entwickeln, ohne jemals die geringste Neigung zur Hervorbringung von Blüten zu zeigen; in solchen Fällen hilft man sich für ge- wöhnlich durch ein zweckmäfsiges , nach gewissen Regeln vor- genommenes Einkürzen, durch Beschneiden der sich zu sehr ver- längernden Triebe, oder aber es wird mit dieser Manipulation bei vielen Pflanzen bereits begonnen, solange sie noch klein sind. Sie werden durch öftere Wiederholung des Verfahrens gezwungen, eine Form anzunehmen, welche von der, die sie bei ungehin- dertem Wachstum erlangt hätten, sehr wesentlich abweicht. Sie werden zwergig, buschig, ihre kurzen Seitentriebe stehen dann mehr beisammen, und dieses Verfahren hat fast immer zur Folge, dafs sich an diesen kurzen Trieben Blütenaugen entwickeln und das gewünschte Ziel, die Gewinnung vieler Blüten oder, wie bei Nutzpflanzen, auch Früchte dadurch erreicht wird. Als Beispiele für das eben Gesagte wären unsere Obst- bäume anzuführen, dann der Weinstock, einige Gewächse des Küchengartens, Gurken, Melonen u. s. w., die nur durch zweck- mäfsiges Einstutzen, durch ein regelrecht vorgenommenes Be- schneiden dahin gebracht werden, viele und schöne Früchte zu tragen, die sie sonst nur in geringerer Anzahl, in manchen Fällen auch gar nicht hervorgebracht hätten. Auch bei Schling- und Kletterpflanzen hat, wenn nicht bei allen, doch bei sehr' vielen, ein gleiches Verfahren auch das gleiche Ergebnis; so manche, die bei unbeschränkter Ausbreitung ganze grofse Wände bedecken, dabei aber ihren Pfleger viele Jahre auf Blüten vergebens harren lassen, erfreuen ihn, durch wiederholtes Einkürzen der allzu langen Triebe dazu gezwungen, schon nach verhältnismäfsig kurzer Zeit durch reich- liches Blühen, vorausgesetzt, dafs sie dabei in keiner zu hohen Wärme gehalten und nicht durch allzu nahrhafte Erde zu übermäfsigem Wachstum angereizt werden. Sehr viele Gärtner und Blumenfreunde sind auch nicht in der Lage, besitzen nicht die nötigen Räumlichkeiten, um einen grofsen Teil der Wände vielen sich weit ausbreitenden Schling- und Kletter- pflanzen zur X'erfügung zu stellen, verzichten aber doch ungern auf manche schöne Art, und es ist diesen sehr anzuraten, wenigstens einen Teil der dazu geeigneten Gewächse durch Beschneiden : 231). in eine Form zu bringen, welche weniger Raum erfordert. Noch ein Umstand kommt dazu, um dieses Verfahren zu empfehlen. Manche Schling- und Kletterpflanzen lassen sich durch erhöhte Wärme etc. zu einer viel früheren Jahreszeit, als dies für gewöhnlich der Fall, im Winter oder sehr zeitig im Frühjahr, zur Blüte bringen, würden aber in dem oft sehr kleinen und niederen Treibhause zu vielen Platz wegnehmen und, da sie, ihrem ungehinderten Wachstum überlassen, die Blüten meist nur an den Spitzen der langen Triebe erzeugen würden , bei der Topf- kultur nicht einmal eine gute Wirkung hervorbringen, seien die Blüten auch noch so prachtvoll; mindei- hohe, in Buschform ge- zogene Exemplare lassen sich dagegen überall mit Leichtigkeit unterbringen, leichter behandeln, die Blüten bleiben dicht bei- sammen, man kann die wohlriechenden darunter besser geniefsen und zuletzt solche Exemplare in vollster Blüte auch in jedem Wohnzimmer aufstellen, da sie nicht zu viel Raum beanspruchen. Wie schon gesagt, kann dieses Beschneiden der langen Triebe V, 20 Die Gartenwelt. 231 bei vielen Schling- und Kletterpflanzen mit dem besten Erfolg angewendet werden, es seien jedoch hier nur die folgenden bei- spielsweise genannt: AUatnanda-, Aristohchia-, Bigfionia-, Echites-^ Dipladenia-, Hoya-^ Passiflora- und 7flen, in der Nähe des Schiefshauses einen Obst- mustergarten anzulegen. Die Stadt giebt dazu das Grundstück auf 20 Jahre unentgeltlich, später gegen einen angemessenen Grundzins. Der Kostenanschlag beläuft sich auf ungefähr 8000 M. M. E. B. Personal-Nachrichten. Othmer, Bernh., den Lesern als fleifsiger Mitarbeiter der „Garlenwelt" bekannt, zuletzt Universitätsgärtner in Rostock, erhielt die Stelle des Inspektors am botanischen Garten in München. Seit etwa Jahresfrist war A. Sturm, vordem in London, probeweise in dieser Stellung thätig. Reinhardt, M., Gartenarchitekt, welcher bisher die Firma Fritz Gude in Düsseldorf im Namen der Witwe leitete, hat jetzt das Geschäft auf eigene Keclinung übernommen. Upal, Heinr., Gärtner zu Schönberg i. M., erhielt die preufsische rote Kreuzmfdaille III. Klasse. Zeifsig, R., geschätzter Mitarbeiter unserer Zeitschrift, welcher in den letzten Jahren in Frankreich thätig war, hat jetzt eine Stelle als Assistent an der Rebenveredlungsstation zu Geisenheim a. Rh. übernommen. Bevorstehende Ausstellungen. Die diesjährige Frühjahrsausstellung des Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Umgebung wird im Velodrom Rotherbaum vom I. — 5. Mai abgehalten und verspricht in jeder Weise grofsartig zu werden. .Schon jetzt entwickeln alle an diesem Unternehmen beteiligten Kreise eine fieberhafte Thätigkeit. Die Ausschüsse für die Ausstellungen hatten kürzlich eine gemeinsame Sitzung, worin die erfreuliche Mit- teilung geniaclit wurde, dafs schon jetzt Anmeldungen aus allen Teilen Deutschlands überaus reichlich eingetroffen sind. In einen Wundergarten wird die grofse Halle des Velodroms für die Zeit der Ausstellung verwandelt werden. Die Mitte ziert ein grofses Wasserbecken mit Fontäne, die Seiten werden durch zahlreiche Palmen- gruppen abgedeckt, während dazwischen Handelspflanzen in den mannig- faltigsten Formen und Farben erblühen werden. Während in der Mittelhalle des Velodroms die Pflanzen ihre Aufstellung haben, finden die Bindereien in den Seitenräumen, die in einen Tannenhain verwandelt werden, einen passenden und geschmackvollen Aufstellungsort. Aus den Kreisen der Binderei wird der Ausstellung besonderes Interesse entgegen- gebracht und wenn der Schein nicht trügt, wird die Binderei in gleich glänzender Weise, wie bei der grofsen Frühjahrs-Binderei-Ausstellung iSgy vertreten sein. Die Baumschulsachen werden im Garten untergebracht. Die Gemüsegärtner der Umgebung sind bemüht, durch Vorführung hier gezogener Gemüse zu zeigen, dafs wir hier wohl imstande sind, muster- hafte Frühgemüse zu ziehen. Die Räumlichkeiten und das Licht des Velodroms haben sich bei den früheren CArysaiii/umum-kassteWangen besonders gut bewährt. Bücherschau. Der praktische Schnittblumenzüchter der Neuzeit von Otto Seil n ur b usch , Grafenwtrth. Zweite Auflage. Lieferung I. Preis 90 Pf Verlag von Hugo Voigt, Leipzig. Auf die Brauchbarkeit dieses Werkes brauchen wir hier nicht näher einzugehen, wir haben dasselbe wiederholt empfohlen. Entgegen der ersten Auflage erscheint die zweite, berichtigte, in Lieferungen. Dieselbe wird in 8 Lieferungen vollständig sein, welclie zum Preise von je 90 Pf. zu beziehen sind. Durch die Lieferungsausgabe wird dieses Werk sicher auch in die Gehilfenkreise, woselbst die Geldausgabe für das ganze Werk auf einmal als eine zu grofse empfunden wurde, ein- dringen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffcr, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 2. März 1901. No. 22. Nachdruck ujtd Nachbildung aus dem Inhalt dUser Zeiischri/t -wird strafreclälich verfolgt. Stauden. Niedrige Steinbrech-Arten für den Garten. Von F. Rehnelt, grofsherzogl. Garteninspektor, Giefsen. (Hierzu drei Abbildungen.) Eine Fülle von Anmut hat die Natur den Steinbrechen, diesen kleinen anspruchslosen Kräutern mitgegeben. Sie blühen nicht in den satten Farben der Enziane und Primeln, aber an dem Liebreiz des Blumenteppichs, den der Frühhng so bezaubernd nur oben auf den Matten und Hängen des Hochgebirges webt, haben sie einen Hauptauteil. Dann bedeckt das erste Grün ihrer moosigen Polster sich mit Tausenden von Sternen blümchen und über das Silbergrau der Sa.xifraga caesia, squarrosa und ihrer Mittelform , der reizenden tiroliensis, breitet sich ein heller Blütenschleier. Die S. opposiii/olia, bifJora, retusa und die seltene, feste Polster bildende rudol- phiana wetteifern in weithin sichtbarem Purpur mit der Alpen- heide (Loiselettria [Azalea] procumbeiis) und der Silene acaulis. Wo die Schmelzwasser in schmalem Rinnsal über Steine rieseln , hängt die zierliche S. stellaris oder die ähnliche, nur kräftiger wachsende Cliisii, geziert mit weifsen, rosa- Teilansicht der Alpenpflanzen-Anlage des botanischen Gartens zu Giefsen mit verschiedenartigen Saxifragen. Originalaufnahme fiir die „Gartenwelt". Die Gartenwelt. V. 22 254 Die Gartenwelt. V, 22 punktierten Blümchen, während die gelben oder orange- fraga atropurpurea Wulf. fsyn. mtiscoides var. atropurpurea), roten Blütenbüsche der saftstrotzenden Sax. aizoides den schäumenden Wildbach zu Thale geleiten. Unten aber, an den düsteren Gneis- und Glimmerfelsen, die jäh nach den lombardischen Seen zu abfallen, wiegt die Sax. Cotyledon ihre mächtigen, anderthalb Meter langen Blütensträufse in den Lüften eines südlicheren Klimas und sucht ihresgleichen an Schönheit. Will man einen Teil seines Felsengartens oder Gärtchens ganz bevorzugt bepflanzen, so kann es kaum besser ge- schehen, als mit einer auserlesenen Sammlung leicht ge- deihender Steinbrecharten. Fehlt es nicht an Feuchtigkeit und sind die sonstigen Bedingungen in Bezug auf Lage, Standortsauswahl und Boden erfüllt — Dinge, auf die wir Saxifrag.'i atropurpurea. Im botanischen Garten zu Giefsen für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. noch zurückkommen werden — , so wird man seine Freude an ihnen haben, vom zeitigen Frühjahr, wenn die Sax. bur- seriana ihre dicken, roten Knospen zeigt, bis zum Einwintern. Und auch dann noch weilt das Auge gern auf den immer- grünen Rasen, die, durch die reichlichen Niederschläge des Herbstes erfrischt, sich ausbreiten. Zur Blütezeit im Mai aber bietet ein solcher Hügel ein Bild , das durch die Mannig- faltigkeit der Formen und noch mehr durch Zartheit der Farbentöne fesselt, dafs man es immer wieder sucht und nicht müde wird im Beschauen. Die Abbildung auf der Titelseite, die einen kleineu Teil der Alpenpflanzenanlage im hiesigen botanischen Garten wiedergiebt, vermag hiervon nur einen schwachen Begriff zu vermitteln. Aus der Daäyloides- oxler, wie es weniger gelehrt, für den Gärtner aber verständlicher klingt, der Caespitosa-C>xVi^^t, welche die zahlreichen Arten und Formen der muscoides, hypnoides, exaraia, moschata, decipiens etc. umfafst, ist Saxi- aus den Kalkalpen Südtirols stammend, eine der besten. Ihre Polster überkleiden in kurzer Zeit gröfsere Steine und nehmen sich an stark geneigten, fast senkrechten Stellen besonders schön aus. Wenn sie nicht zu schattig ge- pflanzt wird, blüht sie überreich, und die brennend roten, innen gelben Blüten machen sie zu einem Schmuckstück der Anlage. Im tiefen Schatten, wohin man die Saxifragen gerne aus Gewohnheit pflanzt, ist sie weniger dankbar, die Blüten verblassen und schlagen mit der Zeit in die Stammform der moschata zurück, deren Blüten gelblich sind. Eine Einfassung um kleine, sonnig gelegene Frühlingsbeete aus Gentiana acaulis, Myosotis Rehstcincri, Erythronium deiis canis und ähnlichen Pflanzen nimmt sich reizend aus. Man zieht sie für diesen Zweck im Sommer vorher, durch Teilung vermehrt, in Töpfen heran, überwintert sie, um tadellose Pflanzen zu haben, im kalten Kasten. Samen setzt sie, trotz ihres Blütenreichtums, nur sehr wenig an. Auf dem Gruppenbilde der Titelseite ist links unten nur ein kleines Stückchen von ihr sicht- bar. Sie wurde deshalb noch ein- mal besonders nebenstehend ab- gebildet und verdient die weiteste Verbreitung. Fast noch schöner als die vor- genannte ist Saxifraga Rhei. Diese bildet schöne, regelmäfsige, frisch- grüne Rasen und ihre grofsen Blüten zeigen ein lebhaftes Karmesinrosa. Ich habe Sax. Rhei, d. h. die Form, die unter letzterem Namen in den Gärten geht imd die auch als S. iHuscoides var. laxa beschrieben wird, öfter unter dem falschen Namen 6'. globosa gesehen und er- halten. Sie stammt ebenfalls aus Südtirol, wo sie an recht feuchten Stellen des Kalkgebirges vorkommt. Was auf dem Bilde der Titelseite links in halber Höhe so reich blüht, ist Sax. trifurcata var. ceratophylla aus Spanien. Ihre ziemlich grofsen Blüten haben das reinste Weifs und ihre Rasen, wenn zwischen Steine gepflanzt, das dunkelste Grün von allen. Sie wächst ungemein willig und ist der Stammform, mit der sie häufig verwechselt und zusammen- geworfen wird, entschieden vorzuziehen. Ihre Blätter sind tiefer geschlitzt und stehen aufrecht, während die steiferen der trifurcata abstehen, so dafs überall die Blattstiele sicht- bar werden, was ein lockeres, weniger frisches Aussehen be- dingt. Ähnlich sind .S. canaliculata und S. obscura, ebenfalls aus Spauien und dieser sehr nahestehend. Für den Garten möchte ich die letzteren zwei nicht empfehlen, weil ihre Rasen selten lückenlos sind. Sax. hypnoides var. gemmifera hört., auf dem Bilde der Titelseite rechts, macht langgestreckte, niederliegende Stamm- V, 22 •Öie GWt'feriwöft <8B8 eben, die auf ihrer ganzen Länge Nebentriebe in Gestalt zierlicher Rosettchen treiben. Sie blüht weniger reich, grün- lich-weifs, breitet sich schnell aus und ist ihres abweichen- den zierlichen Wuchses wegen empfehlenswert. Nur mufs man ihr beim Pflanzen Raum gewähren, damit sie später zartere Pflanzen nicht unterdrückt. Sax. densa Haiti, ('syn. hyptioides var. densa) ist dieselbe Art, welche Sündermann in seinem Kataloge als Kingii führt. Sie zeichnet sich durch moosartigen, ganz niedrigen Wuchs aus. Keine schmiegt sich so fest an das Gestein und überkleidet Ritzen und senkrechte Stellen so gut wie diese. Obgleich sie nur selten blüht, ist sie mir eine der liebsten. Im Winter nimmt sie eine hübsche, braunrote Färbung an. Hierher gehört auch die nied- liche S. elongata Paus., ferner S. ter- naia hört. (S. trifida Haw.) mit mehr lockeren Rasen und die südtiroler S. Hoheinvarüi, eine Form der sedoides. Sax. tenella aus Kärnthen, Krain etc., mit schmalen, ungeteilten Blätt- chen und weifsen Blüten, gedeiht ebenfalls leicht und kann bestens empfohlen werden. Sax. flavescens hört, (ob Stern- bergF). Unter diesem Namen geht eine wunderschöne, dichtrasige Form der exarata, mit kurzen zierlichen Rosetten von frischem Grün, das an Frische nur von der ebenfalls zu S. exarata gehörenden S. Stanfieldii übertroffen wird, deren feste, fast starre, ebenmäfsige Rasen gleich der densa ein bronzefarbiges Winter- kleid anlegen. Letztere Art, wie die weniger feinen S. exarata var. pulchella und exarata grandi- flora erhält man aus Samen getreu wieder. Sax. Reyeri hört. , ein Bastard zwischen sedoides und tenella, bildet zarte niedrige Rasen, blüht überreichlich, aber die blafsgelbe Blütenfarbe ist zu wenig hervortretend. Von den Arten, deren Blätter nur am Ende der langgestreck- ten Stämmchen sich zu Rosetten zusammenschliefsen und darum grofse Flächen einnehmen , wie beispielsweise die bei Kreuznach und auch hier bei Giefsen wild vorkommende 5. sponhemica, giebt es eine Menge zum Teil schöner Formen, wie die grasgrüne, öfters zu Einfassungen benutzte stumpf- blätterige S, groenlandica L. (syn. caespitosa var. compacta) vom Brocken (die wirkliche .S'. groenlandica Lap. ist ein ganz kleines, dichtrasiges Pflänzchen der Pyrenäen und des hohen Nordens und wohl selten oder nie dauernd in Kul- tur), ferner 5. Sternbergii , dann S. geranioides , nebst der ähnlichen, etwas gröfseren S. palmata. S. Steiftmannii, pedati- fida etc. sind nur Formen der vielgestaltigen S. decipiens Ehrh. (caespitosa L). Auch S. aquatica der Gärten gehört unzweifelhaft dahin, denn die echte aquatica der Pyrenäen hat viel kräftigere, dickere und reich beblätterte Blüten- stengel. Hier zu entwirren und die einzelnen Arten genau zu umgrenzen, dürfte bei der Veränderlichkeit dieser Pflanzen schwierig sein. Sax. Campasii Boiss. (S. Wallacei) und die Form will- kommiana Boiss. sind bekanntlich dankbare Blüher mit hell- grünen lockeren Rasen. Um sie immer in gutem Zustande zu haben, ist es aber nötig, sie öfter aus Stecklingen zu Saxifraga apicnlata, links S. longifolia. Im botanischen Garten zu Berlin für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. verjüngen und einige in Töpfen zu halten, weil sie bisweilen plötzlich absterben oder doch wenigstens unschön werden. Auch die grofsblütige S. pedenwntana All. aus den Seealpen verliert man leicht ohne diese Vorsicht. Aus der grofsen Gruppe der Aizoon ist Sax. longifolia (links auf obiger Abbildung) als eine herrliche Pflanze bekannt. Über dieselbe ist schon so viel geschrieben, dafs sie hinläng- lich bekannt sein dürfte. Nur die Behandlungsweise ist nicht immer die richtige. Man pflanze sie in wenig Erde zwischen Steine, wo es angeht, an eine senkrechte Mauer, wie der Alpenpflanzenzüchter Correvon in Genf, in dessen Garten (siehe die Abbildungen in No. 4, S. 41 d. Jahrg.) man vfor einigen Jahren Exemplare von wirklich erstaunlicher Gröfse sehen konnte. Von der echten S. longifolia, die man zur Unterscheidung von den weniger wertvollen Hybriden, wie sie aus Samen gewöhnlich fallen, als ,.vera''^ bezeichnet, giebt 22* 256 Die Gartenwelt. V, 22 es zwei Formen, eine kleinere mit am Grunde roten, und eine gröfsere mit mehr grünen Rosetten. Erstere ist die am meisten verbreitete. Die letztere nennt man hier und da auch tnaxima, gigantea etc. Man sollte auf diese Unterschiede achten. Eine longifoUa im kleinen ist Sax. crustata Vest. Auch die schon erwähnte, prächtige Sax. Cotyledon L. wächst am liebsten zwischen Steinen. Die gröfsten und üppigsten Exemplare findet man immer aus den Rissen fast senkrechter feuchter Felsen wachsend oder in der Nähe von Wasserfällen, wo der aufsteigende Staubregen Gestein und Pflanze beständig feucht hält uud die Sonne ungehindert Zutritt hat. Im Tessin, wo diese Art sehr verbreitet ist, und wo auch die Varietät mit purpurn angelaufenen Blättern vor- kommt, sammelte ich von solchen Standorten Pflanzen mit Blütenständen von Manneshöhe. Was man in den Gärten erzielt, sind nur Zwerge dagegen, weil man sie für gewöhn- lich zu trocken hält oder ihr zuviel Erde giebt. Die Abart montafonimsis Kerne/-, eine Standortsform aus dem Montafon, hat breite, unten stets violette Blätter und ist ihres willigen Wachstums wegen sehr zu empfehlen; sie kommt auch auf der flachen Erde ganz gut fort. 5. pyramidalis Lap., eben- falls nur eine Varietät von Cotyledon, hat mehr einfache, wenig verästelte Blütenstände, die selten die Gröfse der erst- genannten erreichen, Sax. Aizoon L. ist die in den Alpen und Voralpen ge- meinste Art, kommt hier und da auch in Mitteldeutschland vor und ändert in Gröfse und Form ihrer Rosetten vielfach ab. Nur einige ihrer schönsten Formen seien hier aufgeführt : Portae, carinthiaca, rosularis, pectinata, minor. Alle wachsen ungemein leicht, nur die zierliche sturmiana verlangt zum Gedeihen weifsen Quarzsand mit nur einer Spur Erde ver- mischt. S. Pseudo-Forsteri, eine Hybride dunklen Ursprungs, dürfte hierher zu zählen sein. S. lantoscana und cochlearis, Abarten der schmalblättrigen S. lingulata aus den Südalpen gehören in jede bessere Sammlung, wie die rotblühende kolenatiana var. major, nebst Hostii und die etwas steife altissima. Sax. mutata L. gebe man einen frischen, halbschattigen Platz, mache ein kleines Beet mit einer tüchtigen Unterlage von grobem Kies zurecht, über die man mit Sand gemischte Heide- oder Lauberde mit T^ehmzusatz bringt. Sie entwickelt dann gröfse grüne Rosetten und bringt im zweiten, gewöhnlich aber erst im dritten Jahre nach der Aussaat fufslange Blütenstände orangeroter Blumen. Nach der Blüte stirbt sie ab, ebenso, wie bekannt, longifoUa und Cotyledon, S. sancta Grsb. {pseudosancia J'anka), und die überaus dankbare, leicht wachsende apiculata Engl. (Abb. Seite 255), eine Hybride zwischen sancta und burseriana, sind herrliche Pflanzen. Man setze von ihnen gleich eine An- zahl zusammen ; man erhält dadurch bald ansehnliche Polster. Sie gedeihen in steinigem Boden, wozu ich mit Erfolg seit Jahren Silberkieszusatz verwende, in leichtem Halbschatten oft besser als in der vollen Sonne. Selbst die burseriana, diese Perle unter den Steinbrechen, die gewöhnlich auf offenen, sonnigen Geröllhalden zu finden ist, kommt öfter in moosigem Boden, halb unter Knieholz versteckt, in üppigen Kolonien vor, denen man anmerkt, dafs sie sich sehr wohl dabei fühlen. Ein Standort, gegen die zu grelle Sonne geschützt, gewährt auch den Vorteil, dafs die Blüten im Frühjahr nicht vorzeitig geweckt werden, um nachher bei eintretendem Frost zu er- frieren. S. burseriana var. Salomonii, eine Abart, die im Münchener botanischen Garten entstanden ist, dürfte ihrem Äufseren nach zu urteilen ein Bastard von burseriana mit einer ähnlichen, vielleicht juniperifolia Adams sein. Sie hält sich gut und blüht schön und reich. Sax. squarrosa und tiroliensis sind beide in steinige Erde in kleine Zwischenräume des Gesteins zu pflanzen und zwar recht sonnig. Die ähnliche S. cacsia L., eine in den Alpen sehr verbreitete, bis in die Buchenregion herab vorkommende Art, unterscheidet sich von squarrosa durch die vom Grunde an gebogenen Blättchen. Sie kommt selbst in Töpfen schwer fort und ist deshalb nicht zu empfehlen. Sax. oppositifolia L. und die ihr nahestehenden retusa, biflora und kochiana kommen bei reichlich Sand, Sonne und Wasser ebenfalls am besten fort und was die Haupt- sache ist, reichlich zur Blüte. Im Schwemmsande des Bodensees soll S. oppositifolia an manchen Stellen ganze Flächen wie mit einem roten Tuch im Frühjahr mit Blüten überdecken. Ein Beispiel mehr, dafs Alpinen selbst aus der oberen Grenze des Pflanzenwuchses sich in der Ebene hei- misch fühlen können, wenn sie gewisse Bedingungen erfüllt vorfinden. Von dem bekannten Porzellanblümchen, Sax. umbrosa L., das man seines leichten Gedeihens und der hübschen Blüten wegen allgemein in Gärten zieht, giebt es eine Ab- art, var. crenata, von niedrigem Wuchs, mit dicken, rot ge- randeten und gekerbten Blättern, die sich zu zierlichen Ro- setten und dichten Rasen vereinigen. Diese Form, welche früher als eine eigne Art angesehen wurde und wahrschein- lich in englischen Gärten entstanden sein dürfte, bringt eine Überfülle dunkelrosaroter Blüten auf leuchtend rosa Stielen; ich möchte dieselbe als überaus dankbar hier besonders her- vorheben. 5. umbrosa var. polita macht dichte, dunkelgrüne, gröfsere Blattrosetten. S. serrata Sternbg. oder serratifolia hat gleich S. dentata, die ebenso nur eine Form der umbrosa ist, scharf gesägte, erstere mehr ovale, letztere rundliche Blätter. Dann hat man noch eine recht hübsche, gelb pana- schierte Form, und endlich die zierliche, am Boden hin- kriechende S. apennina Bertol. (umbrosa var. subintegra Engl.). Alle, wie auch die gröfse isländische .S. Geum, blühen dank- bar; ihre Blüten sind weifs oder leicht rosa mit allerlieb- ster roter Zeichnung auf den Blumenblättern. Sie bedürfen Schatten oder doch Halbschatten, besonders S. hirsuta wird nur im Schatten schön. Schattenliebend ist auch Sax. cuneifolia L. In den Voralpen bildet sie mit Farnen und Moosen oft die aus- schliefsliche Vegetation tiefer, feuchter Schluchten. Ein un- vergefslich schöner Anblick , wenn aus ihrem dunkelgrünen Blätterwerk auf weite Strecken hin ihre zarten Blüten in unüber- sehbarer Menge aus dem Halbdunkel schimmern und leuchten. Auf der Anlage gebührt ihr ebenso sicher ein Platz wie den gelbblühenden orientalischen Steinbrechen, die man zur Gruppe der Cymbalaria zusammenfafst. Es sind dies zarte ein- und zweijährige Kräuter, die sich von selbst wieder aussäen und eigentlich keiner Pflege bedürfen, wenn sie einmal eingebür- V, 22 Die Gartenwelt. 257 gert sind. S. hueüana Boiss. ist von den beiden Arten, die man in den Gärten zieht, die bessere. Eine dritte S. Sib- thorpii ist von ihr kaum irgendwie verschieden. Man sät sie entweder in Schalen und pflanzt sie nach den Frösten nicht zu dicht in kleinen Büscheln aus, oder man säe sie gleich an Ort und Stelle, an einen feuchten schattigen Platz, zwischen grofsen Steinen. Ich habe es versucht, sie zu Ein- fassungen kleiner Beete zu verwenden , doch das mifslang, sie verleugnen sich nicht als Steinbreche, sie wollen in zu nahrhaftem Boden nicht wachsen. Diese Eigenschaft, die schon in dem deutschen Namen treffend zum Ausdruck kommt, ist übrigens den meisten eigen. Wohl giebt es Ausnahmen. Saxi- fraga rotundifolia L. mit ihren Abarten angulosa und repanda, dann die ge- wöhnlichen Aizoon, umbrosa und Geum gedeihen meist in gewöhnlicher Garten- erde, wenn ihnen nur sonst der Stand- ort in Bezug auf Lichtverhältnisse zu- sagt. Die Saxifragen aber als Ersatz für Rasen empfehlen, „da, wo solcher aus irgend einem Grunde nicht mehr gedeiht", wie vor kurzem in einer Garten- zeitschrift geschah, ist unrichtig. Auch bei der nötigen Pflege und Giefsen wer- den sie bald lückenhaft und gelb werden. Am wohlsten fühlen sie sich zwischen Steinen, über welche hinweg sie sich ausbreiten können, in freier Lage, wo die Nachmittagssonne durch entfernt stehende Baumgruppen gemildert wird und bei öfterem Giefsen oder Spritzen, das stets so reichlich geschehen mufs, dafs die Polster sich richtig vollsaugen. Als Erde gebe man den kräftiger wachsen- den Lauberde, reichlich mit scharfem Sand vermischt, den feineren Arten sagt eine Mischung aus Heideerde, Ziegel- steinbrocken, Lehm und Sand zu. Auf die Oberfläche kommt dann eine Be- deckung mit Silberkies oder in Er- mangelung desselben nicht zu grober Abfall aus Steinhauereien. Mit Absicht sind eine ganze An- zahl bekannter Arten und Formen über- gangen worden, um die Sache nicht allzu lang auszuspinnen. Es schien mir überflüssig, auf Arten einzugehen, die in jedem Garten bei einfachster Behandlung vorhanden sind , wie bei- spielsweise Sax. Andmusii^ aspera und bronchialis. Viele sind fortgelassen, weil sie teils zu schwierig in der Kul- tur sind, wie die nordamerikanische tricuspidata, die man am besten in in Stein gemeifselte Löcher setzt, oder die ein- heimischen bryoides, planifolia, die immer wieder eingehen, oder auch wie stellaris und aizoides, welche fliefsendes Wasser zu ihrem Fortkommen benötigen, oder in lebendes Sumpfmoos gesetzt werden müssen, das immer feucht zu halten ist. Andere wieder sind übergangen, weil sie, wie die grofsblätterige crassifolia, cordifolia etc. nicht in den Rahmen passen, der durch die Überschrift gegeben ist. Wer sich weiter dafür interessiert, dürfte in der reichen Litteratur, z. B. in Wecke, die Alpenpflanzen, in Kolbs Buch über Alpenpflanzen und Engler, „Monographie der Saxifrageen" das Nötige finden. Die Unsicherheit, die in der Benennung namentlich der Kulturformen herrscht, hat ihre Ursache zum gröfsten Teil in der Veränderlichkeit der Merk- Für die „Gartenwelt" in Quercus austriaca sempervirens. der Baumschule von L. Späth, Baumschulcnweg bei Berlin, photographisch aufgenommen (Text Seite 258). 258 Die Gartenwelt. V, 22 male und dürfte leider sobald noch nicht schwinden. Wer aber Vorliebe für Alpinen im Garten bethätigt oder bethätigen soll, und deren werden in demselben Mafse mehr, wie das Reisen ins Gebirge Modesache wird, dem seien die Stein- breche als dankbare Pflanzen bestens empfohlen, und wer gleich mir Liebhaber dieser Pflanzenart ist, findet in vor- stehenden Zeilen vielleicht einiges, was sich verwerten läfst. Gehölze. Über einige empfehlenswerte immergrüne Laubgehölze. Von O. Massias, grofsh. Garteninspektor, Heidelberg. (Hierzu vier Abbildungen.) JVlehrere aufeinanderfolgende verflossene milde Winter und die durch sie hervorgebrachte herrliche, fast verlustlose Entwicklung der in den Gärten angepflanzten immergrünen Laubgehölze , haben aufserordentlich viel zur Empfehlung dieses wertvollen Materials beigetragen. Es ist höchst er- freulich, zu sehen, wie überall da, wo es die Verhältnisse irgend gestatten, die immergrünen Laubgehölze zum Schmuck unserer Gärten bevorzugt werden; wie unsere Baumschulen- besitzer bestrebt sind, neue Arten und Formen aus den rauheren Lagen der ursprünglichen Heimat einzuführen, um mit der Zeit ein gegen Witterungseinflüsse widerstandsfähigeres Pflanzenmaterial zu beschaffen. Zum Eingewöhnen solcher Pflanzen in unsere Verhält- nisse und zur Aufzucht von Samenpflanzen waren die milden Winter aufserordentlich willkommen. Aber sie haben sich nicht allein in dieser Beziehung für uns wohlthätig erwiesen, sondern haben auch verursacht, dafs alle diejenigen immer- grünen Gehölze, welche wir in strengen Wintern häufig schwer leiden sahen, mehrere Jahre hintereinander kräftiges, ausgereiftes Holz bilden konnten, und nun mit diesem wohl- ausgerüstet, viel leichter und ungefährdeter einen strengeren Winter ertragen werden. Ebenso schwer dürfte die Thatsache ins Gewicht fallen, dafs an günstig gelegenen Orten manche Arten zur Frukti- fikation gekommen sind und es wohl zu erwarten steht, dafs aus dem in Deutschland gewonnenen Samen härtere, frost- sichere Individuen erzogen werden. Beispielsweise ernteten wir hier, in unserm Versuchsgarten für immergrüne Laub- gehölze am Heidelberger Schlofs, im letzten Jahre Samen von Khamnus Alaternus und Quercus lusitanica, neben manchen anderen wertvollen Sämereien, deren Nachkommen härter als die Mutterpflanzen werden dürften. Das Gedeihen immergrüner Laubgehölze wird in den meisten Gegenden Deutschlands im Winter durch die trockenen Ostwinde sehr ungünstig beeinflufst, und namentlich leiden die Pflanzen dann aufserordentlich, wenn bei scharfem Ost- wind der Boden stark gefroren ist. Gute Bedeckung des Bodens mit Laub und ein leichter Schutz aus Fichtenreisig um die Pflanze sind gewöhnlich die angewendeten Hilfs- mittel gegen diese ungünstigen Einflüsse. Sicher helfen sie jedoch in vielen Fällen nicht; und oft genug ist es mir passiert, dafs eingedeckte Pflanzen derselben Art mehr gelitten hatten, als frei gebliebene. Vom ästhetischen Standpunkt aus betrachtet, ist jede immergrüne Pflanze, die eines Winterschutzes bedarf, für unsere Landschaftsgärten wertlos, denn wir pflanzen sie doch einzig und allein aus dem Grunde, im Winter unsere Freude an dem grünen Blattwerk zu haben. Aber die Auswahl unter den empfehlenswerten frostsicheren, immergrünen Gehölzen ist immerhin grofs genug, um, die nötige Abwechselung in der Pflanzung hervorzubringen, ohne auf empfindliche Arten zurückgreifen zu müssen; namentlich wenn sie in Verbindung mit Nadelhölzern verwendet werden, was jeder einsichts- volle Landschaftsgärtner schon der Kontrastwirkung wegen thun wird. In erster Linie sind von bekannteren Arten unbedingt zu empfehlen: Buxus, Hex Aquifolium, Rhododendron Cun- ninghamü, Ma/ionia Aquifolium. Für etwas bevorzugtere Lagen aufserdem verschiedene andere Rhododendron- kxX.t'o. und Hybriden, Prunus Laurocerasus, Prunus lusitanica, Kal- mia latifolia, Olea aquifolia (Osmanthus), Dapline Laureola, Aucuba japonica. Das wäre das hauptsächlichste, leicht zu beschaffende Material, welches für immergrüne Pflanzungen in Betracht käme. Einige übrige, weniger hervorragende, wenn auch empfehlenswerte Arten lasse ich hier mit Absicht unerwähnt. Bezüglich der Verwendimg genannter Pflanzen möchte ich darauf hinweisen, dafs eine solche Pflanzung nur dann Erfolg versprechend ist, wenn der Garten gegen Norden und Osten durch Wald, Berge oder Gebäude gut geschützt wird, wenn er ferner sehr nahrhaften, humusreichen, Feuchtigkeit haltenden Boden besitzt, der auch im Winter nicht trocken werden darf, und die Wurzelballen im Winter gegen das Ein- dringen von Frost durch eine genügend starke Laubdecke ge- schützt werden. Je höher aufserdem die Luftfeuchtigkeit der betr. Lage, desto besser und üppiger das Gedeihen der Pflanzen. Dafs es, wenn genannte Bedingungen erfüllt sind, weniger darauf ankommt, ob die Gegend, in welcher der Garten liegt, an und für sich milder oder rauher ist, beweisen ver- schiedene Beispiele; u. a. die vorzüglichen immergrünen Pflanzenbestände, welche der verstorbene Herr Ranniger in seinem Privatgarten in Altenburg S.-A. besafs. Man wird Altenburg nicht zu den milden Gegenden zählen können, und doch waren alle eben genannten Pflanzen im Garten und zwar in erstaunlicher Üppigkeit und in grofsen Gruppen vertreten. Aucuba und Prunus Laurocerasus wurden allerdings durch Niederlegen auf den Boden und Bedecken geschützt, was aber zwischen den anderen Pflanzen nicht auffiel. Dafs Pflanzen dieser Art, welche aus dem feuchten holländischen Klima bezogen werden, in Gegenden mit trocke- ner Luft schwer im Winter leiden, ist eine bekannte That- sache. Leider ist Holland unsere beste Bezugsquelle für immergrüne Gehölze, und es ist sehr zu bedauern, dafs sich nicht mehr Baumschulen, namentlich die klimatisch günstig gelegenen, mit der Eingewöhnung holländischen Materials befassen; an Abnehmern abgehärteter immergrüner Pflanzen würde es nicht fehlen. Die Gartenwelt. 259 Unter den vielen immergrünen Laubgehölzarten, die wir seit langen Jahren kultivieren und beobachten, zeichnen sich naturgemäfs eine gewisse Anzahl durch gute Eigenschaften aus; und wenn sich diese Vorzüge jedes Jahr von neuem bemerkbar machen, so wird man schliefslich solche Gehölze als brauchbar ansehen und der Empfehlung wert erachten. Es würde dem Zweck dieser Abhandlung zuwider sein, wollte ich eine lange Reihe solcher Arten empfehlen, die wenig bekannt und für den Einzelnen schwer zu beschaffen sind. Einigen guten Arten möchte ich aber doch das Wort reden; beschränke mich jedoch auf ganz bekannte, leider viel zu wenig beachtete Gehölze. Zunächst möchte ich auf die schöne Quercus austriaca sempervirens hört. (Qu. Turneri IVilld.) hinweisen. Diese fast immergrüne Eiche soll aus einer Kreu- zung zwischen Qu. Hex und Qu. pedun- culata entstanden sein; nach C. Koch aus Qu. Ilex und Qu. Cerris. Die freu- dig grünen, lederigen Blätter halten sich an den Exemplaren unseres Gartens regel- mäfsig bis zum Som- mer des nächsten Jahres an den Zwei- gen und selbst in strengeren Wintern leidet die Belau- bung nicht wesent- lich durch Frost. In- sofern bildet dieser Eichenbastard eine hervorragende Zierde unserer Anlagen, und ich empfehle die Pflanze unbedenklich auch für rauhere Gegenden, weil sich die grüne Belaubung, selbst wenn sie dem Frost zum Opfer fallen sollte, doch bis weit in den Winter hinein frisch erhält. Wir hatten unsere schönste Pflanze für die Garten- welt aufnehmen lassen. Da indes die Photographie sich zur Reproduktion nicht als geeignet erwies, so hat die Re- daktion dafür die Abbildung eines nicht minder schönen Exemplars der gleichen Eiche auf Seite 257 eingefügt, welches in den Späthschen Baumschulen bei Berlin aufgenommen wurde. Ich bemerke dazu nur, dafs unsere hiesigen Exem- plare einen breiteren, mehr buschigeren Wuchs zeigen, nicht die ausgesprochen pyramidenförmige Gestalt des dargestellten. Auf dem Bilde ist jedoch die Tracht dieser Eiche sehr deut- lich" zu erkennen. Junge Pflanzen, die wir gelegendich aus wenigen hier gereiften Früchten gezogen hatten, zeigten sich, was von dem Bastard wohl nicht anders zu erwarten war, sehr verschieden in der Form und Konsistenz der Blätter. Während einige Pflanzen der Qu. pedunculata täuschend ähnlich sahen und ihr Laub früh im Herbst verloren, zeigten andere SämHnge die kleinblätterige, lederartige Belaubung der Qu. Ilex. Die Blätter erfroren jedoch an allen, so dafs wir unter den Sämlingen keine Pflanze fanden, die die Vorzüge der Mutter besessen hätte. Ebenso bekannt, aber viel zu wenig gewürdigt, scheint mir die schöne Phillyrea vilmoriniana Boiss. zu sein. Wie Phillyrea vilmoriniana. Im Heidelberger Schlofsgarten für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen von den Hofphotographen F. Langbein & Cie. unsere obenstehende Abbildung zeigt, ist sie ein 1,5 m hoher Strauch, mit prächtigem Laubwerk von edelgeformten leder- artigen Blättern. Ihre Heimat ist der Orient; sie scheint sich aber bei uns sehr wohl zu fühlen, denn hier hat sie nie, ohne je gedeckt worden zu sein, von Frösten gelitten. Ich halte diesen Strauch für bedeutend härter und verwen- dungsfähiger als Prunus Laurocerasus. Die Gröfse der Blätter und die Üppigkeit des Wachstums der PMUyrea wird sehr durch den Feuchtigkeitsgehalt der Luft beeinflufst. Während in der Luft feuchter Gebirgsthäler die Blätter sich zu enormer Gröfse und Schönheit entwickeln, erreichen sie in der Ebene kaum die Gröfse von Lorbeerblättern und der Wuchs des Strauches bleibt gedrungen und träge. Immerhin sollte er viel mehr angepflanzt werden, als es gegenwärtig geschieht. Eine in jeder Beziehung prächtige Erscheinung ist die Seite 261 gleichfalls abgebildete Pflanze von Daphne pontica Z., 260 Die Gartenwelt. V, 22 ein Liebling aller Schlofsgartenbesucher und das Entzücken jedes Kenners. Die Pflanze stellt einen 75 cm hohen und 1,6 m breiten, sehr kompakten Strauch dar, der etwa 20 Jahre an seinem Platze steht und nie vom Frost gelitten hat, obgleich er stets unbedeckt überwintert wurde. Während der Blütezeit ist er übersät mit kleinen, grünlich-gelben, leicht duftenden Blumen, die aber bisher nie Samen lieferten. Durch Ab- leger läfst sich die Pflanze jedoch leicht vermehren, so dafs man bald zu einem ansehnlichen Bestand gelangen kann, wenn starke Mutterpflanzen vorhanden sind. Ich halte diese Art für ebenso hart wie Rhododendren und empfehle sie dringend zur Anpflanzung. Als letzte, bisher immer für sehr empfindlich angesehene Pflanze, führe ich Skimmia japoiiica Thunb. im Bilde vor; auch sie hat sich bei uns prächtig zu einem 80 cm hohen und 1,4 m breiten, dicht belaubten Strauch entwickelt, der regelmäfsig jedes Jahr blüht. Diese Art ist bei uns voll- kommen winterhart, auch wohl in allen geschützten, nicht gar zu rauhen Lagen Deutschlands ziemlich frostsicher; aber sie verlangt unbedingt eine hohe Luftfeuchtigkeit zum guten Gedeihen. Im hiesigen botanischen Garten, der nur etwa I km vom Schlofsgarten entfernt ist, aber in der Ebene liegt, wächst die Pflanze sehr dürftig, erfriert auch gelegentlich einmal. Trotzdem möchte ich raten, an geeigneten Orten Kulturversuche mit diesem schönen Strauch zu machen. Diese kleine Auswahl möge für heute genügen; ich hoffe später Gelegenheit zu haben, in einem zweiten Artikel andere wertvolle Empfehlungen den heutigen hinzufügen zu können. Neue Pflanzen. Japanische Trichterwinden. Von Wilh. Mühle jun., Yokohama. (Hierzu zwti Rildlafdn.) JUie Leitung der Gärten in Iriya, eines Stadtteils von Tokyo, veranstaltet im Laufe jedes Jahres zahlreiche Spezial- ausstellungen von japanischen Blumen, wie Iris, Paeonien, Lotus, C/irysaiii/iemunt, Ipomoeen u. s. w., die in der Regel ein glänzendes Zeugnifs japanischer Blumenliebe und beson- ders japanischen Fleifses und Ausdauer in der Anzucht neuer Varietäten geben. Für die letztere Thatsache spricht kaum ein Umstand besser, als der, dafs man von den bei uns zwar sehr verbreiteten aber wenig beachteten Trichter- winden in Japan gegenwärtig eintausend Varietäten besitzt. Der Gewinnung einer solchen Monstre-Kollektion liegt die sehr grofse Vorliebe der Japaner für dieselben zu Grunde, die nicht nur die natürliche Blume verehren, sondern sie auch als Muster zum Verzieren zahlreicher Kunstwerke ver- wenden. Mit „Asagao" (japanische Bezeichnung für Trichter- winden) sind Porzellangegenstände, Lackwaren, Handtücher, Bettschirme, Tapeten, Lampions geschmückt, und wir finden sie auf vielen Schnitzwerken, Gemälden, Stickereien u. s. f wiedergegeben. Sie ist in der That eine der hauptsächlich- sten Blumen, deren Muster man in den Kunstläden von Tokoyo, Osaka und Kyoto findet, in welchen Städten sie auch gärtnerisch zum Gegenstand eingehender Aufmerksam- keit wurde. Es ist zwar ganz unbekannt, wann die Trichterwinden in Japan zuerst auftauchten oder ihnen eine eingehendere Beachtung zu teil wurde; aber man vermutet, sie seien mit Chrysanthemum zugleich aus China eingeführt worden und somit keine Blumen japanischen Ursprungs. Diese Ver- mutung wird durch den Namen „Asagao" unterstützt, der vor dem Bekanntwerden der Trichterwinden zur Bezeichnung von Hybiscus syriacus und Platycodon grandiflorum gebraucht wurde und „Morgengesicht" bedeutet. Seit der Einführung der Trichterwinden wird „Asagao" aber ausschliefslich nur auf die letzteren angewendet. Man sagt, die Glanzperiode für Trichterwinden in Japan wären die Jahre 1843 bis 1852 gewesen und damals hätte man weitaus mehr Sorten gehabt, als man gegenwärtig kenne. Durch Mifsernten in darauffolgenden Jahren, als das Volk auf praktischere Beschäftigung angewiesen war, und später durch den Nationalkrieg wären die meisten Sorten verloren gegangen. Somit sind die jetzt bestehenden Sorten haupt- sächlich Erzeugnisse neuerer und neuester Zeit. Die Blütezeit der Trichterwinden*) bringt für die Ja- paner Festtage von ebensolcher Bedeutung mit sich, wie die Zeit der Kirsch- oder Apfelblüte. Bei Morgendämmerung ist das Volk bereits auf den Beinen und zieht in Scharen nach den Gärten, in welchen Trichterwinden zur Schau ge- stellt sind. In Iriya, woselbst Dutzende von Gärtnereien bei- sammenliegen, sind die Strafsen mit bunten Flaggen und Fahnen geschmückt und werden von Hunderten kleiner Kaufbuden besetzt, die allerlei Gegenstände feilbieten, die das Zeichen der Trichterwinden tragen. Von frühester Morgenstunde bis 9 Uhr vormittags herrscht ein Gedränge, so dafs man sich nur mühevoll seinen Weg bahnen kann. Die professionellen Gärtner haben zur Anzucht neuer Varietäten wohl nicht so viel beigetragen als „Amateure", die ihre ganze Zeit und ihren ganzen Fleifs darauf ver- wenden konnten. Und Trichterwinden haben eine grofse Schar Liebhaber überall in Japan. Beinahe jeder rühmt sich einiger selbsterzogener Sorten, und es erscheint eigentlich fraglich, ob die Zahl Tausend das gegenwärtig existierende Sortiment abgrenzt. Die hervorragendsten Blumen- und Blattformen suid aus den beigegebenen Tafeln ersichtlich. Diese Formen werden in Japan genau auseinandergehalten und haben ihre besonderen Benennungen. Die Blumenformen werden folgendermafsen unterschieden: Fig. I. „Maru-zaki", ,,Hira-zaki" oder „Tsutsu-zaki", die gemeine, einfache oder trichterförmige Blume. Fig. 2. „Botan-zaki" = paeonienblütige. (Von „Bo- izxx'"'' = Paconia arberca Don.; „zaki" = blumig.) „Botan- zaki" stammen von einfachen Mutterpflanzen ab. Man be- trachtet es in Japan als Regel, dafs von zehn befruchteten Samenträgern der „Oyaki" (Elternpflanze) einer Samen er- giebt, der gefülltblühende Blumen erzeugt. *) Im „Century Magazine" (New York"), Christmas number 1897^ beschreibt Miss Seidmore in fesselnder Weise die japanischen Trichterwinden und das Volksleben zur Zeit der Blüte. „Die Gartenwelt " Jahrg. IV. Die wiclili^steii Blattformen japanischer lpomoea-Sorteii.( Slaxk verkleinert) Nach japanischenOriginalzeichnungen für die .Gartenwelt ' gefertigt. „Die Gartenwelt", Jahrgang v. Die wichtigsten Blütenformen japanischer Ipomoea- Sorten. Nach japanischen Originalaquarellen. V, 22 Die Gartenwelt. 261 <- -.^^V'«^ --^- ' 'f' ^p^' Fig. 3. „Ran- giku-zaki" = die verwirrt asternblu- mige. Diese Blu- men sind vertikal fein gefranst , die Säume runzelig oder gerollt. Fig. 4. „Ran- zaki" = verwirrt- blumige. Die Blu- men sind breit- gefranst. Fig. 5. „Kara- haua-zaki"= halb- gefüllte paeonien- ähnliche. Dieselben besitzen, im Gegen- satz zu ,,Botan- zaki", Staubgefäfse und Pistill und kommen zumeist treu aus Samen. Fig. 6. „Kikyo- zaki"=F/a/y^odon- blumige. Ranken- lose Varietäten mit kleinen „Kikyo"- ('/'/ - « i i -n»i (Text Seite 258.) Seitenflächen der Blume smd 262 Die Gartenwelt. mit äufserst kleinen Blätterchen versehen. Die Blumen sind stets klein und blühen nur halb auf. Diese Form existiert erst seit vier Jahren. Fig. 13. „Kuyaku-zaki" = Pfaublumige. Die Blumen sind trichterförmig und die 4 — 5 hervorragenden Staubgefäfse mit flammenartig gewundenen, monströsen Blumenblattbildun- gen versehen. Fig. 14. „Ai-kuyaku-zaki" oder „Ruri-kuyaku-zaki". Gleichfalls eine „Pfaublumige", deren Staubgefäfse über den Trichter aber nicht hinausragen. Die Blätter werden ebenfalls genau unterschieden: Die gelbgefleckten grünen Blätter heifsen „Matsushima-ba" ; die weifsgefleckten grünen oder weifsen Blätter „Fuiri-ba" ; die glänzenden weifsgefleckten grünen oder gelben Blätter „Suisho-fuiri-ba", d. h. krystallgefleckte Blätter; die rauhen, wie mit Sand bestreuten Blätter heifsen „Suna-zuri-ba" = sandbestreute Blätter; die runzeligen und zugleich rauhen Blätter „Sunazuri-Chirimen-ba"; die ganz rauhen, ungleiche Vertiefungen und Erhöhungen aufweisenden Blätter heifsen „Uchikomi-ba" = eingeschlagene Blätter. Die Blattformen werden wie folgt unterschieden: 1. (26.) „Nami-ba", das gemeine, dreilappige Blatt. 2. „Suzume-ba", das Sperlingsblatt. 3. „Mino-ba." („Mino" = Regenrock aus Hanf oder den Blättern der Carex dispalatha gefertigt. „Ba" = Blatt.) Das Regenrock-ähnliche Blatt. 4. „Shichifuku-ba" oder „Rangiku-ba". Den Blättern der Leguminosen ähnlich, im allgemeinen dreiteilig, zuweilen drei- bis fünfteilig. 5. _Imo-ba", das batatenähnliche Blatt. I 6. „Aoi-ba". („Aoi" = Asarum caulescenf J^laxim., Haselwurz.) Das Haselwurz-ähnliche Blatt. 7. „Rinpu-ba" oder „Ha-sekkwa". Die Blattstiele sind flach, dick und rinnig. 8. „Nanten-ba", das Ntmdinenblatt (Nandvia domesüca Thunb:). 9. „Yamagi-ba", das Weidenblatt. 10. „Kuyaku-ba", das Pfaublatt. 11. „Maru-ba", das runde Blatt. 12. „Chidori-ba", das Regenpfeife-ähnliche Blatt. 13. „Amaryo^ba", das j^egendrachen-ähnliche Blatt. 14. „Hosoba-amaryo-ba'^j das schmalblätterige, Regen- drachen-ähnliche Blatt. : I 15. „Yatsudö-ryo-ba". („Yatsude" = Faisia japonica Deau. et Planck. „Ryo" = der Drache. „Ba" = Blatt. 16. „Yari-ba", das speerartige Blatt. 17. „Jiumonji-ba", das Kreuzblatt. 18. „Kuwagata-ba", das Pfeilblatt. 19. „Ryo-ba", das Drachenblatt. 20. „Yatsude-ba", das /^z/j/a-ähnliche Blatt. 21. „Momiji-ba", das Ahornblatt. 22. „Tatsuta-ba" oder „Tatsuta- Momiji-ba", das Tat- suta-Blatt. Tatsuta ist ein wiegen seiner schönen Ahorn be- rühmter Ort in der Provinz Yamato. 23. „Hyotan-tombo-ba." („Hyotan" = Flaschenkürbis; „tombo" == Wasserjungfer.) 24. „Suwama-ba", das Leberblümcheriblatt (Anemone Hepatica L.). 25. „Tombo-ba", das Wasserjungferblatt. Die Aussaat grofsblumiger Sorten geschieht in Japan vom Anfang bis Ende April; feine Sorten, auf die man be- sonderen Wert legt, sät man vom Anfang bis Mitte Mai. Die Samen werden in regelmäfsiger Entfernung von einem Zoll in die Erde gesteckt, etwa */^ Zoll hoch mit Erde be- deckt und angedrückt. Sobald die Keimblätter sich etwas gekräftigt haben, werden sie in kleine Töpfe und nach drei Wochen in Töpfe von ungefähr fünf Zoll im Durch- messer gepflanzt. Nachdem die Pflanzen zum zweitenmale verpflanzt, erhalten sie anfangs spärlichen und später immer reichlicheren Dunggufs, während der Blütezeit sogar zweima des Tages. Dünger ist stets Superphosphat in irgend einer Form. Wenn die Pflanzen einige Ranken getrieben haben, so werden 5 — 6 Bambusstäbchen in den Topf gesteckt und mit 3 — 4 Ringen in regelmäfsigem Abstand gehalten. Diese Art Gestell sieht wie ein rundes Gitterwerk aus und ist die gebräuchlichste. Natürlich bietet die den Ranken zu gebende Stütze der Phantasie ein weites Feld und wird durch die Japaner auch reichlich ausgenützt. Die Ranken werden sehr sorgfältig auf diese Stützen gebunden, und sobald sie so weit gediehen sind, dafs die gegebene Stütze besponnen ist, werden die Spitzen beständig abgezwickt. Dadurch werden die Ranken kräftig, und der Saftüberschufs kommt auch der Gröfse der Blumen zu gute. ■' Es werdea nur wenige Knospen an den Pflanzen be- lassen und auch diese werden am Tage des Aufblühens, ge- wöhnlich schon um 10 Uhr vormittags, sobald sie beginnen sich zusammenzufalten, abgepflückt. Auf diese Weise werden ein lalnger Flor und vollkommene Blumen erzielt. Blumen von 6 Und 7 Zoll im Durchmesser sind nichts AufsergewöhnhcheS. Von den Farben läfst sich viel, oder überhaupt nichts, sagen, denn in der That sind in den japanischen Trichter- winden alle erdenklichen Farben und Abtönungen vertreten, selbst das tiefste Schwarz nicht ausgenommen. Unsere Blüten- tafel giebt hiervon ein recht getreues Bild. Die Firma L. Boehmer & Co. in Yokohama ist in der Lage, Samen von ungefähr 300 Sorten liefern zu können. Es dürfte zwar etwas teuer werden, bestimmte Sorten zu er- werben, denn mitunter ist der Preis von 3 — 4 Samenkörnern einer besonderen Sorte i Yen (etwa 2 Mk.) und mehr; aber würde man in Europa den Versuch mit japanischen Trichterwinden machen, sie mit derselben Sorgfalt behandeln, wie es die Japaner thun, und würde man sie dann blühen sehen, so würde es einleuchten, warum die Japaner für „Asagao" eine so hingebungsvolle Schwärmerei besitzen. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Deutsche Kolonialschule. Den leitenden Grandsätzen und Gründungszwecken dieser Schule entsprechend hat die weit überwiegende Mehrzahl der Schüler bisher aus Söhnen des Volkes bestanden, die mit edlem, ernstem Sinn, mit frischem Mut, regem Arbeilsdrang und guter Gesundheit sich für den ernsten und schönen Beruf des Kulturpioniers vorzubereiten bestrebten. Bereits 64 junge Männer sind in den ersten l^/j Jahren eingetreten, von denen schon 16 ins Ausland entlassen sind. Leider mufsten 10 njehr oder minder schleunig als ungeeignet aus- V, 22 Die Gartenwelt. 263 gewiesen werden, während 6 sich als körperlich nicht kräftig genug erwiesen. Die VeröfTentlichung dieser Zahlen möge als Ausdruck dafür dienen, dafs die Leitung aufs entschiedenste an den aufgestellten Grund- sätzen der Anstalt festzuhalten gewillt ist und nicht der deutschen Kolonialschule etwa die Aufgabe zufallen lassen will, „gescheiterten Existenzen" als Sprungbrett ins Ausland zu dienen. Der zur Zeit tagende rheinische Provinzial-Landtag bewilligte für die Obst- und Weinbauschule zu Kreuznach hohe Geldbeträge. Eine gleiche Anstalt soll demnächst in Ahrweiler errichtet werden. Seh — e. Neuordnung der kgl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim am Rhein. Von dem am I. März beginnenden neuen Schuljahre ab finden an der Lehranstalt zwei voneinander getrennte Lehrgänge statt, welche in sich für die Schüler des Gartenbaues und für diejenigen des Wein- und Obstbaues wieder gesondert gegliedert sind. A. Einjähriger niederer Lehrgang für Wein-, Obst- und Gartenbauschüler. Dieser sogen. Schülerkursus giebt jungen Gärtnern, welche die Notwendigkeit einer besseren Ausbildung im heu- tigen Berufsleben erkannt haben, Gelegenheit, sich im Obst- und Gartenbau vornehmlich praktisch zu vervollkommnen und sich die- jenigen theoretischen Kenntnisse anzueignen, welche als Grundlage zu einem lohnenden Betriebe der Gärtnerei nötig sind. (Gartenbau- schüler.) Aufserdem bietet in diesem einjährigen Kursus ein Parallcl- lehrgang für alle diejenigen, welche, ohne gärtnerische Vorbildung zu besitzen, die Anstalt besuchen, Gelegenheit, sich theoretische und prak- tische Kenntnisse und Fertigkeiten im Wein- und Obstbau zu er- werben. (Wein- und Obstbauschüler.) Zur Aufnahme in diesen Lehrgang wird der erfolgreiche Besuch der Volksschule als Mindestmafs der Vorbildung verlangt. Gartenbau- schüler müssen eine zweijährige praktische Lehrzeit durchgemacht haben. Schwerpunkt des Unterrichtes liegt in den praktisch-technischen Fächern. Die begründenden Fächer werden in leicht fafslicher elementarer Form dargeboten. Für die Wein- und Obslbauschüler wird Unterricht in den zum praktischen Betriebe wichtigsten landwirtschaftlichen Disziplinen erteilt. Sämtliche Schüler dieses Lehrganges sind zur praktischen Arbeit verpflichtet. B. Zweijähriger höherer Lehrgang für Wein-, Obst- und Gartenbaueleven. Der zweijährige höhere Lehrgang (sogen. Elevenkursus) erstrebt eine mögliclist vollkommene berufliche Ausbildung, wie sie zur Erlangung von besseren Stellungen notwendig ist. Ins- besondere soll er die Vorbereitung für alle solche Schüler bilden, welche als späteren Beruf die Thätigkeit als Lehrer an Gärtnerlehranstalten, an Wein- und Obslbauschulen, als Techniker und Wanderlehrer u. s. w. ins Auge fassen. Er verfolgt somit höhere Ziele als der Lehrgang A. Auch dieser Lehrgang ist im wesentlichen ein getrennter für Gartenliaueleven und für Wein- und Obstbaueleven. Zum Besuche dieses Kursus wird zwar nur die Reife für die Ober- tertia eines Gymnasiums, Realgymnasiums oder einer Oberrealschule bezw. für die Sekunda eines Progymnasiums, Realprogymnasiums oder einer Realschule II. Ordnung verlangt. Doch ist es mit Rücksicht auf die Ablegung der staatlichen Prüfung (siehe weiter unten) angezeigt, zum Zwecke des Eintrittes in diesen Lehrgang im Besitze des Berech- tigungsscheines zum einjährig-freiwilligen Militärdienst zu sein. Junge Leute mit der vorgeschriebenen Schulbildung, welche sich die in den ersten beiden Semestern des Elevenkursus zu erlangenden theoretischen und technischen Kenntnisse bereits anderweitig erworben haben, und dies in einer hier abzulegenden Prüfung nachweisen, können direkt in das dritte Semester des Lehrganges B eintreten. Die Eleven des Lehrganges B erhalten während der ersten beiden Semester in den meisten Fächern gemeinschaftlichen Unterricht mit den Schülern des Lehrganges A. In den beiden letzten Semestern des Lehrganges B bilden die naturwissenschaftlichen Disziplinen den Schwerpunkt des theoretischen Unterrichtes; sie werden in wissenschaftlicher Form behandelt. Daneben wird der Unterricht in den technisch -praktischen Fächern wesentlich vertieft und durch praktische Übungen erweitert. In denselben wird den Schülern Gelegenheit gegeben, sich in der Erteilung von Unter- weisungen in praktischen Arbeiten sowie in Vorträgen einzuüben. Die Eleven sind während des ersten Jahres zu allen praktischen ."arbeiten und während des zweiten Jahres zur Teilnahme an allen praktischen Übungen verpflichtet. Der Unterricht in beiden Lehrgängen wird ergänzt durch gärtne- rische Exkursionen und Studienreisen, durch Exkursionen in musterhaft bewirtschaftete Weingüter und Kellereien des Rheingaues (Kgl. Doma- nial-Weinberge, Schlofs Johannisberg u. a. m.) und auf Güter, welche Weinbau mit Landwirtschaft vereinigen. Auch wird im Laufe des Septembers eine gröfsere Studienreise in hervorragende Weinbaugebiete unternommen. Diejenigen Besucher der Lehranstalt, welche den Elevenkursus B mit mindestens der Censur „Gut" absolviert h.aben, und welche aufserdem im Besitze des Berechtigungsscheines zum einjährig -freiwilligen Militär- dienste sind, können, nachdem sie sich nach Abgang von der Lehr- anstalt noch wenigstens drei Jahre in praktischen Betrieben bethätigt und Erfahrungen gesammelt haben, sich einer mündlichen und schrift- lichen staatlichen Fachprüfung im Wein-, Obst- oder Gartenbau unterziehen. Diese Staatsprüfung trägt der Hauptsache nach einen praktisch-informatorischen Charakter. Durch das Bestehen dieser Staats- prüfung erwerben die Kandidaten die Berechtigung als Lehrer des Wein-, Obst- und Gartenbaues oder als Obergärtner. Aus den Vereinen. Berlin. Der „Allgemeine deutsche Gärtnerverein" hat an die Magistrate bezw. Gemeindeverwaltungen der Orte mit Stadtgärtnercien ein Rundschreiben gelangen lassen, in welchem er das Augenmerk der betr. Verw.altungen auf die Lage der in den städtischen gärtnerischen Betrieben Beschäftigten richtet und für eine Besserung dieser Lage, nament- lich für die lo stündige Arbeitszeit eintritt. Der Verein bittet die betr. Behörden, auch erwägen zu wollen, unter welchen Umständen und nach welcher Zeit der Thätigkeit den Gärtnern eine Pensionsberech- tigung zuzuerkennen sein würde. Hierbei wird darauf aufmerksam ge- macht, dafs z. B. die Parkdeputation des Berliner Magistrats dem letz- teren eine 15jährige einwandfreie Dienstzeit vorgeschlagen hat. Ferner teilt der genannte Verein noch mit, dafs er am i. April d. J. seine Geschäftsräume von Weifsenburgerstrafse 66 nach Metzerstrafse 3 (Ecke Weifsenburgerstrafse) verlegt und von da ab auch die Verkehrs- und Logierräume, die nach tbendorthin verlegt werden, in eigene Regie übernimmt, um besonders für die Arbeitslosen den Aufenthalt und Unter- halt möglichst billig zu gestalten. Ebenso wird in demselben Hause ■ — jedoch nicht in den Restaurations-, sondern in den Geschäftsräumen — neben dem Zentralstellennachweis für den Privatgartenbau der Stellen- nachweis für Berlin und Voroite ausgeübt. Damit ist fortan niemand der Stellesuchenden mehr genötigt, sein noch übriges Geld durchaus in Getränken anzulegen, wie das dort der Fall ist, wo die Verkehrsräume einem Privatunternehmer gehören. Strafsburg i. E. Einen sehr interessanten und nachahmungs- werten Wettbewerb zu Gunsten der Herrschaftsgärtner des Vereins ver- anstaltet der „Gartenbauverein für ünterelsafs " in diesem Jahre für gute Unterhaltung der Gewächshäuser. Die Gärtner, welche sich an diesem Wettbewerb beteiligen, müssen den Nachweis erbringen, dafs sie mindestens zwei Jahre dem Verein als Mitglieder angehören und ebenso lange die Gewächshäuser besorgen, (ür welche sie in den Wettbewerb eintreten wollen. Anmeldungen zu diesem Wettbewerb müssen bis spätestens i. April d. J. bei dem Vereinspräsidenten erfolgen. Eine Kommission von Sachverständigen wird im Laufe des Jahres die betreffenden Gewächshäuser besichtigen und hierüber ein Gutachten abgeben, das dem Vorstand und dem Verein in einer Monatsversamm- lung mitgeteilt wird. Die Auszeichnungen bestehen in silbernen Medaillen (I. Klasse), silbervergoldeten Medaillen und goldenen Medaillen (II. Klasse). Der Gärtner, welcher zum erstenmal an dem Wettbewerb teilnimmt, kann nur eine silberne Medaille erhalten. Die Kandidaten, welche schon eine Auszeichnung für denselben Gegenstand erhalten haben, werden nur dann eine höhere Auszeichnung erhalten, wenn die Be- sichtigungskommission reelle Fortschritte in ihren Leistungen erblickt. Einem Kandidaten, der bereits die goldene Medaille besitzt, kann als nächst höhere Auszeichnung ein Ehrendiplom mit Preisgeschenk ver- liehen werden, wenn sich die Kommission in diesem Sinne ausspricht. L. B. 264 Die Gartenwelt. V, Tagesgeschichte. Berlin. Für den Handel mit natürlichen Blumen ist Berlin ein Hauptstapelplatz. Die Einfuhr frischer Blumen, nament- lich aus Italien, ist eine sehr bedeutende und im vergangenen Jahr noch erheblich gestiegen. Wie wir dem Jahresbericht des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller entnehmen, betrug die Einfuhr frischer Blumen bis Ende Oktober 32517 D.-Ctr. gegen 26824 ""d 22054 D.-Ctr. in den beiden voraufgegangenen Jahren. Davon kamen 13626 (1899: 13665) aus Italien und 8703 (4264) aus Frankreich; die franzosische Einfuhr hat sich also im letzten Jahre verdoppelt. Gleich- wohl machte sich auf diesem Gebiete eine ungünstige Konjunktur be- merkbar, hervorgerufen zumeist durch die. ungünstigen Witterungsver- hältnisse. Die starken und anhaltenden Fröste im vergangenen Früh- jahr, die zeitweise die unentbehrliche Einfuhr fremdländischer Blumen veriiinderten und luesige Erzeugnisse vielfach vernichteten, machten sich sehr fühlbar. Bonn a. Rh. Die Lage der Gärtnerei wurde jüngst in einer Versammlung des Vereins der Handels- und Landschaftsgärtner von Bonn und Umgegend eingehend besprochen. Man klagte nament- lich über den Mangel an geschulten Arbeitskräften in der Landschaftsgärtnerei. Obgleich die Löhne der Gärtner gegen früher fast doppelt so hoch sind, hat die Industrie der Gärtnerei (ebenso wie der Landwirtschaft) viele Kräfte entzogen. Der Mangel an tüchtigen Gehilfen ist noch fühlbarer geworden, weil viele ältere Gehilfen in der letzten Zeit sich selbständig gemacht haben. Von mehreren Rednern wurde als weiterer Grund die irrige, vielfach verbreitete Ansicht be- zeichnet, als ob im gärtnerischen Beruf das Forlkommen schwerer falle, als in anderen Erwerbszweigen. Um dem gegenwärtigen Mangel an Arbeitskräften vorzubeugen, wurde eine weitere, den hiesigen Verhält- nissen entsprechende Erhöhung der Tagelöhne beschlossen. Personal-Nachrichten. Baum, Hugo, geschätzter Mitarbeiter der „Gartenwelt", welcher im Auftrage des kolonialwirtschaftlichen Komitees die Kunene-Zambesi- Expedition (SW. -Afrika) als Botaniker mitmachte und in der letzten Zeit im kgl. botan. Museum zu Berlin arbeitete, erhielt die Stelle des Uni- versitätsgärtners in Rostock. Koopmann, Karl, königl, Gartenbaudirektor, früher lang- jähriger Inspektor der kgl. Gürtnerlehranstalt in Wildpark, seit sieben Jahren Vorstand der fürstlichen Hofgärtnerei in Wernigerode, wird seine Stellung am i. April gezwungen verlassen; er hat gegen den reg. Fürsten Christian Ernst einen Prozefs eingeleitet, der sehr lehrreich zu werden verspricht. Herr Koopmann, der in den weitesten Kreisen als ebenso tüch- tiger, wie liebenswürdiger Fachmann bekannt ist, war ehrlich bemüht, die ihm unterstellten Anlagen und Kulturen in guter Verfassung zu er- halten, aber die Gartenverwaltung krankte seit dem Tode des Fürsten Otto an chronischer Etatlosigkeit und war gezwungen, einen kleinlichen Blumen- und Gemüsehandel zu betreiben. Meifsner, Dr. Richard, Assistent und Dozent an der kgl. Lehr- anstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim a. Rh., wurde unter 31 Bewerbern die Stelle eines Vorstandes an der kgl. Gartenbau-, Obst- und Weinbauschule in Veitshöchheim in widerruflicher Weise übertragen. Wolter, Martin, bisher I. Gehilfe an den Dortmunder Obst- und Spargelkulturen von Hilmar Münsberg, trat am I. März die Stelle als Obergärtner der Dortmunder Rieselfelder an. Bezugnehmend auf die unter dieser Rubrik in No. 20 veröffent- lichte, Herrn Pfyffer V. Altishofen betreffende Notiz, die wir auf Grund der uns von diesem schriftlich gemachten Mitteilungen brachten, sendet uns Herr Direktor Lucas nachstehende, durchaus wort- getreu zum Abdruck gebrachte Erklärung: „Pfyffer von Altishofen, welcher auf seinen ganz besonderen Wunsch und Drängen vom Pomologischen Institut in Reutlingen per I. März als Lehrer des Gartenbaus und der Naturwissenschaften (nicht wie er wollte als , Garteninspektor* engagiert wurde, trat von seinem Contrakt zurück unter der Angabe, dafs er seine Kräfte überschätzt habe, indem ihm seine Zeitung zu der er kontraktlich verpflichtet sei za viele Arbeit mache. Herr Pfyffer trat laut schriftlicher Vereinbarung schon am 3. Januar hier ein, um sich mit den hiesigen Verhältnissen bekannt zu machen und den Lehrgang im Unterricht kennen zu lernen, er erhielt defshalb auch die Erlaubnis die Unterrichtsfächer, welche er später einmal vor- tragen sollte mit zu besuchen, wovon er jedoch wenig Gebrauch machte. Der mit Herrn Pfyffer abgefafste Vertrag bestimmt genau Zeit und Tätigkeit (per Tag durchschnittlich 10 Stden inbegriffen 2er Lehr- stunden), welche er dem Pomologischen Institute zu widmen gehabt hätte, bis jetzt arbeitete er von früh 8 Uhr bis 12. und von 2 Uhr bis 7 Uhr also 9 Stunden pro Tag und keine Minute länger. Er erhielt hiefür einen Monatsgehalt von M. 125. Seine Beschäftigung bestand während seiner Anwesenheit im Monat Januar in der Anfertigung eines Generalregisters für die Pomo- logischen Monatshefte, Lesen von Correkturen, Anfertigung einiger Zeichnungen und Zeitungsauszügen als Notizen zur Bearbeitung einer Neuauflage für Christs Gartenbuch. In der übrigen Zeit bereitete er. sich für die im Monat März vorzutragenden Unterrichtsstunden in Chemie vor. In sein Amt als Lehrer war er also noch gar nicht eingetreten. An den von ihm so schmählich herabgesetzten Pomologischen Monatsheften *) sowie zu irgend einer Correspondenz hat er noch keine Feder eingetaucht. Ich sehe der mir in Aussicht gestellten gerichtlichen Verhandlung mit aller Ruhe entgegen. Reutlingen, den 17. II. 01. Fr. Lucas." Nachschrift der Redaktion. Zu vorstehender Erklärung bemerken wir, dafs sie im strikten Gegensatze zu der ausführlichen Darstellung des Sachverhaltes steht, welche uns am 20. Februar un- aufgefordert von Herrn Pfyffer von Altishofen zuging. Von Herrn Direktor Lucas erhielten wir zur Einsichtnahme den zwischen ihm und Herrn Pfyffer abgeschlossenen, von letzterem eigen- händig unterzeichneten Vertrag. Aus diesem Vertrage geht allerdings hervor, dafs Herr Pfyffer keine Veranlassung hatte, sich über die von ihm verlangten Arbeiten zu be- schweren. Nach dem Vertrage bestand seine Thäligkeit: a) „In der Vorbereitung für den Unterricht. b) In Mithilfe bei der Redaktion der „Pomologischen Monats- hefte", insbesondere auch im Lesen der Korrekturen. c) In der Mithilfe bei der Neubearbeitung von Auflagen von Gartenbüchern. d) In der Anfertignng von Gartenplänen und Berechnungen, von Abbildungen zu Holzstöcken aller Art und Zeichnungen von Früchten. e) In der Beihilfe in der Korrespondenz, sowohl der ge- schäftlichen, als insbesondere der für die Lehranstalt und für die Monatshefte; kurz gesagt, Herr Pfyffer hat überall zur Unterstützung des Direktors mit Hand anzulegen." Man mag über diese von einem Menschen verlangten vielseitigen, eine umfassende Bildung voraussetzenden Dienstleistungen bei 125 Mk. Gehalt denken wie man will, jedenfalls sagten vorstehende Bestim- mungen Herrn Pfyffer klar und deutlich, worauf er gefafst sein mufste. Anders liegt die Sache bei folgender Bestimmung: „Die Geschäfts- stunden beginnen an 2 — 3 Tagen in der Woche nach der ersten von ihm abzuhaltenden Unterrichtsstunde, an den übrigen Tagen vom Kaffee ab bis 12 Uhr mittags und von 2 — 7 Uhr abends." Dieser Passus ist eine sogenannte Mausefalle. Denn nach demselben kann Herr Direktor Lucas die erste Unterrichtsstunde beliebig früh, die Kaffeezeit bei- spielsweise auf 4 Uhr morgens festsetzen, die Arbeitsstunden also ins Ungemessene hinausziehen. In Bezug hierauf schreibt uns Herr Pfyffer, dafs er erst bei seiner Ankunft in Reutlingen zu seinem Erstaunen erfuhr, dafs er den Unter- richt von 5'/., — 8'/,, Uhr morgens zu erteilen habe, während ihn Herr Direktor Lucas bezüglich der im Vertrag unter a erwähnten Vorberei- tungen für den Unterricht auf die Stunden nach 7 Uhr abends ver- wies, was zwar immer noch nicht die von Pfyffer behauptete löstündige, aber doch eine unzulässig lange Arbeitszeit ergeben hätte. Da die Streitigkeiten zwischen beiden Parteien bis zur gericht- lichen Klarstellung des Falles die Öffentlichkeit nicht weiter interessieren, ist die Sache vorläufig für uns erledigt. *) Für die Bemerkung bezügl. der Monatshefte in fragl. Notiz übernimmt der Herausgeber der „Gartenwelt" die Verantwortung. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. mEmm Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 9. März igoi. No. 23. Nachdrjtck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich -verfolgt. Blumentreiberei. Mein Aether -Verfahren in der Praxis. Von W. Johannsen, ord. Lector an der kgl. dän. landw. Hochschule, Kopenhagen. In No. 17 der „Gartenwelt" berichtet Herr kgl. Garten- inspektor Ledien über im ganzen gelungene Versuche mit dem Äther- Verfahren. Eine bessere und mehr sachverständige Empfehlung meiner Methode könnte ich überhaupt nicht wünschen. Herr Ledien betont mit Recht, dafs eine Methode erst probiert werden mufs, ehe man darüber urteilt, und hebt hervor, dafs man direkt nach meiner kleinen Broschüre arbeiten kann. Verschiedene Referate haben leider den Inhalt derselben etwas verzerrt; ich bitte deshalb jeden, welcher meine Methode versuchen möchte, zunächst genau nach meinen eigenen Angaben*) zu arbeiten und erst später es „besser zu machen". Wenn man meinem Rezept nicht folgt, habe ich für Mifslingen keine Verantwortung! Ein Verfasser, welcher, so- viel ich weifs, in Deutschland als Autorität angesehen wird, hat in No. 14 der „Gartenwelt" über meine Methode ein Urteil ausgesprochen — ohne sie probiert zu haben, und — wie aus seinen Ausfüh- rungen deutlich hervorgeht, — ohne meine Broschüre wirklich genau studiert zu haben. Für die Praxis, wie für die Naturwissenschaft, ist das Experiment — das Probieren — ein Fundament aller Einsicht; wer nicht selbst probiert, dürfte in experimentellen Fragen am besten schweigen. Ich hätte darum wohl keinen Grund, auf die Abhandlung des Herrn Schnurbusch einzugehen: wer nicht Lust hat zu probieren, der lasse es sein! Um aber Praktikern, welche so unzuverlässige Leute oder so besondere Verhält- nisse haben, dafs sie nicht wagen, Äther zu verwenden (giebt es in Deutschland wirklich solche??) einen Ausweg zu bieten, möchteich mitteilen, dafs man statt Äther das nicht feuer- gefährliche Chloroform benutzen kann. Chloroform ist aber viel giftiger und wohl kaum so leicht käuflich zu haben. Ich werde hier ein paar Worte über das Chloroform- Verfahren folgen lassen. Chloroform (allerreinste Ware ist nicht nötig) wirkt etwa 4 — 5 mal so stark als .\ther, wenn die Dosen nach Gewicht *) W. Johannsen, Das Ather- verfahren beim Frühtreiben. Gegen Ein- sendung von 90 Pf. in Briefmarken post- frei zu bezielKn durch den Verlag der Lilien-Expedition des Pfl.inzensammlers Ryssel auf dem Hochplateau von Bernianiyt (Kaukasus). „Oartenwell . Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Die Gartenwelt. V. zx 266 Die Gartenwelt. V, 23 berechnet werden.*) Wenn also z. B. für Flieder 35 bis 40 Gramm Äther pro Hektoliter verwendet werden, genügen etwa 8 bis 10 Gramm Chloroform. Chloroform dringt aber langsamer in die Pflanzen ein als Äther, so dafs man wohl meistens 48 Stunden Einwirkungszeit haben mufs. Chloroform ist bedeutend teurer (pro Kilo) als Äther; weil aber die zu verwendende Menge viel kleiner ist, stellen sich die Unkosten ungefähr gleich, vielleicht billiger für Chloroform. Chloroform wirkt, scheint es mir, namentlich bei Prunus triloba sehr günstig, besser als Äther. (Herr Ledien hat bei Prunus triloba keine Wirkung von Äther gehabt; ich bin nicht ganz im klaren warum. Die Nach-Ruhe bei Prunus triloba ist recht kurz und das rechtzeitige Ätherisieren deshalb wohl schwieriger zu treffen). Indem Chloroform sehr stark wirkt, werden alle Ungenauigkeiten bei der praktischen Ausführung viel stärkeren Einflufs beim Chloroformieren haben als beim Ätherisieren; die Grenzen zwischen Unwirksamkeit und Schädlichkeit sind eben hier viel enger als beim Ätherisieren. Gerade auch deshalb glaube ich, dafs das Ätherverfahren auf die Dauer vorgezogen werden wird. Auch andere flüchtige Betäubungsmittel habe ich versucht, bisher jedoch ohne gutes Resultat. — Wenn man die Pflanzen nicht sofort nach dem Ätherisieren zum Treiben stellt, „könnte" — so sagte ich in meiner Schrift — der Äther- rausch ohne genügende Nachwirkung wieder aufhören. Mei- stens kann man jedoch i — 2 Tage verstreichen lassen, ehe die Pflanzen zum Treiben gestellt werden ; es ist aber wohl immer das Richtigere, gleich zu treiben. Aber, man versuche! Herr Ledien sagt sehr richtig, dafs ich durchaus nicht alles Probierens- werte erschöpft habe. Den wirklichen Praktikern sei es überlassen, die Resultate der Forschung für die Praxis weiter zu verwenden ! Sehr wahrscheinlich werden sich ganz andere, eventuell bessere Methoden finden, mittelst deren die Ruheperiode ver- kürzt werden kann. Wo man Kühlanlagen hat, könnte es vielleicht von Nutzen sein, die Pflanzen frühzeitig künstlichem Froste auszusetzen. Vorläufig habe ich nicht Gelegenheit, die Andeutungen auf diesem Gebiete selbst weiter zu ver- folgen. BekanntHch kann allerhand Vorbehandlung — Ein- trocknenlassen u. s. w. — der Topfpflanzen die Ruhe etwas abkürzen; das Ätherverfahren erlaubt aber mit sehr gutem Resultate (in der passenden Ruhe-Phase !), direkt dem Freien entnommene, „unvorbereitete" Sträucher sehr frühzeitig fürs Treiben zu verwenden, was für die Schnittblumenkultur wohl eine gewisse Bedeutung haben dürfte. Über alle derartigen Fragen mufs der Praktiker aber entscheiden; es ist, wie ich es schon in der Broschüre gesagt habe, ja immerhin eine gewagte Sache für den Theoretiker, direkt den Praktikern Ratschläge zu geben! Sehr gern nehme ich Mitteilungen über Versuchs-Resul- tate seitens der Herren Gärtner entgegen und bin gern bereit, Fragen — in dieser Zeitschrift, mit Genehmigung der Redak- tion — zu beantworten **). Hyazinthenzwiebeln auf Eis. Von F. Werner, EndenichBonn. L)afs durch die Aufbewahrung von Gewächsen auf Eis resp. in Kälteräumen (die eine Temperatur von unter o" auf- weisen) die Treiberei in gewissen Beziehungen eine Umwäl- zung erfahren hat, ist bekannt und des öfteren auch in dieser Zeitschrift gewürdigt worden. Ohne „Eis-Maiblumen" und „Eis-Lilien" kann heute die Gärtnerei nicht leben. Über die Behandlung von „Eis-Hortensien" (Hydrangea panicu- liita) erzählte uns in No. 18 der Herausgeber dieser Zeitung und deutete auch auf die Versuche hin, die man mit Rosen, Flieder, Schneeball und Prunus angestellt hat. Den Gärt- nern, die über geeignete Räume verfügen, empfehle ich. Versuche mit Hyazinthenzwiebeln vorzunehmen, wie ich sol- che gelegentlich und den Umständen angemessen mit durch- aus günstigem Erfolg ausstellte. Da sich jedoch Hyazinthen auch bei wenig über o" weiter entwickeln, verwende man zur Konservierung Räume mit unter 0°, wie solche in Braue- reien, auf Schlachthöfen etc. anzutreffen und auch zu mieten sind. Die niedrige Temperatur wird hier durch Kälteerzeu- gungsmaschinen hergestellt , während die eigentlichen Eis- keller — mit Natureis — einen Thermometerstand von 0° bis -[- V2 " aufweisen. Die Zwiebeln legt man am besten in flache Kästen, eng aneinander, auf sandige Erde und bedeckt sie mit Torfmull ; nach Bedarf kann man dieselben leicht herausnehmen und in einem Kalthaus zu prächtiger Ent- wicklung bringen. Die spätesten Sorten sind selbstredend am geeignetsten. Ist es nun schon Kuriosität, im Sommer mit blühenden Hyazinthen aufwarten zu können, so wird sicher ein lohnendes Geschäft damit verbunden, wenn man zu Weihnachten und Neujahr mit Sorten wie ^^Queen of the blues^\ „Moreno^\ „Czar Peter'-'' etc. en masse auf dem Markte erscheint. Wo würden dann „Homer^\ ,,General Pelissier'-'' und selbst die schönen j^Charles Dickens'-'' bleiben! Von Tulpen gilt dasselbe, denn „Murillo'-^ als „Frühtulpe" würde die rosa ,,Duc van ThoW^ leicht aus dem Felde schlagen. Topfpflanzen. *) Werden die Dosen nach Volumen berechnet, wirkt Chloro- form 8 — qmal stärker als Äther; das spez. Gewicht des Chloroforms ist nämlich etwa 2 mal so grofs als dasjenige des Äthers. **) Wir stellen Ihnen stets gern die Spalten der „Gartenwelt" für Ihre Ausführungen zur Verfügung. Die Red. Rhododendron praecox. (Hierzu die Abb. Seite 267.) — Es giebt viele unglaublich dankbare, schöne Pflanzen, welche der Handelsgärtner leider nicht als gute Handelsware betrachten kann, da sie weder zum Schnitt noch zum Marktverkauf zu brauchen sind. Eine solche Pflanze ist Rhododtndron praecox. Seit Jahr- zehnten wird dieses Rhododtndron in der Hofgärtnerei zu Wilhelms- höhe getrieben und im Januar zur Dekoration in dem kalten Schauhause verwendet. Es ist ja richtig, dafs die Sorte auch im Freien willig und sehr zeitig zur Blüte kommt, aber gerade der Umstand, dafs nur geringe Wärmegrade genügen, die Blumen im Januar ohne Mühe und ohne Risiko zur Entwicklung zu bringen, ist für die Wilhelms- höher Hofgärtnerei Grund genug, diese Pflanze jährlich zu be- nutzen; ja, es ist wörtlich zu nehmen „diese Pflanze", denn die- selben E.xemplare können jedes Jahr verwendet werden, und sie blühen dabei so voll, wie es unsere Abbildung zeigt. Dazu kommt, dafs in einem kühlen Räume die Blütezeit eine recht lange ist, denn unsere Abbildung zeigt eine bereits fünf Wochen hindurch V, 23 Die Gartenwelt. 267 blühende Pflanze, welche mit ihren zart lila Blumen unter einer grofsen Acacia dealbata wunderbar gegen die schwefelgelben Blüten- büschel der letzteren absticht. Diese Pflanzen werden im Frühjahr auf ein Beet ausgepflanzt und eigentlich ohne jede Aufmerksamkeit dort bis zum Herbste gelassen ; dann hebt man sie aus, stellt sie in eine frostfreie, kühle Ecke bis Dezember, zu welcher Zeit sie, in einen Raum mit 10 — 15 Grad C. gebracht, bald zum Blühen kommen. Die Ballen, welche natürlich nafs zu halten sind, bedeckt man mit Moos. Sicherlich würde diese Pflanze manches Kalthaus, manchen Wintergarten zieren können, und sie sei deshalb in liebevoller Weise heute in Erinnerung gebracht. V. Nochmals Begonia polypetala Elvesiae. — Meinen Aus- führungen in No. 19 der „Gartenwelt" möchte ich heute noch folgendes hinzufügen. Unsere Leser werden gerne wissen wollen, woher denn eigentlich diese so gerühmte Begonia stammt. Sie wurde im Jahre 1884 in der weltbekannten Gärtnerei von Froebel in Zürich aus einer Kreuzung von B. polypetala A. DC. mit B. octopetala var. rosea splendens gezogen. Froebel hatte damals einen Import der B. octopetala von B. Roezl aus Nord-Peru übernommen. Die Stammform der B. poly- petala, welche in den Anden, also ebenfalls in Nord-Peru heimisch ist, dürfte, da sie damals wegen schwieriger Kultur und schwerer Vermehrung überhaupt nicht in den Handel gegeben wurde, nirgends angetroffen werden. Unsere B. polypetala Elvesiae und eine ihr nahe verwandte B. polypetala Sellae (B.polypetalaX octopetala var. semipleiia) wurden 1886 als Neuheiten in die Welt hinausgeschickt, zugleich mit Ramondia pyrenaica fl. alba, R. Nalhaüae und R. serbica. Gerade an letzteren Pflanzen kann man sehen, wie lange Zeit bisweilen verstreicht, ehe Neuheiten die richtige Würdigung finden, und deshalb wollen wir auch noch nicht die Hoffnung aufgeben, dafs Begonia polypetala Elvesiae die Anerkennung finden wird, welche ihr zukommt. V. Anthurium Bakeri Hook. f. — Von allen Aroideen, so schreibt N. E. Brown in „The Gard. Chron." vom 5. Januar d. J., liefert die Gattung Anthurium mehr Arten von gärtnerischem Werte und gröfserem Formenreichtum, als irgend eine andere; etwa 350 Arten sind beschrieben worden, von denen ungefähr ein Drittel kultiviert wird. Für gärtnerische Zwecke kann man die Anthurien nach drei Gesichtspunkten einteilen: i. Arten mit zierendem Blattwerk, z. B. A. Veitclii, crystallinum, magnificum und das prächtige, aber schwer zu ziehende splendidum; 2. Arten mit schönen Blütenständen, als A. andreanum, scherzerianum, cordatum etc.; 3. Arten, die am meisten zur Zeit der Fruchtreife zieren; es giebt nicht viele, die hierher ge- hören, aber unter diesen mxwmX. A. Bakeri &\e erste Stelle ein ; andere sind noch A. hegelianuvi und violaceiwi. Zur Blütezeit ist A. Bakeri durchaus nicht schmuckvoller als andere weniger schöne Arten, aber zur Zeit der Fruchtreife macht es der lange, feste Fruchtstand mit den glänzend scharlachfarbenen Beerenfrüchten zu einer aufserordentlich dekorativen Pflanze. Diese Art wurde etwa 187 i durch W. Bull, Chelsea, aus Costa Rica eingeführt. Kulturpflanzen der Handelsgärtnerei von Spielberg & de Coene, Französ. Buchholz bei Berlin. — Auf den Seiten 268, 269 und 270 bieten wir unseren Lesern wieder Abbildungen prächtiger Kulturpflanzen genannter Handelsgärtnerei. Die Bilder, bekannte Handelspflanzen darstellend, sprechen so für sich selbst, dafs jede Erläuterung überflüssig ist. Cuscuta reflexa. — Unsere heimischen Seiden, als die Klee-, Flachsseide u. s. w., kennt wohl ein jeder. In den gärt- nerischen Kulturen pflegt man indes bei uns keine Cuscuta-P^rttw zu finden. In England werden C. americana, Hookeri, odorata und verrucosa für Warmhauskultur, und C. australis, chiliensis, monogyna und reflexa für Kalthäuser empfohlen. C. reflexa ist eine zu Kultur- zwecken recht empfehlenswerte Art aus Ostindien. Sie gedeiht leicht im Kalthause und im Sommer im Freien, und hält bis — 5 Grad C. aus. Im Freien wächst sie gut an Jasminum revolutum oder Forsythia suspensa, noch besser an den üppigeren Trieben von F. viridissima. Sonst dienen ihr die gewöhnlichen Zonalpelargo- nien, auch Goldregen, Clematis oder Epheu als Nährpflanzen. Die Anzucht durch Samen ist sehr einfach. Die Blüten sind rein weifs, erinnern etwas an kleine Maiglöckchen und duften an sonnigen Tagen im Kalthause recht hübsch. (Nach „The Garden".) v«l ÄV Rhododendron praecox. Vom Verfasser im Hofgarteo zu Wilhelmshöhe für die „Gartenwelt'^ photographisch aufgenommeD. 23* 268 Die Gartenwelt. V, 23 Agapetes macrantha ist, heifst es in „The Gard. Chron.", eine der halbtropischen, hartholzigen Pflanzen, die jedermann anstaunt, keiner indes zieht, wahrscheinlich, weil ihr Wert als Schnittblume gering ist. Bereits 185 1 wurde sie durch Veitch & Sons eingeführt und kürzlich in einer Sitzung der kgl. Gartenbau gesellschaft in London wieder ausgestellt. Die Blumen sind von wachsartiger Beschaffenheit, tief fünfrippig, kremefarben mit rosa Anhauch und tieferen V-förmigen Streifen in gleicher Farbe. Die Pflanze gehört in die Familie der J'accinaaae. Buddleia colombiae. — Unter diesem Namen beschreibt Andre in der „Revue Horticole" eine Buddleia von schlankem Wuchs, mit lanzettlichen Blättern und hängenden weifsen Blüten- ähren. Ihre ganze Tracht ist sehr anziehend, ihr \'aterland bisher noch nicht bekannt. Dahlien. Wie hat sich das Punktiersystem bewährt? *) Von C. Engelmann, i. Fa. Halbentz & Engelmann, Handels- gärtnerei, Zerbst. Veranlafst durch verschiedene Artikel in einer unserer Fach- zeitschriften, hatte ich unsern Vorstand ersucht, das in der Über- schrift genannte Thema mit auf die Tagesordnung zu setzen. Man weifs, dafs ich Gegner des Punktiersystems war und zwar deshalb, weil es mir zu umständlich erschien; auch der Name gefiel mir nicht, um so weniger, als unsere reiche deutsche Sprache Worte genug hat, um damit auskommen zu können. Doch es gilt auch hier wieder das alte Sprichwort: „Probieren geht über Studieren," — Ich hatte im vorigen Jahre Gelegenheit, genanntes System zu probieren und bin sehr befriedigt damit. Wenn Irrtümer vorkommen, liegt dies nicht am System, auch nicht am .Subjekt, sondern am Objekt; denn so lange wir mit Dahlia variabilis zu thun haben, so lange wird eine überall, in jedem Boden und bei allen Witterungsver- hältnissen konstante Sorte kaum jemals vorkommen. Bei unserem jetzigen System werden folgende Eigenschaften bewertet (die Zahl der Punkte der einzelnen Eigenschaften thut hierbei nichts zur Sache; erhält eine Dahlie insgesamt 80 Punkte und mehr hat sie ein Wertzeugnis verdient): Form. Diese ändert sich öfter, veranlafst durch Boden und Witterungsverhältnisse; ich erinnere an „Miss Peart'-\ diese sonst so schöne Dahlie bringt mitunter ganz miserable Blumen. 2. Farbe. Wenn nun auch viele Farben konstant bleiben, so giebt es doch manche, z. B. Lila, Rosa etc., welche bei trockenem Wetter intensiver, bei feuchtem Wetter viel matter sind. 3. Haltung. Diese ist auch nicht überall gleich. In üppigem Boden wachsen die Dahlien weit mehr ins Kraut und die Blüten sind versteckt, wogegen in weniger gutem Boden die Stellung der Blumen eine viel freiere ist. 4. Blühwilligkeit. Auch diese ist nicht überall gleich, auch hier hat hauptsächlich der Boden viel Ein- flufs, weniger das Wetter. So z. B. sah ich letztes Jahr bei der Firma Nonne & Hoepker einen Blütenreichtum der Edeldahlien, wie er mir noch nicht vorgekommen war, was einzig und allein auf die für Dahlien günstigen Bodenverhältnisse zurückzuführen war. 5. Gebrauchswert. Hier sind die Meinungen selten übereinstimmend, der eine hält diese, der andere jene Farbe schön für Binderei; das sind nun individuelle Ansichten. Ich möchte die letzte Position noch geteilt wissen und zwar in Dekorations- und Bindewert; jedoch würde dies an dem Resultat der Bewertung nichts ändern. Fuchsia ,,Trailing Queen" in der Handelsgärtnerei von Spielberg & Französ. Buchholz bei Berlin. OrigiiiaUufnahme für die „Gartenwelt'^ (Text Seite 267), *) Antn. d. Red.: Der Herr Verfasser hat uns diese de Coene, Schilderung nacli seinem auf der Jahresversammlang der deutschen Dahlien Gesellschaft gehaltenen Vortrag freundlichst ausgearbeitet. V, 23 Die Gartenwelt. 269 Ich will mich nun kurz fassen! Ich bin dafür, dafs an dem Bewertungssystem selbst nichts geändert wird; doch beantrage ich und bitte dies möglichst einstimmig anzunehmen (ist geschehen), dafs bei jedesmaliger Bewertung das Protokoll mit voller Namensunterschrift der Kommission in den Fachblättern veröffentlicht wird. Es liegt mir fern, das Bewertungssystem unserer Dahlien- Gesellschaft als etwas Vollkommenes hinstellen zu wollen, das giebt es überhaupt nicht, wie ja auch der Dichter mit Recht sagt: „Vollkommenheit ist ein Ziel, das stets entweicht, drum soll es auch erstrebt nur werden, nicht erreicht." Gemüsebau. Wie ich Frühgurken im Freien ziehe. Von P. Kaeber, Garteninspektor in Königsberg i. Pr. Uie Gurke bringt Geld , besonders wenn man sie früh hat — und frühe Gurken kann man, wenn man von ausschliefslicher Mistbeetkultur absehen will, ohne viel Umstäude auch im Freien er- » zielen. Feuchter, tiefgründiger Boden, Dung, viel Dung, am besten ver- rotteter Pferdedung aus den Mistbeeten und Abtritt, im Herbst auf die Beete gebracht, dann Sonne und Schutz gegen Nordwind — das sind die ersten Bedingungen zum Er- folg. Ende März teile ich die 120 cm breiten Beete in drei Längs- streifen von je 40 cm Breite , den mittelsten lasse ich frei, die beiden äufseren be- pflanze ich mit Salat, oder besäe sie mit Radies oder Spinat und als äufserste Ein- fassung pflanze ich noch gegen Mitte April Kohlrabi. Die Gurkenkerne lege ich Mitte April direkt ins Mistbeet. Wenn sich die Samenlappen eben auseinander- gelegt haben, pflanze ich die Sämlinge zu zweien in einen Topf und stelle sie noch einmal in ein warmes Mistbeet. Nach dem Anwachsen härte ich sie nach und nach ab und pflanze sie je nach der Witterung gegen den 20. Mai mit 30 cm Abstand auf die Beete in die Mitte des dort freigebliebenen Streifens aus, behalte zur Vor- sicht aber noch einige in Reserve. Leere Blumentöpfe und, was noch besser ist, Glasglocken habe ich zum Über- stülpen immer bereit, falls ungünstige Witterung, wie Nacht- frost, droht. Aufserdem pflanze ich zwischen die Gurken auf i^o m Abstand abwechselnd eine Rosenkohl- und eine Weifskohl- staude, die sich hier wunderbar entwickeln und den Gurken noch einigen Schutz gewähren. Haben die Pflanzen das vierte Blatt gebildet, so werden sie über demselben entspitzt. Sind die Zwischenfrüchte ab- geerntet, so wird der Boden um die Pflanzen mit der Hacke aufgelockert. Als äufserste Einfassung pflanze ich nach dem Kohlrabi nochmals Kohlrabi oder Salat, Blätterkohl oder anderes. Diese Einfassung, zwischen die die Ranken hin- durch gezogen werden, verhütet, dafs letztere bei stürmischem Wetter umherwirbeln. Die weitere Behandlung meiner Beete beschränkt sich auf Reinhalten von Unkraut , Giefsen an warmen Tagen abends, bei kühlem Wetter vormittags, öftere Düngung mit Kuhdunglösung, gleichmäfsiges Verteilen der Ranken und Ausschneiden derselben, wo sie zu dicht stehen. Auf diese Weise habe ich vier Wochen früher Gurken als bei der gewöhnlichen Frei- landkultur. Ich verwende zu vorstehend be- schriebenem Verfahren nur die „Berliner Aal- gurke". Clivia-Hybride •> In der Handelsgärtnerei von Spielberg & de Coene, Kranzös. Buchholz bei Berlin, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 267). Orchideen. Cattleya dowiana Rosita ist als J eine ganz ausgezeichnete neue Form der wertvollen C. dowiana anzusehen. Ihr Züchter ist Charles Maron, Brunoy (Frankreich). Die prächtige Lippe ist viel gröfser als bei der Stamm- art, sehr intensiv und reich sattpurpurn gefärbt und nach der Basis zu wundervoll hellgolden geädert. (Nach „The Gard. Mag.") Lycaste lasioglossa ist eine ausgezeichnete, sehenswerte Art mit verhältnismäfsig kleinen Pseudo Bulben und mäfsig grofsen 270 Die Gartenwelt. V, 23 Blättern. Die Blumen werden aufrecht auf etwa 25 cm hohen Stielen getragen. Die breiten Sepalen sind eigenartig rot-bronze oder braun gefärbt, sodafs sich die gelben Fetalen hübsch abheben. Die Lippe ist sehr auffallend, einem Stück gelblichen Samt glei- chend. Diese guatemalische Art ist eine gute Kulturpflanze und rangiert etwa zwischen L. schUkriana und macrophyllor. („The Card. Mag.") Koniferen. Da Herr C. A. Purpus, der zur Zeit in Kalifornien lebt, wie gesagt, selbst ausführlich berichten wird, so weisen wir heute nur nochmals darauf hin, dafs die Firma H. Henkel, Darmstadt, diese Neuheit in den Handel bringt, wohin sich alle Interessenten event. wenden wollen. Obstbau. Abies arizonica. — Schon mehr- mals haben wir auf diese neue Tanne kurz hingewiesen und auch heute wollen wir uns auf nur wenige Zeilen beschränken, die lediglich dazu dienen sollen, unsere zwei Abbildungen Seite 271 kurz zu er- läutern, denn wir hoffen bestimmt, noch in diesem Vorsommer unseren Lesern einen ausführlichen Bericht aus der Feder des Entdeckers selbst bieten zu können. Die- sem Artikel des Herrn C. A. Purpus wer- den wir dann ein prächtiges Aquarell beifügen, welches ganze Bestände dieser herrlichen Neuheit in ausgezeichneter Weise wiedergiebt. Abies arizonica wurde in den San Francisco Mountains*) in Ari- zona (westl. Nordamerika) in einer Höhen- lage von 2700 — 3000 m entdeckt und erhielt ihren wissenschafthchen Namen von dem amerikanischen Botaniker C. H. Merriam. Sie steht Abies subalpina verwandtschaftlich nahe, unterscheidet sich aber sofort durch die blendend weifse, elastisch-korkige Rinde, die unsere Abbildung Seite 271, unten, so gut veranschaulicht. Die Art der Benadelung ist ebenfalls auf der Abbildung Seite 271, oben, deutlich zu erkennen, wogegen sich der wundervolle silberweifse Schimmer der Blätter auf einer solchen Abbildung natürlich auch nicht entfernt naturwahr wiedergeben läfst. Es steht aufser allem Zweifel, dafs Abies ari- zonica zu den allerwertvollsten Koniferen gehört, die in den letzten Jahren eingeführt wurden. Sie übertrifft nicht nur in der Schönheit ihrer Tracht nach den Mitteilungen ihres Entdeckers die schön- sten Picea fungens und Engelmanni, sondern ist auch sicherlich in unserem Klima winterhart, da sie ja in ihrer Heimat in Höhenlagen vorkommt, deren Klima dem unsrigen entspricht. Etwas ganz Aufser- gewöhnliches ist indes diese schneeweifse korkige Rinde. Merriam beschreibt sie als „eine sehr elastische feinfaserige Korkmasse von rahmweifser Farbe und sammtiger Textur, absolut frei von harten Teilen, durchschnittlich 6 mm dick und sehr halt bar. Sie bleibt meist unversehrt, während das Holz fault, und grofse Stücke können von toten Bäumen abgerissen werden, die vollständig ihre Elastizität bewahren." Diese wenigen Bemerkungen schon weisen uns darauf hin, dafs A. arizonica in absehbarer Zeit auch als „Korkholz" -Lieferantin sehr geschätzt werden dürfte. *) Wir entnehmen das Folgende zum Teil dem, was A. Purpus, der Bruder des Entdeckers, in den „Mittei- lungen der deutschen dendrolog. Gesellschaft 1900" schreibt. Amaryllis (Hippeastrum) vittata-Hybride. In der Handelsgärtnerei von Spielberg & de Coene, Französ. Buchholz bei Berlin, für die ^Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 267). Die empfehlenswertesten Ver- edelungsarten und ihre An- wendung beim Umveredeln von Obstbäumen. Von F. Rebholz, Fachlehrer für Obst- u. Gartenbau an d. grofsh. Wein- u. Obstbauschule zu Oppenheim a. Rh. (Hierzu neunzehn Abbildungen.*) CjS ist leider eine bekannte Erfahrungssache, dafs der Obst- züchter sehr häufig die unliebsame Beobachtung machen mufs, dals er die bestellten Sorten nicht erhalten hat. Er sieht sich alsdann genötigt, um noch nachträglich letztere zu erhalten, seine Obst- bäume umzuveredeln. Die empfehlenswertesten dabei in Betracht kommenden Veredelungsarten sind folgende: a) Kopulation mit Gegen- zungen, b) Anplatten mit Gegenzungen, c) Gaisfufs, d) verbessertes Pfropfen hin- ter die Rinde, e) Okulieren. Hat man es mit jüngeren Obstbäumen zu thun, so wendet man gewöhnlich mit bestem Vorteil folgende Methoden an : a) das Kopulieren mit Gegenzungen, auch englisches Kopulieren genannt. Diese Ver- edelungsart bietet sehr innige Berührungsflächen ; das Edelreis verwächst sehr fest mit der Unter- lage und treibt in der Regel recht üppig aus. Die Kopulation kann schon sehr zeitig, vom Februar bis April, ausgeführt werden, da das Ablösen der Rinde nicht notwendig ist. Die genannte Veredelungsmethode ist deshalb beson- ders wichtig bei Steinobstbäumen, die rechtzeitig veredelt werden müssen, um einen guten Erfolg mit Sicherheit erhoffen zu können. Die Ausführung geschieht wie folgt: Die Hauptzweige des zu veredelnden Bäumchens wer- den — auf passender Stelle — möglichst nahe an ihrer Ursprungsstelle, wie Fig. i zeigt, scharf und glatt zugeschnitten. Hierauf bringt man einen Zungenschnitt an. In ähnlicher Weise schneidet man das Edelreis zu, welches die gleiche Stärke des zu veredelnden Zweiges haben *) Anmerkung der Redaktion: Die Abbildungen sind dem Buche des Verfassers „Anleitung zum Obstbau", 2. Auflage, entnommen, und uns von dem Verleger, Herrn Rud. Bechtold in Wiesbaden, gütigst überlassen worden, wofür wir an dieser Stelle bestens danken. V, 23 Die Gartenwelt. 271 soll. Man versieht auch letzteres mit einem Zungenschnitt (Fig. 2). Beim Aufsetzen des Edelreises achtet man darauf, dafs die Gegenzungen gut ineinander greifen , und die Schnitt- flächen sich gegenseitig möglichst — im Notfalle nur auf einer Seite — aber dann sehr genau, decken (Fig. 3). Das Verbinden geschieht in der Weise, dafs die unterste Knospe des Edelreises frei bleibt. Ist die Unterlage unwesentlich stärker als das Reis, dann wendet man mit bestem Vorteil b) das Anplatten mit Gegenzungen an. Die Unterlage wird an passender Stelle — wie Fig. 4 — zugeschnitten. Das Edelreis schneidet man, wie Fig. 5 zeigt, zu und setzt es, wie Fig. 6 veranschaulicht, auf. Ist der zu veredelnde Teil etwa 3 — 5 mal stärker als das Edelreis, so empfiehlt sich c) das Gaisfufspfropfen anzuwenden. Dies ist meist bei Bäumen der Fall, die schon mehrere Jahre an ihrem Bestimmungsorte stehen. Diese ganz vorzügliche Veredelungs- art besitzt verschiedene recht wesentliche Vorzüge, die in den nachstehend angeführten Umständen begründet sind. Man kann das Gaisfufspfropfen schon frühzeitig vom Februar an ausführen, somit kommt den Edelreisern die ganze Vege- tationszeit und die ungeteilte Kraft zu gute. Diese Verede- lungsart läfst sich bei fast allen Obstarten anwenden. Ganz besonders wertvoll ist sie beim Veredeln von Steinobst, namentlich Kirschbäumen, die nur dann kräftig treiben und sicher wachsen, wenn sie frühzeitig gepfropft werden. Diese sehr zu empfehlende Veredelungsmethode bietet sehr günstige Berührungsflächen, ohne die Unterlage stark zu verwunden. Das Edelreis läfst sich, gleich einem Keil, fest in die Unterlage einklemmen. Daher kommt es auch, dafs die Veredelung in der Regel sehr schön und bald überheilt, das Edelreis meist einen ganz enormen Trieb entwickelt, fest sitzt und nicht so leicht wie andere Ver- edelungen, so namentlich bei dem gewöhnlichen Rinden- pfropfen, herunterbricht. Mit Bezug auf die erwähnten Vor- züge sollte das Gaisfufspfropfen weit mehr, wo irgend möglich, angewendet werden. Allerdings erfordert diese vorzügliche Veredelungsart auch etwas mehr Übung, die sich jedoch jedermann, der Zweig von Abies arizonica Originalaufnahme für die „Gartenwelt* (Text Seite 270). K- 1 '3.' i' einigermafsen Geschick besitzt, bald aneignen kann. Ihre Ausführung geschieht am vorteilhaftesten wie folgt. Zunächst schneidet man das Edelreis von zwei Seiten, wie Fig. 7 zeigt, /\ förmig durch zwei Schnitte zu. Die Unter- lage wird an passender Stelle fast wagerecht abgeschnitten. Hierauf schneidet man am besten mit der scharfen Hippe ein dreieckiges Stückchen Holz aus der Unterlage. Dieses mufs jedoch genau der Stärke des Reises entsprechen. Letzteres erreicht man am sichersten, indem man zunächst einen geraden sogen. Führungsschnitt [^ anbringt. Hierauf macht man die zwei seitlichen Schnitte , indem man die Spitze der Hippe unten im Führungsschnitt einsetzt und nach Stärke des aufzusetzenden Reises ein drei- eckiges Stückchen Holz herausschnei- det (Fig. 8). Am besten gehngt diese Veredelung, wenn das Reis schein- bar etwas zu stark sein sollte. Man zwingt es alsdann gleich einem Keil in die Unterlage X il.,5lXV*' Rindenstuck von Abies arizonica. Originalaurnahme fiir die „Gartenwell" (Text S. 270). Cm (^Ig. 9} Und 272 Die Gartenwelt. V, 23 legt den bekannten Verband an. — Beim Umveredeln von älteren Bäumen wendet man meistens mit gröfstem Vorteil d) das verbesserte Rindenpfropfen (oder Pfropfen zwischen Hok und Rinde) an. Diese sehr empfehlenswerte Veredelungsmethode wird leider noch viel zu selten ge- übt, weil sie zu wenig bekannt ist. Sie besitzt dem all- gemein bekannten gewöhnlichen Rindenpfropfen gegenüber ganz wesentliche Vorteile, die hauptsächlich darin bestehen, dafs sie viel bessere und innigere Berührungsflächen bietet, wie die letztgenannte Veredlungsart. Dahin ist auch die That- sache zu erklären, dafs die Ver- edelungen schöner und inniger verwachsen, einen weit kräftigeren Trieb liefern und die Edeltriebe nicht so leicht herunterbrechen, wie jene, die aus den gewöhn- hchen Rindenpfropfreisern hervor- gehen. Um das verbesserte Rin- denpfropfen ausführen zu können, ist es nötig, dafs sich die Rinde leicht vom Holz ablösen läfst. Es mufs somit der Baum in guter Saftbewegung stehen. Man kann deshalb auch diese Veredelung, wie das altbekannte gewöhnhche Pfropfen hinter die Rinde, meist erst im April bis in den Mai hinein ausführen. Dies geschieht wie folgt: Die Unterlage wird an passender Stelle glatt und mög- lichst gerade abgeschnitten. Hierauf bringt man an der glattesten Seite einen kurzen (i — 1,5 cm langen) Längsschnitt durch die Rinde an und löst einen Rinden- flügel, wie Fig. IG und Fig. 11 zeigen, ab. Das Edelreis wird, wie Fig. 12 zeigt, zugeschnitten. Auf derjenigen Seite der Schnittfläche, die sich an die fest- stehende Rinde der Unterlage anschliefsen soll, löst man nun, der Stärke der letzteren entsprechend, noch einen Streifen Rinde, siehe Fig. 12, ab. Schwache Reiser schneidet man ohne Sattel, Fig. 13, zu, weil der Sattelschnitt das Abbrechen der Veredelungen leicht begünstigt. Das Edelreis wird so hinter die etwas abgelösten Rindenflügel eingeschoben, dafs die kleinere Schnittfläche sich gut an die feststehende Rinde der Unterlage anschliefst, Fig. 14, wodurch der gute Erfolg der Veredelung in hohem Grade befördert wird. Beim An- legen des Verbandes ist darauf zu achten, dafs der gelöste Rindenflügel sich gut über das Edelreis legt. Um das sichere Verwachsen der vorgenannten Verede- lungen zu befördern, ist ein Verstrich von Baumwachs nötig, der die Einwirkung von Luft und Wasser auf die Schnittflächen möglichst abschliefsen soll. Recht gut hat sich kaltflüssiges Baumwachs bewährt, das man sich leicht selbst nach folgendem Rezepte herstellen kann. Man macht 2 kg Fichtenharz, 150 g Bienenwachs und 50 g Schweinefett in einem Topfe oder Kesselchen auf Kohlenfeuer flüssig. Nachdem das Ganze genügend abgekühlt ist, giefst man recht langsam Fig. I. Wie der Zungen- schnitt an der Unterlage an- gebracht wird. Fig. 2. Wie der Zungen- schnitt an dem Edelreis angebracht wird. Wie beide Teile mit 350 g Alkohol (Weingeist), den man ganz leicht und vorsichtig vorgewärmt hat, zu, fügt noch zwei Efslöfiel voll Leinöl bei und rührt das Ganze tüchtig um. Man bringt das so bereitete Baumwachs im warmen Zustande in Blech- büchsen (alte Konservendosen) und verschliefst sie mit einem Deckel, um einem Verdunsten des flüchtigen Weingeistes vorzubeugen. Die Anwendung des Baumwachses ge- schieht mit einem spateiförmig zugeschnittenen Hölzchen. Man bestreicht sämtüche Wund- stellen mit Baumwachs, wozu auch der Kopf des Reises gehört (Fig. 15), sofern man keine Reiser mit Gipfelknospen aufgesetzt hat, was besonders beim Pfropfen von Kirschen zu empfehlen ist. Ferner ist darauf zu achten, dafs nicht die unterste Knospe des Edelreises durch Bedecken mit Baumwachs am Austreiben verhindert wird, wie dieses so häufig geschieht. Der Trieb dieser Knospe spielt sowohl bei der Verwachsung, wie auch später, eine sehr wich- tige Rolle. Kirschbäume lassen sich, wie vorstehend erwähnt, nur dann mit sicherem Erfolge um- pfropfen, wenn diese Operation rechtzeitig, wenn Gegenzungen möglich schon im Februar, ausgeführt wird, zusammenge- solange die Reiser noch in voller Vegetationsruhe '"»*• werden, sich befinden. Sehr häufig kann man jedoch in dieser Zeit infolge ungünstiger Witterung die fragliche Arbeit nicht ausführen. Man veredelt alsdann die Kirschbäume am besten durch c) Okulation, wendet also das sogen. Umokulieren an, was sich in den Kirschengegenden am Rhein, in Camp, Kestert, Osterspai, Salzig u. a. O., sehr eingebürgert hat. Die zu veredelnden Bäume werden Ende Juli abgeworfen, das heifst, man schneidet die Hauptäste auf ein Drittel bis zur Hälfte ihrer Länge, wenn mög- lich dicht über Sei- tenzweigen ab. Die ser Schnitt hat zu- nächst den Zweck, den Baum, der bis zur besagten Zeit seinen Trieb gewöhn- lich abgeschlossen hat, zu einer neuen, aber nur mäfsigen Saftbewegung an- zuregen. Diesen Rest der Saftströmung be- nutzt man, um die fragliche Veredlung auszuführen. Zunächst ver- schafft man sich Oku- lierreiser, die ziem- Fig". 4. Wie die Unterlage zu- geschnitten wird. Fig. 5. Wie das Edel- reis zu- geschnitten wird (vordere Ansicht). Fig. 6. Wie das Edel- reis auf- gesetzt wird. (Anplatten.) V, 23 Die Gartenwelt. 273 lieh hart und genügend ausgereift sein müssen. Die letzteren werden, sobald sie von der Mutterpflanze getrennt sind, bis auf einen Teil des Blattstieles entblättert (Fig. i6). Man bewahrt sie in feuchten Tüchern oder in Moos bis zu ihrer Verwendung auf. Die Veredelung selbst wird genau so wie das allbekannte Okulieren ausgeführt. Zunächst bringt man an der Unterlage aa einer glatten Stelle etwa 20 — 30 cm unter dem Kopfschnitt den bekannten [ -Schnitt an und schneidet ein Auge, wie Fig. 17 und Fig. 18 zeigen, mit nur wenig Holz aus dem Okulierreis. Das Ein- setzen und Verbinden geschieht, wie es Fig. 19 darstellt. Verstreichen der Schnittstellen mit Baumwachs ist nicht nötig. Die eingesetzten Augen bleiben vorerst schlafend. Sie sollen erst im nächsten Früh- jahr austreiben. Der Trieb wird an den darüber stehenden Zapfen angeheftet. Letztere werden ge- wöhnlich erst später entfernt, wenn die Edeltriebe stark genug ge- worden sind. Es empfiehlt sich, bei schwachtriebigen Bäumen den Trieb durch Düngung zu unterstützen, die man den Bäumen im Jahre nach der Veredelung verabreichen sollte. M Fig. 7. Fipf. 8. Wie das Edel- WiedieUnter- reis zu- geschnitten wird (Gais- fufs). läge zu- geschnitten wird (Gais- fu(s). Auch ein Beitrag zur Aprikosenkultur. Von Johann Kühner, Obergärtner, Schachen bei Lindau in B. Der in Nr. 19 der „Gartenwelt" veröffentlichte Artikel über die Baumschule des Herrn Paul Huber in Halle a. S. lieferte den Lesern auch ein treffliches Bild der in dieser Baumschule in der Aprikosenkultur infolge richtiger Behandlung, namentlich infolge des zweckmäfsigen Schnittes der Bäume, erzielten grofsartigen Erfolge, für welche ich dem Besitzer der genannten Baumschule meine An- erkennung aussprechen mufs. Im Gegensatz zu dieser erfolgreichen Kultur möchte ich heute kurz über einen Mifserfolg infolge fehler- hafter Behandlung berichten, in der Erwartung, dafs auch hieraus man- cher Leser eine nützliche Lehre ziehen wird. Wohl gepflegte und richtig geschnittene Aprikosen er- weisen sich äufserst dankbar, aber wieviel wird den Bäumen nicht häu- fig durch fehlerhaften Schnitt geschadet! Vor nicht zu langer Zeit hatte ich Gelegenheit, in einer sehr obst- reichen Gegend nach- Fig. 9. Wie das Edel- reis auf- gesetzt wird (Gaisfufs), Fi Fi Wie lie Rinde Wie die Rinde ^'^'^«"^ geschilderten an der Unter- lage gelöst wird(seitliche Ansicht). an der Unter- Fall zu beobachten. lao-e trelöst Es waren dort in einem wird (Quer- Garten wirklich schöne Fig. 12. Wie das Edel- reis bei dem verbesserten Pfropfen hin- ter die Rinde zugeschnitten wird(seitliche Ansicht). mit starken Kronen zeitig im Herbst richtig ge- pflanzt worden. Die Kronentriebe wurden auf 15 bis 20 Augen geschnitten, und die Bäume zeigten gleich im nächsten Frühjahr ein Wachstum, wie man es nur selten bei frisch gepflanzten Obst- bäumen zu beobachten Gelegenheit hat. Es machte mir eine besondere Freude, diese frisch verpflanzten Bäume im Laufe des Sommers zu beobachten, denn sie entwickelten in diesem ersten Sommer nach der Pflanzung die denkbar kräftigsten Triebe, die zum Herbste teilweise eine Länge von i'/., m aufwiesen. Jeder auf dem Gebiete des Obst- baues heimische Fachmann weifs nun, dafs bei solch starken Trieben der Aprikosen die unteren Augen der Zweige mehr oder weniger Pfropfreis zu- Fruchtspiefse bilden, die, wenn sie g-eschnitten nicht im Frühjahr oder Winter der wird. Frost zerstört, schon im zweiten Jahre nach der Verpflanzung der Bäume nennens- werte Ernte liefern. Dies wäre auch in unserem Falle geschehen, denn ich hatte noch nie junge Apri kosenstämme mit schöneren Fruchtspiefsen beobachtet, als gerade hier. Fig- 13- Wie das ftftl Fig. 18. Edelauge, seitl. Ansicht. Fig. 14. Wie Edelreis nndUnterlage zus.immenge- fügt werden. Fig. 15. Wie die ver- wundeten .Stellen mit Baumwachs geschützt werden. Fig. 16. Wie die Blätter von den Okulier- reisern zu ent- fernen sind. Fig. 17. Edelauge, Im folgenden Herbste verloren diese Bäume durch Frost nicht nur einen Teil ihres Laubes, sondern der Gärtner, dessen Pflege sie an- vertraut waren, verübte an ihnen noch einen grofsen Frevel, indem er aus Unkenntnis die sämtlichen schönen Fruchtspiefse mit grofser schnitt). Aprikosenhochstämme vord. Ansicht. Gewissenhaftigkeit sauber abschnitt. Fig. ig. Wie das Edel- auge ein- gesetzt und verbunden werden soll. 274 Die Gartenweit. V, 23 Als ich nach Ausübung dieses Meisterwerkes die Bäume wieder zu Gesicht bekam, war ich sprachlos, und ein tiefes Bedauern mit der auf solche Weise ruinierten Pflanzung überkam mich. Es ist mir leider nicht möglich, die so verunstalteten Bäume dem Leser in einer guten Aufnahme vorzuführen , jeder Sachkundige wird sich aber eine Vorstellung von dem Aussehen derselben machen können. Wenn eine Pflanzung, wie im vorstehenden Falle, durch die Unkenntnis des Gärtners verunstaltet wird, der Besitzer dann ver- geblich auf den Ertrag wartet, den er von den so hübschen Bäumen erhoffte, so wird wohl in den meisten Fällen alle Schuld dem Lieferanten in die Schuhe geschoben , der dann den Käufer angeblich tüchtig übers Ohr gehauen hat. Mögen vorstehende Zeilen dazu beitragen, dafs solch schänd- liche Behandlung von Bäumen weniger häufig als bisher vor- komme. Es wird dies erreicht, wenn es sich jeder Besitzer gröfserer Anlagen zur Pflicht macht, die Pflege derselben in die Hände eines wohl kostspieligeren, dafür aber auch sachkundigen Gärtners zu geben. Bald wird sich dann der richtig ausgeführte Baumschnitt an der dankbaren Fruchtbarkeit der Bäume in einer für den Besitzer recht angenehmen Weise bemerkbar machen. Schneiden und Aufbewahren der Edelreiser. — Der Erfolg der Veredelung hängt bekanntlich zum grofsen Teil von dem Kräfte- und Gesundheitszustande der Edelreiser ab. Man berücksichtige deshalb bei Auswahl, beim Schneiden und Auf- bewahren der Edelreiser folgende sehr beachtenswerte Winke. a) Auswahl. Man entnehme die Edelreiser in erster Linie von sortenechten Mutterbäumen, die in guter Fruchtbarkeit und Gesundheit stehen. Man vermeide es möglichst, von von Krebs und Blutläusen befallenen Bäumen, desgleichen von unfruchtbaren oder schlechttragenden Bäumen Edelreiser zu schneiden, weil die genannten Mifsstände durch Veredelung sich leicht weitervererben. Als Edelreiser benutze man nur gut ausgereifte, mäfsig ent- wickelte, einjährige Zweige, mit nicht zu weiten Internodien (Zwi- schenräumen von einer Knospe zur anderen) und gut ausgebildeten Knospen. Sehr üppig gewachsene Zweige oder gar Wasserschosse sind minderwertig. b) Schnitt. Die Reiser sollten möglichst frühzeitig im Januar und Februar geschnitten werden, solange sich die Bäume noch in vollständiger Vegetationsruhe befinden. Die einzelnen Sorten sind sorgfältig zu etikettieren. c) Die Aufbewahrung geschieht am besten an einem kühlen, schattigen und luftigen Orte, z. B. Gewölbe, Kalthause, nach Norden gelegener Rabatte. Man steckt die Reiser sortenweise, am besten einzeln, in feuch- ten Sand oder sandige Erde bis zu 20—30 cm ihrer Länge ein. In Gebunden vertrocknen und verschimmeln die Reiser sehr leicht. Je mehr die Edelreiser sich bei ihrer Verwendung noch in Vege- tationsruhe befinden, desto besser ist der Erfolg der Veredelung. Letzteres ist besonders bei Steinobstbäumen sehr wichtig. Reiser von den letzteren schlagen in der Regel nicht an, wenn die Knospen bei ihrer Verwendung schon angetrieben sind. Da sich bekanntlich die Reiser von Kirschbäumen sehr schwer auf längere Zeit in Vegetationsruhe halten lassen, so bewahrt man diese auch mit Vorteil in Eiskellern und Eisschränken auf. Rebholz. Mannigfaltiges. Schutz der Strohdecken. — Es ist ein grofses Übel bei der Frühbeetkultur, wenn nach Regen und Schneefall abgedeckt werden mufs und die Strohdecken so voll Feuchtigkeit sind, dafs n.an sie kaum von der Stelle bringen kann. Nicht dieses allein, die Decken büfsen durch das unabwendbare Schleifen etc. ihre Haltbarkeit auch zu früh ein. In der Regel werden sie aufgestellt, zum Teil nicht senk- recht genug, die Mitte, hauptsächlich bei grofsen Decken, biegt sich nach dem Stützpunkt zu, es dauert alsdann nicht mehr lange und die Decke klappt zusammen, in der Mitte ist der Bruch fertig. So geht es den meisten Strohdecken und selten hält eine länger wie zwei Winter, mitunter nur einen Winter aus. Viele Gärtner decken ja aufserdem noch mit Laden, es sind aber auch diese ein kostspieliges Deckmaterial, und die Decken werden durch das Ab- und Zudecken doch ruiniert. Ein gutes und haltbares, dabei im Verhältnis auch nicht teures Deckmaterial stellt man sich auf folgende Weise her. Man macht sich aus 6 — 7 cm breiten und 4—5 cm dicken Latten, I m breite und der Länge der Fenster entsprechende Rahmen und zwar so, dafs die oberste und unterste Querlatte mit der hohen Seite vor die Kopfenden der flachen Längslatten befestigt oder eingelassen werden, damit die Querlatten um die Hälfte höher zu stehen kommen als die Längslatten, wenn nötig, wird auch noch eine Querlatte in der Mitte eingelassen, die jedoch nicht über die Längslatten her\'ortreten darf. Der Rahmen wird nun gerade so mit Längsschnüren versehen, wie ein Strohdeckenrahmen, nur werden die Schnüre nicht obenauf, sondern in der Mitte der Querlatte befestigt, so dafs die Längslatten und die Schnüre in eine wagerechte Richtung zu einander kommen. Die Querlatten sind mithin um die Hälfte höher als der Rahmen, und die .Strohschicht wird der Dicke entsprechend ge- rade so auf dem Rahmen befestigt, als wenn man eine Strohdecke herstellt. Hat man eine Mittellatte eingefügt, so kann man die Decke, der Festigkeit halber, noch mit einigen Zwingen auf dieser Latte befestigen. Die so fertig gestellten Rahmen werden alsdann umgedreht und auf dieser glatten Seite mit Dachpappe benagelt, wozu man gar nicht die beste Dachpappe zu nehmen braucht, und man hat ein gutes und haltbares Deckmaterial für viele Jahre. Wenn auch wirklich einmal das Stroh etwas nafs wird, was jedoch selten vorkommt, so trocknet ein solcher Rahmen auch schnell wieder ab , und man hat stets ein leichtes Decken. Der Bequemlichkeit halber kann man die Rahmen auch mit Handgriffen, die sich jeder aus starkem Eisendraht selbst her- zustellen vermag, versehen. Will man sich diese Arbeit, ich meine das Befestigen des Strohes auf den Rahmen, nicht machen, so kann man sich ja auch einfache Rahmen nur mit Dachpappe überziehen, und man hat immer noch ein billigeres Deckmaterial zum Schutze der Strohdecken, als es die teuren Holzladen sind. H. Grote, Reutlingen. Pariser Markthallen-Preise für Obst und Gemüse i8gg. — In „The Gard. Chron." finden wir folgende interessante Tabelle, die unsere Leser gewifs ebenfalls interessieren dürfte. Wir haben der besseren Übersicht halber die Preise aus Frank in Mark umgerechnet. Maximum. Minimum. Gegenstand. ^,^ j^^_ Aprikosen, 100 kg, 102,33 74,87 Artischocken, 100 St., 19,64 11,14 Bohnen, grüne, 100 kg, 97,25 44,74 Endivien, 100 kg, 53,89 46,07 Erbsen, grüne, 100 kg, 5°, 24 39,89 Erdbeeren, i kg, 1,49 0,92 Kartoffeln, neue, 100 kg, 16,01 1-2,73 Kirschen, 100 kg, 87,19 52,16 Kresse, Korb mit 240 Bündeln, 18,49 6,80 Orangen, 100 St., 7.54 4,72 Pfirsich, 100 kg, "',25 55,57 V, 23 Die Gartenwelt. 275 Maximum. Minimum. Gegenstand. Mk. Mk. Spargel, das Bund, 16,14 3,34 Stachelbeeren, lookg. 23,60 16,88 Tomaten, lookg, 30,34 23,02 Weintrauben, lOokg, 116,22 55,50 Zitronen, loo St., 6,64 4,44 Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 120. Auf einem ca. 8 bis 10 Morgen grofsen Gelände soll im Herbst eine Beerenobstanlage an- gelegt werden. Das Terrain ist an einem von West nach Ost allmählich abfallenden Abhänge eines Hügels gelegen und besteht aus lehmig- sandigem Boden, auf welchem jetzt Roggen und Kartoffeln sich befinden. Gegen Norden und Westen ist das Gelände von Wald umgeben. Ich beabsichtige, Himbeeren, Johannis- und Stachelbeeren anzulegen, von welch letzteren '-/j des Ertrages zur Weinkelterei benutzt werden sollen. Welche in der Praxis als gut erprobte Sorten pflanze ich an, in welcher Entfernung setze ich die einzelnen Stöcke, und empfiehlt es sich in den Zwischenräumen Erdbeeren oder Gemüse anzulegen, um den Boden recht auszunützen, und welchen Ertrag wirft die Anlage pro Morgen etwa ab? Kann ich Stalldünger verwenden, oder ist die künstliche Düngung vorzuziehen? (Man vergleiche auch die Antworten in No. 19, S. 226.) Anscheinend ein herrliches Stückchen Land, um welches der Besitzer zu beneiden wäre. Die beste Ausnutzung ist nach meinem Dafürhalten folgende: Das Grundstück wird, unter Berücksichtigung der herzu- stellenden Hauptwege, in 4 m breite, von Süden nach Norden laufende Beete, sog. Bänke, eingeteilt. Jedes Beet enthält als Mittelreihe eine Reihe Himbeeren (Drahtspalier); 1,25 m nach rechts und links gemessen je eine Reihe Stachel- oder Johannisbeeren, Beet um Beet abwechselnd, dann als Einfassung 40 cm vom Fufswege aus eine Reilie Erdbeeren. Die Wege zwischen den einzelnen Beeten können sehr schmale, jedes Jahr mit umzugrabende sein, während fahrbare, feste Wege nach Be- dürfnis einzurichten sind. Letztere können event. mit Kirschen (Ost- heimer Weichsel) bepflanzt werden. In den ersten beiden Jahren nach der Neuanlage kann noch Gemüse als Zwischenkultur gebaut werden, mit gröfstem Vorteil Buschbohnen, die am ehesten Käufer finden. An Pflanzmaterial sind erforderlich: 1 1 400 Stück Himbeeren (50 cm Pflanz- weite in den Reihen), 5700 Stück Stachelbeeren (i m), die gleiche Anzahl Johannisbeeren (i m), -0000 Stück Erdbeeren (50 cm Abstand bei Dreieckpflanzung) und die nach Mafs der Wege nötige Anzahl Sauer- kirschen. Bezüglich Sortenwahl lassen sich speziellere Angaben kaum machen, da hier genaue Kenntnis der Lokalität, des Absatzgebietes, der Düngungs- und Bewässerungsverhältnisse vorangehen müssen, ebenso- wenig läfst sich eine annähernd zutreffende Ertragsberechnung aufstellen. Stalldünger kann verwandt werden, derselbe wird am besten unter Zu- hilfenahme von Thomasschlacke mit dem Rigolpflug untergebracht. Eine tiefe Bearbeitung des Bodens ist erforderlich. Seh. — Zu der Anlage von Beerenobst, wenigstens Stachelbeeren und Johannisbeeren, wäre zunächst ein Rigolen des Bodens nötig, entweder des ganzen Bodens oder von Streifen von i m Breite, zwischen denen dann je ein Streifen von ebenfalls i m Breite liegen bliebe, der in zwei bis drei Jahren darankäme. Beim Rigolen wird möglichst gleich Thomasmehl mit untergebracht und zwar bis zu 500 g auf den Quadrat- meter. Als Rigoltiefe würden 70 — 80 cm genügen, i m wäre aber auch kein Fehler. Natürlich ist es besser, wenn das Rigolen im Herbst geschieht, damit der Boden den Winter über dem Frost und Wetter ausgesetzt ist. Das Rigolen kann auch mit dem Dampfpflug oder mit dem Rigolpflug verbunden mit Spatenarbeit oder Untergrundhaken ge- schehen. Soll dann im Frühjahr nicht gleich gepflanzt werden, so empfiehlt sich eine möglichst reiche Mistdüngang. Dieselbe läfst sich übrigens auch bei nachfolgender Pflanzung anwenden, wenn auch einmal eine Wurzel mit frischem Mist in Berührung kommt. Was für Sorten? Nun, von Johannisbeeren „rote und weifse holländische" und, wenn schwarze gebaut werden sollen, „neapolitanische schwarze" oder „Bang up". Von Stachelbeeren würden sich „rote Triumphbeeren" und „amerikanische Bergstachelbeereri" besonders empfehlen. Entfernung bei Johannis- und Stachelbeeren i'/, — 2 m die Reihen und ca. i m in den Reihen. Etwas weit pflanzen hat den grofsen Vorteil, dafs immer Reinigung mit Ge- spannkräften möglich ist, und ein häufiges Behacken hat grofsen Einflufs aus das Gedeihen der Sträucher. Bei den Himbeeren würde ich als Entfernung der Reihen 2 m empfehlen und als Entfernung in den Reihen 50 cm. Wenn animalischer Dünger zu haben ist, so ist derselbe ganz entschieden zu empfehlen, es kann ihn aber ruhig eine Anwendung von künstlichem Dünger begleiten, namentlich wenn erst die Sträucher zum Tragen kommen. Bei genügender Anwendung von animalischem Dünger und dem Vorhandensein der nötigen Arbeitskräfte ist für die ersten Jahre Erdbeerkultur ganz entschieden zu empfehlen. Sonst würde sich der Anbau von Bohnen und Kartoffeln empfehlen, der dann wenigstens die Reinigungskosten trägt. Warum aber keine Obstbäume pflanzen? Ich würde empfehlen, im Quadrat oder im Verband mit 10 — 12 m Zwischen- raum Äpfel- oder vielleicht auch Kirschhochstämme zu pflanzen, die vor- läufig dem Beerenobst gar keinen und später nur geringen Abbruch thun werden, wenn mit Düngung und sonstiger Pflege nicht gespart wird. Wie grofs der Ertrag einer solchen Anlage sein wird, läfst sich nur schwer angeben, das hängt von so vielen Nebenumständen ab, aber rentieren wird die Anlage bei guter Pflege sicherlich. Carl Wichmann. Aus den Vereinen. Das 75jährige Stiftungsfest der königL Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora" zu Dresden. Die Dresdener Floralia sind überlieferungsgemäfs durch die Opfer- freudigkeit der Handelsgärtner im Zusammenwirken mit den kgl. Gärten durch eine Prachtentfaltung, was den Blütenschmuck betrifft, ausgezeich- net, wie man sie kaum anderswo wiederfinden dürfte. Das hängt natür- lich mit den Massenkulturen der Frühjahrsblüher eng zusammen, von denen hier immer ein Überschufs vorhanden ist. Das Höchste aber, was bisher in dieser Art für ein nur zwei Tage dauerndes Fest geleistet worden ist, brachte das auf dieses Jahr fallende 75jährige Stiftungsfest der „Flora" am 21. und 22. Februar. Dranfsen 20 Grad C. Kälte und drinnen im Festsaale des evangel. Vereinshauses eine Farbenpracht der Blüten und eine an tropische Formen erinnernde Laubentwicklung, wie sie nur durch das Zusammenwirken so sehr verschiedenartiger Elemente, wie sie die „Flora" vereinigt und nur durch eine so leistungsfähige Gärtnergenossenschaft zu stände gebracht werden können. Schon das 70. Stiftungsfest hatte man so reich ausgestattet, dafs man sich der Schwierigkeit recht wohl bewufst war, dieses, wie man sich gegenseitig verpflichtet hatte, noch zu übertreffen. Durch verschiedene zusammen- treffende Umstände ist dies in einer doch kaum erhofften Weise ge- lungen. Die ganze Feier, die aufserdem vom Hofe und den Behörden ganz anders gewürdigt wurde als die damalige, war in einem so vor- nehmen, edlen Stile angelegt, dafs an einen Vergleich nicht mehr zu denken war. Der vornehm gehaltene grofse Saal des evangelischen Vereinshauses hatte einen Pflanzenschmuck erhalten, wie wir ihn hier noch nicht zu ähnlichem Zweck in solcher Ausdehnung und Farben- pracht beisammengesehen haben. Es bedurfte nicht des aufserordent- lich erschwerenden Umstandes der enormen Winterkälte, um den Be- griff des noch nicht Dagewesenen zu vervollständigen. Ein Hintergrund zur Verdeckung der SaaUvände war zunächst durch 6 — 8 m hohe Fichten hergestellt. Die dann die Lücken deckenden Kalthauspflanzen von ca. 5 — 7 m Höhe aus den Dekorationsbeständen der kgl. Gärten waren in grofsen, geschlossenen Wagen herbeigeschafft, welche mittelst Spiritus- gasheizöfen auf einer Temperatur von ca. 7 — 9 Grad C. gehalten waren, welche sich hierbei vorzüglich bewährten. Dieselben Wagen gestatteten es auch, ca. 5 m hohe Palmen, Miisa, Zuckerrohr und ähnliche Ge- wächse von fremdem Laubcharakter aus dem kgl. botanischen Garten zu verwenden, sowie die unzähligen Fliederbüsche, Prunus triloba, Rosen, Glycinen, Kamelien, Azaleen, Eriken, Cyclamtn, Maiblumen u. s. w. her- beizuschaffen. Als besonders wirkungsvoll bei der künstlichen Beleuch- tung seien hier hervorgehoben: 2—3 m hohe blühende Büsche der Camellia ChandUri tltgans und von niedrigeren Sachen die Azalea y,Hexe''', welche eine unvergleichlich schöne Lichtfarbe des glühendsten Rotes besitzt. Von Rosen wirkten am schönsten meterhohe Büsche von „Mali. Caroline Testoui^. Die ganze Anordnung stellte einen Blüten- 276 Die Gartenwelt. V, 23 hain vor, in dessen ungefährer Mitte sich freiäleheiid eine einzelne Palme, Caryota sobolifera (»litis), mit ihren unvergleichlich zierlichen Wedeln erhob. Sie markierte den Standpunkt, von wo .tus die Göttin Flora, dargestellt durch eine unserer beliebtesten Schauspielerinnen vom Hof- theater, Frau Baste, den von Rudolf Seidel gedichteten Prolog sprach. Die etwa 1200 Personen zählende Festversammlung bestand aus Vertretern der höchsten tJesellschaftskreise, vom Hofe, von der Regierung und von der technischen Hochschule und sonstigen wissen- schaftlichen Instituten und schliefslich aus den selten so zahlreich ver- sammelten Gärtnern nebst ihren Angehörigen und Freunden sowie den Vertretern auswärtiger Gättnervereine. Das einzig Schmerzliche war, dafs Ihre Majestäten der König und die Königin, die anfangs in Aus- sicht stehende Teilnahme am Feste wegen schwerer Erkrankung beide absagen mufsten; um so schmerzlicher für die treuen sächsischen Gärtner, als sie in ihrem Könige einen wohlwollenden Protektor haben, der mit einer seltenen Sachkenntnis eine beispiellose Güte und Zugänglichkeit für alle ihre Anliegen jederzeit verbunden hat. Rührend wirkte auf alle der schlichte, aber menschlich so warme Grufs, den der Hof- marschall des kgl. Hauses, Seine Excellenz v. Carlowitz zu überbringen gekommen war, und der am zweiten Tage bei dem Festmahle eine Er- gänzung erfuhr durch ein Glückwunschtelegramm von Sr. Maj. dem Könige. Der ernste Festaktus am ersten Tage dauerte nur eine Stunde. Nach der Einleitung durch einen eigens zu diesem Tage gedichteten und von einem Doppel-Quartette nach einer Weber'schen Melodie gesungenen Hymnus an den König und der ßegrüfsung der Festversammlung durch den Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Genossenschaft Flora, spracli Frau Bast^ in entzückendem Kostüm der römischen Göttin Flora den hochpoetischen Prolog, in welchem die Göttin die Rückkehr der Proserpina zur Unterwelt in jedem Herbste beklagt und den Gärtnern dankt, dafs sie es verstehen, sie darüber zu trösten und ihr unter Schnee und Eis den Frühling hervorzaubern. Gleich darauf erbat sich ganz unerwarteter- weise der Vertreter des Ministeriums des Innern, Geheimrat Röscher, das Wort, um der Genossenschaft Flora dazu zu gratulieren, dafs ihr vom Könige der Titel „königliche Gesellschaft für Botanik und Garten- bau" mit der Berechtigung, das königliche Wappen zu führen, verliehen sei. Die Freude und Begeisterung auf diese neueste Kundgebung der königlichen Huld und Gnade war unbeschreiblich. Hierauf kam die Wissenschaft zu Worte in einer Rede des Direktors des kgl. botanischen Gartens, Geheimrat Prof. Dr. Drude, über die Geschichte der Pflanzen- physiologie in ihren Beziehungen zum Gartenbau während des ver- gangenen Jahrhunderts. Das dankbare Thema wurde von dem Redner in einer Weise behandelt, die selbst den gebildeten Laien sehr inter- essieren mufste. Den würdigen Schlufs bildete dann nur noch ein Violinkonzert mit Orgelbegleitung von Felix Mendelssohn, das die weihe- volle Stimmung der kurzen, aber inhaltreichen Feier bis zur letzten Minute erhielt. Erst am nächsten Tage kam der Wunsch nach- einer fröhlichen Feier zur Geltung in einem grofsen Festessen für 300 Per- sonen mit anschliefsendem Ball. Die herrliclie Pflanzendekoration kam auch hierbei in schönster Weise zur Geltung, und wir können mit Ver- gnügen berichten, dafs die Pflanzen, auch die blühenden Sachen, merk- würdig wenig gelitten haben, trotz Hitze, Staub u. s. w. Eine reizende Episode im Verlaufe des Balles bildete ein Tanz der Gärtner und Gärt- nerinnen, den die Söhne und Töchter der ersten Gärtnerfamilien mit Unterstützung von etwa 20 Kindern der Balletschule des Residenz- theaters aufführten. Während der Tafel gelangte an Herrn Rudolf Seidel, Laubegast-Grüngräbchen, durch eine Deputation die Ernennung zum Ehrenmitgliede des Leipziger Gärtnervereins zur grofsen Freude und Genugthuung der Mitglieder der Flora. So verlief ein unvcrgefsliches, inhaltreiches Freudenfest der Dresdener Gärtnerschaft. Lcdien. Liegnitz. Ein Protest der Handelsgärtner ist kürzlich in Sachen des Lehrlingswesens beschlossen worden. Die hiesige Handwerks- kammer hatte eine Bekanntmachung erlassen, worin alle im Regierungs- bezirk Liegnitz vorhandenen Gewerbetreibenden, welche Lehrlinge in handwerksmäfsiger Weise ausbilden, aufgefordert wurden, diese Lehr- linge bis zum 25. Januar bei der Handwerkskammer anzumelden. Diese Aufforderung erging nicht nur an Handwerker, sondern auch an Kauf- leute, Fabrikbesitzer, Buchdruckercien, Landschaftsgärtner u. s. w. Auf ergangene Einladung fand neulich im Hotel „Prinz Heinrich" eine Ver- sammlung von Gärtnern aus Liegnitz und Umgegend statt. Die Handels- gärtner sind der Ansicht, dafs die Gärtnerei zur Landwirtschaft gehört, Binderei als freie Kunst anzusehen ist, sie haben Protest gegen die auf- erlegte Verpflichtung erlassen und die Protestversammlung hat der hiesigen Handelskammer von den Beschlüssen Mitteilung gemacht. M. E. B. Personal-Nachrichten. Canstein, Freiherr Dr. v., I. Vorsitzender des märkischen Obslbauvereines, feiert am I. April sein 2 5 jähriges Jubiläum als Haupt- Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenbarg. Geucke, AVilh., wurde als Lehrer an das pomologische Institut zu Reutlingen berufen und trat seine Stellung am I. März an. Krug, Alb., Gärtner-Eleve zu Sanssouci, erhielt die Rettungs- medaille am Bande. Kufahl, Gärtner zu Pätschow (Kreis Greifawald), wurde das prcufs. allgemeine Ehrenzeichen verliehen. Briefkasten der Redaktion. Tagesgeschichte. Grünberg. Der Landwirtschafts - Minister hat der Anlegung eines Versuchs-Musterweingartens in Grünberg in einer Gröfse von 8 Morgen, sowie der Anlage je eines Mustergartens in Saabor und Lättnitz zugestimmt und eine einmalige Staatsbeihilfe in Höhe der Anlagekosten, sowie eine jährliche Beihilfe zu den Betriebskosten bestimmt in Aussicht gestellt. Hch. Sch., Emmerich. Auf Ihre Anfrage schreibt uns Herr Dr. jur. Morell: „Aus dem Inhalt der Karte ist nicht zu ersehen, ob bei der Bestellung ein Lieferungstermin vereinbart war, ferner ob die Sendung durch Schuld des Verkäufers oder etwa der erwähnten Kommission so verspätet angekommen ist. Aber selbst wenn hierüber bestimmte Angaben gemacht wären, so käme es immer noch auf die Entscheidung der Frage an, ob der Frost den Pflanzen nur des- halb geschadet hat , weil dieselben noch nicht genügend angewurzelt waren. Die Entscheidung dieser Frage liegt Sachverständigen ob. Die Firma kann nur dann mit Erfolg in Anspruch genommen werden, wenn ihr wirklich ein schuldhaftes Versehen bei Ausführung der Lieferung nachgewiesen werden kann, und wenn des ferneren feststeht, dafs der Schaden an den Pflanzen lediglich die Folge dieses Versehen ist." Sie ersehen daraus, dafs der Fall nicht ganz einfach liegt. Wir raten Ihnen, sich mit Ihrem Lieferanten in Güte auseinander zu setzen. C. G. van T. jr., Haarlem. Sie sind im Recht, die frag- liche Veltheimie lieifst VcUhcimia viridifolia, nicht viridiflora, wie sie im gärtnerischen Verkehr häufig genannt wird, ihre Blüten sind ja auch absolut nicht grün, sondern rot. Gärtnerverein „Flora", M. bei Leipzig. Die sogenannte Sclilummerakazie mit gefiederten Blättern und unsclieinbaren Blüten ist die häufig von Liebhabern im Zimmer gepflegte Acacia lophantha, welche ebenso wie andere fiederblättrige Arten und wie Miiiwsa pudica die Fiederchen Abends zusammenlegt. In einer Fufsnote der Redaktion zu meinen Nomenklatur- fragen in No. 21 werde ich der Inkonsequenz geziehen. Wenn ich die in No. 16 besprochenen Amaryllideen mit Ilippeaslrum bezeichnet habe, so bin ich im grofsen Ganzen hierin nur den Gepflogenheiten der „Gartenwelt" gefolgt. (Anra. d. Red.: Nanu, Herr Rettig, woher auf einmal diese zarte Rücksichtnahme? Sie suchen doch sonst Ihren eigenen Willen durchzusetzen. Aber auch manch andere Mitarbeiter haben ihren eigenen Kopf, dem die Redaktion in Nomenklaturfragen gern einmal Rechnung trägt, zumal diese Fragen für den praktischen Gartenbau sehr oft, wenn auch nicht immer, von nur geringer Be- deutung sind.) Auch in der „Gartenflora" werden die Amary!/is-Arten seit Jahrzelinten mit Hippeastrum, Spnkelia, Stenibergia u. s. w. bezeich- net, mit Ausnahme von A. Belladonna, welche eine echte Amaryllis ist. Die modernen Züchtungen, welche aus den verschiedensten Arten durch xfache Kreuzung miteinander entstanden sind, demnach mit der bota- nischen Wissenschaft nichts mehr zu thun haben, mag man aus trauter Gewohnheit ruhig Amaryllis nennen. Rettig. Verantworü. Redakteur: Max Hesdbrffer, BerUn, — Verl.ig von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang V. i6. März 1901. No. 24. Nachdruck wid A'achiiUung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Aus dem Viktoria-Parke zu Berlin. Von CamiUo Karl Schneider, Friedenau. (Hierzu ein Lageplan und fünf Abbildungen.) Es war an einem September-Vormittage vergangenen Jahres, als ich mit meiner Kamera die Grofsbeeren-Strafse in Berlin entlang wanderte, um bei dem schönen Wetter im Viktoria -Parke einige Auf- nahmen zu machen. Wie- der, da ich dem Wasser- falle allmählich näher kam, hatte ich die gleiche Empfindung, die mich er- griffen, als ich vor drei Jah- ren die Anlage zum ersten Male sah. Wieder fragte ich mich unwill- kürhch, wäh- rend das Rau- schen des Wassers zu mir herüberklang — wo bin ich : bin ich noch in Berlin oder im Gebirge? in der waldumrauschten Einsamkeit oder in der Weltstadt im Sande der Mark ? Aber es währte nur wenige Augenblicke, dann hatte ich diese ästhetischen Bedenken, die in mir so instinktiv aufstiegen, zurückgedrängt. Das, was ich sah, fesselte mich voll und ganz und liefs mir keine Zeit, über ästhetische Fragen nachzugrübeln. Und wen sollte auch eine Schöpfung, wie der Viktoria-Park nicht fesseln. Die Gartenwelt, V. der man auf Schritt und Tritt ansieht, mit welcher Liebe und mit welchem Verständnis für die Natur sie geschaffen wurde ? Sie läfst uns die Umgebung, alles was störend oder ablenkend wirken kann, ganz vergessen. Sie spricht zu uns so eindringlich, wie eben nur ein Werk, das von einer künst- lerischen Persönlichkeit erzeugt und gleichsam mit eigenem Geiste belebt wurde. Doch ehe ich den Leser bitten möchte, mich auf einem Rundgange durch den Park im Geiste zu begleiten, seien mir einige er- läuternde Vor- bemerkungen gestaltet. Um so recht die ganze Lei- stung des Schöpfers würdigen zu können, mufs man eigentlich wissen, wie der Platz früher aussah, auf dem jetzt diese herrlichen Anlagen sich ausbreiten. Und es ist gar nicht so schwer, sich ein ungefähres Bild davon zu Partie aus dem Viktoria-Parke zu Berlin (Blick a— b). machen. Wir brauchen nur ein Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Wenig die KreUzberg-StrafsC nach Westen zu gehen, um das an- grenzende Gelände in seiner ganzen Nacktheit vor uns zu sehen. Sand, Sand — schönster Berliner Sand. Ein öder Sandhügel war auch die Stätte des jetzigen Parkes, gekrönt von dem der Erinnerung an die Freiheitskriege gewidmeten Denkmal. Diesem fehlte früher der im Längsschnitt auf dem 278 Die Gartenwelt. V, 24 Grundplan schraffierte Unterbau. Es safs direkt auf dem Sande auf und wurde bei Gelegenheit der Anlage soweit gehoben, dafs der Treppenaufgang uud die Plattform er- richtet werden konnte. Diese Hebung stellte eine bedeutende Leistung der Technik dar. Die wenigen alten Baumbestände, die einsam in der Sandwüste emporragten und zum Teil sehr geschickt in die Anlage verwebt sind, werde ich später beim Rundgang noch kurz erwähnen. In solcher Sandwüste also hat in den Jahren 1888—97 der Stadtgartendirektor Berlins, Herr Mächtig, eine Park- anlage mit imposantem Wasserfall geschaffen, wie sie ähnlich die Gartenkunst unserer Zeit in deutschen Landen wohl nirgends wieder aufweisen kann. Herr Mächtig, von dessen ver- dienstvollem, aber stillem Wirken die breite Öffentlichkeit nichts zu spüren pflegt, hat sich im Viktoria-Park selbst ein Denkmal ge setzt, würdiger als es ihm die Nachwelt einst setzen könnte. Wer wie- der und wieder die Anlage durch- wandert und sich so recht hineinzuver- senken sucht in die Idee des Schöpfers, dem erst wird voll und ganz bewufst werden, was es heifsen will, aus dem Nichts eine der- artige Anlage entstehen zu lassen. Und wer sich so von Herzen an dieser in Einzelheiten geradezu köstlichen, naturwahren Leistung erfreuen kann, der wird billigerweise über manches hinwegsehen, das — oft wohl des Schöpfers Willen und Wunsch zum Trotz — doch hinein- kam. Man wird begreifen, dafs der Künstler gewifs nach gar mancher Seite nicht vollkommen frei schalten konnte, und wird ihm andererseits auch dann verehrend folgen müssen, wenn man in Grundanschauungen mit ihm nicht übereinstimmen zu können glaubt. Für mich ist der Viktoria-Park eine bedeutsame Leistung der jetzigen deutschen Gartenkunst. Wenn erst aus allen neuen Aulagen das gleiche innige Verständnis für die Natur sprechen wird, dann, glaube ich, schreiten die deutschen Landschaftsgärtner auf dem richtigen Wege, der zur modernen deutschen Gartenanlage führt. Es ist meiner Überzeugung nach ein grundsätzlicher Unterschied zu machen zwischen Partie aus dem V^iktoria-Parke zu^Berlin (Blick c — d) Vom Verfasser für die „Gartcnwelt" photographisch aufgenommea. einer öffentlichen Anlage, wie es eben der Viktoria-Park ist, und einem privaten Garten. In ersterer, bei deren Schaffung auf die Allgemeinheit Rücksicht zu nehmen ist, wird der Künstler sich weit anders geben können, denn er soll durch sein Werk in diesem Falle zu allen Menschen reden, während der Garten des Privatmannes nur den Lebens- gewohnheiten eines bestimmten kleinen Kreises entspricht. Und Herr Direktor Mächtig hat es, wie wenige vor ihm, verstanden, mit seiner genialen Schöpfung einen Volksgarten in des Wortes ganzer Bedeutung zu schaffen. Dem Süd- westen der Reichshauptstadt fehlte vordem ein solcher Gar- ten, für welchen der im Westen, im sogen. Geheimratsviertel, liegende, jetzt wohl dem Untergange geweihte botanische Garten keinen Ersatz bieten konnte, zumal er nur an einem Sonn- tag im Monat geöffnet ist und zeitig am Abend die Pforten schliefst. Der Kreuzberg, ein öder Sand- hügel, diente vordem nur den Berliner ,Jöhren"als Tummel- platz, jetzt, nachdem ihn die Schöpfung Mächtigs in ein landschaft- liches Para- dies verwan- delt, bildet er den bevorzug- testen Lieblingsauf- enthalt der Bürger eines dichtbewohnten Stadtteiles. An schönen Sonntagen bevöl- kern Tausende lebenslustiger und erholungsbedürftiger Menschen den Park, um bis zur Plattform des Denkmals empor- zusteigen, von welcher aus man einen herrlichen Über- blick über das unendliche Häusermeer der Millionenstadt geniefst. Es kann heute nicht meine Absicht sein, über „moderne Gartenkunst" zu schreiben. Ich will nur bei Gelegenheit des gegebenen Themas einige Fragen kurz streifen, die über dasselbe hinausspielen. Fürs erste aber wieder zurück zum Thema. Die Unkosten, die die Anlage des Viktoria-Parkes er- forderte, waren natürlich sehr hoch. Drei Millionen Mark waren allein für den Grunderwerb erforderlich, wozu, aufser den Hunderttausenden, die die Anlage selbst kostete, noch rund 62000 Mk. jährliche Unterhaltungskosten treten. Nicht jede Stadt kann sich solche Parks leisten. Aber wir müssen V, 24 Die Gartenwelt. 279 den Berliner Stadtvätern dankbar sein, dafs sie vor den Millionen nicht zurückscheuten, da an der Spitze ihrer Garten- verwaltung ja der Mann steht, der etwas so Bedeutendes schaffen konnte. Der Flächenraum der Anlage beträgt rund Nun zum Parke selbst. Möge mir der Leser im Geiste auf dem Rundgange folgen und dabei den untenstehenden Lageplan freundlichst im Auge behalten. Die Hauptsicht auf den Wasserfall, welche mit der Längs- achse der Grofsbeeren-Strafse zusammenfällt, habe ich im Bilde nicht wiedergegeben, da der Blick auf einer Photo- graphie nicht gut wirkt. Wie aus dem auf dem Lageplan eingezeichneten Längs- durchschnitt des Falles sofort ersichtlich, glie sich dieser eigentl in vier Teile. Der Hauptfall tritt von unten gesehen auf einem Gesamt- bilde nicht ge- nug hervor. Ich glaube auch die Schönheit des Viktoria-Parkes ist mehr im ein- zelnen als im ganzen zu suchen. Wie ich schon eingangs andeutete, mufs die ganze Anlage als solche zunächst be- fremdend wirken, da sie dem ganzen landschaftlichen Cha- rakter der Mark widerspricht. Aber, wer sehen kann, findet in ihr auf Schritt und Tritt eine Fülle so packender Einzel- bilder und einen so aufser- ordentlich naturwahr durch- geführten Aufbau der Ge- steinsschichtung , dafs er eben grundsätzliche Be- denken bald vergifst. Die Grundplan des Viktoria-Parkes zu Berlin. üriginalabbildung für die „Gartenwelt". 24» 280 Die Gartenwelt. V, 24 Abbildung auf der Titelseite giebt den auf dem Plane mit a — b bezeichneten Blick wie- der und wohl ein ungefähres Bild der unteren Partie des Falles. Der Teich, in dem das herabstürzende Wasser mündet, ist allerdings nur schwach zu erkennen, die im Vordergrunde stehenden Dahlien und Gräser verdecken die Sicht auf denselben. Die reiche Verwendung von zu- meist Sommerblumen dient gar sehr dazu, die Schönheit der Anlage zu heben. Wün- schenswert wäre es allerdings, dafs man Stauden anpflanzte, die bisher nur ganz wenig vertreten sind, und dafs man sie noch lockerer, naturwahrer durch den ganzen Park aus- breitete. Jetzt stehen die Sommerblumen vielfach sehr zusammengedrängt und sind namentlich bei Vorpflanzungen vor Gehölzgruppen oft recht „künstlich" angebracht. Gerade in einer Anlage wie dieser, ist so recht Gelegenheit geboten, Stauden in Hülle und Fülle zu pflanzen, denn Wasser, Felsen, Wiesen, Gebüsch, alles ist 1 SBBPPI^^* m ■■'■ ^ • ■ ^^,.■• ■ ■" ■ '-.t . . ; jj^H^^MdP^^^H^Kj • -ii^^ fS^M' " . *;- ■ '/>-■ i ^ :^" "^^" 'v ' t- . '"^ "■ % ^ ''- -^.,.:' - / J? ^- .. i^'M' ;-:J^' 3mJ', _w., •./"•v?-^.-'-. ' I »Hl ^^ , f' L WTflt'KHfStiMMif J:d M 'S' -^^^^^^HHJ^VH^M 1 ■--. -c-^.. .^'i--^ * \^ •^^''' '?- -x^^^iljjiiMi^^JHll^^^^^^^n^^^rifltf^^^^ i i P.irtie :uis dem \ iktoria-P.irke zu Berlin (Bank bei g). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Partie aus dem \'iktoria-Parkc zu Berlin (Blick e — f). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. da. Und wie reizend sehen weiter oben im Gestein oft Lo- belien, Fuchsien u. s. w. aus, die leider aber nicht aus- dauernd sind. Und gleich noch ein Hin- weis. Ist es auch durchaus nicht meine Absicht, die An- lage im einzelnen einer Kritik zu unterziehen, denn dazu halte ich mich gar nicht berechtigt, so wird mir der Schöpfer einige offene Äufserungen überBepflan- zungsfragen gewifs verzeihen. Die Thuja, welche auf der Abbildung der Titelseite im Hintergrunde sichtbar sind, scheinen mir in den deutsch- landschaftlichen Charakter der Anlage nicht zu passen. Zumal gerade die betreffenden Arten mit ihrem schlaffen Wuchs und bleichen Grün das kraftvolle Leben des Ganzen beeinträch- tigen. Ich mufs unwillkürlich an einen Friedhof denken — und das hier beim fröhlichen Rauschen des Wassers ! Wandern wir weiter, nach- dem wir noch die hübsche Bronzegruppe (G) gebührend ge- würdigt haben, nach Westen hin. V, 24 Die Gartenwelt. 281 Wenige Schritte, nachdem wir den von der Kreuzberg-Strafse sich abzweigenden Hauptweg in den Park betreten, haben wir nach rechts eine hübsche Sicht, c — d (Abb. Seite 278). Im Hintergrunde sehen wir die Veranda des so malerisch in Grün und Blumen gelegeneu Gärtnerhauses, das dem Stadt- obergärtner des Reviers, zu dem der Viktoria-Park bezw. der „Kreuzberg" gehört, zur Wohnung dient. Wir verfolgen nun den vom Hauptwege abbiegenden ersten Seitenweg. Gerade hier sind am Wege einige Ausläufer des oben vor- herrschenden Felsgesteins sehr geschickt angebracht; sie deuten naturwahr auf das Kommende hin. Über- dies ist der ganze Blick von hier aus auf den vor uns ansteigenden Hang sehr schön. Vielleicht könnte man in den Pflanzungen im Herbst einige recht leb- hafte Färbungen im Grün vermissen. Bald stehen wir am Weiher mit dem kleinen Wasserfall, wovon die Abb. Seite 280, oben, den wun- dervollen Blick e — f zeigt. Ein paar Schritte noch und wir haben die Uhland- Herme (1) erreicht. Auf Magistratsbeschlufs wur- den vor etwa zwei Jahren sechs Hermen-Bildnisse von Sängern der Freiheitskriege aufgestellt. Auf uusereu Bildern ist nur die Körner- Herme, wie die Leser im nächsten Hefte finden wer- den, zu sehen. Ich meine, so wünschenswert es an und für sich ist, gute Werke der Plastik in Anlagen auf- zustellen, so ist doch im vorliegenden Falle die ganze Art der Unter- bringung nicht besonders glücklich erfolgt, so dafs ich davon absah, eine solche Herme für sich im Bilde vorzuführen. Nun geht es an dem hinter Gebüsch verborgenen Maschinenhause vorbei (dessen Dampfmaschinen das Wasser zur Höhe emporpumpen, damit es schäumend herabstürzen kann) gen Südwesten zunächst an einem Bachlauf entlang, der sich zu einem stillen kleinen Weiher nochmals erweitert. Über Bach und Weiher drüben steigt das Gelände immer stärker an, so dafs wir nur einen malerisch mit Gehölz überkleideten Hang vor uns haben, denn der südöstlich auf dem Plane parallel führende Weg ist in Wirklichkeit im Gebüsch versteckt. Weiterhin setzt sich der P.artie .ins dem Viktoria-Parke zu Berlin (Aufgang bei h). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Weg dann nach Süden an der Grenze des Parkes fort, während er nach Nordwesten zum Ausgang beim Gärtnerhause sich wendet. Wir biegen links hinter der Herme (i) ein und gehen nach h bezw. a' hin. Ehe wir so weit kommen, wenden wir uns auf dem ersten Querwege etwas nach rechts und kommen, an mehreren Ruheplätzen vorbei, an Platz g, den Abb. Seite 280, unten, zeigt. Ich möchte auf dies Bild und das folgende ganz besonders hinweisen, denn beide zeigen sehr klar die so wundervoll naturwahre Art der Ge- steinsschichtung. Wer ahnt hier, dafs alles „künst- lich" ist? Gerade in Bezug auf Felsenanlage ist der Viktoria-Park gewifs vor- bildlich, wie kaum eine andere .Vnlage. Man wird mir darin beistimmen, dafs es nur wenige Sachen für den Landschaftsgärtner giebt, die so schwer natur- wahr wiederzugeben sind, wie Gesteinsanlagen, und dafs in keiner Hinsicht bei unseren Fachleuten so viel gegen die Natur gesündigt wird, wie hierbei. Und der Schöpfer des Viktoria- Parkes hat gerade in der Ausführung der Felsen- anlagen bewiesen, bis zu welcher Meisterschaft er es in seiner Kunst ge- bracht hat. Gehen wir bis h (a' zu- nächst unbeachtet lassend), so steigt vor uns der präch- tige Treppenaufgang empor, den die nebenstehende Ab- bildung zum Teil zeigt. Sie wird mir als Zeuge dienen, dafs ich nicht zu viel ge- sagt habe. Den sich geschickt dem Terrain anpassenden Aufgang hinaufsteigend, werden wir beim folgenden Sitzplatz (I) unwillkürlich stehen bleiben. Das hier oben vor uns liegende Ursprungsbecken des Wasserfalls ist reizend malerisch versteckt zwischen Gestein und wirrem Buschwerkgeranke. Von diesem Ruheplatz aus kann man, so lange die in der Sicht stehenden alten Akazien nicht dicht belaubt sind, das Denkmal (D) gut sehen. Doch wir müssen weiter. Zunächst geht es nach der Arndt -Herme (2) hin. Dann verfolgen wir den Weg nach Westen, wobei unser Blick nach Süden zwischen Gehölz- gruppen über hübsche Wiesenflächen hinschweift, hinter denen 282 Die Gartenwelt. V, 24 Cypripedium piibesccns. Vom Verfasser für die ^Gartenwell" photographisch aufgenommen. von II aus sich das an und für sich ganz nichtssagende Freiheits- denkmal zwischen den alten Akazien noch ganz nett macht. Während wir dann noch an den Hermen von H. v. Kleist (3) und Schenkendorf (4), die beide übrigens doch nicht übel wirken, vorbeiwandern, um endlich zum Denkmal selbst, der Krönung des Kreuzberges, zu kommen, möchte ich die Be- pflanzungsfrage nochmals berühren. Die Gruppen sind in diesem Teil ganz besonders massig gepflanzt, weil man eben sofort nach Vollendung der Anlage etwas Fertiges vor sich sehen wollte. Mit den Jahren haben sich aber die Ge- hölze gegenseitig zum Teil recht im Wuchs beeinträchtigt. Zumal die Koniferen im Vordergrunde der Gruppen haben teilweise arg gelitten und stören nun in ihrem Aussehen meiner Meinung nach vielfach den Gesamteindruck. Der Park kommt, glaube ich, in die Jahre, wo das Auslichten der Gehölzmassen beginnen sollte, damit die Entwicklung ins richtige Gleichgewicht gebracht und der Charakter ein- zelner Partien nicht durch zu ungebührliches Wachsen oder durch Eingang wichtiger Gehölze getrübt werde. Später dürfte es immer schwieriger werden, Eingriffe vorzunehmen, ohne dafs man zu gewaltsam vorgehen mufs. (Schlufs folgt.) Wäi Orchideen. PYeiland-Cypripedien*). Von Ernst Rettig, Jena. {Hierzu drei Abbildungen.) /'ährend die Kultur der dekorativen und Schnittblumen- Stauden im letzten Jahrzehnt einen ungeahnten Aufschwung *) Anmerk. d. Red. Damit Freund Raphanus — Verzeihung, Rettig wollte ich sagen — sieht, dafs er sein schweres Geschütz nicht umsonst in No. 21, Seite 248, aufgefahren hat, und da er leicht bitter wird, wie seine Artgenossen, lassen wir in folgender Abhandlung dem von ihm vertretenen Prinzip entsprechend Cypripedium für Cypripedllum gelten. angenommen, während nun auch das Gros der Landschaftsgärtner allmäh- lich den Zierwert der Stauden anerkennt und durch sachgemäfse, nicht über- triebene Verwendung derselben in seinen Schöpfungen Effekte erzielen sieht, die ältere Anlagen zumeist entbehren, greift das Verständnis für feinere Freiland- kulturen doch nur in sehr langsamem Tempo um sich. Es fehlt hier wohl an lebendiger Anregung. Im grofsen Ganzen neigt der wohlhabende Liebhaber mehr für Gewächshauspflanzen, gern zahlt er beispielsweise ein kleines Kapital für eine neue Cypripedien- Hybride oder für eine Spielart, welche nur durch einige Fleckchen von der Stamm- art abweichend, mit nachdrücklicher Reklame empfohlen wird , ohne zu ahnen, dafs er sich für eine kleinere Summe in anderer Weise bedeutend mehr Freude verschaften könnte. Das „Wie" bleibt ihm verborgen, da er die verrufenen bota- nischen Gärten, auf welche dergleichen fast ausschliefslich beschränkt ist, meidet. Eine weitere Erklärung wäre die, dafs der Handelsgärtner, auf den ja der Liebhaber hinsicht- Cypripedium guttatimi. Vom Verfasser für die „Gartenweit* photographisch aufg :enommen. V, 24 Die Gartenwelt. 283 lieh des Bezuges zumeist angewiesen ist, begreiflicherweise diejenigen Kulturen und Anzuchten bevorzugt , welche bei gleichzeitiger Absatzfähigkeit das geringere Anlagekapital und die geringeren Unterhaltungskosten erfordern. Die leidige Konkurrenz zwingt ihn eben, die Pflanzen — im Gegensatz zu Linn^ — nur in zwei Klassen einzuteilen, in nutzbringende und, sagen wir, nutzarme. Das Unwissenschaftliche dieser Einteilung möchte ich ihm jedoch keineswegs zum Vorwurf macheu, der heftige Wett- kampf der heutigen Zeit berechtigt ihn zu diesem Vor- gehen. Nicht ge- ring mögen häufig die Opfer der wenigen Firmen, die sich über jenen materiellen Stand- punkt stellen, sein; es sind wirkhche Dienste, welche sie damit dem Garten- bau leisten, das sei hiermit anerkannt. Zu dem vor- nehmsten Material für feinere Freiland- kulturen zähle ich die harten Cypri- pedien, und ich will in Folgendem An- regung zur Pflege dieser prächtigen Pflanzen, deren Wert für die Aus- schmückung na- mentlich kleinerer, vornehmer Gärten bei weitem nicht nach Verdienst ge- würdigt wird, geben. Von allen Or- chideen des freien Landes rufen sie durch die Eigenart ihrer Erscheinung zweifellos den meisten Ein- druck hervor. Dennoch sieht man sie selten in den Gärten; ein Umstand, der keineswegs auf dem Mangel an Angebot, bezw. auf der Höhe ihres Preises beruht; sie werden aus- reichend und zu mäfsigen Preisen angeboten. Schwierigkeit bereitet allein die Beschaftung gut bestockten, sorgfältig und genügend lange vorkultivierten Materials, welches fast allein sicheren Erfolg gewährt; nur hierin liegt nach meinem Urteil der wunde Punkt. Die exotischen Arten werden nämlich in Massen von Cypripedium spectabile. Vom Verfasser Für die ,Gartenwelt" photographisch aufgenommen. einigen Handelsfirmen importiert. Die unsanfte Behandlung der Wurzeln beim Herausgraben und Einpacken, die wochen-, ja monatlange Entziehung des Nährbodens und des ihnen zusagenden Feuchtigkeitsgrades, und andere unvermeidliche Leiden einer langen Uberseereise thun diesen, genau wie den tropischen Orchideen, nicht gut; finden sie während der nächsten Vegetationsperiode nicht ganz und ungestört ihre Bedingungen, so empfehlen sie sich mehr oder weniger schnell. DiesePflan- zen müssen sich erst ebenso etablieren, wie importierte tro- pische Orchideen, und das hat man bisher zu wenig be- achtet. Man pflege importierte Pflan- zen mit der erfor- derlichen Sorgfalt und lasse sie ge- nügend erstarken, ehe man sie in den Handel bringt. Ebenso wie der Liebhaber tro- pischer Orchideen für etablierte Exem- plare willig wesent- lich höhere Preise zahlt, wird dann der Käufer von Frei- land-Cypripedien gern mehr für die- selben anlegen, falls ihm mög- lichste Sicherheit für den Erfolg ge- boten wird. Fast genau wie mit den exotischen Arten verhält es sich in dieser Beziehung mit unserem ein- heimischen Frauen- schuh, C. Cakcolus. Hier sind es jedoch meist andere, im allgemeinen wenig hervortretende Firmen, welche ihre Sammler mit der Massen- heranschafifung dieser Zierden unserer thüringischen Wälder beauftragen. Meist ohne jede Vorkultur werden diese armen Pflanzen dann möglichst schnell zu Schleuderpreisen an den Mann gebracht, um natürlich dem baldigen Unter- gange zu verfallen. Unter dieser Raubwirtschaft hat auch die hiesige Gegend sehr zu leiden; glücklicherweise rührt man sich endlich, hiergegen Front zu machen, und hiesige Naturfreunde haben vor einiger Zeit das Urteil des Jenaer 284 Die Gartenwelt. V, 24 Schöffengerichts freudig begrüfst, das einem solchen Orchideen- räuber für die Ausübung seines traurigen Handwerks einen Denkzettel in Gestalt von 14 Tagen Karzer verabfolgte. Der Besprechung der Kultur möchte ich einige Worte über die Verwendung der Cypripedien voranschicken. Man pflanzt sie auf Moorbeete, als Einzelpflanzen auf kleine Beet- chen im Rasen, weiter in den Felsgarten, wo sie sich auf erhöhtem Stand sehr gut ausnehmen, und schliefslich auch an den Rand von Rhododendren-Beeten, sofern keine Unler- drückungsgefahr vorhanden. Die Cypripedien sind Flachwürzler, eine Schicht von etwa 20 cm auf entsprechendem Abzug genügt in den meisten Fällen ; allein in horizontaler Richtung gebe man den Wur- zeln möglichste Freiheit, denn kräftige C. spcdalnk z. B. senden ihre Wurzeln oft 50 cm und weiter aus. Beim Pflan- zen werden die meist strahlenförmig vom Rhizom ausgehenden Wurzeln flach ausgebreitet und bedeckt, die Erde wird niäfsig angedrückt. Vor Etwas habe ich dabei zu warnen: vor zu tiefem Pflanzen — die Triebknospen für die folgende Wachs- tumsperiode seien höchstens i — 2 cm mit Erde bedeckt. Die günstigste Pflanzzeit ist das Frühjahr, kurz vor dem Austrieb und später nach Ausreifung des Triebes, bis etwa Ende August. Ein Angiefsen ist nur nach der Sommer- pflanzung erforderlich, und nur solange das Laub noch grün; angewachsene Pflanzen bewässert man bis zur Vollendung des Triebes reichlich, jedoch nicht übermäfsig, später genügen mäfsige Wassergaben. Nässe während der Ruhezeit ist zu vermeiden, sie wirkt schädlich auf die Pflanze, wie auf die sie umgebende Erde, die dadurch leicht säuert. Ebenso ver- derblich wirkt zuweilen auch bei kühler Temperatur anhaltende Nässe auf die frühtreibenden Arten (pnbescens, macrantliinii) während des Austreibens. — Bittere Enttäuschung bereiten mitunter stärkere Pflanzen durch nur spärlichen Austrieb, was glücklicherweise nur selten vorkommt. So hatten wir hier ein Prachtexemplar eines C. Calceohts zwischen Gebüsch im Epheu stehen, welches schon manchmal über 60 Blumen gebracht hat; im letzten Frühling zeigten sich — ohne dafs hierfür eine Erklärung gegeben werden konnte — nur ein halbes Dutzend allerdings kräftiger Triebe. Die Vollkraft der Pflanze schien für immer gebrochen zu sein; zum Glück war diese Sorge überflüssig. Schon Mitte November schauten die Triebknospen für das kommende Jahr in befriedigender An- zahl und Stärke aus dem Boden heraus, .ähnlich ging's uns mit dem Seite 282 abgebildeten C. pubesccns. Garke erwähnt in seiner Flora von Deutschland, dafs Calceoliis zuweilen nicht jährlich erscheint, was ja bekanntlich auch anderen .wildwachsenden Orchideenarten eigen ist. Vielleicht haben wir es in diesem Falle auch nur mit einer Bestätigung der Garkeschen Beobachtung zu thun. Je nach der ursprünglichen Beschaff"enheit der Erde, ihres Saudzusatzes, des Wasserabzuges und der Bewässerung wird erstere früher oder später für ihre Zwecke untauglich, was sich äufserlich durch ihre schwarze Farbe und schmierige Beschaffenheit erkennbar macht. Alsdann ist die Notwendig- keit zur Umsetzung der Pflanzen geboten; bis dahin aber vermeide man jegliche Störung, gegen welche die Cypripedien empfindlich sind, besonders deshalb, weil ihre Wurzeln unver- zweigt bleiben, der Verlust der Spitze also mit dem der ganzen Wurzel gleichbedeutend ist. Er kann unter Umständen für den ganzen Stock verderblich werden. Aus demselben Grunde hat selbstverständlich auch jegliches Beschneiden un- verletzter Wurzeln gänzlich zu unterbleiben. Die umzusetzende Pflanze mufs nun möglichst von allen schlechten Erdteilen be- freit, und ihre Wurzeln müssen in ihrer früheren Lage sorgfältig in die frische Erde eingebettet werden. Das Umpflanzen viel- köpfiger Exemplare bietet Gelegenheit zur Teilung, der einzigen bisher bekannt gewordeneu Vermehrungs.irt, die jedoch mit grofser Vorsicht und gebotenen Falls nach Entfernung aller Erdteile durch Auswaschen' und unter Verwendung eines scharfen Messers vorzunehmen ist. Nur eine Art macht das Teilen leicht, das reizende C. guttatum, dessen Rhizom ganz abweichend von dem der anderen gebaut ist. Diese kleine Art entwickelt queckenartige Ausläufer und verzweigt sich unter zusagenden Bedingungen willig. Ganz unverständlich ist es mir daher, wie der alte Regel die Kultur dieser Art als unmöglich hinstellt. Nach einer Bemerkung in der „Gartenflora" 1S71, Seite 290, hätte er guttatum hundertweis in Töpfe, wie iu den freien Grund gepflanzt, jedesmal ohne Erfolg. Von C. Calceoliis findet man hin und wieder in nächster Nähe älterer Stöcke durch Selbstaussaat entstandene junge Pflanzen. Nicht unbedingt erforderlich, indes von Vorteil ist im Winter mäfsige Bedeckung, am besten mit Kiefernnadeln, weil der Frost gern die obersten flachgehenden Wurzeln blofslegt. Topfkultur möchte ich im allgemeinen für Cypripedien, wie für alle Freilandorchideen überhaupt, nicht empfehlen, und zwar hauptsächlich deshalb, weil die Bodenfeuchtigkeit in Kulturgefäfsen nie so gleichmäfsig als im freien Lande herzustellen ist — ein Umstand, aufweichen ich nach meinen Erfahrungen Gewicht lege. Ich möchte diesen Teil meiner Besprechung nicht schliefsen, ohne zu einem jedenfalls inter- essanten Versuche angeregt zu haben, nämlich zu dem, sumpf liebende Arten, wie spectabile, unter den ihrem natür- lichen Standort entsprechenden Verhältnissen zu kultivieren, also an von Natur aus sumpfigen Stellen, in möglichst kalk- freiem Boden bei halbschattiger Lage. Derartige Versuche scheinen noch nicht angestellt zu sein, doch zweifle ich nicht im geringsten an günstigem Erfolge, wenn sie mit Sorgfalt und Verständnis ausgeführt werden; auch ist es nicht aus- geschlossen , dafs sich auch als schwierig bekannte Arten, wie acaule, bei dieser Behandlung wohlfühlen würden. Die Blumen, so eigenartig und schön sie sind, sie taugen wegen ihrer Empfindlichkeit nicht für den Schnitt, wenigstens nicht für den Versand. Der Bindekünstler wird es bedauern, den ideal veranlagten Liebhaber aber kümmert es nicht, für ihn sind es die rechten Pflanzen, die ihn zur Blütezeit erkennen lassen, dafs das für sie verwendete Kapital gut angelegt ist. Zum Schlufs möchte ich diejenigen Arten, die sich, hier in Jena wenigstens, am widerstandsfähigsten erwiesen haben, kurz beschreiben und gleich mit dem gewöhnlichen Frauenschuh, C. Cakeoltis , beginnen. Seine Gestalt ist zu bekannt, um darauf einzugehen, dafür einige andere Bemerkungen. Kalk- V, 24 Die Garten weit. 285 haltigen Lehm möchte ich für diese Art als den geeignetsten Nährboden bezeichnen, denn das Gedeihen der Pflanzen am natürlichen Standort, in Waldboden, ist nicht annähernd dasjenige , welches das bereits erwähnte riesige Exemplar und andere des hiesigen Gartens in gewöhnlichem Mutter- boden zeigen. Leider hat ersteres einen für die photo- graphische Aufnahme ungünstigen Stand, die bildliche Vor- führung desselben mufste ich mir daher versagen. Zu dem trefflichen Zustand dieses Exemplars mag aufserdem nicht wenig das Fernbleiben jeglicher Störung beigetragen haben; es steht nämlich über ein volles Vierteljahrhundert an der- selben Stelle. Dem Calceolus, wie allen anderen Arten, ist ein schattiger Standort am meisten zusagend; dieser läfst Luft und Boden nicht leicht zu trocken werden und ver- längert überdies die Blütendauer. C. pubescens aus Nord -Amerika (Abb. Seite 282), von einigen Autoren als Form zu Calceolus gezogen, wird jetzt als selbständige Art betrachtet. Seine Schäfte sind in der Regel einblumig, der Schuh zitronengelb, die übrigen Perigonblätter grüngelb und bräunlich, die seitlichen teilweis korkzieherartig gedreht. Eine sehr stattliche Art, wenn auch durch Blüten- färbung nicht besonders hervortretend; sie treibt von allen anderen am frühesten aus, blüht auch als erste kurz vor Calceolus. Vaterland Nord-Amerika. In allen Teilen zierlicher als soeben genannte Art und gewissermafsen eine kleinere Ausgabe ist C. parviflorum; es war bereits im Jahrgang II, Seite 356, dieser Zeitschrift Gegen- stand der Besprechung. Die derselben beigegebene Abbildung ist die einer hiesigen Pflanze. Ein kleines allerliebstes Ding, aber ein seltener Gast unserer Kulturen ist C. };:illatu?n [Khh. Seite 282). Es scheint anderwärts Schwierigkeiten zu bereiten, was mir ein Rätsel bleibt; nach persönlicher Mitteilung des leider jüngst verstorbenen Garten- inspektors Tittelbach soll diese Art in der Umgebung von Moskau auf ganz sterilem Boden vorkommen. C. guttatum hat nach Hooker (Bot. Mag. Taf. 7746) einen ganz ungeheuer ausgedehnten Verbreitungsbezirk; von Mittel-Rufsland geht es durch das ganze nördliche Asien bis Kamtschatka, überschreitet die Beringstrafse und durchwandert das nördliche Amerika bis zu Nordwest-Kanada. In Asien ist es aufserdem im öst- lichen Himalaya und in China in den Gebirgen bei Peking gefunden worden. Seiner ausschliefslichen Verbreitung in Zonen mit sehr langen Wintern nach zu urteilen, scheint die Annahme, dafs eine möglichst lange Winterruhe eine der Lebensbedingungen dieses niedlichen Frauenschuhs sein mag, vielleicht nicht von der Hand zu weisen. Die kleinen, aber sehr hübschen Blumen von guttatum sitzen einzeln, ihre Farbe ist weifs mit karmesin. Das stattlichste und zugleich schönste Cypripedium ist zweifellos das nordamerikanische spcctabile. An kräftigen Trieben erscheinen die Blumen gewöhnlich zu zweien; ihr Schuh ist karminrosa, zuweilen dunkler und mit einem Stich ins Violette, die übrigen Perigonblätter sind zart^veifs. Mit guttatum blüht spectabile am spätesten, etwa Mitte bis Ende Juni; auch ohne Blüten sind üppige starke Pflanzen recht dekorativ. Von dieser Art sind im hiesigen Garten zwei Pflanzen mit je 60 — 75 Trieben vorhanden, welche die herr- lichen Blumen in grofser Fülle hervorbringen. Unvergleich- lich üppiger aber sind Pflanzen mit nur etwa einem Dutzend Trieben in noch wenig ausgenutztem Erdreich, vorausgesetzt, dafs die Bedingungen sonst günstig. Das Seite 283 abgebildete Exemplar ist so ein Prachtstück, dessen längste Blütenschäfte 85 cm mafsen; ein herrlicher Anblick! Eine weitere schöne Art ist C. macranthutn, ihre Blüten sind einfarbig dunkelrot. Vaterland Mittel-Rufsland-Sibirien, Himalaya. Mit Wehmut gedenke ich eines schönen Exemplars des hiesigen Gartens , welches noch vor wenigen Jahren 18 Blumen brachte, dann aber, wahrscheinlich infolge zu tiefen Pflanzens, stark zurückging. Zwischen macranthum und Calceolus ist von Boissier unter einer aus Sibirien eingetroffenen Sendung von Pflanzen erstgenannter Art eine Zwischenform beobachtet worden, wie ich dem „Gardeners Chronicle" von 1892 entnehme. Den genannten Arten schliefse ich einige weitere bemerkens- werte an, die hier indes bisher nicht dauernd erhalten werden konnten ; ich schiebe die Ursache hiervon meist auf die ein- gangs erörterten Umstände, ohne mich von stets zu erneuernden Ansiedelungsversuchen abhalten zu lassen. Da ist zunächst das schöne C. acaule aus Nord- Amerika; hier wie anderwärts hat es sich empfindlich gezeigt und nie länger als zwei Jahre ausgehalten. Sein Schuh ist rosa, dunkel geädert und in der Mitte gefurcht, die anderen Perigonblätter sind grün bis purpurn. Eine vornehme Erscheinung! Unauffällig, aber von sehr interessanter Blütenform ist C. arietinum; sein kleines Labellum erscheint wie ein hohles Schild. Schliefslich wären noch zwei weitere amerikanische For- men zu erwähnen, montanum und caiuUdum, mit weifsen La- belleu und grünen bezw. bräunlichen Perigonblättern. Ich beende meine Abhandlung in der Hoffnung, dafs dadurch in Zukunft den so überaus kulturwürdigen Freiland- Cypripedien eine gröfsere Beachtung zu teil werde und dafs auch die betr. Handelsgärtner den gedachten Umständen, welche der weiteren Verbreitung der Pflanzen z. Z. ein Hin- dernis bieten, einige .Aufmerksamkeit schenken mögen. Topfpflanzen. Mimosa asperata L. — Wie der Autorname vermuten läfst, ist diese ostindische Art der interessanten Mimosengattung keine eigentliche Neuheit. Sie dürfte aber den wenigsten Gärt- nern bekannt und auch in botanischen Gärten nur höchst selten anzutreffen sein. Ihr Habitus läfst sich am besten mit einer robust gewachsenen Acacia loplianttia vergleichen. Recht sonnig und auf warmem Fufs ins Freie ausgepflanzt, in lockere, halb- verrottete Erde, in der die Wurzeln gehörig arbeiten können, wird sie als zwei- oder dreijährige Pflanze bis zu 2 m hoch und ist dann in der Zeit ihrer lebhaften \'egetation fast ebenso reizbar, wie die allbekannte Mimosa pudica. Die Blätter sind doppelt ge- fiedert, 5 — Sjochig, die Blättchen behaart, am Rande rot, wie auch die rauhhaarigen Zweige und Blattstiele. Letztere tragen auf der Oberseite an der Basis jeder Verzweigung einen geraden spitzen Dorn, sonst ist die Pflanze unbewehrt. Die Überwinterung geschieht am besten bei 12 — 15 Grad C. möglichst hell und trocken. Bei höherer Wärme treiben sie und vergeilen dann. 286 Die Gartenwelt. V, 24 Anzucht aus Stecklingen und Samen. Was in dem Handbuch von Bosse über Blumengärtnerei als Mimosa aspcrata IV. an" geführt ist, dürfte vielleicht Mimosa asperritiima Benth. aus dem tro- pischen Amerika sein. F. Rehnelt. Lobelia tenuior R. Br., eine westaustralische Art, wurde zwar schon 1835 durch Veitch eingeführt, scheint aber bis letztes Jahr in den Kulturen nicht sehr beachtet zu sein. Es ist eine hübsche Art, sehr locker im Wuchs, doch aufserordentlich reich- blühend. Die Blumen sind viel gröfser und schöner als bei L. Erinus. Wenn es gelänge, auf irgend eine Art den Wuchs von L. tmuhr kleiner und gedrungener zu machen, so würde sie gleich L. Erinus eine unserer wertvollsten Teppichpflanzen werden. (Nach „The Card. Chron.") Insektenfressende Pflanzen. Nepenthes hybr. „Sir Wm. T. Thiselton-Dyer". Diese neue Nepenthes, welche von den Züchtern, J. Veitch & Sons, Chelsea, nach dem Direktor von Kew-Gardens benannt wurde, ist eine sehr bemerkenswerte Hybride. Kräftige Pflanzen werden jeder Sammlung dieser eigenartigen Gewächse zur hohen Zierde gereichen. Im Umrifs ähneln die Kannen dieser Neuheit etwas denen von A'. dicksoniana, von welcher sie indes gut unterschieden ist. Die Eltern dieser Sorte sind N. dicksoniana und mixta; eigent- lich haben aber noch vier Arten bei der Erzeugung mitgewirkt, nämlich N. Veitchi und rafflesiana, von denen N. dicksoniana stammt, und N. Curtisi und norlhiana, deren Kreuzungsprodukt N. mixta ist. Es sei noch erwähnt, dafs die neue Hybride von der kgl. Garten- baugesellschaft zu London durch ein Wertzeugnis erster Klasse ausgezeichnet wurde. („Gard. Mag.") Zwiebel- und Knollengewächse. Die Gattung Crocus. Von G. Reuthe, i. Fa. Thomas S.Ware Ltd., Feltham b. London. Obschon die Gattung Crocus allbekannt ist und sich einer grofsen Verbreitung erfreut, so weit es die Gartenformen an- betrifft, wird doch eine Sammlung der viel schöneren und inter- essanten wilden Arten und Formen selten angetroffen. Eigen- tümlicherweise gebührt unseren englischen Vettern, die sonst auf dem Kontinent vielfach nur als kalte, berechnende Kaufleute gelten, das Verdienst, Zwiebelgewächse wie auch andere aus- dauernde Pflanzen wieder eingeführt und populär gemacht zu haben. Erst waren es Lilien, dann Nardssiis und dann Crocus, die durch systematische Beschreibung, dann Kultur seitens ein- zelner Liebhaber, dem blumenliebenden Publikum zugänglich ge- macht wurden. Die besten Werke über Crocus stammen deshalb auch aus der Feder englischer Autoren. Erst war es Dean Herbert, dann Professor Baker und später ein Privatmann Georg Maw. Dieser Herr, ein enthusiastischer Liebhaber, erwarb sich durch Kauf und Tausch aus botanischen Gärten und anderen Quellen alle nur zu beschaffenden Crocus; dann bereiste er die Länder, wo er das Vorkommen von Crocus vermutete, sammelte und liefs hier zugleich für sein wirklich grofsartiges Werk über diese beschei- dene Gattung Abbildungen an Ort und Stelle anfertigen. Er kultivierte dann Crcais in Hunderten von Arten und Formen in seinem Garten und beschrieb sie nach lebenden E.\emplaren zu erst in Gard. Chron. Vol. XVI, Kenner zur Kritik einladend. Später gab er sein herrliches Werk über Crocus heraus, welches mit seiner Vollkommenheit leider den Fehler verbindet, dafs es in viel zu wenigen Exemplaren gedruckt und dafs der Preis, ich glaube 160 Mark, nur von wenigen gezahlt werden konnte. Meine Bekanntschaft mit dem Werke stammt deshalb auch nur von dem Exemplare im britischen Museum. Schon für den Nicht- kenner ist es interessant als Land- und Reisebeschreibung, wie auch die meist romantisch schönen Abbildungen einzig sind. Die schönsten und bei weitem meisten Crocus stammen aus Südeuropa, Kleinasien und dem nordwestlichen Asien. Sie wachsen zumeist in sandigem, steinigem Lehmboden an wärmeren Abhängen, öfters auch in erheblichen Höhenlagen. Einige finden sich jedoch in der Nähe des Meeres, deshalb ist auch ihre Kultur meist leicht. Man pflanzt sie, wenn im Ruhezustande, also je nachdem von August bis Ende November, und läfst sie zwei oder drei Jahre auf der- selben Stelle stehen. Obschon vollständig winterhart, so sucht man doch wenigstens die während des Winters blühenden Arten an etwas geschützte Plätze zu bringen, um die Blumen während nasser Witterung wie auch gegen Stürme zu schützen. Die Ver- mehrung durch Brut und Samen gleicht derjenigen der hollän- dischen Crocus. Von Seiten der Botaniker wird die Gattung Crocus nach charakteristischen Merkmalen der vegetativen Organe eingeteilt. Für uns wird es jedoch genügen, Herbstblüher, Winterblüher und Frühlingsblüher zu unterscheiden. Herbstblühende Crocus. Crocus Scharojani. Kleine, niedliche, sehr seltene Art mit schon orange oder goldgelbem Perigon, hellgelben Antheren und leuchtend orangefarbigen Stigmata. Blüht schon im August. Die langen, fadenförmigen Blätter erscheinen erst im Frühjahr. C. vaUicola, nahe mit C. Scharojani verwandt. Perigon kreme- weifs und gelbe Antheren und Narben. Blätter erscheinen im Frühjahr. C. zonatus. Perigon lilafarbig mit gelbem Zentrum, während Antheren und Stigmata hell orange oder gelb sind. Blätter er- scheinen erst im Frühjahr. Eine schöne, ungemein reichbUihende Art, die sich durch die eigentümliche Form der Knolle von allen anderen unterscheidet. Blüht im September und Oktober. C. iridißorus. Diese schöne, im Oktober blühende Art unter- scheidet sich von allen anderen durch ihre lilapurpurne Färbung, und die inneren Blumenblätter sind viel kürzer, was wohl zum Art-Namen Anlafs gegeben hat. Antheren und Stigmata sind purpurn. C. nudiflorus. Das schöne purpurviolette Perigon wird meist über 10 cm hoch. Die Antheren' sind goldgelb und die Stigmata weifs. Blätter erscheinen im Frühjahr bis Oktober. Nahe ver- wandt, doch ohne die eigentümliche stolonenartige Knolle ist C medius, unterscheidet sich aber durch gröfsere Blumen, dunkelgelbe Antheren und schöne orange - scharlachfarbene Stig- mata. Blüht im Oktober und November. C.pulchellus. Diese herrliche Art hat schöne lilafarbige, blau- schattierte Blumen, weifse Antheren und orange Stigmata. Blüht meist während des Oktober und der ersten Hälfte des November. C. speciosus. Obschon ungemein wüchsig, fast zum Unkraut ausartend, ist er doch eine der schönsten Arten. Die Blumen sind blaupurpurn gestreift, an der Basis lila. Antheren sind orange mit orange-scharlachfarbenen Stigmata. In gutem Boden bürgert sich diese Art so ein, dafs die Knollen nie aussterben, selbst wenn tief gegraben oder gar gepflügt wird. C. cancellatus. Weifs, mit goldgelben Antheren und orange Stigmata. Blätter erscheinen mit den Blumen im Oktober und November. Abarten von C. cancellatus sind der lilafarbige C. mazziaricus und C. cilicicus, ebenso ist C. hadriaticus, obschon abweichend in V, 24 Die Gartenwelt. 287 einigen Merkmalen, die zur Bestimmung dienen, leicht mit C. can- cellalu! zu verwechseln. Perigon weifs mit orangefarbigen Antheren und Scharlach - orangefarbigen Stigmata. Blätter erscheinen mit den Blüten. C. sativus mit seinen vielen Abarten variiert von Lila zu Vio- lett und Purpurn mit orange Antheren und Scharlach Stigmata. Von dieser Art wird der Safran fabriziert. Die Blätter erscheinen vor der Blüte. Weifsblühende, zu C. sativus gehörige Abarten sind C. cart- wrightianus albus und Hauskntchtii mit orangefarbigen Antheren und scharlachfarbigen Stigmata. Blühen von Oktober bis Dezember. Zu C. sativus gehören auch die schönen lilafarbigen C. serotinus und C. Sahmannii, im November blühend. C. longiflorus zählt, obschon ebenso wie C. sficiosus sehr ge- mein, doch mit zu den schönsten Arten. Die Blätter erscheinen schon lange vor den Blüten, die lilafarbig sind, mit orange An- theren und Scharlach Stigmata. Blüht vom November bis Januar. C. Wilhelmi, jedenfalls Gartenform, aus dem botanischen Garten aus Berlin stammend, unterscheidet sich von der vorigen Art durch die dunkler gefärbten inneren Blumenblätter. C. Clusii ist eine schöne niedrige Art mit lila-purpurnem Peri- gon, dunkelgelben Antheren und scharlachfarbigen Stigmata. C. ochroleuius mit langen, aber kleinen Blüten und milch weifsem Perigon, goldgelben Antheren und Stigmata, blüht im November. Wie bei C. longiflorus erscheinen die Blätter vor der Blüte. C. Boryi. Diese schöne Art wird jetzt nur selten angetroffen. Das Perigon ist klein, weifs, mit gelben Antheren und Stigmata. Blüht im November. C. Tournefortii. Die grofsen lilafarbigen Blumen erscheinen meist im Oktober uad blühen bis Ende November, während die langen Blätter zur Zeit der Blüte ausgewachsen sind. C. Ward, der vorigen Art und C. sativus nahe verwandt, aber leicht durch seinen gedrungenen Bau und die auf lila Grund violett -purpurn schattierten Blüten zu unterscheiden, blüht im November mit den Blättern zusammen. (Schlufs folgt.) Mannigfaltiges. Die Dysenterie und ihre Heilung. — Ein ärztlicher Mit- arbeiter vom „Frankf. General-Anzeiger" giebt unter gleicher Überschrift eine fesselnde Mitteilung über diese Krankheit, die unter allen tropischen und subtropischen Kranklieiten namentlich in der gegenwartigen Zeit das meiste Interesse in Anspruch nimmt. Aus jener Abhandlung entnehmen wir, dafs vor einigen Jahren ein Bazillus von Roger entdeckt wurde, den er für den Erreger der Dysenterie hielt, während man jetzt einen Keim unter den Amöben — jener Gruppe der Urtiere, die auch die Malaria hervorrufen sollen — als die Ursache der Dysenterie bezeichnet. Ihre Erscheinungen und der leider oft folgende Tod der von der Krankheit stark heimgesuchten Menschen sind ja bekannt. Interessant aber ist zu lesen, dafs der französische Arzt Dr. Mougeot in Saigon die Aufmerk- samkeit der Behörden auf seine bereits mit Erfolg gekrönte Behandlung lenkt. Ein günstiger ZuOU lügt es, dafs gerade das Heilmittel für die Dysenterie einer Pflanze entstammt, die dort beheimatet ist, wo sie am notwendigsten gebraucht wird. In Südchina, in Hinterindien, auf den Sundainseln und im tro- pischen Amerika wächst eine der Familie der Simarubaceen angehörende Pflanze, Briccea sumatrana, deren Same gegen die Dysenterie in An- wendung kommt. Baum und Frucht führen in der Heimat den Namen „Kosu" oder „Kosam". Die etwa I cm Durchmesser betragende Frucht birgt einen kleinen, ölhaltigen Kern, dessen eigentümlicher Stotf „Ko- samin" zu der Gruppe der Glykoside zählt. An Tieren, die als Ver- suchsobjekte dienten, ist wahrgenommen worden, dafs neben anregender Wirkung des Kosamins auf die Galle alle in den Eingeweiden leben- den Würmer und Bakterien rasch vernichtet wurden. Auf diesen Eigen- schaften basiert wahrscheinlich die Heilkraft der Dysenterie, die bisher in 871 von 879 behandelten Fällen erwiesen sein soll. Dr. Mougeot verabfolgt dem Kranken am ersten Tage 6 — 10, an den folgenden 12 Stuck Kosam-Kerne. Jedoch soll das Mittel der starken Wirkung wegen mit Vorsicht angewendet werden. Da dem Schreiber dieser Zeilen und vielleicht auch vielen anderen Personen die Pflanze Brucea sumatrana bisher unbekannt ist, so ersuch derselbe, falls ein Kenner des Gewächses sich unter dem grofsen Leser- kreis dieser geschätzten Zeitschrift befindet, um eingehenderen Auf- schlnfs über die als neue Nutzpflanze der Tropen zu betrachtende Kructa, event. mit Zeichnungen. Jedenfalls würde eine solche Mitteilung weit- gehendstes Interesse erregen, denn die Pflanze dürfte, wenn überhaupt in Europa schon eingeführt und in Kultur, wohl nur in den Gewächs- häusern grofser botanischer Gärten anzutreffen sein. Breitsch werdt, Mödling bei Wien. Nachschrift der Red. In Engler-Prantl, Pflanzenfamilien steht Teil III, Abt. IV, S. 221 bei Beschreibung der Gattung Brucea folgen- des: Nutzen: Alle Arten sind sehr bitter; es werden daher die Rinde und die Früchte von B. antidysenterica in Abyssinien mit Erfolg gegen Diarrhöen und Fieber verwendet; ebenso sind alle Teile der B. suma- trana in Ostindien als magenstärkend geschätzt; auch kommen sie gegen Ruhr, Wechselfieber und Würmer in Anwendung. Aus den Vereinen. Berlin. In der Februarsitzung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues führte zunächst Herr Die tze-Steglitz sehr hübsche Topfpflanzen von „Frincesse de Gisis, sehr niedliche Form, die langen, fadenförmigen Blätter liegen ausgebreitet am Boden, während die kleinen gold- gelben Blumen nur einige Centimeter hoch mit orange Antheren und dunklen Stigmata. C. chrysanthus. Kleine goldgelbe Blumen und hellorange Antheren und Stigmata. \'iel schöner ist C. chrysanlhus superbiis, schon im Januar blühend, mit dunkleren, orangegelben Blumen und orangescharlachfarbenen Stigmata. Die Form piillidiis hat kleine hellgelbe Blumen. Blüht im März. C. aureus hat sehr schöne grofse orangegelbe Blumen , mit orange Antheren und Scharlach Stigmata. C. aureus darf nicht, wie das oft geschieht, mit den grofsen gelben holländischen Crm-us vervvechselt werden. Diese sind hellfarbiger, ohne die schöne, reine, dunkle Färbung. C. vitellinus. Schöne gelbe Blumen , die äufseren Blumen- blätter mit bronze gestreiften Antheren, mit orangegelben Stigmata. Blüht vom Januar bis März. C. /Mi'ausae. Kleine, sehr niedrig wachsende Art, P^arbe gold- gelb, äufsere Blumenblätter schwärzlich bronze schattiert. Blüht im Februar und März. C. Olivieri, mit dunkel orangegelben Perigon, gelben Antheren und Stigmata, während die Blätter kurz, horizontal, etwas breit und glänzend grün sind. Blüht im März. C. su/erianus erinnert an die vorige Art, ist aber viel kleiner und blüht schon im Februar. C. Korolko-M hat grofse gelbe Blüten, die Blumenblätter sind äufserlich bronzefarben. Blüht im Januar und Februar. C. aerius. Die schönen, purpurblauen Blumen sind äufser- lich dunkel gestreift. Antheren orange und orange Scharlach Stigmata. Sehr seltene, schöne Art. Blüht erst im März. C. biflorus, eine sehr variierende Art, fast alle Formen haben die vielen langen, fast fadenförmigen Blätter, weifse, äufserlich graugestreifte Blumen und hellorange Antheren und dunkelorange Stigmata. Die Abart U'eideui ist weifs ohne die äufserlichen Strei- V, 25 Die Gartenwelt. 297 fen und C. üflorus nuHgtiiits ist äufserlich rot und blau gestreift, ebenso C. bißonis estriatus. Beide sind sehr schön. Blühen im Februar bis Ende März. C. dalmaticus. Schöne, lilafarbige Blüten, äufserlich purpurn gestreift, während Antheren gelb und Stigmata orange sind. Blüht im Februar und März. C. riliculalus. Sehr niedrige Art. Perigon ist sehr klein, weifs oder lila, äufserlich purpurn gestreift. Antheren orange und Stigmata Scharlach. Blüht Februar bis März. C. carpetanus. Diese seltene Art hat kleine, weinfarbene Blumenblätter, die lila schattiert sind, an den Spitzen helllila mit blauen Adern. Antheren sind orange, Stigmata lila. Blüht im März. C. alatavicus. Diese seltene, eigentümlich gefärbte Art hat lange, graue, äufserlich schwärzlich gestreifte Blätter. Die inneren Blumenblätter sind weifslich. Antheren und Stigmata orange. Blüht schon im Januar und Februar. C. Danfordiae. Schöne, seltene Art mit hellgelben Blumen, oft hellschwefelgelb. Antheren sind gelb mit orange Stigmata. Blüht im Februar und März. C. parviflorus. Die kleinste und niedlichste Art. Perigon lila, Antheren und Stigmata orange. Blüht im März bis April. Noch zu erwähnen ist hier der allerschönste Crocus, von Professor Baker C. Sieberi var. versicohr benannt. Blüht erst im April und ungefähr eine Woche vor der Blüte ist weder von Blatt noch Knospe etwas zu bemerken, woraus zu schliefsen ist, dafs er aus einer kalten Gegend stammt mit spätem, aber plötz- lichem Frühling. Die Blüte ist lang, weifs, äufserlich purpurn, rosa und blau gestreift, mit rosaroten Spitzen. Antheren orange, Stigmata kammförmig lang, Scharlach. Selten in Kultur; ich persönlich besitze einige Zwiebeln dieses schönsten aller Crocus, sonst kenne ich keine andere Kollektion, die ihn noch besitzt. Aufser den angeführten Crocus-Axten und -Varietäten e.xistieren noch eine Menge mehr oder weniger schöne Formen, die ich aber des Raumes wegen nicht auffuhren kann. Landschaftsgärtnerei. Blumenbeete im Schatten. — Schon oft habe ich beobachtet, dafs Leute, die für Bestellung ihres Gartens selbst sorgen, den Fehler machen, Beete, die mehr oder minder im Schatten stehen , mit den bekannten , Sonne verlangenden Sommerblumen zu bepflanzen. Die Folgen sind ein langes, geiles .Strecken der Pflanzen, reichliche Produktion der Blätter, aber geringer oder fehlender Blütenansatz. Aber wie soll z. B. ein Gastwirt seinen im Sommer den schattigen Garten besuchenden Gästen diesen etwas anziehender gestalten ? Ist er glücklich im Besitze hoher, Kühlung und Schatten spendender Bäume , dann jammert er wieder über Fehlschlagen jeder „Blumen" Anpflanzung. Aber es giebt Ersatz. Wir finden in solchen Restaurants des öfteren abgesägte Baumstämme, auf deren oberer Fläche ein mit Borke verkleidetes und mit Erde gefülltes Holzkästchen angebracht ist, das irgend eine der be- kannten Ampelpflanzen enthält. Unten befindet sich dann meist ein kreisförmiges Beet, in dessen Zentrum der Baumstamm steht. Solche Beete, nicht zu viel angebracht, vermöchten wohl das ein- tönige Einerlei des Kieses angenehm zu unterbrechen, — jedoch meist fehlen die geeigneten Pflanzen. Ich möchte hier lo Bepflanzungsarten mit geeignetem Ma- terial anführen. Zuerst sind immer die Pflanzen genannt, welche am höchsten werden und die man in die Mitte pflanzen mufs, dann ein breites Band Pflanzen mittlerer Höhe und schliefslich eine Randpflanzung. Obgleich ja natürlich jeder das sich aus- wählt, was ihm gefällt, so ist doch zu beachten, dafs Pflanzen, die ich z. B. an zweite Stelle setzte, nicht in die Mitte des Beetes kommen dürfen etc. Es sind hauptsächlich deutsche Pflanzen, — meist für wenig Geld zu haben, — dabei aber oft nicht weniger beachtenswert als unsere, leider mehr geschätzten Ausländer. Gröfsere Beete: 1. a) Aconitum Naptllus, b) Polygonalum mtillifiorum (oder -oerticillatum oder officinale, c) Viola odorata. 2. a) Tliahc/rum aquilegiae/oütim, b) Corydalis cava, c) HepaAca triloba. 3. a) Cimicifuga (Actaea) foelida , b) Anemone ranunculoides, c) Asperula odorata. 4. a) Polyslichum (Aspidium) Filix mas^ h) Scolopendrium vulgare, c) Evonymus nuiicans fol. var. 5. a) Athyrium {^Aspidium), Filix femina, b) Corydalis cava {q^^x solida, lutea), c) Asarum europacum. 6. a) Phyteuma spicatum , b) Anemone nemorosa, c) Evonymus radicons. 7. a) Aquilegla vulgaris, b) Alliuin ursinum, c) Ikdera I/elix. 8. a) Actaea spicata, b) Ilelleborus niger, c) Asarum canadcnse. Kleinere Beete: 9. a) Trillium grandißorum (oder recurvaluni) , b) Trientalis (uropaea, c) Pirola minor. lO. a) Lathyrus {Orobus) vernus , b) Majanthemum bifolium, c) Erantkis fiiemalis. Es sind fast alles Pflanzen, die nicht nur Schatten lieben, sondern ihn mehr oder weniger verlangen. Man thut gut, sie nicht in gewöhnliche Gartenerde zu bringen, sondern etwas Laub- erde und Sand, bei den beiden letzten Beetchen auch etwas Heideerde beizumischen. Zu der so wenig bekannten Corydalis möchte ich noch hinzu- fügen, dafs es eine Pflanze ist, die weite Verbreitung verdient. Wo sie sich einmal eingebürgert hat, behauptet sie ihren Platz. Wer einmal die Pfaueninsel bei Potsdam Anfang Mai besucht hat, wird sich erinnern, dafs die Lärchensporne dort zu Hun- derten im Gebüsch stehen und mit ihren schönen Blüten einen lieblichen Eindruck hervorrufen. Corydalis cava ist die häufigste deutsche Art. Man findet sie mit weifsen, trübpurpurnen oder lila Blüten. (C. solida ist voriger ähnlich, C. lutea selten und wohl kaum zu kaufen.) Es ist vorteilhaft, um den Gesamteindruck zu erhöhen, ins Beet nur solche von einer Farbe zu pflanzen. Dasselbe gilt auch von Viola odorata, Hepatica triloba (in drei Farben, Weifs, Rot und Hellblau). Majanthemum bifolium, Trientalis europaea , Pirola minor und Allium ursinum werden von Handelsgärtnereien nicht angeboten. Es giebt aber Firmen, — meist im Hars, — die deutsche Wald- und Wiesenpflanzen liefern. Diese werden auf Anfrage auch oben genannte Stauden besorgen können. Ein besonderes Lob verdient der Bärenlauch *), Allium ursi- num. Wer ihn schon einmal im tiefen Waldesdunkel gesehen hat, wird erstaunt sein über die Schönheit und das reine Weifs der Blüten. Man könnte ihn mit einer ]de\n&n Eucharis vergleichen. Asperula odorata kann man leicht aus Samen ziehen. Am besten ist es aber, sich Pflanzen kommen zu lassen. Letzteres gilt auch von den übrigen genannten Pflanzen. *) Anmerk. d. Red.: Wir möchten nicht ohne weiteres in das Lob des Bärenlauchs einstimmen. Es scheint uns zweifelhaft, ob man diese doch nicht eben gerade „wuhlduftende" Pflanze lür Wirlshaus- gärten empfehlen sollte. Es dürfte wenige Menschen geben, denen der starke Duft dieses Lauches behagt, trotzdem er ja sonst ein ganz nettes l'flänzchen ist. 298 Die Gartenwelt. V, 25 Zur Berankung der am Anfang genannten Baumstämme ist Clematis Vitalba und Hedira Htlix am geeignetsten. Als Ampel- pflanzen könnten für unsern Zweck ebenfalls Epheu, — wenn er nicht wie eben angeführt angewendet wird, — und besonders l'inca minor bezeichnet werden. M. Strehle. Stauden. Sorghum. (Hierzu untenstehende Abbildung.) — Ein jedes Auge freut sich, wenn es in unseren Gärten und Parks mit Wasser- pflanzen schön belebte Teichflächen sieht. Aber nicht nur der Wasserspiegel soll mit Grün und bunten Blumen geschmückt werden, er mufs auch einen stimmungsvollen Rahmen erhalten. Die Einfassung der Teichufer sollte weit mehr ausgearbeitet werden. Bosketts müssen mit Gräsern und Schilf wechseln, oder geeignete Sumpfpflanzen müssen den Pflanzungen vorgelagert sein. In der Moor- oder Kaflernhirse, dem Sorghti/ii (Andropogon), bietet sich uns ein sehr geeignetes Gewächs zur Belebung unserer Teichränder. Ich möchte deshalb im Folgenden drei Arten dieses schönen, stattlichen Grases kurz beschreiben und dadurch die Leser auf dasselbe hinweisen. Das Sorghum (es wird jetzt als Untergattung zu Andropogmi gezogen. Die Red.) gehört zu den starken Gräsern mit rispigem Blütenstande. Die Äste der Rispe sind verzweigt, zerstreut. Die Ährchen sind sitzend und eiförmig; an der Spitze stehen sie zu drei. Die Kelchspelzen sind dreizähnig. Die fruchtbaren Ahrchen sind grannenlos; sie können aber auch mit kurzer Granne ver- sehen sein, die nur während des Blühens oder später hervortritt. Die männlichen Ährchen besitzen nur eine Bhitenspelze. Als erste Art nenne ich das Durragras, Sorghum vulgare, Wurzel faserig, Halme stark, i — 2 m hoch, Blätter schmal und lanzetthch, Rispe dicht, eiförmig und länglich, Kelchspelzen weichbehaart. Heimat Ost-Indien. Einjährig. Blütezeit: Juli-August. — Sorghum hakpense oder Andropogon arundinaceiis (Abb. untenstehend) besitzt Wurzel- ausläufer; Halme 1 — 2 m hoch, Blätter schmal, Rispe abstehend und schlaff, zweigeschlechtige Ährchen länglich-lanzettlich, männ- liche Ährchen lanzettlich, Kelchspelzen der Zwitterblüten knor- pelig, männliche Blüten häutig. — Bei Sorghum saccharatum, der dritten Art, sind die Wurzeln faserig, Rispe schlaft", flatterig aus- gebreitet, Kelchspelzen weichhaarig, die Ährchen der Rispe nackt, zur Blütezeit abstehend, fruchttragende aufrecht. Die Heimat dieser Pflanze ist China. A. Siemann, Magdeburg. Erigeron leiomerus ist eine hübsche harte Staude aus den Gebirgen von Kolorado und Nevada (Nordamerika). Dieser Erigeron verzweigt sich reichlich von unten auf und seine rosa- purpurnen Blütenköpfchen messen ungefähr 3 cm im Durchmesser. Für Gesteinsanlagen dürfte diese Art empfehlenswert sein. („Bot. Mag." t. 7, 743-) Helianthemum „Jubilee" ist eine neue, gefülltblühende Gartenform, welche Helianthemum venustum ß. pL, das vor Jahren als H. mutabile fl. pl. in den Handel kam, noch übertrifft. Es be- sitzt prächtig karminfarbene Blumen, blüht lange und trägt die Blumen stolz über dem Blattwerk. Eine sehr empfehlenswerte Form für Felsengruppen. (Nach „The Gard. Chron.") Pflanzenkunde. Andropogon arundinaceus (.Sorghum halepense). Onginalaufnahme für die „Gartenwelt'*, Zwergwuchs in der Pflanzenwelt. — Riesen und Zwerge, jene über die normalen Gröfsenverhältnisse der Art hinaus- wachsend, diese hinter ihnen weit zurückbleibend, giebt es bei den verschiedensten Tier- und Pflanzenarten. Es ist nicht Zwergwuchs oder Nanismus, wenn der Kunstgärtner die Ernährung einzelner Organe teilweise oder gänzlich zurückhält und so die Verminderung der Gröfse künstlich herbeiführt. Verschiedenheiten in der Zusammensetzung des Bodens, in den khmatischen Verhältnissen sind es zumeist, die inner- halb derselben Art da riesenhafte, dort zwerghafte Formen auftreten lassen. Wie ganz verschieden im Umfange aller ihrer Teile erscheinen Kornblumen, Mohne, Tausendschöne, welche auf trockenem Boden aufgewachsen, und solche, die auf demselben, aber feuchtem Boden gediehen sind! Wie zwerghaft sehen Stöcke \on Ehrenpreis (Veronica Anagallis) aus, die in zähem, humuslosem, wie grofs solche, die in humusreichem, daher lockerem Thonboden aufgewachsen sind ; letztere übertreft'en die ersteren zehnfach an Gröfse und Umfang. Aber auch unabhängig von solchen äufseren Einflüssen, auf dem- selben Boden und in gleichem Klima, mitten unter Normalgewachsenen oder Riesen ihrer Art können Pflanzenzwerge auftreten. Hier müssen die Ursachen wohl innere, schon im Samen vorhanden gewesene sein. Solchen konstitutionellen Zwergwuchs hat Paul Gauchery vergleichen- der morphologisch-anatomischer Untersuchung unterworfen. Für die Untersuchung wurden ganz ausgewachsene Exemplare mit vollständig entwickelten Blütenständen, teilweise mit Früchten ge- wählt. Beim Vergleiche der Zwergformen mit den Riesenformen der- selben zeigt sich, dafs diese Zwergformen nicht Pygmäen ihrer Art, Individuen „en miniature" sind, an welchen die grofsen Formen pro- portional reduziert erscheinen, sondern dafs sie besondere Merkmale haben. Am gröfsten erscheinen die Unterschiede zwischen den Zwerg- und Riesenformen im mittleren Teile der Pflanze. Die unterirdischen Teile der Zwergformen erscheinen relativ mehr reduziert, als die ober- irdischen Teile. Im allgemeinen ist der Stengel nicht verzweigt und zeigt weniger und kürzere Zwischenknoten. Die Blätter sind sehr ver- einfacht, nicht eingeschnitten oder doch minder deutlich eingeschnitten. Die Keimblätter bleiben länger erhalten. Die Blüten sind überhaupt V, 25 Die Gartenwelt. 299 kleiner und besonders im Vergleiche zur Gesamtgröfse der Pflanze viel kleiner. Die Samen sind nur wenig kleiner. Und «ie solche äufsere Unterschiede zwischen Zwerg- und Riesenformen einer Pflanzenart bestehen, kann man auch im anatomischen Baue beider auffallende Abweichungen konstatieren. Im Stengel der Zwergpflanze ist das Rindengewebe im V'erhältnis zum Durchmesser des Zentralzylinders gewöhnlich dicker. Die Zellen der Oberhaut sind von den Rindenzellen deutlicher unter- schieden. Die verschiedenen Zellen des Zentralzylinders sind meist weniger differenziert. Die Zahl der Gefäfsbündel ist eine kleinere. In jedem Gefäfsbündel giebt es kleinere und weniger Holz- und Bastgefäfse. Im Verhältnis zum Durchmesser des Zentralzylinders zeigen die Zwergformen mehr Mark. Auch im Blattstiele ist die Zahl der Gefäfsbündel kleiner. Die Abweichungen der Wurzeln stimmen mit denen der Stengel überein. Eine erwachsene Zwergpflanze erscheint mithin gewisser- mafsen als ein jüngeres Stadium der Riesenpflanze, bei welchem die Gewebe verhärtet sind. Ganz anders, wie gesagt, zeigt sich durch äufsere Ursachen verursachter Zwergwuchs. Wenn z. B. Alpenklima die unterirdischen Teile stärker entwickeln läfst, die Stengel dem Boden nähert und buschiger macht, die Blätter dicker gestaltet, zahlreichere Spaltöfthungen und besser gebildete Schutzgewebe schafi't, die Pflanze behaarter werden läfst, so ist von solchen Merkmalen alpinen Zwergwuches an konstitutionellem Nanismus nichts zu bemerken. Dr. F. K. sein möge, woraus auch der Gartenbau beträchtlichen Nutzen ziehen könnte. Weitere Hefte werden wir stets nach Erscheinen sofort unseren Lesern anzeigen. C. Seh. Bücherschau. Engler, A., Das Pflanzenreich (Regni vegetabili con- spectus). Herausgegeben im Auftrage der kgl. preufs. Akademie der Wissenschaften. Heft i (IV, 45); 2 (IV, 8, 10); 3 (IV, 9). Leipzig 1900. Verlag von Wilh. Engelmann. Preis für den Bogen 80 Pf Von diesem grofsangelegten Werk sind bis jetzt 3 Hefte er- schienen. Es bildet eine vortreffliche Ergänzung zu Engler-Prantl, Pflanzenfamilien, da es nichts mehr und nichts weniger bieten soll, als eine dem Stande unseres heutigen Wissens entsprechende möglichst vollständige Beschreibung aller existierenden Pflanzenarten Natürlicherweise wird mehr als ein Jahrzehnt vergehen, ehe ein solches Werk vollständig erschienen ist. Dann wird es aber, falls die Be- arbeitung — woran man wohl nicht zweifeln darf — durchaus gleich- mäfsig gut erfolgt, ein erstklassiges Nachschlagewerk für alle diejenigen sein, die überhaupt mit systematischer Pflanzenkunde sich beschäftigen. Wenngleich der Text im allgemeinen in deutscher Sprache abgefafst ist, so sind doch sämtliche Artbeschreibungen und analytischen Tabellen lateinisch. Man will dadurch dem Werk eine internationalere Bedeu- tung sichern, an welcher es aber — wenn es sonst eben gut ist — auch dann nicht eingebüfst hätte, sollte ich meinen, wenn es durchaus in einer (also deutscher Sprache) geschrieben würde. Die zur Zeit uns vorliegenden drei Hefte enthalten die Musaceen von Karl Schumann, die Typhaceen und Sparganiaceen von P, Gräbener und die Pandanaceen von O. Warburg. Die Ausstattung ist vortretf- lich. Wenn auch vielleicht eine noch reichere Beigabe von Abbildungen erwünscht wäre, so ist wenigstens im Texte bei jeder Art angegeben, w o sie bereits abgebildet wurde, falls eben ein Bild schon existiert. Dringend nötig erscheint es auch, dafs in den Inhaltsverzeichnissen auch alle im Text mit angegebenen Synonyme Aufnahme linden, denn gerade ausführlichst ausgearbeitete Inhaltsverzeichnisse machen ein sol- ches Werk erst zu einem wirklich brauchbaren Nachschlagewerk. So ist in Heft i beispielsweise Musa japonica wohl im Text als gärt- nerisches Synonym von jl/. basjoo angeführt, aber nicht im Register zu fmden. Warum nicht? — Hoffentlich folgen die einzelnen Hefte recht schnell aufeinander, damit dieses einzig dastehende Werk bald, wenigstens zum Teil, dem praktischen Gebrauch dienlich wird. Wir können dem Unternehmen nur von ganzem Herzen Erfolg wünschen und hoffen, dafs damit der gesamten botanischen Systematik eine einheitliche Grundlage gegeben Fragen und Antworten. Beant'wortung der Frage No. 127. Wie sät man am besten Thuja occidentalis aus, in welche Erde und in welchem Monat? Ist der Samen im ersten Jahr gut oder im zweiten? — Aussaaten von dieser Thuja geschehen am vorteilhaftesten im zeitigen Frühjahr. Der Samen, welcher je nach der Witterung früher oder später im Herbst reift, sollte vor Eintritt der Frühfröste gepflückt werden. Die geflügelten Samenkörner sitzen am Grunde der das Zäpfchen bildenden Schuppen und dürfen erst kurz vor der Aussaat ausgerieben oder ausgeklopft werden. Man schichte die Zapfen während des Winters an einem luftigen trockenen Orte auf. Zur Aussaat richte man sich einen halbwarmen Kasten her, bringe eine Schicht Heideerde obenauf und säe den gereinigten Samen in Rillen aus. Zur Erhaltung einer gleichmäfsigen Feuchtigkeit ist ein Bedecken mit kurzem Moos von Vorteil, jedoch darf man ein vorsichtiges Entfernen desselben bei Beginn der Keimung nicht verabsäumen. Den Kasten hält man bis zum Auflaufen der Saat geschlossen und schattiert nicht. Bei einer mittleren Temperatur von -|- 23" C. keimen die Samen nach etwa 3 Wochen. Die weitere Behandlung ist diejenige gewöhnlicher Aussaaten. — Eine andere, jedoch wohl wenig übliche Methode ist das Aussäen direkt nach der Ernte auf freie Beete in Heideerde. Hier werden die Samen mit Torfmull leicht bedeckt und während des Winters ohne jeden Schutz sich selbst überlassen. Nebenbei sei bemerkt, dafs man viel- fach einen Teil der jungen Sämlinge abschneidet und als Stecklinge ver- wendet; man erhält so die Form Thuja occ. erkoides, die als junge Pflanze sehr hübsch aussieht und mannigfach zu verwenden ist. Seh. — Thttja occidentalis sät man in leichte, unkrautfreie, kräftige, doch nicht mit frischem Mist gedüngte Erde, auf etwas schattig gelegene Beete im Freien. Hat man keine solchen Plätze, so kann man auch sonnige Beete benutzen, die durch Gitter, alte Tannenäste oder sonstige Materialien etwas beschattet werden, derart, dafs das Schattenmaterial ca. I Meter über der Erde angebracht ist. Unbedingt erforderlich ist dieser Schatten zum Keimen des Samens und Gedeihen der jungen Sämlinge nicht, er erspart aber das öftere Giefsen während der heifsen Jahreszeit und verhindert das damit verbundene Hart- und Festwerden der Bodenoberfläciie. Die Aussaat geschieht breitwürfig, in unserem Klima nach Mitte April. Der Boden muls erst etwas erwärmt sein. Der Samen wird 4 — 6 mm dick mit leichter Erde bedeckt, welche darauf angedrückt wird. Der beste Samen ist derjenige, welcher im Herbst vorher geerntet wurde, derselbe keimt je nach Witterung 4 — 6 Wochen nach der Aussaat. Zweijähriger Samen keimt nur noch zur Hälfte, er mufs deshalb sehr dick gesät werden. Handelt es sich um, kleine Quantitäten von Samen, so vertraut man sie nicht gern den Zufälligkeiten des freien Landes an, sondern sät sie in einen kalten Mistbeetkasten oder in kleine Holzkistchen. 5 g Samen von Thuja occidentalis enthalten im Durchschnitt 4850 Körner, wovon selten mehr als die Hälfte keimt. St. Ol brich, Zürich V. — Bei nur kleinerem Bedarf ist es zweckmäfsig, die Aussaat in flache Töpfe oder Kästchen — gefüllt mit guter Gartenerde, der man auch etwas Haideerde oder feinen Sand beimischen kann, um selbe locker zu erhalten — vorzunehmen, in den Monaten März, April bis Mai. Den Samen bedecke man nur wenig und halte die Saat stets gleichmäfsig feucht, jedoch nicht zu nafs, worauf sie bald' aufgehen wird. Man kann die Sämlinge auch schon im Sommer, sobald sie genügend entwickelt sind, in Kästchen pikieren, was jedenfalls für die Wurzelbildnng sehr vorteilhaft ist, jedoch genügt es vollkommen, wenn man sie erst im nächsten Frühjahr in der Baumschule ins Freie aus- pflanzt, wo sie dann mit den im Freien erzogenen ganz gleich be- handelt werden. Die Kästchen oder Töpfe mit den Sämlingen kann man in jedem beliebigen frostfreien, trockenen Orte überwintern. Bei gröfserem Bedarf ist es jedoch viel besser, den Samen gleich in das freie Land auf ein gut zubereitetes Gartenbeet auszusäen, entweder 300 Die Gartenwelt. V, 25 breitwürfig und nur ganz dünn mit Erde bedecken, oder in Reihen- saat, was im Sommer das Reinhalten der Beete und eventuell auch Behacken derselben besser ermöglicht. Mit dem Samen darf man nicht sparen ; ich fand auch bei dieser Thuja, wie bei den meisten Koniferen, je dichter die Saat, desto besser. Jeder gut bearbeitete und zubereitete Gartenboden genügt, nur zu zäher und bindiger Boden mufs durch Beimischung von etwas Kompost- oder Heide- erde oder auch feinem Sand ein wenig lockerer gemacht werden. Die Aussaat geschieht am besten Ende April bis Anfang Mai. Zur Saat nehme ich frischen Samen, den ich im Herbst zuvor selbst sammele. Bekanntlich setzt Thuja occidtntaUs schon an jüngeren Pflanzen massenhaft Früchte an, die auch bei uns jedes Jahr reifen Samen bringen. Vorteilhaft ist es, die Beete mit Fichten- oder Tannen- reisig, das erst nach dem Aufgehen der Saat zu entfernen ist, zu be- decken, um die Vögel fernzuhalten, auch hält solche Bedeckung die Beete gleichraäfsig feucht und schützt sie vor dem Austrocknen und vor scharfem Winde. Bei trockener Witterung müssen die Beete selbst- verständlich durch Giefäen gleichmäfsig feucht gehalten werden. Während des Sommers halte man sie von Unkraut rein. Zum Winter giebt man eine leichte Decke von trockenem Laub, Moos etc., besser jedoch Fichten- oder Tannenreisig, welches dann im Frühling allmählich • — nicht auf einmal alles — entfernt wird. Ende April werden dann die so überwinterten Pflänzchen in der Baumschule einzeln auf Beete in Reihen verpflanzt, wo sie dann aufser dem Reinhalten von Unkraut und gelegentlichem Giefsen keine weitere Pflege mehr beanspruchen. Will man gut ballenhaltende Pflanzen erziehen, so kann man auch im dritten oder vierten Frühling nochmals umpflanzen. Auf diese Weise erzieht man bei der Schnellwüchsigkeit der Thuja ocddcntalis in einigen Jahren schöne meterhohe Pflanzen, die überall gedeihen werden. St. V. S.Tghy, Kamon bei Szombathely (Ungarn). Neue Frage No. 145. Ich habe eine Hecke von „schottischen Zaunrosen" angepflanzt, meine Herschaft will diese Hecke ganz dach- förmig /\, oder wenigstens oben dachförmig A geschnitten haben. Mir will dies für schottische Zaunrosen nicht sehr geeignet dünken. Ich frage deshalb, ob schon einer meiner Herren Kollegen solche Hecken in gleicher Form geschnitten hat und mit welchem Erfolge? Neue Frage No. 146. Warum wohl bürgert sich Iris alata in Deutschland als Treibzwiebel nicht ein? Neue Frage No. 147. Wie ist die rationellste Behandlung von Aspaiagus iemiissimus vor und nach dem Triebe, sowohl aus- gepflanzt, als bei Topfkultur? Tagesgeschichte, Dresden. Die grofse deutsche Gartenbau-Ausstellung im Frühjahr 1900 zu Dresden liat mit einem Fehlbetrag von ungefähr 33000 M. abgeschlossen. Die Ausstellungsleitung hat an den Rat das Gesuch gericlitet, einerseits den für die Ausstellungshalle zu entrichten- den Mietszins von 15000 M. zu erlassen, andererseits einen städtischen Beitrag in Höhe des alsdann noch verbleibenden Fehlbetrags zu ge- währen. Mit Rücksicht darauf, dafs eine völlige Entlastung der Garantie- zeichner auf Kosten der Stadtgenieinde nicht gerechtfertigt erscheint, beschlofs der Rat, unter Aufrechterhaltung der Mietzinsforderung nur einen städtischen Beitrag von loooo M. zu gewähren. Halle a. S. Über einen charakteristischen Fall von Lehrlings- züchterei lesen wir in der „Hall, Ztg." folgendes: „Bei Besprechung über die Stadtgärlnerei in der Stadtverordneten-Versammlung wurde zum Erstaunen der Anwesenden mitgeteilt, dafs der Garleninspektor sich für die Arbeiten seiner vielen Lelirlinge von der Stadt einen Lohn von je 15 M. pro Woche zahlen lasse. Für diesen Lohn, so meinte man, könne eine Anzahl Familienväter beschäftigt werden, abgesehen davon, dafs die Lehrlingszüchterei im Gärtnergewerbe wenig Zweck habe." Wir können nicht umhin, diesen Fall nachdrücklichst fest- zunageln. Wenn Beamte derartig Lehrlinge züchten, um ihr Einkoramen zu erhöhen, dann liört doch die Gemütlichkeit auf. Hannover. Die auf dem Rittergute Lohne, einem Besitztume der Provinz Hannover, getroffenen Einrichtungen zur Förderung der Obstkultur und der Baumzucht wurden im abgelaufenen Wirtschaftsjahre weiter fortgesetzt und in sich abgerundet, so dafs jetzt schon diese Anlagen ein sehr reichhaltiges und interessantes Demonstrationsfeld für die Obstbaukurse darbieten. Die Landesbaumschule ist um i ha 33 a erweitert worden, so dafs sie nun 7 ha 20 a grofi ist. Ausgepflanzt sind wieder 16000 Stück Apfel Wildlinge, 3000 Zwetschen-, 2000 Birnen- und 5000 Doucinunlerlagen, zusammen 26000 Obstwildlinge, die auch zum gröfsten Teile veredelt worden sind. An die Chausseen und Land- strafsen der Provinz wurden im ganzen 11 196 Bäume, vorwiegend Apfelbäume, zu einem Preise von I M. pro Stamm verschickt. An private Grundbesitzer hat die Verwaltung nur geringe Quantitäten ver- abfolgt. Um den Handelsgärtnern keine Konkurrenz zu bereiten, hat man den Preis für die Privatbesitzer entsprechend höher normiert. Kr. Königsberg i. Pr. Die Unterhaltung der öffentlichen Anlagen geht mit dem I. April d. J. vom Verschönerungsverein auf die Stadt über. Dieselbe hatte bisher nur eine jährliche Beiliilfe von 15000 M. an den Verein gezahlt, mufs aber nun die Sache selbst in die Hand nehmen, da letzlerer den mit der Stadt im Jahre 1873 abgeschlossenen Vertrag gekündigt hat. Der bisherige Garteninspektor des Vereins, Herr Kaeber, ist zum technischen Leiter der neuen städtischen Park- verwaltung als städtischer Garteninspektor gewählt worden. Der Etat pro 1901/02 ist im Ordinarium auf 30000 M. festgesetzt. Das Extra- ordinarium weist u. a. 10000 M. für Herstellung neuer Gartenanl.igen auf dem Kaiser Wilhelm-Platz, welche sofort nach der am i. April d. J. dortselbst stattfindenden Enthüllung des Bismarck-Denkmals in Angriff genommen werden sollen, auf, ferner 1500 M. für Umgestaltung der Anlage auf dem Hintertragheim, Ecke Rhesastrafse, sowie 1500 M. für Herstellung von Strafsenbaumpflanzungen auf dem Kurfürstendamm, Hochmeisterstrafse, Neurofsgärter Kirchplatz und Paradeplatz. Geplant ist ferner die Anlage einer neuen gröfseren Gärtnerei in Verbindung mit einem botanischen Schulgarten und einer Baumschule. Die Anlage von zwei Südparks hat bereits die Genehmigung der Stadtverordneten gefunden, wird jedoch noch geraume Zeit auf sich warten lassen müssen, da hierbei besondere Umstände mitzusprechen haben. — r. Leipzig. Der Gescliäftsbericht der Palmengarten-Ge- sellschaft konstatiert, dafs verschiedener Widrigkeiten wegen im Be- triebsjahre 1900 die Einnahmen des ersten Betriebsjahres nicht erreicht wurden. Aus den verschiedenen Quellen wurden insgesamt 251697 M. erlöst, woraus nach Abzug der diversen Lasten an Überschufs 8150 M. verbleiben. — Wie wir vor mehreren Wochen bereits gemeldet haben, gedenkt der Leipziger Gärtnervercin im Jahre 1903 eine grofse Gartenbau-Ausstellung abzuhalten. Sie ist bereits im Prinzip genehmigt, wenn auch über die Platzfrage selbst noch ent- schieden werden soll. Die gedachte Ausstellung soll aus Anlafs des 60jährigen Jubiläums des Leipziger Gärtnervereins, vielleicht in gleichem Umfange, wie die im Jahre 1893 veranstaltete, inszeniert werden, vorausgesetzt, dafs alle gewünschten Voraussetzungen für ihr Gelingen sich erfüllen lassen. H. Personal-Nachrichten. Bernstorff, August, Handelsgärtner zu Magdeburg, feierte am I. März sein goldenes Berufsjubiläum. Drefsler, Walter, ehemaliger Schüler der Geisenheimer Lehr- anstalt, wurde zum Nachfolger von B. Schulz ernannt (siehe unten- stehende Notiz). Etzold, Albin, Kunst- und Handelsgärlner, Allenburg (S.-A.), wurde der Titel „herzoglicher Hoflieferant" verliehen. Jürgens, R., Gartenbau-Ingenieur, Hamburg, Siesmayer, Philipp, grofsh. Hofgarten-Ingenieur, Mitinhaber der Firma Gebr. Siesmayer, Frankfurt a. M.- Bockenheim, und Sorauer, P., Professor der Botanik, Berlin, wurden von der kgl. Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora" zu Dresden zu korrespondierenden Mitgliedern ernannt. Kaeber, Paul, bisher Garteninspektor des Verschönerungs- vereins zu Königsberg i. Pr., ist daselbst als städtischer Garteninspektor angestellt worden. Schulz, Benno, seil etwa 30 Jahren botanischer Obergärtner des städtischen Schulgartens im Humboldtshain zu Berlin, trat am 15. März aus Gesundheitsrücksichten von seinem Posten zurück. Stobbe, Siegfried, Wanderlehrer der Landwirtschaftskammer für die Provinz Pommern zu Stettin, erhielt den Titel „Garteninspektor". Verantwortl. Redakteur: Mnx Hesdbrffer, Berlin — Verl:xg von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang V. 30. März und i. April 1901. No. 26. Nachdruck und Nachbilditjig ans dem InhaH dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Der Inhalt dieser Nummer ist teilweise vom i. April vorausdatiert. Gemüsebau, .'^^,^- Die neueste Tomate „Wunder von Italien No. 3" als Hochstamm. Nach einer Momentaufnahme unseres nach Italien entsandten Spezialphotographen gezeichnet, Die Gartenwelt. V. Wieder eine neue Tomate. (Hierzu eine Abbildung.) Kj nser beistehendes, nach einer Momentaufnahme nach der Natur gezeichnetes Bild dieser hervorragendsten, neuesten Tomatenzüchtung der berühmten „deutsch -italienischen Neu- heiten-Export A.-G." stellt die als Hochstamm gezogene Mutter- pflanze dar. Gezüchtet wurde diese Sorte im Sommer 1900, wenige Monate später konnte der Same bereits zentnerweise verkauft werden. Wem dieser Umstand noch nicht als Be- weis für die Ertragsfähigkeit der Tomate ^JF/tmifr von Italii-u No.j'''' genügt, den wird unsere Abbildung zweifellos bekehren. Die ältesten Ureinwohner Italiens haben uns heilig und teuer versichert, die neueste Tomate .,lViindcr von Italien No.j'^ zwar seit Jahrzehnten in grofser, niemals aber in solch enormer Fruchtbarkeit gesehen zu haben, wie sie der hochstämmige Mutterbaum auf unserer Abbildung zeigt. Diese Neuheit hat ihren Namen auf durchaus legitime Weise von der 1892 als ^^U'iinder von Italien No. /" von einer anderen P'irma in den Handel gegebenen Sorte geerbt. Mit dem Pollen dieser Sorte hatte die genannte Gesellschaft eine frühe Rosenkartoffel befruchtet, und das Ergebnis dieser Befruchtung war eben .^.^Viinder von Italien No. 3'' . Unsere neue Tomate vereinigt in treff- licher Weise die guten Eigenschaften beider Eltern miteinander. Von der Tomate hat sie die gelblichen Blüten, von der Rosen- kartoffel die schöne rote Farbe der Früchte und die Festigkeit des Fruchtfleisches. Wenn auch das neue ,,lVunder von Italien'-^ in der Form der Früchte und in sonstigen Punkten durchaus der vor Jahren von einer nichtsnutzigen Konkurrenzfirma eingeführten Sorte semperfrudifera gleichen soll (hierüber bitten wir im Briefkasten der Nummern 17 und 20 nachzulesen), so kann 26 302 Die Gartenwelt. V, 26 es doch keinem Zweifel unter- liegen, dafs Tomate .JVunder von Italien No. j" ebenso neu als ihr Name sein dürfte. Hervorzuheben ist noch, dafs diese neue Tomate neben den schönen Früchten, mit wel- chen die Zweige völlig bedeckt sind, noch an den Wurzeln feinste Rosenkartoffeln zeitigt, die mit frischer Butter und neuen Matjesheringen wirklich delikat schmecken. Den Kartoffelertrag einer solchen Tomatenpflanze kann man selbst in schlechten Jahren getrost auf 10 Liter schätzen. Bezüglich der Ver- mehrung ist noch hervorzuheben, dafs dieselbe sowohl durch Aus- legen von Kartoffeln, als auch durch Aussaat von Tomaten- samen, ferner durch Stecklinge, sowie durch Pfropfen auf Eier- pflanzen oder Nachtschatten er- folgen kann. Zum Schlufs noch ein Wort zur Nomenklatur der Wunder- tomaten. Wie schon der Name „Wunder von Italien No.y'' be- sagt, laufen jetzt drei verschiedene Sorten als italienische Wimderkinder in den Samenhandlungen und Gemüsegärtnereien umher. Die Familiengeschichte der dritten und neuesten Sorte haben wir oben völlig klargestellt, der Herkunft und Ab- stammung der beiden anderen gleichnamigen Sorten lassen wir eben durch ein Mitglied unseres Redaktionsstabes nach- spüren, welches wir zu diesem Zwecke auf 6 Monate nach Italien beurlaubt haben. Die uns hierdurch erwachsenden bedeutenden Kosten werden keine Erhöhung des .Abonnements- preises zur Folge haben. Treib-Tomaten in Töpfen. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Über die Kultur bezw. Treiberei der Tomaten in Töpfen. \'on Karl Rade, staatl. Obergärtner an der kgl. ung. Gartenbau- Lehranstalt zu Budapest. (Hierzu eine Abbildung.) Wohl liefert uns der auch im Winter sonnenreiche Süden fast alle Frühgemüse so zeitig auf den Markt, dafs es ausgeschlossen ist, mit ihm in pekuniärer Hinsicht kon- kurrieren zu können; eine Ausnahme bilden nur diejenigen Gärtnereien, die in der glücklichen Lage sind, den ims im Winter Wärme spendenden Dünger (Mist oder Laub) recht billig zu erhalten. Trotzdem wird es vom Gärtner sehr oft verlangt, unter welchen Verhältnissen auch immer, die Früh- erzeugnisse selbst zu kultivieren. Da die Tomaten bis zu ihrer Fruchtreife während des Winters mindestens 5 Monate Zeit be- anspruchen, so dafs die Aussaat schon im Herbste geschehen mufs, wenn man im April reife Früchte ernten will, ist die Kultur in Töpfen dem Auspflanzen deshalb vorzuziehen, weil man dann die Pflanzen je nach Erfordernis auf verschiedenen Plätzen kultivieren, ja sogar im hellen Warmhause neben anderen Pflanzen einige Töpfe mit aufstellen kann. Die Tomatenkultur ist eine ziemlich einfache, da ja bekanntermafsen die Liebesäpfel zu den leicht zu kultivierenden Pflanzen zählen. Haupterfordernisse sind Luft und Wärme, die man ihnen jeder- zeit reichhch zu teil werden lassen mufs. Beide Faktoren müssen natürlich gleichmäfsig zusammen einwirken, d. h. je wärmer, desto mehr Luft mufs gegeben werden. Die Aussaat geschieht im Ok- tober-November in mit sandiger Mistbeeterde gefüllte Kästchen. Nach dem Aufgehen müssen die Pflanzen möglichst nahe am Glase stehen und sobald als möglich pikiert werden ; eine Tem- peratur von -\- 15 — 20 ** C. sagt der Entwicklung der Pflanzen am besten zu. Nach Erstarkung der jungen Pflanzen bringt man diese in Töpfe und giebt ihnen die nahrhafteste Erde. Im Laufe des Winters ist ein 2 — 3 maliges Verpflanzen nötig, doch dürfen beim letztmaligen Verpflanzen höchstens 18 bis 20 cm-grofse Töpfe verwendet werden. In der Regel beläfst man den Pflanzen nur einen Trieb, alle übrigen schneidet man ab. Die ganze Pflanze, welche man selbstverständlich an einen festen Stab bindet, besteht somit nur aus Stamm, Blättern und Blüten. Zur Zeit der Blüte mufs man so viel als möglich lüften, aber auf keinen Fall darf Luftzug ent- stehen, denn dieser schadet den Pflanzen sehr. Es giebt leider noch so Viele, die es nicht wissen, dafs die meisten Krankheiten, Mehltau, Läuse etc. in der Regel bei unver- nünftigem Lüften (oder auch falschem Giefsen) auftreten. Es genügt nicht, dafs man im Frühjahr punkt 10 Uhr Luft giebt und punkt 2 oder 3 Uhr dieselbe wegnimmt, sondern es richtet sich dies nach der Witterung. Es giebt im Frühjahr Tage, wo man zehn und mehr mal Luft geben und nehmen mufs, wenn man seine Pfleglinge vor Schaden bewahren will. Dies bezieht sich aber nicht allein auf Tomaten, sondern auf alle Pflauzenarten, welche getrieben werden. Nach dem Abblühen, resp. nach der Befruchtung, schneidet man alle minderen Früchte mit der Schere aus und giebt den Pflanzen von jetzt ab eine höhere Wärme und so viel als möglich Sonnenlicht, d. h. man schattiert niemals. Als V, 26 Die Gartenwelt. 303 empfehlenswerte Sorten seien folgende genannt: ^Ficaraizi''\ bekannte frühe Sorte, mittelhoch; ^^Rouge naine /lätive''' , die beste und niedrigste für Topfkultur; ^^Mikado''' , bekannte Sorte mit herrlichen Früchten, wird jedoch für Töpfe zu hoch. Pflanzenkrankheiten. Münchener Treib-Rettig. — Derselbe ist in Bezug auf Wärme bei der Aussaat sehr empfindlich. Es dürfte vielen un- bekannt sein, dafs diese Sorte nach dem Aufgehen meistens pikiert und dann erst verpflanzt wird, sofern man sie zur Frühtreiberei ver- wendet. Die Aussaat geschieht in einem gut warmen Mistbeetkasten, dann läfst man die Pflänzchen 6—8 cm hoch wer den, was in etwa lo Tagen vor sich geht. Brauchen sie dazu länger, so ist das ein Zeichen, dafs die Bodenwärme zu gering ist, und es ist besser, wenn man dann solche Sämlinge nicht zur weiteren Kultur verwendet. Um aber zu verhüten, dafs man durch ein solches Vorkommnis mit der Treiberei zurückbleibt, werden in den meisten warmen Mistbeeten Rettige zwischen die anderen Kulturen gesät. Haben nun die Pflanzen die richtige Länge erhalten, so werden sie bis an die Samen läppen auf ein neues warmes Beet pikiert. Verpflanzt werden sie dann zum letztenmale, wenn sie so ziemlich die Dicke eines Bleistifts erreicht haben, aber selten als Zwischenpflanzung verwendet, weil sie sich nach dem letzten Verpflanzen zu rasch ausbilden. Dagegen werden in München für sämtliche mit Salat be- setzte Mistbeetkästen und „Beschlächte", sobald der Salat gut angewachsen ist, nur Rettige als Zwischenpflanzung be- nützt. Desgleichen werden auch letztere vom Saatbeete zwischen pikierten Salat gepflanzt, sobald die Salatpflanzen ihre halbe Ausbildung vollendet haben. Die meisten Rettigsorten eignen sich nicht zum Verpflanzen. Hans Moser. Die Krummscbotige Riesen-Schlacht- schwert-Saubohne, (in Knuzungspriuiukt der Stangenbohne mit der westfälischin Sau- oder Puffbohne, die mit gebratenem Schinken- speck nicht übel mundet, hat jetzt auch in der Türkei, trotzdem dort kein Speck gegessen wird, Anerkennung gefunden. Diese eigenartige Bohne entwickelt bekanntlich Schoten, 7velche den krum- men Türkensäbeln in Form und Größe völlig gleichen. Da diese Schoten getrocknet federleicht und auch billig sind, so sollen sie an Stelle der bisher gebräuchlich schweren und teueren Stahl- säbelscheiden im türkischen Heere zur obligatori- schen Einführung gelangen. Der Sultan ist von dieser neuen Säbelbohne sehr entzückt, und hat den Züchter derselben zur Besichtigung seines Harems und anderer Sehenswürdigkeiten nach Konslantinopel eingeladen. Studierender dc-r kgl. Gartenbau -Universität zu Dahlem, Post Steglitz (Deutschland), in vorschriftsmälsiger Felddienst -Ausrüstung. Orifinalzeichnunf für die „Oarteowelt'*, Chloroform-, Morphium- und Alkoholbehandlung: der Treibpflanzen. (Hierzu keine Abbildung.) Was mufsten sich unsere schönen und nützlichen Treib- pfianzen in den letzten Jahren nicht alles bieten lassen? iVIan hat sie in Schwitzkästen gebadet, in Kühlhäusern und Eiskellern einfrieren lassen und schliefslich auch noch mit Äther betäubt. In allerneuester Zeit hat Johannsen, der Erfinder der Äthertortur, wie er in No. 23 der „Gartenwelt" berichtet, auch noch fest- gestellt, dafs sich Flieder und andere Pflanzen, ebenso wie Mensch und Tier, mit Chloroform grofsartig betäuben lassen. Durch solche Betäubung läfst sich jede Pflanze in tiefen, beliebig lange andauernden Schlaf versetzen. Dieses Verfahren wird in erster Linie, wie der „Allgem. deutsche Gärtner- verein" mitteilt, die Durchführung der vollkommenen Sonntagsruhe in den gärtnerischen Betrieben gewährleisten. Zu diesem Zwecke werden alle Pflanzen- bestände bereits Sonnabend Abend mit einer genügend starken Chloroform- dosis versehen, worauf sie etwa Mon- tag früh, im Sommer um 6, im Winter um 7 Uhr, aus der Narkose zu er- wachen beginnen; bis dahin fallen alle Arbeiten, als Giefsen, Spritzen, Lüften, Schattengeben und Heizen fort, welch letzterer Umstand bei den hohen Kohlenpreisen eine bedeutende Heiz- ersparnis zur Folge haben kann. Chloro- form ist billig und soll in ausreichen- der Menge allen jenen Handelsgärtnern vom „Allgem. deutschen Gärtnerverein" gratis geliefert werden, welche den fünfstündigen Maximal-Arbeitstag, den 300 Mark Minimal-Monatslohn und die Pensionsberechtigung für alle Angestell- ten, vom Lehrling aufwärts, einführen. Hat, wie wir oben gesehen haben, das Chloroformieren der Pflanzen einen so hervorragenden praktischen Wert, dafs es eine förmliche Revolution auf dem Gebiete der Pflanzenkultur hervorrufen wird, so dürfte das Mor- phiumverfahren des chinesischen Hof- gärtners Sching-schang mehr dazu be- rufen sein, die reinen Fachbotaniker in Verwundertmg zu setzen. Sching-schang will eine ganze Reihe verschieden- 26* 804 Die Gartenwelt. V, 26 artiger Pflanzen durch das Einspritzen steigender Morphium- dosen unter die Rinde künstlich zur Morphiumsucht erzogen haben. Über die diesbezüglichen Versuche Sching-schang's liegt uns ein interessantes Material vor, wir zögern aber noch mit dessen Veröffentlichung, weil es infolge des deutsch- russisch-chinesischen Krieges nicht zum Abschlufs gebracht werden konnte. Die morphiumsüchtigen Pflanzen Sching- schang's sind, wie uns ein Hunnenbrief unseres eigenen Mit- kämpfers berichtete, von den europäischen Barbaren grauen- haft zerstückelt worden. Durchaus auf dem Boden der Praxis bewegen sich wieder die Alkohol-Düngungsversuche eines sächsischen Garten- inspektors, der ungenannt bleiben will, weil er sich früher lediglich mit Wasserkulturen beschäftigte und auf diesem Gebiete eine sehr beachtenswerte Schrift erscheinen liefs.*) Zu diesen Düngungsversuchen verwendete der Ungenannte hauptsächlich Münchener Hof brau und Leipziger Gose, von welchen Flüssigkeiten viele Pflanzen gewaltige Mengen ver- trugen, ohne darnach üble Begleiterscheinungen zu zeigen, was unsern Forscher anfangs völlig verblüffte. Die Düngung mit Spirituosen (Getreidekümmel, Nordhäuser und Breslauer Korn) hatte eine ganz eigenartige, bisher unbekannte Wurzel- erkrankung zur Folge, die Prof. Sorauer Wurzelröte be- nannt hat. Leider sind auch die Versuche mit Alkohol- düngung, die der Jauchedüngung gegenüber Vorteile hat, welche wir unsern jüngeren Kollegen wohl nicht erst aus- einander zu setzen brauchen, vorläufig zum Stillstand gebracht worden, da die sächsische Regierung dem Entdecker der Alkoholdüngung in völliger Verkeunung der Wichtigkeit dieses Verfahrens die Gratislieferung der Versuchsflüssigkeiten (Mün- chener Hofbräu und Gose in gröfseren tadellosen Ouantitäten) T-undweg verweigerte. Über Versuche mit Ätherisieren bei FUeder. — Mit grofsem Interesse habe ich die Abhandlung von F. Ledien über das „Ätherverfahren in der Blumentreiberei" gelesen, fand ich doch darin ziemlich alles bestätigt, was ich bei einem Versuche in dieser Sache, vor Weihnachten, selbst erfahren hatte. Es standen mir zu meinem Versuche leider nur Flieder zur Verfügung, und da der Versuchskasten nicht sehr grofs war, konnte der Versuch nur an 6 Pflanzen ausgeführt werden. Ich wählte die Sorten „Marie Legraye" und „Charles A'." und hatte die Pflanzen am 5. Dezember v. J. mit Wurzelballen aus der Erde genommen. (Dabei hatten die „Marie Legraye^^ fast gar keinen Ballen gehalten.) Ich umwickelte die Ballen mit Packleinwand, durchtränkte sie tüchtig und brachte sie am 6. Dezember abends in den Ätherkasten, in welchen ich sie hineinstellte, ohne die Wurzelballen mit irgend einem Material zu bedecken; am 8. Dezemljer wurden sie der Temperatur im Hause ausgesetzt, welche in der ganzen Zeit nie über -|- 18" C. stieg, und am 23. Dezember hatten die „Marie Legraye" ihre Blüten voll erschlossen. An den reichlich '/„ m hohen Pflanzen safsen je 15 — 18 sehr gut entwickelte Blumenlrauben. Es ist hieraus er- sichtlich, dafs eine schädliche Einwirkung des Äthers auf die Wur- zeln durchaus nicht stattfindet. Die ,.CIiarks X." brachten die ersten Blüten am 6. Januar, dieselben waren mangelhaft. Ver schiedene Knospen waren sitzen geblieben. Bei dieser Sorte mufs die Äthereinwirkung wohl verstärkt werden. Es ist un- zweifelhaft von grofsem Nutzen für die Beteiligten, wenn an dieser Stelle die Erfolge über Versuche mitgeteilt werden, nur dann kann man sich schliefslich ein Urteil über den Wert des Verfahrens für die I'ra.xis bilden. L. Kitzenberg, Erfurt. Bevorstehende Ausstellungen. Herr Peter Seim, Vertrauensmann der Erfurter Gärtner- VerbiiuÜDig ^^Eintracht'"'' , teilt uns soeben telegraphise/i mit, dafs im Jahre I cio^ im Sehiitzenhause tu Erfurt eine „Gvofse inittel- eurojiäiscJie Kormal-frartenhaa- Ausstellung" stattfindet. Als erprobter Ausstelhmgsleiter soll Gartenbau- direktor Stammler aus Schlesien nach Erfurt berufen werden. Hand in Hand mit diesem will der alte Maulheld für die Gesamtinteressen des Unternehmens arbeiten, da diese Aus- stellung iiberhaupt die erste sein luird, welche sich die zu Anfang des vorigen Jahrhunderts vom damals noch kleinen Maulheld entworfene , als unfehlbar selbst vom Papste aner- kannte Allsstellungsordnung zur Richtschnur dienen liifst. Auf dieser Ausstellung wird endlich einmal mit dem ver- ruchten Privilegier tensystem gebrochen. Die Devise lautet: „Selbst ist der Mann, jeder Aussteller sein eigener Preisrichter l^^ Die vom Ministerium in beliebiger Zahl zur Verfügung ge- stellten Staatsmcdaillen , die goldenen und silbernen J'ereins- medaillen iverden zum Wegnehmen für die Aussteller frei ausliegen. Der Gesamtbetrag der Geldpreise, man spricht von ^/„ Million Mark, soll bei der Erfurter Reichsbanknebenstelle deponiert luerden und ist von den Ausstellern, die sich als solche zu legitimieren haben, in Teilbeträgen von nicht unter 100 und nicht über 1000 Mark abzuheben. Diese Ausstellung 7vird die erste in allen Teilen voll- kommene und einwandfreie sein, vor ihr wird die gesamte Kritik verstummen und zu Kreuze kriechen. Drum auf tiach Erfurt im Jahre IQO^I *) Monkemeyer, Die Sumpf- und Wasserpflanzen, ihre Be- schreibung, Kultur und Verwendung. Mit 126 Abbildungen im Text. Gegen Einsendung von 5,50 M. postfrei zu beziehen durch den Verlag der -Garlenwelt". Neue Pflanzen. HeJianthus eucumerifolius „Spiralstern". (Hierzu Abb. Seite joj, oben.) — Der Helianthus eucumeri- folius ist nicht nur die Sonnenblume, sondern iiberhaupt die Blume der Zukunft. Haben schon die sich liufserlich total gleichenden .„Neuheiten'''' dieser Art, von einigen zivanzig Züch- tern gezüchtet und eingefiihrt, toeit über die Grenzen Europas hinaus Aufsehen erregt, so scheint uns die Züchtung, die wir heute im Bilde vorführen, dazu berufen, überhaupt alle bisher bekannten Blumenformen über den Haufen zu werfen. Die Abbildung zeigt die neueste Neuheit „Spiralstern", mit Blüten im echten Sezessionsstil , im IVuchse die etwa ziemlich gleichzeitig von Römer in Quedlinburg gezüchtete Zwergsorte „Perkeo" nicht unbetriichlUch überragend. Hcrvoi'gegangen ist diese Neuheit nach Angabe des Züchters aus einer Kreuzung von H. cucum. „Stella" mit der Aster „grofsblumige Zwerg- Chrysanthemum-Perfectiou ,Schnürenpudel'", ivas man aufs IVtvt glauben 7vird. Die Blumen übertreffen an Gröfse die- Die Gartenwelt. 305 jenigen der H. anuuus, Victoria Regia, Welwitschia mirabilis und ähnlieher Riesenblumen und treten be- reits in den konstanten Farhensorten Gelb, Weifs, Blau, Rot und Grasgrün auf. Die weifsc Form soll gut für Brautbouqucts, die griine für Raritätensammler und die gelbe als Ersatz von Pyrethrum zu Teppiek- beeten geeignet sein, wah- rend die rote Perilla und Ricinus aus unsern Blatt- pflanzengruppen zu ver- drängen droht und die blaue sieh in l^erbindung mit gleichfarbigen Rosen und Dahlien zur kunstlichen Herstellung der noch nie in der Natur gesehenen, aber oft von ersten Malern dargestellten blauen Land- schaften eignet. Helianthus cucumeri- folius -Varietäten. (Hier- zu nebenstehende Abbildung.) Hcliiinthus cucumerifolius „Spiralstern" ('/,,, natiirl. Gröfse). On'ginalzeichnung für die „Gartenwelt'^ Über die in diesem eescliätzten Blatte Orchideen. Angrecum. (Hierzu die Abbildungen S. 306.1 — Diese schönen Winterblühcr verdienen ihrer Reichblütig- keit und der langen Dauer ihrer Blüten wegen allge- meine Beachtung in der Kul- tur. Der Habitus der verschie- denen Arten variiert sehr, von den kleinblcibenden Sorten wie A. cilratuin, A. fakaliuu, A. hyaloidts u. a., die nur wenige Centimeter Stammhöhe er- reichen, bis zu den Meter- höhe erlangenden, imposan- ten Gewächsen, wie A. shur- neum und seine Varietät iiiperbum, sowie A. saquipedali. Auch der Blattcharakter ist sehr verschieden. So tragen aufser den Arten mit normal entwickelten Blättern, andere solche, die stengel- artig umgebildet sind, wie ./. scotiiaiuim. Von ganz eigenartigem Bau und ein- zig in ihrer Art in dieser Giiltung sind die Blätter mehrfach erwähnten neuen Hclianllnis cuiumerifoliui-\a.x\^\.?iier\ dürften die folgenden Bemerkungen von allgemeinem Interesse sein. Die Firma Haage & Schmidt, Erfurt, brachte, wenn ich nicht irre, 1895 die cucunterifolius -Form „S/ei/a" in den Handel, von welcher ich Samen bezog und solchen sodann von mehreren besonders schönen Pflanzen für eigene Nachzucht abnahm. Im folgenden Jahre bemerkte ich unter meinen Ikliimlhiis einzelne Exemplare mit schön gedrehten und leicht gewellten Blumenblättern, von welchen ich nun, aufmerksam geworden, wieder Samen erntete, und daraus weitere schöne gedrehte und gewellte Formen in verschiedenen Abtönungen von zartem Schwefel- bis zu sattem Goldgelb mit schwarzen und gelben Körbchen und in der Folge rahmweifse und Ansätze zu dreifarbigen gewann. Dasselbe Spiel entwickelte sich, wie ich bald erfuhr, gleichzeitig an allen Stellen, wo man diese Ilclianthus „S/c/ta" nachbaute, und die Firma Haage & Schmidt brachte regelmäfsig Samen der neuen For- men zum Angebot, ohne sich auf die subtile Trennung der ganz gering- fügigen Verschiedenheiten einzulassen, wie sie neuerdings beliebt wird; die Varietäten „Orion" und „Diadem" enthalten alle diese neuen Sorten. Sie sind nicht ganz konstant und entwickeln fortwährend neue Formen und Töne neben einem ganz geringen Prozentsatz, welcher auf „Stella" und cueumerifoliiis zurückfällt. Alb. Ortmann, Nürnberg. Antivrhinnm }najus pivturaUtm luteum rubro- striatuiu conijjactuiu graudißoruui semiplenum „JUaulheld'' heifst die neueste amerikanische Zöwenmaulzuchtung, deren Erscheinen auf dem europäischen Kontinent, wie uns ein Spezial- telegramm berichtet, von allen Etiketten- Fabrikanten mit grofsem fubel begrüfst wurde. Der Name sagt Interessenten alles Wiin- schensiverte, ivir mochten deshalb nach genommener Rucksprache mit unserem gesamten Redaktionsstabe von einer Abbildung und Beschrei- bung absehen. Helianthus cucumerifolius- Varietäten. lu der Handelsgärtnerei von Alb. Ortmann, Nurnheig, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 306 Die Gartcnwclt. V, 26 von A. Humbhtii. Ihre beiden Hälften legen sich nicht flach auseinander, sondern sind bis auf eine ganz kurze Strecke nahe dem Grunde, mit welcher sie zum Teil den Stamm umfassen, zusammengewachsen. Das ganze Blatt ist fleischig, schwertförmig und sichelförmig zurückgebogen. Wenn auch die Blütengestalt durch Drehung derselben oft verändert erscheint, so bleibt im Grunde genommen die Form durchweg dieselbe. Ein Teil kennzeichnet sofort das Angrecum und dies ist der Sporn der Lippe, der bei einzelnen Arten nur wenige Centimeter beträgt, bei anderen aber bedeutend länger ist und schliefslich bei A. sesquipedalt (Man vergl. die schöne Abb. Jahr. III, S. 469- Die Red.) das Höchste erreicht, näm- lich über 30 cm Länge. Wir besitzen schon heutigentags eine stattliche Anzahl Arten, die alljähdich einen wirkungsvollen Blütenflor entfalten, aber es giebt noch mehr, ebenso schöne und teilweise reicher blühende, die noch ihrer Einführung in die Kultur harren und bis jetzt nur nach trockenen Herbarexemplaren bekannt sind. Ihre Heimat ist das tropische Afrika und die ihm an der Ostseite naheliegenden Inseln, Madagascar, Bourbon, Mauritius, Comoren. Hieraus ergiebt sich, dafs die Pflanzen ins Warmhaus gehören. Eine Art, A. falca- luin, die am nördlichsten wachsende, mufs hier eingefügt werden, sie kommt in Japan vor und verlangt Kalthaustemperatur. Grofse Exemplare pflanzt man am besten in Töpfe und behandelt sie wie Vandeen und Aerides, kleine hingegen werden mit Vorteil in Körben gepflegt. Als Pflanzstofi" verwende man gutes Sphagnum. Da diese Pflanzen keine Bulben tragen und infolgedessen keine Reservestoff'e aufspeichern, verlangen sie auch während der Wintermonate etwas Feuchtigkeit an den Wurzeln, doch nur sehr wenig, weil sonst die Blütenbildung beeinträchtigt werden könnte. Im Sommer können ihnen grofse Mengen Wasser, auch häufige Douchen am Tage verabreicht werden. Einige Arten die besonders hervorgehoben zu werden verdienen, sind : Angrtcum eburneiim mit den Varietäten mptrbum (Abb. untenstehend) und vlrens, mit bis meterlangen Blütenschäften, auf denen dicht angereiht 10—12 cm grofse, fast reinweifse Blüten sitzen. Die Pflanzen allein sind Angrecum eburneum var. superbum. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'' photographisch aufgenommen, Angrecum chailhianum. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Stattlich und für das Warmhaus schöne Dekora- tionsobjekte. A. falcatuvi, weifsblühend, sehr wohlriechend, kleinblumig, doch mehrere Blüten in Trauben vereinigt, dankbar. A. chaiUuanum, eine zur Zeit noch sehr seltene Art, die aber, wie die obenstehende Abb. zeigt, in ihrer Tracht recht hübsch, also gewifs kultur- wert ist. A. ElHsii ist sehr zu empfehlen. Von äufserst feinem Wohlgeruch, weifs und grofsblumiger als A. falcatum. A. Humblotü ist, wenn in Bliite, eine wunder- bare Erscheinung; die Blumen erscheinen in Trauben und in reicher Fülle. Die Blütezeit fällt in den Sommer. A. scottianutn blüht auch dankbar und sollte ebenfalls in jeder Sammlung ein Plätzchen finden. Die Blüten stehen in einer Traube und sind weifs. A. itsquipedalt (syn. Macroplecirum sesquipedalt Pfitzer] ist die gröfstblütige aller Orchideen. Von dieser Art will es mir scheinen, als hätten wir sie noch nicht in Vollkommenheit gesehen, wenig- stens in der Kultur nicht, denn wo wurden an altkultivierten Exemplaren je 6 Blütentriebe, die einzelnen von diesen mit 3 oder 4 Blumen be- laden, beobachtet? Die Blüte ist elfenbeinweifs und bis 20 cm grofs. A. Veitchü. In der ganzen Vandeen-Sektion hatten wir lange Zeit nur eine Hybride. Sie entstand. V. Die Garten weit. 307 wie man annimmt, unter den Händen des verstorbenen berühmten Züchters J. Dominy, indem erAerides affine (vmltiflorum) mitv4. Fkldingn kreuzte. Das aus dieser Kreuzung hervorgegangene Aerides hybridum ging aller Wahrscheinlichkeit nach bald verloren. Aufser der kürzlich bekannt gewordenen Vanda ^^Mifi Agnes Joaguim'', die von einer Dame gleichen Namens in Singapore zwischen V. teres und V. Jwokeriana gezüchtet ist , haben wir in dieser ganzen Orchideengruppe nur noch die obengenannte Hybride Angrecum J'eikhii. Ihre Eltern sind A. sesquipedaie 5 und A. ebiirneitm. Die Pflanze blühte im vorigen Jahre zum erstenmale und steht im Charakter in der Mitte der Eltern. Die Blüte ist nicht ganz so grofs wie die von A. sesquipedaie und der Sporn kürzer. Der glückliche Züchter J. Seden im Etablisse- ment der Herren Veitch erhielt als An- erkennung eine Medaille von der R. H. S. zu London. E. B. B. irleder. Nach den in demselben eing-etragenen HÖhenpunkteu nird es den Beirorljeni ein Leichtes sein, die nötigen Profile zh lionstrnieren.) 4. Kineu ErlünteruncrslieriL'ht. 5. Einen Beptlanzuugrsplan. (i. Eine Rinzel/eichnnng: für die vorgesehene Teichanlage« welche sicli zur Forellenzueht eignen soll nud ihren ZulluTs aus den AbTrÜssern der umliegenden Häuser erhalten wird. 7. Einen Kostenanschlag. Eine perspektivUche Ansicht ist ernünscht. IHe Aulagekosten des ganzen Platzes dürfen '.\ Millionen Mark nicht üborsfeiu^en. Den Ehreuvorsitz des Preisrichter-Kollegiums will Seine Erlaucht («raf Pückler, oberster Herr von Klein-Tschirne i. Schi., allorguädigst übernehmen. Zu Preisrichtern wurden gewählt: Sternberg und Sauden als Vertreter der Finiinzarlstokratie; Eiseubahnminister Thielen und Omnibuskutschcr Paske Preisausschreiben. Der Spittel markt, eine im Herzen der Keichshaupt Stadt gelegene Hauptverkehrsader, in welche sieben CeschÜftsstrafsen einmünden, soll an Stelle der jetzit.'eu ruppigen, mit einem uu- füruiigen t^ranitwaschbecken .geschmückten" An* läge, mit einem grofsangelegteu landschaftsgärt- nerischen Schmuckstück ausgestattet werden. Die Ausläufer dieser Anlage sollen sich, ohne den Verkehr zu stark zu beeinträchtigen, bis in die Seiteustrafsen hineinziehen. Die Stadt ist gewillt, alle sich diesem Plane entgegenstellenden Ver- kehrshindernisse zu beseitigen. So sollen die 38 über den Splttelniarkt führenden elektrischen Strafsenbahnlinien durch gewaltige Tunnels ge- leitet werden, während man den Viadukten der den Platz kreuzenden Hochbahn durch Benagelung mit Korkrinde und Bekleidung mit Schlingpflanzen, Orchideen, Bromeliaceen und l'aruen das Aussehen hängender diärten geben will. In Erwägung dessen , dafs einerseits der städtische täartendirektor mit Dienstgeschäften ständig überhäuft ist, während andererseits sein Inspektor ebenso wie die städtischen Obergärtner durch ihre Thätigkeit im „Verein für deutsche (lartenkünstelei'' nud für sein riesig lebensfähiges Organ vollauf besi-häftigt sind, also nicht für städtische Arbeiten in Ansprucli genommen werden können, hat der Magistrat auf einstimmigen Vor- schlag der Parkdeputntlou hin beschlossen, ein grofs es Preisausschreiben zu veranstalten. Dieses Preisaussclireiben findet natürlich wieder unter Leitung und nacli den (■ rundsät zen des „Vereins für Gartenkünstelei'- statt, es können sich an ihm also selbstverständlich nur diejenigen beteiligen, die Mitglied sind oder es noch in letzter Stunde werden, also die üblichen 15 Mark in die leere Vereinskasse zahlen. Ausgesetzt sind drei Preise von je 90 000, 60 000 und 30 000 Mark, aufser- dem werden sämtliche nichtprämiierten Pläne zum Preise von je 5000 Mark von der Stadt angekauft, so dafs jeder Teilnehmer unbedingt seine Rechnung findeu mafs. Um die enormen Kosten eines solch grofs angelegten Preisansschreibens aufzubringen, soll der Victoria-Park, aus welchem wir noch in letzter Stunde in No. 24 und 25 einige der schönsten Partien gebracht haben, abgeholzt und mit Strafseu durchzogen werden. Die sich auf diese Weise ergebenden Bau- plätze werden dann an Terrainspekulanten zu jedem annehmbaren Preise los- geschlagen. Durch dieses geniale Verfahren will man zweifellos die ganzen Kosten des Ansschreibens aufbringen. Der Magistrat verlangt : 1. Einen farbigen (Jrnndplan im Mafsstabe 1:10. (Es dürfen zur Er- reichung des nötigen Formates Bogen in beliebiger Zahl aneinander gepappt werden.) 2. Eine Zeichnung in Horizontallinien, Mafsstab 1:12. 3. Gin Blatt mit Profilen, Höhenmafsstab 1 : 5. (Beistehend geben wir für die Bewerber den notwendigen Lageplau des Spittelniarktes Lageplan des Spittelmarktes zu Berlin. Von unserem rechts unten stehenden Spezialzeichner. als Vertreter des Verkehrswesens; Direktor Ballin von der Hamburg-Amerika- nischen Paketfahrt A.-(;. und Schleufsenwärter Schaum von der Tiergarten- schleufse als Vertreter des Wasserwesens (Teichanlage); Gärtnerlehrling Schmiedecke von der Lehranstalt zu Köstritz i. Th. als gartenkünstlerischer Beirat. Die Herren Preisrichter haben sich verpflichten müssen, der Prüfung der einlaufenden Pläne und flrläuteruugKberichte mindestens eine Stunde zu opfern, doch wird ihnen während dieser Zeit ein echter Sekt (Mumm, Pommery oder Veuve Cliciiuot) gut abgekühlt und in unbegrenzten Quantitäten zur Ver- fügung gestellt. Der Schlufstermin für die Einlieferung der Arbeiten ist auf den ersten April 1902 festgesetzt worden. lO OOO lUark für die blaue Rose. Der vor Jahresfrist ^oni Fachblatt ,, Erfurter Fuhrknecht im Gartenbau**, einem verkümmer- ten Ableger des „Ratgebefs'S ausgesetzte Preis von 10 000 Mark für die schönste ultramarinblaue Rosenzüchtung , dessen Zinsen bisher an über- geschnappte PHanzenzeichner zur Verteilung gelangten, hat endlich vergeben werden können. Der Anstreicher- und Lackierergeselle Piesecke aus Ilvers- gehofen, Reg.-Bez. Erfurt, ist der glückliche (Jewinner. Die von Piesecke 308 Die, Gartenwelt. V, 26 ^ezHClitBte remontiereude, diirrliniis iviiiteiiiarte Thoerose ,,ÜUi'amnriiiia** übertraf' alle uiidoroii ciit^crciolitcii l)laiil)liiti^'eli >t»uliyitcu , uiilor nelohe« sich ivasrhblauo. koItaltMane. Iiiniiiii'llilinie und stahlhlauß heraiidcn, die sich , NÜmtlirli liei trockener Uittcrniii,' als dnrcliaus farbenliestiindi;; eruiesen. Die l'reiNrichter, Kedakteiire Bette vom ,.i''ulirknecli1'*, Itackmaiin rom ..llandelHlilatt" und Mackwlt/ von der ,,(«arteullnra'*, alles l)erufensto Ver- treter der unabhängigen Kaclipresse. traten geNclilossen für I'ieseckes Züch- tung ein. Wegen tJbernahmc des Alleinverkaul'srechtes sind zivischen dem unabhängigen Itedakteur des ,^Fnhrkuecht** und der Firma ..Bluinenschnitt" diploniatisclic Verhandlangcn eingeleitet norden. Ilemnächst nird der ..Fuhrkuecht'^ einen neuen 10 OOO-Mark-Preis für die erste wirklich blaue Edeliveirszüclitung aussetzen, »orauf nir schon heute alle Lacksieder, Anstreicher und Stiibenbohner aufnierksani niaclien. Obstbau. Topfpflanzen. Phyllotaeniiim (Xanthosoma) Lindenii. Von Max Büttner, Solingen. {Hierzu diu Al'liUdung.) U uter den Blattpflanzen unserer Warmhäuser nimmt rhyllolaeniiiin Lindenii entschieden einen hervorragenden Pl;jtz ein. Obwohl man diese schöne Aracee verhältnismäfsig selten antrift't, macht sie doch durch-, aus keine grofsen Ansprüche an die Kultur, wie man viel- leicht daraus schliefsen könnte. Die weifsen Adern auf den dunkelgrünen Blättern ver- leihen der Pflanze eine Schön- heit, die hier die Bewunderung so manchen Gärtners und Liebhabers schon erregt hat. Die beigegebene Abbil- dung, die mich jeder weiteren Beschreibung überhebt, ist in der Privatgärtnerei der Herren Gebr. Hartkopf, hier, photo- graphisch aufgenommen und stellt eine ca. 3 Jahre alte Pflanze dar. Die Vermehrung geschieht durch Teilung, d. h. Abtrennen der von dem unter- irdischen Stamme oder Wurzelstocke im Bogen nach oben gehenden Seitentriebe, die in möglichst kleine Töpfe ge- pflanzt und au einer warmen Stelle des Warmhauses aufgestellt werden. Die anfangs hängenden Blätter richten sich schon nach einigen Tagen wieder stramm nach oben. Der ge- eignetste Zeitpunkt füir die Teilung ist das zeitige 'Frühjahr. Phyllotaeniiim Lindenii liebt eine lockere, ' nahrhafte und grobe Lauberde, der man reichlich Sand beimischt. Nicht zu grofse Töpfe und recht guter Abzug sind ferner zur er- folgreichen Kultur erforderlich. Während der Wachstumszeit verlangt diese Pflanze reichlich ' Wasser, jedoch ^v'enn im Herbst die Ruheperiode eintritt, sei man mit dem Giefsen etwas vorsichtig. Während dieser Zeit mufs Phyllotaeniitm Lindenii auch seine volle Schönheit behalten, was man aus der im Winter aufgenommeneu Abbildung ersehen kann. Phyllotaenium (X.inthosoma) Lindenii. Originalaufnahnie fiir die „Gartcnwelt''. Die Kaltipflaunie und der Kakaohaum, als deutsche Zuh'unftso7}Stbäui}ie. Die von einer Fach- zeilnng im Dezcnihcr v. J. zur Anpflanzung in Deutschland empfohlene , bisher bei uns nur hier und da als Topfpflanze kultivierte Kakipflaume (Diospyros Kaki) hat alle Erwar- tungen iibertroffen. Noch vor Schlufs des alten Jahrhunderts wurde auf höhere Jl'eisung schleunigst die Eppendorfer Land- strafse bei Hamburg mit Kakihochstänimen bepflanzt. Die Baume haben die Bärenkiilte des verflossenen Winters nicht nur vor- züglich überstanden, sondern sie haben auch bereits anfangs März, etwa gleichzeitig mit den Pappeln am Niederrhein ihre neue Vegetation begonnen. Neben dem deutschen Pomologen -Verein interessiert sich in erster Linie das Kriegsministerium aufserordentlich für diese Kulturversuche , da aus den Kakipflaumen bekanntlich die Kakifarbe hergestellt wird, mit ivelcher die Uniformen unserer Chinalruppcn umgefärbt iverden müssen. Bisher kam diese Farbe ebenso wie die chinesische Tusche und das chinesische Porzellan ausschliefslich aus China. Ob die Kakipflaumen im stände sein werden , die in L^eutschland angebauten, an Altersschwäche leidenden Pflau- mensorten völlig zu verdrängen, mag noch dahingestellt bleiben; als Strafscnbäume dürften sie sich jedenfalls nicht leicht ein- bürgern, weil die faust- bis kindskopfgrofsen Früchte bis zum Breiigit'erden am Baume hängen müssen, in diesem /.u- stand aber leicht abfallen und dann mit ]'orliebe auf den Köpfen harmloser Fufsgänger zu zerplatzen pflegen. Der deutsche Chaussee-Obst- baum der 'Zukunft wird fcdcn- Kakipflaume , der Kakaobaum dieser Batim aber den Tropen' verwohnt ist, mufs er zunächst zverdcn. L^crartige Abhärtungs- falls ein naher Vcrjoandter dci (Theobroma Cacao) sein. Da entstammt und deshalb sehr erst systematisch abgehärtet versuche werden zur Zeit in der Kakaobaumschule der Choko- ladenfabrik von Gebr. Stollwerk in Köln a. Rh. ausgeführt, an taelche sich Interessenten direkt wenden mögen. Tausend Dollar für einen Apfel. — Unter dieser Spitz- marke lesen wir in „The Card. Mag.": „Die Gartenbaugesellschaft im Staate Minnesota (Nordamerika) hat einen Preis von 1000 Dollars (4200 M.) für denjenig'en ausgesetzt, der eine Apfelsorte züchtet, welche in Bezug auf Härte der Sorte „Z'«'eiif^i9chen dtartenbaiidirektoren"' wiirdo gostfrn im Cirkus Kusch 7,11 Berliu unter enormer Teilnahme he- criindet. Seit der Tagung des Itundes der Landwirte im Fehruar d. J. liatte die ffeiraltige Arena des Lrenannten Cirlius lieine solch grofse, imposante Versammlung mehr heherberst. l'ber 4000 preuTsische Gartenbaudirektoren hatten sich eingefunden, daneben waren .Abordnungen gtaniniTernandter Ver- eine auK allen deutschen Hundesstaaten er!.chieneu, die willkommen celieifseu wurden. I>en delegierten der Liegnitzer Kränterinnung und des Allgemeinen Gärtnergehilfenvereins verweigerte man den Eintritt, den Vertretern der Fach- presse aus Berlin. Erfurt und Frankfurt a. 0. wurde derselbe auf yieles Bitten hin gestattet, auch durften sie später dem Festessen in der ,,Hopfeublüte^* Yon einem Nebenzimmer aus als Zuschauer beiwohnen, was alle Anerkennung verdient. Der neue Verein der Kgl. proufsischen Garteubaudirektoren bezweckt, wie der Vorsitzende, Herr Goldlack, Direktor der Königlichen Gärten von Steglitz und l'mgebun:;, in glänzender Kede ausführte, die Hebung und Hoch- haltung des Garfeubaudirektorstandes und will, einem oft anerkannten Be- dürfnis entsprechend, die Stiftung eines besonderen Garteubandirektorordens bei der Krone in Anregung bringen. Als ordentliche lli1glieald die gröfste und eintlufsreit-Iiste Vereinigung im Lande sein dürfte. Verban«! der handelnden iiiärtner DentselUands. Auf der letzten tJeueralversammlnng des Verbandes legte der bisherige Vorsitzende sein Amt wegen l'lierhäufung mit G'eschäftsaufträgen nieder. An seine Stelle wurde nahezu mit Stimmeiieinheit der regierende Fürst Christian Fernst zu Stollberg - Wernigerode genälilt. Der Sitz des Vereins ist von Berlin nach Wernigerode verlegt worden. Wieuns unser dortiger K.-Korrespondent mit- teilt, wird diese Wahl den Blumen- nnd Gemüsekleinhandel Seiner Durchlaucht in keiner Weise beeinträchtigen. In Aussicht i^enonimen ist die Verschmelzung des Verbandes mit dem gleiclie Ziele verfolgenden „Bund der Lauflwirte^, der dann einen Garten- ausschufs unter Vorsitz des F^ürsten' erhält. In tliesem Fall geht das ..lländel- blatt ' endlich ein, an seiner Stelle wird die ..Illustr. Landwirtschaftl. Zeitung- Vereinsorgan und der liisherigo Kcdakteur Backmann nach .Vbsolvieruug einer dreimonatlichen Fntt'ettungskur in Karlsbad Wirklicher Geheimer vortragender Rat mit dem Prädikat Excellenz im landwirtschaftlichen Ministerium. Es ist erreicht! — Die Orofsdcntsche Schnittblumengesell- HChaft ist endlich begründet. Auf einer von der deutschen Kaktusgcsellschnft nach Trier einberufenen Versammlung wurden der Verein der liosenfrennde, die deutsche Dahliengesellschnft und die Kaktnsgesellschaft zur Grofsüeotschcu 310 Die Gartenwelt. V, 26 Sclinittlplumengesellsoliaft rereinigt. Die Versaiiimliiiig foiid im oberen Fest- saale des römisclicn Kaiseriialastes statt und zur Feier der yollzogeneu Ver- einigung war ganz Trier einschliefslicli des Domes abends bengalisch be- leucbtet. Der bisherige Vorsitzende der Kalitusgesellschaft, Prof. Dr. Karl Sclmhmaehcr , wurde zum ersten Vorsitzenden der Schnittblnmengesellsohatt geniihit, und damit der rechte, mitten in der Praxis stehende Mann, an die rechte Stelle gesetzt. Unter tosendem Beifall wies Prof. Schuhmacher in seiner Ansprache auf die engen botanischen Beziehungen hin , die TOn jeher zwischen den nun verschmolzenen drei Vereinen bestanden hätten, denn nicht nur, dafs Dalilien, Rosen und Kaliteen Schnittblumen ersten Ranges seien, ständen auch die Kalitnsdahiien den Kaliteen durch die übereinstimmende Form der Blüten, die Rosen den Kakteen durch die gefürcbteten Stacheln verwandtschaftlich nahe. Redner begründete auch den Schnittwert der Kak- teen in sehr präziser, allseitig einleuchtender Weise. Die Zweige der Opun- tien, Mamillarien u. a. können ein zwar etwas ruppiges, aber unverwüstliches Bindegrün liefern, an Widerhaarigkeit die derlisteu Ruscus übertreffend und ganz geeignet, diesem ausländischen Schnittplunder den deutschen Markt zu sperren. Was die KaktusblUten selbst betrilTt, so sind dieselben bekanntlich von enormer Langstieligkeit und Dauerhaftigkeit. Schuhmacher erinnerte nur an die Fürstin des grofsen Kaktusgeschlecbtes, die „Königin der Nacht^% Cereus grandiflorus. Ihre lianenartigen Blütenstiele werden viele Meter lang, ihre Blüten sind zart, duftig und von langer Dauer, denn sie halten sich vom späten Abend bis zum frühen Morgen, also etwa 6 volle Stunden, können deshalb auch für Trockenbindereieu verwendet werden und, was die Hauptsache ist, ihre Blüte fällt in die blumenärmste Zeit, die Monate Mai und Jnni, in welchen bekanntlich keine getriebene Maiblume, kein Treib- flieder mehr zu haben ist. Wenn es auch vorläufig nicht angeht, so führte Redner weiter aus, alle drei Pflanzengruppen nach dem Vorschlag des be- rühmten Nomenklators Andreas Vofs zn einer nenanfgestellten Gattung Vossifi zu verschmelzen, so könne man doch das, was sie noch trennt, durch Bastard- züclitung meiir und mehr verwischen, was jedem denkenden Gärtner ein- tencbten dürfte. Als nächster Redner bat Gnrteninspektor Radies - Jena ums W^ort. Er erklärte sich im allgemeinen mit den Ausführungen Professor Sclinhmachers einverstanden, sträubte sich aber energisch gegen eine spätere Zusammen- zieiiniig der Gattungen Jtosfi, Dafilia und der verschiedeneu Kakteen-Gattungen zur neuzubildeuden Gattung Vossia, Im allgemeinen hätte Redner, so führte er aus, gegen eine derartige Verschmelzung nichts einzuwenden, da aber die Gattung Jtosa und einzelne Kakteen - Gattungen vor 1.^3^2 Jaliren vom Alt- meister Linne aufgestellt seien, so würde es eine Pietätlosigkeit bedeuten, sie jetzt ohne zwingende Gründe, die ja entschieden nicht vorlägen, wieder umzuwerfen. Die lebhaften Debatten, welche diese Ausführungen hervorriefen, führten leider zu keinem defluitiven Ergebnis. Geschäftsfülirer der Oesellschaft wird der bekannte Kohlmannslehner in Britz bei Rixdorf (Berlin-Tempelhofer Zentralbahn), welchem jedes Mitglied die gezüchteten Neuheiten zum Generalvertriel» zu ül»erweisen hat. Vereiusorgan wird der „Praktische SchnittblunienzUchter der Neuzeit" (Redaktion Pater Lembart), der, wie ein Phönix aus der Asche, aus einer Vereinigung der Rosenzeitung, der Kakteen • Monatsschrift und der Jahres- berichte der alten Kaktusdahlien-Gesellschaft hervorgehen soll. Jahresversammlung des Verbandes ehemaliger Reut- linger. Die am 17. Februar d. J. im Restaurant zur Sonne in Reut- lingen slaltgefandene erste Jahresversammlung ehemaliger Reutlinger wurde von dem I.Vorsitzenden, Herrn Garteninspektor M. Görlich- Reutlingen, erölTnet, welcher die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste, insbesondere auch Herrn Direktor Lucas herzlich begrüfste und willkommen hiefs. Der Verband wurde am 25. Februar 1900 mit einer Mitgliederzahl von 29 gegründet. In dem verflossenen Vereinsjahr traten 84 neue Mitglieder ein; der Verein zahlt also z. Z. 1 13 Mitglieder. Eine verhältnismäfsig noch kleine Zahl, wenn man bedenkt, dafs seit Grün- dung des Instituts über 2500 in demselben ausgebildete Schüler in die Welt hinausgezogen sind. Der Verband bezweckt ein festeres und engeres koUegialisches Band unter den früheren und jeweiligen Angehörigen der Anstalt und mit dieser selbst zu knüpfen. Jeder ehemalige Reutlinger ist herzlich eingeladen, dem Verband bei,:ulieten , denn je gröfser die Mitgliederzahl, desto umfangreicher können die Mitteilungen des Ver- bandes, die jedes Mitglied gratis zusammen mit den „Praktischen Blättern für Pflanzenschutz" erhält, gestaltet werden. Dem bisherigen Geschäfts- führer, Gartenbaulchrer H. Wolanke, der durch sein Scheiden von Reutlingen das Amt abgab, wurde für seine Mühewaltung und sein Interesse für den Verband der herzlichste Dank ausgesprochen. Zur Unterstützung des I.Vorsitzenden wurde vorläufig der Vorstand der „Hortologia" gewählt. Der Jahresbeitrag beträgt 2 M. Anmeldungen sind an Herrn Garteninspektor M. Görlich, Pomologisches Institut, Reutlingen, zu richten. H. Grote, Harmonie, Vereinigung ehemaliger Gärtnerei-Associes, hält heute ilire diesjälirige Jaliresversamnilung im Schwarzen Adler zn Schöneberg ab. Einzige Punkte der Tagesordnung; Die Beilegung schwerwiegender Meinungsverschiedenheiten und die Aufnahme einiger hundert neuer Mitglieder. Für die nächste Jahresversammlung werden die Städte Altenweddingen, Win- dischlenba und Neapel vorgeschlagen. Bücherschau. Kohl, Der Überbanm =^). In dieser Refornischrift wirft ein kühner Volksschnllehrer, der vielleiclit auf einer staatlichen Lehranstalt in den Osterferien einen Gescliwiud - Kursus im Obstbau durchgemacht hat, alle bisiier gültigen Grundsätze der Obstkultur über den Haufen. Die Mitwelt ist für diesen Reformator noch nicht reif, der 1000 Jahre zn früh geboren, die Nachwelt wird ilin zur Unsterblichkeit erlieben. Eine ebenso groPsartige als liilllge Schrift, die den Herren Gaucher, Goetiie, Lucas, Stoll u. a. zur Lektüre empfohlen sei. Kohls Lehren lassen sich in die Worte; keinen Wurzel- und Kronenschnitt, keine Stämme, keine Formen, kein Ver- edeln und kein Verpflanzen, keine Pflanzlöcher und keine Bodenlockernng zusammenfassen. Man steckt einfach einen Kern in die Erde und ülierläfst dem lieben (4ott alles übrige, die Ernte natürlich ausgenommen. Ganz be- sonders sei darauf hingewiesen, dafs Kohl Verletzungen der Pfahlwurzel nicht vertragen kann, sie mnfs wachsen bis ins Unendliche, und wenn sie bei unseren Antipoden , also am entgegengesetzten Ende der Erdkugel, wieder herauskommt. Selbstverständlich wird auch das Kronenwachstum gleichen Schritt mit der Pfahlwurzel halten, so dafs unsere Nachkommen Bäume sehen iverden , deren Kronen thatsächllch in den Himmel ragen. Zum Abernten dieser Bäume kann natürlich nur die Leiter verwendet werden, die Jakob im Traume gesehen hat, nicht etwa die vom „Praktischen** preisgekrönte un- praktische Leiter ,, Gnadenfrei**. Herr Mackwitz vom ,, Verein zur Beförderung des gärtnerischen Titel-, Orden- und Medaillenwesens in den kgl. preufs. Staaten** war von der vor- liegenden Sclirift so entzückt, dafs er den Lehrer Kolil für die Verleiiiung des Titels (Jartenbau - Überdirektor und für den neu gestifteten Sauerkrant- orden am grasgrünen Bande in Vorsciilag brachte. Die Verleiiiung dieser Auszeichnungen stellt stündlich bevor. Stringfello^v, H. M., Der neue Gartenbau. Unter diesem Titel ist aus der Feder eines amerikanischen Fachmannes im Jahre 1896 ein neues Werk über Gemüse- und Obstbau in englischer Sprache erschienen, übersetzt ins Deutsche durch Friedrich Wannieck, Baumschulenbesitzer in Schöllschütz (Mähren). Verlag von Trowitsch & Sohn, Frankfurt a. 0. Preis 3 M. Der Verfasser sucht klarzulegen, dafs die heutige Art des Garten- baues veraltet und sehr verbesserungsbedürftig sei. In eingehender Weise bespricht er den Gemüsebau und zeigt den Weg, wie es möglich ist, die Rentabilität desselben zu erhöhen, Krankheiten vorzubeugen und Schädlinge abzuhalten. Geradezu überraschend sind die Erfolge, welche er mit Düngung erzielt hat; man möchte fast sagen, sie klingen echt amerikanisch. Als neu zu bezeichnen sind die Resultate des Heraus- gebers, die er mit einer ausgiebigen Düngung von Salpeter, in Form von verdorbenem Schiefspulver hatte. Hierdurch glaubt er nicht nur eine Bereicherung an Nährstoffen herbeigeführt, sondern auch die bereits eingetretene Bodenmüdigkeit bekämpft zu haben. Durch reichliche Düngung glaubt er überhaupt in der Lage zu sein, ein und dieselbe Fruchtart ohne Wechsel alljährlich wieder anbauen zu können, eine Ansicht, die unseren Erfahrungen widerspricht. Wenn wir ihm bezüglich der Düngung auch vollen Beifall zollen müssen, so müssen wir doch bemerken, dafs er bezüglich Vermeidung von Bodenmüdigkeit ent- schieden auf einem falschen Standpunkte steht, denn jeder praktische Gemüsegärtner wird aus Erfahrung kennen gelernt haben, dafs es nicht gut ist, jedes Jahr auf ein und demselben Platze ein und dieselbe Gemüseart anzubauen. Eigenartige Erfahrungen bringt das Kapitel Obstbau. Hier wird gerade das Gegenteil von dem empfohlen, was man in Deutschland allmählich als brauchbar gefunden hat. Der Boden nicht gelockert, die Bäume sollen tief gesetzt werden, damit die Wurzeln aus den tiefsten Schichten Feuchtigkeit entnehmen können und nicht durch Hitze ge- schädigt werden, sämtliche Wurzeln aber soll man ganz kurz — auf *) Der Reformobstbaum. Ein dringender Vorschlag, dem Obstbau seine alte, solide Grundlage wiederzugeben. Von G. W. Kahl, Lehrer in Fahrenkrug. Kiel und Leipzig. Verlag von Lipsins & Tischler. Preis I M. V, 26 Die Gartenwelt. 311 2 — 3 Zoll — zurückschneiden, weil sich hierdurch eine Anzahl neuer Wurzeln bilden, die tief in den Boden einzudringen vermögen, auf diese Weise dem Baume einen festeren Halt gegen Stürme verleihen und ihn befähigen, Nährstoffe und Wasser den untersten Schichten zu entnehmen. Wir können leider den meisten Ansichten des Verfassers nicht bei- stimmen, denn gerade bei uns zeigt die Praxis, dafs ein junger reich- bewurzelter Baum, der in gut gelockertes Erdreich nicht zu tief gepflanzt wird, am allerbesten gedeiht. Das Buch ist ja schliefslich auch nur für amerikanische Verhältnisse geschrieben worden. In der Hand des Laien könnte das Werkchen gefährlich werden, dem denkenden Fach- mann bietet es aber einige Anregungen. Fetisch, Oppenheim, Kreistechniker für Obst- und Gartenbau. Unter dem Titel „Der Bildergarten" soll deiiiiiäohKt eine illustr. (lürtnerzeitiing ohne Text nach dem Vorbild der ,,>Voclie" im Verlage von AiigilNt Sflierl, (jJesellsdiuft mit besclir. llofrnniit;, io Berlin erscheinen. Pas Blatt ist in erster Linie für die ehemnligen Zötfllnge einer Leliranstalt be- stimmt, die körperlich und geistig Zurückgebliebene za Oärtnern ausbildet, dann aber auch für Analphabeten, SclnTarlisinnige and Denkfaule überhaupt. ,,I>er Bildergarten'' hofft bald die gelesenste, pardou. die angesehenste Oartenzeitung der Welt zu sein, er will aber im Interesse seiner sehr ge- schätzten Abonnenten die Liste der jährlich neu hinzutretenden 1000 Uann entweder gar nicht oder doch nur in fingierten >'anien veröffentlichen. Wir würden das erstere vorziehen, weil ja die AI)onnenten doch nicht des Lesens kundig sind uud schon darum jeder belehrende Text am besten fortfällt. Hesdörffer, Köhler und Rudel, Die schönsten Stauden für die Schnittblumen- und Gartenkultur. 48 Blumentafeln nach der Natur aquarelliert und in Farbendruck ausgeführt von Walter Müller in Gera. Vollständig in 12 Lieferungen zu je 90 Pf. Berlin W. 35 1901. Verlag von Gustav Schmidt. Dieses schöne Werk, auf welches wir unsere Leser schon wieder« holt hingewiesen haben, ist nunmehr bereits bis Lieferung 10 gediehen. Die 4 Tafeln derselben veranschaulichen in gewohnter Treue: Cam- panula ptrsicifolia var. gniß., var. alba, var. alb. fl. pl. und var. coro- nata, sowie C. latiloba; Lupinus arbornis und var. albus, sowie L. poly- pkyllus ' Polygonutn polysiachyum , P. compactutii und P. sachalinense; Aquiltgia stellata var. — Das Staudenwerk erscheint nunmehr auch in einer englischen Ausgabe, also im ganzen in sieben Sprachen, was ge- wifs der schlagendste Beweis für den Wert desselben ist. Der Preis von 90 Pf. für die Lieferung ist aufserordentlich billig zu nennen, wenn man bedenkt, wie ausgezeichnet die farbige Wiedergabe ist, so dafs der Kenner auf den ersten Blick weifs, welche Staude er vor sich hat. Perntcr, I>r. J. 91., Das moderne Wetterschiefsen. Stutt- gart und Wien 19U1. Jos. Roth'sche Verlagsbachhandlung. Preis 40 Pf. Die Schrift behandelt das Wolkenschiefsen aus Biesenkanonen und anderen Schiefsprügeln, als ebenso verzweifelte wie nutzlose Gegenwehr gegen Hagelschäden. Zum Schiufs schreibt Verfasser: ,, Heute ist mit Sicherheit nur ein Satz auszusprechen : es ist nicht als unmöglich zu erklären, dafs das Wetterschiefsen hagelverhindernd wirken könne.'' Diese Art der Schiefserei möchten wir in erster Linie unseren Sonntags- jägern als harmloses Vergnügen empfehlen, aufser diesen dürften auch bald die Tierschutzvereine mit Wetterkanonen losdonnern und zwar zur Bekämpfung der leider sehr überhandnehmenden nützlichen Singvögel, wie Nachtigallen, Sprosser, Kotkehlchen, Meisen u. a. Diese Vögel sollen aus übertriebener Ängst- lichkeit gleich beim Beginn der Schiefserei ausrücken nnd sich dann in den nächsten Jahren niciit mehr iu der betr. (jegend sehen lassen. Die gröfste Wetterschierskanone befindet sich z. Z. im Besitze des deutschen Tierschutz- vereins. Diese Kanone für die „Gartenwelt'' aufzunehmen, war leider nicht möglich, da unser Spezialphutograph beim Anblick des geladenen ßiesen- rohres schleunigst Versengeld gab. Tagesgeschichte. Berlin, deu 1. April. Die Schntzzöllner haben einen Erfolg zn verzeichnen, der ihre kühnsten Erwartungen, die Wünsche ihrer phantastisch- sten Träume, weit übertrifft. Laut Beschlufs des Bandesrates von heute soll ein Teil der chinesischen Mauer, die im Interesse der europäischen Kultur sowieso fallen niufs, nach Europa geschafft werden. Zur absoluten Verhiuderung jeder Einfuhr von ahfreschnittenen Blumen, Früchten, (JemUsen nnd Pflanzen, soll das ganze deutsche Reich mit dieser Mauer umgeben werden. Dieser Beschlufs bietet nicht nur den Maurergesellen so günstige Aussichten , dafs sie sofort in eine grofse Lolinbewegang einzutreten beschlossen , sondern er wird auch der Spalierobstzucht neue Bahnen eröffneu. Die ganze Mauer soll mit Spalier. Obst bepflanzt werden, auf der Nordseite mit Schattenmorellen, in Suddeutsch. land mit Reben und Pfirsichen, an den übrigen Stellen mit dem roten Trieri- schen Mostapfel. Die einzelnen an die Mauer grenzenden Bundesstaaten beabsichtigen, akademisch gebildete Mauer-Spalier-Clarten-Inspektoren anzu- stellen, für welche Stelleu in erster Linie auf der Gartenbau 'Universität in Dahlem undderGärlnerlnnen-Hochschale in Mariafelda vorgebildete Akademiker in Aussicht genommen sind. — Am 19. März fand eine von etwa 1200 in den Handelsgärtne- reien von Berlin und seiner Vororte beschäftigter Gehilfen besuchte Versammlung im grofsen Saale des Handwerkervereins statt. Da die Handelsgärtner die Forderungen der Gehilfen abgelehnt haben, so wollen die Gehilfen in allen Gärtnereien, welche die Forderungen nicht bewilligen, die Arbeit zum 15. April kündigen. Der von der Versammlung einstimmig angenommene erweiterte Tarif, der am i. April in Kraft treten soll, lautet in den Hauptpunkten: „Maximalarbeitszeit täglich II Stunden; Sonntags werden nur die naturnotwendigen Arbeiten Verrichtet, jeder zweite Sonntag ist freizugeben, und, sofern diese Frei- g.ibe nicht angängig, ist diese Arbeitsleistung besonders zu vergüten. Minimalwochenlohn ohne alles 18 M., monatlich 75 M.; bei freier Woh- nung, Licht, Heizung und zweimal täglich Kaffee mit Brot 15 M., monatlich 60 M.; bei halber Station (Wohnung, Licht, Heizung, Mittag- essen und zweimal täglich Kaffee mit Brot) n M., monatlich 45 M.; bei vollständig freier Station 7 M., monatlich 30 M.; Überstunden an Wochentagen 35 Pf. Der Arbeitsnachweis soll ein paritätischer sein und in Gemeinschaft mit dem der Landschaftsgärtner, Metzerstrafse 3, geführt werden." — Eine liekannte gärtnerische OfTerten-Makulatur-Fabrik vernen- det neuerdings ein neues eigenartiges Vexier-Papier, welches das üliliciie an Fadenscheinigkeit noch übertrifft und den Torzug hat, dafs infolge des ge- ringen Gewichts recht viele Inseratbogen dieses Stoffes für 3 Pf. versandt werden können. Wie wir hören, wird dieses Papier aus Pflanzenfasern her- gestellt, welche der Drucker aus der neu importierten l*rt7>//r(/»-R6volver- Staude gewinut, die er auf eigenen Rieselfeldern kultiviert. Das so ge- wonnene Papier hat aufser dem Vorzug der Leichtigkeit noch die liervor- ragende Eigenschaft, dafs die aufgedruckte Inseratenschrift der Vorder- und Rückseite ein harmonisch zusammenfliefseudes Geschmier bildet, zu dessen Entzifferung die Faftrik einen besonderen Schlüssel an ihre gläubige (ia. In der Mitte auf der Tafel sehen wir die sogenannte Wasserhyazinthe der Liebhaber, Eichhornia spcciosa. Sie wächst rosettenförmig und schwimmt auf dem Wasserspiegel, zu welchem Zwecke sie von der Natur mit ballonartig aufgeblasenen Blattstielen ausgestattet wurde. Die Vermehrung durch Ausläufer ist eine ganz enorme, so dafs die Wasserhyazinthe auf den Strömen ihrer südamerikanischen Heimat zu einer wahren, die Schiffahrt erheblich hemmenden ^\'asserplage geworden ist. Auch in unseren Wasserpflanzen- häusern vermehrt sich die Wasserhyazinthe im Sommer enorm, dabei ist sie leider vielfach eine wenig dankbare Blüherin. Die BlUtenähre unserer Tafel mit den dreiblättrigen, weifsen, am Grunde der Blütenblätter kastanienbraun gefleckten Blüten, olS Die G a 1 1 c n \v c 1 1. V, 27 gehört der Sagitiaria montevidensis an, eiaem neueren Pfeil- kraut, das unter günstigen Verhältnissen stattliche Dimensionen annimmt und über Meterhöhe erreicht. Die Blüten stehen immer quirlförmig zusammen, die unteren der Ähre sind weiblich, die oberen männlich. Samen wird stets reichlich an- gesetzt, und diese mehrjährige Art ist leicht durch Aussaat zu vermehren, Ausläufer bildet sie aber nicht. Die links auf der Tafel stehende hellblau blühende Art gehört einer Verwandten tier Wasserhyazinthe an, der erst seit einigen Jahren bekannten \'egetationsbild aus dem Wasserpflanzenhause des Berliner botanischen Gartens. Originalzcichnung für die „Gartenwelt'^. beschreibung des genannten Züchters liegen zu demnächstiger Veröffentlichung an dieser Stelle schon bereit. Die Gräser auf unserer Tafel gehören dem echten Reis (Oryza sativa), einer recht eleganten Sumpfpflanze, an. Neben unserer Tafel bieten wir auf beistehender Text- abbildung noch ein interessantes Vegetationsbild tropischer Wasserpflanzen, von unserer Zeichnerin im Sommer vorigen Jahres im Wasserpflanzenhause des hiesigen botanischen Gartens gezeichnet. Das Bild zeigt deutlich, bis zu welchem Grade der Üppig- keit und Voll- endung sich tro- pische Wasser- pflanzen unter günstigen Verhält- nissen entwickeln können. Aber auch im Freien ist die Kultur vieler tro- pischer Wasser- gewächse, wenn auch häufig nur in künstlich er- wärmten Teichen, möglich. Auch für diese Kultur bieten wir in die- sem Hefte durch Wiedergabe einer vorzüglichen Ab- bildung einen für sich selbst spre- chenden Beweis und geben nach- stehend Herrn Hofgärtner Ditt- mann zur Dar- legung seiner Kul- turmelhode das Wort. Foniederia montevidensis, welche viel stattlicher als die bei uns winterharte F. cordata ist. Diese Fontcderia hat sich gleich- falls als vorzügliche .Aquariumpflanze bewährt, auch zur Aus- schmückung von Blumenvasen dürften sich ihre Blütentriebe trefflich eignen. Die grofse gelbe Blüte unserer Tafel stellt eine vollerblühte Lotosblumen-Hybride dar, eine von Nelumho 7uicifera, nicht von N. lutea abstammende Sorte. Die Lotos- blume dürfte vielleicht in nicht allzu ferner Zeit noch eine Rolle als riesenblütige Schnittblume auf dem Blumenmarkte spielen, da ihre Kultur zur SchnittbUimengewiuaung zu einer sehr dankbaren gestaltet werden kann. Ich habe bereits im vorigen Jahrgange No. 51, S. 60g kurz über die diesbezüglichen Kulturen des Hofgärtners Dittmann in Darmstadt berichtet. Einige Aufnahmen aus diesen Kulturen und eine Kultur- Heizbare Teichanlage für tropische Sumpf- und Wasserpflanzen im Garten des neuen Palais zu Darmstadt. Von Hofgärtner F. Dittmann. (Hierzu eine Abb'üdtot^ und ein Lageplan) Ochon vielfach wurden Kulturversuche mit tropischen Sumpf- und Wasserpflanzen während der Sommermonate im Freien vorgenommen , ohne jedoch günstige Resultate zu ergeben, denn die meisten Arten verlangen zum freudigen Gedeihen erwärmtes Wasser, wie es bei uns in Deutschland nur in Gewächshäusern erreicht wird, und wenn es wirklich im August im Freien warm genug würde, zur Anpflanzung ist V, 27 Die G a 1' t e n w e 1 1. 31!1 320 Die Gartcnwelt. V, 27 es alsdann doch zu spät. Diesem Übelstande wird aber jetzt abgeholfen, indem man heizbare Teiche im Freien herstellt, worin die tropischen Wasserpflanzen mit dem gröfsten Er- folge herangezogen werden. Solche Teiche erfüllen doppelten Zweck. Erstens gewinnt man reiches Material zur Schnitt- blumengewinnung, und dann trägt ein solcher Teich bedeutend zur Verschönerung unserer Gärten bei. Die Pflanzen können sich ja selbstverständlich im heizbaren' Teiche viel mehr aus- dehnen, als in den Gewächshäusern, sich also zu gröfserer Üppigkeit entfalten, und welch' malerischen und bezauber- ten Anblick gewährt eine derartige Teichanlage in voller Entwicklung, übersät mit Hunderten von Blumen der ver- schiedenartigsten Nymphaeen, Nelumbien, Sagittarien, Ponte- Sc^'v^XX)!: -«.--6 ScÄ>t(X/WVVW i V77W]jr77TTTT77T7777777rr77rnTn777n- 7rrrr7T7/T7777TTm77J777777777' ^ ^ ^^ Lageplan der heizbaren Teichanlage im Garten des „Neuen Palais" zu Darmstadt. Originalzeichnung fiir die nGartenwelt'*. derien etc. in den prächtigsten Farben. Der Anblick ist nicht zu beschreiben , man mufs so etwas gesehen haben. Die Abbildung Seite 319 giebt ein anschauliches Bild von einer solchen Anlage, wie sie im letzten Sommer im Garten des neuen Palais zu Darmstadt für die „Gartenwelt" photo- graphisch aufgenommen wurde. Die Vorarbeiten zur Teichanlage wurden schon frühzeitig begonnen, denn es ist eine riesige Arbeit, so etwas aus- zuführen. Da unsere Raumverhältnisse im hiesigen Garten nicht sehr grofs sind, beschränkten wir uns darauf, den Teich 18 m lang zu machen, bei einer Breite von 13 m. Unser ohfin- stehender Lageplan zeigt die genaue Form des Teiches, auch ist hieraus die Lage der Heizrohre zu ersehen. Nachdem der Grund der Form des Teiches entsprechend ausgehoben war, wurde der Wasserspiegel genau festgestellt, worauf eine 12 cm hohe Betonschicht aufgetragen wurde. Hierauf kam 2 cm hoch Zement, vermischt mit Flufssand, mit welcher Mischung der Beton tüchtig verstrichen wurde. Nach der Fertigstellung betrug die Tiefe des Teiches 90 cm, was wir für ausreichend hielten. In die Öffnung für die Ein- und Ausmündung der Heizrohre hatten wir einstweilen Thonrohre eingesteckt, um dem Undichtwerden vorzubeugen, bevor die Heizrohre gelegt wurden. Die Rohre wurden an dieser Stelle mit Gummiringen umgeben, alsdann eingemauert und mit Zement eingestrichen. Um eine durchschnittliche Wasserwärme von 25 — 35" C. zu erhalten, waren wir genötigt, zwei übereinanderliegende Heiz- rohre anzubringen. Um die Heizung im Winter zu regulieren, also zu dieser Zeit das erwärmte Wasser abzustellen, wurden noch zwei Schiebeventile eingesetzt, denn die Erwärmung des Wassers im Winter wäre nur nachteilig für die Pflanzen. Die Herstellung der Heizungsanlage lag in den bewährten Händen der Firma G. Schneider, Feuerbach-Stuttgart. Eine derartige Sache war dieser Firma allerdings neu. Sie führte dieselbe aber nach unseren Angaben zur gröfsten Zufriedenheit aus. Da das Kesselhaus 14 m von dem Teiche entfernt liegt, mufsten wir die Rohre iso- lieren, und für den Fall, dafs eine Repara- tur in dieser Strecke vorkommen sollte, war es nötig, einen Backsteinkanal her- zustellen, um jederzeit bequem heran- zukommen. \\ie ich schon erwähnt habe, wurden zwei übereinander liegende Rohre gewählt, das eine zur Erwärmung des Wassers, das andere zur Erwärmung des Schlammes. Die Nahrung der Pflanzen bestand in gutem Material, zusammengesetzt aus Rasenerde, Lehm, Moorerde, Rinderdünger und Hornspänen. Es ist kaum glaub- haft, was wir für eine bedeutende Menge Erdmaterial brauchten. Um die Höhe von 55 cm zu erhalten, verbrauchten wir 70 einspännige Wagen Erde. Um helles Wasser zu bekommen, deckten wir die Oberfläche noch 5 cm hoch mit Flufssand ab. Dies ist von grofsem Vorteil, da man nicht nur helles Wasser bekommt, sondern auch beim Schneiden der Blumen, sowie Reinigen der Pflanzen in den Teich gehen kann, ohne einzusinken. Die Bepflanzung des Teiches wurde Ende April vorgenommen. Zu diesem Zwecke hatten wir zuvor sämtliche für den Teich bestimmte Pflanzen in Töpfen und Kübeln etabliert, worauf der Teich mit folgenden Arten besetzt wurde. Nymphaea ortgiesiana, rosa blühend, war am meisten vertreten; es war keine Seltenheit, 20 bis 30 offene Blüten zu gleicher Zeit an einer Pflanze zu zählen. Die blau blühenden N. zanzibariensis und A''. caerulea, nebst Varietäten, prangten ununterbrochen im Schönsten Blumenflor. Auch verfehlten wir nicht die prächtigen neuen winterharten Seerosen mit aufzunehmen, die sich in dem warmen Wasser vorzüglich entwickelten, so JV. flammea, N. robinsoniana und N. Seigiwurdi. Von älteren V, 27 Die Gartcnuelt. 321 Arten und Sorten seien noch erwähnt : N. fulva, N'. Marliacii chromatella, N. Marl, rosea, C. Marl, albida, N. Leydeckeri lilacina, N. Leydeckeri purptiraia, N. tuberosa. Am Rande des Teiches pflanzten wir die Lotosblume, Nelumbo, in den verschiedenen Sorten, da dieselben nur ganz geringe Wasser- tiefe verlangen. Über das Wachstum der Pflanzen waren wir selbst erstaunt, denn Blätter und Blumen entwickelten sich prächtig. Auch eine Victoria Trickeri fehlte nicht, es ist dies die harte Form von Victoria regia. Trotzdem die Pflanze etwas spät ausgepflanzt wurde, erreichten die Blätter doch noch eine durchschnittliche Gröfse von i m Durchmesser. Weiter trugen noch zur Verschönerung des Arrangements wesentlich bei : Sagittaria vwntevideiisis, sowie das gefüllt blühende Pfeil- kraut, japonica fl. pleno, die graziöse Thalia dealbata, Poten- tilla palustris, Jiincus zebrinits, Pontederia montevidensis, eine herrliche Wasserpflanze mit blauen Blumen, ferner noch die liebliche blaublühende Pontederia (Eichhornia) crassipes. Während der Vegetation liefsen wir nur wenig frisches Wasser zulaufen, damit das Wasser nicht zu sehr abgekühlt wurde. Der Überflufs an Wasser wurde nicht durch das Abflufsrohr fortgelassen, er trat einfach über die Ufer und bewässerte so auf natürliche Weise die Umgebung des Teiches, welche mit allerhand Sumpfpflanzen und Gräsern besetzt war. Im Herbst, bevor Frost eintrat, wurden die tropischen Wasser- und Sumpfpflanzen aus der Erde herausgenommen und teils trocken, teils in Wasser überwintert. Es sollte mich sehr freuen, wenn diese Schilderung zur Nachahmung anspornen würde, und ich wünsche allen, die es versuchen, besten Erfolg. Nymphaea „Diana" ist eine gute neue amerikanische Hybride zwischen N. Sturlcvanti X N. ampla. N. Sturtevanti soll von N. devonieiisis abstammen, welche rosafarbene Blüten besitzt, wogegen die von A'. ampla gelblich-weifs sind. Die neue Hybride soll rote Blumen mit leuchtendem karminfarbenen Schimmer haben. Gehölze. Die Widerstandsfähigkeit einiger neuerer Gehölze im letzten Winter. Von F. Rehnelt, Giefsen. Der diesjährige Winter war seit 1895 der kälteste. Er bot Gelegenheit, eine Anzahl neuerer Gehölze auf ihre Widerstands- fähigkeit gegen Kälte hin zu beobachten, und wenn dies auch nicht ohne manchen bedauerlichen Verlust geschehen ist, so sind die dabei gemachten Erfahrungen lehrreich. Sie zeigen einer- seits, dafs man mit vielen Holzarten durchaus nicht zu ängstlich zu sein braucht, während andererseits verschiedene neuere Ein- führungen in unserm Klima als Gehölze nicht in Betracht kommen können. Nachstehende Notizen dürften daher für Gehölzfreunde von Interesse sein, auch wenn dieselben nur anderwärts gemachte Beobachtungen bestätigen sollten. In der Annahme, dafs auch andere ihre Wahrnehmungen in der „Gartenwelt" veröffentlichen werden, *) beschränke ich mich auf die neueren und wenig be- kannten Arten, die in stärkeren Exemplaren meist mehrmals hier vertreten sind. Nur zum Vergleich sind einige allgemein be- kannte Gehölze mit aufgenommen. Einige Bemerkungen über die hiesigen Witterungsverhältnisse im letzten Winter seien voraus- geschickt. Nach einem sehr milden Vorwinter trat in der Neujahrs- nacht plötzlich starker Frost ein, der bei klarem Himmel bis zum ig. Januar anhielt. Da die Schneedecke gänzlich fehlte, fror der Boden bis auf i m Tiefe. Das Erdreich zeigte hier im Garten weitklaffende Risse, wie bei starker Sommerdürre. Die niedrigste Temperatur erreichte der Januar am 6. mit — 19" C.*) Sein Monatsmittel betrug — 4,51 "C. Noch kälter war der Februar mit einem Mittel von — 4,55" C. und einem Minimum von — 21" C. am 22., doch war der Februar im Gegensatz zu seinem Vorgänger schncereich. Die beschädigten Gehölze, namentlich Koniferen und immergrüne Gesträuche, die gröfstenteils ihre Be laubung einbüfsten — mit Ausnahme der Rhododendron, die sich unter Tannenreisig-Überbau prächtig gehalten, haben im Januar bei den scharfen trockenen Ost- und Nordwinden Not gelitten. Durch Frost sind beschädigt (die mit einem * haben stark gelitten): a) Gedeckt: *Abetia nipestris; *Azaka amoena'. * Bacharis pilu- laris, *B. salicina; *Caryopteris Mastacanlhus; Coto»easter thyinifolia ; *Ehrilia serrala; Hydrangca qiurdfolia; *Leyces/ena formosa; Santolina C/iamaecyparis ; l'i/ex Agnus castus, *V. cannabina. b) UngeJeckt, jedoch den Fufs mit Laab geseliützt: *Acer rufinerve; Aucuba japonica; * Btrberis ilicifolia, *B. Lyciuni; Ceano- thus azureiis und Hybriden; Cofoneas/er frigida; Crataegus pyracantha; * Hypericum florihundum, H. inodortim, H. tnoserianum ; Ligusirum Ibola, L. ovalifoUum , /.. Stauntoni (alle drei haben das Laub und die jüngsten Triebe erfroren): *Loniccra bracliypoda aur. retic., *L. iniplexa; *Micro- glossa albescens; Neviusia alabamensis ; Polygonum baldsclmanicum ; Prunus Laura -Cerasus, "P.L. schipkainsis '. liubus phoenicolasius ; * i'ltx europaea ; l'iburnum dilatatum ; *Wellingtonia (Sequoia) gigantea ! in höchsten Lagen gesammelt. c) Ungedeckt: *Abies cephalonica, A. firma, A. lasiocarpa, .4. no- bilis, A. nordmanniana, A. numidica, *A. Pinsapo, .4. l'eitchi; Ephedra helvelica, E. nn/adensis ; * Libocedrus decurrens; Pinus hamiltoniana, P. Thun- ^""g",' *Potentilla dahurica; Pseudotsuga Douglasii; Santolina viridis; * Tsuga mertensiana ! Gut durchwintert haben folgende Gehölze: a) Unter Decke: Arctostaphylos nevadensis; Asiitiina triloba; Aza- lea Daviensii, A. l'asey; Berber is angulosa, B. cristata; Broussonetia A'a- zinoki, B. papyrifera; Citrus trifoliata; Coriaria Japonica, C. myrtifoUa, Daphne Laureola; Deulzia canesccns, D. discolor purpurascens, D. parvi- flora, D. siebotdiana; Genista hispanica; yasminutn fruticans, J. oßici- nale; Hydrangea aspera, II. involucrata, H. scandens, H. stellata; Idesia polycarpa; Hex decidua; Laurus Benzoin, L. Sassafras; Ligustrum Quihoui ; Passiflora caerulea; Rhododendron campanulatum, R. ciiinabarinum, R. race- mosum, R. rigidtim. b) Ohne Decke: Abies umbilicata; Actinidia Kolomikta, A. poly. gama ; Aesculus californica; Berberis microphylla, B. sieboldiana ; Callicarpa japonica! Cedrela chinensis; Cedrus atlanlica var. argen tea; Chrysanthemum nipponicum; Cryptomeria japonica; Ephedra kokanica; Genista radiata; Hydrangea vestita var, pubescens : Hypericum aureuui, II. prolificum ; Jlea rirginica; Ligustrum ciliatum, L. medium; Loniccra involucrata; Physo- carpus dumosa, P. monogyna; Picea Morinda! Pinus murrayana; Quer- cus austriaca sempcri-irens ; Rhamnus alnifolia, R. alpina var. gr., R. ru- pestris; Sciadopitys verticillata; Securinega ramiflora; Smilax roiundifolia ; TiUga diver sifolia, T. sieboldiana; Vitis Coignetiae. Zum Schlufs noch einige Bernerkungen : Von Prunus Laurocerasus var. schipkainsis sind die breite wie auch die schmalblättrige Form in einer Anzahl von gröfseren Pflanzen in den Blättern total erfroren. Zum Teil haben auch *) Wir bitten hierum. D. Red. *) Die niedrigste Temperatur, welche seil 50 Jahren im hiesigen botanischen Garten ohne Schneedecke beobachtet wurde, betrug — 20" C. 322 Die Gartcnwclt. V, 2^ die jüngeren Triebe Not g-elitten, trotz sorgfälligcr Deckung durch Überbau von Tannenreisig. An einer anderen Stelle schütze ich den gewöhnlichen Kirschlorbeer und den dicht daneben befind- lichen schipka'ensis beim ersten Frost durch darüber gestülpte grofse Wassertonnen, nachdem vorher der Fufs mit Laub umgeben war. Während auf diese Weise beim ersteren wenigstens der gröfsere Teil der Blätter grün geblieben, sind sie bei schiphacmis durchweg braun geworden. Hier in unserm Lehmboden ist also der „winterharte" scMpkahisis nicht härter als der gewöhn- liche Kirschlorbeer. In leichten Bodenarten mag das Ver hältnis vielleicht ein anderes sein. Trotzdem möchte ich ihn nicht missen, er wächst dichter und blüht und fruktifiziert als kleine Pflanze. Chrysanlhimum nipponicuni, welches vor Jahren einmal viel als Topfpflanze gezogen ward, gegenwärtig aber wieder in Vergessen- heit geraten zu sein scheint, hat sich hier zu einem etwa 40 cm hohen holzigen Strauch entwickelt, der, wie seit Jahren, so auch diesmal ohne jeden Schutz gut durchgekommen ist. Bei den Koniferen ist bemerkenswert das Erfrieren von Tsuga nurttnsiana auf einem Standort, der vollständig gegen die schädigende Wirkung der Sonne geschützt ist. Die dicht in der Nähe stehende Sciadopytis verticillata hat auch keine Nadel ein- gebüfst. Tadellos hat sich auch die neue prächtige Abies umbilicata gehalten. Pflanzenkrankheiten. Phytoptus syringae. (Hierzu untenstehende Abbildung.) — In den westlichen Vororten Berlins macht sich in den letzten Jahren eine eigenartige Krankheit der Syringen bemerkbar. Da- durch, dafs namentlich auch der Gärtner nichts gegen diese Krankheitserscheinung unternimmt, breitet sie sich in geradezu erschreckender Weise aus; besonders in Steglitz begegnet man ihr überall, und wie es scheint ist namentlich der Fichteberg ein richtiger Herd der Krankheit. Es handelt sich hier um krankhafte , hexenbesenartige Wucherungen der Triebe, verursacht durch eine Milbe, Phyiopius syringae. Der Reiz, welchen diese kleinen Milben auf die Zellen- gewebe ausüben, verursacht ein Hervorsprossen einer Menge kurzer, krankhafter Triebchen , deren Knospen, wiederum von den Milben heimgesucht, bald neue krüppelhafte Triebe ent- senden. Die Bildung kräftiger fester Knospen, oder gar Blüten- ansatz ist hierbei unmöglich, man findet nur blätterzeugende, zum Teil halbgeöffnete, grüne und braune Knospen. Oft wird unter- halb des ganzen hexenbesenartigen Gebildes ein kräftiger Trieb gebildet, welcher auch normal und gesund weiter wächst, sodafs dann der kleine Hexenbesen wie ein seitliches Anhängsel er- scheint; meist jedoch reiht sich Wucherung an Wucherung und die herrlichen Fliederblüten bleiben aus. — Zur Winterszeit fallen diese Wucherungen ganz besonders auf und wäre es deshalb für den Gärtner angebracht, seine Syringen einmal gründlich durch- zusuchen, ehe sie austreiben, und die kranken Triebe heraus- zuschneiden. Diese müssen bald verbrannt werden. Gleichzeitig helfe man den Pflanzen durch Düngung wieder auf die Beine. Eine verwandte Art ist Phyiopius vini, die bekanntlich die filzigen weifsen Wucherungen auf der Unterseite der Rebenblätter hervorruft. M. Ein kleiner Beitrag zur Bekämpfung der Schäd- linge. — Es ist leider eine bekannte Thatsache, dafs unsere Obstzüchter und Gartenbesitzer die Ursachen von Krankheiten und Beschädigungen an ihren Kulturpflanzen mit Vorliebe der Ungunst der Witterung in die Schuhe schieben. Mit der Ver- hütung und Bekämpfung dieser Mifsstände machen sich die meisten von ihnen wenig Arbeit. Sie trösten sich mit der Hoff- nung, „die Natur mufs helfen." So hört man denn auch jetzt vielfach die Ansicht äufsern, dafs die letzte Kälte auch die Schädlinge getötet hätte. Die Obstzüchter halten es deshalb für unnötig, sich weiter um die Bekämpfung der letzteren zu beküm- mern. Dieser L'mstand gab Veranlassung, dieser Sache näher auf den Grund zu gehen. Leider mufsten wir uns dabei aber zur Genüge davon überzeugen, dafs die obengenannte \'oraussetzung den Thatsachen nicht entspricht. Die Schädlinge scheinen trotz der Kälte von 16" C. und mehr gut überwintert zu haben. Wir fanden an den Obst- bäumen in den letzten Tagen des Monats Februar sehr viele Rüsselkäfer, wie Blütenstecher, Triebabstecher, Apfel- stecher, ferner Obstmaden und Kupferglucken u. s. w., über deren Gesundheit wir nicht im Zweifel sein können. Ganz besonders fiel uns aber die grofse Zahl von Raupennestern auf, die sich zur Zeit der Niederschrift dieser Zeilen (Anfang März) noch an den Bäumen vorfand. In den gröfseren — oder da, wo mehrere trockene Blätter an den Zweigspitzen zusammen- gesponnen sind — haben wir in der Regel die kleinen rostbraun behaarten Räupchen des Goldafters bei bestem Wohlbefinden angetroffen. In den kleinen Nestern fanden wir meistens ein- gesponnene Eier, die den Eiern des Ringelspinners ähnlich sehen. Wir vermuten, dafs es die Eier des Kirschnestspinners sind. Auch diese Eier scheinen ebenso wie die überwinterten Käfer, Raupen, Läuse wohlerhalten durch den Winter gekommen zu sein. Es erweist sich somit die Hoffnung unserer Obstzüchter, dafs die Kälte diese Schädlinge getötet habe, als Irrtum. Leider mufsten wir noch zudem die traurige Erfahrung machen, dafs die Kälte dagegen den nützlichen Vögelchen, unseren treuesten Bundesgenossen im Kampfe gegen die zahllose Menge der Baum- schädlinge, sehr ver- derbenbringend war. Die vielen Vogelleichen und Überreste solcher, die wir jetzt beobachten, lassen darauf schliefsen, dafs sehr viele un- serer Helfershelfer dem Froste, Hunger und Raubzeug zum Opfer gefallen sind. Es ist dieses, nebenbei be- merkt, ein Beweis, dafs der Vogelschutz noch vieles zu wünschen übrig läfst, und auf diesem wichtigen Ge- biete noch recht viel zu thun ist. Sobald sich das junge Grün der Bäume zeigt, haben die Räup- chen ihre Nester und Eier, desgleichen die Käfer ihre Winterquar- tiere verlassen, um mit Macht über die jungen Blättchen, Triebe, Blüten, Früchtchen etc. herzufallen, sie an- Phytoptus syringae. Vom Verfasäcr für die ,^GartenweU'' gezeichnet. V, 27 Die Gartcnwcit. 323 und abzufressen, wodurch ein ganz enormer Schaden angerichtet wird. Wir sind alsdann gewöhnlich nicht mehr in der Lage, trotz Aufwendung von grofsen Opfern an Zeit, Arbeit und Geld, die Schädlinge erfolgreich zu bekämpfen. Dagegen können wir aber mit Leichtigkeit diesem in sicherer Aussicht stehenden Schaden erfolgreich vorbeugen. Zu diesem Behufe müssen die Stämme und älteren Äste, sofern es noch nicht geschehen sein sollte, spätestens jetzt noch ge- reinigt, abgekratzt und der Abfall mufs samt dem Heer von Schädlingen, das mit ihm von den Bäumen beseitigt wird, auf Tüchern gesammelt und verbrannt werden. Die Raupen- nester sind baldigst zu beseitigen, wozu sich eine Raupen- schere gut eignet, und zu verbrennen. Vorbeugen ist auch hier leichter als heilen bezw. bekämpfen. F. Rebholz, Fachlehrer an der grofsherz. Wein- u. Obstbauschule zu Oppenheim a.Rh. scliafllichc Arbeiten und Bedarfiartikel. — Wir können nur wünschen, dafi dem regen Mainzer Gartenbau-Verein diese geplante Ausstellung zu einem neuen Erfolge verhelfen möge. Stauden. Bellis perennis R. rubr. pl. „Elisabeth". — Die Zahl unserer Frühlingsblumen ist durch eine neue Bd/is bereichert worden. Die von Herrn Handelsgärtner Bartlewski, Franken- stein (Schlesien), gezüchtete Zwergsorte „EUsaie/Zi" zeichnet sich durch ihren gedrungenen, niedrigen Bau aus. Die intensiv dunkel- roten Röhrenblüten stehen auf kurzen Stielen und erheben sich kaum 3 cm über das niedrige Blattwerk. Sie blüht fortgesetzt, eine Blume erscheint nach der andern, und somit bildet das Pflänzchen zur Zeit der Vollblüte ein richtiges rotes Polster. Ihre Kultur ist ebenso einfach wie die jeder andern harten Be//is, und ist es jedenfalls aufs wärmste zu empfehlen, einen kleinen Versuch damit zu machen. Ich bin sicher, dafs ein jeder^ der aus geschäftlichen Gründen oder als Liebhaber sich mit der Verwendung von Frühlingsblumen befafst, ebensowenig wie ich, diese neue Be/lis „£/isadei/i^' im Garten wieder missen möchte. Erbe- Breslau. Bevorstehende Ausstellungen. Mainz. Das Programm der vom 14. — 25. Sept. d. J. slalt- findenden „allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung" liegt uns jetzt vor. Wir heben daraus folgendes hervor; Die Ausstellung erstreckt sich auf Blumtn, Pflanzen, Obst, Gemüse, und alle Gegenstände, welche in der Gärtnerei praktische und dekora- tive Verwendung finden, auch wenn sie im Programm nicht namentUcli aufgeführt sind. Künstliche Blumen und Pflanzen sind von der Aus- stellung ausgeschlossen. — Die Beschickung der Ausstellung ist allen deutschen Gärtnern und Gart en liebliab er n, sowie Fabrikanten gärtnerischer Gebrauchs.irtikel gestattet. — Sämtliche Ausstellung-igegen- stände müssen unter Angabe des gewünschten Raumes für Abteilung I bis zum I. August, für alle anderen Abteilungen bis zum 15. August bei Herrn Gartendirektor W. Schröder, Mainz, auf Grund der bei- liegenden zwei Formulare angemeldet werden, wenn den Ausstellern der erforderliche Raum zugesichert werden soll. Dieser Herr erteilt auf Wunsch jede nähere Au-kunft. — Sämtliche Ausstellungsgegenstände sind franko auf dem Ausstellungsplatz abzuliefern. Die Ablieferung hat so zeitig zu erfolgen, dafs die Aufstellung der Gegenstände mit Ausnahme der abgeschnittenen Blumen und Bindereien bis spätestens I 3. September abends beendet ist. Das Programm enthält 185 Konkurrenznummern, die sich auf nach- stehende Gruppen verteilen: Dekorationen, Warm- und Kalthauspflanzen, Neuheiten, Freüandpflanzen, Blumenzwiebeln und Samen, abgeschnittene Blumen, Binderei, Land^cliaftsgärtnerci, Gehölz?, Kosen, Obstljau und Obstbaumschulen Erzeugnisse, Gemüse, Garlenpläne, Litteratur, wissen- Aus den Vereinen. Dresden. Die Vereinigung ehemaliger Dresdener Gartenbauschüler erstattet ihren 2. Jahresbericht. Wir geben daraus folgendes wieder : Im vergangenen Vereinsjahre wurde die statutengemäfse Hauptversammlung am 20. März iqoo abgehalten. Auf der Tagesordnung stand zunächst das Beitrittsgesuch von elf früheren Schülern, die sämtlich in den Verein aufgenommen wurden. Bei der folgenden Vorstandswahl wurde beschlossen, das Amt des Kassen- und Schriftführers zu trennen und den engeren Vorstand aus dem Vor- sitzenden, dem Schriftführer und dem Kassenführer bestehen zu lassen. Diese sind stets auf drei Jahre zu wählen, während die sieben Mit- glieder des Ausschusses diesem nur zwei [ahre angehören sollen, so dafs jedes Jahr drei bez. vier neu zu wählen sind. Sie sollen nach Möglichkeit verschiedenen Jahrgängen angehören. Das Ergebnis der Wahlen war folgendes: Braband, i. Vors., Kühn, Schriftführer, Eisenach, Kassenführer; Ausschulsmitglieder : Buchner, Bauer, Kniese, Friedemann, Gebhardt, Trümpier, Kuhn. Die ersten vier scheiden jetzt aus, sind aber wieder wählbar. Weiterhin wird beschlossen, bis zum Jahre 1902 der Dresdener Gartenbauschule alljährlich einen Beitrag von Mk. 150. — zur Verfügung zu stellen, wozu jedes Mitglied eine Extrasteuer von 3 Mark zu entrichten hat. Die Zahl der Vereinsmitglieder, die bei Herausgabe des letzten Berichtes 30 betrug, ist heute auf 42 gestiegen. Zu ihrem grofsen Schmerze hatte die Vereinigung auch in diesem Jahre den Verlust eines Mitgliedes durch den Tod zu beklagen. Am 5. Juli 1900 verstarb W. Terks an den Folgen einer Lungenentzündung. Auch im verflossenen Jahre hatte sich die Vereinigung des auf- richtigsten Wohlwollens, welches ihr vom Kuratorium und Lehrer- kollegium der Schule stets entgegengebracht worden ist, zu erfreuen. Herr kgl. Gartenbaudirektor Bertram gab diesem in warmen Worten Ausdruck, als er auf dem Kaiserkommers des auf der Schule bestehenden Vereins „Hortania", zu dem auch unsere Vereinigung geladen war, neun frühere Schüler begrüfsen konnte. Um hier und da ausgesprochenen, nicht richtigen Anschauungen über den Charakter der Vereinigung entgegenzutreten, wird darauf hin- gewiesen, dafs die Vereinigung nicht den Zweck hat, ihre Mitglieder in fachwissenschaftlicher Beziehung zu fördern. Sie will und kann nur ein Band sein, das den früheren Schülern Gelegenheit giebt, untereinander und mit der Schule Fühlung zu behalten (vergl. g 3 der Statuten), wo- durch es ihnen im gegebenen Falle möglich ist, geschlossen zu Nutz und Frommen der Schule und aller Mitglieder aufzutreten. Sie soll helfen, die Schuld der Dankbarkeit gegen die Anstalt, ihre Leiter und ihre Förderer abzutragen. Der erste Zweck wurde durch Versendung des Jahresberichtes, der Adressen-Verzeichnisse u. s. w. zu erreichen gesucht. Als Beispiel für die Bemühungen zur Erreichung des zweiten kann die Schenkung eines Planscbrankes an die Schule erwähnt werden. Meinungsaustausch. Noch einmal das Ätherverfahren. Die Ausführungen des Herrn Johannsen in No. 23 der Gartcnwelt veranlassen mich, eine kurze Erwiderung zu bringen. Meine Ausführungen in No. 14 der Gartenwelt halten sich aus- schliefslich an die in der Broschüre angeführten Resultate; ich halte also durchaus nicht nötig, erst Experimente zu machen, wie auch meine Ausführungen durchaus sachlich gehalten sind. Wir Gärtner, die w'r aus unserem eigenen Geldbeutel arbeiten, müssen, noch ehe wir ans Ausprobieren gehen, erst genau prüfen, ob ein Verfahren, das immerhin Unkosten und Zeit beansprucht und auch noch, wie in diesem Falle, durch Unachtsamkeit gefährlich werden kann, einen Vorteil bringt, und ob dieser Voiteil auch in jedem Jahre der gleiche ist. Wenn letzteres nicht der Fall ist, so könnte dies wohl sehr verhängnisvoll werden. 324 Die Gartcnwclt. V, 27 Nach dem Lesen des Artikels des Herrn Johannsen habe ich nochmals die Broschüre durchgelesen und auch meine Ausführungen damit verglichen. Ich habe niclit gefunden, dafs ich zu viel gesagt habe. Herr Johannsen hat wahrscheinlich meinen Artikel nicht richtig gelesen; es steht da z. B., und dies scheint wohl der Stein des Anstofses zu sein: „Ich habe jedoch durch die Ausführungen und Schlufsfolgerungen in der Broschüre die Überzeugung gewonnen, dafs dieses Ätherverfahren für die Praxis nicht den Wert hat, wie der Herr Verfasser glaubt." Zu diesem Ausspruch war ich voll berechtigt und zwar aus folgenden Gründen : Bei richtiger Vorknltür können wir „Marie Legrayc^ und „Charles ,Y." auch von Anfang bis Mitte Dezember haben und zwar in der Treibzeit von 4 Wochen also ohne Alher; „Marly" ist bekanntlich noch viel früher. Keinesfalls habe ich ein abschliefsendes Urteil gefällt, was aus dem Schlufs meines Artikels in No. 14 deutlich genug hervor- geht. Der Herr Johannsen wie der Herr Ledien haben völlig Unrecht mit der Behauptung des Probierens ; namentlich Herr Ledien sollte wissen, dafs in der Gärtnerei Tausende jährlich für Versuche verausgabt werden, in den meisten Fällen ohne jeden Erfolg. Jedenfalls würde viel Geld erspart, wenn eine vorherige eingehende Diskussion stattfinden würde. Man soll den Brunnen nicht erst dann zudecken, wenn das Kind hineingefallen ist. Dafs bei Anwendung des Äthers in gröfseren Treibereien, wobei also auch mehrere Leute unbedingt beschäftigt werden müssen, nicht alles so geht, wie die Herren Ledien und Johannsen denken, ist doch für den klar, der täglich Hunderte von Sträuchern in die Treiberei gebracht hat; das Wagen und Nichtwagen kommt dabei garnicht in Betracht. Übrigens wird sich niemand abhalten lassen, etwas zu pro- bieren, was Vorteil bringen könnte, doch werden meine Ausführungen zur Vorsicht mahnen, was für die Sache selbst nur vorteilhaft sein kann. Die Treiberei wird Herrn Johannsen für die Bekanntgabe seiner Versuche sehr dankbar sein, auch wenn sich die Erwartungen nicht ganz erfüllen sollten. Otto Schnurbusch. Nachschrift der Redaktion: Wir schliefsen hiermit die theo- retischen Erörterungen über das Ätherverfahren. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Geisenheitn a. Rh. Die Direktion der kgl. Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau versendet den Bericht über das Jahr 1899/ 1900. Derselbe giebt einen genauen Überblick über den Stand der Anstalt. Wir heben daraus kurz folgendes hervor: Das Schuljahr wurde mit 21 Eleven, 25 Gartenschülern und 16 Obst- und Weinbauschülern begonnen, zu denen noch im Laufe des Jahres 17 La- boranten hinzukamen, so dafs die Gesamtzahl der Schüler und Labo- ranten 79 betrug. Ausgeschieden sind am Schlüsse des Schuljahres 1899/ 1900 (bezw. am Schlüsse des Sommersemesters) 12 Eleven, 24 Gartenschüler, 15 Obst- und Weinbauschüler und 16 Laboranten, so dafs in das neue Schuljahr 10 Eleven und i Gartenschüler, sowie 1 Laborant übernommen wurden, zu denen bei Beginn desselben neu hinzutraten 10 Eleven, 22 Gartenschüler, 22 Obst- und Weinbau- schuler und 2 Laboranten, so dafs das Schuljahr 1 900/1 901 mit insgesamt 68 Personen eröffnet wurde. — Die periodischen Kurse (Obstbau-, Obstverwertung-, Winzer-, Reblaus-, Baumwärter-Kursus) er- freuten sich reger Teilnahme. — Die Thätigkeit der Anstalt, vor allem durch ihre Versuche, ist, wie aus dem Bericht hervorgeht, eine sehr erspriefsliche und weitgehende. Vor allem dürften die Ergebnisse der Versuche der Obstverwertungsstation die Allgemeinheit sehr interessieren. Wir können leider nicht näher darauf eingehen, empfehlen aber allen Interessenten, in dem Bericht selbst das Nähere nachzulesen. Tagesgeschichte. Halle a. S. In No. 25 brachten wir nach der „Hall. Ztg." unter Berufung auf diese Quelle Mitteilungen über das Lehrlingswesen in der Stadtgärtnerei zu Halle. Diese Mitteilungen entsprechen, wie ans der städt. Garteninspektor, Herr Kriele, mitteilt, nicht den That- sachen. Herr Kriele beschäftigt nur zwei Lehrlinge, von welchen jeder einen Wochenlohn von 7 M. 20 Pf. erhält und die aufserdem zu tüch- tigen Gärtnern herangebildet werden. Die haltlosen Bescliuldigurgen gegen den slädt. Garteniuspeklor wurden nicht, wie wir nach der „Hall. Ztg." mitteilten, in der Stadtverordneten -Versammlung, sondern im „Bürgerverein für städt. Interessen" erhoben. Wir freuen uns, vor- stehendes der Wahrheit gemäfs feststellen zu können. Neapel (Italien). Über einen Erdregen schreibt uns ein Mitarbeiter folgendes: „Als ich am Sonntag, den 10. März, früh mor- gens aus dem Hause trat, kam mir eine drückende Schwüle entgegen, als ob ich einem Brande gegenüber sei; das Thermometer zeigte be- reits 19" C, ohne dafs sich die Sonne blicken liefs. Die Hitze nahm zu und wurde mit dem zunehmenden Südwinde (Scirocco) immer un- erträglicher. Die ganze Szenerie war in ein gelbliches Licht gehüllt. Die ,Roma', eine Zeitung Neapels, berichtete, dafs die Wärme 27" bei vollkommenem Schatten erreichte, ich selbst liabe nur 22** gemessen, da ich meist im Zimmer war. Nach 3 Uhr naclimittags begannen grofse gelbe Lehmtropfen mit einem ebensolchen Regen, welchen man hier Blutregen nennt, zu fallen. Ich glaubte, es handele sicli um eine heftige Eruption des Vesuvs, jedoch belehrten mich bald ein- getroffene Dralitnachrichten, dafs der Grund des Phänomens in Afrika zu suchen sei. Der Wind kam von der Wüste Sahara herüber und führte deren Erdbestandteile (roten Lehm, eine Art Ocker) mit sich, womit er uns fast millimeterdick überschüttete. — Die italienische Geistlichkeit gab natürlich diese Naturerscheinung für eine göttliche Strafe aus und das Volk war überzeugt, dafs dieselbe nur ihr Ende nahm, weil die Geistlichkeit .Prozessionen' mit Heiligenbildern durch die Strafsen verordnete." H. W. W., N. Personal-Nachrichten. Balke, ^Vilh., bisher Obergärtner der Gräfl. v. Asseburgschen Gärtnerei in Gr.-Rinnersdorf, geschätzter Mitarbeiter unseres Blattes, trat am I. April in die Stelle seines verstorbenen Vaters in Kloxin, wo dieser seit 41 Jahren Leiter der Gärtnerei des Herrn v. Randow gewesen war. Dalliere, Alexis, ein auch in deutschen Fachkreisen bekannter und hochgeachteter Handelsgärtner zu Ledeberg bei Gent (Belgien), starb am 17. März im Alter von 68 Jahren. Illing, Otto, bisher städtischer Gartentechniker in der Stadt- gartenverwaltung zu Posen, wurde zum städtischen Obergärtner ernannt. Bücherschau. BÖttner, Johannes, Die Frühtreiberei der Gemüse. Verlag von Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. d. O. Preis 2 M. Einem fühlbaren Bedürfnis ist durch das Erscheinen dieses Buches nicht abgeholfen worden, da ein Bedürfnis zur Neuschaffung eines der- artigen Werkes überhaupt nicht vorlag. Unsere deutsche Fachlitteratur ist überreich an Werken, welche sich mit der Gemüsetreiberei be- schäftigen, die übrigens in der Hauptsache nur noch in grofsen herr- schaftlichen Gärtnereien ausgeübt wird. Der Handelsgärtner findet wohl beim Gemüsetreiben Arbeit in Hülle und Fülle, aber kein Geld; wenn er solches besitzt, so verliert er es noch bei dieser „lohnenden Berufsthätigkeit". Der Gartenfreund will sich nicht einiger Salatköpfe halber von früh bis spät zum Knecht der Treibbeete machen. Klar, volkstümlich und mit Liebe zur Sache ist die vorliegende Schrift ge- schrieben, wie alles, was Böttner schreibt, dem man das Zeugnis eines gärtnerischen Volksschriftstellers nicht versagen darf, auch die Abbil- dungen sind gut und zweckentsprechend, zum Teil sogar recht originell. M. H. Schumann, Prof. Dr. Karl, Blühende Kakteen. Liefg. 2. Preis 4 M. Verlag von J. Neumann, Neudamm. Diese Lieferung enthält folgende, vorzüglich ausgeführte Tafeln mit begleitendem Text: Mamillaria Wissmannii, EchinociutKS horripihis, Maviiliaria raphidaiüntha und Echinocaitus Alathssonii. Mitteilungen der deutschen dendrologischen Gesell- schaft. Unter diesem Titel ist vor einiger Zeit der von L. Beifsner bearbeitete Jahresbericht der Gesellschaft für igoo erschienen. Das stattliche, mit einer farbigen und verschiedenen schwarzen Tafeln ge- schmückte Heft legt wieder rühmliches Zeugnis für die erfolgreiche Wirksamkeit der Gesellschaft im verflossenen Jahre ab und enthält sorgfältig ausgearbeitete, für Praxis und Wissenscliaft wichtige Beiträge. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin, — Verlac von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang V. 13. April 1901. No. 28. Nachdruck und Nachbildung aus devi hüialt dieser Zeitschrift ivird strafrechtlich verfolgt. Schlingpflanzen. Zierkürbisse. Von W. Balke, Obergärtner, Kloxin i. P. (Hierzu zwei AbMläungen.) In der artenreichen Gruppe der zierfrüchtigen nehmen die Zierkürbisse einen hervorragenden Platz sind Schlingpflanzen, welche wegen ihres schnellen Wachsens, ihrer dichten Belaubung und beson- ders wegen ihrer schönen, verschieden geformten und gefärbten, interessanten Früchte sich viele Freunde erworben haben. Zur Bekleidung von I^auben, Laubengängen und Balkons lassen sie sich mit Vorteil verwenden, wo dann die präch- tigen Früchte nach innen zierlich herabhängen und sehr wirkungsvoll sind. Ebenso gern nimmt man sie zur Bekleidung von Mauern und Zäu- nen, sie lassen sich auch sehr gut an Stangen- pyramiden, an Geländern, an Pfählen und Drähten ziehen. Reif abgepflückt halten sich die meisten Früchte jahrelang; auf Paneelbrettern, Kaminsimsen oder Schränken einzeln aufgestellt oder zu mehreren in Fruchtschalen oder Körbchen geschmackvoll an- geordnet, geben sie einen sehr hübschen, originellen Zimmerschmuck ab. Die Kultur der Zierkürbisse ist so einfach, dafs es sich kaum lohnt, sie noch besonders zu beschreiben. Man kann die Kerne ausgangs Mai gleich an Ort und Stelle stecken; besser ist es jedoch, wenn man sie Ende April in Töpfe oder Pikierkästen legt und ihnen Bodenwärme giebt; sie keimen dann sehr leicht, und in der zweiten Hälfte des Mai, sobald keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, pflanzt man die unter Glas herangezogenen Pflanzen mit Ballen an den für sie bestimmten Platz. Sie lieben lockeren, gut gedüngten Boden, bei anhaltender Trockenheit ist öfteres Giefsen erforderlich. Geschützter sonniger Die Gartenwelt. V. Pflanzen ein. Sie Standort hat grofsen Einflufs auf gute Entwicklung und Farbe der Früchte. Unsere beiden Abbildungen Seite 326 geben ein sehr getreues Bild von der grofsen Mannigfaltigkeit der Zier- kürbis-Sorten in Form und Färbung. Es wäre indes zweck- los, die einzelnen Sorten namhaft machen zu wollen, da die Erfahrung lehrt, dafs von den überaus zahlreichen ver- Lag-enaria (Herkuleskeule'), Türkenbund und andere Zierkürbisse. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'* (Text Seite 326). 28 326 Die Gartenwelt. V, 28 Landschaftsgärtnerei. Bilder aus der Gebirgslandschaft Von Willy Lange, D i e t h a r z bei Gotha. Zierkürbisse. Originalaufnahme für die „Garlenwek" schiedenen Zierktirbissen, welche in den Katalogen angezeigt werden, nur einige wenige aus Samen wirklich konstant wiederkommen. In sehr vielen Fällen erhält man durch Aussaat einer einzigen Sorte ein ganzes Sortiment der ver- schiedensten Formen. „Herkuleskeule" und „Türkenbund", zwei empfeh- lenswerte Zierkürbisse. (Hierzu die Abbildung auf der Titel- seite.) — Wenn auch die Kultur und Verwendung der Zierkürbisse eine allgemein bekannte ist, so gestatte ich mir dennoch, den Lesern dieser geschätzten Zeitschrift einige Sorten im Bilde vor- zuführen. Dieselben hatten sich im vergangenen Sommer am hiesigen Institut zu aufserordentlicher Vollkommenheit entwickelt, und zwar verdienen zwei Sorten beson- dere Erwähnung. Zunächst die „Her- kuleskeule", eine Form des Flaschen- kürbis (Lagenaria vulgaris), in den Gärten auch L. davaeformis genannt. Die Früchte hatten die ansehnliche Länge von 1,30 ni und ein Gewicht von 13 kg erreicht. Die zweite auf dem Bilde der Titelseite dargestellte Sorte veran- schaulicht den „Türkenbund"- oder „Turban"- Kürbis (Cucurbita maxima vor. lurbaniforinis). Ihre Früchte hatten einen Durchmesser von 30 cm. Diese Sorte setzt jedoch weniger Früchte an, das Fleisch derselben ist ge- niefsbar. Dafs sich die Zierkürbisse in ge- schützter, sonniger Lage wohlfühlen, für Dung und reichliches Giefsen bei trockenem Wetter dankbar sind, braucht eigentlich keiner Erwähnung. J. Bittner, Proskau. 3. Mischwald und Buschbäume. (Hierzu drei Abbildungen.) An allen leicht zugänglichen Stellen des Gebirges steht die Pflanzen- welt heute unter der Zucht der Men- schenhand, wodurch die Landschaft einen milden Zug erhält und daher treffend mit einem „Garten" verglichen wird. Die forstmännische Pflege des Baumbestandes hat auch auf die kleineren Pflanzen grofsen Einflufs: einige z. B. strauchiges Unterholz ganz verdrängend, anderen, insbesondere den niedrigen Bodensträuchern der Preifsel-Heidelbeeren, zu grofser Verbreitung verhelfend. Gegenüber dem geschlossenen, gleichartigen, gleichmäfsig hohen, in der Jugend meist reihenweise angeordneten Kunst- wald zeigt der nur wenig noch verbreitete natürhche, sich selbst verjüngende Mischwald der tieferen Alpenlagen und Mittelgebirge*) wechselnde Höhe, Verschiedenheit der Arten, Lichtungen, Waldblöfsen. Dieser Waldcharakter sollte na- mentlich an Abhängen für Gärten vorbildlich sein. Man hat ja wohl ganz allgemein ein Rezept für die Verteilung des Garteninhaltes gegeben: „-/^ Rasen und V3 Pflanzungen." *) Z.B. im „Harz"; daher dessen Waldcharakter im Gegensatz zum parkartigen Kunstwald des „Thüringer Waldes" steht. Zierkürbisse. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". V, 28 Die Gartenwelt. 327 Das ist englisch, aber nicht deutsch. Das deutsche Gemüt zieht aus dem „Hause" in den „Wald", aber nicht auf die Wiese, den Weide- und „Sport"platz. Der Wald wird besungen, die Wiese ist nur Tummelplatz in ihm. Selbst kleinere Gärten können als „Lichtung im Walde" behandelt werden, der durch eine wechselvolle Grenzpflanzung an- gedeutet wird. Blumig ist der deutsche Mischwald freilich nicht, und wer vorzüglich Blumen- pflanzen pflegen will, niufs im kleinen Garten auf den Waldcharakter verzichten; ihm bleiben andere Land- schaftschar.aktere vorbild- lich, die uns später be- gegnen werden. Aber es giebt so viele Gärten, die keine Blumen enthalten und doch keinen Wald- charakter haben — nur -/g Rasen und ^j., nüch- terne, tausendfältig wieder- holte Gruppenpflauzungen. An Abhängen sieht man solche Gärten in jeden Winkel ; höchst ungemüt- lich ist der Aufenthalt darin; sie vertragen eine viel dichtere Bepflanzung als Gärten der Ebene, weil ja die Hänge meistens südlich gerichtet sind. Eine Abbildung des natürlichen Mischwaldes mufs ich mir versagen, weil seine Gestaltung zu Wechsel voll ist, um in einer Darstellung charak- teristisch wiedergegeben zu werden. Da jede Baum- und Pflanzenart, wo sie vorherrschend auf- tritt, der nächsten Um- gebung ein bestimmtes Gepräge giebt , welchem meistens gleichzeitig ganz bestimmte Eigentümlichkeiten der Lage, Feuchtigkeit, Bodenbeschaffeuheit und Beleuchtung zu Grunde liegen — Charakterpflanzen stehen eben in Wechselbeziehung zum engeren Landschaftscharakter — soll auf den Inhalt des Gebirgsmischwaldes gelegentlich einer Besprechung der deutschen Charakterpflanzen näher ein- gegangen werden. Ihm gehören die meisten Pflanzengattungen Deutschlands an, soweit Ausnahmen nicht an eng umgrenzte Gebiete der Ebene gebunden sind. Gerade die Gehölzpflanzen finden sich aber auch über die Ebene verbreitet, mit Aus- nahme der wenigen Hochgebirgsformen. Die strenge Sonde- rung ist Aufgabe der Einzelstudien; deren Lohn wird man in Lindcnbuschbaum, welcher einen Kalkfelsen gespalten hat Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. Stilgerechten Leistungen finden. Die Stimmung, die „Seele" ergiefst sich nur in die naturwahre Schöpfung von Menschen- hand und zwingt auch die in ihren Bann, welche die Natur- wahrheit nur ahnen, empfinden, nicht wissenschaftlich begründen können, die Natur- und Gartenfreunde, für welche wir Gärtner auf Grund tiefster Natur-Kenntnis zu arbeiten berufen sind. Eine eigenartige Form des natürlichen Mischwaldes ist der „Buschwald" der Ab- hänge. Wohl wird auch vom Forstmann, der Natur folgend , das Buschholz gepflegt, wo es zur Be- festigung schroffer Berg- wände dient und eben wegen dieser und mangeln- der Thalebene Langholz nicht abgeführt werden könnte. Ursprünglich aber ist der „Buschbaum" eine Bildung der Gebirgsnatur. Ein Stein überrollt das junge Bäumchen, er bricht es, aber tötet es nicht. Laubholz besitzt bekannt- lich eine reichere Ver- anlagung zur Adventiv- knospenbildung als Nadel- holz; daher ist jenes gegenüber diesem auf stei- nigen Abhängen im Vorteil und vorherrschend. Aus den Knospen des geknick- ten Bäumchens entstehen Einzelstämme, die nun nicht mehr Platz haben, ge- nau senkrecht zu wachsen, sondern, ihren Anteil am Lichte suchend, sich nach allen Seiten hin ausbreiten (Abb. Seite 329 unten), ein unmittelbares Vorbild für die Bepflanzung von Ab- hängen (Böschungen) in Gärten. Leider züchten die Baumschulen selten Buschbäume, d. h. infolge Rückschnittes dicht über der Erde verzweigte, in Einzelstämme geghederte Baumarten, nicht krumme, verunglückte buschige „Alleebäume". Alle Laubholzarten nehmen unter den genannten Bedingungen die ßuschbaumform an; besonders wirkungsvoll sind Ahorn, Linden, Eichen. Was erzählt unser zweites Bild (Seite 329 oben): Eine Esche wuchs auf steilem Kalkberge, mit ihrem Recken und Dehnen sprengte sie das weiche Gestein, es rollte den Berg hinunter, und der mächtige Wurzelstock ist nun entblöfst. Seine mächtigen Säulen lassen einen nischenartigen Hohlraum als natürlichen lauschigen Ruheplatz am Abhang entstehen. Im 28* 328 Die Gartenwelt. V, 28 Garten können wir die Wurzeln mit Korkholz nachbilden, sie mit Epheu, Wildwein umranken und oben mit einem auf die Böschung gepflanzten „Buschbaum" in Verbindung bringen. Wir täuschen so ein höheres Alter des Baumes vor und haben unter anderen später zu besprechenden ein natürliches Mittel zur Belebung oft unvermeidlicher Böschungen. Die gleiche Ursache hat auf unserem dritten Bilde (Seite 327) eine andere Wirkung. Auch hier stürzte der von den Wurzeln gespaltene Fels hinab; wir sehen ihn liegen und können uns seine Zerklüftung durch einen Blick auf die brettartige Wurzel des Lindenbuschbaumes erklären. Seine Wurzel war weich genug, um sich einer ursprünglichen schmalen Felsspalte flach einzufügen. (Bei 50 cm Breite hat sie nur 5 cm Dicke!) Erweist sich die still wachsende, nur saugend sich nährende Pflanze hier im Bewegen von Steinen als mächtige, die Erde gestaltende und ebnende Kraft, so giebt uns die Gesamt- erscheinung ein Vorbild im kleinen für die Befriedigung, die eine uns deutlich verständliche Begründung der Naturerschei- uJEgen gewährt. So hat unser Bild für den Garten auch allgemeinere Bedeutung. Achtlos wären wir an Stein und Baum vorübergegangen, wenn wir ihre Wechselbeziehungen von Ursache und Wirkung nicht erkannt hätten. Wie wir indessen nicht für jeden Stein, jede Bodenbewegung oder Baumkrümmung in der Natur einen unzweifelhaften Grund angeben können, so halte ich dafür, brauchten wir auch im Garten nicht so peinlich für jede Unebenheit nach „Motiven" zu suchen. Dem unerklärbaren Zufall darf man auch im Garten innerhalb der Grenzen des von Natur Möglichen ein Recht lassen, dann wird unser Garten mehr Abwechslung bieten als bisher. Die Buschbäume mit ihren modernden Laubansamm- lungen am Ausgangspunkt ihrer Einzelstämme, ihren humus- gefüllten Höhlungen am Wurzelstamm — der bei jungen Pflanzungen im Garten durch Korkrinde täuschend nach- gebildet werden kann — geben natürliche Gelegenheit, epi- phytische Vegetation, und unsere deutschen Lianen als deutsche Form tropischer Üppigkeit wuchern zu lassen. Epheu, Wald- rebe, Jelängerjelieber finden hier mit verschiedenen Sträuchern ihren Nährboden: Johannis-, Stachel-, Himbeeren, Trauben- holunder, Rosen, auch Ebereschen, nebst der umgebenden Waldkräuter- und Staudenvegetation beleben wechselvoll die Erscheinung der Buschbäume; leuchtende Korallenfrüchte und bunte Blumenfarben flechtet Geranke in ihre Schatten. — Der unendlich mannigfaltige Reiz, den die deutsche Natur auf kleinstem Räume zu bieten vermag, sollte dem Garten, unserem Garten, sein innig deutsches Gepräge geben. — Dazu gehört freilich mehr, als ein paar Pfund Grassamen und „100 feinste Ziersträucher, gemischt": der wesentliche Inhalt zahlloser Gärten. Die Natur kann selbst einmal einen Bock zum Gärtner setzen: wer kennt nicht die von Reh und Hirsch gleich- mäfsig beschnittenen Fichten, Buchen, Hainbuchen, die am Rande des höheren Waldes Pyramidenheckeu gleichen, oft mit Kugeln darauf, als sei der Geist eines weiland französischen Hofgärtners im Walde umgegangen. Wir haben in diesem natürlichen Vorbild — namentlich im Park, dem grofsen Naturgarten — ein Mittel, die Randgruppen der Gehölze in kleiner Form zu erhalten. Doch besser ist es, die Pflanzungen von Jugend an so geschickt in Zucht zu halten, dafs man vom notwendigen Schnitte überhaupt nichts merkt; gilt es doch im Garten in ständigem Gleichgewicht die Kleinen gegen die Grofsen zu schützen. Leider sieht man immer noch viele Sträucher so geschnitten, als sei der Gärtner — ein Bock gewesen. Nachdem wir, aufser den ganz allgemein bekannten, die verschiedenen Baumgestaltungen des Gebirges mit flüchtigem Blick gestreift, führt unser letztes Bild bereits zur Betrachtung der Boden formen. Pflanzenkunde. Über die Einführung- von Dioon spinulosum. Von C. F. Höge, Hamburg. (Hierzu eine Abbildung.) Mexiko, dies schöne Land, welches eine grofsartige Natur, ein infolge der verschiedenen Höhenlagen stark variierendes Klima und eine aufserordentliche Mannigfaltigkeit seiner Erzeug- nisse aufweist, und welches vielleicht das bevorzugteste Land auf dem ganzen Erdenrund sein könnte, war schon in meiner Jugend- zeit das Ziel meiner Wünsche, doch erst spät war es mir ver- gönnt, diesen Wunsch in Erfüllung gehen zu sehen und es aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Ein Jugendfreund (Julius Flohr), mit dem ich schon vor mehr als 50 Jahren hier Käfer und Schmetterlinge gesammelt hatte, war Ende der fünfziger Jahre als Komniis bei einem der ersten deutschen Häuser in der Haupt- stadt Mexiko eingetreten. Es war ihm durch Tüchtigkeit und unermüdlichen Fleifs gelungen, dort weiter zu kommen, und wie man so sagt, sein Glück zu machen, so dafs er sich im Jahre 1877 als sein früherer Prinzipal, späterer Geschäftsgenosse, gestorben war, mit einem hinreichenden Vermögen aus dem Geschäft zurück- ziehen, und sich, da er nicht dauernd nach Europa zurückzukehren wünschte, ganz der Entomologie widmen konnte. Er stellte sich nun die Aufgabe, eine möglichst vollständige Sammlung mexi- kanischer Käfer zusammenzubringen. Da seine Gesundheit ihm aber nicht dauernd die zur Erreichung dieses Zieles unvermeid- lichen anstrengenden Reisen gestattete, forderte er mich auf, auf seine Kosten herüberzukommen, und ihm behilflich zu sein. Nach Beseitigung einiger entgegenstehenden Schwierigkeiten ging ich auf diesen Vorschlag ein und reiste im Januar 1870, zunächst auf zwei Jahre, ab St. Nazaire nach Veracruz, wo mein Freund mich in Empfang nahm, und alsdann mit mir nach Jalapa reiste, woselbst er sich häuslich eingerichtet hatte. Wir machten dann zunächst Exkursionen in der Umgegend, da es aber Trocken- zeit war, gab es nur geringe Ausbeute an Insekten. Ich war schon lange ein grofser Blumen- und Pflanzenfreund gewesen und hatte mir vorgenommen, in Mexiko auch Orchideen zu sammeln, auch hatte mich Herr Heinrich Freiherr von Ohlendorff beauftragt, ihm solche für seine Gewächshäuser zu senden. Jalapa mit seinem auch in den Wintermonaten nicht ganz trockenen Klima bietet von Orchideen manches Brauchbare, z. B. Laelia anceps, Odontoglossum Rossii, apertum (nebuhsum), bictoniensi, Epidendrum viteUinum^ Chysis bractesccns., Cattkya citrina^ Laelia (ßrassavoln) glauca^ Oncidium cavendiskianum, stramincum, multiflorum und viele andere, und beim Einsammeln derselben stellte es sich heraus, dafs bei der Gelegenheit auch viele und gute Käfer zu erbeuten waren. In dem nicht weit von Jalapa gelegenen freundlichen Städt- chen Cordoba lernte ich einen seit langen Jahren dort ansässigen, inzwischen aber verstorbenen Deutschen, Herrn Hugo Finck, Kaffeeplantagenbesitzer, kennen, der sich nebenbei eifrig mit Sammeln und Versenden von Orchideen etc. beschäftigte und mich in zuvorkommendster Weise mit den verschiedenen Orchi deen und deren Fundorten bekannt machte. Ich hatte später öfter Veranlassung, in Cordoba für einige Zeit Aufenthalt zu nehmen, und bei einer solchen Gelegenheit zeigte mir Herr Finck, der gerade von einer Expedition nach San Andres Tuxtla zurück gekommen war, ein kleines Exemplar einer Cycadee, welches er für ein neues Dioon erklärte, und welches er dort von Privatleuten geschenkt erhalten hatte. Die Pflanze unterschied sich von dem bekannten Dioon edule hauptsächlich durch den gezahnten Rand der Fiederblättchen und durch die weniger steife Haltung der Wedel. Inzwischen machte ich mehrere Sendungen von Orchideen an meinen Herrn Auftraggeber, und derselbe war so befriedigt, dafs er die verabredete Summe, für welche ich ihm nach meinem Ermessen Pflanzen senden sollte, freiwillig um die Hälfte erhöhte. Von den Käfern, die ich sammelte, nahm mein Freund Flohr, was er für seine Sammlung gebrauchen konnte, die Doubletten und alle anderen Insekten gingen nach London, um für das dort von den Herren G od man cS: Salvin herausgegebene VV'erk: „biologia centrali americana" verwendet zu werden. Als nun die verabredete Zeit von zwei Jahren abgelaufen war, und ich mich wegen meiner häuslichen Verhältnisse nicht zu einer Verlängerung meines Aufenthaltes in Mexiko entschliefsen konnte, schiffte ich mich auf dem später im mexikanischen Meer- busen verunglückten Hamburger Dampfer „Lotharingia" nach St. Thomas ein, um von dort die Heimreise mit der „Thuringia" fortzusetzen. In Progreso (Yucatan), wo die „Lotharingia" anlief, hatte ich Zeit, an Land zu gehen, um am Meeresstrand noch einige Käfer zu sammeln. Ich passierte dabei einige Häuser, und sah plötz Buschbäume am Abhang. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Hohler Wurzelstock einer Esche als Sitzplatz am Abhang. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. lieh hinten im Hofraum eines derselben 3 Cycadeen in Blumentöpfen stehen, die mir durch die gefällig gebogene Form ihrer Wedel auffielen, und wie ich dachte, keine Dioon idule sein konnten. Natürlich ging ich hinein, um sie mir in der Nähe anzusehen, und fand dann, dafs sie mit dem mir von Herrn Finck gezeigten Exemplar identisch seien. Es gelang mir, mit einigen Schwierig- keiten, eines davon zu erwerben, und ich brachte dasselbe glücklich nach Ham- burg. Hier wurde es von allen Auto- ritäten gebührend bewundert und als neu anerkannt, auf die Beschreibung und Namengebung wollte sich jedoch Herr Professor Reichenbach nicht einlassen, ehe nicht zuvor der Blüten- resp. der Fruchtstand bekannt sei. Herr Professor Dyer von Kew-Gardens, London, dem ich bei Gelegenheit meiner zum Zweck der Überbringung meiner Insekten an die Herren Godman & Salvin unter- nommenen Reise nach dort einen ab- geschnittenen Wedel mitnahm, hatte weniger Bedenken, und publizierte die Pflanze als Dioon spinulosum in dem bota- 330 Die Gartenwelt. V, 28 nischen Teil der „biologia central! americana". Dieses Original- exeniplar ging später zu Grunde, da es, bei einem kleinen Handels- gärtner untergebracht, Tropfenfall bekommen hatte und einfaulte, was zu spät bemerkt wurde. Als ich später in den Jahren 1881— 1883 meine Eltern durch den Tod verloren hatte, gestatteten mir meine häuslichen Ver- hältnisse, dem Drängen meines Freundes Flohr nachzugeben und mich zu einer zweiten Reise nach Mexiko zu entschliefsen, welche ich im November 1884 antrat und zwar via New-York per Eisen- bahn nach Paso del norte und dann mit der Mexikan. Zentralbahn nach dem Süden. Mein Freund hatte inzwischen seinen Wohn- sitz in Jalapa aufgegeben und lebte meistens im Hotel in der Haupt- stadt, und so machte es sich, dafs ich diesmal mehr im Lande herumreiste und dasselbe in verschiedenen Richtungen durch- querte, was durch die inzwischen fertig gewordenen Eisenbahn- verbindungen nicht mehr mit den früheren Schwierigkeiten ver- bunden war. Da ich auch diesmal wieder Pflanzen sammeln wollte, inzwischen aber wegen der Reblausgefahr die Einfuhr von lebenden Pflanzen sehr erschwert worden war, hatte ich mir im voraus vom Reichskanzleramt eine spezielle Erlaubnis ausgewirkt, Pflanzen einführen zu dürfen, natürlich unter Verpflichtung zur Untersuchung auf Reblaus für meine Rechnung. Im Februar 1886 machte ich einen kleinen Ausflug von Veracruz nach dem benachbarten Hafenplatz TIacotalpam , um dort nach einem be- stimmten Käfer zu suchen, den ich alleidings nicht fand. Da- gegen entdeckte ich in einem Privatgarten mehrere grofse Pracht- exemplare des neuen Dioon spinulosum, und es gelang mir auch, die drei schönsten zu kaufen. Man kann sich nicht leicht eine Vorstellung von der aufser- ordentlichen Pracht dieser Pflanzen machen. Es ist sicher die schönste aller Cycadeen. Ich kaufte nun zunächst 3 grofse Fässer und engagierte mir 4 Leute, um die Pflanzen auszugraben und in die Fässer zu setzen. Bei zweien ging es gut, aber das dritte gröfste Exemplar war so schwer, dafs ich noch 2 Leute mehr annehmen mufste, um es mittels an den .Stamm angebundener .Stangen aufheben zu können. Die Pflanzen wurden alsdann auf einem kleinen Küsten- dampfer nach Veracruz verladen, von wo sie mit erster Gelegen- heit nach Hamburg weiter befördert werden sollten. Indessen weigerten sich, trotz meines Erlaubnisscheines vom Reichskanzleramt, die Agenten der Hamburger Dampfer, die Pflanzen an Bord zu nehmen, da ihnen dies von der Direktion verboten sei, wegen der öfter bei Ankunft entstandenen Schwierig- keiten. Es hiefs, was die Direktion verboten habe, könne der Reichskanzler nicht aufheben. Es mufste also erst an die Direk- tion in Hamburg geschrieben werden, und unter Hinweis auf die vom Reichskanzler erteilte Erlaubnis, eine Ordre an die Agenten zur Zulassung der Pflanzen zur Verschiffung erwirkt werden. Ich war weiter gereist und wufste von diesen Vorgängen nichts. In zwischen blieben die Pflanzen mit zusammengebundenen und in Matten eingenähten Kronen in Veracruz stehen, bis nach drei Monaten die Erlaubnis zur Verladung eintraf. Als sie dann end- lich in Hamburg ankamen, hatten sie unterwegs getrieben, aber der junge Trieb war vergeilt und gefault, auch die älteren Wedel hatten sehr gelitten, und schliefslich mufste so ziemlich alles heruntergeschnitten werden. Fünf Jahre hat es mindestens ge- währt, bis sie sich einigermafsen erholt hatten; das gröfste und schönste Exemplar ist überhaupt nie wieder ordentlich ins Wachs- tum gekommen und kürzlich ganz eingegangen, die anderen beiden befinden sich in den Gewächshäusern von Frau D. Hell, eins noch als mein Eigentum, und dieses steht zum Verkauf. Noch eine andere interessante botanische Neuheit brachte ich von meiner zweiten Reise nach Mexiko heim, nämlich die neue weifsblühende Varietät von Laclla atitumnalh. Ich machte als letzte gröfsere Exkursion vor meiner Heimreise die Tour von der Hauptstadt über Toluca nach Morelia und Patzcuaro im Staate Michoacan. Für Morelia hatte ich Empfehlungsbrief an den da- maligen Direktor des „Museo michoacano", Dr. Nicolas Leon. Derselbe zeigte mir seine Insekten, die gerade nicht viel Bemer- kenswertes boten, und nachher in seiner Wohnung seine Orchi- deen, von denen er jedoch keine einzige mit wissenschaftlichem Namen kannte. Er erzählte mir nur, diese blüht gelb, jene rot, eine andere weifs u. s. w. So kam er an ein Exemplar, welches ich bestimmt als Laelia aulumnalis erkannte, und sagte: diese blüht reinweifs. Ich erlaubte mir zu bemerken, dafs das wohl ein Irrtum sei, die Pflanze blühe sicher rot. Er behauptete aber mit der gröfsten Bestimmtheit, dafs sie weifsblühend sei , und so bat ich ihn denn um ein kleines Stückchen. Er war sofort bereit, mir ein paar Bulben abzuschneiden, besann sich aber und sagte, dafs zwei Tagereisen von da, nahe Patzcuaro, wohin ich ohnedies reisen wollte, sein Bruder wohne, der mir, wenn ich ihn besuchen wolle, einen Baum nachweisen könne, der ganz mit dieser Pflanze bedeckt sei, und wo ich mir so viel davon holen könne, wie ich wünschte. Natürlich machte ich mich auf den Weg, und richtig führte der Herr mich an den betreffenden Baum, der allerdings in einem Garten stand. Der Baum war nun freilich nicht sehr grofs, es war ein Erythrimts coralHfer, aber er war wirklich mit Laelia aiituiunalis be- deckt, jedoch behauptete der Eigentümer, nur der obere Teil sei weifsblühend. Ich kaufte dem Manne seinen Schatz, von dem er natürlich nichts wufste, ab, füllte damit eine ziemlich grofse Kiste, und machte mich auf den Heimweg. Es war, wie erwähnt, die letzte Tour, die ich machte, und ich trat bald die Rückreise nach Europa an. Mein Gepäck, auch die Kiste mit Pflanzen verlud ich per Hamburger Dampfer, ich selbst ging per Bahn über New-York, nahm aber ein kleines abgebrochenes Stück der Laelia mit einem schon ziemlich vorgeschrittenen Blütenschaft mit mir, hoffend, dafs ich dasselbe vor dem Aufblühen nach Europa bringen würde. Ich würde dann in England ans Land gegangen sein, um nach dieser Probe die grofse Pflanze zu verkaufen. Leider glückte mir dies nicht, die Blüten entwickelten sich zu schnell, im Kanal waren sie bereits verblüht und blieb mir nur noch übrig, sie zu trocknen. Da es ja nur eine Varietät, und die Pflanze ohne die Blüte nicht von der normalen Laelia atitum- nalis zu unterscheiden ist, konnte es nichts nützen, sie in England zum Verkauf anzubieten, weil man mir wohl schwerlich geglaubt haben würde, dafs es eine reinweifs blühende Varietät sei; so nahm ich sie denn nach Hamburg und übergab sie Herrn D. Hell, mir an dem halben Quantum mein Eigentumsrecht reservierend. Das kleine von mir mitgebrachte Stück gab ich Herrn Fried. Worlee, von dem es bei Auflösung seiner Privatgärtnerei an Herrn Dr. Nanne kam, wo es auch ein- oder zweimal geblüht hat, und wo noch ein trauriger Rest davon vorhanden, während alles übrige gänzlich verkommen ist. Der im Frühjahr i8g6 erfolgte Tod meines Freundes Jul. Flohr war die Veranlassung, dafs ich zum drittenmale die Reise nach Mexiko unternahm, um in Erfüllung seines letzten Wunsches seine grofsartige, aus ca. 8000 Arten in ca. 40000 Exemplaren bestehende Sammlung mexikanischer Käfer zu verpacken und dem königlichen Museum für Naturkunde zu Berlin, dem er sie testamentarisch vermacht hatte, zu überbringen. Nachdem ich drüben meine bezüglichen Arbeiten beendet hatte und die Samm- lung reisefertig verpackt stand, gedachte ich noch einige Monate an verschiedenen bisher noch nicht von mir besuchten Plätzen zu verweilen und für mich Insekten zu sammeln. V, 28 Die Gartenwelt. 331 Ich unternahm eine ca. i4tägige Reise durch den Staat Michoacan über Toluca, Morelia, Patzcuaro, Uruapam, Zamora nach dem Chapala-See, fand auch mancherlei gute Sachen und einige neue Arten und kehrte über Guadalajara mit der Bahn nach der Hauptstadt zurück, um demnächst nach dem Staate Guerrero zu gehen, erkrankte jedoch vorher so ernstlich an Dysenterie, dafs ich bald alle weiteren Pläne aufgeben und mich baldmöglichst einschiffen mufste. Die Sammlung brachte ich per- sönlich an Bord eines Hamburger Fracht- dampfers, ich selbst ging einige Tage später, nachdem ich noch von dem mir liebgewordenen Ja- lapa Abschied ge- nommen hatte, mit dem französischen Postdampfer nach St. Nazaire und traf noch ein paar Tage vor Ankunft der Sammlung in Ham- burg ein, so dafs ich diese persönlich am Quai in Empfang nehmen und sodann nach Berlin beglei- ten konnte , was mir freilich infolge meines geschwäch- ten Gesundheits- zustandes schwer ge- nug wurde. Jedoch hatte ich die Genug- thuung, die Samm- lung in tadellosem Zustande in Berlin abliefern zu können. sich keinen Wert für Gärten zu haben scheint. Man macht jedoch, wie wir in ,The Gard. Chron." lesen, in England Ver- suche, durch Kreuzung dieser von den gewöhnlichen Pelargonien in ihrer Tracht abweichenden Art mit letzteren brauchbare Hy- briden zu erzielen und hofft Erfolg damit zu haben. Encephalartos villosus. — Ein sehr schönes Exemplar dieser Cycadee, die aus Südafrika stammt, befindet sich im botani- schen Garten zu Braunschweig. Dasselbe zeigt 20 — 30 gut aus- Dioon spinulosiim. „Gartenwelt". Originalaufnahme für d Topfpflanzen. Aralien. — Hierüber wird in der Nummer vom 2. März d. J. in „The Gard. Chron." folgendes gesagt: „Die hübsche Tracht der Aralien macht sie äufserst anziehend, und für den Tafelschmuck kann kaum eine elegantere Pflanze verwendet werden. Man vermehrt sie durch Pfropfen. Als Unterlage dient meist Aralia fiUdfoUa, obgleich in den letzten Jahren A. Charbrieri viel gebraucht wurde. Die letztere hat sich aber jetzt als zu langsam in der Bewurzelung bewiesen. Man hat auch Panax Victoriae erfolgreich als Unterlage verwendet. Der Wuchs auf dieser Unterlage ist indessen etwas schwach und die Blätter stehen in zu langen Abständen, um gut zu wirken. Vier der besten Kultur -Arten und -Formen sind A. lUganlissima, reitclii, P'eiti-hi gradlUma und kerchoveana. Eine Erdmischung ähnlich der für Dracaenen ist geeignet. Sie sollte leicht und porös sein, viel Zusatz von Peat, Lauberde und Sand, mit ein paar Holzkohlen- stücken. Für gute Drainage mufs gesorgt werden, und die Aralien sind mäfsig fest zu pflanzen." Pelargonium inaequilobum Mast, ist eine neue Art aus dem Usagara-Gebirge im tropischen Ostafrika, die an und für gebildete steife Wedel von 2 — 3 m Länge. Die Farbe derselben ist dunkelgrün, die Stengel, besonders der jüngeren Wedel, sind weifs-filzig behaart, daher der Artname villosus. Die einzelnen Fiedern der Blätter sind sehr derb und steif und mit verschiedenen scharfen Stacheln versehen. — Die Pflanze steht in einem ver- hältnismäfsig kleinen Kübel, in einem Gemisch von Lauberde, Lehm und Sand und wird sehr selten bespritzt. Die Kultur dieser Cycadee dürfte auch für Handelsgärtner zu empfehlen sein, da die eleganten steifen Wedel sich für gröfsere Bindereien gut eignen würden. \v. R., B. Pflanzendüngung. Über Maibliimen-DüDgungserg-ebnisse. Von F. Ledien, Dresden. Den Anlafs zur Erprobung der modernen Düngungsverfahren bei Maiblumen in der gärtnerischen Versuchsstation des bota nischen Gartens zu Dresden gab die Frage eines auswärtigen Mai- blumengrofszüchters, ob man nicht die übliche dreijährige Kultur 332 Die Gartenwelt. V, 28 unter Umständen abkürzen könne, da im Anfange des dritten Jahres oft schon über 5o"/„ der gepflanzten Keime blühen und eine Erhöhung dieser Blütenzahl auf etwa 75 "!„ es ja lohnen würde, die Keime mit Ersparung eines ganzen Kulturjahres am Ende des zweiten Jahres aufzunehmen. Bekanntlich findet diese Praxis unter besonders günstigen Kulturverhältnissen z. B. auf den Rieselfeldern bei Berlin, auf den Wiesenböden bei Dressen und bei der Verwendung sogenannter zweijähriger Pflanzkeime so wie so stellenweise Anwendung. Es lagen über die Ernährungs- bedürfnisse der Maiblume, einer echten Humuspflanze der lichten Hügelwälder, die in der Kultur eigentlich so ganz entgegen ihren ursprünglichen Lebensverhältnissen behandelt wird, so gut wie gar keine nach wissenschaftlicher Methode angestellte Versuche vor. Man begann deshalb, um etwaige besondere Nährstoff- bedürfnisse der Pflanze kennen zu lernen, mit sogenannten ver- gleichenden systematischen Düngeversuchen. Dieselben werden auf dem zur Maiblumenanzucht bestimmten Gelände in der Weise angestellt, dafs man parzellenweise bei sonst gleicher Behandlung die Hauptnährstoffe der Pflanzen einzeln und in Kombinationen im Überschufs giebt resp. fehlen läfst (genauere .Schilderung des Verfahrens siehe „Sitzungsberichte und Ab- handlungen" der Gartenbaugesellschaft Flora zu Dresden, IV, 1899 — 1900. Kommissionsverlag bei H. Burdach, Dresden). Man wählt dazu möglichst reine Düngesalze von garantiertem Gehalt, um die Wirkung von Nebenbestandteilen auszuschliefsen, und vermeidet im allgemeinen die \'ervvendung von Stallmist, dessen Gehalt an Nährstoffen immer schwankend und unkontrollierbar ist, oder verwendet ihn nur vergleichsweise auf bestimmten Par- zellen. Die nunmehr zehn Jahre laufenden Versuche wurden in der Form je nach den auftauchenden Fragen \ariiert und ergaben ein aufserordentlich reiches Beobachtungsmaterial, an dessen Sichtung und Verwertung für die Allgemeinheit wir im Zusammen arbeiten mit den hiesigen Massenzüchtern nunmehr allmählich kommen. Anstatt nun einfach gewisse, allerdings mit grofser Schärfe hervortretende Endresultate zu melden und das ent- sprechende Düngerrezept dazu zu geben, welches am anderen Orte unter Umständen doch recht abweichende Ergebnisse bringen könnte, wollen wir liebet das Verhalten der Maiblumenkeime bei der verschiedenen Behandlung betrachten und daraus unsere rationelle Maiblumendüngung ableiten, zumal die Nebenerschei- nungen, welche zu berichten sind, dem .Spezialisten eine grofse Menge von Fragen beantworten, die uns sehr oft gestellt wurden. Wir ziehen nach allen Beobachtungen die Herbstpflanzung vor. Im ersten Sommer nach der Pflanzung sieht man merk- würdig wenig von spezifischen Wirkungen der einzelnen Dünger- arten. Untergegrabener Mist läfst die Keime etwas früher aus- treiben, als dies auf den Parzellen ohne Stallmist eintritt; die Keime kommen dadurch in die Gefahr, unter den Spätfrösten zu leiden, was auf den Parzellen ohne Stallmist weniger der Fall ist. Die Neubildung von Wurzeln tritt bei unserer Pflanze nicht vor Mitte Juni ein, weswegen alle Düngungen mit leichtlöslichen Salzen, wie Chilisalpeter, vor dieser Zeit als weggeworfen bezeich- net werden müssen. Aber auch nach der Entwicklung neuer Wurzeln ist im ersten Kulturjahre nicht viel von den absichtlich im Überschufs gegebenen Düngern zu sehen; selbst die bekannten, bei anderen Pflanzen so leicht zu erzielenden Wirkungen starker Stickstoffdüngung mittels salpetersauren Ammoniaks oder Chili- salpeters, als starke Grünfärbung und üppige Laubentwicklung, sind im ersten Sommer nicht zu erzielen. Die Maiblume treibt unter Verwendung der im Rhizom aufgespeicherten Reservestoffe eben nur das schon fertig angelegte Blattpaar und verwendet dann alle Thätigkeit auf die Entwicklung des Wurzelsystems und die Anlage von Reservestoffen in der unterirdischen Achse (Rhizom). Wir müssen die Düngung mit leichtlöslichen und leicht versin- kenden Nährstoften bei der Pflanzung und im ersten Jahre als unrationell bezeichnen, da bei der geringen Bewurzelung nur wenig verarbeitet wird. Das gilt besonders auch fiir das Unter- graben des Stallmistes vor der Pflanzung, zumal wenn derselbe, wie das so oft geschieht, dabei so tief kommt, dafs die Wurzeln der Maiblumen ihn nie erreichen. Die Maiblume als ausge- sprochener Flachwurzeler sollte Stallmist überhaupt nur als Kopf- düngung bekommen, wo es notwendig ist; die richtigste Zeit dazu ist der Herbst des ersten Kulturjahres. Wenn man den Stallmist gleich nach der Pflanzung als Kopfdüngung giebt, um das Herausheben durch den Frost zu verhindern, so ist das doch ein sehr teueres Verfahren, da im Frühjahr danach Regen und Sonne den aufgestreuten Mist auslaugen, bevor seine wertvollsten nährenden Bestandteile zur Wirkung kommen können. Auf den eigentlichen, sandigen Maiblumenböden kommt das Heben durch Frost auch gar nicht so sehr in Frage, dafs man es berück- sichtigen müfste. Im zweiten Kulturjahre ist das Bild, welches die ver- schieden gedüngten Parzellen bieten, gleich beim Austreiben sehr verändert. Durch frühzeitiges und rasches Erscheinen und grofse Blattentwicklung, die bald eine tief blaugrüne Färb"ung annimmt, zeichnen sich die Keime aus, welche eine starke Stickstoffdüngung erhalten haben. Wir gaben, um eine möglichst reine Wirkung beobachten zu können, auf gewissen Parzellen salpetersaures Ammoniak; besonders üppig standen aber Parzellen, welche Stall- mist und halbverrottetes Laub erhalten hatten; bei diesen wirkten augenscheinlich die Eigenschaften des damit gegebenen Humus hervorragend förderlich auf die Wurzel- und Blattentwicklung. Mit relativ hellfarbig^em Laube und ziemlich kümmerlich standen alle Parzellen, wo jede Stickstoft'düngung fehlte und der Gehalt des Bodens daran den Bedarf decken mufste. (Das zur Ver- fügung stehende Terrain hatte einen flachgründigen, trockenen, sandigen Lehmboden, der erst wenige Jahre in gärtnerische Kultur genommen war und bei ca. 50 cm Tiefe einer reinen Kiesschicht auflag.) Das Absterben des Laubes geschah schon von August ab, am frühesten bei den üppigen Stickstoff- keimen. Im dritten Kulturjahre im Frühjahre läfst sich die Frage erörtern, ob eine der von uns angewendeten einseitigen Dünge- weisen das Streben nach Abkürzung des dreijährigen Kultur- betriebes zu unterstützen geeignet wäre. Denn die Keime, welche im Mai des dritten Jahres blühen, haben die Blüte auch schon im Herbste des vorhergehenden Jahres erhalten, und ihre Zahl auf den einzelnen Parzellen, welche natürlich alle gleich grofs genommen und mit der gleichen Zahl von Pflanzkeimen bepflanzt worden sind, giebt die Antwort. Schon die ersten Versuche wiesen die Richtung, in welcher wir zu arbeiten hätten, indem reichliche Thomasmehldüngungen augenscheinlich einen Einflufs auf die frühzeitige Blühfähigkeit der Keime hatten. Weitere Ver- suchsresultate bezeichneten aber bald nicht die Phosphorsäure, den w.ertvollsten Bestandteil des Thomasmehles, sondern den grofsen Kalkgehalt als die in dieser Richtung wirkende Ursache. Eine besonders auf diese Frage zugeschnittene Versuchsreihe, welche im Jahre 1899 ablief, ergab ganz erstaunliche Unterschiede in den Blüherzahlen zwischen den Parzellen mit Kalk und jenen ohne Kalk, besonders wo im ersteren Falle kein Mist oder Laub daneben, im zweiten Falle Mist oder Laub als Kopfdüngung gegeben war. Jede Parzelle war mit 405 Pflanzenkeimen von der üblichen Stärke bepflanzt worden. Hiervon blühten im Mai des dritten Kulturjahres und hätten also im Winter nach dem zweiten Jahre in der Treiberei auch schon geblüht: V, 28 Die Gartenwelt. 333 auf der Parzelle: mit Laubkompost mit Stallmist und phosphorsaurem Kali mit Laub und Atzkalk mit Mist und Ätzkalk ungedüngt Kalk und salpetersaurem Ammoniak Kalk allein (Ätzkalk vor der Pflanzung) (Schlufs folgt in No. 30.) 21 Blütenstiele 86 » 95 jj "7 ff iSi n 287 n 366 )j Meinungsaustausch. Einen interessanten Beitrag zur Geschichte des AsparagUS Sprengeri liefert Herr C. Sprenger in einem an den Herausgeber der „Gartenwelt" gerichteten Privatbrief, den wir nach- stehend, nach eingeholter Genehmigung, zum Abdruck bringen. Herr Sprenger schreibt: „Im Jahre 1885 erhielten wir die ersten Samen von AsparagUS Sprengeri Regel aus dem Natal von einem Freunde, der noch lebt und mir häufig feine Transvaal- und Oranje-Staat-Pflanzen sendet. Sie kamen zusammen mit zwei anderen .-hparagas- Arien und trugen die römischen Ziffern I, II und III. No. I war nichts wert und hatte viele Ähnlichkeit mit dem südeuropäischen ,-Jsp. acutifoUus L., der recht gute Salate und feines Gemüse giebt, und wenn er jung ist und nicht sticht, ein lange aushallendes, etwas düsteres z.\ar, aber doch schönes Dekora- lionsmaterial liefert, keineswegs aber bei Ihnen den Winter überdauert, und erst recht nicht für Grabdenkmäler pafst. No. II war ein feiner nicht kletttrnder, nicht rankender, unbewaffneter, gar prächtiger, immer- grüner, frischer, hoch dekorativer Strauch, von dem nur drei Pflanzen aus dem Samen erwachsen waren, die aber etwas langsam wuchsen und seither sicher verloren gegangen sind. No. III war etwas ganz Neues, nie Gesehenes, und meine ersten grofsen Pflanzen waren, in Töpfen auf Holzsäulen stehend, ganz überraschend schön. Sie wuchsen schnell, wurden völlig im Freien erzogen und blühten so im dritten und vierten Jahre. Die blühenden Zweige waren mir in dieser Art völlig neu, und ich erkannte sogleich, dafs es eine unbeschriebene Spezies sei, und sandte sie meinem Freunde, Prof. E. v. Regel, in St. Petersburg. Hr. Regel untersuchte sie als feiner Kenner genau, hatte selbst die nächsten Verwandten dieser Art lebend vor Augen und im Herbar, und beschrieb sie im Jahre 1890 ad acta horti petropolitani (tora. XI pag. 302). Meine Pflanzen gaben bald Samen, und es wurden aus denselben reichlich junge Pflanzen erzogen, die sich rasch und kraftvoll entwickel- ten, die aber auch bald, wie fast alles Gute und Neue, heimliche Liebhaber fanden, und sich, wie früher bereits meine Freesia, mit wunderbarer Schnelle in dem schönen Neapel veibreiteten. Der einzige Käufer Neapels, der beste und reichste Pflanzenfreund des damaligen Neapel, Herr Charlesworth, der inzwischen verstorben ist und dessen Pflanzen in alle Winde zerstreut wurden, hatte sie auf schlanke Säulen im Halbschatten unter Palmen gestellt, und lange Zeit blieben diese Pflanzen eine Sehenswürdigkeit seines blütenreichen Gartens, auf die er selber immer wieder aufmerksam machte. Ich werde mich immer mit Vergnügen dessen erinnern, so lange ich lebe, dafs Sie der Erste waren, welcher den bis jetzt unbestrittenen hohen Wert der schönen Pflanze erkannte*) und alles thaten, um sie zu verbreiten. Es ging langsam, wie alles Gute, aber sicher vorwärts. Inzwischen ist der Handel innerhalb zehn Jahren mit der jetzt überall verbreiteten Pflanze vollständig ruiniert. Sie hat allerdings viel Geld in Bewegung gesetzt und wird im Kleinhandel immer noch recht gut bezahlt. In Danzig zahlte man noch vorigen Herbst I M. für eine hübsche zweijährige Pflanze, und in der Stadt Mexiko, wo sie sehr gesucht ist, wird noch jetzt bedeutend mehr bezahlt. Die meisten *) Anm. d. Red. Herr Sprenger sandte mir die ersten Pflanzen im Winter 1891, etwa vier Wochen später auf besondere Bestellung, weil ich bald den Wert dieser Neuheit erkannt hatte, weitere 25 Stück. Meine ersten Kulturpflanzen stellte ich im Herbst 1892 im Verein zur Beförderung des Gartenbaues aus, wo dieser schöne Zierspargel ebenso wie auf Ausstellungen allseitige Anerkennung fand. M. H. Pflanzen hat Nordamerika absorbiert, und grofse Mengen gingen noch in den letzten Jahren nach Australien. In Versailles hat ihre Kultur für Schnittgrün wohl den Höhepunkt erreicht. Im Sommer 1897 sah ich dort Glaspaläste ausschliefslich für diesen Spargel errichtet, und er füllte die Kristalltempel mit wunderbarer Mannigfaltigkeit. Hängend, kletternd, natürlich, leicht gezwungen, durch Menschenhand aufgebunden, in Ampeln, alle Formen annehmend, glichen die Pflanzen in diesen Häusern den zarten Algen des Oceans, hier im reinen Äther greifbar schwebend. Paris verbraucht grofse Mengen des vorzüglichen Binde- und Dekorationsmateriales, und es ist natürlich, dafs die dortigen Gärtner dem A. Sprengeri besondere Kulturstätten einrichteten. In Italien ist die Pflanze inzwischen allgemein geworden, da und dort gemein, in Neapel rechtes Unkraut, das von selber überall keimt, wo in den Gärten ältere Samen tragende Pflanzen sich befinden. Man sieht die Pflanzen auch auf flachen Dächern in Mauerritzen keimen "und sprossen, hinter den alten Wedelstümpfen eines Phoenix im Garten des oben genannten Herrn Charlesworth sah ich bereits im Jahre 1895 — 1896 junge Pflanzen sprossen; die Vögel hatten die Samen dort abgelegt. Im Gartenrasen, der dort von Convallaria japonica gebildet war, erwuchsen Tausende junger Pflanzen von selbst, ohne irgend welche Pflege, die Samen resp. Beeren fielen zu Boden. Die Samen keimen überall und ein leichter Reif oder Frost schadet den Sämlingen nicht, nur durch 3 — 4" Minus, mehrere Nächte sich wiederholend, werden alle oberirdischen Teile getötet, aber aus dem Wurzelstock sprossen dann im März wieder um so üppiger junge Triebe. Hier in Kalabrien am Meeresstrande, wo es niemals friert und wo es auch diesen Winter nicht fror und kein Schnee fiel, verwildert die Pflanze vollkommen, so dafs ich ihre Samen an Waldesränder säe und sie sich selber überlasse. Sie wuchert hier ungeheuer und ist in immerwährender Vegetation. Sie blüht hier im Juni -Juli und reift solche Mengen von Beeren, dafs die Träubchen dicht besetzt davon sind. Zehn grofse Pflanzen lieferten 19 kg reinen Samen! Es macht mir besonders viel Vergnügen, mich mit dieser Pflanze zu beschäftigen, und ich bringe sie überall hin, wohin ich komme, und meine Freunde, die sich sonst hier zu Lande nicht viel um derlei Pflanzen aufser Rosen kümmern, sind recht vergnügt damit. Da sie also vollständiges Unkraut wird, so will ich es mit der Kultur als Gemüsepflanze versuchen, durch geeignete Vorrichtungen ihre immer erscheinenden Sprossen verlängern und bleichen und wir werden Spargeln essen. Die Sprossen schmecken gut und kräftig. Wenn man von Neapel aus noch von Spezialkulturen dieser Pflanze ins Ausland berichtet, so klingt es mir, als ob man von Spezialkulturen der Nessel redet, denn genau so wie diese hier an den Zäunen würde sie sich verhalten. Es sind mir aus Samen recht viele und oft auffallende Formen gefallen, aber von eigentlicher Verbesserung kann keine Rede sein. Meist sind es oder waren es dichter und gedrungener wachsende Pflanzen mit kürzeren oder längeren Cladodien oder Blättchen. Ich besitze eine ganze Serie solcher Pflanzen, um sie noch näher kennen zu lernen. Sie fielen mir meist aus Samen von einer auffallend gedrungenen Pflanze im Garten des bereits genannten Mr. Charlesworth. Auch stellten sich mehrmals buntblätterige, besonders weifse ein, die aber alle nichts wert waren. Dieser Zierspargel liefert Schnittgrün zu unbegrenzter Verwendung in solcher Frische und Fülle, wie selten eine andere Pflanze. Im un- geheizten, aber frostfreien Zimmer oder irgend welchem Räume, licht oder halbdunkel, hält er sich bei staubfreier Luft den ganzen Winter und bleibt immer in Trieb. Als Kuriosum mufs ich es betrachten, wenn „Möllers Gärtner- Zeitung" diese absolut gute Spezies als Asp. falcalus hinstellt, und als Zeichen der Furcht und der Gemeinheit, wenn sie neapolitanische deutsche Firmen in ihren deutschen Preislisten Asp. Sprengeri, also richtig nennen, in ihren italienischen Listen Asp. Sprengheri schreiben, und in der genannten Gärtnerzeitung in ihren Annoncen aber als Asp. falcalus (wohlweislich dahinter in Parenthese Asp. Sprengeri) empfehlen. Ganz abgesehen von den allgemein als unrühmlich bekannten Tendenzen dieser Leute, ist das eine Herabwürdigung des alten guten Regel, der als toter Mann nichts mehr dagegen sagen kann, es aber auch als lebender wohl nicht der Mühe wert gehalten haben würde. Asp. Sprengeri Regel wächst in den berühmten Drakensbergen, wo Asp. fakatm L. nicht vorkommt. Asp, falcatvts Linne wird von ihm 334 Die Gartenwelt. V, 28 als im tropischen und Süd-Afrika und aufserdem in Ceylon heimisch be- zeichnet. Alton beschreibt diese von Regeis .4. Sprtngeri auf den ersten Blick völlig verschiedene Spezies folgendermafsen: A. aciileis solitarüs reservis, ramis Uretibus, foliis fasciculatis linearibtu falcalis, peduncularis axillaribus unifloru aggrsgatis! Und nennt sie: Sickle- leaved Asfaragus, native of the East India. Nun ist mir diese Pflanze von Afrika niemals bisher zugekommen, obwohl ich ca. zwölf verschiedene südafrikanische Asparagus kultiviere, deren Samen oder Pflanzen mir in den letzten vier Jahren von dorther gesendet wurden. Dagegen stellte Linden, Brüssel, im letzten Herbst seine schöne, gedrungen wachsende Asp. Ducliesnei (vgl. die Notiz in No. 8, Seite 92 d. J.) in Paris mit anderen vom Kongo stammenden Dekorationspflanzen aus, welche dem echten von Ceylon kommenden Asp. fakatus sehr älinlich war. Im Ber- liner kgl. botanischen Garten können Sie die echte Spezies Asp. falcatus sehen.*) Ich lege Ihnen hier Zweige von A. fakatus bei; geblüht hat er bei mir nocli nicht. Diese Art ist nicht ohne Wert, obwohl sehr viel grober und lockerer als Regeis Spezies und hat bedeutend gröfsere Blätter. Um .4sp. fakatus mit Asp. Sprengeri zusammenzuwerfen, gar nicht vom wissenschaftlichen Stand- punkte, sondern blols vom gärtne- rischen zü reden, dazu gehört schon mehr als Willkür. Wenn man gärt- nerisch, wie gesagt, diese beiden Spezies als dasselbe betrachten will, dann mufs man sich darin finden, alle Äpfelsorlen für /";>;« malus und alle Tulpenformen für die dunkle und immer noch zweifelhafte Tulipa gesneriana zu erklären. Eine andere, dem Bakerschen „Asparagae, Slirps II., Fakatr' an- gehörende Spezies ist die bisher nur in Ceylon gefundene Asp. sarmtn- tosus /., die dieser als in „India Orient." wachsend angiebt. Alton beschreibt sie kurz wie folgt: y^A. foliis, solitariis lineari-lanceolatis, caule flexuoso, aculeis recurvis" und nennt sie „linear-leaved Asparagus" . Regel sagt von seiner Spezies ^ySpreiigcr:" unter andern: „ab. A. sarmentoso et A. fakato., quibus proxitne affinisy fatile dignosätur l''^ Das ist klar und Regel sah wissenschaftlich scharf. — Er hatte aber auch ein feines Auge für den gärtnerischen Wert und Unterschied der Pflanzen, und irrte hier sicher nicht, konnte nicht irren. A. sarmentosus, dem die Regeische Pflanze also näher steht, als der A. fakatus, aber ist ein langes, kriechendes, für den gärtnerischen Zweck iinbedeutendesDingelchen. Der Wert der Samen von Asp. Sprengeri hat sich heute so sehr verringert, dafs reine Samen für 15 Lire und weniger per kg verkauft werden , und man sich also selbst in Neapel nach anderen Spezial- kulturen umzusehen haben wird. Verschwinden wird die ebenso schone als brauchbare und wuchernde Pflanze allerdings nicht mehr, solange es Kulturen giebt, denn sie kann als Dekorations-, Ampel- und Schnitt- grünpflanze in gewisser Beziehung schwer übertroffen werden. Ab- geschnitten hält sich das frische Grün der Ranken allerdings nicht so lange, ab das mancher anderen Spezies, die Blättchen werden bald gelb Zweigende von Asparagus Sprengeri in '■^l^ nat. Gröfse. OriginalaufnaJime fiir die „Gartenwelt". und fallen ab, allein es hält sich lange genug frisch, um weite Reisen in der Umhüllung zu überstehen, und hat somit auch vorzüglichen Wert zum Versenden. Für nur wenige Tage dauernde Zimmerdekorationen ist es brillant , mufs aber darnach entfernt werden , ob es im Wasser oder oline dasselben verwendet wird, weil es sonst die gelben Blättchen überall herumstreuen würde. Die Blüten duften hier im Süden meist etwas zu scharf, zumal im Freien. C. Sprenger." Mannigfaltiges. Nebelspritzen und Kupferkalkpulver. — Eine neue .Spritze zum Bespritzen der Reben und Obstbäume mit Bordelaiser Brühe etc. bringt C. van der Smissen, Steglitz Berlin, unter dem Namen „Eimer-Nebelspritze" in den Handel. Diese Spritze bewirkt die denkbar feinste Verteilung der Flüssigkeit bei 3 m Wurfweite. Dieser Apparat ist mit vorzüglich arbeitendem Wind- kessel und Spritzwerk aus Messing versehen und steht in stark emailliertem Eimer befestigt. Neben dem Nebelspritzkopf kann noch ein zweites Mundstück (für hohe Bäume bestimmt) auf- geschraubt werden, welches eine Wurfweite von 10 — 12 m er- möglicht. Zur einfachsten Herstellung der Flüssigkeit empfiehlt die genannte Firma Kupferschwefelkalk-Pulver, von welchem 300 g ■"" *) Anm. d. Red. Dort haben wir je ein Zweigchen von A. fakatus und Sprengeri aufgenommen, beide in ''/i der natürlichen Gröfse. Unsere beistehenden Abbildungen sprechen mehr als Worte. Zweigende von Asparagus falcatus in '/4 nat. Gröfse. OrigiualauUialuite für die „Garlenwelt'^. V, 28 Die Gartenwelt. 335 zur Bereitung von lo 1 Flüssigkeit genügen. Dieses Pulver ge- langt in verschlossenen Blechbüchsen zum Versand. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 128. Auf welche Weise erzieht man am praktischsten Fuchsienhochstämme von 1,30 — 1,50 m Höhe und welclie Fuchsiensorten eignen sich am besten dazu? — Die Anzuclit der hochstämmigen Fuchsien ist keineswegs schwierig, die dafür angewandte Mühe macht sich reichlich bezahlt, denn gerade die Fuchsien sind es, welche im Vergleich zu anderen hochstämmig er- zogenen Florblumen auf sorgfältige Kultur und Überwinterung am wenigsten Ansprüche machen und trotzdem einen fast ununterbrochenen Flor den ganzen Sommer und Herbst hindurch entwickeln. Zur An- zucht der Hochstämme schneide man im zeitigen Friihjahr von vorher angetriebenen Mutterpflanzen solcher Sorten, welche sich durch schnellen aufrechten Wuchs und dankbares Blühen ausgezeichnet haben, kräftige Stecklinge ab und stecke sie ins Vermehrungsbeet. Nach erfolgter Bewurzelung werden die jungen Pllänzchen in kleine Topfe gebracht. Die Erde soll aus -/j Heideerde, '/^ Kompost und reichhchem Zusatz von reinem Sand bestehen. Die Töpfe mit den jungen Fuchsien füttere man nun bis an den Rand in ein mit Erde oder Sägemehl aufgefülltes warmes Beet ein. Erlaubt dies die Witterung nicht, oder ist augen- blicklich kein warmer Kasten vorhanden, müssen die Pflanzen vorläufig an einem hellen Ort in der Vermehrung Platz finden. Nachdem nun die jungen Fuchsien in den Töpfen durchgewurzelt, pflanzt man sie in gröfsere Töpfe um. Die Erdmischung besteht diesmal nur aus Kompost und Sand, ich nehme also keine oder doch nur sehr wenig Heideerde, da- gegen ziemlich viel Hornspänezusatz als Düngung. Solche Pflanzen, welche schon ein Anbinden an Stäbe nötig haben , werden locker (ja nicht zu fest, damit die Fäden nicht einschneiden und im Wachstum hindern) angeheftet, und die umgesetzten Pflanzen kommen, wenn angängig, wieder auf warmen Fufs. Möglichst gespannte, feuchtwarme Luft, welche durch öfteres Spritzen an hellen Tagen leicht erzeugt werden kann, befördert das Emporschiefsen des Gipfeltriebes ungemein. Sobald die Fuchsien am Glase anstofsen, werden sie herausgenommen und noch- mals, aber ohne dabei den Ballen zu verletzen, in angemessen gröfsere Töpfe umgepflanzt und auch bei dieser Gelegenheit gleich die der ge- wünschten Stammhöhe entsprechend langen Stäbe beigesteckt, woran man nun die Pflanzen anbindet. Die Erde mufs diesmal recht nahrhaft sein : Mist- oder Komposterde mit wenig Sand und viel Hornspänen. Gut ist es, die Pflanzen, welche jetzt der langen Stäbe halber im Gewächshaus aufgestellt werden müssen, in der ersten Zeit auch hier etwas geschlossen zu halten und öfters zu bespritzen. Unerläfslich aber ist dabei ein öfteres Nachsehen, ob bei einzelnen Pflanzen ein erneutes Anbinden an die Stäbe oder ein Aufschneiden der früheren Bänder notwendig erscheint. Geschieht dies Anbinden der etwa sich senkenden Gipfeltriebe oder das Aufschneiden der etwa einschneidenden Fäden nicht zur richtigen Zeit, so darf man sich nicht wundern, wenn man später Krüppel statt schon gerade erzogener Stämme vor sich hat. Alle erscheinenden Seitentriebe müssen bis auf zwei Blätter zurück- gestutzt werden, um die Hauptkraft in den Gipfeltrieb zu leiten. Ganz entfernt dürfen diese Seitentriebe aber erst später werden, da selbige im Anfang den Stamm kräftigen und ihm zu der nötigen Stärke verhelfen. Ist nun endlich die gewünschte Stammiiöhe erreicht (was in einem Jahre geschehen sein mufs, aber auch leicht möglich ist), so wird der Gipfeltriel) abgeschnitten und die Pflanzen werden, sofern dies niclit schon früher geschab, jetzt nach und nach abgehärtet, um gut ausgereift im Holz das Winterquartier beziehen zu können, sobald dies nötig erscheint. Solche sciiön erzogene Hoclistämme bilden eine Zierde für jede Anlage, sowohl einzeln als in Gruppen zusammen mit Unter- pflanzung. Dieselben lassen sich auch als Ersatz für während des Sommers erst eingegangene Rosenbäumchen gut und leicht verwenden. Ich besitze etwa 20 Stück solcher selbst herangezogener Fuchsien-Hoch- stämme, darunter 10 Stück mit starken Kronen, vor welchen zur Zeit der Blüte fast ein Jeder bewundernd stehen bleibt. O. Schmeifs, Gartenverwalter auf Tannhof-Schachen bei Lindau i. B. — Hochstämmige Fuchsien erzieht man am besten durch kräftige Stecklinge im Januar. Nach erfolgter Bewurzelung werden diese in halb Laub-, halb Heideerde und Sandzusatz eingetopft, auf Warmhaus- stellagen möglichst nahe dem Glas aufgestellt und an entsprechende Stäbe gebunden. Sobald es die Witterung erlaubt, kommen sie auf warmen Kasten nicht zu weit ab vom Glas. Entstehende Seitentriebe werden auf zwei Augen pinziert, um den Stamm genügend erstarken zu lassen; sie werden erst ganz entfernt, wenn derselbe verholzt ist. Vom Mai ab kultiviert man die Hochstämme entweder in recht tiefen Mistbeetkästen, wo sie dann immer 25 cm vom Glas abstehen können, oder in Häusern. Frühbeetkultur ist selbstverständlich vorzuziehen, weil da die Pflanzen viel robuster wachsen und sich die Stämme besser tragen. Hat man die gewünschte Stammhöhe erzielt, so wird die Krone formiert, doch am besten so, dafs man nicht die Spitze auskneift, wie das gewöhnhch geschieht, sondern zur Kronenbildung nur die Neben- triebe stehen läfst. So geformte Kronen haben einen mehr pyramidalen Wuchs und sehen viel besser aus als die gewöhnlichen breiten Formen. Da man in der Kronenhöhe leicht jede beliebige Sorte veredeln kann, hat die Wahl der Unterlage nicht viel zu bedeuten. Ohne Veredelung ergeben prächtige Hochstämme die Sorten „C>f«ia", ^Deutsche Winter- konigiit'^ , „Ruhm von Frankfurl^ , gracilis, coccinea, corymbißora, globosa, serratifolia u. s. w. Besonders schön sind Stämme von serratifolia und corymbißora; dieselben erreichen ein beträchtliches Alter und dement- sprechende Stärke. Auch als Veredelungsmaterial nehme man stark- wüchsige Sorten, da schwachwüchsige Kronen keinen Effekt machen. R. Voigt, Gera. — Hochstämmige Fuchsien erzielit man auf folgende Weise. Im Frühjahr werden Stecklinge ins Vermehrungsbeet gesteckt, die sich binnen 14 Tagen gut bewurzelt haben, alsdann in Töpfe gepflanzt, die möglichst klein zu nehmen sind, und auf einen warmen Kasten gebracht. Die Erdmischung wähle man das erste Mal nicht zu schwer, um ein schnelleres Durchwurzeln zu befördern, etwa 1 Teil Lauberde, i Teil Mistbeeterde, etwas Rasenerde und Flufssand. Man kann auch gleich etwas Hornspäne zusetzen. Sobald die Fuchsien durchgewurzelt sind, verpflanze man sie wieder, der Wurzelballen darf nicht erst verfilzen, was eine Störung im Wachstum verursachen würde. Die Erdmischung nehme man nach und nach immer etwas kräftiger, sorge später über- haupt für reichliche Nährstoffe. Solange man sie noch nicht auspflanzen kann, ist es von Vorteil, den Fuchsien nach dem jedesmaligen Ver- pflanzen einen warmen Fufs zu geben, sie gehen schneller in die Höhe und bewurzeln sich auch besser. Von Anfang an müssen alle Seiten- triebe sorgfältig pinziert werden. Die untersten Blätter aber lasse man jedesmal stehen, da sie zur Kräftigung des Stammes beitragen. Sobald keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, etwa Ende Mai, werden die Stämmchen, die immerhin schon eine Höhe von 60 — 80 cm haben müssen, in gute, nahrhafte Erde in einem Kasten oder auf ein Beet ausgepflanzt. Die erste Zeit schattiere man gut und vergesse auch nicht das Spritzen, sobald sie aber die gewünschte Höhe erlangt haben, gewöhne man sie allmählich an die Sonne, da bei der Kronenbildung ein zu dichter Schatten die einzelnen Internodien unnütz verlängern würde. Sind die Stämme hoch genug, werden sie entspitzt und die drei obersten Augen lasse man zur Kronenbildung austreiben. Die weitere Behandlung besteht nun darin, dafs man, solange die Krone noch nicht völlig ausgebildet ist, alle erscheinenden Blütenknospen sofort entfernt und die Triebe öfters entspitzt, damit die Krone gleich- mäfsig wird. Ein öfteres Spritzen an heifsen Tagen und ein mehrmaliger Dunggufs befördern das Wachstum sehr. Man kann so bis zum Sep- tember Kronen von 40 — 50 cm Durchmesser erzielen. Ende August oder Anfang September werden die Pflanzen mit Schonung des Wurzel- ballens in entsprechend grofse Töpfe gepflanzt, etwas geschlossen ge- halten, schattiert und öfters gespritzt. In den ersten Tagen giefse man mögUchst wenig, damit sie sich erst gut einwurzeln. Die Überwinterung ist die gleiche wie bei den niedrigen Fuchsien im temperierten Hause, aber nicht zu weit vom Lichte entfernt. Zur Hochstammzucht eignen sich am besten die starkwüchsigen Sorten, wie „Rose of CastilW"-, JVinferkdnigin^ , corallina, „Keltleri", „Mignon>-, „La Frana", „Fhvon de Neige'-', „Phmomena!" , „Markgraf ^ , fiilgens, gracilis u. s. w. Die letzten zwei veredelt man am besten auf starkwüchsige andere Fuchsien-Sorten. Füllens kann man in einem Jahre kaum bis zur gewünschten Höhe ziehen und gracilis behält einen zu schwachen Stamm. Es sind aber 336 Die Gartenwelt. V, 28 gerade die Sorten mit den länglichen Blumen für Hochstämme am wirkungsvollsten, und besonders fulgtns ist, wenn mehrere zusammen auf ein Beet ausgepflanzt, mit Unterpflanzung von Heliotrop etc. von wunderbarer Schönheit. Die meisten schwachwüchsigen Sorten ver- edelt man mittels Triangulation oder Pfropfen im Juli. H. Grote, Reutlingen. Bücherschau. Arbeiten aus der biologischen Abteilung für Land- und Forstwirtschaft am kaiserlichen Gesundheitsamte. I. Band, Heft 2. Preis 7 M. (Jeder Band ist einzeln käuflich.) Berlin 1900. Verlag von Paul Parey. Wir haben kürzlich auf das i. Heft dieser Arbeiten hingewiesen; auch das vorliegende 2. Heft ist uns schon vor einiger Zeit zugegangen. Diese Hefte sollen in zwanglosen Folgen erscheinen und eingehende Darstellung der Untersuchungen und Beobachtungen auf allen Arbeits- gebieten der biologischen Abteilung des Reichsgesundheitsamtes bringen. Naturgemäfs finden wir unter den veröffentlichten Arbeiten neben solchen, die für gärtnerische Kreise hervorragendes Interesse haben, auch solche von mehr landwirtschaftlichem und rein wissenschaftlichem Interesse. Im vorliegenden zweiten Hefte sind die Abhandlungen von Professor Frank (J) „Bekämpfung des Unkrautes durch Metallsalze", Dr. Hiltner „Über die Wurzelknöllchen der Leguminosen" für landwirtschaftliche Verhältnisse berechnet. Ihnen schliefst sich eine Studie von Dr. Jacobi „Die Aufnahme von Steinen durch Vögel" und eine Arbeit von Dr. Röhrig „Ein neues Verfahren zur Bekämpfung des Schwammspinners" an, der bekanntlich nicht nur an unseren Obstbäumen und anderen Laubhölzern sondern auch an Nadelbäumen beträchtlichen Schaden stiften kann. Verfasser hat einen praktischen Apparat konstruiert, der mit Petroleum gefüllt wird und es ermöglicht, die Eierschwämme leicht, sicher und ohne Petroleumverschwendung zu töten. Aufser den angeführten Haupt- artikeln enthält das Heft noch einige kleinere Beiträge. M. H. Tagesgeschichte. Berlin. Die Lohnbewegung der Gärtnergehilfen in den Handelsgärtnereien Berlins und der Umgegend hat einen immer ernsteren Charakter angenommen. In den westlichen Vororten (Steglitz, Grofs- Lichterfelde, Zehlendorf) haben zwar die Arbeitgeber den geforderten Tarif zum gröfsten Teil anerkannt, während es im Norden (besonders in Pankow und Weifsensee) zu Massenkündigungen gekommen ist. Frankfurt a. M. Kürzlich hielt die Palmengarten-Gesell- schaft ihre Generalversammlung ab. Der Bericht des Verwaltungs- rats gedenkt zunächst der verstorbenen Mitbegründer der Gesellschaft, Gartenbaudirektor Siesmayer und Stadtrat Pfafl", ebenso auch des Frei- herrn Wilhelm v. Rothschild. Die Pfaff'schen Erben haben der Pensions- kasse M. 500 zugewiesen. Das Betriebsjahr war im allgemeinen ein normales, es brachte Mehreinnahmen auf Abonnements M. 5065, auf Billetts M. 221, Saalmiete M. 987, Eisbahn M. 2582, Diverse M. 155, Festkonto M. 1489, zusammen M. 10498, ab weniger Getränkenutzen M. 1562, also ein Mehr von M. 8936. Dagegen sind die Ausgaben gestiegen um M. 1 1 302, worin freilich ein Kursverlust auf Effekten von M. 3093 inbegriffen ist. Unter den aufsergewöhnlichen Ausgaben wer- den aufgeführt: die Reinigung des grofsen Weihers, welche M. 9400 kostete, die Erneuerung der nördlichen Palmenhausheizung mit M. 13524, die Ent- und Bewässerungsanlage für den neuen Anzuchfgarten mit M. -1071, die vollständige Umgestaltung der Filteranlage mit M. 5585, die Weiterfuhrung der Arbeiten im neuen Anzuchtgarten mit M. 8138 und zwei Schuppen daselbst mit M. 5 1 1 2. Die Gesamtbetriebseinnahmen betrugen M. 397300, die Betriebsausgabe M. 377788, mithin bleibt ein Überschufs von M. 59512 (gegen M. 61877 im Vorjahr). S. Gefle (Schweden). Hier findet vom 8. bis 14. Juli eine allgemeine schwedische Gartenbau-Ausstellung statt. Die- selbe steht in Verbindung mit einer landwirtschaftlichen Versammlung und umfai'st folgende Abteilungen : Gemüsebau, Beerenobst und Früchte, Gartensämereien, Dekorationspflanzen, Bäume und Sträucher, konservierte Früchte, Pflanzen für medizinische und technische Zwecke, Garten- architektur und wissenschaftliche Hilfsmittel für den Gartenbau. Diese Veranstaltung wird ohne Zweifel die nördlichste europäische Gartenbau- Ausstellung von Bedeutung sein, auf der alle Zweige des Gartenbaues vertreten sind. N. E. D. Mainz. Der Mainzer Verschönerungs-Verein bewilligte als Zu- schufs für das von der Stadt Mainz in der neuen Anlage zu errichtende Palmenhaus M. loooo und für das Denkmal des Baurats Kreissig M. 5000. Paris. „Gesellschaft der blühenden Fenster" nennt sich hier ein Verein, dem Damen der besten Pariser Gesellschaft angehören. Die Gesellschaft giebt Arbeiterfrauen, welche ihre Fenster mit Blumen schmücken wollen, unentgeltlich Blumentöpfe, Erde und Pflanzen. Früher war es in den ärmeren Stadtteilen von Paris Mode, dafs jedes Nähmädchen und jede Modistin ihren kleinen Garten hatte; jedes noch so kleine Fenster war mit Blumentöpfen garniert, welche die blühende Gottesnatur draufsen vertraten, und noch heute findet man bei den Büchertrödlern auf den Quais lehrreiche Bücher, wie „Der Fenster- gärtner", „Die Fensterflora", kurz eine ganze Fenstergartenlitteratur, die eigens für die Arbeiterin verfafst zu sein scheint. Die strengen Polizeiverordnungen haben, wie es scheint, der Fenstergärtnerei das Leben sehr erschwert. Die interessante Dächerflora hat seit einigen Jahren ganz bedeutend abgenommen , und das ist sehr zu bedauern, denn die einst so malerischen Pariser Mansardenfenster werden dadurch immer nüchterner und farbloser. Die Gründerinnen der „Gesellschaft der blühenden Fenster" wollen nun die alten Mansardengärtchen wieder aufleben lassen, und jede Arbeiterin, die ein solches Gärtchen zu besitzen wünscht, kann Mitglied des Vereins werden, worauf sie reichlich mit Sämereien und mit Blumenerde bedacht wird. Remscheid. Am Sonntag, den 24. März, zwischen 6 und 7 Uhr brannte in den städtischen Anlagen am Holscheidsberge eine etwa ein Hektar grofse Fläche, welche mit wohl 8000 Stück sechs- und zwölf- jähriger Tannen und Weymouthskiefern bestanden war, nieder. Man nimmt Brandstiftung an. Leider ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den bezw. die Thäter zu ermitteln. Kr. Personal-Nachrichten. Koch, Prof. Dr. Alfred, bis jetzt Lehrer der Naturwissen- schaften an der Wein- und Obstbauschule zu Oppenheim a. Rh., wurde am I. April als Direktor an das neu errichtete Institut für landwirt- schaftliche Bakteriologie an der Universität in Göttingen berufen. Krohn, Karl, Gutsgärtner zu Hagen (Kreis Kammin), erhielt das kgl. preufs. allgemeine Ehrenzeichen. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Dresden. Die Direktion der Gartenbauschule des Garten- bau-Verbandes für das Kgr. Sachsen, E. S., versendet ihren 8. Jahres- bericht (1900/01). Wir geben daraus folgendes kurz wieder und können allen Interessenten nur raten, in diesen Bericht der Dresdener Anstalt Einsicht zu nehmen. Es heilst darin unter anderem: Das Schuljahr 1900 — igoi zeigt ein erfreuliches Steigen des Besuchs der Gartenbau- schule. Die grofse An!ahl tüchtiger, brauchbarer junger Gärtner, welche aus derselben hervorgegangen und bereits selbständig thätig sind, oder in hervorragenden, geachteten Stellungen sich befinden, beweist, wie segensreich das Institut für den Gärtnerberuf geworden ist. Die Schüler konkurrieren nach ihrem Austritt erfolgreich mit den auf anderen höheren Gärtnerlehranstalten gebildeten jungen Leuten. — Mit Genugthuung darf darauf hingewiesen werden, dafs der Ausschlufs der Beschäftigung mit praktischen Gartenarbeiten sich als durchaus zweckmäfsig erweist, weil dadurch den Schülern in den theoretischen Fächern eine gründ- lichere Ausbildung gegeben werden kann, als sie sonst möglich wäre. Andere gleichartige Anstalten haben sich dieser Thatsache gegenüber nicht verschliefsen können, wollen die praktische Thätigkeit gleichfalls ganz wegfallen lassen und den Unterricht nur, wie bei uns, demonstrativ handhaben. — Die Gartenbauschule wird sehr gern von älteren Ge- hilfen besucht, welche bereits eine längere Erfahrung hinter sich und oftmals bereits ihrer Militärpflicht genügt haben; solche geben sich mit aufserordentlichem Eifer und Fleifs und mit bestem Erfolge ihren Studien hin. Man ersieht daraus, dafs heutzutage für die Erlangung besserer Stellungen neben praktischer Tüchtigkeit auch eine entsprechende fach- wissenschaftliche und theoretische Ausbildung nötig erachtet wird. — Die Demonstrationsmittel und die Büchersammlung der Schule haben wieder eine reiche Vermehrung erfahren. — Die Gesamtschülerzahl be- trug 1900/01 29, wozu noch 4 Hospitanten kamen. Verantivortl. Redakteur: Max Hesdbrffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 20. April 1901. No. 2g. Nachdruck und Nachbildung am dem Inhalt dieser Zeitscliri/t wird strafrechtlich verfolgt. Neue Pflanzen. Gekrauste und gefranste Cyclamen deutscher Züchtung. \'on Franz Ledien, kgl. Gaiteninspektor am botanischen Garten zu Dresden. (flierzii fünf Abhildungetj.) Uas Aufsehen, welches das mit allen Reklamemiltela eingetührte Cyclamen ^J^apilio''^ seiner Zeit erregte, beweist zur CScnüge das Interesse, welches die Handelsgärtnerei und die Binderei einer schön gekrausten und ge- fransten Cir/tf/A/c//- Sorte entgegen- bringen würde. Leider sind die Erwartungen derer, die es angeht, sehr getäuscht worden durch das, was man bisher von dem „/'//?c" auf Ausstellungen zu sehen be- kommen hat. Was wir im Früh- jahr 1900 in Dresden auf der Aus- stellung vorgeführt sahen, konnte man nur als Mifsbildungen be- zeichnen. Mag das nun eine ver- unglückte Nachzucht gewesen sein, mag die Sorte beim belgischen Züchter wirklich den ersten Ab- bildungen entsprechen, so brauchen wir doch die belgische Züchtung nicht mehr, da wir völlig Eben- bürtiges, ja Besseres schon bei uns haben. Gefranste Cyclamen haben wir hier in Dresden schon seit einigen Jahren sehr schön in ver- schiedenen Gärtnereien, und jetzt bringt Herr Alwin Richter in Striesen- Dresden mehrere neue Rassen in den Handel, die von dem alten persicuin resp. persi- iiim gigantciiin abstammen , und die allen Wünschen entsprechen, Die Garteuwelt V. besonders der Binderei ein ausgezeichnetes neues Material liefern. I. Gefranste, meist mehrpetalig bis doppelt. a) „Orchideenblütige" (Abb. Seite 338 oben): weifs mit rotem Auge, völlig unregelmäfsige, phantastisch geformte Blüten bis zu 10 cm Durchmesser und für die Binderei von hervor- ragendem Werte. b) „Fliederfarbige" (Abb. Seite 340): cattleyenrosa mit dunklem Auge, eine Farbe von ganz wunderbarer Leucht- Gekraustes Cyclamen, weifs mit rotem Augfe, '/j natürl. Gröfse. In der Handelsgärtnerei von Alwin Richter, Striesen- Dresden, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 29 3.JÖ Die Gartenwelt. V, 29 kraft, auch bei trübem Lichte nicht blau wirkend; höchst distinkte, feine Farbe. 2. Gekrauste, am farbenreinsten in den Farben Rosa und Dunkelrot; erstere ist wohl die edelste von allen in Form und Farbe (Abb. untenstehend). Die Blumen haben die edle, alte J'ersirum -Form in schönster Voll- kommenheit und von einer Gröfse, wie die alte Rasse sie niemals erreicht hat. Der feingewellte oder gekrauste Rand der Fetalen (vgl. auch Abb. auf der Titelseite und Seite 339) läfst die Blume voller erscheinen und wird da- durch bedeutend gehoben, dafs er etwas heller bleibt. Selbst die manchmal noch aus Samen fallenden, nicht ge- krausten Blumen sind von solcher Vollendung, was Farbe und Form anbetrifft, dafs man sie als das Edelste be- zeichnen mufs, was es in Cyrlamrn jetzt giebt. 3. Reinweifse, verbesserte ^^KrimhiU'^ eine die be- kannte j^Moiitblanc^^ weit überragende Rasse. Die neuen Rassen zeichnen sich als Abkömmlinge von C. persiciim gigantcum dadurch aus, dafs sie selbst an verhältnismäfsig kleinen, wenigblätterigen Pflanzen in (befranstes „orchideenblütiges" Cyclamen. In der Handelsgärtnerei von Alwin Richter, Striesen-Dresden, für die „Gartenwelt* photographisch aufgenommen. sehr kleinen Töpfen Blumen von so aufserordentlicher Gröfse und Schönheit auf sehr starken Stielen bringen, wie sie die früheren Rassen niemals lieferten. Das Laub ist das der alten Art, ohne die starke silber- graiie Zeichnung der ,,s/Hi-Salvien ohne Zweifel. Wer nicht dem Neuen so folgt, dem ist die Stammart S. splendens ein guter alter Bekannter; sie hat moderneren Blüten weichen müssen. Aber an dieser Art sind im Verlaufe von 15 Jahren recht wesentliche Abänderungen und Verbesserungen Gekraustes Cyclamen, dunkelrot mit hellem Rande, '/^ natürl. Gröfse. In der Ifandelsgärtnerei von Alwin Richter, Striesen-Dresden, für die „Gartenwelt" photograpbiscb aufgenoinmen. 29* 840 Die G .Trtcn weit. V, 29 Gekrauste Cyclamen, oben rosa, rechts fliederfarben. In der Handelsgärtnerei von Alwin Richter, Striesen-Dresden, für die „Gartenwelt' photogr.Tphisch aufgenommen, — sie waren thatsäclilich vergessen worden — entdeckte, ist ein ausgezeicfineter Schnittwert für Oktober und November. Bei kühlem Wetter halten die Blumen sich gut; im Sommer fallen sie ja leichter ab, und was die Wirkung der Farbe, des un- vergleichlich reinen, feurigen Rotes, anbelangt, so giebt es nichts, was im Spätherbst mit ihnen konkurrieren könnte. Höchstens Lolieliii fulgens, die Marquardt- Zossen im vorigen Jahre im No- vember so schön in Blüte hatte, wäre an Farbwirkung damit an- nähernd zu vergleichen. Bekanntlich ist der Blumenmarkt in den genannten Monaten arm an leuchtend karmin- und scharlach- farbenen Blüten, dafs man die häfslichen, unnatürlich, fast künstlich gemacht aussehenden Rispen von Cehsia phwiosa (ich glaube, sie kommen sogar noch von der Riviera) hier in der Berliner Blumenhalle immer mit Sehnsucht erwartet. Natürlich gehört solchen, ich behaupte es, „sicher lohnenden Schnittblumen" ein etwas vor Frost und Dauerregen geschützter Standort, und dürften sich abgetragene Rosenkästen vorzüglich dazu eignen. H. Kohlmannslehner, Britz bei Berlin. Die 12 besten Tafelpflanzen, so lautet die Überschrift eines sehr interessanten Artikels in „The Gard. Mag." Der Verfasser empfiehlt folgende: Croton (Heaihii elfganSj IVeissmamiij JVarreni ^Goläring^\ „Jo/iannis" , „van Oosterzeei'' und „Chelsoni") ; Dracaena oder CordyUne (ehganthsinia^ angttstifoUa, sitpt'rba, Baptistin australis i'ariegataj Cooperi, ierminalis) ; Palmen iCocos 7U(dtieIIiana, Iwtilia san- deriana, Geonoma graälis); Aralia (Veilchi, gracillima) ; Gre- viUea robusla- Pandanus Veitchii; Cupania filicifolia; Reidia glaucescens (syn. Phyllanthus pallidifoliiis) ^ Cyperus alfeniifolius , Asparagus pluiiioitis naniis; Farne (Adiaiiluiii fragranthsimuin, GytiiJiograftune schhophylla ghriosa, permnana argyrophylta). Für deutsche Verhältnisse dürfte die Auswahl wohl etwas anders lauten. Aber wie ? — Caladium minus erubescens ist eine aus- gezeichnete Sorte, die für dekorative Zwecke im Warm- haus oder Zimmer nicht unberücksichtigt bleiben sollte. Da, wo grofser Bedarf für Zimmerschmuck ist, sollte man dies Caladium in Menge ziehen. In kleinen Töpfen entfaltet es sich zu gleich schönen Pflanzen, wie argyrites; falls man es öfter in ein wenig gröfsere Gefäfse umsetzt und die stärksten Knollen wählt, erhält man Büsche \ox\ 60 cm Höhe und Durchmesser; sehr brauchbar für Vasen u. dgl. Zur Hälfte grob durchgesiebter, halb- verrotteter Pferdedung und ebenso viel milder Lehm mit ein wenig Sand bildet eine sehr geeignete Erdmischung. (Nach „The Gard. Chron.") Deutsche Mustergärtnereien. Die Handelsgärtnerei von W. Runde, Wandsbek ■ Marienthal. vjelegentlich der grofsen Hamburger Gartenbau- Ausstellung im Jahre 1897 wurden zum erstenmale weiteste Kreise deutscher Gärtner, die zu diesen grofsartigen Veranstaltungen nach Hamburg kamen, auf die Kulturen des Herrn Runde, eines jungen, tüchtigen Handelsgärtners, aufmerksam. Die Arau- karien, die Runde damals auf der genannten Aus- stellung vorführte, stellten alles in den Schatten, was wir und andere bisher in deutschen und ausländischen Gärtnereien an Araukarien -Kulturen gesehen hatten. Solche Kulturpflanzen existierten überhaupt kaum ein zweites Mal. Wir haben damals in der „Gartenwelt" die Abbildung der Rundeschen Araukarien-Kulturen gebracht, und Herr Runde war selbst so liebenswürdig, in Jahrg. II, Seite 207, sein Kultur- verfahren deu deutschen Gärtnern bekannt zu geben. Auch eine zweite Spezialität der Rundeschen Gärtnerei, die Orchideen -Kultur, war auf einer der Hamburger Sonder- ausstellungen in musterhafter Weise vertreten. Die Rundesche Orchideen -Gruppe zeichnete sich durch eine grofse Anzahl prächtiger Schaupflanzen in bekannten und seltenen Arten vorteilhaft aus. Wir bieten heute auf den Seiten 344 und 345 die Abbildungen Rundescher Orchideen-Kulturpflanzen. Nachdem wir die Rundeschen Leistungen auf der ge- nannten Ausstellung kennen gelernt, konnten wir uns selbst- 29 Die Gartenwelt. 341 verständlich nicht versagen, die Kulturen dieses Aus- stellers selbst in Augenschein zu nehmen. Wir haben auch später noch bei unserer jedesmaligen Anwesenheit in Hamburg der Handelsgärtnerei des Herrn Runde stets ein Stündchen gewidmet. Der Umfang der Kulturen des Herrn Runde ist nur ein mäfsiger, aber dieser mäfsige Umfang gestattet, den einzelnen Pflanzen die sorgfältigste Behandlung angedeihen zu lassen, und dies ist auch mit der Haupt- grund, weshalb sich die Pflanzen aus dieser Gärtnerei so vorteilhaft vor manchen gleichartigen, aus grofsen Pflanzenfabriken stammenden, auszeichnen. Die Haupt- spezialität der Rundeschen Handelsgärtnerei bildet nach wie vor die Araukarien-Kultur. Daneben werden Orchi- deen, und zwar vorzugsweise zur Schnittblumengewinnung, in den Gewächshäusern kultiviert; der Ertrag dieser Kultur geht zumeist nach Skandinavien. Auch Palmen sind in den Gewächshäusern vertreten. Im Freien wer- den Maiblumen und Treibflieder gezogen, im Winter auch in den Häusern zur Schnittblumengewinnung getrieben. Die bevorstehende Hamburger Friihjahrsausstellung wird gewifs für viele Fachleute Veranlassung sein, aufser anderen Kulturen auch diejenigen von Runde zu be- sichtigen; sie werden dort liebenswürdigste Aufnahme und sachverständige Führung finden. Nachstehend erteilen wir Herrn Runde das Wort zur Schilderung seiner Gärtnerei und zur Darlegung der Grundsätze, die für ihn bei Anlage derselben mafs- gebend waren. Vom Aufbau einer Gärtnerei. \'on W. Runde, Handelsgärtner, Wandsbek- Marienthal. (Hierzu acht Abbildungen.) Als ich im Jahre 1S90 mich selbständig zu machen gedachte, suchte ich mir ein geeignetes Fleckchen Erde mit recht ausgedehnter Strafsenfront in einem der schön- sten Teile der Umgebung meiner Vaterstadt Hamburg, in Wandsbek-Marienthal, und machte mich allen Eifers daran , eine für meine Zwecke geeignete Gewächshaus- anlage zu schaffen. Dies wurde mir dadurch wesentlich erleichtert, dafs ich mir in meinen Gehilfeujahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit Aufzeichnungen von mir geeignet erscheinenden Einrichtungen zu machen pflegte. Aus diesen Skizzen etc. hatte ich mir bereits mein Ideal einer Gärtnerei zusammengestellt, und dies wurde nach Rücksprache mit geeigneten Handwerkern ausgeführt. Besonders erstrebenswert schien mir das Dicht- beieinanderliegen der Gewächshäuser, und zwar haupt- sächlich in der Weise, dafs einerseits dem einen durch das andere Haus nicht Luft und Licht weggenommen wird, andererseits Aufsenwände thunlichst vermieden werden sollten und für mögHchst gegen äufsere Witterungseinflüsse geschützte Verbindungen gesorgt wurde. Dies glaube ich in glücklichster Weise, wie es •a c 342 Die Gartenwelt. V, 29 der untenstehende Lageplan wiedergiebt, gelöst zu haben, ja noch mehr, ich habe die ca. 40 m lange VerbinduDgshalle als willkommenes Haus zum Überwintern eingerichtet, und noch dazu mein Wohnhaus und mein Kontor mit dem Gewächs- hauskomplex derartig verbunden, dafs ich bei jedem Wetter trockenen Fufses von meiner Wohnung in alle Gewächshäuser gelangen kann. Ebenso können die Gehilfen von ihren Zimmern aus, ohne ins Freie zu müssen, in sämtliche Gebäude gehen. Abgesehen von diesen Annehmlichkeiten und den damit verbundenen gesundheitlichen Vorteilen, liegt auch in dieser Einrichtung der grofse Nutzen für den Gärtnereibetrieb, dafs alle Pflanzen, seien sie noch so empfindlich, bei jedem Wetter von einem Hause in das andere gebracht werden können. Jeder Fachgenosse dürfte diesen ungeheueren Vorteil um so mehr zu schätzen wissen, als namentlich bei der Treiberei derartige Transporte bei anhaltendem Froste, ohne zeitraubende Schutz- und Deckvorrich- tungen nahezu unmöglich sind. Auch vom öko- nomischen Standpunkte ist diese Verbindungshalle in dem Sinne vorteilhaft, als das kostspielige Errichten einer Reihe schräger Giebelmauern wegfällt, und dafür eine lange glatte Mauer an deren Stelle tritt. Es kostet also die Verbindungshalle nur das Dach, denn die Heizröhren, welche sonst im Freien durch den Erdboden geleitet werden müssen, kommen sämt- lich in den Mittelbau, und, während die Wärme sonst ver- loren ging, heizen sie die Verbindungshalle gratis. Etwaige Defekte lassen sich jederzeit feststellen, da sämtliche Rohre frei liegen, so dafs man stets dazu kann, ein weiterer Vor- teil dieses Blocksystems. In meiner Anlage geben diese Ver- bindungsrohre eine solche Hitze ab, dafs ich sie habe stark isolieren müssen, um nicht zuviel Wärme in der Mittelhalle zu haben. Die von dem Mittelbau rechts und links abzweigenden f,c aiUttt Querschnitte der Gewächshäuser des untenstehenden Lageplanes. Originalzeichnung fiir dicj „Gartenwelt'\ Gewächshäuser sind, wie aus den Aufrissen (oben und Seite 343) ersichtlich ist, für die Kulturen eingerichtet, welche ich mir als Spezialität ausgesucht habe. Sind auch durchweg Holzsprossen (pitch-pine) verwendet worden, so sind doch Beschläge, Stützen, Winkel, Längsschienen von Eisen. Am unteren Ende des Hauses sind die Sprossen mit einer Messingschraube an einen an die Längsschiene genieteten Eisenwinkel angeschraubt, so dafs, wenn dereinst der Zahn der Zeit seine Verwüstungs- arbeit verrichtet haben sollte, ein Auswechseln bezw. An- schäften dieser dem Verderben nm meisten ausgesetzten i i i i- CtC-tO;*!- c'^^,^to^^X — Zu dieser Frage erhielten wir mehrere Zuschriften. So teilte uns Herr Obergärtner Krauts mit, dafs im Palmengarten zu Frank- furt a. M. Versuche mit Antimerulin angestellt wurden, die indes noch nicht zum Abscl)lufs gelangt seien, .\hnliches schrieben die Herren Nonne & Hoepker, Ahrensburg. Herr Handelsgärtner Ansorge- Kleinflotlbek ist, wie er uns mitteilte, von einem Chemiker gewarnt worden, Antimerulin zum Imprägnieren von Orchideenkörben zu benutzen, da es die Wurzeln angreifen soll. Ein abschliefsendes Urteil über den Wert des Antimerulins ist also nach dem, was wir in Ei fahrung bringen konnten, zur Zeit noch nicht möglich. Vielleicht veranlassen diese Zeilen Interesset.ten, uns später noch über ihre Erfahrungen zu be- richten. Die Redaktion. Beantwortung der Frage No. 130. Welches ist für einen Liebhaber die bequemste und billigste Heizeinrichtung für ein kleines Kalthaus von 10 qm Grundfläche und ca. 30 cbm Rauminhalt.' Die Wandflächen sind bis auf die Nordwand sämtlich aus Glas in Eisen- konstruktion. — Dem Herrn Fragesteller würde ich nur einzig zu einer Kanal- heizung raten, da selbige, meinen bisherigen praktischen Erfahrungen entsprechend, wenn nach meinen Angaben eingerichtet, ebenso gut wie jede andere Zentralheizung funktioniert. Ich bitte den Herrn Frage- steller, sich eventuell mit mir an der Hand der betreffenden Gewächs- hauszeichnungen zur Ausarbeitung in Verbindung zu setzen. P. Bardenwerper, Handelsgärtner, Sayn a. Rh. — Für ein Kalthaus von solch geringem Flächeninhalt wäre wohl die billigste Heizeinrichtung ein eiserner Ofen, der mit Torf zu heizen ist. Um dem vorzubeugen, dafs die Luft zu trocken wird, empfiehlt es sich, einen Behälter mit Wasser auf zwei Steinen auf den Ofen auf- zustellen, so dafs das Wasser langsam verdunstet. Umständlicher und teuerer ist die Anlage einer Kanalheizung aus Ziegelsteinen, welche man stlbst herstellen kann. H. Stahl, Swinemünde. Beantw^ortung der Frage No. 131. Wie kultiviert man hohe und buschige Syringen am rationellsten im freien Lande? — Die Kultur des Buschflieders (Marly-Flieder) zum Frühtreiben für Schnittzwecke ist die denkbar einfachste; allerdings müssen die Treib- pflanzen — welche am zweck mäfsigsten durch Ausläufer von älteren Sträuchern genommen werden — mindestens 5 — 6 Jahre alt sein, ehe sie mit Erfolg getrieben werden können, weil sie in der Jugend keine Blütenknospen ansetzen. Die jungen Pflanzen werden so aufgepflanzt, dafs man, sobald sie zu stark werden, immer eine um die andere fortnehmen kann, die in gleicher Weise wieder aufgepflanzt werden; dieses Verpflanzen geschieht am besten im September-Oktober, da die Pflanzen dann noch anwachsen (vorausgesetzt, dafs der Boden nicht zu trocken ist, nötigenfalls mufs eben angegossen werden) und im näch- sten Jahre mit dem Trieb nicht so zurückbleiben, vrie wenn das Verpflanzen im Spätherbst oder Frühjahr geschehen wäre. Die im dritten Jahre noch unten ersclieinenden Triebe werden entfernt, damit die oberen kräftiger werden ; diese werden jedes Jahr möglichst gleich- mäfsig geschnitten, also die kleineren Triebe nicht kürzer als die stärkeren, da sonst die stärkeren immer stärker werden auf Kosten der schwächeren und es fürs Treiben besser ist, wenn die Triebe gleich staik sind. Es ist zweckmäfsig, dafs die Pflanzen im Frühjahr vor dem Treibjahr rings um den Wurzelballen umstochen werden, damit sie einen guten und nicht zu grofsen Wurzelballen erhalten; dies Umstechen wirkt auch bereits auf die Knospenbildung fürs nächste Jahr günstig ein. Im Frühjahr des Treibjahres die Pflanzen erst zu umstechen, wäre nicht richtig, weil sie dann nicht so lange Triebe, vtie zum Hlumenschnitt nötig sind, machen würden. Dagegen ist es vorteilhaft, wenn die Pflanzen im Herbst vor dem Treiben wiederum entsprechend umstochen werden, am besten an einem trüben Tage. Dies veranlafst ein früheres Aus- reifen der Pflanzen, was zum Frühtreiben unbedingt notwendig ist. Nach dem Treiben werden die Sträucher frostfrei aufbewahrt, im Früh- jahr ausgepflanzt und im zweiten Jahre sind sie wieder treibfähig. V. de Coene, i. Fa. Spielberg & de Coene, Franz. Buchholz-Berlin. V, 29 Die Gartenwelt. 347 Neue Frage No. 148. Müssen Maiblumen, welche am I. De- zember zum Antreiben in einen Raum von ca. 26^ C. Wärme gebracht werden, vorher Frost erhalten haben? Wie behandelt man ferner Mai- blumenkeime, welche auf dem Transport angetrieben wurden (infolge Zunaheliegen am Schiffsheizraum) nach der Ankunft? Scliadet dies An- treiben den Maiblumen? Neue Frage No. 149. Giebt es Cineniria hybrida, deren Blumen, oline dafs die Seitenknospen pinziert wurden, einen Durch- messer von mehr als 8'/„ cm erreichen? Welche Firma dürfte in der Lage sein, entsprechende Samen zu liefern? Neue Frage No. 150. Kann mir jemand Auskunft geben über die beste Mischung zur Herstellung von Wachsblumen — die nötigen Bestandteile auf I kg Paraffin berechnet — ? Neue Frage No. 151. Wie kann man wohl eine 5 pferdige Wasserkraft im gärtnerischem Betriebe auüer zur Bewässerung noch ausnutzen ? Neue Frage No. 152. Kann man eine Nährlösung für Pflanzen in einem Behälter von Zink aufbewahren, ohne dafs das Zink Ver- bindungen mit Salzen eingeht? Giebt es ferner eine im Wasser lös- liche Zinkverbindung, und welche? Neue Frage No. 153. ich habe im Herbst starke Obstpyra- miden und -Spaliere angepflanzt. Wird der Rückschnitt schon im Früh- jahr nach der Pflanzung oder erst im zweiten Jahre ausgeiührt? Die Ansichten vieler Fachgenossen sind verschieden. Einige sagen, es wird gleich im ersten Jahre, andere behaupten, es wird erst im zweiten Jahre geschnitten. Welche Methode ist die richtigere? Neue Frage No. 154. Ich bitte um Auskunft, wie man Atnaryllis viltata hybr. am besten kultiviert. Wie steht es mit der Ruhe- zeit und hat das Verpflanzen nach der Blüte zu erfolgen? (Beantwortungen aus dem Leserkreise erbeten.) Gärtnerische Reiseskizzen. Brief aus Kamerun. — Von einem Freunde der „Garten- weit", der ungenannt bleiben will, gingen uns die nachstehenden interessanten, vom 28. Februar d. J. datierten Mitteilungen aus dem dunklen Afrika zu: Wenn nach der langen, schwülen Trockenzeit sich Ende Februar oder Anfang März endlich die ersehnten, heftigen Ge- witter mit starkem Regenfall einstellen, atmet alles neu belebt auf; die in der bisherigen glühenden Hitze und berstenden Trockenheit erschlaffte Vegetation wird neu erfrischt, und es be- ginnt dann ein üppiges Wachstum überall in den Wäldern und den Grassteppen. Die so lange von der Hitze des Tages erzeug- ten Dunstschichten, die dick am Horizont lagern, jede Aussicht versperrend, verschwinden nach den ersten Regenfällen, die Feuchtigkeit bindet die von der Trockenheit geborstenen Risse des Bodens, auf dem sich in kurzer Zeit eine reichhaltige Anzahl verschiedener Farne, Gräser und Kräuter entwickelt, die er- schlaffende Hitze weicht erfrischender Kühle. Klar und rein er- scheint besonders in den Morgen- und Abendstunden die Luft, und dem Auge bietet sich an erhöhten Orten eine unendlich weite Fernsicht. Wundervoll ist der Ausblick von der Station Buea im Kamerungebirge (1000 m ü. M.). Über mächtige Wälder hinweg, dicht unter der Station, aus denen überall die gewaltigen Laubkronen der Baumriesen des afrikanischen Urwaldes empor- ragen, schweift der Blick tief hinunter über die weite, unermefs- liche Ebene mit ihren dunklen Waldungen. Ringsum breiten sich diese dichten Lhwälder, aus deren Dunkel der Lauf vieler gröfserer und kleinerer Flüsse silbern heraufschimmert. Das ganze, von zahlreichen Flüssen durchbrochene Kamerundelta vermag man von hier oben zu überschauen, deren gröfster, der Kamerunflufs selbst, seine Fluten durch ein weites Becken dem Meere zuwälzt, verstärkt durch die Zuflüsse des Mungo, Lanaga, Quaqua und viele kleinere, sog. Creeks, deren Ufer alle undurch- dringlich dicht mit den morastigen, schweigenden und doch so interessanten Mangrovewäldern bestanden sind. Weit, weit in das Land hinein kann man den Lauf der Flüsse verfolgen, an besonders hellen Tagen erscheinen fern drüben am Ufer des Kamerunflusses die weifsen Häuser der Stadt Kamerun, die dann, kaum erkennbar, wie kleine weifse Kalksteine aus dem Dunkel der Wälder schimmern, bis dann fern am Horizont eine Gebirgs- kette dem Blick ein Ziel setzt und nach der andern Seite das Meer. Hoch über der Station erhebt sich, steil, gewaltig, das Kamerungebirge mit seinem ehedem vulkanischen, fast 4000 m hohen Gipfel, dem Pic von Kamerun. Schroff, fast senkrecht steigen die von grünen Grasdecken bekleideten Wände empor, unterbrochen von dunkel gähnenden, tiefen Abgründen und Fels- abstürzen ; in ziemlich gerader Linie schneidet längs des Gebirges die Waldgrenze ab, über welcher dann eine alpine Gräser- und Kräuterflora mit einigen Sträuchern, besonders vielen Eriken, be- ginnt. Hoch oben, am ersten Felsengrat, verschwindet allmählich diese \'egetation, und grauschwarz, fast vegetationslos steigen die letzten vier höchsten Gipfel empor, die einen tiefen Kraterkessel umgeben. Scharf, stürmisch ist die Luft auf dem Gipfel, der überall mit .Asche und Schlacken bedeckt ist, zwischen denen kümmerlich einige Moose und Farne ihr Leben fristen. An jedem Morgen und Abend zeigt sich in der folgenden Regenzeit dies gewaltige, schöne Bild in klarer, reiner Luft. Die \'egetation ist bei dem aufserordentlich fruchtbaren Klima und Boden eine sehr üppige. Die dichten Wälder und Buschwälder bringen eine ungemein reichhaltige, verschiedenartige, sehr interessante Flora hervor, deren gröfster Teil bereits wissen- schaftlich bearbeitet tin Englers botanischen Jahrbüchern, Flora von Afrika von A. Engler etc.) und jedem einen Einblick in die ungemeine Reichhaltigkeit und das üppige Wachstum der Flora Kameruns zu zeigen imstande ist. Eigenartig, jedoch natürlich, ist auch die Verschiedenheit der Flora in den Wäldern der Ebene und der in den Wäldern des Gebirges, und es ist interessant zu beobachten, dafs z. B. die Ölpalme (Elaeis guinemsis L.), die noch unterhalb Buea und bis zur Station reich vertreten ist, kurz ober- halb Buea nicht mehr auftritt, und auch bei bester Pflege nicht mehr fortzukommen im stände ist. Der tropische Plantagenbau hat in Kamerun eine sehr reiche, einträgliche Zukunft und die bereits bestehenden Pflanzungen ar- beiten mit guten Aussichten vorwärts ; weite Gebiete sind bereits urbar gemacht und bepflanzt; den Fufs des Kamerungebirges umgeben eine Anzahl vortrefflich gedeihender, grofser Plantagen, die schon jetzt zum Teil reiche Erträge liefern. Die Hauptkultur der Plantagen der Ebene ist Kakao ; Kakao wird schon seit einer Reihe von Jahren von Viktoria aus verschifft in ziemlich bedeu- tender Menge, die sich von Jahr zu Jahr steigert. Der Kamerun- Kakao findet in Deutschland gute Abnehmer und erzielt gute Preise. Die Kakaobäume beginnen mit dem vierten Jahre zu tragen. Die Früchte erscheinen in den folgenden Jahren ziemlich reichlich; man pflanzt in den Plantagen die Bäume in Entfernungen von 4 zu 4 oder 4 zu 5 m. Die Bäume breiten sich später sehr aus. In Viktoria werden sehr viel verschiedene Spielarten gebaut, von denen die eine oder die andere als besonders gut zu em- pfehlen bisher noch nicht ganz gelungen ist. Neben der bisherigen Alleinkultur des Kakao kommen jetzt andere tropische Kulturen immer mehr zu Ansehen. Einige Pflanzungen nehmen sich des Tabakbaues an; der fruchtbare Boden erzeugt einen sehr guten Sumatratabak, dessen gut bereitete Blätter hoch im Preise stehen. Dann werden erzeugt: Ramie (Boehmtria nivea und tenadssima), eine sehr vorzügliche weifse Faser, Vanille, Muskat, Erdnufs und andere mehr. Kaffee, Coffea arabka wie liberka, kommt für den Export nicht in Betracht und wird nur für Lokalgebrauch gebaut. 348 Die Gartenwelt. V, Z9 Für den deutschen Gärtner bietet sich hier draufsen sowohl als Pflanzer wie als Gärtner ein sehr interessanter, arbeitsreicher, aber auch sehr strapazenreicher Wirkungskreis. Man sollte immer auf eine Stellung mit sehr gutem Gehalt sehen, kein Europäer kann es längere Jahre hindurch in dem alles erschlaffenden, fiebergeschwängerten Klima Kameruns aushalten, und man sollte dann Mittel genug haben, um sich in Europa die nötige Zeit zur Erholung ohne Schwierigkeit zu gönnen. In der Regel geht man alle zwei Jahre ein halbes Jahr nach Europa, um dort einen Er- holungsurlaub zu verbringen, doch wie viele müssen schon nach viel kürzerer Zeit gebrochen und siech auf den Dampfer gebracht werden. Gerade unter Pflanzern und Gärtnern hat das tückische Fieber bisher die meisten Opfer gefordert. Der Pflanzer, der tief im Busch, von früh bis abends mit einer Kolonne Schwarzer den Urwald rodet, hat den schwierigsten Posten, da er, durch das Aufreifsen des Jahrhunderte alten Waldbodens den giftigen Ba- zillen und Sumpfmiasmen am meisten ausgesetzt ist; dabei ist er meist auf stundenweite Entfernung allein und bei Krankheit ohne Pflege, und ehe jemand eintrift't, hat das Fieber oft bereits ein bedenkliches Stadium erreicht. Die schlimmsten Fälle sind die Schwarzwasserfieber, welche meist, da Herzschlag oder Nieren- verstopfung hinzutritt, tödlich sind. Der Kranke wird am ganzen Körper gelb und uriniert Blut. Der Tod tritt dann oft schon nach 24 Stunden ein. Doch auch die schleichenden Malariafieber sind nicht minder gefährlich; heifs jagt das Fieber das Blut durch den Körper, die Haut ist trocken, Körperschmerzen stellen sich ein, der Kranke wird schlaff, gleichgültig und völlig apathisch, und oft erst nach langer Zeit in Deutschland kehrt die Gesund- heit nur ganz allmählich zurück. Die Ausgabe in Lieferungen erleiclitert die Anschaffung dieses für jeden Gärtner unentbehrlichen Nachschlagewerkes. M. H. Bücherschau. Schumann, Prof. Dr. Karl. Blühende Kakteen. Ver- lag von J. Neumann, Neudamm. Preis pro Lieferung 4 M. Von diesem Werke, auf welches wir wiederholt empfehlend hin- gewiesen haben, liegt jetzt die 3. Lieferang vor; sie enthält folgende Tafeln ; Kchinocactus longiharnatitSf E. Monvillei^ E. Fordii und Echino- itrats knipptlianus. Diese vier Tafeln veranschaulichen blüliende Pracht- pflanzen in ganz vorzüglicher farbiger Ausführung. Der Text ist populär gehalten und glebt über die auf den Tafeln dargestellten Arten jede wünschenswerte Auskunft. Für die Herausgabe dieses grofs angelegten, vornehmen Werkes bind die Kakteenfreunde Prof Schumann zu Dank verpflichtet. Zur Aufbewahrung der schönen Tafeln hat die Verlagshandlung eine prak- tische Sammelmappe (Preis 3 M.) anfertigen lassen. M. H. Das Illustrierte Gartenbau -Lexikon (Verlag von Paul Parey, Beilin) erscheint in dritter neu bearbeiteter Auflage, als deren Herausgeber Prof. Dr. L. Wittmack, Geh. Reg.- Rat, zeichnet. Im Verein mit den gewonnenen zahlreichen tüchtigen Mitarbeitern wird hoffentlich ein brauchbares Nachschlagewerk zu stände kommen. Die uns vorliegende erste Lieferung ermöglicht noch keinen ge- nauen Überblick über die Gestaltung des Werkes; es liegt uns auch fern, an dem Inhalt eine kleinliche Kritik zu üben, da wir die mannig- falligen Schwierigkeiten, mit welchen der Herausgeber und seine Mit- arbeiter zu kämpfen haben, nicht verkennen. Das Werk mufs in 20 Lieferungen zum Preise von je i M. abgeschlossen vorliegen, und bei dem zu bewältigenden enormen Material müssen die einzelnen Artikel sehr knapp gehalten sein. Aus diesem Grunde ist es ratsam, nur das zu berücksichtigen, was man gemeinhin in einem Fachlexikon sucht. Deplaciert erscheinen uns bei dem mäfsigen Umfange des Werkes die Einzelschilderungen der Gartenanlagen deutscher Städte. Auf die illustrative Ausschmückung ist, soweit dies die I. Lieferung erkennen läfst, mit Recht besonderer Wert gelegt worden; neben be- kannten Abbildungen aus gärtnerischen Katalogen finden wir auch viele zeitgeraäfse, neue, nach photographischen Aufnahmen angefertigte. Bevorstehende Ausstellungen. Hamburg. Die Leitung der grofsen Frülijahrsausstellung, welche vom i. bis 15. Mai d. J. im Velodrom Rotherbaum slallfindet, hat den Beschlufs gefafst, nicht nur durch sehr niedrig gestellte Ein- trittspreise einen Massenbesuch zu begünstigen, sondern auch allen aus- wärtigen Gärtnern, die sich als solche im Bureau ausweisen, gänzlich freien Eintritt zu gewähren. Dieser letztere Beschlufs verdient volLte Anerkennung und findet hoffentlich bei gleicher Gelegenheit auch an anderen Orten Nachahmung. Das Bureau der Ausstellung wurde nach Hamburg, Ferdinand- slrafse 45, verlegt und wird einige Tage vor der Eröffnung der Aus- stellung in dieser eingerichtet. Die Anmeldungen gehen sehr zahlreich ein, so dafs die Ausstellung sehr gut zu werden verspricht. Das Ausstellungslokal liegt fünf Minuten vom Dammthorbahnhof entfernt und ist vom Innern der Stadt mit der elektrischen Strafsen- bahn in zehn Minuten zu erreichen. Tagesgeschichte. Erfurt. In dem Rechtsstreit der Erfurter Ilandels- gärtner gegen Peterseim wird, so lesen wir im „Handelsgärtner", das Oberlandcsgericht, wie es den Anschein hat, doch eine noch gründ- lichere Untersuchung des Sachverhalts eintreten lassen. Zunächst wer- den die Witwe Peterseim und ihre Söhne Louis und Wilhelm durch Eid zu bekräftigen haben, dafs sie vom Erlafs der Annoncen nichts ge- wufst haben. Dieser Beweisbeschlufs wäre nicht nötig gewesen, wenn das Oberlandesgericht die Ansichten des Landgerichtes glattweg teilte. Auch soll der Kreisphysikus Dr. Heydloff sich darüber aussprechen, ob der angebotene Eucalyptus globulus wirklich Influenza und Asthma heilt. Auch über die Peterseimschen Pflanzenbestände und über den Hergang bei den Ausverkäufen der Firma sind Beweiserhebungen angeordnet. Hamburg. Die im Ausstand befindlichen Gärtner von Ham- burg-Altona und Umgegend waren zum I. April zu einer Versamm- lung nach der Lessinghalle einberufen worden. Der Vorsitzende teilte mit, dafs nach dem Beschlufs der letzten Versammlung eine allgemeine Arbeitseinstellung in allen Gärtnereien stattfinden soll, wo die den Arbeitgebern unterbreiteten Forderungen nicht bewilligt sind. Bis zum 31. März hatten im ganzen 14 Arbeitgeber die Forderungen bewilligt. Von den in Hamburg und Umgegend beschäftigten Gärtnergehilfen, die laut Statistik sich auf etwa 600 belaufen, haben bis jetzt nur 110 die Arbeit niedergelegt, während man nach dem Beschlufs der letzten Ver- sammlung mit Sicherheit darauf rechnete, dafs die Majorität der Gärtner sich an dem Streik beteiligen werde. Im Laufe der Debatte wurde noch betont, dafs die Position in der Handelsgärtnerei für die Gehilfen nur eine sehr schwache sei, dagegen hoffe man mit Bestimmtheit, in den Landschaftsgärtnereien die Forderungen durchzusetzen. Personal-Nachrichten. Meifsner, Dr. Richard, früher an der Lehranstalt zu Geisen- heim thätig, kürzlich zum Leiter der neuen Gartenbauschule in Veits- höchheim erwählt, wurde mit dem Titel Professor an die kgl. württem- bergische Weinbau-Versuchsanstalt in Weinsberg berufen und tritt diese Stelle am 16. Juni d. J. an. Briefkasten der Redaktion. M. Seh., Düsseldorf. Über „Pflanzen als Ersatz für Rasen" haben wir im IV. Jahrg. der Gartenwelt in No. 41, Seite 487, No. 47, Seile 556, und No. 52, Seite 618, Abhandlungen gebracht, aus denen Sie alles Gewünschte gewifs erfahren können. Wir bitten Sie deshalb, freundlichst dort nachzulesen. Diese drei Hefte können Sie eventuell vom Verlag der Gartenwelt einzeln beziehen, falls Sie den IV. Jahrg. nicht bereits besitzen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 27. April 1901. No. 30. Nachdruck und Nachbildiing aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Blumentreiberei. Aus Berliner Rosentreibereien. (Hierzu acht Abbildungen.) Wir bieten heute unseren Lesern durch eine Reihe von Aufnahmen ein ungefähres Bild vom gegenwärtigen Stande der Rosentreiberei in Berlin und seinen Vororten. In den letzten Jahren haben sich ständig mehr und mehr Markt- und Treibgärtner dem Treiben von Rosen zugewendet. Früh- zeitig im Januar oder Februar werden allerdings nur ver- hältnismäfsig wenig Rosen in Berlin getrieben. Die Rosen- treibereien setzen meist erst dann ein , wenn die wärmer werdende Witterung den Import südländischer Blumen er- schwert oder unmöglich macht. Indes giebt es auch hier Firmen, die im Winter mit Erfolg treiben, so z. B. den be- kannten Berliner Rosenzüchter L. Schmidt- Britz, welcher in seiner höchst einfach, aber prak- tisch eingerichteten Treiberei dies Jahr bereits zu Weihnachten „Za France'"'' schneiden konnte. Wir werden auf die Treibereien dieser Firma in einem späteren Hefte zurückkommen. Im all- gemeinen verspricht das Treiben der Rosen im Winter bei dem dann häufig wochenlang be- wölkten Himmel nur einen un- sicheren Erfolg, und die Preise werden in den ersten Monaten des Jahres gewöhnlich durch die importierte Ware sehr ge- drückt, so dafs Rosentreiberei hier unrentabel ist. Die Bilder aus Berliner Treibereien , die wir heute bieten, veranschaulichen mit einer Ausnahme Topfkulturen, welchen man hier allenthalben den Vorzug giebt. Bei richtiger Behandlung liefert die Topf- rose vorzüglichen Ertrag und Die Gartenwelt. V. hübsche langstielige Blüten. Für diese Blumen zahlen die Unterhändler, die bekanntlich den Verkauf vom Produzenten an den Blumengeschäftsinhaber vermitteln , ausgangs März, anfangs April etwa 6 Mk. pro Dtzd., während in den Blumengeschäften um diese Zeit für schöne langstielige Rosen meist I Mk. pro Stück gefordert wird. Für ausgesucht schöne und langstielige Ware erzielen aber die Blumentreiber im März auch ausnahmsweise bis 12 oder 15 Mk. pro. Dtzd. In diesem Jahre waren die Preise besonders günstig für die Treiber, denn der Import von Rosen aus dem Süden war nur mäfsig, da dort unten die kalte Witterung die Produktion arg vermindert hatte. Allerdings war auch bei uns die Witterung lange Zeit eine äufserst ungünstige für die Treiberei und die hohen Kohlenpreise frafsen das bissei Mehrverdienst der Treiber leider reichlich wieder auf. Rosenhaus der Handelsgärtnerei von Hans Ristig, Berlin-Zehlendorf. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. 30 350 Die Gartenwelt. V, 3° Rosenhaus mit „Caroline Testouf der Handelsgärtnerei von F. Gude, Berlin-Britz. Originalaufnahme für die ^Gartenwelt". Die Rosenblumen werden meist am frühen Morgen in den Treibereien geschnitten tmd dann im kühlen Keller auf- bewahrt, bis die Händler sie abholen. Nach Bedarf wird dann auch am Tage noch alles geschnitten, was nur halb- wegs offen ist. Das Berliner Publikum liebt keine grofsen, offenen Rosen, sondern meist noch halbgeschlossene, knospige Blüten. Daher kommt es. auch, dafs die Leser auf unseren Bildern keinen eigentlichen Rosenflor sehen , sondern nur Knospen, höchstens einige halboffene Blumen. Die Trei- bereien konnten eben nicht dem Photographen zu Liebe eine grofse Anzahl Rosen aufblühen lassen, wodurch die Bilder gewifs gewonnen, die Züchter aber Schaden gehabt hätten. Wir glau- ben aber, dafs unsere Ab- bildungen trotzdem zur Ge- nüge zeigen, in welch „hoher Blüte" die Rosentreiberei in Berlin steht. — Aufser den Treibereien, wie sie unsere Abbildungen veranschaulichen, giebt es in Berlin und seiner Umgebung auch noch viele, die in sog. Blockhäusern, d. h. auf unter Glas gesetzten Flächen oder auch in kleinen, fest- stehenden Häusern aus- gepflanzte Rosen treiben. Auch die Kastentreiberei ist gebräuchlich. Doch liefern diese Rosentreibereien in der Regel erst vom Mai ab Blüten für den Markt. Wir gehen nimmehr zur Erläuterung der einzelnen Bil- der selbst über. Die Abb. der Titelseite zeigt uns ein Rosen- haus der Firma H. Ristig- Zehlendorf. Herr Ristig schreibt uns unter Bezugnahme auf dieses Bild folgendes: „Eine Spezial- kultur meines Betriebes ist die Topfrosentreiberei. Auf die Kultur der Rosen einzugehen, halte ich für überflüssig, da diese doch allgemein bekannt sein dürfte. Ich möchte nur bemerken, dafs ich in jedem Jahre etwa 12 000 Stück treibe, die in zehntägigen Sätzen von je 1000 Stück von Mitte No- vember ab regelmäfsig warm- gestellt werden. Die ersten Blumen schneide ich gewöhnlich anfangs Februar; die Rosen blühen dann bei einem täglichen Schnitt von etwa 10 bis 15 Dtzd. ununterbrochen bis Ende Mai — Anfang Juni. Zu dieser Zeit sind die kalten Kästen in Blüte, woran sich später wieder die Freilandrosen reihen, so dafs ich also einen regelmäfsigen Flor bis zum Herbst erziele. Die Rosen setzen sich aus folgenden Sorten zusammen: „La France''^, „Mad. Caroline Tcstoiit" , „Kaiserbi Auguste Viktoria " , „ Captain Christy" , Rosenhaus der Handelsgärtnerei von C. Kette, Berlin-SUdende (äufsere Ansicht). OHgiDalaufnahme für die „Gartenwelt". V, 3° Die Gartenwelt. 351 ^Baronne de Rothschild'"'' , ^^Ulrich Brunner fils''\ ^^Horace Verriet'^, ,^Fisher and Hol- mes^'', ,^van Houtte'"'" , „Duc de Wellington''^, ,^Princesse de Bearne''\ ,^Victor Ver- dier'', „John Laing''.'-' Das grofse Gewächshaus der Kotte'schen Gärtnerei ia Südende (siehe untenstehende Abb. und Seite 350), wohl das gröfste Rosentreibhaus in Berlin und Umgegend, ist so eingerichtet, dafs es auch den übrigen Schnittblumen- kulturen der genannten, allgemein vorteilhaft bekannten Gärtnerei dienstbar ge- macht werden kann. Das Hauptgewicht liegt in der Oi/'VJa;////ifw//'w-Schnittblumen- kultur, aufserdem werden Calla, Bou- gainvilleen und diverse andere Pflanzen für Schnittzwecke kultiviert. Unsere Blider zeigen das Haus von innen, von aufsen, sowie je eine Skizze im Grund- rifs und Querschnitt, woraus die Leser alles Nähere über die Bauart und Be- heizung ersehen werden. Die wärm- sten Heizrohre laufen nicht am Boden unter den Stellagen entlang, sondern — wie der innere Blick zeigt — oben an den Pfeilern, die das Dach tragen. Die Abbildung Seite 350, oben, ver- anschaulicht einen Blick in ein Rosenhaus von F. Gude-Britz. Wir sehen auf diesem ■^^yy^' I I I I I M +-^+H -10 -10 m. Rosenliaus der Handelsgärtnerei von C. Kotte, Berlin-Südende (oben Querschnitt und Grundrifsi. On'ginalaufnalime für die „Gartenwelt*. 30 352 Die Gartenwelt. V, 30 Bilde nur verhältnismäfsig wenige Rosen, denn die Aufnahme war nicht leicht zu bewerkstelligen, da das Haus einseitig ist und die Rosen auf der Stellage dicht unter Glas standen. Dafür sind es aber ganz ausgezeichnete ^^Caroline Testout'''' , welche wundervolle Sorte in Berlin mit Recht sehr bevorzugt wird. Die Pflanzen des Herrn Gude waren nicht nur, wie das Bild zeigt, sehr stark und wüchsig, sondern die Blumen hatten vor allem die echte rein lachsrosa Färbung, die diese Sorte so wertvoll macht, beim Treiben aber gar leicht einen unschönen bläulichen Anflug erhält. Herr Gude treibt natür- lich auch noch andere Sorten. Untenstehend bieten wir ein Rosenhaus der Firma A. Ko seh el- Lichtenberg. Herr Koschel ist, wie wir bereits früher berichteten, der Inhaber eines der gröfsten Berliner Blumengeschäfte. Infolgedessen ist sein Bedarf an Rosen- blumen ganz enorm. Sein Obergärtner, Herr York, versteht es indes, wie unser Bild gut erkennen läfst, vortrefflich, das Kosuuliaus der llandelsgärtnerei von Adolf Koschel, BLTlin-Lichtenberg. Origiiialaufnahme für die „GartenweU*. nötige Material in bester Qualität heranzuziehen. Die Kon- struktion des Hauses besteht ganz aus Glas und Eisen und hat sich in dieser Art sehr bewährt. Abweichend von den übrigen Berliner Rosentreibereien sind die Häuser der Firma J. C. Schmidt- Steglitz. Die Firma hat vergangenen Herbst vier gleichartige Häuser ge- baut, in denen die Rosentreiberei nach amerikanischem System erprobt wird, d. h. die Rosen sind auf die Tabletten aus- gepflanzt. Die Abb. Seite 353, oben, zeigt diese Häuser, von denen je zwei direkt in Verbindung stehen, also nicht durch eine Längswand getrennt sind, in ihrem äufseren Auf- bau, während auf der untenstehenden Abb. Seite 353 den Lesern ein Blick in das Innere eines Hauses geboten wird. Die sämtlichen Häuser haben folgende Mafse: Länge 33 m, Breite 7,25 m, Höhe bis zum First 4,20 m. Jedes Haus besitzt 3 Tabletten, unter denen je 2 Heizrohre entlang geführt sind. Das Weitere läfst sich ebenfalls auf den Abbildungen erkennen. In dem bildlich wiedergegebenen Hause stehen folgende Rosensorten: ^^Kaiserin Auguste Viktor ia'"'' (ganz rechts), „7estotit'\ „Mrs. John Laing" , „Niel^\ „Horace Vernef-', „Duc of Wellington^'-, ,^Souv. of lVootto?i^\ ^^Niphetos'-'- , „Ame- rican Beauty''\ ,^L' Innocente^' , „Grufs an 1 eplitz''^ ; im Hause nebenan je ein Beet: „Testout'', „Fisher and Holmes'''' und „Ulrich Brwiner^', welche drei Sorten man nebst „Kaiserin Auguste Viktoria'''' als Haupttreibrosen für Berlin bezeichnen könnte. — Das amerikanische Verfahren, wie es diese Firma hier erprobt, ist gewifs sehr hübsch, es hat seine Licht- und auch seine Schattenseiten. Die Lichtseiten sind die leichte Bedienbarkeit der Rosen während der Treibzeit, was schon der Umstand beweist, dafs sämtliche 4 Häuser der Gärtnerei von einem Lehrling besorgt werden, während bei der Topf- treiberei schon das Giefsen allein sehr viel Arbeitskräfte be- schäftigt. Die auf Tabletten ausgepflanzten Rosen sind äufserst starktriebig, liefern tadellose Blumen und können mehrere Jahre stehen, namentlich dann, wenn man im zweiten und dritten Jahre mit Dung nachhilft. Die Schattenseiten dieses Verfahrens sind aber schwerwiegender Natur. Im Sommer fühlen sich viele Rosensorten unter Glas nicht wohl, aufserdem trocknen die flachen Tabletten dann un- geheuer aus, so dafs das fort- gesetzte Giefsen viel Wasser und Zeit kostet, Aufwendungen, die zum Ertrage, den diese Häuser in der warmen Jahres- zeit hefern, in keinem Ver- hältnis stehen. Was der Ein- führung dieses amerikanischen Verfahrens aufserdem noch im Wege steht, ist der Um- stand, dafs die meisten Treib- gärtner nicht in der Lage sind, kostspielige Gewächs- hausbauten ausschliefslich der Rosentreiberei zu opfern. Alle unsere abgebildeten sonstigen Häuser dienen nach Beendi- gung der Rosentreibereien anderen Kulturen. Man kann im Sommer Farne, Palmen u. dgl. in denselben kultivieren, während sie im Herbst meist der Chrysantlie7num-KM\Vax dienst- bar gemacht werden. Topfpflanzen. Die Einrichtungen zum Kübeltransport. — Ausräumen und Einräumen! — Arbeitsreiche Tage schliefsen diese Begriffe ein, da besonders, wo die Mittel zu der geforderten Leistung nicht im rechten Verhältnisse stehen. Unpraktisches und mangelhaftes Werkzeug erfordert dann eine Verschwendung von Zeit und Arbeit und verursacht Aufregung und Verdriefslichkeit. Pflanzen, welche nicht ohne Überanstrengung von zwei Mann vermittelst zuverlässiger Hebebäume getragen werden können, sollte man, sofern die Wege das irgend zulassen, auf Wagen transportieren. Da aber gewöhnliche Lastwagen — der Schwie- rigkeit des Auf- und Abiadens wegen — ungeeignet dazu sind, V, 3° Die Gartenwelt. 353 Blick auf die amerikanischen Rosenhäuser der Handelsgärtnerei von J. C. Schmidt, Berlin-Steglitz. Originalaufuahme Für die „Gartenwelt*. SO bedarf man besonderer Einrichtungen, deren Hauptformen im folgenden kurz besprochen werden sollen. Man unterscheidet zunächst zwischen Wagen, die ihre Last über der Achse ruhend, und solchen, die sie in Ketten hängend tragen. Erstere sind naturgemäfs möglichst niedrig gebaut. Ein Paar Blockräder, eine Achse, eine rechteckige Plattform aus starken Bohlen und eine Deichsel nebst Querholz für zwei Arbeiter (die jedoch weniger zu ziehen als zu lenken und das Gewicht zu balanzieren haben) — das ist der wohl in den meisten Gärtnereien seit alters eingeführte Kübel- karren. Einige Leute mit Kübelhebeln, die, sobald der Kübel auf dem Wagen steht, an Stricken ziehen oder hinten nachschieben, vervollständigen dann den Apparat. Das Auf laden geschieht in der Weise , dafs zunächst der Kübel einseitig ge- hoben und durch Unter- legen von Klötzen in dieser Lage festgehalten wird; ein paar Mann bleiben hier stehen, um bei dem nun erfolgen- den Heben der ent- gegengesetzten Seite den in der Kippe schwebenden Kübel zu stützen. Ist dann der Wagen untergeschoben und eineWalze zwischen Kübelboden und Platt- form gelegt, so werden die Räder festgekeilt, die Deichselhalter drücken nieder, und gleichzeitig schieben die übrigen Leute den Kübel auf der untergelegten Walze vorwärts — so weit, dafs er (mit einem ganz leichten Übergewicht nach vorn) balanziert. Die Walze wird darauf entfernt, und am Bestimmungsort ladet man in ähn- licher Weise ab. Zur Bespannung mit Pferden ist der einfache Blockwagen ungeeignet, da seine Deichsel stets in fester Hand sein mufs; er bedarf zu dem Zwecke eines zweirädrigen Vordergestelles, welches durch mäfsiges Verschieben des Gewichts die nötige Stabilität erhält und während des Ab- und Auf- ladens abgelöst wird. Die Vorteile des bespannten vierrädrigen Blockwagens sind flottes Arbeiten mit stets frischen Leuten und Schonung der Wege (durch Verteilung der Last auf vier Räder). Die Wagen mit in Ketten schwe- bender Last lassen sich gleichfalls wieder einteilen in solche ohne und mit Vorwagen. Erstere bestehen in ihren wesentlichen Teilen aus einer Achse mit zwei hohen Rädern und der Deichsel. Der Radhalbmesser mufs die Höhe der zu transportierenden Kübel um reichlich einen Fufs überragen, eine Bedingung, die, will man nicht wahre Un- getüme bauen, diese sonst nicht unpraktische Einrichtung auf mittlere und kleine Kübel beschränkt. Die Arbeit geschieht in folgender Weise: Der Karren wird rücklings gegen den Kübel Blick in ein amerikanisches Rosenhaus der Handelgärtnerei von J. C. Schmidt, Berlin-Steglitz. Originalaufnahme für die „Gartenwelt''. 354 Die Gartenwelt. V, 3° geschoben, der vorher auf Klötze gestellt ist, so dafs die hoch- liegende Achse sich dicht über seinem Rande bis fast an den Stamm bewegt, der gegen eine Beschädigung durch Polsterung geschützt und gut befestigt wird. Einen in zwei Ketten an der Achsenverschalung hängenden Balken bringt man dann unter den Kübel, entfernt die Klötze — gleichzeitig die Deichsel anfassen lassend — und die Fahrt kann beginnen. Eine Modifikation des Wagens trägt die Ketten nicht an der Achsenverschalung selbst, sondern an zwei wagerecht nach hinten stehenden Armen, eine Einrichtung, die das Auf- und Abladen erleichtert, die Be- weglichkeit aber erschwert, da nur durch Verwendung einer sehr langen Deichsel und Mitnahme von Gewichten der Kübel sich in der Schwebe halten läfst. In dem vierrädrigen Wagen mit schwebender Last und mechanischer Hebevorrichtung dürfte man wohl die beste Trans- porteinrichtung besitzen. Wie bei dem vierrädrigen Blockwagen, so findet auch hier eine Verrückung der Last nach vorn statt. Die Achse, welche bei den übrigen Systemen teils unter, teils über dem Kübel hegt, fehlt hier ganz und ist durch einen rechteckigen Rahmenbau ersetzt, der mit dem Vorwagen fest verbunden ist und an seinen Längsseiten die grofsen Räder trägt. Drei dieser Seiten bestehen aus schwerem Holzwerk, während die vierte, hintere, durch eine herausnehmbare Eisenstange gebildet wird. Über den Längsseiten liegt je eine durch eine Schneckenwelle getriebene Seilwinde. Das die Kraft dahin übertragende Zahnrad- getriebe mit Hemmschnäpper wird bewegt durch eine unterhalb des Kutschersitzes liegende und jederseits von einem Arbeiter bediente Kurbelwelle. Das Gehänge besteht aus zwei Balken und vier Ketten, die oben in vier Seilenden auslaufen. Die Arbeit der Maschine vollzieht sich in folgender Weise: Durch Ent- fernen der abnehmbaren Eisenstange wird der Raum zwischen den Rädern geöffnet und, nachdem der Wagen zurückgeschoben ist, hinter dem Kübel wieder geschlossen; dann werden die beiden Tragbalken untergelegt, die Ketten eingehängt, die Kurbeln ge- dreht, und langsam hebt sich der Kübel. Die nämlichen wenigen Handgriffe in umgekehrter Folge bewirken das Abladen. Aufser der Einfachheit und Schnelligkeit bietet die Anwen- dung dieser Maschine noch zwei wichtige Vorteile: Sie verhütet Unfälle, die bei weniger vollkommenen Einrichtungen immerhin nicht ausgeschlossen sind, und bewahrt die Pflanzen vor jeglicher Erschütterung, ein LImstand, der für frischverpflanzte und wurzel- kranke Exemplare von gröfster Bedeutung ist. Sanft wird die Pflanze aufgehoben, sie schwebt völlig stofssicher während der Fahrt, und ebenso sanft geschieht das Niederlassen; bei anderen Methoden aber wird sie erst nach der einen, dann nach der an- deren Seite gekippt, beim Transport wacker gerüttelt und beim Niederlassen nochmals erschüttert. Darum sollte man den grofsen vierrädrigen Transportwagen mit mechanischem Hebezeug, der ja durchaus keine neue Form darstellt und in der Landschafts- gärtnerei als Verpflanzwagen bekannt ist, zum Kübeltransport mehr in Anwendung bringen. Krone. Einige verkannte Gruppenpflanzen. — Im folgenden möchte ich einigen älteren Pflanzen das Wort reden, deren Kultur, wie mir scheint, über Gebühr vernachlässigt wird. Ich habe dabei vor allem solche Arten und Formen im Auge, welche als Gruppen- pflanzen von nicht zu unterschätzendem Werte sind. Da ist zunächst die einen knolligen Erdstamm besitzende Begonia martiana oder B. gracilis var. marliana (in den Gärten oft B. martiana gracilis genannt). Vor reichlich lo Jahren wurde sie bei uns eingeführt, ist aber noch sehr wenig in den Kulturen verbreitet, trotzdem man sie als eine vorzügliche Gruppenpflanze bezeichnen kann. Begonia marliana ist starkwüchsig und verzweigt sich gut. Die etwa einen Meter hoch werdenden Triebe sind zu fast "/a ihrer Länge mit Blüten bedeckt. Der Blütenstand ist blattwinkelständig, knäuelig; in jeder Blattachse erscheinen 2 — 4 Blumen. Diese sind einfach, 3 — 4 cm im Durchmesser und von prächtiger Lilarosafärbung. Ich zählte an einer Pflanze mit fünf Trieben 300 offene Blumen, an einzelnen Zweigen anderer Pflanzen deren sogar 80 — go. Eine im vollen Flor sich befindende Begonia martiana gleicht einer Blumensäule, da das kleine Laub der Pflanze thatsächlich fast verschwindet, wenigstens von der Menge der Blumen rein verdeckt wird. Die Kultur unterscheidet sich von der anderer knollentragenden Arten nicht. Man beachte aber, dafs die Pflanzen rechtzeitig entspitzt werden, damit sie sich gut verzweigen. Die Kultur in Töpfen bis zur Auspflanzzeit ist der im freien Grunde vorzuziehen. Nach dem Auspflanzen sind die Beete mit kurzem Mist zu bedecken, auch müssen die Triebe des öftern angeheftet werden, da sie sehr mastig werden und leicht brechen. Ein mit Begonia martiana bepflanztes Beet, das vielleicht noch mit drei Reihen einer Begonia aus der semperflorens-'^XiA'ie. eingefafst ist, wirkt ganz prächtig und gleicht einem Blumenmeer. Einige Salvia splendensSorten*), auf die ich nun zu sprechen komme, liefern ebenfalls ein vorzügliches Material zur Gruppen- bepflanzung, und zwar eignen sich die nachstehend aufgeführten Sorten vermöge ihrer leuchtenden Farbe besonders für solche Gruppen, welche weithin durch die Farbe ihrer Bepflanzung wir- ken sollen. Ich nenne als erste Salvia spkndens grandiflora pendtUa, eine etwa 80 cm hoch werdende Sorte mit dunkel-scharlachroten Blüten. Die Rispen erreichen eine Länge von 20 — 25 cm, die einzelnen Blüten sind von beträchtlicher Gröfse und stehen dicht gedrängt an der Hauptspindel. Wenn auch nicht an Blumen- gröfse, so doch an Reichblütigkeit übertrifft Salvia splendens „Vul- kan^ die obengenannte Sorte noch bedeutend. „Vulkan-^ wird 60 — 70 cm hoch und baut sich sehr gut. Die zahlreich erschei- nenden Blumen sind prächtig zinnoberfarben. Ferner ist es Salvia splendens nana, eine höchstens 40 cm hoch werdende Form, welche vvärmstens empfohlen werden kann. Dieselbe blüht sehr dankbar, die Farbe der Blumen ist ein leuchtendes Blutrot. Eine der letzt- genannten gleichwertige und ähnlich aussehende Sorte ist Salvia splendens compatta trecta. Weiter möchte ich aus der grofsen Reihe der spUndensSorVen keine anführen, die vorgenannten dürften zu den schönsten zählen. Die Salvia verlangen zur guten Entwick- lung kräftige Erde, ebenso ist ein öfter zu wiederholender Dung- gufs nach erfolgter Durchwurzelung geboten. Als Einfassung der Salvia splendens-Beete eignen sich beson- ders Pflanzen mit weifsbunter Belaubung, und ist zu diesem Zweck zunächst Stevia serrula var.albo-marginala zu empfehlen. Diese mufs aber fleifsig gestuzt werden, da sie sonst leicht zu hoch wächst. Nebenbei möchte ich da noch bemerken, dafs Stevia serrata albo- marginata ein vorzüglicher Winterblüher ist, worauf ja auch bereits in einer Notiz in No. 25, S. 292 d. Gartenwelt hingewiesen wurde. Die Blumen sind gelblich-weifs und eignen sich vermöge ihrer Härte und kräftigen Stiele sehr gut zur Binderei. Die Pflanzen sind ferner sehr brauchbar für Jardinieren. Die Blüte fällt in die Monate Dezember und Januar. — Zur Einfassung der Salvien- beete sind ferner zu empfehlen: Fuchsia gracilis fol. variegatis, Gna- phalium lanalum, G. lanatum fol. var., G. minirnum^ Centaurea candi- dissima u. a. m., z. B. auch Pelargonium zonale in den silber- und goldbuntblättrigen Sorten. G. Besoke, Erfurt. Über die Giftigkeit von Primula obconica haben wir bereits auf Seite 190 des letzten Jahrganges berichtet. Jetzt ist es A. Nestler gelungen, den eigentlichen Sitz des Giftes zu er- mitteln. Er hat in den .Berichten der deutschen botanischen *)' Anm. d. Red. Wir weisen gleichzeitig nochmals auf die Notiz des Herrn Kohlmannslehner in No. 29, S. 339, hin. V, 3° Die Gartenwelt. 855 Gesellschaft für 1900" das Resultat seiner Beobachtungen bekannt gegeben. Wir heben daraus folgendes ganz kurz hervor: Weder das Wasser, welches im feuchten Gewächshause von den Primel- blättern abtropfte, noch der aus Blättern und Blütenstielen aus- geprefste Saft rief irgend eine Entzündung an Händen oder Armen des Forschers hervor. Eine junge Blütendolde, die er sich mittels eines elastischen Bandes auf dem Handgelenk befestigte, hatte nach zwei Stunden keinerlei Wirkung ausgeübt, aber «in in der- selben Weise aufgelegtes Stück von der Basis eineS Blattstieles rief in derselben Frist eine heftige Reizung mit Blasenbildung und Anschwellung des Armes hervor. Es wurde demnach der Sitz des Giftes in dem gelbgrünlichen Inhalt der Drüsenhaare am Blattstiel ermittelt. Zwiebel- und Knollengewächse. Ein Crinum-Flor. — Als der Herr des Himmels und der Erde zum Schmucke unserer Fluren Blumen streute, gab er uns die reinen Lilien mit dem Himmelsglanze seiner seligen Gefilde. Auf grünem Wiesengrunde, im Wald und auf des Berges Halde er- blicken wir meist einzeln ihre reinen Kelche, und wie zum Schmucke in der Unschuld Farben prangen sie in manchen Landen. Uns ward im kühlen Norden die reinste aller Lilien, sie, die wir verehren, die unsere Gärten schmücket, ein Waisen- kind, dessen Herkunft dunkel und dessen Heimat unbekannt. Sie blühet still und hehr bei uns und ist uns lieb geworden, lieb wie das Mädchen aus der Fremde streut sie umher in unsere Herzen Himmelsglanz und Klarheit. Sie will nicht leben in jenen fernen Tropen, wo die Pracht der farbenreichen Blüten ihr un- schuldsvolles Kleid erdrücken könnte. Frei will sie sein in reiner Luft, im Wechselspiel der kühlen Winde, und nicht mag sie für sich den glühend heifsen Kufs der Tropensonne. Doch auch die warmen und die heifsen Striche dieser Erde haben ihre Lilien, und sind es nicht immer solche im reinen Sinne unseres Wortes, so sind's doch Lilien in dem des Pflanzen- kundigen. Zahlreich sind ihre Formen, ihre Farben und weit verbreitet ist ihr Geschlecht. Erhaben, weifs, und meist in lichten Farben prangend, sind unsere Crinum, die man Lilien nannte, Lilien der Tropen und der Ufer jener Zonen. Denn auch Cri- num sagt nichts anderes, denn „Krinon", und das heifst „Lilie". Echte Lilien sind sie an Gestalt und Farbe, blendend oft und rein zuweilen wie jene, die wir lieben. — Wie ist so schön die Erde, wenn sie den Himmel trägt! Und sie trägt ihn überall! Mit offenem Auge, klar und rein, erhabenen Sinnes, wie befreit von allen Erdenschlacken, schaut unsere weifse Lilie auf zum Himmel — nickend oft und manchmal aufrecht in jener Majestät, tastend wohl nach allen Seiten, unsicher wohl und irrend, doch immer rein und hehr, kraftvoll und selbstgenügend schaut die Lilie der Tropen drein. Und diese wunderbaren Krinon, haben wir sie wohl gewürdigt, kennen wir sie wohl? — Mehr als 80 sind in reinen Spezies bekannt geworden, und diese bringen zahlreiche Formen in unsere Gärten, und ihre Varietäten in diesen Gärten waren schon im vorigen Jahrhundert grofs. Kennen wir sie wohl? O, nein! Nicht so, wie sie es verdienen. Ein Crinum-Flor ist das Grofsartigste, was ein Garten bieten kann. Ein Crinum- Flor kommt jenem der prachtvollsten Lilien unserer Zonen min destens gleich und manchmal übertrift't er denselben, Ein Crinum- Flor aber dauert von Ende April bis in den Herbst, sich immerfort erneuernd und verjüngend, und was unsere Lilie in einem Zuge ausstrahlt, das zeigt die Tropenlilie den langen Sommer. Ein Critium-Feld mit Hundertausenden von Stengeln ist unbeschreiblich grofsartig, und wer es nicht gesehen, der kennt es nicht. Ihr üppig schönes Laub, oft schilfartig, manchmal den Schopf palmen- stolz ausbreitend, dann wohl auch gewaltig ausgebreitet, dicht das Erdreich beschattend, immer reich, niemals arm und mager, die stolzen Schäfte, i, 2, 3 — aus derselben Riesenzwiebel, ge- schmückt mit einer schönen Krone nach allen Seiten nickender, wunderholder Lilienblüten, bleibend, blendend weifs, atlasfarben, bald schamhaft errötend, bald lieblich getupft oder im zartesten Inkarnat prangend, voll süfsen Wohlgeruches, das ist ein Crinum- Feld. Es ist prachtvoll im Sonnenstrahle — schöner noch am Abend nach heifser Tageslust — weithin leuchtend in dunkler Nacht. Die Näscher einer Zone umgaukeln diese Crinum Tag und Nacht, und viele Tausende sind von ihnen erlabt und ge- nährt. Laut geben sie ihren Jubel kund und schwirren von Blume zu Blume in rastlosem Eifer! Welche Fülle der Freude, welche Genugthuung möchten diese Krinon dem Menschen bieten! — C. Sprenger, Vomero-Neapel. Obstbau. Zur Verwendung von Obstbäumen in Anlagen. — Herr Olbrich hat in No. 16, Seite 185, Jahrg. IV., die Verwen- dung von Fruchtbäumen u. s. w. in Anlagen angeregt; ich möchte hierzu kurz bemerken, dafs diese gute Idee nicht so ganz neu ist, wie sie manchem erschienen sein mag, denn ich erinnere mich noch ganz gut, dafs ich schon vor etwa 10 Jahren, während meiner Lehrzeit, in Württemberg, was ja als das Hauptland des Obstbaues bekannt ist, die Gelegenheit hatte, Obstbäume in gröfseren Anlagen zu beobachten. Hier waren sowohl Apfel als Birnen auf Zwergunterlage, teils als einzeln stehende Pyramiden, teils auch zu 3 oder 5 an- statt anderer Gehölze in Gruppen vereinigt; auch einzelne Äpfel- und Birnenhochstämme waren vorhanden, letztere waren jedoch nicht bei Fertigstellung der Anlage gepflanzt worden, sondern man hatte, da der Park früher Obstgarten war, von den vor- handenen Beständen einzelne Exemplare an geeigneten Stellen stehen lassen. Jüngere Wallnüsse waren als Schattenbäume an- gepflanzt. Der Besitzer hatte allen Grund, mit den Erfolgen dieses Verfahrens zufrieden zu sein, wogegen an anderen Stellen der Ertrag der Obstbäume nur spärlich gewesen sein soll und an vielen Stellen zumeist in fremde Hände zu geraten pflegt. Meines Erachtens ist dies aber durchaus kein Grund, Obstbäume aus Parkanlagen zu verbannen, denn wo L'nbefugte sich die Früchte aneignen, thun sie es auch da, wo man seinen Obstgarten ab- sondert; obgleich hier eine bessere Übersicht vorhanden ist. Mögen diese Zeilen zur weiteren Anregung, sowie zur Be- kanntgabe von eventuell gemachten Erfahrungen und damit zur Förderung einer guten Sache beitragen. ?>. Schneider, Bad Harzburg. Ein einfacher und praktischer Halter zum Versand von Beerenobst wurde von einem Herr J. Tvedt in Norwegen konstruiert. Dieser Halter besteht aus zwei entsprechend breiten, rechteckigen Scheiben dünnen, biegsamen Holzes, die rechtwinklig übereinander gelegt und in der Mitte durch einen Stift zusammen- gehalten sind. Beim Gebrauch werden die biegsamen Scheiben nach oben gebogen und mit einem Draht zusammengehalten. Eine Anzahl solcher gefüllter Halter können dann in eine Kiste verpackt werden, und die Früchte sollen auf diese Weise den Versand gut vertragen. Die Beerenhalter für sich sind sehr be- quem durch Übereinanderschieben beider Scheiben zu einer einzigen Fläche zu verpacken. Die Herstellung erfolgt in drei Gröfsen, für ','5, i und 2 Liter. Falls diese Halter sich erst noch weiter als praktisch erprobt haben und billig hergestellt werden, dürfte ihnen eine weite Verbreitung sicher sein. N. E. D. 356 Die Gartenwelt. V, 30 Heizungsanlagen. Eine neue praktische Heizungsanlage für Gasfeuerung in der Handelsgärtnerei von C. A.Vogel, Frankfurt a.M. Von J. H. Gemündt, Ingenieur für Heizungsanlagen, Frankfurt a. M. (Hierzu vier Abbildungen nach Originaheichnungen für die ,fiartenwelt" .) Die im folgenden beschriebene Heizungsanlage besteht iu einem Warmwasserkessel zur Beheizung von Gewächs- häusern und bezweckt, die für diesen Zweck bisher all- gemein üblichen Kessel mit Kohlenfeuerung durch solche mit Gasheizung zu ersetzen und damit die der Kohlen- feuerung anhaftenden Übelstände, als ungleichmäfsige Erhitzung der Kesselwände, beständig notwendige Be- aufsichtigung und Entfernung der Verbrennungsrückstände, zu beseitigen. Beistehende Zeichnungen veranschaulichen die Kon- struktion der Heizanlage, und zwar zeigt: Fig. i das Ge- wächshaus mit dem Warmwasserkessel mit Gasfeuerung im Längsschnitt, Fig. z im Querschnitt und Fig. 3 in Oberansicht, während Fig. 4 den Querschnitt eines solchen Kessels an ^ct Eisenblech hergestellt und überall vernietet bezw. verlötet. Die Anschlüsse des Steigrohres a und Fallrohres h sind durch Kesselflantschen mit Schrauben hergestellt. Fig. i bis 3 lassen die einfache Einmauerung des Kessels erkennen, welche nahezu die Gesamtkesseloberfläche als Heizfläche auszunützen gestattet, da die von den Heizröhren in der inneren Kessel- höhlung erzeugte Hitze vom hinteren Kesselende an der äufseren Oberfläche des Kessels entlang nach dem am Kessel- vorderende gelegenen Schornstein r abzieht. Als Heizröhren sind, je nach der Kesselgröfse , ein, zwei, drei oder mehr Gasrohre angeordnet, welche mit ge- .CK. /// Fig. I. sich mit drei Heizröhren darstellt. Zur Erklärung der Buchstaben in den! Figuren diene dabei folgendes: /' ist der Warmwasserkessel, a das Steigrohr vom Kessel mit den anschliefsenden Warm- rohren, /' das Fallrohr nebst anschliefsenden Rückflufsrohren, c das Zuflufsrohr der Wasser- leitung, (/ der durch ein Fallrohr mit dem käl- testen Teil des Kessels ver- bundene grofse Behälter, c der Vorbehälter, an wel- chen mittelst Schwimmer- ventil der Wasserzuflufs angeschlossen ist, g die Gaszuleitung, von welcher die Heizrohre abgezweigt sind, und r der Schornstein zur Ableitung der Verbrennungs- produkte des Gases. Wie aus Fig. 4 ersichtlich, besitzt der Kessel k hufeisen- förmigen Querschnitt. Er ist aus sehr dünnem Kupfer- oder eignet verteilten Brennern, „Bunsenbrennern", versehen sind (Fig. 4). Eine in der Ummauerung an der Kesselvorderwand ge- assene, durch Schieber oder Thür verschliefsbare Öffnung gestattet die Entzündung der Brenner, sofern nicht eine Vor- richtung zur Selbstzündung vorgesehen ist, sowie die Be- obachtung der Flammen zwecks Regelung der Zufuhr an Verbrennungsluft. Unterhalb dieser Öffnung treten die Heizrohre durch die Abschlufsmauern, sind hier mit einer Vorrichtung zur Luftmischung versehen und mittelst Gashahnes ein- stellbar. Unterhalb der genannten Öffnung ist noch eine zweite Öffnung vorgesehen, zur Regelung des Ver- brennungsluftzutritts. Der Kessel k ruht mit seinen beiden unteren Flächen der Länge nach ganz auf Mauerwerk, welches, je nach den Verhältnissen, diese unteren Kesselhälften ganz oder nur teilweise verdeckt. Da das vom Steigrohr a abgezweigte Dunst- rohr in den Behälter d mün- det, so dient dasselbe zur Vor- wärmung des Wassers in diesem Behälter, welcher gleich dem Behälter e durch Deckel ge- schlossen ist. Die Bedienung des vorbe- schriebenen Warmwasserkessels ist somit sehr einfach und reinlich, und es kann jede be- liebige Temperatur erreicht und eingehalten, sowie der Gas- verbrauch auf das geringste Mafs eingeschränkt werden. Da- bei stellt sich der Verbrauch an Gas bedeutend billiger als jedes andere Brennmaterial, da die Bunsenbrenner bekannt- lich sehr hohe Temperaturen erzeugen. Der Gasverbrauch im kleinen Kessel ist Mk. 0,40 pro 24 Stunden, bei einem gröfseren Kessel für ca. 2 bis 3 Gewächshäuser von je 65 bis V, 30 Die Gartenwelt. 357 70 cbm Inhalt ungefähr Mk. 2,75. Ferner vermindern sich durch die einfache Installierung des Kessels und seiner Zu- behörteile auch die Anlegekosten des Warmwasserkessels er- heblich. Die Gröfsenverhältnisse des Kessels k, der Rohrleitungen a, b, c, der Behälter d und e, sowie die Gröfse und Anzahl ihrer Heizrohre und Brenner, richten sich nach der Gröfse des zu beheizenden Gewächshauses, dessen Bestimmung, ob Kalt- oder Warmhaus, und nach der dementsprechend zu er- zielenden Temperatur. Als neu wird angesehen und beansprucht: 1. Hufeisenförmiger Warmwasserkessel Ji, mit über der Kesselinnenwand verteilt angeordneter Gasfeuerung zur Be- heizung von Gewächshäusern. 2. Ein Warmwasserkessel nach Anspruch i im wesent- lichen angeordnet, wie beschrieben und gezeichnet. Pflanzendüngung. Über Maiblumen-Düngungsergebnisse. Von F. Ledien, Dresden. (Schlufs aus No. 28.) Wie im ersten Teile meiner Ausführungen bemerkt wurde, hatten die Stickstoffkeime so sehr viel üppiger und ver- trauenerweckender ausgesehen; an der Liste Seite 333, die hier nicht im ganzen Umfange gegeben zu werden brauchte, sahen wir, dafs die üppige Laubentwicklung direkt nichts zu thun hat mit einer frühen Blütenbildung. Wir haben hier viel- mehr, wie schon früher einmal bei unseren Erikendüngungsver- suchen, bei einer einseitigen starken Stickstoffdüngung eine gewissermafsen die Blütenbildung hintertreibende, die vegetative Wirkung einseitiger Uberdüngung (.Stickstoff). Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Entwicklung aber hervorragend fördernde Wirkung, bei einer starken Kalkgabe eine zum Nachteile der vegetativen Entwick- lung die Blütenbildung fördernde Wirkung zu verzeichnen, welche beide für die Maiblumenmassenkultur von grofser Bedeutung sind. Ganz merkwürdig bleibt immerhin, wie leicht die spezifische Kalkwirkung unterdrückt wird durch eine Beigabe von humosem Stickstoffdünger. (Ätzkalk und Mist [siehe betr. Liste] hat noch nicht so»/. Blüher nach dem zweiten Jahre.) Wird der Stickstoff des Mistes oder Laubes durch eine äquivalente Menge eines salpeter- sauren Salzes gegeben, so wird die geschilderte Kalkwirkung nicht so stark beeinträchtigt; die Laubentwicklung bleibt aber \ ';* a . 'jHH k' 1 ^a -■■ ^L . mi\ '^flfll SS ' Gärtner, der in feinen Schnittblumen arbeiten und etwas Besseres, als die alltägliche Marktware ziehen will, je zu Hunderten besitzen sollte. Wenn die Redaktion der „Garten- welt" einmal eine kolorierte Tafel dieser Sorten bringen will, so werden die Leser über deren Schönheit staunen und meiner Ansicht voll und ganz beipflichten. Die Kultur dieser von mir empfohlenen Sorten ist nicht oder nicht wesentlich schwieriger als die von C. insigne, und dafs diese leicht ist, weifs bald jeder I^ehrling. Wie ich auf dem Titel zu dieser Plauderei andeute, habe ich aber seit Jahren noch weiteres Material dieser Art ge- zogen. Ich habe viele Hunderte von Hybriden aus Befruch- tungen in meinem Geschäft gewonnen, welche zum grofsen Teil schon geblüht haben und in den nächsten Jahren blühen werden. Ich bin da mit grofser Vorsicht zu Werke gegangen und habe nicht kreuz und quer zusammengewurstelt, wie das von anderer Seite jahrelang praktiziert worden ist und woraus die so sehr wertlosen Bastardformen entstanden sind, welche sich durch unsagbar unscheinbare und häfsliche Färbungen auszeichnen. Dieser Kram wird auf den Komposthaufen wandern, sobald die Gärtner gewifs sind, dafs so viel ungleich schönere und edlere Varietäten gezogen worden sind. Von der unglaublich grofsen Anzahl von Hybriden-Formen, welche jetzt in Katalogen aufmarschieren, werden gewifs die weitaus gröfsere Hälfte, ja Dreiviertel verschwinden müssen, es mufs da eine reinliche Ausscheidung Platz greifen. Ich möchte nun aber von einer ganz speziellen Abteilung dieser Kreuzungen sprechen, die ich, wie ich glaube, zuerst erzogen habe. Wer C. chmnherlainianum kennt, weifs, dafs diese Spezies auf dem nämlichen Stengel nacheinander monate- lang Blumen bringt, also eine Folge von 8, lo bis 12 Blumen. Das thut kein anderes Cypripeiiium, und auf diese Eigenschaft, die für den Gärtner von weittragendster Bedeutung ist, habe ich meine Befruchtungen basiert, indem ich eine ganze Serie von Hybriden -Sämlingen erzogen habe durch Befruchtungen auf und mit C. chamberlainianiim, welche alle diesen viel- blütigen Charakter in gleicher Weise zeigen, wie diese Spezies. Sechs dieser Züchtungen haben schon geblüht, und eine davon, C. hybr. ^^Helvetia'"'' , ist im „Dictionnaire iconographique des Orchiddes" von Cogniaux und Goossens schon abgebildet worden auf Tafel 43 der Cypripediuin hybr. Diese Varietät ist eine Kreuzung von C. chamberlainianum x lawrenceanum und ganz wesentlich schöner als die Mutter. C. oenantlmm X chamberlainianum hat die Sorte „Zurigo^'' ergeben. Diese beiden Sorten waren auf dem Meeting der Orchid Society in Manchester am 21. September 1899 in Blüte ausgestellt und im „Orchid Review" beschrieben worden. C. Boxalli super bum X chamberlainianum hat die Sorte „Prifice Hussein Kamil" ergeben. Aufser diesen Kreuzungen habe ich noch neun andere Kreuzungen gemacht, bei denen C. chamberlainianum teils als Vater, teils als Mutter gedient hat. Alle Sämlinge, die bis anhin geblüht haben, zeichnen sich sämtlich durch die Eigen- schaft aus, auf dem nämlichen Blütenstengel nacheinander eine ganze Serie von Blumen zu bringen, so dafs ich jetzt Cypripeiiium -'B\umen mit diesen Kreuzungen erzielt habe, zu einer Zeit, während welcher sonst kein Cypripedium blüht. Dafs das ein eminenter Vorteil für den Züchter von feinen Schnittblumen ist, brauche ich nicht noch besonders zu be- tonen. — Es bleibt mir nur noch übrig, die Blühwilligkeit dieser meiner Züchtungen lobend hervorzuheben. Wenn man be- denkt, wie lange oft gewartet werden mufs, bis ein Cypripedium- Hybride-Sämling zum erstenmal blüht, ist es ganz auffallend, wie rasch diese Sektion die ersten Blüten gebracht hat. „Hel7'(tia^^ und „Zurigo^' sind beide im Herbst 1894 ausgesät worden und haben schon im Sommer 1899 die ersten Blüten- stände gebracht. „/V/«fum-Form erzielen zu können, aber seit der Einführung von Crawshay's 0. crispum rar. aureum ist bewiesen, dafs gelbe Varietäten auftreten. Nun hat auch die Firma F. Sander ä: Co. eine solche unter dem Namen O. crispum var. citrinum gezüchtet. Die Blüten dieser Neuheit sind wohlgeformt, haben breite Segmente, die Sepalen sind glänzend gelb, bis primelgelb am Grunde, die leicht gefransten, breiteren Fetalen heller gelb, am unteren Drittel gegen die Spitze hin zitronengelb: die Lippe ist hellgelb, gegen den Rand zu kremeweifs. — Eine andere ausgezeichnete crispum- Form ist var. purpurascens, zuerst ausgestellt 1899 in einer Sitzung der kgl. Gartenbau-Gesellschaft von Sir T. Lawrence. Blüten- form ausgezeichnet, Färbung rosapurpurn, auf den unteren Sepalen rotpurpurn gefleckt, Lippe weifs mit gelber Krause, einigen röt- lichen Streifen und einigen gröfseren rotbraunen Flecken auf der Vorderseite. Winterharte Cypripedien.*) \'on G. Reuthe, i. Fa. Thomas S. Ware Ltd., Feltham b. London. Obschon sich diese Gruppe der Cypripedien den besser be- kannten tropischen und sub- tropischen Arten würdig zur Seite stellen kann , so werden ihre Vertreter doch noch immer sehr selten angetroflen, was jedenfalls nur zu bedauern ist. Einerseits ist der Kostenpunkt kein zu hoher und , wenn richtig behandelt und zur richtigen Zeit gepflegt, lassen sich diese Cypripedien meist leicht eingewöhnen und werden dann , was Schönheit an- betrifit, von sehr vielen tropischen Arten und Sorten nicht über- troffen. Wenngleich in Kultur nicht alle Arten gleich behandelt werden dürfen, so verlangen sie doch allesamt Feuchtigkeit, Halb- schatten, Schutz gegen kalte, trockene Winde und während kalter, schneeloser Winter leichte Laub- oder Moosdecke. Die beste Zeit zum Pflanzen ist so früh wie nur möglich im Jahre, sobald es die Witterung erlaubt; hier in England geschieht es schon im Winter. Alles übrige ist bei den einzelnen Arten gesagt, die ich im folgenden in alphabetischer Reihenfolge kurz besprechen möchte. Cypripedium acatik, eine schöne in den Wäldern Nord- amerikas einheimische Art, die sich durch nackten, blattlosen Stengel auszeichnet. Der Wurzelstock ist kurz, fleischig, mit langen fleischigen Wurzeln. Jede Pflanze hat gewöhnlich zwei grofse, gegenüberstehende Blätter, die länglich-lanzettlich, dicht behaart und hellgrün sind. Der etwas dicke, behaarte Stengel wild meist 20-30 cm hoch und trägt eine (höchst selten zwei) grofse, rosafarbige Blume, deren Sepalen und Fetalen grünlich *) Wir verweisen auch auf den Artikel des Herrn Rettig „Frei- land-Cypripedien" in No. 24, Seite 282. Die Redaktion. V, 31 Die Gartenwelt. 363 purpurn sind, die grofse Lippe ist sackförmig. Die Art blüht im Mai. Im Vaterlande, wo sie in grofsen Mengen unter immer- grünen Bäumen (Piniis-Arten u. dergl.) vorkommt, wächst sie ge- wöhnlich auf dünner Humusschicht mit lehmigem Untergrunde, der nicht zu feucht ist. Wo jedoch die Wälder ausgerodet wer- den, um Kulturlande Platz zu machen, verschwinden die Pflanzen schnell, nur hin und wieder sieht man noch einige verkümmerte Blätter, aber keine blühenden Pflanzen. Auf günstigen Stellen tragen sie reichlich Samen, worauf sich auch die Fortpflanzung dieser Spezies mehr stützt als auf Vermehrung durch Rhizome. Für Kulturzwecke mufs man eine passende Stelle unter alten Bäumen wählen, oder noch besser, einen Platz sorgfältig prä- parieren. Immerhin ist bei einigen Ab- arten die Kultur eine schwierige zu nennen. Noch sei erwähnt, dafs es auch eine, obschon sehr seltene, weifsblühende Form, die noch schöner als die Stammart ist, giebt. Diese seltene Pflanze blühte in einem kräftigen Exemplare, drei Blumen tragend, im Jahre 1881 im Wareschen Geschäfte in Tottenham (in der Nähe Londons), starb jedoch im selben Win- ter und ist seitdem meines Wissens nicht wieder gesehen wor den und selbst dem Sammler ist ein weifs- blühendes C. acaiile nicht bekannt. C. arietinum stammt ebenfalls aus den Wäl- dern Nordamerikas und ist eine sehr niedliche, ich glaube wohl die kleinste be- kannte Art. Vom krie- chenden, rhizomen- artigen Wurzelstock treibt es mehrere schwache, dünne Stengel, nur 10 — 15 cm hoch, mit 3—4 Blättern, die elliptisch -lanzettlich und wenig oder gar nicht behaart sind. Die Stengel tragen eine, selten zwei Blumen von weifslicher Färbung. Sepalen und Petalen grünlich, braun schattiert. Die kleine, behaarte Lippe ist vveifs , purpurn oder rot geädert. Im Vaterlande wächst diese Art in Morästen zwischen Sphagnuiii in Moorerde, läfst sich deshalb auf geeignetem Standort leicht ziehen und einmal eingewöhnte und etablierte Pflanzen blühen jedes Jahr leicht und willig. C. Caktolus, unsere schöne einheimische Art, wird leider bei uns auch schon immer seltener. Sonst kommt sie noch im Norden Europas und Asiens, wie auch auf den Alpen vor, gewöhnlich an Stellen, wo der Boden kalkhaltig ist. Der Wurzelstock dieser Art ist fleischig, rhizomartig. Der beblätterte Stengel wird 20 bis 30 cm hoch und trägt eine bis mehrere Blumen. Die dunkel- grünen Blätter sind lanzettlich, behaart, 10 — 15 cm lang und 2 — 3 cm breit. Die Blumen sind wohlriechend, Sepalen und Petalen braun mit gelber, grofser Lippe. Eine herrliche Pflanze, im tiefen Walde meist im dichten Gebüsch von Laubholz wachsend. Sie läfst sich leicht in Gärten ziehen. Ich selbst hatte in meinem frühern Garten ein herrliches E.xemplar am Nordabhange einer Felspartie im Schatten von (aber nicht überhängendem) Gebüsch wachsend, welches, wenn die Knospen nicht etwa durch Spätfröste zerstört wurden, nahe an hundert Blumen brachte. Infolge der Neue remontierende Cypripedium-Hybriden. I. „Prince Hussein Kamil", 2. „Zurigo", 3. chamberlainianum x Chantini. In der Handelsgärtnerei von Otto Froebel, Zürich, für die „Gartenwelt" photographiscb aufgenommen. Art und Weise, wie die Pflanze an Gröfse, Stärke und Schönheit zunahm, möchte man sie als Schnittblume empfehlen, würde nicht durch die zu starke Nachfrage die Existenz der wildwachsenden Pflanzen gefährdet. C. californicum ist eine seltene Art. Der ziemlich starke Stengel wird 30 — 50 cm hoch, die Blätter sind ovallanzettlich, zugespitzt, etwas behaart. Die Petalen sind gewellt, etwas spiralförmig, von bräunlicher Färbung, die Sepalen grünlich -braun, zuweilen gelb, während die Lippe weifs oder rosafarben ist. Die etwas kleinen Blumen stehen gewöhnlich zu 3 — 6 zusammen. Diese herrliche Art wächst im Vaterlande in Gebirgssümpfen , in Moor- oder Heideerde in Gesellschaft mit der schönen Darlingtonia californica. C. californiiiim läfst sich meist willig und leicht kultivieren, leider 31* 364 Die Gartenwelt. V, 31 kommen Importe selten in wirklich gutem Zustande an. Im Vaterlande (Kalifornien) blüht diese Pflanze erst im August und September, bei uns jedoch meist schon im Juni oder Juli. C. candidum ist gleich C. arietinum in den nördlichen Staaten Nordamerikas einheimisch. Der schwache Stengel hat mehrere, lanzettliche, etwas behaarte Blätter und trägt eine bis mehrere kleine Blumen. Die Sepalen und Fetalen sind gewöhnlich linea- lisch, ein wenig gewellt, bräunlich, mit hübscher, etwas flacher, weifser Lippe. Wie bei C. arietinum erscheinen die Stengel in dichten Sprossen, Büsche bildend. Im Vaterlande kommt C. can- didum in Sümpfen, im Moorboden und Sphagnum wachsend vor, läfst sich aber auch leicht kultivieren, im freien Lande sowohl, wie in Töpfen. C. fasciculatum ist eine sehr interessante, wenn auch nicht so schöne Art. Der Stengel wird 15—20 cm hoch und trägt ge- wöhnlich zwei kleine Blüten. Die Sepalen und Fetalen sind kurz, rundlich, braun, während die Lippe reinweifs ist. Vaterland ist Kalifornien und die westlichen Staaten, woselbst diese seltene Art im Gebüsch in feuchtem Moorboden wächst. Nach dem Rhizome und den Blüten zu schliefsen, ähnelt diese Art sehr den Epipaciis- Arten, von denen sie auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden ist. Sie ist sehr leicht in Gärten zu kultivieren, sobald man so viel wie möglich den natürlichen wilden Standort ersetzen kann; Topfkultur auch möglich. C. guttatum. Diese aus dem Ural stammende Art läfst sich äufserst schwierig kultivieren. Im Vaterlande wächst sie in Birken- wäldern zwischen halbverrotteten Blättern, Holzstücken, zwischen Moos und dicht über die Birkenwurzeln kriechend, wonach wohl anzunehmen, dafs sie eine halbe Schmarotzerpflanze ist. Der Wurzelstock erinnert lebhaft an unsere gewöhnlichen Maiblumen- keime, wenn einjährig, ist aber ein Rhizom und hat dünne, fleischige Wurzeln. Der Stengel wird 15 — 30 cm hoch, trägt verkehrt eirunde Blätter, die leicht behaart sind; Sepalen und Fetalen grünlich purpurn, Lippe grofs, sackförmig, von weifser Färbung mit grofsen blutroten Punkten. Obschon hin und wieder gröfsere Importe gesammelter Rhizome im besten Zustande nach Deutschland so wohl wie nach England gelangen, so gehört doch eine Blüte dieser herrlichen Art zu den Seltenheiten der Pflanzenwelt. C. Japonicum. Der Wurzelstock dieser schönen Art hat grofse Ähnlichkeit mit dem der vorigen, ist nur kräftiger. Der Stengel wird ungefähr 30 cm hoch und hat zwei gegenüber- stehende, herzförmige Blätter, ganz anders als bei irgend einer anderen Art. Die schönen, grofsen Blumen, deren Sepalen und Fetalen grünlich -purpurrot sind, zeigen eine reinweifse Lippe, rosa und blutrot punktiert und angehaucht. Aus Japan kommt diese Pflanze alljährlich in kleineren und gröfseren Quantitäten, doch meist verdorben, indem die Keime mit Ausnahme des Rhizonies abgefault sind; trotzdem wird sie öfters in einigen Gärten Englands und des Kontinents im besten Zustande in Blüte angetroffen. Im Wareschen Geschäfte in Tottenham hatten wir mehrere Pflanzen im Jahre 1884 in Blüte, doch wurden diese Exemplare zur Zeit der Blüte an Liebhaber verkauft, und von späteren Importen waren die guten Keime schnell ausverkauft, so dafs im Rest niemals Blütenkeime waren. Ungefähr im Jahre 1881 oder 1882 während eines Besuches des Herrn Boissier (des be- rühmten Autors A&[ flora orientalis) gab mir dieser eine enthusiastische Beschreibung eines Prachtexemplares, welches im selben Jahre in seinem Garten geblüht, trotzdem er zuerst befürchtete, dafs infolge des vorhergehenden kalten Winters die Pflanze schliefslich erfroren sei. Herr Boissier gab mir auch damals genaue Aus- kunft über die Behandlung. Ein Jahr später schrieb mir dieser Herr wieder, wie herrlich dieselbe Pflanze geblüht und dafs sie fast wie Unkraut wüchse. Leider ist Herr Boissier seitdem längst zur Ruhe gegangen und nach den einstigen Herrlichkeiten des Bois- sierschen Gartens habe ich bei meinem letzten Besuche vergeblich gesucht. Im Vaterlande wächst C. japonicum im Humusboden mit schwerem Thonboden als Untergrund zwischen Bambusen. Wir kultivieren sie im Halbschatten, auch zwischen Bambusa, oder wie diese Arten jetzt heifsen Phyllostachys aurea und nigra, die ja in England winterhart sind, in Humus oder Laub- und Heideerde. C. japonicum läfst sich auch im Topf kultivieren. C. inacranthum hat im Rhizom, überhaupt in der ganzen Tracht, Ähnlichkeit mit C. Calceolus, nur sind die Blätter sehr abgerundet. Die ganze Inflorescenz, die auch ziemlich grofs ist, hat ein oder mehrere purpurne oder karminpurpurne Blumen. Ihr Vaterland ist im Uralgebirge, nicht unweit des Standortes von C. guttatum, doch ungleich jener Art, läfst sie sich ebenso leicht wie C. Calceolus kultivieren, sowohl in Töpfen als im freien Lande. Im wilden Zustande wächst mit ihr C. Calceolus, so dafs bei Einführungen stets beide Arten gemischt sind, obwohl Samm- ler dies leicht vermeiden könnten, indem fürs geübte Auge die Wurzelstöcke beider voneinander unterscheidbar sind. C. montanum (C. occidentale), eine abweichende und schöne Art, stammt aus den östlichen Staaten Nordamerikas, woselbst sie in Lehmboden unter immergrünen Bäumen im Halbschatten mäfsig feucht wächst. Der Wurzelstock ist ein dicht gedrängtes Rhizom mit langen, senkrechten, fleischigen Wurzeln. Der Stengel wird ungefähr 30 cm hoch , mehrere hübsche, mittelgrofse Blumen tragend. Die Sepalen und Fetalen sind grünlich-braun mit rein- weifser, ovaler Lippe. In unseren Gärten ist diese Art leicht zu kultivieren und blüht wie die meisten vorhergehenden im Mai und Juni. C. parviflorum und C. pubescens sind beide so nahe mitein- ander verwandt, dafs es oft äufserst schwer ist, zumal es Zwischen- formen giebt, zu sagen, ob man diese oder jene vor sich hat. Die Hauptunterschiede zwischen diesen beiden sind folgende: bei C. pubescens ist der Wurzelstock kriechend, während C. parviflorum ein gedrängteres Rhizom, ähnlich wie C. montanum hat. Die Blätter von C. pubescens sind breiter und die Stengel niedriger. C. pubescens hat lange, meist gerade Sepalen und Fetalen, während die von C. parvißorum lang und gewellt sind, auch hat C. pan'ißorum wohl- riechende Blumen. Beide haben braune Sepalen und Fetalen mit gelber Lippe. Sie sind in Nordamerika einheimisch, woselbst sie in Sümpfen zwischen Sphagnum und Wasserfamen wachsen. In unseren Gärten lassen sie sich leicht ziehen, in Heide- oder Moorerde an feuchte halbschattige Stellen gepflanzt. Sie sind auch leicht als Topfpflanzen zu kultivieren. C. spectabile ist meines Erachtens unstreitig das schönste Cypripedium. Der Wurzelstock ist ein langes, kriechendes Rhizom mit breiten, fleischigen Seitenwurzeln. Der Stengel wird 40 — 70 cm hoch und ist dicht behaart. Die Blätter sind lanzettlich, oft ver- kehrt eirund, hellgrün, dicht besetzt mit weichen Haaren. Sepalen und Fetalen sind rundlich und verkehrt eirund, weifs. Die grofse, sackförmige Lippe ist weifs, leuchtend rosa, mitunter hellrosa. Das Vaterland ist in den Niederungen der „Alleghanies". Die mehr südlich und westlich vorkommenden haben gewöhnlich die schönste Färbung. Im Vaterlande wächst dieses herrlichste aller Cypripedien in Sümpfen in Gesellschaft von Osmunda, Duksonia, Sphagnum und Binsen in der Nähe von Taxodium distichum und ist in Kultur leicht zu ziehen. Im Wareschen Geschäfte in Tottenham, welches als nahe Vorstadt des dicht bevölkerten rauchigen London höchst ungünstig war, hatten wir auf niedrig angelegten Beeten, halb- schattiert durch Kastanien etc. in Heideerde und Moos, öfters Tausende von Blumen zur selben Zeit in Blüte. Ebenso leicht liefsen sie sich als Topfpflanzen behandeln. Ihrer schönen Blu- men wegen wird dieser Art sehr nachgestellt, und deshalb wird V, 31 Die Gartenwelt. 365 wohl bald die Zeit kommen, in der sie, wenn sie nicht staathch geschützt wird, ausstirbt; nach Mitteilungen eines amerikanischen F"reundes, der sagt: Wo im letzten Jahre Tausende herrlicher C. spectabiU blühten, fand ich heute Sumpf drainiert und trocken mit den vorjährigen schönen Pflanzen, entweder tot oder im Aus- sterben begriffen. Auch diese Strecke soll abgebrannt werden, um sie fertig zum Weizenbau zu machen. Zivilisation ist dem- nach noch schlimmer als die Gier des Pflanzensammlers. Obstbau. Die Obstplantage zu Burg- Sittensen (Hannover). Von Friedrich Reisel. (Hierzu eine Lageskizze.) Uie im Oktober 1900 in Bremen stattgefundene Obst- ausstellung hat wohl zur Genüge gezeigt, dafs auch in der Provinz Hannover gutes Obst gezogen wird, und immer mehr ist man bestrebt, guten Obstsorten hier Eingang zu verschaffen. Auch in Burg Sittensen ist man darangegangen, eine Obst- plantage einzurichten. Der Hauptverdienst für die Ausführung dieser Plantage gebührt wohl Herrn G. Garreis, da auf dessen Antrag die kgl. Klosterkammer in Hannover sich bereit erklärte, die nicht unerheb- lichen Kosten zu tragen, so dafs die Anlage nun- mehr unter Leitung eines Fachmannes fertig- gestellt werden konnte. Die Plantage umfafst ein Gelände von 20 preufs. Morgen (reichlich 5 ha) und erstreckt sich von Südost nach Nordwest ; gegen Norden schützt ein Wäldchen die Pflanzung. Noch vor drei bis vier Jahren war der Grund eine moorige Wiese. Durch grofse Drainagearbeiten gelang es, das Land zu entwässern, und seit dieser Zeit ist durch Umackern u. s. w. brauchbares Land entstanden, welches die Anlage einer Obstplantage ermöglichte. Der Umstand, dafs an der nordöstlichen Seite der kleine Oste-Flufs vorüberführt, kam bei den Drai- nierungsarbeiten sehr zu statten, da das ganze Wasser dorthin abgeleitet werden konnte. Sechs ungefähr 120 m lange, i^/„ m tiefe und 2 m breite (Sohlenbreite 30 cm) Gräben bilden die Grundlage der Drainagen, die sämtlich ihren Abflufs in die Oste haben. In diese Gräben münden wiederum zwölf unter- irdische Drainagen, teils Röhren, teils Strauchdrainagen, in einer Tiefe von i — 1,40 m. Die Röhrendrainagen bestehen aus aneinandergelegten Thonröhren von 10 cm Durchmesser. Die Herstellung der Strauchdrainagen erfolgte derart, dafs lange Zweige, vor allem von Eichen, mit Draht zusammen- gebunden wurden, und zwar wurden die Enden immer wechsel- seitig zusammengelegt. Diese Zweigbündel wurden dann in Gräben von 1,50 m Tiefe und 40 cm Breite gelegt, zunächst mit Rasen und dann mit Erde bedeckt. Ein Verstopfen dieser Strauchdrainagen ist fast unmöglich, und sie sind bedeutend schneUer und billiger herzustellen als Röhrendrainagen. Auf der oben beigegebenen Lageskizze ist das Drainagennetz ein- gezeichnet, ebenso die Gräben (a); die Strauchdramagen sind mit b, die Röhrenleitungen mit c bezeichnet. Was die Art der Pflanzungen betrifft, so wäre zunächst hervorzuheben, dafs die Halbstämme des feuchten Grundes wegen nicht in die Baumlöcher, welche i m tief und i*/„ m breit, sondern hoch gepflanzt sind, und zwar stehen sie in Abständen von 10 resp. 11 m, ihre Anzahl beträgt in Summa 428 Stück. Für die Sortenwahl war das seiner Zeit von der kgl. Regierung heraus- gegebene „Sortenverzeichnis für die Provinz Hannover" mafs- gebend. Es sind 150 Stück „Schöner v. Boskoop", 150 Stück „grofse Kasseler Reinette", 75 Stück „graue französische Rei- netten", 53 Stück „roter Eiserapfel". Zwischen diesen Halbstämmen stehen 1150 Pyramiden. Die Löcher hierzu haben 70 cm, teilweise 50 cm Tiefe und I m Breite. An Sorten sind „Winter-Goldparmäne", „Gold- reinette V. Blenheim", „Ribstons Pepping" und „Baumanns Reinette", sowie „William's Christbirne" gepflanzt. Als Unter- Lageskizze der Obstplantage zu Burg Sittensen. Originalzeichnung für die „Gartenwelt". grundsdüngung erhielt jeder Baum etwa 4 kg Kalk, 7'/., kg Thomasschlacke und Kainit, sowie ungefähr zwei Karren verrotteten Laubkompost. Dies alles wurde tüchtig durch- einander gemengt. Die vor einem Jahre gepflanzten Bäume sind bis auf drei Stück, die schon beim Pflanzen schlechte Wurzeln hatten, sämtlich gut angewachsen. An den sechs offenen Entwässerungsgräben ziehen sich an beiden Seiten, sowie an der westlichen Grenze Äpfel- und Birnenkordons hin, im ganzen 450 Stück. An dem südwestlichen Teile entlang stehen 120 Apfel- und Birnenspaliere. Durch diese Kordons und Spaliere wird der Pflanzung der so nüchterne Charakter der sonst übhchen Plantagenpflanzung genommen, und bildet alles ein harmonisches Ganze. Als Zwischenpflanzung ist auf einem Teil Rhabarber gepflanzt, der andere Teil wird mit Kohl, Kartoffeln und Rüben bebaut. Bemerkenswert ist, dafs eine erstaunliche Menge Cham- 366 Die Gartenwelt. V, 31 pignons auf dem Lande wächst, so dafs in der Zeit von August bis Oktober täglich mehrere Kilogramm gewonnen werden. Ein i'/„ m hoher Zaun aus Drahtgeflecht umgiebt die Pflanzung, wodurch hinreichender Schutz gegen Wild ge- schaffen ist. Es lohnt sich gewifs für Interessenten, welche in die Nähe kommen, dieser Plantage einen Besuch abzustatten. Stauden. Einige wertvolle ausdauernde Gewächse zur Einzel- pflanzung auf Rasen. Von Franz Köhler, z. Z. Windischleuba-Altenburg. (Hierzu eine Abbildung.) Schon oft wurde die Frage : „Was für Pflanzen eignen sich zur Einzelpflanzung auf Rasen?" aufgeworfen. Ich möchte heute versuchen, diese Frage kurz zu beantworten. Gewächse wie Mtisa Ensele oder ähnliche sind wohl passend und schön, aber in den meisten Fällen nicht nur sehr kost- spielig, sondern beanspruchen auch viel zu viel Pflege, namentlich ist ihre Überwinterung oftmals sehr umständlich. Ich kann einem Gärtner als Einzelpflanzen nur Stauden warm empfehlen. Wir haben gerade unter ihnen eine Auswahl, besonders hinsichtlich schöner Belaubung, wie wir sie sonst kaum so leicht wieder- finden. Erfreulicherweise haben sich ja die Stauden in den letzten Jahren eine Stellung errungen, aus der sie sich nicht so schnell wieder verdrängen lassen werden. Eine Staude lohnt aber auch bei gutem Standort, entsprechender Düngung und Bewässerung bei trockenem Wetter, die leichte Mühe der Kultur in vollem Mafse; deshalb möchte ich einem jeden nur raten, überall, wo es irgend angebracht erscheint, dekorative Stauden zu pflanzen. Ich will in kurzen Worten auf einige Stauden und andere ausdauernde Gewächse hinweisen, welche sich infolge ihres robusten Baues, ihrer schönen Belaubung und ihres Blütenreichtums am besten zur Einzelpflanzung eignen. Hierzu liefert uns namentlich die Klasse der Ziergräser ein passendes Material. Die Gräser verlangen aufser reichlicher Bewässerung bei trockenem Wetter und leichter Laubdecke im Winter keine besondere Pflege. Sie lassen sich leicht durch Teilung vermehren. Ein alljährliches Beigraben von kurzem verrotteten Mist im Frühjahr sagt ihnen sehr zu. Zunächst haben wir in dem Arundo Donax eine altbekannte Solitärpflanze, wie wir sie uns nicht besser wünschen können. Die mächtigen, kräftigen Schäfte erreichen bisweilen eine Höhe von 2'/2 — 3^/2 m und mehr; man vergleiche zum Beispiel die Abb. auf .Seite 416 im III. Jahrg. Die breiten, bläulich dunkel- grünen Blätter geben der Pflanze ein eigenartiges stattliches Aus- sehen, besonders effektvoll nimmt sie sich truppweise gepflanzt aus. Die bunte Form, Arundo Donax fol. var., wird etwa 2 — 2^l„ m hoch und verlangt etwas mehr Winterschutz. Von den Bambusen ist als eine weniger empfindliche Art zu nennen: Bambusa Metake; ihre dichtgestellten, auffallend breiten Blätter sind dunkelgrasgrün. Als Einzelpflanze auf Rasen in muldenförmige Vertiefungen gepflanzt und während der Sommer- monate reichlich bewässert, entwickelt sie sich bald zu statt- lichen Exemplaren von 2 — 3 m Höhe. Im nördlichen Klima ver- sehe man im Winter die Pflanzen am Boden mit einer guten Laubdecke, sodann müssen die Triebe in Pyramidenform zu- sammengezogen und mit einer Ginster oder Tannenreisig-Deckung geschützt werden; in ähnlicher Weise ist die reizende Bambusa Sitiions! zu behandeln, obschon sie gegen Frost etwas empfind- licher ist. Unter dem Namen Bambusa aurea lernte ich eine sehr schätzenswerte Pflanze kennen, für die ich mich schon als ich sie zum erstenmale sah besonders interessiert habe. Gute Winter- deckung ist bei dieser unbedingt notwendig. Ich sah im kgl. Marly-Garten zu Potsdam Büsche von enormem Umfange, sie wurden im Winter auf folgende Weise gedeckt: Nachdem man die Pflanzen mittels Strippen zusammengezogen und mit einer Hülle von Schilf umgeben hatte, wurde ein Gerüst von Stangen (Pfählen) in '/a m Entfernung gebaut, der Raum zwischen Stangen und Schilf wurde sodann mit Laub, welches gut festgetreten wer- den mufs, ausgefüllt. Die Pflanzen sind auf diese Weise stets gut durch den Winter gekommen. Von den Eulalien sind besonders Eulalia japonica (syn. ^^Is- canthus sinensis) fol. var. mit w'eifsbunten Blättern, deren Abbildung auf S. 423 des III. Jahrg. gegeben wurde, und E. gracillima univittala mit zierlichen, schmalen, grünen Blättern und silberweifsen Mittel- streifen zu empfehlen. Auch Eulalia jap. zebrina und E. jap. zebrina stricta mit breiten, gelben, zebraähnlichen Querstreifen seien hier erwähnt; letztere zeichnet sich vor der Stammart durch kräftigen, gedrungenen Wuchs aus. Ich habe sie bis jetzt noch nicht in Blüte gesehen, doch soll sie nach .Angabe bekannter Autoritäten noch reichlicher als ihre Stammart blühen. Abgesehen davon ist sie auch als Einzelpflanze auf Rasen bedeutend wirkungsvoller. Gynerium argenfeum, das bekannte Pampasgras aus Argen- tinien, ist leider nicht ganz winterhart und mufs deshalb im Freien sehr vorsichtig überwintert werden. Es bildet äufserst eflfektvolle leichte Büsche, wie die Abb. auf S. 415 des III. Jahrg. so schön zeigt, worauf die im Spätsommer erscheinenden silberweifsen Blumenrispen trefflich zum Ausdruck kommen. Gynerium jubatum mit rosafarbener Rispe, wahrscheinlich eine Gartenform, ist ebenfalls sehr schön und bedeutend wider- standsfähiger; es bildet auch gedrungene Büsche und ist reich- blühender als die Stammart argenteum. Ich habe hiermit einige der schönsten und widerstands- fähigsten Gräser erwähnt. Nunmehr komme ich zu den eigent- lichen Blütenstauden. Unter diesen zählt Bocconia cordata zu den- jenigen, welche leider viel zu wenig bekannt sind und gar nicht genug empfohlen werden können. Die schlanken, langen, geraden Triebe erreichen eine Höhe von i^i'/-2 ni. Sowohl Stengel, wie auch die grofsen, herzförmigen, tiefgeschlitzten Blätter sind von silbergrauer Färbung. Sehr wirkungsvoll sind die in langen Endrispen stehenden, kremeweifsen Blüten. Die Knospen zeigen gleich den Stengeln einen rötlichen Anhauch. Im Herbst färben sich die oberen Stengelteile und die kleinen Samenschoten zimmet- braun und bilden dann eigenartige Schaupflanzen. Funkia Sieboldii (syn. Hosta sieboldiana) mit grofsen blaubereiften Blättern und dunkelblauen Blütenrispen ist wohl eine der be- kanntesten und auch schönsten Funkien. Ein wertvolles Gegen- stück dazu haben wir in Funkia japonica albo-marginata. Die Blätter dieser leider selten echt anzutreffenden Sorte sind von leicht meergrüner Färbung, wovon sich der regelmäfsig ausgeprägte Silberrandstreifen sehr wirkungsvoll abhebt. Pflanzen von fremdartigem Aussehen sind die Yucca (Palmen- lilien). Wir haben eine ziemliche Auswahl unter ihnen. Am be- kanntesten ist wohl Yucca ßlamentosa, mit breiten, langen, auf- rechten Blättern und reinweifsen oder grünlich-weifsen Blüten, welche ähnlich wie bei Hyacinthus candicans auf festen Blüten- schäften von I — 2 m Höhe stehen. Am meisten verbreitet und V, 31 Die Gartenwelt. 367 unter dem Namen Yucca filamentosa gehend ist die Form Yucca ßlaminlosa ßaccida. Sie hat dunkle, bläulich bereifte, mit Randfäden besetzte Blätter, die leicht braun angehaucht sind; sie ist die am dankbarsten und willigsten blühende Yucca. Von der Stammart filamentosa unterscheidet sie sich namentlich dadurch, dafs ihre Blätter schmäler sind und schlaff herabhängen. Sie ist gegen Frost sehr widerstandsfähig. Kheum officinaU und R. pa'malum var. tan^ticum erreichen mit ihren mächtig wirkenden Blütenschäften eine Höhe von 2 — 2*/., m. Leider haben alle RJieumhxteTi den Nachteil, dafs sie in heifsen Sommern schon im August abzusterben beginnen und dann im Herbst oft unansehnliche Lücken bilden. Buphthalmum speciosum ist eine altbekannte Umbellifere, die auch heute noch zu unseren beliebtesten Stauden zur Einzel- pflanzung auf Rasen gehört. Heracleum tminens fsyn. H. platytaenium) und //. giganteum (sy n . //. villosum) zählen infolge ihrer grofsen, eingeschnittenen, weifsen, filzartigen Blätter und mäch- tigen Blütenstände zu unseren schön- sten Dekorations- pflanzen; sie kom- men jedoch erst dann zur vollen Geltung, wenn sie mehrere Jahre am selben Platze ge- standen haben. Von imposanter Wirkung ist Gunnera scabra (syn. chilensis). Die nebenstehende Abbildung veran schaulicht die herr- liche Tracht dieser Staude ausgezeich net, so dafs jede weitere Beschrei- bung überflüssig er- scheint. Nicht ver- gessen möchte ich, hier darauf hinzuweisen, dafs herrliche Stand- pflanzen dieser Gunntra bei der Firma Louis van Houtte-Gent zu sehen sind, es wird dies manchem, der Gent besucht, von Interesse sein. Auch G. manicata, obschon nicht so stark werdend, ist sehr zu empfehlen. Im Spätherbst schneide man die Blätter ab und stülpe einen mit Laub gefüllten Kasten oder Korb über die Pflanze. Eine der seltensten und ausgezeichnetsten Pflanzen für unsere Zwecke ist Romuiya Coulteri, über welche ich bereits in No. ig auf Seite 224 eingehend berichtet habe Vielleicht hat einer der Herren Kollegen Zeit und Lust, in ähnlicher Weise, wie ich es heute gethan, über wertvolle Stauden etc. zu berichten. Es giebt deren noch sehr viele, und ich wollte nur solche herausgreifen, mit denen ich selbst praktische Erfahrungen gemacht habe. Die 12 besten Stauden für den Liebhaber. — Es dürfte auch für deutsche Züchter und Kultivateure interessant sein, wie in einer Nummer der amerikanischen Fachzeitung „Gardening" die Frage nach den 12 besten Stauden beantwortet wird. In diesem Blatte werden folgende genannt: Arabis albida, Ibcris sein- pervirens, Iris germanica, Papaver Orientale, Veronica rupestris, Paeonia officinalis var. rubra plena, Corcopsis lanccolata, Delphinium (formosum), Phlox (niedrig und hoch), Malven (Althaea), Rudbeckia „Golden Gloiu" , Anemone japonica „Queen Charlotte" . Was würde wohl ein deutscher Staudenkenner in diesem Falle empfehlen? — Polygonum amplexicaule (Hierzu die Abb. Seite 368). — Als eine sehr wertvolle, für die Landschaftsgärtnerei sowohl, als auch für Schnittblumenzwecke empfehlenswerte Staude darf wohl Gunnera scabra. Originalzeichnung fiir die „Ganenwelt". mit Recht der noch wenig bekannte stengelumfassende Knö- terich, Polygonum ample.xicaule (syn. P. petiolatum), bezeichnet werden. Die Pflanze ist, wie alle Polygonum, auf den Boden nicht eigen, jedoch entwickelt sie sich auf sandigem Lehm am vorteilhaftesten, die Stengel werden etwa i m hoch, stehen dicht gedrängt, sind straff, ohne dabei ein steifes, unschönes Aussehen zu haben. Die Blätter sind lang gestielt, aus herzförmigem Grund eirund und geschwänzt zugespitzt, am Rande leicht gewellt. Die im Juli erscheinenden Blütenähren stehen straff und schlank aufrecht, im Gegensatz zu denen von Arten wie P. Orientale, welche mehr hängend sind, ihre Farbe ist ein sehr intensives, schönes, leuch- tendes Blutrot, und die Ähren erreichen gewöhnlich eine Länge bis zu 15 cm. Im Handel ist die Pflanze sehr wenig bekannt; man trifft sie wohl nur in einigen älteren Gärtnereien an. Nicht zu verwechseln ist sie mit dem^vor einigen Jahren angepriesenen 368 Die Gartenwelt. V, 31 Polygonum amplexicaule. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'^. und auch ziemlich verbreiteten, unter dem Namen Polygonum oxy- phyllum amplexicaule in den Handel gebrachten Knöterich, dessen Blütenähren erst im Herbst erscheinen, ein schmutziges Weifs aufweisen, aufserdem auch sehr gegen Frost empfindlich und in kälteren Lagen daher von gar keinem Wert sind. Die Verwendung von P. amplexicaule zur Einzel-, sowohl als auch zu Vor- und Zwischenpflanzungen in halbschattiger Lage, wie in voller Sonne ist sehr anzuraten. Im Winter bedarf es in kälteren Gegenden einer leichten Schutzdecke von Laub oder Fichtenreisern. Die geeignetste Vermehrung geschieht durch Wurzelsprosse, jedoch kommt dies Polygonum auch aus Samen vollständig konstant wieder. Als Schnittblume hat es den Vorzug vor anderen Polygonum- h.xXAVi, dafs es länger frisch bleibt, wäh- rend die meisten Arten, vor allem die einjährigen, nach dem Ab- schneiden welken und trotz Bespritzen und ins Wasser stellen sich nicht wieder erholen. Hoffentlich tragen diese Zeilen dazu bei, die Pflanze be- kannter zu machen und ihr den gebührenden Platz in unseren Kulturen und Anlagen zu verschaffen. R. Meisel, Darmstadt. Helleborus foetidus, die „stinkende Nieswurz"! — Eine zwar sehr ominöse Bezeichnung, aber sie ist wirklich nicht so schlimm wie ihr Ruf, Allerdings verbreitet die Pflanze, wenn abgerissen oder berührt, einen nichts weniger wie angenehmen Geruch, und als Schnittblume soll sie auch absolut nicht em- pfohlen werden. Dagegen darf ich ihr aber mit Recht als ganz vorzüglicher Staude zur Bepflanzung schattiger Abhänge oder sonstiger schattiger oder halbschattiger Stellen gröfserer Garten- oder Parkanlagen das Wort reden, denn hier ist sie am Platze wie keine andere mir bekannte Pflanze. Zunächst hat sie den Vorzug, nicht nur in jedem Boden, sei er felsig, steinig oder sandig, zu wachsen, sondern — und das ist die Hauptsache — sie ist auch Sommer und Winter immergrün und hat die angenehme Eigenschaft, sich durch Selbstaussaat leicht fortzupflanzen und rasch zu verbreiten. Helleborus foetidus ist bekanntlich bei uns heimisch und in manchen Gebirgsgegenden eine ebenso häufige als auffallende Erscheinung, während sie in der Kultur noch verhältnismäfsig selten anzutreffen ist. Nur wenige Staudengärtnereien führen sie in ihren Katalogen. Es ist eben keine Schnittblume. Soviel mir bekannt, hat jetzt Georg Arends in Ronsdorf gröfsere Mengen herangezogen, um sie für obige Zwecke, d. h. als vorzügliche Schattenstaude, anzubieten. Die Pflanze ist eine ganz stattliche Erscheinung und gewifs jedem Beschauer auffallend, zumal wenn sie unter günstigen Bodenverhältnissen Gelegenheit hat, sich zu so respektabeln Büschen zu entwickeln, wie unsere Abb. Seite 369 zeigt. Die dunkelgrünen, lederigen, fufsförmig geteilten Blätter sind sehr ornamental, und wenn auch die hell- oder gelbgrünen, innen rötlich angehauchten Blütenglocken nichts Anziehendes in ihrer Färbung bieten, so wirken sie doch durch ihre Masse und in ihrer Form auf den reichverzweigten Blütenständen, welche sich auffallend von dem dunkeln Blattwerk der Pflanze abheben. Die Blüten erscheinen bekanntlich bereits im Februar, voraus- gesetzt, dafs der Winter ein günstiger ist, und öffnen sich un- unterbrochen in fortgesetzter Reihenfolge bis in den Mai hinein, ja wir sehen die Pflanze sogar scheinbar dann noch in Blüte, wenn die Entwicklung der Samenkapseln bereits weit vorgeschritten ist, denn das, was wir als Blumenkrone anzusehen geneigt sind, ist ja der blumenkronartige, bleibende Kelch, während die eigent- lichen Blumenblätter zu kleinen röhrigen, am Grunde verborgenen Nektarien oder Honigblättern zusammengeschrumpft sind. Für Vermehrung sorgt, wie oben gesagt, die Pflanze selbst, und wenn man Pflanzmaterial braucht, hat man nur nötig, den jungen Nachwuchs um die alten Stöcke herauszunehmen. An sonnigen Stellen leidet die stinkende Nieswurz in schneelosen Wintern oft ganz bedeutend und geht unter Umständen sogar ganz zu Grunde. Sie ist eben eine Schattenpflanze und nicht für sonnige Plätze, an welchen sie sich aufserdem nur kümmerlich entwickelt. A. Purp US, Darmstadt. Wasserpflanzen. Aponogeton distachyus. — Herrlich! rief ich aus, als ich die Abbildung dieser schönen Wasserpflanze auf Seite 195 in No. 17 sah, die Herr Kollege Rettig in so gelungener Weise den Lesern dieser Zeitung vorführte. Mit regem Interesse ver- folgte ich die anziehende Schilderung seiner Erfahrungen damit. Herr Rettig wird es mir gewifs auch verzeihen, wenn ich trotz- dem einem kleinen Satze zu widersprechen wage. Dieser Satz lautet: „Aponogeton befriedigt nur ideale Genüsse." Im vergangenen Sommer besuchte ein Arzt, der mehrere Jahre in Südafrika veriebt hat, den hiesigen Garten. Beim An- „Die Gartenwelt", j^gang v. IST Ai>-'* ^' ^- '^^•- H, Or ^^ '^n7^ ..^äm ' ]RP |^\ Neue frühblühende Chrysanthemum. V, 31 Die Gartenwelt. 869 blick der blühenden Aponogeton erzählte er mir, dafs die Afrikaner diese zarten Blüten als Salat zubereitet essen. Ich kostete einige Blüten und fand, dafs sie einen angenehmen parfümartigen Ge- schmack haben. — „Afrikanischer Blumensalat" wäre demnach das neueste, gewifs auch ganz zeitgemäfse Gemüse. Also noch eine Empfehlung mehr für dieses liebliche Wasserkraut, eigent- lich sogar eine sehr gewichtige, denn es giebt ja wohl Leute, Koniferen. Abies Pinsapo x A. cephalonica. — Künstlich ge- züchtete Hybriden zwischen Nadelhölzern giebt es nur wenige. Eine der besten, deren Ursprung unzweifelhaft ist, stellt der Bastard zwischen obengenannten Abies dar, den der verstorbene H.deVilmorin in Vervieres züchtete. In der No. vom g. Febr. ^srs'T" ~s?S'^.-S!S-5S'*iL> " r?! r IS. » S^. Ti S^ä« i??: Helleborus foetidus. Im botanischen Garten zu Darmstadt für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 368). denen der geniefsbare Teil des botanischen Reiches der einzig existenzberechtigte ist. Ob die dies aber lesen werden? C. Bonstedt, Göttingen. Schlingpflanzen. Lathyrus splendens Kellog. — Diese Wicke ist in Hin- sicht auf dekorative Tracht den seit langem kultivierten /. lati- folius und grandißorus vorzuziehen. Sie ähnelt L. pttbesccns aus Südamerika. Ihre Heimat ist Südkalifornien, sie stellt eine reich- verzweigte Kletterpflanze dar, die sich mit unzähligen, leuchtend purpur-karminroten Blüten bedeckt, welche zu 9—12 in achsel- ständigen Blütenständen sitzen. Die Blättchen sind sehr variabel in ihrer Form, länglich oder oval, mehr oder weniger stumpf, glatt, bläulich schimmernd; die Spitze endigt in eine Wickel- ranke. („Le Jardin.") d. J. in „The Gard. Chron." ist ein Zapfen dieser Hybride mit einem Zweigstück abgebildet, während gleichzeitig an Nadeln und Schuppen veranschaulicht ist, wie die Züchtung genau die Mitte zwischen ihren Eltern hält. Chrysanthemum. Unsere Chrysanthemum -Tafel zeigt vier frühblühende Sorten, welche bereits auf Seite 210 d. Jahrg. in No. 18 von Herrn G. Bornemann-Blankenburg beschrieben wurden. In diesem Hefte brachten wir eine ähnliche Tafel mit drei wei- teren wertvollen frühblühenden Chrysanthemen. Über unsere heutige Tafel wollen also die Leser in No. 18 das Nötige nach- lesen. Wir verdanken die schön und naturwahr ausgeführten Aquarelle beider Chrysanthmtum-TaieXn der Künstlerhand der Frau Käthe Bornemann. 370 Die Gartenwelt. V, 31 Chrysanthemum-Haus der Firma Fr. Goepel,Wands- bek. — Unser Bild Seite 371 bietet einen Einblick in ein grofses Gewächshaus der genannten Firma, deren Spezialität eigentlich Palmenkultur ist. Vor einigen Jahren hat Herr Goepel auch die Schnittblumenkultur der Chrysanthemum aufgenommen. Die Pal- men müssen sich zur Schnittperiode dieser Blumen teilweise mit Plätzen in anderen Häusern begnügen, da in dem ab- gebildeten Hause Tausende von Chrysanthemum kultiviert werden. Das Sortiment umfafst die neuesten Sorten und wird ständig er- gänzt, da Herr Goepel die meisten Neuheiten auf ihren Schnitt- wert hin prüft. Der gesamte Ertrag der Goepelschen Chrysan- M(rw««-Kultur von vielen tausend Pflanzen wird an einen Berliner Grofshändler abgesetzt, wie es denn überhaupt den Anschein hat, abgehärteten kräftigen Sämling, der im November und Dezember einige leichte Fröste ohne Schaden überdauert hatte, im kalten Mistbeetkasten, mit andern halbharten Pflanzen zu überwintern, mifslang. Man darf ihr daher in dieser Hinsicht nicht zuviel zumuten. F. Rehnelt. Gehölze. Eupatorium Purpusii. Originalaufnahme für die ^Gartenwelt". als würde von den Hamburger Schnittblumenzüchtern immer mehr und mehr für den Berliner Markt gearbeitet, da sie auf demselben trotz des Zwischenhandels oftmals bessere Preise als im reichen Hamburg erzielen. Neue Pflanzen. Nochmals Eupatorium Purpusii. — Obenstehende Ab- bildung stellt einen Straufs der wohlriechenden, weifs-rötlichen Blüten von Eupatorium Purpusii vor, deren Blüten von Mitte Januar ab sich im kalten Hause entwickeln. Die Pflanze ist von der Handelsgärtnerei von Heinrich Henkel in Darmstadt vor kurzem dem Handel übergeben, und dürfte als zeitiger, überaus leicht zu ziehender Frühjahrsblüher trotz der nicht reinweifsen Blütenfarbe bald allgemein bekannt werden. In Heft 7 d. Jahrg. war diese Neuheit eingehender besprochen. Ein Versuch, einen Frostschäden.*) — Mit Interesse habe ich die Ausführungen des Herrn Rehnelt, Giefsen, in No. 27 der „Gartenwelt", über „die Widerstandsfähigkeit einiger Gehölze" gelesen. In der That sind derartige Veröffentlichungen geeignet, uns vor manchem Verlust zu schützen, indem wir die empfindlicheren Gewächse entweder an exponierten Stellen gar nicht anpflanzen, oder die- selben vor Eintritt des Winters entsprechend schützen. Selbst- verständlich ist der Widerstands- fähigkeitsgrad einer Pflanze nicht immer genau nach dem Thermometerstand abzuwägen, sondern verschiedene Umstände, wie Bodenbeschaffenheit, Lage des Standorts zu der Sonne, Feuchtigkeitsgrad der Erde bei Eintritt des Frostes, Alter der Pflanze und endlich die Länge der Zeit, seit welcher die Pflanze an dem betreffenden Orte steht, sind mehr oder weniger zu be- rücksichtigen, so dafs es un- möglich ist, eine schablonen- mäfsige Liste aufzustellen, auf der man neben dem Pflanzen- namen den Kältegrad bezeich- nen könnte, den die Pflanze aus- zuhalten im Stande ist. Ganz richtig hat auch deshalb Herr Rehnelt einige ältere und be- kanntere Gehölze mit angeführt, und man wird finden, dafs doch auch manchmal als vollständig winterhart geltende Freiland- pflanzen leiden. Wie in Giefsen, so sank auch hier in Mainz das Thermo- meter in der Neujahrsnacht gleich auf — 5 Grad C., am 2. Januar auf — 11 Grad C.; unmittelbar vor Eintritt des Frostes hatten wir hier ziemlich ausgiebigen Regen, welcher die Pflanzen in Eis hüllte, wodurch dann auch ganz besonders viele Stauden und Gemüse zu Grunde gingen. Der niedrigste Stand in dieser Periode war — 15 Grad C. ; am 13. Januar trat gelinderes Wetter mit Schneefall ein, und am 21. Februar hatten wir — 21 Grad C. Winter, wie der vergangene, rütteln auch wieder den sonst vor- sichtigen Gärtner auf, der durch die vorhergegangenen milden Winter eingeschläfert war und das schützende Kleid den schutz- bedürfenden Pflanzen ganz fehlen liefs oder doch zu dünn gab. Nachstehend nun eine kleine Übersicht über hiesigen Pflanzen- bestand, ähnlich wie sie Herr Rehnelt gab: I *) Anm. d. Red. Weitere kürzere Beiträge zu dieser Frage sind uns willkommen. V, 31 Die G a r t e n w e 1 1. 371 Durch Frost beschädigt, ohne jeden Schutz (die mit * haben stark gelitten, mit f sind total erfroren): Abies nord- mannüina, .1. numidica *, A. Pinsapo, Baccharis halhii/olia *, />. salicina t, Cedrus allantica, Citrus trifoliata, Hypericum calycinum *, Indigofera gerardiana f, Prunus Laurocerasus, Picea Morinda *, Quircus austriaca sempervirens. Den Fufs mit Laub geschützt und nicht gelitten: Aucuba japonica, Caryopteris Mastacanthus, Hydraugia Horlensia, Lirioden- dron tulipifera, Taxodium distichum, Tccoma radicans und Rlwdodendron. Ohne jeden Schutz gut durchwintert: AMes cilicica, A. firma, A. Feitc/ii, A. subalpina, Berberis ilicifoHa, Berberil stenophylla, Broussonetia papyrifera, Catalpa speciosa, C. syringaefolia, Cedrela sinensis, Cedrus atlantica var. argentea, C. Deodara, Cryptomeria elegans, C. japonica, Crataegus crenulata, C. pyracantka, Cotone- aster thyviifolia, Libo- cedrus decurrens, Ne- viusia alabamensii, Kubus phoenicolasius, Pauhnvnia imperialis, Sequoia (Wellingtonia) gigantca u. s. w. Während nun z. B. auch hier einige Taxus bac. und Tsuga canadensis leicht ge- litten haben, sind Aucuba jap,, bei wel- chen der Fufs nur mit Lauberde an- gehäufelt war, und andere verhältnis- mäfsig weichere Sachen absolut unbe schädigt geblieben. J. Keim, Mainz. Die Frostschä- den des letzten Winters sind in manchen Gegenden anscheinend recht er- hebliche und nicht erst, wie es all- gemein der Fall ist, bei Eintritt stärkerer Sonnenbestrahlung, sondern bereits nach den ersten starken Kältetagen zu beobachten gewesen. Merkwürdigerweise hat der Frost dort, wo stärkerer Schneefall herrschte, fast ver- derblicher gewirkt als in schneelosen Gegenden, wie ich Gelegen- heit hatte zu beobachten. So sind z. B. hier in der Köstritzer Thalebene und teilweise auf den Höhen, wo die Schneedecke schon eine ziemlich beträchtliche war und die Kältegrade nicht inten- sivere waren, gröfsere Zerstörungen zu beobachten, wenn auch nicht von besonders nachteiliger Art für Jahre hinaus. Nach meinen Beobachtungen ist eine nachteilige Schädigung im Thale an Obstgehölzen nur teilweise vorgekommen; so z. B. sind Quitten- unterlagen, die im Vorjahre veredelt, aber nicht angehäufelt waren, total zerstört, selbst das Wurzelsystem ist vernichtet oder stark in Mitleidenschaft gezogen. Es dürfte dieser Fall zum Nach- denken anregen, ob es nicht vielleicht vorteilhafter wäre, in rauhen Gegenden und namentlich auf feuchteren Böden für alle Fälle Schutz zu schaffen durch ausgebreiteten strohigen Mist etc., denn leicht könnten da auch wohlerzogene Formbäume durch die Zer- störung ihrer Wurzeln zu Grunde gehen. Ich glaube, man wird in diesem Jahre schon ähnliche Klagen laut werden hören. Weiter sind einjährige Zweige — aber nur einiger weniger Birnensorten — total, viele teilweise getötet; der Verlust ist kein erheblicher. Kirschen z. B. sind im Thale leicht getroffen und auffallender- weise Wildstämme stärker als fertige Kronen. Pfirsiche ohne Schutz sind stark mitgenommen, in leichter Strohdecke und hegend im Einschlag aufbewahrte sind tadellos durchgekommen. Auf den Höhen sind alle Obstarten, auch Nufsbäume, gut erhalten. Sonst sind nicht die geringsten Spuren von Obstschäden wahrzunehmen. Bei den Ziergehölzen ist je nach der Empfindlichkeit im Thale wie auf der Höhe nur bei wenigen eine Zerstörung Tcilansicht der Chrysanthemum-Schnittblumenkultiu-en in der Handelsgärtnerei von Fr. Goepel, Wandsbek. Originalaufnahme Tür die ^Gartenwelt" (Text Seite 370). der oberirdischen Triebe, der unterirdischen dagegen gar nicht gefunden worden. Auffallend ist es für hiesige Gegend, dafs die hier sonst leicht leidenden Ribes sanguineum nicht im ge- ringsten gelitten haben. Weigelien sind ohne Ausnahme, auch stärkste Exemplare, im mehrjährigen Holz stark mitgenommen, und nur, soweit sie mit Schnee bedeckt waren, verschont geblieben. Ferner haben sich die Jahreszweige der Forsythia viridissima schon bei den ersten Frösten als getötet erwiesen, sitspcnsa ist dagegen verschont geblieben, ebenso intermedia und andere. Kerria jap. und K. jap. fol. var., die hier sonst gut überdauern, sind bis an die Schneedecke total erfroren. Ruxus semperv. hat stark gelitten, wo die Schneedecke fehlte; ebenso MaJwnia AquifoUuvi. Die hier sonst ebenfalls als ganz winterhart geltende Rose „Crimson Rambler-' ist bereits den ersten Frösten bis an die Decke zum Opfer gefallen. Hydrangea, Cotoneaster, einige Acer, Robinia, Lycium halimifolium, Lonicera, Rubus etc. hatten beim Lösen der Rinde ge- ringe kleine Punkte aufzuweisen, dort, wo sie von Sonnenstrahlen betroffen wurden ; jedoch nur in der äufseren Rinde, das Kambium 372 Die Gartenwelt. V, 31 blieb noch verschont. Unter den Koniferen ist Sequoia giganUa, Abiis Pinsapo ziemlich stark, A. nordmanniana weniger beschädigt. Taxus, Biota, Picea exceka nigra, Cupressus lawsoniana u. s. w. haben niii' an den Spitzen gelitten ; an der Sonnenseite haben auch Picea orien- talis, Pilus Cembra und andere gelitten. Picea pungens glauca, Thujopsis dolahrata, dolabr. arg. weisen nicht die geringsten Schäden auf. Stauden*) scheinen hier, soweit sie an ihrem alten Standorte verblieben sind, infolge der guten Schneedecke und trotz des anfangs bis 1,40 m tief eindringenden Frostes nicht vernichtet zu sein; anders steht es um die im Herbst verpflanzten. An Rosen, die in den Boden eingelegt waren, konnte bis jetzt an den einzelnen herausgeholten Exemplaren kein Schaden fest- gestellt werden, es dürfte wohl aber bei den nur mit Reisern eingedeckten Rosarien etwas anders aussehen. Ich habe meine Angaben nur auf die kleine Zahl bekannter Vertreter beschränkt, abgesehen davon, dafs an feineren Pflanzen, die den Schutz geniefsen, hier nichts beobachtet worden ist. Sollte sich bei Eintritt der Vegetation noch weiteres von Interesse beobachten lassen, so will ich es den geehrten Lesern nicht vor- enthalten. Auf meinen eingangs gemachten Hinweis auf schnee- lose Gegenden zurückkommend, habe ich in der Brieger Gegend (Schlesien) zu Ostern keinerlei Schäden beobachten können, was mir auch durch Herrn Obstbaulehrer Müller-Brieg bestätigt und im Galten der Landwirtschaftsschule gezeigt wurde. Es sind dort sogar am Drahtzaun emporklimmende amerikanische Brom- beeren tadellos gesund durch den Winter gekommen, obwohl sie Frost und Sonne ununterbrochen ausgesetzt waren. Garteninspektor Karl Pfeiffer, Köstritz (Thür.). Tagesgeschichte. Berlin. Am Freilag, den 12. April, abends, tagte wieder eine Versammlung der Gärtner, um kurz vor der teilweise beabsich- tigten Arbeitseinstellung (15. April) den Bericht über die Gesamtlage entgegenzunehmen. Aus diesem ging hervor, dafs der Tarif in den Vor- orten Zehlendorf, Grofs-Lichterfelde, Steglitz und deren Umgebung (See- hof, Südende, Lankwitz u. s. w.), sowie in Französisch-Buchholz all- gemein eingeführt ist. Kündigungen waren in diesen Orten daher nur wenig notwendig, der überwiegende Teil der Firmen in Berlin ü. (Lichtenberg, Friedrichsberg u. s. w.) und Charlottenburg läfst ebenfalls nach Tarif arbeiten. In den Nicht-Tariffirmen ist vielfach gekündigt worden. In Britz-Rixdorf, Pankow, Heinersdorf und Weifsensee ist die Einführung des Tarifs von den Prinzipalen abgelehnt worden und ist es in diesen Vororten gleichfalls zu Kündigungen gekommen. — Die Stadtverordneten-Versammlung genehmigte das Projekt für die Herstellung gärtnerischer Schmuckanlagen in der Umgebung des Feuerwehr-Denkmals auf dem Mariannenplatze mit einem Kostenaufwande von 5700 M. — Eine Eingabe an das Reichsamt des Innern hat der Deutsche Pomologen-Verein beschlossen. Man wünscht eine Abänderung der Inter- nationalen Reblaus-Konvention vom 3. November 1881 dahin, dafs sie sich nur auf den Verkehr mit Weinreben beschränke und den inter- nationalen Verkehr mit anderen Pflanzen ferner nicht mehr belästige. Auch der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preufsischen Staaten hat sich diesem Vorgehen angeschlossen und ist einstimmig der Petition beigetreten. £ssen. In der letzten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung wurde die Vorlage betreffend Ankauf von Grundstücken in Rüttenscheid behufs Anlegung eines Stadtwaldes vorläufig vertagt, da die meisten Stadtverordneten schwerwiegende Bedenken gegen ein so kost- spieliges Projekt bei der jetzigen wirtschaftlichen Lage hatten. Mit dem in Aussicht genommenen Preisausschreiben, worauf wir auf Seite 360 hinwiesen, wird es also zunächst nichts. Hannover. In der letzten Monatsversammlung des Proviiizial- Gartenbauvereins hielt Rechtsanwalt Dr. Wendte einen Vortrag über den unlauteren Wettbewerb und seine Bekämpfung, den er durch Anwen- dung von Beispielen aus der geschäftlichen Praxis sehr instruktiv ge- staltete. Im Anschlufs daran wurde über die Angelegenheit Peterseim berichtet, die bereits im Vortrag berührt und Veranlassung zu dem Thema war. Wie bekannt, hat der Kunst- und Handelsgärtner Karl Thürnau Inserate erlassen, in welchen die Peterseimschen Ankündigungen als nicht den Thatsachen entsprechend bezeichnet wurden, indem nicht nur tadellose Ware zur Versendung gelange, sondern auch minderwertige, was sich wohl daraus ergebe, dafs Peterseim solche Waren auch hier anzukaufen versucht habe. Peterseira hat darauf gegen Thürnau Klage erhoben, ist aber gerichtsseitig abgewiesen worden, da Thürnau einen an einen hiesigen Gärtner gerichteten Brief vorlegen konnte, worin Peterseim minderwertige Pflanzen zu kaufen suchte. Kassel -Wilhelmshöhe. Wilhelmshöhe, der einzig in der Welt dastehende Wundergarten, wo Natur und Kunst harmonisch und aufs innigste verschwistert erscheinen, feiert, so lesen wir im „Kass. Tgbl. u. Anz.", in diesen Tagen das Fest des 200jährigen Bestehens seiner unvergleichlichen Kunstanlagen. Ende des 17. Jahrhunderts hatte der kunstsinnige Landgraf Karl den grofsartigen Plan gefafst, nie ge- sehene Anlagen hervorzuzaubern. Das Glück war ihm hold, dafs er zugleich den geeigneten Künstler in der Person des italienischen Bau- meisters Giovanni Francesco Guernieri fand, der sich bereit erklärte, die Wunderwerke Italiens in der nordischen Heimat des Fürsten auf dem Winterkasten nachzubilden. Er machte sich anheischig, binnen 14 Jahren den Bau des Riesenschlosses, der Kaskaden, der Grotte, der Pyramiden und der Fontäne zu vollenden. Guernieri war ein echter Künstler von Gottes Gnaden, der Schule hatte er wenig zu danken. Die nötigen Vorbereitungen zur Ausführung des geplanten Baues wur- den nun mit aller Sorgfalt getroffen. Gleichzeitig wurde auch mit der Erbauung des Orangeriegebäudes im Auegarten begonnen. Dieses „italienische Prachtgebäude" wurde in den Jahren 1701 — 171 1 fertig gestellt. In den ersten Tagen des April 1701 wurden die ein De- cennium früher schon am Windkasten (später Winterkasten genannt) zur Seite des Riesenbaues begonnenen Arbeiten energisch aufgenommen und im folgenden Jahre erst erhielten sie einen „lebendigeren Schwung" ; aus dem Jahre 1705 datiert der von Guernieri entworfene Plan von Wilhelmshöhe. Der Schöpfer dieser Anlagen erfuhr während der Aus- führung derselben viel Anfechtung von Seiten urteilsfähiger Künstler, weil er nicht im stände war, in schulgerechter Weise seine Baupläne zu verteidigen. Doch ging er unbeirrt seinen Weg und hatte die Freude, das Riesenschlofs nebst den Kaskaden 1713, die Pyramide im folgenden Jahre und endlich die Herkulesstatue drei Jahre später voll- endet zu sehen. Landgraf Karl konnte sich noch lange seiner schönen Schöpfungen erfreuen. Leider litten sie durch die Stürme des sieben- jährigen Krieges; der friedliche Hain wurde sogar Schauplatz des Kampfes zwischen den Verbündeten und den beutegierigen Franzosen. Landgraf Friedrich II. stellte indes das Oktogon samt den Wasser- leitungen in seiner früheren Schönheit und Grofsartigkeit wieder her. Er legte aufserdem die schnurgerade Wilhelmshöher Allee und die grofse Fontäne vor dem Schlofs Weifsenstein an, gab der Moritzgrotte ihre jetzige Form — Plutogrotte genannt — gründete Mu-Lang und legte an verschiedenen lauschigen Plätzen des Habichtswaldes Tempel und Grotten an. Auch erwählte er dies Paradies zu seiner Sommer-Residenz. Gröfseres Verdienst um Verschönerung der Wilhelmshöhe erwarb sich jedoch sein Sohn und Nachfolger Kurfürst Wilhelm I. Von ihm rühren das im edelsten Geschmacke hergestellte Schlofs, die Löwenburg, der Steinhöfersche Wasserfall, der Aquaedukt, Montcheri und andere Anlagen her. Kurfürst Wilhelm If. legte den neuen Wasserfall an und der letzte Kurfürst den Tempel des Merkur, die herrlichen Anlagen neben jenem Wasserfall, auch liefs er die arg beschädigte Statue des Riesen restau- rieren, die neuen ^«iiHa.(-Häuser bauen und den einen Turm der Löwen- burg mit einem Kostenaufwand von 30000 Thaler neu errichten. ■Wiesbaden. Der Kommunallandtag bewilligte einstimmig 50000 M. Zuschufs für die Biebricher Stadtanlagen. *) Anm. d. Red. Hier in Berlin ist uns ein Fall bekannt, wo beispielsweise sämtliche Anemone japonica trotz leichter Decke er- froren sind. Personal-Nachrichten. Becker, Aug., und Rathke, Aug., Beide Gutsgärtner zu Lenken (Kreis Ragnit), erhielten das preufs. allgemeine Ehrenzeichen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdbrffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin, — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang V. 11. Mai igoi. No. 32. N'aclldruck und Nachbildung aus dem Inkalt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolg. Farne. Die Verwendung der Farnpflanzen im Garten und Gewächshause. Von Bernh. Othmer, Inspektor des botan. Gartens, München. (Hierzu vier Abbildun-:;en.) Stolzer Blütenpracht prangenden Schwestern, die sich begierig nach dem Lichte drängen, anspruchsvoll in Bezug auf Pflege sind und vielfach wählerisch wie Weltdamen. Gerade dort, wo jenen es nicht mehr genügt, an den schattigen Plätzen des Gartens, unter den Bäumen des Parkes und in den Ecken der Glas- häuser, die ihrer mangelhaften Beleuchtung halber mit minder- In den Schlufsworten meiner Abhandlung über Nephro- wertigem Material ausgefüllt werden, gerade dort fühlen sie lepis (in No. 4, Seite 44 d. J.) wies ich darauf hin, dafs bei sich wohl, bescheiden sie sich und sind zufrieden. — Sie den meisten Farnen zwar in Töpfen herrliche Kultur- erfolge erzielt wer- den könnten, dafs aber erst dann das Vollkommenste an Entwicklung er- reicht werde und die ganze Fülle ihrer eigenartigen Schönheit sich er- gebe, wenn sie aus- gepflanzt, natürlich und künstlerisch entsprechend arran- giert, im Freien oder Glashause sich ent- wickeln könnten. Bei der An- spruchslosigkeit der weitaus meisten Arten, bei ihrer Wachstumsfreudig- keit, erweisen sich die Farnpflanzen schon für wenig aufgewandte Mühe aufserordentlich ' ° ' Mit Farnen bepflanzte Felspartie in einem herrschaftlichen Garten des westUchen Englands, satze zu so manchen Ausgeführt von ObergärtneT Hoghin. ihrer zeitweilig in Originalaufnahme rürjdie „Gartenwell". _ Die Gartenwelt. V. t32 374 Die Gartenwelt. V, 32 bieten sich der Hand des pflanzenkundigen Gärtners als ein mannigfaltiges, zierliches Material dar, mit dem er jene sonst recht stiefmütterlich bedachten und manchmal sogar langweilig ausgestatteten Plätze schmücken kann. Unsere weitere Heimat, Mitteleuropa, bietet für diese Zwecke etwa 30 Arten, daneben wohl noch das Zehnfache an gut unterscheidbaren, eigen- artigen und noch weit mehr als die Stammarten zierenden Varietäten. Wem dies nicht genügt, der kann mit Erfolg in die Ferne schweifen. Nord- amerika, das uns an andern Pflanzenschätzen schon so viel bot, giebt uns auch in dieser Gruppe nicht minder, Japan, Nordchina, das Himalayagebiet, sogar Neuseeland, von all denen wir Gehölze in unseren Gärten schon sehr viel pflegen, sie bieten uns auch Farne in Menge, welche wir den heimischen hinzu- gesellen können. Diese sind das Ma- terial für die schattigen Partien des Parkes oder die Nordseite des schma- len städtischen Haus- gartens; die Tropen und Subtropen bieten uns wohl noch mehr für die ähnlichen Verhält- nisse der Glashäuser. Stattlich ist ja die Zahl der Arten, welche in einigen wenigen gröfseren Sammlungen gepflegt werden, aber sehr, sehr gering jene Auswahl, die im all- gemeinen in unseren Gärten angetroffen wird, gelegentlich sogar in grofsen Mengen ge- wissermafsen fabrik- mäfsig zum „Schnitt" und zur Bepflanzung von Jardinieren hergestellt - — Verzeihung — gepflegt werden. Da brauchen wir also nur uns unter dem Vorhandenen mal ein wenig umzuschauen, um für unsere Zwecke Neueres und Anderes zu finden, es liegt ja nahe. Ist uns unser Material somit gegeben, dann kann es sich nur noch darum handeln, es entsprechend dem heimatlicheu Vorkommen zu verwenden. Auch da machen es uns die Farne leicht, denn sie zeigen eine Anpassungsfähigkeit, wie m^-. ^ % 55^>- ^m»*w '^^^^m ^H^^ - If ; ■ ■ -F "^^^^ < .^m i.i\^. ;^-. ^^'^^'Ce'^^Si^? .. ^^^^^^^B»mK^ '^^% ^ wHi^H ^^^ß IS. % • • • 1 ü» ^ • Tcilansicht aus der auf Seite 375 Originalaufnahme wohl sonst keine Gruppe des Pflanzenreiches. Was hätte sie auch wohl sonst befähigt, sich durch so grofse Zeitperioden hindurch zu erhalten? Müssen wir nicht die Lebensfähigkeit eines rolypodium vulgare oder Scolopendrium officinarum be- wundern, das sich ebenso wohl mit den spärlichen Feuchtig- keitsverhältnissen auf den Felsen der sonnendurchglühten Berge hält, als am schattigen, feuchten Waldessaum? Freilich sind hier die Blätter dunkelgrün und massig, während sie dort weit kleiner sind, lederiger und gelblich. Aber sie wachsen und gedeihen hier wie dort, und sind somit für unsere Zwecke vielseitig verwendbar. Als Unterpflanzung unter die schatten- spendenden Bäume des Parkes oder Gartens in humoser Erde verwende man die zarten Athyrien, Athyrium filix fcmi/ia mit den vielen Formen, besonders den üppigen plumosa- und cristata- Varietäten; das härtere, robustere Nephrodium filix mas mit seinen For- men, das schöne, üppige N^ephrodiiim goldieanum Nordamerikas, Aspidium spinulasiim , marginale und cristatiim, novacbora- censc etc., das eigentüm- lich gefärbte Asplenium angiistifolium, Phego- pteris hexagonoptera, die zierliche Dicksonia piinctilobula u. a. m. Für gröfsere Verhältnisse kommt auch Pteridiiim aquiliimm, unser bekann- terAdlerfarn, in ISetracht, leicht aber wird es zum lästigen, den Boden stark auszehrenden Un- kraut. An die feuchteren Stellen gehören Struthiopteris germanica, die nordamerikanische Onoclea sensihilis, die prächtige Onodea orientalis, an die Ufer des Baches oder Teiches Osmtitula regalis, der stolze Königs- farn und seine zwar nicht so imposanten, aber nicht minder schönen und interessanten nordamerikanischen Vettern O. cinna- moinca und O. claytoniana (uiterrnpta). Ebenso kommen für die feuchten Partien das zierliche Equisctiim silvaticum und das mächtigere E. Telmatcja (maximum) in Betracht, spärliche Relikte aus jener Zeit, wo alles noch feucht und düster war, „ein Nebel abgebildeten Wintergarten-Anlage. für die „Garlenwelt". V, 12 Die Gartenwelt. 375 über den Wassern ruhte". Wer botanisch interessiert ist, der findet wohl auch ein Plätzchen , an dem er mit mehr oder weniger Erfolg Botrychium und Ophioglossum zu kultivieren versucht. Besonders schöne Effekte kann man im Garten erzielen durch Unterpflanzung der dunkellaubigen, feurig blühenden Rhododendron mit lichtgrünen Farnen; wie prächtig kontrastieren diese Gegensätze zu Beginn des Sommers. Durch Beschaffung einer Rabatte mit lockerer, humoser Erde und durchlässigem Untergrund erhält man die Möglich- keit, in den oft recht schmalen Vorgärten der Städte, wo an der Nord- seite nie etwas Rechtes gedeihen will, Farne in grofser Artenzahl und Mannigfaltigkeit mit Er- folg zu ziehen. An- stofsende, kahle Hinter- hauswände können mit Tuff- oder Sandstein oder ähnlichem porösen Steinmaterial bekleidet werden, und so, be- pflanzt mit kleineren Farnen, eine niedliche Felswand darstellen, an welche man weitere Felspartien anschliefsen kann. Vielleicht auch eine Grotte, welche für die heifseren Sommer- tage ein lieblicher und kühler Aufenthaltsort wird. Eine Wasser- leitung ist ja meistens vorhanden, so bietet es dann auch keine be- sondere Schwierigkeit, einen plätschernden Wasserfall darzustellen, um so Luftfeuchtig- keit in erhöhtem Mafse zu erzielen. Gleich- zeitig ist damit Ge- legenheit geboten, FaiTie zu kultivieren, die etwas mehr Feuch- tigkeit benötigen zum freudigen Gedeihen, z. B. Asplenium fontanum, Halleri, die Cystopteris-hxitn, Allosoms etc. Der Wasserlauf endigt dann wohl in einem kleinen Becken oder Teich, in welchem neben Fischen auch Wasserpflanzen schwimmen, AzoUa und Salvinia, oder am Grunde Isoetes wurzeln. Dies alles kann man schaffen im kleinen städtischen Vorgarten, hat man dagegen in anderen Verhältnissen mehr Platz, so dehne man die Anlagen weiter aus, schaffe Höhen und weitere Thälcr, streue Rasenflächen und kleinere Matten von Selaginella oder Lycopodium ein u. s. w. In den Farnen mittlerer Kurklflsen i^aul Eisengestell) in einem Wintergarten zu Plymouth. Ausgeführt von F. W. Meyer, Exeter. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'', und geringer Gröfse haben wir hinreichend mannigfaltiges Mate- rial für die Bepflanzung jener Partien; ich weise nur hin auf die kleineren Asplenien, Woodsien, Woodwardien, Lomaria alpina, spicant und chilensis, Adiantum pedatum, Pellaea atropurpiirea, Phegopteris calcarea und Scolopendrium officinarum mit den zahlreichen schönen und interessanten Formen, sowie die üppigen, starren Cyrtomium und die zierlichen Polystic/iimt. Für besonders sonnige Stellen haben wir dann Asplenium septentrionale, Rata muraria, Adiantum nigrum, Ceterach offici- narum, Notochlaena Ma- rantae etc. In gröfseren Gärten, wo man im glücklichen Besitz gröfserer Samm- lungen ist, kann man während des Sommers die Arten des kalten und temperierten Hauses mit jenen des freien Landes zusammen gruppieren, und so, an schattigen Plätzen oder unter dem Schutzdache gröfserer Bäume, eine ganze Farn- landschaft herstellen, und auf diese Weise die Mannigfaltigkeit der Pteridophyten im Freien demonstrieren. Ähnliche Verhält- nisse wie die oben für die Gärten geschilderten, haben wir oft in den Ge- wächshäusern. An den Nordwänden der Ge- wächshäuser, die man sonst doch nur not- wendig durch einige härtere Pflanzen ver- deckt, da baue man mit Tuff- oder Sandstein oder Zierkalk auf Eisen- gestelle Nischen und Grotten. Manche Art kann so weit mehr die natürhche Weise ihres Wachstums zur Geltung bringen. In den Ecken der Gewächshäuser lassen sich wohl interessant verzweigte alte Baumstämme anbringen, die, be- kleidet mit Korkholz, bepflanzt mit epiphytischen Farnen, sich recht nett ausnehmen können. Die ja meistens ebenfalls auf der Rückseite angebrachten Behälter für das Giefswasser lassen sich in passender Weise oft mit in die Anlage einbeziehen. So haben wir formenreiches Material in den Farnen, um auch in unseren Gewächshäusern gerade die lichtärmeren Ecken mannigfaltig und geschmackvoll zu dekorieren. — Adiantum, Pteris, Asplenium, Davallia und Microlepta ganz 32* 376 Die Gartenwelt. V, 32 gründlich setzen können. Man trage da- bei Sorge, dafs einesteils die ganze Anlage gründlich drainiert wird, zum anderen Teile auch in die vielen notwendigen Ritzen und Felsspalten, sowie gröfseren Pflanzlöcher ge- nügend Erde gelangt, keine Hohlräume ent- stehen und so in Zukunft die Pflanzen ver- trocknen lassen würden. Beim Pflanzen ist es für die kleineren Arten sehr zweckmäfsig, die Wurzeln in Sumpfmoos einzuwickeln, und sie mit dieser Umhüllung in die Spalten hineinzupressen. Späterhin bedarf die Anlage reichlicher Feuchtigkeit; im Sommer soll sie des Abends stets mit abgestandenem Wasser überspritzt und während des Tages die \\'ege in der nächsten Umgebung befeuchtet werden, da- mit eine gröfsere Luftfeuchtigkeit in unseren trockenen und heifsen Juli- und Augusttagen herrsche. Die zarteren Arten werden während des Winters zum Schutze gegen die trockenen Fröste mit Fichten- oder Tannenreisig über- deckt. Im Frühjahr müssen ebenso die durch Frost gehobenen Pflanzen sorgfältig durch- gesehen und angedrückt werden, da sie sonst bei den ersten trockenen und warmen Früh- lingstagen wieder verdorren würden. Hoffentlich verdankt einmal irgend eine Farnanlage in Deutschland diesen Zeilen ihre Entstehung, wozu gewifs auch die bei- gegebenen Bilder aus England anregen werden. Stauden. Lomaria cycadifoli;i (magellanica) in einem G.irten bei F Origlnalaafnahine für die „Gartenwelt''. besonders, Hemionitis, Nephrokpis, Platyceriimi, die kleineren Aspidien, Pellaca, Onychiiim, Selaginella u. a. m. liefern in ihren einzelnen Arten gleich viele fürs Warm- und Kalthaus. Wie wohl fühlen sich aber erst diese Kinder freier, jungfräulicher Natur, ist ihnen ein ganzes Haus eingeräumt, in welchem sie ausgepflanzt, entsprechend ihrer Art, sich ent- wickeln können, und welch' erhabenen, eigenartigen Eindruck macht gar ein ganzes Haus mit baumartigen Farnen. Wer das grofse Glück gehabt hat, in einigen englischen und bel- gischen Gärten derartige kostbare Anlagen zu sehen, der wird jene Eindrücke nicht wieder vergessen. Eine ähnliche Anlage ist, wie ich noch bemerken möchte, hier im Münchener bota- nischen Garten durch Herrn Prof. Go ab el geschaff"en worden. Die Felsenanlagen im Freien sollten, wie alle Erdarbeiten, nach Möglichkeit im Herbst oder Winter gemacht werden, damit Steine oder Erdmassen vor der Bepflanzung sich Oenothera speciosa Nutt., die präch- tige Nachtkerze. — Eine der schönsten .almuiitli Pflanzen Nordamerikas ist die 'prächtige Nacht- kerze. Sie blüht von Mitte April bis November ununterbrochen in staunenerregendei^ Fülle und ist ebenso gut eine Tag- als eine Nachtkerze ! Sie stammt aus den Vereinigten Staaten und speziell aus dem des Sommers heifsen und des Winters sehr kalten Louisiana und ward bereits im Jahre 1821 in Europa bekannt. Aber sie verschwand oft und ward ebenso oft als neu wieder eingeführt. Das alles kann kaum mehr wundernehmen, wenn man sieht, wie schnell wir leben und übei"- winden. — Mit Ausnahme der Rose hält kaum noch eine Blume stand, alle kommen und gehen in ewigem und buntem Wechsel, oft sich übertreffend, manchmal für immer verschwindend und dann auch wohl wieder nach langen Jahren erscheinend, um als neuer glanzvoller .Stern neu bewundert zu werden. So wird es, so mufs es der prächtigen Tag- und Nachtkerze auch wieder ergehen, denn sie ist sehr schön! — Auf schlankem, leicht geneigtem, etwa 60 cm hohem, lichtgrünem Stengel, der mit ebenso gefärbten, nach beiden Enden zugespitzten, gezähnten Blättern besetzt ist, schweben anmutsvoll die holden, grofsen, blendend weifsen Blüten, in täglichem Wechsel sich fort und fort ergänzend. Vom Mai bis November dauert der Flor, und in V, 32 Die Gartenwelt. 877 dieser Zeit überschütten sie ihren Pfleger mit einer Fülle von Blüten wie kaum eine andere ihres Geschlechts. Wenn die Schatten der Nacht sich herniedersenken, öffnen sich die im schneeigsten Weifs weithin in der Nacht leuchtenden Blumen. Sie duften sanft und locken ein Heer schwirrender Nachtfalter, um sie mit ihrem Nektar zu tränken. Ein viel verzweigter, wohl- gezogener Husch der O. speciosa bringt täghch resp. nächtlich mehr als loo Blüten, davon stehen an derselben Zweigspitze gewöhnlich 2 — 3. Die Blüten öffnen sich des Abends und schliefsen sich zart rosafarben verblühend am folgenden Abend, blühen also genau 24 Stunden. Am heifsen Mittag des kommenden Tages beginnen sie schamhaft zu erröten, um sich dann leicht geneigt und nickend noch vor der neuen Nacht für immer zu verab- schieden. Die Blüten haben einen Durchmesser von ca. 10 — 14 cm. Sie sind, wie gesagt, anfangs schneeweifs, später zart rosenfarben und im Herzen zart kanariengelb mit leicht gebogenen, weifsen Staubfäden, deren Blütenpuder leicht und massenhaft an den Kleidern des unter ihnen Wandelnden haften bleibt. — Man ver- mehrt diese prächtige Staude mit Leichtigkeit in Menge durch Samen, den sie in geeignetem Klima und Boden reichlich pro- duziert. In diesem Falle giebt dieselbe Pflanze eine Fülle von Abwechselung, denn wie alle, ist auch diese holde Amerikanerin sehr variabel in der Höhe der Pflanzen, in ihrer Tracht, der Gröfse und Leuchtkraft ihrer Blumen. Die verschiedenen Varie- täten aber vermehrt man sehr leicht durch Sprosse , welche man im Herbst an Ort und Stelle pflanzt. Sie ist in ganz Deutschland völlig winterhart, wo man aber Zweifel an ihrer Härte haben mag, thut man wohl, die Sprosse in Töpfe zu setzen und diese so tief vor Winter zu begraben, dafs der Frost nicht zu ihnen dringen kann, sie so zeitig als thunlich des Früh- lings herauszunehmen und an Ort und Stelle zu pflanzen. Sie gedeiht in jedem Erdreich und in jeder Lage, frei, sonnig und kräftig bei nicht zu grofser Nässe. O. speciosa hat auch die sehr schätzenswerte Eigenschaft, abgeschnitten und öfters mit frischem Wasser versehen, alle Knospen nach und nach zu Blumen zu entfalten und wochenlang im Zimmer fortzublühen ! C. Sprenger. Viola odorata var. lutea. — Die Bemühungen unserer Staudenzüchter gehen immer dahin , altbekannte Stammarten in Bezug auf ihre Blütenfarben abzuändern. So hat man denn auch unser Veilchen seit langem durch Züchtung umgestaltet und ver- bessert. Indes schwankten bisher die Farben der Blüten immer nur zwischen Blau, \'iolett und Weifs, andere Farbentöne, wie wir sie z. B. bei Viola tricolor so schön haben, fehlten bei V. odorata und seinen Gartenformen noch völlig. Vor 2 Jahren hatten wir nun Gelegenheit, in der Gärtnerei von H. H enkel- Darmstadt wirkliche gelbe V. odorala zu sehen, und vor wenigen Wochen überraschte Herr Henkel unsere Redaktion mit einem Frühlings- grufs „gelber, wohlriechender Veilchen". Von Interesse ist diese V. odorata lutea gewifs für Veilchenzüchter und -Liebhaber, deshalb weisen wir auch gern unsere Leser darauf hin, eine andere Frage ist indes, ob man die gelbe Farbe bei unserem Veilchen allgemein „schön" finden wird. Konstant soll die Form lutea sein, also nicht von Bodenverhältnissen abhängig, wie etwa die alte var. alba. Wer Veilchen liebt, wird also gewifs nicht verabsäumen, auch einige gelbe sich zuzulegen. C. Seh. durch Üppigkeit, prächtige Belaubung und die lebhaft roten Blattstiele stets angenehm auf. Man sollte sie aber nie so hoch werden lassen, dafs man in das alte kahle Geäst hineinsehen kann, sie vielmehr im Frühjahr vor dem Austreiben tüchtig zu- rückschneiden. Häfslich gewordene, verholzte Pflanzen aber müssen beizeiten durch Stecklinge oder Aussaat erneuert werden. Die Kultur ist wie bei Datura arborea, also Mastkultur, nur gebe man noch mehr Dung und Wasser. Man wird dann zufrieden mit ihr sein. Diese südamerikanische Pflanze, die wir bei uns als Strauch niedrig halten müssen, wenn sie schön sein soll, ist in südlichen Ländern ein sehr geschätzter Schattenbaum. Als Gärtner ist man nicht wenig überrascht, in der Riviera, z. B. in Mentone, mächtige Bäume mit imposanter Krone, gabeligem Astbau und aschgrauen, glatten Stämmen zu finden. Ein merkwürdiges Exemplar steht auch im botanischen Garten zu Genua auf der oberen Gartenmauer. Man staunt über die wilde Energie, mit welcher die Wurzeln des etwa 5 — 6 m im L'mfange messenden Baumes die Mauer zum Teil zertrümmert haben, um nahrung- suchend in die Tiefe zu gelangen. Manga i pietri, „er frifst die Felsen", sagte der mich führende alte Kollege damals. Und so sieht es auch fast aus. Wir brauchen nur die Abbildung zu ver- gleichen, welche ja den Wurzelstock dieser Genueserin darstellt. Die knorrigen Wurzeln umfassen wie mit Riesenfäusten die Topfpflanzen. Phytolacca dioica. (Hierzu nebenstehende Abb.) — Es lohnt sich, ar diese halbvergessene Blattpflanze einmal zu erinnern. Am rechten Platze über Sommer im Freien ausgepflanzt, fällt sie ■ ^^^^^^^^^^^^^m^BBbS^^^^PIt '?^^j^&üjj| ^H ^H^|t^f^>^^SE^!V ^^BKpH ^^^^H ml''< -'Aj^H' ^ & pnl ^^^^HIhhPIBqh ^^H ^^^Hl^RB ^^^^H}l ' '-^j^^^HI I^^IPw^H^ B^B*ft^tf!Svn ^^HH ^^^^ ^^^^''^^V^^^^l I^^^K^^^^H ir. ^^M ^^wSh ^H^HHI ^■Bi itit'.:^iL>^ r ^' lito^^^^^^^^^^^^H 1 ^^^^BHf^^^SE^^!^ ^ H ^Bmifll Wurzelstock von Phytolacca dioica. Von Herrtl Obergaruier Jahn im botanischen Garten zu (Jenua für die „Ganenwelt" photographisch aufgenommen. 378 Die Gartenwelt. V, 32 schweren Steine, haltsuchend gegen die Stürme, die von der See her oft genug ihre Kraft an dem alten Veteran erprobt haben mögen, denn seine beschädigte Krone hat vor Jahren 15 m heruntergesetzt werden müssen. Trotzdem grünt und treibt er weiter. F. Rehnelt, Pflanzengruppierung an einem Treppenaufgang. (Hier zu untenstehende Abb.) — Als Beispiel eines während der ganzen wärmeren Jahreszeit, vom April an bis zum Oktober, reich mit schönen Blatt- und Blütenpflanzen dekorierten Treppenaufganges, diene das hier zur Ansicht ge- brachte, getreu nach der Natur im Mai vorigen Jahres auf- genommene Bild. Längs der Stufen, an der äufsern Wand, sind grofse Exem- plare von Evonymus japonica auf- gestellt, deren untere Partien und die Töpfe durch buschige, zu dieser Zeit sehr reich blühende Azalea indica^ in neuen grofsblu migen Sorten verdeckt werden. Auf dem vorletzten Treppenabsatz steht auf hohem Postamente eine Thonvase mit Agave americana fol. var., um diese gruppieren sich grofse Exemplare von Rhodo- dendren (besonders leicht und reichblühende Sorten: ^^Kate Wa- terer", „/". Massange de Louvrex''', vJ- 7- Seidel" und ^Rosamunde") ; zwischen und vor diesen befinden sich mehrere Echevcria tnelallica glauca, deren lange Blütenstengel zwischen den Rhododendren her- vorblicken. Die Einfassung der untern Gruppierung bilden ver- schiedene Echeveria, als : secunda glauca, Schiideckcri u. s. w. Um den Pfeiler, hinter der Agave und noch weit hinauf und hinüber, rankt sich ein grofses Exemplar der Wistaria (Glycine) ch'mensis em- por, das gerade zu dieser Zeit mit zahlreichen, schönen, blauen Blütentrauben bedeckt war. Ganz oben auf der Brüstung stehen Vasen mit Yucca recurvata pendula. Die vordere Wand links ist mit einer grofsen sich weit ausbreitenden Kletterrose „De la Grifferaie'^ bedeckt und rechts schliefsen sich verschiedene andere, äufserst üppi; Kletterrosen an. Wenn die Azaleen etc. zu blühen aufhören, werden ver- schiedene andere blühende Topfpflanzen, als Pelargonien und Fuchsien und was sonst gerade vorrätig ist, noch die Stufen entlang und unten, als weitere Einfassung um die Echeveria, noch kleine Töpfe mit blühenden Lobelien aufgestellt, sowie ganz oben, im Schatten, mehrere Aspidis/ra elatior und kleine Palmen ihren Platz erhalten. Somit fehlt es bis zum Oktober, wo nach und nach alles Pflanzengruppierung an j Origiiialatifiiahme fü vachsende in das Winterquartier gebracht wird und nur die Evonymus und die Yucca noch einige Zeit stehen bleiben, niemals an blühenden Gewächsen und hübschen Blattpflanzen, die Dekoration ist stets in vollem Glänze und erregt die Aufmerksamkeit jedes Vorüber- gehenden. ' Eug. Jos. Peters. Wintergrüne Topfeichen. — Das klingt zwar verheifsungs- voU „neu", aber es behandelt nur unsere alte deutsche Waldeiche, Quercus Robur, und wie man darauf kam, der zufällige und natürliche Hergang ist bald erzählt. 1895 war es, die Hundertjahrfeier stand vor der Thür, da packte irgend einen Handelsgärtner die Idee, dafs die deutschen Fahnen, die unter des alten Heldenkaisers Leben im Kampf und Sieg ge- standen hatten, kein würdigerer .Schmuck zieren könnte, als ein Ge- wind heimatlichen, echt deutschen Eichenlaubes. Die Idee fand allerorts Begeisterung, und der \'erband der Handelsgärtner Deutschlands machte dieselbe zu seiner eigenen, gern die aller- höchste Genehmigung zu dieser Widmung erhaltend. In grofsen patriotischen Fragen sind ja die Deutschen immer einig, und warum sollten die Handelsgärt- ner — es war ja keine Zoll- frage (um indirekt, des sonst in Frage kommenden importierten Lorbeers wegen), nicht auch mal einig sein. Genug, jeder machte sich daran, 'mal Eichen zu trei- Ijen, um deutscher Gärtnerkunst auch nach oben hin Ehre zu machen. Wacker wurden junge Eichen eingepflanzt und traktiert mit allem, was zur Treiberei ge- liört, aber sie wollten nicht, denn Eichen halten gern langen Winterschlaf In meiner alten ge- schäftlichen Heimat, in Schöne- Ijerg war's, da machte Ober- Gärtner Krüger von Kommerzien- rat R. Buckert, letzterer ein i lartenfreund, wie man Deutsch- land mehr solche wünschen möchte — leider ist mit seinem Tode auch seine liebe Pflegstätte für unseren schönen Gartenbau dahingegangen — , also Obergärt- ner Krüger machte dem Handelsgärtner Neumann, jetzt in Zehlen- dorf bei Berlin, den \'orschlag, Eicheln zu diesem Zweck zu säen, und weil man anderwärts ebenso praktisch dachte und es sich zu- raunte — denn Konkurrenz, weil es Ehrensache war der Widmung halber, stand ja nicht auf dem Spiel — , so konnte man stolz noch im Winter deutsche Fahnen mit frischen Eichengewinden schmücken. Weil's nun dem Kollegen Neumann Spafs machte, dafs sich junge Eichen in drei Monaten ziehen liefsen (bei hoher Tem- peratur natürlich), so pflegte er's weiter, just ebenso, wie die Alten liebgewonnene, vergessene Pflanzen treulich weiter pflegen. einem Treppenaufgang, r die -Gartenwell"'. V, 32 Die Gartenwelt. 379 Russelia juncea. Im Palmengarten zu Frankfurt a. M. für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Russelia juncea. — In No. 30 des 111. Jahrg. der ..Garten- welt" brachten wir auf Seite 352 eine Empfehlung dieser Pflanze aus der Feder des Herrn Hofgartendirektors Graebener nebst der Zeich- nung eines Blütenzweiges. Wir bieten nun heute nebenstehend die Abbildung eines Topfexemplars aus dem Frankfurter Palmengarten. Gelegentlich unserer letzten Anwesenheit in Karlsruhe, zur Zeit des vorjährigen Dendrologen-Kongresses, sahen wir im dortigen Hofgarten prächtige Exemplare dieser selten kultivierten Kalthauspflanze als .Ampelgewächse gezogen und völlig mit den röhrigen, leuchtend roten Bluten bedeckt. Wir möchten die Kultur dieses interessanten Ge- wächses, das zur Blütezeit auch gut verwendbares Bindematerial bietet, wärmstens empfehlen. M. H. Begonia Lapeyrousei. — Mitte März d.J, sahen wir gelegent- lich eines Besuches in der Handelsgärtnerei von Drawiel, Lichten- berg-Berlin, ein kleines Gewächshaus mit herrlichen blühenden Blatt- begonien, die Herr Drawiel als Begonia Lapeyrouiei bezeichnete. Diese Begonie ist eine alte Bekannte, geht allerdings wohl unter recht ver- schiedenen Namen in den Gärtnereien, denn gerade in Bezug auf Begonien ist die gärtnerische Nomenklatur sehr „variabel". Wir hatten jedoch noch nie Gelegenheit, genannte Begonie in solcher Menge und vorzüglicher Kultur in einer Handelsgärtnerei anzutreffen, imd zögerten daher nicht, einen Teil des Hauses photographisch auf zunehmen und den Lesern untenstehend im Bilde vorzuführen. Herr Drawiel hält diese Begonie für recht wertvoll, zumal sie im Januar /u blühen beginnt und dann sehr reich und ununterbrochen bis zum Mai weiterblüht. Die Blütenfülle ist grofsartig und wir hätten den Lesern gewifs noch mehr Blüten zeigen können, wenn wir die Auf- nahme 3 Wochen später gemacht. Ihre Kultur ist nicht eben schwie- liger als die anderer Blattbegonien. Wir möchten also hiermit die .Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf ß. Lapeyrousei lenken und die- jenigen unter unseren Lesern, die bereits den Wert dieser Begonie in gröfserem Mafsstabe erprobt haben, bitten, uns über ihre Er- fahrungen damit kurz zu berichten. C. Seh. und als er als Hundertjahr- spende eigenster Art durch das Oberhofmarschall -Amt unserm Kaiser eine Schale mit solchen schmucken, jungen Eichbäum- chen überreichen hefs, da be- stimmte Seine Majestät huld- vollst, dafs diese im Park zu Babelsberg, des alten Kaisers Lieblingsstätte, zu pflanzen seien. Ein Jahr darauf standen auch bei J. C. Schmidt, unter den Linden, solche Eichbäumchen einzeln und in Schalen, drapiert mit deutschen Reichsfarben, als etwas „Anderes" zum Kauf ausgestellt. Gewifs gehört ein besonderer Anlafs dazu, sich Eichbäum- chen im Winter zu kaufen ; aber sowohl persönliche patrio- tische Gesinnung, als auch der- artige Festlichkeiten bringen immer 'mal Käufer für solche Sachen, und halb aus historischen, halb auch aus praktischen Grün- den verriet ich die Sache der deutschen „Gsrtenwelt". H. Kohlmannslehner. Gewächshaus mit Begonia Lapeyrousei in der Handelsgurtnerei von Drawiel, Berlin-Lichtenberg Originalaufnahme für die ^Gartenwelt''. 380 Die Gartenwelt. V, 32 Orchideen. Coelogyne flaccida Ldl. (siehe mittelste Abbildung) wurde im Jahre 1833 aus Nepal eingefuhrt und stellt eine der reizendsten Typen der so dankbar blühenden Gattung Coelogyne dar. Sie ist nicht so prunkend wie ihre Verwandte C. cristala, ihre Blüten sind bedeutend kleiner, sie hat aber vor dieser die so aufser ordentlich graziösen Blütentrauben voraus. Der Blütenstiel verläuft Zickzack förmig. Die einzelnen Blumen haben weifse Grundfarbe, die Lippe ist etwas rot gestreift und gelb getuscht. Der Duft der Blüten ist kein angenehmer. Eine vollblühende Pflanze gewährt aber einen so lieblichen Anblick, dafs man ihr das verzeiht, zumal die Blütezeit in den Monat Februar fällt. Die Blätter sind starr lederartig, dunkelgrün, und die Pseudobulben kegel förmig und gefurcht. C. Bonstedt, Göttingen. Coelogyne cristata Ldl. var. alba Moore oder C. cristata holokuca hört, (siehe untenstehende Abbildung) ist die reinweifse Form der allbekannten und allgemein gewürdigten C. cristata, jedoch weit seltener anzutreffen als die .Stammavt. Sie zeichnet sich nicht nur durch den Wegfall der gelben Schlundzeichnung aus, sondern macht sich auf den ersten Blick schon durch ihren langgestreckten Wuchs kenntlich. Es sind nicht nur die Triebe erheblich verlängert, sondern auch die Blütenstiele sind länger als bei der Stammart. Die blühende Pflanze erscheint dadurch, dafs sie über die Grenzen ihres Ge fäfses bald hinausstrebt, lockerer und graziöser, was die Abbildung auch erkennen läfst. C. Bonstedt, Göttingen. Aerides japonicum (siehe obenstehende Abbildung). — Von der gegen 50 Arten umfassenden Gattung ist A. japonicum Rchh. f. wohl die anspruchloseste in der Kultur, vor allem stellt sie die geringsten Wärmeansprüche. Sie wird vielfach als eigentliche Kalthaus Orchidee beschrieben, doch habe ich stets gefunden, dafs ihr eine mäfsige Warmhaustemperatur (15 — 20 0 C.) besser zusagt. Sie wird nie von ^^BM WKk ^^^^^^SRHr %EJ^I WWJf^ .^•»t-' ^V^H HCSI^X^^^ k.^'^S^iliJl^l ^E^B^^^Bk» i^^Fi ft-» ^ ^^VC-il^^^^^W^ 3^ ^^^H ^ BfiB^^fl w^Käii^iim Bg^S Aerides japonicum. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Ungeziefer befallen. Eine Ruhe- periode braucht die Pflanze nicht. Die Kultur ist die denkbar einfachste. Hauptsache ist guter Wasserabzug, der dadurch erreicht wird, dafs die Töpfe ^\^ mit reinen Scherben, der übrige Teil mit Polypodium-Y aser ge- füllt werden, bei trockenem Stand- ort dürfte sich dann noch ein Belag von frischen Sp/iagnum ■ Köpfen em- pfehlen. Im allgemeinen bin ich aber hiervon kein grofser Freund, sondern ziehe es vor, bei Sonnen- schein und höherer Temperatur reichlich zu spritzen, es findet dann ein schnellerer Wasserabzug statt und das Pflanzmaterial erhält sich, ohne zu faulen, länger gut. Ich glaube, wenn sich eine Orchidee zur Zimmerkultur eignet, ist es diese. Die im April bis Juni in hängen- den Trauben erscheinenden wachs- artigen weifsen Blumen haben beim Erblühen einen grünlichen Anflug, die zwei unteren Kelchblätter sind am Grunde mit schmalen, purpurnen Querbändern geziert, die spatei- förmige, weifse Lippe hat einen welligen, gezähnten Rand, ist in der Mitte mit einem purpur-violetten Längsstreifen versehen und weist, besonders am Rande, ungleichmäfsig getuschte Purpurflecke auf. Die Blüte strömt einen äufserst feinen Duft aus und ist von 4 — 6 wöchentlicher Dauer. C. Bonstedt, Göttingen. \ ,/,, \ Y^ mJ ^IS^ ""*Wn m i^ 1 1 ■f '•%^^: Coelogyne flaccida. Originalautn-iliine riir die „Gartenwelt". Coelogyne cristata var. alba. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Gehölze. Die Platane. Einige Betrachtungen über den laudschaftsgärtnerischen Wert der verschiedenen in Kultur befindlichen Arten und Spielarten. Von Matthias Gebhardt, Weifsenfeis a. S. Uie Platane zählt unstreitig zu unsern schönsten Bäumen und erfreut sich allgemeinster Beliebtheit. Schon die jungen Bäume zeichnen sich vor den meisten anderen Zierbäumen durch ihre prächtige, vorwiegend hellgrüne Belaubung aus, und im Alter stehen die Platanen mit ihrem eleganten, V, 32 Die Gartenwelt. 381 schlanken Stamm und der regelmäfsig geformten, mächtigen Krone unter ihren übrigen Genossinnen im Park unerreicht da. Landschaftsgärtner sollten darum Platanen, wo angängig, noch weit mehr verwenden, als dies bisher geschieht. In kleinen Gärten, wie in grofsen Parks sind sie gleich wertvoll, obschon sie fiir erstere oft schon in kurzer Zeit einen un- erwünschten Umfang erreichen, so dafs sie dort nur sparsam verwendet werden dürfen. Besonders gut eignen sie sich, wo die Bodenverhältnisse es zulassen, zur Anpflanzung an Landstrafsen, auf Boulevards, in städtischen Anlagen u. s. w., die dadurch stets einen höchst vornehmen Charakter erhalten. Vor allem sind sie sehr widerstandsfähig gegen die verdorbene Luft in den Städten, und die Meinung, dafs sie nicht ge- nügend winterhart seien, ist irrig und wohl darauf zurück- zuführen, dafs sie in der Jugend schon auf dem Saatbeete bei ihnen nicht zusagenden Bodenverhältnissen zuweilen zum Teil zu Grunde gehen. Auch giebt es Gegenden, wo Platanen nicht gut fortkommen , und vereinzelte Fälle sind allerdings bekannt, dafs in rauhen Lagen zuweilen schon Bäume von mehr als 30 cm Stammstärke erfroren.*) Andere gegen die Platanen noch erhobene Klagen, betreffend ihre Schädlichkeit bei der Verwendung in Strafsen, fallen wenig ins Gewicht. Dafs die von den jungen Trieben abfallenden Wollhärchen bei massenhaftem Eindringen in Augen, Nase und Mund auf den Schleimhäuten eine Entzündung erregen können, steht wohl aufser Zweifel, doch kann solches ja nur bei zu inniger Berührung mit den Bäumen stattfinden, wie etwa bei der Ausführung des Sommerschnittes in der Baumschule. Der Spaziergänger hat dagegen solche Nachteile doch wohl nicht zu fürchten. Die beiden bekannten Hauptspezies der Platane mit ihren zahlreichen nach der Form der Blätter unterschiedenen Spiel- arten sind Bäume von 15 — 40 m Höhe. Sie bewohnen von Natur auf der nördlichen Halbkugel die Linie der Übergangs- stufe von der subtropischen zur gemäfsigten Zone, haben also im südlichen Europa, bezw. dem östlichen Mittelmeergebiet, in Klein- und Ostasien, bis zum Himalaya reichend, sowie in Nordamerika, und zwar in Mexiko und Kalifornien nördlich an der Westküste bis nach Kanada hinauf, ihre Heimat. Als eigentliches Ursprungsland nimmt die pflanzengeographische Forschung Nordamerika an, wo in den Staaten Kansas und Nebraska Funde aus der Kreidezeit bekannt geworden sind. Von da nahmen die Platanen ihren Weg über die nördlichen Landverbindungen, durch Grönland nach Europa und Nord- asien und drangen bis zum Mittelmeer und dem Himalaya vor. In der darauf vom Norden hereinbrechenden Eiszeit starben sie im nördlichen Amerika imd Asien und in Europa nördlich des hohen Gebirgswalles der Alpen aus und erhielten sich nur dicht am Mittelmeer und in den Kaukasus- ländern, von wo aus dann später wieder ihre Verbreitung in *) Anm. d. Red. Der verflossene so überaus aogünstige Winter hat, wie wir hörten, in Berlin und Umgegend gerade den Platanen vielfach arg geschadet. Und zwar erfroren nicht die Stämme, sondern die Wurzeln. Es hat sich herausgestellt, dafs es, vor allem an Stand- orten, wo die Bodenfeuchtigkeit nicht leicht abzieht, unbedingt dienlich ist, die Wurzelscheibe im Winter mit Laub oder dergl. zu decken. Solche Schatzdecke ist namentlich in der Jagend nötig, bis die bäume sich am jeweiligen Standort gut eingewachsen haben. die nach Norden gelegenen Länder durch den Einflufs der Menschen stattfand, denn, wie geschichtlich feststeht, wurde die Platane in Mitteleuropa erst wieder durch die Kultur angesiedelt. Indes weifs man nicht mit Gewifsheit, wann die Platane vom Osten wieder bis nach Griechenland gelangte. Unser grofser Dendrologe, Prof. Karl Koch, nimmt an, dafs die alten Griechen zur Zeit der Entstehung der Ilias und Odyssee die Platane noch nicht kannten. In seinem vorzüglichen Werke, „Die Bäume und Sträucher des alten Griechenlands," spricht er sich dahin aus, dafs die Platane aus Persien nach Griechenland gelangte, und zwar am Anfang des vierten Jahrhunderts vor Christi Geburt. Er verwahrt sich aber gleichzeitig gegen die Auffassung, dafs er Persien als das Vaterland ansehe. Soweit er und Prof. Haufsknecht jene asiatischen Länder durchforschten, fand sich die Platane stets nur angepflanzt in nächster Nähe menschlicher Woh- nungen vor. Allein ihre grofse Winterhärte, die es zulasse, sie selbst in skandinavischen Ländern noch als Alleebaum zu benutzen, weise darauf hin, dafs das im allgemeinen warme Persien ihr Vaterland nicht sein könne. Diese liege viel- mehr, wie bei der Rofskastanie, höchstwahrscheinlich im süd- lichen Zentralasien, wo Engländer und Russen binnen kurzem Nachbarn würden. Wie wir sehen, hatte Koch, da die oben erwähnten neuzeitlichen pflanzengeographischen Forschungsergebnisse über das paläontologische Vorkommen der Platane noch nicht vorlagen, bis zu einem gewissen Grade recht. Trotz der nun bereits Jahrtausende währenden Kultur wird die Platane zu den Nutzholz liefernden Bäumen im eigentlichen Sinne heutigen Tages noch nicht gerechnet. Dichte, hochwaldartige Bestände bildet sie nicht, sie zieht im Gegenteil Standorte vor, wo sie eingesprengt im gemischten Wald einzeln oder in kleinen lockeren Gruppen sich un- gehindert und frei entwickeln kann. Ihr Holz ähnelt dem des .'Vhorn, ist jedoch nicht so dauerhaft; es lassen sich im Notfalle Gewehrschäfte daraus herstellen. Nach Heinrich Mayer, der die amerikanische uud japanische Gehölzflora studierte, soll zwar Platanus occidentalis in den Vereinigten Staaten ein sehr brauchbares Nutzholz liefern, doch sagt uns der Verfasser des Werkes „die Waldungen von Nordamerika" nicht, worin diese Nutzbarkeit besteht. Der Hauptwert der Platane ist und wird wohl auch in Zukunft ihre Verwendbar- keit als Schatten spendender Zierbaum bleiben. Die oben angeführte geographische Verbreitung jetzt und in vorgeschichtlicher Zeit deutet auf einen gemeinsamen Ur- sprung der heutzutage aufgestellten Arten hin, und läfst da- nach die von dem Botaniker Spach getroffene Einteilung, nur eine Spezies, PL vulgaris, anzunehmen, und alle übrigen Formen als Abweichungen von dieser hinzustellen, gerecht- fertigt erscheinen. Es werden indes in den bedeutendsten botanischen Werken (z. B. Engler-Prantl, Pflanzenfamilien) die bekannten Arten in der Hauptsache in zwei äufserlich an der Form ihrer Blätter mehr oder minder leicht erkennbare Gruppen geschieden. I. Die auf der östlichen Halbkugel vorkommenden Arten mit lanzettlichen oder wenigstens parallelrandigen Blattlappen und meist fünf Hauptnerven und Lappen; hierher gehören: Die Gartenwelt. V. 32 P. orienialis L., F. caucasica Ten., F. cuneata Loud. und F. in- sularis (Kotschy) DC, nebst deren Gartenvarietäten acerifolia (IVilld.) Alf., digitata hört, und pyramidalis (Bolle) Jankö. 2. Die in Ameriica heimischen Arten mit eiförmigen, öfters ziemlich lang zugespitzten Blattlappen und meist drei Hauptnerven und Lappen, es sind dies: F. mexicana AToric, F. occidentalis L. und P. racemosa Niitt., sowie deren Spiel- arten F. hispanica (Lodd.) JVesm. und P. Undeniana (Marl, el Gal.) fankd. Aufserdem haben die beiden Gruppen noch in der Blüten- bildung ein sehr bemerkenswertes und viel sichereres Unter- scheidungsmerkmal, indem P. orienialis mehrere Fruchtkugeln an jedem Stiele trägt, während F. occidentalis niemals mehr als eine aufweist.-j Allerdings nützt dieses Merkmal erst dann etwas, wenn die Bäume ein höheres Alter erreicht haben; bis dies der Fall ist, herrscht aber wohl, bei der Bestimmung keines anderen Gehölzes eine solche Unsicherheit, wie bei den zahlreichen Platanenformen, und sowohl in den Baumschulen als auch in den botanischen Werken finden fortwährend Ver- wechslungen statt. Botanisch stehen nach Niedenzu die Platanen, die in ihrem Äufsern im allgemeinen den Liquidambar**) gleichen, den Hammamelidaceen und Saxifragaceen sehr nahe, noch näher jedoch bezüglich ihrer Stammbilduug und Blütenformation den Rosaceen, und in dieser Familie besonders den Spiraeoideen, mit denen sie die Ausbildung des Blütenbodens und der Fruchtblätter, teilweise sogar der Blattformen gemein haben. Die Platanen bieten im übrigen, wie es in Engler-Prantl heifst, noch eine bei so hochentwickelten Gewächsen recht auffällige Er- scheinung, dafs sie bezüglich ihrer Blütenverhältnisse und Geschlechtsorgane den auf der tiefsten Stufe der Entwicklung stehen gebliebenen Typus des ganzen Verwandtschaftsgrades darstellen, und diese Thatsache wird auf die ständige Wind- blütigkeit der Platane zurückgeführt. (Schlufs folgt.) Ausstellungsberichte. Die Gartenbau-Ausstellung- in Hamburg vom 1. — 5 Vom Herausgeber. Mai. L/er Gartenbau- Verein von Hamburg, Altona und Um- gebung, dessen Leitung aus Männern besteht, die nicht nur für die gärtnerischen Bestrebungen unserer Zeit volles Ver- ständnis besitzen, sondern auch stets bereit sind, ihr Wissen und ihre Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit zu steUen, versteht es, Ausstellungen glänzend durchzuführen. Die grofs angelegte und mit bestem Erfolge durchgeführte Dauerausstellung des Jahres 1897 ist noch in aller Erinnerung. Als der Verein im vorigen Jahre nun wieder mit dem Pro- *) Anm. d. Verf. Die in einem im Jahre 1582 veröffentlichten Bilderwerke wiedergegebene Platane läfst mehrere Fruchtkugeln an demselben Stiele erkennen, so dafs also nach dem oben erwähnten Unterscheidungsmerkmal diese Art ebenfalls ohne Zweifel eine P. orien- ialis darstellt. **) Liquidambar imbcrbe W'iüJ. oder Liquid, orienialis Mill. wird von einem Botaniker auch zur Gattung Platanus gezählt, und fuhrt danach die Benennung PI, orienialis Pocock. jekte einer grofsen Frühjahrsausstellung hervortrat, konnte man von vornherein überzeugt sein, dafs diese Ausstellung der Brennpunkt gärtnerischer Veranstaltungen des laufenden Jahres sein würde, und der Augenschein lehrt, dafs sich der Verein durch diese Ausstellung gut in das neue Jahrhundert eingeführt hat. Die gegenwärtige Ausstellung mufste leider in eine der- artigen Veranstaltungen nicht günstige Periode fallen. Wir haben einen ungewöhnlich strengen und ungewöhnlich langen Winter kaum hinter uns, einen Winter, der teils bedeutenden Schaden in den Kulturen gestiftet, teils viele und dringende Arbeiten rückständig liefs, die nun schleunigst nachgeholt werden müssen. Diese Umstände stehen aber der Beteiligung an einer Frühjahrsausstellung nicht allein entgegen, sondern ein flottes Frühjahrsgeschäft, eine rege Nachfrage nach allem Blühenden hielt manchen Ausstellungslustigen vom Ausstellen ab, so dafs sich verschiedene wohl noch in letzter Stunde entschlossen hatten, etwaige Ausstellungspllanzen zu verkaufen, also klingender Münze den Vorzug vor den auf der Aus- stellung zu erlangenden Auszeichnungen zu geben. Trotz aller Ungunst der Verhältnisse ist aber die Aus- stellung, dank der Opferwilligkeit hamburgischer Gärtner und Liebhaber, aufserordentlich reich, interessant und in allen Teilen völlig gelungen, was den veranstaltenden Verein und die Aussteller mit berechtigtem Stolze erfüllen mufs. Den Seelen des Unternehmens, speziell auch den Herren Krück, Johannes Möller und Emil Neubert, den drei „alten", aber geistig jungen Mitgliedern des Vereins, und der Ausstellungs- leitung gebührt besondere Anerkennung. Aus Berichten früherer Ausstellungen, speziell auch der letzten Chrysanthonum-KwiiX^iXwwg, kennen die Leser das „Velodrom" an der Rotherbaum-Chaussee als ideales Aus- stellungslokal, um welches jede andere deutsche Stadt, Berlin nicht ausgenommen, Hamburg beneiden kann. Obwohl etwas abseits gelegen, ist das „Velodrom" doch mit der vorzüg- lichen elektrischen Strafsenbahn rasch zu erreichen. Der äufserlich einfach und schmucklos gehaltene Bau, der, seinem Namen entsprechend, im Dienste des Radfahrsportes steht, ist in Eisenkonstruktion ausgeführt und bildet im Innern eine langgestreckte Riesenhalle mit reichem Oberlicht. Diese Halle deckt den gewaltigen Flächenraum von über 12000 qm, wäh- rend die Haupthalle der 97er Ausstellung nur eine Grimd- fläche von 6000 qm bedeckte. Diese Halle, die noch vor wenig Tagen einer Automobil-Ausstellung zum Asyl diente, hat die Kunst der Gärtner fast über Nacht in einen para- diesischen Blumengarten verwandelt. Am I. Mai, Punkt 12 Uhr, fand die feierliche Eröffnung durch den Bürgermeister Hachmann programmgemäfs statt. Alles klappte unter der sicheren Leitung, was schon der Um- stand beweist, dafs zur Stunde der Eröffnung die Ausstellung nicht nur bis zu den kleinsten Einzelheiten, die Bindereien nicht ausgenommen, vollendet war, sondern dafs auch die Preisrichter bereits ihres KmX.e.% gewaltet hatten. Sämtliche Pflanzengruppen waren schon am Mittag des 30. April fix und fertig aufgestellt, und am Abend dieses Tages hatten auch die Preisrichter dieses Teiles ihre Arbeit beendet. Bindereien und Schnittblumen waren am Morgen des i. Mai zeitig zur V, 32 Die Gartenwelt. 383 Stelle gebracht worden, so dafs auch hier die überall frei- giebigen Preisrichter zur Eröffnung ihre salamonischen Urteils- sprüche abgegeben hatten. Vom Sonntag Abend bis Dienstag Nacht waren heftige Regengüsse niedergegangen, auch am Mittwoch, dem Er- öffnungstage, den die Arbeiterschaft Hamburgs als inter- nationalen Weltfesttag feierte, lagen bleigraue Wolken drohend über der Stadt, aber schon am Mittag heiterte sich der Himmel auf und brachte den sehnlichst herbeigewünschten goldenen Sonnenschein. Die Ausstellung ist vorzugsweise von Handels- und Herr- schaftsgärtnereien aus Hamburg und Umgebung beschickt, aber auch auswärtige Firmen sind mit bedeutenden Ein- sendungen vertreten. In Markt- und Treibpflanzen, Palmen und Blattgewächsen, Bindereien und Baumschul erzeugnissen ist Hervorragendes geleistet worden. Wir werden in den nächsten Nummern dieser Ausstellung in Wort und Bild die ihr gebührende Würdigung zu teil werden lassen. Fragen und Antworten. Beantvirortung der Frage No. 132. Auf welche Weise können reife Tomaten ganz konserviert werden? — Um reife Tomaten ganz zu konservieren, ist bei der Ernte der- selben darauf zu achten, dafs die Früchte den Stiel behalten und nicht beschädigt werden. Man thut die nicht überreifen und nicht zu weichen Früchte in Fässer von 30—50 1 Inhalt, kocht Wasser mit 'li kg Salz auf 50 1 ab und giefst dieses, nachdem es erkaltet, darüber, so dafs die Früchte alle unter Wasser stehen. Die Gefäfse werden mit starkem Papier zugebunden, oder ein gut schliel'sender Deckel wird darauf gelegt. Auf diese Weise halten sich die Früchte, bis es wieder frische giebt; dieselben werden auch dann nicht unbrauchbar, wenn ein Gefäfs längere Zeit im Anbruch steht, wovon ich mich in Rheinhessen überzeugen konnte. H. Stahl, Swinemünde. — • Die Frage, auf welche Weise reife Tomaten ganz konserviert werden können, ist leichter gestellt, als beantwortet, zumal „kurz" be- antwortet! Nur wenige Tomaten-Sorten können längere Zeit ganz auf- bewahrt werden. Diese wenigen müssen kleinfrüchtig, d. h. mögliclist wenig voluminös und wasserreich sein. Sie dürfen nur an frei- stehenden, sonnigen Spalieren zu solchem Zwecke kultiviert worden sein, am besten an sehr warmen, reich sonnigen Südabbängen und nie bewässert werden. Die Pflanzen müssen so trocken als möglich in der zweiten Hälfte des Wachstums gehalten werden und dürfen absolut kein Wasser erhalten, sobald die Früchte, welche zur Konservierung bestimmt sind, ihre volle Gröfse, nicht Keife erlangt Iiaben. Kann man beides, d. h. reichen Ertrag und Aufbewahrung reifer Früchte, schwer trennen, so nimmt man die ersten Früchte zur baldigen Ver- wertung weg und läfst die späteren hängen. Auch entlaubt man nach und nach und sehr sorgfällig und vorsichtig die Stücke, je näher dem Herbste, desto reiclilicher und gründliciicr, und schützt die freischweben- den Früchte durch geeignete Vorriclitungen gegen Regen. Die Früchte bleiben solange an den Stöcken hängen, als nur irgend thunlicli, wer- den, so es sein mufs, vorsichtig mit allen Stengeln und Stielen ab- geschnitten, nicht gedrückt oder verletzt, nicht auf- und übereinander- gelegt, nicht gefahren, gestofsen, sundern an den Ort der Bestimmung getragen. Alle Operationen sind bei trockenem Wetter und des Mittags oder frühen Nachmittags vorzunehmen. Auch unreife, noch ganz grüne Früchte kann man verwenden, sie reifen nach. Entweder hängt man nun die ganzen Trauben einzeln oder zu mehreren vereint an Schnüren freischwebend auf oder, was besser ist, man entfernt jegliche irgendwie verletzte und kranke Frucht und schneidet mit der langen, schmalen Schere die Ästchen mit den daranhängenden, resp. -sitzenden Früchten scharf ab und hakt dieselben danach um Schnüre derart, dafs sie zu- letzt ein lockeres Bündel oder eine grofse Traube bilden. Man schnürt so auf, dafs überall Luft und Licht eindringen können, und verrichtet die ganze Arbeit mit der allergröfsten Sorgfalt. — Die Aufbewahrung kann nur in äufserst luftigen Räumen und freischwebend Erfolg haben. Man darf nicht an den Wänden, sondern nur an freischwebenden Stangen aufhängen, so dafs die einzelnen Bunde sich nicht berühren. In ganz milden Klimaten hängt man am besten vor Regen geschützt im Freien oder unter Veranden auf. Man pflückt nun nach und nach die vollreifenden, gefärbten Früchte sorgfältig ab und sucht dabei genau nach etwa faulenden oder beschädigten Früchten, die man entfernt. — In Italien werden auf solche Weise mit Erfolg massenhaft Tomaten durchwintert und kommen bis Ostern auf die Märkte. Freilich sind sie nicht so schmackhaft als frisch vom Stocke genommene, aber sie sind immerhin frischer und besser als gemeine Handelsware der Konserven! Birnförmige, pflaumenförmige, „König Humbert", „Wunder von Italien", sentperfriictifera, „Green Gage" und zahlreiche andere kleinfrüclitige Sorten sind zur Aufbewahrung geeignet, grofsfrüchtige, als zu wasser- reich, nicht. Alle anderen empfolilenen Aufbewahrungsmethoden haben keinen oder geringen Erfolg! C. Sprenger, Vomero-Neapel. Beantwortung der Frage No. 134. An welche gröfsere Privat- oder Handelsgärtnereien in oder nahe Paris könnte ich mich wohl wenden, um im Frülijahr bei angemessenem Gehalt Stellung zu finden? — Es ist vor allem zu bedenken, dafs die Kenntnis der französischen Sprache uneiläfslich ist, wenn man überhaupt eine einigermafsen ver- nünftige Existenz in Frankreich erreichen will, sonst stellt man sich noch unter den geringsten Arbeiter. Unter Kenntnis der französischen Sprache verstelle ich im Minimum vorerst etwas sprechen, mehr aber noch. Gesprochenes verstehen zu können, welch letzteres unbedingt nötig ist, um die Verrichtungen in ihrer Erklärung auch verstehen zu können. Von einem angemessenen Gehalt, den ein Fremder sofort erhalten würde, ist gar keine Rede, dazu braucht es jahrelanges Dort- sein und Vertrautwerden mit den einschlägigen Verhältnissen, sowie sehr grofse Tüchtig- wie Geschicklichkeit. So ungebildet der niedere französische Gärtner ist, so geschickt, gewandt und schnell ist er aber aucli in allen seinen Arbeiten, groben wie feinen, und entwickelt darin eine ganz enorme Ausdauer und Zähigkeit, bei meistens grofser Genüg- samkeit bezw. Anspruchslosigkeit , welche Eigenschaften einem fremden Gärtner selten eigen sind, und deshalb schon .lUein steht dieser dem Fran- zosen gegenüber beim Zusammenarbeiten stets im Nachteil, da dort nicht viel nach Kenntnissen, aber um so mehr nach den oben er- wähnten Eigenschaften geurteilt wird. Der „angemessene" Gehalt, welchen man besonders anfangs, ehe man eingearbeitet ist, erhält, schwankt zwischen 3— s'/a Erank (i Fr. = 80 Pf.) pro Tag, ohne Woh- nung, Kost etc. Man braucht diesen Betrag absolut zum Leben, bei bescheidenen Wünschen. Die Meinung, dafs man dort furchtbar viel lernen könnte, ist längst nicht mehr stichhaltig, aufser man ist jahrelang dort; was man aber lernen kann, das ist das strenge Arbeiten von früh bis abends, wozu indes in Deutschland massenhaft Gelegenheit ist, bei mehr Chancen für die weitere Ausbildung. Es kommt hier immer sehr in Betracht, der heimliche oder offene Hafs, zum mindestens aber die Abneigung der Franzosen gegen alle Fremden, speziell gegen diejenigen deutscher Zunge; allerdings nur mehr unter den arbeitenden Klassen, mit denen man ja aber meist zu thun hat. In Privatgärtnereien ist es noch schwieriger anzukommen, als in Han- delsgärtnereien. Ist man erst einmal dort und hat sich etwas eingelebt, ist es allerdings weit leichter auch in solchen Gärtnereien Stellung zu erlangen, denn man kann alle 14 Tage weggehen und sich etwas Passendes suchen. Auf Anstellung durch Korrespondenz lassen sich die Franzosen am allerwenigsten ein, es ist dort keine Mode. Die Manier, sich persönlich vorzustellen und um Arbeit anzufragen, ist die allgemein übliche und am meisten von Erfolg begleitete. Man fährt einfach nach Paris, bewohnt ein bescheidenes Zimmer, vielleicht im deutschen Vereins- haus, und fährt jeden Tag zu einem anderen Thore hinaus in die Um- gegend , um in den Geschäften, welche von aufsen einen vorteilhaften Eindruck machen, um Arbeit anzufragen; ist man kräftig und stark ge- baut und nicht sonderlich extrafein angezogen, so erhält man bald Arbeit, welche man beim nächsten Zahltag verläfst, wenn man die Ge- schichte nicht passend findet. In Orleans ist mehr zu lernen als in den Geschäften um Paris, aber um Paris ist wieder bedeutend mehr zu sehen. Es folgen einige Adressen, wo immer Gärtner deutscher Zunge Beschäftigung finden: Desine, Bougival bei Paris; dort giebt es sehr viele Gärtnereien; Croux et fils, Cliatenay bei Saeaux bei Paris, eben- 384 Die Gartenwelt. V, 32 dort Paillet; Leveque et fils, Ivry-sur-Seine; Jamin in Bourg-la- Reine, ebendort Desir6 Bruneau und Margottin fils; Sallier in Neuilly, Godefroy-Lebeuf in Montreuil sur Bois; Honor^ Defresne fils in Vitry sur Seine, dortselbst giebt es eine Masse. Alle die ge- nannten Orte sind nahe bei Paris. In Versailles sind drei bedeutende Geschäfte zu nennen: Duval, Moser und Truffaut, welche dort leicht zu finden sind. In Orleans sind einige Geschäfte, welche Fremde annehmen, z.B. DesfosseThuiUiers fils & Comp., Route d'Olivet 123, und G. Benard, Route de Saint Mesmin. Ich glaube, dafs ich jetzt wohl deutlich genug für den Fragesteller geworden bin, was auch für andere von Nutzen sein kann. St. ülbrich, Zürich V. — Einige gröfsere, empfehlenswerte Handelsgärtnereien in Paris und Umgebung sind; Truffaut et Cie., Versailles — Musterhafte Kul- turen von Warmhauspflanzen, Palmen; Sallier, 9 Rue Delairement in Neuilly-Paris — Topfpflanzen, Neuheiten; Duval et fils, Versailles — Palmen, Dracänen, Bromeliaceen; Antoine Chantin, 32 Avenue de Chatillon, Paris — Topfpflanzen; Lange, 118 Rue de Lourmel — desgl.; Aug. Nonin, 20 Avenue de Paris, Chatillon sous Bagneux (Seine) — Chrysanthemum, Pelargonien, Neuheiten; Vallerand freres, 20 Avenue Faidherbe, Asnieres (Seine) — Begonien, Gloxinien; Ur- bain et fils, 42 Rue de Sevres, Clamart (Seine) — Begonien; Le- maire, 26 Rue Friaut, Paris — Chrysanthemum ; Cli. Simon, Rue Lafontaine, St. Queu (Seine) — Sukkulenten. — Baumschulen: Croux fils, Pepiniere du Val d'Aulnay, Chatenay (Seine); L. Paillet fils, Pepiniere du Val du Chatenay, Chatenay (Seine); Desire Bruneau, Bourg-la-Reine (Seine); Honori Defresne fils, Vitry (Seine); Fd. Jamin, Bourg-la-Reine (Seine); Moser, Rue St. Symphorien, Ver- sailles. Zeifsig. Bücherschau. Pietsch, C, Katechismus der Feldraefskunst, 6. Aufl., Preis geb. 1,80 M., Katechismus der Nivellierkunst, 5. Aufl., Preis geb. 2 M., und Katechismus der Raumberechnung, 4. Aufl., Preis geb. 1,80 M. Verlag von J. J. Weber, Leipzig. Woermann, R. W. A., und Godemann, H., Das prak- tische Feldmessen und seine Anwendung in der Gärtnerei und Land- wirtschaft. 2. Aufl. Geh. 2 M., geb. 2,50 M. Verlag von Hugo Voigt, Leipzig. Die oben angeführten gartentechnischen Hilfsbücher haben bereits vielfach in gärtnerischen Kreisen Eingang gefunden. Die kleinen, hübsch eingebundenen und in handlichem Taschenformat gehaltenen Katechismen von Pietsch sind ihrer klaren Abfassung und reichen Illustration halber einem jeden, der im Feldmessen, Nivellieren und Berechnen sich schnell beraten will, selir zu empfehlen. — Das Buch von Woermann-Godemann besitzt ein etwas yröfseres Format, ist aber ebenfalls recht praktisch und verständlich geschrieben und mit ausreichenden exakten Figuren auf besonderen Tafeln ausgestattet. Auch auf dieses Feldmefsbüchlein sei empfehlend hingewiesen. C. Seh. Tagesgeschichte. London, Seit Jalwlmnderten besteht in London, so lesen wir im „Leipz. Tgbl.", ein Brauch, wonach die dortigen Obsthändler dem Oberbürgermeister oder Lord Mayor einmal im Jahre eine Auswahl ihrer schönsten Früchte überbringen und dafür von ihm zum Diner eingeladen werden. Den Ursprung dieses Brauches kennt man nicht mehr, nimmt indessen an, die Obsthändler hätten früher der Stadt einen Zoll bezahlen müssen und bei Aufhebung desselben sei dann dieses Geschenk übrig geblieben. Das reich mit Blumen dekorierte, wunder- volle Obst wird alljährlich nach dem Palais des Lord Mayor, dem Mansion House, gebracht. Bei dem letzten Mahle erinnerte der Lord Mayor daran, wie die Gilde der Obsthändler viel zur Hebung des Obst- baues gethan habe. Sie alle wüfsten, wie der Obstbau in England noch immer vernachlässigt werde, so dafs leider alljährlich grofse Summen für Obst ins Ausland fliefsen, während bei Anwendung der nötigen Energie die Zucht heimischen Obstes eine bedeutende Industrie sein könne. — Der Lord Mayor wiederholte nur eine Klage, welche der „Grofse alte Mann" Gladstone während seines mehr denn 80jährigen Lebens unaufhörlich aussprach. Die englischen Farmer, meinte er, sollten nicht ihre Haupt- aufmerksamkeit auf den Anbau von Weizen und anderer Getreide-Arten verwenden, an denen sie infolge starker ausländischer Konkurrenz nur sehr wenig verdienen könnten, sondern möchten lieber Obst, Beeren, Gemüse und Blumen ziehen, an denen noch ein grofser Mangel auf den Märkten herrsche. Alles, was von England gesagt ist, gilt auch von Deutschland; auch unsere Landwirte klagen beständig über Not und vernach- lässigen Obst, Beeren und Gemüse u. s. w., aus denen sie hohe Ein- nahmen beziehen könnten. Wir schicken zwar den Rhein hinunter ziemlich viele Zwetschen, Pflaumen nach England, die dort nicht ge- deihen und gut bezahlt werden, beziehen dafür aber aus Böhmen viel mehr Obst, namentlich Äpfel. Ein reiner Skandal ist es, dafs Europa sich bereits von Nordamerika überflügeln liefs und von dort insbesondere Äpfel bezieht. Nordamerika importierte im letzten, am 30. Juni 1900 beendeten Fiskaljahre für 19,3 Mill. Dollars Früchte, besonders Süd- früchte, so für 5,9 Mill. Dollars Bananen, 3,7 Mill. Citronen, je i Mill. Mandeln, Korinthen, Rosinen, Apfelsinen u. s. w., verschickte aber be- reits für 11,6 Mill. Dollars ins Ausland, darunter für 22 Mill. Dollars getrocknete Äpfel und für 1,5 Mill. frische und für 3,1 Mill. Dollars Büchsenobst und Gemüse. Diese Ausfuhr wächst von Jahr zu Jahr. Personal-Nachrichten. Poths, F., grofsh. Luxemburgischer Hofgärtner zu Königstein (Taunus), erhielt das silberne Verdienstkreuz vom herzogl. Nassauischen Militär- und Zivilverdienstorden „Adolphs von Nassau". Schnaare, Hugo, ehemaliger Schüler der Gärtnerlehranstalt Köstritz, erhielt die Stelle als Kreisgärtner für den Kreis Solingen, Sitz in Neukirchen. Bevorstehende Ausstellungen. Koburg. Wir haben in unserer Ausstcllungsliste bereits darauf hingcrticseij, dafs hier vom 6. bis 8. Juli die Rosen-Ausstellung des Vereins deutscher Rosenfreunde stattfinden soll. Das Programm der- selben ist uns nunmehr zugegangen. Wir möchten vor allem darauf aufmciksam machen, dafs für den Fall, dafs die Rosenblüte sich frühzeitig entwickeln sollte, die Abhaltung der Ausstellung vom 28. bis 30. Juni vorbehalten wird. Die Ausstellung findet in den Sälen der Aktien-Bierhalle in Koburg statt. Die Beteiligung steht allen Vereinsmitgliedern frei. Die abgeschnittenen Blumen und Bindereien müssen am 6. Juli, morgens 11 Uhr, fertig aufgestellt sein. Alle Anmeldungen sind an Herrn Dr. Schlegelmilch in Koburg zu adressieren. Das Programm umfaf^t folgende Hauptgruppen mit zu- sammen 72 Nummern: Topfrosen, abgeschnittene Roseiiblumen, Wild- rosen, Neuheiten, Bindereien, Geräte zur Rosenkultur, Pläne zu Rosen- gärten, sowie Darstellung der Rosenschädlinge und Mitlei zu ihrer Bekämpfung. Briefkasten der Redaktion. St. V. S., K. bei S. in Ungarn. In die deutsche dendro- logische Gesellschaft, welche jetzt etwa rund 500 Mitglieder zählt, worunter viele Ausländer sind, können Sie Aufnahme finden. Wenden Sie sich an den Geschäftsführer Herrn L. Beifsner, kg 1. Garten- inspektor in Bonn-Poppelsdorf, um Übersendung der Statuten. Sie senden als Jahresbeitrag 5 M. 5 Pf. für 1901 ein und empfangen die Mitgliedskarte, welche als Quittung und Legitimation gilt. Die Gesellschaft ist bestrebt, Gehölze auf ihren Nutzen wie Zierwert zu prüfen, sowie neue Gehölze einzuführen und dieselben als Samen oder Pflanzen an ihre Mitglieder kostenlos zu verteilen. Alljährlich wird eine Generalversammlung abgehalten (dieses Jahr in München, Anfang August), wo Vorträge gehalten und gemeinsame Ausflüge zu gegen- seitiger Belehrung gemacht werden. Ende jeden Jahres erscheint ein Heft „Mitteilungen der deutschen dendrologischen Gesellschaft", stets das Neueste und Interessante auf dem Gebiete der Dendrologie ent- haltend, welches allen Mitgliedern zugeht. B. Veraatwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. i8. Mai igoi. No. 33. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolg. Ausstellungsberichte. Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg vom I. — 5. Mai. Das ganze innere des Velodroms glich einem riesigen Winter- ,, „ . garten, wie er in ähnlicher Ausdehnung in Deutschland bis- Vom Herausgeber. f . . . her wohl nicht geschaffen worden ist. Fichtenstämme in II. grofser Zahl deckten die Grenzen des gewaltigen Raumes, (Hienu zehn Abbildungen ) an sie schlössen sich dann die zahlreichen, meist mit grofsem Geschmack aufgestellten gemischten Gruppen an, welche mit Uie Ausstellung bot infolge der harmonischen Anord- Gruppen von Treibgewächsen und Palmen abwechselten. Den nung der verschiedenen Gruppen ein schönes Gesamtbild. ganzen Innenraum bildeten in aller Eile geschaffene grofse Blick auf den rechten Gesamtteil der Ausstellungshalle. Im Vordergrund und links ein Teil der Gruppen von T.J.Seidel, Dresden-Laubegast. Originalaufaahme für die „Gartenwelt*. Die Gartenwelt. V. 33 386 Die Gartenwelt. V. 33 Wiesenflächen, in deren Mitte sich ein Springbrunnenbassin befand, und in denen die zahlreichen Blütengruppen hübsch verteilt angeordnet waren. Auch ein reicher Guirlanden- schmuck fehlte nicht. Wir haben bereits in unserem ersten Berichte erwähnt, dafs alles klappte, dafs die Ausstellung zur Stunde der Er- öffnung in allen Teilen fix und fertig und die Prämiierung beendet war, trotzdem manche Preisrichter versagt hatten. llnsere in diesem Hefte veröffentlichten Abbildungen aus der Ausstellung, denen noch weitere folgen werden, geben in ihrer Gesamtheit ein zutreffendes Bild von den einzelnen Leistungen und der dekorativen Gesamtwirkung der Ausstellung. Staudengruppe von G. Hamkens, Wandsbek. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Beim Betreten des Velodroms fielen zunächst die den Innenraum umsäumenden gemischten Gruppen auf, die teils aus Handelsgärtnereien, teils aus Privatgärten stammten, welch letztere sich ziemlich ausgiebig an der Ausstellung beteiligt hatten, während manche Handelsgärtner, die unter anderen Verhältnissen zweifellos vertreten gewesen wären, fehlten, weil einerseits viele infolge des späten Frühlings der rückständigen Arbeiten wegen keine Zeit zum Ausstellen hatten, und weil andererseits infolge des flotten Frühlingsgeschäftes alles, was vielleicht ausstellungsfähig gewesen wäre, bereits geräumt war. Die beiden stattlichsten gemischten Gruppen nahmen die linke und rechte Schmalseite des Velodroms vollständig ein. Die linke Gruppe hatte die bekannte Dekorationsgärtnerei von F. L. Stuben, Inhaber Krück, Uhlenhorst, gestellt; sie war, wie man das von dieser Firma gewöhnt ist, meisterhaft auf- gebaut und setzte sich aus stattlichen Palmen in tadellosen Kulturexemplaren, aus herrlichen Treibgehölzen, Farnen und den verschiedenartigsten anderen Gewächsen zusammen. Eine Abbildung im nächsten Heft wird diese Gruppe veranschau- lichen. Zu ihr bildete die rechtsseitige Gruppe (auf der unteren Abbildung Seite 391 zum Teil sichtbar) ein gleich- wertiges Gegenstück, sie stammte aus dem Garten des Legations- rates M. Rücker- Jenisch (Obergärtner J. Heydorn), Klein- Flottbek. Diese Gruppe setzte sich aus den mannigfaltig- sten Kalt- und Warmhauspflanzen zusammen. Von besonders interessanten Gewächsen wären zu erwähnen : Riesenpflanzen von Cüvia, Caladien und anderen Aroideen, blühende Erioste- mon, Folygala, Medinilla, Acacia u. a. Weitere er- wähnenswerte gemischte Gruppen waren diejenigen der Privatgärtnerei von G. Engelbrecht (Ober- gärtner Ad. Kögel), Hamburg, aus Treibsträu- chern, Rosen, Prunus, Acalypha hispida, Calla, fmpaiiens Sultani, Gloxi- nien, Palmen etc. zusam- mengestellt. Die Gruppe von Fr. Kirsten (Ober- gärtner Seebeck), Klein- Flottbek , bestand aus hübschen Warmhaus- und Blütenpflanzen, diejenige vonErnstPreifs, Uhlen- horst, aus Lorbeer, Aka- zien, Azaleen, Rhododen- dron, Goldregen etc. und diejenige von G. Fröhle, Wandsbek, enthielt Pal- men, Farne, Rhododen- dron, das schöne, noch viel zu wenig gewürdigte J Ibiirnum macrocephalum und eine Faeonia arborea in Blüte, als einzige Ver- treterin dieser herrlichen Treibgewächse auf der Ausstellung. Rhododendron und Azaleen, welch letztere ja auch zu den Hamburger Spezialitäten zählen, gehörten in ganzen Gruppen zu den Glanzstücken der Ausstellung. Als Hauptaussteller dieser stets beliebten, der Mode nicht unterworfenen Blüten- gewächse ist T. J. Seidel, Dresden -Laubegast, zu nennen. Die bedeutenden Gruppen dieses Ausstellers (Abb. auf der Titelseite) bildeten sowohl für Fachleute als auch für Laien mit einen der Hauptanziehungspunkte der ganzen Ausstellung, und die Hamburger sind dem Herrn Seidel für die bedeuten- den Mühen und Kosten, die er sich durch seine reiche Be- teiligung gemacht hat, zu besonderem Dank verpflichtet. Die Seideischen Azaleen waren durchweg auf Rhododendron ver- edelt, ein Verfahren, welches für alle diejenigen Azaleen zu empfehlen ist, die zu gröfseren Schaupflanzen herangezogen V, 33 Die Gartenwelt. 887 Wagen mit Maiblumen, für die Ausstellung bestimmt. In der Gärtnerei von E. Neubert, Wandsbek, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. werden sollen. Die Anführung von Sorten ist zwecklos, es genügt der Hinweis, dafs alle Gruppen ausschliefslich Elite- sorten enthielten. Das Gleiche war bei den Rliododendron der Fall, die in ihrer Gesamtheit ein Sortiment edelster Sor- ten bildeten, wie es hervorragender wohl noch nicht gezeigt worden ist. Besonderes Interesse verdienen auch zwei neue Seideische Rhododendron-TM.cM.VLVLgt'o., die eine gesonderte Gruppe bildeten: die Sorte ,^Professor Dr. Drude'''' mit zart cattleyenfarbigen Blüten und die Sorte ^^Ella'''' mit feurigroten Blumen; letztere ist eine Schwester der gleichfalls feuerrot- blühenden arboreum-Y{.)hx\At. ,^Miiina''^, die sich noch nicht im Handel befindet und die wir in No. i, Jahrg. III, auf farbiger Tafel abgebildet haben. Neben Seidel war E. Neubert, Waudsbek, der Hauptaussteller indischer Azaleen. Er führte gleichfalls kräftige, gut kultivierte Pflanzen vor, allerdings nicht in solchen Prachtsorten, sondern in deu gebräuch- lichsten Sorten des Handels. Auf unserer nebenstehenden Abbildung, welche ein Bild von den Vorbereitungen zur Aus- stellung in der Neubertschen Gärtnerei giebt, sehen wir auch eine Anzahl dieser Azaleen. Während, wie wir oben angeführt, Azaleen und Rhododendron über der Mode stehen, ist die Kamelie, die als dritte im Bunde früher mit ihnen in grofsen Massen kultiviert wurde, von der herrschenden Mode- richtung arg zurückgedrängt worden. Als Zimmerpflanze ist sie trotz ihrer schönen dunklen Belaubung unbeliebt, weil sie die Knospen wirft, als Bindeblume ist sie zu steif, zu schwer und zu kurzstielig für die moderne Rich- tung. Und so kommt es denn, dafs die Kulturen dieser Pflanze mehr und mehr eingeschränkt werden, was man bedauerhch finden kann. In den oben erwähnten ge- mischten Gruppen fehlten die Kamelien, die ja als starke Pflanzen hübsche Dekorationsgewächse sind, vollständig, sie waren nur in zwei kleinen Gruppen von Julius Schneider, Wandsbek, und H. Berndt, ebenda, ver- treten. Iq der Gruppe des ersteren herrschten weifse, in der Gruppe des zweiten rote Sorten vor. Vorzüglich waren die Treibgehölze in den verschie- densten Arten und auch in stattlicher Zahl vertreten. Azcüea mollis und hochstämmige Prunus triloba, die zur Zeit der Ausstellung schon im Freien blühten, hatte Ruch Wwe. (Obergärtner Mierisch), Hoheluft, in je einer statt- lichen Gruppe vorzüglich kultivierter Exemplare ausgestellt. Im nächsten Hefte bieten wir eine Abbildung dieser Gruppen. R. Kiesewetter, Genthin, war wieder mit einer Gruppe seiner hochstämmigen Glycinen zur Stelle, mit welchen er sich ja auf den Frühlingsausstellungen der letzten Jahre regelmäfsig einzustellen pflegte. Seine diesmal gezeigten Pflanzen übertrafen aber die früher von ihm gesehenen, sie waren ziemlich gleichmäfsig entwickelt und reich mit den zart gefärbten Biütentrauben behangen. Auch der Treib- flieder war trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit reich und gut vertreten, wenn auch solch herrliche Kulturpflanzen fehlten, wie wir sie von der Firma Spielberg & de Coene, Fran- zösisch-Buchholz, auf der vorjährigen Berliner Winterblumen- ausstellung sahen. Hauptfliederaussteller war der bekannte Harnburger Spezialist Harms, der es sich zur Aufgabe ge- macht hatte, ein möglichst grofses Sortiment der besten Vorbereitungen zur Ausstellung in der Gärtnerei von E. Neubert, W.andsbek. Original,-\u(nahme für die „Gartenwelt". 33* Die Gartenwelt. V, 33 älteren und neueren, einfach- und gefülltblühenden Sorten vorzuführen, weshalb manche Pflanze mit unterlief, die, für sich betrachtet, als nicht ausstellungsfähig bezeichnet werden mufste. Aber die Gruppe dieses Ausstellers war aufserordent- lich lehrreich, weil sie Gelegenheit bot, so ziemlich alle be- kannten Treibsorten nebeneinander zu studieren. Von be- sonderem Interesse war eine leider zu ungeschickt aufgestellte Gruppe gemischter Treibpflanzen von VVilh. Peters, Elms- horn. Diese Gruppe enthielt die verschiedensten Treib- gehölze, darunter Cytisiis, U'eigelia, Genista amireana, Ribes, Staphylea colchica, Viburnum plicaium und viele hübsche bunt- blättrige Gehölze, wie sie angetrieben für Dekorations- und Bindezwecke wertvoll sind. Für diese Zwecke empfehlen sich von Hamburg steht, ist diese spärliche Beteiligung mit Rosen geeignet, aufzufallen; sie findet aber ihre einfache Erklärung in dem Umstände, dafs in diesem Frühling Treibrosen aufser- ordentlich gesucht sind und auch noch Anfang Mai sehr gute Preise erzielten, weshalb die Treibgärtner dem Verkauf der abgeschnittenen Blüten den Vorzug vor dem Ausstellen der getriebenen Pflanzen gaben. Hochstammrosen waren nur in einer guten Gruppe vorhanden, ausgestellt von Frau A. Münchmeyer (Obergärtner Bernhard), niedere in zwei Gruppen von H. F. Kirsten und Karl Ebert (Obergärtner Grege), Osdorf. Die kleine Gruppe dieses Ausstellers ent- hielt die besten niederen Rosen der Ausstellung, darunter Sorten, wie „Zi? France"', „Horace Vernef^, ^^Ulrich Bruimer''^ Diclj'tra spectabilis-Gruppe von Alfr. Beit (Obergärtner Havemann), Harvestehude, Originalaufnahme für die „Gartenwelt'*. auch die zierlich belaubten grünen und die verschiedenartig rot gefärbten japanischen Acer, die man oft für sehr zärthch hält, die aber zum gröfsten Teile winterbart sind. C. Ansorge, Klein-Flottbek, hatte eine grofse, gut kultivierte und gut ge- triebene Kollektion dieser Pflanzen ausgestellt, wie er überhaupt bemüht ist, dieselben in Hamburg populär zu machen. Wenn diese japanischen ^^i?/-- Sorten, die auch noch von einem anderen Aussteller, dessen Name nicht ersichtlich war, vor- geführt wurden, erst einmal im Grofsen kultiviert werden, dürften sie bald für Landschaftsgärtnerei, Dekorations- und Bindezwecke die ihnen gebührende Beachtung finden. Ganz im Gegensatz zu den übrigen Treibgehölzen waren Rosen, die auf einer Frühjahrsausstellung eigentlich dominieren sollten, nur sehr spärlich vertreten. Bei der hohen Blüte, in welcher die Rosentreiberei auch heute noch in der Umgegend „Baron de Rothschild^'' mit Prachtblumen. Gutblühende nie- dere Pflanzen der Rankrose „Crimson Ramhkr''^ von Kirsten bildeten eine besondere kleine Gruppe. Einige Aussteller hatten sich mit schönen Gruppen blühen- der Zwiebel- und Knollengewächse eingefunden; unter ihnen hat sich in erster Linie E. M. Riecken, Wandsbek, durch reiche Beteiligung verdient gemacht; er war vertreten mit je einer grofsen Hyazinthen- und Tulpengruppe, aus je mehreren hundert Töpfen zusammengestellt, und vielen kleineren Gruppen, mit bekannten älteren und auch mit seltenen und neuen Sorten. Auch eine Gruppe blühender Fritillaria imperialis, grün und buntblättrig, die ihres unangenehmen Geruches halber nicht häufig getrieben wird, führte dieser Aussteller vor; er hatte die ausgestellten Zwiebelgewächse nicht nur getrieben, sondern auch kultiviert. Ein zweiter Hyazinthen- V, 33 Die Gartenwelt. 389 aussteller war C. N. H. Petersen, Lockstedt. Otto Thalacker, Leip- zig-Gohlis, zeigte wieder seine A»ia- ryllis in den be- kannten Pracht- sorten mit riesigen abgerundeten Blü- ten in bester Hal- tung auf sehr kräf- tigen, aber etwas kurzen Stielen. Es waren ganz aparte Farben in dieser Kollektion vertre- ten, neben fast rein- weifsen, den ver- schiedenen roten fehlten auch Sorten mit braunen und gelben Tönungen nicht. Ein hüb- sches aber nicht ganz gleichwertiges Gegenstück zu die- ser Gruppe bildete die etwas gröfsere GruppevonCarlG.A.Schuhmacher( Obergärtner M i e s c h k e), Einbek. Manche der Pflanzen dieses Ausstellers kamen den Thalackerschen an Vollendung gleich, die meisten standen ihnen etwas nach, was begreiflich ist, da die Schuhmacher- schen AmarylUs Thalackersche Abstammung verraten, und Prinnüa obconica-t.ruppe von Heinrich Schadenberg, Wedel (Holstein). Originalaufnahme für die „Gartenwelt'^. der letztere sein Bestes wohl für eigene Zuchtzwecke behält. In Rücksicht auf die frühe Jahreszeit stellten die Gloxinien von Ernst & v. Spreckelsen, Hamburg, eine sehr gute Kulturleistung dar. Die Gruppe, welche unsere untenstehehende Abbildung veranschaulicht, war aus Kulturpflanzen der ihre Gruppe von Gloxinia „Kaiser^Friedrich" von Ernst & v. Spreckelsen, Hamburg. Originalaufnahme für die „Gartenweh"^. 390 Die Gartenwelt. V, 33 Blüten aufrechttragenden Sorte ,,Kaiser Friedrich''', rot mit hellem Rande, gebildet. Die einzelnen Pflanzen zeigten bis zu zwanzig offene Blüten. Carl Bück, Wandsbek, führte die halbvergessene Ismene calathina in einer schönen grofsen Gruppe gut entwickelter Pflanzen vor. Die langen, kräftigen, von grofsen weifsen Blüten gekrönten Ismenenstiele liefsen sich in Verbindung mit Amaryllis, Calla etc. sehr gut zur Ausschmückung moderner Vasen verwenden, wenn sie nicht gar zu hinfällig wären, und dieser Umstand allein wird der Einführung der Ismene als Treib- und Handelspflanze dauernd trotz ihres Namens nicht weifs, sondern lilafarbig, /. ger- manica atroviolacea, dunkelblau, und J. germanica „Mme. Paquetle''', kleinblumiger als die vorgenannten Sorten und dunkellila gefärbt. In einer besonderen Gruppe zeigte der genannte Aussteller Saxifraga Cotyledon pyramidalis , rosetten- förmig wachsend, silberweifs belaubt, mit stattlicher 60 — 80 cm hoher Blütenripse von pyramidaler Form und reich mit den bekannten weifsen Blümchen besetzt. Als Maiblumenaussteller trat E. Neubert, Wandsbek, der wohl als gröfster Maiblumenzüchter, -Treiber und -Händler Blick auf den linken Gesamtteil der Ausstellungshalle. Im Vordergrunde Caladien-Gruppe von Ernst & v. Spreckelsen, Hamburg. Im Hintergrund Dekorationsgruppe von F. L. Stuben (Inh. KrUck), Uhlenhorst. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". im Wege stehen. In einer Gruppe von Fr. Kirsten er- freuten wir uns an je einer kleinen Kollektion blühender Ixia (Sparaxis) grandiflora und Lachenalia iricolor, liebliche, dankbare Kappflanzen, die in Töpfen angetrieben, so wie sie der Aussteller vorführte, in den Blumengeschäften zweifellos ihre Liebhaber finden würden. Narzissen waren nur in einer kleinen Gruppe von Magnus Abs, Stralsund, ausgestellt. Treibstauden hätten reichhaltiger und vielseitiger ver- treten sein können. In dieser Abteilung bot die gemischte Gruppe von G. Hamkens, Wandsbek (Abbildung Seite 386), entschieden das meiste Interesse. Diese Gruppe umfafste wirkliche Prachtpflanzen von Spiraea astilboides, Phlox divari- cata, Trollius caucasicus ,firange Globe''^ Iris florentina alba. Deutschlands angesprochen werden kann, auf. Die grofse Gruppe Treibmaiblumen dieses Ausstellers war schon in Hin- sicht auf die vorgeschrittene Jahreszeit eine Glanzleistung. Sie bestand aus Topfpflanzen, die sich durch gleichmäfsige Entwicklung und hübsche Belaubung und die mit grofsen Glocken behangenen Blütenstiele auszeichneten. Die obere Abb. Seite 387 zeigt einen Teil dieser Maiblumen in einen Wagen verpackt. — Eine alte Staude, die man schon lange, bevor die schönblühenden Staudengewächse bei uns Mode- pflanzen waren, allenthalben in den Bauerngärten fand, und die unter den Liebhabern als „Herzblume" oder „gebrochenes Herz" bekannt ist, Diclytra spectabilis, erfreute uns in drei gröfseren Gruppen. Die schönste und stattlichste dieser V, 33 Die Gartenwelt. 391 Gruppen, von AI fr. Beit (Obergärtner Havemann),Har- vestehude, ausge- stellt, führen wir auf S.388 im Bilde vor. Die Pflanzen dieses Ausstellers zeigten sich als wahre Riesen mit zahl- reichen der leicht gebogenen , mit den hellroten herz- förmigen Blüten be- hangenen Trieben. Eine kleinere, aber gleichfalls vorzüg- liche Gruppe hatte E. Magnus (Gärt- nerHöwe) und eine dritte, aus kleineren Pflanzen gebildete, E. M. Riecken ausge.stellt. Pandanus Veitchii- Gruppe von E. \eubert, Wandsbek. Uriginalaufnahme fiir die ^Garrenwelt". Im Vordergrunde Adiantum cuneatuiii \ uii o. i.u^k:, Lockstedt. Im Mittelgrunde linka ooldlack von Nonne & Hoepker, Ahrensburg, rechts Ardisia crenulata von D. Saul, Wandsbek. Im Hintergrunde Dekorationsgruppe von M. Rücker-Jenisch, Klein-Flottbek (Obergärtner J. Heydorn). Originalaufnahme für die „Gartenwelt'^. 392 Die Gartenwelt. V, 33 Die Orchideen, die in Hamburg in Handels- und Privat- gärtnereien sorgsame Pflegestätten gefunden haben, standen leider etwas abseits unter ungünstigen Beleuchtungsverhält- nissen. Hauptaussteller war von Handelsgärtnern W. Runde, Wandsbek, mit einer gröfseren gemischten, zahlreiche Arten enthaltenden Gruppe, und Gernet, Wandsbek, welch letzterer Schaupflanzen von Cattleya Schroederac und eine solche von Angrecum sesquipedak vorführte. Die Pflanzen von Runde standen teilweise in sehr praktischen, vom Aussteller selbst ersonnenen Ständern aus Eisendraht, die es gestatten, den Töpfen jede gewünschte Stellung zu geben ; wir werden diese Ständer später noch im Bilde vorführen. Auch von den herrschaftlichen Gärtnereien hatten sich zwei mit Orchideen ein- gefunden, Frau W. D. Hell (Obergärtner Donat), Pöseldorf, welcher sehr schöne Schaupflanzen vorführte, und Freiherr H. v. Ohlendorf (Orchideengärtner Bayer), Hamm, mit einem ziemlich reichhaltigen Sortiment, welches auch eigene Cypripediiiin-Y^rtnzvingtn enthielt, auf welche wir später noch zurückkommen werden. (Ein dritter Artikel folgt.) Gehölze. Die Platane. Einige Betrachtungen über den landschaftsgärtnerischen Wert der verschiedenen in Kultur befindlichen Arten und Spielarten. Von Matthias Gebhardt, Weifsenfels a. S. (Schlafs.) Uie ältesten in unseren Gärten befindlichen Platanen- bäume sind P. orientalis L., die orientalische oder gemeine Platane. Diese Art gelangte um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts, höchst wahrscheinlich kurz vor 1550, von Klein- asien aus zum erstenmale nach Westeuropa. Im Jahre 1561 kam sie, wie man erzählt, durch Nikolas Bacon, den Vater des berühmten Kanzlers, nach England, und 1576 brachte sie der österreichische Hofbotaniker Charles deLecluse (Clu- sius) zusammen mit der Rofskastanie (Aesculus Hippocastanum) aus Konstantinopel nach Wien mit. In einem im Jahre 1642 veröffentlichten französischen gärtnerischen Werke des Paters Dan, betitelt ,,Le tresor des merveilles de la maison royale de Fontainebleau", heifst es auf Seite 178 betreffs des Vor- kommens der Platane: „Es giebt aufserdem noch mehrere prächtige Alleen und ein reichhaltiges Buchsbaum -Parterre, auf dem einige Zedern und eine Plantane, ein in diesem Lande bis jetzt noch nicht bekannter Baum, stehen." Zur Zeit sind P. orientalis sowie ihre Spielart P. orientalis aceri/olia, abgesehen davon, dafs es schon recht alte Bäume von ihnen giebt, weitaus am häufigsten in Kultur anzutreffen. Die Stammform wächst zu Bäumen von 15 — 24 m Höhe heran, hat handfingerige, handförmig, fünf- bis siebenfach, mehr oder weniger tief gelappte, am Grunde fast herzförmige oder winkelig ausgeschweifte Blätter; die lanzettartig zu- gespitzten Lappen sind buchtig gezähnt, die Blattansätze fast immer ganz. Ihre gelbgrünliche Blüte erscheint im April. P. orientalis var. acerifolia Loud. (syu. P. aceri/olia ll'illd., P. vulg. acerifolia Spach, P. cuneata Ten., P. hispanica hört, und P. orientalis hört., in „Dendrologia britannica" auch als P. occidcntalis Jl'ats. aufgeführt) ist vorwiegend in den Städten verbreitet und wird in London fast aus- schliefslich verwendet, so dafs man sie in England allgemein London-Platane nennt. Sie ist sehr wüchsig und baut eine weit ausgebreitete, gut verzweigte Krone auf. Ihre handaitig gelappten, herzförmigen Blätter sind am Grunde so aus- geweitet, dafs der Rand gewöhnlich nicht über den Durch- schnittspunkt der Nerven hinausreicht und meistens dreieckige Lappen aufweist, oder, sobald es fünf sind, sind diese weniger tief als bei der Grundform. Eine hier und da noch als P. algeriettsis hört, geführte Form ist nach K. Koch eben- falls nichts anderes als P. or. aceri/olia. Die anderen Formen, die sich alle nur um ein Geringes voneinander unterscheiden, sind: P. cuneata IVilld. oder P. or. cuneata Loud. (P. orien- talis undulata Ait., P. var. flabelli/olia Spach, in verschiedenen Baumschulen auch als P. nana geführt). Diese ist in ihrem Äufsern bereits von allen anderen leicht zu unterscheiden, an die sie aber in Bezug auf landschaftliche Wirkung bei weitem nicht heranreicht. Die Blätter sind am Grunde aus- geprägt keilförmig, haben einen gezähnten Rand und eine glatte Oberfläche , auch sind sie kleiner als die der Stamm- form, wie überhaupt der Wuchs des ganzen Baumes sehr schwach ist, und die Bäume selten höher als 6 — 7 m werden. Der Verbreitungsbezirk dieser Form reicht von Kreta bis Spanien, und 1739 gelangte sie aus Kleinasien nach England. P. orientalis hispanica Lodd. ist eine in Spanien häufigere Spielart der Stammform, von der sie sich nur wenig, durch etwas längere Blätter, unterscheidet. Diese aus Spanien nach England gelangte Form wurde hier früher viel gezogen. Es ist dieselbe, die in Privatgärten und Baumschulen häufig als P. macrophylla Cree oder auch P. grandi/olia anzutreffen ist. Ebenso soll in Spanien von der P. occidentalis eine Form, die P. hispanica (Lodd.) Wesni. entstanden sein, die jetzt auch in Brasilien viel angepflanzt wird. P. laciniata hori. (P. digitata hört., P. nepalensis laciniata) ist wegen ihrer sehr tief ausgeschnittenen und öfter geteilten, fast fiederspaltigen, ganz dunkelgrünen Blätter gleichfalls sehr empfehlenswert und dekorativ. Die Varietät hat einen kräf- tigen ungezwungenen Wuchs, und die Bäume erreichen 15 — 20 m Höhe. Der Ursprung ist unbekannt, doch weifs man, dafs sie 1845 '1 England auftauchte. P. orientalis var. variegata hört, ist eine bunte Spielart mit silberigen Blättern, die einen ansehnlichen Zierwert hat. Zu den noch weniger bekannten Spielarten gehört auch die noch nicht lange im Handel befindliche buntblätterige P. Süttneri, die einer vor zwei Jahren in „The Gardener's Chronicle" erschienenen Notiz zufolge bald viele Liebhaber finden wird. Sie zeichnet sich vorteilhaft durch einen auf- rechten gedrungenen Wuchs und ihre Haltung aus; ihr gröfster Wert liegt jedoch in der Schönheit der Belaubung. Die Blätter sind handförmig, fünf lappig und haben einen tief eingeschnittenen bezw. gesägten Rand. Die Farbe ist kreme- weifs, mit mehr oder weniger häufigen grünen Flecken und V, 33 Die Gartenwelt. 398 Strichen, und zwar halten sich die Blätter so von Beginn ihrer Entwicklung bis in den Herbst hinein; das lebhaft unter allen anderen Bäumen hervortretende Laub ist weit- hin sichtbar. P. orientalis 7'ar. intifoUa Spaclt oder elongata hört. Kew. baut sich breiter als die Grundform, hat gröfsere, bandförmige, tief fünflappige Blätter und keilförmige oder abgestumpfte Lappen mit buchtig gezähntem Rande; der Rand ragt weit über den Durchschnittspunkt der Nerven hinaus. Ferner sind noch zwei andere typische Formen zu erwähnen: P. orientalis var. liqiiidambarifolia und P. or. var, angiilosa (P. integrifolia hört., P. occidcntalis macrophylla Aiidib.). Eine sich gut pyramidal aufbauende Form, P. or. var. pyramidalis hört, oder Jattko wird von Bolle auch als Art augegeben. Sie hat mittelgrofse, am Grunde keilförmige, dreinervige Blätter, die sich in drei, nicht durch sehr tiefe Einschnitte abgegliederte Lappen teilen, von denen der mitt- lere der gröfsere ist, und die beiden Seiteulappen ungleich und zahlreich gezähnt sind. Die auf Cypern und Kreta, sowie östlich von diesen Inseln vorkommende P. insularis (Kotschy) DC. gilt bei einigen Botanikern ebenfalls als Art. Ihre zwar breit herzförmigen Blätter sind in dem Blattstiele keilförmig vorgezogen, und weisen eine tiefe Teilung in fünf schmale, lanzettliche, gleich- grofse Lappen auf, die grofs und stumpf gezähnt sind. P. digitata [anko (P. vitifolia hört.) hat mittelgrofse Blätter mit fünf gleichgrofseu, schmalen, lanzettlichen, gleich- gezähnten Lappen und ähnelt im übrigen der P. acerifolia. Andere im Kaukasus und Lycien vorkommende Abweichungen wurden von Tenore als P. caiuasica aufgestellt, dieselben stimmen jedoch nach Janko's Beschreibungen alle mit P. aceri- folia vollständig überein. P. orientalis superha hört. (P. vulgaris siiperba) wurde auch noch im „Arboretum Muscaviense" angepflanzt und soll der P. flabellifolia nahestehen , mit der sie ungefähr dieselbe Blattform hat, nur sind die Blätter etwas gröfser und der Wuchs kräftiger. Eine der liquidambarifolia ähnliche Form ist auch jene, die der Hofgärtner Reuter Ende der sechziger Jahre auf der Pfaueninsel fand, und die von K. Koch zu Ehren des Ent- deckers den Beinamen Reuteri erhielt. Die Blätter dieser Form, deren lanzettförmige Abschnitte ganzrandig sind, be- sitzen eine freudig grüne, mehr oder weniger glänzende Ober- fläche. Nach K. Koch ist sie ein empfehlenswerter Allee- baum. — In früheren Jahrzehnten wurden auch in manchen Baumschulen unter den Bezeichnungen globosa, umbracidifera und pendula verschiedene Formen kultiviert, die aber wieder verschwunden zu sein scheinen. Mächtiger in allen ihren Teilen als P. orientalis samt allen ihren aufgezählten Varietäten ist P. occidentalis L., die westliche oder nordamerikanische Platane, auch Wasser- buche und Sykomore von den Amerikanern, Knopfholz oder Knopfball-Baum von den Engländern genannt. Botanisch führt diese Art auch noch die Bezeichnungen P. lobata Mönch., P. hybridus Broter, P. vulg. var. angulosa Spacli, P. macro- phylla, integrifolia und pyramidalis hört. Sie hat im Westen des nordamerikanischen Festlandes in den Küstenstaaten ihre Heimat, von wo sie im Jahre 1636 nach Europa gelangte. Sie bildet Bäume von 20 — 25, ja bis 30 und 40 m Höhe, die im Monat Mai ihre gelbliche Blüte entwickeln, und, was als besonderes Erkennungsmerkmal wichtig ist, in den Monaten Oktober- November ihre einzeln an den Enden langer überhängender Stiele stehenden Früchte reifen. Noch näher gekennzeichnet, besteht der Unterschied zwischen P. orientalis und P. occidentalis in der Form der Blätter, die bei der letzteren weniger tief gelappt, lederartiger und weichbehaart sind und in den an der Spitze langer Stiel- chen einzeln sitzenden fruchtbaren Kätzchen.*) Die reifen Samen haben eine hervorspringende, abgestumpfte Spitze, die, abgerundet wie ein Nagelkopf, in der Mitte eine kleine Ab- flachung aufweist, von wo der Griffel ausgeht, während bei P. orientalis die hervorragende Spitze des Knäuels konisch zugespitzt und durch den Griffel langbegrannt ist. Die richtige P. occidentalis L. ist in der Kultur immer noch ziemlich selten und wird nur von wenigen Baum- schulen echt geführt; in unserem Klima zeigt sie sich übrigens etwas empfindlicher als die europäische Platane, indem das jüngere Holz in sehr kalten Wintern stets teilweise leidet. Da sie nur selten blüht, so ist oft wirklich nicht mit Bestimmt- heit zu sagen, ob man diese oder eine ihr nahekommende Form der P. orientalis vor sich hat, unter denen häufig auch Pflanzen mit wenig eingeschnittenen, am Grunde abgestumpften oder herzförmig verbreiterten Blättern zu finden sind. In Frankreich sind nur wenige Exemplare der echten /'. occiden- talis bekannt und ebenso ist sie in England sehr selten, auch scheint sie dort nicht so hart zu sein als P. orientalis. In Deutschland sind besonders am Rhein und im Badenschen starke Exemplare von ihr zu finden. In den Vereinigten Staaten befinden sich vorzugsweise auf den frischen, tief- gründigen Flufsufern in den Südstaaten die gröfsten Bäume, unter denen solche von 40 m Höhe und über 4 m Stamm- durchmesser vorkommen. Nach H. Mayr ziehen überhaupt die Platanen durch ganz Nordamerika als Standort die Sand- und Kiesablagerungen der in jüngerer Zeit entstandenen Flufs- läufe vor, wodurch sie nicht wenig zur Festigung der Ufer- wände mit beitragen. Nach Aussagen von Th. Meehan wird P. occidentalis in Amerika auch von einem die jungen Triebe im Frühjahr heimsuchenden Pilz (Gloeosporium) be- fallen, wodurch sie aussehen, als ob sie vom Frost gelitten hätten. Einige andere Platanenformen werden von den Botanikern zum Teil als besondere Arten angesehen oder auch mit der P. occidentalis als Unterarten vereinigt. Es sind dies P. me.xi- cana Moric. und die in Kalifornien vorkommende. Bäume bis zu 33 m Höhe bildende P. racemosa Nutt., auch als P. occi- dentalis Hook, et .4rn. oder P. californica Benth. bezeichnete kalifornische Platane, mit einer auffallend weifsen, bedeutend helleren Rinde, als sie /'. occidentalis besitzt. Die am Grunde *) Nach Median soll ein weiteres Untcrscheidungsmerkraal noch in den stark gekrümmten Zweigen liegen, sowie in der sich nicht so leicht ablösenden Rinde. Nebenbei bemerkt, wird bei P. occidentalis die Rinde stets in kleinen, schuppenartigen Platten abgeworfen, während von der P. orientalis alljährlicli im Sommer sich grofse Platten der grünlich-gelben Rinde loslüien. 394 Die Gartenwelt. V, 33 herzförmigen oder abgestutzten, zuweilen sogar keilförmigen oder in den Blattstiel vorgezogenen, drei- bis fünfnervigen, meist bis unter die Mitte drei- bis funflappigen Blätter sind unter- seits bleibend fikig behaart, besonders aber an den Blatt- stielen von einem dichten wolligen Flaum bedeckt; die Spitzen oder zugespitzten Lappen sind ganzrandig oder ungleich und ziemlich klein entfernt gezähnt. Die halbkreisförmigen Neben- blätter sind mit einem oder zwei Zähnen versehen. Im Gegensatz zu P. occidcntalis stehen aber die Fruchtköpfchen nicht einzeln, sondern zu zwei bis sieben in Ähren gemeinsam an einem langen Stiel. Die einzelne Frucht ist langstachelig, und den gemeinsamen Stiel etwas stengelumfassend. Die der kalifornischen Platane von Nuttal beigelegte Bezeichnung racemosa, ästig, verdient sie wohl mit Recht, denn der kurze Schaft zerteilt sich rasch in Äste, und auch diese sind wieder mannigfach geteilt und knieförmig gebogen. Doch steht diese Platane den anderen in Amerika vorkommenden Formen an Schönheit wesentlich nach. Flatamis Wrightii Wats., eine gleichfalls in Mexiko vor- kommende Platane, lebt wie die kalifornische vorzugsweise an den kiesigen Flufsläufen und gedeiht wie die Pappeln und Erlen auf den Anschwemmungen jüngeren Datums. Sie bildet Bäume von bedeutendem Umfang und steht bei der Schönheit ihrer Blätter den in Kultur befindlichen Arten nicht nach; da jedoch die Blätter sehr tief eingeschnitten sind, so ist sie als Schattenbaum nicht so zu empfehlen. Die Borke löst sich in kleinen Schuppen ab, und die jungen Triebe sind filzig behaart, später lange Zeit graugrün. Aus der P. occidentalis soll auch in Spanien eine Spielart P. hispanica (Lodd.) Wesm., nicht Tenore , hervorgegangen sein, die grofse, am Grunde herzförmige oder abgestutzte, ungleich gezähnte Blätter besitzt. Ebenso wird P. lindeniana (Marl, et Gal.) [anko als eine Varietät der P. occidentalis angesehen. Wie von P. orientalis giebt es auch von P. occi- dentalis eine buntblättrige Form. In den Baumschulen von L. Späth wird seit 1S83 eine solche unter der Bezeichnung PL occ. fol. arg. var. geführt, deren junge Blätter besonders beim zweiten Triebe zuerst weifs mit rosa getupft, später schön weifs marmoriert erscheinen. Die Platanen verlangen zu ihrem Gedeihen einen tief- gründigen Boden und kommen besonders in feuchtem Sand gut fort; trockene Lagen scheinen ihnen dagegen sehr wenig zu behagen. Für die Aufzucht wähle man eine warme und überhaupt in jeder Beziehung günstige Lage aus. Der Same, der gleich nach der Reife ausgebreitet oder noch besser stratifiziert werden mufs, wird im Monat März ausgesät, und zwar, indem man ihn nur leicht auf den Boden an- drückt, nicht mit Erde bedeckt, beständig feucht hält und gegen brennende Sonne beschattet. Nach zwei Jahren sind die Sämlinge kräftig genug, um verschult werden zu können. Zu bemerken ist, dafs der in Mittel- und Norddeutschland geerntete Same meist nicht keimfähig ist, und dafs die Keim- kraft des aus südlichen Ländern bezogenen Samens nur ein Jahr anhält. Empfehlenswert ist es auch, sich der Anzucht aus Ablegern zu bedienen , die einfacher ist und schneller zum Ziele führt. Desgleichen lassen sich die Platanen im Winter durch Stecklinge vermehren, zu denen die mit einem, wenn auch eingestutzten Schöfsling besetzten Triebe eines Jahres verwendet werden. Die Bewurzelung geht jedoch nur langsam von statten, und mit diesem Verfahren sind sonst noch mancherlei Unbequemlichkeiten verknüpft, so dafs es stets vorzuziehen ist, durch Ableger oder Aussaat zu ver- mehren, welch letztere natürlich nicht da angewendet werden kann, wo die Erhaltung einer besonders schönen Form gewünscht wird. Dies läfst sich auch noch durch Veredelung mittelst Kopu- lation im Winter ermöglichen, sowie durch Bewurzelung kraut- artiger Stecklinge im Juni. Es werden zu letzterem Zwecke die 15 — 20 cm langen Triebe wenn möglich mit dem Wulstring des alten Holzes geschnitten; solche Stecklinge bewurzeln sich im Vermehrungshause binnen ein paar Wochen. Nach erfolgter Bewurzelung in Töpfe gepflanzt, werden diese Steck- linge in geschützten Lagen im Freien oder in einem Schuppen überwintert und im Frühjahr ausgepflanzt. Winterhärte der Gehölze. Von E. Schelle, Tübingen. Der diesbezügliche Artikel des Herrn Rehnelt in Giefsen in No. 27 dieser Fachschrift, veranlafst gewifs weitere Kreise, die Erfahrungen der Widerstandsfähigkeit der Gehölze mitzuteilen. Sollen nun solche Mitteilungen auch eine spätere Nutz- anwendung haben, so ist es äufserst notwendig, mindestens folgende Punkte aufzuführen: Niederste Temperatur in C". — Höhe und vielleicht Alter der Pflanze. — Ob die Pflanze gebräunt, stark oder sogar bis zum Boden erfroren. — Ob die Pflanze wieder austreibt. — Ob Decke vorhanden war. — üb gleiche Exemplare ausgehalten haben. Dafs alle weiteren Bemerkungen, z. B. ob feuchter oder trockener Standort und dergleichen mehr, sehr wertvoll sind und einen sicheren Fingerzeig sehr oft in sich bergen, ist einleuchtend. Wenn es die Redaktion dieser Fachschrift gestattet, werde ich mir erlauben, nach dem Erscheinen aller diesbezüglichen Mitteilungen eine zusammenfassende Besprechung der Erfahrungen hier niederzulegen, unter Berücksichtigung aller Erfahrungen aus früheren kalten Wintern.*) Bemerkt sei hier gleich im Anschlufs an Herrn Rehnelts Mitteilungen, dafs Prunus Lauroc. schipkaensis nach mir vorliegenden Notizen wahrscheinlich nur in ganz milden Gegenden Deutschlands unbeschädigt ist. Prunus Lauroctrasus ist diesen Winter, bezw. Spät- winter, in verschiedenen Gegenden beschädigt worden, wo solches sonst nicht leicht vorgekommen ist. Die Schuld hegt an der spät eingetretenen Kälte, bei schon stark geweckter Lebens- thätigkeit der Pflanzen. So ist z. B. hier in Tübingen (bei — 25,2 "C. am 23. Februar) die sonst harte Ctdrus atlantica glauca ziemlich gebräunt worden. — Doch über diese und weitere Punkte später mehr. Mannigfaltiges. Erdbeerschützer. Unsere Abbildung Seite 395 veranschaulicht einen neuen, gesetzlich geschützten Erdbeerschützer der Metallgewebe- und Drahtgeflechtefabriken von Gebr. Dehler, Saalfeld i. Thür. Diese *J Wird uns selir williiomnien sein. Die Red. V, 33 Die Gartenwelt. 395 Vorrichtung besteht aus einem sehr leicht gearbeiteten, verzinnten Draht- geflechlteller mit entsprechend grofser kreisförmiger Öffnung in der Mitte. Vier bewegliche Drahtstiitzen aus zwei entsprechend gebogenen starken Drähten gebildet, tragen den Teller, der, über der Pflanze aufgestellt, einen runden Tisch bildet. Nur die Fruchtstiele werden durch die Öffnung dieses Tisches geführt, wie dies unsere Ab- bildung zeigt, und sind dann gegen Brechen, Schmutz, Würmer und Schnecken ge- schützt. Der Preis beträgt je nach Gröfse nur 12 bis 22 Pfennige pro Teller und können diese Schützer, da sie aus gut verzinntem Drahte hergestellt sind, also nicht rosten, viele Jahre lang Ver- wendung finden. Garten- freunden, die tadellose Früchte ernten wollen, kann dieser Erdbeer- schützer empfohlen werden. M. H. Erdbeerschlitzer. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Berlin. An 12 Sonntagen, vormittags von 8 — 10 Uhr, findet in Berlin Unterricht im Feldmessen durch Herrn städtischen Ober- gärtner E. Böttcher statt. Die Vermessungsübungen werden im kleinen Tiergarten zu Moabit vorgenommen. Als Versammlungsort gilt der Depotplatz des III, Reviers der städt. Parkverwaltung in der Bugenhagen-Strafse, hinter der Arminiusmarkthalle. Honorar 3 M. Anmeldungen bei Herrn Rektor Drehmann, hinter der Gar- nisonkirche 2, oder vor den Unterrichtsstunden bei Herrn E. Böttcher. Der Dirigent der städtischen Fachschule für Gärtner Prof. Dr. L. Wittmack, geh. Regierungsrat. ^Vien. Vom I. Oktober 1901 ab findet an der Gärtnerschule „Elisabethinum" in Mödling, welche seit 30 Jahren besteht, eine neue Ordnung des Unterrichtes in der Art statt, dafs der bisherige 2jährige Kurs zu einem i jährigen gemacht wird. Es sollen die Schüler nach vorangegangener, mindestens einjähriger Praxis sich die wichtigsten theoretischen Kenntnisse erwerben, welche als Grundlage für einen lohnenden Betrieb der Gärtnerei notwendig sind. Dabei werden im Wintersemester in wöchentlich 25 Stunden und im Sommersemester in wöchentlich 21 Stunden die wichtigsten allgemein bildenden Fächer als: deutsche Sprache, Rechnen, Naturgeschichte, Naturlehre, ßuchlüh- rung und die eigentliclien Gartenbaufäclier als Obst-, Wein- und Ge- müsebau, Blumenzucht, Landschaftsgärtnerei, Feldmessen und Zeichnen durchgenommen. Bei der neuen Stundeneinteilung ist in erster Linie darauf Rücksicht genommen, dafs die Zöglinge im Sommersemester mehr den praktischen Arbeiten obliegen können. Es hat sich überhaupt die Notwendigkeit der Umwandlung des bisher bestehenden 2jährigen Kurses in einen i jährigen aus diesem Gesichtspunkte der vermehrten Praxis vorwiegend ergeben. Die Zöglinge des „Elisabethinum" haben in einem Internate freie Wohnung und sind je 2 von ihnen im Genüsse der Kaiserstipendien im Betrage von je 500 Kronen und 4 im Genüsse von Stipendien des Bezirksvereins Mödling zu je 300 Kronen. Ferner wurden bisher vom Ackerbauministerium einige aufserordentliche Unter- stützungen im Betrage von 300 Kronen gewährt. Die Gärten der An- stalt bieten den Zöglingen Gelegenheit, sich in allen Zweigen des Gartenbaues entsprechend auszubilden. Aus den Vereinen. Hamburg. Am 2. Mai fand hier gelegentlich der Frühjahrs- ausstellung im zoologischen Garten die zweite Jahresversamm- lung der „deutschen Dahlien-Gesellschaft" statt. Die Sitzung wurde vom Präsidenten, Herrn C. Kotte, unter herzlichster Begrüfsung der Anwesend»'a eröffnet und zunächst das Protokoll der letzten Versamm- lung verlesen und genehmigt. Darauf wurden die einzelnen Punkte der Tagesordnung verhandelt; i. DiediesjährigeDahlien-Ausstellung wurde unter reger Teilnahme der Anwesenden besprochen: Es sollen im Ausstellungssaale, welcher sehr grofs und geräumig, aufser den Dahlien-Blumen und -Pflanzen auch andere Pflanzen und Blumen aus- gestellt werden können, und ist begründete Aussicht vorhanden, dafs gröfsere Piivat- und Handelsgärtnereien mit Dekorationsgruppen in der bestmöglichen Weise sich an der Ausschmückung beteiligen werden. Auch die Blumenbinderei soll besonders durch Dahlien-Schaustücke vor- geführt werden. Herr H. Munzel, welcher in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins der Blumenhändler Hamburgs und Umgegend anwesend war, versprach im Interesse eines guten Gelingens dieses Teiles der Ausstellung sein Möglichstes thun zu wollen; er wurde zum Mitglied der Ausstellungsleitung, Abteilung Bindekunst, ernannt. Die Dahlien-Pflanzen zur Verwendung im Freien des Ausstellungsterrains müssen ausreichend vorbereitet bis zum 15. Juni auf dem Ausstellungsplatz eintreften; gut vorbereitet deswegen, weil es die Lage und die Terrain- bepflanzungen unbedingt bedingen, was von Herrn C. Ansorge, der in erster Linie die Verhandlungen mit der Direktion des zoologischen Gartens führte, in sehr dankenswerter Weise ausgeführt wurde. Der äufserste Anmeldungstermin für Dahlien-Pflanzen wird auf I. Juni fest- gesetzt und vom Herrn Vorsitzenden im besonderen, wie von einigen anderen Herren im allgemeinen noch ausdrücklich betont: dafs, des — doch im gewissen Sinne — beschränkten Raumes wegen, weniger auf gröfsere Gruppenpflanzen, als auf Solitärvvirkungen von Pflanzen der nur besten Sorten io I, 2, 3 Stücken gerechnet wird. Es wird vorgeschlagen und angenommen, dafs die Aussteller von Dahlienpflanzen im Freien pro Stück 50 Pf. im voraus zu bezahlen haben, wofür die Ausstellungsleitung und für diese wieder die zoologische Gartenver- waltung die entsprechende sorgfaltige Pflege zu übernehmen hat. Auch die zu gebrauchenden Gläser für die Blumen sind baldmöglichst anzumelden und dafür pro Stück 3 Pf. im voraus zu entrichten. — 2. Der zweite Punkt der Tagesordnung: „Besichtigung der Ausstellungsräume und des Freilandterrains" fand in entsprechender, anregender und unterhaltender Weise seine Erledigung, wobei noch darauf hingewiesen wurde, dafs von den auszustellenden Sorten die ungefähren Höhenmafse angegeben werden möchten, im eigensten Interesse eines jeden Aus- stellers, wie im Interesse der Gesamtbepflanzung. — 3. Die Ausstellungs- leitung wild bis auf weiteres zusammengesetzt aus folgenden Herren: Direktor Bohlau, Leiter des zoologischen Gartens, Prof. Dr. Zacharias, C. Ansorge, E. Nonne, H. Munzel; zur entsprechenden Ergänzung in Aussicht genommen werden die Herren: C. Krück, E. Neubert, W. Runde, Obergärtner Heydorn, J. Nupnau, L. Seyderhelm u. H. Scharn- berg. Im Interesse eines guten Erfolges der Ausstellung, bezüglich guten Besuches und materiellen Gewinnes soll die Tagespresse der Um- gebung dementsprechend beeinflufst werden. — 4. Die Vorlegung des neuen Wertzeugnis-Entwurfes wurde durch Vorlesung der Be- stimmungen mit einigen Ergänzungen nach gründlichen Erörterungen des Wertes des Punktiersystems durch einstimmige Annahme erledigt. — 5. „Wollen wir ein alljährlich aufzustellendes Verzeichnis der besten Schnitt- und Dekorations- Dahlien herausgeben.'" (Das von mehreren Seiten gewünschte und doch vorläufig für „Edel-Dahlien" kaum aufzubauende „Normalsortiment".) Dieser Punkt wird vielseitig in recht interessanter Weise erörtert und etwas geklärt. Es soll die bis- her gebräuchliche „Schönheits-Konkurrenz" durch Abstimmung in Weg- fall kommen, an deren Stelle eine unterschriflliche Abstimmung über die schönsten Sorten in jeder Färbung von nur Fachleuten (wahr- scheinlich doch unter Hinzuziehung der holden „weiblichen" Kunst- und Sachverständigen: Binde-, Blumen- und Edel-Dahlien-Künstlerinnen!) gelegentlich der nächsten Ausstellung treten soll, deren Ergebnis ganz von selbst eine sehr zweckmäfsige Unterlage zu einem Verzeichnis der schönsten, wertvollsten (Normal-) Sorten liefern wird und dann jedem Interessenten zugänglich ist. — 6. „Besprechung über die Zweckmäfaig- keit einer vereinigten deutschen Dahlien- und Chrysanthemum- Gesellschaft". Dieser Punkt wird, da die Zeit unterdes sehr vor- geschritten und daher die Versammlung sidi zu sehr gelichtet, wegen der Wichtigkeit der Frage für die ganze Zulnthft der deutschen Dahlien- gesellschaft nach nur einigen, aber sehr interessanten Darlegungen von Daten auf die Tagesordnung der nächsten Versammlung vertagt. — 7. „Verschiedenes". Die Versammlung geht, da eben die Zeit sehr vorgeschritten, noch etwas in zwanglose Dahlien-Unterhaltung über. 396 Die Garteaweit. V, 33 und der Präsident schliefst mit den allseitig zustimmend aufgenommenen Wünschen auf ein recht glückliches Gelingen der nächsten Dahlien- Ausstellung in Hamburg vom 13. — 15. September in dem herrlich ge- legenen neuangelegten zoologischen Garten, dessen Verwaltung im Inter- esse der Ausstellung das gröfstmöglichste Entgegenkommen zeigen will und wird. F. W. M. Tagesgeschichte. Berlin. Gegen das MonopoIderFriedhofsverwaltungen. Berliner Handelsgärtner haben an den Oberkirchenrat eine Eingabe gerichtet, in der sie um Zulassung der ihnen aufgetragenen gärtneri- schen Arbeiten auf den Kirchhöfen bitten. Die Kirchhofsverwaltungen führen bekanntlich die bepflanzung und die Pflege von Gräbern selbst aus und untersagen anderen Gärtnern jegliche Arbeit auf den Friedhöfen, ein Zustand, der allerdings oft zu recht unerquicklichen Verhältnissen führt. Heilbronn. Wie man in Württemberg den Baumfrevel ahndet, lehrte kürzlich eine Slrafkammerverhandlung. Der 32 Jahre alte Schuhmacher Christian Müller, genannt „Husar", von Grofsbottwar und seine Ehefrau Karoline hatten sich wegen Sachbeschädigung zu verantworten. Der Ehemann allein sollte in einem Baumgut des Schreiners Karl Braunbeck zu Grofsbottwar 24 Obstbäume durch Ab- knicken der Stämmchen, Abreifsen von Ästen, Anschneiden und Ab- schlagen der Rinde vernichtet und so einen Schaden von 560 M. ver- ursacht haben. Gemeinsam mit seiner Frau sollte er ferner in einem Weinberg des Bauern Konrad Salier durch Abbrechen aller oder ein- zelner Triebe 276 Rebstöcke vernichtet und 34 beschädigt, in einem Weinberg der Witwe Friederike Frank 12g Rebstöcke vernichtet und 71 beschädigt und hierdurch dem Salier einen Schaden von 540 M., der Frank einen solchen In der Höhe von 300 M. zugefügt haben. Die Verhandlung ergab die Schuld der Angeklagten, die sich an den Geschädigten wegen alter Prozefsstreitigkeiten haben rächen wollen. Das Gericht erkannte unter Zugrundelegung von 2 Jahren Gefängnis für jeden Fall gegen den Mann auf 4'/,, Jahre, gegen die Frau auf 3 Jahre Gefängnis. Langensalza. Prof. Dr. Schiefer hat der hiesigen Stadt eine Summe von 16000 M. überwiesen, mit der Bestimmung, dafs da- mit das Badewäldchen entwässert und in einen modernen Park um- gewandelt wird. Ein anderer Gönner hat 1000 M. für den gleichen Zweck gestiftet. Montreux. Unser herrliches Klima ist, so helfst es in einer Schilderung, die wir hier kurz wiedergeben, im Auslande längst bekannt und gewürdigt. An Ort und Stelle hat diese Erkenntnis längere Zeit beansprucht. Der Einheimische, der alljährlich den Wechsel der Jahreszeiten hier vor sich gehen, der Schnee und Eis im Winter sieht, hat Mühe, zu glauben, dafs es damit hier besser bestellt sei, als in den nördlicher gelegenen Teilen der Schweiz, von den noch weiter entlegenen Ländern gar nicht zu sprechen. Aber auch da beweisen Zahlen. Die seit 1863 ins Leben gerufenen meteorologi- schen Beobachtungen haben Daten zu Tage gebracht, die sich eben nicht wegleugnen lassen und die schliefslich die eigene Bevölkerung überzeugt haben. Lange schon vorlier haben wohl einige Wenige ihre stillen Beobachtungen an der Vegetation gemacht. Mandeln, Granaten und Ölbäume gedeihen in unseren Gärten und reifen, wenn auch nicht jeden Sommer, ihre Früchte. In den Weinbergen stehen Apri- kosen- und Feigenbäume, der Lorbeer erhebt da und dort still und ernst seine dunkle Krone. Der Kastanienwäldchen gicbt es eine Menge. In neuerer Zeit sind hierzu noch eine ganze Reihe südlicher Gewächse gekommen, welche in unseren Gärten, im freien Land, ganz gut ge- deihen: Zwergpalme und Oleander, die alljährlich blühen, Eucalyptus, Kampherbäume, Kamelien a. a. m. In Ciarens sind seit einigen Jahren Magnolien als Alleebäume gepflanzt worden und bringen eine über- raschende Abwechslung in die Reihen der Linden und Akazien. Einige unserer Gärtner haben sich denn auch diese Lehren zu nutze gemacht und sind auf die Idee gekommen, ihre Salat- und Gemüsebeete mit Blumen zu bepflanzen. Grofse Ländereien, namentlich bei Ciarens, sind jetzt mit Blumen besetzt und bringen für das Auge angenehme Abwechslung unter die einfarbige Schattierung der Weinberge. Viele dieser Blumenbeete sind mit Glas gedeckt. Darunter blühen im Winter Veilchen, Hyazinthen und Maiglöckchen, Nelken und Rosen zu Tausenden, und zu Tausenden werden sie täglich in die deutsche Schweiz versandt. Diesen Winter hatten wir Gelegenheit, bei einem hiesigen Gärtner Rosen von der RIviera stammend und solche aus den hiesigen Gärten nebeneinander zu sehen. Abgesehen von dem viermal höheren Preis der importierten Blumen gebührt den einheimischen Rosen der Vorzug. Sie waren frisch und gut entwickelt, mit kräftigem Aroma, während man es den Rosen der RIviera ansah, dafs ihnen dieser Winter nicht günstig war. Die Blumenkultur hat in unserem Lande gewifs eine grofse Zukunft, und wenn sie noch mehr bekannt und gewürdigt ist, wird sie auch mehr und mehr für die bahnbrechenden Unternehmer eine Quelle finanzieller Befriedigung werden. Personal-Nachrichten. Behrens, Gärtner zu Besenhausen (Kr. Heiligenstadt), Krollig, Aug., Gärtnergehilfe zu Straupitz (Kr. Lübben), und Probst, Wilh., Gärtner zu Gatersleben (Kr. Aschersleben), erhielten das preufs. all- gemeine Ehrenzeichen. Hillebrecht, Stadtgärtner in Düsseldorf, feiert am i. Juni sein 25Jähriges Dienstjubiläum. KÖlle, W., früherer Rosengärtner in Augsburg, wurde anläfslich seines 70. Geburtstages vom Gärtner-Verein „Rosa" dortselbst zum Ehren- mitglied ernannt. Lebl, M., feiert am 22. Mai das Jubiläum seiner 40jährigen Thätigkeit als Hofgärtner im Dienste Sr. Durchlaucht des Fürsten von Hohenlohe-Langenburg. Nefsler, geh. Hofrat, ordentl. Professor der Botanik an der tech- nischen Hochschule zu Karlsruhe, bedeutender Önologe, hat seinen Abschied eingereicht. Infolgedessen wird die von ihm bisher geleitete landwirtschaftlich-chemische Versuchsanstalt mit der landwlrtschafllicii- botanischen Versuchsanstalt, deren Vorstand Prof. Klein ist, vereinigt und vom i. Juli ab nach der Obstbaumschule Augustenburg verlegt werden. Zum Direktor dieses neu organisierten Instituts ist Professor Behrens, zur Zelt an der Weinbauschule in Weinsberg, ernannt worden, während Professor Klein als Dozent der Botanik dem Poly- technikum erhalten bleibt. Stähle, ^A^ilh., erwarb die Handelsgärtnerei von W. Maier, Augsburg, und übernahm dieselbe am I. d. M. Vocke, Adolf, früher Handclsgärtner in Nordhausen, der seit Jahren dortselbst als Rentier botanischen Studien lebte, starb hoch- betagt am I.Mai. Der Verstorbene, als ganz hervorragender Botaniker bekannt, war Mitherausgeber der „Flora von Nordhausen und Um- gegend" und hat ein sehr wertvolles Herbar hinterlassen. Bücherschau. Wolff, Wilh. Praktischer Ratgeber für Gartenfreunde. Berlin, Verlag von Rudolf Mosse. Preis 3 M. Wie so ziemlich jedes neu erscheinende Werk über Gartenbau, so soll — nach Angabe des Verfassers — auch das vorliegende eine Lücke in der Gartenlitteratur ausfüllen. Dieser Behauptung müssen wir entschieden entgegentreten. Kennt Verfasser nicht das „Garten- buch für Anfänger", „Gartenbuch für Jedermann", „Allgemeines Garten- buch" „Schmidlins Gartenbuch" u. a. ? Das vorliegende Buch ist leichtverständlich geschrieben, behandelt den Gemüsebau ausreichend für den Liebliaber, den Obstbau ober- flächlicher, Blumenzucht und Zimmergärtnerei sehr skizzenhaft. Die Abbildungen sind fast durchweg sog. Lückenbüfser, Bilder, die einem gewissermafsen schon zum Halse herauswachsen, da man sie seit Jahrzehnten alljährlich in den meisten gärtnerischen Katalogen be- sehen mufs, ob man will oder nicht. — Auf Seite 334 werden Nelkenblüten als Sauerklee vorgeführt, auf Seite 337 sehen wir dann den Sauerklee als Landnelke, eine Ver- wechselung, welche wohl die Firma, die den „Illustrationsschmuck" hergeliehen, auf dem Gewissen hat. Wir wiederholen; Eine Lücke füllt ein solches Buch nicht aus, es ist aber nett geschrieben, brauchbar, hübsch gebunden, freilich nur auf Holzpapier gedruckt, dafür aber billig, was ja in der Gegenwart am wichtigsten sein soll. M. H. Verantworü. Redakteur; Max Hesdbrffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 25. Mai 1901. No. 34. Nachdruck und Nachbildung aus dem Mialt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolgt. Ausstellungsberichte. Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg von i.— 5. Mai. Vom Herausgeber. III. (Hierzu ßinf Abbildungen.) Abgesehen von den Palmen der gemischten Gruppen, welcher wir bereits im Berichte unserer vorigen Nummer Er- wähnung gethan hatten, waren Palmen nicht sehr reichlich vertreten. Es fehlte namentlich an grofsen Schaupflanzen, wie sie Neubert in einigen Exemplaren gebracht hatte, und die reichlicher vertreten, die Dekoration des grofsen Innen- raumes des Velodroms noch malerischer ge- staltet hätten. Eine sehr gute Leistung war die Palmengruppe von Fr. G o e p e 1 , Wandsbek, die sich aus stärkeren Han- delspflanzen in bester Kultur zusammensetzte. Ein würdiges Gegen- stück zu dieser Gruppe bildete diejenige von HuchWwe., Hoheluft. Beide Aussteller sind als tüchtige Palmen- kultivateure bekannt, und die Palmen der- selben fanden schon auf der grofsen 97 er Aus- stellung allseitige An- erkennung. Neben die- sen beiden Gruppen waren noch erwähnens- wert eine Gruppe Cocos weddelliana aus tadel- losen Kulturpflanzen in verschiedenen Stärken Die Gartenwelt, V. von E. Neubert, Wandsbek, und eine weitere der selteneren Cocos insignis von J. Nicolai, Coswig i. S. Die genannte Cocos, eine immer noch zierliche Art mit langen Wedeln, würde, wenn erst zahlreicher kultiviert, eine gute Zimmer- palme abgeben, auch für die Binderei zum Wedelschnitt ge- eignet sein. Auch Farne waren verhältnismäfsig spärlich vertreten. Unter den Handelsfarnen nahmen diejenigen von Gustav Huck, Lockstedt, die erste Stelle ein. Dieser Aussteller hatte gröfsere Gruppen und auch einzelne stärkere Schau- pflanzen von Adiantiim cuneatum und gracillimuni ausgestellt, alle in tadelloser Vollendung, was bei der frühen Jahreszeit Blick Uli die Odier-Pelargonien von H. Berndt, Wandsbek. Originalaufnahme für die „Gartenwclt" (Text Seite 398J. 34 398 Die Gartenwelt. V, 34 besondere Auerkennung verdient. Unsere Abbildung Seite 391, unten, der vorigen Nummer zeigt einen Blick auf eine Farn- gruppe dieses Ausstellers. Eine gemischte Farngruppe, bekannte schöne Arten enthaltend, hatte ferner H. F. Kirsten aus- gestellt, daneben auch fünf starke und vollendet schöne Exemplare der zierlichen Lomaria gibba. Ein hübsches Gegen- stück zu dieser Art bildet die neue Lomaria ciliata, welche E. Neubert in einigen sehr schönen Exemplaren gebracht hatte. Mit den verschiedenartigsten gärtnerischen Handels- pflanzen der Frühjahrs- und Sommersaison hatten sich zahl- reiche Aussteller eingefunden, und man konnte aus den ver- schiedenen Kollektionen einen guten Schlufs auf das ziehen, was gegenwärtig bevorzugt wird. An erster Stelle wären hier die Odier-Pelargonien zu nennen, mit welchen sich zwei Aus- steller eingefunden hatten; Herrn. Berndt, Wandsbek, schon von der 97er Ausstellung her als ganz hervorragender Züchter dieser Pelargonienrasse bekannt, hatte mehrere sehr imposante Gruppen der vollendetsten grofsblumigen höherwachsenden Sorten ausgestellt. Jede Pflanze in diesen Gruppen war eine Schaupflanze, und eine wahre Glanzleistung bildete eine be- sondere Gruppe extra starker, völlig mit Blüten bedeckter Schauexemplare der Sorte „Frau Dr. Ste'mer^^ . Die Abbildung der Titelseite giebt einen Blick auf die Gruppen dieses Aus- stellers wieder, vermag aber nur ein schwaches Bild von der Schönheit der einzelnen Pflanzen zu geben; es waren sowohl einfache als gefüllte Sorten in den herrlichsten Farben vor- handen. Mit einer nicht minder reichhaltigen Kollektion hatte sich der zweite Aussteller, W. Bürger, Halberstadt, beteiligt. Die Gruppen dieses Ausstellers hatten einen etwas ungünstigen Standort, der uns zur Anfertigung einer scharfen photographischen Aufnahme nicht geeignet erschien, auch sind ja die Leser durch verschiedene Aufsätze aus der Feder des Ausstellers und anderer und durch die Farbentafel in No. I , Jahrg. IV, welche einige seiner neuesten Züchtungen darstellt, mit dem Wesen derselben hinlänglich vertraut ge- macht worden. Bürger führte ausschliefslich seine neuen niederen remontierenden Sorten vor, welche, wie alle voll- endeten Odier-Pelargonien überhaupt, durch Form und Fär- bung ihrer Blüten lebhaft an die Blumen indischer Azaleen erinnern. Einzelne Gruppen enthielten ältere Sorten, andere neue, die sich noch nicht im Handel befinden, teilweise auch noch nicht getauft sind. Eine prächtige, etwas höher wachsende Sorte ist „Gartemiirekior Sichert''^ mit feurigroten geflammten Blüten, neben welchen wir herrliche noch unbenannte Neuheiten mit Blumen von hell- und dunkelrosafarbiger Grund- farbe mit entsprechenden Zeichnungen fanden. Die Pflanzen des Herrn Bürger präsentierten sich recht gut, trotzdem sie eine weite Eisenbahnfahrt zu überstehen hatten, was Pelar- gonien bekanntlich übelnehmen. Gegenüber den Odier-Pelargonien konnten andersartige Pelargonien nicht recht aufkommen. Bemerkenswert war von diesen aber eine Gruppe von H. Kiausch, Berlin-Zehlen- dorf, gebildet aus der neuen Züchtung des Ausstellers „Ruhm von Zehlendorf''\ Soweit die Pflanzen dies erkennen liefsen, handelt es sich hier um eine gedrungen wachsende Sorte, grofsblumig mit einfachen, leuchtend feuerrot gefärbten Blüten, die an Gröfse, Schönheit der Form und an Farbenkraft noch die bekannte Sorte „Meteor^'' übertreffen und sich zur Gruppen- bepflanzung vorzüglich eignen dürften. Pelargonium pdtahim in Hochstammform mit fast 2 m hohen Stämmen und star- ken vollblühenden Kronen hatte E. A. Wriedt (Obergärtner Jürgens), Hirschpark bei Blankenese, gebracht. Hübsche Gegenstücke hierzu bildeten die Fuchsienhochstämme von Carl Bück, Wandsbek, und die jüngeren und schwächeren von E. M. Riecken, ebenda. Auch von G. Engelbrecht, Hamburg, waren Pelargonium pdtatum und Fuchsien-Hoch- stämme in tadellosen Kulturpflanzen ausgestellt. Die Primula obconica in ihren grofsblumigen Ronsdorfer Züchtungen scheint sich den Blumenmarkt mehr und mehr zu erobern, trotz ihrer giftigen Eigenschaften, die man nicht zu ernst zu nehmen braucht und die an dieser Stelle schon wiederholt erörtert worden sind. Die Gruppen dieser Primel gehörten zu den glänzendsten Leistungen der Ausstellung und fanden bei allen Besuchern ungeteilte Bewunderung. Als beste Kulturleistung ist die grofse Gruppe von Heinrich Schadenberg, Wedel i. H., zu bezeichnen, welche unsere obere Abbildung auf Seite 389 der letzten Nummer veran- schaulicht. Die Gruppe dieses Ausstellers enthielt die besten bis jetzt bekannten Hybriden in allen Abstufungen der roten Farbe, vom zartesten Rosa bis zum dunkelsten Rot; es waren besonders die dunkelroten von seltener Schönheit. Lobende Erwähnung verdient auch die Gruppe von H. Scholermann in Steilingen-Hamburg, welche gleichfalls Ronsdorfer Hybriden in tadellos kultivierten Exemplaren enthielt. Prächtige Kontraste zu den genannten Primeln bildeten zwei riesige Cinerariengruppen. Die schönste dieser Gruppen von H. F. Kirsten (Obergärtner Seebeck), Klein-Flottbek, enthielt Kulturpflanzen, wie sie vollendeter nicht gedacht wer- den können. Pflanzen, deren Dolden ausnahmslos einen Durchmesser von etwa 50 cm zeigten. Unsere Abbildung Seite 400 giebt ein Bild dieser Gruppe. Die zweite Gruppe, die der ersteren etwas nachstand, aber immer noch eine an- erkennenswerte Kulturleistung darstellte, stammte aus dem Garten des Freih. v. Ohlendorf (Obergärtner Neumann), Hamm. Cyclamen waren nur aus dem Garten der Frau Alwin Münchmeyer (Obergärtner Bernhard), Dockenhudeu, ver- treten. Die Pflanzen waren gedrungen und nur mäfsig stark, aber trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit sehr vollblühend, doch liefsen die Blumen in Bezug auf Gröfse und Farbe zu wünschen übrig. Neben den vorgenannten Blütenpflanzen traten die übrigen in Bezug auf (Quantität meist zurück. Es fiel uns besonders auf, dafs Erica nur recht spärlich vertreten waren, es scheint, dafs diese schönen Winter- und Frühlingsblüher von der herrschenden Moderichtung mehr und mehr ver- drängt werden. Die zwei vorhandenen Gruppen von F. Huch Ww., Hohluft, und Ernst Rosch, Hamburg, Hansaplatz, ausgestellt, enthielten die gleichen Sorten, iml- 7noreatia, cylindrica speciosa und persoluta alba; namentlich die letztgenannte zierhch blühende Sorte war in wirklichen Prachtpflanzen vertreten und zwar am schönsten in der Gruppe der erstgenannten Firma. Eine andere Blüten pflanze, V, 34 Die Gartenwelt. 399 die auch die Mode mehr und mehr zu ver- drängen scheint, den Oleander, hatte F.W.Bött- cher, Lock- stedt, in einer kleinen Gruppe, aus blühenden Marktpflanzen in verschiede- nen Sorten zu- sammengesetzt, gebracht. Auch die niedlichen Citrus sinensis werden nur noch wenig kultiviert und waren gleichfalls nur in einer Gruppe von E. F. Zieger, Azalea moUis und Prunus triloba von F. Huch Wwe., Hbg.- Hoheluft. Originalaufnahme für die „Gartenvvelt" (Text No. 33, Seite 387). Hamburg, Eil- beckerweg, vertreten, und zwar in reich belaubten, gesunden, werte Gruppe zweijähriger blühender Pflanzen, an welcher, vollblühenden Exemplaren, die eine sehr gute Kulturleistung wie an so mancher anderen Gruppe, nur die Konkurrenz- darstellteu. Auch von Boronia elatior, einer der wenigen nummer und nicht der Name des Ausstellers vermerkt war. neuholländischen Pflanzen, die sich in imserer Zeit wachsen- Sogar die Riesen der gegenwärtigen Blumenmode, Calla der Anerkennung erfreuen, sahen wir nur eine bemerkens- aethiopica, präsentierten sich nur in einer Gruppe, die sich aber aus sehr star- ken Pflanzen zu- sammensetzte , die alle eine reiche kräftige Belaubung und meist meh- rere Blüten zeigten. Aussteller dieser Gruppe war AI fr. Beit (Obergärtner Ha vermann), Harvestehude. Auf eine Gruppe be- schränkte sich auch der Bestand an Goldlack. Diese Gruppe, auf unserer Abbildung S. 391, unten, in No. 33, im Mittelgrunde erkenntlich, von Nonne & Hoep- ker, Ahrensburg, ausgestellt, war aber sehr bemerkens- wert, weil auf ihr die neue Sorte „Goliath''^ die erst 34* J/^ »15 ^v.- ^ J^. ^^^HH^g|Uj^h7^^ ^^ '■v'^^fe.^*^ r'^^^. .\ "^^^WliHfe'' "^^W"^^ 31 li^Bt^Wr ~, -^^^H •i "f^ ^P^Ä ^■^; .^,_5i#i««F- , ^tT ''m ■:.-f. . ■/ ■ f ■ ■■::-|&' «WV't -^^ > %::^ ^x.^. ^1 i mm^m^^m^ T-» ■■ ..iQ*«^'-» f r a-swisv '.f-^ =nN \ • ■ :■■" - ,vs ..:ii-^ ' i ISiS^I^JN^ ''•■ • -1%. ^ -'m ■ - V.. ^ ik;^ Dekorationsgruppe von F. L. Stuben (Inh. C. Krück), Hbg.-Uhlenhorst. OiiginaUufnahme für die „Gartenwelf* (Text No. 33, Seite 386). 400 Die Gartenwelt. V, 34 in diesem Jahre dem Handel übergeben ward, zur Vorführung gelangte. Es ist dies ein prächtiger, gedrungen wachsender, reich verzweigter, dunkeh-ot blühender Goldlack mit sehr grofsen einfachen Blüten. Mit Remontantnelken hatten sich gefunden und zwar Otto Thalacker, seinen von so mancher Ausstellung Sorten, die teilweise auch abgeschnitten in Vasen vorgeführt wurden, und G. Wien, Wedel, der zwei Gruppen in bester Kultur ausgestellt hatte. Die reizende blaublütige Saintpaulea ionantha, die mehr kultiviert werden könnte, zeigte wieder Kirsten in zahlreichen schönen Pflanzen, die schöne wohl- mit zwei Aussteller ein- Leipzig-Gohlis, mit bekannten schönen CinerariengTuppe von H. F. Kirsten (Obergärtner Originalaufnabme für die „Gartenwelt" {Text duftende Acacia paradoxa, zweifellos die beste Handelspflanze unter allen Akazienarten, E. Neubert in kräftigen Exem- plaren, und Frau A. Dollmann (Obergärtner Westphal) eine Gruppe starker Diosma alba mit regelrecht zugeschnittenen Kronen, aber leider ohne Blüten. Cytisiis attkyamis waren in verschiedenen Gruppen vorhanden. Mit Araukarien, die in Hamburg so viel kultiviert wer- den, hatten sich nur drei Aussteller eingefunden: Gebrüder Oelkers, Wandsbek, zeigten ganz kleine Handelspflanzen, W. Runde, ebenda, einer der besten Kultivateure dieser Koniferen, eine gröfsere Gruppe, die sich, von einigen Parade- pflanzen abgesehen, aus mittelgrofsen Handelspflanzen in vor- züglicher Kultur zusammensetzte. Die dritte Gruppe, vonHuch Wwe., ausgestellt, enthielt stärkere Pflanzen mit bis sieben Etagen, die sich den anderen Leistungen dieser Firma würdig anreihten. Unter den Ampelpflanzen machten sich Schaupflanzen von Asparagus Sprengeri in bester Weise bemerkbar, da sie der hohen Ausstellungshalle einen eigenartigen Schmuck ver- liehen und hängend sehr gut zur Geltung kamen. G. Engel- brecht, C. Schlüter und Fr. Goepel waren mit starken Exemplaren dieser Art vertreten. Eine sehr interessante neuere zierliche Hängepflanze führte E. Neubert in einigen Fiats radicans fol. var. vor, Pflänzchen, die durch die wechselnde, grüne, weifse und gelbe Zeichnung der Be- laubung sehr schmuckvoll sind. Auch die Liebhaber von Kakteen und Fettpflanzen fan- den ihre Rechnung, da diese oft verkannten Gewächse zahl- reicher als auf son- stigen Ausstellungen eingeschickt worden waren. J. Nicolai, Coswig i. S., hatte eine kleine Gruppe seiner eigenen /Vy/A'- irar/wj-Hybriden ge- bracht, die sich be- kanntlich durch die enorme Gröfse und die schöne wechsel- volle Färbung ihrer Blumen auszeichnen. Wir hoffen, noch im Laufe dieses Jahres den Lesern eine Farbentafel dieser glänzenden Züch- tungen bieten zu können. In voller Blüte zeigte sich eine reicher, aber weniger stolz blühende Ver- wandte, ,^Ru/im von Haml'urg^\ die wir unter dem Namen P. harnburgensis, den sie früher führte, schon auf Seite 6 des laufenden Jahrganges abgebildet haben. Ausgestellt war die Gruppe dieser Pflanzen von F. W. Böttcher, Lockstedt, welcher sie auch seinerzeit einführte. Eine dritte ausgestellte schönblühende .\rt, Epiphyllum riisselianum Gaerüieri, mit ihren regelmäfsig geformten hübschen Blüten, ist ein be- scheideneres Pflänzchen, von welchem Gebrüder Jensen, Kiel, eine Gruppe aus reich mit Blüten garnierten Kronen- bäumchen zusammengesetzt, ausgestellt hatten. Ein unbe- kannter Aussteller führte die neuen winterharten Opuntien vor, die nach dem verflossenen strengen Winter nicht son- derlich gut aussahen, Frantz de Laet, Contich, der be- kannteste belgische Kakteenzüchter, eine Gruppe starker Kakteenschaupflanzen, die Engelbrecht'sche Privatgärt- nerei (Obergärtner Kögel) eine grofse Gruppe starker Agaven und anderer Fettpflanzen, und Carl Behnke, Altona, Seebeck), Klein-Flottbek. Seite 398). V, 34 Die Gartenwelt. 401 je eine Gruppe der alten, aber schönen Aloe Radtila und i>ariegata. Unter den diversen Handelspflanzen des Warmhauses traten in erster Linie grofse Gruppen buntblättriger Caladien hervor. Die oft genannte Engelbrechtsche Privatgärtnerei war hier mit den stärksten Schaupflanzen vertreten, während die gleichfalls vielgenannte Kirstensche Privatgärtnerei und die Firma Ernst & von Spreckelsen, Hamburg (Abb. Seite 390 in No. 33), die meisten Sorten vorführten. Die Pflanzen aller Aussteller waren tadellos kultiviert und, was besonders hervor- gehoben zu werden verdient, auch genügend abgehärtet, so dafs sie die Ausstellungsluft, ohne Schaden zu nehmen, er- wenn man mehrere Stecklinge in verhältnismäfsig kleine Töpfe zusammenpflanzt, in einem Sommer prächtige Marktpflanzen, die auch bei uns ihre Liebhaber finden werden, da sie nicht nur von eigenartiger Schönheit sind und sich im Zimmer tadellos halten, sondern auch zur Jardinierenbepflanzung und als Bindegrün Verwendung finden können. Auch von den früher so viel kultivierten, jetzt so sehr zurückgedrängten bunten Dracaenen des Handels, die zur Gattung Coräyline gehören, hatte Neubert eine Gruppe zusammengestellt, die vorzugsweise die schöne alte Sorte terminalis rosea enthielt. Die Beteiligung der Neubertschen Gärtnerei war überhaupt eine sehr vielseitige, und möchte ich von den zahlreichen T.ifeldekoration von F. A. Höve, Hamburg. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 402). trugen, während man sonst bunte Caladien auf den Aus- stellungen schon nach wenigen Stunden in Trauer sieht. Von sonstigen buntblättrigen Handelspflanzen des Warm- hauses waren Pandamis ]'eitchn am reichsten vorhanden. Die tadelloseste Färbung zeigten die Pflanzen der Gruppe von Neubert, welche wir in letzter Nummer auf Seite 391 oben vorführten, viel schlechter waren dagegen die stärkeren Pflanzen der Freih. von Ohlendorfschen Gärtnerei gefärbt, die gleichfalls eine grofse Gruppe bildeten. Mit drei einzelnen Schaupflanzen war dann noch die Engelbrechtsche Gärt- nerei vertreten. Neubert führte auch eine Gruppe der zier- lichen Dracaena sanderiana vor. Diese Pflanze wird, wie wir uns durch Augenschein überzeugten, jetzt in der Neubert- schen Gärtnerei in grofsen Massen herangezogen. Sie liefert, Ausstellungsobjekten dieser Firma nur noch eine Gruppe Bougainvillea glabra sanderiana erwähnen, welche wirklich schöne Pflanzen dieses interessanten, in der „Gartenwelt" wiederholt schon in Wort und Bild geschilderten modernen Blütengewächses enthielt. Wie ein Grufs aus alter Zeit mutete uns eine Gruppe der schönblühenden, aber nicht leicht zu kultivierenden Franciscea calycina an, von E. F. Zieger, Hamburg, ausgestellt. Die schöne Ardisia crenulata, die auch nur noch hier und da kultiviert wird, war in einer Gruppe von D. Saul, Wandsbek, vertreten (im Mittelgrunde rechts der Abb. Seite 391, unten, in No. 33). Von Warmhauspflanzen erwähnen wir noch ganz kurz eine Gruppe kräftiger, tadelloser, buntblättriger Aspidistra von Ww. Huch, eine Gruppe, in Rücksicht auf die frühe Jahres- 402 Die Gartenwelt. V, 34 zeit guter Coleus in verschiedenen Sorten aus dem Garten der Frau Münchmeyer, drei starke Schaupflanzen Anthurium magnificum aus dem Garten des Freih. von Ohlendorf, sehr schöne Bromeliaceen von Gebrüder Freese und von einem zweiten Aussteller, eine Gruppe eines sehr schönen Asparagus-'&'3xn)\a^i von Otto Thalacker, der sehr stark an Asparagus plmnosus superbus erinnert, welchen Kohl- mannslehner in Britz-Berlin in den Handel giebt, und vorzügliche Schaupflanzen der dankbaren Sarracenia purpiirea aus dem Garten der Frau Hell (Obergärtner Donat). Unter den abgeschnittenen Blumen, die nicht besonders reich vertreten waren, gefielen uns sehr gut die Calla candi- dissima von L. Gernet, Wandsbek, welche dieser Aussteller jüngst in der „Gartenwelt" in Wort und Bild schilderte, ebenso die Remontantnelken desselben, eigene Züchtungen von enormer Gröfse — die Blüten hatten bis 12 cm Durch- messer — schöner Färbung und teilweise auch von präch- tiger Zeichnung, durch welche sie oft stark an Topfchornelken erinnern. Heinrich Raczka, ein mittelitalienischer Schnitt- blumenzüchter, hatte durch seinen Vertreter Ramstetter in Hannover frühe Seerosenblüten, Nymphaea alba, ausgestellt, die aus Italien geschickt waren und sich noch in tadelloser Frische zeigten. Abgeschnittene Rosen von selten guter Qualität der Sorten ,^Kaiserin Auguste Viktoria''' und „Mme. Caroline Testout'"'' mit enorm langen Stielen von F. C. Groh, Kiel, Hasselsdiecksdamm, wurden allseitig bewundert. Ein schönes Sortiment Viola iricolor und seine neue Cineraria „Stella''^, welche wir in No. 5 dieses Jahrganges auf farbiger Tafel brachten, hatte Fr. Römer, Quedlinburg, ausgestellt, daneben auch einige Pflanzen einer neuen semperflorens -'Btgonit mit goldgelben Blättern. Diese Sorte, die sich in vorgeschrittener Jahreszeit wohl noch leuchtender färbt, ist ein Sport von ^ Zulu-König''^ und führt den Namen „Gold-Kmig"' . Heinrich Junge in Hameln zeigte abgeschnittene Blüten seines grofsen Narzissen- sortiments neben diversen anderen Blumen, von welchen uns die Blüten der gefüllten Form unserer Sumpfdotterblume am besten gefielen. Getriebenes und überwintertes Gemüse war in mehreren Sortimenten vorhanden, am reichhaltigsten von der Vereinigung der Gemüsegärtner von Hamburg und Umgebung. Hier fielen wieder die riesigen Rhabarberstiele von fast Meterlänge und enormer Dicke auf; sie waren in Thonröhren herangezogen und gebleicht. Das vorhandene Obstsortiment war klein, aber gewählt und enthielt wirkliche Paradefrüchte. Aufsehen erregte das sauber in Kistchen verpackte Sortiment der Obstverwer- tungs-Genossenschaft für den Kreis Steinberg in Itzehoe. Dieses Sortiment enthielt nur tadellos überwinterte Sorten, durchweg Paradefrüchte, die nicht wie überwinterte Früchte aussahen, sondern so, als seien sie erst gestern vom Baum genommen. Vorhanden waren hier neben vielen Lokal - Sorten, Sorten wie Schöner von Boskoop, Hannoverscher Boikenapfel, Winterprinzenapfel, graue und grofse Kasseler Reinette u. a. Sehr reichhaltig war auch die Abteilung für Binderei, doch hatten sich die gröfsten Hamburger Firmen nicht be- teiligt. Es waren aber unter den Konkurrenten wirkhche Bindekünstler vertreten, so dafs man neben manchen Ge- schmacklosigkeiten auch Kunstwerke zu sehen bekam. Staffe- leien und ähnliche Sachen herrschten vor, während elegante Naturarbeiten spärlicher vertreten waren. Bei vielen der schönsten Zusammenstellungen fiel die reiche Verwendung von Orchideenblüten auf, durch welche hübsche Formen- und Farbenkontraste erzielt wurden, doch lagen die Haupteffekte in der Farbenzusammenstellung; sie müssen bei schwarzen Textabbildungen naturgemäfs verloren gehen. Wir bieten auf Seite 401 nur das Bild einer sehr geschmackvollen Tafel- dekoration von F. A. Höve, Hamburg, welche in der Hauptsache aus weifsem Flieder und „N'ip/ietas^'- Rosen be- stand und infolgedessen für eine bildliche Wiedergabe ge- eignet erschien. Zum Schlufs wären noch die Baumschulerzeugnisse, in- dustriellen Gegenstände und landschaftsgärtnerischen Sachen kurz zu erwähnen. Diese Gruppen waren nur schwach ver- treten. Baumschulsachen, d. h. fast nur Koniferen, führten in guter Ware vor die Firmen Johannes v. Ehren, Nien- stedten, und J. F. Müller, Reilingen (Holstein). In der Abteilung „Landschaftsgärtnerei" waren bemerkenswert vor allem die Zeichnungen und Modelle von Gottfr. Mehler, Hamburg, welche Firma auf ihrem Spezialgebiet, dem Grotten- bau, des besten Rufes sich erfreut und , wie aus dem Vor- lagen zu ersehen war, allerorts in Deutschland Gelegenheit gefunden hatte, gröfsere derartige Anlagen auszuführen. Auch G. Martin, Hamburg-Harvestehude, leistet im Grottenbau Bedeutendes; diese Firma hatte aufserdem Naturholzmöbel und diverse andere Erzeugnisse der gärtnerischen Industrie ausgestellt. Stadtgärtner F. G. Hölscher, Harburg, zeigte eine ganze Anzahl interessanter Pläne von ihm ausgeführter, zum Teil gröfserer Gärten und Parks. In der Industriehalle fiel uns weiter auf M. Nollau, Hamburg, mit reichster Aus- wahl in modernen Blumen-Pflanzkörben und Tafelschmuck- Gegenständen. Aufserdem erfreute uns die Ausstellung von Paula Kaufmann, Hamburg, welche zum Teil sehr hübsche, ganz moderne Vasen und Gefäfse für Blumenschmuck ent- hielt. Es wäre zu wünschen, dafs unsere Binder solche Be- hälter an Stelle der althergebrachten, sehr oft recht geschmack- losen Formen mehr und mehr verwendeten. Schliefslich sei noch der Firma E. C. Becker, Solingen, gedacht, die recht hübsche Gartenmesser, Scheren u. s. w. ausgestellt hatte. Koniferen. Juniperus sinensis var. pfitzeriana hört. Späth. — Schon aus der Abbildung Seite 403 wird jeder Koniferenliebhaber und -Kenner sofort ersehen, dafs wir in diesem Juniperus einen der herrlichsten Vertreter der Gattung vor uns haben. Das Bild stellt die Mutterpflanze dieser ebenso seltenen, wie prächtigen Form des chinesischen Wachholders aus dem Arboretum der Späth' sehen Baumschule dar, wo sie schon seit Jahren die Be- wunderung aller Besucher erregt. Die malerische, leichthängende Tracht und die fein abgetönte grau-grüne Färbung lassen den Wunsch aufkommen, diesen Juniperus in unsern Gärten weit zu verbreiten, zumal er ja völlig winterhart ist. I V, 34 Die Gartenwelt. 403 Topfpflanzen. Einiges über Erdmischung-en. Von H. Grote, Reutlingen. In No. 9 des 4. Jahrg. der Gartenwelt, Seite 103, betrachtet Herr K. Krone, Hannover, die Erdfrage als ein wichtiges Thema für Erörterungen über Pflanzenkulturen und schreibt am Schlüsse seines Artikels: „Mit wenigen tüchtigen Haufen guter Erde ist dem Kultivateur mehr geholfen, als mit einem ganzen Magazin von Erdarten." Ganz meine Meinung. Was nützen einem Kul- tivateur ein Dutzend verschiedene Erdarten, wenn keine gut ist? „Wenig und gut" — das sei der Wahlspruch. Wie soll nun eine gute Erde beschafifen sein? Dieser Frage möchte ich im Nachstehenden einige Zeilen widmen. Viele der verehrten Leser werden mir zugeben müssen, dafs in den meisten Gärtnereien das Erdmagazin stets stief- mütterlich behandelt wird, ja manchmal findet man es in gar trostloser Beschaffen- heit. Für Reinigen und Umarbeiten der Erdhaufen will man keine Zeit „ver- schwenden", und gerade das letztere ist von so grofser Bedeutung für das spätere Wachstum der Pflanzen. Wie der Mensch und jedes Tier ohne Luft nicht existieren können, so kann auch keine Pflanze diese entbehren. Ja, Luft ist ein Hauptfaktor, sie mufs in der Erde enthalten sein, ohne die keine Pflanze sich entwickeln kann. Herr Max Vogel in Baden-Baden em- pfiehlt auf Seite 198 im gleichen Jahr- gange die Vorbereitung der Erdmischung für Chrysanthemum. Aus den daselbst bei- gefügten Abbildungen ist ersichtlich, in welch üppiger Kultur sich die in richtig vorbereiteter Erde kultivierten Pflanzen befinden. Die Firma VogelHartweg verwen- det, wie Hen- Vogel schreibt, auf das Umarbeiten und Präparieren der Erd- mischung eine grofse Sorgfalt, damit Luft, Feuchtigkeit und Frost tüchtig einwirken können, und die Pflanzenwurzeln die zu ihrem Gedeihen unentbehrliche Lebens- luft, den Sauerstoff, vorfinden. Leider wird eben das Umarbeiten der Erdhaufen fast stets vernachlässigt, was für die Pflanzen, die später in der Erde kultiviert werden sollen, von grofsem Nachteil ist, denn wo der Sauerstoff in der Erde fehlt, nützen auch alle anderen Düngemittel nichts. V'or allen Dingen mufs eben der Kultivateur darauf achten, dafs die Erde das Nötigste, den Sauer- stotif, enthält. Am vorteilhaftesten ist es, wenn die Erde bez. Erdmischung im Herbst zusammengesetzt (selbstverständlich von mehrjährigen abgelagerten Erdhaufen) und in nicht zu grofse Haufen, die spitz zulaufen, aufgeworfen wird. Alle fünf bis sechs Wochen mufs die Erde dann umgearbeitet werden, wobei man ihr auch noch notwendige Nahrungsstofie , wie Hornspäne, Nährsalz u. s. w., beimischen kann. Auch bei Frostwetter scheue man diese Arbeit nicht, nehme lieber die Rodehacke zur Hand. Je lockerer wieder zu- sammengesetzt, desto besser können nachher Frost, Schnee und vor allem Luft eindringen. In gröfseren Geschäften mit Spezial- kulturen ist es doch so leicht, die bestimmten Erdmischungen auf diese Weise herzustellen und mit den nötigen Düngemitteln zu präparieren. Umständlicher ist es für botanische Gärten etc. und für Geschäfte mit gemischten Kulturen, aber auch hier können die Haupterdarten auf diese Weise behandelt werden. Eine sauer- stoffhaltige und poröse Erdmischung wird stets ein viel günstigeres Kulturresultat liefern, als eine frisch zusammengesetzte Erde, die womöglich von riesengrofsen Erdhaufen, die alle Jahre einmal, höchstens zweimal umgearbeitet waren, entnommen wurde. Juniperus sinensis var. pfitzeriana. Originalaufnahme für die ^Gartenwelt" (Text Seite 402J. 404 Die Gartenwelt. V, 34 Encephalartos longifolius Lehm. — Nebenstehende Abbildung zeigt eine der schönsten Cycadeen der hiesigen Sammlung. Eine bauliche Veränderung ermöglichte die Aufnahme in dem so raumbeengten Palmen- hause, in welchem diese Pflanze unter- gebracht ist. Es ist dies eine der ältesten und wertvollsten Cycadeen des Gartens; sie befindet sich seit etwa "o Jahren im Besitze desselben. Die ungefähr 300 Jahre alte Pflanze hat eine Stattimhöhe von 2 m bei einem Umfange von i m. Der mit Schuppen und Blattstielresten bedeckte Stamm fällt recht angenehm durch seinen schlanken gleichmäfsigen Wuchs auf Die einzelnen Wedel der überaus üppigen Krone sind bis 2 m lang und von blaugrüner Farbe. Im Laufe der Jahre brachte die Pflanze auch einige der bekannten Blütenzapfen, die von recht beträchtlicher Länge gewesen sein sollen, hervor. Ein neuer Wedeltrieb erfolgt alle zwei Jahre und zwar alsdann schon im Februar-März. Ein näheres Eingehen auf die zweckmäfsigste Behandlung ist, da diese zur Genüge bekannt, wohl überflüssig. Er- wähnt sei noch, dafs in der Heimat, dem tropischen Afrika, ein Dutzend verschiedene Arten vorkommen und dafs das Mark der Stämme fast von allen Arten zur Sago- gewinnung dient. Hellwig, Hamburg. Obstbau. Encephalartos long:ifolius. Vom Verfasser im botanischen Garten zu Hamburg für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Zum Beispiel nehmen jetzt einige Rosentreibereien für die einzupflanzenden Rosen Erde vom Kartoffelacker, weil diese durch das öftere Umarbeiten reichlicher mit Sauerstoff durchsetzt ist. Man soll gar nicht meinen, was für ein schönes, kräftiges und gesundes Wachstum in solche Erdmischung gepflanzte Rosen entwickeln. Aus all diesem geht hervor, dafs der Sauerstoff als von Hochstämmen gilt dies von der Pyramidenform, von Über die Verwendung der Obst- bäume in den Anlagen. — Anknüpfend an die Empfehlung der Obst- und Frucht- bäume in den Anlagen (in No. 30 der Garten- welt) möchte ich mir einige Bemerkungen zu dieser Sache gestatten. Unsere Obstbäume passen nicht in die Anlagen und zwar vorzugsweise deshalb nicht, weil sie in ihrer grofsen Mehrzahl den ästhe- tischen Anforderungen, die wir an unser Park- und Anlagen-Pflanzmaterial zu stellen genötigt sind, nicht genügen. Wer unbefangen die Kronenbildung, die Belaubung und den ganzen Aufbau unserer Äpfel, Birnen, Pflaumen etc. mit unseren Park- bäumen vergleicht, der mufs zugeben, dafs dieselben den letzteren in Bezug auf malerische Schönheit weit nachstehen. Noch mehr (die Luft), wie bei den Menschen und Tieren, so auch bei den Pflanzen ein Lebenselement ist, und für dessen Vorhandensein in der Erde sollte jeder tüchtige Kultivateur Sorge tragen. Die Antwort auf die Frage: ,.Wie soll eine gute Erde be- schaffen sein?" würde demnach ungefähr lauten: 1. die Erde mufs genügend abgelagert und porös sein, sowie die nötigen Nahrungsstoffe besitzen, aus denen sich die Pflanze aufbauen kann; 2. die Erde mufs gründlich durchlüftet sein, da ohne Sauer- stoff die Wurzeln nicht atmen und die Samen nicht keimen können; 3. die Erde mufs genügend Feuchtigkeit und Wärme ent- halten, da ohne diese die Wurzeln ebenfalls nicht wachsen und die Samen nicht keimen können. anderen künstlichen, nur durch unausgesetzten Schnitt zu erhalten- den Formen ganz zu schweigen. Es giebt ja einige wenige Sorten, namentlich unter den Birnen und Kirschen, die sich ganz hübsch aufbauen, und diese mag der Kenner auswählen und mit Vorsicht an einigen Stellen der Anlagen verwenden ; aber es sind eben Ausnahmen, und man sollte einer allgemeinen Verwendung der Obstbäume in den Anlagen nicht das Wort reden. Ein weiterer Grund, welcher dagegen spricht, besteht darin, dafs, wenn die Obstbäume Ertrag liefern sollen, und das ist doch die Hauptsache, sie dann eine Stellung verlangen, die jedem einzelnen Baume soviel Raum nach allen Seiten gewährt, dafs seinen Ansprüchen an Licht, Luft und Boden in weitestem Mafse genügt wird; sonst trägt er nicht. Bei der Gruppierung der V, 34 Die Gartenwelt. 405 Bäume in den Anlagen kann man sich aber nicht durch derartige Rücksichten, denen nur bei weitläufiger, am besten regelmäfsiger Anordnung entsprochen wird, binden lassen. Man mufs vielmehr freie Hand behalten, die Gruppierung nur nach malerischen Ge- sichtspunkten zu ordnen. Lasse man also die Obstbäume da, wo sie sind und hingehören, im Gemüse- und Obstgarten, auf der Baumwiese, und räume ihnen allenfalls im kleinen Hausgarten einen Platz ein; aber man verleite nicht dazu, sie als Bestand- teile der eigentlichen Anlagen zu betrachten und zu verwenden. Man wird keine Erfolge damit haben. Vielfach wird einem dann mit dem Hinweis auf die Schön- heit der Obstbaumblüte entgegnet, dafs es doch sehr zu be- dauern wäre, wenn man auf den Genufs, den sie dem Auge bietet, in den Anlagen verzichten sollte; auch gewähre es einen präch- tigen Anblick, wenn die Bäume im Herbst im Schmucke ihrer Früchte dastehen! Ganz recht, das gebe ich sehr gern zu und ich bestreite durchaus nicht, dafs der Anblick der blühenden und mit Früchten beladenen Obstbäume zu dem Schönsten gehöre, was uns die Natur bietet. Aber das kann man auch geniefsen, wenn die Bäume aufserhalb der Parkanlagen stehen! Und im Park braucht man nicht auf diesen Genufs zu verzichten und ist doch nicht genötigt, die anspruchsvollen Obstbäume in denselben zu pflanzen. Wir haben ja eine ganze Reihe naher Verwandten unserer Obstbäume unter den Parkgehölzen, die ihnen an Schön- heit der Blüten nicht nachstehen und auch im Herbst mit einer reichen Last zierender Früchte beladen sind. Ich will nur an die schönen Pirus baccata, ßoribtmda, Toringo, prunifolia, spectabüis, Ringe, an Priemes Mahahb, Padiis, demissa, cirasifera, Cydonia vulgaris und japonica, an Amygdalus nana und andere erinnern. Wir haben in diesen ein vorzügliches Material, welches uns in den Stand setzt, die Schönheit unserer Obstbäume im Parke darzubieten, ohne zugleich deren Mängel mit in den Kauf nehmen zu müssen. Heicke, Aachen. Gemüsebau. Die Eierpflanze, Solanum Melongena L. (syn. ovige- rum Bl.). — Mit diesem Namen bezeichnet man eine vor langer Zeit angeblich aus Ostindien zu uns gebrachte Pflanze, stamm verwandt mit der gewöhnlichen Kartoftel, der Tomate und noch einigen anderen Gewächsen, die uns in irgend einer Form zur Nahrung dienen. Die Eierpflanze ist für uns nur Ziergewächs, trägt aber Früchte, die auf das allertäuschendste den Eiern, mit welchen das Hühnervolk uns beschenkt, ähnlich sehen, was auch in den Bezeichnungen, welche ihr der Franzose (plante aux oeufs) und der Engländer (egg-plant) geben, zum Ausdruck gelangt. Um diese, besonders bei der mit .S'. ovigerum bezeichneten Abart reinweifsen, ziemlich grofsen, nach abwärts hängenden, wie gesagt, vollkommen hühnereiähnlichen Früchte im Herbst zu erzielen, verlangt dieses Gewächs einen warmen Standort im Mist- beet und später, während der heifsen Jahreszeit, auf einem nach Süden gelegenen Fenster; man erzieht es aus Samen, nimmt die Aussaat recht frühzeitig (März) im Topfe vor, hält sie beständig warm, setzt die jungen Pflänzchen, die bald erscheinen, einzeln in angemessene Töpfe in gute Erde, später noch mehrmals nach Bedarf in etwas gröfsere Töpfe, worauf, wenn beim Begiefsen nichts versäumt wird, bald die einzeln stehenden, hellvioletten Blüten erscheinen und Früchte sich ansetzen werden. Ein mit zahh-eichen dieser eierähnlichen Früchte behangenes Exemplar macht, auf dem Fensterbrett aufgestellt oder in irgend einem Pflanzenarrangement mit verwendet, einen ganz über- raschenden Eindruck und entschädigt reichlich für die kleine Mühe der Anzucht und der weiteren Pflege. Da die Eierpflanze zu den einjährigen Gewächsen gehört, so fällt die Sorge wegen eines guten Winterquartiers ganz fort. Gutgereifte Früchte, die man im Spätherbst -Winter abnimmt, enthalten eine reichliche Menge der ziemlich kleinen Samen- körner, so dafs die Anschaffung derselben nur einmal zu ge- schehen braucht. Eine andere Form dieser Pflanze trägt viel gröfsere, dicke und fleischige, dunkelviolette (auch fast schwarze, rote oder weifse) Früchte, die eine ähnliche, oft auch mehr langgestreckte Form haben, jedoch efsbar sind und unter dem Namen Melanzane in Italien, als Patlizani in Rumänien, sowie in Spanien und in anderen Ländern des Südens, in der Türkei u. s. w., auf allen Marktplätzen, oft in grofsen Massen verkauft werden und ein sehr beliebtes, auf mancherlei Art zubereitetes Nahrungsmittel für alle Klassen der Bevölkerung geben. E. J. P. Gehölze. Beobachtungen über dieWiderstandsfähigkeit einiger Gehölze im letzten Winter. — Der diesjährige Winter war auch in Ungarn aufserordentlich streng, so dafs sich hier eben- falls vielfach Gelegenheit bot zu interessanten Beobachtungen in betreff der Empfindlichkeit bez. Widerstandsfähigkeit vieler neuer, sowie auch älterer Gehölze. Der ganze Winter war hier aufser- ordentlich schneearm, so dafs der Boden bis zu '/^ ■" "^nd noch tiefer fest gefroren war. Zwei Kälteperioden konnte man scharf unterscheiden, wobei das Thermometer andauernd unter Null war: die erste vom i. bis 20. Januar mit einem Minimum von 17° C.; die zweite vom 10. bis 25, Februar mit einem Minimum von 18° C., dazu noch bei Tage viel Sonnenschein, was den Koniferen besonders schädlich wurde. Vor allem war es auffällig, dafs Koniferen, die sonst in gelinderen Wintern unter Strohbedeckung ganz gut aushielten, im verflossenen Winter unter Strohdecke arg litten, teilweise auch total erfroren, während dieselben nur mit Fichtenreisig geschützt ganz gut durchwinterten, ja, es kam sogar vor, dafs einige Koni- feren (besonders /"/«;« -Arten) nur unten mit Stroh zugebunden, während der obere Teil ungedeckt frei blieb, unter der Strohdecke vom Frost arg geschädigt wurden, indem nicht nur Nadeln, sondern auch Zweige und Knospen erfroren , wohingegen der obere Teil, der ganz frei und schutzlos war, so unbeschädigt blieb, dafs man nicht eine einzige durch Frost gerötete Nadel finden konnte. Im weiteren will ich nun über das Verhalten der einzelnen selteneren oder sonst interessanten Gehölze in meinem Garten Bericht erstatten. Abies celphahnica, A. Pinsapo; Charnaecyparis lazusoniana, nutkaensis, pisifera; Pinus excelsa; Thuja gigantea; Bioia orientalis; Stquoia giganlea, alles gröfsere Exemplare von 8 — 15 m Höhe, freistehend, un geschützt, hielten sich prachtvoll, ohne den geringsten Schaden, ebenso Abies amabitis, grandis, concolor, conc. violacea und lasiocarpa; ferner durch Fichtenreisig leicht geschützt hielten sich gut Abies firma, bra^teata, j/iagnijica, nobilis, umbilicata, numidica, cilicica, Veitckii; Abies brachyphylla verlor unter Strohdecke beinahe sämtliche Nadeln. Von Picea erwähne ich nur P. Morinda, die, ungeschützt, ein paar gerötete Nadeln abgerechnet, ziemlich gut durchkam. Ketekeria Fortunei (mein einziges Exemplar) erfror total, trotz guter Fichten- reisigdecke. Cedrus atlantica, Libani, sowie Cryplomeria Japonica^ etwas geschützt, hielten sich gut. Sämtliche Charnaecyparis, ebenso deren Gartenvarietäten, hielten sich ohne Schutz gut, während einige 406 Die Gartenwelt. V, 34 derselben unter Strohdecke ziemlich beschädigt wurden. Libocedrus decurrens litt sehr stark, ganz frei wie unter jeder Bedeckung, hingegen Sciadopiiys vertiallata überwinterte prachtvoll, ganz un- geschützt ebenso gut wie unter Fichtenreisig oder Strohdecke. Am ärgsten wütete der Winter in meiner reichhaltigen Pinus- Sammlung. Wenn ich auch keine nennenswerten Verluste zu verzeichnen habe, so doch um so mehr Krüppel, die Jahre brauchen werden, um sich wieder vollständig zu erholen. Merkwürdiger- weise litten die Pinus am meisten unter Strohbedeckung. Pinus densißora, Thunbtrgi, koraiensis litten im Stroh sehr, ohne Schutz gar nicht. Pinus sabiniana, Pinaster hielten sich sehr gut, durch Fichtenzweige leicht geschützt, litten aber sehr stark und gingen auch teilweise ganz zu Grunde unter Stroh- decke. — Gut hielten sich aufserdem, durch Fichtenzweige geschützt : Pinus Coultiri, bun- geana, fremontiana^ lamberiiana, vii/is^ bal- fouriana, flexilis, parvißora ; — sehr gut ohne Schutz: Pinus exctlsa, ponderosa, Jiffreyi, con- torta, pungens, tuherculata etc. und andere ge- wöhnlichere, die ich hier aufzuzählen für überflüssig halte. Doch nun genug von den Koniferen. Von Laubhölzern will ich nur einige er- wähnen. Magnolien durchwinterten alle sehr gut. .Magnolia acuviinata, viacrophylla, tripetala, hypoleuca, glauca, Fraseri, sowie p-ur- puria und Yulan und deren Hybriden, sämt- lich ohne Schutz, nur stellata und parvißora unter Strohdecke. — Ferner durchwinterten noch gut unter Schutz: Sluartia Pseudo- camellia, Berbtris japonica, Dirca palustris, Chionanthus retusus, Kaimia latifolia etc. ; ohne Schutz: Idtsia polycarpa, Carya olivaeformis, Diospyros Lotus und virginiana, Dimorphanthus niandschuricus (syn. Araüa sinensis') , Acantho- panax riiinifolium, Maclura aurantiaca und tricuspidata, Hovenia dulcis^ Halesia tetraptera, Paulownia imperialis etc. Bis auf die Wurzel erfroren trotz Decke: alle Ceanothus, Buddleya variabilis, Hypericum moserianum, Hydrangca ijuercifo.'ii!, Cltro- dendron trichotomum und Bungei. Ungedeckt erfror Prunus Laura- cerasus bis zum Boden; bei var. schipkaensis erfroren nur die Blätter und jüngere Zweige. Von Diospyros Kaki, in Stroh eingebunden, erfroren die jüngeren Zweige, ohne Schutz auch stärkere. Bambusa Metake, mitis, nigra, viridi-glaucescens, sämtlich ohne Schutz, erfroren alle bis zum Boden. Zum Schlüsse erwähne ich noch, dafs ein Beet mit ca. meter- hohen Punica Granatum während des ganzen Winters ungedeckt bheb; viele davon erfroren ganz, bei manchen nur die schwächeren Zweige, ein Teil aber überstand den Winter ohne den geringsten Schaden und zeigt nun mit schwellenden Knospen, wie manche für zärthch gehaltene Gehölze auch strengere Winter überdauern können. Stefan v. Saghy, Kamon bei Szombathely, Ungarn. M. Lebl. barg, dessen Bildnis wir den verehrl. Lesern dieser Zeitschrift vorzn- führen, heute das besondere Vergnügen haben. Anlafs dazu giebt seine 40jährige Thätigkeit in dem Dienste Sr. Durchlaucht des Fürsten von Hohenlohe-Langenburg. Hofgärtner Lebl stammt aus Oesterreich, er ist am 26. August 1831 in Wien geboren. Vor seiner Anstellung in Langenburg war er Obergärtner in Schönbrunn bei Wien, von wo aus er am 22. Mai 1861 seine jetzige Stellung antrat. Die Achtung für den hochverdienten Kollegen und die Pietät für sein langjähriges technisches Wirken, wie seine bis in die Jetztzeit hinein reichende schriftstellerische Thätigkeit veranlafsten diese Niederschrift. Und wer von der älteren Generation kennt nicht das Wirken und fleifsige Mitarbeiten Lebl's an dem Ausbau aller gärtnerischen Fragen, wer hat nicht von seiner Schrift und seinem Wort profitiert, wer ihn nicht bewun- dert in seiner Vielseitigkeit! Im Mittelpunkt des württembergischen Gartenbaues, in Stutt- gart, fanden sich im Laufe früherer Jahre oft Männer zusammen, die für Württembergs Garten- bau unvergefslich bleiben ; ich erinnere an die Namen Wagner, Pfitzer, Ehmann, Müller, Stieg- ler, v. Ahles, Schneider, Gaucher, unter denen auch Lebl und Schreiber dieses des öfteren weilten. Galten doch diese Männer ge- wissermafsen als Vorkämpfer und Kultur- arbeiter im Dienste des in den lelzten Jahr- zehnten mächtig entwickelten Gartenbaues, denen die jüngere Generation nachzustreben haben wird. Neben den zahlreichen Büchern, die Lebl verfafste oder aus fremden Sprachen übersetzte, — es mögen annähernd 20 sein — redigierte er von 1871 — 1887 eine monatlich erscheinende Zeitschrift für Gartenbau, Obstbau und Blumen- zucht, die „Illustrierte Gartenzeitung", die ein- stens gerne gelesen wurde und mit guten Ab- bildungen versehen war. Äufsetlich wurden Lebl's Verdienste von dem König von Württem- berg durch Verleihung des Friedrichsordens 2. Klasse ausgezeichnet; in seiner Stellung und seiner Umgebung war er immer geachtet; er ist ein guter Gesellschafter und ein treuer, biederer Charakter. Unsere herzlichsten Glück- wünsche seien ihm hiermit ausgesprochen, möge ihm vor allem ein heiterer Lebensabend beschieden sein! Frankfurt a. M., im Mai 1901. Aug. Siebert. Preisausschreiben. Verdiente Fachgenossen. M. LebL Zu den Zierden gärtnerischer Vertreter Deutschlands und speziell des württembergischen Gartenbaues gehört unbestritten unser langjähriger Freund und sehr verehrter Kollege, Herr Hofgärtner M. Lebl in Längen- Dresden im Blumenschmuck 1901. Es ist kein Preis- ausschreiben für diejenigen, die sonst dieser Rubrik besonderes Inter- esse entgegen zu bringen pflegen, unsere Landschaftsgärtner und Garten- techniker, sondern ein Preisausschreiben für Blumenfreunde. Der „Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs" dortselbst ist der Veranstalter dieser dankenswerten Konkurrenz, als deren Vorläufer wir wohl die Mafsnahmen zur Förderung der Blumen- pflege durch Schulkinder, die vorjährige Prämiierung der schönsten Balkone in Steglitz bei Berlin und die Vorgärten-Konkurrenz in Lieg- nitz betrachten können. Alle diese Veranstaltungen laufen ja darauf hinaus, dem Städter, den das moderne Leben mehr und mehr der Natur entfremdet, die Freude an der Blumenwelt und ihrer Pflege zu erhalten. Berlin kann allen Städten im deutschen Reich in Bezug auf Balkon- schmuck und -Kultur als Vorbild dienen ; an Privalwohnungen, Hotels und Gasthäusern prangen hier die Balkone im herrlichsten Blumen- schmuck, der das Städtebild verschont und der Blumenliebe der Be- wohner ein schönes Zeugnis ausstellt. In den Städten, die von der Natur sehr bevorzugt sind, wie dies bei Dresden der Fall, pflegt die Ausschmückung der Balkone und Fenster mit Blumen eine lässigere zu V, 34 Die Gartenwelt. 407 sein, aber auch hier würde Wandel geschaffen werden, wenn man sich allenthalben dazu entschliefst, dem Vorgehen des oben genannten Dres- dener Vereins zu folgen. Der Wettbewerb „Dresden im Blumenschmuck" umfafst vier Gruppen: 1. Schauseiten im Blumenschmuck (einheitliche Schmückung ganzer Häuserfronten), 2. Höfe, Galerien auf Höfen, Portale u. a. im Blumenschmuck, 3. Einzelne Blumenbalkons, 4. Blumenfenster; er dauert von Pfingsten bis zum 15. September d. J. Das Preisgericht wird viermal seinen Umgang halten und zwar, soweit die Witterungs- verhältnisse eine Änderung nicht notwendig machen, am 4. und 23. Juli, am 5. August und am 2. September. Die Preisverteilung findet Ende September statt. Die Preise be- stehen in Kunstwerken, Plaketten, Medaillen, Gartenbüchern und Spar- kassenbüchern. Es stehen zur Verfügung und werden bei entsprechenden Leistungen zuerkannt: 1. in der i. Abteilung drei Preise im Werte von 150, 100 und 50 Mark, 2. in der 2, Abteilung drei Preise im Werte von 100, 75 und 50 Mark, 3. in der 3. Abteilung zwanzig Preise im Werte von 50 bis zu 20 Mark, darunter 2 Medaillen der Gartenbaugesellschaft Flora und 2 Medaillen der Gartenbaugesellschaft Feronia, 4. in der 4. Abteilung zwanzig Preise im Werte von 25 bis zu 10 Mark, darunter i Medaille der Gartenbaugesellschaft Feronia, Plaketten, Gartenbücher und Sparkassenbücher. Aufserdem werden nach Befinden ehrenvolle Erwähnungen zu- erkannt. Preisrichter sind die Mitglieder des Kunstausschusses des Vereins zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs, sowie folgende Mit- glieder der Gartenbaugesellschaften Flora und Feronia: Königl. Garten- bau-Direktor Bertram, Königl. Obergartendirektor Bouche, Stadtgarten- Direktor Degenhardt, Königl. Garten-Inspektor Ledien, Gärtnereibesitzer Rudolf Seidel, Kunst- und Handelsgärtner Böhm, Geh. Kommerzienrat Eschebach, Kunst- und Handelsgärtner Rülcker, Garten-Ingenieur Tamms. Zur Anmeldung an dem Wettbewerbe werden im Bureau des Vereins zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs, Seestrafse4, 1, unentgeltlich Formulare und ausführliche gedruckte Anleitungen ausge- geben mit gleichzeitiger Angabe über Bezugsquellen der nötigen Hilfs- mittel (Blumenkästen, Sämereien etc.). Zur Belehrung derjenigen Blumenfreunde, die sich an dem Wetl. bewerbe beteiligen wollen, ist eine kleine Broschüre im Druck erschie- nen, die kostenfrei abgegeben wird; auch haben sich zahlreiche Dresdener Handelsgärtner bereit erklärt, den Interessenten mit ihrem Rat an die Hand zu gehen. Auch dieser letztere Umstand ist sehr erfreulich. Während man früher in handelsgärtnerischen Kreisen denjenigen, der es unternahm, die Blumenfreunde zu belehren, vielfach für einen Ketzer hielt, sieht man jetzt mehr und mehr ein, dafs nur das wachsende Ver- ständnis der grofsen Massen für Gartenkultur und Zimmergärtnerei den Berufsgärtnern von materiellem Nutzen sein kann. M. H. Fragen und Antworten. Beant'WOrtung der Frage No. 135. Welches ist die prak- tischste Art und Weise, sich gutes kaltflüssiges Baumwachs zu be- reiten? — Alle Baumwachsarten, zu denen Bienenwachs genommen wird, kommen in der Herstellung etwas teuer, da man das sogenannte viel billigere „Erdwachs", um den Veredelungen nicht zu schaden, nicht verwenden darf. Es hat sich nun in der Praxis gezeigt, dafs man ein sehr gutes, allen Anforderungen genügendes Baumwachs viel billiger auch ohne Bienenwachs herstellen kann. Im folgenden das bewährte Rezept für ein kleines Quantum; für gröfsere Mengen wird die Masse entsprechend vervielfältigt. Man macht 2 kg Harz über Kohlenfeuer langsam lluasig, giefst dann (aber nicht über Kohlenfeuer) unter be- ständigem Umrühren 280 g reinen Spiritus und zwei Löffel Leinöl hinzu und füllt diese Masse dann noch warm in Büchsen. Einen hohen Topf mufs man unbedingt zum Erwärmen des Harzes nehmen, weil dasselbe beim Flüssigmachen steigt; ebenso auch beim Zugiefsen des Spiritus. Man vermeidet das starke Steigen im Gefäfs, indem man das Harz nur bei schwachem Kohlenfeuer flüssig macht und den Spiritus nach einigem Erkalten zugiefst. Es darf aber kein denaturierter Spiritus sein, denn dieser ist schädlich für die Veredelung. Dieses Baumwachs läfst sich bei jeder Witterung, wenn überhaupt ein Arbeiten im Freien möglich ist, anwenden. Es haftet gut, auch am feuchten Holz, und es zeigt sich, dafs die Verheilung unter dem Schutze dieses Harzes sehr regelmäfsig vor sich geht. Es wird mit einem spateiförmigen Hölzchen aufgetragen. St. Olbrich, Zürich V. — Kaltflüssiges Baumwachs stellt man auf folgende Weise her: I kg Harz, S5 g Talg, 30 g Bienenwachs, '/^ 1 Spiritus zu go", 50 g Terpentinöl und 125 g Ceresin — oder 2 kg Harz, 60 g Leinöl und 290 g Spiritus zu 90°. Das Harz wird über Feuer langsam flüssig ge- macht, jedoch darf es nicht kochen, überhaupt soll das Baumwachs nicht kochen, sondern nur so viel erwärmt werden, dals alle Teile gut flüssig sind, um ordentlich durcheinander gerührt werden zu können. Die anderen Teile werden zugefügt, ausgenommen der Spiritus, den man vor- her etwas erwärmt und dann mit Vorsicht zusetzt. Es wird alles gut unter- einander gerührt und entweder in Büchsen oder in andere Gefälse gefüllt und langsam abgekühlt. Das so bereitete Baumwachs ist von aus- gezeichneter Qualität, es ist billig und läfst sich sowohl bei warmem, wie k.iltem Wetter gebrauchen. H. Grote, Reutlingen. Beant'WOrtung der Frage No. 136. Könnte ich Auskunft er- halten, in welchem Lande Amerikas die Gärtnerei in höchster Blüte steht, bez. wo sie dort am lohnendsten ist? Giebt es eine amerikanische Gärtnerzeitung in deutscher Sprache, und wenn ja, von wo kann ich sie beziehen? Könnte mir ferner ein mit den amerikanischen Verhältnissen Vertrauter einige gute Gärtnereien nennen? — Die Gärtnerei in Amerika ist am meisten entwickelt in den Ver- einigten Staaten, und die ausgedehntesten Gärtnereien befinden sich in der Umgebung von folgenden Hauptstädten: New York, Philadelphia, Boston, Chicago, St. Louis, Detroit und Cincinnati. New York, Chicago und Boston sind berühmt durch ihre Massenkulturen von feinen Schnitt- blumen als Rosen, Nelken u. s. w. ; Philadelphia gdt neben seinen Rosen, Nelken u. s. w., als das Zentrum für Kulturen von Dekorationspflanzen, als Palmen, Fandanus, Ficus, Araucaria, Farnen u. s. w. ; hier finden wir auch die gröfsten Sortiments- und Versandgeschäfle. — Eine Gärtner- zeitung in deutscher Sprache giebt es in Amerika nicht. Es ist un- möglich, hier auch nur die wichtigsten gtöfscren Firmen zu nennen, aber wenn Fragesteller sich brieflich an mich wendet und angiebt, in welchem Fache der Gärtnerei er speziell Auskunft wünscht, so werde ich ihm gern die gewünschten Mitteilungen zukommen lassen, wenn es mir möglich ist. J. D. Eisele, Direktor der Gärtnerei Heniy A. Dreer, Philadelphia. Beantwortung der Frage No. 137. Ich habe hier (im Grofs- herzogtum Luxemburg) mit einem Übelstande bei der Gemüsekultur zu kämpfen, über dessen Ursachen ich noch im Unklaren bin. Könnte ich vielleicht Auskunft erhalten, was ich thun müfste, um festere Bildung z. B. bei Salat, Kohl, Blumenkohl, Sellerie und auch Gurken zu erreichen, welche Gemüse ich trotz aller Sorgfalt stets nur in mittelmäfsiger Ware erziele. Ich bemerke dazu, dafs das Wasser hier sehr hart (kalkreich) ist und der Boden äufserst arm an Phosphorsäure. — Ohne zu wissen, ob Sie schweren oder leichten Boden, Schatten oder viel Sonne, nahestehendes Untergrundwasser u. dgl. bei Ihrem Gemüselande haben, ist ein bestimmtes Urteil nicht möglich. Wahr- scheinlich dürfte eine Zufuhr von altem Lehm und eine Düngung mit Thomasphosphatmehl allmählich dem Übelstande abhelfen. Prof. Dr. Paul .Sorauer. Beantwortung der Frage No. 138. Von einem Acetylen- Gasapparat wird das verbrauchte Karbid in eine Düngergrube (mensch- liche Exkremente) geleitet. Dasselbe ist in Wasser gelöst und bildet eine dicke weifse Masse, die nach längerem Liegen an der Luft klumpig wird, doch weich bleibt. Kann nun Dünger aus dieser Grube mit dem Karbidzusatz ohne Nachteile für Feld-, Obst- oder Gemüsebau verwendet werden? — 408 Die Gartenwelt. V, 34 Diese Frage beantworte ich dahin, dafs die weifse Masse aas ge- löschtem Kalk besteht, herrührend von Calciumkarbid, und wohl ohne Nachteil zur Düngung verwendet werden kann. Dr. H. Kexel, Limburg (Lahn). — Die zu einer dicken weifsen Masse allmählich sich gestaltenden Rückstände aus dem Acetylen-Gasapparat dürften noch Ätzkalk enthalten. Am besten würde es sein, wenn der ganze Düngergruben-Inhalt samt den Rückständen zur Komposlierung verwendet würde und der Kompost- haufen im Winter umgestochen wird. Andererseits dürfie auch das Untergraben des Düngers längere Zeit vor der Bepflanzung schon vor schädlichen Folgen bewahren. Verwendung des frischen Inhaltes ist jedenfalls zu vermeiden. Prof. Dr. Paul Sorauer. Aus den Vereinen. Halbjahrsbericht des deutschen Gärtnervereins zu London. Die Thätlgkeit des deutschen Gärtnervereins zu London, der besonders darauf bedacht ist, den hiesigen deutschen Gärtnern zur Ver- mehrung ihrer Fachkenntnisse und besonders auch zur Erlernung der englischen Sprache Gelegenheit zu geben, war auch im verflossenen Winterhalbjahr in jeder Hinsicht eine erfreuliche zu nennen. Die Sitzungen waren im Durchschnitt gut besucht und wurden durch Be- antwortung wissenschaftlicher Fragen so interessant wie möglich ge- macht, sodafs der Verein in jeder Beziehung mit den Erfolgen seines Sirebens zufrieden sein kann! Es fanden im ganzen lo Sitzungen, darunter eine Generalver- sammlung, statt, der Durclischnittsbesuch ergab 14 Mitglieder und 5 Gäste. Neuaufgenommen wurden 16 Herren; nach Austritt von 3 Herren beträgt die Mitgliederzahl gegenwärtig 33. Folgende Zeitschriften wurden gehalten: „Gartenwelt", „Garten- flora", „Gartenkunst", „Deutsche Gärtner-Zeitung", „Allgemeine Deutsche Gärtnerzeilung" und „Gardener's Chronicle." Folgende Vorträge und Abhandlungen wurden geboten: „Beschrei- bung der Dahlienausstellung im Crystal-Palace (Reber)", „Vermehrung von Koniferen und Behandlung der Stecklinge (Reber)", ^Chrysanthe- »;a/«-KuItur in England (Klostercamp)", „Über Nematoden (Reber)", „Kranzspenden und Blumenarrangements beim Begräbnis der Königin Victoria, Windsor, (Baumann)", „Rosenbenennungen in England (Reber)", „Anzucht von Gloxinien aus Samen (Reber)". Vorgezeigt und erläutert wurden in verschiedenen Sitzungen hervorragende Chrysanthemum, Hibis- cus, Cydamen, Rhododendron, Azaleen u. a. Das Stiftungsfest wurde am 17. November iqoo durch ein Fest- essen im schön dekorierten Saale von Weddes Hotel in gewohnter Weise begangen. Eine äufserst geschmackvoll verfertigte Bierzeitung erhöhte die Festesfreude; anwesend waren 20 Herren. In den Vorstand wurden am 6. April d. J. folgende Herren ge- wählt: Friedrich, Vorsitzender; Schuhmann, Stellvertr.; Pingel, Schrift- führer; Denhardt, Stellvertr.; Zilliken, Kassierer; Hirsch, Stellvertr.; Baumann, Bücherwart; Hertel, Stellvertr. Ehemalige Mitglieder, die an den hiesigen gärtnerischen Verhält- nissen noch Interesse haben, sind gebeten, dem Verein als auswärtige Mitglieder beizutreten. Versammlungen finden jeden i. und 3. Sonn- abend im Monat im Vereinslokal Wedde's Hotel, 12, Greekstreet Soho — London W — statt, wozu die nach London kommenden Gärtner freundlichst einladet 1. A.: Der I. Schriftführer, Wilh. Pingel. Die Gartenbau-Gesellschaft zu Frankfurt a. M. ver- sendet soeben ihren Jahresbericht für 1900, ein stattliches Heft, welches für die rührige Thätigkeit dieses Vereins spricht. Die zahlreichen im Laufe des Jahres gehaltenen Vorträge finden wir in diesem Bericht im Auszug abgedruckt. Die Gesellschaft verfügt über 400 Mitglieder. Tagese^eschichte. Berlin. Das kleine „Nordpark" -Projekt, dessen Aus- arbeitung die zur Vorberatung dieser Angelegenheit eingesetzte gemischte Deputation beschlossen hat, soll lediglich unfruchtbares Hinterland um- fassen und das für Bauzwecke reservierte Terrain ganz beiseite lassen. Für das letztere hatten die Eigentümer bekanntlich ganz exorbitante Preise gefordert, so dafs sich das für den ursprünglich geplanten Park erforderliche Gelände (von ca. 72 Hektaren) auf mehr als sechs Millionen Mark gestellt haben würde, wobei noch zu berücksichtigen ist, dafs 24 Hektar dieser Ländereien sich im städtischen Besitze befinden. In- folge der ablehnenden Haltung der städtischen Behörde sollen einige der Grundstückseigentümer jetzt von ihren Forderungen bedeutend ab- gelassen haben; sie fordern, je nach Lage des Hinterlandes 7 bis 10 Mark pro Quadratmeter. Fiume. Wie der Chemiker-Zeitung von hier berichtet wird, be- absichtigt eine Gesellschaft, im grofsen die Anpflanzung von Kamp her-Bäumen längs der dalmatinischen Küste vorzunehmen. Auf diesem Wege könnte das Monopol des Kampherhandels in Zukunft gebrochen werden. Leipzig. Die Erweiterung des Südfriedhofes ist nun beschlossene Sache, auch haben die Stadtverordneten der Errichtung einer Friedhofsgärtnerei zugestimmt, die nach vorliegendem Plane in der südöstlichen Ecke des erweiterten Friedhofes angelegt werden soll. Für die ganze Vergröfserung und Ausgestaltung des Südfriedhofes, einschliefslich der Baulichkeiten, sind 474096 Mk. bewilligt worden. Osnabrück. Auflösung der hiesigen Obstverwertungs- genossenschaft. Als schlagender Beweis dafür, dafs dem Obstbau trotz aller Vorhaltungen nur sehr wenig Interesse nach wie vor ent- gegengebracht wird, darf der Umstand gelten, dafs die hiesige Obst- verwertungsgenossenchaft, eine der gröfsten des Staates, ihre Auf- lösung beschliefsen mufste, weil sie infolge der durch die Genossen bekundeten Interesselosigkeit nicht lebensfähig erschien. Man will Schritte ergreifen, um den Staat zu bewegen, Verzicht auf ein der Genossenschaft überwiesenes und bis auf 4550 M. amortisiertes Darlehn zu leisten. PankO'W bei Berlin. Zwei jener gemeingefährlichen Garten- diebe, welche gewerb^mäfsig in den Berliner Vororten Gärtnereien und die Gärten der Villenbesitzer ausplündern, wurden der ersten Straf- kammer des Berliner Landgerichts II vorgeführt. Der Handelsmann Wackernagel und der Gärtnergehilfe Münzler mufsten sich wegen fünf verschiedener in Pankow verübter Blumen- und Pflanzen-Diebstähle vor dem genannten Gerichtshof verantworten. In drei Fällen waren die beiden Angeklagten über Zäune und Gitter in die Gartengrundslücke bezw. Gärtnereien in Pankow eingestiegen und hatten sich wertvolle Pflanzen angeeignet, in zwei weiteren Fällen handelte es sich um regel- rechte Einbrüche in verschlossene Treibhäuser. Die gestohlenen Pflan- zen vertrieben die Angeklagten im Strafsenhandel. Der Gerichtshof erachtete eine strenge Strafe für geboten. Wackernagel, der bereits wegen Diebstahls vorbestraft ist, wurde zu i Jahr Gefängnis verurteilt. Das Urteil gegen den bisher noch unbescholtenen Münzler lautete auf 7 Monate Gefängnis. Stuttgart. Die Frage der Verlegung des botanischen Gar- tens beschäftigt zum erstenmal seit den siebziger Jahren wiederum die öffentliche Meinung und kam jüngst auch im wissenschaftlichen Abend des Vereins für vaterländ. Naturkunde zur Sprache. Man be- fürchtet vor allem, dafs der botanische Garten durch die zukünftigen Bauten der tierärztl. Hochschule und die Verbreiterung der Cannstatter- strafse zu sehr eingeengt würde, um so mehr als die Herstellung neuer Gewächshäuser und biologischer Anlagen ein unabweisbares Bedürfnis sei. Der Gedanke, den botanischen Garten auf den verlassenen Hop- penlaufriedhof zu legen, kann leider nicht realisiert werden, da die Stadt sich aus Gründen der Pietät abweisend verhält. Man wird an einen Platz aufserhalb der Stadt denken müssen, wenn auch die Kosten grofs werden dürften. Personal-Nachrichten. Berndt, Fürstl. tiarteninspektor, Donaueschingen, erhielt den Kronenorden 4. Klasse. Kolberg, Gutsgärtner zu Leistenow (Kreis Dommin), erhielt das preufsische allgemeine Ehrenzeichen. Lackner, Karl, kgl. Gartenbaudirektor und Gärtnereibesitzer zu Steglitz bei Berlin, Direktor des Vereins zur Beförderung des Garten- baues in den kgl. preufsischen Staaten, welcher, wie wir bereits mit- teilten, kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte, wurde seitens des Vereins zum Ehrenmitglied ernannt. Aufserdem wurde ihm vom Kaiser der rote Adlerorden 4. Klasse verliehen. Verantworü. Redakteur: Max Hesdötffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den g^esamten Gartenbau. Jahrgang V. I. Juni 1901. No. 35. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inkalt dieser Zeitschrift 'wird strafrechtlich verfolgt. Wasserpflanzen. Grofskultur der Nehimbien zu Schnittzwecken. Von L. Dittmann, Hofgärtner, Darmstadt. (Hierzu drei Abbildungen.) IVlit zu unseren interessantesten Kulturen gehörten letzten Sommer die Nelumbien, und jeder Fachmann wie Laie, wel- cher Gelegenheit hatte, die Pflanzen während der Blütezeit in Augen- schein zu nehmen, war entzückt und erstaunt darüber, Nelumbien in solcher Menge und so üppiger Ausbildung anzutreffen. Um etwas Aufsergewöhuliches in Blumen zu bieten, verfielen wir auf den Ge- danken, Nelumbien zu Schnitt- zwecken heranzuziehen, was uns in jeder Hinsicht grofsartig gelungen ist. Um aber eine Grofskultur von Nelumbien ausführen zu können, mufs man vor allem im Besitz kräftiger Rhizome sein. Dieselben zu kaufen wäre zu kostspielig ge- wesen, daher haben wir schon jahre- lang die Heranzucht der Nelum- bien aus Samen betrieben und da- durch für letztes Frühjahr eine stattliche Anzahl Nelumbien-Rhizome in den verschiedenen Sorten heran- gezogen. Da es doch immer in Gärtnereien an Raum mangelt, so bauten wir ein grofses, aber höchst einfaches Holzhaus. Für Nelumbien allein würde indes diese Anlage zu kostspielig geworden sein, deshalb benutzten wir das Haus im Winter zur Aufstellung unserer Ckrysanthemum- Schaupflanzen, alsdann im zeitigen Frühjahr zur Gurkentreiberei, zum An- treiben von Caiina etc. Durch diese Zwischenkulturen lohnte sich der Bau. Die Gartenwelt. V. Samenkapseln von Nelurabo nucifera. Originalaufnahme fiir die .Gartenwelt'. Um ZU den Nelumbien speziell zu kommen, so kann ich wohl als allgemein bekannt vorausschicken, dafs die eigentliche Heimat dieser Pflanzen Indien ist. Von dort kamen sie nach Ägypten. Die zweite Heimat jedoch fanden sie in China und Japan, wo sie als Kulturpflanzen sehr geschätzt werden. Von den zwei Arten der Gattung Ndumlw kommt für uns lediglich Nelumbo nucifera ('syn. Nehimhium speciosum) in Be- tracht. In Deutschland trifft man die heilige Lotosblume und ihre Varie- täten noch viel zu wenig in Kultur an. Die prächtigen Blätter, sowie die herrlichen Blumen, welche von langen Stielen getragen werden, sichern den- selben einen Ehrenplatz in allen gröfseren Schnittblumengärtnereien. Das Haus, welches zur Kultur der auf dem Bilde dargestellten Nelumbien diente, ist, wie schon erwähnt, in einfachster Weise aus Holz gebaut, 18 m lang, 9 m breit und gedeckt mit 120 Mistbeetfenstern. Wir verschafften uns nun grofse, ge- brauchte Bierfässer und halbierten dieselben; ein Ausbrennen war nicht notwendig, da bekanntlich die Bier- fässer aUe gepicht sind. Dann wur- den die Fässer, welche einen Durch- messer von 120 cm haben, in drei Reihen bis zum Rande in frischen Pferdedung, vermischt mit Laub, eingefüttert. Alsdann wurde die Erdmischung vorgenommen; zur Hälfte Moorerde mit Lehm und etwas Sand vermischt, nebst einem Zusatz von Hornspänen oder Rinder- dünger, ist das geeignetste Erdmate- rial, überhaupt die beste Mischung für sämtliche Wasserpflanzenkulturen. Nachdem alles soweit fertig war, 35 410 Die Gartenwelt. V. 35 brachten wir diese Mischung in die Fässer und füllten die- selben bis etwas über die Hälfte damit an. Die Rhizome wurden Mitte Februar oben aufgelegt und etwas mit Moos Pflanzen, der höchste Wasserstand soll jedoch 20 cm nicht übersteigen. Ende März, Anfang April geht das Wachstum schneller, alsdann zeigen sich schon die ersten aufrechtstehen- Einzelner Kübel aus dem Neliimbo-Hause der grofsh. Hofgärtnerei Rosenhöhe zu Darmstadt. OriginalauEnahme fiir die „Gartenwelt". bedeckt. Wasser wurde anfangs sehr wenig aufgefüllt, erst nachdem sich neue Wurzeln und Triebe gebildet hatten, wurde mehr verabfolgt und steigt dasselbe mit dem Wachstum der den Blätter. Die Lufttemperatur des Hauses wurde auf 18 — 25" C. gehalten, mit der Sonne stieg sie oft auf 38 — 45° C, zumal keine Luft dabei gegeben wurde, denn durch meine V, 35 Die Gaitenwelt. 411 Nelumbo nucifera var. rosea plena, Teilansicht aus dem Nelumbo-Hause der grofsh. Hofgärtnerei Rosenhöhe zu Darmstadt. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". langjährige Erfahrung mit dieser Pflanze habe ich gelernt, üppiger gedeihen. Bei solchem Verfahren erschienen Ende dafs je wärmer es ist und je mehr die Sonne auf die Pflan- Juni die ersten Blumen. zen einwirken kann, diese desto reichlicher blühen und desto Jeder Besucher der Bindekunst- Ausstellung, welche zu 412 Die Gartenwelt. V, 35 dieser Zeit im vorigen Jahre in Frankfurt a. M. stattfand, wird sich noch der Blumen, welche von der Hofgärtnerei Rosenhöhe ausgestellt waren, erinnern. Mitte Juli fingen die Pflanzen in den prächtigsten Farben reichlich zu blühen an. Sehr reich vertreten war die dunkel- karminfarbige, einfachblühende Varietät pekineiisis ?-ubra. Ferner die aus Japan neu eingeführte weifs gefülltblühende N. ,^Shii-oman^ ; die rosa gefülltblühende, rflsea pleiia, gehört wohl zu den reichblühendsten, wie aus unserer Abbildung .Seite 411 ersichtlich. Ihr folgt die reinweifse einfache Varietät, irll>a grandißora, welche in Amerika viel- fach „Magnolien-Lotos" genannt wird, da die Blumen der- selben sehr viel Ähnlichkeit mit denen von Magnolia grandi- flora haben. N. japonica rosea, wohl die gröfste unter den Sorten, zeigte einen Durchmesser der einzelnen Blume von 40 cm, die äufseren Kronenblätter sind hellrosa mit hell- roten Nerven, die mittleren kremeweifs, leicht rosa angehaucht. Die Blumen dieser Sorte erinnern im Bau an eine riesige Paeonia arhorea. Aufserdem sind noch zu nennen : die hellgelb blühende N. lutea, N. kermesina, N. ^^Kinshiren'\ N. ^.Osiris'"'' , N. pidchella, N. ßavescens und die Zwergform N. pygmaea alba. Alle strömen einen feinen gewürzigen Geruch aus und halten sich abgeschnitten 2 — 3 Tage, die gefülltblühenden Sorten etwas länger. Nach dem Verblühen bleibt eine Samenkapsel (vgl. die Abbildung auf der Titel- seite) zurück, in welcher sich 10 — 15 Samen in der Gröfse und Form einer Eichel befinden. Die Arbeit in den Sommermonaten beschränkt sich nur auf das Anfüllen der Bütten mit Wasser, was mittels Schlauch direkt von der Leitung aus besorgt wird ; das kalte Wasser schadet den Pflanzen durchaus nicht. Mitte September läfst das Blühen nach, dann zeigen sich schon überall gelbe fleckige Blätter, ein Zeichen, dafs die Pflanzen von jetzt an der Ruhe bedürfen. Da wir das Haus aber Ende September zur Aufstellung der C/;n'j'(7/////^?////OT-Schaupflanzen brauchten, so schnitten wir die Blätter der Nelumbieu direkt am Fafs- rande ab und bauten Stellagen darüber. So bleiben die Nelumbien ruhig stehen, werden frostfrei bis Anfang Februar überwintert, wo die Kultur von neuem beginnt. Die Warm- beete werden erneuert, alte verbrauchte Erde wird vorsichtig aus den Fässern herausgenommen und durch neue ersetzt. Man mufs dabei die Rhizome sehr schonen, denn nach meinen Beobachtungen blühen die Pflanzen, wenn ungestört, früher und reichlicher. Die Heranzucht der Nelumbien aus Samen ist die denk- bar einfachste. Dieselben werden Mitte Januar in lehmige Erde ausgesät, worauf die Töpfe in mit Wasser gefüllte Schalen aufgestellt werden. Die Keimung der .Samen erfolgt, wenn sie angeschnitten werden, bei einer Wasserwärme von 25 — 30" C. innerhalb 6 — 8 Tagen. Die Sämlinge werden mehrmals verpflanzt, bevor sie in die Fässer ausgepflanzt werden. Die Blumen sowohl wie die Blätter liefern ein vortreff- liches Schnittmaterial flir die moderne Binderei. Hauptsäch- lich zur Ausschmückung von grofsen Vasen verwendet, wirken Dekorationen aus solchen Blumen grofsartig. Chrysanthemum. Revision der Liste der besten Chrysanthemen. — Unter diesem Titel veröffentlicht die „Rcv. Hort." auch in diesem Jahre die Ergebnisse der Prüfungen der Abteilung der Chrysan- //ifmiim-Züchter in der „Societe nationale d'horüculture de France". Es dürfte unsere Leser gewifs interessieren, wenigstens einige der verschiedenen Gruppen in ihren Sorten kennen zu lernen. 1. Die 20 besten .Sorten mit flaumig behaarten Blumen: „Aide P. .ir//i»r" {SauteX), „C/tarlrs Voraz' [MoVm], „Dirve/ des Pyrhices^'' (Chantrier), ^^Enfant des Deux-Mondes^ (Crozy), „Esaü'^ (englisch), „Gloire Lyonnaise^ (Crozy), ,JMry llümder'-' (H. J. Jones), ^Li'ocadie Gentils" (Quetier), „Louis ßoe/imer" (japanisch), „Madame h'rairdon" (Bruant), „A/ad. de Saint- PatiP (Nonin), „Mistress D. Ward-' (P. et M.), „Mistress C. B. Fretmann" (amerikanisch), „Monsieur Com- paguya" (Chantrier), „Mr. Piequemal de Rozeville" (D.), „Myrlo" (Nonin), „Plume d'or" (Bruant), „Secretaire Dauthenay'-' (Molin), „Soti- venir d' Eugenie Chantrier'' (Chantrier), „William Falconer (Spaulding). 2. Die 20 besten Sorten für Schaublumenkultur: „Panquise" (Vilmorin), „Charles Davis" (Davis), „Etoile de Lyon" (Boucharlat), „Fair Maid of Guernsey" (Dowton), „Fhrence Davis" (Davis), „Julian Hilpert" (amerikanisch), „Marie Calvat" (Calval), „Maurice Donnay" (Bruant), „Mistress C, H. Payne" (Calvat), „.1/onsieur Chenon de Lecke" (Calvat), „Monsieur Edouard Andre" (Calvat), „Mon- sieur Robert Whitacker" (Raggioneri), „Myrto" (Nonin), „President Le- viaire" (Nonin), „Reine d^ Angkterre" (Calvat), „Soleil d^octobre" (Cal- vat), „Souvenir de ma Scrur" (Calvat), „Tatiana" (Calvat), „Transvaal" (Vilmorin), „IV. Tricker" (amerikanisch). 3. Die 10 besten Sorten für Kultur als Schau- pflanzen: „Baromu <Ä K/hd/t" (Bruant), „Etoile de Lyon'^ (Bouchar- lat), „Mad. Edmond Roger" (Calvat), „Mistress G. Beer" (amerikanisch), „Monsieur Legouve" (Nonin), „Orgueil" (Vilmorin), „President Lemaire" (Nonin), „Pride of Madford" (Owen), „Viviand- Morel" (Lacroix), „William IL Lincoln" (japanisch). Insekten, welche den Chrysanthemen schädUch sind. In der Zeitschrift ,.Le Chrysantheme" finden wir eine interessante Abhandlung über das in der Überschrift genannte Thema. Wir geben im folgenden kurz die daselbst besprochenen Insekten an, damit dies für unsere Kultivateure ein Hinweis sei. Käfer: Cleonus marmoratus, Rüsselkäfer- Art. Fliegen: Xestomyza chrysan- themi, Schwebfliegen-Art, 3 — 5 mm; Cecidomyia syngenesiae und C. hypogaea, Gallmücken-Arten ; Clynorhyncha chrysanthemi, kleine, den Gallmücken verwandte Art; Phytomyza geniculata, kleine, i'/., mm grofse echte Fliege; Trypeta artemisiae, der vorigen nahe stehend. Halb flügler: Calocoris chenopodii, Dickhornwanzen Art ; Aphis pa- paveris, Mohnblattlaus ; Trioza chrysanthemi, Ckrysanthemum-'B\?iiiüoh ; ////'/■ff/Äcra (!/«(, Erlen-Schaumzirpe; Thrips, Blasenfufs; Icerya purchasi, Schildlaus- Art. Schmetterlinge: Grapholita minutana, Schrift- zeichen-Wickler-Art. Geradflügler: Forficula auricularis, Ohr- wurm. — Vielleicht regt diese Notiz den einen oder anderen Leser an, über Erfahrungen mit solchen Insekten in der „Gartenwelt" zu berichten. Stauden. Gentiana ornata ist eine der zahlreichen Gentianen aus dem Himalaya und in dessen östlichen und zentralen Regionen in 3 — 5000 m Höhe heimisch. Diese Art ist sehr variabel, besitzt kürzere oder längere Sprosse, kleine, längliche, glatte Blätter und röhrige Blumen von schön hellblauer Färbung. Die Kultur vieler Gentianen aus höheren Gebirgslagen ist mit Schwierig- V, 35 Die Gartenwelt. 413 keiten verbunden, infolge Mangels der reinen Atmosphäre und der Schneedecke im Winter. G. ornata kann erfolgreich gedeihen an einem halbschattigen, feuchten, moosigen Platze. („The Garden".) Primula megasaefolia ist eine ganz neue und sehr cha rakteristische Art aus dem Himalaya in beträchtlicher Höhenlage. In der Gestalt ähneln die Blätter etwas denen der P. cortusoides- Sektion, sind aber von dieser in dem Bronzeion ganz abweichend. Die Farbe der Blumen ist am besten als ein warmes Rosalila zu bezeichnen, noch bemerkenswert durch die orangefarbene Corona. Diese Art ist sehr frühblühend und jedenfalls eine wertvolle Be- reicherung der Primelgruppe. (Nach „The Card.") Gehölze. Die Einwirkungen des letzten Winters auf einige Gehölzarten und Koniferen. — Anschliefsend an den be- achtenswerten .Artikel „Die Widerstandsfähigkeit einiger neuerer Gehölze im letzten Winter" in No. 2" der „Gartenwelt", und in- folge der seitens der Redaktion gewünschten VeröffentUchung über Wahrnehmungen in anderen Gegenden, sei auch mir hier ein kleiner Beitrag über die Folgen und \'erheerungen des letzten Winters gestattet. In hiesiger Gegend war, wie fast überall, ein ziemlich milder Vorwinter, welchem bis zum 21. Januar eine intensive Kälte bis zu 22" C. folgte, wobei der Boden bis 80 cm tief ausfror, da eine Schneedecke fehlte. Da am Tage meist heiteres Wetter herrschte, konnte man in den Mittagsstunden oft eine Wärme von 4 — 6» messen. Hierzu gesellte sich aber leider ein scharfer, austrock- nender Nordostwind, welcher namentlich den Koniferen und anderen immergrünen Pflanzen so bedeutenden Schaden zufügte. Bekanntlich transpiriert eine grüne Pflanze bei Wärme und Sonnenschein, was bei trockenen Winden noch erhöht wird. Der Wasserverlust, welcher durch die Transpiration verursacht wird, mufs ergänzt werden. Wo sollen nun aber die Wurzeln die Feuchtigkeit hernehmen, wenn der Boden bis 80 cm tief aus- gefroren und trocken geworden ist? Die Folge davon ist, dafs die Pflanze vertrocknet und durch die Einwirkung des Frostes vollständig zerstört wird. Diese Wahrnehmung kann man so häutig an Koniferen machen. Bei Pflanzen gleichen Charakters findet man oft, dafs die eine sehr leidet, wohingegen die andere sehr gut durch den Winter kommt. Ersteres wird man zum gröfsten Teil bei Pflanzen an sonnigen Standorten feststellen können, letzteres dagegen wird man bemerken, wenn die Pflanze an nordöstlichen Bergabhängen oder anderen, mehr schattigen und daher feuchteren Stellen steht. Bei Koniferen kann man leicht diesem Schaden entgegentreten, wenn man vor Eintritt des Winters dieselben tüchtig eingiefst, oder bei lang andauernden trockenen Frösten den Boden in den Mittagsstunden angiefst und darauf mit Laub etc. bedeckt, damit der durchfeuchtete Boden nicht zu einem Eisblock gefrieren kann, wodurch man noch gröfseren Schaden anrichten würde. Nachstehend seien nun einige Koniferen und Gehölze an- geführt, welche äufserst stark gelitten haben: a) Freistehende und auch am Fufs mit Laub gedeckte Koniferen: Ahies nordtnanniana^ A, firma, A. Pinsapo und A. cepha- lonica, Taxus baccata hibernica, T. bacc. erecla, viele Varietäten von Chamaeiyparis laiusoniana, wie Ch. laws. pUiftra plumosa und Hybriden, Ch. laws. squarrosa, Ch. laws. erecta viridis, Libocedrus decurreris, Pseudo- tsuga Douglasti, Tsuga canadensis und T, vitrtensiana. b) üehölze: Amorpha fruticosa, Aristolochia Sipho, Ceanothus anuricanus, einige Cydonien, Forsythia viridissiina, Hypericum moserianum, Kerria japonica (Hybrid.), I.igustrum ovalifolium , L. Stauntuni, Mahonia Aquifolium, Staphylea colchica, Symphoricarpus orbiculatus, Viburnum dila- talum. H. F. Lauber, Köstritz. Über Frostschäden wurden auch in einer der letzten .Sitzungen der .Sektion für Gartenbau in Braunschweig interessante Mitteilungen gemacht, die wir im folgenden, einem Zeitungs- berichte nach, kurz wiedergeben. Es heifst da: „Die Berichte über die Frostschäden, welche der vergangene Winter angerichtet hat, beweisen, dafs solche hauptsächlich durch die lange an- haltende Kälte und zwar ohne .Schneedecke entstanden sind. In anderen Wintern hatte hauptsächlich die Südseite der Pflanzen, besonders bei den Koniferen, gelitten, in diesem Jahre ist es da- gegen die Westseite gewesen, was dadurch zu erklären ist, dafs die Sonne dieselbe noch gegen Abend beschien und erwärmte und bald darauf starker Frost eintrat. So sind hier von Koni- feren sonst ganz winterharte Abies ttordmanniana fast gänzlich er- froren, sogar Pflanzen, die schon lange Jahre an einer Stelle standen, wogegen merkwürdigerweise die Pflanzen, welche im Herbst versetzt wurden, vollständig gut geblieben sind. Taxu,, die hier sonst noch nie gelitten hat, ist in diesem Winter teilweise erfroren, ebenso Pinus Jeffrevi, Picea orientalis, Chamaecyparis lawsoniana und law. erecta 7'iriiiiSy Cham, pisifera squarrosa^ Abies nobi/is u. a. Da- gegen haben sich alle hell- und blaugrau gefärbten Koniferen, wie Chamaecyparis nutkaensis glauca, lawson. glauca und besonders die schönen Fichten, Picea alba, Engeltnanni, Engelm. argentea, pungens^ p. glauca, p. argenlea mit den Varietäten „König Alberf\ „Fürst ßismarck', auch die Edeltannen, Abies concolor, conc. violacea, sibirica u. a., gut er- halten. Hingegen haben hier andere Pflanzen sehr gelitten, wie Buchsbaum, sogar alte grofse Pü^men, PAododetidron, die rotblühende Johannisbeere, die meist bis zum Boden erfroren ist; bei dem Pfirsich sind die Blüten- und Triebknospen da erfroren, wo sie nicht gedeckt waren, wogegen wenige Tannenreiser hinreichend geschützt haben, ebenso sind unter solchen die zarteren Thee- rosen besser erhalten, als wenn sie ganz in der Erde waren, die schönste der Schlingrosen („Crimson Rimbler") ist ungedeckt meist bis zur Erde erfroren, obschon dieselbe als vorkommen h.irt galt, da sie in den letzten 6 Jahren unbeschadet durchgekommen war. Die Stauden und Frühlingsblumen haben, wenn sie nicht gänzlich erfroren sind, doch sehr gelitten, wie Nelken, Goldlack, Stief- mütterchen, Montbretien, Triloma, auch Erdbeeren u. a. Manche Pflanzen, die nur eingeschlagen waren, haben sich besser ge- halten, als die anderen; auch der grofs- wie kleinblättrige Epheu ist teilweise gänzlich erfroren, meist sind die Blätter braun ge worden, so dafs sie sehr schlecht aussehen." Rosa seraphina. — Die italienische Rose wird etwa 30 cm hoch und bildet einen viel verzweigten Busch, dicht besetzt mit flachen Stacheln. Die tiefgrünen Blätter sind 7 teilig, alle Fiedern spitz gezähnt. Die einzelnen Blumen messen etwa 2 — 3 cm im Durchmesser und sind glänzend rosa gefärbt. Diese schöne Rose blüht im Juni. („The Gard. Mag.") Gemüsebau. Englische Gurkenkultur. — Das Treiben der Gurken wurde zuerst in England, — so heifst es in einer Nummer von „Le Jardin", Jahrgang iqoo, auf die wir uns im folgenden noch öfter beziehen — , durch die Brüder Rockford fast zugleich mit der Kultur der Tomaten versucht und hat seitdem einen grofsen Umfang in den Grafschaften Middlesse.x, Kent und Surrey an- genommen, da diese der Hauptstadt London am nächsten hegen. 414 Die GartenweJt. V. 35 Viele Züchter ziehen das ganze Jahr Gurken, indessen giebt es eine gewisse Anzahl, welche während des Sommers Tomaten züchten, dieselben bis November abernten und dann die Gurken- kultur beginnen. Die Häuser, welche für die Gurkentreiberei benutzt werden, überschreiten selten eine Höhe von 2 m und eine Breite von 3 m, die Länge natürlich ist sehr wechselnd. Ihre Aufstellung ist demnach, ähnlich der der Häuser für Tomaten, sehr einfach, weil das Gerippe sehr wenig umfangreich ist und das Haus somit in der Mitte keiner Stützpfeiler bedarf. Ein Drahtgitter- werk, dessen Maschenweite 0,40 m beträgt, wird an dem Glasdach im Innern zum Anheften der Pflanzen angebracht. Die Tempe- ratur in den Häusern hält man immer auf ca. 18 — 20", wozu 4 Rohrleitungen für jedes Haus genügen. Das Wasser zum Begiefsen und Sprengen der Pflanzen ist fast von gleicher Wärme wie die umgebende Luft. Eine Röhre der Wasser- heizung, welche durch zwei Wasserbehälter in der Mitte des Hauses geleitet wird, erwärmt es. Anzucht der Pflan- zen. Die frühtreibenden Züchter, welche sich aus- schliefslich mit der Anzucht der Gurken in Häusern be- schäftigen, ernten dreimal im Jahre. Die erste Pflan- zung wird am 1 5. Januar ge- macht, die beiden anderen je nachdem die erste Aus- beute erschöpft ist. Die Aussaat für die erste Ernte geschieht in den ersten Tagen des Dezembers in Schalen mit gewöhnlicher Gartenerde, und die Samen werden wenig bedeckt. Die Samen- schalen werden darauf in das Vermehrungshaus ge- stellt, wo sie häufig, aber nur leicht bespritzt wer- den. Sobald die beiden Keimblätter erscheinen, pikiert man die jungen Sämlinge in Schalen 3 cm weit voneinander; die Erde, die zur Füllung dieser Schalen genommen wird, ist schon einige Monate vorher bereitet worden und besteht aus -,'3 Rasenlehm und '/j Mistbeeterde; sie darf nicht zu fein gesiebt sein, soll im Gegenteil aus gröberen Stücken bestehen. Die pikierten Finanzen hält man beständig bei 25 — 30" C; die Erde wird durch Spritzen feucht gehalten, an heifsen Tagen tüchtig begossen. Unter diesen Verhältnissen wachsen die Pflanzen schnell, und 2 — 3 Wochen nachher werden sie einzeln in Töpfe von 0,14 m Durchmesser gepflanzt. Für genügenden Abzug wird durch eine gute Lage Scherben gesorgt, und man nimmt beim Kranz von Hoflieferant Carl Jung, München. OriginalaufDahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 416). Verpflanzen wieder obige Erdmischung. Die Pflanzen erhalten eine Stütze durch einen kleinen Stab von 50 cm Höhe und kommen auf eine Tablette im warmen Hause, dessen Glasfläche leicht beschattet wird. Die Luftwärme, die immer sehr hoch bleibt, verlangt, dafs man bezüglich des Giefsens und Spritzens sehr achtgiebt. Sollte die Sonne sehr wirken, so wird wieder- holtes Giefsen alle 2 — 3 Stunden nötig sein, damit die Blätter nicht welken. Die Triebe werden an die Stäbe gebunden und sobald die Pflanzen eine Länge von 50 cm erlangt haben, was in der Regel in den ersten Tagen des Februar der Fall, pflanzt man sie an den zukünf tigen Standort aus. Die innere Ein- richtung der Häuser ist folgendermafsen ; Inder Mitte ist der Weg, i m breit, und an beiden Seiten desselben ein Beet, welches 0,10 m bis o, 15 m höher als der Weg liegt. Auf diese Beete, etwa o, 10 m von der Mauer entfernt, werden die jungen Gurken- setzlinge ausgepflanzt. Ehe man pflanzt, werden die Stellen dafür bezeichnet, so dafs die Entfernung der einzelnen Pflanzen unter sich 0,80 m beträgt und dabei Rücksicht auf die Drähte genommen wird, an die später die Pflanzen gebunden werden. In das Pflanzloch giebt man zwei tüchtige Prtanzkellen Kom- posterde von derselbe Be- schaffenheit wie die für die Pikierschalen. Dieser Kompost darf nur mit dem Pflanzspaten zerkleinert werden, mufs also grob- stückig sein. In solche kleine Erdhügel werden die jungen Pflanzen aus- gesetzt, doch so, dafs sie nicht zu tief zu stehen kommen und dafs die Stäbe, an welche die Pflanzen ge- heftet sind, sich einem Drahte gegenüber befinden. Die Pflanzung wird hierauf gut angegossen. Allgemeine Pflege. Die Gurkenkultur erfordert grofse Sorgfalt, denn die Gurkenpflanze ist an sich zärtlich, und da das Treiben derselben forciert wird, ist eine kleine Nachlässigkeit geeignet, den Erfolg der ganzen Treiberei in Frage zu stellen. Das Lüften ist unnötig oder doch nur in sehr geringem Mafse er- forderlich und kommt hauptsächlich während der erstenTreibperiode und höchstens nur mittags, wenn die Sonne die Wärme wesentlich steigert, in Betracht ; man hebe dann ein wenig die Fenster. Die Röhren werden beständig warm erhalten, die Häuser bleiben ohne jede Beschattung. Es kommt oft vor, dafs das Thermo- V, 35 Die Gartenwelt. 415 meter auf 30 — <]o" C. steigt, indessen befinden sich die Pflanzen wohl dabei. Das Giefsen und Sprengen spielt eine hervorragende Rolle bei der Treiberei der Gurken, und von der richtigen Hand- habung desselben hängt zum grofsen Teil der Erfolg ab. Grund- sätzlich soll die Erde im Hause stets feucht erhalten werden, besonders an den Wurzeln der Pflanzen, und die Luft mit Wasser- dämpfen geschwängert sein. Oft ist es nötig, drei- bis viermal am Tage mit einer feinen Brause zu sprengen, wogegen bei regnerischem und kaltem Wetter ein- oder zweimal genügen. Um den Boden genügend tief feucht zu erhalten, sind die eben angeführten Sprengungen ungenügend, weshalb jede Woche zwei- bis dreimal reichlich gegossen werden mufs, und zwar kommt dabei auf 4 — 6 Pflanzen eine Giefskanne. Sobald die Früchte anfangen sich zu entwickeln, giebt man jede Woche noch einen Gufs flüssigen Dünger, der aus in Wasser aufgelöstem Ölkuchen, meistens aber aus Jauche besteht. Letztere besonders hat einen guten Erfolg. Einen Monat ungefähr nach der Pflanzung bringen die Züchter auf den Fufs jeder Pflanze noch einmal zwei Pflanzkellen grobe Komposterde. Auf diese Art vergröfsern sie die Anhäufung an der Pflanze, wodurch zahl- reiche Wurzeln an dem Stamm hervorgerufen werden, eine Eigen- schaft, welche die Cucurbitaceen von Natur aus besitzen. Nach unserer Beobachtung werden chemische Dünger bei der Gurken- kultur in England nicht angewendet. Schnitt. Während der ersten Zeit nach der Pflanzung werden alle weiblichen Blüten, welche an dem Leittrieb entstehen, sorgfältig unterdrückt, da die hieraus sich etwa ent- wickelnden Früchte die jungen Pflanzen sehr schwächen würden. Man behält nur einen Haupttrieb bei jeder Pflanze, welcher an einen der Drähte angeheftet wird. Die Seitentriebe erscheinen bald längs des Leittriebes. Sie werden über dem zweiten Blatte abgekniffen, und die an ihnen erscheinenden weiblichen Blüten bleiben unberührt. Es ist zu bemerken, dafs ein grofser Teil dieser Blüten infolge un- genügender Befruchtung verkümmert; daher ist es gut, täglich das Gitterwerk zu schütteln, um künstlich der natürlichen Befruchtung zu Hilfe zu kommen. Um die Seitentriebe, welche Früchte tragen, anzuheften, ist es nötig, einen starken Bastfaden von oben bis unten zwischen je zwei Drähten einzufügen, da die Entfernung der Drähte von 40 cm zu weit ist. An dem entspitzten Seitentrieb entwickelt sich in den Blattwinkeln eine dritte Reihe von Trieben, welche man stehen läfst, um sie gleichfalls auf 2—3 Augen zu entspitzen, je nach ihrer Stärke. Alte Praktiker ernten selbst auf den Trieben der vierten Reihenfolge, indessen sind die Früchte derselben geringer an Wert. Während man diese verschiedenen Arbeiten vollführt, darf man nicht vergessen, die toten Blätter zu entfernen, ebenso diejenigen, welche den Zutritt der Luft und des Lichtes verhindern. Die Früchte werden nicht angeheftet, sie hängen frei unter den Blättern, doch hüte man sich, sie beim Begiefsen mit der Kanne zu verletzen. Sobald die Blüte befruchtet, wächst die junge Frucht schnell, und einige Tage genügen, um verbrauchsfähige Früchte zu ernten. Man erkennt eine zur Ernte reife Frucht daran, dafs das unterste Ende sich an der Spitze abrundet und die allgemeine, dunkel- grüne Farbe in ein zarteres Grün übergeht. Die Ernte dieser ersten Periode ist Ende April erschöpft, nachdem dieselbe etwa 2 Monate gedauert hat. Diese Pflanzen werden nun entfernt, die Erdhügel über die ganzen Beete gleichmäfsig verteilt und das Haus wird für einige Tage gelüftet, um das Innere desselben zu reinigen und schäd- liche Insekten zu vernichten. Nachdem dies geschehen, wird neue Komposterde herbeigeschafft, um die Erdhügel zu erneuern, auf welche man die zweite Folge pflanzt. Die Kultur ist dieselbe wie vorher, mit Ausnahme des Giefsens und des Lüftens, was beides jetzt in verstärktem Mafsstabe zu geschehen hat ; aufserdem ersetzt die Sonnenwärme teilweise die Heizwärme. Unter dem Einflufs einer sehr hohen Wärme, welche oft 45" C. übersteigt, und einer entsprechenden Feuchtigkeit wachsen die Gurken in grofser Schnelligkeit, und in drei Wochen nach der Pflanzung kann mit der Ernte begonnen werden. Gegen den 15. August wird die zweite Ernte ihr Ende erreicht haben und einige Tage nach der Ernte beginnt man mit der dritten und letzten Kultur- periode, die bis in den NcJvember dauert. Kranz von A. Hedenus, Berlin. Originalaufoahme für die ,Garten«relt« (Text Seite 416) 416 Die Gartenwelt. V, 35 Dies wären einige Andeutungen über die Art und Weise der Gurkentreiberei in England. Der Gewinn der Treiberei ist nicht unerheblich. Man berechnet, dafs eine Gurkenpflanze etwa 20 Früchte während einer Treibperiode liefert; wenn daher ein Haus von 32 m Länge 80 Pflanzen enthält, so gewinnt man 20x80=1600 Früchte für jede Periode, also 1600x3 = 4800 Früchte oder 400 Dutzend jährlich aus einem Hause. Ein Dutzend Gurken kostet auf dem Covent Garden-Markt in London im Durchschnitt 3,20 Mark; folglich liefert ein Haus von 32 m Länge jährlich, wenn alles gut abläuft, eine Ernte im Werte von 1280 Mark. Vier Häuser bedürfen die Wartung eines Mannes. Man verpackt die Früchte in viereckige Körbe, jede Lage derselben durch Heu von den übrigen getrennt. Jeder Korb enthält 3 — 4 Dutzend, je nach der Gröfse. Als die besten Treibgurkensorten wären zu nennen: Rockford's Market, Hamilton's Market Favourite, Blair's Prolific, Monarch. Die Früchte erlangen oft eine aufsergevvöhnliche Gröfse, bis 65 und 70 cm Länge. Krankheiten und schädliche Insekten. Die Gurken sind während der Treiberei mancherlei Krankheiten ausgesetzt. So tritt häufig ein Brandpilz auf. Ein Mittel zur Verhütung oder Bekämpfung der Krankheit giebt es nicht. Die schädlichen Insekten sind wenig zahlreich. Den Thrips, Blasenfufs, vertilgt man durch einige kräftige Bespritzungen mit Tabakslauge. Da- gegen ist ein Tausendfufs viel gefährlicher; er macht oft die Anzucht unmöglich, da er die Wurzeln der Pflanzen befällt. Er vermehrt sich in den Häusern mit staunenswerter Schnelligkeit. Das Beste in diesem Falle ist, dafs man die Erde in den Beeten 15 cm hoch wegnimmt. Die Züchter, welche dies zwischen zwei Treibperioden nicht ausführen können, brühen während dieser Zeit die Erde im Hause und legen während der Kultur Kartoffel- schnitte auf die Hügel. Die Gurkenhäuser werden im Winter zum Treiben ver- schiedener Pflanzen, wie Tulpen, Hyazinthen, Maiblumen, Gladiolen, Lilien etc. benutzt; die Tomatenhäuser sind dagegen im Winter mit Chrysanthemum in Töpfen besetzt. C. Mathieu. Blumenbindekunst. Enzian- und Edeldistelkranz. Der Kranz Seite 414 vom Hoflieferant Carl Jung, München, ist ganz aus der Blüte der Genliana acauHs zusammengestellt, die zur Blütezeit neben andern Alpenblüten in München keineswegs rar ist. In dem höchst duftig gebundenen Tuff dieses Kranzes herrschen neben Palmen- und C)va.s-Wedeln Calla- und Rosenblüten vor, neben welchen Blüten- zweige der Alpenföhre und -4j/ara^aj- Ranken Verwendung ge funden haben. Die Höhe der ganzen Zusammenstellung betrug etwa 150 cm. — Recht apart ist auch der zweite Kranz, Seite 415, von A. Hedenus, Berlin, aus Edeldistelblüten gebunden mit auf gelegten DelfiAimum-Trieben, Ziergräsern und einer Rosette aus Edeldahlien. Pflanzendüngung. Resultate auf dem Wege praktischer Düngung-s- versuche. Von K. Koopmann, kgl. Gartenbaudirektor. Vor einigen Monaten hatte ich das Vergnügen, mit dem verehrten Kollegen Siebert im Palmengarten zu Frankfurt a.M. einige Stunden zu plaudern; natürlich wurde vorwiegend das Fach durchgehechelt; dabei kamen wir auch auf die von mir vor einiger Zeit bekannt gegebenen Düngungsversuche mit Maiblumen. Wir waren bemüht, die Wirkung der Stickstoff- düngung auf das Frühtreiben der Maiblumen: gröfsere Treibwilligkeit und bessere Entwicklung der Blät- ter, zu erklären, und kamen zu dem Schlufs, dafs wissen- schaftliche Erklärungen auf dem Gebiet der Düngerfragen uns doch noch recht wenig zu Gebote stehen. Wenn nun auch mancher sich mit den Erfolgen prakti- scher Düngungsversuche begnügt, so ist doch wohl nicht zu verkennen, dafs wir mit weit gröfserer Zielbewufstheit in der praktischen Anwendung des Düngers vorgehen könnten, wenn wir noch thatkräftiger durch Erfolge der Wissenschaft unter- stützt würden, um in nur richtiger „theoretischer Aus- führung" unsere eigenen Erfahrungen nutzen zu können.*) Eines meiner interessantesten Resultate auf dem Gebiete des vergleichenden Düngungsversuches erlebte ich seiner Zeit in Wildpark. Ich düngte eine gröfsere Anzahl fünfjähriger Äpfelkordons, in gleichen Sorten auf je ein bis drei Reihen nach dem viel- fach empfohlenen Rezept: I — IG Düngungsparzellen oder Einzelpflanzen: i) ohne Dung; 2) N (Stickstoff); 3) K,,0 (Kali); 4) P.-,0,, (Phosphor- säure); 5) ohne; 6) N-J-K'^O; 7) N-fPlÖg; 8) K^O + P, O, ; 9) ohne ; 10) N + ^ O + P2 O.v Günstige Erfolge, d. h. mit offenbarer Hebung des Ertrages und Ausbildung der Früchte ergaben in auf- fallendster Weise durchweg die Düngungen mit Stickstoff, also 2, 6, 7 und ic, gegen die ungedüngten und die einseitig mit Kali und Phosphaten gedüngten Bäume. Das schien mir denn doch gegen alle Weisheit, Voraussicht und gegen un- zweifelhaft richtig erscheinende theoretische Ausführung wissen- schaftlicher Errungenschaften zu verstofsen, und ich habe daher erst einige weitere Jahre beobachtet, um Grund und Erklärung unter Beobachtung der örtlichen Verhältnisse festzulegen. Wie es auf kleinen Versuchsterrains, auf denen viel wifs- begierige und thatenlustige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, vielfach zugeht, war der Kulturboden der Gärtner-Lehranstalt vielfach überdüngt; trotzdem liefsen die Kulturresultate oft zu wünschen übrig. Hieran mag ja zuweilen die Thatenlust junger, lebensfrischer Elemente Schuld sein; aber die anderen Gründe waren schwerwiegender. Gänzlicher Mangel am Kulturwechsel trug einen Teil der Schuld ; als aber das Gemüseland umgetauft wurde in Obstland und umgekehrt, war der Erfolg, der ja von Anfang theoretisch feststand und anerkannt war, aber noch viel zu selten beachtet wird, nicht allein belehrend, sondern einfach überraschend; das war ein Resultat! Aber das Wichtigere kam nach. Der Erfolg mit dem Düngungsversuch wies darauf hin. *) Anmerkung der Redaktion. Es wäre allerdings sehr zn wünschen, dafs gelegentlich der in Aussicht genommenen Verlegung, bez. Neueinrichtung der Wildparker Lehranstalt nach Dahlem, auch diesem Mangel durch geeignete Versuchsatellcn abgeholfen würde, damit der Gartenbau nicht immer nur auf die „landwirtscbartlichen Versuchs- staüoneu" angewiesen bleibt. V, 35 Die Gartenwelt. 417 Das Grundwasser, welches im Wildpark vielfach die Erdoberfläche erreicht, hatte offenbar einen entscheidenden Einflufs ausgeübt; die leichtlöslichen Dungstoffe, zu denen vor allem der wichtigste und teuerste, der Stickstoff, gehört, hatte das Grundwasser erbarmungslos und beständig fortgeführt, und da wir nicht annehmen dürfen, dafs dieser wertvolle Stoff unseren Antipoden zugut gekommen ist, wird sich wohl das Unterhavelland in den eigentlich unberechtigten Besitz geteilt haben. Sobald nun während der Vegetationszeit, im Mai bis Juni, wenn das Grundwasser zurückgetreten war, mit stickstoff- haltigem Dünger nachgedüngt wurde, vermochten die übrigen reichlich im Boden festgehaltenen — absorbierten — Nähr- stoffe in Aktion zu treten; der Fruchtansatz entwickelte sich in üppigster Weise, und die durch die Stickstoft'düngung gangbar gemachten übrigen Nährstoffe sicherten eine reiche Ablagerung von Reservestoffen und Bildimg von Fruchtanlagen für das kommende Jahr; solange aber der eine Stoff — der Stickstoff — fehlte, kamen die übrigen Nährmittel, auch wenn sie im Übermafs vertreten waren, nicht zur Geltung. Der Stickstoff wurde also zum Förderer der Frucht- barkeit. — Wenn wir nun auch nach einer Erklärung für die eigen- tümliche Wirkung einer vorjährigen Düngung auf die Treib- fähigkeit der Maiblumenkeime*) suchen, so dürften wir den Einflufs verschiedener Bodenarten bei der Anzucht der Keime als alten Erfahrungssatz wohl zunächst heranziehen, wonach Keime von leichtem, trockenem Boden zum Früh- treiben am besten geeignet sind, weil sie schneller und gleich- mäfsiger zur Entwicklung kommen ; Keime aus schwerem, kaltem und feuchtem Boden dagegen taugen nicht für das erste Treiben, sind aber oft — immer natürlich gute Vor- kultur im allgemeinen vorausgesetzt — kräftiger im Stock, was bei extrem schweren Bodenarten wieder ins Gegenteil umschlägt. Der Maiblumenkeim bringt also seine Veranlagung zum Treiben mit aus den Verhältnissen, in welchen er erwachsen ist; deshalb können wir auf diese Verhältnisse auch einwirken durch die Kultur, insbesondere durch Düngung. Dafs Stickstoff- Düngung im allgemeinen auf üppigen Wuchs wirkt, ist bekannt; dafs diese Wirkung nun auch noch durch die Ablagerung der Reservestoffe im Keim auf dessen Entwicklung in der nächsten Periode, sogar beim Treib verfahren zur Geltung kommt, möchte durch die übereinstimmenden Resultate aus leichtem und schwerem Boden nachgewiesen sein. Ebenso mufs die Einwirkung des Kainits und der Phosphate auf ein Spättreiben erklärt werden. Meine diesjährigen Erfolge im ersten Treiben waren wieder so charakteristisch durch üppigstes Gedeihen der stick- stoffgedüngten und teilweise sogar vollständiges Versagen der übrigen Keime, dafs ich mit besonderem Vergnügen auf diesen Gegenstand wieder zurückgekommen bin. *) Anmerkung der Redaktion. Es ist sehr interessant, die folgenden Ausführungen mit dem zu vergleichen, was Herr Ledien in No. 28 und 30 gesagt hat. Landschaftsgärtnerei. Wegeführung und Bepflanzung. Von Karl Hinze, Cassel - Ro thenditmold. Aufmerksam geworden durch die oft so abweichende Art der Wegeführung auf Gartenplänen der heutigen Zeit und auf solchen, die vor 30 — 40 Jahren entworfen wurden (wobei sich auf ersteren Plänen mehr eine gewisse Eleganz der Wegeführung, auf letzteren aber mehr eine Sucht nach schnörkelhaften Bie- gungen und Wendungen bemerkbar macht), studierte ich daraufhin verschiedene ältere und neuere Anlagen, welche Beobachtungen für mich folgenden .Schlufs ergaben: der Weg und seine Führung kommt an und für sich eigentlich nirgends zum Ausdruck, sondern da, wo derselbe richtig geführt war, d. h. wo er seinem Zwecke entsprach, kommt er als scheinbar nebensächlich gar nicht in Betracht. Oftmals passierte es mir, dafs ich, wenn ich mit der Absicht ausgegangen war, auf den Lauf des Weges zu achten, den Weg plötzlich ganz vergessen hatte und mit Gewalt wieder meine Gedanken auf die Beobachtung seines Laufes richten mufste. Dort aber, wo dieses nicht der Fall war und der Weg als solcher unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, erschien er auf dringlich und störend, da er uns von der Umgebung, als dem eigentlich Beachtenswerten, ablenkte. Ich meinerseits konnte nur überall konstatieren, dafs eine zweckentsprechende Wegeführung an sich völlig einflufslos, die Bepflanzung dagegen der ausschlaggebendste Faktor war. Das Nicht-indie-Erscheinung-treten des Weges ist auch das richtige, denn der Weg wird als solcher niemals geeignet sein, als Zierde im Garten zu dienen. Er bildet in diesem nur das Mittel zum Zweck, je weniger er in Beschaffenheit, als auch in Art und Farbe des Belags auffallt, als desto besser und ge- schickter ist seine Anlage zu bezeichnen. Man lege daher die Wege nicht zu dem verfehlten Zwecke an, dafs sie die Anlage zieren sollen, welche Absicht vielfach auf Planzeichnungen zu er- kennen ist, sondern Zweck des Weges sei, Punkte, welche wir erreichen wollen, untereinander zu verbinden oder den stummen, dabei aber unterhaltenden Führer abzugeben, der uns durch hübsche Partien und Gruppen, welche wir beim Begehen des Weges erblicken, immer weiter lockt, bis wir entweder an einem Ziele angelangt oder unbemerkt wieder an den Ausgangspunkt zurückgekehrt sind. Der Weg darf als Führer niemals langweilig werden, sondern soll uns durch Vorfuhren schöner Szenerien und .■Aussichten interessant und fesselnd unterhalten, uns nach Punkten, von denen sich schöne Blicke und hübsche Landschaftsbilder zeigen, unbemerkt hinbringen. Nie aber soll die Wegeführung dahin wirken, dafs sie Ornamente und Arabesken in der Anlage bildet und diese dadurch in mehr oder weniger schnörkelhafte Teile zerlegt, was nur in einer Neuanlage eine Zeitlang deutlich hervortreten würde, nachher aber völlig verschwindet, höchstens an einzelnen Stellen sehr häfslich wirkt. Das heute zumeist angewandte Arbeiten mit Halbkreisen sieht auf dem Papier ja ganz gut aus, teilt den Garten gewifs auch in recht schwungvolle Stücke, wie die Übertragung ins Freie auf diese Art auch eine wesentliche Erleichterung erfährt; keines- wegs kommt diese Eleganz aber auch nur im geringsten in der Anlage zum Ausdruck, hier giebt nur die Bepflanzung der ."Anlage Charakter und Wirkung. Es ist deshalb zu verwundern, dafs bei der Beurteilung von Planzeichnungen eine so starke Betonung auf schwungvolle Wegeführung gelegt wird, die doch in Wirk- lichkeit dann so gut wie nichts mehr bedeuten will. Richtiger ist es, doch sehr schwer zu beurteilen, darauf zu achten, wie sich 418 Die Gartenwelt. V, 35 die Gruppen zu Seiten des Weges bei dessen Verfolgung unseren Blicken zeigen. Die Wege sollten stets letzten Endes in Betracht kommen, und etwas mehr oder weniger Schwung ist bei ihnen gänzlich ohne Bedeutung. Bei der Wegeführung sei alles ge- stattet, selbst eine Führung im Zickzack, wobei es nur darauf ankommt, wie und wodurch die Windungen, Wendungen, Ab- weichungen und Abzweigungen motiviert sind. Zweck des Weges wird wohl immer sein, entweder einen bekannten, vom Ausgangspunkte des Weges nicht sichtbaren oder einen von weitem zu erblickenden, unser Interesse erregenden Punkt zu erreichen, so in gröfseren Gärten und Parks. Stets sind die Windungen der Wege durch irgend einen Gegenstand, wie Gehölzgruppen, Gebüsch, einzelne Räume und Sträucher, Felsen, Gewässer, Einschnitte oder sonstige Hindernisse zu motivieren. Wo kein Hindernis ist, führe der Weg möglichst gerade oder in schwachem, langgestrecktem Bogen aufs Ziel los. Können wir z. B. ein Ziel schon von weitem erblicken, ohne dafs der nach diesem führende Weg ganz übersichtlich ist, so lasse man erkennen, dafs derselbe auch der richtige sei, denn ein kompliziertes Führen in gezwungenen, durch nichts Ursächliches hervorgerufenen Kurven, welche ersichtlich von der Richtung abweichen, läfst uns denselben nicht mit Bestimmtheit als den richtigen erkennen, und durch die dadurch verursachte Unsicher- heit werden wir veranlafst, mehr auf den Weg als auf die Um- gebung zu achten, was das Gegenteilige des Beabsichtigten ist. Die am richtigsten angelegten Wege sind wohl die Alleen; da erkennt man sofort Absicht und Zweck, nämlich eine bequeme Verbindung mit einem meistens sehr malerisch von den Allee- bäumen umrahmten Ziele zu schaffen; die Baumreihen zu beiden Seiten dienen zum Schattenspenden, und der Weg ist nur dazu da, uns bequem ans Ziel zu bringen, ein Zweck, den man selten in manchem Spazierwege erkennt, aber auch nicht gerade ver- langt, wenn wir gute Unterhaltung auf diesem finden, welche uns dann andere Absichten vergessen läfst. Wie schon gesagt, wird der Weg als solcher an und für sich niemals ein Interesse bieten und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, es sei denn, derselbe sei ungeschickt und holperig angelegt, oder wenn wir unsicher sind, uns auf dem richtigen Wege zu befinden; das, was unsere Blicke auf sich zu lenken geeignet ist, sind Bepflanzung, Formation des Geländes, Ge- bäude u. s. w., sowie das Ziel, nach welchem uns der Weg hin- führt. Es ist deshalb ziemlich gleichgültig, wie die Schwingungen des Weges aussehen, wichtig dagegen aber, erkennen zu lassen, welches die Ursachen sind, aus denen der Weg von der geraden Richtung abweicht. Jeder Weg hat nur dann einen wirklichen Zweck, wenn er uns irgendwohin führt oder uns auf seinem Laufe Schönes und Interessantes zeigt, es somit lohnend macht, ihn zu begehen. In kleineren Gärten, wo der beschränkte Raum, um eine abwechselnde Unterhaltung zu gewähren, mit verschiedenartiger Bepflanzung in kleineren Gruppen zu versehen ist, sollen uns die Wege allem nahe bringen und uns möglichst alles Sehenswerte zeigen, was unsere Aufmerksamkeit, unser Interesse oder unsere Neugierde wachgerufen hat, und kommt es hier gar nicht auf Stil und Schwung an. Wenn wir nur überall, wohin uns etwas lockt, hingeführt werden und die Wege selbst nicht zu viel Raum weg- nehmen, sind wir schon vollauf befriedigt. Ich habe des öfteren gerade solche kleine Gärtchen gesehen, die bewundernswert viel- seitig angelegt waren und auf kleinem und kleinstem Räume alles mögliche in geschmackvoller Komposition boten, ohne dnfs irgend ein Teil als kleinlich oder als nicht dahin passend empfunden worden wäre. Wir legen zuerst die Wege an und dann pflanzen wir, wie das die Meisten wohl auch auf der Planzeichnung machen; bei einigem Nachdenken werden wir aber finden, dafs dieses doch eigentlich unrichtig ist, denn der Weg soll sich doch nach der Bepflanzung, sowie den verschiedenen Hindernissen, wodurch die Windungen bedingt werden, nicht aber die Pflanzung nach dem Wege richten, was ja auch zuweilen — aber auch nur zuweilen — , wo solche schon vorhanden ist, Berücksichtigung findet. Sehr viele Landschafter möchten aber stets am liebsten alles \'orhandene mit Stumpf und Stiel ausrotten, nur weil sie das zu Schaflende nicht mit dem Vorhandenen in Verbindung zu bringen vermögen oder nur ihren Ideen Geltung verschaffi^n wollen. So habe ich z. B. verschiedene Anlagen gesehen, die in wildem Urzustände schöner waren als nachher, wo sie „verbessert" und „verschönert" waren; die Natur ist meist vollkommen genug, als dafs sie der- artiger „Verbesserungen" bedürfte, denn solche schöne Zufällig- keiten, wie sie die Natur mit Leichtigkeit schafft, lassen sich nicht leicht anlegen. Oft habe ich Vergleiche zwischen Hecken- wegen, Bachläufen, Hainen und Waldlichtungen mit Partien in künstlichen Anlagen gezogen, und wohl immer haben mir erstere in ihrer Urwüchsigkeit besser gefallen als so manche, ich kann wohl sagen, als die meisten künstlichen Nachahmungen dieser Art. Weshalb derartige Naturschönheiten nicht mehr wie bisher einen durch ihre Schönheit vollberechtigten Platz in unseren Parks finden, ist mir nicht recht begreiflich; so viele unserer Kollegen vom Fach haben aber selten ein Auge für diese Art Schönheit oder erkennen vielfach nicht die LTrsache, worin dieser Partien Schönheit besteht. Manche auch wieder, welche Sinn für solche freie Naturschönheiten haben, besitzen wieder nicht den Mut, mit dem althergebrachten, sich überall so ziemlich gleichbleibenden glatten Stile zu brechen und mit .Schönheiten, die sie gewissennafsen auf der Strafse finden können , die wirk- same Motive abgeben und selbst durch die schönsten Gruppen und Beete nicht in den Schatten gestellt werden können, in ihren Anlagen hervorzutreten. Für manche andere hat schliefslich erst dann ein Baum oder Strauch Wert, wenn die Form desselben, die Farbe der Belaubung eine auffallende ist und man auf den ersten Blick den Fremdling, die Seltenheit erkennt, erst wenn das Etikett auch die Bezeichnungen fol. var., rubra, striata, fort pleno, pendula^ pyramidalis u. s. w. trägt. Als ob solche Sorten immer schön seien! Eigenartig sind sie oft, deswegen aber nicht immer mit mehr Rechten auszustatten wie unsere mannig- fachen Arten heimischer Bäume und Sträucher. Solche Rari- täten und Varietäten, vielfach Abnormitäten, haben ihren rich- tigeren Platz in botanischen Gärten oder in Sammlungen, im Arboretum oder in solchen Gärten, wo alles eigenartig ist. Im Park sollte man sie nur als einzelne verlorene Solitärbäume oder als Vorpflanzung benutzen, soweit der nicht mehr beim Hause liegende Teil in Frage kommt, denn solche Fremdlinge erregen stets Anstofs insofern, als man bald die Entdeckung macht, dafs dieselben nicht mehr mit der Grundpflanzung harmonieren. Den- selben Eindruck hat man, wenn man in einem malerischen, schmucken Dörfchen, wo die Häuser mit Fachwerk, dessen dunkles Gebälk gegen den weifsen Bewurf hübsch absticht, ge- baut sind, neueren Häusern begegnet, die modern nur aus Back- steinen bestehen, wohl gar noch mit verzierten Fassaden ver- sehen sind. Unser sogenannter moderner Geschmack verlangt ge- schwungene Wege. Die Wenigsten sind sich aber wohl über das Warum im klaren und machen alles aus Bequemlichkeit nach, zumal die Schwingungen auf der Planzeichnung oft recht gut aussehen. In Wirklichkeit müssen diese doch eine ganz selbstverständliche Folge der Bepflanzung, sowie der Bodenform sein, woraus sich schon ergiebt, dafs erst die Bepflanzung da sein V, 35 Die Gartenwelt. 419 mufs, welche Hindernisse für die Geradelegung der Wege bildet, denn sonst würde man wohl überall nach dem Worte: der gerade Weg ist der beste — verfahren. Da man jedoch erkannt hat, dafs der geschwungene Weg die Anlage gröfser erscheinen läfst und sich hübsche Szenerien überraschender und wirkungsvoller zeigen, wenn wir den Weg schlängeln, sowie dadurch die Mög- Hchkeit gegeben ist, die Aufmerksamkeit auf mehrere sonst weniger beachtete Partien lenken zu können, so dürfen wir unsere künst liehen Wege aber auch wieder insofern als nicht „natürliche" be- zeichnen, als wir in den Wald- und Wiesenwegen, welche das Vorbild für die Parkwege gegeben haben, keine glattgestochenen Kanten, die parallel zu einander laufen, kein gewölbtes Profil u. s. w. haben. Darum lasse man in gröfseren Anlagen, welche durch ihre Bepflanzung mehr rustik und natürlich wirken sollen, in entlegeneren Teilen solche gekünstelten Wege fort und wende hier mehr Pfade und Rasenwege an, welche nicht störend, dafür aber harmonischer wirken. Die korrekteste Wegeführung dürften wir erhalten, wenn wir die Wege erst nach Fertigstellung der Pflanzung einrichten und uns hierbei dann auch nur auf die wirklich notwendigen be schränken würden. Überflüssige Wege können wir vielfach in gröfseren öffentlichen Parks entdecken, welche wenig oder fast gar nicht begangen werden und , da sie meistens in der Nähe lebhafter Wege liegen, selbst für beschauliches Spazierengehen wegen des auf den Nebenwegen verursachten Lärmes nicht ge- eignet sind. Eine Abzweigung vom Hauptwege soll stets als solche zu erkennen sein, so dadurch, dafs der abzweigende Weg schmäler wird; eine solche Abzweigung ist ebenfalls bestimmt zu motivieren. Wie schon gesagt, soll jeder Weg uns zu etwas Bestimmtem hinleiten und dabei auch während des Gehens uns stets Inter- essantes und Fesselndes zeigen. Es genügt indes völlig, wenn ein solcher Endpunkt z. B. eine Bank ist, die ganz in der Einsam keit im .Schatten der Bäume steht, eine Quelle, an welcher schein- bar Wasser geschöpft wird, ein Teich, an dessen Ufer ein kleines Badehäuschen sich erhebt oder ein Boot liegt oder sonst etwas entdeckt wird, so dafs also das Erreichen des Wegendes einem wirklichen Zwecke entspricht und man erkennt, dafs der Weg für etwas mehr vorhanden ist, als um nur begangen zu werden. Ich rede vom Wegende, was es genau genommen gar nicht geben soll. Man kann aber den Punkt als Ende bezeichnen, an dem der Weg wieder zum Rückwege wird. Dort, wo dieses Zurück- gehen gar nicht empfunden wird — ich habe hier mittlere An- lagen im Auge — ist die Wegefuhrung als eine sehr geschickte zu bezeichnen. An Bächen, Flüssen und Teichen gebe man dem Triebe nach, möglichst nahe am Ufer hin zu wandeln, und führe darum den Weg, wo nicht wirkliche Hindernisse in Gestalt von Bäumen, Gesträuch, Felsblöcken, Schilfdickichten u, s. w. bestehen, immer möglichst nahe am Ufer, wo wir die meiste und abwechslungs- reichste Unterhaltung haben. Am lieblichsten sind hier schmale Pfade, ohne glatte parallele Kanten. In der Natur leidet die Schönheit durchaus nicht, wenn wir den Weg selbst solche Züge machen lassen, die sich auf dem Papiere nicht gerade besonders schwungvoll ausnehmen, hier lasse man sich nur vom Gefühl leiten und führe die Wege natürlich, d. h. zweckentsprechend, urwüchsig und bequem. Je schmaler der Weg ist, desto ge- schlängelter darf derselbe auch sein , doch sind eben alle Biegungen und Wendungen durch ein erkennbares Hindernis zu motivieren. Je breiter der Weg, desto gröfser sind auch die Windungen zu machen, ebenso auch die Hindernisse, welche die Biegungen veranlassen. (Schlufs folgt.) Fragen und Antworten. Beant-wortung der Frage No. 139. Wie und wann ver- mehrt man am besten Ficus Cariai, und wie ist deren Kultur? — Da, wo Feigenjjflanzen im Freien angetroflen werden, kann man dieselben leicht durch Ableger im Frühjahre vermehren. Einjährige, gut ausgereifte Trielie werden in die Erde eingegraben und dabei mit etwas sandigem Torfmull umgeben. Im darauffolgenden Herbste oder Frühjahre löst man die bewurzelten Triebe von der Matterpflanze los und behandelt sie als selbständige Pflanzen. Die Feigen können aber auch durch Steckholz im Frühjahr im Freien und durch kürzere Steck- linge unter Glas vermehrt werden; solche Stecklinge müssen in lau- warme Kästen oder in temperierte Gewächshäuser untergebracht werden, wo sie sich schnell bewurzeln. Die Anzucht der Feigen aus Samen kommt 50 selten in Anwendung, dafs sie hier übergangen werden kann. Die Freilandkultur der 1-eigen kann nur an besonders warmen und ge- schützten Plätzen mit Erfolg betrieben werden und selbst hier ist nur die Spalierzucht zu empfehlen. Dazu können Mauern, welche nach Süden, Südwesten und Westen gelegen sind, verwandt werden. Je kräftiger und schwerer der Boden ist, desto besser wachsen die Feigen, auch darf es nicht an der nötigen Feuchtigkeit fehlen; jedoch muls der Boden durchlässig sein. Die Spaliere werden in einfacher Fächerform erzogen, und in jedem Jalire wird ein Teil des alten Holzes entfernt, um jungen Trieben Platz zu machen. Während des Wachstums kann ein einmaliger Rückschnitt mit Erfolg angewandt und jedes zweite Jahr wenigstens mufs eine reichliche Düngung vorgenommen werden. Nach Jahren sollte man sogar für eine vollständige Erneuerung der oberen Erdschicht durch frische humusreiche Erde sorgen. Im Winter müssen die Spaliere gedeckt werden; am besten verwendet man hierzu, der Mäuse wegen, um die Pflanzen herum Tannenreisig oder 'Juniperus- Zweige und darauf Stroh. Der Wurzelballen ist ebenfalls mit langem Mist zu decken. So verwahrte Feigen müssen immerhin des öfteren nachgesehen werden, um sich zu überzeugen, dafs keine Mäuse die Pflanzen benagen. Sehr einträglich ist die Kultur unter Glas, an Talut- mauern oder in dem Vorhause eines Gewächshauses, welches Glas- wände aufweist. Unter solchen Verhältnissen ist ein Schatz der Feigen im Winter nicht unbedingt nötig, immerhin schadet das Überhängen von Tannenreisig nicht. Bei dieser Kaltar achte man darauf, dafs die Pflanzen nicht zu zeitig austreiben, namentlich wenn die besagten Räume gar nicht erwärmt werden können. Man beugt dann vor, indem man die Spaliere mit JutestofT gegen zu grelle Sonne schützt and für reich- liche Luft sorgt, damit der Trieb zurückgehalten wird, bis starker Nacht- frost nicht mehr zu befürchten ist. Unter Glas tragen die Feigen nicht nur reichlich sondern auch anhaltend. Endlich sei noch darauf hin- gewiesen, dafs Feigen vielfach als Topf- und Kübelpflanzen gezogen werden. Diese Kultur ist jedoch nur dann ausführbar, wenn gute Überwinterungsräume zur Verfügung stehen, und selbst dann sind die Erträge nicht sehr lohnend. Dagegen bringen derartige Topfbäumchen, wenn sie gemeinsam mit anderen Fruchtpflanzen unter Glas gestellt werden, reiche und andauernde Erträge. Als Topfpflanze mufs die Feige jedes Jahr verpflanzt werden und hierbei kräftige, ziemlich schwere Erde mit reiclilichem Abzug in Anwendung kommen. Während der Wachstumsperioden sollten öftere Danggüsse verabfolgt werden. Seeligmüller, kgl. Verwaltungsdirektor, Schlots Friedrichshof. — Ficus Cariia vermehrt man am sichersten durch Stecklinge im März im Sandbeet bei 30» C. R. Poltersdorf, Waldheim. — Feigen (Ficus Ciirica) vermehrt man am leichtesten durch Wurzelspröfslinge, welche sie, sowohl im Topfe als ausgepflanzt, meist in gröfser Anzahl entwickeln. Die Spröfslinge werden in bewurzel- tem Stadium von der Mutterpflanze abgetrennt, zurückgeschnitten und auf ein Beet mit lockerer, nahrhafter Erde verschalt. Sie werden reichlich bewässert, öfter mit Latrine gedüngt, im Herbst heraus- genommen, zurückgeschnitten und frostfrei eingeschlagen, das nächste Jahr etwas weiter verschalt, im Juni gestutzt, reichlich gedüngt und bewässert und im Frühjahre an ihren Bestimmungsort gepflanzt. Man kann, je nach den klimatischen Verhältnissen, die Feigen entweder im Freien oder in frostfreien resp. nahezu frostfreien Räumen kultivieren. Da die Kultur nicht gerade hohe Erträge bringt (d. h. in Geld um- gerechnet!), so wird überall da, wo es möglich ist, die Kultur im Freien am besten sein. In gröfseren Parks oder an recht warm ge- 420 Die Garten weit. V, 35 legener Stelle des Gemüsegartens pflanzt man dem Bedarfe entsprechend ein Quartier an, pflegt die Sträuclier wie angegeben, und deckt im Herbst den Boden gut mit Laub ab. Um die Kulturen baut man nach Abfall des Laubes eine einfache Bretterbude und packt dieselbe rund- um mit Laub ein. Sind die gepflanzten Sträucher stark genug ge- wachsen, so werden die erscheinenden Triebe im kommenden Sommer sich bald mit Früchten garnieren. So behandelte Feigen werden sehr stark, machen verhältnismäfsig wenig Arbeit und bringen gute Erträge. Natürlich wählt man nur frühe Sorten, die auch gut reifen, und nicht zu klein sind. In einzelnen Herrschaftsgärtnereien werden die Feigen auch an Talutmauern gepflanzt, doch ist ein derartiger Raum wohl eigentlich zu wertvoll für eine so wenig rentable Kultur. R. Voigt, Gera. Beantwortung der Frage No. 140. Giebt es eine Form des grofs blättrigen Epheus, welche auch in rauheren, exponierten Lagen ohne Schutzdecke als völlig winterhart gelten kann und die auch sonnigen Standort verträgt? — Eine absolut winterharte Form des grofsblättrigen Epheus (Htdera hibeniica kort.) giebt es nicht; jedoch ist dieser Ephea durchaus nicht so empfindlich gegen Frost und Sonne, als im allgemeinen angenommen wird. Zunächst wird meist der Fehler gemacht, zur Bepfianzung von Flächen, Mauern und Gräbern die von Gärtnern zum Verkauf gebrachten sehr hübschen Epheutöpfe mit üppigen langen Zweigen zu verwenden. Diese Pflanzen sind für den genannten Zweck völlig ungeeignet, da sie durch die Kultur derart verzärtelt sind, dali sie im ersten Winter dem Frost zum 0]ifer fallen. Werden dagegen im August ca. 25 — 30 cm lange Epheustecklinge von Pflanzen aus dem Freien geschnitten und in einen kalten Kasten gesteckt, so hat man im nächsten Frühjahr das beste, gut bewurzelte und härteste Pflanzenmaterial. Die sich während des Sommers aus den Blattwinkeln entwickelnden Seitentriebe härten sich derart ab, dafs sie leidlich gut durch den Winter kommen. Ein nahrhafter, feuchter Boden, der vor dem Pflanzen 25 — 30 cm tief ge- lockert und tüchtig gedüngt werden mufs, ist zum guten Gedeihen not- wendig. Auf hungerigem Sand wächst dieser Epheu nicht. Reichliche Bewässerung im Sommer, namentlich an sonnigen Stellen, ist aufserdem unbedingt zu empfehlen. Erfrieren die Blätter in ungünstigen Wintern und in rauhen Lagen einmal zum Teil, so wächst der Epheu diese kleinen Schäden im Sommer schnell wieder aus. Wir verwenden etwa 9 Pflanzen pro Quadratmeter und erreichen damit im dritten Jahre ge- schlossen überwachsene Flächen. O. Massias, Heidelberg. — Grofsblättriger Epheu gedeilit erfahrungsgemäfs am vorzüg- lichsten in nördlichen und nordöstlichen Lagen respektive an solchen Wänden. An Wänden, welche der vollen Sonne ausgesetzt sind, neigt derselbe meist zum Blühen und Fruchtansatz. Die best zu empfehlende Sorte ist Htdera hibernica hort.^ der irländische Epheu; derselbe be- sitzt viel gröfsere Blätter als Hedera Hdix und hat einen sehr raschen kräftigen Wuchs; wie jedoch oben angeben, neigt auch diese Sorte, wenn auch nicht in so hohem Mafse wie die andere, zum Blühen und Fruchtansatz, ist sonst aber in jeder Hinsicht zu empfehlen. H. St. Beantwortung der Frage No. 142. Wie ist die Kultur von Dioon edule während und nach der Blüte? — Dioon eduh weicht in der Kultur, während und nach der Blüte von der üblichen Behandlung nicht ab. Gegen das Ende der Reifezeit des „Zapfens" jedoch thut man gut, die Pflanze ganz leicht nach der Seite zu neigen, nach der der Zapfen neigt, damit der kommende Wedeltrieb nicht einseitig wird. Wenn der „Zapfen" reif ist (die schuppenartigen Gebilde sich lockern), dann erst soll er sorgfältig ab- geschnitten werden. Leo Reber. Beantwortung der Frage No. 143. Welche ausdauernde oder einjährige Schlingpflanze ist für einen Wintergarten (-|- 20" C.) zu empfehlen? Sie soll im Winter grün sein und Träger von 5 m Höhe bekleiden. — Zu genanntem Zwecke ist vor allem Solanum jasminoidis zu em- pfehlen. Dasselbe ist äufserst unempfmdlich, raschwüchsig, blüht fast das ganze Jahr, sobald es sich etabliert hat, und wird wenig von Un- geziefer befallen. Sonst sind geeignet: Cobaea macroüeynma, Hexoientris mysorensis, CUrodendron Balfouri (Winter trocken halten!), Pathos aurea (mehrere Pflanzen an eine Säule), Schtbertia grandiflora (nur aus- gepflanzt zu empfehlen), Passiflora, diverse Arten, Bougainvillca specta- bilisy verschiedene Bignonien (Tecoma) u. a. m. Schon der verschiedenen Blütezeiten halber ist bei genügend Raum eine grofse Auswahl zu em- pfehlen. R. Voigt, Gera. — Ausdauernde, immergrüne, teilweise auch angenehme Blüten- pflanzen für Bekleidung 5 m hoher Träger in Wintergärten sind: Vitis antantiia (Cissus anlarctica), Smilax asptra var, mauritanica, Tacsonia manicata, Pueraria /hunbergiana, Plumbago capensis, Cestrum elegans (Ila- brothamnus elegans), l'ecoma jasniinoides und 7. grandifiora (/■iignoma) grandißora). Um eine tadellose Bekleidung zu erzielen, ist es not- wendig, dafs rund um den Träger, vom Boden bis zum Glase, alle lo cm starker Draht gespannt wird, an den die Triebe, sorgfältig ver- teilt, angebunden werden. Die obengenannten Arten sind am besten auszupflanzen. Leo Reber, London. Neue Frage No. 155. Ist es empfehlenswerter. Obstbaum- wunden mit Steinkolilen- oder Holzteer zu bestreichen, als mit Baum- wachs? Neue Frage No. 156. Hat sich Wollstaub als Mischung zwischen Pferdedünger bei Anlage warmer Mistbeete bewährt? Wie verfährt man bei Verwendung des Wollstaubes, und wo ist solcher käuflich zu haben? (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten!) Tagesgeschichte. Berlin. Rund 300 Strafsen der Reichshauptstadt sind z. Z. mit Daumanpflanzungen versehen. Es befinden sich in ihnen insgesamt 44000 Bäume, welche einen Wert von 763000 M. besitzen. In den öffentlichen Parks sind insgesamt 4370 Bänke vorhanden. In diesem Jahre werden hundert weitere aufgestellt. Mit der Pflege der städtischen Parks und Gartenanlagen sind 230 Gärtner und 700 Hilfskräfte, Männer und Frauen, betraut. — Über Fliederdiebstähle wird in Berlin und seinen Vor- orten von den Gartenbesitzern sehr geklagt, auch in den öff'entlichen Anlagen sind die Fliedersträucher von Langfingern vielfach stark ge- plündert worden, welche mit dem Raube einen schwunghaften Strafsen- handel betrieben zu haben scheinen. Spandau. Der hiesige Magistrat hat durch den kgl. Gartenbau- direktor Encke in Potsdam einen Plan anfertigen lassen, wonach der der Stadt am nächsten belegene Teil der städtischen Forst in einen öffentlichen Park umgewandelt werden soll. Die Kosten sind auf 32500 M. berechnet. W^eimar. Der Park, an den sich so viele Erinnerungen aus der Goethezeit knüpfen und der von dem verstorbenen Grofsherzog so liebevoll genau in seinem Bestände erhalten wurde, soll völlig um- gewandelt werden und ist zum Teil schon umgewandelt worden. Alte Bäume aus der Goethezeit sind zahlreich gefällt worden und die Wiese gegenüber Goethes Sommerhaus wird in eine Reitbahn um- gewandelt. K. Personal-Nachrichten. Dorsch, Edmund, bisher Reviergehilfe in Wildpark, wurde als Obergärtner mit der Leitung der Plantagen des kgl. Dominiums Bergzow bei Genthin betraut. Fuchs, Richard, bisher im kgl. botanischen Garten zu Leipzig thätig, wurde als Obergärtner im Stadtgarten zu Augsburg angestellt. Rennert, R., Obergärtner, übernahm die Leitung der Schlofs- gärtneiei des Kammerherrn von Heyoen in Leistenow bei Utzedel i. P. Schmidt, Carl, früher im kgl. botanischen Garten zu Leipzig thätig, trat als Obergärtner in die Anstaltsgorlnerei der Köstritzer Lehr- anstalt ein. — Sämtliche vier genannte Herren sind ehemalige Schüler dieser Lehranstalt. Wittmack, Dr. phil., geheimer Regierungsrat, Professor an der landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin und Generalsekretär des Ver- eins zur Beförderung des Gartenbaues in den kgl. preufs. Staaten, erhielt den preufs. Kronenorden III. Klasse. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdbrffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 8. Juni 1901. No. 36. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Rosen. Die Rose „Kaiserin Auguste Victoria" und Sämlinge derselben. Von O. Jacobs, Weitendorf. U nter der grofsen Zahl der Edelrosen war es bis vor wenig Jahren besonders die von Guillot 1867 in den Handel gebrachte „Za France^\ welche am begehrtesten war und eine so allgemeine Verbreitung erlangt hat, dafs man sie als volkstümliche Rose bezeichnen darf. Einen ebenso grofs- artigen Erfolg hatte die von Lam- bert & Reiter in Trier 1891 ver- breitete deutsche Rose ^^Kaiserin Auguste Victoria'"'', denn sie ist heute schon fast ebenso weit ver- breitet wie „Za France''' . Dazu wurde ^^Kaiserin''' , weil eine deutsche Züchtung, anfangs mit Mifstrauen aufgenommen. Waren doch unsere Nachbarn jenseits des Kanals sofort bereit mit dem Ur- teil: „Made in Germany!" Nun, die deutschen Rosenzüchter sind heute stolz auf den damals wenig schmeichelhaft klingenden Aus- spruch, denn „Kaiserin" hat einen wahren Triumphzug durch die Welt gehalten und bildet den Glanzpunkt der kleinsten wie der gröfsten Rosensammlung. Halt- barkeit der Blüten, reine Farbe und edle Haltung, vereinigt mit reichem Remontieren, hat sie zu einer Treib- und Freilandschnitt- rose ersten Ranges gemacht. Merkwürdig ist, dafs, wie bei „La Fraw:e''\ auch bei „Kaiserin'"'' die Eltern unbekannt sind. In No. i der „Rosenzeitung" vom Jahre 1894 wurde von der Redaktion in Bezug Die Gartenwelt. V. Hedychium gracile. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'* [Text Seite 431;, auf „Kaiserin^- die Zusage gegeben: „Über die Entstehung dieser Prachtrose wollen wir nächstens einige Mitteilungen machen." Obwohl nun wiederholt, so noch in letzter Zeit, .Anfragen über den Ursprung der Kaiserin ergingen, ist das Versprechen von der Redaktion bisher nicht eingelöst worden, jedenfalls aus dem Grunde, weil dem Züchter die Abstam- mung selbst nicht bekannt ist. Ein besonderer Vorzug dieser Rose, der in Züchterkreisen hoch geschätzt wird, ist der, dafs sie nicht nur Samen an- setzt, sondern derselbe sich auch als keimfähig erweist. Schöne Mütter haben schöne Kinder, sagt man, und die Nach- kommen der „Kaiserin^^ sind ein Beweis für dieses Wort. Keine andere Rose hat in der kurzen Zeit von zehn Jahren eine so grofse Zahl edler Sämlinge ergeben, wie „Kaiserin'^ . Über die Gruppierung einiger „Ä'awW«"- Sämlinge ist man sich bisher nicht einig ge- worden, denn einige Rosenzüchter führen solche unter den Theerosen auf, während andere die gleichen Sorten zu den Theehybriden rech- nen. Die meisten Nachkommen von „Kaiserin^'' sind bisher, wie diese selbst, in Trier gezüchtet worden. „Goldquelle^'' besitzt bei kühler Witterung eine herrliche tief gold- gelbe Farbe und feinen Duft. Die Blume ist leicht gefüllt, der Wuchs der Pflanzen mittelstark. Bei der Überwinterung mufs bei dieser Sorte ebenso sorgfältig verfahren werden, wie bei empfindlichen Theerosen. „Herzogin Maria von Ratibor'"'' ist bedeutend härter und wider- 56 422 Die Gartenwelt. V, 36 standsfähiger. Der Wuchs ist kräftig, das Laub grofs und glänzend. Die recht haltbare, aufrechtstehende Blume besitzt angenehmen Duft und ist von rahmgelber, in der Mitte rötlicher Farbe. ,,lohannes Wesselhöft^ stellt eine schwefelgelbe, fein- duftende ^Kaiserin^'- dar. Die Blume ist etwas leichter, aber durchaus genügend gefüllt. Es ist eine haltbare Knospen- rose, auch wird sie als Treibrose gelobt. ^^Palmengarten- Direktor Siebert'''' ist in jeder Beziehung ein edler Sprofs der „Kaiserin!''' , der in den Farben rosa, gelb und orange prangt. Die „Gartenwelt" brachte in No. 18, Jahrg. IV, eine sehr gelungene farbige Abbildung dieser Edelrose. Zu den besten Neuheiten von igoo zählen wieder zwei Sämlinge von „Kaiserin'''' . „Georges Schwariz^'' hat kräftigen Wuchs und gutes Laub. Auffallend ist an der schön gebauten Blume die dunkel- chromgelbe Farbe, und ein feiner Duft erhöht noch den Wert derselben. Die „Rosenzeitung" brachte in No. i von 1901 eine Abbildung dieser Prachtrose. Hoffentlich ist sie bei der Überwinterung nicht zu sehr empfindlich. „Kaiserkrone''' besitzt nicht weniger gute Eigenschaften. Sie kann für eine leichtbltihende harte „Madame Eng. Verdier''' gelten mit ihrer dunkelgoldgelben Farbe und feinduftenden Blume. Soeben sind aus Trier wieder drei gelbe Sämlinge der „Kaiserin"' in den Handel gegeben, von welchen zwei, y^Franz Deegen" und „Friedrich Harms"', als gelbe Kaiserinnen bezeichnet werden. Nach den Beschreibungen dürfte ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden nicht zu finden sein. Beide sind von dunkelgoldgelber bis orange Farbe mit feinem Duft, und sollen in jeder Beziehung Rosen ersten Ranges sein. Der dritte Sämling, „Goldelse''' genannt, weicht insofern von den vorgenannten ab, als er mehr Theerosenblut und Cha- rakter besitzt. Ein sehr schöner Sämling von „Kaiserin" , „Marianne Pfitzer,^' benannt nach der Tochter des Herrn W. Pfitzer in Stuttgart, ist rein malmaisonfarbig, und von verschiedenen Rosenkennern als erste Rangsorte bezeichnet worden. Diese Sorte ist bereits vermehrt und wird demnächst ebenfalls von Trier aus in den Handel kommen. Auch zwei andere „Ä'aw/-/«"- Sämlinge, in der Farbe von „La France" und „Princesse Alice de Monaco" , berech- tigen zu den schönsten Hoffnungen. Ein weiterer Sämling, gleicher Abstammung, auch recht schön, wurde aus dem Grunde nicht weiter vermehrt, weil er zu sehr der Theerose „Reichsgraf E. von Kesselstadt" glich. Es steht zu erwarten, dafs in absehbarer Zeit auch Sämlinge von „Kaiserin" in karmin und dunkelroter Farbe erscheinen werden. Weniger günstig haben sich bisher die Sportbildungen der „Kaiserin" ergeben. Wenn auch von verschiedenen Orten von roten und gelben Sports dieser Rose berichtet wurde, ist bisher doch keiner derselben im Handel erschienen. Der Grund ist wohl der, dafs diese Sportbildungen nicht konstant waren. Nur ein rankender Sport von „Kaiserin" ist 1898 in den Handel gebracht, dessen Blüten denen der Stammsorte völlig gleich sind. Landschaftsgärtnerei. Wegeführung und Bepflanzung. Von Karl Hinze, Cassel-Rothenditmold. (Hierzu fünf Abbildungen und ein Plan.) (Schlafs.) Der Eintritt zum Garten wird durch den Weg vermittelt. Für den Verkehr mit Wagen ist ein hinreichend breiter, gut gebauter, fester Weg vorzusehen, welcher so direkt als möglich zum Hause führt, bei diesem ein Umlenken der Wagen gestattet oder diese auf dem nächsten Wege wieder hinausleitet (vgl. jetzt und im folgenden den Plan Seite 423). Die Bepflanzung zu Seiten des Zu- und Abfahrtsweges sei möglichst dicht, damit derselbe nicht so oft gesehen wird, und trete auch dicht an den Weg heran, doch so, dafs eine schmale Rasenbahn beiderseits frei bleibt, die bei etwaigem stärkeren Verkehr (bei Festlichkeiten) ein besseres Aus- weichen gestattet. Hohes Strauchwerk und Bäume sind hier am besten zu verwenden, damit die breiten Wege möglichst vor den anderen Partien verdeckt werden, in denen man sie vielfach störend empfindet. Der zum Hause führende Fufsweg kann dagegen mehr in geschwungenen Linien geführt werden; er lasse unterwegs einige hübsche Gruppen und Beete sehen, ohne jedoch gleich eine zu grofse Übersicht zu geben. Lauben, Bänke und der- gleichen sollten jedoch an diesem Wege keinen Platz finden, da hier ein Ausruhen noch nicht nötig sein dürfte und die Gruppen und Beete im Vorbeigehen genügend betrachtet werden können, ebenso wie die stärkere Benutzung des Weges die trauliche Lauschigkeit einer Laube, welche mehr abseits hingehört, beein- trächtigen würde. Das Haus bildet den Brennpunkt der ganzen Anlage, sowie den Sammel- und Ausgangspunkt der Wege. Hübsch ist es, wenn die Wege nicht von einem gröfseren Kiesplatze vor dem Hause beginnen, denn solche Plätze sind immer unschön und unnatürlich, aber da zu gestatten, wo hohe, schattenspendende Bäume oder felsiger Boden die Vegetationslosigkeit begründet erscheinen lassen. Das Richtige und Natürliche ist, wenn das Haus — wie es jetzt auch zumeist geschieht — mitten in der Anlage steht. Das Führen der Wege dicht an der Grenze der Anlage, um dieselbe dadurch gröfser erscheinen zu lassen, ist vielfach ein verfehltes Experiment, zumal wenn durch die Be- pflanzung des öfteren die Umzäunung zu sehen ist, ohne dafs aufserhalb der Anlagen oder in der Ferne ein interessantes Land- schaftsbild, welches uns die Gegenwart der Umzäunung vergessen läfst, in Erscheinung tritt. Denn anderenfalls wird durch solche Wegeführung gerade das Gegenteil erreicht — man wird überall daran erinnert, dafs hier die Anlage zu Ende ist. Kreuzungen der Wege sollten möglichst vermieden oder doch eingeschränkt werden, da an den Kreuzungspunkten un- verhältnismäfsig grofse und unschöne Kiesplätze entstehen. Zu- meist weifs man dann an solchen Punkten gar nicht, wohin man sich eigentlich wenden soll. Man kreuze also Wege nur da, wo es unbedingt nötig ist, sonst wirken Kreuzungen, namentlich in kleineren Anlagen , sehr störend. Recht hübsch läfst sich zu- weilen solch eine Kreuzung gestalten, indem wir den einen Weg über den anderen hinwegführen — wie es die obere Abb. Seite 424 veranschaulicht (vgl. auch auf dem Plane i — s-). Hier kreuzt ein Hohlweg unsere Richtung; anstatt nun tief in denselben hinabzusteigen, überbrücken wir ihn ganz einfach und lassen nur einen kleinen Steig zu ihm herabführen, dessen Seitenwände man zu hübschen^ Felswänden umgestalten kann, aber auch schon V, 36 Die Gartenwelt 423 wirksam sind, wenn sie aus Thon oder Lehm bestehen und steil abgegraben werden. Abzweigungen lasse man als solche erkennen und durch eine fern sichtbare Bank, Laube u. s. w. oder eine andere uns in Sicht kommende Szenerie auch berechtigt erscheinen. In gröfseren — nicht öft'entlichen — Parks, in Teilen, welche nicht viel oder nicht zu jeder Zeit besucht werden, kann man solche Seitenwege, die ohnehin schmäler zu halten sind, ganz gut als Rasenwege ver- laufen lassen, die uns entweder auf eine Lichtung führen oder auf einem Platze enden können, von dem aus man Aussichten auf ländliche Szenerien geniefst. Solch urwüchsige, natürliche Bilder bieten im Frühjahr im Blütenschmuck stehende Gruppen von Haseln, Weiden, Corniis, Schlehdorn, Weifsdom, Trauben- kirschen u. s. w., im Herbste die sich herrlich färbenden Birken, Buchen, Eichen, Feldahorn, Weifsdorn, Brombeeren, Schnee- bälle u. a. In öffentlichen Parks jedoch soll man von solchen rustiken Partien, wie Rasenwegen und dergleichen, absehen, da das Publikum die Wegefreiheit doch schliefslich zu arg ausnutzen würde, so dafs man nachher nicht mehr recht weifs, wo der Weg anfängt und wo er aufhört. An sehr verkehrsreichen Orten sind Schranken meist nötig, damit das Publikum ganz ge- nau weifs, wie weit es gehen darf. Eine Brücke kann wieder als Sammelpunkt für verschiedene Wege dienen, auf welche die selben allmählich zusammenkommen; hier ist ein Vereinigen am diesseitigen, sowie ein Auseinandergehen der verschiedenen Wege am anderen Ufer an der überschreit- baren Stelle eines sonst schwieriger zu überwindenden Hindernisses der von ver- schiedenen Richtungen kommenden Wege richtig begründet. Die Anlage von Wegen, welche auf eine Höhe führen, ist dann eine an- gemessene, wenn, nachdem die zu er- steigende Höhe erblickt und der Weg, der hinaufführt, als der richtige erkannt ist, der Gipfel der Höhe dem Blick entschwin- det (vgl. Abb. Seite 425 und Punkt 2 — a- auf dem Plane), der Weg dafür aber ab- wechslungsreiche Bilder in der Bepflan- zung bietet, durch Femblicke, durch die Bodenformation u. s. w., um zuletzt die Höhe, gleichsam ohne dafs man merkt, wie lange man gebraucht hat, zu erreichen. Ein steiles, schattenloses Klettern sei zu vermeiden, es handele sich denn um eine grofse Felspartie, welche man da- durch interessanter und überall zugänglich machen will. Auf oder an einem Hügel Wege- kreuzungen anzubringen, ist falsch und unschön, denn ein Hügel bildet immer ein Hindernis, dem die Wege auszuweichen haben; man hat sich hier also nur auf die zum Auf- und Abstieg nötigen zu be- schränken. Ganz gerade Wege sind im Garten, wie überhaupt jede symmetrische Form, da zu übersichtlich und langweilig, mög- lichst zu vermeiden, und kann die Gleichförmigkeit selbst durch die geschickteste Gruppierung, weil sich der Weg uns förmlich aufdrängt, nur schlecht verdeckt werden. Die Kunst, die Gruppen und Partien durch die Wegeführung richtig zur Anschauung zu bringen, ist eine weit schwierigere, als man meist annimmt. Der Weg ist das Mittel zum Zweck, um die erdachten Partien in schönster Zusammenstellung zu zeigen; hier soll er uns über- raschen, plötzlich vor ein Bild bringen, an anderer Stelle wieder allmählich alles Schöne und Sehenswerte vorführen, uns dasselbe aber stets so vor Augen bringen, wie es am wirksamsten ist. Die untere Abb. Seite 424 (Punkt 3 -ä^ des Planes) zeigt einen Weg, der, über eine Lichtung führend, die fem sichtbar werdende Land- schaft sich allmählich entwickeln läfst, um diese, nachdem sie ge- nugsam und von der schönsten Seite gesehen ist, hinter Gebüsch und Bäumen verschwinden zu lassen, da sonst, wenn etwaige Lageplan einer mittelgrofsen Gartenanlage. Vom Verfasser für die ^Gartcawelt'* gezeichnet. ^6* Wegekreuzung durch Überführung (obere Abbildung). Wegeführung über eine Lichtung (untere Abbildung). Vom Verfasser für die „Gartenwelt* gezeichnet. Schattenseiten an solchem Bilde entdeckt werden, der zuerst gewonnene gute Eindruck bestimmt verloren gehen wird. Die Wegeführung mufs derart sein, dafs ein Umher- irren ganz ausgeschlossen ist. Alle Wege lasse man auf einen Hauptweg einmiinden oder ziemlich in dessen Richtung laufen. Ohne Nachteil können auch mehrere Wege dicht nebeneinander hinführen, nur müssen dieselben von dichtem Buschwerk umrahmt und dürfen nicht gleichzeitig zu über- sehen sein. Laubengänge sind hierzu sehr geeignet , sofern dieselben möglichst nur aus Bäumen und Gebüsch bestehen, stärker hervortretende künstliche Gerippe dafür aber fehlen, welche das Begehen des Ganges einförmig und langweilig erscheinen lassen. Noch interessanter und malerisch sehr wirksam sind für verdeckte Gänge auch Hohlwege, welche einer Anlage bei geringem Aufwand von Mitteln ein höchst rustikes Aussehen zu geben vermögen und dort, wo bei Neu- anlagen solche Unebenheiten vorhanden sind, verstärkt wer- den sollten. Höhere, steilere Ränder können mit dichtem Buschwerk umsäumt oder mit primitivem, in die Landschaft passendem Geländer versehen werden, um die etwaige Ge- fährlichkeit zu beseitigen. Wirkungen, welche in der freien Natur von Zufällig- keiten abhängen, sind wir im Garten in der Lage zu schaffen. Man soll sich indes hier nicht nur darauf beschränken, schönes Neues hervorzubringen, sondern auch schon Vorhandenes zur höchsten Wirkung auszugestalten suchen. Hauptsächlich sollten alte, schöngeformte Bäume und Alleen, wo sich solche in Neuanlagen oder bei Umänderungen schon vorfinden, ge- schont werden und möglichst erhalten bleiben. Ausholzungen müssen aber in älteren Anlagen alljährlich stattfinden, sie rufen Veränderungen im Aussehen der Szenerie hervor, sollten aber nicht zum Zwecke der Holzgewinnung betrieben werden. Es ist ja zu überlegen, ob ein alter Baum wirklich entfernt werden darf und ob eine Verschönerung damit erreicht wird, zuweilen ist es sogar vorteilhafter für das Aussehen einer Anlage, wenn solch älteres Exemplar von dem umgebenden Gehölze befreit wird und als Solitärbaum eine exponierte Stellung erhält. Die bei Anlage einer Pflanzung gröfstenteils geübte Pflanzweise ist als unnatürlich insofern zu bezeichnen, als die Baum- und Gesträuchgruppen vielfach in den Abstän- den gepflanzt werden, welche sie haben sollen, nachdem die Anlage als „fertig" zu bezeichnen ist. Ich meine, die Anlage soll sofort den Eindruck des Fertigen machen, nachdem alles bepflanzt ist, nicht aber erst jahrelang schmächtige und durchsichtige Gruppen zeigen. Man pflanze deshalb gleich dicht und verwende da, wo es darauf ankommt, hohe Gruppen zu schafifen, schnell wachsende Bäume, holze nach etwa fünf Jahren zu dichte Gruppen aus und pflanze jüngere Bäume und Sträucher, gleichsam als hätten sich diese durch Samen- ausfall aus den älteren entwickelt, vor die Gruppen (vgl. Ab- bildung Seite 426, Punkt 4 — ^^ des Planes), dadurch ein immer- während abwechselndes Bild schaffend , nicht aber das Be- streben zeigend, den Park stets schablonenhaft in derselben Form zu erhalten. Wo eine Pflanze des stärkeren Schattens halber mit der Zeit nicht mehr gedeiht, wird sie entfernt oder auf neue, lichte Plätze gebracht. Grofse Unkosten verursacht das gar nicht, wohl aber wären den Besitzern solcher Parks andere Gärtner nötig als solche, welche auch mit Pferden umzugehen oder zu servieren verstehen. Gar selten bekommt •■,.> '-j'A ^y:i ''S;;'';-; V, 36 Die Gartenwelt; 425 man wirklich schön entwickelte und gepflanzte Anlagen zu sehen, und wo dieses der Fall ist, da zollt der Naturfreund und künst- lerisch empfindende Mensch auch seinen Dank und seine An- erkennung durch stille, bewundernde Freude. In vielen Parks sieht man des öfteren, dafs mit grofser Mühe Vorpflanzungen und Zwischenpflanzungen unterhalten werden, nur um stets eine dichte, geschlossene Gruppe zu haben, ohne eine andere Absicht als diese erkennen zu lassen. Das ist absolut verkehrt und beweist durchaus kein Verständnis für Natürlichkeit. Ist eine Gruppe zu grofs geworden und macht einen unschönen, störenden Eindruck, worunter andere zu leiden haben , so entferne man dieselbe ganz oder lichte sie nach Bedarf aus. Es wird die Schönheit einer Gruppe nicht im min desten dadurch beeinträchtigt, wenn wir in das Gezweige der Bäume blicken und das zuweilen sehr groteske Ver- schlingen der Äste sehen können, denn, wie schon erwähnt, ist des öfteren so mancher Baum, der sich in solcher Gruppe entwickelt hat, geeignet, nach- dem unschön gewordene Nachbarn ent- fernt worden sind, als Einzelbaum durch malerischen Wuchs eine hohe dekorative Wirkung zu erzielen. Erzielen doch überhaupt in älteren Parks sämtliche Bäume in ihrer höchsten Entwicklung an und für sich schon die malerischsten Effekte und machen anderes Pflanzwerk völlig überflüssig, welches nur die im posante Wirkung zu beeinträchtigen im Stande wäre. Als Beweis möge die Abbildung Seite 427 dienen. Der Umfang, sowie die Art und Einteilung der Bepflanzung wird sich immer nach der Gröfse der Anlage zu richten haben. In kleineren Gärten, wie Vorgärten, wird man sich nur mit einer erlesenen Auswahl schöner Sträu eher, kleiner Hochstämmchen, welche hübsche Kronen bilden und schöne Blüten aufweisen (wie Akazien, Rotdorn und Rosen) dekorativer Stauden und sonstiger Blumen begnügen müssen. Hier ist alles das zu dulden, was leicht schmückt und mit der Zeit nicht zu sehr an Ausdehnung zunimmt oder sich doch gut im Schnitt halten läfst. Es kommt hier weniger auf die lokal passende Stimmung der Pflanzung als auf deren Wirkung an, wenn alles geschmackvoll gruppiert ist, ohne protzenhaft überladen zu sein. Eigentliche Blumen- beete, aufser solchen, welche gewissermafsen die Architektur des Hauses wiederspiegeln (Teppichbeete), sollten möglichst vermieden werden, weil diese, selbst bei mehrmaliger Bepflanzung, nicht genügend Abwechslung bieten, dagegen aber sind lockere Gruppierungen von Stauden und Blütenpflanzen , welche eventuell nach dem Verblühen gewechselt werden können, sehr angebracht. Mittlere Anlagen können neben dem Zierwerte gleich einen Nutzwert besitzen, da Ausdehnungen von '/i — ' ha doch noch keinen Park, wohl aber einen hübschen Garten abgeben. Die nächste Umgebung des Hauses sei nur dem ruhigen , beschau- lichen Genufs, der ferner liegende Teil auch dem Nutzen ge- widmet, ohne jedoch an seinem Zierwerte dadurch Einbufse zu erleiden; Obstbäume in angemessenen Abständen bilden hier als Hoch-, Halbstämme und Pyramiden Gruppen und Solitärbäume, Weingänge schaffen schattige Spazierwege; im Rasen wechseln dauerhafte Stauden mit Rosen und Beerenobst. Durch Spaliere Weg nach dem Gipfel eines kleinen Hügels. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. oder sonstwie verdeckt, ist ein Teil zur Gemusekultur reserviert, die Wege, welche durch den Garten führen, können jeder Eleganz bezüglich schwungvoller Führung entbehren, sollen sie nicht Be- fremden erregen, müssen dagegen zweckentsprechend sein. Anlagen in der Gröfse von 5 und mehr Hektaren können als eigentliche Parkanlagen in Frage kommen und in ihrem Haupt- teile der freien Anlage dienen , neben welcher in der Nähe des Hauses der Nutz- und Ziergarten seinen Platz hat. In solchen Anlagen ist dann die Bepflanzung und die gegenseitige Wirkung der Wegeführung von Wichtigkeit. Hier sollte zunächst eine 426 Die Gartenwelt. V, 36 Haupt- oder Grundpflanzung bestehen, welche mit der näheren Umgebung der Anlage im Einklänge steht. In ihr sollten also Laubhölzer, wie Buchen, Eichen u. s. w., oder Nadelhölzer domi- nierende Gruppen bilden , zwischen oder neben denen andere Gehölze sich angesiedelt haben, welche dazu auszuersehen sind, die Effekte auf dem durch die Grundpflanzung hergestellten Hintergrunde zu bilden. Wenn Hügel oder Erhöhungen vorhanden sind, so ist es richtig, diese ganz mit einer Gehölzart zu bedecken, welche sich in lockeren Gruppen die Abhänge hinunterzieht, unter denen sich junges Gehölz auf blumigem Untergrunde entwickelt und nachher die natürliche Ergänzung für abständig werdende Bäume abgiebt. durch bahnt sich ein Bach seinen Weg, der sich hinter dem Hause zu einem kleinen See verbreitert; in westlicher Richtung vom Hause führt der Weg a in schlanken Kurven, uns schnell vom Hause fort ans Ziel bringend, durch freie Wiesenplätze, welche nur von einzelnen Bäumen bestanden sind, die einen weiten Blick ermöglichen und die grofse Ausdehnung der Anlage erkennen lassen, ohne jedoch dieselbe in zu übersicht- licher Weise zu zeigen; bei b und c zweigen einige Seitenwege ab, die uns beide durch verschiedene Szenerien zur Höhe d bringen, welche, wie vorerwähnt, einen befriedigenden Endpunkt des Weges abgeben und uns durch Erblicken einiger, durch die die Höhe bedeckenden Bäume eingerahmter Landschaftsbilder r 'MM h i4gt''Wi nvM j^smmm^mM ■^■■% ^ :' ■ 3.-- ■•■--• 0 %.'■ w^x fr.-}»' *■■*■>>' t ■--- ilM'K^ r 1 - -^ , .^. jTT (^ mmmmmm '' ', ■ ' ■ ■ ' ^l|.|laf|ll - ■-.i': z^ |- 1 i i Hffi^ m Malerisches Landschaftsbild. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gczeichiicL An Bachläufen und in Regenschluchten ist eine Pflanzung in bunter Mischung zu dulden, da hier das Wasser als Verbreiter aller Pfianzenarten, die in dessen Bereich vorkommen, gelten kann. Auf beigefügtem Plane habe ich versucht, die verschieden- artige Wegeführung in der für diese passenden Umgebung vor- zuführen. Die bereits erwähnten Abbildungen veranschaulichen die entsprechend durch Zahlen und Pfeile auf dem Plane be- zeichneten Sichten. Die Anlage ist etwas über 4 ha grofs und erstreckt sich von SO. nach NW., nach dort etwas ansteigend, welche Steigung in der westlichen Ecke in einen kleinen Hügel, in der nördhchen in eine kleine Erhöhung ausläuft, die beide passend in der Umgebung verwendet sind und der Anlage, vom Hause aus gesehen, einen hübschen Abschlufs geben. Zwischen- belohnen würden, während wir im geraden Verfolg des Weges allmählich zwischen dicht an denselben herantretende Bauni- gruppen hindurch auf die Lichtung gebracht werden, welche durch den Bach, der auf einigen grofsen Steinblöcken in primitivster Weise zu überschreiten ist, munteres Leben und Abwechslung erhält, sonst aber durch hohes Gebüsch und Bäume von dem übrigen Teile völlig abgeschlossen ist und eine urwüchsige, wilde Szenerie bildet. Bei e teilt sich der Rasenweg, um auf dem einen näheren Wege auf einer kleinen Brücke den Seite 424, oben, abge- bildeten Hohlweg zu überschreiten, auf dem anderen aber mit einem kleinen Umwege hinter der nördlichen Höhe her bei der Brücke/ erst wieder auf diesen zu stofsen, um, sich nochmals verzweigend, durch verschiedene Gruppen hindurch nahe dem Hause wieder „Die Gartenwelt", Jahrgang v. jmm — -p, Abies arizonica Merr. Nach einem Originalaquarell. V, 36 Die Sartenwelt. 427 zusammenzukommen. Bei g berührt dieser Pfad den Hohlweg, welcher als trockene Regenrinne gedacht und angelegt ist und uns auf den Weg h bringt, der sich in mannigfachen Windungen, welche dem Bachlaufe folgen, wieder nach dem Hause hinzieht, auf seinem ganzen Laufe reiche Abwechslung bietet und ein Weg zum ruhigen, beschaulichen Lustwandeln ist. Koniferen. Abies arizonica Merr., die Korktanne Arizonas.*) Von C. A. Purpus, San Diego (Californien). (Hierzu die Farbentafel) Vor mehreren Jahren, ich glaube es war im Jahre 1896, wurde in den Hochgebirgen des nördlichen Arizona auf einer wissenschaftlichen Expedition von Dr. Hart Merriam eine wunderbare Tanne gefunden (dieselbe war übrigens, nebenbei bemerkt, den dortigen Gebirgsbewohnern, denen sie durch ihre eigenartige Rinde auffiel, längst bekannt), welche anfangs für eine Varietät der Abies subalpina, der sie in der That auch ähnlich sieht, angesehen, später aber als gute Art er- kannt und Abies arizotiica genannt wurde. Ich sah diese wunderbare Tanne zum erstenmale vorigen Sommer auf einer botanischen Exkursion in diesen Gebieten und war dermafsen hingerissen von der Pracht und Eigen- artigkeit, dafs ich mich veranlafst sah, in Briefen an meine Freunde in Deutschland, sie Königin der Tannen des west- lichen Amerika zu nennen, eine Bezeichnung, die diese Pracht- tanne mit vollem Recht verdient. Noch passender erschien mir diese Bezeichnung, als ich später eine Form mit silberweifsen Nadeln entdeckte, welche an Schönheit alles übertraf, was ich bis jetzt an Schmucktannen sah. Diese einzig herrliche Varietät wirkt nicht allein durch ihre geradezu pracht- volle silberweifse Benadelung, sondern auch durch ihre wunderbare weifse Kork- rinde, welche einzig unter den Koniferen dasteht. Man denke sich eine Tanne, im Wüchse wie eine Kerze aufstrebend, mit schirmartig abstehenden, weifsberindeten Asten und silberweifser Benadelung, deren Stamm mit einer Korkrinde bedeckt ist, weich wie Sammt und von glänzend schnee- weifser bis rahmweifser Farbe, manchmal ins Silbergraue schattierend, und man kann sich ungefähr einen Begriff machen von der Pracht und Schönheit dieser Konifere. Die üppig benadelten Aste sehen aus, als wären sie mit einem Duft von Silber überschüttet (siehe Farbentafel). Die wunderbare, weifse Sammtrinde neben der silberweifsen Benadelung machen diese Tanne zu einem Schmuckbaume ersten Ranges, und als ich seiner Zeit einen ganzen Bestand der silberweifsen Form antraf, war ich von der Pracht dieses Anblickes geradezu hin- gerissen; ich hätte nicht mehr begeistert sein können, wenn ich unter Palmen gewandelt wäre. Abies arizonica ist eine Bewohnerin des Hochgebirges, und findet sich in einer Region von 3000 m bis beinahe zur Baumgrenze, welche etwa bei 3600 m liegt. In der unteren Region findet man sie vergesellschaftet mit Pseudotsuga Douglasii, Pinus flexilis und Populus tremu- loides, seltener mit Pinus ponderosa var. scopulorum, in der oberen mit Pinus aristata und Picea Engelmannii. Da diese Regionen einen hochnordischen Charakter zeigen, und die klimatischen Verhältnisse ungefähr denen des nord- östlichen Kanada, der sogenannten Hudsonzone, entsprechen, so ist jeder Zweifel an ihrer Winterhärte ausgeschlossen, und sie kann ohne Bedenken auch im nördlichsten Deutschland angepflanzt werden. Wurden doch schon bei 2500 m Winter- temperaturen von — 20 — 25" Celsius beobachtet, wieviel nie- driger dürfte daher die Temperatur in der Region der Abies arizonica sinken. Sie findet sich an den Ost- und Nordabhängen des Gebirges, in Schluchten, an feuchten Abhängen, überhaupt an Stellen, welche durch gröfsere Bodenfeuchtigkeit begünstigt sind. Auf besonderen Boden macht sie absolut keine An- sprüche. Da diese Tanne die einzige bis jetzt bekannte Konifere mit Korkrinde ist, legte ich ihr später den Namen „Kork- tanne" bei, und unter diesem Namen wird sie auch von dem riVi A-'^i'*^»- "^, »■'■- .'v ' ■-■■•■ «xV-,, ^ ■^'^■■' m *) Anmerkung der Redaktion. Wir verweisen auch nochmals auf die Abbildungen, die wir bereits in No. 23, Seite ^71, brachten. Alte, einzeln stehende Bäume. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'^ gezeichnet. 428 Die Gartenwelt. V, 36 Henkelschen Etablissement in Darmstadt und den Pinehurst Nurseries — O. Katzenstein — in Nordcarolina in den Handel gebracht. Sommerblumen. Nicotiana sylvestris. — Am Ufer eines kleinen Teiches auf der verflossenen Pariser Weltausstellung standen während des letzten Sommers auch einige Gruppen von AUco/iana sylvesiris. Wenig gepflegt, entfalteten sie hier ihre Blüten nur in geringerer Anzahl, und mancher, von dem Ausstellungsgetümmel angezogen, mag achtlos an ihnen vorübergegangen sein. Wer jedoch während des Sommers einmal einen Ausflug nach Fontainebleau bei Paris unternahm, dem entging sicherlich nicht die schöne Gruppe, welche sich von dieser Tabakpflanze an der Südfront des dortigen Schlosses befand. Nicotiana sylvestris ist noch eine Neuheit, doch dank ihrer leichten Vermehrung durch Samen auch in Deutschland bereits mehrfach eingeführt. Aber sie verdient, in den weitesten Kreisen bekannt zu werden. Sie stammt aus Südamerika, wo sie in Argen- tinien in einer Höhe von 1600 m über dem Meeresspiegel wach- send aufgefunden wurde. In Europa wurde sie von Dammann & Cie. in San Giovanni a Teduccio bei Neapel in den Handel gebracht, welche Firma sie von Professor Comes in Portici erhalten haben soll. Im grofsen und ganzen ähnelt Nicotiana sylvestris dem T)'pus der uns bereits bekannten Tabakarten. Die Blätter sind eiförmig oder breit elliptisch, zugespitzt und am Grunde kurz eingebogen. Ober- wie unterseits sind sie kurz wollig behaart, sitzend und halb bis ganz stengelumfassend. Der Stengel ist 2 — 3 cm dick und 1,20 — 1,50 m hoch. Die Pflanze verzweigt sich von unten auf, indem jeder Trieb in einen Blütenstand endet. Die Blüten sitzen zu 8 — 15 und mehr in einer teils breiten, teils verlängerten Rispe. Sie sind stieltellerförmig, nicht, wie bei Nie. Tabacum, trichter förmig, d.h. sie haben eine schmale, 8 — 10 cm lange Röhre und einen flachen, ausgebreiteten, fünfzipfeligen Saum. Sie sind schnee- weifs und hängen meist in zierlicher Weise schräg abwärts. Was Nicotiana sylvestris besonders auszeichnet, ist ihr schöner, pyramidaler Bau. Indem die Blätter am Grunde eine Gröfse von 50 — 80 cm erreichen, verjüngen sie sich allmählich nach oben zu, bis sie zuletzt in kleine Hochblätter übergehen. Über ihnen gipfeln dann die niedlichen Blüten, die in den Abend- und Morgen- stunden einen angenehmen, wenn auch nur schwachen, orange- artigen Duft verbreiten. Sie sind an und für sich nicht auffallend und verhältnismäfsig sehr schmal. Aber gerade darin und in ihrer nickenden Stellung besteht ihr Reiz, und indem sie zahlreich er- scheinen, kommen sie auch von weitem zur Geltung. Um aber eine derartige Wirkung wie im Park zu Fontaine- bleau zu erzielen, ist es notwendig, dafs man den Pflanzen einen halbschattigen Standort und eine fette, nahrhafte Erde giebt, so- wie sie bei Trockenheit fleifsig bewässert. Die Anzucht ist einfach genug. Im März, April ausgesät, dann pikiert und Ende Mai ausgepflanzt, beginnen die Pflanzen bereits im Juli zu blühen und dauern bis September, Oktober. Ratsam ist jedoch, wenn man im Herbst noch vollblühende Pflanzen haben will, eine spätere Aussaat vorzunehmen. Nicotiana sylvestris ist ausdauernd und überwintert leicht, im Herbst eingetopft, im Kalthaus oder kalten Kasten. In Paris hat sie sogar, leicht gedeckt, milde Winter im Freien ausgehalten Auf diese Weise behandelt, hat man natürlich im kommenden Jahr schnell grofse Pflanzen, welche sich besonders zur Einzel- stellung eignen. Aber nur in wenigen Fällen wird sich die Mühe des Überwinterns in Anbetracht der leichten Anzucht aus Samen lohnen. Bei dem willigen Fruchtansatz von Nicotiana sylvestris ist wohl anzunehmen, dafs sie sich auch unschwer mit andern Arten kreuzen läfst und es auf diese Weise gelingen könnte, in Bezug auf Gröfse und Farbe der Blüten noch schönere Varietäten zu erzielen. Es sei nur beiläufig erwähnt, dafs in den Kulturen von Vilmorin, Andrieux & Cie. zu Verri^res-le-Buisson bereits derartige Kreu- zungen mit einer besonders schön rotblühenden Pflanze von Nie. Tabacuni im vorigen Jahre vorgenommen worden sind. Die Resultate sind abzuwarten. Es ist aber auch zu hoffen, dafs andernorts solchen Kreuzungen gleiche Beachtung geschenkt wird, eine Be- achtung, welche Nicotiana sylvesiris als Zierpflanze wohl wert ist. R. Zeifsig. Ausstellungsberichte. Jubiläums- Ausstellung des Gartenbauvereins in Nürn- berg. — Die Nürnberger Gärtnerei sollte eigentlich im \'erhältnis zur Einwohnerzahl (252000) im Vergleich mit anderen nicht gröfseren und manchen kleineren Städten auf einer höheren Stufe stehen. Wenn auch oft behauptet wird, dafs Nürnberg als In- dustriestadt jene unseren Beruf fördernden Momente vermissen lasse, welche vornehmlichst in einem wohlhabenden opferfreudigen Liebhaberpublikum und lebhaftem allgemeinen Interesse für unsere Erzeugnisse bestehen, so trifft das doch nur wenig zu; es bedarf vielmehr nur der fortgesetzten geeigneten Anregung, um das Interesse weiterer Kreise zu erwecken, und in dieser Beziehung geschieht hier von Seiten der Gärtner und ihrer Vereinigungen nur sehr wenig. Besonders der Gartenbauverein, welcher sein fünfzig- jähriges Bestehen durch eine Ausstellung feierte, könnte auf diesem Gebiete noch eine äufserst nutzbringende Thätigkeit entfalten, wenn er seine Versammlungen für Laien interessanter und lohnend gestalten und dieselben mit allgemein interessierenden Vorträgen, kleinen Ausstellungen und Verlosungen beleben würde , wie es an vielen anderen Orten so erfolgreich und segenbringend für die Gesamtheit geschieht. Ohne Zweifel würden sich dann die Be- stände der Gärtnereien gröfser und vielseitiger gestalten, welche heute durchschnittlich in einigen Marktartikeln und gewöhnlichem Kundschaftsbedarf bestehen, welcher Umstand wiederum bei Aus- stellungen in vorteilhaftester Weise zur Geltung gelangen würde. Hieraus ist nun nicht zu schliefsen, dafs die Jubiläumsausstellung etwas zu wünschen übrig liefs, nein, sie brachte aufserordentlich anerkennenswerte Leistungen. Die Gruppen getriebener Blüten- sträucher der verschiedenen Aussteller enthielten das mannig- fachste Material in schönster Entwicklung; so zeigte die Gruppe von Seb. Hofmann schöne Rotdorn, Glycinen, .Schneeball, Gold- regen, Prunus triloba, Magnolien, einfache und gefüllte Flieder und vieles andere, ebenso wie diejenige von A.Adam; \on besonderer Reichhaltigkeit und in schönster Entwicklung war die Gruppe von C. Tölke, in welcher, aufser den genannten Sachen, noch l'iburnum flicatum (tommtosum var.), ]'. macrocephalum , verschie- dene prächtige Malus ßoribunda-'V a.nt\.ä\.en, Pfirsiche und manches andere sich befand, die ganze, üppige, in zarten Tönen gehaltene Gruppe ward von einem Rand übervoll blühender Primula obconica in Rosalila eingefafst. In den umfangreichen gemischten Gruppen fanden wir bei Seb. Hofmann schöne hochstämmige Hortensien und hochstämmige Rosen, und bei C. Tölke neben mächtigen und schönen Palmen und blühenden Pflanzen aller Art ein grofses Prachtexemplar von Rhododendron Edgeworthii. Von weiteren ge- triebenen Sachen sind die Hortensien von A. Adam zu erwäh- nen, und die blühenden Rosen verschiedener Aussteller, unter V, 36 Die Gartenwelt. 429 welchen sich diejenigen von S. Deut 1er besonders durch Üppig- keit auszeichneten. Sich gegenüberstehende Gruppen englischer Pelargonien, einmal in älteren und einmal in Bürgerschen Züchtungen, gaben willkommene Gelegenheit zu Vergleichen, welche ausnahmslos zu Gunsten der letzteren ausfielen. Das Gleiche galt von Zonal- pelargonien, welche von verschiedenen Seiten in älteren und neueren Sorten ausgestellt waren. Die Verbesserungen sind auch hier ganz bedeutende; ich nenne nur die einfachen: „Miin Kath- chen"-, „Käthe Bornemann^, „Ines", „7'. (K Saunders", „Feinsliebchen" , „Aug. Elieritts", „St. Cücilie", „Cassiope", „Issetilt" und die gefüllte „Amazone". Die schon oft empfohlene Phlox divaricata war von E. Jack in einer kleinen Gruppe gebracht und bewährte sich als eine vorzügliche, und ^ das ist des Pudels Kern — „begehrte" Treibstaude, die Pflanze ist getrie- ben fast noch schö- ner als im Freien. Rhododendron und Azaleen waren in grofser Zahl ge- bracht und ihre leuchtenden Far- ben herrschten vor ; neben ihnen fan- den wir Gruppen von Gloxinien, Ci- nerarien, Calceo- larien, Calla, Coleus, Begonien, unter an- dern eine Gruppe der wirkungsvollen Auspflanzsorte „Graf Zeppelin" in reicher Blüte, Cli- vien , ßougainvillea, Orchideen, Eriken in schönen Sorten, Boronien, Cythtis (Genista) andreanus, Akazien u. s. w. Das Ausstel- lungslokal, die dem Abbruch geweihte alte Giefsereihalle der Maschinenbau- Aktiengesellschaft, eine dreiteilige, langgestreckte, mächtige Halle, mit breitem, pfeiler- freiem Mittelbau, eignete sich für den Zweck vorzüglich, und der städtische Garteninspektor Elpel benutzte die gebotenen günstigen Bedingungen mit feinem künstlerischen \'ersländnis zu einem Ge- samtbild von grofsartiger Schönheit. Harmonische Abmessungen, reiche und doch leicht und flott gegliederte Gruppierung des verschiedenartigsten Materials, wirkungsvolle Verwendung von Majoliken und anderen Erzeugnissen der modernen Kunst in Gestalt von Gefäfsen und Figuren, welche sonst oft scheufslich zu sein scheinen, hier aber in ihrer Wirkung plötzlich von über- raschendem Reiz waren, alles dieses, vereint mit dem Bemühen der Aussteller, ihre Gruppen dem Ganzen unter Wahrung ihrer Eigenart anzuschliefsen , verlieh dem Gesamtbild einen manch einer gröfseren Ausstellung abgehenden Zusammenklang. Die den Mittelbau tragenden schlanken, eisernen Pfeiler verschwanden in reichen Guirlanden und mächtigen Kiefern; diese und auf künstliche Stämme gestellte grofse Palmen und hohe Dracaenen füllten den Raum und flankierten den Überblick, der durch eine gemalte tropische Landschaft scheinbar unbegrenzt war. Die An- lage war am Eingang in strengen Formen gehalten ; ein grofses Rondell trug die Prinzregentengruppe, an deren Seiten sich Nischen von gemischten Gruppen befanden; hieran schlofs sich in der Längsachse ein prächtiges Parterre mit grofsen Majolikavasen, zu Seiten desselben schmale Rabatten; sodann ging die Anlage in zwanglose Formen über, und erhob sich, langsam ansteigend, zu einem ziemlichen Hügel, auf welchem leuchtende Azaleen reich gruppiert waren, und im Hintergrunde eine mächtige Palmen- gruppe den Abschlufs bildete. Aus dem in dieser letzten Abteilung gelegenen, in zierlichen Linien gehaltenen Weiher erhob sich ein starker Wasserstrahl, rauschend und glitzernd fast bis an das Dach. Schlesiens älteste Eiche. Origlnalaurniiliinc für Jie „Cartenwelt". Bindereien waren von drei Ausstellern, C. Tölke, A. Adam und U. Schreiber, eingesandt, welche aus dem schönen, gegen- wärtig zu Gebote stehenden Material als Flieder, Rosen, Calla, Anthurien, Nelken etc. ansehnliche und geschmackvolle Schau- stücke brachten. Albert Ortmann. Gehölze. Schlesiens älteste Eiche (Abb. obenstehend). — Es dürfte die Leser interessieren, eine uralte Rieseneiche im Bilde kennen zu lernen, welche ihrem Alter und Stammumfang nach zu den ältesten und stärksten Bäumen Deutschlands zählt. Ungefähr 3 Wegstunden von Liegnitz entfernt, stehen auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe des Dorfes Train, umrauscht von den wild- flutenden Wassern der wütenden Neifse, sechs Rieseneichen, von 430 Die Gartenwelt. V, 36 denen die älteste, leider schon fast entlaubt, ein Alter von 500 Jahren nach fachmännischem Urteil haben soll. Der Stamm- umfang dieser Eiche, Quercus ptdunculaia grandi/otia, beträgt in Manneshöhe 10 m, während die übrigen Eichen, von denen unsere Abbildung noch zwei zeigt, vollständig belaubte Baumkronen und einen Stammumfang von 6,24 bis 5,10 m aufweisen. Noch vor einigen Menschenaltern schmückte eine noch weit ältere und stärkere Eiche diese herrliche Wiesentrift, nämlich die sogenannte „Sieben-Kälber-Eiche", die ihren sonderbaren Namen dem Um- stände zu verdanken hat, dafs zu Kriegszeiten in dem hohlen Stamm-Innern eine Frau mit sieben Kälbern vor dem Feinde Schutz fand. Das Alter dieser Eiche wurde auf 1000 Jahre an- gegeben, was dadurch Glaubhaftigkeit erlangt , dafs auf der ge- nannten Wiese mehrfach Urnen gefunden worden sind, auch die Überreste eines heidnischen Tempels. Eine heidnische Begräb- nisstätte war aber in der Regel in Eichenhainen gelegen und so wäre es nicht unwahrscheinlich, dafs die Eichen Überreste aus der alten Heidenzeit sind. Übrigens befinden wir uns hier auf historischem Boden, wie eine Tafel an der Eiche zeigt, die folgenden Spruch trägt und an die Schlacht an der Katzbach (26. August 1813) erinnert: „Wanderer, weilest du hier im Schatten der herrlichen Eichen, Lafs der Vergangenheit Strom ziehn an der Seele vorbei! Denke zumal, wie die Flur sich färbte vom Blute der Leichen, Als einst Blücher mit Gott sprengte die Fesseln entzwei!" Max Endemann, Breslau. Gärtnerische Reiseskizzen, Aus Kamerun. II.*) Langsam fahren die grofsen, grau bugigen Wörmann-Dampfer, vom Meere in das Kamerunbecken einlenkend, vorsichtig lotend, vorwärts, um schliefslich, weit draufsen in dem grofsen Kamerunbecken, vor einer der Sand- barren zu halten und die Anker zu werfen. Die Passagiere steigen in die kleine Barkasse, der mit Post und Ladung be frachtete Boote an langen Tauen angehängt werden, und so geht es weiter, den Flufs hinauf Schon aus weiter Ferne sieht man, fern drüben am Ufer, die weifsen Tropenhäuser des Gouverne- ments und der Stadt Kamerun. Die weiten Ufer an der Mün- dung des Flusses verengen sich allmählich, zahlreiche gröfsere und kleinere Flüsse, sogen. Creeks (englisch), münden in den Kamerunflufs von beiden Seiten, und alle die Ufer bis weit in das Land hinein sind bestanden mit den undurchdringlich dichten, so interessanten Mangrove -Wäldern. Allmählich wird der Flufs belebter, je mehr sich die Barkasse dem Ort Kamerun nähert; lange, schmale Kanoes der Eingebornen, befrachtet mit Palmöl und -Nüssen, Ebenholz, Gummi und anderen Landesprodukten, rudern den Faktoreien am Flusse zu, andere Neger ziehen ihre gestellten Fischnetze ein und kehren in ihren schmalen, ausgehöhlten Einbäumen, eben den Kanoes, reich mit Beute be- laden nach ihren Dörfern zurück. Zwischen Öl- und Kokos- palmen und den Kronen dicht belaubter Mangobäume sieht man jetzt deutlich die Europäer- Häuser hervorschimmern, von denen einige, besonders die Faktoreien, dicht am Strande liegen. Meist liegen vor Kamerun eins der beiden in Westafrika stationierten Kriegsschifle und ein englischer oder deutscher Dampfer. Das Bild wird hier auf dem Flusse um so belebter. Die Dampfer löschen ihre von Europa gebrachte Ladung oder nehmen Ladung, bestehend in Palmöl, Palmkemen, Gummi, Ebenholz, Elfenbein etc. *) Anmerkung der Redaktion: Man vergleiche auch die Scbilderuiig in No. 2g, Seite 347. Boote fahren von Dampfer zu Land und umgekehrt, dazwischen schwimmen zahlreiche Kanoes mit Negern; es ist ein emsiges Treiben, vermehrt durch die Bootsmanöver und Exerzitien der Matrosen des Kriegsschiffes. Der Ort Kamerun liegt auf der Festplatte, einem ebenen Plateau, das sich einige Meter steil vom Flufs erhebt. Über die Landungsbrücke führt ein bequem er- bauter Weg hinauf, und man ist sofort in einem echt tropischen Parke mit der üppigsten Vegetation. Zahlreich, wie am Strande, sieht man überall Kokospalmen (Cocos nucifera), zur Bepflanzung von Wegen wie als Solitärpflanzen von prächtigster Wirkung, graziös wiegen sich die so mächtigen und doch so zierlich er- scheinenden Wedel in der .Seebrise hin und her; kompakter nimmt sich die Olpalme, Elaeis i;uintensis L., aus ; ihr .Stamm, gleich schlank dem der Kokospalme emporstrebend, endet in einer Riesen- krone kolossaler Wedel, die weniger zierlich, als mächtig wirken. Zwischen Rasenplätzen ziehen sich praktisch angelegte Wege; zur Bepflanzung der gröfsten verwendete man neben Palmen, Mango- bäume (Maugifera indica), Pcrsea gratissima^ Termmalia Cattapa u. a. Den weitaus gröfsten Vorzug bietet der Mangobaum, neben sehr raschem Wachstum entwickelt er eine mächtige, pyramidenförmige, dicht belaubte Krone, und man geht auf diesen Wegen wie unter Hallen in erfrischender Kühle und tiefem Schatten, ein schätzens- werter Vorzug bei der afrikanischen Hitze. Die Bäume bringen reichlich Früchte, die sogen. Mangopflaumen, mit erfrischendem, ein wenig nach Terpentin schmeckendem Fruchtfleisch. Auch die Persea gratissima sind sehr hohe, pyramidenförmige, schöne Bäume, die beständig grofse, efsbare Früchte von Birnenform erzeugen. Es gewährt einen prächtigen Anblick, zwischen Palmen und Bäumen hindurch auf dem grünen Untergrund der Rasenplätze die herrlichsten tropischen Sträuchergruppen in üppigem Flor zu sehen. Leuchtend rote Hibiscus sinensis, neben solchen mit fleischfarbener, gefüllter Blüte; gleich leuchtend rot, beständig blühend sind Ixora <:w««/ö-Sträucher, dazwischen Allamanda Schottii und neriifolia; erstere mit sehr lang austreibenden Zweigen, letztere kompakt, gedrungen; beide .Arten mit schönen, reingelben Glocken- blüten. Plumiera alba und rosea sind niedrige Zvvergbäume mit sehr breiter Krone und schönen weifsen oder rötlichen, wohlriechenden Blüten in grofser Doldenform. Canna-, Croia- { ? d. Red.) Arten ge- deihen üppig und bringen Abwechslung in die reiche Zahl schön- blühender Sträucher. Üppig entfalten sich auch dekorative Blatt- pflanzen; vor allem Bananen, deren beide Hauptarten: Musa sapicntum und M. paradisiaca einheimisch sind und in mancherlei Spielarten im Gouvernementspark kultiviert werden. Die riesigen Fruchttrauben letzterer Art bilden eines der Hauptnahrungsmittel der Eingebornen; auch von Europäern werden sie geröstet an Stelle von Kartoffeln gegessen. Sehr üppig und riesengrofs ent- falten sich Furcroya gigantea und andere Agaven. Ficus dastica und zahlreiche andere einheimische Fiais-Kx\.&Vi sind hier mächtige Bäume, fast alle mit dem interessanten, verschlungenen Stamm- system. Sämtliche Fiais enthalten mehr oder weniger guten Milchsaft zur Kautschukgewinnung. Von Fruchtbäumen sind noch zu nennen : Eryobolria japonica, yambosa vulgaris, Artocarpus integrifolia und die einheimische Art incisa, der Brotfruchtbaum, Anona - XxX&n u. a. Alle Ziersträucher und Nutzbäume auf- zuzählen würde zu weit führen. Einen schönen Abschlufs und ein stimmungsvolles Bild zeigt der Gouvernementspark nach der Flufs- seite zu, steil abfallend das Ufer, unten der breite Flufs und drüben am jenseitigen Ufer die mächtigen, dunklen Mangrove- wälder, aus denen sich allmählich das gewaltige Kamerungebirge erhebt bis zu seinem hohen, grauschwarzen Gipfel, dem Pic von Kamerun, ca. 4000 m ü. M., hinter dem allabendlich die Sonne verschwindet, alles ringsum mit leuchtenden Strahlen vergoldend, so dafs die leicht bewegten Wellen des Flusses wie flüssiges Gold V, 36 Die Gartenwelt. 431 erscheinen, im wechselnden, märchenhaften Farbenspiel, bis die Sonne gänzlich verschwunden ist. Eine kurze rosige Dämmerung noch und dann tritt rasch, fast unmittelbar die Nacht ein, laue, schwüle Tropennacht, in friedliches Schweigen die dunklen Wälder und alles hüllend, nur unterbrochen von dem tausendstimmigen Gezirpe der Zikaden aus Busch und Gras oder dem eintönigen Schrei einer Eidechse aus der Feme. Der Park endet in den Kasernements der Kameruner Schutztruppe und den Dörfern der Eingebornen, hinter denen wieder der weite afrikanische Urwald sich fortsetzt. Topfpflanzen, Hedychium gracile (Abbildung auf der Titelseite). — Die wenigen in Kultur befindlichen Vertreter der zu den Zingiberaceen gehörigen Gattung Hedychium, welche wir aufser in botanischen Gärten fast nur in gröfseren Privatgärtnereien anzutreffen pflegen, sind gerade für letztere als ansehnliche Dekorationspflanzen sehr schätzenswert. Sie stammen aus dem tropischen .Asien, speziell Ostindien, und H. gardiurianum ist bei uns am ehesten in hübschen Kulturpflanzen zu sehen. Auf der Titelseite führen wir heute eine noch recht seltene Art, H. gracile, ebenfalls aus Ostindien, im Bilde vor, die in ihrem prächtigen weifsen Blütenschmuck ein hübsches Gegenstück zu H. gardntriantim bildet. Die Kultur dieser Warmhauspflanzen dürfte etwa derjenigen der härteren Maranta gleichen. Die Hedychien lieben im Sommer reichlich Wasser- und Dunggaben. Für den Herrschaftsgärtner sind sie jeden- falls recht empfehlenswert und sollten von ihm mehr als bisher berücksichtigt werden. Auch eine Berichtigung. In meinem Ausstellungsbericht der No. 33 befindet sich auf Seite 389 der folgende, sich der Besprechung der Thalackerschen Amaryllis an- schliefsende Passus: „Ein hübsches, aber nicht ganz gleichwertiges Gegenstück zu dieser (Thalackers) Gruppe bildete die etwas gröfsere Gruppe von Carl G. A. Schumacher (Obergärtner Mieschke), Einbek. Manche der Pflanzen kamen den Thalackerschen an Vollendung gleich, die meisten standen ihnen etwas nach, was begreiflich ist, da die Schu- macherschen Amaryllis Thalackersche Abstammung verraten und der letztere sein Bestes wohl für eigene Zuchtzwecke behält." In Bezug auf diesen Passus sendet mir Rechtsanwalt Dr. Bintz, Hamburg, im Auftrage des oben genannten Herrn Schumacher ein „nur" fünf Maschinenseiten umfassendes Schreiben. In diesem Schreiben behauptet der Herr Rechtsanwalt u. a., dafs die Blumen mit braunen und gelben Tönungen, welche ich im Thalackerschen Sortiment gesehen habe, nicht vorhanden waren, dafs die Schumacherschen Blumen die- jenigen des Herrn Thalacker weit übertrafen, und auch, dafs Herr Schumacher, wie mir ganz genau bekannt sei, nicht in Einbek, son- dern in Eilbeck ansässig sei. Dies letztere war mir zufällig im Gegen- satz zur bestimmten Behauptung des Herrn Schumacher nicht bekannt, ja ich kenne sogar nicht einmal den Herrn Schumacher, habe meines Wissens nie im Leben auch nur ein Wort mit ihm gewechselt, seine Gärtnerei nie betreten. Da Herr Schumacher nun einmal alles das bestreiten mufs, was ich in dem oben zitierten einen Satze gesagt habe, erklärt es sein Anwalt natürlich auch als unwahr, dafs seine Gruppe „etwas gröfser" gewesen sei als diejenige des Herrn Thalacker, sie mufs absolut kleiner gewesen sein, da Thalacker laut Katalog die doppelte Pflanzenzahl ausgestellt habe. Nun schreibt aber zum Unglück des Herrn Schumacher, der „Handelsgärtner" des Herrn Thalacker, dafs Amaryllis in gröfserer Zahl von G. A. Schumacher in einer kleineren Gruppe von Otto Thalacker vertreten waren, also, mit mir übereinstimmend, das strikte Gegenteil von dem, was Herr Schumacher behauptet. Nachdem das Schreiben des Herrn Rechtsanwaltes in die furcht- bare Drohung ausgeklungen ist, dafs sein Klient mich für allen ihm aus meiner wahrheitswidrigen Berichterstattung entstehenden Schaden vollen Umfanges ersatzpflichtig mache, was auf mich sehr erheiternd wirkte, verlangt er von mir „Vorderhand" folgende Berichtigungen: 1. „Dafs Herr Carl G. A. Schumacher, welcher auf der vom l.bis 5. Mai igoi inHamburg stattgehabten Gar- tenbau-Ausstellung eine Gruppe von 50 Amaryllis hybrida ausstellte, nicht in Einbeck, sondern in Hamburg- Eilbeck ansässig ist." 2. „Dafs die von Herrn Carl G. A. Schumacher, Ham- burg-Eilbeck, auf der Gartenbau-Ausstellung in Hamburg vom I. bis 5. Mai 1901 ausgestellte Gruppe von 50 Amaryllis hybrida nicht Thalackerscher Ab- stammung ist, vielmehr englische, bezw. hollän- dische Provenienz hat und nur eine Pflanze Thal- ackerscher Herkunft aufwies." Ich habe Vorstehendes lediglich der Kuriosität halber bekannt gegeben, um den Lesern einmal zu zeigen, was von einem Bericht- erstatter, der sich erlaubt, sein eigenes Urteil zu haben und es ver- schmäht, von den Ausstellern, die natürlich den Wert ihrer Erzeugnisse am besten kennen, in ihrer übergrofsen Bescheidenheit natürlich auch am unparteiischsten beurteilen, sogen. Informationen einzuholen. Im speziellen bemerke ich noch zu vorstehender „Berichtigung", dafs 1. Einbek statt Eilbeck lediglich ein Druckfehler war und dafs es 2. doch keine Schande ist, wenn Pflanzen Thalackersche Ab- stammung verraten, da sich gerade die Thalackerschen Amaryllis des besten Rufes erfreuen. Ich glaube natürlich Herrn Schumacher, dafs er nur eine von Thalacker bezogene Pflanze ausgestellt hatte, dafs die übrigen aus England und Holland stammten. Übrigens sind wohl auch die Thalackerschen Mutterpflanzen bei Aufnahme der Kultur aus England bezw. Holland bezogen worden, so dafs sich, trotz aller Entgegnungen, gegen meine Ansicht von gleicher Abstammung nichts einwenden läfst. Max Hesdörffer. Bevorstehende Ausstellungen. Wie uns aus Mainz gemeldet wird, nehmen die Vorarbeiten für die im September d. J. stattfindende Gartenbau-AuSStellung rüstig ihren Fortgang. Anmeldungen laufen schon täglich ein und verspricht das Unternehmen die geplante Ausdehnung bei weiten zu überschreiten. Erfreulich ist die wahrnehmbare Thatsache, dafs besonders die Behörden, wie auch ein grofser Teil von Gartenfreunden sich mit regem Eifer als Ansschufsmitglieder dem Unternehmen nützlich und verdient machen. Unter der stattlichen Anzahl der bereits jetzt schon in Aussicht gestellten Ehrenpreise greifen wir kurz heraus: den Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, Sr. kgl. Hoheit des Grofsherzogs von Hessen, Sr. kgl. Hoheit des Grofsherzogs von Baden, des hessischen Ministeriums, der Stadt Wiesbaden, auch sind von vielen Vereinen und Privaten Ehrenpreise bereits gestiftet oder in Aussicht gestellt. Der Bau des Hauptgebäudes wird dieser Tage beginnen und sollen in demselben hauptsächlich bessere Dekorationsgruppen, Winter- gärten etc. dem Publikum vorgeführt werden. Auch wird es nicht an geschmackvoll angeordneten Szenerien fehlen. Für die Aufnahme der Kulturpflanzen dient der umfangreiche und schattige Garten der Stadthalle, während für Binderei eine ca. 100 m lange Halle erbaut wird, um hier, was im Saale der Stadthalle nicht mögUch ist, für die erforderliche feuchte Luft und die hiermit verbun- dene längere Haltbarkeit der Bindereiartikel sorgen zu können. Wie aus dem Programm ersichtlich, ist die Bindekunst sehr reich bedacht, und deuten die ausgesetzten Preise darauf hin, dafs man auch in Mainz auf dieses wichtige Gebiet der modernen Gärtnerei grofsen Wert legt. Der Platz vor dem Ausstellungsgebäude wird mit einem Blumenparterre und einer zu beleuchtenden Fontäne einen würdigen Eingang erhalten, und geniefst man von den vorgesehenen zwei Restaurationszelten, welche in ihrer Mitte einen Konzertpavillon einschliefsen, einen schönen Rund- bück auf das Blumenparterre, sowie auf die im landschaftlichen Stil 432 Die Gartenwelt. V, 36 gehaltene Koniferen-Ausstellung. Mainz und seine nähere Umgebung ist sehr arm an Koniferenbaumschulen, deshalb sind die Anmeldungen in Koniferen so zahlreich eingelaufen, dafs man mit Recht auf diese Ausstellungsnummern gespannt sein darf. Für Zierbäume und -Sträucher, sowie Obstbäume steht im engen Zusammenhang mit den Koniferen ge- nügend Raum zur Verfügung. Die empfindlicheren Warmhauspflanzen erhalten in den bereits angemeldeten Warmhäusern Aufstellung. Eine gänzliche Umarbeitung erfuhr dieser Tage das Programm in der Abteilung X. Obstbau-Erzeugnisse. In einer diesbezüglichen Sitzung gewiegter Fachleute wurden im Interesse von Obstbanvereinen, Privaten, sowie Liebhabern noch nachträglich eine Anzahl von Konkurrenzen eingeschoben, die es dem gröfsten, sowie bescheidensten Obstzüchter ermöglichen, seine Produkte dem Publikum in entsprechender Kon- kurrenz vorzuführen. Man hofft dadurch mit Recht, dem Obstbau auch hier in Hessen immer mehr Anklang beim Publikum zu verschaffen. Den Auslassungen verschiedener Vertreter von Obstbauvereinen, gröfserer Obstzüchter etc. nach zu urteilen, kann man auch auf diesem Gebiet eine rege Konkurrenz prophezeien. Die Versendung des diesbezüglichen Nachtragsprogramms erfolgt später. Der Mainzer Gartenbauverein allein hat etwa 9000 M. an Geld- preisen, Medaillen und Diplomen bewilligt. Wir wünschen dem Unter- nehmen dieses rührigen Vereins im Interesse des Gartenbaues den besten Erfolg. Die schöne und günstige Lage des Ausstellungsplatzes (im Zentrum der Stadt und in unmittelbarer Nähe des Rheins) wird hierbei ein nicht zu unterschätzender Faktor für das Gelingen der Ausstellung sein. Wir verweisen alle Interessenten auf das bereits erschienene in- haltsreiche Programm der Ausstellung. Es ist von Herrn Gartendirektor W. Schröder in Mainz zu beziehen und sind auch alle auf die Aus- stellung bezüglichen Anfragen an genannten Herrn zu richten. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 144. Ein in Queensland (Australien) lebender Farmer wünscht einen 4 pferdigen Motor zum Wasserpumpen aufzustellen. Welches System (Petroleum, Benzin, Heifs- luft oder Wind) dürfte für die dortigen Verhältnisse vorzuziehen sein? — Für den fraglichen Zweck dürfte unseres Erachtens ein Heifs- luft -Pumpmotor am geeignetsten sein. Die Bedienung eines solchen ist die allereinfachste und das erforderliche Brennmaterial wohl überall zu beschaffen. Wir bauen solche Maschinen in verschiedenen Gröfsen, deren Wasserförderung 800 — 15000 1 pro Stunde beträgt. Der Preis stellt sich auf 500 — 1750 M. und das Gewicht auf 450—1850 kg. In diesen Gröfsen sind Förderhöhen von 15 — 30 m vorgesehen; bei noch gröfseren Druckhöhen verringert sich das Förderquantum entsprechend. Die Saughöhe (vertikale Entfernung vom Wasserspiegel bis zum Auf- stellungsort der Pumpmaschine) sowie Druckhöhe (vertikale Höhe von Pumpraaschine bis zum Ausflufs) ist bei gefälligen Anfragen mit an- zugeben, ebenso die beanspruchte Wasser förderung pro Stunde, resp. ob von der Maschine aus direkt gespritzt werden soll! Bruno Schramm, Metallwerke, Ilversgehofen-Erfurt. Beantwortung der Frage No. 145. ich habe eine Hecke von „schottisclien Zaunrosen" angepflanzt, meine Herschaft will diese Hecke ganz dachförmig ,\, oder wenigstens oben dachförmig f\ ge- schnitten haben. Mir will dies für schottische Zaunrosen nicht sehr geeignet dünken. Ich frage deshalb, ob schon einer meiner Herren Kollegen solche Hecken in gleicher Form geschnitten hat und mit welchem Erfolge.' — Die schottische Zaunrosen-Hecke in strenger Dach form zu schneiden, ist unter keinen Umständen zu empfehlen. Ich hatte Ge- legenheit, eine solche zu behandeln, hielt sie wohl in Form, aber nicht durch den bekannten Rasierschnitt, sondern entfernte hier und da das älteste Holz, heftete lange Loden zurück, wobei ich möglichst auf die Gestalt der Hecke Rücksicht nahm. Wenn die Hecke überhaupt neben ihrem praktischen Wert auch zieren soll, ist es selbstverständlich, dafs nicht gerade jene Teile entfernt werden, aus denen der reichste Flor entspriefst; auch sieht die lockere, in der Mitte dichte Hecke weit ge- fälliger aus. Wollen Sie ganz sicher gehen und Ihrer Herrschaft ent- gegenkommen, dann befestigen Sie, nachdem unten zum Schutze alles dicht geworden ist, die stärksten einjährigen Loden an ein dachförmig angebrachtes Gerüst, entfernen Sie schwaches und krankes Holz, so erzielen Sie die dachförmige Hecke und dabei doch reichen Flor. Garteninspektor Carl Pfeiffer, Köstritz (Th.). Neue Frage No. 157. Meine Rosen leiden durch einen Pilz (Rostpilz?), der zu Sommers Anfang zuerst gelbe Punkte auf der Unter- seite der Blätter (mitunter auch auf den Zweigen) erzeugt, welche sich rasch vermehren und später, dunkelbraun oder schwarz geworden, die Blätter zum Absterben bringen. Kann mir einer der verehrten Leser ein sicheres Hilfsmittel gegen diesen schädlichen Schmarotzer nennen? Ist es überhaupt ein Rosipilz? Meine Rosen sind alle auf selbst ge- zogene <(7K;«a-Sämlingsstämme veredelt. Der Garten liegt 800 m über dem Meere. Neue Frage No. 158. Woran liegt es, wenn bei Rosen („//irmosa^'), welche in einem Hause bei 25" C. Bodenwärme stehen, rote Flecken oberhalb der Blätter entstehen und unterhalb ein weifser Pilz sich zeigt? Wie heifst dieser Pilz und wodurch wird diese Krank- heit beseitigt? Neue Frage No. 15g. Wie kommt es, dafs man durch Rufs- düngung (z. B. bei Ckrysanthe/num) dunkelgrüne Blätter erzielt? Neue Frage No. 160. ich bitte um Bekanntgabe des wirk- samsten Mittels zur Vertilgung der Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vul- garis), auch Erdkrebs genannt? Neue Frage No. 161. Was ist die Entstehungsursache der Rostkrankheit bei Rosen (in Häusern getrieben), wie ist dieselbe zu vermeiden oder zu bekämpfen? (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten!) Bücherschau. BÖttner, Johannes, Praktisches Lehrbuch des Spargel- baues. 2. Auflage. Verlag von Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. d. O. Preis M. 1,50. Diese zweite Auflage des als vorzüglich bekannten Buches trägt in jeder Hinsicht den neuen Fortschritten auf dem Gebiete des Spargel- baues Rechnung. Wir können diese sachkundig geschriebene, gut und reich illustrierte Schrift warm empfehlen. Von der praktischen Ge- müsegärtnerei des gleichen Verfassers, einem gleichfalls vorzüglichen, reich illustrierten Fachwerke, ist im gleichen Verlag jüngst schon die dritte Auflage erschienen (Preis M. 3,50). M. H. Haage, Friedr. Ad. jr. Haages Kakteenkultur, Haages Gemüsebau. Zwei Bücher, wie solche in neuerer Zeit vielfach von gärtnerischen Firmen hauptsächlich für den Kundenkreis herausgegeben werden und in erster Linie dazu bestimmt, für die Artikel dieser Firmen Propaganda zu machen. Die „Kakteenkultur" (Preis 3 M.) bietet sehr viele praktische Ratschläge und ist bei dem Mangel an guten und billigen Büchern über dies Gebiet eine recht empfehlenswerte Schrift, während die „Gemüsekultur" (Preis I M.), obwohl sie gleichfalls ihrem Zwecke voll entspricht, über dies tausendfältig litterarisch ausgebeutete Gebiet wirklich Neues nicht beizubringen vermag. M. H. Personal-Nachrichten. ICeese, bisher im kgl. botanischen Garten zu Berlin thätig, über- nimmt die Stellung als Pflanzer der Bolifambo-Pflanzung in Kamerun und tritt am 10. d. M. die Reise nach dort an. Herr Keese wird der „Gartenwelt" Berichte über seine Beobachtungen und Erfahrungen in Kamerun senden. Perring, W^., Inspektor des kgl. botanischen Gartens zu Berlin, erhielt den roten Adlerorden 4. Klasse. Schleusener, Otto, Blumenexporteur in Leipzig, wurde zum Hoflieferanten des Herzogs von Anhalt ernannt. Sturm, Anton, welcher bekanntlich, seinem Ansuchen ent- sprechend, von der Stellung als Inspektor des kgl. botanischen Gartens in München enthoben wurde, ist zum kgl. Obergärtner und Gartenbau- lehrer an der neubegründeten Wein-, Obst- und Gartenbauschule in Veitshöchheim ernannt worden. Verantworü. Redakteur: Max Hesdbrffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 15. Juni 1901. No. 37. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird stra/reckiUch verfolgt. Farne. Farne für den Handel. Rasenerde, für einige Arten ist eine geringe Beimischung von Von J. Baum, Pregny-Genf. „Peaf' nötig. ,,,. . ,,,.,, , Den ersten Platz unter den Handelsfarnen nehmen wohl (Hierzu vier Abbildungen.) nr r die Arphrolepis ein. Das schnelle Wachstum, der leichte rarnspezialkulturen sind heutzutage keine Seltenheit mehr; graziöse Kau, die Haltbarkeit in Wohnräumen haben diese die Legion der Gärtner, welche die Heranzucht von Farnen Farne rasch beliebt gemacht. Nephrokpis gedeihen am im grofsen betreiben, wird von Tag zu Tag gröfser. Besucht man früh- morgens die geräumigen Hallen des Covent- Garden- London, so ist man erstaunt über die ungeheuren Mengen von Farnen, die hier in allen Stadien des Wachstums, von dem pikierten Sämling bis zur vollendeten Pflanze, aufgestapelt sind. Im folgenden will ich die gangbarsten Arten, welche von einer der gröfsten Farngärtnereien Englands — H. B. May, Upper -Ed- monton — alljährlich in sehr grofsen Mengen auf den Markt gebracht wer- den, aufführen. Die Kultur dieser Handelssorten wird dort in der einfachsten Weise be- trieben. Licht, Luft und Wärme spielen eine Hauptrolle bei einer nutzbringen- den Farnkultur. Von grofser Bedeu- tung ist vor allem das Licht, in diesem Punkte wird wohl am meisten gesündigt. Das Wachstum der Farne bei geringer Schattierung, nur bestehend aus einem Schutze gegen starke Sonnenstrahlen, ist ein viel schnelleres und kräftigeres. Die Zahl der Farne, die tiefen Schatten verlangen , ist verhältnismäfsig klein, diese Farne kommen ja auch für den Handel kaum in Betracht. Ferner ist die Wahl der Erde zu berücksich- tigen; je einfacher die Mischung, desto besser ist es für die Pflanze; in der That gedeihen eine grofse Anzahl Adiantum CoUisü. rarne aUSgezeiCtinet in einer lasengen in der Handelsgäitnerei von E, Neubert, Wandsbek, für die „Gartenvvelt" photographisch aufgenommen. Die Gartenwelt. V. 37 F i.^^- \ l|8^^Ä«-^v. sls.^hI^^BBm^B' ■^^ p^'T/'^-5 i^^^^^B^i^»^ 1 *•* V, , » ■ ''1 i $j|^ Umä \ 1 « >SB^B[fSSBsSBr*r: f ^KJKi* t Ptcris Wimsetti In der Handelsgärtnerei von E. Neubert, Wandsbek, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen besten, wenn die Pflanzen erhöht und frei stehen können. In einer der gröfsten Gärtnereien Swanleys (Kent) ist ein über 200 m langes Palmenhaus in der Weise ausgenutzt, dafs der ganzen Länge des Hauses entlang über den Palmen Drähte gespannt sind, an welchen Nephrolepis, in Drahtbehältern be- festigt, sich zu wahren Schaupflanzen entwickeln. Auch der Korridor in May's Nursery-Edmonton ist in ähnlicher Weise mit Farnen behangen. Nephrokpis-Köxhe. (drei Pflanzen in einem Drahtkorb), deren Seiten mit Fkiis rcpeiis bepflanzt sind, bilden stets einen gangbaren Artikel. Solche Körbe wurden in den letzten Sommern viel zur Ausschmückung der öffentlichen Schwimmbäder Londons verwendet, wo sie ungemein zur Verschönerung dieser Erholungsstätten beitrugen. Die besten Spezies für den Handel sind: Neplirolepis davallioides, N. Bausci, N. Dtiffii, N. philippineiisis, N. cor- data compada, N. exaltata und N. pecünata. Die Vervielfältigung der Nephrolepis erfolgt am schnell- sten durch Abnehmen der an den Ausläufern sich zahlreich bildenden jungen Pflanzen. Einige Spezies, wie N. Bausei, N. tuberosa, N. philippinensis, bilden kleine kartoffelähnliche Knöllchen; diese können beim Verpflanzen leicht von den Rhizomen getrennt werden. Einzeln in Töpfe gepflanzt, ent- wickeln sich diese grün-glasig aussehenden Knöllchen bald zu ansehnlichen Pflanzen. An zweiter Stelle dürften die Asplenien kommen. Unter diesen nimmt wohl der Vogelnestfarn, A. nidus, einen bevorzugten Platz ein. Mehrere Spezialisten kultivieren diesen Farn in grober, faseriger Rasenerde und er- zielen gute Resultate. Das Wachstum in den ersten Stadien ist ein sehr langsames; hohe Wärmegrade sind erforderlich, um die Kultur zu einer erfolgreichen zu gestalten; später natürlich können die Pflanzen, wenn ..fertig", in einem kühleren Hause abgehärtet werden. A. Bclangeri, A. formosum , A. vivipanim sind unter der grofsen Zahl der Asplenien die für den Verkauf empfehlenswertesten. Von Blechmim seien genannt: B. hrasiliensc unil B. flccidentale. Beide Spezies wachsen schnell und sind leicht zu kultivieren. Polypodiiun aureiim rar. glaucum wird in einigen Farngärtnereien zu vielen Tausenden herangezogen. Dieser Farn hält sich auch gut im Zimmer. P. aiireum var. glaucum entwickelt sich am besten, wenn ihm eine freistehende oder hängende Stellung geboten werden kann. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung der Rhizome oder durch Aussaat der Sporen. In den ersten Stadien sagt diesem Farne auch eine hohe Tem- peratur am besten zu. Unerreicht als Marktfarne sind: Lomaria ciliata (Abb. Seite 435, oben) und ihre zwei Varietäten major und gramlis. Diese drei übertreffen durch ihren schnellen, kräftigen Wuchs, durch den symmetrischen Aufbau der Wedel L. gihba bei weitem. Die Wedel werden be- deutend gröfser und sind heller in der Färbung. Die Aussaat liefert fast immer gute Resultate, bei guter Kultur können in wenigen Monaten verkaufsfähige Pflanzen gezüchtet werden. Die Sämlinge müssen sobald ah möglich vereinzelt werden. Grofs ist die Zahl der für den Markt geeigneten Pteris. Obenan steht P. Iremula, kaum ein anderer Farn wird wohl in so grofsen Mengen auf den P.larkt gebracht. /'. tremula var. foliosa hat etwas breitere Wedel. P. cretica und seine Formen Mayi , cristafa, albo-lineata, ferner P. cnsiformis var. J'ictoriae, in den Gärten P. Victoriae genannt (Abb. Seite 435, unten), P. hasfata, P. nobilis (palmata var. nobilis), P. serrulata cristata compada (eine der besten Handelsformen), P. loiigifolia, P. argyrea, P. Wimsetti (Abb. obenstehend), un- erreicht als Handelsfarn, dies sind unstreitbar die besten aller Ptcris. Gymnogrammc sind eine seltenere Erscheinung auf dem Markte, gut kultivierte Pflanzen finden jedoch stets Käufer. May-Upper-Edmonton besitzt eine ausgezeichnete Sammlung gut kultivierter Gymnogramme. Allerdings diese verlangen eine zärtlichere Behandlung, doch kann die Kultur keines- wegs eine schwierige genannt werden. Viel Licht, hohe Tem- peratur, reichlich Luft und eine ausgezeichnete Drainage sind die wichtigsten Bedingungen, die diese Farngattung an den Kultivateur stellt. Wie bekannt, dürfen die Wedel, wegen des Gold- oder Silberpuders, der auf ihnen lagert, niemals bespritzt werden. Schaupflanzen, wie sie May besitzt, wür- den überall höchste Bewunderung hervorrufen. Die folgen- den können als die besten Arten und Formen bezeichnet werden: G. lauclicana (calomelanos var. laucheana); G. Aistoni V, 37 Die Gartenwelt. 435 Lomaria ciliata. In der Handelsgärtnerei von E, Neubert, Wandsbek, für die ,,Gartenwelt'^ photographisch aufgenommen. (die Oberseite ist blafsgrün, die Unterseite reichlich mit Goldpuder bedeckt); G. Mayi\ G. Parsonsi (die Spitzen der Wedel bilden einen förmlichen Kamm und sind dick mit dem goldigen Puder belagert); G. peru- viana argyrophylla (calomelanos var. peruviana), der beste der Silberfarne, Ober- und Unterseite seiner Wedel sind mit silbrig-weifsem Puder bedeckt; G. pulchella var. wettenhalUana, Spitzen der Wedel kammartig. Die Preise dieser Gold- und Silberfarne sind so niedrig, dafs eine Anschaffung nur empfohlen werden kann. Bei den Adiantuvi hält es schwer, die besten nam- haft zu machen, die Zahl ist zu grofs und fast alle sind wert, en masse kultiviert zu werden. A. cuneaium wird stets seinen Platz als Schnittfarn behaupten. A. Collisii (Abb. auf der Titelseite), A. ekgans, A. gra- cillimum, A. pedatum, A. scutiim, A. Legrandi, A. cunea- tiim major sind die, welche auf dem Markte am häufigsten erscheinen. A. liiddemannianum, A. Victoriae (icnerum var. Victoriae) werden wohl auch in späterer Zeit mehr kultiviert werden. Lygodium japonicum, der bekannte Schlingfarn, hat sich gleichfalls in letzter Zeit mehr eingebürgert. Mit den oben erwähnten Farnen ist die Zahl der für den Handel tauglichen keineswegs erschöpft; wie wenig werden doch noch die schönen Davallien kul- tiviert, so D. fijiensis var. plumosa, D. kunzeana (da- vallioides var.), D. canariensis; wenn man sie in gröfserer Zahl kultivierte, würden sie sicher die auf- gewandte Mühe reichlich lohnen. Farne sind und werden stets die Günstlinge der Pflanzen- liebhaber bleiben; die Zahl der Farnfreunde würde bedeutend zunehmen, wenn denselben nur eine gröfsere Auswahl in den Gärtnereien geboten würde. Ausstellungen, welche von den grofsen Farnfirmen W. & J. Birkenhead - Säle (Man- chester), Hill-Lower-Edmonton, May-Upper- Edmonton alljährlich während der Temple-Show veranstaltet werden, zeigen, auf welch hoher Stufe die Farnkultur in England steht. Nachschrift der Redaktion. Wir haben zu vorstehendem Artikel einige Aufnahmen in der Neubertschen Handelsgärtnerei gemacht, auf deren bedeutende Farnkulturen schon früher (Jahrg. IV, Seite 380 — 381) in Wort und Bild hingewiesen wurde. Pteris Wimsetti hat Jos. Siesmayer schon im III. Jahrg., Seite n8, geschildert, und finden die Leser dort je eine kleine und mittlere Pflanze abgebildet. Den eleganten Charakter dieses herrlichen Farnes bringt aber erst unsere heutige Abbildung so recht zum Ausdruck. Auch die übrigen abgebildeten Farne sind erstklassige Han- delspflanzen, Pteris Victoriae gehört zu den schön- sten bunten Sorten, Adiantum Collisii liefert ele- gantestes Grün, und die herrliche Lomaria ciliata ist im Ausstellungsbericht der heutigen Nummer anerkennend hervorgehoben; sie dürfte sich für Bindezwecke und Topfverkauf gleich eignen. Pteris Victoriae. In der Handelsgärtnerei von E, Neubert, Wandsbek, für die^^Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. 436 Die Gartenwelt. V, 37 Neue Pflanzen. Einfacher Treib -Goldlack „Goliath". Von Nonne & Hoepker, Handelsgärtner, Ahrensburg. (Hierzu eine Abbildung.) Auf die vom i. bis 5. Mai in Hamburg stattgefundene Frühjahrsausstellung hatten wir auch eine Gruppe unseres, in diesem Jahre eingeführten neuen Goldlacks „Cö//(7//i" gebracht (Abb. No. 33, Seite 391). Leider waren die Pflanzen, infolge der vorangegangenen warmen Witterung schon ziemlich weit vorgerückt, und hatten die Dolden unten teilweise schon Samenschoten angesetzt, wie dies beistehendes Bild einer Einzelpflanze erkennen läfst; immerhin war der Eindruck, den die überaus kompakt wachsenden, reich blühenden Pflanzen auf den Be- schauer machten, noch ein sehr gün- stiger. Die Zeit des Hauptflors fällt in die Monate März und Anfang April, so dafs es schwer hielt, obige Pflanzen so lange zu halten. Die Blühperiode fällt also in eine Zeit, in welcher blühende Topfpflanzen und kräftige Schnittdolden sehr ge- sucht sind und bestens bezahlt wer- den. Im Januar aufgesetzt, stehen die Pflanzen bereits von Mitte Februar an in Blüte; es hegt der Hauptwert dieser Neuheit eben in der beson- ders frühen Treibfähigkeit, da ja der allbekannte Dresdener Treib - Goldlack nicht mit Vorteil vor Ende März in Flor gebracht wer- den kann. Vor Jahren machte ein Bremer Treibgärtner eine Aussaat von Lack- samen, den er von einem amerika- nischen Kollegen erhielt, und zeich- nete sich unter den Sämlingen eine Pflanze besonders durch einen auffallend niedrigen, kompakten Wuchs und durch sehr grofse, besonders dunkel gefärbte, leuchtende Blumen aus. Die Sämlinge dieser Pflanze ergaben im nächsten Jahre ein gutes Resultat an der Mutter ähn- lichen oder gleichen Pflanzen, doch bedurfte es noch einer Reihe von Jahren, bis die Nachzucht durch wiederholte Be- fruchtung und besondere Kultur verbessert wurde, und bis schliefslich eine konstant aus Samen fallende Sorte entstand, die allen Anforderungen entsprach und die wir nunmehr dem Handel übergeben haben. Wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, dafs dieser Goldlack „Goliath'-'' für Treibereien und Schnittblumen-Kulturen ein gut verkäuflicher, lohnender Artikel werden wird und bald weiteste Verbreitung finden dürfte. Die Pflanzen haben stämmige, kurze Zweige von 20 bis 25 cm Höhe, mit haltbarem, dunkelgrünem Laubwerk und KinfacliLT Treibgoldlack „Goliath Origiualaufnahme für die „Gartenwelt". bilden 30 — 40 cm breite Büsche. Die reichlich erscheinenden, ca. 25 cm hohen Blütenschäfte tragen dichte Büschel mit 20 — 30 grofsen, bis zu 6 cm im Durchmesser haltenden Einzel- blumen. Die Farbe der Blüten ist glänzend dunkelrot, mit einem schwärzlichen Sammethauch überzogen ; sie übertreffen in der edlen Form, Intensivität und Grofse alle andere;! einfachen Lacksorten, dabei köstlich duftend und im ab- geschnittenen Zustande sich lange frisch erhaltend. Leider bleibt der Samenertrag dieser Neuheit, wie dies bei den feinsten Rangblumen und feineren Tafelgemüsen stets der Fall ist, ein geringer, so dafs der Samen auf Jahre hinaus nur kornweise wird angeboten wer- den können. Dafür bilden sich die einzelnen Körner aber gut aus und sind vollkeimend. Obwohl im allgemeinen die An- zucht des Goldlacks bekannt ist, möchten wir, da diese Sorte gegen Feuchtigkeit etwas empfindlicher ist, und um etwaige Mifserfolge aus- zuschliefsen, solche hier lieber an- führen. Die Aussaat geschieht Ende März, Anfang April. Die Sämlinge werden pikiert und im Mai auf lockeren, kräftigen Boden ausgesetzt, doch sorge man , dafs die Pflanzen nicht zu nafs gehalten werden. Mitte September topfe man die Goldlacke ein in eine Mischung von nahr- haftem Kompost mit Lehm und be- wahre sie in trockenen Kästen auf, um sie vor Fäulnis zu schützen. Auch im Freien überwintern die Pflanzen bei leichter Deckung gut, doch schütze man dieselben auch hier gegen Feuchtigkeit. Bei 7 — 9" C. Wärme kann man Ende Januar mit dem Treiben be- ginnen, und hat im Februar die schönsten blühenden Pflanzen. Häu- figer Dunggufs (Auflösung von Kuh- fladen oder Hühnerdünger) ist anzuraten, um die gute Ent- wicklung zu fördern. Schlingpflanzen. Die Kultur von Cissus discolor. (Hierzu Abb. Seite437.) — Einer unserer schönsten, buntblätterigen Warmhausklimmer ist Cissus discolor (syn. Vitis discolor liort.), welche \on der tropischen Insel Java stammt und infolgedessen in die warme Abteilung des Warmhauses gehört. In den .Sommermonaten ist sie jedoch für wintergartenähnliche Balkons zur Bekleidung von allerhand Ge- länder bestens zu empfehlen. Auch in Korkkörbchen gepflanzt und an Tonkinkstäben gezogen, wie dies z. B. unsere Abbildung zeigt, nimmt sich diese Cissus sehr gut aus. Die Vermehrung geschieht im Frühjahr durch krautartige Stecklinge. Zur Kultur ist ein feuchtes, halbschattiges Warmhaus V, 37 Die Gartenwelt. 437 oder ein diesem entsprechender warmer Kasten unentbehrlich. Nach erfolgter Ausbildung läfst sich C. discolor in oben genannter Weise verwenden. Als Erdmischung sagt ihr grobe, sandige Laub- und Moorerde am besten zu; feiner ist zu beachten, dafs die Pflanzen im Sommer bei gutem VVasserabzug niemals zu trocken, und im Winter niemals zu nafs stehen. Abgehärtete Triebe lassen sich in den Herbstmonaten zur Binderei vorteilhaft verwenden. Karl Rade, staatl. Obergärtner der kgl. ungar. Gartenbau-Lehranstalt zu Budapest. Topfkultur der Clematis. — Bei richtiger Behandlung giebt es nicht viele effektvollere Topfpflanzen als die Clematis, und es ist bei der Leichtigkeit, mit wel- cher man sie zu hübschen reich- blühenden Exemplaren heran- ziehen kann, wirklich befremdend, sie so wenig häufig auf solche Art kultiviert zu finden. Sie ge- hören zu den sicherblühenden, niemals versagenden Gewächsen und entfalten dabei ihre schönen Blüten, ohne ihren Pfleger be- sonders in Anspruch zu nehmen, zu sehr früher Jahreszeit, voraus- gesetzt jedoch, dafs man dazu unter den Arten und Varietäten die richtige Auswahl trifft und sich auch mit gut bestockten, aus- gereiften Exemplaren versieht. Die richtige Auswahl ist ein Hauptpunkt, denn bevor man die Pflanzen in Behandlung nimmt, mufs man genau wissen, zu welcher Klasse sie gehören. Es ist z. B. nicht zu erwarten, dafs eine zur yack»ianHÜ-¥Aas,s& gehörende Varietät sich ebenso früh zur Blüte bringen lassen wird, als eine solche aus der palens- oder florida- Klasse, welche beide zahlreiche schöne und sehr grofsblumige, äufserst effektvolle Varietäten um- fassen, die alle zu den Frühblühern gehören und sich mit Leichtigkeit treiben lassen. Lim sie darauf vor- zubereiten, ist schon im Sommer und Herbst vorher für ein recht kräftiges Wachstum und gutes Ausreifen des Holzes zu sorgen, was man durch Auseinander- ziehen der langen Ranken an Drähten oder Schnüren an den Fenstern, nahe am Licht, im Glashause am besten erzielt. Nach gutem Ausreifen der Triebe und vollendetem Wachstum kann man sie von den Drähten etc. ablösen und über ein eigenes Holzspalier oder Drahtgeflecht in Ballonform ziehen, so aber, dafs die Triebe möglichst gleichmäfsig verteilt sind und einander nicht drängen und im Wachstum hindern können. Haben die Pflanzen eine nicht zu lange, nur einige Wochen währende Ruhe zeit hinter sich, so entferne man die obere Erde in den Töpfen und ersetze dieselbe, da die Clematis ziemlich viel Nahrung bean- spruchen, durch eine recht kräftige Komposterde. Bei einer Tem- peratur von 12 — iS" C. werden sich bald die neuen Triebe zeigen. Wird dann genügendes Feuchthalten der Wurzeln und fleifsiges Überbrausen nicht vergessen, so werden binnen kurzer Zeit aus Cissus discolor. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. jedem der an den gut gereiften Sommertrieben befindlichen Augen die Blütentriebe zur Entwicklung gelangen. Ist die Blütezeit vorüber, so werden die Triebe, welche Blüten getragen haben, ganz entfernt, und jene Triebe, welche unten ent- stehen, zur Weiterkultur bestimmt. Bei derselben Behandlung wie im vorhergehenden Jahre werden diese wieder gut ausreifen und im folgenden Jahre Blüten hervorbringen. V)\&Clematis dieser Klassen verlangen ungefähr dieselbe Behandlungsart, wie die kletternden Theerosen und gehören dann zu den schönsten Dekorations- und Blütenpflanzen für einen Wintergarten oder selbst für ein Kalt- haus, wo man sie ohne allen Zwang durch Antreiben etc. ihrem natürlichen Wachstum überläfst und nach beendigter Blütezeit in den Sommermonaten im Freien weiterkultiviert. Jedoch dürfen diese Pflanzen zu keiner Zeit, wenigstens so lange, bis das Wachstum beendigt ist und die Ruhezeit beginnt, zu trocken ge- halten werden. Bevor stärkere Fröste eintreten, kommen sie wieder in das Glashaus, worauf sie derselben Behandlung wie im verflossenen Jahre unterworfen werden. Die zur /ftiniA;- Klasse ge- hörigen \'arietäten sind meist ge- fülltblühend und manche darunter auch etwas wohlriechend. Schöne Varietäten sind: „Countess of Lme- lace''', ^^Ditchess of Edinburgh'^ und ,. Belle of mking". Zu den besten Varietäten der patens -K\a.sse gehören: „fair Rosamond", „Tlie Queen", „Albert Victor", „Miss Bateman" und „Lord Londesboroiigh ". Alle zur _7a(;4OTö««;V- Klasse gezählten Varietäten bringen ihre Blüten an den jungen Trie- ben, die zu ihrer vollen Länge heranwachsen und dann an den Spitzen Blütenknospen erzeugen, und zwar bei starken Exemplaren in sehr grofser Anzahl. Nach beendigter Blüte sterben diese Triebe ab und werden dann bis zu einem kräftigen Auge zurück- geschnitten. Sehr gute Varie- täten dieser Klasse sind : „Star of India"- , „Alexandra", „Jackmannii" , „y. superba" und „rubroviolacea" . Die Varietäten der /a»a^;Kö.fa-Klasse, alle ausgezeichnet schön und sehr grofsblumig, werden auf dieselbe Art und Weise be- handelt, wie die der patens- und ßorida-KXasse angehörigen. „Gern", „Henry", „alba magna", „Beauty of Surrey" und „Otto Froebel" sind alle vorzüglich. Die Clematis verlangen beim Antreiben nur geringe Wärme. Wenn zur patens- oder 7?öWaH«"-Rosen. Sehr hübsch war auch eine Zusammenstellung aus Viola Iricolor ^Kaiser Wilhelm^' und pyramidenförmigen Aufsätzen von „Marec/ial JVifl"- Kosen. Angenehm berührte es, nur einheimische Erzeugnisse (vielleicht mit ganz geringer Ausnahme) verwendet zu sehen, ebenso, dafs künstliches Material nur bei ein paar Wagen Verwendung fand. Die herrlichen Anlagen, die reiche Beteiligung, das schöne Wetter halfen so recht, den weit zugereisten, sehr zahlreichen Fremden, denen zu Ehren das Fest veranstaltet wurde, die Blumenstadt Stuttgart von einer ihrer schönsten Seilen zu zeigen. S. Weimar. Das in No. 35 auf Seite 420 unserer Zeitschrift ver- öffentlichte und auch bereits durch viele Tageszeitungen verbreitete Gerücht, der Park zu Weimar solle völlig umgewandelt werden bezw. sei zum Teil schon umgewandelt worden, vor allem auf der Wiese vor Goethes Gartenhaus sei eine grofse Zahl von Bäumen gefällt, bedarf bis zu einem gewissen Grade der Richtigstellung. Zwischen Goethes Garten, dem „Stern" und der Um liegt eine kleinere Wiese, die man auf den Bildern mit sieht; hinter ihr erblickt man, wenn man von Weimar kommt, das bekannte weifse Häuschen zuerst, und nur diese Wiese ist als die vor Goethes Gartenhaus zu bezeichnen. Auf ihr ist und wird kein Baum gefällt und keine Reitbahn angelegt, sondern es wurde nur ein ganz kleiner Graben vertieft, um die Wiese etwas trockener zu machen. Sobald man aber an das Ende von Goethes Grundstück gelangt, erblickt man vor sich eine zweite gröfsere Wiese, und nur auf dieser geht wirklich etwas vor. Es ist jedoch nur planiert und ein verlassenes Flufsbett ausgefüllt worden; die wenigen Bäume, die dabei fallen mufsten, vermifst das Auge nicht, denn es bleiben ihrer noch genug übrig. Auf dieser Wiese werden nun zwei Ringe von Sträuchern angepflanzt, damit der junge Grofsherzog inner- halb derselben sich beim Reiten erliolen kann, ohne von Zuschauern belästigt zu sein. Von einer Reitbahn mit Hürden und Hindernissen kann folglich gar keine Rede sein. Die Besorgnis war allerdings nicht unbegründet, dafs die beliebten Wege an der Jim dem Publikum ganz verschlossen würden. Doch wie Dr. Wilh. Bode nach ihm von zu- verlässigster Seile gewordenen Mitteilungen versichert, besteht eine solche Absicht in der That nicht, ebensowenig wie die Gefahr vorliegt, dafs der Blick vom südwestlichen Teile des Parkes nach Goethes Garten- häuschen verdeckt wird oder sonst irgendwie leidet; die Wiese wird etwas buschiger als bisher, das ganze Bild bleibt aber so schön, wie es war. — Es geschieht diese kleine Umwandlung auf Wunsch des Fürsten, dem ja übrigens die Wiese, auf der er sich zu erholen wünscht, gehört, und mit der er füglich machen kann, was er will. Alle, die beabsichtigen, Weimar in der bevorstehenden Reisezeit einen Besuch abzustatten, sollen es aber nur nach wie vor Ihun, denn man weifs auch dort sehr wohl, welchen Schatz man an den Resten einer klassischen Zeit besitzt. M. G. Personal-Nachrichten. Haindl, A., Obergärtner und Mitarbeiter unserer Zeitschrift, übernimmt am 15. August die Stelle als Obergärlner in den Freih. v. Oldenhausen'schen Obslplantagen „Feldbrunnen" bei Osterode a. H. Löscher, Eduard, fürstl. Garleninspektor a. D. in Ebersdorf i. S., der als solcher etwa ein halbes Jahrhundert in fürstl. Diensten gestan- den hat, verstarb Ende Mai im fast vollendeten 78. Lebensjahre. Verantwortl. Redakteur; Max Hesdbrffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den g^esamten Gartenbau. Jahrgang V. 22. Juni igoi. No. 38. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeltschrtß wird stra/reciülich verfolgt. Neue Pflanzen. Meine neuen Remontant-Nelken. Von L. Gernet, Handelsgärtner, Wandsbek-Marienthal. (Hierzu eine Abbildung.) Die Kultur der Remontant-Nelken für Schnittzwecke bildet schon seit mehreren Jahren eine Spezialität meiner Gärtnerei. Jeder Kollege, der sich mit Nelken befafst, weifs ganz genau, welch' grofse Anzahl von Nelkensorten es giebt, und wie dieselben doch zum gröfsten Teil nur sehr minder- wertig sind. Nachdem mein Vorgänger, Herr Walter, alle möglichen Sorten ausprobiert hatte (es waren über 70 Sorten, von denen ich jetzt nur noch sechs kultiviere), kamen wir auf den Gedanken, selbst Befruchtungen zu machen. Nach mehr- jährigen Versuchen ist es nun endlich gelungen, ein wirklich gutes Resultat zu erzielen. Die erhaltenen Züchtungen zeigen ein sehr gesundes, kräftiges und besonders rasches Wachstum. Ich habe voriges Jahr im Februar Stecklinge gemacht, die im Herbst fast doppelt so grofs waren, wie die älteren Sorten, obgleich letztere schon im August des vorhergehenden Jahres gesteckt waren. Aufserdem bringen die neuen Züchtungen sehr grofse Blumen; ich habe solche von 10 cm Durchmesser schon oft geschnitten. Auf der Frühjahrsausstellung in Ham- burg, vom I. bis 5. Mai, hatte ich etwa 30 Blumen in ver- schiedenen Sorten ausgestellt, welche seitens der Redaktion der „Gartenwelt" photographisch aufgenommen wurden, und auf untenstehender Abbildung wiedergegeben sind. Diese Blumen wurden in Hamburg durch eine goldene Medaille ausgezeichnet; sie hatten teilweise die enorme Grofse der Neue Remontant-Nelken von Handelsgärtner L. Gernet, Wandsbek. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'*. Die Gartenwelt, V, 38 446 Die Gartenwelt. V, 38 Blüten der Malmaison- Nelke. Im nächsten Frühjahr werde ich einige dieser Sorten in den Handel bringen, und bin fest davon überzeugt, dafs sich dieselben überall hin sehr rasch selbst empfehlen werden. einigen, und dazu berufen sein, ein Liebling des blumenliebenden Publikums zu werden und dauernd zu bleiben. W. Runde, Handelsgärtner, Wandsbek. Stauden. Asparagus scandens var. deflexus (Abb. untenstehend). Als vor wenigen Jahren die Massenkultur von Asparagus tenuissi- mus, plumosus nanus, comorinsis bahnbrechend vorging, um die in mächtigem Aufschwung befindliche Binderei mit geeignetem Bindematerial zu versorgen , glaubte vielleicht mancher Fach- genosse, das letzte Stündchen des Adiantum habe geschlagen. Wenn diese Befürchtung auch nicht in vollem Mafse eingetroffen ist und das im Publikum so beliebte „Frauenhaar" nach wie vor ^ 'i:,yV0^T>-T; Asparagus scandens var. deflexus. In der Handelsgärtnerei von W, Runde, Wandsbek, für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen, einen hervorragenden Platz in der Bindestube behauptet, so hat es dennoch, namentlich bei gröfseren Arrangements, bei Tafel- und Kronleuchter-Dekorationen, seinem neuen Nebenbuhler das Feld räumen müssen. In dem bekannten Asparagus Sprengeri er- hielten wir eine neue Art von hängendem Wüchse, die alsbald ihren Einzug in die Bindegrünkulturen hielt und anscheinend auch dauernd darin bleiben wird. Aber auch dieser wertvollen Neueinführung, denn so darf man Asparagus Sprengeri immerhin noch bezeichnen, ist in neuerer Zeit ein tüchtiger Konkurrent er- standen in dem graziösen Asparagus scandens var. deflexus. Wie auf der Abbildung zu sehen ist, vereinigt diese Sorte den eleganten und leichten Wuchs von Sprengeri mit den feinnadeligen Wedeln des A. tenuissimus. Leicht in der Kultur, willig und anspruchslos im Wachsen, haltbar im Schnitt und vor allen Dingen gefällig und dekorativ in der Verarbeitung, dürfte dieser neueste Spargel alle Vorzüge einer modernen Dekorationspflanze in sich ver- Arundo Donax L. — Die grofse Wichtigkeit dieses Riesen- grases für alle Länder um das Mittelmeer kann man nur dann begreifen, wenn man dort eine Zeit lang lebt, sei es als Ackers- oder Forstmann, als Gärtner oder sonstwie den Boden bebauendes Menschenkind, und das Vergnügen hat, die unerschöpfliche Kraft dieses Gewächses zu bewundern. Man weifs nicht, woher dieses Gras die Kraft nimmt, alljährlich durch Jahrhunderte an denselben Orten, nie kultiviert, nie gedüngt, kaum beachtet, 5—6 m und höher aufzuschiefsen und in wenigen Mo- naten eine solche Fülle von ver- holzenden Stengeln und Laubwerk zu erzeugen, dafs es an Konsistenz, Gröfse und Breite und an Schön- lieit fast alle Gräser des Erdballs übertrifft. Alljährlich im Herbst und Winter werden die Riesenhalme abgehackt und bilden in manchen Gegenden einen Handelsartikel, und alljährlich ruhen die dicken, ver- holzten Wurzelstöcke in oder auf der Erde zwischen dem Grase oder zwischen Brombeerranken des Win- ters zur Regenzeit aus, um zeitig im kommenden Frühlinge mit neuer Kraft Stengel zu treiben, die im Oktober ihre volle Höhe erreichen und nun blühen, d. h. dunkelglän zende Rispen an ihren Spitzen bil- den. Sie wachsen anfangs fabelhaft schnell , dann langsamer und sind im August etwa mit der Höhe fertig, nun erholen sie sich von ihren Strapazen und wiegen wohl- gefällig die geraden oder je nach- dem geneigten und elastischen Halme im leisen Winde. Sie lie- ben feuchte, wüste Orte, ihr rech- ter Platz ist an Rinnsalen in der Ebene; an Bächen und Teichen, Acker- und Wiesenrändern, feuchten Hügelgeländen, Orten, die der Mensch nicht gerne betritt — wilde Hänge nahe der Sümpfe oder im Sumpfe selbst — befinden sie sich wohl. Jede Furche im Antlitze der Erde, die das Alter und die strömen- den Regen hinterlassen, füllen sie gerne aus. Sie bilden undurch- dringliche Gehege, Hecken seltsam malerischer Art, in die sich, obwohl die Halme wehrlos sind, nicht gerne jemand hineinwagt, mit denen man, will man hindurchdringen, zu kämpfen hat, schlimmer als im Urwalde mit wilden Lianen. Die dicht vom Boden aus belaubten Halme neigen links und rechts, kreuzen einander, umwickeln sich halb und halb und liegen, wachsen wild und wonnig quer und gerade durch- und übereinander, so dafs sie die reinste Wildnis bilden, durch die man nicht mehr dringen kann. In ihnen hausen Vöglein ungestört und in manchen Gegenden auch Ratten und Mäuse oder der Igel und der Fuchs, denen die südliche, gefährliche Viper folgt. Sie alle V, 3» Die Gartenwelt, 447 finden leicht Schlupfwinkel und folgen einander, um sich gegen- seitig zu bekämpfen. Der Nutzen des Rohres ist grofs. Man macht zierliche Lauben, schlanke, hübsche Spaliere, niedliche und nützliche Körbe aus ihnen und sie dienen als Stäbe für den Reben- garten, um später, ein Jahr darnach, als Brennmaterial ihre Lauf- bahn zu vollenden. Prachtvoll ist ein Rohrdickicht dieser Art im gebirgigen Gelände, wo es von Abhängen niederwallt, Erdstürze überwuchert. Unschönes lieblich bedeckt, oder an Rinnsalen; ferner an den Brücken in der Nachbarschaft der Gebirgsstädte. Prachtvoll ist es auch als Scheide zwischen dem Weingelände, besonders im Hügellande, wo es höchst malerisch wirkt und der schönen, südlich milden Landschaft manchmal den Charakter auf- drückt! — Es giebt bekanntlich eine silberbunt gestreifte Form, die prachtvoll, aber auch empfindlich ist. Sie hat die Unart, gegen den Herbst bei vielen Wassergaben grün zu werden, treibt aber im Frühling immer wieder silberweifs. Auch eine goldbunte Form ist seit einigen Jahren eingeführt worden, die es auch gegen den Herbst satt bekommt, gelb zu erscheinen und einfach grün wird. Alle sind aber zur Anpflanzung zu empfehlen, denn sie sind im höchsten Grade dekorativ und imposant. C. Sprenger, Vomero-Neapel. Meconopsis heterophylla ist ein seltener, aber sehr zier- licher Vertreter dieser zu den Mohngewächsen gehörigen Gattung. Wuchs gedrungen, Blätter vielteilig, Blumen etwa 5 cm grofs, hellorangegelb mit tiefbraunem Grundfleck auf jedem Kronblatt. (Nach „The Gard. Mag.") Rosen. Die Pflege der Rose im Sommer. Von F. Rebholz, Fachlehrer an der grofsh. hessischen Wein- und Obstbauschule zu Oppenheim. Kaum hat die Königin der Blumen — die majestätische Rose — ihre duftenden, in den schönsten Farben erglühenden Kelche erschlossen, so fangen sie unter der glühenden Sonnen- hitze leider nur zu bald wieder an zu welken. Welch ein prächtiger, aber kurzer Flor! Aug und Herz von Reich und Arm erfreuen sich an diesem köstlichen, aber leider rasch verrauschenden Genufs. Gleich einem Traume ver- schwindet er. Wer wünscht nicht die Blüte der Rose — das Sinnbild der Jugend, Anmut und Schönheit — länger zu halten und öfter wiederkehren zu lassen? Wir alle. Die Frage: Was haben wir zu thun, um dieses zu erreichen, bewegt die Herzen aller Rosisten. Die Antwort ist einfach: „Durch eine sorgfältige Pflege der Rosen während des Sommers." Dazu zählen wir die nachbenannten Arbeiten: a) Sommer- schnitt; b) Düngung; c) Bewässerung; d) künstliche Betauung; e) Schutz gegen Schädlinge. a) Sommerschnitt. Hierzu gehört das Räubern oder das Beseitigen der wilden Triebe, wie solche namentlich bei Stamm- rosen in gröfserer Zahl erscheinen. Die frechwachsenden Triebe .1 1> — r-J — -^■. — ■'T '■ — "~ ^ — ~ -'S.-' ' .'J' * k Wm •■ ■ - " ■ *> ■.-. .5 w'' . ic^t^f*^^ 1^: ^ w£^' ' ^*Ib 'f* %i- • ' ' ■ ■'V .A' w^- / rÄ|t^; i ^m 0 ^^V^. . ^., "^jfö. •■*'' ' * ' - ■>■■ W, B - W^'^^^'w'SEMm^-^^ -?»äi- r S*-:W^l^^a '^mmm B^^ .'_ 1^^ H 1 Jv> .'S. .J ,^ y» 1» C - • ■ • ■ ■ ■ • _ '■_ '- isä /-.-v .^r*4 ( ;_-^._^ , - 'P Rosa mutabilis. In der „Neuen Anlage' zu Main: für die ,Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 449)- 38* 448 Die Gartenwelt. V, 38 oder Wasserschosse, die bei Thee- und Thee-Hybrid-Rosen häufig zur Entwicklung gelangen, werden, sofern sie nicht zur Ausfüllung der Krone oder als Ersatz eines abgängigen Kronenastes not- wendig erscheinen, ebenfalls beseitigt. Ferner ist das schwache Holz im Innern der Kronen herauszunehmen. Sobald die Blumen abgeblüht haben, entfernt man sie. Zu diesem Zwecke schneidet man die Blütenzweige über einem gut- entwickelten Auge bezw. vorzeitigen Triebe ab, so dafs etwa 2 Augen unter das Messer fallen. Dieser Rückschnitt, der mög- lichst bald nach der Blüte ausgeführt werden mufs, wird leider noch vielfach versäumt. Die Folge davon ist, dafs die abwelken- den Blumenblätter Wasser verdunsten und nicht selten die Ei- anlagen im Fruchtknoten sich zu Samen ausbilden. Es ent- wickeln sich die sogenannten Hagebutten oder Rosenäpfelchen, durch welche die Kraft der ohnehin durch die Blüte sehr ge- schwächten Rosen erheblich in Anspruch genommen und ver- geudet wird. Die Pflanzen werden dadurch ganz auffallend geschwächt, so dafs von einem zweiten Flor keine Rede sein kann. Da, wo dagegen der Schnitt, wie vorstehend dargethan, aus- geführt wird, entwickeln sich sehr bald junge Triebe mit Blüten knospen und Blüten. Um den scheinbaren Stillstand des Wachstumes, der sich nach dem Abblühen der Rosen in der Regel bemerklich macht, möglichst abzukürzen und die Pflanzen zu neuem Wachstume und Blühen anzuregen, ist zunächst b) Düngung nötig. Da diese aber rasch wirken soll, verwendet man am zweck- mäfsigsten flüssige Düngemittel. Als solche kommen in erster Reihe gut vergohrene Jauche oder Gülle, Kloakendung, verdünntes Blut etc. in Betracht. In Ermangelung der genannten Dünge- mittel wendet man auch künstliche triebigwirkende Düngemittel, wie Chilisalpeter oder noch besser schwefelsaures Ammoniak an. Die letzteren werden in Wasser aufgelöst und den Pflanzen in gleicher Weise, wie bei der Bewässerung angegeben, verab- reicht. Man rechnet auf eine Kanne Wasser oder 10 Liter 13 g (oder I Theelöffel voll) Chilisalpeter bezw. 30 g (oder Efslöffel voll) schwefelsaures Ammoniak. Die besten Erfolge erzielten wir aber mit aufgelöstem Tauben- dung. Wir wenden den Taubendung wie folgt an: 25 Pfund Tauben- mist werden in 100 Liter Wasser eingeweicht. Nach 4 — 5 Tagen erfolgt die Düngung. Zu diesem Behufe geben wir bei feuchter Witterung zur Hälfte aufgelösten Taubendung, zur Hälfte Wasser; bei trockenem Erdreich ^j^ Wasser und '/a Taubendung. Die Zahl der Dunggaben wird nach Notwendigkeit und Bedürfnis eingerichtet. Unsere Rosen erhalten alle 14 Tage bis 3 Wochen vom Juni bis in den August hinein, gewöhnlich in Verbindung mit der Bewässerung, einen Dunggufs. Für bleichsüchtige Rosen — Rosen, deren Blätter nicht genügend Chlorophyll haben — ist auch eine Zugabe von etwas Eisenvitriol, auf 10 Liter Wasser 20 g, zu empfehlen. Die Rose verlangt aufser reichlicher Ernährung auch fleifsige c) Bewässerung, namentlich sofern sie in warmen Lagen und weniger feuchten Böden angepflanzt worden ist. Es ist ganz auffallend, wie vorteilhaft die Vege- tation und Blüte der Rosen sich auszeichnet, die in richtiger Weise ernährt und getränkt werden. Zunächst erfreuen uns solche Pflanzen durch eine üppige, glänzende, dunkelgrüne, kraftstrotzende Blattfarbe, durch ener- gisches Wachstum, reichliche und wiederholte Blüte. Auch die Farbe der Blumen, namentlich der dunklen Rosen, wird sehr vor- teilhaft beeinflufst. Für die Bewässerung kommt zunächst der Grundsatz in Be- tracht: Durchdringend zu bewässern und das Wasser direkt in den Boden — also nicht oben auf — zu bringen. Man giefse also reichlich. (Selbstverständlich wenn der Boden eine Bewässerung nötig hat.) Vor der üblen Gewohnheit, fast tagtäglich kleinere Mengen Wasser oben auf zu giefsen — also oberflächlich zu wässern — ist zu warnen, denn dadurch ver- krustet der Boden, wird später hart und rissig. Diesen Mifs- ständen beugt man vor, indem man um die Pflanzen herum kleine muldenförmige Vertiefungen macht. In diese giefst man nach und nach so viel Wasser, bis das Erdreich, das von den Wurzeln der Rosen durchzogen ist, damit gesättigt ist. Am besten verwendet man abgestandenes Wasser oder solches aus Flüssen, Gräben und Bächen. Nachdem das Wasser sich verzogen hat, ebnet man die Mulden wieder zu. Um die rasche Wasserverdunstung zu erschweren — die Feuchtigkeit also möglichst lange im Boden zurückzuhalten, was bei allen Rosen im Sommer, insbesondere aber bei frisch ge- pflanzten sehr vorteilhaft ist — , belege man den Boden um die Pflanzen herum mit kurzem Mist. Am besten eignet sich dafür Torf, den man behufs Bindung des flüchtigen Ammoniaks in Jauche- oder Kloakengruben geworfen hat. Hat man frisch gepflanzte Rosen, die nicht austreiben wollen, so bindet man die Stämme derselben mit Moos ein, um die Wasserverdunstung abzuschwächen und das Anwachsen zu befordern. Recht dankbar erweisen sich auch die Rosen im Sommer bei anhaltender Trockenheit für d) künstliche Betauung der Blätter. Zu diesem Zwecke braust man abends nach Sonnenunter- gang nach heifsen Tagen die ganzen Pflanzen, namentlich aber das Blattwerk mit Wasser, wie es zum Giefsen empfohlen worden ist, unter Benutzung einer Kanne oder Pflanzenspritze (Hydro- nette) tüchtig ab. Wo Wasserleitung mit genügendem Druck vor- handen ist, benutzt man Schlauch und Strahlrohr und bringt das Wasser in möglichst feiner Verteilung auf die Pflanze. Dabei ist aber darauf zu achten, dafs die Blumen, nament- lich hellfarbige und Theerosen, deren Blüten gegen starke Be- netzung sehr empfindlich sind, nur ganz schwach mit Wasser betaut werden. Letzteres gilt auch ganz besonders da, wo man genötigt ist, kaltes und hartes Wasser zu verwenden. Solche künstliche Betauungen erquicken die nach heifsen Tagen erschlafften Rosen zusehends und sind ferner das wirk- samste Vorbeugungsmittel gegen die lästigen Blattläuse. Endlich erfordert e) der Schutz gegen Schädlinge noch verschiedene Arbeiten. Es sind sowohl pflanzliche wie tierische Schädlinge, die unsere Rosen bedrohen. Von pflanzlichen Schmarotzern beobachtet man nicht selten den Mehltau oder Rosenschimmel und den Rost. Der Mehltau befallt Blätter und Triebe, die sich mit einem aschgrauen, widerlich riechenden Überzüge von Pilzfaden bedecken; ist somit leicht kenntlich. Der Rost tritt auf der unteren Seite der Blätter auf und macht sich durch die rote Färbung der letzteren bemerklich. Sie sehen aus, als wären sie mit Goldstaub bestreut. Die be- fallenen Stellen sterben ab und nehmen ein schwärzliches Aus- sehen an. Diese Erscheinung bezeichnet man dann als Brand. Durch Mehltau, Rost und Brand wird die Blattthätigkeit er- heblich erschwert und leidet somit die Vegetation der Rosen unter diesen Übeln grofsen Schaden. Am besten beugt man auch diesen Krankheiten vor, indem man die Rosen noch vor der ersten Blüte schwefelt — jedenfalls aber, sobald sich die ersten Anfänge der genannten Krankheiten erkennen lassen, mit fein gemahlenem Schwefel, der V, 38 Die Gartenwelt. 449 einen Feinheitsgrad von mindestens 70 — 80 Grad (nach Chancell) besitzen mufs, bestaubt. Fast allgemein ist unter den Gärtnern die Ansicht verbreitet, das Schwefeln müfste ausgeführt werden, solange die Blätter noch taufeucht sind. Nicht selten werden die kranken Pflanzen sogar vor dem Schwefeln mit Wasser bespritzt, damit angeblich der Schwefel besser haften soll. Auf feuchten Blättern ballt sich der Schwefel; verteilt sich also nicht gut und kommt auch nicht genügend zur Wirkung. Während man früher glaubte, die Wirkung des Schwefels sei physikalischer Natur, lassen die neueren Erfahrungen darauf schliefsen, dafs die Heilkraft des Schwefels in seiner chemischen Eigenschaft zu suchen ist. Es soll nach Ansicht der Gelehrten die schweflige Säure sein, welche die Pilze, in vorliegendem Falle Mehltau-, Rost- bezw. Brandpilze, vernichtet. Die schweflige Säure bildet sich unter Einflufs der Wärme. Daraus folgt, dafs das Schwefeln bei warmer und trockener Witterung zu geschehen hat. (Da jedoch bei heifser Witterung der fein gemahlene Schwefel brennt, so sollte man in den heifsen Stunden das Schwefeln unterlassen.) Die Verteilung des Schwefels geschieht am besten mit einem besonderen Apparat („Torpille", „Vulkan" oder „Don Rebo"), wie man neuerdings solche in grofser Zahl im Weinbau anwendet, um den Traubenschimmel oder das Oidium Tuckeri zu bekämpfen. Von tierischen Schädlingen kommen der Rosenblatt- wickler, die Blattlaus, der Rosenkäfer und die Okuliermade in erster Linie in Betracht. Von Rosenblatt Wicklern kommen zwei verschiedene Arten bei uns vor, nämlich der gelbgrüne Teras torskakana /,. und der goldgelbe Tortrix bergmanniana L. Die sechzehnfüfsigen Räupchen, die sich hauptsächlich durch ihre Farbe unterscheiden, spinnen sich im Maiund Juni mit einigen Blättern ein und fressen Blätter und Knospen. Durch mäfsigen Druck der Blattwickel zwischen den Fingern tötet man die Räupchen sobald als möglich. Der goldgrüne allgemein bekannte Rosenkäfer, Cetonia aurata, frifst die Staubgefäfse der Knospen und Blüten aus und mufs abgelesen und getötet werden. Mehr als dieser schadet die Rosenblattlaus, Afhis rosae, die allgemein bekannt ist und durch Entziehen von Saft, Verstopfen der Poren an Trieb und Blättern durch ihre Ausscheidungen sehr viel Schaden anrichtet; sie wird am vorteilhaftesten bekämpft durch Anwendung von Tabaks- und QuassiaAbkochung. Man stellt sich letztere wie folgt her: Auf i Liter Wasser rechnet man 12 g QuassiaSpäne und 25 g Tabak, kocht das ganze '/j Stunde, läfst die Brühe 5 — 6 Stunden stehen und filtriert sie alsdann durch ein Sieb oder grobes Tuch. Die Anwendung dieser ätzenden Flüssigkeit, die jedoch die Blätter nicht verletzt, geschieht in der Weise, dafs man die be- fallenen Triebe in die letztere eintaucht oder die Läuse mit der Lösung benetzt unter Anwendung eines Pinsels, mit dem man die Läuse gleichzeitig zerdrückt. Der Erfolg dieses vorzüglichen Mittels hängt jedoch hauptsächlich von seiner sorgfältigen, wieder- holten Anwendung ab. Am zweckmäfsigsten beugt man aber dem allzustarken Auf- treten der Läuse, wie vorstehend bemerkt, durch rechtzeitige und öftere Bewässerung und Betauung der Rosen vor. Zum Schlüsse erwähnen wir noch die sogenannte Oku- liermade oder rote Made, Diplosis oculiptrda, die in manchen Jahren durch Zerstören der Okulation sehr viel Schaden an- richtet. Diesem lästigen Schädling verwehrt man das Eindringen unter die Edelaugen durch Bestreichen der Okulationen mit gutem flüssigen Baumwachs. Trauerrosen (hierzu Abb. Seite 447). — Dadurch, dafs wir die Rosen in den verschiedensten Wuchsformen als Hoch- und Halbstämme, Busch-, Schling- und Trauerrosen im Parke ver- wenden können und da all diese Formen auch in den verschie- densten Farbentönen zur Verfügung stehen, wird man — bei einigermafsen richtiger Verteilung im Landschaftsbilde — wohl immer gute Wirkungen erzielen. In richtiger Erkenntnis des Effektes, den die Rosen zur Zeit der Blüte hervorzurufen im stände sind, hat man, wo es die Ver- hältnisse gestatten, Rosarien mit gutem Erfolge angelegt. Überall und immer ist dieses aber nicht angängig. Indem wir jedoch die Rose sozusagen als Parkgehölz mit aufnehmen, tritt sie in ihrer schmucklosen Zeit nicht so besonders hervor, ohne dafs sie zur Blütezeit den Blicken entzogen wird und ihr Effekt verloren ginge. Trotzdem wird ein Beet am geeigneten Platze mit Hoch-, Halb- stämmen oder Buschrosen bepflanzt wohl selten seine Wirkung verfehlen. Bei den vielen Neueinführungen der letzten Jahre und den Verbesserungen früher ziemlich unbeachteter Rosen, namentlich der »-a^oia-Klasse , dürfte es nicht schwer fallen, eine Auswahl für den Park zu treffen. Zu Vorpflanzungen an Gehölz-Partien lassen sich vorzüglich Moos-, Kapuziner-, rugosa-^oizxi u. s. w. ver- wenden; an Mauern, Lauben, Säulen, Spalieren, zwischen Felsen etc. die Schling- und Kriechrosen. In der Nähe von Gebäuden, vor Gehölzgruppen oder auf etwas ansteigenden Rasenflächen wird man häufig hochstämmige, Kronen- und Trauerbäumchen sehr vorteilhaft unterbringen können, wo dann besonders letztere einen entzückenden Anblick gewähren. In der Nähe von Koniferen und Wasserfällen werden sich die Kletterrosen immer herrlich aus- nehmen. Auch ist das Laubwerk von den zu Trauerbäumchen verwendeten Rosensorten nie oder doch höchst selten dem Mehl- tau und Roste unterworfen, im Gegensatz zu vielen Remon- tant- und Theerosen, so dafs die Bäumchen auch ohne Blüten einen hervorragend dekorativen Wert besitzen, indem die derben Blätter den ganzen Sommer ihre Frische behalten. Die Aufnahme Seite 447 zeigt eine ungefähr lojährige Pflanze, die mit ihren thatsächlich unzähligen Knospen und Blüten einem Riesenbukett nicht unähnlich sieht. Auf dem Bilde treten allerdings nur die offenen Blüten hervor, während die vielleicht noch dreifache Zahl Knospen den Flor noch lange ausdehnten. Kein Fachmann oder Laie konnte, ohne seiner Verwunderung Ausdruck gegeben zu haben, an dem mit zartrosa Blumen verschwenderisch ausge- statteten Bäumchen vorübergehen. Die Blüten sitzen äufserst graziös an dieser, durch neuere Sorten bald verdrängten „mula- M/is^, welche schon vier Winter ohne jede Bedeckung ausgehal- ten hat. Die Trauerrosen, bei denen sich der Schnitt nur auf ein Auslichten — und vielleicht hie und da auf das Zurücknehmen einer Ranke nach der Blüte — beschränkt, werden jährlich zweimal durch einen reichlichen Jauchegufs auf lange Zeit in einem wüchsigen, blühwilligen Zustande erhalten. J. Keim, Mainz. „Crimson Rambler" als Topfrose. — Unsere obere Ab- bildung Seite 450 zeigt eine Pflanze aus der in unseren Ham- burger Ausstellungsberichten erwähnte Gruppe von H. F. Kirsten. Das Bild läfst deutlich genug erkennen, dafs diese schöne Rank- rose bei entsprechender Kultur auch eine recht hübsche Topf- pflanze abgiebt, die gewifs ihre Liebhaber finden wird. „Crimson Ramhhr^ ist, im Topfe kultiviert, eine dankbare späte Treibsorte, die als solche ausgangs April und anfangs Mai erblüht, also etwa 4 — 6 Wochen vor Eintritt des Flores im Freien. 450 Die Gartenwelt. V, 38 Rankruse „Crimson Rambler" als Topfpflanze. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'^ (Text Seite 44g). Orchideen. Einig^es über die Vermehrung; der Orchideen. Von Obergärtner G. Bartsch, Wannsee. (Hierzu mvti Abbildungin.) Aufser der Anzucht der Orchideen aus Samen ist das Teilen die ergiebigste und zweckmäfsigste Vermehrungsmethode dieser Pflanzen. Es gehört aber dazu ein gut Teil Erfahrung und Aufmerksamkeit, weil bei den verschiedenen Gattungen und Arten die Teilung, soll sie erfolgreich sein, zu verschie- denen Zeiten vorzunehmen und gar mancher Umstand dabei noch besonders zu beachten ist. Es giebt unter den Orchi- deen Arten, bei welchen eine Teilung fast zu jeder Zeit mit Erfolg ausführbar ist, aber auch solche, welche es nicht einmal zu Beginn ihrer Treibzeit vertragen können, und bei denen das Teilen erst nach der Entwicklung des Triebes, während ihrer Ruhezeit, vorgenommen werden darf. Für den weitaus gröfsten Teil der Arten ist jedoch die Zeit des Verpflanzens (meist also die Monate April bis JuU) auch für das Teilen die geeignetste. Seltene Arten und solche, bei welchen diese Vermehrungsmethode noch nicht erprobt ist, sind dabei mit grofser Vorsicht zu behandeln, oder es ist von einer Teilung lieber ganz abzusehen, denn so manche können es überhaupt nicht vertragen. Bei vielen Arten ist aber auch eine Ver- doppelung und selbst noch mehr in einem Jahre zu erzielen, wobei allerdings in den meisten Fällen auf ein reiches Blühen im ersten Jahre verzichtet werden mufs. Im allgemeinen ist es für die Pflanzen erforderlich, dafs einem Trieb die letzten drei Juhresbulben gelassen werden, weil diese die Reservestofife für die Weiterentwicklung enthalten. Bei einzelnen Arten, wie Calanthen, Phajus, Thunien und einigen Coelogynen, kann indes jede Bulbe zur Ver- mehrung verwendet, und selbst die Bulbe noch zerteilt werden. Die Schnittflächen sind bei allen Teilungen mit trockenem Holzkohlenstaub zu bestreuen, um einer Fäulnis vorzubeugen. Bei allen zerteilten Pflanzen sind mög- lichst kleine Töpfe oder Ampeln zu verwenden, um ein leichtes Durchwurzeln zu ermöglichen und ein Versauern des Pflanzmaterials zu verhindern. Dasselbe darf nur im halbtrockenen Zustande gebraucht werden und ist gewöhn- lich erst nach einigen Tagen zum erstenmal anzugiefsen. Für die Caltleyen und Laelien, und zwar für fast alle Spezies, ist der Monat April und Mai der dankbarste zur Vermehrung, weil dann die jungen Triebe und Wurzeln schon etwas vorgeschritten sind und leichter fortwachsen. Man läfst hier dem Triebe vier Jahrgänge der Bulben und pflanzt ihn ziemlich hoch in einen möglichst kleinen, etwa IG cm weiten Topf oder eine entsprechende Ampel. Die übrigen alten Bulben kommen ins Vermehrungsbeet auf eine Mischung von Sand und Sp/iagiiiim, wo die noch schlafenden und überhaupt vorhandenen Augen innerhalb acht Wochen austreiben und nach Bewurzelung in Töpfe gesetzt werden dürfen. Alle durch Hybridisation Korb mit Rank- und Polyantha-Rosen von Gebr. Seyderhelm, Hoflieferanten, Hamburg. Originalaufnahme für die „Gartenweit'*. V, 3» Die Gartenwelt. 451 gewonnenen Cattleyen, Laelien und Laelio-Catfleyen lassen sich schneidet, die Knoten mit Sphagnum umbindet, in den Schwitz- besonders leicht vermehren. Von den alten Arten möchte ich kästen stellt und genügend feucht hält. Die jungen Pflänzchen vor allen anderen Cattleya gigas nennen, von der jeder Strunk bilden dann schon nach vier bis sechs Wochen Wurzeln und sich in kurzer Zeit zu einer Pflanze entwickelt. können nach einem weiteren Vierteljahr mit dem Schaftstück Zwei Bulben von Zygopetalura, drei von Calanthe und Teil einer Phajus-Bulbe, welche sämtlich ausgetrieben haben. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Lycasten, Anguloen, Coelogynen, Zygopetnlitm und die damit verwandten Arten sind aufsergewöhnlich dankbar bei der Vermehrung. Man kann bei diesen Arten die Stamm- pflanzen bis auf zwei oder drei der jüngsten Bulben redu- zieren, ohne dann diesen Pflanzen bei einer richtigen Behand- lung einen Nachteil anzumerken. Die alten Bulben können alle einzeln in das Ver- mehrungsbeet kommen, und fast jede Bulbe wird sich nach einigen Monaten rühren und später eine neue Pflanze ergeben, die meist schon im zweiten Jahre blühbar ist. Selbst wenn schlafende Augen an diesen Bulben seitlich unten nicht mehr vorhanden sind, so treiben sie oben an der Spitze der Bulbe an der Stelle, wo die Bulbenblätter gesessen haben, nach einviertel bis dreiviertel Jahren oft zwei bis drei Augen heraus, die sich dann flott weiter entwickeln zu selbständigen Pflanzen (vgl. obenstehende Abbildung). Bei Calanfhe und Phajiis ist die Ver- mehrung eine gleiche, nur kann man da noch weiter gehen, indem sich selbst die letzte Jahresbulbe mit Erfolg einzeln pflanzen läfst, und sich sogar die Bulben noch (aller- dings sachgemäfs) in Stücke zerteilen lassen, die alle wachsen. Bei Pliajus gramli/oliiis, Blitmci, sanderianus und assamicus lassen sich aus jedem Blütenschaft so viel junge Pflanzen hervorbringen, als der Schaft Knoten hat, indem man ihn nach der Blüte unten ab- in kleine Töpfe gepflanzt werden. Auch bei Oncidium ma- cranthum und einigen verwandten Arten erzielt man aus den Knoten der Blütenschäfte häufig junge Pflanzen, wenn man nur die Spitze abkneift:. Dendrobien (vgl. untenstehende Ab- bildung) bringen junge Pflanzen aus ihren alten Bulben, die Zur Vermehrung verwendbare Triebe von Dendrobien. Originalaufnahme für die „Gartenwelt^. 452 Die Gartenwelt. V, 38 mitunter von unten bis oben mit solchen besetzt sind. Die jungen Pflänzchen sind hier aber erst reif zum Abschneiden, wenn sie den zweiten Trieb beginnen ; sie sind dann mit dem alten Stamrastück einzupflanzen und als selbständige Pflanzen zu behandeln. Die Teilung der Dendrobien ist in ihrer Triebzeit auszuführen. Bei den Thunien zerteilt man die alten Bulben in Stücke mit zwei bis drei Augen, die, ins Vermehrungsbeet gesteckt, sicher wachsen. Cypripedien (Paphiopedilen) vermehren sich aufser- ordentlich gut, und da die meisten Arten fast immerwährend wachsen, können solche zu jeder Zeit geteilt werden, voraus- gesetzt, dafs sie stark genug sind. Auch hier möchte ich Cclosia cristata nana „Pres. Thiers" und „Glasgow Price". Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. wieder kleine Töpfe , leichtes Pflanzmaterial und dann ge- nügend Feuchtigkeit empfehlen. Die besseren und auch empfindlicheren Arten und Sorten dürfen erst geteilt werden, wenn sie mehrere Triebe vollständig ausgebildet haben und wieder mit neuer Wurzelbildung beginnen. Den Odontoglossen sind die alten Bulben niemals ab- zunehmen, weil sie, abgetrennt, selten austreiben; sie gehen vielmehr an der Pflanze zu Grunde, sobald sie keine Reserve- stoffe mehr abgeben können. Kommen aber neue Triebe darunter hervor, die wenigstens drei Jahresbulben entwickelt haben, so können sie von den alten Bulben abgetrennt, ein- getopft und als selbständige Pflanzen behandelt werden. Fast alle Miltonien (darunter Odontoglossum vexillarium) vermehren sich stark und lassen sich leicht und oft teilen; dasselbe gilt von den kaltwachsenden Oncidien. Auch die meisten Epidendren entwickeln sich willig und schnell nach der Teilung zu kräftigen Pflanzen , ebenso auch Brassien ; verschiedene Arten davon sind indes gegen ein Verpflanzen überhaupt sehr empfindlich. Die leicht wachsende Brassia caudata leidet fast immer nach dem Verpflanzen und geht sogar häufig ein; Br. verrucosa und Br. viacrostachya vermehren sich dagegen sehr leicht. Im Vorstehenden glaube ich die wichtigsten Gattungen und Arten, bei denen eine Vermehrung durch Teilung rat- sam erscheint, namhaft gemacht zu haben. Manchem dürften diese Hinweise auf eine rentable und vorteilhafte Vermehrung der Orchideen von Interesse sein. Wer sich aber damit ein- gehend und mit dem nötigen Verständnis für diese Sache befafst, der wird noch vieles finden, was ihm und jedem andern neu und doch sehr vorteilhaft ist. Die Orchideen sind eben noch viel zu wenig erprobt, und sie wachsen und blühen oft unter recht ver- schiedener Behandlung gleich dankbar, wenn ihnen nur ihre unbeding- ten Ansprüche gewährt werden. Die Vermehrung der Orchideen aus Samen, durch Teilung u. s. w. ist eine so vielseitige und er- giebige, dafs von vielen Arten ein kleiner Bestand in wenigen Jahren ver- zehnfacht werden kann. Es liegt auch der grofse Vorteil einer sachgemäfsen Teilung der Pflanzen darin, dafs solche in kleineren Gefäfsen viel dankbarer blühen und ge- sünder bleiben, wogegen grofse Kulturpflanzen, deren Wurzeln den Topf- rand nicht erreichen können , häufig krank werden und zurück- gehen, ganz entschieden aber verhältnismäfsig wenig blühen und sich auch nur unbedeutend oder gar nicht vermehren oder vergröfsern. Sommerblumen. Celosia cristata nana. (Hierzu obenstehende AbbUdung.) Ein prächtiges Material zur Bepflanzuiig unserer Beete im Sommer bieten uns unsere Celosia cristata «a«a-Sorten, und es sind hiervon besonders „President Thiers''^ und „Clasgeno Price^, erstere mit leuch- tend hochroten, letztere mit leuchtend purpurroten Blüten und dunkellaubigen Blättern. Der Unterschied zwischen beiden Sorten ist nicht sehr auffällig, so dafs man sie ganz gut zusammen ver- wenden kann. Der Durchmesser der Kämme unserer abgebildeten Pflanzen beträgt bis zu 30 cm, die Höhe der Pflanzen 10 — 20 cm. Die Kultur dieser Celosien ist eine etwas anspruchsvolle, und gerade hierin mag auch die Ursache zu suchen sein, dafs man sie so sehr wenig antrifft, obwohl sie vermöge ihrer grofsen, schön gefärbten Blüten, der langen Haltbarkeit, sowohl als erstklassige Gruppenpflanzen, wie auch als Topfpflanzen, Verwendung finden V, 38 Die Gartenwelt. 453 können. — Erste Bedingung zu gutem Erfolg ist Prima -Samen, den man blofs von den gröfsten und bestgefärbten Kämmen abnehmen soll. Man sät den Samen Mitte bis Ende März in Schalen oder Handkästen in leichte sandige Erde und stellt ihn zur Keimung halbwarm. Ein sofortiges Pikieren nach Aufgehen ist unerläfslich; dieses hat noch in Handkästen zu geschehen. Beim zweiten Male pikiere man die kleinen Sämlinge aber mög- lichst auf warmen Kasten in eine sandige Mistbeeterde. Das Pikieren kann ziemHch eng geschehen, da die Pflänzchen sowohl im ersten, wie auch im späteren Entwicklungsstadium, nach kaum erfolgter Festwurzelung wieder umpikiert, resp. ver- pflanzt werden müssen; sowohl von dieser Handhabung, wie auch von der steten Erneuerung des warmen Fufses beim Verpflanzen, hängt der Erfolg ab. Mit zunehmender Kräftigung der Pflanzen ist auch die Erde nahrhafter zu nehmen; für gute, halbverrottete Misterde sind sie sehr dankbar, wie auch reichliche Wasserzufuhr notwendig ist. Schatten gebe man blofs vorübergehend beim jeweiligen Verpflanzen, Luft je nach Witterung mehr oder weniger. Wenn die Erde nahrhaft genug ist, erübrigt sich eine Düngung, andernfalls dünge man vom Erscheinen der Kämme bis zu deren Ausbildung zwei- bis dreimal wöchentlich mit Kuhjauche. Das Verpflanzen auf Beete, resp. in Töpfe, kann ohne jede Störung ausgeführt werden , nur schone man, was schon beim Ver- pflanzen im Kasten zu beobachten ist, den Wurzelballen nach Möglichkeit. C. Crusius. Zwiebel- und Knollengewächse. Sukkulenten. Crassula lycopodioides. (Hierzu die nebenstehende Ab- bildung.) — Wie seltsam manchmal die Natur vorgeht, kann man an dieser Crassula- Art sehen. Aus welchem Grunde mag wohl diese Pflanze das Bärlapp-Gewächs (Lycopodium) so getreu kopieren? Man möchte an eine Mimicry unter den Pflanzen glauben. Die kleinen, hellgrün gefärbten, etwas hakig gebogenen Blätter stehen vier- zeilig dachziegelförmig übereinander und bringen dadurch diesen Ein- druck hervor. — Kultur und Ver- mehrung ist die aller Cra««/a-Arten. Str. Haworthia tesselata. (Hierzu die nebenstehende Abbildung.) — Eine in den Sammlungen noch ver- hältnismäfsig seltene Sukkulente ist die oben genannte, aus dem Kap- lande stammende Pflanze. Die merk- würdig gezeichneten Blätter gaben ihr den Artnamen tesselata: schach- brettartig gewürfelt. Sie ist so recht für den Liebhaber geschaffen, denn aufser der hübschen Zeichnung und dem eigentümlich gedrungenen Bau hat sie noch am Rande der dickfleischigen Blätter kleine helle, etwas zurückgebogene Häkchen, so dafs die Blätter wie gefranst aussehen. — Die Kultur ist die aller Fettpflanzen. Ihre Vermehrung bietet keine Schwierigkeiten, da sie unterirdische Seitentriebe macht, die dann aus der Erde kommen. Str. Tulipa armena und mauriana. — Die erstgenannte Tulpe ist eine kräftige, niedrig bleibende Art mit Blättern, ähn- lich denen von T. gisneriana, und tief karminfarbenen Blumen, die, voll erschlossen, 12 — 15 cm im Durchmesserhaben. Die knospigen Blüten sind sehr edel, prächtig olivgrün getönt, während das Karmin der Innenseite rosig durchschimmert. Die Petalen sind eiförmig -lanzettlich, zart in Textur und so flach, dafs die ge- schlossenen Blüten eine dreieckige Form haben. Von T. armena giebt's zahlreiche Farbenvarietäten, heller und dunkler rot, mit blauen Augen, weifsen Zeichnungen u. s. w. Jedenfalls ist sie eine Tulpe von sehr bemerkenswerter Tracht. — T. mauriana ist eine andere neuere Art, die 'f. gesneriana gleichfalls sehr nahe steht. Die Blüte ist geschlossen von kegelförmiger Gestalt, an der Aufsenseite leicht graukarminfarben, innen intensiv karminrot, ebenda an der Basis leuchtend gelb, aufsen etwas stumpfer gelb abgetönt. Durchmesser der Blumen sVa^S '^^' ^'^ öfthen sich selbst in vollster Sonne nie ganz. T. mauriana blüht gleichzeitig mit der vorigen Art, von der sie sich durch das gelbe Auge auf den ersten Blick merklich unter- scheidet. Beide Tulpen stammen aus Kleinasien. (Nach „The Card, Chron.") Haeman- thus mirabilis ist eine von Duchesne im belg. Kongo -Ge- biet (Afrika) ent- deckte und durch l(^ Crassula lycopodioides (oben). Haworthia tesselata (unten). Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* gezeichnet. L. Linden- Brüssel eingeführte neue Art, die bewundernswert erscheint durch die Eleganz und Üppigkeit ihrer Blüten. L. Linden schreibt darüber in „The. Gard. Chron." unter anderem: „Diese Pflanzen wachsen im ewigen Schatten der Tropen- bäume und in kleinen Trupps von 4 oder 5, in sehr leichtem Boden, zusammengesetzt aus Sand und vege- tabilischem Moder. Die Temperatur in diesen Gegenden schwankt zwi- schen 15 — 20" C., und es herrscht hier eine erfrischende Kühle im Gegensatz zu der Hitze des offenen Landes. Daraus ergiebt sich mit Sicherheit, dafs die Pflanzen im temperierten Hause gut gedeihen werden und ihnen stetiger Schatten nötig ist, sowie dafs sie eines leichten Erdreichs be- dürfen. Während der Trockenzeit ruhen sie, daher sollten sie nach der Blüte durch allmähliche Verminderung der Wasser- zufuhr zur Ruhe veranlafst werden." 45i Die Gartenwelt. V, 38 Fritillaria pluriflora. — Diese seltene Art gehört zu den frühblühenden. Sie bildet kräftige, fleischige, 35 — 40 cm hohe Triebe, wenig bekleidet mit länglichen, sitzenden, wechselständigen Blättern, die unten fast 18 cm lang sind und nach dem Blüten- stande hin allmählich in kleine Hochblätter übergehen. Die Blumen sind glockig, innen bleichrot, aufsen purpurn gefleckt, etwa 2'/j cm lang und breit, 6 — 8 an Zahl und in einer lockeren Ähre arrangiert. Die Kronenabschnitte sind aufsen deutlich ge- kielt. Die Pflanze ist (in England) ganz hart und gedeiht in jedem leichten Boden. Sie beginnt hier um Neujahr zu treiben und blüht noch vor den gemeinen Narzissen im Freien. Die Blütenstände sind sehr wertvoll zum Schnitt zu einer Zeit, in der Blumen sonst rar sind. Veltheimia viridifolia (syn. V. capensis). (Hierzu die neben stehende Abbildung.) — Auf diese Kappflanze, in den Gärten häufig fälschlich K viridißora genannt, haben wir im laufenden Jahrgang wiederholt hingewiesen; Herr Ho- räk hat sie auch als vorzügliche Treibpflanze empfohlen. Die bei- stehende Abbildung zeigt ein wahres Prachtexemplar aus der Handels- gärtnerei des Herrn Vogel-Hart weg, Baden-Baden, mit vierzehn tadellos ausgebildeten Blüten- schäften. Herr Vogel-Hartweg erhielt diese Vellheimia, wie er uns schreibt, als trockene Zwiebel vor acht Jahren von einem Freunde aus Kapstadt. Seit fünf Jahren blüht sie alljährlich von Januar bis April, und die Reichblütigkeit läfst nichts zu wünschen übrig. („The Gard. Chron.") Gehölze. Ein -weiterer Beitrag zu den Frostschäden des letzten Winters. — Bereits in No. 30 dieser geschätzten Zeitschrift habe ich darauf hingewiesen, dafs es in hiesiger Gegend wohl noch manche Frostschäden festzustellen Gelegenheit geben würde. Nach meinen Beobachtungen am 15. Mai kann ich nunmehr folgende Angaben machen: Chamaecyparis ntilkaetisis glauca ist völlig getötet; Ch. fisifera plum. aurea, Thuja occidentalis plicata, Taxus baccata hibernka, Chamaecyparis laws. erecta viridis sind in einzelnen Exemplaren völlig vernichtet, während einige Exemplare nur wenig, ja manche gar nicht gelitten haben. Diese Thatsache ist um so merkwürdiger, als oft zwei Individuen derselben Art kaum i m voneinander entfernt in ganz demselben Boden sich in der Empfindlichkeit so ganz verschieden zeigten, dafs ferner bei manchen Exemplaren nur die Mitte braun wurde, während die Pflanze sonst gesund blieb. Auf die gleiche Erscheinung machte mich Herr Garten- direktor Doebner im Palmengarten zu Leipzig, gelegentlich eines Besuches, aufmerksam. Sie läfst sich wohl dahin erklären, dafs nicht alle Exemplare die gleiche Wachstumsenergie besitzen, einige im Herbst früher abschliefsen und die üppigeren, wasser- reichen Exemplare, soweit ich hier beobachtete, dem Frost um so Veltheimia viridifolia. In der Handelsgärtnerei von Vogel-Hartweg, Baden-Baden für die „Gartenwell" ^jhotographisch aufgenommen. leichter anheimfallen, ferner solche aus holländischen Baumschulen. Pflanzen mit nicht so üppigem Trieb sind weniger getroften. Unter den Laubhölzern ist die Zahl derjenigen, die gelitten haben, eine ganz enorme, wie sich jetzt erst zeigt und mit der weiter vorschreitenden Vegetation noch mehr erkennbar wer- den wird. Cytisus Laburnum, bis zu 4 m hohe Exemplare, sind total erfroren, allerdings in der Thalebene. Bei den Weigelien stellt sich jetzt heraus, dafs W. rosea in ca. -/j der alten Pflanzen ganz zurückgefroren ist, van Houttei und amabilis dagegen sind aus- nahmslos bis zum Boden abgestorben. Cydonia japonica mit den Varietäten eximia, Candida, Mallardii, macrocarpa, iiivea exius coccinea, Simoiii, Moerloesi sind vollständig — auch das alte Holz — bis auf wenige am Boden ausgebreitete Zweige abgestorben, soweit sie im Thale stehen; auf der Höhe ist der Verlust kein so bedeutender. Ceanothus americanus sind in allen Lagen bis zum Boden erfroren. Die hier bisher den Winter sehr gut überdauernde Tecoma radicans ist vollständig erfroren. Von Aralia spinosa haben auch die stärksten Exemplare, bis zu 2,50 und 3 m Höhe, dem Frost erliegen müssen; A, MaxiriKnuiczii (Acanihopanax ricini- folium) dagegen ist gut durch- gekommen. Liguslruni ovalifolium und ovalifolium aureum sind bis zum Boden zerstört. Coluiia arboftscens, ebenso Deutzia crenata, besonders* „Pride of Rochesler" sind völlig ab- gestorben. Sambuius nigra fol. aur. var. erlitt eine Einbufse auch des alten Holzes bis auf ca. "/^ seiner Länge. Die in der Thalebene wie auf der Höhe stehenden Ailanihns glandulosa, von ca. 2,50 m Höhe, Kotlreuteria paniciilata und Kerria sind den Frosteinwirkungen erlegen. Symphoricarpits orbiculatus fol. var., Amorpha fruticosa, Syringa Emoäi, letztere, hier sonst hart, sind bis auf den Wurzelstock zurückgefroren. Viburnum dcntatum, Broussonelia pa- pyrifera, Paitlownia imperialis, Tamarix parviflora, T. gallica, T. tetrandra piir- purea, T. germanica, Riibus fruticouis in den amerikanischen Sorten, Spiraea Douglasii, Sp. Forlunei (Japonica) macrophylla, Forsythia Fortunei var. aurea, Magnolia Lennei, Berberis diilcis nana, B, dulc. aur. marg., B. dulc. nana compacta, Spiraea callosa macrophylla, Sp. Sanssouciana (nobleana), Forsythia intermedia, Philadelphus coronarius var. fol. aur., Periploca graeca, Cotoneaster tnicrophylla sind alle über dem Boden erfroren, trotzdem sie bisher noch nie gelitten haben, was an den alten, kräftigen Exemplaren ersichtlich ist. Auf ca. -/j und mehr zurück- gefroren sind: einjährige Cn;/'fl^. ■»• j p||w WjJ^..^^ ^ W ; >^"^^^^H B M HMR^^^^nt '^^^^^^1 ^^^^^^^^^^^j HHL^ia^^HB Buchsbaum-Figuren auf der Londoner Ausstellung'. Vom Verfasser für die ^Gartcnwelt" photographisch aufgenommen. 464 Die Gartenwelt. V, 39 Firma ausgestellte Polyantha- Rose „LencA/i/im" . Die einfachen Blüten sind weifs mit rosa Rand. Freilandpflanzen waren in aufserordentlich reichhaltigen Sortimenten auch in den Zelten ausgestellt. Eine schöne Gruppe brachten James Veitch & Sons, Chelsea. Die wohl arrangierte grofse Gruppe bestand meistens aus feinen Gehölzen und Zier- sträuchern und erhielt durch hochstämmige Cylisus purpurms pen- dulus, Laburmtm vulgare sulplnireum, Vibumum macrocephalum und weifse und blaue Wistaria sinensis ein recht gefälliges Aussehen. Auch die neue Polyanlha-Ro%e „Electra", weifs mit gelber Mitte, war in vorzüglichen Pflanzen zur Schau gestellt. Robert Veitch & Son.Exeter, erhielten eine Auszeichnung für Androsace clmmbyicnsis. Genannte Firma stellte manche neuen und seltenen Pflanzen zur Schau, darunter Hydrangea „AJisai" und H. Mariesii (siehe Abb. Seite 465, oben rechts), die eine mit weifsen, die andere mit rosafarbigen Blüten, welche beim Verblühen ins Bläuliche übergehen. Auch eine schöne Staude, Tupa saHdfolia, mit scharlachroten, gelbschattierten Blumen (siehe Abb. Seite 465, unten) und neue Gaillardia gelangten zur .Schau. Die Firma brachte ferner Dianthus inodorus nanies, Erigeron leiomerus, Helichrysum rupestre, Achillea serbica, Polygonum haldschuanicuvi^ Erysimum asperum^ Pentastemon Halli, Myosotideum nobile und andere seltene Pflanzen. Thomas S.Ware, Pritchard, Christchurch, und The Guildford Hardy Plant nursery stellten reichhaltige Sortimente von Stauden und Alpenpflanzen aus. Perry, London, brachte unter anderen tadel- losen Pflanzen das tief goldgelbe Lilhospcrmum canescens und das kleine weifse Leucocrinum monlanuni , nur wenige Centimeter hoch. R. Wallace, Colchester, brachte ein grofses Sortiment von Lilien, Tulpen und Stauden. Auffallend waren die neue karmin- rote Tulpe mauriana mit gelber Mitte, und die scharlachrote Tulpe Ostrowskiana; ferner das rosafarbige I.ilium rubellum, die gelbe Jris urmiensis und Allium Erdelli aus Palästina, weifs mit purpurfarbiger Mitte. Rivers & Son stellten eine Anzahl halbstämmiger und hochstämmiger Pfirsiche zur Schau, darunter die grofse neue „Duchess of York-', und die glattschalige, hübsch gefärbte „Cardinal Nictarine" . Es ist mir leider nicht möglich , auf viele andere Sehens- würdigkeiten näher einzugehen. Die diesjährige „Temple Show" war jedenfalls eine höchst interessante Ausstellung und wurde gut besucht. Einiges über die Frühjahrs-Ausstellung der „Socidte Nationale d'Horticulture de France" zu Paris. — Alljährlich veranstaltet die Societe Nationale d'Horticulture drei Ausstellungen in Paris, eine im Winter, eine im Frühjahr und eine im Herbst. Obwohl sich die Pforten der Weltausstellung, die auch vielen Gärtnern grofse Unkosten verur.sacht hat, erst vor kaum einem halben Jahre geschlossen haben, ist man doch dieses Jahr der Gewohnheit treu geblieben, und am 29. Mai wurde die Frühjahrs- Ausstellung eröffnet. Wohl mag sie infolge der Weltausstellung nicht so reich beschickt gewesen sein wie andere Jahre, aber sie zeigte doch deutlich, was der französische Gartenbau um diese Zeit leistet, und auf welche Kulturen er den Schwerpunkt legt. Blühende Kalt- und Warmhauspflanzen, Rosen, vor allem aber schön blühende Stauden beherrschten die Ausstellung und zau- berten das reichste Frühlingsbild hervor. Für eine Stadt wie Paris, in deren Umgebung so viele und bedeutende Gärtnereien liegen, war die Ausstellung nicht grofs, und schon das Terrain in der Nordwestecke des Tuileriengartens hat keine bedeutende Ausdehnung; die Ausstellungsräume, fünf gröfsere und kleinere Zelte, müssen dem von Bäumen frei ge- lassenen Raum , sowie den vorhandenen Terrassen angepafst werden. Eine derselben bildete den Abschlufs des ungefähr 60 m langen und 20 m breiten Hauptzeltes. Man hatte von ihr einen schönen Blick über den reichen Blumenflor. Wenn es aber heifst, die Franzosen seien vorzügliche Dekorateure, verstünden also Anordnung und Aufbau vorzüglich, so kann man diesmal nicht zugeben, dafs sie ihren Ruhm gewahrt hätten. In der an und für sich schon nicht langen Hauptachse hatte man fünf Höhe- punkte geschaffen, und somit eine freie Übersicht über den Raum vollständig zerstört. Sogar wenige Meter vor der Terrassenmitte war eine hohe Gruppe von Miisa Ensete aufgestellt, so dafs der Beschauer sich auf die Seite stellen mufste, um einen günstigen Standpunkt zu haben. Charakteristisch für den französischen Geschmack war die dem Besucher beim Eintritt sich zuerst entgegenstellende Gruppe, nach dem Programm: La plus belle disposition d'un massif ou d'une corbeille de plantes fleuries, annuelles et vivaces, ein über 2 m hoher kegelförmiger Aufbau aus den verschiedensten Blüten- pflanzen, vor allem Stauden, dessen Grundfläche kaum mehr als 4 m Durchmesser hatte. Die Aussteller, Vilmorin-An- drieux & Cie., eine der bekanntesten Pariser Firmen, hatten darauf, sowie auf eine ähnliche, nur noch gröfsere und etwas flacher aufgebaute Gruppe von über 150 Staudenarten eine goldene Medaille erhalten. Das Wort „disposition" im Programm sagt, dafs bei der ersten Gruppe die Anordnung für den Wettbewerb von Wichtig- keit war, und die Worte „massif" und „corbeille" kennzeichnen, dafs ein solcher Aufbau gewünscht war. Auch in den Gärten und öffentlichen Anlagen kennt der Franzose kaum eine andere Anordnung der Blütenpflanzen, als in bunter Mischung auf den geraden Rabatten oder auf ovalen, selten kreisförmigen Beeten, die nach Möglichkeit über das umgebende Terrain herausgehoben werden. Am wenigsten schön ist eine dritte Art der Anpflanzung. Oft kann man Gehölzgruppen sehen, die von ein bis drei Blumen- bändern, die mit der Kontur der Anpflanzung parallel laufen, eingefafst sind, und hier wird eine Trennung der Farben an- gewandt. Das erscheint selbstverständlich weder schön noch natürlich. Abgesprochen kann freilich einem solchen Gemisch der an und für sich schon schönen Blüten und Farben, wie sie das oben erwähnte Beet zeigte, ein blendender, farbenfreudiger Eindruck und eine gewisse Schönheit nicht werden, aber diese Anordnung gestattet doch nie eine fein empfundene und ab- gewogene, harmonische oder kontrastierende Zusammenstellung der einzelnen Farben in gröfseren Flächen, wie wir sie jetzt in vielen deutschen Gartenanlagen gewohnt sind, wo unschöne Blumenhügel und Teppichbeetmuster, die mehr durch die Zeich- nung, als durch die Farben wirken wollten, überwunden sind. Hier und da beginnt jetzt der Franzose die von ihm „mosaiculture" genannte Kunst auszuüben. Eines zeigten jedoch die Beete von Vilmorin-Andrieux und mehreren anderen Firmen: die Kultur der schönblühenden Stauden steht hier auf hoher Stufe, und der Franzose weifs den Wert dieses ausgezeichneten Dekorationsmate- rials besser zu schätzen, als viele deutsche Gärtner, denn solche reiche Sortimente wird man auf deutschen Ausstellungen kaum finden. Die bekanntesten Blütenpflanzen waren in mehreren Sorti- menten und durchweg guter Kultur vorhanden. Erwähnenswert sind Pelargonien, Petunien, Cinerarien, Calceolarien, Begonien, Gloxinien. Namentlich die 3 letzten Arten wirkten durch die Grofse, die Menge und die grofse Abwechselung ihrer Blüten- farben. Aber auch hier hatte man wepig auf günstige Zusammen- stellung geachtet, und vor allem bei Pelargonien, wo das die Farben trennende Grün unter dem reichen Flor verschwand, war es für keine Farbe von Vorteil, wenn sie sich bisweilen mit 4 — 5 ähnlichen Nuancen berührte. V, 39 Die Gartenwelt. 465 Um den dunkeln Sockel eines in der Mittelachse aufgestellten Bronzenionumentes, das einen mit einer Schlange kämpfenden Mann darstellte, hatte die Firma A. Truffaut, Versailles, leicht und geschmackvoll eine Gruppe sehr gut kultivierter Kalt- und Warmhauspflanzen aufgestellt; Orchideen, Anthurien, Caladien, Dracaenen, Azaleen, Ixora, Croton, Heliconia, Kokospalmen, Da- vallien und andere spielten darin eine Hauptrolle. Durch ahn liehe Pflanzen, unter denen ein grofses Sortiment von Aroiden und Croton vertreten war, trat die Firma Chantrier frferes, Mortefontaine par Plailly (Oise), hervor. Sie leistet darin Vorzüg- liches, wie auch hier allgemein anerkannt wird. Bro meliaceen in grofser Auswahl hatten Du- val et fils, Versailles, ausgestellt. Muster- gültig konn- te man meh- rere Canna- Gruppen nennen. Sie zeigten Far ben von grofser Reinheit und Leucht- kraft. Auch Neuheiten, zum gröfs- ten Teil noch unbe- nannt, waren darunter. Eine der schönsten orangegelben Sorten war die von Vilmorin-Andrieux als Neuheit aus gestellte Sorte „U'iUiam ßuU". Einen wenig günstigen Platz hatten auf den Seitenbeeten die Rhododendron, AzaUa ponlica und Palmen gefunden. Sie mufsten, so gut es ging, die grauen Zeltwände verdecken. An eine Dekoration nach oben zu, die die Pfosten und Träger des Zeltes etwas verdeckt hätte, war nicht gedacht worden; nur einige hohe Chamatrops, die gleichmäfsig im Raum verteilt waren, lenkten den Blick nach dieser Richtung auf sich. Palmen waren nur sehr schwach vertreten, und kaum besser, als man sie auch bei uns sehen kann. In dieser Hinsicht hätte sicher viel mehr geleistet werden können. '^\\\. Rhododendron konkurrierten nur zwei Firmen, M.Moser, Versailles, und Croux et fils, Val-d Aulnay par Chätenay (Seine), beides grofse Firmen, von denen die letztere das gröfste gärtnerische Etablissement der Pariser Gärtnereien ver- tritt. Beide hatten Riesenpflanzen in reichster Blüte aus- gestellt. Moser trug jedoch durch die Gröfse und Anzahl seiner Pflanzen den Sieg davon. Eine von oben bis unten ganz mit weifsen Blüten be- deckte Pflanze der Sorte „Purity'^, von 2,5 m Höhen- wie Breitendurchmesser, wurde allgemein bewundert. Pflanzen von fast gleicher Gröfse waren in den Sorten catawbiense, ^Prince- Mary of Cambridge'' , everestianiim, magnificum u. a. m. \'ertreten. Cineraria stellata, i m hoch. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. -0*-^ '. '^CjL\.;.j&y^ :^*^ t Wt-" ^^Tt^^ i^BIHL^^^^^^^A^|J j^^fc' 2^;^^*^;"^^?! -ir 4R, Fr Japanische Hydrangea „Ajisai" und H. Mariesii. Vom Verfasser fiir die „Gartenwelt** photographisch aufgenommen. „Tipfio-Sahid-' wirkte in mehreren grofsen Exemplaren durch die reiche Menge seiner dunkeln, fast braunroten Blüten. Von pontischen Azaleen soll nur die herrliche tiefgelbe Sorte „Gloria mundi'^ erwähnt werden, von der Moser einige Pracht- pflanzen gebracht hatte. Ein Zeichen dafür, wie das mildere Klima die Gärtner Frankreichs besser unterstützt, als es in Deutschland der Fall ist, waren mehrere Kollektionen von Hydrangea panic. grandifl. mit grofsen, weifsen Blütentrauben, wie man sie bei uns vergebens suchen wird. Den Glanzpunkt der Ausstellung an Blütenschönheit bilde- ten die Orchideensortimente. Catileya und Laelia waren am reich. sten vertreten, ferner Phalaenopsis , Vanda, Aerides, Odontoglossum, Masdn'aUia , Angrecum u. a. m. Auch Cypripedien waren noch vorhanden. Die gröfste und schönste Pflanze von über 1,5 m Breitendurchmesser und i m Höhe hatte die Firma Lesueur, Saint Cloud, ausgestellt, ein Cymbidium Lowii mit 10 Blütenständen Tupa salicifolia. Vom Verfasser fiir die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 466 Die Garten weit. von je 15 — 20 Blumen. Alle Pflanzen zeigten beste Kultur und reichen Flor und auf deutschen Ausstellungen dürften solche Sammlungen kaum zu fmden sein. Ebenso ist eine so reiche Sammlung von Phyllokakteen, wie sie M. Simon, Saint-Ouen (Seine), ausgestellt hatte, selten zu finden. Gering der Anzahl, wie auch der Qualität nach waren die Ausstellungen von Bindereien und Schnittblumen. Auch bei Be- trachtung der Pariser Blumengeschäfte hat man den Eindruck, dafs in deutschen Städten in dieser Beziehung mehr geleistet wird. NurMoser fils, Paris, hatte einige sehr geschmackvolle Sträufse und eine vorzügliche Tafeldekoration, aus Orchideen, .Isparagus und Farnen bestehend, ausgestellt. Die Blumen und Zweige waren nicht in Vasen arrangiert, sondern in flache schmale Glas- schalen, die mit feuchtem Thon ausgefüllt waren, gesteckt, so dafs sie äufserst leicht und locker angeordnet werden konnten. Ein reizendes Schaustück stellte ein aus Naturholz und Rinde gearbeiteter Ziehbrunnen mit zwei Eimern, von einem kleinen Strohdach überragt, dar. Der ganze Aufbau war von reich- blühendem Clematis („Nelly Moser"') überrankt. Bougamvü/ea-Blüten- zweige, Farne sowie am Boden Caladien, Begonien und andere Blattpflanzen vervollständigten die kleine Szenerie. Unter den Schnittblumen sind nur einige schöne Päonien- sortimente zu erwähnen. Die Päonie wird hier sehr viel und in zahlreichen Varietäten gezogen. Rosen, die selbstverständlich sehr viel benutzt werden, waren nur als vollständige Pflanzen vorhanden. Die beiden Zelte, in denen sie untergebracht waren, zeigten einen prächtigen Flor; am meisten waren die auch bei uns wohlbekannten Sorten vertreten. Deutsche Züchter könnten zu dieser Jahreszeit das Gleiche leisten, was hier geboten wurde. Mangelhaft war aber die Aufstellung. Es gab wenige Beete niedriger Rosen , meist hatte man Hochstämme ausgestellt, die sehr geringe Höhen- unterschiede zeigten. Da man aufserdem zwischen den dünnen Stämmen den schwarzen Boden vollkommen sah , erschien das Arrangement etwas flach und kahl. Nur selten hatte ein Züchter daran gedacht, durch dazwischengepflanzte niedrige Rosen den leeren Raum unter den Kronen zu füllen und Stauden , die hier so reichlich kultiviert werden, hatte keiner dazu verwendet. Die Firmen Defresne fils, Vitry, Boucher, Paris, Levcque et fils, Ivry-sur-Seine, und Rothberg, Saint-Denis, waren die Hauptaussteller. Ein kleineres Zelt enthielt die Gemüseausstellung der Societe de Secours mutuels des maraichers de la Seine. Vorzügliches Gemüse hatten die Züchter gebracht. Salat (Lactuca saliva und romana), Cichorien (Cichorium Endivid) war in grofsen Köpfen am meisten ausgestellt. Paris verbraucht Unmengen davon, ebenso von Spargel, von diesem konnte man Bündel von 44 Stan- gen sehen, die 12 kg wogen, entschieden Resultate einer raffi- nierten Mastkultur. Gurken ,,hlanc long de Paris'-\ Melonen, Arti- schocken, Bohnen, Blumenkohl waren in ausgezeichneter Qualität da. Auch Champignons waren ausgestellt, direkt auf dem Kultur- boden, der in Form von Hügeln (i m lang und 0,50 m breit) aufgesetzt war. Alle Produkte zeugten von dem hohen Stand der Gemüsekultur in der Pariser Umgegend. Obst war wenig zu sehen. Von der vorjährigen Ernte hatte ein Aussteller gut erhaltene Trauben der Sorte „Chasselas dore'' (Gut- edel), sowie vorzügliche weifse Kalville und „Api rose" (kleine röt- lich angehauchte Apfelsorte) und Birnen (Belle angevine) zur Schau gebracht. Von frischem Obst sind einige mit reifen Früchten gut besetzte Pfirsische, Kirschen, Pflaumen, Feigen und Johannis- beeren zu erwähnen, welche zeigten, wie früh man in Frankreich diese Früchte von Topfobst zu ernten weifs, ferner durch ihre Gröfse auffallende Erdbeeren. Von Baumschulerzeugnissen waren nur einige Kollektionen sehr e-\akt gezogenen Formobstes, das fast durchweg guten Fruchtansatz zeigte, vorhanden. Croux et fils leisteten auch hierin das Beste. Ein Zelt war einer kleinen Kunstausstellung gewidmet, die Ölbilder und Aquarelle von Blumen enthielt, eine Abteilung, die man auf deutschen Gartenbauausstellungen selten findet, die aber dem Kunst- und Blumenfreund immer ein interessantes Eckchen sein dürfte, zumal wenn, wie hier in Paris, eine ganze Anzahl trefi"licher Bilder ausgestellt sind. In demselben Raum hatten einige Firmen Gartenpläne ausgeslellt, die auf das ausgiebigste durch oft wirklich künstlerisch wirkende Ansichten erläutert waren. Es ist dies das beste Mittel zur Erklärung einer geplanten Gartenanlage, und in Deutschland ist bisher davon noch viel zu wenig Gebrauch gemacht worden. Freilich erfordert es Talent und viele Übung. Bei den ausgestellten Gewächshausbauten war auffallend, dafs sie fast durchweg gewölbte Dächer und nicht wie zumeist bei uns gleichmäfsig schräg abfallende Bedachung zeigten. Zur Be- schattung dienen Leinwandmatten, die mit Ringen an einer eisernen .Stange am First befestigt sind, oder aus feinen Latten gearbeitete Holzrollmatten. F"assen wir den Eindruck der Ausstellung noch einmal zu- sammen, so kann man sagen, dafs, wenn auch die künstlerische Anordnung vielleicht nicht ganz befriedigte, und manche Kul- turen nur schwach oder gar nicht vertreten waren, doch nur gut entwickelte und schöne Pflanzen und Früchte gezeigt wurden. Die üppige Entwicklung und der reiche Flor liefsen ahnen, dafs hier schon ein etwas milderes Klima herrscht, als in fast allen Teilen unseres Vaterlandes. V. Kühn, Paris. Pflanzenkrankheiten. über das Auftreten der Pfianzenmilbe (Tetranychus telarius) in den Weingärten, macht M. .'^rthold in Reiz (Nieder- österreich) der „Weinlaube" Mitteilungen. Danach beobachten jetzt die Weinbauern diese Milbe, die sogenannte rote Spinne unserer Gewächs- häuser, als neuen Rebenschädling. „Man findet," so etwa schreibt der Genannte, „dafs die unteren Rebblätter, besonders in gewissen Lagen und bei gewissen Sorten („grüner Veltliner", „Gutedel)" am Rande weifs, wie mit Kalk bespritzt, aussehen; teilweise sind die so beschaffenen Blätter vom Rande her eingerollt, braunfleckig und verkümmert. Die Ursache der genannten Erscheinung ist ein kleines, spinnen- arliges Tier, eine Milbe, welche auf der Unterseite der Blätter bei genauer Beobachtung schon mit freiem Auge als ein gelbes Pünktchen, unter der Lupe aber ganz deutlich wahrgenommen werden kann. Die Milbe ist beiläufig '/j mm lang, länglich-oval geformt, gelb, mit zwei roten Augenpunkten am vorderen Rücken. Die Tierchen laufen sehr lebhaft hin und her, zum Teil kann man sie festgesaugt finden; immer aber sind sie frei und in kein Gespinst eingehüllt. Die von der genannten Milbe besetzten Blätter werden bald gelb- und braunfleckig (erst punktiert) und schliefslich welk. Von den unteren Blättern aus verbreitet sich die Milbe allmählich auch auf die oberen. Der Lebensweise nach könnten zur Bekämpfung des Schädlinges verschiedene Mittel angewendet werden, wie: i. das Abreiben der alten, rissigen Rinde des Stockes im zeitlichen Frühjahre und nachheriges Be- streichen oder Waschen mit Kalkmilch, Petroleum -Seifen -Emulsion u. dgl. m., um die Winterbrut zu vernichten; 2. Bespritzen oder Waschen der Blätter an der Unterseite im Sommer mit Tabak-, Quassia-(Fliegen- holz)Abkochung etc., um die Milben direkt zu töten. Diese Be- känipfungsmiltel sind aber in der grofsen l'raxis wegen ihrer schwie- rigen und umständlichen Anwendung kaum durchführbar. Ein einfaches Bespritzen aber mit was immer für einem Stoffe ist schon deshalb nicht erfolgversprechend, weil damit die Blattunteiseite nur selten getroffen werden kann. Empfehlenswerter erscheint un^: I. Das Sammeln und V, 39 Die Gartenwelt. 467 sofortige Vernichten der befallenen Blätter, um die Weitervermehrung der Brut zu behindern. 2. Feines Schwefeln der Stöcke, wodurch gleichzeitig dem jetzt zu furchtenden Ouiium, sowie dem Heuwurm einigermafsen vorgebeugt wird." Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 151. Wie kann man wohl eine 5 pferdige Wasserkraft im gärtnerischem Betriebe aufser zur Be- wässerung noch ausnutzen ? — Gott sei Dank sind wir noch nicht so weit, dafs im Gärtnerei- betriebe mit mechanischen Kräften gearbeitet werden kann. Ein frohes Gedeihen der Pfleglinge des Gärtners bedingt immer wieder Aufmerk- samkeit und sorgfältige Beobachtung seitens des Züchters, und nicht so bald wird hier die Maschine eingreifen können. Wohl aber könnte der glückliche Besitzer die 5 pferdige Wasserkraft zum Betrieb einer Dynamo-Maschine zwecks Beleuchtung der Wohn- und Arbeitsräume benutzen; auch wird er vielleicht die Kosten der Anlage dadurch leichter amortisieren, dafs er an benachbarte Besitzer elektrischen Strom ab- giebt. Elektrisch betriebene Maschinen zum Graben, Hacken, Jäten, Pflanzen sind mir nicht bekannt, vielleicht giebt die elektrische „Er- leuchtung" dem Fragesteller Veranlassung, behufs besserer Ausnutzung des Stroms der Erfindung derartiger epochemachender Apparate näher zu treten. W. Runde, Handelsgärtner, Wandsbek. Beant-wortung der Frage No. 152. Kann man eine Nähr- lösung für Pflanzen in einem Behälter von Zink aufbewahren, ohne dals das Zink Verbindungen mit Salzen eingeht.' Giebt es ferner eine im Wasser lösliche Zinkverbindung, und welche? — Nährsalzlösungen, welche gewöhnlich neutral sind, daher nicht sauer reagieren, können in Behältern von Zink aufbewahrt werden, und da sie Zink nicht angreifen, auch keine Verbindung eingehen. Das Zink wird wohl von der Kohlensäure der Luft an der Oberfläche zer- setzt, ist aber dadurch um so weniger einer weiteren Zersetzung aus- gesetzt. Zu den Zinksalzen, die sich in Wasser lösen, gehören Zinkchlorid, Zinksulfat. Es giebt zwar noch mehrere in Wasser lösliche Zinksalze, die aber nur für rein medizinische Zwecke verwendet werden, und sind dieselben, wenn ich nicht irre, Zinkjodid, Zinklaktat (milchsaures Zink) und karbolschwefelsaures Zink, die aber absolut keine Verwendung in der Gärtnerei linden. L, Wolff, fürsll. Hofgärtner, Margarethen am Moos, N.-Östr. — Nährsalzlösungen lassen sich in Zinkgefäfsen nicht aufbewahren, da die Ammoniaksake und der Salpeter stark oxydierend und lösend auf das Zink einwirken. Abgesehen davon, dafs das Gefäfs bald zer- stört sein wurde, sind Zinkverbindungen für die Pflanzen schädlich. Lösliche Zinkverbindungen giebt es aufserordentlich viele; die bekann- testen sind Zinkvitriol (schwefelsaures Zinkoxyd) und Chlorzink. Dr. G. König, Chemiker, Höchst a. M. Beantwortung der Frage No. 153. Ich habe im Herbst starke Obstpyramiden und -Spaliere angepflanzt. Wird der Rückschnitt schon im Frühjahr nach der l^flanzung oder erst im zweiten Jahre aus- geführt? Die Ansichten vieler Fachgenossen sind verschieden. Einige sagen, es wird gleich im ersten Jahre, andere behaupten, es wird erst im zweiten Jahre geschnitten. Welche Methode ist die richtigere? — Die in Betracht kommenden Bäume können sehr wohl im Früh- jahr nach der Pflanzung geschnitten werden, wenn sie in einem nicht zu nassen und kalten Boden stehen und es möglich ist, sie bei an- haltend trockener Witterung zu begiefsen und ihnen während der Vege- tation ab und zu einen leichten Dunggufs zu geben, doch darf mit dem Düngen nur bis Ende Juli fortgefahren werden, damit der Trieb, resp. das neugebildete Holz gut ausreift. Ich habe die Bäume beim Ver- pflanzen stets zurückgeschnitten, ausgenommen in nassen und kalten Böden, und habe noch nie schlechte Erfahrungen damit gemacht; icli setze als selbstverständlich voraus, dafs sich die Bäume vor dem Ver- pflanzen in gesundem Zustande befunden haben und nicht etwa ein mangelhaftes Wachstum zeigten. Wird der Schnitt erst im zweiten Jahre nach der Pflanzung vorgenommen, so ist man fast stets genötigt, tief ins alte Holz zurückzuschneiden, wodurch die Bäume dann sehr geschwächt werden. Im übrigen möchte ich dem Herrn Fragesteller raten, seine Bäume das ganze Jahr hindurch zu beobachten, dann wird ihn jeder einzelne Baum selbst belehren, wie er behandelt sein will; auch ist stets zu beachten, dafs der Schnitt in der Hauptsache dazu dient, ein gewisses Gleichgewicht zwischen Holztrieb und Blütenansatz herzustellen. E. Eipper, Obergärtner, Roitzsch-Wurzen i. S. — Diese Frage läfst sich verschieden beantworten. Kernobst und Steinobst sind hier voneinander zu scheiden. Jedermann sieht, wenn er einen Baum auch sorgfältig herausgräbt, dafs er einen Teil seiner Wurzel einkürzt, und durch diese Verletzungen verliert der Baum je nach Umständen einen Teil seines Saftes. Pflanzt man nun den Baum an einen anderen Ort, so wird er sobald als möglich seinen Saftverlust zu ergänzen suchen, also frisch einwachsen. Wird nun ein Baum stark an seinen Zweigen zurückgeschnitten, so entsteht damit nochmals die Gefahr, dafs der Baum durch Saftverlust Not leidet. Apfel- und Birnbäume besitzen die Eigenschaft, dafs sie beiderseits der richtigen Triebaugen noch Nebenaugen aufweisen, geht da ein Auge durch irgend einen Vorgang verloren, so kann vertrauensvoll auf diese Nebenaugen gehofft werden. Diese Obstsorten können ohne Bedenken auf zwei- und mehrjähriges Holz zurückgeschnitten werden, auch wenn momentan kein richtiges Auge mehr sichtbar ist. Die Nebenaugen lassen sich hier ganz leicht durch Zurückschneiden zum Austreiben zwingen. Die Steinobstsorten dagegen sind mit solchen unsichtbaren Nebenaugen nicht ausgestattet; ist hier einmal ein Auge beschädigt oder geschädigt, so steht kein Nebenauge mehr zur Verfügung und die Augen selbst verlieren, wenn sie im ersten Jahre nicht austreiben, vollständig ihr Leben. Deshalb mufs alles Steinobst, also Pflaumen, Zwetschen, Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Mandeln, wenn auf richtige Form der Bäume gerechnet wird, vor dem Anpflanzen beschnitten werden. Hier wäre anzuraten, dafs die Schnittflächen der Verlänge- rungen leicht mit Baumwachs bedeckt würden, die Mühe dürfte sich wohl nicht als wertlos erweisen. Joh. Kühner, Schachen. — Ich kann dem Herrn Fragesteller nur raten, den Winterschnitt erst im zweiten Jahre nach dem Verpflanzen vorzunehmen. Bin gegen- wärtig in der Lage gewesen, alle Jahre Pyramiden in Höhe von 8 — 14 m zu verpflanzen, und stets mit Erfolg. Möchte mir daher erlauben, einige Worte darüber zu äufsern. Habe sämtliche Pyramiden mit gutem Ballen verpflanzt, ohne etwas daran zu schneiden; selbstredend die Wurzeln ausgeschlossen. Durch das NichtSchneiden ist es der Pyramide mög- lich, in dem ersten Jahre nach dem Verpflanzen die nötige Nahrung bis in die äufsersten Spitzen zu bringen. Die neuen Triebe bei einem verpflanzten Baume sind stets schwächer; würde die Pyramide ge- schnitten, so würden sich die neuen Triebe noch schwächer zeigen und ein genügendes Ausreifen des Holzes, je nach der Sorte, in Frage stellen. Man würde auch die gewünschte Stärke der Leittriebe nicht gleich wieder bekommen, und es würde eine geraume Zeit vergehen, dieselben in ihre alte Lage zu bringen, wie sie gewesen wäre oder hätte sollen sein. Ich schneide sogar im ersten Jahre nichts am Frucht- holz, nur bei dem Sommerschnitt nach Bedarf. Im zweiten Jahre würden Sie den Schnitt fortsetzen können wie sonst und werden nicht merken, dafs der Baum verpflanzt worden ist. Nun schneiden Sie soviel zurück oder weg, als nötig ist, wenn er nicht verpflanzt worden wäre. Durch das Verpflanzen werden Sie in die Lage versetzt, die Entstehung einer grofsen Anzahl von Blütenknospen zu beobachten. Falsch ist es, einem Baume alle Blüten oder die jungen Früchte auszuschneiden. Ich habe dies noch nicht gethan und sämtliche verpflanzten Pyramiden stehen gesund und frisch da, als ob nichts passiert wäre. Ein reich- liches Giefsen ist nicht zu vergessen, bei anhaltender Trockenheit ein Überspritzen den Pyramiden sehr dienlich. An Spalierobst, welches die gewünschte Höhe noch nicht erreicht hat, sind die Leittriebe nicht oder wenig zu schneiden, je nach der Form, in welcher es gezogen werden soll, und nach Bedarf. Möchte noch hinzufügen, dafs das Schneiden sämtlichen Formobstes nur Sachkundigen überlassen werden soll, denn man kann nur zu oft sehen, wie von Laien, selbst von sogen. Fach- leuten schöne Formen total verschnitten werden. Eine Klage über Nichttragen ist bei richtigem Schnitt ausgeschlossen, denn durch richtigen Schnitt wird der Baum gezwungen, Fruchtknospen anzusetzen. A. U. — Der Herr Fragesteller hat Recht, wenn er meint, dafs die An- sichten der Fachgenossen betrefi'end das Zurückschneiden frisch ge- pflanzter Obstbäume auseinander gehen. Meine eigenen Erfahrungen darüber gehen dahin, dafs es zum mindesten nicht ratsam ist, Pyra- 468 Die Gartenwelt. V, 39 miden wie andere Formen gleich zu schneiden. Bei der Menge Obst- bäume, ca. 2800 Stück, die ich hier in Obstplantage und Garten ge- pflanzt habe, liabe ich Versuche anstellen können und bin zu dem Resultat gekommen, dafs die Bäume im ersten Jahre gar nicht ge- schnitten werden sollen, da die Augen im nächsten, d. h. dem Jahre nach der Pflanzung, sicherer und stärker austreiben, weil die durch das NichtSchneiden bedingte Ruhezeit der Augen den Wurzeln zu gute kommt. Ich warne aber ausdrücklich vor dem sog. Einspitzen von Ästen an frisch gepflanzten Obstbäumen, wie es von Laien öfter angewendet wird. 75 Halbstämme des roten Eiserapfels habe ich mir durch dies von Fachleuten aufgedrungene Verfahren auf Jahre hinaus verhunzt, die unteren Augen treiben jetzt alle in die Blüte. Dies dem Herrn Fragesteller zu Nutz und Frommen. Fr. Reisel, Burg Sittensen. Beantwortung der Frage No. 154. Ich bitte um Auskunft, wie man AmarylUs viltata hybr. am besten kultiviert. Wie steht es mit der Ruhezeit und hat das Verpflanzen nach der Blüte zu erfolgen? — Von AmarylUs vittata säe man nur guten frischen Samen bald nach der Ernte in Schalen oder Kistchen, die mit sandiger Lauberde angefüllt sind , und stelle dieselben warm. Sobald die jungen Pflänz- chen das zweite Blatt entwickelt haben, pikiere man sie in Kistchen in eine gute sandige Mistbeeterde und stelle sie nahe ans Glas an einen hellen Ort im Warmhaus. Wenn man nun im Mai einen warmen Mist- beetkasten zur Verfügung hat, pflanze man die jungen Pflanzen darauf aus, so dafs die KnöUchen mit Erde bedeckt sind. Mit dem Giefsen sei man anfangs vorsichtig. Dafs man den Kasten, so lange noch kühle Witterung herrscht, zudeckt, ist selbstredend. Bei schönem Wetter lüfte man am Tage etwas, später gewöhne man die jungen Pflanzen mehr und mehr an Luft, bis man im Juni die Fenster ganz abnimmt. AmarylUs wollen viel Nahrung, also spare man im Laufe des Sommers nicht mit Dung. Wird im Herbst die Witterung kühl, so nehme man die Pflanzen vorsichtig heraus und schlage sie im Warmhaus an einen hellen, trockenen Ort ein, wo sie den Winter über ver- bleiben. Man sehe sie öfter durch, entferne das verfaulte Laub und lasse die Eide nicht ganz trocken werden, denn ich bin der An- sicht, dafs man junge AmarylUs nicht ganz eintrocknen lassen soll. Im Frühjahr verfahre man wie das Jahr vorher. Im Herbst wird man schon starke blühbare Zwiebeln haben. Man sortiere die Zwiebeln, die kleinen kultiviere man im Kasten kommendes Jahr weiter, die grofsen, nicht unter 15 cm Umfang, nunmehr in Töpfen, die man in eine nahr- hafte, fette Erde pflanzt und auf einem Kasten bis über den Topfrand einsenkt; am besten in kurzen Mist. Die Zwiebeln sollen nur zur Hälfte in die Erde gepflanzt werden. Auch ein öfterer Dunggufs von Abort oder Kuhdung im Laufe des Sommers ist nur von Nutzen. Im September stelle man die Töpfe hoch, damit die Zwiebeln gut aus- reifen können. Anfang Oktober bringe man die Töpfe ins Warmhaus unter die Stellagen und halte sie trocken. Die Blätter lasse man ab- sterben. Sind die Zwiebeln gut ausgereift, so werden im Dezember die Knospen erscheinen. Die Töpfe mit Knospen stelle man hell, am besten eingesenkt auf das Vermehrungsbeet, denn AmarylUs vertragen Bodenwärme sehr gut und entwickeln bei solcher üppigere Blumenschäfte. Ein mafsiges Giefscn mufs nun wieder platzgreifen. Abgeblühte Zwiebeln pflanze man wieder aus, sorge jedoch immer für junge Nachzucht, da getriebene Zwiebeln höchstens 3 — 5 Jahre blühwillig bleiben. Während der Blüte versäume man nicht, gute Blumen selbst zu befruchten, um eigenen Samen zu ernten. L. Wolff, fürstl. Hofgärtner, Margarethen am Moos, N.-Ostr. Neue Frage No. 164. In meinem Garten richtet der Pflaumen- bobrer {Rhymhiles iufrreus) Jahr für Jahr beträclitlichen Schaden an; es fällt ihm regelraäfsig so ziemlich die ganze erhoffte Ernte meiner Pflaumen- und Kirschbäume zum Opfer. Die sonst gegen diesen Schäd- ling empfohlenen Mittel, Auflesen der abgefallenen Früchte und Ab- klopfen der Käfer auf untergelegte Tücher haben wenig Zweck, da sich in den meine Besitzung umgebenden Gärten noch grof^e Pflaumen- anpflanzungen befinden, deren Besitzer zur Vornahme gleicher Mafs- nahmen nicht zu bewegen sind. Vielleicht kann mir ein Leser in diesem Falle einen speziellen Rat erteilen. (lieantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten!) Aus den Vereinen. Dresden. Am 5. und 6. August soll hier die diesjährige ordentliche Hauptversammlung des Verbandes der Handels- gärtner Deutschlands stattfinden. Personal-Nachrichten. Lauber, H. F., bisher Obergärtner der Firma Franz Deegen jr. Nachf. in Köstritz i. Th., hat die Leitung der Anstaltsgärtnerei der Gärtner-Lehranstalt daselbst übernommen. Moldehn, Gutsgärtner zu Taplacken (Kreis Demmin), Rehse, Joh., Gärtner zu Vofsberg (Kreis Lebus), Schulze, Rud., Gärtner zu Pretschen (Kreis Lübben), Wittlieff, Garten- und Parkverwalter zu Koscinno (Kreis Wongrowitz), erhielten das preufsische allgemeine Ehrenzeichen. St. Paul-Illaire, von, Hofmarscliall z. D., Vorsitzender der deutschen dendrologischen Gesellschaft, Fischbach (Riesengebirge), er- hielt von Sr. kgl. H. dem Grofsherzog von Baden das Kommandeurkreuz I. Klasse des Zähringer Löwenordens, und Beifsner, L., kgl. Garten- inspektor, Geschäftsführer der genannten Gesellschaft, Poppeisdorf, die II. Klasse des gleichen Ordens. Beide Auszeichnungen wurden in Hinblick auf die im letzten Jahre in Karlsruhe stattgehabte Jahresversamm- lung der Gesellschaft, deren Protektor der Grofsherzog ist, erteilt. Mannigfaltiges. Kaffee ohne Kaffein. Wohl die Wenigsten wissen oder denken daran, dafs, wenn sie mit ruhigem Genufs ihren Kaffee schlürfen, sie sich ebenso langsam als sicher vergiften; besondere Gefahren bietet wahrscheinlicherweise der ohne Milchzusatz nach dem Mittagsessen genossene „kleine Schwarze". Der Kaffee enthält nämlich ein Gift — diesem Gifte verdankt er allerdings teilweise seinen Wohlgeschmack — das Kaifein oder auch Koffein genannt. Kaffein erzeugt anfangs eine erhöhte Herzthätigkeit, sodann Kongestionen, Schlaflosigkeit, Zittern; an diese Symptome können sich sodann steigernd reiiien Krämpfe, Konvulsionen, und schliefslich sogar der Tod durch Asphyxie (Er- sticken) oder Paralyse (Lähmung). Wer einmal jedoch sich an Kaffee gewölmt hat, kann nicht leicht des Kaffees entbehren. Allen jenen nun, die zwar gern eine Schale Kaffee weiter trinken, die ihnen beschiedenen Lebensjahre jedoch nicht abkürzen möchten, dürfte die Nachriclit als willkommene Botschaft klingen, dafs der französische Reisende Humblot auf der Insel Grofs-Comoro, nörd- lich von der Insel Madagaskar, vor einiger Zeit eine Pflanze gefunden hat, deren Bohnen auf dieselbe Weise zubereitet wie der gewöhnliche Kaffee denselben Geschmack und dieselben Wirkungen wie die Kafi'ee- bohnen zeigen. Als nun der französische Chemiker Gabriel Bertrand die Bohnen dieser Pflanze, die zu Ehren ihres Entdeckers den Namen Coffea humblotiana trägt, chemisch untersuchte, da stellte sich heraus, dafs in ihnen keine Spur des giftigen Kaffeins enthalten sei. Sollte also dieses Produkt in gröfseren Mengen auf die europäischen Märkte gelangen , so werden die Kaffeetrinker weiterhin ihrer Leidenschaft frönen können, ohne fürchten zu müssen, den Kaffeegenufs mit einer Einbufse an Lebensjahren bezalilen zu müssen, wenn — ja wenn nicht am Ende die Wissenschaft wieder dahinter kommen sollte, dafs die Bohne der Coffea humblotiana ein noch viel gefährlicheres Gift enthalte, als die Bohne von Coffea arabica. Briefkasten der Redaktion. Die in No. 38 abgebildete Topfrose der Sorte „Crimson Rambler" stammt nicht aus dem Garten von Kirsten, wie auch versehentlich in unserem Bericht über die Hamburger Ausstellung angegeben war, sondern aus der Gärtnerei von H. Bernd t, Wandsbek, was wir hiermit bericlitigen. E. L. , Königsberg i. Pr. Das sogenannte Pitchpine-Holz, welches wegen seines starken Harzgehaltes und seiner damit zusammen- hängenden Unverwüstlichkeit zur Herstellung von Mistbeetfenstern und Gewächshaussprossen mit Vorlielie verwendet wird , kommt aus den Urwäldern Floridas. Verantwortl. Redakteur; Max Hesdörffer, Bertin. — Verlac von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 6. Juli igoi. No. 40. NcKhdntck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Blumentreiberei. Aus Berliner Rosentreibereien. Vom Herausgeber. (Hierzu zwölf Abhihiuti^cn.) In Heft 30 des laufenden Jahrganges haben wir die Leser in Wort und Bild mit einer Anzahl von Rosentreibereien der Umgegend von Berlin bekannt gemacht. Die Gewächs- häuser, die wir dort im Bilde vorführten, zeigen den Kultur- zustand der blühenden Rosen bei der Frühtreiberei. Ab- gesehen von den dort aufgeführten und anderen Firmen, die sich mit dem Frühtreiben in massiv konstruierten heizbaren Gewächshäusern befassen, giebt es in Berlin auch eine Anzahl Firmen, welche hauptsächlich das Spättreiben in Doppelkästen, die meist primitiv gebaut, aber heizbar sind, ausführen, und dann solche, die in grofsen nicht heizbaren Blockhäusern treiben. Diese Treibereien setzen mit ihren Schnittrosen gerade dann ein, wenn der Import aus dem Süden infolge des Eintrittes der wärmeren Jahreszeit eingestellt werden mufs, und erzielen mitunter ganz netten Gewinn, obwohl die Rosen ausgangs April und im Mai im Preise schon erheblich ge- fallen sind. Man sagt mit Recht oder Unrecht, wir wollen es dahin- gestellt sein lassen, dafs die altberühmte Hamburger Rosen- treiberei in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist. Die schwache Beteiligung in Rosen auf der verflossenen Ham- burger Frühjahrsausstellung scheint dafür zu sprechen. In Berlin hat jedenfalls die Rosentreiberei, trotz der allenthalben laut werdenden Klagen über die Einfuhr südlicher Blumen, nicht an Umfang eingebüfst, ja gewonnen. Es sind haupt- sächlich Treibereien der Art, wie wir sie heute in Wort und Bild vorführen, die zugenommen haben; speziell das Treiben in Blockhäusern ist sehr populär geworden, und man kann Blick auf die Rosentreibereien von E. Thiel, Berlin-Plötzensee. Originalaufnahme für die ^Gartenwelt'*, Die Gartenwelt. 40 470 Die Gartenwelt. V, 40 E. Thiel unter seinen „Mar^chal Xiel'' Kosen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'^. genommen, wie er sich uns bei der Arbeit präsentierte, und diese Aufnahme ist vielleicht die einzige, die von Herrn Thiel vorhanden, da es die meisten Gärtner scheuen, ihr von ihnen nicht sehr hoch- geschätztes eigenes Ich auf die photographische Platte bringen zu lassen. Wir treiben in der „Gartenwelt" keinen sogenannten Personenkultus, aber Herr Thiel hat Anspruch darauf, einmal unserem Leserkreise vorgeführt zu werden, denn er ist ein Veteran der Arbeit, ein Gärtner der alten Schule, wie sie heute leider immer seltener werden. Die Thielsche Gärtnerei besteht aus dem sogenannten alten und dem neuen Rieselfelde, in einer Gesamtgröfse von 8 ha. Das erstere wurde von Thiel in den Jahren 1871/72 angelegt, nachdem es vom Jagen II der sogenannten Jungfernheide abgetrennt und dem Justiz- fiskus unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen abgepachtet wor- den war. Zur damaligen Zeit lag Plötzensee mit seiner grofsen Straf- anstalt, an welche sich die Thielsche Gärtnerei direkt anschliefst, noch weit aufserhalb des Weichbildes von Berlin, es existierten auch keine gepflasterten Verbindungstrafsen mit der Stadt, der ganze, heute reich bevölkerte Stadtteil Moabit war noch vollständig unbebaut, nur an der Stelle der heutigen Perlebergerstrafse befanden sich als einzige Gebäude die grofsen Pulvermagazine der Militärbehörde. Unter diesen Verhältnissen war es äufserst schwer, Dünger herbeizuschaffen, weshalb sich Thiel entschliefsen mufste, neben seinen Wohn- und Gewächs- häusern auch noch gröfsere Stallgebäude und Scheunen zu bauen. Diese Bauten erforderten damals in den Gründerjahren unverhältnis- mäfsig hohe Aufwendungen. Zu diesen ungünstigen äufseren Verhält- nissen gesellte sich noch die traurige Beschaffenheit des Bodens, der aus dem schlechtesten Flugsande der Mark bestand. So konnte Thiel zu Beginn seiner Thätigkeit auf diesem Grundstücke niemals darauf hier und da in den Vororten ziemlich umfangreiche Häuser- rechnen, die ausgesäten Mohrrüben da wachsen zu sehen, blocks sehen, die der späten Rosentreiberei dienen. Die wo er sie angebaut hatte, er mufste froh sein, wenn sie eigentlichen Rosenkästen, wie man sie in den Vierlanden bei an einer ganz anderen Stelle keimten, da, wo die in den Hamburg in so grofsen Massen sieht, sind in Berlin weniger häufig zu finden, doch wird in vielen Treibereien auch in Rosen- kästen getrieben. Die gröfste Treiberei dieser Art ist diejenige von E. Thiel in Plötzensee bei Berlin, aus welcher wir heute eine Anzahl interessanter Ansichten bringen. Bei der Aufnahme dieser Bilder hat die schon hochstehende Sonne etwas ungünstig mitgespielt, immerhin lassen dieselben den vorzüglichen Stand der Rosen - kulturen in genannter Gärtnerei erkennen. Die Abbildung der Titelseite, aus der Vogelschau aufgenommen, bietet ein Gesamt- bild der Thielschen Kästen, etwa 50 an der Zahl. Bevor wir auf die Kulturen näher eingehen, machen wir erst unsere Leser in obenstehendem Bilde mit der äufseren Person des Herrn Thiel Erhöhter Kasten mit „t.a Francc"-Rosen in der Gärtnerei von E. Thiel, Berlin-Plötzensee. bekannt. Wir haben ihn auf- Originalaulnahme für die ,GartenweU^ V, 40 Die Gartenwelt. 471 nächsten Tagen herrschende Windrichtung die Saat hingetrieben hatte. Man schüttelte in gärtnerischen Kreisen die Köpfe über das Wagnis, welches Thiel mit der Gründung der Gärtnerei in dieser abgelegenen, trostlosen Sandwüste unternahm. So hörte er eines Tages, wie von zwei an seinem Grundstücke vorübergehenden Genossen der grünen Zunft der eine zum anderen die Äufserung that: „Der will hier Gärtnerei anfangen, ich glaube, der Kerl ist verrückt!", eine Äufserung, die nichts weniger als ermutigend klang, aber unseren Thiel keineswegs entmutigte. Nachdem das Stamm- grundstück vorbereitet war, mufsten Schutzdämme angelegt werden, die dann in Entfernung von fünf zu fünf Metern mit hochstämmigen Pflaumen in vielen Sorten, als Zwischenpflanzung mit Stachel- und Johannisbeeren und Mahonien, bepflanzt wurden. Durch diese Bepflanzung wurde auch die notwendige Befestigung der Dämme erreicht. Die zwischen diesen Baum- reihen gelegenen Parzellen wurden mit Gemüse, vorzugsweise mit Spargel bepflanzt. Den Absatz der angebauten Gemüse besorgte ausschliefslich Frau Thiel, die Tag für Tag, richtiger Nacht für Nacht, und zwar abwechselnd auf den verschiedenen Märkten der Reichshauptstadt dem Geschäfte nach- ging, wie sie überhaupt bis auf den heutigen Tag ihrem Gatten, der jetzt auch von seinem erwachsenen Sohne unterstützt wird, eine treue Mit- arbeiterin ist. In früherer Zeit mufsten die Märkte schon um lo Uhr abends beschickt werden, während das Engrosgeschäft erst früh zwischen 3 und 4 Uhr begann und um ^ Uhr beendet war. Neben Spargel bildete Spinat die Hauptkultur, von welchem im Frühjahr tägUch i — 2 Fuhren, jede mit etwa 120 Kiepen beladen, auf den Markt kamen. Der Spinat stand damals hoch im Preise, die Kiepe wurde mit 3 — 4 M. bezahlt. Aber auch dem Baumschulenbetrieb wendete sich Thiel zu, namentlich befafste er sich mit der Kultur von Äii/es a/ireum in grofsen Massen für die Anzucht hoch- stämmiger Stachel- und Johannisbeeren, auch Pfirsiche und Aprikosen wurden in Mengen gezogen, zu welchem Zwecke Thiel zunächst loooo Mirabo- lanen und St. Julien aus Orleans bezog. Er hatte aber mit dieser Kultur wenig Glück, da das aus dem angrenzenden königlichen Forst übertretende Wild grofsen Schaden zufügte. Aus dieser Gründungszeit der Gärtnerei wächst noch einer der ersten kultivierten Pfirsiche an der Rückwand eines mit hochstämmigen „La France" -Rosen bepflanzten Hauses. Er ist trotz seines Alters noch völlig gesund, eine gute Eigenschaft, die er mit Thiel DoppcUüisten mit „Mad. Caroline Testouf'-Rosen in der Gärtnerei von E. Thiel, Berlin-Plötzensce. Origiiialaufnahme für die „Gartenwclt", Kose , Souvenir de laMalmaison" aus der Thielschen Gärtnerei. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. selbst gemeinsam hat, be- deckt eine Fläche von 40 qm und bringt jährlich reichlich Früchte. Infolge der fortgesetzt durch Wildschaden gemachten ungünstigen Erfahrungen mit dem Baumschulenbetriebe sah sich Thiel veranlafst, mit der Erdbeerkultur Versuche an- zustellen, die derart günstig ausfielen, dafs zur Anlage einer Erdbeeranlage geschritten wurde, welche schon im Jahre 1879 zur Erdbeerzeit einen Er- trag von über 5 hl vorzüg- licher Erdbeeren lieferte. Die 40* ■ 472 Die Gartenwelt. V, 40 Thielschen Riesenerdbeeren er- regten auf der ersten Berliner Gewerbeausstellung allgemeines Aufsehen, und damals beglück- wünschte auch Prinz Karl von Preufsen den Züchter in einem Schreiben zu seinen grofsartigen Leistungen auf dem Gebiete der Erdbeerkultur. Da sich die reichen Erträge der Erdbeer- plantage nicht alle im frischen Zustande verwerten liefsen, stellte Thiel auch zentnerweise Erdbeermarmelade her. Bald war aber der Boden erdbeer- müde geworden, er Ueferte nicht mehr die gewünschten Erträge, und dieser Umstand führte zur. „,^ ,, ^ •._ t- ■ ■ ^ .. t- .. • i. r> • j r-- .. ■ t.- -n ■ 1 o i- di •.. B SjDoppelkasten mit „Kaiserin Auguste victoria'-Rosen m der Gärtnerei von h. J hiel, Berun-Flotzensee. Einführung der Rosentreiberei, r, ■ ■ , , u r- a- r . 1,« ° Originalaufnahme für die „Oartenwelt". die seitdem bis auf den heutigen Tag mit grofsem Erfolg betrieben wird, da zur Saison bis 1500 Blüten täglich geschnitten werden, die fast sämtlich von der Berliner Grofshändlerfirma Hübner zum Weiterverkauf übernommen werden. Diese Rosentreiberei wird ausschliefslich in heizbaren Doppel- kästen betrieben, durch welche je ein Weg führt. Thiel begann damit im Jahre 1882, in welchem er sechzehn Kästen baute. Dann folgte im Jahre 1890 an anderer Stelle eine zweite Gruppe von gleichfalls sechzehn Kästen, im Jahre 1893 entstand dann eine dritte Gruppe, so dafs heute, abgesehen von verschiedenen massiv gebauten Häusern, fünfzig Doppelkästen im Betriebe sind. In den meisten dieser Doppelkästen wird nur je eine Sorte kultiviert. Die Gröfse und Höhe dieser meist aus Holz gebauten Kästen, von denen immer acht oder sechzehn parallel nebeneinander liegen und innen miteinander in Verbindung stehen, schwankt. Im Durch- schnitt sind sie etwa je 3 m breit, am First etwa 2 m, an den Seiten etwa i m hoch und etwas über 26 m lang. Sie sind ganz primitiv aus Holz gebaut, mit Mistbeetfenstern belegt und machen äufserlich den Eindruck kleiner Gewächshäuser. Die neueren Kästen haben alle 28 Mistbeetfenster auf jeder Seite, jedes 94 cm breit, und bei ihnen bestehen die Wandungen nicht aus Holz, sondern aus doppelten Magnesitplatten, welche eine Luftschicht von etwa 8 — 10 cm zwischen sich haben. Die äufsere Magnesitplatte ist stärker als die innere, beide sind geteert, was auch bei den aus Holz gefertigten Sparren und Thüren der Fall ist. Bei diesen aus Magnesit- platten gebauten Häusern ist ein gemauerter Sockel notwendig, da die genannten Platten nicht in die Erde kommen dürfen, wo sie zerfallen würden. Die Heizanlage dieser Rosenkästen besteht aus einem Kaiser- kessel No. 3, vier Clima.\kesseln No. o bis 4, und einem Tremieur- kessel. An diese Kessel sind über tausend laufende Meter Heiz- rohre angeschlossen. An Heizmaterial werden im Laufe der Treib- periode 2COO Zentner Koks verfeuert. Wie wir bereits eingangs erwähnten, liegt die Thielsche Gärt- nerei ziemhch unmittelbar an der grofsen Strafanstalt Plötzensee. Rose „Kaiserin AugusteVictoria" aus der Thielschen Gärtnerei. Aus dieser Anstalt hat Thiel für seine Kulturen das Rieselwasser Originalaufnahme für die , Gartenwell", gepachtet, desscn Quantum heute innerhalb 24 Stunden auf etwa V, 40 Die Gaiteuwelt. 473 600 cbm sich beläuft. Dieses Rieselwasser ist aber sehr dünn, da der Wasserverbrauch in den Koch- und Waschküchen und den Badezellen der Anstalt sehr stark, man rechnet auf den Kopf der Insassen der Anstalt täglich 10 Kubikfufs, d. s. 270 1. Daher ist auch dies Rieselwasser fast ganz klar, wogegen das Berliner wie Jauche aussieht. Mit diesem Riesel- wasser werden die Kästen direkt berieselt, da durch das ganze Grundstück unterirdische Röhren gehen, die auch in die Rosenkästen führen und in jedem dieser Kästen die Be- rieselung gestatten. Diese Röhren laufen an der Stirnseite der Rosenkästen entlang und hier tritt durch einen Schieber das Wasser durch eine Längsrinne in den zu berieselnden Kasten, der durch einen kleinen Erddaram von dem Nach- barkasten getrennt ist. Bei jedesmaliger Berieselung läfst man den ganzen Boden etwa handhoch überfluten, so dafs die ausgepflanzten Rosen völlig im Rieselwasser stehen. Eine derartige Berieselung erfordert zehn Minuten Zeit, dann wird der Schieber geschlossen und der nächste Kasten berieselt. Die erste Berieselung erfolgt im Januar, zu welcher Zeit mit dem Treiben der ersten Rosen begonnen werden soll, und wird dann bei heiterem Wetter alle acht, bei regnerischem nur alle vierzehn Tage bis kurz vor der Blütezeit wiederholt. Da aber das Rieselwasser, \vie bereits erwähnt, stark verdünnt ist, wird etwa alle drei Wochen noch mit Kuhdünger nach- geholfen. Zur Zeit der Gründung der Gärtnerei waren etwa 400 Gefangene in Plötzensee, jetzt sind es deren 15 — 1900. Demgemäfs ist die Menge des Rieselwassers jetzt die oben angeführte sehr erhebliche, so dafs es Herrn Thiel nament- lich bei starkem Frost im Winter oft recht schwer fällt, das Rieselwasser zu verwerten. Trotz der leichten und häufig ausgeführten Berieselung verwendet Herr Thiel bedeutende Sorgfalt auf die Zube- reitung des Bodens. Die Rosen stehen nicht in dem Sand- boden der Mark, sondern in besonders präparierter Kompost- erde. Lassen die Rosen eines Doppelkastens im Ertrage nach, d. h. ist der Boden rosenmüde geworden, so werden sie im Herbste sämtlich ausgenommen, in Töpfe gepflanzt, um dann noch einmal in diesen getrieben und als Topf- pflanzen verkauft zu werden. Nach Räumung des Kastens wird der alte rosenmüde Boden in der gehörigen Tiefe ent- fernt und durch neue präparierte Komposterde ersetzt. Thiel treibt also in der Hauptsache nur ausgepflanzte Rosen und zwar vorzugsweise niedrig veredelte. Die Rosen- sorten haben im Laufe der Jahre gewechselt. Man mufs hier natürlich mit der Mode gehen und vornehmlich die Sorten treiben, die der Berliner Markt bevorzugt. Zur Zeit werden in erster Linie ,^Mme. Caroline Testoiit'''' , „Kaiserin Auguste Victoria''^ und ,^La France^'', welch letz- tere hier immer kerngesund ist, ferner „Horace Vernet''\ „Fisher et Hohnes'^ und „Ulrich Brunner fils" getrieben, in geringerer Menge auch: „Marie Baumann''^ , „Captain Christy''^ , Baronne de Rothschild^\ „Mlle. Euginie Verdicr", „Niphetos^\ „Marie van Houtte''^, „Souv. de la Malmaison''^ „Marichal Niel" und verschiedene andere ältere und neuere Sorten. Die Rosen entfalten bei der geschilderten Behand- lungsweise einen ganz enormen Trieb. So zeigt die Abbildung Seite 470 einen mit „La France''' -Rosen besetzten Doppelkasten, deren Blütentriebe teilweise bis i^/.j m lang wurden, wes- halb der Kasten erhöht werden mufste, indem man an den Seiten Wände in der Höhe des Firstes errichtete und dann die Fenster wieder auflegte, so dafs aus dem Satteldach ein flaches Dach wurde, das an den Seiten wie am Firste die Höhe von 2 m hatte. Die genannte Abbildung läfst deutlich erkennen, dafs die Rosentriebe schon vor Beginn des Schnittes weit über die Tragbalken des Daches hinausgewachsen waren. Unsere übrigen Abbildungen von Rosenkästen und Einzel- blumen der Thielschen Treiberei bedürfen keiner besonderen Erläuterung. Wie so viele andere Schnittblumenzüchter, klagt auch Herr Thiel neuerdings über das Zurückgehen der Preise für Rosenblumen, die heute in keinem Verhältnis mehr zu den enorm hoch gestiegenen Kosten des Heizmaterials stehen. Dieser Preisfall ist nach Ansicht Thiels nicht nur auf die mehr und mehr hervortretende Überproduktion, sondern vor- zugsweise auch auf die Preisschleuderei der zollfrei aus dem Süden eingeführten Schnittblumenmassen zurückzuführen, und sehnt auch Herr Thiel einen angemessenen Schutzzoll her- bei, von der Ansicht ausgehend, dafs nur durch einen solchen die Rosentreiberei vor dem Zurückgehen bewahrt werden kann. Ein zweiter, noch jüngerer, aber gleichfalls sehr erfolg- reicher Berliner Rosentreiber ist Herr L. Schmidt in Britz bei Berlin. Schmidt ist auch ein Mann der Arbeit, von Hause aus Baumschulen- gärtner, der als "■ \ ^g I solcher unter anderem in der heute nicht mehr bestehen- den Baum- schulenfirma von Haack & Müller in Trier und viele Jahre lang in den Späthschen Baumschulen thätig war. Wir haben es uns nicht versagen können, auch Herrn Schmidt bei der Arbeit, so wie wir ihn trafen, zu pho- tographieren, um auch ihn unseren Lesern auf Seite 474 im Bilde vor- Rose „Ulrich Brunner fils" aus der Thielschen Gärtnerei Originalaufnahme für die „Garteuwelt' 474 Die Gartcnwelt. V, 40 führen zu können. Er präsentiert sich auf dieser, wenn wir nicht irren ersten Aufnahme, die von seiner Person gefertigt wurde, in Hemdsärmeln, so wie wir ihn unter dem Einflufs der ausgangs Mai ungewöhnlich warmen Witterung unter seinen Pfleglingen antrafen. Auf diese abnorm hohe Mai- temperatur ist Schmidt übrigens mit vollem Recht nicht gut zu sprechen, da die Rosen durch die hohe Temperatur in zu rascher Folge aufblühten, und die Preise deshalb aufserordentlich sanken, wodurch in diesem Jahre die Einnahmen um ein Drittel gegen diejenigen des Vorjahres zurückgeblieben sind. Wie alle Berliner Treibgärtner, so verkauft auch Schmidt seinen ganzen Er- trag an eine Grofshändlerfirma, welche die Rosen aus den Blockhäusern, von welchen zwei vorhanden sind , unsortiert , wie sie geschnitten werden, die beliebtesten und die weniger beliebten Sorten, zum Preise von Mark 10, — pro 100 Stück übernimmt und dies zu einer Zeit, zu welcher in den hiesigen Blumengeschäften für Durchschnitts- blumen noch 30 Pfg., für bessere auch 50 Pfg. pro Stück bezahlt werden. Aber die Besitzer grofser Treibereien sind hier bei den enormen Entfernungen, welche zwischen den Kulturen und den verschie- denen Blumengeschäften in und bei Berlin bestehen, leider noch auf den Zwischenhandel angewiesen. Es liegt den Leuten daran, regelmäfsige Abnehmer zu haben, die den ganzen Er- trag übernehmen und sie der Anknüpfung von geschäftlichen Einzelverbindungen mit den Blumenhand- lungen überheben, die nicht nur durch die grofsen Ent- fernungen erschwert werden, sondern auch durch den Umstand, dafs die einzelnen Blumenhandlungen einmal grofsen, ein- mal kleineren und dann wieder gar keinen Bedarf haben, das letztere unter Umständen zu einer Zeit, zu der dem Züchter gerade ein rascher Absatz er- wünscht sein könnte. L. .Schmidt in seinem Hluikliuuse, Originalaufnahme für die „Gartenwelt". „Mme. Caroline Tcstout"- Rosen im Blockh.iuse von L. Schmidt, Berlin-Britz. Originalaufnalime für die „Gartenwelt*. Warum thun sich nicht die Gärtner der verschiedenen Vororte zwecks Umgehung des Zwischenhandels zur Errichtimg eigener Verkaufsstellen zusammen, die von je einem tüchtigen Verkäufer zu leiten wären? Wie bereits erwähnt, befinden sich auf dem schmalen, aber ziemlich langen Grund- stücke Schmidts zwei Blockhäuser, ein klei- neres und ein grofses; das letztere be- deckt eine Grundfläche von etwa 2000 qm und ist mit 1000 Mistbeetfenstern belegt. Diese Blockhäuser sind nicht heizbar und von Schmidt ohne fachmännische Hilfe selbst erbaut. Die Tragbalken sind aus dem Gerippe nicht mehr dienstfähiger Spreekähne gezimmert, da nur ein billiges Bauen die späte Treiberei im Blockhause rentabel machen kann. .\uch die Dach- konstruktion ist eine höchst einfache. Die Fenster liegen nebeneinander, so dafs es bei Regenwetter an allen Ecken und Enden sehr stark durchtropft, was aber bei dem durchlässigen leichten Sandboden der Mark die Rosen absolut nicht schädigt. Ebenso wie von den Doppelkästen der Thielschen Gärtnerei werden von den Blockhäusern, aus welchen wir mehrere Abbildungen bie- ten, im Sommer die Fenster abgenommen, unter Dach und Fach gebracht, vorher aber in jedem zweiten Jahre frisch gestrichen. Mit Ein- tritt des Winters werden die Fenster wieder aufgelegt, eine Heizung erfolgt, wie bereits erwähnt, nicht. In dem ver- flossenen strengen Winter sind aber nicht nur im Freien, sondern auch in den bedeckten Blocks zahlreiche Rosen er- froren, so dafs auch schon aus diesem Grunde der Ausfall iu diesem Jahre er- heblich war. Schmidt treibt ebenso wie Thiel nur niedrig veredelte Rosen, die er sich zum gröfsten Teile selbst heranzieht, da er Klima und Boden für Hochstammkultur nicht geeignet be- findet. Da im Win- ter auch in fest- stehenden heizbaren V, 40 Die Gartenwelt. 475 Gewächshäusern Topfrosen und zwar schon sehr früh getrieben werden, so beginnt der Schnitt in der Schmidtschen Gärtnerei bereits Mitte Januar. Wenn die letzten Topfrosen abgetrie- ben sind, nimmt der Schnitt in den Blockhäusern seinen Anfang, was in diesem Jahre gegen Mitte Mai der Fall war, um Mitte Juni zu enden. Nicht selten werden in den Gewächs- häusern die allerersten „Za /^/-(2«(T"-Rosen schon zu Weih- nachten geschnitten, wenn die Witterung dieser frühesten Treiberei günstig ist. Unsere beistehenden Abbildungen ver- anschaulichen Einzelbilder aus dem grofsen Blockhause. Die abgebildeten ,^ Auguste Victoria-''^ und „TVj'/ö«/" -Rosen wurden erst vor einem bezw. zwei Jahren ausgepflanzt. In diesem grofsenßlock- hause stehen neben diversen mit den Töpfen eingesenkten Rosen tausend Stück ausgepflanzte. Vor dem Auspflanzen einer Parzelle wird der Boden 2 m tief rigolt und natürlich auch gut gedüngt. Zur Hauptblütezeit im Mai werden in den beiden Block- häusern täglich zwei- tausend und mehr Blumen geschnitten. Die von Schmidt be- vorzugten und haupt- sächlich ausgepflanz- ten Treibsorten sind: ,^ Kaiserin Auguste Victoria'''', „Mme. Ca- roline Testout'* , y^Ul- rich Brunner fils^' , JohnLaing", „Wel- lington''^, „Fisher et Holmes''. Teilansichten aus dem Blockhause von L. Schmidt, Berlin-Britz. Oben „Ulrich Brunner fils"-, unten „Kaiserin Auguste Victoria"-Rosen. Originalaufnahine für die „Ganenwelt*. 476 Die Gartenwelt. V, 40 Stauden. Iris bosniaca. — Unter den vielen frühblühenden Iris-Arttn zeichnet sich die neue Jris bosniaca als eine der wertvollsten für die Schnittblumen-Kultur aus. Im Wüchse bleibt die Pflanze niedrig, an dem verhältnis- mäfsig langen Blütenstiele erscheinen die grofsen wundervollen bräunlich-gelben, bläulich angehauchten Blüten, welche mit jeder Orchidee in Wettbewerb treten können und jedenfalls Aussicht haben, als Schnitt- und Bindeblume bald begehrt und gut bezahlt zu werden. E. R. Rudel, Staudenkulturen, Naunhof-Leipzig. Spiraea pectinata gehört zu den eigenartigsten Vertretern der Gattung. Auf den ersten Blick könnte man das Pflänzchen für eine moosartige Saxifraga halten. Die kleinen, lichtgrün be- blätterten Büsche sind kaum mehr als 8 cm hoch. Die Blüten erscheinen in zahlreichen kurzen Ährchen und sind tief rahm- farben. 5. pectinata ist in den Rocky Mountains in Nordamerika heimisch. («The Gard. Chron.") Iris willmottiana stellt, englischen Quellen zufolge, eine sehr interessante Neuheit dar, welche 1890 durch einen Sammler der Firma Van Tubergen-Haarlem in den Gebirgen des östlichen Turkestan in beträchtlicher Höhenlage gefunden wurde. Diese Iris steht /. caucasica sehr nahe und unterscheidet sich in der Haupt- sache nur durch die von caucasica ganz abweichende Blütenfarbe, die sich als lavendelblau bezeichnen läfst, mit weifsen Flecken und tiefer blauen Zeichnungen. Man wäre geneigt, /. willmottiana für nur eine blaue oder purpurne Form von caucasica zu halten, wenn beide sich nicht doch noch in anderer Weise unterschieden. So sind nicht nur die Blüten der Neuheit kleiner, sondern deren Blütensegmente ähneln mehr denen von /. orchiodes, und in der That scheinen wir es hier mit einer zwischen letzterer und cauca- sica stehenden Art zu thun zu haben. Zwei neue Stauden aus den Rocky Mountains. — Die Firma H. Henkel -Darmstadt sandte uns vor kurzem blühende Exemplare zweier hübscher Stauden aus den in der Überschrift genannten Gebirgszügen der Vereinigten Staaten. Es waren Pm- tastemon riparius und Erigeron glandulosus. Der Pentastemon hat schmale, spatelige, bis etwa 8 cm lange Grundblätter, während die gegenständigen oberen Stengelblätter von lineal-lanzettlicher Gestalt und schmäler sind. Die Blüten stehen an reichlich ^\., m hohen Stengeln, entspringen zu 5 und mehr an einem Stiel doldenartig vereint aus den Blattachseln, und sind hell-lilafarben, teilweise dunkler lila schattiert. Die Farbe ist eine sehr zarte, und die Blütenstengel scheinen sich längere Zeit im Wasser schön frisch zu halten. Aus diesem Grunde besonders möchten wir diesem Pentastemon einige Verbreitung in den Kulturen wünschen. Der Erigeron ist ein niedriges, 3 — 5 cm hohe Polster bil- dendes Pflänzchen, dessen Blüten einzeln auf 12 — 15 cm hohen Stielen stehen. Die schmallinealischen Blätter sind im Durch- schnitt ungefähr 3 cm lang. Die zart lilafarbenen Blütenköpfchen messen 3 cm. Die ganze Pflanze ist in fast allen Teilen, wie schon der Name sagt, fein drüsig behaart. Zumal für Gesteins- partien dürfte dieser uns noch neue Erigeron gewifs willkommen sein. C. Seh. Gärtnerische Reiseskizzen. Aus Kamerun 111. Früh schon, im dämmernden Morgen- grauen, wenn über dem Flufs und den mächtigen Wäldern noch die dichten Nebel lagern, lichtet der Gouvemementsdampfer „Nachtigal" die Anker, um nach dem etwa 4—5 Stunden Fahrt erfordernden Küstenort Victoria aufzubrechen. Der „Nachtigal", im Verhältnis zu den Wörmann- Dampfern ein kleiner Dampfer, wählt zu seiner Fahrt nach dort gern den Weg durch die toten- stillen sogenannten Creeks, da „aufsen herum", wie man hier sagt, das ist an der Küste entlang, bei dem lebhaften, bewegten Seegang, der kleine Dampfer ungemein schwankt, was in an- betracht der nötigen Seeopfer schon manchem die schöne Seereise verleidet hat, trotz der schönen, erfrischenden Brise, die hier weht, und die bei der beständigen, erschlaffenden Hitze ungemein stärkt und neu belebt. Flufsabwärts fährt der Dampfer und nähert sich dem grofsen Kamerunbecken, um hier in einem der zahlreichen Creeks zur rechten Hand einzubiegen. Die Urwälder an den fernen Ufern des Kamerunflusses machen hier ausschliefslich den Mangrovewäldern Platz. Die Creeks sind nur wenig breit und verengen sich mehr und mehr, sind jedoch genügend tief, um den kleinen Dampfer passieren zu lassen. Totenstille herrscht hier überall, dumpf und schwül brütet die Sonne über dem schwarzen, gänzlich stillen Wasser; kein Wind, kein Luftzug, ein beängstigendes, drückendes Schweigen, nur unterbrochen von dem regelmäfsigen hastenden Arbeiten der Maschine des Dampfers. Seltsam erscheinen die interessanten Formen der Mangroven; bald sind es hohe schlanke Bäume, bald dichte Büsche, aber überall, wie lange Stelzen, stehen im Bogen die zahlreichen Luft- wurzeln, ein verworrenes Wurzelgeäst über dem Wasser bildend. Morast, schwarzer Schlamm, das ist überall der Boden der Man- groven, unbetretbare Wälder, in denen weder eines Menschen, noch Tieres Fufs haften kann, da sie sofort in dem überschwemm- ten Schlamm versinken würden. Nur Vögel, ähnlich den Fisch- reihern, sieht man öfter mit schwerem Flügelschlag forteilen, denen sich Möwen anschliefsen ; auch der interessante Flamingo hat hier sein Heim. Nach dieser langen, monotonen Fahrt ver- drängt allmählich die Mangroven eine andere, vielfältigere Vege- tation an den Ufern; Palmen treten auf, vermischt mit anderen Bäumen und Büschen, eine frische Brise macht sich bemerk- bar, alles atmet erleichtert auf, der Dampfer biegt in die offene See ein. Es bietet sich nun dem Auge ein entzückendes Bild von wunderbarem landschaftlichen Reiz: von den beengenden Man- grovewäldern der Creeks befreit, schweift das Auge zur Linken weit, fern hin über das unendlich weite Meer, während zur Rech- ten jäh aufsteigende Felsen, an denen sich die Meereswogen in rauschender Brandung zerstäuben, abwechseln mit dichtem Ur- wald. Das Meer bildet hier viele, tief in das Land hinein ab. gerundete Buchten, und kaum passiert der Dampfer die weit ins Meer vorspringende Landzunge der einen Bucht, so merkt der überraschte Blick bereits die zweite und so fort bis nach Victoria, das selbst in einer solchen, tief einschneidenden Bucht reizend an der Küste gelegen ist. Jetzt zeigt sich drüben an Land das erste weifse Europäerhaus, mit angrenzenden Kakaoplantagen. Zwischen riesigen Urwaldbäumen lugen die Wirtschaftsgebäude der Pflanzung (N'Bamba, ein Vorwerk der Hauptpflanzung Kriegs- schiffhafen) hervor, und an den Bergen empor ziehen sich die regelmäfsig gepflanzten Reihen des Liberia-Kaffee (Coffea liberica L.) und Kakaoplantagen. Weiter drüben zwischen Busch und Urwald sieht man das Dorf Bimbia, zunächst am Strand einzelne Neger- hütten, die sich dann, weiter aufwärts, zu dem Dorfe vereinen. Die nächste Bucht zeigt die Hauptplantage „ Kriegsschiff hafen". Auf hohem Felsen ist das Hauptgebäude errichtet, dem sich Wirtschaftshäuser anreihen. Hier ist die Küste dicht mit Wald bestanden und verhindert von der See aus die grofsen Kakao- felder dieser ältesten Pflanzung Kameruns zu sehen. Auch diese Bucht passierend, gelangt der Dampfer an gröfseren und kleineren vorgelagerten Inseln vorüber, endlich in die Bucht von Victoria. V, 40 Die Gartenwelt 477 Es giebt wohl selten ein Fleckchen tropischer Erde, das sich an Naturschönheit und landschaftlichem Reiz mit Victoria messen könnte. Zu beiden Seiten eingeschlossen, von zwei sich weit vor in das Meer erstreckenden Landzungen, dicht bestanden mit dem prächtigsten Urwald, aus dem Kokos- und Ülpalmen und einzelne Waldriesen mächtig emporragen; bald fällt der Strand in steilen Felsen dem Meere zu, bald neigt er sich allmählich, am Ufer verflachend. An Felsen und ins Meer vor- geschobenen Felsblöcken sieht man überall die weifse, schäumende Gischt der Meeresbrandung hoch aufspritzen. Weit draufsen im Meer erheben sich vor der Einfahrt mehrere steile, felsige Inseln, die Pirateninseln, von denen die gröfste bewohnt ist. Bewaldet, lugen zwischen Bäumen und Büschen die Palmenhütten der Neger hervor; drüben, zwischen Palmen und Urwaldbäumen ziehen sich am Strande die weifsen Tropenhäuser der Europäer längs der ganzen Küste hin, Faktoreien, das Bezirksamtsgebäude, die Kapelle der Baseler Mission, der botanische Garten mit seinem Direktor- und Assistentenhaus, und endlich, ganz links, die Ge- bäude der westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft Victoria. Land- einwärts erstreckt sich der riesige Urwald in dem Gebirge immer höher empor, Hügel reiht sich an Hügel, Berg an Berg, bald mit steiler Spitze, bald kegelförmig, überall aber dicht bewaldet, immer höher hinauf, eine Bergspitze die andere überragend, bis dann das ganze, wunderbare Naturpanorama begrenzt wird durch den hohen, gewaltigen Gebirgsrücken mit seinem grauen Gipfel, dem Pic von Kamerun. Schwarz, dunkel, schattenhaft erscheinen vom Meere aus die massigen, steilen Gebirgswände, welche die grünen, aufsteigenden Wälder noch hoch überragen. Zur Seite steigt der kleine Kamerunberg schwindelnd hoch und spitz empor, man sieht von unten seine Abstiege, doch ist derselbe bis zur Spitze bewaldet. Das ganze Gebirge steckt meistens in Wolken, doch ist die Aussicht von hier unten an hellen Tagen, wenn sich allmählich die schweren Dunst- und Regenwolken, besonders am Morgen, langsam verziehen, die grauen Nebel immer höher steigen und endlich dem Blicke alles freilegen, eine selten schöne. Auch das Meer bietet bei dem kurzen, farbenspielenden Sonnen- untergang der Tropen eine märchenhafte Pracht; fern draufsen erscheint, in grauen Umrissen aus dem Meere aufsteigend, der Pic von Fernando Po, hinter welchem die Sonne allmählich ver- schwindet, die Wellen des weiten Meeres rings umher bald rosig, bald golden färbend und dann wieder in dunkle Farben tauchend, selbst der so ferne Gipfel des Pic von Fernando Po erscheint in wechselnder Farbenpracht. Nur kurze Minuten dauert dies wechsel- volle schöne Farbenspiel, bald ist die Sonne verschwunden und dann erscheint rasch und schweigend die schwüle Tropennacht, nur die Wellen des Meeres wogen und schäumen in rauschender Brandung dem LIfer zu, immer dieselbe dumpfdröhnende Melodie. Der Ort Victoria hat eine sehr bedeutende, verheifsungs- volle Zukunft, er ist die Zentrale für die gesamten Plantagen am Fufse des Kamerungebirges und der des Gebirges selbst, deren Er- zeugnisse auch hier zum gröfsten Teile verschifft werden, gewinnt also auch für die Dampfer immer steigendere Bedeutung. Die Regierung hat ihre Verwaltung hier erheblich erweitert. Die Post ist vergröfsert worden und es ist hier ein weifser Postsekretär stationiert; ein Hotel ist nun schon einige Jahre im flotten Be- trieb und hat ebenfalls vergröfsert werden müssen; hier verkehren Passagiere von den draufsen vor Anker liegenden Dampfern, Be- amte der Regierung und Pflanzer, die, aus dem Innern kommend, in Victoria ihre Geschäfte abwickeln, und man findet immer an- regende Gesellschaft der verschiedensten Europäer, die sonst meilenweit im Busch verschlagen sind. Ein Hauptinteresse für die Pflanzungen gewinnt Victoria durch seinen botanischen Gar- ten mit semen gröfseren Versuchsplantagen der verschiedensten tropischen Kulturen, seinen vorbildlich wirkenden wirtschaftlichen Einrichtungen, Gebäuden, Maschinen etc., seinen Ernten und Bereitungen der Ernten. Eine Schilderung desselben wird in einem anderen Briefe folgen. Gehölze. Betrachtungen über verschiedene Linden und deren Eigenschaften. — Bekanntlich ist die Linde ein sehr beliebter Baum, von grofsem landschaftlichen Wert und für gröfsere Anlagen unentbehrlich. Sie ist vorzüglich geeignet zu Gruppenpflanzungen, zur Bildung höherer Massen, da sie bei ihrer Raschwüchsigkeit in verhältnismäfsig kurzer Zeit schnell heranwächst, ebenso ist sie zur Alleepflanzung sehr beliebt und gesucht und erreicht ein hohes Alter. Bei unseren Vorfahren waren die Linden mit manchen religiösen Gebräuchen eng verbunden und wurde bei ihnen diesen Bäumen eine höhere Bedeutung beigelegt. Man findet in den meisten Dörfern der Provinz Sachsen, Schlesien und der Rhein- provinz noch alte mächtige Lindenbäume, in deren Schatten unsere Voreltern ihre Dorfgerichte abhielten, unter deren weit aus- gebreiteten Kronen heute noch die Jugend ihre Pfingsttänze feiert. Die Gattung Linde (Tilia L.) enthält ebenso wie die Gattung Ahorn eine grofse Anzahl ausgezeichneter Baumarten. Unter denselben jedoch die absolut besten zu bezeichnen, dürfte seine Schwierigkeit haben. Immerhin lassen sich Tilia tuchlara und T. platyphyllos als zwei Vertreter der Gattung anführen, welche als die vom allgemeinen Gesichtspunkte aus empfehlenswertesten angesehen werden können. Tilia euihlora K. Koch oder dasystyla Loud. (in den Gärten auch T.europaea dasystyla genannt), die Krimlinde, ist wegen ihrer glän- zend dunkelgrünen Belaubung und ihres raschen Wuchses sehr be- hebt. Sie ist ein Baum, den man seiner guten Eigenschaften halber als den Normal-Strafsenbaum bezeichnet. Er wächst leicht, bildet mit seinen ein wenig überhängenden Zweigen eine schöne, nicht schwerfällige Krone und erreicht unter günstigen Verhält- nissen, die seine vollkommene Entwicklung gestatten, eine Höhe von 30 m. Gegen Rauch und Strafsenstaub nicht empfindlich, hält sich das freudige Grün des Baumes bis spät in den Herbst hinein. Tilia platyphyllos Scop. (syn. T. grandifoHa Ehrh.), grofsblättrige, auch Sommerlinde genannt, ist in Mitteleuropa heimisch und erfreut sich von alters her einer grofsen Beliebtheit. Die mittel- alterliche Dorflinde wird mit dieser Art bezeichnet. In ihren guten Eigenschaften steht sie der vorigen nicht nach, wenn auch ihre Belaubung nicht ganz so schön ist, wie bei jener. Dafür entschädigt sie während der Blütezeit durch den herrlichen Duft ihrer zahllosen Blüten, bei welch letzteren die Bienen ihre beste Nahrung suchen und finden. Die Sommerlinde gilt als ein schnellwüchsiger, selten fehl- schlagender, allgemein zu empfehlender Strafsenbaum. Eine ebenso schnellwüchsige Art ist nächst T. platyphyllos die rotzweigige Linde, T. corallina Sm., welche wohl nur als eine Form der Sommer- linde zu betrachten ist. Weitere schöne Formen sind T. platyph. var. aurea mit goldgelben Zweigen, und T. plat. var. rubra mit den auffallend rötlichen Trieben. Von corallina unterscheidet sich T. rubra durch die mehr ins Bräunliche gehende Färbung des Holzes. Tilia alba Ait. (syn. T. aviericana Dur.), die amerikanische Silberlinde, zeigt eine etwas hängende Tracht, die Blätter rind auf der unteren Seite grauweifs, auf der oberen Seite lebhaft grün. Ich komme jetzt zu einigen Linden, die sich vermöge des überhängenden Wuchses ihrer Zweige sehr gut als Trauerbäume 478 Die Gartenwelt. V, 40 eignen und namentlich zur Einzelpflanzung auf Rasen, zur Schaffung von Sitzplätzen und schliefslich zur Grabhügelbepflanzung vielfach verwendet werden. Es sind dies zunächst: Tilia Beaumontn hört. (T. platyphyllos var. oHiqua), eine Trauer- linde mit glänzend grüner Belaubung; der Baum wächst kräftig, und die dichtwachsende, kompakte Krone baut sich ganz von selbst vorzüglich. Ebenso gewährt Tilia pttiolaris DC. (T. alba pendula hört.), die Trauer-Silberlinde, mit ihrem leicht hängenden Wüchse und der schönen weifsglänzenden Belaubung einen interessanten Anblick. Von den Abarten der amerikanischen oder Schwarz-Linde (T. amiricana L.) wird T. americana var. Mollkei Späth als die rasch- wüchsigste bezeichnet. Der Baum ist in der Späthschen Baum- schule als Sämling entstanden und im Jahre 1883 als Neuheit in den Handel gegeben. T. Moltkei wird mehr als Parkbaum als für Alleen verwendet und hat sich ihres schönen Blattwerks wegen schon recht viel Freunde erworben. Tilia tomentosa Mnch. (syn. T. argmtea Des/.), die morgen- ländische Silberlinde, ist in der Jugend etwas empfindlich, auch wächst sie verhältnismäfsig langsam, bildet jedoch später eine vollständig runde Krone. In Strafsenpflanzungen ist sie wegen der grofsen Empfindlichkeit der Blätter — weil die von den Steinen zurückstrahlende Wärme die Unterseite der Blätter zu sehr austrocknet, wodurch das Blatt früh abstirbt und darunter der ganze Baum zu leiden hat — nicht zu empfehlen. Sie sollte daher lieber als Parkbaum oder auch auf ungepflasterten Prome- naden Verwendung finden, weil hier der Boden die Sonnenwärme nicht so zurückstrahlt. ' Tilia ulmifolia Scop. (auch parvifolia Ehrli. und cordaia Mill. ge- nannt), die kleinblättrige oder Winterlinde, ist von etwas lang- samem Wuchs, wird auch nicht so hoch und stark wie die Sommer- linde, blüht jedoch voller und schöner als letztere. Der Baum gedeiht selbst noch in rauheren Lagen und wird in solchen daher gern angepflanzt. Tilia vulgaris Hayne (syn. intermedia Ehrh., lioUandica Mill), die gemeine oder Zwischenlinde, auch holländische Linde genannt, ist ein grofser Baum, der zwischen der Sommerlinde und der Winterlinde die Mitte hält und nicht selten mit der Sommerlinde verwechselt wird. T. vulgaris hat das Unangenehme, dafs ihre Blätter im Sommer, besonders wenn dieser recht trocken ist, derart von der roten Milbe befallen werden, dafs sie schon Ende August gelb zu werden beginnen und abfallen und die Allee be- reits im September ein herbstliches Aussehen zeigt. Die Linde verlangt im allgemeinen einen guten, kräftigen, tiefgründigen Boden mit reichlicher Feuchtigkeit, eignet sich be- sonders für Niederungen und ist unter solchen Verhältnissen raschwüchsig. In trockenen und rauheren Lagen, wie auf Bergen und Bergabhängen, gedeiht nur noch T. ulmifolia gut. Auch das Abhauen und starke Zurückschneiden verträgt die Linde sehr gut. Die erfolgreichste Vermehrung ist durch Samen. Man zerkleinert die Früchte vorsichtig, damit die Samenkerne ausfallen, und sät letztere im Herbst dünn aus, worauf man sie flach mit Erde bedeckt. Oder man streut die Früchte auf die rauhe Oberfläche der Samenbeete aus und drückt sie nur an. Bei letzterem Verfahren säe man dichter, da viele Körner nicht zum Keimen gelangen. Trotz der Herbstaussaat gehen die Körner ungleichmäfsig auf. Ableger schlagen bei verschiedenen Arten leicht Wurzel, geben aber keine schönen Bäume, ebenso die Wurzelausläufer. Am gebräuchlichsten ist die Vermehrung der fremden Arten und der Spielarten durch Okulieren auf Sämlinge unserer einheimischen Linden, welche noch am reichlichsten keim- fähigen Samen liefern. Paul Jurafs, Baumschulenweg bei Berlin. Bryanthus glanduliformis *) ist ein niedriges Heide- pflänzlein, welches nicht höher als 7 — 8 cm wird und dabei durch grofse, leuchtend gefärbte, Penfastemon -a.rt\^e Blumen sich aus- zeichnet. Diese werden etwa 3 cm lang und erscheinen reichlich; ihre Färbung ist ein äufserst lebhaftes Magentarot. Heimat Nord- amerika, (n^he Card. Chron.") Schlesiens älteste Eiche. — Zu dem unter dieser Über- schrift auf Seite 42g dieser Zeitschrift berührten Thema möchte der Unterzeichnete noch bemerken, dafs in dem an prächtigen deutschen Waldbäumen so reichen Muskauer Parke neben vielen mehrere hundert Jahre alten Eichen auch eine solch' „uralte Rieseneiche" steht, wie sie an eingangs genannter Stelle ab- gebildet und beschrieben wurde. Jeder, der den herrlichen Park- anlagen zu Muskau einen Besuch abgestattet hat, wird auf seinen Spaziergängen auch an den dortselbst als „Hermanns -Eiche" bezeichneten Baum gekommen sein, und die Erinnerung mit fortgenommen haben , dafs derselbe gleichfalls im Umfang etwa 10 m mifst. Genannte Eiche ist trotz ihrer Jahre und des Ver- lustes zweier sehr starker Äste in den Jahren 1873 und 75 noch gut im Wuchs und kräftig belaubt, und da an den durch diese Astbrüche entstandenen grofsen Wundlaschen sich schon mehrere Zoll starke Überwallungen gebildet haben, so ist wohl anzunehmen, dafs wenn nicht elementare Kräfte diesen Baum zerstören, er noch eine ganze Reihe von Geschlechtern überleben wird. — Ganz genau zutreftisnde Angaben über das Alter dieses Baumes zu machen, ist jedoch, so lange er noch steht, nicht möglich, und sind die dafür genannten Zahlen, ebenso wie bei der Lieg- nitzer Eiche, wohl mehr Mutmafsungen. Im allgemeinen wird aber das Alter dieser Bäume vielfach überschätzt. Gärtner und Forstleute, die schon solche alte, auf mindestens 400 Jahre und darüber geschätzte Bäume zu fällen Gelegenheit hatten, mufsten nachher bei genauer Zählung der Jahresringe am Wurzelstocke die Wahrnehmung machen, dafs man sich weit verrechnet hatte, indem nie mehr als 300, ja in einem Falle nur 270 gezählt wurden. Auch ist, wenn man nur nach den Jahresringen gehen will, nicht zu vergessen, dafs Eichen zuweilen sogar zwei Ringe in einem Jahre bilden. Bei jungen wüchsigen Exemplaren ist dies wenig- stens schon mit Sicherheit festgestellt worden. Immerhin wird der Ursprung der Muskauer „Hermanns-Eiche" selbst mehrfach in Büchern als bis ins heidnische Zeitalter zurückreichend an- gegeben, und sollen um diesen Baum noch die alten Wenden, bevor sie zum Christentum bekehrt waren, ihren Göttern geopfert haben. Vielleicht ist auch daran mehr Dichtung als Wahrheit, soviel aber steht fest, dafs, wenn man von „Schlesiens ältesten Eichen" spricht, die Muskauer nicht übergangen werden darf. M. Gebhardt. Topfpflanzen. Nochmals Erdmischungen. — Dem Artikel in No. 34 von Herrn H. Grote, Reutlingen, erlaube ich mir noch einige Worte hinzuzufügen. Zunächst kann ich nur bestätigen, dafs auch ich in grofsen Geschäften, wo nur Spezialkulturen waren, die Erfahrung gemacht habe, dafs das Umarbeiten der Erdehaufen nicht zur richtigen Zeit ausgeführt wird. *) Anmerkung der Redaktion. Nach Engler-PrantI, Natürl. Pflanzenfamilien, besteht die Gattung Bryanthus nur aus der einen Art />. Gmelini. Alle anderen werden zur Gattung Phyllodoce gezählt. Die oben genannte Art B. glanduliformis ist wahrscheinlich dieselbe, wie B. glanduliflorus, welche in manchen Katalogen verzeichnet ist. Den ersleren Namen dürfen wir wohl für den richtigeren halten. V, 40 Die Gartenwelt. 479 Auf die F'rage: „Wie soll eine gute Erde beschaffen sein?" möchte ich die Antwort noch durch Punkt 4 ergänzen : Die Erde mufs stets nur bei trockenem, schönem Wetter umgearbeitet werden, damit dieselbe recht luftig auseinander kommt und wieder leicht zusammenliegt; denn nur in solchem Zustande kann der Sauerstoff in dieselbe eindringen. Meist heifst es, wenn es regnet und recht schlechtes Wetter ist, „Komposthaufen umarbeiten"; nun wird die nasse Erde zusammengesetzt, zum Schlüsse gar noch der Haufen oben geebnet und darauf fest herumgestampft. Wie soll bei einer solchen Erde eine auch nur halbwegs ausreichende Durchlüftung stattfinden ? Warum nehmen Rosenzüchter Erde vom Kartoffelland? Weil der Landmann seine Felder nur bei trockenem Wetter bearbeitet und dabei eine doch sehr nahrhafte Erde erzielt. Also lieber einen schönen Tag zum Umarbeiten der Kompost- haufen verwenden, denn nur dann kann die Erde porös werden. A. Haindl, Obergärtner. Mannigfaltiges. über Individualität. — Vergangenen Winter hatte ich mich einer Arbeit zu unterziehen, die vom Gärtner stets freudig begrüfst, vom Besuchspublikum aber einer meist absprechenden Kritik unterworfen zu werden pflegt, einen ehrwürdigen Park- Wald, ein Gemisch alter Buchen, Ahorne, Ulmen, Eschen zu lichten. Durch die Arbeit traten mit dem einziehenden Lenze die bisher in der Partie versteckten Buchen als vorherrschender, „dominierender" Gehölzzug auf. Nennt mir ein Gehölz , das schöner ist als die Buche zur Zeit ihres Austriebes, sie, das Sym- bol echtester Weiblichkeit! Ich habe täglich die Fortentwicklung des Geschaffenen beobachtet, die Schönheit des Buchenwaldes in mich eingesogen. Mitte April hatte der erste Baum seine Knospenhüllen gesprengt; er war über Nacht ergrünt. Erst volle acht Tage später fingen andere an zu treiben, anfangs nur an einzelnen Partien, unten, mitten drin in der Krone, allmählich dann am ganzen Baume und um weitere acht Tage darauf war nach einem warmen Gewitterregen der ganze Wald ergrünt. Ja, das ist doch gewifs nichts Neues! Nein, lieber Leser, das soll es auch nicht sein. Dasselbe Schauspiel können wir an jeder Pflanzenart beobachten. Gehen wir nur offenen Auges in den jungen Föhrenwald und suchen wir in einer Reihe zwei Fichten, die zu gleicher Zeit austreiben, oder die sich nur in einer ande- ren Eigenschaft völlig gleichen. Wir finden sie nicht. Das aber wundert mich, dafs es der Gärtner bisher der Mühe nicht für wert erachtet hat, sich diese Individualität zu Nutzen zu machen. Eine frühtreibende Buche — heifse sie nun Fagus sylvatica praecox oder sonst wie — hätte doch sicher mehr Wert , als manche der vielen Varietäten , die gröfsere Firmen von der Rotbuche fuhren. Auch schon an dem Samen können wir eine Individualität erkennen. Ich säe Amaryllis einer Ernte, einer Samenkapsel aus. Einige Samen keimen nach 14 Tagen, andere nach 15, 16, viele erst nach 3 Wochen, einige nach Verlauf von 4 Wochen. Handelsgärtner Bürger, bekannt durch seine „Bürgerschen" Pelar- gonien, schreibt über seine Rasse, es sei die Eigentümlichkeit derselben, dafs ein Teil der Samen nach 8 — 14 Tagen keime, an- dere erst nach ebenso vielen Wochen. Ich nehme gerne an, der Züchter ist mit seiner Angabe völlig ehrlich, obgleich ich es be- greiflich finden würde, wenn bei einer lebhaften Nachfrage nach seiner neuen Rasse frisch geemteter Samen mit älterem ver- mischt in den Kurs käme. Ohne Zweifel aber würde durch öftere Auswahl der immer zuerst aufgegangenen Sämlinge zu späteren Samenträgern die Rasse sehr bald eine ganz gleich- mäfsige Keimdauer der Samen erreichen. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich in aller Stille mit der Aussaat von Rosen. Da ist es sehr interessant, zu be- obachten, wie von vielen Rosensamen immer einige wenige schon im ersten Frühjahre zu keimen beginnen ; die meisten liegen be- kanntlich ein volles Jahr. Wählt man aber immer nur die zuerst aufgegangenen Sämlinge zu späteren Mutterpflanzen aus, so er- hält man mit der Zeit eine Rasse, bei der alle Samen im ersten Jahre, schon wenige Wochen nach der Aussaat keimen müssen. Das Interessanteste auf diesem Gebiete war mir ein Artikel, den ich in der Rosenzeitung las, Nordlandsrosen, von Forstmeister Ge- schwind, dem zielbewufsten Züchter der „Gruss an Te/i/iiz" und der von manchen mit grofser Sehnsucht im Handel erwarteten ,,Sata- nella^ . Geschwind schreibt über seine beiden Mutterpflanzen, die er zu weiterer Zucht völlig frostsicherer Rosensorten verwendet und pro domo die weifse und die rote Schneerose nennt, sie haben „die im Rosenreiche nirgends mehr vorkommende Eigen- schaft, die Früchte in einigen Wochen zu reifen, so zwar, dafs man immer zwischen dea Blüten die korallenroten Früchte sehen kann. Ich habe noch am 26. August vorigen Jahres einige Blüten befruchtet, deren Hagebutten ganz gut ausgereift sind, während die Sämlinge der Maiblüte schon 15 — 20 cm hoch waren. Leistet so etwas eine andere Rose?"' Wird wohl die Rose noch einmal eine reine „Sommerblume" werden? Max Löbner. Bevorstehende Ausstellungen. Karlsruhe. Für die zur Feier des 50jährigen Regierungs- jubiläums des Grofsherzogs von Baden für die Zeit vom 20. — 26. April 1902 in den Räamen der Fest- und Ausstellungshalle und des Stadt- gartens vom Verein selbständiger Handelsgärtner Badens geplante Gartenbau-Ausstellung liegt jetzt das Programm vor. Der Erb- grofsherzog Friedrich von Baden hat das Protektorat der Ausstellung übernommen. Aus den allgemeinen Bestimmungen verdient hervor- gehoben zu werden: Zugelassen als Aussteller werden nur Handels- gärtner, Garten- und Privatliebhaber, Hof-, Stadt-, Institutsgärtnereien u. s. w., innerhalb des Grofsherzogtums Baden. Ausgeschlossen von der Ausstellung sind alle Gegenstände, welche zu dem Gartenbau in irgend welcher Beziehung nicht stehen, insbesondere auch künstliche Blumen und Pflanzen. Die Preisbewerbungen der Handelsgärtner sind von den- jenigen der Privatliebhaber, Hof-, Stadt-, Institutsgärtnereien u. s. w. getrennt zu halten. Konkurrierende Aussteller dürfen dem Preisgericht nicht angehören. — Das Programm ist anfserordentlich reichhaltig. Es umfafst 18 Abteilungen und soll noch durch ein Nachtragsprogramra ergänzt werden. Bis jetzt enthält es nicht weniger als 366 Konkurrenzen. Bei den grofsen Aufgaben kommen fast ausschliefslich Geldpreise in Betracht, im Höchstbetrage von 75 M. für den ersten Preis, bis zu 10 M. heruntergehend. Aufserdem stehen Medaillen in grofser Zahl zur Ver- fügung. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dafs namentlich die leistungs- fähigen Handelsgärtner Badens sich zahlreich an dieser Ausstellung be- teiligen, zumal sie eine Huldigung für den Grofsherzog sein soll, der der Förderung des badischen Gartenbaues von jeher das gröfste In- teresse entgegen gebracht hat. M. H. Aus den Vereinen, Die deutsche dendrologische Gesellschaft versendet das Programm für die g. Jahresversammlung, welche am 7., 8. and g. August 1901 in München stattfindet. Wir geben dasselbe im fol- genden bekannt: Verhandlungsort: Der chemische Hörsaal der kgl. forstlichen Versachsanstalt, Amalienstrafse 67 (Pferdebahn durch die Ludwigstrafse bis zur Ecke der Schellingstrafse oder Linie Theresien- strafse bis zur Ecke der Amalienstrafse). — Anmeldungen: Wegen Be- 480 Die Gartenwelt. V, 40 Stellung von Mahlzeiten und Wagen ist die rechtzeitige Kenntnis der Teilnehmerzahl wichtig. Daher werden frühzeitige Anmeldungen, spä- testens bis zum 2. August, an Herrn Prof. Dr. H. Mayr, München, Romanstr. 21, dringend erbeten. — Anfragen: An denselben Herrn. — Anzug: Bei allen Veranstaltungen, aucli den Mahlzeiten, Rcise.inzug. Tageseinteilung: Vorabend, Dienstag, den 6. August, abends 7*/o Uhr, zwangloses Zusammentreffen im Hofbräuhause. Tische für die Dendrologen werden, wahrscheinlich in den oberen Räumen, bezeichnet sein. — Mittwoch, den 7. August, 9 — 12 Uhr Vormittag: Sitzung; Geschäftsbericht, Rechnungslegung, Diskussion (event. Frühstückspause in der nahen Filiale des Restaurants Eckel). i Uhr gemeinsames Mittag- essen im Restaurant Eckel, Ledererstrafse. Nachmittag: Ausflug nach dem Starnberger See, Bernried u. s. w. und Besichtigung der dortigen Anlagen. — Donnerstag, den 8. August, 9 Uhr Vormittag: Fort- setzung der Verhandlungen. Nachmittag: Ausflug nach Grafrath zur Be- sichtigung der forstlichen Versuchskultaren. — Freitag, den 9. August, 9 Uhr Vormittag: Beschlufsfassung über den Ort der nächstjährigen Ver- handlungen, Neuwahl des Vorstandes, event. Fortsetzung der Verhand- lungen. Nachmittag: Ausflug nach Weihenstephan (Station Freising). — Anmerkung: Zu den Ausflügen werden in der ersten Sitzung von Seiten des Lokalkomitees Stundenpläne ausgegeben werden. Sollte am ersten Tage das Wetter weniger günstig sein, so wird statt des dann am nächsten Tage stattfindenden Ausfluges nach Bernried der nach Grafrath unternommen werden. Sollte an einem Tage das Wetter einen Ausflug überhaupt unmöglich machen, so fällt der Besuch von Weihen- stephan aus. In den Nebenräumen des Sitzungssaales wird Herr Prof. Dr. H. Mayr eine gröfsere Ausstellung seiner Sammlungen veranstalten, bestehend aus Holzschliffen, Zapfen, Herbarmateiial und selbstaquarellierten Ab- bildungen (meist japanischer Pflanzen) von besonderer Schönheit. Vorträge: Es wird gebeten, Vorträge von längerer Dauer als 10 Minuten spätestens 14 Tage vor der Sitzung bei dem Vorsitzenden anzumelden, um ihnen einen geeigneten Platz in der Reihenfolge zu sichern. Bis jetzt meldeten an: Hofmarschall von St. Paul: Be- richt über die Versuche mit dem Anbau fremdländischer Holzarten in Preufsen in den letzten 20 Jahren. Im wesentlichen nach den Mit- teilungen des kgl. Forstmeisters Herrn Prof. Dr. Schwappach aus Ebers- walde, welcher verhindert ist, über diesen Gegenstand persönlich zu reden. Prof. Dr. Heinrich Mayr (München): Über die japanischen Holzarten in ihrer alten und neuen Heimat; sowie über Vorschläge zu einer auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage ruhenden, einheitlichen Benennung der atypischen Pflanzenformen. A. Purpus (Inspektor des botanischen Gartens zu Darmstadt): Mitteilungen über neue, seltene und kritische Gehölze. L. Beifsner (Inspektor des botanischen Gartens in Poppelsdorf-Bonn): Über Samen- und Herbar-Pflanzensendungen des Pater Giraldi aus Nord-Scheiisi (China). Bücherschau. Das „Illustrierte Gartenbau -Lexikon" liegt in seiner in Lieferungen ersclieinenden dritten Auflage jetzt bis zur fünften Lieferung vor, welche mit dem Stichwort „Drainage" abschliefst. Das im Verlage von Paul Parey, Berlin, erscheinende Werk ist bekanntlich auf 20 Liefe- rungen zum Preise von je i M. bereclmet. Die vorliegenden Liefe- rungen zeigen, dafs dieses nützliche Nachschlagewerk eine durchgreifende Neubearbeitung erfahren hat. Bezüglich der Illustrierung scheint bei dieser Neuauflage die Landschaftsgärtnerei starke Bevorzugung zu er- fahren, da unter den neuen Abbildungen zahlreiche schöne Parkansichten vorherrschen. M. H. Tagcsgeschichtc. Berlin. Wie alljährlich, so treiben auch jetzt wieder hier und namentlich in den Villen-Vororten der Umgegend Rosendiebe ihr Un- wesen in den Gärten. Vorzugsweise wird Grofs-Lichterfelde von diesen Gaunern heimgesucht, und hier hat Polizeikommissar Mohr eine Ein- richtung getrofien, die wir in allen ähnlichen Fällen zur Nachahmung empfehlen mochten. Er läfst von Schutzleuten und Amtsdienern in Civil auf Zweirädern schon in den frühesten Morgenstunden die Villen- bezirke durchstreifen, um die Herren Langfinger auf frischer That ab- zufassen und um von allen Personen, welche Blumen mit sich führen, Ausweise über den redlichen Erwerb derselben zu verlangen. Auch die Kirchhöfe werden neuerdings von Blumen- und Pflanzendieben wieder stark geplündert. — Einer der gefährlichsten Gärtnereidiebe ist jetzt endlich für lange Zeit unscliädlich gemacht worden. Es ist ein alter rückfälliger Verbrecher, Namens Friese, der sich Gärtner statt Gauner nennt. Nur bei zweien der zahlreichen Diebstähle, die auf sein Konto fallen, konnte er überführt werden. Im Januar d. J. erleichterte Friese die Gewächshäuser des Handelsgärtners Otto Platz in Charlottenburg um Schnittblumen (Flieder und Maiblumen) im Werte von 150 M. Diesen Diebstahl mufs er mit zwei Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehr- verlust und Polizeiaufsicht büfsen. Der zweite Fall betrifft einen nicht weniger verwegenen Diebstahl in der Gärtnerei von Adolf Koschel in Lichtenberg-Berlin, wofür Friese eine Zusatzstrafe von einem Jahre Zuchthaus erhielt. Ein als Hehler Mitangeklagter, welcher die ge- stohlenen Pflanzen und Blumen für Friese absetzte, mufste freigesprochen werden, da er angeblich vom unreellen Erwerbe der Sachen keine Kenntnis hatte. M. H. Hannover. Für die bevorstehende Prämiierung der Vorgärten haben die städtischen Kollegien den Betrag von 250 M. gestiftet, wo- für drei Ehrenpreise beschafft und als Preise der Stadt dem Provinzial- Gartenbauverein für seine Prämiierungen zur Verfügung gestellt wer- den sollen. C. Kiel. Die Stadtgärtnerei auf dem Terrain hinter der Mädchen- schule am Knooperweg genügt, nachdem etwa '/^ der Gesamtfläche für die Strafsenanlagen auf dem Schreventeicligelände verwandt worden ist, nicht mehr den an sie gestellten Anforderungen. Eine Vergröfserung derselben ist daher dringend notwendig. Diese kann jedoch nur durch eine Verlegung der Gärtnerei ausgeführt werden, da die Umgebung des jetzigen Terrains eine weitere Ausdehnung nicht gestattet. Wir haben für die Neuanlage, heifst es in einer Vorlage der Baukomraission, das Gelände innerhalb des Blockes südlich vom Schulhause an der Gutenbergstrafse zwischen dem Kakabellenweg und der neuen ver- längerten Hansastrafse in einer Gröfse von ca. 10 821 qm in Aussicht genommen. Es empfiehlt sich, gleichzeitig mit der Neuanlage ein Dienstwohngebäude für den Stadtgärtner zu schaff"en, damit der- selbe eine bessere Aufsicht über den von ihm geleiteten Betrieb aus- üben kann. Das Wohngebäude soll aufscr Wohnräumen auch solche Räume enthalten, welche für Gärtnereizwecke Verwendung finden. Die Kosten werden für Gewächshaus- etc. Bauten der Stadtgärtnerei 26000 M., Wohnhaus 17600 M., gärtnerische Anlagen und Einrichtungen II 000 M., Kanalisation des Grundstücks 400 M., zusammen 55000 M. betragen. Neapel. Am 19. Juni ging hier kurz vor 8 Uhr, abends, ein Hagelschauer nieder, der sehr viel vernichtet hat und der jedenfalls auch auf die Samenernte von unheilvollem Einflufs sein wird. Tele- graphische Nachrichten aus der Carapagna lauteten sehr ungünstig. Überhaupt hat der regnerische und kalle M.ii schon viel Schaden an- gerichtet. VeitshÖchheim. Für die hiesige neue kgl. bayer. Gartenbau- schule wurden Weinberge und Grundstücke im Werte von 16000 M. erworben, Eriefkasten der Redaktion. Unsere Mitarbeiter und diejenigen, die es werden wollen, bitten wir, alle für den Druck bestimmten Manuskripte deutlich zu schreiben. Alle eingehenden Beiträge (Artikel, Zeichnungen, pholographisclie Aufnahmen etc.) werden ra^cheslcns — meist gleich nach Eingang — auf ihre Verwendbarkeit geprüft und dieEinsender erhalten sofort Nachricht. Für unsere Zeitschrift nicht geeignete Beiträge werden den Ein- sendern, auch wenn kein Rückporto beigefügt war, stets franko zurück- geschickt. HonorarzaliUing für alle abgedruckten Beiträge erfolgt am Scliiusse eines jeden Quartals. Von der Honorierung ausgeschlossen sind nur diejenigen Abhandlungen von Handelsgärtnern, in welchen dieselben über ihre eigenen Kulturen oder Neuzüchtungen berichten. Willkommen sind uns alle für die gärtnerische Praxis wertvollen Mitteilungen, hauptsächlich solche von geringerem Umfange. Verantworü. Redakteur; Max Hesdörffer, Berlin — Verlaj von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau, Jahrgang V. 13. Juli 1901. No. 41. Noihdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafreclitlich verfolgt. Zwiebel- und Knollengewächse. Cyclamen persicum giganteum salmoneiim (Froebels lachsrotes). Von Otto Froebel, Gartenbaugeschäft, Zürich V. (^Hierzu die Farbentafel und eine Abbildung.) Uiese Neuheit meines Geschäftes ist das Produkt einer langjährigen, sorgfältigen Zuchtwahl. Nachdem in den letzten Jahren verschiedene Neuheiten von Cyclamen in den Handel gegeben worden sind, welche sich durch bizarre Veränderung der Form auszeichnen, ist es mir hier gelungen, eine total neue und prächtige Farbe zu erzielen, deren Anfänge zwar schon in der englischen Neuheit „Salmon Queen'''' ge- geben waren, die aber in dieser Vollendung, diesem Feuer und Reichtum der Leuchtkraft durch- aus neu und bisher ganz un- bekannt ist. Eine ganz wichtige und den vollsten Erfolg sichernde Qualität dieser Neuheit ist der ganz ausgezeichnet schöne Habitus der Pflanze und der äufserst kräftige Wuchs der- selben. Sie bildet sehr schöne, stark belaubte Pflanzen (man vergl. die nebenstehende Ab- bildung) von bester Haltung und ebenso schöner Form und Färbung der Blätter. Die Blu- men erheben sich frei und straff aus den Blättern und sind durch ihre wundervolle Fär- bung, Gröfse und edle Form das Entzücken aller Fachleute, die dieselben gesehen haben. Es ist beinahe unmöglich, die einzig schöne, lachsrote Die Gartenwelt, V. Froebels lachsrotes Cyclamen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Farbe wiederzugeben, und ich kann daher nur versichern, dafs jedermann höchst angenehm überrascht sein wird, wenn er die Blumen in natura mit der sehr getreuen farbigen Tafel vergleichen wird. Er wird eben finden, dafs das Kolorit noch weit schöner, als dasselbe im Farbendruck wieder- zugeben möglich ist. Mit dieser kurzen Empfehlung möchte ich hiermit diese Neuheit in den Handel einführen. Ich bin überzeugt und sicher, dafs dieselbe nicht wieder von der Bildfläche ver- schwinden wird, wie das mit so mancher Neuheit geschieht, und dafs sie eine der seltenen Züchtungen unter der Un- masse von Neuheiten, die alljährlich erscheinen, ist, die noch weit besser sich erweisen wird, als das Bild und die Beschreibung vermuten lassen. Schliefslich kann ich noch die Versicherung geben, dafs die Sorte sich sehr treu bleibt, und nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz (vielleicht 5 *•/£,) der Sämlinge eine kleine Tendenz ins Lilafarbene zeigt. Die Qualität der Blumen, die Reichblütigkeit und gute Hal- tung sind bei allen Pflan- zen die nämliche. Für die ganz ausgezeichnete Keimfähig- keit der von mir mit aller Sorgfalt gesammelten und in meinen Originalportionen ge- lieferten Samen kann ich garan- tieren. Nachschrift der Redak- tion. Wir können uns den Ausführungen des Herrn Froe- bel nur anschliefsen. Froebels 41 482 Die Gartenwelt. V, 40 lachsrotes Cycia/iien ist ganz neu in seiner Art. Die Blu- men, welche uns vorlagen, waren vollendet in der Form, enorm grofs und herrlich in der Färbung. Unsere Farben- tafel giebt Form und Gröfse der Blüten völlig getreu wie- der, da sie nach einer über- malten photographischen Auf- nahme gefertigt wurde. Auch die von Herrn Froebel er- wähnte englische Züchtung „Salmon Queen'''' ist uns be- kannt; wir sahen aus eng- lischer Originalsaat erzogene Pflanzen davon, deren Blüten wir im Vergleich mit denjenigen der Froebelscheu Züchtung nur als zwerghaft bezeichnen können, abgesehen davon, dafs sie sich auch in Farbe und Form nicht entfernt mit Froebels lachsroten Cyclamen messen können. Zur Samenzucht ausgewählte Mutterpflanzen aus den Cyclamenkulturcn der Handelsgärtncrci von H. Kiausch, Berlin-Zehlendorf. Originalaufnahme für die „f^artenwelt". Aus Berliner Cyclamen-Kultiiren. (Hierzu fünf Abbildungen.) Uer Gartenbau steht gegenwärtig mehr als sonst im Zeichen der .Spezialkulturen, und bei den immer wachsenden Anforderungen werden auch für die Folge die Spezialzüchter auf dem Blumenmarkte am leistungsfähigsten bleiben. Eine der bekanntesten Berliner Spezialitäten ist die Cyclamen-¥M\im. Blick in ein Cyclanienhaus der llandelsgartnerei von 11. Kiausch, BL-rlin-ZelileiKlorl. Originalaufnalime fiir die „Gartenwelt". Wohl nirgends sonst im Reiche werden Cyclamen in so grofsen Massen, wie hier, gezogen, aber nicht für den Versand nach auswärts, sondern allein zur Deckung des Bedarfes des hie- sigen Marktes. Während früher in Berlin im Herbst und Winter von den Liebhabern vorzugsweise Blattpflanzen gekauft wurden, in erster Linie Ficus , die noch vor zehn Jahren zu den bedeutendsten Spezialitäten der Reichshauptstadt gehörten, hat sich jetzt das Interesse mehr den Blütenpflanzen zu- gewendet. Unter diesen stehen die Cyclamen an erster Stelle. Die hiesigen Züchter sind fortdauernd bestrebt gewesen, die Cyclamen nach Gröfse, Form und Färbung zu verbessern, und viele hier gezüchtete Sor- ten haben später auch aufser- halb im Reiche Anerkennung gefunden. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues hat wiederholt von den ersten in- und ausländischen Züch- tern die Samen der neuesteu Sorten angekauft und an hie- sige Spezialzüchter zur Ver- teilung gebracht, somit zur Förderung der Kultur viel beigetragen. Wir haben schon früher verschiedentlich Ansichten aus hiesigen Cyelatnen-YM\X\\xtn gebracht. Ihnen schliefsen wir heute einige weitere an. Die nebenstehende Abbildung bietet einen Blick in ein Cyclamen-Wd-ws, der Handels- gärtnerei von H. Kiausch, Zehlendorf bei Berlin, während „Die Garten weit", Jahrgang v. Cyclamen persicum giganteuin salmoneum. (Froebel's lachsrotes). V, 41 Die Gartenwelt. 483 die obere Abb. Seite 482 einige zur Samengevviunung aus- gewählte Pflanzen gesondert zur Darstellung bringt. Wie die Bilder erkennen lassen, sind die Cydamen, sowohl in Bezug auf die Form, wie auch in Anbetracht derReichblütigkeit, tadellos. Unser untenstehendes Bild veranschaulicht ein Cydamen- Haus aus der Handelsgärtnerei von Alb. Herzberg, Char- lottenburg bei Berlin. Auch die Herzbergschen Cydamen stehen durchaus auf der Höhe und gehören zu den besten der Berliner Kulturen. Die meisten der hiesigen Züchter ernten ihre Samen selbst, denn nur dadurch ist es ihnen möglich, ihre Sorten immer mehr zu vervollkommnen. Zu den altbekannten Firmen, welche schon lange einen schwung- haften Handel mit CydamenSdsa^n, im Frühjahr auch mit pikierten Sämlingen, getrieben haben, gehört auch Herzberg, Pflanzenkrankheiten. Die Linden-Spinnmilbe. Von Dr. R. v. Hanstein. (^Hierzu vier vom Verfasser gezeichnete Abbildungen.) Diejenigen unserer Leser, die ihr Weg zur Sommerszeit öfter durch eine mit Linden bepflanzte Anlage oder Promenade führt, haben wohl gelegentlich beobachtet, dafs einzelne dieser Bäume schon im Hochsommer — Ende Juli oder Anfang August — auf fallend viel trockene Blätter tragen, ja, dafs sie zuweilen bereits zu dieser Zeit ihr Laub ganz oder gröfstenteils verlieren und dann mit ihren kahlen Ästen einen unfreundlichen Gegensatz bilden zu ihren im grünen Blätterschmuck prangenden Genossen. Wenn einmal diese Erscheinung gleichzeitig an einer gröfseren Anzahl Blick in ein Cyclamenhaus der Handelsgärtnerei von Albert Herzberg, Charlottenburg. Nach einer uns zur Verfügung gestellten Aufnahme für die „Gartenwelt'' gefertigt. welcher seit zehn Jahren jährlich 7 — 800 der besten Pflanzen zu Samenpflanzen auswählt und nun dahin gelangt ist, dafs die Samen seiner Kulturen ausnahmslos vollendete Pflanzen geben, die, was Reinheit der Farben und Gröfse der Blumen anbetrifft, kaum noch übertroffen werden können. Auch weisen die Samen eine vorzügliche Keimfähigkeit auf. Der jährliche Versand von C)''^/(7wc«- Sämlingen dieser Gärtnerei ist ein bedeutender. In diesem Jahre ist die Samen- ernte bei Herzberg ganz besonders reich ausgefallen. Wir beweisen dies durch zwei weitere Abbildungen, von denen die eine, Seite 485, unten, einen Blick in ein Haus mit Samen- pflanzen, die andere, Seite 485, oben, mehrere Einzelpflanzen daraus wiedergiebl. Zum Schlufs weisen wir alle Interessenten noch darauf hin, dafs alles Nähere über die von Seiten der genannten Firmen abzugebenden Sämereien aus den Anzeigen im Inseraten- teile zu ersehen ist. benachbarter Bäume zu beobachten ist, so erregt sie wohl die Aufmerksamkeit der Tagespresse, und man macht dann bald die Bodenbeschaffenheit, bald den Staub, bald die einschliefsenden Häuserreihen, bald auch wohl das Leuchtgas für das Kränkeln der Bäume verantwortlich. Pflückt man jedoch von einem solchen Baume ein noch nicht vertrocknetes Blatt ab, so bemerkt man bei näherer Betrachtung auf der Unterseite desselben eine Anzahl feinster Gespinstfäden, zwischen denen kleine, mit unbewaffnetem Auge noch gerade sichtbare, gelblich gefärbte Tierchen in grofser Menge eifrig um- herlaufen. Es ist dies die Linden ■ Spinnmilbe, ein schon dem alten Linne wohlbekanntes, von ihm mit den Namen Acorus lelariu: bezeichnetes Tier {tela = das Gewebe), welches sich von den Säften der Blätter ernährt und bei zu starker Vermehrung das vorzeitige Vertrocknen und Abfallen derselben veranlafst. Das Nahrungsbedürfnis eines solchen kleinen Tierchens, das im aus- gewachsenen Zustande noch nicht völlig ein halbes Millimeter lang wird, ist natürlich aufserordentlich gering. Aber so ungemein grofs ist die Vermehrungsfähigkeit dieser Milbe, dafs unter 41* 484 Die Gartenwelt. V, 4r r-- "^■X '.-- \ ' i -■ A 4 ■ Weibchen. Männchen. Lindenspinnmilbe (Tetranychus lelarius) 86 mal vergröfsert. günstigen äufseren Bedingungen die Bevölkerung eines mäfsig grofsen Lindenbaums auf Millionen von Individuen anwachsen kann, und dieser ungeheuren Zahl von Konsumenten kann schliefs- lich die ganze stattliche Laubkrone zum Opfer fallen. Ihres Saftes beraubt, trocknen die Blätter zusammen; unfähig, ihrer Aufgabe als Emährungsorgane des Baumes weiter nachzukommen, sinken sie schliefslich als unnütze Glieder zu Boden. Ein Tier, das so augenfällige Verwüstungen hervorzurufen vermag, verdient wohl, dafs wir ihm einmal unsere Aufmerksam- keit zuwenden und seinen Körperbau sowie seine Lebensweise in ihren Hauptzügen kennen lernen. Schon bei der Betrachtung mit freiem Auge fällt uns die verschiedene Gröfse der auf ein und demselben Blatt hausenden kleinen Milben auf; das Mikroskop belehrt uns, dafs auch die Gestalt nicht bei allen die gleiche ist. Die grofse Mehrzahl der erwachsenen Tiere besitzt eine ovale Körperform. Der Körper ist, wie bei allen Milben, ungegliedert, besitzt acht verhältnismäfsig kräftige gegliederte Beine, vorn einen eigentümlichen, aus zwei Gliedmafsenpaaren zusammengesetzten Apparat zur Nahrungsaufnahme und trägt auf der Rückenseite etwa über dem zweiten Beinpaar jederseits einen roten Augen- fleck. In geringerer Zahl treffen wir auf den Blättern etwas kleinere Tiere, deren Körper sich nach hinten stark verschmälert, die jedoch durch etwas kräftigere Entwickelung der Mund- bewaflftiung ausgezeichnet sind. Diese letzteren sind, wie die Be- obachtung der lebenden Tiere alsbald erkennen läfst, die Männchen, die gröfseren sind die Weibchen. Noch kleinere, teils gleichfalls achtbeinige, teils sechsbeinige Tiere sind Larvenformen verschie- denen Alters. (Vgl. die Abbildungen.) In der Zeit, zu welcher die Entwickelung dieser kleinen Milben ihren Höhepunkt erreicht — vom Juni bis gegen den September hin — trifft man in der Regel alle diese verschiedenen Formen auf einem Blatt. Nicht immer vermehren sie sich so stark, dafs die ganze Laubkrone — wie oben geschildert — ein krankes Aussehen gewinnt, doch wird man an Orten, an welchen sie häufig ist, in dieser Jahreszeit auf keiner Linde vergebens nach ihnen suchen. Namentlich die grofsblättrige Sommerlinde ('J'ilia platyphyllos) ist ihren Angriffen ausgesetzt, doch kommen sie auch auf der kleinblättrigen Winterlinde (r. ulmifoUa) vor und fin- den sich noch auf einer ganzen Anzahl anderer Gewächse.*) *) Anmerkung der Redaktion. Wie P. Jurafs in No. 40, Seite 478, hervorhebt, wird besonders Tilia vulgaris oder hollandica von den Milben befallen. Betrachtet man ein solches mit Milben bevölkertes Blatt unter dem Mikroskop, so kann man die Tiere bei ihrer Nahrungs- aufnahme bequem beobachten. Am Vorderende des Körpers be- findet sich ein bewegliches, zapfenförmiges Gebilde, an dessen Unterseite zwei biegsame, ziemlich elastische Stilette befestigt sind ; unterhalb derselben liegen die mit der Unterlippe zu einer nach oben offenen Rinne verschmolzenen Unterkiefer, welche zwei gegliederte, mit einer Art von Zange endigende Anhänge, die sogenannten Taster, tragen. Bei der Nahrungsaufnahme biegt das Tier das Vorderende des Körpers stark abwärts, während der Hinterkörper unter starker Streckung der Hinterbeine aufwärts gehoben wird, so dafs die Milbe eine zuweilen fast senkrechte Haltung einnimmt. Dabei werden wahrscheinlich die beiden Stilette die Blattoberhaut durchbohren, und das Tier kann nun- mehr durch Saugbewegungen, vielleicht auch unter Beihilfe der Taster, seine Nahrung aufnehmen. Die mehrfach erwähnten Taster sind jedoch nicht ausschliefs- lieh Organe der Nahrungsaufnahme. Am Ende derselben mündet vielmehr auch die im Körper der Tiere befindliche Spinndrüse aus, welche diese kleinen Milben befähigt, sich durch Gespinste, mit welchen sie namentlich die Unterseite der Blätter bedecken, einen geschützten Aufenthaltsort herzustellen. Bringt man eine Anzahl solcher Tierchen in eine kleine Glasdose, so findet man dieselbe nach einigen .Stunden von einem Geflecht mannigfach sich durchkreuzender Gespinstfäden erfüllt, zwischen welchen die Milben munter umherlaufen. Auch hierin zeigen die kleinen Spinnmilben ihre Verwandtschaft mit den Spinnen, wie sie sich im ganzen Körperbau der Milben ausdrückt. Ja, man hat dies Tier früher geradezu als Pflanzenspinne bezeichnet. Dagegen ist die „rote Spinne" der Gärtner , nicht identisch mit der Linden- spinnmilbe, denn diese ist — soweit meine eigenen, auf eine Reihe von Jahren sich erstreckenden Beobachtungen reichen und soweit es sich aus den Veröffentlichungen anderer Beobachter feststellen liefs — nur höchst selten einmal rot gefärbt. Wohl aber giebt es verwandte, auf andern Pflanzen vorkommende Arten, welche wenigstens zu gewissen Jahreszeiten rote Färbung besitzen. Merkwürdig gebaut sind die Füfse dieser Tierchen; die- selben tragen nämlich aufser zwei stark gekrümmten, am Ende gespaltenen Krallen noch vier feine, mit einer Haftscheibe endigende Haare. Nach allem, was wir über ähnliche Einrich- tungen am Körper mancher Insekten wissen, dürfen wir wohl annehmen, dafs diese Haftscheiben durch Absonderung kleiner Flüssigkeitströpfchen das Festhalten an den Blättern, Gespinst- fäden u. s. w. erleichtem. Die Spinnmilben laufen denn auch, gleich den Fliegen und anderen mit ähnlichen Haftapparaten versehenen Insekten, gewandt an senkrechten Glasflächen, ja auch an der Unterseite glatter Glasscheiben entlang, auch wenn die- selben nicht mit Gespinsten bedeckt sind. So dürfen wir denn wohl annehmen, dafs ihre Haftscheiben dabei in ähnlicher Weise funktionieren, wie die der Fliegen, wenn auch bei der aufser- Sechsfüfsige Larve. Erstes Ruhestadium. Lindenspinnmilbe (1 ttranychus Itlarms) 86 mal vergröfsert. V, 4' Die Gartenwelt. 485 Einzelne Cyclamen-Samenpflanzen aus der Handelsgärtnerei von Albert Herzberg, Charlottenburg. Originalaufnahme für die „Gartenwelt* (Text Seite 482I. ordentlich geringen Gröfse derselben direkte Beobachtungen schwer ausführbar sind. Diese vier Hafthaare hat schon vor bald siebzig Jahren der um die Erforschung der Gliedertiere so vielfach verdiente Dufour gesehen; er hielt sie jedoch für eigen- tümlich geformte Klauen und gab diesen Milben daher ihren noch heute gültigen Gattungsnamen Tttranychus (= Vierkraller). Die wirklichen, oben erwähnten, stark gekrümmten Klauen, welche diesem sorgfältigen Beobachter wohl nur wegen der damals noch recht unvollkommenen optischen Hilfsmittel ent- gangen sind, dürften gleich den ähnlich gestalteten Klauen der Spinnen bei der Herstellung der Gespinste von Nutzen sein. Auf den von Spinnmilben besetzten Lindenblättern bemerken wir im Sommer auch stets gröfsere Mengen ihrer Eier, oft 2 — 300 und mehr auf einem Blatt. Es sind sehr kleine, weifse Kugeln von etwa Vs ffi"^ Durchmesser. Nach meinen Beobachtungen kann ein Weib- chen innerhalb weniger (2 — 3) Tage jedenfalls mehr als 20 solcher Eier legen, aus welchen dann, je nach der Jahreszeit und Temperatur, nach kürzerer oder längerer Frist die Larven ausschlüpfen. Im Hochsommer schlüpften die ersten Larven in meinen Beobachtungsgefäfsen bereits nach 4 — 5 Tagen aus, gegen den Herbst hin verzögerte sich die Entwickelung um meh- rere Tage. Die Eierablage des Weibchens dauert bei mildem Wetter — wie z. B. im Herbst igoo — bis in den November hinein, doch scheint es, dafs so spät abgelegte Eier sich über- haupt nicht mehr entwickeln. Während des Sommers verläuft auch die ganze weitere Ent- wicklung der Milben sehr rasch. Aus dem Ei arbeitet sich, meist mit dem Hinterleib voran, ein kleines, sechsbeiniges Lärvchen heraus, von fast kreisförmigem Um- rifs und mit stark gewölbtem Rücken. Gewöhnlich beginnt es alsbald umherzulaufen und bereits nach einer Stunde zeigt die Fär- bung des durch die durchsichtige Körperhaut hindurchschimmern- den Darmes, dafs Nahrung auf- genommen wurde. Das Tier wächst dabei innerhalb eines Tages merk- ich, und im Hochsommer bei heifsem, trockenem Wetter ist be- reits in etwa 24 Stunden die erste Larvenperiode beendigt. Die Tiere machen dann ein auch bei anderen Milbenfamilien beobach tetes Ruhestadium durch, während dessen sie, die Vorderbeine ge- bogen, die Hinterbeine steif aus gestreckt (vergl. Abb. Seite 484, unten), unbeweglich wiederum 24 Stunden liegen bleiben. Dann platzt die Haut in einem etwa über die Mitte des Körpers verlaufenden Querrifs auf, und es arbeitet sich aus derselben, wiederum rückwärts kriechend und den hinteren Teil der Haut vor sich herschiebend, das nunmehr zu einer achtbeinigen, sogenannten Nymphe umgestaltete Tier heraus. Dieselben Vorgänge wiederholen sich noch zweimal. Die Nymphe geht nach 1 — 2 Tagen, während welcher sie bei reich- licher Nahrung wiederum ein Stück gewachsen ist, in ein zweites Ruhestadium über, nach etwa gleicher Zeitdauer erfolgt eine neue Häutung und es beginnt nun der dritte Abschnitt des freien Larvenlebens, das zweite Nymphenstadium. Erst wenn auch Gewächshaus mit Cyclaraen Samenpflanzen in der Handelsgärtnerei von Alb. Herzberg, Charlottenbiirg. Originalaulnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 482). 486 Die Gartenwelt. V, 41 dieses nach 1 — 2 Tagen beendet ist, und das Tier dann eine dritte Ruheperiode durchgemacht hat, ist seine Entwickelung vollendet, und es kann nach erfolgter Paarung die Ablage neuer Eier beginnen. Die ganze Entwickelung von der Eiablage bis zur Erlangung der vollen Reife nimmt demnach eine Zeit von etwa 2 — 3 Wochen in Anspruch, während sich gegen den Herbst hin alle Entwickelungsvorgänge etwas verzögern. Immerhin geht aus dem Mitgeteilten hervor, dafs im Laufe eines Sommers eine Anzahl von Milbengenerationen aufeinander folgen können, und hieraus erklärt sich, dafs dieselben sich innerhalb der ihnen besonders günstigen warmen, trockenen Sommermonate gelegent- lich in so erstaunlicher Weise vermehren. Die erwähnten drei Ruhestadien, die jede dieser Milben im Laufe ihrer Entwicklung durchmacht, sind übrigens nicht ein- fache Häutungen, sondern sie sind in gewisser Weise dem Puppenstadium der höheren Insekten zu vergleichen. Hier wie dort handelt es sich um tiefgreifende Um- und Neubildungen verschiedener Körperteile. So werden z. B. die Beine zurück- gebildet und an Stelle derselben neue entwickelt u. dgl. m. Um so bemerkenswerter ist es, dafs diese Umbildungen sich in so kurzer Zeit vollziehen, während sie in anderen, daraufhin unter- suchten Milbengruppen, so z. B. bei den roten Samtmilben (den sogenannten „Glücksspinnen") mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Ist nun das Leben dieser kleinen Spinnmilben in all seinen Phasen auf die Blätter ihrer Nährpflanze beschränkt, so mufs dasselbe im Winter selbstverständlich eine Unterbrechung er- fahren. Nach allen bisher angestellten Beobachtungen dürfen wir annehmen, dafs die Männchen sowie die noch unentwickelten Eier, Larven und Nymphen im Herbst zu Grunde gehen. Nur die entwickelten Weibchen überwintern in grofser Zahl und be- geben sich hierzu, am Stamm des Baumes abwärts kriechend, in die Rindenspalten oder unter die den Stamm bedeckenden Moos- und Flechtenpolster, auch wohl in die Erde. Hier bringen sie, dicht zusammengedrängt, mit angezogenen Beinen, die Wärme abgebende Oberfläche des Körpers auf diese Weise möglichst verkleinernd, den Winter zu. Die sehr geringe Bedeckung, wie sie ein dünnes Flechtenpolster, ja, ein trockenes Laubblatt ge- währt, genügt, eine grofse Anzahl der Milben auch bei wochen- lang andauerndem scharfen Frost am Leben zu erhalten. Das Abwärtswandern der Milben an den Lindenstämmen giebt oft Anlafs zu einer recht auffälligen Erscheinung. Die abwärts wandernden Tiere fahren dabei fort, Gespinstfaden zu erzeugen, und wenn ihre Zahl sehr grofs ist, so bedecken sie schliefslich den Stamm in seiner ganzen Länge mit einem dichten Gewebe, das, von der Sonne beschienen, durch seinen eigentümlichen Glanz bald an die schleimigen Spuren der Schnecken, bald an einen Reifüberzug erinnert, und dann auch dem auf die Natur nicht besonders aufmerksamen Spaziergänger auffällt. Ein solches dichtes Gespinst kommt aber nur zu Stande, wenn die Zahl der dasselbe verfertigenden Tierchen eine ganz ungeheuer grofse ist. Man sieht dann zwischen den Fäden während der hellen Tagesstunden die kleinen, um diese Jahres- zeit orangegelb gefärbten Milben zu Tausenden und Aber- tausenden umherlaufen und diese Wanderung kann sich mehrere Wochen lang Tag für Tag wiederholen. Ich konnte in einem derartigen Falle die Anzahl der gleichzeitig auf einem etwa 3 m hohen Stamm einer Linde umherkriechenden Milben auf rund 150000 schätzen, während bereits viele Tausende in den Wintercjuartieren lagen und andererseits noch auf den Blättern der Laubkrone grofse Mengen anzutreffen waren. Da dieser Baum über 14 Tage lang täglich das gleiche Bild gewährte, während andere Beobachtungen es aufser Zweifel stellten, dafs die Milben ohne längeren Aufenthalt am Stamme ihre oben bezeichneten Winterplätze aufsuchen, so ergiebt sich hieraus, dafs die Zahl der zur Überwinterung sich anschickenden Milben in solchen Fällen an einem einzigen Stamm nach Millionen zählt. Die Wanderung erfolgt in der Regel auf der Seite, die dem direkten Sonnenlicht am wenigsten ausgesetzt ist. Von diesen zahlreichen überwinternden Weibchen gelangen allerdings nur relativ wenige lebend ins nächste Frühjahr. Während des Monates April, auch in der ersten Maihälfte, pflegen die Tiere auf den Lindenblättern nicht allzu häufig zu sein. Zunächst sind es nur Weibchen, die vereinzelt spinnend umherlaufen, bald finden sich auch Eier, später Larven und Nymphen und auch die inzwischen entwickelten Männchen. Die überwinternden Weibchen sind von den im Sommer auf den Blättern herumlaufenden stets durch ihre dunklere Fär- bung zu unterscheiden. Während die Sommermilben hellgelb, gelegentlich auch grün gefärbt sind, erscheinen die überwintern- den Tiere stets orangegelb, sehr selten kommen dazwischen ein- zelne rote Formen vor. Dagegen ist die Rotfärbung im Herbst bei einigen verwandten — bisher mit unserer Lindenmilbe viel- fach verwechselten — Arten die Regel. Der Grund dieser ab- weichenden Herbstfärbung, die wohl mit den Ernährungsverhält- nissen der Tiere zusammenhängt , ist bisher noch nicht ermittelt. Tiere, welche sich zum Überwintern anschicken, haben keinerlei Bedürfnis nach Nahrung mehr. Setzt man sie auf frische Blätter, so sieht man bald, wie sie sich, statt Nahrung suchend auf den- selben umher zu laufen, an den Winkeln der Blattnerven dicht zusammendrängen und dort sitzen bleiben, auch wohl Versuche machen, an den Blattstielen abwärts zu kriechen und passende Schlupfwinkel aufzusuchen. Trotz ihrer zuweilen aufserordentlich grofsen Menge scheinen diese Milben den Linden keinen dauernden Schaden zuzufügen. Ob die Spinnmilben, welche als Schädlinge verschiedener Kultur- pflanzen (Weinstock, Melonen, Nelken u. dgl. m.) genannt und in der Regel mit unserer Spinnmilbe zusammengeworfen werden, wirklich alle derselben Art angehören, bedarf wohl noch näherer Untersuchung. Die Milbe, welche die als „Kupferbrand" be- kannte Krankheit des Hopfens veranlafst, gehört wohl sicher einer andern, verwandten Art an, vielleicht derselben, welche im Sommer häufig auf der grofsen Malve oder Stockrose anzutreffen ist. Auch die in verschiedenen Gegenden Deutschlands, Frank- reichs und Amerikas beobachteten, sechsbeinigen, roten Ernte- oder Grasmilben, welche auf der Haut des Menschen Pusteln hervorrufen, hat man für Larven unserer Lindenspinnmilbe ge- halten, und noch bis heute ist diese Angabe in manchen Büchern zu finden, obgleich bereits vor mehr als 20 Jahren der ver- diente französische Milbenforscher Megnin ihre Zugehörigkeit zu einer andern Milbenfamilie nachgewiesen hat. Die Lindenspinn- milbe macht ihre ganze Entwicklung auf den Blättern ihrer Nährpflanze durch und zeigt niemals Neigung zu parasitischer Ernährung. Auch unsere Milbe ist, wie jedes Tier, mannigfachen Ver- folgungen ausgesetzt. Mehrere Käferlarven, die Larven der Flor- fliegen, ja auch einige gröfsere, vom Raube lebende Milbenarten thun ihnen Abbruch. All diesen Feinden jedoch und allen Un- bilden der Witterung begegnet ihre ungemeine Veimehrungs- fähigkeit. Nachschrift der Redaktion. Es wäre gewifs interessant, end- gültig festzustellen, ob die „rote Spinne" mit Tttranychus telarhis iden- tisch ist, oder ob Dr. v. Hanstein recht hat mit seiner Annahme, dafs der bekannte Gewächshausschädling einer anderen Milbenart angehört. Vielleicht ist einer unserer Leser in der Lage, Genaueres hierüber zu berichten. V, 41 Die Gartenwelt. 487 Arabis alpina flore duplice. (Oben einzelne Blutenstiele, unten blühende Polster.) Im Garten des kgl, Gartenbaudirektors R. Brandt, Charlottenburg, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Stauden. empfehlen, weil der Bliitentrieb bis 25 cm lang, sehr fest, fast holzig wird. Die Blumen haben einen feinen Duft. Die Ver- mehrung erfolgt durch Teilung und durch Stecklinge im kalten Kasten. Nochmals Eupatorium Purpusii. — Diese auf Seite 75 d. Jahrg. als neu beschriebene und Seite 370 abgebildete Staude ist, einer Notiz in „The Gard. Chron." vom 15. Juni zufolge, nicht eigentlich eine Neuheit, sondern botanisch bereits als E. petiolare beschrieben. Da dieser Nachweis durch Vergleichung lebender Pflanzen mit Herbarmaterial in dem berühmten Herbarium von Kew erfolgte, so wird /■'. Purpusii wohl in E. petiolare umzutaufen sein. Xerophyllum asphodeloides. — Gut gewachsene Exem- plare dieser Liliacee gehören, so etwa schreibt unser Mitarbeiter Herr S. Reut he in „The Gard. Mag.", unzweifelhaft zu unseren schmuckvollsten harten Stauden. Sie ähnelt etwas dem bekannten Asphodelus unserer Gärten und besitzt einen fleischigen Wurzelstock mit langen fadenförmigen Wurzeln. Die Blätter sind bleich blau- grün, länglich, von bemerkenswerter steiftrockener Beschaffenheit, am Rand rauh, 25— 40 cm lang und rückwärtsgebogen. Sie bilden eine dichte Rosette, aus deren Mitte der lange Schaft entspringt, dicht besetzt mit sternförmigen Blumen, welche elfenbeinweifs und sehr effektvoll sind. Obgleich die Pflanze ziemlich leicht zu kul- tivieren, sieht man doch selten wirklich schöne Exemplare. Die Xerophyllum lieben leicht sandig-lehmigen Boden, mit viel Feuch- tigkeit während der ersten Sommermonate. Für Topfkultur sind sie sehr geeignet. A'. asphodeloides stammt aus dem östlichen Nord- amerika. Arabis alpina flore duplice. \'on R. Brandt, kgl. Gartenbaudirektor, Charlottenburg. (/Herzu zwei Abbildungen.) Uie Franzosen nennen diesen Sport corbeille d'argent. Der Charakter dieser Pflanze ist übereinstimmend mit der in den Alpen an Felsen wachsenden Stammart A. alpina; Blätter gezähnt, lanzettförmig zugespitzt, grauzottig, Blumen weifs, zahlreich in Trauben, Blüte April -Mai, bei längerem Stand Pflanze rasenbildend. Diese durch Kultur hervorgerufene Varietät hat für die Gärtnerei eine ganz besondere hervorragende Bedeutung, da sich die Pflanzen auch treiben lassen, natürlich nur im kalten Hause, wo sie schon im Monat Februar anfangen zu blühen. A. alpina flore duplice eignet sich ebensowohl zur Topfkultur, als auch zum Bepflanzen von Felspartien und Beeten; die Blütentriebe sind besetzt mit rein weifsen, gefüllten, und zwar durchwachsenen Blüten, d. h. die einzelnen Blütenstandszweige haben die Fähigkeit, unbegrenzt fortzuwachsen, so dafs häufig mehr als drei Blüten ineinander eingeschachtelt zur Entwick- lung gelangen, wie dies die obenstehende Abbildung gut er- kennen läfst. Diese Arabis ist eine ausdauernde Staude und bedarf keines Schutzes; sie liefert eine niedliche und brauchbare Schnittblume für Buketts und ist besonders für Kränze zu ^^2 ^^^^^^^^^^^^^^ ^W^M^^^^^^jg^^l^^^^ i^^^Pl^^i^^^pll^p ^p|^j^^^^^^^^^g^^^i^^^y T^5j^[J^*jj^5^2*^-^%:'ö^v nSgg'g^'A^TNlfwB^Mn wP^^^^s^^M&tAj^^^^I^^^^^ßS^^^^^^m ^^'m^j'v^^f^^^^n^^^^^^K^'^t^Wl^^^^SK^^^^^^^SKSS^X' ^S^^^^^^^^^wi^j^^^^^^^^^W^^^^^^^ ^^^^^^'^^^'^^^''wHc ' MBwiQL^I»JTiBr»wCTB9feSlfcMty »M '^S^^^^'^^^^^9SI^'''^^^^^^^i9S^^Ir. feJEfe^tdfeSfeBSSiäW^Si^l^MSB JB^^aBh. *^Ji Jffr -^*" ^^^^ Jwty^^-^P^^j I ^Vwkr^ ^O^UuBi^^t^irtsJ^i HDl^^Vlniä jIDIe WIv- it^ ^ ^iWk^ il^jKL^n&vb^^T^^^HH^ ^Pfiitt- w«iC^ ., - ^ c^mm^£^^^m^^r:.-y^ m§¥-:^^-M .'•/O v> '^"jfrM ü^«fi6iMäiiü9H^S$fX^BiK i:. '4 - /'-t ■^:rl ^^K<'-iI^H^^BbSE<-t Sb^IwI -..■^i:'-:; •* i ■W^c-^-.;^. . -■ -^ mscn Die Gartenwelt. V, 41 Obstbau. Stachelbeer-Neuheit „Hönings Früheste". Von Julius Hönings, Baumschule und Obstplantage „Pomona", Neufs a. Rh. (Hierzu eine Abbildung.) .Seit einer Reihe von Jahren wendet man der Beerenobst- kultur in Deutschland eine sehr grofse Sorgfalt zu. Was könnte doch auch für einen Obstzüchter, in der Nähe gröfserer Städte, lohnender sein, wie Beerenobst- kultur, zumal ja auch das Beerenobst, in Bezug auf klima- tische und Bodenverhältnisse, sehr geringe Ansprüche macht. Wo sonst kaum noch andere Obstarten gut gedeihen, da wächst doch noch die eine oder andere Art von Beerenobst. Aus diesem Grunde sind auch in Deutschland im letzten Jahr- zehnt sehr viele kleinere, gröfsere und sogar sehr grofse Beeren- obstplantagen entstanden. Auf sonst wenig in Kultur be- findlichen Moorböden sieht man heute gröfsere Terrains urbar gemacht, und mit Him- beeren und Johannisbeeren be- pflanzt, und dafs sich das unter denselben Verhältnissen lohnt wie in Holland, beweist der Er- folg. In vielen Gegenden mit leichtem, sandigem Boden wird mit sehr gutem Erfolg Beeren- obstzucht betrieben, vorzüglich Erdbeerenkultur. Das Beste von den vorhan- denen Sorten zu pflanzen, ist für den Obstzüchter bei Neu- anlage eines gröfseren Terrains eine Lebensfrage. Der Züch- ter mufs möglichst grofsfrüch- tige, sehr ertragreiche, wohl- schmeckende und fürs Auge schöngefärbte Sorten wählen. Er wird auch gut thun, nur wenig Sorten, aber gute und erprobte zu pflanzen. Leider sind für einen Nichtbeerenobstkenner eine Reihe Sorten vorhanden, welche hoch- klingende Namen besitzen, aber oft total wertlos sind. Solche Sor- ten anzupflanzen, bedeutet einen Fehlgriff', durch den oft die ganze E.xistenz der Plantagenbesitzer in Frage gestellt werden kann. In früheren Jahren waren in Deutschland nur sehr wenig Sorten bekannt. Die meisten neuen Sorten von Beerenobst haben wir von England und Amerika bekommen. Doch sind auch von deutschen Obstzüchtern sehr viele und sehr gute Beerenobstsorten neugezüchtet worden. Ein sehr grofser Vorteil ist es, wenn eine Sorte schöne Färbung, Grofsfrüchtigkeit, Tragbarkeit und feinen Geschmack mit sehr früher Reife verbindet. Dadurch steht der Produzent ohne Konkurrenz da. Mit Nachstehendem möchte ich mir erlauben, auf eine von Neue .Stachelbeere In der Baumschule von Julius Höning mir gezüchtete neue Stachelbeersorte ^Hönings Früheste"' aufmerk- sam zu machen. Vor vielen Jahren säte ich aus einem Sortiment vieler grofs- früchtiger Stachelbeersorten den Samen aus. Als die Sämlinge später tragbar wurden, waren wohl über 200 Sorten vorhanden, teils gut, teils völlig wertlos, l'nter den sehr wenigen bessern Sor- ten zeichnete sich eine Pflanze durch merkwürdig frühe Reife aus. Diese Pflanze wurde dann in vier Teile geteilt und an ver- schiedene Standorte gepflanzt. Ihre überaus guten Eigenschaften bewogen mich, die Sorte sehr stark zu vermehren, und ich habe sie in den letzten Jahren fortwährend zur Reifezeit beobach- tet. Alle Interessenten und Beerenobstkenner, welche in Jedem Jahre zur Reifezeit die Sorte bei mir sahen, waren ganz entzückt über Frühreife, Tragbarkeit, feinen Geschmack und schönes goldgelbes Aus- sehen. Auf dem Markte ist eine so starke Nachfrage, dafs ich mich gezwungen sehe, in jedem Jahr mir mit dieser Sorte gröfsere Terrains an- zupflanzen. Die Sorte wird immer 70, 80, 90 bis 100 Prozent höher bezahlt als jede nach- her reifende Frucht. Im vorigen Jahre hatte ich einige Zweige mit reifen Früchten zu einer gröfseren Versammlung rhei- nischer Gärtnereibesitzer mit- genommen, und alle waren frappiert über Frühreife und sonstige gute Eigenschaften. Beschreibung der Sorte wie folgt: Frucht mittelgrofs bis grofs, elliptisch geformt, sehr schön goldgelb gefärbt, mittel- mäfsig behaart, sehr aromatisch süfsschmeckend , sehr tragbar. Reift 6 — 8 Tage früher wie jede bis jetzt bekannte Frühsorte. In diesem Jahre am 18. Juni, wogegen hier „ Yelhnu Lion'^ und ^Früheste von Neumied'' noch hart sind. Strauch wächst aufrecht. Es ist zu empfehlen, in jedem Jahre das ältere Holz der Sträu- cher etwas auszuschneiden, da, der übergrofsen Tragbarkeit halber, ein Verjüngen sehr angebracht ist. Durch Vorstehendes wird es mir hoffentlich gelungen sein, auf die Sorte aufmerksam gemacht zu haben. Es ist für den gröfsern Obstzüchter eine hervorragende Zukunftssorte. Ich habe fast gar keine Reklame mit der Sorte gemacht. Trotzdem wurden Pflanzen in den letzten Jahren sehr stark begehrt, hauptsächlich nur von Interessenten, welche die Sorte bei mir gesehen hatten und den Wert schnell zu schätzen wufsten. Nachschrift der Redaktion. Nach Proben, die uns Herr Hönings einsandte, zu urteilen, ist diese neue Stachelbeere allerdings nicht nur äufserst ertragreich, sondern auch recht wohlschmeckend, und die Früchte sind hübsch goldgelb gefärbt. Die uns in den ersten Juli- tagen zugegangenen Zweige waren über und über mit reifen Früchten beladen, und es waren, wie der Züchter schrieb, seine letzten! „Hönings Früheste". s, Neufs, photographisch aurgenommen. V, 41 Die Gartenwelt. 489 Obstweinherstellung- in Frankreich. Von J. Zawodny, Wien. Das Stadium der Fruchtreife ist für einzelne Obstbau- gegenden Frankreichs von ganz hervorragendem Interesse, und die edelsten Obstweine der Normandie und Bretagne werden aus nur lagerreifen Früchten hergestellt. Es ist natürlich, dafs gerade auf die Zusammensetzung der Früchte das gröfste Gewicht gelegt wird. Geht die Frucht in Fäulnis über, so hört der normale Reife- vorgang auf, bei der Fäule findet demnach eine bedeutende Gewichtsabnahme des Obstes statt, und die eingeschrumpften Früchte wiegen nicht viel mehr als ein Drittel der gesunden. Dieser Gewichtsverlust ist verursacht durch Wasserverdunstung und Zersetzung des Zuckers, aufserdem werden die wertvollen Bouquetstoffe zerstört. Der Kürze halber möge hier nur ein Ver- such, und zwar mit Äpfeln, als Beispiel Erwähnung finden. Bestandteile des Apfels unreif lagerreif faul Wasser 85,50 83,20 63,55 Zucker 4,qo I i,oo 7,95 Zellgewebe 5- 3,— -,06 Gummi 4,01 2,10 2, — Eiweifs — ,10 —,20 —,06 Apfel-, Pectin Gallussäure, Tan- nin, essigsaures Kali, Kalk, Stickstoff- und Ulsubstanzen —,49 —,50 —,60 100,00 100,00 74,22 Prefst man die zur Bereitung von Obstwein bestimmten Früchte rasch, bevor sich noch eine Spur von Gärung zeigt, dann ist der Einflufs, den Schale, Stiel, Kernhaus u. s. w. auf den Charakter des Weines ausüben, nur ein sehr geringer. Zum Pressen wird die gewöhnliche Traubenpresse (Pressoir ä plateau declic, Pressoir Dezaunay) oder auch die hydraulische Presse verwendet; letztere erzeugt einen Effekt von 75 — 8o"/u. Der übrige Teil, ca. 2^"!^, wird durch Zugabe von Wasser und wiederholtes Pressen nur zum Teil gewonnen. Ein Fortschritt in der Obstweinbereitung ist die Herstellung von Obstwein durch Diffusion. Auf dem bezeichneten Gebiete liegen bisher verhältnismäfsig nur sehr wenige Untersuchungen vor. Die angestellten Versuche ergaben für die Obstweinbereitung nicht unwichtige Resultate, und es erscheinen mir dieselben so interessant und für viele Verhältnisse so wichtig, dafs ich es ver- suchen will, in Kürze Näheres hierüber mitzuteilen. Das Prinzip der Diffusionsmethode ist folgendes: Drei Halbfässer stehen auf einem stufenförmig konstruierten Gestell, jedes dieser Halbfässer ist mit einem Hahn versehen. Man nimmt z. B. 150 kg Obstbrei und giebt diesen zu gleichen Teilen (50 kg) in jedes Halbfafs. Die Fässer müssen, um eine Oxydierung zu vermeiden, gut schliefsbar sein. Erste Manipulation. In das oberste Fafs kommen 50 1 Wasser. Nach 24 Stunden der Maceration erfolgt die zweite Manipulation. Man läfst durch den Hahn des obersten Halbfasses die Flüssig- keit in das zweite Fafs abfliefsen und schüttet neuerdings 50 I Wasser in das oberste Fafs. Nach 24 Stunden erfolgt die dritte Manipulation. Die Flüssigkeit aus dem zweiten wird in das dritte Fafs übergeführt, die vom ersten Halbfafs in das zweite und man schüttet 50 1 Wasser in das erste Fafs. Nach 24 Stunden erfolgt die vierte Manipulation. Die Flüssigkeit aus dem dritten Halbfafs wird mittels des Hahns abgezogen, und die aus dem zweiten Halbfafs in das dritte, jene aus dem ersten in das zweite Fafs übergeführt. Nachher werden die Fässer gewechselt und zwar in folgender Weise: Das zweite Halbfafs mit dem ersten, das dritte mit dem zweiten, das erste mit dem dritten. Die Flüssigkeit aus dem zweiten wird in das dritte, jene aus dem ersten in das zweite abgezogen, und neuerlich in das oberste (erste) Halbfafs 50 1 Wasser zugegeben und frischer Obstbrei zugesetzt. Das Abziehen wiederholt sich alle 24 Stunden. Wie grofs das Resultat der Diffusionsmethode an Ausbeute von Zucker ist, möge nachstehendes Beispiel ergänzen. Äpfel, welche i4°/o Zucker haben, werden mittels der Diffu- sion behandelt. Bei der ersten Manipulation (Maceration) erhalten wir 7 "/q Zucker, bei der zweiten im Halbfafs No. 2 vergröfsert sich die Menge des Zuckers 7+ 14 10,5° °/o Zucker, und durch die dritte vergröfsert sich die Quantität von Zucker auf 12,25 °/o (^^^^^^=--^5»/o). Vorläufig, und so lange nicht weitere Resultate praktischer Versuche vorliegen, hat die Diffusionsmethode, obwohl man mit derselben speziell bei Obstwein schon entschieden günstige Resul- tate erzielte, ein mehr theoretisches Interesse. Ich zweifle indes nicht, dafs die Diffusionsmethode bei der Obstweinbereitung mög- licherweise von bedeutendem wirtschaftlichen Interesse ist. Die Dessertweine charakterisieren sich durch einen mehr oder weniger hervortretenden Zuckergehalt, und zumeist auch durch einen hohen Gehalt an Alkohol. Die feineren unter ihnen sind ferner durch eigentümlichen Geschmack und besonderes Aroma ausgezeichnet. Diese Obstweine werden überall konsumiert, beson- ders sind es die Töchter der Republik, welche zumeist für süfse Weine eine grofse Vorliebe haben. Die entsprechende Konzentration des Obstweines erreicht man entweder durch Eindampfen des Mostes oder durch Zusatz von Sprit. Für feinen Obstdessertwein wählt man gerne Süfs- äpfel; der Rezepte zur Herstellung giebt es natürlich aufser- ordentlich viele. Der berühmte „Vin de Malaga" besteht aus Obstmost, dessen Bouquet man durch Zugaben von allen möglichen aroma- tischen Obstfrüchten verändert, und dem man durch Zuckerzusatz den Dessertweincharakter gegeben hat. Das Rezept wäre z. B. folgendes : 40 1 Obstmost, 5 kg Cibeben (Malagacibeben), 2 1 rektifizierter Alkohol, 2 1 Zuckerwasser, 0,5 kg Holunderblüte, 35 g Essigäther. Hierzu kommt noch eine Mischung von Heidelbeer- und Ho- lunderbeersaft, welche die gewünschte Farbe erteilen soll. Nach einigen Wochen wird der Wein mit etwas Mandelessenz (35 g) wiederholt gemischt. Man unterscheidet im Handel namentlich folgende 3 Obstdessertweine, für die ich nachstehende Rezepte hinsichtlich der anzuwendenden Mischzugaben anführe: 1. Vin de Sherry. 50 1 Obstmost, 6 g Pomeranzentinktur, 65 g Weinstein, 3 1 rektifizierten Alkohol, 5 kg Cibeben (Eleme), 35 g Essigäther. 2. Bourgogne de cidre. 40 1 Obstmost, 2,5 kg Cibeben (.Sul- taninen), 125 g Weinstein, il Heidelbeersaft, 1,5 kg Krystallzucker. 3. Vin rouge clairet. 50 1 Obstmost, 4 1 rektifizierten Alkohol, 2 1 Johannisbeersaft oder „Cassis", 65 g Weinstein. Der Produzent ist einerseits bestrebt, zum Zwecke der Her- stellung eines Extragetränkes alle wesentlichen Stoffe des Weines zu vermehren oder zu verändern, während er andrerseits, wie ich früher erwähnte, oft allzu ängstlich darauf bedacht ist, den Obstwein in seiner Eigenart zu erhalten, auch wenn er dem Kon- sumenten nur wenig mundet. 490 Die Gartenwelt. V, 41 Im allgemeinen verlangt man als Obstdessertwein einen nicht zu starken, mehr oder weniger süfsen, angenehm lieblich schmecken- den Wein mit feinem, aber nicht zu stark hervortretendem Bouquet, welcher derart mit Kohlensäure erfüllt ist, dafs nicht nur beim Öffnen der Flasche, zufolge des starken Druckes, der Kork mit Gewalt herausgetrieben wird und der in das Glas gegossene Wein lebhaft moussiert, sondern dafs derselbe einen Teil seiner Kohlensäure möglichst hartnäckig zurückhält und infolge des nur allmählichen, langsamen Entweichens derselben längere Zeit frisch und perlend bleibt (sein Mousseux auch beim Trinken bewahrt). Der Alkoholgehalt der moussierenden Champagnerweine dürfte zwischen 10 — 14, zumeist jedoch zwischen 11 und 12 Vol.- Prozent schwanken. Der Säuregehalt kann im grofsen Durch- schnitt zu 5 — 6 pro Mille angenommen werden. Der Zuckergehalt derselben soll ein solcher sein, dafs sich der Wein angenehm zu süfsen Speisen geniefsen läfst; er beträgt im Durchschnitt etwa 9 bis 1 1 Prozent. Der Zucker- und Alkoholgehalt, der im Champagner gröfsten- teils durch Likörzusatz reguliert wird, wird demselben verschieden, je nach der Geschmacksrichtung der einzelnen Konsumtions- gebiete gegeben, für welche der Wein bestimmt ist. So erhalten im allgemeinen die für Rufsland, Deutschland und Österreich bestimmten Champagner einen gröfseren Likörzusatz, als jene, welche in Frankreich und England konsumiert werden. Die Farbe der echten Champagner ist eine sehr lichte, ohne einen .Stich in das Gelbliche zu zeigen. Eher besitzen dieselben einen ganz schwach rötlichen Ton. Eine leichte Rosafärbung wird den Weinen mitunter durch Zusatz der teinte de fismes, aus Holunderbeeren dargestellt, gegeben. Der Gehalt an Kohlensäure im Obstschaumwein ist ver- schieden. Der Druck, den die Kohlensäure in der Flasche ausübt, wird mittelst eines Manometers von Maumene gemessen. Im allgemeinen bezeichnet man Schaumweine, die einen Kohlensäuredruck von über 4'/2 Atmosphären zeigen, als „grand mousseux", bei einem Druck von 4 — 4 '/a Atmosphären als „mous- seux", unter 4 Atmosphären als „cremant". Nicht eine jede Obstsorte eignet sich gleich gut zur Her- stellung von Schaumweinen ; wohl kann von einer jeden ein ent- sprechendes Getränk gewonnen werden, allein in der Obstschaum- weinfabrikation hat man sich gewisse Ideale aufgestellt, repräsen- tiert durch die Eigenschaften und den Geschmack eines Trauben- schaumweines. Der französische Obstchampagner wird aus Äpfeln der dritten Saison bereitet. Diese Äpfel eignen sich besonders für Obst- schaumweine : der Saft ist von aufsergewöhnlich feinem Geschmack, der Gehalt an Weinstoffen ist ein sehr bedeutender. Im allgemeinen werden stets milde Weine mit wenig .Säure und Extrakt deshalb vorgezogen, weil der säuerliche Geschmack noch wesentlich durch die Kohlensäure erhöht wird. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 154. Ich bitte um Auskunft, wie man Amaryllis viltala hyhr, am besten kultiviert. Wie steht es mit der Ruhezeit und hat das Verpflanzen nach der Blüte zu erfolgen? (Siehe auch Beantwortung in No. 39,) — Beginnen wir gleich mit der Beantwortung der Frage: „Hat das Verpflanzen nach der Blüte zu erfolgen ?" Diese Frage ist mit „ja" zu beantworten. Die Zwiebeln erfordern in dieser Periode eine sehr sorgsame Pflege, damit sie sich so weit kräftigen können, um uns im nächsten Winter wieder durch ihre Blumen zu erfreuen. Man weise ihnen daher einen hellen Standort im Warmhause an und giefse sie angemessen mit Wasser und Dungstofifen ; letztere stellt man sich am besten aus Rinderexkrementen her. Bei dieser Behandlung werden Mitte März die meisten Pflanzen ihre Töpfe mit Wurzeln ausgefüllt haben, infolgedessen macht sich ein Verpflanzen notwendig. Man kann zu dieser Zeit auch die stärkeren Exemplare der Zwiebeln ver- pflanzen, die nicht geblüht haben, von denen sich aber in der nächsten Saison eine Blüte erwarten läfst. Gut ist es, den verpflanzten Exem- plaren Bodenwärme zu gehen; ist diese Möglichkeit nicht vorhanden, so stelle man sie an einem hellen, sonnigen Standorte im Warmhause auf. Bei der jetzt beginnenden besonders sorgsamen Pflege ver- gesse man auch das Auflockern der Erdoberfläche im Topfe nicht; aucli eine Beschädigung der grünen Blätter ist, da nachteilig, mög- lichst zu vermeiden. Bei günstiger Witterung lege man schon An- fang April einen warmen Mistbeetkasten in der den Pflanzen ent- sprechenden Höhe an. Da eine ununterbrochene Bodenwärme einen sehr wesentlichen Faktor für das Auswachsen der Zwiebeln darstellt, ist eine Erneuerung des Warmbeetes alle 8 Wochen sehr zweckmäfsig; gleichzeitig lockere man beim Umrangieren der Pflanzen das Erdreich auf und säubere die Blätter. Bei der jetzt stetig fortschreitenden Ent- wicklung werden bald einzelne Exemplare durchwurzelt sein, die not- wendigerweise nochmals in entsprechend gröfsere Gefäfse zu verpflanzen sind. Die Wurzeln sind möglichst zu schonen und gar nicht zu be- schneiden. Im übrigen giefse man reichhch, gebe auch ab und zu Dunggüsse und spritze morgens wie nachmittags sanft. Dabei umsetze man die Kästen bis oben mit Mist, ob kalt oder warm, damit die durch das Spritzen hervorgerufene feuchte Luft dem Innern des Kastens er- halten bleibt. Man sieht daraus, dafs die Pflege der Amaryllis in den Kästen unter Glas geschieht, doch können auch zeitweise die Fenster entfernt werden und zwar in warmen Sommernächten, ferner bei sanf- tem, warmem Regen und im letzten Kulturstadium behufs besseren Aus- reifens der Zwiebeln bei warmer Witterung am Tage. Auch dem Lüften und Schattenlegen ist gehörige Aufmerksamkeit zu schenken, doch richtet sich dieses mit nach örtlichen Verhältnissen und nach den Beobach- tungen des Kultivateurs, so dafs sich bestimmte Regeln nicht aufstellen lassen. Nur allgemein sei erwähnt, dafs anfangs reichlicher, später weniger schattiert, und schliefslich das Schattenlegen ganz eingestellt wird. Ende September tritt gewöhnlich eine Ruheperiode in dem Erscheinen neuer Blätter ein, und ein Absterben der alten Blätter be- ginnt. Das sind die Erscheinungen des Beginns der Ruhezeit, und so- mit ist auch der Zeitpunkt zum Einbringen der Pflanzen ins Gewächs- haus gekommen. Behufs Ersparnis eines öfteren Nachputzens schneide man vor dem Einbringen ins Winterquartier sämtliche Blätter je nach Länge des Zwiebelhalses auf 5 — 8 cm ab und überstreue die Schnitt- flächen mit Kohlenpulver. Bei trocknem, hellem Wetter stellt man die der Blätter beraubten Pflanzen einige Tage dicht unter Glas in ein Beet, lüftet die Fenster und setzt sie der vollen Einwirkung der Sonne aus, damit die Schnittflächen schneller abtrocknen. Bei regnerischem Wetter bringe man die Zwiebeln ins Warmhaus in die Nähe der Wasser- heizungsröhren oder Heizkanäle, um ein schnelles Trocknen der Schnitt- wunden zu bewirken. Ist die Schnittfläche abgetrocknet, so bringt man die für den Frühflor bestimmten Pflanzen an einen trocknen, gegen Tropfenfall geschützten Ort, in ein Warmhaus von 15 — 18* C, hier verbleiben sie bis zum Erscheinen der Blütenschäfte. Für Februar- März bestimmte Exemplare werden ebenfalls an einer trocknen Stelle in einem Hause von 10 — 12" C. aufgestellt. Sobald sich die Blüten- schäfte zeigen, werden die Amaryllis verpflanzt. Die alte ausgenutzte Erde wird gänzlich entfernt und die freigelegten Wurzeln werden fein überbraust und mit trockener Erde überpudert , da dadurch eine schnellere Verbindung der neuen Erde mit den Wurzeln herbeigeführt wird. Man pflanzt die Zwiebeln nicht tief in die Erde, sondern läfst sie vielmehr über der Erde, weil sich dadurch die neuen Wurzeln am Kreise des Zwiebelbodenringes schneller bilden. Zu einer raschen Ent- wicklung der Amaryllis -VtViAen ist eine Temperatur von 18 — 20" C. notwendig; auch ist es gut, wenn die verpflanzten Zwiebeln Boden- wärme bekommen können. Bei der fortschreitenden Vegetationsthätig- keit tritt ein reichlicheres Begiefsen, und wenn dieses nicht mehr ausreicht, die Verabreichung öfterer Dunggü.sse ein. Neben dieser V, 4' Die Gartenwelt. 491 Topfkultur ist auch noch die Methode des Auspflanzens während der Sommermonate in erwärmte Mistbeete gebräuchlich, doch wird im all- gemeinen wohl der Topfkultur der Vorzug zu geben sein. W. Krause, Räuden. Beantwortung der Frage No. 155. ist es empfehlenswerter. Obstbaumwunden mit Steinkohlen- oder Holzteer zu bestreichen, als mit Baum wachs? — In der Vorausset/:ung, dafs das anzuwendende Baumwachs keine schädlichen Bestandteile enthält und nicht zu schnell brüchig wird, möchte ich dem Baumwaclis den Vorzug geben. Aber für gröfsere Wundflächen wird ein derartiges Verschlufsmittel zu teuer, und deshalb muls man zum Teer greifen. Soweit ich zu beobachten Gelegenheit gehabt, eignet sich Steinkohlenteer darum besser als Holzkohlenteer, weil ersterer nicht so tief in den Holzkörper von der Wundfläche aus hineintrilt, also weniger Zellschichten abtötet. Prof. Dr. Paul Sorauer. — ■ Als ganz vorzüglicher Wundverschlufs bei Obstbaumwunden hat sich der Steinkohlenteer erwiesen, besonders bei gröfseren Wunden. Man schneidet die Wunde glatt und trägt den Teer im warmen Zu- stande (nicht zu heifs) mit einem Pinsel auf. Steinkohlenteer dringt nur 3 — 4 mm tief in das Holz ein, desinfiziert es und schliefst es völlig gegen die zersetzenden Faktoren, Wasser, Luft und Parasiten ab. Klagen, dals der Teer zu weit in das gesunde Holz eingedrungen sei und dessen Absterben verursacht habe, sind nur darauf zurückzufüliren, dafs nicht Steinkohlenteer, sondern Holzteer verwendet wurde. Ein Bestreichen mit Baumwachs ist hauptsächlich bei Kinden- und kleineren Wunden geeignet, die nicht längere Jahre zum völligen Verwachsen nötig haben, bei gröf>eren Wunden springt das Baumwachs nach einigen Jahren doch ab und der Holzteil ist wieder allen Witterungseinflüssen ausgesetzt, was bei einem Bestreichen mit Steinkohlenteer niemals vorkommen kann. Man darf aber nur den Holzkörper der Wunde bis zur Kam- biumschicht mit Teer imprägnieren, die Rinde selbst bestreicht man mit Baumwachs, weil der Teer die noch lebende grüne Rinde abtöten und somit die Wunde nur vergrofsern würde. Steinkohlenteer übt keinerlei Einflufs auf die spätere Vegetation des Baumes aus und die Verwachsung ist eine vorzügliche. Man erhält ilin in jeder Gasanstalt, Vor Anwendung des Holzteers sei gewarnt. H. (Irote, Reutlingen. — Obstbaumwunden verstreiche man, wenn sie nicht mehr wie etwa thalergrofs sind, nach sorgfälligem Ausschneiden mit scharfem Messer, mit Baumwachs. Kleine Schnittwunden lasse man ohne Ver- schlufs. Grofse Wunden von Handflächengröfse schneide man am Rande gleichfalls zunächst sorgfältig glatt und verstreiche die Randpartie der Wunde mit Baumwachs. Die innere Fläche solch grofser Wunden be- streiche man mit Teeröl, welches dem Teer vorzuziehen ist. Es dringt bis I cm tief in den Holzkörper ein und schützt diesen gegen Fäulnis. Nach zwei Jahren wiederhole man bei grofsen Wunden diesen Anstrich. Teer ist zwar auch ganz gut verwendbar, jedoch streiche man ihn nur sehr dünn auf und verhüte namentlich, dafs er die Wundränder berührt, weil er dann die Überwallung hemmt. Teer bildet leicht eine starke Decke über der Wunde und verhindert so die Verdunstung des bei Sägewunden oft stark andrängenden Saftes. R. Reichenbach, Alzey. ■ — ■ Die Anwendung des Teers, sei es nun Steinkohlen- oder Holz- teer, zum Bestreichen von Baumwunden ist aufs entschiedenste zu ver- werfen; ebenso wie die des sog. Baummörtels aus Kuhfladen und Lehm. Die Wunden bestreicht man, um die Fäulnis zu verhindern, d. h. um den fäulniserregenden Pilzen den Zutritt zu verwehren. Statt dessen bringt man aber mit dem Baummörtel nur noch mehr Pilze auf die Wunde und befördert dadurch sogar die Fäulnis. Der Teer würde ja vortrefflich seinen Zweck, das Holz vor Zersetzung zu schützen, er- füllen, aber er tötet die das Dickenwachstum und die Vernarbung der Wunde bewirkende Kambiumschicht; er schadet somit mehr als er nützt. Das Holz trocknet in diesem Falle immer weiter ein und eine Über- wallung der Wunde ist einfach unmöglich. Für den Fall, dafs man viele und grofse Wunden zu bestreichen hat, kann man ja auch Teer verwenden, und zwar nur zum Bestreichen des Holzteiles; der äufsere Rand der Wunde bleibt frei und wird hernach mit Baum wachs be- strichen, welches unter allen Umständen das beste Mittel ist. Kommt jedoch die Anwendung von Baumwachs zu teuer, so erfüllt jeder Öl- anstrich denselben Zweck. O. Arnet, KnitteUheim. Neue Frage No. 165. Wie ist die Kultur der zu den Legu- minosen gehörigen Piiiraria thunbcrgiaim? Neue Frage No. 166. Ich habe etwa 18 vier- bis fünfjährige, starke und gesunde .'/»««ßi- Fruchtpflanzen, welche in Töpfen im warmen Kasten stehen und gut durchgewurzelt sind. Meiner Meinung nach hätten sie dies Jahr sicher Früchte bringen müssen, aber leider nein. Ich habe natürlich kein .-/«nKaj - Haus , sondern die Pflanzen stehen im Warmhause, wo Orchideen, Farne etc. recht gut gedeihen. Über dem Kanal ist ein Lohbeet, wo hinein ich im Spätjahr die Fruchtpflanzen, Folgepflanzen und Kindein bringe. Mein Vorgänger hat unter gleichen Verhältnissen gute Früchte geerntet; ich habe jedenfalls einen Fehler gemacht, doch welchen? Ich frage deshalb, wie mufs ich die Frucht- pflanzen behandeln, wenn ich sie im September-Oktober aus dem Kasten ins Haus bringe? Sie sind gut durchgewurzelt. Mufs ich sie nochmals in gröfsere Töpfe verpflanzen, wieviel Wärme mufs ich im Haus geben, bez. Bodenwärme? Wie steht es mit Giefsen, Trockenhalten und wieder Antreiben? (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten !) Bücherschau. Post-Handbuch für die Geschäftswelt für den gesamten In- land- und Ausland -Verkehr. Unter Benützung amtlicher Quellen be- arbeitet von Hermann Hettler, Oberposlsekretär. Ausgabe für das Reichspostgebiet. Stuttgart 190 1. Verlag von Greiner & Pfeiffer. Preis 2 M., auf stärkerem Papier mit Registerzungen 3 M. Dieses praktische Post-Handbuch, welches im Kontor einer jeden Versandgärtnerei und Samengrofshandlung zu finden sein sollte, er- scheint jährlich im Juni. Es ist ein nie versagendes, absolut zuver- lässiges Handbuch, welches über alles den Verkehr mit der Post be- treffende Auskunft giebt. Ein eingehendes Sachregister erleichtert die Benutzung. M. H. Aus den Vereinen. Der Verein deutscher Gartenkünstler hält seine dies- jährige Hauptversammlung in den Tagen vom 11. bis 14. August in Elberfeld ab. Von den Gegenständen der Tagesordnung nehmen „die Feststellung der Gebührenordnung für die Arbeiten des Garten- künstlers, die Beratung der allgemeinen Regeln für die Anpflanzung und Unterhaltung von Strafsenbäumen in Städten, sowie die Aufstellung des Verzeichnisses der sich für Strafsenpflanzungen eignenden Bäume" ein über die Grenzen des Vereins hinausgehendes Interesse in Anspruch. Nicht minder interessant gestalten sich die Vorträge, indem die Herren Stadigartendirektor Trip- Hannover über „die Gartenkunst in Beziehung zum Städtebau mit besonderer Berücksichtigung der Industriestädte", Stadtgartendirektor Sc hoch -Magdeburg über „Ludwig von Sckell und seine Zeit" und kgl. Gartenbaudirektor Encke-Potsdam als praktischen Beitrag zur Hochschulfrage über „die Ausbildung des angehenden Garten- künstlers" sprechen werden. Die Nachmittage werden der Besichtigung des zoologischen Gartens, der Elberfelder und Barmer Stadt- und Hardt- anlagen gewidmet werden; aufserdem ist ein Ausflug in das roman- tische Wupperthal und nach Düsseldorf vorgesehen, wo nicht nur den städtischen, sondern auch den im Entstehen begriffenen, von Herrn Stadtgartendirektor Hillebrecht geleiteten Anlagen für die im nächsten Jahre stattfindende rheinische Kunst- und Industrie-Ausstellung ein Be- such abgestattet werden soll. Die Versammlungen finden mit Ge- nehmigung der städtischen Behörden, die für die Tagung bereits ein grofses Interesse bekundet haben, in der grofsen Stadthalle zu Elber- feld statt. Eine Verkaufsgenossenschaft beabsichtigen Handelsgäriner aus Berlin und seinen Vororten zu gründen, um sich von den Zwischen- händlern, welchen ein grofser Teil des Verdienstes bisher zufällt, un- abhängig zu machen. Die Genossenschaft wird sich vorläufig nur mit dem Vertrieb von Schnittblumen befassen, wofür die bekannte grolse Engros-Blamenmarkthalle in der Lindenstrafse vorgesehen ist. Geschäfts- leiter wird Herr van Thiel, zur Zeit Vorsitzender des Vereins Berliner Blumengeschäftsinhaber. Die Genossenschaft wird Anteile ä 300 M. ausgeben, von denen jedes Mitglied bis zu 20 erwerben kann. Die gesamten Schnittblumen der einzelnen Mitglieder sollen für den Ver- trieb vom Geschäftsleiter der Genossenschaft zu angemessenen, der Jahreszeit entsprechenden Preisen erworben werden. In den handels- 492 Die Gartenwelt. V, 41 gärtnerischen Kreisen der Reichshauptstadt und ihrer Umgebung und auch in den Kreisen der Blumengeschäflsinhaber bringt man dieser neuen zeitgemäfsen Gründung grofses Interesse entgegen, und es ist zu hoffen, dafs die im Entstehen begriftene Genossenschaft wesentlich dazu beitragen wird, den Verdienst der Handelsgärtner, der bisher durch den Zwischenhandel stark gekürzt wurde, in nicht unbeträchtlicher Weise zu heben. M. H. Tagesgeschichte. Breslau. Bei dem ungeheuren Wachstum der Grofsstädte in der Gegenwart hat eine bisher wenig beachtete Frage eine erhöhte Bedeutung erhalten: Wie beschafft und gestaltet man am zweckraäfsig- sten umfangreiche Gottesäcker, wie wandelt man am geeignetsten ge- schlossene Friedhöfe zu anderen Zwecken um? In anHeren Ländern und auch in verschiedenen gröfseren Städten Deutschlands hat man land- schaftliche Friedhöfe eingerichtet, Begräbnisstätten, welche in park- artigen Grundzügen angelegt werden und bei welchen man von den hohen Grabhügeln absieht, die nicht allein ziemlich bedeutende Unter- haltungskosten erfordern und aufserdem in schneearmen Wintern, wie dem letztvergangenen, nur schwer vor dem Erfrieren zu schützen sind. Diese landschaftlichen Friedhöfe wirken sehr schön und stimmungsvoll und haben den Vorzug, dafs sie sich später mit Leichtigkeit in Er- holungsstätten umwandeln lassen. Die Hauptwege sind dann schon gegeben, nur die Pflanzungen sind noch umzugestalten, und die Er- holungsstätte ist fertig. Bei den guten Erfahrungen, die man in anderen Städten mit dieser Einrichtung gemacht und bei dem Anklang, den sie in weiteren Kreisen gefunden hat, ist man auch in Breslau dem Gedanken näher getreten, bei Neuanlagen oder Erweiterungen von Gottesäckern die landschaftliche Gestaltung einzuführen. So hat Garten- direktor Richter bereits Pläne für eine Erweiterung des Gräbschener Kommunalfriedhofes und einen neu anzulegenden Gottesacker in Cosel ausgearbeitet, während Friedhofsinspektor Erbe einen Plan für eine demnäclist bevorstehende Erweiterung des Kommunalfriedhofes auf den Polinkeäckern bei Oswitz vorbereitet, der nächstens dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung zur Genehmigung vorgelegt wer- den soll. Es ist interessant zu erfahren, wie diese Anlage gedacht ist. Die zur Verfügung stehenden Ländereien, die augenblicklich noch verpachtet sind, sollen sobald als angehend dem Friedhofe ein- verleibt werden. Sie umfassen 75 Morgen und schliefsen sich in lang- gestreckter Form nach Norden an das westliche Viertel des Fried- hofes an. Die schmale Form des Geländes ist nicht eben glücklich zu nennen, weshalb die Lösung der neuen Aufgabe nicht leicht war. Die bisherige Hauptsache an neuen Friedhofsanlagen war die möglichste Belegungsfähigkeit des Terrains; diese geht aber bei den landschaft- lichen Friedhöfen nicht unwesentlich zurück (in Köln z. B. von 70"/^ auf 38O/1,). Der hiesige Entwurf sieht eine Belegungsfähigkeit von 60"/,, vor. Da es bei der Tiefe des Geländes nicht möglich wäre, die Särge von der Chaussee so weit nach hinten zu tragen, durch- zieht das Ganze ein breiter Weg, von dem 7 m chaussiert als Fahr- weg, 3 m als Fufsweg gedacht sind. Natürlich ist auch für einen grofsen Wagenhalte- und Umkehrplatz Sorge getragen. Da der Bau einer eignen Kapelle und Leichenhalle für den neuen Teil unbedingt erforderlich sein wird, so soll eine gerade Allee von dort aus mitten durch das Terrain gehen; rechts und links schliefsen sich dann an diese die Begräbnisstätten an. Die Beerdigungsfelder werden an passenden Stellen mit Gruppenpflanzungen versehen und gewähren schon vor ihrer Belegung einen landschaftlich schonen Anblick, die Erb- begräbnisse liegen inmitten grüner Pflanzungen und manche Gruft wird in solch landschaftlicher Umgebung von prächtiger Wirkung sein. Eine besondere Sorgfalt ist den für die Armenbeerdigungen des Hospitals bestimmten Plätzen zugedacht. Diese Felder sollen dichter umpflanzt werden, um die ärmlichen, ungepflegten Grabhügel zu verdecken. Von Erdbewegungen ist in dem Plane mit Rücksicht auf die hohen Kosten ganz abgesehen und die Flächen sind auf dem ziemlich ebenen Terrain in sich planiert gedacht worden. M. E., B. Plauen i. V. Einer Zeitungsnotiz zufolge war hier kürzlich die Vergebung der Arbeiten für eine gröfsere Gartenanlage öffentlich aus- geschrieben worden. Es sind darauf drei Angebote von hiesigen Gärtnem eingegangen. Die geforderten Preise betrugen bei dem einen 23000 M., beim andern loooo M. und beim dritten nur 7100 M. Die Forderung des letzten beträgt also noch nicht einmal ein Drittel der von dem ersten veranschlagten Kostensumme. Ein Kommentar dazu dürfte über- flüssig sein. Werder a. H. Die industrielle Entwicklung von Werder, der märkischen Obstkammer, geht mit Riesenschritten vorwärts. Über ein neues grofses Unternehmen, bei dem der in Berlin bestehende Verband der Grofsdestillateure beteiligt ist, wird gemeldet: Eine Ge- nossenschaft, bestehend aus den meisten Grofsdestillateuren Deutsch- lands wird gutem Vernehmen nach ihren Sitz in unserer Stadt auf- schlagen und eine Genossenschafts -Weinbrennerei und Kognakfabrik errichten. Die Genossenschaft ist als eine Vereinigung mit beschränkter Haftung gedacht. Das Grundkapital soll 500000 bis i Million Mark betragen. Zweck der Vereinigung ist die Bereitung nur vorzüglicher gebrannter Weine und Liköre. Dieselben sollen nur den Mitgliedern zugänglich sein. Die Fabrikanlage, in der Nähe des Bahnhofs geplant, soll in Bälde errichtet werden. Personal-Nachrichten. Koopmann, Karl, kgl. Gartenbaudirektor, hatte, wie wir in No. 22 an dieser Stelle mitteilten, seine sieben Jahre lang innegehabte Stellung als Vorstand der fürstlichen Hofgärtnerei in Wernigerode am I. April d. J. gezwungen verlassen. Herr Koopmann hatte darauf hin gegen den Fürsten Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode wegen Gehalts- bez. Pensionsansprüchen einen Prozefs angestrengt, und wir hatten ihm zur Führung seiner Sache Herrn Juslizrat und Notar Auerbach in Berlin empfohlen. Dieser Prozefs hat am i. Juli in der ersten Instanz beim Land- gericht zu Halberstadt seinen vorläufigen Abschlufs gefunden, indem der Herr Verklagte nach dem prinzipialen Antrage des klägerischen An- waltes verurteilt und die Kündigung Koopmanns für un- gerechtfertigt erklärt wurde. Die Gerichtskosten sind dem Herrn Verklagten auferlegt. Wir beglückwünschen unsern Freund und Mit- arbeiter, Herrn Gartenbaudirektor Koopmann, zum Siege seiner ge- rechten Sache. Jurissen, Jacq., Mitinhaber der bekannten Baumschulenfirma Jurissen & Sohn, Naarden (Holland), erhielt von der französischen Regierung das Ritterkreuz des ordre officiel du m^rite agricole. Diese Auszeichnung ist eine Folge der hervorragenden Verdienste, welche die Firma Jurissen & Sohn sich um den Gartenbau auf der Pariser Welt- ausstellung 1900 erworben hatte. Lade, Eduard von, Generalkonsul a. D., Monrepos b. Geisen- heim a. Rh., wurde vom Kaiser der Freiherrntitel verliehen. Freiherr V. Lade hat sich, worauf wir schon öfter hingewiesen haben, um den Garten-, sowie den Obst- und Weinbau bedeutende Verdienste erworben. Schviranecke, Carl, Gärtnereibesitzer zu Oschersleben, ein be- sonders als Stiefmütterchen-Züchter weit und breit bekannter und ge- schätzter Fachmann, feierte am 4. Juli seinen 80. Geburtstag. Briefkasten der Redaktion. R. M., Mainz. Wir legten die eingeschickten Co/eus -Blitter Herrn Prof. Dr. P. Sorauer vor. Dieser schreibt uns daraufhin fol- gendes: Die Erkrankung ist als eine gefährliche zu bezeichnen. Es handelt sich um Nematoden, die massenhaft in den Blättern zu finden sind. Im Interesse des Einsenders wäre es geboten, festzustellen, ob die Würmer auch bereits im Stengel und den Wurzeln sind. Da es wahrscheinlich dieselbe Art sein dürfte, die bei Bigonia, Pteris und anderen Glashauspflanzen vorkommt, so ist nachzusehen, ob etwa der- artige Pflanzen bereits erkrankt sind. Allerdings würde diese Unter- suchung den Rahmen der Fragebeantwortung übersteigen und wegen des gröfseren Zeitaufwandes nicht unter 8 — 10 Mark auszuführen sein. Sollte der Einsender eine genauere Feststellung wünschen, müssen ganze Exemplare von Cokus in Töpfen mit unberührtem Wurzelballen und womöglich auch einige anscheinend gesunde Exemplare eingesandt werden. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 20. Juli igoi. No. 42. Nachdruck und Nachbildung aus dein Inhalt dieser Zeitschrift wrd strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Einiges über OdontOO'loSSen. liehen Verehrer dieser herrlichen Pflanzen, von denen sich Von Julius Hansen, Ma^gdeburg. '^^"'^ ^^'^' Exemplare völlig gleichen, vielmehr in der Form ihrer Blüten, ihrer Tracht und Beschaffenheit eine unendliche (Hierzu fünf Abbildungtn.) Mannigfaltigkeit offenbaren. Allgemein vermuteten Botaniker Unter den Orchideen zählen die Odontoglossen zu den und Kenner, dafs zahlreiche der von Zeit zu Zeit auftauchen- populärsten und beliebtesten. Vor allem gilt dies von der den Varietäten, die sich durch Färbung oder Form, oder Art O. crispum, zu welcher noch viele wunderbar wertvolle beides, besonders auszeichneten, als natürliche Hybriden zu und seltene Varietäten gehören, die mit besonderen Namen betrachten seien. In neuerer Zeit hat sich diese Vermutung bezeichnet und weit und breit bekannt und berühmt sind. durch künstliche Befruchtung und Anzucht aus Samen be- Fast alle Odontoglossen sind heimisch in den Anden Süd- stätigen lassen. Ein sehr erfolgreicher Hybridenzüchter von amerikas und Mexikos, in einer Höhe bis zu 2500 m über Orchideen im allgemeinen und von Odontoglossum im beson- dem Meeresspiegel, wo sie, nach den Schilderungen vieler Rei- sender, vorzugsweise die Baum- kronen der Hochwälder be- wohnen. Die Temperatur dieser Gegenden ist durchschnittlich eine niedrige, ziemlich gleich- mäfsige, die Atmosphäre fast stets geschwängert mit Feuchtig- keit infolge der sehr häutigen Niederschläge. Diese That- sachen ergeben für den Kulti- vateur ganz bestimmte Hinweise betreffs der Behandlung, zum wenigsten der dabei zu be- obachtenden Grundzüge. In verschiedenen Zeitschrif- ten (so auch in No. 16 der .,Gartenwelt" d. J.) ist in den letzten Jahren wiederholt be- richtet worden, dafs die Samm- ler der Odontoglossum crispum mit dem vorhandenen Be- stände der Pflanzen arg ge- räumt haben; auch in diese ent- legenen Urwälder wird die Sucht nach Gewinn getragen, zum grofsen Bedauern aller wirk- Die Gartenwelt. V, Astübe japonica „Queen of Holland". In der Handelsgärtnerei von R, Rudel, NaunhoT-Leipzig, für die „Gartenwelt** photographisch aufgenommen (Text Seite 496). deren ist der englische Lieb- haber Norman C. Cookson, unterstützt von seinem Gärtner Murray. Die erste aus Samen gezüchtete Hybride blühte 1892, es war Od. wilckeanum (crispum X luteo-purpureum) ; die zweite erschien erst fünf Jahre später, eine Kreuzung von Od. crispum und Hallü. Wie erzählt wird, befinden sich in mehreren Gärten Belgiens und Englands zahlreiche Odontoglossum.-'&ä.vD.- linge, die ihrer ersten Blüte lustig entgegenwachsen. In An- betracht der erstaunlich hohen Preise, die für ganz besonders gute Od. crispum oder nächste Verwandte verlangt und mei- stens auch willig bezahlt wer- den, dürfte von erfolgreichen Züchtern durch gewählte und wohlüberlegte Kreuzungen ein rentables Geschäft gemacht wer- den, doch bleibt dies sicher nur wenigen vorbehalten. Den höchsten Preis, der meines Wissens bisher für ein einzelnes 4- 494 Die Gartenwcll. V. 42 C(/.('r/,r/'//;« bezahlt wurde, I erzielte eine von L. Lin- den im Mai 1896 in Lon- don unter der besonderen Bezeichnung aiigustum ausgestellte Pflanze, die allerdings etwas wirklich Gutes repräsentierte, ob- wohl noch nicht das Beste ; sie wurde für 8000 Fr. an einen belgischen En- thusiasten, Jules Hye, verkauft. Die Zahl der Elitepflanzen unter den Odontoglosstim ist mit den Jahren sehr heran- gewachsen, dennoch sind sie mehr gesucht, denn je zuvor, und man darf gespannt sein, wie hoch wohl einige der aller- ersten Varietäten, die die gröfsere Masse unendlich weit überragen, auf etwaigen Auktionen getrieben werden. Diese Pflanzen sind nämlich einzig und unerreicht, eine Ver- mehrung durch Teilung ist fast nicht denkbar, weil dadurch zumeist das kostbare Leben der ganzen Pflanzen gefährdet würde. Die lange Haltbarkeit, die Eleganz in der Haltung und Form der Blumen, verbunden mit der zarten Färbung, sind Eigenschaften, die Od. crispum als sehr geschätzte Blume für die feine Binderei begehrt machen. Bessere Varietäten, und erst recht die wahrhaft guten, sollten aber für solche Zwecke nicht verwendet werden; sie sind viel zu schade, selbst für das feinste Blumenarrangement, es sei denn, dafs dieses für einen wirklichen Kenner bestimmt ist. Die beigegebenen Abbildungen einzelner Blumen stellen Varietäten dar, die sich teils durch Form, teils durch Färbung vorzüglich auszeichnen. Bei der als einfach crispum var. bezeichneten Blume fällt die edle Form sofort ins Auge; die Blume ist schön rund, die Sepalen und Petalen decken sich nicht nur, sondern sie liegen sogar übereinander. Auch die Zeichnung der einzelnen Segmente ist ganz hübsch. Die nebenstehende Abbildung zeigt eine Form von Od. wikkeaniim, bezeichnet als pittianum. O. wikkeanum ist, wie schon gesagt, eine natürliche Hy- bride zwischen Od. crispum und Od. luteo -purpureum. Die abgebil- dete Blume zeichnet sich durch reiche und brillante Färbung aus. Odontoglossiun crispum var. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'^, Odontoglossum wilckeanum pittianum Originalaufnahmc für die „Gartenwelt''. Die dritte Photographie (Seite 495, oben) stellt eine als Od. crispum „Golden Queen" bezeich- nete Varietät dar; sie er- blühte zum erstenmale in England im Jahre 1887, in welchem die verstor- bene Königin ihr gol- denes Regierungsjubiläum feierte; ihr zu Ehren wurde die Pflanze mit diesem Namen belegt. Die Ab- bildung giebt die Form und Zeichnung der Blume vortrefflich wieder, leider aber nicht auch die Farbe. Die Sepalen und Petalen sind hellgelb, die präch- tige, rotbraune Zeichnung ist in den ersteren in drei Gruppen meist quer- laufend, während sie sich in den Petalen als einzelne, unregelmäfsig zerstreute Gruppe präsentiert. Die letzte Abbildung (Seite 495, unten) führt eine Varietät vor, die ihres Gleichen sucht; sie ist als crispum „hnperatrix" bezeichnet. Alle Blumen sind in natürlicher Gröfse dargestellt, die Abbildungen geben jedoch nur eine schwache Idee von der Mannigfaltigkeit und Pracht dieser hochedlen Orchideen. Wie erwähnt, sind diese Odontoglossum Bewohner der Hochwälder der Anden Südamerikas in einer Höhenlage, die ein ziemlich gleichmäfsiges, kühles, mit Feuchtigkeit ge- schwängertes Klima hat. Daher sind Luft, viel Luft, Feuchtig- keit und Schatten hauptsächlichste Kulturbedingungen. Jeder Besitzer solcher Kleinodien wird darauf bedacht sein, ihnen alles zu gewähren, was geschehen kann, um ihr freudiges Gedeihen zu sichern. In erster Linie gehört dazu ein geeignetes Haus, welches im Winter möglichst wenig Heiz- wärme erfordert, dagegen im Sommer, wenn angängig, einige Grade kühler gehalten werden kann, als die Aufsentemperatur an warmen Tagen zu sein pflegt. Die Skizze Seite 496 stellt ein Kalt- haus dar, wie es nicht nur diesem Zwecke vollkommen entsprechen dürfte, sondern, unter gleich- zeitiger Benutzung als Kulturstätte anderer eigenartiger Pflanzen zu einem selten interessanten Glas- haus für seinen Besitzer und dessen Freunde werden kann. Die eigent- liche Front des Hauses, die län- gere Seite des Glasdaches, liegt V, 4ä Die Gartenwelt. 495 nach Nordwest, die Sonnen- strahlen fallen in sehr spitzem Winkel auf diese Hauptseite, ohne also, bei entsprechen- der Schattierung, das Haus sehr zu erwärmen. Die nach Südost liegende, kürzere Seite mufs im Sommer stark schattiert werden, gewährt dagegen in der trüben Jahres- zeit ein Bedeutendes mehr au Licht. Die Schattendecken sind aus Leinewand gedacht, zum Aufrollen eingerichtet. Sie finden, gerollt, ihre Lage unter dem kleinen, auf dem First des Hauses angebrach- ten, aus starken, gerippten Glasscheiben hergestellten Schutzdache, wo etwaige Niederschläge ohne erheb- lichen Einflufs auf sie blei- ben. Die Entfernung der heruntergelassenen Schattendecken, die auf den aus der Zeich- nung ersichtlichen Latten ruhen, beträgt vom Glase ca. 31 cm, es ist dies aber wesentlich, da es erheblich dazu beiträgt, das Haus kühl zu halten. Das vom Dache abfliefsende Regenwasser wird durch Rinnen in zwei, an den beiden Längsmauern des ganzen Hauses entlang laufende Bassins gesammelt, um es zum Giefsen und Spritzen zu verwenden. An der nach Südost ge- legenen Mauer befinden sich durch seitwärts zu schie- bende Fenster verschliefs- bare Behälter, für Hautfarne bestimmt, die nicht nur interessant, sondern auch sehr hübsch sind. Wird die Hinterwand, sowie die Decke mit Tropfsteinen verziert, so erhöht dies den guten Ein- druck ganz besonders. Zur Unterbrechung könnten an dieser Längsseite vorteilhaft ein paar Abteilungen als Aquarien eingerichtet und mit Schleierschwänzen, Gold- fischen etc. belebt werden. Über diesen in sich ab- geschlossenen Räumen hat man eine ziemlich breite Tablette für solche Pflanzen, die es lieben, sehr nahe dem Lichte zu stehen, auch etwas mehr Wärme und direkte Luft vertragen können, als die meisten anderen Pflanzen Odontog-lossura crispum „Golden Queen Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Odontoglossum crisptun „Imperatrix" Originalaufnahme für die „Gartenwelt*^, dieses Hauses. Allerdings mufs hier eine Vorrichtung getrofifen werden, das über- flüssige Wasser ableiten zu können. Der Weg, von wel- chem aus man die eben erwähnten Abteilungen be- trachtet, liegt ein wenig höher, als die Erdoberfläche aufserhalb des Hauses, und bildet die direkte Fort- setzung der Eingangsthür. Die sich anschliefsende Tab- lette ist für gröfsere Kalt- hausorchideen , sowie für alles, was sich gerade in Blüte befindet, bestimmt, während die beiden nied- riger gelegenen für solche Pflanzen vorgesehen sind, die zur Zeit nicht ihre Blüte- periode haben. Die höher gelegene Tablette ist auch ein vortreffhcher Standort für Darlingtonien , Sarracenien, Cephalotus u. a. Auf diese Weise erreicht man, dafs der An- blick des Inneren des Hauses auf beiden Seiten gleich vom Eingang aus ein entzückender und interessanter ist, voraus- gesetzt, dafs die Pflanzen gut kultiviert werden, auch beim Ankauf so gewählt wurden, dafs zu jeder Jahreszeit wenig- stens einige blühen. Die Wege, die an der Eingangsseite des Hauses durch einige Stufen verbun- den sind, werden durch in geschmackvollen Mustern durchbrochene Eisenroste hergestellt, die über einem gemauerten Graben von ca. 50 cm Tiefe liegen und an beiden Seiten mit hübschen, roten Fliesen eingefafst sind. Nach ein paar Jahren bil- den sich an den Seiten und auf dem Boden des Grabens kleine Farne, die bald üppig gedeihen, und somit auch unter den Füfsen der Be- sucher eine angenehm wir- kende Vegetation bilden. Die Ventilation des Hau- ses, die von so hervorragen- derWichtigkeit ist, wird zuerst durch unterhalb derTabletten, zwischen den Heizröhren be- findliche Lüftungen besorgt, deren Funktion deutlich aus der Abbildung ersichtlich ist. 42* 496 Die Gartenwelt. V, 4ä Es dürfte sich empfehlen, diese Mauerdurchbrüche in nicht gröfseren Abständen als etwa von i m einzurichten. Die Lüftung am First des Hauses kann ebenfalls nach beiden Seiten erfolgen, und zwar sind die Fenster der ganzen Länge nach auf einmal, allerdings jede Seite für sich allein, zu öffnen. Die kleinere Zeichnung veranschaulicht eine zweckmäfsige und sehr ein- fache Lüftungsmethode. Ein runder, eiserner Barren, a, von der Länge des ganzen Hauses, liegt drehbar in starken Naben, die mit den Sparren fest verschraubt sind. Jedes einzelne Fenster ist in der dargestellten Weise mit diesem Barren ver- bunden; dieses Verbindungsglied hat je ein Gelenke in der Mitte, wie auch am Lüftungsfenster selbst, ist aber an dem Längsbarren fest. In der Mitte des Hauses, resp. unter dem Mittelsparren, hat der Barren a einen stärkeren, durch Eisen- keile befestigten Hebel, der wieder durch zwei Gelenke und das Verbindungsglied, /', an eine in einer aus starkem Eisen- blech gefertigten Hülle liegenden Stange befestigt ist, welche aber keineswegs ausschliefst, dafs auch weniger Glückliche, bei einiger Liberalität des Eigentümers, sich durch den An- blick solcher Herrlichkeiten erfreuen können. Es wäre aus mehr als einem Grunde mit grofser Freude zu begrüfsen, wenn wir im deutschen Vaterlande recht viele wohlhabende und sachverständige Pflanzenliebhaber hätten, die sich die Pflege edler und wertvoller Gewächse besonders angelegen sein liefsen. Stauden. Praktisches Odontoglossum-Haus. Vom Verfasser für die „Gartcnwelt" gezeichnet. letztere wiederum mit einer ebensolchen, die senkrecht an eine Säule oder Stütze gelehnt ist, durch eine, in dem Win- kel, (, über ein Rädchen zu führende flache Kette in Ver- bindung steht. Auch diese senkrechte Lüftungsstange mufs durch eine Vorrichtung so in ihrer Lage gehalten werden, dafs sie nur auf und nieder, nicht aber seitwärts sich bewegen läfst; sie besitzt an dem unteren Ende eine Anzahl Zähne, in welche ein Zahnrad greift, das an der unter der Tablette drehbar in zwei Naben liegenden Stange befestigt ist. Durch Drehung des abnehmbaren Schlüssels, d, wird der .'Apparat in Funktion gesetzt, und durch Feststellung mittels eines kurzen Hebels in ein besonderes Kammrad, e, in der ge- wünschten Lage gehalten. Bei Anlage eines derartigen Glashauses spielt fast immer der leidige Kostenpunkt die Hauptrolle; dergleichen Häuser aber aus Sparsamkeitsrücksichten aus minderwertigem Material oder durch oberflächliche Arbeit herstellen zu lassen, wäre von Anfang an verfehlt; mit halben Mitteln läfst sich kein Ganzes schaffen. Es wird daher auch der Besitz einer solchen Pflanzensammlung nur wenig Sterblichen vergönnt sein, was Neue Astilbe japonica-Varietäten. (Hierzu die Abb. auf der Titelseite.) — Unter den diesjährigen Stauden-Neuheiten, welche im Handel angeboten werden, möchte ich schon jetzt auf eine wertvolle Neuheit aufmerksam machen, welche sich schnell in den Handelskulturen einbürgern wird. Bereits im verflossenen Jahre, als die neuen yisti/de japanüii ■'Vanetüiten „Glatistone" und „Washington" erschienen, erregten dieselben be- rechtigtes Aufsehen, doch eigneten sich beide mehr für Schnitt und Dekoration, als zur Topf- kultur. Unter den diesjährigen Hybriden ist es besonders eine, welche wohl bestimmt ist, die noch fehlende Lücke auszufüllen, und, wenn erst mehr Material abgebbar, die alte Astilbe japonica compacta ganz verdrängen wird. Die Neuheit heifst A. jap. „Queen of Holland". Die Pflanze zeichnet sich durch besonders kräftigen Wuchs und reichen Blütenflor aus, wie man aus der Abbildung ersehen kann; die Blütenstiele, welche sich stark verzweigen, er- reichen eine ziemliche Länge, besitzen eine schneeweifse Farbe und halten sich auch ab- geschnitten ganz vorzüglich. Für die Treiberei bildet diese Varietät eine wertvolle Bereicherung des bereits vorhandenen Staudenmaterials und möchte ich jedem der Herren Kollegen, welcher sich mit Treiberei befafst, empfehlen, in kommender Saison einen Versuch damit zu machen. E. R. Rudel, Staudenkulturen, Naunhof Leipzig. Topfpflanzen. Ein billiger Kübeltransportwagen. (Hierzu die Abb. Seite 49r.) — Wiederholt ist schon in den verschiedenen Fach- blättern und auch in der „Gartenwelt" (No. 30, Seite 352) auf die Vorzüge dieser oder jener Kübeltransportwagen hingewiesen wor- den. Doch mufs ich sagen, dafs ich bis jetzt von keinem dieser angebotenen Wagen voll befriedigt worden bin. Zum gröfsten Teil kranken sie alle an dem Fehler, dafs sie viel zu teuer sind, namentlich wenn es sich darum handelt, eine geringere Anzahl gröfserer oder sehr grofser Kübel auf wenige hundert Meter zu befördern. Vor allem mufs der Transportwagen doch so einge- richtet sein, dafs man die Kübel direkt aus dem Überwinte- rungsraum herausschaffen kann , zweitens darf der Wagen nicht zu hoch sei, man mufs auch bequem den Kübel auf die Seite legen können. Denn derartige Eingänge, dafs man die Kübel- pflanzen, als Lorbeer, Sparmannia und andere Gewächse, aufrecht- V, 42 Die Gartenwelt. 497 stehend ein und ausfahren kann, sind doch wohl selten vorhanden, namentlich bei kleineren Gärtnereien. Es schadet übrigens einer Kübelpflanze mit gut durchwurzeltem Ballen gar nicht, wenn sie liegend transportiert wird. Drittens darf der Wagen auf den Steigen nicht einschneiden, ja man mufs sogar über Rasenflächen fahren, ohne dafs eine zu auffällige Spur zurückbleibt. Einen Kübelwagen, der allen diesen Anforderungen ent- spricht, habe ich mir selbst gebaut unter Zuhilfenahme des Schmiedes. Er besteht, wie aus untenstehender Abbildung ersicht- lich, erstens: aus zwei gleichgrofsen walzenartigen Rollen (a), die einen Durchmesser von ungefähr 20 cm haben. Es schadet indes nicht, etwas stärkere Rollen zu nehmen, im Gegenteil läuft der Wagen dann sogar leichter, nur wird er etwas höher. Die Länge der Rollen beträgt 70 cm. Zweitens braucht man 2 Seitenteile (*), wozu am besten 10 — 12 cm starke Bretter sich verwenden lassen von ungefähr einem Meter Länge. Die Breite derselben hängt von dem Durchmesser der Rollen ab und zwar dürfen die Bretter nicht viel breiter sein, als der Halbmesser der Rollen beträgt, weil sonst der Wagen höher als nötig würde. Die Herstellung geschieht auf fol- gende Weise : nachdem die Rollen gleich- mäfsig bearbeitet sind, wird an den bei- den Enden jeder Rolle ein Ring (auf der Zeichnung weggelassen) aufgetrieben, damit die Rollen nicht platzen können. Dann bezeichnet man genau die Mitte an jedem Ende der Rollen und treibt da hinein, nachdem man gut gerade vor- gebohrt, einen längeren eisernen Zapfen (c), der stark genug sein mufs, um jede Last zu tragen. Ist man mit den Rollen so weit fertig, dann nimmt man die Seitenteile und legt dieselben in paralleler Linie und auf die hohe Kante so weit voneinander entfernt, als die Rollen lang sind. Darauf legt man die Rollen an die Stellen, wo sie befestigt werden sollen. Alles mufs jetzt gut rechtwinkelig zu einander passen, damit der Wagen später nicht halbrechts oder halblinks läuft. Liegt alles an der rich- tigen Stelle, so werden über den Zapfen starke Eisenkrammen in die Seitenwände eingetrieben , die das Lager für die Zapfen bilden. Die Abbildung ist etwas schematisch gezeichnet, so dafs die richtige Verbindung zwischen Zapfen und Krammen nicht zum Ausdruck kommt. Natürlich dürfen diese Krammen nur so tief eingetrieben werden, dafs die Rollen sich noch leicht drehen lassen. Zwischen beiden Rollen kann man ein Stück Eisen, etwa von alten Radreifen anbringen, damit die Seitenwände an der unteren Seite nicht auseinander können. Es genügt hier aber auch (wenn es besonders billig sein soll) ein Brettstück. Nun stellt man den Wagen auf die Räder oder richtiger gesagt Rollen und nagelt oben stärkere Bretter (/-Rosen sehr viel Ameisen (eine grofse schwarze Art), die alle Blumen, selbst die Knospen befrafsen und ungeheueren Schaden anrichteten. Alles Ablesen half nichts. Ich frage deshalb: Welches Mittel kann ich anwenden, um für nächstes Jalir die Ameisen zu vertreiben? — Bemer- ken möchte ich noch, dafs jetzt nach der Blüte die Ameisen im Hause und im Garten überall auf dem Erdboden zu finden sind. Neue Frage No. 170. Welche Gärtnerlehranstalt bietet einem strebsamen, wenig bemittelten, älteren Gärtner sichere Aussicht für späteres besseres Fortkommen, und wie teuer würde sich der Auf- enthalt an der betreffenden Anstalt stellen? Würde für einen älteren Gärtner der Anstaltsbesuch überhaupt noch vorteilhaft und ratsam sein.' (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten.) Bevorstehende Ausstellungen. Moskau. Im Herbst dieses Jahres soll im zoologischen Garten zu Moskau eine Obst- und Gemüse-Ausstellung veranstaltet werden. Die Ausstellung soll ein Bild von dem augenblicklichen Stande des Obst- und Gemüsebaues und der technischen Ausnutzung des Obstes und Gemüses geben und den Obst- und Gemüsezüchtern die Mittel und Wege zeigen, wie sie durch Ausnutzung der Früchte ihrer Obst- und Gemüsegärten ihre Einnahmen vergröfsern können. Neben frischem Obste aller Art sollen besonders zur Ausstellung gelangen: eingemachte und getrocknete Beeren und Früchte, Fruchtweine, Säfte, sowie die mannigfaltigsten Konserven, ferner Sämereien, Blattpflanzen u. s. w. Auch Instrumente und Apparate, welche zur technischen Bearbeitung von Obst und Gemüse verwandt werden, sowie die zur Verpackung und zum Transport zweckdienlichen Materialien werden den Besuchern der Ausstellung vorgeführt werden. Gleiclizeitig mit der Ausstellung findet ein Verkauf der ausgestellten Gegenstände statt. (Moskowskija Wjedomosti.) Tagesgeschichte. Berlin. Über die Wohnungsverhältnisse der Gärtner- gehilfen in den Berliner Vororten hatte das Organ des Allgemeinen deutschen Gärtnervereins lebhafte Klage geführt und die Angaben dieses Blattes sind auch in verschiedene politische Zeitungen übergegangen. Feuchte Keller, Dachböden, Heizungsräume der Gewächshäuser, An- bauten an Gewächshäuser und Ställe, Verschlage, Räume über Dung- gruben, alte Eisenbahnwagen u.dgl. sollen mitunter den Gehilfen als Woh- nungen angewiesen werden. Es giebt angeblich Wohnungen, in denen nicht einmal ein Bretterfufsboden vorhanden i»t, Wohnungen, die voller Ungeziefer sind und jeder Reinigung von sachkundiger Hand entbehren, Wohnungen, in denen die Betten nur alle 8 — 10 Wochen neu bezogen werden, in denen keine Stühle sich befinden und in denen die Betten übereinander stehen. Mehrfach soll es auch noch üblich sein, dafs zwei Personen in einem Bette zusammenschlafen müssen. Dabei behauptet das genannte Blatt, solche Zustände seien keineswegs Ausnahmen. Die „Tägl. Rundschau" fügt, unserer Meinung nach mit Recht, hinzu: „Das glauben wir nicht. Wir sind überzeugt, dafs es sicli höchstens um ganz vereinzelte Ausnahmen handeln kann, die vielleicht noch dazu in sehr grellen Farben geschildert sind." Wir sind der gleichen An- siclit, dafs hier eine Verallgemeinerung einzelner Mifsstände vorliegt. Breslau. Im Scheitniger Parke und an anderen Orten haben die grofsen Eichenbockkäfer, Cerambyx cerdo oder heros, sich derartig vermehrt, dafs viele Eichen gefällt werden mufsten. Schon seit Jahren bemerkt man die Käfer in grofser Anzahl in Breslaus Anlagen mit Eichellbeständen. Es sind Preise für das Fangen der Käfer ausgesetzt worden (bis 10 Pfennige für das Stück). Trotzdem viele Hunderte infolgedessen vernichtet wurden (man pflegt sie im Herdofen zu ver- brennen), ist an eine endgiltige Vernichtung durch Fangen nicht zu denken, da die Käfer nur nachts fliegen und sich am Tage wenig blicken lassen. Man mufs also wohl oder übel zu dem Radikalmittel greifen, die Bäume zu fällen. St. Dresden. Auch das Altstädter Kathaus hat nunmehr Blumen- schmuck angelegt und geht somit der Dresdner Bürgerschaft bezüglich des Unternehmens „Dresden im Blumenschmuck", worüber wir in ■•i04 Die G a r t e n w e 1 1. V, 4= No. 34, Seite 406, berichteten, mit gutem Beispiele voran. Die beiden Balkons und das dazwischen liegende Stück des Simses mit dem Stadt- wappen sind in geschmackvoller Weise mit Blumen geschmückt. Man sieht hier Spaliere mit japanischen Kletterrosen, Kästen mit Pelargonien, Lobelien, Petunien, Hortensien, Fuchsien u. s. w., die einen farben- reichen Flor entfalten. Allerdings ist das Rathaus das einzige Haus auf dem grofsen Altraarkt, das bis jetzt derartigen Schmuck trägt. Hoffent- lich schliefsen sich die hier befindlichen grofsen Geschäftshäuser dem Vorgehen des Rates zu Dresden an. — Ferner können wir noch mit- teilen, dafs die erste Umfahrt der Preisrichter am Sonntag, den 7. Juli, stattgefunden hat. Da die zunächst in Frage kommenden 161 Schau- seiten, Balkons, Fenster etc. sich vom äufsersten Ende von Striesen bis nach Dresden-Friedrichstadt, von der Liebigstrafse bis ans Ende von Pieschen erstreckten, so hatten sich zunächst die Preisrichter in 6 Gruppen geteilt, deren jede einen bestimmten Bezirk abfuhr. Die längste Rundfahrt — in Dresden-Neustadt, wo 26 Bewerber sich ge- meldet haben — dauerte 4 Stunden. Alle Gruppen haben die Be- merkung gemacht, dafs höchstens der vierte Teil der geschmückten Balkons und Fenster zur Preisbewerbung angemeldet worden ist, und dafs sich unter den nicht angemeldeten Schmückungen zum Teil ganz treffliche Leistungen befinden. Andererseits sind die Preisrichter auch durch Strafsen gekommen, in denen auch nicht ein Balkon oder Fenster mit Blumenschmuck versehen ist. Es sind noch 3 Umgänge vorgesehen. Halle a. S. Die Vermittelung zum Kauf und Verkauf von Frisch- obst an der hiesigen Obstverkaufsnachweisstelle der Landwirt- schaftskammer für die Provinz Sachsen, Karlstr. 16, ist in dem letzten Jahre mit grofsem Erfolge gehandhabt worden, und es läfst dies die Annahme zu, dafs in diesem anscheinend reichen Obstjahre der Zuspruch im Interesse des bessern Obstabsatzes ein noch umfangreicherer werden wird. Die Vermittelung geschieht durch den Adressenaustausch und er- streckt sich nur auf Obst, das in der Provinz Sachsen gewachsen ist. Es wird besonders Wert darauf gelegt, dafs die Anmeldungen vom Käufer wie Verkäufer möglichst präzise gemacht werden, damit der Geschäftsverkehr erleichtert wird. Die den Umsatz betreffenden, sehr übersichtlichen Listen werden sorgfältig redigiert und allwöchentlich den Nutzniefsern unentgeltlich zugestellt. Für die Benutzung der Ver- mittelungsstelle während der ganzen Saison hat jeder Verkäufer von Obst nur eine einmalige Abgabe von 50 Pf. an die Vermittelungsstelle zu zahlen. Das Grundprinzip der Stelle ist, den Verkehr zwischen Pro- duzent und Konsument anzubahnen und zu erleichtern. Es dürfte des- halb im Interesse unseres Obstbaues und auch im Interesse unserer Obst essenden Bevölkerung liegen, dafs Käufer und Verkäufer von Obst der Obstverkaufsnachweisstelle sich bedienen. Hannover. Der Provinzial-Gartenbauverein hatte, wie wir be- reits Seite 444 berichteten, zur Förderung der kunstgewerblichen Aus- führung und Unterhaltung von Vorgärten einen Wettbewerb aus- geschrieben: Bis zu dem festgesetzten Termin (i. Juli) sind 70 Vor- gärten angemeldet worden. Die Preisverteilung soll Ende Juli stattfinden. Kr. KieL Die städt. Kollegien genehmigten für die Verlegung und Vergröfserung der Stadtgärtnerei, sowie die Errichtung eines Dienst- wohngebäudes für den Stadtgärtner die Summe von insgesamt 55000 M. Landsberg a. W. Zur Umgestaltung des Moltkeplatzes wird berichtet, dafs im Magistrat und in der Parkdepiüation beschlossen worden ist, auf dem Moltkeplatz neben dem Bürgersteig noch eine Prome- nade anzulegen. Ferner sollen die vier Ecken des Platzes mit gärt- nerischen Anlagen versehen werden. Leipzig. Der Leipziger Gärtner-Verein hält vom 21. bis 22. August d. J. seine nächste Pflanzenmesse im Restaurant Kuhturm am Palmengarten ab. Die Direktion desselben wird event. ihre Orangerie zur Verfügung stellen. München. Am Sonntag den 14. Juli d. J. fand die feierliche Eröffnung des alpinen Versuchsgartens auf dem Schachen bei Parten- kirchen statt. — Der Garten verdankt seine Entstehung dem energischen Wirken Professor Goebels, und wird als ein Appendix des kgl. botani- schen Gartens zu München auch von demselben geleitet. Eingerichtet wurde der Garten vom Obergärtner J. Obrist, dem bekannten Alpinen- kultivateur. In günstiger, herrlicher Gegend der bayerischen Alpen, 1800 m hoch gelegen, verspricht das neue Institut mit der Zeit hervor- ragend in seiner Art zu werden, um so mehr, da seine finanzielle Basis eine gute ist, sofern neben staatlichen Fonds eine alljährliche namhafte Bei- hilfe des „Vereins zum Schutze der Alpenpllanzen" geleistet wird. — In der errichteten schönen Schutzhütte, mit Wohnung für den Gärtner, wird eine kleine Bibliothek eingerichtet, Gelegenheit zum Mikroskopieren etc. geboten. — Das Gedeihen der verschiedensten Alpenpflanzen ist ein besonders gutes; fast alle frisch gepflaiizten Arten haben den ersten Winter dort oben sehr gut ausgehalten und wachsen prächtig. Bietet ja doch auch der Schachen selbst eine prächtige Flora. — Da der Garten von Partenkirchen aus in fünf Stunden bequem zu erreichen ist, in dem Schlofs-Restaurant auf dem Schachen auch eine gute Unterkunft geboten wird, steigen vielleicht auch verschiedene der Dendrologen demnächst dort hinauf; schon der Anblick und der Genufs der Alpenwelt würde sie belohnen. — Über den Garten selbst wird später in der „Gartenwelt" in Wort und Bild berichtet werden. Othmer. Schöneberg bei Berlin. Die Stadtverordneten bewilligten 3000 M. zur Herstellung eines Springbrunnens auf dem Wartburgplatz, und 12000 M. für gärtnerische Anlagen des Platzes. Verkehrswesen. Verbot für Handelsgärtnereien. Die Anzucht von Reben in den Handelsgärtnereien, sowie jegliches Versenden von Rehen oder Rebteilen mit Ausnahme von Trauben ohne Blätter aus der Provinz Sachsen ist, einer Zeitungsmeldung zufolge, durch Verfügung des Ober- präsidenten der Provinz Sachsen verboten. Bücherschau. Engler, A., Das Pflanzenreich (Regni vegetabilis conspedus). IV. 10 1. Monimiactae mit 309 Einzelbildern in 28 Figuren. Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann, 1901. Von diesem Werk können wir heute das Erscheinen des 4. Heftes anzeigen. Es enthält die von J. Perkins und E. Gilg bearbeitete Familie der Monimiaceae. Für den Gartenbau sind die Vertreter der- selben ganz ohne Bedeutung. Erwähnenswert ist höchstens, dafs Rinde und Blätter einiger Arten in der Heimat zur Bereitung von Thee dienen und manche Spezies ein gutes, durch feinen Duft ausgezeichnetes Möbel- holz liefern. C. Seh. Personal-Nachrichten. Wichmann, Karl, bisher Wanderlehrgärtner im Kreise Liegnitz, übernahm käuflich die Rosengärtnerei von J. Diering in Ottmachau (Schles.). Zacharias, Professor Dr., Direktor des botanischen Gartens zu Hamburg, ein unermüdlicher Förderer des Hamburger Gartenbaues, er- hielt den kaiserlich russischen St. Annen-Orden 3. Klasse. Briefkasten der Redaktion. Cylamen, Italien. Die Pflanzen sind, so schreibt uns Herr Prof. Dr. P. Sorauer, dem wir die Blätter zur Begutachtung unter- breiteten, stark pilzkrank. Der Schmarotzer ist Phyllostkta cyclaminii und steht in reichlichen Kapseln und reifen Sporen auf dem abgestor- benen Teil der Flecke. Leichtes Bespritzen mit schwacher Bordeaux- mifchung. Pflanzen kühl und luftig stellen. A. S., Dielsdorf (Schvireiz). Eine Fachzeitschrift über Orchi- deen in deutscher Sprache giebt es nicht. So hoch entwickelt ist bei uns die Orchideenkultur und -Liebhaberei noch nicht, dafs eine solche SpezialZeitschrift Bedürfnis wäre. Wie Sie als Abonnent wissen werden, berücksichtigt die „Gartenwelt'' die Orchideen in weitgehendstem Mafse. Wir unterlassen es jedoch absichtlich, über alle jene ausländi- schen Züchtungen zu berichten, die nur für sehr reiche Liebhaber, wie wir sie in Deutschland nicht haben, von Interesse sind, wir bringen dagegen alles, was für Handelsgärtner und überhaupt für deutsche Ver- hältnisse irgendwie von Wert ist. Verantwortl, Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau, Jahrgang V. 27. Juli igoi. No. 43. Nachdruck und NachbUdmtg aus dem Inlialt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Obstbau. Auswahl hervorragender Apfelsorten für den allg-emeinen Anbau. Von Paul Huber, Baumschulenbesitzer, Halle a. S. (Hierzu sechs Abbildungen.) Von jeher habe ich darauf hingearbeitet, dafs die Anzahl der Apfelsorten verringert werde, und mein Augenmerk darauf gerichtet, diejenigen Sorten auszuwählen und heranzuziehen, welche sich für den allgemeinen Anbau als wirklich geeignet erweisen. Ein reichhaltiges Apfelsortiment mag wohl für den Liebhaber von hohem Interesse sein, für den Obstzüchter jedoch oder den Landwirt, welcher grofse Flächen mit Obst- bäumen bepflanzen will, kommen stets nur einige wenige Sorten in Betracht. Im folgenden will ich kurz an der Hand von Abbildungen sechs Apfelsorten beschreiben, welche meinen Erfahrungen nach allen Anfor- derungen genügen, die wir an einen Apfel für allgemeinen Anbau stellen müssen. Gewifs sind es nur alte Bekannte, die ich den Lesern vor- führe, aber es mufs eben immer von neuem be- tont werden, dafs wir mit unserem Obstbau nur dann wirklich vorwärts kommen, wenn wir wenige gute Sorten in grofsen Mengen produzieren. Die .iJViiiter-Gold-Parmä/ic^'' (.^^Kcine des Kei- iiettes^^), Reifezeit November-März, zeigt uns die nebenstehende Abbildung. Frucht mittelgrofs bis grofs, regelmäfsig hochkugelig, Schale glatt. Tafel- und Wirtschafts- frucht ersten Ranges. Farbe goldgelb, auf der Sonnenseite rot gestreift, von prächtigem Aussehen. Fleisch gelblich, fein, von angenehmem Geschmack, abknackend. Der Baum wächst tadellos, bildet eine hochgehende, pyramidale Krone von mäfsiger Ausdehnung, weshalb für Hochstämme eine Entfernung von 6 — 8 m vollkommen genügt. Die Gartenwelt. V. Diese Sorte, welche sehr verbreitet und allgemein bekannt ist, gedeiht in allen Lagen und Böden und eignet sich für alle Baumformen. Die an zweiter Stelle, Seite 506, oben, dargestellte „Grofse Kasseler Reinette^' ist ein Apfel für den Winter und das Frühjahr. Frucht grofs, von kugelig gewölbter Gestalt, sie hängt an einem langen, dünnen Stiel. Schale rauh. Tafel- und Wirtschaftsfrucht. Farbe grün, im unreifen Zustande unansehnlich, zur Reifezeit grünlich-gelb und rot gestreift. Fleisch mürbe, saftig, von angenehm weinsäuerlichem Geschmack. Der Baum ist von gutem Wachstum, bildet schöne, Winter-Gold-Parmäne. In der Baumschule von Paul Huber, Halle a. S., für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen, 43 506 Die Garten weit. V, 43 Grotse Kasseler Reinette. Farbe rotgestreift. Fleisch fest, abknackend, von weinsäuerlichem Geschmack. Der Baum ist sehr widerstandsfähig, sehr früh- und reichtragend, eine hochkugelige Krone bildend, gedeiht überall und pafst für alle Formen, auch für die Strafse. Der roten Farbe wegen eine auf dem Markte gern gekaufte Sorte, und eine der wenigen, welche man auch mit gutem Erfolg auf trockenem Boden anpflanzen kann. Die an fünfter Stelle (Seite 507, links) abgebildete „ Pariser Rambour- Reinette"' geht auch unter dem Namen ,^ Kanada- Reinette^'' . Reifezeit November bis April. Frucht grofs bis sehr grofs. Schale rauh. Eine der feinsten und wertvollsten Tafelsorten. Farbe grünlich-gelb, berostet und braun punktiert. Fleisch gelblich-weifs, locker, mürbe und von ganz hervorragend feinem Geschmack. DerBaum pafst nur für guten, tiefgründigen Boden und geschützte, warme Lage; er ist haupt- sächlich für Zwergform geeignet. In schlechtem, kaltem Boden und rauher Lage ist er weniger widerstands- fähig und leidet am Krebs. Hoch- und Halbstamm nur in windsicherer Lage. Tafel- und Marktsorte lu der Baumschule von I'aul Huber, Halle a. S., für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen, allerersten KaUgCS. dauerhafte Kronen, gedeiht in allen Lagen mit gutem, nahr- haftem Boden, pafst für alle Formen, besonders Hoch- stamm, Halbstamm, Pyramiden, und eignet sich auch für die Strafse. In letzter Zeit wird vielfach über diese Sorte geklagt, dafs sie schlecht gedeiht und von Krankheiten heimgesucht wird, es dürfte der Grund dafür wohl in zu schlechten und trockenen Böden zu suchen sein. Die ^^Landsberger Reinette'''' (Abb. neben- stehend) nenne ich als dritte Sorte. Sie reift Oktober bis Januar. Frucht grofs, flachkugelig, langstielig, Schale fein und glatt. Tafel- und Wirt- schaftsfrucht. Farbe grünlich-gelb, auf der Sonnen- seite mit leichtem hellroten oder bronzier- ten Anflug. Fleisch gelblich-weifs, saftig, von süfssäuerlichem Geschmack. Der Baum zeigt sehr starken Wuchs, bildet prächtige Hochstämme, gedeiht überall und in allen Formen und ist früh- und sehr reichtragend; eignet sich vorzüg- lich für die Strafse. Die Abb. Seite 507, oben rechts, zeigt ,^Batimanns Reinette'^ . Reifezeit Winter und Frühjahr. Frucht grofs, platt gedrückt, kurz- stielig, Schale glatt. Für Wirtschaftsbedarf besonders geeignet, welkt nicht. Die letzte, Seite 507, unten, bildlich dargestellte Sorte ist wieder ein alter, geschätzter Bekannter, der ^^Graven- steiner^'' , unser ^^National- Apfel''''. Reifezeit September bis Januar. Frucht mittelgrofs bis grofs, wohlriechend, kalvillen- artig gerippt. Stiel kurz. Schale glatt und fettig. Tafelfrucht; allerersten Ranges, eine der edelsten Sorten. Landsberger Reinette. In der Baumschule von Paul Huber, Halle a. S., für die „Ganenwelt^ pliotographisch aufgenonuncii. V, 43 Die Gartenwelt. [.07 Farbe goldgelb, mit lebhaft karminroten Streifen ver- sehen. Fleisch gelblich von feinem, gewürztem Geschmack, sehr saftig und fest. Der Baum ist starkwachsend, bildet eine mehr breit- gehende Krone, und ist daher ftir Landstrafsen weniger zu empfehlen. Der ,,Gravenstemer^^ ist überhaupt nur eine Sorte für feuchte Lagen und Böden, trägt erst später, aber dann sehr reichlich. Speziell für Hochstämme geeignet. Zum Schlufs möchte ich noch auf eine alte, aber erst in neuester Zeit richtig gewürdigte Sorte hinweisen, die im Text nicht mit abgebildet ist, von der jedoch eine Drei- farbeudruck-Tafel als Prospekt der heutigen Nummer der Pariser Rambour-Reinette. In der Baumschule von Paul Huber, Halle a. S., für die photographisch aufgenommen. „Gartenwelt" beiliegt, ich meine die Sorte „Schöner von Boskoop'-'' {^^Reinette de Mont/orf^). Frucht grofs, kugelig bis hoch, nicht welkend. Farbe grün, später gelb, auf der Sonnenseite schön gerötet und dunkler gestreift, mehr oder weniger stark braun berostet. Fleisch hellgelblich; ausgezeichnete Tafel- und Wirt- schaftsfrucht. Der Baum wächst stark, bildet eine hochkugelförmige Krone, ist unempfindlich, gedeiht auch in rauher Lage noch und auf weniger gutem, jedoch nicht zu trockenem Boden, und trägt früh und reich. Diese Sorte ist zur Hochstamm- zucht und zum Massenanbau ganz besonders zu empfehlen und hat offenbar eine grofse Zukunft. Baumanns Reinette. In der Baumschule von Paul Huber, Halle a. S , für die ,Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Über die Behandlung; von Obstbaumwunden.*) Von H. Beufs, Obergärtner, städt. Friedhofs-Verwaltung Köln-N. Vielfachen Anfragen entsprechend will ich in folgenden Zeilen einige Ratschläge über die richtige Behandlung der ver- schiedenen Obstbaumwunden unter besonderer Berück- sichtigung des geeigneten Materials geben. Haben wir eine Wunde am Obstbaum zu behandeln, so müssen wir uns zunächst klar werden, welchen Charakter dieselbe trägt, durch welche Ursachen sie hervorgerufen wurde, ob die Wunde noch frisch, ob bereits trocken ist. *) Zugleich weitere Beantwortung der Frage No. 145: Ist es empfehlenswerter, Obstbaumwunden mit Steinkohlen- oder Holzteer zu bestreichen, als mit Baumwachs? Gravensteiner. In der Baumschule von Paul Huber, Halle a. S , für die ^.Gartenwelt" photographisch aufgenommen, 43* 508 Die Gartenwelt. V, 43 Hiernach richtet sich auch im wesenthchen die Verwendung des einen oder andern Verstreichmittels, worauf es ja dem Herrn Fragesteller besonders ankommt. Im allgemeinen darf man wohl sagen, dafs Baumwachs nur bei kleineren Schnitt- und bei Veredlungswunden als Ver- streichmaterial Verwendung findet. Für gröfsere, durch irgend- welche Einflüsse entstandene Wunden hat man einfachere und billigere Mittel. Bei Veredlungen jedoch bedient man sich zum Verstreichen der Schnittflächen etc. lediglich des Baumwachses, und ich will hierbei sogleich bemerken, dafs dem warmflüssigen in neuerer Zeit wieder mehr der Vorzug gegeben wird. Ein gutes Rezept nach Gaucher ist folgendes: 790 g Fichtenharz, 70 „ schwarzes Pech, 30 „ Talg, 50 „ Wachs, 30 „ Roggenmehl und 30 „ roter Ocker. Letzterer Zusatz ist sehr empfehlenswert, da die durch den Ocker erzeugte dunkle Färbung des Baumwachses im Gegensatz zu der hellen den Vorzug besserer Erwärmung hat, was wieder im verstärkten Mafse zur Heilung der darunter liegenden Wund- partien beiträgt. Zum Schmelzen des Materials bedient man sich mit Vor- teil der Späth'schen Baumwachspfanne; das fertige Baum- wachs hebt man in gut verschlossenen Büchsen auf, um es in flüssigem Zustande möglichst lange zu erhalten. Dies nur nebenbei. Was nun die durch verschiedene Einflüsse und Umstände hervorgerufenen Wunden am Obstbaume betrifft — von Krebs- wunden hier ganz abgesehen — so will ich über deren Behand- lung kurz folgendes sagen: Bei dem Verjüngen eines Baumes verschmiere man die entstandenen Schnittflächen mit Steinkohlenteer. Derselbe ist im erwärmten Zustande aufzutragen, da er sich dann besser, dünner und gleichmäfsiger aufstreichen läfst. Der Teer dringt ca. I mm tief ein, tötet bis dahin das Holz und schützt die übrigen Teile gegen pilzliche Einwirkung. Zu beachten ist, dafs der Teer nicht über die Schnittflächen hinweg an der Rinde ent- lang läuft, da er dieselbe zerstören würde. Aufsere Verletzungen prüfe man vorerst, ob dieselben be- reits veraltet oder erst frisch entstanden sind. Sind solche Wunden alt und trocken, z. B. Frostwunden, so wende man den Teeranstrich an, um das Holz zu schützen; auch kann man darüber noch einen Verband anbringen. Die Thätigkeit der Markstrahlenenden, welche darin be- steht, durch Bildung von Wundkörnchen heilend zu wirken, kann bei alten, vertrockneten Wunden nicht mehr erwartet werden; bei frischen Wunden dagegen, wo diese Bildung der Wundkörnchen vor sich geht, darf daher kein Teeranstrich ver- wendet werden. In diesem Falle wird man immer besser fahren, die Wunde bis zur unverletzten Kambialschicht auszuschneiden, denn nur von dort aus geht die Überwallung sicher von statten. Die so ausgeschnittene Wunde wird mit einer Salbe von Lehm und Kuhdung verstrichen und dann noch mit einem Verband versehen, welcher recht fest anzulegen ist. Falls ein solcher Verband länger als ein Jahr sitzen bleiben mufs, so ist eine Erneuerung desselben geboten, da sich hier gern schädliche Insekten (beim Apfelbaum die Blutlaus) ein- nisten. Es entstehen vielfach Wunden an den Rindenteilen unserer Obstbäume, teils durch Pflug, Fuhrwerk, teils durch Menschenhand oder Wild, wie auch durch elementare Einflüsse (Frost, Sturm, Hagel etc.), deren richtige Erkenntnis und sach- gemäfse Behandlung von grofser Wichtigkeit sind. Insektenfressende Pflanzen. Nepenthes Wittei. — Diese Hybride ist ein neuer distinkter Kannenträger, der im botanischen Garten zu Leiden gezüchtet und durch das Etablissement der Herren Veitch & Sons eingeführt wurde. Herr Hortulanus Witte sen. empfing von Herrn Harry Veitch auf Wunsch einige A'iy»t'«///«-Samen, um den Entwicklungs- vorgang näher zu beobachten. Die Samenkapsel stammte von N. Curtisii Mast. , welche Art aber den Pollen zur Bestäubung lieferte, war nicht zu ermitteln, da der Gehilfe, welcher die Kreuzung vorgenommen, den Namen der männlichen Pflanzen zu notieren vergessen hatte. Man nahm an, dafs es Nepmtlin Veilchii Ilook. f. sei. Denn wie bei dieser Art, ist der Stengel der jungen Pflanzen niederliegend, auch in der Blattform beider Pflanzen herrscht ge- wisse Ähnlichkeit. Dieser Wuchs des Stammes ist jedoch an fast allen jungen ^'^/««rt«- Pflanzen zu beobachten, sie verlieren diesen Charakter aber, wenn sie älter werden, nur N. Vtitchü behält ihn, mehr oder weniger auch N. cylindrica und K. rtifcscem. N. IViltei gehört nicht gerade zu den starkwüchsigsten der Familie. Ihr Wurzelwerk ist schwach, und die Jahrestriebe er- reichen bei weitem nicht die Gröfse derjenigen anderer Hybriden. Dennoch gilt die Neuheit als eine der empfehlenswertesten. Die Schläuche sind zylindrisch und haben eine mattgrüne Grund- farbe, über der sich ein Netzwerk von rotbraunen , sehr in die Länge gezogenen Flecken ausbreitet. Sie erreichen eine Länge von 24 cm. Die Öffnung ist oval, 3 — 3'/; cm breit. Der Rand ist nach hinten stark erhöht und trägt einen fast aufrechtstehen- den Deckel, dem die eigentümlichen Gebilde fehlen, die man an dem der Mutterpflanze wahrnimmt, nämlich am Grunde ein auf- fälliger nach unten gerichteter Höcker und an der Spitze der stachelartige Auslauf der Gefäfsbündel, Einen Ansatz des letzteren finden wir bei den meisten anderen Arten und Hybriden, aller- dings nur schwach , vertreten. Der Höcker jedoch ist allein N. Curtisii eigen. Der Deckel ist flach, ober- und unterseits mit gleichgefärbten Flecken besetzt und trägt an der L'nterseite ent- lang der hervortretenden Mittelrippe starkentwickelte Honigdrüsen. Die Innenseite der Kanne ist bis auf 5 — 6 cm auch schön ge- zeichnet. Die an der Vorderseite derselben befindlichen zwei Flügel sind schwach gewimpert, sie reichen vom Grunde der Kanne bis fast an die Mündung. Das Blatt unterscheidet sich in seiner Gestalt von dem der A' Curtisii dadurch, dafs es sich nach der .Spitze hin mehr verbreitert, wogegen das andere in der Mitte am breitesten ist. Nahe seinem Rande und parallel mit demselben laufen 2 oder 3 Nerven. Der MittelneiT trägt an seiner V'erlängerung die Kanne. Der Blattstiel ist durch die herablaufenden Blattränder geflügelt, diese ziehen sich auch noch etwa i cm weit den Stamm hinunter und umschliefsen denselben fast ganz. Schon im frühen Jugend- zustand treibt dieser Bastard Blüten, was für Bestäubungszwecke einigen Wert besitzt, denn Nepenthes blühen nicht gar zu häufig. Der als terminal erscheinende Blütenstand wird später durch Übergipfelung blattgegenständig und bildet eine einfache Traube. Die Blüten sind unscheinbar, grünlich und kaum i cm im Durch- messer. Sie stehen einzeln, oder was seltener der Fall ist, zu zweien auf einem i'/e — 2 cm langen Stiel. B. V, 43 Die Gartenwelt. 509 Gehölze. Aralia sinensis (syn. Dimorphanthus mandschuri- cus). — Wer sich die unten abgebildete Pflanze im Winter ansieht, erliennt sie im belaubten Zustande kaum wieder. In Privatgärten ist sie sehr selten zu finden, und doch wie schön wirkt sie, nanientlicli in der Blütezeit als Einzelpflanze auf Rasen- plätzen oder dann und wann in Gehölzgruppen verteilt. Sie ist bei uns vollständig winterhart. Nur eigentümlich ist es bei dieser Pflanze, obwohl sie zu den Gehölzen gehört, dafs sie keine Zweige hat, sondern nur Aste, die mit Dornen, manchmal mit sehr groben Dornen besetzt sind. .'Vn diesen .\sten entwickeln sich einem Wedel ähnliche Blätter, die eine Länge von i m bis 1,30 m er- reichen. Aralia sinensis ist sehr starkwüchsig und erreicht in einigen Jahren eine schöne Höhe. Zum Teil sind die Äste bei älteren E.\emplaren unten blätterlos, aber die Ausläufer verdecken diesen Übelstand wieder. Die grünlich weifsen Blütentrauben sind aufrechtstehend und werden bis 40 cm grofs. Sie erscheinen im Monat August an den äufseren Spitzen der Äste und werden meistens von den grofsen Blättern verdeckt. Die Blütezeit dauert bis Ende September. Bei unserer Abbildung verschwinden auch die Blütentrauben unter den Blättern, dagegen treten die einzelnen Blätter deutlicher hervor und ersparen eine weitere Beschreibung. A. sinensis ist als Einzelpflanze, sowie auch als Gruppenpflanze vorzüglich und wird nirgends ihren Zweck verfehlen. Nicht zu verwechseln ist Aralia sinensis mit Aralia spinosa, Ijei welcher die .Äste stärker mit Stacheln besetzt sind, eben" falls auch die Blattrippen. Die einzelnen Blütenrispen sind hier quirlartig angeordnet, bei A. sinensis dagegen stehen sie in einer aufrechten Traube. A. spinosa ist auch in manchen klimatischen Lagen leichter dem Erfrieren ausgesetzt, obwohl sie hier den letzten Winter ohne Schutz gut ausgehalten hat. Sie ist ebenso schön wie A. sinensis. Beide lassen sich durch Ausläufer sehr gut vermehren, sowie auch durch Samen, den man am besten im Frühjahr bei etwas Boden- wärme unter Glas aussät. H. Grote, Reutlingen. die Ursache des Sturzes der architektonischen Gartenkunst, und auch der landschaftliche Stil hatte eine Zeit, wo er an Überbürdung damit litt, doch liegen diese Gefahren jetzt nicht mehr vor, denn die heutige Tendenz spricht für Beschränkung in dieser Hinsicht. Als Baustoff stehen zur Verfügung: der künstlerisch und der technisch bearbeitete Stein einerseits und der natürliche Fels so- wie als Surrogat dafür der Bruchstein andererseits. Es liegt über die Verwendung architektonischer und bildnerischer Motive sowohl, wie auch über den Bau felsiger Partien eine brauchbare Litteratur vor, von der Verbindung dieser beiden entgegengesetzten Kon- struktionsformen läfst sich das nicht behaupten; und dennoch verdienen diese aus Naturgebild und Kunstform zusammen- gesetzten Bauten wenigstens die Aufmerksamkeit, dafs man über ihre Wesenheit sich klar werde, und das ist — nehmen wir das gleich vorweg — die Notwendigkeit innerer Wahrschein- lichkeit in ihrem Aufbau. Ohne diese Erkenntnis ist der Künster so hilflos wie der Maler vor der Entdeckung der Per- spektive. Ein klassisches Beispiel führt uns Jakob v. Falke in einem Brunnen vor, der ehemals den Schlofsgarten zu Heidelberg Landschaftsgärtnerei. Naturstein und Kunstbau. Eine Studie über Architektur im Garten. Von K. Krone, Hannover. Zierbauten sind entbehrlich im Garten, selbst im regelmäfsigen, und sind sie plump und ungeschickt in Erfindung und Ausfüh- rung, dann verzichtet man besser darauf; ist aber die Gestaltung angemessen und die Arbeit künstlerisch , dann vermögen sie, an rechter Stelle und nicht im Übermafs an- gewendet, wesentlich zur Abwechslung und Charakterisierung beizutragen. Zwar war ihre allzu ausgiebige Verwendung mittelbar Aralia sinensis (Dimorphanthus mandschuricus). OrigiiiaUiufnahrae für die „Gartenwelt". 310 Die Gartenwelt. V, 43 „zierte". Es heifst da: „Aus einem gemauerten Bassin, dessen Rand mit Naturgestein belegt ist, erhebt sich ein quadratisches, geglättetes Postament, auf diesem Postament wieder steigt ein Felsgcbirge im Kleinen empor, das mit einzelnen Tannen be- wachsen ist und zwischen den Klippen runde, wohlgearbeitete Schalen trägt, aus deren Mitte je ein Wasserstrahl emporsteigt." Dem Oberflächlichen genügt dies Beispiel, um dem gemischten Bau überhaupt das Urteil zu sprechen, während es sich hier doch nur um ein geschichtliches Kuriosum handelt, dessen Urheber das Wesen seiner Aufgabe noch nicht ergriffen hatte. Wie in der Landschaft die Felspartie des rauschenden Bäch- leins oder des stillen Wasserspiegels bedarf, um recht zur Wirkung zu gelangen, so wird auch das zum Teil aus Fels gebaute Kunst- werk vornehmlich zur Bildung von Wasseranlagen benutzt. Was von diesen — als den häufigsten Beispielen — in der Folge ge- sagt wird, hat im wesentlichen für alle Bauten kombinierter Konstruktion Gültigkeit. Soll der Naturstein den Eindruck des Ganzen bestimmen, so mufs er wirklich naturgemäfs aufgebaut sein und durch seine verhältnismäfsige Mächtigkeit dem künstlerischen Teile des Bau- werkes gegenüber seine Priorität darthun. Architektur und Skulp- tur sind deshalb mit Zurückhaltung in den Abmessungen zu ver- wenden. Erstere bilde als dekorierte Wand den Hintergrund, flankiere den Felsbau, decke ihn als Tempelchen oder Bogen, schlage eine Strecke Pergola, bilde den ornamentierten Becken- rand — kurz, bethätige sich mit voller künstlerischer Ungebunden- heit, so lange sie das zweifellos erkennen läfst, dafs der Fels mit seiner Quelle, seinem stürzenden Wasserlaufe die Ursache ist von alledem; sobald aber die Architekturteile das Übergewicht erhalten, dann wird der Fels trotz naturwahrer Aufstellung nur als herbei- getragener Steinhaufen aufgefafst werden können. Solche Mifs- grifife verkörpern beispielsweise der Pariser St. Michaelis-Brunnen und die durch die Abbildung im „Falke" bekanntere Fontana Trevi zu Rom. Zwar überwältigt die Gröfse dieser Werke auf den ersten Blick und vermag die Kritik zurückzudrängen, zumal das Arrangement dekorativ und die Ausführung der Teile kunst- reich ist, aber eine wirklich harmonische Wirkung bleibt aus. Warum? — Da baut sich eine stolze Fassade auf über einem Gewirr von Felsblöcken, das sie nach Masse und Wirkung über- trifft; abgeschlossen in sich vermag sie die Zugehörigkeit zu diesem nicht nachzuweisen aufser in dekorativen Äufserlichkeiten, und so löst sich das Ganze in des Eftektes wegen zusammen- gezwungene Teile, deren geringerer der Fels ist; er, der schein- bar von Anbeginn bestehende, sinkt erdrückt von der Wucht des Kunstbaues zum blofsen Beiwerk, zur Staffage, herab. Vielleicht lag das auch in der Absicht des Künstlers, viel- leicht wollte er seine Figuren wirklich auf dem Felsen als dem Orte der Handlung erscheinen lassen und löste dessen Darstellung dadurch, dafs er einfach den Naturstoff benutzte, den er mit un- verkennbarem Verständnis aufbaute. So mufste die Darstellung mit unübertrefflicher Naturtreue gelingen, der Künstler verliefs damit jedoch den der Skulptur durch die Eigenart ihres Materials gebotenen Rahmen, der nur gestattet, die Umgebung anzudeuten, nie aber — selbst kaum im Relief, dem Skulpturgemälde — ihr einen breiteren Raum gönnt. Die Leichtigkeit der Felsdarstellung darf zu einer einseitigen Ausnahme nicht verleiten, und die realis- tische Darstellung eines Gegenstandes durch ihn selbst gehört zu den billigen, vom Standpunkte künstlerischer Skulptur bedenk- lichen Mitteln. Die Benutzung einer von der Natur sichtlich gebotenen Ge- legenheit zur Aufstellung von Figuren, zur Anbringung von Archi- tektur dagegen ist einwandfrei ; solch ein Werk erzählt uns, wie der Mensch dies bevorzugte Fleckchen Erde auffand, sich des An- blickes erfreute und es noch zu schmücken, in seiner Schönheit zu heben trachtete. Um bei dem einmal angezogenen Beispiele, dem erwähnten Brunnen, zu bleiben, denke man sich die ragende, massige Rückwand entfernt oder durch eine leichte, gefällige Kon- struktion ersetzt, die zur Felsszenerie gehörigen Figuren aber bei- behalten und die Umgegend in eine Landschaft verwandelt, so dafs der Fels mit seinem strömenden Wasser als die Haupt- und Ursache des Ganzen erschiene, dann wäre eine harmonische, auch den Verstand befriedigende Wirkung erzielt. Ein derartig voll- kommenes Kunstwerk weist der Versailler Schlofsgarten im Apollo- Boskett auf, einen Felsen mit fallendem Wasser, in dessen hallen- artig staffierter Höhlung eine Figurengruppe untergebracht ist. Auf äufsere Architektur ist gänzlich verzichtet, was in Anbetracht der ganz waldartig gehaltenen Umgebung durchaus verständlich ist. Nötigen die vorher besprochenen beiden Brunnen trotz ihrer Mängel in der Grofsartigkeit ihrer Anlage auch dem kritisch Beobachtenden Achtung ab, so fällt das für kleinere Arbeiten weg — eine Mahnung, bei ihrer Anlage es an Gründlichkeit nicht fehlen zu lassen — und sind sie gar in kleinlichem Sinne ge- halten, dann können sie nur als artige .Spielereien gelten. Solch ein Beispiel bietet die Stadt Bonn, wo inmitten der schönen Rheinanlagen eine weite, gewölbte Mauernische mit Fels- lein und Wässerlein und Pflänzlein ausgebaut ist, etwa in der Art der Terrarien und als solches für eine Boa constrictor vielleicht geeignet, aber unter der wuchtigen Architektur einer hohen Rampe im Angesichte der freien Landschaft mit dem breiten Strome und den Felsen des Siebengebirges macht die unerklärliche Kompo- sition einen kläglichen Eindruck. Ein Bau, in dem der Stein in seiner natürlichen Form und Gruppierung auftritt, ist im Garten mit Vorteil so anzubringen, dafs der Effekt der Ursprünglichkeit durch entsprechende Boden- bewegung und Verteilung ähnlicher Felsblöcke in nächster Nähe womöglich noch gehoben wird ; notwendig ist diese Motivierung indessen nicht, wenn der Einbildung nur nichts Unmögliches zu- gemutet wird wie die Umgebung ebener, volkreicher Strassen, der Hintergrund eines massigen Gebäudes oder einer unverhältnis- mäfsigen Mauer, kurz Fakten, die den gewollten Schein der Natür- lichkeit Lügen strafen. Natur und Kunst derart vereinende Bauten etwa als Übergang von den strengen Architekturlinien des Hauses zu der LTngezwungenheit des landschaftlichen Gartens benutzen zu wollen, ist somit grundverkehrt Weniger Klippen als die bisher besprochene Art von Misch- bauten bieten solche, bei denen die baulichen Kunstformen den Eindruck bestimmen und das Felsmaterial nur dazu dient, diese teilweise oder auch ganz auszudrücken, während die Gestalt des einzelnen Stückes in der grofsen Linienführung untergeht. Man trifft sie deshalb — und ihrer Billigkeit wegen — häufig, in Privat-Gärten besonders in ihrer einfachsten Form, der Maskierung eines um einen Sitzplatz verlaufenden Erdwalles. Ihre Fabel ist, dafs der Mensch, dessen Hand sich in der regelmäfsigen Anlage nicht verleugnet, das nächstgelegene Material zur Erreichung seines Zweckes benutzte, eine Deutung, die sie mit den Naturholzbauten gemein haben. Deshalb eignen sie sich vortrefflich für den land- schaftlichen Garten, doch auch die Meister des regelmäfsigen Stils haben ihre Verwendung nicht verschmäht, um langen Linien führungen die Härte zu benehmen und ungeschmückte Flächen interessant zu machen, doch durften solche Bauten bei ihnen einer gew-issen Gröfse nicht entbehren, sollte sich die Verwendung so rohen Materials in dem von der Kunst völlig beherrschten Garten erklären. Das Verhältnis zur Haustein -Architektur unterliegt keinen besonderen Bedingungen, sofern der Naturstein nicht offen- sichtig in die Rolle der blofsen Dekoration gedrängt wird. Skulp- turen sind an besonders hervorgehobenen Stellen zulässig. V, 43 Die Gartenwelt. 511 Das grofsartigste und bekannteste Bauwerk dieser Art sind die Wasserkünste am Oktogon zu Wilhelmshöhe , deren Archi- tekturformen durchweg in Felsgestein zum Ausdruck gebracht sind. Die vielfach gebrochenen Linien erscheinen daher weicher und die besondere Gestalt des einzelnen Steins geht unter in der Gröfse der Anlage. Diese faktische Gröfse ist indessen kein Er- fordernis, wohl aber Gröfse der Formen, und auf den Bau im Kleinen angewendet ist das gleichbedeutend mit Einfachheit. In Bezug auf die Platzgebung solcher Bauten braucht man nicht allzu ängstlich zu sein; sie sind allerorten angebracht, da ja ihr regelmässiger Aufbau die Hand des Menschen verrät. Nur in näch- ster Nähe von Gebäuden thut man gut, durch verhältnismäfsige Gröfse die Verwendung des unpraktischen, aber — der Illusion gemäfs — zur Hand liegenden Materials zu recht- fertigen; denn unpraktisch ist der Naturstein mit seinem oft flächen- losen Aufseren, und wo er ver- wendet wird, da dient er häufig nur als Tapete für den zuver lässigeren Kern oder er hat eine entsprechende, für das Auge aber nicht vorhandene Bearbeitung ge- funden, und das ist ein anderer Grund, ihn für zierliche und kom- plizierte Bauten — weil der Wahr- scheinlichkeit entbehrend — aus zuschliefsen. Säulen und leicht- geschwungene Bögen sind un- möglich in diesem Material, das durch Masse ersetzen mufs, was ihm an Konstruktions-Festigkeit abgeht. Will man aber bei kompli- zierten kleineren Bauten auf die Mitwirkung des Felsgesteins aus irgend einem Grunde nicht ver- zichten, dann meifsele man es aus dem Stück, ohne auf mögliche Formabweichungen allzu sehr ein- zugehen, — ein Ausweg, den auch die Architekten des alten regel- mäfsigen Gartens wählten. Der Fels, der in seiner geringen Masse sonst nur als Beiwerk erschiene, wird dadurch zum organisch zur Architektur gehörigen Ornament, über dessen Verwendung nur Schönheitsrücksichten entscheiden. Wir haben somit die Frage nach der inneren Wahrscheinlich- keit des Aufbaues als die wesent- lichste Forderung, der Misch- bauten zu genügen haben, kennen gelernt; denn aus ihr leiten sich die übrigen von selbst ab. Jeder Mischbau ist also als Bearbeitung dieses Themas aufzufassen, und je klarer die Antwort ist, ge- schmackvolle und kunstgerechte Detaillierung vorausgesetzt, einen um so höheren Wert stellt die Arbeit dar. Ob nun der aus Kunst und Natur gemischte Bau in Zukunft mehr zur Verwendung gelangt als bisher oder noch weniger, das ist für die Gartenkunst von geringer Bedeutung; wichtig aber ist, dafs, wo man sich zu einer derartigen Schöpfung entschliefst, das nach klar erkanntem Prinzip geschehe, und die Notwendigkeit zur Verallgemeinerung dieser Erkenntnis war die Ursache dieser Epistel. Blumenbindekunst. Ein Blumenkorb. — Nur zu häufig sieht man in den Schaufenstern der Blumenhand- lungen, dafs manche Binder die Natur verbessern wollen, indem sie die Blüten nicht so verwenden, wie sie gewachsen sind, sondern so, wie es ihnen gerade pafst. Da werden Ca/i/eya-B\\xten auf den Kopf gestellt, hängende „Marcchal Niei"- Rosen an Drahtstiele gezwängt u.s.f. Um so mehr freut man sich, wenn man Arbeiten begegnet, die auf den ersten Blick erkennen lassen, dafs sich ihr Schöpfer streng an die Natur hielt und bei der Zu- sammenstellung jeder Blumenart den ihr eigenen Charakter gewahrt hat. Eine solche Arbeit ist unser beistehender Blumenkorb von J. C. Schmidt, Berlin. Die Füllung besteht aus verschiedenartigem Grün, Rosen, .-Jza/m mo/Zis und -Da/ura, welch letztere die genannte Firma in diesem Frühjahr vielfach ver- wendete. Füfse und Henkel des Korbes sind reich mit blühenden Goldregenzweigen garniert, welche die Blüten in natürlicher Weise herabhängen lassen und hierdurch sowie durch ihr leuchtendes Gold- gelb herrlich wirken. In gleicher Weise wie auf unserem abgebil- deten Korbe den Goldregen, ver- wendete die genannte Firma auch die nicht minder eleganten rosa- farbigen Blütentrauben der (Hydite. M. H. Blumenkorb von Hoflief. J. C. Schmidt (Inh. C. Kuntze), Berlin, Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Zwiebel- und Knollen- gewächse. Arisarum proboscideum. (Hierzu die Abb. Seite 512.) — Nur wenige Gärten werden wohl in dem Besitze dieser Pflanze sein. In der Alpenpflanzenanlage des botanischen Gartens zu Kew bei London sind mehrere Exemplare dieser Seltenheit an einer schattigen 512 Die Gartenwelt. V, 43 Stelle ausgepflanzt, wo sie auch prächtig gedeihen. Die bei- gegebene Skizze zeigt Blatt und Blüte. Auffallend ist die rüsselartige Form des Hochblattes, der Spatha; diese rüssel- artige Verlängerung des Hochblattes ist dunkel olivengrün-purpurn gefärbt, während der untere Teil des Hochblattes grau-weifs ist. Der Rüssel erreicht oft 8 — locm Länge. Die Blätter sind dunkel- grün, langgestielt und verdecken fast die kurzgestielten Blüten, die sich nur durch den weit hinausragenden Rüssel bemerkbar machen. Die Heimat von A. proboscidenm ist in den schattigen Wäldern Oberitaliens am obem Arno und in den Apenninen, Aufser A. probosädcum sind von der Gattung Arisarum noch zwei Arten be- kannt. Sie besitzen keinen eigentlichen gärtnerischen Wert, sind jedoch für den Pflanzenfreund gewifs eine interessante Bereicherung seiner Sammlung. H. Baum, Pregny. Topfpflanzen. Hochstämmige Topfpflanzen. Von E. Riebe, Reisen. Wer schon jemals eine gröfsere Gruppe schön gezogener hochstäm- miger Coleus, mit ihrem prächtigen Farbenspiel der Blätter, oder von Heliotr Opium, Cuphca platyccntra, Gna- phalium lanatiim und namentlich Fuchsien etc. gesehen hat, wird sicher- lich eingestehen, dafs es nicht leicht etwas Schöneres giebt, und dafs es einigermafsen seltsam erscheint, dafs man nicht öfter solche Blatt- und Blütenpflanzen in dieser Form antrifft. Auch alleeartig aufgestellt in der Nähe der Villa, oder als Einrahmung eines Schmuckplätzchens, sind sie beson- ders dekorativ, zumal wenn man z. B. Fuchsien mit Gnaplialiian lana- tiim, oder Coleus mit Cuphea platy- ccntra u. s. w. abwechseln läfst. Die Anzucht dieser Pflanzen als Hochstamm ist leicht und einfach, und nur bei den Fuchsien insofern etwas um- ständlicher, als man bei diesen eine Veredlung vornehmen sollte, wie ich später beschreiben werde. Die Pflanzen, von denen man Stecklinge schneiden will, fasse man schon im Spätsommer ins Auge, wähle hierzu gesunde und kräftige und bringe sie vor Eintritt des Frostes in ein helles Glashaus, nahe unter Glas, wo sie hell stehen und viel Licht bekommen. Bei mäfsig warmer Temperatur und pünktlichem Giefsen halte man sie hier immer etwas in Vegetation, so dafs schon in der zweiten Hälfte des Dezember mit dem Stecken der schönsten und kräftigsten Gipfeltriebe begonnen werden kann, womit man bis gegen Ende Januar fortfährt. In ein Warmbeet von 20 bis 25" C. (in sandige Heideerde, obenauf reinen Sand) gesteckt, machen sie in zwei bis drei Wochen Wurzeln; dann werden sie in Steck- Arisanim proboscideum. Vom Verfasser fiir die „GartcnwcU" gezeichnet lingstöpfe gesetzt, in eine Mischung von guter Mistbeeterde, alter Lauberde, Heideerde und viel Sand, so dafs die Erde recht sandig aussieht, und bei 12 bis 15" nahe unter Glas ge- halten; bei schönem, hellem Wetter wird mittags gespritzt, später abends und morgens. Nach Durchwurzelung verpflan- zen, etwas mehr Torf- oder Moorerde geben und immer wieder nahe unter Glas halten, bis sie ca. 50 bis 60 cm hoch sind. Beim nächstmaligen Verpflanzen in gröfsere Töpfe gebe man eine gute, sehr nahrhafte Erde und bringe die Pflanzen in ein Kalthaus ca. 30 cm vom Glase entfernt, aber dicht Topf an Topf stehend, oder in einen ähnlichen Kasten. Hierdurch treiben sie immer mehr in die Höhe, und je mehr sie treiben, desto öfter müssen sie um- gestellt werden, aber stets im ge- schlossenen Räume, Topf an Topf und höchstens 30 cm vom Glase. Die weiteren .arbeiten sind: pünkt- lich giefsen , täglich spritzen , bei Sonne schattieren, nach Redarf lüften, selbst auch während der Nacht, wenn nötig, im Sommer bei heifsem Wetter. Beim Umstellen müssen stets die Seitentriebe auf ein Auge pinziert werden, damit alle Kraft in die Ter- minalknospe geht, jedoch darf man die ersteren noch nicht ganz entfernen, da sie mithelfen müssen, den Stamm zu stärken, und erst wenn dieser ge- nügend stark ist, werden jene Triebe, nach und nach und von unten be- ginnend, ganz entfernt. Etwa sich zeigende Blütenknospen müssen gleich im Entstehen unterdrückt und die Stämme zeitig an Stäbe gebunden werden, vor allem immer wieder die schnellwachsende obere Spitze, damit man schnurgerade Stämme erhält. Bei dieser Kultur werden die Pflanzen bald die zur Kronenbildung gewünschte Höhe erreicht haben, und man schneidet dann die Spitze über mehreren recht kräftig ausgebildeten Augen ab, aus deren Trieben man die Krone bildet, die durch rich- tiges Pincement in schöne , volle Form gebracht und er- halten wird. Am meisten sieht man wohl nochFuchsien in hochstämmigen Formen gezogen, doch nur selten solche mit wirklich hübschen, schlanken Stämmen, von 2 — 3 m Höhe, und vollen runden Kronen, weil man in der Regel von den verschiedensten Sorten die Pflanzen auf die gewöhnliche Art und Weise zu Hochstämmen heranzieht, während sich hierzu nur einige wenige Sorten eignen, eigentlich nur „Surprise'''' und „JVucherer'' , die dann in der gewünschten Stammhöhe veredelt werden müssen. Diese beiden, gleichsam als Wildling, als Unterlage benutzten Sorten kann man bei der vorher beschriebenen ."Vnzucht- methode bis zum Juli schon bis zu einer Höhe von 3 bis 4 m V, 43 Die Gartenwelt. 513 und darüber herangezogen haben; es genügt zum Veredeln meistens eine Höhe von 2 bis 2'/., m; hier an dieser Stelle wird das Holz genügend reif sein, um eine Veredelung da- selbst vornehmen zu können. Als Edelreis wähle man ziem- lich ebenso reif gewordene Triebe, schneide sie 5 bis 6 cm lang und pfropfe in den Seitenspalt, den man ca. i'/„ bis 2 cm lang mache, verbinde die Veredelungsstelle leicht und be- streiche sie mit Baumwachs. Man setze jedoch, um gleich eiue bessere Krone zu bekommen, zwei Reiser einander gegen- über ein, halte die Pflanzen etwas gespannt und schattig, bis die Edelreiser gut angewachsen sind, z. B. in einem mäfsig feucht-warmen Hause, an einem vor Sonne geschützten Platze, wo wenig gespritzt zu werden braucht, und wo sie vor stehender Nässe an der Veredelung behütet werden. lu ca. 14 'lagen werden die Reiser angewachsen sein; mau ver- mindere dann den Schatten, damit sie mehr Licht bekommen, und gewöhne sie bei ruhigem, windstillem Wetter langsam an die Luft. Auf den Verband ist sorgsam zu achten, damit er nicht einschneidet, was sonst leicht verhängnisvoll werden kann. Die jungen Triebe des Edelreises müssen vorsichts- halber angebunden und durch reichliches Lüften während der schönen Herbstwitterung und durch allmähhches Ein- stellen des Schattengebens mufs für das Erstarken und Aus- reifen des Holzes gesorgt werden. Im Herbst, etwa im September, werden die Pflanzen nochmals umgesetzt, und zwar in kleinere Töpfe, mit sandiger Erde, ohne viel Mistbeeterde, mehr Heideerde und Sand, in welcher sie besser überwintern, gesunder im Wurzelvermögen bleiben und infolgedessen später besser blühen. — Der Über- winterungsort dieser, sowie auch der vorhin benannten hoch- stämmigen Topfpflanzen sei hell und trocken, im Kalthause, wo die Temperatur nicht unter 5" C. fallen darf; bei gelindem Wetter lüfte man , damit keine zu frühzeitigen ungesunden Triebe hervorbrechen. Im Frühjahr setze man die Pflanzen in gröfsere Töpfe und gebe ihnen wieder kräftige Erde. So behandelt werden sie sich stets im besten Gesundheitszustande erhalten lassen. Noch sei erwähnt , dafs man die Veredelung auch an- statt im Juli erst im kommenden Frühjahre vornehmen kann, wenn die Stämme junge Triebe gemacht haben und Edelreiser in besserer Auswahl zu haben sind. Sehr hübsch macht es sich auch, wenn man zwei verschiedene Sorten von Fuchsien auf einen Stamm veredelt, z. B. eine mit weifser Korolle und roten Sepalen, und eine mit roter oder blauer Korolle und roten oder weifsen Sepalen, sowie auch eine mit zierlicher feiner Belaubung. Auch bei den Coleus kann man durch Pfropfen in den Spalt mehrere Sorten in die Kronen einsetzen, was einen recht hübschen Anblick gewährt. Gärtnerische Reiseskizzen. Mons Palatinus. Von C. Sprenger, Vomero-Neapel. Roma, die königliche, die heilige, die ewige Roma! Schön ist sie überall, schön und erhaben, wie keine andere Stadt auf Erden, denn über ihr liegt der Schleier tausendjähriger Geschichte. Und ihre farbenprächtigen Fluren, ihre blauduftenden Berge, in deren Mitte sie wie eine schimmernde Perle ruht, sind von so viel Schönheit umflort, wie keine Stätte mehr im reichgesegneten Italien. — Die alte Stätte Roms, der Palatin, der Hügel, auf dem die Hütte des Romulus in sagenhafter Ferne stand, und um die sich die Königsbauten und später die Kaiserpaläste sammelten, ist immer noch einer der vornehmsten Anziehungspunkte der Stadt und wird von allen Reisenden besucht. Man gebraucht, um alles zu sehen, einen Tag und kehrt ermüdet an Geist und Körper, aber reich an Schönheitsgefühl, heim. Der weite Hügel war einst mit Prachtbauten und Gärten bedeckt. Um seine von Sage und Geschichte umwobenen Ruinen zu verschönern, ihnen gleichsam eine würdige Einfassung zu geben, legt man rings- um, wo es angeht, Gärten modernen Geschmackes an, die aus den schönen, immergrünen und laubabwerfenden Bäumen und .Sträuchern bestehen, welche seit alter Zeit in Roms Gärten ge- deihen. Grüner Rasen begleitet die bequemen Wandelpfade und ringsum geniefst man die wechselvollen Bilder einer werdenden Weltstadt und deren blühender Umgebung. Haine immergrüner Eichen, in deren Schatten man nach langer Wanderung ruhen mag, bedecken hier und da die einst gleich- falls mit Gärten geschmückten Plätze, und ein moderner Garten der Villa Farnese mit wundervollen Fernsichten schmückt die Ruinen der Paläste des Tiberius. Da und dort ragen Cypressen empor und eine einsame Palme, die aus dem Mittelalter herüber gerettet ist, wiegt ihren schönen Wipfel in der Sonnenglut. Ein Meer von Blumen schmückt die stolzen Ruinen das ganze Jahr. Acanthus grünen vom September bis Mai und blühen im Juni. Ihre klassischen Blätter wiegen sich stolz im Schatten der Bäume und Gemäuer oder schmiegen sich an die Felsen der Ruinen, in deren Ritzen sie ihre fleischigen Wurzeln senken. Ihr edles Laub fallt auch dem für den Pflanzenschmuck unserer Erde wenig Empfindlichen auf, und wenn es vor Trockenheit und grofser Wärme welkend zu Boden sinkt, dann erheben sich die meterlangen, geraden und blütenreichen Schäfte glänzend, grofs und klein, hell und dunkel, in malerischer Ungebundenheit wild durcheinander, hier auf hoher Felsenwand ragend, dort die Grüfte und Schluchten schmückend und verschönernd. Ihre grofsen, edlen Blüten sind von Bienen und Hummeln umschwärmt, sie bieten ihnen des Nachts Herberge und am Tage süfse Nah- rung, und wenn auch die Blüten ihr Erdendasein mit dem Ver- welken besiegeln, folgen ihnen runde Früchte mit reicher Fülle glänzend brauner Samenkörner. — Eine märchenhafte Wildnis bilden blühende Ginster, Brombeeren, Evonymus, Steineichen, Hypericum, CUmatis, wilde, hochragende Fenchel, stolze, weit- leuchtende Anlirrliinum, Kaperngebüsche, Mohne, wilde Reben, Feigengebüsche, Oliven, Adianfum, golden flammende Chrysanllieiiium, feine Ferula, deren Blütenschäfte mehrere Meter hoch ragen, und viele andere Pflanzen. Die Antirrhimmi sind hier auf den Höhen der Felsen und Ruinen rosenfarben, während sie in Neapel purpurrot sind, auch einzelne weifsblühende sieht man. Unser Löwenmaul war bereits in den Blumenbeeten der Livia zu wunderbarer Farbenpracht gediehen und Augustus, der selbst die Blumen pflegte, und dessen schönes „Nymphäum" den Aquarien- liebhabern als Muster dienen sollte, zeugt noch heute vom Ge- schmacke jener Menschenkinder. Es gab Cyperus Papyrus in marmornen Wasserbecken im Innern der Höfe und wahrschein- lich ward hier das Heer der schönen Wasserpflanzen Italiens ebensowohl gepflegt, als wir es heute kultivieren. Alle Schluchten, Kellerräume, feuchte Ritzen und andere passende Orte sind von Millionen zartgrüner Ad'mntum bewohnt und verschleiert. Oft hängen diese unvergleichlich lieblichen Farne in langen Wedeln 514 Die Gartenwelt. V, 43 wallend zur Erde und kosende Winde schaukeln ihr schönes Laub im Spiele. An schattigen oder zeitweise beschatteten Felsen wohnen Linaria Cymbalaria und ihre italienische Verwandte L. pallida, eine liebliche Pflanze, die wir zuweilen als Ampelpflanze pflegen. Sie fügt sich überall, schmiegt sich an sonnendurch- glühte Felsenwände und bedeckt die kahlen Ruinen. Ihre zarten Zweige ziehen sanft aufwärts, wandern seitwärts oder schweben lieblich herab, sie wollen Halt gewinnen und schmücken zugleich, ohne es zu ahnen, und es gelingt ihnen immer in auffallend reizvoller Weise. Dieses Pflänzchen scheint überhaupt besonders praktisch zu sein, denn seine Ausstattung grenzt an das Wunder- bare. Die schönen bronzeleuchtenden Blättchen sind bald kürzer, bald länger gestielt, je nachdem es notwendig, um die ganze Fläche dem Lichte zuzukehren und zugleich besser zu decken. Die Blümchen ragen zwischen den Blättern hervor und nicken oder schweben in luftiger Höhe wie bunte Fliegen, die plötzlich im Fluge gefangen wurden. Aber das Seltsamste sind die irrenden und suchenden Samenkapseln. Sobald diese schwellen, verlängern sich die Stengel derselben, nach Bedarf wachsend, um die nähere oder entferntere Erdfurche oder Felsenritze zu erreichen und die reifenden .Samen darin zu betten und so zu sichern, dafs sie keimen können. Fragen und Antworten. Nochmals Beantwortung der Frage No. 155. Zu den Antworten in No. 41, Seite 491, behufs Verstreichen von Baurawunden mit Holz- oder Steinkohlenteer gestatte ich mir folgendes zu bemerken: Holzteer, den ich bei ganz grofsen Astschnittflächen anwendete, ist zu teuer. Ich wende deshalb jetzt zum Verstreichen der grofsen Schnitt- flächen eine Baumsalbe an, bestehend aus i Teil Fett, i Teil Harz und I Teil Steinkohlenteer. Diese auf langsamem Feuer hergestellte Mischung wirkt antiseptisch und läfst das Überwallen der Schnittflächen zu. Baum- mörtel aus Lehm und Kuhfladen, der, statt mit reinem Wasser, mit ■"/oig^r Kupfervitriollösung angemacht ist, verhindert das Ansiedeln von Pilzen. Kgl. Garteninspektor Held, Hohenheim. BeantAvortung der Frage No. 157. Meine Rosen leiden durch einen Pilz (Rostpilz?), der zu Sommers Anfang zuerst gelbe Punkte auf der Unterseite der Blätter (mitunter auch auf den Zweigen) erzeugt, welche sich rasch vermehren und später, dunkelbraun oder schwarz geworden, die Blätter zum Absterben bringen. Kann mir einer der verehrten Leser ein sicheres Hilfsmittel gegen diesen schädlichen Schmarotzer nennen.' Ist es überhaupt ein Roslpilz? Meine Rosen sind alle auf selbst ge- zogene t(2K/Ka-Sämlingsstämme veredelt. Der Garten liegt 800 m über dem Meere. — Nach der Beschreibung handelt es sich hier wirklich um den Rosenrost, hervorgebracht durch einen echten Rostpilz: Phragmiiiium subcorticiunt. Die erwähnten zuerst auftretenden, gelben Punkte sind die schnell wieder keimenden Sommersporen, die später erscheinenden dunkelbraunen, punktförmigen Polsterchen stellen die Wintersporen dar. Natürlich müssen die Blätter, sobald sie unterseits gelbpunkticrt er- scheinen, abgepflückt und verbrannt werden. Aber die Hauptsache bleibt das Aufsuchen der meist grofsen, hellmennigroten, etwas fleischigen Polster an den Stengeln und Blütenstielen schon im Frühjahr. Dieses sind die vollkommenen Becherfrüchte des Pilzes, die namentlich bei den Wildlingssämlingen anzutreffen sind und von denen die Ansteckung aus- geht. Hier mufs sorgfältig alles erkrankte Holz herausgeschnitten und verbrannt werden. Prof. Dr. Sorauer, — Der erwähnte Pilz ist nichts anderes, als Phragmidium stib- corticium, ein richtiger Rostpilz, der allgemein als Rosenrost bezeichnet wird. Dieser Rostpilz befällt nicht nur die kultivierten, sondern auch die wilden Rosen. Die gelben Flecke (Aecidienj erscheinen nicht nur auf Blättern und Zweigen, sondern auch die Knospenstiele, Kelche und Kelchblätter werden befallen. Der Pilz vermehrt sich ungeheuer rasch, wird alsdann schwarz, die befallenen Blätter werden gelb und fallen frühzeitig ab. Ein vollständig wirksames Mittel gegen diesen lästigen Rosenrost ist bis jetzt wohl noch nicht vorhanden. Vor dem Austreiben der Blätter, also im unbelaubten Zustande, ist ein Bespritzen mit ["/„iger Kupfersodabrühe und im belaubten Zustande mit V"*'/o'2^'' Lösung gut. Im ersteren Falle also I kg Kupfervitriol auf loo 1 Wasser, im letzteren Falle nur '/^ kg auf lOO 1 Wasser. Die letzte Spritzung mufs man vor dem Aufbrechen der Aecidien anwenden. Am besten ist es, man entfernt, sobald sich dieser Pilz zeigt, die befallenen Teile und verbrennt sie. Wo man sehr unter diesem Pilz zu leiden hat, ist es vor- teilhaft, man pflanzt widerstandsfähige Sorten, und könnten hier die Rosenzüchter ein sehr gutes Werk thun, wenn sie die widerstands- fähigeren Sorten in gröfseren Massen vermehren und zum Verkauf bringen würden, wodurch manchem Rosenliebhaber viel Ärger, Arbeit und Unkosten erspart blieben. H. Grote, Reutlingen. — Dafs es der Herr Fragesteller mit dem Rosenrost (Phrag- midium subcorlifium) zu thun hat, dürfte aufser Zweifel sein. Ich habe schon früher die Beobachtung gemacht, dafs dieser schädliche Pilz am meisten in jenen Rosenpflanzungen auftritt, die in mehr geschlossener, dumpfer Lage stehen; auch dürfte zu nasser Untergrund sehr viel in dieser Hinsicht mitsprechen. Die Flecken (Sporenlager) des Rostpilzes sind anfangs hell, werden rostbraun und gegen Herbst schwarz, so dafs dann die Blätter solcher befallenen Rosenstöcke fast schwarz aussehen und zeitig abfallen. Auf den abgefallenen Blättern überwintert der Pilz in Form der Wintersporen. Im Frühjahr erscheint er von neuem und so nimmt die Krankheit ihren Fortgang. Als das einzig wirksame Mittel dürfte sich somit von selbst das Einsammeln und Verbrennen der Blätter ergeben. Obergärtner Heinrich Beufs, Köln-Nord. — Die Ursache der Krankheit ist meiner Meinung nach in allzu grofser Trockenheit zu suchen. Sie schreiben, Ihre Rosen sind alle auf fß«/«a-Sämlingsstämme veredelt; nun könnte es sehr leicht der Fall sein, dafs Sie dieselben nicht tief genug gepflanzt haben. In diesem Falle wäre ein Tieferpflanzen oder ein Auffüllen mit guter nahrhafter Lehmerde sehr angezeigt. Andernfalls liegt die Ursache sicher darin, dafs Sie sandige, leichte Erde mit porösem Unter- oder Steingrund be- sitzen. Ich hatte vor Jahren in einer grofsen Rosenschule Gelegen- heit, die gleichen Erscheinungen, wie Sie sie in der Frage schildern, wahrzunehmen. Die Ursache war damals zu leichte, sandige Erde mit porösem Untergrund. Im Juli und August hatten die Rosen fast voll- ständig die Blätter verloren. Ich möchte Ihnen nun raten, gute kräftige Lehmerde mit einem reichlichen Zusatz von Kuhdünger unterzugraben, bei Trockenheit die Erde etwas aufzugraben und die Rosen tüchtig zu giefsen, dann wird Ihren Rosen bald geholfen sein. Auch möchte ich Ihnen ein Bespritzen der Rosen schon Anfang Mai mit einer Lösung von Kupfervitriol und Kalk empfehlen. Die Höhenlage 800 m über dem Meere ist für Rosen nicht in dem Mafse beeinflussend, dafs keine schönen Blumen mehr zur Entwicklung gelangen könnten. Johann Kühner, Schachen. Beantwortung der Frage No. 158. Woran liegt es, wenn bei Rosen ('„//cr7«(iOT"J, welche in einem Hause bei 25" C. Bodenwärme stehen, rote Flecken oberhalb der Blätter entstehen und unterhalb ein weifser Pilz sich zeigt.' Wie heifst dieser Pilz und wodurch wird diese Krankheit beseitigt.' — Beide Fragen (man vergleiche auch die Frage No. lOi, deren Beantwortung in einer der nächsten Nummern folgt. Die Red.) möchte ich zusammenfassen, weil ich vermute, dafs beide dieselbe Krankheits- erscheinung betretfen, da es sich um getriebene Rosen handelt, bei denen ein der Krautfäule der Kartofieln verwandter Pilz (Peroiiospora sparsa Berk.) rote Flecke und unterseits einen leichten Flaum auf den Blättern erzeugt. Dieser den Edelsämlingen besonders gefährliche Schmarotzer kann nur durch zeitiges und wiederholtes Bespritzen mit Kupfervitriol-Kalkbrühe oder ähnlichen Kupfermitteln bekämpft werden. Reichliches Lüften der Häuser (auch bei kühlerer Luft) wirkt vorbeugend, denn der Pilz ist gegen Luftzug empfindlich. Prof. Dr. Sorauer. — Die auf der Oberseite der Blätter sich zeigenden roten, über- haupt hellen Flecken sind die Folgeerscheinung des auf der Unterseite des Blattes wuchernden Pilzes, Namentlich bei den „Htrmosa" habe ich das schon oft beobachtet, doch läfst sich, nachdem der Pilz einmal so stark aufgetreten ist, nicht mehr dermafsen eingreifen, dafs die Pflanzen in dieser Wachstumsperiode noch gut werden. Der Erzeuger der Krankheit ist meines Erachtens der in Rosenkulturen oft vorkom- mende Pilz Sphaerotheca pannosa Lhi.; er wird auch allgemein Rosen- V, 43 Die Gartenwelt. 515 Schimmel genannt. Dieser Pilz überzieht nicht nur Blätter, sondern, wenn die Vegetationsbedingungen für ihn günstig sind, sogar die Stengel polsterartig mit einem weifsen Flaum, der, je feuchter die Luft, desto stärker sichtbar wird, auch an Rosen im Freien sich oft sehr bemerkbar macht. Da der Pilz auch Gurken befällt, kann die Übertragung leicht durch solche erfolgen. Ein Gegenmittel ist, wie bei allen Mehltaupilzen, das Schwefeln, ferner das Verbrennen aller befallenen Pflanzenteile. Garteninspektor Karl Pfeiffer, Köstritz. — Hier wird es sich um den Rosenschimmel, Peronospora sfarsa, handeln. Er ist ebenso gefährlich für die Rosenkultur, wie der Rosen- rost. Die Flecken auf der Oberseite der Blätter sind aber mehr braunrot und an den entsprechenden Stellen der Blattunterseite zeigt sich der graue Schimmel. Nicht zu verwechseln ist dieser Rosenschimmel mit dem echten Mehltau der Rosen, Sphaerotheca pannosa, welcher ebenfalls die Blätter und Triebe mit einem weifsen Schimmel überzieht. Als Bekämpfung ist das Spritzen mit Kupferkalkbrühe und 1 proz. Kupfersodabrühe vor dem Austrieb anzuwenden. Im beblätterten Zu- stande ein rechtzeitiges Schwefeln mit Schwefelblüte. Ebenfalls ist ein öfteres Räuchern mit dem Hauboldschen Räucherapparat zu empfehlen. Vor allem schütze man aber die Pflanzen vor direkter Zugluft, welche am häufigsten Ursache dieser Krankheit ist. H. Grote, Reutlingen. Neue Frage No. 171. Welche von den Rosenneuheiten der letzten fünl Jahre haben sich bereits als für allgemeine An- pflanzung empfehlenswert erwiesen? Es dürfte gewifs für sehr viele Leser von hohem Interesse sein, zu erfahren, ob manche mit grofser Reklame dem Handel übergebene „neueste" Sorte thatsächlich den Erwartungen entsprochen hat oder zu entspreclien scheint, die man nach den Angaben des Züchters an sie stellen sollte. (Wir bitten alle Rosenzüchter und -Freunde, sich an der Beant- wortung dieser Frage recht zahlreich zu beteiligen.) Mannigfaltiges. Diplome und Plakate in Farbendruck. Die Firma H. Stürtz, kgl. Universilätsdruckerei zu Würzburg, übersandte uns eine Auswahl von ihr in Farbendruck hergestellter Diplome und Plakate zum Gebrauch für alle Arten von Vereinen, für Ausstellungen, auch für Reklamezwecke einzelner Firmen zum Teil sehr geeignet. Diese Sachen sind zumeist in ausgezeichneter Weise farbig ausgeführt und werden für die besagten Zwecke sehr wirkungsvoll sein. Auch der Obst- und Gartenbau ist berücksichtigt, und gerade hierfür liegen uns einige Diplome und Plakate vor, deren Ausführung zum Teil muster- giltig zu nennen ist. Die Preise der durchschnittlich 48/64 cm grofsen Diplome stellen sich je nach Ausführung auf Mk. 0,60 — 1,50 pro Exemplar ohne Eindruck. Die gröfseren, aber einfacher ausgeführten Plakate kosten I2bezw. 18 Pf. pro Stück ohne Eindruck und sind im Hundeit- preise noch billiger. Wir können allen Vereinen für Ausstellungs- und sonstige Vereinszwecke nur empfehlen, sich dieser Diplome und Plakate zu bedienen, wie auch gröfsere Geschäfte dafür Verwendung haben dürften. Die Firma versendet ein sehr hübsch ausgestattetes illustriertes Preisverzeichnis. Der Geschäftsbericht des Kreisobstbautechnikers des Kreises Oppenheim für das Jahr 1900 1901 liegt uns vor. Herr Fetisch, welcher den Lesern der „Gartenwelt" als Mitarbeiter bekannt ist, liefert durch den Bericht den Beweis, wie vielseitig und gewil"s nach allen Riclitungen für den Obstbau des Kreises förderlicli seine Thätigkeit auch im verflossenen Jahre gewesen. Sie umfafste unter anderem folgende Punkte: Obstbaumpflanzungen an den Kreis- strafsen, Pflege der Obstbäume ebenda, Vorträge und Demonstrationen, Abhaltung von Obstkursen, Einrichtung von Obst- und Gemüsever- wertungskursen für Frauen und Mädchen, eintägige Unterweisungskurse, Gemarkungsrundgänge, Instruktionskurse für Baumwärter, Abgabe von Gutachten an Behörden, Funktionen als Preisrichter und Vereinswesen. — Im einzelnen sei aus dem interessanten Berichte noch folgendes hervorgehoben: Es wurden im ganzen 27 Vorträge gehalten, an welche sich teilweise sehr rege Diskussionen anschlössen. — Die Gemarkungs- rundgänge bezwecken, festzustellen, auf welcher Stufe der Obstbau in den einzelnen Gemarkungen steht, wie sich die Obslernleaussichten stellen, welche Obstsorten in gröfseren Mengen abzugeben sind und ob die polizeilichen Verordnungen bezuglich Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten richtig befolgt werden. Obstzüchter und Obstbau- freunde werden zu diesen Kundgängen eingeladen und auf Fehler und Mängel im Obstbau aufmerksam gemacht. In Verbindung mit den Rundgängen werden verschiedene Mitglieder des Obst- und Gartenbau- vereins besucht und in Fachfragen Auskünfte erteilt. — An den Obst- kursen haben sich insgesamt 170 Personen beteiligt. — Obstverwertungs- kurse fanden an folgenden Orten statt: i. In Mommenheim (dreiteilig) am S.Juli, 21. August und 5. Oktober. 2. In Mommenheim (dreiteilig) am 9. Juli, 22. August und 6. Oktober. Beide Kurse waren zusammen von 63 Frauen und Mädchen besucht. 3. In Wörrstadt vom 29. bis 31. August einschliefslich. Beteiligung 46 Personen. 4. In Gunters- blum vom 25. — 28. September einschliefslich, welchem Kursus 56 Teil- nehmerinnen anwohnten. In letztgenanntem Orte wurde beantragt, im Mai einen Nachkursus über Konservieren von Spargel abzuhalten. Für das kommende Jahr liegen bereits wieder eine Anzahl Anmeldungen für Obst- und Gemüseverwertungskurse vor. Von Interesse dürften besonders die im Bericht enthaltenen, nach- stehend wiedergegebenen Beobachtungen aus der Praxis sein. Sie beziehen sich namentlich auf den Wurzel- und Kronenschnitt, und Herr Fetisch schreibt darüber: a) Kurzer Wurzelschnitt. Von einem amerikanischen Fachmann wurde in einer deutschen Gartenzeitung darauf aufmerksam gemacht, dafs Bäume und Sträucher besser wachsen and gedeihen, wenn dieselben beim Pflanzen in den Wurzeln ganz kurz — auf 2 — 3 Zoll — zurückgeschnitten werden. Demzufolge hat man drei Pfirsiche, einjährige Veredelungen, und drei hochstämmige Apfelbäume unter Be- folgung dieser Methode gepflanzt. Die Apfelhochstämme sind sämtlich zu Grunde gegangen, während von den Pfirsichen nur der kräftigste gewachsen ist. Letzterer ist im Herbste wieder herausgenommen worden, wobei sich eine gut entwickelte Bewurzelung zeigte. Die Versuche über kurzen Wurzelschnitt sollen im Laufe des neuen Jahres weiter- geführt und die Resultate später veröffentlicht werden, b) Beobach- tungen über Schneiden von Apfelbäumen in der Krone beim Pflanzen. Berichterstalter hat schon früher nachgewiesen, dafs das Schneiden der Kronen beim Pflanzen von Apfelbäumen keinen Ein- flufs auf das Anwachsen der Bäume hat, denn vergleichende Versuche haben ergeben, dafs sowohl beim Pflanzen in der Krone geschnittene, wie auch ungeschnittene Exemplare gleich gut an- und weiterwachsen und auch in der späteren Entwickelung keine Unterschiede erkennen lassen. Diese Versuche erstreckten sich nun allerdings nur auf Hoch- stämme, während bei der Spalierobstkultur diese Frage bislang noch unentschieden geblieben ist. Hierorts gemachte Beobachtungen haben nun ergeben, dafs es in den meisten Fällen ratsam ist, .\pfel auf Zwerg- unterlagen beim Pflanzen sofort regelrecht zu schneiden. Beide Unter- lagen bilden bedeutend früher Wurzeln als Wildlinge, auch treiben sie viele neue Wurzeln von der Unterlage selbst, wodurch die nach dem Schnitt verbliebenen Augen, auf ihrer ganzen Länge angeregt, zum Austreiben gebracht werden und aus den oberen Augen kräftige Triebe hervor- gehen lassen. Besonders senkrechte Kordon» sollten stets sofort zurück- geschnitten werden, c) Beobachtungen über auf falscher Unter- lage stehende Zwergobstbäume. In einem hiesigen Garten stehen eine Anzahl wagcrechter Äpfelkordons auf Wildüngsunterlage. Auf Anordnung des Berichterstatters wurden dieselben im Herbst 1897 verpflanzt. Durch diesen Eingriff bildeten die Bäume im Laufe des Jahres i8g8 reichlich Blütenknospen und lieferten 1899 die ersten Früchte. Seit dieser Zeit haben die Bäume nicht wieder getragen. Sie bilden viel Holz, aber keine Blütenknospen. Es ist beabsichtigt, die Bäume in diesem Jahre nochmals zu verpflanzen, und diese Arbeit nach Bedarf alle zwei Jahre zu wiederholen, weil man hierdurch eine gröfsere Fruchtbarkeit erwartet. Aus den Vereinen. Berlin. Wir berichteten bereits auf Seite 491, dafs die Handels- gärtner und ßlumengeschäftsinhaber Berlins und seiner Vororte beabsich- tigten, eine Verkaufsgenossenschaft zu gründen. Dieser Plan ist inzwischen verwirklicht worden und die Vereinigung unter dem Namen „Ein- 516 Die Gartenwelt. V, 43 kaufs-Genossenscliaft der Berliner Blumen-Branche, e. G. m. b. H.", ins Leben getreten. Am i6. d. Mts, fand die erste öffentliche Versammlung statt, in welcher die Leitung der Genossenschaft über ihre Konstituierung, ihre Zwecke und Ziele Bericht erstattete. Es gehören zur Zeit einige 20 Blumengeschäft&inhaber und Handelsgärtner der Genossenschaft an, und diese verfügt bis jetzt über ein Kapital von etwa 18000 M. In dem Aufsichtsrate sitzen Vertreter der ersten Berliner Firmen, als Vorsitzender C. Kuntze (Inhaber der Firma J. C. Schmidt, Steglitz), ferner G. Clafs -Zehlendorf, O. Platz-Charlottenburg, V. de Co ene-Franz. Buchholz u.a.m., während Herr van Thiel, wie wir bereits meldeten, die Geschäftsleitung übernommen hat. Dieser legte in der Versammlung in klarer Weise dar, was unter der Genossenschaft zu verstehen sei, warum sie .gegründet und welche Ziele sie verfolge. Die infolge der Hitze nicht allzu zahlreich erschienenen Handelsgärtner und Blumengeschäftsinhaber (es mochten 70 — 80 da sein) zeigten zu- meist reges Interesse an dieser für die wirtschaftlichen Verhältnisse der Berliner Gärtnerbranche so hochbedeutsaraen Gründung, und in der Diskussion war man bemüht, sich ein möglichst klares Bild der Sach- lage zu schaffen. Eine spätere Versammlung dürfte ungleich stärker besucht sein und beweisen, dafs das seitens der Genossenschaft an- gestrebte Ziel: den Zwischenhandel nach Möglichkeit ein- zuschränken und überliaupt dem ganzen Berliner Blumen- handel eine solide Basis zu geben, überall Verständnis findet. Es liegt ja vor allem im Interesse der Einkäufer, der Blumengeschäfts- inhaber, dieser Genossenschaft geschlossen beizutreten, denn sie sind jetzt dem Zwischenhandel meist auf Gnade und Ungnade ergeben und können nur dann darauf rechnen, Einflufs zu gewinnen, wenn sie in überwiegender Mehrzahl (es giebt etwa 400 Blumenläden in Berlin) Genossenscliaftsmitglieder werden. Dafs die Verkäufer, die Handels- gärtner, sich zum Beitritt entschliefsen, ist ohne weiteres anzunehmen, sobald sie sehen, dafs die Geschäftsleute bei der Genossenschaft kaufen und sich nicht durch die, wie es keifst, vom Zwischenhandel aus- gesprochene Drohung einschüchtern lassen, dafs sie von diesem boykottiert werden sollen, falls sie die Genossenschaft unterstützen. Herr van Thiel sagte indes unseres Erachtens sehr richtig, dafs die Zwischenhändler sich in ihrem eigenen Interesse wohl hüten werden, irgendwelchen Boykott zu verhängen. Die Genossenschaft kann und will ja keineswegs dem soliden Zwischenhandel den Lebensfaden ganz abschneiden, sondern nur gesunde Zustände einführen und für Käufer und Verkäufer un- gesunde Schwankungen, wie sie jetzt stets vorzukommen pflegen, nach Möglichkeit verhüten. Wir werden später Gelegenheit nehmen, weiter über die Entwicklung und Thätigkeit der Genossenschaft zu berichten, und wünschen aufrichtig, dafs diese so zeitgemäfse und für alle Teile segensreiche Einrichtung recht bald erstarken und ihre Thätigkeit mit Erfolg beginnen möge. C. Seh. Nürnberg. Der hiesige Garlenbauverein blickt in diesem Jahre auf ein 50jähriges Bestehen zurück. Wir haben bereits in No. 36, Seite 428, über die anläfslich dieses Jubiläums vom Verein veranstaltete Ausstellung berichtet. Jetzt liegt uns in schmuckem Einbände der seitens des Vereins herausgegebene Jubiläumsbericht vor, welcher nament- lich für alle diejenigen, die dem Nürnberger Vereinswesen naiiestanden und noch nahestehen, von liohem Interesse sein dürfte, so dafs wir nicht verfehlen, auf diese hübsche Festschrift hinzuweisen. Es geht daraus, wie wir kurz erwähnen wollen, hervor, dafs der Verein am 13. März 1851 begründet wurde und am Schlüsse des ersten Jahres bereits 93 Mitglieder zählte. In den ersten Jahrzelinlen bestanden diese zumeist weniger aus praktischen Gärtnern, als vielmehr aus Blumenfreunden, während jetzt die ersteren den überwiegenden Prozentsatz bilden. Unter den Namen derer, die dem Verein angehören, oder in naher Beziehung mit ihm stehen oder standen, belinden sich gar manche, die in der Gärtnerwelt einen guten Klang haben, wie denn der Verein sich durch seine Wirk- samkeit einen Ruf erworben hat, der über die engeren Grenzen Bayerns hinausgeht. Gärtnervereins (neutrale, unabhängige Gewerkschaft) übernachteten in den Monaten April, Mai und Juni 143 Gärtner. Diese benutzten die Betten im April igo, Mai 261 und Juni 326, zusammen 777mal. Zu- gereist waren davon aus Berlin und Vororten 61, aus dem so- genannten „Osten" (Ost- und Weslpreufsen, Pommern, Mecklenburg, Posen und Schlesien) 2(j, aus dem „übrigen Deutschland" 51, vom Ausland 5. Dem Geburtsorte nach entstammten aus dem „Osten" 95, dem „übrigen Deutschland" 45 und dem „Ausland" 3. — Nach Altersklassen geordnet waren unter 16 Jahren I, 16 — 20 Jahre 65, 21 — 25 Jahre 49, 26 — 30 Jahre Tg und über 30 Jahre 9. Trotzdem der Verein seinen Gästen , von denen der gröfste Teil Mitglieder des- selben sind, in den Restaurationsräumen Speisen und Getränke zu sehr soliden Preisen, ohne Verzehr- oder Trinkzwang, sowie Über- nachtung in sauberen Federbetten, luftigen Zimmern im Vorderhaus r Treppe pro Nacht mit 40 Pf. bietet, so hat auch die finanzielle Seite dieser Wohlfahrtseinrichtung sehr günstig im vergangenen (ersten) Viertel- jahr abgeschnitten. — In der Arbeitsnachweis- Abteilung des Vereins suchten Im April 196, im Mai 137, im Juni 107, zusammen 440 Gärtner Stellung, Offene Stellen wurden im April 304, im Mai 116, im Juni 71, zusammen 491 gemeldet; davon wurden im April 252, im Mai 106, im Juni 82, zusammen 440 besetzt. Der ArbeltsnaciLWeis war im all- gemeinen infolge der herrschenden Geschäftskrise still. Nur im April und Anfang Mai lebhaft. Durch die Tarifbewegung ist im Vorortsbezirk Berlin eine allgemeine Steigerung von einigen Mark eingetreten. — Wenn so das Gesamtbild des Wirkens des allgemeinen deutschen Gärtner- vereins nach dieser Richtung ein recht erfolgreiches ist, so wird doch lebhaft über die ausbeuterische Thätigkeit der bestehenden Gastwirts- Gärtner-Stellen-Nachweise geklagt. Wie obige Zahlen beweisen, ist der gröfsere Teil der arbeitslosen Gärtner nocli relativ jung. „Alte" oder „ältere" Gärtnergehilfen giebt es nur in verschwindend kleiner Zahl. Unter irgend einer anlockenden Firma annoncleren die Gastwirte in den Gärtnerzeitungen ihren „Stellennachweis"; zu gleicher Zelt wird auch eine meist sehr fragwürdige Herberge, auch Logierhaus etc. betitelt, unterhalten und die nun diesen „stellenvermittelnden" Gastwirten in die Hände fallenden jungen Gärtner werden nach allen Regeln der Grofsstadtkunst „ausgeplündert". Die Polizeibehörden sind diesem Mlfs- stand gegenüber machtlos. Erst kürzlich meldete sich bei dem Ver- ein ein Gärtner, der in einem der geschilderten Stellennachweis-Gast- wirtschaften in 6 Tagen gegen 80 M. losgeworden ist und nun, aller Mittel entblöfst, die Hilfe des Vereins anrief. — Durch die Blätter ging kürzlich unter der Spitzmarke „ein talentvoller Gärtner" folgende Notiz: Auf 200 einzelne Strafthaten beläuft sich das Konto eines vielseitigen Betrügers und Urkundenfälschers, der am Dienstag von der Kriminalpolizei festgenommen werden konnte. Es Ist der 5,0 Jahre alte frühere Gärtner Hermann Lehner, der eine bewegte Vergangenheit zu verzeichnen und schon mehrere Strafen, zu- letzt 10 Jahre Zuchthaus wegen Betruges, verbüfst hat. In Berlin und in der Umgegend hat er unzählige Leute beschwindelt, indem er teils unter seinem richtigen, teils unter falschem Namen, bald als Gutsbesitzer, bald als Mühlenbesitzer Grundstücke und Mühlen kaufte, dann wieder als Geflügelzüchter auftrat, Heiratsschwindeleien betrieb, Hypotheken vermitteln wollte, ja sogar ein Milchgeschäft erstand. Als er sich bei der Kriminalpolizei über seine Machenschaften verantworten sollte, wurde er gleich in Haft behalten und später dem Untersuchungs- gefängnis eingeliefert. W^Ürttemberg. Vom Landtag wurden zur Errichtung eines Instituts für Botanik und Pllanzenkunde an der landwirlscliaftlichen An- sialt in Hohenheim 100 000 M. genehmigt. Personal-Nachrichten. Tagesgeschichte. Berlin. Im Gärtnerheim, Metzer Strafse 3, Restaurant und Logierhaus, in eigener Verwaltung des allgemeinen deutschen Obrist, Obergärtner am kgl. botanisclien Garten zu München, welcher sich um die Anlage des neuen alpinen Versuchsgartens auf dem Schachen, worüber wir bereits in letzter Nummer eine kurze Notiz brachten, hervorragende Verdienste erworben hat, erhielt in Anerken- nung derselben die silberne Medaille des bayerischen Verdienstordens vom heil. Michael. Verantivortl. Redakteur; Max Hesdbrffer, Berlin. — Verla£ von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck- von Oscar Brandstctter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 3. August 1901. No. 44. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafreclülich verfolgt. Gemüsebau. Die Prinzefs-Gurke. Von Obergärtner Johs. Mahling, Erfurt. (Hierzu eine Abbildung.) Die Zahl der Gurkensorten ist gewifs recht ansehnlich, und bei Vergleichung ihrer Eigenschaften ist es fast unmög- lich, diejenige Sorte mit Sicherheit herauszufinden, welche die meisten Vorzüge in sich vereinigt. Wenn ich mich ver- anlafst fühle, die „Prinzefs-Gurke^^ hiermit einer empfehlenden Besprechung zu würdigen, so geschieht dies nicht, weil ich ihr unter allen Umständen den ersten Rang unter allen Gurken zuerkennen möchte, sondern weil ich sie im beson- deren als Salat- gurke für etwas hervorragend Vor- zügliches halte. Ich stehe mit dieser Mei- nung durchaus nicht allein ; diejenigen Fachgenossen, wel- che sie im Vergleich mit anderen Sorten ebenfalls erprobten, urteilen gleichlau- tend. Leider hat die,, Prinzefs- Gurke'''' noch lange nicht die Verbreitung ge- funden, welche sie verdient. Der Grund dafür liegt wohl darin, dafs sie erstens noch ziemlich neu ist (im Jahre von der Firma Lorenz-Erfurt den Handel bracht) , und 1899 Chr. in ge- zwei- tens, weil man im allgemeinen geneigt ist, den grofs- früchtigen Sorten den Vorzug zu geben. Alle Vorurteile aber verstummen bei jedem, der die „Prinzefs-Gurke''^ selbst erprobt hat. Es ist eine ganz vorzügliche, sehr reichtragende Gurke, gleich gut zum Treiben wie für das freie Land. Die Frucht ist, wie die Abbildung erkennen läfst, kurz und ganz regelmäfsig walzenförmig gestaltet, die Schale glatt, von schöner, glänzend dunkelgrüner Farbe und im Gegensatz zu den Klettergurken dünn und zart. Das Fleisch ist von ganz aufserordentlicher Feinheit und Zartheit, sehr saftig und hefert den schmackhaftesten Salat. Für diejenigen, welche Gurken nicht als Salat, sondern roh zum Butterbrot verspeisen, wie es in manchen Gegenden geschieht, kann die „Prinzefs- Gurke'''' in Bezug auf Zartheit und ge- fällige Form als em- pfehlenswerteste aller vorhandenen Sorten bezeichnet werden. Die reife Frucht ist ziemlich grofs und schwer, und giebt in Anbetracht der Festigkeit, sowie der Dicke des Fleisches ein prächtiges Ma- terial zu Senfgur- ken. Die Ertrags- fähigkeit bez. Frucht- barkeit der „ Priiizefs- Gurke''^ ist hochbe- friedigend und steht hinter derjenigen an- derer reichtragender Gurken nicht zurück. Prinzef s-Gurken . Originalaufnahme für die „Gartenwelt^ Die Gartenwelt, V, 44 518 Die Gartenwelt. V, 44 Stauden. Alpenpflanzen ■ Gärten. Von H. Correvon, Eigentümer des „Jardin d'acclimatation", Genf. (Hierzu vier Abbildungen.) Es ist kaum ein Jahrhundert her, dafs der Gedanke, Alpenpflanzen auf künstlichen Felsanlagen zu ziehen, auf- getaucht ist, ob- wohl die Kultur einiger Alpinen, Pri- viula Auricula, Gen- tiana acaulis etc., bis ins sechszehnte Jahrhundert zurück- reicht. In England hat der natürliche und malerische Land- schaftsstil schon im vorigen Jahrhundert die Anlage von Felsenlandschaften begünstigt, aber nie- mand kam damals auf den Gedanken, dieselben für die Kul- tur der Bergpflanzen zu verwerten. Aller Wahrscheiuhchkeit nach ist es mein be- rühmter Landsmann, EdmondBoissier, der unsterbliche Autor der „Flora orien- talis", gewesen, wel- cher zuerst den Ge- danken fafste, Felsen zu bauen für die Pflege der Alpi- nen. Sein präch- tiger botanischer Gar- ten in Valeyres-sous- Rances, im Kanton Vaud, enthält schon seit 1850 eine der allerbemerkeuswerte- sten Felsenanlagen für Alpenpflanzen. Seit 1836 die Gefilde des Mittelmeeres, sowie die italienischen und schweizer Gebirgszüge durchstreifend, hatte Boissier Gelegenheit ge- habt zu beobachten, dafs die schönsten und interessantesten Pflanzen an Felsen wachsen. Er beschlofs, die Akklimatisa- tion dieser Pflanzen zu versuchen, von denen die meisten als völlig unakklimatisierbar galten, und verwandelte einen Teil seines schönen Besitztums in Vaudoise in ein Alpinum. Eines pp^».., "Sfk^.. ■ ;i* -^'%^^^t> l ^ ^^^^^^fBttj^Bkj^ v'. RHIH^^^^^I^^B^ ^ »j.- . ^Etslä'iMM^'l^^^^^^^^^^^^B^ad^btfRJfrswyiaiitf^JA^Cw ^ utaä .ikj .«i^^H^^^^ftiJ fS^^ittJ kS^^pUIj •"^^mm^^'r .■■.*V^';'- ■ '''.^htVi\-\J.'^^ ^>J0^^^I^SS!^SI^R --^-^"^''^■- P«lMrgn¥-mlr» '■^*^*^^- .^tfVnB^B r-T'flPP^ -'v-v. vm-^:- '■■'ÄJ W. " -^^^s- :*' .T^?firt^-jij|^^^rt^^^;wB <^iJ^I ^^^^^itffl^^^^lEflE^BHSR L. '^v/^-i-^'^^ ^^ü^Bp^JHHE "^^^StKttv iJ^^^m^i^^m ^^^^F^ '^^^^BB^BmHB^S^^^Hl ^^^^f ^ji^ta^BUPflB^^I f" ' 'i- ■Jm&- > ^^äMk, . ii'ij^i^^^^^H ^^^BlK^Mik^^ • '^^jI ■'S. •:■■ ' tf ^^ ■ , • ^1% fci^. X»:.N^>- T f-t ü^;!^ "r^ t S^: pHÜ^^^H^^^^^I^K iS^^^' ^ '^ j«* "■' iXSls^^ ^^^ I^C^9^^^K2B»V .7^4 -'^ Felspaitie mit Alpinen aus dem OriginalauriiAhiiie Tages bemerkte er, dafs die interessante Matthiola valesiaca, welche iu den Felsspalten in einem sehr begrenzten Gebiete um den Simplon herum wächst, sich bei ihm in den Mauer- spalten einer sonnenbeschienenen Terrasse akklimatisiert hatte, was ihn auf den Gedanken brachte, andere Arten einzuführen. Er säte auf bez. an dieser Mauer eine gewisse Anzahl von Alpen- pflanzenarten an, welche damals als völlig unakklimatisierbar galten, und seit jener Zeit hatte er Erfolg. Dies war ihm ein Fingerzeig und er errichtete in seinem Garten Felsen und Mauern, an denen er die seltensten und heikelsten Arten zog. Er liefs Fels- gruppen in Manns- höhe aufführen, in deren Mittelpunkt Kies gestreut war, um die Bewässerung zu erleichtern, und deren Oberfläche aus Kalk- oder Granit- felsen bestand, je nach den Arten, wel- che er darin kul- tivieren wollte. Diese festgefügten Felsen hatten kleine Spalten, welche mit verschie- denen Erdarten an- gefüllt waren, den Bedürfnissen der ein- zelnen Arten ent- sprechend. Zu dieser Zeit, gegen die Mitte des letzten Jahrhunderts, machte sich ein star- ker Aufschwung in Pflanzenliebhaberei und Gartenbau in Genf bemerkbar, eine Folge der Thatkraft, welche seit 40 Jahren A. P. deCandolle, Professor der Aka- demie und Grün- der des botanischen Gartens (1818), ent- faltet hatte. Boissier war sicherlich dabei derjenige, welcher diese Liebe zu den Pflanzen und den Liebhaberkulturen am weitesten trieb. Er beschäftigte sich selbst mit seinem Garten, und empfand die reinsten Freuden beim Anblick von Pflanzen, deren Kultur ihm gelungen war. Er kultivierte ungefähr 3500 verschiedene Arten,*) sein Garten wurde von allen Lieb- *) Christ, In Supplemcnlum Klorae oiiciit.Tlis p. XI. „Jardin d'acclimatation" zu Genf. fm die „G.iitcnvvelt'*, V, 44 Die Gartenwelt. 519 habern und den bedeutendsten Botanikern besucht. Das Bei- spiel des Botanikers von Valeyres fand allgemein Nachahmung. Schreiber dieser Zeilen hat aus diesem lebenden Museum zwar nicht die Freude an der Kultur der Alpenpflanzen, diese war ihm angeboren, denn er pflegte schon seit frühester Kindheit an den Mauern des Gartens seines Grofsvaters diese Pflanzen, wohl aber die nötigen Kenntnisse mit fortgenommen, und die innige Liebe zu den Pflanzen der Felsen. Der Garten Boissier mit seinen blühenden Mauern war ihm eine Offenbarung, und Deutschland und Frankreich, Italien, Holland und Belgien, der Norden besonders (Moe in Christiania) sind in Boissiers Fufsstapfen getreten, und im gegenwärtigen Moment ist die Kultur der Alpenpflanzen gang und gäbe; sie bildet einen Zweig des Gartenbaues. Die Gartenbaugesellschaften fördern diese Bewegung, die Gartenbauschulen haben in ihr Programm einen Kursus über die Kultur der Alpenpflanzen aufgenommen, und es giebt nur noch wenig Gärten, welche nicht einen Platz für ein Alpinum frei haben. Teich- und Felsen-Anlage im „Jardin d'acclimatation" zu Genf. Origiiialaufnahme fdr die „GartenweU'*. er fühlte sich nicht eher befriedigt, bis er etwas Ähnliches auch bei sich zuhause aufgeführt hatte. Im Jahre 1876 richtete er in Vverdon, in dem väterlichen Besitztum, Alpenpflanzen- kulturen ein, und veröffentlichte den ersten Katalog in fran- zösischer Sprache, welcher solche Pflanzen enthielt. In Zürich, unter der Leitung von Fröbel, konnte er seinem persönlichen Geschmacke huldigen und die Kulturen studieren, welche man seit 1872 in dieser Anstalt angelegt hatte. Seitdem ist ein grofser Fortschritt zu verzeichnen. Eng- land zuerst, darauf Österreich (Kerner in Innsbruck), dann Verschiedene Ursachen sind es, die diese Bewegung befördern. Während für die einen natürliche Felsenarrange- ments als solche einen dekorativen und ornamentalen Zweck haben, sind sie für die anderen nur der Rahmen, welcher ein Gemälde aufnehmen soll, die Leinwand, auf welche ein natürlicher Blumenteppich gestickt wird. Und endlich ent- wickelte sich die Geschmacksrichtung, welche den Bewohner des Flachlandes und niedrigerer Regionen dazu treibt, Berg- pflanzen zu akklimatisieren in dem Mafse, als Gebirgspartien und die Besteigung der Alpengipfel allgemeiner wurden. 44* 520 Die Gartenwelt. V, 44 Felsenhang mit Alpenpflanzen aus dem „Jardin d'accliraatation Originalaufnalime für die „Garteiiwelt". Es hat dies vor zwanzig Jahren in Genf die Gründung des Alpenpflanzen -AkkUmatisationsgartens hervorgerufen, wel- cher den Zweck verfolgt, Alpenpflanzen aller Berge und Regionen, sowohl der arktischen, als, wenn es sein kann, auch der antarktischen, durch Samen zu ziehen, um sie dem Liebhaber zu erschwingbaren Preisen anbieten zu können. Unter den Gründern dieses Gartens bemerkt man Namen, wie Edmond Boissier, von dem wir bereits in Vorstehendem sprachen, die Herren de Candolle, Vater und Sohn, Marc Micheli etc. Er hat also sowohl einen botanischen als gärt- nerischen Charakter. Es ist Mode geworden, zementierte Felsen herzustellen, die wie Kunstwerke modelliert werden und denen man ein möglichst naturgetreues Aussehen giebt. Sie bilden den künstlerischen Teil einer Laudschaftsanlage. Indessen hat man allmählich einsehen gelernt, dafs diese zuweilen recht kostspieligen Anlagen für die Kultur der Alpenpflanzen nicht zweckentsprechend genug sind. Bei diesen schönen Zementkunstwerken thut der Rahmen sehr oft dem Gemälde Abbruch, welches durch die Blumen selbst dargestellt wird, wogegen doch der Felsen vor der Pflanze zurücktreten mufs, welche er trägt. Dies ist der Grund, weshalb der Alpen- pflanzenzüchter von der künstlich gemauerten Steingruppe zu den Alpenpflanzengärten über- gegangen ist, d. h. zu Gesteinsanlagen, die aus verschiedenen, naturgemäfs malerisch über- einander geschichteten Felsgesteinen errichtet werden. Hierdurch sucht man Szenerien der Natur nachzuahmen und den Eindruck zu er- wecken, dafs man sich in von Natur felsigem Terrain befindet. Mit einem Wort, der Gipfel des guten Geschmackes ist es, die Anlage in der Weise zu machen, dafs sie natürlich er- scheint, und man bei ihrem Anblick ein Stück Gebirge zu sehen glaubt, eine Verpflanzung von Hochlands-Pflanzenleben in einen Garten. Eine derartige Szenerie läfst sich mit Leichtigkeit schaffen, wenn man alles Nötige zur Hand hat, Felsen, fliefsendes Wasser, hügeliges Terrain. Ein murmelnder Bach in grünem Gras, welches nie gemäht wird und das Hochlandsblumen schmücken, Felsenblöcke in harmonischer und reizender Unordnung da und dorthin verstreut, ein kleiner See, ein Wasserfall, vielleicht ein Sumpf, etwas weiter hin eine primitive Brücke, welche auf Fels- blöcken ruht, die die Spur des Wassers und der Jahrhunderte tragen; ein weicher Rasen- teppich aus hochalpinen Grasarten [Agrostis alpina, rupestris; Cur ex alba] Festuca alpina, criniim vrsi, Halkri, violacea, piimila; Poa alpina, caesia u. a. m.), deren zwerghafte Halme von seltenem Grün sind und die man nie mit der Sense bearbeiten darf; kleine Steinpartien, natürlich angeordnet, mit gröfseren Anlagen abwechselnd, welche die Grundlage bilden, und in diesen Steinpartien, welche auf dem grasigen Terrain harmonisch verteilt sind, die Hochlandsflora und speziell diejenige der Alpen, je nach den Bedürfnissen der Pflanzen angeordnet, einige Hochlandsbäume und Sträucher (Lärchen, Tannen, Arven [Pinus Cembra] , Bergföhren, 61?- toneaster, Berberis, Loiiicera, [uiiiperus, Daphne, Cytisus, Ge- nista, Rhamnus, Rhododendron, Rosa, Rubiis, Alnus, Arbuius, Crataegus, Ephedra, Gaultheria , Ononis u. dgl.), dies sind ungefähr die Bestandteile, aus denen sich ein schöner Alpen- garten herstellen läfst. Er mufs soviel als möglich von einem gewöhnlichen Blumengarten abgesondert sein und einen grünen Hintergrund haben, der seinen Wert erhöht, z. B. düstere Fichten und Tannen, Juniperus etc. Um einen derartigen Garten vollendet anzulegen, mufs man die Natur nachahmen, mufs sich bemühen, sie zu ver- stehen, sie zu erfassen und wiederzugeben. Man mufs das zu Genf. V, 44 Die Gartenwelt. 521 vermeiden, was man vor einigen Jahren in einer Ausstellung in Leipzig zu sehen Gelegenheit hatte, einen Alpengarten zu zeigen mit der gesamten Gebirgsflora, vor allem aber durchaus unpassende Sachen, wie einen Bananenbaum oder Pflanzen des Warmhauses darin anzubringen. Naturwahr zu bleiben, fällt den Schöpfern derartiger Anlagen oft sehr schwer. Es handelt sich beim Nachahmen der Natur darum, ihr nur die malerische und harmonische Seite abzugewinnen und alles beiseite zu lassen, was das Auge und den guten Geschmack zu verletzen geeignet ist; es ist dies Sache des Instinktes, des Urteils und des Geschmacks. Hier weicht das Herkömmliche dem Individuellen, das Gesetz dem künstlerischen Geschmack, imd die Kunst besteht vor allem darin, die Schönheiten der Bergzonen fassen und wiedergeben zu können, zu welchem Zwecke man ein paar Streifzüge in die alpinen Regionen, und zwar in die wildesten, grofsartigsten und am schwersten wieder- zugebenden nicht scheuen darf. In Weimar, in dem prächtigen Park Belvedere, erinnere ich mich, es ist schon ein halbes Jahrhundert darüber vergangen, das Werk eines solchen Künstlers bewundert zu haben; aber es handelt sich hier um Goethe, den gröfsten aller Künstler auf landschaftlichem Gebiete, weil er die Natur und die sie regierenden Gesetze des Malerischen verstanden und er- fafst hatte. In unserem allzu civilisierten und ent- nervten Zeitalter, wo alles sich nach der Elektrizität hin drängt, hat man keine Zeit mehr, die Natur verstehen zu lernen und ihre Gesetze zu studieren, wie Goethe es damals that. Aber was wir thun können, das ist die Szenerien zu reproduzieren, welche sich unseren Blicken bei unseren Alpenwan- derungen darbieten, und unseren geschärften Intellekt in den Dienst der Sache zu stellen. Seit einigen Jahren werden in Garten- bau-Ausstellungen Alpenschöpfungen gezeigt, welche in hohem Grade den Beifall des Publikums finden. In Genf selbst hat M. Jules Allemand in drei verschiedenen Aus- stellungen Alpengärten aufgeführt, welche ihm grofse Ehrungen eingetragen und besonders dazu mitgewirkt haben, diesen Stil in Auf- nahme zu bringen. Der Alpenpflanzen-Akkli- matisationsgarten von Genf stellte in diesen bewunderungswürdigen .Anlagen seine Samm- lungen aus, und die Resultate waren aus- gezeichnet. Im schweizer Dorfe auf der Weltausstellung von Paris hat derselbe Künst- ler, M. Allemand, dem Plan und Ausführung desselben zu danken ist, wahre Wunder auf dem Gebiete des Malerischen und Natür- lichen vollbracht, und unsere Alpenblumen waren ein prächtiger Schmuck. Jeder konnte da die felsigen Abhänge bewundern, welche mit Edelweifs, Alpen-Astern, Rhododendren, Steinbrech, Alpen- mohn etc. bedeckt waren und das Entzücken der schaulustigen Pariser und Ausländer bildeten. Dieser Stil ist seit einigen Jahren in unserer Landschafts- kunst der romanischen Schweiz aufgekommen und tauchte darauf in den Gärten Englands auf, wo das Klima den Alpen- kulturen viel günstiger ist. In Warley besitzt Miss Willmott das schönste Alpinum, welches in der Welt existiert, und in vielen Anlagen und Gärten Englands hat man das Werk der Liebhaberin, welche eine ausgezeichnete Kenncrin der Alpen- flora ist, nachgeahmt. Brunella grandiflora, die grofsblütige Braunclle, ist eine bei uns an mehr trockenen, kalkhaltigen Stellen zuweilen ziemlich häufige Staude. Sie gehört auch zu den einheimischen Perennen, welche der Gärtner nicht so ganz unbeachtet lassen sollte. Ihre hübschen violettpurpurnen Blüten erscheinen vom Juli bis Felspartie mit .Vlpinen im „Jardin d'acclimatation" zu Genf, Originalaufnahme für die „Gartcnwelt'-*. 522 Die Gartenwelt. V, 44 Herbst. Gerade für etwas steinige, sonnige Hänge wäre diese Art recht zu empfehlen. Neue Pflanzen. Phyllocactus-Neuheiten. (Hierzu die Farbenlafel.) Auf der diesjährigen Gartenbau-Ausstellung in Hamburg konnte man wieder einmal so recht erkennen, für welche Pflanzen das Publikum noch ein entschiedenes Interesse an den Tag legt. Es bot sich Gelegenheit, unter allen möglichen prächtigen Pflanzen auch einmal schön blühende Gruppen von Phyllokakteen bewundern. Diese Lieblingsblume des grofsen Publikums feierte wieder einmal Triumph. Kein Mensch wird den Phyllokakteen ihre eigenartige Schönheit in Bau und Farbe der Blume absprechen, namentlich die neuen riesenblumigen Hybriden sind von seltener Schönheit. Neben zwei gröfseren, von andern Firmen ausgestellten Gruppen der Sorten ^^Ruhm iwn Hamburg'"'' und ,^Deiitsc/ie Kaiserin'''' hatte die Orchideenfirma Johannes Nicolai in Coswig i. S. eine wenn auch nur kleine Gruppe von P/iyllocactus-^t\ih&\\.tn eigener Züchtung ausgestellt, die ihrer Blumenschönheit halber sehr bewundert wurde. Da die Ausstellung nicht in die Hauptblütezeit der /Vy7/(7^(r^;'«j-- Hybriden fiel, konnte Nicolai nur von den zeitigsten Sorten einige ausstellen. Im Vorjahre hatten wir Gelegenheit, die bedeutenden Kulturen der Phyllokakteen bei Herrn Johannes Nicolai in Coswig i. S. zu sehen und ver- anlafste uns der Besuch genannter Gärtnerei, die heute bei- liegende Farbentafel herstellen zu lassen. Wir erteilen nach- stehend Herrn Nicolai das Wort zur Schilderung seines Kulturverfahrens. Die Kultur der Phyllokakteen. Von Johannes Nicolai, Handelsgärtner in Coswig i. S. Wohl die geringsten Anforderungen in Bezug auf Kultur- räume und Behandlung stellen unter allen Blütenpflanzen die Phyllokakteen an den Pfleger. Die Hauptsache ist und bleibt diesen Pflanzen das Licht. Im Winter, von Ende Oktober oder Mitte November ab, werden die Phyllokakteen vollkommen trocken gehalten und verbleiben während dieser Zeit in einem recht hellen, kühlen Hause, bis zum Ansatz der Blumen, d. h. bis zum Hervortreten der kleinen, roten Knospen. Von da ab sind die Pflanzen nach und nach wieder durch Giefsen in Vege- tation zu bringen, welche durch zeitweilige Gabe von Kuh- jauche oder Pflanzennährsalzen bedeutend gesteigert werden kann. Alle zwei bis drei Jahre werden die Pflanzen nach beendigtem Flor verpflanzt und zwar in eine nahrhafte Erde, bestehend aus zwei Teilen Lehm und einem Teil Heideerde, der etwas Sand und gehacktes Sphagnum beigemengt wird. Eine kleine Gabe von getrocknetem und geriebenem Kuhdung kann der Erde gleichfalls mit Vorteil beigegeben werden. Nach dem Verpflanzen treiben die Phyllocadus meist sehr kräftige neue Triebe, und diese werden im Sommer durch einen völlig freien Stand in voller Sonne zum Aus- reifen gebracht, wodurch wieder ein reiches Blühen im nächsten Frühjahr gesichert wird. Es ist mir leider unmöglich, alle wertvollen Sorten meiner /Vy/forarfwJ'-Züchtungen zu beschreiben, da ihre Zahl bedeutend ist. Nur einige der wertvollsten Sorten will ich erwähnen. Die schönsten Züchtungen sind: ,^Friiiil(in Marie Reiche'''' , grofs, weifs, rosa, atlasglänzend. ,^Ri/h?n von Blasewitz''^ ^^Frcihcrr John von Kapherr auf Prohlis'''' , sind die schönsten schneeweifsen Sorten. ,^Moewesi''\ gelb, und „Giint/ieri^'' , letztere beste kremegelbe Sorte. ,^Lacknerii^'' , eine neue Färbung von Bleigrau, Violett, Rosa. ^^Euphrosine'^ , eigen- artig dachziegelig gestellter Bau, Petalen dunkel-lachsrosa; schönste Sorte zum Blumenschuitt. ^^Kathcrina''' , prächtig eosinfarbig. ^^Johaiina^^, orangerot. ^^Adclheid Nicolai'''' , rein- weifs. ^^Castneri'\ aufsen gelb, innen reinweifs, wohlriechend. ^^Ult'richiii''' , dunkellila, rosa. ,^Mundtii''\ reinrosa, breit- petalig. ,,Orange König", gröfstblumige Sorte, goldig, dunkel- orangerot. „Schön/e/dtii''' , schön orange. „Roscherii", hell- orangegelb bis dunkel gefärbt. ^^Rudolpli Seidel''', päonien- rosa. ,^ fanicaudii''^ goldgelb bis orange gefärbt. ,,S7ciol>odii" , prachtvoll dunkellila-rosa. „Gräfin llüclc -Winkler" , lachs- rosa. ,^N'oacki''' , gröfste Sorte in Dunkelrot mit violetten Konturen. Echinopsis-Phyllocactus ,,Ncubertn''\ reinweifs, eine Kreuzung zwischen Echinopsis und Phyllocadus. Es sind ca. 290 neue Sorten in meinen Kulturen entstanden. Wie aufserordentlich reich die neuen Hybriden blühen können, zeigten ausgepflanzte Exemplare, die au je einem i'/j m langen Triebe gleichzeitig 50 Stück offene Blumen trugen. Für Topfkultur sind die kurztriebigen obengenannten Neuheiten die wertvollsten. Meine neue Zonal-Pelargonie „Ruhm von Zehlendori". Von H. Kiausch, Handelsgärtner, Zehlendorf. (Hierzu zwei Abbildungen.) JN ach mehrjährigen Bemühungen bin ich in der Lage, eine neue einfach blühende Zonal-Pelargonie dem Handel zu übergeben , welche ihrer guten Eigenschaften halber voraus- sichtlich viel Anklang in den Kreisen der Fachgenossen finden dürfte. Die Sorte trägt den Namen „AV//M von Zehlendorf und ist einer Kreuzimg zwischen den bekannten und beliebten Handelssorten „Meleor'''' und ,.^IIcnry facohy" entsprungen. ,.^Meteor''' steht sie wohl am nächsten, zeichnet sich jedoch dieser gegenüber durch eine dunklere, leuchtkräftigere Farbe aus. Was „Henry Jacohy'"' betrifft, so wird diese von der Neuheit ganz beträchtlich in den Schatten gestellt, denn ,.iRuhm von Zehlendorf" hat den sperrigen unschönen Wuchs der Elternsorte ganz verloren, und baut sich, wie unsere obere Abbildung Seite 523 zeigt, tadellos buschig, wobei auch die Belaubung eine üppige und schöne ist. Das Bild läfbl ferner erkennen, dafs die einzelnen Pflanzen von ganz aufser- ordertlichem Blütenreichtum sind. Selbst junge, schwächere Pflanzen bringen 8 — 10 wunderbare Blütenstiele. Es ist schade, dafs auf dem unteren Bilde Seite 523 die so heirliche Farben- wirkung gar nicht zum Ausdruck kommt, während die Reich- blüligkeit durch diese Aufnahme wohl zweifellos bewiesen ist. Ich betone nochmals, dafs die Neuheit durchaus von mir „Die Gaiiienwelt", Jahrgang v. PhylloCactUS- Hybriden von Johannes Nicolai, Coä-wig i./S. ^ \/ Verlag von Gustav Schmidt in Berlin, W. 35. V, 44 Die Gartenwelt. 623 Neue Zonal-Pelargonie „Ruhm von Zehlendorf". In der Handelsgärtnerei von H. Kiausch, Zehlendorf, für die „GartenweU" photographisch aufgenommen. erprobt ist, und in jeder Hinsicht berufen erscheint, die Eltern- sorten zu verdrängen und eine Markt- und Schmuckpflauze ersten Ranges zu werden. „Ruhm von Zehkndorf'^ erhielt bereits das Wertzeugnis des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, und auf der Hamburger Ausstellung im Mai eine silberne Medaille. Zum Schlufs weise ich Interessenten auf meine Anzeige im Inseratententeile dieser Nummer hin. Nachschrift der Redaktion. Wir hatten des öfteren Gelegenheit, die Neuheit bei dem Züchter selbst in allen Stadien der Entwicklung zu sehen, und waren stets entzückt über den guten Bau und das wundervolle, leuchtende Rot der Blu- men, die in grofsen, reich- blütigen Dolden hübsch über dem Laube stehen. Auch wir können Han- dels- und vor allem Landschaftsgärtnern nur raten, mit dieser Pelargonie Versuche anzustellen. Es sollte uns freuen, im näch- sten Jahre Berichte über diese Neuheit aus dieseu Kreisen zu erhalten. Bofinger^. So niedrig wachsend, wie dieses, ist auch die diesjährige Neuheit, jedoch erheben sich die mattblauen Blumen in ■ reicher Fülle ungefähr 8 — lo cm über das Laubwerk und bedecken dasselbe wie mit einem Schirm. Die Kultur ist die- selbe, wie bei y^Else Bofinger^. Das neue Ageralum läfst sich durch Stecklinge jeder- zeit vermehren, die leicht und ohne viele Mühe wachsen und bald durch ihren Blütenflor das Auge des Besitzers erfreuen. Ist die ältere Sorte besonders zu Ein- fassungen geeignet, so kann auch „Princrss PauUne''^ bei gröfseren Gruppen dazu die- nen, jedoch läfst sie sich auch mit Vorteil zu ganzen Gruppen verwenden. Haupt- bedingung: kräftige, gut gedüngte Erde und reichliche Bewässerung. R. Metzner, Mainz. Gentiana Favrati. — Unter die- sem Namen wird in „Le Jardin" ein Enzian aus der Schweiz als neu beschrie- ben, welcher eine natürliche Hybride zwi- schen G. verna und G. bavarica sein soll. Es ist ein kleines, etwa 4 cm hohes Pflänzchen, welches man kaum entdeckt, wenn es nicht mit den wundervoll tiefblauen, mehr breiten als langen Blumen ge- schmückt ist. (/. Favrati soll die beliebte G. verna an Blütenreichlum und Farbenschönheit übertreffen und dürfte deshalb für alle Freunde von Alpinen sehr beachtenswert sein. Die Kultur ist gleich der der anderen Alpenenziane, die an trockenen, sonnigen Plätzen wachsen. Ageratum mexi- canum var. „Princess Pauline".— Im II. Jahrg., Seite 223 dieser geschätz- ten Zeitschrift beschrieb ich s. Z. ein neues Ageratum und zwar A. iiiex. var. ..Ehe Blick in ein Gewächshaus mit den neuen Zonal-Pelargonien „Ruhm von Zehlendorf" lu der Ilandelsgärtncrei von H. Kiausch, Zehlendorf, für die „Gartenwelt" photogr.-iphisch aufgenommen. 524 Die Garten weit. V, 44 Obstbau. Ein Beitrag zum Obstbaumschnitt.*) Von K. Koopmann, kgl. Gartenbaudirektor. Wird der Rückschnitt im Herbst angepflanzter starker Obstpyramiden und -Spaliere im Frühjahr nach der Pflanzung oder erst im zweiten Jahre ausgeführt? — Diese wohl all- gemein interessierende Frage führt nach meinen Erfahrungen zunächst zu der Mahnung, die bei allen Kultur- Vorschriften sich Geltung verschaften sollte, nichts nach Schablone auszuführen. Im übrigen möchte ich — in kurze Worte gekleidet — folgende Leitsätze aufstellen: Steinobst soll stets bei der Pflanzung, Kernobst be- dingungsweise geschnitten werden. Rückschnitt bei der Pflanzung ist um so nötiger, je schlanker, länger und dünner die vorjährigen Triebe sich entwickelt haben — also bedingt durch Obstart und Standort; solches gilt auch für Wild geh ölze. Bei kurz gedrungenem Wuchs der vorjährigen Zweige ist selbst beim Steinobst ein Rückschnitt überflüssig, wird sogar für das Anwachsen hemmend wirken. Man denke z. B. an ein Pflanzmaterial, welches erst vor ein oder zwei Jahren verpflanzt war und aus diesem Grunde gedrungenes Holz produziert hatte; man denke an Aprikosen und Pflau- men; aber auch jede andere Obstgattung wird Illustrationen dazu liefern. Bei gedrungenem, kurzem und kräftigem einjährigem Holz sitzt die Haupttriebkraft jedes einzelnen Zweiges in der Endknospe; schneidet man letztere fort, so schädigt man den Baum — beim Steinobst wie beim Kernobst; be- rührt man doch aus ähnlichem Grunde kürzestes Fruchtholz überhaupt nicht mit dem Messer. Bei langem, spillerigem, dünnem Wuchs der letzt- jährigen Triebe sind die Endknospen schwach entwickelt und nicht triebfähig, am wenigsten nach dem Ver- pflanzen, und deshalb ist ein Rückschnitt unbedingt er- forderlich. Da unter solchen Umständen kräftigere Augen zwischen ^/^^ und */jq der vorjährigen Trieblängen sich be- finden, schneiden wir auf diese zurück ; dieser Rückschnitt garantiert uns einen kräftigeren Austrieb als der Nicht- schnitt; je kräftiger aber der Austrieb nach der Pflanzung ist, desto günstiger verläuft die Weiterentwicklung des Baumes überhaupt. Weshalb nun bei Herbstpflanzung unter solchen Um- ständen erst im kommenden Frühjahr geschnitten werden soll, ist vollständig unerfindlich; schneidet man gleich im Herbst, so wird damit die Verdunstungsfläche, welche der Pflänzling bietet, von Anfang vermindert; die Augen aber, auf welche man den Schnitt je nach den Umständen zu führen genötigt ist, werden noch im Herbst, vorausgesetzt, dafs recht- zeitig früh gepflanzt war, gewissermafsen als künstlich ge- schaffene Terminalknospen in ihrer Entwicklung und Kraft gefördert. Eine Frosteinwirkung auf die Schnitt- stelle ist ausgeschlossen, sobald man nicht zu dicht auf *) Zugleich weitere Beantwortnog der Frage No. 153, die bereits in No. 39, Seile 467, mehrfach beantwortet wurde. das Auge geschnitten hat. An und für sich frostempfindliche Gehölze soll man natürlich im Herbst überhaupt nicht pflanzen. Die Beantwortung der angeregten Frage ist endlich aber auch abhängig zu machen von der Bewurzelung des Baumes; je schlechter dieselbe, desto geringer selbstverständlich auch die Aussicht auf Erfolg und Gelingen, desto schlechter zum mindesten die im ersten Jahre zu erwartende Triebentwick- lung. Aus diesem Grunde wird das, was wir in erster Linie durch den Rückschnitt erreichen wollen: normales An- wurzeln, Gesunderhaltung und Weiterentwicklung der Leitzweige, überhaupt ausbleiben; deshalb ver- fehlt der Rückschnitt unter solchen Umständen auch stets seinen Zweck; man hat nur dafür Sorge zu tragen, dafs der Baum im Verpflanzjahre am Leben bleibt, gesund und ohne Frostplatten durch den nächsten Winter kommt. Da schneidet man allerdings im Verpflanzjahre gar nicht; erst im folgenden Jahre ist man in der Lage, auf die weitere Ausgestaltung des Baumgerüstes durch Rückschnitt in das nunmehr zweijährige, vielleicht schon frostplattige Holz zurück- zugreifen. Das ist und bleibt aber ein anormaler Zustand, mit dem man allerdings nicht selten zu rechnen hat, und weil derselbe für bequeme Leute auch etwas Anziehendes hat, scheint hier und da das Schneiden von zu pflanzenden Bäumen überhaupt als unnötig hingestellt zu werden. Bei schlechter Bewurzelung wird man alle Mittel, welche über die Gefahren der ersten Jahre hinweghelfen, um so sorg- fältiger zur Anwendung bringen müssen: 1. Pflanzung mit Torfstreu. 2. Eintauchen der Wurzeln, Bestreichen oder Eintauchen der ganzen Pflanze in Lehm-Kuhmistbrei. 3. Einbinden des Stammes in Rohr. 4. Wiederholte Bodenlockerung. 5. Bespritzen der oberirdischen Baumteile. 6. Vorsicht mit Giefsen ! Eine neue Raupenbürste. — Sehr praktisch erscheint mir eine von einem Obstbaumbesitzer in Efslingen erfundene neue Raupenbürste. Sie hat die Form einer Gläser- oder Zylinder- bürste und ist mit starken Borsten versehen. Die Stange, an welcher sie befestigt wird, kann zu jeder beliebigen Gröfse ver- längert oder verkürzt werden, da sie aus verschiedenen Teilen besteht, welche zusammengesteckt werden können. Das Ab- raupen der Bäume geht gut und leicht von statten und kann bereits von einem Kinde ausgeführt werden. Man bringt die Bürste an das Raupennest und nach i — 2 maligem Drehen der Bürste bleibt dasselbe samt den Raupen daran hängen, dann werden diese in ein bereitgehaltenes Gcfäfs mittels eines dazu gehörigen Kammes ausgekämmt und später verbrannt oder sonst- wie vernichtet. Es hat sich gezeigt, dafs das Abraupen mit dieser Bürste viel günstigere Resultate liefert, als mit einer Raupen- fackel. Durch das \'erbrennen der Raupennester und der be- setzten Zweige mit der Fackel entsteht überdies ein den Vögeln widerlicher Brandgeruch. Diese meiden solche Bäume und die zurückbleibenden Raupen können getrost ihr Zerstörungswerk fortsetzen. Bei Verwendung der Raupenbürste ist dies nicht der Fall. Die Vögel suchen nach Zerstörung der Nester die noch vorhandenen Raupen auf Die Kosten dieser Bürste sind ganz geringe gegenüber ihrem Nutzen. Friedrich Ziegler, Gärtner, Efslingen. V, 44 Die Gartenwelt. 525 Landschaftsgärtnerei. Gärten und Gartenkunst bei den Mohammedanern. Von JuUus R. Haarhaus. Hefte dein Aug' auf die Reize Des Gartens unverwandt, Bevor das Dunkel sie hüllt In sein härenes ßüfsergewandl Ihn Said. Asien, die Wiege aller Kultur, ist auch die Heimat der Gartenkunst, soweit es sich um deren höchste Aufgabe: die modi- fizierte Nachahmung eines durch landschaftliche Reize ausge- zeichneten Sti-ickes Natur handelt. Gärten besafsen allerdings auch schon die Ägypter der vorgeschichtlichen Zeit, allein aus den in den Felsengräbern von Beni Hassan gefundenen bild- lichen Darstellungen solcher Anlagen geht hervor, dafs diese Gärten kaum mehr als nebensächlich behandelte Zuthaten zur Haus-, Tempel- und Palastarchitektur, alleeartige Einfassungen von Höfen, quadratischen ßadebassins und Tempelzugängen waren. Gerade der Umstand, dafs die Bäume, die vielfach in Holzkübeln oder Thongefäfsen stehen, mit Obelisken oder Tier figuren abwechseln, deutet den architektonischen Charakter ihrer \'erwendung an. In unmittelbarer Nähe der Wohnhäuser gab es auch Küchen- und Gewürz-Gärten, die sich aber nach ihrer Anlage wie nach der sehr beschränkten Zahl der darin kultivier- ten Nutzgewächse wenig von den Kraut- und Würzgärtlein mittel- alterlicher Klöster unterschieden haben dürften. Auch bei den alten Indern spielt der Garten noch eine untergeordnete Rolle. Sie hatten bei ihrer zu beschaulicher Naturbetrachtung neigenden Lebensweise freilich schon um- fassendere Kenntnisse der Pflanzenbiologie und der zweckmäfsigen Kultur und wufsten selbst den verderblichen Einflüssen des alles versengenden Sonnenbrandes durch komplizierte Bewässerungs- anlagen vorzubeugen, aber die in ihren religiösen und sozialen Vorstellungen begründete Sucht, alles zu klassifizieren, veranlafste sie, auch in ihren Gärten den Kastengeist walten zu lassen und auf genau abgezirkelten Beeten jede Pfianzenart streng abgeson- dert zu kultivieren. Das erste Volk, das sich bei der Anlage seiner Gärten durch ästhetische Erwägungen leiten liefs, war das chinesische, und wie auch heute noch, so galt es den Gartenkünstlern des Reiches der Mitte schon vor Jahrtausenden als vornehmstes Ge- setz, in ihren Anlagen ein Abbild der Natur zu schaffen und auf mehr oder minder begrenztem Räume möglichst viele landschaft- liche Einzelheiten zu vereinigen. Selbst das kleinste, nur wenige Quadratmeter grofse Gärtchen mufs seinen Teich, seine Brücke, seinen „Berg" und sein Lusthäuschen haben. Bei Anlagen von gröfserer Ausdehnung, die häufig nur in mehreren Tagesreisen zu durchqueren sind, werden Landschaftsbilder von grofsartigem Charakter erzielt und nicht nur mit der entsprechenden Vegeta- tion, sondern auch mit einer reichen und mannigfaltigen Archi- tektur, die sich bis zur Nachahmung von Tempeln, Schlössern und ganzen Dörfern versteigt, ausgestattet. Unter den semiti- schen Völkern scheinen sich zuerst die Babylonier mit Gartenbau und Gartenkunst befafst zu haben. Sie wurden hierbei nament- lich durch die grofse Fruchtbarkeit der Euphratniederungen be- günstigt. Bei ihnen gehörten Gartenanlagen schon zum Re- quisit königlicher Prachtentfaltung, und die berühmten, wahr- scheinlich auf Nebukadnezars Geheifs etwa 550 Jahre vor Christi Geburt entstandenen Terrassengärten (die sogenannten hängenden Gärten der Semiramis) beweisen, dafs man sich keineswegs auf die gärtnerische Verwertung der von der Natur gebotenen Lo- kalitäten beschränkte, sondern durch kühne Substruktionen, deren Bleidächer mit Erde bedeckt wurden, etwas Aufserordentliches zu schaffen suchte. Bedeutender waren die herrlichen Parkanlagen der persischen Könige, die „Paradiese", von deren Grofse und Schönheit Xenophon mit unverkennbarer Bewunderung erzählt, und die die Bestimmung hatten, den Herrschern, wenn sie auf ihren Landstrafsen reisten, für die Nacht oder gelegentliche Rast- tage einen angenehmen Aufenthalt zu gewähren. Sie waren zu- gleich auch Wildgehege, in denen sich der Hof den Freuden der Jagd hingab. Unter dem jüngeren Kyros wurden diese Paradiese mit allerhand Vorrichtungen zum behaglich-ruhigen Naturgenufs versehen. Da gab es denn Lauben und Kioske, Teiche und Vogel- häuser, Grotten und Aussichtstürme, Alleen, Rebengänge und vor allem auch schon jenen reichen Schmuck von blühenden Stauden, Blattpflanzen und Schlinggewächsen, ohne den wir uns einen Garten des Orients nicht vorzustellen vermögen. Wenn wir die Beschreibungen der Gärten des Kyros recht verstehen, so scheinen diese Anlagen sich schon in allem wesent- lichen dem Garten-Ideale der mohammedanischen Völker zu nähern, das freilich erst verhältnismäfsig spät, nämlich in der Zeit vom 8. bis 11. Jahrhundert verwirklicht wurde. Damals er- reichte die Machtentfaltung der Araber ihre Höhe. In den Be- sitz eines grofsen Teiles der Küstenländer und Inseln des Mittel- meeres gelangt, wufsten sich die Söhne der Wüste bald den ver- änderten Verhältnissen anzupassen, sefshaft zu werden und sich mit einer Pracht zu umgeben, wie sie das Abendland bis dahin noch nicht gesehen hatte. Bei keinem anderen Volke läfst sich die durch den Wechsel des Wohnsitzes und der Lebensgewohn- heiten bedingte Veränderung des Charakters deutlicher erkennen, als bei den Arabern. Aus rauhen Kriegern werden raffinierte Lebenskünstler, die sich den Genüssen einer verfeinerten Kultur mit ganzer Seele hingeben. Und was der Prophet als höchsten Lohn den Glaubensstreitern in Aussicht stellt: die Freuden des Paradieses, das Schäften sie sich jetzt selbst. Wo sie sich nieder- lassen, spriefsen Gärten empor, ausgezeichnet durch die Schön- heit ihrer Anlage, wie durch die Pracht und den Reichtum der Vegetation, zu der die Länder des Aufgangs und des Nieder- gangs ihre herrlichsten Gewächse beisteuern müssen. In der 56. Sure des Korans heifst es: „Und die Gefährten der rechten Hand (die zur ewigen Seligkeit Bestimmten) werden wohnen bei dornenlosen Lotosbäumen und bei schön geordneten Talhabäumen und unter ausgebreitetem Schatten und bei einem immer fliefsenden Wasser, und bei Früchten in Überflufs, die nie vermindert und nie verboten werden." Dem phantasiebegabten Orientalen wurde es nicht schwer, sich das Paradies, wie es hier verheifsen wird, vorzustellen, war ihm nach tagelangem Ritt durch den Sonnenbrand der Wüste doch jede Oase wie ein kleines Paradies erschienen. Und so entsprechen denn auch die Gärten der Araber zunächst dem typischen Bilde einer Oase. Eine Gruppe hoher schattiger Bäume, unter denen eine krystallhelle Quelle entspringt, die sich in mög- lichst vielen Windungen durch hohes Gras, blühende Sträucher und Stauden dahinschlängelt — das ist der arabische Garten im ersten Stadium seiner Entwickelung. Wie eng verknüpft dieses Ideal mit dem Begriffe des Mohammedaners von einer schönen, ja geheiligten Örtlichkeit überhaupt war, beweist wohl am besten die Thatsache, dafs sich die Elemente dieses kleinen Land- schaftsbildes selbst in der Architektur wiederfinden. Sehr schön sagt hieiTJber Graf Schack in seiner „Poesie und Kunst der Araber" : „Wie die nach Trank und Schatten schmachtenden Araber sich das Paradies als einen kühlen, quellendurchrauschten Freudenort ausgemalt haben, so wollten sie auch den Tempel Allahs zu einem Abbilde jenes Eden machen und alle Wonnen in ihm zusammendrängen, die der Prophet den Gläubigen im 526 Die Gartenwelt. V, 44 Jenseits verheifsen hat. Darum im Hofe unter dichtbelaubten Bäumen der plätschernde Brunnen, gleich jenen, an deren Rande die Seligen einst ruhen sollen; darum empfängt den, der unter das Dach der Halle tritt, die Nacht eines heiligen Haines, hier und da hereinfallende Strahlen verbreiten Dämmerlicht, dann wieder folgt tiefes Walddunkel. Wie Baumstämme steigen die .Säulen empor, die Gurten und Bogen als Aste wölbend über sich und zu breiten Schattendächern verzweigend gleich dem Tuba, dem Wunderbaum des Paradieses, wuchernd wie die indische Sykomore, die jeden Ast, den sie auf den Boden legt, zu einem neuen Stamm verwandelt. Dazwischen in buntem Arabesken- schmuck Schlingpflanzen, Blüten und fruchtbeladene Gewinde, an den Wänden emporrankend, sich längs des Daches hinschlän- gelnd und zu den Häuptern der Frommen herniederhängend." Es versteht sich von selbst, dafs ein Kriegervolk wie das der Araber, das einen Überflufs an Sklaven besafs, nur einen passiven Genufs der Natur- und Gartenfreuden kannte. Im Paradiese arbeitet man nicht, bei der Rast im Oasenschatten er giebt man sich der Ruhe, wie hätte man also auf den Gedanken kommen sollen, im Garten selbst Hand anzulegen, wo hundert .Sklaven jedes Winkes harrten? Die beruhigenden stillen Freuden, die Säen und Pflanzen, und wie alle die Hantierungen des Gärt- ners heifsen mögen, dem Naturfreunde gewähren, waren dem Araber fremd, er würde auch die Arbeiten, die Homer den königlichen Greis Laertes verrichten läfst, für eines freien Mannes unwürdig gehalten haben. Dafür war seine Fähigkeit schauend zu geniefsen um so gröfser, sein ( )rgan zur Aufnahme all der wechselnden Luft und Lichtstimmungen, Farben und Düfte um so feiner entwickelt: „O dafs ich wieder, so wie einst, die Nächte Am rauschenden Guadalquivir verbrächte Und im Olivendickicht an dem Teiche Ausruhte, während um mich her die weiche Nachtluft sich wiegte im Gezweig der Myrte, Und in dem Laub die Turteltaube girrte!" So singt AI Motamid, der Kalif von Cordova, in der Ver- bannung der Gärten seines Lieblingsschlosses AzZahi gedenkend. Dem Mohammedaner scheint jeder Baum, jede Blume beseelt, und er tritt mit ihnen gleichsam in einen persönlichen Verkehr. Ein Dichter jener Zeit sagt bei der Beschreibung eines Gartens: „Tritt ein und sieh entzückt die Perlen, welche Der Tau auf Myrten streut und Rosenkelche! Das Bächlein streckt die Arme nach dir aus Und beut Dir einen Anemonenstraufs, Und Vögel zwitschern in der Bäume Zweigen, Die dicht der eine sich zum andern neigen. Betritt dies Gartenparadies mein Fufs, So trifft mich aus des Veilchens Aug' ein Grufs, So wirft die Lilie an des Beetes Rand Mir Grüfse zu mit ihrer Blätterhand." Aus den bisher zitierten Dichterstellen wird der Leser er sehen haben, welche bedeutende Rolle bei den Gartenanlagen der Mahommedaner das Wasser spielt. Sie sind die Entdecker der Wahrheit, dafs das Wasser die Seele der Landschaft, mithin auch des Gartens ist. Jeder Garten mufs seine Quelle, wenn möglich auch seinen Teich haben, nicht nur um den Lustwan- delnden Kühlung zu spenden, sondern auch um eine regelmäfsige Bewässerung der Pflanzungen zu ermöglichen. Das Bewässern ist die wichtigste Obliegenheit des Gärtners, und in den Ge- schichten von „Tausend und eine Nacht" werden die jungen Prinzen, die das Schicksal zwingt, für eine Zeitlang unter die grofse Mafse des Volkes unterzutauchen und ihren Unterhalt als Gärtner zu verdienen, stets zuerst angewiesen, „wie sie das Wasser zwischen die Bäume zu leiten hätten". Wo keine Quellen vorhanden waren, leitete man das er- frischende Nafs in Kanälen von weit her, meist mit Hilfe des Schöpfrades („Naura"), das von Pferden oder Ochsen getrieben wurde und sich nicht nur im ganzen Orient, sondern auch in Sizilien und Spanien bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Der schnarrende Ton solcher Räder klang dem Araber wie eine süfse melancholische Musik und gab dem Garten einen besonderen nicht geringeren Reiz als das Girren der Tauben und der Gesang der Nachtigall. „Offne, Fürst der Rechtgläubigen, das Balkon- fenster deines Palastes, das in den Garten hinaussieht, lausche auf den Zaubergesang der Nachtigallen, atme den Duft der Blu- men, höre wie das Schöpfrad ins Gezirpe der Grillen schwirret!" so läfst der Toledaner Mohammed Diab in seiner Geschichte der Barmekiden den Grofsvezier Mesrur zu Harun Raschid sprechen, als diesen eines Abends Unlust und Langeweile plagten. (Schlafs folgt.) Fragen und Antworten. Beant'wortung der Frage No. 15g. Wie kommt es, dafs man durch Rufsdüngung (z. B. bei Chrysanthemum) dunkelgrüne Bläller erzielt? — Im Rufs ist Stickstoff neben Kali vorhanden und diese Zufuhr wirkt günstig auf die Chlorophyllausbildung, von der die grüne Farbe der Blätter abhängig ist. Es ist aber bei den verschiedenen Rufsarten der Erfolg ungleich. Steinkohlenrufs wird sich vorteilhafter erweisen, da er ungefähr 2,4"/^ Stickstoff enthält, während Holzkohlenrufs viel stickstoffärmer ist. Übrigens erzielt man noch schnellere und be-sere Erfolge, wenn man (namentlich bei Chrysanthemum und Fuclisien) schwefelsaures Ammoniak anwendet. Hierbei ist aber Vorsicht geboten, da man die Pflanzen damit auch überdüngen, also schädigen kann. Prof. Dr. Sorauer. — Der Rufs gehört, wie auch die Holzasche, zu denjenigen Düngemitteln, welche wertvoll sind durch ihren Gehalt an Kali und Phospliorsäure, also zu den Kaliphosphalen. Je nachdem durch welchen Verbrennungsprozets der Rufs (wie auch die Asche) entstanden, ist aucli der Gehalt an diesen beiden Nährstoffen vorherrschend, wie z. B. die Asche der Laubhölzer 8 — 37"/,, Kali und 3 — 1 1 "/(, Phosphorsäure enthält. Am kalireichsten ist hierunter wieder die Asche der Linde mit 37 "/^ Kali. Man darf wohl annehmen, dafs der Rufs im allgemeinen sich obigen Angaben nähert. Was nun die Wirkung betrilft, so läfst sich dieselbe wohl dahin erklären, dafs der Fragesteller eine Erde verwendet, welche reichlich Stickstoff enthält, was bei vielen Komposterden der Fall ist, wobei der Stickstoff nur mit Hilfe der hier durch die Rufs- beimengung erfolgten Zufuhr der gerade fehlenden Stoffe (Kali und Phosphorsäure) zur Geltung kommen konnte. Jedenfalls ist die ver- wendete Erde, resp. aucli der Boden, in welchen die Chrysanthemum ausgepflanzt wurden, recht stickstolTreich und fehlten eben Kali und Phosphorsäure. Denn bekannterweise kann nach dem Gesetze des Minimums die Pflanze, welche sich in ihrem Waclistum nach dem- jenigen Nährstoffe richtet, welcher ihr im geringsten Mafse geboten ist, sich nur soweit entwickeln, wie dieser gering vorhandene Nährstoflf reicht. Dieses Gleicligewicht wird in diesem Falle bei den Chrysan- themum in besonders günstiger Weise durcli Riifsdüngung hergestellt worden sein. Übergärtner II. Beufs, Köln-Nord. — Rufs ist fein verteilter KohlenstofI". Er enthält von Natur aus verschiedene direkt düngende Bestandteile, wie: Ammoniakverbindungen (Salmiak), Schwefelverbindungen (Schwefelsäure) und vielleicht auch Eisen; aufser diesen sehr wechselvollen Beimengungen sind es besonders seine physikalischen Eigenschaften , die ihn als Düngemittel sehr wert- voll machen. Leicht, fein zerteilt und von dunkler Farbe, macht er die Erde durchlässig für Gase und Flüssigkeiten und durch seine Farbe für Licht und Wärme viel aufnahmefähiger. Durch seine chemischen V, 44 Die Gartenwelt. 527 Eigenschaften wirkt er fäulniswidrig, und zieht Gase und Flüssigkeiten (Stickstoffverbindungen) aus der Luft mit grofser Begierde an, um sie an die umgebenden Wurzeln abzugeben. Da dunkelgrüne Blätter auf Stickstoffdüngung schliefsen lassen, so ist es vor allem seine Aufnalime- fähigkeit für Gase, welche durch indirekte Stickstoffzuführung die Grün- färbung bewirkt. Karl Stocksmayer, St. Polten. Neue Frage No. 172. An der Rückwand eines Weinhauses, das auch zum Überwintern von Kübelpflanzen verwendet und daher durch eine Kanalheizung frostfrei erhalten wird, sind Pfirsichbäume gepflanzt. Dieselben wachsen üppig, blühen auch reichlich, haben aber trotz fleifsigster künstlicher Befruchtung keine Früchte angesetzt. Was mag der Grund sein und wie ist dem abzuhelfen? (Um freundliche Beantwortung aus dem Leserkreise wird gebeten. Wir weisen gleichzeitig nochmals auf die Fragen 161 bis 169 hin!) Schutzzoll. Berlin. Als besondere Beilage zum „Reichsanzeiger" vom 26. Juli ist der in der Presse viel besprochene „Entwurf eines Zoll- tarifgesetzes" erschienen. Die Gründe für die Veröffentlichung dieses Entwurfes sind nach der offiziösen „Nord. Allgem. Ztg." in der „bedauerlichen Indiskretion" zu suchen, welche durch die vorzeitige Veröffentlichung lückenhafter und unbeglaubigter Auszüge in der Presse begangen wurde. Dieser Veröffentlichung hat nun der Reichskanzler mit Zustimmung der Bundesregierungen die Bekanntgabe des ganzen Entwurfes entgegengestellt. Wir geben nachstehend die für gärtnerische Kreise in Betracht kommenden Positionen aus dem Entwarf: Zollsatz des Entwurfs Bezeichnung der Ware. per Doppel- zentner. Sämereien: Mark Grassaat aller Art 2 Runkelrübensamen, Zuckerrübensamen I Andere Feldrübensamen, Möhrensamen, Cichoriensamen, Ge- müsesamen, Blumensamen und sonstige Sämereien für den Landbau frei Knollen- und Wurzelgewächse: Kartoffeln frei Küchengewächse: Gemüse, frische, aller Art frei Champignons in Salzlake eingelegt oder sonst einfach zu- bereitet 20 Lebende Pflanzen, Erzeugnisse der Ziergärtnerei: Bäume, Reben, Stauden, Sträucher, Schöfslinge, zum Ver- pflanzen, und sonstige lebende Gewächse, ohne oder mit Erdballen, auch in Töpfen oder Kübeln; Pfropfreiser; Cycasstämme ohne Wurzeln und Wedel frei Lorbeerbäume 3 andere 6 Orchideenbulben, nicht eingewurzelt frei Blumenzwiebeln-, Knollen und -Bulben, mit Ausnahme der vorstehend genannten 10 Blumen, Blüten, Blütenblätter und Knospen zu Binde- und Zierzwecken, frisch frei Cycaswedel, frisch und getrocknet 20 Blumen, Blätter (auch Palmwedel und zu Fächern zugeschnittene Palmblätter) Blüten, Blütenblätter, Gräser, Seemoos, Knospen, Zweige (auch solche mit Früchten), zu Binde- oder Zier- zweckeii, getrocknet, getränkt (imprägniert), oder sonst zur Erhöhung der Dauerhaftigkeit zubereitet, auch gefärbt frei Obst: Weintrauben, frisch 15 Nüsse, unreife (grüne) und reife, auch ausgeschält, gemahlen oder sonst zerkleinert oder einfach zubereitet .... 4 Zollsatz des Bezeichnung der Ware. Entwurfs per Doppel- Anderes Obst: """""• '"'^^- Mark Äpfel, Birnen, Quitten : unverpackt oder nur in Säcken frei in anderer Verpackung 6 Aprikosen, Pfirsiche 8 Pflaumen aller Art, Kirschen, Weichsein, Mispeln ... 2 Hagebutten und Schlehen sowie anderes vorstehend nicht genanntes Stein- und Kernobst frei Erdbeeren 15 Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Hollunderbeeren, Preifselbeeren, Wach- holderbeeren und sonstige Beeren zum Genufs . . frei getrocknet, gedarrt (auch zerschnitten und geschält): Äpfel und Birnen einschliefslich verwertbarer Abfälle . . 8 Aprikosen, Pfirsiche 10 Pflaumen aller Art: unverpackt oder nur in Fässern oder Säcken bei min- destens 80 kg Rohgewicht 5 in anderer Verpackung 10 anderes getrocknetes oder gedarrtes Obst 8 gemahlen, zerquetscht, gepulvert oder in sonstiger Weise zerkleinert, auch eingesalzen, ohne Zucker eingekocht (Mus) oder sonst einfach zubereitet; gegohren 5 Wir bemerken noch ausdrücklich, dafs es sich bei der ganzen Veröffentlichung im „Reichsanzeiger" nur um einen Entwurf handelt, der die Beratungen des Bundesrates noch nicht durchlaufen hat. Die Gartenbauvereine werden gut thun, zu den einzelnen Posi- tionen Stellung zu nehmen, und sich dann mit ihren Landesregierungen in Verbindung zu setzen, bevor der Entwurf Gesetz geworden ist. M. H. Tagesgeschichte. Charlottenburg. Die Errichtung des lange geplanten botanischen Schulgartens soll nun endlich in Angriff genommen werden. Zunächst sucht der Magistrat für diesen Zweck ein geeignetes Grundstück in der Gröfse von 28000 qm zu erwerben und sieht zu diesem Zwecke Angeboten entgegen. H. Klosterlausnitz i. Th. In hiesigem Badeorte ist unter der Firma „Gärtner-Kolonie Grün Heil" wieder eine sogenannte Gärtner- Lehranstalt gegründet worden, die sich besser „Grün Unheil" nennen würde, weil sie aus kränklichen jungen Leuten Gärtner machen will während doch nur kräftige Naturen den Anforderungen des Gartenbaues gewachsen sind. jj. H Wiesbaden. Die Stadt, welche in den letzten Jahren für öffentliche Anlagen viel aufgewendet hat, beabsichtigt abermals, in der Riclitung nach Bierstadt weitere Anlagen herzustellen. Die Kaufverträge mit den Inhabern der betreffenden Grundstücke sind schon zum Ab- schlufs gelangt. Bevorstehende Ausstellungen. Düsseldorf. Für die Industrie, Gewerbe- und Kunst- ausstellung 1902 sind, wie uns von dem Vorstande der Gruppe Gartenbau mitgeteilt wird, bis jetzt im wesentlichen nur Anmeldungen für die s. Z. in den Spalten dieser Zeitung angekündigte Dauer-Aus- stellung eingetroffen, welche jedoch hervorragende Leistungen mannig- fachster Art erwarten lassen. Infolgedessen wird die Arbeit für die Dauer-Ausstellung als die eigentliche Aufgabe der Gruppe Gartenbau weiter verfolgt. Die etwaige Veranstaltung der einen oder anderen Sonder-Ausstellung im nächsten Sommer hängt davon ab, ob sich rechtzeitig ein dringenderes Bedürfnis darnach geltend machen wird. Jedenfalls kann ihre Ausdehnung aber nur eine beschränkte sein. 528 Die Gartenwelt. V, 44 Hamburg. Das Komitee für die im hiesigen zoologischen Garten vom 13. bis 15. September stattfindende Ausstellung der deutschen Dahlien -Gesellschaft ist jetzt gebildet. Vorsitzender ist Dr. Bolau, Direktor des zoologischen Gartens, Kassierer C. Ansorge, Schrift- führer E. Nonne. Mitglieder der Ausschüsse. I. Binderei-Aus- schufs: Munzel, L. Seyderhelm, Scharenberg. Dekorations-Aus- schufs: Ansorge, Krück, Obg. Heydorn, Obg. Havermann, Obg. Neu- mann. Prefs-Ausschufs: W. Neubert, Dr. Bolau, E. Neubert, Prof. Dr. Zacharias, Runde. Vergnügangs- Ausschufs: Scharenberg, L. Seyderhelm, Runde, Herbst. Finanz-Ausschufs: Schiffsreeder Königslieb, Ansorge. Die Ausstellung verspricht nicht nur an Dahlien, sondern auch an Dekorationsgruppen sehr reichhaltig zu werden. Stauden und Neuheiten werden zugelassen. Mainz. Der Endtermin für die Anmeldungen zur Beteiligung an der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung (15. August) rückt immer näher. Wie man uns aus Mainz berichtet, ist es an- gebracht, wenn mit den Anmeldungen nicht bis zum letzten Augen- blicke gewartet wird, da die Ausstellungsleitung jetzt noch in der Lage ist, etwaige besondere Wünsche der Aussteller nach Möglich- keit zu berücksichtigen. Die Vorarbeiten nehmen rüstig ihren Fort- gang. Vor der geräumigen Stadthalle ist seit einigen Wochen ein ca. 3500 qm Fläche bedeckender Holzbau errichtet, das Haupt-Aus- stellungsgebäude, bestimmt für gröfsere Dekorationen, Winter- gärten etc. Einen besonderen Glanzpunkt erhält dieser Raum durch eine gröfsere Alpenlandschaft mit Felsen, Wasserfall und entsprechen- der BepHanzung. Erfreulich ist die wahrnehmbare Thatsache, dafs die staatlichen und städtischen Behörden, Korporationen etc. diesem ge- meinnützigen Unternehmen des rührigen Mainzer Gartenbau-Vereins ihre weitestgehende Unterstützung angedeihen lassen. Die Bürgerschaft von Mainz ist durch angesehene und bekannte Persönlichkeiten in den Aus- schüssen vertreten. Ehrenpreise, über hundert an der Zahl, sind der Ausstellungsleitung zur Verfügung gestellt und noch weitere stehen in Aussicht. Gestiftet wurden diese Ehrenpreise von Sr. Majestät dem Kaiser, verschiedenen anderen deutschen Fürsten, dem hessischen Ministerium, von Städteverwaltungen, Fachvereinen, gröfseren Unter- nehmungen und Privatpersonen. Die Mainzer Damen haben es sich nicht nehmen lassen, wie im Jahre 1894 auch in diesem Jahre wieder eine stattliche Anzahl von Damenpreisen zur Verfügung zu stellen, welche teils für Gartenbau, teils für Rosen, hauptsächlich aber für Abteil. VII „Binderei" vergeben werden. Sämtliche Ehrenpreise und ihre Verwendungen in der Konkurrenz werden in dem Anfang August erscheinenden Nachtragsprogramm noch näher angegeben. Durch die Erweiterung der Abt. X sah sich der Mainzer Gartenbau-Verein ver- anlafst, seine Ausgaben für Medaillen, Diplome, Geldpreise und Ehren- gaben von 9000 M. auf loooo M. zu erhöhen. Wir möchten bei dieser Gelegenheit noch darauf hinweisen, dafs das „erweiterte Programm" für Abteil. X „Obstbau- und Obstbaumschulen-Erzeugnisse" des Haupt- programms in seiner i. Auflage infolge der starken Anfrage bald ver- griffen ist; dieser Teil der Ausstellung verspricht demnach besonders hervorragend beschickt zu werden. Unsere Leser weisen wir noch- mals darauf hin, dafs sämtliche Anmeldungen bis spätestens 15. August an Herrn Gartendirektor W. Schröder in Mainz einzureichen sind, von welchem Herrn auch die Programme zu beziehen sind. Potsdam. Das Programm der hier vom 28. September bis 2. Oktober d. J. stattfindenden Provinzial-Obst-Ausstellung ist nunmehr erschienen. Es stehen Staats- und Kammerpreise, Ehrenpreise, Medaillen, Geldpreise und Diplome zur Verfügung. Die Ausstellung findet im Ostflügel des kgl. Orangeriegebäudes statt und erstreckt sich auf Obst, Obsterzeugnisse, die dazu nötigen Geräte, Werkzeuge, klei- neren Maschinen, auf Gegenstände, die zum Obstbau in Beziehung stehen, einschliefslich der Litteratur, auch hervorragende Erzeugnisse des Ge- müsebaues können zugelassen werden. Die Beteiligung steht allen Züchtern und Liebhabern der Provinz Brandenburg offen. Anmeldungen müssen spätestens bis zum 15. September erfolgt sein, Pläne und wissenschaftliche Arbeiten aber schon am i. September eingeliefert werden. Das vorliegende vom kgl. Gartenbaudirektor Echtermeyer, Wildpark, dem Geschäftsführer der Ausstellung, zu beziehende Programm enthält Aufgaben für Vereine, Kreise und Genossenschaften, für Markt- und Massenobstbau, Obsthandel, Liebhaber-Obstbau, wissenschaftlichen Obstbau, Topfobst, Obstverwertung, Maschinen u. ». w. 'Wien. Die grofse vom 2. bis 8. Oktober hierselbst im fürst- lich Schwarzenbergschen Garten stattfindende Reichs-Gartenbau- Ausstellung erfreut sich allseitig der wohlwollendsten Unterstützung. Seine Majestät der Kaiser hat einen Ehrenpreis gewidmet. Diesem Bei- spiele folgten die Mitglieder des Herrscherhauses. Auch die Staats- und öffentlichen Behörden haben Subventionen und Preise für die Reichs- Gartenbau-Ausstellung gewidmet, das Ackerbau-Ministerium 5000 K., das Handels-Ministerium 1000 K., die Gemeinde Wien 1000 K., der niederösterreichische Landesausschnfs 500 K. u. s. w. Die höchsten Auszeichnungen des Staates — Staatsehrendiplome — sind 15 an der Zahl in Aussicht gestellt, nebst 25 Staatspreismünzen. Fürst Schwarzen- berg hat in Anbetracht der sich andrängenden Anmeldungen und des drohenden Raummangels weitere Räumlichkeiten seines Palastes dem Komitee zur Verfügung gestellt. Unter den für die Ausstellung be- stimmten Räumen befindet sich ein 600 qm grofser Saal , welcher nebst den etwa 2000 qm grofsen, sehr hohen Gewächshausräumen und dem ganzen Park elektrisch beleuchtet wird. Während der untere Park- teil die Blumenbeete beherbergen wird, ist der mittlere für den gärt- nerischen und landwirtschaftlichen Obstbau und das Baumschulwesen bestimmt. Sowohl für den gärtnerischen als auch landwirtschaftlichen Gemüsebau ist in ausgedehntem Mafse vorgesorgt, ebenso wurde auf Industrie und Mustergärten entsprechende Rücksicht genommen. Auf Anregung des Ausstellungskomitees wird während der Ausstellungsdauer der IL allgemeine österreichische Gärtnertag einberufen und wurde seitens des veranstaltenden Vereines dem allgemeinen öster- reichischen Gärtnerverbande, als dem legalen Vertreter der öster- reichischen Gärtnerschaft, die Einberufung des Gärtnertages überlassen. — Der österreichische Reichs-Pomologenverein wird zur selben Zeit durch seinen Präsidenten Grafen Heinrich Attems einen Pomologenkongrefs veranstalten. — Während der Ausstellungsdauer wird auch das bis da- hin vollendete Hügel-Denkmal enthüllt. Anfangs des Monates August erscheint die zweite Folge des ergänzten Ausstellungsprogrammes, wel- ches ebenso wie die erste Auflage auf Wunsch kostenfrei versendet wird. Ebenso werden kostenfrei die Grundrifs-Zeichnungen für den Wettbewerb der Gartenentwürfe zur Verfügung gestellt. Bei der Or- ganisation der Aussteller nach Ländern wurde der Wunsch seitens der Interessenten ausgesprochen, mit Rücksicht auf die Knlturverhältnisse für den Anmeldungstermin einen Aufschub zu gewähren, da derzeit in manchen Gebieten es sich nicht bestimmen läfst, was und wieviel sicher zur Ausstellung gebracht werden kann. Das Komitee hat sich mit Rücksicht auf die bereits so zahlreiche Beteiligung schwer ent- schlossen, diesem Wunsche Rechnung zu tragen, hat aber den An- meldungstermin dennoch bis zum I. September verschoben, jedoch mit der Erklärung, über diesen Zeitpunkt unter keinem Umstände hinaus- gehen zu können, da die technische Durchführung der Ausstellung viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Da es diesmal gilt, die Leistungs- fähigkeit des österreichischen Gartenbaues im ganzen Umfange nach- zuweisen, so ergeht an alle, welche irgendwelche Produkte des Garten- baues oder des landwirtschaftlichen Gemüse- und Obstbaues auszustellen in der Lage sind, die dringende Bitte, die Anmeldungen an das Komitee Wien XIII. I Schönbrunn so bald als möglich gelangen lassen zu wollen. In dem uns vorliegenden Programm finden wir zahlreiche Konkurrenzen, jedoch noch ohne Angabe der für dieselben bewilligten Preise, die erst später festgesetzt werden sollen. Personal-Nachrichten. Karlowska, Fräulein von, von welcher vor einiger Zeit die Blätter berichteten, dafs sie in Braunfels, Reg. -Bez. Coblenz, einem Flecken mit knapp lOoo Einwohnern, zur „Stadtgärtnerin" ernannt sei, ist dortselbst jetzt auch vom Fürsten von Solms-Braunfels als „fürstliche Gärtnerin" angestellt worden. Die Ernennung zur städtischen oder fürstlichen Gartendirektorin ist also nur noch eine Frage der Zeit. Weifsig, Richard, früher in unserer Redaktion thätig, ist als Teilhaber in die von seinem Vater Karl Weifsig vor 25 Jahren in Grofsraschütz bei Grofsenhain begründete Handelsgärtnerei eingetreten, die nun unter der Firma Karl Weifsig & Sohn betrieben wird. Wendt, £rnst, Gutsgärtner zu Lüssow (Kreis Greifswald), er- hielt das preufsische allgemeine Ehrenzeichen. Ver&ntwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob, Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang V. lo. August 1901. Landschaftsgärtnerei. No. 45. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Der Plan des neuen Elisabeth-Parkes in GödÖllÖ Opfer fiel, durch die Lande lief, entrang sich ein Schmerzens- hpi Riifianpst schrei der Brust der ganzen ungarischen Nation. Ungarn ver- lor in ihr seine vielgeliebte Landesmutter, die trotz deutscher Von Karl Rade, staatl. Obergärtner in Budapest. Herkunft die Herzen aller Magyaren sich erobert hatte. (Hierzu e,ne Abbildung) Das beste Zeugnis der hingebungsvollen Liebe gaben die Millionenspenden, welche zum Zwecke der Errichtung von Als in den kühlen Herbsttagen des Jahres 1898 die Denkmälern etc. binnen wenigen Wochen im Lande gesam- Schreckensnachricht jener ruchlosen That in Genf, der die melt waren. Auch in Gödöllö, dem Sommeraufenthalte Ihrer hochherzige Kaiserin Elisabeth von Österreich -Ungarn zum Majestäten, der für Budapest das bedeutet, was Pillnitz für Dresden oder Potsdam für Berlin, erwuchs auf Veranlassung des ungarischen Ackerbauministers ein ca. 4c ha grofser „Elisabeth- Park", dessen von dem Verfasser entworfenen Plan der Leser neben- stehend erblickt. Erd- und Bepflanzungsarbeiten, welche schon im Frühjahr 1900 fast vollständig beendet wurden, waren mit einer Summe von 80000 Kronen veranschlagt, wobei zu bemerken ist, dafs das meiste Pflanzmaterial nicht gekauft zu werden brauchte. Rechts am Eingang führt uns eine 20 m breite und 200 m lange, mit vier Reihen Linden bepflanzte Strafse nach einem um ca. 18 m künstlich er- höhten Felsenhügel, vor welchem das am 19. Mai d. J. in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef enthüllte Bronze-Denk- mal der Kaiserin steht. Hier schneiden sich mehrere 5 m breite Fahrwege, welche in langen Kurven durch den Park laufen. Alle Fufswege haben die Breite von 2,75 ™- Die Führung der Wege und die Bepflanzimgs- einteilung ist ohne weitere Erklärung aus dem Plane ersichtlich. «•^■•■•••%«»« «.».«^k «^lkVA.4^^%^ •,%«.« Plan des neuen Elisabeth-Parkes in Gödöllö bei Budapest. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Die Gartenwelt. 45 530 Die Gartenwelt. V, 45 Gärten und Gartenkunst bei den Mohammedanern. Von Julius R. Haarhaus. (Schlufs.) In den Zeilen der höchsten LuxiiscntfaUung sind die Wasser- kanäle der Gärten häufig in Rinnen ans kostbaren Steinarten ge- fafst. Dann ist der Boden in der Regel mit Mosaiken belegt, die bildliche Darstellungen von Fischen und anderen Wasser- tieren zeigen. Bei allen gröfseren Anlagen findet sich auch ein Fischteich, auf dem man sich mit Gondelfahrten belustigte. In seiner Be- schreibung der Villa Fawara, dieses vielbesungenen Sonimer- sitzes der Palermitanischen Herrscher, sagt der jüdische Reisende Benjamin von Tudela: „Dieser Palast hat alle Arten von Frucht bäumen aufzuweisen, sowie auch eine grofse, von einer Mauer eingefafste Quelle und ein Wasserbecken, welches Al-Behira heifst und viele Fische enthält. Die Barken des Königs sind mit Silber und Gold geschmückt und immer bereit, um ihn und seine Weiber zu erlustigen." Meist stand auf einem Unterbau aus Felsen oder Säulen mitten im Teiche ein Pavillon, häufig, wie in dem berühmten Garten des Lustschlosses Zisa bei Palermo, durch eine Stein- brücke mit dem Lande verbunden. Auf Marmorstufen konnte man zum Bade hinabsteigen. Bei der erwähnten Villa Fawara stand der Pavillon auf einer mit Orangen bepflanzten Insel. Sehr schön beschreibt Abdurrahman aus Trapani die Lokalität. Die Verse, die wir in Schacks meisterhafter Übersetzung hier anführen, sind überhaupt geeignet, einen Begriff von der ganzen Anlage zu geben. „O, welche Aussicht bietest du, Fawara, Schlofs der Schlosser! Du wonnevoller Aufenthalt am Rand der zwei Gewässer! Neunfach in Bäche, welche hell durchs Grün der Bäume leuchten, Verteilt das Wasser sich, um dir die Gärten zu befeuchten. Die Liebe trinkt aus deinen Seen ein wonniges Behagen, An deinem Strome hat ihr Zelt die Wollust aufgeschlagen. Nichts Schön'res als der See, an dem die beiden Palmen stehen. Und als das Lusthaus über ihm ward auf der Welt gesehen. Zwei Wasserstrahlen sprüh'n empor, und gleich Juwelen blinken Die Tropfen, wie sie wiederum ins Becken niedersinken ; Mit Lächeln neigen sich zu ihm die Bäume an den Seiten, Als wollten sie die Fische schaun, die durch das Wasser gleiten. Und während unten in der Flut die Seebewohner schwimmen, Erschallen oben in dem Laub der Vögel muntre Stimmen. O! Auf der Insel welche Pracht! Wie die Orangen glühen. Und aus dem Laube von Smaragd hervor gleich Flammen sprühen !" Wie wir sehen, gab es in dem Garten der Fawara auch bereits Springbrunnen. Berühmt waren die Wasserkünste des Parkes von Zahira in Spanien, die Almansur angelegt und Ibn Said besungen hat, nicht minder berühmt die Springbrunnen im Garten des alten königlichen Schlosses von Marokko. Häufig genug arteten solche Wasserkünste freilich in Spielereien aus, und wenn man die Kaskadenanlagen in den Terrassengärten des Generalife zu Granada auch noch gelten lassen kann, so wird man durch die Beschreibung, die der Venezianer Nävagero von den Vorrichtungen zum Nafsmachen argloser Besucher entwirft, an gewisse Auswüchse der Gartenkunst der Barockzeit erinnert. Beliebt waren auch wasserspeiende Figuren, namentlich Löwen und Hirsche, deren Augen aus Edelsteinen bestanden. Den höchsten Luxus leistete sich in dieser Hinsicht der Kalif AI Motamid, der am Rande eines Teiches einen silbernen Elephanten aufstellen liefs. Eine Spielerei waren im Grunde auch die beiden Zisternen zu Toledo, welche sich, wie Schack berichtet, in genau berechneten Zeiträumen beim Wachsen des Alondes mehr und mehr mit Wasser füllten, beim Abnehmen desselben wieder leerten, so dafs sie die Zahl und Stunde jedes Monatstages an- gaben. Die Lauben und Kioske, die, wie bereits erwähnt, häufig im Wasser, mitunter auch auf Säulen inmitten der Gesträuch- gruppen standen und einen möglichst weiten t'bcvbUck über den Garten boten, waren stets auf das reichste mit Teppichen, Polstern und Taburets ausgestattet. Von der Kuppel hing eine Lampe herab, und unter dieser sandte wiederum ein kleiner Spring- brunnen seinen Strahl empor. Lag ein gröfseres Gebäude, etwa ein Lusthaus, in dem man übernachten konnte, im Garten, so nahm es in der Regel dessen Mitte ein. Teppichbeete ver- mittelten den Übergang vom Architektonischen zu der umgeben- den Vegetation. Mitunter dienten aber auch nur die Räume des ersten Stockwerkes zum Aufenthalt. In diesem Falle traten Ge- büsche bis dicht an die Mauern heran, so dafs, wie beim Generalife, die Myrtenwipfcl bis zu den Fenstern und Loggien hinaufragten. Die schöne Aussicht ins Grüne war auch hier wieder die Haupt- sache, und die Dichter werden nicht müde, solche Durch und Rundblicke zu schildern. Sehr schön sagt z. B. Mohammed Diab von einem solchen Lusthause: „Vor den Fenstern des Saales, der mitten im Garten lag, rauschten Flieder und Quellen ins Lied der Nachtigall und ins Gekose der Turteltauben. Die Sonne sank eben unter, und Rubinenglut durchflofs den smaragdenen Schmelz der Bäume, deren Aste sich zum Wohllaut der Vögel wiegten." Wollte man die Aussicht über den Garten hinaus auf die Umgegend und das Meer geniefsen, so bestieg man einen der schlanken Türme, die den Wächtern der Anlagen zum Aufent- halt dienten. Wo Alleen vorhanden waren — und wir lesen von solchen häufig genug — führten sie gewöhnlich von der Mitte des Gartens aus strahlenförmig nach allen Seiten. Zuweilen wechselten sie mit überdachten Kolonnaden oder Laubengängen ab, die dann mit vielen ringsum offenen, gewölbten Pavillons versehen waren. Zur LTnterhaltung der Lustwandelnden waren an den Seiten mit- unter Zwinger mit wilden Tieren oder Volieren mit buntem Schmuckgeflügel angebracht, wie überhaupt zur .Staffage jedes gröfseren arabischen Gartens Gazellen, Pfauen, Fasanen, Wild- hühner und Turteltauben gehörten. Oft waren Zier- und Nutz- gärten durch hölzerne Gitter, deren Stäbe metallene Spitzen trugen, voneinander geschieden. Die ganze Anlage umgab stets eine hohe Mauer mit gewölbtem und von Schlinggewächsen um- sponnenem Thor. Über die in den arabischen Gärten kultivierten Pflanzen geben uns die Dichter und Reisenden genaue Auskunft. Neben Hainen von schattenspendenden Bäumen, wie die Sykomore, die echte Akazie, die Kastanie, die Pistazie und den Tubabaum, finden wir Plantagen von Orangen, Limonen, Manna Eschen, Bananen, Pfirsiche, Aprikosen, Mandeln, Quitten, Feigen und Tamarinden. Eine ganz besondere Rolle spielt natürlich die Orange mit ihren Varietäten. Sie fordert die Dichter zu immer neuen poetischen Bildern und Vergleichen auf: „Sieh die Orangen! könnten sie zerschmelzen, o! ich meine, So würden sie zu lauterem, zu klarem, goldnem Weine. An den smaragd'nen Zweigen sind sie Kugeln von Rubinen, Und auf und nieder spielt die Hand des Windes Ball mit ihnen, Lafst, wie auf schöne Wangen, bald uns Küsse auf sie drücken. Bald, wie an Moschusblasen-Duft an ihrem uns erquicken." Wie der Orangenbaum, der stets Blüten und Früchte trägt, als Sinnbild der Beständigkeit und des ewigen Lebens gilt, so V, 45 Die Gartenwelt. 631 erscheint dem Araber die Limone (Zitrone) als ein Symbol der Erdzonen, „indem ihre Schale in Farbe und Duft zu glühen scheint, ihr innerster Kern mit seinem sauren Safte Kälte verrät, der zwischen jenen beiden gelegene Teil aber eine gemäfsigte Temperatur zeigt". Auch die Quitte wird häufig gefeiert: „In der Quitte findest du alle Genüsse der Welt, Die allen Früchten deshalb vorgezogen wird ; Ihr Geschmack gleicht dem Wein und dem Moschus der Dult, Golden ist ihre Farbe und wie der Vollmond die Form." Bedeutungsvoll als ein Zeichen der Erinnerung an die heimat- lichen Oasen ist dem nach den westlichen Ländern vorgedrungenen Araber natürlich die Dattelpalme. Der Kalif Abdurrahman, der Erbauer der berühmten Moschee zu Cordova, war der Erste, der die /'//('«i/.v-Palme an den Küsten Südeuropas ansiedelte. Der An- blick dieser der Heimat entrückten Bäume erfüllte ihn stets mit Wehmut und hat ihn zu manchem Gedichte begeistert. Merk- würdig ist, dafs man sowohl die Palme wie die Obstbäume gerne paarweise pflanzte. Ausdrücklich heifst es in der Beschreibung eines Gartens in „Tausend und eine Nacht": „An den Räumen reiften efsbare Früchte aller Art, und alle Obstbäume waren paar weise vorhanden, die Kampferaprikose sowohl wie die Mandel- aprikose und die Aprikose von Chorosän, Pflaumen in den Farben der Schönen, Kirschen, die jedes Menschen Verstand bestricken konnten, und rote, weifse und grüne Feigen der schönsten Art". Der Myrten haben wir bereits gedacht. Sie bildeten im Verein mit den Granaten den wesentlichen Bestandteil der Bosketts. Das Weinverbot des Korans hinderte weder Araber noch Perser, in ihren Gärten Rebengänge, ja selbst regelrechte Weinberge anzulegen, doch dürften sich die ersteren, wenigstens die streng- gläubigen unter ihnen, auf den Genufs der Trauben als solcher beschränkt haben. Die Zahl der in den Gärten der arabischen Mohammedaner kultivierten Blumen ist nicht allzu grofs. Natur lieh nimmt die Rose (Rosa damasiena) den ersten Rang ein. Ihr gesellen sich die Schwertlilie, die Narzisse, die Anemone, die Bergtulpe (Tulipa nionUma), die Levkoje (Chiiranthus), der Goldlack, die Kamille (Matricaria Chamomilla argenlea, punctata und tanacetifolia), der Jasmin und das Basilikum (Ociviuin Basilkum) zu. Nyinphaca Lotus schmückte die Teiche und die wohlriechende Balsamweide {Salix atgypiiaca) deren Ufer. Verhältnismäfsig spät wurde der Frühlingsflor der arabischen Gärten durch den türkischen Flieder (Lilak), eine Lieblingspflanze der Byzantiner, bereichert. In den türkischen Gärten sah man neben den meisten der angeführten Gewächse auch Hyazinthen, Tulpen und Kaiserkronen, die über Holland auch den Weg zu uns fanden. Mit dem Niedergange des Halbmondes in Europa sank auch die mohammedanische Gartenkunst schnell von ihrer Höhe herab. Was wir heute im Orient noch von Gärten sehen, prä- sentiert sich entweder als verwilderte, aber in rein malerischer Hinsicht eben deshalb nicht zu unterschätzende Überbleibsel längst vergangener Pracht oder als unverkennbare Nachahmungen west- europäischer Anlagen, denen freilich das milde Klima jener be- günstigten Gegenden zu gute kommt. Nur in Spanien und Sizilien haben sich noch dürftige Reste jener unvergleichlichen Anlagen erhalten. Aber was Ibn Chafadscha vom Schicksal Valencias sang, gilt auch von ihnen: „An deiner Höfe Thore hat die Hand des Mifsgeschicks ge- schrieben : Kein Haus in dir ist mehr ein Haus, du selbst bist nicht mehr du geblieben!" Stauden. Silenen. — Unter den reichblühenden Gewächsen, die zur Ausschmückung des Gartens im Frühjahr verwendet werden, nehmen die Silenen einen hervorragenden Platz ein. Neben den blauen und weifsen Tönen des Vergifsmeinnicht, den verschieden- farbigen Stiefmütterchen, bietet das Rot der Silenen eine will- kommene Abwechslung für den Landschaftsgärtner. Lange Jahre hindurch \va.\- Sikne pend. comp, ruber rima die beste. Eine Bereicherung erfuhren die .SV/i?w -Varietäten dann durch die dunkellaubige, kar- moisinrote „Empriss of Iniiia'' und S. Bonnetti , mit braunroter Be- laubung und purpurroten Blumen. Aber diese sind heute über- troffen durch die von Otto Putz in Erfurt in den Handel gegebenen Sorten ^Zwergkönigin^ und „Triumph" . Die Sorte „/.7virg- konigin" bleibt niedrig und hat gefüllte karminrote Blumen, die Pflanze baut sich gut und wächst sehr gleichmäfsig. „Triumph", in diesem Jahre zum erstenmal angeboten, kann unbedingt als eine Verbesserung der „Zwergkonigin" angesprochen werden. Der Wuchs ist insofern von dem dieser Sorte verschieden, als die Stengel nicht eine mehr aufrechte Haltung einnehmen, sondern, wie sich der Züchter ausdrückt, mehr „in buschige Breite" wachsen. Die Blätter sind schön dunkelgrün, die Blütenfarbe ist noch intensiver als bei ^Zivirgkönigin" , ein schönes leuchtendes Karminrot, ebenso sind die sehr haltbaren Blüten hübsch gefüllt. Als gute, alte Sorte sei noch wegen ihrer vorzüglichen Wirkung und ihrer Verwend- barkeit als Einfassung für die vorgenannten Sorten 6'. pind. nana fol. aur. erwähnt, eine gelbblättrige Abart mit rosa Blüten und ganz flachem Bau. — Die Anzucht der Silenen ist ja bekannt, nur wäre in Anbetracht der häufigen Mifserfolge bei der Über- winterung noch darauf hinzuweisen , dafs eine Aussaat etwa im März ins Mistbeet sehr gute Resultate ergiebt. Die Pflanzen werden, sobald es die Witterung erlaubt, auf Beete gepflanzt und sich dort bei eintretender günstiger Witterung zu buschigen und schonen Pflanzen entwickeln. Wenn auch dadurch die Blüte- zeit etwas später fällt, so hat man doch wieder den Vorteil, dafs gerade während der Übergangszeit zwischen Frühjahrs- und Sommerflor die Silenen in schönster Blüte stehen, was von nicht zu unterschätzendem Werte ist. Ich kann alle Fachleute nur zu einem Versuch mit beiden neuen Sorten „Zwergkonigin" und „Triumph" ermuntern; ich bin der festen Überzeugung, dafs sie davon befriedigt sein werden. O. Kraufs, Obergärtner, Frankfurt a. M. Rosen. Rosa fedtschenkoana ist eine üppig wachsende Rankrose aus Turkestan und bemerkenswert wegen der schwarzen Rinde der älteren und der rotbraunen der jüngeren Zweige. Sie wurde durch einen russischen Reisenden, dessen Namen sie trägt, ent- deckt und in dem Petersburger botanischen Garten eingeführt. Diese Rose blüht im Juni; die grofsen Blüten sind rein weifs, im September folgen ihnen glänzend rote Früchte. („The Gard. Mag.") Die besten Rosensorten für den Handel in England. — Wir haben in diesem Jahre ausführlich über Berliner Rosen- treibereien berichtet, und dabei auch die hier beliebtesten Sorten angeführt. Es ist nun nicht uninteressant zu vergleichen, was für Sorten „ein Mann der Praxis" in der Zeitschrift „The Gar- dener" für England als .,die besten" bezeichnet. Es werden da genannt von Remontant- Rosen: „Mrs. John Laing" , „Captain llaywar,i\ „Riromie de Kolhscliild" , „General JiUqueminol" und „Duke 45' 532 Die Gartenwelt. V, 45 of Edinburgh''' ; von Thee-Hybrid-Rosen: „Kaiserin Auguste Vik- toria'^, „La France", neue rote „Liberty", „Mrs. J. W. Grant" und „Marquise Litta" ; von Thee-Rosen: „Bridesmaid'^ , „The Bride", „Catherine Meriiiet", „Niphetos", „Mad. LLosle", Perle des Jardins" und „Marcchal Niel" . — Wir sehen, dafs, bis auf ganz wenige Ab- weichungen, für die Hauskuhur in England fast dieselben Sorten genommen werden als bei uns. Auffällig ist, dafs die bei uns mit Recht so hochgeschätzte „Mad. Caroline Testoul" unerwähnt bleibt. Dracaenen- Allee im Garten des Herrn Howard Fox zu Rosehill, Falmouth. Vom Verfasser für die „Garteuwelt'* photographisch aufgenommen. Gärten des Auslandes. Aus englischen Gärten. Von F. W. Meyer, Landschaftsgärtner, Exeter (England). I. (Hierzu zwei Abbildungen.) „ Uafs wir uns in ihr zerstreuen, dazu ist die Welt so grofs!" Erst beim Bereisen anderer Länder treten uns so- wohl die Vorzüge als auch die Mängel unseres eigenen Landes klarer vor Augen. Ganz besonders aber macht sich der Unterschied zwischen den Nationen und Ländern iu den Gärten fühlbar, weil ja diese nicht nur von den Sitten und Gewohnheiten der Völker, sondern in sehr erheblichem Mafse auch von den klimatischen Verhältnisieu abhängig sein müssen. Während meiner 26jährigea landschaftsgärtnerischen Thätigkeit in England habe ich jedenfalls genug von eng- lischen Gärten gesehen, um dem Leser ein ziemlich klares Bild von den hiesigen Verhältnissen geben zu können. Es liegt nicht in meiner Absicht, mich auf lange und eingehende Beschreibungen englischer Gärten in ihren Einzelheiten ein- zulassen. Ich will vielmehr versuchen, englische Verhältnisse im Vergleich mit deutscheu Gärten zu schildern, und ich will von hiesigen Gärten besonders solche erwähnen, welche sowohl in ihrer Anlage als iu ihrer Bepflan- zung gänzlich von deutschen Gärten abweichen. Zu- nächst jedoch dürfte ein allge- meiner Vergleich wohl am Platze sein. Das Klima bedingt selbst- verständlich den Hauptuuter- schied. Während die deutschenGär- ten ihren Winter- schlaf halten und mit den einge- wickelten Kronen empfindlicher Ge- hölze oder Rosen — die vor stren- ger Kälte ge- schützt werden mufsten — eine keineswegs schö- ne Landschaft bil- den, während das tiefgefrorene Erd- reich Gartenarbei- ten unmöglich macht und vielleicht wochenlang tief mit Schnee bedeckt ist, geht hier in England*) alles seinen ruhigen Gang. Der Rasen bleibt grün, Schnee giebt es nur sehr selten, manchmal auch gar nicht. Es würde niemandem einfallen, Rosen, Pfirsich- bäume oder dergleichen im Winter zu schützen. Dagegen blühen im Dezember und Januar die Hellebonis im Freien und Lauras Tinus und Coiwolvolus Cneorum entfalten ihre Blüten oft schon zu Weihnachten; ja, nicht selten kommt es vor, dafs auch noch vereinzelte Rosen zu pflücken sind. Escallonia, Arbutiis, Choisya, Camellia, Rhododendron und ähnliche schöne Sträucher blühen erst etwas später, aber ihre immergrünen Blätter zieren den Garten das ganze Jahr hindurch. In der Nähe der südwestlichen Küste halten selbst Agaven, sowie *) Ich spreche liier namentlich vom südlichen und südwestlichen England. V, 45 Die Gartenwclt. 533 viele Palmen und Diacaenen im Freien aus, und Gcnista raccmosa, Coronilla glanca und Clianthiis puniceus sind schon im März und April mit leuchtenden Blüten bedeckt. Selbst in Gegenden, die ganz entfernt von der Küste liegen, wird z. B. der Kirschlorbeer als ganz gewöhnlicher Heckenstrauch benutzt, und auch der echte Lorbeer, Latirtis iioMlis, hält im Freien aus. Die Einrichtung der Gärten ist denn auch selbst- verständhch eine ganz andere. In grofsen Parkanlagen finden wir oft herrliche Aussichten und prächtige Bäume, sowie reichgeschmückte Blumengärten. Teppichbeete sind nur ver- einzelt zu sehen und im allgemei- nen nicht so beliebt wie in Deutschland, da- gegen werden Tausende von Stauden vielfach mit gutem Erfolge verwendet, be- sonders an den Rändern der Ge- hölzgruppen, die ja meistens aus immergrünem Material bestehen und für die Stau- den einen guten Hintergrund bil- den. Bei der enormen Anzahl der zu Gebote stehenden immer- grünen Ziersträu- cher ist es ja leicht erklärlich, dafs laubabwer- fende Pflanzen im allgemeinen viel weniger benutzt werden als in Deutschland. Am alle rauffallendsten ist der Unterschied in den Villengärten bemerkbar. Während der deutsche Villen- besitzer danach trachtet, seinem Garten, auch von der Land- strafse aus gesehen, ein gefälliges Aussehen zu verleihen und sogar hier und da die Randpflanzung unterbricht, um auch dem Publikum zuweilen einen kleinen Durchblick zu gestatten, thut der Engländer gerade das Gegenteil. Sein Garten ist sein Heiligtum; kein Unberufener darf ihm da hineinschauen, am allerwenigsten etwa von einem Nachbarhause oder gar von der Verkehrsstrafse aus. Beim Durchgehen einer Villen- kolonie sieht man zu beiden Seiten der Hauptstrafse nur hohe Mauern oder Hecken, die jeden Einblick unmöglich machen. Die Geldmittel, welche der Brite auf seinen Garten verwendet, übersteigen wohl im allgemeinen die unter ähn- lichen Verhältnissen in Deutschland zu Gebote stehenden Mittel. Dagegen wird für die eigentliche Pflege und Unter- haltung der Gärten in Deutschland weit mehr gethan als hier. Selbst wenn der Landschaftsgärtner, welcher den Garten anlegt, über gröfsere Summen bei der Anlage verfügen darf, so wird ihm doch von den meisten Besitzern wieder und immer wieder eingeschärft, dafs die Unterhaltung so wenig wie möglich kosten soll. Das Resultat ist in den meisten Fällen eine beklagenswerte Steifheit in den Konturen der Pflanzungen. Statt der in Deutschland so beliebten gelockerten Gehölzgruppen mit Vorpflanzungen, welche allmählich in den Dracaenen- Allee im Garten des Herrn Howard Fox zu Rosehill, Falmoiith. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Rasen übergehen, werden hier meistens schroffe Begrenzungen der Gruppen verlangt ., damit das Mähen des Rasens weniger Arbeit macht!" Die Arbeitskräfte in England sind auch nicht mit den deutschen zu vergleichen. Nicht geschulten Gärtnern oder Gehilfen, sondern unwissenden Tagelöhnern oder Garten- knechten wird in vielen Fällen die Pflege des Gartens über- tragen. In grofsen Gärten und Parkanlagen, welche unter der Kontrolle eines Obergärtners (head gardener) stehen, mag ja dies noch angehen. Aber kleinere Gärten werden oft in haarsträubender Weise behandelt. Der sich „Gärtner" nennende Tagelöhner schnipselt mit der Heckenscheere an den Ziersträuchern herum, bis diese sämtlich die steife Form eines Bienenkorbes zeigen. Ich kenne Hunderte solcher Gärten, in denen thatsächlich jeder Zierstrauch in dieser 534 Die Gartenwelt. V, 45 unsinuigen und naturwidrigen Weise behandelt wird, so dafs von keinem einzigen der bei der Anlage verwendeten Gehölze die wahre Form zu erkennen ist. Natürlich giebt es auch lobenswerte Ausnahmen, be- sonders dann, wenn der Besitzer selbst ein Gartenfreund ist und guten Geschmack besitzt, oder wenn die Leitung einem wirklich tüchtigen Gärtner anvertraut wurde. Mit einigen solcher Gärten will ich nunmehr den Leser etwas näher bekannt machen. Rose hin bei Falmouth ist die Besitzung des Herrn Howard Fox. Der geniale Herr Besitzer ist nicht allein ein Pflanzenfreund ersten Ranges, dem sein Garten ans Herz gewachsen ist, sondern auch ein Vogelfreund. Niemals geht er in seinen Garten, ohne den ganz zahm gewordenen Vögeln, die ihm aus der Hand fressen, irgend einen Lecker- bissen mitzubringen. Selbst Fremde werden beim Eintritt in den Garten von zutraulichen Vögeln umringt. Ein nied- liches Rotkehlchen setzte sich sogar ganz dreist auf meine ausgestreckte Hand und sah mich mit so fragenden Augen an, dafs es mir ordentlich leid that, mit leeren Händen gekommen zu sein. Der Garten ist klein, aber niedlich und wegen seiner Pflanzenschätze sehr berühmt. Auf der ersten Abbildung, Seite 532, ist im Hiotergrunde das von einer Veranda umgebene Wohnhaus sichtbar. Von hier aus schweift der Blick über einen anscheinend ununterbrochenen schmalen, aber mehrere hundert Meter langen Rasenstreifen bis an das Meer. Die auf dem Bilde sichtbare kulissenartige Pflanzung zu beiden Seiten des Rasens läfst die Entfernung noch gröfser erscheinen, als sie wirklich ist. Die Dracaenen-AUee auf dem zweiten Bilde, Seite 533, ist eine direkte Fortsetzung des ersten Bildes, aber in entgegengesetzter Richtung. Im Jahre 1872 pflanzte Herr Fox etwa 24 Dracaena australis, welche jedoch nach und nach bis auf zwei oder drei Exemplare abbrachen, da die Stämme beschädigt wurden und heftigen Stürmen zum Opfer fielen. Aus den Stümpfen der alten Pflanzen entwickel- ten sich jedoch zahlreiche neue Köpfe und bildeten die auf den Abbildungen sichtbaren, etwas verstümmelten Exemplare. Die zwischen die gröfseren Exemplare gepflanzten kleineren Dracaenen wurden vor achtzehn Jahren von dem Obergärtner H. Jennings aus Samen von den älteren Pflanzen gezogen. Die rechts im Vordergrunde des ersten Bildes sichtbare Dracaena mit dem dicken Stamm ist 26 Jahre alt, verlor aber im Januar 1895 zehn ihrer besten Zweige durch strenge Kälte, als selbst in dem milden Falmouth 7" C. sich ein- stellten. Um den kleinen Garten so grofs wie möglich erscheinen zu lassen, sind alle Wege so viel als möglich versteckt. Ich habe wiederholt aus diesem Garten den Lesern der Garten- welt Bilder interessanter Pflanzen vorgeführt, z. B. Fourcroya longaeva (Jahrg. IV, Seite 353), Musa Ensete und Miisa basjoo (Jahrg. V, Seite 185). Es birgt jedoch dieser Garten noch manche andere Pflanzenschätze, die man nur höchst selten im Freien antrifft. Hierher gehört u. a. die südamerikanische „baumartige Tomate" Cyphomandra bdacea, welche hier einen 2^l„ m hohen und 3 m breiten Strauch bildet. Die ganz- raudigen Blätter sind etwa 20 — 22 cm lang und 12 cm breit, und sowohl die fleischfarbigen Blüten wie die orangegelben Früchte machen einen angenehmen Eindruck. Die einzige Winterdecke, welche diese Pflanze erhält, ist ein Fischer- uetz. Eine gleiche Behandlung erhält Datura arborea, welche 3 m hoch und alljährlich mit herrlich duftenden weifsen Blüten von 30 cm Länge bedeckt ist. Melianthus major findet man häufig in englischen Gärten, aber gewöhn- lich sind es nur einjährige Triebe, die im Winter zurück- frieren; hier in Rosehill jedoch befindet sich ein Exemplar mit ausgereiften Zweigen von 2 — 3 m Länge. Senecio Petasites friert in Exeter jeden Winter bis auf den Boden zurück, im Garten des Herrn Fox aber steht ein 2'/^ — 3 m hohes Exemplar mit einer Breite von 3 m, das mit seinen riesigen, sammet- artigen Blättern und grofsen, gelben Blütendolden einen an- genehmen Eindruck macht. Als weitere interessante Pflanzen erwähne ich noch Solanum crispitm, Solanum arboreiim, Eiipa- toritim 7vcinmannianum , Eryngium pandanifolium , Clcmalis balearica und Alyoporutn scrratttm. Palmen. Phoenix dactylifera, die Dattelpalme. Von Cuno Becker, Berlin. (Hierzu eine Abbildung.) L^w den am meisten Nutzen gewährenden Pflanzen unserer Erde gehören die in vielen hundert Arten über die tropische und subtropische Zone verbreiteten Palmen. Eine der allerwichtigsten unter ihnen ist Fliocnix dactylifera, die Dattelpalme. Als Volksnahrungsmittel sind ihre Früchte in der Heimat von gröfster Bedeutung, da Millionen von Menschen darauf angewiesen sind, von ihnen zu leben. Als Heimat der Dattelpalme gilt Arabien, von wo sie sich nach Osten bis zum Indus und nach Westen über die Sahara bis zu den kanarischen Inseln ausgebreitet hat. Durch die Phönizier, Griechen und Römer wurde sie dann nach den Inseln und Küsten des Mittelmeeres gebracht. Ihr bestes Gedeihen findet sie in feuchtem, salzhaltigem Boden und heifser Wüstenluft. Für die Riviera ist sie die Charakterpalme der Gärten und Prome- naden und von herrlicher Wirkung. Auch dort erzeugt sie zahl- reiche Früchte, die jedoch nur Keimreife, aber keine Genufs- reife erlangen. Ihre astlosen schlanken Stämme steigen gleich Säulen zum Himmel empor. Oben endigend in eine dichte, 40 — 80 blaugrüne, bis 5 m lange, nach allen Seiten graziös herabhängende Wedel tragende Krone. Oberhalb der Basis der starken und zähen Blattstiele treten die anfangs in Scheiden gehüllten, herabhängenden und mit Tausenden kleiner, gelblich-weifser Blüten bedeckten Blütenrispen hervor. Die Dattelpalme ist getrennten Geschlechts. Männliche und weib- liche Blüten stehen auf gesonderten Bäumen. Männliche Palmen giebt es jedoch viel weniger als weibliche, auch erzeugen die weiblichen Palmen bedeutend mehr Blütenrispen als die männlichen. Der Befruchtung, die auf natürlichem Wege durch Insekten und den Wind erfolgt, wird oft auch auf künstliche Weise noch nachgeholfen, indem männ- liche Blüten abgeschnitten und an die weiblichen angehängt V, 45 Die Gartenwelt. 535 werden. Die ausgewachsenen Früchte sind je nach der Art verschieden in Gröfse und Form. Meistens sind sie walzen- förmig und etwas gebogen. Sie haben ein köstlich süfs schmeckendes Fruchtfleisch und einen hornartigen, an einer Seite gefurchten Kern, der ebenfalls noch, zu Mehl gemahlen oder in Wasser aufgeweicht, als Viehfatter benutzt wird. Meistens werden die Datteln im frischen oder auch luft- trockenen Zustande genossen. Welch ungeheuren Nutzen die Dattelpalme gewährt, ist daraus zu ersehen, dafs fast alle Teile der Pflanze für den menschlichen Haushalt Verwendung finden. Der Stamm lie- fert in manchen Wüsten- distrikten oft das ein- zige Bau- und Brennholz. Die Blätter benutzt man zu allerlei Geflechten und zur Bedachung der Häuser. Die Herztriebe der jungen Blätter wer- den genossen und sind eine wohlschmeckende und gesunde Speise (Palmenkohl). Die Fa- sern geben Material zu Säcken, Seilen und Körben. Doch ist die Frucht dieser Palme immer das Wertvollste an ihr. Wenn in ihrer Wüstenheimat alle an deren Nahrungsmittel fehlgeschlagen sind, so tragen die Dattelpalmen Jahr für Jahr ihre köstlichen nahrhaften Früchte und schützen so die Einwohner jener trocknen und heifsen Länder vor dem Hunger- tode undVerderben. Von welch enormer Frucht- barkeit diese Palme ist, zeigt, dafs inNubien von einer Pflanze 13 — 15 Datteltrauben geerntet werden, von denen jede gegen 60 Pfund wiegt. Die Datteln kommen in grofsen Massen zur Ausfuhr und bilden einen guten Handelsartikel. Zu einem eigenartigen Zwecke müssen sich die Dattelpalmen an der sonnigen Riviera, speziell in Bordighera, hergeben. Man bindet nämlich den ganzen Wipfel der Palme fest zusammen und erzielt dadurch, dafs die jungen Herztriebe sich im Dunkeln entwickeln und ohne Chlorophyll bleiben. Derartig gebleichte Wedel werden dann zum Osterfeste und Palmen- sonntag zu kirchlichen Zeremonien verwendet. Leider tragen aber derartig geknebelte, wie riesige Besen aussehende Pflanzen nicht dazu bei, die vielen landschaftlichen Reize dieser herr- lichen Gegend zu erhöhen. Unsere untenstehende photo- graphische Aufnahme veranschaulicht ein reichen Fruchtansatz tragendes Exemplar in einem Privatgarten Bordigheras. Neue Pflanzen. Phoenix dactylüera mit Früchten. Originalaufiiahme für die flGartenwelt". Canna hybrida „Mrs. Kate Gray". — Unter diesem Namen erhielten wir im Palmengarten in diesem Frühjahr eine neue Canna -Sorte, die sich durch sehr gute Eigenschaften auszeich- net. Schon der üppige Wuchs lenkte von allem Anfang an das Augen- merk auf diese Sorte, die, als erste von allen, einen kräftigen Blüten- stengel entwickelte. Die Blüten selbst sind sehr grofs, gut gebaut und von Scharlach • orange- roter Farbe; sie haben den einigen der sogen, orchideenblütigen Canna eigenen, wundervollen Goldglanz. Die Neuheit soll das Resultat einer Kreuzung zwischen „//a- //a" und „Mad. Crozy" sein, worauf auch Blütenbau, Gröfse und Wuchs hin- deuten. Das Laub ist bläulich-grün. Die Pflanze hat eine Höhe von i ,70 m, die einzelnen Blumen haben einen Durchmesser von 13 — 15 cm und sind widerstandsfähig gegen Hitze. Die Kreuzung die- ser Sorte mit den grofs- blumigen Sorten der „t>t':;i"- Rasse wird zwei- fellos sehr gute Resultate ergeben; Canna ,,Mrs,Kale Gray'-'' ist eine Zierde jedes Sortiments. O. Kraufs, Obergärtner, Frankfurt a. M. Myosotis alpestris „Indigoblau". — Unter dieser Bezeich- nung ist von der Firma Wilhelm Pfitzer in Stuttgart eine neue .l/)wo/« -Varietät, die sich durch schöne Blütenfarbe und gleich- mäfsigen Wuchs auszeichnet, in den Handel gegeben worden. Diese Sorte hat einen ausgebreiteten Wuchs und erreicht nicht die Höhe der TOZi«j/3 -Varietäten. Die Blätter sind glänzend hell- grün und kontrastieren sehr angenehm mit der auffallenden Blüten- farbe. Die Blütezeit fiel, die Versuchspflanzen waren uns im Herbst gesandt worden, etwas später, als die der .V. alpestris. Jedenfalls ist diese Sorte eine sehr beachtenswerte Erscheinung. O. Kraufs, Obergärtner, Frankfurt a. M. 536 Die Gartenwelt. V, 45 Koniferen. Tsuga canadensis. (Hierzu untenstehende Abb.) — Der Liebenswürdigkeit des Grafen Tamas-Erdödy verdanken wir die Aufnahme des abgebildeten Riesenexemplars der Tiuga cana- densis aus seinem Schlofsparke in Vas-Vörosvar (Ungarn). Die abgebildete selten schöne Prachtpflanze ist 15 m hoch und ihr Stammumfang beträgt 2,10 m. Die unteren Äste liegen, wie die Abbildung zeigt, malerisch dem Boden auf und bedecken hier eine kreisförmige Fläche von 18 m im Durchmesser. ^ibug.i eunadensis im Schlofspark zu Vas-Vörosvar (Uni; Originalaufaahme für die „Gartenwelt'. Orchideen. Cattleya Trianae. Von L. Gernet, Handelsgärtner, Wandsbek- Marienthal. (Hierzu eine Abbildung) Ua sich die Kultur der Orchideen zur Gewinnung von Schnittblumen immer weiter ausbreitet, so möchte ich es nicht unterlassen, auf eine Art hinzuweisen, die in keiner Gärtnerei fehlen sollte. Es ist dies Cattleya Trianae, die gerade zu einer Zeit blüht, in welcher ürchideenbluraea gesucht sind und stets gut bezahlt werden. Die Hauptblütezeit fällt in die Monate Januar bis Februar, doch kann man den Flor so- wohl früher (Dezember), als auch später haben. Die Auf- nahme meiner Cattleya Trianae Seite 537 wurde am 7. April ge- macht. Leider wird öfter be- hauptet, dafs diese Art nicht so dankbar blüht, als andere Cattleyen. Ich glaube diesen Umstand darauf zurückführen zu müssen, dafs die Pflanzen während des Sommers nicht genügend ausgereift sind. Bei mir blüht sie recht dankbar, und sind Scheiden mit vier Blüten durchaus keine Selten- heit. Ich kultiviere die Pflan- zen im Sommer in einem einseitigen, von Westen nach Osten gelegenen Stellagenhause, während sie im Winter in einem Sattelhause untergebracht sind. Die Farbe der Blumen variiert sehr, man findet alle Abtönungen vom zarten Lila bis ganz Dunkellila, und eben- so verschieden ist die Zeich- nung der Lippe. Es giebt Varietäten ohne Lippenfleck, dann wieder solche mit allen Abtönungen bis zum dunkeln Purpur, eine Eigenschaft, die dieser Art ganz besonders eigen ist. Ich kann C. Trianae jedem Kollegen empfehlen, und würde mich freuen, wenn diese wenigen Zeilen mit dazu beitragen wür- den, diese Art immer weiter zu verbreiten. arn). V, 45 Die Gartenwelt. 537 Orchideen bei uns und in ihrer Heimat. Mit Genehmigung des Verfassers R. A. Rolfe, Kew, aus „The Orchid-Review" für die „Gartenwelt" übersetzt von Julius Hansen, Magdeburg. Die Familie der Orchideen ist die gröfste in der Klasse der Monocotyledonen; wenigstens 5000 Arten sind bis jetzt bekannt geworden. Ihre Vertreter sind weit verbreitet über die Erde und in fast allen Klimaten vertreten, mit Ausnahme der trockensten und kältesten Gegenden. Am zahlreichsten sind sie im tropischen Amerika, namentlich in den dortigen Gebirgen, wie auch in den weiten indischen Regionen. Die „Flora of British India" be- schreibt 1300 Spezies, eine gleiche Fläche Südamerikas würde noch mehr aufweisen. Im kontinentalen Afrika dagegen sind sie seltener, in dem dortigen tropischen Gürtel werden etwa 6 — 700 Arten gefunden. Der Polarkreis weist 22 Spezies auf, von denen jedoch nur 13 das nördliche Europa bewohnen, und zwar soweit, wie der Einflufs des Golfstromes noch bemerkbar ist. Terrest- rische Orchideen sind über das ganze Gebiet der Familie verbreitet , sie sind zahlreicher als die Epiphyten in den temperierten Re- gionen von Europa, Australien und Süd- afrika. Aber auch in den Tropen sind sie in verschiedenen Gegenden in Menge vertreten. Die epi- phytischen Spezies kommen zum gröfs- ten Teil innerhalb der Tropen vor, ihre stärkste Vertretung findet man , wie schon erwähnt, in Amerika und Indien. In Bezug auf ihren Standort zeigen die Orchideen eine so grofse Mannigfaltigkeit, wie nur blühende Pflanzen überhaupt, mit der Ausnahme, dafs keine von ihnen als wirkliche Wasser- pflanzen zu betrachten sind, obwohl viele im Sumpf und Schlamm wachsen, und dafs es sehr wenige giebt, die thatsächlich als Parasiten gelten können. Eine ganz bedeutende Zahl Orchideen werden ihrer Schön- heit halber in ausgedehntem Mafse kultiviert. Diese kommen in der freien Natur unter sehr verschiedenen Bedingungen vor. Auch viele andere, obgleich weniger schön, sind dennoch in den Gär- ten wohl vertreten, so führt z. B. die Liste der Sammlung in Kew etwa 1800 Spezies auf. Die meisten der allgemein kulti- vierten Orchideen wachsen wohl ohne grofse Schwierigkeiten bei regelrechter Kultur; einige lassen sich sogar für sehr lange Zeit in Kultur erhalten. Viele aber gehen nach und nach zurück und müssen, will man die Art in der Sammlung erhalten, durch neu eingeführte Pflanzen ersetzt werden. Noch andere Orchideen scheinen sich nie völlig einzugewöhnen: sie blühen reichlich als importierte Pflanzen, um dann bald dahinzuschwinden. Gerade mit solchen „widerspenstigen Pflanzen" wollen wir uns im folgen- den vorzüglich beschäftigen Es ist ohne weiteres klar, dafs solche Arten in ihrer Heimat sich völlig wohl befinden, denn sonst würden sie da ja bald aussterben. Der Grund, dafs sie bei uns nicht gedeihen wollen, kann nur darin liegen, dafs wir sie nicht richtig behan- deln, d. h. die natürlichen Wachstumsbedingungen, unter denen die Pflanzen gedeihen, nicht genügend berücksichtigen. Es fehlt bei unserer Pflege etwas, und die grofse Frage ist, worin dieses Etwas besteht und wie es ersetzt werden kann. Man kann wohl allgemein annehmen, dafs genaue Kenntnisse der Bedingungen, unter denen irgend eine Orchidee in der Natur wächst, den Kultivateur in den Stand setzen würde, diese Pflanze mit Erfolg zu behandeln, vorausgesetzt, dafs es möglich ist, diese Bedingungen bei uns zu schaffen. Dieser Ansicht gegenüber hat man behauptet, dafs Kenntnis der natürlichen Wachstumsbedingungen nur von geringem Werte für den Kultivateur sei; dafs die Pflanzen in der Natur, wegen des heftigen Kampfes ums Dasein, der ohne Unter- lafs vor sich geht, nicht wachsen wo sie wollen, sondern wo sie können. Hierbei sind aber zwei wesentliche Punkte übersehen. Cattleya Trianae in der Handelsgärtnerei von L. Gernet, Wandsbek. Originalaufnahme für die „Gartcnwelt''. Zunächst ist es sicher, dafs, wo immer eine in gesundem Wachstum stehende Pflanze im wilden Zustande angetroffen wird, sie unter ihr zusagenden Umständen sich befindet, im anderen Falle würde sie schnell verdrängt werden von der Menge ihrer Mitbewerber. Würden nun diese Umstände nachgeahmt, nach- dem die Pflanze in Kultur genommen ist, so würde diese fort- fahren zu gedeihen. Der Pfleger beschützt seine Pflanzen gegen den heftigen Kampf ums Dasein, was doch eine wirkliche und ganz bedeutende Förderung ist; wenn sie aber dann noch fehl- schlagen, so mufs eben irgend etwas in der Behandlungsweise nicht richtig sein. Trotzdem kann es natürlich vorkommen, dafs sie in kümmerlichem Zustande am Leben erhalten bleiben, weil sie ja in der Kultur vor dem Kampfe ums Dasein bewahrt wer- den, durch den sie in der Heimat unbarmherzig vernichtet wer- den würden, falls sie nicht kräftig genug wären. Wir dürfen demgemäfs wohl annehmen, dafs gut gedeihende wilde Pflanzen sich unter den ihnen zusagendsten Lebensbedingungen befinden. Es soll keineswegs bewiesen werden, dafs alle Bedingungen, unter denen eine Pflanze in der freien Natur vorkommt, durch- aus auf künstlichem Wege nachgeahmt werden müssen, um die- 538 üie Garten weit. V, 45 selbe mit Erfolg zu kultivieren, denn viele Exemplare einer Art wachsen wild unter so verschiedenen Umständen, dafs es oft schwer ist zu erkennen, was dieselben überhaupt gemein haben. Dies deutet das Vermögen der Pflanze an, sich weit verschiedenen Verhältnissen anpassen zu können. Solche Pflanzen geben dem Kultivateur sehr selten Anlafs zu Verdriefslichkeiten, und es sollen hier auch keine Ratschläge zur Behandlung dieser Arten erteilt werden. Manche der anscheinend natürlichen Bedingungen sind in der That rein zufällige und daher nicht als unbedingt notwendige zu betrachten. Deshalb wird es erforderlich sein, wesentliche und minder bedeutsameWachstumsbedingungen zu unterscheiden. Fragt man nun : „Welche Bedingungen sind als wesentliche zu bezeichnen und wie können diese erkannt werden?" so dürfte die Antwort nicht so schwer sein, wie man vielleicht fürs erste annimmt. Gesetzt den Fall , irgend eine schöne Orchidee erweist sich als widerspenstig in der Kultur, und der Sammler, welcher auf die Suche geht, um noch mehr Pflanzen dieser Art sich zu ver- schaffen, beschliefst, sich die Umstände, unter denen diese Art in der freien Natur wächst, aufzumerken, in der Absicht, die Schwierigkeiten in der Kultur zu überwinden. Die notwendigen Aufzeichnungen würden in folgenden bestehen müssen: 1. Art des Klimas, einschliefslich der durchschnittlichen Tages- und Jahreswärme und Verteilung derselben auf die ver- schiedenen Jahreszeiten, Dauer der trockenen und der nassen Zeitabschnitte und Höhe über dem Meeresspiegel. 2. Standort, einschliefslich der Lage in Bezug auf Licht und Schatten, sowie Art und Natur des Untergrundes, bez. der Unter- lage, auf welcher die Pflanze wächst. 3. Nahrungszufuhr, deren Beschaffenheit sich gröfstcntcils aus dem Vorhergehenden ergeben würde. So würde der Sammler bald eine gewisse Anzahl L'nter- schiede bez. der Bedingungen feststellen können, unter denen dieselbe Pflanzenart fortkommt. Dabei sollte er sich die Lhii- stände, unter denen besonders üppig gedeihende vorkommen, speziell anmerken, wobei vornehmlich der Standort und bei Ge- birgsorchideen auch die Höhe über dem Meere in Betracht zu ziehen wären. Auf diese Weise würde er bald herausfinden, welche Umstände rein zufällige und welche wesentlich notwendige für das Leben der Pflanze sind. Solche Feststellungen müfsten gewifslich dem Kultivateur von grofsem Nutzen sein, und die Pflanze würde, wenn die Bedingungen nachgeahmt würden oder werden könnten, wohl gedeihen. Mifserfolg- würde nur darauf hinweisen, dafs irgend eine bedeutungsvolle Thatsache entweder übersehen oder vergessen ward. In diesem Lichte betrachtet, kann wohl mit Sicherheit behauptet werden, dafs Kenntnis der Umstände, unter denen irgend eine Pflanze im wilden Zustande gut gedeiht, die sicherste Führung ist, dieselbe mit Erfolg zu kultivieren. Alle Kultivateure wenden eine Art oberflächlicher Einteilung an bezüglich der verlangten Behandlung einer neuen (Jrchidee, von der sie nichts wissen, aber dabei lassen sie sich von früheren Erfahrungen leiten. Sollte deshalb der erste Versuch erfolgreich sein, so würde das noch keineswegs die obige Behauptung von der Nützlichkeit der Kenntnis der natürlichen Daseinsbedingungen für den Kultivateur über den Haufen werfen. Thatsache ist, dafs ein erfahrener Kultivateur sich eine Idee von den Ansprüchen einer Pflanze bilden kann, indem er sie einfach genau prüft. Die Gegenwärt von Pseudo-Bulben, Knollen oder dicken, sukkulenten- artigen Blättern weist auf eine Ruheperiode hin, denn sind nicht solche Organe Speicher für Nahrung, die die Pflanze befähigen, über eine Zeit hinwegzukommen, in welcher die vegetativen Kräfte srhhuiimcrn? Aus dem Vorhandensein abfallender Blätter läfst sich ähnliches schliefsen. Die Textur der Blätter giebt eine Er- klärung für Bedürfnisse einer Pflanze in Bezug auf Licht und .Schatten, und die Stellung der Wurzeln läfst uns meist erkennen, auf welchem Standort sie wächst. Die Untersuchung ergiebt indes sehr wenig Anhalt, die Wärmebedürfnisse festzustellen. So glaube ich z. B. nicht, dafs der Vergleich von Goodyera repens mit irgend einer tropischen Orchidee auch den erfahrensten Kultivateur darauf schliefsen liefse, dafs erstere völlig hart ist, es sei denn, sie ist ihm als europäische Art bekannt. Gewifs vermag er meist eine neue Pflanze als ein Dendrobium, Oncidium oder sonst was zu erkennen, aber dies ist noch keineswegs ein unfehlbarer Führer, denn ver- schiedene Mitglieder ein und derselben Gattung wachsen oft wild unter ganz ungleichen Bedingungen und wollen demgemäfs bei derselben Behandlung nicht gedeihen. Nehmen wir beispielsweise die Gattung Oncidium. Einige ihrer Arten bewohnen feuchtwarme tropische Niederungen. Solche, wie O. sphacelatum , lassen sich dauernd in unseren Warmhäusern einbürgern. Andere Arten dagegen leben hoch oben in den Anden mit Odontoglossen zu- sammen und gedeihen in den Warmhäusern eben nicht besser als diese. Dmdrobium nobile liebt sehr viel Wärme und Feuchtigkeit, wenn es treibt, aber, um es gut und reich in Blüte zu halten, mufs es, nach Vollendung des Triebes, einer langen, kühlen Ruhe- zeit unterworfen werden; ja, es geht sehr schnell zurück, wenn es das ganze Jahr hindurch im heifsen, den Trieb anregenden Warmhause gehalten wird. In einer Privatsammlung wurde einst ein Dendrobitim von Neu -Guinea mit D. nobile zusammen im Kalt- hause ruhend gefunden (beide waren in gleicher Wärme vor- züglich gewachsen). Dem Gärtner wurde bedeutet, es sei sehr unwahrscheinlich, dafs erstere Art diese Behandlung ertragen würde, und ihm geraten, sie nach einem wärmeren Hause zu bringen, was er auch sofort that. Später stellte es sich heraus, dafs die Pflanze dadurch unheilbar gelitten hatte. Dies nur als Beispiel, um zu zeigen, wie leicht es ist, falsche .Schlüsse zu ziehen. Nicht einmal die Arten solcher Gattungen wie Cattleya oder Mas- devallia können alle gleich behandelt werden, wie jeder Gärtner wcifs. Indes kann auch der umgekehrte Fall eintreten. Arten solcher Gattungen, von denen angenommen wird, dafs sie ver- schiedene Behandlung erfordern, wachsen in Wirklichkeit in der Heimat unter ganz gleichen Bedingungen. So giebt es Oncidien, die an einem Orte mit Odontoglossen, an einem anderen mit Cattleyen zusammen wachsen, aber die Arten sind äufserlich in beiden Fällen ganz verschieden, und der Versuch, sie zusammen zu kultivieren, würde unvermeidlich mit Unglück endigen. Macht nun der Kultivateur schliefslich auch die richtige Behandlungsart ausfindig, so stirbt doch nur zu oft die Pflanze während der Ver- suche. Selbst aber wenn der Pfleger einen endlichen Erfolg erreicht hat bei dieser Art und Weise, um wieviel schneller und sicherer wäre er nicht zum Ziele gekommen , hätte er von den natürlichen Daseinsbedingungen Kenntnis gehabt. Wie viele Fehlschläge begleiteten die ersten Kulturen von Odontoglossum cris- ftim, weil den Kultivateuren die Thatsache unbekannt war, dafs es doch,, obgleich innerhalb der Tropen, hoch oben im Gebirge in gemäfsigtem Klima wächst. Bateman bemerkte 1864, dafs zur Zeit Humboldts und Lexarzas Arten von hervorragender Schönheit und Lieblichkeit die aufserordentlichsten Anstrengungen der tüchtigsten Kultivateure verspottet hätten; sie seien ohne Ausnahme umgekommen in der erstickenden Atmosphäre, welcher sie unbarmherzig übergeben wurden. Hier und da wurde wohl ein zufälliger Erfolg erzielt in einem gewöhnlichen Kalthause, aber man verstand nicht, die richtige Lehre daraus zu ziehen. Ungeachtet der wiederholten Warnungen Skinners, Warsce- V, 45 Die Gartenwelt. 539 wicz' und anderer, wurde 30 Jahre lang an der unglaublichen Thorheit festgehalten, kalte Orchideen in Warmhäusern zu kulti vieren. Endlich führten ein paar Züchter zweckentsprechende Kulturweisen ein, deren Erfolg bekannt ist. Lindley bemerkte 1S50, dafs Orchideen, die 1820 noch als ganz unkultivierbar an- gesehen wurden, so unter Gewalt gebracht seien, wie Eriken und P'arne. Nach und nach hat man die natürlichen Wachstums- bedingungen der Orchideen immer mehr kennen gelernt und ihre Behandlung dementsprechend eingerichtet. Allerdings sind oft die wesentlichen Bedingungen durch Versuche entdeckt, ja manchmal rein zufällig gefunden worden. Doch dies entkräftet unsere Beweis- führung nicht. Es wurde bereits auf die verschiedenen klimatischen Ver- hältnisse hingewiesen, unter denen Orchideen in der Natur wachsen, aufser diesen giebt es lokale Eigentümlichkeiten, die in Erwägung gezogen werden müssen. Aufserordentlich nützlich ist es zu wissen, ob eine Art in einem sich verhältnismäfsig gleich- bleibenden Klima wächst, oder in einem solchen, in welchem die Unterschiede der Jahreszeiten besonders ausgeprägt sind. Die Pflanzen selbst besitzen einige diesbezügliche Merkmale. Bollta, ^[asdtvalUa oder Phalaenopsis . welche ohne solche Organe wie fleischige Pseudo Bulben sind, stammen nicht aus e.xtremen Kli- maten, wie z. B. die laubabwerfenden Dendrobien oder die Cata- scium. In temperierten Zonen besteht der Unterschied der Jahres- zeiten hauptsächlich in dem Wechsel der Wärme, und die Ruhe- zeit oder der Stillstand der Triebthätigkeit entspricht der kälteren Jahreszeit. In wärmeren Klimaten ist die Regenzeit von gröfserer Bedeutung; die Pflanzen wachsen gewöhnlich während derselben und ruhen in den trockenen Monaten, obwohl die Wärme während der letzteren höher sein mag. Andere Klimate halten die Mitte zwischen den erwähnten; hier werden die Ruhe- und Wachstums- zeiten sowohl von der Temperatur, wie auch der Regenzeit be- einflufst. Alle diese Umstände sollte der Kultivatcur in Erwägung ziehen. Die Menge von Licht und Schatten ist ebenfalls von grofser Bedeutung. Einige Pflanzen wollen nur wachsen im Halbschatten, andere lieben soviel Sonnenlicht, wie möglich, und in dieser Hin- sicht besteht eine grofse Mannigfaltigkeit bei den ( )rchideen. Die Bedeutung der Höhenlage des Standortes, besonders in Bezug auf Temperatur und Klima im allgemeinen, ist schon berührt worden; die Frage der Nahrungszufuhr und Ergänzung soll weiterhin erwogen werden. Wir haben jetzt einige von den mannigfaltigen Bedingungen, unter welchen Orchideen wachsen, kurz dargelegt. Wir wollen nun zusehen, wie der Kultivateur versucht, den verschiedenen Bedürfnissen gerecht zu werden. Zunächst bezüglich der Wärme. In jeder Gärtnerei, woselbst eine allgemeine Orchideen-Sammlung unterhalten wird, giebt es wohl ein Warmhaus, besonders für die aus tropischen Niederungen stammenden Arten; ein Kalthaus für Odontoglossen, Masdevallien und andere Hochland-Orchideen, welche in gemäfsigtem Klima vorkommen, und schliefslich ein Lauwarmhaus für Pflanzen, welche weder kalt, noch ganz warm stehen wollen. Oft wird man zwei oder drei Häuser der letzteren Art haben, wie das Catlleyen-, das ^le.xiko- und das eigentliche Lauwarmhaus. In ausgedehnten Betrieben finden sich auch wohl mehrere Häuser für solche Typen, wie Dendrobien oder Phalaenopsis u. s. w. Die Möglichkeit einer richtigen Behand- lung jeder Art in einer gröfseren Sammlung kann noch durch die unter diesen LImständen gestattete Verbringung von einem Hause in ein anderes während der Ruhe- oder Triebzeit erhöht werden. Wie reich auch immer die Hilfsmittel sind, welche dem Kultivateur zu Gebote stehen, so kann er doch nie die hei- mischen Daseiiisbedingungen völlig ersetzen, und gewisse Pflanzen weigern sich trotz aller Mühe zu treiben und folglich auch zu wachsen. (Fortsetzung folgt.) Schutzzoll. Im vorigen Hefte haben wir die den Gartenbau betreffenden Positionen des Zolltarif- Entwurfes mit einigen Bemerkungen veröffent- licht. Dieser Teil des Entwurfes wirkte wie eine kalte Dousche auf alle schutzzöUnerischen Handelsgärtner, zumal ein Spafsvogel vorzeitig Zoll- sätze veröffentlicht halte, welche die kühnsten Erwartungen aller Schulz- zöllner übertrafen. Die Aussichten für dem Gartenbau nützliche Schutz- zölle sind aber nach dem vom „Reichsanzeiger" gebrachten Zolltarif- Entwürfe derartig ungünstige, dafs, wenn sie die Genehmigung des Bundesrates und Reichstages finden, die Herren vom Handehgärtner- Verband alle Ursache hätten, mit Goethes Zauberlehrling auszurufen: „Die ich rief die Geister, werd' ich nun nicht los!" Blumen und Bindegrün (mit Ausnahme von Q'caj-Wedeln), auf welche Artikel man im Interesse der heimischen Blamentreiberei gern einen angemessenen Zoll gelegt gesehen hätte, bleiben nach dem Entwürfe vollständig zoll- frei! Auch Bäume, Stauden, Sträucher und sonstige lebende Gewächse, mit oder ohne Erdbällen, auch in Töpfen oder Kübeln, können nach wie vor zollfrei eingeführt werden, und damit bleibt für unsere Koni- feren- und Topfpflanzen -Kultivateure, speziell Palmen- und Azaleen- züchter, die holländische und belgische Konkurrenz im bisherigen Umfange bestehen. Aber Lorbeerbäume, die wir unbedingt aus Belgien beziehen müssen, sind mit einem Zollsatze von 3 M.*) belegt wor- den, einem Zoll, den natürlich zunächst diejenigen Handelsgärtner zu tragen haben, die Handel mit solchen Bäumen treiben. Auch Blumen- zwiebeln, Knollen und Bulben, mit Ausnahme von Orchideenbulben, sind mit einem Zollsatz von 10 M. bedacht worden. Man könnte darüber lachen, wenn die Sache nicht so ernst wäre, zumal hier vorzugsweise die holländischen Blumenzwiebeln getroffen werden, die doch unsere gesamten Handelsgärtner und Samenhändler aus Holland beziehen müssen und die bereits ohne Zoll so hoch im Preise stehen, dafs an Verdienst heute schon kaum zu denken ist. Diese Zwiebeln sollen zu einer Zeit mit dem angegebenen Zoll belegt werden, in welcher die gesamte Blumenzwiebelkullur in Deutschland mehr und mehr zurückgeht. Herr van der Smissen, der Vorsitzende des Verbandes der Handels- gärtner, hat sich veranlaf^t gesehen, in seinem Blumenzwiebelkataloge von diesem Jahre ab Berliner Blumenzwiebeln nicht mehr zu offerieren, da die früher so blühende hiesige Zwiebelkultur mehr und mehr zurück- gegangen ist und die erste Firma nur noch 100 000 selbstkultivicrtc Zwiebeln pro Jahr abzugeben hat. Nicht die holländische Konkurrenz, sondern die fortschreitende Bebauung und der damit Hand in Hand gehende Mangel an geeignetem Boden haben dies Zurückgehen ver- schuldet! Weniger tragisch ist der Umstand zu nehmen, dafs auch sämtliche Gemüse nach dem Entwürfe zollfrei bleiben. Im Sommer ist die Gemüseeinfuhr aus dem Auslande, speziell aus Holland, nicht sehr stark, die Gemüsetreiberei hat aber unter dem Import von Blumenkohl, Gurken und Melonen u. s. w. während des Winters und Frühlings aus dem Süden stark zu leiden, und es finden sich heute wohl kaum noch nam- hafte Handelsgärtner, die sich des Erwerbs halber mit Gemüsetreiberei beschäftigen. Um einen solchen Entwurf, wie den vorliegenden zu zeiligen, wäre es wohl nicht nötig gewesen, gärtnerische Fachleute aus Berlin, Erfurt und sonst woher zu den Beratungen hinzuzuziehen. Ein solches Schildbürgerstückchen hätte das landwirtschaftliche Ministerium auch ohne gärtnerischen Beirat zuwege bringen können. Das „Handels- blatt" ist natürlich ganz unglücklich über den vorläufigen Ausgang der Schutzzollkampagne und spricht von einem „Schlag ins Gesicht der deutschen Handelsgärtnerei". In den Kreisen der Bindekünstler wird dagegen der Entwurf mit Wohlgefallen aufgenommen, was aus folgenden Auslassungen der „Bindekunst" hervorgeht: „Mit diesem Entwürfe darf der Blumenhändler zufrieden sein. Also nur frische und getrocknete *) Die Zollsätze beziehen sich immer auf einen Doppelzentner = 100 kg. 540 Die Gartenwelt. V, 45 C/iTor -Wedel sind im Entwurf mit einem Zoll belastet. — Nun heifst es aber die Hände nicht wie bisher in den Schofs legen, sondern einmütig dafür arbeiten, dafs der Entwurf in seiner jetzigen Form zum Gesetz erhoben wird. Sicher wird sein, dafs die Zollfreunde nunmehr mit allen ihnen zu Gebote stellenden Mitteln gegen den Entwurf ankämpfen werden. Ob es ihnen gelingen wird, eine Abänderung der einzelnen Positionen herbeizuführen, möchten wir allerdings bezweifeln." Die Auslassungen der beiden zitierten Blätter liefern eine treffliche Illustration für die verschiedenen Wirkungen, welche gleiche Ursachen hervorrufen können, M. H. Mannigfaltiges. Ein neuer Obstpflücker „Schneidig". — Fast alle bisher bekannten Obstpflücker haben an den Seiten nach aufwärts stehende Zacken, so dafs man beim Pflücken in den Zweigen hängen bleibt und durch Anstofsen die Früchte beschädigt oder gar abstöfst. Die Halt- barkeit der angelöteten Zacken liefs ebenfalls viel zu wünschen übrig. Es ist dies ein Übelstand, der dem Gartenbesitzer die Benutzung des Pflückers sehr oft verleitet hat; auch der Preis von 1,50 bis 3 M., den man für einen guten Pflücker anlegen mufs, war dem Nutzen gegen- über viel zu hoch, so dafs mancher Gartenbesitzer die nicht mit der Hand zu erreichenden Früchte lieber abschüttelte oder dem Abfallen preisgab. Die Firma Oskar Butter in Bautzen bringt nun einen neuen Obstpflücker unter dem Namen „Schneidig" in den Handel, den man wohl als „praktisch, haltbar und billig" bezeichnen kann. Er ist aus einem Stück verzinntem starken Eisendraht und festem Leinwandsack hergestellt, hat eine nach vorn spitz zulaufende Form, ist vollständig glatt und besitzt keine nach aufwärts stehenden Zacken. Man kann da- her zwischen engstehenden Zweigen leicht hindurch. Die nach der Spitze zulaufende, schnabelförmige Verengung, sowie zwei nach innen stehende, ösenähnlich gebogene Drahtzungen ermöglichen ein leichtes und bequemes Abbrechen der Früchte. Der billige Preis von 0,80 M. gestattet es auch dem kleinsten Gartenbesitzer, sich den so praktischen Obstpflücker anzuschaffen. Personal-Nachrichten. Ernst, Fr., bisher Obergärtner in Langen bei Darmstadt, trat am 15. Juli in gleicher Eigenschaft in die Gärtnerei des Herrn Kom- merzienrat Scherer in Frankfurt a. M. ein. Gehrecke, Karl, Stiftsgärtner zu Heiligengrabe (Kreis Ost- prignitz) erhielt das preufs. allgemeine Ehrenzeichen. Hanbury, Thomas, Besitzer des berühmten Pflanzengartens zu La Mortola bei Ventimiglia (ital. Riviera), wurde vom Könige von England zum „Knight Commander of the Victorian order" ernannt und führt jetzt den Titel Sir Th. Hanbury. Müller, Reinhold, ein auch in weiteren Kreisen bekannter tüclitiger Fachmann, feiert am 15. Oktober das Fest seiner 25jährigen Thätigkeit als Obergärtner der Firma Fr. Rathke Sohn in Praust. Walter, Karl, Obergärtner zu Buchwald (Kreis Hirschberg), erhielt das preufs. allgemeine Ehrenzeichen. Tagesgeschichte. Frankfurt a. M. In einer Juli-Sitzung des Komitees der hiesigen Zentralstelle für Obstverwertung erstattete Herr kgl. Gartenbau- direktor Siebert für den erkrankten Vorsitzenden, Herrn Harry Franck, den Bericht über die 10jährige Thätigkeit der Zentralstelle und des Obstmarkt-Komitees. Aus diesen sehr interessanten Mitteilungen heben wir folgendes hervor: Am 14. September 1891 wurde der erste Obst- markt in Frankfurt a. M. abgehalten. Die städtischen Behörden stellten dazu in zuvorkommender Weise die Stadthalle zur Verfügung. Der Er- folg war ein guter, indem nicht unbedeutende Abschlüsse gemacht wurden. Leider war die Beschickung mit Wirtschaftsobst, wohl infolge des frühen Termins, nicht so reichhaltig, als man gewünscht hätte, so dafs ein zweiter Obstmarkt auf den 30. September i8gi anberaumt wurde. Aber das hiesige Komitee blieb nicht bei diesen Obstmärkten stehen, sondern beschlofs auf Vorschlag des Herrn Harry Franck in einer am 18. März 1893 abgehaltenen Sitzung die Gründung einer „Zentralstelle für Obstverwertung", welche den Ein- und Verkauf von Obst für ganz Deutschland ständig und zwar unentgeltlich ver- mitteln sollte. Zu diesem Zweck wurde ein eigenes Bureau errichtet, das seit Anfang Mai 1893 in Thätigkeit ist. Diese Zentralstelle hat sich als segensreich wirkend erwiesen und steht heute für gleichartige Unternehmungen vorbildlich da. Die den Obstbau fördernde Thätig- keit des Institutes geht aus folgenden Zahlen hervor : Gesamt-An- Gesamt- gebote bei umsatz so- der Zentral- J.lhr stelle für Obst- bei der auf den bei der bekannt verwertung und Zentralstelle Obstmärkten Zentralstelle geworden d. Obstmäikten kg kg kg kg kg i8gi 85162 — 14920 — 14920 1892 523343 — 48680 — 48680 1893 22807567 6 102 782 658840 2958790 3617630 1894 18827896 10316695 877322 4347153 5224475 1895 14056320 12520361 677980 6301340 6979320 1896 8254620 12670315 894915 2 128 120 3023035 1897 5033570 12 705800 911435 I 612 100 2523535 1898 12732950 10874600 I Ol 2 300 4219240 5231540 1899 18467 300 14381990 1246445 8120785 9367230 1900 17007 700 15811 625 937915 8315385 9253300 117796328 95384168 7280752 38002913 45283665 Der Gesamtumsatz betrug also während des Bestehens der Obst- märkte und der Zentralstelle 45283665 kg oder 4528 Eisenbahn-Doppel- wagen. — Die Vermittelung geschieht durch Adressen-Austausch, so dafs der Anbietende die Adressen des Nachfragenden und der letztere die des Anbietenden so lange erhält, bis er sein Obst abgesetzt hat, bezw. bis der Bedarf des Nachfragenden gedeckt ist. Ferner werden während der Saison wöchentlich die Durchschnittspreise veröffentlicht und perio- dische Mitteilungen über die Lage des Marktes in den Tageszeitungen gemacht. — Die Zentralstelle für Obstverwertung in Frankfurt a. M. ist nun die einzige von den vielen nach ihr gegr und eten, welche Angebote von ganz Deutschland unentgeltlich vermittelt. Daher mufsten Mittel und Wege gefunden werden, das zum Betrieb nötige Geld durch Beiträge seitens der interessierten Kreise, der zu- ständigen Ministerien, landwirtschaftlichen und Obstbau-Vereine zu ei- halten. Die Einnahmen und Ausgaben der Zentralstelle bilanzieren mit ca. 3000 M. — Die Obstmäikte haben sich hier sehr gut eingebürgert und lassen forldauernden Aufschwung erkennen, der davon Zeugnis giebt, dafs sie einem wirklichen Bedürfnis abhelfen. Wenn auch vielfach anderweitig dieselben günstigen Erfahrungen nicht gemacht worden sind, so ist doch, nach den Erfolgen der hiesigen Märkte, der Modus beizubehalten, dafs je nach dem Aasfall der Ernte eventuell zwei Märkte, einer für Frühobst und Kelterobst, welch letzteres hier von grofser Bedeutung ist, und einer für Dauerobst, abgehalten werden. — An Stelle des Herrn Harry Franck, der aus Gesundheitsrücksichten den Vorsitz niederlegte und einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt worden ist, wurde der seitherige 2. Vorsitzende, Herr kgl. Gartenbau- direktor Aug. Siebcrt, Frankfurt a. M., zum 1. Vorsitzenden gewählt. Briefkasten der Redaktion. O. F., Celle. Sie wundern sich darüber, dafs das Inserat der be — rühmten Erfurter Schleuderfirma nun auch in der Zeitschrift des Mannes erscheint, der wie ein Don Quichote gegen Windmühlen, gegen die unglücklichen Erfinder jener kleinen Mittel kämpft, mit welchen Blattläuse ins Jenseits befördert werden sollen. Freilich wäre es eine verdienstvollere Sache, den Gartenbau durch Aufnahmeverweigerung von Schleuderinseraten von unsolider Konkurrenz befreien zu helfen, aber Sie müssen bedenken, dafs bei gewissen Leuten Kugellorbeern von 70 cm Kronendurchmesser kaum zur Stopfung des Mundes genügen. Vcrantwortl. Redakteur: Max Hesdörffcr, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstener in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 17. August 1901. No. 46. Nachdruck und Nachbildung aits dem Inttatt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Müssen wir Orchideen düng-en? Von Herrn. A. Sandhack, Obergärtner der fürstl. Metschersky- schen Gärtnerei, Dugino, Gouv. Smolensk, Rufsland. (Hierzu zehn Abbildungen.) Vviederholt haben sich in- und ausländische Fach- blätter mit der Frage der Orchideendüngung beschäftigt, ohne eine allgemeine, mafsgebende neue Richtung in der Orchideenkultur herbeizuführen. Sehr oft sind Artikel über Düngung der Orchideen ver- öffentlicht, mit Photographien von gedüngten Pflanzen, letz- tere aber fast immer ohne Blüten! Warum das? Ist es uns denn nur darum zu thun, kolossale Bulben und Blätter bei den Orchideen zu er- zielen? Ich denke nicht! Denn alles Streben bei der Orchi- deenkultur (ausgenommen bei Aiioectochilus etc.) ist doch darauf gerichtet , möglichst viele, grofse und tadellos ge- baute Blüten zu erzielen. Warum zieht nun mancher Kultivateur es vor, den Er- folg seiner Düngungsversuche an blütenlosen Pflanzen der Öffentlichkeit vorzuführen? Die Antwort überlasse ich dem ge- ehrten Leser. — Viele tüchtige Fachleute haben kostbare Zeit und Mühe auf Versuche mit der Orchideen- düngung verwendet, aber sie selbst und die Allgemeinheit haben wenig Nutzen davon ge- habt, oft das Gegenteil. Als z. B. vor einer Reihe von Die Gartenwelt. V. Jahren ein deutsches Fachblatt epochemachende Artikel über Anwendung chemischer Düngstoffe in der Orchideenkultur brachte, hat so mancher leichtgläubige Kultivateur einen guten Teil seiner Pfleglinge zu Tode gedüngt. Um gerecht zu sein, will ich aber auch zugeben, dafs obige Veröffeut- lichungen Nutzen gebracht haben für manche Orchideen- gärtnerei — wo nicht gedüngt wurde — , so z. B. versicherte mir derzeit ein Reisender, „in Orchideen mache er aufser- gewöhnlich gute Geschäfte!" Kein Wunder, denn die meisten Cypripedium insigne. Vom Verfasser io der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 4'' 542 Die Gartenwelt. V, 46 Kultivateure hielten es für ratsam, recht bald ihre armen, durch das „neue Verfahren" auf den Kompost beförderten Pfleglinge durch neue zu ersetzen, bei deren Ankauf oft die Bedingung gestellt wurde, dafs die zu liefernden Pflanzen „nie gedüngt" seien! So ist man mehr und mehr vom Düngen der Orchideen abgekommen, und der rechte Kultivateur verwendet seine Studien darauf, seinen Pflanzen die richtige, naturgemäfse Be- handlung angedeihen zu lassen. Wozu auch eine Cattleya mit Kuhdung quälen, wenn man ohne diesen schöne Resultate haben kann? — Wozu soll ich das Orchideenhaus mit Latrinenjauche verpesten, um bei einer Laelia purpurata. Vom Verfasser in der fiirstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. irgendwelchen Düngers kultiviert sind. Im übrigen verweise ich auf meinen Aufsatz über Cypripedien im Jahrg. IV, No. 24, Seite 281, der „Gartenwelt". Untenstehende Abbildung zeigt eine Laelia purpurata Lind!, mit 38 Blumen an 6 Schäften. Sie hatte im vorigen Jahre an 3 Schäften 18 Blumen und entwickelte sich im Laufe des verflossenen Jahres zu einer prachtvollen Schaupflanze. Gepflanzt in Farnwurzeln und Sphagnum. Kultiviert im Catt- leyen-Hause. Abb. Seite 543, oben, ist eine Cattleya ALossiac Hookcr, die, obwohl noch ein kleines Pflänzchen, einen prächtigen Blütenschmuck trägt. Coelogyiie cristata LiiulL, in einer 24 cm weiten Schale im temperierten Hause kultiviert, mit 55 Blumen sehen wir auf dem Bilde Seite 544. Wegen ihrer Anspruchs- losigkeit ist diese Orchidee mit den zarten weifsen Blü- ten ein unschätz- barer Winterblüher. Die Seite 546 ab- gebildete Miltonia vexillaria Bentham (syn. Odontoglossum vexillarium Kehb.f.) warnoch im vorigen Jahre ein winziges Pflänzchen mit zwei Bulben, von denen die jüngere 16 Blu- men produzierte und nach Ablauf der Ruhezeit drei junge Triebe brachte mit zusammen 24 Blu- men, wie auf der Laelia purpurata 2—3 Blüten an einem Schaft zu erzielen, wenn ich bei einfacher, guter Kultur ohne Dung 6 — 7 Blüten an einem Schaft haben kann? Oft hört man die Einwen- dung: Die Orchideen können nicht genügend Nahrung aus dem Pflanzmaterial ziehen. Warum nicht? Man gebe nur immer das richtige Pflanzmaterial und die richtige Behand- lung — in Bezug auf Luft, Licht, Wärme und Wasser — und der Erfolg wird nicht ausbleiben. Als Beweis kann ich an- führen, dafs viele, sehr viele Kollegen mit mir obige An- sicht vertreten und die Frage: „Müssen wir Orchideen düngen?" mit nein beantworten. Um nicht den Vorwurf, mit leeren Worten gedient zu haben, aufkommen zu lassen, bringe ich beifolgend Photographien von Orchideen, die in der hiesigen, unter meiner Leitung stehenden Gärtnerei ohne Anwendung Abb. ersichtlich. Abb. Seite 545, unten, stellt ein Angraccurti sanderia- num Rchb. f. (syn. A. modesluvi) mit 47 Blüten an 3 Rispen dar. In einen Korb gepflanzt, im Cattleyen-Hause hängend, bringt dieselbe Pflanze jedes Jahr eine grofse Zahl ihrer weifsen, reizenden Blumen, die nachts einen angenehmen Duft spenden. Das Cypripcdium BoxalUi Rclib. f. (Abb. Seite 545, oben), in 6'/.2 zölligem Topf mit 17 Blumen, wurde mit einigen an- deren Pflanzen in Moskau mit der grofsen silbernen Medaille prämiiert. Abb. Seite 543, unten, zeigt 2 kleine Cypripcdium lecaimm Veitch mit je 4 Blumen, und ein Cypr. leeaimm siiperbum Veitch mit 3 Blumen. Diese schon so dankbar blühenden kleinen Pflänzchen sind Stücke von im vorigen Jahre geteilten gröfseren V, 46 Die Gartenwelt. 543 Pflanzen — ein Beweis, dafs Cypr. leeanum in Be- zug auf Blühwilligkeit und Schönheit der Blumen sehr wohl die Kultur lohnt, sowohl für Schnitt wie für Dekoration. Ein Cypripedium insigne Wallich in 9 zölligem Topf mit 36 Blumen sehen wir auf der Titelseite abgebildet. Abb. Seite 547, oben, führt ein Cymbidium eburneum Lindl. mit 6 Blüten an einer Bulbe vor. Dieses schöne Cymbidium kann nie zur Genüge empfohlen werden, denn die schönen, einer weifsen Cattleya fast gleichzustellenden Blumen liefern ein vorzügliches, dauerhaftes Bindematerial. Aufser- dem ist Cymbidium eburneum sehr anspruchslos in der Behandlung; ich kultiviere es mit Cymbidium Mastersii und Cymbidium lowianum bei -\- 8 bis 12" C. Als Pflanzmaterial wird Rasenerde ver- wandt. Die letzte Abb. Seite 547, unten, veranschau- licht eine schöne Schaupflanze (in 15 zölliger Schale) von Cymbidium hnmanum Rchb. f. mit nicht weniger als genau 104 Blumen. Kleinere Pflanzen in 8 — 12 zölligen Töpfen bringen 40 — 70 Blumen, und das — ich wiederhole es — ohne irgendwelche Düngung! Cattleya Mossiae. Vom Verfasser in der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwelt** photographisch aufgenommen. Orchideen bei uns und in ihrer Heimat. Mit Genehmigung des Verfassers R. A. Rolfe, Kew, aus „The OrchidReview" für die „Gartenwelt" übersetzt von Julius Hansen, Magdeburg. (Fortsetzung.) Aber da sind noch andere Umstände in Erwägung zu ziehen, als Wärme und Klima, so in erster Linie die hochwichtige Frage Cypripedium leeanum und C. leeanum var. superbura. Vom Verfasser in der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. der Nahrungsversorgung. Diese allein eröffnet ein weites Feld für Untersuchungen. In jedem Falle von Mifserfolg darf der Kultivateur sicher sein, dafs ihm die Natur eine Aufgabe stellt, die er gewifs zu lösen vermag, wenn er nur lernen will oder kann. Es giebt eine ganze Anzahl Orchideen, die anscheinend unter keiner Bedingung wachsen wollen. Es sind dies wohl solche, welche in ihrem natürlichen Vorkommen an ganz bestimmte Lebensbedingungen gebunden sind. Die Grenzen derselben sind so eng gezogen, dafs solche Arten nur an den we- nigen Stand- orten gedeihen können, die ihnen die entsprechen- den Daseins bedingungen bie- ten. Es ist hier- bei für den Kul- tivateur oft sehr schwer, sich ein richtiges Bild da- von zu machen, in welcher Lage die Art einzig und allein in der Natur zu wachsen vermag ; ist ihm aber dies geglückt, so wird er auch gute Kul- turerfolge haben. 46* 544 Die Gartenwelt. V, 46 Ein merkwürdiger Umstand bezüglich einiger solcher Orchi- deen besteht darin, dafs sie zuweilen in einem Garten oder irgend einer Lage gut gedeihen, anderswo aber nicht, und dennoch scheint niemand im stände zu sein, die in dem einen Falle ausschlag- gebenden Umstände zu erforschen, die in dem anderen fehlen. Wäre dies bekannt, so würde es möglich, Mifserfolgen entgegen- zuarbeiten, indem man die unzweifelhaft erforderlichen Bedingungen schafft. Als Beispiel sei die wunderbare Disa grandißora angeführt. Bei einigen Leuten wächst sie wie Unkraut, bei anderen ganz und gar nicht und bei keiner versuchten Behandlungsart. Was ist die Ursache hiervon? Ist die Erdart, Stellung, Feuchtigkeit, Temperatur, Unreinheit der Atmosphäre oder was sonst schuld? Dies gäbe ein vortreffliches Thema für einen Meinungsaustausch Coelogyne cristata. Vom Verfasser in der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. ab, denn jeder möchte zeigen, wie man diese Pflanze erfolgreich behandeln müsse. Es heifst, dafs manche Gärtner sie wie ge- wöhnliche Pelargonien behandeln, und zwar mit gröfstem Erfolg. Berichten zufolge soll DIsa grandiflora in einer Höhe von 400 bis 1000 m auf dem Tafelgebirge Südafrikas wachsen, an der Seite von Bächen und Flüssen, die oft im Sommer völlig austrocknen. Vanda caerulea wird gleichfalls vielfach als widerspenstig an- gesehen, aber dies rührt wohl von falscher, d. h. unnatürlicher Behandlung her. Diese Vanda wächst an Orten, wo der Sommer sehr warm ist, im Winter aber zuweilen sogar Frost eintritt. Hieraus ergiebt sich die Lehre, die Pflanzen im Winter in ein kaltes Haus zu bringen, damit sie ruhen können. Jene, die sie so behandeln, haben den besten Erfolg. Sie auch während des Winters in wachsendem Zustande zu erhalten, ist naturwidrig. Indes können durchaus nicht alle V'anda-Anen gleich behandelt werden, was von vielen anderen Geschlechtern auch gilt. Phalaenopsis werden ebenfalls oft als widerspenstig betrachtet, doch züchten einige Gärtner sie ohne besondere Mühe. Manche sagen, es liege viel an dem betreffenden Hause, und verweisen dabei auf ein bekanntes, kleines Phalaenopsis-Waus in der Nähe von Richmond, wo diese Orchideen vorzüglich gedeihen. Natür- lich ist die Beschaffenheit des Hauses von gröfster Bedeutung, und die Häuser unterscheiden sich oft ganz wesentlich in ihrer Bauart, und demzufolge auch in Bezug auf das darin vorhandene Licht, die zu erzielende Feuchtigkeit und Wärme. In dieser Beziehung begangene Fehler sind nicht so leicht wieder gut zu machen, wie solche, die Pflanzstoffe betreffen. lioUea und Pescatoria sind interessante und schöne Orchideen, und viele Liebhaber haben versucht sie zu ziehen, doch mit wenig Erfolg. Es ist bemerkt worden, dafs sie wohl eine Zeit lang gut gedeihen , um dann plötzlich schnell einzugehen. Niemand weifs warum. In der Handels- gärtnerei von B. S. Williams in Holloway waren mehrere Pflanzen in einem ziemlich geschlossen ge- haltenen Vermehrungshause, und es hiefs, dafs sie sich seit Jahren dort befänden und stets gut ge- wachsen wären und geblüht hätten ; abgenommene Teile davon seien wiederholt verkauft worden. Bei Herrn Sander werden sie eben- falls erfolgreich behandelt in einem warmen und feuchten Hause. Diese Kultur ist ihrem heimischen Vorkommen entsprechend, denn sie wachsen wild in schattigen, feuchten Wäldern des Anden- gebietes, in nur mäfsiger Höhe, und da sie ohne Pseudobulben sind, dürfen sie nie trocken wer- den. Thatsächlich scheinen sie das ganze Jahr hindurch zu trei- ben und von Zeit zu Zeit zu blühen. Werden sie anders behan- delt, erweisen sie sich als wider- spenstig. Wie anscheinend geringfügige Umstände zuweilen genügen, um eine Orchidee zu töten, zeigt fol- gender Fall. Vor ein paar Jahren wurde nach Kew ein Baumzweig vom Kilimandscharo gesandt mit zwei darauf wachsenden Angrecum. Es waren Angr. Mlobum var. Kirkii und eine kleine blattlose Art, beschrieben als Angr. Smithii. Nach der Ankunft in Kew gedieh die erstere Pflanze gut und blühte, während die andere zu Grunde ging. Man könnte sich hier nun fragen, konnte man den natürlichen Verhältnissen besser entsprechen, als in diesem Falle, indem die Pflanzen nicht einmal von ihrem Baumzweig entfernt wurden. Dem hingegen mufs man bedenken, dafs Temperatur, Licht, Feuchtigkeit, Klima und sogar die Nahrung vollständig verschieden von dem, was ihnen die Heimat bot, gewesen sein mögen. Erstgenannte Art sah wie ein Sämling aus, was für ihr Gedeihen sprechen mag, letztere dagegen fühlte sich offenbar unglücklich unter den neuen Umständen, und da sie ohne Blätter war, mag sie wohl nicht Kraft genug gehabt haben, den neuen Bedingungen sich an- zupassen. Nicht zwei Pflanzen sind völlig gleich in ihrer Be- V, 46 Die Gartenwelt. 545 schaffenheit, und daher kann ein Wechsel bei ihnen ganz verschiedene Folgen nach sich ziehen. Wenn gleichwohl zwei Pflanzen zusammen wachsen, so kann doch die eine sich unter idealen Bedingungen, d. h. unter solchen, die ihre höchste Vollkommenheit gewähr- leisten, befinden, während es bei der anderen ganz und gar nicht der Fall ist. Ein Wechsel würde erstere schädigen, letzterer aber unter Umständen wohlthun. Die grofse Mannigfaltigkeit in Bezug auf den Bau der Orchideen ist eine Folge ihrer aufserordentlichen Anpassungsfähigkeit an klimatische Eigenheiten, Örtlich- keiten und die Natur der Unterlage, auf welcher sie wachsen, oder an die allgemeine Umgebung, aber die meisten dieser vegetativen Charaktereigenschaften sind auf wenige, wohl gekennzeichnete Typen zurückzuführen, die nachfolgend eingehender besprochen werden sollen, da sie für den Kultivateur von gröfster Bedeutung sind. Als zum einfachsten Typus gehörend, werden die ältesten der vorhandenen Orchideen angesehen, wie Sobralia, Calanlhe, Phajits , die beblätterten Cypripedien und andere weniger bekannte. Sie sind erdbewohnende Pflanzen, gewöhnlich mit kurzem, kriechendem Rhizom, faserigen Wurzeln und aufrechten Nebentrieben oder Zweigen mit gefalteten, mehr oder weniger häutigen Blättern. Die meisten Orchideen dieses Typ gedeihen, sobald wir sie wie gewöhnliche krautartige Topfgewächse pflanzen, wenn nur die richtige Behandlung in Bezug auf Wärme, Feuchtigkeit, Schatten und Ruhe beobachtet wird; in dieser Beziehung sind sie allerdings in ihren Ansprüchen sehr verschieden. Ihre Kultur als Epiphyten nicht nur unnatürlich sein, sondern es hiefse dies in Cypripedium Boxallii. Vom Verfasser in der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. würde vielen i ^ \'u v/ !_. .X "S^ /^ ^HBP-^ ^■^ ^ ^mm_lL,A lE^vyil^l : J^ ^ / Bm^^i^^^I ';Ä^\- _ ' . — ^ Knit « iBi^Bk^ ' >^| Wf^-M B%^B^^3 mm H/^B^ . . ^^^^^^^^^^^^^H 1 ' Angraecum sanderianum. Vom Verfasser in der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwell" photographisch aufgenommen. Fällen, den Mifserfolg geradezu herbeirufen. Um eben hier einen früher erwähnten Punkt näher zu beleuchten, sei darauf hin- gewiesen, dafs Phajus tuberculosiis so weit von dem normalen Charakter dieser Gattung abgewichen ist, um vollständig epi- phytisch zu werden, während Calanthe vesiita grofse Pseudo bulben entwickelt und laubabwerfend geworden ist, welche Eigentümlichkeiten eine völlig verschiedene Behandlungsweise nötig machen. Zum nächsten Typ gehören solche wie Coodyera und die Aiweciochi/us-Cruppe, welche zwar vieles von dem allgemeinen Charakter der vorigen Gruppe beibehalten haben, aber sehr oft breitere, zu einem Büschel vereinigte Blätter entwickeln. Manche dieser Pflanzen wachsen in schattigen Wäldern in Humus; dies mufs bei der Kultur wohl beachtet werden. Die Gattung Vanilla zeigt eine andere merkwürdige Ab- änderung. Ihre Vertreter sind gekennzeichnet durch einen kletternden Wuchs, mit Luftwurzeln und Stamm und Blättern von sukkulentenartiger Beschaffenheit. Diese Eigentümlich- keiten erklären sich aus ihren Standorten in Wäldern, wobei sie, um genügend Licht zu empfangen, nach oben wachsen müssen, dabei aber doch im Boden wurzeln. Eine folgende Phase der Entwicklung ist in den Orchi- deen zu sehen, die unterirdische Bulben entwickeln und laub- abwerfend sind. Solche Pflanzen verlangen eine ausgeprägte Ruheperiode und verursachen ihrem Kultivateur nicht selten viele Mühe. Zurückkehrend zu der zuerst erwähnten Gruppe, können wir hier eine Beschränkung darin erkennen, dafs die gefalteten häutigen Blätter verdoppelt und lederartig werden, wie bei den tropischen Cypripedien. Ein ganz anderer Typ wird durch die Entwicklung eines rein epiphytischen Charakters erreicht, wie ihn so viele der all- gemein kultivierten Orchideen zeigen. Eine solche Ausbildung erscheint vor allem deshalb notwendig, um diesen Bewohnern der 516 Die Gartenwelt. V, 46 Tropenwälder genügend Luft und Licht zu spenden. Mit dem epiphy- tischen Charakter ist, wenigstens in einer grofsen Zahl von Fällen, die Entwicklung von verschiedentlich verdickten, stammartigen oder fleischigen Scheinbulben verbunden, wodurch die Pflanzen befähigt werden sollen, die trockene Jahreszeit zu überdauern. Des weiteren bemerken wir die Luftwurzeln, in eigenartiger An- ordnung und mit besonderem Hautüberzug, alles Merkmale, die für den Kultivateur ihre besondere Bedeutung haben. Einige dieser Epiphyten haben den angestammten Charakter beibehalten, indem sie gefaltete Blätter tragen, wie Vertreter der Cyrtopodien, Cataseten etc., während bei anderen die Blätter verdoppelt und lederartig geworden sind, wie bei Maxillarien, Oncidien, Epidendren, Dendrobien u. dgl. Ein Teil der letzteren bildet keine verdickten Scheinbulben, wie Plcurothallis, Manie- vallia u. a. m. Mit Ausnahme von Vanilla sind die vorhergehenden Gruppen sympodial, d. h. der Stamm oder die Scheinbulbe hört auf zu wachsen und der neue Trieb kommt unten von der Seite. Dem gegenüber steht der mono podiale Typus, bei welchem die Achse, der Stamm, fort- fährt zu wachsen, jahraus jahrein, in derselben Rieh tung, und in ihrer ganzen LängeWur- zeln trägt. Diese Gruppe umfafst Gattungen wie Van- da, Aerides, Phalae- nopsiSyAiigrecum etc. Der Typus ist voll- ständig von dem früher angeführten verschieden, und verlangt eine an dere Behandlung, wie jeder Kulti vateur anerkennen wird. ■■■ 1 I^K^'^ A^^^^H ^H H| ^'i.Hpf ^V/ '^^^^^^^^^^H ^^^^^H ^^9 ^ ^S ^ ' ^ ^^^^^^^^1 ^^^^^^^H ^^r M >>-▼ -1 ^^^K ^^^^^^^^^^^^^^^^1 ^^^^^^^^^^^^^^^^H ^ .^HBT ^ -Ä-- - M Li ^^^^^^^H ^^* 1 kffM^ ^^l^^^^^^l . ^Hf^!ä ^^H Mi IM g^??^'^!^ Voi Miltonia 1 Verfasser in der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei z Dies sind die hauptsächlichsten Typen im äufseren Aufbau des Orchideen- körpers. Einige Pflanzen nehmen mehr oder weniger Stellung zwischen den beiden Gruppen, aber jedes Gepräge hat für den Kultivateur seine besondere Bedeutung. Gewisse vorhandene, besondere Formen sind als Entwicklungen aus einer oder der anderen der vorgegangenen zu deuten. So kann der Stamm sich sehr verlängern und kletternd werden, wie bei Renantkera coccinea, die deshalb nur da erfolgreich gezogen werden kann , wo der notwendige Raum ihr zur Ver- fügung steht. Die Pseudo-Bulben werden hohl wie bei Epidendrum bicornutum oder bei den Schomburgkien , welche in der Wildnis von Ameisenkolonien bewohnt werden, deren Gegenwart jedoch für die Existenz der Pflanzen nicht notwendig ist, da sie bei uns mit Erfolg kultiviert werden können. Diese Orchideen, wie auch die Coryanthts, scheinen den Ameisen Wohnung zu gewähren, für welche diese wiederum Feinde der Pflanzen aus der Insekten weit fernhalten. Bei den Coryanties- Arten leben die Ameisen nicht in den Pflanzen, sondern nur zwischen den Wurzeln. Wenn nun Coryanihes im allgemeinen in der Kultur nicht lange leben , so dürfte doch die Ursache hierfür nicht in der Abwesenheit der Ameisen zu suchen sein. Sie werden gewöhnlich an langen, kletternden Stämmen gefunden, wo sie eine Menge Wurzeln ent- wickeln, zwischen denen nicht nur Ameisen leben, sondern auch andere Pflanzen sich angesiedelt haben. Es heifst, dafs die Ameisen stets mit den Coryanthts zusammen gefunden werden, welcher Umstand sich vielleicht dadurch erklärt, dafs die Pflanzen bei Abwesenheit der Ameisen von ihren Feinden vernichtet werden. Die Coryanthes sind nahe verwandt mit den .Stanhopeen und sollten dieselbe Behandlung erfahren. Auch die Blätter der Orchideen sind bezüglich ihrer Struktur sehr verschieden, von häutigen ändern sie ab bis zu dicken, fleischigen. Einige der ersteren vertragen nichts weniger als direktes Sonnenlicht. Andere sind rund, wie bei Vanda ttres und Onddium jonesianum. Solche Pflanzen lieben überhaupt fast keinen Schatten. Sehr sukkulente Blätter findet man auch bei Otuidium lanaanum und seinen Verwandten; die Spezies dieser Gruppe sind besonders geneigt, während der dunklen Jahreszeit schwarzfleckig zu werden, sie verlangen in dieser Zeit sehr vorsichtige Bewässerung. Solche ver- schiedenen Eigen- tümlichkeiten ha ben sich, nehmen wir an, nach und nach gebildet in abgeänderten \'er- hältnissen und sind schliefslich kon- stant geworden. Wir kommen jetzt zu der bedeu- tungsvollen Frage der Nahrungs- zufuhr. Eine Or- chidee verlangt eine gewisse Menge Nahrung, um ihr Zellen- gewebe aufbauen zu können, wie jede andere Pflanze auch, aber ihr die notwendige Nah- rung zuzuführen, ist nicht immer leicht. Die Pflanzen sind unfähig, feste Stoffe aufzunehmen, die Nahrung mufs daher in flüssigem Zustande verabfolgt werden. Wenn sich die Wurzeln in der Erde befinden, saugen sie Feuchtigkeit ein, welche verschiedene aufgelöste chemische Stoße enthält, und es ist leicht, in diesem Falle flüssigen Dünger zu geben. Pflanzen mit Luftwurzeln Nahrung zuzuführen, ist eine ungleich schwierigere Sache. Von vielen Orchideen wird vermutet, dafs sie keinen flüssigen Dünger lieben, obwohl beispiels- weise viele Erdorchideen zweifellos dadurch gewinnen. Es ist nichtsdestoweniger sicher, dafs eine Orchidee, die in völlig un- lösliches Material gepflanzt, in reiner Luft kultiviert und mit destilliertem Wasser gegossen würde, sehr bald dem Hungertode anheimfiele. Die grofse Frage ist: Wie erhalten epiphytische, vorzugsweise Luftwurzeln bildende Orchideen ihre Nahrung? Könnte diese Frage hinlänglich beantwortet werden, so würde es eine leichte Sache sein, ihnen das Erforderliche auf künstlichem Wege zu verabfolgen. Unter den Erdorchideen sind einige auf Kalkstein- oder kalkhaltigen Untergrund beschränkt, und sterben bald, wenn sie auf andere Böden versetzt werden, einfach, weil ein unbedingt vexillaria. u Dugino für die ,GartenweU'^ photographisch aufgenommen. V, 46 Die Gartenwelt. 547 notwendiger Nährstoff ihnen ent- zogen wurde. Andere leben vor zugsweise in Humus oder in Zer- setzung befindlichen vegetabilischen Stoffen, die leicht durch Peat oder Lauberde zu ersetzen sind. Sumpf- liebende Arten müssen natürlich auch mit der notwendigen Rücksicht auf ihren Standort gepflegt werden, da das Wasser dort viele zersetzte Pflanzenteile mit sich führt. Manche Epiphyten wachsen in Ansamm- lungen abgestorbener Blätter oder an Baumfarnen, Palmen und anderen Bäumen. Obgleich diese vielleicht eine wenig zusagende Unterlage zu sein scheinen, so ist doch sicher die notwendige Nahrung vorhanden, oder sie ist in dem Wasser enthal ten, welches an die Wurzeln der Pflanze gelangt. Luftwurzeln aber sind in vielen Fällen ganz frei, die junge, Nähr- stoff aufnehmende Spitze befindet sich in freier Luft; solche Pflanzen schöpfen ihre Nahrung offenbar aus der Feuchtigkeit der Atmosphäre, bez. aus den Gasen, welche diese ent- hält. Die Nichtigkeit, die Unterlage, auf welcher solche Pflanzen sich befinden, zu düngen, liegt auf der Hand. Besser wäre es wohl, den flüssigen Dünger auf den Boden des Hauses oder sonstwo in die Nähe der Pflanze zu giefsen, und dies leitet auf Cymbidium eburneum. Vom Verfasser in der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. eine Spur, der Möglichkeit einer notwendigen Nahrungszufuhr näher zu treten. Es ist oft bemerkt worden, dafs das Geheimnis, viele Orchi- deen gut zu kultivieren, zum grofsen Teile darin besteht, eine ihnen giinstigeAtmo- sphäre zu schaffen, d. h. eine solche, welche die passende Wärme und Feuch- tigkeit, der jewei- ligen Jahreszeit ent- sprechend, enthält, und deren Schlecht- werden durch an- gemessene frische Luftzufuhr verhin- dert wird. Einige Kultivateure pflegen Dungwasser auf den Weg und gegen die Wände des Hauses zu giefsen, und dies zu Zeiten, wenn die Wurzeln am thätig- sten sind. Andere werfen eine Mi- schung von Kalk und Rufs an ver- schiedene Stellen der Kulturräume, um Ammoniakgas hervorzubringen, welches im Verein mit der in der Luft befindlichen Cymbidium lowianum. Vom Verfasser in der fürstl. Metscherskyschen Gärtnerei zu Dugino für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 548 Die Gartenwelt. V, 46 Feuchtigkeit von den Wurzeln aufgesaugt wird und ein üppigeres Wachstum hervorruft. Ein bekannter englischer Handelsgärtner, der als einer der erfolgreichsten DenJroiium -Züchter gilt, bespritzt Wege und Wände in seinen Kulturhäusern im Sommer zweimal wöchentlich mit Dungvvasser, auf den Heizrohren befinden sich aufserdem kleine Tröge, in die gelegentlich etwas Jauche und Rufs gethan wird. Ein Liebhaber benutzt zu demselben Zwecke eine Mischung von Kalk und Rufs, und hat gefunden, dafs dies Verfahren vorteilhafte Resultate zeitigt, die sich in der dunkel- grünen Belaubung zeigen; manche seiner Pflanzen sind wahre Bilder der Gesundheit. Eine derartige Düngung erscheint mithin sehr angebracht, denn es ist sicher, dafs sowohl Ammoniak, wie auch Feuchtigkeit in der Luft vorhanden ist an solchen Orten, wo Orchideen natürlich vorkommen, und das Vorhandensein der Luftwurzeln deutet darauf hin. Die Ausbildung von Luftwurzeln stellt offenbar eine Anpassung an gegebene Verhältnisse dar, um die notwendige Nahrung zu erlangen. Einige Orchideen haben sowohl Erd- wie auch Luftwurzeln, z. B. Vanilla. Ohne Frage sind beide Arten bei der Nahrungs- aufnahme beteiligt. Eine ziemlich ähnliche Beschaffenheit zeigen gewisse Cataselum, Gongora und andere, bei denen zahlreiche Wur- zeln vollständig aufrecht in die Luft wachsen und dadurch der Pflanze ein ganz merkwürdiges Aussehen verleihen. Ein Bota- niker von Trinidad veröffentlichte einige interessante Beobach- tungen über die letzteren, er sagt: „Gongora, wie auch viele andere Orchideen haben, wenn sie sich in guter Gesundheit befinden, zwei Arten von Wurzeln, erstens die Haupt- oder sich anklam- mernden und zweitens die vertikal in die freie Luft wachsenden Wurzeln. Diese vertikalen Wurzeln werden gefunden bei Gongora, Cataselum, Coryanihes und Epidendrum ; sie beginnen stets zu wachsen bei Eintritt der feuchten Jahreszeit und senden die grüne, wachsende Spitze genau vertikal in die Luft. Um diese Spitze kann man bei nasser Witterung einen glänzenden Kreis von Feuchtigkeit bemerken. Bei trockenem Wetter verschwindet diese wachsende, grüne Spitze vollständig, indem sie allmählich in eine ganz feine Nadelspitze ausläuft und sich völlig mit der weifsen Haut be- deckt, wie sie bei den anderen Wurzeln vorhanden ist; in diesem Zustande sind die Wurzeln nicht aufnahmefähig. Dafs diese Wurzeln eine für die betreffende Pflanze bedeutungsvolle Arbeit verrichten, ist deutlich ersichtlich, denn sobald sie sehr zahlreich vorhanden sind, ist die Pflanze am kräftigsten und befindet sich in strotzendem Gesundheitszustand. Worin aber die Thätigkeit dieser Wurzeln besteht, ist noch nicht genau klar, doch ist diese Erscheinung eine so merkwürdige, dafs sie wohl verdient, näher erforscht zu werden." (Schlufs folgt.) Sommerblumen. Arctotis grandis ist eine Komposite, deren Blumen in ihrer matten, vornehmen Färbung sie als eine vorzügliche Neu- heit unter den Sommerblumen charakterisieren. Die grofsen, schmalen Strahlenblüten sind von fast reinem Weifs mit einem kaum merkbaren Anflug von Blau, die Rückseite dagegen schimmert in mattem Blaurosa; die Scheibenblüten sind von leuchtend blauer Färbung. Am Grunde der Strahlenblüten zieht sich ein schmaler gelber Kranz um die Scheibenblüten und erhöht so die herrliche Farbenwirkung der einzelnen Blumen. Die Pflanze wächst ge- drungen und bringt aus ihrem bläulich-grünen Laube Blüten in rascher Folge bis zum Herbste zur Entfaltung. Eines aber ist an dieser Pflanze zu tadeln: die Blüten öffnen sich nur bei Sonnenschein und hellem Wetter, bei bewölktem Himmel er- schliefsen sie sich unvollständig und bei Regen bleiben sie fast geschlossen. Vielleicht bringt die Weiterkultur dieser empfehlens- werten Pflanze die genannte störende Eigenschaft zum Wegfall und dann wüfste ich nicht, was hinderte, Arctotis grandis in jeder Gärtnerei und bei jedem Gartenliebhaber mit Erfolg einzuführen. Die Kultur ist die denkbar einfachste. Mitte März bis Anfang April lauwarm ausgesät — oder auch noch später ins kalte Mist- beet — keimen die Samen gut. Ob pikiert und dann in nahr- hafte, kräftige Erde in Töpfe gepflanzt und als Topfpflanze weiter kultiviert, oder nach dem ersten Pikieren ins freie Land gepflanzt, bleibt sich beides in Bezug auf Blütenfolge und kräftiges Wachs- tum gleich. Im Topfe aber verlangt die Pflanze öfters einen reichlichen Dunggufs und recht sonnigen Stand, welch' letzteres auch fürs Freie gilt. Kräftiger, nahrhafter Boden ist auch hier Hauptbedingung einer erfolgreichen Kultur. R. Metzner, Mainz. Gehölze. Syringa oblata. (Hierzu die Abbildung Seite 549.) — Auf den ersten Blick wird der Leser in unserer Abbildung eine ältere Sorte der Syringa vulgaris vermuten. Dem ist jedoch nicht so. Auf dem Bilde haben wir eine gute Fliederart, Syringa oblata, vor uns, die in unseren Gärten und in den Baumschulen leider ein sehr seltener Gast ist. Freilich an Schönheit reicht sie nicht an unsere schönsten vulgarisSoxttn heran, an eine „Madame Lemoine^ oder an „Andenken an L. Späth"; aber sie hat vor diesen Sorten ihre Vorzüge: Syringa oblata blüht um 8, 10 Tage früher als die erste vulgaris und setzt uns somit in den Stand, den köstlichen Fliederflor frühzeitiger eintreten zu lassen. Eine Abschweifung von meinem Thema sei mir hier gestattet. Ich sah am 9. Juni in den Froebel- schen Baumschulen in Zürich die neueren Syringa y^wirtra -Ver- besserungen genannten Geschäftes mit ihren kraftvollen Rispen in Blüte. Diesen wird ohne Zweifel eine grofse Zukunft gehören, sie verlängern den Fliederflor. Zurück zur oblata. Neben der frühzeitigen Blüte hat diese Art ein breiteres, mehr nierenförmiges Blatt. Wenn im September in unseren Gärten die vulgaris-YWeder häufig entlaubt stehen, hält die oblata noch ihr mehr lederartiges, festes Blatt, das eine ganz leidliche Herbstfärbung annimmt. Das ist meiner Ansicht nach auch ein grofser Vorzug gegenüber der Syringa vulgaris. Der Wuchs der oblata ist nicht ganz so steif, wie der vieler vulgarisSotten; auch erreicht sie kaum mehr als 3 bis 4 m Höhe. Im Winter ist sie auffallend durch ihre sehr dicken, runden Knospen. Sollte es gelingen, Kreuzungen der Syringa oblata mit unseren neuen i'«4'VJ''"-Sorten zu erzielen, so dürfte damit ein neuer Zug durch die Fliederzüchtungen gehen. Frühblühende Flieder, die sich vielleicht auch leicht treiben lassen! Lemoine in Nancy soll früher schon, in den 70 er Jahren, eine solche Züchtung er- halten haben (S. hyadnthiflora). In seinem letztjährigen Kataloge ist sie nicht mehr angeführt. Ich habe im verflossenen Frühjahr auch eine Unmasse o^/a/a-Blüten künstlich mit (etwas angetrie- benen) „Andenken an L. Späth" und alba grandiflora gekreuzt, auch umgekehrt „Andenken an L. Späth" zur Kreuzung mit oblata benutzt, jedoch ohne Erfolg. Vielleicht verhinderte die ganz abnorme Dürre des Mai die Befruchtung. Und selbst wenn solche Züch- tungen trotz allen weiteren, beharrlichen Kreuzens nicht gelingen sollten, der Typus Syringa oblata ist es wert, in unsere Gärten — neu eingeführt zu werden. Max Löhne r. Syringa japonica. — Unser gewöhnlicher Flieder, S. vul- garis, fehlt in keinem Garten, und namentlich Varietäten von ihm sind wertvolle Treibsträucher. Heute möchte ich einer andern Fliederart einige Worte widmen, dem japanischen Flieder, S. ja- ponica. Dieser geht in den Gärten auch unter dem Namen V, 46 Die Gartenwelt. 549 I.iguslrum amuroise und bildet schön belaubte, üppige Büsche, welche sich im Juni mit den reinweifsen, breiten Blütendolden schmücken. Diese Syringa blüht also später als Syringa vulgaris, und darin liegt ihr Hauptwert. Die Blütendolden liefern aus- gezeichnetes Schnittmaterial, zumal sie sich abgeschnitten lange halten, und schwach, nicht so betäubend wie S. vulgaris, duften. Da die einzelnen Blüten ziemlich klein sind, so wirken die Dolden recht zierlich. Der japanische Flieder wächst rascher zu gröfseren Büschen, als seine Verwandten heran, und vom 4. oder 5. Jahre ab erscheinen alljährlich in reichem Mafse an den holzigen, vor- jährigen Trieben die Blüten. In Bezug auf Boden und Klima stellt S.japonica keine sonderlichen Ansprüche. Infolge ihres schönen Baues ist sie namentlich zur Vor- und Einzelpflanzung zu em- pfehlen. A. Hain dl. Gleditschia macra- cantha. (Hierzu die Abb. .Seite 550.) — Der grofs- dornige Christusdorn ist zwar keine ganz unbekannte Pflanze in unseren An- lagen, aber mancher un- serer Fachleute wird doch staunen, wenn ich im Bilde einen Dorn dieser Art vorführe, der in Wirklich- keit eine Länge von 44 cm hat, die untersten Neben- dornen messen 2q, 23, 20 und 15 cm. Es ist aller- dings eine Abnormität, da die anderen Dornen an der Pflanze höchstens '/j und '/j so grofs waren. Zu welchem Zwecke die Natur vielen Pflanzen Stacheln oder Dornen wachsen läfst, ist gewifs manchem Gärt- ner unklar, da für ihn ja die Beschäftigung mit einer solchen Pflanze eine wenig erquickliche ist, bei näherer Anschauung aber sieht man, wie wichtig diese Zugabe und wie unbedingt nötig sogar oft genug sie ist. Die Stacheln dienen als Schutz- organ der Pflanze gegen Angriffe weidender Tiere, oder als Verbreitungsmittel, insbesondere bei Früchten, die im Haar oder Federkleid von Tieren hängen blei- ben und dadurch weiter transportiert werden. .Stacheln und Dornen treten an der Pflanze gewöhnlich da auf, wo sie am meisten des .Schutzes bedarf; so sind z. B. manche Arten von Prunus und Ptrus nur im jugendlichem Zustande bestachelt, solange sie von Weidetieren angegrifien werden können, auch bei Rosen und Brombeeren sind die jungen Triebe am stärksten bewaffnet. Ent- weder sind die grünen Pflanzenteile selbst mit Stacheln oder Dornen bewehrt, oder die Waffen sind nicht an dem zu schützen- den, sondern einem benachbarten anderen Pflanzenteile ange- bracht. Stachel und Dorn ist wie bekannt zweierlei: Der Stachel ist eine dornartige Erhebung der Oberhaut oder des unter ihr befindlichen Rindengewebes, ohne dafs eine Achse oder ein Blatt an der Bildung Anteil hätte. Der Stachel ist also ein Trichom im Gegensatz zum echten Dorn, welcher ein umgewandeltes Stengel- oder Blattgebilde darstellt. Welchen Umfang solch ein Gebilde annehmen kann, ist aus unserem Bilde recht ersichtlich. Ich kann G. macracantha, die eine Abart von G. triacanthos ist, wegen ihren auffallend grofsen Dornen und zierlichen Verästelung besonders zur Einzelpflanzung auf Rasen sehr empfehlen. C. B ruckisch, Baumschule „Elisabethenhain", Vilbel, Syringa oblata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt** photographisch aufgenommen (Text Seite 548). Stauden. Campanula Medium und C. Medium caly- canthema. — Obgleich ich hier nichts Neues bringe, möchte ich doch, nachdem wir hier im Palmengarten in diesem Frühjahr einen so herr- lichen Flor dieser Glocken- blumen gehabt haben, den- selben einige empfehlende Worte widmen. Manche alte Pflanze wird viel zu wenig gewürdigt, und doch kann man, wenn man eine solche Pflanze wieder ein- mal in gröfseren Massen zeigt, beobachten, ein wie grofses Interesse das Publi- kum daran nimmt. Cam- panula Mtdium erreicht eine Höhe von ca. i m, hat eine gefällige, pyramidale Verästelung, die grofsen, schön geformten Blumen stehen in Trauben, sind hängend und erscheinen in reicher Fülle. Teils sind sie einfach, teils sind die Kelchblätter denen der Blumenkrone in der Farbe gleich (die Varietät caly- canthcma der Gärten), weiter- hin giebt es gefüllte Blu- men, die aber die Schön- heit der einfachen nicht erreichen. Am meisten vertreten sind die Farben Weifs und Blau, sehr schön ist das seltenere Rosa, interessant, zwar nur bei näherer Betrachtung, sind die gestreiften Sorten. Die Kultur ist eine bekannte; die im Mai -Juni auf ein Saatbeet im Freien gesäten Pflanzen werden verstopft und später an den für sie bestimmten Platz gesetzt. Man kann sie aber auch im Frühjahr vor der Blüte an den Standort bringen, ohne die Blüte dadurch zu beeinträchtigen. O. Kraufs, Obergärtner, Frankfurt a. M. Peltaria alliacea ist eine Kalkpflanze, wie ich sie ausge- sprochener noch nirgends gefunden habe. Seit vielen Jahren lagert in unserm Erdegarten ein Haufen Kalkschutt, bestehend aus ab- gekratztem Kalkbewurf, Abbruch von Häusern u. dgl., um den- 550 Die Gartenwelt. V. 46 selben zur Beimischung in die Erde für kalkliebende Pflanzen zu verwenden. Hier auf diesem sterilen Kalkhaufen hat sich, wohl als Flüchtling aus den botanischen Feldern, obengenannte, in Italien heimische Crucifere angesiedelt und erscheint seit 8 Jahren Jahr für Jahr in vermehrter Auflage, alle übrigen Pflanzen ver- drängend. Im ganzen umliegenden Terrain kommt die Pellaria nicht mehr vor, zeigt indes auf dem Kalkhaufen grofse Üppig- keit; nach der Samenreife stirbt die Pflanze ab. Graebener- Karlsruhe. Digitalis- Arten in Gärten. — In unseren Gärten trifft man die Digilalis-hnew selten an, trotzdem sie sich infolge ihres kräf- tigen, dekorativen Wuchses und ihrer schönen Blütenfarben wegen sowohl zur Anpflanzung in Parks als auch in Ziergärten eignen. In kleinen Trupps zusanimengepflanzt, wirken sie aufserordentlich. Im Park zeigen sich die Digitalis als echte Gebirgswaldpflanzen in ihrer ganzen eigenartigen Schönheit; doch mufs man mit der Auswahl des Standortes vorsichtig sein und den natürlichen An- sprüchen möglichst Rechnung tragen, dann wird die geringe Pflege, die man den Pflanzen zukommen läfst, durch präch- tigen Blumenflor reichlich ver- golten werden. Alle Digitalis lieben einen mehr trockenen , sonnigen Standort mit kalkhaltigem, durchlässigem Boden. Es würde sich im Park ein nach Süden zu gelegener felsiger Abhang, der in der Haupt- sache mit leichtem, niederem Buschwerk besetzt ist, am besten zu ihrer Aufnahme eignen. Leider sind diese schönen Fingerhüte alle giftig, daher ist ein Anpflanzen der- selben an Stellen, die für Kinder leicht zugänglich sind, sowie in der Nähe von Weg- rändern zu vermeiden. Die schönste der einhei- mischen Digitalis ist unstreitig der rote Fingerhut, D. fiirpurea L., welcher im zweiten Jahre bis i'/ji" hohe Stengel treibt, die mit grofsen, in einseitswendigen Trauben stehenden, glockenförmigen, purpurroten Blüten ge- schmückt sind. In der Gartenkultur hat man hiervon Varietäten erzeugt, welche noch gröfsere Blumen bringen als die wilde Art; so zeigen z. B. die Blumen von D. purp, gloxiniacflora an Zeich- nung und Gröfse viel Ähnlichkeit mit Gloxinienblumen. Die an- deren, zum Teil einheimischen Arten blühen meist gelb bis rost- farben ; hierher gehören die in Deutschland vorkommenden Arten D. ochroleuca 7!i.v/., D. lutea L. und D. purpurascens Kth., letztere wohl durch Kreuzung entstanden, während die ebenfalls prächtigen D. lanata und firnigittta aus Südosteuropa, (isterreich und Griechen- land stammen. Dig. ftmiginea eignet sich wegen ihres schönen Wuchses besonders zur Verwendung im Ziergarten. Sämtliche Digitalis sind zweijährig, daher ist es am besten, den Samen im Mai oder Juni im Park gleich an Ort und Stelle zu säen, die Pflanzen dann zu verziehen, und nur soviel stehen zu lassen, als man wünscht. Eine weitere Pflege brauchen sie dort nicht. Zur Verwendung im Ziergarten mufs man den Samen schon in ein Beet oder Kasten aussäen und die auf- gegangenen Pflänzchen auf eine Entfernung von ca. 30 cm pikieren. Am besten werden diese Sämlinge noch in demselben Jahre oder sonst zeitig im Frühling des folgenden Jahres an ihren Platz gepflanzt. Infolge ihrer Anspruchslosigkeit und Schönheit verdienen es diese Pflanzen , in unseren Gärten mehr gewürdigt zu werden. Überhaupt besitzen wir unter unseren heimischen Stauden eine grofse Zahl, welche bei geeigneter Kultur mit vielen fremden Einführungen erfolgreich konkurrieren könnten. L. Kniese. Riesendorn von Gleditschia macracantha ('/f^ natürl. Gröfse) Originalaufnahme für die „Gartenwell" {Text Seite 549). Bücherschau. Barfufs, J., StachelbeerkuUur und Stachelbeerwein. Anzucht und lohnende Pflanzung, Pflege, Feinde und Sorten fiir Grofs- und Kleinbetrieb, sowie Verwertung der reifen Fruchte. 87 Seiten Text mit 27 Abbildungen. Preis M. i, — . Verlag von Richard Carl Schmidt, Leipzig. Wieder ein neuer „Barfufs" bei einem neuen Verleger. Wenn das so weiter geht, wird bald jede Verlagsbuchhandlung Deutsch- lands ein Buch von Barfufs, des unermüdlichen Mitarbeiters am „Handelsblatt", im Verlag haben; vielleicht hat auch Barfufs bis dahin den Gartenbau erschöpft, worauf er sich wohl der Hühner- züchterei zuwendet, der schon in vorliegender Schrift eine „philosophische" Betrachtung ge- widmet ist. Der Lektüre dieses neuen Barfufs'schen Meisterwerkes ver- danken wir eine lustige Stunde, was wir in unserer ernsten Zeit doppelt hoch anschlagen. Die Zeichnungen, die der Verfasser bietet, lassen uns vermuten, dafs er auch noch als Künst- ler, und zwar als Karrikaturen- zeichner, eine Zukunft hat. Ein würdiges Gegenstück zur zeichnerischen bildet seine litte- rarische Begabung. Der Mann sagt meist gerade das Gegenteil von dem, was er sagen will. So schreibt er: „Sollen die Stachelbeeren im unreifen Zustande verbraucht werden, so sind die- selben dann zu pflücken, wenn sie das höchste Entwickelungsstadium durchmachen." Dieses höchste Entwickelungsstadium ist also nach Barfufs der Zustand der Unreife. Auf Seite 20 erzählt er, dafs den Früchten leicht ein Jauchegeschmack anhaftet, darum giebt er den Rat, im Auge zu behalten, „dafs kurz vor der Reife der Acker oder das betreffende Stück Land berieselt wird , weil bei frühzeitigen Sorten leicht ein Nachgeschmack an den Früchten eintreten könnte". Ein höchst sonderbarer Rat! Wir vermissen hier nur noch die spezielle Empfehlung zur Anpflanzung auf Rieselfeldern. Köstlich ist u. a. auch die Begründung der Pflegebedürftigkeit der Stachelbeeren: „Im all- gemeinen," so schreibt Barfufs, „verlangt die Stachelbeere eine Pflege wie jedes Kind, jedes Tier und Erdengeschöpf, um den Beruf, Früchte zu bringen, zu erfüllen." Auch in der Erfindung neuer technischer Schlagwörter ist Barfufs Meisler, er schreibt von „frechem Lehmboden", „weichen Furchen", führt ein „von der Sonne beschienenes, trockenes Klima" ins Feld u. s. w. Vor Abfassung seiner nächsten Schrift möch- ten wir dem Verfasser den Rat geben, sich bezüglich der Satzkonstruk- tion und Interpunktion mit einem etwa lojährigen Volksschüler ins Einvernehmen zu setzen. Wir wünschen, dafs uns Barfufs, damit auch der unfreiwillige V, 46 Die Gartenwelt. 551 Humor in unserer GartcnbauliUeratur nicht fehlt, noch mit manchem Kinde seiner Muse beglücken möge, wozu er auch dann noch die nötige Zeit finden dürfte, wenn man ihn, wie wir vermuten, als Sach- verständigen zu den zwecks Erlangung einer einheitlichen Ürlliographie z. Z. im Kultusministerium stattfindenden Beratungen hinzuziehen wird. M. H. Hampel, Carl, Gartenbeete und -Gruppen. Verlag von Paul Parey, Berlin. Von diesem, als vorzüglich bekanntem Werke ist eine neue, un- veränderte, billige Ausgabe erschienen. Der .stattliche, hübsch in Leinen gebundene Band kostet nur noch M. 7,50. Das Buch enthält nicht weniger als 333 Vorbilder für Blumen- und Blattpflanzengruppen mit je mehreren Bepllanzungsangaben, in welchen den zur Verfügung stehenden gröfseren oder geringeren Geldmitteln und den verschiedenen Jahreszeiten Rechnung getragen wird. Sämt- liche Abbildungen sind saubere Strichätzungen. Das vorliegende Werk trägt der modernen Richtung in der Land- schaftsgärtnerei Rechnung, welche an Stelle der bald langweilig wer- denden Teppichbeete mehr und mehr wieder malerische Blattpflanzen- und Blütengruppen treten läfst, und wird allen Landschafts- und Herr- schaftsgärtnern gute Dienste leisten. Die in ihm vereinigten Entwürfe sind erprobt und tragen den verschiedensten Geschmacksrichtungen Rechnung. M. H. Die sozialen Rechtsverhältnisse der gewerblichen Gärtner in DetltSChland im Lichte der Geriehtspraxis und be- hördlichen Verwallungstechnik. Unter diesem Titel hat Otto Albrecht eine vom Hauptvorstande des allgemeinen deutschen Gärtnervereins (Berlin N. 37) herausgegebene Denkschrift an den Reichstag in Bro- schürenform zusammengestellt (Preis M. 1,50). In dieser sehr interessanten Denkschrift wird den ständigen und berechtigten Klagen über die widerspruchsvolle Gerichtspraxis bei den den Gartenbau betreffenden Rechtsstreitigkeiten Ausdruck gegeben. Wie die Verhältnisse heute liegen, ist es den gewerblichen Gärtnern nicht möglich, bei den meisten Gewerbegerichten ihre arbeitsrechtlichen Streit- fälle zum Austrag zu bringen. Auch die ordentlichen Gerichte sehen die Gehilfen der Kunst- und Handelsgärtnereien vielfach als gewöhn- liche landwirtschaftliche Arbeiter an. Die Schrift bringt zahlreiche, meist recht drastische Belege für die • unsichere öffentliche Rechtslage unserer gewerblichen Gärtner bei. Es werden u. a. 221 Auskünfte als Ergebnis einer Umfrage an die deutschen Gewerbegerichte abgedruckt, welche die Unhaltbarkeit des gegenwärtigen Zustandes darthun. Ein Teil der Gewerbegerichte giebt darin die Er- klärung ab, dafs er sich (Ur das gesamte gärtnerische Produktions- und Handelsgewerbe zur Schlichtung der Streitigkeiten als zuständig erachtet ein anderer Teil nur für das Handels-, ein dritter Teil nur für das Produktionsgewerbe; ein weiterer Teil erachtet nur einzelne Branchen des gärtnerischen Produktionsgewerbes als Gewerbebetriebe bezw. die darin thätigen Gärtnergehilfen als Gewerbegehilfen im Sinne der Reichs- gewerbeordnung, die übrigen aber als zur Landwirtschaft gehörig (selbst hierbei gehen noch in betreff der Branchen die Anschauungen vielfach auseinander). Der übrige Teil der Gerichte — 31 an der Zahl — zählt sämtliche Branchen der Gärtnerei als dem Machtbereich der Gewerbe- ordnung und der Gewerbegerichte nicht unterstellt auf. Während die Gehilfen, aus solchen setzen sich die Mitglieder des obengenannten Verbandes in der Hauptsache zusammen, die Gärtnerei unter das Handwerk und die Reichsgewerbeordnung gestellt sehen möchten, arbeitet der Verband der Handelsgärtner allen Bestrebungen entgegen, welche darauf hinauslaufen, die Gärtnerei den Handwerker- kammern, bezw. der Reichsgewerbeordnung zu unterstellen. Es wurde vom genannten Verband auch jüngst in Dresden folgende dahinzielende Resolution angenommen: „Die Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands in Dresden erklärt sich mit den in dem heutigen Vor- trag dargelegten Ausführungen, welche darin gipfeln, einer Unter- stellung der Handelsgärtnerei unter das Handwerk und die Reichs- gewerbeordnung entschieden entgegen zu treten und sich ausschliefs- lich als zur Landwirtschaft gehörig zu betrachten, einverstanden und beauftragt den Vorland, nach der angedeuteten Richtung hin weitere Schritte zu unternehmen." M. H. Schutzzoll. Die sogenannten „Enthüllungen", die der „Sachverstän- dige Lud^vig Möller" über den Zolltarif seiner gläubigen Leser- gemeinde zum besten gab, und die dann durch die Veröffentlichung des ganzen Entwurfes im „Reichsanz^iger" als grobe Unwahrheiten festgenagelt worden sind, glauben wir. in den beiden letzten Nummern genügend gekennzeichnet zu haben. Wir hatten selbstverständlich diese Ent- hüllungen bei ihrer Veröffentlichung unbeachtet gelassen ; für eine ernst- liche Erörterung derselben wäre uns der Raum der „Gartenwelt" viel zu schade gewesen, zumal wir schon seit Jahr und Tag den Urheber nicht mehr ernst nehmen. In seiner Nummer vom 3. August macht sich nun der „Handelsgärtner" die Mühe, mit dem schon so oft gekennzeichneten Herrn Möller wegen diverser Anzapfungen wieder einmal abzurechnen. Die persönlichen Abrechnungen interessieren uns vorläufig nicht, wir werden schon selbst, wenn die richtige Stunde gekommen ist, den Mann kennzeichnen, der seit l'/., Jahrzehnten seine halllosen Verdäch- tigungen und Anrempeleien gegen diejenigen ausstreut, die ihm im Wege stehen oder nicht nach seiner Pfeife tanzen. Wir wollen aber unseren Lesein das nicht vorenthalten, was das genannte Blatt über die beregten Enthüllungen bekannt giebt: „Welchen Wert man ferner der „Redaktionsweisheit" von Möllers D. G. Z. beilegen kann," so schreibt der „Handelsgärtner", „beweisen auch wieder die famosen Enthüllungen in No. 2g über den Zolltarif. Verschiedene grofse politische Zeitungen, unter anderen auch die „Post", die „Schlesische Zeitung", die „Vossische Zeitung", „Berliner Tage- blatt" etc. haben denn auch die MöUerschen Ausführungen als das be- zeichnet, was sie sind, nämlich als eine „Ausgeburt der Phantasie" des Herrn „Sachverständigen in Zollangelegenheiten, Gartenbauingenieur Ludwig Möller". In einer uns gewordenen Zuschritt von seilen eines Ilandelsgärtners wird sogar angenommen, dafs Möller mit Absicht die Thatsachen verdreht habe, um den Handelsgärtnern jede Gelegenheit zu entziehen, noch im letzten Augenblick die Aufstellung so „schmählicher Zollsätze" zu verhindern. Nun, soweit wir Herrn Ludwig Möller kennen gelernt haben, trauen wir ihm allerdings auch dieses Manöver zu!" Nach der genannten Quelle, und wir müssen derselben natürlich die Verantwortung hierfür überlassen, war Herr Möller übrigens über- haupt nicht als Sachverständiger zu den Beratungen im Ministerium hinzugezogen worden, er ist vielmehr „uneingeladen von selber gekommen, und man war nur zu höflich, ihm die Thür zu weisen, wie es sich für diesen Mann gehört hätte!" Entspricht dies den Thatsachen, so beweisen die MöUerschen Ent- hüllungen, dafs die Herren im Ministerium besser daran gelhan hätten, ihm zur rechten Zeit den Laufpafs zu geben. Nur zur Erheiterung unserer Leser seien nachstehend die Zollsätze, die „der Herr Sachverständige Möller" seinen Lesern als solche des Entwurfs auftischte, den thatsächlichen gegenüber gestellt: Bäume, Reben, Stauden, Sträucher, Schöfs- linge, zum Verpflanzen, und sonstige lebende (Jewächse, ohne oder mit Erd- ballen, auch in Töpfen oder Kübeln; Pfropfreiser; Cycas-Stämme ohne Wur- zeln und Wedel Q'frtJ- Wedel, frisch und getrocknet Blumen, Blätter (auch Palmwedel und zu Fächern zugeschnittene Palmblätter) Blüten, Blütenblätter, Gräser, Seemoos, Knospen, Zweige (auch solche mit Früchten), zu Binde- oder Zierzwecken, getrocknet, getränkt (imprägniert), oder sonst zur Erhöhung der Dauerhaftigkeit zubereitet, auch gefärbt Gemüse, frische, aller Art Champignons in Salzlake eingelegt oder sonst einfach zubereitet „Der Herr Sactt- verständige Möller." Zollsatz pro Doppelzentner. IVlk. 20 500 100 für frische, I 50 für getiockiielc Dar amtllc' e Zolltarir- Entwurf, Zollsatz pro Doppelzentner. Mk, frei 20 frei frei 60 552 Die Gartenwelt. V. 46 So verhielten sich die Enthüllungen „des Herrn Sachverständigen Möller" mit der Wirklichkeit; nur für Blumenzwiebeln o4cr -Knollen (10 M. pro 100 kg) stimmten dieselben. „Der Herr Sachverständige Mölkr" ist aber weit davon entfernt, verlegen zu werden , er sucht sich vielmehr durch orakelhafte Rede- wendungen, die er in No. 29 seines Blattes zum besten giebt, aus der Schlinge zu ziehen — und verzapft dort «einen Gläubigen die Weis- heit: „Aufsergewöhnliehe Zustände erfordern aufsergewöhnliche Mittel." Mag er noch weiter unwahre, den Thatsachen Hohn sprechende Berichte zu seinen aufsergewöhnlichen Mitteln rechnen, uns soll es recht sein! Auch in seiner letzten Nummer vom 10. August giebt Möller lang- almige, geschraubte Auseinandersetzungen über den Zolltarif zum besten. Zwar windet er sich auch hier wieder um eine Erklärung über die früher von ihm veröffentlichten Unwahrheiten über die Zollsätze des Tarifentwurfes herum, tritt dafür aber als Vorkämpfer für Duldsamkeit und Anstand auf, indem er den Terrorismus der Schutzzöllner brand- markt, „die jeden, der anderer Meinung war, in den zur Erörterung der Zollangelegenheit einberufenen Versammlungen niederschrieen und zwischendurch persönlich verunglimpften". Wem gebührt doch der traurige Ruhm, im Niederschreien und Verunglimpfen seit i '/^ Jahrzehnten und bis auf den heutigen Tag an der Spitze der deutschen Gärtnerei zu marschieren? Um Antwort wird gebeten? M. H. Tagesgeschichte. Aschersleben. In der kürzlich liier stattgehabten Aufsichtsrats- silzung der Firma Gustav Jaensch & Co., Aktiengesellschaft für Samenzuclit, wurde der Abschlufs für das Geschäftsjahr 1900/01 vorgelegt, welcher nach reichlichen Abschreibungen die Verteilung einer Dividende von 7 Prozent gestattet. Die Generalversammlung wird für den 24. August c. einberufen werden. Berlin. Der Friedrichshain soll im nächsten Jahre durch eine eigenartige plastische Anlage verschönert werden. Der Eingang am Königsthor erhält nämlich einen künstlerischen Schmuck durch drei Brunnen, die auf der grofsen Berliner Kunstausstellung im Modell aus- gestellt sind. Links vom Eingang soll sich der Schneewittchen-, rechts der Dornröschenbrunnen erheben, während in der Mitte, wiiter im Hintergründe, der sogenannte Märchenbrunnen Platz finden soll. Es ist gewifs ein sinniger Gedanke, die Gestalten der schönsten deutschen Märchen auf diese Weise den Kindern , die sich gerade im Friedrichs- hain sehr zahlreich tummeln, vor Augen zu führen. In Verbindung mit der Brunnenanlage soll eine für den genannten Hain überaus bedeut- same Einrichtung getroffen werden: die ständige Leitung von frischem Wasser in die beiden in dem Hain befindlichen Teiche. Denn soviel auch von selten der Verwaltung geschieht, um die Teiche rein und klar zu erhalten, z. B. durch monatlich einmalige Zuführung von frischem Wasser, so ist es natürlich nicht ganz zu verhindern, dafs letzteres mit der Zeit stagniert und einen unangenehmen Geruch ausströmt, ganz abgesehen davon, dafs im Hochsommer unter den jetzigen Verhältnissen der Wasserstand ein sehr niedriger ist, und die unschöne Faschinen- einfassung zu Zeiten weit über den Wasserspiegel hinausragt. Die neue Zullufsleitung wird vom Landsberger Thor zuerst in den kleinen Teich strömen, und von diesem in einer noch nicht näher festgestellten Weise, vielleicht in Form einer kleinen Kaskade oder Quelle, in den einige Meter tiefer liegenden grofsen Teich geleitet werden. Hierhinein soll auch das Wasser der drei neuen Brunnen fliefsen. Eine letzte Leitung führt dann aus dem grofsen Teich das Wasser nach dem Landsberger Thor zurück, und von hier, mit Benutzung eines vorhandenen alten Kanales in die Spree. Die Ausführung dieser Anlage im nächsten Etatsjahre wäre jedenfalls im Interesse des Friedrichshains mit Freuden zu be- grüfsen. A. W. München. Die nun bei der Zentraldarlehenskasse hier errich- tete Vermittlungsstelle für Verkauf von Obst und Obst- erzeugnissen kommt einem thatsächlichen Bedürfnis entgegen. Es fragt sich nur, wie die Zentralstelle eingerichtet und betrieben werden soll und ob München nach seiner Lage für den Zweck genügt. Das meiste Obst wird in Franken gezogen. Die Vermittlungsstelle, welche den Zweck hat, dem Produzenten Absatzwege, und dem Händler wie dem Konsumenten Bezugsquellen nachzuweisen, kann jedermann unent- geltlich in Anspruch nehmen. Für Angebote werden Formulare unent- geltlich abgegeben. Sie sind entsprechend auszufüllen und an die Ver- mittlungsslelle einzusenden. Unter 50 Kilo sollen nicht angeboten werden. In der Rubrik „Qualität" ist anzugeben, ob das Obst ge- schüttelt oder gepflückt und ob es nach der Gröfse der Früchte sortiert ist. Die Angebote sind einige Zeit vor der Reife der Früchte ein- zusenden. Wer bei der Vermittlungsstelle Obst oder Obstprodukte an- geboten hat, dessen Adresse wird den bei der Stelle mit Nachfragen angemeldeten Käufern mitgeteilt. Umgekehrt werden den angemeldeten Verkäufern die Adressen der Käufer samt dem, was sie zu kaufen suchen, mitgeteilt, genau wie dies in Frankfurt a. M. geliandhabt wird. Auf Wunsch sind von dem angebotenen Obst l'roben einzusenden. Der Verkäufer ist dem Käufer für die Richtigkeit der im Angebot gemachten Angaben haftbar. Von jedem Verkaufsabschlufs soll der Verkäufer die Vermittlungsstelle in Kenntnis setzen. Die Distriktsverwaltungsbeliörden sollen die interessierten Kreise auf die Einrichtung aufmerksam machen und auf Benützung der Vermittlungsstelle hinwirken. Potsdam. Für die hier in der Zeit vom 28. September bis 2. Oktober stattfindende Provinzial-Obstausstellung, auf welche wir schon wiederholt aufmerksam gemacht haben, werden jetzt durch die Landräte der Kreise Teltow und Niederbarnim alle Berliner Vor- orte interessiert. Die Gemeindevertretungen sind aufgefordert worden, wenn möglich, für die Ausstellung bare Beihilfen zur Verfügung zu stellen. Es ist beabsichtigt, im Anschlufs an die Ausstellung in Pots- dam eine dreitägige Konferenz von Fachleuten auf dem Gebiete des Obstbaues, Produzenten und Grofshändlern aus ganz Deutschland, ab- zuhalten. Von der Riviera. Dem Jahresbericht des österreichisch- ungarischen Konsulats in Nizza entnimmt das „Neue Wiener Journal" folgende Daten über den Blumenhandel an der Riviera: Die Lieferungsvertrnge der Blumenzüchter mit den Agenten der grofsen Blumenhändler, sowie der Parfümeriefabriken von Grasse werden zu- meist auf mehrere, häufig 6 Jahre geschlossen, wonach die Preise auf lange Zeit gebunden werden. Die Menge der produzierten Blumen läfst sich nur schätzungsweise ermitteln; der Gesamtwert der ver- kauften und gröfstenteils exportierten Blumen wird auf 15 Millionen Francs geschätzt. Die Preise sind in den letzten Jahren bedeutend gestiegen, wird doch dem Bauer für das Dutzend Rosenknospen vom Händler i Franc gezahlt; für i kg OrangeblUten 85 Centimes u. s. f. In den Parfümeriefabriken von Grasse wurden angeblieh verarbeitet: Rosen 2000000 kg, Orangeblüten 2500000 kg, Jasmin 150000 kg, Tuberosen 180000 kg, Veilchen looooo kg. Personal-Nachrichten. Friebel, Carl, Handelsgärtner in Boxhagen bei Berlin, starb in den letzten Tagen des Juli. Lenz, August, Handelsgärtner in Neuendorf bei Potsdam, ein hervorragender C)',7aOTf«-Zücliter, starb am 30. Juli. Matzka, Friedrich, Obergärtner, früher in Eisgrub, übernimmt mit I. August die Leitung der Victor Ritter v, Bauerschen Schlofsgärt- nerei in Kunewald, Mähren. Mayer, Friedrich, k. k. Hofgartenadjunkt in Schönbrunn, wurde als Leiter des k. k. Hofgartens Hellbrunn bei Salzburg ernannt. Nicholson, George, Kurator des berühmten botanischen Gar- tens zu Kew-London, ein auch bei uns wohlbekannter und geschätzter Fachmann , trat nach langjähriger , ehrenvoller Dienstzeit in den Ruhe- stand. Sein Nachfolger wurde WatSOn, William, welcher schon längere Zeit sein Stell- vertreter war und als einer der tüchtigsten englischen Fachleute gilt. Nitsche, Paul, Vorsitzender des Triton, Verein für Aquaricn- und Terrarienkunde in Berlin, starb am 2. August in Bad Kissingen nach kürzerer Krankheit im 45. Lebensjahre. Der Verstorbene hat sich um die Aquarienliebhaberei die gröfsten Verdienste erworben und im Interesse dieser Liebhaberei zahlreiche interessante Sumpf- und Wassergewächse, oft mit grofsen pekuniären Opfern, namentlich aus Nordamerika eingeführt, so Elodea densa, verschiedene Cabomha-, Myrio- phyllum-, Sagittaria-Kricw^ die grofse Verbreitung gefunden haben. Zenzinger, A., Schüler der höheren Gartenbauschule in Eis- grub, bekam die Stelle als Stadtgärtner in Brunn. Vorantwortl. Redakteur: Max Hcsdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin, — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den p;esamten Gartenbau. Jahrgang V. 24. August 1901. No. 47. Nachdruck und Nachbttdiing ans dem Inhalt dieser Zeitschrift ivird strafrechtlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Der alpine Versuchsgarten auf dem Schachen bei Partenkirchen, Uber-Bayern. Von Bernh. Othmer, ("larteninspektor, München. (Hitrzit vier Abbildungen.) rliue kurze Notiz in der Rubrik Tagesgeschichte gab den Lesern der „Gartenwelt" bereits Kunde von dem Erstehen eines neuen kleineu Gartens, der schön gelegen und eingerichtet, hoffentlich in Zukunft noch öfter von sich reden macht. Mannigfach ist ja die Bedeutung eines solchen Gartens für die Wissenschaft, hier am natürlichen Standorte oder jenem genau ähnlichen ist erst der geeignete Ort für die zahlreichen bio- logischen Studien, welche diese interessanten Pflanzen anregen, und auch für den Gartenbau sind in Bezug auf Härte und Wider- standsfähigkeit der einzelnen Spezies manche trefflichen Beobach- tungen zu machen. Doch davon wohl später einmal; heute gilt es zunächst etwas von der allgemeinen Einrichtung darzuthun. Der Schachen ist ein mächtiger Bergkegel, welcher sich ca. 1820 m hoch er- hebt und überragt wird von der botanisch interessanten Frauenalp und der mächtigen, schroffen Dreithorspitze, über 2000 m hoch. Von Partenkirchen ist er nicht gar beschwerlich auf dem Wege durch die grofsartige Partnachklamm und dem lieblich gelegenen Graseck vorbei auf schattigen Waldwegen in etwa 5 Stunden zu besteigen. Von seinem Plateau aus geniefst man eine ganz herrliche Aussicht, sowohl auf die umliegenden höheren Berg- kuppen und -Spitzen, als in das prächtige Rainthal mit der „blauen Gumpe" und die weite Ebene mit ihren Seen. — König Ludwig n. legte sich darum auch hier ein idyllisches Buen retiro an in dem hübschen kleinen Jagdschlöfschen mit dem präch- tigen maurischen Saal. Unterhalb dieses Schlöfschens liegt der neue Alpengarteu auf sanft abfallendem felsigen Terrain. Trotz manch günstiger Verhältnisse war es jedoch auch hier nicht ganz leicht, für die Kultur von Alpenpflanzen so mannigfacher Herkunft für jede die rechten Plätze zu schaffen. An Steinen und Felsen fehlte es ja nicht, trotzdem mufsten sie verschiedentlich bearbeitet werden, um den ersten Felsen- Die Gartuinvelt. V. pflanzen passenden Platz zu gewähren, auch nach ästhetischen Rücksichten gruppiert werden. Kleine Schutthalden mufsten geschaffen werden für die GeröUpflanzeu, und das Schwie- rigste, für die Wiesen und Matten mufste der spärliche Humus sorgfältig zusammengetragen und in der Nähe umher gesucht werden. Dies aUes sind ja die Grundbedingungen Passiflor.T princeps. Originalzeichnung für die „Gartenwelt" (Text Seite 555). 47 .>54 Die Gartenwelt. . iimmi!5tiitt- V, 47 für ein dauerndes Gedeihen der alpinen Pflanzen. Würde man sie ohne weiteres der modernen Mastkultur unterwerfen, würden gerade die edelsten und besten unter ihnen, die der Hochgebirge, die Feis- und Geröllpflanzen zu Grunde gehen, wäh- rend diejenigen, in deren Gefäfsen schon subalpines Blut roUt, den Alpenpflanzen- Charakter bald verlie- ren und dann in ihrer Tracht nicht mehr un- ähnlich sein würden den Verwandten der Tiefländer. Auch die Be- schaffung des Wassers bot einige Schwierig- keiten. Eine Quelle unterhalb des Gar- tens mufste gefafst, ein Bassin in den Felsen gesprengt und dann jenes Wasser hinauf- getrieben werden. Obergärtner Ob- rist hat mit grofser Fachkenntnis und seltenem Fleifse diese Arbeiten geleitet und seine Felsgruppen prächtig gebaut; seine Nachbildung der Zugspitze darf als ganz besonders ge- lungen bezeichnet werden. Einen aufser- ordentlichen Reiz ge- währen dem Garten die schon vorhan- denen alten Latschen (Pinus Pumilio) und die mächtigen alten Zirbeln (Pinus Cem- bra), dazwischen die Alpenrosen (Rhoilo- dendron hirsutum und ferrugineiim) iu reicher Fülle. Wie- viel herrliche alpine Kräutlein zudem in der Nähe oder etwas höher hinauf auf der Frauenalp! Da sammelten wir an einem selten schönen Tage, fern den täg- lichen Geschäften mit den kleinlichen Ärgernissen, niedliche Polster von Sileiie acaulis, von Petrocallis pyrenaica, Thlaspi Partie aus dem alpinen ^'ersuchsgarten auf dem Schachen Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aurgenommen. Partie aus dem alpinen Versuchsgarten auf dem Schachen. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgeiioinnicn. rotundifolittm, Soldanella alpina und pusilla, Papaver alpinum, Saxifraga stenopetala und oppositifolia, Androsace Chamaejasme, Anemone alpina und narcissiflora, Raniinculiis alpestris, Ardo- staphylos alpina, Loi- seleuria procumbens, Nigritella angustifolia, Orchis globosa, Sela- ginclla denticidata etc. O brist entdeckte am Schachen Rhododen- dron Chamaecistns. — Wohl genug der Auf- zählung, um zu zeigen, welch' interessante Flora dies herrliche Fleckchen Erde trägt, und welche brillan- ten Verhältnisse, um den fremdländischen, pflanzlichen Verwand- ten ein gutes Gedeihen zu sichern. So blüh- ten denn auch z. B. Mitte Juli: Eritrichium naniini, Primula sikki- mensis, spectabilis, Fac- chinii, diseolor, rosea, muretiana u. a., Viola lieterophylla, Raniondia pyrenaica, Haberlea Heldreichi und rJiodopensis, Androsace helvetica, fnrinea niollis, Erysimum ptunilum , Dianthus inicrolepis, Raniincu- liis glacialis, Campa- niila tridentata, And- rosace sarmcntosa und ihre var. Chuvibyi, Anthemis styriaca, Dapline alpina u.V. a. Mancherlei Sachen sind zu Versuchen angepflanzt, so eine Anzahl Purpus'scher Kakteen, die sich hier fast besser machen als in Münchens bo- tanischem Garten. Es fehlt also nicht an Material, und dafs damit ge- arbeitet wird , dafür sorgen wohl die Leute, welche hier thätig und deren Ruf als gegründet betrach- tet werden darf. Wir aber wollen hoffen, öfter noch solch' schöne Tage dort oben verleben und — den Lesern der „Gartenwelt" V, 47 Die Gartenwelt. 555 in Zukunft berichten zu können von einzelnen Arten. dem Gedeihen der noch erwähnt, dafs diese Passiflora für Zimmerkultur ebenfalls recht empfehlenswert ist. Rehnelt. Schlingpflanzen. Gemüsebau. Passiflora princeps, ein dankbarerWarm- hausblüher. (Hierzu die Abb. der Titelseite.) — Zum Beranken des Ge- bälks in Warmhäusern giebt es wenige Pflanzen arten, welche so dankbar wären, wie eine ganze Anzahl von Arten und Formen der Passions- blume; es sei nur an Passiflora amahilis, kervii- sina, Jtcaistieana, cardinalis, ractmosa erinnert. Fast alle aber nehmen, wenn sie willig blühen sollen, bald mehr Licht und Platz ein, als gewöhnlich mit der rationellen Aus- nutzung des kostbaren Raumes verträglich ist. Passiflora princeps dagegen ist bescheidener, sie läfst sich sehr gut in kleineren Häusern in Guirlandenform am Glase entlang ziehen und kommt vor lauter Blühen kaum jemals dazu mehr ins Kraut zu wachsen, als dem Kulti- vateur erwünscht ist. Auch wenn man sie in den freien Grund aussetzt, artet sie sel- ten aus. Dabei sind ihre Ranken Sommer wie Winter mit den prachtvollen schar- lachroten Blüten und langen Trauben von Knospen geziert. Un- sere Abbildung, nach einem in der Henkel sehen Gärtnerei in Darmstadt gemalten Aquarelle, bringt ihre .Schönheit treffend zum Ausdruck. Passiflora princeps Lodd., die auch als P, coccinea var. princeps und princeps elegaiis geht, ist in Brasilien zu Hause. Man hält sie, ob mit Recht, mag hier dahin ge- stellt sein, für eine Form der bekannten Passiflora racemosa. Obschon eine sogenannte alte Pflanze, ist sie doch noch verhältnismäfsig wenig verbreitet, weshalb hier auf sie aufmerksam gemacht wird. Es sei auch Partie aus dem alpinen \'ersuchsgarten auf dem Schachon. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufsenommen. Partie aus dem alpinen \'ersuchsgarten auf dem .Schacheu. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Weifser ovaler Treibrettig. — Eine sehr empfehlenswerte Rettigsorte ist der weifse ovale Treibrettig. Er hat die Form eines Hühnereies, ist sehr schnellwüchsig und kann 3—4 Wochen nach der Aussaat geerntet wer- den. Man sät Anfang Februar im Mistbeet- kasten und setzt die Pflanzen, nachdem sie das vierte Blatt erreicht haben, auseinander. Als Zwischenfrucht in Treib- kästen zwischen Bohnen, Kartoffeln, Blumenkohl etc. gedeiht er sehr gut, und man ist ganz überrascht , wenn man schon so kurze Zeit nach dem Verpflanzen gebrauchsfähige Rettige hat. Auch im Freien läfst sich diese Rettigsorte sehr gut ziehen; in mildem, in alter Kraft stehendem Boden gedeiht sie am besten. In Reihen aus- gesät und in Abstän- den von 15 — 2ocm ver zogen, wächst sie sehr schnell heran. Um den ganzen Sommer hindurch diese Rettige zu haben, sät man von Zeit zu Zeit aus, ganz wie Radieschen; man kann auch im Mist- beet herangezogene Pflanzen zu Anfang oder Mitte April ins freie Land verpflan- zen, da sie gegen Nachtfröste nicht so empfindlich sind. Auf passendem Boden eig- net sich diese Sorte zum Massenanbau sehr gut; die zarten, weifsen Rettige wer- den auf dem Markte stets gerne gekauft und übertreffen auch ganz entschieden jede andere Sorte durch Feinheit und mild pikanten Geschmack. W. Balke, Obergärtner, Kloxin in Pommern. 566 Die Gartenwelt. V, 47 Rosen. Eine empfehlenswerte neue Treibrose. Von Karl Hegar, Rosentreiberei, Friedberg i. H. Vergangenen Winter hatte ich wiederum Gelegenheit, die sehenswerten Kulturen des bekannten Neuheitenzüchters der Riviera, Herrn Paul Bräuer, San Remo, in Augenschein zu nehmen. Herr Bräuer ist, wie bekannt, der Züchter der vor drei Jahren in den Handel gekommenen neuen Rose ,^Prinzipessa di N'apoli^', welche jetzt in der Riviera stark angebaut wird und dort als eine der schönsten und lang- stieligsten Rosen beliebt ist. Sie wurde auch in der „Garten- welt" eingehend gewürdigt und in No. 49, S. 586, Jahrg. II, in einer Farbentafel vorgeführt. Ebenderselbe Züchter giebt nun eine „rosa Kaiserin^'' in den Handel, entstanden aus einer Kreuzung zwischen ,,Prinzipessa di Napoli'''' und ^^Kaiserin Auguste Viktor ia'"'' . Die Blume gleicht in der Form ganz und gar der „Kaiserin''^ während sie in der Farbe lebhaft an „Testoiit^ erinnert. Ich glaube, dafs diese Rose eine grofse Zukunft hat und speziell eine Treibsorte ersten Ranges wird. Im folgenden möchte ich noch einiges Weitere aus meinen Beobachtungen und Erfahrungen kurz mitteilen. Wir deutschen Handelsgärtner bringen meist den aus dem Süden kommenden Neuheiten ein gewifses Mifstrauen entgegen, und vielfach auch nicht mit Unrecht. Ebenso ergeht es wohl auch den meisten Baum- schulenbesitzern den aus Amerika importierten Obstneuheiten gegenüber. Meiner Meinung nach ist die aus fremdem Lande, eventuell auch milderem Klima importierte Pflanze, sei es nun was es wolle, gewifsermafsen erst zu akklimatisieren und speziell bei ihrer Vermehrung grofse Sorgfalt zu beobachten. Auf welche Art werden aber gewöhnlich die eingeführ- ten Neuheiten, welche meist recht teuer bezahlt wurden, vermehrt! In aller Eile werden die Pflanzen zusammen- geschnitten, teils zu Stecklingen, teils zum Okulieren; der hiermit beauftragte Obergärtner oder erste Gehilfe bekommt den strengsten Befehl, ja alles zu nehmen, selbst das schwächste .\uge wird eingesetzt, damit es ja viele Pflanzen giebt. Was dann für eine Rasse zum Vorschein kommt und auch weiter- hin zum Vorschein kommen wird, kann man sich denken. Nun wird diese im Galopp vermehrte Sorte per Stück (winzige Pflänzchen) offeriert zu etwa i — 5 Mk. Sie kommt dann in die Hände der Treibereien auch der Privatleute, steht hier eine Zeit lang, bringt einige Blümchen auf schwachen Stielchen und geht bei einem rauhen Winde zu Grunde. Dann heifst es, das Zeug ist nichts wert. Um speziell von der „Prinzipessa di Napoli"- zu reden, so kann ich aus Erfahrung sagen, da ich selbst als Binder in gröfseren Bindegeschäften der Riviera arbeitete, dafs es zur Binderei überhaupt keine schönere Rose giebt, sowohl in Bezug auf Farbe als auch speziell in Hinsicht der Eleganz und Form. Die Rose wurde zu Buketts und Blumenkörben massenhaft verwendet und verlangt; speziell die englischen Damen, welche sich bekanntlich viel mit Malerei beschäftigen, strömten in Menge in das von mir geleitete Bindegeschäft, lediglich um die Rose zum Malen zum für dortige Verhält- nisse hohen Preise von 40 — 60 Cent, zu erstehen. Die Rose wurde nach Deutschland importiert und ver- kam hier gewifsermafsen. Um solche wertvolle Sorten unseren Treibereien und Bindereien zu erhalten, heifst es : nicht im Galopp darauf los vermehren, sondern weiterzüchten. Die Rose „Mme.CaroIineTestoiif'und ihre Nachkommen. Von O. Jacobs, Weitendorf. Z/Ugleich mit der stolzen deutschen Rose „Kaiserin Auguste Victoria^' erschien im Jahre 1891 die Rose „Mme. Caroline Testout''^ im Handel, als deren Eltern „Mme. de Tartas^'' und „Lady Mary Fitzwilliam'^ vom Züchter Ferne t- Ducher genannt werden. Obgleich „Kaiserin''^ durch edle Form und Haltung, schöne Belaubung und andere vorzüg- liche Eigenschaften fast unübertroffen dasteht, hat „Testout'"'' ihren Platz neben derselben behauptet und in den verflossenen 10 Jahren in den meisten Rosengärten Eingang gefunden. „Caroline Testout^^ besitzt in der That so viele gute Eigen- schaften, dafs sie die weiteste Verbreitung verdient. Neben kräftigem, aufrechtem Wuchs sind die Triebe mit grofsem, lederartigem Laube geschmückt, das fast nie von Mehltau und Rost befallen wird. Die Riesenblume, von kugeliger Form, ist seidenartig rosa, nach der Mitte hin feuriger gefärbt, der Rand zartrosa umsäumt. Trotz der recht glänzenden Farbe sind die Blüten keineswegs empfindlich, da auch die Fetalen, ähnlich wie das Laub, derb und fest sind. Ein angenehmer, wenn auch nicht besonders kräftiger Duft er- höht noch den Wert der Blume. Nicht unerwähnt mag hier bleiben, dafs auch „Testouf'' , wie fast alle Theehybriden, zu den dankbaren Blühern gehört. Wegen aller dieser guten Eigenschaften steht „Caroline Testout^^ als Gruppenrose un- übertroffen da, zumal das Holz auch bei der Überwinterung nicht leicht leidet. Ebenso wertvoll ist diese Sorte als Schnitt- rose, und als Treibrose bringt sie meistens recht gute Blumen. Der einzige Fehler, den man bei ihr findet, ist der, dafs zuweilen bei der ersten Blüte einige junge Laubblätter in der Sonne verbrennen, doch wird dieser Übelstand durch viele andere Vorzüge reichlich ausgeglichen. Es gab auch eine Zeit, da man „ Caroline Testouf'' eine verbesserte „La France'^ nannte und meinte, die prunkende Neuheit würde diese edle, volkstümliche Rose verdrängen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dafs „Im. France^'' immer noch den ihr gebührenden Ehrenplatz ganz einnimmt, trotzdem auch die Rivalin hoch geschätzt wird. Es läfst sich nicht leugnen, dafs „Teslout" farbenglänzender ist wie „La France'-^, jedoch durch Haltung, edlen Bau der Blüte und hochfeinen, kräftigen Duft weit übertroffen wird von dieser. Einen Vor- zug bietet jedoch „Caroline Testoui''^ vor „La France^\ der besonders für Neuheitenzüchter zur Geltung kommt, sie setzt bei künstlicher Befruchtung Samen an und bringt denselben auch zur Reife, was „La France'''' jedenfalls höchst selten thut. Allerdings haben wir in „Belle Siebreckt" und der V, 47 Die Gartenwelt. 557 neuen leuchtenden ,^Farbenkönigin^\ die beide weite Ver- breitung verdienen, zwei edle Sämlinge, die von den Züchtern als Abkorameu der „Z« France'^ bezeichnet werden; jedoch mufs eine Befruchtung der „Za France'''' immerhin zu den Seltenheiten gehören, da sonst doch wohl dieselbe in 33 Jahren mehr gute Sämlinge geliefert hätte. Weit bessere Resultate sind bisher von „Coroline Testouf als Samenträger erzielt, denn von dieser sind in den ver- flossenen 10 Jahren 10 Sämlinge im Handel erschienen, bei anderen Neuheiten hat „7Vjto//" als Vaterrose gedient. Alle Sämlinge haben einen gesunden Wuchs und gute Belaubung; die Farbe der Blüten neigt bei den meisten der Mutter zu. ^^ Elisabeth von Fciiss'\ ^Mme. Mi na Barhanso)i'-\ ,^Mlle. de Kerjegii^^ ,,La Favorite^' und ,.Marie Luise Poiref' sind fleischfarbig, silbrig rosa oder seidenartig rosa in der Farbe. ,^Afme. Ednu'e Metz'''' und „Apotheker Georg Höfer'' sind karminrosabis hellpurpurrot. ^^HofgartendirektorGrabencr'' zeigt neben der rosa Farbe einen gelben Ton. t^Papa Feiler" bringt ebenfalls gelbe Blüten mit leichtem rosa Hauch; viel- leicht kann uns diese Neuheit, als Mutterrose benutzt, noch einmal eine goldgelbe „Testout''' liefern. „Mme. /. F. Souper !"■ ist in Wuchs und Form der Blüten „Caroline Testoiif ähn- lich; die Farbe ist weifs mit gelblichem Schimmer. Die Rosenfirma Soupert & Notting in Luxemburg scheint „Caroline Testout" mit Vorliebe als Samenträgerin zu benutzen, denn allein fünf der genannten Sämlinge sind in diesem Geschäfte erzogen worden. ,. L' innoeenee" nnd „Grofsherzogin Victoria Melitta'''' zeigen, dafs „Testout"' auch als Vaterrose gute Nachkommen erzeugt. Als Sport von „Caroline Testout''' verdient „Admiral Dewey", glänzend rosa mit Weifs, erwähnt zu werden. Landschaftsgärtnerei. Die Theehybridrose „Farbenkönigin". — Wenn je eine Rose ihren Namen mit Recht verdient, so ist es sicherlich diese. Sie wird zu den besten Neuheiten von 1901 gehören. „Grofsherzog Adolf von Luxemburg" ist eine prachtvolle Rose in ihren beiden angenehm wirkenden Farben, und doch wird sie von der „Farbm- konigin" noch an Glanz weit übertroffen, denn bei dieser sind die beiden recht dauerhaften Hauptfarbentöne noch weit leuchtender und blendender. Ein weiterer Vorzug ist der kräftige, aufrechte Wuchs der Pflanze, der die Schönheit der Blume den Blicken des Beschauers stets besser darbietet, als eine Pflanze mit hängen- den Zweigen. Solche Sorten wie „Grofsherzog Adolf von Luxemburg'-^ ^Souvenir d'un ami", „The Queen" und ähnliche zeigen nur dann ihre Schönheit, wenn dieselben auf so hohen Stämmen veredelt sind, dafs man beim Betrachten der Blumen aufwärts blicken mufs, während diese Sorten als Halbstamm oder Buschrose weniger zur Geltung kommen. Für Strauchform und Halbstamm ist aber „Farbenkönigin" vermöge ihres Wuchses recht geschaffen. Die grofse Blume besitzt edle Form; beim Offnen biegen sich die Spitzen der Blütenblätter, wie bei anderen schönen Rosen, rück- wärts. Sehr reichblühend und wohlriechend, wie die meisten Theehybriden, ist diese Sorte ebenfalls. Diese schöne Tochter der alten, herrlichen „La France" wird ihre Mutter nicht ver- drängen, aber sie verdient einen Platz neben derselben voll und ganz. Dem Züchter, Herrn W. Hinner-Trier, gereicht diese Züchtung zur Ehre. Möge sie weite Verbreitung finden! O. Jacobs, Weitendorf. Das Wasser in der Landschaft. Von 'Willy Lange, Dietharz bei Gotha. (Hierzu drei Abbildungen.) 3. Am Waldbach. „Durch die Gipfelgänge jagt er bunleii Kieseln nat^h. Und mit friiliem Führertrilt reifst er seine Bruderquelleo mit sich fort." Drei Bilder wollen jene Worte begleiten. Sie können für sich selbst sprechen, im Eindruck ihres Gegensatzes von Laub- und Nadelwald, Hoch- und Niederbäumen, Ur- imd Schichtgestein, Steil- und Flachufer, Hell imd Dunkel, Licht und Schatten, welch letztere wieder niedere Uferpflanzen begünstigen oder verdrängen, und hierdurch einen weiteren Gegensatz bedingen. Alle drei haben ein Gemeinsames: die bei der Aufnahme wohl berechnete, perspektivische Wirkung, um aus der Natur Beispiele zu geben, wie wir an der Grenze eines Gartens den künstlichen Anfang eines Baches verbergen können. Lassen wir die Bäche fliefsen — statt sie zu beschrei- ben, möchten wir von dem Einflufs, welchen das Wasser auf die Gestaltungslehre des Gartens hatte, tms einmal unter- halten. In den Kunstgärten früherer Zeit blühte die „Wasser- kunst"; wollten wir statt dessen sagen: „Wasserkünstelei", so wäre mit einem Wort die künstliche Unnatur bezeichnet, der das Wasser in diesen Gärten dienen mufste, in ihren Wassertheatern, Spritzscherzen, Kaskaden, Wasserschlössern, durch Wasser belebten Tieren und Figuren. Die Auswüchse dieser übertriebenen Richtung gelten wohl allgemein heut als überwunden. Doch sollen wir sie nicht von erhabener Höhe belächeln: Sie haben Kunst- und Formensinn einer Zeit be- deutet, deren glücklichere Erben wir sind, einer Zeit, die bis auf den Gipfel ihrer Anschauung sich entwickeln mufste, damit wir, umkehrend, nach neuen, natürlichen Kunstzielen streben lernten. Wenn ich aber daran denke, dafs als ein Glanzstück der Pariser Weltausstellung der „Wasserpalast" galt, so scheint mir bei der grofsen Vergefslichkeit der Mensch- heit für die Gesetze gesunder Entwicklung die Möglich- keit nicht fern, dafs, wie einst von Versailles aus die französischen Garten -„Fa^jons", aus Erinnerung an die Pariser Weltausstellung Wasserkünste in Gärten wieder einmal Mode werden. „Wer über Kunst schreiben oder streiten will, soll eine Ahnung von Philosophie haben," sagt Goethe. Streiten möchte ich nun nicht, aber meine Meinung sagen, wie sie die Logik mich lehrt. Die Logik unseres Zeitgeistes, wie er sich auch in der Gartenkunst offenbaren soll, mufs zunächst jede Behandlung des Wassers, die gegen die naturwahre Nachschöpfung und Behandlung seines Wesens verstöfst, ver- werfen. Dies geht mit zwingender Notwendigkeit aus unseren früheren Betrachtungen hervor. Nun ist jede Fontäne auch eine Wasserkunst, und doch — ist sie nicht schön? Macht uns der reine Strahl in seinem Nebelschleier nicht kindliche Freude, wenn Sonnenfarben in ihm glänzen? 558 Die Gartenwelt. V, 47 diesen Beispielen steht Wasserkunst in Diensten rein architektonischer Wirkungen, und das ist richtig und wissenschaftlich auch logisch. Wasser und Stein gehören zu- sammen, beide sind Minerale, das eine flüssig, das andere fest. Dafs Wasserstrahlen aus natürlich schei- nenden Teichen einen zwar häu- figen, aber unlogischen Effekt bil- den, deutete ich neulich schon an. Ich bitte jede einzelne derartige Fontäne um Entschuldigung imd noch mehr ihren mir unbekann- ten Schöpfer wegen dieser bösen Meinung. Wie aber die Kunst wahr sein soll, so mufs auch ein Gespräch über sie unbeschränkte Offenheit voraussetzen in der Aufse- rung einer persönlichen Meinung; nur eine solche hat, wenn über- haupt, Wert, und kein anders Denkender, wenn er auf logischem Wege zu einer anderen Meinung Bach im Hochwald (oben). Bach im Niederwald (unten). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Und doch sollen wir sie als unvereinbar mit den Gartenkunst- gesetzen verwerfen? Mein friedlicher Sinn rät zu einem logi- schen Ausgleich : weisen wir sie in das Reich der Archi- tektur. Überlassen wir dem Architekten die Wasserkunst innerhalb bescheidener Grenzen : Er schaffe architektonische Brunnen, Becken, Wasserterrassen, wie sein künstlerisches Empfinden sie ihm gleichsam als ein Präludium, ein leich- tes Vorspiel zur hehren Gebäudekunst eingiebt. „Ein Vorspiel"; auch Goethe glaubte die alte Bezeichnung der Baukunst als „erstarrte Musik" durch eine ähnliche bekräftigen zu sollen, indem er sie „verstummte Ton- kunst" nannte. Ich schlage also die Ausscheidung der Wasserkünste aus der Gartenkunst vor und ihre Angliede- rung an die Architektur, durch Vermittelung von Stufen, Bailustraden, Geländern, steinernen Flächenornamenten, Mo- saikböden. So, in enger Angliederung an das Haus, wäre mir auch am (also nicht „im") Naturgarten ein Spring- brunnen nicht störend, gegen die Logik nicht verstofsend. Auch auf öffentlichen Plätzen sollte die „Wasserkunst" nur die Belebung einer besonderen Schmuckarchitektur bilden, und könnte sehr wohl seitlich, neben dem Garten an- geordnet sein, wie z. B. der Maximiliansbrunnen in Mün- chen, ohne für die Gliederung der Gartenanlagen be- stimmend zu werden, wie leider zu oft. Auch kann eine Wasserkunst die Insel eines Platzes ganz ausfüllen, wie auf dem Sendlingerthorplatz in München, dem Wrangel- brunnen am Berliner Tiergarten und anderen. In allen V, 47 Die Gartenwelt. 559 glaubt kommen zu müssen, wird sich durch die gegen- teilige verletzt fühlen. Welche Stellung nehmen wir nun all den Springbrunnen gegenüber ein, die das Mittelstück einer monumentalen Anlage bilden? Ja , brauchen wir denn oma- mental, geometrisch regelmäfsig gehaltene Anlagen überhaupt? In Rosarien, Vorgärten, vor allem in öffentlichen Stadt- plätzen? Aber, werte Herren, ihre Stimmen übertönen ja das Rauschen der Bäche! Und ihr habt aufserdem die „Autorität" für euch, da mufs ich, Klei- ner, erst ein wenig zu Atem kommen. Der „Wiesenbach" rauscht nicht so laut, dort wollen wir weitersprechen — das nächste Mal. Bach unterm Laubdach. Vom Verfasser für die ^Gartenwelt" photographtsch aufgenommen. Orchideen. Orchideen bei uns und in ihrer Heimat. Mit Genehmigung des Verfassers R. A. Rolfe, Kew, aus „The Orchid-Review" für die „Gartenwelt" übersetzt von Julius Hansen, Magdeburg. (Schlufs.) So viel über die wichtige Frage der Nahrungszufuhr. Manche Orchideen, die in der Kultur nach und nach kleiner werden und schliefslich ganz eingehen, erleiden thatsächlich den Hunger- tod. Die ihnen notwendige Nahrungsmenge ist entweder nicht vorhanden, oder, wenn vorhanden, in einer Form, welche die Pflanze nicht fähig ist aufzunehmen. Die kräftige Entwicklung der Blütenstände mancher Orchideen, sowie auch der ganzen Pflanzen selbst, steht oft in gar keinem Verhältnis zu der geringen Menge der gereichten Nährstoffe. Hieraus ergiebt sich ohne weiteres, dafs ein grofser Teil derselben aus der Luft und aus dem Wasser entnommen worden sein mufs. Man hält Regenwasser ausnahmslos für geeigneter zum Giefsen dieser Orchideen, als Quell- und Brunnenwasser. Wenn auch vielfach angegeben wird, dafs die Gegenwart von Kalk in letzterem der Grund dafür sei, so wird der Vorzug des Regen- wassers gewifs in seinem Ammoniakgehalte zu suchen sein. Einige Züchter bringen unter den Stellagen Lagen von Eichenlaub oder anderen Blättern an, die gelegentlich gespritzt werden. Auch hier liegt der Nutzen darin, dafs sich in dem modernden Laube Gase entwickeln, deren Aufnahme den Pflanzen von Nutzen ist. Wie schon erwähnt, hat die Entwicklung von Luftwurzeln bei Pflanzen den Zweck, die notwendige Nahrung aus der Luft anstatt aus der Erde entnehmen zu können, und die Kultur sollte dementsprechend gehandhabt werden. Die verschiedenen von uns besprochenen Thatsachen be- zeugen die Nützlichkeit der Kenntnisse der Bedingungen, unter denen eine Pflanze in der Natur vorkommt, und von welcher Bedeutung es ist, die wesentlichsten Merkmale nachzuahmen. Viele Kultivateure erkennen dies an — ja, der verstorbene Day soll allein zu dem Zwecke gereist sein, gewisse Orchideen auf die Daseinsbedingungen ihres natürlichen Vorkommens zu prüfen. In Wirklichkeit ist der Erfolg, mit dem so viele Orchideen heute kultiviert werden, zum grofsen Teile auf geschickte Verwertung der Winke zurückzuführen, die von Sammlern und Reisenden durch Schilderungen über die Art und Weise des Wachstums dieser Pflanzen in ihrer Heimat gegeben wurden. Ausschlag- gebend ist nicht die sklavische Nachahmung jedes kleinlichen Umstandes, von denen viele ausschliefslich zufällige sind, sondern Kenntnis dessen, was unbedingt erforderlich ist und wie man diesen Anforderungen am besten gerecht werden kann bez. in- wieweit dieselben, den künstlich geschaffenen Bedingungen in unseren Gewächshäusern entsprechend, abzuändern sind. Man hat nun behauptet, dafs dies in einigen Fällen wohl zutrifft, dafs es aber doch Orchideen gäbe, welche am besten in solchen Häusern und unter Bedingungen gedeihen, unter denen sie theo- retisch nicht fortkommen sollten. Dies ist aber nicht richtig, sondern beweist nur, dafs unsere Theorien manchmal noch irrig sind. Einige Orchideen mögen in der Kultur üppiger gedeihen, als in ihrer Heimat, aber dies ist sehr wohl zurückzuführen auf die grofse Menge verabreichter Nahrung und auf die beständige Pflege, welche ihnen seitens ihres Kultivateurs zu teil wird — kurz, auf den Schutz vor dem Kampf ums Dasein. Zum Schlufs noch einige Betrachtungen, inwiefern die be- handelten Fragen auch den Orchideen-Sammler angehen. Oft werden Beschwerden laut, dafs Sammler neuer Orchideen so selten nähere Angaben machen, welche irgendwie für den Kulti- vateur von Nutzen sein könnten, und diese Klagen werden nicht 560 Die Gartenwelt. V, 47 ohne guten Grund erhoben. In vielen Fällen wissen indes die Sammler sehr wenig, da sie oft die Pflanzen von den Eingebornen kaufen, ohne sie an Ort und Stelle beobachtet zu haben. Wenn sie aber wirklich ni.itzliche Aufklärungen liefern können, werden diese nicht selten zurückgehalten aus Furcht, dafs irgend ein Mitbewerber diese Angaben zu seinem Vorteile ausnützen könnte. Aber die nötigen Winke in Bezug auf Standort, Erde, Temperatur und die Menge der verlangten Feuchtigkeit könnten wohl kund gethan werden, ohne den Fundort selbst bekannt zu geben. Solche Winke zu geben, sollte man sich für verpflichtet erachten. Zur Zeit sind die Kultivateure gewöhnlich genötigt, selbst die richtige Behandlung ausfindig zu machen, und es mufs zu ihrem Lobe gesagt werden, dafs sie oft erfolgreich sind, obgleich nicht immer. Manche weigern sich auch, neue Pflanzen zu kaufen, von denen ihnen nichts Näheres bekannt ist, wegen der Ungewifsheit über ihre Behandlung. Es treten auch Umstände ein, unter denen die Pflanze selbst Merkmale an sich trägt, welche einen Finger- zeig für die richtige Kultur bieten. So war es bei der Einführung von Eidophiella Elisubcthae. Hier wurden bei genauer Untersuchung der importierten Pflanzen an ihnen Reste von Baumfarnfasern ge- funden. Nun wufste man, dafs die Neuheit aus Madagaskar stammt, wo auch solche Farne wachsen, und schlofs daraus, dals sie wie etwa Phajus tuberculosus behandelt sein wolle. Sie wurde in einen Korb gepflanzt und über dem Wasserbassin eines Warm- hauses aufgehängt, woselbst sie prächtig gedieh ! Es dürfte somit wohl ziemlich klar sein, dafs die Kenntnis der Umstände, unter denen Orchideen in der Natur wachsen^ von grofsem praktischen Nutzen für den Kultivateur ist, und dafs die scharfsinnige Anwendung dieser Kenntnisse manche, früher in der Behandlung widerspenstige Orchidee von der Liste der schwer zu pflegenden nach der überführt hat, auf welcher solche Arten verzeichnet stehen, die von Jahr zu Jahr mit gröfserem Erfolg kultiviert werden. Man darf völlig überzeugt sein, dafs es keine einzige Orchidee giebt, die nicht erfolgreich behandelt wer- den könnte, wenn die Wachstumsbedingungen, insoweit sie un- bedingt notwendige sind, richtig berücksichtigt würden. Die alleinige Schwierigkeit liegt darin, dafs manche Lebensbedingungen kaum künstlich geschaffen werden können, aber die richtige Wür- digung des dargelegten Grundsatzes wird dem Kultivateur man- chen Verdrufs ersparen, wenn er entschlossen ist, erfolgreich zu sein ; und zweifellos werden dann auch noch manche andere schöne Orchideen von der Liste der bisher in der Kultur unhalt baren Arten gestrichen werden können. Fragen und Antworten. Nochmals Beantwortung der Frage No. 157. Die in No. 43 dieser Zeitschrift veröffentlichten Beantwortungen sind etwas auseinandergehend und veranlassen mich, noch einige Bemerkungen hinzuzufügen. Ich bin sehr enttäuscht darüber, da wir doch eine Menge spezieller Rosengärtner haben, dafs diese Frage nur von so wenigen beantwortet wurde. Es kann wohl sein, dafs sich viele aus geschäft- lichen Rücksichten über ihre Erfahrungen mit diesem Pilz nicht äufsern wollen. Den Herren, welche der Ansicht sind, dafs es sich hier um den Rosenrost handele, kann ich nur beipflichten. Ich glaube ferner ebenfalls, dafs es gut ist, die befallenen Blätter, Triebe etc. sorgfältig zu sammeln und zu verbrennen. Indes dürfte dem Herrn Fragesteller mit diesen Beantwortungen noch sehr wenig gedient sein, wenn der Pilz von Jahr zu Jahr stärker auftritt und er seine Rosenbäumchen all- jährlich mehr oder weniger zusammenschneiden mufs. Die Freude und Lust an seinen Lieblingen dürfte ihm trotz peinlicher Pflege und sorg- fältiger Übersicht bald verleidet werden. Der Herr Fragesteller möchte gewifs durch seine Anfrage die Ursache der Krankheit kennen lernen. Herr Obergärtner H. Beufs sucht nun in einer dumpfigen Lage, also mehr oder weniger feuchtem Grunde, die Ursaclie fiii das Auftreten dieses Pilzes. Dies dürfte aber sehr zweifelhaft sein, und ich glaube, dafs in einer Höhenlage von 800 m über dem Meer ein feuchter Grund, der Rosen- bäumchen mehr oder weniger becinflufst, nur sehr selten zu treffen sein wird. In Feuchtigkeit ist die Ursache für diese Krankheit durchaus nicht zu suchen; hier in meinem jetzigen Arbeitsgebiet befinde ich mich ganz direkt am Ufer des Bodensees, das Terrain liegt in den Sommer- monaten nur ganz wenig über dem Wasserspiegel des Sees, das Erd- reich ist eine feuchte Moorerde, darunter eine undurchlässige Letten- schicht. Nun möchte ich Herrn Beufs freundlichst ersuchen, mir an diesen Rosen einen Rostpilz festzustellen ! Dagegen befinden sich hier in unmittelbarer Nähe Anlagen mit kiesigem, sandigem, also trockenem Untergrund, wo aber trotz Mühe und Sorgfalt Rosenbäumchen nur in beschränkter Schönheit zu finden sind. Ein öfteres Bespritzen während des Sommers mit einer Lösung von Kupfervitriol und Kalk dürfte sich als gut und heilsam erweisen, und ich möchte dies dem Herrn I'rage- sleller nochmals warm empfehlen. Ich erlaube mir nun, auf meine Be- antwortung noch etwas näher einzugehen. Der Herr Fragesteller ist gewifs ein grofser Liebhaber von Rosen, denn sonst hätte er sich nicht die Mühe gemacht, seine Rosenbäumchen von tii?;;«i;-.Säinlingen selbst heranzuziehen, und bei ihm dürfte wohl der zweite Teil meiner Beant- wortung zutreffend sein. Die vorher beschriebene Krankheit lernte ich vor einigen Jahren auf einer Anhöhe in Cannstatt in einem Mafsstabe kennen, wie ich sie vorher noch nie gesehen hatte und sie seitdem auch nicht wieder so stark beobachten konnte. Dort hatte ich gute Gelegenheit, dieser Krankheit in ihrem Anfang und in ihrer Ursache nachzuspüren. In ganz unmittelbarer Nähe wurde dort die Verbindungs- bahn zwischen Untertürkheim und Kornwestheim angelegt, infolgedessen konnte ich da die Beschaffenheit des Untergrundes vollständig genau feststellen. Die obere Erdschicht bestand aus einer etwas leichten Lehm- erde, dann folgte eine Mergelschicht, darunter eine hohe Schicht präch- tiger Tuffsteine, es war also ein poröser Untergrund. Wäre dort eine schwere Lehmerde mit besserem Untergrund vorhanden gewesen, wäre der Rostpilz sicherlich nicht aufgekommen. Auf Grund dieser That- sache möchte ich dem Herrn Fragesteller nochmals dringend ans Herz legen, bei seinen Rosen für gute kräftige Lehmerde, mit gutem Kuh- dünger vermischt, zu sorgen und bei Trockenheit viel Wasser zu geben, das wird den Rosen sicher sehr heilsam sein. Möchten meine Zeilen den Herrn Fragesteller dazu veranlassen, und ich ersuche ihn freundlichst darum, sich über seine Bodenverhältnisse kurz in der „Gattenwelt" zu äufsern, für viele der geehrten Leser dürfte dies in Bezug auf Rosen- kultur eine gute Anleitung werden. Johann Kühner. Aus den Vereinen. XIV. Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünstler in Elberfeld. Die diesjährige Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünstler, welche für die Tage vom 11. bis 14. August nach Elberfeld einberufen war, nahm ihren Anfang mit der Sitzung in den Räumen der Stadthalle am 11. August vormittags 9 Uhr. Nach der Begrüfsung der sehr zahlreich erschienenen Mitglieder durch den Vorsitzenden, Herrn Garteninspektor Fintelmann-Berlin, wickelte sich die Tagesordnung zunächst recht glatt ab. Aus dem von Herrn städtischen Obergärtner Weifs-Berlin erstatteten Jahresberichte verdient hervorgehoben zu werden, dafs die Mitgliederzahl anstieg und die auf der vorjährigen Versammlung in Halle angeregte Bildung von Ortsgruppen sich als sehr zweckmäfsig gezeigt hat. Zwar nicht überall, aber doch da, wo die Mitglieder zahlreich vertreten sind, haben sie sich zu Gruppen zusammengeschlossen, die teils ihnen vom Vorstand zur Erörterung überwiesene Angelegenheiten behandelt, teils mit Anregungen und Anträgen in zahlreichen Fällen an den Vorstand heran- getreten sind. Die Gruppe für Hamburg-Altona, für Hannover und Braunschweig, endlich die rheinisch- westfälische Gruppe haben eine lebhafte Thätigkeit an den Tag gelegt und mehrfache Zusammenkünfte an verschiedenen Orten ihres Bezirkes abgehalten. Eine lebhafte Debatte entspann sich, als Punkt 6 der Tagesordnung: Endgültige Feststellung der Gebührenordnung, zur Beratung gelangte. Die Gebührenordnung, welche dem Gartenkünstler eine Unterlage zur Begründung seiner For- derungen dem Auftraggeber gegenüber geben soll, ist eine der ersten Aufgaben gewesen, die sich der Verein gleich bei seiner Gründung V, 47 Die Garten weit. 561 gestellt hatte. Insbesondere Herr Gartendirektor Hampel- Leipzig hat neben andern älteren Mitgliedern sich durch die Ausarbeitung der bisher geltenden Gebührenordnung verdient gemacht. Die veränderten Zeit- verhältnisse, nicht zum mindesten der Umstand, dafs der Gartenkünstler mehr und mehr aus Zweekmäfsigkeits- und anderen Gründen sich vor- zugsweise mit der Projektierung von Anlagen etc. und der Oberleitung ihrer Ausführung, weniger dagegen mit der Übernahme der Ausführung selbst befafst, diese vielmehr in zahlreichen Fällen teils in Regie des Auf- traggebers oder durch Übertragung an einen Unternehmer bewirkt wird, haben dazu geführt, dafs die ältere Gebührenordnung einer Umgestaltung unterzogen werden mufste. Bei dem grofsen Interesse, welches die Materie für alle Berufsangehörigen hat, war es erklärlich, dafs nicht nur die auf einer frühern Hauptversammlung zu diesem Zwecke gewählte Kommission, sondern auch die neuen Ortsgruppen sich mit der Sache beschäftigten. Das Ergebnis war, dafs neben dem ans der Arbeit der Kommission hervorgegangenen Vorschlage auch seitens der Gruppe Hannover (Gartendirektor Tripp) und Rheinland-Westfalen (Landschafts- gärtner R. Höh mann- Düsseldorf) detaillierte Vorschläge vorlagen. Die Debatte über dieselben mufste schliefslich abgebrochen and auf den andern Morgen vertagt werden. Herr Oberbürgermeister Funk, Elber- feld, welcher die Versammlung zu begrüfsen wünschte, kam in Beglei- tung des Herrn Stadtbaurats Schön felder und anderer Herren und hiefs, nachdem die Sitzung nach einer Pause wieder eröffnet war, namens der Stadt Elberfeld die Versammlung herzlich willkommen. In seiner Ansprache betonte er, wie regen Anteil die Verwaltung grofser Städte, Elberfeld nicht zuletzt, an der Entwicklung der Gartenkunst nahm, bat, die Elberfelder Anlage während der Tagung zu besichtigen und wo Anlafs geboten, nicht mit der Kritik zurückzuhalten, damit auch die Stadt aus der Tagung des Vereins Nutzen ziehen könne. Hiernach begann Herr Gartendirektor Tripp, welcher trotz der ihm aus den Vorbereitungen für den Empfang des Grafen Waldersee in Hannover erwachsenen Arbeitslast, herbeigeeilt war, sein Wort einzulösen, seinen Vortrag; Die Gartenkunst in Beziehung zum Städtebau unter besonderer Berücksichtigung der Industriestädte. Der Vortragende, welcher als sein Thema beherrschender und wortgewandter Redner die Zuhörer zu fesseln wufste, sprach eine Reihe von Forderungen bezüglich der Ausgestaltung und Fortbildung der öffentlichen Anlagen aus, die gewifs in den be- teiligten Kreisen Beachtung finden werden. Seine Ausführungen fanden lebhaften Beifall. — Bald danach vereinigte ein Festmahl die Teilnehmer, bei welchem die üblichen Reden und Toaste stiegen, unter denen derjenige des Vor- sitzenden auf S. Majestät den Kaiser Bezug nahm auf das soeben erfolgte Ableben der Kaiserin Friedrich, und der des Stadtbaurates Schön- felder-Elberfeld dem Blühen und Gedeihen der Gartenkunst galt. Der Nachmittag wurde durch eine Wagenfahrt durch die .\nlagen und Wal- dungen Elberfelds ausgefüllt, wobei dem Herrn Baron von der Heidt, dem Begründer und eifrigen Förderer der Gartenanlagen Elberfelds, ein Besuch abgestattet wurde. Am Abend vereinigten sich die Teilnehmer im zoologischen Garten, dessen Anlagen, erst seit kurzem unter der Leitung des Obergärtners Keusch stehend, sich wesentlich gehoben haben. In der Sitzung am 12. .\ug. wurde zunächst die vertagte Ge- bührenordnung dadurch erledigt, dafs sie an eine verstärkte Kommission zur nochmaligen Beratung zurückverwiesen wurde. Von den sonstigen Punkten der Tagesordnung mufste ein Teil wegen Abwesenheit der betr. Referenten abgesetzt werden, der andere Teil, darunter die Feststellung der für Strafsenpflanzungen sich eignenden Bäume wurde den Vor- schlägen des Vorstandes entsprechend genehmigt. Die satzungsgemäfse Anerkennung der Ortsgruppen erfolgte noch nicht, weil die Ansichten dahin gingen, denselben zunächst noch weiter Zeit zu lassen, sich zwanglos und den lokalen Bedürfnissen entsprechend zu entwickeln und diese Entwicklung nicht durch Paragraphen etc. zu beeinträchtigen. Als Ort der nächstjährigen Tagung wurde nach längerer Erörterung Breslau gewählt. Es folgte hiernach der Vortrag des Herrn Gartenbaudirektors Encke- Wildpark über die Ausbildung des angehenden Gartenkünstlers. Der Redner umschrieb zunächst den Begriff Gartenkünstler, gab sodann einen Überblick über die verschiedenen Zweige des fachlichen Wissens, die derselbe beherrschen mufs, entwickelte unter Vorführung des Zahlen- materials den Unterrichtsplan der Wildparker Lehranstalt, besprach seine Verbesserungsbedürftigkeit und die Aussichten, die sich in letzterer Hinsicht durch die geplante Verlegung der Anstalt nach Dahlem er- öffnen. Als erforderliche Vorbedingung für die erfolgreiche Bewältigung des Unterrichtsstoffes verlangt der Redner, obschon das Reifezeugnis einer höhern Lehranstalt erwünscht sei, die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst und Lern- und Lehrfreiheit an der künftigen Anstalt; er will dagegen die Frage, ob dieser Anstalt die Bezeichnung „Hochschule" gegeben werden soll, als nebensächlich angesehen haben. Als Ergebnis der sich an den Vortrag anschliefsenden Debatte kann angesehen werden, dafs sich die Versammlung im allge- meinen auf den Standpunkt des Redners stellte und den Vorstand er- mächtigte, weitere geeignete Schritte an den mafsgebenden Stellen zu unternehmen, um das umschriebene Ziel zu erreichen. — Trotzdem die Zeit schon sehr vorgeschritten, lehnte die Versammlung es ab, den letzten Punkt des Programms: Vortrag des Herrn Gartendirektors Schoch über das Leben und Wirken Ludwig von Sckells zu vertagen und folgte den geistvollen Ausführungen des Vortragenden mit grofser Auf- merksamkeit. — Bei dem gemeinsamen Mahle, welches den zu Ende gegangenen Beratungen folgte, widmete Herr Baurat Schönfelder dem Verein und seinen Bestrebungen in längerer geist- und humor- voller Ansprache seine Wünsche. Der Rest des Tages wurde der Be- sichtigung der Anlagen des Barmener Verschönerungsvereins (Garten- inspektor Schoelgen) gewidmet und der Abend auf der neuen Hardt, einem Teil der Elberfelder Anlagen, zugebracht. Die programmmäfsige Erledigung der Ausflüge an den beiden folgenden Tagen in die wunder- schöne Umgebung, nach Düsseldorf etc., hielt, wennschon sich die Reihen inzwischen etwas gelichtet hatten , noch eine recht ansehnliche Anzahl Herren mit ihren Damen zusammen. Mit dem Verlauf seiner Tagung kann der Verein zufrieden sein, sie kann nach jeder Richtung hin als sehr befriedigend bezeichnet werden. Zu dem möglichen Gelingen haben die Herren des Vorstandes und Ortsausschusses (darunter vorzugsweise die Herren Rottenheufser und Ruprecht), sehr wesentlich aber auch das Entgegenkommen, welches die Behörden in Elberfeld dem Vereine gezeigt haben, beige- tragen. Die festlich geschmückte Stadthalle mit ihren glanzvollen Räumen bildete einen vornehmen Rahmen für die Tagung. Heicke. Jahresversammlung der „Deutschen dendrologischen Gesellschaft" zu München. Die heurige Jahresversammlung der Dendrologen fand in den Tagen vom 6. bis 9. August zu München statt, und darf in ihrem Verlaufe, wie vorweg bemerkt werden mochte, wohl als eine interessante bezeichnet werden. Freilich vollzog sie sich nicht in dem glänzenden Rahmen, wie im Vorjahre zu Karlsruhe oder in Dresden — - es fehlten offizielle Empfänge, Festschriften und schöne Beleuchtungen — dafür aber bot München selbst den Besuchern wohl manches, was man in den früheren Versammlungsorten nicht fand, ganz speziell waren alle Dendrologen des Lobes voll, ob des vortrefflichen Bieres! — — — Am 6. August wurden die Gäste im Saale der liberalen Abge- ordneten im kgl. Hofbräuhause empfangen und begrüfst durch eine Ansprache des kgl. Rates Kolb, in seiner Eigenschaft als I. Vor- sitzender der bayerischen Gartenbaugesellschaft. Der Redner wies auf die schwierigen und ungünstigen Verhältnisse hin , unter welchen die Münchener Gärtner zu schaffen hätten, auf widrige Boden und Tempe- raturverhältnisse und ähnliches. Vorsitzender Hofmarschall v. St. Paul erwiederte dankend und sprach die Hoffnung aus, dafs gut Welter und Sonnenschein der Gastfreundschaft wenigstens für die Dauer der Ver- handlungen bleiben mögen. — Von einigen 30 Herren und wenigen Damen wurde die gemütliche Gesellschaft gebildet; man bemerkte u. a. Graf Schwerin-Wilmerdorf, Geheimrat Pfitzer-Heidelberg, Direktor Gräbener-Karlsruhe, Direktor Linne- Erfurt, die Garteninspektoren Beifsner-Bonn, Purpus-Darmstadt, Rettig-Jena, Schelle-Tübin- gen, Gartenmeister Zabel-Gotha, Rehder-Arnold-Arboretum u. a. Manch' alte Freunde sahen sich wieder und tauschten in anregender Unterhaltung Erfahrungen und Erlebnisse aus, neue Bekanntschaften wurden angeknüpft. Die eigentlichen Sitzungen begannen am 7. August morgens in der Forstakademie mit Darlegungen des Geschäftsberichtes seitens des Vorstandes, Hofmarschall v. St. Paul. Die Gesellschaft hat jetzt 475 Mitglieder. Leider verlor sie einige derselben durch Tod, und die Versammlung ehrte, wie üblich, das Andenken der Verstorbenen 562 Die Gartenwelt. V. 4r durch Erheben von den Sitzen. Als eifrigster Mitgliedswerber hatte sich wieder Graf Schwerin ausgezeichnet. Gehölzsamen waren heuer gespendet worden von Prof. Sargent- Arnold-Arboret, Prof. Mioski-Tokio und dem Heidelberger botani- schen Garten. Die Samen werden in den Stationen der Gesellschaft angebaut und die dann erzogenen Pflanzen an die Mitglieder verteilt werden, gemäfs früheren Abmachungen. Sodann nahm der Vorsitzende das Wort zu einem längeren Vor- trage „Über die Versuche mit dem Anbau fremdländischer Holzarten in Preufsen in den letzten 20 Jahren." Im wesentlichen nach den Zusammenstellungen des kgl. Forstmeisters Prof. Dr. Schwappach, mit Anmerkungen nach Erfahrungen des Herrn Vortragenden selbst. Aus dem fast einstündigen Vortrage, der ausführlich im Jahrbuche der Gesell- schaft abgedruckt werden wird, möge vor allem hervorgehoben sein, dafs Preufsen in den Jahren 1881 — 96 die Summe von 256000 M. für forstliche Versuche ausgegeben hat, Bayern dagegen keine loooo M. Immerhin ist aber bei letzterem in Betracht zu ziehen, dafs namentlich durch die Verbindungen des Herrn Prof. Heinrich Mayr hier, Bayern japanisches und auch amerikanisches Saalgut gratis erhält. 640,37 ha hat Preufsen mit fremdländischen Holzarten bestellt, allerdings nicht in reinen, sondern in mit einheimischen Holzarten gemischten Beständen. In der ersten Gruppe: „den in Norddeutschland anbauwerten und gut aushaltenden Gehölzen" macht Schwappach folgende namhaft: Aiies concolor, Acer saccharinum, Bclula Itnta, Carya alba, Chamaecyparis la-Lüsoninna und obtusa, Fraxinus amtricana, Juglans nigra, Larix Upto- Upis, Magnolia hypaltuca, Picea pungens, sitchensis, banksiana und rigida, Prunus serotina, Pseudotsuga Douglasii , Quercus rubra, Thuja giganlea, Tsuga mertensiana ; v. St. Paul fügt noch Picea Engelmannii hinzu. — Als nicht anbauwürdig für Norddeutschland, zweite Gruppe, nennt Schwappach: Acer Negundo , Carya amara, Catalpa speciosa , Cryptomeria japonica, Fraxinus pubiscens, Juniperus virginiana. Picea Engelmannii und polita, Pinus insignis und jfeffreyi, Sciadopitys verticillata, Zelkowa Keaki. Zur dritten Gruppe, „deren Beobachtung fortzusetzen sei", nennt Schwappach: Abies grandis, Cercidipkyllum japonicum, Cladrastis amu- rensis. Picea alcockiana, Thuja Standishi u. v. a. , sowie in der vierten Gruppe, „im deutschen Walde gedeihend und sehr schön aufgenommen"; Abies amabilis und nobilis, sowie Acer dasycarpum. Hieran schliefst sich eine Debatte, in welcher Graf Schwerin u. a. zu dieser und jener Spezies Bemerkungen aus dem Schatze ihrer Er- fahrungen machen. Ausführlicher geht Prof. Mayr -München auf das Thema ein und vertritt den fast gegenteiligen Standpunkt, indem er die Kultur sämtlicher fremdländischen Abies, Picea, Pinus, Larix etc. verwirft, wenn nicht besondere forstbauliche Gründe für dieselbe sprächen. Es sei nicht richtig, anzunehmen, dafs eine dieser fremden Arten besseres Holz liefere, als unsere einheimischen, und den Acer saccharinum z. B. solle man nicht des Holzes, sondern des Zuckers wegen bauen, und was z. B. den Wert von Chamaecyparis lawsoniana und obtusa in der Heimat betreffe, sei nicht mafsgebend für unsere Verhältnisse. — Pinus Cembra z. B. gebe in den Alpen, in den Höhen, ein vorzügliches Holz, in die Ebene verpflanzt ein minderwertiges, welches von dem der sil- vestris übertroffen werde. Geheimral Prof Pfitz er- Heidelberg klagt in seinen Ausführungen über die Winterhärte immergrüner Bäume und Sträuclier zu Heidelberg über den letzten Winter. W^iewohl überall, hat derselbe auch in Heidel- berg arg gehaust. Dennoch hat es einige Bambusen gegeben, die ihn vorzüglicli überdauert, so: Arundinaria nitida, die als die härteste zu gelten habe und von der selbst junge Pflanzen nicht gelitten. Auch A. palmata, der Metake ähnlich, sei gut durchgekommen, von Phyllo- stachys aurea seien nur die Spitzen erfroren, Ph. nigra sei fast ebenso hart, auch niitis und viridiglaucescens seien nur wenig geschädigt. Von Arundinaria Aletake seien die Blätter, Menziesii sei fast bis auf den Boden erfroren, ebenso Simonii. Redner erwähnt eine hübsche, neue, gelbstenge- lige Art (Phyllostackys castillensis ?). Jedenfalls sei auch hier Auswahl der Arten und des Standortes überaus wichtig. — Von den Palmen wür- den die Versuche mit Jubaea spectabilis aufgegeben, dagegen hat Trachy^ carpus Fortunei sich so gehalten, dafs weitere Versuche Erfolg ver- sprechen. Von den ca. 180 immergrünen Hölzern Heidelbergs hat sich nur als wirklich immergrün gezeigt: Ligustrum coriaceuvi und sich vor- züglich gehalten, ebenso Phillyrea vihnorifiiana. An Mauern hielt sich Viburnum Tinus, auch mit Rhododendron Hodgsoni sind Erfolge erzielt. llix latifolia aus Japan ist ausgezeichnet durchgekommen, Rhamnus Alaternus hat sich gut gehalten, ebenso: Hypericum hookerianum, Ber- beris concinna, Oreodaphne regalis, MagnoHa grandiflora, Pholinia serru- tata, Prunus Laurocerasus colchica u. m. a. B. Othmer. (Schlufs folgt.) Die 18. Hauptversammlung des Verbandes der Han- delsgärtner Deutschlands am 5. u. 6. August in Dresden. Dafs man in Dresden, der sächsisclien Gaitenbau- Metropole, an der richtigen Stätte war, wo die Landesregierung sich sehr wohl der Pflichten einem Stand gegenüber bewufst ist, welcher da einen gewissen Rang einnimmt im Verhältnis zu anderen Berufsarten, bemerkte man an den Willkommengrüfsen die seitens des kgl. Ministeriums, wie auch namens der Stadt Dresden der Versammlung entboten wurden. Der vorgeführte Jahresbericht des letzten Geschäftsjahres zeigte, dafs man den Fortschritt der Zeit sehr wohl versteht und in seinem Zeichen das letzte Jahr gearbeitet hatte, und dafs man auch weiter so fortstrebt, ergaben die Beratungen über die beiden hauptsächlichen Ver- handlungs-Materien, die notwendigen Verbesserungen des Vereinsorgans, des „Handelsblattes" und — was könnte wohl eine mehrbewegende Frage unseres Faches sein — über den „Schutzzoll". In unermüdlicher vielstündiger Beratung einigte man sich über die Mittel und Wege, das Vereinsorgan zu verbessern, und wenn auch manches noch mehr ver- bessert gewünscht wurde, so war man doch nahezu einstimmig mit den Besserungs-Vorschlägen zufrieden, deren Grenze in den zur Verfügung gestellten Mitteln besteht. Je mehr Mittel, je mehr Leistung, und so lange dem Verbände noch viele Kollegen fern stehen, wird's mit der Verbesserung in diesem Sinne auch nur langsam gehen. Die Schutzzoll-Debatte stand ganz unter dem Eindrucke des neuen, auch in dieser Zeitschrift wiedergegebenen Schulzzoll-Tarifentwurfes, der den Wünschen der Handelsgärtner nicht entspricht, so dafs bei dessen Bearbeitung unbedingt das richtige Verständnis für die Bedürfnisse der gröfsten Mehrheit des deutschen Handelsgärtnerstandes vollständig ge- fehlt hat. Sowohl der Präsident der zweiten sächsischen Kammer, als auch drei Reichstagsabgeordnete des sächsischen Landes waren er- schienen und allseitig wurde von diesen Herren, besonders von dem Abgeordneten Oertel, erklärt, dafs die gleiche grofse Enttäuschung über den Entwurf überall vorherrsche, wo man dem Gartenbau, wie besonders in allen landwirtschaftlichen Kreisen, näher steht. Noch habe der Entwurf den Bundesrat und den Reichstag zu passieren , ehe das Wohl und Wehe über die deutsche Handelsgärtnerei gesprochen ist, und noch .«ei es Zeit, mit einer unermüdlichen Agitation einzusetzen, den einzelnen Landesregierungen und der grofsen Öflentlichkeit gegen- über klarzulegen, was wir zu wünschen und zu verlangen berechtigt sind. So und ähnlich lauten die Mahnungen und Ratschläge unserer Volksvertreter. Diesen einzigen Weg beschritt man durch Annahme der an anderer Stelle dieser Zeitschrift aufgeführten Resolution, die an Deut- lichkeit und Klarheit der Aussprache nichts zu wünschen übrig läfst. Den einzelnen Gruppen des Verbandes wurde es auferlegt, in weiteren grofsen Protestversammlungen die Öffentlichkeit und die Landes- regierung darüber aufzuklären, dafs wir dem Brotwucher ferne stehen, sondern nur verlangen, dem Auslande gegenüber konkurrenzfähig zu sein. Die weiteren Anträge für die Jahresversammlung mögen wohl etwas leeres Stroh enthalten haben, doch solches drischt man auch auf anderen Berufstagen. Das Wichtigste und die Leser dieser Zeitschrift Interessierende sei hiermit herausgegriffen. Ein neues Handelsgärtner -Adrefsbucli, welches schon im vorigen Jahre gewünscht wurde, wird vorläufig vom Verbände nicht heraus- gegeben, es wird aber inzwischen an dem Sichten des Materials weiter gearbeitet. Übrigens wurde mitgeteilt, dafs der Herausgeber des früheren de Terraschen Adrefsbuches demnächst eine neue Ausgabe vorbereitet. Den ersten Vorsitzenden mit Gehalt anzustellen, wurde abgelehnt. Dafs man die F'reiheit und die Rechte der Mitglieder nicht unterbinden will, beweist der abgelehnte Antrag 9. Demnach ist der Vorstand nicht berechtigt, den Wortlaut oder die Begründung von Anträgen, selbst wo interne Verbandsinteressen berührt werden, irgendwie abzu- ändern oder geheim zu halten. Alle möglichen Abänderungs-Anträge wegen der Vertreter-Wahlen fielen, weil sie bei der Abstimmung die nötige Majorität nicht erhielten. Inmitten der Verhandlungen wurde vom Redakteur Beckmann eine Denkschrift verlesen, in welcher die Stellung der Handelsgärtnerci V, 47 Die Gartenwelt. 563 — Landwirtschaft oder Gewerbe? — eingehend und recht sachlich be- leuchtet war. Jedenfalls wäre es an der Zeit, dafs man dem Gartenbau eine Vertretung entweder in den Gewerbe- oder in den Landwirtschafts- kammern einräumt. Unser ganzer Stand irrt vertre tangslos umher, und erfreulich war es zu hören, dafs im Königreich Sachsen dem sächsischen Gartenbau -Verband Anschlufs und wahrscheinlich auch später Vertretung bei seiner Regierung in Aussicht stehen. Man versucht allerdings, in Preufsen den Gartenbau an das Ge- werbe anzugliedern. Aber nach einstimmiger Annahme einer Resolution, will man von jetzt ab energisch entweder die Bildung von eigenen Gartenbau-Kammern, oder die Zugehörigkeit zur Landwirtschaft*) bei den einzelnen Landesregierungen fordern. Damit ist der Standpunkt und Weg ausgesprochen, den man gehen will. Antrag 19 bezweckte, der rührigen Propaganda des „Allgemeinen deutschen Gärtnervereins" entgegenzutreten, welcher in politischen Tagesblättern bezüglich der Lehrlings- und Arbeitsverhältnisse angeblich oft entstellte Thatsachen veröffentlichen soll, und wurde der Geschäfts- führer beauftragt, durch geeignete Gegenartikel die wahre Sachlage darzuthun. Eine Petition seitens des Vorstandes soll ausgearbeitet werden und an alle Souveräne, Fürsten u. s. w. verschickt werden, deren Hof- gärtnereien Handel betreiben. Ob es helfen wird? — Weiterwill man bei den Militärbehörden es durchzusetzen versuchen, dafs die dem Gärtnerberufe angehörigen Reservisten und Wehrleute nicht während der Frühjahrsmonate, sondern zur Sommerszeit zu ihren Übungen ein- gezogen werden. Solche Vorstellungen sind, irre ich nicht, sogar von den Landwirten bei den Militärbehörden unternommen worden, bis jetzt ohne Erfolg.**! Wegen Regelung des Lehrhngswesens wurde dem Vorstande anheimgegeben, für späterhin geeignete Vorschläge zu machen, die zur Besserung auch dieser Kalamität führen konnten. Es wird nichts dabei herauskommen, solange wir nicht irgend einer Kammer an- gegliedert sind, die unserem Stande dann allein schon die ihm wohl- thuenden und notwendigen Verpflichtungen auferlegt. Der Versicherungszwang für die Angestellten in der Land- and Forstwirtschaft, zu welchen Erwerbszweigen die Gärtnerei ja hinzu- gerechnet wird, ist in dem Kranken-Versicherungsgesetz nicht genügend festgelegt, und es ist lediglich den Gemeinden überlassen, dies durch Ortsstatut zu regeln. Da letzteres in vielen Gemeinden Deutschlands auch zwangsweise eingeführt ist, und nur wenige Distrikte dies noch nicht üben, so überliefs man es den Antragstellern, sich mit Beschwerden an die Regierungspräsidenten der in Frage kommenden Provinzen zu wenden. Eine Reichsverordnung wegen Bekämpfung der Blutlaus wollte man nicht, da ohnehin verschiedene Provinzialregierungen schon solche Mafs- regeln ergriffen haben, die nach Mitteilungen der dortigen Vertreter zu starken Belästigungen der Gärtnerei durch die Polizeibehörden ge- führt haben. Eine Umfrage darüber anzustellen , welcher Wasserheizkessel sich am besten bewährt, erschien schwer ausführbar. Der Antrag wurde deshalb zurückgezogen. Dennoch sollte man diese technisch so wichtige Frage im Auge behalten. Ein weiterer Antrag eines schlesischen Baumschulenbesitzers, dafs jeder Grundbesitzer durch behördliche Verfügung veranlafst wird, eine bestimmte Anzahl von Obstbäumen in seinem Grundstücke anzupflanzen, kam gleichfalls zur Ablehnung, weil einerseits der wohlersichtliche Nutzen dem andererseits eintretenden Schaden in unseren gärtnerischen Be- trieben gegenüber stand. Ein Mitglied, welches sich in der Gehilfenfrage in Gegensatz zu den allgemeinen Ansichten der Mehrzahl der deutschen Handelsgärtner gestellt hatte, auszuschliefsen, erschien den Antragstellern zum Schlufs wohl selbst nicht diskutabel, da fragliches Mitglied nicht gegen die *) Anmerkung der Redaktion: Wir können ans für die An- gliederung an die Landwirtschaft nicht erwärmen; der Gartenbau hat Bedeutung genug, seine eigene Kammer zu besitzen. **) Anmerkung der Redaktion: Man hat in verschiedenen Landesteilen den diesbezüglichen Wünschen der Landwirtschaft Rech- nung getragen. Verbandsinteressen verstofsen hatte, sondern nur seiner freien Meinung Ausdruck gab.*) Beim vorjährigen Verbandstage wurde eine Bahntarifs-Kommission ernannt, welche bei den einzelnen Eisenbahndirektionen Eingaben ver- anstaltete, dafs lebende Pflanzen zu Frachtgutsätzen per Eilfracht be- fördert werden sollen. Einzelne Direktionen haben sich ablehnend, andere sich zu solchen für den Versand gärtnerischer Produkte wich- tigen Begünstigungen wohlwollend gezeigt. Diese Petition soll den Direktionen erneut eingereicht werden, mit dem Wunsche, die beregten Begünstigungen auch auf Topfpflanzen auszudehnen, welche die Entgegen- kommen zeigenden Direktionen bisher unberücksichtigt liefsen. Als Ort der nächstjährigen Hauptversammlung wurde Berlin mit grofser Majorität gewählt. Hätte auch manches bei den Verhandlungen nicht in die breite Aussprache auszulaufen brauchen und wäre manchmal mehr Präzision in den Ausführungen seitens der Redner zu wünschen gewesen, so hatte es doch ein jeder ernst und ehrlich gemeint, und die ganzen Verhand- lungen trugen den Stempel der Zeit, die mit den Schäden aufräumen und Besserungen schaffen will. Dafs man nach zweitägiger Verhandlung in schwüler Saaleshitze am dritten Tag einen wohlgelungenen Dampferaasflug nach der sächsi- sischen Schweiz veranstaltete und die Gastfreundschaft der Dresdener Kollegen auch hier wieder bestens kennen lernte, kann gewifs keinen Menschen berechtigen, von Vergnügungsreisen der Verbandsmitglieder zu reden. Dieser Ausflug, der sich auch nach dem herrlichen, des öfteren in der „(lartenweU" beschriebenen PiUnitzer Schlolspark erstreckte, und dem „Fachlichen" sehr wohl Rechnung trug , hat manchem Teil- nehmer freundschaftliche und geschäftliche Annäherung verschafft und wird uns noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. Argus. Schutzzoll. Wir haben im letzten Hefte unter dieser Rubrik die Machen- schaften eines Mannes beleuchtet, der sich als sachverständiger Über- mensch in Zollangelegenheiten aufspielt, Unwahrheiten über den Tarif- entwurf veröffentlichte, und nun von Woche zu Woche seine sehr zweifelhafte Zollweisheit zum besten giebt. Dieser Übermensch heifst bekanntlich Ludwig Möller. Die falschen Zollsätze, die er verzapfte, wurden selbst in den rechtsnationalliberalen, konservativen und ultra- montanen Blättern als „Phantasiegebilde", „phantastische Übertreibun- gen" u. dgl. bezeichnet, was Möller in seinem Blatte vom 10. August nicht nur zugiebt, ja er erklärt sogar, dafs er, d. h. der Mann, der diese Phantasiezölle selbst erlogen hat, gegen eine derartige Bezeichnung solcher Zollsätze nicht das geringste einzuwenden habe. Weiterhin schreibt er dann: „Falls man an den hier in Betracht kommenden Stellen der Reichsregierung diese Stimmen der regierungsfreundlichen Presse (Anm. der Red. D. h. die Stimmen über seine eigenen Lugen) gesammelt hat, besitzt man einen ganz zuverlässigen Anhalt für die Beurteilung, die Zollsätze der von uns anfänglich mitgeteilten Höhe gefunden haben würden." Auch der „Handelsgärtner" hatte, wie wir auf Seite 551 unserer letzten Nummer zitierten, mitgeteilt, dafs in einer Anzahl Zeitungen die Möllerschen Ausführungen als eine Ausgeburt der Phantasie bezeichnet worden seien, was doch gleichbedeutend mit Phantasiezöllen und phan- tastischen Übertreibungen ist. Was also der „Handelsgärtner" mitteilte, befand sich für jeden Menschen, der den Verstand noch nicht verloren hat, in voller Über- einstimmung mit dem, was der Herr „Sachverständige" Möller selbst zugab. Aber die Mitteilungen des „Handelsgärtners" versetzten den Herrn Sachverständigen trotzdem in einen Wutausbruch, in welchem (No. 39 vom 17. August) er, der Erfinder des Titels „Gartenbaurat", den Redakteur des „Handelsgärtners", ohne ihn ehrlich mit Namen zu *) Anm. d. Red. Sollen die Verbandsmitglieder vielleicht nach Schafsart erzogen werden, damit sie mit dem Vorstande durch dick und dünn gehen, wie die Herde mit dem Leithammel? 564 Die Gartenwelt. V, 47 nennen, als Buschklepper, Söldner und Trof^knecht bezeichnet und die Behauptung aufstellt, daf, der betrefifende Herr, in den Augen jedes anständigen Menschen eine durchaus achtbare Persönlichkeit, indem er die Lügenzölle Möllers als Ausgeburt der Phantasie bezeichnete, seine wahre Gesinnung verrate. Und der Mann, der einen achtbaren Menschen in der oben an- gegebenen Weise unflätig tituliert, beansprucht, wie wir auf Seite 255 ausführten, für sich das Recht, gegen diejenigen als Apostel für Sitte und Ordnung aufzutreten, die andere niederschreien und persönlich verunglimpfen. Und dieser Mann, der auch den Vorstand des Handels- gäitnerverbandes und diesen selbst fortgesetzt mit ungehobelten An- griffen bekämpft, macht sich zum Schlüsse seiner Anzapfung noch den Scherz, diesem Verbände einen guten brüderlichen Rat zu geben, dahin- gehend, dafs er den von ihm als Buscliklepper u. s. w. bezeichneten Gegner und ähnliche Leute, „sobald und so schnell wie möglich von sich abschütteln soll, denn von ihnen wird er im entscheidenden Augen- blicke doch verraten und verkauft". Im Verband der Handelsgärtner weifs man hoffentlich, was man von den gutgemeinten Ratschlägen eines Ludwig Möller zu halten hat, und dafs man sich diejenigen warm halten soll, vor welchen dieser Ehrenmann warnt. "^- H. Gegen den Zolltarif! Die in Dresden tagende Hauptver- sammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands nahm mit 218 gegen 2 Stimmen folgende Resolution gegen den Zolltarif an: Die Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutsch- lands spricht ihr Bedauern über den Zolltarifentwurf aus und protestiert gegen die Behandlung, die der Entwurf den deutschen produzierenden Handelsgärtnern angedeihen lassen will. Der Zolltarif ist ein Schlag ins Gesicht der gesamten deutschen Gärtner. Wenn die für die jetzige Form des Zolltarifs verantwortlichen Kreise der Ansicht waren, dafs die festgesetzten erhöhten Zölle für landwirtschaftliche Produkte ein Be- dürfnis gegenüber der heutigen Lage der Landwirtschaft darstellen , so war es eine einfache Forderung der Gerechtigkeit, auch der Gärtnerei erst recht in ihrem, durch eine mafslose freie Einfuhr erschwerten Kampf ums Dasein zu helfen. Durch ein Fortbestehen des jetzigen Zustandes werden zahlreiche Existenzen in der deutschen Gärtnerei vernichtet, unser Stand selbst zu Grunde gerichtet. Wenn durch den veröffentlichten Zolltarifentwurf unser Vertrauen auf eine gerechte Würdi- gung der Notlage unseres Berufes seitens der mafsgebenden Stellen auch schwer erschüttert ist, so spricht die Versammlung dennoch die Hoffnung aus, dafs das Gefühl der Verantwortung für das Wohl und Wehe der gesamten deutschen Gärtnerei Bundesrat und Reichstag zu anderen Entschlüssen gelangen lassen wird, als diejenigen des heutigen Zolltarifs sind. — Der Vorsitzende wird beauftragt, bei der Reichs- regierung, wie bei den einzelnen Bundesregierungen dahin vorstellig zu werden, dafs Zollsätze eingestellt werden, die, wie in der Eingabe des Verli.indes vom I. Oktober 1900 dargelegt, einen ausreichenden Schutz dieses wichtigen nationalen Produktionszweiges verbürgen". Tagesgeschichte. Selbstmordes verbrannte Kluch erst sein Vermögen, aus vielen tausend Kronen in Wertpapieren bestehend, ja selbst seine goldene Uhr zertrat er, um den Erben nichts zu hinterlassen. Zweifellos war der Mann unzurechnungsfähig und hätte in seinem eigenem Interesse beizeiten in einer geeigneten Anstalt untergebracht werden sollen. Herford. Seitens der Provinz Westfalen soll demnächst hier- selbst eine gröfsere Obstanlage bei der Landwirtschaftsschule aus- geführt werden. Die Leitung dieser Anlage wird dem Obstbaulehrer Hagemann von der genannten Schule unterstehen. München. Über eine gebührende Bestrafung von Baumfrevlern schreibt man uns folgendes: Vom kgl. Landgericht München I. wurden wegen Sachbeschädigung am 7. d. M. vier junge Burschen im Alter von 17 — 20 Jahren , welche in den städtischen Isaranlagen in der Zeit vom 17. — 23. Februar d. J. durch Abschneiden mittels Säge 7 Stück Birken mit einem Stammdurchmesser von 15 — 30 cm entwendeten, zu Strafen von I — 6 Monaten Gefängnis verurteilt, und zwar: Xaver Fischer, zu 6 Monaten, Ignatz Völkl, zu 3 Monaten, Krichbaum zu 2 Monaten und Josef Niedermeier zu i Monat. Das Gericht erkannte auf Grund des Sachverständigen-Gutachtens, worin ausgeführt war, dafs eine Schädigung öffentlicher Anlagen, welche zur Annehmlichkeit der Stadtbevölkerung dienen, vorliege, diese empfindliche Strafe, und verurteilte gleichzeitig die Gastwirtsgattin Anna Vögel, welche das Holz gekauft, wegen Hehlerei zu b Wochen Gefängnis und Tragnng der Kosten. J. Heiler. Berlin. Gleichwie im vorigen Jahre soll auch im diesjährigen Sep- tember und Oktober, wie die hiesige landwirtschaftliche Hochschule bekannt giebt, ein Unterrichtskursus für Wetterkunde an derselben stattfinden. Im Hinblick auf die in allen preufsischen Provinzen dem- nächst einzuführenden drahtlichen Wettervorhersagen, ist dieser Unter- richt besonders wertvoll, da doch zu erfolgreicher Einführung eines all- gemeinen Wetterdienstes die Verbreitung entsprechender Kenntnisse als Vorbedingung erforderlich ist. Der Besuch des Kursus kann deshalb nur empfohlen werden. Wie die „Staatsbgr.-Ztg." im Anschlufs daran mitteilt, werden seitens der Landwirtschaftskammern geeignete Persön- lichkeiten veranlafst, auf Kosten der Kammern an dem 1 2 Tage dauern- den Lehrgange teilzunehmen. A. W. Brodze (Böhmen). Nach einer Mitteilung der „Bresl. Morg.- Ztg." hat sich der schon lange pensionierte ehemalige Wiener Hof- gärtner Johann Kluch hierselbst erschossen. Er war durch eigenes Verschulden kürzlich völlig erblindet, weil er aus Hafs gegen Ärzte und Medizin nichts gegen sein Leiden gethan hatte. Vor Begehung des Bücherschau. Die Kunst der Geschäftsreklame im Gartenbau. Eine kleine Schrift, welche in anschaulicher Weise erläutert, wie der Gärtner für seine Erzeugnisse Reklame machen soll. Wir weisen alle Inter- essenten darauf hin, dafs dieses Schriftchen kostenlos vom Verlag der „Gartenwelt", Berlin W. 35, zu beziehen ist. Personal-Nachrichten. Abel, Johann, Garteninspektor und Lehrer an der kgl. Kreis- ackerbauschule zu Triesdorf, wurde auf sein Ansuchen wegen körper- lichen Leidens und dadurch herbeigefiihrter Dienstunfähigkeit unter Anerkennung seiner langjährigen mit Treue und Eifer geleisteten er- spriefslichen Dienste in den dauernden Ruhestand versetzt. Claufs, Joseph, Gärtnergehilfe zu Saargemünd, erhielt die Rettungsmedaille am Bande. Haberland, Friedr., Gärtnereibesitzer in Schöneberg-Berlin, starb am 11. August im Alter von 65 Jahren. Lemper, G., seither Obergärtner der Lindnerschen Baumschulen in Zirlau (Schles.), tritt am i. Oktober als Nachfolger von M. Stender die Stelle als Vorsteher der Dr. Brehmerschen Garten -Verwaltung zu Görbersdorf an. Rebholz, F., bisher Lehrer an der grofsh. Obst- und Weinban- schule zu Oppenheim a. Rh., geschätzter Mitarbeiter der „Gartenwelt", wurde als staatlicher Konsulent für Obst- und Gartenbau in das Mini- sterium des Innnern nach München berufen, welche Stellung er am I. Oktober antritt. Stender, M., bisher Vorsteher der Dr. Brehmerschen Garten- utid Ökonomie- Verwaltung zu Görbersdorf, wurde vom Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz als Hofgärtner nach Schlofs Remplin berufen. Der Antritt soll am i . Oktober erfolgen. Briefkasten der Redaktion. J. L., Obergärtner, Klosterlausnitz. Eine ähnliche Frage, wie die ihrige, wurde bereits in No. 45, S. 537, Jahrg. 111, ausführlich beantwortet. Wir bitten deshalb, dort nachzulesen. Falls Sie damals noch nicht Abonnent waren, können Sie das Heft gegen Einsendung von 25 Pf. vom Verlag der „Gartenwelt", Berlin W. 35, beziehen. Gärtnerverein, Chemnitz. Ihre Anfrage; „Wie entsteht der Rosenrost," dürfte durch die Seile 514 abgedruckten Antworten auf eine frühere Frage (No. 157) erledigt sein. Lesen Sie auch die Ant- worten auf No. 158 und i(ji, da es uns scheint, als ob es sich bei Ihnen auch um den Rosenschimmel oder Rosenmehltau handeln könnte. Verantwortl. Kedakteun Max Hesdürffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenlieim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. I i Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 31. August 1901. No. 48. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolgt. Topfpflanzen. Hebeclinium janthinum und Reidia glaiicescens. Zwei empfehlenswerte Warmhauspflanzen. Von Gustav Besoke, Erfurt. Wenn ich mir an dieser Stelle erlaube, oben angedeute- ten Arten das Wort zu reden, so geschieht das lediglich zu dem Zwecke, weite Kreise auf einige wirklich wertvolle, wenig bekannte und verbreitete Pflanzen hinzuweisen. Ganz besonders wertvoll ist Hebecliiüiim janthinum, denn nicht allein als Pflanze für den Topfverkauf, sondern auch als Schnitt- blume ist es von Bedeutung. H. janthimwi zählt zu der Gruppe der Eupatorien. Bekanntlich sind alle hierher ge- hörenden Pflanzen starkwüchsig, robust und wenig empfindlich. Dasselbe gilt auch von H. janthinum. Es hat grofse, eirunde, etwas spitz zulaufende, dunkelgrüne, gesägte Blätter. Das Holz, namentlich das der jungen Triebe, ist rötlich violett. Die bis 30 cm grofsen Blütendolden sind prächtig hellviolett. Kräftige, gesunde Pflanzen blühen an jedem Triebe. Die Blütezeit fällt in den Dezember bis Februar. Die Vermehrung geschieht aus Samen und Stecklingen. Zwecks Gewinnung des Steckholzes ist ein sofortiges Zurückschneiden nach der Blüte nötig. H. janthinum verlangt eine kräftige, nahrhafte Erde. Sobald es die Stärke der jungen Pflanzen zuläfst, gewöhne man diese an volle Sonne und schattiere nur bei unnatürlich hoher Wärme. Will man die Pflanzen nicht zum Topfverkauf, sondern zum Schnitt, so ist das Auspflanzen in temperierte Häuser zu empfehlen. Die Entfernung vom Glase sollte nicht über i m betragen. H. janthinum verlangt während des Triebes reichlich Wasser, ebenso sind Dunggüsse am Platze. Bei dieser Kultur entwickeln sich die Pflanzen bereits im ersten Jahre üppig und bringen einen guten Flor. Da der- selbe in eine Zeit fällt, wo stets Bedarf für aparte Blumen Kleine Blumenvasen von O. Möhrke, Berlin. Originalaufnahme für die „Gartenwelt* (Text Seite 566). Die Gartenwell. V. 48 566 Die Gartenwelt. V, 48 vorhanden, so ist die Kultur nur warm zu empfehlen. Aber auch als Topfpflanze ist es für den Handelsgärtner wertvoll, zumal die Pflanzen keineswegs empfindlich sind, und auch im Zimmer gut aushalten. Reidia oder Phyllanthus glaucescens zählt zu den Euphor- biaceen und ist in Japan heimisch. Diese Art ist holzartig. Die Blätter sind blaugrün, unpaarig gefiedert, die Fieder- blättchen eirund und ganzrandig. Die Blüten stehen nach unten und erscheinen in jeder Blattachsel, sind fein gestielt, '/„ cm grofs und sternförmig. Die Mitte der Blume ist purpurbraun, die Strahlenblüten sind grünlichweifs und ihr Rand ist dicht mit grünweifsen, feinen Wimpern besetzt. Blütezeit vom Juni bis September. Die Ver- mehrung geschieht durch Stecklinge, deren Holz nicht krautaitig sein darf, sondern schon mehr zur Reife neigen mufs. R. glati- cesceru verlangt eine sandigeHeideerde, der noch etwas Holzkohle beigemischt werden kann. Feuchte, warme Luft ist Hauptbeding- ung zum freudigen Gedeihen. Im No- vember tritt eine Ruhe- zeit ein, die bis Januar ausgedehnt werden kann. Während dieser Zeit wirft die Pflanze die Blätter. Das Giefsen ist jetzt fast ganz ein- zustellen, doch müssen die Pflanzen hohe Wärme, möglichst Bo- denwärme, behalten. Im Januar schneidet man sie bis auf gutgereifte Augen zurück und verpflanze gleichzeitig. Durch mäfsiges Giefsen und reichliches Spritzen wird die Vegetation wieder angeregt. R. glaucescens ist eine dekorative Warmhauspflanze und zur Zeit der Blüte von grofsem Effekt. Als Zimmerpflanze ist dieselbe nicht zu empfehlen. ^k ^^^1*^ ^3*%. ^■>mm ^B^^HPIIHI' ' ^^^>1H ^F -i/.- -■ ...d^H^^H^^V' ^^ \'F^ T^^^^^^l ^^ ^S^^^^^B '-« ..^::« / -^; |! Zwergform der Sparmannia africann. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. kommener ist eine zwergige Form von gedrungenem Wuchs und schon nach einjähriger Kultur blühend. Vor einer Reihe von Jahren tauchte eine gefülltblühende Abart mit zwergigerem Wuchs auf; dieselbe hat aber nicht an- gesprochen. P^ifrige Kultivateure haben aufserdem durch .Steck- lingsvermehrung aus blühenden Zweigen auf Verzwergung und willigere Blüte hingearbeitet. Diesen Bemühungen scheint auch jetzt eine konstante Zwergform entsprossen zu sein, welche ich vor einigen Jahren erhielt. Dieselbe stellt sich in der untenstehenden Abbildung vor. Die leichte Vermehrung und Kultur dieser schönen Pflanze möchte eine allgemeine Wiederaufnahme rechtfertigen. Karl Koopmann. Cantua dependens (syn. C. buxifolia) ist ein prächtiger Strauch aus der Familie der Polemoniaceen, wel- cher bereits 1845 aus Kolumbien und Peru eingeführt wurde. Trotz- dem ist sie noch sehr wenig bekannt und sehr selten in Kultur. C. dtpendens ist eine Kalthauspflanze, die in Südfrankreich den Win- ter im Freien aushält. Sie liebt eine sandige Lauberde und mufs nach der Blüte etwas zurückgeschnitten wer- den. Sie treibt dann junge Zweige, an denen im Winter reichlich Blu- men erscheinen. Diese sind langröhrig, unten gelborange, nach vorn zu immer mehr in leb- haftes Karminrot über- gehend. Sie erscheinen in den Achseln der obersten Blätter und bilden lockere Dolden. (Nach „Rev. l'Hort. Belg.") Eine niedrig bleibende Form von Sparmannia afri- cana. (Hierzu obenstehende Abbildung.) — Die Sparmannie oder Zimmerlinde ist ein zu den Tiliaceen gehöriger Kapstrauch, lange bekannt als Kalthaus- und Zimmerpflanze, ebenso geschätzt zum Auspflanzen ins Freie über Sommer; hierbei erreicht die Pflanze grofse Dimensionen und auch als Topfpflanzen sieht man nicht selten stattliche Exemplare, die nur zu oft den ihnen zugewiesenen Raum im Zimmer überschreiten, unten kahl werden und mit hoher Krone über das lichtspendende Fenster hinaus ins Dunkel hineinragen und dort verspillern. Daher mag diese so schöne Pflanze hier und da aus der Mode gekommen sein. Um so will- Blumenbindekunst. Blumenarbeiten von O. Möhrke. (Hierzu Abbildung Seite 567 und die der Titelseite.) — Wir haben unseren Lesern schon früher interessante Blumenarrangements aus dem Atelier dieses bekannten Berliner Bindekünstlers vorgeführt. Heute möch- ten wir zunächst auf einen sehr nett gebundenen und Seite 567 abgebüdeten Straufs hinweisen, der in der Hauptsache aus gelben ^M(-w-Blülen, orangeroten C/;Wa-Dolden und weifsem Heidekraut bestand, wozu noch einige Rohrkolben und blutrote Buchenlaub- zweige traten. Die Bänder waren in genau stimmender Farbe dazu ausgewählt. Leider ist es unmöglich, die Farbenpracht die- ses Arrangements auch nur ein wenig im schwarzen Bild wieder- zugeben. Auch bei den drei kleinen Sachen, die Abb. auf der Titelseite zeigt, war die Farbenwirkung das entscheidende Moment. Im linken .Sträufschen finden wir Cyfripedium-JiXütQn, Bromeliaceen, Galax- Blätter und feines Grün, im rechten Anthurien, Erica, Rohrkolben und wieder Galax und Grün. In der Mitte ist eine moderne I V, 48 Die Gartenwelt. 567 Vase, wie solche jetzt in den verschiedensten Formen immer mehr sich einbürgern, gefüllt mit herrlichen Ranunkeln und um- schlungen von passendem Seidenband. C. Seh. Koniferen. Cedern. — Sie sind bald alle, sagt man, die uralten Libanon- Cedern. Zu solch edlem Bauwerk, wie Salomons Tempel, sind es nicht einmal mehr genug. Aber was die Mohammedaner sün- digten und noch immer sündigen, das könnten die Christen in Europa wieder gut machen. Die Cedern sowohl des Libanon, Syriens, Cili- ciens, die des Atlas und Himalaya, sie alle wachsen und wuchern im paradiesischen Ita- lien und kommen eben so gut auf der ganzen pyren.Hischen Halbinsel, stellenweise inGriechen land und im Süden Frankreichs fort, wie in ihrer alten Heimat. Ccdern — schaut die Pracht der Cedern Italiens, und dann pflanzt sie an, überall. wo sie aushalten. Sic wachsen schnell, wenn man sie klein auspflanzt und sorgsam pflegt in der frühesten Jugend. Sie wachsen langsam und genieren sich lange, wenn man sie erst in Töpfen verkrüppeln läfst. Sie verkümmern, wenn ihre Wurzeln zu sehr ineinander ver- schlungen wachsen und bleiben dann leicht zwerghaft, wie jene künstlich zurückgehal- tenen japanischen Ko- niferen. Die Cedern wachsen in der Jugend ebenso schnell, wie un- sere Abits und Picea, im Alter vielleicht etwas langsamer als diese, dafür erreichen sie auch ein viel höheres Alter als Fichten, Tannen und Föhren. Sie sind hochedle Nadelhölzer, hochvornehme Wald- und Hainbäume, sie sind bezaubernd im Alter von 30— 50 Jahren! Ich möchte sie alle malen können, die Bäume, wie ich sie seit 26 Jahren in Italien wachsen sah, und ich möchte sie allen Kennern zeigen können, und gewifs mancher würde stundenlang in ihrem Schatten sitzen und staunen ob ihrer aufserordenllichen Schönheit, ihrem graziösem Wüchse, ihren mäch- Vasenstraufs von O. Möhrke, Berlin. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 566), tigen, weitausholenden Ästen und Zweigen und ihren zahlreichen Formen. — Wie soll man die Cedern nur recht schildern, damit auch der Leser etwas mitgeniefst und sie sich recht vorstellt? Gedrungen, staftelförmig, scheinbar ohne Wipfel, mit meist horizon- tal gelegten oder schwebenden Ästen und Zweigen, bald kürzer oder länger, bald breiter oder schmäler, herabwallend, aufsteigend, grün, grau, blau, olivenfarben, bald dicht, bald locker in unendlich vielgewendeter Form sich aufbauend — so ist die alte, heilige Libanon - Ceder — Cednis Libani. Schlank, doch nicht wie eine Tanne, erhaben, hoch aufragend, mit weit, oft peitschenför- mig aushoknden Ästen und Zweigen und hoch- ragendem Gipfel, pyra- midal, recht oder nur halb, säulenförmig, kegelförmig, dicht, aber immer elegant, immer lockerer als die Liba- non-Ceder, fast immer grün oder blau, niemals unten kahl, falls nicht der Mensch die unteren Äste entfernte oder die Bäume zu eng stehen, mit herabwallendem Ge- äst, so dafs es den Boden berührt, oder absolut aufstrebenden, niemals den Boden berührenden Zweigen, dicht, locker oder sehr locker, so sieht man die schimmernde Atlas - Ceder — Cedrus aüaniica. Und wieder Zauber über Zauber im Hain der Himalaya -Cedern (C. Deodara). Diese Ceder ist der Baum, der im Alter alles übertrifft, was wir an Pflanzen- schönheiten in Europa kennen und pflegen. Sie ist mit wenig Wor- ten nicht zu schildern. Auch sie ist hoch- ragend, schlank oder gedrungen, locker, sehr locker, manchmal nur 5 oder 6 Riesenäste an einem Stamme, weit, er- schreckend weit ausholend, wie Polypenarme, die geisterhaft ins Leere greifen, um das Licht zu fassen, das sie doch nicht halten können. Bald steil aufsteigend, bald überhängend, bald leicht gebogen oder gewölbt, zuweilen mit den untersten Ästen und Zweigen den Boden viele Quadratmeter weit überschwemmend, rasengleich deckend. Das ist schön, besonders im Mai, wenn das junge Grün im blauen oder weifsschimmernden Nadelmeere erscheint, dafs sich mit ihm nichts mehr vergleichen läfst. Grünes 4S* 568 Die Gartenwelt. V, 48 Laub findet man bei C. ütodara mehr als bei den andern Cedern, doch giebt es auch sehr viel silberschimmernde oder graublaue Bäume. Cetirus tttlantica wird von manchen Botanikern nur als Form der Libanon -Ceder betrachtet; ob mit Recht, lassen wir dahin- gestellt. Sicher wächst die Libanon- Ceder auch in der Jugend sehr viel langsamer und nie so hoch und schön, wie die Ceder des Atlas. Diese erlangt in Italien in feuchten Lagen eine be- deutendere Höhe als jene, welche hier kaum 30 m hoch wird. Der Stamm der Libanon- Ceder erreicht hier ca. 10 m Umfang, der der Atlas -Ceder weniger. Die Himalaya- Ceder wird in der Heimat fast 100 m hoch, bleibt aber in Europa niedriger. Sie steigt bis 4000 m Meereshöhe empor, und man sollte sich Aus Australien importierte Araucaria excelsa-Sämlinge In der Handelsgärtnerei von W. Runde, Wandsbek, für die „Gartenwelt" photographisch aufgi die Samen für Deutschland in den höchsten Lagen sammehi lassen, sie würden dann sicher die strengsten Winter über- stehen. Ihr Holz ist hellgelb, sehr schön und dauerhaft. Sie erreicht an den norditalienischen Seen in 20 Jahren eine Höhe von 15 m oder mehr. In feuchtem, humusreichem Boden wächst sie rascher, langsamer in schwerem Boden. Obgleich Waldbaum, liebt sie doch Einzelstellung, und man sieht in Florenz prächtige Alleebäume dieser und der Atlas-Ceder. Die LibanonCeder bleibt niedriger als alle anderen, erreicht mit der Zeit aber bedeuten- deren Umfang. Sie wird sehr alt, nach Prof. Goeppert über 2000 Jahre. Das Holz der Libanon -Ceder ist rötlich, das der Atlas-Ceder weifs, und das der Himalaya-Ceder, wie gesagt, hell- gelb, manchmal fast schwefelgelb. Die majestätische Himalaya- Ceder ist weit verbreitet, sie wächst am besten im dichten Walde, ist gesellig und als Gebirgsbaum überaus malerisch an den schroffen Hängen der Gebirgsthäler. — Ich betone nochmals, dafs es verwerflich ist, die Cedern in Töpfen und Gefäfsen zu erziehen. Sie müssen, will man sie in ihrer ganzen Schönheit sehen und bewundern, an Ort und Stelle aus dem Samenkorn, ganz wie unsere Föhren und Fichten, erzogen werden. Es wird in Süd- europa viel Samen geerntet und dem Handel zugeführt. Diese Samen sind aber, als von verwöhnten und verweichlichten Bäumen aus südlich mildem Klima stammend, für den Norden nicht zu verwenden. C. Sprenger, Vomero bei Neapel. Importierte Araucaria excelsa-Sämlinge. (Hierzu die untenstehende Abbildung.) — Die Araukarien, die noch vor ver- hältnismäfsig kurzer Zeit bei uns in Deutschland nur ganz ver- einzelt vermehrt wurden, sondern meist von Belgien aus in unsere Kulturen gelangten, werden jetzt auch in ver- schiedenen deutschen Gärtnereien in grofsen Massen kultiviert. Einer dieser Spezialzüchter ist W. Runde in Wandsbek bei Hamburg, über dessen Araukarien-Kulturen wir bereits im Jahr- gang II, Seite 207, in Wort und Bild berichteten. In neuester Zeit hat Runde damit begonnen, Araucaria «jrccAfl-Sämlinge in grofsen Massen aus Australien zu beziehen, wo sie von einigen fin- digen Köpfen für den Export ebenso kultiviert werden, wie man bei uns gewöhnliche Forst- gehölze heranzuziehen pflegt. Der diesjährige Import der Runde'schen Gärtnerei an solchen Araukarien-Sämlingen beträgt 12 000 Stück. Auch A. hrasiliensis wird in Australien in dieser Weise kultiviert und wurde früher von E. Neubert in Wandsbek von dort importiert, ist aber weniger für den Handel geeignet. Die Araukarien-Säm- linge kommen aus Australien in Kisten in Moos verpackt an und stellt sich der Preis pro Stück einschliefslich Fracht auf 25 — 30 Pfennig. Diese Sämlinge sind aber noch lange nicht verkaufs- fähig, da sie zu schmal und zu hoch geschossen und deshalb unseren Anforderungen nicht ge- nügen. Sie werden nach der Ankunft zunächst unter der Tablette eines Warmhauses dicht zu- sammen in mäfsig feuchtes Moos eingebettet. Hier bleiben sie so lange liegen, bis sie neue Wurzeln getrieben haben, worauf sie einzeln in kleine Töpfe gepflanzt werden. Nach dem An- wurzeln werden diese Sämlinge dicht über dem Wurzelhals abgeschnitten und dann wird die Spitze jeder Pflanze auf ihren eigenen Wurzelhals durch Anplatten aufgepfropft. Beim ersten Verpflanzen werden die ge- pfropften Sämlinge so eingepflanzt , dafs die Veredlungsstelle in die Erde kommt. Auf diese Weise lassen sich tadellose Kultur- pflanzen aus den importierten Sämlingen erziehen. Die Sämlinge müssen natürlich, um gut hier bei uns ein- zutreffen, auf Schnelldampfern verladen werden, die bis Hamburg durchschnittlich 4 — 6 Wochen fahren. In der Gröfse schwanken die einzelnen Sämlinge zwischen 15 und 50 cm. Unsere oben- stehende Abbildung zeigt drei frisch importierte Sämlinge in den verschiedenen Stärken und dazwischen stehend eine versuchs- weise veredelte l'flanze. M. H. Cephalotaxus soll nach Worsdell („Annais of Botany") das älteste Geschlecht unter den Nadelhölzern sein und das ver mittelnde Glied bilden zwischen den Familien der Cycadeen und Koniferen. euommen. V, 4» Die Gartenwelt. 569 Stauden. Delphiniiim sibiriciim hybridum. Von Franz Köhler, Windischleuba. (Hierzu eine Abbildung ) tine beliebte Kulturpflanze in englischen und deutschen Gärten war schon seit langen Jahren der sibirische Ritter- sporn, Delphinium sihirtcum hört. (syn. grandiflorum /lort), nicht zu verwechseln mit Delphinium grandiflonitn L. (syn. D. si- neiise Fisch.). Leider bringt dieser so wertvolle Rittersporn so gut wie gar keinen Samen, und läfst sich durch Teilung auch nur sehr langsam vermehren, infolgedessen hat er noch lange nicht die Verbreitung gefunden, die ihm gebührt und ist teilweise sogar zur .Seltenheit geworden. Der Firma Köhler & Rudel, Windischleuba, ist es nun durch Kreuzungen mit Dclpli. sinense var. graiidiflortiin hör f. gelungen, eine neue Hybriden- Klasse zu züchten, die in Bezug auf Reinheit der Farben den echten Delpli. sibiriciim nicht nachsteht, aber letztere in Form und Gröfse der Blumen, sowie leichtem Bau und län- gerer Blütendauer bei weitem übertrifft. Die herrlichen, oftmals bis 6 cm im Durchmesser grofsen Blumen sind, wie unsere nebenstehende Abbildung er- kennen läfst, orchideenförmig gebaut. Die eleganten Rispen gleichen ebenfalls einer Orchideenrispe. Die Farben der Blumen variieren vom reinsten Dunkel- blau bis Violett mit lila Streifen. Bei zeitiger Frühjahraussaat kom- men die Sämlinge noch im ersten Jahre zur Blüte. Mit dieser neuen Hybride wird die Gruppe der peren- nierenden Rittersporne um ein wert- volles Glied bereichert. Infolge ihrer Vorzüge kann diesen i?c//'/«>/////«-Neuheiten nur eine gute Zukunft prophezeit werden. Delphinium sibiriciim hybridum. (N'atUrl. Gr.) In der Staudengärmerei von Köhler & Rudel, Windischleuba, für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. Liliutn Grayi ist eine interessante neuere Lilie. Sie steht L. ccinadtnse sehr nahe, doch sind ihre Blüten mehr trichterförmig und die Blumenblätter an der Spitze weniger zurückgekrümmt. Auch die Farbe, welche wahrscheinlich variabel ist, erscheint mehr karminrot als bei L. canadense. Die Heimat von L. Grayi ist 'das Alleghany-Gebirge von Nord Carohna, wo sie Dr. Asa Gray bereits 1840 zum erstenmale entdeckte und 1879 mit Prof Sargent zusammen wieder auffand. Diese Lilie ist durchaus winterhart. (Nach ,,The Gard. Chron.") Gehölze. Empfehlenswerte Cotoneaster. — Die Zwerg- oder Steinmispeln bilden eine Gehölzgruppe, die durch ihren Formen- reichtum, ihre mannigfaltig gestaltete, zum Teil immergrüne Be- laubung und ihre zierenden Früchte uns recht br.iuchbares Material zur Ausschmückung der Gärten an die Hand giebt. Es lohnt sich daher wohl, die wichtigsten Arten im einzelnen kurz zu charakterisieren. Die Cotoneaster wachsen fast in jedem gewöhnlichen Garten- boden gut, auch wenn derselbe sandhaltig, sofern er nur nicht zu schwer und nafs ist. Wir unterscheiden immergrüne und laubabwerfende Arten. Coloneaiter acuminala Ldl., zugespitzte Zwergmispel. Ein halb- immergrüner Strauch von i'/.2 — ^ m Höhe, mit ziemlich auf- rechtem, pyramidenförmigem Wüchse. Blätter elliptisch zugespitzt, dunkelgrün, auf der Unterseite wollig. Die kleinen, roten Beeren, welche im September bis Oktober erscheinen, verleihen dem Strauche ein zierendes Aussehen. Als Vorstrauch und Einzel- strauch, wie auch in kleinern Gehölzgruppen gut verwendbar. Cotoneaster acutifolia Ldl., die spitzblättrige Zwergmispel, ist wohl mit die schönste unter den laubabwerfenden Cotoneaster- Arten. Der Strauch wird ca. i'/^ — 2 m hoch und trägt schöne, glänzendgrüne, spitz-ovalförmige Blätter. Er wächst ziemlich breit, daher mehr als Vorstrauch passend. Noch besonders zierend durch den aufserordentlichen Blütenreichtum, der in kleinen rosa Blüten im Mai bis Juni sich zeigt. Eben- so wirkt der Strauch im Herbst durch den sehr reich auftretenden Fruchtansatz der kleinen schwarzen Beeren sehr hübsch. Von den Vögeln werden die Früchte gern als Nahrung aufgenommen, deshalb zur Bepflanzung für Fasanerien besonders passend. Cotoneaster acutifolia var.pekinensis Köhne. Der Strauch wird ca. i'/i — 2 m hoch und unterscheidet sich durch mattgrüne, nicht glänzende Belaubung von der Stammart. Der Wuchs zeigt sich später etwas über- hängend. Früchte wie bei der Stamm- art. Als Vorstrauch gut zu verwenden. Cotoneaster affinis Ldl. Ein rasch- wachsender Strauch, bis 2 m und darüber hoch. Die Belaubung ist von hervor- ragender Wirkung, die Blüte weniger interessant. Die lebhaftgrünen Blätter behält der Strauch bis zum Eintritt strenger Kälte, auch beansprucht er in der Jugend im Winter etwas Schutz; eine leichte Decke rings um die Pflanzscheibe von Laub oder Spreu genügt. Die Früchte zeigen sich im Herbst als braun violette Beeren. Cotoneaster frigida Wall, Hochgebirgs- Zwergmispel. .'Vuch diese Art gehört zu den halbimmergrünen Sträuchern, die erst bei strenger Kälte ihr Laub verlieren. Der Strauch wächst ziem- lich rasch, wird ca. 1^2 rn hoch und verzweigt sich dicht. Blätter lanzettlich, im Herbst erscheinen neben ihnen die kleinen, rot- violetten Beeren. Dieser Strauch verlangt einen möglichst ge- schützten Standort, da er nicht vollkommen winterhart ist. Cotoneaster Hookcri hört, wird als Vor- und Einzelstrauch be- sonders geschätzt und ist von grofsem Zierwert. Er wächst auf- recht und kegelförmig, verzweigt sich in kurzer Zeit dicht, wird aber nur i m hoch. Die im Juni reichlich erscheinenden rosa Blüten, sowie besonders der reiche Fruchtansatz aus korallenrot gefärbten Beeren zieren die Pflanze sehr und gewähren neben der dunkelgrünen, glänzenden, kleinen, rundlichen Belaubung ein schönes Aussehen. Cotoneaster horhontalis Dcne. Ein interessanter niedrig blei- bender Strauch, dessen Aste auf der Erde aufliegen und immer in die Breite wachsen. Um den Strauch einigermafsen nach 570 Die Gartenwelt. V, 48 aufwärts zu lenken, ist ein öfteres Aufbinden des Leitzweiges durchaus notwendig. Die Belaubung ist klein, immergrün, die Blüte purpurrot, die Beeren sind korallenrot. Dieser Strauch ist ziemlich winterhart und wird wegen seines breiten Wuchses sehr gern zur Bepflanzung von Felspartien verwendet. Cotoueaster jnkrophylla Ji'aä. var. huxifolia Dippel ist ein kleiner, kaum 50 cm hoch werdender, breit wachsender Strauch, mit klei- nen, lederartigen, glänzend dunkelgrünen Blättern. Die zierlichen weifsen Blüten zeigen sich im Juni, im Herbste sind die roten Früchte sehr wirkungsvoll. Für Felsen- und Grottenbepflanzung sehr geeignet. Cotoneaiter murophylla Wall. var. thymifolia. Ebenfalls ein niedrig bleibender, dicht verzweigter, immergrüner Strauch von etwa 50 cm Höhe. Die Belaubung ist äufserst klein und niedlich der- jenigen des Thymian ähnlich, die Früchte sind von schöner, korallenroter Farbe, kaum so grofs wie die allerkleinsten Erbsen. Der kleine Strauch ist füi Steinpartien und zur Grottenbepflanzung passend zu verwenden, auch als Randbepflanzung für niedrig- bleibende Gehölzgruppen geeignet. CotoneasUr multißora Bge. (reßexa Carr.)^ reichblühende Zwerg- mispel. Ein schöner winterharter Zierstrauch bis zu 2 m Höhe, von etwas überhängendem Wuchs, reichblühend im Mai. Be- laubung dunkelgrün, schön glänzend, die Rinde der jungen Zweige ist braunrot gefärbt, besonders im Winter wirkungsvoll. Der Strauch findet wegen seiner reichlich sich zeigenden roten Früchte sowohl zu Solitärzwecken, wie auch hochstämmig ver- edelt überall passende Verwendung. Coloneastir nigra U'ahlb., schwarze Zwergmispel. Der Strauch wird ca. i'l-. m hoch, wächst aufrecht und ist dicht verzweigt. Blätter länglich-rund, graugrün. Blüten hellrosa, sehr zahlreich in kurzen Trauben erscheinend. Früchte kleine, schwarze Beeren. Besonders für rauhe Lagen als Unterholz, Vorstrauch, Rand- pflanzung und für Felspartien. Cotoneastir Simonsii Bali., Simons Zwergmispel. Ein ca. i — '/,, cm hochwerdender Strauch von buschigem Wuchs, ohne Dornen. Die kleinen, ovalgeformten, immergrünen Blätter bilden eine tief- dunkelgrüne Belaubung und die zahlreichen, korallenroten Früchte im Herbst einen schönen Schmuck. Bei strenger Kälte erfrieren die Triebe oder werfen die Blätter, treiben jedoch wieder aus dem Wurzelstock, weshalb letzterer zu bedecken ist. C. Simonsii eignet sich gut als Zierstrauch für geschützte Lagen, sowohl für Einzelstellung, als auch zur Vorpflanzung vor Koniferengruppen oder auch zur Verwendung in kleinen Gehölzgruppen. Cotoniaster vulgaris Ldl. (syn. intigerrima Med), gemeine Zwerg- mispel. Der Strauch wird bis i'/^ m hoch, zeigt einen ausge- breiteten überhängenden Wuchs und graugrüne Belaubung. Die härteste Art unter allen. Die weifslich rosafarbenen Blüten er- scheinen im Mai bis Juni, die korallenroten Beeren im Herbst. Die Zwergmispeln haben im allgemeinen einen gedrungenen, buschigen Wuchs und brauchen daher nicht dem Schnitt unter- worfen zu werden. Wenn die Sträucher erst alt sind und sich zu sehr verholzen, so verjüngt man sie durch Entfernen der älte- sten Holzteile. Was die Vermehrung anbelangt, so geschieht diese auf verschiedene Art. Man okuliert im Hochsommer im Freien oder pfropft im Winter im Glashause, je nachdem man sich die Unterlage herangezogen hat. Durch Pfropfen auf Crataegus Oxyacaniha erzielt man schöne Kronenbäumchen. Auch die Vermehrung durch Stecklinge im Sommer im warmen Mistbeetkasten oder durch Aussaat in Kästen kann mit Vorteil vorgenommen werden. Die laubabwerfenden Coloneaster lieben eine mehr sonnige Läge, doch ertragen sie die Winter in unserem norddeutschen Khma sehr gut. Die immergrünen Arten leiden dagegen bei sehr strenger Kälte und empfiehlt es sich auch, diese vor Ein- tritt des Winters etwas zu schützen; sie wachsen gern in einer kräftigen, lehmhaltigen Erde. Paul Jurafs, Baumschulenweg b. Berlin. Magnolia Watsonii ist eine noch recht seltene kultur- würdige Art. Ihre Blumen sind verhältnismäfsig klein, kugelig und pflegen sich, gleich denjenigen von M. grandißora, nie ganz zu öffnen. Sie duften sehr angenehm. Die Blätter sind grofs, doch verhältnismäfsig dünn. Die Pflanze gilt in England als ganz hart. In Japan, ihrer Heimat, bildet M. U'alsonii Bäume von ungefähr 6 — 7 m Höhe, wächst aber sehr langsam. (Nach „The Gardener".) Gärten des Auslandes. Aus englischen Gärten. Von F. W. Meyer, Landschaftsgärtner, Exet er (England). 11. (Hierzu drei Abbildungen.) 1 enjerrick ist eine ebenfalls dem Herrn Robert Fox gehörige Besitzung und liegt einige englische Meilen von dem im ersten Artikel erwähnten Garten zu Rosehill ent- fernt. Während der letztere Garten vorzüglich durch seine tropischen und subtropischen Pflanzen Berühmtheit erlangt hat, zeichnet sich der Garten zu Penjerrick sowohl durch reiche Pflanzenschätze, als durch die Lieblichkeit des un- gezwungenen Stiles der ganzen Anlage aus. Schon das Seite 571 unten links abgebildete Wohnhaus läfst deutlich die Vorliebe des Besitzers für ein ungezwungenes Arrangement erkennen. Die auf dem Bilde im Vordergründe links sicht- bare Pflanze ist eine mit Früchten beladene CamelUa. Blühende Camellien findet man überall im Freien im südwestlichen England, aber mit Früchten (resp. Samenkapseln) bedeckte Pflanzen sind selten. Die bis an das Dach steigende Schling- pflanze ist Solanum jasnünoides. Rechts vom Wege steht ein 7 — 8 m hohes Exemplar von Dracaena austraUs. Verfolgen wir den Weg weiter, so gelangen wir zu einer prächtigen Gruppe bestehend aus Podocarpus andina von 12 m Höhe und nicht weit davon Prachtexemplare von Dacrydium Fraiiklini (abgebildet in der „Gartenwelt" Jahrg. IV, Seite 317) und Fitzroya patagonica. Viele Bambus-Arten heben stolz ihre graziösen Wedel empor in angenehmem Kontrast zu dem steiferen Laubwerk der zahlreichen Rhododendron. Eine Pracht- pflanze, vermutlich die schönste dieser Art in Europa, ist Arundinaria nobilis, über welche bereits in No. i dieses Jahr- gang der „Gartenwelt" in Wort und Bild berichtet wurde. Eine ganze Reihe himalayischer Rhododendron wie Rhod. Roylei, Rhod. Thomsoni, Rhod. Aucklandi, Rhod. Shielsoni, Rhod. arbo- reum, Rhod. barhatuin etc. beleben den Garten mit ihren herr- lichen Blüten. Nebenbei im Schatten gröfserer Bäume finden wir Dicksonia antarctica und andere Farne der südlichen Hemisphäre. Ein kleiner See prangt mit seinen Wasserlilien, und weithin sichtbar ist ein Prachtexemplar einer Trauerbuche von über 25 m Höhe. V, 48 Die Gartenwelt. 571 Im Schatten grofser Bäume finden wir ferner eine Kolonie von Cyclamen mit Knollen von enormer Gröfse und in Farben von verschiedener Schattierung. Die ganzen Anlagen sind von einem Hain umgeben, dessen Schutz die rauhen Winde abhält und es ermög- licht, Pflanzen südlicher Zonen hier im Norden mit Erfolg im Freien zu kultivieren. Enys ist der Name eines in der Nähe von Penryn (Cornwall) gelegenen und dem Herrn George Enys gehörenden Landgutes, wel- ches in letzter Zeit unter der kundigen Hand des Ober- gärtners, Herrn Ho g bin, sehr verschönert worden ist. Es ist dies eine viel aus- gedehntere Besitzung als die vorher beschriebenen Gärten. Durch geschicktes Ausholzen und teilweise Durchbrechung eines Waldes ist ein Park geschaffen worden, der sowohl durch geschmackvolles Arrangement als durch herrliche r in ^ 1^' ^^'^ /L .■SK5 K^lr Cv iffifflHyflHHbii. >'^ 2= '9'^ Gunncra manicata z Vom Verfasser für die „Gartenwelt' Grayi, Erythrina crista galli, Fuchsien etc. Höchst inter- essant ist ein grofser Teich. Auf der einen Seite dieses Teiches führt ein von über- hängenden Lindenzweigen dicht beschatteter Weg zu einem Sommerhäuschen. Seit vielen Jahren wachsen zwi- schen dem Wege und dem Wasserrande Hunderttausende von Priniula japonica, die all- jährlich mit ihren weithin leuchtenden, purpurroten Blu- men einen weit über loo m langen Streifen bilden, und ihre Wurzeln in den Teich senden können, während ihre Kronen von den Linden- bäumen den nötigen Schatten erhalten. Der Anblick dieses Blütenmeeres ist ein herrlicher. In den letzten Jahren wurden auch mehrere Trupps der goldgelben und langbestielten Frhnula sikkimensis angepflanzt, welche in vorzüglichem Farben- kontrast von dem Purpurrot der Primiila japonica abstechen. Dafs zur Ausschmückung des Teiches selbst Marliac's farbige u Enys (England). ' photographisch aufgenommeti. Wohnhaus im Garten zu Penjerrick (England). Palnienweg im Gartt-n zu irewuldun (England) Vom Verfasser Tür die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Pflanzen sich auszeichnet. Nicht weit vom Blumengarten vor dem Hause befindet sich ein fast abgeschlossenes Plätzchen, welches für seltene subtropische Pflanzen reserviert ist. Es gedeihen hier Hoheria populnea, Senecio Heretkri, Senecio Seerosen und Aponogeton distachyus nebst anderen Wasser- pflanzen verwendet wurden, ist selbstverständlich. Zur Bekleidung des weiter entfernten und dem erwähnten Wege gegenüberliegenden Ufers fanden auch Pflanzen mit 572 Die Gartenwelt. V, 48 auffallend grofsen Blättern Verwendung, wie z. B. Gunnera manicata. Die Abb. Seite 371, oben, zeigt Herrn Obergärtner Hogbin neben einer Gunnera manicata stehend. Die ein- zelnen Blätter der photographieiteu Pflanze haben einen Durch- messer von 3 m, und die ganze Pflanze hat einen solchen von mindestens 8 m. Trewidden ist eine in der Nähe von Penzance gelegene gröfsere Besitzung und gehört dem Herrn T. B. Bolitho, welcher besonders für schöne und seltene Gehölze sich interes- siert. Das Wohnhaus liegt in schönster Umgebung auf einem Berge, ist jedoch durch gröfsere Bäume wenigstens teilweise vor den direkt vom atlantischen Ocean her brausenden \^■inden geschützt. Es würde zu weit führen, die Anlage zu beschreiben, und ich mufs mich damit begnügen, wenigstens einige der dort kultivierten wichtigsten Pflanzen zu erwähnen. In der Nähe des Hauses wachsen Agave amerieana, Embothryum coccineum, sowie zahlreiche Camellien. Als vor mehreren Jahren Crozys grofsblumige Canna sich überall Eingang ver- schafften, wurden auch hier Gruppen davon ins Freie ge- pflanzt. Versuchsweise wurden die Pflanzen im Herbst nicht herausgenommen, auch nicht geschützt, sondern blieben ein- fach auf ihrem Standorte, wo sie jetzt schon seit geraumer Zeit alljährlich sehr reichlich blühen. An dem hier abgebildeten Palmenwege wachsen Corypha australis (siehe Abb. Seite 371), Chamaerops Forttinei, Plwr- miiim tenax striatum, Podocarpus koraiana und andere schöne Sachen. In einem tiefliegenden schattigen Teile sind ver- schiedene Gunnera scabra sowie Gunnera manicata, welche an Gröfse der unter Enys beschriebenen Pflanze wenig nach- stehen. Corokia Iniddlcioides, F.dwardsia grandiflora (syn. So- phora tetraptera), Illycium floridanum und andere sonst em- pfindliche Gehölze sind in tadellosen Exemplaren vorhanden. Ebenso grofsartig sind Aralia Sieboldii und ähnliche Pflanzen, die sonst nur als Gewächshauspflanzen angetroffen werden. Pflanzenkunde. Der Hexenbesen. Von Hofrat Dr. Wurm. (Hierzu zwei Abbildungen.) Auch die Weifs- oder Edeltanne (Abtes alba IPimis Picea L J), die in ihrer dunkelgrünen Benadelung so hoheits- und kraftvoll auf die niederen Koniferen herabblickt, wird zuweilen winzig kleinen Feinden zur Beute. So entdeckt der um sich schauende VValdspaziergänger nicht selten an den Ästen dieses Baumes auf- rechtstehende, besen- oder raubvogelhorstähnliche Zweigbüschel, die sogenannten Hexenbesen, auch He.\ennester, Donnerbesen, Donnerbüsche oder Kollerbüsche genannt. Denn die, gleich der Kinderseele, zum Fabulieren und zu kritikloser Annahme und Weitergabe unreifer Anschauungen geneigte Volksseele pflegt ja in allen auffallenden oder schädigenden Erscheinungen übernatür- liche Einwirkungen zu erblicken und dem Teufel ein gröfseres Quantum von Ehrfurcht darzubringen als Gott. Solche Hexen- besen sind von verschiedener Gröfse , da sie oft jahrelang fort- wachsen, wobei sie indessen im Herbste stets die Nadeln ab- werfen und erst im Frühjahr wieder dürftige, kränklich gelbgrüne Nadeln austreiben. Sie sind also nur sommergrün, während die gesunden Zweige ihre Nadeln 6 — 8 Jahre unverändert tragen. Die Knospen des Hexenbesens (im April) erscheinen gröfser und gedrungener als die normalen Tannenknospen. Ich fand solche Gebilde in der Gröfse eines handlichen Buketts bis zu Mannes- höhe und I m Durchmesser. Doch ist ihre Lebensdauer immer- hin eine verhältnismäfsig kurze, und nur die abgestorbenen dürren Reiser erhalten sich ungemein lange auf dem betreffenden Baume. Auch das Holz der Ästchen ist brüchig, so dafs dem Ganzen das Gepräge des Siechtums anhängt. Wirklich beruht die Hexen- besenbildung auf Infektion durch einen in die Knospe oder in deren Nähe eindringenden Rostpilz, welcher, ähnlich wie die Ab- sonderungen von Insekten die Gallenbildung, so hier vielleicht durch Ausscheidung und Verbreitung ungeformter Enzyme das wuchernde Aufschiefsen von Zweigen anregt. Wandert aber jener Pilz durch eine Rindenwunde des Stammes oder Astes ein, so erregt er hier eine kugelige, rissige Anschwellung: den Kropf oder Krebs. Wir dürfen darin wohl eine gegen den Eindringling bethätigte, dem Überwallungsprozesse analoge Verteidigungs- reaktion des Baumes erblicken. An solchen krebsigen Stellen leidet der Holzkörper derart, dafs der Stamm seinen Wert als Werkholz verliert, der Fäulnis verfällt und leicht vom Winde ge- brochen wird. Der Umstand, dafs wir, wo wir inr Walde einen Kropf oder Hexenbesen entdecken, bei näherem Umsehen ge- wöhnlich deren mehrere finden, und dafs in manchen unserer Schwarzwaldbestände leider bis öo^/^ der Weifstannen in der an- gegebenen Weise leiden, spricht deutlich genug für eine statt- findende Ansteckung. Dieselbe kommt zustande, indem die zu Ende des Juni auf der Unterseite der Nadeln erscheinenden Sporen im Walde verstäuben und so neue Kolonien gründen. Bei den Nadelhölzern überwintert das Pilzmycel in der Nähr- pflanze, während die Hexenbesen der Blattpflanzen nur einjährige Pilze produzieren. Es schmarotzen so an der Weifstanne der Tännelbecherling, Aecidium elatinuiii, an der Weifsbuche und Birke Exoascus-Kxitn, an der Zwetschge (Taschenbiidung) Taphrina, an der Kiefer (von unten gesehen, moospolsterartige, auch im Winter benadelte Hexenbesen), am Wachholder u. s. w. wieder andere Arten. Die sogenannten „Kiekebeeren" des letzteren dürften eher den Gallbildungen als den Hexenbesenbildungen zuzuzählen sein, denn nach Prof. Dr. O. Taschenberg sollen sie durch den Stich einer Mücke, Hormomyia juniperina, entstehen. Selbst unter die Oberhaut der Blätter oder der Stiele des Vergifsmeinnichts, der Alpenrose, der Preifselbeere , der Andromeda, der Vogelbeere, der Birne u. a. dringt der Vegetationskörper (Myzel) spezifischer Pilze ein und erzeugt Monstrositäten der Blätter oder der Stämme. Das Aufsuchen, Abschneiden und Verbrennen der jungen Hexen- besen, ehe sie zur Fruchtbildung gelangt sind, wäre das einzige crfolgverheifsende Mittel, die Weiterverbreitung jener Rostpilze zu hemmen, bleibt jedoch leider im grofsen Walde undurch- führbar. Man hat schon länger nach einer etwaigen Beziehung des Krebses der Pflanzen zu der in der Neuzeit häufiger und häufiger auftretenden Krebskrankheit des Menschen, bezw. der Tiere über- haupt gesucht. So glaubte Dr. Behla an eine Übertragung des Krebserregers von rohem Gemüse und Obst auf den Menschen, und neuestens wollen Dr. Firssinger und Dr. Bra Ansteckungen des Menschen mit dem Baumkrebs (durch tlbertragung der den letzteren veranlassenden Nectria diiissima) beobachtet haben. Ob- wohl ich mich davon überzeugt habe, dafs dem rohen Gemüse oder Obste zuweilen giftige Spaltpilze anhaften, welche, von Menschen oder Tieren mitverzehrt, Krankheiten zu erregen ver- mögen (weshalb derlei Nahrungsmittel gründlich gereinigt, ge- schält oder gekocht genossen werden sollten!), so halte ich doch obige Krebstheorie für zur Zeit noch gänzlich unbewiesen. Man V, 48 Die Gartenwelt. 573 sollte durch solche unreife Veröffentlichungen das Publikum nicht unnötig beunruhigen, sondern einwandfreie Versuche der pathologischen Institute abwarten. Wäre der Krebs der Wald- pflanzen so ohne weiteres auf den Menschen übertragbar, so müfste ich, da ich bald 40 Jahre lang als Arzt im grofsen Walde lebe, unbedingt bereits derartige Beobachtungen gemacht haben. Giftige Arzneipflanzen und Pflanzengifte. In kurzen Worten läfst sich eine genaue Definition für das Wort Gift kaum geben; im allgemeinen bezeichnet man darunter einen Stoff, der, schon in kleinen Mengen in die ^,'U iff: Hexenbesen bei Pinus silvestris. Vom Obergärtner W, Mütze für die „Gartenwelt" gezeichnet (Text Seite 572), Säfte oder das Blut des Menschen gelangt, heftige organische Stö rungen und krankhafte Zustände veranlafst, die schliefslich zum Tode führen. Seit altersher haben pflanzliche Gifte in der Geschichte eine grofse Rolle gespielt: so mufste Sokrates den Schierlings- becher trinken, und all' die Mittel- chen, womit liebende \'erwandte, Nebenbuhler und Kronprätenden- ten ihren Zielen näher zu kommen glaubten, waren wohl — wenn wir vom Dolche absehen — immer pflanzlichen Ursprungs. Im Mittelalter bereiteten die Gift- mischerinnen ihre Tränklein aus Pflanzen, und die Salbe, mit der sich die Hexen bestrichen, um Visionen zu haben — denn es läfst sich kaum annehmen, dafs sie leiblich auf einem Besen auf den Blocksberg ritten — diese Hexen- salbe, die in den Hexenprozessen eine grofse Rolle spielte, bestand neben Fett aus narkotischen Stoffen, wie Nachtschatten, Belladonna, Opium, Schierling etc. In Goethes „Faust" heifst es auch im Chor der Hexen: „Die Salbe giebt den Hexen Mut." Die in den Pflanzen vorkommenden und durch teilweise komplizierte Verfahren isolierten giftigen Stoffe sind zum grofsen Teil Alkaloide, die überhaupt zu den stärksten Giften gehören, ihren Namen der inneren alkalischen Natur entsprechend führen, und beiläufig meistens auf „in" auslauten. Wir nennen: Atropin aus der Tollkirsche (Atropa Belladonna), Aconitin aus dem Eisenhut Aconitum Napellus, Nicotin aus den Tabakblättern, Strychnin aus den Brechnüssen (Sirychnos nux vomica), Veratrin aus der Nies- wurz, Morphium aus Opium, dem Milchsaft des Mohns, Cocain u. a. Im ganzen hat sich der medizinische Verbrauch von Kräutern vermindert, die Darstellung neuer Stoffe aus giftigen Pflanzen dagegen ist fortgeschritten. Nicht die ganze Pflanze ist durchweg immer giftig; gewöhn- lich sind es nur einzelne Teile, wie Blätter, Stengel, Wurzeln, die den wirksamen Stoff enthalten. So finden medizinische Verwendung die Blätter von Digitalis, dem Fingerhut, welcher auch in Gärten ge- zogen wird, als wirksames Herzmittel ; die Blätter des Kirschlorbeers in Süd-Europa, die durch Destillation das blausäurehaltige Bitter- mandelwasser liefern, das, wie schon der Name sagt, auch durch Destillation bitterer Mandeln resultiert; bei der Verschreibweise der Ärzte heifst es demnach : aqua amygdalarum amar. oder aqua laurocerasi. Die Blätter des Stechapfels (Datura Stranionium) bilden den Hauptbestandteil der Asthmacigarren und -Cigaretten, die den Gaumen passionierter Raucher jedoch kaum reizen dürften. Von giftigen Früchten sind die Coloquinthen zu nennen, von denen nur das Fruchtfleisch, nicht die gelben Samen wirksam sind. Die aus Indien stammenden Strychnossamen, Brechnüsse, auch Krähenaugen genannt, enthalten das äufserst giftige Strychnin und das etwas milder wirkende Brucin. Bei der litthauischen abergläubischen Landbevölkerung der Kreise Memel bis Tilsit spielen diese runden, harten, dort „Griebokes" genannten Samen bei allen möglichen Gebrechen eine grofse Rolle. Man gewöhnt sich dort systematisch daran, bis 6 Stück sich einzuverleiben, ohne sich besonderen Schaden zu thun, wie Verfasser während seiner Lehrzeit dort vielfach zu beobachten Gelegenheit hatte, trotzdem das deutsche Arzneibuch die Maximaldosis auf '/lo S normiert. Strychnin wirkt auf das Rückenmark, in gröfseren Dosen unter furchtbaren Krämpfen lähmend auf die hinteren Gliedmafsen; diese erscheinen bei Tieren im Tode ganz steif und nach hinten gestreckt. Ferner kommen aus Ostindien die Kockelskörner, im äufseren Ansehen leicht mit den Lorbeeren zu verwechseln. Sie werden in manchen Gegenden von Anglern verlangt, um die Fische zu betäuben. Giftiges ätherisches Öl befindet sich in Drüsen auf den nadeiförmigen Blättern des Sadebaumes (Saiina) und der Tliuj'a. Senföl findet sich nicht fertig gebildet im Samen; es entsteht durch Anrühren des gepulverten Samens mit Wasser. Das äufser- lich stark reizende und auf der Haut Pusteln erzeugende, inner- lich heftige Darmentzündungen bewirkende Crotonöl ist ein fettes, geruchloses Ol des den Gärtnern bekannten ostindischen Strauches. Andere Pflanzen liefern wieder giftiges Harz. So kommt von Ceylon und Siam Gummigutt (Gutti) in röhrenförmigen Stücken, zerrieben eine schöne rötMch gelbe Farbe gebend, daher auch gelegentlich von Malern verlangt. Die Wurzel einer Winde (Ifomoca purga) in Mexiko liefert durch weingeistigen Auszug das stark abführende Jalappenharz. Eine Wolfsmilchart in Nord -Afrika giebt das drastisch wirkende Harz Euphorbium, der Giftlattich (Lactuca) den Milchsaft Lactuca- rium. Eine sehr häufige Verwendung findet die Brechwurzel (radix Ipecacuanha) ; Nieswurz dagegen wird kaum noch an- gewandt , \'eratrin findet sich im Saba- diUsamen (rad. Vera- tri) und in Nies- wurz. Sogenannte nar- kotische Gifte lie- fern besonders die Nachtschatten- gewächse, als Toll- kirsche, Stechapfel, Bilsenkraut, Nacht- schatten, dann aber auch Schierling, Hundspetersilie, Herbstzeitlose, die Hahnenfufs-Ge- wächse, das gelbe Schöllkraut einen gelben, die Wolfsmilch, einen weifsen, kratzen- den, bitleren Milchsaft gebend. Ein echt narkotisches, be- täubendes Gewächs ist der indische Hanf, Cannabis , der als Haschisch im Orient geraucht und als Extrakt in Form von Konfekt gegessen wird, um, wie Opium, traumhafte, betäubende Zustände hervorzurufen. Die Reihe der giftigen Pflanzen ist hiermit nicht erschöpft; so bringen die Tropen noch eine Menge giftiger Pflanzen hervor, erinnert sei nur an die Kalabarbohne, die das für die Tierarzneikunde wichtige Eserin oder Physostigmin liefert, ferner an die Pfeilgifce. Es sollte nur in grofsen allgemeinen Hexenbesen bei Picea excelsa. Vom Obergärlner \V. Mütze für die „Gartenwelt" gezeichnet (Text Seite 572) 574 Die Gartenwelt. V, 48 Umrissen schon vielfach Bekanntes zusammengefafst werden, dessen Kenntnis für den Naturfreund von Nutzen ist. Die Wirkung der Pflanzengifte ist naturgemäfs eine sehr verschiedene. In kleineren Mengen wirken viele wohlthuend oder nervenanregend und gelten dann als Genufsmittel, wie Tabak, Thee, Kaffee. Cocain, Morphium und sein Ausgangsprodukt Opium bilden für den Arzt nicht zu entbehrende Hilfsmittel. Bei Ver- giftungen, wie sie sich zeigen durch Benommenheit, Übelkeit, schmerzhaftes Gefühl im Schlünde, Schlingbeschwerden, Schwindel, Lähmung u. dergl., lassen sich allgemein giltige Verhaltungs- mafsregeln kaum aufstellen. Brech- mittel, oder besser noch Auspumpen des Magens, dürften in den meisten Fällen angebracht sein. Bei Auf- nahme von Alkaloiden empfehlen sich starker Kaffee, Thee oder Gerbsäure; diese, eben im Thee und Kaffee ent- halten, bildet im Magen gerbsaures Alkaloid, das unlöslich ist und daher nicht in die Blutbahn gelangen kann. Bei jedem Verdachtsfall einer Vcr giftung ist immer für ärztliche Hilfe zu sorgen. E. L., Apotheker, Rixdorf Abnorme Stammwucherung an einer Esche. (Hierzu die neben stehende Abbildung.) — Wir finden an Bäumen sehr oft recht interessante Wucherungserscheinungen, über deren wahrscheinliche Ursachen man noch ziemlich im Unklaren zu sein pflegt. Auf unserem Bilde sehen wir eine Esche mit riesiger Knollenbildung, welche besonders in den letzten Jahren gewaltig zugenommen hat, was auch zur Folge hat, dafs die Krone nur noch mäfsig mit Blättern versehen ist und dem Absterben entgegen eilt. Man kann als Ursache dieser Erscheinung, wie ich glaube, den auf Eschen häufig wuchernden Hyleünus Frax'mi ansehen, obwohl man diesem nur Verursachung von Rindenwuche- rungen zuschreibt. Irgend welche Triebe zeigen sich in der Nähe dieses Gebildes gar nicht. Es bleibt zwar nicht ausgeschlossen, dafs hier eine andere Ursache vorliegt, doch glaube ich nach der äufseren Erscheinung und dem Fortschreiten der Krankheit, das allerdings enorm ist, das Richtige getroffen zu haben. Garteninspektor Carl Pfeiffer, Köstritz. Abnorme Stammwucherung an einer Esche Originalaufnahme für die „Gartenwell". Aus den Vereinen. Jahresversammlung der „Deutschen dendrologischen Gesellschaft" zu München. (Schlufs.) Gartendirektor Graebener demonstriert hierauf einige aus Karlsruhe mitgebrachte fruchttragende Zweige, als Madura aurantiaca, Xanthoceras sorbifolia, Gingko biloba, l.iquidambar styracißiia, Asimina triloba, Phellodendron aniurmse, Dios- pyros virginiana, Aetinidia arguta, Calycan/hus occidcntalis, Spiraea laevi- gata, alles Sachen, welche uns Münchener mit stillem Neide erfüllten. Garteninspektor Purpus- Darmstadt hatte wieder eine Anzahl Neuheiten aus den ihm unterstellten Kulturen mitgebracht und gab dazu kurze Beschreibungen und Bemerkungen. So zeigte er Carya tixana durch Reh der aus Texas eingeführt, der olivaeformis nahestehend; Dier- villa rivtihris aus Nordamerika; Rhamnus Pallcuii aus dem Kaukasus mit zierlichem Laube, ziemlich winterhart ; Buddkya variabilis aus dem Himalaya, frostempfindlich und zurück frierend, aber kräftig wieder austreibend; eine neue AVh/o aus Japan ; Contus Brettschtieideri ; Carpinus cordata xai Japan, sehr schön; Gleditschia texana aus Texas, ebenfalls durch Rehder eingeführt; G{hkra japonica eine Euphorbiacee, welche bedeutend härter als Securinega ramiflora; Xantlioxyliiiit piperi/um sehr zierlich und wohl winterhart für Süddeutschland; Acantltopanax divarica/a, sessiliflora sehr älinlich; Cercis inlifornica^ nicht ganz winterhart; Prunus Japonica aus Ost- asien, schon anfangs April sich belaubend, aber von nocfi fraglicher Winter- härte; BunicUa lanuginosa, sehr hart; Liquidambar orientalis, sehr verschie- den von L. styraciflua, mit tiefer gelappten und weniger derben Blättern Cercocarpus purpurascins aus Kalifornien, nicht ganz hart; Corylopsis davidiana von Späth, dürfte eine Ostryopsis sein; Rham- nus crenatuSf echt, was bisher als sol- cher in Kultur, ist nach Purpus R. da- huricus, und demnach auch dahuricus nicht eine Form von catharlicus; ferner Rhatii- nus Japotiit'us und viandsdiuricuSj die bis- lang noch nicht in Kultur waren; Car- pinus yeddo'ensis aus Japan; die seltene Hex Sieboldi aus der /*r/;/('^-Gruppe; Staehe- lina unifloculosa aus Macedonien, botaniscii interessant als eine der wenigen liarten slraucliigen Kompositen, und endlich Indigofera Kirilovi, wohl eine der schön- sten neueren Einführungen, aber leider wie auch /. ZJo«« etwas frostempfindlich; sodann noch einige interessante Eichen: Qturcus serrata, macedonica, lobata, uligi- nosa, garryana und die weniger harte, etwas empfindliche Douglasii; schliefslich noch eine alpine Rarität von schwieriger Kultur : Spiraea caespitosa. Nach diesen reichhaltigen und in- teressanten Ausführungen war die Zeit weit vorgeschritten; man eilte zur gemein- samen Mittagstafel im Restaurant Eckel. An Bratenreden und Toasten mangelte es gänzlich, dafür war die Unterhaltung und Stimmung desto animierter. Von hier fand dann ein gemeinsamer Ausflug an den Starnberger See statt, wo die Gärten der Baronin Hallberger in Tutzing und des Barons v. Wendland in Bernried besich- tigt wurden. In den Gärten wurden die Besucher erfreut durch herrliche alte Bäume, wie sie in München nicht zu finden; von den Park -Szenerien gab es schöne Ausblicke auf den See. Fernsicht war leider nicht, überhaupt das Wetter trüb und kühl. Am Abend fanden sich die durstigen Dendrologen — es waren ihrer nicht wenige! — ■ im Augustinerbräu nochmals zusammen. Der zweite Tag gehörte fast ganz Professor Dr. Heinr. Mayr, dem Dozenten an der hiesigen Forstlehranstalt, der sich bekanntlich mehrere Jahre in Japan aufgehalten. In seinem längeren, fast i'/^ stün- digen Vortrage „Über die japanischen Holzarten in ihrer alten und neuen Heimat", brachte er denn auch manches wohl Neue und Interes- sante vor, entwickelte neue Ansichten, die in ziemlicliem Widerspruche standen mit den landläufigen allgemeinen Erfahrungen. Auch über manche Artbegriffe einzelner japanischen Koniferen trat er den bisherigen Ausführungen in scharfer Weise entgegen. Die in entsprechenden Höhenlagen wachsenden japanischen Holzarten unterzog er einer gründ- liclien Kritik, empfahl wenige, z. B. Larix lep/olepis und kurilensis, Magno- Ha liypoleuca, Cladrastis lutea und Phellodendron atnurense (bei welchem Prof. Mayr u. a. eine korktragende und eine fast korkfreie Form unter- scheidet), verwarf dagegen die Chamaicyparis- und die /'/««.r-Arten, so- wie viele andere. Die Aufzucht empfahl er in geschlossenen Pflanzungen, unter dem Schutze einheimischer Arten. Auch dieser Vortrag wird aus- führlich im Jahrbuclie ersclieinen. Die Gartenwelt. 575 Forstmeister Sprengel- Bonn empfahl ebenfalls diese Holzarten zu mischen, sie zu „vergesellschaften", wie das auch Fürst Bismarck in seinen Forsten gethan habe, weshalb er die Bezeichnung Bismarckkämpe für solche Pflanzungen vorschlage und in seiner Verwaltung auch ge- brauche. In einer kurzen Bemerkung wies er auf die Ausschlagfähigkeit der Phiiis rigida hin, die Graf Schwerin als weniger bedeutend an- erkannte, die nach Sprengel aber ein vorzügliches Dickicht für Fa- sanen abgiebt. — Genannter 1 lerr machte die Gesellschaft ferner mit einigen neuen .JtYr- Arten und Formen bekannt, so Acer Mayri, nach dem freundlichen Gastgeber, der denselben aus Japan besorgte, und vor allem Acer rubrum ci'lumnare, Acer Lokli fasligia/um und A. saccbari- mum monumentale ^ schöne Säulenformen, in der äufseren Erscheinung jungen italienischen Pappeln nicht unähnlich. Acer niveum, durch Prof. Treub aus Buitenzorg (Java) erhalten, dürfte wohl nur eine botanisch interessante Gewächshauspflanze bei uns bleiben. — Nachdem Redner noch einige Bemerkungen über die Winterhärte verschiedener Ahorne gemacht und besonders noch auf die Härte und Schönheit von Acer cissifoüum und carpinifolium hingewiesen, ergriff Hofgartendirektor Graebener-Karlsrahe das Wort, um im Auftrage des hohen Protektors der Gesellschaft, des Grofsherzogs von Baden, einen ausführlichen Be- richt zu erstatten über die VVachstumsverhältnisse im Grofsherzogtum Baden, und über die dendrologischen Versuche und AnpHanzungen in den grof^herzoglichen Hofgärten. Uie günstigen klimatischen und meistens auch Bodenverhältnisse zuglcicli mit der zielbewufsten Arbeit Direktor Gracbeners haben schon schone Erfolge gezeitigt, das vorhandene wertvolle Material ist gesichtet und sorgfältig gepflegt, viel neues angepflanzt, so dafs man dort im Badener Lande grofse dendrologische Schätze suchen und — finden kann. — Von verschiedenen Seiten gab es nun noch Bemerkungen über Winterhärte und individuelle Schwankungen dieser unter denselben Ver- hältnissen, dabei tauchte der Wunsch auf, Bilder interessanter und schöner alter Bäume zu sammeln und der Bibliothek der Gesellschaft zu überweisen. — Um einen kräftigen Anfang zu sichern, stellte Direktor Graebener eine Anzahl dieser in Aussicht. — An der nun folgenden gemeinsamen Mittagtafel beteiligten sich wiederum die meisten Herren und folgten dann der Einladung Prof. Mayr's zur Besichtigung seiner forstlichen Versuchskulturen in Grafrath. Hier gab es sehr viel des Interessanten zu sehen, viele japanische Bäume in seltener Gröfse und Schönheit und eine ganze Anzahl von forstlichen Anbauversuchen. — Interessant und den meisten Herren neu war Mayr's Methode, um die zarteren Bäume aus der Frostlage herauszubringen. Prof. Mayr ver- edelt die Bäume erst in etwa l'/, — 2 m Höhe auf frostharte, womög- lich einbeimische Arten. — Bemerkenswert ist dabei, dafs die Edcl- augen von Seitentrieben genommen, dem Gipfeltriebe der Unterlage eingesetzt, sich zu Gipfeltrieben entwickeln. — Schön und grofs sind die Kulturen, wenngleich sich, im Gegensatze zu Prof. Mayr's Ansicht, wohl noch mindestens ebenso grofse anderweit in Deutschland finden dürften. Am dritten und letzten Tage hielt Garteninspektor Beifsner einen längeren Vortrag über die Gehölzsamen- und Herbarpflanzen- Sendungen des Pater Giraldi aus Nord-Schensi (China). Cephalotaxus lanceolata und Griffilhii befinden sich unter den Eingängen, Juniperus taxifolia Hook, et Arn., eine sehr interessante Art mit schlanken, über- hängenden Zweigen, auch die neue Larix sinensis, die von Beifsner schon in den Mitteilungen der D. D.-G. beschrieben wurde. Bei dieser Ge- legenheit berichtete Herr Beifsner auch über das letztjährige Neue auf dem Gebiete der Koniferen, manches in der Litteratur Zerstreute zusammen- stellend, einiges korrigierend. Ebenso erinnerte er nochmals an die schöne, neue Abiis arizonica und betonte, dafs nur die Boden- und Luftfeuchtigkeit alpiner Höhenlagen oder die der Küstengegenden Ge- währ bieten wurden für ein freudiges, tadelloses Gedeihen dieser herr- lichen Konifere. — Da mittlerweile die Zeit vorgeschritten, streifte Redner nur die dicotyleu Pflanzen jener Sendung und verwies auf die spätere Publikation. Gartenmeister Zabel- Gotha demonstrierte einige tadellos prä- parierte Herbarpflanzen, Formen von Crataegus monogyna, Rhamnus Frangula und einige andere darstellend, und Lonicera Korolkowi Stapf, sowie L. amotna Zabel (L. Korolkowii x talarica ß. alb.), beide durch bedeutenden Blütenreichtum sich auszeichnend. Kustos Dr. Rofs- München machte einige Bemerkungen über das Aufrichten der Zweigspitzen von Araucaria excelsa, an einem Exemplar im botanischen Garten zu Palermo beobachtet. Sekretär Stützer-München nahm nun das Wort zu einem Vor- trage über „die gröfslen, ältesten und sonst merkwürdigen Bäume Bayerns". Er gab aus seiner im Erscheinen begriffenen gleichnamigen Publikation *) auszugsweise das Bemerkenswerteste und von ihm sowohl, als auch aus dem Kreise der Ilürer wurde der Wunsch laut, dafs ähn- liche schöne Bilder und Aufzeichnungen auch aus anderen Reichen und Provinzen des grofsen deutschen Vaterlandes gesammelt werden möchten. Prof. Mayr -München bat den Vorsitzenden im Namen der Ge- sellschaft gegen das Verbot der Einiührung von Pflanzen aus Japan beim Reichskanzler vorstellig zu werden, worauf Hofmarschall v. St. Paul erwiderte, dafs alle seine bisherigen Schritte ergebnislos gewesen seien, wir eben besserer Zeiten harren und uns begnügen mü.ssen mit der Einfuhr von Samen und Pflanzen. Als nächster Versammlungsort wurde Hannover gewählt. Sodann teilte der Vorsitzende noch mit, dafs die Gesellschaft aus dem von derselben erworbenen Samen etwa 30 Pflanzen von Abies arizonica besitze und diese unter die Mitglieder verlost werden sollten. Schliefrlich dankte er Herrn l'rof. Mayr und den Herren von der Gartenbaugesellschaft für ihre Mühewaltung und Gastfreundschaft in den schönen Räumen der Foistlehranstalt, auch dem erstgenannten Herrn für die schöne und interessante Ausstellung seiner Japan. Sammlungen. Nachmittags wurde nach Weihenstephaii ein gemeinschaftlicher Ausflug unternommen, wo die mannigfachen Kulturen Gaiteninspektor Schienabeck's allseitige Freude erregten und Bewunderung fanden. Damit waren die Münchener Tage zu Ende und allerseits hiefs es: „Auf Wiedersehen im nächsten Jahre in Hannover!" Othmer. Bevorstehende Ausstellungen. Mainz. Das Nachtragsprogramm zu der hier vom 14. bis 25. September stattfindenden allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung ist erschienen. Es enthält eine Anzahl Änderungen und Ergänzungen, Angaben über Ehrenpreise, Preisrichter und die Be- dingungen für die frachtfreie Rückbeförderung von Ausstellungsgegen- ständen. Ebenfalls zu beziehen durch Herrn Stadtgartendirektor Schröder-Mainz. Potsdam. Wir haben schon wiederholt auf die für den 28. September bis 2. Oktober hier geplante Provi nzial-Obstaus- stellung hingewiesen. Heute möchten wir ganz besonders noch auf Abt. XII des Programms: „Wissenschaftliche und Kunstgewerbe-Ab- teilung" aufmerksam machen. Dieselbe enthält mehrere sehr interessante Aufgaben, zu denen die Unterlagen durch Herrn Gartenbaudirektor Echtermeyer, Wildpark bei Potsdam, zu beziehen sind. Wir er- wähnen die folgenden Nummern: 75. Entwurf für eine gröfsere Obstplantage nach gegebener Lage mit Bepflanzungsplan, Kostenanschlag und Rentabilitätsberechnung. I. Preis: 300 M. bar. 76. Entwurf für einen Obstgarten nach gegebener Lage mit Bepflan- zungsplan, Kostenanschlag und Rentabilitätsberechnung, i. Preis: 150 M. bar. , 77. Entwurf für einen Formobstgarten zu Studienzwecken mit Be- pflanzungsplan und Kostenanschlag. (Seilen: 100 und 125 m lang, Mafsstab 1 : 200.) I. Preis: 75 M. bar. 80. Aufstellung einer korrekten Taxe nebst Rentabilitätsberechnung von angepflanzten Obsigehölzen verschiedener Art und verschie- denen Alters nach gegebenen Unterlagen: a) für schweren Boden, b) für mittleren Boden, c) für leichten Boden, i. Preis: 200 M. bar. Es wäre wünschenswert, dafs sich an der Lösung dieser Aufgaben möglichst viele unserer erfahrensten Fachleute beteiligten. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Weihenstephan. Die hiesige kgl. Gartenbauschule versendet den Jahresbericht für das Schuljahr 1900/1901. Die Schülerzahl betrug *) München 1901, Piloty & Loehle. 576 Die Gartenwelt. V, 48 17 Eleven und 2 Hospitanten. Es können insgesamt nur 19 Schüler und 6 Hospitanten Aufnahme finden. Der alljährlich im Winter statt- findende Baumwärterkursus wurde im letzten Jahre von 21 Teilnehmern besucht, an den beiden Obstbaukursen nahmen insgesamt 27 Per- sonen teil. Tagesgeschichte. Berlin. Gegen verschiedene Handel«gärtner in den hiesigen Vororten ist wegen ungesunder und menschenunwürdiger Wohnungen, die sie ihrem Personale angewiesen haben, Anzeige bei den zuständigen Polizeibehörden erstattet worden. Schlesien. Die diesjährige Obsternte dürfte in Schlesien weit hinter den gehegten Erwartungen zurückbleiben. Die Kirschen- ernte war eine gute bis sehr gute, wenn auch die Früchte infolge der grofsen Trockenheit teilweise klein geblieben waren. Auch die Pflaumen- ernte verspricht im ganzen gute Erträge, so in den Kreisen Trebnitz und Jauer; nur um Ohlau, Brieg, Grotlkau, Falkenberg und Strehlen ist eine schwache Mittelernte zu erhoffen. Weit geringere Erträge als das Steinobst verspricht das Kernobst. Nur um Breslau, Trebnitz, Juliusburg, Sagan wird man auf eine gute Mittelernte an Äpfeln rechnen dürfen, während die Apfelernte in den Kreisen Neumarkt, Ohlau, Brieg, Liegnitz, Grünberg, Görlitz, Löwenberg, sowie in ganz Oberschlesien, mit Ausnahme des Kreises Kosel, nur eine geringe Mittelernte wird. Selir geringe Ertröge werden in den Kreisen Jauer und Beuthen Ü.-S. geerntet werden. In der Grafschaft Glatz erhofft man eine kleine Mittelernte. Eine gute Ernte besserer Birnensorten ist iu erwarten in den Kreisen Breslau, Gleiwitz und Beuthen O.-S., eine befriedigende in den Kreisen Trebnitz, um Rybnik, Obcr-Glogau und um Leschnitz. Eine kleine bis geringe Birnenernle haben die Kreise Neumarkt, Ohlau, Brieg, Münsterberg, Liegnitz, Grünberg, Görlitz, Sagan, Lowenberg, Neifse, Kosel und Kreuzburg. Sehr geringe Erträge werden im Kreise Jauer geerntet werden. Das Beerenobst war bis auf Erdbeeren, die empfindlich unter dem Frost gelitten hatten, fast in der ganzen Provinz recht reichlich. Pfirsiche, Aprikosen und Wein versprechen geringe Er- träge; Walnüsse eine gute Mittelernte, namentlich in Liegnitz, Grün- berg, Görlitz, Löwenberg, Kreuzburg, Ober-Glogau. M. E., B. Spandau. Die Stadtverordneten genehmigten die Anlage einer städtischen Baumschule, in welcher namentlich die für Strafsenpfianzungen erforderlichen Bäume herangezogen werden sollen. Personal-Nachrichten. Brugger, Dr. phil. Friedr., wurde zum Leiter der Obst- und Gartenbauschule in Bautzen ernannt, an welcher er bisher Lehrer war. Die mit der vom Vater des Genannten geleiteten landw. Lehranstalt bisher verbundene Obst- und Gartenbauschule ist von dieser getrennt worden. Bürgen, Prof. Dr., bisher Dozent für Botanik an der Forst- lehranstalt zu Eiseoach, ist an die Forstakademie in Münden berufen worden. Fischer, Leo, Blumenhändler in Steglitz, Vorsitzender des Allgemeinen deutschen Gärtnervereins, ein noch junger Mann, verstarb am 17. d. M. an den Folgen eines Schlaganfalles. Greinig, Ferdinand, Übergärtner zu Marienheim bei Köpenick, ist der Titel Garteninspektor verliehen worden. Guillemain, Alexander, ein bekannter Handelsgärtner Breslaus, ist am 20. August gestorben. Held, A., Kunstgärtner in Boofsen, erhielt das preufs. allgemeine Ehrenzeichen. Kornacker, Max und Carl, haben die von ihrem verstorbenen Vater begründete, seit 60 Jahren bestehende Kunst- und Handelsgärt- nerei, Samenzucht und Samenhandlung in Wehrden a. d. Weser für alleinige Rechnung übernommen, die Mutter ist aus der Firma aus- getreten, und dem langjährigen Mitarbeiter Max Oppermann wurde Prokura erteilt. Kosmol, Johannes, ehemaliger Schüler der Lehranstalt zu Geisenheim, bisher bei der städtischen Garteninspektion in Gleiwitz thätig, wurde zum Kreisgärtner und Wanderlehrer des Kreises Kem- pen i. P. ernannt. Lüders, Lud^wig, Obergärtner zu Altona, erhielt das preufs. allgemeine Ehrenzeichen. Marx, W^ilh. Fduard, Hoflieferant, Inhaber eines bekannten Blumengeschäftes in Wien, starb am 8. August nach schwerem Leiden im 47. Lebensjahre. Rimann, Carl, bisher Gartentechniker im Palmengarten zu Frankfurt a. M., tritt am I. Oktober die Stelle als Obergärtner der Gartenanlagen des Herrn Hardy in Wien an. Briefkasten der Redaktion. Unsere Mitarbeiter und diejenigen, die es werden wollen, bitten wir, alle für den Druck bestimmten Manuskripte deutlich und nur auf einer Seite zu beschreiben, was auch speziell für Fragebeantwortungen Geltung hat. Alle eingehenden Beiträge (Artikel, Zeichnungen, pholographisclie Aufnahmen etc.) werden raschestens — meist gleich nach Eingang — auf ihre Verwendbarkeit geprüft und die Einsender erhalten sofort Nachricht. Für unsere Zeitschrift nicht geeignete Beiträge werden den Ein- sendern, auch wenn kein Rückporto beigefügt war, stets franko zurück- geschickt. Honorarzahlung für alle abgedruckten Beiträge erfolgt am Sclilusse eines jeden Quartals. Von der Honorierung ausgeschlossen sind nur diejenigen Abhandlungen von Handelsgärtnern, in welchen dieselben über ihre eigenen Kulturen oder Neuzüchtungen berichten. Willkommen sind uns alle für die gärtnerische Praxis wertvollen Mitteilungen, hauptsächlich solche von geringerem Umfange. Es gehen uns jedoch Tag für Tag ungenügend frankierte Sendungen zu, von welchen jede aus dem Inlande kommende 20 Pf., jede aus dem Auslande kommende 40 Pf. Strafporto kostet. Wir haben bisher diese ungenügend frankierten Sendungen regelmäfsig eingelöst, da sie aber gar kein Ende nehmen, werden wir die Annahme derselben von jetzt ab ausnahmslos verweigern. Die Absender ungenügend frankierter Briefe werden diese also für die Folge zurückempfangen und das Straf- porto aus eigener Tasche zu bezahlen haben. Eine gute Briefwage ist ein nützliclier Gebrauchsgegenstand auf jedem Schreibtisch, wer aber die wenigen Groschen für eine solche nicht aufwenden will, der mag wenigstens seine Briefe in zweifelhaften Fällen am Postschaller nachwiegen lassen. Die Züchter hervorragender Neuheiten bitten wir, uns die Be- urteilung derselben zu ermöglichen und zwar durch Übersendung von Blumen, Früchten etc. Wir fertigen, wo es uns angebracht erscheint, nach diesem Material entweder photographische Aufnahmen zu Text- abbildungen oder überreichen es einer Künstlerin zur Herstellung far- biger Tafeln. Wie bisher, so werden wir auch für die Folge für unsere Karbenlafeln in erster Linie deutsche Züchtungen von handelsgärtnerischem Wert berücksichtigen. J. W., Trachau bei Dresden. Wir haben die eikrankten Zweigteile Herrn Prof. Dr. Sorauer vorgelegt, und dieser schreibt darauf folgendes: Der eingesandte Trieb von ^^Crimson Kambler"' ist aller- dings sehr stark verpilzt. Indes sind die Pilze nur Begleiterscheinungen, die sich auf dem bereits absterbenden Gewebe eingefunden haben. Die Ursache des Absterbens ist der Frost gewesen, der bei ^Criiiison A'nm/i/er^' meist die Triebbasis zu beschädigen pflegt, während der obere Teil der Zweige in der Regel gesund bleibt. Der Frost hat aber das Cambium nicht am ganzen Zweigumfang getötet; an der einen gut gebliebenen Seite hat nun das Cambium eine derartig erhöhte Nahrungszufuhr er- halten, das es die merkwürdigen Wucherungen produziert hat. — Sie haben mit der Lehmzufuhr zu Ihrem Sandboden sehr gut gethan; nur möchte ich raten, auch noch Kalk zuzuführen und im nächsten Herbst die Basis der Stöcke mit Fichtenreisig oder strohigem Dünger zu decken. Die Decke auf den Wurzeln mufs bis über die Zeit der Nachtfröste hinaus liegen bleiben. Prof. Dr. Sorauer. Verantworü. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt tvormals Rob. Oppenticim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. ..Die Garten weit", Jahrgang v Primula Arctotis hybrida. Ronsdorfer Hybriden. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang V. 7. September. 1901. No. 49. Naclidruck und NachbUdung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Neue Pflanzen. Primula Arctotis hybrida, „Ronsdorfer Hybriden". Von Georg Arends, Staudengärtnerei, Ronsdorf. (Hkrzit die Farbentafel.) Unter dem Namen Primula viscosa nivalis erhielt ich vor einer Reihe von Jahren aus England eine hübsche alpine Primel, die ich im botanischen Garten zu Breslau als Pri- mula Arctotis alba kennen gelernt hatte und die nach „Wocke, Die Alpenpflanzen" auch als Primula Arctotis Kern. var. albi- fiora bezeichnet werden mufs. Sie ist eine in Tirol wild- wachsende weifsblUhende Form des Primelbastardes subauri- cula X hirstita und bringt auf kurzen Stielen dichte, runde Dolden schön reinweifser Blütchen. Wegen der Form und Farbe der den Blattrosetten fast aufsitzenden Dolden nennt man sie auch wohl die Schneeballprimel. Trotz aller Sorgfalt und Pflege, trotz künstlicher Be- stäubung brachten die Pflanzen keinen Samen. Da erhielt ich von irgendwelcher Seite eine andere weifse Alpenprimel : Originelle Tafeldekoration von O. Möhrke, Berlin. Originalaufnahme Für die ,Gartenwelt" (Text Seite 579) Die Gartenwelt. V. 49 578 Die Gartenwelt. V, 49 Primula pubescens alba ciliata, die, in allen Teilen kräftiger letztere liegt zuweilen etwas lange bis zum Aufgehen, wie und gröfser, hübsche kremeweifse Blumen hatte. Aus Wechsel- auch bei anderen alpinen Primeln; anfangs machen die seitiger Befruchtung dieser beiden Sorten erzog ich nun hybride Formen, die meistens den Arctotis alba nahe kamen, sich aber durch kräftigeren Wuchs auszeichneten und vor allen Dingen guten Samen brachten. Dieser Erfolg veranlafste mich zu weiteren Kreuzungen. Ich bestäubte die weifsen Primula Ardofis mit P. alpina, pubescens, viseosa, spectahilis und anderen farbigen alpinen Pflänzcheu langsame Fortschritte. Bei guter Pflege blühen sie jedoch alle im zweiten Jahre nach der Aussaat und entwickeln sich mit jedem folgenden Jahre zu gröfserer Schönheit. Ich hoß'e, dafs diese neuen Hybriden, wenn erst besser bekannt, dazu beitragen werden, die Kultur der so reizenden alpinen Primeln in immer weitere Kreise zu tragen, und dem Liebhaber beweisen, dafs gerade unter den niedrig bleiben- den Alpenpflanzen sich wunderhübsches Material zur Ausschmückung unserer Gärten findet. Echinacea hybr. rosea. In der Staudengärtnerei von Köhler & Rudel, Windischleuba, für die „Garlenwelt'^ photographisch aufgenommen. Primeln. Das Resultat war ganz das erhoffte meist den gedrungenen Wuchs und die kugeligen Dolden der Mutter, doch variierte die Blütenfarbe von Reinweifs durch Zartrosa und Helllila bis zum leuchtendsten Karmin und Purpurrot. Des weiteren bestäubte ich die weifsen Primula Arctotis mit P. Auricula alpina, der gelben Alpen-Aurikel. Die Sämlinge haben teils den niederen Wuchs der ersteren, teils die längeren Blütenstiele der letzteren. Die Färbung variiert vom zartesten Kreme durch Schwefelgelb bis zum Goldgelb der Auricula alpina. Ganz wunder- bar ist der Anblick eines mit diesen Hybriden in allen Farben be- standenen Beetes. Es ist ein Frühlingsbild, wie man es sich schöner gar nicht denken kann. Die Pracht derselben, gerade in diesem letzten Frühjahr, veranlafste mich, sie endlich weiteren Kreisen zu- gänglich zu machen und dem Handel zu übergeben. Die Künstlerin hat es verstanden, in der beiliegenden Farbentafel einige der Haupt- Farbentöne in meisterhafter Weise wiederzugeben. Zur Kultur der Primula ^rc/ö/w- Hybriden ist nicht viel zu sagen. Sie gedeihen in jedem durchlässigen, nahrhaften, jedoch nicht frisch gedüngten Gartenboden, am besten in halbschattiger Lage. Gegen allzu grellen Sonnenschein müssen sie jedenfalls ge- schützt werden; auch darf bei anhaltender Dürre die nötige Feuchtig- keit nicht fehlen. Ganz besonders geeignet sind sie für halbschattige Stellen von Felspartieen, wo sich reizende Bilder mit ihnen schaffen lassen. Die Vermehrung geschieht durch Stockteilung und Samen. Der Echinacea-Hybriden. Von Ernst Köhler, Inhaber der Firma Köhler & Rudel, Windischleuba. (Hierzu vier Abhildiingeti.) iVlit Freuden ergreift man als Fachmann die Feder, um hervor- ragende Neuheiten zu beschreiben, die von Besuchern geradezu au- gestaunt werden. Wie war es eigentlich möglich, durch Kreuzung der nicht besonders schönen F.cliinacca (Rudbeckia) purpurea mit der ebenfalls noch dürftigen Echinacea angustifolia, ebenso auch mit Rud- beckia pinnnta und R. speciosa, solche Mannigfaltigkeit in Formen und Farben hervorzubringen? Trotz der peinlichst vorgenommenen künst- lichen Befruchtungen steht man oft vor einem Rätsel , wenn die Sämlinge Formen und Farben hervorbringen, die ihre Eltern keines- wegs besessen haben. Schon viel ist über unsere Ä/wVwiTd'a-Hybriden geschrieben und gesprochen worden; wer sie aber nicht gesehen hat, vermutet nicht die Mannigfaltigkeit, weshalb ich hier verschiedene charakteristische Formen beschreiben und zum Teil abbilden will. Die Sämlinge hatten Echinacea hybr. magnifica. In der Staudengärtnerei von Köhler & Rudel, Windischleuba, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. V, 49 Die Gartenwelt. 579 Echinacea hybr. rosea (Abb. Seite 578, oben) mit ihrer schönen Form und sattrosa Färbung fällt jedem Blumen- künstler zuerst in die Augen; unter einer Menge von Säm- lingen sind auch wieder mannigfaltige Formen und Farben- variationen zu finden, z. B. herrlich leuchtende karminrosa und lachsfarbige Schattierungen. Scheibe hellorange. Ä 1^ um 11 ^^k M^ -1 m\ 1 - j 1 i^M 1 mm '^ ^ Im V ^^m ^B ^ '.^J^^^B n N machende Neuheit wird voraussichtlich erst Frühjahr 1903 dem Handel übergeben; jedenfalls wird sich die „Gartenwelt" durch die Schönheit der Blumen bewogen fühlen, noch einen Buntdruck davon zu bringen. Eine ganze Anzahl verschiedener Formen und Farben heben wir uns für spätere Beschreibung auf, da z. B. die reinweifse, weifsgefleckte und gestrichelte noch ein bis zwei Jahre Prüfungszeit durchzumachen haben, ehe sie für den Handel reif sind. Diese Zeilen mögen dazu anregen, den herrlichen Varie- täten der Echinaceen die ihnen gebührende Beachtung zu schenken. Blumenbindekunst. Echinacea hybr. superba. Id der Staudengärtnerei von Köhler & Rudel, Windischleuba, für die „Gartenwell'^ photographisch aufgenommen. Originelle Tafeldekoration. — Wir bieten heute auf der Titel- seite unseren Lesern wieder ein Werk aus dem Atelier von O. Möhrke- Berlin. Diesmal ist es eine Tafeldekoration, oder vielmehr das Material zu einer solchen, die man gewifs als originell bezeichnen kann. Die ganze Ausschmückung ist an und für sich höchst einfach. Die hohen Sträufse und niederen Tuffs bestehen aus tiefgelben Narzissen, deren Fufs jedesmal von bronzebraunen Ga/ax-Blättern umhüllt ist. Über das Tischtuch breiten sich noch Bärlapp-Ranken. — Dies ist das Pflanzenmaterial. Aufserdem sehen wir weifse Kerzen, die einen schirm- artigen Aufsatz tragen, welcher aus dunkelgelben Seidenpapier bestand, dessen Farbe der der Narzissen glich. — Die ganze Anordnung macht bei Beleuchtung, wenn alles dem Tafelarrangement entsprechend weniger gedrängt steht, als es unser Bild zeigt, einen höchst aparten Eindruck. Die Aufnahme erfolgte im Atelier des Herrn Möhrke selbst, von dessen feiner Ausstattung auch die Büste und antike Vase zeugen, welche auf der Abbildung links zu sehen sind. Es wäre mit Freuden zu begrüfsen, wenn auch recht viele andere Blumenhandlungen auf eine geschmackvolle Ausstattung ihrer Geschäftsräume etwas mehr geben würden. In dieser Hinsicht sind bisher nur verhältnismäfsig sehr wenig Firmen mit der Zeit fortgeschritten. C. Seh. Unter Echinacea hybr. magnifica (Abb. Seite 578, unten) führen wir eine Form mit über i cm breiten, stolz herabhängenden Fetalen, kräftig rosa gefärbt, mit gelber Rückseite ; oft tragen auch die Spitzen der Fetalen schön gelbliche Abtönungen. Die Scheibe ist bei dieser Sorte sehr klein und von braunroter Farbe. Echinacea hybr. superba (Abb. obenstehend) ist die frühblühendstc Sorte, die im eleganten Bau mit ihren lang herabhängenden Fetalen der Echinacea angustifolia gleicht; die Fetalen sind bei ihr aber viel zahlreicher, bedeutend breiter ausgebildet und von wunderbar leuchtend karminroter Färbung. Die Scheibe ist braunorange ge- färbt und erhebt sich kegelförmig. Echinacea hybr. spectabilis (Abb. nebenstehend) ist eine ganz wunderbare, der modernen Richtung sich anpassende Form, die das Edel-Dahlien-Prüfungskomitee schon wegen der gedrehten Blumen- blätter bestimmt als echte Edeldahlie bezeichnen würde. Die Farbe der Fetalen ist ganz zart rosa, beim Aufblühen fast weifs, die Scheibe hellorange gefärbt, von kegelförmiger Form. Echinacea hybr. gigantea. „Rote Sonnenrose" wird ihre populäre Bezeichnung lauten, denn nicht nur Liebhaber, sondern auch Fach- leute halten dieses Wunder der Natur für eine kräftige, rotgefärbte Sonnenrose aus der Klasse der Helianthus cucumerifolius, obwohl sie einen kleineren Knopf als Helianthus, aber bedeutend gröfsere Blumen- blätter besitzt. Die Fetalen sind wunderbar horizontal ausgebreitet; die Blume hat eiueu Durchmesser von 15 bis zu 20 cm. Diese epoche- Echinacea hybr. spectabilis. [n der Staudengärtnerei von Köhler & Rudel, Windischleuba, lür die „tiartenweli^ photographisch aufgenommen. 49* 580 Die Gartenwelt. V, 49 Gärtnerische Reiseskizzen. Aus Irland. Von J. Baum, PregnyGenf. (Hitrzu vier Abbildungen.) Otolz können die Iren auf ihre schöne Heimat sein, wohl kaum in einem andern Lande erschaut der Wanderer so durch ihre eigenartige Schönheit hervortretende Szenerien. Bald bewundern wir eine Partie an der Küste mit hohen malerischen Klippen, bespült von der stets bewegten See, bald wieder eine friedliche Landschaft mit weit sich aus- dehnenden, tief saftgrünen Wiesen. Parkartig heben sich herrlich ausgebildete Baumgruppen von dem grünen Teppich ab; weit hinten erscheinen mächtige Gebirgszüge, einzig schön sind die irischen Gebirgsthäler, die oft von Arbiitus Unedo (in der Mitte) in einem Garten in Kingstown, rechts Araucaria imbricata Vom Verfasser lur die „Gartenwelt" gezeichnet. einem zahlreiche Wasserfälle bildenden, unbändig brausenden Bach durchströmt werden. Für den Landschafter sind die irischen Landschaften wahre Ideale, überall findet er Material zu Skizzen und Studien. Dafs das schöne Sagenreiche Erin vielen eine terra incognita ist, hieran trägt wohl die Abgelegen- heit des Landes die Schuld; läge es im Herzen Europas, Scharen von Touristen aller Herren Länder würden die „Eme- rald Isle" alljährlich durchkreuzen. Das Klima Irlands ist sehr mild, infolgedessen ist auch die Vegetation eine üppige, namentlich die der immergrünen Sträucher und Bäume. Trotz der günstigen klimatischen Verhältnisse ist indes die Flora keine reiche (sie setzt sich aus ungefähr looo Arten zusammen), wohl aber eine der interessantesten; mehrere Vertreter des nordamerikanischen und südeuropäischen Florengebietes sind hier heimisch. Üppig gedeihen Koniferen, Arbutus Unedo (siehe obenstehende Skizze) kommt überall in starken Exemplaren vor, der Kirschlorbeer bildet hohe Gebüsche, an vielen Stellen wird er baumartig. Fuchsia corallina, macrostenmia und glohosa wachsen zu mächtigen Sträuchern heran und sind an vielen Stellen wildwachsend, ebenso sehen wir Feronka -Aritn, Es- callonia floribunda und E. macrantha häufig als Heckenpflanzen verwendet. Nur wenige Stunden nimmt die Überfahrt von England auf einem der höchst komfortabel eingerichteten Dampfer in Anspruch. Nähert sich das Boot der irischen Küste, so er- öffnet sich den Augen der Passagiere ein herrliches Panorama: über die immer wogende irische See hinwegschauend, erblickt man die Küste, in der Ferne erheben sich hohe dunkle Berge, im Vordergrund erscheint eine Kette pittoresker Hügel, aus dem saftigen Grün der bewaldeten Höhen lugen hier und da, halb versteckt, weifse Häusermassen hervor. Kingstown, unser Ziel, ist bald erreicht; zahlreiche, mit Gärten ge- schmückte Villen bilden den oberen Teil der schön gelegenen Stadt. Von hier aus unternehmen wir unsere Ausflüge. Kingstown besitzt einige kleine öffentliche Anlagen, die mit grofsen Kosten in der Nähe des Hafens angelegt wurden. Dublin, die Hauptstadt, ist in kurzer Zeit von Kingstown aus erreichbar. Die schöne Umgebung, die Nähe der See, machen den Aufenthalt in Dublin sehr angenehm. An öffentlichen An- lagen mangelt es hier nicht; viele mit Bäumen, Sträuchern etc. dicht be- pflanzte „Squares", ähnlich denen in London, sind an vielen Stellen der Stadt angelegt; oft ist nur den Be- wohnern der nächsten Strafsen der Zutritt dieser Plätze gestattet. Eine der schönsten und neuesten Anlagen ist der Stephens Green-Park, im Innern der Stadt gelegen. Dieser Park wurde von Lord Ardilaun mit einem Kosten- aufwand von 20 000 Pfund angelegt, und dem Volke als ein Erholungs- ort überwiesen. Die Bürger Dublins können stolz auf diesen Garten sein. Grofse Rasenflächen mit sehr sauber gehaltenen Blumenbeeten, einige geschmackvolle Teppichbeete, Blattpflanzengruppen, zahlreiche Ruheplätze, auch verschiedene Statuen schmücken die Anlage. An einem Ende des ziem- lich ausgedehnten Teiches ist ein meisterhaft ausgeführter grofser Grottenbau, kaskadenartig stürzt sich ein Bach über die Felsen; die Natürlichkeit dieser Anlage, sicher ein Werk Pulhams, des bekannten englischen Landschaftsgärtners, er- regt unsere Bewunderung. Ein Besuch des botanischen Gartens des Trinity College ist lohnend; die Häuser enthalten eine gut gewählte Sammlung vorzüglich kultivierter Warmhaus- pflanzen und Orchideen. Der Garten steht unter der Leitung von Mr. Burdbidge, des durch seine weiten Reisen bekannten Gartenbauschriftstellers. Nicht zu versäumen ist eine Besich- tigung der berühmten Bibliothek des Trinity College. Bekannt ist gleichfalls der botanische Garten zu Glasnevin, den man von der Sackvillestreet, der gröfsten und breitesten Strafse des United Kingdoms, in kurzer Zeit mit elektrischer Bahn erreicht. Herrlich ist die Lage dieses Gartens; er zieht sich am Abhänge eines Hügels nach dem Thale des Flusses Tolka. V, 49 Die Gartenwelt. 581 Unten, in der Nähe des Flusses, befindet sich eine mit Nymphaeen, Sumpf- und Wasserpflanzen geschmückte lang- gestreckte Teichanlage. Von vielen Punkten des Gartens geniefst man wundervolle Aussichten nach den entfernt lie- genden Bergen und auf den unten im Thale sich schlän- gelnden Tolka. Ein Rundgang durch die geräumigen Häuser bietet viel des Interessanten. Eine Aufzählung bemerkens- werter Pflanzen würde zu weit führen. Reichhaltig ist die Orchideensammlung, ebenso die Sammlung der Sukkulenten. Angenehm auffallend ist auch die Sauberkeit und Ordnung der ganzen Anlage (Gröfse reichlich 2 ha). Dicht neben dem botanischen Garten ist der grofse Friedhof, ein 50 m hoher runder Turm, eine Nachahmung der alten irischen Türme, ist von weither sichtbar; es ist das Monument O'Connells, des bekann- ten irischen Patrioten und Führers der Home Rule- Bewegung. An der Nordwest- seite Dublins liegt der Phoenix-Park; er ist wohl, mit Ausnahme des Ameri- can National Park, Vellow- stone U. S. A., der gröfste Park der Welt. (Der Phoe- nix-Park umfafst reich- lich 71 ha.) Natürlich nur einzelne Teile dieser enor- men Fläche sind gärt- nerisch angelegt, alles andere ist Wald und Wiese ohne Pfad, Bemerkens- wert sind die Anpflan- zungen. Ein 60 m hoher Obelisk, zu Ehren Welling- tons errichtet, und einige andere Monumente sind in der Nähe des Ein- ganges. Einer der schön- sten Teile des Parkes ist der „People's Garden". Diese Anlage ist in der That ein kleines Paradies; im Thale entlang zieht sich eine Seeaulage, die Ufer sind reich be- pflanzt mit effektvollen Blatt- und Blütenpflanzen; geschmack- volle Felspartien mit Stauden und Alpinen sind an einer Seite eines Abhanges angelegt. Zahlreiche gemischte Blumen- gruppen und Staudenanpflanzungen zieren die übrigen Teile. Kaum eine andere Grofsstadt kann sich in Bezug auf die Gröfse der öflentlichen Anlagen mit Dublin messen. Auf die Gesundheits- verhältnisse müfste dies begünstigend einwirken, trotzdem ist die jährliche durchschnittliche Sterblichkeitszififer eine gröfsere als die Londons (Dublin 27,8 Todesfälle per Tausend, London 19,5). Unvergleichbar an Naturschönheiten ist die Besitzung des Viscount Powerscourt, etwa 20 Meilen von Kingstown entfernt. Bergauf und bergab führt uns der Weg, überall Aussicht auf malerische Gebirgspartien bietend. Hier und da stofsen wir auch auf ein irisches Cottage, auf dessen Strohdach eine üppige Vegetation ein luftiges Dasein führt; grofse Polster von Sempervivum und andere Vagabunden be- leben das morsche Dach. Prächtig sind die Fuchsienbüsche, die neben der weifsgekalkten Mauer der Hütte wuchern; vor einem winzigen Fensterchen stehen in Blechbüchsen Geranien, Beweis ablegend, wie sehr der Besitzer auf die Verschönerung seines bescheidenen home bedacht ist. Ein paar fette Borstentiere, die vor dem Eingange der Hütte sich sonnen, vollenden die Idylle. Steiler und beschwerlicher wird der Weg, hohe Felsen bauen sich an den Seiten des immer enger werdenden Pfades auf; wir sind im Dargle, einer höchst romantischen Gebirgsschlucht; mächtige Kirschlorbeer, deren Blumenparterre Nach einer Aufnahme \ aus dem Garten des Viscount Powerscourt. on M. W. Lawrence, Dublin, für die „Gartenwelt'^ gefertigt. dicke Stämme von Epheu umschlungen sind, wachsen aus dem Gestein hervor; auf den herumliegenden Felsblöcken strotzen üppige Lager der Hundsflechte, Pelügera canina; die tiefroten Früchte derselben heben sich scharf von dem dunklen Lager ab. Tief unten bahnen sich schäumende Wassermassen einen Weg zwischen den hohen Felsblöcken; über eine Meile dauert der Marsch durch diese Schlucht, der Pfad erweitert sich zum fahrbaren Wege. Bald gelangen wir an ein Thor, eine alte Irländerin spielt den Pförtner, Powerscourt-Park ist uns nun zugänglich. Tausende, Abertausende von Koniferen sind an den Seiten eines fast 5 miles langen Weges angepflanzt. Solche Prachtexemplare sind schwer wo anders zu finden; Araucaria imbrkata, 15 — 20 m, Sequoia gigantea, 20 m und höher, stehen hundertweis zwischen den hohen Douglastannen, mächtige Thuja mischen sich hier und da ein, Phormium 582 Die Gartenwelt. V, 49 tenax iu äufserst starken Pflanzen, dienen als Vorpflanzung, im Hintergrunde erblickt man die bläulich erscheinenden, zuckerhutähnlich geformten Bergketten, ein eigenartiges Bild. Eine andere Sehenswürdigkeit eröffnet sich unsern Blicken Powerscourt Wasserfall; über 80 m hoch, stürzt, schäumt und braust eine Wassermasse über einen unendliche Vorsprünge bildenden Felsen (siehe untenstehende Abbildung). Kaskaden- artig ergiefst sich die Masse in den im Laufe der Zeit ge- höhlten tiefen Kessel. Zwi- schen phantastisch aufge- türmten Felsblöcken hin- durch zwängend, bahnt sich die hurtig weiter- strömende Wassermasse ihren Weg nach dem Thale. Ein Engländer, der vor einigen Jahren zufolge einer Wette eine der schlüpfrigen Seiten des Falles erklettern wollte, bezahlte dieses Wagnis mit seinem Leben. Auf dem Rückwege kommen wir an dem Wohnsitze des Viscount vorbei; die nähere Um- gebung des Schlosses ist im italienischen Stil an- gelegt. Die Abbildung Seite 581 erklärt dies besser als Worte. Der Schöpfer dieser Anlagen hat es meisterhaft verstanden, Kunst und Natur zu ver- einigen. Von den reich mit Statuen, Vasen, Mo- saik und Kunstschmiede- arbeiten geschmückten Terrassen über den See hinweg ruht der Blick auf den Sugarloaf-Mountains. Zu beiden Seiten der Terrassen sind einfache Blumenbeete geschmack- voll angelegt. Reich an landschaft- lichen Szenerien ist der Rückweg. Ein Bild, ähn- lich einer schweizerischen Landschaft, bemerken wir unten im Thale; es ist Enniskerry, ein Ausflugsort der Dubliner. Vorteilhaft hebt sich, wie die Abb. Seite 583 zeigt, das Kirch- lein mit seinem spitzen Turme gegen die dunkeln Bergmassen ab. Vorbei geht es an dem Scalp, einer wilden Gebirgspartie von unbeschreiblicher Schönheit; von hier aus hat man noch- mals eine Aussicht nach Enniskerry und Powerscourt-Park. Überaus lohnend ist auch die Fahrt nach dem Sagen- reichen Glendalough. Dicht an der Küste entlang führt der Powerscourt -Wasserfall. Nach einer Aufnahme von M. W, Lawrence, Dublin, fiir die „Gartenwelt" gefertigt. Schienenweg nach Rathdrum (37 miles von Dublin). An dieser Strecke liegt auch das schöne Seebad Bray, das „Brighton Irlands", bekannt durch die hohen malerischen Klippen. Unvergefslich sind die Bilder, die man vom Wagen aus er- blickt; auf der einen Seite die See mit am Horizont ver- schwindenden Dampfern und Segelbooten, auf der anderen Seite üppige saftige Wiesen mit schön geformten Baumgruppen, in der Ferne die hohen Berge. Prächtige, buntscheckige Kühe lagern im Schatten der Bäume. In Rathdrum angelangt wird einer der eigenartig gebauten „irish cars" be- stiegen, der uns nach Glendalough bringt. Auf- fallend sind die zahl- reichen , fast waldartig angepflanzten Linden an beiden Seiten des ein- samen Weges ; ebenso auffällig ist die Vegetation der in grofsen Mengen erscheinenden Farne. Hauptsächlich sind es Scolopcndrium und Blech- titan spicant, die sich so dicht an den Weg heran- drängen. Irland, wie auch der südwestliche Teil Englands scheinen ein wahres Eldorado für Farne zu sein. An derselben Strafse ist auch der subtropische Garten Walpole's ge- legen; Palmen, Dracae- nen, Baumfarne, Bambus, Eucalyptus etc. sind hier in Mengen unter hohen Bäumen ausgepflanzt und überdauern die irischen Winter unbedeckt. Noch einmal führt uns der Weg durch eine Gebirgs- schlucht, „the Devil's Glen", Wasserfälle, Fel- senpartien zeigen sich in einer Mannigfaltigkeit, die den Reisenden in Erstau- nen versetzt. Bald ist dann das uralte Glendalough mit seiner herrlichen Umgebung erreicht. Thomas Moore, der berühmte irische Poet, besingt in seinen ausdrucksreichen Liedern die Schönheiten und Sagen dieses Ortes. Hohe dunkle Berge umschliefsen zwei Seen, auf denen stets der tiefe Schatten der Bergmassen ruht. Im Vordergrund sind die sieben Ruinen längst zerfallener Kirchen, ein über 30 m hoher wohlerhaltener Turm überragt die Trümmer. Es ist wohl der besterhaltene jener geheimnisvollen irischen Türme, deren einstiger Zweck V, 49 Die Gartenwelt. 683 bis heute noch dem Altertumsforscher rätselhaft ist. Zahlreich sind die Sagen, die über diesen mysteriösen Ort von der Bevölkerung erzählt werden. Es war einst einer jener Plätze, von denen irische Mönche hinüber nach dem Kontinente wanderten. Wo vielleicht einst die Behausung frommer Mönche stand, erhebt sich jetzt ein Hotel. Andere Zeiten, andere Lieder. Tagelang könnte man hier herumstreifen, immer wieder neue fesselnde Szenerien entdeckend. Die Felsen der Seiten- thäler sind förmlich tape- ziert mit Scolopendrium, auf den unbewaldeten Gipfeln einiger Berge blü- hen Millionen von Eriken, mannshohes Schilf um- giebt die Ufer der beiden tiefdunkeln Seen. Kein Besucher Irlands wird die schöne Emerald-Insel unbefriedigt verlassen, die Worte eines berühmten Mannes, „The sun never shone upon a land more beautiful", haben ihre volle Berechtigung. Noch ein sehenswerter Punkt möge Erwähnung finden : Killiney Hill, unweit Kingstown ; ein unver- gleichbar schönes Pano- rama bietet sich nach allen Seiten; hier über die Bay of Dublin, dort über die fernen Thäler und Gebirgszüge. An den Abhängen des Hügels er- heben sich schmucke Villen inmitten blüten- reicher Gärten; ebenso wie in den Gärten Englands sind es die Standen und Rosen, die den irischen Garten schmücken. Die Kultur ist diejenige aller Pelargonien, überall und jedem wohl bekannt. Einen Vorteil hat Pelargonium peltatum vor dem Pehrgonium zonale voraus, da es bei weitem sicherer wurzelt und nicht so leicht fault; es mag dies an der weniger fleischigen Be- schaffenheit der Triebe liegen. Eines möchte ich noch bemerken! Um in der ersten Zeit das Wachstum zu beschleunigen, bindet man die einzelnen Triebe an Stäben in die Höhe und löst sie erst los, wenn sie zu einer Länge von 25 — 30 cm herangewachsen sind. Als einige gute und beste Sorten seien erwähnt: „Alice Crousse^\ amarantrot; „Anna Pfitzer , leuchtend rosa; „Auguste l'i/u", rosa; Topfpflanzen. über Pelargonium peltatum. — Mainz steht z. Z. im Zeichen der Epheu-Geranien. Und in der That ! Welch herrlichen Anblick gewähren die vielen Balkone und Fenster, geziert mit dem vornehmen Schmuck dieser Pflanzen. Das Auge kann sich nicht satt daran sehen, wie es da oben auf grünem Grunde in allen Farbenschattierungen von Rot und Rosa — zuweüen auch Weifs — bunt durcheinander flutet. Der zwanglose Bau und das leichte und lockere Hängen erhöhen noch den schönen Eindruck, den ein derartiges Haus auf den Beschauer hervorruft. Wir besitzen jetzt durch fortgesetzte Kultur und aufmerksame Zucht eine reiche Auswahl der schönsten Epheu-Geranien in den verschiedensten Farben, gefüllt und ungefüllt, welche sich alle vortrefflich für obigen Zweck eignen. Aber sie können auch zur Bepflanzung von Beeten herangezogen werden und ruft ihr Durch- einander Wachsen ein anziehendes Farbengemisch hervor. Blick auf Enniskerry bei Dublin. Nach einer Aufnahme von M. W. Lawrence, Duhlin, für die , Garteuwelt'* gefertigt. „Camille Plamtnarion^' , magentarot; „Centenaire", violettrosa; „Emile Lenioine", kapuzinerrot; „Jeanne d'Arc", reinweifs; „Fürstin Josephine V. HohenzoUern'-' , scharlachrot; sämtlich gefüllt blühend. Reinhold Metzner, Mainz. Der Pfefferstrauch (Piper nigrum). — In der warmen Abteilung der Orchideenhäuser der städtischen Gruson-Gewächs- häuser im Friedrich Wilhelm - Garten zu Magdeburg erschlofs in diesem Jahre zum erstenmal eine der wichtigsten fremd- ländischen Gewürzpflanzen, der Pfefierstrauch (Piper nigrum), in reichlicher Fülle ihre Blütenstände. Die eigenartig grünlichen Blüten erscheinen an den Enden der jungen Ranken in Kätzchen- form, es sitzen wohl 20—30 um die fleischige Spindel und bilden 4 — 6 cm lange, schmächtige, hängende Ähren. Die Pfefferrebe ist eine echte und rechte Schlingpflanze, die in ihrer Tracht mit den Haftorganen, Ranken und Luftwurzeln an den Epheu und den wilden Wein erinnert. Die bleistiftstarken, knotig gegliederten Reben klimmen in der Heimat oft 8 — 10 m an Baumstämmen hinauf und umspinnen sie vollständig mit Laub und Gezweig. Finden die jungen Triebe keine passende Stütze, so kriechen sie an der Erde entlang und schlagen häufig Wurzel- triebe. Die starkriechenden, gestielten, lederartigen, dunkelgrünen 584 Die Gartenwelt. V, 49 Blätter sind wechselständig, eiförmig zugespitzt mit ungeteiltem Rande; drei Mittelnerven und zwei Seitennerven durchziehen die- selben. Die oberen Früchte erreichen die Gröfse einer mittel- mäfsigen Erbse. Sie machen eine Farben Wandlung durch, an- fangs sind die Beeren grün, dann fast korallenrot, zuletzt schwarz- blau. Angebaut wird diese wichtige Handelspflanze im südlichen Vorder- und Hinterindien, auf Malabar und den grofsen Sunda- inseln (Sumatra und Java). In diesen „Pfefferländern" wird die Pfefferrebe im grofsen kultiviert und ähnlich wie unser Hopfen an Stangen gezogen. Im Handel unterscheidet man den schwarzen und den weifsen PfefTer, beide Sorten kommen jedoch von ein und derselben Pflanze. Um den schwarzen Pfeffer zu gewinnen, sammelt man die un- reifen, grünen oder gelblichen Beeren und dörrt sie in der Sonne, wobei sie zusammenschrumpfen und schwarz werden. Wegen der Unreife ist der schwarze Pfeffer sehr scharf. Läfst man die Beeren ausreifen, so nehmen sie eine weifse Farbe an, während die Umhüllung schwarzblau wird. Um die weifsen Pfefferkörner von der Hülle zu trennen, mufs man die Beeren im Wasser weichen, weifser Pfeffer (Piper album). Ein Strauch liefert jähr- lich ungefähr 1,5 kg Pfefferkörner. Der Pfeffer ist besonders für die Engländer, Franzosen und Holländer ein beliebter Handels- artikel. E. Henze, städt. Obergärtner, Magdeburg. Pflanzenkrankheiten. Die schwarze Kirschblattwespe. Von H. Wolanke, Gartenbaulehrer an der landwirtschaftl. Schule zu Würzen i. S. In den beiden letzten Jahren trat in Württemberg die Larve der schwarzen Kirschblattwespe sehr stark auf, so dafs die Obst- baumbesitzer ernstlich an eine Bekämpfung des Insektes denken mufsten. Aber auch in vielen anderen Gegenden, wie im König- reich Bayern und in Norddeutschland, soll dieselbe, so viel ich erfahren konnte, in grofser Zahl sich gezeigt haben. Da nun die Kirschblattwespe in diesem Jahre hier in der Leipziger Gegend so massenhaft auftritt, ist es wohl von Interesse, einiges über das Insekt und dessen Lebensweise zu sagen. Die Larve der schwarzen Kirschblattwespe ist ein ganz merkwürdiges Ding und hat, da sie mit einer schmierigen Masse überzogen ist, eher das Aussehen einer Nachtschnecke, als einer Insektenlarve; sie ist etwa 7 — 10 mm lang. Der Vorder- teil des Körpers ist keulenförmig verdickt, nach hinten läuft er etwas schmäler zu. Die Larven sitzen auf der Oberseite der Blätter und nähren sich von der chlorophyllhaltigen Blattsubstanz, infolgedessen bleiben an den Frafsstellen nur die Nerven oder Adern übrig, so dafs die Blätter wie skelettiert aussehen. Tritt dies Insekt nur sehr vereinzelt auf, dann hat es weiter keine Bedeutung, bei stärkerem Auftreten aber, wie das gerade in den letzten Jahren in einzelnen Gegenden der Fall war, ist der Schaden ein ganz bedeutender, weil durch den Frafs der Larven die Er- nährung und Verdunstung der Bäume durch die Blätter sehr beeinträchtigt wird. Man zählte mitunter bis zu 15 und mehr solcher Larven auf einem Blatte. In der Hauptsache sah ich selbige an den Blättern der Bim- und Kirschbäume, obgleich sie auch an Aprikosen-, Pflaumen-, Apfelbäumen etc., wenngleich seltener vorkommen. Geschützte Lage scheinen sie zu bevorzugen, wenigstens konnte man sie an Spalierbäumen häufig beobachten. Die Kirschblattwespe, Seiandria (Eriocampa) adtimbrata Klug, (auch Tenthredo adumbrata), gehört zur grofsen Familie der Blattwespen (Tenthredinidat), deren Larven alle oft viel Schaden anrichten, indem sie sich von den Blättern der verschiedensten Pflanzen nähren. S. adumbrata ist ein kleines, 5 mm langes und etwa 11 mm spannen- des Tierchen von glänzend schwarzer Farbe, mit fast durchsichtig hellen, schwarz geäderten Flügeln. Der Vorderrand der Vorder- flügel ist vom Körper an bis fast an die Flügelspitze schwarz gesäumt. Die Fühler sind schwarz, ebenso die Beine mit Aus- nahme der Vorderbeine. Nach der Begattung legt das Weibchen seine kleinen hellgelben Eier im Juli einzeln an den Blättern der Obstbäume ab. Aus ihnen kriechen die schwarzen Larven oder Afterraupen, wie sie häufig genannt werden, aus, die dann bald ihren Frafs beginnen. Nimmt man eine solche schwarze Larve behufs genauer Be- trachtung vom Blatt herunter, so sieht man, dafs dieselbe auf der Unterseite grünlich-gelb ist und 10 Paare hellgrüner Füfse vor- handen sind. Der schwarze Schleim der Oberseite läfst sich leicht abwischen, so dafs wir dann ein ganz hellgrünes Tierchen vor uns haben. Der Kopf kommt fast nur zum Vorschein, wenn das Tier weiterkriecht. Er bildet eine ovale, schwarze Scheibe, auf der zwei verkümmerte Fühler in die Höhe stehen. Die Frefswerkzeuge sind verhältnismäfsig stark und kräftig, und die zwei Kieferpaare, welche von den Seiten zangenartig zugreifen, sind fortgesetzt in Thätigkeit. Die Larven häuten sich wie alle Larven mehrere- male, und man kann dann in der Nähe auf den Blättern die alte Haut finden. Im September und Oktober kriechen die grünen oder gelben Larven (nach der letzten, vierten Häutung überziehen sich die- selben nicht mehr mit dem schwarzen Schleim) an den Stämmen der Obstbäume abwärts. Sie graben sich im Boden in einem Erdkokon ein und überwintern so, um sich im späten Frühjahre, kurz vor dem Erscheinen der flugreifen Wespe, zu verpuppen. Von Bekämpfungsmitteln sind bekannt das Zerdrücken der Larven auf den Blättern , welches allerdings das sicherste Mittel ist, sich aber nur bei kleineren bezw. jüngeren Bäumen und an Spalieren anwenden läfst, da es zu mühsam und zeitraubend ist. An gröfseren Bäumen wird mit Erfolg das Bestäuben der Blätter mit Schwefelpulver oder mit Atzkalk angewendet, wozu man sich der an langen Stangen befestigten Puderquasten bedienen kann. Das Bestäuben nimmt man vorteilhaft am frühen Morgen nach starkem Tau vor, damit das Pulver besser haften bleibt ; eventuell können die Bäume vorher bespritzt werden und wird so die Feuchtigkeit künstlich hergestellt. Diese Arbeiten sind im Juli, August auszuführen, also zu einer Zeit, in welcher die Larven sich auf den Blättern befinden. Von W. Leisewitz wurde vor einigen Jahren empfohlen, etwa in Brusthöhe, bezw. unterhalb des untersten Astes, am Stamm der Obstbäume Leimringe anzubringen, wie das ja auch für den Frostspanner etc. angewandt wird, damit die zur Überwinterung in der Erde am Stamm herabkriechenden Larven sich fangen. Der Leimring sollte aber insbesondere bei jüngeren Bäumen nicht direkt auf die Rinde aufgetragen werden, sondern man bringe zuerst einen etwas breiteren Streifen von geleimtem starken Papier dicht um den Stamm und binde diesen am oberen und unteren Ende mit einer Schnur fest; auf das Papier streiche man dann den Leim. Jeder Leimring müfste nachher täglich nachgesehen oder abgesucht werden, damit keine Larven zur Erde fallen. Das Aufstreichen des Raupenleimes hat im August zu geschehen. Von anderer Seite wird auch öfteres Umgraben der Erde unter den Obstbäumen, also der Baumscheibe, im zeitigen Frühjahr empfohlen, was besonders dann nützlich ist, wenn Hühner oder Enten vorhanden sind, welche die Tierchen aufsuchen und vertilgen. V, 49 Die GartenwelL 585 Die Bordelaiser Brühe. — Die „Bordeaux"-Brühe, Kupfer- kalklösung, Bordelaiser Brühe oder wie man die Mischung aus Kalk und Kupfervitriol in Wasser nennen mag, ist seit ihrer ersten Anwendung fast zu einem Universalmittel gegen Pilzkrank- heiten geworden, welches man für alle erkrankten Pflanzen, seien es Gehölze oder Kräuter, gebraucht. Ihre Wirkung wurde zuerst wohl an Weinreben erprobt, die vom Mehltau, dem Oidium, und dem falschen Mehltau, der Peronospora, befallen waren. Später wandte man sie gegen die Pilzschädiger bei Kernobstbäumen, namentlich gegen die Fusikladien an, und heute versucht man sie teils mit, teils ohne Erfolg gegen alle möglichen Krankheiten, welche Pilze auf Rosen, auf Kartoffeln, auf Ckrysanthimum, auf Stein- und Kernobst, namentlich auf Pfirsich, hervorrufen, man hat bereits Azaleen, Camellien, sogar auch Nelken und noch viele andere Kultur- und Zierpflanzen mit Bordelaiser Brühe behandelt, ohne jedoch ein durchweg gutes Resultat zu erzielen. Es liegt deshalb vielleicht nicht ganz aufserhalb des Interesses, wenn wir heute wieder einmal auf die Anwendung der Bordeauxbrühe eingehen. Gewöhnlich wird gesagt, dafs auf loo Liter Wasser 2 kg Kupfer- vitriol und 4 kg gelöschter Kalk genommen werden sollen. Nach den gemachten Erfahrungen aber scheint es doch, als ob sich diese Norm nicht für alle Pflanzen eignet, und man ist auch nicht immer vorsichtig genug, über den Zeitpunkt, d. h. über die Witte- rung, bei der man die Besprengung vornimmt, sich Rechenschaft zu geben. Gewöhnlich, wird die Lösung laut Angabe fabriziert und dann wohlgemut losgespritzt, ganz egal, ob man es mit einem Apfelbaum, einer Rose, einer Nelke oder dergl. zu thun hat. Nützt die Besprengung nichts, verbrennen dagegen die Blätter, so ist natürlich die Brühe schuld, das Mittel taugt nichts und es wird drauflosgewettert. Stellen wir uns aber mit gesunder Über- legung vor das Rätsel, so ist das Resultat ein sehr einfaches. Angenommen, die Mischung von 2 kg Kupfervitriol und 4 kg Kalk sei überall richtig, so darf die Norm von 100 Liter Wasser nicht als feststehend betrachtet werden, denn die Blattorgane der einzelnen kranken Pflanzen sind nicht gleich geartet, nicht gleich widerstandsfähig gegen die Brühe, und nur zu oft werden die Blätter nach dem Bespritzen braun, was durchaus nicht eintreten darf; denn wir wollen ja doch nur die Pilze auf den Blättern, nicht aber die letzteren mittöten. Man mache also zuerst einen Ver- such mit einer Pflanze; bräunen sich die Blätter, so ist die Lösung zu stark und wird mit reinem Wasser verdünnt werden müssen. Es ist nicht möglich, heute schon zu sagen, wie hochprozentig für jede Pflanze die Brühe genommen werden soll, aber dafs eine jede Pflanzengattung in Bezug auf das besprochene Mittel be- sonders berücksichtigt werden mufs, dürften die bisher gemachten Erfahrungen bestätigen. Keineswegs ist aber damit das Kapitel beschlossen, denn noch ein zweiter höchst wichtiger Punkt spricht bei dem Gebrauch und Erfolg der Bordelaiser Brühe mit. Ein bedeutender Unterschied liegt nämlich darin, ob wir die Be- sprengung der Pflanzen mit der Kupferkalklösung vornehmen, wenn es regnet oder, wenn heller Sonnenschein oder, wenn das Wetter trübe ist. Also die Feuchtigkeit der Luft spielt bei der Konzentration der Bordeauxbrühe in ihrer Wirksamkeit eine Rolle, was leicht erklärlich ist, wenn wir bedenken, dafs bei Regenwetter selbst die hochprozentigste Lösung bald abgewaschen wird und den Pilzherden, die durch den Regen bereits voll Feuch- tigkeit sind, nichts anhaben kann, mithin wirkungslos bleibt. Nehmen wir das Gegenteil, so wird eine hochprozentige Lösung zwar ihren Zweck erfüllen, aber die bei der schnellen Verdunstung des Wassers auf der noch gesunden Blattfläche vorhandene Lösung immer mehr konzentrierter machen und infolgedessen dem Blatt schaden und es töten. Deshalb nehme man, m u f s die Besprengung bei Sonnenschein vorgenommen werden, eine verdünnte Lösung, etwa 150 Liter Wasser auf die oben angegebene Kupferkalk- mischung. Die beste Zeit für das Besprengen mit der Brühe wird bei bedecktem Himmel sein. Dafs Obstbäume, Reben, überhaupt alle krankheitsverdäch- tigen Pflanzen schon vor der sichtbaren Seuche mit der Brühe behandelt werden müssen, ist schon viel zu oft besprochen worden, als dafs darüber heute noch mehr gesagt zu werden braucht. Dafs aber bei den zu den verschiedenen Jahreszeiten erfolgenden Be- sprengungen eine weitere Vorsicht beobachtet werden mufs, liegt klar auf der Hand, wenn man bedenkt, dafs die Blättchen im Frühjahr natürlich viel zarter sind, als im Sommer und da- her auch in Bezug auf die Konzentration der Brühe verschieden behandelt sein wollen. Überhaupt möchte der Rat nicht un- angebracht sein, lieber dreimal in kurzen Zwischenräumen mit einer leichteren Lösung zu spritzen, als einmal mit einer starken. Dafs solche Mafsnahmen umständlich, zettraubend, vielleicht auch etwas kostspieliger sind, als die bisher meist übliche Art und Weise, ist nicht zu leugnen, aber das Resultat wird sicher nicht auf sich warten lassen. Wenn dann bei der Behandlung der Pflanzen mit der Bordelaiser Brühe von Vielen kurze Notizen darüber gemacht und solche mehr als bisher veröffentlicht wür- den, könnte das der Allgemeinheit von grofsem Nutzen sein, denn ein Einzelner kann nur Anregungen geben, kann nur von seinen geringen Erfahrungen sprechen. „Viele Wenig machen ein Viel, vereinte Kräfte führen zum Ziel", deshalb richte ich noch einmal die Bitte an alle Berufsgenossen, an dem zur Be- kämpfung der Pilzschädlinge so wichtigen Kapitel mit zu arbeiten und ihre Beiträge und Erfahrungen an einzelnen Pflanzen der Allgemeinheit durch die „Gartenwelt" mitzuteilen! Carl Rimann, Frankfurt a. M. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 160. Ich bitte um Bekannt- gabe des wirksamsten Mittels zur Vertilgung der Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris), auch Erdkrebs genannt? — Gegen die Maulwurfsgrille sind eine ganze Reihe von Mitteln empfohlen worden. So z. B. das Einbringen von Schwefelkohlen- stoff, Petroleum und anderen insektentötenden Mitteln in die Gänge oder in den unterzugrabenden Dünger. Ferner das flache Ein- graben von Blumentöpfen, die am Boden Wasser besitzen und so zu- gedeckt werden, dafs sie nicht mit Erde sich füllen, aber den Tieren leicht zugänglich bleiben. Einfacher ist das Eingraben der leeren Blumentöpfe mit verkorktem Abzugsloch in der Weise, dafs der Rand des Topfes in die Höhe der unmittelbar unter der Erdoberfläche hin- laufenden Werrengänge kommt. Die in ihren Gängen laufenden Tiere kommen nun plötzlich an den Topf und fallen hinein. Namentlich nützlich soll sich diese Methode in der Schweiz erwiesen haben, wo die Töpfe im Frühjahr eingegraben wurden; zu dieser Zeit suchen nämlich die Werren während der Nacht die Erdoberfläche auf, um sich zu paaren. Ich persönlich glaube, dafs das Ausheben der Nester vom Juni an das wirksamste Mittel darstellt. Man erkennt meist an der Menge der absterbenden Pflanzen die Stelle, wo ein solches Nest, das gegen 200 Eier enthält, sich befindet. Man geht mit dem Finger einen der aufgeworfenen Gänge entlang und merkt wohl an der Biegung des Ganges und dem Härterwerden des Erdbodens, wo das 4 — 5 cm grofse Nest liegt. Dasselbe mufs nun im ganzen herausgehoben werden. Wenn es zerbricht, zerstreuen sich die Eier. Wenn Prämien für die Nester ausgesetzt werden, richten sich einzelne Arbeiter auf das Suchen ein und erlangen bald eine grofse Geschicklichkeit. Übrigens Ver- meidung von tierischem Dung. Prof. Dr. So ran er. — Dem Herrn Fragesteller glaube ich den besten Rat zu er- teilen, wenn ich ihm hier schildere, wie s. Z, im Parke zu Bankwitz i. Schi, 586 Die Gartenwelt. V, 49 während meiner Thätigkeit dortselbst die Werren vertilgt wurden. Der annähernd 300 Morgen umfassende Park war an einer Seite durch eine Wiese abgegrenzt, in welcher seit fast 60 Jahren die Werre stark auftrat und der Entwicklang des Grases hinderlich wurde. Ende der "Oer Jahre wurde diese Wiese feuchter gelegt, um die Werren zum Auswandern zu bestimmen. Die Werren wanderten auch fort, man wufsle aber nicht wohin, da der angrenzende Park zum grölsten Teile grobe Wiesen hatte. Die vorderen Rasenpartien sollten nun, da der Park eine gröfsere Umgestaltung erfuhr, mit feinem Teppichrasen ver- sehen werden. Vier aufeinanderfolgende Jahre wurde der Rasen an- gesät und zwar jährlich einige Mal, aber leider vergeblich. Die ganzen Werren waren in den neu angelegten, nach Süden etwas abgedachten Parterre-Rasen gekommen und ackerten, mit einem Wort gesagt, das keimende Gras um, zogen es in die Löcher und der Rest verdorrte. Der Rasen sah aus, als hätte er als Rennbahn Verwendung gefunden; kein Gras! Es wurden nun zunächst Töpfe in den Rasen eingefüttert und die in dieselben gefallenen Werren herausgeholt ; Gruben mit Pferdemist gefüllt, um die Werre während der kalten Jahreszeit an- zulocken, dienten nur vorübergehend. Bei Mondschein gingen alle Mann in den Park und zertraten die über die Wege laufenden Werren zu Tausenden, aber nichts halfl Schliefslich wurden auf den frisch ge- säten, aber auch schon wieder teilweise umgewühlten Rasen Strohdecken ausgebreitet, unter denen sich die Werren gern ansammeln. Es wurde dann die Decke von zwei Mann rasch zurückgezogen, während der dritte, mit der Hand schnell zugreifend, die Werren — oft unter einer Decke 15 Stück — einsammelte. Diese Art des Fangens half indes noch nicht und so wurde beschlossen, den Rasen nochmals zu rigolen, dabei jede Werre sorgfältig herauszusuchen; selbst damit wurde nichts erreicht. Endlich kam der rettende Gedanke: Ein junger Arbeiter fafste, ohne sich etwas dabei zu denken, in den Gang der Werre, denselben mit dem Finger verfolgend, und fand einige Nester. Die Herrschaft bewilligte nun den Arbeitern pro Nest 3 Pf. aufser dem Arbeitslohn. Es wurde um Mitte Mai bis Mitte Juni der ganze Rasen in der Weise, Stück um Stück, durchsucht, wobei auf ca. 3 Morgen Fläche 1883 Nester gesammelt wurden. Dieses Vorgehen brachte den gewünschten Erfolg. Garteninspektor C. Pfeiffer, Köstritz. — Zur Vertilgung der schädlichen Maulwurfsgrille sind schon eine Menge Mittel versucht und angewendet worden, aber mit keinem Mittel haben wir hier so günstige Resultate erzielt, wie mit der Dr. Nefslerschen Blutlaustinktur. Die Anwendung ist folgender- mafsen: Man spüre mit dem Finger den Gängen der Maulwurfsgrille nach, die erst in einigen Bogen verlaufen und plötzlich senkrecht nach unten gehen. Diese Öffnung macht man vollständig frei, nimmt einen Trichter, oder man rollt ein gröfseres Pflanzenblatt trichter- förmig zusammen und fügt es in die Öffnung. Man giefst nun durch den natürlichen oder provisorischen Trichter einige Tropfen von der Tinktur in den Gang und spült sie mit etwas Wasser in die Tiefe, ent- fernt den Trichter, und nach ca. '/^ Minute kommt die Werre zum Vorschein, um an der Überfläche betäubt liegen zu bleiben, wo man sie tötet. Es ist vor allem darauf zu achten, dafs bei dem Nachgiefsen mit Wasser der Gang nicht zugeschlemmt wird, da sonst die Werre nicht herauf kommen kann, sich aber nach einiger Zeit wieder erholt, um ihr schädliches Thun und Treiben von neuem zu beginnen. Die Arbeit ist nicht zeitraubend, man kann in einer Stunde 30 — 40 Stück auf diese Weise fangen; die beste Zeit ist des Morgens. Vor allem ist aber auch auf die Vernichtung der Brutnester Wert zu legen, welche öfters 200 und mehr Eier enthalten. Selbige sind, wo die Werren in gröfseren Mengen auftreten, dadurch leicht zu finden, dafs sich an der Oberfläche gelbe Stellen in den Pflanzenkulturen zeigen, die dadurch entstehen, dafs die alte Werre, welche den Gang zu dem Neste be- wacht, die Pflanzenwurzeln ringsum abnagt. Mit einem Spaten kann man das ganze Nest samt der alten Werre ausheben und vernichten. Frischer warmer Pferdedünger hat für die Werren eine grofse An- ziehungskraft und wenn man kleine Mengen untergräbt, kann man hierin viele Hunderte fangen. Das Eingraben von Fangtöpfen ist nicht so zweckmäfsig, wie die Anwendung der Netsler'schen Blutlaustinktur, die man sich auf folgende Weise herstellt: 150 g Schmierseife werden in 800 g warmem Wasser gelöst, dazu 160 g Fuselöl und 9 g Karbolsäure gegeben. Zu dieser Mischung fügt man vor dem Gebrauch noch 4 1 Wasser. H. Grotc, Reutlingen. Beantwortung der Frage No. 161. Was ist die Ent- stehungsursache der Rostkrankheit bei Rosen (in Häusern getrieben), wie ist dieselbe zu vermeiden oder zu bekämpfen? — Wenn der Rosenrost auf Rosen in Häusern auftritt, so ist dies ein Zeichen von Unachtsamkeit von selten des Treibgärtners, denn, wo der Rost im Hause auftritt, mufs er auch bei der Vorkultur im Freien beobachtet worden sein, es sei denn, das ganze Haus sei verseucht oder die Rosen ausgepflanzt. Waren die Rosen schon im Sommer bei der Vorkultur im Freien befallen, so hätten sie vor dem Einräumen, wie es bei Treibgehölzen überhaupt üblich sein sollte, einer gründlichen Rei- nigung unterzogen werden müssen. Ist eine Säuberung nicht erfolgt, so ist das Auftreten des Pilzes auch erklärlich, denn die Sporen, die am alten Holz mit hereingebracht worden sind, finden hier die denkbar günstigsten Bedingungen (Feuchtigkeit und Wärme), um zu keimen. Ist der Pilz erst im Haus, dann schneide man, falls er nur einzelne Teile befallen hat, diese sofort ab und verbrenne sie; sind ganze Pflanzen befallen, dann müssen diese entfernt werden. Garteninspektor Carl Pfeiffer, Köstritz. Beantvjrortung der Frage No. 162. Wo bestehen gröfsere Obstverwertungsanstalten ? — Hierzu bemerke ich folgendes. Es bestehen: a. Obstverwertungs- Genossenschaften in Obernburg a. M. (Bayern), Heiligenbeul (Pr. Holl.), Eylau (Preufsen), Elbing, Weistrach (N. -Österreich) und Teterow. b. Obstkonservenfabriken in Würzburg, Oppenheim a. Rh., Mainz, Pfeddersheim , Rh.-H., Quedlinburg, Mühlheim a. Rh., Erbach a. Rh. und Biebrich a. Rh. c. Obstwein-Keltereien in Trier, Offenbach a. M. , Sonnen- berg b. Wiesbaden und Erbenheim b. Wiesbaden. d. Beerenweinkeltereien in Frankfurt a. M. von Fromm, Gebrüder Freyeisen und J. Rakles. R. Neue Frage No. 173. Die wilden Kaninchen richten in meinem Garten fortwährend grofsen Schaden an, und die dagegen angewandten Mittel nützten bisher nichts. Kann mir vielleicht jemand ein wirksames Mittel gegen die Plage angeben? Neue Frage No. 174. Wie vertilgt man schnell und sicher Trips und rote Spinne bei Azalea indka? Könnte mir vielleicht einer der verehrten Leser etwas Näheres mitteilen, wie man das Auftreten solcher Schädlinge überhaupt verhindern kann? Neue Frage No. 175. Welches sind die besten frühesten und spätesten Erdbeer-Sorten für den Handel? Neue Frage No. 176. Ich beabsichtige für eine kleinere Gärtnerei eine Pumpe zu bauen. Welches System würde sich am besten bewähren? Neue Frage No. 177. Welches sind die sechs schönsten dunkelroten Rosensorten zum Schnitt und Versand? Neue Frage No. 178. Kann man Chrysanthemum mit Rufs- wasser besprengen, um eine dunkelgrüne Farbe der Blätter zu erhalten? Schadet es der Pflanze nicht? Wann und wie oft kann man das Be- sprengen mit Erfolg anwenden? (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten !) Bücherschau. Kutscher, H. , Plan- und Situationszeichnen. Vorlagen zum Gebrauche für Landwirte und landwirtscliaftliche Lehranstalten. Mit 24 Farbcndrucktafeln. 1892. Preis geb. 2,50 M. Wüst, Dr. Alb., Leichtfafsliche Anleitung zum Feld- messen und Nivellieren. Für praktische Landwirte und landwirt- schaftliche Lehranstalten. Mit 116 Textabbildungen. 4. Aufl. 1896. Preis geb. 2,50 M. Kutscher, H., Geometrie, Feldmessen und Nivellieren. 2. Aufl. Mit 164 Textabbildungen. 1S98. Preis geb. 1,40 M. Ich habe bereits in Heft 32 auf einige gartentechnische Büchlein hingewiesen. Heute möchte ich noch obige drei ähnliche Schriften aus dem Verlage von Paul l'arey, Berlin SW., nennen. Wenn dieselben auch in erster Linie für Landwirte berechnet sind, so bieten sie doch dem Gaitentechniker sehr viel Brauchbares. Vor allem die beiden letzten. V, 49 Die Gaitenwelt. 587 Die Abbildungen und Tafeln sind durchweg sehr exakt ausgeführt, wie denn überhaupt die ganze Ausstattung nichts zu wünschen übrig läfst. C. Seh. Mitteilungen und Verhandlungen des Gartenbau- vereins zu Erfurt aus den Vereinsjahren i88S bis 1900. Bearbeitet vom Lelirer Adolf Uergmann I, Sekretär des Gartenbauvereins. Diese mit Fleifs zusammengestellten Mitteilungen bilden ein fast 200 Seiten umfassendes Heft, in welchem gewissermafsen Rechenschaft über die in den genannten Jahren abgehaltenen Generalversammlungen und Ver- sammlungen abgelegt wird. In den einzelnen Berichten wird referierend auf die gehaltenen Vorträge eingegangen. Ein von L. Maurer 1892 gehaltener Vortrag über „Die wirtschaftliche Bedeutung und Kultur unserer Beerensträucher" ist vollständig abgedruckt. Den Schlufs des Htftes bilden die in Tabellenforra abgedruckten Witternngsbeobachtungen der in Frage stehenden 13 Jahre. M. H. Katechismus der Ziergärtnerei oder Belehrung über An- lage, Ausschmückung und Unterhaltung der Gärten, sowie über Blumen- zucht. Von H. Jäger. 6. Aufl., nach den neuesten Erfahrungen und Fortschritten umgearbeitet von J. Wesselhöft. Mit 104 Abbildungen. Leipzig 1901. Verlag von J. J. Weber. Preis geb. M. 3,50. Die jetzt vorliegende 6. Auflage des Jägerschen Katechismus ist von J. Wesselhöft einer umfassenden Neubearbeitung unterzogen worden. Dieselbe ist entschieden von sehr wohlthuender Wirkung gewesen und hat den Wert des handlichen Büchleins bedeutend erhöht. Vor allem wurde ein grofser Teil alter Abbildungen durch gute neue ersetzt, die teilweise nach Bildern aus der „Gartenwell" angefertigt sind. Trotzdem blieben noch manche wenig schöne Abbildungen drin, die hoffentlich bei der nächsten Auflage auch verschwinden. Was den Text betrifft, so liefse sich in Bezug auf Einzelheiten gewifs mit dem Verfasser rechten, zumal im Abschnitt Gartenkunst, Im grofsen ganzen jedoch ist man beim Lesen wirklich erstaunt, in dem 300 Seiten im Oktav- format umfassenden Werkchen so viel Gutes und Brauchbares zu finden. Dieser Katechismus reiht sich in der Wesselhöftschen Bearbeitung würdig der Reihe der Weberschen Katechismen an, von welchen wir bereits manchen an dieser Stelle recht gunstig besprechen konnten. C. Seh. Bevorstehende Ausstellungen. Hamburg. Wir geben im folgenden einen Auszug aus dem Programm der IV. Dahlien-Ausstellung der deutschen Dahlien-Gesellschaft, welche, wie wir bereits meldeten, vom 13. bis 15. September im zoologischen Garten zu Hamburg stattfindet. Es heifst im Programm: Der geräumige Aasstellungssaal, die Ernst Merk- Halle, an Gröfse die Räume unserer bisherigen Ausstellungen weit über- treffend, soll die Blütenschau enthalten, dank freundlichem Entgegen- kommen der zoologischen Gesellschaft, während ausgepflanzte Dahlien in der Nähe Raum gefunden haben. — Mitglieder der deutschen Dahlien- Gesellschaft sind berechtigt, aufser Dahlien in allen Formen sonstige Schnittblumen, blühende und nicht blühende Pflanzen in Töpfen, ins- besondere Neuheiten auszustellen. Preise werden für diese Leistungen nicht verteilt. — Bindereien, welche vornehmlich aus Dahlien gearbeitet sind, sowie Dekorationsgruppen, ebenfalls möglichst mit Anwendung von Dahlien, auszustellen ist jedermann gestattet. Da seitens des Ham- burger Ausstellungs-Komitees Ehrenpreise freundlichst in Aussicht gestellt sind, so gelangen diese eventl. zur Verteilung. Die Preisrichter werden vom Vorstande ernannt. Aussteller dürfen nicht Preisrichter sein. Nichtmitglieder können sich aufserdem mit blühenden und nichtblühendtn Pflanzen an dieser Ausstellung beteiligen, soweit der reichlich vor- handene Ausstellungsraum es ermöglicht. — Zum erstenmale soll nur unter Fachleuten, die sich durch Geschäfts- oder Vereinskarte legiti- mieren, eine Abstimmung über die kulturwürdigsten und schönsten Schnitt- und Dekorotions- Dahlien stattfinden. Das Resultat dieser Ab- stimmung, welches für den i. Ausstellungstag bis nachmittags 3 Uhr abzugeben ist, kommt in der an diesem Tage, dem 13. September, stattfindenden 3. Jahresversammlung der deutschen Dahlien-Gesellschaft zur allgemeinen Besprechung. Das Abstimmungsergebnis aller 3 Aus- stellungstage wird im Jahresbericht und in der Fachpresse zur weiteren Veröffentlichung gebracht. — Deutschen Züchtungen von noch nicht im Handel befindlichen Dahlien-Neuheiten wird auf Wunsch ein besonderer Raum an2;ewiesen. Die Eröffnung der Ausstellung flndet Freitag, den 13. September, vormittags 11 Uhr statt. Die Tagesordnung ist folgende: Donnerstag, den 12. September, abends 8 Uhr, im Restaurant des zoologischen Gartens: Gemütliches Beisammensein der erschienenen Aussteller und Gäste mit den dortigen Mitgliedern und Fachgenossen. Freitag, den 13. September, nach- mittags 3 Uhr; III. Jahresversammlung der deutschen Dahlien -Gesell- schaft im Saale des zoologischen Gartens. Die Tagesordnung wird noch durch in der Ausstellung aushängende Plakate bekannt gegeben. Gäste willkommen! Abends 7 Uhr: Festessen im Ausstellungslokal, oberer Saal. Kuvert M. 3. — . Karten zur Teilnahme sind bis mittags 12 Uhr im Bureau der Ausstellung zu lösen. Sonnabend, den 14. September, morgens: Besichtigung verschiedener gärtnerischer Sehenswürdigkeiten nach freier Wahl. Auskunft über die Führung ist im Bureau zu erfahren. Nachmittags I Uhr: Rundfahrt auf grofsen Coaches durch die Stadt und Umgebung (Uhlenhorst, Harvestehude etc.) mit anschliefsender Hafenrundfahrt, dann weiter per Dampfer nach Blankenese. Karten dafür sind im Ausstellungsbureau, sowie bei den Herren H. Scharnberg, L. Seyderhelm und H. Munzel zu haben. Abends: Gemütliches Beisammensein in der Ausstellung. Sonntag, den 15. Sep- tember: Einzeltouren, auf Wunsch werden sehenswerte Gärtnereien oder Ausflüge in Hamburgs Umgebung Interessenten bekannt gegeben. Aus den Vereinen. Die X. Bodensee-Gärtner-Versammlung fand am 18. Aug. d. J. in Bregenz am Bodensee im Hotel zur Krone statt. Herr Heinrich Heiler, Vorstand des Vorarlberger Obst- und Gartenbau- vereins, begrüfste alle Anwesenden mit warmen Worten, hiefs sie alle herzlich willkommen in Bregenz, und betonte dann besonders, dafs diese jährlichen Versammlungen vor nunmehr 10 Jahren durch den Gartenbau- verein Rorschach ins Leben gerufen wurden, und dafs man diesem Vereine, der auch heute wieder durch sein zahlreiches Erscheinen sein Interesse zeige, nur danken müsse, da diese Versammlungen die Ge- legenheit bieten, dafs sich die Kollegen am Bodensee wenigstens ein- mal im Jahre sehen und begrüfsen, und fremde, einander fernstehende Kollegen sich um so leichter nähern und miteinander bekannt werden könnten. Obwohl dies in der Hauptsache der Zweck dieser freien Ver- einigung sei, so dürfe doch auch der praktische Wert dieser alljähr- lichen Zusammenkünfte nicht verkannt werden, denn wie mancher lehr- reiche Vortrag sei in diesen zehn Jahren schon gehalten und wie viele wichtige, das Gartenfach betreffende Fragen seien in dieser langen Zeit schon gelöst worden. Der darauf zum Tagespräsidenten erwählte Redner erteilte sodann Herrn Olbrich, Baumschulenchef in Zürich-Hirslanden, das Wort zu dem angekündigten Vortrog „Über die zur Binderei am besten geeigneten Staudengewächse und ihre rationelle Kultur". Der ebenso lehrreiche wie interessante Vortrag fesselte die Zuhörer allgemein, und obwohl er über i'/.. Stunden währte, wurden die Anwesenden nicht müde, den Ausführungen des Redners mit besonderem Interesse von Anfang bis zu Ende zu folgen. Redner erging sich zu- erst im allgemeinen über die Anforderungen, welche heutzutage an eine gute Schnittblume gestellt werden, in Bezug auf Farbe, Geruch, Halt- barkeit u. s. w. Der Binder verlange einfach langstielige Blumen; wo dieselben herkommen und ob der Kultivateur dabei seine Rechnung finde oder nicht, das sei dem Binder in den meisten Fällen gleich. Dies komme vielfach davon her, dafs die meisten Binder keine gelernten Gärtner seien, mithin auch kein Verständnis dafür hätten, wieviel Muhe, Arbeit und Unkosten die Heranzucht solcher langstieligen Blumen ver- ursache. Dem Gärtner selbst käme es oft hart an, wenn er schliefs- lieh für einen geringen Preis seine Pflanzen zusammenschneiden müsse; der Binder aber sehe in der Blume nur sein Arbeitsmaterial, welches ihn in den Stand setzt, den mitunter oft extremen Wünschen des Publikums Rechnung zu tragen. Wäre dies nicht der Fall, so würde derselbe nicht oft so unsinnige Forderungen an die Lieferanten stellen, naturgemäfse Sommerblumen im Winter, und Winterblumen im Sommer verlangen, nur, um dem Publikum etwas Neues und Reizvolles bieten zu können. Redner sprach weiter über die Kultur der Staudengewächse, das nötige Verpflanzen derselben. Ferner sei eine richtig angewandte Düngung zu einer intensiven guten Kultur erforderlich. Sodann liefs sich der Vortragende über die Vermehrung der Stauden durch Teilung und über 588 Die Gartenwelt. V, 49 die Anzucht derselben aus Samen aus. Grofse Schwierigkeiten bereite auch das Überwintern, da ein grofser Teil der Stauden sehr empfindlich sei, und daher sehr vorsichtig, nicht zu fest und docii genügend gedeckt werden müsse. Redner empfiehlt .nls beste Deckung Torfmull, der zu- gleich schwere Bodenarten locker und porös mache. Zum Schlufs nannte Redner noch die wertvollsten für Binderei geeigneten Stauden, die Blütezeit nach Monaten geordnet, lobte die Brauchbarkeit der einen uqd führte die Mängel anderer vor Augen, so dafs ein jeder sich ein Ur- teil bilden konnte. Anschliefsend hieran gedachte Herr Olbrich auch der für Binderei geeigneten Zwiebelgewächse, als der verschiedenen Lilien- und Gladiolensorten, ebenso der verschiedenen blühenden Ge- hölze und der Gehölze mit bunter Belaubung, welche ebenfalls zur Binderei sehr begehrt würden, und warnte schliefslich vor Ankauf von Neuheiten, die noch nicht genügend erprobt seien. Lange anhaltender Beifall lohnte Herrn Olbrich für seinen lehr- reichen Vortrag, welcher sicherlich alle Zuhörer befriedigte. Anschliefsend daran zeigte Herr Dieterle, Handelsgärtner aus Feldkirch, eine von ihm veredelte Dahlie vor, welche für viele recht interessant war, schon aus dem Grunde, weil vorher schon Herr Olbrich in seinem Vortrag bei Erwähnung der Dahlien als Schnittblumen darauf aufmerksam gemacht hatte. Herr Olbrich führte bei dieser Gelegenheit an, dafs es weit besser sei, die Dahlien alljährig durch Veredlung zu verjüngen, da solche veredelte Dahlien mindestens vier Wochen eher in Blute kämen als alte, aus Knollen ausgetriebene Pflanzen, was bei der Beliebtheit der Dahlien zu Bindezwecken gewifs erwünscht sei. Nach einem gemeinschaftlich erfolgten Mittagsmahl wurde zur Beantwortung der eingelaufenen Fragen übergegangen. Frage i. Auf welche Wei.'e wird der Vermehrungspilz am sicher- sten bekämpft? Zum Woit meldeten sich die Herren Smetana, Doriibirn, Stempfli nger-Bregenz, sowie Olb ric h-Zürich. Em- pfohlen wurde in der Hauptsache das gehörige Säubern des Beetes vor der Anlage, gröfste Reinlichkeit, sowie die Verwendung von nur ab- gekochtem Wasser zum Giefsen und Spritzen des Beetes, eine Mahnung, die schon öfter erfolgt, seltener aber befolgt worden sei. Frage II. Hat sich die amerikanische Radhacke „Planet junior" als wirklich brauchbares Werkzeug in der Gärtnerei bewährt? Welche Vor- und Nachteile bietet dieses Instrument? Diese Frage wurde von Herrn Henri Kern-Horn bei Rorschach dahin beantwortet, dafs „Planet jr." sich für unsere Gegend hier nicht bewährt habe. Diese Unkrautvertilgungshacke arbeite ja freilich viel schneller, aber nicht sauber genug, so dafs die Arbeit drei- bis viermal wiederholt werden müsse, auch sei das Arbeiten damit zu beschwerlich und erfordere Scbulterkraft. Für leichte Bodenarten, wie in Norddeutschland, möge diese Hacke gut sein, für hiesige, zumeist schwere Böden eigne sie sich jedoch nicht. Frage 111. Welches ist das wirksamste Mittel zur Vertilgung der Ameisen? Zum Wort meldeten sich die Herren Dieterle-Feldkirch, Flössel-Schachen, Rupflin sen.- Lindau und Haselbeck. Empfohlen wurde Bespritzen der Bäume mit Tabakextrakt, Aufhängen von kleinen Fläschchen zur Hälfte mit Sirup gefüllt, den Boden resp. die Baumscheibe mit pulverisiertem Kampfer zu bestreuen, oder die Bäume mit einer Kampferlösung zu bespritzen. Als das beste Mittel, die Ameisen nicht nur zu vertreiben, sondern überhaupt unschädlich zu machen, empfahl Rupflin sen. das Auslegen von mit Zuckerwasser vollgesogenen Schwämmen. Wenn letztere voll Ameisen, welche gern nach dem Süfsen gehen, so tauche man sie mit den Ameisen in einen Topf mit kochendem Wasser und fahre so fort, bis alle Ameisen vertilgt. Frage IV, Woher kommt es, dafs die gelbblühende Cakeolaria rugasa nach dem Anpflanzen so leicht der Stammfäule unterworfen ist? Diese Frage beantworteten die Herren Winter-Bregenz, Fritz-Kon- stanz, Stapf-Weinsburg, Brücke r-Tettnang, W i es ent- Lindau und Unterzeichneter. Es fielen aber die Antworten sehr verschiedenartig aus. Die einen meinten, das Versetzen, vielleicht in schlechtere Erde sei schuld, andere wieder, ein Pilz, der schon an den jungen Pflanzen hafte; auch zu tiefes Pflanzen oder Giefsen mit zu kaltem Wasser wurde als Ursache des Absterbens bezeichnet. Die richtige Lösung der Frage dürfte wohl keinem der betr. Herren ganz gelungen sein. Es wurde beschlossen, die nächstjährige Versammlung in Rorschach abzuhalten. Ausgestellt waren von Herrn II. Heiler, Handelsgärtner in Bre- genz, ein schöne.":, gröfseres Sortiment Schnittblumen, zumeist Dahlien; ferner von Obergärtner H. Flössel-Schachen bei Lindau zwei pracht- voll entwickelte Blattbegonien (Schmeifs'sche Züchtungen) in Töpfen. Die Pflanzen waren annähernd 75 cm hoch und gut belaubt. Aufser- dem waren noch einige neuere Pflanzen, sowie ein fast dornenloser Wildling ausgestellt. Letzterer stammte von Rosengärtner Brög- Rickenbach bei Lindau, und erregte grofses Interesse. Es ist ein recht wüchsiger caH/«a- Sämling, dessen Dornen gewöhnlich nur bis zu einem Meter Stammhöhe hinaufgehen. Der obere Teil, also die Veredlungsstelle, sowie die jungen Zweige sind in der Regel ganz dornenfrei. Ob sich dieser Wildling, der nach Aussagen Brögs voll- ständig winterhart sein soll, als Unterlage gut bewähren wird, mufs erst die Zukunft lehren. Ein Rundgang durch die Bregenzer Gärtnereien beschlofs diesen schönen und lehrreichen Gärtnertag, welcher vielen noch lange in an- genehmer Erinnerung bleiben wird. Schmeifs, Lindau. Tagesgeschichte, KÖSlin. Der Gärtnerverein für Köslin und Umgegend eröffnet heute, wie uns der Vorstand mitteilte, eine zweitägige Garten- bau-Ausstellung. An derselben sind nur Vereirismitglieder beteiligt, ausgenommen solche Aussteller, welche verwandte Erwerbszweige ver- treten. Preise werden nicht verteilt. Der Reinertrag soll für theore- tischen Unterricht der jüngeren Gehilfen und Lehrlinge des Vereins- bezirkes verwendet werden. In Hinblick auf diesen guten Zweck wünschen wir //jr-Verbesserungen wirk- liche Konkurrenz machen würden," meine Aufmerksamkeit auf die Gloxinien hin. Gloxinienkiiltiiren in der Handelsgärtnerei von A. F. Riechers Söhne, Hamburg. Origiualaufiiahme für die „Gartenwelt'*. 51 602 Die Gartenwelt. V, 5' Die Sache mit dem Streptocarpus dürfte nach meinen Wahrnehmungen vorläufig ein frommer Gedanke bleiben, zumal „das zielbewufste Vervollkommnen" der Strcptocarpus- Hybrideu jetzt im gleichen Mafse bei den Gloxinien betrieben wird. Denn auch das Gloxinien-Züchter-Glück schreitet schnell und sichtbarlich vorwärts, vorwärts zur ungeahnten Vervoll- kommnung in Bezug auf Färbung, Form, Gröfse und Haltung der Blumen, reicheres Erscheinen derselben, auch ein ge- fälligerer Habitus der ganzen Pflanzen wird angestrebt. Man kann sich kaum ein farbenreicheres Bild denken, als eine Kollektion blühender Gloxinien. Welche Pracht, welche Farbentönung zeigen diese Blumen, welche erstaunliche Mannigfaltigkeit! Hier das glühendste Eingang zur Gärtnerei von F. A. Riechers Söhne, Hamburg. Origiiialaufnalime für die „Gartenwell'"*. Rot, das tiefste Blau, das zarteste Weifs, das reinste Rosa, das wunderbare und doch nicht näher zu bezeichnende Vio- lett, dort ein in Worten gar nicht auszudrückender Farben- übergang, oder mehrere Farben scharf von einander ab- gegrenzt; dann noch punktiert, gestrichelt, getigert u. s. w. So zahllos und verschiedenartig sind die Färbungen, dafs es selbst dem farbenkundigsten Gärtner oder Farbenkünstler schwer werden mufs, sich einigermafsen, bei Benennung und Beschreibung der Farben, mit graziösem Anstand heraus- zuwinden. Und dann kommt auch noch dazu der tro- pische oder exotische Charakter der ganzen Pflanzenart, die eigene äquatoriale Urvvaldluft, welche innerhalb der Kultur- stätte herrscht, um einen solchen Anblick für jeden Bewun- derer zu einem fesselnden und dauernd haftend bleibenden zu gestalten. Eine solche Blütenpracht sah ich Anfang Juli in den Haudelsgärtnereien der Herren F. A. Riechers Söhne, Hamburg, und Franz Jank, Wandsbek, die sich schon seit einer Reihe von Jahren mit Anzucht und Vervollkomm- nung der Gloxinien, hauptsächlich mit Samen-, Sämlings- und Knollenversand, mit grofsem Erfolg befassen und schon auf der Hamburger allgemeinen Gartenbau- Ausstellung 1897 am auffallendsten auf diesem Gebiete hervortraten. In einem unendlich langen, geräumigen Glashause standen, wie unsere Abb. auf der Titelseite zeigt, bei F. A. Riechers Söhne viele Tausende zu Samenträgern bestimmte Pflanzen aufgestellt, ausgesucht als das wirklich Beste aus drei- bis vierfach so vielen Sämlingen (welche letztere dem Platzverkauf zugeflossen), und boten so ein Bild der Vollendung und Farbenpracht, wie es wohl in solchen Abwechslungen und Massen selten gezeigt worden ist. Jede Farbe und Sorte stand ab- gesondert für sich mit kurzem, zutreffendem Namen, und da es meistens Züchtungen der letzten Jahre waren, oder die Sorten über- haupt verdienen, öfter genannt zu werden, versuche ich mehrere Sorten, die ich mir als am auffallendsten eingeprägt, hier kurz zu bezeichnen. „Z'^/?rf//i-c" (ver- besserte), tief samm- tig-scharlach; „Fetier- köiiigin^^ , tiefglühend- scharlach mit vio- lettem Schlund; „ATz/- ser Friedrich'''' , pur- pur- zinnoberrot mit weifsemRand; ^^Kaiscr IViUielm''', dunkelblau mit weifsem Rand; „Cattlcya''\ lilarosa; ,^Dannel>rog''\ leuchtend zinnoberrot mit weifsem Schlund; „Fragaria''\ erdbeerfarbig; ^^Rotkäppchen'''' , ähnlich ^^Defiance''^; ^^Hammonia'''' , scharlachrot mit violettem Reflex; ,^ Prometheus^'', lief braunrot; „l'ioletta'''' , tief dunkelblau; „Feftits", dreifarbig, scharf voneinander abgegrenzte rote Tönungen. Aufser vielerlei anderen seltenen Pflanzenarten, sowie bekannten Marktpflanzen, werden in dieser alt- und all- bekannten Gärtnerei, vornehmlich noch in Massen Azaleen, Cyclamen, Flieder und Palmen kultiviert, deren Stand der Jahreszeit entsprechend ein ganz vorzüglicher war. Auch konnte ich mir bei dieser Gloxinien -Gelegenheit nicht ver- sagen, den durch Anpflanzungen und Aufstellungen von Zier- gewächsen u. s. w. einen recht anziehenden Eindruck machenden „Eintritt" zur alten Gärtnerei durch eine hübsche Abbildung festzuhalten, welche obenstchend wiedergegeben ist. V, 51 Die Gartenwelt. 603 oxinienkultiiren in der Handelsgärtnerei von Franz Jank, Wandsbek. OrigiiiaLuiriialiine fiir die ^G.irtenwell"*. Gewifs auch ein gutes Zeichen , dafs trotz der erfreulichen Vervollkommnung der Strepiocarpiis -Varie- täten, und der, viel- leicht doch nur zu sehr anscheinenden Empfindlichkeit der Gloxinien im Markt- verkehr, sich immer noch genug Liebhaber und Bewunderer dieser so herrlichen Blüten- pflanzen aus den so fruchtbaren wie furcht- baren Urwäldern des tropischen Amerika finden werden. Bei Herrn Franz Jank, Wandsbek, fand ich nicht so viele Sorten und auch" nicht in solchen Massen, wie eben beschrieben, vor. Das Bestreben dieses Züchters scheint mehr zu sein, nicht zuviel, aber die besten Haupthandels- Sorten zur höchsten Vervollkommnung zu bringen. Die Jank'schen Gloxinien waren, wie unsere obensteheude Abb. beweist, was Farbe und Gröfse der Blumen anbetrifft, unübertroffen. Viele Blumen mafsen 12—13 ^^^ i™ Durch- messer, und besonders zeigten die Blumen der Sorten „De- fiance^'' (verbesserte), ,,FeuerkL>nigin''\ ^^Kaiser Friedrich'^ ,,Kaiser Wilhelm''^ und ^^Negerfiirst'''' diese Gröfse. Eine recht schöne Neuheit eigener Zuchtwahl war die Sorte ^^Gertnama^\ deren gröfse, edle Blumen purpurrosa sind, au den kräftigen Sämlingspflanzen in seltener reichlicher Fülle erscheinen und sich noch aufserdem durch auffallend schöne plastische Wellungen (oder auch plastische Umrahmungen), ähnlich wie es bei den Blumen der Pensee-Neuheit ^^Germania''^ der Fall ist, auszeichneten. Aufser der Anzucht der Gloxinien bildet bei Herrn Jank noch eine besondere Hauptspezialität die Farn-Sämlingskultur. Es gelangen alljährlich einige Hunderttausend Sämlinge von ca. ein Dutzend der besten Handelssorten zum Versand. Auch Herr Ludwig Küsell, Wandsbek -Hirschenfelde, hatte prachtvolle Gloxinien -Varietäten in bester Kultur, sowie vorzügliche englische Pelargonien und prachtvoll gezeichnete Blatt-Begonien eigener Zuchtwahl. Mit Ausnahme derjenigen für seinen eigenen Bedarf waren die Gloxinien jedoch vorläufig nicht zur Samenzuchtwahl be- stimmt, sondern zum Tagesverkauf nach Wandsbek, Hamburg- Altona, und konnte ich daher, trotz mehrmaligen Besuches nicht genügend vollblühende Pflanzen zu einer Aufnahme vorfinden, da einigermafsen voUaufgeblühte Pflanzen immer flotten Absatz fanden. Nerine Fothergillii major. — Eine überaus gröfse Anzahl von schönblühenden Zwiebelgewächsen hat uns die Süd spitze des „schwarzen Erdteils", das Kap der guten Hoffnung, gespendet. Von diesen sind es manche, die einer mehr oder minder umständlichen Pflege bedürfen, die nur unter gewissen Bedingungen sich herbeilassen, uns mit ihren oft äufserst farbenprächtigen Blumen zu erfreuen. Uie meisten jedoch, und unter diesen auch die in der Überschrift genannte schöne Amaryllidee, gehören zu jenen Pflanzen, die zwar auch nicht ganz vernachlässigt werden wollen, im übrigen aber leicht zu erfüllende Ansprüche an ihren Pfleger stellen, und wenn diesen nachgekommen wird, sich dafür sehr dankbar erweisen und leicht und regelmäfsig blühen. Xerinc Follifrgillii major (X. curvifolia var. Fothergillii) ist der Kultur im höchsten Grade würdig, es mufs daher um so mehr überraschen, dafs man diese prächtige Zierpflanze so selten in den Gärten antrifft, nicht einmal in solchen, wo ein Glashaus zur \'erfügung steht, oder in solchen, wo gröfse Nachfrage nach seltenen und schönen Schnittblumen zu ungewöhnlicher Jahres- zeit ist. Mögen die Gründe für eine so auffallende Vernach- lässigung dieser Pflanze — eine Vernachlässigung, die sie übrigens mit mancher anderen Art derselben Gattung teilt — welche auch immer sein, eine schwierige Kultur ist nicht die Ursache, denn diese ist leicht genug, wenn man nur einigermafsen den wenigen Anforderungen genügt. Werden diese jedoch ganz und gar ver- nachlässigt oder wird das gerade Gegenteil davon befolgt, dann freilich versagt die Pflanze, sie blüht eben nicht und kommt so in den Ruf eines schwer zu kultivierenden, undankbaren Gewächses, für das es schade um den Platz ist, den es einnimmt. Es ist am besten, diese Ntrine nach der Blütezeit, wenn der neue Trieb beginnt, im kühlen Gewächshause nahe dem Glase und ganz unbeschattet der vollen Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt zu halten. Hier verbringt sie die Zeit ihres Wachs- tums bei reichlicher Lüftung, sobald das Wetter und die äufsere Temperatur es zulassen, und es darf nur so viel geheizt werden, um den Frost abzuhalten. Wie viele andere kapische Zwiebelgewächse, verträgt auch diese Nerine keine übermäfsige Wärme, keinen Standort im Warmhause, was nur ein übermäfsiges Treiben, ein Überhand- nehmen des Blattwerks, verursacht, jedoch die Entstehung eines 51* 604 Die Garten weit. V, 51 Blütenscliaftes verhindert und endlich sogar die Pflanze, die sich übertreibt, zu gänzHchem Absterben bringt. Sobald die Blätter abwelken und so lange bis der Blütenschaft erscheint, stehen die I'flanzen am besten mit ihren Töpfen in Sand oder Asche ein- gesenkt in einem kühlen, trockenen, jedoch gut gelüfteten Kasten. Während der Ruhezeit, vom Mai oder Juni bis zum August, darf kein Wasser verabreicht werden, es kann das Erdreich in den Töpfen so trocken als nur möglich sein ; unter dieser Be- dingung, im Verein mit der vollen Einwirkung von Luft und Sonnenschein, reift die Zwiebel vollkommen aus, was der Ent stehung kräftiger Blütenschäfte mit schönen und grofsen Blumen zu gute kommt. Während der Zeit des Wachstums darf jedoch mit den Wassergaben nicht gespart werden, wie auch mit gesunden Wurzeln reichlich versehene Exemplare für mäfsige Verabreichung schwacher Dunggüsse sich dankbar zeigen. Jetzt kommen wir zu einem Hauptpunkte der Kultur, und zwar zu einem, dessen Nichtbeachtung in sehr vielen Fällen ein Mifslingen zur Folge hat; nämlich weder diese noch auch andere N erinen (sowie nicht minder manche anderen Zwiebelpflanzen) lieben weder ein zu häufiges Verpflanzen noch die Anwendung grofser Töpfe. Am besten wächst sie und am leichtesten kommt sie zur Blüte, wenn sie durch lange Zeit in demselben Topfe ver- bleibt. Man sollte sie aus diesem Grunde nicht öfter als einmal während eines Zeitraums von 2—3 Jahren verpflanzen und als Ersatz dafür, zur Zeit des beginnenden Wachstums, nur die obere Erde aus dem Topfe nehmen und durch eine frische, recht nahr- hafte Erdmischung, bestehend aus gut abgelagerter Rasenerde mit Sand und etwas Lauberde, welches Gemisch am meisten zu- sagt, ersetzen. Dafs für einen besonders guten Wasserabzug, eine reichliche Menge Ziegelstückchen, Topfscherben und Holz- kohlenstückchen, auf dem Boden des Topfes zu sorgen ist, soll als selbstverständlich nur nebenbei hier noch erwähnt werden; eine stehende Nässe würde ein Erkranken oder sogar gänzliches Absterben der Wurzeln zur Folge haben, und mit der Hoffnung auf eine reichliche und schöne Blüte wäre es dann vorbei. E. J. Peters. Ismene calathina. — Dieses schöne Zwiebelgewächs, welches in deutschen Kulturen wenig anzutreffen ist, blüht, im Freien ausgepflanzt, im Juni und Juli. Man kann jedoch den Flor durch Trockenhalten und späteres Legen der Zwiebeln beliebig verlängern und so den ganzen Sommer hindurch bis Ende September blühende Ismenen haben. Für Topfkultur läfst sich hment calalhina insofern gut verwenden, als sie sich sehr leicht treibt. Zu diesem Zwecke pflanzt man die Zwiebeln in der Zeit von Mitte Februar bis Anfang März einzeln in ent- sprechende Töpfe, in eine Mischung von kräftiger Mistbeeterde und etwas Sand, und stellt sie im Warmhause auf. Bis die Zwiebeln ca. 5 cm lang ausgetrieben haben, genügt ein dunkler Standort. Bei einer Temperatur von etwa 30" C. Luftwärme ent- wickeln sich die Pflanzen rasch und blühen schon nach 6 bis 8 Wochen. Will man den Flor später haben, so genügen 4 Wochen und noch weniger Treibzeit, auch kann man dann die Wärme auf 20 — 27 "C. beschränken. Bodenwärme ist bei der Treiberei nutzlos. Die blühenden Pflanzen erreichen eine Höhe von 50 — 75cm und lassen sich als Topfpflanzen verkaufen. Die angenehm duftenden, grünlich-weifsen, yäOTary/Zw-ähnlichen Blumen liefern ein gutes, aber etwas empfindliches Bindematerial. Sind die Pflanzen abgetrieben, so stellt man sie am besten in einem hellen, luftigen Räume auf, bis keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Alsdann pflanzt man die Zwiebeln ins freie Land aus und läfst sie wachsen. Hat der erste Herbstfrost die Blätter zerstört, so nimmt man die Zwie- beln aus der Erde und bringt sie zum Überwintern in einem trockenen, frostfreien Räume unter. Zu diesem Zwecke schneidet man den Blütenschaft, wenn er völlig eingetrocknet ist, einige Centi- meter über der Zwiebel ab. Die fleischigen Wurzeln, welche sehr leicht faulen, schneide man ebenfalls glatt am Zwiebelboden ab und breite darnach die Zwiebeln auf Tabletten in der Nähe der Heizrohre aus. Im Laufe des Winters ist nochmals durch- zuputzen, alle Brut und die abgestorbenen Triebe sind zu ent- fernen, worauf man die Zwiebeln, damit sie nicht vor der Zeit austreiben, etwas kühler und trocken stellt. In dieser Weise be- handelt, kann man Ismene calathina drei und noch mehr Jahre nacheinander treiben. Die Vermehrung geschieht am leichtesten durch Brut, welche, wie oben erwähnt, im Freien ausgepflanzt wird. M. D. Schlingpflanzen. Pueraria thunbergiana.*) Von Karl Rade, staatl. Obergärtner, Budapest. (Hierzu eine Abbildung.) Jbine iu den letzten Jahren mit Recht sehr oft genannte Pflanze ist die zu den Schmetterlingsblütlern gehörende Schlingpflanze Pueraria t/imibergiana Benth. ("syn. Dolichos hir- siitiis Thbg. und Pachyrhizus thunbergianus S. et Z.). Ihre hauptsächlich zu erwähnende Eigenschaft ist ihr ungemein starker (langer) Wuchs, da die Pflanze iu einem Sommer die be- trächtliche Länge von 25 m und mehr erreicht. Ein im Früh- jahr 1900 gepflanztes schwaches Pflänzchen brachte Triebe von 18 m Länge; da dasselbe nicht am richtigen Platz stand, wurde es im April d. J. an einen hohen toten Stamm ge- pflanzt, welchen es bis zum Monat Juli (zu welcher Zeit es auch photographisch aufgenommen) fünfmal der Länge nach auf und ab überrankte. Zur Bekleidung hoher kahler Stämme oder Felswände dürfte es kaum noch eine Pflanze geben, die dem Zwecke so schnell entspricht, wie unsere Pueraria; allerdings mufs mau sie anheften, da sie von selbst sich nicht anklammert, sondern, falls man das Anbinden unterläfst, auf dem Erd- boden kriecht. Ansprüche an eine bestimmte Bodenart scheint dieselbe nicht zu stellen; ich sah sie schon in verschiedenen Erd- arten, jedoch überall starkwachsend. In ihrer Heimat, China und Japan, soll sie sogar in Steinritzen, wo keine andere Pflanze mehr wächst, prächtig gedeihen. Die Eingeborenen Ostasiens bereiten aus den Wurzeln der Pueraria ein nahr- haftes Mehl und aus den Stengeln derselben Material zur Verfertigung von Kleidungsstücken. Ob sie bei uns einem oder dem anderen Zweck dienen kann, wird wohl die Zu- kunft lehren. Die Vermehrung der Pueraria ist sehr einfach, indem sie sowohl aus Sommerstecklingen, als auch aus Ablegern leicht wächst. Dafs sie winterhart ist, dafür giebt der Win- ter 1900/01 mit — 22 '^ C. Kälte, bei welcher sie nur sehr dürftig gedeckt war, das beste Zeugnis; allerdings froren die Spitzen beträchtlich zurück, nur der verholzte imd ausgereifte untere Teil blieb unversehrt. *) Durch diesen und den naclifolgenden Artikel hat die Frage No. 165 sich erledigt. V, 5" Die Gartenwelt. 605 In Gärten, wo Platz für Piieraria vorhanden ist, sollte sie nicht fehlen, zumal sie das Auge jedes Pflanzenliebhabers schon von weitem auf sich lenkt. Pueraria thunbergiana. — Diese immergrüne, stark wachsende Kletterpflanze stammt aus China und gehört zu der Familie der Leguminosen. Sie ist ziemlich «interhart und dürfte nach meinem Dafürhalten den Winter auch in Norddcutschland überdauern. Ich betrachte sie als äufserst zierend für IJedeckung von W.änden, Kolonaden, Lauben u. s. w. Empfehlenswert ist sie fernerhin zur Auspflanzung in ein gröfsercs Kalthaus, in Winter- gärten etc., in denen sie, am Glase entlang gezogen, den ganzen Sommer hindurch dankbar und willig ihren reichen Blumenflor entfalten wird. Die Vermehrung der P. tlniii- iergiaim geschieht am sichersten durch Stecklinge von den halb aus gereiften Seitentrieben, die man in ein Warmbeet dicht unter Glas in sandige Erde steckt; auch können die Stecklinge zu 2 oder 3 in kleine Töpfe gesteckt werden, die man dann in das Warmbeet einfüttert. Nach erfolgter Bewurzelung pflanze man sie einzeln in entsprechend gröfsere Töpfe, halte sie geschlossen, bis sie kräftig durchgewurzelt sind, härte dann die Pflanzen allmählich ab und bereite sie zur Auspflanzung vor. Die Kultur im Topf ist nicht zu empfehlen. Für eine gute Drai nage, sowohl wenn jung in den Töpfen, als auch später bei der Auspflanzung ins Freie, mufs stets gesorgt werden. Als beste Erd- mischung für ein kräftiges Ge- deihen wähle man i Teil Torf, 2 Teile gute mürbe Rasenerde und genügend Sand. Öfterer flüssiger Dunggufs trägt viel zur besseren Ausbildung der Triebe, des Laubes und der Blumen bei. Wenn auch Pueraria thunbergiana keinen grofsen Handelswert hat, so ist sie andererseits eine wert- volle Nutzpflanze. Man gewinnt aus ihr die sog. Ko-pou-Faser, welche für Kleider, Netze, Stricke u. dergl. verwendet wird. Die Wurzeln liefern ein Mehl, welches die Japaner und Chinesen als wohlschmeckendes Nahrungsmittel geniefsen. J. Fischer, Kew-Gardens. Pueraria thunbergiana. Vom Verfasser für die „Gartenwell" photographisch aufgenommen (Text S. 604 Gärtnerische Reiseskizzen. Aus Kamerun. IV. — Dreifach ist der V/echsel in der Vegetation, schreitet man vom hohen Kamerungebirge abwärts in die Ebene nach der tiefen Mungo-Niederung, einem bedeuten- den Nebenflufs des Kamerunflusses, in dessen weites, tiefarmiges Mündungsdelta sich ergiefsend. Die höchste Station: Buea, looo m ü. M., liegt inmitten des Gebirgswaldes, der auch hier oben noch die gewaltigen Riesenbäume des afrikanischen Urwaldes aufweist, unterbrochen durch dichte Buschpartien. Schmale Negerpfade führen überall durch denselben nach den verschiedenen Neger- dörfern, indessen läfst es sich das Gouvernement sehr angelegen sein, die Handels- und Verkehrswege nach dem Innern und nach der Küste breit auszubauen und so gute Wege zu schaffen. Die in der Ebene so häufiyc Ülpalme fehlt gänzlich, aus dem dichten Busch r.Tgen überall die hohen Baumwollbäume, Eriodendron an- fractuosum, schlanke Brotfruchtbäume, 7> treiben vor allem, wie von den Kameruner Duallas ja bekannt, tüchtig Handel mit den Stämmen im Innern, dem weifsen Kauf- mann gegenüber einen unangenehmen, alles verteuernden Zwischen- händler spielend. Vielfach sieht man in diesen Negerdörfern die langen Ein1)äume, sog. Kanoebäume, die sehr lang, hinten und vorn spitz zulaufend, aus einem einzigen Stamm ausgehöhlt und ausgebrannt werden. Auch die deutsche Mission ist in diesen Dörfern gut vorgeschritten, fast in jedem Dorfe steht eine kleine Schule mit einem schwarzen Hilfslehrer, vor dessen Hause ein Missionsglöckchen angebracht ist, und es berührt eigen, auf dem Marsch am Morgen mitten in afrikanischer Wildnis die silbernen Töne dieser Glocke weithin durch den Urwald schwirren zu hören. Die ungeheuren Wälder der Mungo Ebene bieten zahlreiche kautschukliefernde Lianen und Bäume. Doch die reichsten und wertvollsten Schätze an Gummi liefert die vor einigen Jahren von Dr. Preufs entdeckte und botanisch bestimmte Kickxia dastica Prtufs, ein schöner, schlanker, pyramidenförmiger Baum, mit dunkelgrünem, länglich ovalem Laub, dessen Stamm silbergraue Färbung zeigt. Der Handel mit Kautschuk wdrd von Jahr zu Jahr wichtiger, die Preise für denselben steigen. Die Wälder Kameruns bergen reiche Schätze an Kautschuk, jedoch treiben die Eingeborenen Raubbau, indem sie die Stämme der Bäume oder die Ranken der Lianen niederhauen, sie zerstückeln und so die ausströmende Kautschukmilch auffangen, ohne sich über die Verwüstung dieser wertvollen Pflanzen Rechenschaft zu geben. Eine Plantage, welche kautschukliefernde Bäume anpflanzt, die- selben später vernünftig und mäfsig anzapft, würde mit den Jahren zu der wertvollsten, einträglichsten in Kamerun zählen. Tiefblau spannt sich der Tropenhimmel über das Dorf und den Urwald, in dessen weitem Umkreis das Dorf wie in einer Lichtung versteckt liegt. Am Rande derselben erheben sich phantastisch überall die gewaltigen Riesenbäume des Urwaldes, untermischt von den zahlreichen, schlanken, hohen Ölpalmen und der Dracaena arborea, die, schlank emporwachsend, auf ihren aufwärlsstrebenden Ästen immer die so hübsche, palmenähnliche Blätterkrone entwickelt, die sich wie Espenlaub leicht im Winde bewegt, ein echt tropisches Waldbild darstellend. Rasch ist das einfache, afrikanische Mahl bereitet, eine Büchse Fleischkonserven und die gekochten Knollen der Xauihosoma violacium, einer Aracee (einheimisch CocoJ oder die gerösteten Früchte der Musa para- d'niaca. Die schwarzen Träger hängen in der Negerhütte die mit- geführte Hängematte auf Dann sitzt man noch ein Stündchen vor der Palmenhütte, schräg fallen die Sonnenstrahlen fern drüben über die Urwaldlichtung herüber, in den hohen Bäumen flattern die schwarzen Pfefferfresser und Nashornvögel umher, einen dumpfen, hohlen Laut ausstofsend, und über das Dorf hinweg, hoch in der Luft, fliegen in Scharen, kreischend und pfeifend graue Papageien, im fernen Urwald verschwindend. Auf der Dorfstrafse versammeln sich unterm Mangobaum plaudernd die Eingeborenen, schwatzend das Ereignis besprechend, einen Weifsen in ihrem Dorfe zu bergen, aus den Hütten hört man das melancho- lische, einförmige Singen der Weiber, vom rhythmischen Hände- klatschen unterbrochen. Indessen ist die Sonne am Rande der Lichtung verschwunden, schnell, fast plötzlich senkt sich die laue, schwüle Tropennacht hernieder, tiefe Ruhe über die erhabene Natur ringsum verbreitend; ermattet von den Strapazen des Tages legt man sich in der Hängematte zur Ruhe. Das Schwatzen der Eingebornen draufsen unterm Mangobaum erstirbt zu dumpfem Murmeln und der melancholische Gesang wirkt besonders ein- schläfernd. Vor der Thür der Palmenhütte hocken murmelnd um ein glimmendes Feuer die schwarzen Träger; an dem immer wiederkehrenden „Mukala" — der Weifse — hört man deutlich, dafs derselbe ordentlich durchgehechelt wird; sie erzählen sich von seinen Eigenschaften, dem hinter uns liegenden Marsch, dem weiteren Ziel und von den Wundern des weifsen Mannes, der von fernem Lande hierher kam. Das Feuer erlischt, die dunkle Nacht wird dichter, mit dem Letzten, der sich auf seine Palmenmatte streckt, erstirbt das Murmeln. Dumpf, schwül ist die Luft, kein Windzug regt sich, regungslos ist das Schweigen im afrikanischen Urwald. Nur das tausendfache Zirpen der Cykaden tönt aus Busch und Gras, und vom Rande der Lichtung drüben erschallt der schrille, durchdringende Schrei eines Raubtieres. Aus deutschen Gärten. Aus der neuen Anlage in Mainz. (Hierzu die Ab- bildungen Seite 606, 607 und 609.) — Die gerade jetzt in Mainz stattfindende Gartenbau -Ausstellung giebt uns Veranlassung, aus unserer Mappe die schönen Aufnahmen, welche schon lange der Veröffentlichung harrten, den Lesern vorzuführen. Die Bilder zeigen landschaftliche Partieen aus der neuen Anlage, einem musterhaften Stadtparke, der überaus reich an seltenen und schönen Gehölzen, Koniferen, Stauden u. s. w. ist. Die Besucher der Ausstellung mögen es nicht versäumen, der neuen Anlage einen Besuch abzustatten; auch die übrigen Anlagen der Stadt Mainz und ihrer Plätze, sowie die Strafsenpflanzungen sind sehens- wert, wie sich überhaupt die dortige Stadtgärtnerei unter der Leitung des Gartendirektors W. Schröder zu einer mustergiltigen herausgebildet hat. M. H, Stauden. Eremurus. — Im Juli -Heft des „Journal de la Societe Nationale d'Horticulture de France" giebt S. Mottet eine treflf- liche monographische Übersicht über diese Gattung. Er beschreibt nicht weniger als 30 Arten, die in zwei Gruppen gegliedert sind. In der ersten Sektion Ammolirion finden wir: E. spectabilh M. Biib., tajirictis S/ev., turkestanuus Re^., inderiensis Reg., bachtiarkus Boiss., cappadocicus y, Gay, stenophyUus Bak., al/aicus S/ev.; in der zweiten Sektion //enningia werden aufgezählt: anisoplerus Reg., luteus Bak., Alberü Reg., Aitclmoni Bak., bueharicus Reg., persicus Boiss., Suworowi Reg., pauciflorus Bak., albo-ätrinus Bak., aucheriaiius Boiss., hitnalaiais Bak., Stocksii Bak., Griffiihü Bak., angustifolius Bak., robuslus Reg., Etwesii Leitch., Olgae Reg., Korolkowi Reg., Kaufmanni Reg., Capusi Franch., Bungei Bak. und aurantiacus Bak. Viola cornuta „Papilio". — Nochmals möchte ich an dieser Stelle an l'iola cornuta „Papilio" erinnern, die ich als Neu- heit in der „Gartenwelt" (Jahrg. 111, Seite 531) empfahl. Wegen ihrer lange anhaltenden Blütezeit ist die Pflanze wert, in jedem Garten Aufnahme zu finden. Ist sie als Gruppenpflanze ihres aufserordentlichen Blütenreichtums halber kaum durch eine andere zu ersetzen, so eignet sie sich auch vortrefflich zur Bekleidung von steilen Felsenwänden, wo sie — anmutig herniederwachsend — gar keiner besonderen Pflege bedarf und infolge ihres ungezwungenen Wuchses einen überaus reizvollen Anblick gewährt. Ist obige Viola einmal an einen solchen Ort gepflanzt, so sät sie sich dann von selbst aus und wächst freudig unter den ihr zusagenden Be- dingungen, sich mit grofsen, freundlichen, blauweifsen Blüten be- deckend. Ein Versuch wird das eben Gesagte voll und ganz bestätigen. — Einige geschützte Pflanzen blühten hier weiter, nachdem sie fast 6" C. Kälte durchzumachen hatten. Soll der Samen geerntet werden, so sind die Fruchtkapseln V, Si Die Gartenwelt. 609 grün abzupflücken, denn über Nacht reifen sie und streuen ihren Samen in alle Winde. Reinhold Metzner, Mainz. Allium vineale. — In einer Augustnummer von „The Garden" linden wir eine prächtige blühende Staude dieses Lauchs abgebildet. Sie zeigt, wie schön diese europäische Art werden kann und dafs sie wohl verdient, viel mehr als bisher seitens der Gärtner beachtet zu werden. Die Vermehrung durch Teilung ist leicht. Die Blütezeit pflegt in den Monat Mai zu fallen. beeinträchtigen. Gern leistet sich der Aussteller auch einmal ein gröfseres Opfer, wenn er sieht, dafs ihm das Ausstellen Vorteile bringt, und dies wird meist da der Fall sein, wo sich Ausstellungen nicht in kürzeren Zwischenräumen folgen. Von einer Ausstellung zur anderen mufs man eine längere Zeit verstreichen lassen, wie es der Mainzer Gartenbauverein gethan hat, dessen letzte Aus- stellung im Herbst 1894 stattfand. Sieben volle Jahre sind seit- dem verflossen ; wie damals, so hat es sich auch diesmal Grofs- lierzog Ernst Ludwig von Hessen nicht nehmen lassen, mit seiner Partie aus der ^^Neuen Anlage'' in Mainz. Originalaufaahm-i für die „Gartenwelt" (l'ext Seite 608 Ausstellungsberichte. Die allgemeine deutsche Gartenbau-Ausstellung- zu Mainz vom 14. — 25. September. Vom Herausgeber. Grofs angelegte Ausstellungen sind kostspielige Unter- nehmungen, kostspielig nicht nur für die Aussteller, die ihr Bestes bringen, um es wenige Tage später entwertet mit heim zu nehmen, sondern auch kostspielig für den sie veranstaltenden Verein, wenn schlechtes Wetter oder sonstige ungünstige Umstände den Besuch Gemahhn der Eröffnung beizuwohnen und dies trotz starken Regens. Der Himmel, der sonst den grofsen Festen im „goldenen Mainz" so wohlgesinnt ist, macht leider ein böses Gesicht. Strömender Regen, der schon so oft ein unliebsamer Be- gleiter unserer Reisen war, begleitete uns auch auf der nächt- lichen Fahrt nach Mainz, er erschwerte, wovon wir uns am Morgen des 13. September überzeugen konnten, die Ausstellungsarbeiten sehr, hielt während des ganzen Eröffnungstages an, den Besuch beeinträchtigend, und noch immer läfst der graue Himmel keine Hoffnung auf Besserung aufkommen. Die Mainzer Ausstellungen erfreuen sich seit Jahrzehnten eines guten Rufes, die Ausstellung von 1894 war eine der glänz- 610 Die Gartenwelt. V, 51 vollsten gärtnerischen \'eranstaltungen im letzten Jahrzehnt des alten Jahrhunderts, sie wird aber durch die diesjährige, an gleicher Stelle stattfindende weit iibertroft'en. Durch diese Ausstellung hat der Verein den Beweis geliefert, dafs er mit der Zeit fort- geschritten ist und auch im neuen Jahrhundert unter seiner alt- bewährten Leitung mit neu verjüngter Kraft fiir die Interessen des rheinischen Gartenbaues arbeiten wird. Die Ausstellung ist in reichster Weise beschickt, nicht nur allein von den Gärtnern Rheinlands, sondern auch aus anderen Teilen des Reiches und selbst aus dem Auslande. Das ganze Grundstück der Stadthalle hat sich fast über Nacht in ein üppiges Blumenparadies verwandelt. Hauptaus- stellungsraum ist ein für diese Ausstellung errichteter stattlicher, zirkusartiger Bau, dessen Inneres durch die geschickte Anord- nung der Gruppen in grünen Rasenflächen und durch den Schmuck des Gebälks mit Guirlanden, aus welchen am Abend (ilühbirnen hervorleuchten, ganz das Aussehen eines Blumengartens hat. Be- tritt man diesen Bau durch den Haupteingang, so fällt der Blick auf ein ]jrächtiges, den Hintergrund bildendes Alpendiorama, das durch geschickte Vorpflanrungen sehr lebensvoll in die Erschei- nung tritt. Rechts und links von diesem Diorama zweigt sich je ein gröfserer Wintergarten ab. Die eigentliche Stadthalle gilt diesmal nicht als Hauptaus- stellungsgebäude, in ihrem grofsen Riesensaale fand die Eröff- nungsfeier statt, er hat nur an den Seiten durch vier grofsc l'almengruppen eine lebendige Dekoration erhalten. In den Galerien der Stadthalle haben die reich vertretenen Pläne eine gute Unterkunft gefunden. Verschiedene Leinwandzelte von teils beträchtlicher Gröfse sind im Freien errichtet worden. Je ein grofses dieser Zelte birgt die Schnittblumen, die Bindereien und die Obstkollektionen. Die Bindereiabteilung wird in der Mitte von einer langen Reihe deko- rierter Tafeln durchzogen. Die sehr reich vertretenen Handels- pflanzen sind teils im Freien aufgestellt, wo sie durch den Regen sehr leiden, teils in halboffenen Hallen. Im Freien erfreut ein prächtig bepflanztes Blumenparterre, umgeben von Gruppen herr- licher, landschaftlich hübsch zusammengepflanzter Koniferen in sieben Sorten. Wir werden in späteren Heften auf hervorragende Einzel- leistungen in Wort und Bild zurückkommen. Die Jubiläums- Ausstellung des Gartenbau -Vereins zu Gera. — Von dem sehr anerkennenswerten Bestreben ge- leitet, auch das gröfsere Publikum mehr als bisher für die Fort- schritte im Gartenbau zu erwärmen, war die Ausstellung des Gartenbau- Vereins veranstaltet worden, deren Eröffnung im Bei- sein des Erbprinzen und der Erbprinzessin von Reufs am Sonn- abend, den 31. August, vormittags 11 Uhr, erfolgte. Allgemein berührte es angenehm, dafs die Ausstellung bei der Eröffnung ein vollständig fertiges Bild bot, was um so mehr anzuerkennen ist, als das Terrain dem Verein nur knappe vier Wochen vorher zur Verfügung gestellt werden konnte, was selbstverständlich bei Beurteilung der Rasenflächen, Teppichbeete und Strauchanpflan- zungen mit in Betracht gezogen werden mufs. Die Ausstellung war bekanntlich auf das Fürstentum Reufs j. L. beschränkt und als Landesausstellung sicher sehr interessant, zumal mit derselben folgende Sonderausstellungen verbunden waren: i. die der Ge- sellschaft von Freunden der Naturwissenschaften, 2. der Abteilung für Tier- und Pflanzenschutz, 3. des entomologischen Vereins „Lepidoptera" und 4. der Komission für Blumenjjflege. Auch diese Sonderausstellungen waren auf das reichhaltigste beschickt und boten des Sehens- und Wissenswerten sehr vieles. Es ist euicrseils hervorzuheben, dafs das Preisgericht nur aus vollständig unparteiischen, auswärtigen Fachleuten zusammengesetzt war, andererseits sind wir der Ansicht, dafs es auf kleineren Aus- stellungen unbedingt ermöglicht werden müfste, die Prämiierungen spätestens am ersten Ausstellungstage bis abends zu veröffent- lichen, was sicher ebenso sehr im Interesse der Aussteller als des Publikums zu wünschen wäre. Wenn man am zweiten Tage nachmittags erst beginnt, das Resultat bekannt zu geben, ist das unserer Ansicht nach etwas sehr spät. Im Freien waren ausgestellt: gröfsere Sortimente Pelar- gonien, Canna, Fuchsien, Astern, Stauden, Sommerblumen, Knollen- begonien, Phlox decussata u. s. w. ; dann Camellien, Myrten, Eriken, Physalis , Clirysnntlienmm (auch in Einzelblumen) und ein äufserst reichhaltiges Sortiment semperßorens- Uegon'ien. Von Baumschul- saqhen waren aufser hochstämmigen und Formobst noch sehr schöne Rosen, Koniferen, Ziergehölze u. s. w. vertreten. In den Gruppen der Haupthalle herrschten Blattbegonien und Coltus, Palmen, bunte Dracaenen, Araukarien, Farne und As/iara^us vor, aufserdem waren vertreten und zwar zum Teil in ganz hervor- ragender Ware Pandanus, Ophiopogon, D'ießtnbachia, Bromeliaceen, bunte Plectogynen, Fints, strauchartige Blütenbegonien und Streptj- carpHs. In der Kalthaushalle sahen wir Cyclamm in sehr guter Qualität, Acalyphen in den drei bekannten Arten, Adian/um, sehr schöne gef Primeln, F.piphyllum und das neue Heliotrop „Mad, Barnsbey^. In derselben Halle waren untergebracht: Obst, Ge- müse, Blumenzwiebeln, ein Kartoffelsortiment und Champignon- kästen mit vorzüglicher Kultur. — Pläne, Zeichnungen etc. waren leider nur sehr wenige ausgestellt. Wie fast überall, so herrschte auch in Gera das lebhafteste Treiben in der für Binderei und abgeschnittene Blumen bestimm- ten Halle. Uns gefielen die ausgestellten Bindereien in der Mehr- zahl sehr gut, besonders eine Säulenvase mit Dahlien „Sonnm- straltlen", eine Cattleyenstaffelei, ein grofser Dahlienkorb, ein Korb mit „Zrj /v-awtv"- Rosen, ein Kissen mit rosa Nymphaeen u. s. w. und es freute uns ganz besonders, auch feinere und feinste Blu- men, als Orchideen, Lapagerien, Eismaiblumen, rosa Nymphaeen u. s. w. mit verwendet zu sehen. Man wolle doch nie aufser acht lassen, dafs der vornehmste und erste Zweck einer jeden Ausstellung sein mufs, anregend und belebend zu wirken, obwohl ja selbstverständlich bei Beurteilung des Kunstwertes einer Bin- derei das Material nie allein mafsgebend sein kann und darf Die ausgestellten Rosen waren alle gut, ebenso die ab- geschnittenen Ziergehölze, Fruchtgehölze und Dahlien. Bei den Dahlien fanden wir auch die wohl einzige Neuheit der Aus- stellung: y^Erhprimesiin Reitss" , ausgestellt von Max Deegen- Köstritz, über deren Wert unter allen Fachleuten nur ein Urteil zu hören war: „Vorzüglich!". R. Voigt, Gera. Hamburg. Die diesjährige Dahlien-Ausstellung der deutschen Dahliengesellschaft wurde am Freitag, den 13. Septem- ber im zoologischen Garten zu Hamburg unter den günstigsten Auspicien eröffnet. Die in der prächtigen Ernst Merck-Halle in geschickter Weise arrangierten Ausstellungsgegenstände, welche selbstverständlich in der Hauptsache aus Dahlienblumen bestan- den, bewiesen deutlich, dafs selbst die vorzüghche letzte Aus- stellung in Frankfurt a. M. noch nicht der Höhepunkt der Dar- bietungen gewesen. Nach allgemeinem Urteil der zahlreich herbeigeströmten Fachleute haben die Mitglieder der deutschen Dahliengesellschaft, insonderheit die Firmen Ansorge und Nonne & Hoepker aus der Hamburger Gegend, Kohlmanns- lehner- Berlin (bez. TölkhausBroxten), Goos&Koenemann- Nieder-Walluf, Bornemann -Blankenburg und andere, deren Namen in diesen kurzen Zeilen nicht alle Platz finden können, ihr Bestes gethan, zu zeigen, was man in Dahlien leisten kann. Stueben (Inh. KrückJ und andere Hamburger Handelsgärtner V, 51 Die Gartenweh. 611 und Herrschaftsgärtner hatten einen hiibschen dekorativen Rahmen geschaffen, und Bindereien machten die Ausstellung noch inter- essanter. Wir freuen uns aufrichtig, dafs die Dahlien-Ausstellung auch in diesem Jahre so trefflich gelungen ist, und werden von berufener fachmännischer Seite noch einen ausführlichen, illu- strierten Bericht diesem kurzen Hinweise folgen lassen. C. Seh. Neue Pflanzen. Neues aus Erfurter, Quedlinburger und Blanken- burger Gärtnereien. Vom Herausgeber. • (Forlselzuny). Sehr zahlreich waren bei Haage & Schmidt neue Ge- wächshauspflanzen zu finden. Eine herrliche Neuheit ist Calanchoe fiammea, eine Sukkulente, die ihre niedlichen feuerroten Blüten in grofsen Scheindolden über den Trieben entfaltet. Der Flor fällt in den Hochsommer und hält sechs Wochen an. Diese Calanchoe, deren Samen die genannte Firma aus England erhielt, soll auch eine Zimmerpflanze ersten Ranges sein und dürfte eine eniste Rivalin der alten Rochea falcata werden. Zwei sehr empfehlens- werte neue Zwiebelgewächse sollen Nerine ludda aus Deutsch- Südwest-Afrika und Hymenocallis macrophylla sein; letztere zeichnet sich durch eleganten Wuchs aus und ist Winterblüherin. Die neue Musa religiosa sah ich bei Haage & Schmidt, aber auch in anderen Kulturen. Sie übertrifft die ihr sehr nahe stehende alte Musa Ensele durch Widerstandsfähigkeit, hat festere Blätter, die im Winde nicht leicht zerreifsen werden, scheint aber auch, so- weit die jungen Pflanzen ein Urteil zulassen, kleinblätteriger zu sein. Sehr viel des Neuen und Interessanten gab es bei Chr. Lorenz zu sehen. Hier machte Freund Mahling den Führer, der auch in einem der nächsten Hefte über die bei genannter Firma erprobten neuen Gemüsesorten einen illustrierten Bericht erstatten wird. In den Gewächshäusern fanden wir noch die neue Gloxinia „Prtciosa" im Flor, eine schöne Züchtung mit braun- violetten Blumen. Agiralunt namim i^randifl. album ist eine neue grofsblumige, weifsblühende Sorte von niedrigem Wuchs, aber in letzterer Eigenschaft anscheinend noch nicht ganz konstant. Eine fernere neuere Zwergsommerblume, die sich freilich schon seit i8i); im Handel befindet, ist Zinnia ^Miniaiur^, sie hat die schätzens- werte Eigenschaft, sich im vollen Flor schadlos verpflanzen zu lassen. Re:eiia „Orangekönig'-' , eine diesjährige Neuheit, bringt sehr stattliche orangefarbige Blütenähren. Durch ganz konstante schwarz- rote Belaubung zeichnet sich das vor zwei Jahren eingeführte Antirrhinum iiiajus nanuin „St/nsjarzer Prinz'' aus. Diese Züchtung Iint wieder eine ganz merkuürdige dunkellaubige, noch nicht im Handel befindliche Sorte ergeben, deren Blüten gar nichts Löwen- maulartiges mehr haben, die Blumenkrone hat sich förmlich nach aufsen umgekrempelt und so eine turbanartige Gestalt angenommen. In herrlichem sattem Farbenspiel leuchtet die Celosia 7'ompsoni magnifica, eine von der Firma Lorenz verbesserte französische Züchtung. Die pyramidenförmigen Blütenähren erinnern in Bezug auf Form und Leichtigkeit lebhaft an Pampaswedel. Die roten und gelben Farbentöne sind von grofser Leuchtkraft und erinnern gleichfalls sehr an die Farben der früher zu IMakartbukctls ver- wendeten gefärbten Pampaswedel. Auch als Topfpflanze ist diese Celosia empfehlenswert. Ein ganz absonderliches Ding ist Ajuga vuiaUica crispa, eine monströse, in Farbe und Gestalt den Kohlenschlacken gleichende Pflanze. Ich glaubte zunächst, das mit dieser AJuga bepflanzte Beet sei mit Schlacken belegt. Diese monströsen halbkugeligen krausblättrigen Pflanzenpolster bleiben Sommer und Winter gleich- mäfsig grün und sollen im Frühling tadellos blau über dem Laube blühen. Ajuga mttallica crispa ist eine gute Einfassungspflanze für Gräber, jung läfst sie sich auch auf Teppichbeeten ganz vorzüg- lich zur Herstellung von Konturen verwenden. Bei den Herren Lorenz und später bei F. C. Heinemann sah ich auch die „G'/(7Wa"-Dahlie, welche von der Firma J. C. Schmidt eingeführt wurde. Diese Dahlie wird wie Sommerblumen aus Samen gezogen, blüht einige Monate nach der Aussaat und ist französischen Ursprungs; ihre Stammutter ist jedenfalls die „■■ig'r"- Dahlie von F. C. Heinemann, eine noch viel zu wenig bekannte Sorte von ganz ebenmäfsigem Wüchse, deren Blüten sternförmig angeordnete Strahlenblumen und röhrige Scheibenblümchen zeigen. Während aber „Jgir", von welcher Heinemann jahrelang bedeu- tende Aussaaten machte, ohne daraus auch nur eine brauchbare Neuheit gewinnen zu können, eine gut durchgezüchtete typische Sorte ist, ergaben die „ CÄ'r!a"-Dahlien-Aussaaten in den beiden obengenannten Gärtnereien allen möglichen Schund: kümmerliche Zwerge, halbhohe Sorten und Riesen, die Blumen teils einfach, teils halb oder ganz gefüllt, fast immer aber von recht ordinärer Art. Eine solche Sorte, wenn man bei dem Gemisch, welches die Aussaaten ergeben haben, überhaupt von einer Sorte reden kann, hätte die Firma J. C. Schmidt, die einen ungewöhnlich hohen Preis für dieselbe gezahlt haben soll, besser nicht in den Handel gebracht. Prächtige einfache Dahlien fand ich bei F. C. Heinemann und zwar Sorten mit einfarbigen, gezeichneten und gerandeten Blumen. Wir haben bereits im ersten Jahrgang unserer Zeit- schrift einige der schönsten einfachen Züchtungen der genannten Firma auf farbiger Tafel veranschaulicht. Von den geschätzten Gloxinien dieser Firma sahen wir infolge der vorgeschrittenen Jahreszeit nur noch wenig im Flor, auch die Begonien Mutter- pflanzen hatten abgeblüht, draufsen auf dem Felde präsentierten sich aber noch gegen 50000 diesjährige Sämlinge unter riesiger Schattenstellage in vollem Flor, darunter auch die schönen neuen marmorierten Blumen. Eine schöne Petunie Heinemannscher Züchtung ist die noch nicht im Handel befindliche kompakte Form der Pelunia grandifl. venosa, prachtvoll ist ferner eine neue Torenia mit vielfarbigen Blumen, von welcher erst drei Pflanzen vorhanden sind, während eine schwarzlaubige gedrungene semper- ^ö;-c«i-Begonie, für welche noch nach einem geeigneten Namen gesucht wird, nunmehr in den Handel gelangen soll. Diese Begonie ist interessanter als ^Ziilukönig'' , reichblühender, zierlicher im Laub, weshalb auch ihre Blumen besser zur Geltung kommen. Hoffentlich erweist sich die neue Heinemannsche Begonie auch konstanter als Ä semperß. „Zulukönig'' , welche , aus Samen ver- mehrt, minderwertige, ziemlich helllaubige Pflanzen liefert. Bei Ernst Benary war auch vom t'do.xinienflor nicht mehr viel übrig geblieben, dagegen zeigte sich die unermüdliclie Sain/paulea jonaniha noch in vollem Flor. Diese niedliche, Sommer und Winter blühende Gesneracee, die auch im Zimmer treft'lich gedeiht, ist aufserordentlich variabel. Die Blüten wechseln bei den einzelnen Pflanzen vom hellsten Lila bis zum tiefen Schwarz- blau. Eine hübsche neue Alpenpflanze ist eine gefranstblütige Form des Alpenmohnes, Papavar alpina laciniata, von Benary in diesem Jahre eingeführt. Die Fetalen der weifsen Blüten sind an den Rändern stark zerschlitzt. Von der Phlox Drunnnondii cuspidaia, einer G rash off sehen Züchtung, die durch eine Farben- tafel des ersten Jahrgangs unserer Zeitschrift verherrlicht wurde, ist bei Benary eine buntlaubige Sorte entstanden, die erst dem Handel übergeben werden soll. Die Blumen sind durchweg hell- farbig, die Blätter gleichmäfsig weifsbunt, meist weifs umrandet. 612 Die Gartenwelt. V, 51 Die neuen Sommerblumen welche die genannte Firma in den Handel giebt, sind meist neue Farbensorten. Wir sahen eine reinweifse, konietbUitige y,Konigin der ///-. C/iassagny^' , hajocensis und .^.^La France^' verraten ähn- liche Abstammung wie die etegantissima-Klasse. Die erste ist ziegelrot, grofsblumig und starkwüchsig, hajocensis trägt wohl- riechende, weifse Rispen auf langen, starken Stielen, und „Za France" vertritt dieselben Charaktereigenschaften in Rosa; zu entbehren ist keine. Prächtig ist auch ^^Kodolp/ic ZV/i^w/r/zj-f" mit sehr grofsen rosafarbenen Dolden, ,,1'erle rose", eine starkwüchsige, lilarosa Sorte von grofsartigem l'^tfekt. Begonia „Albatros" und elegantissima. Originalaufnahme für die „Gartenwek". V, 5 = Die Garten weit. Öl5 Begonia „Foiirnaise' und „Abondunce". Origiualaufnahme für die ^Gartenwelt". und „Carrierc! ru- bra^'', brillant rosa- rote BlumeD, behaar- tes Blatt, mittelhoher prächtiger Wuchs. Zum Auspflanzen geeignet sind folgende, heute wohl jedem Gärt- ner bekannte Sorten: „/V/VW«", „Z/^/«- kö/tig''^ villosa, mir eis varicgatis und einige der vorhin mitgenann- ten Sorten. Teilen wir die neueren Auspflanz ■ Sorten der Höhe oach ein, so erhalten wir folgendes Bild: „Ci?- //(?//;" und .^Masto- donte'''' als höchste, beide schön und em- pfehlenswert, dann fol- gen ^^Bertlie de Clia- tcaurochcr^'' , hoch- und breitwachsend, feurig- rosa , ,,Abondance^^ , fleischfarbig, und ^^Foiirnaisc^^ korallenrot, beide im Bau ziem- lich gleich, wie obenstehende Abbildung zeigt. Ferner sind ähnlich: ^^Fraicheur^^ , rosa, ,^Profusio?i^\ fleischfarbig, und ^^Corbeille de fcu''\ brillant korallenrot. Alle letztgenannten Sorten ähneln sich im Bau und sind besonders für grofse sehr reichblumig. Ganz reizend sind die beiden deutschen Gruppen wertvoll. „Versaillensis'''' ist der ,^Erfordia"' ähnlich, Züchtungen ,^Helene Bofinger''^ reinweifs, (auf untenstehender nur gröfser und starkwüchsiger. Von halbhohen, dicht- Abbildung rechts) und „Bertha ßofinger''' , lilarosa, im Ge- buschigen Sorten sind die folgenden als Eliteauswahl zu er- samthabitus beide zum Verwechseln ähnlich. Schön ist aus wähnen: „5. Gaivlina^ , weifs, rot gerandet, grünes Blatt. dieser Klasse noch „Bijciu^\ rotlaubig und rotblumig (auf nebenstehender Abb. links). Von den als Schlufs nun folgenden Zwergsorten griffen wir nur zwei heraus, um sie im Bilde auf einer Platte (Seite 6i6, oben) vereint vorzuführen, da es leider unmög- lich ist, ihre Sorten- merkmale genau im Bilde festzuhalten, während dieselben natürlich auf Teppich- beeten zu bester Wir- kung kommen. Die beiden Pflanzen oben sind „Julie Buisson''^ lebhaft karminrot, die drei unten „Bijou des Begonia „Bijoii" und „Helene Bofinger". jardins'-\ eine gefüllte Originalaurnahme für die „Garlenwelt« MiniaturSOrte VOn her- 53 ,^Flaml>eau''^ (Abb. Seite 6i6, unten links), rotblättrig, Blumen Orangepurpur, „Litmineux'''' und „Triomphe de Perreux'''' , zwei rotlaubige Prachtsorten ersten Ranges, die gar nicht genug zu empfehlen sind. ^Illustration'''' ist lebhaft rosakarmiu und 616 Die Gartenwelt. V, 52 vorragendem Wert. Ebenso zu empfehlen sind ferner die alte ^^Teppichk'onigin'-' und „Etienne Schmitt"', karminrosa. Eine trockene Sortenaufzählung ist freilich nicht im Stande, die Riesenfortschritte zu kennzeichnen, die in der Zucht neuer strauchartiger Begonien gemacht wor- den sind, aber der Kenner und Liebhaber wird an der Hand der einzelnen Abbildungen wohl zu er- messen vermögen, welches Pracht- material wir unseren Gärten durch Einführung dieser Sorten sichern können. Gern kamen wir dem Wunsche der Redaktion nach, eine Kollektion der hervorragendsten Sorten im Bilde einzusenden, und können nur versichern, dafs es uus nicht leicht wurde, von den vielen schönen Sorten nur einige der im Typus am meisten verschiedenen herauszugreifen, der beste Beweis für den Wert aller! zu empfehlen, und zwar aus dem Grunde, weil sie im all- gemeinen zu schwach und zu spät blühen, aufserdem etwas zu hoch wachsen und weil die Blüten zu leicht abfallen; Oben Begonia ,.JuUe Buisson", unten „Bijou des Jardins". Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Begonia semperflorens-Neuheiten. Von V. de Coene, i. Fa. Spielberg & de Coene, Handelsgärtnerei, Französ. Buchholz bei Berlin. (Hierzu drei Abbildungen.) Uie Begonia semperflorcns fl. p/.-üorten „Boi/k de Neige", „G/oire du Monte!'''' und „Triomphe de Lorraine^'', sind namentlich im Freien halten sie sich nicht und blühen auch nicht schnell nach. ,^Boide de Ncige^^ (Abb. Seite 617 unten, rechts) ist eine schön gefüllte, weifs blühende Sorte mit gelben Staubfäden. Obwohl sie sich auf dem Bilde am schönsten zeigt, ist sie es nicht. Sie wächst sperrig und schwach ; dafs die Abbildung dies nicht zeigt, kann ich mir nur dadurch erklären, dafs der liebenswürdige Photo- graph der „Garten- welt" sie zur Aufnahme schön aufgeputzt und ihr wohl wiederholt zugerufen hat: „Bitte recht freundlich." „ Gloire du Monte t''^ (Abb. Seite 618) hat rosafarbene, gefüllte Blumen, wächst ver- hältnismäfsig gut, lei- der etwas hoch, blüht aber nur wenig, so- dafs sie nicht sehr wirkungsvoll ist. ,,Triomplie de Lor- raiiie''' (Abb. Seite 617 oben), mit roten, ge- füllten Blumen und glänzend grünen, rot Züchtungen von Lemoine-Nancy, die eine hervorragende berandeten Blättern, ist eine gute, nicht zu hoch wachsende Bereicherung unseres Blütenbegonien-Sortiments bilden. Sorte, welche auch reich blüht, und soweit als die beste Die hohen Anforderungen, die man an Handelspflanzen dieser drei Lemoine'schen Züchtungen bezeichnet werden stellt, verbieten es jedoch, diese Begonien-Sorten als solche kann. Begonia „Flambeau" und „Ob^lisque". OrigmalaufDahme für die „Gartenwelc". V, 52 Die Gartenwelt. 617 Eiue Züchtung von Pfitzer-Stuttgart ist die einfach blühende Begonia semperflorens ,.Ai!na A'rgina" (auf untenstehender Abbildung links). Sie ist eine sehr früh und reich blühende Sorte. Die Blüten haben eine schöne, rosarote Farbe und viele gelbe Staubfäden; die Blätter sind braunrot und glänzend. „Anna Regina^^ wächst sehr schnell und dürfte als Gruppenpflanze gut zu verwenden sein. Begonia „Triomphe de Lorraine" Originalaufnahme für die „Oartenwelt". Ausstellungsberichte. Die Begonien auf der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung- in Mainz. \'om Herausgeber. Unter den Handelspflanzen der Ausstellung konnten die Begonien der verschiedenen Gruppen ein besonderes Interesse beanspruchen. An erster Stelle wären die echten ser/:/>erßorms-Soiten zu nennen und diejenigen, die Kreuzungen der Pegonia seinperfloriiis mit andersartigen Begonien ihre Entstehung verdanken. Die Begoniengruppe von Moritz König, Handelsgärtner in Wiesbaden, die wir noch im Bilde vorzuführen gedenken, bildete eine Glanzleistung ersten Ranges. Sie setzte sich zusammen aus den hervorragendsten Sorten des Handels, die Exemplare jeder Sorte aus hervorragenden Kulturpflanzen. Die Gruppe lieferte eine herrliche Illustration zu den Fortschritten, welche die H. semperßorens-]s.\a.ii,e in den letzten Jahren durch zielbewufste Kreuzungen gemacht hat. Von starkwüchsigen Sorten seien genannt: „Abondance" und „Dr . Ckassapty^\ grofsblättrig, beide rosa blühend; „Vtsun" und „Corbeille de feu^', hellrot blühend. Hervorragende niedrige Sorten waren: versaillmsis und eleganlissima, rosa blühend; elegantissima alba, weifs blühend. Eigene rotblättrige Sämlinge des Ausstellers, die Nummern i, 2 und 3 tragend, erregten die Bewunderung der Kenner. Am besten war Sämling No. i, kugel- förmig und gedrungen wachsend, Blätter fast schwarz, Blüten leuchtend rot, eine „Zulukönig", „Vir- non'''- und ähnliche weit übertreffende Züchtung. No. 2 zeigte sich dunkler in der Blüte, aber erheb lieh heller in der Belau bung. No. 3 war wieder dunkler im Laub, „l'ernon"- Charakter zeigend, und trug die kleinen, roten, etwas Neigung zu Füllung zeigenden Blüten ganz dicht auf dem Laube. J. Lambert & Söhne, Trier, die seit einigen Jahren die Kultur der Begonia ^filoire de Lorraine^^ als Spezialität betreiben, führten eine Gruppe nicht blühender, für den Winter- flor kultivierter Pflanzen derselben vor, eingefafst von kleinen blühenden, und eine Gruppe der „Caledonia" , des weifsblühenden Sportes der „Gloire de Lorraine', in vollem Flor. Wir geben der rosablühenden Stamm- mutter den Vorzug vor ihrer 54 ■■■■|_ \.>^jß%.m^ k *» ^ '^m h^^ ^^^^^^^^^^^^^^ft'^^V* > J^BQ^B^^^^VE-^ "^ ^^^^^^^^^^1 L^-"-*.r . %,,:. 1t>- ^^^i^^jfl äf^M^^^^^^f^^^^M \ H «'^''.äflST "^'^^^t'^mBBVLjik. ^^I Hi^'4^^^1 Lp^v Yjp^'^5^^S ^^^A^ j^l^^ ^^ ^Hk/ ' ■' /.2^^^^wS^^B hJ^t^m ^^B^k^^^^^^H^^\ JHH^^H^H^^^^^^^EQk ^H ^^^^^^^^^^^^^^k,^ ^^ --ij_^ *'^ffljyj&j^^^^^>^^^^^^^^^B ■ 4l^..MS ^^^^^iroÄ^^»*^^^j ^^^^■1 ^^^^^Hil i Begonia „Anna Regina" und „Boule de Neiy Originalaufnahme für die ^Gartenwelt'^. 618 Die Gartenwelt. V, 52 weifsblühenden Tochter. Begonia ,,Triomphe de I.orraint", eine im Verhältnis zu anderen grofsblumige, leicht gefüllte semperflorens- Sorte (Abb. Seite 617, oben) mit rotberandeten Blättern, hatte C. Witze 1, Oberursel, ausgestellt. Eine herrlich blühende Sorte, die wir schon früher den Lesern in Wort und Bild vorgeführt haben, ist Begonia coccinea „Mad. Charrat". Friedr. Heger in Heidelberg hatte eine grofse Gruppe dieser namentlich als Topfpflanze wertvollen Sorte aus- gestellt; sie kommt im Topfe weit besser als auf druppen zur Geltung, da die hängenden Blüten aus den Blattachseln der unteren, älteren Blätter entspringen, sodafs die Pflanze von oben gesehen blütenlos erscheint. J. Rothmüller, Mainz, zeigte eine ÄiW"a semper/!oreiis-Neu- heit, einen Sämling von Begonia Schmidli und „Anna Regina", mit kleinen, stark gezähnten Blättern und rosafarbigen Blumen. Auch Gebr. Neubronner, Neu-Ulm, waren mit einer eigenen Züch- tung, der Beg. simperfl. grandiflora super ba, vertreten; sie hat kräf- tigen Wuchs und grofse rosa Blüten. Obergärtner Schreck, \'illa Munimy, Wilhelmshöhe Kassel, hatte die gefüllte Knollenbegonie „Unermüdliche" ausgestellt, die auf der Reise ihren Schmuck bis auf die einfachen weiblichen Blumen einbüfste, und die bekannte niedrige, für Teppichbeete vorzüglich geeignete Sorte y,Bavaria", deren Blütenreichtum durch die Reise nicht beeinträchtigt wurde. Die Pflanzen waren völlig mit Blüten bedeckt. „Bavaria"' hat leider keine grofse X'erbrei- tung gefunden, sie bringt nur männliche Blüten, wird vielfach zu warm kultiviert auch macht ihre \'er- mehrung Schwierigkeiten, die am besten durch Zerschneiden der Knollen erfolgt. Ein hübsches (icgenstück zur „Bavaria-' ist Big. litzensis fl. pl., klein- laubig, ganz niedrig, Blüten spitz in der Form, dicht rosa gefüllt, Blätter stark gezähnt. Diese Begonie war von Moritz König, Wiesbaden, dem schon eingangs erwähnten Züchter der schönen semperJlorms-SoTten, in kleiner Gruppe ausgestellt. Die Sorte ist eine Tep))ichbegonie ersten Ranges, bringt fast nur gefüllte Blumen, und die wenigen weiblichen Blumen, die wir an den Pflanzen sahen, hatten gar keinen oder nur verkümmerten Frucht- boden. ( 'lefüllte grofsblumige Knollen- begonien zeigte Carl Oser, Dietz a. d. Lahn, in der vorzüglichen Quali- tät, die schon auf der 94 er Ausstellung bewundert werden konnte, während in der grofsen Gruppe von Franz Eichung, Kaiserslautern, die ge- füllten Sorten weniger gut waren, die vorherrschenden einfach blühenden aber durchaus auf der Höhe standen. Als Aussteller von Blattbegonien sind drei Firmen hervorzuheben: Gebr. Neubronner, Neu-Ulm, mit sehr schönen eigenen Züchtungen, die in Farbe und Zeichnung zwar nichts Neues boten, sich aber den vorhan- denen besten älteren Sorten würdig angliedern ; H e r m. S e y f f e r t , Bretzen- heim bei Mainz, mit einem gröfseren Sortiment, und J. Lam- bert & Söhne, Trier, mit einer Gruppe der ganz dunkelblätt- rigen Sorte „Gloire dt Sceaux". Mit Ausnahme des obengenannten Übergärtners Schreck, waren sämtliche aufgeführten Aussteller Handelsgärtner, wie denn überhaupt der Privatgartenbau in Mainz durch seine Abwesen- heit glänzte. Neue Pflanzen. Begonia „Gloire du Montet". Origiiialaufnahme für die „Garteiuvcli* (Text Seite 616), Neues aus Erfurter, Ouedlinburger und Blanken- burger Gärtnereien. Vom Herausgeber. (Schlufs.) In Quedlinburg traf ich gleich nach meiner Ankunft Freund Glünicke, den Direktor der Firma Sattler & Bethge, A.-G., welcher mir nicht nur für die Dauer meines dortigen Aufenthaltes seinen Wagen zur Verfügung stellte, sondern auch meist den sach- kundigen Begleiter machte. Sattler & Bethge geben die schon in voriger Nummer von Herrn Moritz erwähnte CrtZ/c/a ■ farbige Gloxinie in den Han- del, ferner eine ganz eigenartige „Deßance"-{a.xh\'gs \'erbene mit weifser, silberig angehauchter Lippe, Verbena ,,Lmienmiiulclun". Das Etablissement machte, wie immer in den letzten Jahren, einen musterhaften Eindruck. Vorzüglich standen die Sortimentspflanzen und im Freien zeigten sich die Astern in vollem Flor. Prächtig waren nament- lich die von der Firma verbreiteten Hohenzollernastern, die keineswegs mit den Straufsenfederastern identisch sind, sondern schönere und erheblich gröfsere Blumen bringen. Direktor Glünicke sucht neuerdings auch für alte, vergessene Pflanzen Propaganda zu machen, speziell nimmt er sich der Fuchsia splendens grandiflora mit Wärme an, die als Zimmerfuchsie und Winter- blüherin sehr wertvoll ist. Ihre langen Blütenröhren sind korallenrot, die Spitzen der Blumenblätter grün, die Staubbeutel gelb. Neue Astern gab es bei Martin Grashoff und Gebr. Dippe zu sehen. Ein ganz eigenartiges Ding ist eine völlig geschlossene, Kugeln bildende Aster von etwa 20 cm Höhe und 1 8 cm I )urchmesser, welche die Firma Grashoff, Inhaber Gartenbau- direktor Grufsdorf, für 1903 in den Handel geben wird. Diese Züchtung, Asier globosus milliflorus, ist ganz kon- stant, jede Pflanze bringt 200 und mehr rosenfarbige, kleine Blumen, welche alles Laub bedeckende förm- liche Blütenkugeln bilden. Wir haben die Anfertigung einer farbigen Tafel dieser ganz hervorragenden Züchtung veranlafst und werden dieselbe zur Zeit in einem besonderen Artikel wür- digen. Bei Grashoff sahen wir auch die V, 52 Die Gartenwelt. 619 spätblühenden Vilmorin'schen einfachen Astern, lilafarbig blühend, die ausgangs August erst mit dem Flor beginnen. Die neue Aster der Firma (iebr. Dippe ist die bereits im Handel befindliche „G/on'a" -Aster, geschlossen wachsend, die Blüten zweifarbig, Zentrum weifs, Strahlenblumen rosa. Bei David Sachs konnte ich herrhche Celosia crislata, eine Spezialität dieser Firma, bewundern. Den noch in Aussicht ge- nommenen Besuch der Sachs'schen Asternfelder mufste ich auf- geben, weil Herr Engel, Mitinhaber der berühmten Sa- menfirma Immer & Sohn in Moskau, in Quedlinburg ein- getroffen war und ich mit demselben ein Stündchen zu- sammenbleiben wollte. Eine sehr glück- liche Hand in der Züchtung neuer Pflanzen haben die Gebrüder Römer, Firma Friedrich Römer. Hiersahen wir zunächst zwei neue remontierende Federnelken, eine sehr gedrungen wachsende, tief dunkelrot blühende, und eine etwas höher wachsende, lilafar- big blühend, mit dunklem Auge, sie soll den Namen „Argus^' erhalten. Sehr hübsch ist die neue Ghxiiiia „ Othello"-, schwarzrot blühend, mit leo- pardiertem Schlund. Von neuen Astern bringt Römer eine weifse, niedrige HohenzoUernaster und eine blau- blühende Strahlen- aster. Vorzüglich gefiel mir die einfach blühende Miniatur- dahlie, die Römer in den Handel geben wird; sie wächst viel gedrungener und niedriger als ^Tom Thumb'-'-, eine französische Züchtung. Dahlia ^Miiiialur" ist sehr reichblühend, wird kaum höher als Ifelianihus cuaimcri- folius „Perkeo'', eine gleichfalls Römersche Züchtung, und ist infolge der geringen Höhe und des geschlossenen Wuchses als Gruppen- pflanze vorzüglich verwendbar. Von Quedlinburg ging es in Begleitung von Herrn und Frau Glünicke per Wagen nach Blankenburg, wo ich bei Freund Bornemann bis zum Abend des kommenden Tages verblieb. Die Gärtnerei von Georg Bornemann, der bekanntlich früher jähre- ,. - - l • _. •^.' * ^^^^ 1.^^11 \J vll ■ t - 1 ■■J^Kal^L' '"^ mm_ B^l Die Vorstandsmitglieder Jli hciUu in rolbJcmi uruflnutL-n l'ruvin^uil ( )bstausstellung beim „.Selbstgekelterten". Gartenbaudirektor Th. Echtermeyer links, dann der Reihen- folge nach von links nach rechts: Rentier Böhme, Hofgärtner Hoffmann, Hofgarten- direktor Fintelmann, Geschäftsführer Grobben, Prof. Dr. Müller. Originalaufnahme für die „Gartenwelc^. lang in England etabliert war, ist klein, aber fein, und durch moderne Gewächshausneubauten in letzter Zeit einheitlich aus- gestaltet worden. Von einem \'orbau aus gelangt man jetzt in alle Gewächshäuser. Das neueste Haus ist ein Musterbau von Höntsch in Dresden. Aus England hat Bornemann s. Z. die Vorliebe für Neuheiten mit in seine Heimat gebracht, er im- portiert stets die neuesten C/;'>'ia«M\}kmui^ ^ ohne Wurzeln und Wedel und der Lorbeerbäume, alle Bäume, Reben, Stauden, Sträucher Schöfslinge zum Verpflanzen und sonstige lebende Gewächse, künftig einem Zoll von 6 M. unterliegen." Die Boskooper Handelskammer weist nun darauf hin, wie sehr sich dieser Zoll durch die Mitherechnung der Emballage verteuert. Kleine Pflanzen zum Preise von 30 Pfg. stellen sich danach künftig für den deutschen Gärtner auf 42 Pfg. Wertvollere wie Flieder, Azaleen u. s. w. statt i M. 1,18 M. Ein Korb mit 15 grofsen Kirsch- lorbeer, die 22.50 M. kosten, wiegt 180 kg, er würde also 10.80 M. Zoll kosten. Pflanzen, welche unverpackt waggonweise zum Versand kommen, wie Koniferen, Magnolien, grofse Kirschlorbeer und Aucuben, Hex u. s. w. kosten durcheinandergenommen 1.50 M. und wiegen 10 Kilo, Zoll also 60 Pfg. per Stück. Das sind sehr erhebliche Belastungen! Tagesgeschichte. Berlin. Die Gründung eines neuen Parks im Centrum Berlins bezweckt eine Massenpelition, die mit 2400 Unterschriften von Personen aller Stände des Centrums von Berlin bedeckt ist, um Errichtung eines Schmuckplatzes auf dem Gelände des alten Kollnischen Rathauses bittet und jetzt der Stadtverordneten -Versammlung vorliegt. Die Petenten, welche sich mit der gleichen Bitte bereits im Dezember 1899 an unsere Stadtverwaltung erfolglos gewandt haben, weisen darauf hin, dafs von den ca. 90 Plätzen Berlins nur drei mit Schmuckanlagen auf das meist stiefmütterlich behandelte Centrum mit seinen vielen engen Strafsen entfallen, und dafs der jetzige Zustand des Platzes infolge Ver- mietung der Zäune zu Reklamezwecken der Haupt- und Residenzstadt unwürdig sei. Ferner stellen dieselben die Mittel in Aussicht, zur Ver- gröfserung des Platzes die beiden angrenzenden Ruinen, welche einen Wert von ca. '/., Million haben, zu erwerben und niederzulegen, sowie aufserdem den Schmuckplatz einzurichten, so dafs also dieser für die Stadt kostenlos entstehen würde. Nach diesem Angebot, und nachdem der Platz trotz mehrfaclier Bemühungen unverkäuflich geblieben ist, rechnet man diesmal auf Erfüllung der Bitte. — Im neuen botanischen Garten zu Dahlem bei Berlin ist jetzt mit der Montierung der Eisenkonsiruktion für die Schauhäuser be- gonnen worden. Die erste Stelle unter ihnen nimmt das mächtige Winterhaus ein, welches das gröfste Kalthaus auf dem Kontinent werden wird, denn es hat bei einer Grundfläche von fast 900 Quadratmetern eine Höhe von 14 Metern im Inneren. Das Haus wird von zwei schlanken Treppentürmen gekrönt werden, die durch Galerien mit- einander in Verbindung stehen. In dem Hause werden Pflanzen der wärmeren gemäfsigten und kühleren subtropischen Zone kultiviert werden. Unter den übrigen Schauhäusern ist besonders das Palmenhaus zu er. wähnen, in welchem ein Wasserfall von 6 Meter Höhe sich in einen See ergiefsen wird. Briefkasten der Redaktion. Mit dem vorliegenden Hefte, welchem das sorgfältig ausgearbeitete Inhaltsverzeichnis und Sachregister beiliegt, beschliefst die „Gartenwelt" ihren fünften Jahrgang. Wir sind nicht nach berühmtem Muster vor Jahresfrist mit Eigenlob und Selbstbeweihräucherung, sowie mit leeren Versprechungen, die dann zum grofsen Teil nicht gehalten werden, in einen neuen Jahrgang eingetreten, sondern wir haben uns lediglich darauf beschränkt, durch die That zu beweisen, dafs die „Gartenwelt" nach wie vor in ihrem Inhalt, in ihren farbigen Kunstbeilagen und in ihren Textabbildungen auf der Höhe der Zeit stellt und darin von keiner anderen deutschen Fachzeitschrift erreicht wird. In allen zivilisierten Ländern der Welt, „soweit die deutsche Zunge klingt," hat die „Gartenwelt" heute Freunde und treue Abonnenten, und dank der freiwilligen Weiterempfehlung durch ihre Getreuen, ist der Leserkreis noch immer in ständigem Wachstum begriffen. Getragen von der Gunst ihrer Freunde, getragen von der Mitwirkung eines grofsen Mitarbeiterstabes, dem die hervorragendsten Vertreter des deutschen Gartenbaues angehören, tritt die „Gartenwelt" mit dem nächsten Hefte in ihren sechsten Jahrgang ein. Eine Fülle hervorragender Arbeiten und trefflicher Illustrationen — aber keine Portraits des Herausgebers — liegen zur Veröffentlichung bereit. Wie bisher, so wird sich auch für die Folge der Inhalt der ,.Gartenwelt" durch strenge Objektivität und durch einen anständigen Ton auszeichnen; die Lügen, die bekanntlich kurze Beine haben, über- lassen wir neidlos dem Herausgeber eines anderen Fachblatles, ebenso die Selbstbeweihräucherung, denn der Herausgeber der „Gartenwelt" wird seine eigene Person nach wie vor hübsch bescheiden zurücktreten lassen ; „für die Interessen des gesamten Gartenbaues" soll unser Wahl- spruch lauten! Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Alphabetisches Sachregister. (Die illustrierten Artikel sind mit einem * versehen.) Abelia sinensis (rupestris) i6. *Abies arizonica 270, 427; * — cephalo- nica 14, *I5; — Pinsapo x cephalonica 369. Acer Negundo- Varietäten 177: — palmatum- Varietäten 177; 441 ; * — platanoides globosum 13; Schwedleri 14 ; und Pseudoplatanus-Varietäten 177. Actaea davurica 4; * — japonica *3, 4; * — racemosa 4; * — spicata, Das Chri- stophskraut, und verwandte hübsche Arten 4. *Adiantum Collisii 433; — lunulatum 499. *Aechmea Weilbachii und var. discolor "Aerides japonicum 380. *Ätherverfahren , Das , von W. Johannsen in der praktischen Ausführung 200; — , Mein, in der Praxis 265; — , Noch ein- mal das, 323. Agapetes macrantha 268. *Agave miradorensis (?l 143. Agdestis clematidea 292. Ageratum mexicanum var. ,.Princess Pau- line" 523. *Allamanda nobilis, eine empfehlenswerte, reichblühende Kletterpflanze 7. Allium vineale 6og. Allosorus crispus 174. •Alpenpflanzen an einer Gewächshausmauer 39, 40, 41, 42; * Anlage, Teilansicht der, des bot. Gartens zu Giefsen 253; * Gärten 518. *Alpinenkulturen an Mauern 38. Alsophila Baroumba 93 ; — loubetiana 55- *Amaryllideen, Zwei schöne, des Warm- hauses i86, *Amaryllis Gravenae 186;* — (Hippeastrum) vittata-Hybride 270; * — reticulata var. striatifolia 187. Amorpha canescens 188. Ampelopsis bipinnata 188. Amphirapis albescens 188. *Ananas, Buntblätterige, 51; * — sativus var. porteanus 51. *Andropogon arundinaceus 298. Anemone japonica var. „Mont Rose" 54- *Angrecum 305; * — chailluanum 306; * — eburneum var. superbum3o6; * — sande- rianum (modestum) 542, *545. Anthurien, Die kletternden, und ihre Ver- wandten 143; — , Über die Kultur der, 153- Anthurium Bakeri 267. Antimerulin 346. *Antirrhinum majus fol. aur. „Sonnengold'', goldlaubiges Zwerg-Antirrhinum 102; — majus picturatum luteum rubro-striatum compactum grandiflorum semiplenum „Maulheld" 305. Apfelbäumen, Einiges über den Krebs bei den, und seine Heilung 222. Apfel, Gustavs Dauer-, 339; — , Tausend Dollar für einen, 308. *Apfelsorten, Auswahl hervorragender, für den allgemeinen Anbau 505. Aphis papaveris 412. Aphrophora alni 412. 'Aponogeton distachyus *I95, 368. Aprikosenkultur, Auch ein Beitrag zur, ''Arabis alpina fl. duplice 487. Arachnanlhe Cathcarti 291. *Aralia sinensis 509; — spinosa 509. Aralien 331. *Araucaria excelsa- Sämlinge, Importierte, 568; , Zur Kultur und \'ermchrung von, 59. *Arbutus Unedo u. Araucaria excelsa in Kingstown 580. Arctotis grandis 548. Ardisia brandneriana 92; — crenulata ^36- .. Ardisien, Über, und ihre Kultur 112. *Arisaema ringens 125. *Arisarum proboscideum 511. *Aristolochia elegans und tricaudata 242; — grandiflora, brasiliensis und ridicula 292. *Arundinaria nobilis *2, 3. Arundo Donax 446; — — und var. 366. Arzeneipflanzen, Giftige, und Pflanzengifte 5r3- Asparagus Duchesnei 92; * — falcatus334; * — scandens var. deflexus 44b; * — Sprengeri, Ein interessanter Beitrag zur Geschichte des, 333, *334; — tenuissi- mus, Kultur von, 455; — umbellatus 185. Aster Amellus „Framfieldiense" 214; * — peregrinus 457. *Astern, Einiges über Herbst-, 97; * — , Stauden-, 98. *Astilbe japonica „Queen of Holland" 493; * — Varietäten, Neue, 496. Atragene alpina grandiflora 188. Atriplex canescens ib. Augenerkrankungen der Hyazinthen-Gärtner 152. Ausstellung, Allgemeine deutsche Garten- bau-, zu Mainz 528, 60g, 617; — , Blumen-, zu Rorschach 131; — , Chrysanthemum-, der Firma H. Henkel 131 ; — , — , zu King- ston 130; — , Das Neue von der dies- jährigen Dahlien-, zu Frankfurt a. M. 57; — , Die Chrysanthemum- und Winter- blumen-, in Kassel 105; — , Die, der deutschen Dahliengesellschaft in Frank- furt a. M. vom 14. bis 16. Sept. 31 ; — , Die deutsche Obst-, in Paris vom 10. — 14. Okto- ber 1900 70; * — , Die Gartenbau-, in Hamburg vom i.— 5. Mai 382, *385, 397; — , Die Gartenbau- und Obst , zu Schweid- nitz vom 13. bis 17. Sept. 22; * — , Die grofse Londoner Gartenbau-, 461 ; — , Die Hamburger Chrysanthemum-, vom 17. — 2 I.November 118; — , Die Jubiläums-, des (iartenbauvereins zu Gera 610; — , Die Obst-, der Provinz Hannover, des Grofs- herzogtums Oldenburg und der freien und Hansestadt Bremen 44; —, Die Obst-, in Werder a. H. 48 ; — , Die Obst- und Garten- bau-, zu Eltville a. Rh. 71; — , Die Pro- vinzial-Gartenbau , zu Gleiwitz vom 8. bis 13. Sept. 11, 16; — , Einiges über die Früh- jahrs-, der Societe Nationale d'Horti- culture de France zu Paris 464; - , Grofse Frühjahrs-, vom i. — 5. Mai 12; — , Grofse mitteleuropäische Normal - Gartenbau-, 304; — , Handelsgärtnerische Eindrücke von der Gartenbau-, in Hamburg 441; — , Industrie-, Gewerbe- und Kunst-, zu Düssel- dorf 1902 527; — , Jubiläums-, des Garten- bauvereins in Nürnberg 428; — , Obst-, in Marienburg (VV.-Pr.) 83; — , Obst- und Gartenbau-, in Weifsenfeis a. S. 107; — , Obst- und Gemüse-, in Moskau 503 ; — , Pornologisches von der Bremer Obst-, 56; — , Provinzial-Obst-, zu Potsdam 528; — , Reichs-Gartenbau-, zu Wien 528. *Azalea mollis- und Prunus triloba-Gruppe 399. Baccharis halimifolia 16. *Bach im Hoch- und im Niederwald 558; * — unterm Laubdach 559. *Bachlauf an der Eintrittsstelle in den Garten 169; * — in einem kleinen Thale 170. *Bachüberbrückung, Malerische, 172. Bamburanta arnoldiana 92. 622 Die Gartenwelt. V Kambusa Metake und B. aiirea 366. *Bananen im Freien 185. Bastardierung von Orchideen und Brome- liaceen 197. Baumwachs, Warmflüssiges, nach Gaucher 508 ; — , Zubereitung von guten kalt- flüssigen, 407. Beerenobstplantage, Anlage einer, 226, 275. *Begonia „Abondance" 615; * — „Albatros" 614; *— „Anna Regina" 617; — Augusti- nei loi; * — „Bijou" 615; * — „Bijou des Jardins" 616; * — „Beule de Neige" 617 ; * — „Enfant de Lorraine" 614; * — ele- gantissima 614; * — ,. Flambeau" 616; * — „Fournaise" 615; * — „Gloire de Lorraine" 158, 292; * — — — — als Ampelpflanze *225, 226; * — „Gloire du Montet" 618; *— „Helene Bofinger" 615; * — hybrida erecta grandifl. fl. pl. 199; * — „Julie Buisson" 616; * — Lapeyrousei 379; * — „Louis van Houtte" 614; — martiana (gracilis var. martiana) 354; — „Mrs. Heal" und verwandte Hybriden 160; * — „Obelisque" 616; * — polypetala Elvesiae 226, *227, 267; — rex. Zur Kultur der, 497; * — Saundersi 614; * — semper- florens- Neuheiten 616; — — -Sorten, Unsere, 613; * — „Triomphe de Lorraine" 6(7; * — „Ulmia"6i3; — versaillensis rubra „Triomphe de Boulogne" 176. Begonien, Die, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau -Ausstellung in Mainz 617; * Züchtungen, Lattmannsche, 199. Bellis perennis fl. rubre pl. „Elisabeth" 323. *Bepflanzung, Wegeführung und, 417. Berberis Fremonti u. and. 188; — , ver- schiedene immergrüne und halbimmcr- grüne Arten 15, 16. *Berlin, Aus dem \"iktoriaParke zu, 277, 294. Berichtigung, Auch eine, 431. Betula Maximowiczii 18S. *BieIau b. Neifse, Teichpartien im Schlofs- park zu, *8, *g, 10. *Bilder aus der Gebirgslandschaft 73, 232, 326. *Billbergiazebrina, B.vittata undGuzmannia tricolor 25. Birne „Charles Ernest" 338. *Birnenpyramide der Sorte „Gute Louise von Avranches" 21g. *Bismarckia nobilis 64. Blatlabfall, Nochmals über den vorzeitigen, der l'firsiche 24b. * Blitzschlages, Merkwürdige Folgen eines, 103- Blumenbeete im Schatten 297. *Blumenhandlung, Ansichten der, von H. Scharenberg, Hamburg 236. *Blumenkorb 511. ^Blumenläden, Moderne, 233. *Blumenparterre im Garten des X'iscount l'owerscourt (Irland) 581. Blumenschmuck, Dresden im, 406. *Blumenvasen von O. Möhrke *5()5, 566. Blutahom, Schwedlers, 14. Blutlausangst, Zur, und Blutlausbekäm- pfung 18. Bocconia cordata 366. Bohnen, Das Treiben der, 50. Bordelaiser Brühe, Die, 585. Boucerosia gussoniana 140. *Bougainvillea glabra sanderiana, Zur Em- pfehlung der, als Schnittblume 160. *Brahea Roezhi 241. Bremen, Die Obslausstellung in, 44. Bromeliaceen, Bastardierung von, [97. Brucea sumatrana und antidysenterica 287. *Brücken, Wasserläufe und, 169. Brunella grandiflora 521. Bryanthus glanduliformis 478. *Buchsbaum- Figuren auf der Londoner Ausstellung 463. Buddleia colombiae 268. *Bulben von Orchideen zur \'ermehrung 451- Buphthalmum speciosum 367. *Burgeria (Magnolia) stellata 114. *Buschbäume am Abhang 329; " — , Misch- wald und, 326. Buschflieder-Kultur 346. *Caladien Gruppe 390. Caladium minus erubescens 340. *Calla aethiopica „Perle von Stuttgart" 315; * var. candidissima, Gewächshaus mit, 314; * — , Ein Beitrag zur Kultur der, 314. Callicarpa japonica 214. Calocoris chonopodii 412. Campanula carpatica var. Riverslea 99; — Medium und var. calycanthema 549. Canna hybrida „Mrs. Kate Gray" 535. Cantua dependens (buxifolia) 566. Carralluma gussoniana 140. Caryopteris Mastacanthus 188. ■•■Cattleya citrina 139; — dowiana Rosita 269; * — labiata var. Schroederae 345; * — Mossiae 543; * — Trianae 536; — — var. rimestadiana 198; — wavriniana lOI. Cecidomyia syngenesiae und hypogaea 412. Cedern 567. *Cedratbaum, Der, 144. Cedrus atlantica, Deodora und Libani *Celosia cristata nana „Pres. Thiers" und „Glasgow Price" 452. Cephalotaxus 568. *Cephalotus follicularis 52. Cerambyx cerdo oder heros, Eichen-Bock- käfer 503. Ceropegia Woodi 137. *Chamaecyparis pisifera filifera 14, *i'. *Chamaedorea stolonifera 6b. Chloroform- , Morphium- und Alkohol- behandlung der Treibijflanzen 303. *Christophskraut, Das, Actaea spicata, und verwandte hübsche Arten 4. Chrysanthemen, Insekten, welche den, schädlich sind 412; — , Revision der Liste der besten, 41 2. *Chrysanthemum „Ambrose Thomas", „Ed- mond Duval" und „Messidorine \auvel" 210; — Ausstellungen, siehe unter Aus- stellung; — Blattfloh 412; — , Calvats' neueste, 211; — , Das Hängenlassen der Blumenblätter bei, 358; * — Haus von Fr. Goepel 370; — indicum, Vermehrung von, aus japanischen Samen 34; Kultur und Weintreiberei 152; — — , Zur, 18; *— „Mad.Chr.Nano",„Colette",„Mitidja", „M. O. de Meulenaire", „Marie Charmet", „Salome", „Visconti-Venosta", „Mad. J. Steel" 210—213; * — , Neue frühblühende, 210; * — , Neue Kaktus-Dahlien und, 133; *— , Neue, „Miss Ida Barwood", „Mer- maid", „Princesse -Bassaraba de Bran- covan" 135; — Neuheiten und alte Jahres- gedanken 209 ; * — Schaublumen-Kulturen 114, *ii5, *ii7; —-Schau, Die Pariser, vom 31. Oktober 1900 147; * — -Tafel 36g; — und ihre Verwendungsformen 145. *Chysis bractescens 196. *Cimicifuga japonica 4; * — racemosa 4. *Cineraria hybrida grandiflora „Stella" 54 ; * — stellata 465. *Cinerarien- Gruppe 400. *Cissus discolor. Die Kultur von, 436. Cistus laurifolius 15. 'Citrus medica var. Cedrata 144. *Clematis, Blühende, an einem Landhause in Schöneberg 76; — buchaniana 243; — crispa 16; — Flammula fragrans \b\ — indivisa 458; — Sorten, Neuere bis jetzt noch wenig verbreitete grofsblumige, 187; — , Topfkultur der, 437. Cleonus marmoratus 412. *Clivia-Hybride 269. Clynorhyncha chrysanthemi 412. Coccus adonidum 14t). *Coelogyne cristata 542, *544; * var. alba 380; *— flaccida 380. Coft'ea robusta 93- Colchicum hydrophilum 309. Coleus Mahoni 293; — thyrsoideus 214, 497- Conpteris brazzaiana g3. Convallaria multiflora 112. *Cotoneaster acutifolia 245, *247 ; — , Em- pfehlenswerte, 56g; — , verschiedene immergrüne und halbimmergrüne Arten 15, 16. *Crassula lycopodioides 453. Crataegus Carrifrrei 188; — flava und spa- thulata 16; * — macracantha 245, '246; — (Mespilus) oxyacantha als Veredlungs- unterlage für verschiedene Gehölze 214. *„Crimson Rambler" als Topfrose 449. Crinum-Flor, Ein, 355. Crocus-Arten 286, 296; — , Die Gattung, 286, 296; — zonatus 99- Cryptogramme crispa 174. Cryptostemma lusitanicum i 76. Cuscuta lupuliformis oder monogyna 18; — reflexa 267. *Cyclamen, Gekrausten, gefranste, deutscher Züchtung 337; * — Haus von J.C.Schmidt i8ij; * — Kulturen, Aus Berliner, 482; — libanoticum 293 ; * — neapolitanuni 54, *55; * — — cristatum „Bush Hill Pioneer" 162; * — — giganteum salmo- neum (Froebel's lachsrotes) 481. *Cvmbidium eburneum und lowianum 543, *S47. *Cypripedien als wertvollste Schnittblumen der Zukunft für Massenkultur und eine neue Rasse remontierender Hybriden derselben 361; * — , Freiland-, 282; — , Winterh.irte, 3(12. Cypripedium .ataule 362 ; — arietinum 303 ; *— Boxallii 542, ♦545; — Calceolus 363; — californicum 363; — candidum 3114; — fasciculatuni 364; * — gutlatum *282, 364; *— -Hybride „Helvetia" 3bi ; * — -Hybriden: „Prince Hussein Kamil", „Zu- rigo" und chamberlainianum x Chantini 363; * — insigne 541; , Kultur des, 224; — japonicum 364; * — leeanum und var. superbum 543; — macranthum 364; — montanum (occidentale) 364; — oder Paphiopedilum 247; — parviflorum 364; * — pubescens *2S2, 364; *— spectabile *283, 364. Cyrtosperma (?) congoensis 92. *Cytisus albus 111; — Laburnum 111; — schipkaifnsis (albus Hacq.) 126, 188. *Dahlie, Die neueste Kaktus-, „Rückert" 237; — , Kaktus-, „Angelika" 164; *— , Kaktus-, „Nymphaea" go; *— , Neue V Die Gartenwelt. 623 Kaktus-, „Cannell's Crest" 134; * — . , „Oda" 133; *— , , „Uncle Tom" 134- Dahlien-Ausstellungen, siehe unter Aus Stellung ; * — , Kaktus-, Neuheiten vonTölk- haus („Samoa", „Kap. Lans", „Olinde", „litis", „Fasan", „Frankofurtia", „Cazelle", „Li-Hung-Tschang") 85 — 90; *— , Neue Edel-, von Goos & Koenemann („Sieg- fried", „Sindold", „Giselher", „Sieglinde") 100; — -Schau in Danzig 83; Sorten: „J. J. Crowe", „Progenitor" und andere 37 ; — , Wertvolle neue Kaktus-, der letzten Jahre 3"; Versuchsgrundstück und Dahlienbewertung 251. Daphne Cneorum und Laureola 15; * — pontica 258, *26i. Darmstadt, Chrysanthemum-Ausstellung der Firma H. Henkel, 131. *Dattelpalme, Die, 534- Decabelone Barklyi 142. Decumaria barbara 16. Delphinium ..Albion" 214; *— sibiricum hybridum 569. *Dekorationsgruppe von F. L. Stuben 399. Dekorationspflanzen, Harte, für Kalthäuser 86. *Dendrobien, Zur\'ermehrung verwendbare Triebe von, 451. 'Dendrobium th\rsiflorum 345. Desmodium tiliaefolium 188. Deutzia corymbosa u. and. .Arten u. Sorten 188. Dichorisandra thysiana 93. *DicIytra spectabilis-Gruppe 389. Diervilla Sorten 190. Digitalis-Arten in Gärten 550. *Dimorphanthus mandschuricus 509. Dioon edule. Über die Kultur von, 420; * — spinulosum. Über die Einführung von, 328, *33i, 458. Dipladenia eximia 76. Diplome und Plakate im Farbendruck 515- *Doronicum plantagineum 112. Dracaena Lacourti 56; — massangeana und Lindeni 100. *Dracaenen-Allee zu Rosehill 532, 533. Dresden im Blumenschmuck 406, 504. Düngungsversuche, Resultate auf dem Wege praktischer, 416. Dysenterie, Die, und ihre Heilung 28;. Echeveria retusa nana 142. Echidnopsis-Arten 142. *Echinacea-Hybriden, Neue, :8, *29, *578. *Edel- Dahlien, Unsere neuen, für 1901 100. Edelreiser, Schneiden und Aufbewahren der, 274. *Eiche, Schlesiens älteste, *429, 478. *Eichen, Das \'erpflanzen starker, 76; — , Immergrüne und halbimmergrüne, iC>. *Eichenkranz *37, 42. Eierpflanze, Die, (Solanum Melongenaj 40;. Einfriedigungen, Über, unserer Anlagen, insbesondere der Obst- und Gemüse- gärten 151. Einzelpflanzung, Ein Beitrag zur, von Bäu- men 26. *Eis-Hortensien (Hydrangea paniculata) 205. *Eis-Maiblumen in Kästen und Töpfen 20;. *Elisabeth Parkes, Der Plan des neuen, zu Gödöllö 529. Eniilia sagittata 53, *54. *Encephalartos longifolius 404; — villosus 331- *England, Verschiedene Gärten in, 532. *Enniskerry, Blick auf, bei Dublin 583. *Enys, Garten zu, 571. *Enzian- und Edeldistelkranz 416. Epidendrum Brassavolae 125; * — macu- latum 125; — nemorale, atropurpureum (macrochilum) 126; * — prismatocarpum 125, 290. *Erdbeerschützer 394. *Erdbeerstütze ,,Budissa" 443. Erdmischungen, Einiges über, 403, 479. Eremurus 608. Erigeron glandulosus 476; — leiomerus 298. Eriocampa adumbrata, Kirschblattwespe 584. *Erythea armata, eine unserer schönsten harten Palmen 241. *Esche, Abnorme Stammwucherung an einer, 574; * — , Hohler Wurzelstock einer, 329- *Eucomis punctata 121; — pupureocaulis regia, undulata, bicolor, nana 121, 122. Eulalia japonica und E. gracillima var. 366. *EulophielIa Elisabethae 139. Eupatorium petiolare 487; — purpureum 99; *— Purpusii 75, *37o, 487. Evonymus americana 16; — europaea fr. alb., yeddoensis und angustifolia atro- purp. 188. Exacum zeylanicum var. macranthum 137. Fagus silvatica var. 189. *Farne für den Handel 433; * — in einem Wintergarten 374, 375- *Farnen, Mit, bepflanzte Felspartie 373. *Farnpflanzen , Die \'erwendung der, im Garten und Grewächshause 373. *Felsenquelle am Bergeshang 438; * — in Granittrümmern 439. *Felsenteich 460. Ficus Carica, Kultur von, 419; — Luciani 55. *Flieder ,, Marie Legraye", Ätherisierter, 201; Treiberei, Ein Fortschritt in der, 160; — , Über \'ersuche mit .Ätherisieren 304. Flora, Das 75jährige Stiftungsfest der kgl. Gesellschaft für Gartenbau und Botanik, zu Dresden 275. Forficula auricularis 4T2. Fraxinus dimorpha duniosa und Mariesii 189. Fritillaria pluriflora 454. Frostschäden 370, 371, 413, 455; — an den Koniferen des Forstgarlens in Tharandt 440 Frühjahrsveredlung von Rosa canina 47. Fuchsia „Trailing Queen" 268. *Fuchsie ,, Andenken an Heinrich Henkel" 313.. Fuchsien, Anzucht hochstämmiger, 335. Funkia japonica albo niarginata 366; — Sieboldii 360. *Gärten, Aus englischen, 532, 370; — und Gartenkunst bei den Mohammedanern 525, 530. *Gärtnerei, \'om Aufbau einer, 341. Gärtnerheim in Berlin 516. *Gartenanlage, Lageplan einer mittel- grofsen, und Ansichten aus derselben 423—427. Garten-Anlagen, Eindrücke aus den Pariser, 114, 128. Gartenbau-Ausstellungen siehe unter Aus- stellung. *Garteneingang, Ein, 461. Gartenkunst, Auch ein Beitrag zur, 443. Gaisblatt-Arten, Halbimmergrüne, 16. Gaultheria Shallon 15. ^'Gebirgslandschaft, Bilder aus der, 73, 232, 316. *Gebirgs-Urwald, Der, 232. Gedicht eines Hofgärtners an Napoleon I. 360. Gehölzarten, Die Einwirkungen des letzten Winters auf einige, und Koniferen 413. Gehölze, Beobachtung über die Widerstands- fähigkeit einiger, im letzten Winter 405 ; — , Die Widerstandsfähigkeit einiger neuerer, im letzten Winter32i ; — , Einige, zur Einzelpflanzung für Parkanlagen 13; — , Winterhärte der, 394. *Gehölzgruppe auf der Londoner Ausstel- lung 463. Geisenheim a. Rh., Neuordnung der Lehr- anstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu, 263. Gemüse, Botanisches, 438; — , Pariser Markthallen-Preise für Obst und, 274. Gentiana Favrati 523; — ornata 412. Geschäftsbericht des Kreisobstbautechnikers des Kreises Oppenheim für das Jahr 1 900/1 901 515. Gesellschaft, Jahresversammlung der deut- schen dendrologischen, zu München 561, 574- *Gewächse, Einige wertvolle ausdauernde, zur Einzelpflanzung auf Rasen 366, *Gewächshäuser in der Gärtnerei von W. Runde 343- *Gleditschia macracantha 549, *55o. Gloxinia hybrida grandiflora und ihre Kul- tur 243; * — ,, Kaiser Friedrich", Gruppe von, 389. Gloxinien 601. Glycine sinensis 111. *Giödöllö, Der Plan des neuen Elisabeth Parkes zu, 529. Goldfussia anisophylla 240. ♦Goldlack, Einfacher Treib-, „Goliath" Grapholita minutana 412. *tiravensteiner 507. *(;revillea Preissii 498. Gruppenpflanzen, Einige verkannte, 354. Gryllotalpa vulgaris, \ertilgung von, 585. *(_;unnera manicata zu Enys 571; * — scabra (chilensis) 367. Gurken- Kultur, Englische, 413; * — , Prin- zess , 517; — , Wie ich Früh-, im Freien ziehe 269. *Guzmannia tricolor, Billbergia zebrina und B. vittata 25. Gynerium argenteum und G. jubatum 366. Habenaria columbae 196. llacmanthus mirabilis 453. Halesia diptera 79: * — tetraptera 78. Halter, Ein, zum \'ersand von Beerenobst 355- Hamamelis sinensis 499. Hamburg, Die Chrysanthemum-Ausstellung in, vom 17. — 21. November 118. *Haworthia tesselata 453. Hebeclinium janthinum 565. Hedera hibernica 420. *Hedychium gracile *42i, 431. Hedysarum multijugum 126, 589. 624 Die Gartenwelt. V Heidelberg 88. *Heizungsanlage, Eine neue praktische, für Gasfeuerung 356- Helenium tenuifolium 53. Helianthemum „Jubilee" 298. *Helianthus cucumerifolius „Spiralstern" 304; * — cucumerifolius X'arietäten 305; — „Perkeo" 102; — tuberosus 64. Helichrysum Gulielmi 176- *Helleborus foetidus 368. *Hepialus lupulinus und Raupen desselben auf Maiblumenwurzeln 62. Heracleum eminens (platytaenium) 367; — giganteum (villosum) 367, *Herbstastern in der neuen Anlage zu Mainz 97. * Herkuleskeule und andere Zierkürbisse 325- * Herzberg, A., Cyclamenkulturen von, Charlottenburg 483. Heurnia-Arten H'- *Hexenbesen 572. Hibiscus palustris grandiflorus 345; — pedunculatus 137; — syriacus und Sor- ten 189, 344. *Hippeastrum Gravinae 187 ; *— reticulatum var. striatifolium 187. *Holzwollerollen zur Verpackung von Tafel- obst 104. Hoodia Gordonii 142. Hosta sieboldiana 3(jt>. *Huber, Paul, Ansichten aus der Obst- baumschule von, Halle a. S. 217—223. *Humea elegans 52, »53. Humor, Eine Fundgrube für unfreiwilligen gärtnerischen, 455. Hyazinthen Gärtner, Augenerkrankungen der, 152; — -Zwiebeln auf Eis 266. *Hydrangea-Ajisai und Mariesii 465; * — quercifolia 16, *109, 114. Hydronette, Verwendung der, in Verbin- dung mit einem sog. I'atentzubringer ■54- Hypericum moserianum tricolor 189. Icerya purchasi 412. Hex Aquifolium 86; — crenata var. 15. Individualität 479. Insekten, Anlage einer Sammlung schäd- licher, der Obstbäume 94- *Ipomoea- Arten, Japanische, 260; *— insig- nis 229. Iris alata 455; — -Arten, Die, der Onco- cyclus-Gruppe 138; — bosniaca 476; — Delavayi 338; — willmottiana 476. *Irland, Aus, 580. Ismene calathina 604. Isoloma lanuginosa 30. *Jardin d'acclimatation, Ansichten aus dem, zu Genf 518. *Jardiniere mit Phyllocactus phyllanthoidcs ,, Deutsche Kaiserin" 6. *Jardinieren, Kleine, 113. Jasminum angulare 18Ü; — nitidum 137. Jubiläum, Ein, 191. Juglans fertilis oder J. regia var. praepar- turiens 81. *Juniperus sinensis var. pfitzeriana 403. Kaffee ohne Kaffein 468. Kakipflaume, Die, und der Kakaobaum als deutsche Zukunftsobstbäume 308. Kaktus Dahlien siehe unter Dahlien. Kalkdüngung, Der Wert einer, für Obst- bäume 222. Kamerun, 347, 43°, 476, 605. Kanonen, Mit, auf Spatzen schiefsen 152. Karlsruhe 89; — , Bevorstehende Garten- bau-Ausstellung in, 479. Kartensammelsport, Der, und seine Be- deutung für den Landschaftsgärtner 153. Kassel, Die Chrysanthemum- und Winter- blumen-Ausstellung in, 105. *Kessel für Gasfeuerung 356. *Kiausch, H., Cyclamenkulturen von, Zeh- lendorf 482. Kiefern Blattwespe, Die, 28. Kingston (England) , Chrysanthemum-Aus- stellung zu, 130. Kirschblattwespe, Die schwarze, 584. Klebgürtel, Billiger Ersatz für, an Obst- bäumen 81. ♦Kletterpflanze, Allamanda nobilis, eine empfehlenswerte, reichblühende, 7- *Koelreuteria paniculata 80. Kolonialschule, Deutsche, 262. Koniferen, Frostschäden an den, des Forst- gartens zu Tharandt 440. Konkurrenten, Unlautere, 107. *Korb mit Rank- und Polyantha- Rosen 450. *Korkfelsen in einem Wintergarten 375. *Korktanne, Die, Arizonas 427. *Kränze ,*4i4, *415, 4'6. Krebs, Über den, bei Apfelbäumen und seine Heilung 222. Kreuzstrauch, Meldenblättriger, 16. *Krüppelbäume im Hochgebirge 75. *Krugpflanze, Die, 52. Kübeltransport, Die Einrichtungen zum, 3.=;2- * Kübeltransportwagen, Ein billiger, 496- Kühlwagen, Einführung von, für den Ver- sand von Obst und frischem Gemüse auf der Eisenbahn 154. Künstler und Landschaftsgärtnerei 59. *Kugel Spitzahorn 14. ♦Kulturpflanzen aus der Handelsgärlnerei von Spielberg & de Coene 267 , *268, ♦269, *27o. Kunstbau, Naturstein und, 509. Kupferkalkpulver 334. Laburnum vulgare var. 18g. Lachenalia Nelsonii 499. Laelia praestans var. alba 126; * — purpu- rata 247, »249, *542. Laelien, Über den Wert oder Unwert der, als Schnittblumen 289. Laelio-Cattleya colmaniana 102. *Lagenaria und andere Zierkürbisse 325. ♦Landschaft, Das Wasser in der, 438, 459, 5.S7. *Larix leptolepis, Zwergbaum von, 463. Lathyrus splendens 369. * Laubgehölze, Über einige empfehlens- werte immergrüne, 258. Laubhölzer, Wenig bekannte und seltene, im norddeutschen Klima schutzlos aus- haltende, halbimmergrüne und immer- grüne, 14. Lawn-Tennis-Platzes, Praktische Herstel- lung eines, 193, 194. *Lebensbaumcypresse, Erbsenfrüchtige, 14, *i7. *Lebl, M., 406. *Leuchtenbergia principis 109. Ligustrum delavayanum 245; — ovali- folium-Sorten 189; — , Verschiedene halb- immergrüne, 16. *Lilien Expedition des Pfianzensammlers Ryssel auf dem Hochplateau von Ber- mamyt (Kaukasus) 265; — , Verschiedene Treib-, 122; — , Verwendung unserer, in der Treiberei 122. *Lilium giganteum *66; — Grayi 569; — testaceum 309. Linden, Betrachtungen über verschiedene, und deren Eigenschaften 477 ; * — Busch- baum in Kalkfelsen *327 ; * — Spinnmilbe,' Die, 483. Lindsaya lanuginosa 30. Lobelia tenuior 286. *Lockenweide 127. *Lomaria ciliata 435; * — cycadifolia (ma- gellanica) 376. Lonicera brachypoda und japonica ib; * — fuchsioides (sempervirens var. minor) 459. Lophyrus pini 28. Loropetalum sinense 499. Lotus arabicus 103. Lycaste lasioglossa 269. Lychnis corsica 53. Mackaya bella 499. Madeira, Klima und Vegetation von, 81, 93- *Magnolia stellata (halleana) *ii3, 114, 189; — Watsonii 570. ♦Maiblumen, Der Einflufs künstlichen Dün- gers auf, 62; * — Düngung, Erfolge der, beim Treiben im Januar 63; * — -Dün- gungsergebnisse 331, *357; * — , Gewächs- haus mit Treib-, 206; *— -, Mit Stickstoff' und mit Kalk gedüngte, 357: *— , Wagen mit, 387. * Maiglöckchenbaum, Der, 78. Mainz, Gartenbau-Ausstellung in, 431, 609; — , Aus der neuen Anlage in, 608. Maranta liebrechtsiana 92; — lujaina 92. Maulheld's deutscher Garten-Pascha 309. Maulwurfsgrille, \'ertilgung der, 585. Maus, Eine, als Insektenvertilgerin 192. Meconopsis heterophylla 447. Melde, Graue, 16. ♦Melonen, Freiland-, „von Malta", „gol- dene Kugel", „ungarische Netz-", „ame- rikanische Freiland-" u. „Ananas-Melone" 49, 5°; *— , Pariser Markt- und Berliner Netz-, 316; * — -Sorten, Einige empfeh- lenswerte, und ihre Kultur 49; ♦ — , Zur Anzucht der, 315. ♦Miltonia Roezlii alba 139; — vexillaria 542, *546. Mimosa asperata 285; — asperrima 286. Miscanthus sinensis 366. ♦Mischwald und Buschbäume 326. Mohammedanern, G.ärten und Gartenkunst bei den, 525, 530. Momentbilder 88. Mons Palatinus 513. ♦Montbretia crocosmiaeflora „Germania" 164. München 91 . ♦Musa Ensete und M. basjoo (japonica) •85. Myosotis alpestris „Indigoblau" 535; — rupicola 146. Myrica cerifera 15. Nachtkerze, Die prächtige, 376. Naturstein und Kunstbau 509. Nebelspritzen 334. Nelkenkultur für Schnittblumenzwecke in den X'ereinigten Staaten 7, 16. ♦Nelken, Meine neuen Remontant-, 445. Die Gartenwelt. 625 *Nelumbien, Grofskultur der, zu Schnilt- zwecken 409. *NeIunibo nucifera, Samenkapseln von, 409; * — — var. rosea plana 411. Nepenthes hybr. „Sir Wm. T. Thiselton Dyer" 286; — Wittei 508. *Nephrolepis acuta und Formen 42; * — biserrata 42; * — cordifolia und Formen 30; * — davallioides und Form furcans 43, *44; *-, Die Gattung, 29, 42; *— Duffii 30; *— ensifolia 42; * — exaltata und Formen 30, 31 ; * — Pluma und Form Bausei 43, *44; * — rufescens 48; * — zoUingeriana 43. Nerine Fother gilü major 603. Neues aus Erfurter, Quedlinburger und Blankenburger Gärtnereien 598, 611,618. Nicotiana silvestris 428. Nomenklatur-Fragen 247. Notholaena Marantae I/4. Nürnberg, Jubiläums-Ausstellung des Gar- tenbauvereins in, 42S. Nymphaea Arten und Sorten 320; * — Ley- deckeri purpurata und N. coerulea, Fais mit, 61; — stellata var. pulcherrima 103; — „Diana" 321. *Nymphaeen, Einiges über tropische, 61. Obstausstellungen, siehe unter Ausstellung. Obstbäume, Der Wert einer Kalkdüngung für, 222; — , Zur \'er\vendung der, in Anlagen 355, 404. Obstbaumschnitt, Ein Beitrag zum, 524. *Obstbaumschule, Die, von Paul Huber, Halle a. S. 21;. Obstbaumwunden, Über die Behandlung von, 508, Obsternte, Die diesjährige, in Schlesien 576. Obstes, Die Aufbewahrung des, 67. Obst, Pariser Markthallenpreise für, und Gemüse 274. Obstpflücker „Schneidig", Ein neuer, 540. * Obstplantage, Die, zu Burg Sittensen (Hannover) 365. Obstschau, Die österreichische, auf der Pariser Weltausstellung 150. Obstverwertung, Bericht der Zentralstelle für, zu Frankfurt a. M. 540. Obstweinherstellung in Frankreich 489. *OdierPelargonien-Gruppe 397. *Odontoglossen, Einiges über, 493. *Odontoglossum crispum, Meine Erfahrun- gen beim Sammeln und der Kultur von, 181 : * Sammler, Aus den Wäldern heimkehrende, in Columbien 181 ; * , \'erpackung gesammelter, in San Caye- tano (Columbien) 1S3; * \"arietäten. Drei hervorragende, 494; , Zwei wert- volle neue Formen von, 362 ; — grande, eine gute Zimmerpflanze 291 ; * — -Haus, Praktisches, 496; *— Rossii majus 5; — triumphans var. „Raymond Crawshay" 126; *— vexillarium 542, *546: * — wilcke- anum pittianum 494. Oenothera speciosa 376. Ohrberg, Der, im Weserthal und seine Gärten 500. Oleander, A'om, 87. Oncidium ornithorrhynchum 184; *— un- guiculatum 139. Oncocyclus-Gruppe, Die Iris-Arten der, 138. Ononis rotundifolia 126. Orangen-Cochenille-Laus, Die sog., 146. Orchideen, Bastardierung von, 197; — bei uns und in ihrer Heimat 537, 543, 55g; — , Einiges über die \'ermehrung der, 45° ; * Kultur eines Liebhabers in Ame- rika 138; * — , Müssen wir, düngen? 541; — -Preise 197; *— -Vase 122. Pachysandra terminalis 15. *Paeonia tenuifolia fl. pl. und P. anomala 457- Palmenlilie, Schmalblättrige, i6. *Palmenweg zu Trewidden 571. Pandanus Sander! 293; * — Veitchii Gruppe 391. Paphiopedilum, Cypripedium oder, 247; — „Dora Crawshaw" 126. Paris, Chrysanthemum-Schau vom 31. Ok- tober 1900 147; — , Die österreichische Obstschau auf der Weltausstellung in, 150; — , Eindrücke aus den Gartenanlagen in und um, 1 14, 128. ^Passiflora princeps *553, 555. *Pelargonie „Ruhm von Zehlendorf", Meine neue Zonal-, 522. Pelargonium inaequilobum 331 ; — peltatum, Über, 583. Peltaria alliacea 549. *Penjerrick, Garten des Herrn Fox zu, 570. Pentastemon heterophyllus 458 ; — riparius 476. *Peristeria elata 126, *I27. Peronospora sparsa, Rosenschimmel 514. Pfeft'erstrauch, Der, 583. Pfirsiche, Nochmals über den vorzeitigen Blattabfall der, 246. Pflanzen, Gärtnerisch wertvolle neue, aus dem Kongogebiet 92; — , Über einige neue und empfehlenswerte, und ihre Kultur 137- Pflanzengifte, Giftige Arzeneipflanzen und, 573- *Pflanzengruppierung an einem Treppen aufgang 37S. Pflanzenmilbe, Über das Auftreten der, in den Weingärten 466. Pflanzenreich, Das, 152. *Pflanzenständer, Ein praktischer, 498. *Phajus assamicus 139. Philadelphus Sorten 189. Phillyrea angustifolia und latifolia 87 ; * — vilmoriniana 259. Philodendron, Verschiedene Arten von, 144. *Phoenix daclylifera, die Dattelpalme 534- Phragmidium subcorticium, Rosenrost 514. Phyllanthus glaucescens 566. *PhylIocactus-Neuheiten 522; * — phyllan- thoides „Deutsche Kaiserin" und Ph. hamburgensis 6. *Phyllokakteen, Die Kultur der, 522. Phyllosticta cyclaminis 504. *Phyllotaenium Lindenii 308. *Phytolacca dioica 377. Phytomyza geniculata 412. "Phytoptus syringae 322. *Picea excelsa, He.xenbesen bei, 573. Pinus halepensis 87; *— silvestris, Hexen- besen bei, 573. Piper nigrum 583. Pirus angustifolia 16; * — cerasifera 245, *249; — (coronaria) angustifolia fl. pl. u. Tenorei carnea pl. 189. Pistacia Lentiscus 87. *Plan zur \'eranschauHchung eines Bach- laufes 173. Platane, Die, ihre Arten und Formen 380, 392. Platanus orientalis und occidentalis und ihre Varietäten 380. Platycodon grandiflorum semi-duplex 19. *Poinsettia pulcherrima, Zur Kultur der, 157. Polygonatum multiflorum ii2. Polygonum alpinum 99; *— amplexicaule (petiolatum) 367. Polypodium irioides lobatum 137. Populus trichocarpa i8q. Potentilla salesoviana 189. Pothos- Arten 144. *Powerscourt-Waterfall (Irland! 582. ♦Preisausschreiben „Spittelmarkt" Berlin 307; — „Wilhelmsplatz", Frankfurt a. O. 119. Preise, Pariser Markthallen-, für Obst und Gemüse 274. *Primula Arctotis hybrida, „Ronsdorfer Hybriden" 577; — kewensis 499; — me- gasaefolia 413; *— obconica grandiflora (Lattmannsche Hybriden) 91; * — — Gruppe 389; — — , Über die Giftigkeit von, 354. Prunus-Arten 189; — Laurocerasus schip- kaensis 15; * — — var. schipkaensis zabeliana *I77, 178. Pteris droogmansiana 93; *— \'ictoriae 435; *— Wimsetti 434. *Pueraria thunbergiana 604, *6o5. Punktiersystem, Wie hat sich das, bewährt? 26S, *Quellen 438. *Quercus austriaca sempervirens ib, *257, 258; — - coccifera 87; — coccinea und rubra 78; — , Halbimmergrüne, 16; — , Hex und Suber 87; * — palustris 13. *Radies-Sorten, Empfehlenswerte, 19. *Rankrose „Crimson Rambler" als Topf- pflanze 450. Raupenbürste, Eine neue, 524. Reidia glaucescens 565. *Reinette, Baumanns, 507; — de Montford 507; * — , Grofse Kasseler, 506; * — , Kanada-, 506; * — , Landsberger, 506; *— , Pariser Rambour-, 507, *Remontant- Nelken von Gernet 445; — ■Rosen, siehe unter Rose. Rettig, Münchener Treib-, 203 ; — , Weifser ovaler Treib-, 555. Reudingen, Pomologisches Institut zu, 190. Rhamnus, Halbimmergrüne, 16; — pur- shiana intermedia 16. Rhaphiolepis Delacouri 346. Rheum officinale 367 ; — palmatum var. tanguticum 367. Rhododendron brachycarpum 16; * — prae- cox 266. Rhus cotinoides, copallina und succedanca 189. Riviera, Die Winterschnittblumen der, deren Kultur und \'ersand 104. *Rodgersia podophylla *I93, 194. Romneya Coulteri 224. Rorschach (Schweiz), Blumen-Ausstellung zu, 131. Rosa-Arten 189; — fedtschenkoana 531; *— hybrida pernetiana „Soleil d'or" i ; * — mutabilis 447; — seraphina 413; — setigera „Griffereye" befruchtet mit Rosa canina 78. Rose, Die, „Mme. Caroline Testout" und ihre Nachkommen 556; — , Die Pflege der, im Sommer 447; — , Die, „rosa Kaiserin" Die Theehybrid-, „Farbenkönigin" 557 ; *— „Kaiserin Auguste \'ictoria" 472; , Die, und Sämlinge derselben 421; * — „Souvenir de la Malmaison" 471; — , Eine em- pfehlenswerte neue Treib-, 556; * — „L'l- rich Brunner fils" 473; — , loooo Mark für die blaue, 307. 626 Die Gartenwelt. *Rosehill, Garten des Herrn Fox zu, 534- Rosen, Anzucht der Wildlinge und Winter- veredlung der, 202; * — Häuser, Berliner, 349, 350, 351. 352, 353: —-Korb 123; — Sorten, Die besten, für den Handel in England 531; * — Treibereien, Aus Berliner, 340, 46q ; — Wildlinge, Einiges über die Anzucht der, für Hochstamm- veredlung 23;; — , Winterveredlung der, I73- Rubus deliciosus 1S9; — , Halbimmergrüne, i6. Ruellea anisophylla 240. Rüster, DicUblattrige, 16. * Runde, Die Handelsgärtnerci von W., Wandsbek 340, *34i. Kufsdüngung 526. *Russelia juncea 3r9- Salade rouiaine, Kultur der, 215. *Salix babylonica var. annularis 12;; — microstachya 190. Salvia splendens- Sorten, Neue, 175, 339, 354- Sambucus racemosa plumosa fol. aur. Sarcochilus lilacinus 198. Sarniienta repcns 458. Saubohne, Krummschotige Riesen Schlacht Schwert-, 303. *Saxifraga apiculata und longifolia 255; * — atropurpurea 254; * — longifolia. Blühende, und andere Alpenpflanzen an einer Gewächshausmauer 40. *Saxifragen, Verschiedenartige, 253. *Scabiosa caucasica. Neue Hybriden von, *27, 28. Schädlinge, Ein kleiner Beitrag zur Be kämpfung der, 322. Schatten-Blütenpflanzen 297. Schattenpflanzen für Landschaflsgärtnerei _4>- *Schaufenster der Blunienhandlung von Ad. Koschel, Charlottenburg 235. *Schilfkorb, Halboffener, mit Rosenfüllung 164. *Schirmtanne, Die japanische, 231. Schling- und Kletterpflanzen, Über das Ein- stutzen und zweckmäfsige Beschneiden der, 230. *Schmidt, L., Britz Berlin, und seine Rosen- treiberei 474. Schnittblume, Topinambur als, 64. Schönbrunn, Über die Orchideensamm- lung etc. in, 155. Schöner von Boskoop 507. Schulgarten, Der Zentral-, in Leipzig 12. Schutzzoll 527, 539, 551, 563, 612, 620. Schwarzrock, David, 119. *Sciadopitys verticillata, die japanische Schirmtanne 231. Scindapsus argyrea 144. Seidelbast Arten 15. Sclandria adumbrata, Kirschblattwespe 584. Senecio Petasites 214. *Serpentaria (Actaea) 4. *Siesmayer, Heinrich, 178. Silene maritima fl. pl. 14(1. Silenen 531. *Skimmia japonica 258, *26i. Solanum Melongena (ovigerum) 405 ; — Tomatillo 245. *Sorbus arbutifolia 245; — Aucuparia dul- cis 190; * — floribunda 245, '■24(). *Sorghum (*halepense, saccharatum, vul- gare) 298. Spatzen, Mit Kanonen auf, schiefsen 152. *Sparmannia africana, Zwergform von, 566. Sphaerotheca pannosa, Rosenmehltau 514. Spiraea Aitchisoni 195; — pectinata 476. Sjiiräen, Niedrigbleibende, in den besten Arten und Sorten 79. S|5indelbaum, Amerikanischer, 16. *Spring, Der, bei l'laue im Thüringer Walde 461. *Stachelbeer-Neuheit „Hönings Früheste" 488. Stadtgärtner, Wie inan in unserem goldenen Zeitalter einen, anstellt 107. *.Stamuiwucherung, Abnorme, an einer Esche 574. Stapelia-Arten 141. Stapeliaceen, Über, 140. "*Stauden-Aster-Hybride „H. Henkel'' 99. ^Standen, Die 12 besten, für den Liebhaber 367, 458; — für Binderei und Topf kultur 34; * — Gruppe von G. Hamkens-Wands- bek 386; — , Niedrige, zur Vorpflanzung 35; — , Zwei neue, aus den Rocky Moun- tains 47(1. Stauropsis fasciata 198. *Steinbrech-Arten, Niedrige, für den Gar- ten 253. Stevia serrata fol. albo marg. 292, 354. Stiftungsfest, Das 75jährige, der kgl. Ge- sellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora" zu Dresden 275. Strobilanthes anisophylla 240. Strohdecken, Schutz der, 274. *Studierender aus Dahlem 303. Stuttgart 90. *Sumpfeiche, Amerikanische, 13. Syringa japonica 5^8; * — oblata 548; Sorten 190. Tacsonia militaris 188. *Tafeldekoration 401 ; * — , Originelle, von O. Möhrke *577, 579. Tafelpflanzen, Die 12 besten, 340. *Teichanlage, Heizbare, für tropische Sumpf- und Wasserpflanzen im Garten des neuen Palais zu Darmstadt 31 8. *Teichpartien im Schlofspark zu Bielau bei Neifse *8, *9, 10. Tenthredo adumbrata, Kirschblattwespe 584- *Tetranychus telarius 466, *484. Teucrium Chamaedrys 16. Thee- und Theehybrid Rosen siehe unter Rose. *Thiel, E., Berlin, und seine Rosentreibe- reien 469. Thuja occidentalis, Aussaat von, 299. Tilia- Arten 477. *TilIandsia Duvali und ihre Eltern 164; *— Lindenii-Formen 165. *Toinate, Frühe rote Zwerg-, "lo, 11 ; * — , Wieder eine neue, 301. Tomaten, Konservierung reifer, 383 ; * — , Über die Kultur bezw. Treiberei der, in Töpfen 302 ; * — , Treib , in Töpfen 302. Topfeichen, Wintergrüne, 378. Topfpflanzen, Hochstämmige, 512. Topinambur als Schnittblume 64. *Trauerrosen 449. *Treibpflanzen, Einiges über auf Eis zurück- gehaltene, 205. *Treppenaufgang, Pflanzengrujjpierung an einem, 378. *Trewidden, Garten des Herrn Bolitho zu, *Trichopilia suavis var. grandiflora 344. *Trichterwinden, Japanische, 2O0. Trioza chrysanthemi 412. Trypeta artemisiae 412. *Tsuga canadensis 536. *Türkenbund und andere Zierkürbisse 325. Tulipa armena und mauriana 453. *Tupa salicifolia 465. Ulmus crassifulia 16. * Urwald, Bilder aus dem deutschen Ge- birgs-, 232, 233. Vanda Cathcarti 291; *— tcrcs 13S, *289, 291. '•'Wasenstraufs von O. Möhrke 507. \'eilchen, Zeitgemäfse Betrachtungen über, 166. *\'eUheimia viridifolia (capcnsis) *ii2, 208, *454- \'erband der Handelsgärtner Deutschlands, Die 18. Hauptversammlung des, zu Dres- den 562; — ehemaliger Oranienburger 612. A'erbena veiiosa 173. *\'eredelungsarten. Die empfehlenswerte- sten, und ihre Anwendung beim L'm- veredeln von Obstbäumen 270. X'erein deutscher Gartenkünstler, 24. Haupt- versammlung des, zu Elberfeld 560. *\'eronica Hendersonii 19, *2o; * — longi- folia subsessilis 19. *\'erpackung. Holzwollerollen zur, von Tafel- obst 104. "Verrier Palmette der Birne „Gute Louise von Avranches" 220. *Versuchsgarten, Der alpine, auf dem Schachen 553. Viburnum cotinifolium id; — tomentosum (plicatum) 190. Victoria Trickeri 321. *V'iktoria- Parke, Aus dem, zu Berlin 277, 294. Viola odorata var. lutea 377; — cornuta „Papilio" 608. *Vitis discolor 436. Vögel, Schützet die, 190. Vogelschutz-Petition 360. Volkszählung, Eine, in der Pflanzenwelt 168. Wachsmyrte 15. *Waldbach, Arn, 557. Waldrebe, Kleinblumige, wohlriechende, 16. Walnufsbaumes, Zur Kultur des, 81. *Wasser, Das, in der Landschaft 438, 459, 55?- ^Wasserfall zu Powerscourt (Irland) 582. * Wasserläufe und Brücken 169. 'Wasserpflanzen, Fremdländische, 317. * Wasseriiflanzenhaus, Vegetationsbild aus einem, 318. *Weg am Bach 171. 'Wegeführung und Bepflanzung 417, *422. Weiden, Ein verderblicher Parasit der jungen, 18. Weigelia- Sorten 190. Weinbau-Kongrefs, Vom XIX. deutschen, '3- Weintreiberei und Chrysanthemumkultur 152. Weifsenfeis a. S., Die Gartenbau- und Obst- Ausstellung in, 107. Die Gartenwelt. 627 *Weifstanne, Griechische, 14, *i5. Werder a. d. H., Die Obstausstellung in, 48. Wespenplage 16. Wien, Vom Zentralfriedhof in, 155. *VVinterbluher, Wenig verbreitete, 111. *Winterg.Trten-Anlage mit Famen 374, 375 ; * — , Der, von Ad. Koschel, Charlotten- burg 234. * Winter-Goldparmäne 505. Winterhärte der Gehölze 394. Winterschnittblumen, Die, der Riviera, deren Kultur und Versand 104. Winters, Die Einwirkungen des letzten, auf einige Gehölzarten und Koniferen 413- Winterveredlung der Rosen 173. Wohnungsverhältnisse der Gärtnergehilfen 503. Wolllaus an Koniferen 35. Wollstaub, Verwendung von, 502. Xanthosoma Hoffmanni 236: * — Lindenii 308. Xerophyllum asphodeloides 4S7. Xestomyza chrysanthemi 412. Yucca angustifolia 16; — filamentosa 366. Zaunrosen-Hecke, Schnitt einer schotti sehen, 432. Zentralfriedhof, Vom Wiener, 155. Zephyranthes Candida 309. *Ziergehölze, Einige schönfrüchtige, 244. Ziergehölzen, Meine Erfahrungen mit ver- schiedenen neuen, der letzten Jahre 176, 188. "Zierkürbisse 325. Zolltarif, Gegen den, 564. *Zonalpelargonie, Neue, „Aphrodite" 163; * — , — , „Perle vom Tannhof" 174. Zonalpelargonien Sorten, Englische, für den Winterflor 214. *Zwergbäume und Bodensträucher im Hoch- gebirge 73- Zwergmispeln (Cotoneaster) 15, 16. Zvvergsträucher, Drei wertvolle, 126. Zwergwuchs in der Pflanzenwelt 298. «fr *■ w^ ''^ f^%. fr asfr «fr »fr ^4 - ^)^ ä&^ j§f^<«fr *«» r^ j-*^§Kfr ^t ^ &^ r# £»^' jÄfr ^p^ ^ 1 A^ ^ j§/^: ^^ iitn ^<^fr J^irf- i «fr ««fr AI- Äj? <»" M ^ im i 'ff n Äirfi, ip*«fr Mllf i^l^ J«^ m^^' ^m^ Ip u*^* ??^ ^fe ^*«fr ^^^ •^J?- ^^ ÄP •?.i!!W 1 "iii öi^« :<(fr '

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