.^ w* ■^-r •■- rc «t / ./^ 'db ^ ,fcacc -V> y? •',f l>t. DIE OARTENWELT ILLUSTRIERTES WOCHENBLATT FÜR DEN GESAMTEN GARTENBAU HERAUSGEGEBEN \ON MAX HESDÖRFFER, BERLIN 6. JAHRGANG (lyoi — 1902) M:T II FARBIGEN TAFELN EINEM FARBIGEN WANDKALENDER UND MIT 475 ABBILDUNGEN IM TEXT LEIPZIG VERLAG VON RICHARD CARL SCHMIDT & Co. ALLE RECHTE VORBEHALTEN ii MiU YORK ■iü) ANICAt. •'•M.'OEN Inhalt des sechsten Jahrganges. (Die illustrierten Artikel sind mit einem ' versehen.) Aus deutschen Gärten. Hesdörtfer. M. *ßilder aus dem Parke der Frau Etatsrätin Donner, Ottensen 272. — *Landschaftsbilder aus dem Zoologischen Garten in Berlin 505. Othmer, B. Aus dem Alpengartea auf dem Schachen 523. Ausstellungsberichte. Brei tsch wertt t , H. *Die erste österreichische Reichs-Gartenbau- Ausstellung in Wien 54. Dahlmark, N. E. Die grosse Gartenbau-Ausstellung in Glas- gow 23. Daniel, Georg. Die diesjährige erste Ausstellung der Royal Chrysanthemum Society. London 57. — Die zweite Ausstellung der Royal Chrysanthemum Society II 6. — III. Chrysantheniumschau der Royal Chrysanthemum Society in Lon- don 137. Hesdörffer, Max. *Die Schnittblumen auf der allgemeinen deut- schen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 5. — *\Veiteres von der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 29. — *Die Erfurter Gartenbau- Ausstellung vom 6. bis 14. September ^97, 608, *6i3. Jung, H. R. Chrysanthemum- und Bindekunst-Ausstellung der ,, Flora" zu Köln 107. Kohl mannslehner, Heinrich. *Acht Tage in Österreich -Ungarn, Ausstel- lungs- und Rciseskizzen. *I. Die Budapester Ausstellung 421. — II. Budapester Ein- drücke 450. — III. Die Wiener Frühjahrs- Ausstellung 472. Machus. Quedlinburger Gartenbau-Ausstellnng 1901 35. Massias, C). *Die Nadelhölzer auf der allgemeinen deut- schen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 17. Moritz, F. AV. *Die Dahlien- Ausstellung der deutschen Dahlien-Gesellschaft im zoologischen Garten zu Hamburg 20, 32. Othraer, B. Bayerische Landes-Obsibau- und Bienenzucht- Ausstellung in Augsburg 24. Rehnelt, F. Abgeschnittene Gehölze auf der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung in Mainz 19. Tscheuke, W. Die Obst- Ausstellung zu Potsdam vom 28. September bis 2. Oktober 1901 35. Unselt. Die Obstprudukte auf der allgemeinen deut- schen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 34. Ziskoven, Carl. Die Hamburger Chrysanthemum-Ausstellung 19. — 24. November 117. * * * Die Pläne auf der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung in Mainz 9. *** Die Jubiläums-Gartenbau- Ausstellung in Karls- ruhe 393. * Die grosse Jahres-Ausstellung der „R. H. S." in London am 28., 29. und 30. Mai 458. Blumenbindekunst. Hesdörffer, Max. ♦Moderne Kränze 308. Blumenhandel. Hegar, Karl. Der Blumenversand der Riviera 97. Blumentreiberei. Ellrich, Carl. *Dic Fliedertreiberei und das neue Flieder- haus in der Handelsgärtnerei von W. Ernst in Charlottenburg 241. Hegar, Karl. Zur Frage der Einträglichkeit der Veilchen- treiberei 292. L e d i e n , F. Die Ätherbehandlung von Flieder in der Praxis 2 19. Marquardt, Georg. *Späte Fliedertreiberei 414. Voigt, R. Einiges über Fliedertreiberei 177. Bodenkunde. Hein, Karl. Bodenerschöpfung und Bodenmüdigkeit 532. Chrysanthemum. B o r n 0 m a n n , G. *Empfehlenswerte Chrysanthemum-Neuheiten 169. — *Chrysanthemum „Meredith" 200. Kohl mannslehner, Heinr. *FranzösischeChrysanlhemum-Neuheiten 198. — Chrysanthemum-Ausstellungen 224. Ziskoven, Carl. Zweijährige Chrysanthemum indicum und ihre Kultur 439. Dahlien. Daniel, G. Neuheiten auf englischen Dahlien-Ausstel- lungen 65. Kohl mannslehner, Heinrich. ♦Meine Edeldahlien für 1902 181. — 'Plau- derei zum heutigen Kunstblatt 317. — Ist die Kultvir der Edeldahlie für den Schnitt lohnend? 366. Moritz, F. W. Die Edeldahüen-Neuheiten von C. Ansorge, Klein-Flottbek 76. Rudel, E. R. Empfehlenswerte Edeldahlien 270. Tölkhaus, W. *Zur Einführung der Edeldahlien „Hilde- gard Weimar" und ,, Lotte Koblmannslehner" 318. — Meine Beobachtungen bei der Züch- tung neuer Dahlien 364. Tscheuke, W, Die Halskrausen-Dahlien i 24. Ziskoven, Carl. „Oda" und „Geiselher" zwei schöne, früh- und reichblühende Edeldahlien -Züchtungen 303- * * • * ♦Nachklänge von der Hamburger Dahlien- Ausstellung 73- Farne. Daniel, G. Die Vermehrung der Farne für Masscnkultur 22 [. — Davallia buUata 267. K niese, L. *Noch einmal Davallia buUata 438. Othmer, B. ♦Farnpflanzen im freien Grunde eines Glas- hauses 409. — *Die schönsten Farnpflanzen des Freilandes und der Glashäuser 457. Schelle, E. Gold- und Silberfarne 558. So hie mann, A. Anzucht und Kultur der Handelsfarne 545. * »Hautfaine 535. — *Selaginella Willdenowü 558. Gärten des Auslandes. Breitschw erdt, Herrn. *Die Kuranlagen der Stadt Baden bei Wien 577- Daniel. Georg. Blühende Sträucher und Stauden im Kgl. botanischen Garten in Kew im Januar 273. — Aus dem Kgl. botanischen Garten zu Kew 369, 455, IV Die Gartenwelt. VI Jahn, Emil. * Villa Pallavicini 481. Kii h D , V. *Die Pariser Stadtgärtnerei *482, 501. Mcycr, F. W. *Aus englischen Gärten III 85. Gärtnerische Reiseskizzen. Fcllmcr, Max. Aus Deutsch-Südwestafrika 495. Kohlmannslehner, Heinrich. Acht Tage in Österreich -Ungarn. Aus- stellungs- und Reiseskizzen. II. Budapester Eindrücke 451. — IV. Ein Besuch bei Roth- schild. Oesterreichische Kollegen 496. Rivoire, Ph. Ein Rundgang in den Kulturen des Herrn Calvat in La Tronche 165. * * * Aus Kamerun V. Kanoe-Reise den Mungo aufwärts 105. — *Von Victoria nach Kriegs- schiflfhafen 283. Gehölze, Adam, R. Prunus japonica fl. albo pleno 277. Betz, J. Cydonia japonica 136. Bischoff, F. Hex Aquifolium L. 207. Bramfeld, H. Hex Aquifolium 207. Diedler, M. Paulownia imperialis 44. Gebhardt, M. Leichte und billige Bewur/.elung vun Pappel- stecklingen 398. Gracbener, L. *Eine ehrwürdige badische Eiche 433. G r a m s , O. *Das Schneiden der Weidenstecklinge für Massenanzucht 305. Grote, H. (iehölzkunde und Landschaftsgärtnerei 534. — Ribes sanguineum und Ribcs gordonia- num 392. — Frühblühende Spiraeen 433. Haindl, A. Einiges über die Verwendung des Weiss- dorn (Crataegus) als Heckenpflanze 616. Hoff mann, Hans. Rationelle Anzucht emer Dornhecke 557. Jurass, Paul. Einige Berberis- Arten und -Sorten, ihre Kultur und Verwendung in den Gärten O3. — Empfehlenswerte Zierweiden für den Paik und Garten 112. — Emplehlenswerte Flieder- Arten und -Sorten zur Treiberei 207. — Empfehlenswerte Prunus für Garten- und Park- Anlagen 511. Keim, J. *Caryopteris mastacanthus 196. Koopmann, Karl. Zur VermehruDg der Exochorda grandiflora 136. Krone, K. *Uber das Kappen und Schneiden von Allee- bäumen 175. — *Merkwürdige Bäume in Hannover 553- Löbner, M. *Buddleya variabilis 5. Meyer, F. W. *Cassia corymbosa in einem englischen Gar- ten 391. Olbrich, St. *Cotoneaster multiflora in Hochstanimform 62. — Gehölze, welche sich besonders durch Wintersteckhclz vermehren lassen 237. — Richtige Vermehrungsart von Exochorda Alberti 238. — Ziergehölze mit im Winter aulfallend gefäil)ter Rinde 304. — Cydonia Maulei, nebst deren Varietäten als Treib- strauch 306. Peters, Eug. J. *Paeonia arborea ,,Eli5abethe" 556. P u r p u s , A. *Cytisus scoparius Lk. var. andrcanus Dip. 500. Rade, Karl. *Viburnura Opulus roseum 159. Rehnelt, F. *Acer nikoense 330. Rettig, Ernst. Einiges über Winterschäden, Winteihärte und Winterschutz 134. — *Andromeda (Leuco- thoe) axillaris 280. — *Prunus avium tl. pl. 33°- Schelle, E. Rhus vernicifera 556. Schneider, Camillo Karl. *Aus der Familie der Maulbeeigew Schse 601. Schultz, Benno. Einige wenig bekannte und wenig verbreitete Gehölze 278. Spranger, A. Exochorda grandiflora 159. V i r c h o w. Hex Aquifolium L. 146. — *Ilex und Rho- dodendron im grossh. Park zu Rastede 145. * * Welche Gehölz-.^rten lassen sich besonders durch AVintersteckholz leicht vermehren? 100. Gemüsebau. Balte, W. ♦Frühkartoffeln ., Kaiserkrone" und .,Early sunrise" 51. — *Monarchen-Pufibohne 79. — Schwarzwurzeln 235. — Wintersalat 535. Dietler, M. Kleine Auswahl erprobter Gemüsesorten 292. M a h 1 i n g , Johannes. *Xeuheiten im Gemüsegarten 14. Mühle, Wilhelm. ♦Eierfrucht ,,Sprenger's Riesen" 52. — ♦Spa- nischer Pfeffer, südungarischer roter und gelber Manimuth 53. Müller, A. Kultur der Wassermelonen (Arbusen) 385. — Etwas vom Gemüsebau in Südrussland 476. Olbrich, St. Melonen-Kultur im freien Lande 386. Pfeiffer, Carl. ♦Fünf anbauwürdige Radiessorten 533. Reisel, Friedrich. ♦Blumenkohl „Frankfurter Riesen" 100. Zcissig, R ♦Die Spargellreibcrei in Paris 233. Kakteen und Succulenten. Becker, Cuno. ♦Cereus peruvianus 133. Berger, Alwin. ♦Cereus triangularis 122. — *Heurnia pri- mulina 149. — Boncerosia güssoniana 246. — Heurniopsis decipiens 488. — Über einige Mesembrianthemum 488. — Stapelia bella 490. Gebhardt, M. Das Veredeln der Kakteen 489 Hegar, Karl. Epiphyllum truncatum 488. Rehnelt, F. ♦Die winterharten Kakteen im letzten Win- ter 121. Koniferen. An sorge, C. ♦Thuyopsis-Neuheiten 356. — *.Seltene und schöne Nadelhölzer in Klein -Flottbck 397. Becker, Cuno. ♦Cedrus atlantica Manetti var. argentea Hort 499. Beissner. L. Abies Eichleri Lauche 53. -- Taxodium distichum pendulum 146. ^.'Die Trauer- fichte, Picea excelsa pendula 212. — ♦Die Kurilen-Lärche 499. Bramfeld, H. Taxus baccala 548. Grote, H. ♦Picea excelsa 332. Köhler, Ernst. ♦Picer pungeus glauca pendula 398. Peters, Eugen Josef. ♦Thuja occidenlalis vervaeneana 474. Wehrhahn, Rudolf. ♦Picea excelsa var. virginata 606. Kultureinrichtungen. Schnur bubch, t'tto. ♦Mistbeetkästen 209. Landschaftsgärtnerei. He icke, C. ♦Bemerkenswerte neue Gartenanlagen Aachens 125. Hinze, Karl. ♦Vorgärten 350. Koopmann, Christian. Betrachtungen über den Gattenrasen, seine Anlage und Behandlung 345, 354. Krone, K. Moderne und Gartenkunst 186. — Enge Vorgärten 517. — Weg und Ufer 568. Kühn, Vo I k m a r. Ein Hilfsmittel beim Planzeichnen 356. Lange, Willy. ♦Bilder .lus der Gebirgslandschaft: IV. Felsen 301. V. J'>l5ensäulen 388. VI. Höhlen und Grotten 460. VII. Felsenwände 529. — ♦Das Wasser in der Landschaft: IV. Am Wiesen- bach 77. V. Am Wasserfall 115. VI. Fluss und See 139. Mohr, St.adtgärtner. Vorgärten 390, 399. Schneider, Camillo Karl. ♦Einige Worte über die Bedeutung der Photographie (ür den Landschaftsgärtner 193. Sussmanu, R. Ein Beitrag zum Kapitel: Öffeutliche Plätze 236. *** Zur Haimonie der tarben 512. Neue Pflanzen. Bartsch, G. ♦Eine interessante neue Begonie 39. Besoke, Gustav. Higginsia Ghiesbieghtii fol. var., eine neue dekoiative Warmhauspflanze 316. — Bryc- phyllum' crenatum und Kalanchoe flammea, zwei neue wertvolle Marktpflanzen 440. Bornemann, G. ♦Richardia hybrida „Solfataia" 384. — .♦Ka- lanchoe flammea 591. Bürger, W. ♦Neueste Züchtungen meiner ,,grüssblumigen Pelargonien" ö6. Cook, L. J. ♦Schizanthus wisetonensis 39. Daniel, Georg. Englische Neuheiten in grossblumigen l'elar- gonien 138. — Einiges über Neuheiten 18K. — *Exacum Foibesii 290. Gabriel, H. Papaver Rhoeas ,, Kollsbruch" 238. \I Die Gartenwflt. Hesdörffer, Max. *Die neue Waldersee Aster 49. — *Neue Bürger'scbe Pelargonien 486. — *Hydrangea hortensis Mariesii 558. Hübner, Hugo. Neue Pela gonien 50. Köhler, Ernsc. *Aster hybridiis . Weisse Zwergkönigin 280. Ledien, Franz. Gefüllte Godetias 316. Löbner. Max. *Begonia seniperflorens ,,Glarona" 190. — Smetana's Rex Begonien und Smetana's Rex- diadema Hybrid Begonien 425. Mahling, Johannes. ♦Antirrhinum niajus Peloria 58g. Moritz, F. W. *Chabaud-Xelken 138. Putz, Otto. *Die neue paeonienblütige Perfektion-Aster ,, Amethyst" und die neue Viktoria- Aster ..Miss Roosevelt" .257. Rehnelt, F. *Tropaeolum ,,IsoIa bella" 37. — *Sedum Stahlü 316. Spranger, A. Salvia splendens ,,Ruhm von Stuttgart" und Salvia splendens ,, Rudolf Pfitzer" 159. Tscheuke, W. Begonia „Perle Lorraine" 521. Wolter, Otto. *Die neue Remontant- Nelke ,,Hilli von Asseburg" 347. Obstbau. Benndorff, Adolf. Dechantsbirnc v. Merode 155. B e u s s , H, Die Pfirsichtreiberei 335. Fetisch, Karl. Wichtigkeit des Spritzens der Obstbäume und Reben mit der Bordelaiser Brühe 333. — Die Behandlung junger, neugesetzter Obst- bäume im ersten Jahre 475. Frank, Paul. Das Veredeln alter Rebstöcke 427. Geucke, Wilh. *Die Frostschäden an unseien Obstbäumen, ihre Entstehung, Verhütung imd Heilung 319. Haindl, A. 'Obstversand 89. — *CaIvill ,, Grossherzog Friedrich von Baden" und „Fiesser's Erst- ling", zwei empfehlenswerte neuere Apfel- sorten 91. — 'Himbcerkultur in Feldbrunnen und Himbeersorten ,, Immertragende vonFeld- brunncn" und Neuheit ,, Goliath" 294. — *Ist es ratsam, Beerenobststräucher, im be- sonderen Himbeeren, als Zwischenkultur unter noch nicht ertragslähigen Obstbäumen zu verwenden? 309. — ^Anwendung der Bor- delaiser Brühe 403. — Hagelschaden in ■Himbeerkulturen 428. — *Betrachtungen über die Frostschäden in diesem Jahre an den Obstbäumen 429. — *Das Ritzen der Obst- bäume 463. — Die Benutzung des WoU- staubes zu Baumpflanzungen 536. Hannig, Emil, *Ein Beitrag zur Topfobstkultur 229. — Ein Beitrag zur Pfirsichtreiberei 232. — *Ein Beitrag zur Erdbeertreiberei im Hause 102. Held, Ph. Wie sind, behufs Anwachsen von Zweig und Wildling, die Veredlungen auszuführen ? Auf was ist dabei zu achten r 248. Herr mann, Rob. *Weintreiberei im gräfl. Thiele -Winkler'schen Schlossgarten zu Moschen 605. Hes dörffer, M. *Blühende Birnpyramide in der Obsttreiberei der Frau Alwine Münchmeyer, Dockenhuden 307. *3io. Hönings, Julius. *Neuere Erdbeersorten 559. Hürländer, L. *Die Speckbirne 6g. Knauer, Dr. Friedrich. Das Geheimnis der Kaprihkatiou 87. Kovac, Karl. Wirkungen der Si)ätfrüste 476. Lauber, H. F. Beachtenswertes beim Anpflanzen von Form- obstbäumen 6S. Pfeiffer, Carl. *Behandlung des Fruchtholzes unserer Form- obstbäume 446. — Hilfsmittel, welche bei Ausführung des Fruchtholzschnittes in An- wendung kommen 535. — Sollen frisch ge- pflanzte Obstbäume geschnitten werden oder nicht? 544. Sajö, Karl, Professor. *Au5 der Geschichte des nordamerikanischen ( )bstvcrkehrs 152, 160. Schulze, G. Glossen zur Bordelaiser Brühe 560. Voigt, R. *Die Erdbeertreiberei im Kasten 23 t. Wolff, L. Empfehlenswerte Erdbeer-Sorten zum Trei- ben 102. Z a w o d n y , Dr. J. Die Obstkultur in Frankreich 44. * * »Stachelbeere „Whinham's Industry ' lo. * * * Frost und Obstblüte 536. Orchideen. Barfsch, G. Künstliche Abkühlung für Orchideen-Kultur- räume im Sommer 313. — *Dendrobium crassinode 344. Bonstedt, C. "•Oncidium sphacelatura Ldl. var. majus Ldl. 25- Conrad, H. *Dendrobium moschatum und D. Bensonae 522. C r e m e r , F" r i e d r i c h. Reinigung der Blattwinkel bei Orchideen 315. — Lauberde als (Irchideenpflanzmaterial 343. — Masdevallia veitchiana var. grandiflora 436. Behandlung frisch importierter stammbildender Orchideen 523. Daniel, Georg. Calanthe Veitchii 137. Froebel, Otto. *Schönste und dankbarst blühende Cypri- pedien für den Schnitt und für Massenkultur 426. Graebener, L. *Vanda teres Lindl. 434. Hannig, Emil. *Cypripedium Roebelini 266. — *Dendro- bium devonianum 344. He uze, E. *Cymbidium traceyanum 175. Hesdörffer, Max. ^Cattleya labiata var. Trianae 436. Jahn, E. ♦Zwei vergessene Orchideen 314. Massias. O. *Schomburgkia tibicinis 9. Moritz, F. W. *Cypripedium-Sämlinge 205. Nicolai, W o 1 d e m a r. Über Kreuzung \on Cypripedien 4O9. Othraer, B. 'Saccolabium bellinum 435. — *Cattle)'a labiata var. dowiana 436. — *Lycaste cobbi- ana 557. — *Thunia veitchiana var. iu- versa 568. Rehnelt, F. *Phajus grandifolius Lour. 567. Reuthe, G. Habenarien des freien Landes 330. Sandhack, Herrn. A. *Cymbidium Mastersii GrilV 265. V i r c h o w. *Calanthe Veitchii 377. Voigt, R. Lauberde oder Sphagnum? 356. Palmen. Henze, E. *Die Zählebigkeit einer Arenga saccharifera 266. Rimann, C. *Das Verpflanzen grosser Palmen *387, 443. Schwenke, Bruno. *Das Verpflanzen grosser Palmen 569. Pflanzenkrankheiten. Adam, R. Der Thrips und dessen Bekämpfung 315. Crusius, C. Nochmals ,,Ein neues, angeblich schädliches Insekt" 459. Diederichs, H. *Exoascus Pruni 591. Ernst, Fr. Die Stippenkrankheit der -Äpfel 41. Jung, H. R. *Cossus ligniperda, der gemeine Holzspinner oder Weidenbohrer 37g. Kitzenberg, L. "Ein neues, angeblich schädliches Insekt 2g3. Pfeiffer, Carl. Animoniakvergiftung bei grünen Pflanzen 93. Rebholz, F. Der Pflaumenbohrer 27. Reisel, Fr. Noch einmal Bordelaiser Brühe 42. Rimann, C. Ein Schädling im Gewächsh.iuse 214. Schneider, C. K. Die Blattbräune der Kirschen HO. Sorauer, Prof. Dr. Paul. Der Blasenrost der Weymouthskiefer 61. Stein seh, Julius. Ein neues Räuchermittel 214. Tscheuke, W. *Die Spargelkäfer 272. * Vertreibung der Kohlraupen 460. Pflanzenkunde. Becker, Cuno. *01ea eiujpaea, der Ölbaum 80. Katzer, C. H. Die Bakterienknöllchen der Leguminosen 592. Krone, K. Deutsche Pllanzennamen 150. Rehnelt, F. *Verwechslungen 26. Schnee, Dr. med. ^Einiges über die Pflanzenwelt Brasiliens 519. Pflanzen -Vermehrung. Voigt, R. Die Vermehrung der Clematis aus Samen 412. \'I Die Gartenwelt. VI Rosen. Froebel, Otto. *Thee-Hybridrose „Gottfried Keller" 13(1. II e ^' a r , Karl BctrachumgeQ über Rüsenneuheiten 260. Ilinueij W. 'Rosenneulieiten eines deutschen Liebhabers I. — *Remontant-Rose „Andenken an Jo- hannes Diering" 65. Jacobs, O. Die gelben Theehybriden 39. — Rosa ru- gosa „Conrad Ferdinand Meyer" 137. — „Angela Müll", ein neuer Sämling von der Rose „Kaiserin Auguste Viktoria" 183. — Polyantha-Rosen 508. Lind n er, G. •'Die Kultur der Rosa canina zur Au/.ucht von Sämlingsslämmen 333. Peters, Eugen Jos. *Die Bekleidung der Rosenstämme 412. Rettig, E. ♦Rosa Ruga 41. Sandhack, Herrn. A. *Thee-Rose ..Queen Olga of Grecce" 150. Schmeiss, Oskar. ■'Brögs stachelloser Rosenwildling 128. Ziskoven, Carl. Die Rosentreibeici in Töpfen 261. ■* *Theehybrid-Rose „Miss Alice Roosevelt" 458. Samenhandel. Eniitslöf, Xils N. *Eine Maschine zur Füllung von Samen- düteu 35;. Schlingpflanzen. Gebhardt, M. Stecklings- Vermehrung der CIcmatis panicu- lata 523. H(il scher, J. *Aristolochia macroura Gomez x A. bt.-isi- llensis Marl. et. Zucc. 256. Jahn, Fniil. *rro]).acolum pcntaphyllum 5(j7. K a r r e r , .S. Lathvius splcndciis 411. Liebs', Willy. Mina lobata 358. Rchnclt, F. *Actinostemma paniculatuiu 405. Schulze, G. Zur Empfehlung der Maurandicn 438. Trenkncr, Berthold. *Cobaea scandens 377. Zippcrien, Otto. Aristolochia grandillora und gigas aus Samen 184. Sommerblumen. K i l z c n b er g , 1-. *Celosia magnificu 147. Stauden. A r e n d s , G e o r g. Nochmals l'rimula capitata Hook 92. — *A(iuilpgia Helenae 211. J'icsoke, Gustav. Ligularia macrophylla DC, Polygonum |)oly- stachyum Wall., Senecio ]nilcher Hook. cl Arn. und Stokcsia cyanea L.'Herit., vier wertvolle Sumdcn 493. — Arundo Phrag- •iiites 533- ("orrevon, Henry. *Alpeni)Hanzen-KuItiir in .Spliagnuni 245. — '^iVni.ho^ace >7\. Die die r, Ma.\. Anlage von Alpenpflanzen -Gruppen 92, — *Anemone japonica ,, Königin Charlotte" 123. Froebel, Otto. *Clematis davidiiina 123. Hol scher, J. Ferula asa foelida L. 585. Jacobs, O. Delpliinirmi Belladonna 42. Jurass, Paul. Die Aquilegien, ihre Kultur und Verwendung 269. — Die perennierende Phlo.x als Schnitt- blume 402. — Die Stauden-Paeonien 413. Köhler, Ernst. * Viola cornuta-Hybriden 318. Metzner, Reinhold. *Polygonum Orientale L. 147. Meyer, F. W. *Ferula asa foetida L. 494. — Onosma echioides L. (tauricum Wilid.) 533. Moritz, F. W. Incarvillea Delavayi 43. — Care.x japonica fol. var. 50. — Etwas über winterharte Ein- fassungspflanzen 368. Olbrich, St. *PIibiscus Moscheutos 64. Rade, Karl. *Liatris pycnostachya, eine empfehlenswerte Staude ibg. Rehnelt, F. *ScuteUaria baicalensis 42. — *Eranthis hiemalis, der Winterling iio. — *Primula villosa Jacq. in. — *Gymnothrix latifolia 112. — *Zygadcnus glaberrimus 269. R e u t h e , G. Seltene alte Pflanzen 103. — Schöne, wenig bekannte Stauden 401. Rimann, C. Frühjabrsflor auf Teppichbeeten 543. Rudel, E. R. ♦Neuere und wertvolle Schnittstauden 541. Schulze, G. Linaria Cymbalriria Mill. 494. Sonntag, P. Primelgift 5 1 . Sprenger, C. Wiesen-Stiefmütterchen 560. Ziskoven, Carl. Campanula Mayi 212. * ♦Chrj'santhemum nKi.xiiiium hybiiduin ,,Shasta Daisy" 368. Topfpflanzen. Bcrgcr, Alwin. Cotyledon lurida 30S. Besoke, Gustav. Abutilon vexillarium fol. var. und Plumbago capensis fl. albo und fl. coeraleo als Hnch- slämme loi. — Euphorbia jacquiniaeflora als Winterblüher und Topfpflanze 175. — Cineraria platanifolia 281. — Begonia incir- nata als Winleiblüher 290. — Mesembrian- themuin truncatellum 308. — Fetrea volu- l)ilis i;2i. — Amicia Zygomeris DC, Ochna multifloia DC. und Clerodendron S(|uama- tum Vahl. 606. Cremer, Friedrich. Solanum jasminoides 413. — Verjüngung zu lang gewordener Dracaena indivisa 521. Daniel, Georg. Begonia „Turnford Hall" 125. De Coene, V. ♦Bougainvillea glabra sanderiana 1 bo. Daulhenay, H. V^ermchrung von Chrysanthcnnun-Siiorls 28 r. Geucke, Wilh. Ein empfehlenswertes, noch wenig bekanntes Anzuchlsvcrfahrcu von Ficus elastica 361. Graebener, L. ♦Stangeria paradoxa 109. Hess, W., Prof. Dr. ♦Eine neue Erfindung auf dem Gebiete der Blumenpflege 147. — Nochmals Timms Pflanzentränker 392. Hesdörffer, Max. ♦Aus Berliner Handelsgärtnercien 217. — ♦Diosma purpurea 260. — *Tropaeolum tricolorum 280. Hölscher, J. , Tacca niacrantha W. Limpr. 1 1 o. Jahn, E. ♦Über Tillandsien 291. Metzner, R. Über Pikieren im Vermehrungshause 172; Moncorps, R. Hervorragende neue französische Pelargonium grandiflorum hybridum 404. Othmer, B. ♦Bryophyllum creiiatum Bak. 494. — *Feijoa sellowiaua 533. Peters, Eugen Jos. ♦VVilhelma- Rhododendron „St.aatsdame von Massenbach" 437. Rade, Karl. ♦Lagerstroemia indica 13. — ♦Agave tilifcra in Blüte 79. Rehnelt, F. ♦Rhododendron racemosum und rigidum, zwei neue winterharte Alpenrosen 43. — ♦Ron- deletia odorata 125. — ♦Zur Verwechslung bei Tacca cristata 247. — ♦Russelia sarmen- tosa var. multiflora 317. — ^Dankbare Sone- rilen 325. Rettig, E. Timm's Pflanzentränker vom theoretischen und praktischen Standpunkt 258. Rimann, C. *Tropaeolum tricolorum 3I14. Schulze, G. Yucca augustifolia Pursh 522. — xMiutilon Thonipsoni 558. Sprenger, C. Petrea volubilis 586. Tscheu ke, AV. ♦Der Gummibaum in moderner Form S-i- Ziskoven, Carl. Calla aetbiopica multiflora praecox, eine wertvolle weis.se Calla zur Schnittblumen- gewinaung 268. — Bewährte Grujjpen Zonal-Pelargonien 404. — Die Kultur der Aralia .Sieboldii ful. var. 566. — Cyperus alteraifolius fol. var. (> i b. * * * ♦Erythrina crista galli 281. * * * ♦Fouicroya gigantea 3(>4. V ♦Zonalpelargonie ,, Perle vom Tannhof" 450. * * * Euphorbia splendens 549. Wasserpflanzen. Baum, H. ♦Nymphaea guineensis Sih. ct. Th. 5^5. Geier, M. ♦Einiges über Wasserpflanzen 339. Graebener, L. Gegen Algen im Wasser 520 Hesdörffer, Max. ♦Winterhärte Seerosen 337. Rehnelt, F. ♦Azolla pinnata var. 'afiicana 343. Zwiebel- u. Knollengewächse. Bornemann, G. ♦Drei hervorragend schöne Aiiiaryllideeu 184 VI Die Gartenwelt. Vü Besoke, Gustav. Nerine lucida 158. — Die Kultur der bunt- blättrigen Caladien nebst einer Beschreibung der wertvollsten Sorten 254. — Tigridien Crusius, C. *Eremu™s robustus 157. Emitslüt, Nils N. *Kultur von Cyclanien persicum im Süden 306. Gebhardt, M. Cyclanien Colchicum, ein neues im Freien aushaltendes Alpenveilchen 474. H a r t ni a n n , H. Empfehlenswerte Canna-Neuheiten von 1900 bis igo2 326. Krelage, Ernst H. *Darwin-Tulpen 2. Ledien, F. ♦Alwin Richters gefranste Cyclanien 253. Lutz, A. Einiges über die Verwendung der Canna 32q. Peters, Eug. Jos. *Lilium auralum 158. Telkamp, Jac. ♦Gloxinien 172. Schelle, E. Wohlriechende Tulpen 607. Stoldt, C. ■ *Cyclamen splendensgiganteumhybridum 366. Ziskoven, Carl. ■ Kultur der Amaryllis 185. * * * Ranunkeln und Anemonen, ein empfehlens- werter Gartenschmuck für das Frühjahr 522. Plaudereien. Schultz, Benno. Im Zaubergarten der Hekale zu Kolchis 380. Mannigfaltiges. Besoke, Cr. Verwendung von Bastmatten zu Dekorations- zwecken 94. Breitschwe rdt, H. Die Anstrebung und Schaffung von Bezirks- gärtnerstellen in Österreich 81. Daniel, Georg. Der Beruf des Gärtners vom idealen Stand- punkte aus betrachtet 106. Gebhardt, M. Vagnersche Ptlanzennamen 479. — Die Topf- gärtnerei im Mittelalter 618. Riebe, E. Der Gartenbau auf Ausstellungen 93. Schelle. E. Glossen zur Bordelaiser Brühe 599. — Blüten- verbänderung 617. Schulze, G. Zu den Vergiftungen mit Gartenschierling 617. + * + Gesetz gegen die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden 617. + * Öffentliche Gärten in England 1 20. * * * Widerstandsfähigkeit der .Saatbohnen 479. Meinungsaustausch. Heicke, C. Audiatur et altera pars, Erwiderung auf das Protokoll der Düsseldorfer f^andschaftsgärtner in No. 17 d, J. 249. Reinhardt, M. Erwiderungen zu den Auslassungen des Herrn Garteninspektors Heicke , Aachen 275. Gärtnerisches Unterrichts- vresen. Deutsche Nationalschule in Wertheim a. M. 5S8. Gärtnerlehranstalt, kgl., am Wildpark bei Pots- dam 216. Gartenbauschule des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen zu Dresden 288. Gartenbauschule Elisabethinum' in Mödling 58, 587. Gewerbeschule zu Hamburg, Fachunterricht für Gärtner an der 620. Lehranstalt, kgl., für Obst-, Wein- und Garten- bau zu Geisenheim a. Rh. 239. Obst- und Gartenbauschiile in Bautzen 5 16. Prüfungsordnung für die Staatsprüfung für Obst- und Gartenbau an dem Ivgl. pomologischen Institut zu Proskau 430. für das Staats- examen an der Kgl. Lehranstalt zu Geisen- heim a. Rh. 441. Schall, H. Statut der kgl. Gai tenbauschule zu Weihen- stephan 344. Schweizerische Versuchsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädensweil 431, 575. Wein- und Obstbauschule, Grossh., zu Oppen- heim a. Rh. 83. — — — in Trier 552. — , Obst- und Gartenbauschide in Veitshöch- heiin 537, Gehälter der deutschen Garten- beamten. Gehälter der deutschen Gartenbeamten 24, 36, 60, 72, 96, 107, 120, 179. Zeit- und Streitfragen. Grossmann, J. P. Architekt und Gärtner 599. Hesdörffer, Max. Der in Wildpark geprüfte Obergärtner 358. ■ — Der Herr Militäranwärter als Garten- beamter 527. — Über die letzte Obergärtner- Prüfung in Wildpark 540. Koopmann, Karl. Der geprüfte (^)bergärtner 416. Kniese, L. Der geprüfte Obergärtner 467. Peters, M. Der geprüfte Obergärtner 417. Pfeiffer, Carl. Der ge]irüfte Obergärtner 406. Rimann, C. Vorschläge zur einheitlichen Obergärtner- prüfung 464. — Stellungsausschreibung — Stellungsvergebung 442. Schmidt, Carl. Vorschläge zur einheitlichen Obergärtner- prüfung 465. \'oigt, R. Der geprüfte (Jbeigärtner 408. Gärtnerei und Handwerk 228. * * * Der geprüfte Obergärtner 453. Der E;eprüfte Obergärtner 4Ü7. Rechtspflege. Baumfrevel, Urteilsspruch auf, 311. Biber feld, Dr. jur. Die persönliche Natur des Dienstverhält- nisses 16O. Blumenhausierhandel 311. Gewerbegericht und Gärtnergehilfen 539« Haftpflicht der Tierbesitzer nach dem bürger- lichen Gesetzbuch 539. Nachbarrecht, Das, des Obstbaumbesitzers nach dem bürgerlichen Gesetzbuch tgo. Streit zweier Gewerbe wegen gefährlicher Nachbarschaft 455. Unfähigkeit zur Fortsetzung der Arbeit als Entlassungsgrund 620. Schutzzoll. Denkschrift der Gruppe Leipzig des Verb. d. Hdg. D. in Sachen des .Schutzzolles 252. „Ein Wort in letzter Stunde", Eingabe seitens des Vorstandes des Gartenbauverbandes für das Kgr. Sachsen in Sachen des Schutz- zolles 252. Entwurf zum Zolltarif, aufgestellt von der Kommission des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 71. Schutzzölle Österreichs 5g. Schutzzollfrage. Die, aut dem zweiten öster- reichischen Gärtnertage in Wien 59. Zolltarif-Entwurf, Referat über den, in der Handelskammer in Erfurt 36. Zolltarif-Kommission, Beschlüsse der, 299, 34S. Vogelschutz. Eine Ehrenrettung 538. Übereinkunft zum Schutze der für die Land- wirtschaft nützlichen Vögel 440. Verordnung für den Vogelschutz in Hessen 552. Verkehrswesen. Neuerung im Güti.'r\ erkehr bei Befi>rderung von Obst 227. Aus den Vereinen. Allgemeiner Deutscher Gärtner - Verein 456, 503, 561. Bayerische Gartenbau-Gesellschaft, Jahresbericht der, 336. Bodenseegärtner Versammlung, XL, 570. Der Empfang der Teilnehmer am zweiten österreichischen Gärtnertag im Rathaus in Wien 58. Deutsche Dahlien Gesellschaft 10, 192, 228, 251, 408, 478, 552, 563, 611. — *Dendrologische Gesellschaft 503, *572,*596. Düsseldorf, Niederschrift der selbständigen Gartenarchitekten zu, gelegentlich einer ver- traulichen Besprechung 201. Gärtnerverein, Deutscher, zu London 180, 371. Gartenbau-Gesellschaft zu Frankfurt a/M., Jahres- bericht der, 299. Gartenbauverein in Potsdam 262. Gesellschaft für Gartenbau und Naturwissen- schaften für Grossenhain und Umgegend 552. Hamburg-Altonaer Gärtner- Witwenkasse 228. Leipziger Gärtnervereins, 5. Pflanzenmesse des, SOS- Märkischer Obstbauverein 251, 276. Obst- und Gartenbauverein Freibeig und Sayda 383. Proskau, Zusammenkunft ehemaliger .Schüler des kgl. pomologischen Institutes zu, aus dem Bereich der Provinz Schlesien 215. Verband der Handelgärtner Deutschlands 573. — ehemaliger Reutlinger 299. Verein deutscher Gartenkünstler 467, 528, 586, 609. — deutscher Rosenfreunde 275, 468. — ehemaliger Geisenheimer 48, 192, 22S, 396. 587. — Wiesbadener Handelsgärtner 58. — zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin 83, 129, 166, 240, 287, 382, 442, 491. Vereinigung ehemaliger Dresdener Gartenbau- schüler 276, 408. VIII Die Gartenwelt. Aus der Fachpresse. Tidning für Trädgardsodlaie 264. Norwegische Gärtnerzeitung 384. Bücherschau. Arbeiten an der biologischen Abteilung für Land- und Forstwissenschaft am Kaiserlichen Gesundheitsamte 431. Bericht der kgl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim a/Rh., für das Etatsjahr 1900/01. Von R. Goethe 71. Champignon-Zucht. Von A. G. Radde 11. Deutsches Reichs-Unfallversicherungsgesetz für Land- und Forstwissenschaft vom 30. Juni 1900 274. Elektrische Gärtnerei, Werdende, im Freien, in Treibhäusern, Wintergärten u. s. w. Von A. Daul 1 19. Gärtner-Liederbuch, Deutsches, 311. Garden making, The art and craft of. Von Thomas H. Mawson 274. Gartenbau -Lexikon, Illustriertes, 3. Auflage. Herausgegeben von Prof. Dr. L. Wittmack 132, 167. Gartenbauka^pnder, Deutscher, für 1902. Von Max HesdcJrfTer 57. Gartenbaukammern? Ein Wort zur Klärung der schwebenden Frage über die gesetzliche Organisation dw 'deutschen Gärtnereien. Von Otto Albrecht 156. Gartenkunst, Die deutsche. Von Carl Hampel 119. Gartenbuch, Der Jugend. Von Marie Teuscher und Heinr. Freih. v. Schilling 191. — für Anfänger. Von Joh. Böttner 587. — für Jedermann, Hampels, 600. Gemüsegarten, Der Küchen- und. Von F. C. Heinemann 275. Jahresbericht (12.) des Missourie Botanical Garden in St. Louis. Von Wm. Trelease 9b. Kakteen, Praktischer Leitfaden für die Auf- zucht und Pflege der, mit besonderer Berück- sichtigung der Phyllocacteen. Von W. <). Rother 491. Kuhns botanische Taschenbiklerbogen für den Spaziergang 431. Kultureinrichtungen, Die praktischen, der Neu- zeit. Von Otto Schnurbusch Iü8. ( Obstbaues, Das praktische Lehrbuch des. Von Johannes Böttner 191. Obstes, Die Ernte und Aufbewahrung frischen, während des Winters. Von Heinrich Gaerdt "91. Obstkultur, Handbuch der. Von N. Gaucher 40cS, 491. Pfirsichzucht, Anleitung zur. Von Fr. Buche 191. Pflanzenfamilien, Die natürlichen. Von A. Engler und K. Prantl 311. Pilze, Den Obstbau schädigende, und deren Bekämpfung. Von Ph. Held 191. Taschenbuch der praktischen Photographie. Von Dr. E. Vogel 564. Torfstreu und Torfmull. Von L. Danger 48. Weinstocks, Erziehung, Schnitt und Pflege des, im kälteren Klima. Von Robert Betten 191. Verdiente Fachgenossen. *Neubert, Emil 322. — Stoldt, C. 477. — 'Senioren, Die, der Berliner Handelsgärtner 523. Nachrufe. *MühIe jr., Wilhelm, f 131. Gartenbaudirektor, ■\ 395. *Grussdorf, Fragen und Antworten. Acetjlengas 11, — Apfel, Schlechter Ertrag der, in Boden mit Grundwasser. Abhilfe 61S. — AUium ursinum (wilder Knoblauch), Ver- tilgung von, in Parkanlagen 286. — Ameisen, Zur Vertilgung der 118. — Ananas, Kultur der 47. — Bougainvillea glabra sanderiana, Kultur der 538, — Bouvardien, Kultur der buntblühenden 538. — Brunnens, Bewährtes System eines, für eine kleinere Gärtnerei 239. — Chrysanthemum, Behandlung der, mit Russ- wasser 263. — Chrysanthemum, Schwarzwerden von Knospen bei, und Ursachen desselben 263. — Chrysanthemum - Sorten , frühblühende und extra grossblumige 370. — Erdbeersorten, früheste und späteste für den Handel 238. — Erde, Verwendung von Eichenlohe und Eisen enthaltender, für Kulturzwecke 619. — Erd- flöhe, Mittel gegen, 619. — Fussangeln und .Selbstschüsse 286. — Gartenbauschulen, Ein- fluss des Besuches von, auf das spätere Fort- kommen 118. — Gehilfenstellung in der Schweiz 286. — Gurken, Die besten Sorten Freiland 549. — Kaninchen, Schaden durch wilde; Vertilgung derselben 179 Überwinterung von Winter-, in Musa Ensete, Verfahren bei c 576. — Oleander, Beste Verpfl — Pfirsiche unter Glas, welch( ansetzen 178. — Plirsichtrei < Pflaumenbohrers, Vertilgung de settia pulcherrima, Anzucht un der 513. — Präparieren vcn; Pflanzenteilen 539. — Rosa c von, -Stämmen 369. — Rose letzten fünf Jahre 141. — Ro sechs sehnigsten dunkelroten, zu — Rote Spinne, Bestes Mittel 7 der, in Pfirsichtreibhäusern 94. tigrina, Behandlung von, zur . Blütenflors 491. — Teppichbeetp harte 575. — Thrips und R Azaleen; Vertilgung derselben 2:. sucht bei hochstämmig veredelter - 479. — Weintrauben, Missfärbui! Briefkasten der Re Bezugsquellen für Rebensteckhc cium Carbid als Reblausvertilgi — Firmen für Obstverwertung heitserscheinungen durch Gase an Eichenlaub 612. — Mimulus — Schaden an Pflanzen durcl Schwielenbrand (Graphiola phoen 276. — Stellungen für deutsc England 216. — Unfruchtbark bäumen 372. Tafeln. Darwin-Tulpen 2. Pelargonium hybridum grandillor Waldersee- Aster 116. Aquilegia Helenae (flabellata > Päonienblütige Perfektion- Astei — Viktoria-Aster ,,Miss Rot Neue deutsche Edeldahlien für gard Weimar" und ,, Lotte Kol 317- Cyclamen splendens giganteum Cypripedium hybridum (x) Cal; und C, h. leeanum snperbuni Gefranste Cyclamen von Alwin den 474. Dendrobium moschatum und D. Richardia hybrida- „Solfatara" i Illustriertes Wochenblatt für den g^esamten Gartenbau. Jahrgang VI. 5. Oktober 1901. No. I. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inludt dieser Zeitschrift wird stra/rechtUch verfolgt. Rosen. Rosen-Neuheiten eines deutschen Liebhabers. Von W. Hinner, Rosenzüchter, Trier. (Hiirzit zwei Abbildungen.) JJie jährlichen Neuheiten-Verzeichnisse bringen der Roscnwelt stets eine Fülle von Sorten mit den besten An- preisungen, sodafs dem Berufsgärtner wie dem Rosenlieb- haber die Wahl sehr erschwert ist. Dafs uns gerade die letzten 8 Jahre eine stattliche <* 'zahl bester, wertvoller Sorten zugeführt haben, ist bekannt, namentlich die Berufszüchter lieferten das Ihrige. Weniger wurde von Rosenliebhabern geboten. In letzter Zeit jedoch regt sich in Liebhaberkreisen das Interesse für eigene Neuzüchtungen mehr und mehr, wir können auch heute bereits fest behaupten, dafs die Liebhaber- züchter bald ausgezeichnete Er- folge aufweisen werden. Unter den Laienzüchtern lenkt namentlich Herr Lehrer O. Jacobs in Weitendorf bei Proseken, die .\ugen der Be- rufszüchter auf sich, durch seine glänzenden Erfolge in der Neuheitenzucht. Besonders hervorgehoben zu werden ver- dient, dafs Herr Jacobs nicht mit den Hilfsmitteln, die dem Gärtner zu Gebote stehen, arbei- tet, sondern, dafs er lediglich auf seinen freien Garten und auf die Fensterbrettkultur in seiner Wohnung angewiesen ist. Durch entgegengebrachtes Vertrauen gelangte ich in den probeweisen Besitz einiger seiner, noch nicht im Handel befind- lichen, Neuzüchtungen, hatte somit Gelegenheit, diese hier in Pflanzen während zweier Die Gartenwelt. VI. Jahre zu beobachten und schätzen zu lernen. Das Ergebnis der Beobachtungen ist sehr gut, und man mufs dem Züchter der in Rede stehenden Neuheiten vollste .Anerkennung aus- sprechen, indem man gleichzeitig noch mit Recht behaupten kann, dafs schwerlich gleichwertige Sorten von Berufszüchtern in den nächsten Jahren dem Handel übergeben werden. Folgende vier Neuheiten von O. Jacobs habe ich be- obachtet und möchte ich kurz beschreiben: y Jacobs Perle''^ zählt „Kaiserin Auguste J'iktoria''^ mit zu ihren Eltern. Ihr Wuchs ist majestätisch stolz aufrecht, buschiger als der der „Kaiserin"', was entschieden ein grofser Vorteil ist. Das Laub ist schön, grofs, IcJerartig glänzend. Auf starkem, langem Triebe erhebt sich die hübsch gebaute Biiddley.i variabilis. Origtnalaufuahine Tiir die „G.nrtenwelt'' (Text Seite 5) i ^ Neue Theehybridrose „Marianne Pfitzer'. üriginalaufnahme für die .Gartenwell". Knospe, die sich zu einer sehr grofsen, der Mutterrose in der Form gleichenden, ideal schönen, lachsfarbig rödich- gelben Blume entwickelt und sich dann vorzüglich dauerhaft in stets schöner Form erweist. Sie mufs als Perle für die Treiberei, für den Schnitt im Kasten und im freien Lande bezeichnet werden und kann sowohl einzeln als auch in Gruppen gepflanzt werden, immer ist sie von vorzüglicher Wirkung. In dieser Neuheit haben wir eine Errungenschaft zu verzeichnen, welche auf eine Überflügelung lange warten dürfte. Mir war stets beim Betrachten der Neuheit im Flor, als ob sie gewisser- mafsen beauftragt wäre, die unvergänglichen Grüfse aus Weitendorf und den dauernden Züchterruhm hinauszutragen in die weite Welt. Auf meinen Vorschlag hat der Züchter dieser herrlichen Neuheit den Namen ^Jacobs Perle^'' ge- geben. Ich glaube wohl mit Recht, dafs diese Rose einen Markstein unter seinen Züchtungen darstellt und sich in den Kulturen ein bleibendes Andenken sichern wird. F^iue weitere Neuheit, von dem Züchter zu Ehren des Herausgebers der „Gartenwelt" „Max Hcsdörffer"' genannt, entstammt augenscheinlich einer Kreuzung, an welcher „La France''' beteiligt ist. Diese Neuheit zeigt einen überaus üppigen, gesunden, buschigen Wuchs mit eleganter Belaubung. Die Farbe ist dunkelrosa bis hellrot, mit silbrigrosa berandeten Blumenblättern. Die Blumenform ist prächtig voll- kommen, die Knospe lang, köstlicher zarter Duft er- höht noch den Wert. Obwohl ja „La France'''' einen vorzüglichen Wuchs hat, bietet Jacobs Sämling ,.Max Hesdcrffcr^^ doch besondere Vorzüge, auch in Form und Farbe der Blumen, die sich stets willig öffnen. Die Farbe ist bedeutend dunkler als „La France'''.' Auch in dieser Sorte erhalten wir eine grofsartige Neuheit. „Rulini der Gartcnwclf' heifst die Sorte, welche unsere Abbildung Seite 3 zeigt. Sie verdient wohl eine vorzeitige Besprechung. Die schöne Form der Blume kommt in dem Bilde voll zur Geltung, nur ist die Blume nach demselben als mittelgrofs zu be- zeichnen; hier waren die Blumen aber von enormer Gröfse, jedenfalls ist die abgebildete zu knospig für die Aufnahme verwendet worden, denn erst nach dem Stadium, welches das Bild zeigt, beginnt die Prachtentfaltung. Diese Rose stammt von „American Beatity"' ab, hat festen, aufrechten, kräftigen Wuchs und schönes, dicht stehendes Laub. Die Blume zeigt halbgeöffnet ihre eigentliche Prachtfarbe, sehr feuriges, brennendes Rot, welche Farbe sich bis zum Verblühen hält, wie auch die Blume sich als sehr haltbar erweist. Bis jetzt haben wir keine Sorte in dieser ausgezeichneten gesuchten Färbung. Köstlich duftend, sehr reichblühend. Als letzte Neuheit von Jacobs nenne ich „Marianne Pfitzer" (siehe nebenstehende Abb.), von „Kaiser 171 Auguste Viktoria" abstammend. Sie zeigt den Wuchs ihrer Mutter, auch gleiche Blumenform. Die Farbe ist sehr zart malmaisonfarbig, hell- rosa mit dunkelrosa und weifslichem Scheine. Blume sehr grofs, von langer Dauer, ohne Verlust der reizenden Farben- töne und der Form, selbst bei sehr ungünstigem Wetter. Sie blüht einzeln auf langen, festen Stielen, stets aufrechtstehend. Die Neuheit kann mit Recht vom Züchter als „rosafarbige Kaiserin''' bezeichnet werden, und wird berufen sein, aus dem Wettstreit mit ähnlichen Neuheiten als Siegerin hervorzugehen. Zu welcher Zeit die drei ersten Sorten dem Handel übergeben werden sollen, ist mir noch nicht bekannt. Zwiebel- und Knollengewächse. Darwin-Tulpen. \'on Ernst H. Krelage, Blumenzwiebel-Kulturen, Haarlem (Holland). (Hierzu die Farbentafel.) Cs gehörte bis vor einigen Jahren zu den schwierigsten Aufgaben der Gärtnerei, die Ziergärten im Monat Mai mit blühendem Material und weitleuchtenden Gruppen zu schmücken, denn nach der Blütezeit der Frühtulpen und vor dem Ein- tritt der Sommerflora gab es immer eine Zeit, für welche ein geeignetes Blumenmaterial lischt oder nur in sehr geringer Auswahl vorhanden war. In den letzten Jahren haben sich diese Verhältnisse VI, I Die Gartenwelt. a jedoch geändert, und wenn man jetzt einen wohlgepflegten Garten im Mai besucht, so wird man schon von weitem überrascht von weitleuchtenden, in den herrlichsten Farben prangenden Gruppen. Wenn man näher tritt und die ein- zelnen Blumen der Gruppen unterscheiden kann, sieht man, dafs der grofsartige Effekt durch Tulpen hervorgebracht wird, jedoch durch Tulpen ganz besonderer Gröfse, deren Blumen sich elegant wiegen auf dünnen, schlanken, aber doch zugleich sehr kräftigen Stielen, und in den verschie- densten Farbentönen prangen, wie sie unter den Frühtulpen zum Teil gar nicht vorkommen. Die Wirkimg dieser Tulpen wird noch ganz bedeutend gehoben durch den Hinter- grund der jetzt in reicher Üppigkeit prangenden, jungen, frischen Vegetation, während man sonst gewöhnt ist, die Früh- tulpen in ziemlich öder Umgebung zu sehen, wenn Baum und Strauch noch im Winterschlaf verharren. Es ist zwar nicht zu leugnen, dafs gerade deshalb die Frühtulpen, sowie alle frühblühenden Zwiebelgewächse überhaupt, als erste Frühlings- boten einen besonderen Reiz haben, immerhin dürfte die Wirkung der Spättulpen in einer harmonischen grünbelaubten Umgebung unbedingt grofsartiger und schöner sein. Es haben Spättulpen existiert, so lange man Blumen- zwiebeln kultiviert. So gehörten bekanntlich die Tulpen, welche das Hauptobjekt des Tulpenschwindels im 17. Jahr- hundert bildeten, zu den maiblühenden, ebenso die pana- chierten Liebhabertulpen, welche man unter den Namen „Byblumen" und „Bizarden" in den Katalogen verzeichnet findet. Niemals haben diese jedoch eine wichtige Rolle bei der Ausschmückung unserer Gärten gespielt, und es läfst sich dies leicht erklären, weil die ein^ zeluen Blumen dieser Tulpen zwar vot grofser Schönheit, jedoch wegen de: Panachierungen (Violett oder Rosa au weifsem Grunde, Violett oder Braun au gelbem Grunde) nicht von weitleuchten der \\'irkung sind. Diese panachierten Tulpen ent- stehen durch plötzliches „Brechen" der Farben (eine Art j.Sport"- Variation) aus einfarbigen , sogenannten Muttertulpen, und nun könnte man meinen, dafs diese einfarbigen Tulpen für Gartendekoration geeig- net sein würden. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn die Muttertulpen der alten holländischen Byblumen und Bizarden haben matte Farben und sind nur wert- voll, nachdem sie durch „Brechen"' in panachierte Tulpen sich umgewandelt haben. Nun ist jedoch vor ungefähr zwölf Jahren von unserer Firma eine neue Rasse einfarbiger Spättulpen in den Handel gebracht worden, welche sich von den bis dahin bekannten matten Muttertulpen durch sehr leuch- tende und wirkungsvolle Farben unterscheidet. Es zeigte sich, dafs das „Brechen" bei diesen Tulpen nur ganz aus- nahmsweise vorkam, sodafs sie als einfarbige Sorten für Beete und Gruppen gerade dasjenige boten, was man so lange gesucht hatte. Es sind dies die jetzt unter dem Namen „Darwin-Tulpen" allgemein bekannt und beliebt gewor- denen maiblühenden Tulpen. Der Name Darwins wurde mit Zustimmung der Familie des berühmten Forschers der neuen Rasse beigelegt, da dieselbe infolge seit Jahrzehnten fort- gesetzter künstlicher Zuchtwahl ihre heutige Vervollkommnung erreicht hat. Jetzt sind die Darwin-Tulpen in gröfseren Mengen all- jährlich abgebbar, und unter den zahlreichen Sorten, welche in den ersten Jahren die Krelagesche Sammlung bildeten und damals in kleineren Posten in Sortimenten verkauft wur- den, haben sich allmählich eine bedeutende Anzahl ausge- zeichnet, welche man als die Hauptsoiten, auch der nächsten Zukunft, ansehen könnte, und deren Geeignetsein für ver- schiedene Zwecke (besonders als vorzügliche Schnittblumen, da langstielig) sich in ganz verschiedenen Gegenden voll- kommen bewährt hat. Wir lassen hier eine Auswahl der besten Sorten, nach den Farben geordnet, folgen : Weifse. „Za candeur^^ in der Knospe zart lila, wird im Verblühen reinweifs. ^.Painted Lady''\ ist von der ersten Entwick- lung ab milchweifs, auf dunkelgefärbten Stengeln. „Wedding TUeehybridrose „Ruhm der Gartcnwelt-'. üiifiiiiataiirii.ihme für die „CJartciiui-U'. I* Die Gartenwelt. VI, I »«'/" hat spitze Blumen, ist silberweifs, von schönster Wirkung in einer Gruppe. „Olga" ist sehr niedrig und eignet sich daher besonders für Ränder und Einfassungen. Fleischfarben. ,^Gretc/ien", eine der schönsten Sorten überhaupt, mit eierförmigen Blumen, silberrosa-fleischfarben, innen dunkler angehaucht, mit hellblauem Grundfleck. „Kate Greenaway''\ eine der spätesten, sehr zart fleischfarben. , Psyche"' dagegen blüht ziemlich früh und ist rosa-fleischfarben mit hellblauem Grundfleck. ,^Nymphe", rosaweifs, ist zart wohlriechend. Stärkeren Wohlgeruch hat ,,Zephyr" mit rosa angehauchten Spitzen der Fetalen. „Mrs. Clevehnd^' hat eine reizende zarte Bindefarbe, ebenso „Siizon''\ ,.Matden's MusA" und „Afrs. Stanley", alle hochfeine und vornehme zarte, reine Farben von Fleischfarben bis Rosa. Rosa. Die meisten rosafarbigen Darwin-Tulpen haben heller gefärbte Ränder, während der mittlere Teil der Fetalen dunkler gefärbt ist. Zu den schönsten Sorten dieses Typus gehören: „Ant. Raozen" , „Mad. Krelage"- , „Reine Wilhelmina", ^fiustave Dori", ^^Landelk", „Edmi'e"'. Eine reizende, ein- farbig lachsrosa Sorte ist „Clara Butt"-; weifslich-rosa mit dunkelrosa angehauchten Spitzen ist die niedrige ,^Loiiise" , andere rosa Frachtsorten sind ,.Bridesmaid^\ ,,Aiigelina" , ,jCalliope", „La fiana'e" . Lila. „Ed. Andit'' hat auf lila Grunde purpurröt- lichen Schatten. Die Blumen von ,^Nora Ware" sind von mittlerer Gröfse und zeigen das reinste Zartlila. ,^Dreatn" ist eine hochwachsende, frisch lilafarbene Blume. „R(v. Ew- hank" ist niedriger, bläulich-lila mit hellerem Rande, „Vallre" und ,^J'irgi/iia'' sind etwas dunkler. „Circe" hat eine äufserst frische Farbe. Andere lilafarbene Sorten dagegen sind wie mit mattem Silber bedeckt und daher sehr geeignete Trauer- blumen, z. B. die wunderschöne „Soitrenir de douleiir'^ . Violett. Von Lila gehen die Nuancen allmählich in Violett über, und die dunkelsten violetten Tulpen sind fast schwarz. Es gehören hierzu w. a. ,. Fräulein Amherg" , „Van't Hoff", ,^Aesculape" und „Pygmalion"; „Leonardo da Jlnci" ist glänzend violettschwarz. Karmin ist reichhaltig vertreten unter den Darwin- Tulpen. Sehr beliebte Sorten in dieser Farbe sind u. a. ,,Asa Gray", „Cyrano de Berger ac" , „Europe", extra!, „Ge- tieral Köhler" und „Herta". Scharlach ist bei den Darwin-Tulpen eine geradezu blendende Farbe von unvergleichlicher Glut im Sonnenlicht. ,^Bartigon", ,^Baron Ton Goltstein" , JV'illiam Pitt", „Glory" und „Scylla" gehören zu dieser Serie, wovon noch besondere Erwähnung verdienen die in London preisgekrönten Sorten ]'an J'oortvliet" und „vl/^. Farncombe Sonders", und als wahre Riesentulpe die herrlichste von allen: „Pride of Haarlem" , deren Innenseite leuchtend lachsscharlach ist, und deren Aufsenseite am besten mit der Farbe der Frühtulpe „Proserpina" verglichen werden kann. Braun und Braunrot ist in keiner anderen Tulpen- klasse bekannt, unter den Darwin-Tulpen giebt es aber ver- schiedene Sorten dieses Farbentones, wie z. B. „Bruno", „Mr. A. F. Barron", ,.3/r. IF. Roberts", „Harry Veite h" und „Sliakespeare" . Die merkwürdigste Farbe ist jedoch zweifellos die rein schwarze, wie sie bei den Darwin-Tulpen ebenfalls vor- kommt. Die früheste Darwin -Tulpe, welche ihre Farbe vor allen anderen zeigt, ist die schwarze „Fra Angelica" ; ihr folgen dann „The sultan" , „Ph. de Commines" , „Prof. Witt- mack", „Dr. Egerling" , „Liberia", „Black knight" , „Gry- phus" , „Von Jeliring" , ,^Samiel" u. a. Alle sind schwarz und doch untereinander vollkommen verschieden, denn es giebt hier braunschwarz und violettschwarz, hohe und nie- drige, frühere und spätere, ganz eigentümlich geformte wie ,.Zuli(", ganz regelmäfsig wachsende niedrige wie „Le negre", und endlich die absolut schwarze Tulpe, „La tiilipe noire" , die Verwirklichung des Dumas'schen Romans, die dunkelste Blume des Fflanzenreiches. Haben wir bis jetzt die Darwin-Tulpen ausschliefslich nach ihrem Werte für die Landschaftsgärtnerei betrachtet, so ver- dienen sie nicht weniger Beachtung als Treibtulpen. Es ver- steht sich, dafs diese Rasse, deren normale Blütezeit in den M.ni fällt, nicht geeignet ist zur Weihnachtstreiberei; es würde auch kaum einen Zweck haben, denn die frühesten Früh- tulpen dienen diesem Zwecke vollkommen. Wenn jedoch die frühen Tulpen verblüht sind, d. h. im Anfang März, dann ist es gerade die schönste Zeit für die getriebenen Darwin -Tulpen. Schon früher*) wurde in dieser Zeitschrift hervorgehoben, was sich in dieser Richtung mit den Darwin- Tulpen erzielen läfst, und seitdem haben sich dieselben als späte Treibtulpen überall vollkommen bewährt. Spezielle Winke für die Kultur, entweder im Freien oder zum Treiben, brauchen nicht gegeben zu werden. Die Darwin -Tulpen sind in Kultur und Treiberei gerade so wie andere Tulpen zu behandeln. Ihre Kultur bietet gar keine Schwierigkeiten. Neben den Darwin-Tulpen sind die seit längerer Zeit ver- nachlässigten Spättulpeu, welche hier und da noch in alten Gärten vorgefunden werden, wieder zu Ehren gekommen, und da es unter diesen letzteren eine Anzahl giebt, deren Farben unter den Darwin-Tulpen nicht vertreten sind, so erhöhen sie noch den Effekt der letzteren, wenn man sie zusammen anwendet; namentlich gilt dies von den zahlreichen gelben Spättulpen, wie „Bouton d'or", tief goldgelb, mit schwar- zen Staubfäden, „retroflexa" , mit elegant zurückgeschlagenen Fetalen, ,^Billietiana" , gelb mit orange Rändern, „Golden eagle" , reingelb, ,^Goldene Krone" , orangegelb, und vielen an- deren selteneren Sorten. Es würde uns hier zu weit führen, wenn wir diese jetzt schon nahezu loo Sorten umfassende Gruppe der verschie- denen Spättulpen näher beschreiben wollten, es kann ihnen bequemer ein spezieller Artikel gewidmet werden. Ebenso könnte die so interessante Gruppe der „Rembrandt-Tulpen", welche unsere Firma neulich in den Handel gebracht hat, eine besondere eingehendere Betrachtung rechtfertigen. Diese sind als panachierte Darwin-Tulpen entstanden, unterscheiden sich jedoch durchaus von den älteren panachierten Lieb- habertulpen. *) Vgl. Jahrgang IV, .S. 399 u. 402 Darwin-Tulpen 1. Mr. Farncoinbe Sanders. — 2. La candeur. i 3. Mad. Krelage. — 4. La tulipe noire. — 5. Mrs. Cleveland. VI, I Vermehrung gefüllter Knollen-Begonien. — Um von gefüllten Begonien guten Samen zu erhalten, gebe man den Pflanzen nur so viel Wasser, dafs dieselben gerade vor dem Welken bewahrt bleiben, schneide alle Zufuhr von Nahrungsmittel ab und lasse ihnen so viel Licht und Luft als möglich. Dies ist, kurz gesagt, ein Hunger- prozefs, durch welchen die l'flanzen veranlafst werden, auc.i halbgefüllte männliche Bluten hervorzubringen, welche Staubgefäfse entwickeln. Die weiblichen Blüten werden dann künstlich befruchtet. Gehölze. Buddleya variabilis Hemsl, ein neues winter- hartes Ziergehölz. (Hierzu die Abb. Seite r und 5.) — Die schönste, für den Land- schaftsgärtner wie Blumen- binder wertvollste Buddleya ist imstreitig B. variabilis, welche erst vor wenigen Jahren durch Vilmorin, Andrieux &Co., Paris, in die Kulturen einge- führt wurde. Nach der „Revue horticole" stammt die Pflanze aus China, aus dem östlichen Se - Tschcun, von wo ge- nannte Firma if^gö Samen er- hielt, welcher eine grofse An- zahl Pflanzen ergab, die in der Mehrzahl bereits im darauffolgenden Jahre blühten und den Winter gut über- standen. Die weitere Be- schreibung und Abbildung der Neuheit in der „Revue horticole" veranlafsten mich, die Pflanze im Frühjahr 1900 von Lemoine in Nancy kommen zu lassen. Das kleine „Schwänzchen' einer sogen. Pflanze wurde nun sorgfältig in schweren, feuchten Lehmboden gepflanzt, sonst aber sich selbst völlig überlassen. Es entwickelte sich bis zum Herbste zu einem üppigen, über i'/a ni hohen Busche, von dem ich alles glauben wollte, nur nicht, dafs er den Winter un- gedeckt überstehen könnte, denn kein Trieb zeigte einen wirk- lichen Abschlufs durch Bildung der Endknospe. Trotzdem deckte ich das C.ehölz nicht und war nach dem bösen Nachwinter, der manchem Ziergehölz empfindlich zusetzte, sehr erstaunt, die Bt4dd- kya unversehrt und bereits wieder in schwachem Wachstum be- griffen zu sehen. Anfang Juli war sie fast 3 m hoch und übersät mit mehr als hundert ihrer schönen Blütentrauben. Ein wunder- voller Anblick, von dem die Abbildung nur einen schwachen Begriff zu geben vermag. Der auf dem Bilde der Titelseite neben der Buddliya stehende Aralia chinensis Stdimm soll einen Ver- Buddleya variabilis. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". gleich der Gröfsenverhältnisse gestatten. Die Blütentrauben wurden hier zum Teil 35—40 cm lang und sind mit Tausenden klei- ner violettblauer Röhrenblüten besetzt, die einen süfslichen Geruch ausströmen. Die Blüte hielt heuer, verlängert durch nachschiebende Seitentriebe, bis Ende August an. Das aber macht den Wert der Pflanze; Sommerblüher unter den Ge- hölzen haben wir so wie so nur wenige. Wenn das Gehölz auch nicht in allen Lagen des grofsen deutschen Reiches frostsicher sein wird, so soll man es doch bei dem geringenPreise, zu dem es käuflich ist, überall anzupflanzen versuchen. In milderen Lagen wird es sicher aushalten, manchenorts viel- leicht, wie Dcsmodiuin,Cianothus und ähnliche, bis zum Boden abfrieren, um dann nur umso kräftigere Schosse und Blüten- trauben hervorzutreiben. Seiner hellen, unterseits weifsfilzigen Belaubung wegen , pflanze man es vor dunklem Hinter gründe an. Für diejenigen, die eine Pflanze nur nach ihrem Werte als Schnittblume zu taxieren pflegen, will ich bemerken, dafs man die Trauben auch abschneiden und zur Binderei verwenden kann; sie geben ein sehr leichtes, modernes Material ab, das sich leidlich frisch erhält. M. Löbner, Obergärtner, Wädenswiel (Schweiz). Ausstellungsberichte. Die Schnittblumen auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung- in Mainz. Vom Herausgeber. Die Schnittblumenabteilung, welche ein Zelt von bedeutender .-Ausdehnung füllte, war zweifellos die handelsgärtnerisch inter- essanteste der ganzen Ausstellung. Hier waren die Stauden die Beherrscherinnen des Blumenreiches, nicht nur durch die Masse, sondern auch durch ihre Schönheit und die leuchtenden Farben, mit welchen Mutter Natur gerade die duftarmen Herbststauden so verschwenderisch ausgestattet hat. Zwei Firmen von wohlbegründetem Rufe thaten sich in der Staudenabteilung besonders hervor: Goos & Koenemann, Nieder-Walluf, und Georg Arends, Ronsdorf bei Barmen. Die Die C a 1 1 c n w c U. VI, ganze linke Tablette des langgestreckten, grofsen Zeltes hatte die erstgenannte Firma mit Beschlag belegt, hier war so ziemlich alles vereinigt, was uns der Herbst noch an Staudenblumen bietet. Wer nennt die Gattungen, zählt die Namen von allen, die hier zusammenkamen, konnte man von dieser Kollektion, die auch Dahlien, buntlaubige Gehölze und Ericaceen enthielt, nach be- kannter Weise ausrufen. Sehr gefielen mir die Namen der herr- lichen Gaillardien-Züchtungen der Aussteller, wie „Neudor/er^, ,,I!'i>ik!er'', ,.AIillel/inn!er^^ und ,,Sfeiii/ierger" ^ die an gute Tropfen gemahnen, mehr noch die schönen Sorten, die solch „süffige" die durch die Zierlichkeit der Belaubung und die in zarten Farben prangenden niedlichen Blüten ein brauchbares Material für aparte Bindereien abgeben können. Vertreten waren folgende Arten und Abarten: Calluna vulgaris ela/a, weifs, vu!g. aurea, gelb, vulg. /omentosa, rot, Daboecia polyfolia grandißora, sehr grofsglockig, polyf. alba, Erica tetralix und Mackayi mit beuteiförmigen fleischfarbigen Blüten. Im Freien führten Goos & Koenemann noch u. a. Gruppen winterharter Farne, die gegenwärtig auch sehr vernach- lässigt werden, winterharte Fuchsien (Tom Thumb, coralina und gracilis), schönblühende Caniia und Glyctria spectabilis fol. var. vor, Blick auf das Diorama in der llanpthallc der allgemeinen deutschen Cartenbau-Ausstcllung- zu Mainz. Üriginalaufnahme für die „Gartenwelt". Namen tragen. Anemone japonica war in allen bis jetzt bekannten Sorten vertreten, draufsen im Park ebenso wie die herrlichen Sorten der Stauden-/%/ö.>- auch als Gruppenpflanze auf zahlreichen Gruppen, welche die Firma mit in Töpfen gezogenen, sehr ge- drungenen Exemplaren bepflanzt hatte. Prächtig waren in der Goos & Koenemann 'sehen Kollektion u. a. Centaurea montana rubra, Rtidbtckia „Au/unin Glory", gelb, grofsblumig mit breiten Fe- talen, und -Ufer pwuiatus, sehr vollblühend, Blüten lila, in flachen Scheindolden. Dankenswert ist es, dafs sich die Herren Goos & Koenemann neuerdings auch der winterharten Ericaceen an- genommen haben, von welchen sie ein herrliches Sortiment zu- sammenbrachten. Im Freien zeigten sie die vorzügliche dekora- tive Wirkung der mit diesen spätblühenden Heidekräutern be- pflanzten Felsenbeete, auf welchen die Felsen mit Korkrinde markiert wurden, in der Halle dagegen abgeschnittene Zweige, ein herrliches buntes Bandgras, das auch ein erstklassiges Binde- grün liefert. Inmitten dieser Staudengruppen befand sich, neben- bei erwähnt, ein schönes r/irwnrfjSortiment der genannten Firma. In der Staudenkollektion von Georg Arends, die sich gleichfalls durch Vorzüglichkeit und grofse Reichhaltigkeit aus- zeichnete, waren die schönblühenden .Stauden, die uns noch im Herbst gute Blumen spenden, vollzählig vertreten, namentlich Coreopsis, Helenium, Anemone, Gaillardia, Papaver, Monardia, Campanula, Chelone, Phlox, Aster, Srdum Faharium und selbst noch Chrysanthemum maximum in vorzüglichen Blüten. Diese Kollektion enthielt auch die farbenprächtigen einfachen Ronsdorfer Astern, Sorten von Aster sinensis. Die Firma Köhler & Rudel (Inhaber Ernst Köhler), Windischleuba bei Altenburg (S.-A.), hatte sich auf die \'orfüh- rung von Neuheiten beschränkt, von denselben aber eine statt- VI, I _ilije_G-axX£-u-w-c 1 1. liclic, von Gärtnern nnd Liebhabern viel bewunderte Kollektion zusammengebracht. Die mehrfach in der „Gartenwelt" erwähnten und abgebildeten £(r^ina«n-Hybriden bildeten, mögen sie auch von einer Seite, die als unp.irteiisch nicht gelten kann, herunter- gemacht werden, die „Schlager" unter den neuen Stauden. Das sind wirklich hervorragende Züchtungen, edel in den Formen, zart, apart und leuchtend in den Farben. Auch die Scaiiesa can- .'(iwca-Sorten der genannten Firma stehen unerreicht da, sie sind gleichfalls bereits früher in Wort und Bild an dieser Stelle ge- würdigt worden. Neue Farbensorten sind Scabiom caiic. crispa per- fecta alba und rosca, letztere noch nicht im Handel. Eine hübsche lilafarbige neue Rittersporn-Sorte ist Dilphhuiim shume lilaänum. lotblätterigc Sorte mit sehr grofsen feuerroten Blüten, die ihrem Namen und auch dem Namen ihres Züchters, der innig mit der Vervollkommnung der schönblühenden Canna verknüpft ist, alle Ehre machen wird. Auch seine gekrausten Begonien zeigte Pfitzer in Mustcrblumen ; gekrauste und bärtige Begonien hatte ferner Paul Schmidt, Donzdorf, ausgestellt. \'iel Bewunderer fanden die in dekorativer Weise angeord- neten Xtlumbo- und .\3'/H///(r<(i-Sorten in abgeschnittenen Blüten von Hofgärtner L. Dittmann, Darmstadt (Abb. siehe unten). Wie über alles Neue, was die Ausstellung bot, so haben wir auch über diese Kulturen schon früher eingehend in Wort und Bild in der „Gartenwelt" berichtet. A\':isscrpflanzengruppe von Hofgärtner L. Dittmann, Darmstadt, auf der allgemeinen deutschen Gartenbaii-Ausstelhing in Mainz. Originalaufnahme für die „Gartenwelt**. Delphimum l^arhnvi ist eine neue Art aus Japan, von seltener Schön- heit, tief dunkelblau blühend, Blume sehr grofs, edel in der Form, der Sporn faltig wie stark zerknittertes Seidenpapier. Ein Prole- tarier unter diesen schönen Blütenneuheiten schien uns ein Knöterich zu sein, Polygoimm speclabile, teils grün, teils gelbbunt- blätterig ; wir vergafsen Herrn Köhler zu fragen, worin sein Zierwert bestehen soll, jedenfalls ist er wie manche seiner Art- genossen ein dekoratives Unkraut für den landschaftlichen Garten. Schöne, sehr beachtenswerte Neuheiten verdankte die Aus- stellung auch W. Pfitzer, Stuttgart, dem schwäbischen Neu- heiten-König. Seine herrliche Monlbnlia „Germania-' ist unseren Lesern längst durch unsere farbige Tafel vertraut geworden. Salvia spltndens „Triumph-', eine Neuheit für 1902, präsentierte sich trotz der Reise, die die Salvien schlecht vertragen, in vollem Glänze; sie ist die frühblühendste Salvia, ihre Blumen sind grofs und leuchtend und bekleiden dichtgedrängt die zierlichen Ähren. Als weitere Neuheit für 1902 zeigte Pfitzer Canna „Vulkan", eine Unter den N\mphaeen fiel die riesenblumige N. dentata neben A'. ortgiesiana am meisten auf, von Xelumbo waren die Sorten rosea plena, alba grandißora, pekinense rubra, japonica rosea, „Osiris'^ (rot) und „Skiroman-' (crcmegelb) vertreten und zwar in Prachtblüten. In den Blumenhandlungen Berlins sieht man neuerdings vielfach Nelumbo, die als fest geschlossene Knospen aus Italien kommen und dann von den Bindern durch gewaltsames, unnatürliches Zurückkrämpeln der edlen Petalen verschandelt werden. Wie viel schöner sieht die heilige Lotos aus, wenn die erblühende Blume die natürliche Becherform zeigt! In diesem Jahre hat C. Kotte, Berlin- Südende, mit der Kultur der Nelumbo in den besten Sorten zur Schnittblumengewinnung hier den Anfang ge- macht, und es ist zu hoffen, dafs er schon im nächsten Jahre den Blumenmarkt mit Blüten versorgt, die sich unverschandelt sehen lassen können. Göricke, Niemberg bei Halle a. .S., der eigentliche Züchter der HohenzoUernaster, führte diese grofse, für Bindezwecke so Die Gartenwelt. VI, Uiicnianthus lascinator der L'llorticole Coloniale, Brüssel, auf Gartenbau AusstelUing in Mainz. Originalaurnahine für die „Gartenwelt". sehr geeignete Blume in allen bis jetzt vorhandenen Farben- variationen vor. Neu sind die P'arben rosa und lasurblau, welche 1902 in den Handel gelangen, und hellblau, die ein Jahr später eingeführt werden soll. Dahlien waren wohl mit Rücksicht auf die gleichzeitig in Hamburg stattfindende Ausstellung der deutschen Dahliengesell- schaft, über welche wir noch illustrierte Berichte bringen, nur mäfsig ausgestellt worden, hauptsächlich aber in neuen Sorten vorhanden. Goos & Koenemann zeigten drei neue Züchtungen für 1902: „AW/«;///), die mit gutem Pferdemist, der gehörig festgetreten werden mufs, gefüllt wird. Auf diese Grundlage setzt man dann einen Dungkegel [c], doch weniger fest als die Unterlage. Den Kegel überzieht man dann mit einer 12 cm starken Lage guter, mög- lichst mit Rinderdünger bezw. Jauche gedüngter Mist- beeterde {d), worauf man zum Schutze gegen intensives Austrocknen eine dünne Schicht Torfmull oder alten verrotteten Pferdemist bringt. Der Hügel ist nun zur Pflanzung fertig. Die jungen Melonen müssen selbstverständlich 5 Wochen vor der Ende Mai zu erfolgenden Pflanzung in Töpfen im warmen Zimmer, oder wo thunlich, im Mistbeet, vorkultiviert werden. Es empfiehlt sich sehr, das Herz der Pflanze durch Überstellen einer Glasglocke (billig zu haben) vor Feuchtigkeit zu schützen. Die auf dem Bilde (Seite 16 oben) sichtbaren Glasglocken stehen je auf 3 Holzpflöcken, so dafs zwischen dem Glasglockenrande und der Erde ca. S cm Raum bleibt zum Durchlassen der nach unten strebenden Ranken. Es ist nicht ratsam, jeder Pflanze mehr als 4 Fruchtranken zu belassen. Das Stutzen geschehe nach den- selben Grundsätzen, wie bei der Kultur im Mistbeet. Die neuen Melonensorten, welche nach der vorstehend geschilderten Methode im Freien kultiviert werden können, sind folgende: Melone „Cantaloup Seebold" (Abb. Seite 16). Nach dem Züchter, Ingenieur Seebold, genannt, der die Melonenlieb- haberei aus Paris, wo er 20 Jahre lebte, mit nach Deutschland Neue Tomate „Listers Prolific". Originalaufnahme für die „Gartenwcll*. 16 Die Gartenwelt. VI, brachte und in der Melonenzucht schein etwas Besonderes ge- leistet hat. Die Sorte ist sehr widerstandsfähig und ertragreich. Früchte im Freien werden bis lo Pfund schwer. Der Züchter sagt, dafs sie in „jeder Beziehung" ausgezeichnet im Geschmack \.-u. In der Handelsgärtnerei von Chr. ist, und damit hat er durchaus nicht zu viel gesagt. Die erste Frucht, die ich afs, war überreif. Der Geschmack befriedigte mich nicht sonderlich und ich war schon geneigt, diese Sorte als Dessertfrucht zu verwerfen. Bald wurde ich aber eines Besseren belehrt. Ich fand, dafs eine normal reife Frucht der „Cantaloup Seebold" wahrhaft köstlich mundet. Auch Personen, die mir als Feinschmecker bekannt sind, l^estätigten dies. Aufserdem ist „Cantaloup Seebold" zum Einmachen ausgezeichnet, erstens wegen ihrer grofsen Ertragsfähigkeit, und zweitens, weil ihr Fleisch sehr dick, viel speckiger und weniger wässerig ist, als das Fleisch anderer Melonen, die deshalb zum Einmachen schlecht zu ge- brauchen sind. Eine sehr gute Empfehlung verdient die neue Melone, \'erbesserte e.\tra frühe Jenny Lind. War schon die alte Jenny Lind- Melone wegen ihrer frühen Reife, Güte ' und Fruchtbarkeit sehr beliebt, so verdient _ ■ n ' " .^f' s ■ ^^^p m wmm Im ' V>^3fl m BF^' Mm m Kflimj 1 iiw'^*'^<* ,jM "■"" \^.^m= ^B iH . .^^ Sukkulentengruppe mit Pavillon der Stadtgärtnerei auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz. Originalaufnahme für die „Gartenwell'''. Wie man aber für die gefüllten Sorten sich erwärmen kann, ist nicht recht verständlich, die einfachen sind nicht allein in der Form viel schöner, sondern bei feuchtem Herbstwetter auch dankbarer. Dann waren die winterharten Eriken und Calluna in reizenden kleinen Sträufsen ausgestellt. Kein Wunder, wenn dieselben immer mehr Anklang finden, auch für den Schnitt, was bei uns in Deutschland ja den Wert einer Pflanze erst ausmacht. Es blühten ferner Weigelia „Elise Ratliie" und die Ceanothus in den be- kannten Varietäten. Stephanandra Tanakae fiel auf durch orange- farbiges dunkles Laub. Ein dritter Aussteller, Franz Eichung aus Kaiserslautern, hatte ebenfalls ein reiches Sortiment abgeschnittener Zweige ge- bracht, unter denen man Cercis siliquastrum, weifsblühend, Dimor- phantus mandschuricus, bunt, einen Acer platanoides, mit weifsen Blatträndern, der als digitata etikettiert war, bemerkte. Endlich 20 Die Gartenwelt. waren eine Anzahl der bunten japanischen Ahorne ausgelegt. Hier war auf Aufstellung und Etikettierung weniger Sorgfalt ver- wendet worden. Ein Aussteller, der mit seinen Erzeugnissen vor ein grofses Publikum tritt, sollte so viel Ehrgeiz haben und so viel Rücksicht auf dasselbe nehmen, dafs er seine Namen von jemand sauber schreiben läfst. Jeder bessere Gehilfe kann heutzutage Rundschrift, und jeder Baumschulen -Katalog giebt Auskunft über die richtige Schreibweise. Es macht einen un- günstigen Eindruck, wenn der gebildete Liebhaber Namen wie Picea ^Jtunckens" liest. Zu unseren Abbildungen von der allgem. deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz. — Wir bieten heute drei weitere Ausstellungs- bilder; zunächst Seite 17 einen Blick auf die Koniferengruppen von Weber & Co., Wies- baden, über welche der Artikel von Mafsias auf gleicher Seite Auskunft giebt. Über die Begonien gruppe von Moritz König, Wiesbaden (Abb. Seite 18), haben wir Die Dahlien -Ausstellung der deutschen Dahlien- Gesellschaft im zoologischen Garten zu Hamburg. Von F. W. Moritz, Handelsgärtner, Ahrensburg b. Hamburg. (Hierzu sechs Abbildungen) Ein volles Haus, den vollsten Beifall der Besucher, und somit wieder einen vollen Erfolg hatte die noch junge, aber sehr lebenskräftige deutsche Dahlien-Gesellschaft auf ihrer vierten Dahlien - Schau zu verzeichnen, trotzdem der zweite Ausstellungs- tag ziemlich verregnete, und der Himmel die ganze Ausstellungs- zeit selten freundlich, sondern meist trübselig ausschaute. Doch nicht so getrübt wie der Himmel, sondern sehr sonnig und warm ge- staltete sich die Gunst der Besucher. Mit grofsem Interesse wur- den die ausgestellten Sachen betrachtet, und besonders zwischen den verschiedenen Dahlien- Formen und Farben- tönen, wie ersichtlich, anregende Vergleiche angestellt. Ein schla- gender Beweis dafür, dafs nicht blofs von Fachleuten und spe- Ernst Merck-Gruppe auf der Dahlien-Ausstellung in Hamburg. Originalaufnahine Hir die „Gartenwelt". in Heft 52 des vorigen Jahrganges eingehend berichtet. Die dritte Abbildung Seite 19 zeigt einen von malerischem Pavillon gekrönten kleinen Hügel mit Sukkulenten geschickt bepflanzt, der gleich rechts vom Haupteingang zur Ausstellung die Blicke der Besucher auf sich lenkte. Es liegen in unserer Mappe noch eine Anzahl Aufnahmen aus den verschiedenen Abteilungen der Ausstellung bereit. Sechs dieser Aufnahmen beabsichtigen wir noch im nächsten Hefte zu bieten, in welchem wir die Berichterstattung über die Mainzer Ausstellung zum Abscldufs zu bringen gedenken. Wir atmen erleiclitert auf in dem Be- wufstsein, dafs nun die diesjährige Ausstellungssaison in der Hauptsache abgeschlossen ist und dafs uns der erhebliche Raum, den wir in letzter Zeit für Ausstellungsberichte opfern mufsten, wieder für die gärtnerische Praxis zur Verfügung steht. Wir bitten unsere Mitarbeiter und alle Freunde der „Gartenwelt" uns recht zahlreich mit interessanten Mitteilun- gen aus der Praxis unterstützen zu wollen, zumal die jetzt schon langen Abende sich hin und wieder nützlich mit solcher Bethätigung ausfüllen lassen. ziellen Liebhabern der Dahlien , sondern auch von dem all- gemeinen Publikum die so vielseitige \'ervollkommnung auf den verschiedenen zur höchsten Vollendung führenden Stufen der Dahlienzucht mit warm empfindsamen Anteil verfolgt wird. Der lichte, geräumige Ausstellungssaal, die Ernst Merck- Halle, welche einen Flächeninhalt von ca. 1000 qm hat, zeigte ein fest- liches und fesselndes, gut durchdachtes Bild, welches in der Haupt- sache in seiner dekorativen Umrahmung von dem bekannten Dekorationsheroen der Hamburger Ausstellungen, dem Herrn C. Krück, in Firma F. L. Stueben, und dem Obergärtner J. Heydorn, Leiter des bekannten Parkes des kais. Legations- rates M. Rücker-Jenisch, durch die mannigfaltigsten Kalt- und Warmhauspflanzen geschaffen war. Während Herr Krück die allgemeine Dekoration'an dem Haupteingange, an den Säulen, Wänden, Galerien u. s. w. mit Palmen, Lorbeern, Evonymus, Plectogynen und mit langgestiel- ten Dahlien -Blumen ausgeführt hatte, war von Herrn Hey- dorn, der einer unserer tüchtigsten und rührigsten Pflanzen- VI, 2 B-i^ Gar itiTTweTtT" 21 kultivateure ist, in der baldachin- oder kleinhimmelartigen Um- gebung der Büste Ernst Mercks, des Begründers des zoo- logischen Gartens, ein herrliches Schaustück geschaffen worden (Abb. Seite 20), in welchem, wiewohl jede einzelne Pflanze Auf- merksamkeit verdiente, besonders henortraten und sich ein- prägten: Acalyplia hisfiiia , Afhelandra ^ AraJia C/miritri, schön ge- zeichnete Catadium, Crolon und Maranla, schöngefärbte bunte AUfris, Dieff'enbachia und seltene Palmenarten. Vom Haupteingange aus, welcher den Saal durch einen breiten Weg in zwei Hälften teilte, sah man im Hintergrunde die eben beschriebene Ernst Merck- Büstengruppe, schaute man mit Staunen und Bewunderung auf die in der Mitte des Saales rechts und links in zwei Reihen aufgestellten breiten, langen Tafeln, sowie weiterhin die Säulen- gänge, und an jedem Ende des Saales eine Tafel an der Wand entlang, wo alle die Dahlien -Blumen, Stauden und Nelken, die Bindearbeiten in ihrem farbenschil lernden Reichtum, Aufstellung fanden. Wer zählt die Blumen, zählt die Namen, wer zählt die Formen , zählt die Farben, die hier in vollster Schönheit vereint waren ! Meist jede einzelne Blume oder Sorte hat ihren eigenen Reiz, und dieses zauberhafte Formen- und Far- bengebilde, zu einem märchenhaften Ge- samtbilde vereinigt, wirkte überwäl- tigend, Augen und Sinne wundersam gefangen nehmend. Nach dieser flüchtigen Gesamt- übersicht wenden wir uns den Einzel- leistungen zu. Es fiel uns, unsere Wanderung rechts beginnend, zu- erst H e i n r. K o h 1 - mannslehner, Britz -Berlin, mit Kohlmannslehner hatte es, seinem Namen entsprechend, noch besonders auf die „Schwarzen" abgesehen: „A%///", „ßiwyV", „König Humberi'-'- und andere zeigten sich im dunkelsten Lichte, am meisten aber eine wirklich schwarze, leider noch unbenannte Sorte. Hier reihten sich nun W. Knopf, Rofsdorf- Genthin und W, Bärecke, Alikendorf, mit ihren Dahlien -Sortimenten, in kurzstieligen Blumen, ferner noch mit schönen, langstieligen Nelken an. Während bei beiden Flerren besonders die Sorten „Kaiser Frlidrich^' und „Li-Hung-'J'schang" in vielen schönen E.\em- plaren auffallen mufsten, bildete in dem nahestehenden Sorti- mente von M. Rosenberg, Halle a. S., die Sorte „A'ri/aNiiia", in kräftigerer als sonst gefärbter Tönung, den Brennpunkt. Chr. Danner, Wandsbek, hatte in bester, langgestielter Qualität die bisher in Hamburger Blumengeschäften gebräuch- lichsten Sorten von Edeldahlien, sehr hübsch mit Spargelranken SiSiM Linker Teil des Sa;iles der Dalilien-Ausstellu Or seinen Dahlien-Kindern und Mündelkindern auf, der Herr mit den meistens sehr zeitgemäfsen Sortennamen, wie „Sühiiepriiiz-\ „KoUm", „ Tiansvaal^\ „ Kit,hener-\ „Li-IJung-'J'scInmg" u. s. w. In diesem übersicht- lichen und reichhaltigen Sortimente, enthaltend die neueren gut be- kannten und allerneuesten Sorten, zeichneten sich durch Schön- heit zwei weifse Sorten aus: „Jugend-'- und „Lotte Kohlmannslehner'-' , welche, wenn sie reichlich und an aufrechten, langen Stielen blühen, sehr nützlich und angenehm wirken können. Das „/I/""'- <■/««", ungefähr wie eine bestentwickelte oder riesenblumige „Jubelbraut'-^ ^ „Nymphaea" , frisch lachsfarben mit Bronzereflex, eine seltene und eigenartige Färbung. In ähnlichen Farbentönen glänzte noch „Gartendirektor Geitner'-\ sehr spitzstrahlige Form; herrlich waren ferner noch „Hildegard IVeimar" , lilarosa, und „Elektro'-'. Die mehr roten Färbungen vertraten „Secession" , so phan- tastisch und grofs wie „Ked Jiover"^ „Dekoration" , „Rakete" u. s. w. ng- in Hiimbiirg. Links Gousii; Kueneinunn, rechts Nonne & Hoepker. inalaufnahme für die „Gartenwelt" hier und da vermischt, aufgestellt, wozu er wohl noch für nächstes Jahr (oder nächste Ausstellung) ca. i Dutzend der besten in der Ausstellung gesehenen neuen Sorten hinzukaufen wird, da er an- scheinend guten Dahlien Boden hat, und mit seinen Blumen gute Geschäfte machen mufs. Da ich inzwischen an einem Aufgang nach den Galerien angelangt war, und da ich durch mein Vorstudium schon weifs, dafs Herr Heinrich Junge, Hameln, da droben in olympischer Höhe thront, so schlüpfte ich empor. Derselbe hält wohl hoch in die 20 qni mit einem schönen Dahlien- und Stauden-Sortiment besetzt, unter welchem besonders zwei schöne dunkelfarbige Sor- ten: „Empress of Austria" und „Cannells Cresi", und dann schöne Sorten von Anemonen, Phlox . Delphinium, Funkien u. s. w. sich auffallend präsentierten. Um weiter zu kommen, glitt ich wieder hernieder und stand vor der hübschen Tafel des bekannten 22 Die Gartenwelt. VI, 2 Edeldahlie Floristen G. Bornemann, Blankenburg, welcher ein Mustersortiment schön- ster Edeldahlien zwischen Asfaragus Sßringeri-'Pfianzen kunstvoll aufgebaut hatte (Abbildung im nächsten Heft), worunter seine eigene Züchtung „Oda" in vielen, schönen, leuchtend karminvioletten Blumen sich hervorthat. Und unten, gleichsam als Umsäumung des Ganzen , leuchteten eine Menge von riesen- blumigen Begonienblüten, Sämlinge eigener Zucht- wahl, entgegen. Dieselben waren noch unbenannt bis auf die blendend weifse ^Erika ßdniemanii". Weiterhin fiel mir in dem reichhaltigen Dahtien-.Sortiment von Otto Meyer, Tecklenburg i.W., die Sorte ..Boxtr" auf, ähnlich wie die buntfarbige „/■rank/urlia", aber als Grundton die Farbe der Gesichter der himmlischen Söhne des asiatischen Sonnen- reiches. Von dem glücklichen deutschen Züchter W. Tölkhaus, Broxten, waren auch wieder neue interessante Züchtungen, aber noch unbenannt, zur Schau gebracht. Rudolf Kirch er, Wands- bek, führte eine sehr schöne Kollektion abgeschnittener Chabaud- Nelken vor, welche in allen ihren frischen Farbentönen an genehm auffallen mufsten, und mein Interesse daran wurde be sonders noch dadurch erhöht, dafs, wie mir Herr Kircher sagte, diese Blumen von Pflanzen einer diesjährigen, breitwürfigen April- Aussaat (aber nicht pikiert!) stammten und dafs der Flor schon im August reichlich gewesen sei. Gegenüber sah ich auch noch von dieser schönen Nelkenrasse eine Gruppe buschiger Topf- pflanzen von Walter Gey, Hamburg, aufgestellt. Einen grofsen Raum der Tafeln deckte die reichhaltige und schöne Sammlung von lang- wie kurzgestielten „Edeldahlien" der Hamburger Samenfirma Ernst it v. Spreckelsen, welche von ihren bekannten \'ersuchsfeldern und Gartenstationen das Beste gebracht hatte, nicht blofs von l^ahlien, sondern auch von grofsblumigen Stiefmütterchen, welche, auf die bekannten l'ensee-Aus Stellungskasten einzeln aufgesteckt, eine schön erfundene Einfassung und einen schönen Kontrast zu der Gesamtauf Stellung, welche auch noch hübsche '■. Begonienblüten umfafste, bildeten. Von älteren Dahlien-Sorten fielen besonders aui „Charles JVooiibridgc^' , „S/ar- fish'^, dann „Coun/ess of I.onsdali^ ^ ,,Exqui- site"; von Neuheiten „Innovation"' , „Au- gusitts y. C. Hare", „Progenilor^ und die ganz eigentümliche, neue Färbung von „Mad. Midora lienson", eine fast undefinierbare Farbentönung. Die Blume dieser herr- lichen Neuheit hat schönen, langpetaligen Bau und etwa karminviolette Färbung. Hier gegenüber, in einem Säulen- gang, hatten sich die Hamburger Binde- künstler ein Dahlien illustriertes Stell- dichein gegeben, doch da dann noch- mals ein zweiter Säulengang künst- „Sonnenstrahlen" aus der Gruppe von Nonne & Hoepker. Originalaufiialime für die „Gartenwell". Noch unbenannte Edeldahlie für 1903 von Nonne & Hoepker, Ahrensburg. Origiualaufuahme für die „GarteDwcU*^, lerische Kunde davon giebt, so werde ich diesen Zweig später zusammengefafst be- handeln. Nur soviel schon jetzt davon: es waren sehr hübsche , in der Haupt- sache aus Dahlien zu- sammengesetzte Arbeiten geliefert worden, aber für Hamburg erschien mir die Beteiligung noch lange nicht reichlich genug. Der rechten Seite des .'\usstellungssaales wäre vorläufig Genüge gesche- hen, und ich schwenkte nun, indem ich den schon angedeuteten breiten — die beiden Seiten trennen- den — Eingangsweg, die Merck -Gruppe hinter mir lassend, überschreite, wieder „rechts" ab, und fand die beiden grofsen Längstafeln fast allein von den beiden Firmen Nonne & Hoep- ker, Ahrensburg, und Goos & Koeneniann, Nieder-Walluf, be- setzt (Abb. Seite 21). Nur am Ende der Dahlien Aufstellung von Nonne & Hoepker hatten die höchst interessanten „G/oria"- Dahlien und Strahlen- Astern von J. C. Schmidt-Erfurt ihren Platz gefunden. Nonne & Hoepker hatten auch noch eine Seiten- oder Quer-Tafel voll der prächtigsten Staudenarten, von ihren Dahlien getrennt, aufgestellt, während die Dahlien- und Stauden- blumen von Goos & Koenemann mit sehr dekorativen Gräsern, wie ICuJalia, Cyneriiim, und mit kleinen Palmen in Töpfen vermischt, eine Tafel vollständig füllten und sich zu einer recht angenehmen malerischen Aufstellung vereinigten. Die Anordnungen der beiden um die Edeldahlien Zucht hochverdienten Firmen zeigten zwei ver- schiedene Auffassungen und Wirkungen. Die zum Vergleich der Sorten und zur längeren Besichtigung am meisten anregende schien mir aus gewissen Gründen die von Nonne & Hoepker zu sein. Die hier vor nun vier Jahren zum erstenmal ausgestellte, von Goos & Koenemann gezüchtete und viel angeschwärmte „Loreley" hat eine hübsche, ihr sehr ähnelnde, verbesserte Nach- folgerin in ^Krhiihilde* (Abb. Seite 23, oben) erhalten, eine gleich- falls eigene Züchtung von Goos & Koene- mann, die sich als geschnittene Blume wunderbar schön zeigte. Die Farbe ist ein leuchtend frisches Rosa mit weifser Mitte. Weitere Neuheiten für 1902 dieser Firma sind ,.1'olker", goldgelb, und „Hrun- hilde', heilpflaumenfarben, Sorten, die wahrscheinlich nächstes Jahr auf ihren wahren Wert geprüft werden können. .Aufser diesen Neuheiten waren mehrere noch unbenannte in sehr angenehmen Farben und Formen vertreten, wie ja die Firma bei ihren Züchtungen auf die genannten Eigenschaften bisher stets grofsen Wert ge- legt hat. \'on den früheren Neu heiten ist „Shidold-^^ zartlilarosa , eine feine Bindeblume und bei mir ,(f VI, 2 — D-t tnr 23 Ist sie sehr reichblütiger Natur; auch die Blumen der weifsen „Sieg- frieii" sind ideal schön; doch zeigt sich diese Sorte vielerorts als un- dankbare Blüherin. ,. l Iunold'-\ Scharlach, verbesserte „Sfarßsk^' und „Daitknijrf, rosakarmin, sind sehr einpfehlenswert, während die neueste ^Capilain Dreyfus"- , noch dunkel und geheimnisvoll er- scheinen mag. Die zierlichste Edeldahlie „Geiselhir^ scheint mir in ihrer nadelspitzen Strahlenform am Ende des Begreif- lichen angelangt zu sein. Aber die schattenhafte Sorte „Sonnen- straliUu" — die herrliche deutsche Züchtung — (gleich einem Sonnen- blick, strahlt sie ins deutsche Dahlienglück) — konnte zu Hause oder eventuell hier in der Kiste bleiben. Man sollte schöne, be- währte, deutsche Züchtungen — auch die anderer Züchter — nur in ihrer schönsten Vollkommenheit zur Schau bringen, oder lieber 'mal nicht mit ausstellen, denn nur dadurch kann man der deutschen Dahlien-Zucht dienlich und förderlich sein. Wahre Prunkstücke zeigten dagegen gerade gegenüber Nonne & Hoepker in ihren ausgestellten Blumen, von der dieses Jahr fast überall gut entwickelten „Sonnenstrahlen^^ (Abb. Seite 22, oben). — Erste Firmen dürfen eben nur das „Vollkommenste" bringen.*) Die allerdings kurzstielig geschnittenen, in niedrigen Cläsern aufgestellten „Edeldahlien" von Nonne Ä; Hoeiiker gruppierten sich, meist so: jede Sorte in vollkommenster .'\usbildung der ein- zelnen Blu- men und diese in grofser An zahl, dicht nebeneinan- der, so dafs die verschic denen Far- bentöne aufs vorteilhafteste zur Geltung kamen. So konnte man z. B. die eigenen Züchtungen der Firma wie „Rücken", „ililand-^ , „Geliert-', „Herder", sowie die anderer Züchter, wie „Ruby", „Zephir", „Mrs. Dickson", Britannia" , „Sylvia", „Island Queen'', „Rozenhagen" etc. in schönster Wirkung hervortreten sehen. — Eines ihrer diesjährigen „Überbrett'l" scheint die neu ein- geführte Sorte „Rozenhagen" zu sein, ähnlich wie „Island Queen", ist hier die Farbe zarter, nach Rosa hin- neigend, die Blumen sind zahl- reicher und über dem Laube blühend, wovon ich mich schon Wochen vor der Ausstellung über- zeugte, „l'es/a" ebenfalls eine dies- jährige Neuheit, hat eine schöne rosa Färbung. „Herder", Neuheit eigner Züchtung, ist von wunder- barer Färbung in Rosa mit rahmweifser Mitte, reichblühend, doch etwas hängend. Eine der schönsten Neuheiten für iqo2 dürfte „Körner' (Abb. obenstehend) sein, welche nur in einer Blume zur Schau gestellt war, etwa in der „A'K/y'"-Form ein feines, goldig Neue Edeldahlie „Körner" von Nonne & Hoepker. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" *) Anm. der Redaktion: Das können diejenigen Firmen, die sich wie in diesem Falle am Orte der Ausstellung bezw. in dessen nächster Nähe befinden. Zu berücksichtigen ist, dafs die Klnmen von Goos & Koenemann die nie spurlos bleibende Verpackung und einen weiten Transport auszuhallen hatten. ■'^ W; w^- V AVv durchleuchtendes Lachsrosa zeigt und an der Pflanze, wie ich schon vorher gesehen, stolz erhobenen Hauptes sich dem Be- schauer präsentiert. Die Mittellinie der Tafel wurde noch von den mannigfaltigsten Formen und Färbungen der einfachen Edeldahlien, langstielig geschnitten, geziert und dadurch der Ge- samteindruck noch gehoben. Einige Schritte seitwärts und man tritt in einen sogenannten Säulengang, in ein lauschiges „Dahlien-Heim" ein. Nichts stört, trotz der prunkenden Farben, den ebenso friedlichen, wie lehr- reichen Gesamtein druck, und keine an- dere Blumenart, kein fremdes, nur das den Dahlien eigene Grün ist zu sehen, nichts wirkt unterbrechend, ablenkend. Die Art und Weise der Aufstel- lung für Dahlien, wie sie hier von C. An- sorge Klein-Flott bek durchgeführt wurde, scheint mir die mustergültigste wie mafsgebendste zur Betrachtung und Beurteilung der Dah- lien in ihrer Gesamt- heit, wie der ver- schiedenen Klassen und Sorten zu sein. .-Mies war langstielig geschnitten — und dabei jede Blume im Zustande ihrer höchsten Vollendung! Die Längsseite an der Wand war mit Edeldahlien aus allen Jahr- gängen der letzten fünf Jahre besetzt. „Leonore" auch „Beatrice" in höchster Entwicklung der Blumen mit fabelhaft langen Stielen, dann „Green s H'liile' , „Mrs. J. J. Crowe", „Uncle Tom" und die hier so herrlich entwickelte „Empress of Austria'^ ! An den zwei Schmal- (oder Quer-) Seiten stand einerseits eine mustergültige Kollektion mit Pompon-'Da.hXien (Abb. im näch- sten Heft), auf der anderen eine Kollektion einfacher Dahlien. Von den /'oOT/o«-Dahlien fielen besonders auf: „/««/", gelb mit weifs, „Achilles", dunkellila, „Agathe", zartgelb, „Golden Queen", gelb, „J'enus", zartrosa, „ll^liite Aster", weifs, etc., von den einfachen „An- denken an F. Liszt", „Dämon", dunkelrot, „Autumnus", lachsfarbig, etc. Die Neuheiten von Edeldahlien eigener Züchtung waren ebenfalls im langstieligsten und sonst bestentwickelsten Zustande vertreten, nur haben die meisten noch keinen Namen, sondern erst Nummern als Erkennungszeichen, wiewohl man auch ohne diese bei fast allen sofort „die Neuheiten von grofsem Wert" erkennen kann: da ist eine (ich glaube No. V) kupfrig an- gehaucht, rosa-lila, seltene Färbung, einzig schön; No. XI, ähnlich wie „Radiance", aber viel reichblütiger, „Hammonia" , schön dunkelscharlach, und andere. Da sie aber noch nicht fest benannt sind, folgt Beschreibung bei späterer Gelegenheit. (Schlufs folgt.) Neue Edeldahlie „Krimhilde" von Goos & Koenemann. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Die grofse Gartenbau-Ausstellung in Glasgow. — Diese Ausstellung war eine Sender-Ausstellung innerhalb der zur Zeit in Glasgow stattfindenden Industrie-Ausstellung. Sie fand in eigens dazu errichteten Zelten statt, welche nach meiner An- sicht keinen freundlichen Eindruck machten , wie überhaupt die 24 Die Gartenwelt. VI, 2 Anordnung der ausgestellten Sachen, was Gefälligkeit und guten Ge- schmack anlangte, sehr viel zu wünschen übrig liefs. Die Ausstellung war reichlich und mannigfaltig beschickt worden, und die etwa 400 Aus- steller zeigten zum grofsen Teil hervorragende Leistungen, denen zahl- reiche namhafte Preise gegenüberstanden. Besonders erwähnt zu wer- den verdienen Sortimente schönfarbiger Crotons, der in England so beliebten in Deutschland ziemlich seltenen Topfpflanze. Die Sorten y^Prince of Wales'-', „Chehoni"- , ^Golden Ring", „F!ammwi;o'' fielen be- sonders durch die prächtigen Farben in die Augen. Farbenprächtig gestaltete sich, trotz der allzu primitiven Anordnung, die Ausstellung der Schnittblumen, und es waren besonders Stauden und Sommerblamen von den Ausstellern bevorzugt, wie Gypsophila paniciihta, LobtUa cardi- niilis, Dianthus, Gladiolus in prächtigen Sorten und Farben, Lathyrm odoratus Eckfords Hybriden, Hdianllnis in grofser Menge, Rudbeckia Golden Glow'-'- und viele andere. Lebhaft bewundert wurde ein wirk- lich prachtvolles Sortiment Knollen-Begonien der Firma Th. S.Ware, Feltham-London, das in den entzückendsten Farben erglühte. Noch erwähnt seien Rosen und Dahlien und eine Pflanzengruppe, die mit dem ersten Preise ausgezeichnet wurde, bestehend in der Hauptsache aus Crolon, untermischt mit Palmen, Eucharis, Abuiilon, Dracaenen, Paiidanus, Adianlum etc. N. E. Da hl mark. Bayerische Landes-Obstbau- und Bienenzucht-Aus- stellung in Augsburg. — In dem schönen Rahmen des Augsburger Stadtgartens nimmt sich die aufserordentlich reich und gut beschickte Ausstellung hübsch aus. — Prächtig ist das ausgestellte Obst, nicht zu überladen die Sortimente mit allen möglichen Sorten, sondern überall scheint das Bestreben zu herrschen, aus den vielen, teilweise ja guten Sorten das Beste auszuwählen. Die Bienenzucht-Ausstellung ist recht umfangreich und mannig- faltig, sie dürfte zu den gröfsten je auf diesem Gebiete abgehaltenen gehören. Natürlicherweise war das Obst vom bayrischen Rhein, aus der Pfalz, wohl das schönste; nicht minder schön das aus Unterfranken. Das Erstere wurde wohl am besten gezeigt durch die Sortimente der F'irma C. F. Veiten, Speier, das Zweite durch die vorzügliche Vor- führung des Obstgutes Schlofs Rieneck, Unterfranken. Gerade dieses letztere gab einen ausgezeichneten Überblick über den mustergiltigen und vorbildlichen Betrieb eines Obstgutes. Man sah Pläne der Anlage, Muster von Versandkisten u. s. w. in vollendetster, mustergilliger Weise. — Wäre doch erst im deutschen Vaterlande auf vielen Gütern Derartiges eingerichtet, dann könnte manche Mark im Lande bleiben und brauchte nicht nach Amerika zu gehen. Doch auch das rauhe und höhere Oberbayern zieht noch gutes und schönes Obst, so Jellineck und noch besser Th. Gillitzer, Kosen- heim. .\us dem Oberallgäu, 800 — 1000 m hoch, kamen herrliche weifse Astrachan, Charlamowsky, diverse Birnen, Pflaumen und Pfirsiche und auch vom Lechfelde waren schöne Einsendungen vorhanden. Wilh. Kölle, Augsburg, brachte ein grofses Sortiment vorzüg- licher Früchte, besonders schöne Birnen. Die wissenschaftliche Abteilung war von der Gartenbau-Schule Weihenstephan recht gut beschickt. Konserven von Früchten und Ge- müsen, präpariert nach Wecks System, halte Frau Lycealprofessor Weifs, Freysing, ausgestellt. Die Früchte waren in Zucker eingemacht, die Gemüse in Salzwasser konserviert; recht schön und appetitlich sah das alles aus. Die Ausstellung darf als eine gelungene nach jeder Richtung hin bezeichnet werden; jedenfalls hat sie dargethan, welch' schönes Obst im gesegneten Bayernlande gezogen werden kann; es wäre nur zu wün- schen, dafs dort selbst noch viel, viel mehr gezogen würde. Othmer. Mannigfaltiges. Gehälter der deutschen Gartenbeamten. — Von ge- schätzter Seite geht uns die nachstehende auf eingezogenen Infor- mationen bei den zuständigen Behörden beruhende, also durchaus zuver- lässige Aufstellung über die Gehaltsverhältnisse der Gartenbeamten in Württemberg zu. Wir werden uns bemühen, auch über die Gehalts- verhältnisse der Gartenbeamten in den übrigen deutschen Bundesstaaten zuverlässige Auskünfte zu erlangen. Gehälter der in Württemberg in Staats- und Hofdiensten befindlichen Gärtner und gärtnerischen Beamten. Nach der neuestens erfolgten systematischen Neuordnung der württembergischen Beamtengehälter beziehen nach dem Gehalts-Regulativ die verschiedenen Stelleninhaber bei der Pension zu berücksichtigende GeliaUssätze vom Staate: Vorstand der Weinbauschule Weinsberg: 3()00 M. An- fangsgehalt, 4500 M. Höchstgehalt. Vorstand der Weinbauver- suchsanstalt VVeinsberg: 3600 M. Anfangsgehalt, 4500 M. End- gehalt, beide Stellen haben aufserdem freie Dienstwohnung. Universitätsgärtner in Tübingen: 2000 M. Anfangs-, 3000 M. Endgehalt, aufserdem freie Wohnung und Heizung. Garteninspektor und Vorstand der Garlenbauschule in Hohenheim: bei freier Dienstwohnung Anfangsgehalt 2500 M., Höchst- gehalt 3700 M. 2. Fachlehrer an der Gartenbauschule und Anstalts- gärtner inHohenheim: bei freier Wohnung Anfangsgehalt 1800 M., Endgehalt 2400 M. Gärtner der technischen Hochschule Stuttgart: 1800 M. Anfangs-, 2200 M. Endgehalt. Schlofs gärtner inLudwigsburg: freie Wolinung und 2200 M. Anfangs-, 2400 M. Endgehalt. Je 5 Gärtner an den Irrenanstalten: Anfangsgehalt liooM., steigt bis 1500 M. — 3 der Gärtner haben freien Gemüsebezug, 2 Dienst- wohnung. Weingartmeister an der Weinbauschule Weinsberg: freie Dienstwohnung, Anfangsgehalt 1400 M., Höchstgehalt 1600 M. Gärtner an der Weinbauschule Weinsberg: Anfangsgehalt 1400 M., Endgehalt 1600 M. Gehilfe für Pflanzenproduktionslehre an der Akademie Hohenheim: Dienstwohnung, 1000 M. Anfangs-, :200 M. Endgehalt. Alleeaufseher in Ludwigsburg: 1000 M. Anfangs-, 1200 M. Endgehalt, freie Wohnung. Die der kgl. Hofbau- und Gartendirektion unterstellten Gärtner beziehen alle freie Dienstwohnung und Heizung und an Gehalt: Je 4 kgl. Hofgärtner (davon besitzen 2 den Titel Hofgarlen- inspektor): Anfangsgehalt löoo M., Höchstgehalt 3000 M. 4 kgl. Obergärtner: 1200 M. Anfangs-, 1600 M. Endgehalt. I kgl. Gärtner: 1200 M. Gehalt. Diäten bei auswärtigem Dienste, Reisekostenentschädigungen, Be- lohnung für Abhaltung von Obstbau-Lehrkursen, Abhaltung von Vor- trägen u. s. f. sind in obigen Gehaltssätzen nicht angegeben, da sie nicht bei der Rnhegehaltsberechnung berücksichtigt werden. Tagesgeschichte. Hannover. Der auch durch seinen Kampf gegen Pelerseimscbe Geschäftsführung bekannte Kunst- und Handelsgärtner C. A. Thürnau hierselbst muüte bekanntlich s. Z. die mit gelbweifsen Schleifen ver- sehenen Kränze, die Aufschriften mit welfischei- Tendenz trugen, aus seinem Schaufenster entfernen. Inzwischen starb der Sohn des Herzogs von Cumberland, Prinz Christian, und abermals hingen zahlreiche Kranz- spenden ähnlicher Art in dem Fenster der Thürnauschen Blumenhand- lung. Thürnau reiste zur Beisetzung nach Gmunden, und zwar um die vielen wertvollen Kränze persönlich nach Osterreich zu bringen. Nun- mehr hat der Polizeijjräsident Graf von Schwerin den „Gardeverein", dessen Mitglied Thürnau ist, aufgefordert, diesen aus dem Verein zu entfernen, zugleich aber auch eine Liste aller Mitglieder nebst Wohnungsangabe an die Polizei einzusenden. Und die Moral von dieser Geschichte? Wer auf Unabhängigkeit Wert legt, der bleibe lieber den Kriegervereinen fern. M. H. Personal-Nachrichten. Lange, Arthur, bisher bei Späth, ist an Stelle Hallervordens, der, wie bereits berichtet, als Stadtgärtner nach Osnabrück berufen ward, auf den HeiUtättenanlagen in Beelitz (Mark) angestellt worden. Pfeiffer, C, Garteninspektor und Lehrer an der Gärtner-Lehr- anstalt zu Köstritz, R. j. L., wurde zum grol'sli.-hessischen Obstbaulehrer an der Wein- und tjbstbauschule zu Oppenheim ernannt, Vcrantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, BerUn, — VcrlaR von Gustav Schmidt (vormals Hob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstener in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 19. Oktober 1901. No. 3. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Oncidium sphacelatum Ldl. var. majus Ldl. \ou C. Bonstedt, kgl. Gartenmeister, Göttingen. (Hierzu eine Abbildung.) Diese aus Zentralamerika stammende Orchidee wurde schon im Anfange des 19. Jahrhunderts eingeführt und findet sich als unverwüstlicher Bestand auch in vielen Privat- gärtnereien vor. Erst in den letzten Jahren tauchten ihre eleganten Blütenstände vielfach in den Blumenläden auf, und es scheint demnach ihre Kultur, weil gewinn- bringend, von den Schnitt- blumenzüchtern getrieben zu werden. Hin und wie- der habe ich aber Klagen darüber gehört, dafs sie undankbar blühe ; auch ich habe anfangs weniger gute Erfolge damit ge- habt, bis ich den rich- tigen Weg zu ihrer Kultur einschlug, der durchaus kein mühevoller ist und dessen Hauptpunkte ich skizzieren will. Dieses stattliche 0?i- cidium fühlt sich am wohl- sten im Korbe kultiviert und zwar, wenn in durch- lässiges Material , Torf- brocken und Polypodium- faser, recht hoch gepflanzt, damit ein gröfserer Teil der Wurzeln in der Luft verbleibt. Wenn der Korb nicht zu grofs ist, bildet sich bald mit dem jungen Trieb ein dicker Kranz weifser Luftwurzeln um Die Gartenwdt, VI. denselben. Im Sommer in einem luftigen Warmhause an einem hellen Platze untergebracht, mufs dieses kräftig wachsende On- cidium hinreichend mit Wasser und Nährstoffen versehen werden. Ich verwende seit langen Jahren für alle Orchideen, mit dem auf der .\bbildung ersichtlichen guten Erfolge, Nähr- salze in reiner Form, selbstverständlich in sehr schwacher Lösung, die ich beständig dem Giefs- und Spritzwasser zusetze. Wer jedoch kein Freund dieser bequemen Düngungsmethode ist und sich von der duftenden Form der Nahrungszufuhr Oncidium sphacelatum var. majus. Im botanischen Garten zu Rostock für die .,Gartenwelt^ photographischauigenommen. 26 Die Gartenwelt. VI, 3 nicht zu trennen vermag, wird auch durch Eintauchen der Pflanzen in aufgelösten Kuhdung starke Triebe erzielen. Sind die Triebe bis zum Herbst gut ausgebildet, wobei die flachgedrückten Pseudobulben bis 20 cm Länge erreichen, so stellt man während der Wintermonate das Giefsen ein. Diese Ruheperiode ist nötig, um gute und reichliche Blüten zu erzielen, sie darf aber nicht bis zu einem vollständigen Ausdorren der Pflanzen gesteigert werden, wie bei vielen laubabwerfenden Orchideen. Im Februar, wenn sich die Blütenstiele aus dem Grunde der Pseudobulben erheben, beginnt man mit allmählicher Wasserzufuhr. Bis zum Mai erreichen die Blütenstiele bis über Meterlänge und tragen unzählige gelbe , braun gebän- derte Blüten, die sich gleich Schmetterlingen in der Luft zu wiegen scheinen. Sie sind von recht langer Dauer. Zugleich mit den Blüten kommen auch die neuen Triebe hervor, für deren gute Ausbildung man in der angegebenen Weise zu sorgen hat. Jährliches Verpflanzen ist zu ver- meiden, man lasse diese Orchidee ruhig 3 — 4 Jahre in dem- selben Gefäfs. Die beigegebene Abbildung stellt eine Pflanze aus meinem früheren Wirkungskreise dar, die alljährlich ihre Pflege durch reiches Blühen lohnte. Pflanzenkunde. Verwechselungen. Von F. Rehnelt, grofsh. Garteninspektor, Giefsen. (Hierzu fünf Abbildungen.) Uer praktische Gärtner hat selten Zeit und Lust, sich um die Richtigkeit seiner Pflanzenbenenaungen mehr zu kümmern, als unbedingt nötig ist, und solange jeder Mensch weifs, was man unter Laurits Tinus, Semperinrens californiciim (statt Viburnum Tinus, Seiiip. calcareuni) und vielen anderen Namen zu suchen hat, die in keinem botanischen Wörterbuch, wohl aber in jedem Offertenblatt zu finden sind, läfst sich vom praktischen Standpunkt nichts dagegen einwenden, auch wenn diese Namen hundertmal falsch sind. Bedenklicher wird die Sache jedoch, wenn man jahraus, jahrein aus den zuver- lässigsten Gärtnereien und botanischen Gärten immer wieder die nämliche Primula denticulata Sm. bekommt, die man selbst in Überflufs hat, anstatt der bestellten echten Primula capitata Hook. So erging es mir früher, und nicht besser wird es anderen ergangen sein, die die hübsche Primel obigen Namens zu erhalten wünschten, bis sie sich nach England wandten. Mancher wird meinen, das seien Haarspaltereien. Wohl kann man Primula denticulata mit Pr. caschmeriana ver- wechseln, denn die letztere ist nur eine Form der ersteren mit kräftigeren, schöneren Blüten und viel dichter bestäubter Blattunterseite, und die Übergänge sind so, dafs man oft nicht sagen kann, ob sie hinüber oder herüber gehören. Primula capitata aber ist so verschieden, dafs, wer sie einmal gesehen hat, sich fragen mufs, wie eine so tief eingewurzelte Verwechselung nur zu stände kommen und die Bezeichnung „Pr. capitata (caschmerianaf^ von einem Kataloge in den anderen übergehen konnte, denn aufser dem kopfförmigen Blütenstande haben diese beiden auch gar nichts gemeinsam, als vielleicht noch die Heimat, den Himalaya. Es ist auch be- reits wiederholt auf die Unterschiede hingewiesen worden und Wocke erwähnt dieselben in seinem bekannten Buche über Alpenpflanzen, aber leider nicht eingehend genug. Nicht allein das scharf gezähnte, unterseits ganz reinweifs gepuderte Blatt ist ein sicheres Merkmal, sondern auch die Blütezeit. Primula capitata ist nämlich ein ausgesprochener Sommer- und Herbst- blüher und entwickelt die schönen dunkelblauen, in der Form glockigen Blüten in grofsen, weifs gepuderten Köpfen erst von Juli an, zu einer Zeit, wo die anderen hierher gehörenden Primel (mit Ausnahme von der schönen Pr. Rusbyi) bereits ihre Samen gereift haben. E^ine andere Primel, die ich wiederholt aus botanischen Gärten als Pr. capitata bekam, ist Pr. erosa Wall, ebenfalls vom Himalaya. Sie steht der denticulata resp. caschmeriana nahe, ist aber nicht so schön und dankbar wie letztere. Die recht verschiedenen Blätter dieser drei Arten finden sich auf Seite 27 wiedergegeben. Ähnliche Unsicherheit, wenn auch praktisch harmlos, herrscht vielfach noch mit der Benennung von Primula cor- tusoides L. und Pr. Sieboldii Morr. Von Sieboldii giebt es be- kanntlich so wunderbar schöne Varietäten, dafs man ihretwegen allein ein leidenschaftlicher Verehrer der Primel werden könnte, aber auch minderwertige, kleinblumige. Zwischen dieser und der Primula cortusoides sind die Unterschiede in Blatt und Blüte dann oft derartig, dafs man sich versucht fühlen kann, beide in einen Topf zu werfen und die Berechtigung der gewöhnlichen Schreibweise „Pr. cortusoides var. Sieboldii" an- zuerkennen. Doch sind es zwei ganz verschiedene Arten. Man vergleiche die Zeichnungen der beiden Samenkapseln miteinander und beachte, dafs Pr. cortusoides ihre Kapseln oben öffnet, während Sieboldii die ihren am Grunde vom Kelche ablöst. Es ist jetzt die Zeit der Katalogsarbeiten. Man schreibe doch einfach Primula caschmeriana und lasse die Bezeichnung capitata weg, denn die Pflanze, die diesen Namen trägt, ist selten und bei Sieboldii kann man dem Setzer das „cortusoides^^ sparen. Gehölze. Genista aetnensis ist eine sizilianische Art, die nächst G. virgata zu den gröfsten der Gattung zählt, wird sie doch fast 5 m hoch mit 2'/2~3 m 'm Durchmesser. Ihre Tracht ist recht zierend, die Zweige sind dünn, binsenähnlich und hängend. Die goldgelben Blüten hüllen die Pflanze förmlich ein. Man zieht diese Art am besten aus Samen, der in Töpfe ausgesät wird. Auch die jungen Pflanzen bleiben so lange in Töpfen, bis sie an den endgiltigen Platz kommen. (Nach „The Gardener. ") Die Gattung „Syringa" ist von L. Henry im Juliheft des „Journal de la Soc. nat. d'hort. de France" in sehr übersicht- licher Weise monographisch bearbeitet. Bei der Beliebtheit, welche der Flieder in allen seinen Arten und Formen heutzutage in den Gärten geniefst, erscheint es angebracht, auf die sehr interessante Arbeit Henrys hinzuweisen. VI, 3 Die Garteiyvelt^ 27 Pflanzenkrankheiten. Der Pflaumenbohrer. \'on F. Rebholz, Konsulent für Obst- und Garten- bau im Ministerium des Innern zu München. Der Pflaumenbohrer, Rhynchites cuprius, gehört zu der lästigen Sippschaft der Rüsselkäfer, von denen eine ganz bedeutende Anzahl auf unseren Obstbäumen durch Anstechen und Zerstören der Knospen, Blätter, Blüten, Triebe oder Früchte oft grofsen Schaden anrichten. Die meisten führen auch Namen, die für die Art und Weise des Schadens, den sie an den Kulturpflanzen anrichten, sehr bezeichnend sind, z. B. Bimknospen-, Apfel- blüten-, Blattrippen-, Apfel-, Erdbeer-, Himbeer-Stecher, Pflaumenbohrer etc. Sie alle haben in ihrer Lebensweise und Bekämpfung vieles gemeinsam. Der Pflaumenbohrer ist fast durchweg bronze- oder kupfer- farbig, fein und sparsam grau behaart. Der Rüssel, die Fühler und die Fufsglieder sind schwarz. Die Flügeldecken sind tief punktstreifig, die erhabenen Zwischen- räume wieder punktiert. Länge bis zur Rüssel- wurzel 4,5, Schulterbreite 2,5 mm. Der Rüssel ist beinahe so lang als Kopf- und Halsschild zusammen. Wir beobachten den Käfer vorzugsweise im Mai und Juni auf Kirschen- und Pflaumen bäumen. Er kommt aber auch auf anderen Gehölzen, namentlich auf Vogelbeeren, Eisbeeren [Pinis forminalis], Weifsdorn und Schwarzdorn vor. Sein Scha- den erstreckt sich zunächst auf das Benagen der Knospen und jungen Triebe. Später sticht der Schädling aber auch die Früchte in ähnlicher Weise wie der purpurrote und goldgrüne Apfelstecher an. Das Weibchen legt im Juni etwa 30 bis 40 Eier einzeln oder zu mehreren an die kleinen Zwetschen, Pflaumen, Kirschen, Vogel- beeren etc. Die Eiablage geschieht auf folgende Weise. Zunächst wird der Frucht- stiel etwa zur Hälfte durchgenagt — was durch Ringeln wie beim Triebabstecher ge- schieht. Hierauf bohrt der Käfer ein Loch in die Frucht, wobei er die Schale decken- artig zurückschlägt, legt alsdann ein Ei und schiebt dieses mit Hilfe des Rüssels in das Loch, alsdann glättet er — wahrscheinlich zum Schutze des Eies — die Schale darüber. Aus dem Ei geht eine kleine Larve hervor. Die Frucht fällt inzwischen vom Baume, wodurch in Blatt von Primula erosa. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'^ gezeichnet. Blatt von Primula denticulata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* gezeichnet. Samenkapseln von .Samenkapseln von Primula Sieboldii. Primula cortusoides Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. manchen Jahren sehr grofser Schaden entsteht. In 5 — 6 Wochen ist die Larve ausgewachsen. Sie bohrt sich alsdann aus der Frucht heraus, um in der Erde sich weiter auszubilden. Ein kleinerer Teil verläfst noch im Herbst als Käfer den Boden, um am Stamm an geschützten Stellen hinter Rinden- schuppen, unter Moosen und Flechten zu über- wintern. Der gröfste Teil der Käfer aber über- wintert in der Erde und erscheint erst im nächsten Frühjahr. In obstarmen Jahren weifs sich der Käfer zu helfen. Er legt in solchen seine Eier an die Trieb- spitzen ab, die er in gleicher Weise wie der allbekannte Triebabstecher oder Pinzierkäfer ringelt, um sie zum Abwelken zu bringen. Die bekanntesten Bekämpfungs- mittel sind: Sammeln der Käfer vor ihrer Eiablage und Vernich- ten derselben. Zu diesem Behufe breitet man bei gröfseren Bäumen Fangtücher unter der Krone aus, klopft mit Hilfe einer sogenannten Klopfkeule (die mit Tuch um- wickelt ist) an Stamm und .Aste, eventuell schüttelt man auch die Bäume ab. Bei kleineren Bäumen (Zwergbäumen 1 leistet zu dem be- sagten Zweck auch ein Fangtrichter oder Fangschirm gute Dienste. Rechtzeitiges Sammeln der abgefallenen Früchte und Vernichten derselben, in- dem man sie in heifses Wasser wirft und den Schweinen verfüttert, oder unter Zugabe von gebrann- tem, nicht gelöschtem Kalk kompostiert, ist un- erläfslich. Um die Käfer, die im Boden über- wintern, zu vernichten, mufs der Boden unter den Bäumen — die sogen. Baumscheibe — im Spätherbste oder Vorwinter möglichst tief und in grober Furche umgebrochen wer- den, damit der Frost tüchtig auf den Boden und die noch zarten Käfer einwirken kann. Weiter ist zu empfehlen, den gelockerten Boden mit Kalkstaub und Jauche zu düngen, um durch die ätzende Wirkung dieser Dünge- mittel einen nachteiligen Einflufs auf die Käfer, die im Boden überwintern, auszuüben. Da durch diese vorzüglichen Kulturarbeiten die Vegetation und die Fruchtbarkeit der Bäume in sehr hohem Grade gefördert wird, so sollte man sie möglichst oft zur Anwen- dung bringen. Die Stämme sind im Spätherbst von Rindenschuppen, Moosen und Flechten, den natürlichen Schlupfplätzen der gesamten Sippschaft der Rüsselkäfer, der Obstmaden und anderer lästiger Schädlinge, durch Abkratzen zu reinigen. Der Abfall ist auf Tüchern zu sammeln und zu verbrennen. Hierauf sind die 3* BLitt von Pri- mula capitata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. 28 Die Gartenwelt. VI, 3 Scabiosa cancasica -Varietäten von Köhler & Rudel, Windischleuba, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Stämme mit dem bekannten Kalkanstrich zu versehen, der nach verschiedenen Seiten hin günstig wirkt. Die Erfahrung lehrt, dafs die meisten der in Frage kommen- den Schädlinge auch von künstlichen Schlupfplätzen Gebrauch machen, sofern die natürlichen fehlen. Es empfiehlt sich deshalb, sogenannte Insektenfallen oder Fangvorrichtungen anzuwenden. Recht gut hat sich System „Einfach" von Otto Hinsberg, Insel Langenau bei Nackenheim, und der Hofheimer Fang- gürtel bewährt. Diese Fangvorrichtungen lassen sich auch sehr gut benutzen, um die Obstmaden und Frostnachtspanner zu fangen bezw. die letzteren zu verhindern, die Eier an den Zweigen der Bäume abzusetzen. Zu diesem Behufe werden die erwähnten Gürtel im Juli an den Baumstämmen befestigt, Ende Oktober mit Raupenleim bestrichen, im März abgenommen und dann samt ihren Insassen verbrannt. Auch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dafs man -N'euc üchinacca-Hybridcn von Köhler & Kudel, Windischleuba, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz. ürig'nalaulnahme füi die -üartenwelt**. VI, 3 Die Garten weit. 29 durch rechtzeitiges Bespritzen der Bäume mit scharf riechenden Flüssigkeiten — wie Lösungen von Quassia, Wermut, Aloe, Tabak, Insektenpulver (oder Pyrethruni) etc. — in der Lage ist, die einzelnen Schädlinge von den Bäumen fern zu halten. Im übrigen bemerken wir aber, dafs es, um einen wirklich durchschlagenden Erfolg zu erzielen, notwendig ist, dafs die ge- nannten Mafsnahmen behufs Bekämpfung der fraglichen Schäd- linge möglichst allgemein und sachgemäfs zur Anwendung ge- langen müssen. Sobald der Kampf allgemein aufgenommen und energisch durchgeführt wird, steht ein sicherer und grofser Sieg in Aussicht. Ausstellungsberichte. Weiteres von der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung in Mainz. Vom Herausgeber. Die meisten der Neuheiten, welche die Ausstellung bot, befanden sich in der Schnittblumenabteilung, über die wir bereits berichtet haben. Was an interessanten Neu- heiten vorhanden war, ist, wie schon früher hervorgehoben, längst vor der Mainzer Aus- stellung in der „Gar- tenwelt" behandelt und teilweise auch auf farbigen Tafeln vor- geführt worden. Eine der herr liebsten Neuheiten der Mainzer Ausstellung ist die winterblühende Fuchsie „Andenken an Heinrich Henkel'\ ge- züchtet von unserem Mitarbeiter F. R eb- ne It und dem An- denken unseres so früh verstorbenen F"reun- des gewidmet. Die Firma Hein- rich Henkel in Darmstadt hat diese Neuheit vom Züchter erworben und führte sie in Mainz in einer grofsen Anzahl gut kultivierter Pflanzen vor. Der Züchter selbst hat diese herrliche Fuchsie, deren rötlich angehauchtes Laub wunderbar mit den langröhrigen Blüten kontrastiert, im vorigen Jahrgange unserer Zeitschrift (Heft 27) geschildert. Dortselbst finden die Leser auch eine wohlgelungene Abbildung dieser Neuheit. Eine zweite, von Henkel ausgestellte und gleichfalls von Rehnelt gezüchtete Neuheit ist Tropaeolum „Isola liella'\ ein ganz eigenartiges Ding, von der wir Beschreibung undAbbildungdesZüch- ters im nächsten Heft bringen. (Dieser Artikel lag schon lange zur Verwendung bereit, und wurde nur wegen Raummangels zurück- gestellt.) Als dritte Neuheit führte Henkel die von Purpus entdeckte Aliies arizonica in kleinen Pflanzen und Rindenstücken vor. Auch diese Neuheit haben wir im, vorigen Jahre wiederholt eingehend besprochen; der Entdecker selbst hat sie in Heft 36 geschildert, und wir gaben dieser Schilderung ein farbiges Aqua- rell bei. Unter den sonstigen Neuheiten war Haemanthus fascinator (abgebildet in Heft i) die interessanteste. In Berücksichtigung des beschränkten Raumes und der sich häufenden Ausstellungen ist es uns vollständig unmöglich, auf alle Einzelleistungen der Ausstellung einzugehen. Wir haben die wichtigsten Abteilungen in Einzelberichten geschildert und bringen heute noch eine Reihe von Abbildungen, müssen uns aber im übrigen auf die Hervorhebung hervorragender Leistungen be- schränken. Gebr. Neubronner, Neu-Ulm, hatten neben den schon in Heft 52 vorigen Jahrgangs von uns geschilderten neuen Bego- nien auch sehr wertvolle Zonal -Pelargonien, Neuheiten eigener Züchtung, gebracht. Wir notierten: „Gartendirektor Dreher'^, Gruppen-Pelargonie, halb gefüllt, grofse Dolden und grofse Blu- men, leuchtend rot; „Franz Graf von Fugger^\ wie vorher genannte Sorte, nur ziegelrot blühend; „Perle von Neu-Ulm-\ hell orangefarbig, sowie „Excellenz von Zingler', einfach scharlachrote, sehr schön blühende Sorte. Alle diese Neuheiten zeichneten sich durch Reichblütigkeit, sowie durch sehr gedrungenen Wuchs aus. Gefüllte Knollenbegonien von Carl Oser, Dietz a. d. Lahn, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung in Mainz. Originalaufnahme für die „Gartenwelt", Die Abteilung der Handelspflanzen war eine ungemein reich- haltige, aber die Aussteller von Ficus, Aspidislra, Pelargonien, Eriken und ähnlichen allbekannten Marktpflanzen müssen schon verzeihen, wenn wir von denselben keine Notiz nehmen. Cyclamen waren, wie immer in Mainz, in vorzüglicher Qualität vertreten; manche Aussteller führten förmlich gemästete Exemplare vor, die enormen Halbkugeln glichen. Solche Riesen in grofsen Töpfen sind kaum noch verkäuflich ; da loben wir uns die mittelstarken Pflanzen, die C. F. Krause, Neuhaldensleben, ausgestellt hatte; sie zeich- neten sich durch die vollkommensten Blüten aus, die wir über- haupt jemals bei Cyclamen gesehen haben. Buntblättrige Cala- dien hatten verschiedene Aussteller in guter Qualität und schönen. Sorten gebracht. Wie immer, enthielt das Sortiment von Her- mann Klissing, Barth i. P., die schönsten Sorten. Weber & Co., Wiesbaden, zeigten andere farbenprächtige Aroideen, 30 Die Gartenwelt. VI, 3 Caloeasia sanderiana mit zackigen, metallisch glänzenden Blättern, auf einer Farbentafel im i. Jahrgang unserer Zeitschrift abgebildet, Caloeasia macrorhha fol. var., kerclwveana und argyrta, alles herrliche bunte Blattpflanzen, die aber leider zu empfindlich sind, um Handelspflanzen werden zu können. Eine sehr gute Kultur liefsen 2 Liliengruppen erkennen, und zwar Lilium landfolmm roseum von vorgenanntem Aussteller und Lilium lancifolium album von Franz Durner, Laubenheim. Croton waren in mehreren guten Gruppen vertreten, ebenso Farne, Pandanus und die sonst vernachlässigten bunten Dracaenen. Besondere Erwähnung von den Handelspflanzen des Warmhauses verdienen die Cöiaj-Schaupfianzen von J. Rothmüller, Mainz, Blick in den Wintergarten von A. Webcrj& Co., Wiesbaden, auf der allgemeinen deutschen t^artenbau- Ausstellung in Mainz. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Wintergärten anderen Leuten gefallen haben, uns gefielen sie entschieden nicht. am meisten verdienten Aussteller in keiner Hinsicht berechtigten, gartenkünstlerischen Anforderungen. So hatten im Wintergarten von J. Rose sämtliche dekorative Gruppen zirkelrunde Form und waren in durchaus unmotivierter Weise alle gleichmäfsig mit Granitblöcken eingefafst. Die Wege zeigten eine Einfassung von Kalksteinen und die Grasflächen hatten bei dem starken Regen und der nur auf wenige Tage Dauer berechneten Bauart des Ge- bäudes durch das Durchtropfen stark zu leiden. Unangenehm be- rührte es auch, dafs dem mit Kork benagelten Gebälk jeder Schmuck von Lianen, Orchideen oder Bromeliaceen fehlte. Den italienischen Wintergarten von Weber & Co. konnte man mit einer mit undefinierbaren Farben vollgepinselten Palette vergleichen. Hier starrten die rot- gestrichenen Wände, in- folge des empfindlichen Mangels an gröfseren Palmen u. s. w., den Be- schauer öde an. Im Gegensatz zu dieser Öde wirkte die kunter- bunte \'erwendung aller möglichen und un- möglichen kleineren Schmuckpflanzen recht unangenehm. Im Innern war alles Flickwerk, was unsere nebenstehende .\bb. wenig erkennen liifst; sie wirkt gerade, weil die Farben fehlen, ganz malerisch. An Stelle einer einheit- lichen grünen Rasen- oder .s>/(ii,';«^//a-Fläche war der Teppich zu- sammengeflickt aus Moos , Selagimlla cmvul- Hana, denlicula/a, Panicum 7\irif^aüt»iy Ficus repens u. s. w., und auf die- sen geflickten Flächen waren alle möglichen Blatt- und Blüten- ])flanzen, ohne jede auf Farben- zusammen- Es ist ja dafs diese Rucksicht harmonie, geworfen, möglich, und dSs. Philodmdron ptrtusum von J. Diel, Bretzenheim. Sehr gut waren die auf unserer Abbildung Seite 31 dargestellten Asparagus, in Ballon- und Pyramidenform gezogen; auf dem Bilde sind auch prächtige Ballons von Asparagus Sprengen zu erkennen, welche wir in dieser Verwendungsart hier zum erstenmale sahen. Palmen- gruppen waren zahlreich vorhanden und setzten sich zumeist aus musterhaft kultivierten Pflanzen zusammen. Am schönsten und stattlichsten waren die Gruppen von Weber & Co., Wiesbaden, und von J. Rose, Mainz. Beide Firmen hatten auch je einen Wintergarten ausgestellt. Da aber einerseits ihr Material in grofsen dekorativen Palmen in den vorerwähnten Gruppen Ver- wendung fand, so machte die Dekoration der Wintergärten einen etwas ärmlichen Eindruck. Abgesehen hiervon entsprachen die Wintergärten der beiden genannten, sonst um die Ausstellung Sehr reichhaltig war die Baumschulen-Abteilung, zu deren eingehender Besichtigung hätte man sich aber in den ersten Tagen während unserer Anwesenheit mit Wasserstiefeln bekleiden müssen, da der unaufhörliche Regen die ganze Baumschulen- abteilung in einen unergründlichen Sumpf verwandelt hatte. Sehr reichhaltig vertreten waren in dieser Abteilung Obst- Hochstämme und Form-Obst. Rühmend hervorzuheben sind hier wieder die Ausstellungsobjekte von Goos & Koenemann, Nieder- Walluf, und Julius Hönings, Neufs, der auch Pflanzen seiner im vorigen Jahrgang der „Gartenwelt" (Heft 41) geschilderten Stachelbeer-Neuheit „Hönings Früheste'-^ mit ausgestellt hatte. J. Christian Moeller, Biebrich, Gottlieb Moeller, Wies- baden, Walther Cossmann, Rödelheim, S. & J. Rinz, Ober- PelARGONIUM HYBR. GRANDIFLORUiM NANüM. Neueste Züchtungen von W. Bürger, Halberstadt VI, 3 Die Gartenwelt. 31 Asparagus tenuissimus und Sprenger! von Friedrich Catta, Wiesbaden, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz. ursel, und andere waren mit starken Alleebäumen vertreten, und P. Klein, Wiesbaden, fühlte auch Obstbäume und Ziergehölze vor. Sehr reichhaltig war auch die Kollektion hochstämmiger Alleebäume von Weber & Co. Von genannter Firma gefielen uns am besten noch die schönen Stämme der Rosa mulliflora wischureana . T. Böhm, Obercassel bei Bonn, zeigte Obstwild- linge, wie sie besser wohl nicht zu finden sind, und zwar Apfel- wildlinge einjährig, kiautartig verpflanzt, sowie zweimal ver- pflanzte zweijährige, alle mit ganz prachtvollem, reichverzweigtem Wurzelvermögen, das auch bei den Birnwildlingen des genannten Ausstellers auffiel. Die einjährigen Doucin-Ableger zeigten be- reits Meterhöhe; Paradies war in der echten gelbwurzeligen Metzer Sorte, die sehr selten ist, vorhanden. Quitten als einjährige und zweijährige verpflanzte Stecklinge zeigten kraftstrotzende Ent- wicklung. Mirabolanen, Mahaleb, Süfskirschen und Pfirsiche, sowie St. Julien waren ferner in dieser Wildlingskollektion vor- ^^•^»..»sijs ^ . \ ■':■- _ - . ,..,H^: ■ --^^t^^-- ■ Clematis von Franz Krt-Us, Xicdcr - W ;illiil, ;uil dw ally-L-nu-inen deutschen Gartenbau-Ausstelhing in Main/. Originalaurnahmen für die ,„ Gartenwelt". 32 Die Gartenwelt. VI, 3 banden, ebenso krautartig verpflanzte Rosa canma. Böhm giebt seinen Wildlingen nur Kopfdüngung und legt im übrigen ein Hauptgewicht nicht auf die Vertilgung des Ungeziefers, sondern auf die Verhütung seines Auftretens. Verschiedene Aussteller waren in der Baumschulenabteilung noch mit ganz vorzüglichen Rosen vertreten, so Heinrich König, Wiesbaden, mit Hoch- und Halbstämmen, W. Hinner, Trier, mit niedrigen und P. Lambert, Trier, der auch Formobst ausgestellt hatte, mit einigen sehr starkkronigen Hochstämmen, Trauer- und Schlingrosen. Schöne C/fmii/u-Kolleklionen hatten Goos & Koenemann und Franz Kreifs, beide Nieder- Walluf, ausgestellt; einen Blick auf das Sortiment der letzt- genannten Aussteller zeigt unsere Abb. Seite 31. Die Bindereiabteilung war sehr reich beschickt, aber unter dem vielen Gebotenen hob sich doch nur wenig durch künstleri- sche Eigenart vom Alltäglichen ab. Vorhanden waren einige sehr hübsche Tafeldekorationen neben durchaus geschmacklosen. Eine Tafel zeigte eine massige Dekoration auf der Grundlage eines dichten Selaginellenrasens, der ziemlich die ganze Tafel bedeckte; das Ganze machte mehr den Eindruck eines frisch hergerichteten Grabhügels, als den einer Festtafel. Wieder andere Tafeln waren ganz mit schwarz- roten Dahlien und dunkelroten Nelken garniert und boten abends bei elektrischem Licht gleichfalls einen höchst traurigen Anblick. Solche Tafeldekorationen könnten höchstens bei den leider in Süddeutschland noch hier und da gebräuchlichen Leichen- schmausen angebracht sein, sonst mufs man sich schon vor Be- ginn der Tafel in angeheitertem Zustand befinden, um überhaupt an einem derartig dekorierten Tische nicht in die Verlegenheit zu kommen, die heitere Feststimmung zu verlieren. Ganz vor züglich gefiel uns eine Tafel von Franz Wolf, Mainz, mit JÄjVö/a-Ranken leicht belegt, vier Zylindervasen mit Lilium lanci- folium album und passendem Grün geschmückt, drei kleine Por- zellan- und Silberschalen mit cremefarbigen Rosen und Mai- glöckchen gefüllt, sowie eine zweite Tafel von Albert Röthke Nchf, Inhaber Carl Schlipat, Wiesbaden, auf welcher drei Maiblumenschalen, mit Adiantum eingefafst, die Aufsätze vertraten, während im übrigen die Tafel durch y^J/nra^tj-Ranken mit ein- gestreuten rosafarbigen Beg^onienblüten geschmückt war. Eine Hochzeitstafel von J. Rose war ganz in Weifs gehalten und aus- gezeichnet durch die aus getriebenem Silber gefertigten Leuchter und Aufsätze. Ein grofser Tafelaufsatz bildete die Mitte, er war gefüllt' mit Straufsenfederastern und Asparagus, zu seinen Seiten hatten Schalen mit Maiblumenfüllung Aufstellung gefunden, aus deren Mitte sich je eine mit weifsen Nelken, weifsen Straufsen- federastern und Asparagiis-Crnn geschmückte Zylindervase erhob. Ein Kranz kleiner, verschieden gestalteter Silbervasen, mit creme- farbigen Rosen gefüllt, bildet dieVer\'ollständigung dieser Dekoration . Eine dekorierte Tafel von Gebr. Boland, Mainz, zeigte Bambus- gestelle mit Blumen geschmückt an Stelle der Aufsätze und trug dadurch einen interessanten japanischen Charakter. Künstlerisch am wertvollsten waren entschieden die ver- schiedenen Zusammenstellungen von Gebr. Marx, Düsseldorf, meist kleine Sachen, die durch Zierlichkeit der Form und durch die harmonische Zusammenstellung der Farben ganz zauberhaft wirkten. Eine nähere Beschreibung dieser Marx'schen Bindereien ist kaum möglich, die Abbildung derselben undankbar, da eben der Hauptwert in ihrem Farbenreiz lag. Das schönste Trauer- stück der Ausstellung \yar ein grofses Palmenarrangement von J. Rose, aus Wedeln von Cycas dränalis und revolula, Areca Baueri, Latania borbonica, bunten /^j/iVK/^-a-Blättern und Asfaragus Spreiigeri- Ranken zusammengestellt. Dieses Stück wirkte durch die geniale Anordnung des Materials. Zum Schlüsse seien noch einige Gewächshäuser erwähnt. Gerh. Ruhbruck, Köln, hatte ein Gewächshaus mit First- lüftung, mit selbst einfallender Klinke, mit einer Hand bedienbar, mit verstellbaren Stellagen und eben solchen Hängebrettern und verstellbaren Mitteltabletten, aufgestellt. In diesem Hause befand sich eine Wasserbeetvermehrung, über deren Wasserbehälter ein Drahtnetz ruht, welches mit Moos belegt wird, auf das dann die Erde kommt. Ein Wasserstand-Anzeiger giebt die Höhe des Wassers innerhalb des hergerichteten Beetes an. Bei diesen und den übrigen Häusern bestand die Dachkonstruktion hauptsäch- lich aus Pitch-Pine-Holz. Bei Ruhbruck war das ganze Gerüst eines zweiten Hauses derart konstruiert, dafs es von jedem Gärtner selbst montiert werden kann. Höntsch & Co., Nieder- sedlitz, hatten eines ihrer bekannten Gewächshäuser mit Hebel- lüftung am Dache ausgestellt. Die Seitenstehfenster waren mit wechselseitiger .Seitenlüftung ausgestattet, sie bestehen aus Doppel- glas und die Lüftung ist derart eingerichtet, dafs die Luft zwischen den doppelten Glaswänden hindurchgeht, wo sie sich erwärmt, so dafs empfindliche Pflanzen nicht direkt mit der kalten Aufsenluft in Berührung kommen. Auch in diesem Höntsch'schen Gewächshause waren die Stellagen verstellbar; ihre Träger be- stehen aus doppelten Eisenröhren. Die Verstellung wird erreicht durch Herausziehen des inneren Rohres aus dem äufseren. Auch das Gewächshaus von Bruno Schramm, Ilvers- gehofen bei Erfurt, war mit allen modernen Hilfsmitteln aus- gestattet. Die Heizrohre bestanden hier aus vernietetem, innen und aufsen vernickeltem Schwarzblech, die Stellagen aus Pitch- Pine-Holz und das Dach war so gearbeitet, dafs einzelne schlechte Holzsparren leicht ausgewechselt werden können. Sehr praktisch fanden wir die Treppenstellagen, mit Lattenrosten belegt, und die Giebellüftung. Die Heizung besorgte ein Schramm'scher Triumph- kessel, von welchem sich über 2200 im Betriebe befinden. Die Obstabteilung, die eine grofse Halle beanspruchte, war äufserst reichhaltig. Simon Louis Frc:res, Plantieres bei Metz, hatten hier das stattlichste Sortiment ausgestellt, aber die Früchte der rheinischen Aussteller zeichneten sich durch gröfste Voll- endung aus. Erwähnt sei zum Schlüsse noch ein stattliches, gegen 800 Arten und Sorten umfassendes Kakteensortiment von Friedrich Ad. Haagejr., Erfurt. Neben den Abbildungen einiger in vorstehendem Aus- stellungsbericht besprochenen Objekte finden die Leser auch noch Abbildungen von Gruppen, die bereits in früheren Berichten Er- wähnung gefunden haben. Die Schnittblumen von Köhler & Rudel, .\bbildungen S. 28, wurden in Heft i, S. 6, besprochen und die Begonien von Carl Oser in Heft 52 d. v. Jahrg., S. 618. Die Dahlien -Ausstellung der deutschen Dahlien- Gesellschaft im zoologischen Garten zu Hamburg. Von F.W.Moritz, Handelsgärtner, Ahrensburg bei Hamburg. (ScI.lufs.) (Hierzu zwei Abbildungen.) Noch entdeckte ich ein hübsches, kleines, aus älteren wie modernen Sorten ausgewähltes .Schnittsortiment von Edeldahlien von Krüger-Altona, und mufs zum Schlufs dieses Abschnittes leider hinzufügen, dafs mir einige kleine Einzeleinsendungen von Dahlien -Blumen zu Gesicht gekommen sind, welche samt und sonders vollständig welk und unkenntlich waren. Dieselben sind jedenfalls nicht mit der nötigen Sorgfalt zum Versand gekommen und von sonst ungünstigen Zufällen betroffen wor- den. Blühende Dahlienpflanzen waren in einigen Gruppen von VI, 3 Die Gartenwelt. 33 fielen; aus: eine NonneS: Hoepker, Ahrensburg, und Ch. Dann er, Wandsbek, aufgestellt, worunter mit besonders schö- nen Blumen yRückerf^, ^Standard Bearer^ , ,.Bri- tannia^, „Radiancc" , ,,Ruby'^ u. s. w. auf- weiter stellten die ersteren Topfpflanzen- gruppe von schönen blühenden Pflanzen, in der Mitte Lobtüa R'woitei, dann folgten Fuchna ^Ruhm von Wernigerode'^ , und als Einfassung die so reizende und reich- blühende, hochrosa Begonia ^Bavaria" . C. Nupnau, Hamburg- Wandsbek, zeigte zwei sehr dekorative Gruppen von Asparagus Sprengen', in deren Mitten je eine üppig gewachsene Pyramide von Medcola aspara- goides sich angenehm auffallend abhob. In dem einen der vier Säulengänge hatten geschmackvolle Pflanzengruppen von vielen schönen Schaupflanzen aufgestellt: W. Runde, Wandsbek, neue Araucarien, robusia compacta und „Napolion Baumann", eingefafst von Carex japonica fol. var., welche sich sehr gut und äufserst gefällig ausnahm; aufser diesen war hier und da der Saal mit Lorbeeren, Dracaenen und Asparagus scandens deßexus ausgeschmückt; F. W. Böttcher, Hamburg- Lockstedt, brachte hochstämmige Brautmyrten, mit Blüten und Knospen wie über- schüttet, Granatbäume und als Umfassungspflanzen lila-rispig- blütige Ophiopogon Johuran fol. var.; J. D. Denker, Hamburg, mit Pompon-Dahlien von C. Ansorge, Klein-Flottbek, auf der Dahlien-Ausstellung in Hamburg. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*^ (Text in Heft 2, Seite 23). vielen grünen Früchten besetzte Citrus und kräftige, buschige Adiantum; Alfred Beit (Obergärtner Havemann), Hamburg, grofse Rhapis und Cordylinen. In der Binderei waren zunächst die Schmucktafeln bemerkens- wert. Als Dahlien -Künsüer zeichnete sich darin besonders F. A. Höwe, Hamburg, aus. Die eine Tafel hat derselbe in rosa- lila Ton gehalten, worin besonders „Rozenhagen"- sich gut ausnahm, mit dem entsprechenden farbigen einfachen Dahlien und sonstigen Material, die andere zartgelb gehalten, mit ^.Sonnenstrahlen'' und dieser Sorte ähnlichen einfachen Dahlien, und was Berankendes und Gefälliges dazu gehört, um die Beschauer zu bestechen. J. Siemers führte eine fast nur, aufser dem entsprechenden Grün, von „Island Queen''' geschmückte Tafel vor, welche viel gefälligere Wir- kung mit etwas ein- fachen Dahlien oder anderen eleganten einfachen Blumen erzielt hätte. Paul H ermann, Hamburg, hatte wir- kungsvolle Stim- mungsbilder mit sei- nen sehr geschmack- vollen Sachen, wie Staffelei, Korb u.s.w., mit Benutzung von „Aymphaia" von H.Kohlmannslehner hervorgerufen. Eine nette Phantasie- arbeit, im sogen. Edeldahlien von G. Bornemann, Blankenburg a.Harz, auf der Dahlien-Ausstellung in Hamburg. ^ Jugendstil, hatte Origioalaufnahme für die ,Gartenwell» (Text in Heft 2, Seite li). G- Eggers, Ham- ^i^——==^^^%^ 1^^^=^ ^^=-= \ ': ^^ ^^^=--== -^^^^^^^ . - CT^' "-'^i^i- mrj'(r ?f^^^ ''fTflmY*''^'" — rHhj^'^^^aüte^,. ''j^^/^ ^^^-^ LaBtlfc^ '^My ii^ '^'Ml''^ ',! , If 'B/ip" V " — "ilife' ' \ — ,'^^ T:^j|-f^fc«--— 4^||i»-,.J^:j;, :^iV|^.|Hp!., -.M 1 MPni 4*1^ y^ -' .' --J^r^;^'T!^1?'A|jl^irillj,»f ;L-^i,iäBgKapgS-;v.S fp'^Sl^ "^^' ,\ :^;^ li^J(-_ ."« ''^^^^im^'^^' ^ '-'^^^^^^'^^^ m^^ i^^*^ - ... ■■■- ^' ''-^Vi^^ ' <^i''%mM»^ > *^ ^^i- ^'*'^^^^^%^.:%.:^^^'^ 34 Die Gartenwelt. VI, 3 bürg, aus y,Island Queen" gearbeitet, welche Dahlien-Sorte derselbe — und mit Recht — in mehreren seiner Schaustücke künstlerisch verwertete. Dann sind noch Dahlien -Bindereien von H. Munzel und F. Reppin, Hamburg, künstlerisch ausgeführt, sowie von H. Stamessen, Swinemünde, welcher nur „Gottes Wunder"^ die „grüne Georgine", Züchtung von S ick mann, Köstritz (dieser nun selige Herr, der Altmeister der deutschen Dahlien- bezw. Geor- ginenzucht, hätte sich einmal von seinem Ruhepfiegen frei machen und hier Betrachtungen anstellen sollen !) in einem Kranz, einer Staffelei, einer Vase u. s. w. vorgeführt hatte. Be- sondere Aufwendungen, trotz der jetzt billigen und bequemen Beschaffung der schönsten Dahlien -Blumen und der reichen, ja fast unerschöpflichen Mannigfaltigkeit ihrer Farbentöne, ge- eignet zu den wirkungsvollsten Prunk- und Stimmungsbildern, sind in der Bindekunst nicht zum Ausdruck gelangt, und, wie wir schon bemerkten, war die Beteiligung ja ganz gut, sowie die meisten Ausführungen künstlerisch sehr schön, aber mancher hoffte wohl im stillen, in Hamburg in dieser Hinsicht viel mehr zu sehen : es mufs aber doch in Betracht gezogen werden , dafs die im Ausstellungssaale vorhandenen Räume vollständig be- setzt, also allen Abteilungen vorausberechnete Grenzen gezogen waren. Die im Freien ausgepflanzten Dahlien entsprachen leider nicht ganz den gehegten Erwartungen; dieselben hatten, im ganzen genommen, sich nur leidlich entwickelt; aber die Hauptsache, ein entsprechender voller, zum eingehenden und mafsgebenden Vergleich erforderlicher Blumenflor war erst in hoffnungsvollen Knospen vorhanden. Die „ Sahara "-artige Hitze und Dürre, welche hier, wie in vielen anderen Gegenden, vor- herrschte, konnte auch an den Dahlien nicht spurlos vorüber- gehen; dazu kommt noch, dafs dieselben etwas spät ausgepflanzt worden sind und dafs man viel zu wenig die frühesten und besten Blüher berücksichtigt hatte. Da leuchten z. B. viele herrliche Blumen von „Oda", früh und reichblühend, von (^i. Bornemann, Blankenburg a. H., hervor. Ernst & v. Spreckelsen, Hamburg, hatten von allen gefüllten Klassen, wie Edeldahlien, Riesen und Pompon u. s. w., Trupps auf Rasenflächen ausgepflanzt, desgleichen C. Ansorge, Klein- Flottbek. Unter den Dahlien von Nonne & Hoepker, Ahrens; bürg, fielen mit am meisten die gut entwickelten Blumen von ^fi'iickert" , Rozenhagen'-'- , „Geliert" und die dunkele „F.hony" auf, und es waren im allgemeinen von den neuesten wie älteren Sorten welche zu finden, nur noch nicht in dem zu nützlichen Vergleichen anspornenden vollen Flor. Es konnten auch noch andere Firmen als die hier nur in Kürze genannten, hieran beteiligt sein, was ich daraus schliefse , dafs an manchen weiteren Gruppen oder Trupps Namenschilder nicht zu finden waren. Da nun, wenn in den nächsten Wochen entsprechende günstige Witterung eintreten und anhalten sollte, noch in Bezug auf diese Anpflanzungen bemerkenswerte Einzelheiten hervortreten können, will ich voraus schicken, dafs ich darüber an dieser Stelle gelegentliche „Kleine Mitteilungen" nachfolgen lasse. Höchst erfreulicher Weise sind von verschiedenen Seiten angenehme, ansehnliche und sinnige Ehrenpreise gestiftet bezw. zur Verfügung der deutschen Dahlien-Gesellschaft gestellt worden, so z. B. die Hamburger goldene Staatsmedaille, sowie Medaillen von verschiedenen r.esellschaften, Vereinen, von Privaten, ferner Ehrenbecher, Geld- und Bücherpreise (z. B. die „Gartenwelt" und die „Bindekunst"). Da die Mitglieder der Gesellschaft sich am Wettbewerb um Preise nicht beteiligten, so kamen für dieselben nur die Dekora- tions- und Bindekunsiler in Frage, So errang sich die Hamburger goldene Staats- medaille: kaiserl. Legationsrat Dr. Rücker-Jenisch (Ober- gärtner J. Heydorn), den Ehrenpreis des Herrn Alfred Beit, loo Mark und silberne Medaille der Hamburger Chrysanthe- »(am-Freunde, F. L. Stueben (Inh. C. Krück), den Ehrenpreis des Herrn Engelbrecht, loo Mark und silberne Medaille der Hamburger Chrysanthemum-YrevL-ndA, W. Runde, Wandsbek, eine goldene Vermail.- Medaille F. A. Höwe, Hamburg, grofse sil- berne Medaillen: Paul Hermann, J. Mortensen, G. Eggers, sämtlich in Hamburg, u. s. w. Die Obstprodiikte auf der allgemeinen deutschen Gartenbau -Ausstellung in Mainz. Von Hofgärtner Unselt, Schwetzingen. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man noch auf Ausstel- lungen mit ähnlichen Konkurrenzaufgaben wie in Mainz sicher sein, dafs die im Haushalte hergestellten „Konserven" sich aus einem Sammelsurium der verschiedensten Gläser mit den ver- schiedensten Früchten zusammensetzten, zu deren Haltbarmachung vielerlei Stoffe, vor allem aber Zucker in beträchtlicher Masse verwendet worden war. Zum Glück für den Magen sowohl, als auch für den Geld- beutel des in diesem Falle in einer Person vereinigten Produzenten und Konsumenten, kommt man nach und nach von der über- mäfsigen Verwendung von Zucker ab und wendet zur Konser- vierung von Obst und Gemüse das Sterilisieren an, indem man dieselben durch Erhitzen unter Luftabschlufs haltbar macht und dem Obst nur so viel Zucker zusetzt, als zum Wohlgeschmack der Früchte notwendig ist. Nach dieser Richtung zeugten auch die Obstkonserven auf der Mainzer Ausstellung von einem bedeutenden Fortschritt. Man sah in der Hauptsache Gläser mit Patentverschlufs , vor allem solche von J. Weck, Öflingen (Baden), dann bei einem Aussteller solche von Buder, Mainz, und ein oder zwei Gläser von Wolff. Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dafs auf die Dauer jedenfalls die erstgenannten sich die meisten Freun- dinnen unter den Hausfrauen erwerben und erhalten werden. Der Grofsbetrieb war der Ausstellung überhaupt fern ge- blieben und auch die Beteiligung der Privaten hätte bei der obst- reichen Umgegend von Mainz eine lebhaftere sein dürfen. Ausgiebiger war die Ausstellung mit Obst- und Beeren- obstweinen beschickt. Während bei den Fabrikanten das Be- streben, aus den Früchten Tischweine herzustellen, klar zu Tage tritt, haben die Privaten mehr Neigung zur Herstellung von Dessert- und Likörweinen aus Beerenobst, wobei leider zuweilen noch die Unsitte herrscht, durch Zusatz von Gewürzen oder starken Südweinen den reinen Fruchtgeschmack zu verderben. Das durch einen Aussteller gebrachte Dörrobst wäre der Schau besser fern gehalten worden, da die Besucher darin un- möglich etwas anderes erblicken konnten, als ein der geringeren Qualität ausländischer Ware nicht ganz ebenbürtiges Produkt. Wir haben von im Haushalte hergestellten Dörrprodukten in letzterer Zeit bedeutend bessere Proben gesehen. Bei näherer Betrachtung des besprochenen Teiles der Aus- stellung und einiger Überlegung mufs speziell dem Obstproduzenten und dem Obstbaumzüchter die Überzeugung kommen, dafs, je mehr die Obstverarbeitung zunimmt und je mehr die Obstkonservierung sich im Haushalte Eingang verschafft, desto besser blüht und gedeiht der Obstbau, desto mehr Obstbäume werden angepflanzt und — gekauft. VI, 3 Die Gartenwelt. 35 Die Obst-Ausstellung zu Potsdam vom 28. September bis 2. Oktober 1901. — Unter den diesjährigen Obstausstellungen stand die Potsdamer mit an erster Stelle, was nicht zum wenigsten dem Orte der Veranstaltung zu verdanken war, indem sie durch einen schönen hellen Raum, wie die kgl. Orangerie in Sanssouci ihn bot, einen freundlichen Eindruck machte, trotz des trüben Wetters, mit dem wir am ErölTnungstage überrascht wurden, und indem die herrlichen Anlagen schon an und für sich eine Zug- kraft ersten Ranges bildeten. Über die Ausstellung ist im all- gemeinen nicht viel zu sagen, da schon durch den Namen eine gewisse Grenze in der Reichhaltigkeit gezogen war. Es waren einige sehr hübsche und anerkennenswerte Leistungen zu ersehen, und besonders unter den ausgestellten Obstsorten mehrerer Ver- eine sah man Früchte, die Zeugnis ablegten, dafs ein vernünftiger Obstbau getrieben wurde. Mit der Anordnung des Ganzen wurde nichts Neues geboten, und es war nicht festzustellen, ob die Aus- stellung dem Handel dienen, oder ob sie belehrend auf den Beschauer wirken sollte. Im ersteren Falle hätte man gewisse Preisnotierungen, welche doch sehr wesentlich sind, erwarten können, da unsere Bestrebungen nicht allein darauf abzielen, recht grofses, schönes, gesundes Obst zu erziehen, sondern, wie man der Fachpresse entnehmen kann, will man den Obstbau rentabel machen. Im anderen Falle, wenn also die Ausstellung belehrend wirken sollte, so war diesem guten Zwecke durch die übliche Anordnung ein Riegel vorgeschoben, denn eine vergleichende Beobachtung war dadurch sehr erschwert, dafs die Obstarten ziemlich willkürlich aufgetischt waren, und dafs den Früchten jeder Kommentar in Bezug auf ihre Ansprüche an den Boden, an das Klima etc. fehlte. Recht interessant war die Ausstellung des Berliner Magistrats, welcher auf den Rieselfeldern einen schwunghaften Obstbau betreibt. Besonders reichhaltig war die Baumschulenfirma Späth- Berlin vertreten. Durch Vorführung herrlichen Obstes fiel auch die kgl. Gärtnerlehranstalt Wildpark auf, welche es allerdings leicht hatte, die Ausstellung sehr reichlich zu beschicken. Die verschiedenen Obstkörbe wollten uns nicht ge- fallen, da die Zusammenstellung bei einigen unbeholfen war. Prächtiges Obst führte die Meierei C. Bolle in Berlin vor. Es waren durchgehends beliebte Sorten ausgelegt, wie Birnen: Triomphe de Vienne, Gute von Eze, Williams Christ -Birne, Deutsche National- Bergamotte, Pastoren -Birne, „Herzogin von Angoulfeme" u. a., und von den Äpfeln: Geflammter weifser Kar- dinal, Winter-Gold-Parmäne, Prinzenapfel u. s. w. und auch sehr schöne Weintrauben. Anschliefsend an die Obstausstellung waren noch verschiedene Einsendungen von Gemüsen und Konserven vorhanden, und entlang der Nordseite der Halle sah man Aus- steller mit Gartenwerkzeugen, Apparaten für Obstweinbereitung und Obstkonservierung, Lehrmittel u. dergl. T. Quedlinburger Gartenbau- Ausstellung 1901. Der Verein der Gartenfreunde für Quedlinburg und Umgebung hatte fiir den 13. bis 15. September eine Gartenbau-Ausstellung arrangiert. Der Beifall, den die erste Arbeit gefunden, hatte dem erst 2'/.,jährigen Verein schon im Vorjahre Mut zu gröfserer Aasdehnung gemacht; wenn möglich sollten ihre Grenzen diesmal noch weiter sein. Der besonlere Anlafs lag wie früher in der Besiclitigung der Blumen und Pflanzen, die in circa 1800 Exemplaren den älteren Kindern unserer Volksschulen zur Pflege übergeben waren. Dazu sollten Blumenliebhaber, Gartenbesitzer und Fachleute mit ihren Erzeugnissen zugelassen sein. Und zwar war für die letzteren der Grundgedanke, dafs nur das dargestellt werden sollte, was gerade die Ztit und die Witterung boten. So war den- selben erst vier Wochen vor dem Aasstellungstermin die Aufforderung zur Beteiligung zugegangen. An Räumen standen zwei Festsäle zur Verfügung mit circa 425 qm Grundfläche, eine Veranda von 36 m Länge und ein Teil des Gesell- schaftsgartens. Anmeldungen waren trotz der gröfseren Ausstellungen in Mainz und Hamburg reichlich auch aus der Umgegend eingegangen, und wer nicht ausstellerisch thätig war, der half mit Dekorationsgruppen. Das Material war aus allen Zweigen des Gartenbaues im gröfseren Mafsstabe, zumeist in vorzüglicher BeschalTenheit, zur Stelle, so dafs der vorhandene Platz kaum ausreichte. Es war eine Freude, unter all den fleifsigen Händen dieses Werk entstehen zu sehen. Der Garten hatte ein Festtagsgewand angelegt, so zierte ihn ein provisorischer Springbrunnen nach der Idee des Magistratssekretärs Niemand.*) Die Musikhalle war mit grofsen Palmen und anderen Blattpflanzen dekoriert von Heinr. Mette. Die Veranda zu schmücken, welche die Blumen der Schulkinder barg, hatten Gebr. Dippe über- nommen. Den Blick auf das bierspendende Büffet verhüllte die Gruppe von Fabrikbesitzer W. Brauns, dessen uralte Kamelienbäume beson- ders auffielen. Hier und dort gewahrt man Ausstellungsgegenstände. Prächtige Epheulöpfe und Azaleen ( Balz er-Halberstadt) wechselten mit Pelargonien (C. Sattler), Citrus (L. Vieweg), Myrten, Chrysanthe- mum und Epheu (Regenhardt-Neinstedt). Riesige Melonen (Domäne Gatersleben) und ebensolche Gurken ( Göbel-Saderode) zogen die Aufmerksamkeit der Besucher an — und an solchen fehlte es selbst am Sonnabend trotz des strömenden Regens nicht. Am Eingange zu den Sälen fiel manch neidischer Blick auf Martin Grashoff's Riesen- kohl und Kürbisse, während an der anderen Seite Baumschulenbesitzer Klinge die Naturgeschichte des Obstbaumes vom Kern bis zur edelsten Form und zum Hochstamm zur Anschauung brachte. Die beiden Säle zierten zunächst die Tafeln für die Binderei, in der Math. Ebert mit Kaiser-Thale, der seinen Arrangements vor- teilhaft elektrische Lämpchen eingefügt hatte, Ebert-Halberstadt,Göbel- Thale und Zimmermann wetteiferten. Aufser den Tischen für ein reiches Sortiment Blumenzwiebeln (Sattler & Bethge), Obst (Klinge, Lö we-llsenburg, Ebert, Salger und eine ganze Reihe Gartenbesitzer), war eine Formkakteen- und Euphorbien- Ausstellung (Dr. Lampe) und ein sortenreiches Arrangement Dahlien (Pape und Bergmann) von vorzüglicher Wirkung. Alles andere begegnet uns in Form der Gruppen von kleinerem und gröfserem Umfange. Farbenschimmernde Blattbegonien (Gebhardt & Co.) wechseln mit tadellosen Gladiolen ( C. Sattler), umfangreichen Adianittm ( Er nst-Derenburg), Begonia Rex und Caladien, um einen riesigen Cycas geschmackvoll arrangiert, zwei Aquariengruppen mit den nötigen exotischen Gewächsen und Fischen (Sekretär Niemand und Laass), buntblättrige Petunien von Göb el-Suderode, Begonia martiana gracilis mit darüber hängender reichbluhender Stanliopea (L. Vieweg), Salvia splcndens, Celosia u. a. mit gelben Tomaten gcfafst, welche um ihrer Farbe und Gröfse willen besonders bewundert wurden (Martin Grashoff). Zu den Hauptgruppen treten wir in den grofsen Saal. Die Mitte schmückt ein grofses Arrangement von Sattler & Bethge aus Musa, bunter Nicotiona, Coleus , Begonien u. s. w., wirkungsvoll flankiert von Gebr. Kettenbeils Begonien und Wehrenpfennigs Begonien und Pelargonien. Die schmalen Wandseiten zierten hochragende Palmen- gruppen (Kaisergruppe L. Vieweg und Dtkorationsgruppe von Frau Geh. Kommerzienrat Vogler. Auch Blumen von Privatleuten insbes. eine sehr schöne Musa Ensete waren ausgestellt. Ferner fehlten auch nicht J. Weck'sche Kon- servierungsapparate, sowie Gerätschaften: Hoffmann hatte Hacken, Lehmann, Ccmentplatten für Kästen und Warenhäuser, Kobert& Co., Blumentöpfe etc. Den Blumen der Schulkinder sah man an, mit welcher Sorgfalt fast durchweg an ihnen gearbeitet war, und im ganzen konnte im Ver- gleich zur Leistung des Vorjahres ein Fortschritt konstatiert werden. Wir empfehlen die Einrichtung dieser idealen Aufgabe unseres Vereins wegen seiner unverkennbar pädagogischen Seite dringend zur Nach- ahmung. Gegen die Vorjahre bedeutet die Arbeit des Vereins schon inso- fern einen grofsen Fortschritt, als zum erstenmale die Fachleistungen einer Konkurrenz unterworfen wurden. Die Stadt Quedlinburg hatte fünf Ehrenpreise (Medaillen) gesfiftet, der Verein Geldpreise und Diplome. Die Ehrenpreise erhielten Math. Ebert, L. Vieweg, Sattler & Bethge, C. Sattler und Pape & Bergmann. Den ersten Geldpreis Kaiser-Thale, Ebert- Halberstadt, Ernst Deken- *) Wo der Ort nicht vermerkt ist, ist Quedlinburg anzunehmen. 36 Die Gartenwelt. VI, 3 bürg, Martin Grasholf. Den zweiten Geldpreis Gebhardt & Co., Wehrenpfennig, Gebr. Kettenbeil, Domäne Gatersleben. Aafser- dem wurden für einzelne Leistungen Ehrendiplome ausgegeben. Die Dekorationsgruppen standen aufser Konkurrenz. Als Preisrichter fun- gierten die Herren S. Kühne-Halberstadt, Wilkcnding-Blanken- burg und Hofgärtner Pflaume- Wernigerode. Für Obst erhielt C. Klinge, Baumschulen, den für Obst von einem Privatmann gestifteten Ehrenpreis, Bronzetisch mit Vase. Auf^erdem wurden auch hier verschiedene Diplome zuerkannt. M — . Schutzzoll. Erfurt. In der letzten öffentlichen Sitzung der hiesigen Handels- kammer, welche am 4. d. M. stattfand, erklärte Kommerzienrat Benary bezüglich des Zolltarifentwurfes: „Derselbe habe auch für die Gärtnerei einige unliebsame Überraschungen gebracht, namentlich durch den vorgeschlagenen Zoll auf Blumenzwiebeln, gegen den sich denn auch eine energische Agitation geltend mache. Das Inland könne nur einen ganz geringen Teil des Bedarfes decken, eine Zollerhöhung würde deshalb eine unliebsame Erschwerung der Zwiebelkultur bedeuten. Referent fügt hinzu, er habe im Verein Erfurter Handelsgärtner bereits einen Besclilufs lierbeigefUhrt, der dahin geht, gegen jeden Zoll auf Blumenzwiebeln Stellung zu nehmen. Eine andere Position, die Widerspruch herausfordere, sei die Tarifierung der Cy<^«.i -Wedel, frisch und getrocknet. Für Wedel in natürlichem Zusiande sollen 20 Mark Zoll für 100 Kilo gezahlt werden, während präparierte Wedel zollfrei eingehen sollen. Das sei ein Unding und bedeute eine schwere Schädigung der heimisclien Gärtnerei, wie auch das motivierte Gutachten der Firma J. C. Schmidt hervor- hob. Aus Japan würden Hunderttausende von Cycas -V/ edeln eingeführt, sie würden in Erfurt präpariert und erhielten durch die entsprechende Behandlung ein saftgrünes Aussehen. Aus Rücksicht auf eine rationelle Verwertung der präparierten Wedel sei aber deren zollfreie Einfuhr erforderlich, um so mehr, als man in Amerika bereits mit der Nach- ahmung des hiesigen Umwandlungsverfahrens begonnen habe. Frisclie Ci''^'W-Wedel fänden bei uns nur bei grofsen Arrangements Verwendung. Dagegen würden, wenn präparierte Wedel ZuUfreiheit genössen, ijster- reich und Amerika sofort mit dem Import präparierter Wedel nach Deutschland beginnen und eine blühende deutsche Industrie ruinieren. Ferner sei ein Zoll auf Rotklee und andere Kleesaaten, auch auf Gras- saat geplant; dieser Zoll sei ebenfalls zu verwerfen, denn auch aus hiesigen Interessentenkreisen lägen schwere Bedenken vor gegen diese Mafsnahrae, da der Bedarf an den genannten Saaten von Deutschland nicht annähernd gedeckt werden könne. Die Landwirtschaft selbst würde ausländische Saat zu beziehen und deshalb den vorge- schlagenen Zoll zu bezahlen haben, andererseits sei aber die Zoll- erhöhung nicht erheblich genug, um einen intensiveren Anbau des Samens zu veranlassen. Der Referent erklärte zuletzt, dafs Ende dieses Monats eine grofse Versammlung stattfinden werde, um gegen die ge- plante Zollerhöhung zu protestieren." Tagesgeschichte. Berlin. Die gemischte Deputation zur Vorberatung der Pläne über Errichtung eines Nordparks auf den Rehbergen tagte kürz- lich unter dem Vorsitz des Geh. Rcg.-Rats, Stadtrats Friedel. Der Deputation lag das sogen. Projekt eines kleinen Nordparks vor, nach- dem der Plan eines grofsen Nordparks an den übertiiebenen For- derungen der beteiligten Grundbesitzer gescheitert ist. Wie aus den Erörterungen über den Plan eines kleinen Nordparks hervorging, droht auch dieser Plan an den Forderungen der beteiligten Grundbesitzer zu scheitern. Der M.igistrat und die Stadtverordneten werden ihre Zu- stimmung zu den Plänen nur dann geben, wenn die Beteiligten ihre Forderungen wesentlich ermäfsigen. — Der Unterricht in der städtischen Fachschule für Gärtner in dem Gebäude der Gemeindeschule hinter der Garnisonkirche begann Dienstag, den 8. Oktober. Anmeldungen nimmt Herr Rektor Dreh- mann entgegen. Das Honorar beträgt 3 M. für das Wintersemester. Hannover. In einer der letzten hiesigen Stadtverordneten- Sitzungen machte einer der Stadtverordneten auf die neuen Einnahme- quellen aufmerksam, welche der Stadt durch die Friedhofsgärtnereien erwachsen können. Eine dieser Gärtnereien bringe nach eingezogener Erkundigung jährlich mindestens 36 000 M. Da sei es doch zu ver- wundern, weshalb die Stadt nicht die Friedhofsgärtner auf ihr festes Gehalt und auf die ihnen zukommenden Arbeiten beschränke, die Pflege und den Schmuck der Gräber aber auf eigene Rechnung nehme, denn es sei doch nur die Nebenarbeit, die den Gärtnern so grofse Summen bringe. Bürgervorsteher Backhaus versprach in nächster Sitzung eine Mitteilung über den Etat der Friedhofsgärtner sowie über die Höhe der von ihnen angegebenen Einnahme zu machen. Die Versammlung nahm den Antrag an, eine Petition in Sachen der Friedhofsgärtnerei an den Magistrat zu richten. Gehälter der deutschen Gartenbeamten. II. Gehälter der dem kgl. preufs. Ministerium für Land- ■wirtschaft, Domänen und Forsten unterstehenden Garten- beamten. Pomologische Institute inProskau und Geisen heim und Landesl>aumschule in Engers: Zwei Direktoren mit 12600 M., jeder höchstens 6500 M. ; i Dirigent der Versuchsstation in Geisenheim und 4 wissenschaftliche Lehrer mit (2700 — 5100 M.) 17 100 M., aufser- dem feste Zulagen von 300, 600, 900 M. nach 9, 12, 15 Dienstjahren für diejenigen Stelleninhaber, welche nach ihrem Zeugnisse zum Unter- richt in den oberen Klassen einer höheren Lehranstalt voll befähigt sind oder sich durch praktische Bewährung besonders auszeichnen, 2100 M.; I Lehrer mit (2100 — 3800 M.) 2100 M.; 4 Obergärtner und I Weinbergsverwalter mit (1800— 4200 M.) 17700M.; I Garteninspektor mit {2000 — 3600 M.) 2600 M. — Die beiden Direktoren, der Dirigent der Versuchsstation in Geisenheim, i Lehrer, i Obergärtner und 2 Unter- beamten haben Dienstwohnung; i Bureaubeamter und 2 Obergärtner haben Dienstwohnung mit Garten. Der Direktor in Proskau bezieht 5''/„ Tantieme von dem' Erlös der im laufenden Betriebe zum Verkauf kommenden Erzeugnisse der Anstalt und entrichtet für die Entnahme des in seinem Haushalte erforderlichen Gemüses und für das Recht der Mitbenutzung des Fuhrwerks der Anstalt jährlich 120 M. Der Direktor in Geisenheim darf gegen eine jährliche Entschädigung von 15 M. den Bedarf für seinen Haushalt aus den Erzeugnissen der Anstaltsgärten entnehmen. Landwirtschaftliche Akademie Bonn-Poppelsdorf: Ein Gartenmeister, Gehalt 1000 — 1500 M. Tierärztliche Hochschule Berlin: Ein Gärtner, Gehalt 1000 — 1500 M. Tierärztliche Hochschule Hannover: Gärtner 1000 bis 1500 M. und freie Wohnung. Personal-Nachrichten. Hartig, Prof., Vorstand des botan. Instituts der forstl. Versuchs- anstalt in München, verstarb am 10. d. M. Renken, Johann Sen., Handelsgärtner, Varel, feierte am 1. Oktober sein 50jäliriges Cjärtnerjubiläura. W^eber, Andreas, langjähriger Stadtgärtner, bezw. Sladtgarten- direktor von Frankfurt a. M., starb am 2. d. M. im 70. Lebensjahre. Weber betrieb auch eine umfangreiche landschaftsgärtnerischc Privat- praxis. Briefkasten der Redaktion. M. F. Windhoek, D.-S.-W.- Afrika. Sie wünschen sich be- hufs direkter Einführung griechischer und spanischer Rosinenreben mit Firmen der Levante und in Spanien in Verbindung zu setzen, die Ihnen das Steckholz der betr. Sorten liefern können. — Wir bitten unsere unterrichteten Leser um Angabe geeigneter Firmen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den s^esamten Gartenbau, Jahrgang VI. 26. Oktober 1901. No. 4. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird stra/reclUlich vcr/olgi. Neue Pflanzen. Tropaeoliim „Isola bella". Von F. Rehnelt, Grofsh. Garleninspcktor, Giefsen. (Hierzu eine Abbildung .) I ropaeolum peregrinum aus Granada ist allgemein be- kannt als ein Sommerschlinggewächs, das durch reichen Flor der kanariengelben, tief geschlitzten Blüten, sowie durch die zierliche Belaubung sich auszeichnet und, weil überaus dankbar und leicht gedeihend, häufig in den Gärten an- gepflanzt wird. Wo man es in nahrhaftem Boden, an die Ostseite eines Gebäudes, sonnig, aber doch geschützt gegen die brennende Nachmittagssonne, anpflanzt, entwickelt sich ein Blütenreichtum, der sich schwer beschreiben läfst. So sah man vor einigen Jahren im botanischen Garten zu Marburg eine einzige Pflanze in einer unglaublichen Üppig- keit, welche eine VVandfläche von etwa 12 m mit unzähligen Blumen ganz überdeckte. Auch Tropaeoliim lobhiaiiitm, im Jahre 1842 durch die Brüder Lobb aus Kolumbien eingeführt und von Veitch verbreitet, hat sich als wertvoller Winterblüher hundertfach bewährt und ist durch die Menge der neueren Züchtungen und Einführungen noch nicht verdrängt worden. Die scharlachroten, haltbaren Blumen sind trotz südländischer Nelken und Rosen stets ein begehrter Artikel für Bin- dereien im Winter geblieben. Diese beiden Arten sind die Eltern des Tropaeolum, welches ich hier beschreiben will. Vor mehr als 50 Jahren hat man schon begonnen, mit den beiden im 16. resp. 17. Jahrhundert aus Peru eingeführ- ten Tropaeoliim minus und majiis Kreuzungen auszuführen. Alle die gefleckten und gezeichneten, in den Farben von Weifs bis Rosa, in Scharlach-, braunroten bis tiefschwarzen Varietäten, die im Herbst eine Zierde der Gärten und Blumenfenster sind, dürften Nachkommen solcher Hybriden sein. Auch von Tropaeolum lobbianum hat man Hybriden gezogen. Tropaeolum peregrinum dagegen ist, so nahe der Gedanke eigentlich lag, zu Kreuzungen noch nicht, wenigstens nicht mit Erfolg verwendet worden. Dies brachte die Natur selbst zu Wege. Auf Isola bella, dem Die Gartenwelt. VI. blumenumrankten Felseneilande, das wie ein Wundermärchen aus dem blauen Wasser des Lago maggiore sich erhebt, standen die beiden Stammeltern in buntem Gewirr neben und durcheinander. Dort sammelte Herr Obergärtner Pirotta, nebenbei bemerkt ein aufserordentlich liebenswürdiger, älterer Herr, der mit seltenem Eifer der Pflege seiner Blumen sich hingiebt, auf jenem einzig schönen Fleckchen Erde, dort Tropaeolum „Isola bella". Nach einer Zeichnung des Verfassers. 38 sammelte und säte er zufällig den Samen unserer Pflanze. Von dort erhielt ich sie von Herrn Pirotta im Jahre 1896 mit anderen seltenen Tauschpflanzen zusammen als Tropaeolum lobbianum mit geschlitzten Blumen. Anfänglich wenig be- achtet, stand das Pflänzchen, als „Tropaeolum lobbianum von Isola bella" etikettiert, zwischen Hunderten anderen jungen Kalt- hauspflanzen. Es blühte wohl auch, aber in dem kleinen Topf sah das Ding recht kümmerlich aus. In einem bota- nischen Garten mufs man eben vieles klein erhalten. Erst als ich nach ein paar Jahren dazu kam, ihm ausgepflanzt einen günstigen Platz zu geben, konnte man sehen, dafs man es mit einer guten Pflanze zu thun hatte. Ich gab sie des- halb nach Wilhelmshöhe, wo sie sich bei guter Kultur als ein vorzüglicher Winterblüher bewährt hat. Wie Herr Ober- gärtner Böhme mir mitteilte, hat Tropaeolum ,Jsola bella^^ dort durch die auffallend hübschen Blüten wiederholt die Aufmerk- samkeit Ihrer Majestät der Kaiserin auf sich gezogen. Nun zur Beschreibung der Pflanze selbst. Wie ein Blick auf umstehende Zeichnung lehrt, hält sowohl das gebuchtete, zierliche Blatt, wie auch die grofse, gefranste und geschlitzte- Blume ziemlich die Mitte zwischen den Eltern. Auch die Färbung verleugnet die Herkunft nicht. Während die Pe- talen innen das leuchtende Scharlach des Lobbianum erkennen lassen, das durch einige schwarze Striche noch gehoben wird, Schizanthus wisetonensis. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 3g). ist der äufsere Rand fast bis zur Mitte des Blumenblattes goldgelb. Es ist dies eine Farbenzusammenstellung, die man am einfachsten vielleicht durch einen Vergleich mit der bekannten Canna „Königin Charlotte''^ ausdrückt. Doch nur in der kühleren Jahreszeit tritt diese wirkungsvolle Zusammenstellung ein. Bei hoher Wärme im Hochsommer, vielleicht auch in manchen Bodenarten, verschmelzen diese sonst scharf getrennten Farben zu einem glühenden Orange- rot, und man findet die charakteristische Zeichnung nur angedeutet. Dieselben Pflanzen wechseln die Farbe aber oft in ganz kurzer Zeit wieder. Die Staubfäden sind gröfstenteils verkümmert und infolgedessen ist der Samen- ansatz äufserst gering. Man mufs daher zur Vermehrung durch Stecklinge greifen, die sehr leicht wachsen und bald hübsche blühbare Pflanzen ergeben. Die Blütezeit dauert eigentlich das ganze Jahr; so lange diese Pflanze wächst, blüht sie auch. Der Hauptflor fällt in den Herbst und in die erste Hälfte des Winters, eine Eigenschaft, die sich von Lobbianum auf sie vererbt hat. Im hellen, tem- perierten Hause blüht sie dann über und über. Kultur und Behandlung ist die von Lobbianum. Herr Henkel in Darmstadt hat die Pflanze nun tüchtig in Vermehrung genommen und sie kürzlich dem Handel übergeben. Den Namen, den sie vor fünf Jahren hier bekam, als Hinweis auf ihre Herkunft, soll sie behalten, als eine Erinnerung an ihre Heimat, die liebliche, vom Dufte der Orangenblüte umwehte Insel „Isola bella". Neuer BegonienbasLird (^Begonia gogocensis x heracleifolia). Originalaufnahme fiir die „Gartenwelt' (Text Seite 39), VI, 4 -Di-e^&arte irwre M. 39 Eine interessante neue Begonie. — Die Abb. Seite 38 zeigt einen Sämling von Begonia gogocensis (Mutterpflanze), ge- kreuzt mit Btgoiiia heradeifolia. Merkwürdig ist, dafs an diesem Sämling nichts an die Mutterpflanze erinnert. Habitus und auch die Zeichnung ähneln sehr der Beg. heradeifolia, nur bleibt die Pflanze bedeutend kleiner und ist etwas lebhafter gezeichnet. Mit ihren hellrosafarbenen aufrechten Blütenständen und den dunkelstreifigen atlasglänzenden Blättern wirkt die Pflanze sehr dekorativ. G. Bartsch. Schizanthus •wisetonensis (Abb. Seite 38 und 39). — Die Schizanthus sind ziemlich gut bekannt und bilden für ge- wisse Anlagen ein geeignetes Schmuckmaterial. Sie pflegen aber so lang und schlank zu werden, dafs man längst gewünscht hat, eine Zwergvarietät zu erziehen. In Schizanthus wisetonensis haben wir eine solche, die man sowohl in Töpfen, als auch im Freien gebrauchen kann. Diese „Orchidee des armen Mannes", die wirklich einer kleinen Orchidee sehr ähnelt, wurde durch sorgfältige Zuchtwahl gewonnen und von der Firma Hugh Low & Co. in den Handel gebracht. Der Wuchs ist ein sehr eleganter, und die feine, farnartige Belaubung verleiht der Pflanze erst vollste Schönheit. Der Bau ist gedrungen und die Pflanze trägt sich gut, braucht deswegen nicht gebunden zu werden. Der Blütenreichtum ist ein überaus üppiger und sehr lange anhaltender (etwa 3 — 4 Monate). Jeder neue Trieb bringt stets frische Blumen hervor. Die Färbung derselben ist sehr variabel. Einige sind weifs mit gelben Flecken im Innern, andere rosa mit bronzebraunen Tupfen. Die Schizanthus sind halbharte einjährige Pflanzen, d. h. sie können während des Sommers ins Freie ausgepflanzt werden, ob- gleich sie eigentlich mehr als Topfpflanzen geeignet sind. Was die Kultur dieser Neuheit, sowie die der alten Sorten betrifft, so möchte ich noch folgendes darüber sagen. Die Schizan- thus lieben eine etwas leichte Erde und, wenn man Ausstellungs- pflanzen haben will, einen Dunggufs. Die älteren Varietäten pinnatus u. s. w. müssen ihrer Länge wegen aufgebunden werden, bei der Varietät wisetonensis ist, wie schon erwähnt, eine Stütze nicht nötig. Man kann diese Varietät von März bis April ab in vollster Blüte haben. Um die Pflanzen früh zur Blüte zu bringen, säe man die Samen ungefähr im September. Will man den Flor später haben, so ist es ratsam, die Aussaat erst Ende Januar vorzunehmen, aber die Samen keimen bedeutend schneller, wenn man bald nach der Ernte aussät. Diejenigen Pflanzen, die im Mai auf der Temple Show zu London und später in Paris aus- gestellt waren, wurden Anfang September 1900 ausgesät. L.J.Cook, Enfield (England). Z'wei neue Farne. — Ein englischer Züch- ter, Henry B. May in Upper Edmonton-London, giebt in diesem Jahre zwei neue Farne in den Handel, die entschieden Anerkennung und Ver- breitung verdienen, weshalb wir es nicht ver- säumen wollen, an dieser Stelle besonders darauf hinzuweisen. Polypodium Mayi hat schöne silbrig-blaue Wedel, die von schlanken, elegant gebogenen Stielen ge- tragen werden. Die Fiederblätter der Wedel sind tief gebuchtet und gekerbt und aufserdem noch am Rande gewellt, wodurch die Pflanze ein sehr zierendes Aussehen erhält. Die andere Neuheit, eine Pteris albo-lineala Alexandrae, zeichnet sich durch kräftigen Wuchs aus und ist für dekorative Zwecke deshalb vor- züglich geeignet. Die Wedel sind breit, mattwcifs mit hellgrünen Flecken. Die Enden der Wedel verbreitern sich zu Kämmen, was der Pflanze ein eigenartiges Aussehen verleiht. (Nach „Cardening".) Rosen. Die gelben Theehybriden. Von O. Jacobs, Weitendorf. In einer Unmenge von Farbentönen erstrahlt das Kleid der Königin im Blumenreiche, die meisten Farben sind schön und fast alle finden ihre Bewunderer. Der eine liebt die weifsen Rosen, die Farbe der Unschuld, ein anderer die duftig rosa- farbenen, das Symbol holder Jungfräulichkeit; dieser findet am meisten Wohlgefallen an leuchtendroten Blumen, dem Zeichen der Liebe, jener wendet sich mit Vorliebe den dunkelsammetfarbenen "1 Rosen zu, sogar^ die einzige grüne Schizanthus wisetonensis. On'gtnalaufualune (ur die „Gartenwelt'^. 40 Die Gartenwelt. VI, 4 Viridiflora''\ die sonst auf Schönheit wenig Anspruch machen kann, findet wegen ihres grünen Kleides, der Farbe der Hoff- nung, noch ihre Verehrer. So vielseitig nun auch die Neigungen unter den Freunden der Blumenkönigin sind, eine lieben doch alle, nämlich die gelbe Rose. Mag ein taufrischer Rosenstraufs noch so farbenglänzend sich dem Beschauer darbieten, der gelben Rose wendet sich das Auge unwillkürlich zu, und wäre sie auch im Kreise der aller- lieblichsten Schwestern. Ob die blaue Rose, die viel ersehnte, mit der sich Tagesblätter und Fachzeitschriften in den letzten Jahren beschäftigten, jemals so zahlreiche Verehrer wie die gelbe finden würde, will mir wenigstens zweifelhaft erscheinen; jedenfalls wird sie in absehbarer Zeit der gelben Rose noch keinen Abbruch thun, vielleicht bleibt sie für immer, gleich der schwarzen, ein Phantasiegebilde. Die meisten gelben Farbentöne finden wir unter den Theerosen, denn ein mir vorliegendes Verzeichnis führt nicht weniger als 142 Sorten in den Farben hell- und dunkelgelb auf, daneben werden noch 177 Sorten als nuanciert gelb genannt, gewifs ein Zeichen von der Beliebtheit der gelben Rosen. Mag sich in so grofsen Sammlungen auch gewifs manches Minderwertige eingeschlichen haben, so finden wir doch auch wieder gerade unter den gelben Theerosen die edelsten Rosen überhaupt. Allen voran steht hier „Marichal Niet'''' , die schönste gelbe Theerose, der Liebling aller Rosen- freunde; daneben sind „Perle des janlins^' , ^^Sunsef, „Com- tesse de Frigneuse" , ^^Sappho" , „Medea''' , „Mlle Antoinette Durieu'"', ^^Prince T/u'odore Galitzine''' , und ähnliche Rangrosen dieser Art, gar liebliche Vertreterinnen der gelben Farbe. So bewunderungswürdig nun auch die gelben Theerosen sein mögen, einen schlimmen Fehler, der sich nun einmal nicht ableugnen läfst, haben sie fast ohne Ausnahme: sie sind bei der Überwinterung im Freilande gröfstenteils recht empfindlich und werden durch diesen Umstand zu wahren Sorgenkindern aller Rosenliebhaber. Da ist es gewifs der Anerkennung wert, wenn die Neuheitenzüchter unserer Tage bestrebt sind, imter den Theehybriden, zu denen die edelsten Rosen zählen, durch wohlüberlegte Zuchtwahl die gelbe Farbe zur Geltung zu bringen. Die Theehybriden sind bei der Überwinterung im Freilande weit widerstandsfähiger gegen Fäulnis und Frost, dabei aber ebenso reichblühend und farbenglänzend wie die Theerosen. Ist auch die Auswahl der gelben Theehybriden vor- läufig noch eine ziemlich geringe, so befinden sich doch bereits recht gute Sachen darunter, und namentlich haben W. Hinner und N. Welter, zwei strebsame Neuheitenzüchter in Trier, dem Sitz des Welthandels deutscher Rosen, durch ihre gelben „Ä'a2J'tfr;>z"-Sämlinge geradezu Erstaunliches geleistet. Die ersten Theehybriden waren englischer Abkunft und die ersten gelbfarbigen dieser Klasse wurden vor nunmehr zehn Jahren durch den bedeutendsten Neuheiten -Züchter Frankreichs, Pernet-Ducher, in den Handel gegeben. Es zeigt sich auch hier wieder, dafs der Deutsche sich erst von andern Völkern etwas vormachen läfst; gefällt ihm aber die Sache, so betreibt er sie dann mit grofser Willenskraft weiter und leistet nun oft Hervorragendes. Die erste gelbe Theehybride, „Gustave Jiegis", womit Pernet-Ducher uns erfreute, ist eine schöne, halbgefüllte Knospenrose von langer Form. Aufgeblüht ist sie eine weifse Flatterrose, aber auch solche finden noch ihre Liebhaber. Ebenfalls eine hübsche, halbgefüllte Knospenrose von ähn- licher Farbe ist „Madame Pernet-Ducher'''' , welche ein Jahr später im Handel erschien. Bedeutend wertvoller als vorgenannte Rosen ist die 1895 ''^ ^^^ Handel gegebene „Souvenir de Madame Euginie Verdier'''' . Nach Angabe des Züchters ist es ein Sämling von „Lady Mary Fitzwilliam''' x „Madame Chidane Guinoissean" . Die Blume ist schön und fest gebaut, die Spitzen der Fetalen sind zierlich rückwärts gebogen; die Farbe ist safrangelb, zu- weilen dunkelgelb und geht beim Erblühen in einen helleren Farbenton über. Der kräftige Strauch wächst buschig, ge- drungen und treibt Blüten in unausgesetzter Folge, die als Schnittblumen wegen ihrer Haltbarkeit gut verwendbar sind. Ebenfalls eine vorzügliche Züchtung von Pernet-Ducher ist die schöne „Ferdinand Batet", bei welcher auf nanking- gelbem Grunde ein zarter fleischrosa Farbenton auftritt. Die eiförmige Blume ist gut gefüllt und recht haltbar, die kräftigen Zweige sind mit üppigem, dunkelgrünem Laube geschmückt. Als Gartenrose wird diese Sorte immer ihre Freunde finden und sie kann nur zur Anpflanzung empfohlen werden. Nicht minder wertvoll ist die im Jahre 1900 von dem- selben Züchter gebrachte „Madame Ravary" . Die Pflanze hat ausgezeichnet kräftigen Wuchs und schöne, braungrüne Belau- bung, die kräftigen Zweige sind mit starken Stacheln bewehrt. Die längliche, goldgelbe Knospe erschliefst sich zu einer fast ge- füllten, grofsen Blume von orangegelber Farbe. Da die Pflanze reichblühend ist, und die Blume die schöne Farbe ziemlich hält, wird sie Bedeutung als Schnitt- und Gruppenrose erlangen. Anerkennung scheint auch „Amateur Teyssicr", eine Züchtung des Herrn A. Gamon vom Jahre 1900, zu finden. Von der schönen „Souvenir de Madame Euginie l'erdiei'" abstammend, wird bei ihr gerühmt, dafs sie wüchsiger als die Mutter ist; die Farbe ist etwas dunkler. Von gröfster Bedeutung erscheinen mir aber die in den beiden letzten Jahren von Trier aus verbreiteten gelben „Kaiserin'"' -Sämlinge. „Kaiserkrone" , eine Züchtung von N. Welter, ist her- vorgegangen aus einer Verbindung von „Kaiserin" mit der hübschen, gelben Theerose „Mllc Antoinette Durieu'"' . Die grofse Blume ist schön gebaut und gut gefüllt. Die lange, gelbliche Knospe öftnet sich leicht und geht beim Entfalten in Dunkelgoldgelb über, während die äufseren Fe- talen heller gefärbt sind; ein feiner Duft erhöht noch den Wert der schönen Blume. Der Wuchs ist mittelhoch, die Belaubung gut. Die reichblühende Pflanze hat als Schnitt- und Gartenrose bedeutenden Wert; auch als Treibrose soll sie gute Blumen liefern. Im Frühlinge dieses Jahres brachte Herr W. H inner- Trier zwei gelbe Theehybriden, „Franz Deegen" und „Gold- else", beide von „Kaiserin" stammend, in den Handel. Beide Sorten standen diesen Sommer in mehreren Pflanzen zur Beobachtung in meinem Garten. Die anfangs nur schwachen Rosen zeigten bei guter Pflege vom Juni ab ein reges Wachstum und sind jetzt zu schönen, buschigen Pflanzen erstarkt. Das Holz, die Belaubung und die Blumen- VI, 4 Die GartenLHLeit^ 41 form von „Franz Deegen'''' gleicht durchaus der Mutterrose, werden aber noch manche Jahre vergehen, bis unsere edlen jedoch baut sich die Pflanze buschiger als „Kaiserin''^. Die gelben Theehybriden durch wertvollere, ganz winterharte gelbe grofse Blume, auf kräftigem Stiele aufrecht stehend, ist nach Neuzüchtungen verdrängt werden. aufsen hellgelb, in der Mitte goldgelb, von recht hallbarer ^^^^ ^^^^ ^^^^ untenstehend). - Wohl keine Schling- Farbe und kräftigem Duft. Diese herrliche Neuheit wird ^^^^^ j^ vielleicht überhaupt keine Rose hat sich so gut eingeführt sich viele Freunde gewinnen und kann als Rose I. Ranges und so schnell verbreitet, wie der „Crimson Rambler". Der leUte für jeden Zweck gelten. böse Winter indessen hat die dominierende Stellung, welche sich Ebenso wertvoll scheint ,.Goliitise'^ zu sein, welche die derselbe unter den Schlingrosen zweifellos erobert hatte, ein wenig gleiciien Eigenschaften von „Franz D€cge>i'\ von welcher sie ein Schwester- sämhng ist, besitzt, nur scheint sie im ^^'uchs etwas niedriger zu bleiben. Die von N. Welter gezüchtete und nach dem bedeutenden Rosen- kenner Hamburgs „Fried- rich Harms'''' benannte Neuheit, welche eben- falls diesen Frühling in den Handel kam, ist auch einer Kreuzung der „Kaiserin'^ entsprungen. Sie ist mir noch nicht aus eigener Anschauung bekannt, jedoch scheint sie nach der Beschrei- bung die gleichen Eigen- schaften wie „Franz Deegen^^ zu besitzen und als gelbe Thee- hybride ebenso wertvoll zu sein. Die eben genann- ten Rosen dürften nach meiner Kenntnis die besten unter den wirk- lich gelben Theehybriden sein. Es giebt freilich noch manche andere vorzügliche Rosen in dieser Klasse, bei denen gelbe Töne vorhanden sind , doch treten bei diesen schon mehr oder weniger andere Farben als vor- herrschend auf Vorläufig dürfte auch jeder Rosenfreund mit den vorhandenen gelben Theehybriden recht zufrie- den sein und bei der Anpflanzung derselben im Garten weniger Mifsgeschick und Verluste erleiden, als wenn er sich mit den empfindlichen Theerosen gleicher Farbe abmüht. Ob aber die gelben Theehybriden ihren Platz als Garten- rosen dauernd behaupten werden, ist eine offene Frage, da ihnen bereits in der winterharten Neuheit „Soleil d'or"' eine gefährliche Rivalin erstanden zu sein scheint. Üppigen Wuchs und schöne Belaubung hat „Soleil d'or'\ Blumen habe ich an meinen Pflanzen noch nicht gesehen; jedenfalls Rosa Riiga. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommca. verändert; ältere, gute und widerstandsfilhigere Sorten werden dadurch wieder etwas zu Ehren kommen. Die zu Rosa arvemis gezählte Spielart Ruga kann nun allerdings auch nicht als ganz hart bezeichnet werden, denn derselbe Winter, der unter den ^^Crinison Rambler'^ SO mäch- tig aufgeräumt hat, hatte ihr auch fast alles Holz geraubt. Da nun aber solcher .Schaden in den letz- ten 20 Jahren nur noch ein- mal vorgekommen ist und da die ihr eigene bedeuten- de Schnellwüchsigkeit ent- standene Lücken bald wie- der ausfüllt, so söhnt man sich mit diesem kleinen Mangel um so eher aus, als eine kräftige Verjüngung für Schlingrosen ja ganz angebracht ist. Die Rosa Ruga ist hier, wie aus der Abbildung ersichtlich ist, an einem kleinen Gewächs- hausvorbau angepflanzt. Dolde an Dolde ihrer weifsen, zart rosa ange- hauchten, gefüllten Blumen reiht sich Ende Juni an ihren schlanken Zweigen auf — in der That eine wunderbar schöne Beklei- dung des kleinen Häus- chens. Rettig, Jena. Pflanzenkrankheiten. Die Stippenkrankheit der Äpfel. — Betrachtet man zur Zeit der Nachreife ein Obstlager, so findet man unter den Äpfeln nicht selten Früchte, die auf ihrer Oberfläche 1—5 mm grofse, hell bis dunkelbraun gefärbte Flecken aufweisen. Diese Flecken sind zuerst nur vereinzelt vorhanden, werden jedoch als- bald zahlreicher. Hierbei verliert die Frucht nicht nur an Aus- sehen, sondern es leidet darunter auch der Geschmack. Diese Flecken bezeichnet man als „Stippen". Die Stippen treten, wie bereits oben erwähnt, meist kurz vor und nach der Nachreife auf, bei einzelnen Sorten findet man sie jedoch auch schon bei den noch am Baume hängenden 42 Die Gartenwelt. VI, 4 Früchten. Es haben unter dieser Krankheit nicht alle Sorten gleich stark zu leiden, son- dern sie tritt bei einigen stark, bei anderen weniger stark und wieder bei anderen gar nicht auf. Bei dem Genufs solcher Früchte machen sich die braunen Stellen auch noch durch einen bitteren Geschmack bemerkbar. Die Stippen sind nicht nur an der Oberfläche der Frucht vorhan- den , sondern setzen sich auch in das Innere derselben fort. Betrachten wir eine solche Stelle unter dem Mikroskope, so finden wir, dafs die braunen Stellen aus abgestorbenen Zellen des Frucht- fleisches bestehen; dieselben sind ausgetrocknet und das in ihnen enthaltene Protoplasma ist braun gefärbt und zusammengeballt. Wie Prof. Wortmann nachgewiesen hat, ist die Ursache dieser Flecken nicht, wie man früher annahm, in einem Pilze zu suchen, sondern physischer Natur, denn in den braunen Flecken ist von einem Mycel keine Spur zu finden, auch nehmen die Flecken ihren Ausgang im Innern der Frucht. Wie Prof. Wortmann weiter nachgewiesen hat, treten die Stippen meist in der Nähe der Gefäfsbündel auf. Da nun die Gefäfsbündel die Wasserleitungsorgane der Pflanzen sind, so liegt es nahe, die Ursache in den Wasserleitungs- verhältnissen zu suchen. Ob nun eine Frucht an dem Baume hängt oder auf dem Lager liegt, in beiden Fällen verdunstet sie von ihrer Ober fläche aus Wasser. So lange sie noch am Baume hängt, kann dieser Wasserverlust mit Hilfe neuer Zufuhren reichlich ersetzt werden. Die Sache ändert sich jedoch, wenn die Frucht auf dem Lager liegt, woselbst ein Ersatz des ver- dunsteten Wassers nicht mehr stattfindet. Es werden hier also die oberen Schichten des Frucht- fleisches wasserärmer, jedoch decken sie ihren Verlust aus tiefer gelegenen Schichten, welch letztere ebenfalls in derselben Weise verfahren. Alles auf diese Art verdunstete Wasser stammt in letzter Linie aus den Gefäfsen ; ist denselben nun alles Wasser entzogen, so schrumpfen sie zusammen und vertrocknen. Die den Gefäfsbündelendigungen zunächst liegende Zellschicht des Fruchtfleisches kann alsdann von den (iefäfsen kein Wasser mehr erhalten, bekommt aber dennoch Wasser entzogen, wodurch Wassermangel eintreten mufs. Mit dem Eintritt des Wassermangels ist eine Konzentrierung des Zellsaftes und der in ihm enthaltenen Säuren verbunden. Diese Säuren töten durch längeres Einwirken das Protoplasma ab, welches durch später eintretende Oxydationen braun wird. Es spielt also bei dieser Krankheit eine grofse Rolle, ob die Oberhaut der Frucht fest oder weich, porös oder geschlossen ist, und hierauf stützen sich auch die Verhütungsmafsregeln: I. Man sei darauf bedacht, Früchte zu erzielen, welche eine starke Oberhaut besitzen, was erreicht wird durch Einwirkung von Licht und Luft. 2. Kühlhalten der Lagerräume. 3. Einwickeln der Früchte in Seidenpapier oder 4. Einschichten derselben in trocke- nen Torfmull. Obergärtner Fr. Ernst, Langen bei Darmstadt. Noch einmal Bordelaiser Brühe. — In No. 4g, Jahrg. V der „Gartenwelt", Seite 585, war über dieses Thema geschrieben worden und möchte ich folgendes dazu bemerken: Im vorigen Jahre sowohl als auch in diesem Jahre Uefs ich in der Obstplantage, sowie im Garten mit Bordelaiser Brühe spritzen und zwar mit günstigstem Erfolge. Ich liefs dies zu verschiedenen Zeiten thun und zwar dreimal. Zuerst Mitte April, als die Bäume noch unbelaubt waren, mit einer Mischung von 3 kg Kupfervitriol, 4 kg gelöschtem Kalk auf 100 1 Wasser. Im Mai, in der Zeit vom 18.— 21., i kg Kupfervitriol, i'/; kg Kalk zu 100 1 Wasser. In der Zeit vom 13.— 17- Juni liefs ich das dritte Mal spritzen mit einer Lösung von 2 kg Kupfer- vitriol, 2 kg Kalk zu 100 1 Wasser. Die Bäume zeigten ein staunenswertes Wachstum. Die iin vori- gen Herbste resp. in diesem Frühjahr gepflanzten Formobstbäume liefs ich nur einmal und zwar im Mai spritzen. Das Spritzen geschah bei hellem Sonnenschein in der Zeit von 4 Uhr nachmittags bis abends 7 Uhr. Aus meiner Thätigkeit in Württemberg ist mir bekannt, dafs dort Kupferklebekalkpulver viel in Anwendung kam, und zwar auf 100 1 Wasser 6 kg des Pulvers. Das Pulver mufs unter bestän- digem, starken Umrühren des Wassers lang- sam beigegeben werden. Hauptsächlich in den Weinbergen hat man damit gute Erfolge erzielt. Fr. Reisel, Leiter der Obstplantage in Burg Sittensen. Stauden. .Scutellaria baicalensis. Vom Verfasser fiir die flGartenwelt' gezeichnet. Scutellaria baicalensis Georgi. (Hierzu nebenstehende Abb.) — Dieses Helmkraut zählt zu denjenigen neuen Stauden, die wegen ihrer hervorragenden Schönheit in Zukunft sehr be- gehrt sein werden. Die Pflanze formiert einen dichten, etwa 30 cm hohen Busch, dessen äufsere Zweige am Boden niederliegen, und blüht von Anfang des Sommers bis zum Herbst mit hellblauen, mit einem Ton ins Violette schimmernden, vcrhältnisniäfsig grofsen Blumen. Dieselben stehen, wie beigefügte Zeichnung erkennen läfst, in ein- scitwendigen dichten, beblätterten Trauben. Sowohl zur Verwen- dung, wie ähnliche niederer Staudengewächse im Blumengarten und auch zur Binderei ist Scutellaria baicalemis geeignet und soll deshalb hier zur weitesten Verbreitung empfohlen sein. Die Ver- mehrung geschieht am einfachsten aus Samen. Die Pflanze liebt etwas frischen Boden und ist, wie der Name andeutet, als sibiri- sches Gewächs bei uns vollkommen winterhart. F. Rehnelt. Delphinium „Belladonna", ein remontierender Ritter- sporn. — Auf den Rabatten meines Gartens werden neben ver- schiedenen anderen guten Stauden auch mehrere Arten von winterhartem Rittersporn gepflegt. Unter den letzteren ist Delphi- nium „Belladonna'^ zunächst höchst auffallend durch seine Blüte, die so leuchtend hellblau ist, wie diese Farbe mit gleichem Glänze kaum im Blumenreiche wieder vorkommen dürfte. Die grofse, lockere Blüte, auf langem, festen Stiele stehend, ist von grofser Dauer und besitzt deswegen als Schnittblume hohen Wert, der noch dadurch gewinnt, dafs die schönen Blüten einen feinen Duft ausströmen. Nachdem der erste Flor Ende Juni oder Anfang Juli be- endet ist, bringt die Pflanze aus dem Wurzelstocke neue Triebe hervor, die Ende August abermals in Blüten stehen, jedoch erreichen diese Blumen nicht ganz die Grofse der ersten. Aber gerade um diese Zeit sind duftige, hellblaue Blumen selten und werden VI, 4 Di-e-G-a-r+eiiAv^lt 43 deswegen gerne die Blumen des schönen Delphinium „BilUidontia"' willkommen sein. Möge diese anspruchslose, dankbare Staude recht viele Freunde finden. **s^ -js. \)||i,'iy O- Jacobs, Weitendorf. ^N^v^l /3 Incarvillea Delavayi. — \'on dieser schönen, neueren Stau- de sah ich im Mai -Juni, in der Handelsgärtnerei von Nonne & Hoepker hier, ein Beet in voll- ster Blüte stehen, und mancher Besucher dieser Gärtnerei wird diese prächtige, aus unserm jüng- sten und bisher gröfsten Manöver- gelände „C/;ma" eingeführte Stau- de mit gröfstem Interesse be- trachtet und bewundert haben, besonders, weil deren eigenartige gloxinienähnliche Blütenform — etwa ein Dutzend der leuchtend- sten purpurrosa Blumen zu Büscheln vereint, an hohen straffen Stielen — nicht zu oft in der Staudenwelt zu beobachten ist. Die Belaubung, sowie der ganze Wuchs der Pflanzen er- innert, die trompetenartigen Blu- men nicht beigedacht, beim ersten Zuschauen mehr an ge- wisse Arten von Umbelliferen oder Acanthaceen, weniger an die Familie der Bignoniaceen, wozu die Gattung „Incarvillea'^ ge- hört. Diese Blütenstaude dürfte bald als Gartenzierde ihre ent- sprechende Verwendung finden. F. W. Moritz, Ahrensburg. Rhododendron racemosum. Zweig mit Knospen und Samen. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* gezeichnet. Topfpflanzen. Rhododendron racemosum Franch. und Rh. rigidum Franch. Zwei neue, winterharte Alpenrosen. — Im Jahre i8g8 erhielt unser Garten, durch den verstorbenen Professor M. Cornu in Paris, Samen von obengenannten Rhododendren, welche von dem französischen Missionar Delavay im westlichen China in einer Seehöhe von 3000 m gesammelt wurden. Zwei Jahre später standen bereits eine Anzahl von Pflanzen als kleine, allerliebste Sträuchlein in Blüte. Dieses Jahr haben sie alle und bedeutend reichlicher und vollkommener geblüht, sowohl im freien Lande, wo sie unter Decke den sehr strengen Winter ausdauerten, als auch, und zwar ganz besonders schön, im Kalthause im Topf. Hier fielen sie durch die zierliche Kleinheit und die Menge der hübschen rosa Blüten allgemein auf Ich liefs damals eine Pflanze für die „Gartenwelt" photographieren. Dieses Bild, welches neben- stehend wiedergegeben ist, zeigt ein Exemplar, das, vom Topf- rande gemessen, 16 cm hoch ist, und 6 Blütendolden mit zu- sammen 95 einzelnen Blumen brachte. Rhododendron racemosum Franch. hat immergrüne , lederartige Blätter von länglich ovaler, schwach zugespitzter Form, auf kur- zen, kräftigen Stielen. Die Unterseite ist silberweifs, mit braunen Schilferschuppen punktiert, die Oberseite dunkelgrün, nebst den Stielen und jungen Trieben von kurzen Drüsenhaaren rauh. Die weitgeöft'neten Blüten stehen in den Blattachseln am Ende der vorjährigen Triebe in Dolden von 2—4, seltener 5 Blumen zu- sammen. Sie sind ohne Punkte und Zeichnung, hell- bis dunkel- rosa, bisweilen fast reinweifs. Der Griffel ist so lang wie die Staubfäden. Die Blütezeit beginnt im Freien Anfang Mai, im Kalt- hause oder kalten Kasten 4 — 6 Wochen früher. Rhododendron rigidum Franch. ist nach den Pflanzen, welche hier vorhanden sind, zu urteilen, nur als eine Form der vorigen aufzufassen. Während Rh. racemosum bis 30 cm lange rutenförmige Zweige von schöner rotbrauner Farbe bildet, verzweigt sich rigidum viel reichlicher, und die Blütenknospen stehen gedrängter zu- sammen, wie aus den Abbildungen ersichtlich ist. Von den zwergigen Alpenrosen, die aus Ostasien eingeführt wurden, dürften diese bei leichter Kultur die dankbarsten sein. F. Rehnelt. Coleus „Harlekin". (Hierzu die Abb. Seite 44-) — Es sei hier auf eine ältere, aber wenig anzutreffende ColeusSortc hin- gewiesen, die sich als Teppichbeetpflanze vorzüglich bewährt hat und die alte Sorte Verschaffeltii in Bezug auf Farbe weit übertrifft. Es giebt ja so unzählige Spielarten, aber für die Gruppenbepflan- zung sind doch nur recht wenige wirklich geeignet. Coltus „Har- lekin" ist gegen Witterungswechsel, Regen etc. sehr unempfindlich, überwintert sich gut und wächst sehr leicht. Die Farbe der Blätter ist ein sammetartiges Braunrot, das nach den Rändern in ein liebliches Rosenrot bis Rosa übergeht, ja die jungen Blätter sind fast ganz rosa und verleihen der Pflanze einen eigenartigen Farbenton. Sie ist in verschiedenen Farbenzusammenstellungen Rhododendron rigidum. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". 44 Die Gartenwelt. VI, 4 ColeilS „Harlekin''. Originalaufnahme für die ,Gartenwclt'. verwandt worden und hat sich stets gut bewährt, so dafs sie warm empfohlen werden kann. Pelargonium endlicherianum, eine von Fenzl be- schriebene Art, ist zunächst botanisch interessant, da es die einzige Art ist, welche in Kleinasien (Syrien und Cilicien) vorkommt. Sonst sind alle Vertreter dieser Gattung in Afrika heimisch, aus genommen 2 oder 3 australische Arten. F. endliiherianunt hat sich in England als unter leichter Decke winterhart erwiesen und wird anscheinend nicht mit Unrecht als eine Art betrachtet, die für Kreuzungen mit unseren bekannten Pelargonien-Sorten von Wich- tigkeit zu werden verspricht. Aus diesem Grunde lenken wir auch die Aufmerksamkeit der deutschen Fachleute auf dies Pelargonium hin. Es besitzt einen fleischigen Wurzelstock, langgestielte, herz- nierenförmige, gekerbte, behaarte Grundblätter, während diejenigen am Stengel mehr oder weniger tief 3 — 5 lappig sind. Die 25— 50 cm hohen Blütenstiele tragen eine 5 — 15 blutige Dolde. Die Blumen- blätter sind rosafarbig, mit dunkler .'Xderung. Boussingaultia baselloides, ein zu der kleinen Familie der Bastllaceae gehöriger Schlingstrauch aus dem tropischen Amerika, ist für die Kultur im Kalthause oder Wintergarten empfehlenswert. Allerdings sind die in Ähren stehenden kleinen Blütchen wenig auffallend und erscheinen erst, wenn die Pflanze 5—6 Jahre alt ist. Hält man diesen Schlinger zu warm, so treibt er üppig und blüht überhaupt nicht. (Nach „The Gard. Chron." ) schneidet man Bäume, welche aber wenigstens schon 3 — 4 Jahre auf einer Stelle stehen und somit schon ordentlich bewurzelt sind, bis auf annähernd 10 cm über dem Erdboden ab. Aus diesem Wurzel- stock entwickeln sich im nächsten Jahre 5 — 6 m hohe Triebe mit Blättern von 50 — 70 cm Durchmesser. Zum Schutz gegen Windbruch giebt man diesen Trie- ben, welche sehr weich und flei- schig sind, stärkere Stäbe. Dieses Zurückschneiden wird alljährlich wiederholt und die erste gröfsere Schnittfläche zum Schutz gegen Fäulnis mit Theer bestrichen. In sehr rauhen Gegenden und Lagen deckt man den Wurzelstock im Winter mit Laub zu. Paulo-iunia verlangt einen sonnigen, freien Standort und möglichst nahrhaften Boden. \'ermehrung sehr leicht durch Stecklinge. Di edler, .Stadtgärtner, Glogau. Obstbau. Gehölze. Paulownia imperialis Sieb, et Zucc. Japan. (Nach der Gemahlin des Prinzen Friedrich der Niederlande, Anna Paulowna, benannt.) Diesen in Parks und Gärten so häufig angepflanzten Baum, welcher wohl in den südlicheren Gegenden im Winter im Freien ohne Schutz aushält und durch seinen imposanten Bau und Blatt- schmuck ein vorzüglicher und beliebter Solitärbaum ist, findet man in nördlichen Gegenden, wenn es nicht mehr möglich ist, ihn ein- zubinden, meistens als eine verkrüppelte kleinblätterige Pflanze wieder, welcher durch Frost und Windbruch riesig zu leiden hat. Um nun auch im Norden schöne Pflanzen mit grofsen Blättern zu erzielen (auf die Blüten kann man ruhig verzichten). Die Obstkultur in Frankreich Von Dr. J. Za-wodny, Wien. L)er Obstbau in Frankreich ist seit längerer Zeit Gegenstand vielfacher Erörterungen gewesen. Man hat häufig darüber geschrieben, Parallelen zwischen dem französischen und unserem Obstbau gezogen, und getadelt, dafs es bei uns nicht ebenso ist, wie in Frankreich. Meine Erwartungen über die grofsartige Ausdehnung und den Betrieb des Obstbaues in Frankreich sind sehr oft übertroffen worden. Was jedoch die Vergleiche mit uns anbelangt, so mufs zur Klarstellung der Verhältnisse hervorgehoben werden, dafs es in Frankreich mehrere Faktoren giebt, die uns fehlen, die aber zum Aufschwünge des Obstbaues wesentlich beigetragen haben. Zunächst hat das französischeVolk besondere Liebe für den Obstbau und grofses Interesse für das Gedeihen desselben; in Ländern, wo derselbe am intensivsten betrieben wird, herrscht ein mildes Klima und fruchtbarerer Boden, als ihn unser Land aufzuweisen hat. Und selbst im Norden, wo der Winter ebenso strenge ist, wie bei uns, ist eine höhere Sommer- temperatur, so dafs die edleren Sorten ausreifen und die Vegetation zu einem vollständigen Abschlüsse gelangen kann. Die Bäume können dann strenge Winter auch besser über- dauern. Ein solches Land wie Frankreich, wo Südfrüchte und Palmen neben unseren Obstsorten wachsen, und zwar VI, 4 Di e -G aT te ii w el t. 45 auf einem Boden, der eine sehr fruchtbare Krume bildet, Ivanu nicht ohne weiteres mit dem unsrigen verglichen werden. Aufser den bereits angeführten Faktoren, welche den Obstbau in Frankreich gefördert haben, kommen noch einige andere Momente in Betracht. Frankreich ist ein Land, in dem das Volk durch das rege Streben nach schnellem Erwerbe empfänglicher für neue Dinge ist; man betrachtet sie nicht mifstrauisch, sondern man erkennt, dafs zum erfolgreichen Betriebe eines Unternehmens die momentane Lage der Dinge beherrscht werden mufs, imd je vollkommener sie beherrscht und ausgenutzt wird, um so gröfser ist der Erfolg. Das ausgebildete Verkehrswesen, der Geschäftsbetrieb und die lebhafte Konkurrenz bringen es mit sich, dafs viele Geschäftszweige in Frankreich auch im grofsen Mafsstabe betrieben werden können. Auch das Vereinswesen zur Förderung des Obstbaues wird in Frankreich eifrig ge- pflegt. Die Gartenbaugesellschaft „Socidtö nationale d'Horti- culture de France" und der grofse Pomologen-Verein der französischen Republik haben Fühlung mit allen Departe- ments, in denen Obstbau betrieben wird. Die einzelnen Departements haben wiederum Vereine, die sich gegenseitig in die Hände arbeiten, weil sie gemelnschafilichen Vorteil davon haben. Ein besonderes Augenmerk wird auf Sorten- kunde und gleichmäfsige Benennung gerichtet. Man sucht zu ermitteln, welche Sorten in den verschiedenen Gegenden am besten gedeihen und die höchsten Erträge abwerfen; man teilt sich die gesammelten Erfahrungen über die neu einge- führten Sorten mit und empfiehlt sie zur weiteren Anpflanzung. Der Pflege und Düngung der Obstbäume wird ein besonderes Augenmerk gewidmet. Man strebt ferner eine Einheitlichkeit des Obsthandels und der Verpackung an und geht gemein- sam vor zur Erlangung billiger Frachtsätze. Bei einem sol- chen Vorgehen gelangt die Obstkultur zu einer immer voll- kommeneren Entwicklung. Jeder, der in Frankreich eine Obstplantage anlegen will, hat sich auch bereits informiert, welche Sorten er unter den herrschenden Verhältnissen am besten pflanzen kann, sowie was später mit dem Obste angefangen werden soll, damit er einer Rente möglichst sicher ist. Unternehmer, die von Obst- und Gartenbau weniger verstehen, stellen sich Leute an, die fachlich gebildet sind und den neuesten Forschungen und Erfahrungen unter den gegebenen Faktoren durchaus Rechnung tragen. Man haftet nicht am unpraktischen Alt- hergebrachten, sondern man erfafst den Gegenstand so, wie er, um einen guten Erfolg zu geben, behandelt werden mufs. Um für die erzeugten Produkte ein möglichst grofses Absatzgebiet zu finden, mufs die Qualität der Ware eine gute und die Verpackung eine zweckmäfsige sein. Hieraus ist ersichtlich, warum der Obsthandel und die Verwertung des Obstes einen so grofsen Aufschwung genommen haben. Wenn jemand einsieht, dafs er sein Obst am besten durch Dörren verwerten kann, so wird er sich nach einem zweck- mäfsig konstruierten Dörrapparate umsehen und sich dann auch bemühen, dafs er ausgezeichnetes Dörrobst erzeugt, weil sich dann auch sein Geschäft rentiert. Dieses gilt auch für die übrigen Verwertungsweisen des Obstes. Ein Umstand wäre noch zu erwähnen, der den Obstbau in Frankreich mitgefördert hat. Man speist nämlich in Frankreich sehr viel Brot und Fleisch, zu Mittag und abends. — Zu einer so reichlichen Nahrung bieten frisches Obst und beson- ders aber die Konserven eine angenehme Erfrischung. Mit Hilfe von Konserven kann man auch in entlegneren Gegenden, wenn man Fleisch und Mehl hat, in kurzer Zeit ein wohlschmeckendes Mahl herrichten. Man darf auch sagen, dafs unsere Hausfrauen in der Kochkunst mehr leisten , als die schönen Französinnen, und dafs erstere durch die verschiedenartige Bereitung von Gemüsen u. s. w. auch ohne Obst eine grofse Mannigfaltigkeit in die Mahl- zeiten zu bringen verstehen, während die Französinnen noch ein grofses Quantum schöner Früchte, Kompot und Konser- ven auf die Tafel bringen. — Zu dem grofsen Konsum kommt noch der bedeutende Export an Obst nach England und anderen Ländern. Ich habe erwähnt, dafs Frankreich bezüglich seines Klimas und Bodens günstiger gestellt ist, als wir, damit soll keineswegs gesagt sein, dafs bei uns der Obstbau weniger betrieben werden müsse. Die Erfahrungen haben gelehrt, dafs die für unsere Verhältnisse geeigueten Sorten mit bestem Erfolge kultiviert werden können. Der Obstbau wird in Frankreich im allgemeinen in den landwirtschaftlichen Betrieb hineingezogen. Solange die angepflanzten Bäume noch jung sind, wird das Land auch noch zu anderen Kulturen benutzt. Es wird um die Bäume herum gepflügt und Getreide dazwischen gebaut. Der Boden dient aufserdem auch zur Grasnutzung und als Weide. Auf die Pflege der Obstbäume wird an manchen Orten viel, an anderen weniger Aufmerksamkeit verwendet. Zur Bekämpfung der verheerend auftretenden Insekten werden verschiedene Mittel in Anwendung gebracht. Die Baumstämme werden rein gehalten und mit Kalk bestrichen, auch vermittelst der Handspritzen mit verschiedenen Ab- kochungen aus Salzen und Tabak bespritzt, um Blätter, Blüten und auch Früchte von Ungeziefer u. s. w. frei zu halten. Sehr oft wird der Boden, um denselben vor grofser Hitze zu schützen, in der Umgebung der Bäume mit Dünger be- deckt, wodurch auch die Wurzeln besser ernährt werden. Viele Obstzüchter düngen mit Kunstdünger, und von diesen werden am häufigsten die Kalisalze und Thomasmehl verwendet. Diese Mittel haben eine aufserordentlich gute Wirkung, wovon ich mich in den Schulgärten der höheren Gartenbauschule in Versailles, sowie auch in der ganzen Umgebung von Paris überzeugte. Die Obstgärten werden ebenso eingezäunt wie bei uns, meist mit Mauern; in der neuesten Zeit wird auch — aber sehr selten — Stacheldraht angewendet. Zur Bepflanzung der Obstplantagen werden viel jüngere Bäume verwendet, als dies bei uns üblich ist. Die Kern- obstbäume sind gewöhnlich nur drei oder vier Jahre alt, die Steinobstbäume noch jünger, die Pfirsichbäume aber stets nur ein-, höchstens zweijährig. Dieses Alter ist von der Veredelung an gerechnet. Das Auspflanzen von jüngeren Bäumen hat den Vorteil, dafs sie schneller anwachsen, als wenn sie älter geworden sind. Mit der Erziehung der Obstbäume beschäftigen sich die französischen Landwirte gewöhnlich nicht selbst, sondern sie 46 Die Gartenwelt. VI, 4 kaufen ihren Bedarf in Baumschulen. Sie erhalten dort kräftige Bäume von bestimmten Sorten, welche für die be- treffende Gegend geeignet sind. Wegen des sehr grofsen Bedarfes an Obstbäumen hat sich auch ein grofsartiger Baumschulenbetrieb entwickelt. Die bedeutendsten Baum- schulen befinden sich in der Umgegend von Paris, Orleans, Angers und Troyes. Bei Angers nehmen sie fast tausend Hektar ein. Wenn man die Stadt verläfst, dann sieht man in der ganzen Umgebung vorwiegend nur Baumschulen. Die Obstbäume werden in den Gärten in sehr ver- schiedener Entfernung gepflanzt. Wenn der Garten aus- schliefslich dem Obstbau gewidmet sein soll, dann werden sie enger gepflanzt, als wenn noch Gemüsebau dazwischen betrieben wird. So fand ich im Norden Anpflanzungen, in welchen die Birnenbäume 6,20 m weit stehen, dazwischen war aber noch eine Pfirsichpflanzung angelegt. Die Pfirsiche fangen im vierten bis fünften Jahre nach der Anpflanzung zu tragen an und thun dies dann zehn bis zwölf Jahre, dann nehmen ihre Erträge ab. Sie werden nun entfernt, um den Birnbäumen, die herangewachsen sind, mehr Raum zu verschaffen. Die gewöhnliche, durchschnittliche Pflanzweite bei den verschiedenen Obstarten in Frankreich ist folgende: Hochstämmige Apfelbäume 9,20 m, hochstämmige Birn- bäume 6,15 m, Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen 3,60 — S,8o m, Quitten 3 — 3,60 m, Zwergbäume: Birnen und .^pfel 2,20 — 3,80 m, Kirschen 2 — 3,60 m. Die meisten Bäume in den Gärten werden als Halb- hochstämme oder auch in Spalier- und Pyramidenform ge- zogen. Man kann mancherlei berechtigte Gründe dafür an- führen. Von Strafsenpflanzungen abgesehen, ist es nicht notwendig die Obstbäume immer als Hochstämme zu erziehen, weil die Stämme auf der Südseite im Sommer zu sehr erhitzt werden und kranke Stellen bekommen. Bei den niederen Stämmen hingegen wird der Stamm hinreichend von den Blättern beschattet, so dafs er vor der zu intensiven Ein- wirkung der Sonnenstrahlen geschützt ist. Der Ertrag bei den einzelnen Obstarten ist sehr ver- schieden und lassen sich dafür schwer allgemeine Zahlen angeben. Eine und dieselbe Sorte giebt nicht nur auf ver- schiedenen Grundstücken verschiedene Erträge, sondern diese sind auch auf ein- und demselben in den aufeinander folgen- den Jahren nicht gleich, da die Witterungsverhältnisse und das Ungeziefer einen grofsen Einflufs ausüben. Es kommt ja auch bei uns vor, dafs es in einem Jahre sehr wenig und schlechtes, in den folgenden zwei- oder mehr Jahren Obst bester Qualität giebt. Die Erträge beginnen in den wärmeren Klimaten etwas früher als bei uns, beim Steinobst früher als beim Kernobst. Die Ertragsberechnungen sind daher auch sehr abweichende. Im Folgenden habe ich einige diesbezüg- liche Daten angeführt. Für eine Aprikosenpflanzung in Triel stellt sich der Er- trag folgendermafsen: Auf I ha 225 Bäume. Jeder Baum trägt im Mittel 90 kg. Das Kilogramm wird an den Händler mit 20 Cts. verkauft. Jeder Baum liefert demnach einen Ertrag von 18 Francs. Rechnet man blofs 45 kg pro Baum, so hat man 9 Francs und per i ha 2025 Francs, die Ausgaben betragen höchstens 1125 Francs; es bliebe demnach ein Reinertrag von 900 Francs. Von der Aprikose Royal wurde aus der Umgebung von Triel für 150000 Francs, von Auvergne für 500000 Francs exportiert. Das einzige Dorf Boulbou exportierte von Musque de Provence und Comunrose für 100 000 Francs. Für Mandeln erzielte die Stadt Aix eine Jahreseinahme von 3 Millionen Francs. Aus der Provence werden jährlich 100 000 kg Feigen (Blanquette und Dauphine) für 40000 Francs verkauft. In Finisterre werden die Erdbeeren auf 200 ha kultiviert, meist die Sorten Ananas und Chili, ein Hektar ergab 15,750 kg; 1 kg wird zu 20 Cents verkauft. Mr. Robillard sandte im vorigen Jahre von Frankreich nach London 150000 Kisten mit Pfirsichen und erhielt per Kiste 12 — 15 Francs. Mr. Dal- bert in Villennes (Seine et Oise) kultiviert auf seiner Besitzung die Sorten Alberge, Madeleine, Precose, St. Jacques, und hat einen Reinertrag von 5000 Francs per Jahr. Das Stück von deu frühesten Sorten wird in der Pariser Markthalle für 2 — 3 Francs, i Duchesse für 40 Cents, i Doyenne d'hiver zu I Franc verkauft. Bei meinem Aufenthalte in Paris im Monate Februar 1890 wurde eine Doyenue d'hiver zu 2 bis 3 Francs an Konsumenten abgegeben. Auf eiuer Besitzung in Chäteau sind 20 Bäume von Calville de Saint-Sauveur (eine ausgezeichnete Dessertfrucht), welche jährlich 1500 pracht- volle Apfel geben, von denen das Stück zu 75 Cents ver- kauft wird. Im vorigen Jahre brachte jemand eine Sendung Pflaumen (Reine-Claude) aus Bordeaux nach London. Am 15. September wurden sie eingepackt und als Fracht nach New-York geschickt. Die Früchte hatten sich gut gehalten und wurden sehr teuer verkauft. Obiges habe ich nur erwähnt, damit man weifs, dafs der Obstbau in Frankreich grofse Einnahmen bringt und dafs man wie bei wenigen anderen Gewerben, bei dem Obstbau nicht nur leicht die Ausgaben durch die Einnahmen deckt, sondern dafs für den Produzenten auch noch ein schöner Rest übrig bleibt. Blumenbindekunst. Das Seite 47 abgebildete, hübsche Kreuz verdanken wir Herrn Georges Ch. Cova in Smyrna, Kleinasien; es ist ganz aus weifsen Fliedertrauben gebunden und zeigt am Grunde einen Tufif einfacher Anemonen. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage N0.166. Ich habe etwa 18 vier- bis fünfjährige, starke und gesundey/na»ai-Fruchtp(lanzen, welche inTöpfen im warmen Kasten stehen und gut durchgewurzelt sind. Meiner Meinung nach hätten sie dies Jahr sicher Früchte bringen müssen, aber leider nein. Ich habe natürlich kein Ananas Haas, sondern die Pflanzen stehen im Warmhause, wo Orchideen, Farne etc. recht gut gedeihen. Über dem Kanal ist ein Lohbeet, worein ich im Späljahr die Fruchtpflanzen, Folgepflanzen und Kindein bringe. Mein Vorgänger hat unter gleichen Verhältnissen gute Früchte geerntet; ich habe jedenfalls einen Fehler gemacht, doch welchen? Ich frage deshalb, wie mufs ich die Frucht- pflanzen behandeln, wenn ich sie im September-Oktober aus dem Kasten VI, 4 — Die- Gurt eft welTT 47 ins Haus bringe? Sie sind gut durchgtwurzelt. Mufs ich sie nochmals in gröfsere Töpfe verpflanzen, wieviel Luft- bez. Bodenwärme mufs ich geben? Wie steht es mit Giefsen, Trockenhalten und wieder Antreiben? — Den genauen Grund, weshalb die Ananas nicht durchgegangen sind, kann man nicht mit Bestimmtheit angeben, da Sie keine näheren Angaben über die Behandlung während des Treibens, wie lange die Pflanzen in Ruhe waren, wie diese während derselben behandelt wur- den und was für Wärme sie während der Ruhe und des Antreibens gehabt haben, geben. Ich rate Ihnen daher, ausgangs Juli sämtliche Fruchtpflaiizen aus den alten Töpfen herauszunehmen und so viel Biälter loszulösen, dafs sie ungefähr einen Strunk von I — 2 Zoll Länge haben. Dieser alte Strunk wird weggeschnitten, denn er macht keine Wurzeln mehr. Man darf aber auch die Pflanzen nicht zu sehr berauben, da diese dadurcli sehr geschwächt werden und jede Pflanze immer noch ein gutes Aus- sehen behalten soll. Alsdann pflanzt man sie in, der Gröfse der Pflanzen ent- sprechende, Töpfe und bringt sie dann auf einen warmen Kasten, wo sie bei 30" C. sehr schnell und leicht Wurzeln machen. Sie müssen jetzt vor- und nachmittags gespritit werden, um ge- nügend feuchte Luft zu erhalten, und können nun bis Ende September in dem Kasten verbleiben. Dann bringt man sie ins Haus und versetzt sie in Ruhe, wobei erstens darauf zu achten ist, dafs, wenn möglich, die Temperatur im Hause 15" C. nicht übersteigt; zweitens, dafs die Pflanzen nicht mehr gegossen noch gespritzt werden dürfen; drittens, dafs sie während der Ruhe eine Bodenwärme von 12- 15" c. brauclien. Man mufs auch darauf sehen, dafs keine Wassertropfen vom Glase aus in die Herzen der Pflanzen fallen; so bleiben sie bis zum Antreiben. Zum Treiben würde ich den Februar wählen, da die Ananas dann sicherer durch- gehen und auch eine sehr lange Ruhe durchgemacht haben, was ja hier die Hauptrolle spielt. Verpflanzt brauchen selbige nicht mehr zu werden. Beim Treiben sind 30 — 35" C. Bodenwärme erforderlich, auch kann und mufs die Oberwärme gesteigert werden. Zu sehen ist wieder darauf, dafs das An- heizen des Beetes nicht länger als drei Tage in Anspruch nimmt, denn bei allzu langem Antreiben ist es möglich, dafs die Pflanzen wieder anfangen zu wachsen und nicht durcl)gehen. Sobald die Bodenwärme genügend hoch ist, können sämtliche Töpfe durch- gegossen werden. Kann man mit Bestimmtheit erkennen, dafs die Fruchtstände durchkommen, dann giefst und spritzt man wieder wie zuerst; das Spritzen und Giefsen mufs aber wieder eingestellt werden, sobald sich die Blüten zeigen, um nicht krüppliche Früchte zu erhalten. Ist die Blütezeit vorüber, dann spare man das Wasser nicht, auch sind etliche Dunggüsse sehr gut, um schöne grofse Früchte zu erhalten. Fritz Wrobel, Sanssouci (Kgl. Ananas-Revier). — Meiner Ansicht nach ist dem Herrn Fragesteller mit einer kurzen Beschreibung der gesamten Ananaskultur am besten gedient und lasse ich daher eine solche folgen : Die Ananas stammt aus Südamerika und hat in ihrer Heimat ein fast regelmäfsig feuchtes Klima und daher nur eine kurze Ruheperiode. Um kräftige Kindein zu erhalten, läfst Kreuz von Georges Originalaufiialime für die .,(_ man die abgeernteten Pflanzen noch eine Zeit lang stehen und entfernt die erscheinenden Triebe bis auf die zwei stärksten; diese werden ein- zeln in kleine Topfe gesteckt und in einem Warmhause überwintert, wobei sie trocken zu halten sind. Im März pflanzt man die Kindein in warm angelegte Kästen, in einer Entfernung von etwa 50 cm, in eine mit gutem Rasenlehm versetzte Mistbeeterde, unter Beimengung von Knhdünger. Die Pflanzen werden möglichst feucht gehalten, was im Anfang besser durch öfteres Spritzen, als durch Giefsen geschieht; nach etwa 4 Wochen werden die Pflanzen gut durchgcwurzelt sein und es mufs nun reichlich gegossen und gedüngt werden; gelüftet wird wenig und schattiert gar nicht. Im Oktober werden die Pflanzen herausgenommen, die Wurzeln zurückgeschnitten und die Schnittflächen mit Holzkohlenpulver bestreut; auch ist es vorteilhaft, die Pflanzen noch einige Zeit liegen zu lassen, damit die Schnittflächen ab- trocknen und somit weniger leicht faulen. Die so behandelten Pflanzen werden im Hause auf ein mit Boden- wärme versehenes Beet gepflanzt und die Temperatur wird bis zum An- wurzeln auf 20 — 25^0. gehalten; die Pflanzen werden nur leicht gespritzt. Nach erfolgter Bewurzelung wird mit dem Spritzen aufgehört und die Tem- peratur bis auf 6" C. verringert, um den Pflanzen eine Ruheperiode zu ge- währen. Etwa um Weihnachten be- ginnt man die Temperatur nach und nach zu steigern und es kann die Boden- temperalur bis auf 25 — 30° C. und die Lufttemperatur bis auf 25 " C. ge- bracht werden; man kann vorsichtig lüften und allmählich stärker giefsen und düngen, dann werden sich nach einiger Zeit die Kolben entwickeln. Während der Blüte dürfen die Pflanzen nicht direkt gespritzt werden. Beginnen die Früchte sich zu verdicken, so mufs den Pflanzen tüchtig mit Dunggüssen nachgeliolfen werden, um möglichst grofse Früchte zu erzielen; im Juli bis August wird die Ernte stattfinden können. Bei guter Kultur sind Früchte mit einem Gewicht von a'/j kg keine Seltenheit. Im allgemeinen ist bei der Ananaskultur die durch Mist erzeugte Bodenwärme der Heizwärme vor- zuziehen. E. Eipper, Obergärlner, Roitzsch-Wurzen i. S. — Dem Fragesteller möchte ich raten, wenn seine Ananasfruchtpflanzen eine gute Vorkultur gehabt haben, schon Ende August, Anfang Septem- ber zu beginnen, nicht melir viel Wasser zuzuführen und mehr Luft zu geben, damit sich die Pflanzen bei schönem Wetter etwas abhärten können, und damit die Ruheperiode eintritt. Ende September, An- fang Oktober bringt man die Pflanzen ins Haus, wo sie eine Tem- peratur von 12^14" C. Luftwärme, desgleichen auch eine Bodenwärme von 12*' C. erhalten, und läfst sie bis zum Antreiben, welches am vor- teilhaftesten Mitte Februar geschieht, trocken stehen. Von da ab pflegt man eine regelmäfsige Bodenwärme von 30 " C. und eine Luftwätme von 20 — 23" C. zu geben und nach Bedarf zu giefsen. Bei dieser Be- handlung müssen sich in 4 — 6 Wochen die Früchte zeigen. Es ist jedoch nicht nötig, dafi man 5 Jahre kultiviert, sondern man kann schon mit 3 Jahre alten Pflanzen sehr schöne Früchte erzielen. A. Krain, Charloltenburg (kgl. Schlofsgarten). Ch. Cova, Smj'rna. rJartenwelt" (Text Seite 46) 48 Die Gartenwelt. VI, 4 — Heim Ananastreiben müssen Schwankungen in der einzuhalten- den Temperatur peinlichst vermieden werden, denn sie verursachen zu- erst das Ausbleiben des Fruchtansatzes. Wenn nun die Treibpflanzen schon einmal stecken blieben, so ist die Wiederholung des Treib- verfahrens um so sorgfältiger auszuführen, denn überständige Frucht- pflanzen treiben sich schwerer, als gut kultivierte Folgepflanzen. Ein Umsetzen der in Frage stehenden Pflanzen in gröfsere Töpfe wäre zwecklos, vielmehr sind dieselben zu Anfang Oktober aus den Töpfen zu nehmen und aller Wurzeln zu berauben. Desgleichen ist die nach unten führende Stammbasis, welche in diesem Falle einen ziemlich langen Wurzelstock bilden dürfte, bis auf etwa 5 cra zurückzuschneiden. Nachdem die Schnittflächen getrocknet sind, werden die Pflanzen in eine möglichst grobe Lauberde, die etwas alten Dung erhalten kann, gesetzt und auf das Warmbeet gebracht. Hier sollen sie sich bis An- fang Dezember gut bewurzelt haben, daher ist während dieser Zeit die Boden- und auch die Luftwärme auf 18 — 20" C. zu halten. Nach ge- schehener Bewurzelung wird das Giefscn, mit welchem auch bis dahin knapp gehalten wurde, ganz eingestellt, die Temperatur langsam auf 15" C. herabgesetzt und das Warmbeet nicht mehr geheizt. Es mufs für die Pflanzen eine mindestens zwei Monate dauernde Ruhezeit eintreten. Mit Anfang März (event. auch früher oder später) kann das Antreiben beginnen. Zunächst werden die Pflanzen mit lauwarmem Wasser mehr- mals angegossen und zugleich wird das Warmbeet angewärmt. Langsam übergehend wird die 13oden»ärme auf 32 — 35" C. erhöht und diese Temperatur mufs möglichst beibehalten werden, bis die Pflanzen „durch- gehen", worunter man das Erscheinen des lilütenstengels versteht. Während des Treibens wird raäfsig gegossen (auch mit flüssigem Dünger) und bei Sonnenschein zweimal täglich gespritzt. Nur in der Zeit der Blütenentfaltung wird das Spritzen eingestellt. Die Treibluft wird auf 20 — 22" C. geheizt, eine Wärme, die bei Einwirkung der Sonne bis 30" C. steigen kann. Der wichtigste Teil der Ananastreiberei ist er- reicht, sobald das Durchgehen der Pflanzen bemerkt wird. Es fragt sich nun, ob sich ein solches Treibverfahren bei dem Herrn Fragesteller als Nebenkultur ausführen läfst. A. G. Radde, Schlofs Rahe. Aus den Vereinen. Verein ehemaliger Geisenheimer (Ortsgr. Niederrhein, Stammtisch Köln-Düsseldorf). Es sei darauf aufmerksam gemacht, dafs gelegentlich der Ausstellung in der Kölner Flora am Eröffnungs- tage, Dienstag, den 12. November, abends 8 Uhr eine kleine, gemüt- liche Stammlischsitzung im „Münchener Löwenbräu", Hochstrafse, statt- findet, wozu sämtliche Ehemalige, welche Köln besuchen, freundlichst eingeladen sind. Eine gröfsere Zusammenkunft der Ortsgruppe findet am Sonntag, den 17. November, in Duisburg statt. Vercinsabzeichcn sind anzulegen. I.A.: H. Senfs, Köln-Merheim. Tagesgeschichte. Frankfurt a.M. Centralstelle für Obstverwertung und Obstmarkt-Komitee in Frankfurt a. M. Am Dienstag, den 8. d. M., hielt der Vorstand der Centralstelle und des Obstmarkl-Komilees im Palmengarten eine Sitzung ab. Der Vorsitzende, Herr kgl. Gartenbau- direktor Siebert, berichtete über den günstigen Verlauf des Marktes, der den Erwartungen vollständig entsprochen habe und von auswärts, z. B. von Händlern aus Hamburg, Berlin, Mannheim und Köln, besucht gewesen sei. Die Besprechung über den Obstmarkt war sehr lebhaft und die verschiedenen Verbesserungsvorschläge bewiesen, dafs die Komitee- Mitglieder eingehende Beobachtungen gemacht hatten. Es wurde auf eine diesbezügliche Anregung beschlossen, im nächsten Jahre dem Markte für Dauerobst einen solchen für Kelterobst vorangehen zu lassen, um auf diesem, nicht nur für Frankfurt a. M. und Umgebung, sondern für das gesamte Deutschland so aufserordentlich wichtigen Ge- biete ein einheitliches Vorgehen zu erzielen und den Zücliter besser als seither mit dem Konsumenten in Verbindung zu bringen. Dieser Markt soll Anfang September igo2 stattfinden. Auch bezüglich etwa zu ver- anstaltender Obstausstellungen wurde eine Besprechung eingeleitet, wel- cher Angelegenheit jedoch weitere Erwägungen vorbehalten sind. Über das Kassenwesen wurde gleichfalls verhandelt und Vorschläge an- genommen, welche die Erlangung fester Subventionen von selten der Regierung zum Gegenstand hatten. Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, dafs das Komitee in diesem Jahre bedeutend erweitert wurde, dafs Vertreter der Staatsbehörden und Kommunalverbände aus Preufsen, Bayern und Hessen in dankenswerter Erkenntnis der grofsen Vorzüge dieser Einrichtung ihre Mitwirkung zugesagt und durch ihre Anwesenheit bei der Sitzung auch bestätigt haben. Auf dieser Grund- lage werden sich die Centralstelle für Obstverwertung und das Obst- markt-Komitee immer besser entwickeln und ihre segensreiche Thätig- keit für den Obslproduzenten und -Konsumenten mehr und mehr zu entfalten in der Lage sein. Linden bei Hannover. Auf den von der Stadt Linden aus- geschriebenen Wettbewerb zur Erlangung von Bebauungs- plänen für den westlichen und südwestlichen Stadtteil Lindens waren 50 Entwürfe eingesandt. Das aus den Herren Bürgermeister Lodemann, kgl. Baurat Unger-Hannover, Stadtbauinspektor Aengeneyndt-Hannover, Bürgervorsteher Haasemann-Linden und Stadibaurat Fröhlich zusammen- gesetzte Preisrichterkollegium hat einstimmig beschlossen, die ausgesetz- ten vier Preise wie folgt zu verteilen: I. Preis von 1000 M. dem Ent- würfe „Mafs und Ziel in allen Dingen", Verfasser Stadtgartendirektor Julius Trip -Hannover. 2. Preis von 750 M. dem Entwurf „Linden- blüte", Verfasser Magistratszeichner Hugo Schreiber-Breslau. 3. Preis von 500 M. dem Entwürfe „Burg". Verfasser Stadtgeometer Fritz Strohmeyer-Solingen. 4. Preis von 500 M. dem Entwürfe ,,20. Jahr- hundert", Verfasser Obcrlandmesser Johannes Bornhofen-Wiesbaden. Sämtliche 50 Entwürfe werden vom 18. bis 31. d. M. täglich von 11 bis 3 Uhr in der Aula der Mittelschule, Davenstedtersir. 14, öffentlich ausgestellt sein. Bücherschau. Danger, L. Torfstreu und Torfmull, ein Segen für die Landwirtschaft, den Gartenbau, die Hauswirtschaft, für Industrie und Versandzwecke und für das Bauwesen. 3. Auflage. Neuhof bei Rein- feld i. Holst. Selbstverlag des Verfassers. Postfrei gegen 60 Pf. in Briefmarken. Die Thatsache, dafs diese vor 2'/3 Jahren zum erstenmale er- schienene Schrift bereits die dritte Auflage erlebt hat, liefert den besten Beweis für ihren praktischen Wert. In einer ganzen Reihe kurzer, aber erschöpfender und durchaus verständlich geschriebener Kapitel behandelt Danger die verschiedenen Verwendungsarten des Torfes, der auch im Gartenbau mehr und mehr zur Anwendung gelangt, was in dem Kapitel Torfmull und Torfstreu im Gartenbau erläutert wird. Abgesehen hiervon berühren verschiedene andere Verwendungsarten direkt oder indirekt das gärtnerische Gebiet, so die Verwendung des Torfes als Zusatz zu Düngersalzen, in Aborten, zum Konservieren von Speisezwiebeln und Obst und als Verpackungs- material. Wir können die vorliegende kleine Schrift den Handels- gärtnern zum Studium nur warm empfehlen. M. 11. Briefkasten der Redaktion. Dr. K., Limburg. Die Beschädigungsform der eingesandten Blattspitzen spricht allerdings für saure Gase; ob dies SO^ ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Von dem Aufstellen von Schalen mit Ammo- niak würde ich entschieden abraten, weil sonst in der Nähe der Schalen befindliche zartere Pflanzen Ammoniakvergiftung bekommen dürften. Abhilfe läfst sich nur schallen, wenn der Eintritt der schädlichen Gase in das Haus absolut vermieden wird. Luftwechsel durch ständige Ein- führung vorgewärmter Aufsenluft wäre für alle Fälle gut. Prof. Dr. P. Sorauer. O. B. Ein Personalwcchsel findet an den kgl, Gärtnerlehranstallen, an welchen die Lehrer und Obergärtner etc. Pensionsberechtigung be- sitzen, nur sehr selten statt; an den Privallehranstallen ist der Wechsel stärker, am stärksten aber in Köstritz. Dort geht es wie in einem Taubenschlage, die Inspektoren, Obergärtner, Lehrer kommen und gehen in regelmäfsiger Folge. Die Ergründung der Ursachen dieses Wechseins und der Wirkungen, welche es auf den Lehrgang ausübt, mag die Sorge des Besitzers der Anstalt sein; wir wollen uns keine grauen Haare darüber wachsen lassen. Verantworü. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 2. November igoi. No. 5. Nachdruck jtnä Nnchbtldung aus dem luhait dieser Zeitschrift ivird strafrechtlich verfolgt. Neue Pflanzen. Die neue „Waldersee"- Aster. \'om Herausgeber. (Hierzu zwei Abbildungen) IN eben den „Goethe^'', ^ßc hiller '"'■ , „S/iakespearc" , ^^Hiim- boldt\ ,.Bismarck''\ „König Humbert''' und anderen mehr oder weniger hervorragenden Persönhchkeiten gewidmeten Asterklassen giebt es jetzt auch eine „IValilersee"' -AsteT. Die- selbe (Aster sinensis globosus milliflorus fl. pl.) ist eine Züch- tung des kgl. Gartenbaudirektors Hermann Grufsdorf, des Inhabers der Firma Martin Grashoff in Quedhnburg. Bereits in No. 52 vorigen Jahrg. haben wir in unserem Reisebericht dieser Aster, die wir damals noch nicht mit ihrem richtigen Namen kannten, anerkennend Erwähnung gethan. ^s^ ^ \,m w rr« ^ ^^^S^'- ^41 « K^- ^v**" Ir, • N M ^ Nfei^ % •^ MHa ^^ 1|»> p * 'W i ^^^|B>', //^^ir^ L^A^J^^^^^r . ^jjj^l ^ i ^ t % lH.„^^Bpik «!8 * % ' ▼ ' l JÜMT--:!^ IT m.j ^^mmmm^tu *- ixiä TS » •■• w^t^^y -^^H ■' . |p .JK ^ * ^ ^ 1 VI j|ji|r^^H^^~i ^^kMBl^^^ ~^ < # -^ ir 'JH| Die Ganenwelt. VI. „Waldersee"- Aster (oben voll er- blühte, unten erblühende Pflanze). In der Gärtnerei von Martin Grashoff, Quedlinburg, für die „Gartenwelt* pfiotograpfiiscfl aufgenommen. Der Züchter derselben wandte sich im September schriftlich an den Grafen Waldersee in Han- nover mit der Bitte, seine Züch- tung ihm zu Ehren benennen zu dürfen. Einige Tage später ent- sprach der Feldmarschall in einem sehr freundüchen, eigenhändigen Schreiben diesem Wunsch mit dem Bemerken, dafs gerade die Astern die LieblLngsblumen seiner ganzen Familie seien. Die „lValdersee'''-ksttr ist in der That eine ganz ungewöhn- liche und hervorragende Züch- tung, die bald allgemeine An- erkennung finden dürfte; die mit dieser Blume bestandenen 5 50 Die Gartenwelt. VI, 5 Felder, welche wir bei unserer letzten Anwesenheit in Quedlinburg in vollem Flor trafen, überzeugten uns voll- kommen von dem Wert derselben. Wir liefsen deshalb so- fort eine farbige Abbildung dieser Aster vorbereiten, die wir dem ersten oder zweiten Dezemberheft unserer Zeitschrift beizulegen gedenken. Wir lassen diese Tafel nach einer kolorierten Photographie fertigen, und die heutigen beiden Abbildungen sind ebenfalls direkt nach Photographien her- gestellt. Sie geben ein treffendes Bild des regelmäfsigen Wuchses und der Reichblütigkeit der einzelnen Pflanze. Da- bei handelt es sich hier keineswegs um besonders ausgesuchte Exemplare , sondern auf den Feldern war nicht eine Pflanze zu sehen, die in der Regelmäfsigkeit der Form und im Reichtum an Blüten auch nur etwas von den übrigen abge- wichen wäre. Diese Aster repräsentiert einen ganz neuen Typus unter ihren Verwandten. .Sie bildet von Anfang an und selbstver- ständlich ohne jeden Schnitt und ohne jedes Aufbinden fast kugelrunde, äufserst zierliche, gedrungene Büsche von i6 bis i8 cm Höhe und i8 — 20 cm Durchmesser. Diese Aster- kugeln — denn so mufs man sie nennen — stehen auf ganz kurzen, kräftigen Stämmen. Die Seitenzweige stehen so dicht, dafs nirgends eine Lücke zu sehen ist. Während alle anderen Astersorten vor der Blüte meist recht unan- sehnlich sind, macht die „lFaIdersec"-AsleT durch ihre kugel- artige Form und ihren geschlossenen Wuchs auch dann schon einen ganz aparten Eindruck, so dafs sie, selbst wenn sie keine Blütenpflanze wäre , ein geschätztes Einfassungs- gewächs mit etwa dem Aussehen des Buxbaums, sein würde, dem die grünen Blättchen in Farbe, Gröfse und Form sehr ähnlich sind. Den schönsten Anblick bietet die „IVa/iiersee'''- Aster jedoch zur Blütezeit. Hundert und mehr der kleinen Blüten , umgeben von den frisch-grünen , zierlichen Kelch- blättern reihen sich dann so dicht aneinander, dafs schliefs- lich von der Belaubung keine Spur mehr zu sehen ist. Von unseren Abbildungen zeigt eine die im Erblühen begriffene Pflanze, die zweite eine voll erblühte. Die ein- zelnen Blumen sind äufserst zierlich und schön gefüllt. Die Farbe ist ein zartes Rosa bei einer, ein helles Blau bei einer zweiten Sorte, jedes Blumenblatt ist leicht weifs umrandet. Der Durchmesser vollständig entwickelter Blüten be- trägt nur 2, selten 2*/„ cm. Unsere Abbildung einer voll- erblühten Pflanze zeigt ihren ganzen Blütenreichtum. Eine Pflanze mittlerer Gröfse trägt mehr als 200 Blüten, eine be- sonders stark entwickelte 250 und darüber, ein Blütenreich- tum, wie er bisher keiner anderen Asternsorte eigen war. Unser Besuch in der Grashoff'schen Gärtnerei bewies uns, dafs die „IFcrliürsee" -Astev sorgfältig durchgezüchtet und durchaus konstant ist. Sie wird, als eine in jeder Beziehung wertvolle und hervorragende Neuheit, auch dem Bedürfnis nach kleinen Astern in der Binderei Rechnung tragen, da Astern in solcher Miniaturform bisher nicht existierten. Der Landschaftsgärtner wird die „M^aUersee"' -Aster als schätzbares Material zur Herstellung blühender Einfassungen zur Bepflanzuug von Rabatten, und namentlich für die Aus- schmückung der jetzt so beliebten, blühenden Teppichbeete gebrauchen, auch kann sie als Randpflanze auf mit Tannen- baum- und ähnlichen Astern bepflanzten Beeten Verwendung finden, da sie sich, auch voll erblüht, noch verpflanzen läfst. Auch als Topfpflanze dürfte die „Jl'alikrsec"- Aster Anklang finden. Neue Pelargonien. — Durch Kreuzungen verschiedener bewährter Pelargoniensorten habe ich einige interessante Neu- heiten erhalten. So ist aus „/Äwry yacobi'^ mit „Meltor'-\ ebenso wie bei der so viel gerühmten „Ruhm von Zehlendorf-^ eine Zwischen- farbe der beiden Sorten entstanden. Mein Sämling, welcher ,,Ruhm von Kohlfurt'^ heifst, ist einen kleinen Schein heller, als das Pendant von Zehlendorf, jedoch sehr grofsblumig und besonders grofsdoldig. Dolden mit über 100 Blüten sind keine Seltenheit. Ferner habe ich einen her\ orragenden Sämling, ent- standen aus „Mettor'-' und „/w" ; die Blüten und Dolden sind so grofs wie bei „Meteor"-, die Farbe ist etwas bläulicher als „Meleor\ hat aber das Schillernde der „Iris'' . Besonders zeichnet sich jedoch diese Neuheit durch ihren auffallend üppigen Wuchs aus; unter meinen vielen Pelargonien, selbst den neuesten Sachen, habe ich keine Pflanze, welche der genannten nur annähernd gleich kommt. Hugo Hübner, Handelsgärtner, Kohlfurt. Neue Straufsenfeder- Astern. — Anfang September über- sandte uns Herr Aloys Röhlen, Handelsgärtner, Dülken, einige Straufsenfeder-Astern zur Begutachtung. Unter den drei Sorten, welche Herr Röhlen als eigene Neuzüchtungen bezeichnet hatte, gefiel uns vor allem eine herrliche, helllilafarbene, deren durch- weg bandartige und gelockte Petalen weifs gerändert sind. Diese Sorte stellt unseres Erachtens eine vorzügliche aparte Neuheit dar, deren Farbenton und Bau der Blumen nichts zu wünschen übrig läfst. Diese zartlila Färbung mit den weifsen Rändern ist selbst bei der Klasse der den Straufsenfeder Astern nahe- stehenden HohenzoUern Astern noch nicht vertreten, obwohl von diesen in den letzten Jahren zahlreiche gute Farbenvarietäten in den Handel gekommen sind. Auch eine weitere Neuheit des Herrn Röhlen, welche tiefer lila gefärbt und ohne Randzeichnung ist, besitzt gröfse, edel- gebaute Blumen, deren Petalen durchweg bandförmig sind. Da- gegen zeigen die Blumen der dritten violett roten Neuheit, die auch im Bau nicht so fein sind, in der Mitte etwas röhrige Pe- talen ; zumal bei den gröfseren Blumen ist dies zu finden, wäh- rend die kleineren durchweg bandartige Petalen haben. Wir glauben jedoch, dafs Herr Röhlen recht hat, wenn er schreibt, dafs es bei den Straufsenfeder-Astern nicht unbedingt als sehr fehlerhaft anzusehen sei, wenn einige Petalen im Centrum der Blume nicht mehr bandartig sind, macht sich dies doch auch an Züchtungen bemerkbar, die von einer ersten Firma auf diesem Gebiete dem Handel übergeben wurden und die Herr Röhlen als Mutterpflanzen dienten. Jedenfalls stellen die erstgenannten zwei lilafarbenen Züchtungen interessante und bemerkenswerte Neu- heiten dar. Stauden. Carex japonica fol. var. — Carex japonica fol. var. ist eine sehr geeignete Pflanze zu vvinterharten Einfassungen und dürfte, wenn erst genügend bekannt, vor allen anderen bisher zu Ein- fassungen verwendeten Pflanzenarten den Vorzug verdienen. Eine Einfassung von Carex verleiht den damit umpflanzten Beeten, Rabatten, Bosketts und Gruppen, besonders wirkungsvoll bei Koniferen -Gruppen, kurz, der ganzen Umgebung ein wahrhaft malerisches Aussehen, einen eigenen Reiz, wie er kaum wirkungs- VI, 5 "Die Gartenwelt. 51 voller durch eine andere Einfassung erreicht werden kann. Die frisch- grünen , mit gelb - bunten Strei- fen gezeichneten Blätter können auch nach Art derjenigen der Ge- wächshauspflanze Ophiopogon Jaburan fol. var. in der Blumenbinderei stets vorteilhaft verwendet werden. In besonders reichlichem Mafse angewendet fand ich diese Carex in der Handelsgärtnerei von W. Runde in Wandsbek, wo dieselbe die letzten strengen Winter, sowie den trockenen Sommer sehr gut überstanden hat. Auch aus diesem Grunde dürfte diese Pflanze als sehr empfehlenswert gelten. F. W. Moritz, Ahrensburg. Primelgift. — Wenn mehr und mehr der Winter seine Herr- schaft geltend macht und mit ihr das Leben in der Natur verschwin det, dann nimmt der Mensch zu Treibhauspflanzen seine Zuflucht, unter denen auch zahlreiche Primel- Arten vertreten sind. Doch nicht ganz so harmlos wie diese zier- lichen Pflanzen aussehen, sind sie in Wirklichkeit, da sie einen für die menschliche Haut schädlichen Stoflf, das Primelgift, ausscheiden. Interessante Mitteilungen über durch Primelgift hervorgerufene H autentzündung macht Dr. M . P i r a in No. 45 der ,.Ü. Medizinischen Wochenschrift". Es handelt sich hierbei um die hellblau blühende Spezies Primula obconka, die von CharlesMaries in China entdeckt und von Hance im „Journal of Botany" iS8o beschrieben wurde. Im Handel erschien diese Pflanze zuerst 1883 durch englische Gärtnereien. Kurze Zeit später stellten sich bei dem Personal dieser Gärtnereien bereits schmerzhafte Hautentzündungen ein, die auf das Primelgift zurückzuführen waren. Im Jahre 1898 ver- öftentlichte Herr Dr. Hopf in dem ,.Dermat. Zentralblatt" einen Fall von Primelvergiftung, der als typisch bezeichnet werden mufs. Ein 38 Jahre alter, gesunder Gärtner setzte in seiner Gärtnerei 1000 Primelpflanzen um, bereits nach 2 Tagen stellte sich Juckreiz auf der Hand ein, dem bald kleine rote Pünktchen folgten, die unter Schwellung des ganzen Gliedes rasch an Gröfse zunahmen. Neben diesem lokalen Krankheitsbilde war ein gänzlich gestörtes Allgemeinbefinden zu beobachten. Nach den von Herrn Dr.Nestler angestellten Untersuchungen ist es sichergestellt, dafs das in den Zellen der kleinen Drüsenhaare, die an allen oberirdischen Teilen der Pflanze mehr oder weniger zahlreich zu beobachten sind, be- findliche gelblich grüne Sekret der Krankheitserreger ist. Selbst Blätter, die 3 Std. lang einer Temperatur von loo" C. ausgesetzt waren, vermochten noch ihre hautentzündende Wirkung auszuüben, wenn sie zu feinem Pulver verrieben auf die Haut gebracht wurden. Bemerkenswert ist, dafs diese Hautentzündung von ihrem Ur- sprungsherd aus auch auf andere Teile des Körpers übertragen werden kann, hat man doch Entzündungen im Gesicht, selbst Coniunctivitis (Entzündung der Augenbindehaut) beobachtet. Wei- Xeue lilafarbige Straufsfeder-Aster mit weifsgerandeten Fetalen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'' (Text Seite 50) tere Untersuchungen Dr. Nestlers lehrten, dafs das Primelgift im Wasser unlöslich, im Alkohol aber löslich ist; aus dieser Thatsache erg4ebt sich denn auch die Be- handlung solcher durch Primelgift hervorgerufenen Entzündungen. Man wasche die entzündete Haut- stelle mit Alkohol gründlich ab und lasse ein Seifenbad folgen; durch den Alkohol wird das Gift gelöst und durch das Seifenbad der Alkohol wiederum entfernt. Zur rascheren Heilung der entzündeten Stellen kann man am Schlufs der angegebenen Prozedur das be- treftende Glied durch einen Zink- salbeverband schützen. P. Sonntag. Chrysopsis villosa var. Rut- teri. — Diese Komposite stammt aus den Bergen der Sierra Nevada in Kalifornien. Die Staude wird etwa 30 cm hoch und hat linear-lanzett- liche Blätter von lo — 15 cm Länge, welche eine Rosette bilden und reichlich mit silberweifsen Haaren bedeckt sind. Die Blütendolden sind grofs, einzelne Blumen haben bis 3 cm im Durchmesser und sind von hellgoldgelber Farbe. Die Blütezeit ist der Sommer, und ihrer Tracht nach scheint diese Staude einen sonnigen Standort und schweren, trockenen Boden zu lieben. Es ist eine ansehnliche, hübsche Pflanze, welche vollständig winterhart ist. Nach ,.The Garden". Gemüsebau. Frühkartoffeln „Kaiserkrone" und „Early sun rise". ^"on W. Balke, Obergärtner, Kloxin. (Hierzu zwei Abbildungen.) ZyWei ausgezeichnete Frühkartoöeki sind die Sorten .^^Kaiserkrone" und ,^Early sun rise'''. „Kaiserkrone''^ nimmt unter den in den letzten Jahren in den Handel gebrachten Sorten wohl den ersten Rang ein. Sie übertrifft alle anderen Sorten durch ihre aufserordentlich frühe Reife und durch grofse Ertragsfähigkeit, wird ziemlich grofs, ist von läng- lich runder Form und hat grofse, nicht sehr tiefliegende Augen. Sie eignet sich für jeden Boden, und an jeder Staude sind fast nur grofse ausgewachsene Früchte zu finden. Das Fleisch ist zartweifs und zeichnet sich durch besonders guten Geschmack aus. Die Schale ist weifs und etwas rissig. Die Blüte erscheint drei Wochen früher als die anderer Früh- kartoffeln. Eine gleichfalls sehr gute, bis jetzt wenig bekannte Frühkartoffel ist die „Early sun rise^'' , wie schon der Name 5* 52 Die Gartenwelt. VI, 5 itt< Neue Kartoffel „Eaily sun rise". Originalaufnahme für die „Gartenwelt**. bekundet, eine englische Sorte. Alles was recht ist, wenn sie auch aus England stammt, die Kartoffel ist vorzüglich. Mit vielen neueren Sorten zugleich mehrere Jahre hindurch von meinem Vater angepflanzt und ausgeprobt, hat sie entschieden den Vorzug vor vielen anderen Kartoffeln. Ich war über- rascht von dem reichen Knollenansatz und von dem guten Geschmack dieser Kartoffel. Die Form ist länglich ovalrund, etwas plattgedrückt, die Farbe ist blafsrosa, ähnlich der Rosenkartoffel. Das Fleisch ist weifs und von grofser Zart- heit und Feinheit. Die Kartoffel kocht von Anfang an sehr gut, platzt leicht, ist aufserordentlich mehlig und in der ersten Zeit durchaus nicht so nafs und klitschig, wie manche andere Sorten. Beide vorgenannten Frühkartoffelsorten sind feine Tafelkartoffeln und als solche wirk- lich zu empfehlen. Von grofsem Vorteil ist es, wenn man die zum Auslegen bestimmten Kar- toffeln etwa 4 Wochen zuvor an einen warmen Ort zum Abwelken bringt, etwa unter die Stellagen eines Warmhauses oder in einen warmen Heizraum; es hat dies Verfahren bedeutenden Einflufs auf frühere Reife. Beide Sorten können dann schon ganz gut in der zweiten Hälfte des Juni auf den Markt gebracht werden, und bieten daher sowohl für den Gärtner, als auch für den Landwirt eine gute Einnahmequelle. Hierfrucht „Sprengers Riesen" (Solanum Melongena L.). Von Wilh. Mühle, Handelsgärtner, Temesvär, Ungarn. (Hiirzu eine Abbildung.) Wo Eierfrüchte bekannt sind und verwendet werden, wird die im Laufe des kommenden Winters in den Samen- handel gelangende Neuheit „Sprenger' s Äi(se/i" beifällige Aufnahme finden. Ihre glatten, glänzenden, tief dunkel- violetten Früchte stellen die gröfste und am regelmäfsigsten gebildete Form dar. Diese Sorte gleicht der „violetten New -Yorker Riesen*' in Form und Farbe, ist aber häufig um das Drei- fache gröfser. Das Durchschnittsmafs der Früchte beträgt 20 cm im Längs- und 15 cm im Breitedurchmesser. Natürlich kann die Pflanze angesichts der riesigen Gröfse der F'rüchte nicht mehr als 2 oder 3 derselben tragen. Das Fleisch der Früchte ist fest und enthält wenig Samen. Hierorts wird der Samen im März in ein warmes, mit guter, leichter Erde gefülltes Mistbeet gesät. Die Sämlinge werden pikiert, wenn sie 2 — 3 Blätter zeigen. Mitte Mai werden sie auf einer sonnigen Stelle des Gartens verpflanzt, auf einen Abstand Neue Kartoffel „Kaiserkrone". Originalaufnahme für die ^Gartenwelt". VI, 5 — D iE" GTirf e n w e ItT 53 Spanischer Pfeffer, südung:arischer roter und gelber Mammuth ' Originalaufnahme für die „Caitenwell'^. von 40 — 50 cm, und reichlich gegossen. Es ist wichtig, dafs die Pflanzen während ihrer ganzen Vegetationsdauer beständig feucht gehalten werden. Eierfrucht „Sp-e/i^er's Riesen''^ ist eine Züchtung des Herrn C. Sprenger in Neapel, von dem ich den Samen zur weiteren Verbreitung erhielt. Verwechselung f.älschlich als aus dem Kaukasus ein- geführt angesehen wurde. Die genaue Geschichte dieser Thatsache ist in „Beifsner, Handbuch der Nadelholz- kunde", Seite 45S, gegeben, auch wolle man die Be- merkung bei Abics nordmanniana Seite 436 nachlesen. Referent besitzt zwei jetzt üppig entwickelte Pflanzen, die von Lauches Originalpflanze veredelt wurden und beide die unverkennbare A. Veiichi sind. Man hat die gröfsten Anstrengungen gemacht, doch noch im Kaukasus die vermeintliche A. Ekhkri aufzufin- den. Es wurden von verschiedenen Standorten in Menge Samen, selbstredend nur von A. tiordmanniana, eingeführt, und unter diesen auch Sämlinge gefunden, die kleine Abweichungen zeigen und zumal auch die weifsen Blattunterseiten sehr ausgeprägt hervortreten lassen. Solche üppige Form, mit mehr aufwärts ge- richteten Blättern und daher sehr hervortretenden weifsen Blattunterseiten, hat Carrifere schon als A. nord- manniana rifracta beschrieben, man hat ähnliche schöne Pflanzen aus dem Kaukasus auch wohl als A. nord- manniana coerulescens bezeichnet, Namen, die für schöne abweichende Sämlinge Berechtigung haben. Auf keinen Fall aber darf man den Namen A. nord- manniana Eichleri anwenden, der den Schein erwecken mufs, als habe der von Lauche gegebene Name irgend welche Berechtigung, oder Lauche habe damit etwa eine besonders schöne A. nordmanniana gemeint. Da dies unbedingt falsch und ganz ausgeschlossen ist, so mufs der Name A. EicMtri ganz verschwinden, denn er ge- hört nur als bedauerliche Verwechselung, als Synonym zu Abies Veitchi Carr. Besitzer solcher Pflanzen müssen diesen falschen Namen Spanischer Pfeffer, südungarischer roter und gelber Mammuth. (Hierzu obenstehende Abb.) — Von den grofsfrüch- tigen Sorten des spanischen Pfeffers, welche, im Gegensatz zu den kleinfrüchtigen, dickes Fleisch und milden Geschmack be- sitzen müssen, sind diese die gröfsten, welche man bisher kennt. Sie haben eine abgeplattete, fast eckige, plumpe Form mit un- regelmäfsig verteilten Vertiefungen. Ihr Fleisch ist ganz un- gewöhnlich dick und ziemlich fest, während ihr Geschmack fast süfs zu nennen ist. In Ungarn und den südlicheren Ländern, in welchen diese Sorten seit einigen Jahren verbreitet wurden, wer- den sie allen sonstigen, besonders aber den langfrüchtigen Sorten vorgezogen, welche in Bezug auf Milde des Geschmacks nicht immer verläfslich sind. Ihre Kultur stimmt mit jener der Eierfrüchte vollständig überein. Wilhelm Mühle, Temesvär. Koniferen. Abies Eichleri Lauche. — Im Anschlufs an den so aus- führlichen Koniferen-Bericht („Gartenwelt" 1901, No. 2, Seite 17) meines verehrten Kollegen Mafsias, mufs ich im allgemeinen Interesse und um die weitere Verbreitung einer unrichtigen Benennung gleich im Keime zu ersticken, vor allem noch- mals hervorheben, dafs eine Abies Eichleri Lauche nicht existiert und nie existieren konnte, da es im Kaukasus nur eine Tannen- art, nämlich Abies nordmanniana giebt. Was Lauche seinerzeit beschrieb als Abies Eichleri, war Abies Veitchi Carr., eine japanische Tanne, die durch irgend eine Neue Eierfrucht „Sprengers Riesen" Originalaufnahme für die „Cjaitcnwtlt*. 54 Die Gartenwelt. VI, 5 kassieren und mögen ihre schönen Formen künftig als Abies nordmanniana eoeruUscens bezeichnen. Es fragt sich ja noch, ob die in Mainz ausgestellte fragliche Pflanze Aiies l'eitchi, oder eine A. nordmanniana-Y orm war? Gern bin ich erbötig, dies nach einem mir zu übersendenden Zweige festzustellen. L. Beifsner. Ausstellungsberichte. Die erste österreichische Reichs-Gartenbau-Aiis- stellung in Wien. Von Obergärtner H. Breitschwerdt, Mödling b. Wien. (Hierzu vier Abbildungen.) Anläfslich des 25jährigen Bestehens des Vereins der Gärtner und Gartenfreunde in Hietzing-VVien, veranstaltete dieser Verein im Einvernehmen mit allen, den gesamten Garten- bau fördernden, Körperschaften in Österreich, nebst den Ländern Bosnien und Herzegowina, in den Tagen vom 2. bis 8. Oktober d. J. eine „österreichische Reichs-Gartenbau Ausstellung" — die erste dieser Art in österreichischen Landen! Neben dem jubilierenden Verein war es vornehm- lich die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien, welcher das Zustandekommen dieser Ausstellung zu danken ist. Das Protektorat über die Ausstellung hatte Se. k. u. k. Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand übernommen. Die Ausstellung selbst konnte durch das bereitwilligste Entgegenkommen des Fürsten Schwarzenberg in dessen Hofgarten, in Wien III, Rennweg No. 2, stattfinden, für wel- chen Zweck der Fürst den Garten, sowie die Reitschule (rechts am Eingang vom Schwarzen- bergplatz aus) und mehrere andere Gebäude (linkerseits) zur Verfügung stellte. Wir betraten die .Ausstellung vom Schwarzen- bergplatz und sahen auf der rechten Seite einen zierlichen Gartenpavillon, in welchem, recht ge- schmackvoll arrangiert, auserlesenes Tafelobst aus dem erst vor einigen Jahren errichteten Formobstgarten Sr.k.u.k. Hoheit des Erz- herzogs Otto in Schönau b. Leobersdorf, sich befand; nebenan hatte der Obstzüchter des Erzherzogs Otto, Fischer, ein Württemberger aus der Gaucher'schen Schule, tadellos gezogene Formobstbäume aufgestellt. Diesem Obslpavillon gegenüber waren die Fürst Moritz von Lobkowitz'schen Baumschulen in Eisenberg bei Brüx (Böhmen) mit gröfseren Koniferen, darunter noch mit einigen kleineren , unschön gelbbunt gefärbten , vertreten ; die in der Rückseite des Gartens bei den übrigen Baumschulartikeln auf- gestellten kleineren Koniferen derselben Baumschulen machten jedoch einen besseren Eindruck. Wir hielten uns rechts und betraten die Reitschule, deren diesseitige Giebelwand von einem schönen Diorama gedeckt wurde, vor welchem auf dem Rasen ein prächtiger Blütenflor, leicht und gefällig in der Anordnung, sich ausbreitete, bestehend in diversen Begc nien, Herbstastern, japanischen Anemonen u. s. w. ObstverpackuDg von Julius Edler v. Ungar. Hradisch (Mähren). Originalaufiiahmc für die „üartenwelt''. May, Gemüse-Kollektion. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Die Arrangeure waren hier der jubilierende Verein aus Hietzing, Albertjones in Lainz (Ober- gärtner Leopold Byslak), der Verein der Gärt- ner und Gartenfreunde in Dornbach und andere. In der Nähe paradierte die k. k. Gartenbau Gesell- schaft in Wien, mit wertvollen seltenen Pflanzen; diesen gegenüber hatte der k. k. Hofgarten zu Schönbrunn aus seiner Gartenbibliothek alte Fach- werke — darunter solche von 1790 — ausgestellt, daneben eine interessante Sammlung von Orchideen- Keimlingen und Sämlingen in ihren verschiedenen Wachstumsstadien, die unter Vergröfserungsgläsern deutlich zu sehen waren. Hier war auch die Pilz- sammlung nebst umfangreichen Herbarien von Dr. Kronfeld-Wien untergebracht. Beide Aus- stellungen zählten unbestritten zu den inter- essantesten auf wissenschaftlichem Gebiete. — In der kleinen Mittelhalle hatte J. O. Molnär- Wien schöne Pläne und Aquarelle ausgestellt. VI, 5 Die Gartenwelt. 55 die aber leider, wie sämtliche Ausstellungsobjekte in der Reithalle, infolge Lichtmangels nicht ent- sprechend zur Geltung gelangten, da in diesen Räumen selbst am Tage das elektrische Licht brennen mufste. Die Hofgärten in Schönbrunn stellten in mehreren Glaskästen blühende Orchideen, geord- net nach der Heimat, sowie Carnivoren aus; die entgegengesetzte Giebelseite der Reithalle war mit dem Diorama des Schönbrunner Schlosses und dessen Parterres geschmückt, dem sich Gruppen der seltensten Palmen und Aroideen anschlössen. Eine grofse Fläche dieser Hallenseite wurde von der Kollektion photographischer Aufnahmen der k. k. Hofgärten von Schönbrunn, La.xenburg etc. eingenommen, derselben Kollektion, die im vorigen Jahre auf der Weltausstellung in Paris ge- wesen ist. Hofgärtner Bayer (Fürst Schwarzenberg- Wien) stellte eine Gruppe neuer, seltener Palmen und diverse andere Pflanzen, wie Livistona Wood- fordi, Curmeria li'allissii , Cyrtoslachis lacca etc. aus. Zu den hervorragendsten Kulturerzeugnissen in dieser Abteilung zählten die grofse Orchideen- sammlung von G. Dittrich, k. k. Hof-Handels- gärtner und Blumenhandlung in Prag, die in herrlichstem Flor stehenden getriebenen weifsen und blauen Topf-Flieder von A. Weinbrenner, Handelsgärtner in Florids- dorf bei Wien, und weiterhin die von Obergärtner Franz Adam (Baron Alfred von Liebig'sche Gärtnerei in Mauer bei Wien) getriebenen, frühblühenden, riesenblumigen Chrysanthemen (Abb. untenstehend). Franz Adam, ein aufserordcntlicli tüchtiger Kulti- vateur, war im Freien noch mit einer grofsen Gruppe diverser Blütenpflanzen vertreten, in welcher namentlich die Anemone „Königin Charlolle'- zur Dahlia ladniata einen herrlichen Kontrast bildete; von seinen Begonien war „Anna Regi/ta" entschieden als die schönste zu betrachten. Obergärtner Wenzel Jandl (Fabrikant Jakob Thonet) in .»■■'«• t ^^^# Chrysanthemum-Gruppen von Obergärtner Franz Adam, Mauer bei Wien. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Getriebene Rosen („Mad. Caroline Teslout" und „Kaiserin Auguste Viktoria") von W. E. Marx in Strebersdorf. Originalaufnahme für die „Gartenwett'*. MödUng Stellte in Croion die schönste und reichhaltigste Samm- lung aus. Daneben waren seine Cycas, Aletris, Fandanus Veitchii etc. geradezu mustergiltig kultiviert: speziell als O-o/öK-Kultivateur gilt Jandl schon seit Jahren als ein Meister unter den österreichischen Gärtnern. In dem auf der linken Gartenseite befindlichen Orangerie- gebäude waren bemerkenswert die in Töpfen getriebenen Rosen der Sorte „Kaiserin Auguste Viktoria-^ etc. (Abb. obenstehend) und Croian der Firma W. E. Marx in Strebersdorf. Dann die Gruppe von Acalypha musaica von Obergärtner Josef Steinen (Fabrikant Fleischmann in Mödling), welche allgemeines Aufsehen erregte. Dieser vorzügliche Spezialist in Acalyphen betreibt schon seit Jahren auch die Kultur von Treib-Hyazinthen, von denen er ein-, zwei- und dreijährige Kulturen aus- stellte. Leider mifsglückte die photographische .Aufnahme der herrlichen Acalyphen, jedoch hoffen wir, später noch einmal auf die eben erwähnten österreichischen Blumenzwiebel - Kulturen in Wort und Bild zurückzukommen. Carl Matz nett er- Wien stellte eine zwar kleine, aber durch grofse Blumen sich auszeichnende Gruppe Chrysanthemen aus; in gleicherweise zeichneten sich die Chrysan- themen von Bernhard Richter, Handelsgärtner in Leopoldau, (grofse Gruppe) und die von Tho- may er' s Handelsgärtnerei in Rifian in Böhmen (ab- geschnittene Blumen) aus; hier waren durch Schön- heit besonders auffallend die Sorten „Mme. Gus/. Henryk, „Soleil d'octobre'^ und „Poiitcare' ; Thomayer, als Spezialist in Chrysanthemen in Österreich be- kannt, ist auch ein erfolgreicher Neuheitenzüchter dieser Pflanze. Wenzel Smetana (August, Prinz von Thurn und Taxis'scher Obergärtner) in Bregenz stellte in einem Glaskasten seine Sämlinge von Rex-Begonien, Neuheiten von 1901, aus, von denen wir nur „Kaiser Franz Josef-' und „Veronika Urdan' hervorheben, aber betonen möchten, dafs es sehr schwer zu entscheiden 56 Die Garten weit. VI, 5 war, welche die Schönste unter den Schönen sein könnte; vorzüglich in der Kultur, zeichneten sich alle Pflanzen durch hervorragen- des Kolorit aus. Handelsgärtner Josef Vogel in Wolkers- dorf a. d. Staatsbahn (Bezirk Korneuburg) war mit einer Samm- lung auserlesener Kaktus-Dahlien in herrlicher Arrangierung vertreten; die Blumen waren langstielig geschnitten, in hohen Gläsern locker angeordnet und das Ganze mit Asparagus-Ginn be- kleidet, so machte Vogels Arrangement den besten Eindruck unter allen. Neben den neueren und neuesten edlen Sorten wollen wir zwei Züchtungen des Ausstellers nicht unerwähnt lassen: I. ,.Garleiuiireklor Alul" , nach dem verdienstvollen Direktor der k. k. Gartenbau- Gesellschaft in Wien so benannt, ist eine grofse, zart rosa angehauchte, schön gebaute Blume mit schwachem Anflug von Creme in der Mitte; die delikate Farbe der Blume wird ihr sicherlich eine weitere Verbreitung sichern ; 2. ^fioliilocke'-^ ist sehr schön locker gebaut, erinnert etwas an ^HohenzolUrrf^ und ist von goldig-roter Färbung; auch ^Goldlocke" ist eine kultur- würdige Neuheit. Uns zeigte Vogel noch eine andere, noch unbenannte Neuheit, eine Pomponform, in der Farbe ähnlich ^Island Queen", nur noch zarter im Farbenton ; diese Sorte aber will Vogel noch weiteren Prüfungen unterziehen, ehe er sie dem Handel übergiebt. Und nun zu den Bindereien. Auffallend war es, dafs ge- rade die ersten , tonangebenden Blumengeschäfte Wiens, die sonst stets in den Ausstellungen der k. k. Gartenbau Gesellschaft Hervorragendes leisten, dieser Ausstellung fern geblieben sind. Das Schönste in Bindereien bot entschieden Franz Kies- linger, Wien I, Schwarzenbergstrafse. Die grofse Brauttafel mit dazu gehörigem Brautschmuck, ganz in Weifs gehalten, durch Verwendung von Eucharis, Tuberosen, Maiblumen etc. mit feinem Bindegrün, machte einen aufserordentlich feinen Ein- druck; ebenso müssen die übrigen Kompositionen dieser Firma als mustergiltige genannt werden, wie der Cy^rai-Kranz, das aus Veilchen-Untergrund gebildete 4 blättrige Kleeblatt, arrangiert mit Eucharis und Cattleyen, die Staffelei mit Brautschmuck u. s. w. Neben Kieslinger konkurrierte sehr stark Josef Müller, Wien I, Kärthnerring No. 11, mit einer kleinen Tafel, deren zwei sich gegenüberstehende Ecken mit Cypripedien Bouquets geziert waren; entschieden mehr Anklang fand die in Orangegelb gehaltene gröfsere Tafel; über der weifsen Decke breitete sich ein schma- ler, orangegelber Läufer aus, auf welchem Arrangements gelber Rosen, gelber Nelken, gelber Chrysanthemen, sowie solche von Cypripedien und Odontoglossen mit rotem Herbstlaub Platz ge- funden hatten. Man mag über das Vorherrschen der orange- gelben Farbe denken wie man will, — jedenfalls war die Idee originell, die Ausführung schön. Die Kühl- und Gefrier-Anlage (Aktien-Gesellschaft) in Wien, Franzensbrückenstrafse, hatten vorzüglich erhaltenes Obst, wie Kirschen etc. ausgestellt; diese Objekte bildeten einen .'Anziehungs- punkt für die Fachleute und für das Laienpublikum. Vor dem Orangeriegebäude war die Erlaucht Graf Harrach'- sche Gartenverwaltung (Direktor Sandhofer) in Prugg a. d. Leitha mit seltenen Gewächshaus-Koniferen, Neuholländern und Kappflanzen vertreten; gegenüber hatte J. Zopf, Landschaftsgärt- ner in Kalksburg bei Wien, grofse Fuchsien- und Gräsersortimente in bester Kultur ausgestellt. In dem anstofsenden Gebäude waren die meisten Garten- pläne untergebracht. G. Gustav Swensson, Gartenarchitekt in Hietzing-Wien, hatte den Eingang in diese Räume pavillonartig umgestaltet und dort eine Plan-Sammlung ausgeführter Anlagen mit Aquarellen und Photographien recht geschmackvoll arran- giert. Henne, Eisgrub, Landschaftsgärtner Theod. Möfsmer, Wien XVIII, Schopenhauerstrafse, die Gartenbauschule „Elisa- bethinum" in Mödling und viele andere waren mit diversen Plänen vertreten. Auch die interessanten Pläne vom Gartenarchi- tekten Thomeyer-Prag und die der städtischen Anlagen zu Krakau (Inspektor Boleslaus Malecki) mit Photographien waren an anderen Orten plaziert. Die höhere Gartenbauschule Eisgrub hatte für ihre Objekte (Pläne, Aquarelle und Modelle) einen eigenen kleinen Pavillon im Garten erbaut. Obst und Gemüse, in langen Hallen im Garten aufgestellt, war am reichhaltigsten vertreten. Der wenig bekannte Apfel „Golden noble", aus der Freiherr von Geymüller'schen Gutsvervvaltung in Hollenburg a. d. Donau stammend, macht seinem Namen alle Ehre, und die vom Kauf- mann Ferdinand Matt in Feldkirch (Vorarlberg) ausgestellte „Dechantsbirn von Merod" (gelb, September-Oktober reifend) ist dem Aussehen nach eine Tafelfrucht allerersten Ranges. Die Obstgebiete Steiermarks waren besonders viel mit Calvillen und der englischen Goldparmäne vertreten, welch' letztere fast überall eine auffallend schöne Färbung zeigte; eine gleich schöne Fär- bung war bei allen den viel vertreten gewesenen Früchten des Apfels „Kronprinz Rudolf von Österreich" zu beobachten, der im ganzen Lande in der Kultur stark bevorzugt zu werden scheint. Obst in Verpackung wurde in fast durchweg mustergiltiger Weise vorgeführt. Einen sehr feinen Eindruck machten die Ver- sandkisten der Äpfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche etc., versehen mit Porzellanetiketten in sauberer Aufschrift von Julius Edler von May in Ung.- Hradisch (Abb. Seite 54). Der k. k. österr. Pomologen-\'erein war mit schönem Obst, dem Normal-Sortiment, und herrlich arrangierten Fruchtkörben vertreten. Gemüse war, wie bereits erwähnt, neben Obst in hervorragen- der Weise ausgestellt. Da sind es zunächst die grofsen Gemüse- züchter in der Nähe von Wien, in Kagran, Floridsdorf, in Wien selbst und in Leopoldau, welche sich in Bezug auf Masse und Güte der Ausstellungsware zu überbieten beabsichtigten ; nicht minder schönes Gemüse stellten aus das Stift Melk (Obergärtner Ein- sporn), der Gärtner-Verein zu Erlaa und der Verein der Gärtner und Gartenfreunde zu St. Polten. Interessant und schön war das feldmäfsig gebaute Gemüse der landwirtschaftlichen Winterschule in Saaz, Böhmen, das Riesenköpfe von Kraut aufwies, und das nicht minder schöne Gemüse von Ferdinand Gold, Handels- gärtner in Brunn; dessen „Brünner Riesen-Sellerie" war eine aus- gezeichnete, wohl nicht sobald zu übertreffende Kulturleistung. Die Samenhandlung von Wieschnitzky & Clauser's Nachf, k. k. Hoflieferant, Wien I , Walfischgasse 8, stellte eine herrhche Sammlung diverser Gemüsesorten aus, unter denen der „Wiener Glas-Kohlrabi" in auffallender Grofse vertreten war. Baumschulartikel waren in grofser Zahl und guter Qualität vorhanden. In Koniferen paradierte die k. k. Hofgarten-Verwal- tung Laxenburg bei Wien in Bezug auf Masse und gute Kultur; viel vertreten war hier die Silber Blaufichte, Picea pungms argentea; dieser Ausstellung schlofs sich würdig L. Kanpa in Grambach bei Graz an, welche Firma Picea pungens glauca Kosten, die der vorigen ähnelt, in Masse zur Schau brachte. Isidor Schopper in Linz und die Fürst Schwarzenberg'sche Gartenverwaltung in Frauenberg (Böhmen) stellten reiche Koniferen- und Laubgehölz- Sammlungen aus. Das schönste und reichhaltigste Arrangement in Alpen- pflanzen war von H. Gusmus aus Klagenfurt ausgestellt. — — L'nterziehen wir nun zumSchlufs die Ausstellung einer kritischen Betrachtung, so müssen wir betonen, dafs wir hier nur das Best- gebotenste angeführt haben, wollen aber nicht unterlassen, hinzu- zufügen, dafs so manches ausgestellt wurde, was für eine Reichs-Gar- tenbau Ausstellung nicht pafste und besser daheim geblieben wäre. VI, 5 Die Gartenwelt. 57 Andererseits ;iber mufste „infolge Platzmangels" ein sehr grofser Teil derAnmeldungen noch in letzterStunde zurückgewiesen werden, und den Glücklichen, die die Ausstellung beschicken durften, wurde der beanspruchte Raum oft über die Hälfte gekürzt, was für eine Ausstellung derartigen Charakters sehr bedauerlich ist. Das hoch- herzige Entgegenkommen Sr. Durchlaucht des Fürsten Schwarzen- berg ermöglichte allein das Zustandekommen dieser Ausstellung; ihm ist es zu danken, dafs der erste friedliche Wettbewerb unter den Gärtnern der zahlreichen, sprachlich sehr voneinander ab- weichenden Kronländer Österreichs sich vollziehen konnte, und wer die Verhältnisse aus eigener Anschauung zu beurteilen ver- mag, der wird auch die Riesenarbeit, die diesem Zustandekommen voraufgegangen ist, vollauf anerkennen und würdigen. Natürlich darf man diese Ausstellung nicht vergleichen mit einer reichs- deutschen Gartenbau Ausstellung, denn in Österreich haben die Gärtner noch viel, recht viel zu arbeiten, um mit den reichs- deutschen Kollegen sich messen zu können. Auch die Preis- richter hatten auf manchen Gebieten infolge der Zerstückelung der eigentlich zusammengehörigen Objekte keine leichte Arbeit; vielleicht ist es diesem Umstände zuzuschreiben, dafs manches thatsächlich Gute viel zu gering, dagegen manches Schlechte viel zu gut prämiiert wurde; auf manche Objekte war geradezu ein „Preisregen" herniedergegangen. Hoffen wir, dafs bei einer anderen ähnlichen Gelegenheit diese Fehler vermieden werden. Wir hoffen auch, dafs bei einer wiederkehrenden ,.Reichs-Garten- bau-Ausstellung" ein für diese Zwecke noch günstigeres Terrain, vielleicht die herrliche Rotunde im Prater, gewonnen wird. Die Royal Chrysanthemum Society, London, hielt am 8., 9. und lo. Oktober in den Räumen des Royal Aquarium die erste ihrer drei Ausstellungen, die für diesen Herbst geplant sind, ab. Wenn auch die Beteiligung, speziell der OirysaiUi/mum-Züchter, eine schwache war, so boten doch die wenigen Finnen so Vor- zügliches und Reichhaltiges, dafs die Ausstellung ein voll- ständiges Bild der bis jetzt erzielten Resultate der in England hervorragenden C/irysani/iemu»i-Ku\tuT bot. Es wäre zu umständlich, hier alle ausgestellten guten Sorten aufzuführen. Ich will mich auf die besten Neuheiten für igoi und igo2 beschränken und der Leser mufs sich allerdings auf meinen Geschmack verlassen. \'orausschicken will ich noch, dafs selbstverständlich nur frühblühende Sorten ausgestellt waren. W. J. Godfrey, Exmouth, Devon, hatte wohl die meisten Neuheiten eigener Züchtung zur Schau gestellt. Unter den Neu- heiten für 1902 sind zu erwähnen: „Quem yilexandra" (jap.). Hellgelb mit karmin Schein. Blume in jeder Hinsicht gut, 20 cm Durchmesser, Fetalen nach oben einwärts gebogen, nach der Innenseite gewölbt. „GoJ/re/s Triumph" (jap.). Blume in der Gröfse wie vorher- gehende mit schöner Form; Fetalen auf der Oberseite rubin- farbig, unten gelb. „Sensation" (jap.). Schön goldgelb, flach gebaut, bis 25 cm Durchmesser. „Eduard VII." (jap.). Ähnelt in der Farbe „God/refs Triumph". Wuchs robust. „Godfrey s Pride" (jap.). Blume bis 25 cm Durchm., karmin- rosa mit orange Schein. Pflanze ebenfalls robust. „Godfrey s Masterpiece" (jap.). Es ist diese Sorte auch im wahren Sinne des Wortes ein Meisterstück des Züchters. Sie nimmt unter allen bis jetzt gezüchteten Sorten eine Ausnahme- stellung betreffs der Farbe ein. Die Form der Blume gleicht der von Mons. Chenone de Leche. Die Fetalen sind auf der Oberseite leuchtend braunrot und unten glänzend goldgelb. Sie sind so angeordnet und gedreht, dafs nur die Spitze von der fein gefärbten Rückseite zu sehen ist, wodurch die Blume ihr apartes Aussehen erhält. Durchmesser ca. 22 cm. Aufser diesen grofsblumigen japanesischen Sorten, die nur als einzelne Blumen zu sehen waren, fielen mir noch folgende 4 Neuheiten für 1902 auf, die in vollständigen Exemplaren in Töpfen ausgestellt waren , einen schönen , gedrungenen Wuchs besafsen und einen reichen Flor entwickelt hatten : „Yellow Boy", schön gelb mit spitzen, langen Fetalen und 6 — 8 cm Durchmesser. Sehr frühblühend. „Godfrey s Pet" , Fetalen etwas breiter, sonst wie vorige. „September Beauty", schön bronzegelb, und „Harmony" , Blumen etwas grofser, wie bei den vorhergehenden, schön gefüllt, orange- aprikosenfarbig mit karmin -rosa Schein, von September ab blühend. Diese letzten 4 Neuheiten scheinen sich besonders für Aus- schmückung der Gärten im Herbst zu eignen. Von den diesjährigen Neuheiten sind insbesondere folgende japanesische Sorten zu erwähnen : „Mafeking Hero" , Blume sehr grofs. Fetalen weit nach aus- wärts liegend und so sehr nach innen seitlich eingebogen, dafs fast nur die gelblichweifse, glänzende Rückseite zu sehen ist. Oberseite der Fetalen tiefbraun. „Kimberley", eine gelbe, dicht gefüllte und schön gebaute Sorte. „Devonian", ebenfalls gelb, ähnlich der „Improved Phoebus" , nur grofser und dunkler. „Mrs. A. Reid", zart rosa, lila angehaucht. „Mrs. IV. H. IVebb , leicht lila, zarte Farbe, schöner Bau. Fetalen einwärts nach oben gebogen und nach unten seitlich gewölbt, so dafs man kaum die Spitzen der Fetalen sieht. Grofs- artige Farbe für Arrangements. Von reinweifsen Chrysanthemums waren, was die Form an- belangt, sehr schön: „Mons. Hosti", Fetalen auswärts gebogen, 25 cm Durchmesser, „Alice Myron", Fetalen nach innen gebogen und ziemlich regelmäfsig übereinander, „Mad. G. Henry", leicht gebaut und Fetalen unregelmäfsig angeordnet, „Mad. Louis Brosillon" , Blume schön dicht und leicht gewölbt. Die mitausgestellten Bindearbeiten und Jardinieren zeigten wohl eine Menge kostbaren Materials, doch waren sie im all- gemeinen zu massig, um einen vorzüglichen Eindruck zu machen. Auf die ausgestellten Neuheiten von Dahlien werde ich an anderer Stelle zurückkommen. Georg Daniel, London. Bücherschau. Deutscher Garten -Kalender. Herausgeber Max Hes- dörffer. 2g. Jahrgang. ig02. Verlag von Paul Parey, Berlin SW. Preis 2 M. Pünktlich, wie immer, ist auch für 1902 der neue Jahrgang dieses beliebten Taschenbuches erschienen. Im Gegensatz zu der bisher ge- übten Praxis möchte ich dem Kalender diesmal selbst einige empfehlende Worte mit auf den Weg geben, um den Freunden, die mich bei der Bearbeitung in so liebenswürdiger Weise unterstützt haben, an dieser Stelle meinen wärmsten Dank abzustatten. Trotz all der vielen Nach- ahmungen der letzten Jahre, wird dem Erscheinen unseres Kalenders, der der beliebteste gleichwohl geblieben ist, stets mit ganz besonderem Interesse entgegengesehen. Ich habe mich bemüht, auch im neuen Jahrgang so viel Neues und Zeitgeraäfses wie möglich zu bieten. Neben dem Neuen wurde aber auch das Alte nicht vernachlässigt. Tabellen von dauerndem Werte sind auch in den neuen Jahrgang mit hinübergenommen, soweit erforderlich natürlich in einer der fortschreitenden Zeit entsprechenden sorgfältigen Neubearbeitung. 58 Die Gartenwelt. VI, S Von den neuen Tabellen seien zunächst die Lolin- und Arbeitszeit- tabellen genannt, die auf Grund direkter, sorgfältig eingezogener Er- kundigungen die gärtnerischen Lohn- und Arbeitsverhältnisse von i8 Städten, die sich auf das ganze Deutsche Reich verteilen, gesondert für Handelsgärtnerei und für Landschafisgärtnerei, behandeln. Herr Stadtgarteninspektor Heicke in Aachen hat ein Schema zu einem Kostenanschlag für Strafsenbaumpflanzungen beigesteuert. Von dem Rosenzüchter W. Hinner in Trier stammen 5 verschiedene Rosen- tabellen, vom Herausgeber eine Abhandlung über hervorragende neue l'flanzen. Die Angaben über die Konstruktion verschiedener Figuren sind teilweise neu verfafst und mit neuen Zeichnungen versehen; neu sind ferner die Tabellen über die besten C/ifysnnf/iemum -Ziichlangen von igoi von Georg Bornemann in Blankenburg a. Harz und über die besten Züchtungen neuer Edeldahlien von Hch. Kohlmannslehner in Britz bei Berlin, sowie 6 Listen über die in Frankreich bevorzugten Chrysant/iemumSoTlen. Vielfaches Interesse dürfte eine frisch und packend geschriebene Abhandlung von Willy Lange: „Was ist bei Anlage von Felspartieen zu beachten?" finden, und eine von dem grofiherz. Garten- inspektor Rehnelt in Giefsen ausgearbeitete Tabelle über die dank- barsten Alpenpflanzen, die dieses Thema in gewissenhaftester Weise behandelt, eine überaus wertvolle Arbeit, für die ich Herrn Rehnelt zu ganz besonderem Danke verpflichtet bin. Die letzte der neuen Tabellen, vom Obergärtner Kraufs in Frankfurt a. M., behandelt die neuesten und wertvollsten der schon blühenden C/fi-Stämmcn. und wie lange dauert es, solche zu erziehen? Neue Frage No. 190. Welche Chrysanthemum ■ Honen sind sehr fruhbluhend? Alle müssen nur extra grofsblumig sein. Welche Chrysanthemum eignen sich besonders gut für Hochstammzucht? VI, 6 _n,ip Ti n r t fr n w e4-tr- 71 Neue Frage No. 191. Hat vielleicht jemand der Herren Fach- genossen Erfahrungen mit amerikanischen, gufseisernen Wasserheizkesseln oder mit Unzeitig'schen Spiralkesseln gemacht, und wie verhalten sich beide Systeme in Bezug auf Ausnützung des Heizmaterials, Dauerhaftig- keit und Kostenpunkt für einen kleineren handelsgärtnerischen Betrieb? (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten.) Schutzzoll. Die vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues mit der Ab- fassung einer Denkschrift, betreffend den Entwarf zum Zolltarif, beauf- tragte Kommission, bestehend aus den Herren J. Bluth als Vorsitzen- der Gartenbaudirektor Brandt, Garteninspektor Robert Moncorps, Obstzüchter C. v. der Smissen und Grahlmann und Ökonomierat Späth hat folgende Zollsätze als wünschenswert aufgestellt: No.des Zoll- tarifs 38. 39- 40. 41. 42- 43- 44- 45- 46. Gewünschte Zollsätze für loo kg netto Küchengewächse (Gemüse und efsbare Kräuter, Wurzeln und dergleichen): frisch: Rotkohl, Weif=kohI, Wirsingkohl, Knol- lensellerie, Zwiebeln : andere frische: z. B. Artischocken, Blumenkohl (Karviol), Speisebohnen und -Erbsen, auch in Hülsen, Endivien, Gurken, Hopfenkeime, Karotten, Kerbelrübchen, Kopfsalat, Melonen, Radieschen, Rhabarber, Rosenkohl, Schwarz- wurzeln, Spargel, Spinat, Staudensellerie, Tomaten: in der Zeit vom I. Dezember bis ein- schlief5lich 30 Juni in der Zeit vom i. Juli bis einschliefslich 30. November Lebende Pflanzen, Erzeugnisse der Ziergärt- nerei: Bäume, Reben, Stauden, Sträucher, Schöfs- linge zum Verpflanzen, und sonstige le- bende Gewächse, ohne oder mit Erdballen, auch in Töpfen oder Kübeln, auch Pfropf- reiser Cycaj-Stämme ohne Wurzeln und Wedel Lorbeerbäume Urchidcenbulben, nicht eingewurzelt .... Blumenzwiebeln, -Knollen und -Bulben, mit Ausnahme der vorstehend genannten . Blumen, Blüten, Blütenblätter und Knospen zu Binde- oder Zierzwecken, frisch, und Fabri- kate daraus Blätter, Gräser, Zweige, auch solche mit Früch- ten, zu Binde- oder Zierzwecken, frisch und Fabrikate daraus C)'C<7J- Wedel, frisch oder getrocknet .... Blumen, Blätter (auch Palmblätter), Blüten, Blütenblätter, Gräser, Seemoos, Knospen und Zweige, auch solche mit Früchten, zu Binde- oder Zierzwecken, getrocknet, getränkt oder sonst zur Erhöhung der Dauerhaftigkeit zu- bereitet, auch gefärbt; Palmenblätter zu Fächern zugeschnitten, und Fabrikate daraus Weintrauben (Weinbeeren) frisch gemostet, gegohren; Weinmaische . Nüsse, unreife (grüne) und reife, auch ausge- schält, gemahlen oder sonst zerkleinert oder einfach zubereitet frisch: Äpfel, Birnen, Quitten Aprikosen, Pfirsiche Pflaumen aller Art, Kirschen, Weichsein, Mis- peln nomer Tarif 300 100 500 150 trags- tarif M. 50 ; 40 5 ' fi-ei 20 10 20 10 20 lO frei frei frei 150 50 250 50 24 Mannigfaltiges. Wo die Orangen herkommen. Man hat berechnet, dafs es in Italien rund 5400000 Orangenbäume giebt, welche im Durchschnitt 1600000000 Orangen pro Jahr liefern, also etwa 300 Früchte der Baum. In der Provinz Sevilla in Spanien, wo die gröfste Menge Orangen in Europa gezogen wird, schätzt man den jährlichen Durchschnittsertrag eines Baumes auf 600 Stück. Die Insel St. Michael in den Azoren produziert auf einer Fläche von 265 engl. Ackern 350000000 Orangen, die meist nach Eng- land gehen. Die Totalausfuhr Spaniens an Orangen überschritt 1899 1 000000000, Griechenland führte im gleichen Jahre etwa 50000000 aus. („The Card. Mag.") Die botanischen Gärten in Ke'w sind im Jahre 1900 von I 1 1 1 024 Personen besucht worden, im Jahre 1899 von I 197 565 Per- sonen. Der durchschnittliche Besuch während der Jahre 1890 — 99 war 14 '9 755; davon kommen auf die Sonntage 487772, auf die Wochen- tage entfallen 623252 Besucher. Die höchste Besuchsziffer an einem Tage war 80723, die geringste 47000. (Nach „The Gard. Mag.") Bücherschau. Goethe, R., kgl. Landesökonomierat. Bericht der kgl. Lehr- anstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim a. Rh. für das Etatsjahr igoo'oi. Der vorliegende Bericht giebt eine interessante Übersicht über die segensreiche Thätigkeit der Anstalt; sie wurde im obengenannten Etatsjahre von 20 Eleven, 23 Gartenschülern und je ebensovielen Obst- und Weinbauschülern und Laboranten bez. Praktikanten besucht. Das neue Schuljahr beginnt die Anstalt mit einer Neuordnung des Unterrichtes, deren Grundlage wir schon früher in der „Gartenwelt" bekannt gaben. Sehr vielseitig sind die Mitteilungen über die Thätigkeit der An- stalt. Unter andern wurde auch ein Versuch mit der in dem Buche von Stringfellow „Der neue Gartenbau" — das besser den Titel „Der verrückte Gartenbau" führen würde — empfohlenen Methode des kurzen Wurzelschnittes gemacht, der, was ja für jeden vernünftigen Menschen selbst- verständlich ist, mit einem vollständigen Fiasko dieser Methode endete. In dem Bericht heifst es über diesen mit 30 einjährigen Veredlungen der Amanlis- Butterbirne auf Quitte gemachten Versuch: „15 dieser Bäumchen pflanzte man mit möglichster Erhaltung der vorhandenen Wurzeln und 15 mit nach Stringfellow verstümmelten Wurzeln. Von den ersten 15 Bäumchen sind 14 angewachsen und haben schöne Wur- zeln gebildet; von den andern 15 Bäumchen sind nur 3 angewachsen und also 12 abgestorben. Da sämtliche Bäumeben aus ein und der- selben Reihe der hiesigen Baumschule stammten und ganz gleichartig waren, da sie zu derselben Stunde in dasselbe Beet gepflanzt wurden und eine ganz gleichraäfsige Behandlung erhielten, so lassen sich die auffallenden Unterschiede nur auf den verschiedenen Wurzelschnitt zu- rückführen." Und dann weiter, nach einem Hinweis auf eine Abbil- dung, die einen Baum mit normal geschnittenen und einen solchen mit nach Stringfellow geschnittenen Wurzeln ein Jahr nach der Pflanzung zeigt, letzterer natürlich total »erkrüppelt, „dafs es so kommen würde, war zu erwarten, denn je mehr Wurzeln der Baum mit in den Boden bringt, desto mehr darin abgelagerte Reseivestoffe stehen ihm zur Bildung neuer Wurzeln zur Verfügung." Von grofsem Interesse sind die Versuche über Selbstbestäubung und Fremdbestäubung und die Beobachtungen über das Wurzelwachstum der Bäume. Vielseitig sind die Mitteilungen über Obstverwertung, über die Fortschritte im Weinbau, überhaupt über die Thätigkeit der ver- schiedenen Abteilungen der Anstalt. M. H. Tagesgeschichte. Augsburg. Ein ungenannter Herr hat der Stadt zur Verschöne- rung der Siebentisch-.Anlagen 5000 .M. gespendet. Der Fonds für diese Anlagen beträgt jetzt 25000 M. Charlottenburg. Die hiesige „Flora" besteht jetzt gerade 30 Jahre. Leider ist dieser wundervoll lauschige Park, dieser Palmen- und Blumengarten endgiltig dem Untergange geweiht. Es wird nicht mehr lange dauern, und die uralten Bäume, unter denen in den letzten 30 Jahren so viele Tausende ihrem Vergnügen lebten, werden der Axt 72 Die Gaitenwelt. VI, 6 zum Opfer fallen. Auf dem Floraterrain sollen moderne Asphaltstrafsen angelegt werden. Schwierigkeit wird die Bebauung insofern verursachen, als ein grof^er Teil des Grundstückes Sumpfboden ist. Im Herbst 1871, nach Beendigung des grofsen Krieges, wurde mit dem Dau, der alles bisher auf dem Gebiete der Vergnügungsetablissements in Berlin Da- gewesene in den Schatten stellen sollte, begonnen. Die ersten Skizzen des Entwurfes rührten von Johannes ützen her, den speziellen Entwurf fertigte Hubert Stier. Das Etablissement war nach dem Vorbilde des Frankfurter Palmengartens von vornherein zu einem Vergnügungslokal von vielseitigster Bestimmung gestaltet. Den Schwerpunkt des Ganzen bildete daher ein für Feste, Konzerte, Theater und ähnliche Veranstal- tungen bestimmter Saalbau, dem sich das grofse Palmenhaus mit den Pflanzenhäusern anschliefst. Als der Bau beinahe vollendet war, stürzte die gewaltige, den grofsen Kaisersaal überdeckende Dachkonstruktion eines Morgens, es war am i. April 1873, ein und verursachte neben bedeutender Demolierung des ganzen Baues eine monatelange Unter- suchung; es konnte jedoch keinem der Bauausführenden eine Schuld beigemessen werden. Darmstadt. Der Obst-, Gemüse- und Kartoffelmarkt, welcher vom 12. bis 14. Oktober hier stattfand, war überaus lebhaft. Einige Züchter und Händler haben je über 100 Centner Obst verkauft. Bezahlt wurden für 50 kg geringeres Tafelobst 12 — 15 M., für besseres Tafelobst 16 — 20 M., ja 22 — 25 M. Der Markt war von ca. 2000 Personen besucht. Aufserdem wurden bei der Veranstaltung Preise erteilt für Verpackung, für Obstsortimente, für Konserven und Honig. Frankfurt a. M. Nach den Mitteilungen der hiesigen Central- stelle für Übstverwertung stellten sich am 26. Oktober die Obstdurch- schnittspreise für 50 kg wie folgt: Tafeläpfel 13 — 20 M., Kochäpfel 11 M., Tafelbirnen 14 — 24 M., Kochbirnen 10 M., Trauben 20 — 30 M., Walnüsse 14 — 16 M. Freiburg i. B. Einen originellen Beschlufs fafste kürzlich der hiesige Stadtrat. Hiernach sollen allen Hausbesitzern und Mietern, die über einen Balkon verfügen, von der Stadtgärtnerei unentgeltlich Schling- pflanzen zur Verzierung desselben abgegeben werden. Das Stadtbild, das sich schon jetzt durch den Schmuck der fast in allen Strafsen vor- handenen Bäume auszeichnet, wird dadurch eine neue Zierde erhalten. Und was sagen die Handelsgärtner, auf deren Steuern doch der Stadtrat kaum verzichten will, zu diesem Besclilufs? Hohenstein- Ernstthal. Fabrikant F. Säuberlich schenkte der Stadt 10 000 M. zur Schaffung eines Stadtparkes. W^ien. Von Tag zu Tag wird die Stimmung in den Anlagen herbstlicher. Die Blätter vergilben und fallen und der Herbstwind wirbelt sie bunt durcheinander. Im viel geschmähten Rathauspark, dem man gewifs ebenso viel Gutes nachsagen kann, ist es eigentlich recht inter- essant. Es giebt da eine Anzahl gröfserer Bäume, die in den öffent- lichen Anlagen Nord- und Mitteldeutschlands selten zu sein pflegen. Wir spüren hier deutlich die südliche Lage, trotzdem das windige Klima Wiens manchen Pflanzen nicht zusagen mag. Verschiedene Sophora jafonua lenken mit ihren ri^pig überhängenden Fruchtständen, gebildet aus den charakteristischen, perlschnurförmigen Hülsen, unsere Blicke auf sich. Ihre Früchte sind noch ganz grün, wogegen diejenigen benacli- barter Cercis Siliquaitrum bereits völlig gebräunt sich zeigen. Von den Catalpa Mgnonioidis (syriiigaefolia) hängen die langen, schotenähnlichen Kapselfrüchte herab, während bei der, im Gesamteindruck dem Trom- petenbaum sehr ähnlichen, Pmilownia imperialis die Blüten, bez. Frucht- stände in dichten Rispen tmporstehen. Weiter könnte ich nennen: Ailanthus, Götterbaum, Gytnnocladus, Geweihbaum u. s. w, Sehr eigen- artig erscheinen mehrere grofse Buschbäume von Abius ghttinosa laci- niata, welche aus einiger Entfernung einer — ebenfalls vorhandenen — Fagus mit geschlitzten Blättern täuschend ähneln. Bei einer Juglatn regia laciniata oder helerophylla weif» man für den ersten AugenWick gar nicht recht, was man vor sich hat. Und so giebt es im Rathaus- park noch manche schöne Bäume, welche im einzelnen unsere Aufmerk- samkeit erregen. Doch ich will keine Schilderung schreiben, sondern nur einen flüchtigen Hinweis geben. — Auch die Blumen fehlen jetzt nicht. In Vorpflanzungen blühen altformige Dahlien, Herbstastern und diverse gelbe Sommerblumen. Gröfsere Gruppen von Sommerastern und vor allem eine herrliche Salvia /«/^«»«-Gruppe leuchten weithin. — Ein anderes Bild giebt der Prater, dies vielbeschriebene Charakteristi- kum Wiens. Der eigentliche Prater besteht aus einem Komplex von Kneipen und VergnUgungslokalen verschiedenster Art. An diesen „ständigen Jahrmarkt" schliefsen sich zunächst einige höchst eintönig angelegte, von schönen Karrenwegen durchzogene Anlagen im „eng- lischen Stil" an, mäfsige Baum- und Strauchgruppen, langweilige Rasen- flächen und eine „verunglückte" Teich- und Grottenanlage. Dann kommt etwas, zum Teil hübsch ausgewachsener, „Naturwald", an einer Seite, der Donau zu, eine Rennbahn mit dazu gehörigen Gebäuden. Dahinter — immer weiter gen Südosten — ein ganz ungepflegter Teil. Und hier sind für den Naturfreund meines Erachtens die hübschesten Partien. Weiden- und Pappeln- (Espen) bestände, zum Teil etwas leicht bewegtes Gelände. An einigen Stellen Birken, an höheren Punkten ein paar Eichen, auch Carpinus- und W/««j- Gesträuch. Oft recht malerische Winkel, wo Hopfen und wilde Waldreben im bunten Durch- einander das Gesträuch überschlingen. Fern von aller Künstelei und langweiligem Einerlei fühlt man sich wohl und munter im Naturpark und auf zwanglosen Fufspfaden durchkreuzt man Wiese und Busch. C. K. S. Wilmersdorf b. Berlin. Der Wilmersdorfer See und dessen Umgebung sollen zu einem Parke ausgestaltet werden, der bis zu dem projektierten Schöneberger Stadtpark auf dem Terrain der sogenannten Fennwiesen reichen soll. Es handelt sich hierbei um ein Projekt, dessen Ausführung zwar viele Millionen erfordert, dafs dafür aber in den west- lichen Vororten den gröfsten und schönsten Park in der Umgebung Berlins schaffen wird. Gehälter der deutschen Gartenbeamten. VI. Gehälter der dem grofsherz. badischen Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts unterstellten Gartenbeamten. Die an den Universitäten zu Heidelberg (Garteninspektor) und Freiburg (Universitätsgärtner), sowie an der Technischen Hochschule in Karlsruhe (Obergärtner) mit freier Gehaltsfestsetzung angestellten 3 erste Gärtner beziehen neben dem gesetzlichen Wohnungsgeld von 350 M. an Gehalt zur Zeit zwischen 2000 M. und 2400 M. Die sonst an den Hochschulen etatmäfsig angestellten Gärtner können nach Mafsgabe des Gehaltstarifs und der Gehaltsordnung, neben dem gesetz- lichen Wohnungsgeld von 250 M., einen Gehalt von iiooM. (Anfangs- gehalt) bis 1650 M. (Höchstgehalt) beziehen. Das Aufrücken in den Höchstgehalt erfolgt durch regelmäfsige Zulagen, deren erste (Anfangs- zulage j nach Ablauf von 3 Jahren, von der etatsmäfsigen Anstellung ab gerechnet, fällig wird, während die weiteren nach Umlauf von je wei- teren 4 Jahren gewährt werden. Die Höhe dieser Zulagen beträgt jeweils 150 M. Personal-Nachrichten. Claudius, Wilhelm, übernahm die Leitung der Gärtnerei des Gutes Höltigbaum bei Alt-Rahlstedt in Holstein. Reuter, kgl. Ober-Hofgärtner auf der Pfaueninsel bei Potsdam, verstarb hochbet.Tgt am 31. Oktober. Schneider, Ernst, bisher als Gartentechniker der Stadtpark- anlage in Neufs thätig, wurde als Obergärtner und Lehrer an die kgl. bayerische Gartenbauscliule Weihenstephan bei Freising berufen. Siesmayer, Ferdilland und Josef, sind als Teilhaber in die 1842 von ihrem verstorbenen Vater begründete Firma Gebr. Sies- mayer, Frankfurt a. M.- Bockenheim, eingetreten und werden das Ge- schäft gemeinschaftlich mit ihrem Bruder Philipp, der schon zu Leb- zeiten des Vaters und Onkels Mitinhaber war, weiterführen. Briefkasten der Redaktion. Im letzten Heft Seite 59, Spalte 2, Zeile 7 von oben hat der Druckfelllerteufel, indem er eine i ausfallen liefs, aus 13200 — 3200 Schock gemacht, was wir hiermit festnageln wollen. Verantworcl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig, Illustriertes Wochenblatt für den g-esamten Gartenbau. Jahrgang VI. i6. November rgoi. No. 7. Nachdruck und Nachbildung aiis dem Muilt dieser Zeitschrift wird strafrcchitlch verfolgt. Dahlien. Nachklänge von der Hambiirg-er Dahlien-Ausstellung;. (Hierzu vier Abbildungen.) Oelbst wenn man ein ganz unbefangener Beurteiler aller der, auf der wohlgelungenen Ausstellung zur Schau gebrachten, Dahlien-Herrlichkeiten war, mufste einem eine ganz erfreuliche Zunahme in deutschen Züchtungen mit wohlklingenden, deut- schen Namen auffallen. Und diese kerndeutschen Namen, sie waren, das würde diesmal selbst ein Deutsch-Englishman, wie Mr. Geo Reid bestätigt haben, recht guten, ja hervor- ragenden Züchtungen gegeben, im Mindestdurchschnitt solchen Neuheiten, die sich vor denen englischer Zucht nicht zu verstecken brauchen. Man war in allen Besucherkreisen sich einig, dafs wir selbst- ständig geworden sind und die Auslandzüchtungen nicht unbedingt brauchen, es sei denn das auserwählt Beste, was wir uns darunter aus- zusuchen haben. Es möge jedoch nicht die Anschauung unter unseren deutschen Züchtern platzgreifen , dafs wir schon oben wären, das wäre verfrüht, und so günstig unser deutsches Klima der Samenzucht ist, es gehört unendlich viel Geduld und Glück allein dazu, weiter etwas Gutes zu bringen. Dafs auch unsere englischen Kollegen sich diesen Um- ständen beugen müssen, sei damit erklärt, dafs drüben der Jahrgang 1897/1898 eine Fülle der herrlichsten Züchtungen brachte (nur an .^^Keynes Die Gartenwelt. VI. Edeldahlie „Herder". Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. White''' , „Mary Service''', ,.Britanma''' , ..Octopus'' , „Standard Bearer'', „Ethel" , „Riiby''' , „Laverstock Beatity'' etc. sei er- innert), während die 3 nachfolgenden Jahresausgaben bester, englischer Züchtungen ganz bedeutend an Zahl und Qualität zurückgingen. Es liegt viel an einem guten Samenjahre und an der Zielbewufstheit des Züchters. In diesem Jahre begegnen wir einer grofsen Sammlung von Neuheiten deutscher Zucht, und zum Dank können wir Neuheitenkäufer uns der deutschen Dahlien-Gesellschaft ver- pflichtet fühlen, dafs sie wohl bald unter ihnen das Gute vom Mittelmäfsigen reinlich scheiden wird und, es mag ver- schiedentlich beurteilt wer- den, die Strenge ist, wollen wir uns vor Verflachung be- wahren, angebracht. Auf einen Umstand möchte ich noch hinweisen, nämlich, dafs Dahlien in ihrem Verhalten nie überall gleich sind. Wenn Züch- tungen aus klimatisch gün- stig gelegenen Gegenden, die Erwartungen nicht erfüllen, wo Lage, Boden, Feuchtig- keit und meinetwegen Be- handlung (wieviele Gärtner behandeln überhaupt Dahlien als Kulturpflanzen? — oft sind sie auf die Pflege unseres Herrgottes, der es mit uns Gärtnern nicht immer gut meint, besonders im letz- ten Jahre nicht, allein an- gewiesen) fehlen , so liegt das daran, dafs eben der Züchter alle die Gedeihens- umstände nicht mit ver- kaufen kann. Aber man sollte es nicht unterlassen, 74 Die Gar teil weit. VI, 7 Gloria-Dahlie. OriginalauCnahme für die „Gartenwelt". das Hauptaugenmerk der Neuheitenzucht auf Erzielung schöner, früh- und reichblühender Sorten zu verwenden. Der lange Stiel und die schöne Haltung kommen bei schnitt- wertigen Sorten erst in zweiter Linie. Dafs unsere heutigen Züchtungen nicht alle ewig bleiben, darüber wollen wir uns nicht hinwegtäuschen, und dafs manche degenerieren, hat uns ja die zur Zeit ihrer Einführung unvergleichlich schöne und mit Enthusiasmus aufgenommene „Keynes W/iiie" be- wiesen, die wieder der alten ..Mrs. Peart^^ Platz machen mufs, welche noch heute unbedingt unsere vielverwendbarste und beste Schnitt-Edeldahlie ist. Man wird auch endlich so gerecht werden müssen, nie eine Dahlie im ersten Jahre, aus der par force vermehrten Stecklingspflanze gezogen, zu verurteilen. „An der Knolle sollt ihr sie erkennenl", was man aber nicht ganz wörtlich aufnehmen darf, denn zu- meist bringen gute Sachen nur schwache Knollen und spär- liche Vermehrung. Solche Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man, zurückgekehrt von der heurigen Dahlienschau, zu Hause seine Notizen prüft und freundlichen Blickes alle die schönen Züchtungen noch einmal im Geiste vorbeiziehen läfst. Wenn ich nun zur Ausstellung und im Kunterbunt zu den Züchtungen selbst komme, so erkläre ich vorweg, dafs ich nicht alles registriert habe, was vielleicht da war, dafs ich von den Züchtungen des Auslandes auch nur die streifen will, die mir wirklich auffielen und die ich wirklich empfehlen hörte. Sorten, von denen nur wenige Blumen gebracht wur- den, führe ich nicht mit auf. Ferner lehne ich es ab, keinem zu Liebe und niemandem zu Leide (ganz ä la Knackfufs), Firmen zu nennen. Ganz kostbare Blumen zeigte die Neuheit „Krimhilde''\ eine wirklich vornehme, krallige, strahlige Form von tief rosaer Färbung mit gelblich -weifser Mitte, die mir eine Schwester von „Siegfried" (in der Siegfried-Sage ist das frei- lich anders) zu sein schien, und hoffentlich blütenreicher ist als jene. Die Blumen schienen sich recht gut zu tragen und hatten auch guten Stiel. Vielleicht von derselben Mutter, wie vorgenannte abstammend, war „/W/rr", eine gelbe Dahlie von gleicher Form. Da wir vom Farbenton der Idealsorte noch ferne sind und da alle noch Fehler, entweder in Form oder J Reichblütigkeit haben, erscheint „/W/Je/-" wohl aufnehmenswert in unsere Sortimente. Die schon erwähnte ^.Siegfried'''' war wieder strahlend schön, nur etwas reichblühender und halt- barer in ihren Blumenblättern müfste diese vorjährige Neuheit sein; denn eine Schnitt-Dahlie soll an der Pflanze verblühen, ohne ihre Blumenblättchen abzuwerfen; sie soll diese ver- trocknet behalten, bis auch das letzte Blättchen aus der Mitte aufgerollt ist. „Angelika''^ die so schnell Allgemeingut ge- worden ist, soll in der Sommerhitze recht enttäuscht haben; so sagte bald jeder Aussteller. Sie hatte sich bei dem kühlen Herbstwetter überall gebessert und war in recht schönen, zart- farbigen Blumen gebracht. „Oda", eine viel Blauschimmer besitzende Sorte, zwar etwas groben, ungeschlachten Baues, hat den Fehler der vorigen Sorte nicht; sie ist reich und besonders frühblühend, und wenn nicht gerade eine besondere Bindeblume, so doch eine dekorative Dahlie von ziemlichem Werte. Unter den „Dichtersorten" (wir haben ja auch noch erstgenannte Nibelungenring-Züchtungen) verspricht „Körner''^ übernächstes Jahr eine sehr gefragte Schönheit zu werden. Sie ist in der Mitte fein schwefelgelb und läuft nach aufsen in ein angenehmes, zartes Lachsrosa aus ; dabeiist sie elegant einwärts gebogen und edlen, strahligen Baues. „GeiseUier^\ ohne Frage ein reicher Blüher, ist nicht überall so schön gewesen, wie ihn die Züchter ausstellten. Das waren ganz aparte, fein gedrehte Blumen, wie sie an KnoUeupflanzen im kommenden Jahre hoffentlich bei uns überall erblühen werden. Die Sorte gilt für mich als die reichblühendste aus dem ganzen Nibelungenring. „Green' s IV/iiU" hat darin meine Erwartung bestätigt. Sie hat als Knollenpflanze den Steckling weit übertreffen. Überall hörte ich diese Meinung ungeteilt, und die Dahlienleute müssen's ja wissen. Mag auch die fast reinweifse, stumpf gedrehte Blume, deren grüne Mitte den Blumenkünstlern so gefällt, etwas plump, zu massig wirken, sie ist und bleibt eine der besten weifsen Dahlien und bringt wohl zumeist korrekte Blumen, wenn sie nur guten Boden, Dung und Sonne hat und — viel Wasser verabreicht erhält.*) Da ich gerade bei der weifsen Farbe bin, mufs ich als nächstjährigen Stern am Dahlienhimmel ,^Lotle Kohl- mannslehner" (wahrscheinlich des Einführers Töchterlein) nennen, deren Blumen mich bezauberten, so oft ich an der Ausstellung derselben vorbei kam. Das Creme -Weifs der Blüte ist feiner, reiner als bei „Mrs. Peari"' oder „Keynes JV/iiie" {„Siegfried" hat ebenfalls mehr ein volles Creme und „Green' s White" ist mehr milchweifs, während „Mrs. Webster" noch bis heute als die einzige, blendend reinweifse, leider un- zureichend blühende Kaktus-Dahlie gilt), die Mitte ist grün- lich-gelb herausschimmernd, und an Feinheit der Form steht *) Anmerkung der Redaktion: Wenn wir auch den Wert der Sorte ^^Green's Il'/ii/e" anerkennen wollen, so ist sie doch noch weit vom Ideal einer weifsen Edeldahlie entfernt. Wir sahen sie vor kurzem auf verschiedenen Stellen, leider zumeist mit nur unvollkommenen Blumen, trotz des herrlichsten Dahlienwetters. Wirkliche Schönheit be- sitzen nur die ersten, aus der Vollkraft der Pflanze erzeugten Bluten. VI, Die Gartenwelt 75 „Lotte Kohlmannskhner^^ weit über den beiden erstgenannten Vergleichssorten. Sie läfst ein jedes ihrer vielen Blumenblättchen sich vollkommen entwickeln, und soll, so sagte der Aussteller wenigstens, selbst auf Sandboden nie halbgefüllte, knopfige oder unvollkommene Blumen gebracht haben. Es würde mich freuen, wenn sie das hält, was sie verspricht! Als ^^Jugend"' stellte sich im modernen Stile, in der Form der ^Aegir'^ am nächsten stehend, eine aparte, milchweifse Blüte vor, die sich in ihrer Eigenartigkeit viel Freunde erwarb, und wie die vor- genannte das Wertzeugnis der Deutschen Dahlien-Gesellschaft erhielt. Von „Sonnenstrahlen^^ waren Mengen ausgestellt, ein Beweis, dafs diese Sorte gut ist; nur deren Schwester „El/e^' , die in Frankfurt im vorigen Jahre zum erstenmale ausgestellt war, fehlte. „Libelle" gefiel mir als kostbare Lichtfarbe, ebenso die „Kleine Excellenz'''' (wie ja Altmeister Menzel be- kanntlich genannt wird) und „Graf Bi(low^\ welche Sorte allerdings nur in wenigen Blumen gezeigt war. „Loyalty''\ eine der vorjährigen, englischen Neuheiten, machte Wirkung durch ihre eigenartige, ver- worrene, einer moder- nen Haarfrisur gleichen- den Form. „Herder'\ wieder eine aus dem Dichterhain (Abb. auf der Titelseite), würde ich, was zarte Abtönung nach der Mitte zu betrifft, beinahe über „Krim- hilde''' stellen. Die tief- rosa Grundfarbe ähnelt sich bei beiden. Ein angenehmes Blaurosa (Centifolienfarbe) hatte „Olinde''\ die sicher eine sehr begehrte Bindesorte werden wird, und in ziemlicher Ein- sendung war ein Sport der bekannten ^.Britannia'''' gebracht, welcher kräftiger und frischer in der Färbung war als die Muttersorte. Sports, ob es Formen- oder Farbensports sind, ist gleich, haben aber so wenig Beständigkeit, dafs wir uns ernstlich nur dann damit aufhalten sollten, wenn sie etwas ganz Besonderes vorstellen. Auch sollte bei Verleihung von Wertzeugnissen für Sportzüchtungen die Deutsche Dahlien- Gesellschaft besonders vorsichtig sein. Originell und liebhaberwertig war eine bunte Neuheit, die auf gelbem Grunde rot gestreift und gestrichelt war. Wer wirk- lich Liebhaber zu seinen Kunden zählt, sollte solche eigenartige Sorten, „Frankofurtia" ist ja auch so ein buntes, allerUebstes Ding, nicht verachten. „Boxer^^ (der Name ist recht aktuell) hiefs die beschriebene Züchtung. Unter den Schwarzroten gab es Halskrausen-Dahlie „President Viger" Originalaufiiahme für die ^Gartenwelt". auch eine neue Züchtung mit Namen „TVwfoVr"; „König Hiim- bert'\ die bei vorjährigen Wertzeugniserteilungen so gut ab- geschnitten hatte, war in recht schönen Blumen zur Stelle. Sie ist sicher eine der allerbesten, tief braunschwarzen , und wenn auch nicht so lang- und spitzpetalig wie „Uncle Tom'\ so doch sicher eine sehr feste, stoffige Blume, recht langstielig und reichblühend. „VVest/alia" , die mit zu demselben Farben- ton gehört, hat eine sehr feine dunkelbraune Farbe, sammtigen Schimmer und zeichnet sich durch aparte Form aus. Die Fetalen sind breit und lang, weit ausgestrahlt und stumpf abgerundet, während aus der Mitte ein Kranz feiner Staub- fäden, wie feine gelbe Steppnähte aussehend, herausschimmert. Es ist schade, dafs diese prächtige, deutsche Züchtung sich so mühselig den Weg zur Öffentlichkeit ge- bahnt, und ihrem Züch- ter so wenig klingenden Erfolg eingebracht hat. Unter dem Namen „Dekoration^'' (hoffent- lich macht sie ihrem Namen Ehre) präsen- tierte sich eine orange- scharlachfarbige, etwas schwere Blüte. „Seces- sion^^ war eine „Aegir"- ähnliche, grofse Blume getauft, die als ein er- folgreicher Konkurrent der englischen, riesen- blumigen Züchtung „Red Rover'^ gelten soll. .\ls ein Seitenstück zu „Dekoration'' bezeich- nete die Offerte des Aus- stellers „Freund Hes- dorffer''' , rein bern- steinfarben, welche also reich an Garten-Aus- schmückungswert sein mufs, und unter „ Hilde- gard Weimar'''' finden wir ein ganz allerliebstes Blümchen in einer duftig zarten, lilaen Färbung. Unter den Jungferzüchtungen eines anderen Aus- stellers verdient „Herzogin Agnes''' erwähnt zu werden. Die grofse Blume in einer nelkenrosa Färbimg hatte besonders starken Stiel. „Aprikose'' und „Elsa von Brabaiit''' desselben Ausstellers waren nicht recht zu beurteilen. Ein ganz köst- liches Rosa zeigte „Das Märchen'', eine flache, grofse Blume, deren knopfige, grünliche Mitte eher den schönen Eindruck der Blume erhöhte, als ihn zu verwischen. „Gartendirektor Geitner'^ heifst eine an Erdbeerton in der Farbe erinnernde Neuheit mit breiten, regelmäfsigen, scharf ausgespitzten Fetalen, welche auch unter den ausgepflanzten Dahlien, die leider fast sämtlich um zwei Monate zurück waren, infolge des kaltgründigen Bodens des Hamburger zoologischen Gartens, sich als recht blütenreich und schön dekorativ erwies, und 7* 76 Die G a r t e n w e 1 1. VI, 7 wohl mit Recht mit dem Vereins-Wert- zeugnis ausgezeichnet war. ^^Sindold'-^ sprach in ihrer zarten Farbe recht an, und auch der englischen Züchtung „Pro- genitor^^, welche die Eigenschaft besitzt, dafs jedes Blumenblättchen sich an der Spitze schlitzt und jede einzelne Spitze sich wieder dreht, will ich ehrend ge- denken, es ist eine schöne, eigenartige Sorte, mit das Beste bedeutend, was uns England im Vorjahre gebracht hat. Drüben hat man ^^Lord Roberts'-'' als die vervoUkommuetste englische Züchtung in Weifs in diesem Frühjahre bezeichnet. Der edle Lord war aber nirgends zu sehen, und fast schien es mir, als ob man aus burenfreundlichen Gründen sehr wenig in Deutschland die Sorte bezogen hat. Auch die weifse Pompon-Edeldahlie „J'if/us", die eben- falls mit als beste aller Weifsen empfohlene „Cheals White'^ und so manche der neuesten englischen Züchtungen glänzten durch Abwesenheit, und ihr Fehlen wurde von den Dahlien- leuten nicht sonderlich vermerkt. Der unglückliche Dahliensommer hatte es auf dem Ge- wissen, dafs uns auch manche, letztjährig neu ausgegebene, deutsche Züchtung fehlte. Sollte es doch bei einigen Züch- tern schon vor der Ausstellung gefroren haben. Eine Pflicht erfülle ich noch gerne, ehrenrettend der neuen, urplötzlich aufgetauchten und mit grofser Reklame in diesem Frühjahr empfohlenen Klasse der Gloria-Dahlien (Abb. Seite 74) zu gedenken, die ihre Empfehlung — wenn auch nicht ganz, so doch halbwegs, vorläufig verdienen. Recht prächtige Farben waren schon darunter, schöne, lang- gestielte Blumen, mit Blütenformen, wie sie unsere Päonien, Pyrethrums und Scabiosen besitzen, so dafs ein jeder der anwesenden Kenner sich recht zufrieden über diese neuen Eindringlinge im Dahlienreiche aussprach. Dafs der Ver- treter der einführenden Firma versprach, diese Klasse nur in Mischungen, als Hybriden führen zu wollen, sei offiziell hiermit dankend registriert. Wer sollte auch die vielen Namen der sich darunter befindlichen, vielartigen Formen und Far- ben behalten? Sie sind aber schön, und besonders scheinen mir diese Gloria-Dahlien zur Topfkultur und zum Massen- schnitt geeignet. Aus Südfrankreich, dem Heimatlande der eben be- schriebenen neuen Klasse, waren Blumen einer ganz wunder- lichen, wieder absolut neuen Rasse, ,^Dah!ias ä collerette" (zu deutsch: Halskrausen-Dahlien — ein recht anmutiger, wohlklingender Name!), eingeschickt. Es waren einfache Formen, in deren Mitte sich ein Kranz andersfarbiger, ganz klein gebliebener Blumenblättchen erhob, wonach man dieser Rasse den Namen gegeben hatte. Die eine, ,,Pri'sident Viger" (Abb. Seite 75), soll in Frankreich geradezu Aufsehen er- regt haben, „/osep/i Goujort" hiefs die andere, und weitere Farben sollen schon in der Anzucht sein. Uns allen, die wir Dahlienfreunde waren, erschienen diese Züchtungen ledig- KdeldaliHe „Nymphaea". Origiiialaufiiahine lür die „riartenwelt" lieh als etwas Eigenartiges, Fremdes; wir waren verwundert darüber, was das launige Dahliengeschlecht alles hervor- zubringen vermag. Doch urteilend will ich diesen Züchtungen nicht gegenüber- treten, bis ich sie selbst einmal erprobt habe.*) Da uns auf der Ausstellung so schöne pomponblütige Dahlien (man nannte sie in der guten, alten, Köstritzer Zeit wohl Lilliputen) alter Form, aber feinsten Baues und feinster Farben wieder ein- mal gezeigt wurden, die alle englischen Ursprunges waren, mafse ich mir an, zu behaupten, dafs die Zeit nahe liegt, wo auch die deutschen Dahlienzüchter wie- der solche Formen mit züchten werden. Sie sind alle nicht nur sehr garten- schmückend, sondern sehr viele darunter ergeben vermöge ihrer eleganten Haltung und ihrer sehr langen Stiele auch prächtige Bindeblumen. Unter dem treffenden Namen ^^NympJiaea^'' ausgestellt (Abb. obenstehend), verdient noch eine eigenartige, metallisch schimmernde, in rosa Grundfarbe getönte Neuzüchtung auf- geführt zu werden, die — eine deutsche Züchtung — that- sächlich im Bau an eine Seerose gemahnte. Sie wirkte auch unter den Binderei-Arbeiten in vornehmster Weise und schien allgemein sehr anzusprechen. Weiter fiel mir eine, noch nicht benannte, thatsächlich fast schwarze Blume auf, die die angeführte ..König Humberf^ noch weit in der Tiefe der Fär- bung übertrifft. Solcher handelsunfertiger Sämlinge gab es noch mehr zu schauen und zwar hatten gerade die Züchter von Hamburgs Umgebung sehr Vielversprechendes darunter, denen wir Besucher und Bewunderer alle von ganzem Her- zen ein gutes Geschäft damit wünschen wollen; denn mit der Ehre, deutsche Züchtungen gebracht und verbreitet zu haben, ist es nicht weit her, wenn wir nach wie vor unser bestes Geld ins Ausland tragen. Ein Dahlien-Enthusiast. Die Edeldahlien-Neuheiten von C. Ansorge, Klein- Flottbek. — Fürwahr, ein kleines Dahlien -Museum bildete die mustergültige Aufstellung und Beschaffenheit der Dahlien von C. .ansorge auf der Dahlien-Ausstellung zu Hamburg. Alles in vollkommenster und lehrreichster Harmonie — , nur eins wollte mir in meinem berichterstattenden Gedankengang „etwas störend" erscheinen — und zwar, dafs man die Neuheiten eigener Züchtung, namentlich die Blumen davon in so reicher Anzahl, noch nicht mit Namen, sondern nur mit Nummern be- zeichnet vorfand, was doch bei solchen Schaugelegenheiten manch- mal gewissermafsen den ersten Anlafs zur flüchtigeren Betrach- tung giebt, eventuell zu einer Verwechselung führen kann. Daher begab es sich, dafs ich dieselben auch in meinem Ausstellungsbericht nur flüchtig berührte und sobald als möglich *) Anmerkung der Redaktion: Wie wir hören, wird unser bekannter Mitarbeiter Heinrieb Kohlmannslehner, Britz -Berlin, welchem wir auch unsere Aufnahme verdanken, diese Collerette-Dahlien im nächsten Frühjahr auch dem deutschen Handel zugänglich machen. VI, 7 _D_iB_GjlitenAVL&l-tr- 77 nach ihrer Zuchtstätte hinwanderte, um alles dort an der Quelle zu schauen, sowie das Taufergebnis zu ergründen. — Sämtliche Neuheiten fand ich in gesunden, wüchsigen — die meisten Sorten in ca. I m hohen — Pflanzen vor, meist sehr reich auf langen Stielen über dem Laube blühend, die Blumen gewöhnlich in edelster Strahlenform. Wir sind mit diesen Züchtungserfolgen in der deutschen Dahlienzucht wieder ein gutes Stück vorwärts- geschritten, besonders da hier nicht blofs die Formen und Fär- bungen der Blumen, sondern auch Haltung, Reichblütigkeit u. s.w. musterhaft sind. In möglichster Kürze will ich hier die Beschreibung der Sorten unter den Nummern, welche sie in der Ausstellung kenn- zeichneten und unter den Namen, die sie jetzt tragen, folgen lassen. Ich beginne, einer besonderen Herzensneigung folgend, wieder (wie im Bericht) mit Xo. V. Dies ist „Graf UWdersee". Hoch über dem Laubwerk, aufrecht an langen, starken Stielen erheben sich die überreich erscheinenden, mittelgrofsen Blumen, welche eigenartig schön geformt und apart in der Färbung sind, und zwar scheint mir letztere unter Edeldahlien in dieser Abtönung noch nicht vertreten zu sein. Es ist eine Art „Rosalila" mit einer kupfer-, aber auch lachsfarbigen Beimischung und ähnelt noch am meisten der Färbung von Anemone ^^Konigin Charlotte'-^, ist aber zarter oder feiner, kurz, eigenartig, einzig schön 1 No. I. „Excellenz Frau von Koller". Lebhaft rosa mit lila Schein auf gelbem Grunde, in Form und Färbung ähnlich „Brides- maid-^, aber edler als diese. No. IL „Frau Dr. Schmidekam" . Grofse Blume, glänzend dunkelrot, in der Mitte dunkelste, fast schwarze Schattierung. No. 111. „Hanimonia'^ . Grofse, langgestielte Blume in bester Strahlenform, Farbe leuchtend ziegelrot mit orange Tönung. No. IV. „/•>-/. Atina Seyderheliif' . Scharlach, in Form und Farbe steht sie etwa zwischen den Sorten „Capitoin Broad-' und „Progenitor'-' , ist aber grofsblumiger. No. VI. „Professor Zacharias" . Mittelgrofse, schönstrahlige Blume, Farbe ein angenehmes, leuchtendes Gelb, sehr reichblühend. No. VII. ^.Chrysanthemum" . Grofse Blume auf starken .Stielen, in der Form und Eigenart ganz wie „Green s IFhite", Farbe Chromgelb. No. Vlll. „Landrath Dr. Sc hei ff " . Mittelgrofse, lockerstrahlige Blume, hellorange mit chamois, feine Bindefarbe. No. IX. „Dr. Bolaa"-. Mittelgrofse Blume mit dunkelgranat- roter Färbung und sammetartigem Schein, prachtvolle Lichtfarbe. No. X. „Polarstern" . Kleine, langgestielte Blume mit wunder- voller spitzstrahliger Form, leuchtend rot, sehr reichblütig. No. XL „Holsatia". Prachtvolle, grofse Blume in langstrahliger, spitzer Form, orange grundiert, nach den Spitzen zu leuchtend Scharlach, erinnert sehr an „Radiance" und „Starfish", ist aber noch viel schöner und reichblütiger als diese. No. XI 1. „Elisabeth". Mittelgrofse Blume, helUilarosa, zarte Bindefarbe, sehr reichblühend. F. W. Moritz. Landschaftsgärtnerei. Das Wasser in der Landschaft. Von Willy Lange, Dietharz bei Gotha. 4. Am W i e s e n b a c h. (Hierzu eine Abbildung.) „DruDten werden in dem Thal unter seinem Kufstritt Blumen , und die Wiese lebt von seinem Hauch.'' Lafst uns auf des Ufers Steinen kurze Rast halten; zwischen Blumen friedlich plaudernd hört meine Antwort auf unsere letzte Frage: „Müssen wir heute noch regel- mäfsig geformte, ornamentale Gärten haben?" Doch nicht meine Meinung kann Geltung fordern, sondern nur eine Antwort, die aus dem Wesen des Gartens für unsere Zeit sich selbst ergiebt. Was lehrte uns die Gartenentwicklung im Wechsel der verschiedenen Weltanschauungen? Im 31. Heft des IV. Jahrganges der „Gartenwelt" finden wir die Autwort: Der Garten unserer Zeit mufs auf bewufster Nachschöpfung der Natur beruhen. Auf dem Gebiet der sogenannten Land- schaftsgärtnerei sind wir hierüber wohl alle einig. Aber gerade ihre bisher gebilligten Lehren unterscheiden noch zwischen ..Ziergarten" und „landschaftlicher Anlage"; der eine wird in die Nähe der Häuser verwiesen, der andere in die weitere Umgebung. Hieraus hat man dann für Vorgärten, Stadtplätze und regelmäfsig begrenzte Gelände die Forderung abgeleitet: diese, gewissermafsen unter dem Druck der benach- barten Architektur stehend, müfsten aus „ästhetischen" Grün- den immer ornamental behandelt werden. Abgesehen davon, dafs der „Kunstgarten" unserer Weltanschauung nicht an- gepafst ist, widerspricht die starrsymmetrische Anordnung der Kunstgärten dem künstlerischen Zuge der freien Linie, die unsere gesamten „modernen" Kunst anschauungen beherrscht. Die Kunstanschauungen der anderen Kunstgebiete haben eben den Anschlufs an die moderne, naturwissenschaftliche Welt- anschauung bereits gefunden, besser gesagt: die moderne Kunst wurzelt bewufst in jener. Die Gartenkunst hat bis heute, Januar 1901,*) während ich dies schreibe, den grund- sätzlichen Schritt hierzu noch nicht gethan. Denn die grund- sätzliche Antwort auf unsere Frage mufs nach Entwicklung, Geist und Kunstanschauung unserer Tage lauten: wir wollen keine regelmäfsigen Gartenanlagen mehr! Die freie Linie mufs walten auf der Fläche des Gartens und im senkrechten Umrifs seines Inhaltes im einzelnen und ganzen, oder, gärt- nerisch landläufig ausgedrückt: alle Gärten, die kleinsten Stücke von wenigen Metern Raum sind landschaftlich zu gestalten! Ich sehe das allgemeine Schütteln des Kopfes! Aber meine Forderung klingt nicht so ketzerisch, wenn ich sie in die Form kleide: Wir wollen jedes, von Gebäuden freies Stück Land, also auch den Vorgarten und öffentlichen Platz, als den Rest einer ehemals vorhandenen Landschaft betrachten, und wo nichts mehr von ihr vorhanden ist, als der blofse Boden, eine malerische Landschaft nach natur- wahren Gesetzen in freien Linien im Raum erstehen lassen. Das ist doch wohl logisch? Denn überall, wo Gebäude stehen, war „Landschaft", und alle Gebäude der ganzen, versteinerten Grofsstadt sind in die einst lebendige Landschaft hineingebaut. Das haben wir ja nur vergessen! Dies ist nun die „Theorie", wie würde sie in der Praxis aussehen? Ich denke mir eine Strafse mit Vorgärten , z.B. in geschlossener Bauweise. Die Vorgärten bilden alle zusammen einen schmalen, langen Streifen eingezäuntes Land, unterbrochen durch die Hauseingänge. Soll nun jeder einzelne Garten mit Wegchen, Grüppchen, Bächelchen u. s. w. zu einer Miniaturlandschaft von 10 qm *) Bemerkung des Verf. Das Datum gebe ich an, um mir für den Gedankengang die Priorität und Originalität zu sichern. Bis zum Abdruck vergeht viel Zeit, und Gedanken, die im „Zeitgeist" wur- zeln, können ebensogut an mehreren Stellen gleichzeitig hervorbrechen. 78 Die Gartenwelt. VI, 7 umgebildet werden, etwa nach eiucm verkleinerten Plane, der für looooo qm einen schönen Garten gegeben hätte? Das wäre — chinesisch, aber auch deutsche Kinder haben der- gleichen schon fertig gebracht. Wenn man aber alle Vor- gärten als ein zusammenhängendes Ganze betrachtet, etwa von der gegenüberliegenden Strafsenseite aus, so liefse sich mit über das Ganze verteilten Bäumen verschiedener Höhe, Buschwerk, Rasen, zwanglosen Blütenpflanzen u. s. w. ein schmaler Streifen Landschaft schaffen, der das Strafsen- und Häuserbild malerisch belebt, abwechslungsvoll die starren Linien der oft lang- weiligen Architektur und Fensterreihen unterbräche — mehr als dies bestgepflegte Vorgärten nach der alten Schablone, einzeln in sich abgeschlossen, symmetrisch eingeteilt, vermögen. Nur ein lebendes Beispiel etwa an einer Privatstrafse müfste aufgestellt werden, und bald wird es im eigenen Interesse der Hausbesitzer Nach- ahmung finden, denn es ist das Billigste: Rasen, ein paar Bäume und Blumen — Wege sind durchaus nicht nötig — das ist alles. Doch noch eins fehlt: der Zu- sammenschlufs der Nach- barn zu einer künstlerischen Einheithchkeit auf Grund gegenseitiger Rücksicht; dies kostet nur Selbstüberwin- dung. — Einige Teppich- beetpflanzen würden freilich weniger verkauft werden, aber die Handelsgärtnereien würden dafür andere Pflan- zen mehr verkaufen und wieder mehrseitig werden, statt in Massenerzeugung von Fabrikware bei looo Stück sich um Pfennige gegenseitig zu unterbieten. Übrigens: Ich rede im Dienste der Kunst, nicht aber des Handels. Der Handel soll von der Kunst seine Aufgaben empfangen, nicht aber die letztere sich nach dem jeweilig am meisten Gewinn- bringenden richten. Die öffendichen Parkplätze ! Hier ist so recht der Tummel- platz gärtnerischer Ornamentik. Läfst sich auf diesem Gebiet, abgesehen davon, dafs es vom Zeitgeist überwunden ist, noch irgend etwas, ich will nicht sagen „Neues", denn darauf kommt es nicht an, nein, etwas künstlerisch Vollkommeneres bieten, als alles, was darin bisher geleistet ist? Mag man das sichere Gefühl für Gliederung gewaltiger Flächen bei den alten Originalschöpfern bewundern, heute ist alles, was darin geboten werden kann, Abklatsch, wenn auch unbewufster. Wir sind so von Formen und „Motiven" umgeben, das Kunstgewerbe in jeder Gestalt, von der Ofenkachel und Wandplatte bis zum Kerbschnitzmuster, von der Tapete zur gestickten Tischdecke, schafft uns täglich so vieles, nicht an sich, aber für uns persönlich „Neues" vor, dafs es minde- stens nicht lohnt, dem eigenen „Genius" „neue" Teppichbeet- muster oder ornamentale Gartenformen abzuquälen. Seien wir doch ehrlich! Es braucht ja keiner laut zu sagen, durch welches „Mo- tiv" er sich „angeregt" fühlte. „Proportionen, schöne Ver- hältnisse, Farbenharmo- nie!" — Das Gefühl hierfür hat auch eine geschickte Stickerin, noch mehr ein Musterzeichner. Beim Gärt- ner sollte das stillschweigend Voraussetzung sein, aber übertragen auf freie For- men des Raumes. Der Ver- wertung der Farbenpracht, die wir an unseren leuchten- den Teppich- und Gruppen- pflanzen schätzen, stehen ja die vorgetragenen Grund- sätze nicht im Wege. Nur statt gezirkelt gemessener Umrifslinien sollten zwanglos freie Umgrenzungen walten, statt des symmetrischen Um- einanderstellens der Pflanzen, sollten die Farben neben- einander „künstlerisch ab- gewogen" und zum Teil ineinander eingreifend wir- ken, wie wir zwanglos um- grenzte Blumenflecke auf unseren Frühlingswiesen und im Alpenrasen sehen. Bei keinem der öffent- lichen Plätze, die ich in Nord und Süd, in Ost oder West besuchte, bei keiner Gartenanlage neben klassisch edler Architektur in irgend einem strengen Stil konnte ich mir selbst (bei ernster, unparteiischer Prüfung meiner angedeuteten Anschauungen) den Beweis führen: hier mufste die ornamentale Gestaltung angewendet werden. Überall gewann ich eine mich mehr befriedigende Vorstellung, wenn ich mir den Platz oder die Anlage vor Gebäuden als „malerischen Rest einer ursprünglich vorhanden gedachten Landschaft" gestaltet dachte. Auf die Gefahr hin, mich selbst zu wiederholen, sage ich gegenüber den Stilforderungen der alten Gartenlehre: Jedes Gebäude kann in jeder natür- lichen Landschaft in der Gottesnatur stehen; also braucht Bach im Wiesengrund. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. VI, 7 Die Ga-r^-frn-weltr' 79 man nach unseren heutigen Kunstanschauungen auch die Gartennatur nicht nach dem Gebäudestil zu richten. Nebenbei bemerkt, sollten Deutsche in Deutschland nur in deutschem Stile bauen, und demnach ihre Gärten im Charakter der jeweiligen deutschen Landschaft gestalten. Auch in öffentlichen Plätzen, ebenso in Vorgärten sollte der Charakter der Landschaft, in welcher die Stadt liegt, gärtnerisch naturwahr entwickelt werden: Jeder einzelne Stadt- platz könnte dann in seinem Teil einen besonderen Cha- rakterzug der Landschaft zu seinem Höhepunkt bringen — und alle Plätze einer Stadt zusammen gedacht, würden eine Charakterlandschaft darstellen. Jeder einzelne Platz würde in seinem Inhalt und seiner Form nach den Gesetzen der freien Linie in Rücksicht auf deren Zusammenspiel mit den Linien der benachbarten Architektur gestaltet: Die Architektur spielt die ernsten, schweren Bafsaccorde, die Gartenkunst den heitern Diskant. Beide zusammen „stumme Harmonie", „erstarrte Musik"; aber im neuzeitlichen, im Richard Wagner'schen Geiste. Hier wurde ein Wort von Ferdinand Avenarius zitiert, „die Gartenkunst könne freie Luft von aufsen brauchen" (in No. 5, Jahrgang V). Die Gartenkunst hat fast immer ihre Gesetze von aufsen bekommen, von Malern, Ästhetikern, kunstsinnigen Garten- freunden, vor allem von Architekten, also immer von gärt- nerischen Laien! Sie haben die alte Gartenkunst gemacht. Ja, wir wollen freie, frische Luft, dem Zeitgeist entsprechende, einheitliche Gestaltungsgesetze für jeden Garten, wir, d. h. nicht alle, man wird uns Sezessionisten nennen, vielleicht aber auch anders ! Was Ferdinand Avenarius meint, will ich auch, aber — wäre es nicht besser, wir öffneten unseren Garten selbst von innen, um den frischen Hauch der Natur- wahrheit einzulassen, statt uns in unserem künstlichen Garten- lehrgebäude die Fenster wieder einmal von aufsen einschlagen zu lassen? Um das alte Lehrgebäude wär's nicht schade, — was wird jedoch von Laien an seiner Stelle aufgerichtet werden? Es ist höchste Zeit, dafs die Gartenkunst sich selbst erbaut; nur ein Künstler kann das Gebäude errichten, der gleichzeitig Gärtner ist; und noch mehr, ihm müfste ver- trauensvoll Gelegenheit geboten sein, seine Vorstellungen zu verwirklichen. Wir wollen weiter wandern und bei der nächsten Rast davon reden. — Das Bild des Wiesenbaches habe ich zum Andenken mitgenommen; möchte die leise Höhenluft vom Thüringer Wald zu einem Sturm neuer Gartengedanken an- schwellen. Gemüsebau. Monarchen-Puff bohne (Abb. nebenstehend). — Zu den- jenigen Gemüsearten , welche in einzelnen Provinzen unseres Vaterlandes zu den Lieblingsgerichten gezählt werden und in anderen wieder gar nicht bekannt sind, gehört die Pufifbohne. Eine sehr gute, ertragreiche Sorte ist die „Monarchen-Puff'- bohne^K Sie zeichnet sich aus durch sehr lange Hülsen. Sobald der Boden offen ist, sät man sie in Reihen von '/„ m Abstand, etwa 15^20 cm auseinander und 8 — 10 cm tief. Wenn auf- gegangen , ist tüchtiges Hacken und Behäufeln erforderlich. Grofse Ansprüche an den Boden macht die Puffbohne nicht, sie gedeiht aber am besten in lehmigem Boden, der ein Jahr vorher gedüngt wurde. Frische Düngung ist für diese Bohnen, wie für alle Leguminosen entschieden nachteilig, da sie dann sehr ins Kraut wachsen und nur vereinzelt Früchte ansetzen. Man kann die Aussaat einigemale im Frühjahr wiederholen, allerdings nur in feuchterem Boden oder in etwas schattiger Lage. Ist der Frucht- ansatz erfolgt, dann kann man die Spitzen ausbrechen, um zu verhindern, dafs sich die schwarze Blattlaus (Afhis fabac) einnistet. Die Bohnen werden ausgepalt gegessen, da die Schalen filzig und ungeniefsbar sind. W, Balke, Obergärtner, Kloxin in Pommern. Topfpflanzen. Agave filifera in Blüte (Abb. Seite 80). — Ziemlich selten hat man Gelegenheit, eine Agave mit einem so mächtigen Blüten- schafte bewundern zu können, wie sie unser Bild dem freund- lichen Leser vorführt. Betreffende Agave filifera Salm-Dyck., welche der vortreffliche Fachmann, der grofsherzogliche Obergärtner Georg Magyar, Leiter einer Perle der Gärtnerei , der Margaretheninsel in Buda- |)est, schon seit 30 J.-ibren unter Obhut hat, und welche er, seiner Monarchen-Puff bohne. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". 80 Die Gartenwelt. VI, Aussage nach, als ca. aojährige Pflanze übernahm, brachte in diesem Sommer einen 3,50 m hohen Blütenschaft. Die vor Gesundheit strotzende Pflanze selbst hat trotz ihrer 50 Jahre nur eine Höhe von 60 cm; dafs dieselbe einen so voll- kommenen Blütenschaft entwickelte, kann nur auf die Anhäufung ausreichender Reservestofife, die vielen Jahre hindurch, zurück- zuführen sein. Bemerkenswert ist, dafs besagte Pflanze, welche den Blütenschaft im Monat Juli binnen 3 Wochen entwickelte, und welche ihre Samen in der oberen Hälfte des Schaftes noch im Laufe des Herbstes zur Reife bringen dürfte, nach diesem Ergebnis so erschöpft zu sein scheint, dafs sie kaum weiter zu vegetieren im Stande sein wird. Dafs Agave ßlifera auch ohne die braunviolette Blüte resp. auch ohne dem imposanten Schaft eine unserer zierenden Solitärpflan- zen, z. B. für Teppichrabatten u. s. w. ist, glaube ich hier übergehen zu dürfen; mein Zweck ist nur der, ge- nannte Agave, welche hier in Buda- pest von jedem PflanzenHebhaber be- wundert wurde, im Bilde dem freund- lichen Leser vorführen zu können. Karl Rade, staatl. Ober- gärtner, Budapest. lochroma. — Die Gattung lochroma gehört zur Familie der Solanaceen. Es sind strauchartige Gewächse, die im tropischen West amerika einheimisch sind, weshalb sie bei uns im (lauen) Warmhause kultiviert werden müssen. Auch im Zimmer halten sie sich gut, wenn sie in nahrhafte Erde gepflanzt sind und wenn man für ausreichende Lüftung Sorge trägt. Im Sommer stellt man sie mit \'orteil ins Freie, weil sie dadurch kräftiger werden und reichlicher blühen. Die Zeit der Blüte ist der Sommer und der Herbst. Die Blumen zeichnen sich vor allem durch ihre meist präch- tigen Farben aus, Rot in verschie denen Abstufungen, vom Scharlach Purpurrot, sowie Blau sind die wesentlichsten Farben. Die Blüten erscheinen meist in Dolden, Scheindolden oder Büscheln aus den Blattwinkeln oder end- ständig. Die Blätter sind einfach, ganzrandig, häutig, meist filzig, selten kahl. Folgende Arten verdienen erwähnt resp. kultiviert zu werden : lochroma Jiichsioides Miers. (syn. Chaenestes und Lydum fuc/isioiiies) ist Scharlach oder orangerot, Blätter sind kahl. lochroma lanceolatum. Blüht scharlachrot in kurzen Dolden mit vielen Blüten. Jochroma coccineitm, lebhaft rot. lochroma grandifloium , sehr lange Blütenröhren von purpur- roter Farbe. Als schönstes dürfte aber lochroma luhulosum gelten, dessen Blüten von wundervoller blauer Farbe sind. Die ganze Pflanze ist weifsfilzig behaart, die kleineren Ästchen sind wie bepudert. Wenn schon die ganze Gattung es verdiente, wieder etwas mehr beachtet zu werden, so mufs man dem wirklich schönen /. luöu- losum ganz besondere Empfehlungen mit auf den Weg geben. (Nach „The Garden".) Agave filifera. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Pflanzenkunde. Olea eiiropaea, der Ölbaum. Von Cuno Becker, Berlin. (Hierzu eine Abbildung.) tiner der besten Repräsentanten der immergrünen Flora Italiens, überhaupt der Mittelmeerländer, ist der Ölbaum. Trotz seiner unscheinbaren, grauen Belaubung ist er einer der male- rischsten und schönsten Bäume des Südens. Speziell zur Blüte- zeit, im Mai, wenn Tausende von weifsen Blütenrispen seine breite Krone bedecken und sich die lanzettlichen oberhalb grünen und unterhalb silbergrauen Blätter, rein gewaschen durch die alles be- lebenden F'rühjahrsregen, frisch und lebendig repräsentieren. Später jedoch, zur Sommerzeit, nach oft Wochen- uud monatelanger Trockenperiode bietet er dann, staubbedeckt und mit zusammen- gerollten Blättern, einen recht traurigen Anblick. Man unter- scheidet in Südeuropa gewöhnlich zwei Formen, die echte, überall kultivierte, und die verwilderte, welche, namentlich in Griechen- land, buschförraig an dürren Ab- hängen vorzufindeu ist. Von der echten Form giebt es dann wiederum viele Varietäten, die sich hauptsächlich durch die Gröfse und Form der Früchte imd deren Olgehalt unterscheiden. Einiger aufsereuropäischer Arten, wie Oka fragraris Thhg., des wohl- riechenden Ölbaumes aus China und Japan, eines Strauches mit grünlich-weifsen, köstlich duf- tenden Blüten, ferner Olea undulata /acq., vom Kap, Olea paniculata R. B., in Australien heimisch, Olea americaiia Alic/i., aus Amerika, sei hier ebenfalls Erwähnung gethan. Als Heimat des Ölbaumes wird Kleinasien angenommen, doch ist dieses nicht sicher ermittelt. Sein Bekanntsein reicht bis in das graue Altertum; so war z. B. bei den alten Griechen und Römern der Ölbaumzweig das Symbol des Friedens und der Auszeichnung. Seiner Früchte, der Oliven, wegen wurde er dann später weit verbreitet, so dafs er jetzt massenhaft in Griechenland, Italien, Südfrankreich, Spanien, Portugal, Nord- afrika, Asien, Australien und Amerika, dort besonders in Chile, Peru uud Mexiko, angebaut wird. VI, Die Gartehwelt 81 Der Ölbaum ist von grofser Ausdauer und erlangt ein sehr hohes Alter. Es werden Exemplare auf 800 bis 1000 Jahre geschätzt. Er erreicht gewöhnlich eine Höhe von 10 — 12 m und der Stamm i m im Durchmesser. Seine graugrünen, glatten und im Alter rissigen, knorrigen und durchlöcherten Stämme geben ein äufserst dauerhaftes, festes, gelbliches, schön marmoriertes Holz, welches in der Kunsttischlerei vielfach Verwendung findet. Auch als Brennholz ist es hoch geschätzt, und man sieht in Italien auf den Strafsen stets Karren, auf welchen das mit grofser Mühe zerklei- nerteOlivenholz verkauft wird. Die Vermehrung geschieht entweder durch Samen oder durch Ab- leger, Stecklinge und durch Pfropfen. Die Frucht des Ölbaumes ist eine Steinfrucht mit flei- schiger, ölreicher Schale von ovaler Form und, je nach der Varietät, von grüner, rödicher, blauer oder schwarzer Farbe. Der Kern ist ungemein hart und einsamig. Die Früchte sind roh nicht geniefsbar, werden aber, in Essig oder Salzwasser eingemacht, vielfach als Zukost genossen. Für jedermanns Geschmack sind sie aber trotzdem nicht. Hauptsächlich gewinnt man aus den reifen Früchten das wert- volle Olivenöl. Die Früchte werden zu die- sem Zwecke auf sogen. Ölmühlen gemahlen und geprefst. Je nach der Art und Weise dieser Pres- sung wird das ( )1 in ver- schiedenen Qualitäten gewonnen. Bessere Sor- ten finden als Speiseöle (Provenceröl), geringere als Maschinen- und Brennöle Verwendung. lu den letzten Jahren ist, speziell in Italien, den C)lbaumkulturen eine grofse Gefahr durch das massenhafte Auftreten der Olbaumfliege erwachsen. Dieses Insekt sticht die Früchte an, welche dadurch ihres Öl- gehaltes verlustig gehen. Die italienische Regierung hat für die Entdeckung eines wirksamen Mittels zur Vernichtung dieses Tieres eine sehr hohe Summe ausgesetzt. Für Italien ist dieses Unheil die gerechte Strafe für die dort volkstümlichenVogeljagden. Als beliebtestes Sonntagsvergnügen von Jung und alt sollten diese in allererster Linie verboten werden. Nicht allein nur der Oliven wegen, sondern auch um der armen Vögel selbst willen. Olea europaea. Originalaufnahme für die „Gartsnwelt", Mannigfaltiges. Die Anstrebung und Schaffung- von Bezirksgärtner- stellen in Österreich. Von H. Breitschwerdt, Mödling bei Wien. Unter den verschiedenen Verhandlungsgegenständen, welche der am 6. und ". Oktober in Wien stattgefundene zweite öster- reichische Gärtnertag auf die Tagesordnung gesetzt hatte, befand sich unter anderem auch der Antrag auf „Anstrebung und Schaffung von Bezirks- gärtnerstellen in Öster- reich". Wir wollen kurz vorausschicken, dafs die- ser Punkt der Tagesord- nung einem am 28. April 1901, gelegentlich der Generalversammlung der k. k. Gartenbau -Gesell- schaft in Wien, über- reichten Antrag seitens des Herrn Gartendirek tor Sandhofer in Schlofs Prugg bei Brück a. d. Leitha zu Grunde liegt. Gartendirektor S a n d - hofer, ein um den öster- reichischen Gartenbau hochverdienter Fach- mann, motivierte diesen Antrag s. Z. damit, dafs zum Wohle des Landes, wie der kulturtreibenden Bevölkerung, Bezirks- gärtner berufen werden sollen, die als Staats- oder Landesbeamte die Aufgabe hätten, in allen, den Garten- resp. Obst- und Gemüsebau des Be- zirkes berührenden An- gelegenheiten aktiv ein- zugreifen, sowie Aufklä- rungen nach allen Rich- tungen hin zu erteilen, \'orträge und Kurse ab- zuhalten, Vorschläge zur Abhilfe etwaiger Schäden zu unterbreiten u. s. w. Damit nun eine klare Übersicht über die Stellung, die Thätigkeit etc. des Bezirksgärtners bis zur Tagung des Gärtner- kongresses vorliege, wurde seitens der k. k. Gartenbau-Gesell- schaft ein Komitee gewählt, welches die darauf bezugnehmenden Vorarbeiten schaffen sollte. Gelegentlich der am 21. September stattgefundenen Komitee-Sitzung, welcher auch Schreiber dieses beizuwohnen Gelegenheit hatte, wurde dieses Thema nochmals einer eingehenden Beratung unterzogen, und der verdienstvolle Direktor der k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien, F. Abel, legte den anwesenden Fachmännern das Programm über die Kreierung der Bezirksgärtnerstellen vor, mit dessen Drucklegung sich alle Anwesenden einverstanden erklärten. 82 Die Gartenwelt. VI, 7 Direktor Abel referierte auch am österreichischen Gärtner- tag über dieses Thema, bei welcher Gelegenheit der Inhalt dieser Schrift offiziell bekannt wurde. Auf Grund der durch verschiedene Zuschriften aus Deutschland begri.indeten Annahme, dafs die ins Leben zu rufende Institution auch weitere Kreise interessieren dürfte, unternehmen wir es, aus genannter Schrift einige Auszüge hier zum Abdruck zu bringen. „ Allgemein wurde die unbedingte Notwendigkeit der Errichtung solcher Stellen hervorgehoben, wenn die Hebung des landwirtschaftlichen Obst- und Gemüsebaues erreicht werden soll. Es macht sich heute schon in den Gemeindeverwaltungen und bei den Bezirkshauptmannschaften das Bedürfnis nach solchen Organen fühlbar, welche im stände wären, die Ausführung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen zur Pflege und zum Schutze der verschiedenen Kulturanlagen zu überwachen, die fachmännische Ausbildung der notwendigen Aufsichtsorgane, der Bezirks- und Gemeindebaumwärter zu besorgen, sowie, auf Grundlage der Kenntnis aller lokalen Verhältnisse, wirklich entsprechende Rat- schläge bei der Anlage neuer und der Verbesserung bestehen- der, älterer Kulturen zu erteilen und die fallweisen Bewertungen vorzunehmen, die Bekämpfung aller Schädlinge energisch durch- zuführen, Berichte zu erstatten u. s. w. Die einzuleitende Aktion für die Krüierung dieser Stellen soll aber keineswegs als ein Mifstrauen oder Tadel gegen die heute amtierenden, sehr pflichteifrigen Landeswanderlehrer auf gefafst werden. Im Gegenteil: sie soll nur dem laut gewor- denen Bedürfnisse Ausdruck geben, dafs die Landeswander- lehrer, in der Ausübung ihres Berufes, dringend einer geschulten, fachmännischen Unterstützung bedürfen, und diese soll ihnen durch die Bezirksgärtner zu teil werden. Soll die Stellung der Bezirksgärtner eine dauernde und deren Thätigkeit eine erfolgreiche sein, dann wird es unbedingt notwendig sein, ihnen zur Wahrung ihrer Autorität gewisse Rechte einzuräumen, für deren strenge Einhaltung sie den vor- gesetzten Behörden verantwortlich bleiben. Sie müssen Ansehen und Vertrauen allerorts geniefsen wegen ihrer praktischen und theoretischen Kenntnisse und durch den unausgesetzten Verkehr mit der kulturtreibenden Bevölkerung, der sie stets mit Rat und That an die Hand zu gehen haben werden. Sie müssen durch Wort und That überall dort thätig sein, wo es gilt, alte, üble Vorurteile und Gewohnheiten auszurotten und den Beweis zu er bringen, dafs durch die Förderung des landwirtschaftlichen Obsl- und Gemüsebaues eine wesentliche Hebung des Volkswohlstandes erreicht wird. Wir sind zwar überzeugt, dafs durch die Einführung dieser neuen, nur für tüchtige, geschulte Gärtner bestimmten Stellen anfänglich einem gewissen Mifstrauen Thür und Thor ge- öffnet wird. Es wird aber gewifs bald schwinden, wenn der neue Bezirksgärtner mit Eifer und Geschick sein Ziel verfolgt und nicht nur dahin strebt, Kulturerfolge zu erzielen, sondern auch alles anwendet, um eine bessere Verwertung der Ernte zu ermöglichen. Dies kann nur durch das kräftige Zusammenwirken aller, die Bodenkulturen fördernden Faktoren erreicht werden und hauptsächlich durch den persönlichen Verkehr mit allen Kultur- treibenden. Die ersten Erfolge werden dem Bezirksgärtner seine Stellung sichern, er wird darum ein, im Bezirke überall gerne gesehener, Gast und ein beliebter und gesuchter Ratgeber dort sein, wo man seiner bedarf Die Thätigkeit des Bezirksgärtners, wie wir sie uns vor- stellen, und wie sie auch an anderen Orten, wenn auch unter anderem Titel bereits entfaltet wird, ist sehr verschiedenartig. In erster Linie mufs er im Bezirke als eifriger Lehrer wirken, um sich das notwendige Aufsichtspersonal, die Bezirks-Gemeinde- baumwärter, für seine Zwecke heranzuziehen. Er mufs regel- mäfsige Kurse , periodisch wiederkehrende Vorträge abhalten, um das Interesse aller Kreise der Bezirksbevölkerung zu erwecken und andauernd zu fesseln, wie auch zur Vornahme von Kultur- versuchen anregen, wodurch die Anlage neuer Kulturen ge- fördert werden könnte. Die Einführung bereits erprobter Ver- besserungen in den bestehenden Kulturen mufs der Bezirksgärtner kräftigst unterstützen und dafür Sorge tragen, dafs alle heute geltenden Gesetze zum Schutze der Kulturen auch keine toten Buchstaben bleiben, sondern gewissenhaft gehandhabt werden. Zu den weiteren Pflichten des Bezirksgärtners gehört es, dafür einzutreten, dafs an den Bezirks und Gemeindestrafsen nur solche Baumsorten gepflanzt werden, welche, den lokalen Verhältnissen entsprechend, einen sicheren Ertrag hoft'en lassen, denn nichts ist deprimierender, als ein Mifserfolg nach jahrelangem Warten; er hat die vom Bezirks- oder Gemeindebaumwärter ausgeführten Pflanzungen auf die richtige Ausführung und Pflege hin strenge zu überwachen: er hat die einzelnen Grundbesitzer über den Wert der Obst- und Ciemüsekultur zu belehren und nahezulegen, wie vorteilhaft es sei, jede noch so kleine Parzelle in entsprechender Weise zu bepflanzen und alles Angepflanzte vor den Angriffen der zahlreichen .Schädlinge zu schützen. Gerade in dieser letzt- erwähnten Thätigkeit mufs der Bezirksgärtner eine seiner wichtig- sten Aufgaben erblicken. Er mufs mit gröfster Energie für die Bekämpfung aller schädlichen Erscheinungen auftreten, um zu ver- hindern, dafs die Schädlinge sich weiter ausbreiten und eine alle Kul- turen zerstörende Landplage werden ; er wird aber alle jene, welche den wohlgemeinten Ratschlägen zuwiderhandeln, auf die gesetzlichen Folgen aufmerksam machen müssen. Sollte es ihm gelingen, dieses Ziel zu erreichen, dann wird ihm der Dank der Bezirks bewohner gewifs nicht ausbleiben, ebenso im Falle, dafs er die Einführung neuer Kulturen auf den geeigneten Parzellen veranlafst. Es mufs seine Pflicht sein, auf Wunsch der tirund- besitzer, gewissenhafte Ratschläge zu erteilen, sich aber dabei, als ein behördlich angestelltes und beeidetes Organ, jeder Privat- praxis unter jeder Bedingung enthalten. Von einer besonderen Bedeutung wäre die Kontrolle über die Bezirks- und Gemeinde- baumschulen und die im Bezirke bestehenden Schulgärten. Seiner direkt vorgesetzten Behörde hat er in regelmäfsigen Zeitabschnitten Thätigkeitsberichte vorzulegen, die zur weiteren Kenntnisnahme dem hohen k. k. Ackerbauministerium zu unter- breiten wären. Die Thätigkeit des Bezirksgärtners, welche hier in kurzen Worten umschrieben ist, mufs sich schliefslich auf die Art und Weise der Ernte, deren Konservierung und besseren Verwertung ausdehnen, weil gerade bei uns auf diesen Gebieten noch alte Gewohnheiten herrschen, die den Wert des Ertrages nachteilig beeinflussen. Aus dem X'orstehenden kann man heute die Überzeugung gewinnen, dafs die Kreierung der P.ezirksgärtnerstellen eine äufserst vorteilhafte, wohlthätige Wirkung auf die Obst- und Gemüsekultur des Landes haben wird, und besonders dann, wenn Gärtner an diese Stelle berufen werden, die mit Wort und That im stände sind, jene Bestrebungen zu fördern, welche dem Herrn Antrag- steller, wie auch der k. k. Gartenbau-Gesellschaft vor Augen schweben. Solche Männer werden sich gewifs finden , wenn ihnen eine gesicherte Stellung , sowie eine sorgenfreie Zukunft geboten wird. . . , ." Wir können nur die k. k. Gartenbau-Gesellschaft, insbeson- dere die beiden Direktoren Sandhofe r und Abel, zu diesem VI, 7 Die Gar^''"^'"'^* 83 unternommenen Schritte beglückwünschen und wir hoffen , dafs die mit aller Energie angestrebten Wünsche hohen Ortes erfüllt werden uild dafs sich dann diese neue Institution zum Wohle des Landes bewähren möge. Wir sind der festen Überzeugung, dafs, wenn die vorläufig für Niederösterreich geplanten drei Stellen genehmigt werden, bald weitere, auch in den anderen Kron- ländern, folgen dürften. Die k. k. Gartenbau-Gesellschaft aber hätte sich dann mit der Anregung und Durchfuhrung ein unver- gängliches Denkmal gesetzt. Aus den Vereinen. Berlin. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues hält seine Sitzungen nunmehr wieder im Winterquartier ab und zwar im Hörsaale der landwirtschaftlichen Hochschule. Die Oktober-Ver- sammlung war gut besucht und reichlich mit blühenden Chrysanthemen, denen sich noch einige Palmen anreihten, beschickt. Herr Garteninspektor Lindemuth sprach eingangs einige Worte über seine, der Versamm- lung schon wiederholt mitgeteilten, eigenartigen Veredlungsversuche. — Bei der Vorführung einiger empfehlenswerter Apfelsorten, ich erwähne nur die Osnabrücker Reinette, welche als vorzüglicher Strafsenbaum und wegen der sehr haltbaren Früchte gerühmt wird, kommt es zu einer ziemlich lebhaften Aussprache über die Behandlung des Obstes auf dem Lager. Das Ergebnis dieser Debatte und der langen Rede kurzer Sinn ist: Man soll das Obst zur rechten Zeit, also vor der Reife abnehmen und es dann trocken, kühl (aber doch frostfrei) und luftig aufbewahren. Man hielt es für auffällig, dafs in diesem Jahre das Obst so sehr leicht auf dem Lager fault und führte als Bei- spiel an, dals auf der Obstausstellung in Potsdam ganz tadelloses Obst binnen kurzer Zeit körbeweise verdorben sei. Es stellte sich heraus, dafs von mehreren Seiten diese schlimmen Erfahrungen mit dem dies- jährigen Obste gemacht worden sind. Die Erscheinung wurde von einer Seite damit erklärt, dafs das Obst in diesem Jahre im allgemeinen um 14 Tage früher reif geworden sei als in normalen Jahren, und man hätte es verabsäumt, es rechtzeitig abzunehmen. Die Frage wurde dem Obstausschufs zur weiteren Behandlung überwiesen. Herr kgl. Obergärtner Habermann hielt hierauf einen Vortrag über seine Chamaedoreen, mit deren Zucht sich Redner eingehend schon seit vielen Jahren be- fafst hat. Es ist ihm gelungen, durch Kreuzung der Ch. arember^^'iana mit concolor eine Abart zu erhalten, als deren ganz besondere Vorzüge der Redner hervorhebt, dafs die Sorte widerstandsfähiger und kräftiger in der Belaubung sei, wodurch die Verwendbarkeit dieser schönen Palme für dekorative Zwecke bedeutend erhöht wird. Redner, welcher die Samen durch künstliche Befruchtung selbst erzielt, kann sich über schlechtes Keimen, wie dies bei importierten Samen so oft vorkommt, nicht beklagen. Er hat diesbezügliche Versuche gemacht, indem er Chamaedoreensamen 18 Monate in einer Blechbüchse mit Sägespänen aufbewahrte und dann aussäte. Die Samen keimten noch vorzüglich. Die Ursache des Nichtkeimens importierter Samen besteht nach Ansicht des Redners in dem Fehlen des Embryos in den Samen, mit anderen Worten es sind taube Samen. Zum Schlüsse frug Redner die Versamm- lung, ob für die Kreuzung vielleicht schon ein Name bekannt wäre. Daraus entspann sich eine Debatte über den Wert oder Unwert des Namengebens für Neuheiten. Die von einer Seite gefallene Äufserung, dafs man solche Kreuzungen nicht besonders benenne, sondern dafs man, wie dies in der Botanik üblich sei, sie durch die Eltern bezeich- net, in diesem Falle also Chamaedorea aretnbergiana X concohv, fand besonders in den Reihen der anwesenden Handelsgärtner lebhaften Widerspruch und Herr Bluth legte eine Lanze für die Namen- gebung der Neuheiten ein, insbesondere der Neuheiten, die sich leicht vermehren lassen. Und unter Hinweis auf ein vorgeführtes, noch unbenanntes, neues Cypripedium (insigne X chamicriainianuni) meinte Herr Bluth, dafs, wenn dies ein findiger Engländer in die Hände bekäme, er dem Ding sofort einen effektvollen Namen geben und schliefslich noch ein paar Tausend Mark herausschlagen würde. An der Vermehrungsfähigkeit der neuen Palmenkreuzung wurde gezweifelt und ihr somit der praktische Wert für den Handel abgesprochen, den der Herr Redner allerdings hervorhob, un(er ausdrücklicher Betonung, dafs nur solche Neuheiten gezogen werden sollten, die dem gärtnerischen Handel zu gute kämen. Die Palme ist nämlich zweihäusig und man müfste, um Samen zu erhalten, eine Be- fruchtung mit einer der Stammarten vornehmen, deren Ergebnis natür- lich eine Abart wäre, die der Stammart bedeutend ähnlicher ist. Man müfste also stets die Kreuzung von neuem vornehmen oder sich auf die spärliche Vermehrung durch Wurzeltriebe verlassen. Über die von Ubergärtner Hering in Wachau eingesandte Himbeere ,,Immertragende von Feldbrunnen", welche jetzt noch Früchte trägt und die in diesem Jahre sehr dankbar gewesen ist, einigte man sich dahin, dafs die Sorte für den Geschäftsmann nicht geeignet ist, weil sie niemals zu einem bestimmten Zeitpunkt einen so reichen Ertrag liefert, der das Abernten verlohnte. Die Sorte ist also etwas für Liebhaber. Die Vielseitigkeit des Abends und auch die Stimmung wurde erhöht durch die Vorführung einer neuen „Nibelungen"-Gewächshausspritze, Fabrikat von Oehme & Weber, Leipzig. Das Mundstück dieser Spritze besteht aus aufeinander geschraubten konischen Ringen, was ein Verstopfen dieser Spritze verhindern — soll. Die Spritze wird herumgereicht. Aus der Versammlung ward sehr treffend bemerkt, dafs es noch keine Spritze gebe, die den Gärtner der Arbeit des Spritzens überhöbe: „Eigentlich müfsten die Spritzen alleine spritzen, aber so ist es, die Arbeit nimmt uns keiner ab, und verstopfen thun sie sich alle." Bei dieser Gelegenheit wurde der Hilde- brand'schen und Zicgler'schen Spritzen von mehreren Seiten lobend Erwähnung gethan. Herr Winhold in Grofs-Lichterfelde führte eine blühende S/reli/zia Reginae vor, und Herr Geheimrat Wittmack er- läuterte der Versammlung den Befruchtungsvorgang, der durch Honig- vögel in der Heimat bewirkt wird. Herr Dietze, Steglitz, hatte eine Anzahl einblumiger Chrysaiilhcniuni mit herrlich entwickelten Blumen zur Schau gebracht und knüpfte hieran einige die Kultur betreffende Worte. Herr Dietze erhielt für seine Leistung den Monatspreis zu- erkannt. Auch die wirklich prachtvollen Chrysanthemen des Herrn Hof- musikalienhändler Bahn in Gr.-Lichterfelde erhielten die verdiente Aus- zeichnung. Als Novum wurde Salvia Horndnum gezeigt. Ben Akiba hat doch so recht! Es ist alles schon dagewesen, auch die nicht üble Salvia mit ihren hier violett gefärbten Triebspitzen, die lebhaft an unsere auf Wiesen wachsenden Melampyruiii erinnern. T. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Oppenheim a. Rh. An der grofsh. Wein- und Obstbauschule hierselbst hat der ordentliche Lehrgang am 15. Oktober mit 18 Besuchern begonnen; derselbe dauert 9 Monate (2 Semester). Das Honorar be- trägt für beide Semester 50 M. ; für Nichthessen 75 M. Der Winter- lehrplan enthält Weinbau, Obstbau (Baumschule, Pomologie und Schäd- linge), Nationalökonomie, Chemie, Physik, Buchführung, Wechsellehre, Postwesen, Handelskorrespondenz etc., ferner Handelsgewächsbau. An den Nachmittagen wird in einigen Stunden in allgemein bildenden Fächern Unterricht erteilt, die übrigen Nachmittagsstunden dienen (ür praktische Übungen im Weinbau, in den Kellereien, den Spalietanlagcn und Obst- muttergärten, ganz besonders aber auch zur praktischen Übung im che- mischen und physiologischen Laboratorium, sowie in der Ilefe-Reinzuclit- und Reblausstation. In letzterer werden die Besucher auch zu Reblaus- sachverständigen ausgebildet. Als Lehrmittel dienen der Anstalt: die Bibliothek, das chemische und botanische Laboratorium, die natur- wissenschaftlichen Sammlungen, die Geräte- und Modellsammlung, die Sammlung von nützlichen und schädlichen Tieren, die WL-inkellereien mit Gär- und Flaschenkeller, Obstlagerräume, Spalier- und Obstmutter- garten, übstverwertungsanstalt und die anschliefsenden Weinberge. Das Gesamtareal umfafst eine Fläche von ca. 18 Morgen. Der ünterriclit wird erteilt durch den Direktor (Weinbau, Kellerwii tschaft), Landes- ökonomierat Müller (Nationalökonomie), Obstbaulehrer (Clbstbau, Ver- wertung, Pomologie), Prof. Goetz (^Physik), Dr. Schulze (Chemie), einen Landesgeometer (Feldmessen und Nivellieren), Handelslehrer (Handels- wissenschaftenj, Realschullehrer (allgemein bildende Fächer). Die prak- tischen Übungen werden durch die betreffenden Fachlehrer bez. Winzer, Kellermeister und Obergärtner überwacht. x. 84 Die Garten weit. VI, 1 Bevorstehende Ausstellungen. Düsseldorf. Von dem Gartenbau-Ausschufs der 1902 da- selbst stallfiDdenden Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Aus- stellung ging uns die folgende Erklärung zur Veröfifentlichung zu: Nachdem die Entwicklung der Ausstellung dahingeführt liat, dafs 1. fast alles gröfsere und zusammenhängende Gelände für Bauten in Anspruch genommen ist, und nachdem 2. die Verhandlungen mit den Gärtnern in Rheinland und West- falen nur zu Anmeldungen in beschränkter Zahl geführt haben, glaubt der Ausschufs der Gruppe „Gartenbau", dafs von einer gröfseren Gartenbau-Ausstellung Abstand genommen werden müsse und demnach nur noch Raum bleibe für 1. eine gärtnerische Ausschmückung des Ganzen, sowie 2. für kleinere, mehr gelegentliche Schaustellungen gärtnerischer Art, die sich innerhalb des Rahmens der Gesamtausstellung ausführen lassen. 5 3 der Bestimmungen, Auszeichnung hervorragender Leistungen betreffend, bleibt in entsprechend beschränkter Form weiter bestehen. Tagesgeschichte. Karlsruhe. Der Bürgerausschufs genehmigte die Herstellung des Stephanplatzes mit Anlagen und einem öffentlichen Abort mit einem Gesamtaufwand von 50000 M. M. -Gladbach. In der Stadtverordnetensitzung wurde beschlossen, zur Vergröfseiung des Volksgartens von dem Grundbesitzer Kollen 1 1 Morgen Wald und Wiesen zum Gesamtpreise von 29 700 M. zu er- werben und aufserdem am Volksgarten eine 440 m lange, 15 m breite Allee anzulegen, die 28000 M. kosten wird. Plauen i.V. In hiesiger Stadt besteht der Plan, den Kaiser Wilhelm-Hain unter Hinzunahme der noch vorhandenen grofsen Wiesenflächen mit der Zeit zu einem Central-Park umzuwandeln. Zossen. Die von der Vereinigung der Kunst- und Handels- gärtner in Zossen in der Zeit vom 2. — 4. d. M. veranstaltete Gartenbau- Ausstellung bewegte sich im Rahmen einer kleinen Lokalschau, die im übrigen hübsch arrangiert war. Zossen, die Endstation des Vorort- verkehrs der Berlin-Anhalter Bahn, und mit den Vorortzügen in einer Stunde von Berlin aus zu erreichen, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Gärtnervorort der Reichshauptstadt. Neben einigen hervorragen- den Baumschulbetrieben befinden sich in Zossen zahlreiche Schnittblumen- Gärtnereien, welche die gangbarsten Blumen für den Berliner Markt ziehen. Diese Schnittblumenzüchter, bezw. deren Frauen oder Gehilfen, fahren täglich früh um 5 Uhr nach Berlin, um hier ihre Blumen in der Engros-Markthalle abzusetzen. Was nun an solchen Schnittblumen zur Zeit vorhanden war, zeigte die Ausstellung. Der ziemlich kleine Saal des Schützenhauses enthielt die verschiedenartigsten Blütenpflanzen hübsch angeordnet auf Tabletten längs der Saalwände und als Blumenparterre die Mitte des Saales ein- nehmend. Am besten gefielen uns die Nelken. Recht schone, kräftige Pflanzen zeigte E. Dobert, darunter solche der schönen Sorte „hinzt's White". Ein zweiter Nelkenzüchter, Max Schoene, ein noch junger Anfänger, der sich ansschliefslich der Nelkenzucht widmet, hatte präch- tige Sorten, allerdings in noch schwachen Pflanzen, aber auch in kräftigen Senkern, wie sie zum Versand kommen, gebracht. Er ist, nebenbei bemerkt, eine musikalisch veranlagte Natur und Komponist des Zossener Gärtnermarsches, der zur Eröff'nung der Ausstellung von der Kapelle vorgetragen wurde. Prachtvoll kultiviert waren schliefslich die Nelken- pflanzen von F. Käding, der auch die schönsten Schaablumen von Chrysanthemum und sehr starke Adiantum zeigte. Im allgemeinen waren die ausgestellten Chrysanthemum von mitt- lerer Qualität, dazu bestimmt, die gewöhnlichen marktgängigen Blumen zu liefern. C. Ziemke und H. Keyfsner hatten die verhältnismäfsig besten Pflanzen ausgestellt; letzterer war noch mit einer Cyclamen- Gruppe vertreten, der einzigen der Ausstellung. Von Topfpflanzen wären nur noch die sehr starken, blühenden Myosotis oblongata vera von Ludwig Kühtze zu erwähnen. Gut vertreten waren die Baumschularlikel, hauptsächlich durch F. Grunewaldt, den Vorsitzenden des Vereins, der als solcher zur Eröff'nung der Ausstellung auch Gelegenheit hatte, seine Jungfernrede zu halten, die ihm sichtlich noch einiges Unbehagen bereitete. Sämtliche Baumschulartikel Grunewaldts waren von vorzüglicher Qualität. Er führte ferner aus seiner Champignonzüchterei zwei Hügel mit Pilzkulturen vor, und ein kleines Sortiment von Äpfeln und Birnen in den besten Sorten für die verschiedenen Formen. Gravensteiner, Winter-Gold- l'armäne, Grofse Casseler Reinette, Landsberger Reinette für Hoch- stämme; Gold-Reinette von Blenheim, Pariser Rambour-Reinette, Orleans- und Ananas -Reinette für Pyramiden. Ferner von Birnen: Clairgeau's Butter-Birne, Neue Poiteau, Diel's Butter-Birne und Esperen's Berga- motte für Pyramiden geeignet. Ein sehr reichhaltiges Obstsortiment war von F. Meier, Meilen bei Zossen, vertreten, während Rentier A. Schulze, Malvasier Trauben, rot und blau, von grofser Stattlichkeit vorführte. Als Aussteller von Baumschulartikeln sind noch zu nennen: Keyfsner mit Viburnum Opuhis in Töpfen zum Treiben, von ganz vor- züglicher Qualität, sowie Treibflieder in Töpfen. C. Menger mit Treibflieder, hohen und niederen Rosen, enorm starken Ampelopsis und Koniferen. J. Pflüger hatte Pläne von Gartenanlagen und vorzugs- weise von Obstplantagen ausgestellt. Sehr gefiel uns ein transportables Gewächshaus, das in kurzer Zeit fertig hinzustellen ist, von Liebenow & Jarius, Britz-Berlin. Es war in Holzkonstruktion, nur das mit Mist- beetfenstern belegte Gerüst des Satteldaches war aus Eisen. Es hatte zwei Abteilungen mit rasch herzurichtendem Vermehrungsbeet, welches durch Vorstellen eines Holzverschlages geschaffen wird. Die Heizung besorgte ein freistehender Richmondkessel kleinsten Kalibers, dessen Preis nur 200 M. beträgt. Hingewiesen sei noch auf vorzügliches Gemüse verschiedener Art. Alles in allem war die Schau, wie bereits eingangs erwähnt, eine kleine Lokalausstellung, veranstaltet von rührigen Gärtnern einer auf- strebenden Gärtnerkolonie, denn zu einer solchen hat sich Zossen ent- wickelt, auf einem Grund und Boden, der, wie der Landrat v. Stuben- rauch in seiner Festrede hervorhob, noch vor 20 Jahren unkultiviertes Moor- und Wiesenland war. M. H. Personal-Nachrichten. Lippert, W., bisher i. Obergärtner der Firma C. Platz & Sohn, Erfurt, trat in gleicher Eigenschaft in die Firma Köhler & Rudel, Windischleuba bei Altenburg (S.-A.), ein. Mühle, Wilhelm jr., Temesvar (Ungarn), erlag am 28. Okto- ber im jugendlichen Alter von 28 Jahren einem Herzleiden. Der Ver- storbene, ein Sohn des bekannten gleichnamigen Handelsgärtners, war ein eifriger Mitarbeiter unserer Zeitschrift und ein persönlicher Freund des Herausgebers derselben. Mühle begleitete im Jahre 1897 eine Vertrauensstellung auf der Hamburger Gartenbau-Ausstellung, ging dann nach Schlufs derselben nach Nordamerika, wo er bei üreer in Phila- delphia Stellung fand, dann nach Mexiko und von da aus nach Japan, wo er längere Zeit bei der Firma Louis Böhmer in Yokohama arbeitete. Bald nach der Heimkehr ins Elternhaus machte sich das Herzleiden bemerkbar, dem der überall gern gesehene, hoffnungsvolle junge Mann so rasch zum Opfer fallen raufste. Wir werden den früh verstorbenen Freund und Mitarbeiter in guter Erinnerung behalten. Nicolai, Johannes, Kunst- und Handelsgärtner in Coswig i. S., bekannter Spezialist in Orchideen- und Kakteenzucht, verstarb am 4. November. Berichtigung. Auf unserer Farbentafel in No. 6 sind bedauerlicherweise die neben den einzelnen Blüten-Abbildungen stehenden Zahlen in falscher Reihenfolge gesetzt. Zur Richtigstellung ändere man daher die Zahl 5 in 3, y. „ 3 „ 4 »nd „ n 4 n 5 um, so dafs die Numerierung der einzelnen Sorten nun eine von links nach rechts fortlaufende ist. Verantworlt. Redalcteur: Man Hesdörffer, Berlin. — Vertag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstclter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 23. November 1901. No. 8. NacSidruck und Nacliliildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafreclUlich verfolgt. Gärten des Auslandes. Aus englischen Gärten. \'on F.W. Meyer, Landschaftsgärtner der P'irma R.\'eitch& Son, Exet er (England). III.*) (Hierzu drei Abbildungen,) Partie. Sir William Molesworth (ein Bruder der jetzigen Besitzerin Frau Ford) legte im Jahre 1830 sowohl Felsen- wie Blumengarten an, welche die bedeutende Summe von 200000 M. gekostet haben. Um von der englischen Behandlung von Blumenbeeten im allgemeinen einen besseren Begrift' zu erlangen, dürfte es r encarrow ist ein grofser, verschönerter Landsitz, etwa sich empfehlen, die Bepflanzung dieser Beete etwas näher zu 4 englische Meilen von Bodmin (Cornwall) entfernt. Es ist eine schöne Besitzung, welche Wald und Parkwiesen in aus- gedehntem Mafse enthält, und sowohl im Park als in der Nähe des Blumengartens schöne Gruppen und Einzelbäume der herrlichsten Koniferen und anderer, zum Teil sehr seltener Bäume aufzuweisen hat. Ich erwähne nur Glyptostrobiis hetero- phylliis von 10 m Höhe, mit einem Stammumfang von etwa i m, ferner Fagiis betuloides, eine prächtige, immer- grüne Buche, ebenfalls 10 m hoch, mit einem Kronendurchmesser von über 20 m, sowie meh- rere grofse Araucaria imbrkata, von denen eine sowohl männliche als weibliche Blüten trägt, eine bei diesen Pflanzen sehr seltene Erscheinung. Das Wohnhaus ist wohl im Innern sehr reichlich ausgestattet, dagegen ist die äufsere Form sehr einfach ge- halten. Die drei Ab- bildungen auf Seite 85, 86 und 87 zeigen das Wohnhaus, den Blumen- garten und eine Felsen- betrachten. Die diesbezüglichen Angaben verdanke ich der FreundUchkeit des Obergärtners Herrn A. C. Bartlett. Ich erwähne von den Beeten nur die wichtigsten, welche meistenteils auch auf den Abbildungen sichtbar sind. Die im Hintergrunde auf der untenstehenden Abbildung sichtbaren, rechts und links vor der Thür des Wohnhauses liegenden, runden Beete sind aus Heliotrop und Pelargonium *) Siehe auch Jahrg. V, Heft 45 and 48. Die Gartenwelt. VI Blumengarten zu Pencarrow bei Bodmin (Cornwall). Vom Verfasser für die nGartenwelt" photographisch aufgenommen. 86 Die Garten weit. VI, S ^John Gibbons" gebildet, und tragen in der Mitte je eine Datura, welche letztere besonders im Spätsommer sehr üppig blühen. Hieran schliefst sich ein aus Alternanthera amabilis, A. magnifica, A. aurea nana und A. vcrsicolor gebildetes Teppichbeet mit einer von Mesembrianthemtim cordifolium va- riegatum umgebenen Cordyline als Mittelpflanze, und einer Einfassung von Echeveria secunda glauca. Weitere Beete dicht am Hause bestehen aus Canna und Gladiohis, eingefafst mit Salvia argcntea, ferner Pelargonium- und Begonia-^tsit mit einem Rande von Calocephalus (Lauophyta) Brownii und Beete bestehend aus Calceolaria amplexicaulis mit Verbe?!a venosa als Fontäne und^lumengarten zu Pencarrow bei Bodmin (Cornwall). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgeDommen. Einfassung oder Fiichsia verschiedener Gröfsen mit Ageratum und Pelargonien vermischt. Das im Vordergrunde vor der Fontäne auf der Abbildung der Titelseite sichtbare, grofse Beet enthält Canna, Ricinus, Phlox, Datura, Gladiohis, Zinnia, Petunia, Nelken und Phlox Drummondii von Centaurea candi- dissima eingefafst. Ein dahinter hegendes Beet ist ebenfalls gemischt und enthält Pelargonium ^^Indian Yello7v" , Reseda, Salvia splendens und Lobelia cardinalis, eingefafst von Alyssum maritimum variegatum. Weniger gemischt und von sehr guter Wirkung sind die auf der obenstehenden Abbildung dar- gestellten, dicht an der Fontäne liegenden Beete. Dieselben haben Helianthus multiflorus plenus als Mittelpflanzen, umgeben von der rosafarbigen, zwergartigen Dahlie ,.Rosy Morn" und Möge also das Gesagte genügen, dem Leser zu zeigen, wie eingefafst mit Tagetes .^Ligion ithonneur". ganz verschieden von Deutschland hier die Gärten sind. Die erwähnte Abbildung dieser Seite zeigt auch einige kleine Koniferen, welche zwischen den Beeten als Einzel- pflanzen benutzt wurden, wie z. B. Chamaecyparis sphaeroidea ericoides fsyn. Retinispora ericoides), Chamaecyparis obtusa gracilis aurea ('syn. Retinispora obtusa gracilis aurea), Chamae- cyparis lawsoniana erecta viridis ('syn. Cupressus erecta viridis), Taxus baccata aurea nana etc. Im Hintergrunde des Bildes über der Rasenböschuug stehen schöne Exemplare von Taxus fastigiata, und rechts im Hintergrunde blühen Hydrangea Hortensis mit ihren hier tief- blauen Blumen auf einer Felspartie. Diese Felsen- gruppe führe ich wenigstens teil- weise dem ge- neigten Leser in einer besonderen Abbildung S. 87 vor. Es ist schade, dafs diese, ur- sprünglich von Sir William Moles- worth in ge- schmackvollem Stil angelegteFels- partie nach und nach von aller- hand unpassen- dem Gesträuch, wie z. B. das ge- wöhnliche Rho- dodendron ponti- cuin, überwuchert wurde, bis der jetzige Obergärt- ner wieder etwas Lichtung schaffte. Alpenpflanzen, die doch sonst sehr gut hier in Eng land gedeihen, sind auf diesem Felsen nicht zu finden, dagegen grofse Koniferen, wie Arau- caria imbricata, Cedrus Libani, Juniperus excelsa etc., sowie zahlreiche Camellien, Yucca recurva, Yucca gloriosa, Erica, Andromcda ftoribunda, Azalea amoena, Gaultheria Shallon, Kalmia latifolia, Berber is Darwinii, Cotoneaster microphylla, Cotoneaster Simonsi, Eugenia Ugni und zahlreiche Farne. Wie dieser Garten, so liegen auch die früher beschriebenen in der Grafschaft Cornwall. Natürlich sind in andern Provinzen auch wieder andere Kulturen zu finden, und vielleicht berichte ich gelegentlich einmal in einem späteren Artikel auch über andere Teile Englands. Augenblicklich stehen mir weder Zeit noch Raum zur Verfügung, weiter auf dieses Thema einzugehen. Soeben erschien: 87 ien Eingang zu verschaffen, hiversuchen und gründlichem :n uralten Stätten endlich zu ist. Auf der vorletzten Jahres- i Naturforscher gab Walter iten, zusammenfassenden Be- jetzt über die Kaprifikation Q Erinnerung gebracht, was efsbare Feige vom morpho- V'enn wir eine Zwetsche, eine ist diese Frucht eine echte rnwall). auch die Gärtner Süditaliens und Spaniens ganz gut. 2300 Jahre reicht die Kenntnis der Kaprifikation zurück, Herodot dürfte sie gekannt haben, Aristoteles und Theo- phrast schrieben darüber. In ganz jüngster Zeit kam neues Leben in diese Frage, seit man in Nordamerika daran gegangen *) Mit diesem Worte bezeichnet man des Verfahren, die Früchte der wilden Gaisfeigen (Caprißcus) auf die edlen Feigenbäume za hängen. Ien ersteren die fleischig ge- Bittc wenden! essen. Verspeisen wir aber 3sen wir den fleischig gewor- ;m die eigentliche Frucht um- eere den fleischig gewordenen kleinen Früchtchen eingebettet sind. Bei einer Feige aber essen wir den ganzen Blütenstand, also einen hohlen, vergröfserten, blühenden Zweig, welcher im Innern des fast geschlossenen Hohlraumes viele Hunderte kleinster Blüten trägt, .\pfel, Birnen, Quitten, Mispeln, Erd- beeren, Himbeeren, Brombeeren, Feigen sind also Schein- früchte. Es giebt jährlich meist zwei Feigenemten. Im März oder April erscheinen die „Brebas", später dann die ge- 8* 86 ,^J^ohn Gibbons" gebildet, Datura, welche letztere be blühen. Hieran schliefst s A. magnifica, A. aurea m Teppichbeet mit einer von riegattim umgebenen Cordy Einfassung von Echevcria se. am Hause bestehen aus Ca Salvta argcntea, ferner Pel einem Rande von Calocephal, bestehend aus Calceolaria ai gnitf(l)cr ^ttrtfn=fialnikr XXIX. lalirpitg 1902. jfnbalts-Uebcrnd^t. CobntabcUen — CnJielobnfä^e. — üabellc 5ur Bercdinunii öct^ Colines' für V4— 7 Ca^ie bei gc» gebcnem iajjclohnfati. — üabellc ^ur Beredinunc; Ses Cobnee für 1—13 @Iun^cn bei geLirbcnem 6tun^en=eohnfatl. — rcgctationafalenter fiir 1902. — Ifittcruiiyetabellc. — BcccAnung ter Roflcn bei (Eltarbeiten '— 6d)CTtia fiir öic Bcrcdinunvi öea "Muf: trac(' iint> '^Ibtraybotcnö bei dr^atbeiten nad) Profilen. — ^Bcrec^nunci ^ 6es IXvLf'- un^ ^lbtrßCiboC>cn5 bei (Jrtarbeiten iiadi iiori^ontalen. — J'eltbabnen. — irafferanlayC. — ':gufammenftellnm-, ron €nmpf= unt' iraHcrpflan^cn für 6ic perfdiie6enen -^rotcfe. — IV*ei;ebau. — £'ohn= imi> ■31rbeit55eil=iabcllc. — 5diema ,;u einem fioftenanfdila>ie für Banmanpflan- ^un-.cii an ^trßfjcn. — Xie beften üreibrofcn. — ÖO bcfte 'J?ruppcnrofen für Bodjftanunform. — Tic ÖO beflcn vi^ruppcntofcn für nie^rige iPruppen. — Tic 12 belicn Sdilingrofen. — Die 5 beflen Irauerrofen. — ■^Ulgeincine Beftiinmungen über ücrnierfuncicn, Entwürfe uni? Jlusfübruniicn ron Parf^ unö iParten- anlügen foipic ßoftcnbercdjnimgen, i?ebübrcnfor6c= rungen ;c. — -iCüt' unt> pflanilabelle. — IierPor= ragende neue Pflnn^^en. — ^^ormeln 3ur BcrcJ^nung peifdueöcner .ficiurcn unt Korper. — 'Eingaben ^ur itmiiitclung 6« 'lln^iihl ron pflanzen :c. bei gegebener Pflan,^n>eile fiir yerfdiictcne J'iguren. — pflanzen» bewarf für 1 l^cftar mit Hücfficfat auf petfdiicC'cne ■Jlnoitnung nn^ '2lb[tän6e. — "Eingaben für Mc tionftruttiön perfdtict'cncr J'iguren. — Pflanzweite öer oerfdiiefrenen ^rbOt-rten. — Rieine Qlusicabl poriüglitbet Sorten tcr perfdtic^enen tCbfiartc». — ?lepfcl unt Sirnen jur 5tra^cnpflaii3ung in milderen unö gen?öbnlidien Cagen. — 'Jlepfcl \xx\b Birnen jur 'ctra^enpflan^ung in rangen L'agcn. — ©bftforten fiir Jormobftfultur. — vBcroadife, rreldie in , folge ihres nietrigen ITudifee un^ ihrer Blatlbiltung bei 6cr Befcßung pon Bhimcnbceleii, ablien in ihren bcften 5)nditun>-,cn tet legten Jahre. — L'ifte C>er heften tThrrfantbcmen. — IPae i|l bei ^er 'Einlage Pon ,fel6pdrlieen \,\i beachten? — Tic öanfbarften JUpenpflan^en. -^ «tmpfebleneiDcrte ilanna^Sortcn. — Pjianyreitc un6 Bedarf i'on Blumen — pflan^n^cite un^ »irntc Pon v^emiife^ unö ßanöelßgeunidifi-fainen — l^ebenetauec t>fr Samen ron ^f^eniüfe-Jlrten \\\\b ü^cipiir^fräiitern. — ^^eroidite- pcrbältnilTe ^e^ Sameritorner ron ^cmüfe=7irtcn un6 ßanC-clegetDücbfcn. — (Den^icbt einiger li^cniüfe Wirten bei 6cr itintc, marftfchig zubereitet, unt Blattabfall. — Qln^ahl iJcr Pflänzlinge beim einpflanzen unö Samenmengen einiger ^Semtifcs Wirten bei 6er ^Ins^ faat per ?lr. — "Jlnzahl 6cr Samcntörner Pon ^bll= forten, Büumcn un6 ^ietflräudietn. — "Jlngaben über rationelle Dernientung 6er I}an6cU6ünqcr im iDb|> nn6 *?emüfebau. — IPintc für 6ae 3lufbängen pon Itiftfäften für UögeN — Pcrgleidiung 6cr tßraöe auf 6cn iIhcrniometcr=ScaIen nad) t£eitui§, 2ieaumur un6 .fabrcnbeit. — fergleidiung 6er Thermometer' Scalen für jeöes '^ft'^tt^' eines ißrates. — S*"®' bcred)nung auf einen Ülonat. — :j>inöberedmung auf ein 3ahr — ^^ins auf :5ine'rrdinung. — inünz= tübellc. — He6uttionstabelien für preupifdie llTaalie in metrifdies IHaalv — iregcniaa|;c. — Mlctrifcbe inaaj^e uii6 (i>cn>id)tc nn6 ihre abgefürzten Be» Zeidiniingen. — Cängen=, ,fel6jläd)en«, J"lüfrigreil&« 'un6 y^etteiöe^inaajie. — UrantenfalTe. — Unfall' perfidierung. — Hcttnngennttcl hei llnglücfsfällen pon inenjchen. — I'ie Gartenbau = Tcreinc 6cs leutfcbeu Heidies. - Hntcrtidits^ "Jlnftalten für iöattner, Pomologcn, Cb|lgärtner, Baumgärtner u.f.H>. fflit einer halben Seite weiß Papier pro Cag in Ceinen geb. preis 2 flß. JDit einer ganjen Seite weiß Papier pro Cag in Cedcr geb. Preis 3 ffi. Fontäm C[ntcr;cicbTictcr crlucbt um Zulcndung: 1 (liirtfn=$olfniifr XXIX. lölirg. 1902 Ijerausgegebcn von Ol. I^esdörffcr. Jn Eeinen gebunden Preis 2 fD. Jn Ceder gebunden Preis 3 ffl. Setrag foK^l anbei burth Poiuinircifun^. Bctraii ifl nadi^unelimeii. Hüme un6 iDrl: Einfassung oder Fiichsia vers und Pelargonien vermischt. Fontäne auf der Abbildung Beet enthält Canna, Ricinus, j Fetunia, Nelken und P/ilox L dissima eingefafst. Ein dahi gemischt und enthält Pelargomum „Jmiian Yellmv'', Reseda, Salvia splendens und Lobelia cardinalis, eingefafst von Afyssiim maritimiim variegatum. Weniger gemischt und von sehr guter Wirkung sind die auf der obenstehenden Abbildung dar- gestellten, dicht an der Fontäne liegenden Beete. Dieselben haben Helianthiis mulliflorus ple>ws als Mittelpflanzen, umgeben von der rosafarbigen, zwergartigen Dahlie ,,Rosy Alorn"- und eingefafst mit Tagetes ,^Ligion d'/ionneur". Wie dieser Garten, so liegen auch die früher beschriebenen in der Grafschaft Cornwall. Natürlich sind in andern Provinzen auch wieder andere Kulturen zu finden, und vielleicht berichte ich gelegentlich einmal in einem späteren Artikel auch über andere Teile Englands. Augenblicklich stehen mir weder Zeit noch Raum zur Verfügung, weiter auf dieses Thema einzugehen. Möge also das Gesagte genügen, dem Leser zu zeigen, wie ganz verschieden von Deutschland hier die Gärten sind. VI, 8 D i e jCta r t e n w e 1 1. 87 Obstbau. Das Geheimnis der Kaprifikation.*) Von Dr. Friedrich Knauer, Wien. Eines der interessantesten Kapitel der Biologie ist das Verhältnis zwischen Blumen und Insekten, insofern diese bei der Bestäubung der ersteren eine wichtige Rolle zu spielen haben und beide Teile sich diesen Wechselbeziehungen innig anpassen. Ein sehr lebhaftes Beispiel für ein solches Zwie- verhältnis bietet die Symbiose zwischen dem Feigeninsekt, Blastophaga grossorum Grav. (Cynips psenes L.), und dem gemeinen Feigen- baum ein Zu- sammenleben, das der Mensch seit uralten Zeiten für die Feigenproduk- tion auszunützen weifs. ÜberdasWesen der Kaprifikation in der Feigen- kultur hat man in den letzten Jahren eingehende Be- obachtungen an- gestellt, ohne manches Dunkle bezüglich derVor- bedingungen der Fruktifikation und der engeren Be- ziehungen zwi- schen dem „wil- den" oder Bocks- Feigenbaum und dem efsbare Fei- gen tragenden Feigenbaum voll- ends aufzuhellen. Dafs das Mitthun der wilden Form bei der Befruchtung der Kulturform für die Produktion aller getrocknet in den Handel kommenden Feigen nötig ist, wissen die Einheimischen, die in den drei wichtig- sten Gebieten für die Gewinnung getrockneter Feigen : Kaby- lien in Nordafrika, Kalamata in Westgriechenland und x\idin bei Smyrna im türkischen Asien, Feigenkultur treiben und auch die Gärtner Süditaliens und Spaniens ganz gut. 2300 Jahre reicht die Kenntnis der Kaprifikation zurück, Herodot dürfte sie gekannt haben, Aristoteles und Theo- phrast schrieben darüber. In ganz jüngster Zeit kam neues Leben in diese Frage, seit man in Nordamerika daran gegangen *) Mit diesem Worte bezeichnet man des Verfahren, die Früchte der wilden Gaisfeigen (Cafrißcus) auf die edlen Feigenbäume zu hängen. ist, der Feigenkultur in Kalifornien Eingang zu verschafifen, und als man nach mehrfachen Fehlversuchen und gründlichem Studium der Feigenkultur an ihren uralten Stätten endlich zu befriedigenden Resultaten gelangt ist. Auf der vorletzten Jahres- versammlung der amerikanischen Naturforscher gab Walter T. Swingle einen sehr interessanten, zusammenfassenden Be- richt über das, was man bis jetzt über die Kaprifikation und ihre Vorbedingungen weifs. Zunächst sei dem Leser in Erinnerung gebracht, was denn überhaupt die bekannte efsbare Feige vom morpho- logischen Standpunkte aus ist. Wenn wir eine Zwetsche, eine Weinbeere, eine Nufs essen, so ist diese Frucht eine echte Teilansicht der Felspartie zu Pencarrow bei Bodmin (Cornwall). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Frucht und es ist bei den beiden ersteren die fleischig ge- wordene Fruchtwand , die wir essen. Verspeisen wir aber einen Apfel, eine Birne, so essen wir den fleischig gewor- denen Blütenboden, von welchem die eigentliche Frucht um- hüllt ist, und bei einer Erdbeere den fleischig gewordenen Blütenboden, auf welchem die kleinen Früchtchen eingebettet sind. Bei einer Feige aber essen wir den ganzen Blütenstand, also einen hohlen, vergröfserten, blühenden Zweig, welcher im Innern des fast geschlossenen Hohlraumes viele Hunderte kleinster Blüten trägt. Apfel, Birnen, Quitten, Mispeln, Erd- beeren, Himbeeren, Brombeeren, Feigen sind also Schein- früchte. Es giebt jährlich meist zwei Feigenernten. Im März oder April erscheinen die „Brebas", später dann die ge- 88 Die Garteiiwelt. VI, 8 wohnlichen Feigen, die am jungen Holze des Jahres im Juni oder Juli auftreten und im August oder September reif werden; einige Sorten dieser zweiten Ernte werden erst zu Weihnachten („Natalino") oder gar erst zu Ostern („Pas- quale") reif. Wer eine Feige, wie sie frisch in den Handel kommt, ifst, vermifst den angenehmen, nufsartigen Beigeschmack der getrockneten Feigen; es fehlen eben die Samen. So- wohl die Blüten der Brebas , als der späteren Feigen sind ausschhefslich weiblich. Erst nach der Bestäubung mit dem Blütenstäube der „wilden" Bocksfeige bilden sie reichlich Samen. Wir wollen nun sehen, wie diese Bestäubung erfolgt. Man darf nicht glauben, dafs die sogenannte ,.wilde" — der Ausdruck ist nicht richtig, weil auch diese „wilde" Form verpflanzt wird und in mehreren Spielarten in Klein- asien und Griechenland existiert — oder Caprificus-Feige des Bocks-Feigenbaumes einfacher gebaut ist; sie ist vielmehr komplizierter gebildet. Diese „wilde" Form fördert im Jahre drei Fruchtgenerationen zu Tage. Im Oktober setzen die Bocksfeigen oder „mamme" — die Wintergeneration — an und werden von März bis Mai, meist im April, reif. Sowie die Bocksfeigen abfallen, beginnen die „profichi" — die Frühjahrsgeneration — und reifen im Juni oder Juli. Kaum sind die profichi abgefallen, so setzen die „mammoni" — die Sommergeneration — an, die im Oktober reifen , wenn sich schon wieder die Bocksfeigen ansetzen. In allen diesen Feigen lebt das Feigeninsekt, Blastophaga grossorum, das sich im Fruchtknoten aufhält und die Umwand- lung des Samens in eine Galle veranlafst. Aus den reifen Bocksfeigen der früheren Generationen wandern die weiblichen Insekten in die jungen Bocksfeigen über und legen in jede der Gallblüten ein Ei, welche dann von den normalen weib- lichen Blüten durch unvollkommenere Narben sich unter- scheiden. Da nun von den drei Fruchtgenerationen die „profichi", das sind die Feigen der Frühjahrsgeneration, viele männliche Blüten im oberen Teil der Feige, gerade unter der Mündung tragen, also an Blütenstaub sehr reich sind, so ist es eben diese Generation, welche der Feigenbau zur Kaprifikation heranzieht. Weil nun der männliche Blüten- boden dieser Feigen Gallenblüten trägt, welche als wenig ver- änderte weibliche Blüten erscheinen und weil in diesen Gallen- blüten Insekten wohnen, welche die weiblichen Feigenblüten bestäuben, indem sie zur Eierabgabe von einer Fruchtgene- ration auf die andere überwandern, so ist in dieser Symbiose — welche den Insekten Nahrung und Wohnung, den Feigen die Bestäubung sichert — das Mittel gegeben, die weiblichen Blüten der Kulturfeige mit dem Blütenstaub der Wildfeige bequem zu befruchten. Und das geschieht bei der Kapri- fikation. Man verfährt bei dieser Kaprifikation derart, dafs man reife ,.profichi", deren lebende Insassen ausflugbereit sind, an Schnüren in die Feigenbäume hängt. Die „profichi" sind gerade zu der Jahreszeit, im Juni oder Juli, reif, wenn die jungen efsbaren Feigen für den Einschlupf der Feigeninsekten grofs genug und ihre weiblichen Blüten empfangsreif sind. All das hat man besser begreifen gelernt, als es sich in Kalifornien darum handelte, die Kultur der Feige zu er- möglichen. Die ersten Versuche der Herren J. P. Rixford und E. F. Smithers in den Jahren 1880 und 1882 mit 14000 importierten Ablegern bester Smyrnasorte schlugen gründlich fehl. Mit Ausnahme einiger weniger mit der Hand bestäubter Früchte fielen alle Früchte unreif von den Bäumen. Erst als im Jahre 1890 George C. Roeding, in seinem grofsen Obstgartengebiete in Fresno, Pollen der Bocksfeige künstlich auf die jungen Smyrnafeigen übertrug und im nächsten Jahre Eisen diese Pollenübertragung mittels einer Pose bewerkstelligte , wurden reife Smyrnafeigen erhalten. Doch war diese Manipulation viel zu umständlich und teuer. Nun begann im Jahre 1898 Swingle in Neapel seine ein- gehenden Beobachtungen und Untersuchungen in dieser Frage, ihm sekundierte L. O. Howard. Swingle studierte in all den Feigenkulturländern Italiens, Griechenlands, Kleinasiens und Nordafrikas die dort gebräuchlichen Kulturmethoden. Es wurden zuerst Frühjahrs-Bocksfeigen in Stanniol verpackt, dann statt dieser gröfseren imd weicheren die kleineren, festeren Feigen der Winter -Wildfeige nach Kalifornien ge- sendet und so endlich erreicht, dafs das Feigeninsekt jetzt in Kalifornien seine Eier ablegt, während seiner Zeit von der pomologischen Abteilung des Ackerbaudepartements im- portierte Insekten mangels der notwendigen Reihenfolge der Bocksfeigen eingegangen waren. Überwintern nun die Feigen- insekten in Kalifornien gut, so ist die Feigenkultur in Kali- fornien dauernd ermöglicht. Am Schlüsse dieser Ausführungen seien noch einige spezielle Bemerkungen angeführt. Aus der vorstehenden Darlegung des Verlaufes der Kapri- fikation geht hervor, dafs die Bocks- oder Caprificusfeige die männliche Form, die efsbare Feige die weibliche Form des Feigenbaumes ist , dieser also eine zweihäusige (dioecische) Pflanze ist. Doch kommen auch einhäusige Formen vor und es können selbst die kultivierten Feigen ab und zu männliche Blüten erzeugen. So sind die Croisicfeige der Bretagne, die kalifornische Kordeliafeige, dann die „profichi" und efsbare Feigen tragende Erinosychefeige einhäusige Feigen. Doch sind dies nur ausnahmsweise Abnormitäten. Zuweilen nimmt man die Kaprifikation an der Bocks- feige selbst vor, wenn der Baum zufällig keine „mamme" hat. Man hängt dann „mamme" von anderen Bäumen in den Zweigen auf und läfst die aus diesen ausschlüpfenden Gallwespen in die jungen „profichi" überwandern und ihre Eier ablegen. Nicht alle j.profichi" stehen in gleichem Werte und nicht alle Bäume produzieren gleich viel „profichi". Ein- zelne Baumsorten stehen da in ganz besonders gutem Rufe, dafs sie viele „profichi", viele Insekten zur Bestäubung produzieren und ein anderes, der Feigenkultur schädlich geltendes Insekt (Philotrypesis ficaria), in den Früchten nicht beherbergen. Viele Meilen weit wandern die Eingeborenen, um Früchte von solchen Bäumen zu erwerben. Die Gattung Ficiis ist in etwa 600 Arten über die tro- pischen und subtropischen Gebiete der alten und neuen Welt verbreitet, und man kennt ein halbes Hundert kleiner In- sekten, die mit Feigen in Symbiose leben und die Befruchtung der weiblichen Feigenblüten übernehmen. Fast jede Feigen- VI, 8 Die Garte^iwelt: 89 art beherbergt ein anderes Feigeninsekt. Alle diese Feigen- insekten gehören der Familie Agaonidae an. Alle sind ihrem sonderbarem Wohnorte ersichtlich angepafst und auch die Feigen sind der Ernährung und dem Schutze der Inwohner entsprechend eingerichtet. Eigentümlicherweise sind die Feigeninsekten, welche die reifen Früchte verlassen und in die jungen überwandem, nicht im stände, die Eier an nor- mal entwickelte, weibliche Blüten der efsbaren Feigen anzu- bringen und gehen meist darin zu Grunde. In dem Falle erreicht also wohl der Feigenbaum, nicht aber das Insekt seinen Zweck. Obstversand. Von A. Haindl, Obergärtner der Freiherrl. von Oldershausen'schen Obstplantage Feldbrunnen bei Osterode a. Harz. (Hitrzu zwei Abbildungen.) Uer Obstversand leidet noch heute schwer an dem Mangel einer zweckmäfsigen Verpackung, und er würde längst viel gröfseren Umfang angenommen haben, wenn die Ver- packungsfrage in einer zufriedenstellenden Weise gelöst worden wäre. Mit unserem heutigen Versandmaterial sind Verluste durch Beschädigung derWare eine fast alltägliche Erschei- nung. Mir sind in meiner Praxis solche Fälle vorgekommen, und einem bekannten Pomologen und Vorsitzenden eines gröfseren Obstbauvereins erging es ähnlich, dafs Obst, wel- ches er an einen Hamburger Grossisten zu liefern hatte, trotz sorgfältiger Verpackung in Seidenpapier und Holzwolle, so be- schädigt ankam, dafs er grofse Verluste hatte. Unter solchen Umständen mufs einem die Lust zum Obstversand vergehen. Unterziehen wir unser heutiges Verpackungsmaterial einer kriti- schen Betrachtung, so werden wir an jedem grofse Mängel entdecken können. Körbe werden viel benutzt, jedoch für feines Tafelobst sind dieselben nur zu verwenden , wenn man eine Unmasse von Seidenpapier und Holzwolle verarbeitet, was die Ver- packung unverhältnismäfsig verteuert, und selbst dann sind Schäden nicht ausgeschlossen. Fässer, die an zweiter Stelle in Frage kommen, sind schwer zu beschaffen, da man nur solche Fässer verwenden kann, die nichts enthalten haben, was einen Geruch hinter- läfst. Das Obst, welches man in solchen Fässern versendet, würde vollständig unbrauchbar ankommen, da es den Geruch angenommen hat. Es können also höchstens Cementfässer in Frage kommen, die nicht beschädigt und beschmutzt sind. Kisten, die man allenfalls noch verwenden könnte, sind teuer und schwer, wenn sie stabil sein wollen, und unhandlich. Unter dem empfindlichen Mangel einer guten Verpackung hatte auch die Freiherrl. von Oldershausen'sche Obstplantage zu leiden, was den Besitzer veranlafste, umfangreiche und jahrelange Versuche anzustellen, um ein praktisches Ver- packungsmaterial zu finden. Diese Versuche sind denn auch von Erfolg gekrönt worden, und ich werde in den folgenden Zellen dem freundlichen Leser die neue Erfindung, ein Obst- versandfafs, beschreiben und seine Vorzüge hervorheben, die auch von anderer Seite vollkommen gewürdigt worden sind. und ihm einen ersten Preis und einen Staatspreis eingetragen haben (Abb. Seite 90). Die Bedingungen, die an ein für den Obstversand brauch- bares Fafs gestellt werden können, sind folgende: 1. Leichtigkeit und gefälliges Aussehen. 2. Bequemes Öftnen und Schliefsen, ohne von Hammer und Nägel Gebrauch machen und ohne das Fafs ver- letzen zu müssen. 3. Dauerhaftigkeit und Festigkeit, die es gestatten, das Fafs jahrelang zum Obstversand ins In- und Ausland zu verwenden. 4. Eine Form, die eine bedeutende Raumausnutzung ge- stattet und dabei selbst den möglichst geringen Raum einnimmt. 5. Bequemes und übersichtliches Verpacken des Obstes. 6. Vermeidung, dafs das Obst sich untereinander drückt. 7. Die Früchte müssen verpackt in den Fässern lange Zeit lagern können, ohne Schaden zu nehmen; die Luft mufs Zutritt haben. 8. Die Fässer müssen auch zur Aufbewahrung des Obstes verwendet werden können; Horden sind daher über- flüssig. 9. Das Material mufs vollständig geruchlos sein. 10. Das Fafs mufs auch den Versand bei strenger Kälte ermöglichen; ein geeigneter Schutz mufs vorgesehen sein. Die Fässer der Oldershausen'schen Plantage werden fabrikmäfsig aus gedämpftem Buchenholz hergestellt. Durch das Dämpfen wird das Holz absolut geruchlos. Die Dauben sind 6 mm stark und lassen Zwischenräume untereinander frei, so dafs möglichst viel Holz gespart und grofse Leichtig- keit erzielt wird, ohne die Stabilität zu verringern. Die zwei, drei oder fünf Reifen bestehen ebenfalls aus Buchen- holz, sind leicht und sehr fest, und geben dem Fasse ein gefälliges Aussehen. Es ist ja bekannt, dafs Buchenholz sehr hart ist, so dafs ein Zerbrechen der Fässer unter normalen Umständen nicht möglich ist. Die Fässer besitzen eine cylin- drische Form und sind (mit Ausnahme des kleinsten Fasses) in der Mitte durch einen Boden aus Pappelholz in zwei Teile geteilt. Dadurch wird die Festigkeit des Fasses noch bedeutend erhöht, die Dauben geben nicht nach und die Fässer können gerollt und geworfen werden, ohne dafs Fafs und Inhalt darunter leiden. Der Verschlufs wird an jeder Deckelscheibe, ebenfalls Pappelholz, mittels vier kleiner, durch den Verschlufsreifen gehender, Schrauben bewirkt. Nach Lösung dieser Schrauben nimmt man den Verschlufsreifen heraus und hebt den Deckel, welcher mit einem Ringe versehen ist, ab. Somit ist jede Beschädigung des Fasses beim Öftnen ausgeschlossen. Zum Schutze gegen unberufenes Öffnen wird der Verschlufsreifen mit einer Plombe versehen oder mit einer Papiermarke verklebt. Dank seiner Form ist das Fafs sehr leicht zu handhaben, auch gestattet es die gröfstmögliche Raumausnutzung bei Bahn- oder Schiffstransport, wie auch auf dem Lagerraum. Das Schaukeln des Fasses beim Rollen ist unmöglich, und ein event. Druck verteilt sich gleichmäfsig auf das ganze Fafs. Neben der Erhöhung der Stabilität hat der erwähnte Boden, 90 Die Gartenwelt. VI, 8 der das Fafs in zwei Teile teilt, den Hauptzweck, dafs die Früchte sich gegenseitig nicht drücken, was sehr leicht ge- schieht, wenn sie in vie- len Schichten aufeinander- liegen, und ferner wird das Verpacken aufser- ordentlich erleichtert und die dazu nötige Zeit ver- ringert, da ein zu tiefes Hinablangen in das Fafs seitens des Packers nicht mehr nötig ist. Vor dem Packen wird das Fafs innen mit Papier ausgelegt, damit sich durch die Spalten zwischen den Dauben keine Holzwolle heraus- drängt. Die Spalten bewirken aber, dafs die Luft Zutritt zum Obste hat, wodurch die Haltbarkeit desselben bedeutend erhöht wird. Das Papier kann man leicht herausziehen, ohne die Früchte auspacken zu müssen, und das Fafs kann daher zugleich als Obstaufbewahrungsfafs bezw. Obsthürde dienen. Da viele Obsthändler wegen Mangel an Platz oder geeigneten Obstversandfässer aus gedämpftem Buchenholz der Freiherrl. v. Olders- hausen'schen Obstplantage Feld- brunnen bei Osterode a. Harz. Aufbewahrungsräumen verlangen, dafs ihnen das Obst erst im Dezember, Januar zugeschickt wird, so kommt der Züchter in die Lage, das Obst lange zu lagern, sowie ungünstigen Falles bei Frostwetter versenden zu müssen. Unser neues Fafs gestattet es nun, dank seiner Vorzüge, dem Züchter, das Obst nach der Sortierung gleich versandfertig zu verpacken und bis zur Absendung an den Empfänger ruhig in den Fässern lagern zu lassen. Um nun aber auch den Versand bei Frost- wetter zu ermöglichen, wurde ein frostsicheres Versandfafs konstruiert. Dasselbe besteht aus einem dem vorigen ähn- lichen Fasse , welches nur in seiner lichten Weite um lo cm gröfser ist und keine Spalten zwischen den einzelnen Dauben hat. In dieses Fafs wird nun das bereits fertig gepackte Versandfafs hineingestellt, und der Zwischenraum mit einem geeigneten Isoliermaterial, am besten Torfmull, ausgefüllt; der Verschlufs ist wie der des Versandfasses. Auf diese Weise ist es möglich, selbst bei strenger Kälte den Versand ohne Schaden für die Früchte zu bewerkstelligen. Der Empfänger nimmt dann einfach das innere Fafs heraus. Die Fässer werden in drei Gröfsen augefertigt und zwar : I. für einen Inhalt von 25 — 35 kg; 2. für einen Inhalt von i2^l„ — 15 kg; '3. für Postversand. Obstversand in der Freiherrl. v. Oklershausen'schen Obstplantage Feldbrunnen bei Osterode a. Harz. Ira~ Hintergrunde Quartier der Birnensorte „Josephine von Mecheln". Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aulgenommen. VI, 8 D i£_Gartc n-«tokr- 91 Fiesser's Erstling. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'^ photographisch aufgenommen. Die Anschaffung dieser Fässer bedeutet zwar eine gröfsere Barausgabe im Verhältnis zu anderen Verpackungsarten, stellt sich aber bei weitem niedriger, wenn man die günstigen Resultate und die öftere Verwendbarkeit und Leichtigkeit des Fasses in Betracht zieht. An dieser Stelle möchte ich es nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, wie wertvoll unbeschädigtes Obst und eine saubere, gefällige Verpackung ist, um einen flotten Absatz des Obstes auf dem Markte zu erzielen. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht, als ich einen sehr besuchten Obstmarkt beschickte. Mein Obst, welches in die gefällig aussehenden Versandfässer verpackt war und sich den Kauflustigen recht lecker präsen- tierte, setzte ich spielend und zu bedeutend höherem Preise als meine anwesenden Konkurrenten um. Es hatte den Ver- sand eben ohne jede Beschädigung überstanden. Calvill „Grofsherzog Friedrich von Baden" und „Fiesser's Erstling", zwei empfehlenswerte neuere Apfelsorten. Von A. Haindl, Obergärtner, Fcldbrunncn bei Osterode a H. (Hierzu zioel Abbilduugen.) Die im Herbste erscheinenden Kataloge der Samenhand- lungen, Handelsgärtner und Baumschulen enthalten meist eine 'jrofse Anzahl von Neulipitcn, die alle vorzügliche Eigenschaften besitzen sollen. Da dieser Mifsstand, denn als solchen mufs man diese Neuheitensucht doch ansehen, besonders stark im Baumschul- fache eingerissen ist, so glaube ich, dafs es der freundliche Leser dankbar begrüfsen wird, wenn ich ihm nachstehend zwei Apfel- sorten beschreibe, die es verdienen, nicht das Schicksal vieler Neuheiten zu teilen, die der, oft wohlverdienten, Vergessenheit anheimfallen. Der unparteiischen Praxis mufs es stets vorbehalten bleiben, das endgiltige Urteil über die am Markte erscheinenden Neuheiten zu fällen. So sind auch die nachstehend skizzierten Sorten im hiesigen Versuchsgarten angepflanzt und für gut be- funden worden, da sie vorzügliche Resultate ergeben haben. Calvill „Großlicrzog Friedrich von Baden". Die Gestalt der Frucht hat das den Calvillen eigene Gepräge, und die Rippen verlaufen ziemlich gleichmäfsig vom Kelch bis zum Stiel. Unter normalen Verhältnissen wird der Apfel grofs bis sehr grofs. Der Kelch ist geschlossen und klein. Der Stiel ist mittelstark, un- behaart und sitzt ziemlich tief Eine sehr zarte, etwas fettige Schale, welche zur Reifezeit sehr schön goldgelb wird und sich auf der Sonnenseite mit rötlichen, kleinen Punkten bedeckt, um- giebt das lockere, saftige, würzig schmeckende Fleisch. Aufserdem besitzt der Apfel einen sehr aromatischen Duft. Das Kernhaus ist grofs, länglich mit geräumigen Kammern. Die Reifezeit fällt in den Oktober, bei guter Behandlung hält sich der Apfel bis in den Januar. Die Fruchtbarkeit scheint eine gute zu sein, denn an jedem einjährigen Triebe waren 6—10 wohlausgebildete Früchte zu finden. Der andere Apfel, den ich einer Beschreibung unterziehen will, ist ,.Fkssirs Erslling^ . Der Name ist nicht glücklich gewählt. Calvill ,.GroIsherzOg" Friedrich von Baden". Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 92 Die Garten weit VI, 8 da man glauben könnte, man habe es mit einer frühen Sorte zu thun , was nicht der Fall ist. „Fiesser's Erstling" ist vielmehr ein ausgesprochener Winterapfel. Diese Sorte zeitigt grofse bis sehr grofse Früchte von runder Gestalt, mit fünf, vom Kelch nach der Mitte zu verlaufenden Rippen, die dann aufhören. Der Kelch ist offen und ziemlich grofs. Der Stiel ist kurz, mitteldick und behaart; er sitzt in einer flachen, am Grunde spitz zulaufenden Stielhöhle. Die Schale fühlt sich fettig an, wird zur Reifezeit gelb und hat auf der Sonnenseite karminrote Streifen, die aber nicht vom Kelch zum Stiel verlaufen, sondern wie ab- gebrochen sind. Das weifse, feste Fleisch hat einen angenehmen, weinsäuerlichen Geschmack und ist saftig. Das Kernhaus ist grofs und ähnelt in der Gestalt einer Zwiebel. Wie schon eingangs erwähnt, reift der Apfel spät, erst Ende Oktober und ist verwert- bar bis Februar. „Fiesser's Erstling'-^ gewährt reichen Ertrag, doch kann ich die Früchte trotz ihres schönen Aussehens mehr zur Verwendung als Wirtschaftsobst, denn als Tafelfrucht empfehlen, obwohl ich damit nicht ein abfälliges Urteil fällen will. Beide Sorten eignen sich zur Verwendung für Pyramiden und Spaliere; über ihre Eigenschaften als Hochstamm sind die Versuche noch nicht abgeschlossen , da hierzu ein gröfserer Zeit- raum erforderlich ist, als wie bei den früh tragbaren Zuchtformen. Stauden. Anlage von Alpenpflanzen-Gruppen. Von Max Diedler, Stadtgärtner, Gr.-Glogau. ijedauerlicherweise sind Steinpartien mit den so herr- lich schönen Alpenpflanzen in öffentlichen Anlagen noch verschwindend wenig anzutreffen, sondern meistens nur in botanischen Gärten und anderen wissenschaftlichen Instituten, wo sie somit dem allgemeinen Publikum ziemlich uqzu- gänglich sind. Welches grofse Interesse das Publikum an derartigen Gruppen nimmt, hatte ich Gelegenheit in den hiesigen städtischen Anlagen zu sehen, als ich eine vor- handene Steinpartie, welche mit allerhand Stauden besetzt war, nach einer Umänderung mit Alpinen bepflanzte, welche ich, nebenbei bemerkt, aus dem Alpengarten von Dr. G. Dieck, Zöschen, und von Otto Mann, Leipzig -Eutritzsch, bezog. Der Erfolg hatte die Mühe zehnfach belohnt. Wer eine derartige Anlage schaffen will, mit dem Gruppen- bau und der Auswahl der Pflanzen aber nicht vertraut ist, dem empfehle ich zwei vorzügliche und billige Werke, durch welche er sich vollständig informieren kann. Es sind dies: das Werk: „Die Alpenpflanzen in der Gartenkultur der Tief- länder"*) von Erich Wocke, z. Z. kgl. Garteninspektor in Oliva, dem Erbauer der bisher wohl gröfsten Alpinenanlagen im kgl. botan. Garten zu Berlin, welche in nächster Zeit aller- dings durch die umfangreichste derartige Anlage der Welt, die unter Leitung des kgl. Garteninspektors Per ring und Geheimrat Prof. Dr. Engler im neuen botanischen Garten zu Dahlem im Entstehen ist, übertroffen wird. Sodann der vorzügliche, belehrende Katalog von Dr. G. Dieck, Zöschen bei Merseburg, welcher z. Z. wohl der reichhaltigste sein dürfte und welcher Angaben enthält über Florenbereich, Haupt- *) Preis 5 M., elegant geb. 6 M. Verlag von Gustav Schmidt, Berlin W. 35. Verbreitung, Boden, Standort und Wuchs, sowie Bezeichnung derjenigen Pflanzen, welche besonders schwer zu erhalten sind etc. Was die Kultur der Alpenpflanzen anlangt, so habe ich durch mehrjährige Kulturen in früheren Jahren die Ansicht gewonnen, dafs besondere Erdmischungen ziemlich neben- sächlich sind, die Hauptsache aber ist, Reinhalten von Un- kraut und geeigneter Standort, und zwar mufs derselbe mög- lichst freiliegen, d. h. Licht und Luft mufs ungehindert Zu- tritt haben, denn die unter Schatten wachsenden Pflanzen werden vergeilen und sicher zu Grunde gehen. Auch würde ich nicht raten, um vielleicht bei Gelegenheit billiger zu Pflanzen zu kommen, diese durch Abheben oder Ausgraben direkt vom wilden Standort in den Garten zu übertragen, denn diese werden fast alle sehr bald absterben, der Legu- minosen mit ihren langen Wurzeln nicht zu gedenken, und somit wäre Zeit, Mühe und Geld fortgeworfeo. Die Ver- mehrung kann nur eine rein gärtnerische sein; entweder durch Samen, Stockteilung oder durch Stecklinge, und man vergesse nie, dafs alpine Pflanzen, mit verhältnismäfsig ge- ringen Ausnahmen, im allgemeinen nur eine kurze Lebens- dauer haben; gewöhnlich zwischen 3 — 6 Jahren. Herr Dr. Dieck empfiehlt in seinem Katalog bei An- legung der Gruppe die Steinsetzungen derart zu gestalten, dafs recht viele Pflanzenbetten und -Ritzen geschaffen wer- den, welche gegen ein Ubermafs von Besonnung geschützt sind, da uns die starken Gebirgsnebel fehlen, welche den Pflanzen viel Sonne nehmen und Feuchtigkeit geben. Eine derartig komplizierte Bauart halte ich nicht für erforderlich und dies würde auch viele abschrecken, eine Steinpartie anzulegen, oder bei Unkenntnis nur Nachteile und Unlust schaffen. Ich komme daher wieder darauf zurück, dafs die Hauptsache der Standort ist; man lege die Gruppe so an, dafs genügend Wasser stets in der Nähe zu haben ist, und sorge durch vorsichtiges Giefsen und Spritzen für genügende Feuchtigkeit des Bodens, und man wird vorzügliche Resul- tate erzielen. Nochmals Primula capitata Hook. — Mit grofsem In- teresse las ich die Richtigstellung des Herrn Garteninspektor Rehnelt bezüglich der echten Primula capitata. Die recht ge- nauen Abbildungen der Blätter würden jedoch noch instruktiver sein, der Unterschied zwischen den einzelnen Arten würde noch auf- fälliger hervortreten, wenn die Gröfsenverhältnisse der Abbildungen die gleichen wären. Das Blatt der Primula capitata Hook., die nur ein zierliches kleines Pflänzchen ist, erreicht nur unter besonders günstigen Verhältnissen die Grofse der Abbildung. Diejenigen von P. denticulata und erosa sind in den meisten Fällen jedoch doppelt bis dreifach so grofs, als die abgebildeten. Dafs man in den meisten Handelsgärtnereien unter dem falschen Namen P. capitata die viel robustere P. caschmeriana erhält, ist ja eine bekannte Thatsache. Ein grofser .Schaden für die Handelsgärtnerei ist das insofern nicht, als die echte P. capitata, trotz ihrer Zierlichkeit und Schönheit, niemals eine sog. Handels- pflanze werden wird. Sie ist eine Pflanze für Botaniker und Sammler, die ihrerseits natürlich sich bemühen müssen, sie echt zu bekommen. Ich kultiviere hier die echte P. capitata seit 10 — 12 Jahren; dieselbe ist entweder in Pflanzen oder Samen unter der Be- VI, 8 _pi^ Gjirt^eiiw.eli 93 Zeichnung P. capitata Royh, wie ich sie unter Herrn Inspektor Stein im botanischen Garten in Breslau kennen lernte, alljährlich in unseren Preisverzeichnissen angeboten worden. Absatz dafür war fast nur nach England. Teilweise werden sie dann wohl auf diesem nicht ungewöhnlichen Wege nach Deutschland zurück- gekommen sein. Den Wert der Klarstellungen des Herrn Rehnelt erkenne ich dankbarst an und wünsche mit ihm, dafs bei den bevor- stehenden Katalogsarbeiten, namentlich der Samengeschäfte, diese falschen Namen möglichst verschwinden. Georg Arends, Ronsdorf. Helianthella quinquenervis. — Die Gattung HiUanthella ist nur in Nordamerika einheimisch und wurde das erste Mal in „North American Flora" von Torrey und Gray im Jahre 1841 beschrieben. Man kennt etwa ein Dutzend Abarten dieser lleü- anthella, die in ihren Eigenschaften wenig von den bekannten Heliayithus abweichen. Der Name bedeutet „Kleine Sonnenblume", und sowohl in der Gestalt, wie in der Gröfse der Blumen sind alle Glieder dieser Gattung klein , im Vergleich zu Helianihus annuus. H. quinquenervis wird ca. 60 cm hoch und blüht Anfang Juni, also ehe die anderen Sonnenblumen zu blühen anfangen. Die nicht eben zahlreichen Blüten sind wohlgeformt, 8 cm grofs und von gelber Farbe. Unsere Art wurde von Asa Gray im Jahre 18S4 benannt. Sie stammt aus den Gebirgen von Colorado und ist ganz hart und leicht zu kultivieren. Der Speciesname „fünfnervig" bezieht sich auf die Blätter, auf deren Unterseite gewöhnlich 5 Nerven besonders deutlich hervortreten. Die frühe Blütezeit der Pflanze empfiehlt sie zur Verwendung, da um diese Zeit die anderen gelben Kompositen noch nicht blühen. (Nach „The Gard. Mag.") Pflanzenkrankheiten. Ammoniakvergiftung bei grünen Pflanzen. — In Xo. 4 dieses Jahrganges giebt Prof. Dr. Sorauer in der Rubrik „Briefkasten der Redaktion" einen Fingerzeig bezüglich der Ver- giftung zarterer Pflanzen durch Ammoniakdämpfe. Vor längerer Zeit habe ich in dieser Beziehung, auch bezüglich der günstigen Wirkung der Ammoniakdämpfe auf das Pflanzenwachstum ein- gehende Versuche angestellt.*) Bei späteren Versuchen, besonders als ich die Herrichtung der Ammoniakgefafse anderen Personen überliefs, mufste ich ganz plötzlich die von Prof. Dr. Sorauer be- zeichnete Vei'giftung der Pflanzen wahrnehmen. Ich stellte die Gefäfse stets unter die rechts und links befindlichen, mit Asche ca. 2'/.3 cm stark bedeckten Tabletten, bis sich schliefslich einer der im Gewächshaus Bediensteten der Mühe unterzog, die Ge- fäfse auf die Tablette zu stellen. Als ich das Haus nach einigen Stunden wieder betrat, waren sämtliche Pflanzen in einem Umkreise von 3° — 4° cm — Lycasie Skinneri, Justida, Dracaena, Ruellia etc. — bis 2 oder auch 10 cm über dem Topf, je nach Widerstandsfähig- keit, schwarz. Beim ersten Anblick wurde ich über die Ursache nicht klar, da das Gefäfs unsichtbar aufgestellt war; erst später konnte ich die Ursache feststellen. Der Schaden hatte jedoch nicht weit um sich gegriffen, er traf zunächst die höheren und dicht neben dem Topf befindlichen Pflanzen. Um mich von der Wirksamkeit des Ammoniaks zu überzeugen, nahm ich mehrere Pflanzen und setzte sie in einem Schwitzkasten, ohne denselben fest zu schliefsen, diesen Dämpfen aus; dabei konnte ich fest- stellen, dafs die meisten zarteren Pflanzen, namentlich solche direkt neben dem Gefäfs, bereits nach 2 Minuten braune Blattspitzen bekamen, andere nach 12 Minuten; die letzten — Aspidistra — erschienen nach 35 Minuten vollständig gebräunt und wie ab- gekocht. Dieser Versuch und der vorausgegangene Fall hielten mich durchaus nicht zurück, meine Luftdüngung fortzusetzen; sie mahnten mich zur Vorsicht, zeigten aber, dafs eine Aufstellung auf dem Fufsboden des Gewächshauses, bei starker Befeuchtung desselben, eine ganz allmähliche Verteilung der Dämpfe ermög- licht, die dem Pflanzenwachstum aufsergewöhnlich förderlich sind. Dafs mit einer derartigen Düngung ein grofser Kostenaufwand verbunden wäre, indem eine Menge Ammoniak, ohne verbraucht zu werden, in die Luft entweicht, wie von verschiedenen Fach- leuten befürchtet wird, ist eine thörichte Ansicht, die nur da Platz greifen kann, wo man sich der Verlustmengen auch auf andere Weise angewendeter Dünger nicht bewufst ist. Wer düngt, hat auch V'erluste an Nährstoffen. Carl Pfeiffer, grofsh. Fachlehrer, Oppenheim a. Rh. *) Vergl. Jahrg. III, Seite 488. Mannigfaltiges. Der Gartenbau auf Ausstellungen. — Seit jener Zeit, in der der Gartenbau, aus den engen Schranken einer blofsen Kunstfertigkeit und Liebhaberei heraustretend, sich zu einer wahren Gartenkunst und zugleich zu einem lohnenden Gewerbe empor- geschwungen, zählt derselbe zu einem Faktor der Nationalökonomie, mit dem man schon allerwärts zu rechnen begonnen hat und dessen Wichtigkeit man von Jahr zu Jahr mehr zu würdigen ver- steht. Auf demselben Boden wie seine ältere Schwester, die Land- wirtschaft, erwachsen, hat der Gartenbau früher noch als jene, aus den verschiedenen Zweigen der Naturwissenschaft Nutzen gezogen und die Theorie der Pflanzenkunde ebenso gefördert, als Förderung von ihr erfahren; sie hat den wesentlichsten Anteil an der Kultur und Veredelung seiner Erzeugnisse ge- nommen. Viele Produkte der Gärtnerei zählen gegenwärtig schon zu den unentbehrlichen Genufsmitteln, und unzählige andere dienen als Gegenstände des Handels zum Komfort des Lebens, zur Hebung der Volksbildung und zur Verfeinerung und Veredelung des Geschmacks. Man ermifst nach der Ausbreitung und Intensi- vität des Gartenbaubetriebes den Grad der Kultur, auf welchem die Bevölkerung im grofsen und ganzen steht. Es ist deshalb eine ganz natürliche Erscheinung, dafs auch der Gartenbau mit seinen Erzeugnissen schon seit langem allenthalben da auftritt, wo die Kunst und die Industrie ihre Erzeugnisse zum Frommen der Wissenschaft und des materiellen Wohles der Menschheit ausstellen. Es ist bereits eine Reihe von Jahrzehnten her, dafs der Garten- bau zum erstenmale als Mitkonkurrent mit anderen Zweigen des menschlichen Wissens und Könnens in die Schranken trat und sich seine Preise errang. Im Jahre 1863 wurde in London der erstmalige Versuch gemacht, mit einer Weltausstellung zugleich auch eine Ausstellung gärtnerischer Erzeugnisse zu verbinden, und jetzt vergeht fast kein Jahr, in welchem nicht irgendwo eine internationale Gartenbau -Ausstellung stattfindet; abgesehen von den unzähligen Lokal- und Spezialausstellungen, die in aller Herren Länder alljährlich dem grofsen Publikum von dem nie rastenden Eifer der Gärtner und dem immerwährenden Fortschritt auf den verschiedensten Gebieten des Gartenbaues, beredtes Zeugnis ab- legen. Der Nutzen, den solche Gartenbau-Ausstellungen sowohl dem Aussteller, als auch dem Besucher gewähren, ist in unver- kennbarer Weise erwiesen. Der Aussteller wird in den weitesten Kreisen des kauflustigen Publikums und sonstiger Abnehmer mit seinen Erzeugnissen bekannt, und für das Publikum sind die ästhe- tische Anordnung der Ausstellung, die schönen Arrangements und Gruppen ein schönes Bildungsmittel, und aus diesem Grunde 94 Die Gartenwelt. VI, 8 werden Gartenbau -Ausstellungen auch mit besonderer Vorliebe vom Publikum besucht. Das bewies auch 1896 die Gewerbe- Ausstellung in Berlin, wo Tausende von Besuchern bewundernd vor den Erzeugnissen des Gartenbaues gestanden haben und wo oftmals durch die dekorative Wirkung des Pfianzenmaterials und die Anordnung desselben die Produkte anderer Gewerbe erst in das rechte Licht gestellt und zur rechten Geltung gebracht wurden Ja, wir können wohl, ohne anmafsend zu sein, behaupten, ohne Mitwirkung der gärtnerischen Erzeugnisse würde fast jede andere gewerbliche Ausstellung monoton und für die meisten Besucher langweilig sein; sei es nun, dafs der Gärtner durch Pflanzen- dekorationen, Guirlanden oder sonstige Blumengewinde Leben und Abwechselung in das sonst oft recht tote Arrangement bringt oder durch gärtnerische Anlagen die oft so sehr verschiedenen gewerblichen Ausstellungs- Gegenstände zu einem harmonischen (janzen vereinigt. E. Riebe. Ver-wendung von Bastmatten zu Dekorations- zwecken. — An dieser Stelle möchte ich auf eine \'erwendungs- art der bekannten Bastmatten aufmerksam machen, die ihrer Wohlfeilheit und Eigenart wegen Beachtung verdient und die in allen den Fällen angewendet werden kann, wo man mit Zierkork- holz oder Rinde nicht arbeiten kann. Das Verfahren ist folgendes: Bastmatten werden auf ebener Brettunterlage ausgebreitet und an den Ecken angenagelt. Dann bestreicht man die Matten mit einem dünnen Cementbrei einseitig, wendet sie dann um und bestreicht die andere Seite auf gleiche Weise. Nun hänge man die Matten einige Zeit auf, bis die Oberfläche anfängt zu trocknen, nicht länger, da sie in noch feuchtem Zustande ver- arbeitet werden sollen. Die Verwendung geschieht derart, dafs man auf die Flächen, welche man bekleiden will, oben anfangend, die Matten in möglichst unebener Weise befestigt, so dafs Er- höhungen und \'ertiefungen entstehen. Die Erhöhungen werden mit Brettstückchen, Ziegelstücken unterlegt. An den vertieften Stellen wird die Matte festgenagelt. Hierauf folgt ein zweimaliger Cementanstrich. Diese Matten werden steinhart und können in verschiedenen Farbentönen gestrichen werden. Eine geschickte Hand ist im stände, mit diesem Material sehr hübsche Wirkungen hervorzubringen, und es hat den Vorzug grofser Haltbarkeit und Billigkeit, da man auch alte Matten verwenden kann. G. Besoke, Erfurt. Um gesetzgeberische Mafsregeln zur Vertilgung der Spargelschädlinge, namentlich des verderblichen Spargelrostes, herbei- zuführen, stellte Stadtverordneter Brückmann in Braunschweig s. Z. in der dortigen Stadtverordnetensitzung einen Antrag, wonach das Staatsministerium um Vornahme geeigneter Schritte hinsichtlich dieser Frage ersucht werden sollte. Von der biologischen Station des Reichsgesundheitsamtes trafen dort im Herbst der Regierungsrat Dr. Freiherr von Tubeuf und Dr. Krüger, sowie der Professor Dr. Hollrung aus Halle ein, die eine Rundfahrt durch die vorm Petri- und Wendenthore belegenen Spargel- felder machten, wobei auch das hannoversche Gebiet berührt wurde. Die Herren fanden dabei, dafs ein erheblicher Teil der Felder bereits vom Spargelrost infiziert war, während die Spargelfliege sich noch nicht besonders bemerkbar gemacht hatte. Die Untersuchungen über das Wesen und die Bekämpfung der Spargelschädlinge sind zwar zur Zeit noch nicht abgeschlossen, trotzdem empfiehlt das Reichsgesundheits- amt vorläufig als das geeignetste Vorbeugemittel gegen das Auftreten des Spargelrostes das Verbrennen des infizierten Krautes, und zwar in der Zeit von Ende Oktober bis Anfang November. Die Entfernung des Krautes und dessen Verwendung als Streu hat sich nicht bewährt, da die Schädlinge mit dem Dünger wieder auf die Spargelfelder ge- bracht worden sind. Gegenwärtig ist man nun im Reichsgesundheits- amte mit der Ausarbeitung des Entwurfs eines Reichsgesetzes, betr. die Vertilgung der Spargelschädlinge, beschäftigt. Bevor derselbe indes dem Reichstage unterbreitet werden soll, sollen die Bestimmungen erst noch interessierten Kreisen zugänglich gemacht werden. K. Obstbäume und Bienen. — Die Befruchtung unserer Obst- bäume hängt gröfstenteils von dem Besuchtwerden der Blüten durch Bienen und Hummeln ab, und wenn die Baumblüte in eine kalte und regnerische Periode fällt, in welcher diese Hautflügler ihrer Sammel- arbeit nur in ungenügender Weise obliegen können, giebt es ein schlechtes Obstjahr. Auf eine andere Ursache der Verminderung von Obsternten machte kürzlich Lindemann in Moskau aufmerksam, näm- lich auf die Gegenwart von anderen im Frühjahr blühenden Gehölzen, welche die Bienen mehr anziehen als Obstbäume und ihnen die natür- lichen Befruchter abspenstig machen. Er hatte Gelegenheit, mehrere Jahre hindurch einen Obstgarten zu beobachten, in welchem zahlreiche Exemplare des Faulbaumes (Prunus Padus) standen, deren reichliche Blütentrauben durch ihren starken Duft zahlreiche Bienen anlockten, so dafs sie beständig von vielen Bienen umschwärmt waren, während die leer ausgehenden Obstbäume nur spärlich Früchte ansetzten. Man mufs demnach solche Konkurrenten um die Bienengunst schonungslos aus den Obstgärten entfernen, wenn man reichliche Fruchte einernten will. E. K. im „Prometheus". Ozonisiertes Petroleum, ein Produkt, welches benutzt wer- den kann zur Vernichtung von Pflanzenparasiten, zum Bleichen, Des- infizieren, zur Behandlung von Hautkrankheiten oder für Oxydations- zwecke, wird hergestellt, indem man ozonisierte Luft oder ozonisierten Sauerstoff in Petroleum bei 15" C. einleitet. (Engl. Patent 4676 vom 12. März 1900. M. Otto, Neuilly-sur-Seine.) Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 168. Welches ist das beste Mittel zur Vernichtung der roten Spinne in Pfirsichtreibhäusern? Fleifsiges Spritzen mit Wasser, sowie mit Tabakextrakt in Lösung mit grüner Seife erwies sich als erfolglos. — Gegen rote Spinne bei der Pfirsichtreiberei hilft nur Wasser, allerdings nicht das Spritzen mit einer Handspritze, sondern mit dem Zerstäuber oder dem gedämpften Strahl bei starkem Druck einer Leitung der Hydronette. Wenn es möglich ist, kaltes Wasser in Anwendung zu l)ringen, ist der Erfolg sicher, natürlich mufs der Wasserdruck auf die Unterseite der Blätter wirken, da die Spinne sich dort aufhält, ein- fache Luftfeuchtigkeit genügt keineswegs zu ihrer Vernichtung. Obergärtner R. Voigt. — Die Bekämpfung der roten Spinne ist nicht leicht. Im all- gemeinen ist sie gegen Nässe empfindlich, und sorgt man in einer Treiberei stets für feuchte Luft, so tritt dieses Insekt nicht auf; so- bald aber einige Tage trockene Luft im Treibraume herrscht, ist es auch gleich da, und dann schwer wieder fort zu bekommen. Wenn das Spritzen mit Tabaksbrühe nicht gewirkt hat, würde ich zu einem Versuch mit I "/q Petroleumemulsion und Schwefelcaleium raten, oder zu Quassiaabkochung mit Schmierseife. H. Grote, Reutlingen. — Es ist vor allem darauf zu achten, dafs die Spinnenmilben ihre Lebensbedingungen, als da sind: Trockenheit, Hitze und unbewegte Luft, entzogen bekommen. Stellen, die gleichmäfsige Feuchtigkeit, mäfsige Wärme und stets Luftwechsel haben, werden von der roten Spinne gemieden. Als Bekämpfungsmittel hat sich am meisten bewährt eine l'etroleumseifenbrühe, die nicht mehr als 2"/^ Petroleum enthalten darf Die Mischung mufs innig gemengt sein, so dafs man keine Öl- kügelchen mehr wahrnimmt. Man wendet sie am besten gegen Abend an warmen Tagen an; am anderen Morgen sind die Pflanzen mit reinem Wasser abzuspritzen. Man hat sofort für reichliche Lüftung zu sorgen, und bei starker Sonne mehrere Tage lang zu schattieren. Man bürste auch mit dieser Lösung alle Holzteile des Hauses ab. Gegen die vielfach angebotenen teueren Spritzmittel ist die Spinne meist wider- standsfähig. Obergärtner Fr. Ernst, Langen b. Darmstadt. — Die rote Spinne darf nicht erst vertilgt werden, wenn sie überhand nimmt und wenn die Bäume im vollen Laube stehen, so dafs Schlupfwinkel genügend vorhanden sind, sondern schon bei ihrem Auftreten, also rechtzeitig und nicht nur einmal, sondern stets. Haben Sie bereits viel rote Spinnen, dann können Sie durch die an- gewandten Mittel, bessere giebt es nicht, wohl die weitere Vermehrung einschränken, nicht aber die rote Spinne ausrotten. Wer die rote Spinne in Treibhäusern je mit Erfolg bekämpfte, wird wissen, dafs die VI, 8 ■ Di^^&aT fe n vv eTfT 95 Vernichtung eine sehr grofse Sorgfalt erfordert, und dafs es mit öfterem Spritzen nicht abgemacht ist, sondern dafs vielmehr stets mit derartigen Mitteln zu Werke gegangen werden mufs. Aufserdem bewährt sich für diesen Fall auch das Spritzen mit kaltem Wasser. Ganz befreien kann man ein solches Haus überhaupt nicht mehr von der Spinne, da einige doch stets überleben und die Vermehrung derselben eine sehr rasche ist. Weit mehliger halte ich neben der Bekämpfung während der Vegetation, die Reinigung der Bäume und der Treibräume vor dem Antreiben. In dem laublosen Znstande läfst sich jeder kleinste Teil des Baumes be- liebig reinigen. Allerdings wird auch die Vernichtung des Laubes sehr viel zur Abhilfe beitragen. Ich löste dann die Bäume vom Spalier und sammelte auch dabei die Bastbänder zum Verbrennen. Nach dieser Arbeit folgte das Weifsen der Wände, das Waschen des Glasdaches und das Anstreichen aller Eisenteile, des Spaliers etc.; der Baum wurde geschnitten, und die wegfallenden Teile ebenfalls verbrannt. Nach dem Rückschnitt wurde jedes Zweiglein, jede Knospe mit einer Bürste abgebürstet, und zwar mit einer Lösung von Seifenwasser, Tabaksbrühe, Schwefel etc. Dabei beachtete ich aber, dafs nicht ein Fleckchen wie ein Stecknadelkopf frei blieb. Zuletzt noch schaufelte ich die oberste Erdschicht ab, und so war nach meiner Meinung das ganze Haus aufs sorgfältigste gereinigt, und doch fanden sich bei Ein- tritt der Vegetation noch einige solche Racker, die aber an der Ver- mehrung durch Spritzen n. s. w. geliindert wurden. Also nicht einmal, sondern immer mufs man gegen die rote Spinne kämpfen, dann hat man Erfolg. Carl Pfeiffer, grolsh. Fachlehrer. Tagesgeschichte. Frankfurt a. Main. Der Magistrat hatte bei den Stadtverord- neten beantragt, bei der Neubesetzung der Stelle eines Stadtgärt- ners diese ans der zweiten Gehaltsklasse in die erste (5000 — 6800 M.) zu versetzen, und dies damit begründet, dafs ein Mann zu gewinnen sei, der die Eigenschaften eines talentvollen Gartenkünstlers und eines tüchtigen, erfahrenen Verwaltungsbeamten in sich vereinige. Das sei aber bei dem Gehalt der zweiten Klasse (4200 — 6000 M.) kaum mög- lich. Wie es nun heifst, ist der Organisationsausschufs dem Magistrats- antrag nicht beigetreten. Dies wäre sehr bedauerlich. Frankfurt braucht einen hervorragend befähigten Gartendirektor, welcher die städtischen Anlagen in die wünschenswerte, musterhafte Verfassung bringt. Ein solcher Mann mufs aber sein ganzes Wissen und seine ganze Arbeitskraft in den Dienst der Stadt stellen und eine Besoldung erhalten, die ihn jeder Privatarbeit überhebt. Der verstorbene Garten- direktorWeber betrieb bekanntlich eine umfassende landschaftsgärtnerische Privatpraxis, die mit dieser Stellung nicht zu vereinbaren ist. M. H. Frankfurt a. d. Oder. Zur Umgestaltung des Wilhelmsplalzes in eine Schmuckanlage erfahren wir, dafs die zur Vorberatung der Angelegenheit eingesetzte Kommission in ihrer letzten Sitzung alle Pro- jekte zur Umgestaltung des Platzes abgelehnt, und nur die Anlage von kleinen Schutzbeeten zu beiden Seiten des Kaiser Wilhelm- Denkmals empfohlen hat. Aufser dem Encke'schen Entwurf, dessen Ausführung auf 30000 M. veranschlagt ist, lag der Kommission ein vom Landschafts- gärtner Bogler angefertigter und der Stadt unentgeltlich zur Ver- fügung gestellter Entwurf vor, dessen Ausführung nur einen Kosten- aufwand von ca. 8000 M. ! erfordern würde. Übrigens hat sich Land- schaftsgärtner Bogler erboten, die Umgestaltung des Platzes nach dem Encke'schen Plane für 12000 M. zur Ausführung zu bringen. Die An- gelegenheit wird wohl demnächst den Magistrat und die Stadtverordneten- versammlung beschäftigen. Hannover. Bekanntlich wurde Handelsgärtner Thürnau auf Befehl des Polizeipräsidenten durch Vorstandsbeschlufs aus dem Garde- verein ausgeschlossen, weil er Kränze mit gelbweifsen Schleifen in seinem Schaufenster aufgehängt und sich persönlich zur Beisetzung des Prinzen Christian, des Sohnes des Herzogs von Cumberland, nach Gmunden begeben hatte. Gegen den Ausschlufs hatte Thürnau an die Generalversammlung appelliert, die am 8. November abgehalten wurde und einen erregten Verlauf nahm. Die Abstimmung war eine schrift- liche mit Unterschrift der Abstimmenden. Vor der Abstimmung ver- liefsen zahlreiche Mitglieder den Saal. Es stimmten 55 für den Aus- schlufs, 10 dagegen; 29 Stimmzettel waren unbeschrieben. Infolge dieses Beschlusses werden zahlreiche Mitglieder aus dem Gardevereiu austreten. Köln a. Rh. In einer der letzten Sitzungen bewilligte die Stadtverordnetenversammlung die Einstellung von 5000 M. in den nächst- jährigen Etat für Arbeiten in dem in der Nähe der Stadt liegenden Gramberger Wäldchen. In den diesjährigen Etat ist schon die gleiche Summe eingestellt. Die loooo M. sollen im wesentlichen dazu dienen, einen Fufsweg durch den sehr besuchten Wald herzustellen. Mit der Arbeit soll demnächst begonnen werden. In derselben Sitzung wurden 2"50 M. bewilligt zur Herstellung gärtnerischer Anlagen am Eingange zum Südfriedhof. Zum Schlufs wurde eingehend über die Frage be- raten, mit welcher Baumart der Neumarkt, der schönste und gröfste Platz der Altstadt, der in diesem Sommer seines alten, aus Linden und Kastanien bestehenden Baumwuchses aus Verkehrsrücksichten beraubt wurde, zu bepflanzen sei. Die Verwaltung hatte, um gleich einen alten Baumbestand zu haben, vorgeschlagen, von der Lukasstrafse die schon gut entwickelten Ulmen fortzunehmen und nach dem Neumarkt zu ver- pflanzen. Es entspann sich darüber eine äufserst lebhafte Debatte, aus der man aber ersehen konnte, dafs die Versammlung gärtnerischen Fragen eine Teilnahme entgegenbringt, wie sie leider in städtischen Kollegien zu den Seltenheiten gehört. Die verschiedenartigsten Bäume wurden vorgeschlagen, z. B. Götterbäume und Blutbuchen. Am meisten wurde über die Frage gestritten, ob es zweckmäfsig sei, einen Platz von so grofser Ausdehnung wie der Neumarkt mit nur einer Baumart zu bepflanzen, oder, wie von einer Seite vorgeschlagen wurde, mit mehreren, um jede Eintönigkeit zu vermeiden. Diese letzlere Ansicht behielt schliefslich, nachdem sich auch der städtische Gartendirektor zu- stimmend gcäufsert hatte, die Überhand, und so wurde beschlossen, die Nord- und Südseite des Platzes mit Ulmen, die Ost- und Westseite da- gegen mit Platanen zu bepflanzen. A. W. Laxenburg bei 'Wien. Die Metropole an der Donau weist in ihrer Umgebung zwei Parkanlagen auf, die vornehmlich das Interesse der Fachleute beanspruchen. Einmal ist es der Park im Stile Le Nölre's zu Schönbrunn, das andere Mal der in anglisierendem Stile angelegte Park zu Laxenburg. Schlofs Laxenburg und seinen gärtnerischen An- lagen galt mein Besuch an einem wundervollen Herbsttage. Stunden- lang durchwanderte ich den fast 300 ha grofsen Park und konnte midi nicht satt sehen an all' den herrlichen Farbentönen des herbstlichen Laubes. Mächtige Eichen, Linden, Rüstern, Kastanien und Buchen bildeten den in farbensatte Gewänder gehüllten Kern der Pflanzungen. Sie umgaben und durchflochten blutrote Rlitis, verschiedene Corßtus und viele andere bekannte Deck- und Vorpflanzungssträucher. Im allgemeinen ist jedoch die Zusammensetzung der Gehölzgruppierungen hier nicht sehr artenreich. Und das ist gewifs kein Nachteil. — Aus dem lebendigen Gelb und Rot hoben sich schweigend ernst schlanke Edelfichten, breitkronige Schwarzkiefern, weitausladende Eiben und säulenförmige Cypressen und Wachholder. Die auf der Insel im See malerisch lie- gende „Franzensburg" war grünbunt übersponnen. Es war ein voller Genafs für mich, dieser sommerwarme Herbsttag im Laxenburger Parke. Die so wechselnde, unendlich farbenreiche, vom Sonnenlicht belebend durchtränkte Herbststimmung der Landschaft war so packend, dafs man alles Mindere übersah, und reine Freude an dem Walten der Natur fand. Als ich des Abends, wie die Sonne zur Rüste ging, gegen den Bahnhof hinschritt, trat mir scharf und klar am westlichen Horizont die Silhouette der Mödlinger Höhen entgegen. — Gewifs war ich nur einer von vielen , in denen die herbstliche Schönheit des Parkes eine glück- liche Stimmung erweckt hatte. Wer Ende Oktober nach Wien kommt, sollte einen Ausflug nach Laxenburg nicht unterlassen. C. K. S. Plauen i. V. Der Stadtgemeinderat erklärte sich in einer der letzten Sitzungen damit einverstanden, dafs der Kaiser Wilhelm-Hain und die Tenneragrundstücke nach einem noch aufzustellenden Entwürfe zu einem einheitlichen Stadtpark umgestaltet werden. Für die Be- arbeitung des Planes wurde ein Betrag von 2000 M. bewilligt. Die Kosten der Herstellung des Parkes, etwa 120000 M., sollen nicht auf den Haushalt genommen, sondern aus den vorhandenen Stiftungen bestritten werden. Die Anlegung des Parkes erfolgt nicht auf einmal, sondern stückweise nach und nach. Leider mufs durch die Neuanlage ein Teil der sehr eng aneinander stehenden Strauchgruppen im jetzigen Kaiser -Hain fallen, doch wird man dies später, wenn der Park fertig sein wird, nicht bedauern. Der Park erhält eine Grundstücksfläche von 12 Hektar. — Wie wir hören, soll der Plan für den in unserer Stadt zu schaffenden Stadtpark, sobald er fertig sein wird, öffentlich 96 Die Gartenwelt. VI, 8 ausgelegt und in einem Vortrage besprochen werden. Es soll durch den Park etwas Hervorragendes geschaffen werden , das auch nach aufsen hin Aufsehen erregen wird. Stuttgart. Obstpreise auf dem Obstmarkte auf dem hiesigen Nordbahnhofe am 9. November. Es wurden zugeführt: 52 Waggons Mostobst aus Frankreich und I Waggon aus Italien, mit je ca. 10 000 kg. Der Preis von Äpfeln zur Weinbereitung im grofsen betrug 1400 bis 1450 M. für den Waggon. Der Centner wurde im Einzelverkauf aas- gewogen mit 7,20 bis 7,50 M. verkauft. 2 Waggons Birnen zur Wein- bereitung wurden zu 950 bis 1000 M. abgesetzt. Der Centner Most- birnen kostete 5,20 bis 5,50 M. Tafeläpfel kostete der Centner 16 bis 25 M. und Tafelbirnen 16 bis 20 M. Ph. H. Entwertung des Weifskohls auf den Fildern. Be- kanntlich bauen 36 Ortschaften in der Nähe Stuttgarts, die auf den „Filder-" und den angrenzenden Höhen (nicht im Thale) gelegen sind, viel Weifskohl und zwar die spitzköpfige Sorte, „Filderkohl oder Filder- kraut" genannt, die sich durch Feinheit der Rippen und Festigkeit der Köpfe vor allen anderen Sorten auszeichnet. Doch der Filderkohl ge- deiht nur in schweren Lehmböden und mufs stark gedüngt werden. Aufserdem beanspruchen die Pflanzen viel Raum, mindestens i m Ab- stand untei einander. Während in den meisten Jahren der Anbau sehr lohnend war, gute Preise für Samen, Setzware (wir erhielten im Hohen- heimer Gemüsegarten im April für das Hundert Pflanzen 4 M.) und Kohlköpfe gelöst wurden, hat sich der heurige Sommer und Spätherbst so schlecht angelassen, dafs die Filderkohlköpfe ganz entwertet sind. Was anfangs für das Hundert bezahlt wurde, wird kaum noch für das Tausend geboten. Mehr als 6,50 M. pro 100 Stück wird vom Händler nicht bezahlt; zum Preise von 7 M. sollen die Köpfe noch auf die Bahnhöfe Vaihingen, Efslingen und Nürtingen geliefert werden. Neben dem allgemeinen Geldmangel liegt die Hauptursache des fehlenden Ab- satzes darin, dafs infolge der eigentümlichen Witterungsverhältnisse des letzten Sommers in Gegenden Kohl gepflanzt wurde, die sich in ge- wöhnlichen Jahrgängen zum erfolgreichen Anbau nicht eignen. Ein Grofshändler, der im verflossenen Jahre 20 Waggons Filderkraut nacli Bayern verschickte, erhielt in diesem Jahre von dort nicht die geringste Bestellung. Vielen Hunderten von Krautbauern bleibt nichts anderes übrig, als ihr Vieh nun mit Kohlköpfen zu füttern. Leider ist auch die Kälte den in Scheunen und im Freien aufgeschichteten Beständen verderblich geworden. Garteninspektor Held. Gehälter der deutschen Gartenbeamten. VII. Gehälter der dem kgl. sächs. Finanzministerium unterstellten Gartenbeamten. (Beamte des kgl. grofsen Gartens.) Der Obergartendirektor: (3600 — 5400 M.), durchschnittlich 4500 M. = 4800 M. neben freier Wohnung, event. Aufrückung nach je 3 Jahren um je 300 M. Betriebs- und Expeditionspersonal: 2 Obergärtner (1200 bis 1800 M.), durchschnittlich 1500 M., = 3300 M., event. Aufrückung nach je 3 Jahren um je 150 M.; 4 Gartengehilfen (780 — 900 M.), durchschnittlich 840 M., = 3360 M.; i Expeditionsgehilfe (700—900 M.l, durchschnittlich 840 M., = goo M.; 5 ständige Vorarbeiter (1000 bis 1250 M.), durchschnittlich 1125 M., = 5625 M., event. Aufrückung nach je 3 Jahren um je 50 M. Die Obergärtner, die Gartengehilfen und der Expeditionsgehilfe haben freie Dienstwohnung. Aufsichtsbeamte: 4 Gartenaufseher (1200 — 1500 M.), durch- schnittlich 1350 M., = 5400 M., neben freier Wohnung für drei und für einen Wohnungsentschädigung von 300 M.; event. Aufrückung nach je 3 Jahren um je 100 M. VIII. Gehälter der dem kgl. sächs. Ministerium des Innern unterstellten Gartenbeamten. a) Botanischer Garten zu Dresden: i Direktor mit (2700 bis 3300 M.) = 3300 M., neben freier Wohnung; I Garteninspektor mit (2400—3000 M.) = 2700 M., neben freier Wohnung und Heizung; 2 Obergehilfen mit (1200— 1800 M.), je 1500 M., neben freier Woh- nung, Heizung und Beleuchtung; 6 Gehilfen, nicht über 900 M., neben freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung. b) Pflanzenphysiologische Versuchsstation zuTharandt: f Kulturgärtner mit (1000 — 1400 M.) :=.iioo M. IX. Gehalt des Gartenbeamten im kaiserl. Reichs- gesundheitsamte. (Versuchsgarten in Dahlem bei Berlin.) Obergärtner (techn. Hilfsarbeiter) 1800 — 4200 M., = 2300 M. Wohnungsgeldzuschufs bezw. Dienstwohnung. X. Gehälter der dem grofsh. badischen Finanz- ministerium unterstellten Gartenbeamten. Gärtner bei Heil- und Pflege-Anstalten goo M. Anfangs-, 1300 M. Höchstgehalt; Gärtner bei Hochschulen iioo M. Anfangs-, 1650 M. Höchstgehalt; erste Gärtner an Hochschulen und bei der Badanstalten- verwaltung mit freier Gehaltsfestsetzung; Gartenaufseher bei der Do- mänenverwaltung 800 M. Anfangs-, : 200 M. Höchstgehalt; Güteraufseher bei der Domänenverwaltung III. Gehaltsklasse 600 — 800 M., II. Gehalts- klasse 800 — 1200 M., I. Gehaltsklasse 950 — 1650 M. Daneben erhalten die genannten Beamten Wohnuogsgeld, das zur Zeit für die erste Orts- klasse 250 M., für die zweite l8o- M., für die dritte 140 M. und für die vierte 100 M, beträgt. Diese Sätze werden vom nächsten Jahre an voraussichtlich eine namhafte Erhöhung erfahren. XI. Gehälter der der Finanzverwaltung des Herzogtums Braunschweig unterstellten Gartenbeamten. Der staatliche Promenaden-Inspektor und der Inspektor des herzogl. botanischen Gartens je 1800 — 2700 M. Gehalt wird dreimal nach je 2 Jahren und dreimal nach je 3 Jahren um 150 M. erhöht bis auf 2700 M. Wohnungsgeldzuschufs jährlich 320 M. XII. Gehälter der dem grofsh. hessischen Ministerium des Innern unterstellten Gartenbeamten. Landes-Universität in Giefsen: r Universitätsgärtner (Garten- inspektor), Höchstgehalt 3000 M., aufserdem freie Heizung und Be- leuchtung (nicht pensionsfähig), = 3000 M.; i Universitätsgartengehilfe, Höchstgehalt l6on M., = 1600 M. Technische Hochschule in Darm Stadt (Beamte des bota- nischen Gartens 1: I Garteninspektor, Höchstgehalt 3000 M,, = 2700 M., nebst freier Heizung (nicht pensionsfähig) und einer Beleuchtungsver- gütung von 50 M. (nicht pensionsfähig); I Gartengehilfe, Vergütung 1200 M., = 1200 M.; I Gartengehilfe, Vergütung 960 M., = 960 M. Wein- und Obstbauschule zu Oppenheim: Gartengehilfe, Höchstgehalt 1200 M., = 1080 M., nebst freier Heizung und Beleuch- tung (nicht pension^fähig) ^ 1140 M. Obstbauschule und landwirtschaftliche Winterschule zu Friedberg: Fachlehrer (Obergärtner), Höchstgehalt 2400 M.; Gartengehilfe, Höchstgehalt 1200 M. Der Obergärtner hat Dienst- wohnung (gegen Zahlung des gesetzlichen Mietpreises). Bücherschau. Bericht des Missouri Botanical Garden in St. Louis. Von William Trelease. Der zwölfte Jahresbericht legt Zeugnis davon ab, dafs der Garten, abgesehen von einem in diesem Jahre ungünstigen finanziellen Ergebnis, in gedeihlicher Weiterentwicklung sich befindet. Wir erfahren, dafs das Areal des Gartens um ein Beträchtliches ver- gröfsert wurde, und was sonst für die wissenschaftliche Sache geleistet wurde. Vor allen Dingen sind die dem Berichte beigebundenen, im Laufe des Berichtsjahres schon veröffentlichten, wissenschaftlichen Auf- sätze bemerkenswert. Diese sind: „Eine Krankheit der Robinie, Robinia Pseudacacia i." (Polyporus rimosus). Von Hermann von Schrenk. „Die Crotons der Vereinigten Staaten." Von A. M. Ferguson. „Eine noch unbeschriebene Agave aus Arizona" (Agavt Trekasn Toumey). Von J. W. Toumey. „Ptllaea atrofiirpurea var. crUlala." Von William Tre- lease. „Eine Palme der pacifischen Küste" (Sabal uresaita). Von William Trelease. „Die als Nahrungsmittel kultivierten Gartenbohnen." Von H. C. Irish. Sämtliche mit zahlreichen, guten Abbildungen, auf besonderen Tafeln. T. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdbrffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau, Jahrgang VI. 30. November 1901. No. 9. Nachdruck und Nachbildung aus dein iTÜtatt dieser Zeitschrift wird strafrechilich verfolgt. Blumenhandel. Der Bliimenversand der Riviera. Von Karl Hegar, Handelsgärtner, Friedberg i. H. Uafs der Import frischer Blumen aus dem Süden in den letzten 15 Jahren einen ganz bedeutenden Aufschwung genommen hat, ist jedem Fachmann, besonders aber den Blumen- händlern und Bindegeschäften, wohlbekannt. Mit grofser Sehn- sucht erwartet oft der Bindegeschäftsinhaber die allwöchentlich ein-, zwei-, dreimal, oder auch alltäglich, je nach Vereinbarung, eintreffende Blumensendung. Voller Unruhe geht er schliefs- Hch selbst wiederholt auf die Post, wenn sich die Blumen- sendung verspätet hat, wie dies ji oft, speziell zu Weihnachten und Neujahr, vorkommt, und besonders unangenehm ist es. wenn bei eintretenden Todesfällen oder bevorstehenden Hoch- zeiten die Sendung ausbleibt, so dafs selbst Braut und Bräu- tigam noch mit warten, bis das lang ersehnte Brautbouquet aus weifsen Rosen erscheint. Ein jedes Ding hat zwei Seiten ; ich bin weder fiir, noch gegen den Schutzzoll auf Blumen, denn ich hätte weder Schaden noch Nutzen davon. Ich sage aber meine Meinung als Geschäftsmann, welche dahin geht, dafs, wenn ein hoher Zoll auf lebende Blumen einge- führt würde, ein grofser Teil der kleineren und auch mittel- grofsen Blumengeschäfte schliefsen könnte. Ob es aber ein grofser Schaden wäre für manche Inhaber kleiner Blumen- geschäfte, — in den letzten Jahren sind solche kleine Geschäfte wie Pilze aus der Erde geschossen — , wenn sie dadurch ge- Tafeldekoration von F. A. Höwe, Hamburg;. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite loo). Die Gartenwelt. VI. 98 Die Gartenwelt. VI, 9 zwungen wären, ihr Geschäft aufzugeben und wieder in ihre immerhin noch gut bezahlten Stellungen zurückzukehren, anstatt so weiter zu vegetieren, dies lasse ich dahingestellt sein; mag sich dies jeder selbst überlegen, der heutzutage ein kleines, kaum lohnendes Geschäft betreibt. Doch nun zum Versand der Riviera. Die genugsam bekannten Versandgeschäfte in Cannes, Nizza, Bordighera, Ospidaletti, San Remo u. s. w. sind natürlich nicht in der Lage, ihre sämtliche Ware, welche sie zum Versand nötig haben, selbst zu ziehen. Wie nun vor lo — 15 Jahren der Versand seinen richtigen Auf- schwung nahm, hieb ein grofser Teil der Bauern an der Riviera seine Oliven um, verkaufte das Holz zu gutem Preise, und warf sich mit Macht und Eifer auf die Anpflanzung von Rosen, Nelken, Veilchen, Narcissen u. s. w. Beabsichtigt der Gärtner oder der Bauer ein Stück Land mit Rosen oder sonstigen Blu- men zu bepflanzen, so mufs dies zunächst tief rigolt wer- den, und häufig müssen auch Terrassen gebaut und Wasser- leitung auf den Berg gefühlt werden, denn das Terrain ist meist bewegt, und natürliche Wasseradern sind selten. Dafs dies erhebliche Unkosten ver- ursacht, wird jedermann ein- leuchten, aufserdem ist das Land im Ankauf nicht billig. Einigermafsen nahe der Stadt kostet das romantischste, wil- deste Fleckchen Erde, mit Stei- nen bedeckt, und mit knorrigen, alten Oliven, Citronen und Feigen bewachsen, schlimmer als ein Urwald dem an wohl- gepflegte Gärten und Felder gewöhnten Auge des deut- schen Gärtners sich darstellend, nach Umständen i — 5 Lire pro Quadratmeter. Die Grofsbauern nun, welche lo — 20 Morgen mit Rosen, Nelken und Veilchen anbauen, verkaufen die ganze Ernte, wenn ich mich so ausdrücken darf, meist an den Grofs- händler zu rundem Preise für das ganze Feld. Der kleinere Bauer, welcher nur einige Morgen oder weniger als einen Morgen bebaut, bringt seine Blumen ent- weder direkt in die Versandgeschäfte, oder jeden Morgen früh auf den Blumenmarkt nach Ospidaletti, Bordighera, Nizza oder Cannes. Hin und wieder bildet sich auch eine Vereinigung m H^^^^^^^^^^H .^^j^^^B^^^K^fe^^^^^^^^^^^^^^^^^l ^^^^^^PP^«^£4|H^^^^^^^^^^^^^^P^^^^^^^H ^^^^'^d^^S^^^H ^^^^tfs WM Ip^Ph^.. • j i^^^^K.- y-'"^?>v!^^^B ^^■^^^^^^^^ ^.^^^1 Dahlienstr.iiifs von Originalaufnahme für die verschiedener Züchter, die sich einen jungen Mann, viel- leicht einen Verwandten des einen oder anderen der Teil- haber, engagiert, welcher betreffende junge Mann i — 3 Monate in Deutschland zugebracht hat und die deutsche Sprache und Korrespondenz — nach seiner Ansicht natürlich perfekt — beherrscht, und die uun flott darauf los versendet, solange es geht. Im übrigen ist jedoch der Versand meist in den Händen von älteren und be- kannten Firmen. Je nach der Menge der Bestellungen, welche täglich einlaufen, beginnt, nachdem man sich mit Blumen vor- gesehen hat, etwa nachmittags gegen 3 Uhr das Packen, und hierzu werden auf grofsen Tischen Stöfse von Rosen, Nelken, Narcissen, Tuberosen, Anemonen, Veilchen, Reseda und Grünes aufgestapelt. Zur Verpackung werden teils die bekannten Spankörbe, teils Kisten verwandt. Auf jeden Fall kommen die Sendungen in Watte und Kisten verpackt am besten an, aber diese Packung ist die kostspieligere. Bei den gewandten und er- fahrenen Packern geht die Arbeit sehr flott von statten. Die Bestellungen sind ja im allgemeinen ziemlich gleich, sie lauten meist: ,.ein Post- korb Blumen, 10 — 15 M.", nur wünscht der eine mehr Rosen, der andere mehr Nelken, dieser mehr Veilchen und Grün, jener weifse Blumen, ein anderer wieder mehr farbige. Diesen Wünschen wird natürlich soviel wie möglich Rechnung getragen, doch kann man es sehr oft den Versand- häusern nicht übel nehmen, wenn sie die mitunter recht vielseitigen Wünsche nicht ganz genau berücksichtigen. Wenn ein kleinerer Handelsgärtner auf seine Bestellung von 25 Rosen weifs, 25 Rosen rosa, 25 Nelken lang, 100 Nelken kurz, 2 Bund Veilchen, 10 Tuberosen, 2 Bund Narcissen, Grün u. s. w. u. s. w., nur 50 Rosen, 25 Nelken langstielig, 100 kurze, und etwas Narcissen und Grün in seinem Postkorb, der franko 10 M. kostet, erhält, darf der Besteller, namentlich zur Weihnachts- und Neujahrszeit, dem Lieferanten einen solchen Vorfall nicht allzu sehr verübeln. Dafs sich der deutsche Handels- gärtner zu wenig der Telegramme bedient, ist leider Ursache manchen Verdrusses. Der Engländer und Franzose wird F. A. Höwe, H-Tiiibiirg. „Gartenwelt*^ (Text Seite too). VI, 9 D ie^ ^jaxL6Jl-we: iL- 99 in nur halbwegs dringenden Fällen stets telegraphieren, der deutsche Handelsgärtner, ich rede hier nur von demjenigen, welcher nur alle 14 Tage vielleicht einen Postkorb gebraucht, schreibt gemütlich eine Karte. Je nach der Entfernung und auch je nachdem die Bestellungen bei dem betreffenden Ver- sandgeschäft einlaufen, könnte eine auf diese Weise be- stellte Sendung ganz gut nach 3 — 5 Tagen in Händen des Reflektanten sein, so aber kommt es oft vor, dafs die Sen- dung später, ja zu spät anlangt, wer trägt nun die Schuld? Es empfiehlt sich deshalb stets in, wenn auch nur halbwegs wird es nun in Anbetracht aller dieser Umstände nicht ge- rechtfertigt finden, wenn speziell unsere deutschen Treibereien einen Zoll -auf Schnittblumen verlangen; sie müssen ihn ver- langen, da ihre Existenz aufs höchste bedroht ist. Ein sol- cher Zoll ist ja die einzige Waffe, welche der Norden gegen die Konkurrenz des Südens in Händen hat. Mit welchen Faktoren hat der Gärtner des Südens, mit welchen der Gärtner des Nordens zu rechnen? Der Winter des .Südens, mit vorwiegend blauem Himmel und Sonnenschein, wenig trüben Regentagen, selten strengen Staffelei von Paul Hermann, Hamburg. Dahlienkranz von F. Reppin, Hamburg. Originalaufnahmen fiir die „Gartenwelt'' (Text Seite loo) dringenden Fällen zu telegraphieren, auf diese Art ist die Sendung, man kann wohl sagen an jedem Orte Deutschlands nach spätestens 3 — 3^ ., Tagen am Platze. Es läfst sich wohl nicht bestreiten, dafs von Jahr zu Jahr mehr Blumen zum Versand im Süden angebaut werden, dafs die Ausfuhr nach nördlichen Ländern fortwährend ge- wachsen ist, und hauptsächlich durch die stetig besser werden- den Verkehrsverbindungen auch noch wachsen wird. Wie lange wird es noch dauern, so wird eine auf telegraphischem Wege bestellte Sendung, sagen wir in Frankfurt a. M., schon nach 12 — 16 Stunden anlangen, nach Berlin und Hamburg, Königs- berg u. s. w. dauert es natürlich entsprechend länger. Wer Frösten, zeitigt, allerdings auch nicht ganz ohne Mühe und Arbeit, dem dortigen Züchter die schönsten Blüten. Wenn das Land erst einmal gründlich urbar gemacht ist, benötigt der Gärtner nichts mehr als Wasser, viel Dünger und die meist billigen Arbeitskräfte. Der Himmel bietet im Süden Ersatz für unsere Glashäuser, und unsere Wasser- oder Dampfheizung ersetzt die Sonne. In welch wenig beneidenswerter Lage befinden sich diesen günstigen klimatischen Verhältnissen gegenüber unsere Treibereien! Grofse Gewächshausbauten mit Vorhäusern, Kesseln und Schornsteinen erheben sich gleich einem Fabrikbetrieb aus dem Erdboden, grofse Haufen Holz imd Kohlen liegen zur Verwendung bereit. Diese Anlagen 9* 100 Die Garten weit. VI, 9 und ihre Unterhaltung erfordern ein grofses Kapital, und die Arbeitslöhne sind bei uns hoch. Dabei fehlt oft zur kritischen Zeit die Sonne, so dafs trotz Heizung und an- gestrengter Arbeit keine guten Blumen erzielt werden. Das ist der Unterschied zwischen Nord und Süd, zwi- schen einem günstigen Klima und einem meist ungünstigen. Der Zoll ist, wie ich schon erwähnte, die einzige Wafte des Nordens, ob er aber dauernd eingreifen und die Einfuhr direkt beschränken wird, erscheint mir sehr fraglich. Der Süden hat eben wenig Industrie, er führt aus, was ihm Land und Klima bieten, Früchte, Blumen und Wein; wir haben auf Früchte und Wein einen Zoll, aber die Ein- fuhr nimmt von Jahr zu Jahr zu, wir werden wohl auch auf Blumen Zoll bekommen, aber die Blumeneinfuhr wird nicht abnehmen. Blumenbindekunst. Dahlienbindereien von der Ausstellung der deutschen Dahlien- Gesellschaft in Hamburg (Abb. Seite 97, 98 u. 99). Über die genannte Ausstellung haben wir mehrfach und ein- gehend berichtet, auch der Bindereien ist auf Seite 33 und 34 des laufenden Jahrganges gedacht worden. Wir bieten nun heute noch einige wohlgelungene .Aufnahmen aus der Bindereiabteilung, die ein Mitglied unserer Redaktion an Ort und Stelle gefertigt hat. Die elegante Tafeldekoration auf der Titelseite, von F. A. Höwe, wirkt durch die Eleganz des aus einfachen Edeldahlien ge- fertigten Aufsatzes und der aus ebensolchen Dahlien bestehenden Sträufse. Der Dahlienstraufs des gleichen Ausstellers auf Seite gS ist ein Meisterwerk moderner Bindekunst und zeigt nebenbei in welch wirkungsvoller Weise sich Dahlien der alten Form in Ge- meinschaft mit den modernen Edeldahlien verarbeiten lassen. Bei der schönen Staftelei auf Seite 99 sehen wir die schon auf Seite 76 abgebildete neue eigenartige Edeldahlie „Aymphaea" von Kohlmannslehner verarbeitet, und der Kranz von Reppin auf gleicher Seite spricht für sich selbst und bedarf keiner Erläuterung. Gehölze. "Welche Gehölz-Arten lassen sich besonders durch Wintersteckholz leicht vermehren? — Bei der Erziehung und Weiterkultur unserer Gehölze bildet die Art und Weise der Vermehrung einen wichtigen Faktor. Man wird bei der Ver- mehrung darauf bedacht sein müssen, dafs man schnell und mit verhältnismäfsig geringen Kosten neue Pflanzen für seinen Bedarf oder für den Handel heranziehen kann. Eine bequeme Methode der Vermehrung der Gehölze ist die durch Steckholz, welches im Winter bei jeder Witterung ge- schnitten werden kann und erst im zeitigen Frühjahr unmittelbar ins freie Land gesteckt wird. Nachdem das Steckholz mit einer gewöhnlichen Gartenschere geschnitten ist, müssen die einzelnen Sorten streng auseinandergehalten und separat in Bündel ge bunden und mit Etiketten versehen werden. Bei kalter Witterung bringt man das Steckholz in einen etwas erwärmten Raum, viel- leicht in einen Schuppen, in ein Glashaus oder eine Arbeitsbude, wo jeder Steckling mit einem scharfen Messer direkt unter einem Auge glatt nachgeschnitten wird, aber so, dafs jeder Steckling mindestens drei Augen hat. Die Stecklinge sind im zeitigen Frühjahr in lockeren Boden zu stecken, entweder in langen Reihen oder auf Beete ; letzteres ist empfehlenswerter, da man die Steck- linge auf Beeten besser beobachten und bearbeiten kann. In nachstehenden Zeilen will ich eine Anzahl solcher Ge- hölze bekannt geben, von denen man zwecks Vermehrung Steck- holz schneiden kann, das dann rechtzeitig im Frühjahr gesteckt wird. Amor f ha, mit Arten und Abarten. Ampelopsis , alle in den deutschen Gärten bekannten Sorten. Atraphaxh lanceolata. Cornus, aufser folgenden: mascula und Formen, Jlorida, pumila, circinata, Koma, officinalis, die nicht durch Wintersteckholz ver- mehrt werden. Deutzien, aufser D.gracilis und den übrigen schwachwachsen- den Sorten. Elatagnus angtistifolia nebst \'arietäten. Fontanesia mit Abarten. Forsythien mit Abarten. Hydrangea, alle Spezies, aufser den japanischen Formen. Liguslrum mit den verschiedenen Varietäten, welche leicht wachsen. Lonicera. Von dieser Gattung lassen sich nur die strauch- artigen, aufrechtwachsenden Sorten durch Steckholz vermehren. Die Stecklinge müssen 25 — 30 cm lang geschnitten und recht- zeitig im Frühjahr, noch vor dem Austreiben der Blätter, gesteckt werden, damit die Augen nicht ausbrechen. Lycium, Bocksdom, sämtliche Arten wachsen sehr rasch. Myricaria nebst Abarten. Neviusia. Orixa japonica. Philadelphus, sämtliche Arten und .Abarten. Platanus, alle Arten und Formen. Popuhis- Arien und -Abarten, aufser Populus trtmula und deren verwandte Sorten. PoUnlilla, aufser P. Sakssowi. Ribes, alle Arten und Abarten, die sehr leicht wachsen. Salix, sämtliche Varietäten, aufser den kleinbleibenden Polar- weiden. Sambucus, alle Arten. Spirata, alle Arten und Abarten aufser S. ariaefolia und der mit derselben verwandten Sorten, die man bekanntlich leichter und schneller aus Samen zieht. Symphoricarpus. Von Syringa nur persica, die ro//io»iagensis-¥ ormen und S. Josikaea. Weigelia, Arten und Abarten, jedoch nur dann, wenn gut ausgereiftes Holz vorhanden ist, und TöOTuru-Arten und -Abarten. Zur Anlage von Stecklingsbeeten, wähle man möglichst ein Land mit etwas feuchtem Untergrunde; ist dies nicht möglich, dann in der Nähe der Wasserleitung, da namentlich bei den trockenen Frühjahrswinden für die Stecklinge viel Wasser ge- braucht wird. Es ist ferner darauf zu achten, dafs jeder Steck- ling von hartem, ausgereiftem Holze geschnitten und in gerader Richtung, nicht schräg, in die Erde gesteckt wird. X. Gemüsebau. Blumenkohl „Frankfurter Riesen". Von Friedrich Reisel, Burg Sittensen. (Hierzu eine Abbildung.) Unter den am häufigsten angebauten Gemüsearten nimmt unstreitig der Blumenkohl, weil dessen Anzucht am rentabel- sten ist, den ersten Platz ein. Im Mistbeet sowohl, als auch im Freien ist die Kultur desselben gleich lohnend. VI, 9 -Di* G^trien-wclf. 101 Es kommt wohl hierbei, wie bei jeder anderen Pflanzen- kultur, hauptsächlich auf eine gute Sorte an. Bevorzugt man mit Recht die frühen Sorten, ..Erfurter Zwerg'' und „Haage- scher früher"-, so ist als mittelfrühe und zugleich späte Sorte ^.Frankfurter Riesen'^, meinen Erfahrungen nach die beste. Derselbe hat Blumen von immenser Gröfse, und diese zeich- nen sich durch zarte Weifse und festgeschlossene Köpfe aus. Die abgebildeten Köpfe mafsen 35 cm im Durchmesser. Ein anderer, nicht zu unterschätzender Vorzug ist der, dafs man bei der Sorte .^.^Frankfurter Riesen'"'' im Gegensatz zu anderen Sorten Blumenkohl, die erscheinende Blume nicht mit Blättern zu bedecken braucht. Die Blume behält bei jeder Witterung unbedeckt bis zu einer respektablen Gröfse stets den zusammengeschlossenen, weifsen Kopf, eine der Hauptbedingungen für guten Absatz. Das Bedecken der Blume halte ich sogar für schädlich, da ein volles Sonnenlicht den Pflanzen thatsächlich besser be- kommt. Auch nimmt die Sorte mit weniger gutem Boden vorlieb, im Gegensatz zum ..^Erfurter 7.werg" , der nur in gutem, fettem Boden ertragsfähig bleibt. Ich ziehe ungefähr "*/^ Morgen Blumenkohl und zwar in einer Obst- plantage, wo nur mit Kunstdünger schwach gedüngt wird. Die Anzucht ist kurz folgende: Aussaat. Mitte April ins freie Land. Pflanzzeit. Mitte Mai in Abstand von Quadrat. Als Zwischenpflanzung Kohlrabi resp (auch Steckrüben oder Wrucken genannt). Ein Behäufeln ist dem Blumenkohl sehr schwach und nehmen stets eine hängende Stellung ein. Aus diesem Grunde ist dieses Abutilon in Strauchform wenig ver- wendbar, dagegen eignet es sich besser als jede andere Sorte zum Hochstamm. Während den starkwüchsigen Sorten, nachdem ihr Stamm die gewünschte Höhe erreicht hat, durch mehrmaliges Stutzen eine Krone gegeben wird, mufs das schwachwachsende Abu- tilon vexillarium fol. var. auf starkwüchsige Sorten veredelt werden. Als Unterlage eignet sich unter anderen: Abutilon hybr. .^.^Salmon Rose''', „Philippine Welser''' oder tonelianum roseum. — Die Veredlung nimmt man am besten im Januar- Februar und zwar in einem temperierten Hause vor. Die Reiser müssen im Hochherbst geschnitten werden, wenn die- selben vollständig reif sind, und werden, wie andere Holz- 50 cm im Kohlrüben dienlich, da derselbe durch seine Gröfse sonst leicht zur Seite neigt. Ernte. Mitte August bis zum Eintritt des Frostes. Seit dem Beginn der Ernte verkaufe ich im Durchschnitt täglich für 10 — 12 Mk. Man mufs in Betracht ziehen, dafs sich im ganzen Umkreise nur Dörfer befinden, der Blumenkohl wird daher billiger, höchstens mit 30 Pfg. pro Kopf verkauft, während man in einer gröfseren Stadt das Doppelte, ja Drei- fache dieses Betrages erzielen kann. Topfpflanzen. Abutilon vexillarium fol. var. und Plumbago capensis fl. albo und fl. coeruleo als Hochstämme. Von Gustav Besoke, Erfurt. Uas alte Abutilon vexillarium fol. var. ist eine der dankbarst blühenden Sorten. Leider sind dessen Zweige sehr Blumenkohl ,.Frankfurter Riesen". Orlsinalaufnahme für die „Gartenwelt*. arten, in Saud bis zur Veredlungszeit aufbewahrt. Die Ver- edlungsart richtet sich nach der Stärke der Reiser zur Unter- lage, jedenfalls sind die verschiedenen Manipulationen gleich erfolgreich. Abutilon vexillarium fol. var. wächst auf kräftiger Unter- lage sehr schneU und entwickelt bereits im ersten Jahre eine hübsche Krone. — Der charakteristische hängende Wuchs giebt der Pflanze das Aussehen eines Trauerbäumchens. Auf der Goldpanaschienmg der Belaubung nehmen sich die sehr zahlreich erscheinenden Blüten sehr vorteilhaft aus. Solche hochstämmige Abutilon gewähren einen reizenden Anblick und zählen zu den schönsten Dekorationspflanzen für den Landschaftsgarten. Flumbago capensis, auf die ich nun zu sprechen komme, ist leider ebenfalls viel zu wenig verbreitet. Man kultiviert davon eine blaue, fl. coeruleo, und eine weifse Form, fl. albo, wovon erstere die weit schönere ist; sie hat längliche, mattgrüne Blätter, Der Blütenstand ist ährig und die Blüte setzt sich aus kleinen, röhrigen Blättern, deren Saum sich tellerförmig ausbreitet, zusammen. In der Form stehen die Blumen dem Phlox am nächsten. Vermöge ihres hängenden, zuweilen auch schlingenden Wuchses läfst sich P. capensis in 102 Die Gartenwelt. VI, 9 hellen Kalthäusern gut als Schlingpflanze verwenden. Aber auch als Hochstamm herangezogen, gewährt diese Pflanze mit ihren den ganzen Sommer sich zeigenden Blüten einen schönen Anblick. Plumbaga capensis ist gleich dem Ahutihm vexillarium fol. var. nur wärmstens zu empfehlen. Die Vermehrung der Plumbago geschieht aus Stecklingen. Daedalacanthus Watti. — Diese Pflanze stammt aus Indien und ist nach, ihrem Entdecker benannt. In vielem ähnelt sie der früher ziemlich bekannten Daedalacanthus tiervosus (Eranthe- vium puhhdhim), nur sind die Blumenähren bei IVatü dichter und die Blumen, welche nahezu 4 cm im Durchmesser haben, sind satt purpurblau, eine ausgezeichnete und wirksame Farbentönung. Sehr beachtenswert ist es auch, dafs diese Pflanze ein Herbst- blüher ist, und schon deshalb verdient sie warme Empfehlung. Eine blühende Pflanze macht einen sehr guten Eindruck. (Nach „The Card. Mag.") Obstbau. Ein Beitrag zur Erdbeertreiberei im Hause. Von Emil Hannig, Obergärtner bei Frau Etatsrätin Donner, Ottensen-Altona. (Hierzu eine Abbildung.') l_)as Treiben der Erdbeeren kann auf verschiedene Weise geschehen: in Häusern oder Mistbeeten, sowie in kalten Kästen und noch auf jede dieser Arten wohl mit gleich gutem Erfolge. Zur frühen Treiberei jedoch müssen dem Treibgärtner unbedingt Treibhäuser zur Verfügung stehen, in denen sich jederzeit die gewünschte Temperatur erzielen läfst, was bei der Frühtreiberei in den Mistbeeten, in denen die Erdbeeren bei starkem Schneefall, oder bei anhaltend trüber, feuchter Witterung sehr leicht von Fäulnis ergriffen werden, nicht der Fall ist. Die Erdbeertreibhäuser werden sehr verschieden gebaut, ja man kann sagen, in jeder Gärt- nerei anders, und die Konstruktion des Hauses ist auch im allgemeinen auf den Erfolg kaum von Einflufs. Mitte oder Ende Januar, je nach der Witterung, beginne man mit dem Treiben der Erdbeeren, reinige jedoch vorher das Haus ordentlich und bringe alsdann die zuvor von Schmutz, sowie von gelben und trockenen Blättern gründlich gesäuberten Pflanzen in dasselbe, wo sie so aufgestellt werden, dafs sie während der ganzen Treibzeit stehen beiben können. Nach erfolgter Aufstellung werden die Pflanzen leicht gespritzt, und es nmfs vor allem für eine reine und feuchte Luft Sorge getragen werden. Man lasse, wenn es die Witterung irgend- wie erlaubt, die Luftklappen am Tage offen und spritze den Boden und die Wände im Hause täglich wiederholt. Die Temperatur halte man während der ersten 14 Tage auf -j- 7 — 8 Grad C. und steigere sie von diesem Zeitpunkt ab jede Woche bis zur Blütezeit um je 2 — 3 Grad, bis eine Wärme von 17 — 18 Grad erreicht ist. Während der Blütezeit erniedrige man die Temperatur wieder auf 12 — 14 Grad, zu welcher Zeit auch die Luft möglichst trocken zu halten ist. Das Spritzen wird von Beginn der Blüte ab eingestellt, da- gegen wird, wenn es die Witterung gestattet, reichlich ge- lüftet, da der Blütenstaub sonst leicht verschimmelt. Dis Erdbeeren müssen von der Blüte an bis zur Frucht- bildung mit der peinlichsten Sorgfalt beobachtet werden, da durch den geringsten, während dieser Zeit vorkommenden Fehler die ganze Ernte in Frage gestellt werden kann. Sind die Pflanzen gänzlich abgeblüht und zeigen sich die Früchte, so wird die Temperatur wieder erhöht und mufs bis zur Reifezeit 20 Grad C. betragen. Die Pflanzen werden bis zum Beginn der Reife täglich sanft bespritzt und je nach Bedarf gegossen, wobei ununterbrochen für feuchte Luft gesorgt wird. Auch können die Pflanzen alle acht Tage einen leichten Dunggufs erhalten, und ich empfehle zu diesem Zwecke die Verwendung des Dr. Wagnerschen Nährsalzes*) (Marke PKN), bestehend aus phosphorsaurem Kali und Chilisalpeter, je ein Gramm auf ein Liter Wasser. Dadurch erreicht man einen besseren Fruchtansatz und vollkommene Ausbildung der Früchte, welche auch bedeutend früher reifen als an nicht gedüngten Pflanzen. Das zum Giefsen oder Spritzen verwendete Wasser mufs mindestens die Temperatur des Hauses haben. .^uf diese Weise behandelte Erdbeeren könnten schon in der elften Woche zur völligen Reife gelangt sein. Ist man auf die Herauzucht guter Pflanzen bedacht gewesen, so läfst sich der Ertrag schon vorher mit ziemlicher Genauig- keit bestimmen; ich rechne auf je 20 Pflanzen i kg Früchte. In dem Donnerschen Parke wird der sehr reichliche Bedarf an Erdbeeren in Verbindung mit der Weintreiberei, wozu 4 Häuser am Platze sind, herangezogen, wie denn auch unser Bild Seite 103 die Erdbeeren in einem Weinhause zeigt. Wir sehen 600 Töpfe als ersten Satz in folgenden 3 Sorten: ,^La Grosse siicrie'\ „Royal Sovcreigii''^ und „ Laxlo?i' s Noble''' . h\s 4. und spätere Sorte folgt noch „König Albert von Sachsen^''. „Royal Sovereign" reift um 14 läge früher als „Laxton's Noble'"'' und „La Grosse sucrie'''' . Gewöhnlich fassen die hiesigen 4 Weintreibhäuser 1500 Töpfe und es läfst sich eine ganz hübsche Menge Früchte zur Reifezeit einernten. Empfehlens'werte Erdbeer-Sorten zum Treiben. — In einem Artikel auf Seite 140 des i. Jahrg der „Gartenwelt" habe ich das „Treiben der Erdbeeren" ausführlich behandelt. Heute möchte ich kurz auf einige Sorten hinweisen, mit denen ich im vorigen Jahre sehr gute Resultate erzielt habe. Es sind folgende .Sorten : ytaxions Nummer /." Neuheit 1893. Eine sehr frühe, zum Treiben vorzügliche Sorte. Früchte sehr grofs, glänzend kar- moisin-scharlachrot und von feinem Aroma. ^Sensation" (Laxton). Früchte, wie schon der Name an- deutet, enorm grofs, karmoisin. Aroma ausgezeichnet. Laub und Fruchtstiele sehr stark. „Competilor'-^ (La.xton), orange-scharlach. Fleisch fest, von sehr gutem Geschmack, Früchte mittelfrüh, sehr grofs, von konischer, etwas abgeplatteter Gestalt. Ich trieb diese drei Sorten voriges Jahr zum zweitenmal mit ausgezeichnetem Erfolg. Eingestellt zum Treiben wurden die Pflanzen sämtlich am i. Dezember. Die ersten reifen Früchte erhielt ich von .„Laxtons No. Z-* am 5. März, von „Sensation" am 17. März und von „Competitor" am i. April. *) Von H. & C. Albert in Biebrich a. Rli. VI, 9 "D i e'G'äTiTe n \vel t. 103 Ebenso gute Früchte brachte auch „Souvenir de Mad. Strut- lens'-'. eine belgische Neuheit; Früchte oft enorm grofs, abgerun- det, zuweilen auch hahnenkammförniig, Farbe dunkelrot bis schwarz. Über die neuesten Sorten, wie „Mcnlmore'-'- ^Laxton), „Monarch" (Laxton), „Leader" (Laxton), „Louis Gauthier" (Gauthier), „Kaiser iri/fie!m" (Roemer), „//o/ieiizoi/ern" (Goeschke), kann ich mir noch kein Urteil erlauben, komme aber später darauf zurück. L. Wolff, Hofgärtner, Margarethen a. Moos, Stauden. Seltene alte Pflanzen. Von G. Reuthe, i. F. Thomas S. Ware, Feit harn, Middlesex. CjS ibt jedenfalls zu bedauern, dafs so viele schöne Pflanzen, die vielleicht noch vor 30 Jahren in den Gärten des nördlichen oder westlichen Europas häufig waren, jetzt ent- weder nur höchst sel- ten oder gar nicht mehr zu sehen sind. Glücklicherweise giebt es im konservativen England noch Gärten, wo auf seltene Pflan- zen viel Wert gelegt wird, und so manche Pflanze^ die als ganz ausgestorben ange- sehen wurde, taucht dann plötzlich wieder auf, wovon ich mich auf meinen verschie- denen Streifzügen oft überzeugen konnte. So hatten wir vor ungefähr 18 Jahren im Ware'schen Geschäfte Scilla silnrica rubra, die wir aber durch Krankheit der Zwie- beln verloren hatten, und erst vor zwei Jahren traf ich eine kleine Anzahl in einem schottischen Garten. Der Besitzer, dem ich sie abkaufen wollte, verlangte 10 M. per Stück, was mir jedoch etwas zu viel war. Im März dieses Jahres, während einer Reise im Westen Englands, traf ich dieselbe Pflanze in einem alten Garten in mehr als 300 Zwiebelchen, die dessen Besitzer vor 25 Jahren von Ware gekauft hatte ; obschon ich ihm einen annehmbaren Preis bot, waren die Zwiebelchen doch nicht feil. Im selben Garten fand ich auch das höchst seltene Leucojum verniim ß. pl., Galanthus viridescens, Galanthtis flaviis und noch viele andere seltene Pflanzen. Mitunter taucht der Name einer solchen schönen, alten Pflanze auch wieder auf, wenn man jedoch ein solches Gewächs unter dem vielversprechenden Namen anschafft, findet man sich enttäuscht, weil es sich als etwas anderes herausstellt. Auf einige werde ich noch zurückkommen, doch möchte ich hier auch noch darauf hinweisen, wie falsch es ist, dafs eine solche Pflanze jahrelang mit unrichtigem Namen im Handel gelassen wird, ohne dafs der Fehler richtiggestellt würde. Wollte ich eine solche Pflanze in den Katalog aufnehmen und verkaufen, so würden sich viele Kenner finden, die ihre Zweifel darüber öffentlich aussprechen, Autoritäten würden befragt und müfsten ihr Gutachten in gärtnerischen Zeit- schriften abgeben, bis der Fehler richtiggestellt wird, denn jeder Gärtner kann Fehler machen, die entweder aus Ver- sehen oder aus Unkenntnis vorkommen. Alyssum saxafile fl. pl., die dicht gefüllte Form des allbekannten Gelbblühers Alyssum. In sehr alten Garten- Erdbeertrciberei in einem Weinhause der Frau Etatsrätin Donner, Ottensen-Altona. Ol iginalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 102). büchern des i8. Jahrhunderts beschrieben und erst seit einigen Jahren wieder vereinzelt im Handel. Vermehrung jedoch nur durch Ableger und nicht auch durch Samen wie bei der einfach blühenden Stammart. Ckmatis erecta fl. pl. Stauden-C/f;«(7A> mit gefiederten Blättern und in Schirmform stehenden, weifs gefüllten Blumen. Obschon langsam wachsend, läfst sie sich doch leicht ver- mehren und leicht kultivieren, Adonis vernalis fl. pl., eine deutsche Pflanze, die erst wieder vor drei Jahren in unsere Hände kam. Die Blumen, 104 Die Gartenwelt. VI, 9 die 4 — 6 cm im Durchmesser halten, sind goldgelb, voll- kommen gefüllt, rosenförmig. Diese Sorte hat mehr Wert als die Stammart, indem sie viel länger blüht und auch weniger vom Nachtfrost oder unter der Sonnenhitze leidet. Eigentümlicherweise ist eine ebenso gefüllte Sorte vom sibi- rischen Adottis amurensis mit vollkommen gefüllten Blumen aufgetaucht, die jedoch noch neuerer Einführung und höchst selten ist. Hcsperis matronalis fl. pl. und //. matronalis lilacina fl. pl. mit Ausnahme der gefüllt weifsblühenden Nachtviole, die noch häufig ist, sind die gefüllt blühenden Hesperis viel seltener geworden und zumal die lilafarbige Nachtviole, die kaum noch zu finden ist. Wir haben uns die gröfste Mühe gegeben, von wenigen Pflanzen Nachwuchs zu schaffen. Delphinium gramliflorum (D. graiidiflorum fl. pl.) ist echt eine höchst seltene Pflanze, hat einen Wurzelstock, der an D. formosum erinnert (nicht an D. sinense), Wurzelblätter sind bandförmig, dunkelgrün, mit schwärzlichen Blattrippen, die Stammblätter mehrfach geteilt. Blütenschaft, der nur 30 — 40 cm hoch wird, ist schwärzlich. Die Blumen sind dicht gefüllt, aber nicht sehr grofs und dunkelpurpur blau. Diese Pflanze, die nur hin und wieder angetroffen wird, ob- schon sie leicht zu kultivieren ist, ist nicht willig in der Ver- mehrung und leider auch nicht starkwüchsig. Leucojum verniim fl. pl., zur Familie der Amaryllideen gehörende, zwiebelartige Pflanze, die wie Schneeglöckchen im Frühjahre blüht und dicht gefüllte weifse und gelbliche Blumen hat. Iris pallida fol. aar. var., die breitblättrige Schwertlilie, mit grofseu, hellblauen Blumen und, was das Beste ist, mit immergrünen, das ganze Jahr hindurch weifs, hellgrün und gelb gestreiften, prächtigen Blättern. Um davon mehr zu erhalten, bestellten wir diese Pflanzen nach verschiedenen Katalogen. In drei Fällen erhielten wir Iris foetidissima fol. var. und in einem Falle Iris Pseudacoriis fol. var., wie auch Acorus japoniciis fol. var. Scilla bifolia rubra. Niedliches Zwiebelgewächs. Aus kleiner Zwiebel kommt, je nachdem der Winter milde oder kalt ist, im Februar oder März ein 6 — 10 cm hoher Stengel mit mehreren, sternförmigen Blumen von rosenroter oder leuch- tend rosenroter Färbung. Die zwei oder mehr Blätter sind 6 — 16 cm lang und linealisch-lanzettlich. Nicht zu verwechseln ist diese Pflanze mit der mehr gewöhnlichen Scilla bifolia rosea, welche hellrosa oder auch nur fleischfarbig blüht. Ourisia coccinea, eine hübsche, kriechende, hier winter- harte Pflanze aus der Familie der Scrophulariaceen, mit ovalen, gewellten, hellgrünen Blättern und kurzem Schaft, der mehrere hochrote Blüten trägt. Blüht meist den ganzen Sommer hin- durch und verlangt zu ihrem Gedeihen halbschattigen Standort mit mäfsiger Feuchtigkeit in nicht zu schwerem, durchlässigem Boden. Obschon diese herrliche Pflanze, wenn auf den richtigen Standort gepflanzt, da sie auf trocknem, exponiertem Boden verkümmert, leicht gedeiht und mäfsig rasch wächst, so ist sie doch selten geworden. In Deutschland hält sie leicht den Winter unter dünner Laubdecke aus, und ich sah sie in Norddeutschland in einem Garten gut gedeihen. Primula acaulis rubra fl.pl., in England kurzweg „Pom- padour Primrose^^ oder „Ware's double Crimson Primrose'''' genannt. Die Pflanze ist ganz wie Primula vulgaris oder P. acaulis, aber mit dicht gefüllter, grofser, blutroter Blume. Eine jetzt sehr seltene Pflanze, denn meist geht unter ihrem Namen fälschlich die gewöhnliche purpur oder rot gefüllte Primel. Priftiula acaulis rosea fl. pl., mit rosafarbiger, dicht ge- füllter Blume. Meist segelt auch unter der Flagge dieser Sorte eine andere Pflanze; so erhielten wir erst im letzten Frühjahr aus Deutschland unter ihrem Namen die lilafarbige, gefüllte P. acaulis. Eine andere Sorte mit kleineren, gelben Blumen und schmäleren, glatten Blättern {P. acaulis sulphurea fl. pl.) wird gewöhnlich fälschlich unter P. acaulis lutea ver- kauft. Orobus vernus fl. pl. und O. versicolor fl. pl. Obschon nicht gerade Blumen, die meinem Geschmack nach schön sind, so werden sie doch der Rarität halber von Liebhabern gern gekauft. Beide Pflanzen sind jetzt höchst selten ge- worden. Die erstere hat purpurblaue, dichtgefüllte Blumen, die letztere gefüllte, weifsliche Blumen, beide blühen im März und April. Lilium Martagon fl. pl., wie das gewöhnliche Lilium Martagon, welches häufig im Thüringer Walde und im Harz zu finden ist, aber mit dicht gefüllter, purpurroter Blume. Immer seltener wird auch das herrliche nankingfarbige Lilium excelsum, welches aus einer Kreuzung zwischen L. chakcdonicum und L. candidum entstanden sein soll; früher war es sehr häufig in Deutschland, ist aber jetzt nur noch sehr wenig zu treffen. Lilium chalcedonicum punctatum (das alte Lilium con- stanti7iopolitanum vom Altgärtner Parkinson). Die dunkel scharlachroten, turbanförmigen Blumen sind schwarz punktiert. Hepatica triloba atrocoerulea fl. pl. Eine herrliche, alte Pflanze mit dicht und regelmäfsig gefüllten, dunkelblauen Blumen. Scheint ganz ausgestorben zu sein, ebenso wird es mit der schönen, immer seltener werdenden H. triloba fl. pl. mit hellblauen Blumen werden. Narcissus. Schöne Sorten, die noch vor 30 Jahren tausend- weise zu haben waren, sind heute kaum stückweise zu kaufen. Mehrere davon wurden schon vor 100 Jahren beschrieben, verschwanden dann, tauchten mit der englischen Narcissen- Manie, am Ende der 70er Jahre, erst wieder auf und jetzt sind sie wieder ebenso selten als ehemals geworden. N. odorus fl. pl., mit mehrblumigen, grofsen, gelben Blumen. N. triandrus (reflexus) pulchellus, lange, binsenartige Blätter und mehrblumige Schäfte. Die zurückgebogenen Blumenblätter sind gelb mit weifser Corona. N. triandrus concolor mit hellgelben Blumen. Mehrblumig. N. Capax fl. pl., niedrig bleibende Sorte, schöne sym- metrische, dicht gefüllte, citronengelbe Blumen. N. cernuus fl. pl., dicht gefüllte, weifse Trompeten- narcisse. N. calathinus, nicht zu verwechseln mit der gelben Campernelle, von manchen N. odorus calathinus genannt. Die Blumen der echten Sorte haben Ähnlichkeit mit einem rie- sigen Schneeglöckchen. Höhe der Pflanze 20 — 40 cm, Schäfte mehrblumig, mit grofsen, weifsen Blumen. Die Blumenblätter VI, 9 D !> (", artPiTW c 1 1. 105 sind zuiückgebogen mit grofser, langer Corona. Eine der herrlichsten Narcissen. Paeonia albiflora. Was wird nicht alles unter diesem Namen in die Welt geschickt. Alle möglichen weifslichen, halb und ganz gefüllten Sorten aus der Staudengruppe Paeonia officinalis und P. sinensis. Es ist jedoch eine seltene, alte Sorte, die reichblütig, aber nicht sehr robust ist. Die Blätter, die im zeitigen Frühjahr erscheinen, sind hellgrün, geschlitzt. Die grofsen Blumen sind einfach, reinweifs, mit gelben Staub- fäden. Eine ebenso schöne und seltene Sorte ist P. albiflora carnea mit fleischfarbigen Blumen. Orchis foliosa alba, höchst seltene Pflanze, an Schönheit nicht den schönsten, tropischen Habenarien nachstehend. Die Blätter sind 3 — 5 cm breit und bis 20 cm lang, hellgrün, die vielblumigen, traubenartigen Schäfte werden bis i m hoch, Sepalen und Fetalen sind weifslich, während die breite Lippe vom reinsten Weifs, ziemlich breit, mitunter rot punktiert ist. Gentiana acaulis alba, die typische, grofse, dunkelblaue Gentiana, ist allbekannt; weniger bekannt ist die reinweifs blühende Gentiana, die auch abändernd, blau oder lila ge- streift vorkommt. Anemonopsis macrophylla, eine herrliche Staude mit mehr- teiligen, langstieligen Blättern. Blütenschaft, der mehrere endständige Blumen trägt, wird bis 60 cm hoch. Blumen sind nicht unähnlich einer grofsen Anemone japoniea, halbgefüllt, dunkelrot, hellpurpurrosa angehaucht. Die Pflanze, die aus Japan stammt, ist vollständig winterhart, aber auch aus Japan selten zu bekommen. Sie erinnert ebenso an Clematis wie an Cimicifuga oder Actaea. Verlangt mäfsig feuchten, schattigen Standort in geschützter Lage, da sie gegen Ostwind empfind- lich ist. Gärtnerische Reiseskizzen. Aus Kamerun. V. Kanoe-Reise den Mungo aufwärts. Lautlos gleitet das lange, schmale, vorn scharf zugespitzte Kanoe auf dem regungslos ruhenden Wasser des düsteren Creeks vor- wärts. Leise plätschernd tauchen die kaum meterlangen Paddeln der schwarzen Ruderer in die Fluten, und flüchtig geht's vorüber an den starren Formen der Mangroven, deren dichtes, dunkel- grünes, in der trägen, drückend schwülen Luft bewegungsloses Laub, diesen eigenartigen Wasserläufen des gewaltig ausgedehnten Kamerundeltas ein düsteres, einförmiges Gepräge verleiht, das nur belebt wird von auf Fische jagenden \'ögeln, die pfeilschnell über die Wasserfläche dahinschiefsen, oder durch einige gröfsere, lang- beinige Reiher, die, ganz der monotonen Umgebung angemessen, auf den, stelzenartig ins Wasser vorspringenden Mangrovewurzeln stehen und stumpfsinnig, auf Beute lauernd, ins Wasser stieren. Zahlreich hängen an den Zweigen, oder schwimmen herabgefallen im Wasser die interessanten Keimlinge der Rhizophoraceen, birnen- förmig, mit langem Keimling, die, auch wenn noch am Zweige hängend, schon einen neuen Spröfsling darstellen. Selten erscheint in der Alleinherrschaft der Mangroven eine kleine Fiederpalme; einige Farne wuchern im Uferschlamm oder epiphytisch an be- mooster Baumrinde, selten sind einige Orchideen. Grofs ist daher die Überraschung, wenn das Kanoe in einen der wunderbaren, sogenannten Palmencreeks einlenkt. Undurchdringlich dicht be- wachsen umfangreiche Palmenstämme der Weinpalme (Raphia vini- fern) die Ufer, während ihre riesenhaften Fiederwedel sich im hohen Bogen auf das Wasser tief herunterneigen, kaum einen dunklen Bogengang für das Kanoe frei lassend; Wedel an Wedel von ungeheurer Gröfse entspringen, dicht übereinander, den starken Stämmen und noch am Boden spriefsen Wedel hervor, weit ausladend über das Wasser herüber. Und dazwischen, in wilder Ungebundenheit, stehen malerische Pandanusgruppen, die be- ringelten starken Aste wirr untereinander verwachsen, an jeder Spitze eine dracaenenförmige Krone entfaltend, deren lange, scharf gezähnte Blätter bizarr emporragen ; ein imposantes Bild tropischer Urnatur, Palmenhaine von unberührter, gewaltiger Schönheit. Der Mungo, dessen breite Fluten inzwischen das Kanoe er- reicht hat, ist einer der gröfseren Flüsse in der Kameruner Tief- ebene. Weit aus dem Innern des Landes kommend, in seinem Laufe über mehrere felsige Wasserfälle hernieder stürzend, bildet er vor seiner Mündung in den Kamerun einen Flufs von ansehnlicher Breite. In der wasserreichen Regenzeit stark angeschwollen, sinkt er jedoch in der Zeit der Trockenheit ganz bedeutend, so dafs alsdann seine Beschifiüng mit Hindernissen verknüpft ist. Jedoch gleiten die Kanoes der Eingeborenen leicht über alle schwierigen Stellen fort und bilden ein wichtiges Verkehrsmittel zwischen dem Hinter- lande und der Küste, indem auf diesem Wege zahlreiche Landes- produkte den Faktoreien der Küste zugeführt werden, und ein Verkehr mit den Stämmen im Hinterlande auf diesem Wasserwege sich rascher vollzieht, als auf dem längere Zeit erfordernden Landwege. Es ist ein üppiges Bild reichster, tropischer Pflanzenfülle, das sich dem Blicke an beiden Ufern darbietet, charakteristisch für den afrikanischen Urwald der Ebene. Einzeln aus dem dichten Laubdach üppig grüner Bäume ragen die gewaltigen Baum- riesen mit ihren kolossalen Stämmen empor, deren unterer Teil bisweilen in die interessanten Holzzellenwände, eine Eigenart vieler tropischer Bäume, ausläuft. Ein häufiger Vertreter die- ser Riesen ist der Baumwollbaum, Eriodcndron anfracluosmn DC. (Ceiba peittandra L). Bäume, mit formvollendeter, dichter Laub- krone, wechseln ab mit solchen von unregelmäfsigem, weit aus- ladendem Astgebilde, an denen, wie Guirlanden, grüne Lianen- ranken sich emporwinden und aus luftiger Höhe tief hernieder- hängen. Zahlreiche Epyphiten, unter denen interessante Formen von Farnen und Orchideen häufig sind, wachsen an borstiger Rinde. Unter den Bäumen wuchert undurchdringlich dichtes Gebüsch, manchmal abwechselnd mit Flächen des weit über mannshohen, sogenannten Elefantengrases, dessen Halme, dichtstehend wie im Getreidefeld, jede andere Vegetation unterdrücken. Und dann gleitet das Kanoe wieder vorüber an Strecken dichten, dunklen Urwaldes. Im hohen Bogen, über den Flufs zu beiden Seiten herüber, wachsen die Äste der Bäume; wie unter einem grünen Laubdom eilt dann das Kanoe geräuschlos vorwärts, im dämme- rigen, kühlen Dunkel; kaum dringt ein Sonnenstrahl durch das Laubgewirr. Gigantische Felsblöcke, von der reifsenden Flut der Regenzeit wild zerstreut, liegen an beiden Ufern, bis wieder freiere Uferbilder die dunklen Waldpartien unterbrechen. In herrlichster Blütenfülle zeigt sich hier der afrikanische Tulpen- baum, Spatliodea campanulata. Wie von einem Meer grofser, leuch- tend roter Tulpenblüten ist dieser, zur Familie der Bignoniaceen gehörige, fiederblätterige Baum Übergossen, dessen weithin sicht- bare Blütenfülle sich wirkungsvoll abhebt von dem Grün um- gebender Bäume. Oft begegnet der Blick den sogenannten Leberwurst- Bäumen, deren Benennung von den vielen, langen, wurstähnlichen Früchten herrührt, die in Bündeln an langer Schnur zahlreich von dessen Zweigen hernieder hängen. Das Gebüsch wird vielfältig dargestellt von üppig wuchernden Costus- arten mit weifser und rötlicher Blüte, vermischt mit dichtestem 106 Die r, arten weit. VI, 9 Marantaceengebüsch, das undurchdringlich dicht seine Ranken bis hoch hinauf in die Baumkronen sendet. In Gruppen taucht da und dort der interessante Regenschirmbaum, Musanga Smitini, auf, mit grofsen, gefingerten Blättern. Zwischen all diesen Formen, an Bäumen und Gebüsch, erscheinen oft die langen Ranken von Calamus niger, einer Fiederpalme, die in einigen hübschen E.xem- plaren auch im Palmenhause des Berliner botanischen Gartens vorhanden ist. Überall jedoch ist hier der schlanke Stamm der Ölpalme, Elaeis git'meensis, heimisch, welche nach ihrem zahlreichen Auftreten, oft ganze Palmenhaine bildend, günstigste Bedingungen für ihr Gedeihen zu finden scheint. In der That kommen vom Mungo Mengen der verschiedensten Produkte der Ölpalme nach den Faktoreien an der Küste herunter: Palmenöl, Palmenkerne und Palmenwein; der letztere hat jedoch nur Lokalwert. Die beiden Ufer des Mungo sind natürlich mit zahlreichen Dörfern besiedelt, an denen das Kanoe vorübergleitet. Diese Dörfer liegen jedoch meist im dichtesten Busch versteckt, und man würde keine Ahnung von der Nähe einer Ansiedlung haben, wenn nicht die eigentümliche Anbaumethode der Feldfrüchte in den schlammigen Ufern die Nähe von Dörfern der Eingeborenen ver- muten liefse. Wenn in der Zeit der Trockenheit, November bis Februar, die Wasser des Mungo weit von den Ufern zurücktreten, richten Weiber, welche hier überall die Feldarbeit besorgen müssen, lange, etwa 5 — 10 m breite Streifen des schlammigen Ufers für den Anbau her, was in der Weise geschieht, wie etwa auf den heimischen Kartoffeläckern die Kartoffeln nach dem Auf- gehen gehäufelt werden. Lauter einzelne, gröfsere Haufen werden aufgeworfen und in diese die .Samen gelegt. Von Knollen- gewächsen werden angebaut: Makabo (Mamhot utUissima), Bataten (Ipomota Batata)^ Coco (Xanthosoma violactum), deren Knollen in der verschiedensten Zubereitung genossen werden, und auch für den Europäer an Stelle von Kartoffeln (die, vom Dampfer gekauft, hier ziemlich teuer sind, der Zentner kostet 16 — 18 M.) schmack- und nahrhafte Gerichte liefern. Weiter sieht man Mais und Bohnen angebaut. Von ersterem werden meist die noch unreifen Kolben, am Feuer geröstet, genossen. Als Zwischenpflanze, oder ganze Plantagen bildend, sieht man überall die kolossale Bananen- staude, Musa faradisiaca, weniger Aftisa sapUntttm, die süfse Banane. Der wilde Pfeffer, mit dem der Eingeborene, der überhaupt ein Freund scharf gewürzter Gerichte ist, gern seine Speisen würzt, wird überall, wo verstreuter Samen eine Pflanze aufkommen läfst, wachsen gelassen, etwa wie in einem deutschen Gemüsegarten Dill und Gurkenkraut verstreut auf den Gemüsebeeten wächst. Vom Pfeffer werden dann nicht nur die roten Früchte genommen, sondern zugleich Blätter und Zweige zu Saucen gekocht, für den europäischen Gaumen eine etwas sehr scharfe Sache, von welcher indessen der Engländer mit seinen Mixed Pickles auch ein Freund ist. An wilden Flufs- und Uferscenerien vorüber geht die Fahrt des Kanoes, bald unter dem dunklen, grünen Laubdome der Bäume des Urwaldes rasch vorwärts gleitend, wo das Flufsbett sich erweitert und langsam, kaum merklich, das Wasser fliefst, bald gegen die reifsende Flut ankämpfend, wo felsige Ufer das Flufsbett verengen und gewaltige Steinblöcke m malerisch wildem Durcheinander sich auftürmen. Urwald wechselt ab mit dichten Buschpartien und mit weiten, hohen Grasflächen, aus denen nur vereinzelt Bäume und einige Gebüschgruppen, wie in einer Park landschaft, auftauchen. Flache, breite, in der Sonne hellschim- mernde Sandbänke schieben sich hier weit in den Flufs hinein, auf denen, in träger Ruhe, gewaltige Alligatoren sich sonnen, mit den kleinen Augen im langen Kopfe nach dem Kanoe herüber schielend, bei der Annäherung ins Wasser tauchend oder in plumper Ruhe träge liegen bleibend. Tage erfordert die Reise, bis dann die Wasserfälle des Mungo die Fahrt zu Wasser unter- brechen. Weiter, durch den Urwald, führt dann der Marsch nach dem fernen, interessanten Gebiete der hohen Nyassosoberge. Mannigfaltiges. Der Beruf des Gärtners, vom idealen Standpunkte aus betrachtet. Von G. Daniel, London. In keinem anderen Berufe ist der Phantasie und der Wifs- begierde eines nur einigermafsen ideal veranlagten Menschen soviel Gelegenheit zur Befriedigung dieser Neigungen gegeben, als gerade in dem Berufe des Gärtners. Und meine Ansicht geht dahin, dafs ein Mensch, der aus irgend welchem Grunde den Berufeines Gärtners ergriften hat, nur dann auch wirklich Gärtner ist, wenn er die Neigung und den Willen hat, auch das aus seiner Thätigkeit in seinem Berufe zu erlernen, was ihm nicht durch methodisches Einpauken oder mechanische Übung beigebracht werden kann. Ich meine damit, dafs er es versteht, seinem Be- rufe die ideale Seite abzugewinnen. Mancher der verehrten Leser dieser Zeitschrift wird mir nun entgegenhalten, dafs gerade der Gärtner unter den arbeitenden Klassen trotz seines verhältnismäfsig schweren Berufes eine ma- teriell geringe Stellung einnimmt, und dafs es zu viel verlangt ist, wenn sich ein Mensch, der tagsüber schwer gearbeitet hat, sich in seiner freien Zeit auch noch mit mehr oder weniger wissen- schaftlichen Dingen beschäftigen soll. Ich aber glaube, dafs gerade dieses der Ansporn für den Gärtner sein soll, sich, wenn irgendwie die Gelegenheit sich bietet, mit Eifer dem Studium der Natur, speziell der Pflanzenwelt zu widmen. Wenn er nur einigermafsen Interesse hierfür besitzt, so wird er bei diesem anziehenden und bildenden Zeitvertreib leicht die Mühen des Tages vergessen und mit mehr Lust und Liebe seinem Berufe obliegen. Ja, er kann die Arbeit in seinem Berufe selbst mit mehr Liebe und Interesse ausführen, da ja auch hierbei oft Gelegenheit zu interessanten Beobachtungen gegeben ist, und so die Arbeit statt zu einer rein mechanischen und ermüdenden, zu einer anziehenden und interes- santen machen. Ich habe von verschiedenen Kollegen schon die Äufserung gehört: „Was brauche ich zu -wissen, wie sich die Pflanze ernährt, wo ihre Heimat ist u. s. w., wenn ich nur ihre Kultur kenne." Es sind dies in den meisten Fällen nur .Aufserungen von solchen Gärtnern, die nicht aus Neigung, sondern aus irgend einem andern Grunde diesen Beruf ergriffen haben, die es auch nicht vermögen, sich über das Niveau des Alltäglichen zu erheben, und die dann auch, einmal aus ihrem täglichen Wirkungskreis herausgerissen und an einen andern Platz gestellt, sich nicht leicht zu helfen wissen, wenn an ihrem neuen Wirkungskreise andere Kulturen betrieben werden sollten. Sie können sich , da ihnen jeder Ein- blick in das Leben der Pflanzen fremd ist, nicht zurechtfinden. Gerade die Natur ist die beste Lehrmeisterin des intelligenten Gärtners. Sie richtet sich nicht nach den Ansichten des Kultiva- teurs, sondern dieser mufs sich nach ihr richten, wenn seine Mühe von Erfolg gekrönt sein soll. Mancher Verdrufs und auch Schaden wäre dem Gärtner schon erspart geblieben, hätte er sich die kleine Mühe gegeben, sich nach der Herkunft, d.h. dem natürlichen Standorte und den Verhältnissen, unter welchen die Pflanze dort gedeiht, zu erkundigen, anstatt sie schablonenmäfsig mit anderen, ihr verwandten, aber in ihren Ansprüchen ganz verschiedenen Pflanzen zu kultivieren. Ich will hier nur als Beispiel an die Familie der Orchideen erinnern, als diese vor ca. zwei Dezennien VI, 9 Di'e'GarfenweTt 107 in Deutschland in weiteren Kreisen eingefiihrt wurden. Was wurde da nicht alles gesündigt. Es wurden Arten, die in Höhen bis zu 3000 m, den Sonnenstrahlen und den Winden ausgesetzt, ihren natürlichen Standort hatten, mit jenen, die unter dichtem Blätter- dach im Halbdunkel des Urwaldes bei stets feuchtwarmer Atmo- sphäre ihre herrlichen Blüten entfalteten, in einem Hause bei- sammen kultiviert, und durch allerlei Aufmerksamkeiten dem sichern Tode entgegengeführt. Etwas mehr Interesse des Kulti- vateurs für die Herkunft seiner Schützlinge hätten ihm manchen .A.rger und Schaden und auch manche Mühe und Arbeit erspart. Doch ist es ja gerade in dieser Hinsicht in den beiden letzten Dezennien auch in unsern deutschen Gärtnerkreisen be- deutend besser geworden. Der intelligente Gärtner weifs, dafs er nur dann gute Resultate von seinen Kulturen erzielen kann, wenn er dieselben der Natur der Pflanzen soviel als möglich anzupassen versteht. Es gilt dies oben Gesagte nicht allein von dem Pflanzen- kultivateur, sondern auch hauptsächlich von den Jüngern der schönen Gartenkunst. Die schönsten Motive für eine Garten- anlage bietet immer die Natur selbst, und sie ist es, die in diesem Falle den Gartenkünstler mehr bildet, als es die schönsten Vor- lagen und Zeichnungen vermögen. Wie ganz anders stellt sich dem Auge des Beschauers ein von mächtigen, bewaldeten Bergen umsäumtes Wiesenthal, ein zwischen Felsen, Farnen und Moosen im Schatten des Laubwaldes entspringendes Bächlein in Gottes freier Natur dar, als wenn er diese Landschaften auf Gemälden oder ähnlichen Abbildungen erblickt; mögen dieselben noch so meisterhaft ausgeführt sein. Und ein Garten soll ja immer (von Obst-, Gemüse- oder ähnlichen Gärten abgesehen) ein durch menschliche Kunst verschöntes Stückchen Natur sein. Doch wenn ich die letztere selbst nicht kenne, mich nicht in ihre natür- lichen Reize hineinzufinden vermag, wie soll ich da in der Lage sein, ihr in der Gartenanlage ein Ebenbild zu schaffen? Und nun von allen Vorteilen, die das Studium der Natur dem Gärtner in Hinsicht auf seine Berufsthätigkeit bringt, ab- gesehen, die Liebe zur Natur wirkt auf den Menschen veredelnd und bildend, bringt ihm ohne materielle Opfer Befriedigung seiner Neigungen, und führt ihn, ohne dafs er es merkt, zu dem Ziele, das jeder Gärtner erreichen soll , zur Zufriedenheit in seinem Berufe. Ausstellungsberichte. Chrysanthemum- und Bindekunst-Ausstellung- der „Flora" zu Köln. Von H. R. Jung-, städt. Obergärtner, Köln a. Rh. In den Tagen vom 12. bis 16. November d. J. hatte das Kölner Flora Etablissement seit 13 Jahren zum erstenmale wieder seine Pforten einer Gartenbau-Ausstellung geöffnet. Die Aus- stellung, welcher der gröfsere Teil der Kölner Gärtnerschaft fern- geblieben war, zerfiel im wesentlichen in zwei grofse Gruppen für Binderei und Chrysanthemum. In der Binderei, an welcher sich Kölner und auswärtige Firmen beteiligten, waren mehrfach sehr hervorragende Leistungen geboten; unter den fünf Tafeldekora- tionen erhielt R. Flügel- Köln den I. Preis (100 M., silberne Medaille). Die Gesamtleistungen in diesem Wettbewerb wurden jedoch durch ein Efifektstück von A. Riemer- Köln überboten (aufser Wettbewerb), dessen in violetter Farbe gehaltene Orchideen- dekoration die Glanznummer der Bindekunst-Abteilung darstellte. Den Hauptschmuck dieser für 24 Personen gedeckten Tafel bil- deten Caitleya, Prlniula obconica und Chrysaiitheiiiuni von gleicher Farbe in silbernen Prunkstücken; in der Mittelfläche des Tisches war ein breiter, cattleyenfarbener, seidener Läufer, verziert mit Medeola, aufgelegt. Für die beste Gesamtleistung in der Bindekunst erhielt A. Riemer- Köln den Ehrenpreis der Stadt Köln (150 M. und silberne Medaille), W. v. O ven-Köln-Merheim den II. Preis (50 M. und silberne Medaille), R. Flügel-Köln den III. Preis (25 M. und silberne Medaille), Obergärtner Leinen den IV. Preis (25 M.) und F. Fulst-Benrath den W Preis (bronzene Medaille). \'on Chrysanthemum war eine reiche Auswahl in gemischten Gruppen vorhanden; eigentliche Elite-Schaupflanzen waren jedoch nicht zu sehen. Die Firma G. Bornemann-Blankenburg a. H. leistete in Bezug auf Gröfse und Farbenschönheit der Blumen sehr Hervorragendes; von den neueren Sorten waren vertreten: „Zc' Fakir", ^Charles Longley'"'', y^R. Hooper Penrson", „Miss Lude Cheese- mann", „Lord Cromer", „W. R. Church''' , „Mad, y. Steel'', „A/iss Alice Byron", „Lady Francis Osborne" , „Leocade Geniil", „Mermaid" u. a. Eine gröfsere Gruppe reinweifser, grofsblumiger Chrysanthemum, sowie die ca. fufshohe Neuheit „Liliputaner" (in kleinen Töpfen, auf einem .Stengel eine verhältnismäfsig grofse, weifse oder gelbe Blume tragend) brachte O. H ey neck-Magdeburg. Die Chrysan- //«/«(««-Gruppen von A. Meckel-Brühl, R. Richard-Brühl und W. Winkelmann - Köln-Rodenkirchen zeigten schöne Kultur- erfolge. Reichblühende Schaupflanzen von Cyclamen hatten aus- gestellt W. Winkelmann - Rodenkirchen, A. Meckel-Brühl, H. Saat Weber- Kierberg und Ma.\ Zehe-Schlehbusch. Aufser Chrysanthemum und Cyclamen waren in schöner Ware vorhanden: Cytisus racemosus, Boronia elatior und Acacia paradoxa von H. Janssen- Calcar, Primula obconica von Ernst Pfeif f er- Ronsdorf, Begonien („Cloire de Lorraine", „Caledonia", „Gloire de Sceaux") von J. Lam- bert & Söhne- Trier, Nelken {_„Hilli von Asseburg" ; Neuheit) von W. Held- Honnef, Croton, buntblättrige Drazaenen von W.v.Oven- Köln-Merheim. Um das Zustandekommen der Ausstellung zu ermöglichen, hatte die Verwaltung der Flora weder Mühe noch Kosten ge- scheut, welche als Anerkennung einen besseren Besuch und finan- ziellen Erfolg verdient hätte. Gehälter der deutschen Gartenbeamten. XIII. Gehälter der dem kgl. bayerischen Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten unter- stellten Gartenbeamten I. Der Inspektor beim botanischen Garten in Münclien eihält 2280 M. Anfangsgehalt und 180 M. nicht pensionsfähige Gehalts- zulage. Dienstalterszulagen: Nacli 3 und nach weiteren 2 Jahren je 360 M.; von da ab alle 5 Jahre 180 M. ohne Beschränkung. Pension aus dem Gehalt, einschliefslich der Dienstaltersiulagen, in den ersten 10 Jahren '/jj,, vom 11. bis 20. Jahre von da ab *'/ig des Gehalts, nach Vollendung des ~Q. I^ebcnsjahres den vollen Gehalt. 2. Der Obergärtner, daselbst, erhält 1500 M. Anfangsgehalt und 120 M. nicht pensionslälüge Dienstzulage. Dienstalterszulagen: Nach 3 und nach weiteren 2 Jahren je 150 M., von da ab alle 5 Jahre je 120 M. bis 2280 M. Pension aus dem Gehalt, einschliefslich der Dienstalterszulagen, im ersten Jahre ^0"!^, steigend pro Jahr um 2''/„. 3. Der botanische Gärtner bei der Universität Würz- burg erhält 2280 M. Anfangsgehalt und iSo M. nicht pensionsfähige Gehaltszulage. Dienstalterszulagen: Nach 3 und nach weiteren 2 Jahren und dann alle 5 Jahre je 180 M. bis zu 3360 M. Pension wie der vorige. 4. Der botanische Gärtner bei der Universität Erlangen und 5. der Lehrer für das Fach des Obst- und Gemüsebaues, sowie der Blumenzucht an der landwirtschaftlichen Winter- schule zu Bamberg wie unter 3. 6. Der Inspektor der Gartenbauschule in Weihen- stephan erhält 2280 M. Anfangsgehalt, freie Wohnung, Beheizung und Beleuchtung, sowie freie Verpflegung für sich und seine Familie, 108 Die Gartenwelt. VI, 9 Dienstaltersznlagen: Nach 3 und nach weiteren 2 Jahren je 360 M., von da ab alle 5 Jahre je 180 M. ohne Beschränkung. Pension wie unter i . 7. Der erste Übergärtner, daselbst, erhält 1500 M. Anfangs- gehalt und freie Wohnung. Dienstalterszulagen: Nach 3 und nach weiteren 2 Jahren je 150 M., von da ab alle 5 Jahre je 120 M. bis zu 2280 M. Für etwa gereichte Verpflegung sind 300 M. an die An- staltskasse zu vergüten. Pension wie unter 2. 8. Der zweite Obergärtner, daselbst, erhält 1500 M. Anfangs- gehalt und 120 M. nicht pensionsfähige Gehaltszulage. Dienstalters- zulagen wie der vorige. Pension wie unter 2. 9. DerVorstand der Garten-,Wein- und Obstbauschule in Veitshöchheim erhält 2280 M. Anfangsgehalt, freie Wohnung und Verpflegung für sich und seine Familie. Dienstalterszulagen: Nach 3 und nach weiteren 2 Jahren, dann von da ab alle 5 Jahre je 180 M. bis zu 3360 M. Pension wie unter 2. 10. Der Obergärtner, daselbst, erhält 1500 M. Anfangsgehalt und freie Wohnung. Dienstalterszulagen: Nach 3 und nach wei- teren 2 Jahren 150 M., von da ab alle 5 Jahre je 120 M. bis zu 2280 M. Für etwa gereichte Verpflegung sind 420 M. an die Anstaltskasse zu vergüten. Pension wie unter 2. 11. Der Gartenbanlehrer bei der Kreisackerbauschule in Triesdorf erhält 2280 M. Anfangsgehalt und freie Wohnung. Dienstalterszulagen: Nach 3 und nach weiteren 2 Jahren je 360 M., von da ab alle 5 Jahre je 180 M. ohne Beschränkung. Pension wie unter i. XIV. Gehälter der dem herzogl. Hofmarschall-Amt in Meiningen unterstellten Gartenbeamten. Sonstige Be- Gehalt züge (Holz- u.KoriigeldJ Summa Es erhält: M. M. I. Der Oberhofgärtner in Meiningen: 2300 200,-0 Freie Wohnung im An- schlag von Für Beaufsichtigung der fiskalischen Gärten vom T,o = 2970 M., einschliefslich 170 M. als Anschlag der vom Staate eine jährl. Dienstwohnung. Remuneration von 300 Gemüseland. 2. Der Obergärtner da- = 1283 M., selbst: 122.0 33 einschliefblich 30 M. Freie Wohnung im An- als Anschlag der schlag von 30 Wohnung. 3. Der Hofgärtner in Altenstein: 1800 100 Freie Wohnung im An- schlag von = 2270 M., 100 einschlief>Ucli 100 M. Für besondere Dienst- als Anschlag der leistungen 270 Dienstwohnung. ca. */„ ha Gemüseland. 4. Der Obergarten- gehilfe daselbst: 1000 74 = 1074 M. 5. Der Oberhofgärtner in Liebenstein: 1800 85 \ = 2228 M. Mietsentschädigung 343 Gemüseland. XV. Gehälter der dem grofsherzoglichen Hofmarschall- amt in Weimar unterstellten Gartenbeamten. Die Hofgärtner bezichen ein pensionsfähiges Diensteinkommen von 2500 M. XVI. Gehälter der dem kgl. preufsischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegen- heiten unterstellten Gartenbeamten. Die Garteninspektoren bei den botanischen Gärten der Universi- täten, mit Ausnahme von Berlin, und bei der Akademie zu Münster i. W. sowie der Gärtner beim Universitätsgarten hierselbst beziehen neben Dienstwohnung an Gehältern 2000 — 3600 M. und zwar: • nach 3 Jahren 2300 M. 6 )1 2600 9 n 2900 12 » 3200 15 )) 3400 18 n 3600 In Berlin erhalten: , der Garteninspektor neben Dienstwohnung an Gehalt 4200 M. bis 5400 M. und zwar: nach 3 Jahren 4600 M. „ 6 „ 5000 „ „ 9 „ 5400 „ zwei Obergärtner neben Dienstwohnung Gehälter von 1650 M. bis 2700 M. und zwar: nach 3 Jaliren 1800 6 » 1950 9 ji 2100 12 n 2250 15 fl 2400 18 2 I " 2550 2700 M. 3- und zwei Obergehilfen Remunerationen von 1400 M. bis 1900 M., im Durchschnitt 1650 M. Der Nachfolger des eingangs genannten Gärtners beim Berliner Universitätsgarten wird als Gärtner mit den Bezügen der Obergehilfen unter 3. angenommen. Tagesgeschichte. Berlin. Das Reichsstipendium zum Besuche des botanischen Gartens in Buitenzorg auf Java ist dem Professor G. Volkens von der Berliner Universität verliehen worden. Er reist in diesen Tagen nach seinem Bestimmungsorte ab, um dort in erster Linie im Interesse unserer Kolonien tliätig zu sein. Er ist unter anderem beauftragt, Sämereien der wichtigsten Nutzpflanzen des malayischen Archipels zu beschaffen, und diese von Java aus direkt, sowohl an die staatlichen Versuchsgärten, als auch an sicli darum bewerbende Private zu versenden. Braunsch'Weig. In der am 9. November abgehaltenen Sitzung der Sektion „Gartenbau" wurde beschlossen, im Herbste 1902 eine Gartenbau - Ausstellung zu veranstalten. Weitere Beratungen hierüber sollen in den nächsten Sitzungen stattfinden. Erfurt. Die geplante nächstjährige Gartenbau- Ausstellung, welche der hiesige Gartenbau-Verein in Gemeinschaft mit der deutschen Dahlien-Gesellschaft zu veranstalten beabsichtigt, wird, wie wir hören, zu Stande kommen. Es handelt sich nur noch um die Zeichnung eines Garantiefonds von loooo M.; über die Bewilligung eines gröfseren Zu- schusses hierzu wird sich der Gartenbau- Verein in der nächsten General- versammlung schlüssig machen. Karlsruhe. Der badische Obstbau-Verein veranstaltet im Jahre 1902 eine Landes-Obstausstellung in der hierzu von seilen der Stadt unentgeltlich zur Verfügung gestellten städtischen Ausstellungshalle. Mainz. Die im September hier stattgehabte allgemeine deutsche Gartenbau-Ausstellung, die sehr unter der Ungunst der Witterung zu leiden hatte, schliefst gleichwohl nur mit einem Defizit von 4000 M. ab, welchen Betrag die städtische Verwaltung für Be- leuchtung, Saalmiete u. s. w. beansprucht. Mannheim. Die Stadtverordneten genehmigten in der Sitzung vom 8. Nov. für die Umgestaltung des Neckarauer Waldes in eine Parkanlage 125000 M. Die Stadt, welche schon sehr hübsche Anlagen aufweist, wird dadurch eine weitere, dankenswerte Verschönerung erfahren. Personal-Nachrichten. Neumeister, Georg, Nymphenburg, wurde an Stelle des pen- sionierten kgl. Hofgärtners Keckhut als kgl. Hofgärtner nach Dachau versetzt. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdorffer, Berlin — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob, Oppentieim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstctter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang VI. 7. Dezember 1901. No. 10. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Topfpflanzen. Stangeria paradoxa Th. Moore. Von L. Graebener, Hofgartendirektor, Karlsruhe. (Hierzu eine Abbildung.) Uiese interessante Cycadee, deren Speziesname schon auf eine aufsergewöhnliche Erscheinung schliefsen läfst, stammt aus dem Lande, das uns nächst Australien die eigenartigsten Pflanzengebilde geliefert hat und immer noch liefert, aus Südafrika; wenn auch in letzterer Hinsicht ein Stillstand abgetreten ist, weil der verderbliche, nun schon das dritte Jahr währende Krieg seine Schatten selbst auf wissenschaft- lichem Gebiet weithin wirft und deshalb aus den von den Engländern besetzten Gebieten sobald Neues und Erfreuliches nicht zu sehen und zu hören sein wird. Betrachtet man Australien als den ältesten Erdteil, der sogar aus vorsintflutlicher Zeit manches zu uns herüber ge- rettet hat, so kommt in zweiter Reihenfolge Afrika, dessen vegetative Verhältnisse auf ein Land schliefsen lassen, das den Flug um die Sonne schon millionenmal mitgemacht hat. Die Stangeria paradoxa, die in der Form Katzeri Rgl. noch einen zweiten Ver- wandten aufweist, ist ein Unikum unter den Cv('(7J-artigen Pflanzen, zu denen sie nach Blüte und Frucht gezählt werden mufs; ihre Blattbildung ist eine, seither Gewohn- tem und Geschautem so zuwiderlaufende, ^^ dafs der erste Beschreiber der Pflanze, Kunze, dem nur Herbarmaterial zur Ver- fügung stand, im Jahre 1835 sie zu den Farnen rechnete und ihr den Namen Lomaria coriacea gab. Auch Th. Moore beschrieb sie 1851 als ein Za/ÄW-ähnliches Farn oder eine farnähnliche Zamia, sprach aber schon die Vermutung aus, dafs die Pflanze eher zu den Cycadeen als zu den Farnen gehöre. Als im Jahre 1854 die Pflanze erstmals Blüten hervorbrachte, war ihre Zu- gehörigkeit natürlich sofort klar gestellt. Die Gartenwelt. VI, Was die Stangeria von den anderen Cycadeen unter- scheidet und Veranlassung zu ihrer ersten Einreihung in die Familie der Farne gegeben hat, ist die Gestaltung ihrer Blätter- Auf einem 40 — 60 cm langen Blattstiel beginnen die, wenig- stens in der oberen Hälfte, ungestielten 12 — 14 Fiederpaare ; jedes einzelne Fiederblatt ist 20 — 35 cm lang und 4 — 4,5 cm breit. In der Mitte befindet sich eine starke Mittelrippe, von welcher eine nach dem Blattrand verlaufende Aderung ausgeht. Der Blattrand ist sanft gewellt, in der vorderen Hälfte unregelmäfsig gesägt und in eine scharfe Spitze aus- gezogen. Das Blatt ist, wie alle Cycadeenblätter, lederartig, saftgrün, unterseits heller. Der Stamm ist dick, walzenförmig, nach Abfallen der Blattansätze glatt; bei unserer Pflanze ist derselbe schon bei einer Höhe von 16 cm in zwei Köpfe ge- teilt, welche im Frühjahr je eine Blüte brachten; die noch vorhandene kleinere trägt auf einem 14 cm langen Stiel einen Vom Stangeria paradoxa. Verfasser für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. 110 Die Gartenwelt. VI, 17 cm langen und 9 cm dicken, walzenförmigen Zapfen; die ovalen, grofsen Schuppen, denen die tropische Sonne zum Öffnen fehlt, enthalten am Grunde der innerseitigen Höhlung, oberhalb des Ansatzes beiderseits ein Eichen. Leider fehlt es an männUchen Blüten, so dafs ein Ansetzen von Samen ausgeschlossen ist. Unsere hier abgebildete Pflanze hat 18 gut entwickelte Blätter und befindet sich in sehr gesundem Zustande. Die Pflanze steht im Farnhause dicht unter Glas. Im Sommer erhält dieselbe zweimal wöchentlich einen Dunggufs. Da grofse Stangeria in den Pflanzenhäusern selten sind, glaubten wir, dafs deren Abbildung und Beschreibung interessieren würde. Tacca macrantha W. Limpr. — Im Anschlufs an den Artikel des Kollegen Rettig in No. 15 des IV. Jahrgangs der „Gartenwelt" gestatte ich mir, die Leser derselben darauf hin- zuweisen, dafs der dort besprochene und abgebildete falsche Judenbart nunmehr genauer untersucht und von W. Limpricht als neue Art, Tacca macrantha, aufgestellt worden ist. Wie bereits Kollege Rettig in seinem Artikel erwähnte glaubte Prof. Fax, der monographische Bearbeiter der Taccaceen in den Natürlichen Pflanzenfamilien, in dieser Pflanze Schizocapsa plantaginea vor sich zu sehen, ein Irrtum, der aber sehr bald von ihm eingesehen wurde und ihn veranlafste, am hiesigen botani- schen Institute einen seiner Schüler mit der Neubearbeitung dieser Familie zu beauftragen, eine Arbeit, die nunmehr beendet ist und demnächst als Dissertationsschrift im Druck erscheinen wird. Da die bisher veröffentlichte Litteratur der Taccaceen sehr spärlich ist, und auch das aus anderen botanischen Gärten zu beschaffende lebende wie Herbarmaterial sich nur aus wenigen Arten zusammen- setzte, so fiel es dem Bearbeiter um so schwerer, die Pflanze fest- stellen zu können, da man von ihr weder das Vaterland, noch sonst etwas in Erfahrung bringen konnte. Immerhin glaubt der Autor, T. macrantha als neue Art aufrecht erhalten zu können, da sie von sämtlichen beschriebenen und bekannten Taccaceen wesentlich abweicht und eine Stellung zwischen Tacca integrifolia Gawl. und T. latvis Roxb. einnimmt. Neben mehr oder weniger ge- ringeren Abweichungen in der Belaubung, soll der Hauptunter- schied in dem Blütenstand zu suchen sein, und zwar sind bei T. in- tegrifolia die zwei inneren Involukralblätter schlaff" und doppelt so lang als die äufseren, während bei T. laevis alle vier Involukral- blätter gleich ausgebildet sind. Bei der neuen Art, T. macrantha, sind die äufseren so lang wie die inneren, steif, schmal und derb, während die inneren breit-eiförmig, so lang als breit und schlaff sind. Oft sind bei ihr die breiten inneren Involukralblätter noch kürzer als die äufseren, seltener ein klein wenig länger. Dafs T. macrantha von dem echten Judenbart, T. cristata, bei dem die schön gefärbten Involukralblätter doppelt so lang als die äufseren, aufrecht und lang verschmälert sind, sofort zu unter- scheiden ist und mit ihr keinerlei Verwandtschaft hat, erkennt der Kultivateur, der beide Arten zu gleicher Zeit kultiviert, schon daran, dafs letztere viel höhere Kulturansprüche stellt, als die relativ schmucklose, dafür aber schnell und üppig wachsende 7. macrantha. J, Hölscher, Breslau. Pflanzenkrankheiten. Winters die an den Kirschbäumen hängen gebliebenen, abgestor- benen, zusammengekräuselten Blätter oder Blattbüschel absucht und verbrennt. Es sei daher jetzt an diese Arbeit erinnert, wobei gleichzeitig nochmals kurz der charakteristische Verlauf dieser Krankheit skizziert werden mag. Derselbe pflegt folgender zu sein. Im Juli-August kann man, vorzüglich an Süfskirschen, das Erscheinen gelblicher, nicht genau umgrenzter Punkte beobachten, die sich nach und nach immer mehr über das ganze Blatt ver- breiten. Dieses trocknet schliefslich ganz zusammen, wobei sich der Blattstiel hakenförmig nach unten krümmt. So bleiben die pilzkranken Blätter hängen, fallen also nicht ab und sind erst nach dem allgemeinen Laubfall recht deutlich wahrzunehmen. In diesen gebräunten, zusammengerollten Blättern, auf deren Unter- seite meist noch dunklere Pünktchen hervortreten, überwintern die Perithecien der Gnomonia erythrostoma, wie der lateinische Name des Pilzes heifst. Mit Beginn des Frühjahrs treten aus den Früchten die Sporen heraus und besorgen die weitere Verbreitung der Krankheit. Nach Angabe von Thümens erfolgt die Ausbreitung des Pilzes während der Sommermonate durch sog. Knospenkapseln, die dieser Forscher als Sepioria erythrostoma bezeichnet. Übrigens werden auch Früchte befallen, schrumpfen und platzen auf. Mit dem Absuchen und Verbrennen des befallenen Laubes ist natürlich die Ausrottung der Gnomonia nicht erreicht. Da sie vorzugsweise in geschlossenen Lagen auftritt, so wird es gut sein, Sorauers Rat zu folgen, die Kronen der Kirschbäume sach- gemäfs auszulichten, damit Licht und Sonne ordentlich Zutritt auch ins Innere haben. C. K. S. Zwiebel- und Knollengewächse. Gladiolus hybridus „Princeps". — llnter den schönen Gladiolen, welche vergangenen Sommer in der Royal Horticul- tural Society in London ausgestellt waren, fiel besonders eine mit Gladiolus hybridus „Princeps'-'- bezeichnete Sorte vorteilhaft auf. Sie hatte eine schöne, kräftige Haltung, hübsche und grofse Blütenähren, deren Blüten aufsergewöhnlich grofs und gut ge- öffnet und von herrlicher Färbung waren. Die Form der Blumen erinnerte daran, dafs diese Sorte zur Gruppe der C/;;7A/-Gladiolen gehört, denn die Blumen mafsen ca. 15 cm im Durchmesser, die Blumenblätter gingen auswärts und waren an der Spitze leicht zurückgebogen, so dafs sie die gröfstmögliche Fläche dem Be- schauer boten. Die Farbe ist ein weiches Scharlachrot mit creme- weifsen Flecken auf den unteren Segmenten. Diese Sorte erhielt das Wertzeugnis. (Nach „The Gard. Mag.") Stauden. Die Blattbräune der Kirschen, auch CKömow/o-Krankheit genannt, welche in den letzten Jahren verschiedentlich ziemlich verheerend aufgetreten ist, wird, wie die Leser wissen werden, vorzüglich dadurch mit Erfolg bekämpft, dafs man während des Eranthis hiemalis, der Winterling. Von F. Rehnelt, grofsh. Garteninspektor, Giefsen. (Hierzu eine Abbildung.) IN och ehe Schneeglöckchen, Bulbocodium und Crocus sich zu zeigen beginnen, kommen bereits die Eranthis, deutsch Winterling genannt, mit ihren ersten Blüten zum Vorschein. Zu- erst noch vereinzelt, schüchtern und in der Farbe unbestimmt grünlich, bald aber zahlreicher, kräftiger und intensiver wer- dend, überdauern sie die, um diese Zeit gewöhnlich noch anhaltenden, strengen Frost- und Schneeperioden ohne Schaden, um beim warmen Sonnenschein des Märzes plötzlich, wie VI, 10 Die Gäftehwelt 111 über Nacht, zu einem leuchtenden, goldgelben Blumenteppich zusammenzuwachsen. Das Publikum staunt sie daun immer als etwas ganz Seltenes an, was man, wie manches andere, nur in botanischen Gärten so schön haben könne. Da Eranthis so überaus leicht in gröfseren Massen an- zusiedeln sind, mit jedem Boden vorlieb nehmen, in der Sonne wie im Schatten der Gehölzpartien gedeihen und fast gar keiner Ptlege mehr bedürfen, wenn sie einmal heimisch geworden sind, und da sie merkwürdigerweise den jüngeren Gärtnern vielfach gänzlich unbekannt sind, so war es schon lange meine Absicht, in der ,, Gartenwelt" einmal auf sie in Wort und Bild aufmerksam zu machen. Was das letztere (untenstehend) betrifft, so sollte es eigentlich den Anblick wiedergeben, den man hat, wenn die ver- hältnismäfsig grofsen Ranunkelblüten mit ihrer hübschen, grünen Blätterkrause aus der Schneedecke hervor- lugen. Leider war aber der Photograph verhindert, und als er kam, hatte die Sonne den Schnee aufge- zehrt. Die Schönheit bei den ersten Früh- lingsblühern geht aber, so schnell sie ge- kommen, auch wieder vorüber; es war des- halb kein Aufschub mehr angebracht, und so sieht der freund- liche Leser nur einen ganz kleinen Teil eines Abhanges, der, in un- gemeiner Üppigkeit be- wachsen, unsere Eran- this nur noch mit halbgeöffneten Blumen zeigt. Kein Teil unseres Gartens, auch nicht die um diese Jahreszeit in allen Farben blühenden und duftenden Gewächshauspflanzen, bringt uns so viele hiesige Besucher, wie die Blüte der Eranthis, und wer die Insel Siebenbergen im Auepark zu Kassel im März ein- mal besuchte, wo alle Gehölzgruppen, Abhänge und Wiesen voll sind von dem kleinen Blüher, der dort neben Galanthiis, Leiicojum, Narcissen und Scilla einen grofsen Bestandteil des entzückendsten Frühlingsflores ausmacht, wird zugeben, dafs man Eranthis gar nicht genug im Garten haben kann. Die Gattung Eranthis, zu den Ranunkelgewächsen ge- hörend, zählt zwei Arten, von denen unsere Eranthis hiemalis Salish. die schönste ist. Sie ist einheimisch am Südabhange der Alpen, in Oberitahen und in der Schweiz, an anderen Orten hat sie sich eingebürgert. Die schwarze, haselnufs- grofse Knolle bildet Blätter und Blüte bereits im Herbst aus, bereit, beim ersten Erwachen des Lenzes hervorzubrechen, so dafs man Anfang Februar bisweilen schon einzelne Blumen Eranthis hiemalis. Originalaufhahme für die „Gartenwelt", findet. Die Blütezeit dauert dann bis gegen Mitte oder Ende März, je nach der Witterung. Die hellbraunen Samen reifen auf den etwa handhohen Stengeln um den 20. Mai herum. Will man sie sammeln, so mufs man oft nachsehen, sonst springen die sternförmigen Kapseln auf und man kommt zu spät. Nach dieser Zeit wird das vorher üppig grüne Kraut welk und stirbt ab. Hat man die Absicht, gröfsere Flächen damit anzusäen, was der Wohlfeilheit wegen sehr zu empfehlen ist, so streut man den Samen letzter Ernte im Herbst, nicht zu spät, in das vorher gelockerte Erdreich und bedeckt durch Unterhacken oder Überstreuen. Im nächsten Frühjahr kommen dann, vorausgesetzt, dafs der Same ausgereift und frisch war, die Sämlinge mit kleinem, schildförmigem, ge- schütztem Blatt, das Ähnlichkeit mit dem eines Lindensämlings hat. Nach Bildung eines winzigen Knöll- chens verschwindet das Pflänzchen, um im zweiten Jahre schon kräftiger wieder zu kommen. Im dritten kann man dann regelmäfsig auf die ersten Blüten rechnen. Schneller zum Ziele kommt man durch An- pflanzen von Knollen, von denen das ganze Tausend in Holland 12 M. kostet. Doch sind sie nicht immer zu haben, oft auch verdorben. Nur in gröfseren Massen wirkt die man beim Säen und Pflanze überraschend. Drum Pflanzen nicht, es lohnt sich! spare Primula villosa Jacq. (Abb. Seite 112). — Zu den Alpen- blumen, die der Durchschnittstourist niemals in Blüte zu Gesicht be- kommt, weil ihre Blütezeit bereits beginnt, wenn Eis und Schnee noch Berg und Thäler deckt, gehört auch die in der Überschrift genannte Primel. Sie wächst gern an Felsenvorsprüngen und in Gesteinsrissen, in denen sich tiefschwarzer, im Frühjahr vom Wasser ganz schwammig anzufühlender Humus abgelagert hat, und kommt im oberitalienischen Seengebiet an steil abfallenden Wänden bisweilen in unglaublicher Menge vor. Während von den Blättern nicht viel zu sehen ist, wo das Auge zu anderer Zeit kaum etwas Vegetation entdecken kann, leuchtet dann an warmen Frühlingstagen alles in weithin sichtbarem Rot. In der Kultur ist diese Art unter den rotblühenden — ab- gesehen von Forsteri und Facihinii — eine der dankbarsten, viel reichblühender und voller in der Blüte wie die tiroler P. hirsuta AU., der sie übrigens nahe steht. Ich überwintere jährlich 30—40 Töpfe 112 Die Gartenwelt. VI, 10 im kalten Mistbeetkasten. Die Blüten zeigen sich dann gewöhnlich Ende Februar, worauf die Pflanzen einen hellen Platz im Kalthause erhalten. Hier sind sie dann, ohne eigentlich getrieben zu werden, wochenlang eine hervorragende Zierde. Auf der Anlage im Freien trifft der Flor gewöhnlich mit dem der Alpentroddelblumen, Solda- nella alpina, zusammen. Unser untenstehendes Bild veranschaulicht einige Pflanzen zwischen Felsblöcken im hiesigen botanischen Garten. F. Rehnelt. Gymnothrix latifolia Schult (Pennisetum latifolium Spr.). — Zu den Pflanzen, die während des Sommers dem Gar- ten ein tropisches .Ä.ufsere geben, gehören die hochwachsenden Ziergräser, und von diesen ist die Ende der sechziger Jahre kennen. Einige grofse Cyperus-Papyrus, Typha minima, stenophylla und japonica, letztere Arten in Kübel ausgepflanzt, vervollstän- digen eine Zusammenstellung, die bei aller Einfachheit von bester Wirkung ist. Gymnothrix latifolia ist sehr leicht aus Samen zu ziehen. Im Februar warm ausgesät, erhält man bis zum Herbst umfangreiche, mannshohe Büsche, die man nach den ersten Frösten am Boden abschneidet, den Wurzelballen aushebt, und wie Dahlien im Keller oder unter der Stellage eines Kalthauses frostfrei überwintert. Ende April oder Anfang Mai pflanzt man sie, ohne vorheriges Antreiben, an Ort und Stelle aus, worauf sich bald die jungen Blätter zeigen. Sorgt man für nahrhafte Erde, reichlich Wasser und Dunggüsse, so kann man, wenn zudem die Lage warm und sonnig gewählt war, kolossale Büsche ziehen. Zur Blüte gelangt sie bei uns nur in ganz heifsen Sommern. F. Rehnelt. Pnimiia \:liosa. (-triginalaulnalime lur die „(_;.irtenwelt" aus Montevideo eingeführte Gymnothrix latifolia eines der besten. Früher war dieses imposante Gras, dessen breite, elegant über- hängende Blätter mit einer weifsen Mittelrippe geziert sind, viel für Blattpflanzenbeete und zur Einzelstellung verwendet. Man sieht es aber selten, seitdem wir in den grofsblütigen Canna und Knollenbegonien ein so dankbares, leicht zu ziehendes Material haben, wie es früher nicht vorhanden war und seitdem mit der Billigkeit desselben leider nur zu oft ein Mifsbrauch getrieben wird, so dafs selbst in Gärten, die anderen zum Vorbild dienen, einem die Augen schmerzen vor Überladung mit schreiendem Rot. Unsere Abbildung auf Seite 113 zeigt im Vordergrunde die Verwendung von Gymnothrix latifolia als Einzelpflanzen zwischen Festons von Clemaäs im hiesigen botanischen Garten. Der Hinter- grund des Bildes läfst die Umpflanzung eines Bassins mit der- selben sowie mit den drei bekannten Formen von Eulalia japonica Trin. oder, wie es jetzt heifsen soll, Miscanthus sinensis .Inders, er- Gehölze. Empfehlens'werte Zier- weiden für den Park und Garten. — Als sogenannte Zier- weiden bezeichnet man diejenigen Salix, welche sich durch irgend eine Eigenschaft, sei es durch den Wuchs des Baumes, die Farbe der Rinde, die Form und Fär- bung der Blätter, durch schöne Blüten u. s. w. auszeichnen. Am bekanntesten sind die Weiden mit hängendem Wuchs, die ja als Trauerbäume in Parks und Gar- tenanlagen vielfach Verwendung finden. Besonders an Teichen und Wasserläufen sind die ele- gant hängenden Weiden von ganz hervorragendem, landschaftlichem Wert. Auch einzeln, als Baum auf Rasenflächen angepflanzt, sind Trauerweiden oft von guter Wirkung. Im allgemeinen sind die Weiden, ebenso wie die Pappeln, bei den meisten Garten- besitzern nicht beliebt, aber es giebt doch eine grofse Anzahl schöner Arten und Formen, die es, in betreft' ihres Zierwertes, mit so manchem anderen Gehölz zu ihrem Vorteil aufnehmen können. In folgenden Zeilen will ich einige der schönsten Zier- weiden etwas näher beschreiben, und zwar in erster Reihe die- jenigen, welche sich durch hängenden Wuchs auszeichnen. Salix Caprea var. pendula ist eine Abart der Sahlweide. Ihre Zweige hängen fast senkrecht am Stamm herunter; daher ist diese Form nur als Hochstamm veredelt anzupflanzen. Die schöne, glänzendgrüne, lorbeerähnliche Belaubung giebt dem Baume ein vortreffliches Aussehen. Die oft schon Anfang März silberweifs erscheinenden Blütenkätzchen sind besonders zierend. Die Krone entwickelt sich am besten, wenn sie in jungen Jahren öfter zurück- geschnitten wird. Salix purpurea var. pendula ist eine zierlich hängende, fein- zweigige Abart der Purpurweide. Die braunroten, mit feiner VI, lo Die Gartenweif. 113 schmaler Belaubung besetzten Zweige hängen nicht so steif herunter, wie bei der hängenden Sahlweide. Am schönsten ist sie als Hochstamm, doch auch als Busch zu verwenden. Sj/ix eUganlissimn gehört ZU den schönsten Trauerweiden. Sie bildet grofse Bäume mit herunterhängenden Zweigen ; in der Jugend gehen die Haupttriebe mehr in die Höhe, nur die feinen Seitenzweige hängen gut, im Alter aber, wenn das Wachstum nachläfst, hängen sämtliche Triebe elegant über. An Teichen oder Flüssen, als Baum oder Busch angepflanzt, ist .'>'. elegantissima von ganz vorzüglicher Wirkung. Die schöne glänzende, breit- lanzettliche Belaubung ist eine weitere Zierde dieser schönen Weide. Salix blanda ist S. elegantissima sehr ähnlich. Ihr Wuchs ist kräftig, die Zweige sind schön überhängend. Man kann sie als Baum und Strauch, wie oben angegeben, verwenden. Salix alba vilellina pendula nora stellt eine noch wenig ver- breitete Abart der Dotter- weide dar. Die dünnen, langen Triebe hängen in Bogen senk- recht herunter. Diese Neu- heit ist als Busch gezogen von ganz prächtigem Zierwert. Die blaugrünen Blätter heben sich sehr vorteilhaft von dem hellen Gelb der Rinde ab. Als Einzelpflanze auf Rasen von schöner Wirkung. Im Winter noch zierend durch die hellgelbe Farbe der Zweige. Salix myricoides hat nur leicht überhängende Zweige Die bläulich -grünen Blätter sind am Grunde mit recht grofsen Nebenblättern ver- sehen. Diese Art entwickelt sich am besten, wenn sie alle I oder 2 Jahre zurück- geschnitten wird. Salix caesia pendula Zabeli ist eine schöne Weide mit ebenfalls leicht überhängen- den Zweigen; Wuchs niedrig, am besten als Strauch zu ziehen. Belaubung rundlich, hellgrün, unterseits weifslich. Durch die Farbe der Rinde bemerkenswerte Weiden sind folgende : Salix alba vitellina, unsere alte, vielfach verbreitete Dotter- weide. Sie bildet grofse Bäume mit ziemlich regelmäfsiger Krone. Die jungen Zweige sind schön hellgelb, die Belaubung ist hell- grün mit blaugrauem Schimmer. Salix alba vitellina novo. Eine kräftig wachsende Form mit mehr rötlich gefärbten Zweigen. Belaubung schön glänzend grün. Salix alba vitellina britzensis. In der Holzfarbung unter den Weiden die schönste. Die jungen Triebe nehmen im Winter eine leuchtend rote Färbung an. Ist als Hochstamm in Parkanlagen von vorzüglicher Wirkung, auch zur Bepflanzung von Ufern, Teichrändern und Abhängen sehr gut geeignet. Ein öfteres Zurück- schneiden, besonders bei älteren Pflanzen, ist zu empfehlen, die schöne rote Färbung tritt dann bei den jungen Schossen um so wirksamer hervor. Salix candicans. .Starkwachsende, dicht bläulich weifs bereifte Weide, im Winter besonders zierend. Belaubung schmal, glän- zend grün. Salix Candida. Die jungen Zweige dieser Art sind weifsfilzig, die Blätter lang und schmal, auf der Unterseite ebenfalls weifs- filzig, oberseits glänzend dunkelgrün. Der Strauch wächst mittel- stark. Eine sehr empfehlenswerte Weide. Salix acutifolia (S. daplmoides var. aaitifolia), die bekannte kas- pische Weide, hat braun gefärbte, etwas bereifte Zweige. Salix daplmoides var. jaspidea ist eine starkwachsende Form. Die auffallend bläulich bereiften Zweige sind im Winter besonders zierend. Die Belaubung ist schön grofs, glänzend grün. Durch schöne Belaubung sich besonders auszeichnende Zier- weiden sind folgende; Salix alba argentea ist durch weifslich graue Zweige und schöne silberweifse Belaubung ausgezeichnet, und wächst ziemlich kräftig, so dafs sie als Hochstamm gut zu verwenden ist. Salix lucida ist durch ihre schönen, grofsen, glänzenden, dunkel- GymnOthrix latifolia. Origioalaufnahme für die „Gartenwelt'' (Text Seite 112). grünen Blätter besonders bemerkenswert, und im Frühjahr durch die grofsen gelben, reichlich erscheinenden Blütenkätzchen sehr zierend. Salix Medemii (S. cinerea var. Medemii) ist noch wenig verbreitet und bemerkenswert wegen der schönen, grofsen, lang abgestumpf- ten Belaubung. Sie wächst ziemlich kräftig, kann daher auch als Hochstamm gezogen werden. Ihre grofsen, gelben Blütenkätzchen wirken im Frühjahr zierend. Salix lasiandra var. lancifolia ist eine sehr kräftig wachsende Form mit grofser, in eine lange Spitze auslaufender Belaubung. Die frischgrünen Blätter sind auf der unteren Seite blaugrün. Salix pentandra wirkt durch die lorbeerartige, schön glänzende Belaubung sehr zierend. Die jungen Zweige haben eine glänzende, grünlich -braune Rinde. Diese Weide bildet grofse Büsche und bedeckt sich im Frühjahr mit grofsen, gelben Blütenkätzchen. Salix Nichotsoni purpurescens. Eine noch seltene Weide. Die jungen Blätter sind im Austrieb schön braunrot, später verliert sich die dunkle Färbung etwas. Als Strauch zwischen anderen Sträuchern ist diese Weide von besonderem Zierwert. 114 Die Gartenwelt. VI, lo Salix Elaeagnus. Eine wunderhübsche Weide mit grau- filzigen, unten silberweifsen, schmal-lanzettUchen Blättern, Junge Triebe im Austrieb weifsfilzig, später braunrot. Salix adenopliydh. Zierend durch filzige Triebe und grau- filzige, rundliche Blätter. Wächst ziemlich kräftig, aufrecht. Salix bicolor. Bildet niedrige, dichte Büsche mit hellgrünen Zweigen, Blätter schön glänzendgrün, unterseits blaugrün. Paul Jurafs, Baumschulenweg b. Berlin. Wasserfall in weicherem .Schichtgestein. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Salix hookiriana. In neuerer Zeit aus Nordamerika ein- geführte Art von niedrigem, sich ausbreitendem Wuchs. Grofse, rundliche, etwas weifsfilzige Blätter. Salix pellila. Durch hübsche, unterseits weifsliche Blätter bemerkenswerte Weide. Salix Krdingeri. Eine sehr stark wachsende Art mit hell- grünen Zweigen. Die grofsen, glänzend dunkelgrünen Blätter sind auf der unteren Seite blaugrün. Durch die schon im März er- scheinenden silberweifsen Blütenkätzchen besonders zierend. Ist auch als Hochstamm in Parks gut zu verwenden. Salix willdenoioiana . Eine niedrigbleibende, dichte Büsche bildende Form. Die länglichrunde, graufilzige Belaubung ist unterseits silbrig gefärbt. Salix discolor. Aus Nordamerika in neuerer Zeit eingeführt. Durch den braunroten Austrieb der jungen Zweige besonders zierend. Die bläulichgraue Unterseite der Blätter hebt sich sehr vorteilhaft hervor. Ist mehr als Strauch zu verwenden. Salix doniana. Eine niedrigbleibende, feinzweigige Weide mit zierlicher, hellgrüner Belaubung. Als Strauch vor kleinen Gehölzgruppen zu verwenden. 5a/« dasydadiis. Schon viel verbreitete, ungemein stark- wachsende Art. Durch schöne, sehr grofse, unten graufilzige Blätter von besonders schönem Aussehen. Bildet grofse Bäume. Als Parkbaum sehr zu empfehlen. Landschaftsgärtnerei. Das Wasser in der Landschaft. Von Willy Lange, Dietharz bei Gotha. 5. Am Wasserfall. {Hierzu drei Abbildungen.) ^jStrbmt von der hohen, steilen Felsw.ind der reine Strahl, Dann stäuht er lieblich in Wolkenwellen zum glatten Fels, Und gern empfangen wallt er verschleiernd Leis rauschend — zur Tiefe nieder 1" , Ragen Klippen dem Sturz entgegen. Schäumt er immutig. Stufenweise — zum Abgrund.'^ Wieder sind es Dichterworte, die unsere Bilder be- gleiten. Wir wollen mit dem Wasser um die Wette weiter- plaudern, frisch und klar, wie die Wellen, ohne ängstlich, vorsichtig zu tasten, und wahr, wie ein Gebirgsbach, dessen Klarheit den tiefsten Grund nicht verbirgt! — Was steht heut' der Verwirklichung freier Garten- anlagen auf öffentlichen Plätzen noch entgegen? — Vor allem die Gewohnheit, das Anklammern an überlieferte Gebräuche! Der Platz ist gegeben; gewisse Verkehrsrück- sichten müssen gewahrt bleiben ; also wird irgendeine stern- förmige Wegeführung zur Notwendigkeit. Das ist nicht zu ändern; aber ist es denn nötig, eine Fläche darum weiter regelmäfsig zu behandeln, weil gerade Wege hindurchgehen? Geniefsen wir nicht die freie Schönheit der Landschaft auch von der langweilig geraden Kunststrafse aus, „Chaussee" ge- nannt? Die Form des Weges, welcher durch die Landschaft führt, hat nach meiner Überzeugung eine ganz untergeordnete Bedeutung. Wir wissen aber, wie seit den Engländern, seit Lennc, Meyer, die Wegeführung bis heute — leider — beim Planen eines Gartens zum wesentlichen, „ästhetischen" „Mo- tiv" wird. Also: Ein gerader Weg kann auch durch eine freigestaltete Gartenlandschaft hindurch, oder an ihr vorbei- gehen, — bestehe diese Landschaft auch nur aus wenigen, grofsen Bäumen, Gebüschen, zwanglosen Blumen und Rasen. Mit der bisher üblichen Auffassung der öffentlichen Plätze hängt es eng zusammen, dafs man auf die Pläne so viel Wert legt. Preisausschreiben sind gewifs sehr löblich : Aber was er- langt mau dadurch? Pläne der Flächeneinteilung, aber fast niemals Anschauungsbilder der Raumwirkung freier Linien. Gerade die Preisausschreiben - — in diesem Sinne — tragen zur Erstarrung der Garten-„Kunst" in der bisherigen ..Manier" bei. .Schon die Bedingungen, die im einzelnen gestellt wer- den, engen die Aufgabe durch gewisse, gegebene Punkte so VI, lo Die Gartenwelt. 115 ein, dafs (hinsichtlich der Flächeneinteilung, welche eben innerhalb gewisser Grenzen künstlerisch untergeordnete Be- deutung hat) diese Aufgabe nur wenige Möglichkeiten ver- nünftiger Lösungen zuläfst. Diese Möglichkeiten werden dann in schulmäfsiger Weise hundertfach variiert — auf dem Plan, der vor allem die Preisrichter anmuten soll. Eine Idee, ein Titel gleichsam, den man dem Ganzen mit innerer Be- rechtigung geben könnte, (wie etwa die Überschrift eines Gedichtes dessen geistigen Inhalt kurz zusammenfafstj habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. ..Bist du etwa ein mifsvergnügter Preis- bewerber?" höre ich fragen. Nein! — Ich habe, seit ich aus der schulmäfsigen Piippenhaut geschlüpft bin und mit eigenen Gedanken- flügeln zu flattern versucht habe, mich noch an keinem Preisausschreiben beteiligt. ,Ja, warum nicht?" fragen sie weiter. „Zeige doch, dafs du frei fliegen kannst?" „Nein ! denn ich würde von den „Autoritäten" ausgelacht werden!" Wollte ich auf dem vorgeschriebenen Plan durch Zeichen angeben, was ich im Raum vorstellend sehe, namentlich in Rück- sicht auf die umgebende Architektur — es würde ein wenig anmutendes l'ing von „Plan", z. B. für einen öffent- lichen Platz werden. — Im Vergleich mit anderen, „vor- schriftsmäfsigen Plänen" würde es heifsen: „Hat ja nicht einmal Schule!" „Ent- spricht nicht den Be- dingungen des Preisaus- schreibens!" Als wenn diese Bedingungen nur immer „künstlerisch" gedacht sein könnten ! Darum lasse ich's, bis einmal zehn andere ebenso denken, und in gemeinsamer Gruppe aufser Kon- kurrenz sich an einem Preisausschreiben beteiligen. — Dann werden wir vielleicht alle ausgelacht, — aber wenigstens nicht vornehm achselzuckend übersehen. ..Was man schreibt, widme man der Ferne, der Folge; das Geschriebene kann die Zeit abwarten, in der ihm zu wirken vergönnt ist:" so tröste ich mich mit Goethe's Worten. Noch will ich auf ein weiteres Hindernis für die freie Gartengestaltung in öffentlichen Plätzen hinweisen: Es sind die Denkmäler und Monumentalgruppen, Springbnmnen u. s. w., die bereits aufgestellt sind, bevor die Gartenkunst nach ihrer Wasserfall in hartem Schichtgestein. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. Meinung gefragt wird, indem stillschweigend eine ornamentale Gestaltung des Platzes vorausgesetzt wird. Sie nehmen ab- gezirkelt die Mitte ein, von allen Ecken weisen Diagonalen auf sie hin. Das ist denn freilich ein gewaltiges Hindernis für freie Gartengestaltung. Ist es doch ein alter, malerischer Grundsatz, die Hauptfigur eines Bildes nicht genau in die Mitte zu stellen. (Ich erinnere an die Bilder „Luther auf Reichstage zu Worms", „Kaiserkrönung zu Versailles", Leo- nardo da Vinci's „Abendmahl" und viele Landschaften — Burgen.) Unsere freien Garten- und Architektur- schöpfungen sind doch aber auch nur lebende Bilder im Raum, und auf die Wirkung ihrer Schöpfungen in per- spektivischer Überschnei- dung der Linien legen die Architekten schon längst den gröfsten Wert. Warum setzt man nun Denkmale immer genau in die Mitte? In- mitten der regelmäfsigen Kringel-Anlage thronen sie dann, wie der Engel auf der Konditor- Torte I Wie herrlich wirkt dagegen ein Denkmal in freier Anlage! Wo Denkmäler, ornamentale Brunnen errichtet werden sollen, möchte man sich doch nicht immer erst post festum der Enthüllung mit der Gartenkunst in Verbin- dung setzen, sondern schon vorher, gleichzeitig mit Übertragung des Denkmales an einen Künstler, damit die Gartenkunst einen wirkungs- vollen Standort für das Denk- mal schaffe, nicht nur den „blumigen Rahmen" bilde, wie es in der Reportersprache dann heifst. Das ist kein Rahmen. Einen Rahmen für räumliche Architektur und Bildhauerkunst kann nur das Baumgrün im Raum gegeben, nicht aber die Blumenkante auf der Fläche. Am besten lassen sich jene Denkmäler in die Gartenlandschaft hineinbilden, welche auf naturwahrem Ge- steinsockel stehen. Herrliche Schöpfungen, dem Zeitgeist entsprechend, sind in dieser Weise schon entstanden: Die umgebende „Gartenkunst" aber hat dann meistens den zu Grunde liegenden „künstlerischen" Gedanken nicht weiter- geführt, ihrerseits vielmehr durch ihre Schablone die Har- monie aufgelöst in schreiende, unkünstlerische Dissonanz! Am Wasserfall weht schneidende Luft! Aber sie ist gesund! Möchte sich niemand „erkältet" fühlen, auch 116 Die Gartenwelt. VI, lo Wasserfall in Granit („Steinerne Renne" bei Wernigerode). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. harte Worte können aus freundlichem Merzen kommen, ohne verletzen zu wollen. — Neue Pflanzen. Waldersee-Aster. — Wir bieten heule die farbige Dar- stellung dieser herrlichen, ganz eigenartigen neuen .\ster, direkt nach photographischer Aufnahme gefertigt. Eingehende, mit zwei Textbüdern illustrierte Abhandlung über diese Züchtung finden die Leser in No. 5 des laufenden Jahrganges. Ausstellungsberichte. Die zweite Ausstellung der Royal-Chrysanthemum- Society für diese Saison, die am 5., 6. und 7. November im Royal Aquarium zu London abgehalten wurde, zeigte so recht, auf welcher hohen .Stufe die Kultur der Chrysanthetnuvt speziell in England jetzt steht. Schon die Namen der ausstellenden Firmen, wie W. J. Godfrey, H. J. Jones, H. Cannell & Son u. s. w. gaben die Gewähr, dafs das beste bis jetzt Erreichte zur Schau kam. Hatte doch erstere Fnma allein circa 20 Neuheiten eigener Züchtung ausgestellt, wohl die beste Leistung in diesem Jahre, und fast ausschliefslich Neuheiten ersten Ranges. Von dem Arrangement ist nichts Besonderes zu erwähnen und ich will mich in folgendem auch nur auf die Beschreibung der besten zur Schau gebrachten Neuheiten beschränken. In der Abteilung der japanischen Varietäten waren, aufser den in No. 5 dieser Zeitschrift schon erwähnten, noch folgende Neuheiten für 1902 beachtenswert: „Bessie Godfrey'-\ Oberseite der Fetalen schön kanariengelb, gegen das Centrum zu dunkler, Rückseite blafsgelb, einwärts ge- bogen, Form regelmäfsig, Blume sehr grofs. Höhe der Pflanze 1 — 1,20 m. ^Xellie Stevens^. Fetalen auf der Oberseite karminrot mit lachsfarbenem Schein, Rückseite fahlgelb mit weifsem Schein, wachsartig, mittelbreit. Blume sehr grofs, bis 20 cm Durchmesser, und von schöner Form. Pflanze mit gedrungenem Wuchs. ^Exmouth Crimson^' . Oberseite der Fetalen karminrot, Rück- seite etwas heller, von mittlerer Breite und einwärts gebogen. Form regelmäfsig. Blume g^rofs. Pflanze mittelhoch. Jedenfalls eine der besten. „//' higgs". Fetalen auf der Oberseite rotbraun, die Rück- seite fahlgelb, dicht und regelmäfsig angeordnet, einwärts gebogen. Durchmesser der Blume 15 cm. „George Laiirence'^. Fetalen beiderseits goldgelb, oben mit braunroten Flecken, einwärts gebogen, Blume mit 18 — 20 cm Durchmesser. „Mary Pride'^. Oberseite der Fetalen pfirsichrot, Unterseite dunkelrosa, nach aufwärts gebogen und locker angeordnet. „Mrs. Geo Laurince^\ Fein goldgelb. Fetalen wirr angeordnet, nach allen Seiten gedreht und gebogen. Blume sehr grofs. „.Vo2'el/y", Eine zartgrüne Blume mit regelmäfsigem Bau und mittlerer Gröfse. „Mrs. J. C. CoUins^'. Lila mit weifsem Schein, einwärts ge- bogene Fetalen. Apparte Farbe und schöne Form. „Dorotliy TowtU^ . Reinweifs, mit locker gestellten, einwärts gebogenen Fetalen. Diese oben angeführten japanischen Neuheiten waren teils in einzelnen Blumen, zum Teil in Pflanzen ausgestellt, jede mit 3 Stengeln und auf jedem derselben eine Blume. Von der bekannten guten „Saleil d^Octobre'' war eine neue Varietät „Bronct Solei! d'Ociobre" vorhanden, die dieselben guten Eigenschaften der alten Sorte besitzt und von ihr nur in der bronzefarbigen Abtönung der Blumen abweicht. Von den ein- fachen Neuheiten sind, da feines Material für Bindereien liefernd, folgende erwähnenswert : „IV/ii/e Fear/-' (igo2|. Fetalen reinweifs und .1 zeilig um die 2 cm Durchmesser haltende, grüne Scheibe gestellt. Länge der Fetalen 3 cm. „Margaret^' (1901). Scheibe grünlichgelb. Fetalen 2 reihig, am Grunde weifs, sonst rosa, demnach Blume 3 farbig; Durch- messer 10 cm. Fein. „Golden Gern" (1900). Mit goldgelben Fetalen und grünlicher Scheibe, ebenfalls sehr schön. „White JitsHJelsui' . Mit zierlichen, kleinen Blumen und feinen, weifsen, geröhrten Fetalen, ohne Scheiben. Blumen 5 cm im Durchmesser. Wuchs der Pflanze ebenfalls zierlich. „Golden Ihread'^ . Wuchs der Pflanze und Form der Blume gleich der vorhergehenden, Fetalen karmesin mit goldenen Spitzen. -Appart. Die Zahl der sonst zur .Schau gebrachten Sorten aus allen Abteilungen betrug mehrere Hundert. Auch einige schön formierte Hochstämme, sowie flache und halbrunde, formierte Busch- pflanzen waren zur Stelle. Die Ausstellung in Blumenarrange- ments war nicht beachtenswert. Georg Daniel, London. VI, lo &i e-Garrte-n-»reltr 117 Die Hamburger Chrysanthemum-Ausstellung 19. — 24. November. Von Obeigärtner Carl Jiskoven, Blankenburg a. H. Wie alljährlich veranstaltete der Verein Hamburger Chrysan- ///,-wKff;-Freunde auch in diesem Jahre eine Ausstellung. Die grofse, „Velodrom" genannte Sporthalle eignet sich für einen solchen Zweck ganz besonders und alle Gruppen kamen durch das vorzügliche Oberlicht grofsartig zur Geltung. Wenn auch die Art und Weise der Ausstellung, sowie die Aussteller selbst in jedem Jahre fast die gleichen sind, so ist es doch für den Be- sucher ein Vergnügen, in einem solchen Clirysanthemu?n-\ia.me zu wandeln, zudem durch Gruppen schöner Palmen, verbunden mit Chrysanthemum, sowie anderen Blütenpflanzen und hervorragende Bindestücke, dem Auge sich genug Abwechslung bot. Dem Leser werden wohl die Namen der meisten Aussteller aus Be- richten früherer Jahre bekannt sein, und ich nehme Abstand da- von, jeden einzeln zu erwähnen. Die Leistungen waren durch- weg gut, sogar sehr gut zu nennen, mit ganz wenigen Aus- nahmen. Die Hauptgruppen, und auch wohl die schönsten, waren von den Herren Alf. Beit (Obergärtner F. Havemann), Fr. Kirsten I Obergärtner Seebeck), Karl G. A. Schumacher (Obergärtner Mischke), G. Engelbrecht (Obergärtner Krögel), Mühlinghaus (Obergärtner Pauly), J. H. Hanigslieb und Heinr. Lund ausgestellt. Alle Chrysaniheinum waren in bester Kultur, und war die Belaubung eine grofsartige, die Blätter strotzten in dunkelstem Grün. Alle Blumen waren gleichmäfsig ausgebildet, und ich glaube, dafs die Clirysanihemum-Y.wX'mx in Hamburg auf dem Höhepunkte steht. \onSchauptianzen-Gruppen sah ich ganz hervorragende Leistungen, und den \'ogel abgeschossen hatte hier Fr. Kirsten, es war ihm auch der Walderseepreis zuerkannt worden. Ebenso erregte seine Gruppe hochstämmiger ,^Ada 0-tten^ ganz besonderes Interesse bei allen Beschauern und jede einzelne Pflanze war mit Blüten über- schüttet. Die Gruppen der Sommerstecklinge von Schumacher, Beit und Kirsten waren fast gleichwertige Einsendungen. In hoch- stämmigen Chrysanthemum hatte Alf Beit eine vorzügliche Gruppe ausgestellt und 4 Pflanzen von „Princesse Bassaraba de Brancovan'^ traten durch prachtvolle Blumen ganz besonders hervor. Die blühende Dekorationsgruppe von H. Lund ist auch erwähnens- wert, wenn auch die Chrysanihemiim mit denjenigen der anderen Aussteller nicht zu vergleichen waren. Karl G. A. Schumacher hatte ein Sortiment einfacher Chrysanthemum in Hochstammform zur Schau gestellt und man sah deutlich, dafs keine von diesen Sorten die Eigenschaften von „Ada Owen" besitzt: dieselben eignen sich zwar wegen ihres langen Stieles für Schnittzwecke, sind aber aus eben demselben Grunde mit wenigen Ausnahmen für Hochstämme nicht zu verwerten. Eine besondere Wirkung brachten die Gruppen von Alf. Beit hervor, die alle zu einer grofsen Dekorationsgruppe vereinigt waren; auch zeugten seine dort verwendeten buntblätt- rigen Dracaenen von bester Kultur. Die Sorten bei den meisten Ausstellern sind fast die gleichen, meist ältere, erprobte, sicher kommende und von den neueren die allerbesten. Am meisten trat in allen Gruppen „Miss Alice Byron" ^ reinweifs, hervor; eine sicher wachsende, vorzügliche Schnittsorte und besonders geeignet für Topfkultur, ferner „Princesse Bassaraba de Branccn'an" , weifs, grünlich schattiert; „Mrs. Barkley", rosa, hellere Mitte; „Etoile de Lyon", rosa, und ihr Sport „Mrs. Alfred Täte", terracottafarben ; „-!/«. F. Carrington", dunkelpurpur mit silbriger Rückseite; „Mrs. Coombes" , rosig-lila; „Charles Davis", lachsfarben und gelb; „R. Hoopcr Pearson", dottergelb; „]'ii'iand Morel", helllila; „Marie Calvat" , zart rosa; „General Roberts", braunrot; ^Florence Davis", weifs, grünliche Mitte; „Chali-vorlh" , leuchtend rosa; „Rayonnant" , rosig fleischfar- ben; „W. H. Lincoln", gelb; „Modesto", dunkelgelb; „Souv. di petite Amie" , weifs; „Mad. Ed. Roger"', meergrün; „Mrs. T. A. Camfton", weifs und rosa. Die im vorigen Jahre dem Handel übergebene „Sir Redvirs Buller" , dunkelsammetigbraun, hat sich als nicht sicher erwiesen, trotzdem fand ich dieselbe in verschiedenen Gruppen; es giebt eben in Dunkelbraun sehr wenig gute Sorten, und es ist daher um so mehr zu bedauern, dafs bei dieser Sorte die Blumen sich nicht gleichmäfsig entwickeln. Ich habe bei der Kultur dieser Sorte gefunden, dafs sehr späte Knospen sich sehr gut entwickelten und die Färbung ein kräftiges, sammetiges Dunkel- braun ist, allerdings sind die Blumen nur mittelgrofse. Da ich gerade bei den Topfpflanzen bin, erwähne ich noch die Gruppe Cyclamen von Fr. Kirsten (Obergärtner Seebeck). Die Pflanzen waren schön gebaut, alle Blüten hellrosa und von bedeutender Gröfse; leider stand diese Gruppe zu tief und die schönen, ge- drungenen Pflanzen kamen nicht so zur Geltung, trotzdem machten sie einen sehr guten Eindruck. Otto Thalacker, Leipzig, ein bekannter Nelkenspezialist, zeigte eine Gruppe Winterblüher in besten Sorten, leider waren nur wenige aufgeblühte Blumen vor- handen und seine Gruppe brachte nicht den richtigen Effekt her- vor. Eine Gruppe blühender Orchideen zusammengesetzt aus Cattleyen, Laelien, Cj'pripedien und Oncidien hatte Ls. Chollet, Hamburg, ausgestellt und fand damit allseitige Anerkennung. Otto Heyneck, Magdeburg, führte ein Beet Liliputaner-(7;;7ra«- thenium vor. Die Stecklinge werden ganz spät mit Knospen ge- macht, werden nicht höher wie 20 cm, aber die Blumen erreichen eine ziemliche Gröfse. Von abgeschnittenen Blumen sah ich nur wenige Sortimente, doch waren es meist Prachtblumen. Als erstes und gröfstes fiel jedem Besucher dasjenige von G. Bornemann, Blankenburg a.H., auf; jede einzelne Blume steckte in einer dünnen Glasröhre, diese wieder in einem Asparagus-To^i. Das leichte Grün wirkte belebend auf die herrlichen Blumen. Es waren meist neuere und neueste Sorten und auch verschiedene allerneueste, welche erst im nächsten Jahre dem Handel übergeben werden. Von diesjährigen Neuheiten war „Mermaid" , perlweifsrosa getüncht mit gelblicher Mitte, in 30 bestentwickelten Blumen zur Schau gestellt. Sie ist eine Zukuufts- schnittsorte , ebenso wie ihr Gegenstück, „Miss Alice Byron", rein- weifs; beide Sorten sind vorzügliche Wachser und sicher kommend; „Lady Francis Osborne" und „Mad. J. Steel", beide zartrosa, anmutige Färbungen, eignen sich ebenfalls für den Blumenschnitt; ferner zeigten sich in der Bornemann'schen Sammlung „Miss L. Cheese- mann", zitronengelb, mit ungeheuren Blumen; „Mad. Ph. Roger", rot- braun; „Florence Molyneux", weifs, eine sehr späte Sorte; „Mlle ffestin", rosig lachsfarben, eigenartige Färbung; „Mad. B. Fry", kräftiges Rosa; „W. IL Whilehouse", leuchtend rosa, lang herab- hängende Blumenblätter; „Meredith", rosig terracotta; „Miss May Holton", dunkelgelber Sport von „Good Gracious"; „Mad. von Andre" , primelgelb; „.Mad. GabrielU Debrie" , hellrosa; „Fred Gulliver" , kräftig rosig karmin; „.4liette", Indischrot. Von allerneuesten für 1902: „Calvats .Sun", kanariengelb: „Charles Longley", rosig violett, sehr grofsblumig; „Lady Roberts", dunkelrot mit goldiger Rückseite; „.Mrs. y. y. Thornycroft" , altgold und bronze, eine der allergröfsten Blumen, kräftiges Laub und niedriger Wuchs; „Sada yaco", milch- weifs, grünlich durchleuchtete lang ineinander verwirrte Blumen- blätter, eine riesige Blume; „JV. R. Church", rosig dunkelrot, be- sonders wertvoll für Topfkultur, weil ganz niedrig; von früh- blühenden „Dazzler", sammetig kastanienbraun, Gegenstück von „Soleil d'Octobre"; „Glorious", sammetig dunkelrot; „yolly Rose", ein weifser Sport der bekannten Sorte „Glory of the Paäfic", mit den- selben guten Eigenschaften. Bredemann & Kroger, Blan- kenese, hatten ein sehr gutes Sortiment bester, neuerer Sorten ausgestellt und alle Blumen waren von edelster Schönheit. Die 118 Die Gartenwelt. VI, 10 Schaubliimen in wenigen Sorten von Chr. Danner, Wandsbek, beltamen in den verschiedenen Konkurrenznummern nur erste Preise ; es waren aber auch Musterblumen und seine „Mad. Ed. Roger^' machten den Eindruck einer hervorragenden Kultur. Die Hof- gärtnerei Rosen höhe bei Dannstadt hatte auch bei ihrem Sorti- ment tadellose Blumen ; leider war die Etikettierung keine beson- ders gute, dafür aber waren die 50 Blumen der schwefelgelben alten Sorte „Philadelphia^ eine ganz besondere Leistung; eine Blume war wie die andere. Mehrere Liebhaber hatten auch bemerkens- werte Sortimente ausgestellt, in meist älteren Sorten. Bei der Binderei ragten die vielen Tafeldekorationen hervor und alle Arrangements waren nur aus Chrysaniheinum gefertigt. Wenn auch die Tafeldekoration von F. A. Höwe, garniert mit ,,Florenc€ Davis", den II. Preis hatte, so waren doch alle Kenner darin einig, dafs ihr der I. Preis zukäme. Diese Dekoration war so arrangiert, dafs alle an der Tafel Sitzenden darüber hinweg- sehen konnten, während man bei derjenigen von H einr. Lund, gar- niert mit „Rayonnani" und mit dem 1. Preise prämiiert, wie in einem Walde von Chrysanthtmmu safs, und es schwer fiel, den Gegenüber- sitzenden zu sehen. Ganz hervorragende Phantasiestücke waren ausgestellt. Ein Wandschirm aus hellrosa Chrysanthemum war bezaubernd schön, und ein Spiegel, leicht überworfen mit Medeola- Ranken und garniert mit bronzefarbenen Chrysanthemum machte einen vornehmen Eindruck. Leider war das Wetter an den beiden ersten Tagen sehr ungünstig; es wird deshalb diese schöne Ausstellung nicht in der Weise besucht worden sein, wie sie es verdiente. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 169. Dieses Frühjahr hatte ich in einem einseitigen Gewächsiiause an sämtlichen, etwa lojährigen ^Marichal Niel"-Rosea sehr viel Ameisen (eine grofse schwarze Art), die alle Blumen, selbst die Knospen befrafsen und ungeheueren Schaden anrichteten. Alles Ablesen half nichts. Ich frage deshalb: Welches Mittel kann ich anwenden, um für nächstes Jahr die Ameisen zu ver- treiben? — Bemerken möchte ich noch, dafs jetzt nach der Blüte die Ameisen im Hause und im Garten überall auf dem Erdboden zu linden sind. — Wenn Sie die Ameisen aus dem Rosenhause bringen wollen, so müssen Sie mit der Vernichtung rechtzeitig beginnen. Blühen die Rosen erst, dann wandern die Ameisen auf dem ganzen Rosenstamm umher und sind hier kaum zu vernichten, ein sicheres Mittel giebt's hierfür noch nicht. Beobachten Sie, wo die Ameisen herauskommen damit Sie die Brutstätte ausfindig machen. Befindet sich diese in der Nähe der Rose, so werden Sie nicht scharfe Mittel benutzen können. Ich habe mit kochendem Wasser die ganze Brut zerstört. Das Wasser mufs aber in ziemlich grofser Menge aufgegossen werden. C. Pfeiffer. — Zur Vertilgung aller Arten Ameisen wende ich folgende Me- thode an: Zunächst füttere ich die Ameisen in einem geeigneten flachen Gefäfs, an welchem sie leicht herauf kriechen können, mit Honig; nach einigen Tagen versetze ich diese Lockspeise mit einer Auflösung von Brechweinstein in Wasser, im Verhältnis 2 : 100, und zwar ein Efs- löffel der Lösung auf eine kleine Kaffeeunlertasse ca. geiechnet; der Erfolg ist überraschend. Das Gift überläfst dem Fragesteller vielleicht ein befreundeter Apotheker oder Drogist, eventuell würde ich aus Ge- fälligkeit dem betreffenden Herrn etwas abgeben. Dr. Kexel, Limburg a. d. L. — Das Beste ist, die Rosen am Stamm, an den Hauptästen und an den Anheftungsstellen mit Brumataleim oder einem sonstigen Kleb- stoff zu umgeben, an dem die Ameisen kleben bleiben, auch ist es gut, einige Näpfe (Untersetzer) voll Syrup aufzustellen, da sie demselben nachgehen und darin stecken bleiben. R. Voigt. Beantwortung der Frage No. 170. Welche Gärtnerlehr- anstalt bietet einem strebsamen, wenig bemittelten, älteren Gärtntr sichere Aussicht für späteres besseres Fortkommen, und wie teuer würde sich der Aufenthalt an der betreffenden Anstalt stellen? Würde für einen älteren Gärtner der Anstaltsbesuch überhaupt noch vorteilhaft und ratsam sein.' — Wer ohne Protektion in der Welt steht, der sollte sich hüten, ganz besonders, wenn er wenig bemittelt ist, eine Lehranstalt zu be- suchen, denn eine sichere Aussicht auf ein späteres besseres Fort- kommen bietet keine Anstalt, es würde das auch weiter nichts be- weisen, als dafs man den Lehranstalten eine Bedeutung beimifst, die sie gar nicht haben, denn den tüchtigen Praktiker und hervorragenden Fachmann bildet nicht die Lehranstalt, sondern die Praxis, und wenn jeder in seinem Spezialfach sich das zu nutze macht, was die Fach- litteratur und die Presse von heute bietet, so wird ihm zwar sein Wissen nicht von einer X benannten Direktion patentiert werden, aber allen Anforderungen der Praxis wird er mindestens ebenso zu genügen im Stande sein, wie jeder Lehranstalter. „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir," das gilt sicher für die Gärtnerei in erster Linie. R. Voigt. — Eine Gärtnerlehranstalt, die ihren Zöglingen sichere Aus- sicht auf ein späteres besseres Fortkommen giebt, ist bisher noch nicht vorhanden. Die Gärtnerlehranstalten bieten diese Aussicht nur indirekt, indem sie ihre Besucher nach bestem Wissen und Können mit dem, für das Leben notwendigen, grundlegenden Rüstzeug, dem Wissen, ver- sehen. Damit ist aber keineswegs gesagt, dafs der Besuch irgend einer Anstalt zu etwas berechtigt. Es wird also auch bei dem Besucher der Anstalt auf individuelle Begabung und — persönliches Glück an- kommen, sofern der Betreffende nach seiner Vorbildung oder geistigen Befähigung überhaupt irgendwelche Ansprüche auf sogenannte „bes- sere" Stellen machen darf. Leider sieht man so häufig alte Leute auf eine Gärtnerlehranstalt eilen in der Hoffnung, nach Absolvierung derselben als Stadtgäilner, Garleninspektoren grofser Gesellschaften und dergleichen angestellt zu werden. Sie gehen dann auch thatsächlich mit einem gewissen — aber falschen - Selbstbewufstsein in die Welt hinaus, um dort am eigenen Leibe zu erfahren, dals sie für das grofse „Können" nicht geschaffen sind. Solchen Leuten kann ich nur raten, als biedere, tüchtige, einfache Übergärtner in der Praxis zu bleiben, dort, wo ihr praktisches Können anerkannt wird, sie werden glUckhch sein und ihre Ersparnisse, die sie sonst für die Halb- — ich möchte sagen 00-BiIdung ausgaben, besser verwerten können. Denn schrecklich ist es, wenn so brave, biedere Männer mit dem Anstaltsdünkel ausgerüstet wandern; dazu sind sie zu alt und zu gut. Fühlt sich ein älterer Mann fähig, wissenschaftlichem Unterricht mit Nutzen folgen zu können, um sein erworbenes Wissen als Handelsgärtner zu verwerten, dann be- suche er eine Anstalt ohne praktischen Dienst. Dieses ist für ihn insofern ein Vorteil, als er alle Zeit fürs Studium frei hat. X. — Der Besuch einer Lehranstalt kann jedem Gärtner empfoh- len werden und wenn er noch so alt ist. Alle besseren Stellen, wie z. B. in Stadtgärtnereien, gröf^eren Herrschaftsgärten etc., werden nur noch mit geschulten Kräften besetzt. Will sich jedoch ein Gärtner später nur auf Spezialkulturen verlegen, so ist der Besuch einer Lehr- anstalt nicht unbedingt notwendig, schaden wird er aber keinem. Auf einer Schule erhält der Gärtner erst einen richtigen Einblick in die so mannigfaltigen und reich verzweigten Gebiete des Gartenbaues und es sind besonders die naturwissenschaftlichen Fächer, die ein tüchtiger Gärt- ner kennen sollte, denn die Naturwissenschaft ist die Grundlage des Gartenbaues. Die Aufenthaltskosten sind an den Lehranstalten ver- schieden. Am besten läfst sich der Herr Fragesteller von den ver- schiedenen Anstalten die Prospekte kommen, aus denen alles ersicht- lich ist. H. Grote, Reutlingen. — Indem ich die Frage teile, mufs ich auf den ersten Teil ant- worten: Jede Gärtnerlehranstalt bietet einem strebsamen, wenig be- mittelten Gärtner soviel sichere Aussicht für späteres Fortkommen, wie man nur verlangen kann, wenn der Belreftende die hierzu nötigen Eigenschaften und den guten Willen zum Lernen besitzt. Jede Anstalt stellt Hospitanten ein (so lange Platz vorhanden | und gerade dies ist für ältere Gärtner vorteilhaft, die als Hospitanten nur diejenigen Fächer, welche ihnen zusagen, zu belegen brauchen. Eine für den speziellen Ausbildungsgrad richtige Auswalil der zu belegenden Fächer ist von gröfster Wichtigkeit und ein Zuviel zu vermeiden. VI, lo T)ie"GartenMreIt. 119 Ist jedoch der Herr Fragesteller troti seines Alters noch im Zweifel, welchem Zweig der Gärtnerei er sich widmen will und welche Fächer er demnach zu belegen hat, was icli aus der Frage ersehe, so hat er sich zunächst^ nach reiflicher Überlegung der herrschenden Um- stände, diese Frage selbst zu beantworten. Es hängt ein Fach des Gartenbaues am andern, aber man soll sich ein Fach als Spezialfach wählen und den Unterricht wie auch die Schule danach bestimmen. Jede Schule pflegt ein Spezialfach, wie Geisenheim und Proskau den Obstbau, Wildpark und Dresden die Landschaftsgärtnerei. Auf jeden Fall möchte ich dem Fragesteller raten, nur theoretischen Unterricht zu nehmen und zwar immer möglichst viel Anschauungs- unterricht; auf den Schalen mit praktischer Thätigkeit wird den Hospi- tanten diese wohl erlassen werden. Den zweiten Teil der Frage, wie teuer sich der Aufenthalt an der betreffenden Anstalt stellen würde, kann ich auch nur im allgemeinen beantworten. Die Kosten richten sich nach den Ansprüchen des Ein- zelnen. Ich habe alles in allem, wie Schulgeld, Material, Bücher, Lebensunterhalt etc., als 24Jähriger Hospitant in Dresden mit seiner herrlichen Umgebung, die so viel Anregung für einen Landschaftsgärtner bietet, 1200 Mark gebraucht, davon entfielen auf Schulgeld 150 Mark, auf Material und Bücher 100 Mark and der Rest auf Lebensunterhalt. Doch läfst sich auch noch billiger auskommen. Auf Antrag und Für- sprache wird Unbemittelten das Schulgeld auf die Hälfte ermäfsigt. Den letzten Teil der Frage, ob für einen älteren Gärtner der Anstaltsbesuch überhaupt noch vorteilhaft und ratsam ist, möchte ich unbedingt mit Ja beantworten. Das Studium guter Bücher kann nie- mals die Vorteile eines Anstaltsbesuches aufwiegen, zumal bei dem in der Praxis stehenden Gärtner, der abends ermüdet heimkommt. Seh. Tagesgeschichte. Erfurt. Der Gartenbauverein hielt am Freitag, den 22. v. M., eine Generalversammlung ab, um die Entscheidung in Sachen der ge- planten Schnittblumen- und Dahlien-Ausstellung herbeizurühren. Von anonymer Seite war eine Schrift eingegangen, in welcher betont wird, dafs derartige Sonderausstellungen nicht geeignet seien, das Ansehen Erfurts als Gartenstadt zu fördern, dafs dies vielmehr nur durch eine allgemeine grofse deutsche Gartenbau-Ausstellung, wie die im Jahre 1876 abgehaltene, möglich sei. Der Gartenbauverein solle daher einer derartigen Ausstellung seine weitgehendste Unterstützung zu teil werden lassen und nicht seine Kräfte an einem Unternehmen zersplittern, das nur beschränktem Interesse begegne. Soweit der Anonymus. Die Mitglieder des Gartenbauvereins teilten diese Ansicht nicht und bewilligten für die im September 1902 abzuhaltende Aus- stellung 10 000 Mark, wodurch also das Zustandekommen derselben nunmehr gesichert ist. Köln. Mitte Oktober fand in den oberen Räumen des hiesigen fränkischen Hofes der diesjährige Provinzial-Obst-, Wein- und Speisekartoffelmarkt des Rheinischen Bauernvereins statt. Derselbe war zwar des schlechten Obstjahres wegen nicht sehr reich beschickt, dafür aber in desto besserer Auswahl. Die Preise für Äpfel bewegten sich zwischen 100 M. (Wintercalvill) bis 15 M. pro Centner, für Birnen 60 — 12 M., für die sehr gut vertretenen Kartoffeln 4,50 — 1,80 M. Die Kauflust war recht rege, auch was „Wein" anbetrifft. Von letzterem hatte namentlich die Central -Weinvertriebsstelle Königswinter eine grofse Auswahl von Rot- und Weifsweinen zur Stelle gebracht. Auch Beeren- und Äpfelweinen wurde viel Beachtung geschenkt, desgleichen natur- reinem Apfel- und Birnkraut. A. W. Mainz. In einer Sitzung am 5. November genehmigten die Stadtverordneten entgültig den Umbau der sogen. Unterstandshalle zu einem Überwinterungs- bezw. Pflanzenschauhaus. Nach den bereits fertig gestellten Voranschlägen belaufen sich die Kosten des gesamten Umbaues auf rund 28000 M., wovon 1 1 000 M. von einem Vermächtnis herrühren, während 10 — 12000 M. von dem für die städtischen An- lagen immer sehr freigiebigen Verschönerungsverein und der Rest von der Stadt getragen wird. Letztere übernimmt auch die Unterhaltungs- kosten. Die 36 m lange und 10 m tiefe, aus Eisen und Glas kon- struierte Halle erhält, aufser einer kappelartigen Erhöhung, über der Heizungsanlage einen Anbau, worin exotische und in einem Bassin Wasser- Pflanzen Aufnahme finden sollen. Die Stadtgärtnerci mit ihren grofsen Pflanzenbeständen kann nach Fertigstellung dieses stattlichen Baues ihre schon lang zu eng gewordenen Gewächshäuser bedeutend entlasten. An vorzüglicher Stelle, mit prachtvoller Fernsicht , bei der Restauration im „Stadtpark" (Neue Anlage) gelegen, dürfte dieses Haus aufserdem ein Anziehungspunkt für das Publikum, dem es jederzeit nn- entgeldlich geöffnet sein soll, werden. Auch wird, was besonders zeit- gemäfs sein dürfte, bei der Anzucht und der Ausstattung mit Pflanzen- material, etwas Rücksicht auf den naturwissenschaftlichen Anschauaogs- unterricht der Schulen genommen werden. K. Bücherschau. Hampel, Carl, städtischer Gartendirektor in Leipzig. Die deutsche Gartenkunst, ihre Entstehung und Einrichtung, mit be- sonderer Berücksichtigung der Aasführungsarbeiten und einer Geschichte der Gärten bei den verschiedenen Völkern. Bearbeitet für Gärtner, Gartenbauschulen und Freunde der schönen Gartenkunst. Leipzig. Verlag von Hugo Voigt. Preis 4,50 M., geb. 5,50 M.*) Das vorliegende, nicht nur mit grofsem Fleifse, sondern augen- scheinlich auch mit Lust und Liebe zur Sache geschriebene Buch giebt in seinem ersten Teile die geschichtliche Entwicklung der Gartenstile und ihre charakteristischen Merkmale. Eingehender werden hier die italienischen Gärten, der französische und holländische Garten, von den Gärten im unregelmäfsigen Stile diejenigen der asiatischen Kulturvölker und der englische Garten behandelt, welchem sich dann der deutsche Garten anschliefst. Ist schon das Studium dieses ersten, geschichtlichen Teiles des Baches wichtig und lehrreich, so bilden die sich daran anschliefsenden, nach Bedarf illustrierten Teile ein praktisches Lehrbach für jeden Land- schaftsgärtner. Der zweite Teil behandelt die einzelnen Anlagen und ihre be- sonderen Einrichtungen, der dritte die Grundsätze für die allgemeine Anordnung und die Formen- und Farbenbildungen, der vierte die form- gebenden Teile, ihre Entstehung, Behandlung und Ausführung. Die einzelnen Abschnitte zerfallen in mehrere Unterabteilungen mit zahl- reichen Kapiteln. Alles in allem ist das Hampel'sche Werk ein modernes, auf der Höhe stehendes Lehrbuch der schönen Gartenkunst, das auch als eine wesentliche Ergänzung des Meyer'schen Lehrbuches betrachtet werden kann. Auch wenn man sich nicht mit allen Anschauungen Hampels befreunden kann — über rein künstlerische Fragen läfst sich streiten — wird man doch zugeben müssen, dafs hier eine ebenso zeitgemäfse wie wertvolle Arbeit vorliegt, zu deren Abfassung Hampel als anerkannt fähiger, mitten in der Praxis stehender Gartenkünstler wie kein zweiter berufen war. Im Hinblick auf das Gebotene ist der Preis des Buches als ein sehr mäfsiger zu bezeichnen. Wir wünschem diesem Buche eine weite Verbreitung in den Kreisen der Landschaftsgärtner. M. H. Daul, A., Werdende elektrische Gärtnerei im Freien, in Treibhäusern, Wintergärten u. s. w. Magdeburg, Wilhelm Rathke's Verlag. Auiser dem vielversprechenden Titel bietet diese 16 Seiten um- fassende Schrift aber auch rein gar nichts. Der Verfasser ist nicht im Stande, auch nur eine einzige eigene Beobachtung oder Erfahrung zum besten zu geben. Der ganze Inhalt ist zusammengeschrieben, natürlich aus amerikanischen Quellen, die, auch wenn sie durchaus zuverlässig wären, auch absolut nichts für die Praxis der deutschen Gärtnerei er- geben würden. Und bei diesem von A bis Z zusammengeschriebenen Inhalt trägt die Schrift noch den stolzen Vermerk: „Nachdruck auch im einzelnen verboten, Übersetzungsrecht vorbehalten." Weifs denn der Verfasser nicht, dafs er überhaupt keinen Nachdruck zu verbieten *) Gegen Einsendung des Betrages durch die Expedition der „Gartenwelt" zu beziehen. 120 Die Gartenwelt. VI, lo hat, dafs seine eigene Arbeit selbst nichts weiter als ein einziger Nach- druck ist? Von den Versuchen, die auch in Deutschland bez. des Einflusses des elektrischen Lichtes auf die Pflanzen gemacht wurden, weifs Daul natürlich nichts. Solche Versuche wurden s. Z. von Harster-Speyer in die Praxis überführt, sie verschlangen viel Geld und lieferten ein trauriges Resultat. Was unter der Einwirkung des elektrischen Lichtes -nicht gelang, das Treiben der Nymphaeen im Winter, gelingt jetzt sicher durch ein ganz einfaches Kulturverfahren. Vor lo Jahren versuchte ich einmal in Gemeinschaft mit einem gewiegten Elektrotechniker die Erwärmung eines Treibbeetes vermittelst des elektrischen Stromes; die Sache wäre, wenn auch nicht billig, so doch gut gewesen, hätte sich der Strom auf gleicher Stärke erhalten lassen. Ein „besseres" Resultat lieferte der elektrische Brutapparat eines Freundes, die Eier wurden in ihm zwar nicht erbrütet, aber hart ge- kocht und dies meist schon nach wenigen Stunden, während das Aus- brüten bekanntlich drei Wochen dauert. Zum Schlüsse geben wir Herrn Daul noch den Rat, einmal auf eigene Kosten eine elektrische Gärtnerei anzulegen und zu zeigen, was dabei zu verdienen ist, bevor er den deutschen Gärtnern seine in Amerika abgeschriebenen Lehren giebt. M. H. Personal-Nachrichten. Hansen, Prof. Dr., Direktor des botanischen Gartens in Giefsen, z. Z. Rektor der dortigen Universität, erhielt vom Grofsherzog das Ritlerkreuz I. Klasse des I'hilippsordens. Herb, M., gärtnerisches Kultur- und Pflanzengeschäft, Neapel. Die Firma, deren alleiniger Inhaber schon seit dem i. Oktober 1895 Herr M. Herb ist, bestand bisher unter dem Namen Herb & Wulle, Neapel, und ist dahin abgeändert worden. Wellman, Heinrich, langjähriger Obergärtner des Versuchs- garten-Vereins in Frankfurt-Sachsenhausen, ist am 20. November nach kurzem Krankenlager im rüstigsten Mannesalter gestorben. Er ist der Schopfer der Baumschul- und Gartenanlagen des Vereins an der Forst- hausstrafse, verfügte über eine reiche Erfahrung und hat im hiesigen Fachverein viele Vorträge aus dem weiten Gebiet der Gartenbaukunde gehalten. Gehälter der deutschen Gartenbeamten. XVII. Gehälter der dem kgl. bayerischen Obersthof- marschallstab in München unterstellten Gartenbeamten. 1. Der Hofgärtendirektor (dessen Stelle ist zur Zeit un- besetzt) erhält in den ersten 5 Jahren 4920 M.; vom 6. bis einschliefs- lich 10. Jahr 5280 M.; vom 11. bis einschl. 15. Jahr 5640 M.; vom 16. bis einschl. 20. Jahre 6000 M. und für jedes weitere Qainquennium eine Erhöhung von 180 M. 2. Der Hofgärtenoberinspektor erhält 3900 M., bczw. 4260 M., 4440 M., 4620 M. und 180 M. 3. Der Hofgärteninspektor (dessen Stelle ist zur Zeit un- besetzt) erhält 3000 M., bezw. 3360 M., 3540 M., 3720 M. und 180 M. 4. Der Hofgärleningenieur (dessen Stelle ist zur Zeit un- besetzt) erhält in den ersten 3 Jahren 2280 M., im 4. und 5. Jahr 2640 M.; vom 6. bis einschl. 10. Jahr 3000 M.; vom II. bis einschl. •5- Jahr 3180 M.; vom 16. bis einschl. 20. Jahr 3360 M. und für jedes weitere Quinquennium 180 M. Zu vorstehenden pensionsfähigen Gehältern kommen nocli an nicht pensionsfähigen Zulagen: Bei i. 540 M. jährlich; bei 2. und 3. 420 M. jährlich und bei 4. 180 M. jährlich. 5. Die Hofgärtner erhalten in den ersten 3 Jahren 2280 M.; im 4. und 5. Jahr 2460 M.; vom 6. bis einschl. 10. Jahr 2640 M. ; Tom 11. bis einschl. 15. Jahr 2820 M.; vom 16. bis einschl. 20. Jahr 3000 M. ; vom 31. bis einschl. 25. Jahr 3180 M. und vom 26. Jahre an 3360 M. 6. Die Obergärtner erhalten 1500 M., bezw. 1680 M., 1800 M., 1920 M., 2040 M., 2130 M. und 2220 M. 5. und 6. mit freier Wohnung. Die Bezüge der ohne Pensionsaussicht aufgenommenen Ober- gehilfen betragen 1000 — 1250 M. im Jahre, nebst freier Wohnung. XVIII. Gehälter der dem grofsh. Finanzministerium in Sch-werin unterstellten Gartenbeamten. In der grofsherzoglichen Staatsverwaltung sind vier Gärtner be- schäftigt, welche die Qualifikation als festangestellte Beamte nicht haben. Dieselben erhalten folgende Lohnsätze: 1. Der Gärtner am botanischen Institut zu Rostock: Anfangs- gehalt 900 M., nach i Jahr 1050 M., nach 2 Jahren 1200 M., nach 3 Jahren 1350 M., nach 4 Jahren 1500 M., nach 6 Jahren 1650 M., nach 8 Jahren 1800 M. Daneben, wenn unverheiratet, freie Wohnung, Heizung und Licht; wenn verheiratet, eine Wohnungsentschädigung von jährlich 300 M. 2. bis 4. Der Obergärtner und der Gemüsegärtner an der Irren- anstalt zu Sechsenburg, sowie der Gärtner an der Irrenanstalt zu Gehls- haim: Anfangsgehalt 1200 M., nach 2 Jahren 1400 M., nach 7 Jahren l6oo M., nach 12 Jahren 1800 M. Naturalien erhalten diese Gärt- ner nicht. Mannigfaltiges. Öffentliche Gärten in England. Es ist bekannt, dafs die Engländer grofse Gartenfreunde sind und für Blumen und Pflanzen grofse Summen ausgeben. Auch für öffentliche Gärten bewilligt der Engländer grofse Summen. In einem soeben veröffentlichten Parla- mentsbericht befinden sich folgende Angaben, die sich auf solche Gärten und Parks beziehen, die vom Staate unterhalten werden, für welche die Mittel zur Unterhaltung vom Parlamente bewilligt werden müssen. Diese fünfzehn Parks sind Bushey Park (777 Acres), Green Park (53), Greenwich Park (ibt), Hampton -Court Green (17), Hampton -Court Park (453), The Gardens (51), Holyrood Park (600), Hyde Park (352), Kensington Gardens (270), Kew Gardens (250), Linlithgow Peel (17), Kegents Park und Primrose Hill (337), Richmond Park (1914), Rich- mond Green (10), St. James Park (91), im ganzen 5353 Acres oder 2165,5 Hektar. Diese Parks erforderten im Jahre 1899/1900 für Neu- anlagen 2189S0 M. und für Unterhaltung 2090060 M., im ganzen also 2 309 040 M. Diese Summen kommen ziemlich genau mit der Durch- schniltssumme der letzten zehn Jahre (i8go — 1900) Uberein, denn es wurden im ganzen während dieses Zeitraumes verausgabt 1333660 M. für Neuanlagen und 18059560 M. für Unterhaltung. Einen Löwenanteil von dieser Summe beanspruchte der botanische Garten zu Kew, dessen Gesamtausgaben sich im letzten Dezennium auf 5253300 M. beliefen, d. h. jährlich auf über eine halbe Million Mark. Nicht inbegrifl'en sind in den obigen Summen die Gehälter für die Aufseher. Ferner sind nicht in obigen Kosten die Summen für die Unterhaltung aller jener öffentlichen und halböffentlichen Gärten enthalten, welche von Universi- täten, KoUeges, Städten, Counties u. s. w. unterhalten werden. Dagegen unterliegen noch dem Bewilligungsrechte des Parlaments drei irische Parks (Phoenix Park 1327 Acres, St. Stephen's Green Park Acres und der botanische Garten zu Glasnevin bei Dublin 35 Acres), welche 1899 bis igoo für Neuanlagen 16820 M. und für Unterhaltungen 194260 M., im ganzen also 2 1 1 080 M. erforderten. Es wendet demnach die eng- lische Nation im Mutterlande für Staatsgärten jährlich über 2 500000 M. auf, von denen nur etwa ein Fünftel für wissenschaftliche Gärten verbraucht wird. Wie steht es dagegen im Deutschen Reiche? Unsere deutschen Gärtner sollten dahin streben, dafs auch Deutschland eine Anzahl vom Reiche unterhaltener Nationalparks erhielte; und da Deutschland ja jetzt auch in die Reihen der Kolonialstaaten eingerückt ist, so wäre es gewifs auch ganz angebracht, wenn es endlich einen annähernd ebenso gut dotierten botanischen Reichsgarten erhielte wie Kew Gardens, denn wenn auch der neue Berliner botanische Garten eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges werden wird, und wenn mit ihm auch von Reichs wegen eine botanische Abteilang für die Kolonien verbunden ist, so kann er doch in keiner Weise mit dem englischen Institute rivalisieren. Der englische Garten ist etwa zweieinhalb mal so grofs wie der neue, zehnmal so grofs wie der alte Berliner bota- nische Garten, sein Etat aber ist fünfmal gröfser als der des Berliner Gartens. Verantworü. Redakteur; Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob, Oppenheim), Berhn. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 14. Dezember 1901. No. 11. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolg Kakteen. Die winterharten Kakteen im letzten Winter. I Von F. Rehnelt, grofsh. Garteninspektor, Giefsen. i (Hierzu tine Abbildung.) Von der Mehrzahl der Gärtner und Kakteenliebhaber wird das Bestreben , die Kakteen bei uns im Freien an- zupflanzen, welche in Klimaten einheimisch sind, die unserem Klima entsprechen, immer noch nicht für ernst genommen, die Sache wird vielmehr als eine zwecklose Spielerei augesehen, die ebensowenig Beachtung verdiene, wie das Winterhart- machen von Palmen und gewissen Gehölzen, die nun einmal bei uns ins Kalthaus, in den Keller oder auch auf den Komposthaufen gehören. Dafs aber eine ganze Anzahl von Opuntien und einige Vertreter anderer Gattungen sich bei uns im Freien sehr wohl befinden, beweist augenscheinlich der Erfolg. Würden dieselben ein wärmeres und trockneres Klima lieben, so müfsten sie an der Riviera ein wahres Dorado finden, und man müfste annehmen, dafs sie ebenso üppig wucherten und so gerne verwilderten, wie ihre strau- chigen Verwandten. Aber das thun sie nicht, im Gegenteil; Herr Berger aus La Mortola klagte, dafs er Mühe habe, die Kakteen zu erhalten, offenbar ist es ihnen dort zu Winterharte Kakteen nach dem \\ üu^r lyoo/oi im botanibchun t.arUn ^u uiulben. Originalaufiiahme für die „Gartenwelt". Die Gartenwelt. VI. 11 122 Die Gart^nwelt. VI, 11 warm. Auch der letzte schaeelose und sehr kalte Win- ter hat einen Beweis mehr für ihre Widerstandsfähigkeit in unserem Klima erbracht. Der Adlerfarn, bekanntlich eine einheimische Pflanze, die hier schon recht lästig wurde, ist total erfroren, ebenso erging es den Tollkirschen und einer ganzen Reihe anderer deutscher Pflanzen. Die Kakteen aber blieben unter leichter Reisigdecke unbeschädigt, und wo wirklich ein Glied, das aus dem Reisig hervorgelugt hatte, durch die Sonne graue Flecken bekommen hat, da ist es längst wieder überwachsen von einer Etage neuer, lang- stacheliger Glieder und Fruchte, und es ist von Frostschäden auch nicht eine Spur mehr zu finden. Nur die alte, hier schon etwa 25 — 30 Jahre kultivierte Opuntia Rafinesqitei hat die Winterkälte nach- träglich übelgenommen. Äufserlich ganz unversehrt, hat sie dieses Jahr nur ganz spärlich geblüht. Sonst war sie die reichblühendste, und man konnte Töpfe voll Samen von ihr ernten. Da sie aber neue Glieder getrieben hat und der warme Sommer ihr offenbar zu statten kommt, so wird sie wohl im nächsten Jahr da-> Versäumte nachholen. Alle anderen, namentlich Op. camanchica und var. major, minor, rubra, dann Rafines- quei var. arkansana und cymochila, Op. vulgaris Mill. var. nana aus Bozen, blühten wie gewöhnlich, und es ist nur zu bedauern, dafs auf dem Bilde die Blüten nicht scharf genug her- vortreten. Sehr schön in Blüte waren die roten Purpus'schen, resp. Späth'- schen Arten, von welchen Opuntia rhodantha und xanthostema mehrere Blüten brachten. Ihr Hauptzierwert liegt aber doch in der prachtvollen Bestachelung der meist rot angelau- fenen Glieder. Op. camanchica unil Rafincsquei mit ihren Formen sind reichblühender, aber alle bei Späth aufgeführten Arten können als winter- hart erprobt gelten. Zu den im Artikel in Jahrg. I, Seile 81, der „Garten- welt" („Hesdörff'er's Monatshefte") geschilderten Arten sind in- zwischen noch eine Anzahl neuer hinzugekommen. Über diese hat früher Kollege Purpus in der „Gartenwelt" Jahrg. IV, Seite 157, berichtet; ich möchte deshalb nur einige hervor- heben: T. Opuntia Hoveii, eine Art mit sehr grofsen, grünen Glie- dern und langen, weifsen Stacheln. 2. Op. barbata var. gracillima mit gelben Stacheln. 3. Op. polyacantha var. trichophora. Die in den Sammlungen schon lange kultivierte zierliche Opuntia horizontalis hat ebenfalls den letzten Winter gut über- standen. Dagegen hat Op. basilaris hier gelitten, während sie im Darmstädter botanischen Garten gut überwintert hat. Aus der Liste der Winterhärten sind ganz zu streichen; Opuntia pulchella und Op. monacaniha. Beide erfroren hier bereits bei ganz geringem Frost. Man kann annehmen, dafs wir etwa 30 bis 35 Arten resp. Formen besitzen, deren Widerstandsfähigkeit gegen unsere Winter keinem Zweifel unterliegt. Cereus triangularis. Originalaufnahme für die „Gartenwelt*. Cereus triangularis Haw. (Abb. untenstehend) stammt aus dem südlichen, tropischen Mexiko und hat eine fast epiphy- tische Lebensgewohnheit. Derartige Succulenten kommen bei uns an der Riviera nicht oder doch selten zu dem vollen Grad ihrer Entwicklung, einmal wegen der zu trockenen, mitunter fast regenlosen Sommer, und dann wegen der Winter, die eben doch immer eine bedeutende Temperaturermäfsigung mit sich bringen, auch wenn sie ohne Frost vorübergehen. In La Mortola hat sich die Pflanze nur an einer geschützten, niedrigen Mauer zu einem recht statt- lichen Exemplar entwickelt, aber noch nie geblüht. Ein anderes Exemplar an einer etwas offen gelegenen Mauer war unmittelbar über der Erde abgestorben, die Wunde verheilte aber und die Pflanze lebte vermöge der reichlich entwickel- ten, in das Gemäuer eingedrungenen Wurzeln ruhig weiter. Im letzten Herbst brachte sie eine einzige Blume, jedoch der folgende, ganz ausnahmsweise strenge Winter tötete die ganze Pflanze. Viel besser gedeiht diese Art im Nor- den unter Glas, z. B. in einem tempe- rierten Hause ausgepflanzt. So hatte ich Gelegenheit, diesen Sommer im Succulentenhause des kgl. botanischen tiartens zu Kew ein prächtiges, altes Exemplar zu sehen, das mehrere Quadratmeter Glasfläche unter dem Dache einnimmt. Dasselbe mag wohl an 40 Blumen gebracht haben, an man- chem Morgen waren deren 6 — 8 gleich- zeitig geöffnet. Diese Blumen sind wirk- lich etwas Prächtiges, sie sind ca. 25 cm lang und ebenso breit. Die äufseren Blumenblätter sind hellgrün, die inneren reinweifs; sie öffnen sich am .'Xbend und halten bis gegen Mittag des folgenden Tages. Beistehende Photographie stellt ein Topfexemplar aus Herrn Ludwig Winters Gärten in Bordighera dar, wo es als junge Vermehrungspflanze im Kasten mehrfach blühte. Die Blume ist vom Photographen in eine fast senkrechte Lage gebracht worden, dieselbe steht jedoch, wie bei allen derartigen grofsen Cereen, mehr wagerecht. Cereus triangularis wurde vor langer Zeit eingeführt, und schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts werden blühende Exem- ■ plare in Wiener Gärten erwähnt; in England soll er schon im Jahre 1690 in Kultur gewesen sein. Alwin Berger, La Mortola. VI, 11 Die -G^rrtre-ff weit: 123 Stauden. Anemone japonica „Königin Charlotte", eine Neu- heit, welche 1898 in den Handel gebracht wurde, die aber ihrem Werte nach noch viel zu wenig Verwendung findet, möchte ich einer ganz besonderen Beachtung empfehlen. Die Pflanze hat einen strammen Wuchs und üppiges, dunkelgrünes Blattwerk. Die seidenartigen, fleisch- farbigen Blüten, welche auf steifen, hohen Stielen zahlreich über den Blättern erscheinen, sind halb- gefüllt und erreichen einen Durchmesser bis zu 10 cm. Ein grofser Vorteil dieser Blumen ist auch der, dafs sie ihre reine Farbe bis zum Verblühen erhalten, was z. B. bei A. jap. ehgans und anderen nicht der Fall ist. Die japanischen Anemonen sind fast mit jedem Boden zufrieden, nur lieben sie einen etwas feuchten Standort und im Frühjahr reichlichen Dunggufs. Um eine recht lange Blütendauer zu Schnittzwecken zu erhalten, läfst man einen Teil der Stauden auf dem alten Standort unter einer Laub- decke den Winter hindurch stehen, welche dann im nächsten Jahre schon Anfang August mit einer reichen Fülle von Blumen erscheinen. Die übrigen nimmt man im Herbst heraus, teilt sie und schlägt sie in einem Kasten, welcher bei Eintritt des Frostes mit Laub zu decken ist, ein, um sie im Frühjahr wieder auf gut gedüngte Beete auszupflanzen. Die Folge davon wird sein, dafs letztere Pflanzen zwar nicht übermäfsig, aber erst von Mitte September anfangen zu blühen, dafür aber desto länger im Flor bleiben. Die Vemiehrung erfolgt durch Stockteilung. Wer von wenigen Pflanzen eine starke \'ermehrung er- zielen will, schlage die Pflanzen, wie schon gesagt, im Herbst in einem Kasten ein; im Februar wer- den die Pflanzen in das Haus genommen und die Wurzeln in solche Stückchen zerschnitten, dafs sich auf jedem Stück wenigstens ein Auge (junger Trieb) befindet, sodann in einen Kasten mit sandiger Erde gelegt, und an einen beliebigen Platz im Kalt- oder Warmhause gestellt. Nachdem sich die ersten Blättchen zeigen, w-erden diese Wurzelteile einzeln in kleine Töpfe gepflanzt, und so bis zum Aus- pflanzen Anfang Mai im Kalthause möglichst dicht unter Glas gebracht. Als Vor- und Unterpflanzung in Strauchgruppen ist die Sorte sehr zu empfehlen. M. Diedler. Clematis davidiana Dcsne (Unterart von C. heraclei- folia) (Abb. Seite 124). — Unter den wenigen \'ertretern der nichtrankenden Clematis ist die genannte am schönsten. Es ist eine Dekorationsstaude im wahren Sinne des Wortes, jedoch keine Schnittstaude und letzteres ist wohl auch der Grund, dafs die Pflanze so selten anzutreffen ist, wiewohl ihre Einführung in die Kulturen schon 15 Jahre zurückdatiert. Clematis davidiana bildet eine aufrecht wachsende Staude von I m Höhe und hat grofse, dreilappige, dunkelgrüne, starknervige Blätter. In den Blattachseln der starken Stengel erscheinen von August bis Ende September grofse Büschel röhrenförmiger, hell- blauer Blüten, deren obere Enden stark zurückgebogen sind. Die einzelnen Blüten sind von ziemlich langer Dauer, und da stets ganze Büschel auf einmal in Blüte sind, so gewährt die Pflanze einen schönen Anblick und, dafs sie zu einer Zeit des Sommers, in der gute Staudensorten seltener in Blüte stehen, speziell noch in der schönen hellblauen Färbung blüht, macht sie doppelt wertvoll. Die Pflanze kann sich zu einem ansehn- lichen, breiten Busch entwickeln, welcher auch vollständig winter- hart ist. Die Abbildung zeigt eine junge Pflanze. Otto Froebel, Handelsgärtner, Zürich. Clematis davidiana. — Obgleich diese Clematis schon in den 60er Jahren von dem Abt David aus Nord-China eingeführt Anemone japonica „Königin Charlotte". Originalaufnabme für die „Gartenwelt". worden ist, ist sie doch noch wenig bekannt, obwohl sie Ver- breitung verdiente. Besonders wertvoll ist es, dafs sie zu einer Zeit blüht (im September), wenn die meisten Clematis ihren Schmuck zum Teil schon verloren haben. In der Gestalt und in der Art des Wachstums ähnelt diese Clematis am meisten der Cl. tulmlosa Turcs, gleichfalls einer chinesischen Form. Sie bildet eine 2 bis 4 Fufs hohe, zierliche, nicht kletternde Staude. Ihre Blätter sind breit, geteilt in 3 ovale Blättchen. Die Blüten sind tief blau, mit zahlreichen gelben Staubfaden, in der Form einer einfachen Hyazinthe ähnelnd. Sie erscheinen gewöhnlich aus den Blattwinkeln in Bündeln von 6 — 12 Stück und besitzen auch einen angenehmen Geruch. Cl. davidiana wächst leicht in gutem Gartenboden und kann rasch aus Samen , den man im Frühjahr sät, herangezogen werden. Ebenso vermehrt man sie durch Stecklinge und durch Pfropfen. Bis vor einigen Jahren scheint diese Staude nicht in den Händen der Züchter gewesen zu sein, doch hat eine Firma neuerdings mit Erfolg auch mehrere Sorten von ihr gezüchtet. (Nach „The Card. Chron.") II* 124 Die Gartenwelt. VI, n Dahlien. Die Halskrausen-Dahlien. — In Heft 7 unserer Zeit- schrift, Seite 71 unten, wurden auch die neuen, französischen „//alikrausen" -Dahlien {Dahlias a colUretle) erwähnt und eine der- selben {Prendcnt Viser) auf Seite 75 abgebildet. Da die Züchtungen vielversprechend sind, so glauben wir, dafs es unsere Leser in- teressieren wird, wenn wir über die Herkunft derselben und über das Wie ihrer Entstehung einiges veröffentlichen, und wir lehnen uns dabei zum Teil an einen trefflichen Aufsatz des Herrn H. Dau- thenay in der „Revue horticole" an, in welchem diese französischen Züchtungen eingehend besprochen werden. Wir unterscheiden an einer Kompositen-Blüte gewöhnlich deutlich zwei Blütenformen: i. die sog. „Röhrenblüten" mit gleich- mäfsig entwickelten, winzigen Fetalen und 2. „die Strahlenblüten", bei denen ein Teil des Blumenblattes sich ungewöhnlich ver- gröfsert hat, wodurch auch der Name „Zungenblüte" gerechtfertigt ist. (Margueriten, &//w.) Wenn diese Blumen sich „füllen", ver- wandeln sich nun die Fetalen der kleinen Röhrenblüten, nach Art der Strahlenblüten, in grofse Blätter, wie es bei unseren Chrysan- themen, Dahlien, Margueriten, Sonnenblumen, Zinnien etc. der Fall ist. Es ist dies aber ein Vorgang, der dem „Sichfüllen" einer Blume im botanischen Sinne nicht entspricht. Eine Blüte ist dann gefüllt, wenn sich die Staubgefäfse und Griffel, die bekannt- lich auch Blätter in eigener Form sind, zu Blumenblättern umbilden, wie dies bei den Rosen und Paeonien und vielen anderen Pflanzen der Fall ist. Dies ist für nach- stehende Ausführungen sehr wesentlich. Auf der periodischen Gartenbau - Ausstellung vom 1 2. September v. J. auf der Welt- ausstellung in Paris wurde die erste Züchtung dieser Art, j^President Viger", durch Herrn C härm et vom ,.P'"'c de !a T'ete-d'or^^ in Lyon zum ersten- male gezeigt. Bald folgte von demselben Züchter eine zweite, der vorigen ähnliche, namens ^Joseph Goujotz", welche sich nur durch den Farbenton von ersterer unterscheidet. Nach dem „Pi^rc de la Tete-d^or ist auch eine unserer beliebtesten und besten weifsen Dahlien für- die Binderei be- nannt, die bei uns schlecht- hin „l'erle de la T'ele-d'or" ge- nannt wird. Ihr richtiger Name ist, das sei hier fest- gestellt, „Pirle du Parc de la Tele-d'or'-'. Doch zurück zu unsern „Halskrausen -Dahlien". Wir vergegenwärtigen uns eine einfachblühende Dahlie, an der wir deutlich die gelbe Mitte mit den vielen klei- nen Röhrenblüten und den umgebenden Kranz von Strahlenblüten mit sehr grofsen Fetalen, wahrnehmen können. Bei den Halskrausen-Dahlien ist nun zwischen diesen beiden, deutlich getrennten Blütenarten ein Kranz von kleinen Fetalen entstanden, welcher Veranlassung zu dem Namen gegeben hat. Dieser Kranz ist von hellerer Farbe als wie die äufseren Fetalen und erhöht dadurch den Schmuckwert der Blume bedeutend. Bei „Presidtnt Viger" sind die Fetalen dunkelrot, die Krause ist weifsnervig, am Grunde rot gezeichnet. Bei „Joseph Goujon-^ sind die Fetalen zinnoberrot und die Krause ist gelb mit Streifen in der vorigen Farbe. Das Wesentliche und Wichtige bei diesen Neuzüch- tungen ist nun die Bildung der sog. Krause; sie entstand, indem sich die in den Strahlenblüten befindlichen rudi- mentären (verkümmerten) Staubgefäfse zu Blumen- blättern ausgebildet haben, während bei allen vorauf- gegangenen Züchtungen die volle Form dadurch ent- stand, dafs sich die Fetalen, der inneren Röhrenblüten enorm vergröfserten. Interessant ist es, dafs es der Zufall gewollt hat, dafs zu fast gleicher Zeit in Nancy eine Züchtung entstanden ist, welche dieses charakteristische Merkmal mit den genannten Sorten gemeinsam hat. Dieses gleichzeitige Auftauchen neuer Erfindungen, Entdeckungen, oder Züchtungen ist eine Erschei- nung, die in unserem bewegten und fortschrittlichen Zeitalter keine Seltenheit ist. Herr Ger- beaux, Handelsgärtner in Nancy, der Züchter letzter- wähnter Neuheit, der er den Namen yGloire de Nancy"' bei- gelegt hat, giebt in seinem Kataloge folgende Beschrei- bung von der Sorte: ,.Grofse und schöne Blume mit weifsrandigen, grofsen Fetalen von violettroter Farbe, deren Eigenart ein kleiner Kranz von sehr kleinen, ge- wellten, weifsen, violett ge- streiften (gestrichelten) Fetalen ist, welcher die gelbe Blüten- scheibe der Mitte umgiebt. Diese kleinen Blumenblätter bilden einen regelrechten Kreis, welcher keineswegs die Merkmale der Füllung zeigt, denn die gelben Röhrenblüten erscheinen ganz deutlich in der Mitte." Der genaue Ver- gleich der Blumen beider Züchter hat ergeben, dafs der erwähnte kleine Kranz der beiden auf gleiche Weise — also durch \'ergröfserung der rudimentären Staubgefäfse der Randblüten — entstanden ist und dafs der wesentlichste Unterschied zwischen beiden der ist, dafs bei der Züchtung des ,^Parc de la Tele-d'or'-^, die die Krause bildenden Blätt- chen Strahlich und mehr platt liegend sind, während bei der Nancyer Züchtung diese Clematis davidiana. In der GärUerei von Ouo Fioebel, Z-Ürich, photographiäch aufgenommeD (Texl Seite isj). VI, n 45 i o- G-tH^t^Tl ■nreltr'' 125 Blättchen leicht gewellt erscheinen. Aufserdem unterscheiden sie sich noch durch ihre Färbung. Die Fetalen der ersteren sind intensiv rot, die der letzteren violett, was aber von untergeord- netem Werte für die Beurteilung ist. Wir sind unzweifelhaft am Anfange einer neuen Umwand- lungsform der Kompositenblüten angelangt, die für die Dahlien- zucht von grofser Tragweite werden kann. T. Topfpflanzen. Rondeletia odorata, ein dankbarer Winterblüher des Warmhauses. ^'on F. Rehnelt, grofsh. Garteninspektor, Giefsen. (Hitnu eine Abbildung.) Als Schreiber dieses vor kurzem das Vergnügen hatte, den Herausgeber dieser Zeitschrift, Herrn Hesdörffer, durch die Gewächshäuser des hie- sigen botanischen Gartens zu führen,*) stand gerade eine alte Pflanze von Rondeletia odorata in einer Abteilung des grofsen Warmhauses mit ihren lebhaft orangeroten, innen gelben Blumen in Flor. Auf seine Veranlassung entstand das kleine, neben- stehende Bild, das einen einzelnen Blütenzweig dar- stellt und zu dem ich einige Zeilen beifügen möchte. -Rondeletia odorata facq. syn. R. speciosa Lodd., zur Fa- milie der Rubiaceen gehörig, stammt aus den mäfsig war- men Teilen Mexikos, kommt aber auch auf Cuba und anderen zu den Antillen ge- hörenden Inseln vor. Bei uns wird der bis zu 2 m hoch werdende Strauch am besten im temperierten Warmhause unterhalten. Die Hauptblütezeit fällt in die Monate November und Dezember, wo sie oft die einzigen Blüten sind, die in dieser leuchtenden Farbe blühen. Aber auch im Frühjahr und Sommer findet man Blüten; man kann sagen, sie ist eine Pflanze, die jahraus jahrein floriert, wenigstens nachdem sie ein gewisses Alter erreicht hat. Die Blumen sind wohlriechend, schwach nach Veilchen duftend, die Blätter immergrün, lederartig, behaart, rundlich. Rondeletia Originalaufnahme für Junge Pflanzen, die ich gesehen habe, wuchsen etwas sperrig, doch ich bin überzeugt, dafs sie sich auch zu tadellosen Exemplaren heranziehen liefsen, wenn jemand sich der Sache annehmen wollte. Im Vaterlande soll sie an den Berghängen bisweilen mächtige, kugelrunde Büsche geben, die in der Blüte entzückend sein sollen. Die Gärtner, die den Schnitt dort besorgen, sind Ziegen, welche den jungen Trieben dieser Pflanze emsig nachstellen, und so den Strauch hübsch in der Form erhalten. Man sagt zwar, man solle den Bock nicht zum Gärtner machen; in diesem Falle ist aber seine gärtne- rische Thätigkeit nachahmenswert und verdient besonders hervorgehoben zu werden. Die Anzucht geschieht aus Samen und Stecklingen, viel- leicht auch durch Veredelung auf die raschwachsenden Arten von Rogiera, z. B. Rogiera elegans syn. Rondeletia elegans. Handelsgärtner, die gern etwas Neues bringen wollen und die ziemlich langwierige .«Anzucht nicht scheuen, sollten es einmal mit der Kultur versuchen. Jedenfalls verdient dieser Winterblüher an erster Stelle einen Platz in jeder Samm- lung gröfserer Warmhaus- pflanzen. Begonia „Turnford Hall". Nachdem erst vor kurzem „Caleitonia'', eine reinweifse Varietät der bekannten Begonia ^iUoire de Lorraine^^ ^ in den Handel gegeben wurde, folgt jetzt eine weitere neue V'arie- tät, ^Turnford Hall^ . Dieselbe ist eine Züchtung des kürzlich verstorbenen bekannten eng- lischen Handelsgärtners Tho- mas Rochford. Die Blumen dieser Neuheit sind gröfser als die der Mutterpflanze, weifs mit einem leichten Anflug von rosa; apfelblütenfarbig. Die Belaubung ist schön und frei und die Blütendolden ebenso leicht und über dem Laube angeordnet, wie bei „Gloire de Lorraine". G.Daniel, London. odorata. die „Gartenwelt" *) Was mir eio hoher Genufs war, da der botanische Garten in Giefsen unter der wissenschaftlichen Leitung Prof. Hansen's und unter der technischen Leitung Freund Rehnelt's von Jahr zu Jahr an bota- nischem und gärtnerischem Interesse gewinnt, und schon heute zu den musterhaftesten botanischen Gärten des Deutschen Reiches gehört. M. H. Landschaftsgärtnerei. Bemerkenswerte neue Gartenanlagen Aachens. (Hierzu drei Pläne.) Die Stadt Aachen und ihre Umgebung hat einen sehr hüge- ligen Charakter, und es kommen daher für den Landschaftsgärtner hier weitaus interessantere Aufgaben vor, als dort, wo die Gegend flach ist und erst künstlich — oft mit grofsen Kosten und geringem Effekt — Bodenbewegung in die .Anlagen hineingebracht werden mufs. Durch die, auch schon auf kleineren Grundstücken sich er- gebenden Höhenunterschiede gelangt man beim Entwerfen zu Lösungen, die im Plane meist den kühnen Schwung der Kurven vermissen lassen, der heutzutage bei vielen Landschaftsgärtnern 126 Die Gartenwelt. VI, n ^-^ und Laien als äufseres Merkmal eines guten Entwurfes verlangt wird, meistens aber nur auf dem Papiere eine gute Wirkung hat; dafür wirken die Anlagen aber, wenn nur einigermafsen die Höhen- verhältnisse geschickt ausgenutzt und die Pflanzungen dementsprechend disponiert sind, in der Regel bei weitem besser, als bei Gärten auf ebenem Terrain. Trotz dieses, in der natürlichen Lage begründeten günstigen Umstandes, und obschon es unter dem besser situierten TeUe der Aachener Bürgerschaft eine ganze Reihe sehr wohlhabender Familien giebt, ist bisher die Zahl der bemerkens- werten, privaten Anlagen in Aachen und Umgebung aufserordentlich gering, und es kommt nicht allzu häufig vor, dafs einmal eine gröfsere Neuanlage zu schaffen ist. Die drei beigegebenen Pläne stellen Anlagen dar, welche unter Zugrunde- legung von Entwürfen des Unterzeich- neten in den letzten Jahren in Aachen entstanden, bezw. in der Ausführung be- griffen sind. No. I ist ein im Jahre 1896 aus- geführter Villengarten. Zur Erläuterung ist nicht viel zu sagen. Das Terrain steigt von der Crefelder Strafse, der die Hauptfront des Gebäudes zugekehrt ist, stetig an; die Villa liegt bereits 2'/., m höher als die Strafse. Vor derselben ist die Anlage vorgartenartig gehalten. Die Einfahrt zweigt rechts zurückliegend von der Liebfrauen - Strafse ab, so dafs be- queme .Steigungsverhältnisse entstehen. Um ein Blumenstück vor dem Haupt- eingang des Hauses wenden die Wagen wieder um. Die ganze Anlage zerfällt in drei Teile .4, />, C; es mufste auf Wunsch des Besitzers so disponiert wer- den, dafs die Fläche .4, welche nur vor- läufig zum Garten hinzugezogen worden ist, schon bald als Bauterrain verwertet werden kann, ohne dafs dadurch wesent- liche Änderungen an den übrig bleibenden Teilen B und C vorgenommen zu werden brau- chen. Ebenso war die Fläche A', deren Veräufse- rung zwar vorläufig noch nicht ins Auge gefafst ist, zu behandeln. Das Stück C soll dauernd als Anlage erhalten bleiben, und es ist demgemäfs die Anordnung der Wege und Pflanzungen so getroffen worden, dafs dieser Teil nach Ab- stofsung von A und B noch eine selbständige Anlage bildet. No. n, Seite 127, ist der Entwurf für die Erweiterung der An- lagen, welche sich an den Herrensitz auf Hochgrundhaus bei Aachen, einer Besitzung des Herrn F. v. Halfern, anschliefsen. Der ältere Teil der Anlage, in welchem sich auch das Herrenhaus befindet, ist auf dem Plane nicht enthalten. Er besteht aus einem wald- artigen Bestand mit schönen, alten Bäumen, welcher den Höhen- rücken in der südöstlichen Ecke des Planes bedeckt; daran schliefst sich ein schmaler Streifen jüngeren Ursprungs an, welcher vor dem Hause in einen geschmackvollen Blumengarten ausläuft. VI, 11 Die Gartenwelt. 127 Eine Anzalil schöner Nadelhölzer und seltener anderer Gehölze bilden eine Hauptzierde desselben. Die Lage und Bodenverhält- nisse des Grundstücks sind für Nadelhölzer sehr geeignet; es finden sich dort Gruppen von AHes nordnianniana und Pseudotsuga Dougksi, die in üppigster Entwicklung stehen. Die an den wald- artig bestandenen Höhenrücken westlich anschliefsenden Wege- züge sind unter Benutzung eines Planes des Gartendirektors Grube-Aachen vor einigen Jahren angelegt worden, mufsten aber bei der Ausarbeitung des vorliegenden Entwurfs teilweise geändert werden. Der Besitzer ist ein grofser Freund schöner Gehölze, in erster Linie unserer schönen Nadelhölzer, und als solcher eifriges Mitglied der deutschen dendrologischen Gesellschaft. Hauptsäch- lich um diese seine Neigung bethätigen zu können, hat er sich zu der Erweiterung seiner Anlagen entschlossen und den Entwurf aufstellen lassen. An der Ausführung wird unter seiner persönlichen Leitung alljährlich stückweise ge- arbeitet. Bei der Plananordnung ist in erster Linie darauf Rücksicht genommen worden, Gelegenheit zur Anpflanzung zahlreicher schöner Einzelgehölze zu geben, die den er- forderlichen Raum zu vollkommener Entwicklung nach allen Teilen haben, dabei aber doch unter Anlehnung an einige dichte Kernpflanzungen, bezw. an die Grenzpfian- zung zu landschaftlich wirkungsvollen Gruppen zusammen- gefafst sind. No. 111, Seite 129, stellt den Entwurf zu einem Villen- garten vornehmsten Gepräges dar. Derselbe liegt am Süd- abhang des mit waldparkartigen Anlagen bedeckten Lous- berges und weist Höhenunterschiede von über :i ni auf. Von den hochgelegenen Teilen hat man eine herrliche Fernsicht über Aachen und seine Umgebung. Da für den Bauplatz der geräumigen Villa, eines schönen Sandsteinbaues in italienischem Stile, eine ebene Fläche geschaffen wer- den mufste, so entstand hinter derselben ein steiler Hang, der bei 31 m Breite um 13 m ansteigt. Hier ist in der Achse der wichtigeren Wohnräume des Gebäudes ein Wasserfall projektiert, der aus einer Fels- spalte hervorbrechend über Gesteinabsätze in eine von Felsblöcken umrahmte becken- artige Erweiterung herabstürzt. Die auf Gesteinvorsprüngen ruhende Brücke, welche das Wasserbecken überspannt, liegt bereits so hoch, dafs man von dem Fenster des Speisezimmers im Erdgeschofs unter derselben hindurch den Wasserfall über- bhcken kann. Der zwischen Hauptgebäude und Stallungen gelegene Hofraum ist durch eine Futtermauer mit Ballu- strade abgeschlossen. Ober- halb dieser und des Stallgebäu- des erhebt sich das Terrain in Terrassen, auf deren oberster der Tennisplatz vorgesehen ist. Die ganze in der Ausführung begriffene Anlage verspricht sehr wirkungsvoll zu werden. Heicke, Stadt. Garteninspektor, Aachen. 128 Die Gartenwelt. VI, n Rosen. Brög's stachelloser Rosenwildling. \'on Oskar Schmeifs, Gartenverwalter, Tannhof b. Lindau i. B. (Hierzu drei Allbildungen.) Nme es ja öfter der FaU ist und sich mit dem Bekannt- werden der weifsen „J/fr/Vc//^?/ iWc/"- Rose wieder gezeigt hat, tauchen oft zu gleicher Zeit an voneinander entfernten Orten gleiche Züchtungsresultate auf, leider nicht zum Vorteil der betreffenden Züchter. Das Gleiche gilt von obigem Rosenwildling, welcher mir zwar eigentlich nichts Neues mehr ist, der aber gelegentlich der 10. Bodensee -Gärtner Versammlung in Bregenz (siehe Bericht der „Gartenwelt", Jahrg. V, No. 49) unter den versammelten Herren Kollegen sehr viel Interesse er- weckte, und welchem man allgemein eine grofse Verbreitung voraussagte. Auch ihm ist, wie ich aus einigen Fachzeitschriften ersehen, in dem von Herrn Lehrer Jacobs in Weitendorf auf der Mainzer Gartenbau-Ausstellung vorgeführten stachellosen, oder, besser gesagt, fast stachel- losen Wildling, ein gefährlicher Konkurrent erwachsen, und ich bedauere dies um so mehr, als Herr Brög seinen Wildling schon im Jahre 1896 gefunden hat, aber trotz mancher Ermahnungen nicht früher damit an die Öffentlichkeit treten wollte, bis auch genügend Vorrat vorhanden war. Es fragt sich nun in erster Linie, ob beide Find- lingsstämme gleich sind, oder einer vor dem andern besondere Vorzüge aufzuweisen hat, denn ganz stachelfrei sind ja beide niclit. Wie schon bemerkt wurde, fand Herr Ludwig Brög seinen fast stachellosen Wildling schon vor 5 Jahren, und da Herr Brög herausfand, dafs derselbe eine grofse Zukunft haben müsse, schenkte er diesem Rosa (r(7/«W -Wildling sofort seine ganze Aufmerksamkeit; infolgedessen entwickelte sich derselbe bei guter Pflege schon im ersten Jahre zu einem starken Strauch mit langen Trieben. Von Herrn Brög gebeten, besichtigte ich diesen Strauch schon damals auf seinem früheren, zu Schlofsgut Schönbühl bei Lindau gehörigen Pachtgrundstück, wurde aber um Still- schweigen gebeten, das ich auch gehalten habe. Weiterhin besuchte ich im vorigen Jahre allein, und in diesem Jahre zusammen mit meinem lieben Freund und Landsmann Olbrich aus Zürich, dessen Urteil ich gern in der „Gartenwelt" veröffentlicht sehen möchte, vor einiger Zeit dann nochmals allein Brög's Rosenwildlingsanpflan- zungen, und ich kann, wie so mancher andere Fachmann, den das Interesse zu diesen Wildlingen gefiihrt hat, bestätigen, dafs die Angaben Brög's nicht übertrieben sind, und ich Diesjähriger Sämling von Brög's stachellosem Rosenwildling, noch nicht ausgewachsen der Erde ent- nommen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt''. mufs diesen, seinen neuen Wildling als einen bedeutenden Fort- schritt für die Rosenkultur anerkennen. Jedermann wohl, der mit Wildlingen und deren Ver- edlung zu thun hat, wird ebenfalls die Vorzüge eines Wild- lings anerkennen, bei welchem die Stacheln bei den mei- sten Stämmen überhaupt noch nicht einmal bis zu Meter- höhe hinaufreichen, während der obere Teil des Stammes und die Seitenzweige in der Regel ganz frei davon sind, vereinzelte Ausnahmen abgerechnet. Denn welche Zeit er- fordert nicht bei gewöhnUchen Wildrosen das Entfernen der Stacheln und das Vorbereiten des Wildlings zur Veredelung? Es mufs auch in Betracht gezogen werden, dafs durch das Ausbrechen der Stacheln Wunden entstehen, und nachträg- lich sich an den verletzten Stellen leicht schwarze Flecken zeigen, wodurch der Rosenstamm unansehnlich wird. Dies alles fällt bei Brög's neuem Wildling ganz fort, oder wird doch wenig- stens stark reduziert. Brög's Wildling, ich spreche nachfolgend im allgemeinen nach des Besitzers Angaben, zeigt einen saftig grünen Stamm, der seine Farbe mehrere Jahre hindurch behält, was ihm als Hochstammunterlage stets ein gesundes und frisches Aussehen verleiht. Die Blüte desselben ist etwas gröfser als die der Stammmutter canina, von schöner weifser, ins Gelbliche übergehender Färbung und mit einem Goldschimmer überzogen. Die Rückseite der Blütenblätter ist rosa und die Blüten strömen einen angenehmen Duft aus. Unerwähnt darf nicht bleiben , dafs Stecklinge dieses Wildlings leicht wachsen, und dafs oft schon im zweiten Jahre solche Stecklingspflanzen Samen tragen. Der Samen keimt, im Herbst ausgesät und ziemlich frostfrei überwintert, schon im ersten Jahre. Bezüglich der Winterhärte dürfte die- ser Wildling seine Probe wohl schon be- standen haben. Brög behauptet wenig- stens, dafs seine Wildlinge in ungeschützter Lage 18° Kälte ertragen hätten, wohingegen die Spitzen der Rüsa canina ziemlich und die der Rosa laxa stark zurückgefroren seien. Veredelungs- versuche mit 77iea und Remontant auf diesen Wildling haben sich glänzend bewährt, und ergaben wunderschöne Kronen- bäume. Von 300 .Auguststecklingen, auf ein Beet ausgepflanzt, erntete Brög schon im ersten Jahre über loo Stück Hoch- stämme mit 1,20 — 1,30 m Höhe, doch sei es auch keine Sehenheit, dafs bei Stecklingspflanzen und Wurzelhalsverede- lungen oft Triebe bis zu 3,50 m erscheinen. Selbstredend eignet sich Brög's Wildling auch besonders zu Wurzelhals- veredelungen, und Brög will im letzten trocknen Sommer die Beobachtung gemacht haben, dafs seine Unterlagen sich am gesündesten zeigten, gänzlich rostfrei sich hielten und auch nur wenig vom Mehltau befallen waren. VI, 11 Die' Gaftenwelt. 129 \\ie mir Herr Brög bei meinem letzten Besuche mitteilte, haben sich sämtliche Be- sucher seiner Rosenschule, unter anderen erst vor kurzem der Ausschufs des Garten- bau-Vereins Lindau, ebenso einige tüchtige Rosenkultivateure sehr zufriedengestellt ge- zeigt und seinem Wildling volles Lob gezollt. Die beigegebene Abbildung Seite 128 zeigt einen diesjährigen Sämling in noch nicht ausgewachsenem Zustande der Erde entnommen, die Abbildung auf Seite 130 links eine einjährige Wurzelhalsveredlung auf Rosa canina von 2,30 m Höhe, die- jenige rechts eine Stecklingspflanze im zweiten Jahre mit 2,50 m Höhe. Im Mai nächsten Jahres will Herr Robert Brög, Rosengärtner in Ricken- bach bei Lindau im Bodensee, welcher das väterliche Geschäft und damit auch den hier besprochenen Wildling übernommen hat, letzteren dem Handel übergeben, und durch Inserate die näheren Preise für Hoch- stamm, Sämling oder StecklLngspflanzen bekannt geben, worauf ich Interessenten, namentlich aber Grofsrosisten, welche sich ja auch vorher mit Brög in Verbindung setzen können, heute schon aufmerksam machen möchte. Aus den Vereinen. Die Novemberversammlung des Ver- eins zur Beförderung des Gartenbaues war gut besucht und reichlich mit blühenden Chrysanthemen, Cyclamen, Jiougaiiivillea und Be- gonien „Gloirt de Lorraine" beschickt. Die präch- tigen Farben der Clirysanlkemum-Wiyxraea waren eine Augenweide. Sie wirkten belebend, erwär- mend, und man mnfs anerkennen, dafs hervor- ragend schöne Sorten gezeigt und zur Prämiicrang angemeldet wurden. Zu seinen zur Schau gestell- ten, abgeschnittenen Chrysanthemum bemerkte Herr Kohlmannslehner, Britz, dafs es französische Züchtungen in etwa 30 Sorten seien, meist Zeug- nisse von Calval's Kunst in der Züchtung edler Sorten. Sie zeichneten sich besonders durch vor- zügliche Belaubnng aus. Uns gefielen am besten : „M?iie. Paolo KaJaei/i", eine feine, blasse, altro»a Färbung mit leichter, gelber Zeichnung; „Etoik du A'ord'', reingelb, schöner Bau; „Ca/vai^s sun", gleichfalls gelb, locker gebaut. Seinen Begonien „(u'oire de Lorraine'''' widmet Herr Kohlmannslehner Worte der Empfehlung. Es seien dankbare und haltbare Blüher. Der rosa Sport der Sorte ähnelte in der Farbe der mit Recht beliebten Begonia „Kavaria" . Der bekannte Sport j^CaUdonia'' , rein- weifs, wächst williger als ^^Cloire de Lorraine^ und ist auch reichblühender. Eine Frage nach der Halt- barkeit der Begonia ,^Gloire de Lorraim"' im Zimmer rief einen lebhaften Meinungsaustausch hervor. Der eine hatte gute Erfahrungen mit der Sorte gemacht, bei dem andern liefs sie die Blüten schon nach ganz 130 Die Gartenwelt. VI, 11 kurzer Zeit fallen oder sie wurde stockig. Gerade das ist nun eine Ursache von Verstimmungen zwischen dem produzierenden Gärtner und dem kaufenden Publikum, dafs viele Pflanzen, wenn sie in die Zimmer kommen, bald hinsterben. Daran sind oft beide Teile schuld, der Gärtner mals seine Pflanzen so kultivieren, dafs sie abgehärtet sind, nnd der Laie mufs wenigstens wissen, dafs Luft, Licht nnd Wasser Dinge sind die man den Pflanzen in einem richtigen Verhältnis zakommen lassen mufs. Das spielte also ins Allgemeine hinüber. Man erkannte aber an, dafs die Bigonia ^Gloire tU Lorraine' als Verkanfspflanze wohl geeignet ist, wenn die Vorkultur eine entsprechende war. Herr Garteninspektor Lindemuth verpflichtete sich die Ver- sammlung zu Danke, indem er das geheimnisvolle Dunkel lichtete, wel- ches um die Aroidee Sauromatum pedatum Schott, und guttatum Schott, ver- breitet ist ; ein Knollengewächs, welches schon im vorigen Jahre mit grofser Reklame an den Mann gebracht wurde, da es die „wunderbare" Eigenschaft hat, ohne Wasser und ohne Erde zu blühen. Der Züchter ist E. G. Ziegler in Leipzig- Grofszschocher, dessen 6 Morgen grofse Kulturen Herr Inspektor Lindemuth persönlich in Augen- schein genommen hat. Die Knolle ist frühestens im dritten Jahre blühbar. Zar Blüte, und das ist das Eigenartige an der I^anze, ge- nügen die Reservestofle der Knolle. Nach dem Abblühen kommt erst das höchst sonderbar anmutende, mehrfach geteilte Blatt hervor. .Auch in diesem Jahre macht die Firma eine grofä angelegte Re- klame zum Vertrieb der Knollen, die man ihr gewifs nicht verübeln wird. Herr Jiskoven, Obergärtner des Herrn G. Bornemann in Blan- kenbnrg a. H., sprach einige Worte zu den vorgeführten loo Chrjsan- themen in neuesten und älteren Sorten. Herr Obergärtner Jiskoven betont, daCs in den Kulturen seiner Firma der gefürchtete Rost mittelst eines Knpfervitriolverfahrens ab- gewendet wird, so dafs die Resul- tate vorzugliche seien. Die ge- zeigten Blumen waren auch von unbeschreiblicher Vollkommenheit und Schönheit. Die an anderer Stelle (No. lo, Seite Ii6) schon genannten Sorten waren hier gleich- falls vertreten. Als hervorragend schön zeigten sich ^Merediih^, .^Mermaid'^ , „Catbury" , ^Oiarles LongUy", „Miss Iliston", „Miss Alice Byron", JV. R. Churc/i", „Locadie Oentils". Der Redner des Abends war Herr Prof. Schumann. SeinThema erregte schon an und für sich reges Interesse; es lautete: „Ameisen- pflanzen". Eingangs erklarte Red- ner, dafs man mit ,. Ameisen- pflanzen" solche Pflanzen bezeich- net, %on denen man weifs, dafs sie mit den Ameisen in irgend einer Wechselbeziehung stehen, sei es, dafs sie a) den Ameisen zum gelegentlichen Aufenthalt dienen, b) ihnen Wohnung oder c) Nahrung Einjährige WurzeUialsveredlung von Brög's stachellosem Rosen- wildling. OrigiualaufuahiDC für die gGaiteuwelc'^. und d) Wohnung nnd Nahrung zugleich bieten. An Vicia Scpium i. B. halten sich die Ameiien meist am Grunde der Blätter auf, wo zwei Öhrchen stehen. Dort wird von der Pflanze ein süfses Sekret abgesondert, aas Drüsen, die man extranuptiale Nektarien nennt, im Gegensatz zu den nuptialen, die in den Blüten zu finden sind und die mit dem Ge- schlechtsleben der Pflanzen in nahem Zusammenhang stehen. Diese ersterwähnten Nektarien kommen häufig vor und fallen meist durch ihre rötliche Färbung auf. Sie scheinen nicht unwesentlich (ür die Pflanzen zu sein. Ein Versach bewies nämlich, dafs Pflanzen, bei denen man die Nektarien anders färbte, von Schädlingen arg heimgesucht wurden, weil die Ameisen, welche im anderen Falle die Schädlinge fernhalten, hier nicht mitwirkten, da sie keine Nahrung fanden. Die symbiotische Erscheinung tritt, so führte der Redner weiterhin aus, besonders bei Gewächsen der Familie der Melastomataceen häufig auf, eine Familie, die leicht an der Dreinervigkeit der Blätter zu erkennen ist. Schon längere Zeit ist die Symbiose bekannt bei den zu den Rubiaceen gehörigen Hydnopkytum und Myrmecodia (letztere in mehreren Exemplaren aus dem hie- sigen botanischen Garten vorgeführt"), welche epiphytische Halbsträucher sind, die in Indien nnd in Neu-Guinea ein- heimisch sind. Die verdickte Achse dieser Pflanzen enthält in dem Innern Galerien. Diese Hohlräume sind stets von Ameisen bevölkert, welche hervor- stürzen, sobald die Pflanze berührt wird, und die den Feind dnrch wütende Bisse zu vertreiben suchen. Auch von der zu der gleichen Familie gehörigen Diiroia ist es bekannt, dafs Ameisen mit ihr in Symbiose leben. Hier sind es aber Blattblasen oder Blattschlänche, das sind von der Blattspreide erzeugte Hohlkörper, die an einer geschützen Stelle eine Öffnung haben, durch welche die Ameisen in das Innere gelangen. Verschiedene Formen dieser Blatt- schläuche demonstrierte Herr Professor Schumann an getrocknetem Material. Eine eigenartige Symbiose ist die des Trompetenbaumes, Cecropia peltata (von den Engländern Trumpet-tree genannt, weil die Eingeborenen aus den aus- gehöhlten Stengeln Blasinstrumente fer- tigen) mit gewissen Ameisenarten. Die Pflanze bildet hohle Stengel, welche dnrch Diafragmen gegliedert sind. Über der Stelle der Blattansätze ist eine ver- tiefte Stelle, unter welcher das Gewebe parenchymatisch ist. Das Ameisenweib- chen, welches sich kurz vor der Ei- ablage befindet, durchbohrt an der Stelle das Gewebe und gelangt in die hohlen Röhren des Stengels, wo die Eiablage erfolgt. Auf der Wunde, welche ent- standen ist, bildet sich durch den Reiz auf die Gewebe nun eine eigenartige, blamenkohlartige Wucherung, welche von den jungen Ameisen abgeweidet wird und die so auch vrieder an das Tageslicht kommen. Diese Art Ameise lebt nun zum Schutze gegen eine für die Pflanze sehr gefährlichen anderen Ameisenart, der sogen. Blattschneider- ameise. Diese Ameisen zerschneiden ^ , ,. ,, r> •■ • . ., . r ■, j Dl-,. Steckhngspflanze von Brog s mit ihren scharfen Zangen die Blatter . „ r. -ui- , , ... c- ■ 1 1 V. stachellosem Rosenwildlmg in lauter kleine Stucke, welche sie m . h M ihren Bau schleppen. Für den Schatz ' ^ \ \i vor diesem Feinde gewährt die Pflanze Origtnalaufi.ahiiie für die .Gartenweie. VI, U Die Gartenwelt. 131 den mit ihr in Symbiose lebenden Ameisen noch Nabrang, indem sie kleine Körperchen, welche eiweiL- und slätkehaltig sind, auf Haarpolstem ab- sondert. Diese nach ihrem Entdecker „Möllersche Körperchen" genann- ten Aasscheidungen werden von den Ameisen verzehrt. Einen weiteren Fall dieses Znsammenlebens demonstrierte Redner an einer Pflanze von Acada cornigtra, welche zwei Dorne am Grunde der Blätter trägt, deren einer unterhalb der Spitze ein Loch hat. Die Ameisen fressen nun das Mark aus dem Dorn, durchbohren die Scheidewand nach dem anderen Dorn und höhlen auch diesen aus. Das ist die ^Yohn^ng. Die Nahrung finden die Ameisen an den Enden der Fiederblältchen, wahr- nehmbar als kleine, braungelbe, nach dem Entdecker „Belt'sche Kör- perchen" genannte Flecken. Zum Schlnfs schilderte der Vortragende noch einen höchst interessanten Einblick in die Lebensweise der vorhin erwähnten Blattschneiderameisen. Dieselben schichten die Blatt-tiick- chcn in den Gängen ihres Baues auf, und ein Neffe Möller?, welcher die Baue eingehend untersuchte, fand diese Lager regelmäfeig von rilzfäden durchzogen, die kleine, keulenfötmige Verdickungen hervor- bringen , welche die Ameisen ab- weiden. Der Pilz ist eine ganz be- kannte Art, die in der Wissenschaft als Rczites congylophora bekannt ist. Die Ameisen haben es nun in der Hand; den Pilz nie zum Frnktifizie- ren kommen zu lassen , indem sie durch Abweiden der Fäden den Pilz zurückhalten. Für seinen höchst belehrenden and anregenden Vortrag erntete Herr Prof. Schumann den ungeteil- ten üeifall der Versammlung. Im weiteren Verlaufe des Abends wurden von Herrn Obergärtner Mende noch Ouittenfrüchte, früh reifender Sorten gezeigt, die auch bei uns zur Reife gelangen. Es ist somit die Möglichkeit gegeben, daf? der Anbau dieser köstlichen Ein- macbfrucht bei ans lohnend wird, und es wurde aus der Versammlung noch ganz besocders auf die heil- kräftigen Eigenschaften der Quitte hingewiesen. Herr Kretzsch- mann, Pankow, machte einige An- gaben za seinen Primuhx sinensis fimtr., die er aus Samen G u i 1 1 o t "- scher Züchtung herangezogen hat. Der Samen wurde ihm von der Versachsabteilung des Vereines zur Verfügung gestellt. Besondere Vor- züge konnte Herr Kretzschmann an diesen Primeln nicht feststellen, eher glaubte er annehmen zu müssen, dafs die Färbung der roten Sorten eine weniger gute sei, als bei den alten Sorten. Herr Dietze wid- mete der ChrysjntficmumSoTXe „Princisse Bassaraba de Branccvan'' einige empfehlende Worte, und Herr de Coene führte aus, dals seine, in mehre- ren gut entwickelten Pflanzen vorgeführten ä ugamviUea glabra sandtriana, welche in voller Blüte standen, für die jetzige Jahreszeit in dem Um- fange, wie sie hier mit Blüten gezeigt waren, eine Seltenheit und ein Ergebnis sorgfälliger Kultur seien. Die Haltbarkeit der blühenden Bndgain- viilea wird auch von anderer Seite lobend anerkannt und es ist ent- schieden ein Verdienst, wenn es versucht wird, derartige schöne Pflan- zen der Allgemeinheit zugänglich zu machen, denn schön waren die BaugaimiUea^ trotzdem die Farben bei weitem nicht so feurig waren, als wie zur normalen Blütezeit. In der anschliefsenden Nachsitzang ist die Diskussion noch eine recht lebhafte geworden. T. Nachruf. Wühelm Wilhelm Mühle jun. f. Wir bringen heute das Bild unseres am 28. Oktober verstoibenen, vielversprechenden, jungen Freundes, dem wir schon in No. 7 einen kurzen Nachruf gewidmet haben. Wilhelm Mühle jun. war ein Sohn des Han- delsgärtners Wilhelm Mühle in Temesvar und ein Bruder Arp ad Mühles. Im Jahre 1897 bekleidete Mühle eine Vertrauensstellung als Sekretär der grofsen Hamburger Gartenbaa-Aosstellnng, und doit hatte ich Ge- legenheit, bei meiner öfteren Anwesenheit in Hamburg mit Mühle in freundschaftlichen, persönlichen Verkehr zu treten, dem dann eine rege Korrespondenz folgte, die noch bb fast zu seinem Ableben währte. Mühles letzten Brief erhielt ich am 8. September. Bereits am 31. August teilte mir der Verstorbene mit, dafs er drei Monate krank darnieder gelegen habe und dafs er noch nicht wieder hergestellt sei, da ein Schwäche- zustand, der auch nicht durch einen sechswöchenllichen Aufenthalt in den Raxalpen gehoben worden sei, ihn an jeder Thätigkeit verhindere. Die .Ärzte hätten Herzkrankheit konstatiert und ihm geistige und physische Thätigkeit verboten. Am 18. Oktober teilte mir sein Vater mit, dafs sein Sohn schwer krank darniederliege und dafs die Arzte das Schlimmste befürchten. Leider war es mir nicht möglich, einer damals von Freund Mühle an mich ergangenen Einladung zum Be- suche bei ihm Folge zu leisten, und so konnte ich den verstor- benen Freund nicht mehr wie- der sehen. Nach Schlafs der Hamburger Ausstellung, auf wel- cher er zunächst zur Erledigung der französischen und ungarischen Korrespondenz engagiert war, bald aber zum Bureauchef und Sekretär aufrückte und sich in dieser Stellang, wie sein glänzendes Zeugnis aus- weist, vorzüglich bewährte, trat Wilhelm Mühle eine Studienreise an, die man wohl mit Recht als Weltreise bezeichnen kann. Nicht Sucht nach Abenteuern, sondern das Streben, seine gärt- nerischen Kenntnisse zu erweitern, Mühle jun. j. , trieb ihn zur Reise, deren Stra- pazen seine Körperkräfte leider nicht gewachsen waren ni.d auf deren Rechnung sein früher Tod wohl in erster Linie zu schreiben ist. Zunächst arbeitete der Verstorbene ein Jahr bei Burpee in Philadelphia, einem auch bei uns durch seine /^jZ/ivrai- Züchtungen allgemein bekannten Samenhause und studierte während dieser Zeit auch die Kulturen anderer amerikanischer Gärtnereien, so namentlich diejenigen der Firma Henry Dreer. Aus beiden Gärtnereien lieferte Mühle der „Gartenwelt" gröfsere, reich illusuierte Abhandlungen. Dann bereiste Mühle Cnba, im besonderen Havanna, ging hierauf nach Mexiko, wo er auch einige Zeit thätig war. Von da aus wandte er sich nach Texas, Californien und Canada, wo er die gröfjten Samenknlturen be- sichtigte and sich interessante Notizen machte, deren Ausarbeitung, zwecks Veröffentlichung in der Gartenwelt, durch seine Krankheit ver- eitelt wurde. Im Sommer 1899 schiffte er sich von Victoria nach Japan ein. In Yokohama verblieb Mühle i'/j Jahr als Geschäftsleiter des Herrn Unger, Inhabers der Firma L. Böhmer & Co., dessen volles Vertrauen er genofs. Auch von Yokohama aus lieferte Mühle wiederholt Beiträge für die „Gartenwelf', so über „Blumenhausierer in Japan" in Jahrgang IV, Seite 499 und über „Japanische Trichter- 132 Die Garten weit. VI, 11 winden" in Jahrgang V, Seite 260. Zahlreiche andere Blumen- und Pflanzenaufnahmen, welche Mühle eingeschickt hatte, harrten in unserer Redaktion des begleitenden Textes aus seiner Feder. Auf seiner Rück- reise besuchte Mühle China, Malabar, Ceylon n. s. w., um dann mit dem Dampfer „Bayern" des Norddeutschen Lloyd via Suez im Dezember vorigen Jahres nach Europa zurückzukehren. Er traf zu Weihnachten glücklich und scheinbar bei bester Gesundheit im Elternhause ein. Doch den Keim des Todes hatte er schon in den Tropen aufgenommen, und nur zu bald brach das Leiden aus. Mit Wilhelm Mühle jun. ist einer unserer talentvollsten Gärtner der jungen Generation zu Grabe getragen worden. Er war nach all- gemeinem Urteile dazu berufen, den ungarischen Gartenbau in neue Bahnen zu lenken und speziell den Samenbau Ungarns zur Blüte zu bringen. Zahlreiche Pläne waren in seinem Innern aufgetaucht, aber er sollte keinen zur Verwirklichung bringen. Auch in seiner Heimatstadt war Wilhelm Mühle eine in allen Gesellschaftskreisen sehr beliebte Persönlichkeit, was auch durch die in warmen und anerkennenden Worten gehaltenen Nekrologe zum Ausdruck kam, welche sämtliche dort erscheinenden Zeitungen dem so früh verschiedenen Gärtner wid- meten. Ehre seinem Andenken! Max Hesdörffer. Tagesgeschichte. Barbados. Der Dampfer „Para", auf welchem der Ver^uch gemacht wurde, durch ein neues chemisches Verfahren die Temperatur im Ladungsraume derart zu erniedrigen, dafs man frische Früchte auf weite Entfernungen transportieren könne, lief bierselbst so erheblich beschädigt ein, dafs er seine Fahrt nach England nicht fortsetzen konnte. Zwischen Jamaika und Barbados war es zu einer schrecklichen Kata- strophe gekommen. Aus nicht aufgeklärten Ursachen explodierte der Reservevorrat der zur Verwendung kommenden Chemikalien; der Er- finder, Mr. LawtOD, sowie zwei andere Leute, wurden getötet, der Kapitän und vier Matrosen mehr oder weniger schwer verletzt. Bremen. In der Sitzung der hiesigen Bürgerschaft vom 28. v. M. rief die beantragte Bewilligung von 44000 M. für gärtnerische Anlagen auf dem Terrain des ehemaligen Heerdenthorskirchhofes lebhafte Er- örterungen hervor. Stark bekämpft und nur vereinzelt befürwortet wur- den die Forderungen von 5000 M. für das Abfahren von 4000 cbm Erde und 20 000 M. für die Anfuhr von 5000 cbm Mutterboden. Man vertrat vorwiegend die Ansicht, dafs diese Ausgabe von 25000 M. „wofür Erde spazieren gefahren werden solle", überflüssig sei. Schliefslich wurde ein Antrag aul Verweisung der Vorlage an eine Kommission von neun Mitgliedern angenommen. Charlottenburg. Das Schicksal der Flora ist endgiltig ent- schieden. Die für die Abgrenzung der projektierten Slrafsenfluchtlinien notwendigen Abholzungen haben begonnen. Bekanntlich werden durch das Floragrundstück zwei Strafsen angelegt. Das Flora Etablissement bleibt in verkleinerter Form bestehen; der grofse Saalbau, das Palmen- haus, die Terrasse, der Musikpavillon, das grofse Blumenparterre und die Fontäne, sowie die Terrasse nach der Spree zu bleiben erhalten und das herrliche Rosenparterre wird verlegt. Dresden. In aufserordentlicher Generalversammlung beschlofs die Gartenbaugesellschaft Flora ihren Namen in „Königlich sächsische Gesellschaft für Gartenbau und Botanik ,Flora' " zu Dresden um- zuwandeln. Das früher geführte E. G. (eingetr. Genossenschaft) fällt fort. (Ein schwacher Trost!) Nach dieser Umtaufe hat der Verein noch dem „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den kgl. preufsischen Staaten" den Rang abgelaufen; er besitzt nunmehr den längsten, band- wurmartigsten Namen in unserer modernen Zeit, in der man sich allenthalben möglichster Kürze befleifsigt. Hätte denn nicht der Name Gartenbaugesellschaft „Flora" vollauf genügt, und macht etwa die Länge des Namens den Wert und die Bedeutung einer Vereinigung aus.' M. H. Erfurt. Auch hier soll, einer Anregung des Stadtverordneten Barth folgend, im kommenden Jahre ein Vorgartenwettbewerb statt- finden. Eine Kommission, bestehend aus Mitgliedern des Magistrates, des Vereins Erfurter Handelsgärtner, des Gartenbau- und des Ver- schönerungsvereins, sowie des Haus- und Grundbesitzer -Vereins, be- schlofs nun am 26. v. M. einstimmig die Ausschreibung eines Vorgarten- Wettbewerbes. Den Vorgartenbesitzern soll demnächst die Aufforderung zur Beteiligung an diesem Wettbewerbe zugehen. Die zur Bearbeitung der Angelegenheit gewählte Unterkommission besteht aus folgenden Herren: Gartendirektor Linne, Garteninspeklor Bergfeld, Lehrer Bergmann I., N. L. Chrestensen und Stadtverordneter Barth. Leipzig. Unter Hampel's Direktion wird hierselbst für die Ausgestaltung der städtischen Anlagen viel gethan. Neuerdings wurde vom Magistrat der Umänderung der Promenadenanlagen zugestimmt, und die Anlage einer Baumschule auf der von der Gartenverwaltung vorgeschlagenen Parzelle der Flur Crottendorf unter Bewilligung von 32640 M. beschlossen. A. E. Lothringen. Die Obstbaumschule zu St. Avold ist vom Ministerium seit i. April d. J. dem Bezirk zur freien Benutzung und Verwertung zurückgegeben worden; zur Fortführung derselben sind für laufendes Rechnungsjahr die erforderlichen Mittel noch aus Landesfonds bereit gestellt. Die Weiterführung der Obstbaumschule wird vom Bezirkspräsidenlen beantragt. Die Art der Bewirtschaftung soll etwas geändert werden. Schandau. Die neueste, bedeutungsvolle Schöpfung des unter dem Protektorat Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen, stehenden Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz ist der hier be- gründete botanische Garten, der den Zweck hat, die seltenen Pflanzen des Vereinsgebietes aufzunehmen und zu pflegen. Auf einem gewaltigen Steinbau, dem Alpinum, sollen zugleich Alpenpflanzen kulti- viert werden. Nach dem Bericlit des um die Anlage verdienten Herrn Seminaroberlehrers Wolff-Pirna, urafafst der botanische Garten einen Flächeninhalt von 8000 qm, auf dem sich gegenwärtig etwa 200 Alpen- pflanzen und sonst etwa 600 Arten Pflanzen befinden. Nicht nur Geld- gaben, auch die Spendung von Schutzhütten, Bänken und Pflanzen haben dem Werke grofse Förderung gegeben. Im nächsten Frühjahre soll die feierliche Erötfnung des botanischen Gartens erfolgen, in welchem eine Ehrentafel zum Andenken an den in Lungwilz verstorbenen und um die Sache des Gebirgsvereins hochverdienten Herrn Dr. Theile Auf- stellung finden wird. Bücherschau. Rümpler's illustriertes Gartenbaulexikon. Wie uns der Herausgeber der neuen, der dritten Auflage, Herr Prof. Dr. L. VVitt- mack, schreibt, wird das Werk in den nächsten Tagen vollständig vorliegen. Es erscheint also noch rechtzeitig, um als überall, besonders in den jüngeren Gärtnerkreisen, willkommene Weihnachtsgabe Ver- wendung finden zu können. Der Preis des starken Bandes beträgt, elegant gebunden, 23 M. Uns liegt das Werk bis jetzt nur in einer Reihe von Heften der Lieferungsausgabe vor, doch lassen dieselben genügend erkennen, dafs die vorliegende Auflage wesentliche Vorzüge vor den vorhergehenden aufzuweisen hat, dafs der Text eine gründ- liche zeitgemäfse Durcharbeitung und Bereicherung erfuhr, und dafs auch auf den illustrativen Teil grofse Sorgfalt gelegt worden ist. So hoffen wir, dafs das vollenJete Werk allen an ein derartiges, bei aller Gründlichkeit handliches Nachschlagebuch zu stellenden Anforderungen entsprechen wird. Eine eingehende Besprechung behalten wir uns vor. Personal-Nachrichten. Bolle, Dr. Karl, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte, wurde zum Ehrenmitglied des Vereins zur Beförderung des ("■artenbaues ernannt. Dr. Bolle ist Besitzer der dendrologisch hochinteressanten Insel Scharfenberg bei Tegel und war in früheren Jahren 2. Direktor des genannten Vereins. Knauer, Paul, Inhaber von Presseis Blumenhalle in Dresden, ist vom Kaiser von Österreich zum Hoflieferanten ernannt worden. Briefkasten der Redaktion. Treuer Abonnent in Laubegast. Reben, auch auf ameri- kanische Unterlage veredelte, dürfen nicht über die Grenze befördert werden. Bezüglich der Bezugsquellen müssen wir Sie auf den Inseraten- teil verweisen. Auf ein diesbezügliches Inserat werden Sie schon Offerten erhalten. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang VI. 21. Dezember igoi. No. 12. Nackdruck und Nachbildung ans dem Inhalt dieser Zeltschrift wird strafrechtlich verfolg. Kakteen. Cereus peruviamis Mill. Von Cuno Becker, Berlin. (Hierzu eine Abbildung.) In den weltbekannten Anlagen des Kasinogartens von Monte Carlo, der eine unendliche Ftille der herrlichsten tropischen und subtropischen Pflanzen in sich birgt, er- regte im vergangenen Jahre ein mächtiges Exemplar von Cereus peruvianus Mill. mein besonderes Interesse. Leider konnte ich zur Zeit des gröfsten Blütenflors keine photo- graphische Aufnahme machen; das geschah erst später, nachdem dieses Schauspiel schon seinem Ende entgegen- ging. Über 300 Blüten sind es wohl gewesen, die zu gleicher Zeit ihre Kelche geöffnet hatten und einen wirk- lich grofsartigen Anblick boten. Die Pflanze selbst hat eine Höhe von 11,5 m und der Umfang ihres unteren Stammendes mifst 1,20 m. Unten mit spitzen, bis 10 cm langen Stacheln besetzt, sind die oberen Glieder glatt und mit regelmäfsig voneinander stehenden grauen Filz- polstern bekleidet. Die Glieder sind fünf- bis achtkantig und mit einem feinen, bläulich matten Wachsduft über- zogen. Der Stamm wird später vollständig holzig und die Rinde nimmt dann ein graues, korkähnliches Aus- sehen an. Aufser diesem Kakteenriesen finden sich in Monte Carlo von Succulenten noch eine ungeheure Menge anderer Arten und Varietäten, die bei den dortigen günstigen klimatischen Verhältnissen ungemein üppig und charak- teristisch gedeihen. Besonders schön fand ich Agave fcrox C. Koch, und die stolzeste aller Agaven, die herr- liche, silbergraue Agave Franzosini Baker. Letztere im Verein mit der gleichfarbigen Palme Brahea Roezlii Hort. und Dasylirion glaucopliyllum Hook., sowie einigen Optiniia- Arten , geben zusammen ein höchst wirkungsvolles mexi- kanisches Vegetationsbild. Jedem Riviera-Reisenden und Fachmann kann ich den Besuch des Gartens von Monte Carlo nur empfehlen. Ganz besonders zur Winterzeit, wenn im rauhen Norden die Natur in Eis und Schnee be- graben liegt, denn dann blühen in Monte Carlo auf dem Die Ganenwelt. VI. saftig grünen Rasen die Chrysanthemum, Cyclamen, Hyazinthen und viele andere Sachen. Herrliche Teppichbeete entzücken dann das Auge und schlanke Palmen recken ihre Wipfel in die schmeichelnde Luft dieses ewig sonnigen Landes. Cereus peruvianus. Im Kasinogai'ten von Monte Carlo, für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. 12 134 Die Garten weit. VI, 12 Phyllocactus „Deutsche Kaiserin". — Wiederholt ist diese hervorragende Züchtung an dieser Stelle in Wort und Bild gewürdigt worden. Wir bieten nun beistehend nochmals eine Abbildung, die dadurch von besonderem Interesse ist, dafs sie die Reichblütigkeit dieser Sorte selbst schon im Vermehrungsbeet erkennen läfst. Die kaum bewurzelten Stecklinge haben bereits einen üppigen Flor gebracht. Wir haben diese Aufnahme im letzten Frühling gemacht. Vermehrungsbeet mit Phyllocactus „Deutsche Kaiserin". In der Handelsgärtnerei von Heinrich Kohlmannslehner, Berlin-Britz, für die „Gartcnwelt'* photographisch aufgenommen. Gehölze. Einiges über Winterschäden, Winterhärte und Winterschiitz. Von Ernst Rettig, Jena. Vielfach begegnet man der Meinung, dafs der letzte strenge Winter gewissermafsen ein Prüfstein bezüglich der Winter- härte unserer Freilandpflanzen gewesen sei, und diejenigen, welche dieser Anschauung huldigen, sind wohl meist geneigt, die von Schäden betroffenen Arten als empfindlich in Acht und Bann zu erklären. Beides ist falsch. Nichts widerlegt das Erstere treffender, als die Thatsache, dafs eine ganze Anzahl Arten vollständig intakt geblieben sind, die in milderen Wintern häufig gelitten haben; ich erwähne beiläufig von Gehölzen nur: Cercis Siliquastrum, Tecoma radicans, Sophora japonica pendula und Forsythia viridissima ; zweifellos ist das dem warmen Sommer von 1900, der das Holz gut ausreifen liefs, zu verdanken. Für die günstige Durchwinterung kommt in erster Linie der Grad der Holzreife in Betracht; die Kultur mancher nordamerikanischer Arten, die etwa in der Gegend von Boston und New York regelmäfsig erheblich mehr Kälte zu ertragen haben, ist bei uns aus dem Grunde ausgeschlossen, weil unsere geringere Sommerwärme diese Pflanzen nicht wider- standsfähig genug macht. Sattsam bekannt ist es, wie empfind- lich gewisse Pflanzen in der Jugend sind, fast nur deshalb, weil sie ihr Wachs- tum nicht rechtzeitig abschliefsen wollen und auf dem gut gepflegten Boden der Schulbeete ungestüm bis in den Herbst hineinwachsen. Nicht ganz machtlos sind wir dagegen, denn wohl können wir die Triebreife durch Kultur auf etwas magerem, mäfsig feuchtem Boden, in freier, sonniger Lage, bei ausreichender Entfernung der Pflan- zen voneinander för- dern. Bei immer- grünen, faserwurzel- reichen Gehölzen ist das Umstechen der Wurzelballen im Spätsommer von Er- folg, so bei Sequoia, bei Laubholz sach- gemäfses Pincieren. Später, beim Versetzen in die Anlagen, sind die angedeuteten Gesichtspunkte bei der Wahl des Standortes zu berück- sichtigen. Die Magerkeit des Bodens kann dort im Verlauf der Zeit entsprechend und in einfachster Weise verbessert werden. Ich bin der Überzeugung, dafs z. B. die Kultur der Sequoia gigantea in dieser Weise in weniger günstigen Lagen durchführbar ist. Für den nächstwichtigen Faktor halte ich die Bodendecke. Wer Gelegenheit dazu hat, suche doch einmal von der Kultur noch nicht berührte, unfruchtbarere Gebiete auf, und sehe zu, wie die natürliche Pflanzendecke ent- steht, wie jede Pflanze um ihr Dasein kämpft, wie sie ihren Standort mit ihrem eigenen Laube deckt durch eine jährlich wachsende Schicht, die ihr nicht nur Schutz gegen die Un- bilden des Winters gewährt, sondern auch gleichzeitig durch Zuführung frischer Nährstoffe und durch Feucht- und Locker- haltung des Bodens nützt. Wir müssen doch bedenken, dafs der nämliche Vorgang bei den in Frage stehenden Gewächsen VI, i: Die Gartenwelt. 135 in deren Heimat auch stattfindet, und dafs diese wohl selbst an ihren Originalstandorten zu leiden hätten, wenn man sie des natürlichen Schutzes berauben würde. Es giebt in Deutsch- land gröfsere Anlagen mit zum Teil seltenen und empfind- lichen Gehölzen, denen zu ihrem grofsen Vorteil nie die natürliche Bodendecke genommen wird. Auf die Kehrseite dieses Verfahrens brauche ich wohl nicht besonders auf- merksam zu machen; es wird vereinzelt bleiben, da es sich nicht mit der in unseren Gärten gewohnten Sauberkeit ver- trägt. Es bliebe uns aber der Ausweg, besonders empfind- liche Pflanzen möglichst dauernd mit einer das Auge weniger beleidigenden Bodendecke, z. B. aus Nadelstreu, zu versehen. Der Schutz, den wir von Alters her durch einfaches Einbinden mit Reisig, Schilf u. dergl. gewährt haben, ist von höchst zweifelhafter Art; er kann höchstens jähe Temperatur- schwankungen etwas abschwächen; einen Schutz gegen Kälte bietet das hergebrachte Verfahren absolut nicht, und wer das nicht glauben will, mag einmal zur Probe ein Minimalthermo- meter mit in einen Busch einbinden. Unter einer solchen Decke sind die Pflanzen bisher deshalb gut durch den Winter gekommen , weil sie überhaupt hart waren. Was hat man früher für Berge von teurem Reisig gebraucht, um das alles zu decken, was man für zart hielt: Tamarix, Weigelien, Deutzien und Hibiscus, japanische Prunus und Quitten, Azalea mollis, Calycaiithus , Kerrien, Forsythien u. dergl. mehr. Magno- lien sieht man heute noch allenthalben eingepackt, doch ich habe noch nie ein Exemplar davon mit angefrorenem Holze gesehen; allerdings werden Blütenknospen frühblühender Formen, wie bei M. stellata, von spät eintretenden, strengen Frösten zerstört, wie es auch dieses Jahr der Fall war (ebenso bei Azalea mollis und poniica, Rhododendron). Dagegen aber schützt kein Deckmittel. Ich binde daher schon lange keine Magnolie mehr ein. Auch bei Paeonia arborea hat das blofse Einpacken keinen Zweck; in dieser Weise decke ich nichts mehr, aber ich gebe Bodendecke, wo es irgend angebracht erscheint und zwar Kiefern- oder Fichtennadeln, wenn zartere Pflanzenteile mit zu bedecken sind und also Erstickung der- selben vermieden werden soll; andernfalls Laub. Das ist eine Arbeit, welche bei weitem weniger kostspielig und, was noch wichtiger ist, eine Arbeit, die Zweck hat. Während ich mich bezüglich des Einpackens der Pflanzen im Widerspruch mit dem Hergebrachten befinde, stimme ich mit dem alten Erfahrungssatz, „Schnee ist die beste Decke", vollständig überein. Ein jeder hat ihn wohl gehört und wohl auch selbst ausgesprochen, ohne sich vielleicht über die schützende Wirkung des Schnees selbst klar zu sein. Ich habe sie im letzten Winter ausgeprobt und bin dabei zu über- raschenden Resultaten gekommen. Ein vom 4. — 7. Januar d. J. 10 cm tief im Schnee vergrabenes Minimalthermometer zeigte nach Herausnahme ein Minimum von — 6° C., ein zweites frei darüber hängendes jedoch — 21''. Im Februar wiederholte ich den Versuch und grub das Thermometer bei etwa — is** 20 cm tief in den Schnee ein; dasselbe zeigte, nach etwa 8 Tagen, nur — 4'^ an, während das Minimum der Lufttemperatur innerhalb des gleichen Zeitraums — 24'' betrug. Leider ist Schnee eine nicht immer zur Verfügung stehende Schutzdecke, doch sorgt ja bekanntlich Mutter Natur bei Zeiten zumeist selbst dafür. Was wintergrüne Pflanzen anbetrifft,' die natürlich auch während der Ruheperiode durch ihre Blätter und Nadeln atmen und transpirieren, so ist es ja bekannt und auch bereits in dieser Zeitschrift erwähnt, dafs sie in den meisten Fällen nicht erfrieren, also nicht direkt durch Frost leiden, sondern indirekt; sie vertrocknen, indem durch das Einfrieren der Wurzeln deren Funktion, den oberirdischen Pflanzenteilen das durch Transpiration an die Atmosphäre abgegebene Wasser zu ersetzen, einfach unterbunden wird. Auch hiergegen kann man sich durch Bedeckung des Bodens einigermafsen schützen. Können die Wurzeln im offenen Boden Wasser nach Bedarf und in ausgiebiger Menge nach den Stellen des Verbrauchs schaffen, so kann auch dann die gefürchtete Wintersonne nicht viel Unheil anstiften. Natürlich können auch unter Beobachtung diefser Mafsregel Frostschäden an Pflanzen aus wärmeren Klimaten nicht ganz verhindert werden (Abies Pinsapo). Das Wohl und Wehe unserer Gewächse hängt weiter noch von einer Reihe anderer Punkte ab, und zwar sind von Einflufs hierauf: Provenienz*) der Pflanze, ihr Alter, Gesund- heits- und Ernährungszustand, der Zeitpunkt des Eintritts der Frostperioden und Andauer derselben, jähe Temperatur- schwankungen, Winde, Luft- und Bodenfeuchtigkeit, Bodenart und schnelle Entwässerung des Bodens nach dem Auftauen u. a. Zum Glück sind es doch nur wenig Arten, bei denen man Rücksicht auf das alles, soweit dies überhaupt angängig ist, zu nehmen hat, und wir werden auch mit diesen — es handelt sich fast nur um die Neueinführungen der letzten Jahre — mehr Erfolg haben, wenn wir erst mit der Eigenart ihres natür- lichen Vorkommens näher vertraut sind. Von höchster Wich- tigkeit ist es daher, genauere Mitteilungen über die Lebens- bedingungen solcher Pflanzen zu erhalten und dieselben praktisch zu verwerten; die Beteihgten werden sowohl dem Sammler, wie dem bereits unterrichteten, praktischen Dendro- logen ftir alle diesbezüglichen Wünsche dankbar sein. Ich erinnere hierbei an die Einführung der neueren Freiland- kakteen. Ihrer Kultur wurde, wie bekannt, beträchtliches Mifstrauen entgegengebracht; unter Beobachtung der gegebenen Anweisungen wurden jedoch bald Erfolge erzielt, wie sie kaum besser hätten sein können, so dafs diese Kultur als eingebürgert gelten darf. Auf das bei Rosen, Feigen u. a. übliche und bewährte Decken mit Erde u. s. w. und das Bedecken zarter, niedriger Pflanzen mit Reisig will ich nicht weiter eingehen, dafür aber etwas anderes besprechen. Seit Jahren führe ich Durch- winterungsversuche mit subtropischen und gelegentlich auch mit tropischen Pflanzen aus, nicht zu aussichtslosen Akklima- tisationszwecken, sondern nur zu meiner Belehrung. So habe ich den schönen, javanischen Kubus alceaefolius zweimal durch den Winter gebracht; es gelang mir ferner, Hedychium gard- nerianum im Freien zu überwintern, eine noch neue mexika- nische/^«i'Äj/a-Spezies, Ä^/-r/;c///a capensis xindi zahlreiche andere *) Jedoch üicht immer. Silaginella rupestru, eine lycopodium- förmige Art, durch Herrn Prof. Stahl aas der Kakteenregion Mexikos eingrlülirt und seit Jahren im Sommer im Freien, im Winter im Kalt- hanse gepflegt, hat, nach Darmsladt gelangt, im dortigen botanischen Garten letzten Winter im Freien, und, soviel ich weifs, ohne Decke ausgehalten. 12* 136 Die Galten weit. VI, 12 Sachen, denen man sonst nach Eintritt des ersten Frostes keine weitere Beachtung zu schenken pflegt. Beiläufig er- wähnt hielt das indische Zuckerrohr zwei Nächte mit einem Temperaturminimum von — 2'/, Grad ohne jeden Schutz fast ohne Beschä- digung aus. Den letzten bösen Winter haben von zarteren, krautartigen Gewächsen ohne jede künstliche Decke unter an- deren überstanden: Michauxia Tschichatscheiui , Ferula com- munis , Mimulus cardinalis, Psoralea acaulis, Sorghum hale- pense, Lobelia cardinalis, Sarra- cenia purpurea, Tussilago fra- gratis; unter Decke, aufser den bekannten harten Fuchsien- arten, F. micropkylla, conica und viele andere, in dem Ruf der Zärtlichkeit stehende Pflanzen. Es sei zugegeben, dafs diese während der extre- men Kälte Schneeschutz genossen haben, jedenfalls aber hatten sie längere Zeit beträchtliche Kältegrade zu ertragen. Ich will keineswegs behaupten, dafs damit alle diese Gewächse als akklimatisiert zu gelten hätten, ich will nur wiederum darauf hinweisen, dafs Kälte nicht das gröfste Übel des Winters ist. Ich habe die Überzeugung, dafs nur ein ganz geringer Teil von der Unzahl der für Freilandkultur eingeführten Ge- wächse unserer Winterkälte nicht gewachsen, und unter nor- malen Verhältnissen nicht kultivierbar ist, und unbegreiflich wird es mir bleiben, wie einem sich auch der Praxis wid- menden Botaniker von Ruf auf der diesjährigen Jahresver- sammlung der Dendrologischen Gesellschaft das Wort ent- schlüpfen konnte: „Menschen und Tiere sind akkUmatisations- fähig, Pflanzen aber nicht." Neue winterharte Thee-Hybridrose „Gottfried Keller". In der Gärtnerei von Otto Froebel, Zürich photographisch aufgenommen. Zur Vermehrung der Exochorda grandiflora. — Die mit vollem Recht in No. 6 der „Gartenwelt" in Erinnerung gebrachte Exochorda wird offenbar noch immer nur der etwas schwierigen Vermehrung wegen so selten angeboten und ange- troffen. Ich habe mich längere Zeit mit der Vermehrung solcher „schwieriger" Pflanzen befafst und die besten Erfolge erzielt mit der Sleckhngs- Vermehrung Anfang Sommers, sobald die jungen Kurztriebe beginnen härtlich zu werden, zu verholzen. Man darf aber auf den mäfsig warmen Kasten keinen Schatten legen; bei sonst geschlossenen Fenstern mufs dafür, so lange die Sonne brennt, halbstündlich kurz und schnell gespritzt werden, damit die Luft im Kasten stets mit Wasser voll gesättigt bleibt; nur dadurch natürlich ist ein Verbrennen zu verhüten. Die Kallus- bildung beginnt bei solcher Vermehrungsmethode — ebenso wie z. B. bei schwer wurzelnden Rosen — in etwa 8— 10 Tagen, und nach 4 Wochen hat man gut bewurzelte Stecklinge, die allerdings noch beim Eintopfen empfindlich sind; besser kommt die junge Anzucht auf dem Kasten selbst durch den Winter, wenn man nach der Bewurzelung durch Lüftung nach und nach abhärtet und im Winter gegen starken Frost schützt. Die auch nach „The Garden" empfohlene Vermehrung durch Veredlung auf eigene Wurzeln stammt aus alten Büchern und Rezepten über Pflanzenvermeh- rung, die sich also auch nach England übertragen haben. Es wäre interessant, wenn man hierüber irgend etwas Sicheres erfahren würde. Nach meinen Versuchen und vielfachen Um fragen unter Kollegen bietet diese Art der Vermehrung bei Exochorda keinen irgend nur nennenswerten Erfolg. Aber — was man nicht leicht vermehren kann, das pfropft man einer Wur- zel an. Karl Koopmann. Cydonia japonica ist ein vorzüglicher Treibstrauch. Die Blüten erscheinen vor Ausbruch der Blätter, sind Scharlach oder fleischfarbig und sitzen meist am älteren Holze. Zum Frühtreiben ist kein anderer Strauch so geeignet und man kann diese Cydonia schon im Dezember in voller Blüte haben. Das Treiben dieses Strauches geschieht in folgender Weise. iMan schneide von älteren Sträuchern, wenn solche zur Verfügung stehen. Zweige in beliebiger Länge, 50—60 cm und länger, ab und bündele sie zu 6 — 10 zusammen, nachdem man an den Zweigen die untersten Seitenzweigchen entfernt hat, so dafs man jedes Bündel in ein Gefäfs stellen kann. Etwa 12 — 20 cm tief müssen die Triebe im Wasser stehen, weshalb man nach dem Füllen der Gefäfse täglich nachfüllen mufs, so dafs an Wasser kein Mangel eintritt. Man stelle die Gefäfse in ein Gewächshaus von 18 — 22" Wärme, hell oder dunkel. Bei dunklem Standort sind aber die (iefäfse, sobald sich die Blütenknospen einigermafsen entwickelt haben, hell zu stellen. Sind die Blumen erblüht, so gebe man ihnen einen kühleren Standort, worauf sie eine bessere Färbung annehmen. Bei Verwendung zu Dekorationszwecken lasse man die Bündelchen zusammen, denn die Blüten sind empfindlich. Da im Dezember schöne Gehölzblüten sehr rar sind, dürfte die oben geschilderte Art des Treibens wohl der Verbreitung wert sein. J. Betz, gräfl. v. Oriola'sche Gärtnerei zu Büdesheim b. Frankfurt a. M. Rosen. Thee-Hybridrose „Gottfried Keller" (Abb. obenstehend). Mit dieser Rosensorte ist die Zahl der wenigen, wirklich re- montierenden winterharten Vertreter um eine grofse Schönheit bereichert, welche dem berühmten Züricher Dichter und Schrift- steller, einem Zeitgenossen von Arnold Böcklin, gewidmet wurde. Es ist sattsam bekannt, dafs wir zärtliche, schwachwachsende Rosen genug besitzen, und an reichblühenden, dauerhaften Sorten mit schönen Färbungen noch lange keine Überproduktion haben. Letzteres Gebiet zu pflegen ist mir angelegen; das beweisen die VI, 12 ~D tF"GäTren we 1 1 137 von mir in Handel gegebene und unter den Rosenfreunden aller Länder mit grofsem Beifall aufgenommene Rosa /-//j-öra- Hybride ^So'trad Ferd. Meytr'\ und meine letzte Spezialofferte über Pflanzen- neuheiten, am besten. Die Rose „Gottfried Keller" hat kräftigen, aufrechten Wuchs, grofse, derbe, dunkelgrüne, der Sorte „Pers'mn Yellmv" ähnliche Blätter und auffallend braunrote Rindenfarbe. Die Blume ist fast einfach, nur aus 7 — lo Blumenblättern bestehend, und hat eine eigenartige, sehr auffallende Fär- bung. Die obere Seite der Fetalen ist ein sattes Aprikosen- gelb, nach den Rändern in gelbrot, nach der Basis in goldgelb übergehend. Die Rückseite der Fetalen ist dunkelgelb, nach den Rändern hellchamois. Im halbgeöffneten Zustande ist die Färbung grofsartig zu nenner. Der Strauch ist sehr stark remontierend und von Mitte Mai bis in den Herbst hinein, bei fortschreitendem Wachstum, nie ohne Blumen. Otto Froebel, Zürich V. Rosa rugosa „Conrad Ferdinand Meyer". — Recht gering ist bisher die .\us\vahl unter den Kosa rugosa, die den be- deutenden Vorzug vollständiger Winterhärte mit Kapuziner-, Moos- rosen und Centifolien gemeinsam haben. Die weiteste Verbreitung dürfte bisher, neben „Germaniea", wohl die reinweifse, langknospige „Mme. G. Bruant'' gefunden haben. Unter den Neuheiten von 1900 war die neue Rosa rugosa „Conrad Ferdinand Meyer", eine Züchtung von Dr. Müller- Wein- garten, die alle bisherigen Rugosa-Hyhridtn übertreffen sollte. Seit 2 Jahren habe ich diese Neuheit nun beobachtet und teile meine Wahrnehmungen darüber mit. Die jungen Winterveredlungen zeigten guten Wuchs, ebenso einige Veredlungen auf Hochstamm, die im Mai 1900 gemacht wurden. Blumen sah ich im ersten Sommer nicht an den Fflanzen. Nach guter Durchwinterung ohne Schutzdecke entwickelten die Fflanzen nun im Sommer 1901 ein riesiges Wachstum, wobei mehrere Triebe von 1,50 — 2,50 m Länge an einer Fflanze zum Vorschein kamen. Die Zweige sind stark mit braunen Stacheln besetzt, das grofse, üppige Laub ist von dunkelgrüner Farbe. Endlich nach langem Warten zeigten sich an einigen Trieben Knospen, die sich zu grofsen vollen Blumen entfalteten. Die rein silberig-rosa Farbe war sehr schön und der feine Duft der Blüte höchst angenehm; da die Neuheit auch gut remontieren soll, so wird sie jedenfalls sehr wertvoll werden. Dankbares Blühen kann bei solchen Sorten immer erst vom 3. oder 4. Jahre an eintreten, da die Pflanzen sich erst im Wachstum austoben müssen. „Conrad Ferdinand AJeyer" ist so eigenartig in Wuchs und Blüte, dafs sie bei jedem Interesse erweckt. Infolge des über- mäfsig starken Wuchses ist diese rugosa leider als Gruppenrose weniger verwendbar, weil sie in ihrer Nähe alles überwuchern würde. Dagegen dürfte diese Neuheit als Einzelpflanze auf grofsen Rasenflächen oder als Vorpflanzung zu Gebüschgruppen die beste \'erwendung finden. O. Jacobs, Weitendorf. Ausstellungsberichte. III. Chrysanthemum-Schau der „Royal Chrysanthe- mum-Society" zu London am 3. Dezember 1901. — Dafs die Saison der Chrysanthemum ihrem Ende zuging, bewies die geringe Beteiligung der Mitglieder an dieser Schau. Von den ausgestellten japanesischen Varietäten fielen durch die riesigen Proportionen ihrer Blumen die bekannte reinweifse „Madame Carnot" und die hellgelbe „C. J. Warren" auf. Von einem Blumenblatt über die hügelförmige Blume zum gegenüberliegen- den gemessen betrug die Entfernung 45 — 50 cm. Dafs durch diese aufserordentliche Grofse die Form der Blume nicht an Schön- heit gewinnt, steht aufser Zweifel. Doch andererseits beweist dies auch wieder die aufserordentlich hohe Kultur dieser Pflanzen in Eng- land. Von grofsblumigen neuern Sorten der japanischen Abteilung sind als die besten zu vermerken: „Mrs. J. J. Simpson", bräunlich- gelb mit gedrehten, herabhängenden Fetalen, sehr grofs. „ General Hutton", reingelb, rötlich angehaucht. Fetalen ebenfalls herab- hängend. Blumen gröfser als die der vorhergehenden, bis 25 cm Durchmesser. „M. Leonard Danel" , zartlila mit einwärts gebogenen breiten Fetalen und schöner Form. „Mrs. Tom Rank", Fetalen innen purpur, auf der Rückseite, die hauptsächlich zu sehen ist, graublau. ,,J. C. Mee" (1902), hellgelb, rötlich schattiert, ein Säm- ling von „Mad. Carnol" . „Mrs. J. Bryanl" , hellrosenrbt. Fetalen nach aufsen und unten gedreht. „Julia Scaramanga" , bronzefarbig, Fetalen gedreht und geröhrt, ist ein Sämling von „Viviand Morel". „Chatszuorth", helllila mit dunkleren lila Streifen, Fetalen gedreht, feine Farbe und Form. Aufser den japanischen Varietäten waren diesmal die ein- fachen zahlreich vertreten. In Bezug auf ihren guten Bindewert notierte ich mir von den Neuheiten für 1902: „Mrs. Mark Ashworth" , weifs mit feinen nadeiförmigen Fetalen ; Blume 4 — 6 cm im Durch- messer. „Single Mr. Willy Jordan", tief krimson. Fetalen kurz und breit, sehr schön. „Edith" , helllila, und „Rudbec-kia" , etwas dunkler, sonst wie vorige, Durchmesser circa 8 cm. Von Neuheiten für 1901 verdienen Erwähnung: „Miss Emily Hall", hellmalvenrot mit weifsen Spitzen, 6 — 7 cm Durchmesser. „Souvenir de Sir A. Sulli- van", mit 3 — 4 Reihen reinweifser Fetalen, Blume langstielig mit 6 — 8 cm Durchmesser, Fflanze gedrungen. Ältere schöne einfache Varietäten waren vertreten in „Mrs. C. Greenall", Fetalen 2 reihig, reinweifs (Margueriten-Form), Blume langstielig, 6 — 8 cm Durch- messer; Fflanze gedrungen. „I-ady Windsor", rosalila mit weifsem, breitem, innerem Ring, 4 — 6 cm Durchmesser; schöne Schnitt- blume. Aus den andern Klassen sind wegen ihres Schnittwertes zu empfehlen: „R. Coddington" (1902), mit reinweifsen nach oben gewölbten und einwärts gekrümmten Fetalen, die oben breiter als an der Basis sind. Eine Kreuzung zwischen „Lady Isabel" und „E. Cannell". „Rlush Canning", weifs, leicht rosa schattiert, innere Fetalen einwärts gebogen, äufsere strahlenförmig abstehend. Wert- voll. „Framfield Fink", lilarosa, leicht gefüllt. Fetalen leicht ein- wärts gebogen, 10 cm Durchmesser. „R'ing of Flumes", hellgelb, dicht gefüllt mit strahlenförmig geordneten, geschlitzten Fetalen. „Mlle Th. Pankouke" (189g), reinweifs mit spitzen Fetalen, 10 cm Durchmesser. Die Firma H. Cannell & Son hatte als Kuriosität Chry- santhemum sinense, die Starampflanze der jetzigen Kulturpflanzen, ausgestellt. Wenn man diese Fflanze mit ihren einfachen, gelben Blumen von der Grofse eines Pfennigstückes betrachtet, so kann man erst ermessen, was die Gärtner durch Fleifs, Ausdauer und Intelligenz im Laufe der Jahre erreicht haben. Zum Schlüsse möchte ich noch erwähnen, dafs die in meinen diesbezüglichen Berichten erwähnten \'arietäten nur eine Auswahl der besten aus- gestellten Chrysanthemum sind, und dafs auch, wie ja überall, manche Neuheit ausgestellt war, die auch hätte zu Hause gelassen werden können. Georg Daniel, London. Orchideen. Calanthe Veitchii. — Von den Orchideen, die sich durch ihre leichte Kultur und die Bereitwilligkeit zu blühen, auszeichnen, sind besonders die Calanthe - hnen zu empfehlen. Eine von EndQ 138 Die Gartenwelt. VI, 12 Oktober bis zum Frühjahr blühende, schöne Hybride ist Calantke Veitchii (C. vesliia X roi£a). Die Pseudobulben sind von birnförmiger Gestalt, die temporären Blätter sind grofs, hellgrün und gewellt. Der Blütenschaft ist kräftig, dicht behaart und erreicht gegen Ende der Blütezeit eine Höhe bis zu i m. Er trägt eine grofse Anzahl mittelgrofser Blumen, die sich nach und nach öffnen, so dafs die Blütezeit viele Wochen anhält. Die Farbe der Blumen ist ein schönes Rosarot, der V-^^d^^ Schlund ist weifs. Die in ihren Um- *■" '^ rissen fast quadratische Unterlippe ist sanft gewellt und am Rande schwach ge- buchtet. Starke Pflanzen mit mehreren Blüten- rispen gewähren einen schönen Anblick. Die sehr einfache Kultur dieser, sowie auch der anderen Calanthen ist in kurzen Zügen fol- gende: Die Calanthe werden, gerade wie andere Topfpflanzen, so in die Töpfe plaziert, dafs ein Giefsrand verbleibt. Als Erdreich verwendet man mit bestem Erfolg eine Mischung von glei- chen Teilen Lehm und Lauberde mit einem Zusatz von grobem Sand und getrocknetem Kuhdung. Die Erde verwende man stets ungesiebt. Wäh- rend der Vegetationsperiode, die mit dem Er- scheinen der jungen Blätter beginnt, ebenso auch während der Blüte, spare man nicht an der Be- wässerung, und gebe auch von Zeit zu Zeit einen Dunggufs. Auch ist in dieser Periode ein warmer Standort für die Pflanzen vorteilhaft. Bei Ein- tritt der Ruheperiode, die mit dem Absterben der Blätter beginnt, beschränke man die Zufuhr von Wasser auf das Notwendigste und stelle die Pflanzen kühler. Die Vermehrung der Calanthen läfst sich leicht durch Wurzel- schöfslinge und auch durch Teilung bewerkstelligen. Georg Daniel, London. Neue Pflanzen. Chabaud-Nelken. Von F. W. Moritz, Handelsgärtner, Ahrensburg b. Hamburg. (Hierzu eine Abbildung.) Lielegentlich der diesjährigen Dahlienschau in Hamburg bildeten die von dem Samengeschäfte Rudolf Kircher, Wandsbek, vorgeführten Chabaud-Nelken eine recht angenehme und interessante Erscheinung. Es bot sich eine Gelegenheit, in dem Versuchsgarten des Herrn Kircher, sowie in einigen anderen Gärtnereien in der Umgegend Hamburgs, welche den Samen auch von Kircher bezogen hatten, diese neue Nelken- rasse eingehender im freien Land wie in Töpfen, letztere unter Glas und freistehend, zu beobachten. Angenehm fällt die gesunde Wüchsigkeit der Pflanzen auf, die Gröfse, Form und gute Haltung der Blumen, der herrliche Wohlgeruch und die mannigfaltigsten, aparten, reinen Farbentöne der Blu- men, sowie deren recht hübsche Zeichnungen. Vorherrschend sind verhältnismäfsig viele gelbe Farbentöne, in rei- nen Farben, sowie gelb- grundige mit anderen Farben- zeichnungen gemischt. Diese Nelkenrasse ist von dem südfranzösischen Gärtner B. Chabaud in Toulon ge- züchtet und vor einigen Jahren in den Handel gebracht wor- den. Dieselbe dürfte das Er- gebnis einer Kreuzung zwischen Remontant- und Margareten- Nelken sein, wobei allerdings auch Malmaison-Nelkenblut mit untergelaufen zu sein scheint, da einige Pflanzen auch Blu- men in Gröfse und Form der letzteren zeigen. Die Aussaaten ergeben ca. 90 "/^ gefüllt blü- hende Pflanzen. Der sehr reiche und andauernde Flor beginnt, je nach den Kultur- und Witterungsverhältnissen, 5 — 6 Monate nach der Aussaat. Die Kultur ist die denkbar einfachste, ganz wie bei den Margareten -Nelken, welche letz- tere von den Chabaud-Nelken bei weitem über- troften und wahrscheinlich verdrängt werden. Die beste Zeit der Aussaat sind die Monate Februar bis April. Die Sämlinge werden ein- oder auch zweimal pikiert, und dann als gut erstarkte Pflanzen zu entsprechender Jahreszeit ins Freie ge- pflanzt. Zur Kultur eignet sich kräftiger und stets etwas Feuchtigkeit haltender Boden, am besten lockerer, sandiger Lehm, doch geht es auch ohne diesen, wenn nur sonst alles gut vorbereitet und beobachtet wird. Nach Ansicht ver- schiedener Verehrer dieser neuen Nelkenrasse dürften bei deren Weiterverbreitung und Vervollkommnung manche wun- derbare Kometen am Nelkenhimmel sich in Zukunft zeigen, was ein Zurückdrängen der alten, durch fortgesetzte un- geschlechtliche Vermehrung geschwächten und pilzsüchtigen Rassen zur Folge haben würde. Sommerblumen. Diascia Barberae J. D. Hook. — Eine merkwürdige Scrofhulariaceae mit zweispornigen, hübschen, hellrosa Blüten in endständigen Trauben. Pflanze einjährig, zahlreiche Ausläufer treibend, etwa 30 cm hoch. Blütezeit von Juli bis Herbst. Heimat Südafrika, von wo sie 1870 durch Barber nach England ein- geführt wurde. Empfehlenswert für Liebhaber interessanter Pflan- zen für die Blumenrabatte. Aussaat im März im Mistbeet oder Gewächshause. R. VI, 12 Die Gartenwelt. 139 Landschaftsgärtnerei. Das Wasser in der Landschaft. Von Willy Lange, Dietharz bei Gotha. 6. Flufs und See. (Hierzu drei Abbildungen.) „Ihn hält kein Schattenthal, keine Blume, Die ihm seine Knie umschlingen, ihm mit Liebesaugen schmeicheln; Nach der Ebene dringt sein Lauf, schlangenwandelnd." Im flachen Bette schleicht er das Wiesenthal hin Und im glatten See weiden ihr Antlitz alle Gestirne. Bäche schmiegen sich gesellig an. Nun tritt er In die Ebene silberprangend, und die Ebene prangt mit ihm. Und die Flüsse von der Ebene und die Bäche von den Bergen Jauchzen ihm und rufen: Bruder! Bruder, nimm' die Brüder mit, Mit zu deinem alten Vater, Zu dem ewigen Ozean. Vom Fels zum Meer hinab und vom Meer mit der Wolke zum Fels empor, ewig wechselnd! Auch wir haben das Wasser auf unserer Wanderung im Bilde begleitet von der Quelle über Wald- und Wiesenlandschaften, durch Felsen- schluchten und Abgründe hinab zur Ebene, wo es, den raschen Lauf hemmend, uns heute Flufsufer, Teich- und Inselbildung zeigt. Statt zu beschreiben, haben wir Goethe sprechen lassen, in seinen symbolischen und doch unüber- trefflich naturwahr schildernden Gedichten: „Gesang der Geister über dem Wasser" und „Mohamed's Gesang". So fanden wir Mufse, sowohl über allgemein gärtnerische Kunstanschauungen zu sprechen, gleichsam am Ufer des Wassers ruhend, als auch andere Naturerscheinungen des Wassers, die sich im photo- graphischen Bilde nicht wieder- geben lassen, wenigstens mit kur- zen Worten zu skizzieren. Eine genaue Besprechung der einzel- nen Wasserformen konnten wir um so mehr unterlassen, als in der „Gartenwelt" schon öfter diese oder jene in Wort und Bild ge- schildert ist. Nur Einiges sei in zwangloser Nachlese noch be- merkt: Während wir sonst in den Naturerscheinungen einen grund- legenden Unterschied machten zwischen Gebirge und Ebene, haben wir solchen in den Wasser- formen nicht gefunden. Alle Formen sind sowohl in Gärten der Ebene als auch in Gebirgs- gärten möglich, namentlich, wenn wir die immerhin beschränkten Gröfsenverhältnisse berücksich- tigen, mit denen wir im Garten zu rechnen haben. Wo Wasser einen Ruheplatz in einem ge- schlossenen Becken findet, wird es Teich- oder Seegestalt annehmen; wo eine Bodenstufe übersprungen werden mufs, entsteht ein Wasserfall; jedes Rinnsal auf schiefer Ebene wird zum Bach, sowohl im Ge- birge, wie auch in der Ebene. Ebenso sind Quellen, mit Ausnahme der Springquellen, überall denkbar. Für die Ge- staltung des Wassers im einzelnen aber müssen wir noch eins berücksichtigen: die dem Wasser innewohnende Kraft. Sie allein ist bestimmend für das Verhältnis des Wassers zur Bodengestaltung. Grofse Kraft räumt Hindernisse des Bodens in der Richtung des kürzesten Weges nach unten fort, geringe Kraft weicht Hindernissen aus. Diese einfache Naturregel fuhrt aber zu unendlichen Verschiedenheiten im gegenseitigen Verhältnis der Kraftmenge und Hindernisse. Für die Garten- gestaltung ergiebt sich daraus im einzelnen die Frage: Ist das zur Verfügung stehende Wasser so klein und kraftlos, dafs es sich nach den vorhandenen Bodenformen richtet, oder ist das Wasser kräftig genug, dafs sich die Bodenformen nach ihm richten (die es selbst eben durch seine Kraft ge- staltet hat)r Diese Ausführungen setzen uns in Gegensatz zur alten (sogenannten ,,modernen") Gartenlehre, die für den „natür- lichen Stil" verlangt, man solle annehmen, der Garten sei einmal überschwemmt gewesen, und durch Wasser seine Boden- gestaltung gebildet worden: Auf den inselartigen Erhöhungen wachsen die Bäume, das ehemalige Wasserbett ist mit Rasen überzogen. Diese grofse „Überschwemmung" kann in jedem Garten noch gar nicht lange her sein, denn sonst wären doch auf dem Rasen auch schon wieder Bäume gewachsen. Um eine ästhetische Formentheorie aufzustellen, hätte man mit ebenso natürlichem Recht sagen können: seht den bewölkten Inselbildung am Ende eines Gebirgsbaches. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 140 Die Gartenwelt VI, 12 Ausgang des Flusses aus Jcm Licbirgc. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Himmel an, die Haufenwolken sind Baumgruppen, das Blau ist Rasen. Wer hierüber lächelt, möchte einmal warten, bis sich die ziemlich häufige Sommer -Wolkenbildung zeigt, welche ihn dann lebhaft an einen „musterhaften" Gartenplan erinnern wird: weifse Hauptgruppen mit Vorpflanzungen, Solitärbäumen auf himmelblauem Rasen. Die alten Gartenlehren sind eben nur für die Ebene berechnet; eine Theorie mufste aufgestellt werden, wenn man überhaupt darüber schreiben wollte. Die Wissenschaft der Geologie war zwar schon geboren, lag aber noch in den Windeln. Unsere Aufgabe verlangt, den Boden so zu nehmen, wie er ist und seine Eigentümlichkeiten aus- zugestalten: Tiefes tiefer. Hohes höher zu machen, dadurch lebhafte Handlung in die Bodenbewegung zu bringen, ver- nünftige „Motive" für Einzelheiten zu schaffen (obwohl nicht jede Erhöhung sichtbar begründet zu werden braucht). Kann nicht z. B. ein grofser Stein in der Tiefe liegen (in der Ebene ein erratischer Block!), der uns sein Dasein eben nur durch eine plötzliche Bodenerhebung ahnen läfst? Ich habe oft bedauert, wieviel in der Erde gewühlt wird, blofs um der schönen Wassertheorie zur Lebensmöglich- keit zu helfen. Was könnte für das Geld manchmal im „Raum" geleistet werden! Man vergifst ganz, dafs das Wasser nicht nur den Boden formt (wie nach der alten Lehre), son- dern sich ebenso willig nach den Bodenformen richtet, die es vorfindet. Die Kraft des Wassers richtet sich nach seiner Menge sowohl, als nach dem Grade der Bodenneigung. Steile Boden- neigungen werden auch in der Ebene gebirgsbachähnliche Bildungen ermöglichen, z. B. kleine Wasserfälle an einer Boden- stufe eines langsam sich schlängelnden Wiesenbaches j aber eins sollte man bei grofsen, in die Augen fallenden, jähen Wasserbildungen nicht ver- gessen: ob nämlich der ge- samte geologische Bau der Gegend eine derartige Gebirgs- wassererscheinung naturgemäfs überhaupt zuläfst, wenn man sie sich in sich selbst, im ein- zelnen auch noch so natur- wahr gestaltet denkt. Es giebt z. B. in Berlin eine gartenkünst- lerische Meisterleistung, bei welcher die Verneinung dieser grundlegenden Frage mir den Genufs trübt. Einem Dichter soll man nicht schulmeister- lich seine Verse nachmessen, an grofsen Zügen eines male- rischen Bildes keine Botanik treiben, aber ähnlich, wie in der figürlichen Bildhauerkunst, müssen wir von der Garten- kunst doch immer die Mög- lichkeit verlangen, dafs das Werk unter besonders glück- lichen Umständen auch von der Natur geschaffen sein könnte. Das alte Wort von der Ideali- sierung der Natur durch die Gartenkunst hat nur Berech- tigung, wenn man hinzufügt: „Innerhalb der Naturgesetze". Je nach der Kraft des Wassers sind die Ufer und das Bett verschieden gebildet. Reifsendes Wasser wühlt sich in den Boden, führt kleine Teile fort und bildet hohe, steile Ufer, überflutet flaches Vorland, neigt nicht zur Bildung kleiner Inseln, aufser, wenn sie aus Felsen bestehen. Schlei- chend fliefsendes Wasser umgeht selbst flache Landzungen, ermöglicht grofse, niedrige Inseln. Auch die Ufer- und Insel- bildung wird von der alten Gartenlehre eingehend besprochen, ebenso richtig als wortreich. Ein Blick in die uns heut so leicht zugängliche Natur belehrt hier rascher über das Natür- lichselbstverständliche als lange Auseinandersetzungen. Das Wasser sucht immer in seinem „Streben nach Gleichgewicht" die nächst tiefere Stelle seines Weges zu erreichen, gewisser- mafsen in der Hoffnung eben an dieser die ersehnte Ruhe zu finden. Hieraus ergiebt sich die naturgemäfse Wasser- form für ein Gartengebiet. Jede dem Gebiet aufgezwungene Wasserform mufs durch umständHche Bodenbewegungen be- gründet werden, und das konnte meist erspart werden. Ist's doch hier ähnlich wie bei den Wegen; nicht die Form des Wasserlaufes auf der Fläche erzeugt die höchsten Wirkungen, sondern seine Erscheinung im Raum in Verbindung mit der durch ihn begründeten eigenartigen Welt der Sumpf- und Wasserpflanzen; — Wilhelm Mönkemeyer hat sie unter diesem natürlichen Titel in einem vorzüglichen Buch zu- sammengestellt; ich darf also hier auf dieses verweisen. Wert- voll, weil natürlich, ist seine Anordnung nach dem Stand- ort der Pflanzen im Verhältnis zum Wasser, unter gleich- VI, Die G,axtejiwelt. 141 zeitiger Angabe des Wachstumcharakters. Mönkemeyer unterscheidet: A. Wasserpflanzen: 1. Freischwimmer; 2. Untergetaucht wachsende Pflanzen, a) wurzellose, h) im Schlamm wurzelnde; 3. Pflanzen mit Schwimmblättern (im Schlamm wur- zelnd) ; 4. Pflanzen mit aus dem Wasser ragenden Blättern und Blüten. B. Sumpfpflanzen: r. flachstehende ; 2. tiefstehende; 3. am Ufer stehende. C. Moorpflanzen. D. Felspflanzen am Wasser. E. Pflanzen, welche schwimmende Inseln bilden. In der zuletzt genannten Abteilung werden wir an schwimmende Inseln erinnert. Auf Teichen am Fufse des Brockens habe ich mich an ihnen erfreut, und bedauert, in unseren Gärten ihnen nicht öfter zu begegnen. Ein Insel- chen, von ein paar Quadratfufs Flächeninhalt, oder auch kleiner, ist so leicht überall in Teichen naturwahr anzubringen. Wir haben aber auch in Deutschland grofse, schwimmende Inseln mit grofsen Bäumen und Feuchtigkeit liebendem Ge- sträuch, z. B. im Frauensee bei Salzungen, wo eine stattliche Insel im Wechsel des Windes von einem Ufer zum anderen treibt, die Landschaft fortwährend verändernd; ein Vorbild für gröfsere, tiefere Parkseen. Meine Freude, in Mönkemeyer's Buch auch unsere deutschen Wasserpflanzen aus Wäldern, Schluchten, Teichen und Sümpfen aufgezählt und in ihren besonderen Lebens- bedingungen geschildert zu sehen, kann ich nicht unter- drücken. Fand ich doch viele liebe Bekannte aus meiner, an Naturschönheiten so reichen Umgebung, die ich oft in Wirklichkeit in meinem Garten, mehr noch im „deutschen Naturgarten meiner Vorstellung" angesiedelt hatte, hier an einem Platz gewürdigt, von dem aus sie weitere Verbreitung finden werden. Wer weifs, wie lange sie sonst noch am stillen Ort verträumt hätten , nur gelegentlich von einem Naturfreunde, der auch im kleinen die Schönheit von Gott bewundert, liebevoll an sein Heim getragen. Sind doch unsere „natürlichen" Wasseranlagen in den Gärten noch un- natürlich arm an entsprechenden Charakterpflanzen. Auch wer letztere nur im Zimmer pflegen kann, wird in Mönke- meyer's Buch eine Fülle des Schönen finden. — Vom Ge- birge hat uns das Wasser geführt in die Ebene. Lafst uns sehen, was die Natur uns hier zeigen wird ! Obstbau. Nochmals Obstbäume und Bienen. — Zu unserer Notiz in No. 8 Seite 94 in welcher ein Beobachter mitteilte, dafs Bäume von Fruntts Padus in Obstgärten, weil sie die Bienen durch den starken Duft ihrer Blumen anlocken, die Befruchtung der Obst- baumblüten beeinträchtigen, schreibt uns ein sachkundiger Leser: „Die Sache mag da richtig sein, wo die Bienen rar sind, sonst aber wirken die blühenden Prunm Padus viel eher als Zugmittel, was ich seit Jahren in meinem kleinen Obstgarten beobachten konnte. Ich würde die riesige Prunus Padus bei mir unter keinen Umständen gern entfernen, denn sie ist es, die mir den Bienen- verkehr in den Garten hineinzieht. Sind doch auch in der Leip- M. ^^ H WL ^ ^^\f/^-^'. » - r- . j? ■'- vJifccj»'^ ■ W :~ ''\- m H - _.i 1 li ta M w^. % 11 II 0i 1 -.%»"■.■ -fTr. Teich am Fulse des Gebirges mit reicher Wasservegetation. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. ziger Strafse zu Berlin die Läden nicht leer geworden, seitdem sich dort die eine so grofse Anziehungskraft ausübenden Riesen- warenhäuser etabliert haben." Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 171. Welche von den Rosennenheiten der letzten fünf Jahre haben sich bereits als für allgemeine Anpflanzung empfehlenswert erwiesen? Es dürfte gewife für sehr viele Leser von hohem Interesse sein, zu er- fahren, ob manche mit grofser Reklame dem Handel übergebene „neueste" Sorte thatsächlich den Erwartungen entsprochen bat oder zu entsprechen scheint, die man nach den Angaben des Züchters an sie stellen sollte. — Von den 3 — 400 Rosennenheiten der letzten 5 Jahre, welche sich zu allgemeinen Anpflanzungen eignen, will ich nur einige wenige nennen, die meiner Erfahrung nach zur allgemeinen Anpflanzung wohl geeignet sind. Die Meinungen über den Wert einer Sorte gehen natür- lich oft weit anseinander. 142 Die Gartenwelt. VI, 12 Weifse ^Maman Cociui". Diese iierrliche Rose macht fast alle anderen weifsen Theerosen überflüssig. Ihr gleich wertvoll ist höchstens „The Bride", welche jedoch in den meisten Gärten zu schwach wächst. Die weifse ^Maman Coiliet" ist hier als ein- und zweijährige Pflanze zwar auch nicht starkwüchsig, später jedoch wächst sie sehr kräftig and ge- sund. Sie ist eine vorzügliche Schnittrose. „Gnt/s an Jeplilz" nenne ich an zweiter Stelle. .Sie ist feurig- rot, sehr reichblühend und im Herbst als Schnittrose sehr schätzbar. Obwohl sie als Theehybride in den Handel gekommen ist, hat sie jedoch mehr den Chaiakter einer Monatsrose. „Hofgartendireklor Graebener" (Thea hybr.) ist kupfrig-orangegelb, ziemlich dicht gefüllt, niedrig und als Stammrose geeignet. „Mad. Jules Grolez" (Thea hybr.), chinesisch -rosa, Blumenblätter zurückgebogen. In der Art wie ^^ftelle Siebrecht", doch dieser vor- zuziehen. „Soliil d^or". Diese wohlriechende, winterharte, grofsblumige, remontierende gelbe Rose, die ich an fünfter Stelle anführe, ist in der „Gartenwelt" schon eingehend beschrieben worden. Zeitig im Früh- jahr gepflanzte Originalpflanzen vom Züchter beweisen, dafs man sie nur empfehlen kann. Erwähnen will ich bei dieser Gelegenheit noch „Helene", eine rosafarbene Schlingrose, von „Turners Crimson Rambler" abstammend. Dieser ganz ähnlich belaubt, ziehe ich sie allen anderen gleichfarbigen der schönen Belaubung halber vor, sogar der ganz schönen „Mad, Sancy de Parabere" Ferner „Perle des rouges", eine ziemlich grofsblumige, feurigrote Polyantha, welche niedrig zn Einfassungen und Gruppen für feine Gärten sehr empfehlenswert ist. Nicht empfindlich. Die vielgepriesenen Neuheiten: „Liberty" und „Frau Karl Druschki" blühten hier sehr schön, doch ist eine mehrjährige Erfahiung nötig, ehe man ein end- giltiges Urteil abgeben kann. Letztere steht „Merveille de Lyon" und „Clio" sehr nahe, wächst sehr kräftig, scheint aber zu den reichblühen- den Sorten nicht zu gehören. Herm. Raue, Rosenzüchler, Dresden-Strahlen. — Wir möchten als die besten neuen Rosen der letzten fünf Jahre folgende bezeichnen: Kletterrosen: „Agiata" und „Citmbing Kaiserin Auguste Viktoria". Bengalrose: „Aurore". Theerosen: „Souvenir de Jeanne Cabaud" , „Baronne Henriette Snoy", „Mad. C. P. Strafsheim", „White Matnan Cochet" und „Georges-Schwartz" . Thee- hybriden: „V hinocence" , „Gruß an Pepliiz", „Dr. Cazeneuve". Rc- montantrosen: „Tom IVood", „Captain Christy a fleur rouge", „Gloire d'un Enfant d'LLiram" und „Pev. Alan- duales" . Ch. Gemen & Bourg, Rosenzüchter, Luxemburg. — Auf Grund unserer bisherigen Beobachtungen können wir nacli- stehende Rosenneuheiten der fünf letzten Jahre zur allgemeinen An- pflanzung empfehlen, nämlich aus dem Jahrgang 1897. Theerosen: „Enchantress" (W. Paul), .^Jeanne Forgeot" (Forgeot- Tardy), „Madame Louis Gravier" (Gamon), „A/uriel Grahame" (Dickson), .„Souvenir de Jeanne Cabaud" (Guillot). Theehybridrosen: „Ferdinand Batet" (Jos. Pernet), „Madame Cadeau-Ramey" (J. Pernet), „Madame Jules Croltz" (Guillot). Öfterblühende Hybridrosen: „Ellen Drew" (Dickson), „Sou- venir de Pierre Oger" (Perrin). l8q8. Theerosen: „Baronne Henriette .Snoy" (Bernaix), „Dr. Pouleur" (Gebr. Ketten), „Frau Geheimrat von Bocli" (P. Lambert), „Hatchik Effendi" (Gebr. Ketten), „Madame Luden Linden" (Soupert), „Madame Rene Gerard" (P. Guillot), „.Marquise de Chaponnay" (Bernaix), „White Maman Cochet" (Cook). Theehybridrosen: „Eugenie Houllet" (J. Pernet), „Grufs an Leplilz" (Geschwind), „ü Innocence" (J. Pernet), „Violiniste Emile Leveqiie" (J. Pernet). Öfterblühende Hybridrosen: „Captain Christy a fleur rouge" (Perrier), „Ethel Richardson" (Dickson), „.Madame Georges Defse" (Defse), „Prindpessa di Napoli" (Bonfiglioli). 1899. Bengalrose: „Coro" (Wwe. Schwartz). Theerosen: „Albert Stopford" (Nabonnand), „Berthe Tlwuvenot" (Gebr. Ketten), „Beryl" (Dickson), „Elaint Greffulhe" (Cochet), „Ludlt Coulon" (Wwe. Schwartz), „Madame Jacques Charrcton" (Bonnaire), „Madame Rene de St. Marceau" (Guillot), „Princesse Etienne de Croy" (Gebr. Ketten), „Prince Theodore Galitzin" (Gebr. Ketten), „Reichsgraf E. von Kesselstadt" (P. Lambert). Theehybridrosen: „Duc Engelbert d'' Arenberg" (Soupert), „Gardenia" (Soupert), „Mrs. Robert Garrett" (Cook), „Souvenir de Mme. Ernest Cauvin" (J. Pernet). Öfterblühende Hybridrose: „Mrs. F. W. Sanford" (Curtis & Sanford). 1900. Theerosen: „.4lliance Franco-Russe" (Goinard), „Commandant Marchand" (Puyravaud), „Dr. Favre" (Gamon), „General Gallieni" (Nabonnand), „Georges Sch-vartz" (Wwe. Schwartz), „foao Borges Vieira" (Gebr. Ketten), „Madame Antherieu- Pirier" (Wwe. Schwartz), „Madame Errera" (Soupert), „Mrs. Edward Mawley" (Dickson), „Princesse V. Trou- belzkoi" (Gebr. Ketten), „Souv. de William Robinson" (Bernaix), „Sun- rise" (Piper). Theehybridrosen: „Beatrix Comtesse de Buisseret" (Soupert), ..Bessie Brown" (Dickson). „Bunel" (Jos. Pernet), „Dr. Cazeneuve" (Du- breuil), „Hofgartendirektor Graebener" (P. Lambert), „Jules Girodit" (Bua- tois), „Kaiserkrone" (Welter), „Madame Ravary" (J. Pernet), „Tennyson" (W. Paul). Öfterblühende Hybridrosen: „General von Bothnier-ylndreae" (Verschuren), „L'lster" (Dickson). 1901. Kapuzinerrose (Rosa pernetiana, neue Art von Rosa lutea): „Soleil d'Or" (Jos. Pernet). Vielblumige Rosen; „Ma.xitne Buatois" {ß\i3.\.a\s,), „Sisi A'etten" (Gebr. Ketten). Theerosen: „Agnes C. Sherman" (Nabonnand), „Alexandra" (W. Paul), „Corallina" (W. Paul), „Dr. Albert .Uoulonguet" (Gebr. Ketten), „.Madame Antony Choquens" (Bernaix), „.Madame Jules Gravereaux" (Sou- pert), „Mary Carry" (Dickson), „Melina Peyrusson" (Gebr. Kelten), „■Mrs. Reynolds Hole" (Nabonnand), „ Therese Frank" (Mock). Theehybridrosen: „.Apotheker Georg Höfer" (Welter), „Faivre d'Arcier" (Wwe. Schwartz), „I-'ranz Deegen" (Hinner), „Lady Clanmorris" (Dickson), „Liberty" (Dickson), „Souvenir de Jean Kelten" (Gebr. Ketten). Öfterblühende Hybridrose: „Frau Karl Druschki" (P. Lambert). Es wird wohl kaum nötig sein zu bemerken, dafs obige Neu- heiten nicht alle ganz vollkommen und auch nicht alle gleich gut sind. Es sind eben die besten der betreffenden Jahrgänge. Gebr. Ketten, Rosisten, Luxemburg. — Als der allgemeinen Anpflanzung würdig kann man aus der sehr bedeutenden Zahl der Neuheiten der letzten 5 Jahre, i8g6 ein- schliefslich 1901, nur folgende Sorten als sogenannte Matadore be- zeichnen, denen der Rang für lange Jahre erhalten bleiben wird, in- dem es schwer sein wird, sie durch Verbesserungen zu ersetzen. In der Aufstellung I sind lediglich Treib- und Schnittsorten berücksichtigt, während die Aufstellung II sehr schöne, ja prachtvolle Varietäten ent- hält, die man jedoch als Liebhaberrosen bezeichnet, deren Existenz vergänglich ist, indem voraussichtlich die Sorten in kurzer Zeit Ver- besserungen den Platz räumen. I. Theerosen: „Isabelle Rivoire" , rosa mit kupferigem Widerschein, kräftiger Wuchs, gesundes Laub, schöne Form und Farbe, gut gefüllt, fein duftend. „.Mme. C. P. Strafsheim" , gelblich-weifs bis schwefelgelb, mittelhoher Wuchs, stets gesundes Laub, sehr reichblühend und hart. Eine be- sonders wertvolle Herbstrose, gut gefüllt. „Souv. de Catherine Guillot", kapuzinerrot, ganz aparte, prächtige, auf- fällige, leuchtende Farbe, einzig in der Art. Wuchs gut. Treib-, Kasten- und Freilandrose. „JVhite Maman Cochet", vorzüglicher Wuchs, hart, ideale Knospenform, sehr effektvoll als starke, sowie im Öffnen begriffene Knospe, stark gefüllt. Kasten- und Freilandsorte. „Billard et Barre", goldgelb, halbrankend, an den langen Trieben sehr reichblühend, effektvoll, hart in Holz und Blume, leicht gefüllt. Kasten- and Freilandsorte. VI, 12 Die 'Gärfen weit. 143 Georges Schwariz'^, guter Wuchs, praclitvolle kanarien- bis dunkelgelbe Farbe, vorzügliche Knospenrose. Thee hybriden: „Belle Siebrecht^, dunkelrosa, edle Knospe, guter Wuchs, ungemein dankbar, leicht gefüllt. Treib-, Kasten- und frühe, sowie späte Freilandsorte. Während der heifsen Sommermonate, namentlich in trockenen Jaliren, nicht besonders. Grufs an Tepliiz"' , feurig rot mit sammelig dunklem Hauch, starkwüchsig, hart, gesundes Laub, brillante, leuchtende, auffällige, haltbare Farbe. Blume leicht gefüllt. Kasten- und Freilandrose, als letztere jederzeit ausgezeichnet. „Johannes ]Vesselh6ß^ , schwefelgelb, starker Wuchs, hartes Holz, sehr reichblühend, langstielig auf festem Blumenstiele. Vorzügliche gelbe Frühtreib-, Kasten- und Freilandsorte für Frühsommer und Herbst; edle Knospenform, schönes Laub und feiner Blumenduft zeichnen die Varietät besonders aus. „V Innocence" , weifs, sehr guter Wuchs, Blume einzelnstehend, edle Form, lang gestreckt, sehr haltbar. Holz hart. Für jeden Zweck vorzüglich. „Mine. Jules Grolez'\ rosa, starker, buschiger Wuchs, hartes Holz, schöne BelaubUng, Farbe selbst in der gröfsten Hitze haltbar. Idealsorte für alles. Sie übertrifft fast „Pelle Siebrecht^', obwohl erstere von letzterer in jeder Hinsicht grundverschieden ist; sehr dankbar. „Palnicngar/endii-ekhn- Sieber/", feines Rosa mit gelblichem orange Ton. Ideale Blumenform, aufrechtstehend, hart, sehr fein duftend. Lang- stielige Schnittsorte, zu jeder Jahreszeit ausgezeichnet. „Mme. Ravary", goldgelb, leicht gefüllt, kräftiger, harter Wuchs, sehr reicliblüheiid. Vorzügliche Knospenrose, auch halbgeölTnet grofsartig, fein duftend. „Mlle. tte Kerjtgu^' (igoo), reizende Färbung, elegante Knospe auf langem Stengel aufrechtstehend. Wuchs ähnlich „JJme. Caroline Y'es/ou/", Knospe etwas gestreckter; sehr dankbar. Eine Sorte, deren Wert noch unerkannt ist; leicht gefüllt. „Marie Louise Poiret'' , kräftiger Wuchs, schöne Knospe und Blume, halt- bare Form und Farbe (rosa), fein duftend, dankbar blühend. Hybrid-Remontant: „Captain Chrisly a fleur rouge", feurigrot bis dunkelblutrot, feine Knospe und Blume, fein duftend, langstielig, stets brauchbar. „Prineipessa di Napoli-' (Bonfiglioli), nicht zu verwechseln mit der gleich- namigen Theerose desselben Jahrganges. Vorzügliche Blumenform, sehr feiner Duft, reichblühend, ausgezeicimete liellrosa Färbung. Neuheiten igoi: „Corallina" (Theo), dunkelzinnoberrosa, sehr dankbar. Wuchs kräftig. „Franz Deegen" (Theehybr.), besser gefüllt als „1-yiedrich Harms'''', letz- tere möchte ich als verbesserte „Goldquelle^' bezeichnen. „Franz Decgen" ist wohl die beste Neuheit des Jahres igoi für Massenkultur. Wuchs stark, wie „Kaiserin Auguste Victoria''', sehr reichblühend, köstlich duftend, Knospenfarbe hell- bis dunkelgelb, beim Öffnen in tief dunkelgelb übergehend, eine prachtvolle, bis jetzt einzige Farbe. „Liberty", beste feurigrote Rose mit beständiger, wirkungsvoller, nicht verblassender Farbe; Wuchs kräftig, sehr reichblühend. Schnittrose ersten Ranges. „Mme. J. P. Soupert" besitzt alle Eigenschaften, die eine gute Handels. Sorte haben soll. Farbe weifs mit gelblichem Schimmer. „Pharisäer" , kräftiger, stärkerer Wuchs als „Belle Siebrecht" , ungemein dankbar, sehr lange, edel geformte Knospe, schöne, liebliche Färbung. „Souvenir de Jean Ketten", sehr grofse, edle, prachtvoll gefärbte Blume. „Frau Karl Druschki" (Hybrid-Remontant), bisher einzig in der Art, prachtvolle Form und reizende weifse Farbe, leider als junge Pflanze sehr wenig remontierend, dagegen alte Pflanzen gut. „Schneerose" , ist die beste, dankbarste, weifse Schnittrose, blüht an jedem Triebe, selbst als junge Pflanze, Blume reinweifs, gefüllt, schöne Form und Haltung, feiner Duft und guter Wuchs. II. „Rote JLerniosa" (Bengal), vorzüglich für Gruppen. „Perle des Rouges" (Polyantha), beste dunkle Sorte für Gruppen und Einfassungen. „Leonie Lamesch" (Polyantha), sehr schöne Färbung, leuchtend kupfer- rot, für Gruppen und Einfassungen. Theerosen; „Fmpress Alexandra of Russia", vorzügliche rosa Farbe, jedoch mäfsiger Wuchs. „Mcriame de Rothschild'^ , gesunder, kräftiger Wuchs, gute Farbe und Haltung. „Muriel Grahame" , hellfarbige „Catherine Merniet" . „Mnie. Jacques Charreton", guter Wuchs, schön weifs mit gelber Blume, sehr grofs, von auffallender Färb mg. „Mme. Rene de St. Marceau", vorzügliche, orangegelbe, gestreckte Knospe, beim Öffnen in karminrot übergehend. „Mme. Errera", sehr guter Wuchs, prachtvolle Blumenform, lachsfarbig bis leuchtend hellrot. „Mme. H'ägram" („Comtesse de Turenne"), starker Wuchs, sehr grofse, schön geformte rosa Blumen. „Princesse Etienne Croy"', Wuchs kräftig, besondere auffallende ver- mischte Farbe, Blume grofs. „Sunrise", Wuchs mittelmäfsig, brillante, auffällige, leuchtend gelblich- rote Farbe. „The s^oeet little Queen", mäfsiger Wuchs, doch sehr schöne Form, bis- her einzig in der Art, leuchtend mit orangegelb. „Undine" (1901), schönste bis jetzt existierende Färbung, prachtvolle Blumenform, glühend orange- und kapuzinerrot. Theehybriden : „Duc Engelbert d^ Arenberg" , kräftiger Wuchs, zarte Färbung, weilslich mit fleischfarbig rosa, Blume fest, haltbar, edel geformt. „Beatrix Comtesse de Buisseret'^ , gut in allen Beziehungen, Farbe silbrig- rosa mit karmin. „Johanna Sebus", starker, halbrankender Wuchs, prachtvolle Blumen- form und vorzüglicher leuchtend kirschrosa Färbung. „Farbenkönigin ipoi", sehr guter Wuchs, prachtvolle Blumenform und seltene, gemischte Fa[ bentöne, sehr wohlriechend und reichblühend. Blumenform an „L.a France" erinnernd. „Friedrich Harms", guter Wuchs, langgestreckte Farbe, hellgelb bis dunkelgoldgelb, Blume halbgefüllt. Eine verbesserte „Goldquelle" . „Kaiserkrone" , mäfsiger Wuchs, doch schöne Blumenform und hell- bis dunkelgelber Färbung. „Mme. Cadeau-Ramey", rötlich-gelb, für jeden Zweck empfehlenswert. Wuchs niedrig. „Ferdinand Batet", fleischfarbig und oraniengelb, ebenso ausgezeichnet. „.Mme. Eugenie Boullet", niedriger Wuchs, auffallende, schöne Färbung, rosa mit gelb, karmin schattiert, dankbar. „Mme. J\Fna Barbanson" (1901), sehr guter Wuchs, schöne Belaubung, zartsilberigrosa. „Mlle. Helene Gambier", vorzüglicher Wuchs, reizende Färbung, fleisch- farben, lachsrosa bis kupferig, rosa mit aurorafarbigem Hauch, sehr reichblühend. „Mrs. Robert Carret", tadelloser, mittelhoher Wuchs, gute Blumenform, zartrosa, köstlich duftend, reichblühend. „Mons. Bunel", kräftiger Wuchs, edle Blumenform, zartrosa mit gelb und lebhall rosa, lange haltende Blume. „Papa Lambert", Wuchs stark, Blume sehr grofs, edle Form, sehr halt- bar, Farbe hell- bis dunkelrosa oder zart hellrot, sehr fein duftend. „Pribislav" (1901), ausgezeichneter Wuchs, sehr dankbar, schöne, lange Knospe, gut gefüllt, Farbe feurig leuchtend rot mit tiefdunkelrotem Schimmer. Sehr guter Ersatz für die schwachwüchsigen Theerosen gleicher Farbe. „Violiniste Emile Leveque", Wuchs gut, edle Blumenform und Farbe, fleischfarbig rosa, gelb schattiert mit orange Schimmer. ,.Climbing Kaiserin Auguste Victoria", vorzüglich für Bekleidung von Säulen etc. Kapuzinerose: Rosa pernctiana „Soleil d'or" (1901), sehr wertvolle Neuheit für Parks, prachtvolle Farbe, variierend hellgelb bis dunkel- mit rotgelb, leider nicht remontierend, immerhin sehr empfehlenswert. Schlingrosen: „Aglaia" , hellgelb, „Euphrosyne", rosa, „Thalia", weifs, alle drei sehr stark rankend und enorm reichblühend; „Rubin" , rubinfarbig; „Helene" , Violettrosa mit gelblich; „Leuchtstern" , leuchtend rosa. W. Hinner, Rosenzüchter, Trier-Pallieu. 144 Die Garten weit. VI, Tagesgeschichte. Breslau. Leider werden trotz aller Aufsicht und trotz der von der Promenadenverwaltung für die Ermittelung der Thäter ausgesetzten Belohnungen Baum- und Blumenfrevel in unseren öffentlichen Anlagen nur zu oft noch ausgeführt; selten aber gelingt es, die Thäter zu er- mitteln. Zur Warnung, wie streng das Gericht straft, müge folgender Fall bekannt werden. Am 27. Mai d. J., morgens 3 Uhr, hörten Nacht- wachbeamte des Scheitniger Parkes auf ihrem Patrouillengange ver- dächtige Geräusche, und bemerkten alsbald, dafs zwei Männer eifrig daran waren, einen blühenden Rotdornbaum nicht nur kleiner Zweige, sondern auch meterlanger, mit Blüten überladener Äste in rohester Weise zu berauben. Mit Hilfe eines auf das Notsignal zu Hilfe geeilten Schutzmannes gelang es, der ruchlosen Menschen habhaft zu werden. Die Promenadenverwaltung stellte Strafantrag und das Gericht verurteilte die beiden Baumfrevler, den Haushälter Arthur Tylle und den Kutscher Otto Rieger, beide von hier, wegen Vergehens gegen \ 304 des Reichs- Strafgesetzbuches, unter Belastung mit den Kosten des Verfahrens, zu je einem Monat Gefängnis. Aufserdem fordert die Promenadenverwaltung von jedem 15 M. Schadenersatz. Den beiden Nachtwachbeamten, sowie dem .Schutzmanne, wurden je 10 M. als Belohnung aus dem Prämien- fonds zur Ergreifung von Baumfrevlern gezahlt. M. E. B. Frankfurt a. M. In der Stadtverordneten -Versammlung vom 5. d. M. kam auch die Angelegenheit der neu zu besetzenden Stadt- gärtnerstelle zur Verhandlung. Stadtverordneter Fehl führte als Bericht- erstatter der Kommission aus : Durch den Tod des Stadtgärtners A. Weber, der zuletzt das Höchstgehalt der zweiten Klasse mit 6000 M. und 800 M. persönliche Zulage empfing, ist die Stelle des Leiters der städtischen Gartcnanlagen frei geworden und soll demnächst neu besetzt werden. Der Magistrat verlangt für den neu anzustellenden Direktor Einweisung in die erste Gehaltsklasse, die Kommission erklärt sich dagegen und hält die zweite Klasse für ausreichend. In anderen Städten, z. B. Magde- burg, Leipzig, Altona u. s. w. komme man noch mit weniger aus. — Nach lebhafter Debatte, in welciier auch zur Sprache kam, dafs der verstorbene städtische Gartendirektor nach fachmännischem Urteile etwa loooo M. jährliche Nebeneinnahmen aus Privatarbeiten gehabt habe, und in welcher einige Redner für, andere gegen Gestattung von Privalarbeiten sprachen, ergiebt die Abstimmung die Annahme des Magistratsanlrages, betreffend die Einreihung des Stadtgärtners in die erste Gehaltsklasse und die Annahme eines von Dr. Quarck gestellten Zusatzanlrages, betreffend die Aufnahme einer Klausel in den mit dem anzustellenden Stadfgärlner abzuschliefsenden Vertrag, wonach der Aussclilufs von Privat- praxis nicht stattfinden soll. Somit wird leider also auch der neue Stadtgärtner jedenfalls i. nicht seine ganze Arbeitskraft den ihm an- vertrauten städtischen Anlagen zuwenden, und 2. als nicht zu unter- schätzender Konkurrent den Frankfurter Landschaftsgärftiern gegenüber- stehen. Trotzdem die Stelle noch nicht ausgeschrieben ist, haben sich bereits, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, eine ganze Reihe hervorragender Landschaftsgärtner, darunter auch mehrere städtische Gartendirektoren und Inspektoren um den Posten beworben. M. H. •Verkehrswesen. Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenbaues. Vom 26. November igol. Auf Grund der Vorschrift in § 4 Ziffer i der Verordnung, be- treffend das Verbot der Einfuhr und der Ausfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Wein- und Gartenbaues, vom 4. Juli 1883 (Reichs-Gesetzbl. S. 153) bestimme ich folgendes: Die Einfuhr aller zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänz- linge, Sträucher und sonstigen Vegetabilien, welche aus Pflanzschulen, Gärten oder Gewächshäusern stammen, über die Grenzen des Reichs darf fortan auch über das kgl. preufs. Neben-Zollamt I zu Gronau in Westfalen erfolgen. Berlin, den 26. November igoi. Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Graf von Posadowsky. Einrichtung einer deutschen Postanstalt in Tschinkiang (China). In Tschinkiang (China) ist eine deutsche Postanstalt eingerichtet worden. Ihre Thätigkeit erstreckt sich auf den Briefpost-, Zeitungs- und Postanweisungsdienst, auf die Annahme und Ausgabe von Packeten mit oder ohne Wertangabe und mit oder ohne Nachnahme, sowie von Briefen und Kästchen mit Wertangabe. Über die Taxen und Versendungsbedingungen geben die Post- anstalten auf Verlangen Auskunft. Berlin, den 15. November 1901. Der Staatssekretär des Reichs-Postamts. Kraetke. Personal-Nachrichten. Krelage, Jacob Heinrich, bekannter Blumenzwiebelzüchter in Haarlem, verstarb daselbst am I. Dezember im Alter von 77 Jahren. Oster, bisher probeweise als Stadtgärtner in Trier thätig, wird ab I. Juli igo2 auf Lebenszeit als Stadtgärtner daselbst angestellt. Pretzsch, Robert Arthur, der erst kürzlich aus dem China- fildzuge zurückgekehlt ist, trat am 10. Dezember die Reise nach Kamerun an, wo er Stellung im botanischen Garten angenommen hat. Sanka, Karl, wurde als Hofgärtner des Fürsten Nikolaus Esterluity in Eisenstadt, Ungarn, angestellt. ^ATentzel, kgl. Gartenbaudirektor in Konstantinopel, erhielt den grofsherrlich türkischen Osmanie-Orten IV. Klasse und die grofsheriiich tüikische Senai-Medaille für scliöne Künste. Warnung. Aus handelsgärlnerischen Kreisen wird uns mitgeteilt, dafs der Gärtner A. V. Protiva in Kn5tusa Vera (Wegstädtl) i. Böhmen Pflanzen und andere Sachen bestellt, die er dann auf der Bahn nicht abnimmt bezw. nicht abnehmen kann. Protiva ist völlig mittellos und bereits wegen Betrügereien mit 18 Monaten schweren Kerkers vorbestraft. Briefkasten der Redaktion. K. Sie schreiben uns: „Die Michendorfer Obstgartenbesitzer klagen über das plötzliche Eingehen stärkerer Obstbäume, deren Wur- zeln von fremdartigen Wurzelsträhnen umklammert sind." Wir haben die uns eingeschickten Wurzelproben Herrn Prof Dr. Sorauer vor- gelegt, welcher folgendes Gutachten abgiebt: Das befremdliche Gefleclit an den Wurzeln der Obstbäume stammt von einem Pilze, welcher in dieser Form den Namen Rliizomorpha stib- terrattca führt. An dem eingesandten Pflaumenstammstück kann man sehen, dafs stellenweise die Stränge unter die Rinde gelangt sind und sich doit in weifse Häute aufgelöst haben, in deren Umgebung das Ge- webe erkrankt ist. Aufserdem ist im Pflaumenstamm noch ein zweiter holzzerstörender Pilz bemerkbar. Das Absterben ist die Folge einer vor Jahren bereits erfolgten Infektion, bei welcher wahrscheinlich ungünstige Bodenverhältnisse im Spiele gewesen sind. Soweit das braune Fasergewebe an den Wurzeln und im Boden bemerkbar ist, müssen die Stellen durch Isoliergräben eingeschlossen werden. Aufserdem erscheint mir Drainage und Kalk- zufuhr zu den Wurzeln am ratsamsten. Paul Sorauer. O., Stettin. Das einzige gärtnerische Taschenbuch, welches Ihren Ansprüchen entspricht, ist der „Deutsche Gartenkalender". In Leder gebunden, mit einer ganzen freien Seite für jeden Tag, kostet dieser Kalender 3 M., in Leinen gebunden mit einer halben freien Seite für jeden Tag 2 M. Wir verweisen Sie auf die Besprechung in No. 5 und auf den Prospekt, welcher der No. 8 beilag. Gegen Einsendung von 3 M. 20 Pf bezw. 2 M. 20 Pf ist der „Deutsche Gartenkalender" durch die Expedition der „Gartenwelt" zu beziehen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 28. Dezember 1901. No. 13. Nachdruck und Nachbildung aus dftn Itihalt dieser Zeitschrift -wird stra/recliilich verfolg. Gehölze. Hex und Rhododendron im grofsh. Park zu Rastede. Von Hofgärtner Virchow, Wilhelmshöhe-Kassel. (Hierzu eine Abbildung.) An der Eisenbahn, welche uns von Bremen nach Wilhelmshaven führt, liegt die Sommerresidenz Rastede, die erste Station hinter Oldenburg. Rastede war der Lieblings- aufenthalt des Grofsherzogs Peter; es verdankt ihm die aus- gedehnten Parkanlagen, welche zwar ohne landschaftsgärtne- rischen Geschmack, aber so recht für die Annehmlichkeit eines stillen, ländlichen Aufenthaltes geeignet sind. Diese Anlagen sind sozusagen das eigene Werk des hohen Herrn; jeder Weg, jeder Steg wurde nach seinen Angaben angelegt, und die ausgedehnten Pflanzungen entstanden nach -A.» rW:. '■'. -Jt^ %0i^^ ^-iA -i. -.^^i^-^i^; x'^t:.^''*" .'^•v •X;^'" . .■■j^<*. *'-^'*h1 „ ---s- • l's-a V -' ■ ■ '^■^■^^>' Jr^-"" W.^'^V ■■'■'•'- -. , "Tv- ■ -. .^•^... vv>^'^;>"r^^;*v^ *^^<,:^- RhoduduiKlron-rartie aus dem giulbh. .^ohlulspark -;u Rastede. Originalaufnahme für die „Gartenwelt''. Die Gartenwelt. VI. 146 Die Gartenwelt. VI, 13 seinen persönlichen Anordnungen, die er auch im Winter allwöchentlich ergänzte und beobachtete. Es ist so ein Landsitz entstanden, der durch Behaglich- keit und Anmutigkeit um so mehr überrascht, als der Reisende von der Eisenbahn aus von Bremen bis Wilhelmshaven wenig Anziehendes zu sehen bekommt, wenn ihn nicht der Fleifs der Geestbauern, die mit zäher Energie aus öden Heideflächen fruchtbare Felder und Weiden schufen, oder der Wohlstand der Marschbauern, die sich für ihre Fettweiden nur eine möglichst günstige Verteilung von Sonnenschein und Regen wünschen, anregt. Doch es ist wert, dafs wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf das Allgemeine lenken, sondern uns dem zuwenden, was gerade im Rasteder Park sehenswert ist. In den alten Waldbeständen des Oldenburger Landes und an den die Felder und Bauernhöfe umziehenden Wällen finden wir in oft prachtvollen Exemplaren die lUx wachsen. Auch in einem Teile des Rasteder Parkes, dem Stratje's Busch, sehen wir üppige, wilde Hex. Das mag wohl den Grofsherzog Peter veranlafst haben, diese schöne, immergrüne Pflanze, welche selbst im tiefsten Schatten noch gut fortkommt, in seinem Schlofsgarten als Unterholz anzupflanzen. Der gute Erfolg und der eigenartige Anblick dieser Anlage ermutigte zu ausgedehnten Pflanzungen, und heute besitzt der Rasteder Park in seinem Eichenhain mit dem //«".v- Unterholz eine An- lage, wie sie gewifs nicht wieder zu finden ist. Das ist eine schöne Anregung für diejenigen, welche in der Lage sind, Unterholz pflanzen zu müssen. Leider kann man von diesen //cvr-Pflanzen, weil sie im Schatten eiues Eichenhaines wachsen, nur bei günstigem Wetter photographische Aufnahmen machen; hoffentlich bietet sich dazu noch einmal Gelegenheit. Inzwischen wollen wir unsern Lesern aber das Bild einer zweiten Rasteder Spezialität vorführen. Es ist eine kleine Partie der weite Flächen des Parkes bedeckenden Rhododen- dron, deren Gröfse man an der Figur ihres Pflegers, des Hofgärtner Habekost und seines „Flick" ermessen kann. Diese Rhododendron sind nicht etwa nur die gewöhn- lichen (eatawbiense), sondern es sind alle möglichen Hybriden, die in der Blütezeit einen geradezu feenhaften Eindruck machen. Gewifs ist manche zu empfindliche Sorte eingegangen und erfroren, aber die vorhandenen Pflanzen genügen, um unsere Bewunderung wachzurufen. Jeder Gärtner, jeder Pflanzenfreund wird im Anblick dieser unübersehbaren, gewaltigen R/iadode>idron-\NdAd\ing und jener eigenartigen äx- Dickichte mit Dankbarkeit und An- erkennung dessen gedenken, der mit seiner Liebe für die Natur solches schuf, und er wird hoffen, dafs diese Pflan- zungen stets gepflegt werden und gedeihen möchten zum Andenken ihres Schöpfers des Grofsherzogs Peter von Oldenburg. ist es, dafs in anderen Gegenden, wo Hex im allgemeinen nicht gedeihen will, gelegentlich recht stattliche E.xemplare an- getroffen werden. So stand viele Jahre hindurch in meiner Eltern Hausgarten in Berlin eine schöne, ca. 2,50 m hohe Hex; sie war wohl 1,50 m dort gewachsen und wurde durch mechanische Kräfte, nicht durch Frost zerstört. In Kassel steht eine pracht- volle, dichtlaubige //«-Pyramide von ca. 3,50 m Höhe im Garten der Frau Kommerzienrat Henschel, wogegen auf Wilhelmshöhe, wo Sciadopitys, Torreya, Pnmiis Laiirocerasus schipkaiiisls und ähnliche Pflanzen ohne Schutz aushalten, die grofsen Hex nur erhalten werden, wenn man sie deckt. Aber es erscheint fraglich, ob an Ort und Stelle grofsgezogene Pflanzen nicht doch widerstandsfähig sein würden, denn es sind auf Wilhelmshöhe junge Sämlinge vorhan- den, welche sich selbst aus den Samen dortiger Pflanzen aus- gesät haben. Leider ist es mir nicht gelungen in Mitteldeutschland junge verschulte Pflanzen von Hex aufzutreiben, sonst hätte ich schon längst Anbauversuche gemacht. Da ich die holländischen Hex für vollkommen unbrauchbar für solche Versuche halte, so bleiben nur die Holsteiner Hex, die aber entweder ganz grofs und dem- gemäfs sehr teuer oder aber sehr klein sind, so dafs man sie zunächst noch weiter verschulen mufs. Interessant wäre es, von anderen Seiten etwas über Hex zu hören; hoffentlich giebt es noch mehr Menschen, die mir zu- stimmen in dem Wunsche, dafs die Stechpalme mehr Aufnahme in unseren Anlagen finden sollte. Virchow. Hex Aquifolium L. — Die in Vorstehendem bezeichnete Stechpalme trifft man in dem Grofsherzogtum Oldenburg, in Ostfriesland und dem übrigen nördlichen Hannover oft als recht starke, schöne Bäume an, und wie dort, so finden wir sie auch in Westfalen, z. B. in Detmold, in gröfseren Mengen. Auffallend Koniferen, Taxodium distichum pendulum. — In der Beschreibung „Aus englischen Gärten", Gartenwelt igoi vom 23. November, No. 8, Seite 85, ist unter den reichen Baumschätzen in Pen- carrow auch Glyptostrobus heteropliyUus , 10 m hoch und mit I m Stammumfang, genannt. Hier liegt eine Verwechselung der Bäume vor und es mufs Taxodium distichum pendulum heifsen. Dieser Baum ist in „Gardeners Chronicle" vom 30. Dezem- ber 189g, Seite 489, abgebildet und es wird dort auf die stete Verwechselung beider Bäume hingewiesen, man wolle Näheres dort oder in den „Mitteilungen der deutschen dendro- logischen Gesellschaft" 1900, Seite 60, nachlesen. Clyptostrobits heterophyllus Endl., gleich Taxodiuni heterophyllum Brongn., ist ein Zwergbaum des südlichen China, der nie die oben angegebene Höhe und Stärke erreicht, vielleicht ist es auch nur eine Zwerg-Krüppelform \on Taxodiuni, wofür manche Umstände sprechen. Derselbe hält schon in England kaum mehr aus, ist für Deutschland ganz unbrauchbar und zu zärtlich, dabei ohne allen Zierwert und nur botanisch interessant. — Trotzdem finden wir die falsche Benennung und Verwechselung obiger Bäume auch in deutschen Baumschulen, und es ist an der Zeit, diese verschwinden zu lassen. Nur Taxodium distichum mit verschiedenen schönen Formen hat für uns einen Zierwert und ist ja in der betreffenden Litteratur genau be- schrieben (s. Beifsner, Handbuch der Nadelholzkunde, S. 149 und weiter). Die recht häufige Verwendung dieser schönen Bäume an genügend feuchten Standorten, zumal an Ufern, kann ja nicht oft und warm genug empfohlen werden. Neben den normalen Bäumen sind auch die Formen mit nickenden Zweigen und zweierlei Blattform, nämlich teils zweizeilig gestellten freien Blättern und schuppenförmig dicht dem Zweige anliegenden Blättern, be- sonders schön und dekorativ. Bitte an unsere geehrten Abonnenten! Wir richten die höfliche ^itfe an unsere JJbonnenten, uns freundlichst auf nachstehendem formular die Jidresse von Jnteressenten für unser ^latt, die noch nicht j^bonnenten sind, zu überweisen, damit wir diesen eine probe-X^mmer senden können. €s ist ja im Jnteresse aller unserer Seser, dass die jfibonnentenzahl eine immer grössere wird, damit wir um so interessanteren und reicheren Jnhalt zu bieten vermögen. porto -Ji US lagen vergüten wir gern. ^(ochachtungsvoll Berlin W. 35. Xüt^owslrasse 27. Der Verlag der Gartenwelt. ftame Ort Strasse 148 Die Garten weh. VI, 13 der Blumenpflege, welche dort erstmalig einem gröfseren Publikum bekannt gegeben wurde, allseitiges Interesse. Es handelte sich dabei um Apparate, welche, mit Wasser gefüllt und beliebigen Pflanzen beigesteckt, letztere ohne weitere Wartung tage- oder wochenlang automatisch bewässern. In diesem Satze liegt so viel Verlockendes für jeden Blumen- freund, und andererseits bietet die Erfindung in der That derartige Vorteile, dafs eine genaue Mitteilung hierüber dem Leser willkommen sein dürfte. Bekanntlich kann die Pflanze nur flüssige Nahrung aufnehmen. Die Pflanzenwurzeln ent- nehmen dem Boden nährsalzhaltiges Wasser, welches von dort in den Stamm, die Aste, die Zweige und schliefslich in die Blätter getrie- ben wird. Während die Nährstoffe mit Hilfe des Chlorophylls, unter Ein- wirkung des Sonnenlich- tes, mit der durch die Blätter eingeatmeten Kohlensäure eine Zer- legung und Umsetzung erfahren, verdunstet das Wasser. Es mufs da- her der Pflanze so viel Wasser zugeführt wer- den, dafs das verdun- stete stets ersetzt wird. Das ist jedoch nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, denn nicht nur ist bei den verschiedenen Pflanzen die erfor- derliche Wassermenge aufserordentlich ver- schieden, sondern ein und dieselbe Pflanze verlangt auch in der einen Lebensperiode mehr, in der anderen weniger Wasser. Dazu kommt noch, dafs ein Übermafs von Wasser ebenfalls schädlich wirkt. Diesen Anforderungen gerecht zu werden, und jede Pflanze ihrer Eigenart und ihrem Verlangen entsprechend mit Wasser zu versorgen, ist bei der gewöhnlichen Art des Begiefsens für den Laien recht schwer. Dieses Begiefsen hat auch an und für sich seine grofsen Nachteile. Eine Pflanze wird erst begossen, wenn durch Wasserentnahme oder Verdunstung eine gewisse Trockenheit in der Wurzelerde auftritt, die ohne Schaden für die Pflanze nicht zu weit gehen darf; durch das Begiefsen erzeugt man l'olygonum Orientale. In der Stadtgärtnerei in Mainz für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 147J. alsdann eine gewisse Überladung mit F'üssigkeit, welche für einen weiteren Zeitraum den Wassei bedarf decken mufs. Diese Überladung ist mindestens zum vorhergehenden Zustand zu verstehen, meistens dokumentiert sie sich direkt als Über- schwemmung, welche nach und nach verschiedene Tiefen erreicht, dabei allerdings mehr schadet als nützt, denn da- durch werden die leichtlöslichen Verbindungen, welche der Boden enthält, zum grofsen Teile fortgeschwemmt, die schwerer löslichen dagegen nicht genügend aufgeschlos- sen. Auch bildet sich bei starker Bestrahlung durch die Sonne leicht eine der Luftzirkulation hinderliche harte Kruste an der Oberfläche der Erde, und gar oft ver- stopft sich der Abzug, so dafs das Wasser im Topfe stagniert und als- dann höchst schädlich wirkt. Die Beseitigimg die- ser prinzipiellen Mängel des Begiefsens würde erfordern, das rasche, einfach dem Gesetz der Schwere folgende Durchrinnen der Flüssig- keit durch den Boden aufzuhalten, der Pflanze vielmehr einen der- artigen Flüssigkeitsbe- hälter zu schaffen, dafs letzterer sie jederzeit und dauernd versorgt, also auch ohne dafs der Pflanze ein ihr un- gewohnter Feuchtig- keitswechsel periodisch zugemutet wird. In der That ist in den neuen Apparaten, der Erfindung eines deutschen Ingenieurs, ein derartiger Flüssig- keitsbehälter, welcher den oben bezeichneten Anforderungen entspricht, in überraschend einfacher Weise geschaffen. Timm's Pflanzentränker sind in der Hauptsache Glas- behälter, welche nach der Füllung mit Wasser mittelst eines Abflufsrohres nahe den Wurzeln der Pflanzen in die Erde gesteckt werden. Das Abflufsrohr trägt seitlich eine ( JfTnung von solcher Form und Gröfse, dafs der äufsere atmosphärische Druck das Ausfliefsen des Wassers verhindert, und erst eine besondere Kraft nötig ist, den Ausflufs zu bewirken. Wird nun ein solcher Apparat einer Pflanze beigesteckt, so bewirkt die Wurzelsaugkraft ein Austreten des Wassers und eine I VI, 13 Die Gartenwelt. 149 Pflanzentränker. allmähliche, je nach dem Be- dürfnis der Pflanze verschieden dauernde Entleerung. Dafs wirklich eine Flüssig- keitsabgabe nach Bedarf statt- findet, läfst sich leicht durch denVersuch nachweisen. Steckt man einen Apparat laut Ge- brauchsanweisung auf den noch überfeuchten Topf einer Pflanze, so findet zunächst überhaupt keine Flüssigkeits- abgabe statt, bis die übrige Feuchtigkeit hinreichend ver- braucht ist; erst in diesem Augenblicke beginnt der Pflanzentränker sich langsam zu entleeren, wobei nunmehr ein gleichbleibender Feuchtig- keitsgrad aufrecht erhalten wird. Durchnäfst inzwischen z. B. ein Regenschauer die Erde des Topfes, so bemerkt man, dafs der Apparat sofort seine Thätigkeit unterbricht, und dieselbe erst wieder aufnimmt, wenn das übei flüssige Wasser verbraucht ist. — Der Raum des austretenden Wassers mufs natürlich durch Luft ersetzt werden, welche, die Erde durchdringend, als Bläschen im Behälter aufsteigt. Die ^^'asserabgabe wird derartig reguliert, dafs unten aus dem Blumentopf kein Tropfen abfliefst. Zeigt sich dennoch einmal der Untersatz feucht, so steckt der Apparat zu lose und ist unter Hin- und Herdrehen fester einzudrücken. Es bildet dies zugleich das Kennzeichen für den richtigen Ge- brauch: Der Apparat mufs nämlich bis zur vorhandenen Aus- bauchung fest eingesteckt werden, so dafs die Erde das Rohr allseitig dicht umschliefst; denn würde der Inhalt mit der Erde in loser Berührung stehen bei gleichzeitig ungehindertem Luftzutritt, so ist natürlich ein vorzeitiges Austropfen auf Grund reiner Adhäsionswirkung erklärlich. Man drücke also bei wiederholtem Einsetzen das ausgeweitete Loch in der Erde gelegentlich wieder zusammen. Die obenstehende Abbildung zeigt eine Ausführungsform des Pflanzentränkers , wie sie das Glashüttenwerk Limb er g & Co. in Gif hörn anfertigt. Die Apparate werden in ver- schiedenen Gröfsen und Zierformen hergestellt und kosten etwa 25 bis 50 Pfg. Wenn nun auch die Pflanzentränker vorzugsweise bei Topfpflanzen Verwendung finden, so sind sie doch auch schon bei Pflanzen in freiem Lande angewandt worden. In einem sandigen Garten, in dem Pflanzentränker von mehreren Litern lohalt zur Aufzucht von niedrigen und hochstämmigen Rosen mit gutem Erfolge benutzt werden, fing nach Mitteilungen des Besitzers eine „IVra" vor einiger Zeit an abzusterben, und der zugezogene Gärtner hatte sie völlig aufgegeben. Nachdem jedoch bei ihr ein Pflanzentränker angewandt wurde, fing sie an sich zu erholen und erscheint jetzt wieder in üppigem ^^ achstum. Es giebt bereits Gärten, in denen mehr als 100 Apparate zur Aufzucht der verschiedensten Gartenpflanzen verwandt werden. Bei solchen Mengen scheint es mir er- forderlich, das Füllen unter der Wasserleitung durch eine besondere Füllvorrichtung abzukürzen; dieser Betrieb im grofsen für das freie Land wird jedoch immer sehr beschränkt bleiben, und namentlich wohl nur bei ungünstigen Boden- und Witterungsverhältnissen in Anwendung kommen. Ich glaube auch nicht, dafs Handelsgärtner sich zur allgemeinen Anwendung entschliefsen werden, aber zur Anwendung in Blumengeschäften wird der .Apparat sehr dienlich sein und in vielen Fällen wird der Pflanzentränker sich auch dem Fachmann unentbehrlich machen. Wenn Pflanzen auf einem schwer erreichbaren Platz stehen, namentlich auch bei Ampelpflanzen, wird er dem Pflanzentränker das Bewässern überlassen. Auf Ausstellungen und bei Pflanzendekorationen, welche für kürzere oder längere Zeit aufgestellt sind, wird durch Anwendung des Apparates das lästige Begiefsen vermieden werden können; namentlich wird er von grofsem Nutzen sein, wenn Pflanzen auf gröfsere Entfernungen versandt werden sollen. Wenn man dabei einen Apparat auswählt, dessen Gröfse zu der der Pflanze in richtigem Verhältnis steht, so wird letztere frisch an ihrem Bestimmungsort eintreffen. Auch die neuerdings stark in Auf- nahme gekommenen Versuche mit künstlichen Nährstoffen lassen sich mit dem Pflanzentränker leicht ausführen, da der Pflanze durch ihn die gesamte Menge zugeführt und nichts fortgeschwemmt wird. Ich habe den Apparat seit einem Jahre geprüft und die besten Resultate erzielt. So habe ich z. B. einer empfind- lichen Erica-\xt vom Kap, welche ich bisher stets vergeblich im Zimmer zu kultivieren versucht hatte, im November vorigen Jahres einen Pflanzentränker beigesteckt und die Pflanze ge- deiht bis heute vortrefi'lich. Zur Zeit des üppigen Wachstums mufste ich den Pflanzentränker alle 24 Stunden füllen, in der Periode der Halbruhe kam die Pflanze mit demselben Quantum Wasser über 8 Tage aus. Indem ich mir vorbehalte, die speziellen Resultate meiner Beobachtungen später zu veröffentlichen, fasse ich mein Urteil über den Timm'schen Pflanzentränker dahin zusammen: Der Apparat wird bei der Billigkeit, der einfachen Anwendung, der leichten Prüfung des Wasserverbrauches und dem bei richtigem Gebrauche sicheren Funktionieren sich überall, wo es auf Einzelaufzucht ankommt, besonders aber da, wo die fortwährende Pflege unmöglich ist, schnell einbürgern und vielen Pflanzenfreunden unentbehrlich werden. Ich will noch bemerken, dafs ich meine Versuche mit Blumentöpfen bis zu 6 Zoll Gröfse ausgeführt habe. Bei gröfseren Töpfen habe ich den Apparat bisher nicht angewandt. Fettpflanzen. Heurnia primulina N. E. Br. — .Als eine Perle unter den Stapelien betrachte ich stets die obengenannte und Seite 150 abgebildete Ileumia. Sie ist widerstandsfähiger als manche andere gegen niedrige Temperatur und Regenwetter, wächst leicht und willig und ist unermüdlich im Blühen vom frühen Sommer bis spät in den Herbst, ja in den Winter hinein. Die kleinen 5—7 cm hohen Stengel sind 4— skantig mit scharfen Zähnen, 150 Die G.nrtenwelt. VI, 13 hellgrau und leicht rot gefleckt; sie stehen gedrängt beisammen, so dafs der Habitus der Pflanze ein rasenförmiger wird. Die Blüten kommen aus der Basis der jungen Triebe auf gemein- schaftlichem kurzen Traubenstiele zu 2 — 10 und mehr. Die Blüten- stielchen sind ca. 3 cm lang und halten die kleinen, wachsartigen, rahmweifsen Blüten dem Beschauer entgegen, so dafs man auf dem Grunde der Röhre die sammetschwarzen Genitalien bemerkt. Die Blume ist etwa 2 cm breit, und was ihr an Gröfse und Pracht der Farbe abgeht, wird durch ihr zahlreiches Erscheinen ersetzt, aufserdem ist sie fast geruchlos. Diese Art stammt aus den südöstlichen Teilen der Kap- kolonie, von Queenstown und Albany. Sie ist jetzt ziemlich ver. breitet in den Succulentensammlungen, aber noch lange nicht nach Gebühr gewürdigt. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung; ein jeder abgetrennter Stengel giebt bald eine selbständige Pflanze. Bisher hat sie hier in La Mortola noch keine Früchte angesetzt, was bei der Mehrzahl der übrigen Stapelieen mit Leichtigkeit erfolgt. Alwin Berger, La Mortola. Rosen. Die Thee-Rose „Queen Olga of Greece". (Hierzu die Abb. Seite 151). — Linter den Rosen-Neuheiten der letzten Jahre verdient unstreitig auch „Queen Olga of Greece" als empfehlenswert genannt zu werden. Der Züchter W. Paul hat mit dieser Rose einen entschieden besseren Griff gethan, als mit der ebenfalls von ihm stammenden Neuheit „Empriss Alexandra of Russia^, welche trotz mehrjähriger Kultur bei uns noch nie eine wirk lieh schöne Blume pro- duziert hat. — Die Farbe der Blume läfst allerdings nichts zu wünschen übrig. — „ Queen Olga of Creeee" dagegen hat in dem einen Jahre , seitdem ich sie hier kultiviere, schon aller Herzen ge- wonnen. Die schön nel- kenrosafarbenen, ziem- lich gut gefüllten Blu- men und die tadellos geformten , reizenden Knospen können ge- trost mit mancher, mit grofsem Tam-Tam in den Handel gebrach- ten Neuheit rivalisieren. Die äufserst grofse Blühwilligkeit und das starke Wachstum dieser Rose erhöhen ihren Wert um ein Bedeutendes. Ich erzielte, an Anfang Februar d. J. unter Glas veredelten Halbstämmen, zu Ostern schon schön blühende Kronen. Aufserdem scheint „(?«<■/« Olga of Greece'^ für Mehltau unempfänglich zu sein, soweit ich bis jetzt beobachten konnte; ob diese Eigenschaft konstant ist, mufs jedoch dahin- gestellt bleiben — die Zeit wird es lehren. Herm. A. Sandhack, Dugino (Rufsland). Pflanzenkunde. Heurnia primulina. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Deutsche Pflanzennamen. Von Gartentechniker K. Krone, Hannover. Oeit seinen ersten Anfängen hat der Gartenbau un- ausgesetzt fremde Gewächse eingeführt und akklimatisiert, von denen viele mit der Zeit ökonomische Bedeutung erlangt, andere unser heimisches Landschaftsbild nicht unwesentlich verändert haben; die meisten aber sind im Garten verblieben, beherrschen ihn dafür aber gänzlich und dulden nur wenige Vertreter der heimischen Flora unter sich. Durch ihre grofse Verbreitung und völlige Einbürgerung ist ihnen der Begrifif des Fremden allmählich abhanden gekommen, und unsere reiche Muttersprache verlieh ihnen deutsche Namen; Flieder, Pfeifenstrauch, Schneebeere, Sonnenblume, Walnufs, Tulpen- baum, Hahnenkamm und Gummibaum seien als bunt gewählte Beispiele angeführt. Bei anderen wurde die fremde Bezeichnung als Grundlage für die Neubildung herangezogen; so Lorbeer, Feige, Pfirsich, Kürbis, während solche Namen, die durch Religion oder Überlieferung sich früh schon eingeführt hatten, wie Ceder, Cypresse, Rose, Myrte, Lilie durch einfaches Abschleifen der Endungen mund- gerecht gemacht wurden. Nach ihrem Ursprünge haben wir somit drei Arten jener Pflanzennamen zu unterscheiden, die wir im Gegensatz zu den wissenschaftlichen die deutschen nennen, nämlich solche, die durch freie Erfin- dung, durch Anlehnung an einen frem- den Namen und durch oberflächliche Maskierung eines solchen entstanden sind. Die gröfste Verbrei- tung hat die letztere und sprachlich am wenigsten berechtigte Bildungsart erfahren, besonders im abgelau- fenen Jahrhundert, weil mit der fortschreiten- den Erschliefsung frem- der Länder die Ein- führungen sich so häuf- ten, dafs die Sprache nicht Zeit fand, sie ganz in Besitz zu nehmen. Fortgesetzt wanderten und wan- dern die Pflanzen in den Hausgarten und die Wohnräume des Laien unter ihren wissenschaftlichen Namen, die dann nicht verstanden, entstellt, ja häufig ganz vergessen werden. Dafs es infolge dieser Schwierigkeit nur sehr wenige Blumen- freunde giebt, die ihre Pfleglinge mit richtigem Namen zu nennen im stände sind, wird jeder Fachmann bestätigen, der sich die Mühe gegeben hat, auf diesem Gebiete Erfahrungen zu sammeln. Wie oft wird man da um Angabe des Namens VI, 13 Die Gartenwelt. 151 r irgend einer verbreiteten Pflanze gebeten, um, nachdem man sie Aspidistra, Chlorophytum oder Tradescantia genannt hat, wieder und wieder der verwunderten Frage zu begegnen: „Giebt's denn keine deutschen Namen dafür?" — Ist man dann vorsichtig genug, nicht Sachen wie Schildstern oder Grünkraut vorzubringen, so erbittet sich der Fragesteller den lateinischen Namen zu Papier und — vergifst ihn abermals. Am Ende bildet er sich seine eigenen mehr oder weniger glücklich gewählten Namen, oder übernimmt solche, die er beim Nachbar gehört hat, und verbreitet sie unabsichtlich im Gespräche und bei gelegent- lichem Abgeben von Stecklingen und Samen. So mögen viele populäre Namen wie Lebensbaum, Goldregen, Pfingstrose, Thränend Herz, Goldlack, Schief blatt, Ko- rallenstrauch, Alpenveilchen, Zim- merlinde entstanden sein, die sich leicht dem Gedächtnisse einprägen. Aus dem Volke heraus entstanden und sich langsam Giltigkeit ver- schaffend, haben sie den Ursprung gemein mit den Namen ein- heimischer Pflanzen, mit Schnee- glöckchen und Stiefmütterchen, Vergifsmeinnicht und Edelweifs, Schwertlilie und Himmelsschlüssel, Ehrenpreis und Immergrün. Poesie und Schönheit liegt in solchen Namen; sie sind eine Zierde unserer Sprache und ein Zeugnis tiefen Naturempfindens. Nichts von alledem bietet das Fremdwort. — In ihm, dem unverstandenen, fin- det das Gedächtnis keinen Halt, die Phantasie keine Stätte, und so mufs man bei aller selbstverständ- lichen Anerkennung der Wichtig- keit streng botanischer Nomenklatur für die Kulturen und den Handel doch zugeben, dafs der Blumen- freund, der die Pflanzen ledigHch ihrer Schönheit und Verwendbar- keit wegen liebt und schätzt, die- selbe nur als lästiges Beiwerk empfin- det. Ja, wenn diese Benennungen nicht wären, mit welch' schönen Namen würde das Volk seine Lieblinge belegen; solange aber die Anläufe dazu bei den Fachmännern nur der Geringschätzung begegnen, dem kaum entstandenen Wort das unverständhche Latein als einzig richtig entgegengesetzt wird, solange wird auf diesem Gebiet die Gestaltungskraft unserer Sprache brach gelegt sein. Wir sind es darum unserer Muttersprache schuldig, eine Gelegen- heit zur Weiterentwicklung ihr nicht gewaltsam zu nehmen, ja gerade wir Gärtner sollten durch Beachtung des Errungenen und Unterstützung von Neubildungen dem Blumenfreunde zu einer leicht zu erlangenden und doch nicht wertlosen Pflanzen- Neue Thee-Rose „Queen Olga of Greece" (W. Paul) in '|., natürl. Gröfse (Text Seite 150). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. kenntnis verhelfen; und sollten dann später wirklich einmal solche Namen bei manchen Engros- Artikeln in die gärtne- rische Praxis sich verirren — wäre das wirklich ein grofser Schaden? — Mir kommt es viel häfslicher vor, wenn schon der jüngste Lehrling sich bemüht, von Myosotis, Viburnum und ^^Pensi'e'''' zu reden, um sich nur zünftig auszudrücken; Con- vallarienkeime, Z(T«/-«j-- Blätter und „Z?7a,i'" -Blumen dürften dann die nächsten Staffeln sein. Nach alledem stellt sich die Annahme, dafs durch Ver- breitung der botanischen Ausdrücke ein vermehrtes Verständnis für die botanische Wissenschaft zu erzielen wäre, als irrtümlich heraus; ebenso falsch aber wäre es, wollte man im Übereifer uralte Namen, die längst Eigentum der Sprache geworden sind, ausrotten, wie beispielsweise Rose, Lilie, Tulpe, Palme, denn dagegen würde sich ^ selbst der Deutsche Sprachverein sträuben; im Gegenteil wollen wir sie als Bundesgenossen bei Zu- sammensetzungen uns gute Dienste leisten lassen. Was am meisten des Ersatzes bedarf, das sind Namen von verbreiteten Pflanzen, die ihrer Schwierigkeit wegen un- populär sind oder bei denen der Laie durch Synonyme verwirrt ist. Die Pflanzen von nur botanischer Bedeutung bleiben selbstverständ- lich ganz aufser Betracht. Das kann geschehen durch Anerkennung und Begünstigung der bestehenden deutscheu Namen, soweit sie an- nehmbar sind, sowie durch Vor- schläge zu neuen Umwandlungen. Ein nicht annehmbarer, wiewohl verbreiteter Name wäre z. B. blauer Goldregen für Glychie sinensis, während Silberregen für Robinia gar nicht übel angebracht wäre. Wiederum ist die Glycine viel- fach auch unter ihrem Synonym Wistaria bekannt, der falsch ge- bildete deutsche Name war also für den Laien eine Notwendigkeit passenderen ersetzt werden. Man und mufs durch einen mache also Vorschläge. Bei allen Verdeutschungen kann vor bedingungsloser Übersetzung, wie sie vielfach in Büchern beliebt wird, nur gewarnt werden, da bei der botanischen Namengebtmg häufig recht winzige Merkmale ausschlaggebend sind, oder die im Namen gekennzeichneten Eigenheiten bei uns nicht zur Gel- tung kommen. Die deutschen Namen sollen gar keinen botanischen Wert haben, sondern nur möglichst genau die Pflanze bezeichnen, wie sie sich im deutschen Garten giebt. So wäre es ganz verkehrt, wollte man, um ein drastisches 152 Die Gartenwelt. VI, 13 Beispiel zu wählen, die Zimmerkalla mit dem geschmackvollen Namen „afrikanisches Sumpfschweinekraut" belegen. Wieviel bezeichnender und besser wäre es aber, wenn man sie, soll einmal für den gut eingebürgerten Namen ein deutscher ein- springen, alle botanischen Vergleiche beiseite lassend, ,,Düten- lilie" nennen würde; der Name hätte Aussicht sich einzuführen. Eine in solcher Richtung vorschreitende Namengebung würde die lateinischen Namen vor Verunstaltung bewahren, die deutsche Sprache fördern, dem Laien die Beschäftigung mit den Pflanzen erleichtern und ihn endgiltig von den ver- wirrenden Synonymen befreien; man denke an Chhrophytum — Anihericum — Hartwegia — Phalatigium — Cordyline; Calla — Richardia — Zantedeschia; Keiitia — Grisebachia — Howea; Latania — Corypha — Livistonea; Diervilla — Wei- gelia etc. etc. Die Notwendigkeit solcher Änderungen sieht der Laie meistens nicht ein, und mit Freuden würde er daher eine von der botanischen Forschung ganz unabhängige Be- zeichnung begrüfsen, wie sie ja bei unseren heimischen Pflanzen seit Alters besteht. Dann wird er seine Pflanzen kennen, sie zum Gesprächsstoff machen und dadurch andere zur Blumenpflege anregen; er wird den Kulturprodukten des Gärtners eine gesteigerte Anteilnahme entgegenbringen, weil von ihnen nicht mehr der Schein grauer Wissenschaft ihn trennt, sondern alles deutsch und verständlich zu ihm spricht. Der Einführung populärer Namen sollten deshalb die berufenen Organe zur Pflege und zur Verbreitung des Gartenbaues, ihre Aufmerksamkeit zuwenden, da sie wohl geeignet wäre, ihre Bestrebungen zu fördern; ist dann die Zweckmäfsigkeit erst genügend erkannt, dann wird es auch an Vorschlägen nicht fehlen, die durch ungekünstelte Form, sowie durch Frische und Bestimmtheit sich zu allgemeiner Einführung eignen. Vielleicht liefse sich auch durch einen Wettbewerb, etwa in der Form eines Preisausschreibens, das Wertvolle von dem Ungeeigneten scheiden. Obstbau. Aus der Geschichte des nordamerikanischen Obstverkehrs.*) Von Professor Karl Sajö. (Hierzu zwei Abbildungen.) Die nordamerikanische Obstkultur und der dortige Obst- verkehr, welche beide schon vor Jahren die europäischen ent- sprechenden Begriffe überflügelt haben, machten in letzter Zeit viel von sich reden. Es dürfte nun interessant sein, zu erfahren, auf welchem Wege, durch welche Mittel und Umstände sich dieser Zweig der Bodenkultur auf seine fabelhafte Höhe empor- geschwungen hat. Wenn wir die Geschichte des amerikanischen Obstbaues durchblättern, werden wir uns leicht überzeugen, dafs die Obst- züchter auch drüben nicht immer auf Rosen gebettet waren, wie es sich vielleicht Viele einbilden. Herr William A. Taylor, *) Wir entnehmen den vorstehenden Arükel mit besonderer Ge- nehmigung dem „Prometheus" illustrierte Wochenschrift über die Fort- schritte in Gewerbe, Industrie und Wissenschaft, Verlag von Rudolf Mückenberger in Berlin. Mitglied der Pomologischen Sektion im Ackerbauministerium zu Washington, hat die diesbezüglichen Daten in einer vor kurzem erschienenen Schrift zusammengestellt, die sehr lehrreich ist für alle Gartenbesitzer sowohl, als auch für solche Regierungen, welche Freunde des Fortschrittes sind, und die uns hier als Quelle dient. Dafs ein leichter Obstverkehr, nämlich die Möglichkeit, frisches Obst rasch, billig und weit ohne Hindernisse versenden zu können, Grundbedingung für die Entwicklung einer bedeu- tenderen Obstkultur ist, und nicht der umgekehrte Fall, sieht heute wohl jeder Obstbauer ein. Zuerst mufs für die Verkehrsmittel ge- sorgt sein und erst nachher kann eine grofsartigere Entfaltung der Obstgärtnerei erfolgen. Werden Versuche gemacht, diesen natürlichen Gang der Dinge umzukehren, so sind ökonomische Katastrophen unvermeidlich. Als in den Vereinigten Staaten das Eisenbahnnetz sich rapid auszubilden begann , warfen sich viele Menschen auf eine Obst- kultur im grofsen, namentlich in den südlichen Staaten, um in den nördlichen Staaten mit frühem Obste erscheinen zu können. Als aber die Bahnen fertig und die Anlagen fruchtbar waren, zeigte es sich, dafs es mit den Schienen allein nicht gethan war. Der Transport ging langsam, und als die Früchte endlich an ihren Bestimmungsorten anlangten, waren sie verdorben. Und J obwohl der Versand zu .Schilf des geringeren Rütteins wegen ^ seine Vorzüge hatte, stand diesem wieder die sehr langsame Fahrt als schweres Hindernis gegenüber. In der Umgebung von Norfolk in Virginien und in anderen Gegenden entstanden in den sechziger Jahren ausgedehnte Erdbeeren-Anlagen, die bald vor- zügliche und frühe Erträgnisse lieferten, zu einer Jahreszeit, als in den nördlichen Gegenden der Union die Erdbeeren noch nicht einmal zu reifen begannen. Aber alle Versuche, das rasch ver- derbende Produkt dahin zu befordern, scheiterten und sämtliche Sendungen verdarben unterwegs. So wurden denn alle diese Erdbeeren-Anlagen wieder aufgegeben und die für dieselben ver- wendeten Kapitalien waren verloren. Erst später, als sich die Eisenbahnen und Schiffe für den Obstverkehr speziell eingerichtet hatten und nebenbei auch in den chilenischen Erdbeeren dauer- haftere Sorten erkannt wurden, lebten die verlassenen Erdbeeren- Anlagen wieder auf In Süd- Carolina und in Georgia wurden von 1850 bis i8;o riesige Summen in grofse Gärten, die frühe Pfirsiche für die nördlichen Staaten liefern sollten, hineingesteckt. Aber auch hier ging es wie den Erdbeeren. Die Eisenbahn- direktionen schienen noch nicht zu der Erkenntnis gelangt zu sein, dafs Obst anders befördert werden mufs als Weizen, Roggen, Gerste und Hafer, und die Pfirsichanlagen wurden volle 15 Jahre und noch länger unbearbeitet und ungepflegt gelassen, ja, teilweise wurden sie sogar gerodet. Erst als in der Sorte ^Elberta" eine minder rasch verderbende Pfirsich gewonnen war und die eigentlichen Obsteisenbahnzüge mit der Schnelligkeit von Eilzügen Nordamerika durchliefen, feierte die südliche Pfirsich- kultur ihr Wiederauferstehungsfest. Da sogar noch in den siebziger Jahren der Obstabsatz auf die nächste Umgebung beschränkt war, mufste allenthalben Über- produktion, eintreten. So geschah es, dafs auf den Märkten in den Städten die Obstpreise dermafsen niedergedrückt wurden, dafs diese Preise nicht einmal das .A.bpflücken des Obstes lohnten, es fiel ab, verfaulte oder wurde von Haustieren verzehrt. Sogar mit Äpfeln war dies der Fall, und Augenzeugen berichten, dafs unter den Bäumen ganze Schichten abgefallener und unverwendeter Äpfel lagen. Es war eben immer ein wenige Tage dauernder Überflufs und ein darauf folgendes langes Entbehren. Die Freude, die Apfelpreise im Herbste auf ein Minimum herabgedrückt zu haben, mufsten die Städter mit einer Entbehrung im Winter bezahlen, weil sich niemand die Mühe nehmen wollte, bei so VI, 13 Die Gartenwelt. 153 unsicheren Preisen das Obst für die späte Jahreszeit aufzubewahren. Heute geht es allerdings anders zu ; der Produzent erhält seiner Mühe Lohn, und in sämtlichen Gebieten der Union, nament- lich in den Städten, ist man in der Lage, das ganze Jahr hin- durch gutes und billiges Obst zu geniefsen. Obwohl die Schnelligkeit des Verkehrs bei der Obst- verwertung erstes Erfordernis ist und namentlich die minder lange Iialtbaren Obstarten nicht anders als mittels Eilzügen auf gröfsere \'crladung von Pfirsichen aul den Kühlwagenzug. Entfernungen versandt werden dürfen, ist mit diesem Erforder- nisse noch lange nicht alles erfüllt. Entschieden ebenso wichtig und eigentlich noch wichtiger ist die zweckmäfsige Konstruktion der Eisenbahnwagen, und die all erwichtigste Sache ist die künstliche Abkühlung der Fahrzeuge. Solange man den letzteren L'mstand aufser Acht liefs, ver- mochte sich der Obstverkehr auch in den Vereinigten Staaten nicht zu irgend einer Bedeutung zu erheben, und die Obstpro- duktion vegetierte bis dahin innerhalb verhältnismäfsig beschei- dener Grenzen. Ich habe schon bei anderer Gelegenheit darauf hingewiesen, dafs die Erfindungsgabe im Kreise der Menschheit recht selten ist. Ich spreche hier natürlich von ganz neuen Gedanken, nicht von den \'ariationen schon vorhandener Ideen. Es giebt zwar unzählige Erfinder, deren gröfster Teil aber will nur kleine Verbesserungen oder auch Verschlechterungen an bereits ge- schehenen Erfindungen vornehinen. Und neue Gedanken , neue Pläne entstehen meistens aus manchmal scheinbar sehr weit liegen- den äufseren \'orkommnissen. Es würde mir gewifs jeder ins Gesicht lachen, wenn ich die Frage aufstellen wollte: „Welchen Einflufs hat das Mammut auf die moderne Obstkultur ausgeübt?" — Die Frage mag allerdings komisch klingen; aber es ist dennoch wahrschein- lich, dafs sich ohne Mammut der Obstverkehr bis jetzt nicht ein- mal in der nordamerikanischen L'nion zu seiner heutigen Be- deutung emporgeschwungen hätte. Die Leser wissen wohl, dafs man in Sibirien nicht nur Reste des ausgestorbenen Mammut- tieres (Elephas frimigenius) , sondern sogar ganze Tiere dieser Art noch „frisch iin Fleisch" in den arktischen Eismassen eingefroren gefunden hat. In den australischen Kolonien war es von jeher der rege Wunsch der dortigen Tierzüchter, Rindfleisch und andere landwirtschaftliche Fleischprodukte exportieren zu können. Da aber Australien in einer beständig warmen klimatischen Zone liegt, würde frisches Fleisch von dort zu keiner Jahreszeit auf gewöhnliche Weise versendet werden können. Als nun ein reicher Australier, August Moris, von den sibirischen Mammutfunden las und erfuhr, dafs sich das Mammutfleisch infolge der arktischen Kälte viele Jahrtausende, vielleicht sogar über hunderttausend Jahre hindurch im Eise frisch erhalten hat, kam ihm der Gedanke, australisches Fleisch ebenso durch Kälte konserviert nach Europa zu verschiften. Zunächst beschlofs er, tooo Pfund Sterling diesem Zwecke zu widmen. Er fand bald einen thätigen Mitarbeiter in seinem Freunde T. S. Mort, dem es unter Mitwirkung von E. D. Nicolle nach langen und kostspieligen Versuchen, die über eine MUlion Pfund Sterling kosteten, endlich im Jahre 1880 gelang, eine grofse Ladung australischen Haminelfleisches in vollkommen gutem Zustande bis nach London zu versenden. Nachdem so das Prinzip endlich auf praktische Weise ver- körpert war, entstanden — der Wichtigkeit der Sache gemäfs — eine Menge Verbesserungen und neue Zweige der Anwendung. Natürlich blieb es nicht bei den Schiffen, sondern binnen kurzer Zeit entstanden auch Eisenbahnfrachtwagen, die auf künstliche Weise abgekühlt werden konnten, uin so auch dem Obstverkehre zu dienen. Dafs Obst bei niederer Temperatur länger in geniefsbarem Zustande erhalten werden kann als in einer höheren Temperatur, ist keine neue Erfahrung. Vielleicht ist sie ebenso alt, wie die Erkenntnis, dafs Fleisch in Eiskellern lange haltbar ist. Jedem Weinbauer ist es schon längst bekannt, dafs die zum Winter- genufs bestimmten, in Gebäuderäumen aufgehängten Trauben so lange vor Fäulnis und Schimmel nicht geschützt sind, bis sich die Teinperatur des betreftenden Raumes infolge der immer kälter werdenden Jahreszeit etwa auf -\- 10" C. abgekühlt hat. Die Trauben, die bis zu diesem Zeitpunkte nicht verdorben sind, halten sich dann meistens bis März, manchmal sogar bis Ostern. Eine Neuerung war also nur die Abkühlung während des Transportes, namentlich auf den Eisenbahnfuhrwerken. Obstzug bei einer Eisstation anlang'end. Allerdings sind auch schon vor 1880 Versuche geinacht worden, um in durch Eis abgekühlten Waggons Obst zu befördern, aber die betreifenden Unternehmungen waren unsicher, und oft kam die Ladung in verdorbenem Zustande an, weil das Eis infolge abnorm warmen Wetters schon unterwegs geschmolzen war und die Bahnverwaltungen eine neue Füllung der Eisbehälter unter- liefsen. So kam es denn, dafs die meisten Obstzüchter gegen Eiswaggons mifstrauisch wurden und bis 1888 nicht wieder dazu gebracht werden konnten, dieselben zu benutzen. Vor 1888 ging das gesamte, nach dem Osten der Vereinigten Staaten (New York u. s. w.) bestimmte californische Obst nicht 154 Die Gartenwelt. VI, 13 in abgekühlten, sondern in ventilierten Waggons. Es ist be- kannt, dafs dem Luftzuge, namentlich einem trockenen Luftzuge ausgesetztes Obst sich viel besser hält, als dasjenige, welches von der Luft abgeschlossen ist. Trauben, die in Körben lagern, ver- derben meistens binnen drei bis vier Tagen, wohingegen solche, die auf Stäben, ohne einander zu berühren, aufgehängt werden, bei trockener Witterung zwar etwas Wasser verlieren, aber nicht faulen. Diese Erfahrung führte zur Konstruktion der ventilier- baren Eisenbahnfahrzeuge, in welchen die Luft während der ganzen Reise mittels geeigneter Apparate erneuert werden konnte. Da ein Teil der Strecke, welche die aus Californien nach New York fahrenden Züge zurückzulegen haben, in ein verhältnismäfsig trockeneres Gebiet fällt, war es allerdings mög- lich, mittels Lufterneuerung das Obst in gutem Zustande zum Ziele zu bringen. Um aber keinen Schaden zu erleiden, mufsten gewisse Erfordernisse berücksichtigt werden. Zunächst mufste der Obstzug mit der Schnelligkeit der Personenschnellzüge fahren, sodann durfte man unbedingt nur solches Obst für die weite Reise wählen, welches auf Bergabhängen gewachsen war, nament- lich auf trockenem Boden. Obst, welches in Thälern oder auf künstlich bewässertem Boden gewonnen wurde, mufste von der grofsen Reise ausgeschlossen bleiben und durfte höchstens nach näheren Stationen versandt werden. Diese Lage herrschte bis 18S7, als F. A. Thomas aus Chicago mit seinem Mitarbeiter Earle im Frischobstverkehr mit einem Schlage eine durchgreifende Umwälzung herbeiführte. Seine Idee war, den „Eiswaggon-Dienst" (refrigerator car Ser- vice) ganz unter seine eigene Direktion zu nehmen, also durch seine eigenen Beamten behandeln und überwachen zu lassen und eine ähnliche Institution zu schaffen, wie die schon längst blühende Schlafwaggons- Unternehmung. Zunächst mufste auf das pünkt- lichste dafür gesorgt werden, dafs das Eis, oder eventuell ein anderes abkühlendes Mittel, unterwegs niemals ausgehe. Dies wurde durch eigens zu diesem Zwecke errichtete „Eisstationen" (icing stations) erreicht, welche an geeigneten Punkten gebaut wurden, um für die nötige Erneuerung des Eises Sorge zu tragen. Diese Eisstationen gewähren den Vorteil, dafs der Zug nicht mit dem ganzen, für eine lange Reise nötigen Eise belastet werden mufs, sondern sogar in den heifsesten Sommertagen verhältnis- mäfsig geringe Mengen mit sich zu führen braucht. Das mit- reisende Personal überwacht sowohl die gleichmäfsige kalte Tem- peratur, wie auch den noch vorhandenen Vorrat des abkühlenden Mittels. So ist es dann möglich, dafs die entsprechend benach- richtigte Eisstation die nötige Menge Eis bei Ankunft des Zuges bereit hält und dem Zuge ohne Zeitverlust sogleich übergiebt. Der erste Versuch mit der Thomas 'sehen Unternehmung wurde im Frühjahre 1887 unternommen und zwar mit einer Ladung von Erdbeeren, welche aus dem westlichen Teile von Tenncssee nach Chicago geführt werden sollte. Da die Obst- züchter und -Händler infolge früherer, mifslungener Frachten gegen die mit Eis abgekühlten Waggons Mifstrauen hegten, mufste der Unternehmer die ganze Erdbeeren Ladung auf eigene Kosten kaufen. Sobald aber das günstige Ergebnis bekannt ge- worden war, kam das Geschäft aufserordentlich rasch zur Blüte. Im Jahre 1888 beförderte die Thomas' sehe Unternehmung bereits Erdbeeren aus Florida in die nördlichen Staaten und im Juni desselben Jahres führte sie Aprikosen und Kirschen aus Cali- fornien nach New York in vollkommen gutem Zustande, und merkwürdigerweise ohne unterwegs das Eis erneuern zu müssen. Im Jahre 1888 besafs die Unternehmung zusammen 60 refrigerator-cars. Es bildete sich dann eine Aktiengesellschaft, welche nach drei Jahren (also 1891) schon über 600 Eiswaggons verfügte. Diese Waggons sind nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter sehr gesucht. Um im Sommer die äufsere Luftwärme nicht in den inneren abgekühlten Raum dringen zu lassen, müssen die Wände der Fahrzeuge so gemacht werden, dafs sie als möglichst schlechte Wärmeleiter fungieren. Aber eben diese, die Wärme schlecht leitenden Wände verhüten im Winter, dafs die innere Wärme sich nach aufsen verliert. Somit sind sie sehr geeignet , im Winter Obst und andere frost- scheue Waren vor Erfrieren zu schützen. Dafs auf diese Weise die Obsttransportfrage auf eine vor- zügliche Art gelöst war, bewies die Folge. Heutzutage wünscht jeder Obstzüchter und Obsthändler seine Ware mit den Thomas- schen Waggons zu versenden, und so laufen denn diese Eiszüge jetzt auf beinahe sämtlichen Schienen der Union. Der neueste Railway Equipment Register weist im März 1901 bereits rund 60000 refrigerator-cars aus, welche den Kalttransport in den Ver- einigten Staaten, ferner in Kanada und Mexiko vermitteln. Heute fahren die Obstzüge bereits in die Höfe der gröfseren Obstverpackungs-Anstalten (packing houses) hinein, wo die zweck- mäfsig verpackten Produkte unmittelbar in die Eiswaggons ver- laden werden. Unsere Abbildung Seite 153 links zeigt uns den Moment, in welchem aus einem packing house im Staate Georgia eben Pfirsiche den refrigerator-cars übergeben werden. In Ab- bildung Seite 153 rechts sehen wir eine ebenfalls in Georgia befindliche „ Eisstation", bei welcher soeben ein Obstzug an- gelangt ist. Die verschiedenen Obstarten verhalten sich auch im ab- gekühlten Zustande nicht gleichartig. Es ist allerdings wahr, dafs man durch entsprechend niedrige Temperatur selbst das zarteste Obst wochenlang vor Schimmel und Fäulnis bewahren kann, so dafs sogar Pflaumen sich drei bis vier Wochen ein ganz frisches äufseres Aussehen bewahren. Im inneren Ge- halte der minder dauerhaften Obstarten gehen aber auch bei sehr niederer Temperatur Veränderungen vor, welche nach einem bestimmbaren Zeitpunkte sich im Geschmacke zeigen, und aufserdem verdirbt das überlange kalt gelagerte Obst beinahe plötzlich, so- bald es der wärmeren Temperatur ausgesetzt wird. So sind einmal im Juni 1894 bereits in Eiswaggons verladene Pfirsiche und Pflaumen infolge des gerade ausgebrochenen Strikes im Bahnhofe von Sacramento (Californien) 17 Tage lang stehen ge- blieben und gelangten erst im Juli, am 26. Tage nach der Ver- ladung, in New York an. Die Ware war augenscheinlich gesund; weder im äufseren Aussehen noch im Geschmacke liefs sich eine besondere Veränderung bemerken. Da der Markt zu New York eben infolge des unterbrochenen Pacific -Verkehrs von Obst bei- nahe ganz entblöfst war, wurde gerade diese 26 Tage gelagerte Ware zu aufserordentlich hohen Preisen rasch verkauft. Sobald aber die Pfirsiche und Pflaumen auf den warmen Markt kamen, verdarben sie rapid, weil eben der erlaubte Termin der Kalt- lagerung schon längst überschritten war. In dieser Hinsicht hat man die Erfahrung gemacht, dafs sich nicht nur die Obstarten, sondern auch die Varietäten der- selben Art verschieden verhalten. Sogar die Lage (Bergabhang oder Thal) und auch das Klima des Produktionsortes wirken modifizierend ein. Dafs die Haltbarkeit des Obstes auch bedeu- tend von dem Grade der Reife, von der Verpackung u. s. w. ab- hängig ist, brauchen wir wohl kaum zu sagen. Für Erdbeeren hat man zwei bis fünf Tage als die äufserste Zeitgrenze erkannt, nach deren Überschreitung sich die Qualität des durch Eis abgekühlten Produktes bereits zu verschlechtern beginnt. In dieser Richtung giebt es übrigens grofse Verschie- denheiten unter den kultivierten Erdbeerensorten. Erdbeeren können also in frischem Zustande weder von Californien nach VI, 13 Die Gar teil weit. 155 New York (acht Fahrtage), noch von Amerika nach Europa in guter Beschaftenheit versendet werden. Für Pfirsiche und Pflaumen pflegt man sechs bis acht Tage als zulässigen Termin der Kalt- lagerung anzunehmen. Allerdings wird dieser Termin nicht selten überschritten, denn man exportiert ja jetzt amerikanische Pfirsiche nach London, was, vom \'erpacken am Erzeugungsorte an ge- rechnet, mehr als acht Tage in Anspruch nehmen mufs. Daher stammen wohl auch die Klagen, die in London über diese durch Eis gekühlten überseeischen Obstsendungen laut werden. Äpfel, Birnen und Apfelsinen hingegen können sehr lange Zeit, zum Teil Monate hindurch gut mittels Kälte konserviert werden, ohne etwas von ihrer Qualität einzubüfsen, weshalb denn diese auch den Hauptexport an frischem Obst aus Amerika nach Europa ausmachen. Der ozeanische Verkehr hat überhaupt die künst- liche Abkühlung in Schiffen schon in grofsem Mafsstabe ein- geführt, und nicht nur Obst, sondern auch Fleisch kommt schon längst auf solche Weise aufbewahrt nicht nur aus Amerika, son- dern auch aus Australien, Tasmanien, Neu-Seeland und Südafrika nach Europa. Was nun die Trauben anbelangt, so kann man diese ebensowohl als sehr rasch verderbende, wie auch als sehr dauerhafte Ware ansprechen. Frisch vom Weinstock geschnittene und sogleich verpackte Trauben halten sich meistens nicht lange, obwohl sie künstlich abgekühlt vom äufsersten Süden bis in den höchsten Norden Europas noch immer gut verschickt werden können, weil dieser Weg mittels Bahn in wenigen Tagen zurück- gelegt wird. Sollen aber die Trauben wochenlang gut aushalten, so mufs man sie vorher ein wenig der Lufttrocknung aussetzen, so dafs sich der Saft durch Wasserverlust mehr verdickt. Waren die so behandelten Trauben beim Pflücken sehr reif, so können sie mittels Kälte sehr lange konserviert werden. Obwohl aus Kanada nach London Trauben verschifft werden , hat man es nach einigen Versuchen dennoch aufgegeben, dieses Obst aus Californien nach Europa zu bringen. (Schlafs folgt.) doch nach der Zahl der Bäume überwiegt mithin das Steinobst das Kernobst. Die Verteilung des Obstbaues auf die einzelnen Provinzen ergiebt folgendes Bild: Dechantsbirne von Merode. — In No. 5 der „Garten- welt" wurde bei Besprechung der österreichischen Ausstellung einer Birnsorte „Dechantsbirne von Merode" Erwähnung gethan- Ich besitze diese Sorte ebenfalls und kann bestätigen, dafs es eine sehr schöne, sehr grofse und auch ziemlich fruchtbare Septemberbirne ist. Trotzdem ist sie wohl nur dem Liebhaber zu empfehlen, da sie bei ihrer Gröfse zu lose am Baume hängt und, wie Amanlis Butterbirne, nur von ganz kurzer Dauer ist. Ihr Wuchs als Pyramide läfst ebenfalls zu wünschen übrig, da derselbe zu sparrig und schwach ist. Am besten würde sie sich wohl als Cordon oder freistehendes Spalier in kleinen Formen eignen. Adnlf Benndorff, Mehlem a, Rh. Der deutsche Obstbau. — Dieser Tage hat die „Sta- tistische Korrespondenz" die endgiltigen Ergebnisse der Obst- baumzählung vom I. Dezember 1900 für Preufsen mitgeteilt. Die ermittelten Ziffern thun einwandsfrei dar, wie ungeheuer der Obst- bau in den gröfsten Teilen der Monarchie vernachlässigt ist. In der ganzen Monarchie sind nur 90 Millionen Obstbäume gezählt, das sind etwa 2'/.2 Obstbäume auf den Kopf der Bevölkerung. Auf je 100 Einwohner kamen 78 Apfel-, 35 Birnen-, 108 Pflaumen- und 40 Kirschbäume. Dieser Betrag, so bemerkt der amtliche Bericht zutreffend, ist sehr niedrig und für den \'erbrauch keines- wegs ausreichend, wenn man bedenkt, dafs einerseits nicht alle ermittelten Bäume tragfähig sind und anderseits lediglich ein Teil von ihnen in jedem Jahr Früchte liefert. Überraschend ist der Anteil der vier Hauptgattungen am Gesamtbestande. Im Staate waren von je 100 Obstbäumen 29,76 Apfel-, 13,55 Bim-, 41,40 Pflaumen- und Zwetschen-, sowie 15,29 Kirschbäume. Wenn auch nicht nach dem Ertrage, so Geh ö f t e Zahl der Obstbäume J übeibnupt mit Obstbäumen Staat Ostpreufsen . . Westpreufsen . . Brandenburg . . Pommern . . . Posen 3 451 440 193 735 149 852 271 104 153919 172 120 427 621 322592 165 084 322521 315 124 236 933 682 353 13448 2 526 064 130 862 104478 220 246 117 927 124963 342 487 241 702 127 966 259649 219879 185275 439 663 10 114 90 387 061 3 647 262 3264291 10 813 141 3 642 674 4 800 245 11 880 996 14782899 2 412 468 9 569 109 5 982 041 6751459 12475838 348 285 Schlesien . . . Sachsen Schleswig Holstein Hannover . . . Westfalen . . . Hessen-Nassau . Rheinland . . . Hohenzollem . . Die Zahl der Gehöfte ohne jeden Obstbaum ist erstaunlich grofs. In einzelnen Gebieten erklärt sie sich wohl dadurch, dafs dort viele Besitzungen ganz dem Weinbau vorbehalten sind, andere dafür um so lebhafter die Obstbaumkultur treiben. Das gilt be- sonders für das Rheinland, wo trotz einer grofsen Zahl obstbaum- loser Gehöfte die Gesamtzahl der Obstbäume recht bedeutend ist. .Aber überwiegend verrät der Mangel an Obstbäumen doch nur einen Mangel an Sinn für diese Kultur. Es ist unter diesen Um- ständen kein Wunder, dafs Deutschland in einem Jahre allein für 65 Millionen Mark Äpfel, Birnen und Pflaumen einführen mufs. Was kann für die Pflege des Obstbaues geschehen ? Diese Frage wird von agrarischer Seite natürlich nur das übliche Echo finden, Einführung hoher Schutzzölle! Mit diesem Allheilmittel ist aber beim Obstbau schlechterdings gar nichts zu erreichen. Einen besonderen „Schutz" vor der ausländischen Konkurrenz braucht der deutsche Obstbau nicht, denn die Preise für die ausländische Ware sind ohnehin ganz wesentlich höhere. Als Beleg genügt die folgende Zusammenstellung der Grofshandels- preise für die Obstarten, die den Hauptteil der Einfuhr bilden, nach dem amtlichen Bericht der Berliner Markthallenverwaltung: Durchschnitts- üb 50 Start Kilogramm Gattung preis 1899 1900 ( Amerikaner Tiroler '5,° 15.0 Äpfel . . n.6 19,6 Italiener 20,1 16,0 hiesige 10,0 13,3 Tiroler Italiener 1 hiesige ) Efs- 21,5 30,0 Birnen 19,3 12,2 20,2 13.5 1 „ IKoch ! 0,8 8,5 ( auswärtige (^ hiesige 21,3 5,5 15.3 •3,7 Diese Zahlen sind doch fürwahr schlagend genug! Braucht der deutsche Apfel bei einem Wert von 10 Mark für 50 kg einen „Schutz" gegen die böse „Konkurrenz" des amerikanischen, der um die Hälfte mehr kostet ?•( Nicht wenn der amerikanische Apfel 20 Mark anstatt 15 kostete, würde die Apfelzucht in Deutsch- land lohnender werden, sondern wenn der deutsche Apfel markt- fähiger wäre, wenn der deutsche Obstbau durch rationelleren Betrieb dem Markt die Ware in einer Form bieten würde, wie er sie braucht. Es ist oft genug darauf hingewiesen worden, wie unrationell der Obstbau in Deutschland überwiegend betrieben wird, wie wenig er den .Ansprüchen des Marktes entgegenkommt. 156 Die Gartenwelt. VI, 13 Eine künstliche Preissteigerung würde gar nichts helfen — im Gegenteil ! Sie würde den ohnehin beschränkten Obstkonsum in Deutschland noch weiter verringern und dadurch den deutschen Obstbau mit schädigen. Der Preis mufs niedrig gehalten werden, um dem Obst als Massenkonsumartikel eine möglichst weite Ver- breitung zu geben. Der Obstbau würde dabei schon seine Rech- nung finden, wenn er nur rationell betrieben würde und durch- weg marktfähige Ware lieferte. Dafs nicht die ausländische „Konkurrenz" den deutschen Obstbau niederhält, bedarf nach der obigen Preisvergleichung keiner weiteren Worte. Die Schuld liegt einzig und allein im Inlande. Der Bund der Landwirte unterhält aus seinen reichen Agitationsfonds ja so viele Wanderredner; würde er den Bauern nicht bessere Dienste leisten, wenn er sie durch solche Agenten, anstatt sie über 7,50 Markzölle zu unter- halten, über rationellen Obstbau aufklären würde? Tagesgeschichte. Berlin-Dahlem. Mit der Aufteilung der Domäne Dahlem ist jetjt begonnen worden. An der Südwestseite des neuen botanischen Gartens wird eine neue breite Slrafse angelegt, welche die Dahlemer mit der Potsdamer Chaussee verbindet. Von dem etwa 530 ha grofsen welligen Terrain bleibt der mittlere Teil, auf dem sich jetzt die Kirche und die Wirtschaftsgebäude der Domäne befinden, der Bebauung zu staatlichen Zwecken vorbehalten. Es werden hier errichtet u. a. eine Gättnerlehranstalt, biologische Versuchsanstalt und physikalische Prüfungs- stelle. Das ganze übrige Gelände wird zu Villenterrains aufgeteilt. Dazwischen ist die Anlage von acht Schmuckplätzen und zahlreichen Strafsen vorgesehen, darunter „Prachtstrafsen" von 45 m Breite und reichlichster Ausstattung. Breslau. Schon einmal wurde an dieser Stelle (Jahrg. V, No. 41) über die Anlage neuer Friedhöfe im Stile landschaftlicher Parkanlagen berichtet. Im Westen der Stadt sind nunmehr zwei solcher Anlagen in der Ausführung begriffen. Hinter Pöpelwitzer Terrain zwischen der Pilsnitzer Chaussee, dem alten Coseler Gemeindefriedhof und dem neuen Nikolai-Friedhof wird der neue Kommunalfriedhof bei Cosel für die Westparochieen Breslaus auf einem sehr ausgedehnten Terrain angelegt, von dem allerdings bis auf weiteres nur 30 Morgen in Angriff ge- nommen sind. Die Erdarbeiten auf diesem Teil sind bereits so weit gefördert, dafs im nächsten Frühjahr die Bepflanzung und voraussicht- lich auch der Bau einer Begräbniskapelle erfolgen kann. Für die Bäume sind bereits die Pfähle gesetzt. Die Einteilung ist nicht wie bei den bisherigen Friedhöfen in regelmäfsiger quadratischer Form an- gelegt, sondern im Stile einer Parkanlage. Ein breiter, fahrbarer Weg zieht sich in langgezogenen Kurven in der Nähe der Grenze entlang, und kleinere und schmälere Wege, auch in gewundenen Linien, dienen zur Verbindung der grünen Flächen. Zwischen den Eaumpflanzungen werden dichte Geljölzpflanzungen angelegt werden, vor welche nach den Wegezügen hin die Plätze für Erbbegräbnisse kommen, während auf den dahinterliegenden grofsen Flächen die Plätze für einfache Giäber angelegt werden. Es ist anzunehmen, dafs die Arbeiten bis zum Herbste nächsten Jahres so weit gefördert werden, dafs der Friedhof seinem Zwecke übergeben werden kann. — Nicht weit davon, an der Berliner Chaussee, erheben sich die stattlichen Gebäude des ebenfalls im land- schaftlichen Stile angelegten grofsen Friedhofes der jüdischen Gemeinde, der einen Umfang von 70 Morgen hat. Dort sind die Arbeiten schon seit zwei Jahren in der Ausführung begriffen und so weit gediehen, dafs der Friedhof, wenn er gebraucht wird, schon im nächsten Frühjahr belegt werden kann. Die Anlage ist nach der Chaussee von einer massiven Mauer mit ornamentalen, schmiedeeisernen Gittern begrenzt, vor welcher ein grofser Wagenplatz angelegt ist. Zwischen und hinter dem stattlichen, mehrstöckigen Verwaltungsgebäude am Eingange er- strecken sicli die parkähnlich angelegten Gräberflächen und Wegezüge. Dieser Friedhof dürfte demnach die erste landschaftliche Friedhofsanlage in Breslau und wohl in ganz Schlesien sein. M. E. B. Magdeburg. Die Magistratsvorlage betr. Ausführung von Not- standsarbeiten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit mit einem Kosten- aufwande von 50000 M. liegt jetzt vor. Geplant wird von gärtnerischen Arbeiten die Fertigstellung der Anpflanzungen auf dem Roten Hörn mit einem Kostenaufwande von 10 000 M. Von diesem Betrage fallen etwa 9000 M. ausschliefslich auf Tagelöhne. Mannheim. Herr Generalkonsul Kommerzienrat Carl Reifs hat die Bestimmung getroffen, dafs die ihm gehörige Fasaneninsel, ein Waldkomplex von nahezu 300 badischen Morgen, nach seinem und seiner Schwester Ableben der Stadt zufallen soll. Dadurch wird das durch die Eingemeindung Neckaraas der Stadt zufallende Waldbesitztum in der erwünschtesten Weise arrondiert und die Möglichkeit gegeben, einen zusammenhängenden Waldpark von über 600 Morgen zu schaffen, ein Besitztum, dessen sich — so nahe an der Stadt gelegen — nur wenige Städte Deutschlands erfreuen dürften. Personal-Nachrichten. Folger, Joh., aus Neumarkt a. Rh., z. Z. an der Gärtnerlehr- anstalt in Köstritz, wurde die Stelle eines Obergärtners und Hilfs- lehrers an der kgl. Gartenbauschule Weihenstephan in jederzeit wider- ruflicher Weise übertragen. Kircher, Rudolf, und Schneider, Hermann, haben die Samenhandlung Albert Schenkel in Hamburg, deren Inhaber Bruno Zschelletzschky kürzlich verstorben ist, käuflich erworben. Lauche, Rudolf, Gartendirektor a. D. in Leipzig-Gohlis, starb am 2. Dezember im 68. Lebensjahre. Oferath, Wilhelm, herrschaftHcher Gärtner in Düsseldorf, und Rasch, Karl, Guisgärtner in Dombrowka im Kreise Posen-West, erhielten das Allgemeine Ehrenzeichen. Schneider, Ernst, bisher Obergärlner und Hilfslehrer an der kgl. Gartenbauschule Weihenstephan, wurde auf Ansuclien am 16. No- vember seiner Dienstesfunktionen enthoben. Bücherschau. Gartenbaukammern? Ein Wort zur Klärung der sch\vebenden Frage über die gesetzliche Organisation der deutschen Gärtnerei. Von Otto Albrecht. Berlin. Ver- lag des allgemeinen deutschen Gärtnervereins. Preis 30 Pf. Das kleine Scliriftchen befafst sich mit der brennenden Frage, unter wessen Schutz sich der deutsche Gartenbau begeben solle. Ein- gangs wird die Idee der Gartenbaukamraern besprochen und die zeit- liche Unmöglichkeit der Errichtung selbständiger Gartenbaukammern, wegen der damit verbundenen hohen Kosten, die wohl schwerlich gut- willig getragen würden, klargelegt; auch werden einige geschichtliche Angaben über die Entstehung des Gedankens gegeben. Hierauf be- leuchtet der Verfasser das Verhältnis der Gärtnerei zu den Landwirt- schaftskaramern und er sucht den Leser zu überzeugen, dafs ein An- schlufs des Gartenbaues an die Landwirtschaflskammern demselben nicht zum Vorteile gereichen würde, weil die Kunst- und Handelsgärtnerei keine genügende Vertretung ihrer Interessen finden würde und weil die innere Organisation dieser Kammern eine zu schwerfäUige, büreau- kratische sei. Da auch in volkswirtschaftlicher Beziehung die Ziele der Landwirtschaft und der Gärtnerei ziemlich weit auseinandergehen, so glaubt der Verfasser, dafs ein Anschlufs des Gartenbaues an die Hand- werkerkammern das zur Zeit Geratenste sei, und er weist an der Hand der einzelnen Paragraphen des Gesetzes betreffend die Handwerker- kammern nach, dafs der Gartenbau unter dem Schutze derselben nicht „verraten und verkauft" sei. Das Schriftchen klingt aus in dem Rufe: „Anschlufs an die Handwerkerkammern !" Wir sind überzeugt, dafs der Verfasser das Beste für die deutsche Gärtnerei anstrebt, bedauern es aber, an dieser Stelle nicht weiter auf den Inhalt des Schriftchens ein- gehen zu können, da wir es in dieser Angelegenheit als am klügsten erachten, den stillen Beobachter zu spielen, so lange bis man in den Reihen der gewerblichen Gärtnerei zu etwas einheitlicheren Ansichten und zu einem tieferen Interesse für volkswirtschaftliche Fragen ge- langt sein wird. So viel steht fest, dafs auch wir den Anschlufs des Gartenbaues an die Landwirtschaftskammern für eine verfehlte Sache halten. W. Tscheuke. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. 12 Sonntag 13 Montag 14 Dienstag 15 Mittwoch 16 DoDDorstag 17 Freitag 18 Sonnabend XSff^ ^t 19 Sonntag 20 Montag 21 Dienstag 22 Mittwoch 23 Donnerstag 24 Freitag 25 Sonnaheod 26 Sonntag 27 Montag 28 Dienstag 29 Mittwoch 30 Donnerstag 31 Freitag 9 Sonntag 10 Montag 11 Dienstag 12 Mittwoch 13 Donnerstag U Freitag 15 Sonnabend 16 Sonntag 17 Montag 18 Dienstag 19 Mittwoch 20 Donnerstag 21 Freitag 22 Sonnabend 23 Sonntag 24 Montag 25 Dienstag 26 Mittwoch 27 Donnerstag 28 Freitag 9 Sonntag 10 Montag 11 Dienstag 12 Mittwoch 13 Donnerstag 14 Freitag 15 Sonnabend 16 Sonntag 17 Montag 18 Diensteg 19 Mittwoch 20 Ponnersteg 21 Freitag 22 Sonnabend 23 Palmarum 24 Montag 25 Dienstag 26 Mittwoch 27 Donnerstag 28 Charlreitag 29 Sonnabend 6 Sonntag 7 Montag 8 Dienstag 9 Mittwoch 10 Donnerstag 11 Freiteg 12 Sonnabend 13 Sonntag 14 Montag 15 Dienstag 16 Mittwoch 17 Donnersteg 18 Freitag 19 Sonnabend 30 Sonnteg 21 Monteg 22 Diensteg 23 Mittwoch 24 I>onnerstag 25 Freitag 26 Sonnabend 27 Sonnteg 28 Montag 29 Dienateg 30 Mittwoch 4 Sonnteg 5 Monteg 6 Diensteg 7 Mittwoch 8 Himmel-Fahrt 9 Freiteg ''i Sonnabend li Sonnteg 12 Monteg 13 Diensteg 14 Mittwoch 15 Donnorsteg 16 Freiteg 17 Sonnabend 18 Pfingsten 19 2. Festtag 20 Diensteg 21 Mittwoch 22 Donnersteg 23 Freiteg 24 Sonnabend 25 Sonnteg 36 Monteg 27 Dienstag 28 Mittwoch 29 Donnersteg 30 Freiteg 31 Sonnabend 1 Soonteg 2 Montag 3 Diensteg 4 Mittwoch, 5 Doimerstag 6 Freiteg 7 Sonnabend 8 Sonnteg 9 Monteg 10 Diensteg 11 Mittwoch 12 Donnerstag 13 Freiteg 14 Sonnabend 15 Sonnteg 16 Monteg 17 Diensteg 18 Mittwoch 19 Donnersteg 20 Freiteg 21 Sonnabend 22 Sonnteg 23 Monteg 24 Diensteg 25 Mittwoch 26 Donnerstee 27 Freitag 28 Sonnabend 29 Sonnteg 80 Monteg J.jth. Anst V. Walter MüUer, Qera. Die „Gartenwelt" erscheint allwöchentlich mit reichem Inhalt für die Pi.xis der Gärtnerei, ^ t ^ te M^\^ Charte nbaL\^ Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag SoimabeQd I 1 Freitag I 2 Soimabend Sonntag Uontag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag SoD nahend Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend >>onntag Montag Dijnstag Mittwoch Donnerstag 3 Sonntag 4 Montag 5 Dienstag 6 Mittwoch 7 Donnerstag 8 Freitag 9 Sonnabend 10 Sonntag U Montag 12 Dienstag 13 Mittwoch 14 Donnerstag 15 Freitag 16 Sonnabend 17 Sonntag 18 MonUg 1? Dienstag 20 Mittwoch 21 Donnerstag 22 Freitag 23 Sonnabend 24 Sonntag 2ö Montag 26 Dienstag 27 Mittwoch 28 Donnerstag 29 Freitag 3ü Sonnabend 1 Hontag 2 Dienstag 3 Mittwoch 4 Donnerstag 5 Freitag 6 Sonnabend 7 Sonntag 8 Montag 9 Diensteg 10 Mittwoch 11 Donnersteg 12 Freiteg 13 Sonnabend 14 Sonnteg 15 Montag 16 Diensteg 17 Mittwoch 18 Donnersteg 19 Freiteg 20 Sonnabend 21 Sonnteg 22 Montag 23 Dien Steg 24 Mittwoch ^ Donnerstag 26 Freiteg 27 Sonnabend 1 Mittwoch 2 Donnerstag 3 Freitag 4 Sonnabend 5 Sonnteg 6 Montag 7 Diensteg 8 Mittwoch 9 Donnersteg 10 Freiteg 11 Sonnabend 12 Sonnteg 13 Monteg 14 Dienateg 15 Mittwoch 16 Donnersteg 17 Freiteg 18 Sonnabend 19 Sonnteg 20 Monteg 21 Dienstag 22 Mittwoch 23 Donnersteg 24 Freitag 25 Sonnabend 1 Sonnabend Sonnteg Monteg Diensteg Mittwoch Donnersteg Freiteg 8 Sonnabend 9 Sonntag 10 Monteg 11 Diensteg 12 Mittwoch 13 Donnersteg 14 Freiteg 15 Sonnabend 16 Sonntag 17 Monteg 18 Dien=teg 19 Altgemeiner Busstag 20 Donnersteg 21 Freiteg 22 Sonnabend 1 Monteg 2 Dienstag 3 Mittwoch 4 Donnersteg 5 Freiteg 6 Sonnabend 7 Sonnteg 8 Monteg 9 Dienstag 10 Mittwoch 11 Donnersteg 12 Freiteg 13 Sonnabend 14 Sonnteg 15 Monteg 16 Diensteg 17 Mittwoch 18 Donnersteg 19 Freiteg 20 Sonnabend 4 ig geschmückt mit Original-Aufnahmeii nach der Natnr und monatlich einmal mit fitrbiger Tafel. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. ahrgang VI. 4. Januar 1902. No. 14. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift vilrd strafrechtlich verfolgt. Zwiebel- und Knollengewächse. Eremiiriis robiistus Regl. Von C. Crusius, Obergärtner im Palmengarten zu Leipzig. (Hierzu eine Abbildung.) Jcin weitgehenderes Interesse als man ihr bisher zuwandte, .•erdient die Gattung Eremurus (Liliaceae), aus welcher der )eistehend abgebildete E. robiistus als °iner der schönsten gilt. Er wurde von ?. P. Semenow im Himalaya-Gebirge in einer Höhe von 2 — 3000 m ü. d. M. esammelt und zuerst von Dr. Regel 3 Hcnningia rolnista beschrieben. — 'ber Eremurus robustus ist im Jahr- ',ajge 1897/1898 dieser Zeitschrift an der Hand einer Federzeichnung, über E. El- •jesii im Jahrgang 1898/1899 mit Be- reitung einer Photographie von ge- ,hätzter Seite schon berichtet worden. . beiden Abhandlungen sind über die ■iehandlung der Eremurus sehr entgegen- setzte Ansichten geäufsert worden. Ich fs mich dem Verfasser der Schilderung '.tgenannter Art anschliefsen , indem selbst über die Behandlung der Ere- .urus aus eigener Erfahrung noch keine 'tteilung machen kann. Von um so jfserem Wert dürfte es deshalb sein, .oer diese Frage einmal ein kompe- Qtes Urteil zu hören. Ein hervor- igender Fachmann , dessen Liebens- ürdigkeit ich die Notizen über die Be- andlung der Eremurus verdanke, und ■v'elcher in voller Würdigung ihres Wertes :se Pflanzen für den hiesigen Palmen- rten beschaffte, verwirft sowohl das ■ausnehmen der Knolle nach der e, wie auch das Kultivieren im Topf .tändig; im Gegenteil hält der Be- treffende nach eigener Erfahrung ein Die Garteiuvclt. VI. Eremurus robustus. Vom Verfasser im Palmengarten zu Leipzig für die „Garcenwelt" photographisch aufgenommen. Stehenlassen der Knolle für das Beste. — Der Blütenschaft unseres Eremurus erschien Anfang Mai und hat eine Höhe von 2 ra erreicht. Der mit Blüten besetzte Teil mafs 90 cm. Die Blüten sind herrlich fleischfarben und haben einen Durchmesser von 4 cm. Die Zahl der Blüten übersteigt 300. Die Entwicklung des Schaftes bis zur Blüte dauerte ziemlich 3 Wochen, die Blütezeit 4 Wochen. Den Hintergrund unserer abgebildeten Pflanze bilden Bluthasel, und von diesem dun- kelen Hintergrunde hebt sich der Blüten- schaft sehr wirkungsvoll ab. Die Vegetation aller Eremurus be- ginnt sehr früh; Mitte März bereits schwillt die einzige Mittelknospe an und das Wachstum des Biattkreises schreitet nun schnell voran. Iq dieser Zeit be- ansprucht unsere Pflanze viel Wasser. Ende September bis Mitte Oktober ist die Vegetation abgeschlossen, und jetzt ist die beste Zeit zum Pflanzen, welches aber mit äufserster Vorsicht geschehen mufs, weil die wie ein Seestern aus- sehende Knolle sehr brüchig ist. Man mufs der Pflanze einen vor scharfen Winden geschützten Platz anweisen, da die weichen Blätter sehr leicht brechen, und man sollte sie auch nicht zu tief pflanzen. Offener, gut gelockerter, nicht frisch gedüngter Boden sagt ihr am meisten zu. Obwohl sie völlig winter- hart ist, ist es doch ratsam, sie nament- lich gegen das Frühjahr hin leicht mit Tannenreisig zu bedecken oder noch besser eine Erdhaube über die schwellende Knospe zu machen. Die Vermehrung ist eine sehr langsame; eine natürliche Teilung des Wurzelstockes tritt äufserst selten ein. Es bleibt somit nur die An- zucht aus Samen, den die Pflanze willig H 158 Die Gaitenwelt. VI, H ansetzt, übrig, der gleich nach der Reife in Schalen gesät und frostfrei überwintert werden mufs. Jedoch ist die Auf- zucht der Sämlinge nicht so leicht, wie es den Anschein hat ; ein grofser Teil derselben verschwindet auf Nimmerwieder- sehen, und nur ein kleiner Teil ist durchzubringen. Und bei diesen Pflanzen wieder dauert es Jahre, bis sie blühbar werden. Lilium auratum. (Hierzu beistehende Abbildung.) — Die herrliche Goldbandlilie gedeiht bei uns, vollkommen im Freien gezogen und zum .Schutz vor der Winterkalte nur mit einer guten Laubdecke versehen, ganz vorzüglich. Die im ersten Jahre der Anpflanzung meist wenig hohen Stengel werden später immer stärker und höher, sowie zahlreicher, die anfangs nur geringe Blüten anzahl nimmt immer zu und schliefslich bilden sich wirk- liche Riesenexemplare mit 6 — 7 und noch mehr i'/, — 2 m hohen Stengeln, die oben viele grofse Blüten zur Entfaltung bringen. Das hier nach einer Photographie abgebildete Exemplar hatte nach drei- jährigem Verbleiben auf einer Stelle 7 Blütenstengel hervor- gebracht, von denen jeder 6 — 7 und einer sogar 10 Blüten- knospen trug, die fast gleich- zeitig zum Aufblühen kamen. Ein solches Exemplar bietet einen bezaubernden Anblick, eine wahre Augenweide, und der süfse, überaus starke Duft der zahlreichen Riesen- blumen macht sich weithin bemerkbar. Eug. Jos. Peters. Nerine lucida. — In nachstehenden Zeilen erlaube ich mir, dem noch wenig bekannten Zwiebelgewächse Nerine lucida, welches in jeder Hinsicht berechtigt ist, als Handelspflanze anerkannt zu werden, das Wort zu reden, in der Hoffnung, dadurch zur Verbreitung desselben beizutragen. — Kenne lucida zählt zu den Amaryllideen und ist in Südafrika einheimisch. Die 30—40 cm langen, i'/^cm breiten Blätter sind glänzend dunkelgrün, liegen dicht übereinander geschichtet und nehmen eine fast horizontale Stellung ein. Der Blütenstand ist doldig und erreicht einen Durchmesser bis zu 30 cm und darüber. Die Blüten sind rcin- wcifs und sehr fein petalisiert. Bei normaler Kultur fällt der Flor in der Regel in die Zeit vom Anfang August bis Ende September. Die Pflanzen, die nach der Blüte bald zurückgehen, werden bei 6— 10" C. trocken, im Topf stehend, überwintert. Nerine lucida verlangt schwere, nahrhafte, alte Erde und während der Vegetation sonnig-luftigen Standort und gleichmäfsige Feuch- tigkeit. Die Vermehrung geschieht am schnellsten aus Samen. Dieses reich und willig blühende Zwiebelgewächs nimmt sich mit seinen kolossalen Blütendolden sehr effektvoll aus, und ich kann dasselbe wärmstens empfL-hlcn. Gust. Besoke, Erfurt. Gladiolus hybridus princeps. — Sehr interessant war mir die Notiz in No. 10 Seite 110 über Gladiolus hybridus princeps. Dieser prachtvolle Gladiolus gehört nicht zur r/;;/*/- Klasse, wie dort gesagt wird, er ist vielmehr der erste einer ganz neuen Rasse, so gut wie der erste Gandavensis, der erste Lemoinii, der erste Nanceianus und die ersten Childsi. Gladiolus (hybridus) princeps hat zur Mutter d i e Form der Spezies crucntus, welche Max Leichtlin seit einigen Jahren verteilt hat. Der Vater ist ein Childsi (oder Nanceianus). Wenn ich mich für eine be- stimmte Sorte entscheiden sollte, so riete ich auf „Fal- coners Favorite" (Childsi) oder „Z« Grand Carnof' (Nanceianus). Der Züchter soll ein Deutscher sein; wohl gleichzeitig ist dieselbe Kreuzung in Nord- amerika gemacht worden. Max Leichtlin hat diese Neu- heit erworben und seit 2—3 Jahren verteilt. Die in Eng- land prämiierten Exemplare stammen aus Leichtlin'schen Knollen. Die Pflanze selbst ist einzig schön. F. S. H. Neue Pflanzen. .Schaupflanze von Lilium auratum. Originalauruahmc für die „Gaitenwelt'^ Englische Neuheiten in grofsblumigen Pelar- gonien. — Im Laufe des Spätjahres und Winters hatte ich nochmals Gelegenheit, eine Gruppe grofsbluniiger Pelargonien zu sehen, die nicht allein durch ihre Riesen- dolden, sondern auch durch ihren gedrungenen Wuchs und ihre grofse Anzahl von Blumen imponierten. Von dem ziemlich umfangreichen Sortimente notierte ich mir als die schönsten und grofs- blumigsten : reinweifs, mit rötlichem Saum um Sehr reichblühend, von breitem, ge- ,.r.ady E. .Valel'^ (1901), die einzelnen Blumenblätter, drungenem Wuchs. „L0rdCurzon"(iÄäH|p Wsi - -_ ,-. Vt" ij'j' . ; , , jkmv. ' IvOiiiiiijigi. llJ 13 .. i;p>"K BpII JJ3 1111h ! 1" i) ii^.^Hl ^ 13 n n itMnj'liliMui.fl fm mi 11^ ^MH ^^- 'i shHH ^^^^^1 '-vkHBHMiNH ■■^^^^^■■■■1^^ wmmmmmmmmmm^mt^m^m^ kuadmg Terminal Market zu Philadelphia. VI, I4\ - B i c-G'srm n w c 1 1. 163 Reifegraden und den verschiedenen Sorten entsprechend, ein- zuhalten? 2. Ist es ratsamer, das Obst bei der Kaltlagerung sogleich den ganz niedrigen Temperaturen auszusetzen, oder ist es besser, die Temperatur allmählich fallen zu lassen? 3. Ist die Luft abzuschliefsen, oder ist, im Gegenteile, die \'entilation angezeigt? 4. Ist es besser, die einzelnen Obststücke zu umhüllen oder frei einander berühren zu lassen? ;. Welche Packungsweise ist für Kaltlagerung die am meisten geeignete? Diese und ähnliche Fragen können nur mittels systematischer \'er- suche entschieden werden, und wahrscheinlich nehmen sich derselben in der nächsten Zeit die landwirtschaftlichen Versuchsstationen an. — Dafs die Packung auch für eine günstige Kaltlagerung äufserst wichtig ist, wurde bereits anerkannt, und viele Obsthändler schicken nur solche Ware in die cold storage-Niederlagen, welche ihre eigenen Angestellten an Ort und Stelle gepflückt, verpackt und versandt haben. Wir führen auch die Abbildungen einiger Kaltlageranstalten der X'ereinigten Staaten vor. Zu den gröfseren gehören: Richmond Street Warehouse der Quincy Market Cold Storage Company zu Boston (Abb. Seite 162, oben); dann die zu BufFalo (Abb. Seite 162, Mitte), errichtet von der Buffalo Cold Storage Company. Interessante Institutionen sind diejenigen Kaltlagerhäuser, die mit den Markthallen verbunden sind, wie z. B. bei dem Reading Terminal Market zu Philadel- A'erkaufshalle der Reading Terminal Market zu Philadelphia. phia (Abb. Seite 162, unten) der Fall ist. Diese Anstalt gestattet den Obstzüchtern, ihr Produkt im Herbst den Kaltlagerhäusern so zu übergeben, dafs sie wöchent- lich am Markttage davon heraus- nehmen und in der hierzu be- stimmten Verkaufshalle (.A.bb. oben- stehend) verkaufen können. Solche Anstalten sind sehr gesucht, weil sie es dem Produzenten möglich machen, ohne Zwischenhandel sich wöchentlich einmal mit dem kon- sumierenden Publikum direkt in Berührung zu setzen. Das erste Kaltlagerhaus, welches die mecha- nische Abkühlung mittels kompri- mierten Gases in Anwendung ge- bracht hat, ist das der Union Cold Storage and Warehouse Company zu Chicago (mittlere Abb.). In derselben Stadt (Chicago ist der Hauptmittel- punkt des Obstverkehrs) befindet sich auch das grofse Kaltlager- Kalthauslager der AVestern Cold Storage Companj- zu Chicago. haus der Western Cold Storage Company in immittelbarer Verbindung mit den Eisenbahnen (Abb. untenstehend). Zu den minder grofsen Etablissements gehört die Anstalt der Ice and Cold Storage Company zu Los Angelos in Cali- fornien (Abb. Seite 164, links). Endlich soll noch das Photo- gramm eines Privatkaltlagerhauses, welches der Firma E. P. Loomis & Co. zu Spencerport (N. Y.) ge- hört und für die Aufnahme von 10 000 Barrels .Apfel bestimmt ist, beigefügt werden (.Abb. Seite 164, rechts 1 Für die Lagerung von einem Barrel Obst vom Herbst bis i. Mai wird in der Regel eine Taxe von 40 Cents gezahlt; diesem gegen- über steht ein Gewinn von etwa I — 1,50 Dollar pro Barrel, so dafs die Kaltlagerung bei sorgfältig ge- pflückten und verpackten gesunden Äpfeln sich immer lohnt. In Europa hat man neuer- dings ebenfalls mit dem Errichten von Kaltlagerhäusern begonnen. In Verbindung mit den grofs- städtischen Markthallen giebt es schon seit längerer Zeit Lager- räume, die abgekühlt werden können. Sie stehen aber meistens nur den Zwischenhändlern zu Gebote, welche in den Markthallen für das ganze Jahr Verkaufsstellen mieten. Aufser den oben angeführten Faktoren sind auch die Obst-Kon- servefabriken für die Entwicklimg der Obstkultur höchst wichtig, be- sonders für die Verwertung der weicheren Obstarten, wie z. B. Kirschen, Zwetschen, Johannisbeeren, .Aprikosen, Pfirsiche u. s. w., von welchen in jenen Etablissements riesige Mengen für den Wintergebrauch auf- gearbeitet werden, wodurch natürlich auch die Märkte viel gewinnen, weil bedeutend mehr Obst verkauft werden kann, als für den momen- tanen Frischgenufs nötig ist. Auch die Ausfuhr der Produkte dieser Obstkonservefabriken steigert sich von Jahr zu Jahr in auffallender Weise. Der Wert dieser Ausfuhr bezifferte sich nämlich im Jahre 1S96 auf 1376281 Dollars, 1S97 „ 1686723 « 1898 „ 1624 741 1899 „ 2330715 » „ '900 „ 312-278 Man sieht also, dafs die Ausfuhr konservierten Obstes aus den Kalthauslager der Union Cold Storage and Warehouse Company zu Chicago. 164 Die Garten weit. VI, 14 Vereinigten Staaten in den letzten vier Jahren sich ver- doppelt hat. Wenn wir nun auch in dieser Richtung die amerikanischen Ver- kehrs- und Geschäftsverhältnisse als Muster auffassen dürften, so müssen wir doch auch andererseits einsehen, dafs eine ähnliche kräftige, rege, weitgehende Entwicklung in Europa zu den Utopien gehört. Nicht nur die technischen, sondern auch die sozialen und politischen Verhältnisse haben dort mitgewirkt. Die- Kalthauslager zu Los Angelos in Kalifornien. jenigen Orte der amerikanischen Union, die in wärmeren Lagen sehr frühe Ware erzeugen, können ihr Produkt ohne Auf- enthalt, ohne Zoll bis hinauf in die nördlichsten Ge- biete versenden. Und umgekehrt gehen z. B. nördliche Erd- beeren nach Süden zu einer Jahreszeit, in welcher im Süden schon die Trauben reifen. Diese grofse Freiheit des Verkehrs ohne Zoll und ohne andere Hindernisse war ebenfalls eine con- ditio sine qua non der nordamerikanischen pomologischen Ent- wicklung. In Europa ist der Norden vom Süden, der Osten vom Westen nicht blofs durch eine Schranke, sondern durch eine ganze Reihe von Schranken abgesondert, so dafs frisches Obst eine Art von „Wettrennen mit Hindernissen" durchmachen mufs, um dann am Endziele einer längeren Reise so verteuert anzu- langen, dafs es kein Nahrungs- und Genufsmittel für gering be- mittelte, sondern nur für wohlhabendere Leute abgeben kann. In dieser Hinsicht ist ein Vergleich der alt- und neuweltlichen Auffassung eine interessante psychologische Studie. Würde in den Vereinigten Staaten Nordamerikas jemand mit dem Projekte auftreten, dafs jeder Staat die Produkte der anderen Staaten bei der Ein- und bei der Durchfuhr mit Einfuhr- und Durchfuhrzoll belegen solle, um die Staatskassen zu füllen, so würde man den betreffenden Zollprediger wahrscheinlich einer ärztlichen Über- wachung für würdig halten. Es würde ihm auch dann nicht besser gehen, wenn er je vier Staaten zu einem Zollkörper ver- einigen wollte. Man würde dort ein solches „ZoUkätigsystem" für einen Verderber des allgemeinen Wohles halten, obgleich das- selbe Käfigsystem in Europa in voller Geltung steht. Und würde jemand in Europa den Vorschlag machen, sämtliche Staaten in Hinsicht des Zolles so zu vereinigen, dafs die Produkte ebenso ohne Hindernis und ohne Zoll frei verkehren sollten, wie es in der nordamerikanischen LJnion thatsächlich der Fall ist, so würde man diesen Apostel wahrscheinlich für einen ebensolchen Narren halten, wie über der See drüben einen Verfechter des „Käfig- systems". Ob nun für das allgemeine Wohl das eine System oder das andere nützlich ist, wird die Nachwelt entscheiden, die überhaupt über viele unserer Verhältnisse ebenso lächeln wird, wie wir heute über manche chinesische Verhältnisse lächeln. Wir befassen uns heute nur mit dem Obstverkehr und wollen diesbezüglich einige Beispiele anführen. Wohnt jemand in einem Lande, welches in der nördlichen Zone der Traubenkultur liegt, und will derselbe die Traubenkur gebrauchen, da er überhaupt ein Freund von Trauben ist, so wird er mit seinem angenehmen Vorhaben nicht vor dem 20. September beginnen können, weil in seinem Lande die Trauben nicht früher reifen und weil von den südlicheren Ländern kein billiges Traubenobst die Zollgrenzen passieren kann. Er wird auch wohl mit der Traubenkur gegen Ende Oktober aufhören müssen, weil dann die Lese eintritt und die Trauben vom Markte verschwinden. Würden die europäischen Länder einen Zollkörper bilden, so könnte jener Traubenliebhaber den Traubengenufs schon im Juni beginnen und beinahe fünf Monate hindurch fortsetzen, weil aus den warmen Mittelmeer- ländern frühe Traubensorten schon im Juni zu haben wären und die Traubenkur im Oktober mit nordischen späten Trauben ge- schlossen werden könnte. Das gilt natürlich für alle pflanzlichen frischen Produkte, die eine verhältnismäfsig kurze Erntezeit haben und in je einem Lande nur einige Wochen zu haben sind. Ich spreche hier natürlich nicht von den reichen Leuten, denen für teures Geld zu jeder Zeit alles zur Verfügung steht. Von „Saisonzöllen", die nur dann eintreten würden, wenn ein Land eine Obstart bereits erntet, hat in Europa, soviel ich weifs und worüber ich staune, noch niemand gesprochen. Noch mehr staune ich aber darüber, dafs Länder in der allernördlich- sten Zone Europas, die selbst überhaupt kein Obst im Freien erzeugen, dennoch auf frisches Obst einen Importzoll von 11 — 13 Mark legen. Das ist eigentlich ein Prohibitivzoll (Absperrungszoll), weil er gröfser ist, als der Wert der meisten Obstarten, ja, viermal gröfser als der Wert der billigeren Obstarten in der Umgebung des Produktionsortes. Es scheint also, dafs in jenen Ländern die Kalthauslager der Firma E. F. Loomis & Co. zu Spencerport. arbeitenden Klassen überhaupt nur an Feiertagen zum Obst- genufs gelangen können. Denn für die minder bemittelten Klassen der Gesellschaft ist ein dauernder und regehnäfsiger Genufs nur bei solchem frischen Obste möglich, von welchem das Kilogramm nicht teurer als 10 — 15 Pfennige ist. Obst ist in jeder Hinsicht von anderen Produkten verschieden, und es ver- langt auch in jeder Hinsicht eine andere Behandlung, nicht nur im Verkehr, sondern auch im Zollwesen. Getreide und Kartoffeln können in jedem Lande beinahe das ganze Jahr hindurch auf- bewahrt werden; frische Trauben, Erdbeeren, Pfirsiche, Zwetschen, VI, 14 -üte- 165 Aprikosen und Melonen hingegen vermag jede geographische Lage nur verhältnismäfsig kurze Zeit hindurch im Freien zu er- zeugen, und wenn die einzelnen Länder die Einfuhr der minder lange haltbaren Obstarten durch prohibitive Zölle einschränken, so wird auch dem allergröfsten Teile ihrer Bevölkerung die Zeit- dauer des Genusses der betreffenden Obstarten sehr abgekürzt beziehungsweise der Genufs ganz unmöglich gemacht. Gärtnerische Reiseskizzen. Ein Rundgang in den Kulturen des Herrn Calvat in La Tronche (Dep. Isere). — Gelegentlich der Ausstellung in Grenoble lud Herr Calvat die Preisrichter ein, seinen be- rühmten Kulturen in La Tronche einen läesuch abzustatten. Darauf hin kamen mehrere Herren der Einladung nach. Die Besichtigung begann in St. Laurent, wo der Garten terrassenförmig am Abhänge des Mont St. Eynard angelegt ist, ähnlich dem in La Tronche. Dort befinden sich die zur Ver- mehrung dienenden Kästen und ein grofses, ganz eigenartiges Gewächshaus, welches zur Aufnahme der zu Samenträgern aus- gewählten Pflanzen bestimmt ist. Zur Zeit war das Haus gefüllt, es waren darin die schönsten Chrysan/hemiimSorttn, Züchtungen von Grenoble, zu sehen, Seite an Seite mit den hervorragendsten anderen französischen und ausländischen Züchtungen. Die Zeit der Befruchtung stand unmittelbar bevor. Wir wünschen, dafs sie glücklich verlaufen ist, und dafs die kommenden Neuheiten ebenso den Flug um die zivilisierte Welt machen wie ihre Vor- gänger. Man begab sich hierauf in die Kulturen von La Tronche, welche aus 33 Beeten von je 35 m Länge und 1,30 m Breite be- stehen, und ebenfalls stufenförmig am Abhänge eines Berges an- gelegt sind. Der Boden dieser Gartenbeete wurde mit grofsen Kosten vorbereitet; er besteht aus Jurakalk, wie er im Departe- ment Isere allerwärts gebrochen wird, sieht aber durch den reich- lich beigemengten Schiefer schwärzlich aus und ist 40 cm hoch aufgefüllt. Einen Monat vor der Pflanzung wird eine Lage ganz verrotteter Dünger und nicht entleimtes Knochenmehl unter die Erde dieser Beete gemischt, damit die Pflanzen für die Zeit ihres Wachstums genügend mit Nährstoffen versehen sind. Über- raschend für viele ist es aber, dafs Herr Calvat bei der Kultur der Chrysanthemen im freien Lande auf jede Darreichung flüssi- gen Düngers verzichtet, und die Erfolge, die er erzielt hat, sind nicht weniger gut und vortreft'lich als früher. Die Blätter er- scheinen allerdings nicht mehr so mastig, sind aber nichtsdesto- weniger völlig gesund. Ein wichtiger Umstand, um schöne Blumen zu erhalten ist der, dafs man die Wurzeln gegen die übermässige Bestrahlung im Sommer schützt, was hier durch eine dünne Lage Stroh, aber nicht Dünger, erreicht wird. Die Beete sind voneinander durch mit Gras bewachsene Böschungen getrennt. Die Breite von 1,30 m gewährt Raum für 3 Pflanzreihen im Verband. Auf jedem Beete stehen ungefähr 220 Pflanzen, deren jede 3 — 5 Blumen trägt. Die gesamten Kul- turen bestehen aus etwa 10 000 Pflanzen, wozu noch an 2500 Säm- linge kommen. Wenn man sich die Gröfse der Blumen vergegen- wärtigt, so kann man sich leicht einen Begriff machen von der unbeschreiblichen Schönheit dieser blühenden Ckrysanthemum- Felder, deren Lage auf dem Abhänge eines Berges die Wirkung noch wesentlich erhöht. Auf jedem Beet sind eiserne Stangen eingelassen, welche durch Drähte miteinander verbunden sind, und auf diese Weise das Rahmengestell für die aufzulegenden Schutztücher gegen Fröste abgeben. Diese Stangen sind auf der niedrigsten Seite 2 m hoch. Die Schutzleinewand, welche von untergelegten Holzleisten straff gehalten wird, hat, wenn sie auf- liegt, eine Neigung von 45 Grad. Die meisten Sorten, welche mustergiltig geworden sind und von diesen Kulturen ihren Ausgang genommen haben, sind hier zu sehen, und es seien ,,Mant Calvat'-', „Fee du Champsaur", welche riesig grofs wird, wenn man sie sich frei entwickeln läfst, und besonders „Mme Marhis Ricoud", jene bewundernswerte Sorte, die in ca. 600 Exemplaren vertreten war, erwähnt. Die Beete, auf welchen „Soltil d Octobn" standen, waren schon abgeräumt, und man sah nur mehr die Spuren dieser Sorte, die ihren Namen rechtfertigt. Bisweilen ist man verwundert über die Abwesenheit mancher berühmter und in so vielen Kulturen verbreiteter Sorten. Das findet seine Erklärung darin, dafs der Meister strenger ist als seine Schüler; ohne Erbarmen wird jede Sorte entfernt, welche den geringsten Fehler oder die leiseste Neigung zu Krankheiten oder zur Blütenfäule, der grofsen Klippe, an der schon so manche Kultur gescheitert ist, zeigt. Er erneuert und verbessert fort- während, und behält nur die \'arietäten, welche in jeder Hinsicht einwandfrei sind. Dagegen ist ein grofser Platz den Neuheiten für 1901 ein- geräumt. Es fielen besonders auf: „Docteur Felix Allard-', intensiv gelb, eine vollkommene Perrücke bildend, ferner „Mine Diederichs" , glänzend, lebhaft rosa, dann „Mme Nagekniackers" , von einem Weifs, das „Afme Carnot' ersetzen dürfte, da sie ebenso schön ist wie jene, aber noch besser im Wüchse und sicherer im Kommen, bei tadel- loser Ausbildung der Knospen. „Mme Jean Seince" ist ein Sport von „Mme Marius Ricoud-', deren vortreftliche Eigenschaften er besitzt, denen sich der Liebreiz einer durch rosafarbige Strichel- chen belebten cremeweifsen Farbe zugesellt. „M. Chambry", gelb, auf der Unterseite blasser mit Perlmutterglanz, „Marquis Visconti Venosta" und andere. Dann zwischen den noch unbekannten Sorten „.!/. Waldeck Rousseau", braunrot mit goldgelber Rückseite. „President Scalaraiidis" ist seltsam durch seine veränderliche Farbe, gelb, bald mehr oder weniger rot gestreift, durch die abgestumpften Petalen wie bei „Ü Inimitahk" und durch die schirmartige Form der Blüten- köpfe. „Deptite Baragiola" , strahlig und geröhrt, erreicht 38 cm im Durchmesser, was eine ganz gewaltige Gröfse für eine Blume ist, und endlich „M. Wallis", die eine wahre „Mme Carnot" ist, von der sie übrigens auch abstammt, nur mit dem Unterschied, dafs sie noch lebhafter citronengelb ist als „Mrs. G. J. Warren" ; ihre Blumen sind riesig grofs, und man mufs sich fragen, wie weit es in dieser Hinsicht sein glücklicher Pate, der Matador auf der Lon- doner Ausstellung, noch bringen wird. 2500 diesjährige Sämlinge werden alle mit grofsen Blumen kultiviert; es wird also leicht sein, eine strenge Auswahl zu treffen und sehr viele Sorten, welche zurückwerfen, werden mit Sorgfalt aus den anderen herausgepflückt werden. Beim Besuche dieser Kulturen drängte sich unwillkürlich eine Frage nach der früheren Thätigkeit des Herrn Calvat auf die Lippen. Einige Angaben hierüber werden den Leser ohne Zweifel interessieren. Noch im Jahre 1889 war Herr Calvat Handschuhfabrikant und beschäftigte sich in seinen Mufsestunden mit dem Gartenbau. Eine Ci^/w?»//^«««/«- Ausstellung fand in demselben Jahre in Grenoble statt. Fatzer hatte 12 gröfse Blumen geschickt, welche, obwohl sie schon auf einer vorhergehenden Ausstellung geglänzt hatten, dennoch Aufsehen erregten. Herr Calvat, welcher Pflanzen ausstellte, die im freien Lande ohne jedes Ausbrechen überzähliger Knospen herangezogen waren, war beim Anblick dieser Blumen wie vom Blitze getroffen. Er konnte das berühmte Wort ausrufen: „Anch'io son pittore!" 1G6 Die Gartenwelt. VI, 14 Er verschrieb sich dann aus England die Behandlungsweise Molyneux's und machte sich ans Werk. Hier sieht man so recht, aus welchen kleinen Ursachen oft so grofsartige Wirkungen her- vorgehen. Wenn Herr Calvat nicht des Englischen mächtig ge- wesen wäre, würde er sich nicht besagte Kulturanweisung haben kommen lassen, und da sie in französischer Sprache nicht exi- stieile, würde er wahrscheinlich seiner Absicht, Chrysanlhemum- Züchter zu werden, nicht haben Folge leisten können. Er wagte sich hierauf auch an die Aussaat und arbeitete damals mit Sorten, die auch heute noch nicht gänzlich ver- schwunden sind, wie „/VAVa«", y,Domination" , „E/oile de Lyon^', „Ytiloxv Dragon'^', „Edwin Molynmx^', „Condor" . Drei Jahre nach dieser berühmten Ausstellung traten seine ersten eigenen Züchtungen „Mine Calvat^' und „Mine Marias Ricoud" ins Leben. Sie bilden noch heute den Kern der Kollektion. Ph. Rivoire, Lyon, in „Le Chrysantheme". Rechtspflege. Die persönliche Natur des Dienstverhältnisses ist im Gesetze (B. G.-B. § 613) dadurch anerkannt, dafs ausdrück- lich vorgeschrieben wird, dafs einerseits der zur Dienstleistung Verpflichtete die Dienste mangels einer entgegenstehenden Ab- rede in Person zu leisten hat, sich hierbei also nicht vertreten lassen darf, und dafs anderseits der Anspruch auf die I^ienste nicht übertragen werden kann. Nun hat die Rechtsprechung allerdings angenommen, dafs beim Übergange eines Handels geschäftes von dem bisherigen auf einen neuen Inhaber die be- stehenden Dienstverträge aufrecht erhalten werden, so dafs kein Angestellter ohne weiteres das Recht hat, dem. neuen Prinzipale seine Dienstleistungen zu verweigern, es sei denn, dafs besondere wichtige Gründe vorliegen, wie z. B. eine tiefgreifende Abweichung von den bisher verfolgten Geschäftsgrundsätzen, eine Änderung des ganzen Betriebes u. dergl. Dieser Satz darf aber ohne wei- teres nicht auch auf alle Fälle, in denen durch \'ertrag jemand in das Verhältnis eines Privatbeamten getreten ist, angewendet werden. Dies hat das Reichsgericht in einem Erkenntnisse vom 3. Mai 1901 festgestellt an der Hand des folgenden Falles: Die Klägerin ist eine geistliche Anstalt mit juristischer Persönlichkeit, sie hat unter anderem sehr ausgedehnten Landwirtschaftsbesitz, auf dem zum Teil die Obstzucht in grofsem Mafsstabe betrieben wird. Die Ländereien, die dem soeben erwähnten Zwecke ge- widmet sind, hatte sie nun an einen Dritten verpachtet, der wiederum den gegenwärtigen Beklagten als leitenden und auf- sichtsführenden Beamten in seine Dienste genommen hatte. Nun war das Pachtverhältnis vorzeitig aufgelöst worden, ehe noch der Dienstvertrag zwischen dem Beklagten und dem Dritten ab- gelaufen war. Die Klägerin übernahm jetzt die Bewirtschaftung ihrer Güter samt und sonders für eigene Rechnung und über- trug diese Geschäfte einem, zu diesem Zwecke berufenen Direktor; der Beklagte aber behauptet, infolgedessen nun an den Dienst- vertrag nicht mehr gebunden zu sein, und weigert sich des- halb, in seiner Stellung zu beharren; er ist daraufhin wegen Leistung von Schadenersatz in Anspruch genommen worden und zugleich auch auf Zahlung einer Konventionalstrafe, zu der er sich beim Antritte seines Dienstes dem ausgeschiedenen Pächter gegenüber für den Fall eines vorzeitigen Verlassens seines Postens verpflichtet hatte, verklagt worden. In der er- wähnten Entscheidung hat das Reichsgericht die Klage zurück- gewiesen und sich hierbei im wesentlichen auf nachstehende Erwägungen gestützt: Die Klägerin behauptet, dafs an dem Dienstverhältnisse thatsächlich und rechtlich gar nichts geändert werde dadurch, dafs der mehrfach erwähnte Pächter zurück- getreten sei und sie, die Klägerin, nun unmittelbar ihre Güter bewirtschafte, der Beklagte habe unverändert dieselben Obliegen- heiten zu verrichten und empfange dafür auch dieselbe Vergütung wie früher, aufserdem habe hier off"enbar auch ihr, der Verpäch- terin, der Pächter von vornherein Ansprüche auf die Dienste des Beklagten erwerben wollen, denn sonst hätte er den Beklagten nicht auf so lange Zeit engagieren können, während seine Pacht- zeit verhältnismäfsig kurz bemessen war. Es kann dahingestellt bleiben (so entgegnet hierauf das Reichsgericht), ob der Pächter bei der Anstellung des beklagten Gehilfen damit gerechnet habe, dafs sein eigenes Verhältnis zu der Klägerin sich durch stetige Erneuerung des Pachtvertrages immer weiter verlängern werde, oder ob er stillschweigend wirklich die, von der Klägerin vor- getragene Absicht gehabt habe ; jedenfalls ist diese letztere in den Abmachungen mit dem Beklagten nicht zum Ausdrucke ge- kommen. Der Pächter war auch keineswegs der Vertreter der Verpächterin in der Weise, dafs er für letztere die Dienste anderer Personen annehmen konnte, und so war der Beklagte wohl zu dem Glauben berechtigt, er habe es lediglich mit dem Pächter allein zu thun. Der Beklagte würde also, wenn man dem An- trage der Klägerin stattgeben wollte, einem neuen Dienstverhält- nisse unterstellt werden, was ohne seine Zustimmung nicht zu- lässig ist. Wenn hiergegen von Seiten der Klägerin eingewendet wird, dafs inhaltlich die Stellung des Beklagten unverändert die- selbe bleibe, dafs er keine anderen Leistungen als früher auf- zubringen habe, und für diese in derselben Weise, wie dies seitens des Pächters geschehen war, bezahlt werde, so übersieht die Klägerin hierbei, dafs bei einem Dienstvertrage oft auch rein per- sönliche Beziehungen in Frage kommen, die das Gesetz durchaus nicht hat unberücksichtigt lassen wollen. Ein Fabrikarbeiter, der nichts weiter zu thun hat, wie mechanisch eine Maschine zu be- dienen, und der nach Ablauf einer bestimmten .Arbeitszeit durch irgend einen anderen Angestellten dieses Betriebes seinen Lohn ausgezahlt erhält, der in keiner Weise mit dem Geschäftsinhaber, seinem Dienstherrn, persönlich in Berührung kommt, von ihm oft nicht einmal gekannt wird, — dem kann es füglich gleichgiltig sein, ob der Inhaber der Fabrik A. oder B., oder eine Aktien- gesellschaft oder eine geistliche Anstalt sei. Wer aber vor allen Dingen, wie der Beklagte, an eine leitende Stelle berufen ist, für den kommt aufserordentlich viel darauf an, wer sein Prinzipal ist. Das Gesetz glaubt die Würde des Dienstvertrages zu heben da- durch, dafs es das persönliche Moment stärker betont und keiner von den beiden Parteien, die an dem Dienstvertrage beteiligt sind, das Recht zugesteht, eigenmächtig die aus dem Abkommen er- worbenen Rechte auf einen anderen zu übertragen. Dr. jur. Biberfeld, Hamburg. Aus den Vereinen. Verein zur Beförderung des Gartenbaues. Für die wegen des Weihnachtsfestes schon am 19. Dezember abgehaltene Monats Versammlung war ein Vortrag „Über die Elektrizität im Gartenhau" an- gesagt, welcher durch Vorführung der betreffenden Apparate aufs beste illustriert werden sollte. Ich machte mich also auf grofse Neuigkeiten gefafst und versah mich reichlich mit Schreibpapier, um die Offen- barungen möglichst genau festhalten zu können. Ich will aber dem nicht vorgreifen und an der Hand der Tagesordnung den Verlauf der Versammlung in Kürze schildern. Herr deCoene, i. Fa. Spielberg c& de Coene, hatte wieder einen Beweis erbracht, dafs man durch liebevolle, sorgsame Pflege aus einer im Durchschnitt mittelgrofsen Pflanze wahre Prachtexemplare erzielen kann. Die Cyclamen waren, obwohl in mäfsig grofsen Topfen stehend, von einem grofsartigen Blütenreichtum. Den Vogel schofs Aussteller mit einer Pflanze ab, die, ca. 60 cm im Durchmesser haltend, 172 voll- crblühte Blumen trug. Dafs für diese Leistung Herrn de Coene VI, 14 - Ili£_G-*4-tre-ft-w-e4-t. 167 I der doppelte Monatspreis des Vereins im Betrage von 30 M. zuer- kannt wurde, ist nicht mehr als billig, und neidlos mul'ste man ihm allseitig Anerkennung zollen. Durch Herrn Geheimrat Wittmack wurden ver- schiedene Einsendungen der Firma J. Holzinger in St. Avold, Lothringen, vorgeführt, z. B. Obstbaumschützer. Die Firma ist schon seit Jahren bemüht, auf dem Gebiete der Baumschützer und Schutzgestelle das Beste zu leisten, leider sind aber die Preise für die gewifs praktischen Baum- schützer noch zu hohe, so dafs für gröfsere Betriebe eine BeschaiTung derselben so gut wie ausgeschlossen ist. Der von der Firma Fettke & Ziegler, Berlin, eingesandte Timm's Pflanzentränker wurde eben- falls von Herrn Geheimrat Wittmack vorgeführt und erklärt. Die Er- habenheit über derartige Spielereien bekundete ein Teil der Versamm- lung durch ein feines, aber hörbares Lächeln. Mir deucht, dafs man so schnell nicht urteilen sollte. Haben wir Gärtner vielleicht auch keinen direkten Nutzen von dem Apparat, so ist ein indirekter Erfolg, wenn der Apparat in Laienkreisen weite Verbreitung finden sollte, in- sofern zu erwarten, als er viele wieder zur Pflege von Blumen und Pflanzen im Zimmer zurückführen wird, die aufgegeben wurde, weil die Mifserfolge zu betrübende waren; der steigende Konsum wird nicht zu verachten sein. Im übrigen verweise ich auf No. 13 der „Gartenwelt", in der Professor Hefs sich eingehend über den Apparat ausläfst. Das Hasselmann'sche Holz-Imprägnierungsverfahren mit Kupfervitriol und Kalkmilch wurde einer erneuten Besprechung unterzogen. Herr ßaurat Körner, welcher als Gast der Versammlung beiwohnte, konnte auf Ansuchen der Versammlung einiges dazu mitteilen; das imprägnierte Holz sei sehr schwer zu bearbeiten. Bei einer Imprägnierung ge- brauchsfertiger Teile, welches Verfahren die betr. Firma in Vor- schlag bringt, kommt es aber vor, dafs Verziehungen im Holz eintreten, was zum Beispiel bei zusammenzufügenden Stücken selir unliebsam ist. Endgültige Erfahrungen über die Haltbarkeit des imprägnierten Holzes [liegen noch nicht vor, da die Zeit seit der Aufnahme des Verfahrens, denn eine neue Erfindung ist es eigentlich nicht, eine zu kurze ist. Man will aber bemerkt haben, dafs das Holz zwar steinartig, aber kurz- faserig und bröckelig wird, ein Nachteil der entschieden nicht unbe- achtet bleiben kann. Wo Kitt mit solchem imprägnierten Holze in direkte Berührung kam, zeigte es sich, dafs der Firnifs bald aus dem Kitt herausgezogen wurde, so dafs derselbe brüchig und schlecht wurde. Dagegen dürfte das Verfahren für Hölzer, die nach dem Imprägnieren keine weitere Bearbeitung erfahren, grofse Vorteile haben. Transport- kosten nach und von der Imprägnierungsstelle müfsten allerdings ver- mieden werden, da einerseits die Sache verteuert wird, und anderseits will nicht jeder solche Scherereien, wie sie eine Hin- und Hersendung mit sich bringt, auf sich nehmen. In solchen Fällen wird das auch sehr hnltbare Pilch Pine-Holz die gleichen Dienste thun. Nachdem die Unter- haltung hierüber beendet war, übergab Herr Geheimrat Wittmack, als Herausgeber der dritten Auflage des Werkes, der Versammlung das neue Gartenbaulexikon. Herr Kohlmannslehner führte der Versammlung einen Sport der Begoniensorte „Caledonia" vor, welcher weifsgrundig ist mit einem feinen rosaen Hauch. Herr Kohlmannslehner nahm die Priorität für sich in Anspruch und nannte seinen Sport „BeroUna" , erwähnte aber, dafs in England in der Sorte „Turnford Halt'' ein ähnlicher Sport ent- standen sei. Nun sollte die Versammlung elektrisch erwärmt werden. Leider aber geht von der geheimnisvollen Kraft der Geist des Ver- sagens im entscheidenden Moment oft auch auf die Menschen über. So an diesem Abend. Herr Ingenieur Eckmann, welcher gemeinschaft- lich mit Herrn Bluth den Vortrag unter Vorführung aller Apparate für elektrische Heizung halten wollte, war nicht erschienen. So war Herrn Bluth die Aufgabe allein zugefallen über das Thema: „Die Elektri- zität im Gartenbau mit besonderer Berücksichtigung der elektrischen Heizung" zu sprechen. In kurzen Zügen schilderte Redner, dafs Versuche, die Elektrizität auch im Gartenbau zu verwenden, schon in den sechziger Jahren gemacht wurden. Man glaubte, dafs das elektrische Licht auf das Wachstum von Pflanzen Einflufs haben könne. Die Versuche bestätigten dies auch, aber es ist recht belanglos, wenn man getriebene Erdbeeren 24 — 48 Stunden dadurch eher zur Reife bringt. Dagegen meinte Herr Bluth, dafs elektrische Beleuchtung der Gärtnereien und Gewächsliäuser wohl angebracht sei, da unsere Zeit eine intensive Arbeitsleistung zur Bedingung mache. Die Firma E. Liebig in Dresden habe schon vor Jahren damit den Anfang gemacht. Andere bedeutende dortige Firmen wie T. J. Seidel und F. Heibig haben gleichfalls elektrische Lichtanlagen eingerichtet. Letztere Firma habe auch den Versuch mit einer elektrischen Heizung gemacht, der ihn, den Redner, veranlafste, auch in seiner eigenen Gärtnerei Versuche an- zustellen. Die Heizung beruht auf dem Prinzip des Widerstandes, den der elektri.sche Strom in minder guten Leitern, deren Legierung meist Geheimnis der Erfinder sei, findet und die durch den Strom erhitzt werden. Durch einen elektrischen Motor von kleinem Umfang wird Luft durch die heifsen Widerstände getrieben und so allmählich er- wärmt. Redner hat den Strom für 16 Pf. pro Kilowattstunde erhalten. Seine Heizung funktionierte oft ganz gut, aber die Drähte waren, trotz- dem sie isoliert waren, der Luftfeuchtigkeit eines Gewächshauses nicht gewachsen. Die Schicht wurde nafs, auch innen, wurde dadurch leitend und nun verteilte sich der Strom auf alle Gegenstände im Hause, was Veranlassung zu heiteren Zwischenfällen gab. So habe Redner einmal einen Topf von der Stellage nehmen wollen, als er plötzlich einen heftigen elektrischen Schlag erhielt. Als Vorzüge der elektrischen Heizung führte Herr Bluth an: I. die leichte Einrichtung, 2. die grofse Materialersparnis, 3. die selbstthätige Regulierung der Heizung, 4. die Möglichkeit, die Heizung nach Belieben in Betrieb oder aufser Betrieb setzen zu können, und 5. die Gewähr für innere Feuchterhaltung der Luft, wie bei keiner anderen Heizung. Als Nach- teile stellten sich im Verlaufe der Rede i. Betriebsstörungen und 2. Kostspieligkeit im Betriebe heraus. Herr Ingenieur Göschke bemerkte hierzu, dafs seinen Erhebungen zufolge eine Pferdekraft auf elektrischem Wege in Berlin 14,4 Pf. kostete. 100 durch Elektrizität erzeugte Wärme- einheiten kosteten 23," Pf., durch Koks erzeugt 3,7 Pf, Kommentar überflüssig. T. Personal-Nachrichten. Othmer, Bernhard, den Lesern als fleifsiger Mitarbeiter der „Gartenwelt" bekannt, seit einiger Zeit als technischer Leiter des bota- nischen Gartens in München thätig, ist vom I. Januar ab definitiv mit dem Titel Königl. Garteninspektor dortselbst angestellt worden. Bücherschau. Illustriertes Gartenbau-Lexikon. Dritte, neu bearbeitete Auflage. Berlin, Verlag von Paul Parey. Preis elegant geb. 23 M. Dieses von Prof L. Wittmack unter Mitwirkung zahlreicher tüchtiger Fachleute in dritter Auflage herausgegebene Werk liegt nun- mehr abgeschlossen vor. Wir haben den umfangreichen Band nicht von A bis Z durch- studiert, das wird man nicht von uns verlangen, wir haben auch nicht in den Spalten dieses Lexikons nach kleinen Unkorrektheiten, wie sie in allen Werken vorkommen, herumgeschnüffelt, um dem Herausgeber daraus einen Strick zu drehen, aber wir haben zahlreiche Stichproben gemacht — und diese Stichproben haben uns in der Hauptsache befriedigt. Das Gebiet des Gartenbaues ist ein sehr weites, vielseitiges, ein Gebiet, in welchem sich dem Praktiker Tausende von Fragen aufdrän- gen, der Umfang dieses Lexikons ist dagegen ein durch den mäfsigen Preis bedingter, eng begrenzter, was bei Beurteilung dieses Werkes wohl zu beachten ist. „Allwissend bin ich nicht, doch viel ist mir be- wufst", hätte der Herausgeber als Motto auf die Titelseite setzen können, man wird auch einmal vergeblich nachschlagen, aber auf alle wichtigen Fragen wird man knappe Auskunft erhalten. Auch das soziale Gebiet berührende Fragen haben Berücksichtigung gefunden. Pflanzen von einigem gärtnerischen Wert sind nicht übergangen worden, gute Garten- sorten sind auch in den neuesten Züchtungen angeführt, and dankbar würden wir auch die Litteraturangaben begrüfsen, wären sie nicht von einer Einseitigkeit, die in solchem Werke besser vermieden worden wäre. Hier hätte der Heransgeber eine kleine Kontrolle ausüben können. Schön ist es jedenfalls nicht, wenn ein Mitarbeiter auf dem ihm übertragenen Gebiete jede Gelegenheit wahrnimmt, seine Schriften herauszustreichen ! Nun , die Einseitigkeiten in den Litteraturangaben thun dem Lexikon als solchem keinen Abbruch. Die dritte Auflage ist mehr als eine durch die fortschreitende Zeit bezw. durch die gärtnerischen Errungenschaften des letzten Jahrzehntes bedingte Verbesserung der 168 Die Gartenwelt. VI, 14 vorliergehenden. Manchem der Mitarbeiter bot schon der neue Vil- naorin eine Grundlage, auf welcher er seine Beiträge zum Lexikon auf- bauen konnte, das letztere ist aber bei geringerem Umfang und be- deutend geringerem Preise viel vielseitiger, da die Blumengärtnerei nur einen Bruchteil seines Inhaltes bildet. Die Nomenklatur des Lexikons ist mehr den Erfordernissen der gärtnerischen Praxis angepafst und die alphabetische Anordnung des Stoffes hat vor der wissenschaftlichen im Vilmorin viel voraus bei dem chronischen „Mangel an Zeit" der Gegenwart. Jeder Gärtner ohne Ausnahme, selbst der gelehrteste und praktisch tüchtigste, wird ein solches Universalbuch, wie es das Lexikon ist, in Kragen und oft in wichtigen und eiligen häufig aufschlagen müssen, und deshalb können wir jedem Leser, auch den Besitzern der alten Auf- lagen, die Anschaffung der dritten Auflage des illustr. Gartenbau-Lexi- kons nur empfehlen. Gegen Einsendung des Betrages durch die Expe- dition der ,.Gartenwelt" zu beziehen. M. H. Schnurbusch, Otto, Die praktischen Kultureinrich- tungen der Neuzeit. I. Teil, enthaltend Baumaterialien, Schatten-, Deck- und Lüftungseinrichtungen, Mistbeete, Schulzkästen, sowie kleinere Treibeinrichlungen etc. Mit 67 Abbildungen. Verlag von Hugo Voigt, Leipzig. 2,40 M., gebunden 3 Mk. Der bekannte Verfasser des Werkes „Der praktische Schnittblumen- züchter" bietet in diesem neuen Buche allen denjenigen, welche Gärt- nereien gründen, alte Anlagen den Anforderungen der Gegenwart ent- sprechend umbauen und in guter Verfassung erhalten wollen, ein brauchbares Lehrbuch. Zahlreiche einfache, aber gute und leicht ver- ständlich ausgeführte Zeichnungen erläutern den Text und bieten auch dem Unerfahrenen sichere Anhaltspunkte. Da Verfasser das Neueste berücksichtigen mufste, konnte er es nicht umgehen, gelegentlich auch den Fabrikanten das Wort zu geben. So druckt er die ganzen Ausführungen der Fabrikanten des Antimeru- lion ab, willkommener würden hier aber den Lesern cinwandsfreie Äufserungen von Praktikern gewesen sein, die dieses Mittel bereits zur Imprägnierung der Holzteile an Gewächshäusern, Mistbeeten etc. ver- wendet haben und über seinen faktischen Wert für solche Zwecke ein unparteiisches Urteil abgeben können. Aber abgesehen hiervon ist das Buch aufserordentlich lehrreich ; ich kann es nur als fleifsige, mit grofser Sachkenntnis geschriebene Arbeit bezeichnen, und dabei ist es sehr billig im Verhältnis zum Ge- botenen. Wieviel Geld wird nicht durch falsche oder sonst nicht auf der Höhe der Zeit stehende Bauten, durch unnützes und umständliches Umbauen u. s. w. nicht nur von jungen, sondern oft auch von alten Fachleuten zum Fenster hinausgeworfen und wieviel Verdrufs raufs dabei oft noch mit in den Kauf genommen werden ! Hier wird das Schnurbusch'sche Werk, soweit sich dies nach dem vorliegenden ersten Teil feststellen läf»t, Abhilfe schaffen, und deshalb wünschen wir, dafs es in Interessentenkreisen zahlreiche Käufer finde. M. H. Tagesgeschichte. Dresden. Herr Obergartendirektor Bouche teilt uns zu unserer Bemerkung auf Seite 132 über den neuen langen Namen der Gesell- schaft „Flora" folgendes mit: Der Name der Gesellschaft ist kurz genug „Flora"; ihre rechtliche Stellung und ihr Zweck wurde früher durch die Zusätze „Eingetragene Genossenschaft" und „Gesellschaft für Botanik und Gartenbau" gekennzeichnet. Aus Anlafs des Jubiläums der Ge- sellschaft im Februar v. J. verlieh Se. Majestät der König derselben den Titel „Königl. sächsische Gartenbau-Gesellschaft" und die Erlaubnis zur Fülirung des Staatswappens. Hannover. Die städtischen Kollegien bewilligten am 21. De- zember 50000 M. als erste Rate für sofort als „Nolstandsarbeiten" aus- zuführende Erdarbeiten auf dem erweiterten Terrain des Slöckener Friedhofes. Das zur Erweiterung dieses Friedhofes angekaufte Grund- stück liegt i'/,, m tiefer als das alte Terrain und soll aufgeschüttet werden, wozu 410000 cbm Boden notwendig sind. Zunächst soll ein 10 Morgen umfassender Teich ausgehoben werden, wodurch 166000 cbm Boden gewonnen werden. Die Kosten für diesen Teich betragen 78000 M. Stadtgartendirektor Trip referierte in der fraglichen Sitzung über die moderne Bewegung zur Schaffung landschaftlich angelegter Friedhöfe. Die Bewegung habe schliefslich zu einem Kompromifs ge- führt zwischen der bisherigen Einrichtung der Friedhöfe und der rein landschaftlichen Ausgestaltung in der Weise, dafs ein gröfserer Teil der Erbbegräbnisse in landscliaftlicher Umrahmung ausgeführt wird, etwa nach Art des Waller- und Khiensberger-Friedhofes in Bremen, über deren Eigenart der Redner Mitteilungen machte. Es seien in der Finanzkommission Bedenken laut geworden, dafs durch die Teich- anlage eine grofse Zahl von Reihengräbern verloren gingen; der Redner stellte jedoch ein Rechenexempel auf, dafs auf diesem Terrain Raum bliebe in Gröfse von 6000 qm für Erbbegräbnisse und noch für 25 bis 30 Mausoleen, so dafs dieses Terrain, welches für Reihengräber verloren gehe, eine noch erhöhte Einnahme ergeben werde, als wenn man dort nach dem bisherigen Tarif Reihengräber anlegen würde. Direktor Trip veranschlagte die auf diesem vom Teiche berührten Terrain zu erwar- tende Einnalime auf 294 000 M. C. Königsberg i. Pr. Die Stadtverordneten bewilligten hier die Summe von 1 5 000 M. für die Instandsetzung des Volksgartens. Die Drainierung des Parkes, welche wegen der aufserordentlich ungünstigen Grundwasserverhältnisse dringend geboten erschien, ist sofort in Angriff genommen worden. Auch sollen die weiteren Arbeiten möglichst im laufenden Winter zur Ausführung gebracht werden, um Arbeitslosen Beschäftigung zu geben, und den Park schon im nächsten Jahre in gutem Zustande zu haben. Von der Oberlaakstrafse aus wird nach dem Ausfallthor in Voraussicht des sich nach der Entfestigung der Stadt hier zweifellos entwickelnden starken Verkehrs eine 20 m breite Promenade durch das sehr bewegte Volksgartenlerrain geschüttet, die später zu einer Strafse ausgebaut werden soll. Sämtliche Wege werden ferner auf- gebessert bezw. neu hergestellt, sowie Sitz- und Spielplätze in aus- reichender Menge geschaffen, In dem hinter den Kirchhöfen belegenen Teile des Parkes wird an geeigneter Stelle durch Abdämmung des sich hier hindurchziehenden Grabens ein Teich gebildet, der an eben dieser Sperre später in einem Wasserfall abHiefsen soll. Endlich werden die viel zu dichten, meist aus Erlen und Birken bestehenden Gehölzniassen gelichtet, um Durchblicke zu schaffen und sie durch Nachpflanzen ver- schiedenartiger Gehölze mehr zu beleben. Für bessere Beleuchtung des Parkes, sowie für Aufstellung einer Bedürfnisanstalt für Männer und Frauen sind weitere 5000 M. beantragt. Kaeber, städt. Garteninspektor. Schlesien. Der Provinzial -Verband schlesischer Gartenbau- vereine hat es sich u. a. zur Aufgabe gemacht, eine Obstbaustatistik für die Provinz Schlesien auszuarbeiten. Um das erforderliche Material zu sammeln, wird ein Fragebogen versandt, in dem u. a. folgende Fragen gestellt sind: Sind die Verhältnisse dem Obstbau günstig? Wenn nicht, welche Hindernisse stehen der Förderung desselben entgegen? Sind Obstpflanzungen in bäuerlichem Besitz vorhanden? Besitzt der Grofs- grundbesitz feldmäfsige Obstpflanzungen, gröfsere Obstgärten? Wo und in welchen Obstarien? Sind Chausseen und Gemeindewege mit Obst- bäumen bepflanzt? a. Welche Strecken? b. Mit welchen Obstsorten? c. In welcher ungefähren Zahl oder Ausdehnung? d. Welche Strecken sind nicht mit Obstbäumen bepflanzt? Welche bemerkenswerten Obst- gärten befinden sich im dortigen Bezirk? Welche Obstsorten werden in gröfserem Umfange angebaut? Welche Obstsorten gedeihen erfah- rungsgemäfs gar nicht? Sind Obsternten regelmäfsig oder nur in gröfseren Zeitabschnitten zu erhoffen? Welche Ernteerträgnisse werden in guten Obstjahren durchschnittlich erzielt? a) von Äpfeln, b) von Birnen? Welche Obstsorten eignen sich wegen reicher Erträge besonders zur allgemeinen Anpflanzung? (an Chausseen, in Gärten?) Sind Obst- (Klein- oder Grofs)händler im dortige Bezirke vorhanden? Namen gröfserer Firmen. Wo finden zeitweilig oder regelmäfsig Obstmärkte statt? Findet Export oder Import von Obst statt? (Wo, wohin, woher, welclies un- gefähre Quantum jährlich?) Welche Faktoren sind bisher dem Obst- han Jel hinderlich gewesen? — Obstverwertung: Wird Obst noch in anderer Weise als in frischem Zustande verwertet? (Dörrobst, Obstwein.) Wo sind gröfsere oder kleinere Obstverwertungsanstalten vorhanden? (Wie wird das Obst verwertet? Wieviel?) Werden die Obstprodukte dort konsumiert? Welche Obstverwertungsapparate sind vornehmlich im Gebrauch? — Besteht im Bezirk ein Garten- oder Obstbauverein? Was ist von Seiten desselben für die Hebung des Obstbaues geschehen? Sind zeitweilig oder regelmäfsig Obstausstellungen veranstaltet worden? M. E. B. Veiaiitwortl. Redakteur: Max Hcsdörffer, Eerliii, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin, — Druck von Oscar Brandsletter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 11. Januar 1902. No. 15. Nachdruck imd Nachbltdims aus dem hthalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolg. Stauden. Liatris pycnostachya, eine empfehlenswerte Staude. Von Karl Rade, staatl. Obergärtner der kgl. Gartenbau-Lehranstalt in Budapest. (Hierzti eine Abbildung.) JNicht gerade unbekannt, aber doch selten am rich- tigen Platz angepflanzt ist obengenannte Komposite Liatris pycnostachya Michx. = Laciniaria pycnostachya O. Kize., welche ihre Heimat in nordamerika- nischen feuchten Gegenden hat, daher auch bei uns in feuchter Lage angepflanzt werden mufs, wenn man auf volle Entwick- lung und Schönheit der Pflanze rechnen will, Herr Georg Magyar, der vortreffliche Obergärtner der Margarelheninsel, dieses Buda- pesterKleinods, hatte im vorigen Sommer mehrere Gruppen da- von anpflanzen lassen, welche jedermann durch ihre Pracht entzückten, und dies um so mehr, als diese Pflanze nicht allgemein bekannt ist. Die nebenstehende Abbildung zeigt uns eine dieser Gruppen, welche leider hier ohne Wiedergabe der violettroten Blütenfarbe nicht von der richtigen Wir- kung Zeugnis giebt. Liatris pycnostachya ver- mehrt man am schnellsten durch Samen, welchen man im Frühjahr auf ein geschütztes Beet oder in Kästchen sät. Ein zwei- maliges Verpflanzen, Reinhalten von Unkraut und regelmäfsiges Giefsen bilden sozusagen die Die Gartenwelt, VI. ganze Kulturaufgabe im ersten Sommer. Bei Eintritt des Winters ist es vorteilhaft, die Stauden mit einer trockenen Laubdecke zu schützen, worauf dieselben im Frühjahr an den gewünschten Platz (Blumenbeet, Teichränder u. s. w.) ge- pflanzt werden können. Wie schon erwähnt, lieben diese Liatris einen feuchten Standort und frische Gartenerde und entwickeln sich dort schnell und kräftig. Ihre violettroten Blütenrispen erscheinen zu Anfang August und dauern bis in den Oktober, erfreuen daher den Gartenliebhaber mehrere Monate hindurch mit ihrer Blütenpracht. Die Gegenwart hascht gern nach Neuheiten, resp.nach allem, was nicht gewöhnlich und all- gemein ist, — suchen wir nur auch unter den alten Pflanzen etwas gründlicher, es giebt noch vieles, was — wenn am rich- tigen Platz angewendet — effekt- voll wirkt. Liatris pycnostachia. Auf der Margarcthenlnsel (Budapest) vom Verfasser fiir die „Gartenwell" photogtapliiscll aufgenommen. Empfehlenswerte Chrysanthemum-Neuheiten. \'on G. Bornemann, Gärtnerei- besitzer, Blankenburg a. H. (Hierztt fünf Abbildungen.) Von dem Neuen, welches das vielgestaltige und leicht ver- änderliche Chrysanthemum her- vorgebracht hat, ist wieder viel in die Welt gesetzt worden, und an Anpreisungen hat es dabei nicht gefehlt. Von den vielen Neuheiten, die berufen >5 „Loveliness „Lady Roberts". Originalaufnahme für die „Gartenwell". Letrier". sein sollten, möchte ich hier eine kleine Schar weniger Aiis- erwählter vorführen. Die weifsen Sorten, als die begehrtesten und für den Handel am lohnendsten, mögen zuerst vor die Front kommen. Da fällt besonders eine ganz eigenartige diesjährige Erschei- nung auf; lieblich, zierlich, anmutig, dabei aber ganz sonder- bar, führt sie recht bezeichnend den Namen j^Sada-'i'aa-o" (.A.bb. Seite 171, unten). Die sehr grofse Blume ist aus ungewöhn- lich langen, ineinander geschlungenen, milchweifsen, band- artigen Blumenblättern gebildet, die grünlich durchleuchtet sind. Während wir die grünliche Tönung bei ^^Flarence Davis^'' und „Lily Love^^ nur in der Mitte der Blumen finden, zeigt hier* die ganze Blume neben dem Weifs ein durchscheinendes leichtes Grün. In dieser Neuheit haben wir wieder einmal etwas ganz Aufsergewöhnliches. „Miss Alice Byron'''' (Abb. nebenstehend), eine vor- jährige Einführung, hat sich als ganz besonders wertvoll erwiesen. In ihrer runden, festen Form erinnert sie an „Western A'inj;" und ergänzt diese, da ihre Blütezeit zur Neige geht, wenn „lVester?i King'''' sich zu entfalten be- ginnt. Sie ist in allen Ver- hältnissen ein zuverlässiger Blüher, und ein niedriger, kräftiger Wuchs und präch- tiges Laubwerk machen sie auch alsTopfpflanze wertvoll ; „Miss Alice Byron'''' ist also eine geradezu ideale Han- delssorte. ..Letrier^' (Abb. oben, rechts) und „U'inter IV/iife" sind sehr spätblü- hende weifse Sorten, welche „ II 'interk'onigin''^ namentlich in Bezug auf sicheres Blühen bedeutend übertreffen und „Jliss Alice sehr haltbar sind. Die Originalaufnahme für lockige „NeUie Pocketf'' und die edelgeformte „Princesse Bassa- raba" haben sich schon länger als stets zuverlässige Sorten bewährt. „Mad. R. Cadlmry"' mit ungewöhnlich breiten, muschelförmigen, einwärts gebogenen Blumenblättern und leicht gelblicher Mitte, ist eine herrliche Blume, die etwas spät zur Entfaltung kommt. Die Königin unter den reinweifsen Sorten aber ist unstreitig „Princesse Alice de Monaco'''', eine riesige, dabei aber sehr edle Blume mit breiten, lockigen Blumen- blättern. In „Mermaid'"'' , einer riesigen, perlweifsen Blume, die nach aufsen frisch rosa, nach innen leicht gelblich getönt ist, hat die Schnittblumen- Züchterei eine überaus wertvolle Bereicherung erhalten. „Mermaid''' entwickelt ihre wunder- baren Blumen stets sicher und zeichnet sich durch prächtiges, gesundes Laubwerk aus. Eine gute Abbildung brachte die „Gartenwelt" schon im vergangenen Jahre. Diese Sorte führt uns zu den rein rosafarbenen Neuheiten, unter denen be- sonders „Lady Francis Os- bornc''' durch die frische, aber doch ungemein feine Tönung in der Art der „La France^'-Rose auffällt. Die Fetalen sind schön einwärts gebogen. Gleichzeitig mit dieser wurde im vergangenen Jahre „Afad. J. Steel" ein- geführt, die ein zarteres, blasseres Rosa zeigt und un- gemein haltbare runde Blu- men liefert. Letzterer i« der Tönung ganz gleich ist „Mad. Gahrielle Dchrie" , von gleichfalls runder Form, aber mit breiten, derben Blumenblättern. Diese drei vorjährigen Einführungen können für die Kultur von Schnittblumen nicht genug empfohlen werden. „Mlle. Byron", die „Gaitenwelt**, „Charles Longley". MUe. Marie Liger". Mark Ligcr^^ (Abb. obeu, rechts) ist als Neuling noch nicht recht zur Geltung gekommen. In der Färbung erinnert sie an „N. C. S. Juhilce''' , ist aber von gar nicht zu übertreffender Haltbarkeit. ^Mad. Paolo Riulaelli" , frisch pfirsichrosa, ist eine Schönheit von riesigen Dimensionen mit gleichfalls ein- wärts gebogenen Blumenblättern. Bei „iV/w Lily Mountford'-^ sind die breiten, schön rosa gefärbten Blumenblätter nach unten geneigt; die Mitte ist grünlich. Unter den gelben Neuheiten fällt zunächst „Scottis/i Chief'' durch die feine leicht primelgelbe Färbung auf. Die Blumenblätter sind einwärts gebogen, während sie bei „Mabet Morgan^', die etwas intensiver gefärbt ist, nach unten geneigt sind. ^.Loveliness"' (Abb. Seite 170, oben links) hat ungewöhn- lich lange, ineinander gewirrte Blumenblätter. Durch die reiche kanariengelbe Färbung wie in der Form erinnert sie an ^^Miss Lucie Cheeseman^\ \' die schon im vergangenen Jahre eingeführt wurde und sich sehr bewährt hat. Letz- tere hat eine festere Form. „I\frs. f. f. Thornycroft'^ ist eiue sehr wertvolle dies- jährige Einführung von alt- goldiger, fast bronzeartiger Tönung. Die riesige Blume ist von sehr langen, inein- ander gewirrten Blumen- blättern gebildet. Der Wuchs ist sehr niedrig und kräftig. Die älteren Sorten „Lord Ludlow'''' und „R. Hooper Pearso/i^^ , letztere die dun- kelste gelbe Tönung, haben sich wieder sehr bewährt. ,,Cah>ats Stai" hat zwar enorme Blumen gebracht, dieselben zeigten aber keine gute Füllung. Die Farbe ist klar goldgelb. Unter den Sorten, welche eine Verbindung von Gelb und Rot zeigen, besitzen ,,Sada wir wohl in der eben Originalaufnahme eingeführten „Lady Roberts^' (Abb. Seite lyc, oben, Mitte) das Vollkommenste. Die Blume ist sehr voll, die breiten gelockten Blumenblätter sind innen Scharlach, aufsen gold- gelb und lassen besonders letztere Färbung stark hervor- treten. Die ähnliche vorjährige Einführung „Lord Brassey" zeigt ein dunkleres Rot, welches hier auch mehr zur Geltung kommt, da die Blumenblätter nicht so stark einwärts gebogen sind. Bei „Lord Sa/isbi/ry" sind die Blumenblätter schmal, bandartig und lang herabfallend, dunkelgelb mit rötlichen Streifen. Als sehr wertvoll hat sich ,.Coppe/ia", gleichfalls eine vorjährige Einführung, erwiesen. Die ungeheure Blume, von der Form der Sorte „Viviand Morel''' , ist in der Mitte gelb, nach aufsen lachsfarben orange, in der Zusammen- wirkung eine aprikosenartige Tönung. „MUe Hestin'''' (Abb. Seite 172), ebenso wie die vorhergehende, eine neuere Cal- vat'sche Züchtung, zeigt eine ganz neue eigenartige und ungemein anziehende Fär- bung, ein feines, lachsartiges Fleischfarben mit kupferiger Tönung. Die Blumenblätter sind fest ineinander ver- schlungen. Bei „Attracfion''' ist die Färbung mehr cha- mois und isabellenfarben ; gleichfalls ganz neuartig und sehr anziehend. „IV. Li. Church'' (Abb. oben, Mitte) hat breite, dunkelkirschrote Blumenblätter, die an der Rückseite der einwärts ge- bogenen Spitzen grünlich- gelb getuscht sind; eine ganz ungewöhnliche Fär- bung. „Miss fessle Cottee''^ und „Mrs. A. Tate^', zwei Sports von „Etoile de Lyon''', ersterer dunkelgelb und bronze, der andere terra- kotta, haben sich sehr be- währt. Unter den reinroten Sor- ten zeigt „Pit'/ct vuvtre de -Yacco'. für die _,0:irtciu'.'elt'' 172 Die Gartenwelt. VI, 15 Varenne^^ die intensivste Färbung, ein reines sammetiges dunkles Blutrot. Die herrliche Färbung entschädigt für die mangelnde Gröfse. Bei ,.Afrs. Emma G. Fox''' sind die langen, herab- fallenden Blumenblätter unterseits gelb. Diese Neuheit zeichnet sich auch durch kräftigen, sehr gedrungenen Wuchs aus und wird namentlich als Topfpflanze wertvoll werden. Als eine besonders wertvolle Einführung hat sich ^^Charles Longky^^ (Abb. Seite 171, oben, links) erwiesen. Die Färbung ist ein reiches Amaranth violett, ähnlich wie bei der Sorte „Duke of York"', die Blumenblätter sind aber breit, band- artig und herabfallend, beim Aufblühen an der Spitze ein- wärts gebogen. Die Blume ist von enormer Gröfse und ent- wickelt sich stets sicher. Bei „Millkent Richardson'''' ist die Färbung heller, ein leuchtendes Magentakarmin. Die Blumen- blätter sind zum Teil geröhrt. „Sir Redvers BuUer"' , die tiefkastanienbraune Einführung vom vergangenen Jahre, hat durch die sehr unsichere Entwicklung der Blumen vielfach Enttäuschung bereitet. Aus Kronenknospen erhält man meist verkrüppelte Blumen; es müssen daher Ter- minalknospen genommen werden, die aber sehr späte Blumen von nur mittlerer Gröfse liefern. Da diese Soite in der Färbung einzig dasteht, wird sie in den Sorti- menten der Liebhaber ihren Platz behaupten. Als Marktsorte ist sie wertlos. Von ähnlicher Färbung ist wohl „Dazzler^' ; diese Neuheit ist aber ein Oktoberblüher. Sie hat alle guten Eigenschaften, die „Soleil d'Üc/obre''^ eine so schnelle und weite Verbreitung gesichert haben, und kommt ihr auch in der Gröfse der Blume gleich. Nicht minder wertvoll ist eine andere, gleichfalls im Oktober blühende, grofsblumige Neuheit mit leuchtend sammetig-scharlachroter Färbung, die den recht bezeichnenden Namen „Glorious" erhielt. Sie wird vielfach für identisch mit „Dazzler^^ gehalten, beide Sorten sind aber sowohl in der Färbung wie im Wüchse grund- verschieden. „Afrs. E. r. Frcetnan" , eine dunkelrote, oktober- blühende Einführung des vergangenen Jahres, hat sich sehr bewährt. Sie ähnelt ..Glorious''^ ist aber nicht so grofsblumig. Eine Bereicherung von bedeutendem Werte haben die ganz frühblühenden Sorten durch mehrere Sports von „Mens. Gustav GrünerwahP^ erhalten. Bei „Petit Pauf'- finden wir das Rosa der Stammsorte bedeutend intensiver ausgebildet. „Hildesia^^ ist ein in Hildesheim entstandener gelber Sport, der oft eine lachsfarbene Tönung aufweist; eine sehr an- genehme Färbung. ..Parisiana'' ist ein reinweifser Sport von „Moiis. Gustav Grioierii.'aW'' , der für lange Zeit wohl die beste weifse Sorte für die Kultur im Freien bleiben wird und für Marktzwecke von unschätzbarem ^\■erte ist. Durch diese 6 Neuheiten haben die grofs blumigen frühblühenden Sorten eine langersehnte Bereicherung erfahren, und es sind jetzt unter ihnen alle marktgängigen Farben vertreten. „Mlle Originalauftiahme Zwiebel- und Knollengewächse. Gloxinien. Von Jac. Telkamp, Handelsgärtner, Hillegom. (Hierzu eine Abbildung.) ein Versuch, der Gloxinien -Kultur hier Eingang zu verschaffen, ist uns zu unserer grofsen Freude in bester Weise gelungen, und wir können den Lesern der „Garten weit"' auf der Abbildung Seite 173 einen Ein- blick in unsere Kulturen ver- statten, der aber leider das far- bensatte Bild, das sich dem Auge in der Wirklichkeit bot, nicht ersetzen kann. Diese Farben- pracht zu beschreiben, würde ein unnützer Versuch sein. Wir hatten drei Häuser von je 20 m Länge und 7 m Breite in vollem Flor stehen und erfreuten uns eines zahlreichen Besuches aus der engeren Umgebung Hillegoms. Das gröfste Aufsehen erregten die neueren Sorten „Kaiser Wilhelm'^ , herrlich blau mit weifsem Rand, und „Kaiser Friedrich'^ rot mit weifsem Rand. Auch die Sorten ,, Moutl'latie" , reinweifs, „ Goliath'' , tief dunkelblau, und „Defiaiice''' , leuchtend rot, sowie neuere ge- tigerte und getuschte Sorten ernteten volles Lob. Die ab- gebildeten Pflanzen entstammen einer Aprilaussaat und trugen im Durchschnitt je 8 bis 20 Blumen. Es zu erreichen, dafs eine Pflanze 50 wohlausgebildete Blumen trägt, wird uns ein schönes Ziel sein. Hestin". für die „Gartenwelt* Topfpflanzen. Über Pikieren im Vermehrungshause. Von R. Metzner, Mainz. L Im IV. Jahrgange, auf Seite 117, hatte ich öfters Ge- legenheit das Pikieren zu erwähnen, insofern es sich mei- stens um Angabe der Zeit handelte, zu welcher dasselbe nach Aufgang der Sämlinge am zweckmäfsigsten zu bewerk- stelligen ist. Wurde auch hier und da die Erdmischung VI, 15 Uie Liartenwelt. 173 angegeben, so unterblieb doch im allgemeinen die Besprechung über Art und Weise des Pikierens, dem Raum des damaligen Artikels entsprechend, fast durchweg. Ich möchte darum hier einiges nachholen, was vielleicht dem einen oder anderen Leser interessant erscheinen mag, da ja, wie bekannt, von der richtigen Behandlung zumeist der gröfste Erfolg in der Weiter- kultur abhängig ist. Bei der eingehenden Behandlung obigen Themas möchte ich speziell ins Auge fassen: Browallien, Celosien, Heliotrop, Lobelien, Nicotianen, Perilla, Petunien, Pyrethrum, Salvien, Solanum etc. Eine Ausnahme hiervon bilden: a. Grevillea, Mimosa, Mina, Torenien etc., welche durchweg leichte Erde verlangen; im andern Falle wird das Wachstum sichtlich gestört und die Pflänz- chen erhalten eine bleiche, ungesunde Farbe. b. Ceiitaurea cand., Cineraria mar. cand., C/iamaepeuce (Cirsinm), Leontopodium alp., Meseftibrianthemum etc. Gloxinienkulturen in der Handelsgärtnerei von Jac. Telkamp, Hillegom (Holland). Oiiginalaufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 172). 1. die Erde, 2. die Art und Weise des Pikierens, 3. die Entfernung im Pikierstande, und 4. die Weiterkultur in Bezug auf Ort- und Lichtverhält- nisse. I. Im allgemeinen gilt die Regel, dafs die Erde, welche zum Pikieren verwendet werden soll, etwas weniger leicht zu nehmen ist, als diejenige, die bei der Aussaat Verwendung gefunden hat. Der Grund hierfür ist die Kräftigung der Sämlinge und zugleich die langsame Anpassung an die Erd- mischung, welche den vollentwickelten Pflanzen später zur •Nahrung dienen soll. Hier kommen in Betracht: Begonien, Diese hinwiederum gedeihen am besten in einer recht sandigen, mageren Erde, welcher etwas Lehm bei- zugeben ist. c. Coleus liebt bald nach dem Pikieren eine dungreiche, wenig sandige Erde, und wird dafür mit herrlichem Farbenspiel der Blätter sich dankbar erweisen. d. Allen „Gräsern" sagt eine recht lehmige Erde am meisten zu. Nach eben Gesagtem kann man die These aufstellen: a. Krautartige Sämlinge verlangen schwere, b. fein- und zartlaubige leichte, c. weifsbunte und fleischige sandige, d. bunte Sämlinge dungreiche Erde. 174 Die Gartenwelt. VI, 15 2. Beim Pikieren selbst ist grofse Vorsicht geboten, und ein Nichtbeachten bekannter Vorschriften rächt sich durch massenhaften Ausfall. Alle klein- und feinwurzeligen Säm- linge dürfen beim Pikieren nicht fest angedrückt werden, wodurch man sonst die Wurzeln verletzt und die Pflänzchen einem langsamen Siechtum entgegenführt. Dies gilt vor allen Dingen bei den Begonien. Aufserdem ist jeder Sämling bis Cymbidiiim traceyaniini. In den städlischeii Gruson-Gevvächshäusern, Magdeburg, für die „Gartenwelt'^ pholographiscb aufgenommen (Text Seite 17;}. an die Keimblätter in die Erde zu stopfen, und es ist von grofsem Vorteil, die etwaigen langen Wurzeln einzustutzen, einesteils deshalb, um ein Umbiegen derselben zu vermeiden, audernteils um reichliche Nebenwurzeln zu erzielen. Werden die Pflänzchen aber hoch pikiert, d. h. so, dafs die Keim- blätter weit über die Oberfläche der Erde zu stehen kommen, so ist eine direkte Folge hiervon ein schwaches Stengelchen, infolgedessen sich meistens die Sämlinge zur Seite biegen, krumm wachsen oder gar verkümmern. Die Erde in den Pikierkästen darf nie fest angedrückt werden. 3. Was nun die Entfernung der Sämlinge im Pikierstande anbetrifft, so richtet sich dieselbe einesteils nach dem Wachs- tum der Pflanzen, andernteils nach der Zeit, nach welcher sie nochmals pikiert oder auseinander gepflanzt werden sollen. Mafsgebend hierfür ist im zweiten Falle Raum und Zeit, welche zur Verfügung stehen, um nochmals umpikieren zu können; im ersteren Falle gilt es dem Wachstum der jeweiligen Pflanzengattung Rechnung zu tragen. Zu dieser, der letzten Kategorie, gehören die kraut- artigen Pflanzen, zur ersteren möchte ich vor allen Dingen nur die Begonien zählen. Wenn wir hier, wo wir jährlich 20 — 25000 Beg. seinperfl. in Sorten zu pikieren haben, eng pikieren wollten (infolgedessen noch einmal ein Umstopfen vorgenommen werden müfste), so häufte sich entweder die Arbeit derart, dafs sie nicht mehr zu bewältigen wäre, oder die Pflänzchen gingen, aus Raummangel, elendiglich zu Grunde, da sie, zusammengedrängt, sich nicht weiter entwickeln könnten, und uns auf diese Weise nur spillerige Exemplare liefern würden. Hier heifst es eben auch: „Lieber etwas an Raum zusetzen, als an ^ Pflanzenmaterial verlieren." 4. Die Weiterkultur der pikierten Sämlinge richtet sich ganz nach den Gewohnheiten und Temperatur- Verhältnissen, unter welchen sie im allgemeinen kul- tiviert werden. Ich möchte hierbei folgendes erwähnen: Jede Pflanze verlangt im Pikierstande viel l.icht; Luftzutritt ist bei allen in den ersten Tagen zu ver- meiden. Angegossen wird jeder pikierte Sämling zum erstenmale in ausgiebigster Weise; ausgenommen hier- von sind : Begonien, Nicotiana colossea und Wigandien (siehe Jahrg. IV, Seite iiSJ. Einige Zeit direkt nach dem Pikieren verlangen folgende Pflanzen Boden- wärme (15 — 20" C ): Begonien, Cokiis, Cypcrus Papyrus, Grevilleen, Heliotrop, Nicotiana colossea, Pcrilla, To- renien und Wigandien. In Bezug auf Lufttemperatur machen Anspruch: 1. auf kühlen Standort: Cineraria mar. caitd., alle Gräser (mit Aus- nahme des Cyperits Papyrus), Minmlus mo- scliatus und Pentasiaiuvi; 2. auf lauwarmen Standort: Browallien, Celosien, Centaurea caiui., Co- baeen, Calais, Grevilleen, Heliotrop, Lobelien, Maurandien, APmidus-Yiy'bndtn, Mina, Musa, Nicotianen, Perilla, Petunien, Pyrcthrum, Sal- vien, Solanum, Torenien und Wigandien; 3. auf warmen Standort: Begonien-Hybriden und Begonia semperfiorens- Varietäten (doch nur kurze Zeit!). In Bezug auf das Schattieren möchte ich die Regel auf- stellen: Ob kalt, ob warm, ist zuerst so lange leicht zu beschatten, bis die pikierten Sämlinge angewachsen sind, und die Erde des Behälters, in welchem sie sich befinden, gröfstenteils mit ihrem Laube bedeckt haben. Nachher VI, 15 Die Gartenwelt. 175 müssen die Pflänzchen nach und nach entsprechend ab- gehärtet werden. Zum Schkisse bemerke ich noch, dafs nie im Sonnen- schein zu giefsen ist, da sonst die Erde hart wird und somit dem so nötigen Luftzutritt ein Hindernis entgegenstellt. Zum Giefsen darf nur Regeuwasser Verwendung finden, welches die Temperatur des Hauses erreicht haben mufs. Dafs die Erde, wenn nötig, aufgelockert werden mufs, und der Pikier- stand von Unkraut, Moos etc. rein zu halten ist, brauche ich wohl nicht besonders zu betonen. Orchideen. Euphorbia jacqiiiniaeflora als Winterblüher und Topfpflanze. Von G. Besoke, Erfurt. vvbgleich in der grofsen Familie der Wolfsmilch- gewächse manche schöne und interessante Art zu finden ist, dürfte doch Euphorbia jac- qiiiniaeflora Hook. (E. fiilgens Karw.) unstreitig eine der wert- vollsten und dankbar blühend- sten sein. Leider ist diese alte Pflanze nur wenig verbreitet. E. jacqiiiniaeflora ist strauch- artig. Die Zweige nehmen eine leicht hängende Stellung ein imd erreichen über i m Länge. Die Blätter stehen zerstreut, sind lanzettlich, ganzrandig, im jungen Zustande rötlich-violett, später frischgrüu. Hat diese Art schon vermöge ihres leich- ten, graziösen Wuchses vor an- deren etwas voraus, so wird ihr Wert noch erhöht durch ein williges und dankbares Blühen. tDie Blüte fällt in die Zeit vom IDezember bis März. Die Blüten lerscheinen in den Blattachsen, und zwar stehen die kurzgestiel- Iten, tellerförmigen, kleinen IBlüten meist zu dreien neben- leinander. Die Farbe ist ein leuchtendes Zinnoberrot. Kräftige Pflanzen mit 4 — 5 Zweigen, die zu einem guten Drittel ihrer jLänge mit diesen leuchtenden Blumen bedeckt sind, nehmen Isich sehr wirkungsvoll aus. E. jacqiiiniaeflora steht sehr lange in Blüte und hält sich [auch im Zimmer sehr gut. Aus diesem Grunde möchte ich Idieselbe als Topfpflanze wärmstens empfehlen. Die Ver- Imehrung geschieht durch Stecklinge. Das Steckholz soll Imöglichst reif sein, und es ist gut, wenn man die Stecklinge ivor dem Stopfen etwas trocknen läfst. Im Sommer wird [diese Pflanze entweder in einem luftigen, kalten Kasten oder lim luftigen Hause, dicht unter Glas, recht sonnig kultiviert; [im Winter verlangt sie eine Temperatur von 12 — 16 •* C. Blüte von Cymbidi Originalaufnahme für Cynibidium traceyanum. Von E. Henze, städt. Obergärtner, Magdeburg. (Hierzu z-vei Abbildungen.) V^ymbidien sind häufig als Paradepflanzen in den Ge- wächshäusern zu treffen, nur Cymbidium traceyanum dürfte seltener zu finden sein. Und doch ist seine Kultur einfach, da die Pflanze recht willig wächst. Unter den Vertretern seiner Gattung ist C. traceyanum wohl der eleganteste. Diese Art wurde um 1890 von Barraa (Indien) eingeführt und nach einem englischen Handelsgärtner benannt. Da man die wunderschöne Pflanze für ganz neu hielt, für eine natürliche Hybride zwischen C. giganlcuni und C. grandiflorum, gab ihr die kgl. Gartenbau- Gesellschaft in London das Wertzeugnis L Klasse. In den letzten Jahren wurde aber C. traceyanum so stark importiert, dafs man es heute für eine echte Art hält. Das Exemplar der Gruson- Gewächshäuser in Magdeburg stammt aus der Orchideengärt- nerei vonTh. Franke-Franken- felde bei Magdeburg, und die Seite 174 abgebildete Pflanze blühte zum erstenmale. Die Blütenschäfte erschienen im Spätherbst, ziemlich senkrecht emporstrebend, und trugen je 14 — 20 Blüten von der Gröfse derjenigen des C. loiuiamiin, von welchem C. traceyanum ohne Blüte wohl kaum mit Sicher- heit unterschieden werden kann. Die Sepalen und Fetalen von letzterem sind gelblich-grün und zeigen rötlich -braune Längs- streifen. Die Seitenlappeu der Lippe sind ebenso gezeichnet, es treten aber die Linien leb- hafter und stärker hervor. Der um traceyanum. vordere Lappen des Labellums die „Gartenweit". ist zurückgebogen, cremefarbig und rotfleckig, der Rand schön gefranst. Den Blüten entströmt ein obstartiger Wohlgeruch. C. traceyanum kann nur aufs wärmste zur Kultur empfohlen werden. Gehölze. Über das Kappen und Schneiden von Alleebäumen. Von K. Krone, Hannover. (Hierzu drei Abbildungen.) Die Allee ist gleich dem Luststück (pleasure ground) ein Vermächtnis des regelmäfsigen Gartenstils. Sie vereint in hohem Mafse Zweckmäfsigkeit mit Schönheit und hat sich dadurch auch in der landschaftlichen Kunst ihre Daseins- 176 Die Gartenwelt. VI, 15 berechtigung erstritten, wiewohl sie die Bedeutung, welche sie zur Zeit des französischen Geschmackes hatte, nicht wieder erlangen kann, weil ihre Anlage deutlich den Stempel der Absichtlichkeit der gewollten Wirkung trägt. Die Vereinigung zahlreicher Bäume nach bestimmten Regeln kann natürlich auf die Kronenbildung nicht ohne Einflufs bleiben, und wiewohl man durch das Verbandpflanzen dem im Gliede stehenden Baume nach Möglichkeit Raum gewährt, mufs doch eine nicht normale Krone entstehen, wenn nicht eine besondere Behandlung Platz greift. Sobald nämlich die Zweige der sich selbst überlassenen Bäume über dem Wege sich schliefsen, ist nach dieser Richtung das Wachstum beendet. Die Be- drängung der Krone durch die Nachbarn im Gliede kommt da- zu, und so entsteht ein starker Säftezuflufs zu den oberen Ver- zweigungen und damit eine völlige Verlegung der lebhaf- testen Vegetation nach dort. Schliefslich wird selbst die freie äufsere Seite des Baumes da- durch beeinträchtigt, während au der Innenseite aus Mangel an Luft und Licht die unteren Verzweigungen schon sehr bald absterben, und somit die Wöl- bung des Laubganges höher und höher hinaufrückt. Eine solche Allee hat ihren Beruf als Schattenspenderin verfehlt, da die schmalen, dünnbelaubten Kronen die Sonnenstrahlen, so- fern und solange sie nicht mit der Richtung der Achse des Weges zusammenfallen, nicht abhalten; sie wirkt auch häfs- Hch und naturwidrig, da, seit- lich betrachtet, das obere Laub- werk die Aussicht abschliefst, während die darunter stehende, wenig belaubte Verzweigung sie nur vergittert. Am erträglich- sten sieht sie noch von innen betrachtet aus, wie unser bei- stehendes Bild sie darstellt. Das andere Extrem zeigt uns das nächste Bild. Niedrig und schwer lastet da das dicke Laubdach auf kurzen Säu- Bis vor s Jahren waren beide Alleen sich ähnlich wie ein Ei dem andern ; da wurden die Bäume der letzteren der beiden er- wähnten, jetzt grundverschiedenen Alleen gekappt; während nun die unberührte Allee von Jahr zu Jahr einer Pappel- chaussee ähnlicher wird, wird sich die verjüngte in ein paar Jahren recht stattlich ausnehmen. Wie ihr Anblick nach 20 Jahren etwa sein wird, zeigt uns das dritte Bild, ein Stück (Reitweg) aus der 2 km langen, grofsen Herrenhäuser Allee darstellend, deren Kappuug, nebenbei gesagt, sich seiner Zeit unter den lebhaftesten Protesten der Zeitungen vollzog, die in bewährter Sachkenntnis über die „Verwüstung der schönsten Linden-Allee der Welt" her- zogen. Jetzt bildet sie ein leichtes, aber geschlossenes Laubdach, das seitlich bis zu greifbarer Höhe sich abdeckt, und über deren, ohne Nachhilfe, heckenähnhch gerader Kronen- linie die einzelnen Wipfel sich als kleine Kegel erheben. Dafs das Kappen ein brauch- bares Mittel ist zur Verbesserung des fehlerhaften Wuchses, den .'Vlleebäume mit der Zeit an- nehmen, erhellt aus diesen Bei- spielen; es ist aber auch ein gewaltsames, und noch 3 Jahre nach dem Abwerfen der alten Krone sehen so behandelte Stämme wie Weidenstrünke aus. Aber wie soll man denn sonst Alleen in Stand halten; etwa mit der Schere?! Der blofse Gedanke daran schon schreckt deu geschworenen Landschafter, und all die phan- tastischen Auswüchse des archi- tektonischen Stils stehen ihm vor Augen. Zu Unrecht, denn mit Mafs und Ziel und am rechten Orte ist auch die ge- schorene Allee recht verwend- bar. Im gegebenen Falle, der Anwendung der Allee im offenen Park, ist damit freilich nichts zu erreichen. Es bleibt also das Ausdünnen, das heifst die stete Aufsicht über das Wachstum, die Erziehung der Krone. Das Ausdünnen be- schränkt sich der Hauptsache nach auf die aufwärts strebenden len über dem Wandelnden; da und dort dringt die Sonne Zweige, um den unteren, und besonders den nach innen durch winzige Lücken ein, und an kreisrunden Flecken gerichteten, den Zutritt von Luft und Licht zu gewährleisten, auf dem Wege sieht man, dafs einzelne Strahlen sich dahin und im Zusammenhange damit erstrebt es die Wahrung einer verirrt haben, und der links liegende besonnte Fahrweg natürlichen Form. Es macht infolgedessen viel Arbeit und (maitresse allde) reflektiert das Licht zwischen die Stämme. erfordert denkende Kräfte; denn jeder Schnitt ist wichtig. Allee mit stark aufgeschossenen, nicht geschnittenen Bäumen Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. In anderer Umgebung, nicht wie hier in heiterer, freier Land- schaft, würde dieser Laubgang einen geradezu idealen Philo- sophenweg abgeben; er wirkt auch von der Seite betrachtet ganz reizend, mit seinen niederen Stämmen und den runden, geschlossenen Kronen. da es gilt, das Profil zu wahren und die Entstehung bemerk- barer Löcher zu vermeiden. Dafür aber bietet es die Mög- lichkeit, eine in jeder Hinsicht schöne Allee dem Publikum oder dem Besitzer zu bieten. Einen anderen Ausweg, Alleen nach Bedürfnis und VI, 15 Die Gartenwelt. 177 Wunsch zu erziehen, bietet das ,, Scheren". Wie schon angedeutet wurde, gehört die geschorene Allee nicht oder nur bedingungsweise in die landschaftliche Anlage; aber soll man sie ganz verbannen , weil durch ungeschickte Scherer schon viel Unheil angerichtet wurde? So erinnere ich mich gern der Heckenalleen im Parc de Bruxelles, Baumreihen mit heckenartigen ausgebreiteten Kronen, gewissermafsen auf Stämme gestellte Hecken darstellend. Sie säumen die breiten, geraden Wege des mit einer gleichförmig bebauten Ringstrafse umgebenen Parkes und geben den seitlich liegenden land- Bonn gepflanzten Uferpromenade. Ihr flach geschorenes Laubdach ist von geringer Stärke und erscheint, vom Schiffe gesehen, als eine schmale grüne Linie längs des Uferdammes, die dem die grofsartige Naturschönheit bewundernden Auge gar nicht auffällt, ja beinahe verschwindet; eine Allee natür- lich wachsender Bäume mit niederer Krone würde mit ihren in langer Linie sich hinziehenden unregelmäfsigen Wipfel- konturen eine ihr gar nicht zugedachte Rolle im Landschafts- bilde spielen, während hochwachsende Bäume dasselbe sogar grofsenteils verdecken würden. I Allee mit im Schnitt gehaltenen, vor einigen Jahren LinJun-AllLL m mustcilKiltLi \^i,.iooüng- ^Hei-renh;iuser Allee, „gekappten" Bäumen. Hannover). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. schaftlichen Bildern einen festen Rahmen und Abschlufs. )ie eigenartige Anlage ist überhaupt in mehrfacher Hinsicht beachtenswert. — Unmotiviert ist dagegen der steife Schnitt |der Bäume auf den Versailler Botüevards, wiewohl er in der Stadt erklärlich ist, die die höchsten Triumphe des regel- (läfsigen Stiles sah. Die Kronen dieser Laubgänge sind oben platt, an den Seiten senkrecht geschoren und die Unterseite rast eine Einwölbung über dem Wege auf. Dafs sie prak- tisch sind, läfst sich nicht leugnen, weil sie dichten Schatten ispenden und den Gebäuden den Ausblick nicht verwehren; »aber hätte sich durch von Natur fiachkronige Bäume nicht [dasselbe erreichen lassen? Nicht immer aber vermögen niedere Bäume die iFlächenschur zu ersetzen, das zeigen die Alleen mancher [rheinischen Orte nach dem Vorbilde der von Sinning in Wie man sieht, giebt es Umstände, unter denen die Verwendung der dem regelmäfsigen Schnitt unterworfenen Alleen durchaus gerechtfertigt erscheint, ja fast notwendig ist; vor der Anwendung an falschem Orte und in falscher Weise kann indessen nicht dringend genug gewarnt werden. Blumentreiberei. Einiges über Fliedertreiberei. Von R. Voigt, Obergärtner, Gera (Reufs). Wohl selten treibt sich der Flieder so aufsergewöhnlich gut, als dieses Jahr; hatten wir doch schon am i. Dezember den ersten gefüllten FHeder (nicht ätherisiert) in Blüte, und 178 Die Gartenwelt. VI, 15 zwar so vollkommen normal entwickelte Blumen , wie sie schöner auch nach Neujahr nicht zu haben sind. ^^Charles X" und „Marie Legraye''\ welch' letztere Sorte wir immerhin noch verhältnismäfsig viel treiben (ca. 200 Stück), sind heute, am 12. Dezember, vorzüglich ausgebildet, und geben so schöne Topfverkaufsware, wie sonst kaum zu Weihnachten. Und doch ist beim Fliedertreiben, wie ich nun schon seit einigen Jahren beobachtete, ein grofser Unterschied in der Treibwilligkeit des Rohmaterials zu konstatieren. \\"\r trieben früher immer im Topf kultivierte Pflanzen aus Bos- kooper Baumschulen als sichersten Weihnachtsflieder, und es ist ohne Zweifel, dafs „Charles X." auch hierzu sehr geeignet ist, doch hat sich sowohl im vorigen, als auch in diesem Jahre gezeigt, dafs Pflanzen eigener Kultur, die ein Jahr im Topfe kultiviert waren, sowie früher abgetriebene und wieder garnierte Töpfe die weitaus besten Resultate ergaben. Ähn- liche Erfolge lieferten als Rohmaterial bezogene Pflanzen anderer Züchter, ebenfalls einjährige Topfkultur, während im Juni eingetopfte Flieder, obwohl dieselben für die Treiberei nach Weihnachten ein Prachtraaterial von seltener Beschaffenheit sind, zur frühesten Treiberei gleich günstige Resultate nicht ergaben, weder dieses Jahr, noch im Vorjahre. Möglich, dafs die Treibräume hierbei eine grofse Rolle spielen, da wir kein eigenes Haus zur Syringentreiberei haben, sondern alles unter den Stellagen treiben. Immerhin erscheint es zweifellos, dafs ein Jahr im Topf kultivierte Flieder sich früher und leichter treiben, als im Sommer eingetopfte. Dafs das holländische Rohmaterial für deutsche Treibe- reien ganz entbehrlich ist, ist sicher, besonders dann, wenn bei der Vorbereitung und Topfkultur die Erfahrungen in der Treiberei genügend berücksichtigt werden. Dafs holländische Ware billiger wäre als deutsche, ist jedenfalls falsch, aufser- dem reicht der „Charles AV holländischer Kulturen an den deutschen, was die Farbentönung der Blüten betrifft, lange nicht heran. Probeweise haben wir dieses Jahr eine Anzahl Töpfe gegen Mitte Oktober trocken gestellt, ähnlich wie es ja allgemein mit dem ,,A/arly" in Ballen geschieht; einen merkbaren Vorteil in der Treibfähigkeit konnten wir aber bei so behandelten Pflanzen gegenüber den anderen, direkt dem Einschlag entnommenen, nicht feststellen. Neben „Charles X." und „Marie Lcgraye^' treiben wir nach Neujahr von ein- fachen Sorten ihrer auffallenden Blütenfarbe halber noch folgende: „Andenken an L. Späth'-', dunkelpurpurrot, nur an kräftigen, starken Trieben schöne Knospen entwickelnd; rubra grandiflora, beim Treiben rein rosa, eine ebenso auffallende, als .viel begehrte, ganz vorzügliche Sorte; ^Eckenhobn'' , lila- blau, sehr reich ansetzend und als Topfpflanze vorzüglich. „Goliath^', sehr grofsrispig, purpurlila, Knospe lebhaft rot; rubra trianonicnsis, lilablau, Knospe rosa. Nebenbei kommen noch eine Anzahl sinensis und saugeana mit zur Verwendung und ein Versuch mit oblata ist nur anzuraten. Wir sind der Ansicht, dafs durch das Treiben einer gröfseren .\nzahl von Sorten in ihren zarten Farbenabstufungen die Verwendbarkeit des fertigen Materials eine ganz bedeu- tende Steigerung, und das Material selbst eine unbedingt höhere Bewertung erfährt, als wenn man nur „Marly'\ „Charles X.^' und „Marie Legraye'-'' treibt, und wer Gelegen- heit hat, eine .-Vnzahl getriebener Fliedersoiten nebeneinander in einer Vase arrangiert zu sehen, der wird mir hierin un- bedingt beipflichten. Nicht nur aus demselben Grunde, sondern auch, weil der gefüllte Flieder in der Haltbarkeit den einfachen noch bedeutend übertrifft, treiben wir auch von gefülltem Flieder eine grofse Anzahl in verschiedenen Sorten. Als beste von allen möchte ich die weifsgefüllte „Mmc Casimir Parier''' bezeichnen, die mit Blüten übersät, auch schon als kleine Pflanze mir als beste aller weifsen Fliedersorten erscheint, und berufen sein könnte, „Marie Legraye'''' ganz zu verdrängen. „Mme Lemoine''' ist gröfser in Blume und Rispe als „Mme C. Pt'rier''^ zwar eine ganz hervorragende Sorte, aber im jugendlichen Zu- stande nicht so reichblühend als erstgenannte, auch nicht ganz so früh. Von farbigen Sorten erscheint mir „/-'n's. Grfyiy" als die wertvollste, sie bringt grofse Rispen blauvioletter Blumen, setzt gut an und treibt sich leicht; noch früher treibt sich die ebenfalls sehr schöne und gut ansetzende „Lamareh^^, die bei der frühesten Treiberei weifs mit einem leichten Anflug von Hellblau erblüht, und so eine reizende Farbenschattierung darstellt. Sehr schön und früh ist auch „Belle de Xaney" mit grofsen Einzelblumen, die leicht rosa schimmern, während „Ciwdoreet" (besonders im Ansatz) nicht befriedigt hat. Hin- gegen ist „Lt'an Simon'' als frühe, gut ansetzende Sorte mit fein rosa getönten Blüten als sehr schön zu empfehlen. Über neue gefüllte Sorten, die wir jetzt in der Treiberei auspro- bieren wollen, vielleicht später einmal. Im allgemeinen ist jedenfalls nur zu wünschen, dafs sowohl die einfachen Farbeusorten, als auch die gefüllten in bedeutend gröfserera Mafsstabe als bisher in der Treiberei zur Verwendung kommen, und es wäre besonders bei den gefüllten neueren Sorten erwünscht, wenn sie auf ihren Wert als Treibmaterial recht bald erprobt und die vorzüglichsten Sorten als Rohmaterial in genügenden Mengen im Topf kul- tiviert würden. Das wird nicht nur derjenige wünschen, der sie treibt, sondern auch der, welcher in der angenehmen Lag.e ist, das fertige Material verarbeiten zu können. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 172. An der Rückwand eines Weinliauses, das auch zum Überwintern von Kübelpflanzen verwendet und da- her durch eine Kanalheizung frostfrei erhalten wird, sind Pfirsichbäume gepflanzt. Dieselben wachsen üppig, blühen auch reichlich, haben aber trotz fleifsigster künstlicher Befruchtung keine Früchte angesetzt. Was mag der Grund sein und wie ist dem abzuhelfen? — Der Hauptgrund, warum die PfirsichbSumchen die Früchte ab- werfen, wird in einer unpassenden Temperatur und unzweckmäfsigen Behandlung zur Zeit der Steinbildung zu suchen sein. Wird das An- treiben begonnen, so sucht man in den ersten 2 Wochen eine Tem- peratur von 4 — '" C. zu halten und erhöht diese langsam; höhere Wärme zu halten, ist nicht empfehlenswert, weil sonst die Bäume zu stark in das Wachstum kommen und die Blütezeit zu schnell verläuft. Während der Blütezeit hält man eine Temperatur von 15 — i"" C. Ein Bespritzen wird bis zur Knospenbildung täglich dreimal vor- genommen. In der Regel öffnen sich nach Verlauf von 5 Wochen die ersten Blüten. Die Blütezeit darf wegen der Befruchtung nicht schnell verlaufen, und es empfiehlt sich daher, während derselben eine Tem- peratur von 10 — 12* C. zu halten. Man helfe durch Lüftung und künstliche Befruchtung nach. Während der Blütezeit darf nicht ge- spritzt werden, auch suche man Wege und Wände des Hauses trocken VI, i: Die Gartenwclt. 179 zu halten, um einem Faulen der Blüte vorzubeugen. Nach etwa 2 Wochen ist die Blüte vorüber, von welcher Zeit an man eine Tem- peratur von l6 — ig^C. giebt und diese 4 — 6 Wochen beibehält. Jetzt kann auch ein öfteres Bespritzen vorgenommen werden. Haben die Früchte die Gröfse eines Drosseleies erreicht, so tritt die Steinbildung ein, was sich an einem Stillstand im Wachstume erlKj-Zweige in 12 Sorten. Vorzeigen und Er- klärung derselben. Hr. Turner. Abgeschnittene Nelken und Erklärung. H. Reber. Schnittblumen von Lilien in 7 Sorten. Erklärung und Vor- zeigung derselben. A. Klosterkamp. Penlastemon- und /%/ojir-Blumen. Erklärung und Vorzeigung der- selben. H. Reber. Der Sommerausflug, der sich einer äufserst regen Beteiligung erfreute, ging nach Slough, Besuch des Turner'schen Etablissemenfs, und dann nach Burnhara Beeches, einem althistorischen Buchenwald Englands. Versammlungen finden jeden 1. und 3. Sonnabend im Monat im Vereinslokale statt: Wedde's Hotel, 12 Greekstreet, Sohs., London W. In der am 5. Oktober staltgefundenen General- Versammlung wurden folgende Herren in den Vorstand gewählt: Friedrich, I. Vorsitzender; Pingel, Slellvertreler; Lamche, I. Schriftführer; Weber, Stellver- treter; Gräfe, I. Kassierer; Lehmann, Stellvertreter; Kreyen- hagen, I. Bücherwart; Klosterkamp, Stellvertreter. I. A. : Der Schriftführer H. Lamche. Breslau. Auf der diesjährigen Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünstler zu Elberfeld wurde be- schlossen, die nächstjährige Hauptversammlung in Breslau abzuhalten. Zur Vorberatung des Festprogramms berief Herr städtischer Garten- direktor Richter zum 22. November er, eine Versammlung der in Schlesien ansässigen Mitglieder des Vereins nach Breslau ein. Von den Personal-Nachrichten. Aderhold, Dr. Rudolf, Lehier der Botanik und Leiter der botanischen Abteilung der Versuchsstation am konigl. pomologischen Institut zu Proskau, ist zum Kaiserl. Regierungsrat und Mitglied des Reichsgesundheitsamtes in Berlin ernannt worden. Dillis, Leonhard, Kunstgärtner in Neufriedenheim bei München, wurde als kgl. Ubergärtner für den Wintergarten nach München berufen. Geh, Heinrich, kgl. Hofgärtner in Schleifsheim bei München, wurde zum kgl. Uberhofgärtner daselbst ernannt. Hoedt, Karl, kgl. Übergärtner im englischen Garten zu München, wurde zum kgl. Hofgärtner in Veitshöchheim ernannt. Hübner, Lud'wig, kgl. Obergärtner, wurde in gleicher Eigen- schaft nach Nymphenburg versetzt. Jedlieka, Johann, Obergärtner des Freiherrn Albert v. Roth- schild in Wien, ist am 26. Dezember 1901 nach kurzem Leiden gestorben. Krembs, Karl, kgl. Hofgarten-Verweser, wurde zum kgl. Hof- gäitner im englischen Garten zu München befördert. Schall, Heinrich, kgl. Obergärtner in der Hofgärtenabteilnng des Oberstiiofmarschallstabes in München, wurde zum kgl. Hofgärten- ingenieur befördert. Seeger, Johann, kgl. Obergärtner, ist von Veitshöchheim nach dem englischen Garten zu München versetzt worden. Tagesgeschichte. WegStädtl (Böhmen). Zu unserer in No. 12 veröffentlich- ten Warnung vor dem die deutschen HandcIsgärtner brandschatzenden Gauner Protiva in Hnevic bei Wegstädtl schreibt uns Herr A, Hamann, Handelsgärtner in Wegstädtl, dafs er, da es in Böhmen, wie überall, noch mehr zweifelhafte Existenzen gäbe, es für seine Pflicht erachte, Reflektanten bei Anknüpfung von Geschäftsverbindungen Auskunft zu erteilen. Herr Hamann hat schon den Erfolg zu verzeichnen, einen Kollegen, den der Ehrenmann Protiva um Pflanzen im Werte von 200 M, prellen wollte, vor diesem Verluste zu bewahren. Zur Zeit sitzt Protiva auf Nummer Sicher in Prag; er hatte u. a. einen Pelz- händler um 3000 Kronen betrogen und stand im Begriff, ein Gut für 600000 Kronen zu erwerben, obwohl er keinen Heller besafs. Man sieht, es handelt sich hier um einen Schwindler allerersten Ranges. Wien. Als bereits Anfang November Frost eintrat und es immer winterlicher wurde, hoffte man mit Sicherheit auf „weiUe Weihnachten". Leider vergeblich. Statt Schnee und Eis Regen und Nebel. Tausende von Arbeitslosen blicken sehnsüchtig zum ewig grauen Himmel empor und ersehnen Schneefall. Jedenfalls ist Frostwetter in Wien angenehmer als Regen, da die Strafsen, selbst in den feinsten Vierteln, teilweise zu einem wahren Abgrund von Schlamm werden. Sonst gestattet das milde Wetter die Umgestaltungen am Karlsplatz und Schwarzenbergplatz emsig zu fördern. Es läfst sich jetzt noch nichts Bestimmtes sagen, wie die Seitenanlagen endgiltig ausfallen werden. Wenn sie sich würdig an die im Zuge der Lotliringer Strafse anreihen — dann sollte es uns aufrichtig leid thun. C. K. S. Verantwortl, Redakteur; Max Hesdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin, — Druck von Oscar Brandseetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den g-esamten Gartenbau, Jahrgang VI. i8. Januar 1902. No. 16. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird sira/rechilick verfolgt. Dahlien. Meine Edeldahlien-Neuheiten für 1Q02. Von Heinr. Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin. (Hierzu fünf Abbildungen.) Von über dreifsig in gröfseren Pflanzenbeständen in Probe gehabten Dahlien-Neuzüchtungen übergebe ich vom Mai dieses Jahres ab nachbeschriebene elf Züchtungen dem Handel. Es sind dies zumeist Züchtungen des bekannten Liebhabers VV. Tölkhaus, und sämtliche sind von der Jury der deutschen Dahlien-Gesellschaft gemäfs dem Punktier-System ein- gehend geprüft und bewertet worden. Bei kurzer, sach- licher Beschreibung werde ich sowohl das Prüfungs- resultat, als auch die Taufpaten , resp. die Motive für die Namens- Ijiennung in Llammer, weil las immer inter- lessant ist, kurz mit lanführen. „ Hildegard Weimar " , [Abb. nebenstehend, (Wertzeug |nis mit 83 Punkten ; nach dem Töch- terchen meines Kollegen W. Weimar Ibenannt), die allerreichblühendste Ider ganzen Sammlung; hervorragend durch lange Blütenstiele; Idie ersten Blumen lassen sich bis zu 60 — 80 cm Länge bequem Ischneiden und selbst im spätesten Flor ist diese Züchtung noch Iziemlich langstielig erblühend. Die Blume ist mäfsig grofs lund deshalb für Binderei besonders wertvoll. Die Farbe, ein ['angenehmer zarter Mauve-Ton, will ich erklärlicher als ein Izartes silbriges Lilarosa bezeichnen. Die Pflanze ist im Sep- Itember mit Hunderten von Blumen und Knospen besetzt. [Sowohl im Dekorations- als auch Bindewert hervorragend. [Höhe ca. i*/., — i^/^ m. Die Garteiiwelc. VI. „Hildegard Originalaufnahme für „Siihneprinz''\ Abb. Seite 182 oben, (Prinz Tschun der da- mals durch seine Anwesenheit Berlin unsicher machte, ist der Taufpate; Anerkennungszeugnis mit 70 Wertpunkten). Von ganz spitzer nadliger Form, darin noch unübertroffen, rein dunkelpurpur, nicht sehr langstielig und etwas im Laube versteckt blühend, aus diesem aber auffallend herausleuchtend, ca. 1'/., m hoch werdend. ,Jiigend^\ Abb. Seite 182 unten rechts, (Wertzeugnis mit 86 Punkten, die höchste Anzahl die eine deutsche Züchtung bisher erreichte; ihrer dem Zeit- geschmack entsprechenden Form wegen .^Jugend.'^ benannt), nur ca. i^/^ m hoch wer- dend, mäfsig reich im Flor, in Form an .^^Aegir''' er- innernd, aber im Blütenbau noch edler und feiner. Die im Sommer mehrmilch- weifsen, im kühlen Herbst blendend weifsen Blüten ragen auf langen Stielen über diePflanze heraus. Diese Züchtung ist auf der Ham- burger Ausstellung mehrfach als die „beste"' meiner ganzen Sammlung bezeichnet worden. Ich halte „Z^V/c Kflhlmaiinslehner'''' , Abb. Seite 182 unten links, (meiner kleinen, lieben Lotte gewidmet; erhielt Wert- zeugnis mit 82 Punkten), für nicht minder wertvoll. In ihrer Verwendbarkeit für Bindezwecke steht sie nach meiner und vieler anderer Ansicht höher wie jede andere bisherige weifse Züchtung da. Die Blütenfärbung ist fast reinweifs und wäre genau bestimmt als zart creme-weifs zu bezeichnen. Die Blume besitzt die grünliche Mitte ähnlich wie sie „Greerfs IF/ii/e" zeigt, nur sind beide Sorten sonst grundverschieden. Ich habe selbst im überblühtesten Stadium, auch im frühesten 16 Weimar". die „Gartenwell", 182 Die Garten weit. VI, i6 Flor, nie eine knopfzeigende Blume an meinen Pflanzen gefunden. Zu berücksichtigen ist dabei, dafs die sämtlichen Züchtungen auf reinem Sandboden ohne jegliche Bewässe- rung ausgepflanzt waren. Eine Empfindlichkeit bei andauerndem Regen habe ich nicht an den Blüten konstatieren können. Die grofse, edle, weit ausgestrahlte, in ihren Einzelblüten (Fetalen) in etwas stumpfe Spitze auslaufende Blüte wird von dem ziemlich langen Stengel in etwas gebogener Hal- tung getragen, ohne dafs das ihren dekorativen Wert beeinträchtigt. ^^Dekoration'''' (Anerkennungs- zeugnis mit 73 Punkten ; sie wird sicher dem Namen Ehre machen), halte ich deshalb für sehr wert- voll, weil uns reichblühende Edel- dahlien für Gartenausschmückungs- zwecke noch immer mangeln. Diese Sorte hat aufserordentlich gesun- den, üppigen Wuchs, einen wahren Ideal-Blütenstiel und ist in der grofsen, spitz gedrehten Blume orange -Scharlach. Höhe ca. i'/„ m. „Freund Hesdörffer^^ , Abb. Seite 183 oben links, ( — dieser Herr ist wohl jedem Leser dieser Zeitschrift genügend bekannt — erreichte in der Bewertung 67 Punkte) führe ich hier gleich an, weil sie als Pendant (sie wird auch gleich hoch) in Be- zug auf ihren Dekorationswert und Reichblütigkeit zu der Vorgenannten gelten kann. Sie ist unermüdlich reich und besonders frühblühend; die leuchtend bernsteinfarbenen, in der Mitte etwas dunkler schattierten Blumen ragen weit über das Laubwerk empor und sind in ihren äufsersten Blüten- blättchen bis nahezu zum Stiel zurückgeschlagen. „Das Alärc/ten" (wegen ihrer köstlichen Färbung so getauft und mit 72 Punkten und Anerkennungszeugnis aus- gezeichnet). Wenn auch die grofsen, etwas flach gebauten Blüten hängend getragen werden, so dürfte dieser Züchtung bei ihrer einzig schönen rosaen Farbe ein besonderer Bindewert inne- wohnen, zumal die Blumen auch nicht regenempfind- lich sind. Die Biumen- mitte ist grünlich-gelb und die ersten Blüten erscheinen mit einer etwas knopfigen, keineswegs aber stören- den Mitte, die breiten kurzen Petalen neigen sich nach einwärts, und Kenner haben ,."'"->■ Märclien^^ immer als eiue riesen- „Siihneprinz". Originalaufnahme für die „Gartenwelt' |P^TW[ ^^fc^^'^^'i ""^"^ ^^^^^^^ M U^^^^. pT . ''^. >^^ ^^; ^'"* :'3 ■Kft^H ■^^MJJ ^^IHlii^l ^^■■H^^l „l.oUt- Kolilmannslehner". Originalaufnalime für die „Gartenwclt*. blumige „Delicata'"'' bezeichnet. Höhe ca. i'/., m. „Secession''^ (erhielt den Namen wegen ihrer fantastischen Form; sie wurde durch Anerkennungs- zeugnis mit 72 Punkten ausgezeich- net). Die hellscharlachfarbenen auf der Rückseite silbrig schimmern- den riesigen Blumen sind oft gröfser als „AV(/ Rover'^ und vielleicht überhaupt die gröfsten bei Dahlien erzielten, besonders in ihren ersten Blüten. Die langen und breiten Blütenblättchen sind von stoffigerer Beschaffenheit wie bei der Ver- gleichssorte und etwas wirr, aber nicht zu unregelmäfsig arrangiert; man könnte sie fast für eine Chrysanthemum-'&chz.\.\\A\i\xs.t halten. Sowohl Wuchs (i'/o m Höhe) wie Haltung, als auch Blütenstiel wer- den jedermann befriedigen. „ Gartenhmidirektor Geitner " , Abb. Seite 183 unten, (eine Widmung an unseren Berliner Tiergartendirektor, der durch des Kaisers Gunst so oft ausgezeichnet wird ; Wertzeugnis mit 84 Punkten), ist bei nur i m Höhe sehr reichblühend. Stiel gut mittellang; die an der Basis breiten Petalen sind ganz spitz ausgestrahlt, die Blüten mittelgrofs, rosig-lachsorange gefärbt, bei Sonnen- licht wie mit feinem Goldstaub überstreut erscheinend. „^M//-r?" (der Name ist in Bezug auf die Farbe und, weil er kurz und bündig ist, gegeben; 71 Wertpunkte und Anerkennungszeugnis). „Beatrice^' , unsere bisher beste rosig-lilafarbene Edeldahlie, hat den Fehler, zu hoch zu werden, „Elcktra,'"'' die ihr in der Färbung ziemlich nahe kommt, in der Form jedoch von jener verschieden ist, wird nur t}\^ m hoch, blüht sehr reich und erscheint, wie ich ehrlich verrate, schöner in den Sommer- als in den Spätherbstblüten. Die Haltung der Blumen ist vorzüg- lich, der Stiel ziemlich lang und die Reichblütigkeit läfst nichts zu wünschen übrig. Zu bemerken ist noch die grünliche Mitte der Blü- ten, deren breite Petalen nach einwärts gebogen und spateiförmig abgerun- det sind. „Nymphaea^'' , Abb. Seite 76 dieses Jahrganges, (thatsächlich einer Wasser- rose gleichend und eine gänzlich neue, hoffentlich auch zukunftsreiche Edel- dahlien-Klasse darstellend, welche mit 73 Punkten ein Anerkennungszeugnis erhielt). Unermüdlicher ,. Jugend". VI, i6 Die Gartenwelt. 183 blühend wie diese Züchtung, haben wir bisher keine; es ist eine ausgesprochene Garten-Schmuckpflanze und die Blüte nicht minder wertvoll für die feinsten Bindezwecke. Einige in Hamburg ausgestellte Bindearrangements mit Nymphaea- Blüten haben aufserordentliche Anerkennung gefunden (Ab- bildung eines sol- chen istdemLeser schon in No. 9 vor- geführt worden). Die Blütenform beschreibt schon der Name der Sorte. Die Pflanze, ca. 1^^ m hoch werdend, ist ge- drungen und ge- sundwüchsig. Die Grundfarbe der Blüten ist rosig lachsfarben. Bei kühlem Wetter tritt der rosige Ton noch mehr hervor. Eigen- artig ist ein Bronzeschimmer, welcher sich sowohl im Zentrum der Blüten als auch auf dem Rande Jedes einzelnen Blüten- blättchens bemerkbar macht. Sämtliche vorbeschriebene Züchtungen sind im letzten Sommer frei geblieben von der Spinne, obwohl ich das von vielen anderen, besonders englischen Neuzüchtungen nicht sagen konnte. Junge Pflanzen sind bei sämtlichen Dahlien-Spezialisten Deutschlands zu gleichen Preisen als wie bei mir selbst zu haben. „Freund Hesdörffer". Originalaufnahme für die „Gartenwelt", Gefüllte Gloria-Dahlien. — Wir haben wiederholt auf diese neue Dahlienrasse hingewiesen und eine gute Abbildung derselben nach photographischer Aufnahme in Heft 7 des laufen- den Jahrganges veröffentlicht. Eine gute farbige Darstellung der Gloria-Dahlie, wie sie sein soll, finden wir auf dem Umschlag des neuen Hauptverzeichnisses der Firma J. C. Schmidt, Erfurt. Die Gloria-Dahlie bildet in ihrer Eigenart ein würdiges Gegen- stück zu der gleichfalls in Heft 7 abgebildeten Halskrausen-Dahlie und bei beiden wird die Vermehrung aus Samen anempfohlen. Ob die letztgenannte Rasse konstant ist, mufs erst noch fest- gestellt werden: bei der Gloria- Dahlie sollen aus Samen nach J. C. Schmidt So^/o echt fallen. Stimmt dies, so würde es einen enormen Fortschritt bedeuten, denn bei dem, was wir im Vor- jahre von Gloria-Dahlien sahen, waren mindestens 80 "/o unecht und höchstens 2o''/j echt gefallen. Wir bitten diejenigen, welche die Gloria-Dahlie in Kultur nehmen, uns s. Z. ihre Erfahrungen freundlichst bekannt geben zu wollen. Rosen. „Angela Müll", ein neuer Sämling von der Rose „Kaiserin Auguste Viktoria". — Aus der Rosenstadt Trier, wo die meisten wertvollen deutschen Rosen-Neuheiten gezüchtet wurden, wird im Frühling 1902 eine eigenartige Rose in den Handel kommen, die voraussichtlich als Schnittrose hohe Bedeu- tung erlangen wird. ^Angela Müll-', ein Sämling von ^.Kaiserin'* , ist eine Züchtung des Herrn W. Hinner-Trier, der sich durch seine herrlichen gelben Theehybriden „Pranz Deegen" und „Gold- else", sowie durch andere, höchst wertvolle Neuzüchtungen ein besonderes \'erdienst um die deutsche Rosenzucht erworben hat. Da ich „Angela MUH" seit 2 Jahren kenne und dieselbe stets mein höchstes Interesse erregt hat, so möchte ich meine Beob- achtungen über diese Prachtrose hier zur Mitteilung bringen. Um jeden Irrtum zu vermeiden, bemerke ich vorweg, dafs es nicht meine Absicht ist, an einer Idealrose wie „Kaiserin" etwa Fehler zu erdichten, um dadurch den Spröfsling derselben in einem besseren Lichte zu zeigen, sondern dafs ich nur eine Beschreibung dieser Neuheit nach meinen Beobachtungen, welche an kräftigen niederen Pflanzen und Hochstämmen gemacht wurden, liefern will. „Aii^i;ela Müll" ist der „Kaiserin" zum Verwechseln ähnlich und doch auch wieder ganz verschieden von derselben. Sie kann in allen Teilen als eine „Kaiserin gigantea" gelten. Der gesunde Strauch hat kräftigen Wuchs und dicke, starke Triebe von mitt- lerer Höhe. Auffallend ist der dicke, kräftige Stiel, welcher die grofse Blume vollständig aufrecht trägt und ein Nicken derselben unmöglich macht. Durch diese wertvolle Eigenschaft kann „Angela Müll" eine Schnittrose ersten Ranges werden. Trotzdem die grofse, hochgebaute Blume noch etwas mehr als die Mutter- rose gefüllt ist, blüht dieselbe zu jeder Zeit, auch noch im Spät- herbste, leicht auf. Die Rose, von edler Form, öffnet sich wie „Kaiserin", die oberen Teile der Petalen sind ebenfalls hübsch zurückgebogen. Die Blumen stehen häufig einzeln, zuweilen auch 3 — 4 auf einem Triebe. Der Duft ist fein ; die Blume, auch abgeschnitten, recht dauerhaft. Der gelbe Farbenton, welcher vorherrscht, ist wärmer, lebhafter als bei der Mutter, oftmals bis kanariengelb sich steigernd. Ein besonderes Kennzeichen dieser herrlichen Neuheit ist das schöne Laub, welches noch üppiger und glänzender als bei der Stammrose ist. Von Pilzkrankheiten blieb das Laub bisher verschont, und das Holz hat, in Erde ein- gedeckt, im Winter keinen Schaden erlitten. Sowie der edlen „La France" vor Jahren durch die herrliche „Mme. Caroline Testout" eine Gegnerin ent- stand, so wird jetzt die stolze „Kaiserin Aug. Viktoria" in der prunken- den Tochter „Angela Müll" eine gefähr- liche Rivalin erhalten. So viel ist sicher, dafs diese edle Neuheit weite Verbrei- tung finden und der deut- schen Rosenzucht zu weiterem Ansehen verhelfen wird. Den Züchter darf man beglückwünschen zu seinem neuen Erfolge. O. Jacobs, Weitendorf. lü* .-^JTl^ ^i^^i<^ „Gartenbaudirektor Geitner". Originalaufnahme fiir die „Gartenwelt''. 184 Die Gartenwelt. VI, i6 Schlingpflanzen. Aristolochia grandiflora und gigas aus Samen. Von Otto Zipperlen, Obergärtner i. Hause Haage & Schmidt, Erfurt. IN ach mehrjährigen Versuchen ist es der Firma Haage & Schmidt gelungen, diese beiden Aristolochien zum Samen- ansatz zu bringen, und heuer haben bereits die ersten Säm- linge geblüht. Dieselben stehen, was Gröfse der Blumen anbelangt, keineswegs ihren 'Eltern nach. Mitte März aus- gesät, und später im feuchten Warmhaus ausgepflanzt, blühten dieselben im September. Durch zeitigere Aussaat dürfte es keine Schwierigkeit sein, Sämlingspflanzen schon von Juli ab in Blüte zu bringen. Aristolochia grandiflora und gigas sind bei weitem die schönsten der in Kultur befindlichen Aristolochien, und sollten überall angepflanzt werden, wo ein nicht zu hohes Warmhaus und einige Quadratmeter Glasfläche an demselben zur Ver- fügung stehen. Der Raum unter den Pflanzen kann, wie zuvor, für andere Warmhauspflanzen ausgenützt werden. Da die grofsblumigen Aristolochienarten am besten als einjährige Gewächse behandelt und Mitte Oktober nach beendeter Blüte entfernt werden, ist der Vorwurf, dafs die unter ihnen stehen- den Pflanzen im Wachstum beeinträchtigt werden, so gut wie hinfällig; ferner kommt das bei Schlingpflanzen mit Recht so gefürchtete Ungeziefer während solch' kurzer Vegetations- periode nicht oder nur in ganz geringem Mafse auf. Seit fünf Jahren wird je eine Pflanze von Aristolochia gigas und grandiflora in dem oben erwähnten Etablissement in der beschriebenen Weise gezogen, bis daher aus jungen Stecklings- pflanzen, in diesem Jahre auch aus Samen. Nicht ein einziges Mal haben sie versagt. Mit geradezu verblüffender Sicherheit haben die Pflanzen jedes Jahr Mitte Juli mit der Blüte begonnen, und die Blüte- zeit hat sich dann bis Mitte Oktober hingezogen. An manchen Tagen zeigten sich dem Beschauer 4 — 5 der riesigen Blumen zu gleicher Zeit. Zwiebel- und Knollengewächse. Drei hervorragend schöne Amaryllideen. Von G. Bornemann, Florist, Blankenburg a. Harz, {Hierzu drei Abbildungen) rl ervorragend schön sind eigentlich alle Angehörigen der grofsen Familie der Amaryllideen, vom anmutigen poesie- vollen Schneeglöckchen bis zur blendend prunkenden Hippe- astrum-Yi^\>x\At (vulgo Atnaryllis), und nur die Familien der Liliaceen und Orchideen können ihnen hierin den Rang streitig machen. Man würde eine schwere Wahl haben, aus ihrer verwirrenden Zahl einige wenige allerschönste herauszusuchen, und ich führe hier nur drei vor, die im vergangenen August zu gleicher Zeit in meiner Gärtnerei blühten. Der schönste Vertreter der artenreichen Gattung Criniim ist wohl Crinum yemense (Abb. Seite 185). Es hält zwar nicht, wie verschiedene Crinum, unter Bedeckung den Winter im Freien aus, aber im Kalthause ist es ganz unempfindlich. Blätter wie Blumen sind bedeutend fester und widerstandsfähiger als bei anderen Crinum. Die rahmweifsen und fleischigen Blüten sind leicht kupferigrosa getuscht, dauern mehrere Tage und haben einen köstlichen Wohlgeruch. Wie kaum eine andere Blüten- pflanze eignet sich Crinum yemense, auch wenn es blütenlos ist, zur Ausschmückung grofser Wohnräume, von Veranden und Wintergärten; namenthch bei Treppenaufgängen ist seine Aufstellung von wunderbarer Wirkung. Zur Überwinterung genügt schon ein frostfreier heller Keller, und ein gegen Wind geschützter Standort im Freien sagt ihm während des Sommers am besten zu. Wie bei allen Crinum dürfen die Zwiebeln, die tief in der Erde stehen, nur selten verpflanzt werden, da sie eine Störung der Wurzeln nicht lieben. Durch Entfernen der Erde, welche die Zwiebel umgiebt, bis zur Wurzel und Auffüllen mit frischer, kräftiger Erde, erhält die Pflanze ge- nügend Nahrung. Unter den Hymenocallis sind wohl die schönsten H. spcciosa und H. caribaea (Abb. Seite 186). Sie sind sich sehr ähnlich und beide werden gewöhnlich als Pancratium speciosutn bezeich- net. Ihre Blütezeit aber ist eine ganz verschiedene. H. cari- baea blüht zu Ende des Sommers, während // speciosa gegen Ende des Winters seine Blüten entfaltet, und daher für die Schnitt- blumenkulturen von Wert ist. Leider ist dieser Wert wenig bekannt. Nur in der Gärtnerei von J. C. Schmidt in Steg- litz habe ich Hymenocallis speciosa in gröfserer Menge zur Gewinnung von Schnittblumen kultiviert gefunden. Die wunder- bar duftende reinweifse Blume macht mit ihren lang herab- hängenden, oft gelockten bandartigen Blumenblättern einen äufserst feinen Eindruck, und man kann sich kaum etwas Zierlicheres vorstellen, als eine solche blühende Hymenocallis. Die Kultur ist ähnlich wie bei den Hippeastrum -Hybriden, nur etwas wärmer und geschlossener, doch sind die Hymeno- callis hierin nicht so empfindlich wie die Eucharis. Sie sind daher auch sehr dankbare Zimmerpflanzen. In letzter Zeit haben die Haemanthus die Aufmerksam- keit sehr auf sich gelenkt, besonders nachdem eine Gruppe der Linden 'sehen Neuheiten auf der Mainzer Ausstellung im vergangenen September gezeigt wurde. Diese Haemanthus sind ja von wunderbarer Schönheit, aber noch viel schöner ist die Hybride „König Alherf'' (Abb. Seite 187), des kürzlich ver- storbenen Johannes Nicolai. Über den Ursprung derselben wurde schon im vergangenen Jahre, als sie zum erstenmale blühte und in Berlin vorgeführt wurde, in dieser Zeitschrift berichtet. In diesem Jahre blühten mehrere Exemplare in meiner Gärt- nerei, und machten einen wahrhaft majestätischen Eindruck. Auf fast armlangem Schafte wird die bürstenartig dichte, lachsfarbene, am Grunde leicht lila getönte Blütendolde ge- tragen, die 25 cm im Durchmesser hat. Die langen, frisch- grünen, lederartigen Blätter sind namentlich durch den stark gewellten Rand der Pflanze ein grofser Schmuck. In dieser Züchtung hat sich Johannes Nicolai selbst ein schönes Denkmal gesetzt. Viel zu früh wurde er unserem Berufe entrissen; seiner Geschicklichkeit und seiner glücklichen Hand auf dem Gebiete der Züchtungen hätten wir aufser diesem VI, Ib Die Garten weit. 185 Prachtstück und Hybriden sicher gehabt ! den herrlichen noch manches Phyllocactus- und Cereus- Grofsartige zu verdanken Kultur der Amaryllis (Hippeastrum). Von Obergärtner Carl Ziskoven, Blankenburg a. Harz. U nter den Spezialkulturen, welche in den letzten Jahren in vielen Gärtnereien aufgenommen wurden, nimmt diejenige der Amaryllis eine bevorzugte Stellung ein. Obschon in der Form und Farbe der Blumen ganz Hervorragendes vorhan- den ist, erstreben die Züchter noch viel Besseres zu erzielen. Giebt es doch in dem blumen- armen Winter kein Zwiebel- gewächs, welches annähernd die Eigenschaften einer Ama- ryllis hat, sowohl als Topf- pflanze, wie als abgeschnittene Elume, und dies bei mäfsigen Kulturansprüchen. Die beste Vermehrung ist die durch Samen, welcher, um keine grofsen Verluste zu haben, gleich nach der Reife in flache Kästen oder Schalen, gefüllt mit sandiger Laub- und Mist- beeterde, gelegt wird. Der Samen wird flach mit Erde zugedeckt, mäfsig feucht ge- halten und in ein temperiertes Haus gestellt; nach Verlauf von 3 — 4 Wochen erscheinen die ersten Keime; die Pflänz- chen werden im Sommer fleifsig gespritzt und bei Sonnenschein schattiert. Bei richtiger Behandlung können wir sie ohne vorheriges Pikieren in den Kästen überwintern. Im Februar pflanzt man die jungen Pflänzchen auf ein Beet im tem- perierten Hause aus, wo ihnen eine lockere Erdmischung am [besten zusagt: ein Teil Laub-, [ein Teil Mistbeeterde, Sand lund etwas zerkleinerte Holzkohle. Die Pflänzchen müssen stets fim Wachstume gehalten werden und können im Laufe des iSommers alle 14 Tage mit dünner Kuh- oder Abortjauche gedüngt werden. An Wasser, feuchter Luft und Schatten darf fes bis zum Herbste nie fehlen, da sich sonst Krankheiten «und Ungeziefer leicht einstellen. Auch im Winter werden rdie kleinen Amaryllis mäfsig feucht gehalten und nicht ver- rnachlässigt , da sie fortwährend im Wachstume bleiben. Im [zweiten Jahre pflanzt man im Februar die Pflanzen wieder Crinum yemense. In der Handelsgärtnerei von Georg Bornemann, Blankenburg a. H., für die „Gartenwelt' photographisch aufgenommen (Text Seite 184), in eben angegebene Erdmischung. Die Behandlung ist die gleiche wie im vergangenen Jahre, nur können sie jetzt mehr Sonne und einen stärkeren Dunggufs vertragen, damit sich die Zwiebel recht kräftig entwickelt. Im Winter hält man die Pflanzen etwas trockener, um den Trieb zurückzuhalten. Ende Januar sind die Zwiebeln zum Eintopfen fertig, und man nimmt hierzu abermals die erwähnte Erdmischung. Unter Schonung der Wurzeln werden die Zwiebeln aus dem Beete genommen und die alten Blätter abgeschnitten, da sie doch absterben würden. Die Töpfe werden mit einer guten Drai- nage versehen. Die ,. ein- getopften Zwiebeln senkt man in ein heizbares oder warm angelegtes Beet in einem Hause ein; sie werden bei Sonnenschein gespritzt und die ersten 3 Wochen mäfsig feucht gehalten. Beginnt das kräftige Wachstum, so giefst man mehr, spritzt öfter und schattiert bei starkem Sonnen- schein. Im Laufe des Sommers sagt ihnen ein oftmaliger flüssiger Dunggufs sehr zu. Um die Amaryllis im kommen- den Winter blühend zu haben, brauchen die Zwiebeln vom dritten Jahre ab, wo sie blüh- bar sind, eine Ruheperiode, auf welche sie von August ab allmählich vorbereitet werden. Von da ab giefst und spritzt man weniger, giebt viel Luft und schattiert nicht mehr. Mit dem Giefsen wird man immer sparsamer, doch mufs auch während des Winters so viel gegossen werden, dafs die Wurzeln nicht einschrumpfen. Früher liefs man die Zwiebeln ganz abtrocknen, wodurch dieselben dann ohne Laub blühten. Man schützt die Zwiebeln zur Ruhezeit vor Tropfwasser durch Umlegen der Töpfe im Beet. Sobald die Zwiebeln zu treiben beginnen, was sich nach der Temperatur des Hauses richtet, gewöhnlich Ende Dezember bis Anfang Januar, be- ginnt das Verpflanzen. Alle schlechten Wurzeln werden ent- fernt; die Zwiebeln müssen halb über der Erde stehen. Die Behandlung ist nun die gleiche wie im vergangenen Jahre. Nach dem Verpflanzen der Amaryllis mufs das Haus stets in gleichmäfsiger Temperatur gehalten werden, doch genügt eine geringe Bodenwärme und eine Luftwärme von 15 — 18" C. Bei ungleicher Temperatur stocken die Knospen in der Entwick- 186 Die Gaitenwelt. VI, lung zu sein. Was anfänglich geringschätzig als abirrende Richtung aufgefafst wurde, das sehen wir jetzt sich allerorten Achtung erringen. Auf allen Gebieten durchdringend, wird mehr fast noch als die Kunst selbst das unverknöcherter, anpassungs- fähiger Formen so sehr bedürfende Kunstgewerbe davon be- einflufst und gefördert. — Und die Gartenkunst! Soll sie nicht auch Anregung schöpfen und neue Lebenskraft aus dem Born, bei Beginn des Triebes im Frühjahr die ganzen Pflanzen leicht ^,gj. ^-^ anderen Künste befruchtet? - „Moderne" nennt man lung und die Blumen werden dann viel kleiner. Früheren oder späteren Flor erreicht man durch höhere oder geringere Temperatur. Als ärgste Feinde stellen sich sehr leicht Thrips und rote Spinne ein ; um ihrer Herr zu werden empfiehlt es sich, das Haus oder den Kasten, worin die Amaryllis kulti- viert werden, ab und zu mit Tabakstaub zu räuchern, und mit frischem beifsendem Staub- kalk zu überstreuen. Landschaftsgärtnerei. Moderne und Garten- kunst. Eine kunsthistorische Betrachtung. Von K. Krone, Hannover. Wissenschaftliche, technische, nationale und soziale Fragen haben im Zeitalter der Auf- klärung und des Fortschrittes in so hervorragendem Mafse die Geister bewegt, dafs die ge- deihliche Entwicklung der Kunst darüber ins Stocken geriet. Nicht als ob es ihr an Be- thätigung fehlte — im Gegen- teil sind Bedürfnis und Pro- duktion beträchtlich gestiegen, und wir haben heute so viele Künstler wie wohl nie zuvor — , aber es mangelte am leitenden Gedanken, um Selbständiges zu schaffen. Der an Erfindungen so reichen Periode blieb die Erfindung eines eigenen Stils versagt. Die Architektur, die Mutter der Künste, hat dieser Still- stand am härtesten betroffen. Es rangen nach dem Verfall des Barock die im Empire wieder- erweckten Formen der Antike mit der gleichfalls neu erstan- denen und besonders in Deutsch- land erfolgreichen Gotik, die verschiedenen Richtungen aus der Zeit des Rückgriffes (Renaissance) suchte man aufserdem hervor, der romanische Stil durfte auch nicht fehlen, und selbst maurische und chinesische Motive mufsten manchenorts eingreifen, um durch Fremdartigkeit über das Fehlen der Originalität hinwegzuhelfen. In der gleichzeitigen Malerei sind neue Gebiete nicht erschlossen, unsterbliche Meister nicht erstanden, wofür allerdings durch glückliche Spezialisierung viel Gutes geleistet wurde; und die Skulptur folgte im wesentlichen den Traditionen des Altertums. In unseren Tagen nun vollzieht sich ein Umschwung — endlich; und wir geniefsen den Vorzug, Zeuge seiner Entwick- Hymcnociillis caribaca. In der Handelsgärtnerei von GeorgBornemann, Blankenburg a. H., für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 184). diese Strömung, auch „Seces- sion" — was ist's denn aber eigentlich um sie? Von der Malerei ausgehend, hat dieser aller Klassik feind- liche Stil über Dekoration und Ornamentik auf Skulptur und Architektur sich ausgedehnt, überall an die Stelle der Kom- position die Erfindung setzend. Er klammert sich an keine Säulenordnung und keine Bo- genform, keine Mäander und Palmetten, keine Genien und Trophäen, ja selbst nicht an das Vorbild der Natur. Mit einem seiner Zweige steht der Urheber dieser Umwälzung, die Malerei, unserer Landschafts- kunst nicht fern; schauen wir darum einmal ihre Werke darauf- hin an, ob nicht auch für unsere Schöpfungen sich etwas gewin- nen liefse, damit wir nicht zurück- bleiben hinter dem Fortschritte deranderen Künste. — Scharf ge- rissene Linien, unkorrekte Zeich- nung, willkürliche Farben, ge- tönt auf den Effekt, vernach- lässigte Luftperspektive — das ist's, was wir entdecken. Soll- ten das Direktiven sein können für die Weiterbildung unserer Kunst? Nimmermehr. Wir könnten nicht folgen, ob wir selbst wollten; unser Material liefse es nicht zu, falls w-ir nicht zu Chinoiserien unsere Zuflucht nähmen. Darum dürfen wir das X'orbild der Natur nicht ver- lassen; für die lebenden Bil- der, die wir stellen, brauchen wir eben den Eindruck der Wahrscheinlichkeit. — Braucht nicht dasselbe auch der Maler? — Als nachbildender Künstler ja; aber der Anhänger der neuen Schule fühlt sich in den Farben wie in den Formen so sehr als Dichter und Komponist, dafs er keck nach der Freiheit greift, die jenen von Alters zukam. Er opfert dem, was er just vor- führen und erläutern will — und sei es nur die „Stimmung" — alles, und der knechtische, oder hier sagen wir wohl besser photographische Anschlufs an das Wirkliche ist ihm verhafst. Ja, die Photographie, die künstlerische, die hat der Malerei Abbruch gethan, hat sie gedrängt und verspricht es in Zukunft noch mehr zu thun; was Wunder, wenn diese sich beizeiten nach einer Frei- VI, i6 Die Gartenwelt. 187 statt umsah, wohin jene nimmer folgen konnte. — Wie ein ähn- licher Druck auf uns und unsere Kunst ausgeübt werden könnte, vermögen wir uns nicht vorzustellen. Wir arbeiten mit den Mitteln der schönen Natur und nach ihrem \'orbilde, ohne doch unbedingt zu kopieren. Ob nun der Anschlufs enger oder freier sein solle, darüber gingen und gehen die Meinungen auseinander. Sicherlich aber liefse sich nicht durch die stärkere Betonung der einen oder anderen eine neue Epoche des Gartengeschmackes einleiten. Wir sehen somit weder eine Notwendigkeit, noch eine Möglichkeit zur .Änderung unserer bisherigen Grundsätze; doch ehe wir vorschnell ur- teilen, wollen wir noch einen Blick werfen auf die Land- schaftsmalerei und ihre Wand- lungen. — Einst erfreuten heroische, dann e.\otische Land- schaften sich der besonderen Gunst, dann wurde die Heimat wiederentdeckt, die besonders in der ^paysage intimt" Trumpf zu bleiben scheint. .Ä.hnlich, wenn auch nicht in so aus- gesprochener Weise, erging es dem Garten. Mit der heroischen Landschaft hatte er freilich wenig Glück, soviel auch zu ihrer Empfehlung geschrieben wurde von den Verfassern mehr oder weniger poetischer „Gar- tenlust"-Bücher; für die exo- tische fehlte es weder an der Kunst noch am Material; und in milden Klimaten legte und legt man sogar besondere sub- tropische Gärten an, hier und da auch bei uns durch Mit- verwendung von Gewächshaus- pflanzen. — In neuester Zeit nun rührt sich's da und dort, um nach unscheinbaren, hei- mischen Pflanzen zu verlangen, und bescheidener, kunstfremder Natur. Warum auch nicht! Die Maler führen uns ja die schillernden Tümpel in der Torf kühle, den dürren Erdhang mit einem Ginsterbusch und entblöfsten Birkenwurzeln, das breite, verkieste Bachufer vor. Das wäre dann ja so etwas wie Freimachen vom Schema, wäre ja eine aparte Richtung ; nicht neu, im Gegenteil, alt schon sind solche Anläufe, so alt als die Land- schaftskunst, älter vielleicht. Addison 's jegliche Kunst ver- leugnender Garten enthielt wahrscheinlich ähnliche Partieen, jeden- falls wären sie, falls ursprünglich vorhanden, nicht beseitigt worden, und die späteren Kritiker lamentierten, wo immer ein solches Fleckchen der Kunst zum Opfer fiel. Ja, zu jener Zeit, im Anfange unserer kunstarmen Epoche, da machte sich die Kunst des Gartens wirklich frei, frei von überlieferten Formen. Auf völlig neuem Grunde \vurde da gebaut Haemanihus „König Alberf'. In der Handelsgärtnerei von Georg Bomemann, Blankenburg a, H., für die ^Gartenwelt' photographisch aufgenommen (Text Seite 184). ohne Rücksicht und Beziehung zu dem alten architektonischen Stil, unabhängig von den anderen Künsten — im besonderen der bis dahin den Garten beherrschenden Baukunst, die im Rokoko wohl nach Originellem strebte, ohne aber den Mut zu haben, die antiken Formen loszulassen und somit nur über diese hinauswucherte. Deshalb sehen wir in der Gartenkunst die einzige, welche in einer Zeit einen Fortschritt machte, die ihren künstlerischen Aufgaben so wenig gerecht wurde, einen Fort- schritt so unleugbar, so plötz- lich, wie ein solcher bis da in der Kunstgeschichte noch nicht verzeichnet ward. — Man feierte diese förmliche Revolution als den „Sieg der Natur über die Unnatur", welche viel zu be- schränkte Auffassung denn auch die Fühlung der Gartenkunst mit den übrigen Künsten not- wendig lockern und damit die Verpflanzung des gemachten Fortschrittes auf jene verhin- dern mufste, so dafs noch Generationen an dem steten Anblick des Herkömmlichen sich ermüdeten, ehe man die Lösung fand, die so nahe lag, hätte man den Wandel in der Gartenkunst zu deuten verstan- den. „Los von der .Antike und ihrer Descendenz!" hätte dann schon damals die Parole ge- lautet. Im Garten hatten geo- metrische Figur und architek- tonische Form sich am uner- träglichsten aufgedrängt, weil sie sich ein Material unterwar- fen, das dafür nicht geschaffen war; freilich war das L^nnatur, gegen die man zunächst wirk- lich die freie Natur, ein regel- loses Chaos, ausspielte. Bald aber gelangte man dahin, auf die Umrifs- und Grundlinien Wert zu legen, und damit war die neue Kunst begründet. Es charakterisiert sich also der sogenannte Sieg der Na- tur über die Unnatur als das Aufgeben der gebundenen (zu stereotypen Formen ver- knöcherten) Linie zu gunsten der -freien Linie (nach dem Vorbilde der Natur). Und darin liegt ja das Wesen alter und neuer Kunst überhaupt. Wäre das recht verstanden, dann brauchte die Moderne nicht erst in unseren Tagen aufzutreten, und das verhängnisvolle Kunstinter- regnum wäre vermieden. So aber blieb die Einwirkung des Wandels im Garten auf einen Teil der Architektur beschränkt und zeigte sich auch hier nur in Äufserlichkeiten. Blockhütten, Eremitagen, Schweizerhäuser, „cottage buildings", das Neu- beleben der gruppierten Anlage und die Beschränkung der Sym- metrie im Fassadenbau können wir als solche Folgeerscheinungen 188 Die Gartenwelt. VI, 16 wohl in Anspruch nehmen. Unmöglich wäre eine Einwirkung auf die Malerei gewesen, war diese doch der Vorläufer und der — wenn auch nicht immer glückliche — erste Erzieher unserer Kunst. Auch heute hat, wie wir sahen, wieder die Malerei den Anstofs gegeben und unterstützt von unserer hochentwickelten Illustrationstechnik, für deren Karrikatur. Reklame und Buch- schmuck sie sich mit ihren oft bizarren Einfällen vortrefflich eignet, eine breite Bahn gebrochen; aber auch Stimmungs-, Ten- denz-, Phantasie- und Genrebilder erringen in dieser skizzenhaften, konventionellen Behandlung recht beachtenswerte Erfolge, ohne deshalb aber die alte Malerei mit ihrer sorgfältigen Technik allzu- sehr zu beengen. Anders steht es in der dekorativen Malerei, diese verdankt der neuen Richtung einen guten Teil der Wertschätzung, die sie heute geniefst. Die andeutende Darstellung erlaubt eine Erweiterung des Stoffkreises und ausgedehnte Bethätigung eigener Ideen. Der Willkür aber in der Zeichnung, die beim ersten Auftauchen der neuen Richtung just so weit über das Ziel schofs, wie das bei den ersten englischen Gärten mit der Freiheit der Natur geschah , verdanken wir die Erfindung des modernen Schnörkels und Ornamentes. Damit war dann ein weiteres Ge- biet gewonnen, die Ornamentik. Jedes Blümlein, jeder Strauch oder Baum, heimische traute Formen, sie bilden ohne Auflegung grofsen Zwanges sich zum prächtigen Ornament im (Gegensatz zu den strenggerissenen Acanthen, Palmetten, Lotos etc., die für uns nichtssagender kalter Zierrat sind. Die Wirkung auf Skulptur und Architektur läfst sich noch gar nicht übersehen, bei letzterer besonders, der nach einem zeitgemäfsen Kunststil so sehr verlangenden, sind mutige Anläufe in Fülle wahrnehmbar — selbst bei ihren Stiefkindern dem Zinshaus und der Stein-Eisen- Konstruktion. Innendekoration und Kleinkunst haben unter dem Schutze der neuen Kunst bedeutende Fortschritte gemacht, und die Blumenbinderei war sogar dem Zeitgeschmack um einige Jahre vorausgeeilt mit ihrem lockeren Arrangement, der freien Haltung der Blume auf langem Stil — dem schlanken modernen Pflanzenornament ganz entsprechend — und dem Heranziehen alles X'erwendbaren auch aus der heimischen Flora. Es zeigt uns dieser Überblick, dafs die Gartenkunst nicht rückständig ist, — im Gegenteil, um mehr denn 100 Jahre ist sie vorausgeeilt all den Künsten, die jetzt den \'orsprung wett zu machen redlich sich mühen. Wir dürfen trotzdem gewifslich nicht auf den Lorbeern ausruhen, doch ist immerhin die Er- kenntnis wichtig, dafs von der heutigen Kunstrichtung eine An- regung nicht zu erwarten ist, denn was sie zielbewufst erstrebt, das haben wir längst — wenn auch auf mancherlei Irrwegen — erreicht, den Triumph der freien Linie über die festgebannte Form. Auszunehmen davon ist indes die Parterre-, Teppich- und Mosaikgärtnerei, die ja besonderen Prinzipien unterliegt, und auf die das moderne Ornament mit der Zeit sicher Einflufs er- langen wird und, wie wir bereits sahen, die Blumenbinderei, die längst mit dem Strome schwimmt. Neue Pflanzen. Einiges über Neuheiten. Eine zeitgemäfse Betrachtung. Von Georg Daniel, London. Vergleicht man die Flora einer urweltlichen Zeit mit der unseres geschichtlichen Zeitalters, so fällt uns unwillkürlich ein auffallender Gegensatz zwischen beiden Floren auf. Die uns auf mannigfache Weise überlieferten Vertreter der Pflanzen- welt jener vorgeschichtlichen Perioden zeigen uns verhältnis- mäfsig grofse Formen mit möglichst einfachem anatomischen Aufbau, die wenigen damals vorhandenen Pflanzenfamilien nur eine beschränkte Anzahl von Arten. Unsere jetzige Pflanzenwelt dagegen, welche Fülle von Abwechslung, welchen Artenreichtum zeigt sie im Verhältnis zu ihrer Vorgängerin. Die Familien dieser übernehmend, aber in verkleinertem Mafs- stabe und in verfeinertem anatomischen Aufbau in zahlreichen Modifikationen zum Ausdruck bringend, zeigt sie uns, ob nun durch revolutionäre Umwälzungen der Erdschichten entstanden oder auf friedlichem Wege allmählich gebildet, eine stete Verfeinerung der Pflanzenarten, von den einfachen Riesen- formen der vorsintflutlichen Schachtelhalme, Cycadeen und Koniferen allmählich auf unsere heutigen vielfach geformten Blütenpflanzen übergehend. Und wie bei diesen beiden Abschnitten der Erd- geschichte im grofsen, so bietet sich uns ein ähnliches Ver- hältnis auch in unserer jetzigen Aera zwischen den einzelnen Zeitabschnitten im kleinen, wenn auch die Ursachen hier an- derer Art sind. Gleichwie der Mensch mit dem Fortschritte der Kultur nach und nach seine Gebrauchs- und sonstigen Gegenstände immer mehr verbesserte und vervollkommnete, so verstand er es auch, indem er der Natur nachhalf, all- mählich aus einzelnen Arten der Pflanzenfamilien durch gegen- seitige Kreuzungen eine Unmasse von Bastarden und Varie- täten heranzuziehen, immer mit der Absicht, die in jeder der beiden Elternpflanzen enthaltenen Vorzüge auf einer Pflanze, dem Bastard, zu vereinigen und womöglich zu vervollkommnen. Dafs ihm dies auch gelungen ist, zeigt der Stand unserer heutigen gärtnerischen und landwirtschaftlichen Kulturen. Obwohl ja schon vor vielen Jahrhunderten bei den Chinesen, Japanesen und andern alten Kulturvölkern bekannt, wurde das Verfahren der künstlichen Kreuzung doch im grofsen im Abendlande erst im 17. Jahrhundert bei der damals in Holland intensiv betriebenen Tulpen- und Aurikelzucht angewandt und hat in der neuern Zeit einen solchen Umfang angenommen, dafs einem fast unheimlich zu Mute wird, wenn man sich mit den im Laufe eines einzigen Jahres auftauchenden Neu- heiten bekannt machen will. Und meiner Ansicht nach ist die jetzige Art und Weise der Verbreitung von Neuheiten eine mehr krankhafte Erscheinung in der Geschichte der Gärtnerei, womit aber nicht geleugnet werden soll, dafs gerade in den letzten Jahren auf dem Gebiete der Neuzüchtungen überraschende Erfolge zu verzeichnen sind. Was aber eine Neuheit auszeichnen soll, vor allen Dingen eine Verfeinerung und Verbesserung der elterlichen guten Eigenschaften, und nicht zum wenigsten auch ein markanter LJnterschied von den schon bestehenden Formen, das besitzen viele der alljährlich in den Handel gebrachten Neuheiten nicht, und diese bilden dann auch keine wertvolle Bereicherung, sondern nur eine lästige Vermehrung der schon vorhandenen umfangreichen Sortimente. Sie verwirren nicht nur den Laien, sondern auch den Fachmann, und erschweren so die Übersicht. Es sollte keine Neuheit dem Handel übergeben werden, die nicht längere Zeit vorher auf ihren Wert geprüft und von einer VI, i6 Die Gartenwelt. 1S9 vorurteilslosen Kommission von Fachmännern auch als eine wirkliche und brauchbare Verbesserung befunden wurde. Solche Kommissionen oder Gesellschaften bestehen ja schon allenthalben, doch spielen persönliche Rücksichten und In- teressen, wie überall in der Welt, auch hier oft noch eine grofse Rolle und führen in diesem Falle nachträglich oft noch zu unangenehmen Diskussionen in den Fachzeitschriften. Geringere Neuheiten vermögen ja auch nicht lauge einen Platz sich zu behaupten, sondern sie verschwinden wieder ebenso schnell, als sie aufgetaucht sind, während wirklich gute Sachen einen dauernden Wert behalten. Ich will hier nur an unsere alten, vorzüglichen Rosensorten, wie ^filoire de D!Jon'\ „Marcclial Niel" , ^^La France" u. s. w. erinnern, die während der Zeit ihres Bestehens so manche andere Rosensorte entstehen und wieder verschwinden sahen. Um kein Unrecht zu begehen, will ich noch beifügen, dafs dieses Verschwinden verschiedener, zur Zeit ihres Entstehens vielleicht wertvoll scheinender Rosensorten, oft auch darauf beruht, dafs diese später durch ähnliche bessere Sorten abgelöst und somit überflüssig wurden. Ferner spielt bei dem Entstehen und Vergehen vieler Pflanzen auch die jeweilige Mode eine '■ wichtige Rolle. Aufser acht ist auch nicht zu lassen, dafs bei einer solchen Art, wie gegenwärtig Neuheiten empfohlen und in den Handel gebracht werden, das Interesse der Abnehmer allmähhch schwinden mufs, und das Mifstrauen dann auch auf wirklich gute Sachen sich ausdehnt; denn nicht jeder Käufer hat die Gelegenheit, sich vorher von der Güte seines meist kostspieligen Einkaufes zu überzeugen, und mufs sich schon auf die in den Anpreisungen angeführten Vorzüge ver- lassen; die den Wert der Pflanze benachteihgenden Eigen- » Schäften sind meistens anzuführen vergessen. Mit Vorstehendem will ich aber ganz und gar nicht bezwecken, Propaganda gegen die Neuheitenzucht zu machen ; das wäre abstrakt. Im Gegenteil, der Züchter soll bestrebt ^sein, das vorhandene Material immer mehr zu vervollkomm- nen. Ein weites Feld für seine Versuche steht dem Gärtner ja noch offen, und die Zukunft wird uns noch manche Über- » raschung bringen. Es giebt wohl kaum noch einen Zweig in der Gärtnerei, der so grofse Ausdauer und ein solches Mafs von Geduld erforderte, als die Anzucht von Neuheiten. Von der langen Zeit, die hierzu erforderlich ist, abgesehen, verhindern oft schlechte Witterungsverhältnisse oder sonstige widrige Um- » stände die Befruchtung, oder, wenn eine solche stattfand, die Reife des Samens ; und noch öfters ist das aus den Samen gewonnene Resultat den Erwartungen des Züchters nicht ent- sprechend, die Pflanzen besitzen die Eigenschaften, die an gute Neuheiten gestellt werden, nicht. Denn ebensogut, wie ein Bastard die guten Eigenschaften seiner Eltern übernehmen kann, ebensogut kann er auch die Schwächen derselben er- erben, ja schhefslich dieselben in verstärktem Mafse wieder- geben. Hat man die Narbe des Stempels einer Blüte, die ein mehrsamiges Fruchtgehäuse besitzt, mit dem Blütenstaub oder Pollen einer andern Art aus derselben Familie belegt (nicht befruchtet, denn das kann der Mensch nicht; er kann nur durch Aufbringen des Pollens auf die Narbe die Befruch- tung einleiten), so zeigen die entstehenden SämHnge nicht oft die gleichen Eigenschaften. Während ein Teil etwa das Mittel zwischen der Vater- und der Mutterpflanze einhält, neigt der andere Teil in mehrfachen Abstufungen entweder gegen die erstere oder gegen die letztere hin. Oft besitzen die Sämlinge auch Merkmale, die an keiner der Elternpflanzen zu finden sind. Die Eigenschaften der Stammarten können nun auf dem Bastard, oder, wie der gewöhnliche Ausdruck lautet, auf der Hybride in verschiedener Weise vereinigt sein. Entweder finden sie sich unverändert nebeneinander, so dafs vielleicht die Form der Blätter dem Vater, und die der Blüte der Mutter entnommen ist, oder die Eigenschaften der Hybride bilden eine Verschmelzung der elterlichen, so dafs z. B. der Bastard gebuchtete Blätter besitzt, während die eine der Stammpflanzen ganzrandige, die andere fiederspaltige aufweist, oder auch die Merkmale der beiden Ursprungspflanzen finden sich gleichmäfsig gemengt auf der Hybride. Was nun speziell die Blütenfarbe anbetrifft, so findet sich dieselbe meist als eine Verschmelzung auf dem Bastard vor. Ist die Farbe der Blüte der einen Stammpflanze z. B. dunkelrot, die der andern rosa, so wird die Blüte des aus beiden entstandenen Bastards vielleicht ein leuchtendes Karminrot zeigen. Und wie mit den roten, so verhält es sich auch mit den blauen und den gelben Farbentönen. Eine merkwürdige Färbung zeigen jene Hybriden, die aus einer Kreuzung zwischen einer gelb- blühenden und einer blau- oder violettblühenden Art ent- standen sind; sie zeigen einen bräunlichen oder auch einen grünlichen Farbenton. Nicht selten ist auch die Entstehung weifsblühender Hybriden in Familien, die keine einzige Art mit weifsen Blüten aufzuweisen haben. Seltener als die Verschmelzung findet eine Mengung der Blütenfarbe statt, so dafs die Färbung der beiden Stammeltern vertreten ist. Gestreifte Rosen sind z. B. sehr selten; häufiger findet man hybride Iris, Tulpen, Calceolarien , Petunien und Nelken mit mehrfarbigen Blumenkronen. Ähnlich wie mit der Farbe der Blüte verhält es sich auch mit dem Gerüche derselben, und femer mit der Blüte- zeit. Fällt z. B. die Zeit des Aufblühens der einen Stammart in die Mitte des Mai, die der andern auf Mitte Juli, so wird der Bastard etwa um Mitte Juni seine Blüten entfalten. Ein sehr häufiges Resultat der Kreuzung ist die Umwandlung von Pollenblättern in Blütenblätter, wodurch die gefüllten Blüten entstehen. Was die Gärtner noch besonders zur Anzucht der Hy- briden veranlafst, ist der Umstand, dafs dieselben in der Regel gröfseres Laub, und, was in vielen Fällen die Haupt- sache ist, gröfsere Blumen als die Stammeltern entwickeln, bedeutend widerstandsfähiger und kräftiger sind, und oft schon im ersten Jahre nach der Aussaat blühen. Diese Eigenschaften zeigen sich in verstärktem Mafse, wenn man den aus zwei Arten entstandenen Bastard nochmals mit einer seiner Eltern- pflanzen kreuzt. Aus der Kreuzung einer Hybride mit einer dritten Art entstehen die sogenannten Tripelbastarde, denen wir viele prächtige Kulturpflanzen verdanken. Die Vermehrung der Hybriden, die man unverändert erhalten will, erfolgt am besten auf ungeschlechtlichem Wege. Manche verlieren auch mit der Zeit teilweise ihre guten Eigen- 190 Die Gartenwelt. VI, i6 Schäften und müssen deshalb durch erneute Vornahme der noch etwas variiert. Im Bau aber ist der Pflanze das Leichte Kreuzung frisch herangezogen werden. Durch Kreuzung der eigen, das die ältere „Erfordia"' trotz aller neuen Züchtungen Hybriden untereinander sind auch eine Unmasse Varietäten immer noch^so wertvoll Mscheine^n^fst. ,,(7^0" ist, mit einem entstanden, die aber oft wieder ausarten. Zum Schlüsse will ich noch bemerken, dafs auf andere Art und Weise als auf geschlechtlichem Wege, wobei eine Kreuzung erfolgen mufs, keine Bastarde entstehen und alle gegenteiligen Behauptungen und Erzählungen sind in das Gebiet der Gärtnerfabeln zu verweisen. Begonia semperflorens „Glarona". (Hierzu beistehende Abbildung.) — Herr Fritz Oertli, Handelsgärtner in Ennenda bei Glarus (Schweiz), züch- tete vor drei Jahren eine neue semperfloretis-^tgorat, die er durch Befruchtung der B. semperfl. „Erfordia'-^ mit „Perle von Stut/garl'-' erhalten haben will und „Glarona" (nach Glarus, der Haupt- stadt des gleichnamigen schweizerischen Kantons'i taufte. Die Neuheit wurde vor Jahresfrist zu weiterer Beobachtung an die deutsch- schweizerische Versuchs- station und Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädensweil gesandt und von genannter Anstalt unter Mitwirkung zweier Mitglieder des schweizerischen Garten bau -Verbandes im August auf ihre Neuheit und ihren Wert geprüft: „ . . . . Nach Ansicht der Prüfenden ist die „Glarona" eine Neuheit, d. h. noch nicht im Handel befindlich.*) Sie schreiben derselben als Gruppenpflanze einen hohen Wert zu, indem sie die bisher bekannten, dunkellaubigen semper- ßorens-Sorten durch leuch- tende Färbung, leichten Bau und Reichblütigkeit bedeu- tend übertrifft." Damit ist „Glarona" in ihrem voraussichtlichen Werte deutlich gekennzeich- net. Die Sorte hat ganz das Kolorit der steifwachsenden Begonia semperfl. „Vernon", was Blatt und Blüte anbelangt, wenn letztere, besonders unter Glas, auch Wort gesagt, eine dunkellaubige, rotblühende „Erfordia" und wird sich nach meiner Meinung als Gruppenpflanze überall einen Platz erobern. Max Löbner. Rechtspflege. Begonia semperflorens „Glarona". Für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. *) Interessant, aber durchaus nicht merkwürdig für den, der ziel- bewufst neue Pflanzen zu züchten strebt, ist es, dafs dieselbe Neuheit noch an einer anderen Stelle in der Schweiz auftauchte. Sie wurde von letzterer aus auch, aber ohne Namensbezeichnung verbreitet, so dafs die Sorte „Glarona" mit Recht nach den Gesetzen der Priorität als Neuheit anzusprechen ist. „Glarona" hat auch etwas Ähnlichkeit mit der variablen Versaillensis rubra^ welche ich von drei verschiedenen südschweizerischen bez. franzöiischen Firmen besitze; alle drei Pflanzen sind unter sich, wenn auch wenig, verschieden und reichen nicht an die Schönheit der „Glarona" heran. M. L. Das Nachbarrecht des Obstbaumbesitzers nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Herr Hauptlehrer Ludwig Rapp von der Obst- und Weinbau- schule Kirchheimbolanden hielt im Dezember v. J. im Obstbauverein Diirkheim über diese für jeden Ijaumbesitzer wichtige Materie einen sehr instruktiven Vor- trag, welchem derselbe die einschlägigen Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuches zu Grunde legte. Die betreffen- den Gesetzesbestimmungen be- sagen : ? 910. Der Eigentümer eines Grundstücks kann Wur- zeln eines Baumes oder Strau- ches, die von einem Nachbar- grundstück eingedrungen sind, sowie überhängende Zweige abschneiden und für sich be- halten, wenn die Wurzeln oder Zweige die Benutzung seines Grundstücks beeinträchtigen; die also Bearbeitung hindern beim Hacken und Pflügen oder das Wachstum der Früchte beeinträchtigen. Die Zweige kann er jedoch erst dann be- seitigen, wenn er dem Nach- bar zur Beseitigung eine ange- messene Frist gesetzt und die- ser die Beseitigung innerhalb der Frist nicht vorgenommen hat. Früchte, die von einem Baume oder einem Strauche auf ein Nachbargrundstück hinüber- fallen, gelten als Früchte die- ses Grundstückes. Ist das Nachbargrundstück eine ölfent- liche Strafse, so findet die Vor- schrift keine Anwendung. — Früchte von Strafsenbäumen, die auf die Strafse fallen, sind Eigentum der Strafse. § 921. Grenzmauern oder Grenzhecken sind im Zwei- fel gemeinschaftlich. Bäume, Sträucher, Weinstöcke, Hopfenstöcke oder Hecken sind vom Nach- bargrundstühk 50 cm und, wenn sie über 2 m hoch sind, 2 m ent- fernt zu halten. Ist das Nachbargrundslück ein Waldgrundstück, oder es handelt sich um Wein und Hopfen in einer Gewanne, in welcher der Anbau beider Gewächsarten üblich ist, so braucht die Entfernung nur 50 cm zu betragen. Wird die bisherige landwirtschaft- liche Benutzung des Nachbargrundstücks durch Schmälerung des Sonnen- lichtes erheblich beeinträchtigt, so sind die Bäume von mehr als 2 m Höhe — Stein- und Kernobstbäume , sowie Bäume in einem Hofraum oder in einem Hausgarten ausgenommen — in einer Entfernung von mindestens 4 m von der Grenze zu halten. Die Entfernung von 50 cm, 2 m oder 4 m berechnet sich von der Mitte des Stammes an der VI, i6 Die .Gartenwelt. 191 Stelle, wo er aus dem Boden hervortritt; bei Sträuchern und Hecken von der Mitte der zunächst an der Grenze befindlichen Triebe; bei Hopfenstöcken von der Hopfenstange oder dem Steigdraht ab. Die Entfernungen von 50 cm, 2 m oder 4 m sind nicht einzuhalten bei Gewächsen, die sich hinter einer Mauer oder sonstigen dichten Ein- friedigung befinden und diese nicht oder nicht erheblich überragen, sowie Bäumen an öffentlichen Strafsen oder Plätzen, Pflanzungen als Uferscliutz oder zum Schutze einer Eisenbahn. l 923. Steht auf der Grenze ein Baum oder Strauch, so gehören die Früchte und — wenn der- Baum oder Strauch gefällt wird — das Holz den Nachbarn zu gleichen Teilen. Wenn der Baum oder Strauch nicht als Grenzzeichen notwendig ist, kann jeder Nachbar die Be- seitigung des Baumes oder Strauches verlangen. Der andere Nachbar mufs, wenn er nicht auf sein Recht an dem Holze verzichtet, die Hälfie der Fällungskosten zahlen. Herr Rapp wies darauf hin, wie die neue Gesetzgebung mehr Klarheit in die Sache bringe als die seitherige. Es finden sich darin auch bewährte Bestimmungen aus der einschlägigen früheren republi- kanisch-französischen Gesetzgebung. Von besonderer Beachtung ist auch die Bezugnahme auf das Vermarkungsgesetz, wie vornehmlich auch anlangend die Verhältnisse über Baum- und Strauchanlagen an Strafsen, Plätzen, für Uferschutz, Bahnschutz, Grenzmauern etc. Eine allgemeine Kenntnis dieser Gesetzesbestimmungen ist allgemein zu befürworten, sowohl hauptsächlich in der Obstbau-Fachpresse, als auch in der Tagespresse. Bücherschau, Aus dem Gebiete des Obstbaues sind uns verschiedene Neuerschei- nungen aus demVerlage vonTrowitzsch & Sohn, Frankfurt a.O., zugegangen. An erster Stelle erwähnt zu werden verdient: Das praktische Lehr- buch des Obstbaues. Von Johannes Büttner. Dieses Buch hat sich in den Obstbau treibenden Kreisen bereits eingebürgert und erfreut sich eines guten Rufes. Vor uns liegt die zweite Auflage, illu- striert mit 570 guten Abbildungen. Der Inhalt ist frei von allem Ballast und giebt über die hunderterlei Fragen, die an den Obstzüchter heran- treten, gewissenhafte, allenthalben durch Abbildungen anschaulich ge- machte Auskunft. Jetzt im Winter, wo die meisten Arbeiten im Obst- garten ruhen, ist die für den Obstzüchter bestgeeignete Zeit gekommen, durch die Lektüre dieses Buches sein Wissen zu vervollkommnen. Obwohl ein Buch wie das vorliegende Böttner'sche schon allen Anforderungen des Obstzüchters entspricht, erscheinen doch ständig neue kleine Sterne am Bücherhimmel, die sich mit einzelnen speziellen Kulturen und sonstigen Sonderzweigen der Gärtnerei befassen. An derartigen Spezialwerkchen ist auf dem Gebiete der Obstbaumzucht kein Mangel, und manche sind eigentlich höchst überflüssig. Zu den besseren Spezialbüchern gehört das von RobertBetten, ,, Erziehung, Schnitt und Pflege des Weinstocks im kälteren Klima". Preis 3 M. Es kann in illustrativer Hinsicht dem Böttnerschen Buche als gleichwertig zur Seite gestellt werden und ist in zweiter Auflage erschienen. Ihrem ganzen Inhalt nach wendet sich diese Schrift aus- schliefslich an den Liebhaber, der sich am Hause, an der Laube, am Spalier u. s. w. mit der Anzucht der Reben beschäftigen will, doch wird auch die Kultur und die Treiberei unter Glas eingehend behandelt. Als kleine Broschüren sind gleichfalls bei Trowitzsch zwei weitere Spezialschriftchen zur Ausgabe gelangt. „Anleitung zur Pflrsich- zucht" von Fr. Buche (Preis 1,20 M.) und „Die Ernte und Auf- bewahrung frischen Obstes während des Winters" von Heinr. Gaerdt, herausgegeben von O tto Bifsmann (Preis 1,50 M.). Besonders diese letztere Schrift hat uns sehr gefallen. Sie giebt in dieser neuen Auflage über die Ernte und Konservierung des frischen Obstes ganz vorzügliche Anleitungen, denen man auf jeder Seite anmerkt, dafs der Verfasser aus dem Borne reicher praktischer Erfahrungen schöpft. Möchte bald allenthalben nach den Vorschriften, die hier Bifsmann erteilt, bei der Ernte, Aufbewahrung und Verpackung des Obstes verfahren werden. In das Gebiet des Obstbaues gehört auch eine Schrift von Ph, Held „Den Obstbau schädigende Pilze und deren Be- kämpfung". Über die tierischen Schädlinge des Obstbaues und deren Bekämpfung existieren bekanntlich verschiedene, mehr oder weniger gute Schriften, an einem volkstümlich geschriebenen Büchlein aber, das über die leider immer gefahrdrohender auftretenden, den Obstbau schädigenden Pilze Belehrung unter den Obstzüchtern zu verbreiten be- rufen ist, fehlte es noch. Diesem Mangel hilft die vorliegende billige Schrift ab (Preis 2 M.), deren praktischer Wert durch zwei grofse Farbentafeln noch erhöht wird. Nach diesen Farben tafeln ist es ein Leichtes, die einzelnen Schädlinge sofort sicher zu bestimmen. Der Verfasser war besonders berufen zur Herausgabe eines solchen „Kampf- buches", da er in seiner Stellung als Vorsteher der kgl. württemb. Gartenbauschule zu Hohenheim seit Jahren die hier in Frage stehen- den Schmarotzerpilze beobachtet und bekämpft hat. Ein eigenartiges Buch ist „Der Jugend Gartenbuch" von Marie Teuscher und Heinr. Freih. v. Schilling. Mit 207 Ab- bildungen. Mit diesem Buch wird der Versuch gemacht, schon bei der heranwachsenden Jugend den Sinn für die Gartenkultur zu erwecken und durch klare, zum Herzen sprechende Belehrungen wach zu erhalten. Die ersten Kapitel scheinen uns fast zu viel der Gartentheorie für die heranwachsenden Kinder, denen die Bewegung in der freien Natur nur zu oft noch durch Schularbeiten sehr gekürzt wird, zu bieten. Schaden kann diese Theorie natürlich nichts, wenn jedes Kapitel an einem an- deren Winterabend unter der Leitung eines Erwachsenen durchgenommen wird. Das ganze Buch durchströmt ein anheimelnder Ton, und wir sind überzeugt, dafs es jedes Kind, dessen angeborene Liebe zu der uns umgebenden Natur durch fehlerhafte Erziehung noch nicht künstlich er- tötet worden ist, gern zur Hand nehmen wird. Die Anleitungen sind durchaus sachverständig, und die Kinder werden nach denselben auch da Erfolge erzielen, wo sie sich über die umständlichen Ratschläge über Bodenverbesserung, Kompostbereitung etc., die über das Ziel hinausschiefsen , hinwegsetzen. Die Ausstattung des 3 M. kostenden Bandes ist diejenige eines Geschenkwerkes, die Abbildungen sind zum gröfsten Teile gut. Es kann nur im Interesse des Berulsgärtners liegen, wenn durch Bücher, wie dem vorliegenden, der Sinn für Blumen- und Gartenkultur schon bei der Jugend sachgemäfs gepflegt und in ver- nünftige Bahnen gelenkt wird. M. H. Mannigfaltiges. Eupatorium rebaudianum ist eine in Paraguay einheimische Pflanze, welche sich durch ihren Süfsigkeitsgehalt auszeichnet. Bertoni, Direktor am agronomischen Institut in Assuncion hat die Pflanze wissenschaftlich untersucht und beschrieben. Die Pflanze ist unscheinbar, hat kleine Blätter und winzige Blüten. In gröfseren Massen tritt sie nicht auf, nur in verstreuten Trupps. Ihre engere Heimat ist das Hochland der Sierra de San Jose bis zu den Quellen des Rio Mondego. Bemerkenswert ist der starke Gehall an Süfsigkeit, jedoch hält es Bertoni für ausgeschlossen, dafs Zucker die Ursache der Süfsigkeit ist. Die sülsende Kraft ist nämlich bedeutend stärker als beim Zucker, aufserdem soll der Süfsstoff, im Gegensatz zu demselben, durch Hefe nicht zur Gärung zu bringen sein. Bertoni nimmt an, dafs es sich um einen neuen chemischen Stoff handelt, der erst noch gefunden und analysiert werden mufs. Es genügen wenige Blätter dieser Pflanze, um eine grofse Tasse Thee oder Kaftee zu versüfsen. Bis jetzt ist dieses Eupatorium noch nicht industriell verwertet worden ; es werden aber zur Zeit von einem Deutschen in Nueva Germania Anbauversuche gemacht. Man beabsichtigt vorläufig die Blätter mit dem Paraguaythee [Hex paragiiariensis, Ycrlia de Male) gemischt in den Handel zu bringen. Über die Bodenbenutzung in Preufsen veröffentlicht die „Statist. Korr." eine Übersicht. Danach ist von der Gesamtfläche des preufsischen Staates (34,86 Millionen Hektar) gerade die Hälfte (176615-jg Hektar) Acker- und Gartenland, neben 3,27 Millionen Hektar Wiesen, 3,66 Millionen Hektar Weide, Hütungen, Öd- und Un- land, 8,27 Millionen Hektar Forstungen und Holzungen, 21 153 Hektar Weinberge, 363969 Hektar Haus- und Hofräume und 1,61 Millionen Hektar Wegeland, Friedhöfe, öffentliche Parkanlagen, Gewässer. Seit 1878 hat das Acker- und Gartenland im ganzen preufsischen Staat einen Zuwachs von 17,41 auf 17,66 Millionen Hektar erfahren und ist in den 192 Die Gartenwelt. VI, i6 Provinzen Brandenburg, Pommern, Sachsen, Schleswig-Holstein, Rhein- land, HohensoUern sogar zurückgegangen. Im grofsen und ganzen hat seit 1878 der Umfang des Acker- und Gartenlandes, der Weinberge, der Forsten und Holzungen, sowie der Haus- und Hofräume eine Zunahme, dagegen der Umfang der Weiden und Hütungen, des Od- und Unlandes und der Wiesen eine Abnahme erfahren. Die Fläche des Acker- und Garten- landes, einschliefslich der Haus- und Hofräume, hat seit 1878 um 238749 Hektar, die der Weinberge um II 44, der Forsten und Hol- zungen um 145649 Hektar zugenommen, wogegen Weiden und Hü- tungen, Öd- und Unland 291082 Hektar eingebüfst haben. Auch die Wiesen, welche 1893 — 1900 allerdings 731 Hektar gewonnen haben, waren bis dahin ständig zurückgegangen, 1878 — 1883 um 42 362 Hektar, 1883 — 1893 um 19493 Hektar, also von 1878 bis 1900 um insgesamt 61 124 Hektar. Tagesgeschichte. Dresden. Vom sächsischen Staats-Obstbau. Aus dem Erlöse der Obstnutzungen sind, wie das Kgl. Finanzministerium, Ab- teilung III, bekannt giebt, im Jahre igoi im ganzen 180303 Mark ein- gekommen (1900 nur 112 183 Mark). Auf die 14 sächsischen Strafsen- und Wasserbau-Inspektionsbezirke verteilt sich die obengenannte Summe in Mark wie folgt: Döbeln 35110, Leipzig 33108, Bautzen 20531, Grimma 19432, Meifsen 17657, Zittau 15345, Pirna 14596, Dresden 12734, Zwickau 6423, Chemnitz 2644, Plauen 1954, Schwarzenberg 392, Freiberg 369, Annaberg 8 Mark. Leipzig. Obstversand im Bezirke der Eisenbahnbetriebs- direktion Leipzig II im Jahre 1901. Am Obstversand waren diesmal insgesamt 52 Stationen beteiligt, die 7412679 kg Obst verfrachteten und dafür 71518,50 M. vereinnahmten, gegen 4621443 kg mit 42 393,30 M. Frachteinnahme im Jahre 1900, also 2791236 kg und 29125,30 M. Einnahme mehr. Von der Gesamtmenge entfallen (in Kilogramm) auf die einzelnen Monate: Mai 5179, Juni 366570, Juli 1839844, August 1 545226, September 2689743, Oktober 775 167 und November 190950; auf die einzelnen Obstsorten (die Zahlen in Klammern beziehen sich auf 1900): Birnen 2093737 (1268174), Pflaumen 2060772 (618152), Kirschen 2012478 (i 173697), Äpfel 865921 (i 163979), verschiedenes Beerenobst 285041 (279089), Nüsse 34332 (13402), Erdbeeren 30969 (85583), Weintrauben 23638 (15052), edles Steinobst 5791 (4315). Hauptversandstationen waren: Mügeln b. O. 790801, Leisnig 726465, Lommatzsch 602510, Leuben 561 259, Coswig 554106, Meifsen 359059, Miltitz-Roitzschen 345 131, Döbeln 283493, Colditz 283296, Hartha b.w. 261 716, Ziegenhain 258647, Klosterbuch 228430, Oschatz Bf. 224320, Dahlen 222765, Deutschenbora 186880, Nossen 119 560, Nerchau-Trebsen 111549, Prausitz 99040, Starrbach 91101, Rochlilz 90457, Grimma 88910, Tanndorf 88582; Hauptempfangsstationen: Chemnitz 2 189085, Leipzig 1 156256, Berlin 1 145937, Dresden 585418. Petersburg. Die russische Gesellschaft für Obstbau beschlofs in aufserordentlicher Sitzung bei dem Finanzminister für folgende Pro- dukte um eine Erhöhung des gegenwärtig bestehenden Zolltarifs ein- zukommen, und zwar für gewöhnliche Gemüse, für Schwämme, Kohl, Zwiebeln einen Zoll von 5 Kopeken pro Pud zu erheben. Namentlich für Kohl soll dieser Zoll in Anwendung gebracht werden. Der Zoll- satz auf Dessert-Gemüse: Artischoken, Spargel, Blumen-, Rosenkohl soll von 60 Kopeken auf 4 Rubel pro Pud, bei Obst, Beeren, in frischem, gesalzenem oder geweichtem Zustande von 1 Rubel 80 Kopeken (Kon- ventionstarif 90 Kopeken) auf 2 Rubel 80 Kopeken pro Pud erhöht werden. Dagegen ist für Zitronen eine Herabsetzung des Zolles von 2 Rubel 5 Kopeken auf 50 Kopeken pro Pud, für Apfelsinen, Manda- rinen, Pomeranzen die Beibehaltung des gegenwärtigen Zolles von I Rubel 5 Kopeken im Auge behalten, ebenso sollen Weintrauben auch noch fernerhin mit 2 Rubel 40 Kopeken versteuert werden, während der Zoll auf Pflaumen fast um 50 Kopeken, also auf 2 Rubel 50 Kopeken pro Pud gesteigert werden soll; für getrocknete Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen ist eine Erhöhung von 30"/,,, also 4 Rubel pro Pud, in Aussicht genommen, die übrigens schon gegenwärtig temporär wirkt. Für alle Arten von Nüssen, aufser Mandeln, Pistazien wird eine Herabsetzung des Zolles von 2 Rubel 25 Kopeken auf l'/j Rubel in Vorschlag gebracht. Versailles b. Paris. Die Erhaltung der grandiosen Schöpfung Le Nötres war in den letzten Jahrzehnten in höchst beklagenswerter Weise vernachlässigt worden. In den allerletzten Jahren hatte man allerdings begonnen, einige Kleinigkeiten zu restaurieren. Endlich hat sich nunmehr die Regierung veranlafst gesehen, so melden die Blätter, dem weiteren Verfall des herrlichen Parkes zu steuern. Es wurde für das Jahr 1902 zur Renovierung von Versailles und im Trianon ein Kredit von 260000 Frcs. bewilligt. Die Ausbesserung der Schlofs- fassaden wird fortgesetzt und die Orangerie soll ebenfalls renoviert werden. Im Parke werden die „Fontaine de Bacchus" und das „Par- terre du midi" in Stand gesetzt. Im Trianon sind grofse Architektur- arbeiten geplant. Aufserdem werden der „Garten des Königs" und die Parterres des französischen Pavillons restauriert werden. Dieser Entschlufs der französischen Regierung, den Park zu Versailles uns so lange als möglich zu erhalten, wird von allen Freunden der Gartenkunst gewifs mit grofser Freude begrüfst werden. Hoffentlich geschehen die Renovierungen ganz im Sinne des Schöpfers, was ja bei Gartenanlagen selten genug der Fall zu sein pflegt. C. K. S. Aus den Vereinen. Vereinigung ehemaliger Geisenheimer, Ortsgruppe Niederrhein, Sitz Köln. Eine für Sonntag, den 12. Dezember v. J. anberaumte Versammlung im Hotel zum Englischen Hofe zu Köln ver- einte wieder eine stattliche Anzahl im schönen Rheinland ansässiger „Geisenheimer". Die Vormittagsstunden wurden am Stammtisch bei frohester Stimmung und in der Erinnerung an Geisenheimer Zeiten ver- plaudert. Nach gemeinschaftlichem Mittagsmahl leistete man zunächst der Einladung zur Besichtigung der grofsen Philharmonie-Kellereien Folge. Um 3 Uhr begann die offizielle Sitzung, auf deren Tagesordnung zwei Vorträge standen. „Weinkrankheiten", Vortragender Herr Haupt- lehrer H. Schulz, Neustadt a. d. H., und „Die Arbeiten auf der Düsseldorfer Ausstellung und der gegenwärtige Stand derselben". Vor- tragender Herr Obergärtner Büttel, Düsseldorf. Beide Vorträge er- regten das ungeteilte Interesse der Versammlung, und die Redner erfreuten sich lebhaften Beifalles. — Herr Büttel, der Leiter der gärtnerischen Arbeiten auf dem Terrain der Ausstellung, gab an der Hand eines grofsen Situationsplanes recht anschauliche Schilderungen und man ist wohl zu der Annahme berechtigt, dafs der Gartenbau in dekorativer Hinsicht eine nicht zu unterschätzende Rolle auf der Aus- stellung spielen wird, wenn auch keine eigentliche Gartenbau-Ausstellung in dem zuerst geplanten Umfange stattfinden wird. — Die Sitzung währte bis 7 Uhr abends. Die nächste Versammlung wurde auf Sonntag, den 9. Februar festgesetzt. Versammlungsort wie oben. Zeit nach- mittags 3 Uhr. Hch. Beufs, Geschäftsführer der Ortsgruppe Niederrhein. Deutsche Dahlien -Gesellschaft. Am g. Februar findet die erste Jahresversammlung in Berlin statt. Näheres soll noch bekannt gegeben werden. Personal-Nachrichten. Frank, Dr. Adolph, Charlottenburg, welcher vor 40 Jahren als Erster auf die Verwendbarkeit der Stafsfurter Salze zu Düngezwecken hingewiesen hatte, erhielt gelegentlich des 50jährigen Jubiläums des Stafsfurter Kalibergbaues den roten Adlerorden IV. Klasse. Meyer, F. W., Exeter. Am 21. Dezember v.J. waren es 25 Jahre, dafs Herr Meyer, ein geschätzter Mitarbeiter unserer Zeit- schrift, als Landschaftsgärtner der Firma R. Veitch & Son thätig war. Aus diesem Anlasse fand ein Festmahl statt, bei welchem dem Jubilar mannigfache Efirungen zu teil wurden. NachtW^eh, H. W., obstbautechnischer Beamter der Landwirt- schaftskammer für Pommern in Stettin, wurde von der deutschen Sek- tion des Landeskulturrates für Mähren zum Obst- und Gemüsebau- Inspektor ernannt. Neubert, R., bisher Obergehilfe in den Anlagen der Dr. Brehmer'- schen Heilanstalten in Görbersdorf, übernimmt am 1 . Februar die Ober- gärtnerstelle beim Grafen von Dürkheim in Fröschweiler. Verantwgrtl. Redakteur; Max Headörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den sresamten Gartenbau. Jahrgang VI. 25. Januar 1902. No. 17. Nachdruck und NacliijUdung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift zmrd strafrechtlich verfolgt. Landschaftsgärtnerei. Einige Worte über die Bedeutung der Photographie für den Landschaftsgärtner. \'on CamiUo Karl Schneider, Wien. {Hierzu sechs AbbUdungen.) Uer Laudschaftsgärtner mufs bei seinem langen untl schwierigen Studiengang oft gar weit abschweifen vom eigent- lichen Garteubau. Vor allem dem liebevollen Studium der Erscheinungsformen der Natur mufs er sich widmen, so viel er kann. Die Natur leitet ihn zur Kunst. Auch auf diesem Gebiete soll er sich ganz heimisch fühlen. Nur auf Grund einer eigenen gediegenenWeltanschauung kann er jemals mit Erfolg selbst schöpferisch thätig sein. Die Gartenkunst erscheint mir als ein weitverzweigter Baum, dessen Wur- zeln, Nahrung suchend, Ausläufer senden in fast alle Gebiete der Kunst. Die Hauptwurzel aber haftet tief in der Natur. So hat der Landschaftsgärtner ein schier unübersehbares Feld vor sich für seine Studien. Er mufs alle seine Kräfte anspannen, um etwas zu erreichen. Die Augen offen halten auf Schritt und Tritt, heifst ein Hauptgebot für ihn, denn zahllos sind die natürlichen und. künstlerischen Eindrücke, die auf seinen Wanderungen an ihm, oft nur zu schnell, vorbeigleiten. All- zubald merkt ein jeder, wie wenig Verlafs allein auf sein Gedächtnis ist. Er greift zum Stift, um in Worten die Eindrücke festzuhalten, die beim Schauen sich in ihm auslösten. Doch nicht nur in Die Gartenwelt. VI. Weiher im märkischen Birkenwalde. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr.iphisch aufgenommen. Worten, auch im Bild will und mufs er die Erscheinungen fixieren. Das Zeichneu ist nicht jedermanns Sache. Mangelndes Talent kann durch die fleifsigste Übung nicht ersetzt werden. Auch für den „geborenen Zeichner'' ist es nicht leicht, das für ihn jedesmal Wichtige in wenigen Strichen wiederzugeben. Und wer findet immer Zeit zu sorgfältigen Skizzen! Glücklicherweise bietet allen denen, die nicht flott zeichnen können, die heutige Technik ein anderes Hilfsmittel — die Photographie. Über die Bedeutung derselben für das Studium des Lnndschaftsgärtners möchte ich einige Worte sagen. Um so mehr, als dies wichtige Thema in der Fachpresse bisher nur flüchtig gestreift, nie- mals jedoch — meines Wissens — einer ernsten Betrachtung unter- worfen wurde. Erschöpfend kann meine Plauderei natürlich nicht sein. Sie soll im Gegenteil .An- regung geben, dafs auch andere sich zu dieser Sache äufsern. Zuerst möchte ich die Frage berühren: Ist die Photographie dem Landschaftsgärtner ein voll- wertiger Ersatz für das Zeichnen? Man wäre geneigt, diese Frage ohne weiteres mit Ja zu beant- worten. So einfach liegt indessen die Sache nicht, wie wir gleich sehen werden. Ich denke dabei zunächst gar nicht an die zeit- raubende Arbeit, die mit der Her- stellung der negativen und posi- tiven Bilder verknüpft ist, und an die Beschwerlichkeit des Trans- portes gröfserer Apparate. Darüber zum Schlufs einiges. Eine gute Photographie zeigt uns eine Exaktheit der Wieder- 17 194 Die Garten weit. VI, i: gäbe, einen Reichtum an feinsten Details, wie es auf einer Zeichnung gar nicht ausführbar ist. Die Linse bannt alles das fast mit gleich- mäfsiger Treue auf die Platte, was im Bereich ihres Gesichtsfeldes liegt. Darauf kommt es aber nur in den seltneren Fällen an. Wir wollen zumeist nur etwas Bestimmtes aus dem, was wir vor uns haben, heraus- holen. Dies kann der gute Zeichner ohne weiteres, der Photograph eigentlich nie. Ja, nicht selten kommt auf einer Photographie das, was uns allein im betreffenden Fall bedeutsam erscheint, gar nicht zum Ausdruck. Die Linse giebt uns stets quantitativ viel mehr, dagegen qualitativ oft bedeutend weniger, als eine richtige Skizze. Diesen Unter- schied müssen wir wohl im Auge behalten. Er ist nicht der einzige und nicht der schwerwiegendste. Wichtiger noch erscheint mir folgender Umstand. Der Zeichner entwirft sein Bild perspektivisch so, wie er es schaut. Die Linse zeichnet genau nach den Regeln der Centralperspektive. Auf der Photographie verkürzt sich der Hintergrund perspektivisch stets viel stärker, als es der Zeichner auf einer Skizze wiedergiebt. Dieser bemüht sich eben ganz unbewufst, beim Zeichnen die perspektivische Wiedergabe mit dem geschauten Bilde übereinstimmen zu lassen. Ich kann hier nicht auf die Verschiedenheit zwischen der Linse und unseren Augen eingehen. Jedenfalls macht es die Thatsache, dafs das photographische Objektiv durchaus nach den Regeln der geometrischen Perspektive arbeitet, in weitaus mehr Fällen, als man anfangs anzunehmen geneigt ist, rein unmöglich, dort eine gute bildliche Wiedergabe zu erhalten, wo sie der Zeichner ohne Schwierigkeit zuwege bringt. Wir sind mit dem Apparat mehr oder weniger an bestimmte Abstände, dem jeweilig aufzunehmen- den Motiv gegenüber, gebunden. Der Zeichner hat viel mehr freie Hand. Er kann Gegenstände deutlich skizzieren, die so weit entfernt oder so ungünstig liegen, dafs wir sie mit der Linse nicht auf die Grabenmotiv aus dem Parke zu Buch bei Berlin. Vom Verfasser für die ^Gaitenwelt" pholographisch aufgenommen. Rest eines gröfseren AVassertUmpels in der Mark. Vom Verfasser für die .Gartcuweit'* photographiscb aufgenommen. Platte bringen können. Die photographische Perspektive, die wir eben von der malerischen unterscheiden müssen, ist ein interessantes und schwieriges Kapitel für den Landschaftsgärtner, dem es meist auf eine gute bildliche Wiedergabe des Motivs ankommen wird. Es würde zu weit führen, diesen Punkt ausführlicher zu erörtern. Ich mufs mich auf den kurzen Hinweis beschränken. Vielleicht findet sich noch einmal an dieser Stelle Gelegenheit, darüber etwas mehr zu sagen. Jedenfalls lassen die obigen Darlegungen klar erkennen, dafs das Zeichnen und das Photographieren durchaus nicht zwei gleichwertige Dinge sind. Das soll nach dem Vorausgegangenen nicht heifsen, dafs etwa die Photographie gegenüber der Zeichnung minderwertig sei. In einem Falle werden wir mit beiden Mitteln ganz dasselbe erreichen können, ein andermal wird es nur mit der Zeichnung möglich sein, zum Ziele zu gelangen; bei wieder anderer Gelegenheit wird eine Photographie, ihrer peinlichen Exaktheit halber, der Zeichnung vor- zuziehen sein. Ziehen wir aus dem Gesagten das Facit, so ergiebt sich, dafs die Photographie eine vortreffliche Unterstützung für den Landschafts- gärtner bedeutet, dafs sie dem Nichtzeichner auf seinem Studiengang geradezu unentbehrlich ist und dafs auch der beste Zeichner sie sehr oft mit Vorteil verwenden kann. Um meine Plauderei etwas anschaulicher zu gestalten, habe ich einige Photographien aus meiner fast täglich anschwellenden Studien- mappe beigefügt ; an der Hand derselben möchte ich noch verschie- dene in Betracht kommende Momente kurz berühren. Bei der \\'ichtigkeit, welche das Wasser als See, Weiher, Bach- lauf und Quelle für unsere Gaiteuanlagen hat, wird der Landschafts- VI, 17 Die Gartenwelt. 195 gärtner die für ihn hiervon in Betracht kommenden Er- scheinungsformen in der Natur mit Vorliebe studieren. Ich bitte also, zunächst das Bild auf der Titeleite zu betrachten. Es stellt ein Stück eines Weihers in einem Birkenwäldchen der Mark Brandenburg dar. Vor allem sind es die Birken- stämme, deren Anordnung so reizvoll wirkt. Sie neigen sich graziös dem Wasser zu und spiegeln darin ihre blendend Sommerszeit war's, als mein Forschungseifer mich an diese köstliche Stelle führte. Mitten in die überall im Vorder- grund aufgeschossenen Rührmichnichtan (Impatkns iwli tätigere) mufste ich meinen Apparat hineinstellen. Die Ufer sind mit Wasserampfer, Pfeilkraut, etwas Schilf und dergleichen reich bewachsen. Auf dem Wasser schwimmen Lemna, Ranunailus und andere schöne Sachen, von denen viele unserer Herren Gartenkünstler sonst keine Ahnung zu haben scheinen. Ich glaube, das Zeug gilt ihnen als wertlos. Die schwungvollen Führungen, die sie ihren Bachläufen und Teichufern zu geben pflegen, sind für sie Phantasie- und reizvoll genug, um ohne weitere Zuthaten in ihrer liuienschönen Nacktheit zu wirken. Wenngleich ich nun immerhin begreife, dafs eine Ufer- bepflanzung nicht überall angebracht ist, so bin ich doch der Meinung, dafs ich von meinem Bild mehr lernen kann, als von Dutzenden „schwungvoller garten- künstlerischer" Wasseranlagen. Der Graben in Buch liegt, wie gesagt, nicht im eigentlichen Park und ist durch jahrelange Entziehung aller gärtnerischen Auf- sicht so geworden, wie ich ihn im Bilde zeige. Für die Schaffung eines kleinen Wassersturzes giebt die nebenstehende Abbildung einige prächtige Anhalts- punkte. Ich habe dies Motiv auf die Platte gebannt, als ich im Herbst vorigen Jahres im Thüringer Walde weifsen Stämme. Das Wasser erscheint nicht klar; seine Oberfläche ist von grünen Wasserlinsen über- zogen, welche durch einen sanften Wind nach dem Ufer zu getrieben werden. Die Wirkung des Ganzen war in der That eine vorzügliche. Ich werde die mir hier gegebene und durch die Photographie fest- gehaltene Anregung bei sich bietender Gelegenheit zu verwenden suchen. Denn auch die, bei der Repro- duktion allerdings nicht mehr so deutlich erkennbare, leichte Bewegung des Ufergeländes ist wesentlich reiz- voller, als die Ufer unserer „künstlichen" Parkweiher zu sein pflegen. Die nächste Abbildung, Seite 194 unten, veran- schaulicht gleichfalls eine Wasserstudie. Wir sehen zur Märzzeit an lockerem Erlengebüsch den Rest eines gröfseren Tümpels. Derselbe liegt unweit von dem vorher dargestellten Weiher entfernt. Zur Früh- lingszeit bildet sich eine Art Teich, dessen Wasser sich nach kurzer Zeit bis auf einen Rest verläuft. Es schiefst Schilf auf, dessen winterliche Überbleibsel wir in der Mitte noch recht deutlich sehen. Und so haben wir im Sommer einen prächtigen Tümpel, verborgen zwischen Schilf und Erlengrün, durchsetzt mit allerlei Wasser- gewächsen. Gewifs weckt die photographische Skizze in uns eine Fülle von direkt verwertbaren Erinnerungen. Gar mancherlei zeigt auch das Bild auf Seite 194 oben, ein Graben im Parke zu Buch bei Berlin. Wir finden dies Motiv in einem verwilderten Ausläufer der Anlage. Es ist ein schmaler Graben, der sich zwischen üppigem Grün dahin- zieht, teils überragt von mächtigen Baumkronen. Zu Vor- Oben Motiv aus einem Wasserfall im Thüringer Walde. Unten Motiv aus der ^■illenkolonie Grunewald bei Berlin. Vom Verfasser fiir die ,Gartenwelt" photographisch anfgenoininen. umherstreifte. In einem Ausläufer des sogen. Felsenthals bei Grofs-Tabarz ergiefst sich langsam ein Gebirgsbach in die Tiefe, in dessen Bett das Steingeröll lagert. Herr Willy Lange hat in seinen verschiedenen so interessanten Artikeln bereits des öfteren Landschaftsbilder aus der gleichen Gegend gebracht. Nach diesem Abschweifer in Thüringer Linde kehren wir für einen Augenblick nach Berlin zurück und betrachten ein Motiv aus der Villenkolonie Grunewald (Abb, oben rechts), 196 Die Gar teil weit. VI, Hier haben wir nicht mehr reine Natur, sondern eine künstliche Anlage vor uns, in welcher als Reste der alten Gestaltung die Kiefern erhalten blieben. Diese mit Kiefern durchsetzten Gärten sind für die Kolonie Grunewald ganz charakteristisch. Das Bild ist von einem erhöhten Standpunkt aufgenommen. Wir können den terrassenförmigen Aufbau der Anlage deutlich erkennen. Die eingangs erwähnte bedeutende perspektivische Verkürzung des Hintergrundes tritt deutlich hervor, wenn wir die bildliche Gröfse des in Wirklichkeit recht kleinen Turm- häuschens rechts im Vordergrund vergleichen mit dem hier relativ klein erscheinenden, in der That sehr grofsen Villeti- gebäude. Wäre mein Stand- punkt bei der Aufnahme nicht ein so günstig erhöhter gewesen, so hätte mir das Häuschen im Vordergrund auf der Photographie fast Villa und Garten verdeckt. Eine hübsche Zeichnung hätte sich auch von einem für die Photo- graphie wesentlich ungünstigeren Standpunkt aus machen lassen. Unser letztes, nebenstehendes Bild führt uns in den Park von Schönbrunn bei Wien. Daselbst befindet sich eine alte, aber künst- lich geschaffene Ruine eines römi- schen Palastes. Wir sehen auf dem Bilde nur eine kleine Ecke dieser in ganz vorzüglicher Weise aus- geführten Anlage. Ich habe, offen gestanden, nicht die geringste Sympathie für künstliche Ruinen- gebilde in einer Anlage — da die Erbauer fast nie ihre Aufgabe so zu lösen wissen, dafs uns aus der Ruine ein Hauch jener Zeit entgegenweht, in welche sie uns versetzen soll. Dafs dies aber mög- lich ist, beweist mir die Schön- brunner Schöpfung, und um mir dauernd daran das Gedächtnis lebendig zu erhalten, photographierte ich ihre verschiedenen Teile. Schon das eine reproduzierte Bildchen ist recht stimmungsvoll. Ich darf meine sechs Studienbildchen gewifs als einen Beweis dafür ansehen, wie bedeutsam die Photographie für den Studiengang des Landschaftsgärtners ist. Zahlreiche Fachgenossen werden bereits die Nützlichkeit des photo- graphischen Apparates erkannt und erprobt haben. Genügend gewürdigt wird er noch längst nicht. Es wird noch eine immense Zeit und Kraft im Planzeichnen oder -kopieren ver- geudet, die besser ausgenutzt werden könnte durch richtige Beschäftigung mit der Photographie. Das gilt mehr oder weniger für alle Gärtner. Wer es kann, wessen Zeit und Mittel es erlauben, der sollte Fachstudien mit seinem .Apparat machen, wo immer sich ihm Gelegenheit bietet. Eine 9 X 12 Kamera für Hand- und Stativgebrauch, wie ich sie für meine Bildchen benutzte, wird zumeist ausreichend sein und läfst sich bequem überall mitführen. Leichtverständ- liche Lehrbücher giebt's für den Anfänger in Hülle und Fülle;*) die Photographie kann ein jeder erlernen, wer sie mit Ernst betreibt. Nur Eines rate ich jedem Anfänger: Nicht gleich im Anfang im Übereifer alles Pulver verschiefsen, sonst geht bei den nie ausbleibenden Mifserfolgen die Lust zu rasch verloren, noch ehe die für gutes Gelingen nötige Sicher- heit und Ruhe in der Beherrschung des Apparates erworben wurde. Motiv von der sogenannten rümisclicn Ruine im P.irke zu Schönbrunn bei Wien. Vom Verfasser Tür die „Gartenwelt'* photograpliisch aufgenommen. Gehölze, Caryopteris mastacanthus (.\bb. Seite 197). — Weshalb m.in diesen Halbstrauch noch so selten antrifft, ist mir unerklärlich, ganz besonders da derselbe doch von Mitte September bis Ende Oktober von reizenden, gutgetragenen, blauen Blumen wie überschüttet erscheint. Die Zahl der um diese Zeit blühen- den .Sträucher ist doch wohl an den Fingern der einen Hand auf- zuzählen, und ich möchte deswegen CaryopUns niastacanlJtus zur liepflan- zung von Gehölzvorsprüngen oder auch zur Einzelpflanzung in etwas sonniger Lage warm empfehlen. Zu beiden Verwendungsarten hat sich dieser schön geschlossen wachsende Strauch vorzüglich bewährt. Der Beschauer wird sehr angenehm über- rascht sein, inmitten des im Park schon zum Teil zur Erde rascheln- den gelben Laubes, diesen .Spätling in noch vollständig dunkelgrünem Blätterschmuck und blauem BKiten- kleid anzutreffen, lebhaft umschwärmt von den noch emsig Wintervorrat sammelnden Bienen. Grofse Kultur- ansprüche stellt dieser Strauch nicht, doch dankt er etwas lockeren Boden und einige Bewässerung im Sommer mit reicherem Blumenflor. Den Fufs etwas mit Laub geschützt, hat Caryopteris maslacanihm schon einige Winter, auch den letzten, ohne jeden Schaden überstanden. Um etwas gröfsere Blumen zu er- zielen, kann man im Frühjahr das schwächere Holz entfernen. Ein weiterer Schnitt ist nicht erforderlich. Der photographischen Aufnahme ging in der ersten Hälfte des Oktober ein fast wolkenbruchartiger Regen voraus, wodurch ^/j der BKiten ab- geschlagen wurden. Hoftentlich tragen diese Zeilen etwas dazu bei, dafs genanntem Strauch derjenige Platz im Park eingeräumt wird, den er wirklich verdient. J. Keim, Mainz. *) Der Verlag der Gartenwelt, Berlin W. 35, giebt auf Wunsch gern Auskunft über geeignete photographische Handbücher und besorgt jedes gewünschte Werk dieser Art. Speziell dem Anlänger empfehle ich „Vogels Taschenbuch der Photographie", 9. Auflage. Preis M. 2,50. Verlag von Gustav Schmidt, Berlin W. 35. VI, 17 Die Gartenwelt. 197 I Topfpflanzen. Maranta lujaiana Hort. Lind. — Die Gattung .Vnninta erfreut sich seitens der Gärtner grofser Beliebtheit, und dies mit Recht, denn es giebt eine ganze Anzahl reizender Gewächse für das warme und temperierte Haus , welche dieser Gattung oder der nahe verwandten Cahllua angehören. Zu der zuletzt genann- ten Gattung gehören vom botanischen Standpunkte aus mehrere der schönen brasilianischen .\rten, die man noch unter dem Namen Maranta häufig antrifft, weil diese Gattungen sich im .Äufseren wenig unterscheiden und der Name .Unraiila in gärt- nerischen Kreisen sehr eingebürgert ist. Staates im Jahre 1898 bereiste. Ob sie den Gattungsnamen Ma- ranta behalten wird, weifs man noch nicht, da sie von der Wissenschaft noch nicht eingereiht ist. Die Kultur der M. lujaiana ist sehr einfach. Leichte Erde mit Sand, Schatten, Feuchtigkeit und Wärme, darin liegt der Schwerpunkt der Behandlung. Wenn die Vegetation abgeschlossen ist, können die Pflanzen etwas trockener gehalten werden, bis man sie verpflanzt. Man vermehrt sie durch Stockteilung. Jeder dieser Teile entwickelt sich rasch, wenn man beim Teilen daraut achtete, dafs einige Wurzeln blieben. (Nach „Rev. de l'Hort. beige".) Haemanthus „Diadema". — Dem prächtigen Ilaemanihus „Koni.^ .llti^r/-', welcher in No. 16 lobend erwähnt wurde, steht Caryopteris mastacanthus. hl der „Neueu Anläse*^ zu M.-iiiiz Tür die „Gartenwelt" vom Verfasser photographisch aufgenommen (Text^Seite igj). In diesem Jahre haben zwei vom Kongo stammende 'Arten die Aufmerksamkeit der Liebhaber auf sich gezogen. Sie wurden im Verzeichnis der Horticole coloniale in Brüssel unter dem Namen: Maranta Uebrechtsiana und MaraiUa lujaiana der Öftentlich- keit angeboten. Maranta lujaiana hat gewisse Verwandtschaftsmerkmale mit der vorgenannten Uetrechtsiana. Man verwendet sie wie diese im Kongostaat bei der Kautschukgewinnung. M. lujaiana hat eine hübsche, breit lanzettliche grofse Belaubung. Die Blätter werden von langen Stielen graziös getragen, sie sind oberseits dunkelgrün, unterseits hell kupferrot; die Pflanze gewährt einen höchst zieren- den Anblick und wurde zu Ehren des Herrn Luja benannt, welcher an der botanischen Forschungsreise unter Leitung Luden Lindens teilnahm, die den Kongo im .Auftrage der Regierung des Kongo- die Züchtung Lucien Lindens, „Diadtina^^ zur Seite. Welche Fort- schritte diese Züchtungen gegen die früher im Handel befind- lichen //aeniantlius-Sorten bedeuten, das zeigt sich am besten, wenn man Blüten alter und neuer Sorten nebeneinander stellt. Früher waren es kleine, zart getönte Blütenköpfe, heute sind es riesige Blütendolden von unbeschreiblicher Farbenschönheit. Hatmanthus „Diadima^ ist lachsrosa und die Dolden, welche bis 25 cm im Durchmesser erreichen, sind sehr reichblütig. Es ist leicht, die Haemanthus durch entsprechende Kultur im Januar, März, Juni, .August und November in Blüte zu haben, was gewifs ein Vorzug ist. In der Kultur sind die Haemanthus ähnlich wie Hippeastrum und Clivia zu behandeln. Man vermehrt auch die Haemanthus wie letztere durch Teilung oder durch Samen. 198 Die Gartenwelt. VI, i; Chrysanthemum. Französische Chrysanthemum -Neuheiten Von Heinr. Kohlmannslehner, Handelsgiii tner, Britz-Berlin. (Hierzu /"»/ Abbiltiungeii.) Wiederholt ist in dieser Zeitschrift darauf hiugewieseu worden, dafs man Auslands-Züchtungen erst wenn sie erprobt sind, also ein Jahr später, wie sie der Züchter ausgiebt, dem deutschen Handel zugänglich machen sollte. Die Züchtungen „.Souvenir de Mme H. du Terriul- Originalaufaahme für die „Gartenwelt". Farbklasse, bestgefüUte, prächtige lockige Ballform. Pflanze gedrungen, Laub dicht, säulenartig bis zur Blume aufsteigend, ist für jeden Kulturzweck wärmstens zu empfehlen. „/4///Ä7", dürfte als „rote", die bekanntlich noch man- geln, aufnehmbar sein; sie ist leicht zu kultivieren und nie versagend. Auf starken Stielen sitzen in guter Haltung die ziegelroten, auf der Rückseite gelblichen Blumen. Die Pflanze wächst gedrungen und bleibt niedrig. .jÄVÄz", reines Primelgelb, aber etwas heller, aber sicher ebenso früh wie ^^Sokil d'Octobre''' , dabei grofbblumiger wie jene, in Form ihr aber nicht gleichkommend, dafür aber besser in der ßelaubuug und sicherer, williger im Wüchse. ,^Bi>rrel, Mail. C/:.^\ enorm grofsblumig, in der Form ähnlich, aber in Farbe schöner als ^^i'iviand Aforel'^ köstlich lila auf gelblichem Grunde, wüchsig, prächtig belaubt, verlangt aber trockene Luft zum Erblühen. Wer Holzhäuser besitzt, wird viel Freude an dieser Züchtung erleben. ^^Cilvat's Sun-' (Abb. Seite 199 oben). Der Name, Calvat's Sonne, sagt"s, es ist etwas. Sie ist die grofsblumigste aller Gelben. Selbst der späteste Steckling entwickelt im kleinen 12 cm -Topf noch wahre Riesenblüten edelster Form, welche jeden entzücken. Unsere Abbildung erspart weitere Beschreibung ihres Baues. Die Farbe ist ein klares Kanariengelb. Zu feuchte Luft liebt diese Züchtung nicht. Sie erhielt 4 Wertzeugnisse i. Klasse. ^Chrysis-'- gefällt mir nicht in der Füllung, auch die Farbe, auf rosaem Grunde ein gelbliches Chamois, ist nicht rein. War sie über- all so: „Cokombcl, AI.'', bei aufserordentlich guter Füllung und Blüten- haltung, sehr grofsblumig; tief goldgelb mit rot schattiert, Petaleu vom Centrum aus zurückgeschlagen. Gegen Feuchtigkeit ist sie vollständig unempfindlich. „Ov/.v du Sud'\ cremeweifs, zart lila und rosa behaucht, später reinweifs werdend, halbhoch. Sie verdient ihrer Farbe wegen zum min- desten die Bezeichnung „gut". „C)'/-(7/;ö", etwas an ,, /("//cw^cA/" erinnernd, ist Chromgelb und die Calvat's, welcher, wie wir kürzlich an dieser Stelle lesen konn- ten, noch bis vor 13 Jahren als Haudsclnihfabrikant ein beschau- liches Dasein fristete, kann man wohl ohne Übertreibung als die besten aller zur Zeit bekannten bezeichnen, und auch bei der neuen letzljährigen Ausgabe läfst sich, was Blütengröfse, Formen- feinheit, Farbenreichtum und besonders Belaubung anlangt, eine grofse, weiter fortschreitende Entwicklung und Vervollkommnung feststellen. Nur in gelben Farbtönen, welche anscheinend dem französischen Geschmacke besonders entsprechen, sollte man sich einer weisen Mäfsigung in Neuzüchtuugen befleifsigen. Besonderen Wert legt der genannte Züchter auf Frühblüher, d. h. Oktober- Blüher, weil solche Züchtungen immer den höchsten Handelswert besitzen. Die nachstehend aufgeführten Züchtungen habe ich, wie im Vorjahre, nach Calvat's Manier alphabetisch nach den Eigen- namen geordnet. Leider kann ich nicht behaupten, dafs die Namen gegen das Vorjahr kürzer geworden sind. Ausgezeichnet wurde die Sammlung in Paris, Lyon, Mailand und Genf mit 35 Wertzeugnissen erster Klasse, darunter 12 mit Glückwünschen. Um wirkliche Schaublumen zu ziehen, bedarf es bei allen Sorten der Kronenknospen unter Unterdrückung aller Seitentriebe mit Knospen. ,^ Allard, Dr. Filix'-\ (Abb. Seite 200), mittelfrüh und miUel- grofs, lebhaft kanariengelb, eine glänzende Erscheinung dieser „Mme Paolo Radaelli". OriginalaufnaliDie für die „Gartenwelt*. VI, 17 Die Gartenwelt. 199 „Calvat's Sun", unten „Etoile du Xord" Originalaufnahmen für die „Gartenwelt**. aufgeschlagenen Petalcn sind rückseitig helli^anarieugelb; in der Belaubung weniger schön, aber willig im Blühen, mittelfrüh, lockere, breitblättrige Ballform. ^Dieikrichs, Mad. Clt.'\ nenne ich ganz hervorragend, weil sie bei ziem- lich früher Blüte sehr lange blüht, gegen Feuchtigkeit absolut unempfindlich ist, und im kleinsten Topfe, besonders ein- stielige Kultur möchte ich empfehlen, als Hausblume zu ziehen ist. Die Farbe ist zart schwefel- bis rahmgelb; in der Form erinnert die Blüte an unseren ge- füllten Mohn. Die Pflanze hat gesunde Belaubung. „Dar, J)r. H.'\ ebenfalls sehr früh, silbrig-rosa, ein zarter feiner Ton. Die Blumen sind ballartig, locker gebaut, mit etwas dünnen Blütenstielen, weshalb diese gut angebunden werden müssen. Trotz- dem gehört sie, bei leichter Vermeh- rungsfähigkeit, zu den besten des Jahr- ganges. ,.Douillet, Mlle Blanche'-^ reinweifs mit grünlicher Mitte. Die leicht zurückfallenden Blütenblätter formen die Blume zu einem lockeren Ball. Zu erwähnen ist die enorm lange Haltbarkeit der Blüte, was der Sorte grofsen Handelswert sichert, zumal sie vorzüglich im Laub und auch als Juni-Steckling leicht zu ziehen ist. ,,Dot(ilkt, Mlle Margarete^'- , dürfte selbst bei geringer Kultur eine nie versagende Sorte für Massenanbau werden. Sie ist in der Form der ,^Mad. Caniof ähnlich; Fetalen lang, geröhrt, am Ende offen, geschlitzt; Pflanze fein und gesund belaubt. Die Blume ist im Erblühen rosa, geöffnet weifs mit creme Schimmer. So unangenehm es ist, zwei gleiche Eigennamen in einem Sorti- mente zu haben, so müssen Douillet's Töchter doch reizende Mädels sein, dafs der Züchter zwei seiner besten Züchtungen nach ihnen benannte. „Du Tcrrail, Souvenir de Mad. H:\ (Abb. Seite 198 oben). Heiliger Nepomuk, der Name ist nichts weniger als klassisch einfach und kurz, doch die Sorte ist gut! Laub lederartig, gesund. Wuchs willig (wertvoll als Topfverkaufssorte); Blüte lilafarben, Rückseite silbrig; Form elegant, leicht, lockig. In der vielbegehrtcn lila Farbe bis heute eine der allerbesten Züchtungen. Etoile du Nord'' (Abb. untenstehend) ist, wenn auch etwas spät- blühend, eine Perle unter den Chrysanthemen, als solche möchte ich diesen ,.Stern des Nordens" bezeichnen. „Das ist etw-as für Berlin", sagten mir Blumenhändler, als ich Blumen im grofsen Berliner Gartenbau verein ausstellte; wo anders wird man sich auch in die Sorte verlieben können. In Füllung tadellos, wird die Blume immer vollkommen und grofs. Nie versagt eine Knospe. Prächtig ist der Stiel und die Haltung, das ist im Bilde schon erkennbar. Genau bezeichnet ist die Farbe lebhaft goldgelb, fein rot ge- streift; bei Licht leuchtet die Blume wie Bernstein. 200 Die Gartenwelt. VI, 17 „Gallaiiii, M. J. Ä", ist frühblühend, Blumen gelblich- chamois mit rosigem Schimmer. Die Sorte dürfte als ver- besserte „Source d'or^'' gelten und hat für Massenanbau gute Aussichten, denn sie leidet selten vom Wanzenstich, ist üppig belaubt und ist auch als Juni-Steckling schön. „Laforge, Chrysant/ii'miste''' . Calvat nennt die Sorte eine Rivalin von ,^Souv. de petite amie^^. Ich möchte sie, was Frühzeitigkeit (nicht Form) anbelangt, eine-vveifse ,,Sokil d^Octobre^^ nennen. Bleibt ganz niedrig, daher auch Topf- sorte; Blume fast kugelig, von langer Dauer; Fetalen ein- wärts gerollt, leicht zurückgebogen, unempfindlich gegen Niederschlag, und, wie schon gesagt, eine der „frühesten Weifsen". „Z'^/^/oä" hat weit ausgelegte, lange, leicht nach aufsen zurückgeschlagene Blütenblätter, und weifsgrundige, nach der Mitte zu reichfarbig rosa ge- färbte, späte Blumen, bleibt in der Pflanze niedrig und stellt keine grofsen Ansprüche an die Kultur. „Lok Fidlcr^\ eine hübsche, nur mittetgrofse Blume (ob die be- rühmte Serpentintänzerin gleiche Eigenschaften hat, weifs ich nicht, sicher ist, dafs sie Geld zu ver- dienen versteht, was ich der „Sorte" oder dem, der sie ein- mal als „Marktpflanze" zieht, ebenfalls wünschen möchte). Silbrig-rosa, lila schattiert, nenne ich die anmutige Farbe; die lockige, in den Fetalen nach auswärts gebogene Form erinnert an unsere Komet-Astern. Der angeführte Marktpflanzen wert wird durch eine prächtige Belaubung und leichte Kultur hinreichend garantiert. „Zww" können wir uns in der Beschreibung schenken; es ist eine wertlose Sorte, die Herr Calvat auch schon fallen gelassen hat. „NagdsiimcJcers , Mad. C", sehr früh, erst cremefarbig, wird sie, wenn vollerblüht, reinweifs. Der herrlichen „Marie Charmet^\ die so schwer zu ziehen ist, ist in der Sorte ein grofser Konkurrent erstanden. Blume grofs, hochgewölbt, Fetalen breit, bänderartig von der Mitte aus leicht nach aufsen herunterfallend; in Vermehrung und Anzucht ohne Schwierig- keiten; Belaubung frisch und gesund. „Nebia-^ hat „Lona's^'' Los geteilt; sie ist, weil mir die Farbe zu verwaschen war, trotz des Einspruches meines Lehr- meisters des Chrysauthemisten Herrn Gier th -Zehlendorf, in ein besseres Jenseits gewandert. „Nieoidlaiid, Mad. Ä.", müfste nur etvvas wüchsiger sein; sie ist recht früh und erinnert etwas an „Waban'' ; Feuchtig- keit verträgt sie nicht; die annehmbare Blume ist weifsgruudig mit lila durchflimmert. „Dr. Felix Originalaufiiahme für „P/gase^^ habe ich in die „Wolken" geheu lassen. Ich sehe, dafs es Herr Calvat auch so gemacht hat. Dafür kommt nun in „Radaelli, Mad. Paolo'-'' (Abb. S. 198 unten) ein Schlager ersten Ranges. Sie hat in meinem Sorti- mentsbuch 3 Kreuze stehen , und das will aufser 4 Wertzeug- nissen „viel" sagen. Wuchs, Belaubung, Haltung sind ohne Tadel, die Form ist annähernd im Bilde dargestellt; die Färbung ist ein wachsglänzendes, frisches Flieder-Rosa auf zart gelbem Grunde. Diese Züchtung wird allerorts Aufsehen erregen. „Roi SoleW-' (3 Wertzeugnisse) möchte ich sehr grofsen Liebhaber-, aber keinen besonderen Handelswert zusprechen. Die Blume wird riesig grofs, ist extra gefüllt, Farbe mattgelb mit altrosa schattiert; Fetalen geröhrt; Pflanze halbhoch, wüchsig, gesund belaubt. ..Stepmann, Mad. /'/.", auf creme Grunde zart lila ab- getönt, Mitte chamois, jede Blume sicher geratend; auch ein- stielige im kleinen Topf noch prächtige, grofse Blumen brin- ' gend. Da diese Neuheit ferner noch gut belaubt ist, sich auch sehr unempfindlich für Pilze ge- zeigt hat, so möchte ich ihr grofse Aussichten als Massenschnitt- blume mit auf den Weg geben. ,. feannetk Leus'"'' ist ein Sport der „Colosse Grenobkise^ , zart gelb mit altrosa Spitzen, zeigte sich besonders auffallend im Laub und wird Liebhabern der genannten Multersorte gewifs willkommen sein. Wenn auch durch den letz- ten ungünstigen Herbst, der die Dahlien so spät erst ab- frieren liefs, die Preise für C/iry- j- (7 /////(■;««;/;- Blumen auf einem zu- weilen recht bedenklich niedrigen Niveau angekommen waren, so haben wirkliche Schaublumen sich immer noch zuerst und gut verkaufen lassen. Es liegt darin eine Mahnung für den Handelsgärtner, lieber weniger und mehr schöne und grofse Blumen zu ziehen, als die schwer abzusetzenden Massen kleiner Blüten. Gerade zur Schaublumenkultur sind die Züchtungen der letzten Jahre besonders geeignet. Chrysanthemum „Meredith" (.Mjb. Seite 201). — Diese Neuheit ist von besonderem Werte durch die späte Blütezeit und die herrliche Färbung, ein feines Bernsteingelb mit rosig lachsfarbener Tönung und bräunlicher Schattierung. Die breiten, einwärts gebogenen Blumenblätter sind sehr fest und verleihen der grofsen Blume eine lange Haltbarkeit, so dafs dieselbe oft noch Ende Dezember in voller Frische prangt. Für den späten Blumenschnitt kann „Mcredilh-' nicht genug empfohlen werden. G. Bornemann. Allard^ die „GartenweU'*. VI, i; Die Gartenwelt. 201 Stauden. Shortia uniflora Maxim. — Dieses allerliebste, aus den Gebirgen Japans stammende Pflänzchen ist noch wenig bekannt, und nur einige besonders ausgewählte Sortimente führen sie, Jedoch wird der Liebhaber alpiner Pflanzen, der die Pflanze ein- mal in F.lute gesehen hat, so entzückt davon sein, dafs er nicht eher ruhen wird, bis er sie auch besitzt, ohne dafs er es nötig hätte, zu ihrer Besichtigung jedesmal den botanischen Garten aufzusuchen. Die Blüten sind von blafs- rosaer Farbe, meist weifs ge ädert, doch hat man auch weifs blühende Arten gefunden. Sie sind verhältnismäfsig grofs, gegen 3 cm im Durchmesser. Die kleinen Blätter erinnern sehr an die Gattung Pirola, mit der sie auch die Eigen- schaft der Rhizombildung ge- meinsam haben. Im übrigen sind aber wesentliche Unter- schiede zu verzeichnen. Gleich der Shortia galadfolia Torr, et Gr. liebt sie lehmige, mit verwesen- dem Laub und etwas Sand ver- setzte Erde und einen gegen Nordwesten gerichteten Stand- ort, bei reichlicher Bewässerung, aber gutem Wasserabzug. Shortia tiniflora scheint in unserem Klima etwas schwerer zu ge deihen als die eben erwähnte andere Spezies. Der Vollstän digkeit halber sei erwähnt, dafs die Gattung Shortia zur Familie der Diapensiaceen gehört. (Nach „The Gardener".) „Meredith'. Üriginalaufiiahme für die „Gartenwelt*^ (Tctt Seite 200) Aus den Vereinen. Niederschrift j,'elegentlich einer vertraulichen Besprechung der selbständigen Gartenarchitekten zu Düsseldorf, Hotel Monopol, 15. Dezember iqoi. Um I '/j Uhr wird die Besprechung durch einen der Herren Ein- berufer, Herrn Gartenarchitekt Nauen, eröffnet. Derselbe dankt den anwesenden Herren für ihr Erscheinen. Er schickt voraus, dafs sowohl infolge nicht vollständiger Kenntnis sämt- licher Adressen als auch, weil nicht bei allen Gartenarchitekten eine Teilnalime an den gemeinsamen Bestrebungen vorausgesetzt werden konnte, nur an eine Anzahl der deutschen Gartenarchitekten Ein- ladungen ergangen wären. Düsseldorf sei als Versammlungsort für die Besprechung gewählt worden, weil derselbe bequeme Verbindungen für alle Beteiligten hat, und eine gleichzeitige Besichtigung des Ausstellungs- geländes ins Auge gefafst war. Der Zweck der Zusammenkunft sei, ein Zusam menschliefsen der selbständigen Fachgenossen behufs weiterer Hebung des Standes der Gartenarchitekten, und als Mittel hierzu die Ausmerzung der vielfach bestehenden Mängel. — Um dieses anzu- bahnen, empfiehlt Redner gegen die vielfach vorhandenen Mifsstände, besonders a) Ausstellungswesen, b) Konkurrenzwesen, c) geschäftlichen Verkehr, d) Konkurrenz der Gartenbeamlen, geeignete Mafsnahmen zu treffen. Der Redner verbreitete sicli des weiteren über die einzelnen Punkte seiner Disposition. a) Ausstellungswesen: Zu demselben bemerkt er, dafs besonders die Düsseldorfer Aus- stellung im Jahre 1902 (zumal den Herren Fachgenossen in Rheinland und Westfalen) nahe liegen werde. Es würde für dieselbe erstrebens- wert sein, einen geeigneten Rauoi in guter Lage zwecks Schaustellung ihrer Arbeiten zu gewinnen. Redner flicht die Bemerkung ein, dafs von Seiten der ausstellenden Gartenarchitekten gröfsere .Sorgfalt als bisher auf das Aufsere (Dekoration, Einzelausstattung der Arbeiten) ge- legt werden müsse, entgegen den Gepflogenheiten auf den bisherigen Ausstellungen. Die Folge davon sei bisher im allgemeinen ein gleich- giltiges Vorübergehen des Publi- kums an unseren Arbeiten gewesen. Daher sind auf Ausstellungen die pekuniären Erfolge für uns bisher immer aasgeblieben, so dafs unsere Arbeiten nur als Lückenbüfser in irgend einem abgelegenen Winkel dienten, ohne ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen, für die Aus- stellenden eine Reklame zu sein. — Seitens der Geschäfls- leitung der Düsseldorfer Ausstellung wurde zuerst eine Glashalle zur ge- meinsamen Benutzung der Gärtner und Gartenarchitekten angeboten. — Wir müssen dafür sorgen, dafs unseren Arbeiten in allen kommen- den Fällen ein geeigneter Raum zugewiesen wird , mit guter Be- leuchtung und besonders ein Raum, in welchem unseie Arbeiten nicht durch die Feuchtigkeit gleichzeitig ausgestellter Pflanzen leiden. — In- dem Redner auf den Verlauf der Verhandlungen des Ausschusses für Gartenbau der Düsseldorfer Aus- stellung zurückkommt, bemerkt er, dafs die Geschäftsleitung derselben nach dem Scheitern obigen Projekts keinerlei geeigneten Ersatz angeboten habe, so dafs, ohne weitere Schritte in dieser Angelegenheit, dieselbe im Sande verlaufen würde. Um ein Zersplittern der Kräfte zu vermeiden, sollte eine Kollektiv- Ausstellung veranstaltet, und nur mit würdigen Arbeiten an die Öffentlichkeit getreten werden. Zu Punkt b gedenkt Redner der Mifsstände bei Konkurren- zen und Ausstellungswetlbewerben. Allerdings sei es schwer, Grenzen festzulegen, inwieweit wir geschlossen hiergegen ankämpfen könnten. Der wesentlichste Punkt sei hier die zu niedrige Bemessung von Preisen, wie wir sie im allgemeinen in letzter Zeit erlebt haben. Hier müfste es angestrebt werden, dafs die Summe der auszusetzenden Preise ein Mehrfaches der in den Gebührenforderungen des Vereins deutscher Gartenkünstler festgesetzten Normen darstelle, je nach den gestellten Bedingungen. Man vergegenwärtige sich diebei Konkurrenzen aufgewandteUnmenge an Arbeit, Zeit- und direktem ( leldverlust, so wird man das Gerechte obiger Forderungen unbedingt anerkennen müssen. Nun wird man einwenden können, dafs es ja jedem freigestellt sei, sich von derartigen Wett- bewerben zurückzuziehen. Jedoch werden wahrscheinlich auch bei ge- ringerer Beteiligung (wenn tüchtige Gartenarchitekten an denselben nicht mehr teilnehmen) die Preise nicht höher angesetzt werden, um diese zu denselben heranzuziehen, und man würde es dann erleben, dafs nur ganz inferiore Arbeiten zur Einsendung und Prämiierung ge- langten. Der ganze Stand würde dann in der Beurteilung seitens des Publikums herabgesetzt werden. — Ferner müsse eine Zusammensetzung der Preisrichterkollegien stattfinden, derart, dafs wir nicht gezwungen sind, unsere Arbeiten Preisrichtern unterbreiten zu 202 Die Garten weit. VI, 17 müssen, bei denen wir entweder keine weitgehende Unparteilichkeit oder eine im allgemeinen nicht genügende Kompetenz voraussetzen können. Dann weist Redner noch kurz darauf hin, dafs eine Regelung unserer Gebührenordnung umgehend zu erstreben sei, da die jetzigen Normen den selbständigen Gartenarchitekten keine entsprechende Hono- rierung ihrer Leistungen gewährt. Leider habe der V. d. G.-K. unseren vitalsten Lebensinteressen nur eine sehr geringe Aufmerksamkeit geschenkt, was sich leicht schon dadurch erklärt, dal's der gröfste Teil der Mitglieder aus Fachgenossen in abhängiger Stellung besteht, welche der uns eigentlich allein be- rührenden Frage naturgemafs nur geringes Interesse entgegenbringen werden. Wir haben es z. B. erleben müssen, dafs sorgfältigst durch- dachte und ausgearbeitete Gebühren-Tabellen durch Nichtveröffent- lichung im Vereinsorgan unserer Einsichtnahme und Besprechung ent- zogen wurden. Über Punkt c seiner Disposition geht Redner kurz hin- weg. Es sei allgemein bekannt, dafs seitens einzelner Gartenarchitekten angeboten wird, unentgeltlich Pläne, Nivellements etc. zur Erlangung irgend eines Auftrags anzufertigen, ohne dafs der betreffende Auftrag- geber dem Gartenarchitekten irgend welche Gegenleistung zu garan- tieren braucht. Dieser Cbelstand liefse sich nur durch festes Zusammen- scliliefsen in etwas ausmerzen, da es ja jedem frei stände, seine Arbeiten so gering zu bewerten, als er wolle. Dieser Punkt wäre dem späte- ren Wirken speziell nur der alle selbständigen Garten- architekten umfassenden Vereinigung vorzubehalten. Weil zu Punkt d Herr Gartenarchitekt Iloeman n-Düsseldorf einen Vortrag angemeldet hatte, ging Redner zur allgemeinen Schlufsbetrachtung über. Da es sich nicht verhehlen liefse, dafs vorerst nur ein geringer Ein- llufs zum Durchdrücken unserer Interessen vorhanden wäre, so frage es sich, ob 1. ein allgemeiner Zusammenschlufs geeignet erscheine, oder 2. jeder in seinem engeren Wirkungskreise entsprechende Mafs- nahmen zur Erreichung unserer Wünsche treffen könne, oder 3. diese Angelegenheit dem Verein deutsclier Gartenkünstler überlassen werden müsse, oder schliefslich 4. vorerst überhaupt etwas hierin geschehen kiJnne. Erste Möglichkeit eines Zusammenschlusses aller interessierten Kräfte scheine am vorteilhaftesten und geeigneisten, ohne dabei in Gegensalz zum Verein deutscher Gartenkünsller zu treten. Angeregte Punkte und Sonstiges von Interesse wird alsdann zur allgemeinen Diskussion gestellt. Nach kurzem Meinungsaustausch folgt Vortrag des Herrn Garten- architekt Hoe mann -Düsseldorf über Punkt d: „Die l'rivatthätigkeit der Gartenbeamten und der Einflufs dieser Thätigkeit auf die I'ra.sis der'selbst- ständigen Gartenarchitekten." Die eigentliche, ursächliche Veranlassung zu Ausführungen über obiges Thema gab mir eine Mitteilung der Novembernummer der ,.Garten- kunst", welche also lautet: „Direktor Heiler, München, erhielt durch Magistratsbesclilufs die Ermächtigung, unbeschadet seiner dienstlichen Obliegenheiten bei der Anfertigung der Pläne bei der neuen Kreis- Irrenanstalt in Ingeliing den einschlägigen Faktoren der kgl. Kreis- regierung zur Seite zu stehen." So ist's richtig und nur so ist's richtig, sagte ich mir beim Lesen dieser Mitteilung, und in Nachfolgendem will ich versuchen, die Uegründung dieser meiner Meinung zu geben. Zunächst sei noch bemerkt, dafs die nebenamtliche Thätig- keit unserer beamteten Kollegen in den hiesigen Provinzen durch- aus nicht zu den Ausnahmen gehört; wäre solches nicht der Fall, so würde ich es für zwecklos halten, Schritte dagegen zu Ihun oder überhaupt Stellung zu der Sache zu nehmen. Ehe ich des weiteren auf das Thema eingehe, möchte ich betonen, dafs meine Darlegungen sich nur gegen die .Sache im allgemeinen, niemals aber gegen irgend eine bestimmte Person richten, aus dem einfachen Grunde schon, weil ein etwaiges Vorgehen gegen einzelne Personen uns nicht nur nicht dienlich, sondern direkt hinderlich wäre. Um so mehr komme ich zu dieser Schlufsfolgerung, weil in sehr vielen Fällen diese Personen zur Ausübung einer nebenamtlichen Thätigkeit durchaus berechtigt sind. Dieses Recht zur Ausführung von Privatarbeiten ist allerdings ganz aufserordenllich verschieden. Ob Fälle vorliegen, wo ohne weiteres eine unbeschränkte Erlaubnis zur Ausführung von Nebenarbeiten vorhanden ist, ist mir nicht bekannt, wohl aber eine ganze Reihe von Fällen, wo eine beschränkte Thätigkeit der Beamten gestattet oder doch wenigstens nicht verboten ist. .Stellenweise i$t diese Erlaubnis sogar ausdrücklich in den An- stellungsbedingungen des beireffenden Beamten mit aufgenommen worden. Diese Erlaubnis erstreckt sich dann meist auf das Anfertigen von Plänen, die Abgabe von Gutachten und event. auf die Oberleitung bei der Ausführung von Arbeiten. Des weiteren sehen wir den Be- amten sich mit Privatlhätigkeit befassen , zu der in jedem einzelnen Falle die besondere Erlaubnis eingeholt worden ist. Sehr wichtig in solchen Fällen ist es, wer diese Erlaubnis zu erteilen hat, ob der betretTende Decernent, oder ob ein Magistrats- oder .Stadt- vero rdne te n-Bcschlufs eingeholt werden raufs. Bisweilen sehen wir auch den Beamten diese Thätigkeit ausüben, ohne ausdrück- liches Mitwissen der Behörde; sie ist nicht direkt verboten und gilt deshalb für berechtigt und wird unbeanstandet so lange weiter aus- geübt, bis aus irgend einer Veranlassung eine Regelung dieser Thätig- keit seitens der Behörde herbeigeführt wird. Am abstolscndsten hat mich immer die .'\rt berührt, wie gewisse Beamte, allerdings meist Unterbeamle, unter Angabe ihres Beamtentitels, denselben gleichsam als Reklame gebrauchend, sich in den bekannten Offer tcnzeitungeu zur Anfertigung von Plänen empfahlen. Wir linden auch eben- falls vereinzelte Fälle, wo gegen das ausdrückliche Verbot der Behörde privatisiert wird. Auf diese letzteren Fälle gehe ich aber nicht weiter ein, weil über diese nur eine Meinung herrschen k.inn. Wir sehen aUo die grofse Versch ied enheit der angeführten Fälle, welcher eine einheitliche Regelung wohl not thut, zum Besten der Beamten selbst, aber auch zum Besten der selbständigen Landschaftsgärtner. Wie kommt es wohl, kann man hier fragen, dafs der Garten- beamte so leicht Gelegenheit zu Privalarbeiten erhält? Der beamtete Gartenkünstler hat bei der Schöpfung und selbst bei der Unterhaltung ölfenllichcr Anlagen Gelegenheit, seine Kraft und sein Können vor aller Welt zu beweisen. Jeder Bürger der grollen Stadt kennt seine .Schöpfungen und ihren Meister, sogar die Fremden werden zum grofsen Teil damit bekannt gemacht. Ist es da nicht ganz natürlich und selbst- verständlich, data jemand, sei er nun Privatperson oder Behörde, sich im Bedarfsfalle zuerst an den Schöpfer dieser Anlage wendet? Wendet man sich nicht um so mehr an den Beamten, als seine Stellung eine gewisse Garantie dafür bietet, dafs man es mit einem tüchtigen, rechtlichen Fachmann zu thun hat? Diese Achtung vor unseren Beamten, die sich dieser Stand in unserm Vaterlande mit Fug und Recht mühsam in langen Decennien (nicht immer war es so) erworben hat, und auf die er sloU zu sein alle Ursache hat, ist auch durch- aus natürlich. Wenn nun ein solcher Mann Privatarbeiten ausführen darf, warum sollte man nicht in erster Linie zu ilim gehen? Ist doch gerade die Ausführung von Garlenanlagen Vertrauenssaclie! Ganz anders ist es mit dem selbständigen, nicht be- amteten Gartenkünstler! — Diese Leute sind viel weniger be- kannt, weil ihr Geschäft sie nicht so sehr in die OlTentlichkeit bringt. Bekanntscin ist aber ein Ilaupterfordernis für den Geschäftsmann! In der Grofsstadt, wo der Gartenkünstler wohnt und leider wohnen muls, werden grofse private G.-irtenanlagen nur sehr selten ausgeführt. Das Feld für unsere Thätigkeit liegt meistenteils in der kleineren Stadt, der einsamen Privalbesitzung! In der kleinen Stadt aber und auf dem ein- samen Landsitz wird nur eine beschränkte Anzahl v m Personen mit der Schöpfung der Gartenarchitekten bekannt, die Weiterempfehlung ist also hier nur eine beschränkte! Das Nichlbekanntsein geht so weit, dafs ich glaube keinen Irrtum zu begehen, wenn ich behaupte, dals mancher kleinen Stadt bez. deren Oberhaupt, die irgend eine öffentliche Anlage, einen Friedhof etc. ausführen lassen wollen, nicht einmal be- kannt ist, dafs es Fachleute giebt, die sich speziell nur mit der Ausführung derartiger Anlagen befassen! Wenn ich vorhin er- wähnte, dafs man dem Beamten ohne weiteres Vertrauen entgegen- bringt, so ist solches bei dem selbständigen Garlenkünstler durchaus nicht immer der Fall. Man sielit in ihm in erster Linie den Geschäfts- VI. 1? Die Gartenwelt. 203 mann, der oft sehr geschäftsmäfsig behandelt wird, weniger den Künstler! Das Vertrauen, welches man dem Gartenbeamten als etwas Selbstver- ständliches zollt, mufs sich der selbständige Gartenarchitekt erst mühsam erwerben. Wir sehen aus diesen Ausführungen schon, wie der Be- amte, welcher eine Privatpraxis ausüben darf, von vornherein dem Geschäftsmanne in vielen Punkten überlegen ist. .Stellen wir uns nun einmal auf den Standpunkt der Behörde, etwa derjenigen einer grofsen Stadt. Mufä dieselbe sich nicht zuerst fragen, können wir dem Beamten neben seinem Ressort noch eine Privatthätigkeit gestatten, ohne dafs die amtliche Beschäftigung in irgend einer Weise geschädigt wird? Mit ja oder nein kann diese Frage leider nicht beantwortet werden. Aber wo ist die richtige Abgrenzung einer event. zu ge- stattenden Neben-Thätigkeit? Wir sind durchaus der Ansicht, dafs ohne wesentliche Schädigung der Amtspflichten in einigen Fällen eine beschränkte Privatpraxis gestattet werden könne, wenn dieselbe in den ihr zukommenden Grenzen bliebe. Diese Grenzen aber lassen sich nicht im allgemeinen festsetzen, son- dern hier mufs von Fall zu Fall entschieden werden. Ich be- haupte, dafs der Künstler (also auch die Spezies Gartenkünstler) durch die Gelegenheit zur Ausführung neuer Schöpfungen, sich und seine Kunst fördert. Es können derartige Arbeiten seine Schaflfensfreudigkeit erheblich vermehren! Er hat hierbei Gelegenheit, sich in seiner Kunst auszubilden, wie ihm dieselbe in seinem Amte sonst vielleicht nicht ge- boten wird. Unter solchen Umständen kann eine bedingte nebenamtliche Thätigkeit sogar fördernd auf den Beamten (jedenfalls aber auf den Künstler in ihm) einwirken! Es wird aber bei einer solchen Thätigkeit der Fall eintreten, dafs gerade der tüchtige, rührige Beamte bald recht bekannt wird, dafs die Aufträge sich mehren, dafs die freie Zeit nicht ausreicht, dieselben zu bewältigen, und damit treten dann die Schattenseiten gegenüber den eben ge- schilderten Lichtseiten zu Tage. — Bei den letzteren Aus- führungen hatte ich unter der nebenamtlichen Thätigkeit nur die Ab- gabe von Gutachten und die Anfertigung von Plänen ins Auge gefafst. Ganz anders wird diese Arbeitsweise bei der Ausführung von Park- und Gartenanlagen zu beurteilen sein. Es wird vielfach für den Gartenbeamlen schwierig sein, für die Anfertigung der Situations- und Nivellementspläne etc. auch insbesondere zur Ausführung der Ver- raessungsarbeiten neben seiner eigentlichen Thätigkeit die erforderliche Zeit zu finden. Vielleicht ist ein junger Garten techniker unter dem Personal des Beamten, dort quasi als Tagelöhner eingestellt. Dieser kann dann vielleicht zeitweise aus dem Dienste aus- scheiden, tritt dann für die Dauer der Arbeit in den Dienst des be- treffenden Privatmannes, um nach deren Beendigung wieder in das frühere Verhältnis zurückzukehren. Buchstäblich ist ganz korrekt verfahren worden. Nicht das geringste direkte Verfehlen liegt vor, und doch wird jeder Einsich- tige die Gefahren einer solchen Methode klar erkennen. Sehr schnell kann der Schein unkorrekten Handelns auf den Beamten fallen, vielleicht ohne dafs er es selbst bemerkt, so dafs er nicht einmal in der Lage ist, denselben zurückzuweisen. Genau das- selbe ist der Fall bei der Ausführung des Planes. Hier kommen noch andere wesentliche Momente hinzu, und zwar durchaus ungünstiger Art. Der Ort der Ausführung liegt z. B. nicht am Wohnorte des Beamten, häufige Inspizierung ist aber jedenfalls not- wendig. Woher jetzt die Zeit nehmen.' Ist Urlaub dazu nötig? Schon hier kann der Beamte leicht mit seinen Pflichten kollidieren. Ein weiterer Punkt, der zu Bedenken Anlafs geben kann, betrifft die Lieferungen, gleichviel ob der Fall vorliegt, dafs die Anlage auf Rechnung des Beamten oder im Regiebetriebe des Auftraggebers ausgeführt wird. Der Beamte ist als solcher ein guter, sehr gesuchter, sicherer Kunde etwa eines Baum- schulenbesitzers. Wäre es wunderbar, wenn dieser Geschäftsmann, um sich den Beamten als guten Kunden zu sichern, demselben für seine Privatanlage besonders wohlfeil liefert? Oder im Falle des Regiebetriebes seitens des Auftraggebers dem ersteren verhält- nismäfsig hohe Provisionen zuweist? Kann nicht durch solche Handlungsweise, auch wenn alles der Form nach rechtlich zugeht, die betreffende Behörde indirekt geschädigt werden, weil der betreffende Beamte gegenüber dem Lieferanten seine Partei- losigkeit verliert? Liegt hier nicht die Möglichkeit vor, dafs der konkurrierende, selbständige Gartenkünstler insofern be- nachteiligt wird, weil er diese Vorzugspreise, die dem Beamten hier geboten werden, vielleicht nicht erzielen kann, da er die Gegen- leistung der städtischen Lieferung nicht zu bieten vermag? Kann hier nicht der Fall eintreten, dafs Geräte, z. B. Wegewalzen, Pflanzw.igen etc., welche der Behörde gehören, gebraucht werden, wenn auch mit Entschädigung an dieselbe? Liegt nicht hier ebenfalls die Möglichkeit eines Mifsbrauches sehr nahe? Der Mifsbrauch kann sogar gegen den Willen des betreffenden Beamten durch unkor- rekte Handlungsweise der Vorarbeiter veranlafst werden. Wen trifft in letzterem Falle die Verantwortlichkeit? Kann nicht dann den Be- amten leicht der Vorwurf unrechter Handlungsweise treffen, ohne dafs er ihn, da er in Unkenntnis derselben ist, zurückweisen kann? Liegt der Behörde nicht die Pflicht ob, die berechtigten Interessen aller Stände, also auch die der selbständigen Landschaftsgärtner, welchen durch die geschilderten Vorgänge erhebliche Konkurrenz erwachsen mufs, ausreichend zu schützen? Ist es nicht gerechter Weise Pflicht und Schuldigkeit der Behörden, ihre Beamten in solcher Weise zu iionorieren, dafs sie ohne solche nebenamtliche Thätigkeit ein entsprechendes Auskoramen haben? Derselbe Fall, wie er in unserem Berufe in dieser Beziehung noch in eklatanter Weise vorliegt, war auch bei unserer Schwesterkunst, der Baukunst, vorhanden. Hier hat man aber zeitiger die Schäden einer derartigen Methode erkannt und die Mifsstände zu beseitigen versucht and auch heute sozusagen be- seitigt. Wie aber soll in unserem Berufe in diesen Übel- ständen Wandel geschaffen werden? Sogen. Radikalmittel scheinen mir durchaus unangebracht zu sein, schon aus dem einfachen Grunde, weil sie das gute Verhältnis zwischen uns und den beamteten Fach genossen beeinträch- tigen müssen. Dann ist doch sicherlich zu erstreben, dafs dieses Verhältnis nicht nur nicht geschädigt, sondern sogar gekräftigt und ge- festigt wird! — Es sind z. B. bestehende Vereinbarungen zwischen Beamten und Behörden entsprechend zu respek- tieren, zu belassen, wo keine Änderungen vorgenommen werden können, wo dies aber der Fall sein kann, würde die Behörde Wege zur Erzielung eines gerechten Ausgleiches finden können. Die Behörden sind aber auch in diesen Fällen in sachlicher Weise über die obwaltenden Mifsstände zu unterrichten. Die Folge wird sein, dafs bei Neuanstellungen diese Frage anders geregelt werden mufs. Ich möchte im Hinweis auf meine ersten diesbezüg- lichen Ausführungen, die nebenamtliche Thätigkeit der Garten- beamten keineswegs absolut ausgeschlossen haben, dieselbe in beschränktem Mafse sogar befürworten. Man gestatte den Garten- beamten z. B. die Abgabe von Gutachten, ein Nebenverdienst, welcher niemanden schädigt, auch in unserem Berufe niemals einen derartigen Umfang annehmen kann, dafs die eigentliche Thätigkeit des Beamten selbst störend hierdurch beeinträchtigt wird. Ich gehe aber weiter. Es kann auch in Ausnahmefällen, die Ausnahmefälle bleiben müssen, bei gemeinnützigen öffentlichen Anlagen, wie oben erwähnt, den Beamten eine beschränkte Nebenthätigkeit gestattet werden. Damit aber die Möglichkeit eines Mifsbrauches dieser Erlaubnis absolut aus- geschlossen sei, ist in jedem einzelnen Falle die besondere Genehmigung nicht nur des zuständigen Dezernenten, son- dern der betreffenden vorgesetzten Behörde, des Stadtver- ordnetenkollegiums etc. einzuholen. Niemand wird dann gegen solche Thätigkeit etwas einzuwenden haben. Es sind Ausnahmefälle, die dem Beamten auch von dem nicht beamteten Kollegen sehr wohl einmal zu gönnen sind. Anders aber ist es mit der Erlaubnis zur Projektierung und Ausführung von Gartenanlagen für Private. Es ist in allen Fällen entschieden zu mifsbilligen, wenn auch hierzu irgend eine Erlaubnis erteilt wird. Eine derartige Ge- nehmigung ist zweifelsohne ein schädigender Eingriff in die Existenzbedingungen des selbständigen Gartenarchi- tekten. Dieses Gebiet mufs vielmehr des letzteren aus- schliefsliche Domäne sein. Wird aber in der vorgeschlagenen Weise die Privatthätigkeit der Beamten bei allen Behörden ein für allemal einheitlich geregelt, dann 204 Die Gaitenwelt. VI, 17 wird der selbständige Gartenarchitekt nicht leicht Anlals zu einer be- rechtigten Klage haben. Das Verhältnis zwischen ihm und den be- amteten Fachgenossen, welches zuweilen ein gespanntes ist, kann und wird sich zu einem herzlichen und freundschaftlichen gestalten. Die Beamtenstellung selbst wird aber durch eine derartige Neu- regelung gekräftigt, gestärkt, und der Beamte selbst wird vielleicht auch besser honoriert werden. Beiden Parteien wird hierdurch geholfen. Um aber diesen Zweck zu erreichen, ist ein einheitliches Vorgehen aller Kollegen, wenn angängig mit Einschlufs der Beamten, zu erstreben. Ich halte es sogar nicht für ausreichend, dafs die Behörden einfach in einem Zirkularschreiben im Sinne obiger Ausführungen Mitteilung gemacht werde, ich halte es vielmehr für weiterhin erstrebenswert, wenn die vor- gesetzten obersten Instanzen aller Verwaltungszweige für diese Sache interessiert, und die Unterbehörden, also z. B. die Stadtverwaltungen von oben herab in diesem Sinne beeinflufst werden zum Besten unseres Berufes, sowohl der selbständigen Garten- architekten als auch der Beamten selbst. Nach Beendigung seines Vortiagcs rät Herr Gartenarchitekt Hoe- mann von einer Vereinsbildung ab, da unsere Zahl zu klein sei, um über ganz Deutschland eine wirk^ame Thätigkeit hervorzurufen, wie dies selbst noch beim Verein deutscher Gartenkünstler der Fall sei. Herr Gartenarchitekt Nauen schlägt dennoch die Bildung eines Vereins vor und verweist darauf, dafs nach seinen obigen Ausführungen nur durch den Zusammenschlufs aller etwas erreicht werden könnte. Die Herren Gartenarchitekt Schödder-Iserlohn, ebenso wie Gartenarchitekt Blumberger-Köln, wünschen besonders, dafs in allen Sachen mit den Beamten Hand in Hand gegangen werden möchte. Herr Gartenarchitekt M. Reinhardt-Düsseldorf hält die Mög- lichkeit eines Zusammenschlusses, gleichviel unter welcher Bezeichnung, für erstrebenswert aus praktischen Gründen. Hierdurch könne allein beim Herantreten an Behörden, bei Ausstellungen etc. etwas erreicht werden. Ferner sei es unbedingt notwendig, die erforderlichen Mittel auf- zubringen und es sei deshalb ratsam, alle Schultern gleichmäfsig zu belasten. Redner empfiehlt sogar geeigneten Falls, eine gesetzliche Konstituierung der Vereinigung. Dieselbe könne ruhig mit den Best rebungen des Vereins deutscher Gartenkünstler unbeschadet Hand in Hand gehen! Herr Gartenarchitekt Finken -Köln hält es nach dem der Versammlung zugegangenen Schreiben für ein erstes Erfordernis, baldmöglichst Schritte zu thun, alle Gartenarchitekten anzuhalten, nicht in der Weise der Arbeit nachzulaufen, dafs sie sich anbieten, Entwürfe und Kosten-Anschläge unentgeltlich anzufertigen. Herr Gartenarchitekt Hardt- Düsseldorf ist nicht der ,\nsicht, dafs der zuletzt gerügte Mifsstand unmittelbar mit dem Gedanken eines Zusammenschlusses aller Gartenarchitekten Deutschlands kollidiere. In längerer Diskussion wird empfohlen, zeitweilig zu wieder- holende Kollektiv-Ausstellungen unter Vereinsnamen in Kunstinstituten, bei Ausstellungen etc. zu veranstalten, um den Vereinsgedanken rege zu halten und das Publikum auf unser Wirken aufmerksam zu machen. Herr Gartenarchitekt Nauen- Düsseldorf betont ausdrück- lichst, um allen etwaigen Mifsverständnissen zu begegnen, dafs weder unsere heutige Versammlung noch ein eventueller späterer Zusammenschlufs nach keiner Seite hin agitato- risch wirken solle! Vielmehr soll durch offenes und ge- mälsigtes Vorgehen mit gerechten Mitteln die Stärkung unseres Ansehens und hiermit des Erfolges erlangt werden! Herr Gartenarchitekt Hardt- Düsseldorf schlägt vor, einen Be- richt der heutigen Besprechung auszuarbeiten und an alle Fachgenossen zu versenden, um auch die Beamten für unsere gerechte Sache zu erwärmen. Nach längerer Debatte beschliefst die Versammlung, um die dringende Angelegenheit in Flufs zu bringen, die Garten- architekten. Herren Hardt, Nanen und Reinhardt in Düssel- dorf zu bevollmächtigen, das Protokoll der heutigen Be- sprechung dem Vorstand des Vereins deutscher Garten- künstler zur umgehenden Veröffentlichung im Original im Vereinsorgan zur Verfügung zu stellen. Falls die VerölTent- lichung abgelehnt werden sollte, soll die Drucklegung anderweitig er- folgen und als Broschüre an alle Interessenten versandt werden. Gleich- zeitig könne alsdann ein Abdruck des Berichts in einer anderen Fach- zeitschrift bewirkt werden. ' ) Nachdem noch verschiedene zustimmende Zuschriften auswärtiger Fachgenossen verlesen worden waren, u.a. aus Leipzig, Stuttgart, Breslau, Köln, Berlin u. s. w., wird die Versammlung um l'/., Uhr geschlossen. V. g. u. Im Auftrag der am 15. Dezember 1901 zu Düsseldorf im Hotel Monopol stattgehabten Versammlung: E. Hardt. Jos. Nauen. M. Reinhardt. Tagesgeschichte. Bacharach. Der hiesige Verschönerungsverein beabsich- tigt, gröfseres, am Rhein gelegenes, durch allmähliches Aufschütten ent- standenes Areal in gärtnerische Anlagen umzuwandeln. Der Verein hat beschlossen, die erforderlichen Arbeiten an den Mindestfordernden zu vergeben. Landschaftsgärtner können die bereits vorhandenen Pläne und die nötigen Erläuterungen vom Vorsitzenden des Vereins, Apotheker Woitun, erhalten, doch wird mündliche Besprechung verlangt bei sofortiger Meldung. Guben. Der Weinbau im Gubener Kreise wird, so schreibt das „Gub. Tgbl.", wohl allmählich ganz und gar verschwinden. In der letzten Sitzung des Gartenbauvereins wurde von dem betrelTenden Refe- renten mitgeteilt, dafs Guben heute nur noch wenige Hektar Weinbau aufweise. Nach der „Preufsischen Statistik" betrugen die Weinbergs- Häcben des Regierungsbezirks Frankfurt a. O. im Jahre 1893 noch 4S0 ha, im Jahre 1900 nur noch 421 ha. Hamburg. Zwecks Anlage eines Stadt parks inWinterhude beantragt der Senat bei der Bürgerschaft den Ankauf von Ländereien in Winterhude im Preise von insgesamt 2532100 M, Es befindet sich darunter das grofse Sierich'sche Gehölz am Gras- und Borgweg beim Palvermagazin. In der Begründung des Senatsantrages heifst es: „Es handelt sich um Flächen, die in nicht ferner Zeit mit dem Centram der Stadt durch mehrere Bahnlinien in rasche Verbindung gebracht werden sollen. Für die Herstellung werden freilich im Laufe der Jahre nicht unbedeutende Summen aufzuwenden sein. Das vorhandene Gehölz umfafst bereits 36 ha, ist also erheblich gröfser als das Heiligengeistfeld. Davon sind 23 ha mit Eichen, 9 ha mit Birken, 4 ha mit Fichten bestanden. Zwar stehen die Bäume vielfach zu dicht, sind aber nach dem Gutachten des Ober- försters Leopold durchweg gesund und versprechen bei schärferer Durch- forstung eine gute Entwicklung. Das Terrain erhebt sich bis zu 2(1 m, also fast 20 m über den Spiegel der Alster, und auf dieser verhältnismäfsig hoch- belegenen Fläche werden sich schöne Durchblicke auf das Alsterthal und die dahinterliegende Stadt leicht herstellen und erhalten lassen. Bestimmte Anträge und Pläne können selbstverständlich noch nicht vorgelegt werden, vielmehr wird es die dankbare Aufgabe der Kom- mission für den Bebauungsplan sein, bei Feststellung des Bebauungs- planes für Winterhude Vorschläge für die zweckmäfsige Gestaltung des Parkes und seiner Umgebung zu machen." Briefkasten der Redaktion. Die Handelsgärlnerei, in welcher das auf Seite 173 veröffentlichte Gloxinienhans aufgenommen wurde, ist diejenige von Johs. Telkamp, Hoflieferant S. M. des Kaisers und Königs, HillegomHaarlem. Das Bild war uns nebst Text von Herrn Jac. Telkamp, einem .Sohne des Inhabers der genannten Firma, eingeschickt worden, und durch diesen Umstand ist Jac. Telkamp, anstatt Johs. Telkamp unter die Abbildung gesetzt worden. Das Versehen sei hiermit richtig gestellt. *) Anmerkung der Redaktion. Nachdem der genannte Ver- ein, der doch zur offiziellen Vertretung landschaftsgärtnerischer Interessen allein berufen sein will, den Abdruck des Berichtes in den Spalten seines Organes abgelehnt hatte, trat der mitunterzeichnete Herr Reinhardt an uns mit der Bitte um Abdruck heran. Wir entsprachen selbstverständlich sofort seinem Wunsche in dem Bewufstsein, damit zur Regelung brennender Fragen beizutragen. Verantworü. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den g-esamten Gartenbau. Jahrgang VI. I. Februar 1902. No. 18. Nachdrvck und NacMUdung aus cUm Inhalt dieser Zeitschriß wird strafrechUieh verfolgt. Orchideen, „Gartenwelt" berichten zu können, landete ich auch an einem ausnahmsweise hellen Dezemberlage in der Gärtnerei des Herrn C. Ansorge, Klein-Flottbek, wo ich gerade zur rechten Zeit ankam. Denn ich traf Herrn Ansorge in seinen Orchideen- häusern an, inmitten eines reichen Blumenflors bei Vornahme Auf winterUchen Orchideen- Streifzügen begriö'en, worüber von allerhand interessanten und auf Erfahrung beruhenden ich aufser dem Heutigen später noch mehr gedenke in der wohlerwogenen Befruchtungen, bezw. Kreuzungen. Cypripedium-Sämlinge. \on F. 'W. Moritz, Handelsgärtner, Ahrensburg. (Hierzu vier Abbildungen) Herr C. Ansorge, Klein-Flottbek. unter seinen Cypripedien. Origioalaufnahme fiir die „GaneDwelt'^. Die Gartenwelt. VI. 206 Die Gartenwelt. \'i, le Besonders erstaunlich und des Festhaltens durch photo- graphische Aufnahme sehr wert, war ein Haus voller Cypri- pedien in üppigster Kultur und reichster BliitenfüUe, in bekannten und unbekannten, meist prachtvollen Farbentönen und Zeichnungen. Die Abbildung auf der Titelseite zeigt eine Ansicht der R Cypripediura villosum x insigne var. maculatiim. Züchtung von C. Ansorge (nat. Grölse). Originalaufnahme Tür die „Gartenwelt". unteren Partie des Hauses. Die Stellage in der Mitte ist gröfstenteils mit Cypripedium insigne und Varietäten wie Chan- Uni und tnacidatiim, ferner mit tnontanum, picturatiim, maximum und anderen besetzt. Auffallend daran sind die langen Blüten- stiele, durch welche die Pflanzen natürlich ein sehr gesuchtes Bindematerial liefern. Der untere Tisch von ca. 25 m Länge, sowie ein ähn- licher auf der Rückseite des Hauses trägt Sämlinge, vor- zügliche Ergebnisse von Befruchtungen bezw. Kreuzungen von Cypripedium insigne var. X spiceriamim, villosum >'_ spiee- rianum, insigne var. >'^ villosum und andere. Die Pflanzen sind 4 — 6 Jahre alt. Die meisten hatten bis 6 Blumen. Die reiche Mannigfaltigkeit der Formen und besonders der Farben- zeichnungen, sowie manche Gröfsenverhältnisse der Blumen erregten meine Bewunderung. Besonders durch ihre Gröfse auf- lallend war die nebenstehend abgebildete 1 lybride von Cypripedium villosum X in- signe tnaeulatum. Von villosum hat sie im ganzen die Form, aber sie ist gröfser und schöner. Die obere Sepale ist breit schneeweifs gesäumt und zeigt in der Mitte auf leuchtend gelbgrünem ( Irunde glänzend dunkelbraune Flecken, welch letztere, wenn sie in das Weifse liinüberspielen, lila erscheinen. Eine andere, Seite 207 abgebildete Hybride stammt von Cypripedium insigne inooreanum >-[_ spiceriamim giganteum ab ; sie trägt auf sehr langen Stielen ele- gant geformte Blumen. Die obere Sepale ist am Grunde hellgrün; im übrigen weifs imd reich mit schönen rosalila Punkten besät. Die Petalen sind bräunlich-gelb, brauu punktiert, der Schuh ist glänzend hellkabtanienbraun. Die Abb. Seite 208 zeigt eine Gruppe IjjAl^^lr verschiedenartigster Hybriden, teilweise ^^^^B- von grofser Schönheit; bemerkenswert ^I^ sind darunter einige, welche die Hybride Cypripedium leeanum var. super bum zum Vater haben. Dieselben zeigen die kleinen l'imkte auf der oberen Sepale auf gelbem Grunde, umgeben von dem reinweifsen Rande; Petalen und Schuh sind gelb. — Eine Kreuzung zwischen Cypripedium spieerianum giganteum X lawrenceanum vereinigt die guten Eigenschaften beider Eltern in vorteilhaftester Weise. Die Abbildungen können ja nur einen etwas schwachen Begriff" von der Schönheit der Blumen liefern, weil eben die Far- ben, die gröfsten Reize, das A und O der Blumen, neben ihrer Gestalt fehlen. Herr Ansorge wollte durch seine Kreuzungsbefruchtungen ein mehr farben- reicheres — und prächtigeres — Material für den VVinterschnitt schaffen, als es bisher besonders Cypri- pedium insigne lieferte, und dieses ist ihm, der Leser mufs hier unserer Versicherung Glauben schenken, in bester Weise gelungen. Es ist für einen deutschen Gärtner ein erhebendes Gefühl, zu sehen und zu hören, dafs wir jetzt in der Heimat selbst solch schöne Erfolge bei der Vornahme von Kreuzungen und bei der Anzucht der Orchideen aus Samen zu verzeichnen VI, i8 Die Gartenwelt. 207 haben, wie sie bisher meist nur unseren Kollegen in Eng- land beschieden waren. Gehölze. Hex Aquifolium L. — Die Stechpalme, welche in vielen Gegenden nicht fortkommen will und sich öfter empfindlich zeigt, kommt im Schwarzwald strichweise, hauptsächlich aber am Fufse des Schwarzwaldes in Unmenge vor. Wir decken z. B. unseren Bedarf für die Kuranlagen in Baden-Baden gröfstenteils mit derartigen im Wald wachsenden Hex. Dieselben haben in der Regel kein schönes Ansehen, haben aufserdem noch ein recht schlechtes Wurzelver- mögen, so dafs es oft nur zu bewundern ist, wie die Pflan- zen überhaupt anwachsen können. Diese Hex pflanzen wir gröfstenteils da an, wo sonst überhaupt nichts fortkommen kann und will. Handelt es sich aber um Gruppen, die mehr ins Auge fallen, oder um einzelnstehende Pflan- zen, so ziehen wir doch die holländischen Ilix vor, welche hier ganz gut fortkommen. Dies haben sie natürlich den günstigen klimatischen Ver- hältnissen zu verdanken, denn an ein Erfrieren von Stech- palmen denken wir gar nicht. Der letzte Winter, der aller- orts Schaden verursachte, ist bei uns an den Pflanzen spurlos vorübergegangen. Ich habe noch nie die Kirsch- lorbeer so blühen sehen wie im letzten Frühjahr; Azaleen und Rhododendron haben in Unmenge angesetzt. Alles ohne im Winter gedeckt ge- wesen zu sein. Von Koni- feren haben z. B. die Chamae- cyparis pisifera plumosa auf- fallend viel Samen angesetzt, was sonst auch nicht so häufig vorkommt. Die Nordseite des hiesigen Schlosses Baden ist mit Stech- palmen von 4 — 6 m Höhe bepflanzt. Einige davon haben, sogar die stattliche Höhe von 8 m erreicht. Unter Bäumen und an Stellen, welche der Frühjahrssonne nicht so sehr ausgesetzt sind, ist eine Bepflanzung von Hex Aqui- folium nur zu empfehlen. F. Bischoff. Hex Aquifolium L. — Auch in den Wäldern am Nieder- rhein ist die Stechpalme noch sehr häufig. Dort tritt sie in 1,50 bis 2 m hohen Büschen auf, die mit ihren roten Beeren im Winter einen herrlichen Anblick gewähren. Vor kurzem sah ich einen Hochstamm von ca. i: m Höhe. Der Stamm hatte 1,50 m Cypripcdium insigne var. mooreanmn x spicerianum var. giganteum. Züchtung von C. Ansorge (nat. Gröfse). Originalaufuahme für die „Gartenwelt". Über der Erde gemessen, da, wo die pyramidale Krone begann, einen Umfang von 48 cm und trug eine Fülle von roten Beeren. Diese schöne Stechpalme wurde im Jahre 1859 von einem Land- wirt als Sämlingspflanze aus dem Walde an ihren jetzigen Stand- ort gepflanzt. H. Bramfeldt, Obergärtner in Opladen, Rheinland. Empfehlenswerte Flieder -Arten und -Sorten zur Treiberei. — Das Treiben des Flieders, dieses jung und alt willkommenen Frühlingsboten, war in früheren Jahrzehnten nur in Frankreich Mode, die französischen Gärtner betrachteten noch vor nicht allzu langer Zeit die Blumentreiberei als ihr eigenes Monopol. Dies hat sich gewaltig geändert. Flie- dertreibereien in grofsem Mafsstabe haben wir jetzt in Deutschland fast mehr als genug, und namenthch sind die Umgebungen der Grofsstädte damit gesegnet, da sich hier stets guter und rascher Absatz findet und gute, schöne Ware auch immerhin entsprechend bezahlt w-ird. Sind doch blühende FUedersträucher mitten im Winter in blumen- armer Zeit sowohl für den Züchter wie auch für das kaufende Publikum hoch- geschätzte Handelsartikel, die durch ihren Duft, ihre Mannigfaltigkeit der Farben, den Bau der Blumen etc. die Aufmerksamkeit aller Freunde der Pflanzenwelt erwecken. Welche Sorten sollen wir nun treiben, damit auch einigermafsen gute Erfolge erzielt werden, ältere gut- bewährte oder neuere und neu eingeführte Sorten ? Diese Frage läfst sich nicht allzu schwer beantworten, denn unser Augenmerk dürfte sich bei der Fliedertreiberei zunächst auf wirklich er- probte ältere Sorten rich- ten, von denen ich im fol- genden einige kurz beschreiben möchte. Syringa vulgaris ^Charles A''' (syn. rubra major Hort.) ist wohl die am meisten zum Treiben verwendete Abart des gemeinen Flieders, da sie sich sehr rasch und leicht treiben läfst, und in- folge ihrer lila-rotblauen Blütentrauben, die einen feinen, ange- nehmen Duft verbreiten, sehr gesucht. Syringa Josikaea Jacq., Josika-Flieder, stammt ursprünglich aus Ungarn und ist nach der Freifrau Josika benannt, welche diese Art zuerst fand. Der Wuchs der Pflanze ist ziemlich steif, auf- wärts strebend, mit lederartigen, grofsen Blättern, die ein ange- nehm dunkles Grün zeigen. Blumen dunkelblau-violett und sehr schön. Syringa oblata Lindlty , ein Strauch mit breitrundlichen, zu- iS* 208 Die Gartenwelt. VI, i8 weilen aucli herzförmigen Blättern, die Blumen stehen in dichten Sträufsen ziisammen und sind sehr wohlriechend. Die Farbe ist violett-rosa in hellrosa übergehend. Die Pflanze entfaltet ihre Blüten im hiesigen Klima 14 Tage früher, als der gemeine Flieder. Syriiiga vulgaris marlyensis (Rouge de Marly). Viele Leute glauben, es existierten von dieser Sorte zwei Varietäten, die eine mit roter, die andere mit weifser Blüte. Diese Annahme beruht auf Irrtum. Es giebt nur eine Sorte mit roter Blüte, welche durch Treiben im Dunkeln und bei hoher Temperatur aller- dings farblos bleibt und sogar rein weifs wird, weifser als irgend lange Rispen, blüht reicher, als der gemeine Flieder und soll durch den Gärtner Varin in Rouen unter Tausenden von Säm- lingen von Syringa vulgaris gefunden , und dann von Rouen aus weiter verbreitet worden sein. Syringa amuremis Ruprecht, Amur-Flieder, ausgezeichnet durch schöne Belaubung und durch reichblumige Blütentrauben, ver- dient allgemeine Verbreitung. Die Blüten sitzen meist paarweise auf den Spitzen der Zweige, ihre Farbe ist weifslich, sie duften schwach. In trockener und sonniger Lage ist der Amur-Flieder sehr raschwüchsig und entwickelt einen dankbaren Blumenflor. Svringa vulsraris Schneela-tiine" ist ein helUila blühender, dicht Gruppe verschiedener Cypripedium- Hybriden von C. Ansorge, Klein -Flottbck Üiiginalaufn:ilime füi die „Oattenwell'^, eine von Natur aus weifse Varietät, wenn sie getrieben wird, denn die Blüten von getriebenen weifsen Sorten erhalten meistenteils eine schmutzig- weifse Färbung. Der Marly-Flieder ist sehr be- liebt und zeichnet sich durcli seine grofsen Blüten und leichten Trauben besonders aus. Syringa vulgaris alba virgivalis ist ein guter weifsblühender Treibflieder, dessen Blütenrispen zwar etwas kleiner sind, doch blüht diese Sorte sehr dankbar und reichlich. Syringa vulgaris „Marie I.egraye^' ist wohl mit eine der ältesten und gut bewährten Treibflieder-Sorten und gilt als ein sehr dank- barer Blüher, welcher wegen seiner überaus grofsen, weifsen Blüten bekannt und gesucht ist. Syringa rolhomagensis A. Rieh. (syn. S. dubia Fers). Die Blüten dieses Strauches sind violett; er hat kleine, schmale Blätter und wachsender, buschiger Strauch und erhält beim Treiben eine schneeweifse Farbe, weshalb seine Blumen gesucht sind. Syringa vulgaris „Andenken an Ludwig Späth" . Diese hervor- ragende Treibfliedersorte stammt aus der bekannten Späth'schen Baumschule, wo die Pflanze unter vielen Tausenden von Säm- lingen als hervorragende Neuheit gewonnen und von dort aus in alle Welt hinaus verbreitet wurde. Der Strauch ist durch seinen schönen Bau und die prachtvolle dunkelpurpurrote Farbe seiner Blüten allgemein beliebt geworden und bildet auch eine wirkliche Zierde des Gartens. Als neuere, gefülltblühende Sorten für Treiberei seien ge- nannt: Syringa vulgaris ß. fl. „Lamarck", Syr. vulg. fl. fl. „Alphonse de Lavallee'', blaulila, Syr. vulg. fl.pl. „Lt Caulois'', rosarot, Syr. VI, i8 Die Gar teil weit. 209 viilg. ß. pl. „Sinatiur Volland'^ , hellrot, Syr. vtilg. fl.pl. „EmiU Le- iiioitii", lilarosa, ■'^yr. viilg. ß. pl. ,,Tournef0rt^, stark gefüllte, grofse Blüten, blaulila, •S)"'. vulg. fl. pl. „Coni/e Horaie de Choheul", lilarot, p Syr. Tu/f. ß. pl. „Kc-i!i>ih!ile", gefüllt, u. a. mehr. [ Hin und wieder werden auch nachstehende Sorten getrieben: \ Synnga persica Z., Syritiga rothomagen^is rubra und Syringa rotho- mageiisis alba. Mit vielen dieser als treibfähig aufgestellten Sorten hatte man beim Treiben indessen oft nicht den gewünschten Erfolg, den man, wenn mit Fachkenntnis getrieben wird, erwarten durfte, und man findet sie deshalb heute kaum noch in solchen Gärt- nereien, die Fliedertreiberei als „Spezialität" betrachten. Es ist eine irrige, aber leider weit verbreitete Meinung, dafs die besten Unterlagen für Flieder -Veredlungen Sämlinge seien. Allerdings geben Sämlinge gute und schöne Unterlagen, doch dauert ihre Anzucht bis zur Veredlungsfähigkeit, immerhin einige Jahre. Aus Wurzelausläufern und Schöfslingen kann man auf leichte Weise zweckentsprechende Unterlagen gewinnen. Man benutzt hierzu jede beliebige Syringa 7'u/garis- Sorte. In der Um- gebung älterer Pflanzen entstehen meist Massen von Ausläufern, man braucht sie nur auszugraben. Paul Jurafs, Baumschulenweg bei Berlin. Kultureinrichtungen. Mistbeetkästen.*) \'on Otto SchnurbliSch, Handelsgärtner, Grafenwerth. (Hierzu -rier Abbildungen.) Mistbeetkästen dienen zur Aufnahme von Dünger, welcher sich erwärmt und diese Wärme schliefslich der Erde und dann den Samen resp. den Pflanzen abgiebt. Man unterscheidet bewegliche und feststehende Mistbeetkästen. Ersterc bilden in sich abgeschlossene Kästen, die nicht zu grofs sein dürfen, damit sie sich leicht transportieren lassen. Diese beweglichen Kästen sind am zweck- mäfsigsten für gröfsere Mistbeetanlagen, ^SF ':-" - wo auf einmal vielleicht 50 und mehr -'^ Fenster mit Pflanzen bestellt oder besät werden sollen. Solche grofse An'agen er fordern eine vorherige Instandsetzungdes Platzes, namentlich bei undurchlässigem Boden, insofern, als der Erdboden nach beiden Seiten oder noch besser nach Süden stark abfallend hergerichtet wird, damit bei anhaltendem Regenwetter das Wasser gut abfliefsen kann. Geschieht dies nicht und der auf der Erde lagernde Dünger zersetzt sich, so sind die Zwischen wege schliefslich grundlos und kaum zu begehen. Auf diese schräge Fläche kann nun der Dünger direkt mit dem Wagen an Ort und Stelle gefahren werden, da die Fläche frei ist und die Kästenreihen nacheinander hergerichtet werden. Für gröfsere Gemüsetreibereien und Pflanzenkulturen, wie Fuchsien, Pelar- gonien, Teppichpflanzen, Cyclamen etc. sind bewegliche Kästen am praktischsten, da diese Pflanzen alle möglichst am Glas stehen müssen und der Kasten sich mit dem Dünger gleichzeitig setzt. Die Pflanzen stehen also stets nahe genug am Glas. Bei feststehenden Kästen ist das nicht der Fall. Man mufs deshalb bei diesen den Dünger stets hoch packen und gut zusammen- treten, damit er nicht zu sehr zusammenfällt. Die feststehenden Kästen befinden sich gewöhnlich halb in der Erde, oder aber die Zwischenwege sind entsprechend aufgeschüttet, was bei flach- stehendem Grundwasser besser ist. In Gärtnereien, wo geringere Pflanzenmengen herangezogen werden, sind diese feststehenden Kästen besser. Auch dort sind keine niedrigen Setzkästen zu verwerten, wo höhere Topfpflanzen auf Düngerwärme gestellt werden sollen. Hier ist auch noch die räumliche Ausdehnung des Kastens zu berücksichtigen. Reicht eine Fensterlänge in der Breite des Kastens nicht aus, so nimmt man zwei und es entsteht der Doppelkasten. Während nun der einfache Kasten seine Neigungsfläche nach Süden gerichtet hat, ist beim Doppelkasten diese nach Osten und Westen zu legen, sonst würde eventuell eine Seite von der Sonne nicht getroffen werden. Die Zwischenwege sind von der Mitte nach beiden Seiten abfallend herzurichten, damit auch hier das Wasser abfliefsen kann. Sämtliche Hölzer sind, nach- dem man sie zugeschnitten hat, zu imprägnieren. Anfertigung des beweglichen Mistbeetkastens. Bei der Anfertigung eines beweglichen oder transportablen Kastens hat man in erster Linie darauf zu sehen, dafs dieser nicht zu schwer wird. Ein sog. Dreifensterkasten, also ein Kasten, wo 3 Fenster nebeneinander liegen, ist am handlichsten. Die Länge würde also 3 zu i';'., m betragen. Die angegebene Grofse ist insofern schon zweckmäfsig, als die 3 — 4 cm starken Bretter in der sog. Handelslänge von 3 m bei einer Breite von 30 cm zu haben sind und zwar zu einem entsprechend billigeren Preise als '■') Wir entnehmen diesen Artikel dem in No. 14 besprochenen Bache „Die praktischen Kultureinrichtungen der Neuzeit". Teil I. Verlag von Hugo Voigt, Leipzig, mit besonderer Genehmigung des Verlegers und benutzen diese Gelegenheit, das zeitgemäfie Werk noch- mals warm zu empfehlen. Preis M. 2,40, gebunden M. 3. — . Gegen Einsendung des Betrags und 20 Pf. für Porto durch die Buchhandlung der „Gartenwelt" zu beziehen. Beweglicher Mistbeetkasten. in Längen, die man selbst bestimmt. Diese Brettlänge findet vielfach Verwertung bei Baugerüsten und wird in den Holzhand- lungen in grofsen Mengen vorrätig gehalten. Die Qualität ist ja gerade nicht vorzüglich, doch schaden die Äste nichts. Zu einem solchen Kasten braucht man 3 solcher 3 metriger Bretter und zwar für die beiden Längsseiten 2 ganze Längen und für die Breitseiten 2 halbe Längen minus 2 Brettstärken, da die Kästen nur 3 zu i'/.2 m äufseren Durchmesser haben dürfen. Die Bretter werden rechtwinklig geschnitten und zusammengenagelt. Um den Kästen einen besseren Halt zu geben, sind 8 cm im Quadrat haltende Sparrenenden in die Ecken zu nageln und zwar derart, dafs die beiden an der Hinterwand 20 cm länger sind, als die Breite dieser beträgt, die beiden vorderen jedoch die Länge der Breite der Vorderwand haben. Der Kasten steht dann hinten 20 cm höher und im richtigen Neigungswinkel. In der Regel werden bei den Mistbeetkästen, dort wo die Fenster zusammenstofsen, Querlatten eingelassen, die den Zweck haben, erstlich die Längsbretter zu stützen, damit sich diese nicht 210 Die Gartenwelt. VI, i8 krumm ziehen, und zweitens den Zwischenraum zwischen den beiden Fenstern zu schliefsen. Bei den beweglichen Kästen sollte man das lieber lassen, da die Bretter bei diesen der Gefahr des Krummziehens nicht so sehr ausgesetzt und die Latten stets im Wege sind. Praktisch ist es, an der inneren Vorderwand und zwar dort, wo die Fenster zusammenstossen, zur Verbreiterung der oberen Fläche der Wand, ein 20 cm langes Lattenstück in gleicher Höhe anzunageln. Die Fenster bekommen eine bessere Auflage und rutschen beim Hochheben nicht ab. Jedes Fenster ist durch zwei ca. 30 cm lange Lattenenden zu stützen, dieselben dürfen jedoch nicht über die Stärke des Wasserschenkels hinausragen, da beim unvorsichtigen Aufein- anderlegen der Fenster die Scheiben leicht zerdrückt werden könnten. Die Abbildung Seite 209 veranschaulicht einen solchen Kasten. Kostenberechnung. 1. 3 Bretter, 3 — 4 cm stark und 3 m lang, ä M. 1,70 = M. 4,10 2. '/., Sparren 8 zu 8 cm, ä M. t,— = „ —,50 3. Für 6^/4 qm Imprägnierungsstoff, ä 15 Pf. . . = „ 1,02 4. Latten n — ,10 5. Nägel und Arbeitslohn » — ,75 Summa M. 6,47 Pro Quadratmeter M. 1,50. Längen von 3 m geschnitten sein müssen, angenagelt. Bei je einem Sparren sind starke Latten quer über den Kasten zu nageln, welche diesen gleichmäfsig auseinanderhalten und gleichzeitig die Öffnungen zwischen den Fenstern verschliefsen. Diese Latten sind in die Bretter bis zur gleichen Höhe der Brettoberkante ein- zulassen, legen sich also zwischen die beiden gegenüberliegenden Sparren. Die Giebelbretter sind von aufsen anzunageln und bei der Abmessung der beiden Endfensterbreiten ist die Brettstärke mit zu berücksichtigen. Die vorherige Imprägnation des Holzes ist selbstverständlich. Sind mehrere Kästenreihen herzustellen, dann kann man auch die sich am Zwischenweg gegenüberstehenden Sparren mit Flacheisen verbinden, was die Haltbarkeit bedeutend erhöht. Die untenstehende Abb. zeigt zwei nebeneinander liegende, feststehende Mistbeetkästen im Durchschnitt. Die Erdschicht links ist 20 cm hoch und für Topfpflanzen oder Sämereien, die höhere Erdschicht rechts dagegen für Gemüse und solche Pflanzen, die tiefer mit den Wurzeln gehen, bestimmt. Die Angabe der Höhe der ein- zelnen Schichten soll gleichzeitig die Kastentiefe zeigen. Kostenberechnung. Wo nur immer einige Fenster gepackt werden, z. B. in kleineren Gärtnereien, sind solche feststehende Kästen am prak- Feststehender Mistbeetkasten. Der feststehende Mistbeetkasten. Bei diesen Kästen ist es gleich, ob sie von Holz, von Zie- geln oder von Beton hergestellt werden. Ihre Tiefe richtet sich nach den Kulturen, die man darin zu betreiben beabsichtigt. Gewöhnlich sind diese Kästen, vom tiefsten Punkte gemessen, I m tief. Die Kästen stehen halb aus der Erde, damit sie im zeitigen Frühjahr mit einem Düngerumschlag versehen werden können. Sie sind entweder durch Zwischenwände in kleinere Abteilungen geteilt oder bilden einen Raum. Die Herstellung eines solchen Kastens geschieht folgender- mafsen: Man gräbt eine Grube von 0,50 m Tiefe, 1,80 m Breite und entsprechender Länge aus und setzt auf je i m einen Sparren von 10 cm im Quadrat. Der Sparren ist auf der hohen Seite 20 cm länger als auf der niedrigen .Seite. Die Sparren kommen, von der Bodenfläche der Ausschachtung gemesen, noch 20 cm tief in die Erde zu stehen. Der lichte Durchmesser der sich gegenüberstehenden Sparren beträgt 1,50 m. Die Brettstärke bildet die Auflage der Fenster. Nachdem die entsprechende Anzahl .Sparren gesetzt sind, werden von innen die Bretter, welche natürlich rechtwinklig in tischsten. Für den Kostenanschlag (Kostenberechnung zu obiger Abbildung) sind immer drei Fenstergröfsen in Berechnung gezogen. 14 Stück 3—4 cm Bretter, ä M. 1,70 = M. 23,80 4 „ 1,40 m lange und 8 zu 8 cm starke Sparren, Meter 5,60 4 „ ',10 „ lange Sparren ... ,, 4,4° Sa. Meter 10,— h Meter 33'/^ Pf = „ 3,.S4 6';.j „ Latten, a 3 m lang, ii 12 Pf ....=„ 0,78 Für 21 qm Imprägnierungs-Stoff, ä 15 Pf. . . . = „ 3,15 Nägel und Arbeitslohn ■ • = n ',5° Summa M. 32,57 Der Quadratmeter kostet demnach 7,5° M. Der Preis vermindert sich etwas, wenn der Kasten ohne Zwischenwände ist. Heizbarer hölzerner Kasten. Die Bodenwärme des Kastens kann statt durch Dünger auch durch eine entsprechende Heizungsanlage erzeugt werden. Ob aber die für eine solche Anlage gemachte Aufwendung im ,V'^-^- Xo)jaw«N d.i. 78,3"/„ der dem Weinbau überhaupt dienenden Fläche von 2156g ha) halte einen Weinertrag von 372506 hl aufzuweisen; das ergiebt auf i ha der im Ertrag stehenden Fläche 22,06 hl gegen 438,044 hl oder 26,03 ^^ ^"f I ha im Vorjahre. Der Menge nach ist der Weinertrag im Jahre iqoi ein mittlerer zu nennen. Von dem Gesamterzeugnis entfallen 125,263 hl auf Roigewächs, 79048 hl auf Weifigewächs und 168,195 auf Schiller- gewächs (Schillerweine sind nicht reinrote oder reinweifse Weine, sie schillern rötlich). Im Vergleich zum Vorjahre wurde im Jahre 1901 verhältnismälsig mehr SchiUergewäclis und dafür weniger Rotgewächs gewonnen. Der Durchschnittspreis für i hl betrug für das Land 33,88 M., gegen 43,35 M. im Jahre 1900. Der Geldwert des Gesamlerträgnisses jjelief sich auf 11988725 M. , gegen 18876906 M. im Jahre 1900. Für I ha der im Ertrag befindlichen Weinbaufläche endlich berechnet sich im Jahre 1901 der durchschnittliche Rohertrag zu 710 M., gegen 1122 M. im Vorjahre. Fh. H. Gärtnerisches Unterrichtswesen, Eine Anerkennung und Ehrung der kgL Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam bilden die neuen Bestimmungen be- züglich der Anstellung der Hofgärlncr in Mecklenburg-Schwerin. In Anbetracht dessen, dafs obige Anstalt die höchste Anforderung an Schul- bildung vor anderen Instituten des Faches stellt, wird in den neuen. Allerhöchst genehmigten Bedingungen zur Anstellung grofsherzoglicher Hofgärtner in Mecklenburg-Schwerin gefordert: I. Der Nachweis eines erfolgreichen Besuches der kgl. Gärtner- lehranstalt am Wildpark bei Potsdam , welcher basiert auf Bei- bringung des Berechtigungsscheines zum einjährig-freiwilligen Militärdienst. II. Eine dem Studium folgende, mindestens 6jährige praktische Thätigkeit. III. Bei Besetzung der Schlofsgarten-Reviere in Schwerin und Lud- wigslust, aufser I. und II., das Zeugnis der Prüfung als Ober- gärlner, abgelegt vor dem Kuratorium der kgl. GärtnerlehranstaK. Bevorstehende Ausstellungen. Hamburg. Wir erhalten die Mitteilung, dafs für den Herbst dieses Jahres die Abhaltung einer gröfseren Ausstellung von lebenden Blumen und Pflanzen, Binderei-Erzeugnissen, Gemüse und Obst geplant ist. Die Anregung zur Veranstaltung der Ausstellung, welche im Velodrom stattfinden soll, ging aus von dem Verein Hamburgischer Chrysanthemum-Freunde und vom dortigen Gartenbau-Verein. Die Aus- stellung soll sich der alljährlich im November stattfindenden Chrysan- themum-Ausstellung angliedern. Der Zeitpunkt der Veranstaltung beider fällt also zusammen. Personal-Nachrichten. Herrmann, Rob., städt. Friedhofsverwalter in Gera (Reuls), übernahm die Obergärtnerstelle auf der Besitzung des Grafen Tiele- Winckler in Moschen (Oberschlesien), deren Parkanlagen in den letzten Jahren durch Gartentechniker Hinderlich eine umfassende Umgestaltung erfahren haben. Neumann, Gartengehilfe im Hofstaate Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Albrecht zu Berlin, und Wunderlich, Gärtner zu Mittweida, Kreis Lübben, erhielten das allgemeine Ehrenzeichen. Briefkasten der Redaktion. „Amethyst" (Päonienblütige Perfektion-Aster). Die für unsere heutige Nummer geplante Veröffentlichung einer farbigen Abbildung dieser Neuheit, in Form unserer monatlichen Kunstbeilage, hat aus technischen Gründen eine Verzögerung erleiden müssen. Da unsere obige Absicht infolge deren Ankündigung in den Preislisten des Züch- ters (Otto Putz in Erfurt) bereits zur Kenntnis weitester Kreise ge- bracht worden war, sehen wir uns zu der Erklärung veranlafst, dafs das Kunstblatt, welches aufser der farbigen Abbildung der ,^Amelhyst' -Ks>lev auch diejenige einer neuen, dem Handel noch nicht übergebenen Viktoria-Aster „Miss Koosevelf' von demselben bekannten Züchter bietet, in unserer Nummer vom i. März erscheinen wird. Ein beschreibender Artikel soll diese Veröffentlichung begleiten. F. H., Saarbrücken. Auf Ihre Anfrage teilt uns ein Mit- arbeiter in London folgendes mit: Deutsche Gehilfen, die die Absicht haben, nach England zu kommen, haben in den Monaten März und April die günstigste Ge- legenheit, sogleich Stellung zu erhalten. Es ist aber zu bemerken, dafs die gegenwärtige Geschäftslage eine gedrückte ist und deshalb jene Gehilfen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, gewarnt sein mögen, nach hier zu kommen, ohne vorher für Stellung gesorgt zu haben. Nachstehend einige Firmen, die Ausländer beschäftigen, ohne Kenntnis der englischen Sprache zu verlangen: William Witheley, the nurseries in HiUington-Hcath near Uxbridge, MiJdlesex. Verschiedene Kulturen, hauptsächlich Farne und Palmen. Anfangsgebalt 16 — 18 sh. (Mk.) pro Woche. Komplettes Logis 12 sh. 6 p. pro Woche. Leicht Stellung zu erhalten. Zur Zeit 16 Deutsche im Geschäft. 15 Meilen (engl.) von London. Drost Nurseries, Stanraore-Road, Richmond, Siissex. Topf- pflanzen-Kulturen, schönes Geschäft, nahe Kew-Gardens bei London, 18 — 22 sh., Logis 15 sh. Brockliaus & BuUing, Twickcnham, Richmond, .Sussex. Pal- men, Schnittblumen. Thomas S. Ware, Feltham, Middlesex. Bekannte Staudengärt- nerei, 15 sh. Gerard & Co., Florists, 178, Regents-Street, London W. Für Binder und Dekorateure. W. Jceton, Park Lane, Putmy, London SW. Palmen. 20 sh. Für solche Gehilfen, die etwas zusetzen können, ist noch zu empfehlen: Veitch & Son, Kings-Road, Chelsea, London W. Bekannte Gärtnerei. Orchideen und andere exotische Pflanzen. 12 sh. pro Woche. Schwer anzukommen. Gehilfen, die englisch sprechen, können im Frühjahr leicht Stellung erhalten. Korrespondenz an die verschiedenen Firmen, womöglich englisch. Ich möchte jedem deutschen Gärtner, der nach hier kommt, angelegentlichst den Besuch des ,. Deutschen Gärtnervereins" empfehlen. Wenn der Verein auch keinen Stellennachweis besitzt, so sind die Mit- glieder doch soviel wie möglich bemüht, deutsche Gehilfen unter- zubringen. Das Vereinslokal befindet sich in Weddes Hotel, Greek-Slr., London W. Versammlung jeden i. und 3. Sonnabend im Monat. Otto W., Passendorf. „Salpeter"haltiges Wasser kommt nur äufserst seilen vor und es wird sich bei Ihnen wohl um Gips oder kohlensauren Kalk handeln. Ohne Untersuchung des Wassers kann Ihnen kein Rat erteilt werden. Senden Sie i Liter des Wassers an unseren Mitarbeiter Herrn Chemiker Dr. E. König in Höchst a. M. ein, der sich in liebenswürdiger Weise bereit erklärt hat, die Untersuchung kostenlos auszuführen und Ihnen dann geeignete Ratschläge zu geben. Verantword. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob, Oppenheim), Berlin, — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau, Jahrgang VI. 8. Februar 1902. No. 19. Nachdntck und Nachbildung aus dem Inkalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Aus Berliner Handelscrärtnereien. Vom Herausgeber. (Hierzu zwölf Abbildiingin.) JL)ie Ergebnisse einiger Streifzüge, die wir, verlockt durch das linde Frühlingswetter, im Januar in verschiedene Handelsgärtnereien Berlins und seiner Umgebung unternommen hatten, führen wir heute den Lesern in einer Reihe gut- gelungener Abbildungen vor. Eine eigenartige, zwar nicht neue, aber leider noch sehr wenig verbreitete Winterblume ist Amaryllis 'leitaiii. Sie ist eine Form von Amaryllis (Hippeastnim) aiilkum, die aus Brasilien stammt. Ob diese Amaryllis schöner als gute w%7Az- Hybriden ist, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls ist sie aber entschieden frühblühender als jene, denn schon von Anfang Dezember ab erregten blühende Pflanzen dieser Art im Schaufenster der Blumenhandking von H. Krüger, Berlin, Flensburgerstrafse, Gärtnerei in Spandau, unser leb- haftes Interesse. Der Flor der A. Tcttaui ist ziemlich be- endet, wenn die ersten f'/ttzA?- Hybriden auf dem Blunieu- markte erscheinen. Den Unterschied in der Form der Blüte läfst uns das nebenstehende Arrangement erkennen. Es ist hergestellt aus Tcttaui und zeigt links nur einen Blütenstiel einer vittata-WfoxxAt. Die Stiele dtx Tettaiti sind sehr kräftig und tragen die Blüten in schöner, aufrechter Haltung. Die Farbe der Blumen ist ein ganz dunkeles Karmin, bezw. Schar- lachrot, und die Fetalen zeigen eine leichte Längsaderung. Die Gestalt der Blumen ist glockig- trichterförmig. Neben dem Blumenarrangement bieten wir noch Seite 218 die Abbildung einer kleinen Gruppe von Topfpflanzen dieser Art. Diese blühenden Pflanzen, die teilweise je 2 Blütenschäfte trugen, fanden zum Preise von 4 M. pro Topf flotten Absatz im Krüger'schen Blumengeschäfte. Herr Krüger teilte uns mit, dafs er Amaryllis Tcttaui vor Jahren von dem inzwischen verstorbenen bekannten Cyclamenzüchter Lenz in Neuendorf bei Potsdam erhalten habe, und zur Zeit einen Vorrat von 2000 in nächster Saison blühbarer Zwiebeln besitze. Samen- ansatz hat Herr Krüger noch nicht beobachtet, allerdings hat er auch noch keine Befruchtungen ausgeführt, da A. Tcttaui eine reichliche Vermehrung durch Brutzwiebeln ermöglicht, ähnlich wie Vallota purpurea. Amaryllis Icttaui ist dazu berufen, die Z'//Az/a- Hybriden zu ergänzen, da sie, wie er- Die Garlenwelt. VI. wähnt, sehr frühblühend ist, und mit Blühen nachläfst, wenn letztere beginnen. Sind auch die Blüten kleiner als diejenigen unserer vollendeten, dafür aber auch sehr teueren vittata- Hybriden, so haben sie doch eine feurigrote Farbe, wie sie nur bei wenigen wVA7/«-Hybriden gefunden wird, eine Färbung, die gerade unter den VVinterblühern aufserordentlich selten ist. Blumenvase mit Amaryllis Tettaui von H. Krüger, Berlin, Flensburger Strafse. Originalaufnahme für die ^Gartenwelt*. 19 218 Die G a 1' t e n \v c 1 1. VI, 19 Bezüglich Feuers der Blüten färbe hat Amaryllis Tettaui nur eine Rivalin in der Poinsettia (Euphorbia) piikherrima, deren sternförmig angeordnete Bracteen durch das leuchtende Rot so reizvoll wirken. In Berlin waren die Poinsettien als , Weihnachtssterne" aufserordentlich beliebt; sie wurden we- niger als Topfpflanzen verkauft, sondern hauptsächlich lang- stielig geschnitten auf den Markt gebracht. Zu einer Zeit, in welcher in hiesigen Schnittblumengärtnereien nur wirkliche Schaublumeu von Chrysanlhemum Absatz fanden, während die Durchschnittsware aber zu vielen Tausenden in den Gärtne- Amaryllis Tettaui. In der Handelsgäitnerei von H, Krüger, Spandau (Blumengeschäft Berlin), für die „Gartenwek** photographiich aulgenommen. reien nutzlos verblühte, wovon wir uns auf unseren Streifzügen überzeugen konnten, fanden gut kultivierte Poinsettien schlan- ken Absatz. Der Preis, welchen die Zwischenhändler an die Züchter zahlten, hielt sich allenthalben auf 75 Pf. pro Stiel, und dafür sind diese Blüten wohl zu kultivieren. Einige Handels- gärtnereien kultivieren die Poinsettien während des ganzen Sonamers in Töpfen, andere wieder ausgepflanzt. Bei letzterer Methode gehen freilich nach dem Einpflanzen die unteren Blätter verloren, und die Pflanzen werden sehr „langbeinig". Dies ist aber für den Schnittblumen -Verkauf ohne Bedeutung. Vorzügliche und ausgedehnte Poinsettienkulturen fanden wir in der Handelsgärtnerei von Otto Platz, Charlottenburg, und in der Handelsgärtnerei von Hermann Mehl, Weifsen- see, Berlinerstrafse. In letztgenannter Gärtnerei sind unsere beiden Aufnahmen, Seite 219 unten und 220, angefertigt. Die abgebildete einzelne Blume war eine der bei Mehl häufigen Riesenblüten. Sie hatte den respektablen Durchmesser von etwa 30 cm. Das zweite Bild zeigt den oberen Teil mit den Blüten einer kleinen Gruppe, die wir zusammenstellten. Es handelt sich bei dieser Poinsettia um eine der guten Sorten, die immer vollkommene Blumen hervorbringen, während man in manchen Gärtnereien Formen begegnet, die bei bester Kultur noch sehr viel zu wünschen übrig lassen und nur krüppelhafte Blumen liefern. In hoher Blüte steht heute in Berlin die Cyclamenkultur. Während früher Glafs in Zehlen- dorf das Renommee genofs, die besten Cyclamen der Reichshauptstadt zu kultivieren, sind von Jahr zu Jahr mehr neue Züchter aufgetaucht, die durch strenge Zuchtwahl Erfolge erzielt haben, die alles, was man früher in Berlin von Cyclamen kannte, in den Schatten stellen. Zu den besten Cyclamen der hiesigen Züchter, die sich mit Samenkultur und Handel befassen, gehören neben denjenigen von A. Herzberg in Charlottenburg, diejenigen von H. Kiausch in Zehlendorf- Berlin. Obwohl wir schon früher wiederholt Ansichten aus den besten Berliner Cyclamenkulturen gebracht haben, konnten wir es uns bei unserem Besuche in der Kiausch'schen Gärtnerei nicht versagen, erneut einige Aufnahmen für die „Gartenwelt" zu fertigen. Das grofse Gewächshaus mit zwei Abteilungen, welches die zur Samenzucht bestimmten Pflanzen enthielt, bot einen unbeschreiblich schönen AnbUck. In einer besonderen Abteilung, Abb. Seite 223, standen die Reinweifsen und die Weifsen mit rotem Auge, in einer zweiten Abteilung, Abb. Seite 222, die andersfarbigen. Alle Pflanzen, ohne Ausnahme, zeichneten sich durch reine, leuchtende Farben und durch grofse, einwandfrei gebaute Blüten aus. Die vollendete Kultur dieser Pflanzen führen wir durch zwei einzeln photographierte Topfexeraplare vor (Abb. Seite 222 u. 223J, die wir aufs Geratewohl herausgriffen, denn ein Heraussuchen aus dieser Musterkultur wäre ein Ding der Unmöglichkeit ge- wesen. Jeder einzelne Topf war in Kultur und Blüte eine Modellpflanze. Die Bilder lassen speziell auch die kräftigen, strafi"en Blütenstiele erkennen. Abb. Seite 225, zwei reinweifse Blumen und eine weifse mit rotem Auge dar- stellend, zeigt noch besonders die tadellose Form der Kiausch'- schen Cyclamenblumen. Das Bildchen stellt die Blumen genau in halber natürlicher Grofse dar. Eine besondere Überraschung brachte uns ein Besuch bei Chr. Drescher, Berlin, Rungestrafse, dem bekannten ehemaligen Engros- Kranzbinder. Heute hat Drescher die Engros- Kranzbinderei, als unter den gegenwärtigen Verhält- nissen unrentabel, an den Nagel gehängt; er arbeitet mit seinem altbewährten Personal hauptsächlich nur noch für seine Privatkundschaft. Daneben kultiviert er auf einem grofsen VI, ig Die Gartenwelt. 219 Terrain in Lichtenberg alle möglichen Pflanzen, die für die Kranzbinderei Blumen imd Bindegrün liefern. Eine besondere Spezialität in diesen Kulturen bilden die Zierkürbisse, von denen Drescher heute ein Sortiment besitzt, das seinesgleichen suchen dürfte. Diese Zierkürbisse werden in Lichtenberg in möglichst magerem Boden gezogen, da Herr Drescher die Erfahrung gemacht hat, dafs sie in reichgedüngter Erde zwar Zierkiirbisse aus der Handels^ärtnerei von Chr. Drescher, Berlin und Lichtenberg. Originalaufuabnie für die „Garlenwelt". Üppig ins Kraut schiefsen, aber nur wenige, allerdings dann auch sehr grofse Früchte bringen. In Berlin finden aber vorzugsweise nur kleinere Zierkürbisse Absatz, die Herr Dre- scher auch in Massen an Blumenhändler und Blumen- geschäfte weitergiebt. Dort werden sie zu Festons, Guirlandeu und zu anderen modernen Dekorationen verarbeitet. Eine Abbildung, welche wir im nächsten Hefte veröffentlichen, zeigt einen pyramidenförmigen Aufbau aus verschiedenartigsten Drescher'schen Zierkürbissen, die Bilder im vorliegenden Hefte zeigen mannigfache nebeneinander gestellte Sorten. Die mei- sten Zierkürbisse sind nicht konstant. Nur wenige Arten, wie die Lagenarien, Angurien und Türkenbund, kommen getreu aus Samen. Mafsstabe für den Blumenschnitt verwendete, und er erklärt, dafs er dieses Mittel zur Ge^vinnung frühen Flieders wohl kaum jemals werde ganz entbehren können. Sollte sich in Zukimft wirklich herausstellen, dafs Fliederblumen um Ende November noch keinen rechten Preis erzielen, weil kein Bedarf vorliegt, so hat man doch für das Treiben auf Weihnachten ein Mittel, Flieder, der aus irgend einem Grunde nicht recht vor- wärts gehen will, in kürzester Zeit sicher und in schönster Voll- kommenheit zum Blühen zu bringen. Herr Weifs- bach hat die Sache gleich rich- tig für den grofsen Bedarf angefafst, und zwar ganz nach Vorschrift des Herrn Johannsen, der uns im vorigen Sommer besuchte. Der Ätherkasten hat etwa einen Inneuraum von 9 cbm und ist aus Brettern einfach in einem Gewächshause errichtet. Die Wände und die Decke sind derart eingerichtet, dafs sie im ganzen abgehoben und beiseite gestellt werden können, wenn das Ätherisieren keinen Zweck mehr hat. Innen sind sie mit Staniol beklebt, was eine vollständig genügende Dichtigkeit ermöglicht. Die Aufstellung in einem Gewächshause überhob uns der Sorge um die notwendige Wärme von etwa 14 — 18'' C. Die Blumentreiberei. Die Ätherbehandlung von Flieder in der Praxis. Von F. Ledien, kgl. Garteninspeklor, Dresden. Eine Äthercampagne liegt wieder einmal hinter uns, und wir können zu unserer grofsen Freude sagen: das Verfahren hat sich glänzend be- währt. Den Erfinder desselben, Herrn W. Johannsen in Kopenhagen, kann man beglückwünschen, denn selten wohl hat eine wissenschaftliche An- regung so rasche Aufnahme in den Kreisen der Praktiker gefunden und so rasch auch zufriedenstellende Erfolge gebracht. Hier in Dresden ist nach dem Vorgange des kgl. botanischen Gartens, Herr Robert Weifsbach in Laubegast der Erste, welcher die Fliedertreiberei mit .\ther im grofsen Poinscttia f ulclierrinia aus der Handclsgärtnerei von Hermann Mehl, Berlin- Weitsensee. Originnlaurnahme für die „GartenweU" (Text Seite 218) IQ* 220 Die Gartenwelt. VI, Eutfernung des Äthers geschah durch ein bis auf den Boden des Kastens geführtes Blechrohr, welches durch das Dach des Gewächshauses hindurch reichte, und den Äther sehr rasch absaugte, wenn die Pflanzen heraus sollten. Herr Weifsbach ätherisierte im November immer Sätze von etwa 150 — 200 Stück auf einmal. Um Mitte November brauchte die Sorte „ Charles X" 24 Tage, bis sie zum Verkauf fertig war; Anfang Dezember nur noch 18 Tage. Im November wur- den 50 g Äther per hl gebraucht, im Dezem- ber nur noch 40 g. Die Kosten beliefen sich für x\ther auf IG Pf. pro Topf, wel- cher Preis sich noch herabsetzen läfst durch bessere Ausnützungdes Raumes. Bei Weifs- bach war der Flieder um Mitte Dezember so schön, wie man ihn sonst zu Weih- nachten nur jemals haben konnte, und ein Ausfall überhaupt nicht zu verzeichnen. Dafs das Verfahren auch noch früher hätte angewendet werden können, unterliegt gar keinem Zweifel. lu diesem Falle waren nur in üblicher \\'eise vorbereitete, d. h. im Sommer einge- pflanzte Büsche von ,^C/iarles A'" verwen- det worden. In der Versuchsstation des kgl. botanischen Gartens waren da- gegen Pflanzen ver- schiedenster Vorkultur, und aufser „ Charles X''' auch noch „Jilarie Legraye''^ „Lhm Simon'''' und ,^Mad. Jaks Finger'''' zu den Versuchen herangezogen worden. Hier wurden auch die Fragen nach der niedrigsten, zulässigen Temperatur beim Ätherisieren, nach der Wirksamkeit verschiedener Ather- quantitäten und nach der etwaigen Empfindlichkeit der Wurzeln zu lösen versucht, aufserdem noch eine grofse Anzahl anderer Blütensträucher hinzugezogen. Es ist unmöglich, hier alles jetzt besprechen zu wollen ; von besonderem Interesse für die Poinsettia pulclierrima aus der Handelsgartncrt-i vun llirm, Mc hl, l'.criin \\ eilsensee, Originalaufiiahme für die „Gartenweh" (Text Seite 218). Praxis dürften aber noch folgende Ergebnisse sein. Alte, schon einmal getriebene und schon einmal im Vorjahre ätheri- sierte Pflanzen, die im vorigen Sommer ohne Verpflanzen nur durch energische Düngungen wieder zur Erzeugung von Blüten- knospen gebracht waren, gingen ganz willig auf das Ätheri- sieren ein, und kamen Ende Oktober schon sehr schön mit Laub, was für den Topfverkauf nicht ohne Bedeutung ist. Allerdings mufs man augenscheinlich die Laubentwicklung in bestimmten Grenzen halten durch recht- zeitiges Ausbrechen, da sonst die Blüten- augen sehr leicht sitzen bleiben. Ein gleichesVerhalten zeig- ten Pflanzen, welche schon den ganzen letzten Sommer hin- durch in Töpfen kul- tiviert worden waren. Von den übrigen Sorten blühte „Marie Legraye'"' tadellos und mit schönem Laube am 23. November; diese Sorte ist, wenn nötig, mit dem Äther- verfahren auch noch früher zu haben. Die gefüllten „ZAw Simon'''' und ,^Mad. [idcs Finger''' trieben sich ganz ausgezeich- net; bei ihnen sind die aufsergewöhnliche Haltbarkeit der Blüten und der herrliche Duft hervorzuheben. Sie brauchten 4 Wochen uud waren am i. De- zember voll erblüht. Als niedrigste Tem- peratur, bei der das .Ätherisieren noch wirkt, erwiesen sich 7 — 10'' C. mit dem oben angegebenen Atherquantum und einer Einwirkung desselben während 48 Stunden. Wir hatten leider im botanischen Garten keine Gelegenheit, die Sträu- cher dunkel zu treiben, konnten auch nur Temperaturen von 14 — iS^C. zum eigentlichen Treiben anwenden; infolgedessen blieben unsere Blütentrauben etwas kürzer, als sie im Blumen- handel verlaugt werden; unsere „Charles A'" färbten sich dafür aber sehr schön lila. Irgend eine Schädigung der VI, 19 Die Garten weit. 221 Zierkürbisse aus der Handelsgärtnerei von Chr. Drescher, Berlin und Lichtenberg. Originalaufiiahme für die „Garteiiwelt'^ (Text Seite 219). und Pteris , sowie Aspidüim (Cyrto- miiim) fakafum, die sich für Massen- kultur am besten eignen und von denen in dem Geschäfte, nach dessen Kulturverfahren dieser Artikel ab- gefafst ist, jährlich \^\,^^2 Millionen herangezogen werden. Die am meisten angewandte und rationellste Vermehrung ist die durch Sporen, wo solche zu er- halten sind, was ja bei den meisten Adiantum, bei allen in Frage kom- menden Arten von Pteris, sowie bei Wurzeln auch bei völliger Entblöfsung derselben war nicht festzustellen. Es erscheint zum Schlüsse die Mahnung an- gebracht, bei der Anwendung dieses neuen Verfahrens sich streng an die Vorschriften der Johannsen'schen Broschüre zu halten und keinesfalls leichtfertig mit dem Äther umzugehen. Farne. Die Vermehrung- der Farne für Massenkultiir. Aus dem Betriebe einer englischen Grofsgärtnerei. \'on G. Daniel, London. L/ie extreme Schönheit und Interessantheit der Farne, wenn sie zu grofsen Exemplaren herangezogen werden, die vor- zügliche Verwendbarkeit der jungen Pflanzen zu Jardinii-ren und ähnlichen Kompositionen in Verbindung mit blühenden Pflanzen, und hauptsächlich auch die grofse Beliebtheit, deren sich die abgeschnittenen Wedel in Bindegeschäften und beim Publikum erfreuen, sind die Ursache, dafs diese Pflanzen alljährlich in grofsen Massen herangezogen und abgesetzt werden, und dafs die Nachfrage nach ihnen mit jedem Jahre gröfser wird. Hauptsächlich sind es einige Spezies von Adiantiaii, Aspleniim Cy?-iomium der Fall ist. Die Sporen- pflanzen, wozu man gesunde und kräftige Exemplare benutzt, müssen in kurzen Zwischenräumen nachgesehen werden, damit man den richtigen Zeitpunkt zum Abnehmen der Sporenwedel nicht verpafst. Dieses wird vorgenommen, sobald die Sporen- hänfchen (Sori) braun zu werden beginnen, worauf man die Wedel abschneidet und in einen Papiersack verbringt, in welchem sie geschlossen und an einem trockenen Orte auf- bewahrt werden, bis sie getrocknet sind. Ist dies der Fall, so reibt man die Sporen mit der Innenfläche der Hände auf einen Bogen Papier aus und reinigt sie, so gut es geht, von fremden Bestandteilen. Es kommt sehr oft vor, dafs Sporen, von irgend einer Art gesammelt, nach der Saat eine Menge anderer junger Farne hervorbringen, die dann, wenn kräftiger wachsend, die gewünschte Sorte unterdrücken. Farnsporen sind ja sehr klein und leicht, und der schwächste Windhauch kann sie durch die Luft und auf die Wedel anderer Farne tragen. Wenn auch die beste Zeit zum Sammeln der Sporen und Aussäen derselben das Frühjahr ist, so kann man diese Arbeiten doch das ganze Jahr vornehmen. Die schlechtesten Resultate werden in den Monaten November und Dezember erzielt. Zur Aussaat der Sporen benutzt man Töpfe von 12 cm lichter Weite, die man zur Hälfte mit Topfscherben, Ziegel- steinbrocken oder Koaks füllt, während man für die obere Zierkiirbisse aus der Handelsgärtnerei von Chr. Drescher, Berlin und Lichtenberg. Originalaufnahme für die ,Gartenwek" (Text Seite 2it)). 222 Die Gartenwelt. VI, 19 Aus den (, yclainen-Kiiltiu'cn tler 1 laiuuiv^aruu i 01 von lltinricn Kiausch, Berlin -Zehlendorf. Oben Einzelpflanze (dunkelrot), unten Gewächshaus- Teilansicht mit roten. Origiiialaufnalimeii für die „Gurlenwell" (Text Seile 31S). ZU der im natürlicheu Zustande verwendeten be- nutzt man porösen, nahrhaften Lehm, der auf der Oberfläche von Rasen abgehoben wurde und längere Zeit aufgehäuft war. Das Sieben der ein- zelneu Bestandteile der Mischung wird auf fol- gende Weise besorgt: Die ganze Erde bringt man erst durch ein Sieb, dessen Maschen 2 mm weit sind. Die sich dabei ergebende feine Erde siebt man nun noch einmal mit einem andern Sieb, dessen Maschen nur i mm Weite haben, so dafs im Siebe eine feinkörnige Erde zurückbleibt, die sehr gut zur Aussaat der Farnsporen geeignet ist. Von beiden Lehmarteu nimmt man ungefähr gleiche Teile, von Holzkohle, die ebenfalls fein gesiebt wird, weniger. Die Töpfe füllt man nur bis zu etwa I cm vom Rande auf und ebnet und drückt den Inhalt mit dem untern Ende eines andern Topfes an. Vor dem Aufbringen der Sporen wer- den die Töpfe angegossen. Da Farnsporen sehr klein sind, so darf man sie nur dünn aufstreuen, und man kann sich ja hierbei der Hilfsmittel bedienen, die man beim .\ussäen feiner Samen anwendet. Die Töpfe be- deckt man nach der Aussaat mit Glasstücken, stellt sie in Untersetzer mit Wasser und bringt sie in ein geschlossenes Beet im Vermehrungs- oder Sporenhaus. Bei Sonnenschein wird stets schattiert, und man hat hier dafür eine handliche Methode, indem man grofse Bogen Zeituugspapier auf die Fenster des flachen Vermehrungskastens legt. Luft wird nicht gegeben, denn der nötige Luftwechsel findet statt, wenn das Wasser in den Unterset-rern nachgefüllt wird. Von oben wird Hälfte eine Mischung von feingesiebteniLehm, gebrannter Erde (Lehm) und Holzkohlen ver- wendet. Da das Gedeihen der Aussaat sehr von der richtigen Zubereitung dieser Mischung ab- hängt, so mag es an- gebracht sein, hier einiges darüber zu er- wähnen. Den gebrann- ten Lehm erhält man, indem man über einem flachen Haufen dieser Erde ein Holzfeuer er- richtet und dies so- lange unterhält, bis die darunter befindliche Lehmschicht hart ge- brannt ist. Sowohl zu dieser Erde, als auch VI, 19 Die Gartenwelt 2-23 nicht gegossen, da sonst die leichten Sporen weggeschwemmt würden. Sind die Aussaaten so weit gediehen, dafs man sie pikieren kann, ein Stadium, das bei den verschiedenen Arten zu verschiedener Zeit eintritt, bei Adianttim und Ptcris je nach der Jahreszeit nach 4 — 6 Wochen, so nimmt man diese Arbeit unverzüglich vor. Man benutzt hierzu Töpfe von derselben Gröfse und von demselben Inhalt wie bei der Aussaat, nur werden jetzt die Töpfe bis zum Rande gefüllt. Zur Verrichtung des Pikierens benutzt mau einen Federhalter; die Spitzen der Feder sind nach oben gebogen, so dafs eine gebogene zweispitzige Gabel entsteht. Mit diesem sehr hand- lichen Instrument hebt man ganz kleine Häufchen der jungen Ptlauzen (Prothallienj ab und pikiert sie in die frischen Töpfe, indem man sie sanft auf die Erde drückt. Der Ab- stand der einzelnen Häufchen voneinander soll ca. i cm betragen. Angegossen werden die Pflanzen nicht und die Töpfe sind deshalb vor dem Pikieren anzufeuchten. Der Staudort und die Behandlung sind die gleichen wie bei den Sporen, bis sich die ersten kleinen Wedel bilden, von welchem Zeitpunkte an von oben gegossen und vorsichtig gelüftet wird. Das zu verwendende \Vasser mufs selbstverständlich eine ent- sprechende Temperatur besitzen. Unter günstigen Bedingungen, im Frühling und Sommer, wachsen die jungen Farne schnell und es mufs bald ein zweites Pikieren staltfinden, und zwar in flache und kleine Kistchen, die drainiert und mit der für die betreuende Sorte passenden Erdmischung gefüllt sind, für Adiantam eine Mischung von etwa 2 Teilen Lehm und i Teil Heideerde, für Fteris, Asplenum 2 Teile Kompost und i Teil Aus den CycLimen-KulturijU der Handelsgärtuerei von Heinrich Kiausch, Berlin -Zehlendorf. Oben Einzelpflanze (rot), unten Gewächshaiis-Teilansicht mit reinweifsen. Originalaufn.-xhmen für die „Gartenwelt'^ (Text Seite 218). 224 Die Gartenwelt. VI, ig Lehm. — Die in vielen deutschen Gärtnereien sich vor- findenden Erd-Apotheken kennt man hier nicht; denn obwohl hier Croton, Asparagiis, Dracaenen, Palmen, Farne, Chrysan- themum und sonst alles mögliche kultiviert wird, habe ich doch aufser Lehm, Kompost und Heideerde keine andere Erde gesehen. Ich werde in einem andern Artikel gelegent- lich darauf zurückkommen. — Die Entfernung der Pflanzen voneinander beträgt nur 2 cm, die Kistchen werden angegossen und je nach den Ansprüchen der in ihnen befindlichen Spezies in einem Warmhause oder in einem kühleren Räume frei aufgestellt. Das nächste Verpflanzen findet nun in Töpfe statt, und zwar entweder jede Pflanze einzeln, oder, z. B. Adiantum 2 — 3 Pflanzen zusammen, damit sie schnell dekorativ werden. Dies hier angeführte Verfahren über Anzucht aus Sporen gilt für Warm- und Kalthausfarne; der einzige Unterschied besteht nur in den verschiedenen Wärmebedürfnissen der ein- zelnen Sorten. Das Hauptgewicht ist bei dieser Kultur darauf gelegt, in kürzester Zeit und mit verhältnismäfsig wenig Um- ständen grofse Mengen verkaufsfähiger Pflanzen heranzuziehen. Die Spezies, die hier am meisten kultiviert werden und den besten Absatz finden, sind von Adiantum: cuneatuin, scutum , decorum , Legrandi, pubescens und macrophyllum, von Pteris: major, serrulata cristata, IVimsetti, tremula, argyraea und cretica albo-lineata. Von diesen ist P. tremula am wenig- sten wärmebedürftig. Asplenum bulbiferum wird, im Gegensatz zu obigen Arten, durch die auf der Oberfläche der Wedel sich bildenden Bulben vermehrt, die abgetrennt und in Kistchen pikiert werden, in denen sie bei einiger Wärme bald Wurzeln machen. Aspidium (Cyrtomium) fakatum, ein ziemlich harter Farn, wird ebenfalls in grofsen Massen durch Sporen herangezogen, ebenso Lomaria gibba, Lygodium scandens und Pohpodium aureum. Nephrolepis exaltata und cordata sind leicht durch Ab- nahme der beblätterten und bewurzelten Rhizome zu verviel- fältigen. Ersteres eignet sich vorzüglich zur Bepflanzung von Körbchen aus verzinktem Draht, welche an die Sparren des Glasdaches aufgehängt werden können. Die Pflanzen können sich so frei entfalten und erreichen in kurzer Zeit eine an- sehnliche Gröfsc. Chrysanthemum. Chrysanthemum- Ausstclliing-en. Von Heinr. Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Berlin Britz. L Allgemeine Gedanken. Oeit der vor drei Jahren stattgehabten Chrysanthemum- Ausstellung in Hannover hat das Deutsche Reich keine Chrysanthemum- kyxi'iKtWy.va'g von gröfserer, oder sagen wir nur von nationaler Bedeutung voiüberziehen sehen, und das ist bedenklich. Wohl leistet sich Hamburg vermöge seiner grofsen Liebhaberei für diese Blume durch seinen „Verein der Chrysanthemum-Freunde" alljährlich eine Ausstellung. Sie ist jedoch rein lokaler Natur und mehr eine Kraftprobe des Leistens der dortigen Privatgärtnereien. Nationale oder meinetwegen internationale Ausstellungen haben die Bedeutung, dafs sich aus allen Gegenden die Aussteller dazu drängen und ihre Kräfte messen. Das Chrysanthemum ist so bedeu- tend geworden, als Schnitt- und als Schaublume, als Herbst- blume überhaupt dominierend über alles, was es zu der Zeit giebt, dafs es diese Blume sehr wohl verdient, dafs ihr, ähn- lich der Dahlie, alljährlich einmal gehuldigt wird. Man rede mir nicht von Ausstellungsmüdigkeit. Das mag bei allgemeinen Gartenbau- Ausstellungen zutreffen, wo die Anstrengungen des einzelnen oft weit über seine Kräfte gehen. So gut wie es auch der Rose gewährt wird in alljährlichen Rosen- Ausstellungen, kann das Chrysanthemum mit Recht verlangen, dafs es von Jahr zu Jahr zeigen darf, in welchem Stadium der Entwicklung es sich befindet, was an ihm vervollkommnet und noch zu vervollkommnen übrig ist. Ich will gar nicht von geschäftlichen Absichten der einzelnen Aussteller reden, das wäre überflüssig; es stellt kein Mensch aus, ohne Geschäfte machen, oder wie die grofsen Liebhaber, Ehren einheimsen zu wollen. Das Er- zieherische für das Publikum, das ideale Fördern schönen Blumensinnes, mufs die erste Grundursache einer Blumen- ausstellung sein, und wenn seitens dieses Publikums kein Verständnis obwaltet für die Schönheiten der Verfeinerungen solcher Blumen, wenn man Schaublumen und selbst feinste Züchtungen und Formen nur nach der Gröfse unterscheiden soll, von den zu Millionen im Freien erblühenden Chrysan- themen, dann dürften allerdings auch Chrysanthemum-Aws^ttl- lungen überflüssig sein. Es mangelt auch durch das Fehlen solcher alljährlichen Schauen dem Fachmanne eine Prüfstelle, wo er sich von der Güte oder Zweifelhaftigkeit der neuen, ohne Frage ganz eminent fortschreitenden Züchtungen über- zeugen kann. Die Hamburger Ausstellungen boten das wohl früher. Auf der letzten war von Neuem herzlich wenig zu sehen. Man ist dort offenbar ermüdet für neue Anschaffungen, man dressiert sich lediglich auf die Mastkultur, auf das Er- zielen grofser Schaupflanzen und Schaublumen, und darin leistet man dort vielleicht mehr, als im ganzen übrigen Deutschland. Von der diesjährigen Kölner .Ausstellung, die ich nicht besuchte, höitman durch die Fachpresse, dafs sie sehr mäfsig gewesen sei; dafür war sie lokaliter abgesperrt, für die aufser- rheinländischen Kollegen nur aufser Konkurrenz offen, und zu plötzlich insceniert. Was ich berechtigt beklage, und diese Ansicht teilen viele Fachgenossen mit mir, das ist das immer noch Fehlen einer fachlichen Behörde für solche Spezial- Blumenausstellungen. Dafs solche rentieren, beweisen uns die Ausstellungen der deutschen Dahlien-Gesellschaft, welche Vereinigung für das nächste Jahr Erfurt als Ausstellungsort gewählt hat, und für welche der dortige Gartenbau-Verein, wie man hört, eine Summe von 10 000 M. im Garanliefonds sichergestellt hat. Dafür soll sie allerdings auch mit einer Herbstschnittblumen- Aus- stellung verbunden sein. Dafs es auch Chrysanthemum-AxLS- stelluugen vertragen, mit V^orführungen anderer, im Spätherbst blühender Pflanzen verbunden zu werden, hat man zum ersten- male in diesem Jahre in Hamburg eingesehen. Da sich VI, 19 Die Gartenwelt. 225 jedoch der oben genannte Hamburger Verein fein säuberlich abschliefst von der Aufsenwelt, indem er wohl aufserhambur- gische Aussteller nach dort einladet, nicht aber aus Hamburg herausgeht mit seinen Veranstaltungen, so wäre es vorläufig die Aufgabe unserer gröfseren Gartenbau -Vereine, sich ihrer Pflicht einer solchen modernen und fachlich bedeutungsvollen Blume gegenüber zu erinnern, um solche Spezia\-C/i/-ysani//e//ium- Ausstellungen zu veranstalten. Wer da glaubt, ich verlangte zu viel vom deut- schen Gartenbau, der sehe sich doch das Ausland an. England und Frank- reich veranstalten alljährlich eine Fülle von grofsen C/trysant/iemum -Schaxien, und weil sie eben alljährlich stattfinden, müssen sie doch rentieren, bezw. das Publikum ist dort so verständnisvoll, dafs diese Ausstellungen ihre Anerkennungen finden und für den Aussteller praktische Erfolge bringen. Dafs man in Frank- reich sogar tagelange Chrysanthemisten- Kongresse abhielt, so gut wie jenseits des Oceans, in Amerika, sogar Nelken- Kongresse tagen, will ich nur als Zu- kunftsmusik einschalten. Es ist ein trau- riges Merkzeichen, dafs wir an solche Veranstaltungen noch gar nicht denken können. Dafür sind wir auch so weit im Deutschen Reiche zurück, dafs es deutsche C/!/jj-(z;;///^;««;«-Züchtungen bis auf einige wenige Sämlinge und zu- fällige Sportzüchtungen, an deren Ent- stehung der Züchter unschuldig ist, gar nicht giebt. Dafs es auch den deutschen Gärtnern möglich ist ziel- bewufst zu züchten, behaupte ich aber. Das Facit meiner Betrachtungen ist, dafs wir gegen das Ausland zurück- stehen, dafs wir unser gärtnerisches Nationalvermögen schädigen , weil wir für Verbesserungen unser Geld in Francs und Shillingen anlegen müssen, und daf-: wir Gärtner unsere hohe Mission, auf- klärend, Liebhaberei fördernd, im reinen, idealen und ethischen Sinne zu wirken, noch nicht begreifen, und ich habe den herzlichen Wunsch, dafs es recht bald besser werden möge. IL Cyclamen- Einzelblumen, weifs mit rotem .A.uge und reinweifs, in ';., natiirl.Gröfse, aus der Handelsgärtnerei von Heinr. Kiausch, Berlin-Zehlendorf. Originalaiifnahme für die „Gartenwelt" {Text Seite 218). Blütenlese von der Hamburger Ausstellung. Beruhigen Sie sich, verehrter Leser, ich langweile Sie nicht mit einer neuen (man vergl. No. lo dieses Jahrganges) Ausstellungsbeschreibung mit Ausstellernamen etc. Ich will allgemein bleiben und mufs doch gleich fachlich werden, wenn ich anführe, dafs der Besuch von Fachleuten gleich Null zu bezeichnen war. Früher war das anders. Die Ausstellung zeigte ein etwas überblühtes Bild. Der Zeitpunkt ihrer Veranstaltung war für dieses Jahr um lo Tage zu spät gewählt. An Neuem, Ungesehenem war nicht viel vorhanden, und die Leistungen der Aussteller waren nicht schlechter als im Vorjahre. Unter den neueren Züchtungen dominierten die englischen; Herr Reid, welcher uns mit allen englischen Schönheiten und Neuheiten sonst so glück- lich machte, fehlte; dafür waren aber andere schöne Sachen, prächtige Eriken, Cyclamen, Nelken, Orchideen etc. ausgestellt, die uns darüber trösten konnten. Weil es originell und streng im „Herrenstil" gehalten war, führe ich kurz an, dafs ein Aussteller sein Firmen- schild mit „Herr so und so'' hatte be- malen lassen, vielleicht ist das nach- ahmenswert. Doch ich wollte ja eine Blutenlese von dieser Ausstellung zum Besten geben. Also los. „Florence Davis'^ ist unbedingt für aparte Tafeldekorationen, so alt diese Züchtung auch ist, noch die schönste, sie wirkt in ihrer grünlichen Färbung vornehm und ist besser als jedes andere grüne Chrysanthenuim durch ihre duftige leichte Form dazu geeignet. ^.Kayomiante" war ebenfalls mit Vorteil zur Tafelausschmückung ver- wendet. „Mad. Edmond Roger^'' erschien mir in ihren Blüten zu schwer für solche Verwendungszwecke. Die Sorte gehört in den Kranz und in grofse Phantasie- Arrangements. — Mir wäre ein grünes Chrysanthemum, in der Form wie ,, / 'iviand Morel'\ das Ideal einer Zukunftszüchtung. Von ..Lilian B. Bird" war ein Straufs gebunden, welcher, sehr haltbar im Ver- gleich mit allen anderen Bindereien, sich noch am dritten Tage taufrisch und schön präsentierte. Die Blumenbinder behaupten zwar, dafs diese ganz röhren- petalige, strahlenförmig gebaute Sorte zu empfindlich wäre für den Transport, dafs sie sich aber bei vorsichtiger Be- handlung im Zwischenhandel durch eine ganz aufserordentliche Haltbarkeit vor allen Sorten auszeichnet, haben sie uns bis heute verschwiegen. Man hatte in Hamburg, offenbar weil auch die Dahlien- Gesellschaft von der Schönheitskonkurrenz, d. h. Prämiierung der schönsten Blumen durch das Publikum, abgesehen hatte, solche Blumen nicht zum Wettbewerb gebracht, dafür einen solchen für Bindereischaustücke ausgeschrieben, und auch Arbeiten vornehmsten Geschmacks eingeliefert bekommen. Das Schönste darunter war nach meinem Dafürhalten ein Ofenschirm in Rokoko, welcher so duftig und schön mit wenigen Chrysanthemum-^\üXtn und feinem Grün geziert war 226 Die Gartenwelt. VI, 19 (das Wenige, künstlerisch angewendet, wirkt immer schön), dafs man es von weitem für Malerei halten konnte. Wenn auch nicht ganz glücklich in der Ausführung, so doch ein hervorragendes Schaustück, war eine Gartenlaube mit einem Gnomen -Stillleben verbunden eine wundersame Arbeit. Ich würde auch dem auf einem Postament stehenden schiefen Kreuz, dessen Grund aus kleinen weifsen Chrysanthemutn- Blüten gebildet war, während der Tuff in der Hauptsache aus Blüten von ,.Mad. E. Roger"', mit viel Grün umgeben, bestand, einen Schönheitspreis gegeben haben. Ich habe mich nun, da mir ein klein wenig Verständnis innewohnt, der angenehmen Mühe unterzogen, die sämtlichen in Schaupflanzen oder nur in Blumen ausgestellten Sorten prüfend und erwägend durchzugehen, und wenn ich auch mit diesen Anführungen nicht durchweg etwas Neues bringe, so möchte ich gern dem Liebhaber oder Berufsgärtner dienen, dem es vor Sortenreichhaltigkeit in den Chrysaiithemum-V ti- zeichnissen von heutzutage gewöhnlich etwas flimmernd vor den Augen wird. Wie alljährlich sah man ,,Mrs. T. A. Coinpto?i" schön. Der edle Bau der hochgewölbten Blume und der prächtige Pfirsichton machen diese Sorte vorläufig unverdrängbar. „5ö«?'. de PetUe Amie''' , die bekannte weifse, ist auch eine der unvergänglichen, nur kenne ich sie als sehr rostempfindlich. „Lily Love''\ die spiralige gedrehte, grofse, grünliche Blume hatte sich dieses Jahr besonders gut ziehen lassen, und merk- würdigerweise sah man heuer „Koger'^ mehr citronen- als meergrünfarben. Jetzt kommen wir zu einem Schlager, er heifst „Jlfrs. BarJdey^'' , eine englische Züchtung vom vorigen Jahre. Sie ist riesenblumig, edel und vollkommen in der pfirsich-rosafarbenen, breitpetaligen, leicht einwärts gelockten Blume, dabei üppig, beinahe zu üppig, mit reihen Kohlblättern vergleichbar, belaubt, und machte, in einstieligen Pflanzen zumeist gezeigt, einen grofsen Effekt. Wir werden dieser wirklich hervorragenden Sorte in kommenden Jahren mehr begegnen, weil sie bei grofser Unempfindlichkeit sicheren Handelswert besitzt. ,,Prineesse Bassnraha de Brancovan^' war von vielen Seiten ausgestellt und überall gut gebracht, das bestätigte, dafs sie eine der allerbesten und leicht zu ziehenden Weifsen ist. Immer und einzig schön ist „ALirie Gdvat^^ mit ihren weit ausgelegten, breiten Blütenblättern und ihrer köstlich rosaen Färbung. „JFa/ia>i" ist eine Blüte zeit- gemäfsen Stiles, es liegt viel „Jugend" darin, und wenn sie sich auch schlecht trägt, so wird sie zu feinen Bindereien dennoch sehr bevorzugt. „Pose JVy/nie^', die Jahre hindurch den ersten Schönheitspreis auf Ausstellungen behauptete, bleibt nach wie vor eine Elitesorte, nur ist sie etwas schwieriger Kultur. Farbe weifs mit zart rosalila Hauch. Auffallend schön konnte mau in diesem Jahre die schon ältere „//'. //. Li/icol/i", goldgelb, fast überall sehen. Sie bringt nicht immer solche Riesenblumen bei ihrem sonst noch sehr annehmbaren niedrigen Wüchse. Ihr Marktwert ist unbestritten. Etwas langwüchsiger, daher mehr nur zum Schnitt brauchbar, ist die vorjährige Neuheit „Salome" , in dem Goldgelb noch leuchtender wie ^,Liiuoln''\ „Mad. Ernest Roux'''' darf nur als Kronenknospe gezogen werden, dann ist sie auch in der Haltung schöner, und bei ihrer aparten feinen grüncremen Farbe eine sicher begehrte Bindesorte. Sicher eine der aller- besten Neuen dürfte „Mad. J. Steel^\ perlrosa mit weifs, schmalblättrig und fein einwärts gebogen, sein. Zu loben ist neben der feinen Farbe die prächtige Haltung. Ohne Kultur- schwierigkeiten läfst sich auch „Mrs. Coomhes''^ zu wunder- baren rosiglila gefärbten Schaublumen riesiger Gröfse erziehen, dabei hat diese vorjährige Züchtung eine wirklich vornehme Form. „Afad. Ferlat^^ und y^Miss Alice Byron''\ letztere eine neue Züchtung, haben beide sehr feine, einwärts gelockte Ball- blumen ; beide sind auch reinweifs. „Miss Alice Byron''^ ist jedoch gröfser, und, wie es mir scheint, auch weniger gegen Feuchtig- keit empfindlich, so dafs wir ohne „Mad. Ferlaf^ schon aus- kommen können. „Sir Redvers Bnller^^ , eine rote oder mehr rötlich bronzefarbene Neuzüchtung hat kurze, breite, einwärts gebogene Fetalen, aber eine tiefstehende Blumenmitte. In der Färbung ist sie recht bemerkenswert. Um einmal ins Gebiet der einfachen Chrysanihemum hinüber zu streifen, möchte ich „Ada Owen"- wieder erwähnen, die man in Hamburg zu riesigen, mit Tausenden von Blumen besetzten Kronenbäumen zu ziehen versteht. In ihrer reinrosa Farbe ist sie wohl die schönste einfache Winteraster. la Buschform weniger, mehr als Halbstamm gezogen, ergiebt sie prächtige Verkaufspflanzen. Mit zu den besten englischen Neueinführungen zählt „Lord Ludlou'''\ leuchtend gelbbronce, interessante, verworren arran- gierte Ballblume, und ganz hervorragend darf man „Mrs, Hooper Pcarsott''^, Blumen von einem glänzenden Dottergelb, bezeichnen. „James Bideiicope''^ rotlila oder amaranth mit silbriger Rückseite, bleibt nach wie vor eine der besten alten Sorten, die wir nicht missen können. Genau so ist es bei den Weifsen mit „JVesteni Kiiig'\ die zur Schaublumen- und zur Schaupflanzenkultur auch immer dankbar ist. Als noch luibekanut fiel mir „Mrs. /. Bniaiif'' in Form wie „Viviand Aforcl''' , bläulich-rosa, als sehr wirkungsvolle Lichtfarbe, auf. Als Neuheit 1902 bezeichnet man „Mrs. Emma G. Fox''\ leuchtend kupferrot mit paille Rückseite. Rote Farben im Oirysaiiihem!iin-Gth\&\.Q interessieren immer; mehr kann ich aber über die „Frau Fox" nicht sagen. „P/u7adelp//ia", auch eine mir unbekannte Sorte, war in Massen von Schau- blüten ausgestellt. Das Grüngelb der Blumen gefiel mir, aber das Laub der Sorte scheint empfindlich gegen die Blattfäule oder englische Krankheit, wie wir es nennen, und Rost zeigte sich auch, so dafs ich „P/iiladelp/iia^' mit einigem Mifstrauen verliefs. „A/odes/o", die auch im Vorjahre den ersten Schön- heitspreis errang, ist sicher mit eine der besten Gelben, und es wird lange dauern, ehe sie durch Besseres verdrängt werden wird. Weiter haben sich von älteren und neueren guten Sachen die letzten Jahre bewährt, und waren auch das letzte Jahr wieder in schönster Vollkommenheit ausgestellt die Sorten: „William Tricker", zart fliederfarben, riesenblumig, „Andenken an A. Bornemann" voll citrongelb, „Topaze Orientale" , rein- kanariengelbe Ballblume, besonders für Schautöpfe, „Etoile de Lyon", rosa, die leichter wie „Compton"- zu ziehen ist, von jener aber unbedingt übertroffen wird, „Duke 0/ York" , rosa- violett, unverdrängliche Massenschnittsorte, „Lord Boston", Mitte schueeweifs, aufseu rosa, die alte „N^iveiis", reinweifs, die gleichfarbige späte „Jl'interkönigin" , und ihr kanariengelber Sport „Rheingold" , ,^Souv. de Meid. F. Rosette" , purpurkarmin, VI. ig Die Gartenwelt. 227 die aber frühe Kuospenwahl verlangt, „Mrs. E. S. 'Irafford'\ rosa mit chamois. Eine wertvolle Massensorte ist nach wie vor die Allgemeingut gewordene „Saldi cVOctobre''' geblieben. Die neuere „Mad. [ides Afeermaiin''^ soll ebenso früh blühen, und da sie rosa ist, würde sie einem längst empfundenen Bedürfnisse entsprechen. „iV. C. S. [iibilee^^ in ihrer feinen Fliederfarbe, „Mad. Gust. Henry'''' als frühe weifse, ,,Mrs. H. Weeks", gleichfarbig. Für späteren Flor wären die schöne Lafrancefarbene „■Pl"'^ /vory", und für Anbau im grofsen „Mons. Falzer'^, ohne das Gute erschöpfen zu wollen, zu nennen ; damit ist ein Sortiment zur Auswahl und Empfehlung gestellt, wie solches ein jeder Kenner als ,,gediegen" wohl anerkennen wird. Als wenig bekannte, teils neueste Züchtungen fielen mir in Hamburg noch auf: „Mad. Gabrielle Debrie^', mattfleisch- farbene ,,Rose /f37/w"-Verbesserung, „Mad. A. Rey^\ herrlich amaranthrosa, silbrig auf der Unterseite, ,.Mad. V. Delavier^', sehr früh und lange haltbar, zartrosa, Mitte meergrün, „Mer- maid'\ eine der schönsten Neuheiten, in reinem Päonienbau, innen creme, äufsere Fetalen rosalila getuscht; ihr fernerer Vorzug soll in sehr leichter Kultur bestehen. „Pride of Rye- crofi^\ wachsweifs, nach der Mitte zu fein meergrün, äufserst aparte Farbe. Als ferner Prima notierte ich mir „Lady Francis Osborne^' , päonienblütig mit einem köstlich zarten, silbrigen Lilaton. Auch die berühmte englische Neuheit „W. R. Cliurch'''' stellte sich vor. Sie ist mehr liebhaberinteressant, als handels- gärtnerisch bedeutend, Farbe altrot, Rückseite nach der Basis zu mehr rosa, Spitzen grünlich-gold. „Sada Yaao" (der berühmten japanischen Tragödin gewidmet), milchvveifs, grün- lich schimmernd, besonders nach den Spitzen zu mit schmal zusammengelegten, langen herabfallenden und ineinander ge- wirrten Petalen, und mit „J//-J. /. /. Tornicroft' , lebhaft altgold, sehr grofsblumig, könnte ich wohl schliefsen. Über die Calvat'schen Neuzüchtungen, die nicht mit ausgestellt waren, habe ich bereits in No. 17 eingehend gesprochen. Fragen und Antworten. Beantw^ortung der Frage No. 174. Wie vertilgt man schnell und sicher Tlirips und rote Spinne bei Azaka indica? Könnte mir vielleicht einer der verehrten Leser etwas Näheres mitteilen, wie man das Auftreten solcher Schädlinge überhaupt verhindern kann? — Das Auflreten der „roten Spinne", auch Milbenspinne genannt, Acarus (Tetranychus) idarius und des Blasenfufses , Thrips hatmorrhoi- dalis, kann man verhindern, wenn man für peinlichste Reinlichkeit und gute reine Luft in den Kulturräumen sorgt; aufserdem darf die Luft nicht zu trocken sein und es mufs daher immer für einen gewissen Feuchtigkeitsgrad gesorgt werden. Bei Azaleen hat man auch darauf zu achten, dafs sie nicht ballentrocken werden. Sind die Pflanzen sehr stark von dem Ungeziefer befallen, so rate ich dem Herrn Frage- steller, diejenigen Pflanzen herauszusuchen, welche die schlechtesten (fleckigsten) Blätter haben und sie sofort zu vernichten (in die Hei- zung werfen und verbrennen). Die anderen kranken Pflanzen sind gesondert von den übrigen gesunden aufzustellen und besonders zu behandeln. Nun bereitet man sich eine Mischung von Schwefel- blüte mit heifsem Seifenwasser {^l^ — I kg Schwefelblüte, '/^ — '■j^ kg Schmierseife und 10 1 heifses Wasser), rührt das Ganze gut um und läfat es etwas abkühlen. In diese Mischung werden die von Ungeziefer befallenen Azaleen mit der Krone eingetaucht und hin- und her- geschwenkt. Nachher legt man die Pflanzen um, damit kein Seifen- wasser auf den Wurzelbällen resp. auf die Erde tropft. Dieses Ver- fahren wird ein- oder zweimal mit Zwischenzeit von 14 Tagen wieder- holt. In meiner früheren Stellung in Belgien wurden die von Thrips resp. der roten Spinne befallenen Azaleen so behandelt, und dieses Ver- fahren ist dort allgemein üblich und auch, soviel ich weifs, in deutschen Gärtnereien. Bei dem Treiben der Azaleen ist es auch ratsam, sie vor dem Eintopfen der Vorsicht halber mit der Krone in eine solche Mischung einzutauchen, die Pflanzen umzulegen, dann nach einigen Tagen mit reinem Wasser abzuspritzen und in nicht zu grofse Töpfe zu setzen. Stehen dagegen die Azaleen auf dem Grundbeete, dann ist eine Räucherung mit Nikotin (Tabaksextrakt) zu empfehlen; jedoch mufe die Räucherung so stark sein, dafs das ganze Gewächshaus voll Rauch ist. Schwächere Räucherung schadet dem Thrips gar nichts. Erwähnen möchte ich noch, dafs solche Tabaks- resp. Nikotin-Räucherungen am besten abends vorgenommen werden. Was die Reinlichkeit anbelangt, so möchte ich noch hinzufügen, dafs die Azaleenhäuser, wie jedes an- dere Gewächshaus jährlich mindestens einmal gut gereinigt werden müssen und bei dem Abwaschen der Eisen-, Holz- und Steinteile Seife und Soda nicht gespart werden darf. Für gute Ventilationsvorrichlungen mufs gleichfalls Sorge getragen werden, denn schlechte trockene Luft befördert das Auftreten von „Thrips" und der „roten Spinne". Es giebt ja noch verschiedene andere Mittel, wie Räuchermittel, Ein- tauchen der Azaleen- Kronen in eine Mischung von Tabaksextrakt, Schwefelblüte und warmem Wasser, die auch ganz gute Resultate geben. Stüting, Garteninspektor, Köstritz. — In den Leipziger Spezialkulturen wird wohl allgemein zur Ver- tilgung von Thrips und roter Spinne das Eintauchen in 55" C. warmes Wasser angewandt, die Kronen werden bei dieser Manipulation dreimal rasch hintereinander in das Wasser getaucht, bei nicht mit vorgerückten Knospen versehenen Pflanzen mengt man etwas Tabaksextrakt in das Wasser , sieht sorgfältig darauf, dafs das Wasser nicht auf den Ballen tropfen kann, und legt zu diesem Zwecke die Pflanzen um. Noch vor dem Antrocknen werden die so behandelten Pflanzen mit kaltem, reinem Wasser abgespritzt. Thrips und Spinne können bei Azaleen nur durch Ballentrockenheit und besonders durch trockene Luft auftreten, letzteres kommt besonders beim Frühtreiben vor. Beide Schädlinge sind so ge- fährliche Feinde, dafs der aufmerksame Kultivateur ihr Auftreten über- liaupt vermeiden mufs. Neben Feuchthalten aller Wege und Wände, Stellagen u. s. w. beim Treiben sorge man vor allem dafür, dafs keine Pflanzen direkt an oder über Heizkörpern stehen, da solche Pflanzen schwer rein zu halten sind. Obergärtner R. Voigt. — Um Thrips und rote Spinne von Azalea indica schnell und sicher zu vertilgen, empfehle ich zwei Mittel. Herr Obergärlner Utto Einsporn machte zuerst die Beobachtung, dafs Thrips und rote Spinne von Azaleen sicher zu vertilgen sind, wenn man die ganze Pflanze bis zum Topfe in ein 40° C. warmes Wasser taucht, welchem etwas Zacherlinlinktur beigemischt wird, und sie dann einige Tage dunkel hält. Ein zweites Mittel ist folgendes: '/.^ kg Räuchertabak wird in 4 1 Wasser gekocht und die so erhaltene Brühe dann mit 30 1 lauwarmem Wasser vermischt, welcher Mischung man noch 2 Flaschen Zacherlin- tinktur und etwas Schmierseife zusetzt. Die Pflanzen werden bis zum Topf eingetaucht, dann einen Tag dunkel gestellt und hiernach mit reinem Wasser abgespritzt. Beide Mittel wirken sicher. Das Aultreten beider Schädlinge verhütet man, wenn man Azaleen regelmäfsig feucht hält und sie fleifsig spritzt. Thrips und rote Spinne entwickeln sich nur in zu trockener Luft. J. Weixlbaumer, Melk, Nieder-Österr. Neue Frage No. 192. Welches ist der Grund, dafs an Ver- edlungen von Ribcs aureum, Hochstämme, nachdem dieselben angewachsen sind und ausgetrieben haben, die sog. Wassersucht auftritt, und wie ist diesem Übel vorzubeugen oder abzuhelfen!' (Die Rinde an besagten Bäum- chen platzt und sondert eine wässerige Flüssigkeit ab, so dafs 50 — 6o**/o der schönsten Veredlungen zu Grunde gehen, trotz starken Trockenhaltens.) (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten.) Verkehrswesen. Eine bemerkenswerte Neuerung im Güterverkehr will die kgl. Eisenbahndirektion zu Stettin einführen. Sie beabsichtigt, zur Erleichterung des regelmäfsigen Versandes von landwirtschaftlichen und gär tn eris che n Erzeugnissen, darunter auch frisches Obst, Gemüse und Blumen nach bestimmten Verbrauchs-Orten, insbesondere nach Bade- orten, Sommerfrischen, die Beförderung im Abonnement unter Fracht- 228 Die Galten weit. VI, 19 Stundung zuzulassen. Das Abonnement kann, bei monatlicher Fracht- zahlung, auf einen Monat oder auf einen längeren Zeitraum gewährt werden, sofern der Versand täglich stattfindet, und die Fracht für minde- stens 1000 kg monatlich gezahlt wird. Die Waren and die leer zurück- gehenden Gefäfse werden mit geeigneten, von der Verwaltung dazu bestimmten Zügen befördert. Zur Sicherstellung der Fracht ist in Höhe des einmonatlichen Frachtbetrages Kaution zu hinterlegen. Die Ab- fertigung erfolgt auf Versandschein. Die Fracht wird nach dem Gewicht für den Fassungsraum der angelieferten Gefäfse, nicht nacli dem wirk- lichen Gewicht, bei Rückbeförderung der leeren Gefäfse nach dem Gewicht bereclinet. Das Ein- und Ausladen besorgt die Eisenbahn. Versender und Empfänger sind jedoch zur Mitwirkung hierbei verpflichtet. Aus den Vereinen. Die Hamburg- Altonaer Gärtner -Witwenkasse von 1852 feierte am 2. Februar das Fest des 50jährigen Bestehens. Von den 90 Gärtnern aus Hamburg und Umgegend, welche das In- stitut im Jahre 1852 gründeten, leben nur noch 2, der frühere Land- schaftsgärtner, jetzige Bankdirektor F. J. C. Jürgens- Altona und der frühere Handelsgärtner, jetzige Rentier F. L. Stueben-Hamburg, wäh- rend von den Witwen derselben noch 10 hochbetagte leben und Pen- sion beziehen. Im Jahre 1853 wurde, auf Anregung des Herrn Senator Martin Jenisch, der sich mit einer namhaften Summe an die Spitze stellte, das Stammkapital begründet, und seit der Zeit haben, — wie das Ehrenbuch des Vereins nachweist, — alle Freunde des Gartenbaues und der Blumenzucht in Hamburg und der Umgegend ihr Wohlwollen für das Institut durch Stiftungen bekundet, die im Laufe der Jahre die ansehnliche Höhe von nahezu 70000 M. erreichten. Durch die Satzung ist festgestellt, dafs 25 ".'0 der Zinsen des Stammkapitals so lange zur Vergröfserung desselben benutzt werden sollen, bis den Witwen eine Jahrespension von 200 M. ausgezahlt werden kann. So bescheiden dieses vorläufige Ziel auch erscheinen mag, ist dasselbe doch noch nicht erreicht worden; bis jetzt beträgt die Jahrespension 120 M., und es wird das Stammkapital voraussichtlich noch um ca. 20000 M. wachsen müssen, bevor dieses nächste Ziel erreicht werden kann. Immerhin kann aber die Verwaltung des Instituts auf eine zwar arbeitsvolle, aber segensreiche Thätigkeit zurückblicken, denn sie war in der Lage, im Laufe des halben Jahrhunderts an die Witwen und Waisen, aus den Beiträgen der Mitglieder und den rs"/,, Zinsen des Stammkapitals, ca. 126000 M. auszuzahlen und in schweren Fällen, in denen die Witwe mit einer grüfscren Zahl von schulpflichtigen Kindern liinter- blieb, mit Hilfe der Waisenstiftung thatktäftigst einzugreifen. Das Ver- mögen des Instituts beträgt zur Zeit ca. 131000M., woran die Waisen- stiftung mit 12000 M. partizipiert. Die Zalil der Witwen, welche bis zum Jahre 189g bis auf 43 gestiegen war, ist seit der Zeit im stetigen Rückgange und beträgt z. Z. 37; die Zahl der Waisen, welche bis auf 16 angewachsen war, ist bis auf 10 zurückgegangen. Möge dem In- stitut auch ferner das Wohlwollen des Publikums erhalten bleiben! C. Krück, Hamburg. Vereinigung ehemaliger Geisenheimer. In meinem Be- richt über den Verlauf der Zusammenkunft „ehemal. Geisenheimer" am 22. Dezember in Köln („Gartenwelt" No. 16) habe ich irrtümlich als Leiter der Arbeiten auf dem Ausstellungsterrain zu Düsseldorf Herrn Büttel genannt. Wie mir genannter Herr mitteilt, hat Herr Stadt- gärtner Hillebrecht- Düsseldorf die Oberleitung über diese Arbeiten, was hiermit richtiggestellt sei. Heinrich Beufs, Köln-Merheim. Deutsche Dahlien-Gesellschaft. Unsere erste Jahres- versammlung findet Sonntag, den 9. Februar, nachmitt.igs 2 Uhr, in Berlin, Wilhelmstrafse 133, in den Räumen des „Klubs der Landwirte" statt. Tagesordnung: i. Erstattung des Jahres- und Kassenberichtes. 2. Vorstandswahl, 3. Geschäftliches. 4. Besprechung über die Dahlien- beweitungen des letzten Jahres. 5. Beschlufsfassung über die dies- jährige Aasstellung in Erfurt. Referent: Der Geschäftsführer. 6. Ver- schiedenes. Sowohl der Vorstandswahl als auch der Ausstellungsfrage wegen erwarten wir die Beteiligung aller geehrten Mitglieder. Gäste, wie immer, willkommen. Der Vorstand. Heinr. Kohl mannsieh ner, C. Kotte, Geschäftsführer. Präsident. Zeit- und Streitfragen. Gärtnerei und Handwerk. Der Herr Minister für Handel und Gew^erbe liat als Antwort auf eine Eingabe dem Verbände der Handelsgärlner Deutschlands den Abdruck eines Erlasses über die Stel- lung der Gärtnerei übersandt, welcher am 20. Januar an die Regierungs- präsidenten ergangen ist. In diesem Erlafs heilst es: „Es entspricht nicht der geschichtlichen Entwicklung und der Verkehrsauffassung, die Gärtnerei, selbst wo sie einen rein gewerblichen Charakter gewonnen hat, als Handwerk anzusehen. Die Inhaber gewerblicher Gärtne- reien können daher wohl zu freien Innungen zusammentreten, dagegen ist für sie die Errichtung von Zwangsinniingen nicht zulässig. Ebenso- wenig unterstehen die Gärtnereibetriebe und Gärtnerinnungen der Hand- werkskammer, daher kommt für sie auch die Bildung von Prüfungs- ausschüssen und Prüfungskommissionen sowie der Erlafs von Gesellen- und Meisterprüfungsordnungen nicht in Frage. Demgemäfs sind etwa gebildete Prüfungsausschüsse aufzulösen und etwa erlassene Gesellen- prüfungsordnungen zurückzunehmen." Damit ist trotz aller gegenteiligen Bestrebungen in den Kreisen der gärtnerischen Arbeitnehmer und in einer Anzahl von Handwerkskammern die Angelegenheit im Sinne des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands erledigt. Tagesgeschichte. Berlin. Die festliche Ausschmückung der Stadt am Geburtstage des Kaisers blieb diesmal weit hinter den Darbietungen früherer Jahre zurück, aber der Verkehr in den Slrafsen war trotzdem ein ganz enormer. Die Mahnung des Kaisers, in der gegenwärtigen Zeit der chronischen Arbeitslosigkeit lielier der Armen zu gedenken, war vielfach beherzigt worden, andererseits beschränkte sich der Festschmuck der grofsen Ge- schäftshäuser auf Glühbirnen in buntfarbiger Zus.imnienstellung. Wie das elektrische Licht in Berlin die bei dergleichen Gelegenheiten sonst üblichen Gassterne völlig verdrängt hat, so hat es auch die mehr zum Herzen sprechenden Pdanzendekorationen stark beeinträchtigt. Hübschen Blumen- und Pflanzenschmuck zeigten in der Hauptsache nur einige grofse Blumenhandlungen und mehrere etwas abseits von den Haupt- verkehrsadern gelegene Geschäftshäuser. In diesen Einzelfällen waren Treibflieder, Hyazinthen. Tulpen, Maiglöckchen, Schneeball etc. in reicher Fülle verarbeitet worden. Auch der Schmuck der Fassaden mit Tannen-, Fichten- und Kiefernguirlanden hat leider stark abgenommen, alle Dekorationen laufen auf Bcleuchtungseffekte hinaus. Mehrfach be- merkten wir Guirlanden aus künstlichen grünen und Kränze aus künst- lichen vergoldeten und versilberten Eichenblättern, wie auch ganze Schaufensterdekorationen aus den abscheulichen präparierten Palmen Berliner Fabrikation keine Seltenheit waren. Diese mit möglichster Umgehung der Dekoralionsgärlncrei geschaffenen, das Gemüt des Men- schen kalt lassenden Beleuchtungsdekorationen nehmen dem modernen Slädteschrauck den Zauber, der früher von sinnigem Blumenschmuck ausstrahlte, sie sind nichts als Blendwerk. M. H. Personal-Nachrichten. Alt, G., Ditt, Th., und Maedicke, O., welche schon länger als 25 Jahre im Palniengarten zu Frankfurt a. M. thälig sind. Alt in den Anlagen, Ditt in der Blütengalerie und Maedicke in der Vermehrung, wurden in Anerkennung ihrer langjährigen treuen Dienste zu Ober- gärtnern befördert. Der Vorsitzende des Gartenausschusses, Robert de Neufville, überreichte im Auftrage des Verwaltungsrates der Palmen- garten-Gesellschaften den genannten drei Veteranen der Arbeit, die sich nicht nur als tüchtige Fachleute, sondern auch als charaktervolle Menschen allgemeiner Beliebtheit erfreuen, je ein künstlerisch aus- geführtes Diplom. Dannenberg, Paul, städtischer Obergärtner in Breslau, wurde zum städtischen Garteninspektor, die Parkgärtner Heinze und Engler, daselbst, wurden zu städtischen Obergärtnern befördert. Kropp, F. AV., Inhaber der bekannten Berliner Samenhandlung Adolph Schmidt Nachf., ist am 24. Januar nach langem Leiden gestorben. Vcrantworü. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den p-esamten Gartenbau. Jahrgang VI. 15. Februar 1902. No. 20. Nachdruck und NachbilduHg aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Obstbau. . Ein Beitrag- zur Topfobstkiiltiir. Von Emil Hannig, Obergärtner bei Frau Etatsrätin Donner, Ottensen-Altona. (Hierzu drei Abbildungen) L^VlX Topfobstkultur sollen vorzugsweise solche Kernobst- sorten Verwendung finden, welche sich durch besonders feinen Geschmack auszeichnen und welche in unserem Klima im Freien nicht ihre volle Güte erreichen ; mag letzteres an der Sorte liegen oder mag die Empfind- lichkeit des Baumes gegen Frost die Ur- sache sein. Der weifseWin- tercalvill (Calville blanc) dürfte wohl mit Recht als Tafel- frucht der König der Äpfel genannt werden; er erlangt bei uns , wenn im Topf kultiviert, einen äufserst feinen Geschmack, ver- bunden mit Gröfse und selten schöner Färbung, die viel schöner wird als diejenige der fein- sten Tiroler Äpfel. Auch sind die am Topfbaum ge- wachsenen weifsen Wintercalville ganz frei von Rost- oder Schorfflecken, welche gerade diese Sorte bei Freiland- Die Gartenwelt. V[. kultur so sehr entwerten. Der weifse Wintercalvill ist enorm tragbar, der Baum aber sehr empfindlich und von mäfsigem Wüchse. Die Pflückzeit beginnt gewöhnlich zu Ende Oktober. Lagerreife November-April. Vom Beginn der Treibperiode ab soll die Temperatur im Obsthause für unsere Äpfel bei festgeschlossenen Fenstern möglichst nicht unter 6" C. sinken. Tritt im Winter milde Witterung ein, so kann man vorsichtig etwas lüften, niemals jedoch bei kalten Winden. Im März, April wird bei ge- Weifse Wintercalville in Blüte. Im Garten der Frau Alwine Münchmeyer (Obergärtner J. Bernhard), Dockenhuden b. Blankenese, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 20 230 Die Gaitcnwelt. VI, 20 lindem Wetter gleichfalls vorsichtig gelüftet, nachts mufs jedoch noch alles fest geschlossen gehalten werden. Sobald an unseren Topfbäumen die Knospen zu schwellen beginnen, thut ein Spritzen mit lauwarmem Wasser von 25" C. ihnen sehr wohl und fördert auch später den Trieb. Bei fortschreitender Vegetation im Mai beginnen wir auch mit der allmählich sich steigernden Zu- führung von Wasser und frischer Luft. Im Juni bleiben die Fenster Tag und Nacht offen, und wir fangen an, unseren mit Früchten besetzten Bäumen bei fortgesetztem starken Giefsen auch pro Woche einen Dunggufs zu geben. Im Wasser schon vor einigen Tagen aufgelöster Kuhdung unter Zusatz von etwas Knochenmehl ist von guter Wirkung. Sobald die Bäume so weit entwickelt sind, dafs ihre Früchte Walnufsgröfse haben, was etwa Mitte Juni der Fall sein wird, bringen wir die- selben an einem trüben Tage ins Freie und stellen sie vorerst einige Tage an einem schattigen, ge- schützten Ort auf, damit ihre Blätter, welche nicht gleich den direkten Einwirkungen der Sonne ausgesetzt werden dürfen, sich erst an die Temperatur im Freien gewöhnen. Weifse Wintercalville von Topfbäumen geerntet. Originaiauüiahme fiir die „Gartenwelt". Nach drei bis vier Tagen werden dann die mit Früchten besetzten Apfelbäume an ihren bleibenden Sommerstandort gebracht. Hierzu wählen wir eine warme, gegen Winde möglich geschützt liegende Lage, am besten einen nur nach Y- ^. J?i Weifse Wintercalville mit Früchten. Im Garten des Herrn Wcsselhbft (Obergärtner Dubert), Teutelsbrücke bei Niensteden, lür die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. VI, 20 Die Gartenwelt. 231 Süden offenen Teil des Gartens, zu wel- chem die Sonne ungehindert Zutritt hat. Wenn die Entwicklung der Früchte gleichmäfsig fortschreitet, erhalten die Bäume mit reichem Ansatz von Anfang Juli an zweimal wöchentlich einen Dung- gufs. Das Giefsen mufs bei starker Hitze zwei- und dreimal den Tag wiederholt werden, da es sonst passieren kann, dafs ein Baum sämtliche Früchte abwirft. Das Abkneipen des jungen Holzes auf 3 Augen wird den ganzen Sommer über fortgesetzt. Eine gut vorbereitete Erdart ('/„ Komposterde, ^l„ Gartenerde und genügend Sand und etwas Bauschutt) sagt dem weifsen Wintercalvill beson- ders zu. Die Topfobstkultur ist eine der in- teressantesten und auch dankbarsten Be- schäftigungen, die bei richtiger Hand- habung gute Ernten verbürgt. In der Gärtnerei der Frau Alwine Münchmeyer (Obergärtner Bernhard), Dockenhuden bei Blankenese, sowie auch in den Obsthäusern des Herrn Wesselhöft (Obergärtner Dubert), Teu- felsbrücke bei Niensteden, werden schon seit Jahrzehnten weifse Wintercalville mit bewundernswertem Erfolg kultiviert, wo- von unsere Abbildungen Zeugnis ablegen. Die Erdbeertreiberei im Kasten. Von Obergärtner R. Voigt, Gera. (HUrzu eine Abbildung.) Ua die Erdbeeren zu ihrer Treiberei in Häusern eigene Kulturräume erfordern, also nicht gut mit Aussicht auf wirk- lichen Erfolg mit anderen Pflanzen zu- sammen kultiviert werden können, so ist diese Art der Treiberei meist nur in Spezial-, Obst- und Gemüsetreibereien oder gröfseren Privatgärtnereien verbreitet, und nur selten giebt man sich in mittleren und kleineren Handelsgärtnereien damit ab, weil da in den aller- meisten Fällen der Platz im Hause zu knapp bemessen ist. Eine lohnendere und überall durchführbare Art der Erdbeer- treiberei, die mit Sicherheit gute Erfolge erwarten läfst, und dabei das Gute hat, bedeutend weniger Unkosten zu ver- ursachen als die Haustreiberei, ist die Kastenkultur. Wir verfahren hierbei folgendermafsen : So früh als möglich im Jahre werden kräftige Erdbeersenker auf lauwarmem Kasten verstopft, nach erfolgter reichlicher Bewurzelung eingetopft und auf sonnigen Beeten bis über den Topfrand in altem Dünger eingefüttert. Die Töpfe werden regelmäfsig gegossen, wöchentlich ein- bis zweimal gedüngt, und alle etwa erschei- nenden Blütentriebe ausgebrochen. Bei Eintritt stärkerer Fröste Im Kasten getriebene Topferdbeeren. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". werden die Töpfe aufgenommen, gereinigt und in tiefen, leeren Frühbeeten frostfrei eingedeckt. Wenn dann zeitig im Jahre die Karottenkästen etc. angelegt werden, so packt man zwischen je zwei warme Kästen einen nur mit Laub. Hat sich dieser mittlere Kasten einigermafsen erwärmt, so bringt man etwas verrotteten Mist auf und hierüber eine stärkere Schicht recht alter nahrhafter Mistbeeterde, in welche dann die Erdbeeren mit Topfballen in angemessene Entfernung ausgepflanzt werden. Zum Topfverkauf bestimmte Exemplare werden natürlich nicht ausgetopft, sondern bis an den Rand eingesenkt. Gegossen wird um diese Zeit sehr selten. Wohl aber wird, sobald sich der Trieb regt, mit Hornspänewasser oder auch mit aufgeschlossenem Hornmehl des öfteren ge- düngt. Während der Blütezeit der Erdbeeren lüfte man reich- lich, nach dem Ansatz der Früchte aber suche man die 232 Die Gartenwelt. VI, 20 Wärme im Kasten möglichst zu halten und sorge für mög- lichst trockene Luft in demselben. Da die gröfsten Früchte am besten bezahlt werden, so kneife man bei den ausgepflanzten Erdbeeren alle überflüssigen Beeren aus, da diese so wie so erst später reifen würden; bei den zum Topfverkauf bestimmten hat das Auskneifen keinen Zweck, da dieselben mit recht reichem Behang lieber gekauft werden. Das Aufbinden hat vor der Reife, am besten gleich nach der Blüte, vorsichtig und sehr sorgfältig zu geschehen, um jedes Einknicken der Stiele schwerer Früchte zu ver- meiden. Als beste Treibsorte betrachten wir immer noch Laxton's Noble. Auf diese Weise behandeln wir unsere frühesten Erd- beeren, und zwar, wie die Abbildung Seite 231 zeigt, mit vorzüglichstem Erfolge. Die Erfahrung hat gelehrt, dafs das Resultat bei weitem günstiger ist, als wenn man die Pflanzen direkt auf sogenannte warme Kästen, die nur oder vorwiegend mit Mist gepackt sind, auspflanzt. Für die späteren Sätze packen wir dann eine fortlaufende Reihe nicht zu warm an- gelegter Kästen und pflanzen die Erdbeeren aus. Diese zweite Anlage liefert ja selbstverständlich ebenfalls vorzügliche Re- sultate, aber für die früheste Treiberei sei auf vorstehend kurz skizziertes Verfahren, als die sichersten und schönsten Erfolge liefernd, aufmerksam gemacht. Ein Beitrag: zur Pfirsichtreiberei. Von Emil Hannig, Obergärtner bei Frau Etatsrätin Donner, Ottensen-Altona. Mit dem Antreiben der Pfirsiche kann man zu verschiedenen Zeiten beginnen. Es kommt nur darauf an, zu welcher Zeit die reifen Früchte gewünscht werden. Vor dem Antreiben ist eine gründliche Reinigung der Bäume, sowie des ganzen Hauses er- forderlich. Die Bäume werden vom Stamme bis an die Spitzen der Äste vorsichtig mit einer kleinen scharfen Bürste mit Seifen- wasser gewaschen und nachher gekalkt. Die Pfirsiche erfordern bei mäfsigem Treiben, wie später speziell angeführt wird, vom Tage des Antreibens bis zur Reife der Früchte ungefähr fünf Monate, mit Ausnahme einiger ganz früher Sorten. Was die Sorten anbetrifit, so eignen sich die meisten zur Treiberei. Man hat jedoch, wie bei allen Treibereien, auch hierin eine sorgfältige Auswahl zu treffen. Als vorzüglichste Treibpfirsiche sind folgende Sorten zu empfehlen : Briggis role Mai, Frühe von Italien, Frühe Silver, Frühe von Cronenstein, Frühe Louise, Frühe Alfred, Frühe Beatrice, Frühe Rivers, Frühe Haies, Frühe Alexander, Alberto, Violette hätive, Raymackers , Dr. Hogg, Dymond, Grosse Mignonne, Noblesse, Golden Eagle, Royal George, Waterloo, Dagmar, Prince of Il'ales, Exquisite, Purple hätive, Sterling Casstel, Venusbrust (Teton de Venus) und Nectarine Lord Napier. Alle diese Sorten sind von köstlichem Wohlgeschmack und saftreich und werden von Frau Etatsrätin Donner, Schlofs Neumühlen, Ottensen-Altona, mit besonderer Vorliebe zur Tafel verwendet. Hat man das ganze Haus zum Treiben vorbereitet, so kann alhnählich mit dem Heizen begonnen werden. Wo mehrere Häuser sind und wo die Früchte für den eigenen Bedarf der Herrschaft getrieben werden, kann man mit dem ersten Haus schon im November beginnen. Hier im Norden ist gewöhnlich Ende Februar, Anfang März und noch später die Zeit des An- fanges der Treiberei, je nach Gunst der Witterung. Man hält anfänglich die Temperatur des Hauses sehr niedrig und spritzt die Bäume täglich wiederholt mit erwärmtem Wasser. Das Haus wird fortwährend feucht gehalten, was sehr vorteilhaft auf die Entwicklung der Knospen wirkt. Denn neben der Wärme ist die Feuchtigkeit das Wesentlichste zur Erreichung befriedigender Vegetation. Die Temperatur steigt langsam und stufenweise. In der ersten Woche betrage sie 7 Grad C, in den folgenden Wochen mufs sie dann immer um je 2^/2 Grad C. höher gebracht werden, so dafs wir in der fünften Woche, in welcher die Bäume meist zu blühen beginnen, auf 17 Grad C. angekommen sind. Sobald sich die Blüten zu öffnen beginnen, wird die Temperatur um einige Grad vermindert und das Spritzen der Bäume eingestellt, das Spritzen des Bodens und der Wände jedoch fortgesetzt. Während dieser Periode ist dem Hause soviel ab möglich Luft zuzuführen, da eine reiche Ventilation die Befruchtung befördert. Durch die niedrige Temperatur sucht man die Blütezeit so viel als möglich zu verlängern, weil sich während einer langen Blüte- zeit bei weitem mehr Blumen befruchten, so dafs dadurch ein bedeutend reicherer Fruchtansatz bewirkt wird. Auch ist es von grofsem Vorteil, wenn in den Treibraum ein Bienenkorb gestellt wird, damit die Bienen die Befruchtung übernehmen. Bei den meisten Sorten dauert die Blütezeit etwa 12, bei den grofsblumigen 15 Tage, und es findet, wenn während dieser Zeit die Sonne nur einige Male scheint und die Ventilation nicht gehindert wird, auch regelmäfsig die Befruchtung statt. Welch einen wahrhaft be- zaubernden Anblick gewährt es, wenn solch ein Haus in voller Blüte steht oder wenn später Tausende der schönsten Pfirsiche an den Bäumen prangen! Nachdem die Bäume abgeblüht haben, wird das Spritzen wieder aufgenommen, die Temperatur erhöht und bis zur Stein- bildung auf ca. 20 Grad C. erhalten. Die Sonnenwärme kann natürlich in jedem Stadium etwas höher sein. Bei der nun erhöhten Temperatur geht zugleich die Entwicklung der Blätter und der jungen Triebe schneller von statten, und es kommt mitunter vor, dafs sich in dieser Zeit auch Ungeziefer, nament- lich Blattläuse, einfinden. Man mufs somit fortwährend ein wachsames Auge auf die Bäume haben, vor allem eine feuchte Luft erhalten. Sobald man Spuren von Blattläusen wahrnimmt, mufs man mit Tabak räuchern, dabei aber doch vorsichtig sein, damit man das junge Laub oder die sich entwickeln- den Früchte nicht verbrennt. Das Räuchern ist das sicherste Mittel zur Vertilgung dieses Ungeziefers. Wenn ein Räuchern erforderlich wird, so mufs dies am Abend geschehen; doch dür- fen zu dieser Zeit die Bäume nicht nafs sein, weil das Wasser die Blattläuse schützt. Am folgenden Morgen müssen die Bäume stark gespritzt werden ; auch die Temperatur ist um ein paar Grad zu erhöhen, damit die Bäume, welche möglicherweise durch das Räuchern etwas angegriffen sein könnten, nicht ins Stocken kommen, sondern zum Wachsen angeregt werden. Wenn die Früchte die Gröfse einer starken Haselnufs erreicht haben, so tritt die Steinbildung ein. Es ist dies ein wichtiges Stadium nicht nur bei der Pfirsichtreiberei, sondern auch bei dem Treiben des sämtlichen Steinobstes, welches nicht aufser acht gelassen werden darf, indem die Nichtbeachtung desselben in den meisten Fällen das Abwerfen der Früchte zur Folge hat. Das Eintreten der Steinbildung macht sich dadurch erkennbar, dafs in dem Wachsen der Früchte ein Stillstand eintritt, welcher dem auf- merksamen Beobachter nicht entgehen wird. Die Früchte stehen 2 — 3 Wochen lang, ohne sich zu verändern, im Wachstum still; nur der Unkundige zerbricht sich den Kopf darüber, was mit den Früchten geschehen sein mufs, dafs sie nicht mehr wachsen. Er sucht denselben zu Hilfe zu kommen und giebt den Bäumen einen Dunggufs oder erhöht die Temperatur, und weifs nicht, VI, 20 Die Gartenwelt. 233 wie sehr er dadurch schadet, weil er das Gegenteil von dem thut, was er hätte thun sollen. Die Früchte erfordern zu ihrer Steinbildung eine gewisse Ruhe, welche man ihnen dadurch verschafft, dafs man das Giefsen einstellt und die Temperatur um einige Grad vermindert. Wenn während der Steinbildung eine starke Zirkulation des Saftes statt- findet und die erforderliche Ruhe nicht eintreten kann, so wachsen die Früchte eine Zeit lang weiter, der im Entstehen gewesene Stein verschrumpft oder es bildet sich ein Schwamm daraus und die Früchte fallen nachher ab. Sobald die Steinbildung erfolgt ist, nehmen die Früchte eine andere Gestalt an, sie werden rund und fangen wieder merklich zu wachsen an; ihre vollkommene Ausbildung kann nunmehr als gesichert betrachtet werden. Es mufs nun alles, die Vegetation der Früchte Befördernde geschehen. Man erhöht die Temperatur daher um mehrere Grad, giebt den Bäumen reichlich Wasser und Dunggüsse, entfernt alle überflüssigen Triebe, schneidet das Holz, welches keine Früchte angesetzt hat, auf zwei Augen zurück und pinziert diejenigen Triebe, welche als Fruchtholz für das nächste Jahr bestimmt sind. Haben die Bäume zu viel Früchte angesetzt, so werden jetzt die überflüssigen entfernt. Läfst man zu viel Früchte an einem Baum, so bleiben dieselben klein und werden weniger saft- reich. Ferner darf mit dem Düngen nicht gespart werden, denn zur Ausbildung der Früchte, sowie zur Entwicklung des Holzes sind grofse Massen Nahrung erforderlich. Auch das Lüften mufs während der gan- zen Treibperiode mit der gröfsten Sorgfalt vollzogen werden; man mufs die Tem- peratur im Hause und die Witterungsver- hältnisse im Freien ununterbrochen be- obachten und diesen Beobachtungen ent- sprechend die Luftfenster öffnen oder schliefsen, denn nur auf diese Weise wird man die Bäume frei von Ungeziefer erhal- ten und alljährlich reiche Ernten erzielen. Sobald die Früchte zu reifen beginnen, wird das Spritzen und Giefsen wieder ein- gestellt, um so mehr aber wird der Fufs- boden und die Erde auf den Beeten feucht gehalten, damit des Ungeziefers wegen eine feuchte Luft in dem Hause erhalten bleibt. Von Beginn der Fruchtreife bis zu Ende des Sommers bleibt die Luft Tag und Nacht stehen. Man suche gegen den Herbst die Häuser so kühl als möglich und trocken zu halten, um die Bäume im Ruhestand halten zu können. Die zum Treiben bestimmten Pfirsich- bäume müssen unbedingt einige Jahre vor ihrer Verwendung zum Treiben vorbereitet werden, damit sie schon im ersten Treib- jahr den Treibraum ziemlich ausfüllen und Früchte bringen. Des weiteren hat man im Laufe des Sommers eine besondere Sorgfalt noch darauf zu legen, dafs der Baum an allen Ästen von unten bis oben dicht mit Frucht- trieben bedeckt wird, was dem aufmerk- samen Beobachter in nicht zu langer Zeit gelingen wird, da sich die Holztriebe von dem Fruchtholz sehr leicht unterscheiden. Wenn die Bäume immer richtig behandelt werden, so hören mit der Zeit auch die starken Holztriebe auf; sie werden immer kürzer und bringen gröfstenteils nur Fruchtknospen hervor, so dafs man schliefslich Überflufs an solchen hat. Gemüsebau. Die Sparg-eltreiberei in Paris. Von R. Zeifsig, Geisenheim. (Hierzu fünf Abbildungen.) Oekanntlich wird die Spargelkultur in Frankreich und besonders auch in der Umgegend von Paris in grofsem Um- fang betrieben. Der leichte, humose Sandboden, welcher namentlich im Nordwesten und Norden der französischen Metropole vorherrscht, ist ein für das Gedeihen des Spargels .\ufbau aus ZierkUrbissen aus der Handelsgärtnerei von Chr. Drescher, Berlin u. Lichtenberg. Originalaufnahme für die „Gartenwelt'* (Te.>ct No. 19, Seite 219), 23 t Die Garten weit. VI, 20 Setzen der Spargelklauen im Treibraum. In der Spargeltreiberei von Compotnt, St. Quen b. Paris, für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommeu. Überaus günstiges Erdreich. Hier ist es, wo der „Frühe von Argenteuil" so üppig sprofst. Argenteuil selbst, dessen Name durch die Bezeichnung der oben erwähnten Spargelsorte dem geneigten Leser geläufig sein dürfte, liegt inmitten dieser weit ausgedehnten Spargelfelder. Neben der Produktion des Spargels im freien Lande hat aber auch das Treiben desselben in Paris eine bedeutende Ausdehnung genommen. Namentlich sind es einige gröfsere Betriebe, wie G. Compoint in St. Quen bei Paris, welche eine erstaunenswerte Spezialität darin entwickelt haben. Da dieselben auf das bequemste und einfachste eingerichtet sind, und da namentlich das Herbeischaffen und Herausnehmen des Treibmaterials auf leich- teste Weise erfolgt, so wird die an und für sich zum Treiben nötige grofse Arbeitsleistung auf ein Mindestmafs beschränkt und die Ren- tabilität möglichst erhöht. Es sei erlaubt, auf die speziell zum Treiben getroffene Einrich- tung der Firma Compoint im folgenden näher einzugehen. Der Treibraum des Betriebes Compoint bedeckt eine Fläche von ca. 1500 qm. Er besteht aus zwei voneinander abgeschlossenen Abteilungen, welche sich an einen Korridor, unter dem der Kesselraum ist, beiderseits symmetrisch anschliefsen. Jede dieser Ab- teilungen umfafst 16 Beete von je 25 m Länge und 1,50 m Breite. Die Beete sind seitwärts cementiert und paarweise durch schmale Wege getrennt. Die Bewirtschaftung von diesen engen Wegen aus würde an sich sehr un- bequem und langwierig sein, wäre nicht durch eine kleine, bis in diese Wege geführte Feld- bahn das Herbeischaffen und Abführen von Treibmaterial, Erde etc., ungemein erleichtert. Die Schienen dieser Bahn laufen auf den cementierten Seitenteilen der Beete, wie aus der Skizze eines Querschnittes durch den Treib- raum Seite 236 ersichtlich ist. Sie laufen in gleicher Höhe mit dem Fufsboden des Korri- dors, von dem aus mittels kleiner Drehscheiben die handlichen Kippwagen nach aufsen weiter- geführt werden. Die Heizröhren befinden sich zum Teil unterhalb der Beete, zum Teil oben unter dem Glasdach. Eine Wasserleitung sorgt für leichte Bewässerung. Eine Beleuchtungsein- richtung ermöglicht übrigens die Fortsetzung der Arbeit bei Dunkelheit, was namentlich im Winter in Bezug auf das Schneiden des Spar- gels sehr wesentlich ist. Die Treibperiode dehnt sich während des ganzen Jahres mit Ausnahme der Monate Juli und August aus; im Winter ist dagegen der Betrieb am stärksten. Das Treibverfahren ist ausschliefslich zur Produktion des sogenann- ten „grünen"' Spargels eingerichtet, d. h. man schneidet die Spargelpfeifen nicht schon, wenn ihre Spitzen kaum aus dem Erdreich hervorsprossen, sondern läfst sie S — 8 Tage emporschiefsen, während welcher Zeit dieselben eine schwach grünliche Färbung annehmen. Bekanntlich sind auf den französischen und englischen Märkten diese grünen Spargel gesuchter als die in Deutschland beliebten „weifsen".*) *) Anmerkung der Redaktion. Auch in einigen Berliner Weinrestaurants werden diese grünen Spargel den Gästen vorgesetzt, und wir haben uns davon überzeugt, dafs sie äufserst zart, schmackhaft und ohne Spur von Bitterkeit sind. Schneiden der Spargelpfeifen im Treibraum. In der Spargeltreibcrel von Compoint, St. Quen b. Paris, für die „Gartenwelt** photographisch aufgenommen. VI, 20 Die Gartenwelt. 235 Die beim Treiben zu treffenden Vor- kehrungen sind folgende: Zunächst wird das leere Beet ca. 30 cm hoch mit einer Schicht gewöhnlicher lockerer Gartenerde beschickt. Bevor man dieselbe dem freien Lande entnimmt, wird die oberste Schicht sorgfältig abgehoben, da diese Schicht meist reich an Unkrautsamen und die Verschleppung desselben in den Treibraum möglichst zu vermeiden ist. Ist das Beet mit Erde beschickt, so erfolgt das Einsetzen der Treibklauen, welche dicht aneinander, ohne Zwischen- raum zwischen den Pflanzen zu lassen, eingepflanzt und dann mit einer schwachen Erdschicht überstreut werden. Die Ab- bildung Seite 234 oben zeigt einen Ar- beiter beim Einsetzen, während die neben ihm beschäftigte Frau beim Zureichen der Klauen behilflich ist. Etwa 5 — 8 Tage nach Einbringen der Klauen in den Treibraum werden bereits die ersten Spargelpfeifen ge- schnitten. Im Ertrag bleibt dann eine Pflanzung etwa einen Monat. Sind nach dieser Zeit die Pflanzen erschöpft, so werden sie weggeworfen; das Beet wird mit neuer Erde beschickt und mit frischen Treibklauen bepflanzt. Auf diese Weise ist es möglich, unter dieser nur 1500 qm grofsen Glasfläche jährlich nicht weniger als 540000 Spargelklauen ab- zutreiben. Doch genügt dies bei dem hohen Bedarf an Spargel während der Frühjahrsmonate, namentlich Februar, März, keineswegs, so dafs noch eine grofse Anzahl Mistbeetkästen zum Spargel- treiben Verwendung finden. Zur Anzucht der Spargelklauen dient eine Fläche von ca. 28 ha. Da jedoch der Betrieb hierbei ein mehr landwirt- schaftlicher als gärtnerischer ist, sei er hier nur kurz gestreift. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr eines jeden Jahres auf eine Fläche von ca. 1,5 ha. Sie geschieht wegen der leichteren späteren Bodenbearbeitung, besonders wegen häufig nötigen Hackens in Reihen. Im Winter des folgenden Jahres wird zum Verpflanzen der Sämlinge ein Feld von ca. 12 ha vorbereitet, d. h. mit 240000 kg Abortdünger (gadoue de Paris) überfahren und auf 35 cm Tiefe beackert. Nachdem das Ter- rain geebnet ist, erfolgt im Frühjahr die Pflanzung auf einen allseitigen Abstand von 50 cm. Es werden zunächst 10 — 15 cm tiefe Furchen gezogen, in diese die Sämlinge gesetzt und darauf die Furchen mit Erde wieder zugezogen, so dafs die Pflanzen gut bedeckt sind. Die Arbeit des Sommers besteht hauptsächlich in häufigem Hacken, das etwa von 4 zu 4 Wochen aas?«<^g^a^-^n5^^gz0^ mit der Hand geschieht, doch wird in dazwischen liegenden Zeiten auch mit Bespannwerkzeug nachgeholfen. Im fol- genden Winter wird das Terrain wie- derum mit 80000 kg Abortdünger über- fahren, an Stelle dessen jedoch auch in sehr leichtem Boden 300 kg Super- phosphat und 150 kg Chlorkalium, sowie im Frühjahr 150 kg Chilisalpeter treten kann. Im Frühjahr wird der Boden mit der Rührhacke zwischen den Reihen gelockert. Das Hacken während des Sommers wird ferner auf die Hälfte der im vorhergehenden Jahr verwandten Ar- beit reduziert und wird nur noch mit der Hand ausgeführt. In der That ist jetzt wegen der Höhe der Spargeltriebe eine Verwendung von Gespannen nicht mehr möglich. Im Herbst werden die Spargeltriebe abgeschnitten, und von nun ab sind die Klauen zum Treiben ge- nügend vorbereitet. Grundrifs des Korridors und der anstofsen- den Treibräume der Spargeltreiberei von Compoint, St. Quen b. Paris. Originalzeichnung für die „Gartenwelt'^. Schwarzwurzeln (Scorzonera his- panica). — Eine viel zu wenig bekannte und nur selten angebaute Gemüseart ist die Schwarzwurzel. Wer sie aber erst ein- mal ausgeprobt und das richtig zubereitete Gemüse gekostet hat, wird sie nicht mehr gerne vermissen. Es dürfte daher wohl angebracht sein, für dieselbe ein gutes Wort einzulegen. Die Schwarzwurzel ist, wie schon der Name andeutet, von schwarzbrauner Farbe ; sie wächst in einigen Gegenden Deutsch- lands wild, so am Rhein, in Thüringen, Hannover und Holstein. Um aber zarte und stärkere Wurzeln zu erhalten, erfor- dert ihre Kultur einen gut bearbeiteten, in alter Kraft stehenden, jedoch nicht zu lockeren Boden. Wenn das Land schon im Herbst gegraben wird, so dafs der Boden im Winter gut durchfrieren kann, ist es von grofsem \'orteil. Im März und April sät man den Samen, welcher fast die Form der Tannennadeln hat, in Reihen, die 25 cm voneinander entfernt sind, aus und achtet darauf, dafs der Samen nicht zu flach in die Erde kommt. Die jungen Pflanzen sind auf 8 — 10 cm zu verziehen, tüchtig zu hacken und von Unkraut rein zu halten. Im Herbst, wenn man einernten will, hebt man die sehr leicht zerbrechlichen Wurzeln mit einem Spaten vorsichtig heraus, damit sie nicht zerbrechen und ihren Milchsaft verlieren, und schneidet die Blätter nicht zu dicht, etwa 3 — 5 cm, über der Wur- zel ab. Die so vorbereiteten Wurzeln schlägt man nun in einem Keller in feuchten Sand oder in einer Grube ein, um im Winter zu jeder Zeit davon nehmen zu können. Da die Pflanze winter- hart ist, kann man sie auch im Juli oder August aussäen und im Herbst des andern Jahres ernten. Wenn einige Pflanzen in Samen schiefsen, so hat das auf die Güte der Wurzeln keinen 236 Die Gartenwelt. VI, 20 nachteiligen Einfiufs, sie verlieren an Schmack- haftigkeit nicht und können ebenso gut wie die anderen für die Küche verwendet werden. Man bereitet die Wurzeln auf mannigfache Weise zu: Geschabt und in Stückchen geschnitten thut man sie 'I2 Stunde lang in kaltes Brunnenwasser, be- handelt sie dann wie Blumenkohl oder auch wie Spargel. Man kann sie auch als Gemüse in Fleischbrühe kochen, sowie auch zur Suppe ver- wenden. W. Balke, Obergärtner, Kloxin (Pommern). Landschaftsgärtnerei, Ein Beitrag: zum Kapitel: Öffentliche Plätze. Der Artikel in No. 7 dieser Zeitschrift, „Am Wiesenbach", in welchem sich der Verfasser, während er Rast hält am Ufer des Baches, unter anderem über die Anlage von öffentlichen Plätzen äufsert, veranlafste mich, einige Ge- danken, die sich mir in der Praxis aufgedrängt haben, niederzuschreiben. Da an der Ausgestaltung dieser Plätze so viele Anteil nehmen, was man schon aus den Tages- zeitungen ersehen kann, in denen der eine seine Anerkennung, der andere sein Mifsfallen äufsert, ein dritter mit Verbesserungsvorschlägen an die Öffentlichkeit tritt, und noch viele andere dies und jenes zu bemerken haben, so mufs es sich der Fachmann ganz besonders angelegen sein lassen, bei der Anlage und Instandhaltung sol- cher Plätze mit Liebe zur Sache und mit Berück- sichtigung der hier so zahlreich einwirkenden Nebenumstände zu arbeiten. Die Gestaltung öffentlicher Plätze ist sehr schwierig: i. weil die Plätze meist von recht bescheidener Gröfse sind; 2. weil die Umgebung eine rein architektonische ist, und 3. weil auf die ver- schiedenartigsten Verkehrsinteressen Rücksicht zu nehmen ist. Dafs diese eben angeführten Punkte bei fast jedem anzu- legenden Platze berücksichtigt werden müssen , bindet den Ent- wurf jedenfalls sehr, und trägt dazu bei, dafs manche Formen "• T' •S'*ife*ä M. H. Aus den Vereinen. Im Verein zur Beförderung des Gartenbaues hielt Herr Professor Müller einen Vortrag über „Befruchtung und Vererbung bei Pflanzen". Die Ausführungen des Redners begegneten lebhaftem In- teresse, besonders bei denjenigen der anwesenden Gärtner, die sich mit Kreuzungen beschäftigen. Redner führte etwa folgendes aus: Man nahm früher an, dafs der Befrucbtungsvorgang bei den Phanerogamen im allgemeinen durch eine einfache Vereinigung des Polleninhaltes mit dem Inhalte der Eizelle ist, dagegen haben die neuesten Forschungen ergeben, dafs eine doppelte Befruchtung stattfindet und zwar derart, dafs ein primärer Spermakern sich mit einer primären Oosperme und ein sekundärer Spermakern mit einer sekundären Oosperme vereinigt. Die Vereinigung der ersteren giebt dem Keimling das Leben, die der letzteren veranlafst die Entstehung des Nährgewebes oder Endosperms, das dem Keimling in seinen ersten Lebenstagen so unentbehrlich ist. Dann schilderte Redner die Gesetzmäfsigkeit bei der Vererbung, worauf vor Jahren (1866) schon Gregor Mendel in Brunn aufmerksam wurde durch seine interessanten Versuche an Erbsen und die neuerdings von den beiden Gelehrten Correns und De Vries unabhängig von den For- schungen des ersteren gefunden wurde. Wie jeder Gärtner, der mit Kreuzungen zu thun hat, weifs, fallt die erste Generation gewöhnlich gut aus; bei der zweiten zeigt es sich aber, dafs viele Pflanzen wieder in die Stammart zurückschlagen, dafs aber dieses Zurückwerfen mit jeder Generation weniger wird, wenn man die Fehlsorten sorgfältig heraussucht. An schematischen Beispielen erklärte Redner diese Vor- gänge der Versammlung, wofür ihm reicher Beifall zu teil wurde. Herr De Coene, in Firma Spielberg & de Coene, Franz. Buch- holz bei Berlin, führte der Versammlung blühende Coleus thyrsoidms in kräftigen Pflanzen vor und knüpfte daran einige Bemerkungen. Die Urteile über diese Pflanze können noch nicht endgiltig abgegeben wer- den, da man ihre Eigenschaften, sie wurde vor wenigen Jahren aus Central-Afrika nach Europa gebracht, noch zu wenig kennt. Herr de Coene erhielt den Monatspreis. Herr Obergärtner Mende zeigte Baumschützer aus verzinktem Drahtgeflecht, wie solche im Bereiche der städtischen Gartenverwaltung Verwendung finden. Dieselben kosten nur wenige Pfennige das Stück und halten mehrere Jahre. Herr Garteninspektor Lindemuth zeigte der Versammlung blühende Sauronialum pedaltim und eine stattliche, blühende Ainorpho- Phallus Rivieri von etwa i m Höhe. Die Blüten sind imposant, geben aber einen widerwärtigen Aasgeruch von sich. T, Mannigfaltiges. Der Verbrauch von ausländischem Obst nimmt in Deutschland von Jahr zu Jahr an Umfang zu. Im Jahre 1899 wurden nach amtlicher Ermittelung für 43 Mill. M. Äpfel, 10,4 MiU. M- Birnen, 1,8 Mill. M. Kirschen, 11,7 Mill. M. Zwetschen und Steinobst, 2,2 Mill. M. Beerenobst und sonstige Obstsorten, im ganzen also für 69 Mill. M. aus dem Auslande eingeführt. Die hauptsächlichsten Liefe- ranten von frischem Obst sind für uns Österreich-Ungarn, Holland Belgien, Italien und Amerika. Aus den Durchschnittspreisen im Obst- grofshandel ergiebt sich, dafs das ausländische Obst fast durchweg er- heblich teurer war als das inländische; wenn es sich aber trotzdem neben dem letzteren halten konnte, so liegt dies daran, dafs es erstens feiner ist und dafs zweitens viele auswärtige Obstsorten bedeutend früher auf den Markt gelangen als die entsprechenden inländischen. Der letztere Umstand — die Gunst . des Klimas — kann aber natürlich auf keine Weise von den deutschen Obstzüchtern wettgemacht werden. Zu den Sorten, die im Inlande noch nicht durchweg in der wünschens- werten Güte produziert werden, gehören besonders Äpfel, Birnen und Pflaumen. Zur Hebung des Obstbaues in der Provinz Branden- burg hat die Landwirtschaftskammer eine wichtige Mafsnahme be- schlossen. Danach giebt sie fortan in jedem Jahre von Mitte Februar ab Edelreiser solcher Obstsorten (Kern- und Steinobst), welche er- fahrungsgemäfs an den meisten Stellen der Provinz gut gedeihen, an Interessenten kostenlos ab. Die Obstzüchter sollen dadurch in Jen Stand gesetzt werden, Bäume von ungeeigneten Sorten mit anerkannt guten Sorten umveredeln zu können. Da die Erlangung guter Edel- reiser für den einzelnen bisher zumeist mit Schwierigkeiten verbunden war, so hoft't die Landwirtschaftskammer, mit dieser Einrichtung einem allgemeinen Bedürfnis entsprochen zu haben. Die Versendung der Edelreiser erfolgt durch die Obst- und Gartenbauschule in Wittstock, Wein- und Obstbauschule in Krossen a. O., landwirtschaftliche und gärtnerische Lehranstalt Königsberg (Neumark). Bestellungen sind direkt dorthin zu richten, ebenso Anfragen, von welchen Obstsorten Reiser abzugeben sind. Porto und Verpackungskosten haben die Besteller zu tragen. Personal-Nachrichten. Grufsdorf, H., kgl. Gartenbaudirektor, Inhaber der Firma Mar- tin Grashoft', Quedlmburg, kann in diesem Jahre das Jubiläum seiner 40jährigen Thätigkeit in der Firma, deren Eigentümer er jetzt ist, be- gehen, ferner feiert er in diesem Jahre seinen 60. Geburtstag und seinen 20. Hochzeitstag. Hajek, Josef, aus Reichenberg (Böhmen), wurde zum kgl. ser bischen Hofgärtner in Belgrad ernannt. Tagesgeschichte. Hamburg. Hier sind in letzter Zeit von Handelsgärtnern mit landschaft.-gärtnerischer Praxis und von Landschaftsgärtnern mehrmals Versammlungen abgebalten worden, in denen Besprechungen über einen geplanten Zusammenschlufs zur Erzielung besserer und einheitlicherer Preise für Arbeitsleistungen und bei Lieferung von Pflanzen u. s. w. gepflogen wurden. In einer solchen letzthin abgehaltenen Versammlung wurde die Gründung eines Vereines beschlossen, welcher die Angelegen- heit in die richtigen Wege leiten soll, um, was dem Einzelnen nicht möglich ist, durch ein geschlossenes Vorgehen auf einheitlicher Grund- lage zu erreichen. F. W. Wandsbek. In 'unserer Stadt sind durch Herrn Stadtgärtner Mohr im Laufe der Jahre die städtischen Anlagen wesentlich ver- schönert worden und mehrere Neuanlagen gehen ihrer Vollendung ent- gegen, so dafs sich Wandsbek, hinsichtlich seiner gärtnerischen Anlagen und der dadurch bedingten Verschönerung des Slädtebildes würdig an die stolze Nachbarin, die alte Hansestadt Hamburg anreiht. So sind unter anderem die Anlagen auf dem Moltkeplatz und am Mühlenteich entstanden. Ganz reizend nimmt sich der Marktplatz aus mit seinem, an Stelle der einstmals niedergebrannten Kirche, neuerbauten Gottes- haus und den sich anschliefsenden gärtnerischen Anlagen, deren Brenn- punkt ein erhöhtes Blumenbeet ist, auf dem je nach der Jahreszeit die schönsten Blumen und Blattpflanzen prangen. Im Frühjahr z. B. wer- den gegen 5000 Tulpen auf diesem Beete ilire Blumen öffnen. Aufser- dem sind ausgedehnte Strafsenbepflanzungen mit Sorbin aucuparia und Aria, sowie mit 'J'ilia eiuhlora ausgeführt worden. Auch die Arbeiten im Stadtpark nehmen einen günstigen Fortgang. F. W, Veraotword. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 22. Februar 1902. Blumentreiberei. No. 21. NachdriKk und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitsehriß luird strafrechtlich verfolgt. '?^?^^^WWZ Die Fliedertreiberei und das neue Fliederhaus in der Handelsgärtnerei von W. Frnst, Charlottenburg. \'on Obergärtner Carl EUrich, Charlottenburg. (Hierzu vier Abbildungen.) L,\\ den hauptsächlichsten Treibgewächsen der Schnitt- blumeukultur, deren Einträglichkeit durch den Import aus dem Süden nur indirekt beeinflufst wird, die aber der Süden nicht selbst produziert, gehört neben den Maiglöckchen nur der Flieder. Beide sind noch niemals aus dem Süden nach Deutschland gekommen ; sie lassen sich eben nur auf dem Wege der Treiberei zu Winterblumen er- ziehen. Während der Rosentreiber mit der direkten Konkurrenz des Südens zu kämpfen hat, liegt für den Fliedertreiber in- sofern nur eine in- direkte Konkurrenz vor, als grofse Massen italienischer und südfranzösi- schcr Blumen die Preise auf den Märk- ten herabdrücken. Trotzdem ist das Treiben von Flieder noch immer loh- , nend, wenn es ratio- nell betrieben wird. Die Gartenwelt. VI. Vor 15 bis 20 Jahren wurden in Deutschland nur sehr wenig Flieder getrieben, speziell die früheste Treiberei war damals bei uns fast unbekannt. Der früheste Treibflieder kam aus Paris, und da er sehr hinfällig war, wurde er in den Handlungen ausschliefslich in steifen, weifsen Papiermanciietten verkauft, die nicht allzu viel von ihm sehen liefsen. .\uch die Kultur der Sträucher zum Treiben war damals bei uns seiir vernachlässigt, und speziell in Westdeutschland beschränkten sich die Treibgärtner darauf, ihren Bedarf an zum Treiben vor- bereitetem Flieder aus französischen Baumschulen zu beziehen. \ ilviir w 1/ Prunus japonica fl„ albo pleno vor dem Treiben, angetrieben (nach i6) und entwickelt (nach 21 Tagen). In der Handelsgäitnevei von W. Ernst, Charlottenburg, für die ^Gartenwek" photographisch aufgenommen (Text Seite 244)- 2 I. 242 Die G a r t e n w e 1 1. VI, 21 Querschnitt des neuen l"liederhauscs in der Handelsgärtnerei von \V. Ernst, Charlotlcnburg. Originalzeichnung für die gGartenwelt'*, Dies hat sich heute vollständig geändert. Die Kultur und auch die Treiberei des Flieders hat immer mehr lw- des Treibflieders, speziell des Treibfiieders in Töpfen, wird genommen, nicht nur in Hamburg und Berlin, sondern allent- gegenwärtig in von Jahr zu Jahr gröfserem Umfange betrieben, halben, wo feine Schnittblumen in grofsen Mengen verlangt Blick in eine Abteilung des neuen Fliederhauses in der Handelsgärtnerei von W. Ernst, CharUiltenburg. Origiiialaufnahnie für die „Garteiiwelt". VI, 21 Die Gartenwelt. 243 werden. Dafs auch in der Vorkultur des Treibflieders und _ in der Art des Treibens, vom Ätherisieren ganz abgesehen, bedeutende Fortschritte zu verzeichnen sind, sei hier nur nebenbei erwähnt. Während man früher allgemein den Flieder nur im Dunkeln trieb, meist unter den mit Packleinen ver- hängten Tabletten der Warmhäuser, wird jetzt die rationelle Treiberei in grofsen, hellen Häusern ausgeübt. Die neuesten Häuser sind mit allen Errungenschaften der Technik aufs praktischste ausgestattet. Ein solches Haus, welches haupt- sächlich der Fliedertreiberei dient, ist auf Seite 242 abgebildet. Die Ernst'sche Gärtnerei, in der ich als Obergärtner thätig bin, liefs dasselbe im vergangenen Jahre durch die Firma Paul Kuppler, Gewächshausfabrik in Berlin- Britz , erbauen. Dieses' Haus, von welchem wir nebenstehend auch einen Grund- rifs und Seite 242 oben einen Querschnitt abgebildet haben, ist 25 m lang und zerfällt in zwei gleichgrofse Abteilungen, deren eine die kühlere Abteilung ist. Die niedrigen Umfassungs- mauern sind aus Hillmann'schen Cement-Isolierplatten her- gestellt und nur 10 cm stark. Über diesen erheben sich 50 cm hohe Stehfenster, welche mit Lüftungs Vorrichtung versehen sind. Von diesen und von vier Reihen eiserner Röhrenträger getragen, ruht das gewaltige Glasdach in einem Neigungs- winkel von annähernd 30 Grad darüber. Die Konstruktion, aus der Abbildung ersichtlich, besteht aus Holz und Eisen, derart, dafs alle tragenden Teile Eisenträger sind, während die Sprossen, welche das Glas fassen, aus Holz bestehen. Der eigenartig konstruierte Sattel ist ebenfalls aus Holz. Der- selbe ist mit Firstlüftung versehen, die von einer Stelle des Hauses auf einfache Weise bedient werden kann. Durch Drehung eines Rades wird eine Kette angespannt, welche den Zug auf Hebel überträgt, die ihrerseits das Heben des Firstes bewirken. Die Höhe des Hauses unter dem Firste beträgt 3,30 m, die Breite innen 8 m. Die Mitteltabletten sind 2 m breit und mehrmals verstellbar. Die Heizung des Hauses besorgt ein eingemauerter Kessel, der für Beschickung mit Kokes eingerichtet ist, durch 12 4 zöllige Rohre, 6 für die Hinleitung, 6 für die Rückleitung des warmen Wassers und 4 Abtaurohre. In der 4 Grad kälteren Abteilung kann der doppelte Rohrstrang unter der einen Tablette abgestellt werden. Die Bewässerung des Hauses zur Erzielung feuchter Luft wird mit Schläuchen besorgt, welche an Hydranten, die von einem Petroleummotor gespeist werden, angeschraubt werden. Die Pflanzen werden mit abgestandenen Wasser, welches man be- liebig erwärmen kann, gegossen. Die Abbildung auf Seite 242 zeigt eine Innenansicht des Hauses im Januar, als gerade ein Satz Treibflieder in vollem Flor stand. Natürlich ist es die Hauptsache, den kostbaren Raum des Hauses auf möglichst rationelle Weise auszunutzen. Sowie ein Satz Flieder abgeerntet ist, kommt sofort ein neuer Satz an dessen Stelle, der inzwischen in einem anderen Treibraum angetrieben wurde. Auf diese Weise ist es hier möglich, an die 10 000 Flieder in einer Saison abzutreiben. Neben diesem Topfflieder werden noch etwa 2500 Flieder mit Ballen und ca. 1000 Schneeball getrieben und abgesetzt. Auf den Seitentabletten werden vom Oktober bis Dezember einige Tausend Azaleen zur Blüte gebracht. Auch die reizenden Prunus japoiika fl. albo pleno werden in Töpfen getrieben. r<'' ~~~^ ,"' 1^ d - '1 1 1 1 ci >-> -i « i : 1 r-i ' s ^^ < , 1 J-/ .^. ,. . , e^ ' — 1 ■7' ^ + k 1 ^ , 0^ i 1 ■t J 1 0 1 ' '\'- 00 ,.._..... 1 . 1 m u: ü ■ »i.'i J ' CS ;3 cä 244 Die Gartenwelt. VI, 21 Die Abbildung auf der Titelseite zeigt drei Pflanzen in ver- schiedenen Stadien der Blütenentwicklung, nach 5 bezw. 16 bezw. 21 Tagen. Neben den Prunus triloba, welche allgemein zum Treiben verwendet werden, kann man mit Prunus japonica gleich gute Resultate erzielen, wenn die Sträucher eine ent- sprechende Vorkultur gehabt haben. Nach Beendigung der Treibperiode im April kommen Palmen und Farne, im Herbst Chrysanthemum in das Haus, so dafs der Raum immer Ver- wendung findet. Beim Treiben mufs es sich zeigen, dafs ein Gärtner zugleich ein weitaussehender Geschäftsmann ist. Er mufs also der pekuniäre Erfolg beim Treiben ein Produkt aus der praktischen und geschäftlichen Tüchtigkeit des Gärtners, und es bleibt auch dem deutschen Gärtner, trotz der Konkurrenz der südUchen Länder, noch Aussicht auf Gewinn, wenn er die Sache richtig anfafst. Zu den Ausführungen des Herrn Obergärtner Ellrich fügen wir noch hinzu, dafs Herr Ernst bis vor wenigen Jahren nur eine kleine Handelsgärtnerei in der Grolmannstrafse in Charlottenburg betrieb, die auch heute noch besteht. Neben dieser Gärtnerei ist das grofse für Massentreiberei und Massenkultur be- stimmte neue Garten- etablissement am Te- gelerweg begründet worden. Herr Ernst ist schon seit Jahren der erste Pflanzen- Grofshändler der Reichshanptstadt, der bedeutende Pflanzen- bestände von andern Züchtern aufkauft und dann direkt an die Blumenhändler absetzt. Man sagt, dafs Herr Ernst unter allen Handels- gärtnern Berlins und seiner Umgebung den gröfsten Umsatz erzielt. Treibfiicder aus der Handelsgärtnerci von H. Kiausch, Berlin-Zchlendorf. !m Dezember v. J. für die „GartenwcU" photographisch aufgenommen. wissen, ob der Markt mehr Massen an Blumen braucht, oder ob mehr auf wohlausgebildete Blumen gesehen wird. Im ersteren Falle wäre es thöricht, auf einen Massenartikel mehr Zeit zu verwenden, als absolut notwendig ist, im anderen Falle wird der Treibgärtner durch Ausbrechen überzähliger Knospen und sehr sorgfältige Behandlung seiner Pfleglinge bestrebt sein, ein erstklassiges Material zu erzielen und damit zugleich einen pekuniären Erfolg. Wer vergangenen Herbst Chrysanthcmum- Blumen in Massen, aber in nur geringer (Qualität heranzog, wird die betrübende Wahrnehmung gemacht haben, dafs der Markt für solche Ware nur einen äufserst geringen Preis zahlte, der kaum die Kultur lohnte, während Blumen in einiger Grofse und guter Ausbildung viel bessere Preise erzielten. Es ist Nebenstehend bie- ten wir noch eine Abbildung aus der Fliedertreiberei des Herrn H. Kiausch in Zehlendorf, des bekannten Cyclamen- und Pelargonien- züchters, aus dessen Cyclamenkulturen wir jüngst so schöne Abbildungen bringen konnten. Diese Aufnahme machten wir schon vor Weihnachten. Sie zeigt deutlich, dafs auch in der genannten Gärtnerei Flieder mit grofsem Erfolge getrieben wird. Herr Kiausch hat bei seiner Treiberei das beim Frühtreiben von Flieder so nützliche Hilfs- mittel des Atherisierens sich noch nicht nutzbar gemacht, trotz- dem sind die Erfolge, wie unsere Abbildung zeigt, ausgezeichnete. Sie stellt ^^Charles A''', den sogen. ^^Königsflieder^'' des Berliner Handels, dar, welcher Herrn Kiausch die liebste Sorte zum Trei- ben ist, während wieder andere ungünstige Erfahrungen mit dem- selben gemacht haben, was wohl dem Umstände zuzuschreiben ist, dafs es zwei Formen dieses Flieders giebt, deren eine sich willig treiben läfst, während die andere beim Frühtreiben oft Mifserfolge zeitigt. _ VI, D i e TTäTtenwe 1 1. 2J5 Stauden. Alpenpflanzen-Kultur in Sphag-num. \'oii Henry Correvon, Besitzer des alpinen Akklimatisations- gartens in Genf. (Hierzu eine Abbildung.) Uie Besucher unseres alpinen Akklimatisationsgartens verweilen gewöhnlich mit Interesse bei einer Gruppe meist sehr zierlicher Alpenpflanzen, welche, und das ist das Sonder- bare an der Sache, in eigentümlichen mit Löchern versehenen Näpfen, die mit Sphagnum oder einer Mischung von diesem mit Moorerde gefüllt sind, und in denen die Pflänzchen sich anscheinend sehr wohl fühlen, im hellsten Sonnenschein da- stehen. Die aus gebranntem, unglasiertem Thon hergestellten Gefäfse haben ungefähr 20 cm im Durchmesser und 30 — 35 Öffnungen. Siehe nebenstehende Abbildung. Die Art dieser Kultur ist etwas Neues, obwohl schon seit etwa 30 Jahren in Italien, das doch von der Sonne gesegnet ist, derartige empfindliche Alpenpflanzen, die einen weit küh- leren Standort gewöhnt sind, in Sphagnum kultiviert werden. Ich erinnere mich, im botanischen Garten der Universität Pavia das Verfahren gesehen zu haben; es war mir etwas Neues. Es standen da auf einer Mauer im glühendsten Sonnenschein eine Anzahl dieser Kinder der Alpen und schienen sich sehr wohl zu fühlen. Herr Briosi, der Di- rektor des botanischen Gartens dieser altehrwürdigen Stadt, erzählte mir von seinen Erfolgen. So hatte er, um einige Beispiele anzuführen, die hübsche Arnica montana, verschiedene Artemisien- und Vaccinium- kx\.tVi zur Blüte gebracht. Das so empfindliche Vaccinium Oxycoccus war in besonders schönen Exemplaren vorhanden. „Ich hab's gefunden,"' rief es in mir, als ich dieser Art, Alpenpflanzen zu kultivieren, ansichtig wurde. Heim- gekehrt nach Genf, begann ich sogleich meine ersten Versuche in dieser Richtung. Dieselben waren anfänglich etwas un- sicher, trotzdem erzielte ich gleich gute Erfolge auf einer sonnigen Mauer. Es blühte da — es war im März 1892 — eine SoldaneUa mit mehr als 50 Blumen, eine Gcntiana mit etwa 20 Blumen, ein Erfolg, der mich sehr befriedigte. Leider wurde in der Folge diese Kultur etwas vernachlässigt, und so blieben schmerzliche Verluste nicht aus. Die Sache mufste noch einmal neu in Angriff genommen werden, und das veranlafste mich, die erwähnten Gefäfse anfertigen zu lassen und mit diesen die Versuche weiterzufuhren. Das Prinzip der ganzen Kultur ist nämlich das, durch ein schwammiges Ma- terial, wie es das Sphagnum in geradezu idealer Weise re- präsentiert, eine grofse Wassermenge aufzuspeichern, welche dann unter dem Einflufs der ausgiebigen Bestrahlung durch die Sonne verdunstet; auf diese Weise sind die Pflänzchen stets mit einer Dunsthülle umgeben. Nunmehr hatten wir gewonnenes Spiel. Ich lasse die Namen einer Anzahl solcher Pflanzen fol- gen, welche dankbar geblüht haben. Der Kenner wird er- sehen, dafs es zumeist Pflanzen sind, welche sehr schwer zu kultivieren sind, und er wird glauben, dafs die Sphagnum- kultur für solche Pflänzchen vortrefflich ist. Achillea atrata und moschata, Aethioncma t/iomasinianum, Allium pcdemontanum , Alyssum pyrenaicum , Andromeda poly- folia, Androsace carnea, ciliata, Ckarpentieri , glacialis, helvt- tica, imbricata, italiana, Lagger i, pubescens , villosa, Anemone Halleri, sidphurca und vernalis, Aquilegia alpina, pyrcnaica, Arctostaphylos alpina, Uva ursi, Armeria caespitosa, Arnica mon- tana, Aroninim (Doronicum) glaciale, Ar temisia glacialis, Astrantia minor, Azalea procumbcns, Campanula Allionii, carnica, cenisia, Elatines, elatinoides, excisa, piilla, Raineri, Zoysii, Cineraria aiiran- tiaca, Com US canadensis, Cortusa ATatthioU, Crepis aurea, Daphne blagayana, Cneorum, striata, Dianthus callizonus, gla- cialis, Draba pyrenaica, Empeirum nigrum, Eritrichium nanmn, Gentiana alpina, asclepiadea, bavartca, Clusii, pncttmonanthe , purpurea, verna, Geranium argenteimi, Leontopodiiim alpinnm (Edelweifs), Hedraeanthus dalmaticus, Pumilio, serpyllifolius, Linaria alpina und petraea, beide mit charakteristischen Unter- scheidungsmerkmalen, die entzückende Hoiistonia coerulea und alba, Morisia hypogaea, Om- phalodes Luci- liae, Pitpaver alpinnm, pyre- naicum , Phy- teuma como- suin, Pinguicula alpina , Poten- tilla nitida, Fr i- mula biflora, Cottia , gluti- nosa , Heerii, hirsuta , mi- nima, pedemon- tana, viscosa, um nur die schwierigsten zu nennen, Ra- nunculus ancmonoides, rutaefoliiis, Segiiierii, Saxifraga andro- sacea, Boydei, burseriana, caliciflora, diapeiuioides, diversifolia, oppositifoUa, retusa, squarrosa, stellaris, valdensis, Vandellei etc., Scnecio uniflorus , Silcne pumilio, Elisabethae , Shortia gallaci- folia, Soldanella alpina, minima, Valeriana ccltica, Viola alpina, Zoysii und viele andere mehr. Alle diese haben üppig geblüht und meist auch guten Samenansatz gebracht. Ihre Entwicklung war eine sehr gute, manche schienen fast zu üppig zu wachsen. Aber die That- sache, dafs aUe Arten und Abarten, welche auf diese Weise kultiviert wurden, ihre Eigenschaften und charakteristischen Merkmale voUständig bewahrt haben, ja dieselben oft in noch höherem Masse zeigten, hat selbst Kenner in Erstaunen gesetzt. Wir haben Geranium argenteum neben cinereum, Linaria alpina neben petraea, welche beiden man vielfach als identisch an- sah, kultiviert. Die Kultur hat uns aber deutlich die Unter- schiede gezeigt, und von den zuletzt genannten seien sie angeführt. Linaria petraea hatte schlanke, aufwärtsstrebende Stengel, schmal gebaute Blüten mit langgestrecktem dünnen Sporn, wodurch sie sich augenfällig von Linaria alpina unter- schied. Dieselbe hat nämlich mehr gekrümmte, niederliegende Durchlöcherte Terrine ftir Alpenpflanzenkiiltur in Sphagnum. OriglnaUeichnung für dis „Gartenwelt". 246 Die Gartenwelt. VI, 2 1 Stengel, gröfsere imd dickere Blätter und hübschere, mehr kurze Blumen und ebensolchen Kelch. In der Kultur hat sich nach vielen Versuchen folgende Methode am besten bewährt: Man füllt die erwähnten Gefäfse mit einer Mischung von -/., trockenem Sphagnum, '/^ Sand und '/o Moorerde und stellt dieselben mit den Pflänzchen im Freien so auf, dafs tagsüber die Sonne ungehindert ein- wirken kann. Es handelt sich nun in der Hauptsache darum, die Pflanzen reichlich zu begiefseu, damit immer Wasser zur Verdunstung vorhanden ist. Aus der schwammigen Masse verdunstet viel Wasser, und die die Pflanze umgebenden Wasserdämpfe schützen dieselben vor den brennenden Strahlen der Sonne. Das Begiefsen kann morgens und abends oder auch nur abends erfolgen. Die Wurzelbildung verlief in vor- züglicher Weise; die kleinen Pflänzchen durchsetzten das ganze Gefäfs mit einem reichlichen Wurzelfilz. Die Ergebnisse dieser Kultur werden um so bessere sein, je sonniger der Sommer ist, und es ist erstaunlich, Pflänzchen, wie Amirosace glacialis und C/iarpentieri den heifsesten Sonnenstrahlen widerstehen zu sehen, dank allein der ausgiebigen Wasserverdunstung, welche von der schwammigen Masse ausgeht. Aus dem Ge- sagten ist ersichtlich, dafs besonders in südlichen und sonnigen Ländern diese Kultur zu empfehlen ist, während im Norden oder in Gegenden, die reich an Niederschlägen sind, wie z. B. Holland, England, die Bretagne, Norddeutschland, das Ver- fahren nicht nur nicht angebracht, sondern direkt schädlich ist. Iq England, wo die Methode an verschiedenen Orten versucht wurde, sind nur im Süden, in Devonshire, in der Umgegend von Exeter, auf den sonnigen Felsen von Torquay gute Resultate erzielt worden. Dagegen waren die Ergebnisse in Südfrankreich in Cannes, Nizza und Montpellier, wo ähnliche Versuche angestellt wurden,, vorzüg- lich, in den feuchten Distrikten dagegen auch schlecht. In Mitteleuropa mit kontinentalem Klima, in Rufsland und in Mittel- und Süddeutschland, kann dieses Kulturverfahren mit Aussicht auf Er- folg in Angriff genommen werden. Dafs man es nur für sehr zarte und schwierige Pflanzen an- wendet, versteht sich wohl von selbst. Kakteen und Succulenten. Tacca cristata, Form b ("/.,(, natUrl. Gröfse). Vom Verfasser Tür die „Gartcnwelt" gezeiclinet. Boucerosia gussoniana Hook. — Allen Lieb- h.ibern interessanter niedlicher Pflänzchen möchte ich die kleine Jhucerosia gussoniana Hook. (Caralluma europaca .\'. E. Br.) empfehlen. .Schon der Bau der nichtblühen- den Pflanze macht uns dieselbe auffällig mit ihren eigentümlich gezackten, vierkantigen Stengeln, die winzige, reduzierte Blättchen tragen. Die Blüten er- scheinen an der Spitze der Stengel in kleinen Dolden, sie sind nur etwa je 13 mm breit, aber wunderschön regelmäfsig geformt und gezeichnet; sie werden da- durch auffälliger, dafs meist immer einige zu gleicher Zeit geöffnet sind. Sie blüht hauptsächlich gegen Ende des Sommers und bis in den späten Herbst. Solange die Pflanzen sich im Wachstum befinden, wässere man sie ziemlich reichlich; im Winter aber sei man damit sehr vorsichtig, da sie bei zu weit- gehender Feuchtigkeit über dem Boden sehr leicht abfaulen. Meist kann man aber in einem solchen Falle noch die gesunden Glieder als Stecklinge be- handeln und so die Pflanze retten. Der hier aufser- gewöhnlich niederschlagsreich gewesene Herbst vom Jahre 1898 brachte alle unsere teils sehr starken Exemplare im freien Lande dem Absterben nahci seitdem aber die damals geretteten Stecklinge sich an Plätzen befinden , wo sie derartige Güsse nicht mehr treffen können, gedeihen sie von neuem prächtig. Die Gattung Boucerosia (Caralluma) ist die am wei- testen nördlich verbreitete unter den Asclepiadaceen, VI, 21 Die Gartenwelt. 247 leider sind davon nur sehr wenige in Kultur; die Boucerosia gussoniana ist noch am häutigsten in den Gärten zu finden. Sie findet sich von Algier bis Südspanien und auf der Insel Lain- pedusa. Alwin Berger, La Mortola. Topfpflanzen. Zur Verwechselung bei Tacca cristata. \'on F. Rehnelt, grofsh. Garteninspektor, Giefsen. (Hierzu drei Abbildungen.) In der „Gartenwelt" ist in letzter Zeit mehrfach die Rede gewesen von der echten und unechten Tacca cristata, so dafs ein Gegenüberstellen der Blütenstände beider Arten nicht ohne Interesse und geeignet sein dürfte, zur Klärung der gegenwärtig noch etwas unklaren Sache bei- zutragen. Tacca cristata, vom Malayen-Archipel, mit ihren merk- würdigen, grofsen, düster braunroten Hüllblättern, die dem Blütenstande das Aussehen einer riesigen Orchideen- blume geben, und ihren ebenso merkwürdigen lang herab- hängenden Fäden, die als eine Umbildung steriler Blüten anzusehen sind, uud die den zur Bestäubung bestimmten Insekten wahrscheinlich das Hinaufklettern erleichtern sollen, ist schon früher mit anderen Arten verwechselt worden. So berichtet Regel in der „Gartenflora", Bd. 30, Seite 346, dafs Tacca cristata bereits vor 1851 (wann ist nicht erwähnt) nach Kew als 'Tacca intcgri/olia eingeführt, und unter diesem Namen lauge kultiviert worden sei, bis ^^'. J. Hooker ihre Benennung berichtigte und im „Bota- nical Magazin", Tafel 4598, eine Abbildung gab. Es ist dieses die in unserer Abbildung mit a bezeichnete Form (denn von Form möchte ich hier nur sprechen) mit kur- zen äufseren Hüllblättern, von welcher sich auch in der „Gartenwelt" im Jahrg. III, Seite 392, eine Photographie wiedergegeben findet. Auf jenem Bilde sieht die Pflanze etwas dürftig aus, aber ich sah sie letzten Sommer in den durch ihre Pflanzenschätze berühmten Gruson- Gewächs- häusern in Magdeburg tadellos in Blüte. In dieser Form a scheint sie am meisten in den Gärten verbreitet zu sein. Nun giebt es aber eine zweite, die ich mit l> bezeichne (s. Abb. Seite 246). Diese hat sehr grofse äufsere Hüllblätter von hellbrauner Farbe, grofse Blüten- stände, bis 35 cm lange Barthaare in gröfserer Zahl, und ist, wie man auf den ersten Blick erkennen kann, an- sehnlicher. So wurde sie Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre im grofsherz. Hofgarten zu Darmstadt unter Schnittspahn kultiviert und von dort aus scheint sie hierher gekommen zu sein. Ob sie in einem der Hof- gärten zu Darmstadt noch e.xistiert, kann ich nicht sagen; hier legen nur noch ein paar getrocknete Herbarexemplare Zeugnis von ihrer damaligen Existenz ab. Ob sie über- haupt noch in Kultur ist, zu erfahren, wäre von Interesse. Nun zu ihrer im ganzen recht unähnlichen Doppel- gängerin, der falschen cristata, von der eigentlich niemand weifs, wo sie hergekommen ist, und die, dank ihres reichen Samenansatzes und schnellen Wuchses binnen kurzer Zeit Einzug in alle besseren Warmhäuser gehalten hat. Auch von ihr brachte die „Gartenwelt" bereits eine gute Photographie. Der leider darunter gekommene Name ist durch die Ver- öffentlichung des Herrn Kollegen Kölscher in Breslau so weit richtiggestellt worden. Nach derselben hat man, wie erinner- lich sein wird, es mit einer neuen Art zu thun, der man, in Bezug auf die Grofse der einzelnen Blüten, den Namen Tacca viacrantha zugelegt hat. In der Benennung übrigens ein wür- diges Seitenstück zu Aesculus parviflora. Fast zu gleicher Zeit brachte damals die „Revue horti- cole" die Beschreibung und Abbildung einer anderen neuen Tacca Chantrier i von Eduard Andre, von der man an- zunehmen geneigt sein kann, dafs sie ebenfalls unsere unechte Tacca cristata, Form a ("'„„ natiirl. Grofse). Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* gezeichnet. 248 Die Gartenwelt. VI, cristata sei. Beschreibung und Bild lassen dies aber mit Sicherheit nicht feststellen. Besonders ist letzteres unvoll- ständig, da es eine ganz junge Pflanze zeigt, mit einem ein- zigen undeutlichen Blutenstand. Um Gewifsheit zu erlangen, wurde von hier vor kurzem hinreichendes Material nach Kew gesandt; dort wurde die falsche cristata als identisch mit Tacca laevis bestimmt. Welcher Name nun der rechte ist, mufs zu- nächst abgewartet werden. Um aber Vergleiche zu erleichtern, findet der freundliche Leser von einem Blüten- und Frucht- stand, sowie von einzelnen Blüten von verschiedenen Seiten gesehen, eine Zeichnung. Der Habitus der Pflanze ist aus der eben erwähnten Abbildung, „Gartenwelt" Jahrg. IV, S. 169, recht genau zu erkennen. Zur Unterscheidung der echten von der unechten cristata sei noch bemerkt, dafs abge- sehen von den wenig bärtigen nickenden Blüten, die man fast immer unter dem Laube erst suchen mufs, auch die Blätter ein gutes Unterscheidungsmerk- mal haben; diese sind nämlich samt den Stielen bei der echten cristata dunkler grün, mit schö- nem, braunrotem Schimmer, während bei der falschen dies Braunrot sich nur an den jüng- sten Trieben angedeutet findet. Über die Kultur haben die Herreu Rettig und Hölscher bereits das Nötige gesagt. Die falsche Tacca cristata. Blutenstand, 2. Fruchtstand (",'.,„ nat. Grö(se), 3. Blüte dieselbe von der .Seite, 5. durchschnitten ("/,„ nat. Gr.) „Gartenwell" gezeichnet. Vom Verfasser Tür die Obstbau. Wie sind, behufs Anwachsen von Zweig; und Wild- ling, die Veredelungen auszuführen? Auf was ist dabei zu achten? Von Ph. Held, kgl. Garteninspektor, Hohen heim. Dei allen Veredelungsarteu sind die Edelreiser mit der Unterlage so zu vereinen, dafs nicht nur die gegenseitigen Kambialschichten in möglichst innige Verbindung treten, son- dern dafs auch zwischen den Holzschnittflächeu kein gröfserer Zwischenraum verbleibt. Die Verwachsung erfolgt auf zweifache Weise; es ver- wachsen nicht nur die aus den Kambialschichten hervor- gehenden kailösen Gewebe, sondern auch die Holzschnitt- flächen vereinigen sich durch Bildung eines parenchymatischen Gewebes, das sich aus den Markstrahlen des Holzes bildet. Durchschneiden wir nämlich einen verholzenden Zweig, so bemerken wir in dessen Mitte das Mark, welches von einem festen, strahlig gefächerten Ringe, dem Holzkörper, umschlossen ist, und dessen, in Form von Strahlen durch- gehende Gewebestreifen man Markstrahlen nennt. Es bildet nun das Mark- strahlparenchym, vielleicht auch dasStrangparenchym des Holzes durch Zellteilung eiu Verbin- dungsgewebe., das den Raum zwischen den beiden Schnitt- flächen ausfüllt. Die schon oben angeführten Kambialschichten verwachsen so ionig, dafs man ihre Grenze nicht auf dem Querschnitte, sondern nur noch auf dem Längsschnitte wahr- nimmt. Bei dem Pfropfen in den Spalt, wobei ja die Unterlage eine tiefe Wunde erhält, die bis in das alte Holzgewebe dringt, ist das Anwachsen am schwie- rigsten, denn von dem alten Holzgewebe aus kann keine neue Gewebebildung erfolgen, es müssen sich die Gewebe der peripherischen Kanibiumzone durch die mit dem Pfropfeisen gemachten Spalte zwängen, wo- durch im Innern oft unaus- gefüUte Lücken bleiben und sich dann leicht Stammfäule ein- stellt. Doch da sich bei alten Stämmen die Rinde zum Rinde- pfropfen, weil sie sich schlecht löst, wenig eignet, für Gaisfufs- pfropfen die Rinde aber zu dick ist, so ist das Spaltpfropfen doch nicht ganz zu entbehren. Ist das Übertragen des Edelreises auf einen Wildling geglückt, und dasselbe angewachsen, so wird es in der Folge durch den von den Wurzeln des Wildlings aus dem Boden aufgenommenen rohen Nahrungsstoft" ernährt. Das Edelreis verarbeitet den zugeführten Rohsaft zu Bildungssaft, und die- ser mufs sowohl das Kambium des Edelreises wie auch des Wildlings ernähren. Das Edelreis erzeugt neue Organe, es treibt aus, bildet neue Zweige und Blätter, aber auch das Kambium des Wildlings erzeugt die charakteristischen Organe des Wildlings. Die im Edelreis erzeugten Nährstoffe dienen nicht nur dem Edelreise, sondern auch der Unterlage zur Nahrung, doch nimmt der Wildling hierbei nicht die Eigen- schaften des Edelreises an, es liefert also der Bildungssaft beiden Teilen verdauliche Nahrung, ähnlich wie die Kuhmilch nicht nur dem Kalbe, sondern auch dem Menschen als Nah- rungsmittel dient, ohne dafs der Mensch die Eigenschaften der Kuh annimmt. Wenn es auch Ausnahmen giebt, wo Be- VI, 21 Die Gartenwelt. 249 einflussungen von Edelreis und Unterlagen vorkommen können, so findet doch nie eine Verschmelzung beider statt, denn die verschiedenen Zellen, bezw. die Bildungsrichtungen weichen durch kleine Ernährungsänderungen nicht von der endgültigen Bestimmung ab. Sollte den Kambialzellen der Unterlage eine gröfsere Teilungsgeschwindigkeit als dem Kambium des Edelreises eigen sein, so verdickt sich mehr die Unterlage, umgekehrt aber, wenn den Kambialzellen des Edelreises eine gröfsere Teilungs- geschwindigkeit als dem Wildlinge zu eigen ist, verdickt sich der aufgesetzte Teil mehr als die Unterlage. Es bildet sich in den beiden zusammengesetzten Teilen nach Prof Dr. So- rauer eine Querzone von kurzwelligem Holzparenchym, näm- lich die sogenannte Kittschicht. Durch diese Kittschicht ist (nach Dr. Paul Sorauer's „Populäre Pflanzenphysiologie für Gärtner") allen Leitungswegen ein Hindernis geschaffen; die Holzröhren des Wildlings setzen sich nicht, soweit sie schon vor der Veredelung entstanden waren, direkt in das Edelreis hinein fort, weil die Kittschicht dazwischen liegt. Und wenn später die Verwachsung erfolgt, und der zusammenhängende Kambiummantel ununterbrochene Leitungsröhren über die Veredlungsstellen hinweglegt, so haben dieselben dort doch viele Jahre hindurch einen geschlängelten Verlauf, der auch verlangsamend auf den Stofftransport einwirkt. Durch den Verwachsungsprozefs bei der Veredelung wird also für eine Reihe von Jahren eine Verlangsamung im Stoff- transport hervorgerufen. Die äufsere Grenzlinie, in welcher der schnell und der langsam wachsende Stammteil zusammenstofsen, die oft auch durch die Verschiedenheit der Rinde und Borke gekennzeichnet wird, wird die äufsere Demarkationslinie, in welcher das oft auch verschieden gefärbte Holz des Wildlings und Edelreises aneinander grenzt, genannt. Da kräftig wachsende Veredelungen, weil die üppigen Verwallungsgewebe von Edelreis und Wildling voneinander drängen, nicht gut verwachsen, beugt man diesem Übelstande durch richtigen Verband, bei dem das Edelreis dicht an der Kambiumzoue des Wildlings festgehalten wird, vor. Meinungsaustausch. Audiatur et altera pars! Zu den Auslassungen, welche in dem Berichte über die Besprechung selbständiger Gartenarchitekten in Düsseldorf (vergl. No. 17 des lauf. Jahrg. der „Gartenwelt") ent- halten sind, möge es mir gestattet sein, einige Bemerkungen zu machen. Zunäclist sei darauf hingewiesen, dafs es ein taktisclier Fehler der Herren ist, welche die Düsseldorfer Zusammenkunft angeregt und be- sucht haben, zu einer Zeit, wo ein enger Zusammenschlufs aller Vertreter des Gartenkünstlerstau des — einerlei, ob sie ihren Beruf in Beamtenstellungen oder als Geschäftsleute betreiben — noch dringend von nöten ist, um die gemein- samen Standesinteressen zu fördern und den ganzen Beruf zu heben, sich unter Betonung ihrer .Sonderinteressen zusammen zu thun und dadurch das Gelingen der auf das Gemeinsame gerichteten Bestrebungen des Vereins deutscher Gartenkünstler zu gefährden. Denn, wenn auf der Düsseldorfer Versammlung auch mehrfach betont wurde, dafs man dies nicht wolle, so wird es doch zweifelsohne eine Folge dieses Vorgehens sein. Weder die Gartenbeamten, noch die Garten- architekten — ich nehme die letztere Bezeichnung an, obschon sie in dem vorliegenden Falle nicht ganz zutreffend ist — sind für sich zahl- reich genug, um auf getrennten Wegen das zu erreichen, was zu thun notwendig ist, um den ganzen Stand zu heben, ihm bei seinen For- derungen die gebührende Beachtung zu erzwingen und den sich seinen Bestrebungen etwa entgegenstellenden Widerstand zu überwinden. Dazu gehurt vielmehr einheitliches, geschlossenes Vorgehen, und es sollte daher zur Zeit vermieden werden, die zwischen beiden Kategorien der Gartenkünstler bestehenden Gegensätze zu betonen und damit zu verschärfen, es müfste vielmehr alles gethan werden, um dieselben zu überbrücken. Das kann aber nicht durch gesondertes Vorgehen er- reicht werden, sondern durch einmütiges Zusammenwirken, wobei jeder Teil dem anderen, um die in allen sonstigen Beziehungen nötige Ein- heitlichkeit nicht zu gefährden, einige Konzessionen machen mufs. Der „V. D. G." dürfte die geeignete Organisation sein, innerhalb der dies zu geschehen hat, und es ist zu verwundern, dafs die in Düsseldorf versammelt gewesenen Gartenarchitekten es nicht erst versucht haben innerhalb des Vereins und in gemeinsamer Arbeit mit den anderen Vereinsangehörigen eine Abhilfe für ihre Beschwerden zu erreichen, so- weit sie berechtigt sind. Es ist dies um so mehr zu verwundern, weil die Herren, deren Namen in dem Berichte genannt sind, ausnahmslos Mitglieder des Vereins sind. Der etwa zu erwartende Einwand, dafs es hierzu an Gelegenheit fehle oder dafs sie beim Vorstande oder auf der Jahresversammlung kein Entgegenkommen zu finden glaubten, ist nicht stichhaltig; denn seit die Mitglieder sich zu Sektionen in den ein- zelnen Bezirken zusammengeschlossen haben, finden öfter im Jahre Zu- sammenkünfte statt; und gerade die Rheinisch-Westfälische Sektion hat eine lebliafte Thätigkeit entwickelt, und auch dem Vorstand gegenüber, wo es erforderlich war, die eigene Meinung vertreten. Ich bin der Überzeugung, dafs die Rheinisch- Westfälische Sektion den Wünschen und Ansprüchen ihrer Mitglieder, die sich in ihrer Thätigkeit als Garten- architekten benachteiligt glaubten, Entgegenkommen gezeigt haben würde, wenn sie von vornherein diesen Weg beschritten hätten. Worüber beklagen sich die Gartenarchitekten nun eigentlich? Und was wird als zwingender Grund angeführt, um ihre .Sonder- bestrebungen zu rechtfertigen? Wenn man den Bericht durchgeht, so findet man zunächst Klagen, die das Ausstellungswesen und die garten- künstlerischen Weltbewerbe betreffen. Was da als verbesserungs- bedürftig bezeichnet wird, bildet seit Jahren einen Gegen- stand der Bestrebungen des „V. D. G." Der Verein hat sich die Regelung des Verfahrens bei gartenkünstlerischen Konkurrenzen unausgesetzt und mit Erfolg angelegen sein lassen, und dafs er mit seiner Kollektiv -Ausstellung auf der Pariser Weltausstellung einen von keiner Seite in Abrede zu stellenden schönen Erfolg erzielt hat, beweist, dafs er auch auf diesem Gebiete zielbewuf-t und zweckent- sprechend vorgegangen ist. Wenn der Verein in diesen Sachen und auch sonst noch nicht immer dasjenige erreicht hat, was als wünschens- wertes Endziel ins Auge gefafst werden mufs, so sollte das eben wie- der eine ausdrückliche Mahnung sein, alle Kräfte zu einheitlichem Han- deln zusammenzuschliefsen. Glauben die Gartenarchitekten für sich allein mehr zu erreichen? Oder wollen sie auf Ausstellungen getrennte Abteilungen für die Arbeiten der Gartenarchitekten und der Garten- beamten haben? Was nun die Ausführungen eines der Herren in Sachen der Ge- bührenordnung anbetrifft, so mufs man geradezu staunen, dafs nicht sofort aus der Versammlung heraus eine energische Richtigstellung erfolgt ist. Da der Bericht auch von Fachgenossen gelesen worden ist, welche nicht Mitglieder des V. D. G. sind, so ist eine Klarstellung erforder- lich. Der V. D. G. hat als eine seiner ersten Aufgaben die Auf- stellung einer Gebührenordnung für gartenkünstlerische Arbeiten in Angrilf genommen. Die der Zeit nicht mehr ganz entsprechende erste Gebührenordnung soll nach dem Beschlüsse der Versammlungen in Köln und Mannheim neu bearbeitet werden. Nicht nur die dazu ernannte Kommission, sondern auch verschiedene Sektionen, darunter die Rheinisch- Westfälische, haben die Sache bearbeitet, so dafs auf der letzten Jahres- versammlung in Elberfeld drei detaillierte Vorschläge für die neue Ge- bührenordnung vorlagen und eine lebhafte Diskussion hervorriefen. Der von der Rheinischen Sektion ausgearbeitete Vorschlag wurde unter lebhafter Unterstützung durch Gartenbeamte so energisch verteidigt, dafs die endgiltige Regelung, damit von dem Guten das Beste ausgewählt werden kann, noch umeinjahr vertagt worden ist, also auch die diesjährige Hauptversammlung 250 Die Gartenwelt. VI, 21 noch beschäftigen wird. Und da wird schlankweg behauptet, der V. D. G. schenke den vitalsten Lebensinteressen der Gartenarchitekten, weil er zum grufsten Teile aus Gartenbeamten (auch eine Unrichtigkeit!) bestehe, nur sehr geringe Aufmerksamkeit! Freilich der Redner, wel- cher die Sache besprach, hat weder die erste Versammlung der Sektion in Köln, in der die Sache sehr eingehend behandelt wurde, noch die Elberfelder Hauptversammlung persönlich besucht. Dafs damals die Veröffentlichung des rheinischen Vorschlages betr. die Gebührenordnung nicht im Vereinsorgan erfolgte, ist eine Sache für sich, die ich auch nicht billige, ebenso wie ich es für nicht richtig halte, dafs der Vorstand den Bericht über die Düsseldorfer Versammlung nicht im Organ des Vereins, welches doch wohl zu derartigen Erörterungen da ist, veröffentlichte. Aber daraus die verschiedenen Vorwürfe gegen den Verein herzuleiten, halte ich für unberechtigt. Den breitesten Raum im Bericht und daher wohl auch in den Verhandlungen nimmt die Besprechung der den selbständigen Garten- architekten durch die Beamten bereiteten Konkurrenz ein, und ich möchte fast glauben, dafs dieser Gegenstand überhaupt den Anstofs zu dem ganzen Vorgehen gegeben hat, während das andere mehr als dekoratives Beiwerk mit hinzugenommen zu sein scheint. Ich will von vornherein zugeben, dafs es Fälle giebt, in denen einzelne Garten- beamte sogenannte Privatarbeit in einem Umfange betrei- ben, dafs dies entschieden als anzulässig bezeichnet wer- den mufs. Ich halte es besonders für zu weitgehend, w^m der Gartenbeamte Anlagen aufserdienstlicher Art nicht nur projektiert, son- dern auch ausführt. Ich gestehe den Gartenarchitekten gern die Be- rechtigung zu, hiergegen vorzugehen, und sie werden darin die ein- mütigste Unterstützung aller einsichtigen Gartenbeamten finden; es braucht also in dieser Richtung kein gesondertes Vorgehen eingeschlagen zu werden. Ich erkläre sogar, dafs ich es als eine der nächsten Haupt- aufgaben des V. D. G. angesehen habe, eine Regelung dieser Frage unter sorgfältiger Abwägung der beiderseitigen Interessen in die Hand zu nehmen. Ich hatte selbst den Entschlufs bereits gefafst, wenn nicht von anderer Seite eine dahinzielende Anregung in näclister Zeit käme, einen Antrag in diesem Sinne zu stellen. Mein Hauptgrund dabei war, zu verhüten, dafs durch einseitige Betonung des Gegensatzes zwischen Gartenarchitekten und Gaitenbeamten, der überhaupt nur in dieser einen Frage zum Ausdruck kommen kann — denn sonst besteht meines Erachtens kein Gegensatz — ein Rifs in die bisher zu Tage getretene Einmütigkeit in der Vertretung der Standesinteressen, wie sie von den Mitgliedern des V. D. G. in den letzten Jahren betrieben wurde, gebracht werde, und ich bin überzeugt, dafs eine Regelung, die beide Teile befriedigen kann, innerhalb des V. D. G. zu stände kommen kann und kommen mufs. Das wird aber durch das gesonderte Vor- gehen der Düsseldorfer Herren erschwert. Dafs die von dem Referenten über diesen Gegenstand vorgebrachten Wünsche viel zu weitgehend sind, weil sie eben einseitig sind, liegt auf der Hand. Es ist aber auch gar nicht so schlimm mit der Konkurrenz der Gartenbeamten, wie es dargestellt wird. Es wird sich immer nur um einzelne Fälle, meinetwegen um einzelne Persönlichkeiten handeln. Auch weifs ich nicht, wie man sich denkt, die Sache in dem in Düsseldorf vorgetragenen Sinne allseitig befriedigend zu regeln. Wenn wirklich erreicht werden sollte, dafs die städtischen Verwaltungen ihren Beamten die Privatarbeit in dem Sinne des Berichtes verbieten, so giebt es doch noch sehr zahl- reiche Gartenkünstler im Dienste von Privaten und hohen Herrschaften. Glauben die Düsseldorfer Herren wirklich, dafs sich ein Privatmann etwas in sein Verhältnis zu seinen Gartenbeamten hineinreden läfst? Aufserdem bitte ich zu bedenken, dafs an vielen Orten zum Teil hervor- ragend befähigte Gartenkünsller in Bcamtenstellungen geradezu bahn- brechend gewirkt und das bis dahin ziemlich indifferente Publikum für gartenkünstlerische Leistungen erst interessiert haben, und die Folge einiger von diesen ausgeführter oder projektierter Privatarbeiten ist gewesen, dafs den Gartenarchitekten ein bis dahin unbebautes Feld eröHnet und zugänglich gemacht wurde. Ich nenne absichtlich keine Namen! Oder ist eine Schädigung der Gartenarchitekten darin zu er- blicken, dafs ein Beamter für einen Privatmann den Entwurf zu einer Anlage geliefert hat, deren Ausführung einem Gartenarchitekten über- tragen wird, der bis dahin in dem Orte nicht bekannt war, durch die Empfehlung des Gartenbeamten in diesem Falle aber bekannt wird und nach und nach eine ganze Reihe Aufträge erhält? Ich mufs es als eine Aufgabe des V. D. G. bezeichnen, diejenigen allgemeinen Gesichts- punkte aufzustellen und in gemeinsamen Beratungen festzulegen, durch welche die Grenzen bestimmt werden, innerhalb deren dem Gartenbeamten die freie Bethätigung seiner Kunst auch aufserhalb seiner Dienstgeschäfte unbenommen sein mufs, und ich mufs es als eine Sache, die nur den Gartenbeamten und seine Behörde angeht, bezeichnen, wenn letztere demselben ab und zu die Erlaubnis erteilt, einer an ihn ergangenen Aufforderung entsprechend, den Entwurf zu einer Privatanlage anzufer- tigen; die Auslülirung privater Anlagen dagegen sollte allgemein von den Gartenbeamten nicht betrieben werden; ich erkenne an, dafs das leicht zu Mifslichkeiten führt. Zum Schlüsse möchte ich den Gartenarchitekten einen guten Rat geben: Ehe sie in der von ihnen beliebten Art und Weise gegen die Gartenbeamten vorgehen, sollten sie dafür Sorge tragen, dafs in ihren eigenen Reihen der geschäftliche Wettbewerb immer in anständiger Form betrieben wird. Da findet sich für die Herren noch vieles zu Ihun, und wenn da alles in Ordnung ist, dann mögen sie sich auch gegen die Übergriffe einzelner Gartenbeamten wenden! Aber erst dann! Vorher fehlt ihrem Vorgehen die innere Berechtigung. Aufgefallen ist mir, dafs in einer Versammlung, die ein Zusammenschliefsen der selbständigen Fachgenossen behufs weiterer Hebung des Standes der Gartenarchitekten sich zur Aufgabe gestellt hatte, gerade dieser Punkt nur ganz nebenher gestreift worden ist, und hier ist doch jedenfalls sehr viel zu verbessern. Heicke, Aachen. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 177. Welches sind die sechs scliönsten dunkelroten Rosensorten zum Schnitt und Versand? — — Die besten dunklen Rosen für Schnitt und Versand sind: ,,Fhhtr 4- Holmes", „Gruj's an Teplitz", „Van ffotitu", „fforace Vernef-^ „rrincesst de Beani"-, /flie Meteor", dann sind noch zu empfehlen: „Za Rasiere", „rrince Camille de Rökan", ,,Dr. Andry" , „Ghiiral Jacqut- ininot'^, ^Maiie Baumann" and „i'lriik Brunner ßls". Von Wichtigkeit ist beim Versand die Einhaltung des richtigen Zeitpunktes zum Schnitt. Franz Brauneisz, Kunstgärtner. — Bei Beantwortung dieser Frage sprechen verschiedene Um- stände mit, I. die Bodenverhältnisse; z. B. ist „Fisher 4' Holmes'^ auf schwerem Boden in nicht zu heifsen Lagen eine der besten dunklen Schnittsorten, in leichtem, warmen Boden ist sie zu flattrig. Die herr- liche „Louis van Hotilte" degeneriert in vielen Gegenden, die sonst ausgesprochenen Rosenboden haben u. s. w. 2. kommt in Betracht, ob die Rosen lang oder wie in Rosenschulen üblich, mit zwei Blättern ge- schnitten werden sollen und ferner, ob ausschliefslich oder nebenbei der Blumenversand betrieben wird. Sechs Sorten genügen trotzdem vollkommen, und ich kann hierzu nur die folgenden aufs wärmste em- pfehlen: „Bisher 4- Holmes", „Horace Vernet", „Eugene Fürst", „Louis van Iloutte" , „Ulrich Brunner fils" und „Duke of Connaught^' . „Ulrich I i runner fils" liefert das langstieligste Material, „Duke of Connaughl" ist für unsere hiesigen Verhältnisse die beste und empfehlenswerteste Schniltrose in Dunkelrot, die wir überhaupt besitzen. R. Voigt. — Bei der grofsen Sortenwahl der Rosen ist es schwer, gerade die sechs besten dunkelroten Sorten für Schnitt und Versand heraus- zufinden. Wenn ich in folgendem einige Sorten aufführe, so nehme ich Rücksicht auf lange Stiele, möglichst einzelnen Stand der Blüte, um keine Knospen mit abzuschneiden, gefällige, leichte Form der Blüte und lange Haltbarkeit derselben, sowohl am Stamm, als auch beim Versand. 1. „iienernl Jacqueminot" , glänzend rot. 2. „Frince Camille de Rohan" , sammetig braunrot. 3. „Princesse de Biarn" , hoch dunkelrot. 4. „Jean Liabaud'*, schwarz sammetig. 5. „ILoracc I'ernet", etwas heller. 6. „Eugene Fürst, dunkelpurpur-karmoisin. Friedr. Reisel. Neue Frage No. 197. Wie bewässert man eine Fläche in einer Handelsgärtnerei rationell, auf der alle 40 m nach jeder Richtung ein grofser Wasserbehälter steht? VI, 21 Die G a r t e n w c 1 1. 251 Neue Frage No. 198. Kann mir jemand reelle und solide Hayelversiclierungsgesellscliaflcn nennen, die auch Gärtnereien und Übst- kvUluren aufnehmen? Neue Frage No. 199. Wie ist die Anzucht und WeiterkuUur der roimellia puhhirriiiia (syn. Euphorbia ftik/ien-ima)} Neue Frage No. 200. Wie kultiviert man die schöne />'«<- .;ij'invillea ^/ii/ira Sii/hün'ii/ia ? Neue Frage No. 201. Hat die ßomcnia spectahilis stnulata, die im IV. Jahrgang, Seite 102 der „Gartenwelt" sowohl, wie auch in anderen Zeitschriften als das Ideal einer Zimmerpflanze hingestellt wurde, sich wirklich als solche bewährt? Neue Frage No. 202. Wie kultiviert man rationell die bunt- blühenden Bouvardien? Neue Frage No. 203. Lassen Blumen und andere l'ßanzen- teile sich so präparieren, dafs dieselben ihre natürliche Form und F.nrbe dauernd behalten? Giebt es ein Werk, welches eingehend dieses Prä- parieren beliandelt? Neue Frage No. 204. Welches sind die besten Sorten von Freilandgurken? Würde es sich wohl verlohnen, wenn Gurken auf einem Komposthaufen, wo aber nicht viel Sonne hinkommt, ausgepflanzt würden? Zu welcher Zeit müssen dieselben ausgesät und gepllanzt werden ? Neue Frage No. 205. Welches Verfahren wendet man bei der Aussaat der Miisa Ensele an? Müssen die Samen vorgekeimt wer- den und wie? (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten.) Aus den Vereinen. IV. Geschäftsbericht der deutschen Dahlien-Gesell- schaft 1901. Wohl ist diesmal nur von drei Versammlungen: am 3. Februar in Berlin, am 2. Mai und 13. September in Hamburg zu bericliten, allein sowohl die diesen Versammlungen allseitig geschenkte Teilnaiime, wie die zur Verhandlung gelangten Gegenstände beweisen wiederum einen Fortschritt in den von der Gesellscliaft angestrebten Zielen und Zwecken. Sehr lebhaft und eingehend gestaltete sich die Beratung über eine zweckentsprechende Abfassung des Wertzeug- nisses und die seitens des Vorstandes aufgestellte Formulierung fand in der zweiten Versammlung zu Hamburg allseitig Annahme. Der Tendenz nach hat sich das bei Abstimmung beobachtete Punktier- System, wie solches schon gelegentlich der Preiszuerkennung verschie- dener Ausstellungen des Auslandes sich bewährte, entschiedene An- erkennung in den Reihen der Fachleute erworben. Dasselbe nun weiter abzurunden und auszubauen, wird eine Bestrebung unserer Ge- sellschaft bilden. Gegen das Unwesen der Schleuderpreise einzelner Geschäfte konnte bisher eine bestimmte Abhilfe nicht ermittelt werden. Auch liier erscheint eine Verbesserung erstrebenswert. Die Einführung der Schönheitskonkurrenz bei Ausstellungen in der anfänglich beliebten Form: dem Publikum die Beurteilung der ein- zelnen Fälle zu überlassen, wurde als eine schliefslich nicht streng sachgemäfse Kiitik in der bisherigen Fassung aufgegeben and gelangte somit bei der Hamburger Ausstellung nicht wieder zur Anwendung. Die letzterwähnte Ausstellung, vom 13. — 15. September im Ham- burger zoologischen Garten abgehalten, erfreute sich unter Zulassung von Schnittblumen-, Binde- und Dekorations-Matcrial einer aufserordent- lichen Teilnahme, sowohl seitens der Aussteller wie des die Ausstellung besuchenden Publikums. Für den Fachmann hierbei interessant erschien das Auftreten zweier neuer Dahlien-Formen, der Gloria- und Halskrausen- Dahlie (Dahlia a CoUcrctli) , welche jedoch noch zunächst eingehender Beobachtung bedürfen. An Auszeichnungen wurden in diesem Jalire verliehen: I. Wertzeugnisse an: Herren Köhler & Rudel, Windiscli- leuba, für die Sorte: ^IJtrzogin Aptes" (mit 86 Punkten); Herrn Kohl- mannslehner, Britz, für die Sorten: y^Jugend"^ (mit 86 Punkten), „Garlendinktor Geilner'^ (mit 84 Punkten), ,JIUdtgard Hiima/'" (mit 83 Punkten), „Lo/^e KolilmannsUhner"- (mit 82 Punkten), sämtlich Tölk- haus'sche Züchtungen. 2. Anerkennungszeugnisse an: Herren Kollier & Rudel, Windischleuba, für die Sorte: „.//W/m«" (mit 71 Punkten); Herrn Kohlmannslehner, Britz, für die Sorten: „Dekoration" {mit 73 Punk- ten), ^^Nynipliaea"' (mit 73 Punkten), „Secession" (mit 72 Punkten), „EUklra>^ (mit 71 Punkten), „Siihneprinz'-^ (mit 70 Punkten), sämtlich Tölkhaus'sche Züchtungen. Der Verein umfafste im Jahre 1901 112 Mitglieder. Das Gesamtvermögen belief sich auf 829,16 M., unser Inventar- besitz wurde auf 384,50 M. taxiert. Deutsche Dahlien-Gesellschaft. Erste Jaliresversamm- lung am 9. Februar 1902 in Berlin. Bei Eröffnung der Versamm- lung durch den Vorsitzenden Herrn C. Kotte waren 13 Mitglieder und einige Gäste anwesend. Der Vorsitzende bedauerte, dafs so viele Mit- glieder am Erscheinen verhindert seien. Nach Verlesung des Protokolls der letzten Versammlung in Hamburg durch Herrn Kohlmannslehner und nach Erstattung des Kassenberichtes seitens des Herrn Grass wurde dem letzteren Decharge erteilt, da sich die Richtigkeit der Angaben ergeben hatte. Punkt 2 der Tagesordnung wurde erst nach längerer Debatte erledigt. Der frühere Stellvertreter des Präsidenten, Herr Hof- gärtner Hoffmann, wurde zum Präsidenten, Herr Kotte zum Stell- vertreter, Herr Kohlmannslehner zum Geschäftsführer, Herr deCoene zum Schriftführer und Herr Grass zum Schatzmeister erwählt. Als Beisitzer fungieren im laufenden Jahre die Herren Koenemann, Nonne und Ortmann. Die Gesellschalt erwählte die Herren Gotth. Sturm-Erfurt, Olbert z-Erfurt, Rebenstorff- Erfurt, Danker-Erfurt, Kliem-Gutha und Deegen-Köstritz in den Ausschufs für die dies- jährige Ausstellung in Erfurt. Unter Anwesenheit des Vertreters des Erfurter Gartenbauvereins, Herrn Gartendirektor Linne, wurde zunächst Punkt 5 der Tagesordnung verhandelt: Beschlufsfassung über die dies- jährige Ausstellung in Erfurt. Herr Kohlmannslehner, welcher im Auftrage der Gesellschaft am 19. Januar in Erfurt war, verlas zunächst die Punkte, die das Verhältnis beider Gesellschaften in Bezug auf die Ausstellung regeln, wozu Herr Direktor Linne seinerseits noch aus- führliche Angaben machte. Da es der Gesellschaft nicht möglich war, wegen der frühen Jahreszeit, in Bezug auf die Anzahl der Teilnehmer und des benötigten Raumes, sowie der Dauer der Veranstaltung der Ausstellung der Dahlien-Gesellschaft bestimmte Angaben zu machen, so gab man Herrn Direktor Linne folgende Erklärung ab: I. Die Ge- sellschaft ist damit einverstanden, dafs die Ausstellung am 6. September eröffnet wird. 2. Die Gesellschaft belegt einen Raum von 600 qm fest. 3. Darüber, wie lange sich die Gesellschaft an der Ausstellung, die vom 6. — 14. September dauern soll, beteiligen wird, wird dem Erfurter Gartenbauverein Mitteilung gemacht werden, wenn das Ergebnis eines Rundschreibens an die Mitglieder, welches die Dauer zum Gegenstand hat, bekannt sein wird. Gewichtige Stimmen aus der Versammlung erklärten sich gegen eine zu lange Dauer; das höchste seien 4—5 Tage. Eine Propaganda in Gestalt von Prospekten lehnte die Gesell- schaft ab. T. Der märkische Obstbauverein gab bisher eine besondere, monatlich erscheinende Zeitschrift unter dem Titel „Mitteilungen des märkischen Obstbauvereins" heraus. Die No. 12 vom Dezember v. J. ist erst vor wenigen Tagen erschienen. Mit dieser Nummer hat das im Jahre i8q8 begründete Vereinsorgan aufgehört zu erscheinen. Auf der letzten Generalversammlung des genannten Vereins wurde dem Organ das Todesurteil gesprochen, denn „der Kostenaufwand zur Her- stellung der Zeitung stand rechnerisch in keinem günstigen Verhältnis zu der Leserzahl". Das Eingehen des Organs wird die Billigung jedes Einsichtigen linden. D.-is gärtnerische Vereinsleben Deutschlands hat ein Zeitschriftenunwesen gezeitigt, wie es wohl glücklicherweise in keinem zweiten Lande der Erde wieder anzutreffen ist. Jedes Vereinchen, und sei es auch noch so klein, mufs sein eignes Organchen haben. Wo sich in Deutschland drei Freunde zusammenfinden, gründen sie bekannt- lich, um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, schleunigst einen Ver- ein, und unter diesen dreien befindet sich dann mindestens einer, der das Zeug in sich spürt, zum Vergnügen in freien Stunden etwas Redak- teur zu spielen. So kommt es, dafs nicht nur der „Obstbauverein von Schöppenstedt", sondern auch der „Verein für Gartenbau zu Dünkel- fmgen" ihren Mitgliedern eigene Vereinsblälter liefern, die sich allesamt durch Bedeutungs- und Inhaltslosigkeit auszeichnen. Es wäre zu wün- schen, dafs mit dieser Zeitungsmanie im Interesse des deutschen Garten- 252 Die Gartenwelt. VI, 21 baues einnial gründlicli aufgeräumt würde und dafs die Vereine die Beiträge ihrer Mitglieder anstatt sie für ganz inhaltlose Organe zu ver- geuden, in nutzbringender Weise zur Forderung des deutschen Garten- baues verwenden. M. H. Der Verein deutscher Gartenkünstler hält seine dies- jährige Hauptversammlung in den Tagen vom 24. bis 27. August zu Breslau ab. Aufser den Beratungen, (ür welche eine umfangreiche Tagesordnung in Aussiclit steht, sind neben den Besichtigungen der städtischen Gartenanlagen, des zoologischen Gartens u. s. w. auch Aus- flüge nach Sybillenort, Salzbrunn, Schlofs Fürslenstein, Proskau, Hohen- wiese und Koppitz vorgesehen. Schutzzoll. Tagesgeschichte. Berlin. „Der HandcUgärtner" teilt seinen Lesern nach der „Spandauer Korrespondenz" mit, dafs Tiergartendirektor Geitner be- auftragt sei , einen Plan für die Umwandlung des Tiergartens in einen Volkspark auszuarbeiten. Diese Mitteilung hinkt stark, da der Tier- garten bereits 1740 unter PViedrich dem Grofsen von Knobeisdorf in einen Volkspark umgewandelt wurde, welchen man jetzt nur an einigen Stellen etwas auslichtet. Der Plan, den Geitner ausarbeitet, betrifft die geplante Umwandlung eines kleinen Teiles des Granewaldes in einen Volkspark. Düsseldorf. Die Stadtverordneten- Versammlung hat vor kurzem verschiedene Beschlüsse gefafst. die für die Ausgestaltung unserer gärt- nerischen Anlagen von höclister Bedeutung sind. Sie genehmigte näm- lich nach der „Köln. Ztg." einen Vertrag mit dem Freiherrn v. Diergardt, der von seinem Grundbesitz in den Gemeinden Ludenberg, Morp, Venn- hausen und Kat 13' .j ha zum Preise von 153000 M. an die Stadt ab- tritt. Hierdurch erhält die letztere am Grafenberg einen zusammen- hängenden Waldbesitz von rund 500 Morgen. Die Kosten für die Anlage eines 30 m breiten Promenaden- und Reitweges, der zu dem 1500 Morgen grofsen, fiskalischen Kayer Wald fuhren soll, wurden ebenfalls bewilligt. So ist die Stadt in erfreulichster Weise bemüht, ihren kostbaren Besitz an gärtnerischen Anlagen fortgesetzt auszudehnen. Der Hofgarten wird nach Beendigung der diesjährigen Ausstellung durch die anschliefsenden Anlagen der Golzheimer Insel fast doppelt so grofs werden. Weiter nach Norden soll bei der zukünftigen Klär- stalion ein Nordpark angelegt werden, der etwa 70 — 80 Morgen um- fassen und das Ende der Rheinpromenade bilden wird. Rechts von der Grafenberger Chaussee ist eine Parkanlage von 50 Morgen Gröfse als Ostpark vorgesehen. Den Obeibilker Stadtteil begrenzt der vor einigen Jahren angelegte städtisclie Volksgarten, während im Süden bei I'lche der Südpark mit einem Flächeninhalt von etwa 120 Morgen in der Entwicklung begriffen ist. Nach wenigen Jahren werden die Gartenanlagen im Stadtinnern durch einen fast ununterbrochenen grünen Gürtel an der Stadtgrenze eine höchst wertvolle Ergänzung gefunden haben. A. W. Emmerich. Seitdem die Anordnung getroffen worden ist, dafs das von Amerika eingeführte frische Obst bei den Grenz-ZoUämtern zu untersuchen ist, hat sich gezeigt, wie dringend notwendig eine der- artige Prüfung ist. Fast in jeder Sendung hat sich die San Jos6-Schild- laus vorgefunden; in einer am 3. d. M. untersuchten Kiste befand sich kein einziger Apfel, der niclit mit dem schädlichen Insekt behaftet ge- wesen wäre. Erfurt. Die vom 6. bis 14. September d. J. hierselbst statt- findende Gartenbau-Ausstellung wird etwa 30 — 35000 M. Kosten verursachen. Der diese Ausstellung veranstaltende Gartenbauverein be- sitzt ein Vermögen von etwa 37000 M. Die Kosten der 1876er Erfurter Gartenbau-Ausstellung betrugen 69000 M. und trotzdem ergab diese Ausstellung einige 1000 M. Überschufs. Die Generalversammlung des Gartenbauvereins, welche am 4. Februar stattfand, beschlofs bez. der diesjährigen Ausstellung: „Der Gartenbauverein tritt als Veranstalter der Ausstellung mit alleinigem Risiko für ein eventuelles Defizit der- selben bis zur Höhe seines Vermögens ein unter der Bedingung, dafs sofern das Defizit das Vermögen des Vereins überschreiten sollte, diese Überschreitung vom Verein Erfurter Handelsgäitner übernommen wird." L Leipzig. Wie in der letzten Sitzung der Verbandsgruppe des „Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands" mitgeteilt wurde, sind die Handelsgärtncr A. Wagner und E. Kaiser in der Schutzzoll- angelegenheit bei dem Reichstagsabgeordneten für Leipzig, Professor Dr. Hasse, vorstellig geworden; infolge dieser Unterredung liat der Vorstand der Gruppe beschlossen, an den Reichstag eine Denkschrift auszuarbeiten, die in 410 Exemplaren abgehen soll. Die Denkschrift, die einen Schutzzoll auf Blumen und Pflanzen verlangt, ist in der Sitzung der Gruppe Leipzig zur Kenntnis der Mitglieder gelangt und hat deren Genehmigung gefunden; sie ist daher bereits dem Bureau des Reichs- tages übersandt worden. Der Vorstand des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen hat eine in der ZolUarifkommission verteilte Eingabe „Ein Wort in letzter Stunde" an den Reichstag gerichtet. Es wird in derselben zunächst ausgeführt, dafs der deutsche Gartenbau einen Schutzzoll auf seine Erzeugnisse brauche, und zwar zunächst auf ab- geschnittene Blumen und Winterbindegrün, weil solches im Auslande im Freien erzeugt, im Inlande in Gewächshäusern kultiviert werden müsse. Er habe aber auch ein Anrecht darauf, weil ein Schulzzoll ungleiche Produktionsbcdingungen ausgleichen solle. Habe der deutsche Gartenbau sein Kapital festgelegt, so sei das des Händlers mit ausländi- schen Schnittblumen jederzeit flüssig zu machen und anderen Unter- nehmungen zuzuwenden. Es sei also nicht zu verstehen, weshalb der Händler mit fremdem Produkt dem Erzeuger des lieimischen Produktes vorgezogen werde. Der deutsche Gärtner könne das gewifs berechtigte Verlangen nach Blumen im Winter befriedigen, wenn ein Schutzzoll auf abgeschnittene Blumen entrichtet würde und somit die Einfuhr zurückgehe. Der deutsche Gärtner brauche auch einen Schutzzoll auf Gemüse und Pflan- zen. Die Petenten wünschen, dafs die Schutzzölle nur die Höhe erreichen, die einen Ausgleich der Produktions- und Importpreise herbeiführen. Personal-Nachrichten. Drawiel, Andreas, Handelsgärtner, früher auch Gemeinde- vorsteher in Lichtenberg bei Berlin, weit bekannt als Rosentreiber und Pomologe, feierte am 12. Februar das Fest der goldenen Hochzeit. Geduhn, Adolf, Gutsobergärtner zu Karwinden (Kreis Preufs. Holland), Link, Friedr., ehem. Gutsgärtner, Schröter, Christoph, Gutsgärlner zu ijaittainen (l^reis Preufs. Holland), und Weber, Heinr., Kunstgärtner zu Stannait im Kreise Gumbinnen, erhielten das all- gemeinen Ehrenzeichen. Jiru, Hermann, hat sich als Handelsgärtncr in Deutsch-Gabel (Böhmen) niedergelassen. Perlenfein, Gottlieb, Obergärtner des botanischen Gartens in Frankfurt a. M,, erhielt das allgemeine Ehrenzeichen. Briefkasten der Redaktion. Abonnent in Ciarens. Wir raten ihnen, zunächst erst ein bis zwei Jahre als Gehilfe in guten deutschen Gärtnereien zu arbeiten, bis Sie Ihre Kenntnisse in der deutschen Sprache derart vervollkomm- net haben, dafs Sie dem Lehrgang in einer Gaitenbauschule mit vollem Nutzen folgen können. Haben Sie dies Ziel erreicht, so empfehlen wir Ihnen die kgl. Gärtnerlehranslalt in Geisenheim a. Rh,; sie vereinigt die Vorteile eines guten Unterrichtes mit herrlicher Lage in einer von der Natur reich ausgestatteten Gegend, M. F., Klein-Windhoek, D.-Südwestafrika. BetreiTs des Calciumcarbids haben Versuche, die in Deutschland ausgeführt worden sind, dargethan, dafs die Rebläuse nicht dadurch wirksam zu bekämpfen sind. Paul Soraucr. Robert R., Koestritz. Wir können Ihnen nur sagen, dafs 1. das Leben in Deutsch -Ostafrika teuer, und 2. dafs das Klima heifs und ungesund, wie an der ganzen OstkUste ist. Dies schliefst nicht aus, dafs sich manche Europäer dort akklimatisieren. Unter den zahlreichen Menschenopfern, welche der dunkle Erdteil schon gefordert hat, befinden sich auch viele deutsche Gärtner; manche, die gesund abreisten, sind nicht zurückgekehrt, andere haben sich dort den Keim zu dauerndem Siechtum geholt. Veraurworll, Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Vertag von Gustav Schmidt (vormafs Rob, Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. I. März 1902. No. 22. Nachdruck und Nachbildung aus dem Mlalt dieser Zeitschrift wird strafreclUlich verfolgt. Zwiebel- und Knollengewächse. Alwin Richters gefranste Cyclamen. Von F. Ledien, kgl. Garteninspektor, Dresden. (Hierzu drei Abbildungen.) in Striesen ein Weitzeugnis I. Klasse erteilte. Der zur Haupt- sache aus bewährten Cyclamenzüchtern bestehende Ausschufs stellte fest, dafs die Cyclamenkulturen von Alwin Richter in jeder Beziehung auf der Höhe der Zeit stehen, dafs aber IN och vor Schlufs des alten Jahres hat die kgl. Garten- die „Gefransten" einen für die Massenkultur ganz besonders baugesellschaft „Flora"' zu Dresden eine Ehrenpflicht erfüllt, hervorzuhebenden, entschiedeneu Fortschritt in dem Streben indem sie den „Gefransten Cyclamen" von Alwin Richter nach Kräftigung des Wuchses und Vergröfserung der Blumen Gefr.Tnstes Cyclamen. In der Handelsgärtnerei von Alwin Richter, Dresden-Striesen, vom Verfasser fiir die „Gartenwelt" photographisch aufgenommeD. Die Gartenwelt. VI. 254 Die Garten weit. VI, 22 darstellen. Wir haben die „Gefransten Cyclamen deutscher Züchtung" schon im vorigen Jahre in No. 29 Seite 337 dieser Zeitung besprochen und wünschen uns nicht zu wiederholen, müssen aber doch, wie das auch das Wertzeugnis der „Flora" besonders hervorhebt, jede vergleichende Gegenüberstellung mit den belgischen „/V/i/w" zurückweisen. Die beifolgenden photographischen Aufnahmen von diesem Winter sprechen für sich. Die beiden Cyclamenrassen haben nichts miteinander gemein, sind auf ganz verschiedenen Wegen erzielt und machen spricht absolut nicht den Anforderungen, die das Publikum oder die Bindegeschäfte an Cyclamenblumen stellen. Die Fapiü'o-BlvLme ähnelt, wie der Name ganz richtig sagt, einem flatternden Schmetterlinge, aber die Schmetterhnge flattern eben auf ihren schwachen Stielen so durcheinander, dafs die Pflanze, Laub wie Blumen, auseinanderfällt. Wenn von wohlmeinender Seite die belgischen, jetzt auch in Erfurt gezogenen Fapilio als, wenn auch nicht für den Handel, so doch für den Liebhaber wertvolle Züchtung bezeichnet werden, so begegnet diese Kennzeichnung hier nur Achsel- zucken, da in Deutsch- land die Liebhaber für das Geschäft denn doch eine zu gering- fügige Rolle spielen. Wir können ganze Listen von Pflanzen geben, die den „Lieb- haber" entzücken, und die derselbe auch ge- legentlich bei uns im botanischen Garten zu kaufen wünscht, aber wir raten doch keinem Handelsgärt- ner, seine Kulturen darauf einzurichten; da müssen doch erst noch wieder ganz an- dere Zeiten kommen, die wir natürlich dem deutschen Gar- tenbau von Herzen wünschen. Vorläufig freuen wir uns der Thatsache , dafs wie- der einmal deutsches Züchtertalent, deutsche Beharrlichkeit und Sachkenntnis die Palme davongetragen haben in einer Sache, der alle Spezialisten gröfstes Interesse ent- gegenbringen. Gefranstes Cyclamen. In der Handelsgärtnerei von Alwin Richter, Dresden-Striesen, vom Verfasser für die „Gartenwelt'^ photographisch aufgenommen vorläufig den Eindruck, als wenn eine Kreuzbefruchtung zwi- schen beiden eher schaden als nützen könnte. Verschiedene Kongresse von Gelehrten und bewährten Züchtern in London und Paris in den letzten Jahren haben uns die Warnung nahegelegt, derartig heterogene Elemente nicht zu Kreuzungs- resp. Rassenaufbesserungsversuchen zu benutzen. Die bel- gische Züchtung, der vorläufig allein der Name ,.rapilio"' zu- kommt, was zur Vermeidung von Verwechslungen festzuhalten ist, trägt Laub und Blumen so schlecht, besonders auf so dünnen Stielen , dafs sie schon deshalb allein als Handels- pflanze gar nicht in Betracht kommt. Die Farben der ^^Papilio^^ sind als sehr schön leuchtend und reich an Abtönungen zu bezeichnen (wir kultivieren hier am Orte selbstverständlich zum Vergleich auch belgische „Papilio"), aber die Form ent- Die Kultur der buntblättrigen Caladien nebst einer Beschreibung der wertvollsten Sorten. Von G. Besoke, Erfurt. Öfters schon hatte ich Gelegenheit, manchmal sogar von ganz tüchtigen Gärtnern, über Caladium bicolor Vent. (bulbosum hört.) abfällig urteilen zu hören, weil die Pflanzen zu anspruchsvoll in der Kultur und zu hinfällig seien. Andere Fachgenossen wieder waren bescheidener und schrieben Mifserfolge eignem Verschulden zu. Dies veranlafst mich, VI, 22 Die Gartenwelt. 255 die Kultur dieser herrlichen VVarmhauspflanze kurz zu er- läutern. Ich beginne mit dem Antreiben der Knollen. Die ge- eignetste Zeit währt von Mitte Januar bis Mitte März. Auf ein heizbares Beet des Warmhauses, das mindestens bis auf 30** C. erwärmt werden kann, bringt man, nachdem das Beet sorgfältig gereinigt werden, eine ca. 9 cm starke Schicht gebrühtes Torfmull, in welches die Knollen mit aller daran sitzenden Brut eingelegt werden. Zu beachten ist, dafs die Knollen nur zur schwachen Hälfte in das Torfmull ein- gebettet werden, denn bei völliger Bedeckung gehen sie häufig, vor Eintritt der Vege- tation, an Fäulnis zu Grunde. In den ersten zwei bis drei Wochen ist am Tage vier- bis sechsmal zu spritzen, doch nur so stark, dafs die Knollen leicht mit Wasser be- stäubt sind. Nach etwa vier Wochen zeigen die Knollen Trieb und Wurzeln. Das Spritzen wird nun auf drei- mal täglich eingeschränkt, ist aber dafür so zu verstärken, dafs das Torfmull beständig gleichmäfsig feucht bleibt. So- bald die Pflanzen die Blätter entfaltet haben, kann mit dem Einpflanzen begonnen werden. Ein verfrühtes Einpflanzen ist dem Wachstum nachteilig. Zum Einpflanzen ist folgende Erdmischung die geeignetste: ^/g Heide-, ^/g Lauberde und '/g einer Mischung aus Holz- kohle, altem, grobstückigem, trockenem Rinderdünger, Sphagnum und Sand. Beim Einpflanzen wird dieVerraehrung vorgenommen, indem man alle bewurzelten Brutzwiebeln von der Mutterknolle loslöst. Zu beachten ist, dafs die Pflanzen recht locker und zwar in möglichst kleine Töpfe gepflanzt werden und nach erfolgtem Einpflanzen so- fort wieder warmen Fufs bekommen. Eine Hauptaufgabe ist es jetzt, das Wachstum der Pflanzen möglichst zu befördern, wel- ches durch wiederholt gereichte Dunggüsse von abgestandenem Rinderdünger und durch nochmaliges Versetzen in gröfsere Töpfe, beides natürlich zu geeigneter Zeit, erreicht wird. Um eine schöne Blattfärbung zu erzielen, läfst man so viel wie möglich die Sonne einwirken; es ist durchaus falsch, anzunehmen, dafs Caladium leicht verbrennen. Im August bis September gehen die Pflanzen zurück; dann ist nur so viel zu giefsen, dafs sie nicht direkt vertrocknen, sondern allmählich einziehen. Die Knollen werden bei 18 — 20" C. in pulverisierter Holz- kohle oder trockenem Sand eingeschlagen überwintert, können aber auch in den Töpfen durch den Winter gebracht werden. Im Anschlufs an die Kultur seien noch eine Reihe der besten Sorten aufgezählt und beschrieben: „Alk/iel Buchner'''' . Starkwachsende Sorte, gut garnierte Pflanzen bildend, vollständig glänzend goldrot. „F/7/(? de Laon^'' . Gedrungen wachsend, hochrotes Blatt, Rand hellgrün geflammt, besetzt mit grofsen weifsen Flecken. Gefranstes Cyclaraen. In der Handelsgärtnerei von Alwin Richter, Dresden-Striesen, vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommeo. ,^Monsieur Brian ]Vill'-\ Langgestrecktes Blatt von veil- chenblauer Farbe, Rand blaugrün, besetzt mit weifsen Flecken. ,,Mad. Leon Say". Karminrotes, weifs gerandetes, ovales Blatt. j^Antonio /oa^uim". Durchsichtiges, rosafarbiges Blatt mit cremegelben Rippen und Adern. „Barl>aeena^' . Grund reinweifs mit schwarzen Rippen. „FriedriWi Bat/se''' . Die Mitte des der Rand grün. „Afad. Jules Piert^'' . Durchsichtiges dunkelgrün geädert. „Comte de Germiny^^ . Rot mit goldigem Widerschein, dicht weifs gefleckt, gedrungen wachsend. 22^ rosa Anflug und Blattes feurigrosa, violettrosa Blatt, 2r.6 Die Gartenwelt. VI, 22 ,,Liii!n"' . Grund hellgrau, frischrosa geädert, besetzt mit vielen weifsen Flecken. ,,Bilontra^^ . Centrum durchsichtig mattblau, mit matt- grüner Zone. „Ca(apava" . Rahmgelb mit breiten, roten Rippen. „Rio de faneiro''''. Mitte des Blattes dunkelrosa, Rand grün, mit perlenartigen, weifs eingefafsten rosa Flecken besetzt. „Paqueqiier^'' . Grund dunkelrosa, grün meliert. Rippen sammetrot. „Chicorinha''' . Grofses Blatt, weifs und rosa marmorierte Mitte, Rand grün. „Barcto de Alarmori^'' . Gut geformtes, grofses Blatt, Centrum und Rippen dunkel-sammetrot, die Zwischenräume und der Rand sammetig-grau. „Argyrites'^ . Frischgrüne, weifs gefleckte, kleinblättrige Zwergsorte (sehr zu empfehlen). „Aristide''' . Centrum rot, mattgrün umgeben, Rand grün, karmin geädert. „Baron James de Rotlischild^' . Im jungen Zustande fast reinrosa, später sind die Rippen kräftig karminrot. „Cannaerti''^ . Weifs gefleckt auf smaragdgrünem Grunde, grofses Karmoisincentrum. „Diu de Ratibor'\ Auf grünem Grunde zahlreich weifs punktiert und gefleckt, Rippen rot. ^Erythraca''^ . Gelbgrüner Grund mit rotem Centrum und roten Rippen (Zwergsorte). „Eiicharis^\ Frischrosa Mitte mit violettem Widerschein, blafsgrün eingefafst. „Ibis Rose''. Gedrungene Pflanze mit vollständig rosa Blättern. „Mad. Marjolin Scheffer'' . Grofses, gut geformtes, matt- weifses Blatt mit lackroten Rippen. „Meyerheer". Grofses Blatt, weifser Grund mit grünen Adern und roten Rippen. „Aio/ts. f. Linden" . Perlmutterweifses, grofses Blatt, fein korallenrot geädert und grün genetzt. „Reine l'ictoria". Rand und Adern grün, dicht weifs, einzeln rot gefleckt. „Ernst Schmidt" . Schneeweifse, grofse Blätter mit dunkel- grünen Adern und Rippen. „Frau Marie Zarnack" . Glänzend karminrosa mit violettem Anflug und schmalem gelben Rande. „Comtesse de Brosse". Frischrosa Blatt mit karminroten Rippen durchzogen, weifs marmoriert. „Mrs Harry Veitch" . Glänzend goldrotes, umgekehrt- herzförmiges Blatt. „ Cardinal" . Glänzend rotes Blatt, zuweilen goldig-gelb- grün punktiert. „Duchesse de Mortcmart" . Grofses Blatt, weifs gefleckt, von reinweifser Farbe, zuweilen grün gefleckt. „Gaze de Paris". Zartweifs mit mattrosa Anflug, voll- ständig durchsichtig. „Glück". Durchsichtig, rotes Centrum, goldgrün ein- gefafst, rosa gefleckt (Zwergsorte). „Mad. Fritz Köchlin" . Grofse, schöne Blätter, auf weifsem Grunde johannisbeerrote Rippen mit violettrosa umgeben. „Marie Freemann" . Glänzend karmoisinrot, im Centrum lebhaft rosa. „Alice Flemming". Durchsichtig, zartrosa, dunkelgrün eingefafst. Schlingpflanzen. Aristolochia macroiira Gomez x A. brasiliensis Mart. et Zucc. Ein reichblühender von E. Uhle in Brasilien gezüch- teter Aristolochien-Bastard. Von J. Kölscher, kgl. Garteninspektor, Breslau. (Hierzu eine Abbildung.) £,s ist eigentlich zu bewundern, dafs mit Vertretern aus der grofsen Gattung Aristolochia, die etwa i8o Arten umfafst, und von der eine nicht geringe Anzahl prächtiger Formen auch in unseren Kulturen Eingang gefunden haben , bislang so wenig Kreuzungsversuche angestellt worden sind. Der Grund hierfür mag wohl hauptsächlich in den eigentümlichen Besläubungsverhältuissen zu suchen sein, wodurch mancher Fachmann sich von den ersten mifsglückten Versuchen ab- schrecken liefs. Immerhin möchte ich den Interessenten dieser schönen Lianenfamilie empfehlen, erneute Versuche anzustellen und über die Bestäubungsverhältnisse die eingehenden Berichte nachzulesen, die E. Uhle in den Jahresberichten der Deutscheu botanischen Gesellschaft veröffentlichte. Hier bespricht der- selbe auch ausführlich den von ihm experimentell erzeugten Bastard. Samen von dieser Pflanze sandte Uhle vor etwa 4 bis 5 Jahren an verschiedene botanische Gärten; auch der Bres- lauer Garten erhielt eine Portion; sofort nach dem Eintreffen von mir ausgesät, keimte der Same nach verhältnismäfsig kurzer Zeit fast ohne Ausnahme. Die Sämlinge wuchsen ungemein schnell, so dafs dieselben schon nach Verlauf einiger Monate so weit erstarkt waren, dafs ich ein Exemplar in einem während der Sommermonate leerstehenden Kalthause aus- pflanzen konnte. Hier kam die Pflanze noch während des Sommers zur Blüte, da aber die Jahreszeit schon zu weit vor- geschritten war, bildeten die Blumen sich nur unvollkommen aus, so dafs ich über den Wert derselben kein richtiges Urteil gewinnen konnte. Da nun die Pflanze während der Winter- monate im Kalthause zu Grunde gehen würde, beschlofs ich, sie zurückzuschneiden und in eine gerade leerstehende Ecke eines kleinen Warmhauses auszupflanzen. Hier zeigte sie im letzten Frühjahre einen überaus willigen Wuchs, so dafs der für sie zur Verfügung stehende Raum von etwa 8 qm Glas- fläche in der kürzesten Zeit bedeckt war. Anfang August erschienen die ersten Knospen, denen immer weitere folgten, bis etwa Ende September die Pflanze über und über mit Blüten bedeckt war, so dafs mehrere Hundert zu gleicher Zeit ihre eigenartige Form zur Schau trugen. Ich mufs gestehen. „Die Gartenwelt" VI. PaeonienblOtige Perfektion-Aster „Amethyst". — Viktoria-Aster „Miss Roosevelt" VI, 22 Die Garten weit. 257 eine so grofse Blühwillig- keit noch bei keiner an- deren Aristolochien-Art vorher beobachtet zu haben. AVir nehmen also an dieser Aristolochie den Vorzug wahr, den die Bastarde zumeist auf- weisen, nämlich den des besseren Wachsens und vor allem den des willi- geren Blühens. Sind nun auch die einzelnen Blüten dieses Bastards nicht so in die Augen fallend, wie das bei vielen anderen Arten dieser Gattung der Fall ist, so wird doch immer- hin die wunderbare Form, das Produkt der Ver- mittlung zwischen zwei so verschiedenen und son- derbar gestalteten Blü- ten das Interesse eines jeden Pflanzenfreundes erwecken. Die Beschreibung der Stammeltern , sowie des Bastards, giebt E. Uhle wie folgt: ,^AristolocMa brasiUensis hat grofse Blü- ten mit einem bauchigen, 70 mm langen und 38 mm breiten Kessel, der sich zu einer schlitzförmigen, kurzen Röhre verschmä- lert und in drei Lippen endet. Davon ist die obere Unterlippe erst in der Regel zusammengezogen und erweitert sich dann in einen grofsen, 12 — 15 cm breiten Doppellappen. Die darunter befindliche Oberlippe ist nur halb so lang und von lanzettlicher, zu- gespitzter Form. Aristolochia inacroura besitzt einen Kessel von 25 — 40 mm Länge und 15 — 20 mm Breite, der in eine enge, 35 — 45 mm lange Röhre, die oben erweitert ist, übergeht. Die breite, schwarz-purpurne Unterlippe endet in einen schmal band- förmigen, gewöhnlich 60 cm langen, vorn abhängenden Schwanz. Was nun die Blüte des Bastards anbetrifft, so zeigt zunächst der Kessel eine Mittelform; er ist kleiner als bei A. brasiUensis^ aber gröfser und mehr angeschwollen als bei A. inacroura. Dasselbe läfst sich auch ungefähr von der Röhre sagen. Wenn nun A. macroura keine Oberlippe be- sitzt, so hat A. macroura X brasiUensis eine solche be- kommen, die aber kürzer und mehr abgerundet ist, als bei A. brasiUensis. Am merkwürdigsten gestaltet sich wohl die Unterlippe; dieselbe verschmälert sich allmählich aus einem Aristolochia macroura >< brasiliensis Origiiialzeichnung für die .Gartenwelt*. 55 mm breiten, lanzett- förmigen Lappen in einen ca. 26 cm langen, breit bandförmigen Schwanz, der fast i cm breit wird und am Ende eine kleine Spitze zeigt. Aus der schwarz -purpurnen Unterlippe der Mutter- pflanze und aus der strohgelben, dunkelpur- purn marmorierten der Vaterpflanze ist eine solche mit gelbbrauner Grundfarbe und dunkel- purpurner Schattierung geworden. Im übrigen zeigt die Farbe ungefähr den Mittelton und weniger Auffälligkeiten." Der erste Bastard übrigens unter den Aristo- lochien, der meines Wissens in den Gärten künstlich gezüchtet wurde, ist der zwischen A. bra- siUensis X A. elegans, den ein gewisser Engländer Bell züchtete, und der in „Gardeners Chronicie" Vol. XXII S. 126 und 127 beschrieben und abge- bildet ist. Neue Pflanzen. Die neue päonienblütige Perfektion-Aster „Amethyst" und die neue Viktoria-Aster „Miss Roosevelt". V'on Otto Putz, Handelsgärtner, Erfurt. (Hierzu die Farbentafel) Mit Recht erfreuen sich die erst in verhältnismäfsig neuerer Zeit in verschiedene Asternsortimente eingeführten, farbewechselnden Arten („weifs später rosa", „weifs später lila" u. a.) der Gunst des Binders wie des Publikums. Diese Spielarten zeigen sich zu Beginn der Blüte weifs, um mit deren fortschreitender Entwicklung, nach und nach, in ganz besonders zarte Farbentöne überzugehen, welche durch die durchschimmernde weifse Grundfarbe duftig überschleiert erscheinen, und hierdurch ein hervorragend reizvolles Ansehen gewinnen, welches sie für Binderei wie für Gruppenbepflanzung gleich geeignet macht. 258 DTe Garten weit. VI, 22 Zu den bekannten Sorten dieser Art gesellt sich nunmehr ^^Amethyst''' , als erste derselben innerhalb der wichtigen Klasse der päonienblütigen Perfektion-Astern. ,,AmetIiyst" , auch in der Form eine der edelsten des Sortimentes, nimmt, von der Spitze der breiten weifsen Blumen- blätter ausgehend, nach deren Grunde zu fortschreitend, eine lichtblaue Färbung an, welche sich mehr und mehr zu einem leuchtenden, klaren, tiefen Amethystblau verdichtet, während die Mitte der Blume die krystallweifs schimmernde Grund- farbe, fast bis zum völligen Verblühen, beibehält, wodurch das Farbenspiel eine besondere Lebhaftigkeit gewinnt, die der Amethyst-Aster in jeglicher Verwendung zum Vorteil ge- reicht. Die schöne Farbe, welche die Kunsttafel trefflich dar- stellt, behält auch bei künstlicher Beleuchtung ihre ganze Frische, Reinheit und ihren leuchtenden Glanz. Als einen grofsen Vorzug der Amethyst-Aster betrachte ich es, dafs sie, abweichend von dem kompakt-ballförmigen Blumenbau der Päonien-Perfektion-Astern, ein leichteres, locke- reres, gefälligeres Gefüge zeigt, als dieser Klasse, der Regel nach, eigen ist. Gänzlich neu und durchaus abweichend von dem bisher Erreichten ist die Farbentönung der neuen Viktoria-Aster „Miss Roosevelt'"' , die ich, günstige Ernte vorausgesetzt, im nächsten Jahre in den Handel zu bringen hoffe, und die ich auf der diesjährigen „Erfurter Gartenbau-Ausstellung" (6. bis 14. September) zeigen werde. Während, wie bereits gesagt, sämtliche früheren farbe- wechselnden Astern weifs aufblühen, zeigt sich die junge Blume der neuen „Miss Jiooscvelt"' zunächst in einem reinen, lichten Gelb, welches nach und nach in fleischfarbig übergeht. Diese allmähliche Abtönung, die innige Verschmelzung dieser beiden so verschiedenen Farben ergiebt, während des Verlaufes der Blüte, eine ganz neue, völlig eigenartige Farbenstimmung, wie sie, am ähnlichsten, in der Rose „Gloire de Dijon'"'' zu finden ist, und wie sie die Künstlerin in den beiden mittleren Blumen des Bildes, welche diese Neuheit zur Zeit ihrer höchsten Farbenvollendung darstellen, vortrefflich und naturgetreu wieder- gegeben hat. Welche Wirkung diese Färbung für Schnittzwecke und in der Binderei erzielen wird, davon giebt die farbige Tafel ein getreues Bild. Die neue Aster „Miss Koosevelt''^ als GruppenpfJanze zu empfehlen, dagegen habe ich allerdings meine Bedenken, obwohl hervorragend farbenempfängliche Naturen, auch in dieser Verwendung, von derselben entzückt sein werden. Für leuchtende Wirkung aber, für Prunkbeete, für „Knalleffekte" in der „Landschaft" eignet sich die Aster „Miss Roosevelf'' wohl nicht. Dazu ist die Farbe viel zu fein, viel zu zart, viel zu vornehm. Abgesehen aber auch davon, würde in diesem Falle mit dem Nachteile zu rechnen sein, dafs die Blume, nach Über- schreitung ihres Höhepunktes in der Farbenstimmung, nach nnd nach verblafst und rein zartfleischfarbig ausblüht. \\'ie „Amethyst'"'' , so ist auch die Aster „Miss Roosevelt'"'' hochedel im Bau und in der Form, die letztgenannte liefert leider sehr wenig Samen. Papaver Rhoeas „Kollsbruch", eine Züchtung von Koll & Sontag, Hilden, stellt eine Verbesserung des älteren Shirley-Mohn dar. Er ist hart, sehr reichblühend und eignet sich vorzüglich sowohl für lockere Vasensträufse als auch zur Ausschmückung des Gartens. Die zarte Färbung der einfachen Blumen von Weifs bis Rosenrot, sowie der gefällige Wuchs nehmen den Beschauer gefangen. Der Kollsbruch-Mohn, obwohl eine Staude, wird am besten durch Aussaat herangezogen; indem man im September und im zeitigen Frühjahr von Februar bis Mai Aussaaten vornimmt, gewinnt man einen mehrmonatigen Flor dieser wunderschönen Pflanze. H. Gabriel, Charlottenburg. Topfpflanzen. Timm's Pflanzentränker vom theoretischen und praktischen Standpunkt. Von E. Rettig, Jena. 1 imm's neuen automatischen Bewässerungsapparat, wel- cher vor einiger Zeit durch seine auffallend günstigen Be- sprechungen in der Fachpresse nicht unberechtigtes Aufsehen erregte, habe ich, nachdem mir das denselben herstellende Glashüttenwerk von W. Limberg & Co., Gifhorn, freund- lichst zwei Exemplare zur Verfügung gestellt hatte, im Auf- trage das hiesigen Gartenbauvereins auf seine Brauchbarkeit, und den betreffenden Prospekt auf seine Richtigkeit hin ge- prüft, wobei ich zu folgendem Ergebnis gelangt bin. Der .Apparat ist unter Voraussetzung gewisser Bedingungen jedenfalls praktisch und wertvoll; leider kann er es nicht bedingungslos sein, weil seine Funktionen auf ganz anderen physikalischen Grundsätzen beruhen, als der Erfinder und die bisherigen Gutachten angeben. Hiernach sollte die Wurzel- saugkraft dasjenige Prinzip sein, nach dem der Tränker seinen Inhalt abgiebt. Das ist grundfalsch! Denn, wenn dem so wäre, so müfste ein Apparat, der zu einem mit blofser Erde gefüllten Topf gesteckt wird, keinen einzigen Tropfen Wasser abgeben. Der Versuch lehrt das Gegenteil. Nach meiner persönlichen Anschauung ist, im Gegensatz zum Erfinder, das Saugvermögen des Bodens die trei- bende Kraft, und die Entleerung hängt lediglich ab: 1. von dem Vorhandensein eines die Saugthätigkeit herbei- führenden Mediums: Erdteilchen, welche sich beim Einstecken des Tränkers in und vor die Öffnung schieben. Fehlt dieses Medium, was bei wiederholter Benützung des Einsteckloches in festem Boden vorkommen kann, so hält der Apparat seinen Inhalt genau so zurück, als wenn man ihn frei in der Hand hält. Derselbe Mifserfolg kann aber auch eintreten, wenn die Öffnung sich beim erstmaligen Einstecken in einen Ballen fest verstopft, wie mir das bei einem Versuche passiert ist. 2. von einem gewissen, bereits vorhandenen Feuchtigkeits- grade des Bodens, 3. von dessen Aufsaugungsfähigkeit, die, je nach Boden- art, verschieden ist, 4. vom Luftgehalt des Bodens, beziehungsweise von der Stärke der Luftzufuhr zur Mündung des Tränkers. Die Wurzelsaugkraft kommt nur indirekt und zwar nur VI, 22 Die Garten weit. 259 insoweit in Betracht, als sie durch Aufsaugung und Entführung von Wasser in oberirdische Pflanzenteile die Funktionsbedin- gungen des Tränkers verstärkt. Es kann ihr, wie auch die unten folgenden Versuche zeigen, nur eine sekundäre Wirkung zugeschrieben werden. Der Erfinder sagt an einer Stelle seines Berichtes: ,,Durchregnet inzwischen ein Topf oder begiefst man noch absichtlich, so unterbricht der Apparat sofort seine Thätigkeit." Ich selbst füge dem hinzu: Der Apparat unterbricht seine Thätigkeit nicht, weil die Pflanze nach dem Regen Wasser nicht mehr absorbiert, sondern weil der Boden den höchsten Grad der Sättigung und gleich- zeitig den geringsten Grad des Luftgehaltes angenommen hat. Herr Timm fährt fort: „Steckt man ihn aber auf einen Topf mit völlig ruhender Pflanze, so hört das Funktio- nieren ganz auf." Darauf hin habe ich einen Trän- ker zu einer völlig ruhen- den Pflanze (Opuntia) gesteckt. Richtig, er gab kein Wasser ab. Aber nicht, weil der Kaktus keines solchen bedurft hätte, sondern weil der zu trockene Boden überhaupt kein Wasser annahm (Fehlen der Bedingung ad 2). Nachdem aber von Zeit zu Zeit Wasser in die Nähe des Apparates ge- träufelt, und hierdurch der Boden bis zur Aus- flufsöffnung durch An- nahme von nur geringer Feuchtigkeit erst aufnahmefähig gemacht 'wurde, ging die Ent- leerung flott von statten; nicht infolge der Wurzelsaugkraft, sondern nach dem unter 2 bis 4 genannten Prinzip. Ein anderer, sehr bezeichnender Fall gehört ferner hierher. Eine kräftige, in relativ kleinem Topfe stehende, daher viel Wasser verlangende Pflanze (Angiopteris) von über i m Durch- messer wurde mit einem Apparat beschickt zu einer Zeit, da der Ballen bereits einigermafsen trocken geworden war. Die sehr geringe Wasserabgabe des Tränkers innerhalb 24 Stunden machte mich stutzig, und da der Ballen später bedeutend trockener geworden war, griff ich am dritten Tage zu einem zweiten Apparat, ohne indessen einen Erfolg beobachten zu können. Eine Viertelstunde Sonnenschein am nächsten Tage machte die Pflanze welkend. Um das schöne Exemplar nicht zwecklosen Versuchen opfern zu müssen, war es dringend ge- boten, auf die bisherige Bewässerungsmethode zurückzugreifen. Und siehe da: nachdem der Boden einigermafsen durch- feuchtet war, fingen beide Apparate an, energisch zu arbeiten. Ein kräftiges Exemplar einer Agaihea coekstis, mit vorher absichtlich trocken gehaltenem Ballen, wurde mit einem Ap- parat versehen. Nach 3 Tagen hatte dieser der Erde nur ein ganz minimales Quantum Wasser zugeführt, der Ballen blieb trocken. Daneben stand eine ^j„ m hohe Acacia lophanta mit einem Feuchtigkeitsgehalte des Ballens, der unter jeweiligen Verhältnissen für Wochen ausreichend gewesen wäre. Dennoch In der Handelsgärtnerei von E. Neubert, Diosma purpurea. Wandsbek, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 260). entfaltete der hinein gesteckte Apparat sofort eine so ausgiebige Thätigkeit, dafs ich nach Verlauf von 2 Tagen seine Ent- fernung für angezeigt hielt. Für gröfsere Töpfe werden natürlich gröfsere Apparate empfohlen. Wenn aber Wurzelsaugkraft, wie behauptet, der treibende Faktor wäre, müfste auch ein kleiner, öfter nach- zufüllender Apparat denselben Zweck erreichen — er thut das nicht. Für nicht unbedenklich möchte ich die noch ganz be- sonders empfohlene Anwendung von Nährsalzlösungen halten, denn die von der Mündung sich verbreitende Lösung wird im Fortschreiten durch den Boden filtriert und die Salze selbst müssen jedenfalls in der Nähe der Mündung verbleiben und aufgehäuft werden. Eine fernere Schwierigkeit erblicke ich 260 Die Gartenwelt, VI, 22 noch ia der ungleichmäfsigen Verteilung der Feuchtigkeit bei der automatischen Bewässerung, die unmöglich allen Pflanzen behagen kann. Ich glaube meine eingangs dargelegten Anschauungen und Bedenken durch obige Erörterungen und die wieder- gegebenen Versuche, welche nur als die frappantesten Beispiele aus einer gröfseren Reihe herausgegriffen sind, genügend be- gründet zu haben. Trotz aller Mängel aber wird der neue, übrigens ganz billige Bewässerungsapparat in manchen Fällen, wie beispielsweise für Ampeln und dergleichen mit Erfolg in Anspruch genommen werden können; jedenfalls möchte ich eine recht eingehende Erprobung seiner Anwendungsfähigkeit als dringend erwünscht betrachten, damit der gute, in ihm steckende Kern nicht durch vorurteilsvolles Verhalten ver- loren geht. Diosma purpurea. (Hierzu die Abbildung .Seite 25c).) — Zu den Kappflanzen, welche die herrschende Moderichtung oder richtiger gesagt, die modernen gärtnerischen Betriebe verdrängt haben, weil die Anzucht zur Marktpflanze eine zu lange Zeit beansprucht, gehören auch die Vertreter der Gattung Diosma (Coleoninta). Diese prächtig duftenden, doldenblütigen Winter- und Frühlingsblüher sind wahre Zierden unserer Kalthäuser; sie haben eine feine, an unsere Heidekräuter erinnernde Belaubung und werden ganz wie die besseren Erica kultiviert, nur giebt man ihnen etwas Lehm unter die sandige Heideerde. Am häufigsten findet man noch Diosma alba in den Gärten, in Belgien wird dagegen D. purfurea als Handelspflanze viel kul- tiviert, sie blüht im Frühling hübsch rot und läfst sich, wie unsere Abbildung zeigt, zu schönen kugeligen Kulturpflanzen heranziehen, die gewifs leicht Käufer finden. Die Gattung Diosma gehört zur Familie der Rutaceen, die in den Gattungen Eriostimon, Correa, Horonia, Crowea und Choisya herrliche neuholländische und kapische Blütenpflanzen umfafst, welche, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch lange nicht die ihnen gebührende Beachtung gefunden haben. M. H. Rosen. Betrachtungen über Rosenneuheiten. Von Karl Hegar, Handelsgärtner, Friedberg i. H. In No. 50 des ,.Der Handelsgärtner" schreibt Herr O. Jacobs -Weitendorf über „Rosenreklame", und erwähnt dabei meinen Artikel „Eine empfehlenswerte neue Treibrose", welcher zugleich mit einem Artikel des genannten Herrn in No. 47 der „Gartenwelt" erschien. Im allgemeinen kann ich den Ansichten des Herrn Jacobs über Rosenneuheiten und deren Verbreitung, resp. Einschränkung der Verbreitung von Neuheiten, nur Beifall zollen. Trotzdem ist bei der grofsen Anzahl von Neuheiten, die jährlich in den Handel kommen, die Frage berechtigt: brauchen wir überhaupt Neuheiten, und um nun speziell von Rosen zu reden, lassen sich unter den 3 — 4000 Rosensorten nicht genug beste auswählen, die allen Anforderungen entsprechen? Für das freie Land haben wir entschieden zuviel Sorten, aber für Treiberei sind ab und zu Neuheiten doch recht gut zu verwenden, da unsere moderne Binderei immer gröfsere Ansprüche an das Material stellt. Man verlangt von einer Bindeblume, dafs der Stiel lang und fest, jedoch nicht zu dick ist, nicht zuviel Blätter hat und die Blume von ihm graziös getragen wird, nicht, wie dies vielfach bei ,,Capt. Christy'"'' der Fall war, die Blume steif und straff aufsitzt, wodurch die Haltung eine unschöne wird. Die Blume soll nicht zu stark gefüllt, sondern leicht, gefällig und graziös sein, damit sie zu jedem leichten Arrangement pafst. ,,Za France'''' ist entschieden eine wunderbare Rose, doch ich ziehe „Afme Caroline Tesloiif' , ^^Belle Siebrec/it'' und „Prin- cipessa di Napoli^'' vor, da diese Sorten nicht übermäfsig gefüllt und infolge dessen entschieden eleganter für feinere Binderei sind. An rosa Rosen, für Treib- und Bindezwecke, sei nun die Farbe etwas heller oder dunkler, haben wir keinen Mangel; es tauchen auch gerade in dieser Farbe die meisten Neu- heiten auf, und ab und zu finden sich darunter auch wieder recht gute Sorten. Auch rote und dunkelrote Rosen giebt es in Fülle. Ganz anders ist es bei den gelben Rosen. Unsere kost- barste Rose, die \\txxX\z\\t „Marichal Niel"^ , hat etwas kurzen und schwachen Stiel. Die Treibereien, sei es im Norden oder seien es die Züchter am sonnigen Mittelmeer, haben ihre Last mit ihr, da sie sehr empfänglich für Krankheiten ist. Sie ist eben die edelste und infolgedessen auch die empfindlichste Rose. Auf, also ihr Neuheitenzüchter, züchtet eine .^Mariehal Niet''' , mit langem, widerstandsfähigem Stiel, doch gleich graziös in Wuchs und Haltung, eher noch etwas leichter gefüllt, die Welt der Rosenfreunde würde euch dafür dankbar sein. Auch in Weifs fehlen uns gute Treib- und Binderosen. Die allbekannte ^^Kaiserin Auguste Viktoria''' hat auch ihre Fehler; ich machte meist die Beobachtung, dafs sie unter Glas vielfach zu lang- stielig wurde, sehr wenig Laub und oft kleine Blumen brachte. Natürlich entwickelt sie auch wieder wunderbare Blumen, aber in Anbetracht der vielen Ausfälle werden diese Muster- blumen viel zu teuer. Es würde uns also wiederum eine weifse „La France''' oder „Caroline Testout''' fehlen. Um auch hier einiges von der vor 2 Jahren so viel besprochenen und beschriebenen sogenannten ,.La France"- Krankheit zu reden, so machte ich voriges Jahr auch schlimme Erfahrimgen. Ich war gezwungen, einen Kasten mit etwa 300 4Jährigen Pflanzen vollständig zu entleeren , da absolut kein Ertrag an Blumen mehr zu erwarten war. Aufserdem mufste ich in einem Hause, in welchem „Mme Caroline Testout'"' , dunkele Sorten und „La France" standen, letztere Sorte ebenfalls entfernen, da die Pflanzen (4Jährig) vollständig er- schöpft schienen, während die anderen Sorten, im gleichen Alter stehend, tadellos waren. Diese Krankheit trat damals hauptsächlich in den Treibereien im Taunus auf, die Mei- nungen der verschiedenen Herren waren aber sehr geteilt; der eine gab den Bodenverhältnissen die Schuld, der andere dem unnatürlichen übermäfsigen Rückschnitt, — ■ um der Nach- frage nach nur langstieligen Blumen genügen zu können — , welcher die Pflanze veranlafste recht lange Blütenschosse hervorzubringen. Thatsache ist es, dafs „La France'' , infolge der grofsen Knospe uud Blüte, abgeschnitten einen min- destens 30 — 40 cm langen Stiel besitzen mufs, um sie zur VI, 22 Die Gartenwelt. 261 Binderei wirkungsvoll verwenden zu können. Dafs dieses fortgesetzte starke Zurückschneiden der Pflanze Schaden bringen mufs, ist sicher; wäre dies aber die alleinige Ursache ihres Versagens, ■ so müfste ja bei allen anderen Sorten mehr oder weniger die gleiche Erscheinung auftreten. Denn dieselben werden, um langstielige Blumen zu erzielen, in den Treibe- reien auch nicht viel glimpflicher behandelt, obwohl man bei „Mmc Caroline Testouf'', ,^Belle SiebrccM^'' , „Princifessa di NapoU''\ überhaupt bei allen leichter gefüllten Rosen, auch schon mit einem nur 25 cm langen Stiel, infolge der ele- ganten leichten Blumen, auskommen könnte. Wollte man aber die pompöse, stark gefüllte „La France'''' mit nur 25 cm langem Stiel verwenden, so könnte man mit demselben Rechte auch Mohn- oder Sonnenblumen kurzstielig verwenden. Das Bindestück würde in beiden Fällen wenig Freunde finden. Mit grofsem Recht lobt Herr O. Jacobs in No. 47 Jahrg. V der ,, Gartenwelt" speziell die ^^Mmc Caroline 'J'estoiit'' . Ich habe gefunden, dafs sie selbst bei anhaltendem Regenwetter ihre herrliche, leuchtende Farbe und stolze Schönheit beibehält, während „La France" durch Regen sehr bald Not leidet. Wenn ich nun meine Meinung zusammenfasse, so kann ich nicht umhin, zum Schlüsse zu sagen, dafs eine Zeit kommen wird , in welcher die Sortimente von Tausenden von Sorten aus den Rosenschulen verschwinden werden, eine Zeit, in der sich der Rosenzüchter begnügen wird, 20 bis 30 der besten Sorten, vielleicht auch ab und zu eine gute Neuheit zu ver- mehren, und dies zum Besten seines Geldbeutels. Die Zeit liegt nicht weit hinter uns, in der der Obstbaum- züchter überhaupt nicht existieren konnte, wenn er nicht minde- stens ein Sortiment von 30 Sorten Äpfel und Birnen hatte. Heute ist dieses Sortiment zum Glück für ihn und auch zum Segen für den Obstbauer in den meisten Handelsbaumschulen auf beinahe ein Drittel reduziert, und es wird noch so weit kommen, wie dies ja schon in Amerika der Fall ist, dafs eine Gegend eben nur eine oder höchstens zwei Sorten anbaut, und zwar diejenigen Sorten, welche dort am besten gedeihen. Dann wird auch der Obstbau bei uns in Deutschland lohnend werden, was bei der Unmasse von Sorten, welche früher gepflanzt wurden, bis jetzt noch nicht der Fall ist. Bei Rosen läfst sich dies allerdings in diesem Mafsstabe nicht einführen; hier wirkt natürlich die Liebhaberei in weit höherem Mafse mit. Ich denke jedoch, auch der Liebhaber wird sich im Laufe der Zeit mit etwa 2c — 30 besten Sorten und wenigen Neuheiten begnügen lernen. Die Rosentreiberei in Töpfen. \'on Carl Ziskoven, Obergärtner, Blankenburg (Harz). In fast jeder besseren Handels- und Privatgärtnerei nimmt die Treiberei der Rosen eine bevorzugte Stelle ein, und dies auch mit Recht, denn es giebt wohl keine Blume, welche einer schönen Rose ebenbürtig ist. Trotzdem die Rosentreiberei allgemein bekannt ist, hört man immer noch Klagen über mangelhafte Erfolge und geringe Rentabilität. Meistens liegen Mifserfolge an der falschen Kultur und den schlechten Pflanzen, welche getrieben werden, doch hat auch in manchen Jahren die Witterung Schuld, abgesehen davon, dafs nicht in jeder Gärtnerei geeignete Häuser zur Verfügung stehen, was ein Hauptfaktor bei der Rosentreiberei ist. Wenn auch durch die Einführung ausländischer Rosen der Preis im letzten Jahrzehnt gedrückt wurde, so finden doch immer noch schöne deutsche Rosen willige Abnehmer, und gute Ware erzielt auch einen guten Preis. Ich habe gefunden, dafs das kaufende Publikum gern etwas mehr zahlt für eine schöne, wohlriechende deutsche Rose, als für die meistens verblafsten, geruchlosen ausländischen Rosen. Bevor ich über die Kultur spreche, sei einiges über ein geeignetes Haus für Rosentreiberei bemerkt. Am besten ist ein gut lüftbares, helles, nach Süden belegenes Haus mit auf der Vorderseite flachem und der Rückseite kurzem, schrägem Dach; empfehlenswert sind auch einseitige Häuser. Eine gute, mit genügend Heizrohren versehene Heizanlage ist durch- aus erforderlich, sowie mehrere Abtaurohre unter dem Dache zur Verminderung der Niederschläge. Ferner mufs es mög- lich sein, das Haus, wenn es nötig ist, schnell und ganz zu beschatten, und es dürfen die Tabletten nicht zu hoch sein, damit die Blumen langstielig werden. Will man, gute Pflanzen zur Treiberei haben, so ist es am vorteilhaftesten, falls gutes Land zur Verfügung steht, sich seine Rosen selber zu veredeln, und die Kultur solcher Rosen ist wohl allgemein bekannt. Die Pflanzen werden nach dem ersten leichten Frost mit möglichster Schonung der Wurzeln aus dem Boden gegraben und sortenweise in einem kalten Kasten eingeschlagen; dieser wird bei starkem Froste zugedeckt, damit das Holz nicht erfriert. Bezieht man seine Pflanzen von auswärts, so werden dieselben, wenn sie zum Herbste ankommen, ebenso behandelt. Ende Februar oder Anfang März bereitet man eine Erdmischung von 2 Teilen Rasen-, 2 Teilen Mistbeet-, i Teil Komposterde und i Teil Sand, nimmt die Rosen aus dem Einschlage, schneidet die stärkeren Triebe auf 5 — 6 und die schwächeren auf 2 — 3 .A.ugen und pflanzt in mit guter Scherbenunterlage versehene 5 zöllige Töpfe fest ein. Sollten die Wurzeln zu lang sein, so müssen dieselben in die Töpfe gedreht werden ; jede alte Wurzel schont man, weil eine Topfrose an den vorhandenen Wurzeln Faserwurzeln bildet, und je mehr alte Wurzeln vorhanden sind, um so kräftiger kann sie einwurzeln. Empfehlenswert ist es, die vorher erwähnte Erdmischung schon im Laufe des Sommers zu bereiten, sie zu jauchen und bis zum Gebrauche mehrere Male umzuarbeiten. Die frisch eingepflanzten Rosen werden in einen kalten Kasten gestellt und bei Frost gedeckt, bei warmer Witterung gegossen und gegen Mittag gespritzt. Ende April werden einige Beete hergerichtet und die Roseutöpfe eingesenkt, doch müssen dieselben unten freistehen, und der obere Rand einige Centimeter über das Erdreich herausragen, damit die sich bildenden Wurzeln nur im Topfe bleiben. Am besten macht man die Löcher mit einem zugespitzten Pfahl. Gut ist es, die Beete mit kurzem Pferdemist zu be- decken; die Töpfe trocknen dann nicht so leicht aus und die Pflanzen werden etwas gedüngt. Weitere Arbeit hat man mit den Topfrosen im Laufe des Sommers nicht, als bei trockenem Wetter fleifsig zu giefsen und die Beete von Unkraut rein zu halten. Sind die Pflanzen genügend duvchwurzelt. 262 Die Garten weit. VI, 22 so können dieselben öfter mit verdünnter Kuh- oder Abort- jauche gedüngt werden. Die ersten Blumen kann man ab- schneiden, doch nach dem ersten Flor darf von den Topf- rosen nichts mehr geschnitten werden; die Triebe treiben sonst von der Seite, werden dadurch geschwächt und bringen in der Treiberei nur kleine Blumen hervor. Ist der September nafs, so werden die Rosen aus den Löchern gehoben und auf den Beeten umgelegt, damit das Holz genügend ausreift. Sollten allerdings wieder trockene warme Tage kommen, so mufs man die Töpfe wieder aufrichten und ab und zu mäfsig giefsen, um das Einschrumpfen der Triebe zu verhindern. Im Oktober setzt man die Rosen in kalte Kästen, und man spart sich viele Arbeit, wenn dieselben gleich im Freien sor- tiert werden; die stärkeren werden zuerst eingeräumt und nachher die schwächeren, und ebenso verfährt man mit den Sorten, indem man die frühblühenden von den spätblühenden sondert. Bei kaltem Wetter wird der Kasten gedeckt und bei milder Witterung gelüftet; einige Grad Frost schadet den Pflan- zen nichts, sie lassen sich danach sogar noch besser treiben. Am I. Dezember können die ersten Rosen aufgestellt werden. Diejenigen Pflanzen, welche sehr durchwurzelt sind, werden zuvor in etwas gröfsere Töpfe verpflanzt, und bei den weniger durchwurzelten wird nur die obere Erdschicht erneuert. Die Töpfe werden gewaschen, falls sie schmutzig sind ; über- haupt ist peinliche Sauberkeit bei der Rosentreiberei eine Hauptbedinguug. Die stärkeren Triebe werden aufs — 7 Augen und die schwächeren auf 2 — 3 Augen zurückgeschnitten, oder, wenn gutes Holz vorhanden ist, ganz entfernt; es kommt auch viel auf die Sorten an und der Fachmann urteilt am besten selbst. Nach solchen Vorbereitungen können die Pflanzen ins Haus kommen. Während der ersten 8 Tage hält man sie in einerTem- peratur von 10" C; bei heller Witterung spritzt man mehrere Male und erhöht innerhalb 3 Wochen die Temperatur bis auf 18" C. ; höher darf sie nicht steigen und nachts nicht unter 10 ** C. fallen. Solange die Triebe noch nicht vollständig ent- wickelt sind, können die Pflanzen bei schöner Witterung ge- spritzt werden, später wird ihnen die Feuchtigkeit nur indirekt zugeführt, durch Nafshalten der Wege und Tabletten. Vieles Spritzen ist den Rosen nur nachteilig, weil im Winter die Witterung sehr wechselt; das Wasser trocknet oft vor Anbruch der Nacht nicht genügend von den Blättern, und es entstehen dadurch mancherlei Blattkrankheiten. Die Temperatur mufs bis zum Farbezeigen der Knospen stets gleichmäfsig sein. Brennt die Sonne sehr stark, so mufs das Haus über Mittag schattiert werden, weil die zarten Triebe sehr leicht verbrennen; auch kann man etwas Luft geben, doch immer so, dafs die Pflan- zen nicht im Zuge stehen. Sind die Rosen gut im Wachstum, so reicht man alle 3 — 4 Tage einen Dunggufs von verdünnter Kuhjauche oder Hornspanwasser; Kuhjauche ist vorzuziehen. Das Laub erhält dadurch eine satte dunkelgrüne Färbung und robusteres Aussehen. Trotz aller Vorsicht seitens des Kultivateurs stellen sich bei den Rosen manche Feinde ein; vor allem sind es die grüne Rosenblatdaus (Aphis rosae L.), der Rosenvvickler (Tortrix bergmanniana) und der' Mehltau (Peronospora sparsa Berkeley). Die Rosenblattlaus vertreibt man am besten durch Spritzen mit Tabakwasser oder durch Räuchern mit Tabak. Den Wickler kann man nur durch Absuchen ver- tilgen ; er ist ein sehr gefährlicher Gast, indem er mit Vorliebe die kleinen zarten Triebe heimsucht und die Knospen durch Anfressen zerstört. Er stellt sich hauptsächlich bei der spä- teren Treiberei ein. Mehltau entsteht meistens durch an- haltend trübes Wetter und übermäfsige Feuchtigkeit; durch Bestäuben mit Schwefelblüte verschwindet er. Will man dem Umsichgreifen einigermafsen vorbeugen, so spritzt oder räu- chert man das Haus alle 8 Tage und setzt einige Blechkasten auf die Heizrohre, füllt Tabakwasser hinein, dieses verdunstet allmählich und nützt sehr viel. Von den am i. Dezember aufgesetzten Topfrosen können Ende Februar die ersten Blumen geschnitten werden; durch öfter eingestellte Sätze hat man bis zum Blühen in den kalten Kästen Rosenblumen und mufs bis zu diesem Zeitpunkte seine Topfrosen abgetrieben haben. Am besten werden Rosenblumen bis 0:>tern bezahlt und rentiert sich auch bis dahin zum Schnitt nur die Topf- kultur; als Pflanzen mit vielen Blumen finden schöne Topf- rosen auch stets Abnehmer. Zum frühen Treiben eignen sich folgende Sorten be- sonders, und ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich dieselben anführe: Rosa: ,,Magna (7//(7/-Az" ( Remontant), ,.Capilainc Christy^^ (Remontant), „Baronne A. de Rothschild'^ (Remontant), „ATa- inan Cochet''' (Thee). Rot: ,,van Hoitlte" (Remontant), „Flsher & Nolf/ies^' (Remontant), ^^Baro/i ßi>/!s/e/feu" (Remontant), ,,G{n{ral Jacque- minof^ (Remontant). Zum späteren Treiben eignen sich: Weifs: j^Kaiserin Auguste Viktoria'' (Thee-Hybride). Rosa: ,^ AI nie Caroline Testouf'' (Thee-Hybride), „Grace Djrli/rg" (Thee), „Belle Sieörec/it" (Thee-Hybride), „LaFranee'^ (Thee-Hybride). Rot: „fforaee I'er/iet^' (Remontant), „Marie Baumann'^ (Remontant), „Ulrich Brunner fils'^ (Remontant), „Prince Ca- mille de Kohan" (Remontant). Gelb: „Perle des [ardins^^ (Thee), Mit den angeführten Sorten will ich nicht sagen, dafs andere gute Treibrosen zu verwerfen sind. Es ist aber nicht empfehlenswert, zu viele Sorten zu haben; wenige gute, er- probte Sorten genügen und man kann bei Sortenbeschränkung eher auf sicheren Erfolg rechnen. Aus den Vereinen. Potsdam. Wie in früheren Jahren, so hat es sich auch im letzten Jahre der hiesige Gartenbauverein angelegen sein lassen, unter der Leitung seines Vorsitzenden, des kgl. Gartenbaudirektors Echtermeyer, auf allen Gebieten des Gartenbaues und der Garten- kunst eine rührige Thatigkeit zu entwickeln, sowie das freundschaftliche Verhältnis unter seinen Mitgliedern zu pflegen. Die Thatigkeit des Vereins erstreckte sich im verflossenen Jahre auf Vorträge, Ausstellungen in den Sitzungen, Besprechungen auf gärtnerischem Gebiete etc. Einen grofsen Teil der Sitzungen nahm die vom „Märkischen Obstbauverein" angeregte und vom Vorsitzenden sowie vom Verein lebhaft unterstützte grofse „Provinzial-Obstausstellung" ein, vvelche vom 28. September bis zum 2. Oktober 1901 im kgl. Orangeriegebäude stattfand, und welche in jeder Hinsicht als gelungen zu betrachten war. Im Laufe des Jahres wurden 23 Sitzungen abgeliallen, zwei davon waren zu Generalversamm- VI, 22 Die Gartenuelt. 263 langen erhoben. Gröfsere Vorträge wurden gehalten am 23. Januar über „Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft" vom Magistratssekretär Ribbe, am 26. November über „Rassenkreuzung im Lichte der mo- dernen Forschung" vom Prof. Müller, letzterer mit Projeklionsbildern. Beide Sitzungen waren öffentliche, erfreuten sich seitens der Interessenten einer aufserordentlichen Beliebtheit und waren sehr zahlreich besucht. Die Zalil der Mitglieder vermehrte sich um 8, während 3 Mitglieder dem Verein durch den Tod entrissen wurden und i Mitglied austrat. Prof. Müller, Wildpark, wurde zum Ehrenmitglied ernannt, weil der- selbe sich durch rege Anteilnahme am Vereinsleben ganz besonders verdient gemacht hat. Am 15. August wurde eine Exkursion nach der Neuanlage des botanischen Gartens in Dahlem unternommen. — Den Vorstand für das Jahr ig02 bilden folgende He^^ren: i. Vorsitzender kgl. Gartenbaudirektor Echtermeyer, i. Stellvertreter Hofgärtner Rosenberg, 2. Stellvertreter Gärtnereibesitzer Rudoph Meyer, Ren- dant Kaufmann F. Rohm, i. Schriftführer Gärtnereibesitzer Adolph Specht, 2. Schriftführer Photograph Behrendt, Bibliothekar Rosen- schulenbesitzer Hering, Stellvertreter Gärtnereibesitzer H. Ebert, Ausschufsmitglieder Zink, prinzl. Übergärtner, A. Schröder, Gäitnerei- besitzer. Fragen und Antworten. Beant^VO^tung der Frage No. 178. Kann man Chrysanthemum mit Rufswasscr besprengen, um eine dunkelgrüne Farbe der Blätter zu erhalten? Schadet es der Pflanze nicht.' Wann und wie oft kann man das Besprengen mit Erfolg anwenden? — Slalt Chrysanthemum mit Rufswasser zu spritzen, würde ich entweder den Rufs der Erde beimischen, oder mit dem VVasser gief^en, der Erfolg wird dann jedenfalls viel intensiver sein. Man ist im all- gemeinen froh, wenn Rufs sich möglichst wenig oder gar nicht auf den Blättern ablagert, da einesteils verschmutzte Blätter nicht schön sind und andernteils beim Verpacken der Blumen auch diese selbst leiden konnten, besonders hellfarbige Sorten. Bläiter, auf denen sich Rufs abgelagert hat, werden vom Abspritzen allein bekanntlich nicht wieder rein. R. Voigt. — Mit Rufiwasser die Blätter der Chrysanthemunt zu besprengen, halte ich für schädlich und wirkungslos. Die Blätter leiden sehr darunter und die Schönheit der Pflanze ist dahin. Durch eine zweckentsprechende Düngung, die auch zugleich auf die Blüten von gröf=tem Einflufs ist, läfst sich die dunkele Belaubung erreichen. Wir dürfen aber nicht ver- gessen, dafs es auch Sorten giebt, die von Natur aus heller gefärbtes Laub haben. O. Fuhr. — Düngen Sie Ihre Chrysanthemum wöchentlich einmal mit flüssigem Dünger und setzen Sie der Flüssigkeit so viel Rufs zu, dafs sie nach längerem Umrühren vollständig schwarz wird. Auf diese Weise behandelt, werden die Chrysanthemum unten nicht kahl und erhalten dunkelgrüne Blätter. Das Be.-pritzen von oben würde ohne Erfolg bleiben. J. Loch, Übergärtner, Klosterlausnitz. — Dunkelgrüne Belaubung erreicht man durch Düngen mit schwefelsaurem Ammoniak. Um durch Besprengen dunkelgrüne Blätter zu erhalten, besprenge man die Pflanzen mit Kupferviiriolkalkbrühe (auch gegen Schmarolzerpilze wirksam), der man noch geringe Mengen Eisenvitriol zusetzen kann. Denn durch die Untersuchungen des Herrn Prof. Aderhold in Proskau ist festgestellt, dafs das Eisenvitriol, welches stets als Beimischung im Kupfervitriol enthalten ist, dunkelgrüne Fär- bung der Blätter hervorruft. Obergärtner Fr. Ernst, Langen bei Darmstadt. — Um recht dunkles Laub bei Chrysanthemum (auch bei anderen krautartigen Pflanzen) zu bekommen, kaufe man sich in einer Droguen- handlang '/., — I kg Kienrufs, der.-elbe wird in einen alten Sack geschüttet und in ein Wasser- oder Jauchefafs, letzteres ist noch besser, hineingelegt. Ist die Jauche durch Umrühren genügend schwarz geworden, so kann mit dem Giefsen der in Töpfen oder im freien Lande zu kultivierenden Chrysanthemum begonnen werden, aber nicht besprengen, da die Pflanzen durch das Besprengen mit Rufsjauche nach dem Trockenwerden sehr schlecht aussehen würden und der gewünschte Erfolg dadurch nicht erzielt wird. Mit dieser Rufsjauche wird jeden dritten Tag gegossen. Die Belaubung wird sich nach 3 — 4 Wochen sehr schön gefärbt haben. Kienrufs in dieser Weise angewandt ist nicht schädlich. P. Jaletzky, Fürstlicher Schlofsgarten, Bückeburg. Beant'wortung' der Frage No. 179. Woran liegt es, dafs bei verschiedenen Chrysanthemttm-Sori&a, z.B. y^ll^illiam Trieker^ ^ „.Vrs. E. S. Trafford'' und „Duke of York:'', die Knospen während der Entwicklung schwarz werden, trotzdem die Pflanzen kräftig und ge- sund sind? — — Das vorzeitige Schwarzwerden der Knospen bei Chrysanthemen dürfte wohl seinen Grund in der Einwirkung schädlicher Insekten, wie überhaupt schädlicher Tiere haben. So ist es vor allem eine grüne Wanze, die durch ihre Stiche an Blättern und Knospen Schaden an- richtet. Als weiterer Feind ist mir dies Jahr eine kleine Made auf- gefallen, die oftmals direkt in der Knospe, oft auch unterhalb derselben im Stengel ihr Heim aufgeschlagen hat. Das Vorhandensein dieser Made kennzeichnete sich meist nur durch einen schwarzen Punkt. Die Made selbst ist ca. '/^ — '^{^ cm lang mit schwarzem Kopf und die 2 — 3 cm langen Kanäle im Stengel zeigen ihre Frefslust im richtigen Lichte. Oft wird auch auf den Ohrwurm (Forficula auriculariaj, der auch an den Knospen Schaden anrichten soll, Jagd gemacht, doch liest man in dem trefflichen Werke „Durch des Gartens kleine Wunderwelt", dafs dieser Ohrwurm als nächtlicher Verlilger der Raupen und Läuse mehr nützt wie schadet. Zur Bekämpfung dieser Tiere möchte ich noch be- merken, dal» man die grüne Wanze nur durch Fangen und Zerdrücken besonders am frühen Morgen in ihrer Zahl vermindern kann, ebenso ist die Made nur durch Absuchen zu beseitigen. Gegen Ohrwürmer hänge man glockenförmig kleine Töpfe mit etwas Heu auf die Stab- spitzen; da die Würmer sich gern in diese Töpfe zurückziehen, kann man sie früh bequem ablesen und vernichten. W. Krause. Beantwortung der Frage No. 180. Wann werden Oleander, welche in grofseie Rubel gcbiacht werden sollen, am besten ver- pflanzt? — Das Verpflanzen der Oleander kann, wenn es mit einiger Vorsicht ohne gröfsere Verletzung des Ballens geschieht, ohne Nachteil im Früh- jahr beim Ausräumen vorgenommen werden. Bidingung ist gute Drai- nage in den neuen Gcfäfsen und vorsichtiges Giefsen in den ersten Wochen bis zum Anwurzeln, sowie ein geschützter, sonniger Standort. Ich hatte wiederholt Gelegenheit, grofse Exemplare zu verpflanzen und habe mit obengenannter Behandlung stets gute Resultate hinsichtlich des Wachstums und des Klütcnflors erzielt. E. Eipper, Obergärtner, Schlofs Marbach am Bodensee. — Für Oleander ist das zeitige Frühjahr die beste Zeit zum Ver- pflanzen, da dieselben dann gleich anfangen zu wachsen und leicht junge Wurzeln treiben. Eine Mischung von Mistbeet-, Komposterde und Baulchm sagt denselben sehr zu. O. Fuhr. Neue Frage No. 206. In einem lichten Hochwalde soll eine dauernde Pflanzung 111 Gestalt eines Wappens hergestellt werden. Welche Pflanzen mit weifslicher oder grauer Belaubung eignen sich hierzu am besten? Da die Anlage eine gröfsere Fläche einnehmen wird, so sollen die zu wählenden Pflanzen billig sein. Eignet sich Arabis albida {cau- casica) oder alpina hierzu und woher sind diese in Menge zu beziehen? Neue Frage No. 207. Eine Fläche von 12 a ist mit Obst- bäumen (Apfel, Birnen, Pflaumen und Pfirsiche) bepflanzt. Der Boden ist stark sandig. Bis zur Tiefe von 1,67 m weist der Boden folgende Erdschichten auf: 0,35 m Mutterschicht, 0,13 m etwas heller, o,ü8 m rötlich-gelber Sand, 0,15 m grauweifse Schicht mit viel feinem Sand, 0,30 m grauschwarze sandige Schicht, 0,20 m ganz scharfer Sand, 0,40 m scharfer nasser Sand mit viel bläulichen Kieseln und Feuer- steinen durchsetzt, 0,06 m mergelartiger Lehm, unter dieser Schicht also auf 1,67 m ist stark eisenhaltiges Grundwasser, und darunter eine undurchlässige kompakte Masse. Teilweise steht das Grundwasser auch schon auf i m Tiefe. Birnen, Pflaumen und Pfirsiche gedeihen sehr gut und bringen viele Früchte. Äpfel wachsen 2war auch sehr stark, tragen aber sehr wenig, teilweise überhaupt nicht. Nur in einem Jahre haben sie überaus reich getragen. Der Bestand ist 15 und 25 Jahre alt. Aufserdem sind die Bäume von der Blutlaus befallen und leiden stark an Krebs. Worin ist die Ursache des schlechten Tragens der Apfelbäume zu suchen? (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten.) 264 Die Gartenwelt. VI, 22 Tagesgeschichte. Berlin. Für die gärtnerischen Arbeiten zur Regulierung der Strafse „Unter den Linden" sind 70000 M. in den städtischen Etat eingesetzt worden. Breslau. Vom 10. bis 25. September c. findet hier eine grofse schlesische Gartenbau-Ausstellung statt, die mit einer Fisch- und Forstausstellung verbunden wird. Veranstalter sind die schlesischen Gartenbauvereine. — Zur Abhaltung der Hauptversammlung des Vereins deut- scher Gartenkünstler im August d. J. wurde der Sitzungssaal im Landeshause zur Verfügung gestellt. Emden. Eine Anzahl Gemüsebauer beabsichtigen die Gründung einer Genossenschaft behufs Errichtung einer genossenschaftlichen Kon- servenfabrik m. b. H. Eine allgemeine Versammlung von Gemüsebauern, Kapilalisten und sonstigen Interessenten wird demnächst zu weiterer Beratschlagung zusammengerufen werden. Das Zustandekommen des Unlcrnehmens ist so gut wie gesichert. Lübeck. Da in hiesiger Stadt der Name VoUert unter den Handelsgärtnern sehr verbreitet ist, so dafs ständige Verwechslungen vorkommen, hat sich Herr Rudolph Vollert, Baumschulen und Mai- blumenkuUuren, veranlafst gesehen, sich die Bezeichnung „Semiramis" in die Warenzeichenrolle eintragen zu lassen, und empfiehlt allen seinen Geschäftsfreunden, das Wort „Semiramis" bei allen Korrespondenzen der Adresse beizufügen. Wir nehmen gern an dieser Stelle hiervon Notiz, weil in zahlreichen anderen Städten die gleiche Erscheinung auftritt, dafs ähnlich wie in Lübeck andere {gleichlautende Namen unter den Handelsgärtnern vor- kommen, was zu fortwährenden Ärgernissen führt. Hier dürfte es sich gleichfalls empfehlen, wenn die betreifende Firma durch ein der Adresse hinzuzufügendes, eingetragenes Warenzeichen ein für allemal allen Ver- weclislungen ein Ende macht. Württemberg. Obstverkehr auf den würltembergischen Slaatseisenbalinen im Herbst 1901. In den Monaten Se{)tember, Ok- tober und November 1901 sind auf den württembergischen Eisenbahn- stalionen von fremden Bahnen 5193 Wagenladungen Obst angekom- men (1900:2046, 1899:8543), und zwar aus Frankreich 1956, Öster- reich-Ungarn 1444, Belgien 411, Italien 406, Bayern 209, der Schweiz 160, Serbien 137, Preufsen 119, der Pfalz 107, den Niederlanden 98, Hessen 69, Baden 46, Sachsen 13, Elsafs- Lothringen 9 Wagen. Von den eingelaufenen Wagen fallen auf Stuttgart Nordbahnhof 1124, Efs- lingen 308, Göppingen 226, Ulm 223, Reutlingen 210, Tiibingen 176, Cann^tadt 162, Geislingen III, Stuttgart Westbahnhof 104. Weitere 69 Stationen hatten einen Empfang zwischen 100 und 10 Wagen und 166 Stationen einen solchen von 10 Wagen und weniger. Aufserdem wurden im Laufe des Jahres 1901 von Mannheim und Triest aus 389 Wagenladungen mit 4005 Tonnen zur Mostbereilung dienender getrockneter Weinbeeren (Rosinen, Korinthen etc.) auf württembergischen Stationen eingeführt (1900:303 Wagenladungen), wovon mehr als die Hälfte auf die Stationen Stuttgart und Ulm entfiel. — Zur Versen- dung nach Stationen aufserhalb von Württemberg gelangten im Herbst 1901 6 (1900:724) Wagenladungen Obst. Aus der Fachpresse. Die älteste gärtnerische Fachzeitschrift Schwedens „Tidning för Trädgardsodlare" hat mit No. 12 vom Dezember vorigen Jahres aufgehört zu erscheinen. Begründet wurde die Zeitschrift im März 1862, und von 1863 — 1900 stand sie unter der Leitung des Gartendirektors Eric Lindgren, der Leiter der Versuchsfelder, der kgl. Akademie der Wissenschaften zu Albano bei Stockholm war und sich nunmehr in den wohlverdienten Ruhestand begeben hat. Er ist 74 Jahr alt und lebt in seiner Villa in Södertelje. Die Zeitschrift zählte die hervorragendsten schwedischen Fachmänner zii ihren Mitarbeitern und gilt in Schweden als ein bedeutendes litterarisches Werk für den Garten- bau. Der Herausgeber hat in den langen Jahren sein umfassendes Wissen und Können in den Dienst der Zeitschrift gestellt, und beredte Verantwortl. Redakteur: Max Hcsdbrffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt tvormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstettcr in Leipzig. Zeugnisse seiner unermüdlichen Forschungen sind in ihren Spalten zu finden. N. E. D. Personal-Nachrichten. Dammann, Robert, der bisher als Gehilfe am kgl. botanischen Garten zu Göttingen thätig war, erhielt die neu eingerichtete Stadt- gärtnerstelle in Herford. Eulefeldt, Robert, kgl. Hofgärtner im Georgengarten zu Hannover, ein tüchtiger, allgemein beliebter Fachmann, ist am 15. Februar im 53. Lebensjahr längerem Leiden erlegen. Geboren am 17. Oktober 1849 auf Schlofs Rosenau bei Coburg, lernte er in Coburg und Altenburg, besuchte 1867 — 69 die Gärtnerlehranslalt am Wildpark und machte 1870/71 den Feldzug mit. Von 1880 an war er Obergärtner im Neuen Garten bei Potsdam, 1886 — 1891 Hofgärtner des Schlofsgartens Monbijou in Berlin und seit 1891 Hofgärtner im Georgengarten zu Hannover. Erst vor kurzem war bekanntlich der zum Hofgärtner beförderte Obergärtner Maillard (siehe unlcn) zur Unter- stützung Eulefeldl's als Hofgärtner nach Hannover berufen worden und wird wohl nun endgiltig an die Stelle des Verstorbenen treten. Heicke, C städtischer Garteninspektor in Aachen, wurde an Stelle des verstorbenen Stadtgartendirektors Weber zum städtischen Gartendirektor in Frankfurt a. M. erwählt. Es hatten sich um diese Stelle, wie wir schon früher mitteilten, zahlreiche Bewerber gemeldet. Wir beglückwünschen nicht nur unseren Freund und erprobten treuen Mitarbeiter der „Gattenwelt" zu der auf ihn gefallenen Wahl, sondern auch die Stadt Frankfurt, der ein tüch- tiger Gartendirektor, der befähigt ist den städtischen Gartenanlagen eine moderne Ausgestaltung zu geben, not Ihut. Mit Heicke, der schon in Aachen die rechte Hand der Gartendirektion war und der sich in Fachkreisen längst als hervorragender, umsichtiger Landschaftsgärtner bekannt gemacht hat, ist einmal der richtige Mann an die richtige Stelle gesetzt worden. Wir wünschen ihm, dafs ihm in Frankfurt eine dauernde und segensreiche Wirksamkeit im Interesse der Staisdale'\ eine hervor- ragend schöne Einführung. Im Wuchs wird die Pflanze mittelhoch, dabei ist sie ungeheuer reich- blühend, die edel geformten Blüten sind sehr halt- bar, von reicher Lachsfarbe mit Aprikosenhauch, nach den Spitzen karminrosa abgetönt. Auch ^.Britannia^^ ist für den Schnitt sehr zu empfehlen, obwohl die Blumen etwas langer Zeit zu ihrer Entfaltung benötigen. Die Farbe, ein helles, prächtiges Lachsrosa, wird für Binderei immer ge- sucht, und ich kann diese, sowie die vorhergehende Sorte nur empfehlen. Es wären nun noch die roten Sorten zu erwähnen, von welchen wir viele schöne und auch wertvolle Farben besitzen. Für den Handelsgärtner kommen auch hier nur ganz wenige Sorten in Betracht. Ich bevorzuge bis jetzt als die einträg- lichste die schon mehrere Jahre alte ^^Slarfislr'' , welche sich durch grofsen Blütenreichtum auszeichnet. Die Blüte, wenn gut aus- gebildet, besitzt eine wunderschöne Form, die Farbe ist ein blen- dendes Korallenrot, wie es wohl noch nicht weiter vertreten ist. Nächst dieser Sorte wäre noch -Standard Bearer^^ mit Partie mit von Anemonen (A. nemorosa) durchwirktem Rasenteppich im Parke der Etatsrätin Donner, Ottensen. OrigiDalaufnahme für die , Gartenwelt" (Text Seite 272). feurig scharlachroten, und „Riiby^'' mit reich rubinroten, nach den Spitzen karmin abgetönten Blüten, als Züchtungen, welche sich durch besondere Reichblütigkeit auszeichnen und zur Anpflanzung empfohlen werden können, hervorzuheben. Obwohl meine Auslese noch erweitert werden könnte, will ich mit den angeführten Sorten diesmal schliefsen, und werde später auf einige gute neue Sorten nochmals zurückkommen. 272 Die Gartenwelt. VI, 23 Aus deutschen Gärten. Bilder aus dem Parke der Frau Etatsräün Donner zu Ottensen- Altona. — Einer Reise, die wir im Frühlinge vorigen Jahres zur Frühjahrsausstellung nach Hamburg unter- nahmen, verdanken die hübschen Frühlingsstimmungsbilder auf den Seiten 270 — 272 ihre Entstehung. Der prächtige, teils an einem zur Elbe führenden Abhang gelegene Park prangte gelegentlich unseres Besuches im lieblichsten Frühlingsschmuck. Die Abbildung Teichpartic mit Blick auf die Elbe im i'.uL^ U^i litatsrätia Donner, Ottensen OriginaUufnahme für die „Garlenwclt". der Hängekirsche, Prunus pendula Maxim., auf Seite 270 legt hiervon Zeugnis ab. Ein liebliches Bild bot der Seite 271 abgebildete Hang, dessen Grasteppich mit Buschwindröschen (Anemone nemo- rosa) durchwirkt war. Auf unserem Bilde treten die Blumen als weifse Pünktchen hervor, und unten sieht man die Iris aus den Felsen hervorspriefsen. Die dritte obenstehende Abbildung veran- schaulicht eine malerische Teichpartie mit Brücke und läfst im Hintergrunde die von Segelschiffen belebte Elbe erkennen. In den Parkteichen der Frau Etatsrätin Donner werden mit grofsem Er- folge Forellen' gezüchtet, da das Wasser rein, klar und bewegt ist. Pflanzenkrankheiten. Die Spargel käf er. (Hierzu drei Abbildungen.) Je inniger die Beziehungen des Menschen zu seinen Kultur- pflanzen werden, je intensiver und grofsartiger der Anbau der- selben wird, um so schwerer wird der Schaden empfunden, den in grofser Menge auftretende Schädlinge an den Pflanzen an- richten. Daher ist es geboten, sich mit den Lebens- bedingungen der Schmarotzer beizeiten vertraut zu machen, um sie auf möglichst rationelle Weise bekämpfen zu können. Erfahrene Praktiker, Bo- taniker und Entomologen haben ihre Erfahrungen in Schriften niedergelegt, so dafs es selbst den Laien möglich ist, ohne zeitraubende Vorstudien direkt auf das Ziel loszugehen, d. h. .Schonung aller für unsere Zwecke nützlichen, Vernichtung aller in diesem Sinne schädlichen Lebewesen. Heute beschäftigt uns ein kleiner Käfer, der in verschiedenen Arten unsere Spargelkulturen ver- heerend heimsucht, wenn er in grofser Menge auf- tritt. Es ist der Spargelkäfer Crioceris, von dem es vier bekannte Arten giebt, und zwar: 1. Der gewöhnliche erzblaue Spargelkäfer [Crio- ceris asparagi L.), Abb. Seite 273 oben links, ist' der kleinste der Gattung ; er wird nur 4 mm grofs. Der Käfer ist stahlblau, glänzend, die Flügeldecken mit gelblich-weifser Zeichnung, an den Seiten blut- rot. In der Ruhelage greifen die Flügeldecken durch entsprechende Zähne ineinander. Das Brust- schild ist ebenfalls rot. Heimat Europa. 2. Der zwölfpunktige Spargelkäfer (Crioceris duodecimpunctata L.), a in Abb. auf Seite 273 oben rechts, hat seinen Namen von den zwölf schwarzen Punkten auf den Flügeldecken. Der Käfer wird etwas grofser als der vorige und unterscheidet sich sofort durch seine orangerote Färbung. Das Brust- schild ist ungezeichnet. Heimat Europa. Wie der vorige jetzt auch in Amerika verbreitet. 3. Der vierzehnpunktige Spargelkäfer (Crioceris quatuordecimpunelata Scop.)^ b in Abb. auf Seite 273 oben rechts, ist dem vorigen in Gestalt, Farbe und Gröfse sehr ähnlich. Das Hauptunterscheidungs- merkmal von der vorigen Art sind 2 — 4 schwarze Punkte auf dem Brustschild. Da auf den Flügel- decken zwei Punkte mehr sind, so ist die Anord- nung aller Punkte anders als bei der vorigen Art. 4. Der fünfpunktige .Spargelkäfer (Crioceris quin- quepunctata Scop.), c in Abb. auf Seite 273 oben rechts, ist schöner und mehr rot gefärbt als die vorhergehenden und hat nur fünf grofse, schwarze Flecken auf den Flügeldecken, von denen der mittelste grofser ist als die übrigen und sich auf beide Flügeldecken verteilt. Sobald die Spargel anfangen, die ersten Köpfe aus der Erde herauszustrecken, sind auch die Spargelkäfer wieder da, welche in der Erde überwintert haben. Sie fallen meist in grofser An- zahl über die zarten Triebspitzen, die sogenannten „Spargelköpfe", her und machen die Stangen dadurch vollständig unansehnlich, denn was dann übrig bleibt, ist ein Trieb ohne Spitze. Der auf- merksame Beobachter wird zu dieser Zeit alle genannten Arten, am seltensten immer noch den fünfpunktigen Spargelkäfer, bei ihrer leckeren Mahlzeit antreffen, und hat jetzt Gelegenheit, gegen VI, 23 Die Gartenwelt. 273 « b Der erzblaue Sparg'elkäfer (Crioctris asparagi). b ein Ei, c kleine Larve, d grofse Larve, e Puppe. Alles vergröfsert. (Aus den Publikationen des Ackerbauministeriums zu Washington.) sie gemeinschaftlich vorzugehen. In kleineren Anlagen pflegt man den Ort, wo die Triebe einer Pflanze erscheinen, mit Glas- glocken oder Töpfen zu bedecken; jedoch in grofsen Anlagen kann man der Unkosten halber nichts dergleichen thun, höch- stens dafs man diese .Stelle mit Erde bedeckt und nur einige Pflanzen hier und da als Fangpflanzen unbedeckt stehen läfst. Dort sammeln sich dann die Käfer in Scharen und können in früher Morgenstunde vernichtet werden. Wenn die Pflanzen ins Kraut wachsen, beginnen die Käfer ihre Vermehrungsthätigkeit. Das Weibchen des gewöhnlichen Spargelkäfers legt die schwärzlichen und länglichen, beiderseits zugespitzten Eier einzeln und senkrecht stehend an den Blatt- und Stengelteilen ab (siehe nebenstehende Abb.). Die Eier sind sehr schwer zu sehen, da die Schatten, welche die feinen Blätter des Spargels werfen, genau so aussehen. Dies ist ein interessantes Beispiel dafür, wie es die Natur in so viele Pflanzen und Tiere ge- legt hat, sich durch Anpassung an andere Gegenstände und Tiere, sei es in Gestalt, in der Farbe, durch Geräusche oder wie hier durch täuschende und geschickte Be- nutzung des Schattenspiels, gegen Gefahren aller Art zu schützen. Dieser Vorgang wird mit Mimicry bezeichnet. Die auskriechenden Larven, welche eine grünlich -schwarze Farbe haben, machen sich nun über die Blatt- und Stengelteile her und richten arge Ver- wüstung an. Dafs dadurch die Pflanzen sehr geschwächt werden, leuchtet jeder- mann ein. Die ausgewachsenen Larven gehen in die Erde und verpuppen sich dort, indem sie sich in einen Cocon ein- spinnen. Noch im selben Sommer er- scheinen die aus denselben hervorgehenden Käfer auf den Spargelpflanzen. Da aber die Weibchen lange Zeit hindurch Eier legen, so kann man auf einer Pflanze das Insekt in allen Stadien der Entwicklung, vom Ei bis zum ausgebildeten Käfer finden. Die jungen weiblichen Käfer kommen aber meist erst im folgenden Jahre zur Eiablage. Die Entwicklung der anderen drei Arten weicht von der eben geschilderten etwas ab. Die Eier werden nicht in senkrechter Die orangeroten Spargelkäfer, a der 12 punktige (CHoceris duo- decimpunetata)., b der 14 punktige (Cr, qualuordecimpunclata), c der 5 punktige (Cr. quinquepunciata). Stark vergröfsert. Nach der Natur gezeichnet. Stellung auf die Pflanzenteile abgelegt, sondern auf diese liegend angeklebt, und zwar meistens zwischen zwei zu diesem Zwecke zusammengezogene Blätter. Die Larven des vierzehnpunktigen Käfers sind grünlich-gelb, die des fünfpunktigen grünlich-schwarz, alle haben eine klebrige, feuchte Haut und sind auf den Blättern weidend zu finden. Ganz besonders unterscheidet sich aber der zwölfpunktige Spargelkäfer von den vorigen, weil dessen Larve nicht frei, sondern im Inneren der Spargelbeeren lebt, die sie ganz aushöhlt. Hat die Larve eine Frucht ausgefressen, so hat sie meist ihre volle Gröfse er- halten. Die Fruchthaut fällt dann gewöhnlich zur Erde und die Larven bohren sich sofort aus ihrer Hülle heraus und gehen in die Erde, um sich zu verpuppen. Diese Art ist insofern nicht so schädlich, als sie nur im zeitigen Frühjahr die zarten Triebe angreift, dann aber nur auf Kosten der Beeren lebt, was allerdings in den Fällen, wo es auf Samengewinnung ankommt, auch unangenehm ist. Einsammeln der schon durch ihre Mifsfärbung auffallenden, von Larven be- wohnten Früchte wird neben Vertilgung der Käfer das beste Mittel sein. Ritzema Bos empfiehlt zur Vertilgung der Larven auf den Stengeln und Blättern die Kerk- hoven- und van Dissel'sche Flüssigkeit, das ist eine Auflösung von Seife und äthe- rischem Pflanzenöl, ein Weinglas des letz- teren voll, auf einen Eimer voll heifsen Wassers. Die Flüssigkeit, welche innig ge- mischt werden mufs, wird auf die Pflanzen- teile gespritzt. Nach einer Stunde wird mit reinem Wasser nachgespritzt. Das beste Vertilgungsmittel für die Larven dürften wohl Vögel sein, und man kann ja unser Hausgeflügel ganz gut dazu ver- wenden, wenn das Insekt in Menge sich zeigen sollte. T. Links : Spargelast mit den Eiern, Larven und dem entwickelten Formen des erz- blauen Spargelkäfers (Crioceris asparagi). Rechts: Spargeltriebspitze mit Eiern und ausgefressenen FlecTsen. Natürl. Gröfse. Gärten des Auslandes. (Aus den Publikationen des Ackerbauministeriums zu Washington.) Blühende Sträucher und Stauden im KgL Botanischen Garten in Kew (England) im Januar. — Infolge des verhältnismäfsig milden englischen Winter- klimas einesteils und der aufserordentlich 274 Die Gartenwelt. VI, 23 reichhaltigen Sammlung obigen Institutes andernteils, hat man während der ganzen Winterszeit Gelegenheit, eine verhältnis- mäfsig grofse Anzahl von blühenden Pflanzen auch aufserhalb der Gewächshäuser anzutreffen. Im zweiten Drittel des Januar standen folgende Stauden und Sträucher in Blüte: Jasminum nudiflorum Lindl. (Oleaceae , China). Ein kletternder Strauch von grofser Widerstandsfähigkeit und geringen Ansprüchen an Boden und Lage. Er ist während des ganzen Winters mit einer grofsen Menge gelber Blumen bedeckt. Das Laub erscheint nach der Blüte. Daphne Mezereum L. {Thymelaeaceae , Europa; in Deutschland nicht selten in Laubwäldern). Die Blumen sind rot und zu dreien oder vieren vereinigt. Die Blätter erscheinen nach der Blüte. Dieser Strauch liebt feuchten, humosen Boden in schattiger Lage. Var.fl. alba ist von vorhergehendem durch die weifsen Blüten verschieden. Lomcera fragranihiima Lindl. et Paxt. [Cafri/oliaceae , China). Die Blumen, die gleichfalls vor dem Laube erscheinen, sind weifs und von nahezu 3 cm Durchmesser. L. Slandishii Hook, ist vorhergehender ziemlich gleich. Beide sind schöne, kulturwerte Winterblüher, zumal sie noch die alten Blätter in vollem Grün während des ganzen Winters tragen. Arbutus Unedo L. (Erkaceae, Irland, Südeuropa, Erdbeerbauml. Dieser immergrüne, 2,50 — 3 m hohe Strauch ist am schönsten zur Winterzeit, wenn seine weifsen, in einigen Varietäten tiefroten Blumen geöffnet und die grofsen , runden und roten Früchte ausgei-eift sind. Liebt leichte Erde. Osmanthus AquifoUum Sieb. var. ilicifoliits [Oleaceae, die Spezies stammt von Japan). Ein schöner, immergrüner Strauch, der etwas an Hex erinnert. Die Blüten sind weifs und stehen büschelförmig beisammen. Gedeiht am besten in lehmigem Boden. Berberii nefalensis Spreng, syn. Mahonia napaulensis DC. (Berberi- deae). Eine schöne Spezies der bekannten Mahonie mit 30 — 60 cm langen Blättern und gelben Blüten. CUmatis balearica Rieh. syn. C. calycina Ait. [Rantoiciilaceae , Mi- norka). Diese Spezies, die in Deutschland gewöhnlich als Kalthaus- pflanze behandelt wird, hält hier im Freien aus. Die Blume hat einen Durchmesser von 6 cm, ist aufsen blafsfarbig, im Innern mit länglichen, roten Streifen gezeichnet. Erica carnea L. syn. £. herbacea L, (E. carnea var. alba); die Spezies, eine einheimische der Alpen, mit blafsroten, die Varietät mit weifsen Blüten, beide häufig in Gärten zu finden. Erica mediterranea L. var. hybrida, mit roter Korolle und dunk- leren Antheren, erreicht eine Höhe von 1,20 — 1,80 m. Stammt von Westeuropa. Crataegus oxyacanlha L. var. praecox Hort, blüht oft schon Weihnachten, während die Blätter im Januar oder Februar er- scheinen. Pirus japonica Thunb., der bekannte Feuerdorn. Hamamelis arborea Masters {HamamiUdeae , Japan.) Ein kleiner Baum von 4— 6 m Höhe mit rötlich-gelben Blüten, die vor dem Abfallen der alten Blätter erscheinen. H. japonica Sieb, et Zucc, mit bleicheren Blumen und gedrun- generem Wuchs als vorhergehende. Die Crociis bildeten einen grofsen Bestandteil der blühenden Pflanzen und waren eine ganze Anzahl Spezies, wie C Sieberi, hell lila mit orangefarbigem Schlund und eben solchen Antheren, C. chrysanlJnis, schön orangegelb, C. reticulaius, von weifs bis zu lila, die Blumenblätter am Rande mit purpurnen Adern, und viele andere Spezies und Varietäten vertreten. Colchicum nmbrosiim , mit purpurvioletten und C. alpinum (syn. niontanuiin mit tiefrosa Blüten. Hellcboriis niger , zu bekannt, um ein Wort darüber zu ver- lieren, H. Orientalis (Griechenland), mit grofsen, rosafarbigen Blu- men, //. caucasicum , mit hellgrünen Blumen, und //. viridis, mit Blüten von derselben Färbung. Galanllms Elwesii , das Schneeglöckchen von Kleinasien, und G. nivalis var. latifolius sind gute Bekannte. Cyclamen ibericum (Kaukasus, syn. C. verntim). Eine schöne Spezies mit hellroten Blumenblättern, die am Grunde mit einem purpurroten Fleck gezeichnet sind. C. Coum (Südeuropa und Klein- asien), mit kleineren und tiefroten Blüten. Iris Hisirio (Palästina) mit lila-purpurner Lippe, die äufseren Blütenblätter mit lila Flecken auf bleicherem Grund und gelben Kielen; die inneren Blütenblätter aufrecht und rein lila. Die Blätter schmal und ca. 30 cm lang. /. reiiculata (Kaukasus), mit violettpurpurner Lippe, die äufseren Fetalen blafs mit violetten Flecken und einer gelben Linie bis zum Centrum, die inneren Fetalen aufrecht. Blätter schmal und ca. 30 cm lang. Anemone Hepatica, bekannt. Leonlice I.eonlopelalum L. (BerberiJeae). Eine wenig bekannte kleine Staude mit gelben Blüten in Dolden und knollenförmigem Rhizom. Mcrendera caucasica (Liliaceae, Kaukasus). Eine kleine Pflanze mit rosafarbenen, purpur gezeichneten Blüten, in der Behandlung gleich Colchicum. jVarcissus Biilbocodium monopliyllus . Korolle hellgelb, halbkugel- förmig mit gezähntem Rand, leicht gefaltet; Blütenschaft ein- blumig und 12—20 cm lang. Primula denliculata (Himalaya). Diese Spezies hat sehr kleine, hell lilafarbige Blumen, die in grofser Anzahl in der kugeligen Dolde stehen. Sie gedeiht am besten in der Lauberde auf feuchtem Standorte. Die Höhe dieser schönen Primel beträgt 25 — 35 cm. Saxifraga burseriana (Alpenpflanze). Die schöne, grofse und rahmweifse Blume ist mit hellgelben Nerven durchzogen. Die rundlichen Fetalen sind am Rande gewellt. Höhe der Pflanze 4—5 cm. D. Bücherschau. Mawson, Thomas H., The art and craft of garden making. 2. Aufl., mit vielen Illustrationen. London 1901. Verlag von B. T. Batsford. Die Lektüre dieses prächtig ausgestatteten Werkes hat mich un- gemein gefesselt. Der Autor versteht es in einer Weise, über Garten- kunst und Gartengestaltung zu sprechen, wie ich es in deutscher Lilteratur bisher kaum gefunden. Unseren Werken fehlen vor allem diese guten und zahlreichen Bildbeigaben. Ich möchte allen Kollegen raten, wenn sie das Englische nur einigermafsen verstehen, Mawson's Werk nicht zu übersehen. Er bringt so viel, dafs auch auf unsere deutschen Ver- hältnisse gar manches sich anwenden läfst. Auf alle Fälle ist es ein Genufs, seine Ausführungen zu lesen, auch wenn man ihm in seinen Anschauungen nicht beipflichtet. Was mir am wenigsten gefällt, sind die Kapitel über Bäume, Sträucher, Stauden etc. Hier sind die An- gaben allzu knapp bemessen und sehr oft nichtssagender Art. Doch erzählen diese Pflanzenlisten uns manches von dem gesegneteren See- klima Englands. Im übrigen spricht die Thatsache laut für die Güte des Buches, dafs die 1900 erschienene erste Auflage bereits nach kaum einem Jahre vergriffen war. Das Werk kostet, wenn ich nicht irre, 20 M., jedenfalls kaum weniger; — wie lange hätte es wohl in Deutsch- land gedauert, ehe die zweite Auflage eines solch teuren Buches hätte erscheinen können? Zehn Jahre dürften kaum reichen. Aber am Ende liegt es doch auch an der Art unserer Lehrbücher der Gartenkunst. Camillo Karl Schneider, Wien. Deutsches Reichs-Unfallversicherungsgesetz für Land- und Forstwirtschaft vom 30. Juni 1900. Dülmen 1. W., Diuck und Verlag der 1. Uorstman »'sehen Buchhandlung, l'reis 50 Vi. VI, 23 Die Gartenwelt. 275 Die Anschaffung dieses kleinen Heftchens kann allen Handels- gärtnern empfohlen werden, denn als landwirtschaftlicher Betrieb im Sinne des Gesetzes gilt nach J i, Absati 6, auch der Betrieb der ge- werblichen Gärtnerei (Kunst- und Handelsgärtnerci, Baumschule und Samengärtnerei), dagegen nicht die ausschliefsliche Bewirtschaftung von Haus- und Ziergärten. Da Unkenntnis der Gesetze bekanntlich nicht vor Bestrafung schützt, so ist es immerhin ratsam, sich mit dem Inhalt des Gesetzes bekannt zu machen, um danach seine Vorkehrungen treffen zu können. Heinemann, F. C, Der Küchen- und Gemüsegarten. Vierte Auflage. Verlag von Herrn. Dege, Leipzig. Ein stattliches, reich illustriertes Heft, das wohl in erster Linie für den Kundenkreis des Herausgebers bestimmt ist, aber auch allen sonstigen Interessenten bestens empfohlen werden kann. Aufser all- gemeinen Ratschlägen enthält das Buch Beschreibungen, Kultur- anweisungen und Ratschläge für die Verwertung von allen möglichen Gemüse-Arten und -Sorten, auch der nur ganz selten und ausnahms- weise bei uns angebauten, die in älteren VS'erken über Gemüsebau zu fehlen pflegen. Meinungsaustausch. Erwiderung zu den Auslassungen des Herrn Garten- inspektors Heicke, Aachen (in No. 2 1). — Nach der zum Ausdruck gebrachten Auffassung des Verfassers, bezweckt der Bericht der am 15. De- zember 1901 (No. 17 der „Gartenwelt") stattgehabten Versammlung selb- ständiger Gartenarchitekten nur eine Verschleierung des eigentlichen Kernpunktes der vorgebrachten Klagen (?) (gemeint ist „Die Konkurrenz der Gartenbeamten"), indem die vorhergehenden Punkte der Tages- ordnung, wie Ausstellungswesen, Konkurrenzwesen und geschäftlicher Verkehr, gleichsam nur als dekoratives Beiwerk bezeichnet werden, während „die durch die Beamten bereitete Konkurrenz überhaupt den Anstofs zu dem ganzen Vorgehen gegeben habe". — Dem gegenüber widerlegen Thatsachcn am besten! Denn es geht bereits durch erfolg- reiches einmütiges Zusammenschliefsen Punkt a der Tagesordnung (Ausstellungswesen) seiner praktischen Ausführung ent- gegen! Es wird sich voraussichtlich nach ernster Arbeit verwirklichen lassen, im Rahmen der aufgestellten Forderungen auf der Düsseldorfer Industrie-Ausstellung igo2 sorgfältig gearbeitete Werke der schönen Gartenkunst im eignen vornehmen Hause vorzuführen, die dann dem Laien als Anhalt dienen bei späteren Arbeiten und auch zur Hebung des Ansehens unseres Berufes beitragen! — • Den Betrachtungen des Verfassers über den schlecht gewählten Zeitpunkt, der als taktischer Fehler seinerseits bezeichnet vpird, kann ich mich nicht anschliefsen, da es sich stets bewährt hat: „Getrennt marschieren, aber vereint schlagen!" Bezweckt nicht der Sinn des Ver- sammlungsberichtes, durch Ausraerzung der offenliegenden Schäden eine (jesundung und damit Hebung unseres Berufes herbeizuführen? Aller- dings wird hier ein thatkräftiges Vorgehen verlangt, und dies mit Recht! Denn der seihständige Gartenarchitekt ist darauf angewiesen, umgehend gegen Schädigung seiner Interessen vorzugehen, da sonst leicht seine Existenz auf dem Spiel steht. Über den Funkt der Gebührenordnung des Berichtes kann ich, da von selten der Sektion Rheinland und Westfalen selbst die geeig- nete Widerlegung erfolgen soll, hier hinweggehen und dies obendrein, da es eine Sache des V. d. G. ist. Doch nun zu einem anderen Punkt obiger Auslassungen! Verfasser derselben ist der Ansicht, dafs der selbständige Gartenarchitekt vielmehr dem Beamten dankbar sein solle, wenn derselbe Projekte ausarbeitet, denn — „der Beamte habe das ziemlich indifferente Publikum erst inter- essiert, habe ihm ein bis dahin unbekanntes Feld erölTnet etc.!" Ich frage dagegen: Ist es nicht folgerichtiger, dafs der Gartenarchitekt seine eignen Ideen verwirklichen mufs, um etwas wirklich Künstlerisches zu leisten? Tritt doch sehr oft der Fall ein, dafs der ausführende Gartenarchitekt die Ideen des Pro- jekte machenden Beamten gar nicht erfassen kann, weil er ganz anderen Ansichten huldigt! Die Kunst ist nun einmal eine individuelle Veranlagung! — Ich sehe von der finanziellen Seite hier ganz ab! Zum Schlufs wäre ich dem Verfasser, dem wir selbständige Garten- architekten für seinen guten Rat sehr dankbar sein würden, sehr ver- bunden, wenn er praktische Mittel uns an die Hand geben würde, wie man rechtlich „gegen die unanständige Form des ge- schäftlichen Wettbewerbes in eigenen Reihen vorgehen kann!" Bitte! Meiner Ansicht nach giebt der Bericht vom 15. Dezember 1901 hier die treffende Antwort, in dem es u. a. heifat: „Dieser Punkt wäre dem späteren Wirken speziell nur der, alle selbständigen Gartenarchitekten umfassenden Vereinigung vorzubehal- ten!" Denn nur auf diese Weise kann alsdann ein moralischer Druck auf die abseits von jeder Vereinsbestrebung stehenden ausgeübt wer- den — und erst dadurch kann ein Gegengewicht gegen die schweren Schädigungen, die den selbständigen Gartenarchitekten durch die Kon- kurrenz der Beamten entstanden sind, gefunden werden! Aber erst dann! M. Reinhardt. Bevorstehende Ausstellungen. Erfurter Gartenbau-Ausstellung in Verbindung mit der Deutschen Dahlien- Ausstellung veranstaltet vom Erfurter Gartenbauverein, dem Verein Erfurter Handelsgärtner und der Deutschen Dahlien-Gesellschaft. Einer vom Prefsausschufs dieser Ausstellung erlassenen Einladung entnehmen wir nachstehende Mitteilungen: In den Tagen vom 6. bis 14. September d. Js. wird in dem landschaftlich sehr schön gelegenem Teile Erfurts, am Auslauf des Steigerwaldes, eine Ausstellung stattfinden. Auf einem ca. 20000 qm grofsen Gelände, über dem Schützenhaus, im Hintergrund von einem Höhenzug umrahmt und mit einem herrlichen Ausblick über die Fluren hinweg auf die prächtig gelegene Stadt und ihre Umgebung, sollen hier, ausschlicfslich von Mitgliedern obiger Vereine, in ungefähr 3500 qm umfassenden Hallenräumen alle jene Fortschritte gezeigt werden, welche in den letzten Jahrzehnten in der Schnitt- und Florblumen-Kultur er- reicht wurden, einem Gebiete, dessen unermüdlich sorgsamer Bearbeitung Erfurt seinen Weltruf als „Blumenstadt" verdankt. Neben den Blumen aller Art, wie sie in diesen Hallenräumen zur Schau gestellt werden, soll das verbleibende freie Terrain zu einer Schmuckanlage umgeschaffen werden. Nicht nur dem Gärtner von Fach, sondern auch dem Lieb- haber soll so Gelegenheit gegeben werden, hier in einem Gesamtbilde zu schauen, was auf dem Gebiete des Gartenbaues in Erfurt gegen- wärtig geleistet wird. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dafs auch jede einzelne Erfurter Gärtnerei in ihren Garten-, Gewächshaus- und Feldkulturen stets eine Fülle des Sehenswerten bietet. Die Deutsche Dahlien-Gesellschaft hat unserer Einladung, ihre Jahresausstellung für 1902 nach Erfurt zu legen und mit der unsrigen zu vereinigen, bereit- willigst Folye geleistet. Es wird daher die Edeldahlie, eine der wichtigsten Blumen unserer Zeit, in besonders hervorragender Weise auf unserer Ausstellung vertreten sein und diese hierdurch eine ver- mehrte Anziehungskraft ausüben. Aus den Vereinen. Der Verein deutscher Rosenfreunde hält seine diesjährige Hauptversammlung 111 den Tayen vom 21. bis 24. Juni (eventuell 14 Tage später, wenn die Kosenblüte spät eintreten sollte) innerhalb der grofsen rheinisch-westfälischen Industrie-, Gewerbe- und Kunst- Ausstellung in Düsseldorf ab, verbunden mit einer grofsen Rosenschau in der Festhalle. Aufserdem sind grofse Rosenpfianzungen und reizende Gartenanlagen aller Art auf dem Gelände hergestellt. Der Vorstand hat beschlossen von einem speziellen Ausstellungs-Programm abzusehen und den Mitgliedern es zu überlassen auszustellen, was und in welcher Art sie es für gut finden. Preise werden den Preisrichtern zur Ver- fügung stehen. Tageskarten zum Eintritt in die Gesamt-Ausstellung erhalten die Mitglieder bei Ausweis durch die Quittungskarte zu 50 Pf. an der Kasse. Düsseldorf bietet jedem Garten- und Kunstfreund sehr viel und es werden neben den Beratungen der Tagesordnung Besich- tigungen und Ausflüge geplant. 276 Die Gartenwelt. IV, 23 Kaum hatten wir tief bewegt in No. 21 den „Mitteilungen des märkischen Obstbauvereins" den Nachruf geschrieben, so stellte sich schon ein Spröfsling des jüngst entschlafenen Organes unter dem Titel „Mitteilungen über Garten-, Obst- und Weinbau" bei uns ein. Er wird herausgegeben vom Sonder-Ausschufs für Garten- und Obstbau der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg, redigiert von Fr. Grobben, dem Geschäfts- führer der Kammer, und verlegt von Mieck in Prenzlau. Rein äufser- lich betrachtet, sieht dies Blättchen aus, als stamme es aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, dabei ist es recht inhaltlos. Die total verdruckte Abbildung, mit welcher die vorliegende No. i illustriert ist, hat einmal sachgemäfs gedruckt als Originalabbildung vor einigen Jahren in der „Gartenwelt" gestanden. Wir können ein gewisses Mitleid mit dieser neuen Gründung, die wohl eine Nachbildung der „Geisenlieimer Mitteilungen", bezw. der „Proskauer Obstbau-Ztg." sein soll, nicht unterdrücken. Man glaubt jeden- falls, durch dieselbe in bester Weise die Mitgliedsbeiträge aufbrauchen zu können, denn „die Notwendigkeit, ein eigenes Organ für die Mit- glieder der der Landwirtschaftskammer angeschlossenen Obst- und Gartenbauvereine herauszugeben, hat sich schon lange fühlbar gemacht, mancherlei Umstände verzögerten jedoch die frühere Herausgabe eines solchen." Diese Umstände sind also jetzt überwunden, hoffen wir nun, dafs das neue Vereinsblatt der Vorbote und die Triebfeder für einen ungeahnten Aufschwung des märkischen Obst- und Gartenbaues sein möge! M. H. Die Vereinigung ehemaliger Dresdener Gartenbau- schüler h.ilt am 2 1. März ihre diesjäljrige Hauptversammlung in Dresden, Striesener Strafse, Restaurant Fürstenhof, ab. Da am glei- chen Tage die feierliche Entlassung der Abiturienten an der Gartenbau- schule stattfindet, so ist folgendes Programm für diesen Tag fest- gesetzt worden : 11 Uhr vorm.: Teilnahme an der Entlassung der Abiturienten. I „ nachm.: Gemeinschaftliches Mittagessen im Fürstenhof. 3 „ „ : Eröffnung der Hauptversammlung daselbst. Tagesordnung: I. Aufnahme neuer Mitglieder etc. 2. Neuwahl von 3 Ausschufs-Mit- gliedern. 3. Kassenbericht. 4. Anträge, Verschiedenes. 8 „ abends: Feslkomniers der Abiturienten im Fürstenhof. Zalilreicher Beteiligung der Mitglieder sieht entgegen Der Vorstand. Tagesgeschichte. Berlin. Der Stadlhaushalts-Etat für das laufende Jahr schliefst in Einnahme und Ausgabe mit der stattlichen Summe von 1 1283g 1 12 M. ab. Dieser Etat ist gröfser als derjenige der meisten deutschen Bundes- staaten und wird nur noch vom Etat Preufaens und Bayerns überlroffen. Von der genannten Summe entfallt der erkleckliche Betrag von I 213 750 M. auf die städtischen Park- und < lartcnanlagen, das sind 412712 M. mehr als im Jahre 1901. — Die Parkdeputation beschäftigt sich seit einiger Zeit mit Plänen der Verbesserung und Erweiterung der Wege und Anlagen des Treptower Parkes und des an^chllef^enden Plänter Waldes. Diese Beratungen haben dem Magistrat Anlafs gegeben, Erwägungen darüber anzustellen, ob die weiteie Ausgestaltung der Anlagen des Treptower Parks und des Plänter Waldes eine passende Gelegenheit böte, in um- fassender Weise Arbeitsgelegenheit zu schaffen. Über die in Aus- sicht genommenen Arbeiten hören wir, dafs geplant ist, eine Anlage ähnlich der des Leipziger Scheibelberges im Treptower Park anzulegen, dabei auch analog wie in Leipzig das gleiche Material zu verwenden. Letzteres liegt in Gestalt eines mächtigen Müllhaufens auf dem städti- schen Abladeplatz vor dem Stralauer Thor. Stehen einer Verwendung des Mülls zu dem beabsichtigten Zweck Bedenken nicht entgegen, dann soll nach der Absicht des Magistrats der Stadtverordneten-Versammlung unverzüglich eine Voilage zugehen, in der die Mittel zur Ausführung des Planes gefordert werden. Nach vorläufiger Berechnung soll ein Kostenaufwand von einer Million Mark erforderlich sein. Dahlem bei Berlin. Die Einweihung und Übergabe des neuen Botanischen Gartens bei Dahlem wird Anfang Juni 1904 er- folgen. Die Festsetzung des bestimmten Termins hat sich der Kaiser vorbehalten. Bis zu dieser Zeit wird aber der alte Botanische Garten noch lange nicht geräumt sein und mithin dem Publikum auch nicht verschlossen werden. Über das Schicksal desselben verlautet noch nichts Bestimmtes. Die dem Kaiser vom Ausschufs für Erhaltung des alten Gartens als Park eingereichten Pläne mit dem Lageplan für den Neubau des Völkermuseums hat derselbe mit Interesse in Augenschein genommen und den Finanz- und den Kultusminister um gutachtliche Äufscrungen darüber gebeten. Diese stehen noch aus. Die früheren Minister v. Miquel und Bosse hatten sich bekanntlich ablehnend ver- halten. Der Direktor des Botanischen Gartens, Geheimer Rat Engler, siedelt schon im April d. J. in seine neue Villa im Dahlemer Garten über. Liegnitz. An den hiesigen Gartenbauverein ist von der Regie- rung die Autforderung ergangen, schleunigst etwaige Anträge zur An- lage weiterer Obstmustergärten im Landkreise Liegnitz, Goldberg- Haynau, Lüben etc. einzureichen. Es sollen auch Mittel zur Verfügung gestellt werden, wenn im Stadtkreise Liegnitz ein genügend grofses Grundstück zur Verfügung gestellt würde. Die bisherigen Obstmuster- gärten haben sich prächtig entwickelt und die Besitzer haben kostenlos den Wert ihres Grundstückes nicht unerheblich verbessert. Schweiz. Der schweizerische Zolltarif-Entwurf enthält folgende gärtnerische Positionen: Blumenzwiebeln und Pllanzenknollen frcs. 50. — , geschnittene frische Blumen, Zweige, Immergrün etc., auch zu Sträufsen, Kränzen u. dgl. gebunden frcs. 20. — , Bäume, Sträucher und andere lebende Pflanzen frcs. 4. — , mit Wurzelballen frcs. 2. — per dz. Verkehrswesen. Neue Postw^ertzeichen. Wir bringen hierdurch zur Kennt- nis unserer Leser, dafs vom 1. April ab für das Reichspostgebiet und für Württemberg gemeinsame Postwertzeichen mit der Inschrift „Deutsches Reich" eingeführt werden. Am 20. März wird mit dem Verkaufe der neuen Postwertzeichen begonnen, zur Frankieruiig sind dieselben jedoch erst vom i. April an giltig. Die jetzt im Um'.auf befindlichen Post- wertzeichen werden mit Ende März aufser Kurs gesetzt. Unverwendet gebliebene Wertzeichen werden aber von den Postanstalten gegen neue Postwertzeichen bis Ende Juni d. J. umgetauscht. Personal-Nachrichten. Ritter, Karl, Gartenbaudirektor in Ergers, Kreis Neuwied, er- hielt den Roten Adler-Orden IV. Klasse. Briefkasten der Redaktion. Fr. Dr. A., Aachen. Das eingesandte Blattfiederchen von Phoenix zeigt, dafs die Pflanze stark vom Schwielenbrand zu leiden hat. Die Ursache ist ein Pilz (Graphiola phoaiicis), dessen Fruchtlager (die kleinen, harten, schwarzen Schwielen) jetzt reif sind und gelbliche, staubförmige Massen entlassen. Die hierbei freiwerdenden Sporen werden durch das Spritzwasser verteilt und werden zu Urhebern neuer Brandschwielen. Es ist daher geraten, die Pflanze sobald als möglich mit Bordeaux-Mischung (Kupfervitriol-Kalkbrühe) zu bespritzen und nach dem Auftrocknen des Spritzmittels kühl und hell zu stellen. Sobald die Pflanze abgehärtet ist und die Temperatur über o" bleibt, kommt der Topf ins Freie und bleibt bis zum Spätherbst der Sonne und den Winden ausgesetzt. Paul Sorauer. ,,Hedera" 100. Tulpenzwiebeln sind absolut ungiftig, wenn sie auch nicht wie die Zwiebeln anderer als Zierpflanzen bekannter Liliaceen (Lilium, Frilillaria) als menschliches Nahrungsmittel Verwen- dung finden. Für manche Nagetiere bilden aber Tulpenzwiebeln eine Delikatesse namentlich für Mäuse, welche die Zwiebeln oft förmlich aus den Töpfen herausfressen. Verantwortl. Redakteur: Max Hcsdörffer, Berlin. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 15. März 1902. No. 24. NachJrnck und NacItltUdung aus devi Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Gehölze. Prunus japonica fl. albo pleno. Von R. Adam, Obergäitner, Carlshof. Uieser Zierstrauch *) ist unstreitig einer der schönsten Treibsträucher;' kann man ihn doch schon Mitte Dezember in Blüte haben, und das ohne eigentliche Treibräume zu besitzen. Allerdings mufs die Vorkultur eine dem entspre- chende sein. Was aber noch besonders dem Strauche so grofsen Wert verleiht, ist die so ungewöhnlich lange Dauer der IJlüte; man kann in den ersten Winter- monaten immerhin auf eine Dauer derselben von 3 — 4 Wochen rechnen und das auch im warmen Zimmer. Dafs die Blüten während des Verblühens wenig oder gar nicht streuen, dürfte weiter auch sehr angenehm empfunden werden. Diese letztere Eigenschaft findet man wohl bei wenigen Treib- sträuchern. Wie anders ist dagegen die so all- gemein bekannte und beliebte Prunus iriloba. Kaum voll erblüht, läfst sie bei der geringsten Berührung ihre Blumenblätter fallen, und Blumen- tisch, Teppich u. s. w. sind übersät davon. Dafs das Publikum daher gegen diese Prunus triloba abgeneigt ist, läfst sich aus diesem Grunde leicht erklären. Ferner, was macht das Blumengeschäft, das solche P. triloba gekauft hat, wenn sich nun nicht auch alsbald die Käufer einstellen? Bei P. japonica ist nichts zu befürchten, selbst wenn der Topf eine Woche auf den Käufer warten mufs. So lange die Blüten noch nicht streuen, sind die Töpfe auch verkäuflich. Auch dürfte der volle Flor sich erst nach genannter Zeit ent- wickelt haben, da diese Prunus meist etwas un- gleich aufblüht, was jedoch bei ihrer Reichblütigkeit weiter nicht von Nachteil ist. Die schneeweifse Farbe der einzelnen Blüten weicht erst im letzten Stadium des Blühens; es wird veranlafst durch das Zusammentrocknen und Verwelken der einzelnen Blumen. Um dem Strauche noch einige Tage das frische Aussehen zu bewahren, kann man die vertrockneten Blüten abpflücken. Im folgenden will ich nun einiges über Anzucht und Treib- verfahren mitteilen. Die Vermehrung geschieht durch kraut- arlige Stecklinge und wird wie bei der Deutzia gracilis gehand- habt. Die beste Zeit für diese Vermehrung ist der Monat März, doch kann man auch noch mit gutem Erfolge spätere Vermehrungen vornehmen. Ich verwende die jungen Triebe, :&i^w L ri&a mmm mt^rA] 'WwJt^i '\ u^-^ iP^fc-3»g ^ ^ v\ -'e- ^ ^^S^j^ • tR^ VIsPhI W" ^ L \ \'... . <■« A *) Abbildang in verschiedenen Stadien der Ent- wicklung beim Treiben in No. 21. Die Gartenwelt. VI. Tropaeolum tricolorum. Originaluufnahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 2S0), 2 + 278 Die Gartenwelt. VI, 24 die nach dem Verblühen der getriebenen Töpfe sich ein- zustellen pflegen. Für genügende Abhärtung der Vermehrungs- pflanzen ist Sorge zu tragen. Es geschieht dies am besten durch Aufstellen in ein temperiertes Haus, nicht weit vom Glase. Das Vermehrungsbeet bereite man in folgender Weise vor. Zunächst kommt auf dasselbe eine Schicht reichlich mit Sand gemischte, jedoch nicht zu magere Erde von ungefähr 8 bis 10 cm Stärke, darauf eine Lage des Vermehrungssandes. Am leichtesten wachsen solche Stecklinge, die an der Basis ge- schnitten werden können. Doch wurzeln auch Teilstecklinge von langen Trieben mit 3 — 4 Blättern ziemlich sicher, wenn auch etwas langsamer. Ein dichtes Stecken kann ich nicht empfehlen, da dadurch der Vermehrungspilz sehr begünstigt wird. Ja, es empfiehlt sich da, wo dieser Feind der Ver- mehrungen allgemein ist, die unteren Blätter von den Steck- lingen zu entfernen. Dem holzartigen Teile des Stecklings kann der Pilz, bei genügend abgehärteten Stecklingen, wenig anhaben, besonders dann, wenn dieselben mit den oberen Blättern nicht zu dicht ineinander stehen, so dafs Luft und Licht stets an den unteren Teil gelangen kann. Die Bodenwärme des Beetes ist auf 25 — 30", die Luftwärme im Hause auf etwa 22*^0. zuhalten. Einige Schwankungen in der Temperatur scha- den nicht, nur dauert die Bewurzelung dann dementsprechend länger. Bei Sonnenschein mufs natürlich beschattet werden. Frische Luftzuführung während der Bewurzelung ist von grofsem Vorteil, und wird am besten durch Offnen der Thür besorgt. Die Stecklinge sind nach der Bewurzelung noch einige Tage im Beete zu lassen, bis sich die anfangs sehr zerbrechlichen Wurzeln verholzen. Zugleich bilden dieselben auch eine grofse Anzahl Faserwurzeln, die sich schnell in der unteren besseren Erde des Beetes ausbreiten. Ich nehme die be- wurzelten Stecklinge erst dann aus dem Vermehrungsbeet, wenn die Spitzen derselben anfangen neue Triebe zu bilden, und der Steckling beim Anheben eine ordentliche Portion Erde mitnimmt. Die bewurzelten Stecklinge können in Töpfe von der dem Wurzelballen entsprechenden Gröfse oder auch auf laue Kästen, bei späterer Vermehrung auch gleich ins Freie gepflanzt werden. Die in Töpfe gepflanzten Stecklinge läfst man, wenn es der Raum gestattet, einige Zeit in der Vermehrung; sie in einem Räume aufzustellen, der in der Temperatur sehr niedrig gehalten wird, würde sich nicht empfehlen, da man von den frühen Stecklingen dann keinen Vorteil gegenüber den später gesteckten haben würde. Im Mai pflanzt man die bis dahin in Töpfen kultivierten Stecklinge ebenfalls in das Freie, und zwar in einem Abstände von 30 cm zueinander. Die auf Kästen pikierten Pflanzen müssen späte- stens im nächsten Frühjahr ausgepflanzt werden. Guter sandiger Gartenboden ist der geeignetste. Für regelmäfsiges Feucht- halten ist stets Sorge zu tragen. Im Winter sind die jungen Pflanzen vor Hasen zu schützen. Im dritten Jahre wird mit der Vorkultur zum Treiben begonnen. Dies geschieht entweder durch Topfkultur, was das Bessere ist, oder auch im freien Lande. Die in Töpfe gepflanzten Prunus senkt man in der Weise, wie es oft bei den Rosen gemacht wird, in die Erde ein, so dafs der obere Rand der Töpfe einige Centimeter unter die Erdoberfläche zu stehen kommt. Ein Bedecken mit kurzem Dünger ist sehr zu em- pfehlen , da es das zu starke Austrocknen des Ballens ver- hindert und auch das Uberwurzeln der Pflanzen begünstigt. Letzteres ist für die kräftige Entwicklung von grofsem Vorteil. Die im Freien gelassenen Pflanzen kann man durch Umstechen mit einem Spaten zwingen, genügend Faserwurzeln zu bilden, oder man nimmt dieselben aus der Erde, stutzt die Wurzel und pflanzt eventuell auch wohl auf ein anderes Quartier. Dafs sich auch schöne Kronenbäumchen heranziehen lassen, möchte ich hier einschalten. Man nimmt dazu Pflanzen, die einen recht kräftigen Trieb entwickelt haben. Die Staramhöhe kann 30 — 50 cm betragen. Die Krone bildet sich bei rich- tiger Behandlung in einem Sommer. Bei den Topfpflanzen wird gegen den Herbst das Giefsen verlangsamt, damit sie rechtzeitig den Trieb beenden und der Knospenansatz beginnen kann. Die im Freien ver- bliebenen Pflanzen werden in Töpfe gepflanzt, sobald der letzte Trieb beendet ist, also ungefähr Mitte September, damit sie noch festwurzeln können, bevor der Knospen- ansatz beginnt. Nach dem Einpflanzen ist es erforder- lich, die Pflanzen etwas schattig aufzustellen. Das .'^.ufstellen in geschlossene Räume ist nicht notwendig. Nachdem die Anwurzelung beendet, dies ist meist schon nach acht Tagen der Fall, sind die Töpfe sonnig und luftig zu stellen und mäfsig feucht zu halten. Vorteilhaft ist es für den Knospen- ansatz, wenn dem Giefswasser im Wasser lösliche Düngesalze zugesetzt werden. Ich verwende Doppel-Superphosphat, wel- ches günstig auf den Knospenansatz einwirkt. Ein Stickstoff- dünger aber würde mehr die Blattbildung begünstigen. Sind die Blätter abgefallen oder stellt sich früh Kälte ein , so stelle man die Pflanzen in ein Kalthaus unter die Stellage oder anderswo auf, wo die Temperatur nicht zu tief sinkt. Die Knospen, die jetzt schon deutlich sichtbar sind, entwickeln sich hier langsam weiter. Mitte November kann mit dem Treiben begonnen werden. Besondere Treibräurae sind nicht gerade erforderlich. Bei einer Anfangswärme von 15" C, die später auf 21** gesteigert werden kann, treiben sich die Sträucher sehr leicht. Ob heller oder dunkler Standort, mehr oder weniger Luftfeuchtigkeit, ist ziemlich gleich. Am dunkleren Standort werden die Blüten- stiele etwas länger. Die Blätter und Triebe erscheinen bei den bis einschliefslich Dezember getriebenen nicht während des Treibens, sondern erst nach dem Verblühen. Später als im Februar diese Prunus zu treiben, würde ich nicht empfehlen, da dann die jungen Triebe meistens früher als die Blüten erscheinen, und dann so kräftig, dafs man dieselben unterdrücken mufs, um die Blumen zur Geltung zu bringen. Die Dauer der Blüte ist in dieser Zeit auch eine kürzere. Prunus japonica fl. roseo pleno habe ich noch nicht in Kultur genommen und kann über dieselbe daher nichts Genaueres schreiben, doch dürfte sie sich gleich gut zur Treiberei ver- wenden lassen. Einige wenig bekannte und wenig verbreitete Gehölze Von Benno Schultz, Schlachtensee. Z,ur Verschönerung und Belebung unserer Gärten, Park- anlagen und Schmuckplätze tragen ganz wesentlich die Zier VI, 24 Die Gartenwelt. 279 gehölze bei, von denen eine grofse Anzahl leider noch nicht überall genügend bekannt und angepflanzt sind. Betida cccidentalis Haoker. Diese westaraerikanische im Kalkgerölle wachsende Birke zeichnet sich zunächst vor vielen Birken dadurch aus, dafs sie strauchartig wächst und nicht hoch wird. Ferner sind an ihr bemerkenswert bezw. auf- fallend die rotbraunen glänzenden Zweige und spitzen Knospen, welche drüsig behaart und in der Jugend durch Wachs- absonderung klebrig sind, eine Eigentümlichkeit, welche z. B. Betula alba L. mit ihren Unterarten nicht besitzt. Die länglich eirunden, am Grunde breit keilförmigen Blätter sind mehr oder weniger spitz, die Ränder doppelt gesagt und drüsig gezähnt. Auf der Oberseite sind sie dunkelgrün und etwas klebrig, unterseits heller und behaart. Diese mittel- hohe Birke hat ein leich- tes, gefälliges Aussehen, ist raschwüchsig und voll- kommen winterhart, da- her als Vor- oder Einzel- pflanze sehr zu empfehlen. Conius brachypoda C. A. Meyer (syn. Conius alba Thiiiibg., non ]]\in- genh.). Dieser in Japan heimische Hartriegel ist ein mittelgrofser, rasch- wüchsiger Strauch mit schräg abstehenden, schwarzroten Asten und dunkelolivgrünen Zwei- gen. Die breit-eiförmigen, spitz auslaufenden Blätter sitzen auf rötlich schim- mernden, langen Stielen und erreichen bei guter Kultur die Länge von 15 cm und eine Breite von 8 cm. Was aber diesem Strauche eine besondere Schönheit verleiht und ihn als vortrefflichen Vorstrauch so geeignet macht, sind die grofsen, oberseits lebhaft grünen, unterseits weifs- oder blaugrünen Blätter. Die im Sommer erscheinenden kurz- blütigen, weifsen, gewölbten Scheindolden sind nicht von Be- deutung. Der Strauch ist völlig winterhart, verlangt aber einen sonnigen, freien Standort und viel Wasser. Cornits florida L. Der Blumen-Hartriegel ist ein schon lange bekannter, leider noch zu wenig angepflanzter Blüten- strauch ; er wächst sehr langsam und erreicht oft nur die Höhe von 4 m, seine Heimat ist das östliche Nordamerika. Die zuerst grünen, später braunroten Zweige sind etwas steif abstehend, die breit eirunden, ganzrandigen, in eine ver- längerte Spitze auslaufenden ca. 6 cm langen und 4 cm brei- ten Blätter sind im Sommer lebhaft grün und im Herbst prächtig rot. Die Schönheit dieses Strauches besteht in seinen endständigen Blütenköpfchen, welche von vier grofsen, weifsen, bisweilen rötlichen, blumenblattartigen Hüllblättern um- geben sind. Die Blüten erscheinen nicht, wie bei voriger Art, spät nach den Blättern, sondern kurz vor oder mit den ersten Blättern, während z. B. bei Corniis mas L. die gelben Bliitenköpfe lange vor den Blättern, oft schon Ende Februar, aufbrechen. Der Blumen -Hartriegel ist winterhart und verdiente es wohl, wegen seiner grofsen Blüten mehr in den Gärten und Anlagen angepflanzt zu werden. Es giebt von ihm zwei Andromeda (Leucothoej axillaris. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'^ photographisch aufgenommen (Text Seite 2S0). Abarten, die eine mit karminroten Blüten, die andere mit hängenden Ästen und Zweigen. Desmodium penduUflonim Oudemans (syn. Lespedeza racc- mosa Miq., non bicolor Turcz.). Dieser prächtige, purpurrot blühende, aus Japan stammende, vor ca. 30 Jahren bei uns ein- geführte, aber gegen Kälte empfindliche Halbstrauch, sollte in keiner Anlage fehlen. Er verlangt zu seiner vollen Entwick- lung einen sonnigen, geschützten Standort, einen warmgrün- digen, gut zubereiteten Boden, am besten humoser Sandboden, viel Wasser und hinreichende Bedeckung gegen Winterkälte, wird über 2 m hoch und eignet sich am besten als Vor- und Einzelstrauch an Abhängen, wo seine breit ausladenden und hängenden Zweige wirkungsvoller zur Geltung gelangen. Einen prächtigen Anblick gewährt dieser Blütenstrauch im Spätherbst 280 Die Gartenwelt. VI, 24 (Mitte September bis Ende Oktober) mit seinen bis zur Erde reichenden purpurroten Zweigen, vollbesetzt mit länglichen, dunkelgrünen Blättern und vielblütigen, dunkelpurpurroten Trauben. In meinem Garten steht ein schönes Exemplar, welches aber dreimal den Platz gewechselt hat. Zuerst befand sich die Pflanze im Lehmboden, da wollte sie nicht wachsen; darauf versetzte ich sie in rigolten Sandboden; dort ent- wickelte sie sich erstaunlich schnell. Besonders kräftig gestaltete sich die Bewurzelung, denn als ich sie wieder zum dritten- male herausnahm, um ihr einen dauernden Standort in guter Erde und sonniger, freier Lage zu geben, bemerkte ich, dafs die Wurzeln mit ihren Verzweigungen und Fasern ca. 60 cm tief in den Sandboden eingedrungen waren. Daher war auch das Wachstum der Triebe aufsergewöhnlich stark. In kurzer Zeit wurden dieselben i — 1,50 m lang und bedeckten sich bald mit Blüten, welche bei den besonders warmen und sonnigen Herbst- tagen 1901 bald zur vollen Entwicklung gelangten, und erst in der Nacht vom 31. Oktober zum i. November durch Frost zer- stört wurden. Ganz verschieden und lange nicht so schön ist Lespedeza bicolor 2'urczaminow, zweifarbiger Buschklee, benannt nach Lespedez, Gouverneur von Florida, ein aufrechter, i m hoch werdender Halbstrauch aus dem nördlichen China und der Mandschurei und seit 60 Jahren bekannt. Die ruten- förmigen, behaarten Zweige tragen rundlich-ovale, dreizählige Blätter, welche stachelspitzig, oberseits grün, unterseits matt- grün und etwas behaart sind. Die achselständigen Blüten bilden eine lockere, wenigblütige Traube; Flügel und Fahne sind purpurrot, Schiffchen hellrosa; sie erscheinen von Mitte August bis Ende September. Dieser Strauch, welcher oft bis zur Erde abfriert und wieder aus der Wurzel treibt, ist gegen Winterkälte nicht so empfindlich, wie die vorgenannte Pflanze, verlangt aber zu seiner Entwicklung ebenfalls guten Boden, sonnige Lage und reichliche Bewässerung. Diese beiden Herbstblüher gehören zur Familie der Schmetterlings- blümler (Papilionaceae) und zur Sippe der esparsettartigen Gewächse (Hedysareae). Vitis Coignetiae Pulliai ist eine noch nicht lange bekannte Schmuckrebe aus Japan, wo sie hoch in die Bäume empor- klettert und mit ihren grofsen, im Herbst sich leuchtend rotbraunfärbenden Blättern einen prächtigen Anblick gewährt. Professor Sargent, Direktor des Arnold- Arboretum in Jamaica Piain, sagt von ihr, dafs sie ein vortrefflicher raschwachsender Klimmer und sehr geeignet sei zur schnellen Bekleidung von kahlen Wandflächen, von Baumstämmen, Lauben u. dgl. m. Pulliat hat diese Zierrebe nach Herrn Coignet's Frau Coignetiae benannt, was als ein Unicum bezeichnet werden kann und Ver- wunderung erregt hat. Die japanische Rebe hat grofse dickliche, etwas wollige Blätter mit braunen Rippen und Nerven, unter- seits sind sie mattbräunlich, oberseits olivgrün, im Herbst färben sie sich allmählich leuchtend rotbraun. Im botanischen Garten zu Berlin hat sie im Sommer 1901 geblüht, jedoch keine Früchte angesetzt. Vitis Coignetiae befindet sich in meinem Garten, ebenso die vorgenannten Gewächse mit Aus- nahme von Lespedeza bicolor, welche ich nur in Verbindung mit Desmodium erwähnt habe. Diese Rebe hat dreimal den Standott gewechselt, weil sie nicht wachsen wollte, jetzt steht sie in humösem Sandboden in sonniger Lage. Seit vorigem Herbst hat sie über 2 m lange Holzreben ausgereift, sie verlangt viel Wasser und im Winter eine leichte trockene Bedeckung. Andromeda (Leucothoe) axillaris Don. (Hierzu die Abb. Seite 279.) — Die Ericaceen bieten uns zahlreiche schöne und interessante Pflanzenformen , und wenn sie auch ohne Ausnahme besondere Bedingungen an den Boden stellen , so ist deren Er- füllung für den wahren Gehölzfreund eine leicht überwindbare Schwierigkeit, welche durch den Reiz der Kultur spielend aus- geglichen wird. Ericaceen verlangen, wie bekannt, sandige Heide- oder Moorerde, gedeihen aber auch in sandigem, mit Laub-, Heide- oder Torferde versetztem Boden. Alle lieben nicht über- mäfsige Bodenfeuchtigkeit, frische, feuchte Luft und mehr oder weniger einigen Schutz gegen zu starke Besonnung. Unter den Andromeda- kxX.trv (im weiteren Sinne) verdienen axillaris, japonica, speciosa und florilmitda vornehmlich angepflanzt zu werden; axillaris ist bisher zu Unrecht zurückgesetzt worden in der Kultur, weil sie als zärtlich verschrieen war, was jedenfalls der Begründung entbehrt, denn sie bedarf keines Winterschutzes; selbst die schon im Herbst vorgebildeten Blütenknospen fand ich noch nie beschädigt. Der etwas schwierige Aufbau mag aller- dings diesem oder jenem Anlafs zum Tadel geben. Sie bildet nämlich keinen Busch mit Dauerholz, sondern verjüngt sich, wie viele Ericaceen, durch vereinzelte, oft sehr weit ausgreifende Aus- läufer. Ende Juni erscheinen die hübschen, zart weifsen Blüten an kurzgestielten aus den Blattachseln herabhängenden Träubchen, welche sich für feinere Binderei ganz vorzüglich eignen, denn sie sind schön und haltbar zugleich , so dafs Anbauversuche zur Schnittblumengewinnung in Gegenden, die von Natur aus die von der Pflanze verlangten Bedingungen gewähren, sicher Erfolg ver- sprechen würden. Gewifs haben wir zu dieser Zeit auch andere Blumen in Hülle und Fülle, dennoch bin ich überzeugt, dafs durch die eigenartige Schönheit der Blütenzweige die Andromeda axillaris sich einen Platz im Wettkampfe erobern würde. Rettig. Topfpflanzen. Tropaeolum tricolorum Svir. (syn. tricolor hört.) — Auf einer Wanderung von Hamburg nach Blankenese begriffen, wurde ich im vorigen Frühling mit meinem Begleiter von einem wolken- bruchartigen Regen überrascht. Wir flüchteten uns in das dicht an der Strafse stehende Gewächshaus des nächsten Villengartens. Es war die Besitzung des Herrn Vorwerk, und im Gewächshaus erblickten wir zu unserer Freude eine ganze Anzahl der herrlichen 7'. tricolorum, die in vollem Flor standen. Wir nahmen die auf der Titelseite abgebildete Pflanze photographisch auf. Dieses Tropaeolum stammt aus Peru. Es ist eine kletternde, bis 3 m hoch werdende Staude mit aufserordentlich feiner Belaubung und faden- dünnen, windenden Trieben. Die Blüten erscheinen an gut kulti- vierten Pflanzen zu Hunderten und strömen einen schwachen Wohl- geruch aus. Sowohl durch die elegante, bizarre Gestalt der Blüten, die wesentlich durch die langen Sporen hervorgerufen wird, als auch durch ihr hübsches Farbenspiel, mit dem besonders nett hervorleuchtenden Blau, fallen die Pflanzen sehr angenehm ins Auge. T. tricolorum hat eine rundliche Knolle, die schon aus- gangs des Winters in Kultur genommen wird. In ziemlich schwere, aber sandige Erde gepflanzt und anfangs sehr sorgfältig be- wässert, kommen die dünnen fadenförmigen Triebe langsam zum Vorschein. Man steckt dann an jeden Topf ein dünnes, viel- VI, 24 D i e G a r t e n w e 1 1. 281 verzweigtes Ästchen, das die im Kalthause zu kultivierende Pflanze bald vollständig bekleidet hat. Leider findet man 7'. tricolorum nur äufserst selten; es vi'ürde aber zweifellos, wenn rationell kultiviert, eine vorzügliche Handelspflanze abgeben. M. H. Erythrina crista galli (hierzu untenstehende Abb.) stammt aus Brasilien und ist Blumenfreunden wohl ziemlich bekannt; trotzdem findet man sie selten genug. Sie gehört zu den Pflanzen, die bei nur wenig Mühe dankbar blühen und sowohl in Gcfäfsen als auch im Freien ausgepflanzt im Sommer vortreft'lich verwandt werden können und einen herrlichen Schmuck unserer Gärten bilden. Um sie zweimal zum Blühen zu bringen, verfährt man folgendermafsen : die alten Pflanzen werden im Februar in Kübel gepflanzt und bei 8— 10" C. in ein helles Glashaus gestellt. Dort beginnen sie bald zu treiben und werden, um ein Geilwerden zu ver- hüten, möglichst kühl gehalten. Auf diese Weise entwickeln sich die Zweige langsam. Sobald keine Nacht- fröste mehr zu erwarten sind, pflanzt man sie an ihren Bestimmungs- ort aus, und zwar ent- weder als Einzelpflanze im Rasen oder vereint in Gruppen in eine nahrhafte Komposterde. Im Juni und Juli er- scheinen dann die ersten Blumen. Sind diese ab- geblüht, so schneidet man die Zweige etwa auf '/u zurück, die unteren Augen treiben sofort wieder und liefern im September einen aller- dings schwachen aber immer noch schönen zweiten Flor. Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge, Wur- zelstücke oder Samen. Die Stecklinge schnei- det man von der an- getriebenen Pflanze, wenn die Triebe etwa 6 — - cm lang sind- und zwar derart, dafs noch etwas altes Holz oder Rinde daran bleibt, steckt sie einzeln in kleine Töpfe und bringt sie auf ein warmes Beet, wo sie leicht wurzeln. Im Park von Sanssouci im sogen, sizilianischen Garten kann man alljährlich herrliche Exemplare dieser Gattungen mit ihren eigenartig roten, mächtigen Blütenrispen sehen. Unsere Abbildung ist eine photographische Aufnahme eines der dort be- findlichen Exemplare. Cineraria platanifolia. — Es ist merkwürdig, dafs so manche alte wertvolle Pflanze, die so gut wie unsere bekanntesten Marktpflanzen berechtigt wäre, als solche anerkannt zu werden, kaum dem Namen nach bekannt ist. Manchem Gärtner, dessen Einkommen lediglich vom Platzgeschäfte abhängt, könnte deshalb ein Vorwurf gemacht werden, doch würde sich dieser dann gewifs mit den Worten entschuldigen: „Das Publikum an meinem Platz ist nur Käufer von im Volksmunde bekannten Pflanzen." So wahr dieses Urteil auch vielfach sein mag, so ist doch keineswegs an- zunehmen, dafs es überall mafsgebend ist. Ob eine Pflanze für den Topfverkauf wertvoll ist, diese Frage hängt meiner Meinung nach von den Eigenschaften ab, welche die in Frage kommende Pflanze aufweist. In meiner heutigen Abhandlung erinnere ich an eine alte Pflanze, die in jeder Hinsicht berechtigt ist, einen Platz als Topf- pflanze auszufüllen. Es ist Cineraria platanifolia. Dieselbe hat grofse, filzig graugrüne Blätter und verzweigt sich reichlich. Der Blütenstand erreicht einen Durchmesser von 30 cm. Dadurch, dafs diese Cineraria an jedem Triebe blüht, manche Pflanzen 4 — 5 Blütentriebe aufweisen, erscheint dieselbe wie mit Blüten bedeckt. Die gefüllten Blüten haben zierliche Erythrina crista galli. Origrnalaufnrihme für die „Gart-nwell'^. Blumenblätter von ockergelber Farbe und verbreiten einen an- genehmen, ziemlich starken Geruch, Der Flor fällt in die Zeit von Januar bis März. Cineraria platanifolia ist mehrjährig und bedeutend widerstandsfähiger als die Cinerarien- Hybriden. Die Pflanze, die sich leicht aus Samen und auch durch Stecklinge vermehren läfst, wächst am kräftigsten in einer guten Mistbeet- erde, welcher noch etwas Lehm zugesetzt ist. Im Sommer steht C. platanifolia am günstigsten direkt im Freien, an sonniger Stelle. Im Durchwinterungsraum genügt eine Temperatur von höchstens 10" C. Die Kultur dieser leicht und dankbar blühenden Pflanze sei hiermit wärmstens empfohlen. G. Besoke, Erfurt. Vermehrung von Chrysanthemum -Sports. — Der Züchter bemerkt mitunter während der Blütezeit seiner Chrysan- themen die Erscheinung, dafs bei dieser oder jener Varietät Blumen von anderer Farbe auftreten. Während z. B. die Blumen 282 Die Garten weit. VI, 24 Scenerie aus dem Orte \'ictoria Origtnalaufnahme für die ,,Gart:nweU'*. eines Stengels weifs sind, so fällt ihm ein anderer Stengel auf, der goldgelbe Blumen trägt, trotzdem er ein Teil derselben Pflanze ist. Dieselbe abweichende Erscheinung kann sich aber auch bez. der Gestalt zeigen, welche sich oft plötzlich ändert; man spricht dann im ersleren Falle von Dichroismus, im anderen von Dimorphismus. Oft weicht der Charakter dieser ungewöhnlichen Bildung vollständig von allen anderen bekannten Sorten ab, weshalb man natürlich bestrebt sein wird, sich diese Abart, wenn sie schön ist, zu erhalten, den Sport zu „fixieren", d.h. durch Loslösen von der Stammachse eine neue Pflanze daraus zu machen, welche dann eine neue Sorte darstellt. Wenn man eine „Neuheit" besitzt oder zu besitzen glaubt, so hat man es natür- lich eilig, dieselbe zu vermehren. Der Züchter, welcher das Vorhandensein eines „Sports" bemerkt hat, wird den betrefifenden Zweig genau bezeich nen, damit nach der Blüte keine Verwechs- lung vorkommt. Die beste Methode, um rasch und möglichst viel neue Pflanzen zu erhalten, ist folgende: Die verblühte Blume wird bis da- hin abgeschnitten, wo die Blätter beginnen, worauf man den Sten- gel am Grunde loslöst. Man hat jetzt einen Stengel, welcher ledig- lich Blätter trägt. Nun schneidet man die Blätter vorsichtig ab, so dafs von dem Blattstiel nur etwa ein Stumpf von '/o cm Länge bleibt. Den Stengel legt man hierauf horizontal etwa '/,, cm tief in lockere, etwas feuchte Erde. Die Ge- fäfse stellt man, wenn die Jahreszeit kalt ist, auf ein warmes Mistbeet oder in den Kasten eines Ver- mehrungshauses. In die- sem Falle genügt eine feuchte Wärme von etwa 10» C. Nach kurzer Zeit bil- den sich an den Blalt- achsen junge Wurzeln und Zweige. Man lüftet dann mit dem forlschrei- tendenWachstume immer mehr. Wenn man die Bcwurzelung als genügend erachtet, hat man dann nur noch nötig, den Stengel in so viele Teile zu zerschneiden, als man junge Triebe mit Wurzeln hat. Jeder dieser Teile giebt eine neue Pflanze, welche man einpflanzt und wie die anderen über- wintert. Obwohl diese Methode nicht neu ist, verdient sie es doch, in die Erinnerung zurückgerufen zu werden, da sie eben ein Mittel ist, um eine Sorte rasch zu vermehren, die entweder neu oder selten ist, oder die man für teures Geld erstanden hat und aus der man so früh als möglich Nutzen ziehen will. (H. Dauthenay in „Le Chrysantheme".^ \ictoria von der Seeseite, im Hintergrund die Kämme des Kamerungebirges. Originalaufciahme für die „Gartenwelt". VI, 24 Die Gartenwelt. 283 Gärtnerische Reiseskizzen. Von \'ictoria nach Kriegsschiffhafen. Von einem deutschen Gärtner in Kamerun. (Hierzu fiinf Abbildungen.) Das goldene Leuchten der heifsen Tropensonne ruht auf der gigantischen Waldnatur ringsum. Von dem hohen Berge inmitten der blühenden Kulturen des botanischen Gartens ist der Rundblick ein fesselnder, selten schöner. Schon von der Küste an steigen bewaldete Berge regellos neben- und übereinander empor und ihre Gipfel ragen hoch aus den umgebenden dunklen Ur-,väldern auf. Landeinwärts, überall diese dichten, grünen Urwälder; ein üppiges, dichtes Laubgewirr, aus dem sich die zahlreichen Lirwaldriesen mit ihrem enormen Umfange hoch aufheben. Hohe Baumwoll- und Brodfruchtbäumc, letztere mit ihren breiten, zerteilten Blättern und riesigen, runden Früchten ; gewaltige Ery/lirina- Arten, deren Kronen in dei Trockenzeit mit einer F'üllc leuchtend roter Blüten über kleidet sind, und andere mehr. Stolz streben da und dort schlanke Stämme der Ölpalme auf, ihre vollen Kronen ge wältiger Palm.enwedel in voll cndeter Form entwickelnd. Lind immer höher und höher steigen diese Wälder bergan; über Berge und Berge schweift das Auge; bald sind es spitze Gipfel, dann wieder stumpfe oder nur allmählich anstei- gende mit lang hingestreck- tem Rücken; dort erhebt sich ein Gipfel allein hoch über seine Nachbarn, während in der Ferne mehrere Spitzen vereint zu einer Bergeskette stehen und als Abschlufs ragt dann das massige Kämerun- gebirge gen Himmel. Langsam zieht die zerklüftete Linie des langen Kammes am Himmel entlang und steigt empor zu dem grauen, vegetationslosen Gipfel, dem Pic von Kamerun {4000 m über dem Meere) und beherrscht die weite Bergesnatur und die ferne Ebene in der Tiefe. LInten an der Küste, umgeben von all diesen Bergen mit ihren grünen Wäldern, liegt übersichtlich, wie aus der Vogelschau, der Ort Victoria (Abb. Seite 282 unten). Anmutig, zwischen hohen Cocos und Ölpalmen und den dichten Kronen tropischer Wald- bäume, schimmern freundlich die weifsen Europäerhäuser. Halb versteckt, zwischen Gebüsch und den Riesenblättern der Bananen liegen die Hütten des Dorfes der Eingeborenen. Schnurgerade, nach vorn, der Küste und den hier erbauten Faktoreien zu, läuft die breite Dorfstrafse zu beiden Seiten der Negerhütten entlang, während über den Strandweg, zwischen den Europäerhäusern die vollbelaubten, dichten Kronen der Mangobäume sich wölben, wie von der Höhe aus erkennbar. Sie stehen längs der Strafse im üppigsten Wachstum und spenden angenehme Kühle und Schatten. Drüben beginnt der Urwald wieder und landeinwärts steigen die Berge wieder empor. Nacheinander erscheinen zwischen all den Bäumen und Palmen die Giebel und Dächer der Missionsgebäude, der Regie- rungshäuser und ganz vorn die der Faktoreien. Am äufsersten Ende, ganz nahe dem Meeresufer, befinden sich die verschiedenen Stores (Materialienschuppen), von wo aus eine kleine Landungs- brücke, behufs bequemerer Landung von den Dampfern, erbaut ist. Es ist ein reizvoller Ort, dies Victoria mit seiner paradiesisch schönen Umgebung und seiner echt tropischen Pflanzenfülle, aus welcher immer wieder die mächtigen Bananenstauden, hohe Wald- bäume und Öl- und Cocospalmen charakteristisch hervortreten; dazu die Fruchtbäume und eine Fülle herrlich blühender Sträu- cher und Gehölze. Leicht und luftig sind die Europäerhäuser erbaut, mit breiter Veranda um jedes Haus, welche der erfrischen- 1-armdorl nn Lrwakl. Originalaufuabme für die „Gartenwelt"*. den .Seebrise, nach des Tages glühender Hitze, leicht Zutritt lassen und zu angenehmem Verweilen einladen. Und auch die Neger ahmen die Bauart des Europäers nach und ver- schmähen in diesem kultivierten, aufblühenden Ort die primitive Palmhütte, wie sie der Neger überall im Busch hat. Es sind meist bessere und auch intelligentere Leute, mit einiger euro- päischer Bildung, welche sie in den Instituten der älteren englischen Kolonien erworben haben, die in der Nähe Victorias eigene Kakao-, Bananen- und Cocofannen besitzen und von diesen gute Erträge erzielen. Es ist überhaupt ein aufblühender Ort, all die vielseitigen Interessen der grofsen Kakaoplantagen rings um das Kamerungebirge fliefsen hier zusammen und geben \'ictoria, auch als Hafen, immer mehr Bedeutung. Das zweite Bild, Seite 282 oben, zeigt eine Scenerie aus Victoria. Am Gartengitter stehen zwei Cocospalmen , deren Wedelkronen arg vom Wind zerzaust erscheinen; ganz vorn sind auf Hürden Kakaobohnen von Eingeborenen zum Trocknen an der Sonne ausgebreitet. Im Hintergrund links tritt erhöht das 284 Die G.irtenwelt. VI, 24 Hospital für Weifse liervor. Aber nach vorn zu gleitet der Blick über das Meer, schweift über die Ambac-Bay, die Bucht von Victoria, an deren Rundung Victoria erbaut ist, und gleitet weit hinaus über die beiden, weit vorspringenden, dicht bewaldeten Landspitzen hinweg auf die weite, unendliche Wasserfläche. Einige felsige Inseln tauchen in geringer Entfernung, wie der Bucht vorgelagert, noch auf, auf deren gröfster ein Fischerdorf angesiedelt ist. In weiter Ferne, grau verschleiert am Horizont, erkennt man die verschwommenen Umrisse der spanischen Insel Fernando Po mit deren hohen Gipfeln. Über der ganzen Natur ringsum brütet die Sonne mit sen- gender Glut. Es ist ein Flimmern in der Luft, schimmernde Glanzeshelle. Regungslos ruht der Wald, starr hängt das Laub an den Bäumen ; nur die graciös gebogenen Wedel der Palmen bewegen sich leise. Dumpfe Schwüle lagert überall, aber am Strande unten rauschen und brausen die brandenden Wogen des Meeres, kommen die Fluten am flachen L'fersande ab und zu und zerstäuben an weit vorgelagerten Steinblöcken, oder spritzen dumpf dröhnend an steil abfallenden Felsen auf, immerzu in melancholischer, einschläfernder Melodie. Das Meer selbst, diese unendliche Wasserfläche, liegt fern hin glatt in grüner Färbung, hin und wieder flattert eine Möve vorüber, oder rudert langsam ein Kanoe dem anderen Ufer zu. Nur wenn die Seebrise kommt, ist die weite Fläche bewegt; unzähliche kleine Wellen mit weifs- gekröntem Schaumrücken tanzen dann im regellosen Spiel dem Ufer zu. Nachdem Victoria verlassen ist, führt der Weg am Meeres- ufer entlang nach dem Urwald und nach einer der ältesten Kakao- plantagen, nach Kriegsschiffhafen. Rückwärts schauend über- sieht man Victoria von der entgegengesetzten Seite. Überall steigen die Wälder und Berge empor, während im Hintergrunde majestätisch lang hingestreckt der gewaltige Rücken des Kamerun- gebirges vom Himmel sich abhebt und sein grauer Gipfel in den Wolken versteckt erscheint (Abb. Seite 282 unten). Weifs schim- mern die Europäerhäuser aus dem umgebenden Grün, alle mit der vollen Breitseite dem Meere zugekehrt. Auf hohem Bergesgipfel steht das Haus des ersten Regierungsbeamten und zwischen den üppigen Kulturen des botanischen Gartens taucht dessen Direk- tions- und Assistentenhaus auf, und fern drüben, am jenseitigen Ufer die Wirtschafts- und Beamtenhäuser einer der gröfsten Kakaoplantagen Victorias (auf dem Bilde nicht sichtbar, mehr nach links). Durch düstere Mangrovensümpfe, auf denen die sengenden Sonnenstrahlen in erschlaffender Schwüle brüten, führt der Weg bald in den Urwald, in dessen dunklem Schatten ein leichteres Wandern möglich ist. Die hohen, vollbelaubten Bäume lassen kaum einen Sonnenstrahl durchdringen. Zur Rechten und Liqken des Weges wuchert das fast undurchdringliche Gebüsch, und an dem feuchten , humösen Waldboden wachsen mancherlei schöne Farne und Moose, hübsche Kräuter und verschiedene Aroideen etc. Oft treten dichte Costusbüsche auf, abwechselnd mit Maranten, deren lange Triebe hoch an den Bäumen sich anlehnen. Üppig wuchernde Schlinggewächse winden sich an den Bäumen empor und verbreiten sich an deren Ästen, die Bäume mit ihrem Laubgewirre dicht überkleidend und oft erstickend. Dicke, holzige Lianen ranken hoch empor, langen hinüber zum nächsten Baume und hängen sich oben quer über den Pfad, von Baum zu Baum. Es ist ein Kampf, ein Streben dem Lichte zu, in dem der langsamer wachsende Schwächere unterliegt. Vielfaltig und zahlreich sind Epiphythen und Schmarotzer, welche an der dicken, mit Moos bewachsenen Rinde alter Bäume wuchern, und man findet hier die interessantesten Arten kletternder Farne, schön blühender, rankender Begonien und andere. Botanisch interessant sind ver- schiedene Orchideen, die in dichten Bulbenbüscheln noch hoch oben an Ästen und Zweigen sitzen, und mit Vorliebe der Sonne am meisten ausgesetzte Plätze wählen. Dann schimmern am weichen Waldboden zwischen Gebüsch schön blühende Haemantlnis^ deren strahlenförmig geordnete rote Blüten in voller runder Kugel- form am dicken Blütenschaft sitzen, und an besonders feuchten sumpfigen Stellen leuchten schneeweifse Lilien, Blüten in tadel- loser rein weifser P\irbe, grofs, auffallend, den bekannten Encharis aitiazcnica wunderbar ähnlich. Schöne Impatiens sind meist in Gesellschaft einiger Begonien, die bald mit blühenden Kompositen und besonders schönen Acanthaceen abwechseln. Doch auch dekorative Blattpflanzen sind reichlich und vielfältig vertreten, vor allen Maranten, dann die grofsen Blätter einiger Colocasien, an Bäumen rankende Pkilodendron. Es ist eine Fülle blühender Sträucher und Kräuter, Blattpflanzen und Farne, die bei einer Wanderung durch den Urwald immer wieder unser Auge fesseln. Lautlos schreitet der Fufs über den weichen Waldboden, der von der fortwährenden Zersetzung des fallenden Laubes, vom Sturm gestürzter Stämme und Aste ungemein humusreich ist. Dazu die schwüle, feuchtwarme Luft, die Niederschläge der Nebel in der Nacht, all' das bietet den tropischen Waldkräutern, Far- nen etc. die Bedingungen für eine günstige Entwicklung. Das Schweigen des Urwalds wird nur durch das tausendstimmige Zirpen der Cykaden unterbrochen, welches schrill aus Busch und Gras klingt. Manchmal fliegt scheu ein Nashornvogel da- von, und von den hohen Bäumen schallt das Gurren der Papagei- tauben; aber sonst brütet dumpfe Schwüle unter den Bäumen und in dem unentwirrbaren Dickicht. Dann lichtet sich der Wald. Der Weg führt durch mehrere Kakao-, Bananen- und Cocofarmen der Eingeborenen. Nur die hohen Urwaldriesen ragen noch überall empor. Die Kakaobäume dieser Farmen sind alt und ausgewachsen und überall, d. h. in den Farmen der Eingeborenen, viel zu dicht und regellos gepflanzt, so dafs inan aus dem L'rwalddickicht nun plötzlich in Kakaodickichte gelangt; dessen ungeachtet wächst der Kakao üppig, aber freilich geil, weil ohne Kultur, krumm und verworren, dem Lichte zustrebend. Die Ergiebigkeit einer solchen Farm ist natürlich dann auch viel geringer, als bei vernünftiger Kultur. Überall stehen die Riesenstauden der Bananen dazwischen, deren grofse Fruchttrauben eines der Hauptnahrungsmittel der Neger bilden. Es ist dies nicht die süfse, sondern die bittere Banane, sogen. Plantains, Musa paradisiaca, während erstere, Miisa sapiinlum, in einigen Spielarten auch kultiviert wird, bei weitem aber nicht in der Ausdehnung der Plantains. Dann kommen stellenweise wieder reine Bananenplantagen, die oft eine gröfsere Cocofarm (Xanthosoma violaatim) umgeben. Beide Kulturen sind für den Neger von der gröfsten Bedeutung. Dann zwischen Bananen und dichtem Busch führt ein schmaler Pfad, und plötzlich steht man vor einem ganz im Wald versteckten Farmdorf, dessen Hütten einzeln im Busch verstreut liegen (drittes Bild Seite 283). Es sind dies die gewöhnlichen niederen Palmenhütten der hier der Farmarbeit obliegenden Neger. Es sind meist eigenartige Fleckchen , so mitten im Urwald. Eine kleine Lichtung, ringsum hohe Wald- bäume, an den Hütten einige Bananenstauden, da und dort einige schlanke Ölpalmen und dann wieder Busch und dichter Urwald. Endlich gelangt man in die ersten Vorwerke der grofsen Kakaoplantagen von Kriegsschiffhafen. Immer weiter arbeiten die Plantagen vorwärts, neue Urwaldbestände niederlegend, das Land rodend und für neue Kakaobestände herrichtend. Man passiert einen Teil eines vor kurzem geschlagenen Urwaldes. Wild zerstreut liegen Baumstämme und Äste umher, zwischen denen bereits in Reihen die Pflanzlöcher markiert sind. Die leicht zu transportierenden Stämme und Äste verbrennt man später. VI, 24 Die Gartenwelt. 285 während die umfangreichen Stämme liegen bleiben und bei dem zersetzenden Ein- flufs der tropischen Atmo- sphäre in nicht allzu langer Zeit vermodern. Schöne, hohe Bäume schont man natürlich und dieselben sind als Schattenbäume für die junge Anpflanzung auch recht nützlich. Das untenstehende Bild zeigt einen solchen gefällten Urwaldriesen. Es sind immer enorm hohe Stämme von ungeheurem Umfang und mit den interessanten Holzrandgebilden des un- teren Teiles, der all diesen Bäumen eigen ist. Die ausgedehnten Pflan- zungen von Kriegsschiff- hafen sind mit die ältesten Kameruns und gelten al? Musterplantagen. Breite, gut und praktisch an- gelegte Wege durchziehen überall die Kakaobestände bis zu den äufsersten, stun- denweit entfernten Vorwerken und vereinigen sich vor der Cen- trale, dem Hauptwirtschaftshof in Kriegsschift'hafen, dicht am Strande. Durch junge Anpflanzungen, zwei-, drei- und mehr- jährige Kakaobestände führt der Weg, und bald ist man, je mehr der Hauptwirtschaflshof sich nähert, in den alten Kakao- pflanzungen: volle, buschige, vorzüglich belaubte alte Bäume überall zu beiden Seiten des Weges und in langen regelmäfsigen Reihen, überall in bester Kultur und reichster Ertragsfähigkeit. Überall Kakao, üppig wachsend, unübersehbar. Hunderte von ülpalmengruppe vor dem Direktorhause in Kriegsschiffhafen. Originalaufn.ihine für die „Gartenwelt^. Hektaren. Zahlreich sitzen an den Stämmen und Ästen die grofsen, länglich ovalen Früchte, gelb oder rötlich braun gefärbt, je nach der Spielart. Die Plantagen tragen seit Jahren reichlich und geben gute Renten. Am Hauptwirtschaftshofe angekommen, sieht man das hübsche Haus des Leiters dieser Plantage, um- geben von tropischen Gartenanlagen. Daneben die Wirtschafts- gebäude; Gärungsräume für die geernteten Kakaobohnen, Trockenhäuser mit praktischen Vorrichtungen zum Trocknen der Kakaobohnen an der Sonne. Weiter Arbeiterhäuser für die Neger, Werkzeugschuppen und Ställe. Überall praktische, gute Einrichtungen, eine Jilusterwirtschaft im tro- pischen Plantagenbau von weitester Ausdehnung und Gröfse. Und dies alles hat vor langen Jahren, ganz im Anfang, als Ka- merun deutsch wurde, ein deutscher Gärtner ange- legt, auf den wir tropischen Pflanzergärtner mit beson- derem Rechte stolz sein können. Auf dem obenstehen- den Bilde steht im Hinter- grunde einer Ölpalmen- gruppe das Haus des Leiters dieser Plantage. Man sieht deutlich die aufserordentlich zahlreich an den Stämmen der Ol- palmen (Elaeb guineensis L.) schmarotzenden Farne, in Gefällter Urwaldricse. Originalaufnahme für die „Gartenwelt", 286 Die Gartenwelt. VI, 24 verschiedensten Arten, meist in der Basis alter, abgefallener Wedel wuchernd. Hauptsächlich bei jüngeren Palmen sind solche Schmarotzer zahlreich. Später, in älteren Jahren, wird der Stamm glatt, vollständig kahl, schlank und hoch. Der Direktor von Kriegsschiffhafen hält bei Besuchen von Weifsen immer in der liebenswürdigsten Weise ein sehr gastliches Haus, Zur Rückkehr nach Victoria stellt er gern sein Boot mit den kräftigen Krujungen zur Verfügung, und man geniefst so noch im Boote den wild romantischen Anblick an der Küste ent- lang. Zunächst passiert das Boot eine Kriegsschiffhafen vor- gelagerte Insel. Auf dieser wurde in letzter Zeit ein Turm zum Andenken an Fürst Bismarck erbaut. Hoch, aus Steinen massiv gebaut, ragt derselbe empor. Von seiner Galerie hoch oben wehen lustig im Winde zwei schwarz-weifs-rote Flaggen hinüber den Ufern zu und künden weit draufsen vorüberfahrenden Dampfern, dafs man auch im fernen Westafrika des ersten deut- schen Reichskanzlers, des Gründers der deutschen Kolonialpolitik, in dankbarer Verehrung gedenkt. Dann geht es an der Küste entlang. Oft an steil ins Meer abfallenden Felsen vorüber, an denen die Fluten des Meeres aufspritzend zerstäuben, und zwischen weit vorgelagerten Steinblöcken und Untiefen hindurch. Zur Seite immer den dichten Urwald, mit seinem üppig wuchernden Ge- büsch, den hohen Riesenbäumen und schlanken Palmen, die sich stolz, auf hohen Felsen über das grüne Laubgewirre erheben und ihre gewaltigen Wedel im Winde wiegen. Allmählich lenkt das Boot wieder in die Bucht von Victoria ein. Mit einer Woge läuft das Boot auf dem Ufersande auf, und auf den nackten, kräftigen Schultern eines Negerriesen wird man durch die schäumende Brandung hindurch ans Ufer getragen. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 183. Wie werden Winter- levkoyen in Töpfen am besten überwintert? Wieviel Grad Kälte können dieselben vertragen? — Winterlevkoyen werden am besten überwintert, wenn sie bei Eintritt von Frostweiter in einen etwas tiefen, selir luftigen und trockenen Kasten mit den Töpfen eingesenkt werden. Es mnfs reich- lich gelüftet werden, weshalb man bei trockenem, frostfreiera Wetter die Fenster stets abnehmen mufs. Während des Winters darf nur mit gröfster Vorsicht gegossen werden, nur ganz trockene Pflanzen erhalten Wasser, wobei ein Benässen der Stengel und Blätter zu vermeiden ist. Es mufs auch fleifsig geputzt werden; alle faulenden Blätter sind zu entfernen. Je mehr bei trockener, milder Witterung gelüftet wird, desto weniger hat man zu putzen. Selbstverständlich mufs der Kasten mit Umsatz aus Laub oder Mist versehen, gut gedeckt und frostfrei gehalten werden, obwohl Winterlevkoyen bei langsamem Auftauen noch 5''C. Kalte vertragen können, doch ist es besser, er gefriert nicht. Auch in einem trockenen Kalthause kann man Winterlevkoyen bei o — 2" Wärme gut überwintern, doch ist die Überwinterung im Kasten vor- zuziehen. Gust. Stecker, Schlofsgärtner, Morawetz. — Die Überwinterung von Winterlevkoyen in Töpfen geschieht am besten in einem tiefen Kasten, welcher durch einen guten Laub- oder Mistumsalz geschützt wird. Das Giefsen hat vorsichtig und ge- wissenhaft zu geschehen, auch müssen die Pflanzen, so oft es die Witterung gestattet, durchgeputzt werden; man vermeide hierbei jedoch alles Abreifsen von etwa angefaulten Blättern und Stengelteilen, sondern schneide die kranken Teile mit dem Messer ab. Stark angefaulte Pflanzen nehme man besser ganz fort. Wenn es die Witterung irgend- wie gestattet, mufs abgedeckt und gelüftet werden. Winterlevkoyen können, wenn man sie langsam auftauen läfst, einige Grad Kälte er- tragen, doch wird ein Gefrieren der Pflanzen stets ein stärkeres Faulen zur Folge haben. E. Eipper, Obergärtner, Schlofs Marbach. — Um Winterlevkoyen gut zu überwintern, mnfs man hauptsäch- lich darauf achten, dafs sie zur richtigen Zeit eingepflanzt werden. Das Einpflanzen kann schon Anfang September geschehen und es ist sehr vorteilhaft, wenn die Pflanzen, ehe es kalt wird, gut eingewurzelt sind. Man stellt sie in ein niclit zu feuchtes Erdhaus, das bei strenger Kälte geheizt werden kann und wo sie nach dem Einpflanzen ziemlich ge- schlossen gelialten werden. Nachdem die Pflanzen etwas eingewurzelt sind, wird immer reichlich gelüftet und sehr vorsichtig gegossen, d. h. die Pflanzen werden möglichst trocken gehalten. Beim Putzen der Levkoyen ist zu beachten, dafs keine unnötigen Blätter entfernt werden, da sonst an den wunden Stellen die Pflanze leicht anfängt zu faulen. So behandelte Levkoyen sind im Frühjahr gesund und kräftig und wer- den auch ihren Blumenflor reichlich entfalten. Die Levkoyen können eine Kälte von 4 — 6° C. noch vertragen, die Luftwärme im Hause soll wo möglich auf -|- 2 —6" C. gehalten werden. H. Schöllhammer, Eckenheim. Beant'WOrtung der Frage No. 184. Wie werden Fufsangeln und Selbstschüsse in eingezäunten Gärten am besten gelegt, und wo sind dieselben käuflich? — Die Raubtierfallenfabrik Grell & Co. in Haynau (Schlesien) fertigt Fufsangeln etc. Zur Aufstellung im Garten ist polizeiliche Genehmigung einzuholen, auch müssen Warnungstafeln mit der Aufschrift; Achtung „Fufsangeln" oder „Hier liegen Selbstschüsse" angebiacht werden. A. Källner, Skyren. — Bei R. Weber, Raubtierfallenfabrik in Haynau, sind Fufsangeln und Selbstschüsse käuflich. Auf Ihre Anfrage erhalten Sie Preisliste kostenlos zugesandt. T. Beant'WOrtung der Frage No. 185. Ein kleinerer Wald soll in eine Parkanlage umgewandelt werden und zu diesem Zwecke ist die Schaffung eines schönen Rasens notwendig; der Boden ist aber von wildem Knoblauch (Alliuni ursimim) ganz durchwachsen. Giebt es nun ein Mittel, um dieses lästige Unkraut vor der Ansaat des Rasens gründlich zu ver- tilgen, ohne dafs den vorhandenen Bäumen und dem Strauchwerk Schaden zugefügt wird und welches? Ein Umhacken des Bodens und sorgfältiges Ablesen der Zwiebelchen hat sich als unzweckraäfsig er- wiesen, denn die Vermehrung erfolgt wohl auch durch den abgefallenen Samen. — Alliitm lirsinum aus einer Fläche, die später einen schönen Rasen bilden soll, zu vernichten, kann nicht anders, als Sie angegeben haben, geschehen, sofern Rücksicht auf neu anzulegenden Rasen, Gesträuch u. s. w. genommen werden soll. Mir ist ein ähnlicher Fall vorgekommen und ich konnte bei tiefem Rigolen, dabei sorgfältigem Auflesen der Zwiebeln guten Erfolg verzeichnen. Im Sommer vorher wurden Samentiäger abgenommen. Nach der Rasenansaat lies ich jedes soeben erscheinende Alliuiii ausstechen, das geschah zwei Sommer und die Anlage war schön. Einige Unholde zeigten sich ja später auch noch, aber die fielen der Rasenmähmaschine zum Opfer. In dem Gebüsch kommt es ja auch nicht so genau darauf an, wenn es eine gröfsere Anlage ist. Es giebt ja Gärtner genug, die ihre Gehölzpflanzungen gern mit derartigen Pflanzen versehen. Aber auch die Büsche lassen sich völlig freihalten, wenn Fleifs und Mühe nicht gescheut werden. Carl Pfeiffer, grofsh. Fachlehrer, Oppenheim a. Rh. Beantwortung der Frage No. 186. Ich beabsichtige, im Frühjahr als Gehilfe nach der Schweiz zu gehen. Wo giebt es daselbst gröfsere Gärtnereien, in denen ich mich weiter ausbilden könnte? Soll ich mich schriftlich an eine solche Firma wenden oder aufs Gerate- wohl nach Zürich oder einer anderen Stadt fahren, und wann ist dazu die beste Zeil? — Gröl'sere Gärtnereien, in denen sich ein junger Gärtner ausbilden kann, giebt es in der deutschen Schweiz sehr wenig, speziell solche mit Topfpflanzenknlturen. Gröfsere Baumschulkulturen sind zahlreicher. Alles Wichtige konzentriert sich um die Städte Basel, Aarau, Zürich und Bern. Spezielle Namen zu nennen, ist der Fassung der Frage halber zwecklos, da auch durch schriftliche Anfragen sehr wenig er- reicht wird. Es bat sich hier immer mehr der französische Modus aus- gebildet, dafs Gehilfen bei persönlicher Vorstellung, bezw. durch persön- liche Nachfrage um Arbeit, bei den belreftenden Geschäften nach Be- darf eingestellt werden. Das Einfachste ist somit, man fährt in die betretfenden Städte auf gut Glück, notiert sich aus dem Adrefabuch, welches in jedem Gasthof zur Verfügung ist, die Gärtnereien und be- giebt sich auf den Weg zwecks persönlicher Nachfrage. Es hat dies noch das Gute, dafs man sich durch den Eindruck, den man von der betreffenden Gärtnerei beim Eintritt empfängt, sofort klar ist, ob man VI, 24 Die Gartenwelt. 287 da etwas lernen wird oder nicht. Das Letztere wird häufiger der Fall sein und man wird vielfach zur Überzeugung kommen, dafs man dort, wo man war, vielleicht bessere Gelegenheit zum Lernen hatte, nament- lich wenn man die Erwartungen etwas hoch stellt. In der französischen Schweiz ist etwas Kenntnis der französischen Sprache unerläfslich, wenn man nicht nur einen gewöhnlichen Arbeiter abgeben will. Niemand darf sich in der Schweiz grofse gärtnerische Centrall- u 1 ■ j t^ j * einzeln als auch m ganzen Kuscheln in der Kranz- und U m die Zeit des Chrysanthemumflors giebt es bekannt- Bukettbinderei ganz besonders vorteilhaft zu verwerten. Wert- lich aufser diesem wenig Auswahl in Topfgewächsen. Seit voll ist diese Neuheit für Teppichgärtnerei gröfserer Schau- einigen Jahren hat man Herbstasternsorten, die sehr niedrig anlagen; man kann sie in der Blüte verpflanzen, und so im bleiben, wie die niedliche Aster hybr. .^^Madaine Soymeir^'' Freien, wo um diese Zeit (Oktober) fast nichts mehr aufser und Aster diiinosiis aus dem freien Lande eingetopft und als Topfpflanzen auf den Markt gebracht. Trotzdem die Blüten ge- nannter Arten recht klein sind, wurden sie sehr gern gekauft. Aber es ist nun einmal nicht alles beisammen. Bei schönem kom- paktem Astbau sind genannte Sorten leider nur mit sehr kleinen Blumen bedeckt; unsere grofsbhimigen Sorten dagegen er- reichen eine Höhe von oft i m bis zu i*/o m, und sind daher zum Topfverkauf nicht be- sonders geeignet. Einen schönen Erfolg hatte ich nun im vergangenen Jahre mit meinen Kreuzungs- versuchen der grofsblumigsten Sorten mit den niedrig bleibenden Arten zu ver- zeichnen. Unter den Sämlingen dieser Kreuzungsprodukte fand sich eine kaum 30 cm hoch werdende Form, von ganz ge- drungenem Bau, mit verhältnismäfsig sehr grofsen, blendend weifsen Blüten bedeckt, die wir den geschätzten Lesern dieser Zeit- schrift als „Weifse Zwergkönigin" in neben- stehendem Bilde vorstellen. Im Frühjahr wird diese Form durch Stecklinge im Hause oder im kalten Kasten vermehrt, später, nachdem dieselben bewurzelt sind, ins freie Land ausgepflanzt. Ohne besondere Kultur wachsen die Pflänzchen bis zum Herbst zu stattlichen 25 — 30 cm hohen, Die Gartenwelt. VI. Aster hybr. „Weilse Zwergkönigin". In der Staudengärtnerei von Köhler & Rudel, Windischleuba-Altenburg (S.-A.), für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen, 25 290 Die Gartenwelt. VI, 25 Herbstastern blüht, grofsartige Gruppen damit herstellen. Diese Neuheit gehört wieder zu denjenigen, die sich wie unsere neuen Scabiosen etc. durch ihre Schönheit selbst den Weg in alle gärtnerischen Kulturen bahnen wird. Exaciim Forbesii. Von G. Daniel, London. (Hierzu eine Abbildung.) LLxacum Forbesii ist eine Neueinführung der in dieser Hinsicht weltbekannten Firma James Veitch & Son, Lon- durch Aussaat im April, die Samenschalen müssen auf warmen Fufs gebracht werden. Beistehende Photographie zeigt eine Pflanze in 5 zölligem Topf. Es ist schade, dafs die Exaciim so wenig bekannt und so selten, von botanischen Gärten abgesehen, in Kultur sind ; denn die Gattung enthält einige sehr schöne Spezies, von denen folgende hier und da in Gärten angetroffen werden. E. macranthum, von Ceylon, die Blumen in Farbe denen von E. Forbesii ähnlich, aber etwas gröfser, der Wuchs höher. Eine zweijährige, winterblühende Warmhauspflanze. F.. affine, dieselbe Heimat wie E. Forbesii, von derselben durch die lila Farbe der Blume und niedrigeren Wuchs ver- schieden. Eine zweijährige Pflanze fürs temperierte Haus; Blütezeit im September. E. zeylanicuni, von Ceylon, ebenfalls eine Zwei- jährige fürs Warmhaus. Sie entfaltet ihre prächtigen violetten Blüten im September. Die Höhe dieser vielleicht schönsten Spezies beträgt 40 — 60 cm. Exacum Forbesii. In der Handelsgärtnerei von James Veitch ä: Son, London^ aufgenommen. für die „Gartenwelt" photographisch don. Die Pflanze ist eine Perenne fürs temperierte Haus aus der Ordnung der Gentiaitcae uud stammt von der Insel So- kotra (Afrika). Der Wuchs ist buschig, die Höhe der Pflanze be- trägt ca. 30 cm. Die Blätter sind gegenständig, sitzend, breit- lanzettlich und von glänzend dunkelgrüner Färbung. Die Blüten, die im Winter erscheinen, stehen in lockerer, end- ständiger Rispe; die Farbe der Blume ist ein violettschim- merndes Purpur, von dem sich die sattgelben Antheren vorteil- haft abheben. Die Spezies der Gattung Exacum gedeihen am besten in einer Mischung von gleichen Teilen groben Lehms und Heide- erde und lieben gute Bewässerung. Die Vermehrung erfolgt Topfpflanzen, ßegonia incarnata als Winterblüher. \'on Gustav Besoke, Erfurt. Uie dankbarste Begonia für den Winterflor ist wohl unstreitig Begonia hybr. ,.^Gloire de Lorraine''\ Ich nehme an, dafs diese, die in letzter Zeit so viel beschrieben worden ist, jetzt fast in jeder Gärtnerei Eingaug gefunden hat und als allgemein bekannt zu betrachten ist. Ich kann daher der Begonia in- carnata kein besseres Zeugnis ausstellen, als wenn ich von ihr sage, dafs diese, wenn auch nicht so reich blühend als „Gloire de Lorraine^'' , doch ver- möge anderer guten Eigenschaften, die eben genannte nicht aufweisen kann, dieser als ebenbürtig zur Seite gestellt werden darf. Obwohl B. incarnata eine der ältesten Begonien- Spezies ist, ist dieselbe doch nur wenig bekannt. Die Pflanze bildet einen schwachen knolligen Erd- stamm, ist von gedrungenem Wuchs und wird etwa 50 cm hoch. Das langgestreckte Blatt derselben ist glänzend dunkelgrün. Der hängende traubige Blüten- stand setzt sich aus einfachen, mattrosa gefärbten, locker gestellten Blüten zusammen, und Pflanzen, die mit 10 — 12 dieser Blütentrauben garniert sind, nehmen sich sehr schön aus, zumal die matte Farbe der Blumen auf der frischen Belaubung sehr gut wirkt. B. incarnata hält sich gut im Zimmer und wird, als Topfpflanze zum Verkauf gestellt, immer Käufer finden. Vor allem möchte ich dieselbe zur Bepflanzung von Jardini^ren und Blumenkörben empfehlen. Ein Korb von maigrüner Farbe, mit einigen Pflanzen dieser Begonia bepflanzt, und unterpflanzt mit irgend einem hängenden zierlichen Selaginella, wie z. B. caesia, delicadssinia, dcnticidata oder einer anderen, wirkt äufserst vornehm. Ich komme nun zur Anzucht dieser Begonia für den Winter- VI, 25 Die Gartenwelt. 291 flor. Da diese Begonie weibliche und männliche Blüten, beide zu gleichen Teilen, bringt, deshalb reichlich Samen liefert, so wird sie am besten aus Samen gezogen. Die Aussaat kann schon zeitig vorgenommen werden. Die Sämlinge kultiviert man am einfachsten mit den Sämlingen der B. hybr. gig. zusammen. Anfangs Mai auf einen lauwarmen Kasten ausgepflanzt, werden die Pflanzen, bis sie gut herausgewachsen sind, unter Glas weiter kultiviert. Später können bei trübem Wetter die Fenster entfernt werden. Ist nicht versäumt worden, dafs die Pflanzen zu geeigneter Zeit gestutzt wurden, und hat es auch sonst nicht an der nötigen Pflege gefehlt, so wird man im September über kräftige Pflanzen zum Einpflanzen in Töpfen verfügen können. B. inxaniata verlangt im Winter einen hellen Standort im temperierten Hause. Über Tillandsien. Von E. Jahn, Obergärtner des botanischen Gartens in Genua. {Hierzu zwei Abbildungen) In dieser geschätzten Wochenschrift ist schon häufig der Brome- liaceen empfehlend gedacht worden. Nur ein Teil derselben sind Erd- pflanzen (z. B. Dyckia, Ananas, Puya, die Mehrzahl der Aechnua), die meisten Genera leben als sogenannte „Überpflanzen" auf Bäumen, die Tillandsien {2'illandsia im engeren Sinne) sind sogar ausgesprochene Epiphyten. Die Wälder Amerikas pflegt man sich, gemäfs der uns zu- gekommenen Beschreibungen, als durchflochten von mannigfaltigen Lianen und geschmückt von sonderbar geformten buntfarbigen Orchideen vorzustellen. Dieses Bild ist aber unvollständig, wenn wir uns nicht noch die Bromeliaceen hinzudenken. Gerade diese kommen dort in weit gröfserer Individuenzahl als die Orchideen vor, und tragen wesentlich zum Charakter der Landschaft bei; die lichten Savannen- wälder sind damit mehr überzogen als der geschlossene Ur- wald. Die Tillandsien spielen dort die Rolle, welche bei uns den Flechten zukommt, d. h. sie bereiten das Substrat Tillandsia dianthoidea. Vom Verfasser Kr die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Tillandsia xyphioides. Vom Verfasser für die „Gartenwelt* photographisch aufgenommea. für andere, anspruchsvoüere Pflanzen vor. Emige Arten haben einen sehr weiten Verbreitungskreis. Dies wird ermöglicht durch die mit Flugvorrichtungen versehenen leichten Samen. Diese werden vom Winde über weite Flächen getragen, und bleiben schliefslich an einem Hindernis (in der Regel an einem Baumast) haften. In Engler-Prantl heifst es: „Es ist keine Rinde so glatt, dafs eine Kolonie von 7'i/li7nds!a-Arten auf derselben nicht üppig gedeihen könnte, sogar in trockener sonniger Lage, während diese Pflanzen auf Felsen oder überhaupt auf nicht pflanzlicher Unterlage eine sehr seltene Erscheinung sind. Die Be- festigung der Wurzeln an ihre Unterlage geschieht oft durch Ausscheidung einer braunen Kittsubstanz." Ich wiü hier gleich einschalten, dafs der Vorgang des Selbstaussäens im Genueser botanischen Garten bei Tillandsia dianthoidea Rossi (Abb. obenstehend) beobach- tet worden ist. Erinnerlich ist mir auch ein schönes Beispiel aus dem Lezama-Park in Buenos-Aires, wo gigan- tische Araukarien fast auf jedem Aste mit der genannten Tillandsia bekleidet sind und zur Blütezeit derselben den Anblick eines mit bunten Lichtern besteckten Christ- baumes darbieten. Auch dort dürften die gedachten Pflanzen nur verwildert sein, obgleich sich ihr natürliches Vorkommen bis nahe an Buenos-Aires heran erstreckt. Es erhalten sich oft Exemplare jahrelang lebend, ohne auch nur eine Wurzel zu besitzen. Sie verdienen daher 25* 292 Die Gartenwelt. VI, 25 mit Recht den ihnen beigelegten Namen „Luftpflanzen" und es wird erklärlich, dafs sie in der Kultur an Kranzreifen (Buenos- Aires) oder an lotrechten Drähten (Tillandsia iisiuoides L. im botanischen Garten in Jena) aufgehängt besser gedeihen, als an Torfstücken, wie es wohl auch manchmal geschieht. Prof. Wittmack nennt sie „die ausgesprochensten aller Epiphyten, welche einen Fall der höchsten Anpassung an einen ganz bestimmten Lebensmodus darstellen". Die Existenz der Luft-Tülandsien wird ermöglicht durch den anatomischen Bau ihrer Blätter, d. i. durch ein stark ent- wickeltes AVassergewebe und durch starke Behaarung in Form von Schuppen, welche die Blätter oft ganz weifs erschei- nen läfst. Ein Beispiel hierfür ist Tillandsia xyphioides Ker., die der Leser auf Seite 291 unten abgebildet findet. Diese Art ist die schönste der Luft -Tillandsien, aus der Gruppe der Phytar- rhiza, in dem Zuschnitt ihrer in zweizeiliger Ähre stehenden Blüten schon au Tillandsia oder Phytarrhiza Lindeni {^^^Garltn- welt" IV, S. 509) erinnernd. Diese Blüten sind von ent- zückendstem Atlasweifs und besitzen einen vorzüglichen nelkenartigen Duft. Einige Tillandsia -Spezies (z. B. 7'. Duratii Vis.) haben an den Spitzen eingerollte Blätter, Locken, wie man oft sagt, eine Zierde, die sie auch ohne Blütenschmuck auffallend er- scheinen läfst. Wie aus der geschilderten Lebensweise der epiphylischen Tillandsien hervorgeht, ist der Hauptfaktor für ihr Gedeihen das Licht. Auf trockenen Aststücken oder an einem dünnen Zopf aus Polypodium-Yaser und etwas Sphagnum gedeihen sie immer gut, wenn ihnen Licht und Luft zu teil wird. Aufser den bereits erwähnten sind noch folgende epi- phytisch und bei uns eingeführt: Tillandsia puncUilata C/iaiu. et Schi., 2\ stricta Sol., T. Uctonim Morr., T. teniiifoUa L., T. ionantha Planck., T. incarnata H. B. K. Blumentreiberei. Zur Frage der Einträglichkeit der Veilchentreiberei Von Karl Hegar, Handelsgärtner, Friedberg in H. £,s ist nicht der Zweck meiner heutigen Zeilen, die Veilchenkultur und -Treiberei klarzulegen, oder etwa ein besseres Treibverfahren zu veröffentlichen. Die Veilchen- treiberei ist so alt und so einfach, dafs es hiefse, Eulen nach Athen tragen, wollte man hierüber noch Worte verlieren. Dagegen ist es meine Absicht, die Aufmerksamkeit meiner Kollegen durch diesen Artikel auf die Einträglichkeit oder Nichteinträglichkeit der Veilchentreiberei im allgemeinen zu lenken. Gleich eingangs mufs ich eine Scheidelinie ziehen zwi- schen Veilchentreiberei im grofsen und solche im kleinen, und zwar verstehe ich unter letzterer auch diejenige für den eigenen Bedarf. Zwölf bis etwa sechzig Fenster Veilchen zu treiben, wenn man für so viel Verwendung hat, und wenn die dazu nötigen Fenster und das Deckmaterial verfügbar sind, ist trotz der viel billigeren italienischen Ware immer noch lohnend. Die Veilchentreiberei jedoch, wie sie vor Jahr- zehnten, also ehe man noch an eine Zufuhr aus dem Süden dachte, betrieben wurde, als man noch 5 — 800 Fenster mit Veilchen, sei es in nächster Nähe einer Grofsstadt, um den Bedarf am Platze zu decken, sei es zum Versand, trieb, diese Grofbtreiberei trifft man fast nirgends mehr an. Die Kultur ist, wie gesagt, sehr einfach, denn das Veil- chen ist anspruchslos; diese Anspruchslosigkeit ist ja sprich- wörtlich geworden. Ein warmer Umschlag um den Kasten, am Tage etwas Luft und Sonne, nachts Schutz vor Frost durch geeignete Deckung ist alles, was erforderlich ist, um je nach den Umständen einen F^rtrag von Tausenden von Blumen zu erzielen. Und doch können wir selbst bei dieser einfachen Kultur nicht mit dem Süden wetteifern. Dort braucht der Gärtner weder Kasten noch Fenster, noch Deck- material, noch Umschlag; zwei Morgen Veilchen liefern ihm ohne viele Mühe jeden Tag Hunderttausende von Blumen. In diesen glücklichen Ländern besteht die Hauptarbeit nur im Pflücken, und dies bildet auch bei uns eine sehr zeit- raubende Thätigkeit. Bei uns werden aber bekanntlich die Blumen Bund- resp. Tausendweise verkauft, während sie im Süden nach dem Gewichte gehandelt werden. Thatsache ist es allerdings, dafs die südländischen Veilchen nicht annähernd den lieblichen Duft besitzen, der unseren Blumen in so hohem Grade eigen ist. Das prächtigere Gewand entstand auf Kosten des Wohlgeruchs. Auch bei den Rosen und Nelken tritt die gleiche Erscheinung zu Tage, fällt aber bei letzteren nicht so ins Gewicht, weil Gestalt und Farbe verlangt werden, während man die Veilchen vielfach nur wegen ihres A\'ohl- geruches liebt, obwohl die schöne violette Farbe auch viele Gönner, besonders unter den Frauen hat. Es wäre mir sehr angenehm, und ich glaube, alle meine Kollegen würde es auch interessieren, als Erwiderung auf diesen Artikel zu vernehmen, welche Erfahrungen ältere Fach- leute bezüglich der früheren und der gegenwärtigen Einträg- lichkeit der Veilchentreiberei gemacht haben. Gemüsebau. Kleine Auswahl erprobter Gemüsesorten. Von M. Dietler, Stadtgärtner, Glogau. in Nachstehendem möchte ich einige Gemüsesamen an- führen, welche auf ihre Güte und Ertragfähigkeit in der Mehr- zahl durch mehrere Jahre erprobt und für vorzüglich befunden wurden. Ich will damit durchaus nicht sagen, dafs alle an- deren Sorten nichts taugen, sondern nur jüngeren Kollegen, welche in dieser Beziehung noch keine Erfahrungen gesammelt haben, einigen Anhalt bei der Auswahl von derartigen Säme- reien geben. Blumenkohl: Erfurter Zwerg zum Treiben und für Freiland; Berliner Treib für Freiland, beide frühe Sorten; Non plus ultra zum Spätgebrauch. Kraut: Erfurter frühes kleines festes, allerfrühestes, aber nur zum Hausgebrauch, da es sehr bald platzt; Braunschwei- ger, plattrundes, zum Spätgebrauch. VI, 25 Die Gartenwelt. 293 Rotkraut: Berliner, allerfrühe- stes, ist aber nicht so dunkel als das Erfurter, welch' letzteres etwas später, aber schöner ist; Schwarzkopf, eine neue, ganz besonders schöne Sorte, nur nicht sehr früh, jedoch über- wintert dieselbe vorzüglich, da der Kopf sehr fest ist. Wirsing: Wiener früher; Uimer früher, beide früheste Sorten; Vertus für den Spätgebrauch. Rosenkohl: Herkules, neuere Sorte, sehr gut, bleibt niedrig, giebt aber nicht viel Samen, daher erhält man nicht immer den echten Samen, sondern es werden vielfach andere Krause, farnkraut- früheste ; Sorten unter Namen gegeben; Brüsseler Sprossen, niedrig. Grünkohl: halbhoher mooskrauser grüner; niedriger blauer krauser Winter. Kohlrabi: Wiener weifser kleinblättriger, zum Treiben und fürs Freiland, früheste Sorte, hat aber den Fehler, wenn sie Frost bekommt, sehr leicht zu schiefsen; Erfurter Dreien- brunnen, für späteres Frühjahr; englischer früher weifser, für den Sommer. Kohlrüben: gelbe Hoffmanns Riesen, liefert vollen Ertrag. Salatrüben: -Non plus ultra, halblange dunkellaubige. Carotten: Pariser Markt, früheste für Treiberei, rund; holländische kurze frühe zum Treiben, länglich; Nantaise, fürs Land die beste. Sellerie, Knollen: runder kurzlaubiger Apfel (schnee- weifs); Prager Riesen, welcher häufig angebaut, jedoch zu grofs wird, so dafs er innen sehr leicht Risse bekommt. Cichorien: halblange dicke schlesische. Petersilienwurzel: lange dicke späte, für tiefgründigen Boden, sehr gut zum Verkauf; frühe dicke Zucker, vier Wochen früher, begnügt sich mit weniger gutem Boden. Schwarzwurzel: gewöhnliche. Bei der russischen Riesen wird mitunter der Kern schwarz. Salat: Kaiser Treib-, für die Kästen; Frankfurter früher, bester und frühester fürs Land; Prinzenkopf, früher rot- kandiger; Berliner gelber Königskopf; Trotzkopf, gelber, für den Sommer; Trotzkopf, brauner, für den Winter, verlangt Decke; Winter Butterkopf, fault nicht so leicht aus, ist härter. Winter-Endivien: Breitblättrige grüne Escariol, im Ertrag die beste, fault nicht so leicht wie die mooskrause. Zwiebeln: Zittauer gelbe Riesen. Porree: Winter-Riesen- von Carentan. Rettig: Mai-, ovaler goldgelber, frühester Mai-; weifser Delikatefs-, geht mehr in die Erde, wird länglich und bleibt länger zart; Winter-, Münchner Bier- und weifser ovaler für den Sommer; Pariser langer kohlschwarzer, bleibt sehr lange zart und hält sich bis zum Frühjihr. Radies: Non plus ultra, rundes, zum Treiben; Erfurter Dreienbrunnen, rundes, für Freiland; Rundes mit weifsem Wurzelende, hält sich lange zart; Ovales rosenrotes mit weifsem Wurzelende. Petersilie: blättrige. Tomate: Ficcarazzi, Trophy. Spinat: Spät aufschiefsender grüner. Gurken. Hier ist es sehr schwer ein bestimmtes Urteil zu geben, ich führe einige mir als gut bekannte Sorten an: Treibgurken: Noa's Treib; Distremmena marmor.ata, Prescott Wonder, mehr fürs Haus. welche als neuer Schädling angesprochen wurde. Landgurken: Chinesische lange Vom Verfa5ser für die „Gartenwelt'* photographisch aufgenommen. t^rünblgibende Schlangen für den Handel, da sie lange grün bleibt und nicht so leicht fleckig wird; Erfurter mittellange grüne, sehr gute Einlegegurke. Melonen: Berliner Netz; Cantaloupe -Prescotts und Pariser Markt. Kneifelerbsen: Allerfrüheste Mai-Königin, Daniel O'Rourke, beide für Frühjahr; Grünbleibende Folger, für den Sommer. Markerbsen: Ideal, am frühesten; Carter's Telephon. Stangenbohnen: Zehnwochen, allerfrüheste und ertrag- reichste; Fürst Bismarck, für Spätsommer, da niedrig; Mont d'or. Wachs, bleibt niedrig. Buschbohnen: Allerfrüheste zartschotige Brech, als grüne die früheste; Hinrichs Rlesen-Zucker-Brech, für Sommer, bleibt lange zart und ist äufserst ertragreich; Schirmers Casseler, Wachs. diesem Pflanzenkrankheiten. Ein neues angeblich schädliches Insekt. — Unter dieser .Spitzmarke gingen vor nicht langer Zeit einige Notizen durch ein Vereinsblatt, welche mir Veranlassung gaben, diese Sache hier zur Sprache zu bringen, zumal in jenen Notizen einer Unwahr- scheinlichkeit Ausdruck gegeben wurde, der ich nach jahrelanger Beobachtung entgegentreten möchte. Dieses Insekt, welches die Larve einer Laubheuschrecke sein soll und den Namen Distrem- mena marmorafa führt, soll nach einem Beobachter schon seit 1882, nach anderen seit 1892 hier und da in Deutschland auf- getaucht sein. Mir selbst ist es seit 1895 bekannt, aber es genau zu beobachten, habe ich erst seit drei Jahren Gelegenheit. Heimisch ist dieses Tier in Japan. Es gelang mir, das Insekt lebend zu photographieren (Abb. oben). Das Auffallende daran sind die unverhältnismäfsig langen Hinterbeine, durch welche es be- fähigt wird, ganz respektable Sprünge zu machen, die das Einfangen sehr erschweren. Ein paar sehr lange Fühlhörner sorgen dafür, dafs es nicht so leicht überrascht werden kann. Die Farbe ist bräunlich-gelb mit schwarzgrau marmoriert. Es liebt feuchtwarme, vor allem dunkle Schlupfwinkel, die es nur nachts verläfst; haupt- sächhch in den Herbst- und Wintermonaten scheint ihm die Heizwärnie ganz besonders zuzusagen. Auch fand ich die Tiere, vom kleinsten i mm grofsen bis 2 cm grofsen, alle Gröfsen zu einer Zeit. Es soll dieses Insekt bezw. dessen Larve zarten Pflanzenteilen, Orchideenblumen etc. durch Anfressen schädlich werden. Da aber die Laubheuschrecken fast nur von animalischer Kost leben, so 294 Die Gartenwelt. VI, 25 stofsen einem darüber so- fort Zweifel auf Ich habe denn auch bestätigt ge- funden, dafs sie pflanz- liche Kost verachten. Ich halte gegenwärtig wie- der 12 dieser Ungetüme in einem Konservenglas ; 14 Tage lang bekamen sie nichts zu fressen, dann verabreichte ich ihnen zarte Kakteensprossen, andere zarte Pflanzenteile, auch eine Orchideen- blume; nach 8 Tagen lagen diese Pflanzenteile noch unberührt im Glase. Als ich ihnen aber eine getötete Schabe hineingab, fielen sei mit grofser Wut darüber her, nichts als leere Schalen zurück- lassend. Das mag nun alles für die Larve gelten, wie das Insekt selbst. sich dazu verhält, weifs man noch nicht. Ich habe allerdings noch kein geflügeltes Tier in diesen drei Jahren gesehen, und ich habe es gewifs nicht an der nötigen Auf- merksamkeit fehlen lassen. Unlädierte lebende andere Insekten greifen die Larven nicht an, aber über abgestorbene fallen sie her, ja selbst ihre nicht mehr recht bewegungsfähigen Artgenossen fressen sie mit grofser Vorliebe auf. Durch Zufall kam ich auf ein einfaches Fangmittel. Um die lästige Schabenplage los zu werden, stelle ich abends weite, innen glasierte Thongefäfse auf, gefüllt mit verdorbenem Bier, und ich linde dann regelmäfsig 6 bis 12 dieser Heuschrecken ertrunken vor. Dieses Insekt wurde zweifellos mit importierten Blumen- zwiebeln, Cycns etc. bei uns aus Japan eingeführt; merkwürdig ist aber hierbei, dafs mehrere bekannte Erfurter Grofstirmen, die sehr viel auch aus Japan importieren, von ihm noch nichts bemerkt haben. Nur in einem Geschäft ist es in Erfurt bekannt. Wenn man bedenkt, dafs jedes Weibchen 150 Eier legt, die Hälfte der Jungen wieder Weibchen sind und Eier ablegen (die Mehrzahl der gefangenen Tiere sind Weibchen), so können wir im zweiten Jahre von nur einigen E.xemplaren die niedliche Gesellschaft von ca. 12000 Stück im Hause haben. L. Kitzenberg. Obstbau. Himbeerkiiltur in Feldbrimnen und Himbeersorten „Immertragende von Feldbrunnen" und Neuheit „Goliath". Von A. Haindl, Obergärtner der Freiherrlich von Oldershausen - sehen Obstplantage „Feldbrunnen" bei Osterode a. Harz. (Hierzu vier Abbildungen.) Oeim Hören des Wortes „Himbeerkultur" überkam mich noch in jeder meiner früheren Stellungen ein Grauen, denn das Ergebnis war leider stets ein höchst betrübendes gewesen. Wie schlecht war es aber auch meistens um die Pflanzen in den Anlagen bestellt! Kleine, höchstens ^/„ m hohe Ruten inmitten üppiger Queckenwucherung. Die Früchte waren natürlich meistens nur halb ausgebildet und klein. Von Sorten Himbeere „Immertragende von Feldbrimnen". Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. war nur wenig zu erkennen, höchstens Verschiedenheit der Farbe, ob rot oder gelb; ob die Pflanzen zweimal oder öfters trugen, davon war wenig zu spüren. Auch selbst da, wo die Himbeeren mit allen Regeln der Kunst behandelt, also aus- geschnitten, pinciert und aufgebunden wurden, ist infolge der schlechten Erträge meine Abneigung gegen die Himbeerkultur nicht vermindert worden. Vollständig geheilt wurde ich von dieser Abneigung erst, als ich meine jetzige Stellung antrat und die hiesigen Himbeer- plantagen sah. Hier herrschte gerade reges Treiben in den Himbeerpflanzungen; es war Erntezeit, und es galt die schönen, saftigen Früchte zu sammeln, welche an langen, kräftigen Ruten in überreicher Fülle hingen. Ein wahres Entzücken war es, durch die Felder zu wan- delu, und wohl mancher meiner Herren Kollegen würde staunend stehen geblieben sein, wenn er die mit wohl aus- gebildeten Früchten vollbehangenen Sträucher gesehen hätte. Die Obstplantage „Feldbrunnen" treibt als Spezialität auch feldmäfsigen Anbau von Himbeeren. Im Anfange wurden die Himbeeren als Zwischenkulturen in den Obstreihen ge- pflanzt, jedoch mit der Zeit mufsten dieselben mit Rücksicht auf die Entwicklung der Obstbäume entfernt werden, und die Himbeeren wurden in eigene Plantagen gepflanzt. Unter den vielen Sorten, welche früher gepflanzt wurden, darunter hauptsächlich „Fasiolff'^ wurde im Jahre 1894 ein Sämling aufgefunden, welcher sich durch unermüdliches Tragen bis zu den Herbstfrösten auszeichnete. Ferner waren die Früchte desselben enorm grofs , sehr saftreich und hatten eine sehr schöne, hellrote Farbe. Nach vielen Versuchen , in welchen sich die Sorte sowohl gegen Dürre als auch gegen Fröste als gleich unempfindlich erwiesen hatte, wurde dieselbe unter dem Namen ^Jmmertragende von Feldbrimnen'''' in den Handel ge- geben. Obenstehende Abbildung zeigt einen Fruchtzweig. Bis heute ist es auch noch keiner remontierenden Sorte gelungen, VI, 25 Die Gartenwelt. 295 der ^Jmmertragcndeti v. F." auch nur in der Eigenschaft als beste remontierende Himbeere den Rang streitig zu machen. Diese Sorte und ^^Fastolff''' wurden bereits in Jahrg. II Seite 69 und loi der „Gartenwelt" beschrieben. ^Jmmeriragende von Feldbriinnen" ist innerhalb der Reihen in Abständen von mindestens i m zu pflanzen. Die Ent- fernung zwischen 2 Reihen richtet sich danach, ob man Zivischenbau mit Gemüse etc. betreiben will oder nicht, sollte aber mindestens 2 — 3 m betragen. Wenngleich die ,Jmmer tragende'^ auch noch auf gerin- geren und mangelhaft gedüngten Böden nennenswerte Rein- erträge liefert, wo andere Himbeersorten, z. B. ,^Fastolff'\ ,^Wunder der 4 J ahreszeiten'"' und so weiter nicht den Pflücke- lohn decken, so lohnt sie doch einen in höherer Kultur stehenden Boden durch ungleich bessere Erträge. Hier auf Feldbrunnen haben wir absichtlich einige Parzellen 7 Jahre nicht gehackt und nur die angegebene Kunstdüngung an- gewandt und trotzdem hohe Erträge gehabt. Ein frühes Pflanzen im Herbst gewährt gegenüber der Frühjahrspflanzung die gröfsten Vorteile; da eine frühe Herbst- pflanzung bei sonst günstigen Vorbedingungen durch den Ertrag schon im nächsten Jahre die Anbaukosten reichlich deckt. Das abgetragene Holz ist alljährlich sofort nach der Ernte dicht über dem Erdboden abzuschneiden. Einen eigent- lichen Schnitt oder das so viel beliebte Pincement unterlasse man aber. Nur diejenigen Ruten, welche so spät blühen, dafs ein Ausreifen der Früchte unmöglich erscheint, schneide man kräftig zurück. Hierdurch verhütet man ein Zurück- trocknen im Frühjahr und veranlafst die unteren Augen, die sonst schlafend bleiben würden, auszutreiben und Frucht an- zusetzen. Mehr als höchstens 8 — 10 der stärksten Ruten soll man einer Pflanze nicht belassen. Die Himbeere ist sehr dankbar für die Anwendung künstlicher Düng- mittel. Zur Erzielung eines kräftigen Wuchses ist im Frühjahr die alljährliche Anwendung von Chilisalpeter oder schwefelsaurem Ammoniak zu empfehlen. Zur Erzielung eines reichen Fruchtertrages, bezw. einer widerstandsfähigen Holzbeschaffen- heit der Ruten, ist die Phosphorsäure und das Kali unerläfs- lich. Die Phosphorsäure giebt man am zweckniäfsigsten in Form von Thomasmehl oder Superphosphat , das Kali in Form von Kainit oder Chlorkalium. Es kommen in Anwendung auf 100 qm Fläche: 1. Chilisalpeter mit einem Gehalte von 15,50 "/^ Stick- stoff^3,9okg oder 2. Schwefelsaures Ammoniak mit einem Gehalt von 20,50 "/^ Stickstoft"= 2,90 kg. 3. Kainit mit einem Gehalt von 12,50 "/^ Kali = 12,00 kg oder 4. Chlorkalium mit einem Gehalt von 50 ^\^ Kali = 3 kg. 5. Thomasmehl mit einem Gehalt von 17,00 "/^ Phosphor- säure = 6,50 kg oder 6. Superphosphat mit einem Gehalt von 18,00 ^\^ Phosphor- säure = 5,00 kg. Man darf diese angegebene Düngung nicht mechanisch wie ein Rezept anwenden, sondern mufs durch kleine Ver- suche feststellen, von welchen Quanten man den relativ gröfsten Nutzen hat. Die aufgeführten Zahlen sind Maximal- zahlen bei ausschliefslicher Kunstdüngung, auf geringsten Böden vor Eintritt der Vegetation. Nun will ich noch erwähnen , dafs es eine sehr irrige Ansicht ist, wenn man glaubt, bei Himbeeranpflanzung jede Pflanze verwenden zu können. Gerade die Himbeere stellt eine grofse Anforderung an das Wurzelvermögen, und es sollte daher nur kräftiges, gut bewurzeltes Material verwendet werden. Sind die Wurzeln mangelhaft, so entwickeln sich die Frucht- zweige schlecht, und die Ernte ist dann im kommenden Jahre nur sehr gering. Eine andere Him- beere, welche aber nur einmal trägt, wurde hier gefunden und heuer durch Himbeere „Goliath". Vom Verfasser für die „Gartenwell" photographisch aufgenommen 296 Die Gartenwelt. VI, 25 die Firma J. C. Schmidt, welche den Alleinvertrieb über- nommen hat, dem Handel übergeben. Diese neue Sorte wurde mit dem Namen „Goliath^'' be- legt (Abbildung eines Fruchtzweiges Seite 295), da es sich durch Vergleiche herausstellte, dafs dieselbe sehr viel Ähn- lichkeit mit der guten alten Sorte ,.Goliath'' , welche aber ganz verloren ging, hat. Es hat sich durch Anbauversuche, sowohl hier als auch in Thüringen und Dänemark ergeben, dafs diese neue „Goliath'' eine Sorte ist, welche allgemeine I. O, 2. PN, 3. KX, 4. KP, 5. KPN. Ergebnisse der Himbeer-DUngungsversuche der^Plantage „Feldhninnen Vom Verfasser für die „Gartenwclt" photographisch aufgenommen. Beachtung verdient, und deren Anpflanzung empfohlen werden kann. „Goliath" ist eine überaus starkwüchsige Himbeersorte, die sich bei weitem Stande baumkronenartig verzweigt. Die hier erreichte mittlere Rutenhöhe beträgt 2,10 m, mit etwa 3 — 6 je 1,20 m langen Verzweigungen, so dafs das Tragholz einer einzelnen Rute insgesamt eine Länge von etwa 10 m erreicht. (Vergl. die Abb. Seite 297 ) Die Sorte übertrifft zweifellos an Fruchtbarkeit alle an- deren bis jetzt eingeführten einmal tragenden Sorten. Die Frucht ist grofä, wenn sie auch nicht die Gröfse der Riesen- früchte der Sorte ,Jmmertragemie von Feldbrunnen" erreicht, von intensiv hellroter Farbe, feiner Körnung und sehr hüb- scher Form mit sehr edlem Aroma, dabei fest und transport- fähig. Im Ertrag übertrifft ^.Goliath" die bekannte gute Sorte ,,FastolJf" um mehr als das Doppelte, auch tritt derselbe etwa 8—10 Tage früher ein als bei dieser. Die Pflanzen dieser Himbeere haben sich nach langjährigen eingehenden Versuchen und genauesten Ermittelungen im Vergleich zu allen anderen Sorten als die weitaus geeignetsten erwiesen. Es liegt dieses zum Teil an dem überaus reichen Ansatz der Früchte, eine Eigen- schaft, die beim Massenanbau gar nicht hoch genug zu ver- anschlagen ist. Die aufserordent- liche Widerstandsfähigkeit gegen Frostschäden hat „Goliath" im Frühjahr 1900 am 16. bis 17. Mai bei — 774" C- bewiesen, wo die jungen Triebe sämtlicher anderen Sorten erhebliche Frostschäden aufwiesen. Einen Beweis, dafs auch anhaltende Dürre ihr nicht viel Schaden zufügen kann, lie- fert das Jahr 1901. Im Sommer genannten Jahres bot „Fastolff" infolge der zahllosen zurück- getrockneten Ruten ein trauriges Bild, während „Goliath" eine überaus reiche Ernte lieferte. Diese hervorragenden Eigen- schaften haben sich auch in den verschiedenen anderen Böden, Ligen und Klimaten, so z. B. in Erfurt, Stafsfurt und in Däne- mark, wohin Pflanzen zum Ver- suchsanbau geliefert wurden, in gleicher Weise gezeigt. Ich kann allen Himbeer- interessenten dringend empfehlen, die hiesigen grofsen Massen- anpflanzungen der „Goliath" an- zusehen, um sich von den obigen Ausführungen und Thatsachen zu überzeugen, und ich bin sicher, dafs sich die Himbeere „Goliath" in einigen Jahren den ersten Platz unter allen einmaltragenden Sorten erwer- ben wird. Die geeignetste Pflanzzeit ist, wie oben erwähnt, der Herbst. Bei Verwendung von reich bewurzelten und durch- aus frischen Pflanzen und Rückschnitt der Ruten auf i m Länge sind schon im ersten Jahre so reichlich Früchte zu erwarten, dafs mindestens 50 "/^ der Kosten für das Pflanz- material, in besonders günstigen Verhältnissen und bei Anwen- dung einer Volldüngung sogar noch mehr gedeckt werden kann. Im 2. Jahre ist schon auf eine ganz bedeutende Ernte VI, 25 Die Gartenwelt. 297 zu rechnen, so dafs unter hiesigen Verhältnissen keine Frucht 5. KPN = Kali-, Phosphor- und Stickstoffdünger und solche Reinerträge abwirft wie ^,Golial/i^^ . zwar 3 kg Chlorkalium, 5 kg Superphosphat und 3,90 kg Chili- Wir verfügen über genaue Ertragsermittelungen einer Salpeter, 3670 qm grofsen Fläche, auf welcher aber mit Rücksicht auf sämtlich auf 100 qm Bodenfläche für die Dauer eines Jahres, die Anzucht des Pflanzmaterials auf nur 2 m Reihenabstand Mit Chilisalpeter wurde am 15. April, mit Chlorkalium und gepflanzt wurde. Die Anpflanzung geschah Herbst 1898 auf tief- Superphosphat am 24. Mai gedüngt. Des weiteren spricht die gründigem Lehmboden, nach voraufgegangener Gründüngung. Abbildung für sich. Aufserdem kamen zur Anwendung pro '/i ha 125 kg Thomas- Es ist also nicht nur mehl, 200 kg Kainit und 50 kg schwefelsaures Ammoniak. Im Sommer 1899 ernteten wir schon an Früchten 290 kg ä. 50 M. per °/q kg im Werte von 145 M. Für Gemüse und Früh- kartoffel, Kohl, Zwiebeln und Bohnen, welche als Zwischen- kultur angepflanzt waren, wur- den 340 M. gelöst, so dafs die Fläche von 3670 qm einen Bruttoertrag von 485 M. brachte. Nach den Ertragsermittelungen des Himbeerdüngungsversuchs- feldes gab der Morgen ^fioliath'^ bei Anwendung der oben ange- führten Düngermengen 29^/^ dz und 1863,75 M. in bar. Schriften über Spezialkul- turen von Himbeeren sind be- reits erschienen; überall wurde die Beschaffenheit des Bodens beschrieben, oder wie derselbe hergerichtet werden mufs ; aber wo findet man den Boden immer gerade so beschaffen, dafs alle Lebensbedingungen der Himbeeren erfüllt werden ? Von Düngungsversuchen und Ergebnissen las ich nirgends etwas. Die hiesige Plantage hat sich eine eigene Himbeer- Düngungsversuchsanlage angelegt, deren Erfolge auf der Abbildung Seite 296 zu ersehen sind. Gerade mit künstlichem Dünger liefsen sich überraschende Erfolge mit den Sorten ^Jinmer tragende von Feldbrunnen'''' und ,^Goliath^^ gegenüber den anderen Sorten erzielen. Auf der Abb. Seite 296 sehen wir 5 Bündel Himbeeren. Jedes Bündel ist das Ergebnis von einer 10 qm grofsen Par- zelle, deren Boden in folgender Weise gedüngt wurde: 1. O = Ungedüngt, bis auf den allen Feldern alle zwei Jahre gleichmäfsig zugeführten Stallmistdünger. 2. PN = Phosphor- und Stickstoft'dünger und zwar 5 kg Superphosphat und 3,90 kg Chilisalpeter. 3. KN = Kali- und Stickstoffdünger und zwar 3 kg Chlor- kalium und 3,90 kg Chilisalpeter. 4. KP = Kali- und Phosphordünger und zwar 3 kg Chlor- kalium und 5 kg Superphosphat, mit dem Pflanzen und Behan- deln allein abgethan , son- dern die Anlage braucht auch reichlich Dünger, um alle Jahre eine grofse Ernte hervor- zubringen. So wurde vor zwei Jahren „6Wm///" viermal durch- gepflückt, so reichlich war der Fruchtansatz. Wie schon erwähnt, werden hier auf tief gepflügtem Lande die Pflanzen bei i m Abstand unter sich auf 3 m voneinander entfernte Reihen gepflanzt. Die ersten 2 Jahre wird Zwischen- kultur getrieben. Im 3. Jahre breiten sich die Himbeeren so aus, dafs Zwischenkultur nicht mehr möglich ist. Es werden nur noch die Wege von Aus- läufern freigehalten. Im Laufe des Herbstes und Winters wird das dürre Holz entfernt und die Spitzen teil- weise etwas zurUckgeschnitten. Ob es besser ist, die Spitzen zu schneiden, wie weit oder gar nicht, wird noch durch weitere Versuche, welche aber noch nicht ganz abgeschlossen sind, festgestellt werden. Verzweigung der neuen Himbeere „Goliath". Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Mannigfaltigee Rost — Fäulnis — Verwitterung. — Diese drei Faktoren spielen wohl kaum in einem Betriebe eine so grofse Rolle, wie in den Gärtnereien. Hier finden wir die günstigsten Bedingungen zur Zer- störung, von allem, was aus Eisen und Holz, ja selbst aus Mauerwerk bestellt. Die Frühbeete mit ihrer von Feuchtigkeit gesättigten warmen Luft sorgen für reichliche Niederschläge auf die Frühbeetfenster und die Schwitzwässer beginnen das sich schnell steigernde Zerstörungswerk am Holz und Eisen derselben, wenn solche nicht durch einen wasser- dichten und wetterfesten Anstrich genügend geschützt sind. Aber auch von aufsen sind diese Fenster den Unbilden der Witterung und somit der Zerstörung preisgegeben, wenn dies nicht in rechter Weise ver- hindert wird. Hier kann durch vorsorgliche Behandlung viel gespart, andernfalls aber auch viel gesündigt werden. Beim Betreten einer Gärtnerei läfst ein Blick auf die aufgestapel- ten Frühbeetfenster schon ein Urteil zu über die Ordnungsliebe and 298 Die Gartenwelt. VI, 25 den Sparsinn des Besitzers. Wohl hört man vielfach sagen, wenn es sich um einen Schutzanstrich handelt: „Ich habe alles versucht, aber nichts hat gehalten", oder auch „Ich habe keine Zeit, meine Fenster streichen zu lassen". Beides ist falsch, denn wer da recht suchet, wird auch das Brauchbarste finden. Im Jahre 1876 wurde das erste deutsche Reichspatent auf eine wetterfeste, rostschützende Anstrichfarbe erteilt und dieselbe fand, da sie einem wahren Bedürfnisse entsprach, in erster Linie in den Gärtnereien Eingang. War diese Farbe, die von der Firma: Fabrik patentierter Anstrichfarben Hubner & Co., Dresden, her- gestellt wurde, auch anfangs nicht frei von Mängeln in Deckkraft, Feinheit u. dergl., so waren die Erfolge trotz alledem gute. Die Ver- wendung der Farbe war aber anfangs noch eine beschränkte; dies änderte sich, nachdem die Firma in den 80 er Jahren in die Hände des früheren Direktors der landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Gent, Edmund Simon, überging. Dieser, ah Fachautorität in der Rost- schutzfrage anerkannt, schuf die eigentlichen Durabo-Gärtner- Farben. Dieselben wurden dem Verwendungszweck genau angepafst und haben sich, als Durabo-Gärtnerfarbe — I (für Eisen und Stein) und ■ — II (für Holz) bezeichnet, einen Ruf erworben, der weit über Deutschlands Grenzen geht. Obengenannte Firma, jetzt Edmund Simon-Dresden lautend, führt als Spezialitäten solche Farben und bietet volle Gewähr für die Haltbarkeit derselben. Wo auch immer andere Anstrichmittel ver- sagten, haben sich diese voll bewährt, und da dieselben nicht teurer sind als gewöhnliche Ölfarben im Vergleiche zu ihrer Ausgiebigkeit, so bedarf es nur des Versuches, der bei richtiger Ausführung sicher einen vollen Erfolg ergeben mufs. Die Anstriche mit den Durabo-Gärtnerfarben sind nahezu unver- wüstlich, sie werden steinhart und bleiben doch elastisch, so dafs ein Reifsen oder Abblättern ausgeschlossen ist. Selbst dem noch vielfach geübten Firnissen der Fenster ist ein Anstrich mit Durabo-Gärtner- farbe II, da viel haltbarer und wesentlich billiger, vorzuziehen. Auch für den Anstrich der Gewächshäuser bietet nur die Durabo- Gärtnerfarbe I volle Gewähr und es ist von grofser Wichtigkeit, hier auf gute Erhaltung des Anstriches bedacht zu sein, da, wo der Rost einmal sein Zerstörungswerk begonnen, dasselbe schnell weiterschreitet. Der Gärtner, der vorgiebt, zum Anstrich keine Zeit zu haben, irrt sich und schädigt sich zugleich. Im Winter wie im Sommer giebt es in einer Gärtnerei immer Zeitperioden, die mit Vorteil, sei es zum Anstrich der Fenster im Winter, oder der Gewächshäuser im Sommer, gut ausgefüllt werden können. Da genannte Farben dick in Paste geliefert werden, die, wenn mit fiischem Wasser Übergossen, sich fast unbeschränkt lange halten, so kann der Gärtner sich immer eine gewisse Menge von der Farbe im Vorrat halten, um bei passender Gelegenheit selbige zur Hand zu haben, wodurch die laufenden Arbeiten keine Unterbrechung zu erleiden brauchen. Um des weiteren für Mistbeetkästen, Verpflanzungskästen, Stellagen, prahle u. s. w. ein gutes, zweckentsprechendes und billiges Anstrich- mittel zu haben, bringt genannte Firma präparierten Birkenteer und Simons Durabisol in den Handel, die anderen Präpar.iten durch gute Wirkung, Billigkeit und absolute Pflanzenunschädlichkeit überlegen sind. Durabisol schützt sicher gegen Fäulnis, Schwamm- und Schimmel- bildung. Schleimige feuchte Wände werden nach vorherigem Abscheuern und Überstreichen mit heifsem Durabisol sofort trocken und pilzfrei. Sehr zerfressene oder unter Bodennässe leidende Wände werden am besten mit dem ganz billigen Trockenpräparat behandelt. Die Firma Edmund Simon-Dresden liefert nur direkt an Konsumenten, einesteils um vielfachem Mif»brauch zu steuern, andernteils um volle Gewähr übernehmen und mit geeigneten praktischen Ratschlägen an die Hand gehen zu können. Es werden daher sowohl Postsendungen abgegeben, als auch Bahnsendungen von 10 kg an aufwärts. Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. Die Gegen- den, wo die Hauptmasse des Gemüses in Amerika erzengt wird, sind, beginnend im Nordosten, Long -Island, sodann Delaware, Teile von New- Jersey und jene Gegenden von Maryland und Virginia, die öst- lich von der Chesapeake-Bai liegen. Der atlantischen Küste entlang kommt sodann Norfolk, Charleston und Savannah. Ferner kann der ganze Staat Florida als ein Distrikt für Gartengewächse angesehen werden. Nördlich von Florida, durch die Mitte von Georgia sich hin- ziehend, ist die grofse Gegend für Wassermelonen. Dann folgt Mobile und das angrenzende Gebiet in Süd-Alabama und New-Orleans mit der Deltafläche von Louisiana. Der grofse Aufschwung dieses Industrie- zweiges an der Texaskuste ist besonders hervorzuheben. Von Mobile und New-Orleans aus, der Mobile-, Ohio- und lUinois-Central-Eisenbahn entlang, wird Gemüse an verschiedenen Orten am Missisippi kuUiviert; der bedeutend-ste Ort ist Crystal Springs, welches schon seit langer Zeit den Hauptmarktplatz für Tomaten bildete. Weiter nördlich ist der West-Tennessee -Distrikt, die Melonengegend im südöstlichen Missouri und der schon seit langer Zeit bestehende Distrikt im südlichen Illinois. Noch weiter nördlich ist der wichtige Distrikt bei Muskatine, Ja., und die Benton Harbor Gegend vom westbchen Michigan. Kalifornien ist gröfstenteils als Obststaat bekannt; es verschickt indessen auch viel Gemüse. Dieser Erwerbszweig ist keineswegs nur auf die erwähn- ten Orte beschränkt und es giebt auch viele andere Orte, wo der Kultur der Gartengewächse besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die meisten der genannten Distrikte ziehen verschiedene Gartengewächse, indessen giebt es Orte, welche durch die Produk- tion besonderer Pflanzen sich auszeichnen, so z. B. Kalamazoo, Mich., durch Sellerie, Crystal Springs, Miss., durch Tomaten, und Rocky Ford, Col., durch Muskatmelonen. Die Bodenbeschaffenheit der verschiedenen Distrikte ist sehr verschieden , und es ist sehr schwer zu bestimmen, welcher Boden sich am besten für Gemüsebau eignet. Zwölf der oben erwähnten Distrikte haben einen mehr oder weniger sandigen Boden, der sich von dem nahezu weifsen Sandboden in Florida bis zu dem schwarzen sandigen Lehmboden an der Texasküste und im südöstlichen Missouri unterscheidet. Unter anderen Gegenden hat New-Orleans tiefen, schwarzen, angeschwemmten Boden; Crystal Springs, Miss., hellen Lehm- boden mit Sand vermischt; West -Tennessee und das südliche Illinois steifen gelben Lehmboden. Es giebt noch eine Anzahl anderer Distrikte, die bezüglich des Bodens zur Kultur der Gartengewäclrse geeignet sind, wo bis jetzt in diesem Kulturzweig nichts gelhan wurde. Die Obst- und Gemüseknltur ist auf gewisse Distrikte beschränkt, welche für den Transport der Früchte am besten geeignet sind. Geschmacksverirrungen. — Das Bestreben der meisten einsichtsvolleren Gärtner richtet sich in neuerer Zeit darauf, das Schöne in bestmöglicher Form in unseren Gärten zur Darstellung zu bringen. Wenn nun einzelne wieder bestrebt sind, der grofsen Menge vorauszu- eilen und möglichst Vollkommenes zu schaffen suchen, so ist dieses an- zuerkennen, und zu entschuldigen, wenn sie einmal im heiligen Eifer das Richtige nicht trefl^en und daneben feuern. Unverständlich aber ist es, wenn Gärtner weit hinterher hinken und statt Originelles zu bringen — welches selbst noch in starker Auflage gebilligt oder doch ent- schuldigt wird — mit faden, abgeschmackten Sachen kommen, die in unserer Zeit schon überwunden sein sollten, zum mindesten aber nicht abgedruckt werden dürften. Finden sich da in einer Nummer einer deutschen l''achzeitung zwei Illustrationen eines sog. „Winter- teppichbeetes" nebst beschreibendem Text. Es wird da ein „Beet" vorgeführt, mitten eine Konifere, um welche sich mit kolossalem Effekt Austerschalen (!j, Coksasche (!j, zerkleinerte Ziegelstückchen (1) und der- gleichen „winterharte" Sachen gruppieren. Wer nicht Fachmann ist, hält dieses Mosaikbeet für einen geordneten Schutthaufen. Die Idee ist jedenfalls grofsartig und die verschiedenen Vorzüge solcher Beete sind zu einleuchtend, um näher besprochen zu werden. Durch diesen Gedanken angeregt, möchten wir aber nicht verfehlen, zu bemerken, dafs solche Beete noch „harmonischer" wirken müfsten, wenn an Stelle einer lebenden Mittelpflanze vielleicht das Gestell eines ausgedienten Regenschirmes Verwendung fände, wodurch fast der Effekt einer Dra- caeiia indiviia erreicht würde. Hierneben könnten als originelle Mittel- stücke der einzelnen Felder recht gut ausrangierte Emailletöpfe dienen, die zu zierlichen Formen zusammengehauen werden; Flaschen, Krüge, leere Konservenbüchsen und dergleichen Gegenstände, die sonst acht- los in die Müllgrube wanderten, können den Garten gleichfalls über Winter zieren. Hoffentlich tragen diese Zeilen dazu bei, dafs im näch- sten Winter jeder Hausgarten solchen „Schmuck" erhält, und womöglich findet sich auch mancher Gartenbesitzer veranlafst, statt seinen Garten mit den teueren Bäumen, Sträuchern, Rosen etc. zu bepflanzen, sein Herz während des ganzen Jahres an diesem weit billigeren Ersatz zu erfreuen. Meyers Lehrbuch der schönen Gartenkunst kann dann leicht entbehrt werden. K. H, VI, 25 Die Gartenwelt. 299 2. 3- 4- 5- Aus den Vereinen. Zweite Generalversammlung des Verbandes ehe- maliger Reutlingen — Am Sonntag, den 2. März, vormittags 10 Uhr, hielt der Verband ehemaliger Reutlinger in Verbindung mit dem 2 5 jährigen Dienstjubiläum des Verwalters der Filiale „Pomologisches Institut Reutlingen", Herrn J. Waggerschauser in Unterlenningen, im Restaurant zur Sonne, Reutlingen, seine zweite Generalveisammlung ab, welche von hiesigen, wie auswärtigen Mitgliedern gut besucht war. Die Tagesordnung war folgende; I. Begrüfsung der Versammlung durch den I. Vorsitzenden. Bekanntgabe des Rechenschafts- und Kassenberichts. Berichte der Kassenrevisoren. Neuwahl des Vorstandes und der Kassenrevisoren. Vortrag des II. Vorsitzenden, Herrn J. Kindshoven, kgl. Hauptlehrer für Obst- und Gartenbau, Bamberg, über Obstbau und -Handel inTirol, daran anknüpfend über Kunstdüngererfolge im Obstbau und über Bekämpfung einiger der wichtigsten Schädlinge. 6. Vortrag des Herrn Kunst- gärtners H.Grote, Reut- lingen, über die Verwen- dung der Obstbäume und Fruchtgehölze in Zier- gärten. 7. Bei günstiger Witterung gemeinschaftlicher Aus- flug nachmittags 1,50 Uhr mit der Bahn auf den Lichtenstein. Der I. Vorsitzende, Herr Gar- teninspektor M. Görlich, dankte in seiner Begrüfsungsrede allen Mitgliedern und Gästen, insbeson- dere auch Herrn Ökonomierat Direktor Lucas und dem II. Vor- sitzenden Herrn J. Kindshoven, Bamberg, für das zahlreiche Er- scheinen. Der Verband zählt jetzt 131 Mitglieder, 18 mehr wie im ver- flossenen Jahre. Der Jahresbeitrag beträgt seit dem i. Januar 1902 3 Mark, wofür die Mitglieder die Mitteilungen des Verbandes und die Praktischen Blätter für Pflanzen- schutz monatlich erhalten. Der Vorstand wurde bis auf 3 Aus- schufsmitglieder wieder gewählt. Im Laufe der Tagesordnung ergriff Herr Ökonomierat Direktor Lucas das Wort und dankte dem Jubilar Herrn Vervfalter J. Wagger- schauser für seine treuen Dienste und seinen Pflichteifer, ebenso Herrn Garteninspektor M. Görlich, welcher schon 31 Jahre am Pomologischen Institut Reutlingen thätig ist. Dem ersten Referenten wurde für seinen sehr interessanten und lehrreichen Vortrag der wärmste Beifall gezollt. Der Vortrag des Unter- zeichneten mufste wegen vorgerückter Zeit ausfallen. Nachmittags fand ein gemeinschaftlicher Ausflug nach Honau am Lichtenstein statt, wo im Gasthaus zum Rösle eine gemütliche Fidelitas abgehalten wurde. Auch hier erfreute Herr Ökonomierat Lucas mit seiner Familie die Mitglieder durch seine Anwesenheit, und nur zu rasch verflogen die paar gemütlichen Stunden. Mit dem fahrplanmäfsigen Zuge 6,38 langten alle wieder mit dem Bewufstsein in Reutlingen an, einen vergnügten und lehrreichen Tag verlebt zu haben. Abends vereinigte sich noch ein Teil der Mitglieder im Restaurant zur Sonne, Reutlingen, um mit den auswärtigen Kollegen noch einige Stunden zu verleben. H. Grote, Pomologisches Institut, Reutlingen. Der Jahresbericht der Gartenbau ■ Gesellschaft zu Frankfurt a. M. über deren Thätigkeit im Jahre 1901, der soeben Fassade des Pavilons der selbständigen Gartenarchitekten Rhein- lands und Westfalens auf der diesjährigen Industrie-Ausstellung in Düsseldorf. (Entvpurf von Prof. Bruno Schmitz.) Nach einem Lichtdruck für die „Gartenw elt'^ geferligt. zur Versendung gelangt ist, liefert einen erneuten Beweis für die Rührig- keit dieses Vereins. Die Gesellschaft verfügt über 8 Ehren-, 15 Korre- spondierende-, 2 lebenslängliche und 402 aktive Mitglieder. Abgehalten wurden im Berichtj.ihre 2 Generalversammlungen mit einem Besuch von durchschnittlich 30 Mitgliedern; 10 Hauptversammlungen mit einem Be- such von durchschnittlich 91 Mitgliedern; 8 Fachausschufssitzungen mit einem Besuch von durchschnittlich 97 Mitgliedern. In den Hauptver- sammlungen wurden von berufenen Vertretern aus Theorie und Praxis ebenso auch in den Fachausschufssitzungen recht interessante Vorträge gehalten, die im vorliegenden Bericht im Auszuge zum Abdruck ge- langt sind. Bevorstehende Ausstellungen. Die selbständigen Gartenarchitekten Rheinlands und Westfalens planen bekanntlich eine Kollektivausstellung im Rah- men der diesjährigen Düsseldorfer Industrieausstellung. Sie versenden jetzt ein Rundschreiben, in welchem zur Beteiligung an dieser Veranstaltung eingeladen wird. Anmeldungen müssen schleunigst erfolgen, damit die ausstellenden Firmen noch im Ausstellungskatalog als Aussteller Aufnahme finden und damit die Verteilung des heute schon be- schränkten Platzes erfolgen kann. Es wird darauf hingewiesen, dafs es ein unbedingtes Erfordernis ist, die einzusendenden Arbeilen mög- lichst wirkungsvoll auszustatten und dafs lediglich da, wo es sich um gröfsere, ausgedehnte Arbeiten für gröfaere Anlagen und dergleichen handelt, Pläne und Detailzeich- nungen Verwendung finden sollen. Bezüglich des Ausstellens von Plänen wird mit Recht äufserste Beschränkung anempfohlen, da die Pläne dem gröfsten Teile der Aus- stellungsbesucher, die sich natur- gemäfs zumeist aus Laien zusammen- setzen, unverständlich sind. Prof. Bruno Schmitz, Charlottenburg, hat auf das Ersuchen der selbständigen Gartenarchitekten in liebenswür- diger Weise einen sehr geeigneten Entwurf für den Ausstellungs- pavillon angefertigt. Wir sind in der Lage, unseren Lesern in bei- stehendem Bilde die Ansicht der Fassade des von Herrn Prof. Schmitz entworfenen Pavillons zu bieten. Die Firma Josef Schäfer, Köln, will die Herstellung der Eisenkonstruk- tion nebst der Verglasung mit einem Aufwände von 4 — 500 Mark kosten- frei für die Gartenarchitekten bewirken. Anmeldungen zu dieser Kol- lektivausstellung sind zu richten an die Firma Hardt & Schmitz, Garten- architekten in Düsseldorf, Kurfürstenstralse 49. Schutzzoll. Die Zolltarif kommission des Reichstages begann am 13. d.M. ihre Beratung bei Position 37. Für Bäume, Reben, Stauden, Sträucher, Schöfslinge zum Verpflanzen, und sonstige lebende Gewächse, ohne oder mit Erdballen, auch in Töpfen und Kübeln, Pfropfreiser, Cycas- stämme ohne Wurzel und Wedel beantragt die Regierung Zollfreiheit; für Lorbeerbäume ist ein Zoll von 3 M., für andere ein Zoll von 6 M. vorgesehen. Bisher waren diese Pflanzen sämtlich zollfrei. Abg. Wallenborn (Ctr.) beantragte, der Position folgende Fas- sung zu geben: 300 Die Gartenwelt. VI, 25 1. Lebende Pflanzen in Töpfen 30 M. pro Doppelcentner 2. „ „ ohne Erdballen 20 M. „ „ 3. Rosen 40 M. „ „ 4. Bäume und andere vorstehend nicht genannte lebende Pflanzen, einschliefslich Lorbeerbäume und Cycasstämme ohne Wurzel und Wedel 15 M. pro Doppelcentner. Dieser Antrag wurde von der Regierung entschieden bekämpft, gelangte aber in etwas abgeänderter Fassung zur Annahme. Über Position 38 wird mit 39 zusammenberaten. Position 38 läfst Orchideenbulben, eingewurzelt, wie bisher zollfrei, Position 39 ebenso Blumenzwiebeln, -Knollen und -Bulben, vorstehend nicht genannt. Abg. Frhr. v. Wangenheim (kons.) beantragt für Blumen- zwiebeln und -Knollen einen Zollsatz von 7,50 M. Bei der Abstimmung wird Position 38 der Vorlage (zollfrei) an- genommen. Der Antrag Wangenheim zu Position 39 (für Blumen- zwiebeln und Knollen 7,50 M.) wird abgelehnt. Mit der Mehrheit stimmen diesmal auch die meisten Centrumsabgeordneten, für Wangenheim u. a. Speck. Position 39 wird nach der Vorlage (zollfrei) angenommen. Die folgende Di^kussion erstreckt sich auf die miteinander ver- bundenen Positionen 40, 41 und 43. Nach der Vorlage sollen zoll- frei bleiben: frische Blumen und Blüten zu Binde- oder Zier- zwecken (40), frische Blätter, Gräser und Zweige zu dem gleichen Zwecke (41) und getrocknet, Blumen, Blätter (auch Palmwedel), Blüten, Knospen und Zweige zu Binde- oder Zierzwecken (43). Abg. Frhr. v. Wangenheim (kons.) hält eine „weitere Begrün- dung seiner Anträge für unnötig", die für frische Blumen und Blüten zu Binde- und Zierzwecken und für Fabrikate daraus 200 M., für Blätter und Gräser zu dem gleichen Zweck 75 M. und für getrocknete Blumen 62,50 M. zu verlangen. Abg. Dr. Müller-Meiningen (freis. Volksp.) führte aus: Nicht blofs die Blumenbinderei und der Blumenhandel, sondern auch die deutsche Kunsigärlnerei würden gefährdet. Die Blumenliebhaberei ist ein Volkserziehungs- und Volksveredelungsmittel. Die Debatte wurde hierauf durch Mehrheitsbeschlufs geschlossen, ohne dafs der Sachverständige, Abg. Stolle (soz.) zu Worte kam. Die Anträge Wangenheim zu 40, 41 und 43 wurden abge- lehnt; mit der Minderheit für dieselben stimmten aus dem Cenlrum nur die Abg. Klose, Speck und Wallenborn. Für alle drei Posi- tionen wurde der Regierungsvorlage gemäfs Zollfreiheit beschlossen. Zu Position 42 beantragte Frhr. v. Wangenheim für Cycas- wedel, frisch und getrocknet, einen Zollsatz von 250 M. Eine Be- gründung hielt er für unnötig. Direktor VVermuth stellte fest, dafs ein solcher Schutzzoll 227,27 Prozent vom 'Werte betragen würde. Von Cycaswedeln würden aber nicht nur grofse Mengen eingeführt, sondern auch aus- geführt. Bei einer einzigen Firma stehe einem Import von i ' .> Millionen ein Export von i Million gegenüber. — Abg. Stolle (Soz.) befürwortete Zollfreiheit, die auch in der Regierungsvorlage vorgesehen ist. Der Antrag Wangenheim auf 250 M. wurde mit 12 gegen 11 Stim- men angenommen. Zu vorstehenden Beschlüssen bemerken wir, dafs die Annahme der Zollsätze für lebende Pflanzen in Töpfen und solche ohne Erdballen, sowie für Rosen und Bäume geeignet ist, den Züchtern von Palmen, Azaleen und anderen Gewächshauspflanzen, die noch in grofsen Massen aus dem Auslande eingeführt werden, die Bekämpfung der ausländischen Konkurrenz zu erleichtern. Auch den Banmschulbesitzern dürfte mit den von der Kommission angenommenen Zollsätzen gedient sein. Auf den Zoll auf Lorberbäume hätte man füglich verzichten können, da diese Kultur doch niemals in rationeller Weise in Deutschland betrieben werden wird. Die Ablehnung des Zolles auf Orchideenbulben, ein- gewurzelt, bedeutet die zollfreie Einführung im Auslande kultivierter Orchideenpflanzen, die man ruhig mit einem Zoll hätte belegen können. Die Zollfreiheit für Blumenzwiebeln und Knollen wird für die deutschen Gärtner mehr nützlich wie schädlich sein, da wir hinsichtlich des Be- zuges der meisten hier in Betracht kommenden Gewächse, Hyazinthen, Tulpen und anderen holländischen Zwiebeln, ferner Lilien, Tuberosen etc., doch auf den Import angewiesen sind, und die Zwiebeln eine Verteuerung durch Zoll nicht gut vertragen. Bedauerlich ist es, dafs die Kommission einen Zoll auf frische Blumen zu Binde- und Zierzwecken abgeleiint hat. Wenn der Kora- missionsbeschlufs Gesetz wird, scheinen die berechtigten W^n^che der deutschen Schniltblumenzüchter auf lange Zeit hinaus begraben zu sein. Die Erreichung eines angemessenen Zolles auf Schnittblumen, in zweiter Linie auch auf Bindegrün, hätte den meisten deutschen Handelsgärtnern entschiedene Vorteile gebracht. Für die schwere Enttäuschung, die die Ablehnung eines solchen Zolles in weiten gärtnerischen Kreisen im Gefolge haben dürfte, ist der mit einer Stimme Mehrheit angenommene Zoll auf Cycas ein schwacher Trost; er wird nur wenigen Vorteile bringen, denn die Aufnahme der Cycaskultur in dem Umfange, wie sie noch vor etwa 15 Jahren, vor Einführung der getrockneten und präparierten Wedel, betrieben wurde, erscheint wohl so gut wie ausgeschlossen. Was die Gemüsezölle betrifft, so fanden die diesbezüglichen Be- ratungen schon am Mitwoch , den 12. März statt. In der Abstimmung wurde der Zoll für Kohl (Kolkohl, Weifskohl, Wirsingkohl) auf 2,50 M., für Artisclioken, Melonen, Pilze, Rhabarber, Spargel, Spinat und To- maten auf 20 M., für andere Gemüse auf 4 M. angenommen. Für in Salzlake eingelegte oder sonstige, einfach zubereitete Champignons war in der Vorlage ein Zoll von 10 M. vorgesehen. Auf Antrag des Frei- herrn V. Wangenheim (k.) wird der Zoll auf 50 M. erhöht. Position 36 legt auf zerkleinerte, geschälte, getrocknete, gebackene oder sonstige einfach zubereitete Küchengewächse, grüne Erbsen, Bohnen, zerkleinert, gedarrt, gebacken oder sonst einfach zubereitete Kartoffeln, gepulverte, gedarrte Sämereien zum Genufs einen Zoll von 10 M. An- genommen wurde ein Zoll von 40 M. M. H. Tagesgeschichte. Berlin. Die städtische Park- und Gartenverwaltung hat für Tierschulzzwecke, insbesondere für den Vogelschutz in den öffentlichen Parkanlagen jährlich rund 1500 M. verausgabt, für das kommende Rechnungsjahr sind hierfür 1730 M. in den Etat eingestellt worden. Es sind der Parkverwallung ferner 30000 M. für die Herstellung von Zu- und Ableitungen der beiden Teiche im Friedrichshain, 120000 M. für die Herstellung von Spiel- und Sitzplätzen, sowie Fufswegen durch den Plänterwald, 12000 M. für die Herstellung von Schmuckstreifen in der Frankfurter Allee, Thaer- bis Proskauer Strafse (als 2. Rate), 5000 M. für Herstellung von Rasenanlagen an dem Brandenburger Ufer, 4750 M. für Herstellung von Schmuckanlagen auf dem Platz vor dem Neuen Thor, 2400 M. für Herstellung von Schmuckanlagen auf dem Inselperron an der Wiener Brücke, 1300 M. für Herstellung von Schmuckanlagen auf dem Inselperron an der Schönlcin- und Dieffenbach- strafse bewilligt worden. Ein Teil des kleinen Tiergartens hinter dem Kriminal-Gerichtsgebäude Moabit wird vom Fiskus zu fiskalischen Zwecken bebaut werden. Die Parkverwallung wird diesen Teil am i. April an den Fiskus abtreten. — Der Betrieb des Wassersturzes im Viktoriapark soll am I. Mai beginnen und am 15. Oktober endigen. Das Wasser soll täglich acht Stunden auf den Berg gepumpt werden. Die Kosten hierfür sind mit 21250 M. veranschlagt worden. — Die Umwandlung des Gruilewalds in einen Volks- park wurde vom Kaiser genehmigt. Mit der Ausarbeitung des betreffenden Projekts war der Königl. Gartendirektor Geitner be- traut worden. Seine Entwürfe haben nun dem Kaiser vorgelegen und haben dessen volle Billigung gefunden. Bei der Durchführung wird es sich dann auch um die Mitwirkung der Gemeinden handeln, die an den Forst angrenzen oder von dessen Umgestaltung Vorteil haben. Es sollen in dem neuen „Volkspark" vor allem weite Spielplätze geschaffen werden. Schöne Fufs-, Fahr- und Reitwege werden den ganzen Wald durch- ziehen, Restaurants sollen im Innern errichtet werden, kurzum, es soll alles geschehen, was den Grunewald in eine Anlage umzuschaffen ver- mag, in der die Jugend sich tummeln und die erwachsene Bevölkerung sich ergehen und et holen kann. Dem Forst soll jedoch sein Charakter als Wald bewahrt bleiben, und sein Baumbestand wird nur insoweit ge- lichtet werden, als es die Anlage von Wegen und Strafsen und die Be- schaffung der Spielplätze erfordern. Straubing. Eine prächtige Anlage gedenkt die Stadt Straubing längs der Regensburgerstrafse zu schaffen. Zu diesem Zweck sind be- reits 30 Tagwerk Grund angekauft. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlia. — Verlag von Gustav Schmidt (vormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den g^esamten Gartenbau. Jahrgang VI. 2g. März 1902. No. 26. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Landschaftsgärtnerei. Bilder aus der Gebirgslandschaft. Von "Willy Lange, Dietharz b. Gotha. 4. Felsen.*) (Hierzu zivei Ahblldungtn.) Dei Betrachtung der Gebirgsvegetation , welche in den holzigen Pflanzen ihren augenfälligsten Ausdruck findet, haben wir deren Nährboden zunächst nicht beachtet. Und doch ist seine Zusammensetzung in chemischer und physikalischer Hinsicht neben der Höhenlage wesentlich mitbestimmend für das Fehlen oder Vorherrschen dieser oder jener Pflanze. Die Bäume jedoch bieten hierfür nicht so deutliche Beispiele, wie die krautigen Gewächse kürzerer Lebensdauer: jene erhalten sich infolge ihrer gröfseren Zähig- keit selbst an ihnen nicht zu- sagenden Orten, wenn sie als Säm- ling einmal festen Fufs fafsten, während die nur ein- und mehr- jährige Pflanze für ihr dauerndes Verweilen auf stets erneute Selbst- aussaat angewiesen, an unpassen- den Orten immer weniger lebens- fähigen Samen, schliefslich gar keinen mehr erzeugt. Doch sollen uns heute nicht so die inneren Eigentümlichkeiten des Bodens und ihr Einflufs auf das Pflanzen- leben beschäftigen, als vielmehr sein äufserlich zutage tretender Grundstoff in der Gebirgsnatur : die Felsen. Wieder stehen wir auf einem Hochgipfel der Alpen : hinter uns, unter uns liegt alles organische Leben. Die letzten Alpenmatten schimmern aus der Ferne zu uns herauf, immer ärmer wurde Tierleben und Pflanzenwuchs, hier erstarb beides; das Wasser selbst ward starres Eis. Der tote Stein hat sein Leben hinter sich, und abgesehen vom schwachen Atmen des Erdinnern aus Vulkanen, heifsen Sprudeln, Geisern und Gasquellen erscheint uns die heutige Form des Gesteins neben dem Zerfall in der erhabenen Ge- stalt irdischen Todes. So dort oben auf hohen Alpenklippen, wo wir allein sind mit uns und Gott, allem im ewigen Luft- meer. Dort oben ergreift uns jene Sonntagsstimmung, die auf all ihr Fragen nach dem Wie und Warum nur mit sonn- täglichen Worten uralter Wahrheiten antworten kann, um die beklommene Brust zu seiner einzigen Freiheit durchzuringen: zur Demut. — Wir sind emporgestiegen um Vorbilder für *) Die drei voraufgehenden Ab- handlungen erschienen im Jahrgang V Seite 73, 232 und 326. Die Gartenwelt. VI. Granitfelsen im Brockengebirge. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommeQ, 26 302 Die Garten weit. VI, 26 unseren Garten zu suchen. Wie tief und fern liegt er uns in dieser Himnaelsnähe, in dieser Stimmung: Lassen wir der Natur ihre steilen Felsengrate, ihre schwindelnde Höhe, ihre grausige Tiefe, das Rasen der Elemente, den Sonnenblick des Friedens in hoher Einsamkeit. Es hiefse das Erhabene erniedrigen, wenn Menschenwitz sich vermessen wollte, es in Felsen des Gartens „nachzuschaffen". Aber was Gedanken nicht fassen können, ist noch nicht sicher vor gedankenloser Nachahmung. Hieran hat die schulmäfsige Gartentheorie selbst ihren Teil der Schuld, wenn sie in jedem meterhohen Niveau-Unterschied einen „Berg", und in jeder fufstiefen Mulde ein „Thal" sieht und die entsprechende „Bepflanzung" dafür bereit hat. Wer sich eigenes Denken auch der ältesten Lehre gegenüber bewahrt, wird lebhaft an das Gethue der Kinder erinnert, wenn er die Theorie der Bodenbewegung und Glie- derung landschaftlicher Gartenkunst liest, die jedem Garten in jeder Lage aufgezwungen wird. Wir können eben nicht „Hügel hinfallen lassen und Berge versetzen". Der Natur ge- waltige Schöpferkraft lafst uns empfinden und nur ihr eigen bleiben! Im Garten nur keine Nachahmung „des Grofsen der Natur", sondern eine Schöpfung „des Kleinen der Natur" in Lebensgröfse und natürlicher Gesetz- mäfsigkeitl So lassen wir dem Hochgebirge seine hoch- strebenden, schroffen Zinnen und prüfen, welche milderen Gesteinsformen das deutsche Mittelgebirge für Gärten in Ge- birgslagen als Vorbilder bietet. Es darf nicht wunder nehmen, dafs die Gartentheorie, die „drei Menschenalter sah", und heute noch „modern" sein soll, auf die Gebirgsgärten keine Rücksicht nahm: Es gab eben damals keine. Die berufsmäfsige Gartengestaltung fand ihr lohnendes Arbeitsfeld nur in den Städten als Centrum des Reichtums und der höheren Kultur. Als Sommerfrischen wurden nur die wenigen wirklichen Heilbäder besucht. Vor der Ausbreitung des Telegraphen, Telephons und des eisernen Verbindungsnetzes der Schienen, das seine Maschen selbst über die Gebirge wirft, war es nur selten möglich, sich in der Gebirgsnatur aus Freude an ihr anzusiedeln. Was uns von berühmteren Gärten in Gebirgslagen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts erhalten blieb, zeigt Ebenen-Gartentheorie aufs Gebirge verpflanzt: für sehende Augen ein Flicken auf dem harmonischen Kleid der Natur. Der moderne Verkehr ist es schliefslich, der, wie so viele Gebiete menschlicher Thätigkeit, auch die Kunst der Gartengestaltung vor neue Aufgaben stellt, und endlich finden wir James Watt gedanken- voll am Theekessel sitzen imd begrüfsen ihn , den Erfinder der Dampfmaschine, als Urheber neuer Gartengesetze. Es schadet nicht, wenn wir Gärtner einmal über den Zaun sehen, und den Zusammenhang unserer Thätigkeit mit anderen Ge- bieten aufzufinden suchen. Glücklicherweise hat ja der Fana- tismus, nur im Erdgeruch und anderem die wahre Praxis zu finden, heute schon nachgelassen. Die Gebirgsgärten können nur am Fufse, am Abhang oder auf der Spitze eines Berges liegen. Der letzte seltenere Fall nur wird ermöglichen, mit Hilfe eines Teiles der Berg- kuppe annähernd ähnliche FelsbUdungen zu schaffen, wie sie unser Bild auf der Titelseite zeigt. Wie jenes, das wir (in No. 31 Jahrg. 1900 der „Gartenwelt") als Beispiel lebhafter Linienführung in der Blickgrenze des Auges brachten, stellt unser heutiges Felsenbild einen Teil der Feuersteinklippen bei Schierke im Brockengebirge dar. Es sind freie Riffe, die sich feuerflüssig erhoben, während viele umherliegende kleinere und gröfsere Blöcke über die Umgebung verbreitet wurden. Ungeheuere Gestein- und Sandmassen mögen durch Regen und Bäche in die fruchtbaren Niederungen des Harz- vorlandes, bis ins Meer geschwemmt sein in unmefsbaren Zeiträumen, in denen ein Menschenalter wie ein Korn des Granitsandes ist. Jetzt können wir nur durch peinliche Messungen kleine Veränderungen am Gestein wahrnehmen, und die Riffe erscheinen uns heute daher so, wie einst Goethe, der von ihnen Faust sagen läfst: „Sieh' die Klippen, Die sich bücken, Und die langen Felsennasen, Wie sie schnarchen, wie sie blasen." Lassen doch bei gewissen Windrichtungen einzelne Klüfte heulend schnarchende Töne hören! Gewöhnlich nimmt man an, dafs das plutonische oder Urgestein, dem der Granit mit semen zahlreichen Mischungen und Abarten angehört, zacki- gere, rauhere Umrisse zeige, als das sanft in Schichten, von einem der Urmeere abgesetzte Schicht- oder Sedimentärgestein. Unser Bild und der Vergleich in der Natur zeigt das Gegen- teil. Glatte Flächen, quaderartige Absonderung, die man als Folge der mit Abkühlung verbundenen Zusammenziehung betrachtet, kennzeichnet den Granit. Wie falsch es aber ist, unter den Gesteinen allgemein gütige Regeln aus dem ein- zelnen Beispiel abzuleiten, zeigt als Gegenstück eine Schicht- gesteinbildung: gleichfalls quadrige Absonderung des feinsten Sandsteins (Seite 303). Es sind eben so viele, zum Teil un- bekannte, und unvorstellbare Kräfte bei der Gesteinbildung gleichzeitig und in verschiedenen Abstufungen thätig gewesen, dafs wohl in keinem Wissenszweig das Wort so gilt, wie in der Geologie, insbesondere von den Bezeichnungen der Gesteinarten: „Name ist Schall und Rauch". Das Sandstein- bild (2) entstammt dem Regenstein am Harz, einer jähen, festen Erhebung der Sandebene Norddeutschlands. Der Um- stand, dafs der leicht zu bearbeitende Sandstein zu heut ver- lassenen Wohnungen ausgemeifselt wurde, hat den Regenstein berühmt gemacht; ursprünglich Verteidigungszwecken dienend, war er in der deutschen Kampfgeschichte oft von Bedeutung. Auf seine Vorbildlichkeit für grottenartige, z. B. in einen Abhang hineingebaute Sandsteingewölbe sei hier nur kurz hingewiesen. Wer die Teufelsmauer, die Sächsische Schweiz, die Adersberger Steine kennt, weifs, dafs der verwitternde Sandstein sich auch wild zerklüftet zeigen kann ; die Quader- . struktur ist aber immer kenntlich, nach allgemeiner Annahme durch Austrocknung nach der wässerigen Bildung des Sand- steins hervorgerufen. Diese beiden Gesteinarten lassen sich im Garten auf Bergspitzen, am besten mit Mauerwerk und Erdfüllung nach- bilden, der Granit durch Cement- und Granitsandbewurf, der Sandstein mit Sandbewurf äufserlich echt gefärbt. Im Berliner zoologischen Garten ist eine recht imposante, künstlich gemauerte Granitklippe als Tummelplatz für Hoch- gebirgsziegen geschaffen worden. Diese Felsbildung hat ja zu VI, 26 Die Gartenwelt. 303 dem Garten in seiner Ebenenlage keine Beziehung; aber an sich ein mustergiltiges Beispiel einer künstlichen Felsbildung, sei auf sie hingewiesen. Sie hebt sich in ihrer Naturwahrheit von den dort befindlichen älteren Bauten aus Natursteinen vorteilhaft ab. Letztere sind, soweit sie zusammengesetzt werden, nicht weniger künstlich, gelingen aber meistens nicht so naturwahr, weil man die Fügung und Klüftung nicht voll- ständig beherrschen kann. Mit dieser Bemerkung sei einem Einwand gegen künstliche Nachbildungen der Natur begegnet. Alle sich frei erhebenden Felsbildungen werden immer etwas Koulissenartiges haben; daher ist es gut, wenn man sie nur von einer Seite betrachten kann, indem man die andere, z. B. durch Pflanzungen, fast vollständig verdeckt. Die Kosten sind hoch, der Eindruck nur dort einigermafsen entsprechend, wo man iha nicht mit natürlichen Felsen vergleichen kann. Mit geringeren Mitteln läfst sich oft Schöneres schaffen, das den Zweck des lebhaften Linienspieles auf andere Weise er- reicht. — Wir werden später da- von reden. Durch geschickte Pflanzung und Ausnutzung der Erdmassen auf der Bergkuppe des Gartens läfst sich viel Steinmaterial sparen ; es gilt bei solchen , frei über den Garten und seine Bäume hervor- ragenden Klippen, die bei der Herstellung geschaffenen Höhen- unterschiede zwischen Felsen und Pflanzen dauernd zu wahren, das heifst, letztere entsprechend un- merklich unter Schnitt zu halten, damit durch Entfernung ganzer Laubpartieen die kühnen Linien, die starren Flächen und Klüfte sichtbar bleiben. Krüppelhafte Bäume können auf einigen der höheren Felszacken die Höhen- wirkung verstärken. Bei diesen und meinen künftigen Betrachtungen über Felsbildungen im Garten setze ich stets voraus, dafs die Felsen um ihrer selbst willen, als natürlich erscheinender Teil des Gartens auftreten sollen. Andere Gesichtspunkte sind mafsgebend, wo es sich darum handelt, der Pflanzen wegen deren Forderungen an die Beschaffenheit des Nährbodens zu erfüllen. Über letztere Aufgabe hat Erich Wocke wertvolle, auf feinsten Beobachtungen beruhende Vorschriften gegeben in seinem schon kürzlich erwähnten Buch: „Die Alpenpflanzen in der Gartenkultur der Tiefländer". Unwillkürlich bringt der Gärtner leicht Alpen, Alpeopflanzen und Felsen im Garten in geistigen Zusammenhang, woraus sich viele Fehler ergeben, indem nicht notwendig zusammengehörende Dinge, oft auch an unrichtiger Stelle (z. B. in der Ebene) als Gebirgsspielerei auftreten. Gärten auf Bergspitzen, oder solche, die einen nach zwei Seiten hin abfallenden Bergkamm umschliefsen, sind selten ; daher wird man nicht oft Gelegenheit haben, frei über alles sich erhebende Felsengrate zu schaffen. Als Warnung vor Schöpfungen, mit unzulänglichen Mitteln und ohne eigenes Naturstudium unternommen, haben unsere Betrachtungen vielleicht einigen Nutzen. Von keinem Teil des Gatten- inhaltes bewährt sich so, wie von Felsschöpfungen, das Wort: ,.In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister". Dahlien, „Oda" und „Geiselher", zwei schöne früh- und reich- blühende Edeldahlien- Züchtungen. — Zur Gartenausschmückung finden Edeldahlien leider im grofsen und ganzen noch viel zu wenig \"erwendung, was wohl nicht zum wenigsten daran liegt. Sandsteinfelsen am „Kegenstein" im Harz. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. dafs verschiedentlich Sorten als reich und frühblühend empfohlen werden, die nachher den ganzen Sommer als grüne Sträucher dastehen und höchstens zum Herbste einige Blüten hervorbringen. Zwei deutsche Züchtungen „O.Äi" und „Geiselher" zeichnen sich besonders vor allen Edeldahlien durch einen zeitigen und reichen Flor aus, was eine Empfehlung derselben an dieser Stelle gewifs rechtfertigt. „0(Äi" ist die frühblühendste aller Edeldahlien. Ihr Wuchs ist sehr kräfiig und niedrig; die edelgeforniten grofsen Blumen erheben sich in grofs^r Anzalil frei über dem Laube. Zur Gartendekoralion und Gruppenbepflanzung ist sie besonders geeignet. Die Farbe ist leuchtend amethyst-violett, an den Spitzen hell-magenta; die Mitte ist sammetig karmin schattiert. Die Blumenblätter sind stark nach innen gebogen und an den Spitzen auf der Unterseite hellsilbrig. r.Oda'^ fing in hiesiger Gärtnerei Anfang Juli an zu blühen, als die Pflanzen kaum 30 cm hoch waren ; der Flor dauerte bis zum Froste. Damit bepflanzte Gruppen boten einen imposanten Anblick, denn die Pflanzen waren über und über mit Blumen besät. Auf den Dahlienfeldern der hiesigen 2O* 304 Die Gartenwelt. VI, 26 Gärtnerei blühte diese Sorte schon reich, als alle anderen Sorten noch keine Knospen hatten. Zur Binderei ist „Oda^' ja weniger geeignet, doch für aparte Stücke ist die Farbe grofsartig; ich sah Blumenkörbe davon, in welchen die Blüten mit leichtem Farngrün vorzüglich wirkten. „Cehilher"- ist ebenfalls sehr reichblühend, wenn auch ihr Flor nicht so zeitig beginnt wie bei „Oda^\ Die Blumen stehen auf besonders langen, drahtartigen, aber dennoch festen Stielen frei über dem Laube. Von einer Pflanze habe ich mitunter 30 bis 40 Blumen auf einmal abgeschnitten; trotzdem zeigten sie dann noch ebensoviele halberblühte Knospen. Der Wuchs ist sehr gut, kräftig und mittelhoch. Die Farbe ist rubinrot, nach den Spitzen heller. Die Blumenblätter sind sehr dünn und ge- dreht; keine Edeldahlie hat bis jetzt eine solche zierliche Blume. Für Buketts und zierliche Binderei ist sie von hohem Wert wegen der niedlichen mittelgrofsen Blumen. Ich habe auch gefunden, dafs sich dieselben, ebenso wie „Oda" , abgeschnitten, sehr lange frisch erhalten. Beide Züchtungen wurden im vorigen Jahre dem Handel übergeben und sind allgemein als die reichblühendsten deutschen Edeldahlien des Jahrganges 1901 anerkannt worden. Fachgenossen und Dahlienliebhaber, welche die Felder hiesiger Gärtnerei besichtigten, wurden nicht müde „Oiä;" und „Geiselfier''' zu bewundern, und zu wiederholten Malen bemerkte man mir, dafs bis jetzt keine anderen Edeldahliensorten mit den vorher erwähnten guten Eigenschaften vorhanden seien, und diese beiden Sorten besonders zur Gartenausschmückung von keinen anderen Sorten übertrofTen würden. „CWa" wurde von Georg Bornemann in Blankenburg am Harz gezüchtet, „Geiselher'-' ist eine Züchtung von Goos & Koene- mann in Niederwalluf am Rhein. Carl Ziskoven, Obergärtner der Handelsgärtnerei von Georg Bornemann, Blankenburg (Harz). Gehölze. Ziergehölze mit im Winter auffallend gefärbter Rinde. Von St. Olbrich, Baumschulenchef, Zürich V. Wenn in neuerer Zeit die Ziergehölze mit den schönen Herbstfärbungen ihrer Blätter mit Recht in den Vordergrund treten und bei geschickter Gruppierung auch ungeahnte Effekte in den Gärten bei Schlufs der Vegetationszeit hervorbringen, so sind es ebenso die Gehölze mit schöngefärbter Rinde, welche, wenn alles Leben im Garten abgestorben scheint, dem- selben grofsen Reiz verleihen, der auch durch keine Witterung verändert werden kann. Sowohl bei schneebedeckter Erde, als auch, wenn Schnee nicht vorhanden ist, machen diese Gehölze einen wohlthuenden Eindruck auf das Auge des Gartenfreundes, der dann, wenn Sonnenstrahlen die winterliche Landschaft beleuchten, ein noch viel fesselnderer ist. Obwohl die Koniferen, die in vielen Vertretern angepflanzt werden, unsere Gärten im Winter reichlich im vollständigen Grünschmuck erscheinen lassen, so wirkt dieser, wenn nur allein Koniferen vertreten sind, doch eintönig, da sehr wenig Farbenverschiedenheit darunter besteht. Welch' angenehme Farbenwirkung können in einer solch' dunkelgrünen Tannengruppe oder in der Nähe einiger Solitär- Koniferen , einige Exemplare von Bdula alba hervorbringen, sei es in der Stammform, oder in der Varietät grandis oder der zierlichen Form laciniata. Die freundliche weifse Rinden- farbe wird durch das tiefe Grün der Koniferen noch gehoben und übt stets einen anheimelnden Reiz auf den Naturfreund aus, wozu der ganze Habitus der Birken noch mitwirkt. Von Birken besitzen wir in Betula purpurea eine Sorte mit zimmetbrauner Rindenfarbe und Betula lutea mit tief goldgelber, und Betula excelsa mit braungelber Rindenfarbe, welche bei geeigneter Verwendung stets einen schönen Farben- kontrast in die tote Winterlandschaft zaubern. Von den Ahorn arten sind es Acer Colchicum rubrum, Acer striatum und Acer Negundo, die auffallende Rinden- färbungen besitzen, erstere Sorte mit rotbrauner, weifslich geäderter Rinde bildet einen schönen, nicht zu dicht be- blätterten Alleebaum. Letztere Sorte mit der intensiv glän- zend hellgrünen Rinde hebt sich von vielen Gehölzen vor- teilhaft ab. Acer striatum, dessen bläulich grüne, sehr schön weifs geäderte Rinde äufserst efTektvoll ist, bildet im Winter eine grofse Zierde. Man sollte diese Sorte nicht in Stammhöhe auf Acer dasycarpum veredeln, wie es vielfach geschieht, weil man dadurch die schöne Färbung des Stammes verliert, die am meisten in die Augen fällt. Alnus glutinosa purpurea hat eine sehr bemerkenswerte hell zimmetfarbene Rinde. Die Gattung Cornus hat verschiedene Sorten mit dunkel- roter Rindenfarbe, z. B. alba, alter nifolia, paniculata und sanguinea, welche alle sehr effektvoll sind. Am auffallendsten von allen ist jedoch Cornus sibirica, mit prächtig scharlach- roter Färbung. Cornus circinata hat hellgrüne Färbung mit grofsen braunen Punkten. Cornus stolonifera flaviramea ist eine Neuheit und hat eine sehr schöne hellgelbe Rindenfarbe, die in Verbindung mit den rotrindigen Sorten besonders zur Geltung kommt. Coronilla Emerus ist bemerkenswert durch hellgrüne Fär- bung mit weifslich grauen Strichen. Corylus Avellana fol. aureis hat hell-zimmetfarbene Rinde. Elaeagnus angustifolia und argentea haben silberweifse Rindenfarbe. Fr ax in US aurea pendula und Fraxinus excelsior fol. luteis haben beide sehr schöne goldgelbe Rinde, erstere Sorte ist als Solitärtrauerbaum sehr wirkungsvoll. Hippophac rhamnoides hat ganz weifs bereifte Rinde, welche von den dunkeln Stacheln lebhaft absticht. Kerria japonica ist schätzenswert wegen der frischgrünen Rindenfärbung und der feinen Verzweigung. fasminum fruticans hat die gleiche Färbung wie Kerria, aber mehr aufrechten Wuchs. Populus alba bolleana hat die hellgrüne Rinde sehr stark weifs bereift. Von den Zier -Brombeeren sind Rubus leucodcrmis und hybridus Gregg. mit auffallend bläulich-weifs bereifter Rinde sehr schön. Rubus phoenicolasius hat dagegen dunkelrote, stark moosige Rinde. Von den Weidenarten sind folgende besonders der Beachtung wert: VI, 26 Die Gartenwelt. 305 Sa/ix argentea, hellgrün mit weifs beduftet. S. acutifolia und daphnoides, dunkelbraunrot. S. jaspidea, grün mit blaugrau beduftet. S. (daphiwides var. acutifolia) pniinosa, braunviolett mit blaugrau beduftet. S. piirptirea, mit purpurroter Rinde. S. vimiiialis, mit weifslicher Rinde. S. alba viteltina, mit goldgelber Rinde. S. fragilis var. hasfordiana, mit orangengelber Rinde. S. alba britzeiisis, mit korallenroter Rinde. Sambiuiis nigra fr. alb. hat auffallend hellgraugrüne Rindenfarbe mit weifslichen Punkten. Syringa Eniodi hat hellgraue Rinde mit grofsen weifs- lichen Punkten. Die meisten Tamarix haben eine stark hervortretende rotbraune Rinde, und nur T. germanica hat hellgraue Farbe. Von den Lindensorten hat Tilia euchlora schön dunkel- gelb gefärbte Rinde, welche sie von allen Sorten vorteil- haft unterscheidet, lilia plaiyphyllos hat dagegen rotbraune Färbung. Mit diesen wenigen Angaben ist die Angelegenheit noch lange nicht erschöpft, da ich nur die Gehölze mit den auf- fallendsten Rindenfärbungen nennen wollte. Es sind noch manche, die einen eigenartigen, wenn auch weniger weithin leuchtenden Farbenton besitzen. Zu den Ziergehölzen mit schönfarbiger Rinde lassen sich, was die Augenfälligkeit betrifft, auch diejenigen zählen, welche durch besondere Form der Rinde, bezw. Anhängsel an der- selben, oder durch enorm grofse Stacheln oder Dornen sich bemerkbar machen. Es wären dazu zu erwähnen: Aralia Maximoti'iczi mit zahlreichen grofsen dunkelen Stacheln besetzt. Corylus Colurna L. mit weifslicher sehr korkiger Rinde. Evonymus alatus mit starken Flügeln und E. verrucosus mit braunen Warzen auf der Rinde. Gleditschia horrida Willd. syn. sinensis Lam. ist interessant durch die zahlreichen, sehr starken, glänzend dunkelbraunen Dornen; ähnlich ist Paliursus aculeatus. Liquidambar styraciflua, der Amberbaum, ist interessant durch die korkartige schwarzgraue Rinde des alten Holzes, während die letztjährigen Triebe den ersten Winter hindurch glattrindig bleiben und rotgefärbt sind. Vlmus campestris var. suberosa hat auffallende Kork- bildungen an der Rinde aufzuweisen, ebenso Acer campestre. Hierzu wären noch zuletzt hinzuzufügen diejenigen Ge- hölze, deren federballartige Samenstände lange an der Pflanze bleiben und dadurch einen Effekt verursachen, z. B. Clemaiis vitalba und sangarica. Das Schneiden der Weidenstecklinge für Massen- anzucht. Von O. Grams, Schönsee. (Hierzu eine Abbildung.) Das Schneiden der Stecklinge für gröfsere Flächen kostet viel Mühe und Zeit. Man schneidet die Weiden in die nötigen Längen von 25 — 30 cm mit dem Messer. Auf Gleichmäfsig- keit der Stecklinge kann hierbei von vornherein nicht gerech- net werden. Auch werden die Schnittflächen niemals winkel- recht ausfallen, was zum senkrechten Pflanzen aber unbedingt nötig ist. Stecklinge mit schrägen Schnittflächen lassen sich nicht gut senkrecht pflanzen. Beim Schneiden mit der Rosenschere läfst sich Gleichmäfsigkeit der Stecklinge auch nicht erreichen. Die Arbeit ist besonders bei stärkerem Stecklingsholz auf die Dauer recht ermüdend. Wie in der Provinzial-Besserungsanstalt Konitz gemachte Versuche ergeben haben, kann ein geübter Arbeiter mit der Rosenschere in einem Tage höchstens 500 Steck- linge anfertigen. Schneller geht schon das Anfertigen der Stecklinge beim Hacken mit dem Beile. Leider werden dabei viele Stecklinge an den Schnitt- flächen gequetscht. Die Rinde lockert sich dadurch. Beim Pflanzen dringt dann die Erde zwischen Holz und Rinde und löst dieselbe voll- ständig. Derartige Stecklinge können natürlich nicht wachsen. Da es ge- rade beim Anlegen gröfserer Kulturen darauf ankommt, gröfsere Mengen Stecklinge in kür- zester Zeit tadellos herzustellen , war eine Maschine zum Schneiden von Steck- lingen schon längst ein dringendes Be- dürfnis. Einigen Weidenbauern der Stadtniederung bei Culm ist es gelun- gen nach verschie- denen Versuchen eine Maschine zu konstruieren, die sich durch niedrigen Anschaffungspreis, tadellose Arbeit und einfache Einrichtung auszeichnet. Dieses Gerät, das aus der Praxis entstanden ist, hat sich praktisch bewährt. Da es uns nicht darauf ankommt, aus der Erfindung Kapital zu schlagen, so ist weder Patent noch Musterschutz angemeldet, so dafs die Maschine von jedermann angefertigt werden darf und kann. Das Gestell wird jeder Dorftischler anfertigen, die Schere jeder Dorfschmied, der von der Anfertigung von Schneidezeug etwas versteht, machen können. Die fertige Maschine kommt auf 16—17 Mark zu stehen. Die beigegebene Abbildung, nach einer guten Photographie gefertigt, wird die Anfertigung der Schere wesentlich erleichtem. Der Stützpunkt der Schere liegt ziemlich hoch über dem zur Aufnahme der Stecklinge dienenden Behälter, damit eine grofse Anzahl von Stecklingen darin Raum findet. Die Maschine ist zum Schneiden von Stecklingen von 30 cm Länge eingerichtet. Fürlbesseren Boden brauchen die Stecklinge nur 25 cm lang zu Vorrichtung zum Schneiden von Weiden- stecklingen für Massenanzucht. 306 Die Gartenwelt. VI, 26 sein. Man lehnt alsdann gegen das der Schere gegenüber- stehende Brett ein Brettchen von der Stärke, um welche die Stecklingslänge vermindert werden soll. Zum Schneiden stellt man am besten drei Personen an, einen Erwachsenen und zwei Kinder. Ein Kind öffnet die Weiden- bunde und reicht dem an der Maschine Arbeitenden, je nach der Stärke der Ruten, 5 — 8 derselben hin. Derselbe ergreift sie mit der linken Hand und stöfst sie mit den Stammende gegen das der Schere gegenüberstehende Brett und schneidet dann durch einen kurzen festen Druck mit der rechten Hand an den Stamm- enden einige Centimeter ab. Durch den schrägen Messerschnitt beim Schneiden der Weiden in den Kulturen sind die Stamm- enden nämlich meistens gespalten, vertrocknet und so zum Pflan- zen nicht verwertbar. Nachdem nun senkrechte Schnittflächen Gefülltes Cj'clamen. In der Handelsgärtnerei von Franz Schlosser, Smyrna IKleinasien), fiir die geschaffen und nur grünes Holz vorhanden ist, schiebt man die Ruten bis zum der Schere gegenüberstehenden Brett und schnei- det nun die Stecklinge von den Ruten, bis dieselben zu einer Stecklingslänge zu kurz sind. Die dritte Person bindet die unter der Schere liegenden Stecklinge sogleich in Bündel und trägt sie ab. Verwechseln zwischen Kopf- und Stammenden ist bei der- artiger Arbeitsteilung ganz ausgeschlossen, ein verkehrtes Pflanzen fast nicht möglich. Bei einiger Übung können drei Personen an einem Tage 25000 Stecklinge und darüber anfertigen. Quetschen der Schnittflächen ist bei einiger Übung fast unmöglich. Die Vorteile der Anwendung dieser Maschine sind derartig ins Auge fallend, dafs es unnötig ist, hierüber weiteres zu schreiben. Sollte die Anfertigung der Maschine irgendwo auf Schwierig- keiten stofsen, wobei ich nochmals bemerke, dafs dieselbe jeder- mann freisteht, so bin ich bereit, sie bei hiesigen Handwerkern anfertigen zu lassen. Sie kommt auf 16—17 M. zu stehen. Ich mufs aber bitten, mich frühzeitig zu benachrichtigen, da die Handwerker oftmals warten lassen. Cydonia Maulei, nebst deren Varietäten als Treib- strauch! — Durch die in No. 12, Seite 136 dieser geschätzten Zeitschrift empfohlene Cydonia japonica als Treibstrauch, angeregt, mufs ich die sich hierzu noch viel besser eignenden oben- genannten Cydonien-Sorten in Erinnerung bringen. Cydonia Mauld bildet nur einen kleinen, kaum 7 5 cm Höhe übersteigenden Zierstrauch, welcher im Gegensatz zu der Cydonia Japonica und deren Varietäten, die fast nur am alten Holze blühen, bis in die oberen Spitzen der Triebe Blumen bringt und sonst einen gedrungenen Strauch bildet, welcher sich zur Topfkultur und als Treibstrauch sehr gut eignet. Es sind jetzt vier schöne, grofsblumigere und lebhaft ge- färbtere Sorten daraus entstanden und seit einigen Jahren im Handel, welche als Treibsträucher ebensogut volle Berechtigung haben, als die bekann- ten Pnitius triloba und üiu'zia gracilis, im Gegen- teil noch viel mehr Effekt machen, bei der denkbar einfachsten Kultur. Es sind dies die Sorten Cydonia Maulei alba^ afrosanguinea, grandi- flora rosea und grandi- flora perfecta. Selbst als Schnitt- sträucher für das freie Land haben diese Sorten eine grofse Bedeutung, wenn sie erst mehr ver- breitet worden sind. Es giebt in der That im zeiligen Frühjahr aufser Prunus triloba keine an- dere Pflanze des freien Landes, von der man ganz mit Blüten be- deckte Zweige von 30 bis 50 cm Länge schnei- den kann, die sich zur modernen Vasendeko- ration sehr gut eignen und noch den Vorzug der Haltbarkeit besitzen. Die erwähnten Sorten werden am besten auf den Wurzel- hals der Stecklinge von Cydonia vulgaris durch Triangulieren ver- edelt und im Februar oder März gleich auf einen lauwarmen Kasten so ausgepflanzt, dafs die Veredelungsstelle noch im Boden sitzt; bis zum Herbst erzielt man dadurch schon sehr schöne Pflanzen, die dann in Töpfe oder in das freie Land gesetzt werden können. St. Olbrich, Zürich V. jGartenwelt" photographisch aufgenommen. Zwiebel- und Knollengewächse. Kultur von Cyclamen persicum im Süden. Von Niels N. Emitslöf, Smyrna (Kleinasien). (Hierzu eine Abbildung.) Die meisten Angehörigen der beliebten Cyclamen-Gattiing sind bekanntlich in Westasien, Nordafrika und Südeuropa zu VI, 26 Die Gartenwelt. 307 Hause, und da sie meistenteils Freilandpflanzen sind, ist ihre Kultur eine sehr einfache und gelingt beinahe in jedem Klima. Dagegen ist die Kultur des namentlich in Deutschland schon populär gewordenen und dort meisterhaft kultivierten Cydamcn fersiciim mit seinen Sorten in südlichen Gegenden etwas schwieriger und gelingt durchaus nicht häufig, wie ich dies schon öfters auf meinen Reisen habe konstatieren können. Von Nordafrika, Spanien und Portugal könnte ich mehrere Fälle anführen, wo sonst tüch- tige Fachleute mit dem Cyclamen persicuin einen sehr geringen und oft gar keinen Erfolg hatten. Die irrige Ansicht ist gar häufig verbreitet, dafs Cydamcn persictim eine sehr zarte Pflanze sei, welche in warmen, wenig gelüfteten Ge- wächshäusern gehalten werden müsse, und dies ist selbstverständlich die eigentliche Ursache des Mifserfolges. In Deutschland, in Skandinavien und in anderen nördlichen Ländern ist die Mist- beetkultur bei fleifsigem Lüften die am meisten verbreitete, und ohne Vergleich die beste, aber im Süden sind die Mistbeete für Cyclamen- Kultur wenig zu empfeh- len. Während meines Aufenthaltes in einer der gröfseren Handelsgärt- nereien Norditalieus, in der Nähe von Mailand, habe ich allerdings die Mistbeetkultur mit ver- hältnismäfsig gutem Er- folg in Anwendung ge- bracht, aber bekannt- lich sind die Winter in der Lombardei ziemlich kalt, wodurch die Luft beim Öffnen der Fenster schnell er- neuert wird, was in einem wärmeren Klima nicht der Fall ist. An den sonnigen Ufern des Mittelländischen Meeres, in Gegenden, welche sich eines sehr milden Klimas erfreuen, gelingt dagegen ausgezeichnet das Auspflanzen der Cyclamen persicum im Freien, in sorgfältig präparierten Boden. Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit, die Samenkultur- station der Firma Vilmorin-Andrieux & Cie. bei Antibes Blühende Birnp3Tamide in der obsttreibe Originalaufnahme für die , an der Riviera zu besichtigen und sah dort, es war im Februar, ein schönes „Feld" von den „persischen" Alpen- veilchen in voller Blüte. Hier standen die Pflanzen in langen geraden Reihen im freien Grunde ausgepflanzt und das üppige Wachstum, sowie die grofse Anzahl der vorhandenen Blüten zeigte, dafs diese Kulturmethode unter jenen Verhältnissen sehr passend ist. In ungefähr 3 m Höhe über dem Boden war ein leichtes Rohr- dach angebracht, um die Pflanzen vor direk- ten Sonnenstrahlen, so- wie vor etwaigen Nacht- frösten zu schützen. In der ebenfalls auf Kap Antibes befindlichen, durch ihre schöne Lage berühmten „Villa Eilen- roc" waren mehrere Gruppen und allerlei Blumenarrangements auf halbschattigen Stellen von Cyclamen persicum ausgeführt, welche einen gar lieblichen Anblick darboten. Die Auspflanzung der Cyclamen persicum im Freien eignet sich demnach vorzüglich in südlichen Gegenden, so lange es sich um Samen- bau, Schnittblumenge- winnung oder Garten- dekorationhandelt. Aber anders verhält es sich mit der Anzucht von blü- henden , verkauf baren Pflanzen, für welche man sich an die Topfkultur halten raufs. Diese ge- lingt im Süden am besten in kühlen, gut gelüfteten Gewächshäusern. Ich habe dies während eines längeren Aufenthaltes in den mittelländischen Re- gionen schon zu wieder- holten Malen in Erfah- rung gebracht, und ich konnte es unlängst noch einmal konstatieren bei meiner An- kunft in Smyrna (Kleinasien), also unweit von der eigentlichen Heimat der Cyclamen persicum.'^) In der hiesigen Handelsgärtnerei und Blumenzwiebel- züchterei von Franz Schlosser konnte ich sehen, dafs die rei der Frau A. .Münchmeyer, Dockenbuden „Gartenweli* (Text Seite 310). *) Cyclamen perncum soll im wilden Zustande auf der Insel Cypern vorkommen und wahrscheinlich auch auf der Südseite der Taurusberge, 308 Die Gartenwelt. VI, 26 Die am besten entwickelten Blumen von diesem merkwürdigen Cyclamen hatten 16 und 18 Fetalen. In der Binderei ist ein gefülltes Cyclamen von bestem Effekt, und ist bedeutend haltbarer als ein gewöhnliches, einfaches. Da mich das Kulturverfahren des Herrn Schlosser interessierte, so habe ich ihm hierüber einige Fragen gestellt, und habe folgendes er- fahren: Die Samen sind von einer Leipziger Firma bezogen und wurden Anfang September in flache Schalen in eine Mischung von 2 Teilen F///1/S -Erde (gut verfaulte Nadeln von Fi/ius hakpensis) und 2 Teilen Lauberde (das Laub stammt von der in Kleinasien wild wachsen- den Arhtitus ünedo) und etwas weifsen Sand gesät. Wenn die Pflanzen stark genug sind, werden sie in flache Holzkistchen pikiert, um nachher einzeln in kleine Stecklingstöpfe ein- gepflanzt zu werden. Mitte Juni werden sie in 12 cm-Töpfe versetzt, worin sie dann verbleiben. Die jungen Pflanzen werden anfangs etwas warm gehalten, kommen aber bald ins Kalthaus und werden Tag und Nacht bei warmem Wetter ge- lüftet. Bei starker Sonne wird schattiert und fleifsig gegossen und gespritzt. Die Blütezeit fängt in Smyrna Mitte Septem- ber an und dauert bis Ende Mai. Topfpflanzen. Quartier, auf welchem als Zwischcnpflanziing nin' Gemüse, Rüben und Kartofleln kultiviert wurden. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufficnommen. TopfkuUur der Cyclamen persicum im Süden nicht nur mög- lich ist, sondern dafs dieselbe sogar sehr gut gelingen kann. Bei Herrn Schlosser sah ich ein Kalthaus von Cyclamen persicum giganteum in Töpfen; die Pflanzen waren im all- gemeinen von üppigem Wuchs, bedeckt mit gutem, gesundem Laub und zahlreichen, prachtvollen Blumen. Es waren meistens die langpetaligen, sich durch schöne Haltung auszeichnenden Sorten in verschiedenen Farben- nuancen, von reinstem Weifs bis zum dunkeln Rot vorhanden. Nach der Meinung des Herrn Schlosser haben die Sorten hier eine besondere Neigung ins Gefüllte überzugehen, und thatsächlich konnte ich mehrere Exemplare mit gutgefüllten Blumen bemerken. Besonders hatte eine schöne Pflanze mit 18 geöffneten, gut gefüllten Blumen von karminroter Farbe (Abb. Seite 306) meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.*) *) Anmerkung der Redaktion. Wir bieten den Lesern die uns übermittelte Abbildung dieser Pflanze, trotzdem bei uns für gefüllte Cyclamen kein günstiger Boden ist. Die edelgebaute einfache Blume bleibt immer die schönste, aber recht interessant ist die abgebildete Pflanze immerhin, da die Blumen, weil völlig gefüllt und aus je 16 — 18 Petalen Mesembrianthemum truncatellum Ha'w. wurde vor einigen Jahren aus Südwestafrika ein- geführt und ist eine der interessantesten und merk- würdigsten Arten dieser Gattung. Diese Spezies hat sitzende, runde, knopfförmige Blätter, und zwar entwickelt dieselbe, aus Samen gezogen, im ersten Jahre meist nur ein Blatt, das etwa 2 cm Längs- und i'/2cm Querdurchmesser erreicht. — Im jungen Zustande zeigen die Blätter auf graugrünem Grunde eine feine, blaugraue Zeichnung. Die im zweiten Jahre erscheinenden Blätter sind graubraun und weisen auf der Oberfläche zwei flache Narben auf, wodurch das Blatt in zwei symmetrische Teile zerfällt. Die Blumen sind strohgelb und entwickeln sich auf dem Blatt, und zwar derart, dafs je eine Blume zwischen der Narbe hervorspriefst, und etwa die Gröfse des Blattes erreicht. Mcstuihrianlhemum irun- caUlhim läfst sich durch Samen und durch Blätter vermehren. Zur Kultur verwendet man eine kalk- und lehmhaltige, sandige, gut verrottete Komposterde, welcher noch etwas Heideerde und Kies beigemengt wird. Der Standort soll sonnig und luftig, und zwar im Sommer im kalten Kasten dicht unter Glas, oder auch direkt im Freien sein. G. Besoke. Cotyledon lurida Baker ist eine alte, aber trotzdem nicht gerade häufige, recht hübsche und kullurwerte Echeviria. Die Rosetten sind stengellos, bestehend aus 15—20 länglich zungen- fürmigen, etwas zugespitzten oberseits konkaven Blättern; dieselben sind trübrot überlaufen und fein grau bereift, mit hellem. zusammengesetzt im Gegensatz zu den häufig auftretenden halbgefüllten, gar kein krüppelhafles Aussehen hatten; solch gefüllte Blumen werden, wie uns Verfasser schreibt, in Kleinasien mit Vorliebe zur Binderei verwendet. VI, 26 Die Gartenwelt. 309 knorpeligem Rande. Die Blüten stehen zu 12 — 20 in lockerer, gleichseitiger Traube, sie sind kurzgestielt, wagerecht abstehend, prächtig hellrot und 12 — 15 mm lang; da sie im Winter, gegen Weihnachten, erscheinen, so sind sie in ihrer lebhaften Farbe doppelt willkommen. Echeveria racemosa Schlecht. Sf Cham, und Bot. Mag. t. 3570 sind Synonyma. Alwin Berger, La Mortola. Obstbau. Ist es ratsam, Beerenobststräucher, im besonderen Himbeeren, als Zwischenkultur unter noch nicht ertragsfähigen Obstbäumen zu verwenden? Von A. Haindl, Obergärtner der Freiherrl. v. Oldershausen'schen Obstplantage „Feldbrunnen" bei Osterode a. Harz. (Hierzu vier Abbildungen.) Der Artikel des Herrn M. Loebner, Wädensweil, über „Himbeeranlagen" im IV. Jahrgange Seite 116 der „Garten- welt", in welchem dem Obstzüchter empfohlen wird, in seinen noch nicht ertragsfähigen Obstbaumquartieren Himbeerzwischen- kultur einzurichten, veranlafst mich, Erfahrungen dem Leserkreise dieser Zeitschrift mitzuteilen, die in hiesiger Plantage mit diesem Modus gemacht wurden. In der Plantage „Feldbrunnen" dienten in verschiedenen Quartieren Beerenobststräucher zur Zwischenkultur. Zur Verwendung gelangten Jo- hannis- und Stachelbeeren, sowie in ausgedehnter Weise Himbeeren. Von einer allzu häufigen Ver- wendung der beiden zuerst genannten Sträucher hielt uns der Umstand ab, dafs es auf den da- mit bepflanzten Quartieren nicht möglich war, das Land mit dem Pferdegespann zu bearbeiten ; eine Bearbeitung des Bodens durch Leute hätte den Betrieb aber so verteuert, dafs die Zwischen- kultur nicht mehr lohnend gewesen wäre. Des- halb wurden also in der Hauptsache Himbeeren gepflanzt. Welchen Einflufs nun diese Zvvischen- kultur auf das Gedeihen der Obstbäume hatte, zeigte ein Quartier, welches im Jahre 189t mit Winter -Goldparmänen bepflanzt und jährlich gleichmäfsig gedüngt wurde, und von dem wir den Lesern einige Abbildungen nach photo- graphischen Aufnahmen vorführen. Die Auf- nahmen wurden im Januar 1902 an einem Tage gemacht. Der Baum im Vordergrunde eines jeden Bildes war 5 m vom Apparat entfernt. Die Abb. auf Seite 308 zeigt einen Teil des Quartieres, wo als Zwischenfrucht nur Gemüse, Rüben, Kartoffeln gepflanzt wurden. Die Bäume hatten i m über der Erde gemessen im Durchschnitt einen Stamm- umfang von 46 cm. Die nebenstehende Abbildung zeigt uns Bäume, die bis 1898 mit Himbeeren zusammenstanden. Der Stammumfang betrug bei diesen, auch i m über der Erde gemessen 36 cm. Die Abb. auf Seite 310 oben läfst erkennen, dafs auf diesem Teil des Quartiers die Himbeeren als Zwischenkultur noch stehen. Die Himbeeren sind i m Entfernung von den Bäumen gepflanzt. Der Stammumfang betrug, I m über der Erde gemessen, 22 cm. Die Abb. auf Seite 310 unten zeigt einen Teil, wo die Himbeeren im vergangenen Herbst entfernt wurden, mit darauf folgender Bearbeitung des Bodens mit dem Pfluge. Wenn man es nicht schon aus den Abbildungen ersehen hat, so kann man aus den obigen erläuternden Angaben er- sehen, welchen Einflufs die Zwischenkultur auf das Gedeihen der Winter -Goldparmänen gehabt hat, ein Einflufs, der im höchsten Grade nachteiUg ist, soweit Himbeeren in Frage kommen, weil dieselben den Bäumen mit ihren weitverzweigten Ausläufern die Nahrung entziehen, wodurch diese im Wachstum ganz bedeutend vor den anderen zurückbleiben, was der viel geringere Stammumfang deutlich beweist. Ganz normal aber ist das Resultat, wie es die erste Abbildung veranschaulicht, wo als Zwischenkultur Gemüse etc. verwendet wurden. Beim Ausroden der Himbeeren zeigte es sich, dafs die Wurzeln derselben auf 6c — 80 cm Tiefe in das Erdreich der Quartier auf welchem bis 1898 Himbeeren als Zwischenpflanzung standen. Vom Verfasser für die „Gartcnwelt* photographisch aufgenommen. 310 Die Gartenwelt. VI, 26 Obstbäume hineingewachsen waren, dadurch denselben jede Nahrung entziehend. Diese Ausläufer werden auch oft so stark und holzig, dafs die Baumwurzeln ausweichen müssen, und nicht selten wächst der Himbeerausläufer wie eine Schlinge um die Wurzel des Obstbaumes herum, die- selbe geradezu erwürgend. Ein grofses Hagelwetter, wel- ches 189s herniederging, verletzte die Rinde vieler Bäume empfindlich, oft bis auf den Splint. Bei den Bäumen, die auf der ersten Abbildung sicht- bar sind, konnten die Wunden infolge der normalen Saft- thätigkeit rasch und ohne grofse Narben zu hinterlassen wieder heilen. Auch auf dem zweiten Bilde sind die Spuren dieses Unwetters so gut wie verwischt, während sie auf der dritten Abbildung noch deutlich sichtbar sind. Diese Bäume hatten trotz der reichen Düngung doch nicht den Säftezuflufs, um die Wunden normal ausheilen zu können. Die angeführten Thatsachen beweisen zur Genüge, dafs die Pflanzung von Beerenobststräuchern in die Reihen der Obstbaumquartiere einen sehr nachteiligen Einflufs auf das Gedeihen der betreffenden Obstbäume gehabt hat, und dafs der scheinbare Gewinn, den man während der ersten Jahre nach der Pflanzung der Obstbäume durch die Zwischenkultur der Himbeeren erzielt hat, anderseits ein Verlust an der Tragfähigkeit der Obstbäume ist. Der Besitzer der Obstplantage „Feldbrunnen", Herr Leut- nant a. D. Stolberg, hat sich, durch diese Erfahrung belehrt, veranlafst gefühlt, die Himbeeren aus den (Quar- tieren für Obstbäume entfernen und auf lediglich für die Himbeerkultur bestimmte Felder verpflanzen zu lassen. (Quartier .-iiif welchem noch Himbeeren als Zwischenpflanzung stehen. Vom Verfasser für die „GartenweU'* photographisch aufgenommen. Blühende Birnpyramide in der Obsttreiberei der Frau Al'wine Münchmeyer, Dockenhuden bei Blankenese. — In No. 20 haben wir einige inter- essante Abbildungen aus Hambur- ger Obsttreibereien gebracht, zu denen Herr Obergärtner H annig den begleitenden Text geschrieben hat. Als Gegenstück zu der Ab- bildung der blühenden Apfelbäum- chen in genannter Nummer bringen wir heute auf Seite 207 ein Bild, dessen Mittelpunkt eine Birnpyra- mide bildet, wie sie reichblühender und vollendeter in der Form bei in Töpfen bezw. in Kübeln gezoge- nen Birnen, wohl so leicht nicht wieder zu finden sein dürfte. Die Aufnahme fertigten wir im vorigen Jahre, zugleich mit der auf der Titelseite der No. 20 abgebildeten. Bemerkt sei noch, dafs die Obst- treiberei der Frau Alwine Münch- meyer zu den besten Kulturen dieser Art in der ganzen Umgebung Hamburgs gehört. M. H. Quartier auf welchem die Himbeeren im letzten Herbste entlernt wurden. Vom Verfasser für die „Gartcnwelt** photographisch aufgenommen. VI, 26 Die Gartenwelt. 311 Mannigfaltiges. Cereus giganteus im Aussterben. — Eine Nachricht, die bei allen Gelehrten und Liebhabern eine gewisse Aufregung hervor- rufen wird, ist in der letzten Ausgabe der „Science" wiedergegeben. Der von Engelmann in Kalifornien entdeckte und Cerius gigantnis be- nannte Riesenkaktus befindet sich angeblich im Aassterben. Dieser Kaktus ist eine der merkwürdigsten Pflanzenformen der Erde. Er wächst in der Form einer dicken Säule bis zu 10 m Höhe aufwärts, von dem Hauptschaft zweigen sich kleinere, stets aufwärts strebende Säulen ab. Einige Exemplare sollen sogar eine Höhe bis zu 18 m er- reichen. Das Wachstum ist ein sehr schnelles, die Lebensdauer des Gewächses entgegen der gewöhnlichen Meinung nur kurz. Während andere Pflanzen der Feuchtigkeit als eines unentbehrlichen Nahrungs- mittels bedürfen, hat sich der Riesenkaktus dem dürren Wüstenklima so vollkommen angepafst, dafs für ihn die Feuchtigkeit geradezu ge- fährlich wird. Sobald das ihm als Boden dienende Erdreich dauernd mit Wasser versorgt wird, gerät er in Verfall und stirbt schliefslich ab. Es sind nun in den letzten Jahren durchgreifende Pläne zur Bewässerung weiter Landstriche in Kalifornien zur Ausführung gekommen, und inner- halb dieser Ländereien ist der Riesenkaktus, der sich übrigens durch zahlreiche schöne bis zu 20 cm lange Blüten auszeichnet, thatsächlich zum Verschwinden gebracht worden. Dennoch ist es nicht recht denk- bar, dafs eine wirkliche Ausrottung dieses Certus unmittelbar bevorsteht, da noch immer viele ausgedehnte Wüstenstrecken vorhanden sein müssen, wo die Bewässerung nicht nur bisher unversucht, sondern wahrschein- lich überhaupt unmöglich ist. Ein Alpenpflanzengarten auf der Raxalpe. — In der Jahresversammlung des Niederösterreichischen Gebirgsvereins wurde ein- stimmig beschlossen, auf der Raxalpe in unmittelbarer Nähe des Habs- burghauses einen Alpenpflanzengarten zu errichten. Derselbe wird in einer Höhenlage von 1770 m, ungefähr 100 — 200 Schritte unterhalb des Habsburghauses, in sanft ansteigender Lage angelegt werden. Seine Ausdehnung ist derzeit mit 400 qm beabsichtigt. Er wird von einer Steinmauer mit aufgesetztem Drahtnetze zum Schutze gegen zwei- und vierbeinige unberufene Gäste umgeben sein und liegt knapp am Wege, der vom Karl Ludwig-Hause zum Habsburghause führt. Im Inneren dieser Umfriedung werden die vorhandenen Felsblöcke benützt werden, um auf und um dieselben die Alpenpflanzen des Rax- und Schneeberg- gebietes anzupflanzen. Zierlich gewundene Wege werden es ermög- lichen, die einzelnen Blumengruppen und bewachsenen Felsparlien in der Nähe zu besichtigen und ein klares Bild der niederöslerreichischen Alpenflora zu erlangen. Die Namen der einzelnen Pflanzen werden in deutscher und darunter in lateinischer Bezeichnung auf kleinen Por- zellantäfelchen ersichtlich sein. Geplant ist, in diesem Jahre zuerst die Herbstflora anzupflanzen, so dafs zur Blütezeit derselben, vom Juli angefangen, der Garten ein farbenprächtiges Bild geben wird. Die Oberleitung über die gesamten Arbeiten hat der Direktor des Wiener botanischen Gartens, Dr. v. Wettstein, inne. Bücherschau. A. Engler und K. Prantl. Die natürlichen Pflanzen- familien. 1. Teil, 4. Abteilung. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig. Es hat lange gedauert, bis dieser Band, welcher die so interessanten Farne, Schachtelhalme, Bärlappe, Selaginellen, die fossilen Sigillarien und weitere Familien von rein botanischem Interesse behandelt, erschien. Gärtnerisch wichtig ist die grofse Gruppe der Klasse i. Filicales, deren gröfste Familie die der Polypodiaceen ist. Aspidium, die grofse Gattung Nephrodium, Davallia, Xephroltpis, Aspleiiium, BUchnum, Adiantum und viele andere uns wohlbekannte Farne gehören zu dieser Familie. Dafs das Buch genauen Aufschlofs über die geheimnisvollen Vorgänge bei der Vermehrung und beim Wachstum der Farne etc. giebt, braucht nur erwähnt zu werden. Bekannt ist der Reichtum an fossilen Arten, wel- cher die in diesem Buche behandelten Pflanzen auszeichnet und ein grofser Teil der Geschichte des Pflanzenlebens auf der Erde gleitet beim Studium des Werkes an uns vorüber. Mit deutscher Gründlich- keit ist in dem Werke zusammengetragen, ergänzt und verbessert wor- den, was die Wissenschaft mit nachahmenswertem Fleifse im Laufe der Jahre festgestellt hat. Das Material bietet die denkbar gröfsten Schwierigkeiten, da wie bei den Pilzen und Moosen dem Forscher das Mikroskop das unentbehrlichste Hilfsmittel ist und da der Artenreichtum der Pflanzen ein gewaltiger ist. Wer in das Wesen der Pflanzen tiefer eindringen will, der wird dieses Werk wohl zuerst mit zu Rate ziehen. Deutsches Gärtner-Liederbuch. 3. Aufl. Vollständig neu bearbeitet von George Paul Sylvester Cabanis. In Leinen ge- bunden 75 Pf. Berlin. Verlag des Allgemeinen deutschen Gärtner- Vereins. Dies billige, hübsch ausgestattete Büchlein, das noch in der zweiten Auflage manch gutgemeintes aber stümperhaftes Lied enthielt, hat in der neuen Bearbeitung sehr gewonnen und kann nun allen sanges- lustigen Gärtnern bestens empfohlen werden. Rechtspflege. Nach neuerer Gerichtsentscheidung ist der Blumenhausier- handel, wie er bisher nachts in den besseren Restaurants und Konzert- lokalen betrieben wurde, nicht gestattet. Nach 9 Uhr dürfen nur Händ- ler in eigener Person und nur mit geringwertigen Gebrauchsgegenständen Handel treiben, und wie die Gerichte eben erkannt haben, gelten Blumen nicht als geringwertige Gebrauchsgegenstände, und die Blumenmädchen handeln auch meistens nicht für eigene Rechnung. Damit dürften die bekannten Vierländerinnen aus dem Nachtbild Berlins verschwinden. Die Entscheidung ist zu bedauern, denn wenn auch unter den Blumen- verkäuferinnen manch unlauteres Element sich befand, so ernährten doch viele Leute mit diesem Handel ehrlich sich und ihre Familie. Merlfwürdiger Urteilsspruch auf Baumfrevel. Wegen Sachbeschädigung an einer öffentlichen Anlage stand der Bauer Julius Günther aus Glienick bei Zossen vor der Strafkammer. Eines Tages wurde auf der Kreischaussee Zossen - Glienick ein Alleebaum, der dicht an der Einfahrtspforte des Gehöfts des Angeklagten steht, an- gebohrt vorgefunden. Das mittels eines Bohrers verursachte Loch war mit einer teerartigen Flüssigkeit vollgegossen und mit einem Holz- stöpsel zugepfropft. Der Angeklagte bestritt entschieden, an dem Baume irgend etwas vorgenommen zu haben, das etwaige Motiv des Angeklagten lag auch ziemlich im Dunkel, das Schöffengericht kam aber doch zu der Überzeugung, dafs er der Thäter sei und verurteilte ihn zu 30 M. Geldstrafe. — Der Angeklagte legte gegen das schöffengerichtliche Urteil Berufung ein, und Rechtsanwalt Dr. Flatau machte zu seinen Gunsten folgende Au>führungen: Jedem, der mit ländlichen Verhältnissen vertraut sei, müsse der Befand am Baum sofort klar machen, dafs es sich gar nicht um ein Attentat auf den Bestand des Baumes, sondern um die Bethäligung eines uralten, in dortiger Gegend weit verbreiteten Aberglaubens handle. Kein Bauer, der auf das Eingehen eines Baumes bedacht sei, werde so operieren, wie es hier geschehen. Es seien alle charakteristischen Merkmale jenes Aberglaubens vorhanden, den man mit „Verbohren von Krankheiten" bezeichne. Es sei ein in der Mark stark verbreiteter Glaube, dafs man eine lang währende Krankheit, insbesondere offene Schäden am Körper, dadurch heilen könne dafs man ein mit der kranken Stelle während einer bestimmten Zeit in Berührung gebrachtes Stück Holz in ein frisch gebohrtes Baum- loch stecke. Man nehme an, dafs, wenn die Säfte des Baumes, der besonders mächtig sein mufs, mit dem Stück Holz in Berührung kommen und wenn der Baum weiter gedeiht, auch die Krankheit schwinde. Namentlich wohnen in dortiger Gegend verschiedene Personen, von denen zur fraglichen Zeit fortwährend abergläubische Operationen und Kuren versucht worden seien. Bezeichnend für die Macht des Aber- glaubens sei es, dafs der Angeklagte sich offenbar fürchte, diese Per- sonen zu nennen. Jedenfalls sei dem Angeklagten eine Schuld nicht nachzuweisen, und ein Motiv zur That bei demselben nicht erkennbar. Der Verteidiger halte sich zur Bekräftigung seiner Mitteilungen auf mehrere Zeugen berufen, das Gericht verzichtete aber auf deren Ver- nehmung, hob das erste Urteil auf und sprach den Angeklagten frei. 312 Die Gartenwelt. VI, 26 Tagesgeschichte. Berlin. Über die Ausschmückung des Dampfers „Deutschland", mit welchem Prinz Heinrich die Rückreise antrat, wird berichtet, dafs sämtliche vom Prinzen bewohnte Schiffsräume, mit Ausnahme des Schlaf- zimmers, einem Blumenhaine glichen. Der erste Dekorateur einer grofsen Neu -Yorker Blumenfirma machte die Reise mit, um täglich die Aus- führung der Blumenarrangements zu besorgen und zu überwachen. Er nahm folgende Blumenvorräte mit: 8000 Stück feinste Rosen, 2000 Bund Schneeglöckchen, seltene Orchideen, Veilchen, Palmen und Topfpflanzen, die insgesamt drei Möbelwagen füllten. Im Rauchzimmer fanden aus- schliefslich Palmen Verwendung, während im Liixuszimmer ständige Dekorationen von Palmen, Rosen und Schneeglöckchen unterhalten wur- den. Die Gesamtdekoration der „Deutschland" soll eine Sehenswürdig- keit ersten Ranges gewesen sein. Braunschweig. In den letzten Jahren waren hier die Spargel- preise bedeutend in die Höhe getrieben worden; dies und die gewallig vermehrte Produktion haben zur Folge gehabt, dafs die Konservefabri- kanten ihre Lager noch stark gefüllt haben und für dieses Jahr nur wesentlich geringere Preise für Rohspargel bezahlen wollen. Die Spargel- bauer waren zwar auch zu einer Herabsetzung der Preise bereit, aber es wurde keine Einigung erzielt. Die Spargelbauer gehen nun mit dem Bau von Genossenschafts-Konservefabriken vor. Sie haben bereits mehrere Grundstücke mit Gebäuden angekauft und im Gemüse- bauverein ein Garantiekapital von 260000 M. gezeichnet. Breslau. Der Provinzialausschufs bewilligte der Landwirtschafts- kammer für das Jahr 1902 1000 M. zur Besoldung eines Wanderlehr- gärtners, 500 M. für das Obstbauinstitut in Liegnitz und 1000 M. für die Obstbauanlage in Brieg. Von 14 Bewerbern um ein Stipendium zum Besuch der hiesigen kgl. Kunst- und Kunstgewerbeschnle erhielten 10 Btihilfen von je 200 M. für das nächste Sommersemester. Dessau. Der anhaltische Landtag erklärte sich in zweiter Le- sung mit der Vorlage wegen Hebung des Obstbaues in Anhalt, insbesondere wegen Anlage von Obstmustergärten einverstanden. Hiernach sollen im Herzogtum Anhalt, und zwar in Dessau, Bernburg, Köthen, Ballenstedt und Zerbst, zur Hebung des Obstbaues, je ein Obstmustergarten mit einem Gesamtkostenaufwand von 120000 M. er- richtet werden. Emden. Bei der letzten Reichs-Obstbaumzählung wurden in der Provinz Hannover g 560 000 Obstbäume gezählt, darunter ca. 3780000 Apfel-, 3309000 Zwetschen- und Pflaumen-, i looooo Birnen- und 767 000 Kirschbäume. Es mufs aber noch viel mehr gepflanzt werden, da wir noch längst nicht den Konsum im Inlande decken und sehr viel aus dem Auslande einführen müssen. Allein an Aepfeln werden 446881 Doppelcentner aus Ungarn, 212826 aus Frankreich, Belgien, Holland, Schweiz und Italien, 16 927 ans Nordamerika einge- führt. Die Gesamtsumme, die für Obst ins Ausland geht, beträgt 15 bis 16 Millionen Mark. Die Mif>erfolge hei der heimischen Obstbaum- zucht liegen nicht am Klima, das für Anpflanzungen wohl geeignet ist. Zu empfehlen ist die Pflanzung halbstämmiger Bäume, sie sind tragbarer und leichter abzuernten. Königsberg i. Pr. Die Abhaltung einer gröfseren Garten- bau-Ausstellung wird hierselbst im Tiergarten für die Zeit vom 13. bis 15. September d. J. geplant. Kreuznach. Für den hiesigen Badeort werden neue Kur- anlagen errichtet, für welche einschliefslich des Landerwerbes l loooo M. aufzuwenden sind. Meran. Hier wird zu Ostern ein grofses Blumen fest statt- finden. Aus den Kreisen des Kurpublikums und der einheimischen Be- völkerung hat sich ein Komitee gebildet, an dessen Spitze der Bezirks- hauptmann, der Bürgermeister von Meran, der Kurvorsteher und der Präsident des Sport- und Rennvereins stehen. Das Fest, in grofsem Stile gedacht, wird zwei oder drei Tage dauern. Alle Korporationen Merans haben ihre Mitwirkung zugesagt. Das Programm läfst das Fest am Ostersonntage mit einem Blumenkorso beginnen. Derselbe be- wegt sich durch Meran zum internationalen Sportplatze, wo die Blumen- schlacht beginnt. Sodann finden Volksbelustigungen und sportliche Kämpfe mannigfacher Art statt. Ostermontag wird ein Bauernreiten abgehalten, ein originelles bäuerliches Sportfest, sehenswert wegen der eigenartigen Pferderasse der Haflinger und des unverwüstlichen, ur- wüchsigen Menschenschlages aus der Hochebene zwischen Meran und Bozen. Ferner finden Volksschauspiele statt und abends im Kurhause ein Abendfest. Den Dienstag nach Ostern sollen verschiedene sport- liche Wettkämpfe ausfüllen. Pensionsfähige, demnächst zur Besetzung gelangende Stellen: Obstbau-Inspektor bei der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz zu Bonn, Weberstrafse 59. Anfangsgehalt 3600 M., ein- schliefslich Wohnungsgeldzuschufs. Später definitive Anstellung bei genügenden Leistungen mit entsprechender Gehaltserhöhung und Pen- sionsberechtigung. Verlangt wird gründliche praktische und wissen- schaftliche Kenntnis im Obst-, Garten- und Gemüsebau. Bewerbungen mit vollständigem Lebenslauf, Darlegung des Studienganges und Zeugnis- abschriften sind an die obige Adresse zu richten. Friedhofsverwalter zum i. April d. J. nach Frankfurt a. O. gesucht. Gehalt 2500 M., von 3 zu 3 Jahren um 150 M. bis zum Höchstbetrage von 3700 M. steigend, verbunden mit freier Wohnung oder Wohnungsgeldzuschufs von 360 M. Vom Gehalt werden jährlich 300 M. bis zum Höchstbetrage von 2000 M. als Kaution zurückbehalten, falls die Kaution nicht sofort gestellt werden kann. Verlangt wird höchste gärtnerische Ausbildung, mindestens erfolgreicher Besuch einer Gärtnerlehranstalt und möglichst Nachweis über mehrjährige Thätigkeit in ähnlichen Stellungen. Der Erwählte hat auch die Geschäfte eines städtischen Obergärtners mit zu besorgen. Schriftliche Meldungen mit Lebenslauf und Zeugnissen sind zu richten an den Magistrat der Stadt Frankfurt a. O. Unaufgefordert sind persönliche Vorstellungen nicht erwünscht. Städtische Übergärtnerstelle in Hannover ist sofort zu besetzen. Gehalt 2900 M., von 3 zu 3 Jahren um je 300 M. bis zum Höchstbetrage von 5000 M. steigend. Die pensionsberechtigte Anstel- lung erfolgt nach einjähriger Probedienstzeit. Bewerber, die schon bei einer städtischen Verwaltung thätig gewesen sind, das Abgangszeugnis einer Gärtuetlehranstalt besitzen, sowie das ( ibergärtner-Examen be- standen haben , müssen Gesuche mit Lebenslauf und Zeugnisabschriften sofort an den Magistrat der Stadt Hannover einreichen. Personal-Nachrichten. Arnold, A., übernahm die Leitung der Gärten der Landwirt- schafts-Akademie zu Tabor in Böhmen, Bodenstein, Otto, früherer langjähriger Obergärtner des als Pomologen geschätzten verewigten Landrats von Reufs auf Lossen, starb am 13. März d. J. in Lossen bei Brieg im Alter von 58 Jahren. Boden- stein war auch ein Schüler des Fürsten Pückler- Muskau und arbeitete zu Lebzeiten des Fürsten, unter Leitung des Parkdirektors Bleyer, in Branilz. Kühne, Simon, Handelsgärtner, Halberstadt, feierte am 14. März das Jubdäum seiner 50jährigen Geschäflsthätigkeit. Schulze, O., seit 1892 in Hannover, seit i8g6 dortselbst städti- scher Übergärtner, ehemaliger Schüler der Wildparker Anstalt und geprüfter Obergärtner, wurde zum Leiter der städtischen Gartenverwal- tung in Stettin ernannt. Umlauft, Anton, Hofgartendirektor in Wien, feierte am 8. März das Jubiläum seiner 25 jährigen Thätigkeit im österreichischen Hofdienste, Briefkasten der Redaktion. E. R. Das Ergebnis der Untersuchung der eingeschickten Tulpen spricht dafür, dafs ein Kulturfehler begangen worden ist. Die Zwiebeln waren gesund, aber beim Antreiben ist denselben keine Zeit gelassen worden, alle Reservestärke zu lösen. Infolgedessen haben Blumen und Blätter nicht soviel Baumaterial empfangen, als sie beanspruchten, haben das von der Zwiebel gelieferte Material zu früh aufgebraucht und fingen an zu schrumpfen, ehe sie vollkommen entwickelt waren. Prof. Dr. Soraner. Verantworü. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin, — Verlag von Gustav Schmidt Cvormals Rob. Oppenheim), Berlin. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 5. April 1902. No. 27. Nachdruck uiid Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Künstliche Abkühlung für Orchideen -Kulturräume im Sommer. Von Obergärtner G. Bartsch. Wannsee. (Hierzu drei Abbildungen.) Diejenigen Orchideen, welche in ihrer Heimat in einer Höhe von 1500 — 3000 m vorkommen, es sind dies haupt- sächlich Odontoglossen und Masdevallien, aber auch alle sonstigen Orchideen des Kalt- hauses, verlangen auch bei uns in den heifsen Sommer- monaten eine frische, kühle und feuchte Luft. Die ört- lichen und klimatischen Ver- hältnisse machen es aber un- möglich, diese Bedingungen zu erfüllen. Es bleiben uns darum nur noch Hilfsmittel, um die Temperatur und Feuchtigkeit für die Pflanzen derjenigen ihres natürlichen Standortes möglichst gleich zu gestalten, und dies geschieht wohl am besten durch Ab- kühlung der Glasflächen von aufsen , weil dadurch ge- wissermafsen ein natürlicher Niederschlag erzeugt wird, der gleichmäfsig auf die Pflanzen einwirkt, ohne irgend welchen schädlichen Einflufs auf die- selben auszuüben. Eine solche Einrichtung, die ihren Zweck sehr gut erfüllt, hat Herr Dr. Reichenheim an seinem Orchideenhause in Wannsee anbringen lassen. Die photographische Aufnahme, Die Gartenwelt. VI, welche die Vorderseite der temperierten und kalten Abteilung mit der im Betrieb befindlichen Berieselung darstellt, läfst leider das über die ganze Glasfläche rinnende und sich ver- breitende Wasser nicht erkennen. Der Querschnitt zeigt die mit a bezeichneten beiden Rohre, übereinander gelegt, die für die beiden nebeneinander liegenden Abteilungen be- stimmt sind. Gruppe blühender Orchideen aus dem auf Seite 314 abgebildeten Orchideenhause des Herrn Dr. Reichenheim, Wannsee. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". 27 314 Die G a r t e n w e 1 1. VI, 27 Es laufen dicht am Firste, auf der Vorder- und Rückseite, zoll- starke Gasrohre entlang. Dieselben haben in ungefähr zollweiten Abständen feine Öffnungen, durch welche das Wasser in beliebiger Stärke, je nachdem man den Druck in das Rohr läfst, ausströmen kann. Der Wasserverbrauch ist nicht bedeutend, weil er nur an sehr heifsen Tagen nötig wird. Um eine vollständige Berieselung der ganzen Glasfläche zu haben, läfst man das Wasser am Anfange sehr stark fliefsen und vermindert es sodann bis zum raschen Tropfen- fall, was dennoch eine gänzliche Benetzung des Glases ergiebt. Das I>eitungswasser hat eine Durchschnittstemperatur von 15" C, und an sehr heifsen Tagen steigert sich die Temperatur im Kalthause bis zu 25" C. Die Mitte zwischen diesen beiden Zahlen, also 20" C, ist gewöhnlich durch die Berieselung zu erreichen. Die Luft in einem so bewässerten Hause ist eine erfrischende und wohlthuende, und wenn man die Thür zu einer solchen Abteilung öffnet, so wird man sofort den auffallenden Unterschied bemerken. Das Glas wird auf der Innenseite sofort zum Schwitzen gebracht, was den Pflanzen eine Querschnitt zum untenstehenden Orchideenhause. Originalzeicbnung Tür di:: „Gartenwelt'^. Schnur ;/ aufgezogen werden, kann 30 cm vom Glase be- tragen. Die Stahlbügel mit der Rolle sind an den Leisten b obenauf befestigt, nicht, wie es die Abbildung zeigt, auf dem First. Die Kokos- faserdecken haben sich wegen ihrer guten Haltbar- keit und Billigkeit stets sehr bewährt. Der grofse Abstand vom Glase ist sehr notwendig, damit die sich darunter erwärmende Luft gut ent- weichen kann und das Glas kühl bleibt. Wer sich darum der Mühe unterzieht, bei Neu- anlagen oder Verbesserungen der Einrichtungen auch Vor- stehendes zu berücksich- tigen, wird sicher mit den Erfolgen zufrieden sein. Orchideenhaus des Herrn Dr. Reichenbeim, Wannsee. Originalaufnahme für die „Gartenwell'* direkte Zuführung kühler feuchter Luft durch Niederschlag bewirkt. Eine solche Einrichtung ist jedenfalls für jeden Orchideen- liebhaber sehr empfehlenswert, dessen Kulturhaus keine frische freie Lage hat, besonders dürfte es aber für ganz kalte Odontoglossen und Masdevallien, vielleicht auch für Sarra- cenien, Darlingtonien etc. sehr von Nutzen sein. Auf den Abbildungen ist aufserdem auch die Schatten- vorrichtung ersichtlich. Das Schattenmaterial besteht aus Kokosfaserdecken mit i cm Maschenweite. Der Abstand der Leisten b, worauf die Decken c mittelst Rollen und der Zwei verg:essene Orchideen. Von E. Jahn, Obergärtner, Genua. (Hierzu Z7vti Aöbi/dungen.) tiine der am frühesten, schon 1789, eingeführten Orchi- deen ist Cymbidium aloifolium Szi'. In neueren Orchideen-Ab- handlungen wird es als unschön und wertlos bezeichnet. In Anbetracht der Widerstandsfähigkeit der Pflanze sollte man jedoch nicht so absprechend über dieselbe urteilen. Man behandele sie temperiert und halte sie mehr trocken, beson- ders im Winter. Für Dunggüsse ist sie empfänglich und ver- VI, 27 Die Gartenwelt. 315 fehlt dann nicht im April-Mai mit Blütentrauben geschmückt zu sein. Und diese Blüten sind gar nicht so unscheinbar. Sie sind von weifslich-gelber, bei manchen Individuen auch dunklerer, gelbgrüner Grundfarbe mit schwarzpurpurnem Mittelstreif. Die Lippe ist etwas klarer und zurückgerollt. Das Ausmafs der Blumen beträgt ca. 2'/., — 3 cm. Der Blütenstand ist hängend und erreicht 80 cm Länge, mit oft über 40 Blumen. Der Flor dauert einen Monat lang. Eine andere vernachlässigte Orchidee ist Dendrobium Pierardi Roxb. aus dem Ganges-Delta. Auch sie empfiehlt sich durch Leich- tigkeit der Kultur und ist immer noch eine ganz schöne Art. Sie gedeiht am besten an Kork oder Holzklotz, ohne jegliches Sphagnum und verlangt nur recht viel Sonne. Hier blüht sie regelmäfsig zwei- mal im Jahre, im Frühjahr und im September. Die Blätter dieser Art sind abfallend und die Blüten entspringen zu 2 — 3 aus den Knoten der hängenden, dünnen, alsdann noch blattlosen Stämme. Die Blüten sind ungemein zart, papierartig durchschimmernd, blafs- rosa, später blafslila, mit primelgelber fein gezähnelter Lippe aus kurzer purpuraderiger Röhre. Diese Art gehört auch zu den frühesten Einführungen (1815) und hat noch eine kräftigere, lebhafter gefärbte Varietät {var. latifolium). Reinigung der Blatt- winkel bei Orchideen. — Bei manchen Orchideen sam- melt sich an gewissen Stellen Schmutz an, der sich schwer entfernen läfst, ohne die Pflan- zen mehr oder weniger zu beschädigen. Be- sonders schwierig ist die Reinigung der Blattwinkel bei Vanda, Äirldes, Angraecum und verwandten Arten. Es wird daher manchem Orchideenkultivateur interessant sein, mein einfaches Verfahren zu hören. \'on einem ausrangierten Gummi- schlauch schneide ich ein keilförmiges Stück in entsprechender Länge aus und kann hiermit den Schmutz in den feinsten Winkeln entfernen, ohne Ge- fahr zu laufen, die wertvollen Pflanzen zu beschädigen. Fr. Crem er, Obergärtner, Schlofs Hungenpoet. Cymbidium aloifolium. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Dendrobium Pierardi. Vom Verfasser für die „Gartenwelt'* photograpbisch aufgenommen. Pflanzenkrankheiten. Der Thrips und dessen Bekämpfung. — Der Thrips (Thrips haemorrhoiJalis) , auch schwarze Fliege und Blasenfufs ge- nannt, ist einer jener Schädlinge, die unseren Kulturpflanzen be- sonders gefährlich werden können, und das um so leichter, da sie in der ersten Zeit ihres Auftretens sich nur wenig bemerkbar machen. Sitzen doch die Tierchen an der Unterseite der Blätter, woselbst sie auch ihre zerstörende Thätigkeit betreiben, indem sie ihren Rüssel in das Zellengewebe senken und die Pflanzen des Bildungssaftes berauben. Solche Blätter sehen an der Unterseite bräunlich aus. Sieht man sich das Blatt näher an, so bemerkt man auch bald kleine weifsliche Tierchen, die Larven des Insekts, und bei näherer Untersuchung das Insekt selbst. Das letztere ist von dunkler Farbe, wie ja auch der Name, schwarze Fliege, besagt, und ungefähr i mm lang. Insekt und Larve schaden in gleicher Weise. Die Vermehrung des Insekts wird durch trockene und warme Witterung sehr begünstigt. Besonders war im ver- flossenen Winter, nach dem trockenen Sommer und Herbst, sein Auftreten ein starkes. Noch mehr als Pflanzen, die im Freien, in Kästen oder in Gewächshäusern stehen, haben solche Pflanzen zu leiden, die in Veranden, Wintergärten, Fluren und anderswo unter gedeckten Räumen längere Zeit aufgestellt sind. Nament- lich deshalb, weil es meist nicht möglich ist, an solchen Plätzen für entsprechende Luftfeuchtigkeit Sorge zu tragen. Bevorzugt werden von dem Schädling Azaleen, Schneeball (Viburnum) und Myrte. Aber auch auf einige andere Pflanzen, wie Orchideen, Cyclamen, Cinerarien und andere mehr über- trägt er sich. Die Pflicht eines jeden Gärtners ist es, sobald die Pflanzen in das Winterquartier gebracht sind, dieselben auf das Vorhanden- sein von Thrips zu untersuchen und denselben, wenn vorhanden, möglichst radikal zu vernichten. Welches sind nun die Mittel, die gegen das Insekt em- pfohlen bezw. angewendet werden? Da wird gleichmäfsige feuchte Luft verordnet, öfteres Spritzen, namentlich an sonnigen Tagen, fleifsiges Lüften, sobald es die Witterung erlaubt, femer Räuchern mit Tabak, Waschen und Baden mit Tabakabsud und Seife, und dann noch eine Anzahl Mittel und Mittelchen mit vielsagenden 27* 316 Die Gartenwelt. •VI, Namen, die auch meist recht teuer sind. Und wie sind die Er- folge? Zeitweilig helfen einige Mittel, doch vollständig wird man das Insekt kaum los werden. Ich habe nun bei näherer Beobachtung des Insekts die Wahrnehmung gemacht, dafs, wenn die Pflanzen stark dem Nieder- schlag ausgesetzt sind, so dafs sich zeitweite auf den Blättern Tropfen bilden, das Insekt von selbst verschwindet. Dies brachte mich auf den Gedanken, zu versuchen, ob nicht durch längeres Eintauchen der befallenen Pflanzen in Wasser der Schädling zu vernichten wäre. Der Erfolg war überraschend. Nach zwei Stun- den Eintauchen war kein Lebenszeichen an den Tierchen mehr zu bemerken. Ebenso war die Larve getötet. Das Eintauchen hat natürlich so zu geschehen, dafs der Topf über Wasser bleibt. Ein längeres Belassen der Pflanzen im Wasser als zwei Stunden schadet nicht und das Bad kann ohne Nachteil auf 3—5 Stun- den ausgedehnt werden, um so sicherer wird es wirken. Zur Zeit der Blüte ist das Bad natürlich nicht anwendbar; die beste Zeit ist, wie schon oben gesagt, nach dem Einräumen. Voll- ständig wird mit dem Bade das Insekt auch nicht immer be- seitigt, da aus den etwa vorhandenen Eiern, die nicht mit ver- nichtet werden, wieder Larven erscheinen. Die behandelten Pflanzen sind daher nach dem ersten Bade des öfteren nach Larven zu untersuchen. Die Zeit anzugeben, wann dies zu ge- schehen hat, ist nicht möglich, da es ganz von der Jahieszeit und Wärme des Überwinterungsraumes abhängt, ob die Larve früher oder später erscheint. Das Wasser nehme man nicht zu kalt. Angewärmtes Wasser von ungefähr 25° C. ist insofern dem nicht- angewärmten vorzuziehen, als es anregend auf die Lebensthätig- keit des Insektes wirkt. Ein während des Badens vollständig erstarrtes Insekt wird auch nicht ertrinken, sondern, sobald er- wärmt, munter weiter leben. Da dies Mittel vollständig kostenlos ist, so dürfte es allen anderen schon aus diesem Grunde vor- zuziehen sein. R. Adam, Obergärtner, Carlshof. Neue Pflanzen. Gefüllte Godetias. \'on Franz Ledien, kgl. Garteninspektor, botanischer Garten, Dresden. L/ie Godetien finden im allgemeinen, trotz ihrer Dank- barkeit im Blühen, keine grofse Verwendung in Schnittblumen- kulturen. Die zarten, seidigen Blumenblätter vertragen zu wenig die Behandlung, welche ihnen beim Versande zugemutet werden mufs. Im übrigen giebt es nicht viel einjährige Freilandblumen, die mit ihnen in der Brillanz der Farben und der Dauer des Flores wetteifern können. Jene Schwäche der schönen Blumen fällt nun aber fort bei den wenigen gefüllten Varietäten, die es von Godetia giebt. Das Schönste, was ich bisher hierin kennen gelernt habe, ist die Amoena- Varietät, welche Vilmorin, Andrieux & Co., Paris, als G. Schaminü flore pleno in den Handel giebt. Die Sorte ist noch nicht ganz fixiert, weshalb man sie auch nicht, wie der Vilmorin'sche Katalog das thut, als Einfassungspflanze em- pfehlen kann. Es kommen zwei leicht unterscheidbare Typen vor, welche aber für den Blumenschnitt gleich wertvoll sind. Der eine Typus hat einen zwergigen, aufserordendich ge- drungenen, kugeligen Wuchs und rosa gefüllte Blumen; er ist sicherlich einmal als Einfassung für Rabatten mit höheren Pflanzen zu gebraachen. Der andere Typus entspricht mehr dem Aussehen der Varietät Schaminü, d. h. die einzelnen Blumenblätter sind adasweifs und haben nur einen roten Fleck am Grunde; die Füllung ist aber ebenso gut. Die Blüten- stiele kommen gleich von Anfang an länger heraus, präsen- tieren sich ausgezeichnet und werden von Laien im ab- geschnittenen Zustande sehr leicht fiir Nelken gehalten. Die Haltbarkeit der Blüten ist sehr grofs; die Blütezeit der Pflanzen dauert von Juni bis zum Eintritt der Fröste. Higginsia Ghiesbreghtii fol. var., eine neue dekora- tive Warmhauspflanze. Von Gustav Besoke, Erfurt. Wie alljährlich, so bringt auch in diesem Jahre die Firma Haage & Schmidt eine Reihe neuer Pflanzen in ihrem Hauptpflanzenverzeichnis zur Aufführung. Unter den- selben ist es besonders Higginsia Ghiesbreghtii fol. var., welche der gröfsten Verbreitung würdig ist. Die Gattung Higginsia Ruiz et Pav. (nicht Higginsia Bl.) ist im tropischen Amerika heimisch und gehört zur Famihe der Rubiaceen. Ob Higginsia Ghiesbreghtii fol. var. eine Züchtung ist, oder ein Sport der schon lange in unseren Kulturen bekannten H. Ghiesbreghtii (syn. Hoffmannia Ghiesbreghtii Benth. et Hook., Campylobotrys Ghiesbreghtii Lind.), kann ich nicht genau sagen, doch glaube ich, dafs die letzte Vermutung die richtige ist. Die kreuzweise gegenständigen Blätter dieser Pflanze sind lanzettlich, ganzrandig und erreichen eine Länge bis zu 40 cm. Auffallend schön ist die Färbung derselben. Auf fast durchsichtigem, mattlachsrosaem Grunde, zeigt das Blatt grofse mattlila und sammetig dunkelolivgrüne Flecken, zu- weilen ist dasselbe auch von rötlichbraunen Streifen durch- zogen. H. Ghiesbreghtii fol. var. wächst rasch und scheint in der Kultur wenig empfindlich zu sein. Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge. Die Buntfärbung ist konstant, so dafs man eine halbschwere Erde, in welcher die Higginsien am freudigsten wachsen, zur Kultur verwenden kann, ohne befürchten zu müssen, dafs die Pflanze wieder grün wird. Sedum Stahlii Solms. (Hierzu Abb. Seite 3' 7-) — Aus- dauernde, neue Art fürs Kalthaus mit braunroten Blättern und Zweigen, die eine Länge von 10 — 15 cm erreichen; sie sind auf- strebend, verzweigen sich am Grunde reichlich und bilden hübsche, gedrungene Pflanzen, die sich in flachen, kleinen Schalen oder Töpfen vorteilhaft ausnehmen. Die dicken, fleischigen Blätter sind eiförmig oder länglich, im Querschnitt vollkommen kreisrund, kaum wahrnehmbar fein behaart, sitzend. Ausgewachsen fallen sie bei der geringsten Berührung leicht ab und entwickeln auf feuchter Erde oder Sand sich bald zu jungen Pflanzen. (Auf der Abl5. unten links Seite 317 ist ein keimendes Blatt veranschaulicht.) Die Blüten erscheinen Mitte Sommer; sie sind gelb. Samen setzen sie nur sehr wenig an, wie die meisten, auf vegetativem Wege sich leicht vermehrende Gewächse, und es ist, wie Herr Kollege Müller in Strafsl)urg mir mitteilte, noch nicht gelungen, Sämlinge zu erzielen. Eingeführt und beschrieben wurde Sedum SlalilH erst vor kurzem von dem Direktor des Strafsburger botanischen Gartens, V ^ Neue deutsche Edeldahlien FÜR 1902. Dben : Hildegard Weimar (Wertzeugnis mit 83 Punkten), unten: Lotte Kohlmannslehner (Wertzeugnia mit 82 Punkten). VI, 27 Die Garteiiwelt. 317 Herrn Prof. Graf v. Sol ms-Laubach. Die Beschreibung findet sich im Samenkataloge des dortigen botanischen Gartens, vom Jahre 1900. Das Vaterland ist Mexiko, l'rovinz l'uebla. Die Pflanze beansprucht nicht blofs botanisches Interesse, sie kann vielmehr auch als recht hübsche und dankbare Succulente bestens empfohlen werden, um deren Verbreitung der Strafsburger bota- nische Garten sich verdient gemacht hat. Die Zeichnung stellt eine Pflanze in fast natürlicher Gröfse vor. Eine gute Photographie wird die „Gartenwelt" voraussichtlich ihren Lesern im Laufe des nächsten Jahres bringen. Bei dieser Gelegenheit seien unsere Marktgärtner an das alte, schöne Sei/um Siel'oldii fol. var. erinnert, Es ist dies eine aus- gezeichnete Fensterpflanze und von den 140 Arten Stdum, die man kennt, eines der besten für den Handelsgärtner. F. Rehnelt, grofsh. Garteninspektor, Giefsen. Topfpflanzen. Russelia sarmentosa Jacq. var. multiflora. (Hierzu Abb. Seite 318.) — Die sechs Arten umfassende Gattung Russelia, deren \'ertreter sämtlich das tropische und subtropische Mittel- amerika bewohnen, ist bei den Gärtnern bekannt durch die alte Russelia juncea, eine Zierpflanze mit elegant überhängenden, binsen- förmigen Zweigen und scharlachroten Röhrenblüten. Fälsch- lich wird sie noch vielfach im Warmhause unterhalten, wo sie übermäfsig lang wird und schlecht blüht. Wenn man sie aber recht sonnig und in nahrhaftem Boden im Sommer im Freien kultiviert und sie hell und temperiert überwintert, blüht sie auch bei uns reichlich. Doch erreicht sie nie die Schönheit der Pflanzen, die man am Comersee häufig sieht, wo sie zur Bepflanzung von \'asen auf den sonnen- durchglühten Gartenmauern verwendet werden. Sie gleicht dann im Hochsommer einer einzigen roten Blütenmasse, und man fragt sich bei ihrem Anblick erstaunt, ob denn das dieselbe Pflanze sei, die man von daheim als ein dürftiges Glashaus- gewächs kennt. Wäre Russelia juncea nicht eine in- , teressante Pflanze auch ohne Blüten, (iE' durch die fast blattlosen , hängenden ^Jt.li 1^ 1 V (."x /j Zweige, sie wäre vergessen wie die Art, .1»/ v .. von welcher hier die Rede sein soll, die Russelia sarmentosa, die nur deshalb aus den Kulturen verschwunden ist, weil sie sich nicht so nach der Schab- lone behandeln läfst. Russelia sarmentosa Jacq. hat nicht weniger als acht verschiedene Namen, nämlich americana, fiammea, tmiltiflora, paniculata, polyedra. syringaefolia und terni- folia. Hierzu kommt noch die var. sem- perflorens, welche Warcsewicz im Jahre 1850 aus Guatemala einführte. Eine so viel umworbene Erscheinung mufs wohl schön sein, und in der That sind die Reisenden entzückt von ihrer Blüten- pracht, die weite Flächen in leuchtendes Rot kleiden soll. Aber sie variiert auch vielfach in dem weiten Verbreitungsgebiet, das von Mexiko und Unterkalifornien bis hinunter nach Guyana reicht. Länder- gebiete, die in ihren Breiten und Höhen- lagen die verschiedensten klimatischen Verhältnisse besitzen, die ein verschiedenes .4ufsere der Pflanze erklärlich machen, das die Bota- niker wohl irre führen konnte. Diese Pflanze wieder einmal ein- geführt zu haben, ist das Verdienst des bekannten Reisenden C. A. Purpus, bekannt durch die Einführung der schönsten winterharten Kakteen, welche bis jetzt zu uns gekommen sind. Von ihm erhielt die Firma Heinrich Henkel in Darmstadt einen gröfseren Posten von Samen, aus dem einige Tausend Pflanzen gezogen wurden, deren Gedeihen erkennen läfst, dafs man sich auf dem rechten Wege mit ihr befindet. Sie verlangt demnach über Sommer einen mäfsig warmen Mistbeetkasten, so viel Sonne wie möglich und sehr reichlich Nahrung, nicht zu schwere Erde und viel Luft. Dann entstehen schöne vollgarnierte Pflanzen, von denen man mehrere zusammen in einen Topf bringt. Die Zweige sind gefällig übergebogen. Noch üppiger wird sie wenn im Erdhause ausgepflanzt, und ihre Triebe versprechen einen ganz annehmbaren Winterflor. Auf Seite 318 ist ein kleiner Zweig mit geöffneten und halb entwickelten Blüten abgebildet. Die Blüten, zu 3 — 4 zusammenstehend, sind scharlachrot, der etwas behaarte Stengel ist vierkantig, die Blütezeit ist der Spät- herbst und Vorwinter. Stecklinge wachsen sehr leicht und die Zweige bewurzeln sich schnell, wo sie den Boden einige Zeit be- rühren, so dafs man um Nachzucht nicht in \'erlegenheit kommt. Empfehlenswerter aber ist die Anzucht aus Samen, weil man hierbei die Möglichkeit hat, neue und bessere Varietäten zu erzielen, ^irj^ Alles in allem ist Russelia sar- sW^' fci mentosa var. multiflora ein zierliches ^' ^ Pflänzchen für den Wintergarten A/^ und das temperierte Glashaus, das ^ die Kultur lohnt, auch wenn es nichts für den Blumenschnitt und für den Handel ist, womit nicht gesagt sein soll, dafs die. in der Blüte reizenden Zweige keine \'erwendung finden könnten. Vor einigen Jahren tauchten auch zwei Hybriden zwischen juncea und sar- mentosa auf: R. Lemoinei und eine andere, die der Züchter multiflora nannte, die aber oflenbar etwas anderes war als unsere Pflanze, die nur eine Varietät der vielgestaltigen Stammart ist. Man hat aber nichts wieder von ihnen ge- hört. Möglich, dafs ein Züchter uns einmal mit neuen Ergebnissen über- rascht. F. Rehnelt. Dahlien. Sedum Vom Verfasser für die Stahlii. jGartenwelt" gezeichnet. Plauderei zum heutigen Kunstblatt. Von Heinrich Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz- Berlin. (Hierzu die Farbentafel) Z,wei pausbackige prächtige Mädel sind es, treue Gespielinnen, deren Namen den beiden neuen Edeldahlien beigelegt wurde. Was man lieb hat, 318 Die Gartenwelt. VI, 27 verewigt man ja gerne in seinen Einführungen und Züch- tungen, und ich glaube, dafs sowohl ^^Hildegard Weimar''^ als auch ^^ Lotte Kohlmannslehner^'' als Dahlien treue Sortiments- freundinnen bleiben und viele Jahre unsere Züchter erfreuen werden. In No. 16 habe ich ziemlich eingehend diese beiden Tölkhaus'schen Züchtungen beschrieben, wie man es sich nach einjähriger Beobachtung wohl getrauen darf. Wie sie ausschauen, die beiden Schönen, hat Frl. Herbst, selbst eine begeisterte Blumenfreundin, im Bilde wiedergegeben, und dafs der Lithograph nichts hinzugelogen hat, mufs Herr Hes- dörffer beschwören können; mancher Leser konnte sich ja schon auf der letzten Hamburger Dahlien -Ausstellung von der hervorragenden Schönheit beider Züchtungen überzeugen. Beide haben das Wertzeugnis der deutschen Dahlien -Gesell- schaft, also die höchste, einer Dahlie zu verleihende Ehrung erhalten, und ungeteilt ist in Kennerkreisen die Meinung, dafs sie diese Auszeichnung auch verdienen. „Hildegard IVeimar" bringt nur in den ersten Blumen solche von hier wiedergebener Gröfse. Später sind die Blüten etwas kleiner, zierlicher, erscheinen dann aber in ganz ungeheuerer Reichhaltigkeit. Jeder Tag bringt, da sich die Blumen sehr schnell entfalten, eine Fülle präch- tigen, für alle Zwecke gleich gut verwendbaren Schnitt- materials. Es ist und bleibt eine der alier- dankbarsten, wenn nicht die bis heute über- haupt reichblühendste deutsche Züchtung. Nebenbei (für manchem ist das Haupt- sache) hat sie grofsen Wert als Garten- schmuckpflanze. „Lotte Ä'o///tnanfisle/iner" ist nach meinem Dafürhalten, wenn sie sich in feuchten Jahren so bewährt wie im letzten trockenen, den Dahlien sonst ungünstigen Sommer, vielleicht die bis heute beste weifse Schnittsorte. Mit „Mrs. Feart^'' verglichen, einer schnell Allgemeingut gewordenen , bisher noch unübertroffenen Züchtung, hat „Lotte Ä'." (lange Namen kürzt man ja gern ab, mir kürzt man ja auch oft das „lehner''^) zwar auch keine bessere Blütenhaltung, das ist aber bei „Schnitt- dahlien" überhaupt einerlei, wenn nur geschnitten der Sten- gel die Blume nicht zu hängend trägt und genügend lang ist, leicht überneigende Blütenhaltung bevorzugt sogar der Blumenbinder. Die cremeweifse Färbung ist etwas zarter als bei mitgenannter und die grünlich-gelbe Mitte vielleicht etwas ausgeprägter, die Form feiner, die Blumengröfse aber fast die gleiche. Ihr grofser Wert ist die Beständigkeit; jede Blume kommt korrekt, selbst auf ärmstem Boden (ich wohne in der nächsten Umgebung der Berlin versorgenden be- rühmten Britzer Kiesgruben!), nie krüppelig oder halb ge- ratend, und das ist, aufser bei „Miss Wehster", die sehr undankbar blüht, ein Vorzug, der wohl allen andern in Ver- breitung befindlichen weifsen Edeldahlien nicht eigen ist. Die beliebte „Strahlenkroiie'^ war die Mutter dieser wohl- geratenen Tochter, sie hat Bau, Gesundheit und sonstige Eigenschaften ziemlich treu von ihr geerbt. Zur Einführung der Edeldahlien „Hildeg-ard Weimar" und „Lotte Kohlmannslehner". Von W. Tölkhaus in Broxten. Uen beiden Dahlien meiner Zucht, welche durch die Farbentafel dieser Nummer veranschauhcht werden, sei es auch mir gestattet, einige Worte mit auf den Weg zu geben. Wie ich schon vor einem Jahre in diesem geschätzten Blatte auszuführen Gelegenheit hatte, bemühe ich mich bei meinen Züchtungen in erster Linie dekorative Sorten zu schaffen. Ich möchte glauben, dafs „Hildegard Weimar^'' allen Ansprüchen, welche i>X~.. man billigerweise in dieser Beziehung an eine Dahlie stellen kann, genügen wird. Sie gehört zu den allerreichstblühenden Sorten; die kaum mittelgrofsen Blumen von richtiger Kaktus- form stehen auf sehr kräftigen Stielen vollständig über dem Laube, so dafs zur Hauptblütezeit die Pflanze thatsächlich mit Blumen und Knospen überdeckt ist. Da die Fär- bung der Blumen ein frisches, silberiges Rosa ist, so dürfte auch ihr Bindewert ein hoher sein. Die andere der beiden im Bilde gezeigten Sorten, „Lotte Kohlmanns- lehner'''' , kann nun allerdings nicht in demselben Mafse auf Dekorationswert Anspruch machen, wie die vorher- gehende. Dafür hat sie aber Eigen- schaften, welche unseren weifsen Edeldahlien bisher mehr oder weniger gefehlt haben, nämlich sie ist früh- und reichblühend. Da sie daneben ihre rein- weifsen Blumen von ausgeprägter Kaktus- form auf langen Stielen, allerdings etwas hängend, trägt, so wird sie voraussichtlich eine hervorragende Bindesorte werden. Beide Sorten werden demnächst mit meinen übrigen Züchtungen von Herrn Heinrich Kohlmannslehner in Britz -Berlin in den Handel gebracht werden. Russelia sarmentosa. var. multiflora. Vom Verfasser für die „Gartenwelt*^ gezeichnet. (Text Seite 317.) Stauden. Viola cornuta- Hybriden. ^'on Ernst Köhler, Inhaber der Firma Köhler & Rudel, Windischleuba- Altenburg . (Hierzu eine Abbildung.) Vor acht Jahren, als ich wieder nach der deutschen Heimat zurückgekehrt war, versuchte ich es, die perennieren- VI, 27 Die Gartenwelt. 319 den Stiefmütterchen, welche ich im Auslande wegen ihrer Reich- und Dauerblütigkeit schätzen gelernt hatte, bei den deutschen Landschaftsgärtnern einzubürgern, was mir damals nicht gelang. Während ich bei meinen jährlichen Reisen im Auslande mich jedesmal über die schönen Viola cornuta- Gruppen freute, ärgerte ich mich daheim, dafs sie bei uns nicht genügend gewürdigt wurden. Nach einer kurzen Reihe von Jahren hat sich jedoch das Blatt gewendet. Jetzt be- geistern sich unsere Landschaftsgärtner mehr für diese Gruppen- pflanze, und auch in mir selbst ist die Begeisterung noch mehr gestiegen, seit meine Lieblinge sich eines bedeutenden Absatzes erfreuen. Mit neuer Lust und Liebe habe ich mich infolge dessen der Spezialzucht dieser Gruppe zugewandt. Jahren hoffen wir eine ganze Anzahl neuer Farbenspiele, als samenbeständig, dem Handel übergeben zu können, unter denen besonders die 'üox\.t ^^Kommerzienrat Köhler'''' Aufsehen erregen wird. Eine besondere Behandlung der Viola corttuta, um immer- blühende Gruppen zu erzielen, ist nicht nötig. Will man aber etwas ganz Besonderes an Üppigkeit erzielen, so ist ein Einstutzen der Haupttriebe anzuraten, was jedoch eine Blüten- stockung von 8 — 14 Tagen zur Folge hat, dann aber durch desto reicheren Flor entschädigt. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, diesen aufserordentlich dankbaren Gruppenpflanzen eine immer regere Verwendung angedeihen zu lassen. Violci corniita- Kulturen in der Handelsgärtnerei von Kühler & Rudel, Windischleuba. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Während viele englische Sorten nicht samenbeständig sind, und in unseren Wintern mit ihren oft schroffen Teraperatur- wechseln sehr leiden, sind meine Zuchtprodukte äufserst hart im Winter und mit ca. 90 "/^ samenbeständig. Obenstehendes Bild zeigt eines unserer Viola cor/iula-¥e\dei am 7. November, nachdem wir schon — 5" C. gehabt hatten und wieder mildere Witterung eingetreten war, in voller Blüte. Ende Januar, als wir beständig milde Witterung hatten, begannen diese dank- baren Blüher erneut einen reichen Flor zu entfalten. Unsere Viola cornuta sind im Munde unserer hiesigen Bevölkerung bereits als winterblühende Stiefmütterchen bekannt. Aber auch im Sommer sind sie bereits von Fachleuten aller Na- tionen wegen ihrer grofsen Blüten, wunderbaren Farben und reichen Bestockung bewundert worden. In den nächsten Obstbau. Die Frostschäden an unseren Obstbäumen, ihre Ent- stehung-, Verhütung; und Heilung. Von Wilh. Geucke, Gartenbaulehrer, Reutlingen. (Hierzu vier Abbildungen) Die mannigfachen Frostschäden, die sich nach jedem Winter in mehr oder weniger hohem Grade an den Obstbäumen zu unserem grofsen Leidwesen bemerkbar machen und ihre schweren, nachteiligen Folgen für die betroffenen Gehölze, besonders wenn dieselben aus Lässigkeit oder Unkenntnis nicht die rechte sach- gemäfse Behandlung erfahren, veranlassen mich, zu Nutz und Frommen unseres heimischen Obstbaues, zur Wahl meines heutigen Themas. 320 Die G a r t e n w e 1 1 , VI, 27 Noch stehen wohl die schweren Frostschäden des Winters 1900/01 mit seinen schneefreien, eisigen Januartagen in allseitiger Erinnerung, die neben ungeheuren Verheerungen in unseren Baum- beständen aber doch des Belehrenden recht viel boten. Während in manchen Strichen ganze Baumschulschläge, namentlich Birnen auf Quitten und Äpfel auf Doucin veredelt, vernichtet waren, zeigten sich mehrfach in nächster Nähe, trotz dergleichen strengen Kälteperiode, zahlreiche Bestände unversehrt oder doch nur ganz minimal beschädigt, eine Erscheinung, die gewifs zu denken giebt. Ja, aus diesen Erfahrungen geht wieder einmal mit rechter Deut- lichkeit hervor, dafs das Erfrieren der Gehölze nicht allein von den herrschenden Kältegraden abhängt, sondern dafs noch das Zu- sammenwirken einer ganzen Reihe anderweitiger Faktoren dabei in Betracht zu ziehen ist. Ganz abgesehen von der sehr ver- schiedenen individuellen Frostempfindlichkeit der einzelnen Obst- arten und Sorten sind namentlich solche junge Bäume gefährdet, die in zu üppigen Böden, durch übermäfsige stickstoffreiche Düngung oder zu reichliche Wassermengen förmlich in die Höhe getrieben werden. Wohl wird bei einer solchen Behandlungs- weise der Holzkörper schnell aufgebaut, die Gewebe bleiben aber weich, schwammig und besitzen nicht die geringste Widerstands- fähigkeit, so dafs sie schon verhältnismäfsig leichten Kältegraden zum Opfer fallen. Ebenso verderblich werden Dunggüsse Ende August und verspätetes starkes Schneiden, indem beides den Holztrieb von neuem anregt bezw. verzögert und dann mit Ein- tritt des Frostes die Schädigung unvermeidlich wird. Aber auch selbst bei sachgemäfser Behandlung der Bäume ist nur zu leicht eine ungenügende Holzreife möglich. Sobald nur der Spätsommer und Herbst recht trübe und feucht sind, behält das Holz- und Rindengewebe einen schwammigen, unreifen Charakter, die Bäume treiben ohne rechtzeitigen Triebabschlufs, bis ihnen in voller Belaubung ein plötzlich eintretender Frost ein Ziel setzt. Nur unter dem Einflufs von Sonnenlicht und Wärme, neben mäfsiger Bodenfeuchtigkeit, kann der Holzkörper seine volle Reife und Widerstandsfähigkeit erlangen. Darum sind auch ganz allgemein gerade die Winter, welche auf nasse, sonnenlose Herbstwitterung folgen, so aufserordentlich folgenschwer für viele Kulturen. Dafs sich aber sowohl die Anzucht wie Anpflanzung von Obstbäumen in nassen Böden oder feuchten, sonnenlosen Thallagen verbietet, ergiebt sich aus obiger Begründung von selbst. Ebenso kann stellenweise Erwärmung einzelner Holzteile mit darauffolgender starker Abkühlung zu Frostschäden der schwersten Art führen. Wollen wir also unsere Baumbestände nach Möglichkeit vor schwerer Frostbeschädigung bewahren, so ist in erster Linie eine freie, sonnige Lage zu ihrer Kultur zu wählen, die sich erfahrungs- gemäfs stets durch gleichmäfsigere Temperaturen vor Niederungen und Thallagen auszeichnet. Die Luftzirkulation ist dort eine ständig rege, so dafs dadurch tagsüber keine übermäfsige Er- wiirmung stattfindet, und somit nach Sonnenuntergang auch keine plötzliche starke Abkühlung, eine der Hauptursachen für Frost- schäden aller Art. Der zweite Faktor von gröfster Bedeutung ist die Herbei- führung einer vollkommenen Holzreife, nach der wir streben müssen, um unsere Bäume nach Möglichkeit vor Schaden zu bewahren. Aus der vorausgehenden Begründung ergeben sich eigentlich die erforderlichen Mafsnahmen von selbst. Jedes Über- mafs von Wasser- und Dunggaben ist ebenso streng zu vermeiden, wie eine verspätete Anwendung derselben von Mitte August ab bis in den Herbst hinein. Jede Manipulation überhaupt, die den Holztrieb von neuem anregen oder dessen Reifeprozefs verzögern könnte, besonders der Gebrauch des Messers, alles Stutzen und Entspitzen ist nach dem Abschlufs des Triebes bis Ende Sep- tember vom Übel und zu unterlassen. Schwere, nasse Böden, in denen erfahrungsgemäfs der Trieb nie rechtzeitig abschliefst und fast regelmäfsig erfriert, sind mittels Drainage zu entwässern und durch Beimengung von lockernden Materialien, wie Sand, Asche, ausgesiebtem Bauschutt und Humus aller Art durchlassender und luftiger zu machen. Ist der Boden gleichzeitig kalkarm, so empfiehlt sich jährlich noch eine mäfsige Gabe von Ätzkalk, der aufserordentlich aufschliefsend und lockernd wirkt, die Zellwände festigt und auch sonst W'achstum und Boden sehr günstig beeinflufst. Ebenso sollte jährlich, besonders aber in gefährdeten Lagen, eine reichliche Düngung mit Kalisalzen er- folgen, da gerade diese in erster Linie die Holzreife ganz be- deutend fördern. Zahlreiche weitere Mafsnahmen, die aber mehr zur \'erhütung ganz spezieller Frostschäden zu ergreifen sind, finden sich in deren nunmehr folgenden Erörterung angeführt. Wird nämlich auch nicht immer der ganze Baum vom Frost getroffen und getötet, so sind es doch um so häufiger zahlreiche stellenweise Beschädigungen , die uns in recht verschiedener Ge- staltung begegnen und, wenn aus L'nkenntnis oder Gleichgültig- keit vernachlässigt, nicht selten zu dauerndem Siechtum oder allmählichem Absterben unserer Obstgehölze führen. Ja, häufig zeigen sich die verderblichen Folgen von Frostschäden erst mitten im Frühjahr oder Sommer, wenn die Fröste längst hinter uns liegen, und wir mit Bestimmtheit glauben, unsere Pfleglinge schad- los durch den Winter gebracht zu haben. Als die häufigsten Schäden, die auf Frosteinwirkung beruhen, und ohne die es wohl in keinem Winter ganz abgeht, müssen wir zweifellos die sog. Frostplatten, Abb. Seite 322 oben, ansehen. Es sind dies, wie dies aus der nach der Natur gezeichneten Ab- bildung deutlich ersichtlich ist, kleinere, unregelmäfsige, ein- gesunkene, scharf umgrenzte, rissige, eingetrocknete Rinden- partien. Die vom Frost getöteten Stellen werden erst mit Beginn des Frühjahrs recht deutlich sichtbar, sobald eine stärkere Be- strahlung durch die Sonne den Saft der Wunden schnell zur Ver- dunstung bringt, so dafs die absterbenden Rindenteile und die mehr oder weniger angegriffenen Holzkörper unter Braunfärbung fest auftrocknen. Während in leichteren FiiUen nur die Rinden- und äufseren .Splintschichten betroffen werden, zeigen sich bei stärkerer Frost- wirkung nicht selten die Holzgewebe tief hinein gebräunt, rissig und abgetötet, eine Erscheinung, die allgemein mit Brand be- zeichnet wird. Gewöhnlich steht im Centrum brandiger Stellen eine Knospe oder ein Zweig, wie Abb. Seite 322 oben zeigt. Die Thatsache, dafs sich die Frostplatten mit besonderer Häufigkeit und Heftigkeit in sonnigen Lagen an der Süd-, Süd- ost- und Südwestseite und namentlich dann zeigen, wenn auf warme, sonnige Tage im Februar und März helle, kalte Nächte folgen, läfst sehr leicht auf die Ursachen ihrer Entstehung schliefsen. Angestellte \'ersuche haben denn auch in der That ergeben, dafs der Wassergehalt der durch die Sonne vorzeitig erwärmten Gewebe auf den südlichen Seiten ein sehr bedeutender ist, während die beschattete Nordseite der Bäume sich meist noch in jener Jahreszeit in voller Ruhe befindet. Folgen nun auf sonnige Wintertage die unausbleiblichen kalten Nächte, so tritt der vorzeitig mobilisierte Saft nach Lähmung des Protoplasma aus den Zellen allmählich in die Zwischenzellräume und erstarrt hier unter gleichzeitiger Zersetzung zu ständig an Gröfse zunehmenden Eiskristallen. Dadurch werden die Zwischenzellräume schliefslich ganz mit Eis erfüllt, die Zelhvände durch dessen ständige Dehnung zersprengt, und das Vertrocknen der zerrissenen (Gewebe ist die natürliche Folge, sobald mit Eintritt milder Witterung die Eis- kristalle auftauen und der frei werdende Zellsaft verdunstet. Dafs VI, 27 Die Gavtenwelt. 321 \ gerade die heftigsten Frostplatten über der so- genannten Schneegrenze, 10 — 30 cm über dem Boden so häutig an den Stämmen auftreten, he- ruht auf den starken Temperaturschuankungen in dieser Höhe, indem sich bei Sonnenschein der Boden und infolge dessen Wärmeausstrahlungen die unteren Luftschichten sehr erwärmen und nach Sonnenuntergang ebenso schnell und heftig abkühlen. Aus der Ermittelung der Ursachen ergiebt sich nun auch ohne weiteres, wie wir diesem Übel vorbeugen können. Wir müssen vor allen Dingen eine vorzeitige, lokale Erwärmung der Stämme und stärkeren Äste durch die Sonne zu verhin- dern suchen, mit anderen Worten, für eine aus- reichende Beschattung der gefährdeten Seiten sorgen. Während sich Spaliere an Wänden leicht durch Vorstellen von Brettern und Matten oder Vorhängen von Fichtenreisig schützen lassen, empfiehlt sich in gefährdeten Lagen als Schutz für freistehende Bäume, sofern es sich noch um jüngere Bestände handelt, das Anbringen der Baumpfähle an der Südseite oder bei geringerer Anzahl ein Umbinden der Stämme mit Fichtenreisig, Schilf oder Stroh, welch letzteres Mittel aber den Nachteil hat, dafs sich sehr leicht Mäuse darin einnisten, die durch ihr Nagen die Stämme noch schwerer schädigen können, als der Frost schliefslich selbst. Als ein vorzügliches Schutzmittel, namentlich für gröfsere und ältere Bestände, bei denen ein Ein- binden überhaupt zu umständlich und zeitraubend wäre, hat sich ein kräftiger Anstrich der Stämme und Zweige mit Kalkmilch be- währt, soljald man sie nicht durch Beimengung von Rufs u. dergl. dunkel färbt, weil man vielleicht die weifse Farbe störend und un- schön findet. Dunkle Körper nehmen begierig die Wärmestrahlen auf, und so würde man mit einer derartigen Kalk- milch gerade das Gegenteil von dem erreichen, was man erstrebt, nämlich Schutz vor Erwärmung. Ebenso sind die eingangs erwähnten Vorbeugungs- mittel nicht aufser acht zu lassen. Hat aber erst eine Beschädigung des Rin- den- oder Holzkörpers stattgefunden, so mufs an eine möglichst umgehende Behandlung und Hei- lung der Wunden gedacht werden, wenn nicht der geschädigte Teil in Kürze zu Grunde gehen soll. Die abgetöteten Gewebemassen hindern nämlich nicht nur den Saftlauf, sondern werden auch sehr bald zu willkommenen Ansiedelungs- stätten für tierische und pflanzliche Parasiten aller Art, welche die noch vom Frost verschont ge- bliebenen Teile in Kürze vernichten. Es empfiehlt sich ein sofortiges sorgfältiges Ausschneiden der gebräunten, abgestorbenen Rinden- und Holzteile mit scharfem Messer bis auf gesunde Gewebe und ein gutes Verstreichen der Schnittwunden mit kaltflüssigem Baumwachs. Gröfsere Wunden lassen sich auch vorteilhaft durch Überstreichen mit einem Lehm- brei, dem noch etwas Gerstengrannen beigemengt sind, und der die Ver- heilung aufserordentlich fördert, ver- schliefsen. Der Lehmverschlufs ist dann noch durch festes Umbinden mit einem \ ,1 1 ; « -' ;}l Oben Stamm mit offener Frostspalte, unten der selbe Stamm im zweiten Jahre der Verheilung Vom Verfasser für die „Gartenwelt** gezeichnet. Streifen Packleinen in der Richtung von unten nach oben zu sichern. Bei leichterer Beschädigung von Rindenlagen hat sich auch ein .Schröpfen der Frostplatten äufserst bewährt, indem man mit scharfem Messer einige Schnitte über die- selben führt. Durch diese Verwundung des jungen Holzkörpers wird derselbe zur Bildung von neuen Wundgeweben veranlafst, wodurch nicht nur die aufgetrocknete und die Verheilung hindernde tote Rinde sehr bald abgestofsen wird, sondern auch die Wunde in Kürze wieder überwallt. Eine seltenere Art von Frostschädigung des Holzkörpers unserer Obstbäume sind die so- genannten Frostspalten oder Frostrisse (siehe nebenstehende Abbildung), die sich hauptsäch- lich nur nach feuchten Jahren und in nassen Lagen zeigen und darin bestehen, dafs der Stamm bei strenger Kälte der Länge nach, in der Rich- tung der Holzfaser, bis tief ins Kern- holz oder bis auf das Mark unter lautem Krach sich spaltet. Darauf ■' hin angestellte Untersuchungen haben unzweideutig erwiesen, dafs sich bei Einwirkung von Kälte der Holzkörper in der Richtung seines Umfanges stärker zusammenzieht als in der seines Halbmessers. Die dadurch hervorgerufenen Spannungs- differenzen in den Geweben werden bei stärkeren Stämmen noch insofern erhöht, als sich wegen der schlechten Wärme- leitung des Holzes die äufseren Holzschichten schneller abkühlen und zusammenziehen als die inneren, so dafs es schliefslich bei fortgesetztem Sinken der Temperaturen an einer schwachen, schad- haften oder nicht genügend ausgereiften Stelle des Stammes zur Sprengung desselben kommen mufs. Die einmal entstandenen Spalten öt=lnen und schliefsen sich während des ganzen Winters mehr oder weniger, je nach den herrschenden Temperaturen; nur erfolgt das Schliefsen der Spalten mit Eintritt milderer Witterung wesentlich langsamer als ihre Erweiterung bei Kälte. Erst mit Beginn des Frühjahrs schliefst sich gewöhnlich die Frostspalte dauernd und findet von den Wundrändern aus eine Übeiwallung der Wunde statt. Da sich aber die Überwallungsränder nicht in die geschlossene Wunde vorschieben können, bildet sich längs des Spaltes Wulst, Frostleiste (siehe nebenstehende Abbildung) genannt. Eine Frostspalte bildet aber, weil die inneren Holzgewebe zu keinem Ver- heilungsprozefs mehr befähigt sind, im Inneren des Stammes eine ständige Wunde, die nur äufserlich leicht überwallt, so dafs die einmal schadhafte Stelle im nächsten V/inter sehr leicht wieder aufbricht. Aus diesem Grunde ist es dringend nötig, einer wiederholten Sprengung durch Anlegung eiserner Baumbänder vorzubeugen. Ganz unzweckinäfsig wäre es aber, wollte man aus übertriebener Besorgnis die Frostspalten so- fort nach ihrer Entstehung mit Lehm, Cement, Baumwachs und dergl. aus- streichen, wodurch man nur die natür- liche normale Schliefsung des Spaltes zur Unmöglichkeit machen würde. Es bleibt vielmehr in solchen Fällen nichts weiter übrig, als nach Glattschneiden der Wundränder der Natur den Ver- / 322 Die Gartenwelt. VI, 27 t ^- heilungsprozefs mit Beginn der Vegetation zu überlassen und durch Anlegen von Baumbändern einer Wiederholung der Sprengung vorzubeugen. Schliefst sich ein Spalt nicht völlig von selbst, was hier und da einmal vorkommt , so ist dann immer noch Zeit für einen Wundverschlufs der eben angeführ- ten Art. Gleichzeitig ist mittels der eingangs angeführten Mafsnahmen für eine gründliche Holzreife zu sorgen, da sich das Übel meist nur auf schwammige, wenig gereifte Holzkörper beschränkt. Auf Frostbeschädigung sehr schwerer Art deutet eine Erschei- nung hin, die unter der Bezeich- nung Korklappen {siehe untere Ab- bildung) bekannt ist und sich an glattrindigen jungen Stämmen und Zweigen gewöhnlich erst im Mai und Juni bemerklich macht. Infolge tiefgehender Beschädigung durch den Frost heben sich die äufseren Rindenlagen in Gestalt von Blasen ab und vertrocknen unter Einwirkung der Frühjahrssonne vollständig. Hier- bei entstehen Längs- und Querrisse in der abgehobenen Rinde, so dafs sich dieselbe in Rindenfetzen teilt, welche sich rückwärts einrollen und mit Korklappen bezeichnet werden. Da bei einer derartig schweren Verwundung auch in den meisten Fällen die unter der vernichteten Rinde gelagerte Cambiumzone getötet ist, stirbt gewöhnlich der ganze betroffene Holzkörper ab. Diesem Übel läfst sich haupt- sächlich nur durch Herbeiführung einer guten Holzreife vorbeugen; ist der Schaden erst ein- getreten, so ist nicht mehr zu helfen. Auf Frostschäden leichterer Natur sind Ge- webebräunungen innerhalb des nicht völlig aus- gereiften Holzkörpers zurückzuführen, die nicht selten Veranlassung zur Gelbsucht und zum dauernden Siechtum, oder auch im Sommer zum plötzlichen Welken und Absterben vollbelaubter Bäume bezw. Zweige geben. Ist hiermit auch noch nicht die Zahl der Frostschäden des Rinden- und Holzkörpers unserer Obstbäume erschöpft, so ist doch der häufigsten und schwersten Erwähnung gethan, denen aber allen, in welcher Form sie auch auftreten mögen, nur durch eine sachgemäfse Baunipflege, beson- ders durch Wahl eines geeigneten Kulturbodens und passender Lage, richtige Sorten wähl, sachgemäfse Ernährung der Bäume, Verhütung vorzeitiger lokaler Erwärmung und durch die rechte Begünstigung der Holzreife vorgebeugt werden kann. >' a Frostplatte, d Brand. Vom Verfasser Tür die „Gartenwelt'^ gezeichnet. Korklappen. Vom Verfasser für die ^Gartenwelt" gezeichnet. Verdiente Fachgenossen. Emil Neubert. Wie bereits in No. 24 bekannt gegeben wurde, feierte der ehe- malige Handelsgärtner, jetzige Rentier Emil Neubert in Wandsbek am 10. vorigen Monats seinen 70. Geburtstag. Bei dieser Gelegenheit wurden dem greisen, allseitig hochverehrten Jubilar Kundgebungen der wärmsten Verehrung aus Nah und Fern entgegengebracht. Der Ham- burger Gartenbauverein, dessen langjähriger Schatzmeister und erfolg- reichster Berater Emil Neubert ist, ernannte ihn zu seinem Ehren- milgliede, welches er, so hoffen wir, noch recht lange in ungeschwäch- ter geistiger Frische bleiben wird. Die Herren Professor Dr. Zacharias und Handelsgärtner Friedrich Goebel überbrachten dem Jubilar das Diplom der Ehrenmitgliedschaft mit den Segenswünschen des Vereins. Emil Neubert wurde zu Blankenstein bei Dresden als der Sohn eines Pastors geboren. Ursprünglich zum Po.slfach bestimmt, trat er aber, einer tiefen Neigung zur Pflanzenwelt folgend , in die Gärtnerei von Gebrüder Maybier in Dresden als Lehrling ein. Nach Beendigung seiner Lehrzeit war Emil Neubert noch in mehreren Gärtnereien Dres- dens und seiner Umgebung thätig und wanderte dann nach Quedlin- burg, wo er beim alten Dippe Stellung fand. Von dort aus kam Neu- bert nach Hamburg und war längere Zeit in der damals berühmten Gärtnerei von C. H. Harmsen thätig. Hier lernte er auch seine spätere Lebensgefährtin, Bertha Harmsen, kennen und lieben. Von Hamburg ging Neubert nach England, wo er unter anderem im Regents-Parc in London und im botanischen Garten in Kew in Stellung war, dann nach Frankreich, um in Paris bei Lüddemann und im Jardin d'accli- matation seine Kenntnisse zu erweitern. Wieder nach Hamburg zurücl C. betragen. Man bespritzt die Bäume täglich zwei- bis dreimal. Die Zweige, welche keinen Fruchtansatz haben, werden auf ein oder zwei Augen zurückgeschnilten. Man bricht die überflüssigen Triebe aus, ebenso die Früchte, wenn es zu viele giebt. Vierte Periode, geht von der Steinbildung bis zur Fruchtreife und dauert 4 — 5 Wochen. Temperatur 25 — 30" C. Man entspitzt und heftet die Triebe an, um die Reife der Früchte zu begünstigen. Von Zeit zu Zeit soll begossen und gedüngt werden. Der Boden wird mit einer Schicht altem Stroh oder Mist bedeckt. Einige Tage vor der Reife entfernt man die Blätter über den Früchten, damit letztere Färbung erhalten. Dies mufs an einem regnerischen Tage vorgenommen wer- den, damit die Sonnenstrahlen die noch zarte Haut nicht beflecken. Nach der Ernte werden, wie schon gesagt, die Fenster abgenom- men und das Treibhaus wird den Witterungs- einflüssen bis zum nächsten Treiben ausgesetzt. Pfirsiche der ersten Saison sollten ab- wechselnd in der ersten und in der letzten Saison getrieben werden. Die der dritten und vierten Saison können alljährlich gleich ge- trieben werden. Emile Wyss, Versailles. — Zur rationellen Pfirsichtreiberei be- darf man drei- bis fünfjähriger gut vorgeschulter, schon wenigstens ein- bis zweimal verpflanzter Bäume. Diese pflanzt man im Herbst in das vorher gut gesäuberte, ausgeschwefelte und ge- lüftete Treibhaus in eine 125 cm hoch liegende Erde, bestehend aus -/^ lehmiger Rasenerde und '/j Mistbeeterde und Sand. Man pflanzt die nötigenfalls künstlich entblätterten Bäume möglichst flach, ohne sie junäclist anzuheften. Im Januar oder Februar des nächsten Jahres hefte man sie lose an und giefse und pflege die Bäume den Sommer hindurch und die nächsten Jahre zur Weiterentwicklung wie Pfir- siche am Spalier möglichst sorgsam und gleich- mäfsig. Im Alter von 7 — 8 Jahren sind die Bäume zum Treiben geeignet. Ehe man damit beginnt, säubert man die Bäume besonders an den Ansatzstellen der Zweige gründlich, indem man sie mit Tabaklösung und Seifenwasser wäscht und mit nicht zu harter Bürste abreibt; sind Schildläuse daran, so nimmt man eine Lösung von 8 Teilen Blut, i Teil Kalk und Rufs und Kuhdungwasser. Nun hefte man die Zweige fest an und schneide sie so, dafs möglichst jeder Zweig der Glasfläche und dem Licht zu- gewandt ist. Man lockert darauf den Boden auf und giebt einen Kuh- dunggufs. Man giefst dann mit erwärmtem Wasser. Ende Dezember beginnt man mit dem Treiben. Zunächst hält man die Temperatur am Tage auf 5 — 7 " C, nachts 2,5 — s'C., dabei wird täglich mit Wasser von 18— 22''C. drei- bis viermal gespritzt. Nach 8 — 14 Tagen erhöht man die Temperatur von Woche zu Woche um 2,5" C., bis man zur Tagestemperatur von 17,5" C. angelangt ist. Während der Blüte geht man auf eine Wärme von tags 12 — 15 und nachts 10 — 12, 5^0. zurück und lüftet nach Möglichkeit, um die Befruchtung zu fördern; hierbei mufs man bei gelindem Wetter und offenen Fenstern um i — 2" höher heizen. Nach der Blüte steigt man alle 2 — 3 Tage um 2" bis zu 20" C. am Tage; in der Nacht hält man die Temperatur auf 10 — 12", um das Wachstum der Früchte zu fördern. Man sorge für genügende Feuch- tigkeit, indem man das während der Blütezeit unterbrochene Spritzen wieder täglich drei- bis viermal vornimmt. Bei Sonnenschein wird gelüftet. Nach 8 — 10 Tagen tritt die Steinbildungsperiode ein, die etwa fünf Wochen dauert. Während dieser Zeit läfst man die Temperatur bis auf 12" C. Tageswärme heruntergehen und hört mit Spritzen auf 324 Die G a r t e n w e 1 1. VI, 27 Nach dieser Periode erhöht man allmählich die Temperatur um je 2,5'» bis auf 20—25" C., spritzt wiederum regelmälsig und lüftet; an warmen Tagen können die Fenster ganz abgenommen werden; das direkte Bespritzen der Früchte ist möglichst zu vermeiden. Haben sich während der Treiberei Blattläuse eingestellt, so räuchere man nach der Blüte mit Tabaksstaub. Sorten zum Frühtreiben (Beginn Dezember) sind: Early Moitlagiie, Purpur, Maddeine rouge, Blanche, Amsden, iVaterloo. Sorten zum Spättreiben (Beginn Januar) sind: Frühe Alexander, Amsden, Beatrice. M. Peters, Garteningenieur, kgl. gepr. Obergärtner, Berlin. Bemerkung zur Frage No. 207 (No. 22, Seite 263). — Ich besitze eine Fläche von 1'/',, preufsischen Morgen, welche mit Äpfeln und Birnen bepflanzt ist. Alter der Anlage ca. 18 Jahre. Bei I — '.5° °i Tiefe ist ständiges Grundwasser. Meine Beobachtungen sind nun die: Alle Birnen gedeihen sehr gut und tragen fast jährlich recht reichlich. Dieselben leiden absolut nicht an irgend einer Krankheit. Die Äpfel dagegen haben fast alle Krebs und Blutlaus. Alle Be- kämpfungsversuche waren bisher erfolglos. Triebe von i — 2,30 m sind keine Seltenheit, aber von Ertrag keine Spur. Nur in Jahren, in welchen der Herbst durchschnittlich recht trocken und das kommende Frühjahr ebenfalls trocken ist, kann ich stets auf reichlichen Ertrag rechnen. Wilh. Borgman, Handelsgärtner, Euskirchen. Tagesgeschichte. Cottbus. Die Stadtverordneten beschlossen die Anlage eines Friedhofes in dem südlichen Teile der Stadt und bewilligten hierfür 171 000 M. Crossen a. O. Zur rationellen Verwertung der hier geernteten Pflaumen (der Kreis Crossen hat von allen Kreisen des Regierungs- bezirkes Frankfurt a. O. die meisten Obstbäume, hauptsächlich Pflaumen- bäume) wurde vom hiesigen Gartenbauverein die Gründung einer Obstbau- und Verwertungsgenossenschaft beschlossen. Es verpflichteten sich sofort 12 Mitglieder durch Unterschrift, der Genossenschaft beizutreten. In erster Linie soll zunächst von der Genossenschaft das Einkochen bezw. Dörren des Obstes betrieben werden. K. Frankfurt a. M. Für den 30. und 31. August d. J. ist im hiesigen Palmengarten eine Liebhaberausstellung von Pflanzen geplant. Die Ausstellung, die wir nur als sehr dankenswertes, die Blumenlieb- haberei förderndes Unternehmen bezeichnen können, wird folgende Abteilungen umfassen: von Laien im Zimmer oder Glashaus gezogene Pflanzen, abgeschnittene Blumen (Stauden, Sommerblumen) aus dem Garten, Topfpflanzen und Zusammenstellungen von Blumen und Pflanzen aller Art, Tafclschmuck, Aquarien und Terrarien, Wasserpflanzen, Obst und Gemüse etc.; sie wird vollständig unabhängig von den anderen Darbietungen des Palmengartens sein, gleichwie seinerzeit die Bindekunst- und Dahlien-Ausstellung. H. Lüttich (Belgien). Die Aktien -Gesellschaft der Lütticher Weltausstellung beschlofs entgiltig, die Ausstellung im Jahre 1905 zu veranstalten. Nach 5 jähriger vorbereitender Arbeit sind alle Schwierig- keiten überwunden. Magdeburg. Man geht hier mit der Absicht um, dem früheren Gartendirektor der hiesigen Stadt, Niemeyer, der vor einiger Zeit in Weimar verstorben ist, einen Gedenkstein auf dem Rothenhorn zu er- richten. Dieser Beschlufs ist von der hiesigen Gartendeputation ein- stimmig gefafst, und wird den städtischen Behörden unterbreitet werden. Stuttgart. Nach dem Geschäftsbericht der hiesigen Stadt- garten-Gesellschaft für das Jahr 1901 betrugen die Einnahmen 35399 M, darunter ist das Abonnementskonto mit 10301 M. (Vor- anschlag 14000 M.), das Tageseinnahmen-Konto mit 16459 M., das Wirtschaftskonto mit 5625 M. aufgeführt. Auf Zinsenkonto wurden 1201 M. vereinnahmt. Unter den Ausgaben figuriert das Gehaltkonto mit 7674 M., das Musikkonto (für 173 Konzerte mit 16259 M., das Garten- unterhallungs-Konto mit 16562 M., das Spesenkonto mit 6821 M., das Bau- und Inventar-Unkostenkonto mit 4009 M., das Gartenbeleuchtungs- Konto mit 4429 M. Insgesamt betrugen die Ausgaben 58 029 M. Das Betriebsdefizil im Jahr I90[ betrug in runder Summe 24800 M., wo- durch sich der Verlust seit Bestehen der neuen Gesellschaft auf ca. 68000 M. erhöht. Rom. Am 31. V. M. fand hierselbst das auf Veranlassung des Ackerbauministers Baccelli gefeierte „Fest der Bäume" statt, auf wel- chem 12000 Bäume durch die Schüler der staatlichen und städtischen Schulen gepflanzt wurden. Personal-Nachrichten. Adix, Hermann, zuletzt Gartentechniker in Schierstein, wurde als grofsherzogl. Obergehilfe nach Ludwigslust (Mecklenburg) berufen. Michöl, Hans, bisher Schlofsgärtner des Frhr. v. Truchsefs zu Welzhau^en, wurde zum Fürstl. Oettingen'schen Hofgärtner in Seyfiieds- berg (Schweden) ernannt. Schulze, Hofgärtner im Hofküchengarten in Schwerin, wurde nach Ludwigslust versetzt, wo ihm die Leitung der grofsherzoglichen Anlagen „Schlofs-Prinzen-Blumen- und Küchengarten" übertragen wurde. Vohs, Hofgärtner in Ludwigsliist, wurde zur Leitung des grofs- herzogl. Hofküchengartens nach .Schwerin versetzt. Mitteilung der Redaktion. Mit der vorliegenden Nummer ist der Verlag der Gartenwelt aus den Händen des bisherigen Verlegers Herrn Gustav Scljmidt in Berlin in den Verlag der Herren Richard Carl Schmidt & Co. in Leipzig übergegangen. Der Geschäftsbetrieb des bisherigen Verlegers hat im Laufe der Jahre einen so grofsen Umfang angenommen, dafs es notwendig erschien, den gärtnerischen und naturwissenschaftlichen Verlag von demselben abzutrennen. An der raschen und grofsen Entwicklung der „Garten weit" hat Herr Gustav Schmidt einen wesentlichen Anteil, was ich ihm dankbar hiermit öfientlich bezeugen möchte. Fällt es mir auch schwer, mich nach fast 10 jährigen gemeinsamen und durch so schöne Erfolge gekrönten Arbeiten vom bisherigen Verleger zu trennen, so wird mir doch die Trennung erleichtert durch das Bewufstsein, dafs der Verlag der Gartenwelt in die Hände einer rührigen Spezialfirma gelangt ist, der es gleichfalls eine Ehrensache sein wird, die Zeitschrift in unveränderter Weise weiterzuführen. Der Verlagswechsel wird also äafserlich ohne jeden Einflufs auf die „Gartenwelt" sein. Die redaktionelle Leitung bleibt nach wie vor in Berlin in den Händen des Unterzeichneten und er wird gemeinsam mit den neuen Verlegern und unterstützt von zahlreichen alten und neuen bewährten Mitarbeitern seine ganze Kraft und sein ganzes Wissen nach wie vor für die Weiterentwicklung der „Gartenwelt" einsetzen, die dem guten Rufe, dessen sie sich in weiten Kreisen erfreut, auch weiterhin Ehre machen soll. Bis zum 10. d. M. befindet sich die Redaktion noch W. 35, Lützowstrafse 27, von da ab verlege ich dieselbe gleichzeitig mit meiner Privatwohnung nach W. 62, Bayreulher Strafse 30, Hochparterre. Zur Vereinfachung des Geschäftsbetriebes bitte ich die Leser und Geschäfts- freunde der ,.Gartenwelt", alle die Redaktion betreffenden Zuschriften und Einsendungen direkt an meine Adresse nach Berlin zu richten, während alle den Verlag betreffenden Angelegenheiten (Abonnements, Inserate u. s.w., soweit sich diese auf die Zeit nach dem i. April d. J. beziehen) an Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig, Lindenstrafse 2, zu richten sind. Den Berlin besuchenden auswärtigen Abonnenten stellt sich die Redaktion zur Erteilung von Rat in beruflichen Angelegenheiten gern zur Verfügung. Unsere neuen Redaktionsräume befinden sich im schönsten Teile des Westens Berlins und sind mit mehreren Linien der elektrischen Strafsenbahn, mit der Stadt- und Ringbahn (Station Zoologischer Garten) und mit der elektrischen Hoch- und Untergrundbahn (Station Witten- bergplatz) rasch zu erreichen. Redaktionssprechslunden Wochentags von 9 — I Uhr. Berlin, Anfang April. Max Hesdörffer. Verantwortl. Redakteur: Ma.x Hesdörffer in Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co. in Leipzig. — Druck von Oscar Brandstctter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gresamten Gartenbau, Jahrgang VI. 12. April 1902. No. 28. Nachdruck latd Nachbildung cats dem InJiali dieser ZeUsckrift wird sirafrecfUlich verfolgt. Topfpflanzen. Dankbare Sonerilen. ^■on F. Rehnelt, grofsh. Garteninspektor, Giefsen. (Hierzu drti Abbildungen.) Von diesen als reizende Warmhausblüher bekannten Melastomaceen sind nur sehr wenige eigendiche Arten in Kultur. Desto eifriger aber werden die zahlreichen Hybriden gepflegt, die man, um die prächtig gezeichneten Blätter vor Flecken zu bewahren, gleich den Bertolonien gern unter doppel- tem Glasabschlufs in sogenannten Schwitzkästen hält, weil sie hier gegen Niederschläge, schroffen Temperaturwechsel und unvor- sichtiges Spritzen am sichersten geschützt sind. Diese Kultur- methode, die für die zärtlichen und feinen Sorten eine unerläfs- liche Bedingung des Erfolges ist, hat nun dazu geführt, dafs viele Gärtner gar nicht anders können, als alle Sonerilen unter Luft- abschlufs zu kultivieren, auch die robusteren, die im niedrigen feuchten Warmhause auf der Tablette viel üppiger gedeihen und reicher blühen, als die gegen jeden Luftzug ängstlich gehüteten Schwächlinge. Auch ein Ver- sauern der Erde kommt dabei kaum vor. Auf diese Weise, d. h. ohne das Hilfsmittel der Glas- kästen, werden hier seit einigen Jahren eine Anzahl Sonerilen in den Sorten margaritacea, Orientalis und Hendersoni argeniea zu umfangreichen Schaustücken gezogen, die im Spätherbst Die Gartenwelt. VI. im Schmucke der hellrosa Blüten, deren Schönheit durch goldgelbe Antheren gehoben wird, eine hervorragende Zierde der Warmhäuser bilden, auf die Dauer vieler Wochen, nach- dem sie über Sommer durch die üppigen, prachtvoll gefärbten und anmutig geformten Blätter erfreut haben. Auf Veranlas- sung der verehrlichen Redaktion wurden vorigen Herbst drei solcher Pflanzen photographiert. Die Bilder auf Seite 326 und und 327 zeigen Büsche, deren Durchmesser man am besten Sonerila Hendersoni argentea. Im botaüischeri Garten zu Giefsen Tür die „Gartcnwelt" photographisch aufgenommen. 326 Die G a r t c n w e 1 1. VI, 28 an dem unten noch sichtbaren Tischchen erkennen kann, das einen Durchmesser von 60 cm hat. Die Seitenzweige stehen bei beiden Pflanzen noch ein Endchen über. Die auf der Titelseite abgebildete und als leicht gedeihend bekannte alte Soiurila Hendersoni argentea bleibt viel kleiner; man erhält aber ansehnliche Exemplare, wenn man 5 bis 10 Stück davon in Schalen zusammenpflanzt. Als besonders dankbar und willig wachsend, auch nicht so leicht zum Faulen geneigt, mufs die im Jahre 1889 von und benutzt die im Februar-März sich entwickelnden jungen Triebe zur Vermehrung. Alte Pflanzen weiter kultivieren zu wollen, ist ganz zu verwerfen. Was sonst noch über die Kultur zu sagen wäre, ist bereits in der sehr ausführlichen vortrefflichen Abhandlung des Herrn Mädicke vom Palmengarten in Frankfurt a. M. im Jahrgang II, Seite 277 — 280, erwähnt worden. Sonerila margaritacea. Im botanischen Garten zu Giefsen für die , Gartenwelt" photographisch aufgenommen. W. Bull in London eingerührte Sa/ien7a orie/italis (siehe Abb. Seite 327) bezeichnet werden. Es giebt von ihr auch bunt- laubige Varietäten, aber die rotblätterige, von einem pracht- vollen dunklen Rot der Belaubung, das erst während der Blüte verblafst, ist, wenn nicht die schönste, so doch die dankbarste in der Blüte; sie wächst kräftig aufrecht, verzweigt sich gut und ist von allen Sonerilen, die ich kenne, die un- empfindlichste. Bei genügender Nahrung macht sie kolossale Büsche. Nur mufs man sich vor einem Überdüngen hüten, sie bekommt sonst gelbe Ränder und geht zurück. Nach der Blüte wird sie, gleich S. margaritacea (siehe obenstehende Abbildung), unansehnhch. Man stellt sie dann etwas trockener Zwiebel- und Knollengewächse. Empfehlenswerte Canna-Neuheiten von 1900 — 1902. \'on Obergärtner H. Hartmann, Stuttgart. Die Canna erfreut sich einer von Jahr zu Jahr steigenden Beliebtheit. Das drückt sich am deutlichsten darin aus, dafs es sich bedeutende gärtnerische Firmen angelegen sein lassen, diese Pflanze immer mehr zu vervollkommnen und darin, dafs das Publikum dieselbe gern sieht und kauft. Die Canna hat Eigen- schaften, die ideal zu nennen sind. Als Knolle im ruhenden Stadium bildet sie einen bequemen Handelsartikel, am Orte der Kultur verlangt sie den denkbar geringsten Raum ; einmal im VI, 28 Die Gartenwelt. 327 Triebe, entwickelt sie sich zu einer sehr dekorativen Pflanze, die im Sommer eine wahre Zierde der Gärten ist. Die Vervoll- kommnung der Canna ist so weit gediehen, dafs es dem gewissen- haften Züchter schwer ist, Neues und Hervorragendes zu erzielen, und die Auswahl aus den Sämlingen wird eine immer engere. Es verlohnt sich der Mühe, die Früchte der Jahre 1900 — 1902 der bedeutendsten Züchter nachstehend anzuführen : Neuheiten von Wilhelm Pfitzer, Stuttgart, für 1900. „Harry /.aing'^ . E.xtra grofsblumig, von edlem Bau, hell- karminzinnoberrot; wird 1,50—2 m hoch; Blätter dunkelgrün. „Prof. Hugo de Friis". Blätter dunkelgrün; Blumen rein kar- minrot, auffallend neue Färbung; wird 0,80 — i m hoch. „Miss Aniy Ker'^ . Blätter hellgrün; Blumen rahmweifs; wird 0,80 — I m hoch. „Elisabeth Hoss^' . Blätter saftig grasgrün; Blumen dunkel- schwefelgelb, scharlachkarmin gefleckt; runde, edle, enorm grofse Blumenblätter; wird 1,50 — 2 m hoch. „Mrs. Geo A. Slröhlein'-^ Blätter breit, hellbraun; Blumen hell- amarant, sehr grofs; ganz auffallende Färbung; wird 1,10 bis 1,40 m hoch. „Karl Schmidt'-' . Blätter dunkelgrün, metallisch braunrot an- Sonerila Orientalis. Im botanischen Gallen zu Giefsen für die „Gartenwelt' photographisch aufgenommen. „Grofsherzog Ernst Ludwig von Hessen'^. Blätter glänzend me- tallisch tief braunrot; Blumen scharlachorange mit 4 enorm grofsen, ganz runden Blumenblättern; wird 1,50— 2 m hoch. ^Theodor Mayer'-' . Blätter dunkelgrün, braun genervt; Blumen karminpurpurn, sehr grofsblumig. „Ludzuig Tesdorpf"-. Blätter dunkelbraunrot; Blumen hell- karminblutrot mit runden Fetalen. Die Sorte wird 1,10—1,50 m hoch. „Arthur William Paul". Blätter glänzend dunkel metallisch braunrot, von auffallender Schönheit; Blumen dunkelorangerot, karmin gefleckt; wird 1,10— 1,50 m hoch. gehaucht; Blumen orange, karmin bemalt, mit 4 ganz gleich- mäfsigen, runden Blumenblättern; wird 1,50—2 m hoch. „Alois Nerger". Blätter hellbraunrot; Blumen ganz besonders rund, feurig mennigrot mit karmin; wird 0,80—1 m hoch. Neuheiten derselben Firma für 1901. „Alma Sactur". Blätter dunkelgrün, braun geädert; Blumen mit 4 gleichmäfsig abgerundeten, zurückgeschlagenen Fetalen, safrangelb mit orange, prächtige Dolden bildend. In Form und Farbe ganz auffallend ; die schönste aller tiefgelben Cannas ; wird 0,80 - I m hoch. 28* 328 Die Garten weit. VI, 28 ^Hermann Fischer'^. Blätter metallisch braunrot ; Blumen vier- petalig, feurig mennigorange mit karmin, sehr grofse Dolden bildend; reichblühend, wird 1,10— 1,40 m hoch. „Fräulein Anna Btnary'-' . Blätter graugrün, sehr steif aufrecht- stehend; Blumen äufserst zart lachsfarbig mit lila durchflössen. Die Farbe geht im Verblühen in ein liebliches Fleischfarbigrosa über. Ganz neue, prachtvolle Färbung bei Cannas. Wird 1,10 bis 1,40 m hoch. „Ho/gärtner Dt/lmanit'-^ . Blätter braunrot. Die enorm grofsen, breitpetaligen, bis ungefähr 15 cm Durchmesser haltenden Blumen sind sammetig- karminblutrot mit feuerrot beleuchtet. Riesige Blütendolden von wirklich grofsartigem Effekt. Wird 1,10 — 1,40 m hoch. „Franz Graf v. Thun" . Blätter dunkelgrün; Blumen edel ge- baut mit aljgerundeten, zurückgeschlagenen Petalen, amarantrot, unteres Blumenblatt ganz leicht orangegelb gezeichnet; wird 1,10 — 1,40 m hoch. „Luigi Beretla". Mit breiten, dunkelgrünen Blättern. Blumen riesig grofs, scharlachorange, im Verblühen in karmin übergehend ; wird 1,10 — 1,40 m hoch. „Mrs. Jas. IVigan". Blätter breit, schön braunrot; Blumen leuchtend altgoldgelb, gegen die Mitte orange, mit 4 runden Blumenblättern. „Dr. Cavcf^. Blätter breit, dunkelgrün. Die grofsen, vier- petaligen Blumen sind Scharlach mit karmin, riesig grofse Dolden bildend. „Ilofmarschall v. St. Paul'-'. Mit dunkelgrünen Blättern und enormen, vierpetaHgen Blumen, sammetig hellpurpurn; zahlreiche Rispen von kolossaler Grofse. Sehr effektvoll. „Frau Fremerniann". Blätter hellgrün; Wuchs niedrig und gedrungen ; Blume grofs mit ganz runden fetalen, scharlach- kapuzinerrot mit goldgelbem Rand und Flecken. Zu Einfassungen sehr geeignet, weil nur 0,60 — 0,80 cm hoch werdend. „Prof. Rodenwaldt^. Blätter hellgrün; Blumen mit 4 breiten Petalen, sammetig dunkelblutrot mit feuerrot beleuchtet, zahlreiche effektvolle Dolden bildend. Niedrig und kompakt wachsend. Neuheiten derselben Firma für 1902. „Andenken an J. //. Krelage". Blätter extra grofs und breit, prächtig metallisch braunrot mit bronzierter Rückseite. Die Blu- men sind aus 4 gleichmäfsigen Petalen gebildet, enorm grofs, feurig zinnoberrot, zu tadellos gebauten, riesigen Dolden ver- einigt. Unter den rotblättrigen ist dies eine der effektvollsten, sowohl in Grofse der Dolden als auch im Blattwerk. Wird 1,10 bis 1,40 m hoch. „R, Wallace". Blätter saftig grün ; Blumen grofs mit breiten Petalen, leuchtend kanariengelb, zu locker gebauten, grofsen, zahl- reichen Rispen vereinigt, von wirklich imposantem Effekt; sehr reichblühend. „Rudolf Groiue" . Blätter kupferig braunrot; Blumen mittel- grofs, leuchtend sammetig purpurn; sehr effektvoll. „Direktor Wallmark'* . Blätter braunrot mit Metallglanz; Blu- men creme mit fleischfarbigem Ton, im \'erblühen in hellrosa übergehend; neue Färbung. „C. Ulrich'*. Blätter dunkelgrün; Blumen ziegelrosa mit kar- min; Petalen sehr grofs, abgerundet. „Karl Riide^'. Blätter hellgrün; Blumen citronengelb mit goldigem Schimmer, ockerfarbig punktiert; extra schöne Färbung. „Julius Engel". Blätter bläulich-grün. Grundfarbe der Blu- men goldgelb, Scharlach geädert und getupft, Rückseite ocker- gelb; neue, schöne, auffallende Färbung. Sehr reichblühend. „J.B.van der Schott*. Blätter extra breit, grasgrün; Blu- men sehr grofs mit 4 breiten Petalen, Farbe dunkelcitronengelb, purpur punktiert; auffallende Färbung; Wachstum ist üppig und robust; Blumendolden sind sehr grofs; sehr empfehlenswert. „Nicolaus J.amiert*. Blätter dunkelgrün; Blumen leuchtend purpuramarant in grofsen, reich verzweigten Rispen. „Stadigärtner Ihennemann* . Die Blätter sind .l/)«a- ähnlich; Blumen grofs, leuchtend orange; sehr reichblühend und effektvoll. „E. Steinkopff*. Blätter metallisch braunrot; Blumen feurig scharlachrot mit blutrot gezeichnet, von riesiger Grofse; Petalen sehr breit und abgerundet. Sehr zu empfehlen. „Direktor M. Iloltze*. Blätter hellgrün; Blumen leuchtend citronengelb, in der Mitte dunkelkarmin punktiert. Sehr reich- blühend und niedrig bleibend; eignet sich vorzüglich zur Gruppen- bepflanzung. Alle oben erwähnten Sorten sind empfehlenswert. Von J. C. Ernst in Stuttgart wurden 1900 in den Handel gegeben : „Herzogin U'era". Blätter grün; Blumen hellschwefelgelb; wird 0,80 — 0,85 m hoch. „Venus". Blätter hellgrün; Blumen blafsgelb, blafsrosa ge- spritzt, sehr reichblühend; wird 0,80— 0,90 m hoch. „Hcfgärtner Satnmel", Blätter grün; Blumen orange mit lila Schein und feurigen Punkten. Neuheilen derselben Firma für 1901: „Riese von Stuttgart". Blätter dunkelgrün; Blumen riesig, 18 cm im Durchmesser, zinnoberrot mit gelbem Saum, sehr grofs; wird 1,10 — 1,50 m hoch. „Graf IValdersee". Blätter rot; Blumen grofs, mennigorange; wird 1,50 — 2 m hoch. „Kaiserin .lugusta". Blätter hellgrün; Blumen zart orange, breit hellgelb umrandet; 1,10— 1,40 m hoch, „Stadtobergärtner Fritz". Blätter dunkelgrün; Blumen leuch- tend ockerfarbig; wird 1,10— 1,50 m hoch. Von Crozy-Nancy wurden im Jahre 1900 in den Mandel gegeben : „Mad. Paul Lorenz" . Blätter grün; Blumen lebhaft kapuziner- rot mit dunkelgelber Mitte; wird 0,80—0,95 m hoch. „Comtesse dt Breteuil-' . Blätter hellgrün; Blumen rosa: wird 0,80—0,90 m hoch. „."Michel Müsset". Biälter grün; Blumen dunkelkirschrot mit blutrot und orange durchflössen: wird 1,40 m hoch. „l'an Tubergcn" . Blätter blaugrün; Blumen grofs, schwefel- gelb mit einem braunen Flecken auf dem unteren Blumenblatt; wird 0,80 — 0,85 m hoch. „IV. .4tlee Burpee". Blätter purpurrot; Blumen magentarosa, extra schön; wird i — ',30 m hoch. „Mad. Loteis Druz". Blätter grün; Blumen leuchtend purpur; wird 0,80—0,90 m hoch. Neuheiten derselben Firma für 1901 : „Boule d^or". Blätter grün; Blumen in dichten Rispen, leb- haft goldgelb, ockerfarben: wird 0,70—0,85 m hoch. „Izquierdo Salvador". Blätter dunkelgrün; Blumen mennigrot mit rosa, goldgelb umrandet; wird 0,80 — 0,90 m hoch. „Ernst H. Krelage" . Blätter dunkelgrün ; Blumen grofs, Petalen lang, hellkarmin-kirschrot; wird 0,80—1 m hoch. „r Dehono". Blätter grün; Blumen zahlreich, johannisbeer- rot mit amarant; 1,20-1,40 m hoch. „.Mad. A. Bonnefous". Blätter grün; Blumen grofs, Scharlach, unregelmäfsig gelb gefleckt, kanariengelb umsäumt; wird 0,80 bis 0,90 m hoch. „Henry Cannell" . Blätter grün; Blumen purpurgranatrot, breit, goldgelb berandet; niedrig, reichblühend. VI, 28 Die Gaitcnwclt. 329 \'on Bruant in Poitiers wurden 1900 bis 1901 in den Handel gegeben: ^Caiiiclcm". Blätter hellgrün; Blumen rund, mennigorange, kanariengelb gesäumt; wird 0,70—0,80 m hoch. „President de Peroiine". Blätter braunrot; Blumen zinnoberorange, dunkler marmoriert; wird 0,80 — 0,95 m hoch. „M. Florenl Pai/weh^^ . Blätter grün; Blu- men enorm, liellorange mit kapuzinerrot; e.\tra 1,10—1,45 "i hoch. „iM. F. Jamcir'^ . Blätter grün; Blumen zinnoberorange. Von verschiedenen anderen Züchtern wurden 1900 — 1902 folgende in den Handel gegeben : yjObergartendirektor Boitche'-^ Blätter grün; Blumen nankinggelb mit pfirsichfarbigem Anflug; wird 1,40 — 2 m hoch. Von Paul Lorenz, Zvvickau. „Mrs. Kate Gray^' . Diese Neuheit ist eine Kreuzung zwischen „Italia" und ^Mad. Croz/'. Die Blätter sind ^/«ra-ähnlich, blaugrün; Blumen enorm grofs mit breiten, runden Petalen, reich orangescharlach mit goldigem Widerschein; sie widerstehen der gröfsten Sonnenhitze; wird 1,50 — 2,10 m hoch. Von How & Son, Kalifornien. ,,.'!///<•. J//7/.y-'. Blätter dunkelgrün; Blu- men dunkellachsrosa; wird 1,10 — 1,50 m hoch. \'on Delenil in Hycres. Die hier angeführten Catma sind die schönsten und dankbarsten und sollten darum in keinem unserer Ziergärten fehlen, denn sie blühen unermüdlich den ganzen Sommer, bis der Frost sie zerstört. Einiges über die Verwendung der Canna. — In der Handelsgärtnerei des Herrn W. Winkelmann, Rodenkirchen bei Köln, hatte ich Ende Januar vorigen Jahres ver- sucht, Canna zu treiben. Wir hatten vom vorhergehenden Herbst eine ziemliche An- zahl minderwertiger Canna ausrangiert, und um diese nicht wegwerfen zu müssen, brachte ich sie in den Pflanzschuppen, wo ich Ende Januar einen Teil derselben in Handkästen legte und dann in die Treiberei unter die Tabletten stellte. Nach- dem dieselben etwas ausgetrieben halten, brachte ich sie auf eine niedere Tablette, wo ich die Kästen tagsüber öfters spritzte. Um diese Canna im Dunkeln zu treiben, weil ich nur dann auf den gewünschten Erfolg hoffen durfte, liefs ich ein Stück des Hauses, soweit die Canna reichten, zugedeckt und hängte auf beiden Seiten innerhalb des Hauses einige Bastmatten herunter. Nach ungefähr drei Wochen hatten die Triebe eine Länge von 30 — -o cm er- reicht und die Blätter zeigten eine wunderschöne, zart gelbe Farbe. Um die Pflanzen noch etwas abzuhärten, stellte ich die- selben dann noch 1 — 2 Tage in einen kühleren (ebenfalls dunklen) Raum. Die Blätter bildeten einen begehrten Artikel für Tafel- dekoration und gröfsere Blumenkörbe, Vasen u. s. w., da sie durch ihre zarte gelbe Farbe sehr eftektvoU wirkten. Von den dortigen Blumengeschäften wurden für einzelne Triebe 25 und Prunus avium fl. pl. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen (Text Seite 330). 30 Pf. bezahlt. Da man zu diesem Zwecke die minderwertigen 07H«a-Sorten verwenden kann, so würde sich diese Verwertung gewifs sehr lohnen, namentlich wenn sie schon auf Weihnachten und Neujahr getrieben werden, zu welcher Zeit sie um so wert- voller sind. A. Lutz, Kent (England). Tigridien. — Unter der grofsen Familie der Iridaceen ist die Gattung l'igridia eine der schönsten und interessantesten. Das schwertförmige Laub dieser Iridacee, das etwa 60 — 80 cm lang wird, sieht dem Laube der Gladiolus täuschend ähnlich. Die Zwiebel ist schuppig, am Wurzelkuchen oval gerundet. Einige der schönsten Sorten sind Tigridia Pavonia, mit leuchtend roten, am Grunde violett gefärbten und gelb und purpurrot gefleckten äufseren Kronkelchblättern und drei inneren gelben, rotgefleck- ten Blumenblättern ; Tigridia Pavonia conchiflora alba, mit grofsen, wachsweifsen Blumen; Tigridia Pavonia conchiflora, mit mattgelben, 330 Die G.irtenwelt. VI, 28 in derVeitiefung braunrot gefleckten und punktierten Blumen ; Tigridia Pavonia rosea, etwas lebhafter gezeichnet als Piivonia; Tigridia Pavonia ülachia, mit lilaen, am Grunde weifs durch- zogenen Blumen. Die Blumen, die etwa 12 cm Durchmesser erreichen, präsentieren sich auf steifen Stielen frei über dem Laube und sind eigenartig geformt. Von einer runden, kapsei- förmigen, etwa fünfmarkstückgrofsen Vertiefung breiten sich sechs unsymmetrisch geformte Kronkelchblätter aus, wo durch den Blumen eine eigenartige, merk- würdige Form gegeben wird. Der Flor der Tigridien fällt in die Zeit vom August bis Oktober. Da diese Iridacee nicht winterhart ist, so nimmt man die Zwiebeln, bevor starke Fröste eintreten, aus der Erde und überwintert sie, in Erde eingeschlagen, in einem frostfreiem Räume. Die Vermehrung geschieht durch Brutzwiebeln. Die Tigri- dien gedeihen am besten in kräftiger, alter, verrotteter Erde. Bei anhaltender Dürre ist bewässern. G Orchideen. Acer nikoense. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. reichlich zu Besoke. Gehölze. Prunus avium var. fl. pl. (Abb. Seite 329). — Es giebt keinen schönblühenden Zierbaum, der eine so ansehnliche Gröfse zu erreichen im stände ist, wie die gefülltblühende Vogelkirsche. Der hiesige botanische Garten besitzt eine solche von ganz hervor- ragender Gröfse und Üppigkeit; ihre Höhe beträgt 15 m, der Stammumfang 2,30 m und der Kronendurchmesser 13 m. Noch jährlich treibt der Baum sehr kräftig, zur Blütezeit aber bietet er ge- radezu ein überwältigendes Bild ; namentlich wenn die tiefstehende Sonne die Hunderttausende von Blumen mehr von der Seite her beleuchtet, ist die Wirkung am besten, man vermeint, sich vor einem mächtigen Blumenberge zu befinden. Die Anpflanzung des Baumes ist dringend zu empfehlen; nur ein Mangel haftet ihm an; der Aufbau der Krone ist nicht recht malerisch. Rettig, Jena. Acer niko6nse Max. (nicht Miq.)*) — Dieser noch wenig verbreitete, 1S94 aus Japan eingeführte Eschenahorn zeich- nete sich letzten Herbst durch auffallend prächtige, langandauernde Herbstfärbung aus. Das Kolorit ist nicht so lebhaft rot wie bei A. Ginnala, es ist gesättigter, mehr ins Violette spielend, aber nicht weniger schön, so dafs, wenn der Name „Purpur-Ahorn" nicht schon für ./. purpurascens Franch. vergeben wäre, er dieser Bezeichnung alle Ehre machen könnte. Im Vaterlande soll ./. nikoense ein mächtiger Baum von 30 — 40 m Höhe werden. Bei uns wächst er, in der Jugend wenigstens, viel langsamer als die einheimischen Arten. Einige sieben Jahre alte Stämmchen haben nicht über Mannshöhe. Die Äste stehen fast wagerecht ab. Die Zweige und die dreizähligen Blätter (siehe obenstehende Abbildung) sind dicht mit langen, abstehenden Haaren besetzt. Nach den bisherigen Erfahrungen kann Acer niko'cmc bei uns in Deutschland als vollkommen winterhart gelten. Rehnelt. *) Man vergl. Dippel, Laubholzkunde, Bd. II, S. 465. ciisifol. ist nicht syn. mit A. nikoense Miq. Acer Habenarien des freien Landes. Von G. Reuthe, Feltham, England. L^bschon die meisten Arten der harten Habenarien ebenso schön sind als die tropischen, die doch wenigstens teilweise in jeder einiger- mafsen kompletten Sammlung ange- troffen werden, so glaube ich doch, dafs sie in Deutschland so gut wie gar nicht bekannt sind und höchst selten kultiviert werden. Die schönsten Habenarien des freien Landes wachsen meist in den sumpfigen Wäldern Nordamerikas. Wir haben sie ohne Schwierigkeit in reinem Sphagnum kultiviert, und wenn sie auch nicht dieselbe Höhe erreichten wie unter den natür- lichen Verhältnissen, so waren sie jedenfalls ebenso schön als die wildwachsenden Pflanzen. Aus ihrem Vaterlande im- portierte Pflanzen werden einfach sofort nach ihrer Ankunft in Moos eingelegt und später auf tief gelegene, von Thiiya- Hecken umgebene Beete gepflanzt, und zwar in Sphagnum gelegt, dessen obere Schicht noch wachsend, während die untere Schicht schon halb verrottet ist. Diese Beete werden durch Giefsen stets feucht gehalten, zumal vom Mai ab bis August oder September, der Zeit des Wachstums. Da bei uns im Winter meist die Schneedecke fehlt, so werden sie noch etwas mit Laub gedeckt, welches während des Winters ver- fault und dann liegen bleibt, und somit gleich noch Nahrung giebt. Die beste Zeit zum Pflanzen ist März. Wie die meisten derartigen Orchideen müssen sie vor allen Dingen Schutz gegen Wind und Sonne haben, und obschon sie in einem viel kältern Klima zu Hause sind als das Norddeutschlands, so verlangen sie doch leichte Deckung während des Winters, weil in der Heimat eine fast niemals fehlende Schnee- und Laubdecke für den nötigen Schutz sorgt. In ihrem Vater- lande vermehren sich die Habenarien leicht aus Samen, den sie reichlich tragen. Bei den kultivierten Pflanzen dagegen ist, ausgenommen in den allergünstigsten Fällen, auf keine andere als natürliche Vermehrung durch Seitentriebe zu rechnen. Die Habenarien Nordamerikas sind nahe mit den nord- und mitteleuropäischen Piatanthera (P. bifolia und P. chlorantha) verwandt, unterscheiden sich jedoch schon wesentlich durch das knolleuartige Rhizom der Wurzel und auch durch die viel gröfsere und schönfarbigere Blüte und mehr ornamentalen Wuchs. H. cristata. Die Wurzelblätter sind lanzetllich, 15 bis 30 cm lang und 2 — 4 cm breit. Die Stammblätter werden mehr und mehr kleiner, je höher sie am Stengel wachsen. Der Stengel wird ungefähr 30 — 40 cm hoch. Die Blumen sind mittelgrofs, goldgelb, mit runden Fetalen, die Lippe ist breit, gefranst imd gekerbt. Blüht im Juli. H. ciliaris R. Br. hat gröfse, breite, hellgrüne, lanzett- liche oder verkehrt eiförmige Blätter. Der Blütenstand ist traubenförmig, 40 — 50 cm hoch. Die schönen gold- oder VI, 28 Die Gartenwelt. 331 orangegelbeu Blumen haben lange linealische Fetalen, welche an den Seiten gefranst sind ; auch die lange und breite Lippe hat lange haarige Fransen. H. ciliaris ist eine der aller- schönsten Habenarien, die an Schönheit selbst von den tropi- schen Spezies nicht übertroften wird; dabei ist sie leicht zu kultivieren. Blütezeit Juli oder August. H. bkphariglottis hat grofse breite, hellgrüne Blätter mit einem meist dicken Stengel, der 30 cm hoch wird. Die Blumen sind reinweifs, mit spateiförmigen Fetalen und oval- lanzettlicher Lippe, ebenfalls mit haarartigen Fransen an den Rändern. Blütezeit Juli oder August. H. leiicophaea. Blätter sind dunkelgrün, verkehrt eirund oder lanzettlich. Die Blumen sind grofs, grünlich oder gelb- lich, mitunter auch reinweifs; Fetalen verkehrt eirund, ge- zähnt, Lippe fächerförmig. Der Stengel wird mitunter i bis 1,30 m lang. Blüht im Juli. H. lacera. Blätter lanzettlich, Blütenstand traubenartig, Blumen weifslich, Fetalen sind länglich linealisch, Lippe ist mehrmals geteilt in schmale haarförmige Teile. Blüht im Juni und Juli. H. fimbriata und H. psycodes. Der Unterschied ist so gering, dafs es schwer ist, beide voneinander zu unterscheiden, doch blüht H. psycodes viel später als H. fimbriata. Die Be- schreibung soll deshalb für beide gelten. Die Blätter sind lanzettlich, 15 — 30 cm lang. Der Blütenstand ist traubenartig, mit 30 — 40 cm hohem Stengel. Die Farbe der Blumen ist rosa oder rosapurpur, mitunter auch weifslich und hellrosa. Die Sepalen sind oval, wie auch die Fetalen, die an den Seiten gezähnt sind; die nach unten lange, ge- bogene grofse Lippe ist fächerförmig und ge- franst. Blüht im Juni. H. psycodes blüht im August oder September. Eine sehr schöne, höchst seltene Form, an die schöne H. fimbriata erinnernd, erhielten wir vor einigen Jahren aus Amerika als H. grandi- flora. Die Blumen sind wenigstens noch zwei- mal so grofs, als die von H. fimbriata, ob- schon die Stengel nied- riger und die Blumen weniger zahlreich sind. Die Farbe der Blüte ist hell- oder lilapurpurrot, die Lippe ist geteilt und mit langen haar- förmigen Fransen ver- sehen. Blüht im Juli oder August. H. peramoena, eine sehr schöne Art, die breite, grofse, ovale Blätter von hellgrüner Farbe hat, und einen hohen Stengel mit pyramidenförmigem, dicht gedrängtem Blütenstand. Sepalen und Fetalen sind oval. Die breite und lange Lippe ist unregelmäfsig, mit keilförmigen Teilen und an den Seiten gezähnt. Die Farbe der herrlichen Blüte ist violett. Blüht im August bis September. Sehr seltene Art. Weniger schön, obschon interessant und schön genug, um kultiviert zu werden, sind die folgenden Spezies: H. elegans. Die Blätter dieser Art sind hellgrün, lanzett- lich, 15 — 20 cm lang, während die dicht gedrängt am Stengel sitzenden Blumen weifs sind. Sepalen und Fetalen sind un- scheinbar, mit zungenförmiger Lippe. An die vorige sich anschliefsend ist H. iinalasc/iensis , mit demselben Habitus, aber in Traubenform stehenden, eleganten Blumen von rein- weifser Farbe. Blühen im Juli. H. sparsiflora. Die Blätter dieser Art sind lanzettlich, hell graugrün; der dünne Stengel 30 — 60 cm hoch, mit in- teressant grünen Blumen. Sepalen und Fetalen wie auch die Lippe sind schmal. Blüht im Juli. Wenig verschieden von jener sind H. pedicellata und H. gracUis, wie auch hyper- borea, aber mit langem, 50 — 80 cm hohem Stengel. Die Blu- men sind grünlich. ' H. hucostachys. Der dicke Stengel dieser Spezies wird I — 1,50 m hoch, trägt lange lanzettliche Blätter und grofse weifse Blumen, die aa einem langen pyramidenförmigen Blüten- stand im Juli erscheiueu. H. Cooperi hat lanzettliche Blätter und trägt an meter- hohem Stengel etwa 50 — 100 grofse, gelbe oder gelblich- Gruppe von Lobelia Rivoirei eingefalst mit Fuchsia „Fürst Otto von Wernigerode". Originalaufnahme für die „GartenweU" (Text Seite 332). 332 Die Gartenwelt. VI, 28 weifse Blumen mit verkehrt -eirunden Fetalen und Sepalen und eiförmiger Lippe. Blüht im Juni oder Juli. H. Hookeri Torr., mit breiten, schildförmigen, dunkel- grünen Blättern, und wenig beblättertem oder meist nacktem 30 cm hohem Stengel. Die Blumen sind gelb, klein, in Ähren- form stehend. Sepalen und Fetalen sind lanzettlich, auch die Lippe ist lanzettlich scharf zugespitzt. Blüht im Juni. H. orbicidata hat noch gröfsere, hellgrüne, unterseits silberweifse Blätter, und meist nur zwei, dicht am Boden liegende Stengelblätter, welche linealisch sind. Blumen in Traubenform stehend, grünlich-weifs mit langer hängender Lippe. Blüht im Juli. H. dilatata. Wenn man die Pflanze zur Blütezeit be- trachtet, so wird man lebhaft an unsere deutsche Gymnadenia erinnert, wie man sie in der Schweiz antrifft, wo diese Gattung meist kräftigere Formen annimmt als in Thüringen. Die Blätter sind lanzettlich, hellgraugrün, mit meterhohem, dickem Stengel, in ährenförmigem Blütenstand mit reinweifsen, wohl- riechenden Blumen. Blüht im Juli. H. rotundifolia. Meist einblattig, mit grofsem runden oder ovalem Blatt. Blütenstand in Traubenform, mit meter- hohem Stengel. Die Blumen sind purpurrot oder auch rosa, mit weifser, purpurrot punktierter Lippe, die zwei- bis dreiteilig und eingekerbt ist. Blüht im Juni. H. tridentata hat meist nur ein grofses lanzettliches Blatt mit mehreren kleinen Blättchen am Stengel, der 15 — 30 cm hoch ist, und ungefähr 10 — 20, dicht gedrängt in Ahrenform stehende Blumen trägt. Dieselben sind grünlich-weifs, mitunter auch reinweifs, mit langer keilförmiger, hängender Lippe. Blüht im Juni oder Juli. H. integra. Die Blätter sind lanzettlich, der Stamm wird nur ungefähr 20 cm hoch und trägt eine Ähre dicht gedrängt stehender Blumen. Die schönen Blumen sind orangegelb, mit breiter ovaler Lippe, die etwas gewellt ist. Blüht im Juli. H. virescens. Blätter sind länglich oval- oblong. Stengel wird 30 — 40 cm hoch mit ähren- förmigem Blütenstand. Die Blumen sind hellgrün. Blüht im Juni oder Juli. Stauden. Lobelia Rivoirei und Fuchsia „Fürst Otto von Wernigerode". — Unsere Abb. auf Seite 331 zeigt eine üppige Topfpflanzengruppe, welche die Firma Nonne & Hoepker, Ahrensburg, auf der letzten Dahlien-Ausstellung in Hamburg ausgestellt hatte. Wir liefsen die Gruppe damals aufnehmen^ verschoben aber mit Aijsicht die Veröffentlichung bis heute, um auf beide herrliche Pflanzensorten, die Frühjahrs- und Sommer- bezw. Herbstblüher sind, zur rechten Zeit Interessenten aufmerksam machen zu können. Lobelia Rivoirei war erstmals in Jahrg. IV, S. 127, der „Gartenwelt" besprochen und abgebildet. Sie ist ein Kreuzungsprodukt zwischen /.. splendeiis und cardinalis und hat bronzefarbige Belaubung, sowie zartrosae bis fleischfarbene Blüten, die sehr effekt- voll wirken. Sie kann ganz wie die dunkellaubige Sorte ^Qi'teii J'ic/oria" verwendet werden und läfst sich ebenso wie diese zur Winterblüherin heranziehen. Man vergleiche hierüber den illustrierten Artikel Lobelia fulgens „Queen Victoria" als Treib- staude in Jahrg. IV, S. 546, der „Gartenwelt". Die Fuchsie „Fürst Otto von IFirnigerod/'', welche die Einfassung unserer abgebildeten Gruppe bildet, ist eine Züchtung des verstorbenen Garteninspektors Gireoud in Sagan, hervorgegangen aus einer Kreuzung von Fuchsia triphylla mit der hübschen Sorte „Surprise" . Sie hat eine lange Blumenröhre, die leuch- tend rosa gefärbt sind. Die Kelchzipfel sind weifs- lich, die Blumenblätter leuchtend karmin. Koniferen. RiesenexempUir von Picea excelsa hn Freih. v. Falkenhausen'schen Schlotsparke Picea excelsa Lk. (Rottanne, Gemeine Fichte). — Wohl kein Baum, kein Strauch, hat eine so weite Verbreitung gefunden wie die Rottanne, zu Bielau bei Neifse. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". VI, Die Gartenwelt. 333 ist sie doch fast in allen Wäldern von Nord- und Mitteleuropa verbreitet und erreicht hier eine Höhe von 30 — 50 ni und mehr. Sie gehört mit zu den wüchsigsten immergrünen Gehölzen und findet in vielen Anlagen eine reiche Verwendung. Selten wird man aber ein so schönes Exemplar finden, wie es uns die Abb. .Seite 332 vorführt. Dieser Baum steht im Frei- herrlich von Falkenhausen'schen Schlofsparke zu Bielau bei Neifse und erregt dort stets die Bewunderung der Besucher. Von unten bis oben gleichmäfsig garniert, hat er die stattliche Höhe von ca. 35 — 40 m. Leider hat sich der Gipfel in 2 Teile geteilt, was jedoch den Baum in seiner Schönheit nicht herabsetzt. Soll sich Picea excelsa so schön entwickeln, so mufs ihr vor allem ein freier und etwas feuchter Standort geboten wer- den. Bei zu dichter Pflanzung wird der Baum unten bald kahl, wie wir es in den Wäldern täglich wahrnehmen können. Für den Landschaftsgärtner ist die Rottanne dadurch sehr wert- voll, dafs er schnell, mit gröfseren Exemplaren schon etwas ins Auge springendes schaffen kann, da sie auch weitere Transporte mit genügendem Ballen gut aushält und bei einiger Pflege auch gut anwächst. H. Grote, Reutlingen. Rosen. Die Kultur der Rosa canina zur Anzucht von Sämlingsstämmen.*) Von G. Lindner, Gärtnereibesitzer, Chemnitz Altendorf. Um einen guten Erfolg in der Anzucht von Rosa caniiia- Sämlingsstämmen zu haben, müssen folgende Punkte erfüllt und beachtet werden: 1. Ein tiefgründiger, sandiger, in gutem Kulturzustand be- findlicher, möglichst rigolter Lehmboden eignet sich am besten zur Anzucht. 2. Die Auswahl des Pflanzmaterials sei den Bodenverhält- nissen entsprechend. Für den zu i. angegebenen L^ntergrund sind solche Wildlinge, die womöglich einen Wurzelhals-Durch- messer von 4 — 6 mm haben, vorteilhaft zu verwenden. Stärkere würde ich, namentlich wenn das erste Mal Stämme gezogen wer- den, nie verwenden, da es leicht vorkommt, dafs sich die Pfleg- linge dann im ersten Jahr zu kräftig entwickeln und im zweiten Jahre anstatt einen schlanken, geraden Stamm aus dem Wurzel- hals, einen solchen aus den stärksten Seitenaugen der vorjährigen Triebe entwickeln; diese so gezeitigten Schosse sind zum grofsen Teil unbrauchbare, sogen. Kniestämme. — • Für leichte, minder- gute Böden schlage ich ein Rigolen mit gehörigem Unterarbeiten kräftigen Düngers und Verwendung von 6—8 mm starken Unter- lagen vor. Hierzu möchte ich noch bemerken, dafs ich Wild- linge mit kurzem Wurzelhals mit Vorliebe pflanze, da die fertigen Sämlingsstämme mit kurzem, unterirdischem Stamm einen ent- schieden günstigeren Eindruck machen, als solche mit einem Wurzelhals, der womöglich 20 — 25 cm lang ist. — Vorteil- haft pflanzt man im Herbst in Reihen von 25 cm, in welchen die Rosen 25 cm voneinander entfernt stehen, und zwar der- gestalt, dafs die oberen Triebe 15 cm vom Wurzelhals aus ver- schnitten, die Wurzeln in demselben Mafse entsprechend gestutzt werden. Für feuchte Lagen ist ein gehöriges „Anhäufeln'' unbedingt erforderlich, da man sonst im Frühjahr leicht in die Lage versetzt werden kann, das Pflanzen noch einmal vornehmen zu müssen, wenn nicht gar der Frost noch gröfseren Schaden angerichtet hat. Die Dämme müssen selbstverständlich im Früh- ling abgezogen werden, ebenso ist zeitige Frühjahrspflanzung nicht zu verwerfen. 3. Man halte das Feld stets sorgfältig vom Unkraut rein, namentlich gilt dies für das erste Jahr; speziell im Herbst grabe oder hacke man in den Reihen gehörig um, denn im zweiten Jahre ist die Bearbeitung am Anfang schon schwierig, später unmög- lich, wenn man nicht die jungen Augen bez. Triebe verletzen will. 4. Man dünge im zweiten Winter einmal gehörig mit Abort- dünger. Unter den angegebenen Bedingungen w^rd man gute Er- folge erzielen, vorausgesetzt, dafs nicht die diversen Schädlinge zu viel Verwüstung anrichten (Rosenbohrer, Mehltau etc.). Von 1000 aufgepflanzten Wildlingen ernte ich 200 Stück Stämme 1,75 — 2,50 ni hoch, 250 Stück 1,50 m hoch, 2—300 Stück 1,25 bis 1,50 m hoch; der Rest sind niedrigere, bez. Ausfall. Die Anzucht währt 2 Jahre. Bei dem jetzigen annehmbaren Preis (18 — 22 M. pro ",'(,) dürfte sich die Anzucht wohl lohnen, denn Sämlings- stänime sind voraussichtlich für die nächsten 2 — 3 Jahre sehr gesucht, prima Ware findet aufserdem auch dann event. willige Käufer, wenn gröfseres Angebot vorhanden ist. Die Entnahme der fertigen Ware kann von Mitte bez. Ende Oktober unbeschadet erfolgen. Geschnitten wird in der ganzen Entw-icklungsperiode nicht. Dem Lande lasse man hierauf 3 Jahre Zeit, um wieder Stoffe für eine etwaige zweite Folge zu sammeln. Einige Ver- suche, über die ich leider noch kein endgiltiges Urteil abgeben kann, dürften noch bedeutend gewinnbringender sein; ich werde mir gestatten, nach definitiver Feststellung meine Erfahrungen und Beobachtungen zur geeigneten Zeit in der „Gartenwelt" zu veröffentlichen. Obstbau. Zngleicb Ceaatwortung der Frage No, if Wichtigkeit des Spritzens der Obstbäume und Reben mit der Bordelaiser Brühe. \on Karl Fetisch, Kreisobstbautechniker in Oppenheim a. Rh. Wenn auch die Anwendung der Bordelaiser Brühe durchaus nicht neu ist, da sie von der Geisenheimer Anstalt schon lange Jahre als geeignetes Mittel zur Bekämpfung der mannigfaltigsten Krank- heiten an Äpfel- und Birnbäumen empfohlen und in hiesiger Gegend bereits seit langer Zeit zur Verhütung von Krankheiten an Bäumen und Reben verwendet worden ist, so findet man sie in gärtnerischen Kreisen doch noch sehr wenig in Anwendung. Es ist merkwürdig und auffallend, dafs man im landwirtschaft- hchen Betriebe der Bekämpfung von Krankheiten mehr Beachtung schenkt, als dies in der praktischen Gärtnerei der Fall ist. Dem- nach scheint, dafs trotz unserer vorzüglich geleiteten staatlichen Schulen in Geisenheim und Proskau noch viel zur Hebung der Gärtnerei geschehen müsse, und dafs besonders auf pathologischem Gebiete noch ein weites Arbeitsfeld zu suchen und zu finden ist. Befremdend aber ist es, ein so altbekanntes Universalmittel wie die Kupfervitriol-Kalkbrühe noch so wenig in unseren Gärt- nereien im Gebrauche zu finden. In Nachstehendem möchte ich daher meine im Obst-, Wein- und Gartenbau gesammelten Er- fahrungen ebenfalls zur Kenntnis von Interessenten bringen, und zur weiteren Verbreitung dieses vorzüglichen Pilzbekämpfungs- mittels Anregung geben. Wie bekannt, leiden die meisten unserer Apfel- und Birn- bäume mehr oder weniger durch eine Pilzkrankheit, welche am Laub und auf den Früchten schwarze Punkte hervorruft, ersteres 334 Die Gartenwelt. VI, 28 vorzeitig zum Abfall bringt und die Früchte unansehnlich und für den Verkauf ungeeignet macht. Einzelne Obstsorten, wie Weifser Winter-Calville, Grofse Kasseler Reinette, London Pepping, Winter- dechantsbirne, Weifse Herbstbutterbirne, Sommereierbirne neigen derartig zur Fusicladium- Krankheit, dafs diese Sorten nur in be- sonders günstigen Lagen angepflanzt werden sollten. Ist im August und September regnerisches oder feuchtkaltes Wetter, so springen viele Birnsorten infolge der Wirkung der Krankheit sogar auf Von diesen Erfahrungen geleitet, wird in hiesigen obstbau- lichen Kreisen von der Bordelaiser Brühe ausgiebiger Gebrauch gemacht. In erster Linie findet sie Verwendung in Weinbergen zur Bekämpfung der Peronospora vilicola. Diese Krankheit wird durch einen Pilz hervorgerufen und pflegt in der Regel im Juni kurz nach der Traubenblüte aufzutreten. Sie befällt die Blätter der Reben, zerstört das Blattgewebe, wodurch die Assimilation unter- brochen, ja sogar unmöglich gemacht wird, und bringt schliefslich die Blätter zum Abfallen. Die Reben leiden begreiflicherweise hierdurch Not, bilden nur schwaches Holz und bringen im nächsten Jahre nur wenig und schlecht entwickelte Trauben. Der von befallenen Stöcken gewonnene Most besitzt einen hohen Prozent- satz Säure und nur wenig Zuckergehalt. Der Schaden, welcher durch die Krankheit herbeigeführt wird, ist also ein vielseitiger. Bekämpfen läfst sich die Krankheit nicht; ist sie einmal auf- getreten, so kann sie wohl durch rechtzeitiges Spritzen mit Borde- laiser Brühe in den Schranken gehalten werden, die zerstörten Blattgewebe aber sind nicht wieder herzustellen. Hingegen spielt die Brühe als Vorbeugungsmittel eine ganz hervorragende Rolle und sollte daher auch stets vor Auftreten der Krankheit, noch ehe sich überhaupt Spuren derselben zeigen, zur Anwendung gebracht werden. Zu diesem Zwecke spritzt man die Reben bereits 8 bis 10 Tage vor der Blüte. Kommt man infolge dringender Arbeiten nicht rechtzeitig zum Spritzen, so schadet es nach hierorts ge- machten Erfahrungen auch nicht, wenn während der Blüte ge- spritzt wird. Ein einmaliges Behandeln der Reben mit der Brühe reicht an im Freien stehenden Pflanzen nicht aus, weil der Regen dieselbe allmählich wieder herunterwäscht. Man nimmt daher nach etwa 3 — 4 Wochen ein zweitmaliges Spritzen mit Borde- laiser Brühe vor, und viele Weinbergsbesitzer spritzen sogar im August noch ein drittes Mal. Das dritte Spritzen erweist sich besonders dann als wirksam, wenn der Sommer von vielen warmen Regen begleitet ist. Feuchtwarme Luft befördert bekanntlich am meisten die Entwicklung pilzlicher Krankheiten. Die Anwendung der Bordelaiser Brühe scheint aber auch das Wachstum der Pflanzen günstig zu beeinflussen, denn auf diese Weise behandelte Reben zeigen schöne dunkle Belaubung, und halten dieselbe viel länger als ungespritzte. Wenn mich meine Beobachtungen nicht täuschen, so finden sich bei gespritzten Reben auch gröfsere Blätter vor als bei ungespritzten. Ganz auffallend aber ist das Mostgewicht, welches bei gespritzten Weinbergen etwa 7 — 10" nach Oechsle mehr beträgt, als in nicht mit Bordelaiser Brühe behandelten, was eigentlich schon Veranlassung sein sollte, die Weinberge stets zu spritzen. Wie schon bereits eingangs erwähnt, tritt an Äpfel- und Birnbäumen eine ähnliche Krankheit wie bei den Reben auf, und zwar bei ersteren häufiger als bei letzteren. Es sind dies Fusicla- dium dentri/iium bei Äpfeln und fusicladium piriimm bei Birnen. Diese beiden Krankheiten verhütet man ebenfalls durch recht- zeitiges Spritzen mit der Bordelaiser Brühe. Sehr empfindliche Sorten wie Weifser Winter-Calville, Grofse Kasseler Reinette, Winterdechantsbirne, Weifse Herbstbirne spritzt man schon vor dem Austreiben, thunlichst Anfang März, und zwar mit einer 3prozenligen Lösung (3 kg Kupfervitriol, 3 kg gelöschten Kalk, 100 1 Wasser), und kurz nach der Blüte mit einer iprozentigcn Lösung. Ist im letzteren Falle die Mischung stärker als angegeben, so werden die jungen Triebe beschädigt. Bei angeführten empfind- lichen Sorten sollte im Juli ein drittmaliges Spritzen ausgeführt werden. Im allgemeinen genügt jedoch bei Obstbäumen ein ein- maliges Spritzen Ende Juni, doch ist ein zweitmaliges im August von grofsem Einflufs auf die Entwicklung der Früchte, denn gerade im vorigen Jahre mit dem regnerischen September sind noch viele Äpfel und Birnen im Herbst kurz vor der Ernte von dem grauen Fusicladiumschimmel überzogen worden. In welcher Weise das Spritzen der Bäume die Obstpreise beeinflufst, zeigt folgendes eklatantes Beispiel: Ein mir befreundeter Herr spritzte Ende Juni 1900 auf meinen Rat versuchsweise 3 seiner Bestebirnbäume vulgo Sommereierbirn. Diese Obstsorte, welche gern von Konservenfabriken gekauft wird, wurde per Centner mit 12 M. bezahlt. Der Eigentümer war mit diesem Preis einverstanden, holte indes von den mit Kupfervitriol behandelten Bäumen einige Früchte und verlangte 15 M. per Centner. Der Händler schlug sofort zu, und der Obstzüchter wurde gebeten, ihm auch in den nächsten Jahren die Früchte wieder zu verkaufen. Die mit Kupfervitriol behandelten Früchte wurden also 25 "/„ höher als die ungespritzten bezahlt. Die Birnen waren viel schöner und gröfser und zeigten eine glattere Schale als die der ungespritzten Bäume, Überhaupt beobachtet man an allen mit Bordelaiser Brühe gespritzten Früchten eine glatte Schale, die beim kaufenden Publikum sehr anspricht. In vielen Gegenden tritt an Obstbäumen, besonders aber an Kirschen, die Monilia-Krankheit auf, welche durch einen Pilz, Monilia fructigena, erzeugt wird, und ganze Äste und Bäume zum Absterben bringt. Gegen diese bösartige Krankheit schützt man sich ebenfalls durch rechtzeitiges Spritzen der gefährdeten Bäume mit Kupfervitriol und Kalk. An Kartoffeln zeigt sich eine Krankheit, die sich in der Entstehung schwarzer Flecken in der Knolle und schwarzer Punkte in den Blättern äufsert. Die Knollen beginnen schon im Felde, in noch stärkerem Mafsstabe aber im Keller zu faulen, während die Blätter, ähnlich wie bei der Peronosfora vilicola und den ge- schilderten beiden Fusicladien, abfallen. Diese Krankheit ist eine Schwester der Blattfallkrankheit des Weinstockes und wird als Pcronospora infesians bezeichnet. Hier leistet die Bordelaiser Brühe ebenfalls hervorragende Dienste. Ende Juni spritzt man die Kar- toffelfelder mit einer 2 prozentigen Lösung. In gröfseren Betrieben verwendet man zum Spritzen fahrbare Apparate. Die Bordelaiser Brühe stellt man in folgender Weise her: 2 kg Kupfervitriol werden in ein Säckchen geschüttet und dieses in 100 1 gewöhnliches Wasser in einem Gefäfs zur Auflösung auf- gehängt. Die Zersetzung nimmt etwa 2 Stunden in Anspruch. Drängt die Zeit, so kann man die Auflösung auch in einigen Litern warmen Wassers vornehmen und dann bis zu 100 1 kaltes Wasser nachfüllen. Hierauf setzt man entweder 2 kg abgelöschten oder die doppelte Menge Grubenkalk zu, mischt das Ganze gut mit- einander und prüft dann die Mischung auf ihre Brauchbarkeit durch Eintauchen von rotem Lakmus-, gelbem Curcumapapier oder dem weifsen Rand von Briefmarken. Verändern Lakmus- und Curcumapapier ihre Farbe oder erscheinen am Briefmarken- papier die geheimen Postzeichen (Posthörner, Reichsadler), so ist die Brühe gebrauchsfertig. Reagieren die Papiere nicht, so mufs Kalk zugesetzt werden, bis eben ein Reagens eintritt. Für kleinere Verhältnisse sind auch fertige Mischungen im Handel, welche nur eines Wasserzusatzes bedürfen. Diese sind für den Handelsgärtner und den kleinen Privatgärtner die billig- sten und einfachsten, während der C)bstzüchter einer gröfseren Menge bedarf In neuerer Zeit werden viele Mittel im gebrauchs- fertigen Zustande für den Grofsbetrieb empfohlen, von welchen VI, Die Gartenwelt. 335 ich Kiipferklebekalkmehl und Kupferzuckeikalk als brauchbar an- führen, aber gleich bemerken möchte, dafs sie in der Anwendung viel zu teuer und in der Wirkung nach hier angestellten Versuchen nicht besser als Kupfervitriol und Kalk sind. Das in letzter Zeit zur Bekämpfung obiger Krankheiten empfohlene Cochilit zu verwenden, ist nicht anzuraten, ebenso wenig die verschiedenen Sulphate und Sulforinen und wie alle heifsen, welche so häufig angepriesen werden. Zum Auftragen der Mischung verwendet man zweckmäfsiger- weise eine gut verteilende Weinbergspritze, wie sie von der Firma Karl Platz, Deidesheim, hergestellt wird. Andere empfohlene Spritzen arbeiten nicht so fein und sorgfältig wie die angeführte, und sind mit wenig Ausnahmen auch teuerer. Dieser Apparat verstäubt die Flüssigkeit ganz fein und eignet sich, seines be- quemen Transportes halber, auch zum Spritzen mit Wasser für die Gewächshauspflanzen. Ebenso ist er geeignet zum Kalken der Bäume und Bespritzen gelb- und bleichsüchtiger Pflanzen mit Eisenvitriol. Er ist ein Universalwerkzeug im Garten-, Wein- und Obstbau. Selbstverständlich ist die Bordelaiser Brühe auch für die zarten gärtnerischen Gewächse, wie Chrysanthemum, Rosen, Fuchsien etc. bei auftretenden Pilzkrankheiten zu verwenden, doch möchte ich empfehlen , hier erst versuchsweise eine i prozentige, und in bedenklichen Fällen sogar noch eine schwächere Lösung zu benutzen, denn eine für alle Kulturen gleich starke Mischung giebt es nicht. Ebenso sollte auch hier die Tageszeit berück- sichtigt werden, wie von anderer Seite schon früher mitgeteilt worden ist. Im allgemeinen aber mufs die Bordelaiser Brühe in unseren gärtnerischen Kulturen mehr Eingang finden, und ich mufs sehr bedauern, dafs die meisten unserer Gärtner noch der Ansicht huldigen, „es nützt doch nichts". Man möge nur einmal einen ernsten Versuch anstellen, und man wird bald zur Überzeugung gelangen, dafs die Bordelaiser Brühe im Gartenbau reichliche Verwendung finden kann. Die Pfirsichtreiberei.*) Von H. Beufs, Düsseldorf. Um eine übersichtliche Schilderung des Verfahrens bei der Pfirsichtreiberei zu geben, erachte ich es für unbedingt nötig, nicht nur die Treiberei als solche zu schildern, sondern ganz be- sonders auf die wichtigsten Vorbedingungen zur erfolgreichen Treiberei hinzuweisen ; als solche gelten hier zunächst Beschaften- heit der Räume und des Erdmaterials; ferner richtige Sortenwahl und Kenntnis des Schnittes, sowie Anlage der Beete u. a. m. Sehr wesentlich ist namentlich auch die Temperatur während der verschiedenen Treibstadien, auf welche ich ganz besonders hinweisen möchte. Im allgemeinen werden hier noch bedeutende Fehler gemacht, trotzdem hiervon im wesentlichen das Gedeihen und der Erfolg abhängt. Die Räume sollen hoch und luftig sein ; denn nur bei freier Entwicklung sind Erfolge möglich. Der Pfirsich liebt es auch, nicht in irgendwelche Formen gezwungen zu werden ; man trifft ihn jedoch — und das auch in Treibereien — viel in einfacher und doppelter U-Form an, doch ist die wilde Fächerform, in Entfernung von ca. 4 m gepflanzt, die beste, und wo ich schöne Pfirsiche in Treibräumen sah, waren es solche in dieser Form. Diese Fächerform hat auch den Vorteil, dafs die Wände eher ausgefüllt werden, dafs man eher Erträge erhält und auch eingehende Äste leichter ersetzt werden können. Zugleich Beantwortung der Frage No. 188. Man vergl. No. 27. In Schlofs Friedrichshof (Cronberg) sieht man die Pfirsiche so angepflanzt, dafs eine in 30 cm Stammhöhe veredelte Pflanze mit einer auf 120 cm über dem Boden veredelten abwechselt. Für die Treiberei der Pfirsiche ist von den vielen Häuserkon- struktionen, was die Form betrifft, das sogenannte "/i Sattelhaus, von Osten nach Westen laufend, das beste und empfehlenswerteste. In diesem Hause sind zunächst die Temperaturschwankungen am geringsten; es ist möglich, gute Lüftungsvorrichtungen anzubringen, und die Bäume erhalten volles Licht. Die vorderen Stehfenster dienen zur Lüftung und auch auf der kurzen, hinteren Glasfläche können in überaus günstiger Weise Luftklappen angebracht wer- den, wodurch kein direkter Luftzug an die Bäume gelangt. Im Anschlufs hieran will ich zunächst auf die Boden- beschaffenheit eingehen, da dieselbe eine wichtige Rolle spielt und auch oft ausschlaggebend für den ganzen Erfolg ist. Während ein zu loser, durchlässiger Boden die Feuchtigkeit und die ihm zugeführten Nährstofte in den obersten Schichten nicht genug hält, ist ein bindiger Boden wieder zu feucht; die Erde versauert, wobei meist die zu hohe Temperatur schädigend mitwirkt. Am geeignetsten ist für die Pfirsichtreiberei eine kalkhaltige, faserige Rasenerde, welche gewonnen wird, indem man einen alten Rasen abschält, die Stücke verkehrt aufschichtet und mit Kuhdung durchsetzt. Auch ist eine Beigabe von Bauschutt, Knochen- stücken und Holzasche sehr vorteilhaft, besonders wenn der Boden noch zu bindig erscheint. Fehlt es jedoch an angegebenem Ma- terial, so thut schliefslich auch eine mit Kuhdung gemischte gute Gartenerde den gleichen Dienst. Man hebt den Boden im Hause ca. 80 — 90 cm tief aus, oder besser 1,20 m, um noch eine Drainageschicht anbringen zu können. Die Drainageschicht (20—30 cm) besteht am besten aus zerschlagenen Ziegelsteinen. Sie wird, um das Verschlemmen zu verhüten, durch Auflage einer Torfschicht geschützt. Hierauf kommt dann erst die vorhin angegebene Bodenmischung. Da eine Bodenlüftung auch eine wichtige Rolle spielt, so wird hierauf gleich Rücksicht genommen, indem man in gewissen Abständen Drainageröhren senkrecht in die Beete eingräbt. Die Pflanzung geschieht am besten im Herbst (etwa Mitte Oktober). Man verwendet 2 — 3 jährige Veredlungen, um schon frühzeitig Erträge zu haben. Die auf Julienpflaume veredelten sind den auf Mirabellen veredelten vorzuziehen, besonders aus dem Grunde, weil letztere ein zu starkes Treiben verursachen und diese Bäume oft früh zu Grunde gehen. Wie ich schon eingangs erwähnte, spielt auch die Sorten- wahl bei der Treiberei eine Rolle und es ist geraten, nicht zu verschiedenen Zeiten blühende, überhaupt auch nicht zu viele Sorten zu pflanzen. Als gut empfohlene Sorten führe ich hier die folgenden an : Amsden, mittelgrofs, früh, guter Geschmack und schöne Farbe, willig und dankbar tragend. Frühe Rivers, Geschmack, Form und Färbung gut, hat jedoch den Nachteil, dafs der Stein in der Frucht leicht platzt; dieses ist bei Anpflanzung in Betracht ziehen! Große Mignon (Grosse Mignonni), sehr grofs, bekannte Sorte. Alexander, früh, grofs, gute Marktsorte, läfst sich gut ver- packen, nicht empfindlich. Leopold /., gleich wertvoll als vorige. Königin der Obstgärten, spät. Bei den zur Treiberei bestimmten Pfirsichen erfolgt der Haupt- oder Winterschnitt in der Regel im Monat Oktober oder auch November, wenn das Laub eben abzufallen beginnt. Die Ausführung des Schnittes im September, wenn die Bäume oft noch in voller Belaubung stehen, ist insofern sehr zu befürworten, als solche Pfirsiche immerhin den Schnitt besser ertragen und 336 Die Garten weit. VI, 28 man zu dieser Zeit viel besser erkennt, welche Zweige zu dicht stehen und somit fortgenommen werden können. Es gilt nur, starke Zweige zu erhalten, und man schneide daher alles schwache Holz, sogar Bukettzweige, wenn es sein mufs, ungeniert fort. Die Triebe schneidet man nun nicht auf Ersatz, sondern auf ca. 14 Augen und bindet sie alle in einer Richtung an. Über die Rinde der älteren Zweige bindet man praktischerweise jüngere, um erstere vor dem Sonnenbrand zu schützen. Im folgenden Jahre, gleich nach der Blüte, erscheinen auch die jungen Triebe. Nun sorge man für Ersatz. Sind die jungen Triebe ca. 10 cm lang, so entspitzt man die mit einer Frucht be- setzten auf 2 — 3 Blätter, die übrigen bricht man aus. Jedoch wird der oberste Trieb nicht entspitzt, da sonst die Saftzirkulation ge- stört wird, wodurch auch die Früchte klein bleiben. Die beiden untersten Triebe sind ganz besonders zu schonen, da sie als Ersatz gelten und da bis hierher später der Rück- schnitt erfolgt. Wird dieser Sommerschnitt so wiederholt vorgenommen, so erhält man gute vollkommene Früchte und kräftige Ersatztriebe, so dafs ein Kahlwerden nie eintreten wird. Im Herbst erfolgt dann der Rückschnitt auf diese 2 Triebe und nachdem nimmt man eine Reinigung der ganzen Bäume vor. Man löst sämtliche Bänder und bürstet dann ältere Zweige und Stämme mit warmem Wasser, in welchem Schmierseife gelöst ist, ab. Nach einigen Tagen bepinselt man dieselben Teile mit Kalkwasser oder einem Brei von Lehm und Kuhdung. Ist alles gut abgetrocknet, so binde man die Triebe gleichmäfsig an. Somit komme ich nun zu der eigentlichen Treiberei selbst. Der richtige Zeitpunkt des Beginns spielt beim Treiben des Pfirsichs eine grofse Rolle. Vor Anfang bis Mitte Februar sollte nicht begonnen werden, da die Blütezeit sonst in eine ungünstige Zeit fällt, wo trübes, kaltes Wetter vorherrscht und auch durch stärkeres Heizen unnötige Kosten entstehen. In den ersten zwei Wochen hält man eine Temperatur von -(-4 — 6° C, w-elche später wöchentlich um 2" gesteigert wird. Eine höhere Wärme bewirkt übermäfsiges Treiben und auch eine zu frühe und zu schnell verlaufende Blütezeit, wodurch die Befruchtung schlecht verläuft. Vom Beginn der Treiberei an bis zur Färbung der Knospen ist ein öfteres Spritzen wesentlich. In der fünften bis sechsten Woche nach Beginn des Treibens werden sich dann die ersten Blüten entfalten; man halte nun die Temperatur, damit die Blütezeit verlängert wird, nicht höher als -f- 10—12" C. Auch suche man durch Lüftung die Befruchtung zu begünstigen. Dieses ist jedoch, wenn man zu früh mit dem Treiben begonnen hat und noch Kälte herrscht, nicht möglich und man hilft sich dann dadurch, dafs man bewegte Luft durch Schwingungen einer Stange, an deren Ende an einem Bogen ein Stück Sacklein- wand angebracht ist, erzeugt. Bekanntlich darf der Pfirsich nicht wie der Weinstock geschüttelt werden. W'ährend der Blütezeit darf nicht gespritzt werden, sogar Wege und Wände sind trocken zu halten, ebenso die Beete, da sonst leicht Fäulnis entsteht. So verläuft in der Regel innerhalb 8—14 Tagen die Blüte; nun kann man, allerdings nach und nach, die Temperatur auf 17 — 20 <> erhöhen, welche dann mit Rücksicht auf schnelle Entwicklung der Früchte etwa 4 Wochen beibehalten werden mufs. Es kann jetzt auch öfteres Spritzen mit Vorteil angewendet werden, damit die Früchte, welche inzwischen die Gröfse eines Taubeneies er- langt haben, schneller ihrer Entwicklung entg^egengehen. Es tritt nun die Periode der Steinbildung ein, während welcher den Bäumen volle Ruhe gesichert werden mufs; jegliches Anheften, Schneiden etc. wird während der Dauer dieses Stadiums vermieden. Diesen Vorgang, welcher unfähr 3 — 4 Wochen dauert, erkennt man leicht an dem Still- stand im Wachstum der jungen Triebe und Früchte. Man hält nun eine Temperatur von 12 — is" C. ; ist diese höher und verläuft die Steinbildung nicht vollständig ruhig, so fallen viele Früchte vorzeitig ab. Nach vollendeter Steinbildung beginnen die Früchte zu schwellen und der Baum treibt neu; bemerkt man dieses, dann erhöhe man unverzüglich die Temperatur auf 20 — 23 <• C, führe reichlich Wasser zu und versäume auch nicht, mit einem kräf- tigen Dunggufs nachzuhelfen. Während dieser Zeit nimmt man auch den eigentlichen Sommerschnitt vor; die überflüssigen, zu dicht stehenden Triebe nimmt man fort und läfst, wie angegeben, die beiden untersten als Ersatz stehen. — Die Fruchttriebe, soweit dieselben besetzt sind, werden auf einige Blätter gekürzt. Das Feuchthalten der Wege und Wände genügt jetzt und man unterläfst somit das Spritzen ganz. Beginnen die Früchte sich zu färben, so hält man das Erd- reich trocken, wodurch die Reife beschleunigt wird. Personal-Nachrichten. Feldmann, Joh., bisher L Baumschulengehilfe am kgl. pomo- logischen Institut zu Proskau, wurde von der Landwirtschaftskammer der Provinz Schlesien zum Wanderobstgärtner ernannt. Loebert, Ernst, bisher Wanderobstgärtner der Landwirtschafts- kammer für die Provinz Schlesien, hat sich seit i. April in Redekin bei Genthin (Provinz Sachsen) als Handelsgärtner niedergelassen. Pohl, kgl. Obergärtner im kgl. Grofsen Garten zu Dresden, ist der Titel Parkinspektor verliehen worden. Sauerbrey, R., Handelsgärtner in Gotha, feierte am i. April sein 50Jähriges Gärtnerjubiläum. Siebert, August, kgl. Gartenbaudirektor und Direktor des Palmengartens, Frankfurt a. M., wurde der rote Adlerorden 4. Klasse verliehen. Tagesgeschichte. Baden-Baden. Die Kreisversammlung bewilligte für das lau- fende Jahr einstimmig 4000 M. zur Förderung des Obstbaues, der namentlich im Murgthal noch sehr vernachlässigt ist. Die segensreiche Thätigkeit der Baumwarte wurde anerkannt, die Errichtung einer Kreis- winterschule in Rastatt angeregt, damit man den Anwohnern der umliegen- den Gemeinden die Gelegenheit schaffe, die Obstkultur eingehend kennen zu lernen, und auch jüngere Kräfte darin unterweisen könne. L. Hamburg. Die Einfuhr von Südfrüchten übertrifft in diesem Jahre bedeutend diejenige des Vorjahres. Im Fruchthof, dem Auktions- lokal der vereinigten Südfruchtimporteure, werden fast täglich 20 — 30000 Kisten mit Südfrüchten verkauft. Hamburg ist z. Z. der Hanptstapel- platz für Südfrüchte in Nordeuropa. A. D. — Mit einem Kostenaufwand von 15000 M. soll im hiesigen botanischen Garten ein Alpinum errichtet werden; die Bürgerschaft bewilligte als erste Rate 7 500 M. für das laufende Jahr, ein gleicher Betrag soll dann im nächsten Jahre bewilligt werden. H. Aus den Vereinen. Jahresbericht der Bayerischen Gartenbau -Gesell- schaft in München für 19OI. Der Bericht büdet ein stattliches Heft in schmuckem Umschlage, giebt Aufschlufs über die sehr um- fassende Thätigkeit der Gesellschaft und enthält aufserdem verschiedene interessante, teilweise illustrierte Abhandlungen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer in Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co. in Leipzig. — Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang VI. ig. April 1902, No. 29. Nachdruck und Xachbilditfig aus dem Inhalt dieser Zeitschrift "wird strafrechtlich verfolgt. Wasserpflanzen. Winterhärte Seerosen. Vom Herausgeber. (Hierzu 7 Abbildungen.) VV iederholt hatten wir Gelegenheit, in der Gartenwelt in Wort und Bild auf die mehr und mehr in Aufnahme kom- mende Kultur der Wasserpflanzen zu Schmuck- und Schnittzwecken hinzuweisen. \\'ir können hier wohl ohne Überhebung behaupten, dass wir wesentlich dazu beige- tragen haben, dieser eigenartigen und interessanten Kul- tur die Wege zu ebnen. Es sei hier nur an unsere reich illustrierte Abhandlung über Seerosen im i. Jahrgang, an die hochinteressante Be- schreibung der 2\iiiiii)h(ten gigantea im gleichen Jahr- gang, welche die ersten naturgetreuen Abbildungen dieser Art in Deutschland bot. und an die verschiedenen Artikel über die Kultur tropischer Wasserpflanzen aus der Feder des Hof- gärtners Dittmann erinnert, miter welchen sich der Artikel über die Gross- Kultur der Nelumbien zu Schnittblumenzwecken in No. 35 des V. Jahr- ganges befindet, dessen beigegebene Abbildungen nicht nur in Berlin, son- dern auch anderwärts tüch- tige Fachleute zur Xach- eiferung anregten. Xeidlos wollen wir anerkennen, dass die erste Anregung zur Kultmr einheimischer und Die Ganenwelt. VI. fremdländischer Wasserpflanzen nicht von Berufsgärtnern sondern von Liebhabern ausging und zwar von den Aquarienfreunden, die jetzt in zahlreichen deutschen Städten ihre gut geleiteten Vereine besitzen und die jahrelang die einzigen Abnehmer der wenigen Sorti- mentsgärtner bildeten, die kleine Wasserpflanzen - Kol- lektionen unterhielten und in bescheidenem Umfange ver- mehrten. Die rationelle Schnittblumenkultur der Nym- phaeaceen wurde in Deutschland zuerst von Harster in Speyer betrieben, dem dann zunächst Henkel und Ditt- mann in Darmstadt folgten. Nymphaea Seignoureti. Originalaufuahme für die „Gartenwelt" 338 Die G a r t (.■ n \v e 1 1. VI, 2.9 Nymphaea tuberosa Lanier den schön blühenden Wasserpflanzen stehen die Seerosen obenan. Die Vidoriu Regia kommt hier nicht für den praktischen Gartenbau in Frage, aber die Nelum- bien sind Zukunftsblumen für den deutschen Schnittblumen- züchter, deren rationelle Kultur neuerdings leider durch den Import abgeschnittener Blumen aus Italien beeinträchtigt wird. Doch diese Blumen kommen in wenig guter Be- schaffenheit auf den deutschen Markt. Als fest geschlos- sene Knospen werden sie in Italien für den Versand ver- packt und mit gewaltsam geöffneten Blumen, die edlen Fe- talen unnatürlich zurückgeschlagen, wie bei künstlich geöff- neten Tulpen, werden sie verarbeitet, so nur noch Zerrbilder einer Blüte vorstellend, die in natürlicher Beschaffenheit zu den edelsten Gebilden des Blumenreiches gehört. Neben den tropischen Nymphaeaceen, deren Kultur heizbare Bassins erfordert, verdienen aber auch die har- ten Seerosen, ein erheblicher Bruchteil der über 30 jetzt bekannten Arten, unsere Beachtung. Die in Europa, Nord- amerika und Ostasien einheimischen Arten sind bei uns winterhart. Unsere bekannte Nymphaea alba ist als Schnitt- und speziell Kranzblume längst eine gern ge- sehene Erscheinung des Blumenmarktes. Seit mindestens 20 Jahren beobachte ich sie jährlich im Vorsommer in Blu- menhandlungen. Von ihr ist eine prächtige, zart rosa farbige Varietät bekannt, die ursprünglich iii einem schwe- dischen Gewässer gefunden worden sein soll. Man findet sie selten ; ich sah sie besonders schön im Teiche der Gärt- nerlehranstalt zu Wildpark, wo sie sich vorzüglich ein- gewöhnt hat. Seit vielen Jahren haben bewährte Züchter durch ziel- bewusste, künstliche Kreuzung der verschiedenen winter- harten Arten vielgestaltige Sorten hervorzubringen ver- sucht. Viele derartige Züchtungen sind nord- amerikanischen Ursprungs. Wer sich über die Art orientieren will, wie die Wasserpflanzen- kultur in Nordamerika betrieben wird, der lese die hochinteressante Abhandlung unseres ver- storbenen Freundes Wilhelm Mühle jun. über die Wasserpflanzenkulturen der Firma Henry A. Dreer in Philadelphia (Jahrgang III, No. 20). Die beigegebene grosse Abbildung zeigt, ebenso wie die Abbildung der Teich- anlcige im Garten des Neuen Palais zu Darm- stadt (Jahrgang V, No, 27) was sich selbst mit tropischen Arten im Freien erreichen lässt. Auch aus den Wasserpflanzen- Vegetationsbildern aus den Borsig'schen Gärten (Jahrgang II, No. 32) ist der grossartige Kulturzustand ersichtlich. Mit der Hybridisation winterharter Nymphaeen hat sich in Europa neben englischen Züchtern, Froebel in Zürich und vor allem Latour Marliac in Temple sur Lot (Frankreich) befasst, der dieselbe seit 1879 mit grossem Erfolge betreibt. uriginai- Deutschen Ursprungs sind nur ganz vereinzelte aufnähme für i D D die Hybriden. Was bis heute in der Züchtung „Gartenwelt" ^ ° ' winterharter Nymphaeen erreicht worden ist, da- für liefert das Wasserpflanzenverzeichnis der Firma H. Henkel in Darmstadt ein anschauliches Bild. Es führt nicht weniger als 51 winterharte Nymphaeen, in der Haupt- sache Sorten, auf. Eine der schönsteir und interessantesten Kollektionen winterharter Seerosen, die ich je gesehen habe, besitzt Herr P. Matte, Fischzuchtanstalt in Langkwitz bei Berlin. Bei diesem Herrn sind auch die Aufnahmen gefertigt, die wir diesem Artikel beigegeben haben. Das Terrain Nymphaea odorala gigautea Originalaufnahme für die ,, Garteuwelt". VI, 29 Üi. n \v e 1 1. 339 dieser Fischzuchtanstalt, auf welchem in heizbaren Bassins auch die wichtigsten, fremdländischen Sumpf- und Wasser- pflanzen kultiviert werden, läuft in eine sumpfige Wiese aus. In diesem Teil sind durch Ausheben des Bodens eine Anzahl länglich-viereckiger Wasserlöcher von eini- ger Tiefe hergestellt worden und zwar ursprünghch nur zur Gewinnung von Infusorien zur Aufzucht der Fisch- brut. In den letzten Jahren hat Herr Matte daneben noch in diesen Tümpeln eine grossartige Kultur winterharter Seerosen etabliert. Er hat sich aus aller Welt alle Arten und Sorten beschafft, die mit gutem Willen aufzutreiben waren. Diese Seerosen sind in Kübel gepflanzt und in gleichmässigen Abständen in diese Tümpel versenkt wor- den. Unsere Abbildgn. S. 337, Seite 340 und Seite 341 zeigen drei Vegetationsbilder aus diesen Tümpeln. Sie veranschaulichen zur Genüge, dass die Kultur der Seerosen hier nichts zu wün- schen übrig lässt. Bei den Auf- nahmen beschränkten wir uns auf einige wenige Sorten, deren Blüten sich dunh nicht alltäg- liche Gestalt auch ohne Farbe gut charakterisieren. 4 Bilder zeigen je eine Blume mit einem zur betreffenden Sorte gehörigen Blatte. N. tiiherusa ist wie der Name besagt, eine der wenigen Arten, die keinen kriechenden Wurzelstock bil- den, sondern knollentragend sind. Sie hat sehr grosse, kreisrunde Blätter und in der tvpischen, in Nordamerika ein- heimischen Art weisse Blumen mit schwachem Wohlgeruch. Unsere Abbildung Seite 33S zeigt Blau und Blüte der Varietät i'usea mit zart rosafarbigen Blumen. N. odorata, deren Namen auf den Wohlgeruch der Blüten hindeutet, welcher bei dieser Seerose besonders kräftig ist, ist seit langen Jahren bekannt; in den Gär- ten finden sich zahlreiche Varietäten dieser wohlriechen- den, winterharten Seerose. Die Varietät sulphurea mit schwefelgelben Blumen zeigt unser kleines Vegetations- bildchen Seite 340. Daneben giebt es rosafarbige und dunkelrote Sorten. Die Varietät i/ij/anteü Abb. Seite 338 hat sehr grosse Blüten, Varietät ininor ist dagegen ausser- ordentlich zierlich. Eine, wie der Name besagt, gleichfalls sehr zierliche Art ist N. pi/giiHiea, Abb. obenstehend, aus China und Ostsibirien mit reinweissen Blumen. Von ihr hat vor Jahren die Firma Haage & Schmidt in Erfurt eine pracnt- volle, gelbblühende Varietät var. lielvola in den Handel gebracht. Diese Seerose gehört neben N. mexicana aus Me.xiko zu den besten Aquarienpflanzen der Gattung. Nymphae: py^niaea Unter den Hybriden der Gärten hat iV. MarUucü nebst verschiedenen aus ihr hervorgegangenen Sorten, von dem vorhin genannten Züchter Marliac stammend, die weiteste Verbreitung gefunden. N. Marüacii chrontatelhi. welche unser Vegetations- bild auf Seite 341 veranschaulicht, ist wohl die verbreitetste aller Nymphaeen-Hybriden. Sie hat ein hübsches, schwarz- rot gezeichnetes Blatt und schwefelgelbe Blumen. Rechts auf unserem, diese Sorte darstellendem Vegetationsbild sehen wir noch die schöne, lila blühende, gleichfalls winter- harte Puntederiu cordata. Die Abbildung Seite 340 zeigt Blatt und Blüte der zart rosa blühenden grossen und schönen Sorte „ Willirint Doogiie" und das Vegeta- tionsbild auf der Titelseite stellt die Sorte „Seignonretv' dar, deren cremegelbe Blumen, blassrosa und karmin gezeichnet sind. Die winterharten Seerosen sind in erster Linie dem Land- schaftsgärtner zu empfehlen. Sie sind mit ihren schwimmen- den Blättern und den grossen, I leuchtenden Blumen die schön- \ sten und dankbarsten Wasser- , gewächse zur Ausschmückung s der Teiche in modernen Gar- tenanlagen. Wo der Besitzer der Anlage grössere Opfer zu bringen bereit ist, da kann man die neuesten und kost- barsten Hybriden anpflanzen, wo mit beschränkten Geld- mitteln gearbeitet werden muss, da pHanze man Ngmiihaea idba . die ihr ähnliche A^- Candida und das gleichfalls einheimische Naplidr luteum. Auch zur Schnittblumenge- winnung sind die schönen Sorten winterharter Nymphaeen von grossem Werte. Bei rationeller Anpflanzung lassen sich die Blumen während des ganzen Sommers in grosser Fülle produzieren und stehen den Blumen tropischer Arten wenig oder gar nicht nach, zeichnen sich vor letzteren aber durch grössere Haltbarkeit aus. Origiiialaufiiahme für die „Gartenwell". Einiges iil)er Wasserpflanzen. Voa M. Geier, KunstgärlDer im Hofgarlen zu Maigavetlien a/MoO'^ i^chon des Öfteren wurde in den letzten Jahren in der Gar- tenwell der Kultur der tropischen und subtropischen Wasserpflan- zen gedacht, aber noch immer begegnet man denselben selten. 340 Die Gartenwelt. VI, 29 Nymphaea „William Doogiie" Ich glaube, bei dem Gedanken an Was- serpflanzen schwebt den meisten ein kostspieliger Bau eines eigens hierzu kon- struierten Gewächshauses mit komplizier- ter Einrichtung vor, und das liebe Geld ist ja bekanntlich in der Gärt- nerei immer knapp. Dass man auch ohne kostspielige Ein- richtungen Erfolge erzielen kann, sollen diese Zeilen dar- thun und ich will zu schil- dern versuchen, wie in hiesi- ger Gärtnerei ein Wasser- pflanzenhaus entstand. In der Vermehrung, einem einseitigen Haus, wurde vo- riges Jahr ein sogenann- tes W a s s e r b e e t konstru- iert, das im Sommer zur Kul- tur der Wasserpflanzen, im Winter zur \'ermehrung dient. Ein solches Wasserbeet ist leicht und ohne grosse Kosten herzustellen. Die Abbildung auf Seite 342 oben zeigt ein solches Beet im Querschnitt, das hier ausgeführt wurde. I ist die Beetmauer und 2 die äussere Hausmauer, auf der das Dach 3 ruht. 4 ist der innere mit Erde und Schutt angefüllte Raum. Die angefüllte Erde etc. muss gut nass gemacht und öfters ordent- lich fest gestampft werden, um ein späteres Senken mög- lichst zu vermeiden. Darauf folgt 5 das Mauerwerk aus Ziegel- steinen mit der Mulde in der Mitte und den Absätzen 6, die zum Aufstellen von Pflanzen bestimmt sind. Das Mauer- werk wird mit einer Zementlage 7 überzogen. In der Mitte ist etwa 20 cm hoch kräftige Erde angefüllt zum .Aus- pflanzen der Nymphaea, Limnocharis etc. 9 sind die Heizrohre. Das Anbringen von Ab- sätzen 6 empfiehlt sich sehr; man kann auf diese Weise am leichtesten seine Sumpfpflan- zen unterbringen, die mit ihrem Topf nur zum Teil im Wasser stehen dürfen. Das Wasser steht noch hoch ge- nug über diesen Absätzen, um da, wo keine Pflanzen auf- gestellt sind, den Blättern der übrigen Wasserpflanzen Platz zu gewähren. Zum Auspflan- zen für die eigentlichen Was- serpflanzen bietet die vertiefte Mitte Platz genug, eignet sich auch aus dem Grundt- am besten dazu, weil beson- ders die Nymphaeen ihre Blät ter nach allen Richtungen im Kreise entwickeln. Würde man also, bei einem solch schmalen Beete, die Nym- phaeen an die Seite pflanzen, dann würden bald die sich nach dem Rande des Beetes zu entwickelten Blätter über Nymphaea uiUn.u.i suli.liuiL-a nalaufnahnie für ,,(.iartenrt'clt" den Rand wachsen, man müsste sie ab- schneiden oder ihnen eine unnatürliche Lage geberi, indem man sie seitlich auf die andern Blätter legt, wodurch die Pflan- zen ein gedrücktes Aussehen erhalten. Eine Nymphaea soll mög- lichst nach allen Seiten frei sich entwickeln können, nur dann erreicht sie ihre volle Schönheit. Im Herbst, nachdem die Pflanzen herausgenommen und das Bassin gereinigt ist, werden kurze Latten von einem zum andern Mauerab- satz 6 gelegt. Auf diese kommt ein Drahtgeflecht und darüber Torf, in den die besten Warmhauspflanzen eingefüttert werden, bis das Beet zur \'ermehrung ge- braucht wird. Eine andere Weise ein Wasserbeet herzustellen, be- steht darin, dass man von 1/4 zu 1/4 m T Eisen in die Sei- tenmauern einlässt, die dann mit einem starken Drahtge- flecht von 1/2 cm Maschen- weite überlegt werden. Bei grösserer Breite als 1,20 m kann man die T Eisen durch einen Querträger unterstützen. Auf das Drahtgeflecht kommt nun eine Schicht grober Beton von ungefähr 5 cm, sobald die- selbe angezogen hat, folgt eine feine Schicht Beton, der dann fein geglättet wird. Eine dritte Art ein solches Beet herzustellen, zeigt die Abbildung Seite 342 unten, ebenfalls im Querschnitt. Man über- wölbt den Raum zwischen Haus- und Beetmauer, was vielleicht praktischer ist, als den Zwischenraum mit Erde und Schutt auszufüllen, da man erstens den Platz unter dem Bassin ge- winnt und zweitens ein Setzen des Ausfüllmaterials nicht zu befürchten braucht. In das Wasserbeet wurde eine etwa 20 cm hohe Lage kräftiger Erde, bestehend aus Kompost und Schlamm mit Knochenmehl vermischt, auf- getragen, in welche die Nym- phaeen etc. ausgepflanzt wur- den. Über die Erde kam eine Lage Sand, um das Wasser klar zu erhalten. Die einzige Arbeit besteht nur in dem Nachfüllen des verdunsteten Wassers, im Lüften an warmen Tagen und im Entfernen der schlecht werdenden Blätter. Ein zur Wasserpflanzenkultur bestimmtes Haus muss der Sonne möglichst ausgesetzt sein und darf nicht schat- tiert werden. Je stärker die Sonnenstrahlen durch die Scheiben dringen, um so wohler fühlen sich die Pflanzen. An warmen Tagen VI, 29 D 1 e Garte n w e 1 1. J41 ist ein öfteres Liberspritzen vorteilhaft. Eine Wasserliöhe von 20 — 25 cm genügt für die meisten Pflanzen. Viele fühlen sich im seichteren Wasser wohler als im tieferen. In der ersten Zeit ist es gut, nachts und an kühlen, trüben Tagen etwas zu heizen, später sorgt die höher steigende Sonne für die Erwärmung des Wassers. Wer nicht in der Lage ist, sich ein Wasserbeet herzustellen, kann auch leicht in einigen durchschnittenen Fässern oder dazu hergerichteten Mistbeetfenstern einige der schönen Nym- phaeen, Pontederia, Sagitfaria etc. ziehen. Ein Umstand, der sehr für die Kultur der A\'asserpflanzen spricht, ist, dass sie nur während der heissen Jahreszeit, wenn also die Häuser doch mehr oder minder leer stehen, einen Platz beanspruchen. Sobald im Herbst die Häuser anderweitig ge- braucht werden, lässt man die Wasserpflanzen, wenigstens die meisten, eingehen und stellt sie unter eine Stellage. Zieht man diese kleinen Arbeiten in Betracht, dann fragt man sich unwillkürlich : giebt es noch andere Pflanzen, die uns bei so leichter Kultur mit einer solchen Menge der herrlichsten Blumen erfreuen ? Ich glaube, gross wird ihre Zahl nicht sein. Betrachten wir uns solch ein Wasserbett im vollen Flor. Da sehen wir in reicher Anzahl die etwas über das Wasser sich er- hebenden und in allen Farben prangenden Blumen der Nym- phaeen mit dem köstlichen Duft. Auf schlanken Stielen blüht die edle Lotus- An einer andern Stelle sendet Limnocharis Hum- boldtii in unerschöpflicher Menge ihre leuchtend gelben Blumn über den Wasserspiegel hinaus. Im Aufbau der Blumen einer Hyazinthe ähnlich, sind die Blüten der Pontederia criissipcs, nicht zu vergessen sind die blauen Blumen der Pontederia montevi- dersis und die Blumen der murren Saz/ittaria-Arten. Und welch einen erstaunlichen Formenreichtum bieten uns die Blätter und Stengel! Vom zierlich geschlitzten Blatt der Cahomba bis zu dein kreisrunden der Nympluiea und vom pfeil- förmigen Aex Sagittariahis zu dem so interessanten feinen Schoj:f der mächtigen Papierstaude Cyperus Papyrus, sind alle Blatt- formen vertreten. Selbst die Farne stellen in Ceratopteris einen reizenden Vertreter. Ein weiteres interessantes Studienfeld bietet das Wachstum. Einige wachsen untergetaucht mit langen, dünnen Stengeln, a,!- dere wurzeln im Boden und ihre Blätter schwimmen auf der Was- serfäche, die nächsten senden ihr Laubwerk mehr oder minder hoch über das Wasser hinaus und wieder andere treiben sich frei schwimmend aif der Wasserfläche herum oder senden bei flachem Wasser ihre reich und fein ver- zweigten Wurzeln in die - Erde hinein, dort Ha!t und Nahrung suchend. Ein Haus, in welchem Wasser- pflanjeri kultiviert werden, bietet ein Vegetationsbild, wie man es sich nicht schöner und abwechs- lungsreicher denken kann, es ist das Entzücken eines jeden Pflan- zenfreundes und übt auf Jeder- mann grosse Anziehungskraft aus. Ausserd :m eignen sich solche Häuser, infolge der darin herr- schenden feuchtwarmen Tempera- tur ausgezeichnet zur Kultur der bunten Caladien, Anthurium, PhUodendron, verschiedener Orchi- deen u. s. w. In den verschiedenen Blüten ■der Wasserpflanzen hat man ein Material zur Vasendekoration und dergleichen, das weit über das sonst alltäglich gebotene hinausragt. Wie schön machen sich z.B. einige iVj/»(p/iaea- Blumen, locker in schlanker Vase stehend mit etwas Asparagus-Grün I Zunächst seien einige der schönsten Blüher angeführt. In erster Linie ist es die schöne „l^oios" , Nelumbium speciosumWiUd. (Syn. Nelumbo nucifera Gaertn.), eine durch Blatt und Blüte gleich ausgezeichnete Pflanze. Die runden, auf schlanken Stielen stehenden Blätter sind nach innen vertieft, von schöner blaugrüner Farbe. Diese Pflanze vermehrt sich durch Ausläufer. Über Kultur und Varietäten der Nelumbium wurde in der Gar- tenwelt schon früher so eingehend und erschöpfend berichtet, dass weiteres darüber nicht zu sagen ist. Kaum minder schön, aber farbenreicher und auch weniger Raum beanspruchend, sind die Nymphaea, von denen man jetzt eine Menge der herrlichsten Arten und \'arietäten hat, bei denen von weiss bis gelb und von rot bis dunkelviolett alle Farbenabstufungen vertreten sind. Man unterscheidet Tag- und Nachtblüher. Letztere blühen jedoch nicht etwa nur in dunkler Nacht, sondern auch an trüben Tagen und in der Morgenfrühe, bis die höher steigende Sonne c ie Tagblüher aus ihrem Schlummer weckt, und sie veranlasst, ihre herrlichen Blüten zu entfalten. Dann kommt für die Nacht- blüher die Zeit der Ruhe; sie schliessen sich, um mit sinkender Sonne ihre die Sonnenstrahlen liebenden Schwestern abzulösen. Man mag ein solches Haus betreten zu welcher Zeit man immer will, stets erfreut man sich an einigen geöffneten Blumen, von denen die meisten sich durch köstlichen Duft auszeichnen. Auch die Blätter bilden durch ihren mehr oder minder stark ge- sägten oder gezähnten Rand grosse Abwechslung. Abgeschnitten und im Zimmer in Wasser gestellt, bleiben alle Blumen, wenn auch nicht ganz, so doch halb offen. Die Nymphaeen lieben nicht zu tiefen Wasserstand, kräf- tiges Erdreich und volle Sonne, dabei darf jedoch die frische Luft nicht fehlen. Am üppigsten entwickeln sie sich ausgepflanzt. Beachtet man dies alles, so er- zeugen dieselben in unermüdlicher Reihenfolge ihre Blumen, bis im Herbst der Platz anderweitig gebraucht wird. Ist der Standort so, dass die Pflanzen stehen bleiben können, dann ^V^kJ^ ^■i\ '4 % % Nymphae a Marliacii chroniatclla, rechts Pcntederia cordata. Originalaufnahmp für die ,,Garlenwelt". 342 Die G a r t e 11 \v e 1 1. VI. 29 lasse man sie durch Entziehen des Wassers langsam einziehen und halte sie nun ziemlich trocken. Können sie jedoch nicht stehen bleiben, dann schlägt man nach dem Einziehen die Knol- len und Wurzelstöcke in Sand und stellt sie unter eine Stellage. Mit der wiederbeginnenden \'egetationszeit pflanzt man Knollen und Wurzelstöcke in Töpfe in nahrhafte Erde und stellt sie mit denselben in kleine Wasserbehälter, denen man einen warmen Platz giebt, bis das Beet zum Ausoflanzen frei wird. Querschnitt ilurch ein W.n>.>ciptl.'>nzcnbeet. I. Originalzeichnung für die ,,GartenweU". Die Kataloge führen jetzt schon eine solche .Menge Sorten auf, dass den weniger mit ^\■asserpflanze^ bekannten die Wahl schwer wird. Es sollen deshalb einige angeführt «erden, die sich hier durch reiches Blühen und Schönheit ausgezeichnet haben. Schön sind alle Nymphaecn. nur haben verschiedene seltene und neue Arten noch immer sehr hohen Preis. l"nter den blaublühenden ist 2{rjmphaea zanzibariensis eine der schönsten und dankbarsten. Prächtig heben sich die gelben Antheren von dem schönen dunklen Blau der Blumenblätter ab. Sie ist eine Tagblüherin und sehr wohlriechend. Zwei gute Abarten von ihr sind vai: rubra und vor. rosea. yijmphaea coerulea zeichnet sich ebenfalls durch unermüdliches Blühen aus. Die Blumenblätter sind länger und spitzer als bei der vorhergehenden, die ganze Blume ist lockerer, leichter ge- baut und blüht ebenfalls am Tage. Die Farbe ist zart blassblau, das Laub schön braun gefleckt. N. ortijiesiana rubra ist unter den rotblühendrn eine der besten und dankbarsten. Sie ist stark wachsend und blüht in der N'acht. Ein anderer Nachtblüher ist N. amazontim, die sich durch starken Wuchs, grosse Blätter und Blumen auszeichnet. Letztere sind weiss bis blassgelb. Ein Teil der hiesigen Nymphaeen wurde am 21. Mai als nicht sehr starke Pflanzen, wahrscheinlich waren es Säm- linge, bezogen. Nur in der ersten Zeit wurde nachts etwas ge- heizt. Mit der höher steigenden Sonne entwickelten die Pflan- zen sich recht üppig, und schon einen Monat nach der Pflanzung, Mitte Juni, waren die ersten Blumen geöffnet, die einander folgten, bis die Pflanzen im Oktober herausgenommen werden mussten. Die meisten brachten 35 — 40 Blumen zur Ent- wicklung. Nach den Nymphaeen gehören die Pantederici mit zu den schönsten und reichsten Blühern. Unter diesen ist es besonders die noch nicht übera'l bekannte Ponfederia monfeviäensis, welche die grösste \'erbreitung verdient. Die Pflanze ragt ungefähr I m über das Wasser hinaus und hat dunkelgrüne, länglichovale Blätter, die von einem kräftigen Blattstiel getragen werden. Die Blume bildet eine schöne blaue Ähre. Die Pflanze ist äusserst reichblühend, gedeiht auch gut im Freien. Eine durch Blatt und Blume gleich interessante Pflanze ist Ponfederia crassipes {syn. EichliorniasjJeeiosa), eine Pflanze, die in dem üblen Rufe eines faulen Blühers steht. Nach meinen Be- obachtungen ist das jedoch nur der Fall, wenn sie nicht der vollen Sonne ausgesetzt ist und wenir das Wasser so hoch ist, dass ihre Wurzeln das Erdreich nicht erreichen können. Im hiesigen Wasserpflanzenhaus entwickelte sie, der vollen Sonne ausgesetzt und im Boden eingewurzelt, eine grosse Menge ihrer so herrlichen Blumen, die im Aufbau einer Hyazinthe ähnlich sind, daher der Name „W a s s e r h y a z i n t h e". Die Blume ist hellblau mit gelbem Fleck, leider sehr vergänglich. Das glänzendgrüne Laub und der dick aufgeblasene Stengel machen diese Pflanze auch ohne Blumen zu einer schönen Erscheinung. Weitere durch Blatt und Blüte statthche Pflanzen sind die Pfeilkräuter, Snj/Jitona, die ziemlich hoch werden. S.montevidensis, die schönste der Gattung, hat grosse, weisse Blumen mit brau- nem Fleck am Grunde eines jeden Blumenblattes. ,S'. japonica fl. pl. hat weissgefüllte Blumen. Die Pfeilkräuter gedeihen auch vorzüglich im Freien. Limnocharis Humboldtii (syn. Hijdrocle'is nymphaeoides) ist eine schon allgemein bekannte Pflanze, deren runde oder breitovale, am Grunde herzförmige Blätter auf der Oberfläche des Wassers schwimmen. Die Blume ragt über das Wasser hinaus, ist leuch- tend gelb und hat drei Blumenblätter. — Leider hält nur die Blume kurze Zeit, entschädigt aber durch ihr reiches Blühen für ihre X'ergänglichkeit. Sie ist eine der am leichtesten blühenden Wasserpflanzen. Auch bewährt sie sich gut im Sommer im Freien. Nachdem wir einige der schönsten Blüher näher betrachtet haben, gehen wir zu den am meisten durch Blatt und Wuchs sich auszeichnenden Pflanzen über, ohne die eine Sammlung unvoll- ständig wäre. Querschnitt durch ein Wasserpflanzenbeet. Origihalzeichnung für die „Gartenwelt". II. Die Schönste von diesen, ist Cyperus Papyrus, der ein kräftiges Erdreich liebt. Auf den langen, kräftigen Stielen entwickelt sich ein schöner Schopf feiner Blätter. Im allgemcineii wird er jedes Jahr neu herangezogen, da seine t'berwinterung etwas schwierig ist. Wer Platz hat, möge immerhin an einem hellen Standort die Überwinterung versuchen. Man halte die Pflanzen nur massig feucht. Alte Pflanzen sind ungleich schöner als junge. VI, Dl. ( . cl 1 l >■ II w e 1 1. 343 In wärmeren Gegenden, z. B. am Rhein, findet man oft prächtige ahc Exemplare zur Ausschmückung der Gärten verwendet. Die- selben werden mit Körben in recht fette Erde ausgepflanzt und im Herbst wieder mit denselben ausgehoben und überwintert. Mit dem Erwachen des neuen Triebes vermehrt man die Wasser- gaben wieder. Cijperus Papijrus ist eine der schönsten Solitärs für Parterres, an Springbrunnen und dergleichen. Eine weitere schöne Art ist der allgemein bekannte Cyperus alternifollus und seine durch zierlichen Wuchs sich auszeichnende .\bart rar. gracüis; beide sollen nicht zu tief im Wasser stehen. In Thalia dealbata haben wir einen schönen Vertreter der Ma- rantaceen für unsere Zwecke. Wenn ihre Blätter auch nicht in so bunten Farben prangen w-ie bei den meisten ihrer Ver- wandten, so bieten sie doch durch ihre weissliche Unterseite einen hübschen Kontrast zu den übrigen Wasserpflanzen. Die Blätier stehen auf ziemlich langen, straffen Stielen. Auch im t'bcrwintern ist sie sehr anspruchslos. Ein frostfreier Platz ge- nügt ihr. wenn man sie nicht zu feucht hält. Der W'asserfarn Ceratopieris thaüctroides ist einjährig und wird jedes Jahr neu aus Sporen gezogen. Auf den gefiederten Wedeln entwickeln sich junge Pflanzen, die man abnehmen und weiter kultivieren kann. Man pflanzt den Wasserfarn in Töpfe, die man bis zur Hälfte ins Wasser stellt. Sehr interessante Pflanzen findet man unter den Schwim- mern. Eine der besten davon ist Pistia Stratiotes. Die Blätter sind rundlich, spiralig angeordnet und in ihr zusagenden Verhält- nissen sammetgrün. Die unteren Blätter liegen flach auf dem Wasser, während die mittleren aufrecht stehen. Die Pistia ver- mehren sich gleich Pontederia crassijies ausserordentlich stark, sodass man, sollen sie 'andere Pflanzen nicht unterdrücken, oft genötigt ist, einen Teil zu entfernen. Gleich Pontederia fühlt sich auch Pistia in weniger tiefem Wasser am wohlsten, in welchem ihre Wurzeln den Boden erreichen. Am besten ist es, man pflanzt sie im Frühjahr in einen Topf, den man so ins Wasser stellt, dass dasselbe den Topfrand noch überspült. In kurzer Zeit bil- den sich dann im Kreise junge Pflanzen, die, sobald die Sonne höher steht, auch willig schwimmend wachsen. Eine nicht we- niger interessante und schöne Pflanze ist Trianea hogotensis. Die unterseits dick aufgetriebenen Blätter sind eirund elliptisch und rosettenartig angeordnet. Trianea (Hydronnjstiia) vermehrt sich rasch durch Ausläufer und hat feine lange Wurzeln. Sa/vinia auriculata schwimmt frei auf dem Wasser und entwickelt sich in ihr zusagenden Verhältnissen recht reich- lich. Die kleinen, elliptisch stumpfen Blätter sind gegenständig und ihre Ränder decken sich gegenseitig. In der Sonne werden die Blätter gelbgrün, während sie im Schatten hübsch dunkelgrün bleiben. Auch bei zu kühler Überwinterung wird die Pflanze gelb und die Blätter erreichen etwa nur die Hälfte ihrer son- stigen Grösse. Die zierlichsten der Salviniaceen sind die AzoUa, von denen man zwei Arten kulti\iert caroliniana und filicii- loides. Erstere wird etw'a nur halb so gross als letztere. Auch im Freien gedeihen dieselben recht gut und vermehren sich stark. \"on den untergetaucht wachsenden Wasserpflanzen sei der zier- lichen Cahomba aquatica gedacht, deren Laub fein geschlitzt ist. So leicht und rasch, oft unkrautartig, viele Wasserpflanzen im Sommer wachsen, so empfindlich sind auch manche bei der Überwinterung. Zu diesen gehören Pistia, Pontederia crassipes und Trianea. Am besten bringt man sie durch den Winter, wenn man im Herbst junge, gedrungene Pflanzen in schlammige Erde einpflanzt und ihnen immer mehr das Wasser entzieht, bis man sie zuletzt nur noch gut nass hält und ihnen einen hellen, warmen Platz giebt. Ebenso bringt man Azolla und Salvinia am leichtesten und einfachsten durch den Winter, wenn man sie als Sumpfpflanzen behandelt. Die Überwinterung eines Teiles der andern Pflanzen z. B. N^iimphaea,Xehtmhium etc. geschieht trocken, indem man die Pflanzen einziehen lässt und sie dann unter eine Stellage stellt. Viele von den hier angeführten Pflanzen gedeihen im -Som- mer auch prächtig im Freien. Azolla pinnata R. Br. var. africana. (Hierzu die neben- stehende Abb.) ~ Eine reizende, für die Kulturen neue Art dieser allgemein beliebten Wasserpflanzen-Gattung ist die in der Über- schrift genannte. Von AzoUa caro/iniana und der ähnlichen, aber üppiger wachsenden A. pliculoides (beide dürfen wohl ein und derselben Art zuzu.Tählen sein) weicht sie im Habitus recht wesentlich ab. Die Pflänzchen liegen flacher auf der Wasserfläche, die \'erzweigung ist mehr strahlenförmig und das Grün heller und frischer. Im allgemeinen ist sie ebenso leicht zu ziehen wie die anderen beiden Azollen, die bekannriich durch ihr Überhand- nehmen lästig werden können. Nur beansprucht sie etwas höhere Wasserwärme. Am schönsten entwickelt sie sich in heizbaren Wasserpflanzen- behältern, wo die Sonne recht einwirken kann und es an Nahrung nicht fehlt. Sie bildet dann in kurzer Zeit eine Pflanzendecke von entzückendem Smaragdgrün. R. Azolla pinnata var. africana. Vom Ver- fasser für die ,,Gar- tenwelt"gezeichnet Orchideen. Laiiberde als Orchideeiipflanzmaterial. Von Obergartnei Friedr. Cremer, Scbloss Hugenpoet. Oeit 10 Jahren beschäftige ich mich speziell mit der Kukur der OrcTiideen und zwar m gewöhnlichen eisernen Gewächshäusern, die nichts weniger als besonders geeignet für Orchideen sind. Wenn ich trotzdem schöne Resultate zu verzeichnen habe, so schreibe ich meine Erfolge zum grösseren Teile der \'erwendung von grober Lauberde als Pflanzmaterial zu. In der Gärtnerei von Duval & fils, Versailles, wird zwar auch Lauberde verwendet, wie es in der Gartenwelt vor längerer Zeit ausführlich mitge- teilt wurde, doch scheint mir die genannte Firma zu weit zu gehen, wenn sie z. B. bei Cyprlpedium bloss einen Scherben in die Erde bringt und den ganzen Topf mit feiner Lauberde füllt. Wie ich mich überzeugt habe, bilden sich dann die meisten Wurzeln in dem aufgelegten Spluignnm, wogegen dieselben in der feinen Erde leicht faulen. Eine leichte Drainage von sauber gewaschenen Scherben ist nicht zu umgehen. Unter grober Lauberde verstehe ich die Rückstände beim Sieben guter Laub- erde.*) Diese werden, wenn nötig, etwas mit scharfem Sand vermischt. Die Vorteile der groben Lauberde be- stehen darin, dass das Wasser besser abzieht, man mithin nicht so peinlich mit dem Giessen zu sein braucht, dann ent- hält die Lauberde zweifellos mehr Nährstoffe als Sphagntua und Folypodium-Faser. Bemerken möchte ich noch, dass ich nie Hoizkohlenbrocken verwende. Als oberste Lage nehme ich eine dünne Schicht Sphagnnm, wodurch die obere Erde regelmässig feucht bleibt und auch beim Gies- sen nicht weggeschwemmt wird. Fast alle Arten ge- deihen auf diese Weise wenn ihre sonstigen Lebens- *) Anm. der Red. Solche Erde verwendet auch einer unserer erfolgreichsten Orchideenzüchter, C. Stoldt, AVandsbek, seit langen Jahren, wie er mir jüngst gelegentlich eines Besuches in Berlin mit- teilte; die Kultur der Orchideen in L.-uiberde ist also nichts weniger als neu. 3M Die Garten weit. VI, 29 bedingungen erfüllt werden. Ich kultiviere in grober Lauberde: CatÜetja, Laelia, Vanda, DendroMum, On- cidium, Odontoglossum, Pescatorea, Coelogi/ne, Epiden- drimi, CijmUdium,Stanhopea, Tlnnna, LycaMe, Catasetum, Calanthe, Ct/pripedhun und andere Gattungen. Cjipripedhmi müssen stets von oben gegossen werden damit die Triebe rein bleiben. Dendrobium crassinode. Eines unserer dankbarsten und schönsten Dendrobien ist ganz entschieden Deiulrobiuni crassinode Echb. f. Die nebenstehend abgebildete Pflanze ist kaum zur Hälfte aufgeblüht , imponiert aber schon mit ihren inte- ressanten, dickknotigen Bulben und dem besonders zahl- reichen Blütenansatz. Die Blütenknospen entwickeln; sich sehr langsam, denn es vergehen 5 — 6 Wochen bis zu ihrem Aufblühen. Sie er- scheinen gewöhnlich zu dreien aus einem Stammauge und kommen aus den oberen 5 — 6 starken Auj;en. Was aber dieser Art einen ganz besonderen Wert verleiht, ist ihre überaus langanhaltende Blütendauer, sowie die leb- hafte in drei Farben gehal- tene schöne Zeichnung ihrer zarten Blumen. Die abgebi - dete Pflanze blühte im vori- gen und auch im Jahre 190Q vom Anfang März bis in den Juni, gleichzeitig mit allen Blumen, was sonst bei keinem anderen Dendrobium der Fall ist. Die Heimat von Dendro- bium crassinode isi Birma und Slam. Es gedeiht im Hause, am besten in der Korbampel an einem hellen, sonnigen Platz. Viel Wasser in der Vege- tation und ausgeprägte Ruhe- zeit im Winter sowie gesun- des, leichtes Pflanzenmaterial [Sphagnum und Pulypodiutn) sind Hauptbedingung. Dendrobium crassinodehat noch immer rieht die Vcrbre'tung gefunden, die es als schöner und dankbarer Blüher verdient. G. Bartsch, Oberf;iirtner, Wannsee. Dendrobium devonianum. Unter den Hunderten von Dendrobium- Arten zählt die genannte mit zu den gefälligsten, Unser Bild S. 343 zeigt eine hübsch entwickelte Pflanze von D. devonianum Faxt., beheimatet in Ostindien und Südchina. Es darf auch in der Ruhezeit nicht zu trocken gehalten werden, da- mit die Stämme oder Bulben nicht schrumpfen. Die Blüten er- scheinen an den Knoten, am oberen Drittel der Stämme und duften sehr angenehm. Die Kelchblätter sind gelblich-weiss, zart mit purpurnem Hauch schattiert, die Blumenblätter mit hell purpurnem Anflug, leicht gewimpert; die Lippe trägt einen mit breit herzförmigen, weissen und orangegelben Seitenflecken gezeichneten Vorderlappen, dessen Ausrandung ein scharf ab- gezweigter Purpurfleck ziert, während der ganze Rand zierlich federig gefranst ist. D. devonianum fühlt sich im Winter bei 20 — 25" C. sowie im Sommer bei 25 — 28" C. unter dichtem Schatten ganz behaglich. Die dargestellte Pflanze gedeiht hier im Orchideenhause der Frau Etatsrätin Donner in sehr wenig Pflanzmaterial, be- stehend ausSphagiium und Pol ypodium-Vvur7.e\n in einem klein:;i Holzkörbchen willig. Der reizende Blumenflor fällt gewöhnlich in die Monate April bis Juni. E. Hannig, Obergärlner, OttenseD-AItona. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Dendrobium cra.ssinode. Originalaufnahme für die ,,Garteiuvelt Statut der kgi. Gartonbaiischule zu Weihenstephan. -L'as kgl. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten in Bayern hat in seinem Ministerialblatt vom 17. März 1902 ein neues Statut der kgl. Gartenbauschule Weihenstephan veröffentlicht, welches gegen das frühere einige Abänderungen ci fahren hat. Ganz abgesehen davon, dass schon das frühere Statut Bestimmungen enthielt, gegen die sich, gegen- über den anderen Gartenbauschukn, manches einwenden lassen würde, ist in dem neuen Statut ein Satz über die „Aufnahme von Praktikanten" erfolgt, der die Kritik ganz besonders hervor- ruft und verdient, in Fach- ireisen besprochenzu werden. Der Satz lautet : Als Praktikanten können Absolventen von- einer Mit- telschule, welche nicht unter iS Jahre a!t sind, gegen Er- satz der Verpfiegungskosten zu jährlich 360 Mk., jedoch ohne Entrichtung eines wei- teren Lehrgeldes, aufgenom- men werden. Eine an der Anstalt ver- brachte einjährige, erfolgreiche Praxis ersetzt die in § 6, Zif- fer 3 zur Aufnahme in die Gartenbauschule vorgeschriebene zv/eijährige prak- tische Lehrzeit. Welcher Fachmann hat wohl das Ministerium veran- lasst, eine solche Neugestal- tung zu schaffen, war dies überhaupt ein Fachmann ? Wir werden also in Zukunft Gärtner erhalten, die mit dem Einjährig-Freiwilligenpa- tent nicht mehr eine Lehr- zeit durchmachen, sondern als Praktikanten nach Weihenstephan gehen, hier ein Jahr „prak- tizieren", um dann als Eleven in die Gartenbauschule einzutreten und nach Absolvierung derselben entweder zum Militär zu gehen oder Stellung anzunehmen. Aber als was?l Wenn dieses Prinzip eingreift, so bekommen wir mit der Zeit eine Unzahl „Kollegen", welche studierte Gärtner sind und, was die Hauptsache ist, ohne vorher eine gediegene Lehr- zeit durchgemacht zu haben. l'berall, wo Gartenbauschulen sind, wird als Bedingung zur Aufnahme in den theoretischen Kurs eine möglichst vielseitige praktische Vorbildung gesetzt und die erste Gartenbauschule m Bayern giebt selbst die Hand dazu her, Gärtner heranzu- bilden, die eine richtige Lehrzeit nicht mehr durchzumachen brauchen, denn dass diese einjährige Praktikantenzeit als Lehr- jahr Ernst zu nehmen ist, glaubt wohl kein Fachmann. Oder sollte Weihenstephan wirklich schon so weit sein, um Schüler zu bekommen, zu einem solchen Mittel greifen zu müssen ? Sei dem nun wie ihm wolle, die Ansicht des Schreibers dieser Zeilen geht dahin, dass es ein unverantwortlicher Fehler ist, derartige Fachmänner heranzubilden; sie gereichen entweder unserem Berufe nicht zur Ehre oder werden unglückliche Exi- stenzen. Die Gartenbauschulc Weihenstephan erwirbt sich durch VI, zq Die Gartenwelt. 345 solche „Erleichterungen" wohl Schüler, ob es aber für das An- sehen der Schule von Vorteil ist, überlasse ich dem Urteil der Fachgenossen. Schall, kgl. b. Hofgärten-Ingenieur. Gärten und gartenähnlichen Anlagen besteht aus Gräsern, nur seltenerenfalls und unter besonderen Umständen auch aus an- deren Pflanzen. Die Gräser aber erhalten sich — (abgesehen von der grossen Verschiedenartigkeit derselben und den eigentümlichen Anforderungen "einzelner Arten) — all- gemein nur von selbst unter der Gunst des Klimas, des Bodens und der Lagen; besonders bei der Zusanunen- Betraclltungen über den Gartenrasen, seine Anlage Stellung der Grasarten für gegebene, nicht immer richtig lind Belnndlnno' veranschlagte Verhältnisse kann stark gefehlt werden. Landschaftsgärtnerei. Von Christian Koopmann, Friedhofsinspektor, Ottensen. V om Park und Ziergarten verlangt man in der Regel, dass derselbe frucht- bare Landschaft resp. besonders Bilder von gesunder und selbst üppiger Vegetation vorführe, allezeit Zei- chen der Not, haupt- sächlich der Dürre ausschliesse, minde- stens verdecke. — Bei der Lösung die- ser Aufgabe fällt dem Rasen eine sehr be- deutende Rolle zu. Die grüne Rasenfläche bildet besonders für Parkschöpfungen ver- schiedenster Art eine Hauptgrundlage, ge- wissermassen die Fo- lie, das Zeichenblatt von dessen Feinheit und Reinheit die klare und ansehnliche Wir- kung der betreffenden Bilder in hohem Grade abhängig ist. Der Rasen nimmt mit Recht in unseren modernen Gärten den grössten Teil der ganzen Bodenfläche ein. Ohne Rasen könnten wir uns wohl überhaupt keinen grösse- ren Garten denken, denn sonst würde der letztere ein Wald werden. Der Rasen bildet in erster Linie die Lichlflächen des Gartens und zeigt in seinen freien Flächen die Grösse und Ausdehnung desselben. Ich will heute aber nicht über die Verteilung von Rasen und Anflanzung oder von Licht und Schatten in unseren Gärten sprechen, sondern nur die Herstellung und Erhaltung der Rasenflächen im Auge haben. Die Herstellung und Er- haltung eines zweckentsprechenden Rasens bildet in über- aus vielen Fällen einen Gegenstand unablässiger (^iärtner- sorge, denn die erstere ist nicht selten schwierig, meistenteils auch mit erheblicher Kostspieligkeit verknüpft. Die Haupt- masse der Wiesen und namentlich der kleinen Rasenflächen in Dendrobium devonianum. Originalaufnahme für die ..Gartenwelt Sumpfgräser wachsen freiwillig im Schlammboden, die sogenannten S a n d g r ä s e r im Sande, im Steingeröll und im sehr knapp zugemessenen Boden über Felsen. Die besten und meisten Futtergrä- ser wachsen in Schwemmboden der Flussthäler, welcher zeitweise durch Hoch- fluten durchtränkt und mit den Senkstoffen aus letzteren gedüngt wird ; zahlreiche der- artige Gräser wach- sen auch ausserhalb des Bereiches der Hochfluten im natür- lich ausreichend feucht bleibenden Bo- den, wenn derselbe von Zeit zu Zeit ge- düngt wird; was also auch durch weiden- des Vieh geschieht. Bei ausreichend vor- handener Boden- krume wachsen vor- zügliche Futtergräser in reichlicher Fülle in Lagen, welche gegen Nord, Nordwest und Nord- ost sanft oder selbst stark abfallen, desgleichen auf ziem- lich hochgelegenen, taureichen Bergrücken. Das frischeste Grün im Rasen haben sehr viele Inseln des Ozeans und nordischer Meere, sowie die Küstenstriche der nordischen Festländer aufzuweisen. Nur das grüne England, wo der Rasen das ganze Jahr hindurch grün und schön ist, konnte unsere Gärten im natürlichen Stil erfinden und ausbilden, denn jedes sonnenreichere Land würde statt der Rasen die Waldnatur mehr in die Gärten eingeführt haben. Zur Anlage von Gartenrasen genügt unter Umständen eine einzelne Grasart und nicht selten wird bei der künst- lichen Zusammmenstellung von Grassaatmischungen in zweckwidriger Weise verfahren. Aus Thimothegras (Phleuni pratenae) allein wird mitunter ein einige Jahre vorzüglich gut ausdauernder, dichter und angenehm grü- ner Rasen gebildet. Der im Handel vorkommende, klare 346 Die G a r t e n w e 1 1. VI. 29 Samen dieses Grases ist vorzüglich geeignet zur gleich- massigen Aussaat auch kleinerer Partien und es sind dazu keine besonderen Vorbereitungen des Bodens nötig, wenn der letztere nur gehörig zerkleinert und ge- ebnet und in Bezug auf Graskultur noch frisch ist. Auch englisches Ray gras (Loliuni 2)erenne L.) vermng selbständig dauerhaften, dunkelgrünen und dichten Rasen zu bilden und seine Anforderungen an den Boden gehören, vorausgesetzt, dass dieser nicht andauernd nass ist, zu den geringsten. Französisches Raygras, Arrhencdherum elatior L. (nvenaceum Beauv), wird gleichfalls nicht selten allein angesät. Dieses eignet sich indessen zu feinem Rasen sehr wenig ; besser für Wiesen, von welchen man wirtschaftlichen Nutzen haben will. Übrigens wintert das- selbe in etwas rauhen Gegenden leicht aus. Allgemein kommen in neuerer Zeit Mischungen aus mehreren, oft aus vielen Grasarten, welche hauptsächlich nach gleichen oder wenigstens nicht sehr ungleichen Feuchtig- keitsbedürfnissen zusammengestellt sind, zur Anwendung. Man giebt, wenn es sich um die Anlage von Grasflächen handelt, welche sehr frühzeitig und oft gemäht (kurzge- halten) werden, allgemein den ausdauernden Arten den A'orzug vor den einjährigen Gräsern. Bei guter Zusammensetzung" sind einzelne Arten vor- herrschend und bilden die Hauptmasse. Im dürren, geringen, unzuverlässigen Boden und be- sonders, wenn nur spärliche oder gar keine Pflege in Aussicht steht, wird es noch in der Regel mit LoUitni perenne, Poa (irenaria, Bromus sterilis, Bronms tectorum Aira caitlesceiiK, Festuca ovina. Fediwa Mijurus, Bro- mus inolUf, Broiniis coiiimiitatiis. ('ynosurns eristatug Agrostis stolonifera, Koeleria cristatii und einigen anderen Sandgräsern versucht und bildet nicht selten dabei noch das erstgenannte Lolium peienne eine besonders starke Zuthat. — Für Wiesen auf besserem, mittelfeuchten Boden bildet gewöhnlich das Wiesenfuchsschwanzgras, Ahpcrunif pra- tensis, die Hauptmasse, hinzu kommen vorzüglich die Rispengräser, Pou angiisilfolia und Poa pratensis, das Timothegras, Plileiuii prutense, die Schwingelgräser, Festuca riihra und Festuca elatior, das nicht leicht bei einer Grasmischung fehlende Ruchgras, Antlioxantlnim odoratum, das Staubgras, Dadylis gloii/eratu, die Hafergräser, Arrhe- natherum elatior, Avenu flavesrens, Avena pratensis und Avena piihescens. Für feuchten Grund steht eine grosse Anzahl von Sumpfgräsern zu Gebote, von welchen gewöhnlich die feineren, noch zu Futter für Pferde geeigneten, ausgewählt werden. Ausser einer ziemlich starken Anzahl von Seggen- arten sind es ein paar Arten der Gattung Lfizala , ferner Arundi) Epigeius, Phahrris arundinaceu, Bromus gigun- trus, AJopecuntK genirnlatus, Poa aquatiai, Glyceria distuns, Glyceria fluitans. welche noch dazu passen. Zur Bedeckung des Grundes in Hainen eignen sich verschiedene Waldgräser, vorzüglich Poa nemoralis, Aira coeralea, Meliat niituns, Melicn müflora (beide vorzüg- lich auch im grobsteinigen, kalkreichen Boden und zwischen Ge- sträuch, Aira (iiesj/itosa, Aira flexaosa , Melium effnsuin u. a. Die üblichen Grassaatmischungen kommen in der Regel mit einem Zusatz von Steinklee, oder Weissklee- samen in den Handel und nicht ungewöhnliche, gelegent- lich auch sehr passende Zuthaten bilden oft die Samen der Schafgarbe und Ackerwinde. Diese Zusätze passen jedoch nicht stets zu Rasenanlagen feinster Art ; zu solchem Zwecke muss man in der Regel die passenden Grasarten einzeln erwerben. Handelt es sich dagegen um Mischungen für grössere Wiesenflächen im Naturpark, so ist es meistens geraten, die Samen der genannten, gewöhnlich sehr er- wünschten Kleearten noch nebenbei zu verschreiben, denn diese sind teurer als Grassamen und der Mischungsmasse durch den Verkäufer oft nicht in erwünschter Menge ein- verleibt. Besonders in grossen Verschönerungsanlagen kommen auch Wiesenflächen vor, welche nur wenig ge- pflegt werden und namentlich dem Schnitt erst zu Som- mers Anfang unterworfen sind, nachdem die meisten der darauf vorhandenen Grasarten bereits Samen abgeworfen haben. Für derartige Wiesen darf die Grassamenmischung auch einjährige und zweijährige Arten in nicht ganz unbe- deutender Menge enthalten und dieselben können sehr er- wünscht sein, sobald der Boden nur von geringer Feuchtig- keit ist. Die meisten dieser Gräser zählen zu den soge- nannten Unkrautgräsern und ihre Samen dürfen den Saat- mischungen für Anlage von häufiger Schur unterworfener Grasflächen niemals in beträchtlicher Menge beigegeben sein. Die bekanntesten dieser kurzlebigen Gräser sind : Panicum verticillatum., Panicum glauciun, Panicuin viride, Paniciim cnts galli, Panicniii cnis corvi (Sumpfhirsegras), Panicuni sanguinale, Pldenn uvenariuiii , Agrostis sjj<«i venti, Aira praecox, Poa annua, Brlza media, Bromus secalinus, Bromus mollis (zweijährig), Bromus squarrosas, Bromus sterilis, Bromus tectorum (meistens zweijährig), Avena fatua, Lolium temulentum, Hurdeum mnrinum. Die meisten dieser einjährigen Gräser, deren Samen sich mehr oder weniger zwischen dem Heusamen von wilden Wiesen befinden, werden als Samen im Handel nur selten angeboten. Es Wegi darin eine Warnung, ge- meine Heusamen zur Anlage von besseren Gartenrasen zu verwenden. In manchen Fällen ist es schwierig, eine gut aussehende, grüne Bodendecke allein durch Grasansaat zu schaffen und müssen andere Pflanzen, namentlich ent- weder solche, die dem Sonnenbrande gut widerstehen, oder solche, die Schatten und Überdeckung (unter Baum- kronen) ertragen, verwendet oder mitverwendet werden. Im ersteren Falle hat vorzüglich die gemeine Schafgarbe Achillea millefoliuni, der Ge\hk]ee Medicago hcpulina, die Ackerwinde Convolvulus arcensis Dienste geleistet, oder man hat den Boden mit wildem Wein Ampelopsis hecle- racca, belegt. Unter Bäumen dagegen wurde in der Regel vollkommen zweckentsprechend gemeiner Epheu zur Ergän- zung des Rasens verwendet. Im wilden Park kann kahler, von Bäumen beschatteter Boden gewöhnlich auch leicht mit Waldkräutern begrünt werden. In \on Natur kalkreichem, oder durch Beimischung \on altem Mörtelschutt kalkreich gemachtem Boden ge- lingt es meistens, sonnige, dürre Abhänge während der VI, 2y Die G a r t e n \v e 1 1. 347 wärmeren Jahreszeit ausschliesslich vermittelst der Reseda odorata zu begrünen. Die Ansaat derselben muss im Spätherbst stattfinden und braucht nicht alljährlich wiederholt zu werden, indem die Seneda ihre Aussaat in erwünschter Weise so lange selbst besorgt als geeignete Bodennahrung" zur Genüge vorhanden ist. Durch Bearbei- tung des Bodens vermittelst der l^nkrauthacke und der Harke im Spätherbst und durch unmittelbar darauf fol- gendes Auflegen von etwas Stalldünger wird eine solche Anlage gewöhnlich lange Zeit im besten Wohlstande er- halten. Mit Erfolg werden abschüssige Flächen auch in der Weise mit Rasen versehen, dass man den Grassamen mit Lehm zu einem Brei verschmiert und ihn so anzu- bringen versucht. (Sihlttss folgt.) Neue Pflanzen. Die neue Remontaut-Xelke „llilli von Assebiirg". Von Otto Wolter, Gärtnereibesitzer, Magdeburg -Wilhelmstadt. f Hierzu eine Abbildung,) Oeit mehreren Jahren beschäftigte sich Herr Obergärtner Müller (bei der „von der Asseburgschen Gartenverwaltung") damit, Rem. -Nelken aus Samen zu ziehen. Durch seine sorgfältigen Befruchtungen gelang es ihm, vor 2 Jahren etwas Neues zu erzielen. Diese Nelke zeichnete sich vor allen anderen durch kräftigen Wuchs aus. Als nun alle Sämlinge in Knospen standen, waren die Erwar- tungen gross. Aber alle Sämlinge wurden übertroffen durch die zu Ehren der Tochter des Besitzers später „HiUi von Asseburg" genannte Nelke. Die grossen Blumen von 7 — 8 cm Durchmesser waren von dunkelblutroter Färbung und strömten den intensivsten Wohlgeruch aus. Die edel- geformte Blume hatte den Bau der „Germania "-'Ne\ke und platzte nicht. Selbstredend wurde hiervon vermehrt, und da ich selbst öfter zum Züchter kam, hatte ich die beste Gelegenheit, die Eigenschaften dieser Neuheit zu beob- achten. Alle Erwartungen, die ich im ersten Jahre auf diese Nelke setzte, bestätigten sich im zweiten Jahre im vollsten Masse. Die guten Eigenschaften traten nur noch mehr hervor. — Frühjahrsstecklinge wachsen und be- stocken sich so schnell, dass sie drei Wochen früher als andere Nelken zu blühen anfangen und geben dann ein- getopft herrliche Verkaufspflanzen. Ich habe diese Neuheit käuflich erworben und kann sie mit gutem Gewissen jedermann empfehlen. Ich hatte einen Teil Pflanzen mit Knospen warm gestellt, und diese ge- langten, trotzdem ich keine eigens für Nelken eingerich- tete Treiberei hatte, zur vollsten Entwickelung. Die Be- sitzer der eirsten Blumengeschäfte am Platze, denen ich die Blumen gab, waren entzückt davon und lobten beson- ders den köstlichen Geruch. Auch habe ich jetzt von mehreren bewährten Nelkenspezialisten sehr anerkennende Schreiben erhalten. Ich war mir wohl bewusst, dass es schwer sei, heutzutage eine Nelkenneuheit in den Handel zu bringen, aber ich bin jetzt ganz sicher, dass ich mit dieser „ffi?/( 7'0)i Ässehnrg'' eine Nelke dem Handel übergebe, die sich selbst rasch einbürgern wird und noch lange Jahre in den Kulturen eine hervorragende Rolle spielen wird, be- sonders weil sie sich für Winter- treiberei so sehr gut verwenden lässt. Remontan tnelke von Asseburs Tagesgeschichte. Berlin. Die in den landschaftsgärtnerischen Betrieben arbeitenden Gehilfen haben einen neuen Lohntarif aufgestellt, in mehreren Versammlungen durchberaten und die Vertraucns- kommission beauftragt, ihn dem „V'crein der gewerbetreibenden Landschaftsgärtner" zur Annahme zu unterbreiten. Die haupt- sächlichsten Punkte des Tarifentwurfes für 1902 lauten: i. Tägliche Arbeitszeit 10 Stunden, einheitlicher Lohnsatz die Stunde 50 Pf., 2. Überstunden und Sonntagsarbeiten 10 Pf. Aufschlag die Stunde, 3. wo die Arbeitsstelle so weit entfernt liegt, dass man sich eines Verkehrsmittels bedienen inuss, wird das Fahrgeld vergütet ... 4. Auf Neuanlagen sind Schutz- vorrichtungen gegen Witterungsverhältnisse zu treffen. 5. Ein- führung einer einheitlichen Arbeitsordnung . . . Die Schutzvor- richtungen auf Neuanlagen bestehen aus eigens für diese Zwecke zu errichtenden, sogenannten Buden oder aus geeigneten Räumen in Neubauten.' Jeder solche Raum, der als Aufenthaltsort dienen 348 Die G a r t e n w e 1 1. VI.. soll, niuss heizbar sein. Arbeitsordnung: „a) Die Arbeitszeit währt von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends mit den üblichen Zwischenpausen . . . An Sonnabenden und den Tagen vor den hohen Festen ist ohne Abzug von Lohn, eine Stunde früher Feierabend. . . . b) Die Zeit der Lohnzahlung ist als Arbeitszeit in Anrechnung zu bringen : die Lohnzahlung erfolgt am Freitag Abend. Bei grösseren Anlagen erfolgt die Auszahlung des Lohnes auf der Arbeitsstelle selbst; andernfalls hat dieselbe so zeitig zu erfolgen, dass die vorhergenannte Zeit nicht über- schritten wird, c) Handwerkszeug (Spaten etc.) ist vom Arbeit- geber zu liefern. Das Personal ist jedoch verpflichtet, so lange es das Werkzeug im Gebrauch hat. für ordnungsmässigen Zu- stand desselben Sorge zu tragen, dj Das Kündigungsverhält- nis beruht auf gegenseitigem Übereinkommen; andernfalls finden die Bestimmungen der Gewerbeordnung Anwendung. Die Ar- beitsordnung ist von jedem Arbeitgeber zu unterschreiben, sowie von der gemeinsamen Tarifkommission gegenzuzeichnen." In der Generalversammlung, welche die Landschaftsgärtner im ,, Königshof" abhielten, erklärte die V'ertrauenskommission. dass die Arbeitgeber die beiden wichtigsten Punkte „i" und „2" — als für dieses Jahr nicht annehmbar — abgelehnt haben ; dass dagegen über die anderen Forderungen noch nicht verhandelt werden könne. Im allgemeinen sei der , .Verein der gewerbetrei- benden Landschaftsgärtner" bereit, den vorjährigen nied- rigeren Tarif für das laufende Jahr anzuerkennen. Nach längerer Aussprache nahm die Versammlung einstimmig eine Resolution an, in der die Versammelten sich mit der Antwort der Arbeitgeber nicht einverstanden erklären und die Vertrauenskommission beauftragen, neue Verhandlungen an- zubahnen. — Die neubegründete Einkaufsgenossenschaft der Berliner Blumen-Branche, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht ist durch Beschluss der Generalversammlung auf- gelöst worden. Zu Liquidatoren wurden H. van Thiel, Paul Nauck und A. Nigrin bestellt. Damit hat ein LTnternehtnen sein Ende erreicht, von welchem man sich in beteiligten Kreisen so viel versprochen hatte. Die Hauptthätigkeit der Genossen- schaft konzentrierte sich auf den Betrieb von Bedarfsartikeln für Blumengeschäfte, nachdem sich der Vertrieb von Schnitt- blumen als undurchführbar erwiesen hatte. M. H. — Der Ausschuss für die Erhaltung des botani- schen Gartens als Park trat am 6. d. M. wieder zu einer Beratung zusammen. Der Vorsitzende, Stadtverordnetenvorsteher Gustav Müller-Schöneberg, teilte mit, dass das an den Kaiser gerichtete Immediatgesuch sei an den Finanz- und den Kultusminister zu gutachtlichen Äusserungen geschickt worden. Justizrat \'iebig be- merkte, Finanzminister von Rheinbaben stehe der Erhaltung des Gartens persönlich sympathisch gegenüber. Der Ausschuss be- schloss zuletzt, die Berliner Stadtverordneten zu ersuchen, sie möchten mit dem Maigstrat in Verhandlung treten, um den bo- tanischen Garten als Park zu erhalten. Die Herren Justiz- rat Viebig, Direktor Dr. Vortmann und Stadtverordnetenvor- steher Gustav Müller wurden ferner beauftragt, eine Unterredung mit dem Finanzminister und dem Kultusminister nachzusuchen, um die Wünsche der Staatsregierung hinsichtlich der von der Stadt Berlin aufzubringenden Mittel für Erhaltung des bota- scheii Gartens als Park zu erfahren. Bochum. Der hiesige Stadtpark soll in allernäch- ster Zeit eine wesentliche Veränderung erfahren. Wie der „Westdeutsch. Vztg." mitgeteilt wird, sind vom Magistrat Ver- handlungen über den Ankauf von 30 Morgen umfassenden, an Grummer Seite direkt an den Stadtpark anstossenden Grund- stückes eingeleitet worden und schon so weit gediehen, dass der endgiltige Kaufabschluss nur noch von der Zustimmung des Stadtverordnetenkollegiums abhängt. Erfurt. Eine feine Pleite hat der hiesige Handelsgärtner Huck gemacht. Aus seiner Konkursmasse sind 0,36 "/q aus- geschüttet, so dass eine hiesige Firma für ihre 856,50 Mk betra- gandc Forderung bare 3 Mk. 9 Pf. erhalten hat. G. Königslutter. Eine grössere .Anzahl Spargel-Plantagen- besitzer hat sich zu einer Genossenschaft vereinigt und in diesen Tagen mit dem Bau einer Conservenfabrik auf dem käuflich erworbenen Grundstücke begonnen. Leipzig. Das Betriebsjahr 1901 ist für den hiesigen Pal- mengarten kein glückliches gewesen. Sind die Einnahmen im vergangenen Jahre schon infolge der bekannten, für Leipzig" unheilvollen Vorgänge auf wirtschaftlichem Gebiete nicht un- erheblich beeinträchtigt worden, so ist dies in noch höherem Grade durch das L'nglück der Fall gewesen, dass das Unter- nehmen am 15. Oktober 1901 durch Herabstürzen eines Teiles des Deckengesimses in dem grossen Saale des Gesellschafts- hauses betroffen und den Betrieb volle zehn Wochen hindurch brach gelegt hat. Den Inhabern der für das Jahr 1901 aus- gegebenen Dauerkarten musste als Ersatz für die ihnen ent- gangene Benutzung des grossen Saales die Giltigkeit ihrer Dauer- karten bis 15. März igo2 verlängert werden. Schutzzoll. Zu den ersten Sitzungen der Zolltarif-Kommission nach den Osterferien standen noch einige gärtnerische Zölle zur Beratung. Die Zolltarifkommission beschloss : für Weintrauben ohne Unter- scheidung, ob Tafel- oder Keltertrauben, 20 Mark, (bisher und in der Vorläge 15 Mark); für Nüssei 4 Mark (wie bisher); für Äpfel, Birnen und Quitten (bisher überhaupt frei, nach der Vor- lage nur unverpackt oder in Säcken frei, in anderer Verpackung 6 Mark) ausserhalb der Zeit vom i. Oktober bis 15. November — in der Zollfreiheit beibehalten wird — auch für unverpacktes Obst der bezeichneten Art in Schiffs- und Wagenladungen einen Zoll von 2,50 Mark, für verpacktes aber 10 Mark; für Aprikosen und Pfirsiche (bisher frei) 8 Mark wie in der Vorlage; für Pflaumen, Kirschen, Weichsein, Mispeln (bisher frei) 6 Mark, anstatt des in der Vorlage festgesetzten Zolls von 2 Mark; für Hagebutten und Schlehen Zollfreiheit wie bisher; für Erdbeeren (bisher frei) 20 Mark anstatt des Zollsatzes von 1 5 Mark in der Regierungsvorlage; für alle anderen Beeren zum Genuss, wie Johannis-, Stachel-, Brombeeren etc., 5 Mark im Gegensatz zur Aufrechterhaltung der bestehenden ZoUfreihcit in der Vorlage; für Südfrüchte, die sodann an die Reihe kamen, lässt die Vor- lage es mit einigen Ausnahmen bei den bisherigen Sätzen be- wenden. Die \'erbandsgruppe Berlin des Handelsgärtnerverbandes veranstaltete am ii. d. M. eine Protestversammlung gegen die Beschlüsse der Zolltarifkommission und gegen die Stellung- nahme der Regierung in Sachen der gärtnerischen Schutzzölle. M. H. Personalnachrichten. Gielen, Phihpp, herzogl. anh.dt. Hofgarteninspektor und Lehrer an der Clärtnerlehranstalt Köstritz verstarb daselbst am 6. April im Alter von 57 Jahren. Braun , W., übernahm als Obergärtner die Leitung der Gärtnerei der Nähfadenfabrik Göggingen. Bevorstehende Ausstellungen. Flensburg. Nach einer Pause von 6 Jahren soll in diesem Jahre eine ,,Schleswig-Holsteinische Obst- und Gartenbau-Aus- stelhmg" stattfinden, und zwar in Itzehoe in der Zeit vom 26. — 29. September. Die Ausstellung wird 8 Gruppen imifassen, nämlich: i. Ausserordentliche Gruppe. 2. Frisches Obst. 3. Verarbeitetes Obst. 4. Frisches Gemüse. 5. Verarbeitetes Gemüse. 6. Zierpflanzen. 7. Baumschulenleistungen. 8. Sonstiges. Erfurt. E.xzellenz v. Böttiger, Oberpräsident der Provinz Sachsen wird das Protektorat der hiesigen Gatcnbauausstellung übernehmen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig.- — Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den o-esamten Gartenbau. Jahrgang VI. 26. April igo2. No. 30. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift u-ird strafrechtlich verfolsi. Landschaftsgärtnerei. Torgärteu. Karl Hinze, Landschaftsgärtner, Rothenditmold. (Hierzic vier Abbildungen ttnd zxfei Pläne). J-Jie moderne Art der Bebauung unserer grösseren Städte hat namentlich in den feineren Strassen, welche an der Peripherie der Stadt liegen, eine besondere Art von Gärten, die \'orgärten, hervorgebracht, welche hier den vermittelnden Übergang zu den vor den Thoren hegenden Villengärten bilden i;nd in hohem Masse zur Verschönerung der betreffenden Strassenzüge beizu- tragen vermögen. Welche Wichtigkeit diesen kleinen Schmuckstücken beigelegt wird, beweisen die Konkurren- zen, welche neuerdings vielfach für Vorgärten ausge- schrieben werden. So einfach die Anlage solcher kleinen Gärtchen auf den ersten Blick auch wohl aussieht, so schwierig ist es aber auch wieder, allen \'crhältnissen und Anforde- rungen gerecht zu werden ; da soll oft auf zuweilen kleinem Räume unter ungünstigen Boden-, Licht- und Luft- verhältnissen das Unmögliche möglich gemacht wer- den, auch verlangen diese, der Kritik jedermanns preisgegebenen Gärtchen eine immerwährende, auf- merksame Pflege, welche ganz besonders dazu ange- than ist, stets schöne und saubere Gärtchen zu zei- gen. Der eigentliche und hauptsächliche Zweck, den diese Gärtchen haben, ist der : zu schmücken ; sie ' sollen ebenso für die Passanten, wie für den Be- 1 sitzer vorhanden sein und dieser Aufgabe gerecht 3 werden, nicht aber, wie man das so oft sieht, durch | dichte, heckenähnliche, unschöne und imgepflegte ; Gebüscheinfassungen von der Strasse abgeschlossen sein, denn um ungenierte Lauben in solchen A'or- ^ gärten aufzustellen, dazu ist der Raum doch meist etwas zu beschränkt und würde in solchen schmalen Gärten ausser dem diese von der Strasse abschliessenden Gebüsch wohl nicht gut etwas anderes Platz und Fortkommen finden. Zuweilen Die Gartenwelt. VI. sind mit der Anlage eines \'orgartens mehr oder grössere Schwierigkeiten verbunden, als bei der Einrichtung grösserer Gärten, im besonderen dann, wenn noch viele spezielle Wünsche des Besitzers Berücksichti- gung verlangen. Wenn uns anheimgegeben wird, zu- nächst ja zu sparen, da der Bau schon so viel Geld ge- kostet hat, oder wenn neben den von uns angefertigten Entwürfen noch die Spezialidecn des Besitzers auftauchen, i(irikiniiii.\ welche noch selten in Gärten angetroffen wird, z. Z. blüht. Ada aurantiaca, eine immergrüne Orchidee, die übrigens die einzige bekannte Spezies dieses Genus ist, trägt an hängender Rispe 8 — 10 orangefarbige Blüten. Solche intensive, schillernde, grelle, für das Auge empfind- liche und doch so schöne Farben, wie sie die Blüten einzelner Masdcvallia besitzen, findet man kaum noch in den Blüten einer anderen Pflanze. Die schönste Spezies ist wohl M. Veüchii, 1S67 aus Peru eingeführt. Die Innenfläche der Blume ist intensiv orangescharlach gefärbt und von aufrechten, steifen, leuchtend purpurnen Papillen vollständig durchsetzt. M. CItr'lsoni Vcitch ist eine Hybride zwischen ersterer und M. ama- bilia und soll die erste dieses Genus sein, die in Europa aus Samen gezogen wurde. Ihre intensiv feuerrote Färbung wird wohl von keiner andern Blüte übertroffen. Selten zu sehen ist ,1/. coccinca var. cocmlesceti^. Von Genus Pliaius sind besonders Ph. Cooksonii mit zahlreichen purpurnen und Ph. taberculosiis mit weissen, wachs- arligen Blumen erwähnenswert. Die seitlichen Fetalen letz- terer sind mit braunen Flecken über und über bedeckt. Deridrvbium jjmbriatum var. oculatum ist eine schöne Varie- tät, die sich von der Spezies durch die grösseren Blumen und den dunkelpurpurnen Fleck auf der Lippe unterscheidet. 0. Pieraidii hat feine, rahmweisse oder auch rosa angehauchte Blumen; das seltene D. primidirmm mit rötlich-weissen Blumen, zeichnet sich durch die grosse Lippe aus. Ebenfalls selten an- zutreffen ist D. lituiflorum, dessen Blüten denen von D. nobile sehr gleichen, nur dass sie kleiner sind. Eine schöne Spezies ist auch D. aggregatum mit einfarbigen, tiefgelben Blumen. Epidciitrym radkans, das hier in nahezu 2 m hohen Exem- plaren vertreten ist, trägt zahlreiche orangerote Blumen an langen Rispen; noch reichblühender ist E. evectum, dessen Blüten leuchtend rosa-purpur gefärbt sind. Eine schöne, anziehende Pflanze ist, selbst wenn sie nicht blüht, Phalaenopsis schilleriana. Die Blumen erreichen oft einen Durchmesser von 8 cm; die Farbe ist gewöhnlich ein schönes Rosa, doch variiert diese Pflanze wie das oben angegebene Odontoglossum luleo -purpureum sehr oft in der Farbe. _ Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 189. Wie ist die schnellste Anzucht von Pusa canina- Stämmen, und wie lange dauert es, solche zu erziehen.*) *) Anm. d. Red. Man vergleiche auch den Artikel des Herrn Lindner, Altendorf, in No. 29. — Rosa coMOTrt-Sämlinge gebrauchen vom Beginn des Kei- mens bis zur Erreichung der nötigen Stanimhöhe und Stärke volle 3 Jahre. Will man sclinell veredlungsfähige Ware er- ziehen, so ist es am besten, man pflanzt einjährige Sämlinge, die ja auch von den Spezialgeschäften zu sehr billigen Preisen angeboten werden. Das Land, welches zur Aufnahme der Wild- linge bestimmt ist, muss mindestens 50 cm tief rigolt und gut gedüngt sein. Ein etwas schwerer und feuchter Lehmboden eignet sich ganz besonders für Rosenkultur. In besseren Lagen sollte man im Herbst (Oktober — November) pflanzen, unter we- niger günstigen Verhältnissen ist die Frühjahrspflanzung ge- eigneter. Die einjährigen Sämlinge werden ca. 1/3 in Zweigen und Wurzeln eingekürzt und alsdann in Reihen oder auf Beete gepflanzt. Die Entfernung ist in den Rösenschulen verschieden; bisweilen erhalten die Reihen einen Abstand von 60 — 70 cm, die Pflanzen in der Reihe eine Entfernung von 40 — 45 cm. Von Vorteil ist es, lieber etwas enger als zu weit zu pflanzen, da bei engerer Pflanzung die Ruten besser in die Höhe gehen. Während der nächsten Vegetation halte man die Rosen un- krautfrei und sorge für eine öftere Lockerung des Bodens. Einige von den Wildlingen werden im ersten Jahre wohl schon lange Triebe gebildet haben, diese sind aber noch zu schwach, denn erst im folgenden Jahr erhält man kräftige imd schöne Ruten. Um die Ruten möglichst in ihrer Ausbildung zu ver- vollkommnen, ist eine flüssige Düngung im Mai und Juni von grossem Wert, da die Rosen eine Menge Nährstoffe brauchen und vertragen und man bei ihnen des Guten nicht so leicht zu viel thun kann. Auch in diesem Jahre sorge man für Rein- haltung der Pflanzung. Geschnitten wird an den Rosen nichts, die gewünschten Triebe kommen aus dem Wurzelhals von selbst und erreichen bis zum Herbst bei genügender Nahrungszufuhr eine Länge von 1,50 — 2,00 ml Ein Veredeln in diesem Jahre sollte aber nicht stattfinden, es sei denn, dass man Wintervered- lungen machen will, was im Notfalle noch geht, da die Triebe in der nötigen Höhe noch zu weich, teils auch noch etwas schwach sind. Besser ist es, man nimmt die Rosen im Herbst heraus, putzt alles Überflüssige sauber weg und pflanzt die Stämme wieder auf ein gut rigoltes und gedüngtes Land, wo sie dann im kommenden Sommer veredelt werden können. Für Winterveredlungen bestimmte werden in Moos einballiert oder gleich in Töpfe gepflanzt. Im 4. Jahre sind die Rosen mit einjährigen Kronen verkaufsfähig. H. Grote-Reutlingen. ■ — Man pflanzt starke und gesunde i — 2 jährige Eosa canina- Sämlinge auf kräftigen, rigolten, unkrautreinen und gutgedüngten Boden in etwa 20 X 25 cm Entfernung, nachdem Triebe und Wurzeln auf die Hälfte gestutzt worden sind, und deckt die An- lage mit kurzem Dung ab. Im ersten Jahre achte man peinlichst auf Reinhaltung, da später kaum mit der Hacke durch- zukommen ist. Jedes Kürzen und Beschneiden der Triebe hat für die Folge zu unterbleiben; es entsteht ein Dickicht; aber jedes Blatt und jeder Trieb ist nötig zur Stärkung der Wurzeln, welche dann spätestens im dritten Jahre ausseror- dentlich kräftige Schosse aus Bodennähe oder als Wurzelbrut entwickeln. Mit flüssigem Dung wird nachgeholfen. Meltau- befall muss aufs energischste durch Schwefeln verhütet wer- den. Nach 3 Jahren werden die Stämme gerodet, von allen An- hängseln befreit, nach der Grösse sortiert und zur Veredelung auf- geschult. — Der Boden ist aber auf 4 — -5 Jahre so erschöpft, dass er nur durch Wechselkulturen wieder gekräftigt werden kann. Karl Koopmann, kgl. Gartenbaudirektor, Beelitz. — Um Rosa coniraa-Stämme in tadelloser, schlanker, hoher Ware heranzuziehen, bedarf es vor allem eines guten, etwas san- digen Lehmbodens, denn darin wachsen dieselben am besten und bekommen auch ein vorzügliches Wurzelvermögen. Als Pflanzmaterial verwende ich kräftige canina und pflanze dieselben auf tief umgepflügtes Land in Reihen, welche 50 cm weit voneinander entfernt sind, die Pflanzen auf 40 cm Abstand im Verband. Im Laufe des Jahres werden dieselben 370 Die Gartenwelt. VI, 31 zweimal gehackt und rein vom Unkraut gehalten. Im Winter gebe ich starke Jauchedüngung. Das folgende Jahr hacke ich die Rosen nochmals zeitig im Frühjahr und hierauf lasse ich die- selben wachsen, wie sie wollen, auch wird nicht mehr vom Unkraut gereinigt. Die Pflanzen verwachsen zu einem Dickicht und die jungen Triebe, welche am Wurzelhals herauskommen, wachsen dem Licht nach, treiben also schnell in die Höhe und entwickeln schlanke Stämme. Im Herbst werden die Pflanzen herausgenommen und alles Holz wird nun bis auf einen schönen Stamm fortgeschnitten. A. Haindl, Obergärtner, Feldbrunnen. — Wenn Sie schöne, kräftige Stämme der Rosa canina erziehen wollen, so müssen Sie zunächst einen geeigneten, mög- lichst vorzüglichen, stark lehmhaltigen Boden haben. Auch auf sandigem Boden werden gute Resultate erzielt, jedoch sind hier grössere Opfer bei der Düngung notwendig; nasser Boden mit stagnierender Nässe ist für alle Fälle ungeeignet. Die Bear- beitung des Landes erfolgt durch Rigolen und Düngen. Haben Sie den Boden im Herbst hergerichtet, so rate ich auch, noch im Herbst zu pflanzen, ganz gleich, wie der Boden ist; selbst No- vember und Dezember gepflanzte Rosensämlinge sind dann schöner als Frühjahrspflanzung. Es W'ird nun Ihre Aufgabe sein, sich schon rechtzeitig Proben schönster Rosenäämlingj zu be- schaffen, damit Sie nur bestes Pflanzmaterial haben. Damit ein guter Erfolg zu erwarten ist, empfehle ich, die Reihen 75 cm bis I m weit auseinander zu nehmen und in der Reihe Zwischenräume von 25 — 30 cm zu lassen. Wenn ausreichend Mist vorhanden ist, kann nach dem Pflanzen noch gehörig zwischengestreut werden, dadurch friert der Boden nicht so stark und das begünstigt die Wurzelbildung. Im kommenden Sommer heisst es fleissig lockern und kein L'nkraut aufkommen lassen, auch ein flüssiger Dungguss thut gut. Im zweiten Jahre der Vegetation wird, wenn bei der Bodenbearbeitung und im ersten Jahre gut gedüngt wurde und der Boden gut ist, weder Düngung noch Bearbeitung notwendig. Das Unkraut kann jetzt nicht mehr aufkommen. Im Herbst des zweiten Jahres werden nun alle schwachen Loden bis auf i, 2 oder 3 der kräftigsten entfernt und das Feld ist fürs dritte Jahr zur Oku- lation fertig. Man kann nun auch alles ausroden und ander- wärts aufschulen. Bis hierher ist es dringend notwendig, an der Rose keinen Schnitt vorzunehmen. Carl Pfeiffer, Grossh. Fachlehrer, Oppenheim. Beantwortung der Frage No. ige. Welche Chrysanthemum- Sorten sind sehr frühblühend ? Alle müssen nur e .\ t r a gross- blumig sein. Welche Chrysanthemum eignen sich besonders gut für Hochstammzucht? Gleichzeitig mit der Beantwortimg obiger Frage kann ich es nicht unterlassen, einige meiner Erfahrungen über die Kultur der Chrysanthemen in England kurz wiederzugeben. Vor allem möchte ich auf die Sortenwahl zurückkommen, die der englische Kultivateur in seiner Schnittblumcngärtnerei meistens trifft. Soweit ich mich vergangenen Herbst bei meiner Rund- schau in verschiedenen hiesigen Gärtnereien überzeugen konnte, w-erden hier in den meisten Geschäften, die sich auf Schnitt- blumen verlegen, nur wenige Sorten kultiviert und zwar vorzugs- weise reine Farben. So z. B. werden in der Gärtnerei, in welcher ich in Stellung bin, nur 6 verschiedene Sorten kultiviert, im Ganzen etwa 12,000 Stück in 25 — 30 cm weiten Töpfen. Ich lasse die Sorten, welche ich bis jetzt am häufigsten antraf, hier folgen: „Nivcus" weiss und gelb, „Phoebus", „Wintcrliünigin" weiss und gelb, „Viviand Mord", „Western Kiiiy", .Mail. Ferlat", „L. Can- nwy". Zur Kultur im freien Lande werden hauptsächlich folgende Sorten verwendet: „Niveiis", weiss und gelber Sport, „Source d'or," „John Shrimpton", „La Triomphante-' , „Mad. Ferlat", „WinterkOnigin" weiss und gelb. Auch findet man hie und da noch die beiden alten, be- liebten Sorten : „Marie Anderson," „S'icur JMilanie", welche jedoch nicht so sehr gesucht sind, weil ihre Blütezeit sehr früh ist, weshalb die Blumen auch nicht so gut "bezahlt werden. Auch wird für den Schnitt weniger Wert auf grosse Schaublumcn ge- legt, da mittelgrosse Blumen besseren Absatz finden. A'on frühblühenden, grossblumigen Chrysanthemen möchte ich folgende bewährte Sorten erwähnen : „Soleil d'Üctohre", „Niniveh", „William Trichcr", „Mrs. Trafford'', „H yecroft Scarlet" , „Florence Molyneiix", „Australie". Für Hochstämme geeignete Sorten sind: „Souvenir de Petite Amie," „Mad. Carnot" „G. J. Warren", (Sport von Mad. Carnot) „Tiviand Morel", „William Seivard", „Gr. W. Cliilds", „Good Gracious", „N. C. S. Jiibilee", „Mad. Gust. Henry", „G. C. Schwabe", „Ilorence Davis", „Louis Böhmer", „Colonel W. B. Smith", „Mad. Edm. Foyer". Für späten Flor eignen sich besonders : „Princess Victoria", „W. H. Lincoln", gelbe und weisse „Wiiihrkönigin", „Lord Brook", „Mad. A. Boussenu", „G. C. Schwabe". Letztere Sorten bilden hier einen gut bezahlten Absatz- artikel, weil gerade um jene Zeit langstielige, grosse Blumen sehr gesucht sind. Es wäre allerdings noch eine Menge aufzuzählen, doch be- gnüge ich mich, nur die bewährtesten Sorten zu nennen, da ich CS nicht für zweckmässig halte, wenn ein Handelsgärtncr zu viel Sorten kultiviert. Nebenbei möchte ich noch bemerken, dass hier sehr viel Kunstdunger bei der Kultur der Chrysanlhemam verwendet wird, zum Teil in Wasser gelöst, zum Teil in fester Form. Ein Esslöffcl voll für 7 — 8" Töpfe genügt für die letztere Art der Düngung. Mit Kunstdünger erzielte ich sehr gute Erfolge. A. Lutz, Kent (England). Neue Frage No. 2o3. Kann Lehmboden, der von eisen- haltigem Wasser und von Eichenlohe blau gefärbt ist, ohne Nachteil verwendet werden? Neue Frage No. 209. Kann mir einer der geehrten Kollegen ein sicher wirkendes Mittel gegen Erdflöhe und dessen rich- tige Anwendung angeben? Ich habe seit 3 Jahren alles mög- liche versucht, ohne Erfolg zu erzielen. Neue Frage No. 210. Welches Mittel hat sich gegen die sogen. Maiblumennlade, die Raupe \on Hepialifi Inpulinus, be- währt ? Neue Frage No. 211. Meine Crofon zeigen sich sämtlich am Wurzelhalse durchgenagt. Die Pflanzen stehen zwar noch aufrecht, würden aber beim geringsten Stosse abbrechen, und sind jedenfalls alle verloren. Ausser jungen sind auch 12 Stück achtjälirige Pflanzen in der geschilderten Weise abgenagt. Wel- cher Schädling hat diesen Schaden verursacht und wie ist seine Vertilgung? Neue Frage No. 212. Wie haben sich Wintergärten und Gewächshäuser aus Glasbausteinen bewährt? Neue Frage No. 213. Woran liegt es, dass bei Araucaria cxcdsa die unteren und mittleren Etagen oft schlaff und schlecht werden, trotz guter Behandlung? Neue Frage No. 214. Welche Erfahrungen hat man mit Sophora japonica für Bienenfutterzwecke gemacht? Ist die- selbe in Schlesien überall winterhart? Neue Frage No. 215. Welcher künstliche Dünger eignet sich für Gemüse- und Baumschulartikel in leichtem Sandboden mit etwas Lehmgehalt? Neue Frage No. 216. Wie sind Engerlinge zu vertilgen? Neue Frage No. 217. Auf welche Weise verinehrt man am vorteilhaftesten Picea pungens aryentea? Die durch Samen gezogenen haben zu wenig Farbe. Wenn durch Veredlung zu vermehren, bitte ich anzugeben, auf welche VI, 30 Die Gartenwelt. 371 Weise, bei wieviel Warme und zu welcher Jahreszeit dies zu ge- schehen hat. Neue Frage No. 218. In einem Doppelkasten sind teils A.^jyidislra ausgepflanzt, teils stehen dieselben in Töpfen. Sie treiben ganz schön, haben aber anstatt des saftigen Dunkelgrün eine mehr gelblichgrüne Farbe angenommen. Was trägt die Schuld daran ? Wie kann man auf die Grünfärbung einwirken ? (Beantwortungen aus dem Leserkreise freundlichst erbeten.) Aus den Vereinen. Halbjahresbericht des Deutschen Gärtnervereins London Nachstehender Bericht über das verflossene Winterhalbjahr zeigt zu Genüge, dass der deutsche Gärtner-Verein zu London seiner Bestimmung, hiesigen deutschen Gärtnern durch Abhaltung. von fachwissenschaftlichen Vorträgen, in Abhandlungen und Be- richten und durch öffentlichen Meinungsaustausch über gärt- nerische tragen u. s. w. Gelegenheit zur Bereicherung ihrer Fachbildung zu bieten, voll und ganz Rechnung getragen hat. Dass dies auch allseitig anerkannt wurde, beweist die stete Zunahme der Mitgliederzahl. Es fanden elf Versammlungen und eine Generalversammlung statt. Das am 7. Dezember gefeierte Stiftungsfest war gut be- sucht und nahm den schönsten Verlauf. In den Versammlungen waren durchschnittlich 20 Mitglieder und 5 Gäste anwesend. Es fanden 17 Neuaufnahmen statt, sodass nach Austritt von 5 Herreu die Mitgliederzahl 48 beträgt. (36 am Schlüsse des vorhergehenden Halbjahres.) An Zeitschriften lagen aus : Gartenwelt, Gartenflora, Möl- lers Deutsche Gärtnerzeitung, Gartenkunst, Allgemeine Deutsche Gärtnerzeitung, The Garden und Gardener's Chronicle. Von grösseren Vorträgen sind zu nennen : Kultur der Cassien von H. Reber, I'aeonia albiflora von H. Reber, Zonal-Pelargonien als Herbstblüher von A Klostercamp, Öffentliche Parkanlagen in England von H. Gensei, l'olijanlhci rosca picta von H. Reber, Die Anwendung des Schwefeläthers vor dem Treiben des Flieder von H. Reber, Die Nützlichkeit der fleischfressenden Schnecke Testacella von H. Reber. Die Sitzungen finden jeden i. und 3. Sonnabend im Ver- einslokal Weddes Hotel, 12, Greekstreet-Soho, Lon- don, W., statt. In der am 5. April abgehaltenen Generalversammlung wur- den folgende Herren als Vorstandsmitglieder gewählt: Vorsitzender: H. Pingel, Stellvertreter: H. Lutz, Schriftführer: H. Daniel, „ H. Meili, Kassierer: H. Gräfe, „ H. Hoff mann, Bücherwart: H. Klein, „ H. Karrer. London, im April 1902. I. A. Der Schriftführer: G, Daniel. Mannigfaltiges. Der Einfluss der Dunkelheit auf die Entwickelung der Blüten. Während im Jahre 1863 Sachs auf Grund seiner Untersuchungen die Behauptung aufstellte, dass die Blütenfarbe durch die Entwickelung der Blüte in der Dunkelheit nicht ver- ändert würde, zog 1876 A t s k e n a t y aus seinen Beobachtungen den Schluss, dass eine Entfaltung der Blüte im Dunkeln zwar ihre Form und Grösse nicht berühre, wohl aber die Farbe etwas erblassen lasse. Im Jahre 1878 bestätigte dann wieder F 1 a h a u t die von Sachs gewonnenen Resultate. Jetzt hat Beulaygue die Frage wieder aufgenommen und den Einfluss von Licht und Dunkelheit während der Blütenentwickelung auf Grösse und Farbe der Blüten an mehr als 30 Pflanzen verschiedener Familien studiert. Unter den beobachteten Pflanzen befanden sich: Oxa- Hs cernua, Solanum japonicmn, Teucrium fruticans, Jiisücia acan- thifiora, Iris stijlosa, Aloe aiborescens, Pelargonium zonale, Helio- tropium peruviatiam , Hundskamille, Theerose u. a. Zur Be- obachtung wurden je zwei benachbarte Zweige gewählt, die einander so ähnlich wie möglich waren und je eine oder mehrere, noch sehr kleine Blütenknospen von gleicher Entwickelung be- sassen. Der eine der Zweige wurde im gewöhnlichen Lichte gelassen, der andere mit einem innen schwarz angestrichenen und mit einem Deckel verschlossenen Holzkasten umgeben. Die \'ersuchc hatten nach „Comptes rendus" folgende Ergebnisse: Die Blüten erschlossen sich im Dunklen meist etwas später als im Lichte. Die Farbe der Blüten, die sich im Dunklen entfaltet hatten, war in der Regel weniger lebhaft. Bei den einen war die Erblassung ganz schwach, bei den anderen merkbar, und bei einigen ging sie bis zur Entfärbung. Ferner waren die im Dunklen erblüten Blüten im allgemeinen etwas kleiner, doch zeigten sich die Blütenstengel bisweilen kräftiger entwickelt. Nur in einzelnen Fällen genügte jedoch diese stärkere Ausbildung der Blütenstengel, das Gewicht der Blüten aus dem Dunklen schwerer als das der Blüten aus dem Hellen zu machen. Für ge- wöhnlich blieljen Gewicht und Volumen der Blüte, einschliesslich des Blütenstengels, aus dem dunklen Kasten hinter Gewicht und Volumen der Blüte und ihres Stengels, die sich im Lichte entfalten konnten, zurück. Im allgemeinen übt demnach der i-Xusschluss des Lichtes einen hemmenden Einfluss auf die Ent- wickelung der Blüten aus. Prometheus. Personal-Nachrichten. Frese, Richard, Gutsgärtner zu Pritzier im Kreise Greifs- wald, Kühn, Gottlieb, Gedingegärtner zu Waldau im Kreise Bunzlau, Plantikow. Gärtner und Kirchenältester zu Linde im Kreise Pyritz und Schreiber, August, Gärtner zu Nechlin im Kreise Prenzlau erhielten das allgemeine Ehrenzeichen. Bevorstehende Ausstellungen. Die für dieses Jahr geplante Provinzial-Gartenbau-Ausstellung zu Brieg wird sicherem Vernehmen nach nicht stattfinden, da die Platzfrage nicht gelöst werden konnte. Es ist daher nur eine Lokal-Obst-Ausstellung in Aussicht genommen; die Gemeinden des Kreises sind aufgefordert worden, sich an dieser Lokal-Obstschau zu beteiligen. Dem veranstaltendem Brieger Kreisverein für Obst- und Gartenbau sind vom Kreistage 300 Mark zur Förderung des Obstbaues im Kreise Brieg und 1 50 Mark zum Zwecke der Ausstellung bewilligt worden. Tagesgeschichte. Berlin. Für Beschaffung von Kirchhofsland für die Diözese Friedrichswerder II (Luther-, Zwölf-Apostel- und Kaiser Wil- helm-Gedächtniskirche, sowie die Charlottenburger und Schöne- berger Kirchengemeinden) wird von der Terraingesellschaft in Stahnsdorf für 1700 Mark pro Morgen ein Terrain von nahezu 157 Hektar für zusammen 1044000 Mark erworben. Das künf- tige Kirchhofsland wird in seiner ganzen Breite von der von Stahns- dorf nach dem Bahnhof Drewitz und von da nach Potsdam führenden Chaussee durchzogen. Geplant ist die .»Anlage eines 372 Die Gartenwelt. VI, 31 paikarligen Friedhofs in der Art dt?s Hamburger Kommunalfried- hofs bei Ohlsdorf. Nur in einem Punkte soll eine wesentliche Verschiedenheit zwischen beiden Friedhöfen bestehen. Dem Hamburgei Friedhof fehlt nach der Ansicht des geschäfts- lührenden Ausschusses der „christliche Charakter", während dieser auf dem evangelischen Berliner Südwest-Friedhof zum Ausdruck gelangen soll. — Zur Feier des 250 jährigen Bestehens des Botanischen Gar- tens an der Potsdamerstrasse ist ein Komitee in der Bildung begriffen, an dessen Spitze der bekannte Afrikaforscher und Bo- taniker Professor Georg Schweinfurth stehen wird. Andere Ge- lehrte haben bereits ihr Erscheinen bei der Feier angemeldet. Die vom Ausschuss für Erhaltung des Botanischen Gartens als Park gewählte Deputation ist bisher weder vom Finanz- noch vom Kultusminister empfangen worden, obwohl bei beiden Herren Audienzen nachgesucht worden sind. Aber der Finanz- minister hat dem Ausschuss jetzt nachstehenden schriftlichen Bescheid zugestellt: „Auf die gefällige Eingabe vom 7. d. M. erwidere ich Ew. Hochwohlgeboren ergebenst, dass auch ich, gleich meinem Herrn Amtsvorgänger nach Lage der Verhält- nisse nicht darauf verzichten kann, einen erheblichen Teil des alten Botanischen Gartens für Zwecke der Bebauung zu ver- wenden, aber bereit bin, den mittleren Teil desselben in der Lage an der Potsdamerstrasse der Stadt Berlin zur Unterhaltung als öffentlichen Park zu überlassen, falls dieselbe zur Zahlung eines angemessenen Preises bereit ist. Da indess städtischerseits eine Antwort auf das Anerbieten meines Herrn Amtsvorgängers vom 17. Oktober 1896 bis heute nicht erfolgt ist, andererseits auch nach den Mitteilungen des Herrn Ministers der geistlichen pp. Angelegenheiten die Inangriffnahme der Aufteilung des Gartengeländes für die nächste Zeit noch nicht möglich ist, so kann ich mir von einer mündlichen Erörterung der Ange- legenheit zur Zeit einen Erfolg nicht versprechen und stelle deshalb anheim, von der Abordnung einer Deputation einst- weilen Abstand zu nehmen." — Es wird nunmehr infolge dieses Bescheides eine Petition an die Stadtverordneten-Versammlung von Berlin abgesandt werden. — Die Berliner Tageszeitungen wissen von einem neuen Er- werbszweig der Gärtner zu berichten. „Fliegende Gärtner" durchstreifen die Vorstädte Berlins, um Grundstücke mit Gärten und Bierxorgärten, sowie die Häuser mit Balkons instandzu- setzen. Diese fliegenden Kollegen sollen leidliche Geschäfte machen, allerdings nur in den Vorstädten des Ostens und Nor- dens. Dass die Landschaftsgärtner über diese fliegende Kon- kurrenz erbaut sind, möchten wir sehr bezweifeln; fragwürdig wird auch die Praxis dieser Gärtner sein, da sich wohl auch andere Berufszweige an diesem „Frühjahrserwcrb" beteiligen mögen. Erfurt. Wegtn Konkursvergehcns und Betrugs hatten s'ch vor der hiesigen Strafkammer am Dienstag den 15./4. der Han- delsgärtner Friedrich Huck und dessen ältester Sohn zu verantworten. Wie die Anklage von H. sen. behauptet, soll er sich in den Jahren 1 899/1900 des Betruges schuldig gemacht haben. Er soll dadurch das Vermögen anderer geschädigt haben, dass er seine Zahlungsunfähigkeit unterdrückte. Ferner legt ihm die Anklage zur Last, die Bücher unordentlich geführt und es un- terlassen zu haben, Bilanzen zu ziehen. Sein Sohn ist der Beihilfe angeklagt. Friedrich H. betrieb in Erfurt- 11 vtrsgehoven an fänglich ein kleines Handelsgärtnereigeschäft. Dasselbe ver- grösserte sich aber mit der Zeit derart, dass H. dem Geschäfts- umfange nach als Vollkaufmann angesehen werden musste. Als solcher unterliess er es, die Bücher vorschriftsmässig zu führen und Bilanzen zu ziehen. Der Umsatz, durch riesige Zeitungs- reklame und Katalog-Versandt erzeugt, war ein bedeutender, der Verdienst aber ein nur sehr geringer. Am 7. November 1901 brach der Konkurs über ihn herein; die Schlussrechnung wies für 16G824 Mark 62 Pf. Forderungen auf, in der Kasse lagen aber nur — 0,36 Prozent. Eine Berliner Firma hatte von dem Schuldner 9 Mark zu fordern, die ihr dafür übersandte kleine Dividende betrug 3 Pf. Man wies dem H. nach, dass er grosse Posten Waren eingekauft und gleich wieder, um sich Geld zu verschaffen, geradezu verschleudert habe. Aus all diesen und ähnlichen Manipulationen wurde gegen H. sen. An- klage erhoben. Das Gericht verurteilte ihn zu sechs Monaten Gefängnis, während der Sohn Freisprechung erzielte. Hannover. Die Erweiterunr? des Stöckener Friedhofes ist bekanntlich seit einigen Monaten in Angriff genommen. Zu- nächst handelte es sich um Aushebung des zehn Morgen um- fassenden Teiches, aus welchem das Material zur Aufschüttung des späteren Friedhofs-Terrains gewonnen wird. In fleissiger, schwerer Arbeit ist im Laufe der letzten dreieinhalb Monate die Aushebung des Teiches etwa im Verhältnis von i : 10 seiner späteren Dimensionen fertig gestellt. Mit Rücksicht auf die ausserordentlich umfangreichen Arbeiten, welche zur Erweite- rung des Friedhofes notwendig sind, ermöglichen die bisher ausgeführten Erdarbeiten auch noch nicht annähernd ein Bild von der späteren Gestaltung des Friedhofes. Während der Wintermonate waren bei den sog. Notstandsarbeiten durch- schnittlich 200 Arbeiter beschäftigt. Die Hochstzahl der gleich- zeilig beschäftigten Arbeiter betrug 230, die sich durch unauf- hörlichen Zu- und Abgang ablösten. Seitdem die wärmere Witte- rung eingesetzt hat, ist die Zahl der Arbeiter durch freiwilligen Austritt auf 60 — 70 zurückgegangen. Besonders die gelernten Handwerker, die an den Notstandsarbeiten sich beteiligten, haben in ihren eigentlichen Berufen wieder Stellung erhalten, und immer mehr macht sich das Nachlassen der Arbeitslosigkeit bemerkbar. Schandau. Die Weihe des vom Gebirgsverein für die Säch- sische Schweiz hierselbst angelegten botanischen Gartens soll entweder 8 Tage vor oder nach Pfingsten in festlicher Weise begangen werden. Teltow. .-Vuch die hiesige Kreisverwaltung hat vom April ab einen Kreis-Obergärtner angestellt. Die Kreisverwaltung macht nun diejenigen Lehrer, welche in den letzten 6 Jahren mit Kreisbeihilfe Obstbaumpflanzungen in Schulgärten angelegt haben, darauf aufmerksam, dass sie in allen Fragen auf dem Gebiete des Obstbaues und der gärtnerischen Anlagen den sach- verständigen Rat des Obergärtners in ergiebigster Weise in An- spruch nehmen möchten. Briefkasten der Redaktion. Verein der Blumen- und Gartenfreunde für L. und Um- gebung. Herr kgl. Gartenbaudirektor Karl Koopm^nn äussert sich zu Ihrer .anfrage wie folgt: ,,Die Ursache der Unfrucht- barkeit kann an der Sorte, Ernährung und Behandlung liegen. Über die Sorte vermag ich nicht zu urteilen; ich erinnere aber gerade unter Pflaumen an die ausgezeichnete italienische Zwetsche, die wohl kaum irgendwo in der Ernte befriedigt und daher nur bedingungsweise empfohlen werden kann. Bezüglich der Ernährung dürfte es sich unter allen Um- ständen empfehlen, jede Zufuhr \on stickstoffhaltigen Dünge- mitteln zu vermeiden, vor allem auch etwaige Abwässer ab- zuhalten ; dagegen wäre vielleicht mit einer Winterdüngung durch 1V2 kg Thomasschlacke und 2 kg Kainit pro Baum zu helfen. Die mir am wichtigsten erscheinende Ursache der Unfrucht- barkeit aber liegt am Schnitt! Weshalb wird denn der Baum überhaupt noch geschnitten? Ein normalwüchsiger Pflaumen- baum soll etwa 5 Jahre nach der Anpflanzung überhaupt nicht wieder geschnitten, sondern nur ganz massig von etwa zu dicht stehenden Zweigteilen befreit werden; Nichtschnitt ist Infrucht- setzung! Ein erst im Tragen müde gewordener Pflaumenbaum wird wieder durch starken Verjüngungsschnitt neu belebt und zum weiteren Fruchttragen angeregt. — Dass der Baum keine Pfahlwurzel hat, thut nichts zur Sache. Ein Pflaumenbaum, welcher als Wildling verschalt und als junger Kronenbaum in die Plantage versetzt wurde, dürfte selten eine Pfahlwurzel be- sitzen." Veranlworll. Redakteur: Max Hesdorffer, Berlin. — .Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 10. Mai igo2. No. 32. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeüschrifi -wird strafrechtlich verfolgt. Stauden. Androsace. Von Henry Correvon, Eigentümer des alpinen Aklclimalisations- gaitens zu Genf. (Hierzu zwei Abbildungen,) Z/ur Gattung Androsace gehören die vorbildlichen \'cr- treter der alpinen Flora. Die meisten Arten sind im Hoch- gebirge heimisch und gehören mit zu den zierlichsten und beliebtesten Pflanzen, da sie zur Blütezeit oft von unbe- schreiblicher Schönheit sind. Im Wuchs, in der Belaubung, in der Blüte haben sie sich vollständig den eigenartigen alpinen Verhältnissen angepasst und gleich Sternen leuch- ten ihre Blüten von den Matten und Felsen herab zum Thal. Einige Arten der Gattung Androsace sind einjährig. Diese wollen wir heute unerwähnt lassen, da wir die für unser Alpinum wertvollen Arten besprechen wollen, die alle mehrjährig sind. Die Attdrusiice gehören zur Familie der Primulaceen und sind nur in den Gebirgen der nördlichen Halbkugel der Alten Welt zu Hause. Die Alpen und der Jura beher- bergen an die 20 endemische Arten, d. h. solche, die von den vorherrschenden Gesteinsarten abhängig sind und unter anderen \'erhältnissen gar nicht gedeihen würden. In den Pyrenäen giebt es vier spezielle Arten, im Kaukasus und in Sibirien ebenfalls je vier, im Himalaya, im Yun-Ilan und in den chinesischen Gebirgen finden sich etwa noch 30 Arten. Vom kulturellen Standpunkte aus zerfällt die Gattung in zwei Kategorien : 1) Die in der Erdschicht der Alpenwiesen, Grasmatten und felsigen Abhänge wachsenden Arten und 2) die spezifisch gesteinliebenden, in den Spalten der Felsen gedeihenden Arten. 1. Von den erdliebenden werden fol- gende Arten kultiviert: Androsace carnea L. [syn. A. HaUeri Gmel., Aretia Ha'.leri L.) aus der alpinen Region der Granitgebirge, Vogesen, die Berge der Auvergne, Pyrenäen in 2000 — 2500 m Höhe. Sie ist eine kleine, rasen- bildende Pflanze, im Aufbau eine offene Rosette mit linca- len, spitzen, etwas blaugrünen, kurz behaarten Blättern, Die Gartenwelt. VI. etwa 5 — 8 cm hoch werdend. Im .-Xpril, Mai trägt die Pflanze eine kleine Dolde fleischfarbener Blumen. Sie liebt Kieselerde, weshalb man der Haideerde etwas kalk- freien Sand beimengt. Standort: Halbsonnige Felsen.' Ver- mehrung nur aus Samen. ^..^U Kranz aus feinem Grün mit Liliiiin auratum, Azaleen und Cypripedien von Hoflieferant Carl Jung, München. Originalaufnahme für die ,,(jarten\vcll". 32 374 Die Garten weit. VI, 32 Androsace chamaejasme Willd. wächst auf den Matten der Kalkalpen in einer Höhe von etwa 1500 — 2000 m im Altai, im Atlas, in Sibirien, im Kaukasus und in den ark- tischen Regionen der nördlichen Halbkugel. Man findet sie auch im Hochgebirge Tibets in 4000 — 4500 m Höhe. Das Pflänzchen hat einen verzweigten Stamm, behaarte, in einer offenen Rosette stehende Blätter, weisse, am Grunde mit einer hellgelben, in lebhaft rosa übergehenden Scheibe gezierte Blüten. Nach der Befruchtung verblasst die Farbe. Die Blumen stehen zu drei und sechs zu einer kleinen Dolde vereint auf 5 — 8 cm hohem Stiel. Blütezeit April-Mai. Kultur wie A. carnea, nur mit dem Unterschied, dass der Erde Kalk beigefügt werden muss. Vermehrung durch Teilung oder aus Satnen. Androsace foliosa Duby hat ihre Heimat auf den fel- sigen Matten des Himalaya, zwischen 3000 und 4000 m Höhe. Die Blätter sind gross, am Rande gewimpert, w mm M " «^i r .jp -^ m- i f ^^ifii*- , y 0 Androsace lanuginosa. Originalzeichnung für die ,, Gartenwelt". denen des Massliebchens (Bdlis) ähnlich. Im Herbste färben sie sich prächtig rot wie Wilder Wein. Die Blu- men sind gross, hell bis lilarosa, in Dolden auf 10 — 20 cm hohem gemeinsamen Stiele stehend. Blütezeit Mai bis August. Standort : Felsen. Kultur in tiefgründiger Erde, bestehend aus Laub-, Rasenerde und Sand. Halbsonnig. Vermehrung meist durch Zerteilung der Büschel oder aus Samen, den die Pflanze bei uns aber selten hervorbringt. Die Abbildung auf Seite 375 zeigt Blätter und Blüten der Pflanze. Androsace lactea L. (syn. A. pauciflora Willd.) aus den Kalkalpen, den Cevennen, dem Jura und den Karpathen zwischen 1000 und 1600 m Höhe. Blätter leuchtend dunkel- grün, zu zierlichen Rosetten vereinigt. Die Blüten sind gross, reinweiss, am Grunde mit einer gelben Scheibe und zu 5 — 6 zu einer lockeren Dolde vereinigt. Blütezeit April- Mai. A. lactea ist eine von den am leichtesten zu kultivie- renden Arten. Standort : Felsen, kalkhaltiger, leichter Boden. Vermehrung aus Samen. Androsace Laggeri Huet. aus den Pyrenäen zwischen 1800 und 2400 m Höhe. Sie ist die hüb- scheste aller zeitigen Frühjahrs- pflanzen. Sie bildet Polster und Rasen. Die Blätter sind schmal, fast nadeiförmig und dicht bei- sammenstehend, sodass die Pflänzchen einen sehr feinen, frischgrünen Rasen bilden. Die Blumen sind lebhaft rosa zu 3 und 5 zu kleinen sitzenden Dol- den vereinigt. Nach der Be- fruchtung jedoch wachsen die Stiele im Verhältnis zum fort- schreitenden Alter der Blüte in die Höhe. Die Büschel sind im Februar, März und April buch- stäblich mit Blüten übersät. Standort: Felsen. Erde wie A. carnea. Vermehrung aus Samen. Androsace lanuginosa WaJl. zeigt unsere nebenstehende Ab- bildung. Sie ist im westlichen Hi- malaya zwischen 2000 und 3000 m Höhe zu Hause, wo sie grosse Flächen der Felsen bekleidet. Die Pflanze hat einen verzweigten, niederliegenden Stengel, der oft rankend und herabhängend ist. Die Blätter sind wechselständig zu Rosetten zusammengedrängt, die sich an jeder Verzweigung bilden. Die ganze Pflanze ist mit langen, seidenglänzenden Haa- ren bedeckt, was ihr ein eigen- artiges, atlasartiges Ansehen \ er- VI. Die Garten weit. 375 leiht. Die Blumen sind \iolett mit einer hellrosa Mitte zu 12 — 20 zu einer geschlossenen Dolde vereinigt auf 10 — 12 cm hohem Blütenstiel. Sie blüht von Mai bis November und bildet ausgedehnte silberglänzende Büschel von hervorragender Wirkung. Standort : Felsen oder im freien Lande. \'ermehrung durch Stecklinge von August bis zum eintretenden Froste. Androsace oculata Hort, ist eine Abart von A. lanu- ginosa mit schlankerer Haltung und blasslilaen, fast weissen Blumen und wird auch wie jene kultiviert. Androsace ohtusifolia All. (A. hreinfolia Willd.) auf trockenen Grasplätzen der Alpen und Karpathen zwischen 1700 und 2500 m Höhe. Die Blätter sind länglich eirund, sehr kurz gewimpert. Blüten zu 4 — 6 in Doldentrauben, weisse Korolle mit hellrosa ]\litte auf schlankem 5 — 10 cm hohem Stiel. Blütezeit Mai — Juni. Standort : Felsen. Erde : Haideerde. Vermehrung aus Samen. Androsace rotundifoUa Hardir. i.si/n. A. incisa Wall.) stammt aus den Gebirgen Nepals, bildet seltsame niedrige Büschel und Rasen. Die Blätter sind rund, am Grunde eingeschnitten, ähnlich denen von Saxifraga rotundifoUa, aber kleiner wie jene. Die Blumen sind klein, lilarosa, in dichter, massig grosser Dolde stehend. Diese Art wird in Kew und auch von einigen englischen Liebhabern kulti- viert. Ich hatte mit ihrer Kultur kein Glück und sie ist mir auf dem ganzen Kontinent nicht begegnet. Die Sa- men wurden vom Himalaya bezogen, keimten aber schlecht und ergaben auch nur schwache Pflanzen. Es scheint als ob die Art unser Klima nicht verträgt. Androsace sarmentosa Wall., aus den subalpinen Ge- bieten von Kaschmir, Sikkim und Nepal, ist eine Ausläufer treibende, rankenbildende Pflanze, welche sich von ^4. lanuginosa durch ihre nackten, sehr dünnen Stengel und durch ihre samten-wolligen, zu grossen Rosetten zusam- mengedrängten Blätter unterscheidet. Die Blüten sind rosa und lila und stehen in hübschen Dolden. Blütezeit Mai bis .\ugust. Standort : Sonnige Felsen. \'ermehrung durch Teilung. Wir kultivieren im ..Jardin alpin" in Genf eine Abart A. Chumhiji. welche sehr schon ist und wohl als eigne Art gelten könnte. Sie bildet keine oder nur sehr wenig Ausläufer. Die Blätter sind noch wolliger und die karmin- roten Blumen grösser als die der Stammart. Blütezeit Mai bis Juni. Standort: Sonnige Felsen. Androsace sempervivoides J acquemont aus Westtibet zwi- schen 2000 und 3000 m Höhe. Dies ist eine bemerkens- werte Art, ziemlich ähnlich der A. sarmentosa, aber durch die trockenen Zapfen, die die Blattrosetten durch das Zusammenringeln der Blätter bilden und was ihr den An- schein eines Scmpervivum arachnoideum giebt, von dieser deutlich unterschieden. Blüten lebhaft purpurrot. Blüte- zeit Mai bis Juni. Kultur und \^ermehrung wie ^-1. sarmen- tosa. Androsace strigilosa Franchet. Stammt vom Yun-Han und wurde erst neuerdings in die Kulturen eingeführt. Diese Art hat seltsame, schmale, grätenartige, harte Blät- ter, die eine geschlossene Rosette bilden, aus welcher im Mai eine blühende Dolde mit rosaen Blumen hervor- spriesst. Sie treibt keine Ausläufer. Man vermehrt sie durch Teilung und aus Samen. Standort: Sonnige Felsen, aber in humusreicher, gut drainierter Erde. Androsace tv7/o.s« L. (syn. A. capitata Willd.). An fel- sigen Abhängen auf Kalkboden in den Gebirgen der alten Welt zwischen 1000 und 2000 m (Jura, Pyrenäen, Apenni- nen, Karpathen, Kaukasus, im Orient und in Sibirien). Androsace foliosa OriginalzeichnuDg für die „Gartenwelt". 376 Die Gartenwelt. VI, 32 Pflänzchen mit verzweigtem Stamm, Rosetten bildend, welche kugelförmige Form annehmen. Die Blätter sind seidenhaarig. Höhe der Pflanzen 3 — 5 cm, vom Grunde des Blütenschaftes, welcher 3 — 5 Blumen trägt, gemessen. Die Farbe der Blumen ist zartrosa, innen reinweiss, am Grunde rosa. Blütezeit : April bis Mai. Standort : Son- nige Felsen, Erde wie A. chamaejasme. \'ermehrung aus Samen. Androsace araclmoidea Della Torre ist eine Abart von voriger und noch mehr behaart als diese. 2. \'on den gesteinliebenden Androsa- cen werden folgende Arten kultiviert: Androsace Charpentieri Heer (syn. Arctia brevis, Heget.). Endemische Art von den kahlen, entblössten Felsen der Granitalpen, welche den Comersee umgeben. Sie ist nur dort heimisch und kommt in anderen Gebirgen nicht vor. Sie ist eine für diese Kategorie sehr charakteristische Art; niederliegend, rasenbildsnd mit abgestumjaften, fein- behaarten Blättern, die, dachziegelartig übereinanderlie- gend, eine kleine Rosette bilden. Die lebhaft karminroten Blumen sind fast sitzend auf braunrotem, dünnem Stiel. Standort : Spalten und Ritzen im Kalkgestein, halb- schattig an fast senkrecht abfallenden Felswänden. Blüte- zeit: April. Vermehrung aus Samen. Androsace ciUndrica D. C. (syn. A. frutescens Lap.) stammt aus den Pyrenäen von der Oule du Marbore. Rasen, bzw. kleine Polster bildende Pflanze mit kleinen, mit dichtstehenden Haaren bedeckten, dachziegelartig in einer Rosette übereinander stehenden Blättern, sodass förm- liche kleine Walzen entstehen aus deren Gipfel im April bis Mai weisse, sitzende Blüten erscheinen. Die Pflanze ver- langt einen sonnigen Standort, in Spalten und Klüften von Kalkfelsen. Vermehrung aus Samen. Androsace (jlacialis Hoppe (si/n. A. pennina Gaud.). Gra- nitalpen zwischen 2000 — 3000 m Höhe. Sie ist eine der schönsten Alpenblumcn und Vvfer sie einmal zur Blütezeit im Sonnenschein von den Höhen herunter hat leuchten sehen, vergisst den Anblick nicht wieder. Sie bildet nied- rige Büschel mit kürzeren und längeren Zweigen, welche mit kleinen bewimperten und feinbehaarten I51ättern be- setzt sind. Die Büschel bedecken sich im März bis .■Ipril mit rosaen Blumen (die I'arlic variiert \(.)U lebhaft rosa bis zu reinweiss) so dicht, dass man von den Blättern nichts mehr sieht. Standort: In Felsennischen in sonni- ger Lage. Sie verlangen durchlässige Erde, die man mit Granitbrocken vermengt, und guten Abzu,u. \"ermehrung aus Samen. Androsace Hausmanni Leijh. aus den Dolomiten und den tiroler Alpen zwischen 2000 und 2300m Höhe, \()n .1. heliH'lica durch die zartrosae Blütenfarbe mul den mehr gedrungenen Wuchs verschieden, aber auf gleiche Weise wie diese zu kultivieren. Androsace Heerii HegelsHt. von der Martinswand aus 2300— 2600 m Höhe, muss als Hybride von A. helvetica mit A. ylacialis angesehen werden. Blumen lebhaft rosa. Die Haltung der Pflanze hält die Mitte zwischen den .Slamiii.irten. Androsace helvetica Gaud. (A. hryoides D. C ) aus den Kalkgebieten der Alpenkette zwischen 2000 und 3000 m. In den Karpathen verstreut. Sie ist eine reichverzweigte, grosse Flächen rasenartig überziehende Pflanze, von nur 3 — 5 cm Höhe. Die Blätter sind klein, weissfilzig, eng und dachziegelartig überein- ander liegend. Die Büschel bedecken sich im April — Mai über und über mit weissen, kurzgestielten Blumen, sodass von den Blättern nichts mehr zu sehen ist. Stand- ort : Sonnige, auch halbschattige Felsen ; steile Abhänge von Spalten in Kalkgestein. Vermehrung aus Samen. Androsace imhricata Lani. (syn. A. argentea Gaertn.). Westalpen zwischen 2000 untl 3000 m Höhe, auch in den Pyrenäen und den spanischen Gebirgen. Weicht von der vorigen durch breitere Blätter, die mehr silberweiss sind, ab. Die Blüten sind weiss, in der Mitte rosa und die Büschel mehr in sich abgeschlossen. Standort : Felsspal- ten in Granit, sonnige Lage. Vermehrung aus Samen. Androsace pubescens DC. (A. alpina Lam.) aus den Kalkalpen und Pyrenäen in 2 — 3000 m Höhe. Kleine Büschel von grünfilzigem Aussehen mit grösseren Blät- tern als A. helvetica, aber gedrungenere Rosetten bildend als vorige. Im Herbste färben sich die Blätter braun oder rot. Die Blüten sind stengellos, reinweiss. Blütezeit : April bis Mai. Standort : Felsen, Spalten in Kalksteinen. Vermehrung aus Samen. Androsace pyrenaica Lam. (syn. Arctia pyrenaica Leye). Schöne Art aus den Central-Pyrenäen, welche der A. imhri- cata durch die weissen Blumen und die blaugrüne, filzige Belaubung ähnlich ist, obwohl sie sich in anderen Merk- malen hinreichend von dieser unterscheidet. Androsace vitaüna Willd. (syn. Primula vitalina L., Grc- goria vitalina Diiby) aus den Hochalpen, den Pyrenäen und den Sierren Spaniens. Niedliche, in dichten Büscheln wachsende und Ausläufer treibende Pflanze mit silber- grauer Belaubung. Die Blätter selbst sind schmal und spitz, wie mit weisslichem Staub überzogen. Die Blumen erscheinen einzeln, sind sitzend und röhrig von lebhaft gel- ber Farbe. Blütezeit März —April. Standort : Sonnige Felsen. Erde aus Quarzbrocken und Haideerde. Vermeh- rung durch Teilung und aus Samen. Androsace ivulfeniana Sieb. (syn. A. Fächer i Le.yh.). Seltene Pflanze der Granitalpen Tirols und Kärntens, wo sie in einer Höhe von 2300 bis 2600 m wächst. Die Büschel sind weniger kompakt als bei -4. helvetica und pubescens, denen sie indessen ähnelt. Sie bildet weit-, liiufige Büschel mit lebhaft rosaen Blumen, die zwar auf sehr kurzen Stielen stehen, aber nicht sitzend sind. Die Blätter sind mit geteilten Haaren bedeckt. Blütezeit April bis Mai. Standort: Halbschattige Felsen. X'ennehrung aus Samen. Alle in dieser zweiten Sektion geschilderten Arten der (Gattung Androsace haben gedrungenen und verkrüppelten Wuchs und sitzende oder fast stengellose Blüten, alles Hauptmerkmale dafür, dass die Pflanzen der Hochalpen- Gebirgsflora angehören und zwar ausschliesslich den Alpen oder den Pyrenäen, mit wenigen Ausnahmen auch den VI, 3: Die Gartenwelt. 377 spanischen Gebirgen und den Kaipatlien, wo man sie aber nur vereinzelt wiederfindet. Sie verlangen fast alle einen Standort an senkrecht abfallenden Felswänden und müssen vor übergrosser Feuchtigkeit geschützt werden. Alle ver- tragen keinen nach Norden gerichteten Standort und man findet sie niemals im Rasen, sondern stets in den Spalten und Rissen der Felsen oder auf GeröUe. Dies muss man in Erwägung ziehen, wenn man sie eingewöhnen will. Wir er- ziehen diese Arten im ,,Jardin alpin" aus Samen, aber wir brachten es nie dahin, die Büschel mit Erfolg zerteilen zu kön- nen. Man muss sich daher an die einzige von der Natur gebo- tene Möglichkeit ihrer \'ermehrung halten. Was die Samen der Androsacc anlangt, so ist es gut, wenn man sich erinnert, dass dieselben sehr lang- sam keimen. Man muss sie in sehr magere und sehr sandige Erde säen und für ausdauernde, gleichbleibende, dabei massige Feuchtigkeit Sorge tragen, damit die Keimung langsam aber ungestört vor sich gehen kann. Nach Entwicke- lung der Keimblätter wer- den die Pflänzchen pikiert und stets sorgfältig beob- achtet, damit sie nicht vom Rost, einem gefähr- lichen Feind dieser Pflan- zen, befallen werden. liches Bild dieser von mir hochgeschätzten Schnitt- Orchidee, die in den Wilhelmshöher Kulturen im Januar eine willkommene Erscheinung ist. ■ — Der Fehler, welcher in den meisten Fällen ein vollständiges Fehlschlagen der Kultur von Calanthe VeitcMi bewirkt, dürfte in der unzu- länglichen Ruheperiode zu suchen sein, dieselbe tritt schon während der Blüteperiode ein und zeigt sich durch das Ab- sterben der Laubblätter, welche bei dieser Pflanze voll- ständig abgestossen werden. Man stelle die Pflanzen nach der Blüte an eine trockene Stelle unter die Stellage und überlasse sie dort getrost der Ruhe, bis sich die jungen Triebe zeigen, dann verpflanzt man sie und stellt sie wieder auf die Beete des rflanzenhauses. Die kleineren drei Blütenrispen, welche den unteren Teil des Strau- sses bilden, stammen von Odonttglossuni pidchcllum inajus; dasselbe ist eben- falls eine ausgezeichnete Schnitt - Orchidee , mit dünnen aber festen Stie- len, weissen Blumen und einem köstlichen Flieder- duft. Calanthe Veitchii. Vom Verfasser für die ,,Garten\veU" photog Orchideen. Calanthe Yeitchii (vestitaxrosea). Von Hofyärtner Virchow , Wilhclnishöhe-Cassfl. (Hierzu i-ine Abbildung,) In Nr. 12 der Garten- welt wurde uns eine kurze Beschreibung der Calanthe Veitchii nebst deren Kultur ge- boten. So leicht auch diese Kultur sein mag — wie selten sieht man schöne Calanthe; ja ich habe sie noch nie als Schnitt- blume verwendet gesehen. Und doch muss man eingestehen, dass die Zierlich- keit und Lieblichkeit ihres Blütenstengels, die zart rosa- farbenen, schön geformten Blumen hervorragende Eigen- schaften sind für eine leicht zu kultivierende Schnitt- Orchidee. Die obige Abbildung giebt wenigstens ein leid- Schlingpflanzen. Cobaea scandens. Von Berthold Trenkner, Obergäitner der Firma Sattler & Bethge A.-G., Qued- linburg a. Harz. (Hierzu eine Abbildung.) Xline in Anbetracht ihrer Schönheit leider noch viel zu selten ange- pflanzte Schlingpflanze ist aufgenommen. (jlc aus dem tropischeii Südamerika stammende Cobaea scandens. Man stösst sehr häufig, selbst bei Fachleu- ten, auf das Vorurteil, dass dieses Kind der Tropen sich für unser Klima nicht eigne. Misserfolge in der Kultur sind aber fast stets darauf zurückzuführen, dass man die jungen Pflan- zen vor dem Auspflanzen nicht genügend abhärtete. Im allgemeinen sagt den Cobac^n unser sommerliches Klima sehr zu, wie die umstehende Aufnahme einer mit Cobaea scandens bezogenen Laube dies ad oculus demonstriert. Diese Laube steht an der Nordseite des bekannten grossen Blumenparterres der Firma Sattler & Bethge in Quedlin- burg. Sobald die jungen Pflanzen an ihrem Standorte an- 378 Die Gartenwelt. VI, 32 gewurzelt sind, beginnen sie mit der Rankenbildung, in unglaublich kurzer Zeit die ihnen zur Verfügung stehende Fläche bedeckend. Zuerst sind es die schöngeformten, saftig grünen, aus 2 — 3 Blatipaaren gebildeten Blätter, die unser Auge erfreuen. Dann erscheinen Anfang Juli die interessanten, man kann sagen Gloxinien ähnlichen Blü- ten, von anfangs grüner, später bläulich violetter Farbe, in zahlloser Menge frei aus dem Laube hervortretend. Schliesslich schmückt sich diese dankbare Pflanze noch mit Die Kultur ist eine sehr einfache und sind besonders drei Punkte hierbei zu beachten : 1. Frühzeitige Aussaat. 2. Genügendes Abhärten vor dem Auspflanzen. 3. Im Sommer viel Wasser. Die Aussaat geschieht im Laufe des Februars in Schalen oder Handkästen, die warm zu stellen sind. Der Samen keimt nach etwa zwei Wochen. Hierbei ist her- vorzuheben, dass Cobaeenscunen seine Keimkraft nur ein Mit Cobaea scandens berankte Laube in der HandelsgUrlncrei von Sattler & Belbge A.-G., Quedlinburg. Originalaufnahme für die ,,GartenweU". dicken, eiförmigen Früchten, so der von ihr berankten Fläche ein eigenartiges Gepräs^e verleihend. r-)ie Verwendung der Cohi'a sra)iileHS ist eine sehr viel- seitige, überall dort, wo es etwas zu beranken giebt. an Balkons, Fenstern, Gittern, Mauern u. s. w. ist sie ange- bracht. Auf einer meiner Geschäftsreisen sah ich irgend- wo einen alten Baum da»:'iit bekleidet. Die Ranken waren bis in den Wipfel geklettert, fielen dann mit den freien Enden zurück und gewährten so einen unbeschreiblich schönen Anblick. Jahr behält. Um Misserfolge zu vermeiden, decke man seinen Sameitbedarf daher nur bei als reell bekannten Fir- men. Die Sämlinge werden einzeln in kleine Töpfe gesetzt, die man zuerst etwas warm und geschlossen hält. So- bald sie durchwurzelt sind, gewöhnt man sie allmählich an die Aussenluft und härtet sie möglichst ab. Mitte Mai pflanzt man die Cobaeen an ihren Standort ins Freie in guten, nicht zu trocknen G.artenboden. Für einen gele- gentlichen Dungguss, hergestellt für Sommerblumen, Stau- den u. s. w., zeigt sich die Cobaea sehr dankbar, und lohnt VI, 3^ Die G a r t e~n w e 1 1. 379 ihn durch üppiges Ranken, tiefdunkelgrünes Laub und reiches Blühen. Für den Privatmann und den Gärtner, der nur wenige Pflanzen gebraucht, lohnt sich die Anzucht der benötigten Cobaeen-Pflanzen aus Samen nicht. Die jungen Pflanzen Ulmenstamm (Aussenseite) durchbohrt von Cossus ligniperda. Unten Schmetterling von Cossus ligniperda. Oben Schmetterlinge von Zeuzera aesculi, dem Rosskaslanienbohrer (Männchen und Weibchen). Originalaufnahme für die „Gartenwelt". sind zur Pflanzzeit in jeder grösseren Gärtnerei für wenig Geld zu haben. Die Firma Sattler & Bethge betreibt die .'\.nzucht der Cobaea scaiidens aus Samen zum \'ersand als eine Spezialität. In den letzten Jahren konnte der Bedarf nie gedeckt werden, ein Beweis von der zunehmenden Be- liebtheit dieser schönen Schlingpflanze. Pflanzen - Krankheiten. Cossus ligniperda Fabr., der gemeine Holzspinner oder Weidenbohrer. Von H. R. Jung, Stadtobergärtner zu Köln a. Rh. (Hierzu zwei Abbildungen.) ll/in gefährlicher Schädling aller Ulmenanpflanzungen ist die Raupe des Weidenbohrers, deren ungehinderte Aus- breitung die Existenz einer solchen Pflanzung in verhält- nismässig kurzer Zeit vernichten kann. Beistehende Abb. zeigen die Verheerungen, welche dies Insekt an Bäumen einer vor sechs Jahren gepflnnzten Ulmenallee angerichtet hat. Die (15 bis 20 cm im Stammdurchmesser starken) Bäume sind dermassen von Gängen und Löchern im Innern durchhöhlt, dass sie bei einem halbwegs heftigen Wind- sturm abgebrochen werden können. Der Schmetterling des Weidenbohrers ist ein Nacht- falter (siehe nebenstehende Abbildung); der Kopf und der gelbgerandete Halskragen sind weissgrau, der Rückenschild hat hinten eine schwarze Binde, der brauiv graue Hinterleib ist weiss geringelt, die schwärzlich-grauen braungewölkten Flügel sind holzmaserähnlich oder netz- artig gestrichelt. Die Raupe lebt in den Stämmen der Weiden, Pappeln, Eschen, Eichen, Birnen, Ahorn, L'lmen und anderer Bäume, deren mürbes Holz sie aushöhlt, um das Sägemehl zu fressen; Laub und Rindenteile lässt sie unberührt. Von gesundem Holze bevorzugt sie die Weide und vor allem die LUme. Die Raupe (siehe untenstehende Abbildung) ist 16füssig, nackt, schmutzig fleischfarben, auf dem Rücken dunkelrot, mit schwarzem Kopf und gelbem, schwarz geflecktem Nebenschild; sie lebt im Innern des Stammes, überwintert zweimal und wird erst im März des zweiten Jahres vollwüchsig, nachdem sie sich achtmal ge- häutet hat. Das Tier ist sodann fingerlang und an der Ober- seite glänzend glatt, vor der Verpuppung wird die Körper- farbe gelblich-fleischfarbig liis citronengelb. Die Ver- puppung erfolgt in einem mit Spänen vermischten Ge- spinste innerhalb der Nahrungspflanze zu einer an den Hin- terleibsgelenken mit Stacheln besetzten Flippe, die sich beim .-ausschlüpfen bis zur Hälfte hervorschiebt. Der weibliche Schmetterling fliegt in den Nächten des Juni und Juli, um seine Eier an saftige, weiche Rindenteile abzulegen; die jungen, sehr schnell sich entwickelnden Raupen bohren sich in den .Stamm ein; eueren Vorhanden- sein erkennt man an Spuren von Sägemehl und dem Ulmenslamni (Innenseite) durchbohrt von Cossus ligniperda. Zu beiden Seiten je eine ausgewachsene Raupe von Cossus ligniperda. Originalaufnahme für die „Gartcnwelt". 380 Die Gartenwelt. VI, 32 schwacli ausfliessenden Safte. Ausgerüstet mit einem äusserst starken Gebiss, durchschroten die Raupen das Holz wie mit einer Raspel, sie durchziehen die Stämme der- massen mit fingerbreiten Löchern und Kanälen, dass der Baum oft inmitten seiner üppigsten Vegetation plötzlich zum Eingehen gebracht wird. Es dürfte nunmehr, nachdem uns der Entwickelungs- gang dieses Schädlings bekannt ist, die Frage nach dessen erfolgreicher Vertilgung zu erörtern sein. Bekanntlich wird das Insekt in alten, schlecht gepflegten Parks mit überständigen Pappeln und Weiden oft massenhaft ange- troffen. Auch die auf der Abbildung gezeigten Stammteile sind Bäumen einer Allee entnommen, die in unmittelbarer Nähe einer dem Militärfiskus gehörigen, gänzlich verwahr- losten alten Anpflanzung von Pappeln, Rüstern, Weiden U.S.W, gelegen ist. Hier konnten also die Schmetterlinge mit Leichtigkeit den Weg zu den jungen, saftschwellenden Ulmen finden. In einem anderen Falle wurde vor 8 Jah- ren in der Umgebung eines neugeschaffenen grösseren Parks eine Strasse mit Ulmen bepflanzt; auf dem zum Parke umgeschaffenen Gelände befand sich ein Bestand von alten Eschen und Pappeln, in welchen der Weidenboh- rer hauste. Heute sind nicht nur die in dem Parke an- gepflanzten, sondern auch die an der Strasse befindlichen Ulmen von dem Schädling befallen. Da nun erwiescner- massen sich der Weidenbolirer mit besonderer \'orliebe in jungen Ulmen einnistet, so dürfte es wohl ratsam sein, aus diesem Grunde von der Anpflanzung von Ulmen in der Nähe eines gemischten Laubholzbestandes Abstand zu neh- men. Aus befallenen älteren Bäumen das Insekt zu ent- fernen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, da man in den weitverzweigten Bohrlöchern der Raupen mit keinem In- strumente habhaft werden kann. An jüngeren Bäumen ge- lingt es meistens mit Erfolg, verrnittelst Einführung eines starken dünnen Drahtes in das Bohrloch die Raupe zu töten. Die Bohrlöcher verstopft man sodann mit einem aus Sägespänen, Holzteer und Lehm hergestellten Kitt. Der beste Schutz gegen den Schädling besteht wohl in der sorgfältigsten Reinhaltung der LTlmenstämme im Juni und Juli, während der Eierablage des Schmetterlings. Hier- bei empfiehlt es sich, die Stämme mit einer weichen Draht- bürste sauber zu reinigen und wiederholt mit der Mohr'- schen Benzolinlösung abzuwaschen, insonderheit schon durch den längere Zeit haftenbleibenden Geruch alle Insek- ten fern gehalten werden. Abgestorbene Bäume, die oft von einer grossen Anzahl Raupen bewohnt sind, müssen selbstverständlich sofort verbrannt werden, da sie als Werk- holz nicht verwendbar sind, und die Wciterentwickelung des Insektes auch in dem gefällten Holze fortbesteht. Auf der Abbildung (Seite 379, links) erblicken wir oben noch zwei andere Schmetterlinge (Männchen und Weib- chen), nahe Verwandte des Weidenbohrers, — Zruzera acsculi L., den Rosskastanienbohrer. Die Raupe dieses Nachtfalters richtet die gleichen Verheerungen auf der Rosskastanie an, zuweilen auch auf Linden, Ulmen und Walnussbäumen. Glücklicherweise ist dessen Vorkommen bei weitem seltener. Der Schmetterling, dessen Flügel dünnsc huppig, glänzend weiss und mit schwarzen, blau- oder prachtvoll grün-schillernden Flecken versehen sind, legt im August mittels eines starken Legestachels seine ovalen, blassgelben Eier an die Rinde der Rosskastanie. Plaudereien. Im ZaiiberjiartPTi der Hekato zu Kolchis. Von Benno Schultz, Schlachtensee. In der Sitzurfg des Vereins zur Beförderung des Garten- baues am 31. Oktober igoi legte Professor Rodenwaldt gewisser- inassen als „Neuheit" Blütenzweige einer Scilvia vor, deren Deckblätter schön buntgefärbt waren; sie wurde als die schon längst bekannte, nur in Vergessenheit geratene Salvia Hör- iiiiiium erkannt. Im botanischen Schulgarten des Humboldt- hain befindet sich diese Pflanze seit 22 Jahren, wohin ich sie aus dem botanischen Garten zu Leipzig, wo sie durch ihre verschieden gefärbten Schopf- und Deckblätter meine .'Aufmerksamkeit er- regte, gebracht habe. Da nun der Beiname Hörn/inum, der übrigens bei einer anderen, auf den Alpen wachsenden Labiate als Gattungs- name vorkommt (Horniininn piircmiicnin). griechischen Ur- sprungs ist und ,, Liebe erweckend", ,, Begierde erregend" be- deutet, so forschte ich weiter nach und gelangte in den Kräuter- oder Zaubergarten der Hekate zu Kolchis, wo Salvia Hörminvm angepflanzt war. Sie ist also schon im Altertum bekannt und beliebt gewesen und gehörte zu den aphroditischen, d. h. der Liebesgöttin Aphrodite oder Venus geweihten heiligen Kräutern. Wo lag nun der berühmte Zaubergarten? Wer war Hekate? Der Garten, in welchem die meisten im grauen Altertum be- kannten Gift- und Heilpflanzen angepflanzt waren zur Bereitung von allerlei Heilmitteln und Zaubertränken — nach heutigen Begriffen etwa ein medizinischer Kräuter- oder Apothekergarten — befand sich in Kolchis, eine äusserst fruchtbare Landschaft am Schwarzen Meere, jetzt K u t a i s in der russischen Provinz I m e r e t i e n , wo der Weinstock wild wächst und die armdicken Stämme hoch in die Bäume emporklettern, wo schwer mit Trauben beladene Reben sich von Ast zu .\st schaukeln. Hekate war die göttliche Zauberin oder Zaubergöttin, die Beschützerin der heilbringenden Zauberkräfte. Medea, d. h. „weise, kluge Frau", Tochter des Königs von Kolchis, war die Gehilfin der Hekate und berühmteste Giftmischerin des Altertums. Sie bereitete aus den Pflanzen im Zaubergarten die Gift- und Liebestränke für Leiden aller Art, sie war, wie wir heute sagen würden, eine Kurpfuscherin. Wie Salvia Horminum. gehörten aus derselben Familie der Lippenblümler noch viele Pflanzcnarten, welche auch gegenwärtig als Heil- und Küchenpflanzen im Gebrauch sind, zu den aphroditi- schen Gewächsen. Im hohen Ansehen stand der Majoran {Ori- gamtm Majorana), heute noch bei uns als Gewürzkraut, in Italien als amaiaco beliebt. Der stark aromatische Duft des Majorans galt als Reiz- und Einschläferungsmittel bei Liebesleuten. Die- selben Eigenschaften schrieb man dem Quendel oder Feld- thymian [Thymus Serpi/lluni) und dem Gartenthymian (Thymus rulrjarix) zu. Ersterer wächst überall auf trockenen Wiesen und sonnigen Hügeln; weil er am Boden hinkriecht, erhielt er den Beinamen Serpyllum von dem griechischen Herpyllos, d. h. der Kriechende . Die Bienen gewinnen aus den zahlreichen dichten Blüten einen gewürzigen Honig; berühmt im Altertum war der Honig vom Berge Hymettos bei Athen. Der Gartenthymian gehört der Mittelmeerflora an und ist heute noch eine vortreffliche .«Vpotheker- und Küchenpflanze. Als lieb- reizende, der Venus geweihte Pflanzen galten ferner Calaininfha officinalis (Bergthymian), einige 3fen//ia-(Minze).'\rten, ganz besonders aber Basilikum (Ocimnm Baailicuin) und' Rosmarin (Bosmarintis officinalis) wegen ihres dauerhaften und kräftigen VI, 32 Die Gartenwelt. 381 Wohlgeruches, beide gehören ebenfalls dem Mittelmeergebiet an und sind noch heute bei uns beliebte Garten- und Volks- pflanzen. Sie befanden sich wie die vorgenannten Kräuter auch im Garten zu Kolchis. Im Zaubergarten der Hekate zu Kolchis befand sich auch das im hohen Ansehen stehende und dem Zeus oder Jupiter geweihte Eisenkraut oder Eisenhart, Vei'bena officinalis, eine überall an Wegrändern und in Dorfstrassen wachsende Staude aus der Familie der \'erbenaceen, in Europa die einzige Art der Gattung, während in Südamerika mehrere schönblühende Arten heimisch und zugleich eine Zierde unserer Gärten sind. Man begreift nicht recht, wodurch besagte Verbene ihren Ruf im Altertum erlangt hat, da doch ihr Äusseres so wenig anspricht und sie keine markanten Eigenschaften besitzt, wie die vorge- nannten Lippenblümler. Es scheint aber, dass sie gerade durch ihren straffen, starren Wuchs und durch die Festigkeit ihrer Stengel, weshalb sie auch Eisenkraut heisst, den Alten als ein „heiliges Kraut", d. i. Verbena, galt. Sie sollte Frieden stiften, Wohlstand und Mutterschaft erzeugen, Liebe erwecken, Fall- sucht heilen u. dgl. m., sie war also eine Universalpflanze, war ein so beliebtes Zauberkraut, dass sie von Hoch und Niedrig als Amulet auf der Brust getragen wurde bis in das Mittelalter hinein. Der herrliche oberitalienische Lago Maggiore, — be- rühmt durch die vier aus Glimmerschiefer bestehenden Borro- mäischen Inseln, von denen besonders Isola Bella und Isola Äladre durch die Pracht ihrer tropischen Vegetation hoch gepriesen sind — hiess bei den alten Römern Lacus verbenacus oder Verbaniis (]'eihenaca das Sträusschen aus Eisenkraut) wegen der vielen Verbenen, welche am See gestanden haben. Die berühmtesten Zaubertränke bereitete die kolchische Me- dea aus den Zwiebeln, Blumen und Samen der Herbstzeitlose, daher auch lateinisch Colchicum genannt. Die alten Griechen nannten sie Ephemeron, d. h. Eintagsblume, welche Bezeichnung jedoch nicht zutreffend ist, da Colchicum länger wie einen Tag blüht. Wenn sie aber mit Ephemeron das schnell Vergängliche, das bald Hinfällige ausdrücken wollten, so würden sie der Thatsachc näher kommen. Wirkliche Eintagsblumen sind z. B. die Taglilie, HemerocaUis, ferner die Pfauenlilie, TiyricUa JPa- vonin, u. a. ni. Die Herbstzeitlose, als medizinisches Präparat, ist ein ausgezeichnetes Heilmittel gegen Gicht und Glieder- reissen. Einen herrlichen Anblick gewähren unsere Bergwiesen im Spätherbst, wenn sie von ungezählten blühenden Zeitlosen rötlich schimmern. Im Altertum waren ferner als stark giftig bekannt die rüben- artigen Wurzeln u:id das Kraut des blauen Sturmhutes, Aconitum yapiUiis. Das Gift soll entstanden sein aus dem Geifer des Höllenhundes Cerberus, den Herkules aus der Unterwelt hervor- geholt hat. .-\uch die anderen Acoiiitiim-ATten, wie Aconitum raricgatum oder stoerkianum, sind giftig und eigentlich als Abarten von A. Xapelliis zu betrachten. Die letztgenannte Art erhielt, da Störk in Wien zuerst das ,, .Aconitin" als Heilmittel entdeckte und anwendete, ihm zu Ehren die Bezeichnung Störkscher .Sturm- hut. Übrigens sind diese drei Sturmhutarten stattliche und schünblühende Sommerstauden und sollten mehr in Parkanlagen verwendet werden. Eine Vergiftung durch blosse Berührung dieser Pflanzen ist ganz ausgeschlossen. Ich hebe dies beson- ders hervor, weil es viele Menschen giebt, die, wenn sie hören, dass diese und jene Pflanze giftig sei, davor zurückschrecken. Ich erinnere z. B. an den schönen roten Fingerhut, der oft deshalb zu Unrecht in den Gärten gemieden wird; an dieser Pflanze ist aber nur das Präparat, das „Digitalin", giftig und ein wirksames Heilmittel gegen Atemnot, Herzklopfen und Wasser- sucht. Den Päonien oder Gichtrosen, auch Pfingstrosen genannt, welche durch die Gartenkultur zu grosser Formen- und Farbcn- fülle gelangt und eine hohe Zierde unserer Gärten und Park- anlagen geworden sind, schrieben die Alten ganz besondere Heilkräfte zu, die Wurzeln sollten ein gutes Mittel gegen Gicht und Rheumatismus liefern. Sie waren benannt nach dem grie- chischen Götterarzte Paeon, der viele Heilkräuter entdeckt. beschrieben und angewendet hat, und gehören, wie Aconitum zu der artenreichen Familie der Hahnenfussgewächse {Ea- nunculaceae). Sie fehlten nicht im Zaubergarten der Hekate. Aus der grossen Familie der Kompositen oder Korbblümler nennen wir nur die wichtigsten der im Altertum bekannten und gebräuchhchen Pflanzen. Es sei hier noch bemerkt, dass wir gegenwärtig viel mehr heilkräftige Pflanzen kennen, als die Alten, welche nur von den Gewächsen der Mittelmeerländer genaue Kenntnis besassen. Zunächst sind es die Arten der Gattung Achillea, wodurch wir an Achilles, den grössten Helden des trojanischen Krieges erinnert werden. Die Schafgarben zeichnen sich durch einen arornatischen Geruch und kräftigen Bitterstoff aus. Die bekannteste Art ist die gemeine Schaf- garbe, Achillea Millefolium, welche überall auf Triften und an Wegrändern wächst. Sie ist eine uralte Pflanze und Achilles soll mit den gequetschten Blättern derselben im trojanischen Kriege zahlreiche Wunden geheilt haben. Die im Hochgebirge wachsenden Garben besitzen die vor- genannten Eigenschaften in so hohem Masse, dass aus denselben die beliebten Alpenkräuter-Liköre hergestellt werden. Wir nennen z. B. die Edel- oder Bittergarbe aus Chiavenna [Achillea Clavennae), die dort an den Bergabhängen in grosser Menge wächst; ferner die Moschusgarbe oder das Wildfräulein {Achillea moschata) und die Zwerggarbe [Ach. nana). Diese beiden sind aber schwer zu erlangen, da sie in den Ost- und Centralalpen bis zu 2500 Meter Seehöhe in engen Felsspalten wachsen. Einige fremdländische Arten, z. B. Achillea compacta, A. grandiflora, A. magna, A. ptarmiea und A. pubescens sind an- sehnliche und empfehlenswerte Zierstauden für Gärten und Park- anlagen. Es kann nicht genug betont werden, dass die Stauden- gewächse in ihrer Vielgestaltigkeit und leichten Kultur noch viel zu wenig gewürdigt und angepflanzt werden; tragen sie doch ausserordentlich viel, wenn zweckmässig und richtig ver- wendet, zur Belebung einer Landschaft bei und laden zum heiteren Lebensgenüsse ein. Park und Garten sollen die er- weiterte Wohnung des Menschen sein. Der keuschen Diana oder Artemis, der Göttin des Waldes und der Jagd, waren die Artemisia- oder Beifuss-Arten geweiht, deren Kraut gewürzig riecht, bitter schmeckt und im Haushalt vielfach \'erwendung findet. Die drei bekanntesten und ver- breitesten sind Artemisia vulgaris, der gewöhnliche Beifuss, A. Dracunculus, Esdragon, und A Abdnthium, Absinth, Wer- mut. Die erste dieser drei Arten wird in manchen Gegendep, wie z. B. in Berlin und der Mark Brandenburg überhaupt, dem Gänsebraten beigelegt. Die zweite liefert einen höchst ange- nehmen und schmackhaften Salatessig, indem deren aromatische Blätter in Essig gethan werden, dieser auf Flaschen gefüllt und 2 — 3 Wochen in der Sonne destilliert wird; ist die Essenz zu kräftig geworden, so kann sie mit etlichen Flaschen Essig wieder verdünnt werden und hält sich bis zum folgenden Sommer, ohne das Aroma einzubüssen. Die dritte Art ist in Frankreich und der Schweiz sehr beliebt, aus ihr wird der Absinth bereitet, dessen Genuss bei den Franzosen oft in Leidenschaft ausartet. Ob diese Pflanze im Altertum bekannt war, steht dahin, unmöglich wäre es nicht, da sie in Südeuropa wild wächst. Dahingegen haben wir sichere Kunde, dass den Alten zwei feinlaubige, nach Citronen duftende Artemisia - Arten bekannt w aren : Artemisia Abrotanum, die Stab-Eberraute und Artemisia procera, die schlanke oder hohe Eberraute, beide sind im IVIittelmeergebiet heimisch. Das angenehm duftende Kraut war der Artemis und der Aphrodite geweiht, es sollte einmal ein wirksames Mittel in Frauennöten, zum andern Liebe erregend sein. Noch sei erwähnt im Zusammenhange mit der Artemis als Jagdgöttin, dass die erlegten Eber mit den Zweigen der A. Ahrotanvm geschmückt wurden, daher der deutsche Name ,. Eberraute". Die beiden letztgenannten Pflanzen sind auch Ziergewächse, welche leider noch zu wenig in den Gärten angetroffen werden. Bemerkenswert an ihnen ist, dass sie in der Mitte von Gehölz und Staude stehen, mithin einen Übergang bilden. Im Alpengebiete 382 Die Gartenwelt. VI, 32 bis zu 2700 Meter Seehöhe wachsen noch Ärtemisia-Arten, welche sich durch zierliche silbergraue, seidenhaarige Belaubung und stärkereu angenehmen Geruch auszeichnen, sie dienen wie die Gebirgs-.-l<7(///crt zur Bereitung von magenstärkenden Likören. Am bekanntesten ist die Edelraute, Artemisia Mutt'llhui, welche wie das Edelweiss von Freunden der Alpenflora und Touristen geschätzt und am Hute getragen wird. Mit dieser zusammen wird die ährige Edelraute, A. spicata, angetroffen; während aber jene meistens an Steilwänden wächst, liebt diese mehr die höchsten Alpentriften; ferner wachsen in engen I'els- ritzcn Aiiaiiiixia nana und nitida. Als letzte aus der Familie der Kompositen erwähnen wir den grossen Alant, Jiiula Hdenium, das grösste der deutschen Staudengewächse und zugleich eine vortreffliche Dekorations- pflanze für grössere Stadtplätze und Parkanlagen. Die dicke, kampferartig riechende und scharf schmeckende Wurzel des Alants galt schon im Altertum mit Honig zusammen als ein gutes Magenmittel. Diese Pflanze hat ihren Namen nach Helios, dem griechischen Sonnengotte erhalten, wegen der Ähn- lichkeit der f einstrahligen gelben Blütenköpfe mit der Sonne; dasselbe gilt von dem nordamerikanischen Herbst-Alant, Hcic- nium aiilumnale, der zwar in allen Teilen kleiner als der grosse Alant ist. aber als eine vortreffliche, lang blühende Herbst- staude zur Vor- und Zwischenpflanzung bei Gehölzgruppen nicht warm genug empfohlen werden kann. Die Familie der Doldengewächse oder Umbellifcren weist verhältnismässig wenig Arten auf, von denen wir wissen, dass sie im Altertum bekannt und im Zaubergarten der Hekate ange- pflanzt waren. Die grösste und auch in Deutschland wild wach- sende UmbcUifere ist Hi'rarleum Splioiiih/liKtii, grosser Bären- klau, Herkulespflanze, mithin eine dem griechischen Halbgotte oder Nationalheros Heracles geweihte Pflanze. Die Alten bereiteten aus den gewürzigen Stengeln, aus dem Safte der gequetschten Wurzeln und aus den breit geflügelten Früchten ein wirksames Mittel gegen Kopf- und Ohrenleiden. In unserer Zeit dient Ileracleiim noch als nahrhaftes Vieh- futter und als gute Dekorationspflan;'e für grössere Schmuck- plätze imd Parkanlagen. Ferner gehört hierher der gefleckte Schierling, Coiiium macu- latiim, heute wie im Altertum eine gefürchtete Giftpflanze. Der Gattungsname ist griechischen Ursprungs und bedeutet Schwin- del, Übelkeit erregend, das Beiwort bezieht sich auf die rot- fleckigen Stengel, deshalb wird er auch Blutschierling genannt. Der griechische Philosoph Sokrates niusste wegen seiner Lehren den Schierlingstrank nehmen; sein berühmtester Schüler Plato hat uns seinen Tod ausführlich geschildert. Aus der Familie der Nachtschattengewächse (Sulaiiaceae), wohin unsere Kartoffel ge- hört, möchte ich noch einige Giftpflanzen hervorheben, welche wie im Altertum auch in der Gegenwart wichtige Heilmittel liefern. Diese sind der Stechapfel, Dalura Slramoiiiaiii, das schwarze Bilsenkraut, Hijoxryamua niger, die Tollkirsche, Atropa Belliulonna, und die Mamlrektor Ledien-Dresdcn, dass aucli im Dresdener botanischen Garten ein solches Exemplar in Blüte sei, wies Herr Professor Kränzlin auf die Möglichkeit einer Periodizität im Blühen hin, wie man sie u. a. bei Bambusa beobachtet habe. 4. Herr Obergärtner Schultz, Charlottenburg, zeigte der Versammlung einige seiner neuen Rhododendron -Sämlinge in Blüte. Wir gestehen, dass einige herrliche Sorten dabei waren, die allgemeine Bewunderung erregten. So war ein weissblü- hender Sämling zu sehen, dessen Blumen einen Durchmesser von 10 cm hatten. Es sind Kreuzungen des Himalaya-jR/(orfodeK- dron mit Gartensorten. 5. Herr Wilhelm Ernst, Handelsgärtner, Char- lottenburg, zeigte über und übei' blühende, in Töpfen ste- hende niedrige „Criiitson Bamhlcr"-Rosen, die prachtvoll wirkten. Dieselben stammen aus Holland und sind ein Jahr im Topfe in etwas mit Haideerde — wegen der holländischen Povenienz, — versetzter Erde vorkultiviert und vom Januar an massig warm getrieben. Ferner stellte Herr Ernst einige blühende Knollen- Begonien aus, die gleichfalls als eine vorzügliche kulturelle Leistung angesprochen werden durften. Herr Ernst bemerkte zu diesen Begonien, dass er seit 10 — 12 Jahren die KnoUen- von einem belgischen Züchter sich ziehen lasse. Zu Samen- trägern verwende er nur die allerbesten, schönblumigen Pflanzen. Nur auf diese Weise sei es ihm möglich gewesen, solche Re- sultate zu erzielen. 6. Herr Dietze, Steglitz, zeigte einige blühende Astilbe ja- prmica „Queen of Holland", deren gefälligen Wuchs und Blüh- willigkeit er hervorhob. 7. Herr Garteninspektor Ledien-Dresden sprach in länge- rer Rede über Ergebnisse von Düngungsver- suchen an gärtnerischen Kulturpflanzen. Redner befürwortete die Errichtung zahlreicher kleiner gärtnerischer Ver- suchsstationen, welche Kulturen pflegen, die als Demonstrations- Material für den ausübenden Gärtner dienen sollen. Es müsste Lehr-Material dadurch geschaffen werden, geeignet für die Zwecke der Praxis, da es dem Gärtner selbst nicht möglich sei. Versuche in dieser Richtung anzustellen. Redner verbreitete sich sodann eingehend über die Düngungsversuche an Äzalea und Maiblumen unter Herumreichung von Photographien, die solche Versuchspflanzen darstellten. Über Maiblumen-Düngung können unsere Leser im V. Jahrgange, Seite 357 das nötige nachlesen. Bei der .-lrai!i'cH-Kultur habe sich das folgende Verfahren am besten bewährt : a) Vorkultur in magerer Erde zur Ballenbildung, die bis Anfang Juni währt, hierauf b) Stickstoffdüngung mit schwefelsaurem ."Vuimo- niak (und phosphorsaurem Kalk) 6 Wochen lang in täglichen Gaben mit dem Giesswasser in Lösung l:iooo; c) Zeit der Reife unter Weglassung jeder Düngung, um den Knospenansatz zu erzielen. Tl. Obst- und Gartenbauverein Freiberg und Sayda. Vor uns liegt ein Bericht dieses am 26. Oktober 1877 begründeten Ver- eins, der nunmehr also auf ein 25 jähriges Bestehen zu- rückblickt. Der Bericht giebt einen Überblick über das ganze bisherige Wirken des Vereins und es wird in demselben u. a. ausgeführt, dass der Verein die Umgestaltung des Sächsischen Landesobstbauvereins in erster Linie angeregt und gefördert habe. Er bildete schon bei der Gründung des Landesobstbau- vereins mit ca. 280 Mitgliedern den stärksten Obstbauverein Sachsens. Von den Jahresbeiträgen der Obstbauvereine, in dem in Rede stehenden Vereine 3 Mark pro Mitglied betragend, forderte der Landesobstbauverein früher 2 Mark für seine Zwecke von den Bezirksvereinen, wofür den Mitgliedern eine überaus gelehrte, aber höchst unpraktische Zeitschrift geliefert wurde. Es ist nun das Verdienst des Obstbauvereins, es durch- gesetzt zu haben, dass die Vereinszeitschrift abgeschafft wurde und darauf anstatt 2 Mark nur 0,50 Mark pro Jahr und Mitghed an den Landesobstbauverein abzuführen waren, sodass den Be- zirksvereinen reichliche Mittel zur Förderung rein gärtnerischer Zwecke blieben. Es ist bedauerlich, dass solches Vorgehen nicht auch anderen Orts Nachahmung gefunden hat. Im ganzen üb- rigen Deutschland ist heute meist die Vereinsthätigkeit brach ge- legt, weil so ziemlich sämtliche von den Mitgliedern aufgebrachte Mittel für zwecklose und inhaltlose Vereinszeitschriften auf- gewendet werden, welche die meisten Mitglieder ungeöffnet in den Papierkorb wandern lassen. Der Obst- und Gartenbau- verein von Freiberg und Sayda ist durch das Aufgeben der „über- aus gelehrten und überaus unpraktischen Zeitschrift" in die Möglichkeit versetzt worden, eine Bezirks-Obstbaumschule zu gründen, die am 7. April 1880 eingeweiht und durch die der Obstbau im Vereinsgebiet in wesentlicher Weise gefördert wurde. Ferner suchte der Verein durch Ausbildung von Vereinsbaum- wärtern auf Vereinskosten, aber mit Beihilfe des kgl. Mini- steriums des Innern, segensreich zu wirken. Bis jetzt sind 3 Baumwärter in Bautzen und i in Reutlingen ausgebildet wor- den. Auch viele kleine und grössere Obstbauausstellungen hat der Verein im Laufe seines 25 jährigen Bestehens veranstaltet, teilweise mit Lotterien, welch' letztere ein wunderbares Mittel waren, die darbende Vereinskasse zu stärken. Gelegentlich dieser .Ausstellungen wurde durch Aufstellung von Normalsortimenten für den Bezirk und durch Bestimmung unbekannter Obstsorten der Obstbau zu fördern gesucht. Trotz der bisher errungenen schönen Erfolge ist sicli der Verein bewusst, dass immer noch vieles zu thun übrig bleibt, so die Lösung der Frage der rationellen Obstbaum-Düngung und der besseren Obstverwertung, die aber nicht durch Gründung einer Genossenschaft erreicht werden soll, da diese Genossen- schaften, wie es in dem Berichte heisst, fast alle verkracht sind, oder in den letzten Zügen liegen. Es soll eine Art Hausindustrie in der Obstverwertung angestrebt werden, auch beabsichtigt man den Verkauf von frischem Obst, besonders von Tafelobst, durch Vermittelung und unter Kontrolle des Vereins zu organi- sieren. Diesbezügliche bisher unternommene Versuche sind leider missglückt. Auch die Blumenzucht soll für die Folge durch Ausstellung in Privathänden befindlicher Pflanzen, wie dies schon einmal vor 25 Jahren bei Gründung des V'ereins mit Erfolg geschehen ist, auch durch Einführung der Blumen- pflege durch Schulkinder, gefördert werden. Wir wünschen dem Verein auch für die Folge eine gedeih- liche Wirksamkeit im Interesse des deutschen Gartenbaues. M. H. Rechtspflege. Sind die Stadtgemeinden verpflichtet, auch die Anlagen und Schmuckplätze zu beleuchten? Diese Frage hat das Ober- Landesgericht Stettin vernemt. Die Klägerin war eines Abends über einen unbeleuchteten Schmuckplatz gegangen, hatte die niedrige Einfriedigung nicht gesehen, war infolgedessen gestürzt und hatte sich Schaden zugefügt. Ihre Schadenersatzklage gegen die .Stadtgemeinde wurde jedoch abgewiesen. Das Gericht war der Ansicht, dass öffentliche Promenadenwege und Schmuck- plätze, die nicht zum Geschäftsverkehr, sondern nur zur Erholung 384 Die Garten weit. VI, 32 des Publikums bestimmt sind, von der Stadtgemeinde nicht be- leuchtet zu werden brauchen. Dass es sich im vorliegenden Falle um einen solchen Schmuckplatz handelte, der nicht zu einem Verkehrswege diente, beweisen ausser den Anlagen be- sonders die in Bogenlinien geführten Wege und die zum Auf- stellen von Bänken bestimmten Plätze. Mag auch das Publi- kum am Tage verschiedentlich über diesen Platz gehen, um sich den Weg abzukürzen, so ist er dadurch noch nicht zu einem Verkehrsweg geworden. Dem Publikum ist auch durch die Art der Anlagen genügend erkennbar gemacht, dass der Weg über den Platz nicht zum Verkehrsweg bestimmt ist. Die Ab- kürzung ist überdies eine sehr geringfügige, der Verkehr in der Gegend, in welcher er liegt, auch nicht sehr bedeutend. Der Gerichtshof erkannte die Pflicht der Gemeinden, für die Sicherheit des Publikums auf den öffentlichen Wegen und Plätzen zu sorgen, als zu Recht bestehend an; wie weit in- dessen diese Verpflichtung geht, sei nach den konkreten Ver- hältnissen verschieden zu bemessen. Im \orliegenden Falle müsse sie jedenfalls verneint werden. Aus der Fachpresse. Die Norweger scheinen bezüglich der gärtnerischen Fach- presse eben so schwer zu befriedigen zu sein, wie in der Politik. Der Herausgeber der Norwegischen Gärtnerzeitung (Norsk Have- tidende) erzählt, dass sein Blatt im letzten Jahre Angriffen ausgesetzt gewesen ist, „weil es zu viel über Blumenzucht brächte" und zur selben Zeit gaben mehrere den Bezug des Blattes auf, „weil es zu viel über Obst- und Gemüsekulturen schriebe". Einige Zeit vorher brachte das erwähnte Blatt einen .Artikel über Melonenkultur, über welclien sich ein Korrespondent äusserte, dass derselbe vorzüglich sei, während ein anderer sich beklagte, dass die Zeilschrift für so „feine Kulturen" Raum habe. N. E. D. Wir veröffentlichen diese Zuschrift unseres Gewährsmannes, um unseren deutschen Kollegen das widerliche eines solchen Gebahrens vor Augen zu führen. Man braucht nicht nach Nor- wegen zu gehen, um derartigen konfusen und auf groben sub- jektiven Anschauungen beruhenden Ansichten zu begegnen. Im blinden Egoismus sehen diese Leute nicht, dass neben ihnen auch noch anderen geholfen werden niuss und wenden sich kindlich beleidigt ab, wenn sie glauben, dass ihren Interessen nicht ge- bührend gedient sei. Personal-Nachrichten. Knapp II, Philipp, Gärtner in Homburg v. d. Höhe, erhielt das allgemeine Ehrenzeichen. Lade, Freih. v., Geisenhcim, wurde von der Bayerischen Garlenbaugcsellschaft zum Ehrenmitglied ernannt. Pfeiffer, Carl, Grossh. Fachlehrer, Oppenheim a. Rh., ein fleissiger Mitarbeiter der Gartenwelt, wurde zuiu Vorstandsmit- glielüte gelitten habe. M. H. Godesberg a. Rh. — Der kürzlich in den Besitz der Ge- meinde übergegangene Wald um den Stahlbruimen wird zur Zeit durch Anlagen von Wegen, Sitz- und Spielplätzen so wie Neuanpflanzungen verschönert. Die Leitung dieser Arbeiten, sowie die Vergrösserung des hiesigen Kurparkes durch Schaf- fung eines Kur- und Konzertplatzes wurde dem Gartenarchi- tekten W. Bluniberger zu Köln-Marienburg übertragen. A. W. Ostafrika. Nach einem der Deutsch-Ostafrikanischen Zei- tung \ on einem Gärtner aus Lfsambara zugehenden Schreiben, steht es ausser allem Zweifel, dass in LIsambara das Obst, besonders das Steinobst, gedeiht. Einige vor zwei Jahren daselbst ge]iflan2le Pfirsichbäume liefern den Beweis. Das .'\roma der Früchte steht dem europäischer Pfirsiche nichts nach, der Geschmack ist erfrischend und angenehm. Von .Stein- obst gedeihen ausserdem sicher alle Sorten Mandeln, Aprikosen und die meisten Pflaumen. Nüsse würden auch gedeihen, Kirschen jedoch nicht. Das Pflanzen von Stachelbeeren, Him- beeren und Johannisbeeren verlohnt nicht der Mühe, dagegen wachsen alle Arten von Erdbeeren. Getrocknetes Obst und ein- gemachte Früchte werden noch ein wichtiger Ausfuhrartikel in den r?amb.ira Bergen werden. Quedlinburg. Wie man uns mitteilt, erleidet der Geschäfts- betrieb der bekannten hiesigen .Samenfirma Martin G r a s - hoff durch den Tod des bisherigen alleinigen Inhabers, des kgl. Gartenbaudirektors H. Grussdorf, keinerlei Störung. Die Firma soll unter der Leitung der altbewährten Beamten in unver- änderter Weise weitergeführt werden. Briefkasten der Redaktion. Die für xorige Nummer bestimmte Farbentali'l, zu dem yVrtikel des Herrn Stoldt gehörig, traf leider verspätet ein und konnte deshalb erst dieser Nummer beigelegt werden. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlaj voa Richard Carl Schmidt 4 Co.-, Llipjij. — D.ack. vja C. Grambach io Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den 9;esamten Gartenbau. Jahrgang VI. 17. Mai 1902. No. 33. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Gemüsebau. Kultur der Wfissermelonen (Arbusen). Von A. Müller, Coldrenzi (Russland). IVi eines Wissens werden in Deutschland die Arbusen nur wenig, vielleicht auch gar nicht kultiviert. Warum nicht ? Das deutsche Klima erlaubt die Kultur in Mist- beeten auf alle Fälle, und dieselbe ist jedenfalls auch ebenso lohnend, wie die Anzucht der Zuckermelo- nen. Ist das Aroma der Wasser- melonen auch geringer wie das der Zuckermelonen, so giebt es doch kaum in heisser Jahreszeit eine erfrischendere Frucht als eine Wassermelone. Im südlichen Russland treibt man die Arbusen in Mistbeeten und baut sie massenweise im freien Lande an. Da letztere Kultur für Deutschland wenig Wert hat, so kann ich mit kurzen Worten dar- über hingehen. Haupterfordernis bei der Frei- landzucht ist ein passender Boden. Man nimmt am liebsten alte Weide- plätze oder Blossen im Walde, die recht sonnig liegen, dazu, locken den Boden gut und legt, wenn keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, die Samen aus. Man hat in der Folge weiter nichts zu thun, als von Unkraut rein zu halten. Die Ranken werden nicht geschnit- ten. Die Reife der Früchte tritt Mitte bis Ende August ein. Ist der Sommer günstig in betreff der Wäimc- und Feuchtigkeitsverhält- nisse, so hat man eine gute und lohnende Ernte zu verzeichnen. Die Zucht der Arbusen in Mist- Die Gartenwelt. VI. treffen muss. Sind Blumenvase mit Maiglöckchengarnierung und Rosen füUung von Hoflieferant J. Jung, München. Originalaufnahme für die ,, Gartenwelt". beeten bietet auch keine grossen Schwierigkeiten. Man sät im Vorfrühling und später die Samen in Töpfe aus, oder besser, man legt 10—15 Kerne in einen kleinen, feuchten Moosballen und diesen auf das Beet der Vermehrung, wobei man aber Schutzvorrichtungen gegen Mäuse die Samen angekeimt, so pflanzt maa sia zu drei oder vier in kleine Töpfe und stellt sie bis zum Aus- pflanzen ins Warme nahe unter Glas. Nach der Anzucht der Säm- linge legt man die Mistbeete an, aber auch hier nehme man nur gut ausgeruhte Komposterde und Sand. Hat das Beet die rechte Temperatur, so pflanzt man unter ein Fenster ziemlich in die Mitte des Beetes 1 oder 2 Töpfe aus. Man halte in der Folge nicht zu feucht und lüfte fleissig bei mil- dem Wetter. Auch hier darf man die Ranken nicht schneiden, son- dern hebt, wenn keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, den Kasten auf und lässt die Ranken auf dem Wege weiter kriegen. Kann man während der Blüte nicht reich- lich lüften, so muss man befruch- ten. Nach dem Ansatz wachsen die Früchte ziemlich rasch, so dass die- selben Anfang oder Mitte Juli ge- niessbar werden. Ein schwieriger Punkt ist es für den Nichtkenner, den richtigen Augenblick zu erfas- sen, zu welchem die Früchte ab- genornmei. werden müssen, denn die Farbe der Schale bleibt grün. Die rechte Zeit zum Abnehmen der Früchte ist da, wenn dieselben beim Beklopfen einen tiefklingen- den Ton abgeben, und wenn das 33 386 Die Gartenwelt. VI, 33 an die Früchte gelegte Olir beim leicliten Pressen der- selben mit den Händen ein knackendes Geräusch wahr- nimmt. Auch hierbei muss die Übung den Meister machen. Zur rechten Zeit abgenommen, halten sie sich, kühl aufbewahrt, ziemlich lange. Überreif geworden, wird die Wassermelone schwammig und unschmack- haft. — Das Fruchtfleisch besteht aus lockerem, sehr wasserhaltigem Gewebe ; es ist von roter, gelber oder grün- licher Farbe. Die Samen liegen einzeln eingebettet im Fleische. Der gefährlichste Feind der Arbusen-Kultur ist eine im Jugendzustande grüne, später schwarze Blattlaus, die nur auf Cucurbitaceen schmarotzt, sich massenhaft ver- mehrt und ^anze Bestände in kurzer Zeit befällt und ver- nichtet. Bemerkt man den Anfang der Plage, so entfernt man schleunigst die befallene Pflanze und verbrennt sie. Ist es noch früh genug, so kann man in frischer Erde wieder neue Pflanzen kultivieren. Vielleicht wird durch diese Zeilen dieser oder jener Berufsgenosse zu einem Versuch angeregt, und ich bin überzeugt, wenn der erste Versuch glückt, so wird man fortfahren, diese angenehme Frucht weiter zu ziehen. Melonen -Kultur im freien Lande. Von St. Olbrich, Baum.schulcnchef, Zürich. J_yie Melone, bekanntlich ein Kind des Südens, lässt sich nicht so leicht in unseren nordischen, den Temperatur- schwankungen so häufig ausgesetzten Gegenden mit Erfolg kultivieren. Sie verlangt Kultur in warmer und geschützter Lage, sowie in den ersten Zeiten auch etwas durch Mist erzeugte Bodenwärme. Die Melonenfrüchte, welche vom Süden auf die nordischen Märkte gebracht werden, halten keinen Vergleich aus mit den wirklich feinen, höchst aro- matisch schmeckenden, im .Mistbeet gezogenen Melonen, Die Südfrüchte sind ein fades, kürbisähnliches, total wertloses Produkt für diejenigen, welche schon in der Lage waren, sei es im Süden selbst, oder in der Hei- mat, in Mistbeeten erzogene, völlig reif gewordene Melo- nenfrüchte zu geniessen. Die reife Melone ist auf grosse Entfernungen nicht mehr transportfähig, sie wird im Süden zum Versand total unreif abgenommen. .Auf der Reise be- kommt sie wohl noch die äussere Färbung, aber nicht die innere wirkliche Reife, die Bechngung für den Wohlge- schmack ist und die sich nur an der Pflanze entwickelt, ganz im Gegensatz zu unseren späten Kernobst, welches bekanntlich seine volle Reife erst längere Zeit nach der Ernte erreicht, also wie man sagt ,, lagerreif' wird. Die Zucht der Melone war früher noch, ehe die Verkehrswege aus dem Süden in der jetzigen Ausdehnung erschlossen waren, ein Privilegium jedes Herrschaftsgärt- ners und die Melonenzucht in Mistbeeten eine weit ausge- übte Thätigkeit, da das '/-■ ^S der Mistbeetmelone noch immer gern mit 40 — 75 Pfg. bezahlt wurde. Jetzt ist diese Kultur, sowie die Ananastreiberei, nur noch in ganz gerin- ger Ausdehnung in Anwendung und damit ist auch ein schönes Stück gärtnerischer Tüchtigkeit verlassen worden, denn nicht jeder brachte es so ohne weiteres zu reifen Melo- nen und zu schönen Ananasfrüchten. Die Kultur hatte immer ihre Eigenheiten, die genau gekannt sein wollten. Die Melonenzucht in Mistbeeten ist durch die teilweise Entwertung der Früchte sehr unrentabel geworden, weil die grosse Masse sich natürlich den viel billigeren süd- lichen Einführungen zuwandte, wodurch das inländische, bessere, aber teuerere Produkt sehr verdrängt wurde. Als Sohn eines Gärtners, bei dem die Melonen- und Ananastreiberei eine sehr grosse Rolle spielte, aufge- wachsen, lernte ich schon von Kindheit an, mich mit diesen edlen Früchten und deren Kultur zu befassen. Nachdem ich dann im Süden, sowie in der L'mgebung von Paris auch die Melonenkultur des freien Landes genau kennen lernte, wendete ich dieselbe auch praktisch mit gutem Erfolge hier in Zürich an, welches klimatisch viel ungünstiger als manche Stadt Süddeutschlands liegt. Zur Kultur gehören vor allem frühreifende, kurzrankige Sorten, deren Früchte die mittlere Grösse nicht überschreiten,- die daher auch nicht so lange Ausbildungszeit als manche grosse Früchte erzeugende Sorten verlangen. Es sind das : Melone ,,HonflcHr'\ „Cantalnitpe de Paris", ,, Frühe ame- Hkanische" und „Klettermelona" , letztere nur an einer -süd- lichen Haus wand als Spalier zu erziehen. Die erstgenannte Sorte ist für das freie Land für uns die beste. Die Melone braucht vom Zeitpunkte der Aussaat bis zur Fruchtreife in unserem Klima 3' A. — 4 Monate, worauf Bedacht genom- men werden muss. Zur Kultur im freien La'ide sucht man sich, nicht vor Mitte April, in geschützter, warmer, sonniger Lage ein Beet oder mehrere Beete von 120 cm Breite und von be- liebiger Länge aus, gräbt 35 cm Erde aus, wirft dieselbe nebenan und füllt den so entstehenden flachen Graben mit frischem Pferdedünger circa 60 cm hoch an und wirft nach Erwärmung desselben die ausgeworfene Erde etwas hügel- artig darüber. Sollte eine Regenperiode sofort einge- treten sein, so sucht man Erde und Mist vor allzu grosser Nässe und der daraus entstehenden Abkühlung durch Zu- decken mit Brettern, Dachpappe etc. zu schützen. Anfang März hat man schon die entsprechenden Melonenkerne, die 4 — 5 Jahre alt sein sollten, andernfalls man selbige mehrere Wochen behufs künstlichen Altwerdens in der Westen- oder Hosentasche zu tragen hat *), einzeln in kleine Töpfchen gelegt, im Mistbeet oder Vermehrungshause zum Aufgehen gebracht und die Pflänzlinge inzwischen in grö- ssere Töpfe verpflanzt, aber in der Wärme weiter kulti- viert. *) Anm. der Redaktion. Ein höchst sonderbares, wohl aus der „guten, alten Zeit" stammendes Verfahren. Wir sind üb- rigens der Ansicht, dass auch frische Samen ihren Zweck ebenso gut als alte erfüllen, was wir durch vergleichende Kul- turen feststellten. VI, 33 Die Gartenwelt. 387 Gegen Ende April *) pflanzt man die schon erstarkten Pflanzen auf die vorher angelegten hügelartigen Beete, je zwei Stück zusammen in einem Meter Abstand. Die Pflan- zen werden sofort mit einer grossen, 30 — 40 cm weiten Glasglocke bedeckt. Der obere Teil der Glocke wird mit Lehmbrei oder Kalkmilch bestrichen, damit er nicht als Brennglas wirkt. Bei warmem Wetter wird tagsüber die Glocke durch ein untergelegtes Stück Holz schief ge- stellt und gelüftet, aber des Nachts, so lange Reif zu befürchten ist, werden die Glocken mit Decken zur \'er- meidung allzu grosser Abkühlung umgeben. Wenn die Ranken der Melonen nicht mehr unter der Glocke Platz haben, so stellt man dieselbe auf drei Holzpflöcke, die 10 — 15 cm aus der Erde herausragen, auf. Die Ranken wachsen dann unter der Glocke hervor ins Freie und nur die Wurzelstöcke der Pflanze bleiben, weil empfindlich gegen Nässe, mit der erhöhten Glocke bedeckt, bis diese im Juni auch weggenommen werden kann. Bei warmem Wetter muss anfangs täglich, aber nie mit zu kaltem Wasser, gespritzt werden. 'Slan stellt immer gefüllte Giess- kannen den Tag über zur Erwärmung in die Sonne. Dass die Melonen dreimal sorgfältig entspitzt werden müssen, dürfte wohl bekannt sein. Sobald die junge Pflanze das vierte Blatt zeigt, wird auf drei Blätter entspitzt. Aus den verbleibenden drei Augen bilden sich drei Ranken, diese werden jede auf zwei stehenbleibende Blätter ent- spitzt. Es entstehen dann sechs Ranken, welche noch- mals auf zwei Blätter entspitzt werden und dann lässt man alles laufen. Starkwachsende Sorten werden stets auf drei Blätter entspitzt. Die Melone ist bei warmem Wetter durchaus nicht empfindlich gegen Nässe. Nässe bei kühlem Wetter oder kaltem Standort ist die Ursache plötzlichen Absterbens. Haben sich die Früchte bis zu Wallnussgrösse ausgebildet, so entfernt man einen Teil derselben mitsamt der Ranke. Bei grossfrüchtigen Sor- ten sollten nur drei Früchte pro Pflanze zur Reife kom- men; von kleinfrüchtigen Sorten 4 — 8 Stück; letztere Zahl nur bei der apfelsinenfrüchrigen, welche sehr fein ist und ganz wenig Kernhaus besitzt. Es dürfte vielleicht auch nicht allgemein bekannt sein, dass die Reife der Melone sich unfehlbar dadurch zu er- kennen giebt, dass deren Stiel an der Ansatzstelle der Frucht leichte Risse bekommt, dann muss die Frucht gleich abgeschnitten werden, der Stiel muss noch daran bleiben, so wie bei einer guten Birne. Die Frucht wird dann noch etwa zwei Tage in einen kühlen Keller ge- legt und ist darauf gut zum \'erspeisen. Niemals sollte dieselbe vom Platze weg, d. h. von der Sonne erwärmt, genossen werden. Das feine erfrischende Aroma ist dann nicht vorhanden. Viele verspeisen die Melonen mit Zucker, sie sind aber dadurch schwer verdaulich, namentlich wenn man, wie es vielfach in Frankreich der Fall ist, sehr viel und zwei- bis dreimal am Tage davon isst. Man sollte die Melonen mit etwas Salz bestreut essen und darauf ein Gläschen Rotwein trinken, dann erst hat man der eventl. Erkältung des Magens und der schweren \'erdaulichkeit vorgebeugt. Es kann durch ungünstige Witterung gegen den Herbst hin vorkommen, dass die letzten Früchte nicht reif werden; diese geben aber ein sehr gutes Produkt zum Ein- machen, ein kräftiges Des.s-rt zu Braten etc. Ich habe solche noch vom Jahre 1899; sie sind noch so frisch, als ob sie eben eingemacht worden wären. Den Samen der Melone ,.Honfleur" muss man von Paris beziehen. Die erwähnten Glasglocken, welche sich übrigens auch zu allerlei Kulturen, z. B. Frühgemüse, Gurken etc. eignen, sind auch in deutschen Glashütten erhältlich; vom Ausland bezogen sind die Kosten für Zoll und \'erpackung zu hoch. Palmen. Das Verpflanzen grosser Palmen. Von Obergärtner C. Rimann, "Wien. (Tlierzic eine Abbildung), VV ir bringen mit der untenstehenden Abbildung eine \'erpflanzungsweise grosser Palmen oder sonstiger Pflan- Mai. *) Anin. der Redaktion. In Deutschland nicht vor Mitte Verpflanzen einer grossen Palme. Originalaufnahme für die ,, Gartenwelt". 388 Die Gartenwelt. VI, 33 zen, Kamt-llicn, Lorbeerbäume u. dergl., durch welche viele Mühe und zeitraubende Arbeit mit Emporheben der Pflanze zur Kübelhöhe, welches oft das Zerfallen des Ballens zur Folge hat, vermieden wird. Durch die Konstruktion eines zerlegbaren Kübels werden die vorgenannten Unan- nehmlichkeiten vollkommen umgangen. Die Konstruk- tion dieses Kübels ist erschöpfend aus unserer Ab- bildung zu ersehen. Der zerlegbare Kübel, welcher in jeder beliebigen Grösse hergestellt werden kann, besteht aus einem festen, stabilen, flachen Bodenteil aus gutem Kernholz, das von eisernen Reifen zusammengehalten wird. Die obere Kante dieses Untersatzes enthält einen Falz, in welchen die zusammengepassten Seitenteile des fertigen Kübels mit einem entgegengesetzten Falz eingestellt werden können. Das Verpflanzen einer grösseren Palme oder Kamellie geschieht in der Weise, dass zunächst der alte Kübel durch Auseinanderschlagen vom Ballen entfernt wird, unter den dann, nach geringem Emporheben, der Bodenteil des neuen Kübels geschoben wird. Danach wird das Zurechtstutzen der Wurzeln, das Entfernen der schlechten, alten Erde u. dergl. vorgenommen. Nun stellt man die numerierten Dauben oder Seitenteile in den Falz des Bodenteiles und legt die dazu gehörigen Reifen herum, welche durch Zugschrauben fest um die Dauben angezogen werden. Die übrigen .'\rbeiten, das Einfüllen und Ein- stampfen frischer Erde, sind dieselben wie bei jedem neuen Verpflanzen, daher bekannt. Zwar sind die Dauben an dem Untersatz eigentlich nicht befestigt, jedoch wird eine solche Pflanze ja nicht gehoben und eine Verbindung des oberen mit dem unteren Teil des Kübels ist deshalb nicht nötig.*) Wi Landschaftsgärtnerei. Bilder ans der Gebirgslandschaft. Von Willy Lange, Dietliarz h. Ciotb.-i. 5. Felsensäulen. (Ilirrzu zwei Ahbildnni;cn). i'.r.-.ommenc \'(irbilder für die Gärten an .abhängen bieten uns die an Berglehm^n oder auf Hochflächen frei emporstrebenden Felsbildungen in Gestalt von Pfeilern, Säulen, Kegeln. Sie finden sich in jeder Gesteinsart als Reste früher grösserer Massen, welche den Zusammenhang mit dem Berggestein ihres Standortes verloren haben oder — bei iilutonischcn Erzeugnissen — gewaltige Schleuder- steine darstellend. Erstere Form charakterisiert unser Bild *) .Xnm, der Red. Einen Naclitcil dieses Verfahrens finden wir darin, dass es nicht gestattet, frische Erde auf den Boden des neuen Kübels, also unter den Ballen, zu bringen, es sei denn, dass die Pflanze nach dem Zusammensetzen des Kübels noch- mals gehoben würde. einer Felsensäulc des Bodethales, letztere deutet ein Gra- nit-Drilhng im zweiten Bilde an iS. 389i. .Ähnliche Formen bilden u. a. Porphyr, besonders Basalt, für welchen die Säulenbildung in regelmässiger Wiederholung bis zur Or- gelpfeifengestalt geradezu charakteristisch ist. Sandstein- Kongloinerate, Dolomit formen die kühnsten, Einsturz drohenden Säulen, Thore, Pyramiden, auf deren .Spitzen Platten und Quader balancieren. Unsere Bilder lassen sich leicht nachschaffen. Wieder ist es künstliches Material, welchem ich für solche immer- hin noch grossen Gebilde den Vorzug gebe. .Schafft man an einem Abhang durch mehrere Meter tiefes .Abschach- ten eine jähe Wand und benutzt das gewonnene Erdreich zu einer nach vorn wieder jäh abfallenden Erhöhung (in einiger Entfernung von jener Wand), so hat man in dieser über die schiefe Ebene des Abhanges vorspringenden Er- höhung eine Unterlage für einen kräftigen, hochragenden Pfeiler, welcher mit der Wand einen Durchgang bildet. Die Bepflanzung mit niedrigem, den Boden deckendem Gehölz muss den Zusammeahang mit dem scheinbar auf Preisen gegründeten Boden unzweifelhaft machen. Die Wand am Abhang wird nüt gleichartigem Ge- stein (künstlich durch Mauerung) verkleidet und giebt ebenfalls Gelegenheit, die Vegetation in den Dienst der Gesamtwirkung zu stellen : die Krönung der Wand zeige teils hochstrebenden, teils überhängenden Wuchs. Für letzteren seien unter vielen anderen Rankrosen, Himbeeren, Brombeeren, Traubenhollunder, Wildwein in reichem Wechsel vorgeschlagen. Alle unsere auf humosem Boden zu mächtiger Ent- wickelung gelangenden Gehölze nehmen auf felsigem, magerem Boden in Verbindung mit der Höhenlage des Ge- birges eigenartige Gestaltungen an : manche sind der Spitze beraubt, andere wachsen einseitig, mit dem Schwer- gewicht dem Abhänge zu, in dessen Fugen die Wurzeln mühevoll Halt suchen; mehr in die Breite als in die Höhe gerichtet, schwach, aber zäh ; knorrig, jäh gekrümmt, im Streben nach oben immer wieder niedergedrückt. FJic Bäume auf Felsen zeigen die Linien, die Lebensnot und Wettersturm dem Menschenantlitz eingraben; sie bilden das wirre Gelock der verwitterten I'elsengesichter. Was sich leicht schildern und zeichnen lässt, ist jedoch mit den uns zur \'erfügung stehenden, wohlgenährten Gehölzen der Baumschulen nicht leicht zu schaffen. Aber wie uns kein Maler auf wildzerklüfteten Felsen tadellose Pyramiden und Alleebäume darstellen wird, so dürfen wir hier nicht üppige Baumgestallcn wachsen lassen; das hiesse Naturwahrheit und damit einheitliche Stiminung aus- schliessen. Ihid doch! sehen wir nicht selbst Schilfe, — .Sumpfcharakterpflanzen — , auf ..Felspartien'" der Gär- ten ? Leider ! Oft werden Fehler wider besseres W'issen gemacht; das ist schlimm. Schlimmer aber ist die Sucht, in Tagesblättern jeden grünen Garten zu loben, weil man nichts vom Garten versteht. Kritiker, die in Bildern der Maler Splitter richten, bemerken in Gartenbildern die Bal- ken nicht und schlüpfen auf der Glätte ihrer eigenen VI, 33 Die G ar t en w el t. 389 Sandsteinsäule. Vom Verfasser für die ,, Garteuwelt" photogr. aufgenommen. l'hiascn darüber hin. — Können wir aus dem nahen Gebirgswalde ge- eignete Felsengehölze erlangen, so ist dies der einfachste Weg zum Ziel eines naturwahren Charakterbildes. Ande- ren Falles bleibt uns nur die Möglichkeit, durch einen geschickten ,, taktvollen" Schnitt den oben skizzierten Wuchs wenigstens vorzube- reiten. In der Darstellung von Felsenpfeilern er- blicke ich eins der er- wünschten, später zu vermehrenden Mittel, Gärten an Abhängen von den langweihgen, unnatürlichen Terrassen und Zickzackwegen zu befreien. Man muss es wagen, tief in den Bo- den des Abhanges ein- zudringen ; trifft man Felsen, so ist es um so besser : ein paar Spreng- schüsse thun Wunder ! Alsdann braucht die Wand nicht erst verklei- det zu werden und der Pfeiler ersteht aus gleichem Ge- stein. Die Wegeführung kann sich auf diese Weise zum Teil ganz oben am Abhänge hinziehen, um an solchen interessanten Stellen mit Hilfe von organisch mit der künst- lichen Felsbildung zusammenhängenden Stufen, die als in den Stein gehauen erscheinen, rasch eine beträchtliche Steigung zu gewinnen. Der organische Zusammenhang aller Erscheinungen untereinander wird im künstlerischen Naturgarten im allgemeinen noch zu wenig gewahrt. Wie die Glieder (Organe) eines lebendigen Körpers müssen alle Dinge im Garten einem einheitlichen Naturkörper anzugehören scheinen, der sie aus einer deutlichen Ur- sache gleichsam ernähre, ihnen Daseinsberechtigung giebt. Oft fällt man im Einzelnen aus der Rolle der Darstellung : z. B. wenn durch zerklüftetes Gelände ein Weg mit paralle- len Kanten geführt wird, oder eine Treppe eine andere Lage annimmt, als die künstliche Schichtung des Gesteins zwin- gend fordert. Eine Treppe soll horizontale Stufen haben ; wenn aber die Schichtungen, in w'elche sie scheinbar ge- hauen ist, abwärts führen, so darf man sich nicht scheueri, sogar Stufen zu bilden, deren Auftrittflächen schräg rück- wärts abfallen. Während mir die Korrektur dieser Zei- len vorlag, hatte ich die Freude, gerade diese letzte Be- merkung in einer Anlage in Berlin in künstlerisch kühner, Granit-Drillmge. Vom Verfasser fiir die „Gartenwelt" aufgenommen. wissenschaftlich richtiger Weise verwirklicht zu sehen. Giebt man dem Sinn Beschäftigung auf der Wande- rung den Berg hinan, so wird man willig emporsteigen, während man auf den Zickzackwegen nur immer das seh- nende Auge nach dem höchsten zu erklimmenden Punkt richtet. In der Regel liegt hier das Wohnhaus. Wer auf dessen Standort als Gärtner einen Einfluss hat, sollte im Interesse des Besitzers und seiner Besucher raten, es möglichst nicht auf die höchste Stelle zu setzen. Hier erscheint es immer kleiner, als es ist; die \'ersorgung mit den Bedürfnissen des täghchen Lebens, der Wrkehr mit der Aussenwelt, Rettung bei Feuersgefahr — alles ist er- schwert. Dagegen ist der Eindruck des Hauses im Rah- men der Pflanzungen mehr deutsch-gemütlich, lieblicher, wenn es etwa im unteren Drittel des Berggrundstückes liegt. Diese Mittellage erleichtert die Anordnung der Gar- tenteile; die weithin sichtbare Wegeführung wird durch das Haus selbst unterbrochen und verdeckt; die beim Bau gewonnenen Erdmassen sind überall leichter zur Hand, um der schiefen Ebene des Abhanges gliedernde Vor- sprünge zu geben, die sich mit Felsen und Bauwerken ab- wechslungs\-oll krönen lassen. 390 Die Gartenwelt. VI, 33 Yorgärten.*) Von Stadfgärtner Mohr, Wandsbek. D. 'ie Frage über die Ausgestaltung und Ausstattung der Vorgärten ist eine alte, und schon viel Tinte ist geflossen und viele Worte sind gesprochen worden über dieses Thema. Die Geschichte der Vorgärten ist ja alt, denn schon un- sere Altvorderen umgaben ihre Häuser mit Gärten und schmück- ten letztere, namentlich vor dem Hause, an der Strasse, mit Blumen, edlen Sträuchern und Obstsorten. Diese Methode hat sich auch auf unser jetziges Städteleben übertragen und zwar begegnet man dieser alten Sitte in un- seren Landhäusern, Villen und villenartigen Bauten wieder. Es ist daher die Aufgabe eines Landschaftsgärtners, die Vorgärten nach jeder Richtung hin gut auszustatten, um einer Villenstrasse ein prächtiges und vornehmes Aussehen zu geben. Der deutsche Landschaftsgärtner scheint diese Aufgabe in der Hauptsache gelöst zu haben, denn in der Praxis hat die garten- künstlerische Anordnung und Ausschmückung unserer Vorgärten in den Städten besondere Anerkennung gefunden. Wenn es auch schwer hielt, mit der Ansicht bei dem Auftraggeber durchzu- dringen, dass bei der Anlage eines Vorgartens besondere Sorg- falt verwendet werden müsse, war es den deutschen Land- schaftsgärtnern doch gelungen, in Liegnitz eine Ideenkonkurrenz über Vorgärten zu veranstalten. Anfänglich stand man dem Unternehmen, selbst in Fachkreisen, mit einem Achselzucken gegenüber, aber schon nach Jahresfrist hatten andere Gross- städte ein Gleiches gcthan. Auch Hamburg hatte auf der Ausstellung 1897 Preise für die beste Lösung einer Vorgarten- anlage ausgesetzt, die von einem Gartenfreund in anerkennens- wertester Weise gestiftet waren. Hannover hatte auch eine Vorgartenkonkurrenz bei der damahgcn Ausstellung 1898 auf- genommen. Dresden trat mit seiner Ausschmückungskommission für bepflanzte Balkone, Veranden, Fenster u. s. w. in die Öffentlichkeit, imd kürzlich hat auch Freiburg i. Breisgau durch Stadtratsbeschluss angeordnet, dass aus der Stadtgärtnerei für Ausschmückung der Pflanzkästen, Vorgärten u. s. w. an Unbe- mittelte Pflanzen unentgeltlich abgegeben werden sollen. Es ist dies ein Beweis dafür, dass auch die Stadtvertretungen es sich angelegen sein lassen, für eine sorgfältige und fachliche Anlage und Ausschmückung der Vorgärten zu sorgen. Es dürfte aus alledem der Schluss zu ziehen sein, dass die Vorgärten in den einzelnen Stadtteilen eine Hauptzierde der betreffenden Stadt sind und dadurch ganz wesentlich für die Verschönerung des Stadtbildes beitragen, denn die Wirkung der Vorgärten beruht ja gerade darauf, dass sie der .Strasse einen Rahmen geben, dessen Kostbarkeit in ihrer Einrichtung und Erhaltung liegt. Die Slrassenpflanzungen allein würden einer Strasse kein so eindrucksvolles Aussehen verschaffen, wenn die Vorgärten der einzelnen Häuser nicht dazu beitrügen. Es ist deshalb nötig, die Vorgärten gärtnerisch so auszugestalten, dass sie den An- forderungen des Besitzers in erster Linie genügen, dann die Allgemeinheit erfreuen und erziehlich auf das Gemüt eines jeden Beschauers wirken. Wird ein Vorgarten fachlich so ausgestattet, so wird er in jeder Weise, Jedem genügen. Was die Anforderungen des Besitzers anbetrifft, so muss sich der ausführende Landschaftsgärtner nach den für die An- lage ausgeworfenen Kosten richten, ebenso hat er sich den speziellen Wünschen des Auftraggebers zu fügen, darf aber da- *) Anm. der Redaktion. Die Ausführungen des geschätzten Verfassers haben viel Gemeinsames mit den in No. 30 ver- öffentlichen Ausführungen von Karl Hinze, wir bemerkten des- halb, dass Herr Mohr uns seinen Beitrag schon einige Zeit vor unserer Veröffentlichung der Hinze'schcn Arbeit eingeschickt hatte, durch dieselbe also nicht beeinflusst sein konnte. bei niemals seinen technischen und künstlerischen Standpunkt preisgeben. Der ausführende Landschaftsgärtner muss seine Neuaus- führungen der Architektur anschmiegen und sie in Verbindung mit dieser bringen, um so ein einheitliches Ganzes zu schaffen. Es richtet sich also die gärtnerische Ausführung entschieden nach der bestehenden Architektur in den meisten Fällen, aber im umgekehrten Sinne. Je einfacher eine Villa aufgeführt ist, desto würdiger und vornehmer sollte die gärtnerische Aus- stattung sein, um die Einfachheit des Gebäudes zu den Neben- häusern nicht so in die Erscheinung treten zu lassen. Je grossartiger aber, und prunkvoller ein Bau dann aufgeführt ist, desto einfacher, aber vornehmer sollte die gärtnerische Aus- führung sein, um das künstlerisch Schöne des Gebäudes durch gärtnerische Pracht nicht zu erdrücken, zu beeinträchtigen. Es muss sich demnach die Baukunst mit der Gartenkunst ergänzen, soll etwas einheitliches und schönes geschaffen werden. Meines Erachtens ist der Vorgarten als ein weiterer Teil des Wohngebäudes zu betrachten, er ist ein grosser, schöner, freier und luftiger Raum, der den Bewohnern dazu dient, sich darin aufzuhalten, sich am Schönen und Erhabenen der Natur zu erfreuen und die bildende Kunst zu geniessen. Darum ist es auch von grösstem Werte, sich mit dem Gedanken ver- traut zu machen, dass in einem wohlgepflegten Vorgarten die wahre, schöne Kunst vorherrschen muss. Die aufgestellten Zier- raten, als Figuren, Vasen, Beeteinfassungen u. s. w. dürften nicht minderwertige Kunstprodukte sein, wie man dies leider fast ausnahmslos findet. Fbschenböden, Austermuscheln, Feld- steine und Weidcnbügel als Beet- und Wegeeinfassungen, Gnomen, Füchse, Hirsche, Rehe und Hasen als ornamentale Zierraten gehören doch wahrhaftig nicht in einen Vorgarten. V'om richtigen, natürlichen Standpunkt ausgegangen, gehören die letzteren in Wald und Feld. Denn Hirsche, Hasen etc. sind nicht da anzutreffen, wo menschliche Wohnstätten sich aufgebaut haben, Flaschenböden und Austernmuschcln dürften als Abfall und Unrat betrachtet werden und gehören des- halb in die Müllgrube, Feldsteine sind geeigneter zum Pflastern von Höfen als zum Schmuck eines \'orgartcns. Darum also fort mit diesen überflüssigen Sachen und dafür künstlerische und kunstgewerbliche Produkte aufgestellt. Ebenso wie man in einem prächtig ausgestatteten Salon nicht minderwertige Ge- mälde mit gleichen Rahmen aufhängt, oder anstatt prächtiger Nii)])es und Figuren minderwertige Produkte aus Thon und Lehm hinstellt, wie man einen solchen Raum nicht mit ein- fachen oder rohen Holzmöbeln ausstattet, ebenso wenig sollte man in einen Vorgarten minderwertige Gegenstände als Ersatz für Kunstprodukte aufstellen. Die Zimmer des Wohnhauses sind nur den Familienmit- gliedern und engeren Bekannten zugänglich und werden so luxuriös ausgestattet ; die Vorgärten dagegen werden von jeder- mann gesehen und trotzdem mit so unschönen Sachen be- stellt. Würden dagegen Kunstgegenstände Aufnahme finden, so würde dcrdort waltende Kunstsinn Eigentum des Volkes und gleich- zeitig eine Perle der Umgebung, eine Zierde der Stadt bilden. Als besonders geeignet für die figürliche Ausschmückung un- serer Vorgärten denke ich mir Springbrunnen, geziert mit Fi guren, auch Vasen aus Metall oder Stein, Werke des Bild- hauers, kunstgewerbliche Anfertigungen aus Guss, Schmiede- eisen oder Bronze, z. B. Raseneinfriedigungen, wo solche er- forderlich sind. Ebenso ist es mit den Lauben und Garten- möbcln; das Kunstgewerbe stellt uns eine grosse Auslese ge- diegener, schöner Sachen zur Verfügung. Auch bei der äusseren Einfriedigung sollte man kunstgewerbliche Arbeiten verwenden und besonders darauf achten, dass eine solche Einfriedigung einen Einblick in den Vorgarten gestattet. Die Höhe, Form und Bepflanzung dürfte demnach kein Hindernis bilden. Bei der technischen Ausführung einer Vorgartcnanlage ist in erster Linie der Platz, das vorhandene Terrain, ins Auge zu fassen. Bedauerlicherweise wird gerade hierauf sehr wenig Bedacht i VI, 33 Die Gartenwelt. 391 genommen, denn in vielen Fällen erdrücken sich Gebäude und An- pflarizung. Darin ist denn wohl auch der Grund zu suchen, dass die kleineren Vorgärten bei dem Publikum so wenig Beachtung finden, obgleich auf dem kleinsten Platz immerhin etwas an- genehmes ausgeführt werden kann, und wäre es nur ein ein- faches Beet mit sinnreicher Besetzung und unter Berücksich- tigung der verschiedenen Jahreszeiten. Es wäre sehr erfreulich im Allgcmeininteressc, namentlich aber für den ausführenden Land- schaftsgärtner, wenn beim Bau des Gebäudes von vornherein darauf gesehen würde, dasselbe so weit als angängig von der Strasse abzurücken, um so auf dem gewonnenen Platze, eine dem Gebäude angemessene Vorgartenanlage entstehen zu lassen. Es ist ja für den Landschaftsgärtner eine alte Regel : je statt- licher und pompöser ein Gebäude in die Erscheinung treten soll, desto grösser und freier müssen die davorliegenden Flächen sein. Dem ausführenden Landschaftsgärtner wird dann die Ge- legenheit geboten, bei richtiger Flächenverwendung etwas Schönes und Gutes zu schaffen. Man könnte dann auch, d. h. nur bei grossen Flächen, eine massige Bodenbewegung ausführen, um durch sanft geschwungene Kurven die Pflanzung mehr her- vorzuheben. Jedoch kann ich es von meinem Standpunkt als nicht richtig erachten, auch bei kleineren Vorgärten Erdbewegungen anzuordnen, da sie meines Erachtens hier nicht am Platze sind, unschön und unnatürlich wir- ken würden. Ausgenommen sind natür- lich parterreähnlirhe Vertiefungen. Erd- bewegungen sind im Allgemeinen mit der grössten Liberlegung auszuführen. So wie der Architekt durch die Fas- sade dem Gebäude das richtige Ansehen giebt, so giebt der Landschaftsgärtner durch seine Bepflanzung der Anlage das entscheidende Aussehen. Die Grossartig- keit der ganzen gärtnerischen Schöpfung bedingt in der Hauptsache das Gehölz- material mit, besonders unsere Bäume. Es ist von grösster Wichtigkeit, wie und wo das Gehölzmaterial verwendet wird. Bei kleinen Vorgartenflächen dürften sich selbstverständlich nur Sträuchir em- pfehlen und zwar solche, die eine schöne Belaubung und Blütenreichtum aufweisen, und möglichst noch durch Früchte deko- rativ wirken. Es sind dies Pirus- und Prunus-Arten, Viburnum, Sambucus race- mosa, Symphoricarpus, Evonymus, Ligu- strum u. a. m. Es ist auch vom grössten Vorteil, schattenliebende Gehölze anzu- pflanzen, da sie am ehesten ungünstigen Lichtverhältnissen widerstehen. Ich nenne Philadelphus, Crataegus, Sambucus, Evony- mus, Z\er-Cory!us u. s. w. ( Scft luss folgt.) wall ohne jeglichen Schutz im Freien aus und verträgt sogar 8 — 10° C. Kälte. In der Grafschaft Devonshirc hält sie nur unter guter Decke aus. Die hier abgebildete Pflanze photographierte ich ge- legentlich eines Besuches des Gartens auf der Besitzung Tregye, Perranwell (Cornwall). Die Besitzung gehört einem Bruder von Lord Falmouth, nämlich The Honou- rable J. Boscawen. Herr Boscawcn ist ein eifriger Pflan- zenfreund und sein Garten enthält Pflanzenschätze von hervorragender Schönheit. Überall, teils an Mauern, teils freistehend findet man seltene Pflanzen in vortrefflicher Entwickelung. Eine der interessantesten Pflanzen in diesem Garten ist die untenstehend abgebildete Cassia cori/mbosa — soweit mir bekannt — das schönste Exemplar dieser Gat- tung in Gross-Britannien. Die Pflanze wurde vor 8 Jahren aus einem Steckling gezogen und bekleidet eine Südmauer Gehölze. Cassia coryrabosa in einem englischen Garten Von F. W. Meyer, Landschaftsgärtner der Firma R. Veitch &: Son, Exeter (England). Cassia corymhosa kann wohl in keinem Teile Deutschlands als winter- hart bezeichnet werden. Hier in Eng- land hält sie in der Grafschaft Corn- Cassia corymbosa. Nach einer Aufnahme des Verfassers für die ,, Gartenwelt" gefertigt. 392 Die' Gar t en weit. VI, 33 von etwa A^fs^ Höhe. Die Breite der Pflanze beträgt etwa 8 m. Die Blumen erscheinen nur an dem jungen Holze. Die jungen Triebe haben eine Länge von 2 m. Jeder Zweig endet in 15 bis 20 Blütenrispen, deren ein- zelne Blumen einen Durchmesser von S'/^ — 4 cm haben. Die Blütezeit ist von August bis Januar. Während Cassia corymbosa im Gewächshause immergrün ist, verliert sie im Freien im Winter die Blätter. Dieses Abwerfen der Blätter erfolgt jedoch erst spät. Am 12. Februar dieses Jahres z. B. waren die Blätter nocli nicht gefallen. Die tief goldgelben Blüten machen einen geradezu imposanten Eindruck. Leider ist diese Farbe schwierig zu photographieren. Bei einer auf gewöhnlichem Wege her- gestellten Photographie würden die gelben Blüten fast schwarz erscheinen. Nur beim Photographieren mit Gelb- Scheibe und auf isochromatischer Platte gelang es mir, eine helle Schattierung der Blumen zu erreichen. Da jedoch dieses Verfahren ein vier Mal so langes Exponie- ren bedingt als bei gewöhnlichen Platten, so wurde in- folge des z, Z. herrschenden Windes das Bild nicht so scharf als wünschenswert. Nichtsdestoweniger wird es genügen, dem Leser zu \cranschaulichen, wie kräftig sonst zarte Pflanzen in Corn- wall gedeihen. Die grössle Eiche des bayerischen Waldes. Am i. Januar dieses Jahres wurde die grösste Eiche des bayerischen Waldes, die .Sl. lohannis-Eiche bei Falkenfels, vom Sturme niederge- rungen. Bei Zerkleinerung des Riesenstammes von lo Metern St:unniunifang fand man tief im Innern des Baumes, von der Rinde 1,05 Meter entfernt, zwei auf Blech gemalte, von eisernen Gittern überdeckte Bilder von 40:60 Zentimeter Grösse. Die Bilder waren in der morschen Holzmasse 1,20 Meter von einander in der Richtung von West nach Ost entfernt, so dass der Baum zur Zeit der Einfügung der Bilder schon einen Umfang von fast 4 Mftern gehabt haben musste. Soweit die zum Teil noch gut erkennbaren Jahresringe einen annähernden Schluss auf das Alter der Eiche zulassen, dürfte diese, die in Kirchcnrcchnungen aus dem 16. Jahrhundert schon als grosse, alte Eiche genannt wird, bei der Anbringung der Bilder über 300 Jahre alt gewesen sein. Das Überwachsen der Bilder mit einem über meterstarken Holzring mochte weitere 300 Jahre beansprucht haben. Die Bilder sind also wahrscheinlich .\nfang des 16. Jahrhunderts als Marterln von einem frommen Katho'iken angebracht und ver- ehrt worden. Durch die Verödung oder auch durch die Prote- stantisierung der Umgegend im 30 jährigen Kriege mögen dann die Marterln ausser Besuch und Beachtung gekommen sein, so dass die durch die Einlassung der Bilder (der noch sichtbare Falz ist im Holze 6 Zentimeter tief) geschaffene Holzwunde sich ungehindert über Bilder und Gitter schliessen konnte. Nach der Maltechnik der Bilder zu schliessen, wovon das auf der Ostseite gefundene eine Wald])artie mit zwei Figuren zeigt, wäh- rend das auf der Wetterseite befindliche fast ganz verwischt ist, können sie aus dem 16. Jahrhundert, zu dessen Anfang das Malen auf Eisenblech erstmals versucht wurde, stammen. E'n anderes, kleineres, auf Holz gemaltes Bild, wahrscheinlich die Altöttingcr Mutter Gottes vorstellend, wurde in einer bei Lebzeiten des Baumes gut sichtbaren, fast armlangen Höhlung, gleichfalls von einem Gitter geschützt, avifgefundcn. In einer Ecke dieses Bild- chens ist die etwas verwischte Jahreszahl 1807 oder 1827 er- sichtlich. Die in ihrer Art wohl einzig dastehenden Funde wurden von dem Besitzer der Eiche, Ökonomen Fuchs aus Falkenfels, dem mit der Erforschung der bayerischen Baumwelt sich be- fassenden Inspektor Stützer aus München, der nach dem Sturze der Eiche von dieser verschiedene Aufnahmen inachte, behufs Unterbringung in einer staatlichen Sammlung überlassen. Ribes sanguineum Pursh. und R. gordonianum Lern. Wohl sind diese beiden i?(7jcs- Arten alte Bekannte und wür- dige Vertreter unserer Frühjahrsblüher, die in jedem Garten ein Plätzchen verdienen, weniger dürften aber die grosse .Ähn- lichkeit, welche diese beiden Arten miteinander besitzen und die L'nterscheidungsmerkmale derselben bekannt sein. Ja, ihre grosse Ähnlichkeit miteinander geht soweit, dass manche Baum- schulen B. gonloiiiaiium für R. sanguineum verkaufen und man so statt der viel schöneren R. san/juincum eben R. 'jordoniunum eihält. Für den Laien ist dieses ja von keiner so grossen Be- deutung, denn R rjordoniamim ist viel widerstandsfähiger als 7?. san.fiuhifiDii, aber für denjenigen, der letzteres gerne echt haben inöchte, ist es unangenehm. Ribes (jordonianum {Syn. R. Bcatoui Itorl) ist eine Kreuzung von R. cairtum mit sanguineum. Der Strauch wird gut 2 m hoch und hat hellbraune aufrechtstehende Zweige. Die. Blätter sind 3- bis 5 lappig, hellgrün, oberseits glatt, nur mit einigen Drüsen bedeckt, unterseits ganz schwach behaart. Blüten sehr zahlreich, aussen rot, innen rötlich-goldgelb, in überhängenden Trauben. R. sangtiineum wird l — 2 m hoch und hat hellbraune, auf- rechtwachsende Zweige. Blätter graugrün, beiderseits weich- haarig; 3 — 5 lappige Blüten, rot bis dunkelrot in langen, über- gebogenen Trauben. Blütezeit beider .\rten : April^Mai. Im unbclaubten Zustande hat selbst ein Kenner zu thun, diese beiden Spezies voneinander zu unterscheiden, jedoch wenn beblättert, ist es ein leichtes, sie zu treianen. Das beste Merkmal ist bei R. .sanguineum. das stark behaarte, graugrüne Blatt, sowie die behaarten, jüngsten Triebspitzert, R. gordonianum hat dagegen ein glattes, hellgrünes Blatt. In der Blüte wechseln beide etwas, je nach ihrem Standort; steht z. B, R. gordun in n um recht sonnig, so tritt die gelbliche Mitte der Blüte etwas zurück, die Blüte' erhält mehr die Farbe einer im Schatten gewachsenen R. saugu i neuni-Blüte und bietet so nicht immer ein gutes Unterscheidungsmerkmal, an den Blältern lassen sich jedoch beide Arten' sofort voneinander unterscheiden. Wenn R. sanguineiim. auch die schönste von allen Riliis-Artev ist, so hat • sie doch den Nachteil, dass sie in rauheren Gegenden leicht erfriert, sie bedarf daher eines .Schutzes im Winter. Dagegen ist R. gordonianum vollständig winteihart und deshalb empfehlenswerter, ausserdem besitzen die Blüten einen angenehmen Duft. Beide Sträuchcr sind aber sowohl als Einzelpflanzen, wie auch, ihrer Höhe entsprechend, in Gehölzgruppen vorzüglich zu verwenden und bilden einen herrlichen Frühlingsschmuck man- cher Gärten. Schnitt erfolgt erst nach der Blüte. H. G r o t e . Reutlingen. Mi Topfpflanzen. Noclinials Timms Pflanzentränlier. Von Prof. Dr. W. Hess, Hannover. Lit Int^cresse habe ich den Aufsatz des Herrn E. Rettig über den Pflanzcntränker gelesen. Scheinbar stimmt derselbe in einem wesentlichen Punkte mit dem von mir- in No. ■ 13 der Gartenwelt veröffentlichten Aufsatz nicht überein.. Ich habe dort die Wurzelsaugkraft für dasjenige Prinzip erklärt, nach welchem der Tr.'inker seinen Inhalt a'bgiebt, während Herr VI, 33 D i e Garten w e 1 1. 393 E. Rettig diese Ansicht für grundfalsch erklärt. Ich glaube je- doch, dass wir uns leicht über diesen Punkt einigen werden. Um meine Ansicht klar zu legen, wird es zunächst nötig sein, daran zu erinnern, was man unter Wurzelsaugkraft versteht. Die Aufnahme der flüssigen Nahrungsstoffe in die Zelle be- ruht bekanntlich auf Endosmose. Wir haben zwei mischbare Flüssigkeiten, die Zellenflüssigkeit und die Bodenflüssigkeit, welche durch die permeabele Wandung der Zellen in Wechsel- wirkung treten. Nach dem Gesetz der Endosmose tritt die kon- zcntricrtere Flüssigkeit, die Zellenflüssigkeit, in geringerer Menge aus, die weniger konzentrierte P'Uissigkeit, die Bodenflüssigkeit, in grösserer Menge in die Zellen ein. Je grösser das endosmo- tische Äquivalent der ZellenflüssigkLit ist, desto weniger tritt aus und desto mehr wird aufgenommen. Diese aufgenommene Bodenflüssigkeit wird nun durch verschiedene Kräfte, nament- lich durch den Turgor und die Transpiration in die höher liegen- den Zellen und schliesslich in die höchsten Spitzen der Pflanzen getrieben und inuss durch stetige cndosmotische Aufnahme in die Wurzelhaarztllen ersetzt werden. Dieser Saugungsprozess wird Wurzelsaugkraft genannt. Es ist also durchaus unmöglich, dass dieselbe in Thätigkeit tritt, wenn die Wurzeln nicht von Bodenflüssigktit umgeben sind. Stecke ich also einen Pflanzen- tränker in absolut trockenen Boden, so wird die W'urzelsaugkraft niemals direkt eine Entleerung bewirken können. Es muss infolge des Saugvermögens des Bodens erst so viel Wasser ab- gegeben werden, bis die Wurzeln von der Flüssigkeit umgeben sind. Ist der Boden sehr wenig durchlässig, so wird dies un- genügend oder erst nach längerer Zeit geschehen und daraus erklären sich die Resultate des Herrn Rettig bei dem Versuche mit Anrjiopli-ri.s- und AgnOiea. Mir sind solche Fälle bei den mir zur Verfügung stehenden Zimmerpflanzen nicht vorgekommen. Ein Durchfeuchten des Bodens vor erstmaliger Anwendung des Tränkers würde jedoch diesem Übelstande abhelfen. Stecken wir dagegen einen Tränker auf einen normal durch- feuchteten Boden, so tritt die Wurzelsaugkraft in Wirkung und entnimmt dem Apparat so viel Flüssigkeit wie die Pflanze bedarf. Nur auf der Wurzelsaugkraft beruht es, dass die Pflanze in den verschiedenen Perioden ein verschiedenes Quantum Wasser aus dem Apparat aufnimmt, zur Zeit der höchsten Ent- wickelung sehr viel, zur Zeit der Halbruhe sehr wenig. Herr E. Rettig schreibt selbst; „Die Wurzelsaugkraft komnil nur indirekt und zwar nur insoweit in Betracht, als sie durch Aufsaugung und Entführung von Wasser in oberirdische Pflan- zenlelle die Funktionsbedingungen des Tränkers verstärkt." Aber gerade darin scheint mir der Vorteil des Apparates zu liegen, dass die Wurzelsaugkraft die Wasserabgabe desselben reguliert und ihm so viel Wasser entzieht, wie die Pflanze bedarf. Ist einmal der Boden durchfeuchtet, so ist die Wurzelsaugkraft das Prinzip, nach welchem der Tränker seinen Inhalt ab- giebt. Ich will noch einen meiner ersten Versuche erwähnen. Ich hatte einen kleinen Apparat auf einen kleinen Topf mit reinem, weissem Sande gestellt. Zuerst arbeitete der Apparat kräftig, dann immer langsamer. Erst nach 99 Stunden war er völlig entleert. Nach der zweiten Füllung gab er nicht mehr Wasser ab, als nötig war, das verdunstete zu ersetzen. Ich steckte als- dann den Apparat auf einen Topf mit einem ziemlich gleichen Quantum Erde, welche weniger durchlässig und bereits durch- feuchtet war, zu einer kräftig wachsenden Pflanze. Während in dem ersten Falle der Apparat erst nach 9g Stunden entleert war und nach abermaliegr Füllung fast gar kein Wasser mehr abgab, war er im zweiten Falle, trotzdem die Erde weniger durchlässig und bereits durchfeuchtet war, schon nach 23 Stun- den entleert. Es war doch offenbar die Wurzclsaugkraft, welche die rasche Entleerung des Apparates bewirkte. Ausstellungs- Berichte. Die Jubiläimis- Gartenbau -Ausstellung in Karlsrulio. /\.m 25. April wurde diese vom Verein selbständiger Han- delsgärtner im Grossherzogtum Baden zur Feier des 50 jährigen Regierungsjubiläums des Grossherzogs Friedrich von Baden veranstaltete Ausstellung eröffnet. Die bis in die entlegensten Strassen herrlich, an allen hervor- ragenden Punkten geradezu entzückend schön geschmückte Stadt empfing ihre Besucher ausserordentlich festesfreudig gestimmt und riss ihre Gäste sofort zu gleichen Gefühlen hin. Wer den herrlichen Schmudk der Häuser und der Strassen sah, musste auf besonders sehenswerte Darbietungen in der Gartenbau-Aus- stellung gefasst sein und in dieser Erwartung ist auch wohl kein einziger Besucher derselben getäuscht worden. Die Ausstellung konnte sich getrost mit der 1892 an der- selben Stelle stattgefundenen Jubiläums-Aussteüung messen, was der heutigen Veranstaltung deswegen zur besonderen Ehre ge- reicht, weil sie nicht internationalen Charakters war, wie ihre Schwester von 1892, sondern von dem engen Kreise der badi- schen Handelsgärtner arrangiert worden ist. Leider war es nicht möglich, aus den gegebenen Dar- bietungen ein Bild über die Leistungsfähigkeit der badischen Handclsgärtnerfi in Bezug auf ihre Pllanzenku'.turen zu formen; dasselbe wurde zu sehr verwischt durch die unverhältnismässig reii h vorhandenen, von auswärts bezogenen Pflanzen, worin einige Firmen entschieden des Guten zu viel gethan hatten. Andererseits ist aber doch die hier zu Tage getretene Opfer- freudigkeit der badischen Gärtner nicht hoch genug anzuer- kennen, denn man muss in Betracht ziehen, dass die Ausschmück- ung der Stadt, der Privathäuser und Festsäle an die Leistungs- fähigkeit der badischen Gärtner die höchsten Ansprüche gestellt hat und monatelanger Vorbereitung bedurfte. Dass nebenbei trotz alledem eine solche grosse Ausstellung zustande kam, ist wohl der Bewunderung wert und lässt die Vorführung mancher fiemder Erzeugnisse in einem etwas milderen Lichte erscheinen. Einteilung der Ausstellung. Die Ausstellung selbst war leider in drei Teile zerrissen, wir sagen leider, weil es dadurch dem Besucher ausserordentlich erschwert wurde, die in den Abteilungen zerstreuten Ausstellungs- gegenstände miteinander zu vergleichen, um sich so eine eigene feste Meinung zu bilden; denn wer einen Teil der Ausstellung verlassen hatte, durfte denselben nicht wieder betreten, ohne von neuein das gesamte Eintrittsgeld, welches in den ersten zwei Tagen i Mark pro Person betrug, zu bezahlen. Das war für die Besucher recht unbequem und kostspielig und hätte wohl auf irgend eine Weise vermieden werden können. Als weiterer grosser Missstand machte es sich fühlbar, dass in der Aus- stellung ausser Champagner absolut keine Erfrischung zu haben war. Jeder, der das Bedürfnis hatte, eine solche zu sich zu nehmen, musste die Ausstellung verlassen und entweder im Stadtgarten oder in weiter entlegenen Restaurationen Unter- kunft suchen. Gehölze, Nadelhölzer, Obstbäume. Den ersten Teil der Ausstellung bildete ein freier Platz, der durch die Anordnung von ausgestellten Nadelhölzern und anderen Baumschulenartikeln einen einfachen landschaftlichen Charakter trug. Hier waren u. a. hervorzuheben Dr. Berns aus Günthersthal mit seinen wundervollen Koniferen; Vogel- Hartweg in Baden-Baden mit sehr schönen I'icea jmiigcns ghiii-u; die Koniferen und Hex von W. Dold in Gundelfingen etc. Die ebenfalls hier untergebrachte Ausstellung von Obst- bäumen und Fruchtsträuchern war sehr gut beschickt und zeich- nete sich namentlich die Firma Georg Arndt in Ottenheim duvcli vorzügliche Bäume aus. Topfpflanzen. Seillich wurde dieser Ausstc-Uungsplatz von zwei Zelten flan- kiert, in welchen Topfpflanzen untergebracht waren. Hier fielen 394 Die G a r t e n w e 1 1. VI, 33 als besonders schön auf; die blühenden Cineraria der Firma M. B. Friton in Pforzheim; die Hortensia von F. Leyen- decker in Weinheim; die Erica persoluta alba von K. Greiser in HcidellKT}? und ein prachtvolles jB;im-Sortiment von C. Busch in Heidtlberg-Neuenheim, sowie blühende AzaJea inäica von demselben Aussteller und der Firma G Hummel in Karlsruhe. Auch die angetriebenen Acer pohjniorphuiii, welche die Firma Vogel- Harlweg in Baden-Baden in einem reichen Sortiment aus- gestellt hatte, verdienten Erwähnung. Nachdem wir noch die Gruppe blühender englischer Pe- largonien von L. Dörsam in Heidelberg bewundert hatten, ver- liessen wir diese Abteilung, und begaben uns, eine Strasse über- schreitend, in den Hauptteil der Ausstellung. Zunächst betraten wir ein Zelt, in welchem gleichfalls eine grosse Anzahl blühender Pflanzen untergebracht war. Die Firmen W. Brehm in Karlsruhe und C. Busch in Heidelberg hatten je eine gemischte Gruppe blühender Kalthauspflanzen vorgeführt, die sehr schöne Exemplare, die letztere nament- lich mehrere seltene, gut kultivierte Neuholländer enthielten. 50 Marktpflanzen in 20 Sorten waren durch J. Wiedmann in Karlsruhe würdig vertreten. Aufmerksamkeit erregten in diesem Räume ferner die prächtigen Cineraria von Gebr. Kölsch in Karlsruhe. Leider wurde die Farbenwirkung der Blumen in diesem Zelt durch die fahle Beleuchtung infolge des grün- lichen Zeltdaches äusserst ungünstig beeinflusst. Hieran schloss sich die grosse Ausstellungshalle, die in ihrem reichen Blumenschmuck einen prächtigen Anblick bot. Den Hintergrund bildete eine künstliche Felsenwand mit an- sehnlichem Wassersturz, vor dem sich ein entzückendes Blüten- meer ausbreitete, wohlthätig unterbrochen von frischen Farn- gruppen und anderen immergrünen Dekorationspflanzen, nament- lich Palmen, von denen die Firmen C. Busch in Heidelberg- Neuenheim, W. Brehm in Karlsruhe und W. Prestinari in Wieb- lingen-Heidelberg schöne Exemplare vorführten. Der Stadtgarten in Karlsruhe hatte bemerkenswerte Gruppen von blühenden Calceokiria, Cyclamen und Amaryllis villata ausgestellt, während W. Brehm in Karlsruhe mit einer stolzen Gruppe blühender Lilium Hnrrisii glänzte. Die hier ausgestellten Cineraria der Firma K. Greiser in Heidelberg waren wundervoll; W. Prestinari war dagegen mit sehr schönen blühenden Maiblumen und prachtvoUent Flieder vertreten. Aus- gezeichnet waren auch die grossblumigen Primula ohconica der Firma Fr. Heger in Heidelberg, sowie die Farne von Math. Kocher in Mannheim. Als Fortsetzung in den Ausstellungsräumen diente die Ro- tunde, ein zirkusähnlichcr Bau, dessen rundum aufsteigende Sitz- reihen mit Pflanzen, namentlich blühenden lihododrndron deko- riert waren, von denen diejenigen der Firma Vogel-Hartweg in Baden-Baden besondere Erwähnung verdienen; auch eine kleine Gruppe blühender Orchideen hatte hier Aufstellung ge- funden. Das Parterre zierten, schon von weitem sichtbar, die blühen- den Cle.maiis und prachtvollen Azalea moUis der Firma Vogel- Hartweg, die dem Besucher übrigens in jedem Ausstellungsraum mit vollwertigen Leistungen entgegentrat. Ferner zeichneten sich aus : die getriebenen niedrigen Rosen von G. Hummel in Karlsruhe; eine Gruppe blühender Gloxinien von J. Hassbach in Baden-Baden; die schönen blühenden Cytisus racemosus- Kronenbäume der Firma Vogel-Hartweg und eine Gruppe Cocos n-eddelliaiia von W. Prestinari in Wieblingen-Heidelberg. Die einzigen Succulcnten in der Ausstellung hatte H. Hoch in Überlingen gebracht; darunter befanden sich interessante Kakteen, Aloe und andere. Der Raum zur Aufstellung dieser Pflanzen war scheinbar etwas zu reich bemessen, dadurch sah die Gruppe etwas leer aus. Obst und Gemüse. Obst und Gemüse waren nicht sehr reich vertreten. A. Klenert in Durlach hatte ein hübsches Sortiment Frühgemüse ausgestellt. welches das Entzücken mancher Hausfrau erregt haben mag. .Ausserdem hatte noch eine kleine .-\nzahl von Ausstellern ein- zelne Spezialitäten eingesandt. Gewächshäuser. Aus dem Gebäude heraustretend, sahen wir die zwei aus- gestellten Gewächshäuser. Eines für Topfpflanzenkultur mit Was- serheizung und Central-Lüftungsvorrichtung hatte B. Schramm in Ilvtrsgehofen, das andere mit gleichen Einrichtungen ver- sehen, für Vermehrungszwecke eingerichtet, hatten Heller & Co. ebenda aufgestellt. In dem ersteren befand sich eine sehr be- achtenswerte Gruppe von blühenden englischen Pelargonien von der Firma H. Schmid in Singen, das andere war unbesetzt. Bindereien. Indem wir diesen Platz verliessen, brachen wir die Brücke zur Rückkehr hinter uns ab und begaben uns, den letzten Ab- schnitt unserer Eintrittskarte opfernd, in die Binderei-Aus- stellung, zu welcher wir im fürchterlichsten Gedränge auf schmaler, steiler Treppe hinaufgeschoben wurden, was sehr er- schwert wurde durch den Umstand, dass diese Treppe gleich- zeitig den Ausgang büdete und ein grosser Teil der Besucher nach unten strebte. Wirklich geschmackvolle Blumenbindereien waren knapp. W. Prestinari in Wieblingcn bei Heidelberg hatte wohl das Beste geleistet. Seine Ausstellung füllte eine ganze Nische. Ein Korb aus Anlhuriuiii scherzerianum-Blütcn gefiel ausnehmend gut ; auch seine anderen Bindereien zeugten von feinem Ge- schmack. Dasselbe können wir von den beiden Firmen, welche je eine Tafeldekoration ausgestellt hatten, leider nicht behaup- ten. Auch die Firma, welche ein Karussell aus Blumen hergestellt hatte, wollen wir lieber nicht nennen. Wann werden endlich der- artige Mätzchen von den Ausstellungen verschwinden! Wie er- frischend muteten dagegen der herrliche Epheukranz der Finria L. Ball in Karlsruhe und eine Vase mit einfachen blühenden Apfelzweigen von Rud. Link in Rastatt die Besucher anl Auch drei Schaustücke aus Wedeln von Cycas, Palmen und Blumen von der Firma Fr. Heger in Heidelberg hergestellt, gefielen sehr. Orchidecn-.\rrangements waren von W. Prestinari in Wieb- lingen und H. Müller in Karlsruhe geliefert und fanden viele Be- wunderer. Gartenpläne und Litteratur. In demselben Räume waren, gut plaziert, die Gartenpläne und die Litteratur untergebracht. Erstere waren nicht sehr zahlreich vorhanden, aber es befand sich manche lobenswerte .'\rbeit darunter. Besonderer Erwähnung verdienten die Ent- würfe von H. Lippel in Mannheim, unter denen sich auch einige Pläne eigener ausgeführter Anlagen t)efanden. Aquarien, Terrarien. Zum Schluss möge noch der reichen ."Ausstellung des, wie es scheint, sehr rührigen Vereins von Aquarien- und Terrarien- freunden in Karlsruhe gedacht sein. Dieselbe bestand aus ca. 30 Aquarien und Terrarien, darunter auch ein paar Seewasser- aquarien. Die Behälter waren zwar meist nur klein (gewöhn- liche Zimmeraquarien-Grösse), aber gut bepflanzt und in reicher .Auswahl mit Tieren besetzt. Die hell und weitläufig aufgestellten .Apparate erfreuten sich eines ungeheuren Besuches und es ist wohl als sicher anzunehmen, dass diese hübsche Ausstellung dem Verein viel neue Freunde zuführen wird. Werfen wir noch einmal einen Blick zurück auf die ganze Veranstaltung", so müssen wir bekennen, dass wir überall von dem Gebotenen reich befriedigt wurden. Wir sahen, dass in allen Konkurrenzen jeder Aussteller sein Bestes in vollem Masse nach seinen Mitteln und seinem Können zum Gelingen des Gan- zen beigetragen hat und gratulieren dem Verein selbständiger Handelsgärtner im Grossherzogtum Baden von Herzen zu diesem schönen Erfolge. M. VI, 33 Die Gartenwelt. 395 Nachruf. Garteiibiiiulii'cktor (iriissdorf f. D. 'en dtutschen grossen Festtag, den die um die Entwickelung des Samenhandels so hochvci diente Firma Martin Gras- hoff, Quedhnburg, heuer begehen sollte, hat der langjährige Inhaber Hermann Grussdorf, kgl. preuss. Gartenbaudirektor, nicht mehr erlebt. Er erlag am 18. April einem schweren Nierenleiden, wie die Gartenwelt in No. 30 bereits berichtete. Schon vor Jahresfrist hatte er mit diesem Leiden schwer zu kämpfen, dessen Rückfälle der ehemals kerngesunde Mann trotz aller Pflege nicht mehr zu überwinden vermochte. Immer sicht- licher zeigte sich der Verfall seiner Kräfte in den letzten Wochen seines Lebens und liess eine Wendung zum Besseren kaum mehr erwarten. So war denn die schwere Katastrophe unver- meidlich, die um so schmerzlicher berühren muss, als der an der Schwelle des 60. Lebensjahres stehende Verblichene in Kürze seinen 20. Hochzeitstag, ja noch mehr — wir wiesen eingangs bereits darauf hin — das Jubiläum seiner 40 jährigen Thätigkeit in der Firma Martin Grashoff gleichfalls im Laufe dieses Jahres feiern sollte. L'nd jetzt ! — — Die Palme, dem Verdienste des Jubilars geweiht, muss die kalte Gruft nun schmücken. Lassen wir in gedrängten Zügen das Leben des Dahingeschiedenen an unserm Geiste vor- überziehen: Aus der Schule Martin Grashoff s, die einst dem verstorbenen Ökonomierat G. A. Dippe den ersten Wegweiser zum ruhmreichen Schaffen gab, ist auch Gartenbaudirektor Gruss- dorf hervorgegangen, und getreu seinem grossen Lehrer hat er dieselben Grundlagen in sich auf- genommen und thatkräftig fortgebildet. Ge- boren den 28. Juni 1842 zu Trossin bei Torgau, trat er, mit einer vortrefflichen Gymnasialbil- dung ausgerüstet, 1862 als Comptoirbeanitcr bei Martin Grashoff ein, avancierte 1866 zum Prokuristen und wurde 1879 im Verein mit Ober- amtmann Liesenberg Teilhaber der Firma, die er nach dem 1898 erfolgten Austritt des Letz- teren auf eigene Rechnung übernahm. Jetzt wird, wie wir hören, das Geschäft unter der Mitarbeiterschaft der Herren Michael und Lecke derter Weise von der Witwe des N'erstorbenen ^'erweilen wir einen Augenblick bei den hervorragenden N'euzüchtungen, die die Firma Martin Grashoff unter Gruss- dorfs Wirken in den Handel gegeben hat. Wer erinnert sich nicht des herrlichen Winterblühers TropacAum „Hermiiie Oraahoffi Wir glauben nicht unbescheiden zu sein, wenn wir GaiUardla picia fislulosa fl. pl. Grussdorfs Verdienste zuschreiben; Dilox CH.''pidcita hat Einzug in alle Gärten der Welt gehalten, die letzten Jahrgänge brachten uns diverse ifc/t"««(/(W.s-Varietäten und end- lich die berühmte WahJersee-Aster, die den Lesern der Gartenwelt früher schon in prächtiger Farbentafel vorgeführt wurde. Grussdorfs Befähigung war eine sehr vielseitige. Neben der mit dem Samenhandel eng verknüpften Landwirtschaft hat er gleichzeitig ein tiefes A^rständnis für sämtliche Zweige des Gartenwesens an den Tag gelegt. Keine bedeutendere Aus- stellung hat in den letzten Jahren stattgefunden, wo man nicht Grussdorf als Preisrichter zu Rate gezogen hätte. In Anerken- nung dieser Verdienste wurde ihm auch hoherseits der Titel „kgl. Gartenbaudirektor'" verliehen. Das beistehende Portrait Grussdorfs ist aus einem Gruppen- bilde herausgeschnitten, das der Herausgeber der Gartenwelt gelegentlich der Berliner Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung im Mai 1897 von einem Freunde fertigen licss. Jetzt nach dem Tode Grussdorfs zeigte es sich, dass dieses Bild die einzige von ihm vorhandene Aufnahme ist. Es ist dies gewiss be- zeichnend für die persönliche Bescheidenheit und Anspruchs- losigkeit des Verstorbenen ! Als V^orgesetzter erfreute sich Grussdorf bei seinen Beamten wie Arbeitern der wärmsten Sympathien. Hunderte von Fach- genossen sind über den ganzen Erdball zerstreut, die für längere oder kürzere Zeit bei Martin Grashoff Station gemacht und unter Grussdorfs Leitung sich das Rüstzeug verschafft haben, draussen in der Welt bestehen zu können. Wer Gelegenheit hatte, mit ihm in nähere Berührung zu kommen, dem wurde der Chef bald ein w-ohlwollender Förderer, ein liebevoller Berater. Das Herz auf dem rechten Flecke tragend, lieh Grussdorf Klatsche- reien und Verleumdungen nie sein Ohr, meisterlich aber verstand er es, aus jedem Menschen eine gute Seite hervorzuholen, diese emsig zu überwachen und zu dessem Wohle gross zu ziehen. Wer die Bedeutung solch' einer erzieherischen Fürsorge zu erfassen, anzuerkennen versteht, der wird dem Verblichenen mit Schreiber dieses die Worte wehmütig nachempfinden: „Ach sie haben einen guten Mann begraben, und mir war er mehr." Carl Bechstädt, .\schersleben. Tagesgeschichte. Hermann Grussdoif y. m unveran- fortgeführt. Berlin. Blumenlii-ferungen für die Schulen. Durch den Schulgarten im Humboldhain, sowie durch die zur Anzucht von Pflanzen für den Schulunterricht vorhandenen .Anlagen im Plant erwald werden auch in diesem Sonmier sämtliche städtische Lehranstalten mit den zu L-nterrichtszwecken nötigen W^ald-, Wiesen- und Kulturpflanzen versorgt w-erden. Die Menge der nur im blühenden Zustande zur Verteihmg gelangenden Pflanzen ist eine ganz enorme. Es erhalten im Sommerhalbjahr nicht nur jede der Berliner Gemeindeschulen und höheren Lehr- anstalten, städtische wie königliche, wöchentlich zweimal 5 — 600 Pflanzenexemplare in vier bis sechs verschiedenen Spezies, sondern es werden gegen massige Bezahlung auch noch eine ganze .Anzahl von Privatschulen mit Pflanzen versehen. Insgesamt sind das rund 330 Lehranstalten. Die Auswahl der Pflanzen und Blumen wird so ge- ti offen, das möglichst die verschiedensten Pflan- zenfamilien je nach der Blütezeit den Schülern zur Kenntnis gelangen, wobei auch die Nutz-, Nähr- und offizineilen Pflanzen die nötige Berücksichtigung finden. Mit der Pflanzenverteilung wurde in der verflossenen Woche begonnen. — Der Leipziger Platz soll zu einer schönen Schmuckanlage umgestaltet werden. Es hat Mühe gekostet, die massgebenden Instanzen zu der Ansicht zu bringen, dass das hier durchge- führte englische System abgeschlossener Rasenflächen unserer Geschmacksrichtung und speziell den Berliner Verhältnissen nicht zusage. Die schönen, aus dem 18. Jahrhundert stammenden Sandsteinfiguren werden renoviert und vom äusseren Rande mehr nach der Mitte versetzt; die anderthalb Meter hohen Gitter fallen gänzlich und werden durch niedrige Eisenumzäunungen ersetzt. Die Rasenflächen erhalten Blumenbeete, Kieswege und Ruhebänke. Was dieser Schmuckanlage nach ihrer Umgestal- tung vor anderen Plätzen im inneren Berlin zur grössten Zierde gereicht, sind die verbleibenden prächtigen alten Bäume, unter denen sich eine fast in jedem Jahre zweimal blühende Linde befindet; sie ist stets schon belaubt, bevor die Knospen der sie umgebenden Linden aufgebrochen sind. — Das grosse Projekt, Errichtung eines Zentral-Südwest- Kirchhofes in Stahnsdorf betreffend, über welches wir in No. 31 berichteten, wurde von der Berliner Stadtsynode angenommen. Bochum. Die Stadtverordneten beschlossen, den hiesigen Stadtpark, die grösste gärtnerische Anlage im Industriebezirk, um die Hälfte zu vergrössern. 396 Die Garten weit. VI, 33 Bonn. Der Verschönerungs-Verein für das Siebengebirge geht mit d er Absicht um, das gesamte Gebiet des Siebengebirges zu einem rheinischen Riesen- Volkspark umzu- wandeln. Dazu bedarf es freilich ausserordentlich grosser Mittel, die durch Mitgliedsbeiträge, mit Beihilfe der beteiligten Ge- meinden und durch Erträge der Lotterie zur Erhaltung des Siebengebirges aufgebracht werden sollen. H. B. Braunschweig. Zur Fortführung gärtnerischer Arbeiten zur Erweiterung des Bürgerparkes bewilligte das Stadtverord- netenkollegium auf Antrag der Finanzkommission 15000 Mark. Breslau. Die Stadtverordneten bewilligten dem Verein Deutscher Gartenkünstler eine Beihilfe von 2000 M., zur Bestreitung der Unkosten für die in der Zeit vom 24. bis 27. August d. J. in Breslau abzuhaltenden 15. Hauptversammlung. — Von den landschaftlichen Friedhöfsanlagen, welche seit dem vorigen Jahre bei verschiedenen Kommunalfried- höfen in Angriff genommen worden sind, ist die in Cosel beinahe beendet und bildet das Ziel vieler Spaziergänger. In Oswitz ist die Anlage im nördlichen Teil seit vorigem Herbst in Angriff genommen und wird schon im Juli er. teilweise der Benützung übergeben werden. In Gräbschen sind die Arbeiten erst be- gonnen worden. Chemnitz i. S. Der Rat der Stadt Chemnitz erlässt folgende dankenswerte und nachahmungswerte Bekanntmachung : An die Besitzer von Gärten, Baumschulen und Obstanlagen. Zur Ab- wendung der Schäden, welche in Gärten und Baumschulen durch die in Massen vorkommenden Maikäfer nnd deren Larven, die sogenannten Engerlinge, angerichtet werden, und un;er denen in eiheblicher Weise die Obstbaumzucht und die hoch entwickelte Anzucht und Pflege seltener Nadelhölzer zu leiden haben, werden auf Grund bestehender Vorschrift die Besitzer von Gärten, Baum- schulen, Obstanlagen u. dgl. m. angewiesen, die in ihren An- lagen auftretenden Maikäfer einzusammeln und zu vernichten. Etwaige Säumigkeit in der Beobachtung dieser Vorschrift wird mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen bestraft. Essen. In einer geheimen Sitzung der Stadtverordneten ist der Erwerb einer ca. 25 Morgen grossen Fläche in Holsterhausen zur Anlage eines Friedhofes beschlossen worden. Der Kaufpreis beträgt 85 000 Mark. H. B. Frankfurt a. M. F r ü h j a h r s f 1 o r im Palmengar- t e n. Nach längerer Pause ist für das grosse Blumenparterre am Haupteingang ein Blumenzwiebeli'lor beschafft word n, der in den letzten Wochen allgemein bewundert wurde. Es dürfte die Leser dieser Zeitschrift auch interessieren, zu erfahren, welche Sorten Hyazinthen und Tulpen dabei Verwendung gefunden haben. Bei der Ausdehnung des Parterres wird immer eine bedeutende An- zahl Zwiebeln gebraucht und so wurden diescsmal 4500 Hya- zinthen und 12000 Tulpen gelegt. Es kommt natürlich haupt- sächlich darauf an, dass die verwendeten Sorten zu gleicher Zeit blühen, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen; der Erfolg hat gezeigt, dass die Auswahl eine sehr glückliche war. Von Hyazinthen waren vertreten in rot : Moi des Behjcs und Maria Catharina, erstere eine schöne feurige, leuchtende Farbe; in weiss : La Franchise und alba supcrbissima ; in blau : La Pey- rouse (hellblau) und King of the blues (dunkelblau), letztere von grossartiger Wirkung; von Tulpen: in Scharlach; Artus und Belle Allia7ice ; in weiss : La Beine ; in violett : President Lincoln ; in gelb : Ophir (Vor; in rosa: La Precicttsc, eine Sorte, die zu den schönsten für das freie Land gehört. Die Entwickelung war eine sehr gute, Verluste waren kaum zu verzeichnen. Um eine gute Wirkung zu erzielen, werden die Zwiebeln sehr dicht gelegt, Hyazinthen auf 12 cm, von Mitte zu Mitte der Zwiebel gemessen, Tulpen auf 9 cm. Diese Entfernung sollte innegehalten werden, wenn man eine geschlossene Gruppe haben will. Neben den Blumenzwiebeln waren noch andere Frühjahrsblüher verwen- det. Vorzüglich bewährt sich Erysimum pcrowshianum coinpac- tum, dessen leuchtende gelbe Farbe und erstaunliche Blühwillig- keit sie unschätzbar macht. Hervorragend ist zur Zeit eine Zusammenstellung von dem erwähnten Erysimum auf einem Untergrund von Aubrietia Eyriesi, von der eine sehr grossblu- blumige, tief dunkellila Varietät vorhanden ist. Reizend sind die Myosotis gracilis, gut verwendbar die M. s/ncte-Varietäten. Aruhis, Cinerarien, Goldlack, Primula elatior und Sieboldii, Pen- sccs in schönen Farben vcr\ollständigen das Gesamtbild. Krauss. Gumbinnen. Von dem 2 km von der Stadt entfernt liegen- den 50 Morgen grossen Fichtenwalde, dessen Betreten in letzter Zeit vom Besitzer untersagt war, sind 20 Morgen zum Preise von 10 000 Mark vom hiesigen Holzflöss-Vereine erworben worden, um in einen Stadtpark umgewandelt zu werden. Köslin. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des vor einigen Jahren von hier nach Amerika geflüchteten Gärt- nereibesitzers Karl Weier, der in der Zwischenzeit seine Familie in die neue Heimat hat nachkommen lassen, soll nun mehr die Verteilung der Masse erfolgen. Diese beträgt 4203,50 Mark, die angemeldeten Forderungen betragen aber 102 047,40 Mark, so dass die Gläubiger nur gegen 4 °/q von dem erhalten, was sie dem damals in den besten Kreditverhältnissen lebenden Geschäftsmann geborgt haben. Osterode a. H. In den Nächten vom 27., 28. und 29. April traten in der Gegend von Osterode a. H. starke Nachtfröste ein, welche die Kirschenblüten, welche zwar noch nicht auf- geblüht waren, ebenso die Blüten einiger sehr empfindlicher Apfelsorten zerstörten. In letzten Wochen herrschten beständig sehr kalte Winde, bei anhaltender Trockenheit, welche alle Blüten soweit zurück- hielten, dass wenigstens der grösste Teil Steinobstes, namentlich Zwetschen und Reineclauden, auf sehr gute Ernte schliessen lässt. A. H. Aus den Vereinen. Vereinigung ,, Ehemal. Geisenheimer". — Die Ortsgruppe Niederrhein hält am Sonntag den 8. Juni in Düsseldorf (Hotel Victoria) Oststrasse (5. Minuten vom Hauptbalmhof) eine Zu- sammenkunft ab. Rendez-vous 1 1 Uhr. Gemeinschaftliche Be- sichtigung der Ausstellung und der städtischen Anlagen. Sitzung ca. 5 Uhr abends. Hierauf geselliges Beisammensein. Für gutes, billiges Mittag- und Abendessen wird gesorgt. Gäste sind willkommen. — Grössere Sommerzusammenkunft am Sonntag den 3. August in Düsseldorf, wozu umfangreiche Vorbereitungen ge- troffen werden. Näheres später. Der Vorstand der Ortsgruppe: I. A. H. Beuss, Schriftführer, Düsseldorf, Corniliusstrasse 10. Personal-Nachrichten. Braden, Weinbau-Wanderlehrer, Bernkastei, wurde zum Direktor der Prov. Wein- und Obstbauschule in Ahrweiler erwählt und trat am I. .^pril sein neues Amt an. Siesmayer, Philipp, Grossh. hessischer Hofgarten-Ingenieur, erhielt in Anerkennung seiner Verdienste den Titel Königi. preuss. Gärtenbaudirektor. Briefkasten der Redaktion, E. D., Nieder- Rochlitz (Böhmen). Der eingeschickte Zweig gehört Minndm ylutinostts ^Yendl {Syn. Diplacns glutinosus Nutt.) an. Wahrscheinlich ist es die Form grandifloruK oder puniceus. Diese und die anderen Formen sind schönblühende Kalthaus- sträucher, die im Sommer als effektvolle Gruppenpflanzen im Freien gut Verwendung finden können. Die Heimat dieser Pflanze ist Kalifornien; sie gehört zur Familie der Scrophu- lariaceen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. - Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. - Druck von C. Grurabach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 24. Mai igo2. No. 34. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Koniferen. Seltene und schöne Nadelhölzer in Kloin-Flottbok. Von C. Ansorge, Handelsgärtner, Klein-Flottbek. (Hierzii vier AbhildungenJ Unter den Pflanzenschätzen, welche die Gärten an der Elbe in der Nähe von Hamburg bergen, nehmen die Koniferen unstreitig einen hohen Rang ein. Wir hatten Gelegenheit einige Aufnahmen zu veranlasscYi und führen dieselben unseren Lesern heate vor. Seite 398 sehen wir ein tadellos entwickeltes Exemplar von Äraucaria imbricata, der chilenischen Schmucktanne; dieselbe steht im Garten des Freiherrn von Mutzenbecher und wurde 1871 als ca. 75 cm hohe Pflanze gesetzt. Als Schutz gegen die Unbilden unseres Winters dient eine einfache Umkleidung von Brettern, welche durch Haken u. s. w. derart ver- bunden sind, dass sie Wind und Wetter Widerstand leisten. Wesentlich sind die genügend angebrachten Luftklappen, welche bei Tauwetter stets offen stehen. Der Baum ist jetzt ca. 9 m hoch und prangt in tadellosem dunklem Grün. Inmitten anderer schöner Koniferen auf ausgezeich- net gehaltenem Rasen gewährt diese Araucarie einen eigen- artigen, schönen Anblick. Ganz in der Nähe befindet sich der früher Booth'sche Garten mit seinen schönen, seltenen Laubhölzern und Koni- feren. Aus diesem Garten sehen wir nebenstehend abgebil- det eine Wellingtonia gigantia von grosser Schönheit. Der Baum ist 35 Jahre alt, hat 1 m über dem Boden gemessen reichlich 1 m Stammdurchmesser und ist im ganzen ca. 12 m hoch. Seite 401 sehen wir ein Prachtexemplar von Ficea orientalis, ca. 15 m hoch. Vom Stamm ist keine Spur zu sehen, die prachtvollen Zweige mit ihrer zierlichen, dun- kelgrünen Benadelung decken alles bis auf den Rasen. Links sehen wir auf demselben Bilde eine ehrwürdige spanische Tanne, Abies Pinsajio, von ca. 10 m Höhe. Die dicken, rings um die Zweige stehenden Nadeln sind blau- grün, wodurch sich der Baum von seinem dunkelgrünen Die Oartenwelt. VI. Wellingtonia gigantea in einem Garten an der Elbe bei Hamburg. Originalaufnahme für die ,, Gartenwelt". 34 398 Die Gartenwelt. VI, 34 Hintergrunde sehr schön abhebt. Seite 400 sehen wir fast in der Mitte des Bildes ein Exemplar von Pinus banksiana, einer sehr interessanten nordamerikanischen Kie- fer. Der Baum ist ca. 5 m hoch und trägt eine Menge klei- ner Zapfen vieler Jahrgänge, weil diese Kiefer die Zapfen niemals abstösst. Links daneben sehen wir eine schöne, wuchtige Edeltanne, Äbies lasiocarpa. Der Baum ist 31 Jahre alt, hat 1 m Stammhöhe, 60 cm Stammdurch- messer und ist im ganzen 15 m hoch. Die langen, flach- gestellten, blaugrünen Nadeln an flach gebauten Zwei- gen geben dieser Tanne einen eigenen Reiz und ihre Widerstandsfähigkeit gegen unsere Winter machen sie für grössere Anlagen sehr verwendbar. Picea pimgens glaiica pendula. Von Ernst Köhler, Inhaber der Firma Köhler & Rudel, Gartenbau- Etablissement, Windischleuba- Altenburg. (Hierzu eine Abbildung). Üs ist wohl nicht nötig, dass ich hier näher auf die grosse Beliebtheit der Blaufichten eingehe, denn in jedem grösseren Park, oder auch im kleineren Hausgarten, wo Interesse für Nadelhölzer herrscht, findet man die Königin der P«fra-Arten. Seitdem diese Ficea nicht nur durch Veredlungen, son- dern auch durch Samen herangezogen werden, haben sich verschiedene Formen aus den Säm- lingen herausgebildet. In Bezug auf die schöne blaue Farbe ist die Kostersche Form als eine der wertvollsten bekannt. Von dieser wunderbar blau gefärbten Garten- form ist eine Abart mit tief herabhängenden Ästen entstanden, die je- doch vielfach nicht be- achtet worden ist, weil sie erst im Alter von ca. 15 Jahren charakteristisch wird. Während alle regu- lär gewachsenen Blau- fichten ihre Äste in einem Winkel von 70—80 Grad vom Stamme nach oben richten, lässt die Hänge- blaufichte ihre Zweige in einem Winkel von 30 — 45 Grad herabfallen. Auf um- stehender Abbildung, Seite 399, zeigt unser Inspektor, Herr Lippert, durch Aufheben der oberen Äste den stark hängen- den Wuchs. Wie uns Herr Garteninspektor Beissner, unser berühmtester Nadelholzkenner, mitteilt, zählen die Exem- plare unserer Firma zu den grössten, die sich auf heimat- lichem Boden befinden. Es sind vor einigen Jahren von Holland aus oftmals Exemplare dieser Varietät verkauft worden, die sich jedoch nicht als die echte, charakteristische Form erwiesen haben, ich möchte deshalb Interessenten raten, bei Anschaffung dieser Spielart darauf zu sehen, dass die zu kaufenden jungen Pflanzen von einer gut charakterisierten Mutterpflanze abstammen. In letzter Zeit wird von Amerika aus mit einer neuen blauen Tanne viel Reklame gemacht (Ahies arizonica). Dieselbe ist jedoch nach meiner persön- lichen Überzeugung mehr von botanischem Werte, weil die sich im Alter bildende korkartige Rinde nur in- teressant ist, aber nicht zur Verschönerung des Baumes beiträgt. Auch die Nadeln der A. arizonica können nicht an die Farbe unserer gut gefärbten Picea pungens glaiica herantreten. Es dürfte dieses zur Beruhigung unserer deutschen Koni- feren Züchter dienen, de- nen der amerikanische Schreckschuss in die Glieder gefahren war und die schon glaubten, nach Erscheinen grösserer Itn- portc der Ahies arizonica ihre schönen Blaufichtcn- besiände wie die Gurken einsalzen zu müssen. Gehölze. Araucaria inibricata in einem Garten an der Elbe bei Hamburg. OrigiaalaufDalime für die „Gartenwelt". Leichte und billige Bewurze- lung von Pappel-Stecklingen. Paiipeln gehören ja be- kanntlich zu den leicht wurztlndcn Gehölzen, aber nichtsdestoweniger wird es doch manchem interessant sein, zu hören, dass das in der Handelsgärtnerei von Haage & Schmidt zu Er- furt für eine weite, mehrere Monate währende Reise wohlvcrpacktc Steckholz von gewöhnlichen Pyramiden- pappeln nach Ankunft an seinem Bestimmungsort beim Auspacken eine voll- ständige Bewurzelung und lange Laubtriebe aufwies. lYw 5CO, alle gleichlang ge- schnittenen Stecklinge hat- ten an beiden Seiten klüf- tigen Kallus gemacht, so VI, 34 Die Garten weit. 399 dass zum Teil mehrere Hölzer dicht verwachsen waren, und aus den meisten waren fünf bis sechs lange Triebe hervor- gekommen. Die Verpackung hatte in feuchtem Moos statt- gefunden und das Paket wurde von dem in Deutsch-Südwest- Afrika wohnenden Empfänger in der Lüderitzbucht vier und einen halben Monat nach der Absendung aus Erfurt geöffnet. M. Gebhardt. Landschaftsgärtnerei. Vorgärten. Von Stadtgärtner Mohr, Wandsbck. (Schbiss.J Bä )äume sind nur bei grösseren Vorgärten zu verwenden und nach meinem Dafürhalten sind dann auch Obstbäume und Obstslräucher am richtigen Platze. Denn welcher Laubbaum weist die Vorzüge nach jeder Richtung hin auf, wie es unser Obstbaum thut? Und warum sollte man den \'orgarten nicht rationell aus- nutzen können? Bei kleinen Flächen würden die Bäume durch ihre Kronenbildung zu viel Platz ein- nehmen. Auch würde man an den Baum bei beengtem Standort nicht die Ansprüche stellen dürfen, als an einen freistehenden, zu dem I^uft und Licht ungehindert Zutritt hat. Die bekanntermassen mit Insekten behaf- teten Bäume und Sträucher sind besser aus der Nähe des Wohngebäudes zu lassen. Viel- fach sieht man in den Vorgärten nur Koni- feren angepflanzt. Man thäte nach meinem Dafürhalten besser, dies zu unterlassen, denn das Aussehen der Koniferen, so schön es im Frühjahr und Sommer ist, so monoton und traurig wirkt es in den anderen Jahreszeiten und unwillkürlich beschleicht einem ein so- genanntes Friedhofsgefühl. Auch ist die Koni- fere sehr cmpfmdlich gegen Russ, Rauch etc. und es giebt nur sehr wenig Nadelhölzer, die das Ungesunde der Stadtluft vertragen können. Es sind dies einige Taxus-Xrten, Thuija und Picea. Eine weitere Zierde unserer Vorgärten müssten wieder unsere Stauden werden. Waren sie doch in früheren Zeiten der Stolz unserer Gärten. Mit der grössten Freude muss es begrüsst werden, dass die Staude sich wieder langsam einbürgert, denn sie ist doch von un- ersetzlichem dekorativem Werte durch Blüte, Farbe, Grösse, Schönheit und Bau. Die deko- rative Wirkung kommt bei der Staude gerade bei der übertragenden Architektur zur Geltung und in Betracht, da ja verschiedene Stauden bei der Linicnbildung der verschiedenen Baustile die Grundlage bildeten ; ich erinnere an Acan- ihtis, Solanum. Auch auf schattigen Stellen lassen sich die Stauden erfolgreich verwenden, so z. B. Farne, Digitalis, Ailium iirsinum, Hepatica, Anemone nemorosa, Helleborus, Äctaea und noch mehrere. Ebenso dienen sie vorteilhaft zur Einfassung von Rabatten, wie Arahis, Hciichera, Tinea. Da wir nun einmal bei der Bepflanzung weilen, möchte ich noch der Kletterpflanzen Erwähnung thun. Ist der Raum für eine gärtnerische Anlage vor dem Hause nicht zweckentsprechend, wie z. B. bei kleineren Wirtschaftsgärten, so empfiehlt es sich, das Haus selbst mit Pflanzen zu dekorieren. Jedoch hat man hier auf die Architektur besonders Rücksicht zu nehmen und das Künstlerische des Baues ja nicht zu verdecken, sondern es in Einklang mit der Dekoration zu bringen. Veranden, Fenster, Balkone, flache Dächer werden sich in den meisten Fällen unbeschadet der Architektur schmücken lassen. Wo es angängig ist, sind die Kletterpflanzen zu wählen, namentlich Ampelopsis, Vilis und Wislaria würden sich sehr zur Bekleidung der Häuser eignen. Es ist ein imposanter Anbhck, ein Gebäude im üppigen Grün prangen zu sehen, auch ist dies, wo ein Vorgarten besteht, ein Übergang vom Garten zum Hause. Die Blumenbeete oder Blumenrabatten sollten erst nach ge- nauer Besprechung mit dem Besitzer ausgeführt werden, da ja Geschmacksrichtung und Kostenpunkt sehr ins Gewicht fallen. Dem Ausführenden bietet sich aber ein grosses Feld seines Könnens, denn bei der Menge und Auswahl von Frühjahrs- und Sommerpflanzen, die zur Verfügung stehen, lässt sich sehr viel Gutes und Schönes schaffen. Man möge sich stets zur Norm Picea pungeus glauca pendula. In der H.^ndelsgärlnerei von Köhler & Rudel, Windischleuba-Altenburg S.-A., für die ,, Gartenwelt" photogr. aufgenommen. 400 Die Gartenwelt. VI, 34 Abies lasiücarpa (links) Pinus banksiana (rechts) in einem Garten an der Elbe bei Hamburg. Originalaufnahme für die ,, Gartenwell", nehmen, dass, je reicher die Form des Beetes ist, um so ein- facher die Pflanzen und die Bepflanzung sein niüssten, um die künstlerisch vollendete Beetform durch die Farbenpracht nicht zu erdrücken. Ein sehr buntes Farbengemisch vertragen die sogenannten Längsrabatten, wenn man die Farben nur einiger- massen regelt, also helle Farben vor dunkle setzt oder umge- kehrt verfährt. Nach meinem Empfinden wird bei der Anordnung der Wege viel gesündigt. Herrscht doch in den meisten Fällen in den Vorgärten die 8- oder die Bretze'form vor. Der Vorgarten ist dann nichts weiter als ein schön gepflegter Kiesstreifen, aus dem sich einige mit Biixits cingefasste Beete erheben, allenfalls wird an den freibleibenden Stellen noch ein Strauch oder gar Baimi gepflanzt. Gerade bei der Anlegung von Wegen sollte man giosse Überlegung beweisen. Man beschränke sich auf An- lage von wenigen Wegen, auch bei grossen Flächen, da ja der Weg in einem Vorgarten eigentlich nur dem Zweck dient, eine direkte und bequeme Verbindung von der Strasse zum Hause zu haben. Die übrigen Wege lege man am besten so an, dass sie möglichst wenig in die Erscheinung treten, um die grünen Rasenflächen wirken zu lassen. Die geeignetsten Plätze sind darum meines Erachtens dicht am Gartenzaun oder an der Seite des Grundstückes. Es wird dadurch vielmehr Platz der gärtnerischen Ausstattung einge- räumt und auch die Wege treten dem Beschauer nicht so ins Auge. Die Lauben und Ruheplätze mögen möglichst so an die Wege gegliedert werden, dass sie für den Besucher ungeniert sind, aber auch einen Überblick über das ganze Terrain gestatten und vor Winden geschützt liegen. Die Bepflanzung der Lauben sollte sich vollkommen nach der Aus- führung derselben richten. Lauben von kunstgewerb- lichem Werte in leichter Arbeit sollten auch eine gleiche Bepflanzung erfahren, damit die Feinheit und künstlerische Arbeit des Gegenstandes besonders her- vortritt. Zur Berankung sind hier Ampelupsis-Arlen am Platze. Bei einfachen Holzlaubcn in einfacher Umgebung empfehle ich zur Bekleidung Aristo- lochia Sipho. Und nun zur Anlage von Springbrunnen. Das belebendste Element ist — mag es sein wo es will • — stets das Wasser, also auch in unseren Vorgärten. Ein Springbrunnen am richtigen Orte, bleibt stets die grüsste und schönste Zierde, er wirkt belebend und erfrischend auf die ganze Umgebung und zieht be- sonders die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich. Betrachten wir einmal das Spiel eines Springstrahles, welche Abwechslung und Belebung es uns bietet. Ein Spiel mannigfaltigster Art. Schon der Eindruck des Steigens und Fallens ist ein angenehmer, er wird aber noch erhöht, wenn sich die Lichtstrahlen in den einzelnen sich ablösenden Wassertropfen brechen und so ein unvergleichlich schönes Farben- spiel hervorrufen. Auch wenn der Wind den Strahl bewegt und dadurch den feinen Staubregen bildet, wenn der Strahl aus silbern schäumender Höhe plät- schernd in das Bassin fällt, ist dies ein einziges, wun- derschönes Bild. Ein Bild, welches in keinem besser ausgestatteten Vorgarten fehlen sollte I Die richtige Wahl des Ortes bedingt natürlich die Schönheit des Bildes. Man lege das Bassin möglichst in die Nähe des Wohngebäudes — zu sehen von allen Seiten. Die Bepflanzung ordne man so an, dass sich ein wirksamer Hintergrund aufbaut und sich von jeder Seite möglichst ein anderes Bild zeigt. Die Werke der Skulptur liefern uns herrliche -Sachen und zeigen uns, wie man einen Springbrunnen zu schmücken hat. Nur hüte man sich vor Über- treibung, vor Spielerei. Der Bau des Bassins dürfte für den ausführenden Landschaftsgärtner nächst der Wahl des Platzes das hauptsächlichste sein. Die Praxis lehrt uns: je weniger ein Becken über die Erdoberfläche gehoben wird, um so grösser erscheint der Wasserspiegel, um so wirk- samer wird er sein und es ist deshalb unbedingte Notwendigkeit, diese Regel streng zu beachten. Um auch eine Einheitlichkeit mit der Bepflanzung herzustellen, empfiehlt es sich, dem Charak- ter des Beckens zur Pflanzung Rechnung zu tragen. Am vorteil- haftesten wäre es wohl, einfache Pflanzen, wie Lilien, Funkien. Zierhuflattich, Cijperus u. s. w. zur Einfassung zu wählen, da diese Pflanzen feuchten Grund lieben und dekorativ einen grossen Wert besitzen. Bei kleinen Springbrunnenanlagen in kleinen V'orgärten ist bei der L^mrahmung entschieden von reichen Beetformen abzusehen, da durch die vielen hervortretenden Li- nien eine Unruhe und Massigkeit hervorgerufen würde, die nichts weniger als schön und anmutig wirken würde. Aus diesen Ausführungen sehen wir wohl, dass es von grösster Notwendigkeit ist, mit dem alten Schema unserer Vor- gärtenanlagen zu brechen und sie dem modernen Zeitgeist an- zupassen. Der schönen und bildenden Kunst Eingang zu ver- schaffen, wo man sie bisher noch nicht "kannte und wo man sie mit Absicht, aus Unkenntnis verdrängte. Eins muss zu dem VI, 34 Die Garten weit. 401 anderen passen, Mass und Ziel muss gehalten werden und unsere \'orgärtenviertel werden mit Recht als die vornehmsten und schönsten einer Stadt genannt werden. Aber auch noch einen weiteren Vorteil haben künstlerisch vollendete Vorgärten. Durch Aufstellung von Kunstwerken, durch Ausführung künst- lerischer Formen wird dem grossen Pubhkum eine Pflegstätte der Kunst gesichert und sein Geschmack geläutert, sodass auch in ethischer Beziehung vieles gefördert wird. Stauden. 8chüiie, wenig bekannte Standen. Von G. Reuthe i. Fa. Th. S. Ware, Feltham. J_Jie Launen der Mode machen auch \'or den Kindern Floras nicht halt und so erleben wir es, dass viele hübsche, ehemals recht beliebte Pflanzen nunmehr bald vergessen sind. Mögen dabei auch schliesslich andere Ursachen mitwirken, wie z. B. Schwierigkeiten in der Kultur und in der \'ermehrung, so wird man doch zum grössten Teil die wechselnde Geschmacksrichtung als Ur- sache ansehen zu können. Trotzdem nun viele solcher Pflanzen aus dem Handel und aus den meisten Gärten verschwunden sind, eine stille Heiinat hat wohl jede gefunden. Dort wächst und blüht sie unter ihren anderen Schwestern, bis eines Tages ein Sammler sie in ihrer be- schaulichen Ruhe aufstört und sie wieder hinaus- zieht ins Getriebe der Welt. Da ich auch oft solchen weltfremden Pflanzen auf meinen Wan- derungen begegnet bin, so will ich einige hüb- sche Stauden, die heute so ziemlich vergessen sind, näher beschreiben. Campanula Hendersoni ist eine durch Kreu- zung von Campanula carpati;a mit (wahrschein- lich) piTsicifoIia entstandene Gartenform, welche nur 30 cm hoch wird. Die wenig bekannte Pflanze hat purpurblaue Blumen und blüht un- unterbrochen vom Mai bis in den Oktober hinein. Campanuhi inirahllis ist eine hübsche Pflanze mit hellblauen, offenen, in grosser Anzahl er- scheinenden Blumen, welche hauptsächlich zur Geltung kommen, wenn man die Pflanze auf eine Felspartie pflanzt. Leider ist sie nur zwei- jährig. Man vermehrt sie aus Samen, im zweiten Jahre blüht die Pflanze. Cheirantlnis Cheiri grandlfloriis fl. pl. fand ich in zwei Farben vor: goldgelb und schwarz- braun. Die Pflanzen verzweigen sich reichlich und tragen die grossen rosenförmigen Blumen an langen Rispen, jedoch ohne Samen zu erzeu- gen, wie die bei uns in Deutschland kultivierten Cheiranthus. Trotzdem die Staude eine vorzüg- liche Verwendung als Scnnittpflanze finden könnte, ist sie in England so gut wie ausge- storben, in Deutschland wird sie wohl überhaupt nicht bekannt sein. Convallaria proUficans war vor einigen Jahren in der Gartenflora abgebildet, selten ist sie aber trotzdem ge- blieben. Mir wurden unter diesem Namen Pflanzen an- geboten und zwar aus Holland, die sich aber als Conval- laria majalis fl. pl. entpuppten. Convallaria proUficans bringt es in mildem Boden, bei halbschattigem Stand- ort zur ansehnlichen Höhe von ca. 1 m. Ihre Blätter sind oval-lanzettlich; der Blütenschaft wird 40 — 60 cm hoch und trägt eine Rispe meist halbgefüllter, fleisch- farbener, selten weisser Blumen, die sehr wohlriechend sind, ähnlich wie diejenigen unserer Waldmaiblumen. Zur Massenkultur und zum Treiben ist Convallaria proUficans nicht zu empfehlen, denn sie blüht spärlich und ihre Keime sind zu massig. Gerhera Jamesonü zählt meines Erachtens nach mit zu den schönsten Kompositen. In Deutschland dürfte sie nicht vollständig winterhart sein, in England ist sie in einigen Gegenden winterhart, an anderen verlangt sie Abies Pinsapo (links), Picea orientalis (rechts) in einem Garten bei Hamburg. Originalaufaahme für die ,,GarteaweIt". an der Elbe 402 Die Gartenwelt. VI, 34 leichte Bedeckung. In Cambridge sah ich an der Südseite einer Mauer ein Prachtexemplar stehen, welches 20 Blu- men hatte. Die Blätter haben Ähnlichkeit mit denen des Löwenzahns und werden 20—40 cm lang ; sie sind matt- grün und lederartig. Die Blumen sind in der Grösse ver- schieden. In günstiger Lage, und wenn die Pflanze in gutem Boden steht, erreichen sie bis 8 cm im Durchmesser. Die einfachen, leuchtend orangefarbenen Blumen stehen auf langen, dünnen Stielen und fallen schon von weitem in die Augen. Die aus den Bergen Südafrikas stammende Pflanze ist leider schwer zu vermehren, weil der Samen selten zur Reife kommt und weil sie Teilung nicht gut verträgt. Gerhera Jamesonü lässt sich auch als Topf- pflanze behandeln und ist selbst bei hohen Preisen leicht absetzbar. Helianthus tomentosus ist eine neuere Pflanze, welche vor kurzem das Wertzeugnis erster Klasse der Royal Hor- ticultural Society in London erhielt. Sie ist mit Hdianihus moUis nahe verwandt und unterscheidet sich besonders durch ihre mehr filzigen Blätter. Die Pflanze ist voll- ständig winterhart und ausdauernd, denn sie hat einen rhizomartigen Wurzelstock, ähnlich wie Hdianihus rigklus. Sie wächst aber nicht so rasch wie jener und wird bis IV2 m hoch. Der Stengel ist ebenfalls weissfilzig behaart und die Blätter sind verkehrt eiförmig oder lanzettlich, stengclumfassend und mit silberweissem Filz bedeckt. Die Blumen sind mittelgross, goldgelb. In einem bota- nischen Garten fiel mir eine ähnliche Art auf, welche sowohl von der eben beschriebenen, wie auch von Heli- anthus ■mollis wesentlich verschieden war. Der Stamm war nicht filzig behaart, sondern rauh, die Blätter waren nicht stengelumfassend, auch fehlten die charakte- ristischen Brakteen von Helianthus tomentosus. Helenium pumilum magnificum unterscheidet sich vom typischen Helenium jmmilum durch stärkeren Wuchs, breitere lanzettHch-ovale Blätter und grössere, dunklere, gelbe Blüte. Sie ist eine schöne Pflanze, die sich glücklicher- weise, gleich der Stammart, leicht kultivieren lässt. Sie blüht im September-Oktober, meist später als die Stamm- art. Hemerocallis aurantiaca war ziemlich selten geworden und hat erst neuerdings durch Neueinführung aus Japan wieder an Verbreitung zugenommen. Die Blätter sind 30—40 cm lang, lanzettlich, hellgrün mit silberigem Rande. Die Blumen erscheinen in Dolden und sind gross, in der Form meist trichterförmig, wohlriechend und von orange- gelber Farbe. Hemerocallis aurantiaca ist sehr reich und andauernd blühend und im milderen Teile Englands immer- grün. Die Abart major hat mehr aufrecht wachsende Blätter, zwar nicht ganz so grosse, dafür aber mehr dunkel- gelbe Blumen, die freier über dem Laube blühen als bei der Stammform. Leider erhält man anstatt der Pflanze meist andere Arten und besonders die Japaner sind in dieser Hinsicht wenig gewissenhaft. Sie exportieren unter diesem Namen alles, was in der Gattung gelb blüht und wir er- hielten Pflanzen, die sich bei der Blüte als Hemerocallis Thunberyii, Middendorffü, Duuiortieri, Kwanso und andere entpuppten. Hillrborns niger altifolius ist eine sehr alte Pflanze, die in England häufig unter dem Namen HeUehorus niger maximus geht. Die Blätter sind der Gestalt nach wie die der bekannten Christrose, nur bedeutend grösser, fester und dunkelgrün. \ Die Blattstiele und die L'nter- seite der Blätter sind purpurrot punktiert. Die Blumen sind gross, innen weissrosa, sehr langstielig. Er blüht von Anfang November bis in den Januar, ist also die früheste aller Christrosen. Trotz meiner Bemühungen habe ich diese Pflanze nie in wildem Zustande finden können. Hillvhorus niger „St. Bridgid" trifft man nur in Eng- land an und zwar besonders schön in Irland, wo die Pflanze 1 — 11/2 m hoch werden kann, weil das milde Klima be- sonders günstig für sie ist. Da St. Bridgid der irische Schutzheilige ist, so erfreut sich die Pflanze schon des Namens wegen grosser Beliebtheit in Irland. Die Blätter sind sehr lang, glänzend hellgrün und die Blumen sind rcinweiss. Helleborus niger „Aypleblossom" mit fast roten Blumen ist ganz ausgestorben. Oenofhera speciosa rosea. Obwohl ich den Ursprung der Pflanze nicht kenne, so nehme ich doch an, dass sie eine alte, englische Sorte ist. Sie ist niedriger als die Stammart speciosa, hat schöne, grosse, rosae Blüten und blüht reicher und später als jene. Orobus varius wächst in Südeuropa wild und es ist mir fast unerklärlich, dass man sie in den Gärten so selten antrifft, trotzdem sie leicht zu vermehren ist. Saxifraga Fortunei Hoolc. ist eine sehr hübsche, aber auch sehr seltene Art, mit rundlich-nicrenförmigen, 5 — 7 lappigen Blättern, deren Rand gezähnt ist. Die Blattstiele sind rötlich. Der Blütenschaft ist verzweigt, die Blumen sind weiss und ziemlich gross und erscheinen erst spät im Herbst. Wenn Saxifraga Fortunei leichter zu ver- mehren wäre, würde sie eine ausgezeichnete Marktpflanze abgeben, da man sie auch in Töpfen kultivieren kann. Sie verlangt kräftigen Boden und halbschattigen, recht feuchten Standort. Aufstellung in einem warmen Gewächs- hause verträgt sie nicht. Die perennierende Phlox als Schnittblume. ^u den besten Schnittblumen für das freie Land sind un streitig die Stauden-Phlox zu rechnen. Sind doch in neuerer Zeit sehr schöne Sorten in den Handel gebracht worden, die die meisten alten Sorten wohl ganz verdrängen werden. Aber auch unter den letzteren sind immer noch sehr wertvolle Sorten vorhanden, die in mancher Eigenschaft sich mit den neueren Züchtungen messen können. Die Anforderungen, die an eine Stauden - P/ifo.i' als Schnittblume gestellt werden, sind : nicht zu niedriger Wuchs und Widerstandsfähigkeit der Pflanze gegen Kälte und sonstige Einflüsse, grosse Blumen, grosse Dolden, möglichst reine, zarte und leuchtende Farbe, reiches, lange andauerndes Blühen. Um einen guten Erfolg bei der Kultur der Stauden- P/(?oj; als Schnittblume zu erzielen, ist eine sorgfältige Sortenauswahl VI. 34 Die Garten weit. 403 Zweites Spritzen mit Vom Vei erforderlich. Der Boden muss gut bearbeitet und kräf- tig gedüngt werden. Im Som- mer, während des Wachs- tums, gebrauchen die Pflan- zen viel Nahrung und Was- ser, es muss daher bei an- haltend trockenem Wetter tüchtig gegossen werden, bei Regenwetter kann auch von Zeit zu Zeit ein Dungguss von aufgelöstem Kuhdünger verabreicht werden; ein öf- teres Hacken des Bodens trägt zur guten Entwickelung der Pflanzen be:. Ein der vollen Sonne ausgesetzter Standort ist am vortcilhaf- haftestcn. Betreffs der Bo- denart sind die Stauden- Phlo.v nicht gerade wähle- risch, gedeihen selbst in leich- ter Erde, wenn genügend gedüngt wird. Im allgemei- nen sagt ihnen ein mit Lehm vermischter, humusreicher Boden am besten zu. Will man bei der Kultur weniger grosse Blutendolden als recht viele Blütenstengel erzielen, dann können die im Frühjahr erscheinenden Triebe ein- oder zweimal eingestutzt werden, die Pflanzen werden dann viel buschiger, bringen aber kleinere Blumen- bouquets, die Blumen kommen auch um etwa 2 Wochen später, und man hat es in der Hand, den Flor auf diese Art zu ver- längern, indem man einen Teil der Pflanzen ruhig wachsen lässt, den andern Teil aber zurückschneidet. Die beste Pflanzzeit für Phlox ist der Spätsommer oder das zeitige Frühjahr. Zur Anpflanzung verwende man junge Pflan- zen, und zwar am vorteilhaftesten die aus Stecklingen heran- gezogenen; alte Stöcke zu teilen, ist weniger ratsam. Die Anpflanzungen sollten nicht länger als 4 — 5 Jahre auf einem Standort bleiben, da alte Pflanzen nicht mehr so schöne grosse Blumen bringen. Soll dasselbe Land wieder zur Phlox- Kultur \'erwendung finden, dann muss der Boden etwa '/j m tief rigolt und tüchtig gedüngt w-erden. Die Vermehrung der .Stauden-P/ifoo; geschieht, wie erwähnt, durch Stockteilung im Frühjahr oder Stecklinge im Sommer unter Glas. Nachstehend führe ich die besten, zum Blunicnschnitt ge- eigneten Sorten an : „Botde de feu" ist eine der besten alten Sorten. Die Pflanze ist von kräftigem Wuchs. Blumen gross, von schön leuchtend roter Farbe. „Boule de neige" ist eine gute, reinweisse Sorte. Im Wuchs ähnlich der vorigen, Blumen und Blütendolden gross. ,',Esperance" hat schöne, grosse, porzcUanweisse Blumen mit purpurner Mitte. „Sesplendens". Pflanze von mittelhohem Wuchs, Blumen gross, schön leuchtend karmoisin. „Peclieur d'Islande" ist eine der schönsten neuen Sorten. Die grossen Blumen sind karmin-lachsrot mit leuchtend weissem Stern in der Mitte. Die Pflanze wird etwa '^|^ m hoch. Die hübsch saftig grüne Bclaubung hebt sich vorteilhaft von den glänzend schwarzen Stengeln ab. „Pantheon" . Sehr wertvolle, neuere Sorte. Die sehr grossen Blumen sind rosalachsfarbcn; die Pflanze wächst kräftig und blüht sehr dankbar. ..Eclaiieitr". Blütendolden und einzelne Blumen sehr gross ; Farbe karminviolett, nach der Mitte zu lachsrosa. Langanhal- Eoidelai»er-Bruhe in einem AN'intergoldparmänen-Quartier. fasser für die ,,Gaitenwelt" phologr. aufgenommen. tender und reicher Blütcnflor zeichnen diese Sorte besonders aus. „Exyihic iJanzanvilUer". Eine der schönsten Sorten mit hell- farbenen Blumen. Die Pflanze wächst kräftig und ist wider- standsfähig. Die grossen Blütendolden sind länglich kugelig geformt und sehr voll. Diese Sorte blüht mit am frühesten und am längsten, der Blütenflor dauert bis in den Herbst hinein. Die Farbe der Blumen ist sattlilarosa. Für den Schnitt eine sehr dankbare und wertvolle Sorte. „ir. Rohinson". Eine neue Sorte mit sehr grossen lachsrosa Blumen mit leuchtend violettem Auge. „Etna". Eine der feurigsten Phlox. Die Pflanze wächst kräftig und bringt grosse Blütendolden von orange-scharlach- roter Farbe. Die einzelnen Blumen sind von ansehnlicher Grösse. Paul Jurass. Baumschulenw'eg b. Berlin. Obstbau. Aiiwendimg der Bordelaiscr-Briihe. (Kupfervitriolbrühe). Von A. Haindl, Obergärtner der Freiherrlich von Oldershausen'schen Obstplantage „Feldbnmnen". (liierztt eine Abbildung.) LJas Mahnwort, dass die Obstbäume mit Bordelaiser- brühe fast allgemein gespritzt werden sollen, ist sehr ge- rechtfertigt und muss allen Obstzüchtern immer und immer wieder zugerufen werden. In dieser Hinsicht ist für die Obst- und Gartenbau- vereine noch ein grosses .\rbeitsfeld offen, indem diese 404 Die Gartenwelt. VI, 34 darauf hinzuwirken haben, dass die Obstbäume gespritzt werden. Um dieses zu ermöglichen, sollten, wo es an Spritzen mangelt, womöglich von den Vereinen für die Garteninhaber Spritzen zur Verfügung gestellt werden. Es nützt aber dem einzelnen Obstbaumzüchter sehr wenig, wenn er in seinem Garten fleissig spritzt und wenn das Spritzen im Nachbargarten unterlassen wird. Bei der Bekämpfung der Pilzkrankheiten muss die Losung sein: ,, Einer für Alle, und Alle für Einen". Besonders ist auch den Landstrassen Beachtung zu schenken, deren Bäume oft das Verderben für ganze Obst- gegenden sind, da die fiskalischen und Knmmunal-Strassen- pflanzungen oft sehr vernachlässigt werden und so Krank- heitsherde bilden. Diese Verwaltungen sollten allerdings stets mit gutem Beispiele vorangehen und ihren Pflanzun- gen die nötige Sorgfalt zu teil werden lassen. Um die Klebefestigkeit der Kupfervitriolbrühe zu stei- gern, ist es sehr zu empfehlen, der Mischung vielleicht auf 100 Liter V; kg Zucker beizumischen. Durch das längere Anhaften an der Rinde machen sich diese Mehrkosten reichlich bezahlt. Bei dem ersten Spritzen ist sehr zu empfehlen, den ganzen Baum von oben bis unten und auch die Baum- Scheibe etwas zu bespritzen, wodurch noch sehr vielen klei- nen Schädlingen und Pilzen der Garaus gemacht wird. Diese Arbeit kann nicht genug mit angeraten werden. Zur Bekämpfung der Pilzkrankheiten, besonders des Fusicladiums, ist aber vor allem auch notwendig, dass das Laub der befallenen Bäume gesammelt und verbrannt wird. Auch die Schalen der im Haushalt \erwcndeten Früchte sind zu verbrennen. Nur durch gemeinsames Vorgehen ist es möglich, der .iXusbrcitung dieses Pilzes Einhalt zu thun und den auf- blühenden Obstbau nicht durch Nachlässigkeit in schwere Gefahr zu bringen, deren Folgen unabsehbare sind. Die Abbildung Seite 403 zeigt, wie das zweitmalige Spritzen mit der Mayfarth'schcn Spritze, welche sich auch sehr gut bewährte, ausgeführt wird. ,,Bcnc Houin". Dieselbe ist weiss mit ganz wenig rot in der Blume, ist von schönem Habitus und so reich und gleichmässig blühend, dass diese Sorte alle mir bekann- ten weissen Sorten bedeutend an Wert übertrifft. Eine zweite Sorte war: „D-urhesse cVlmii/'. in Farbe und Bau der ersten sehr ähnlich, nur ist das Blatt mehr glänzend. Die dritte weisse Sorte war: „Empress Frederick'' ; eine uns schon längst unter dem Namen ,,M(hne. Steffen hlonde'\ auch ,.Evhiii ron Loiuhni" bekannte weisse Sorte die sehr grossblättrig, aber empfindlich gegen Niederschläge wäh- rend der Blütezeit ist. Die grösstblumige und frühest- blühende Sorte aber war „Luden Boutreux" . Dieselbe ist von gutem Habitus, ausserordentlich frühzeitig und reich blühend, in der Farbe rosa mit schwarz. Sie verspricht eine der allerbesten Handelssorten zu werden. An rot- blühenden Sorten ist in allererster Linie die Sorte : .,Triomphe de Paris" hervorzuheben; sowohl die Farbe der Blüte, wie der Bau der Pflanze, als auch ihre Blühwillig- keit und ihre zu gleicher Zeit hervorgebrachten auffallend vielen Blumen von leuchtendster Farbe werden sie gewiss zu einer der gesuchtesten Handelssorten machen. Ihr sehr ähnlich ist die Sorte: „General Diichesne", die etwas dunkler in der Blütenfarbe und von anderem Habitus, aber auch sehr schön und reich blühend ist ; auch sie ver- spricht eine gute Handelssorte zu werden. „M. Picard" ist eine hervorragend schöne, kräftig und gedrungen wach- sende und ausserordentlich dankbar blühende Züchtung mit ausgezackten I5lättern. Die Farbe der Blüten ist karmin mit schwarz. Sie ist eine sehr zu empfehlende, widerstands- fähige Handelssorte. Dasselbe ist von der Sorte ..Trioniphe de M/ynon" zu sagen, welche violett blüht. Noch eine hervorragend schöne Hybride war .J'ierre de Monfretdl" von ausgezeiclmetem Bau, grosser Blühwillig- keit und schöner Färbung, hellrot, weiss gerandet. ,.M. Vif/er", von schöner roter Blütenfarbe, ist wohl als Liebhabersorte zu bezeichnen, da für Handelszwecke zu hochwachsend. Ebenso kann ich die Sorte „Talisman" nicht für die Ilandelsgärtnerei empfehlen, da diese nicht wüchsig genug und zu empfindlich ist. Die Blüte ist aber sehr schön gefärbt und fast gefüllt ; die Fetalen stehen sehr eng und wellig nebeneinander. Topfpflanzen. Hervorragende neue franz(»slsche Polargonium grantliflorum liybridum (Odier). Vom kgl. Garteninspektor R. Moncorps, Gärlnereibesitzer, Hohen-Schönhaii^en. Uie von mir in der Versammlung des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues am 24. .April vorgeführten Pelargonien stammen von Boutreux in Paris und wurden von genanntem Verein bezogen und von mir kultiviert. Dieselben repräsentieren zum Teil ganz hervorragende Sorten, einmal der prachtvollen, intensiven Blumenfarben wegen, anderseits wegen tadellosen Wuchses und reicher Blühwilligkeit. Ich halte für eine der allerbesten Sorten : Bewahrte Gruppen Zonal-Pelargonien, Von Carl Ziskoven, Obergärtner, Blankenburg a. Harz. Von allen Blütenpflanzen, welche zur Bepflanzung \un Gruppen gebraucht werden, linden Pelargonien am meisten \'erwendung. Jede Sorte eignet sich nicht für diesen Zweck und man darf nur erprobte und bewährte Züchtungen ver- wenden, falls der Flor den ganzen Sommer hindurch an- dauern soll. Gruppen-Pelargonien müssen als besondere Vorzüge einen niedrigen, verzweigten Wuchs haben, sehr reich blühen, leuchtende Farben zeigen, sowie grosse Dol- den und Blumen besitzen; die Blüten müssen auch gegen VI, 34 Die Garten weit. 405 Nässe widerstandsfähig sein, damit die Färbung dersel- ben nicht nach jedem kleinen Regen verblasst. Leider werden sehr häufig Sorten dem Handel übergeben, welche von den erwähnten Eigenschaften nur wenig besitzen und deshalb Enttäuschung hervorrufen. Alle bis jetzt existierenden einfachen Gruppen-Pe- largonien übertrifft wohl in allen Teilen die vor zwei Jahren dem Handel übergebene Sorte ..Sattirr tf Bethye". Die Fär- bung der Blumen ist leuchtend zinnoberscharlach mit weissem Auge, die grosse Dolde trägt sich auf starkem Stiele, der Wuchs ist ganz niedrig, sehr kräftig und ver- zweigt. „Sattler rf Bcthijr" ist sehr reichblühend und gegen anhaltenden Regen unempfindlich. Diese Eigenschaften ver- leihen ihr als Gruppensorte einen ganz besonderen Wert. Ausgepflanzt verwendet, wirkt dieselbe entzückend durch die intensiv leuchtende, kräftige Färbung und den niedrigen Wuchs. Ohne gestutzt zu werden verzweigt sie sich sofort und wächst andauernd in die Breite ; als weiterer \'orzug sei hervorgehoben, dass „Sattler <{■ Bethge" in einem hellen Kalthause im Winter sehr leicht und willig blüht. ..Herricl". entschieden besser wie die hochwachsende „Meteor", glühend dunkel scharlach, eine herrliche, wir- kungsvolle Färbung, sehr niedrig und ungemein reich- blühend. ..Candace", dunkel blutrot, sammetig schimmernd, Farbe wie „Henri/ Jacolnj". allerdings viel grossblumiger mit schön gebauter Blume. „Morgenrot", rosig zinnober, sehr reichblühend. Die Blume ist nicht übermässig gross, jedoch von sehr schö- ner Form. .,Carl Sattler", leuchtend magcnta-karmin, obere Blu- menblätter heller; krause Blume und enorme Dolde. „Hamlet", sametig dunkelpurpur, weisses Auge, unge- mein reichblühend. ,,//. Wehrenpfennig", erdbeerfarben, Mitte erhellt, eine aparte Färbung. Grosse Bhime und schön gebaute Dolde. „Flora", dunkel karmin, weisses Auge, schöne runde, gekräuselte Blume und dichte Dolde. „Zenobia" übertrifft alle rosafarbenen Sorten, selbst „Gehrüder Teupel", und die für unsere heutigen Ansprüche viel zu kleinblumige ..Könif/in Olga von Württeynberg". Die leuchtend rosa Blume ist doppelt so gross und von edler Form, die oberen beiden Blumenblätter haben im Grunde weisse Flecke ; die Färbung ist eine sehr zarte und der Wuchs niedrig und kräftig. „Gruss an Quedlinburg", zart lila, eine feine duftige Färbung, als Gruppensorte ganz eigenartig, blüht sehr reich. „Gertrtide Pearson", klares Rosa, weisser Fleck auf den oberen Fetalen, riesige Blume, enorme Dolde und sehr reichblühend aber hochwachsend. „Annemarie", kräftig rosig lachsfarben, mit weissem Auge, schöne runde Blume, zurückgebogene Form. „Feinsliebchrn". ist unter den weissen Sorten die gross- blumigste, leicht rosig angehaucht, verzweigter Wuchs und sehr reichblühend. „Zlalorog". rein weiss, unermüdlich im Blühen. ,,Snowdrop", schneeweiss, reine, klare P'ärbung. ..Aurora", leuchtend lachsrot, am Rande rosig ange- haucht ; unter den Gruppensorten eine neuere, eigenartige Tönung, grosse Dolde, sehr reichblühend, widerstands- fähig und besonders wirkungsvoll, vorzüglicher, kräftiger, verzweigter Wuchs. G e f ii 1 1 1 e Pelargonien werden zur Gruppenbepflan- zung weniger verwendet, die meisten Sorten sind niciit blüh- willig genug, ausserdem faulen die gewöhnlich dichten Dolden bei anhaltendem Regen sehr leicht, trotzdem sind verschiedene Sorten im Handel, welche den einfachen Pelargonien in nichts nachstehen und sich durch ungemein reichen Hör, niedrigen, gedrungenen Wuchs und grosse Dolden vortrefflich auszeichnen und auch mit Recht viel- fach \'erwendung finden. Es seien empfohlen : „Rohdens Mosa Königin", eine Perle unter den gefüll- ten Gruppen-Pelargonien. Die leuchtende, hellrosa Fär- bung wirkt vortrefflich und ist das Laub gewöhnlich mit Blüten fast ganz bedeckt. Dabei wird die Pflanze nur 20 — 25 cm hoch. Als Gegenstück ist ,.Triomphe des Par- terres", ebenfalls von ganz niedrigem, kriechendem Wüchse, auch sehr reichblühend, zu nennen. Dieselbe wächst nach meinen bisherigen Erfahrungen bei nassem Wetter sehr ins Laub und lässt dann eine Zeitlang im Blühen etwas nach. ..Miss Gertrudi: Ashworth" . Blüten von reinem. Weiss, kolossal reichblühend, grosse, lockere Dolden, sehr kräf- tiger, gedrungener Wuchs und als Topfpflanze ganz vorzüglich. .,Silcer Qiieen", weiss, etwas höher im Wuchs als die vorher erwähnte. „Goliath", zart rosa, lachsfarben schattiert, riesige Dolde, fast kriechender Wuchs. ,,J. T. Raspail improved". leuchtend samten-scharlach. Wuchs etwas sparrig, aber unermüdlich im Blühen, Dolde sehr gross und auf langem, starkem Stiele. „Beaute Poitevine", rosig fleischfarben und lachsfar- ben schattiert, riesige Blumen und gedrungener Wuchs. .,Sedan", hellscharlach, Dolde und Blumen nicht sehr gross, ungemein reichblühend und ganz niedrig und dicht wachsend, auch als Topfpflanze sehr zu empfehlen. Fast alle erwähnten Sorten habe ich mehrere Jahre hindurch genau beobachtet, kann also ein bestimmtes Urteil abgeben; dieselben haben sich stets sehr bewährt und durch Blütenreichtum und guten Wuchs sich als Gruppensorten jedes Jahr besonders ausgezeichnet. Schlingpflanzen Actinostemma paniculatum Max. (Abb. Seite 406.) — Diese sehr interessante, neue Cucurbitacee. die in unserem Klima unter leichter Decke vollkommen ausdauernd ist, wurde vor nun- mehr drei Jahren aus der chinesischen Provinz Se-tchuen nach Paris gesandt, nicht um eine wertvolle Zierpflanze, sondern um ein neues Knollengewächs einzuführen, von welchem man gehofft hatte, es würde sich zur menschlichen Nahrung oder wenigstens als X'iehfutter verwenden lassen. Das war leider 406 Die Gartenwelt. VI, 3 4 nicht der Fall. Die weissen Knollen, welche das Aussehen und die Grösse einer Zwiebel der weissen Lilie {Lilium can- didiim) haben, sind wohl stärkemehlreich, jedoch bitterer als unsere Rosskastanien und deshalb für den gedachten Zweck einstweilen unbrauchbar. Dagegen ist Actinostcmma paniculntiim ein sehr zierender, dabei anspruchsloser Schlinger von raschem Wachstum, der sich vorzüglich für kleinere Festons, an Gitter und dergleichen eignet, aber so frühzeitig gemacht werden, dass sich vor Herbst noch Knollen bilden können. Andernfalls war die Mühe vergeb- lich. Erwähnt sei noch, dass das Laub erst bei stärkeren Frösten abfriert und von Pilzen oder Tieren, wie es scheint, nicht zu leiden hat. F. Rehnelt. Di Zeit- und Streitfragen. Der geprüfte Obergärtuer. Actinostemma paniculatum. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. ähnlich wie Mrhftria oder Bryonopsis. Sie wächst aber dichter und ist. wie gesagt, ausdauernd winterhart, so dass sie be- reits in lebhaftem Wachstum sich befindet, wenn die unter Glas mühsam herangezogenen einjährigen Schlinggewächse erst aus- gepflanzt werden. Die Pflanze klimmt etwa 2 — 3 m hoch. Der Stengel ist kantig. Die Blätter sind fünflappig, die Lappen nochmals halb eingeschnitten, die beiden unteren mit je einer grossen, braunen Drüse versehen. Sie sind lebhaft grün, ganz glatr. Ihre elegante Form ist aus beigefügter Zeichnung er- sichtlich, ebenso ist die Form der unbedeutenden grünlichen Blüten erkennbar, die sich letzten Sommer hier zahlreich zeigten. Da nur di,- weibliche Pflanze eingeführt ist, findet kein Samen- ansatz statt. Man ist daher vorderhand auf die Vermehrung durch die Knollen angewiesen, die sich ganz ähnlich wie bei der Kartoffel an den Wurzeln bilden und deren jede Pflanze bei cinigcrmassen günstigem, d. h. sonnigem Stande etwa '/, kg bringt. Auch Stecklinge wachsen ohne Schwierigkeit, sie müssen 'ie durch den Herausgeber dieser Zeitschrift angeregte Frage der Ablegung" der Obergärtnerprüfung bedarf wohl einer eingehenden Erörterung und es läge im Interesse der Gärtner- schaft, wenn die Vorteile oder NichtVorteile dieses Examens in eingehendster Weise, auch für Nicht-Beteiligte beleuchtet würden. Herr Hesdörffer bemerkt, dass dieses Examen früher (unter Jühlke und Vetter) auch Gärtner, die der Wildparker An- stalt ferne standen, ablegen konnten, das sei heute aber anders I So weit ich über diese Angelegenheit zu urteilen wage, ist das Examen von heute und das von früher auch etwas ganz ver- schiedenes. Während es früher nur ein „Staatsexame n", durch welches sich jeder über den Grad seines theoretischen Wissens, ganz gleich wo erworben, ausweisen konnte, zu sein schien, ist es jetzt meines Erachtens reiner Privatsport der Wild- parker Anstalt geworden. Auch die Köstritzer Anstalt lässt seit einigen Jahren ein Obergärtnerexamen ablegen und auch in Geisenheim ist jetzt ein Obergärtner- und ein Fachlehrcr- cxamen eingeführt worden.*) Auch bei diesen beiden Anstalten ist das Ablegen der Prüfung reinste Privatsache der Schule.**) Ein solches Examen ist nicht zu vergleichen mit dem Staats- examen eines Juristen u. s. w., der seine Anstellung nur erlangt, wenn er ein solches bestanden hat.***) Wenn nun alte Wildparker gern für jüngere Besucher ihrer Muttcranstalt einen Posten reservieren, dann bedeutet das keine Gefahr für das Fortkommen tüchtiger Absolventen anderer ■Schulen, obwohl sich das Verfahren zuweilen, insbesondere bei jüngeren Beamten, empfindlich fühlbar macht. Bei Behörden, bei welchen ja noch fast ausschliesslich nach Befähigung und bisheriger Verwendung die Anstellung erfolgt, kommen auch .■\bsolvcnten anderer Anstalten zum Ziele. Die Wildparker sind nun einmal „Gartenkünstlcr", lassen wir ihnen das Ver- gnügen! Nicht unbedeutend trägt auch das lange Bestehen der Schule und die frühere enge Verbindung derselben mit dem Hofstaate zu den bestehenden Verhältnissen bei. Köstritz macht bezüglich der Ablegung des Examens in- sofern eine Ausnahme, als dort auch Besucher anderer Anstalten, die in ihrem Zeugnis mindestens die Note „Gut" aufweisen, die Prüfung ablegen dürfen. Geisenheim hat die Prüfung, soweit mir erinnerlich, nur für ehemalige Geisenheimer Schüler und zwar auch nur für Eleven, soweit es sich um die Lehrerprüfung handelt, eingeführt; „Gartenschüler" können nur die Obergärt- norprüfung abbgen. Beide Prüfungen werden als „Staats- examen" bezeichnet. Wenn nun die gesamte leistungsfähige *) Anm. der Redaktion. Hierüber waren wir nicht orien- tiert. Auf eine Anfrage bei der Direktion der kgl. Lehranstalt in Geisenheim wurde uns mitgeteilt, dass die Prüfungsordnung noch im Ministerium der LInterschrift harrt. **) Anm. der Redaktion. Privatsache ist und bleibt es nur bi-i der Köstritzer Privatanstalt, bei der kgl. Lehranstalt in Geisen- heim wird es, sobald die Prüfungsordnung vom Ministerium genehmigt ist, ein Staatsexamen sein. ***) Anm. der Redaktion. Was das Staatsexamen für den Juristen ist, das wird das Obergärtnerexamen für den Gärtner sein, wenn man mehr und mehr für .Staatsstellungen das bestan- dene Obergärtnerexamen fordert. VI, 34 Die Gartenwelt. 407 Gärtnerschaft die Sache sehr tragisch nehmen wollte, so müsste Gcisenheim vor Wildpark beneidet werden; weil man unwill- kürlich glauben muss, alle im Lehrfach (Wanderlehrer u. s. w.) frei- werdcndtn Posten können nur durch ehemalige Geisenheimer, da diese ein Staatsexamen abgelegt haben, besetzt werden.*) Dem ist aber nicht so, und ich glaube sicher, dass die Geisen- heimer Anstalt, obwohl sie diese V'orzugseinrichtung besitzt, das für sich niemals beanspruchen wird, weil sie davon über- zeugt ist, dass auch andere Anstalten „erst e" Kräfte heran- bilden! Können die beiden Zweitältesten Anstalten — Reutlingen und Proskau — nicht auch auf eine grosse Zahl thatkräftiger ehe- maliger Schüler in hervorragenden Stellungen stolz sein? Die .\nstalt in Geisenheim ist jünger und in die Zeit ihres Bestehens fällt besonders der Aufschwung des Obstbaues, in dessen Interesse ihre ehemaligen Besucher wirken. Köstritz ist ins- besondere für den Handelsgärtner geschaffen und hat in dem Sinne schon recht Erspriessliches geleistet; aber auch angesehene Beamtenstellen haben Köstritzer Schüler, trotz des kurzen Be- stehens der Schule, inne. Der Herausgeber wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich seinen Ausspruch : „.«Vlies was in Wildpark gelehrt wird, kann sich ein heller Kopf, der es an eisernem Kleisse nicht fehlen lässt, durch Selbststudium aneignen — — ", kritisiere. Das ist nicht möglich I muss ich hier sagen, denn jene bedeutenden Männer, die es früher ohne Fachschule zu etwas brachten, hatten viel, viel mehr Zeit zu ihrem eigenen Fortbilden, als das heute bei unseren jungen Gärtnern der Fall ist.**) Ist das jetzt nicht ganz anders ? Ich bin mir wohl bewusst, dass sich hier und da die Stimme eines „Intelligenten", der Jceine Fach- schule besucht hat, erheben wird, und das ist recht, es soll keiner sein Licht unter den Scheffel stellen. Solche Männer sind aber nur Ausnahmen. Gewiss ist nicht abzuleugnen, dass auch heute noch, wie der Herausgeber sagt, Männer hervor- ragende Stellungen bekleiden, die ihre .'\usbildung nicht an einer Schule genossen haben, aber heute kann eine abgerundete Grundlage fürs Leben nur durch eine gute Schulung erreicht werden. Dahin fasst ja auch der Herausgeber seine Ausführungen zusammen, indem er sagt : „Wem es die Mittel gestatten, die Wildparker Anstalt zu besuchen, der besuche sie u. s. w.". Zu der weiteren Schlussfolgerung möchte ich sagen : wenn auch die Mecklenburgische Hofgarttndirektion nur ehemalige Wildparker anstellt, so bleiben doch noch viele hohe Verwaltungen, die auch Absolventen anderer -Anstalten (vielleicht auch einer bestimmten .'\nstalt) berücksichtigen. Dass die Hof gärtnerstellen in Potsdam *) Anm. der Redaktion. Für die Stellen im preussischen Staatsdienste wird dies wohl für die Folge der Fall sein. **) .-Vuni. der Redaktion. Hier irrt sich Herr Pfeiffer ganz entschieden. Die Gärtner der alten Schule und diejenigen, die noch bis vor zehn Jahren als Gehilfen thätig ^aren, haben ganz anders arbeiten müssen, als die heutige jüngere Generation. Von Hof- und Privatgärtnereien, in welchen die Verhältnisse von früher wohl im allgemeinen den heutigen gleichen, will ich hier abschen, weil ich es für den jungen Gärtnergehilfen als wesentlich erachte, seine hauptsächlichste Ausbildung in Han- delsgärtnereien zu suchen. Von der geregelten .Arbeitszeit, die wir heute wohl allenthalben finden und von einem Verbot der Sonntagsarbeit war vor einem Jahrzehnt noch keine Rede. In fast sämtlichen Handelsgärtnereien, in denen ich thätig war, und es waren dies fast durchweg erstklassige Firmen, wurde im Sommer von 5 — 7 und selbst bis S Uhr gearbeitet. In der französischen Schweiz hatte ich sogar eine Stellung inne, in welcher die Arbeit um 4 Uhr früh begann und um 8 Uhr abends aufhörte. Solche Verhältnisse findet inan heute wenig- stens in Deutschland nicht mehr und der strebsame Gehilfe wird, eisernen Willen vorausgesetzt, noch abends Spannkraft genug besitzen, ein Stündchen seiner theoretischen Weiterbildung zu widmen. durch Schüler dieser Anstalt besetzt werden, liegt in der Natur der Sache, da ja die Anstalt als rein private Anstalt des Königs speziell deshalb gegründet wurde, um Hofgärtner heranzubilden. In den Kreisen früherer Schüler solcher .Anstalten, welche die Exarneneinrichtung noch nicht besitzen, braucht man sich nicht zu grämen, sondern man soll hier dahin wirken, dass ein ein- heitliches Staatsexamen für alle Gärtner unter Aufsicht der hohen Staatsregierung eingeführt werde, damit alle jene Männer, mögen sie ihre Ausbildung erhalten haben, wo es auch sei, den Befähigungsnachweis liefern zu können*); dann werden wir es auch erleben, dass mehr wie bisher, der rechte Mann an seinen Platz kommt. Ferner bleibt auch die Bahn jenen intelli- genten Fachgenossen nicht versperrt, welche sich nicht im Be- sitz der Mittel, den Einjährigenschein zu erwerben, befanden. Kurz zusammengefasst : das Examen in seiner jetzigen Ver- fassung ist nach meiner unmassgeblichen Meinung wertlos und harmlos zugleich, nicht examinierte, tüchtige Kräfte werden auch heute noch ihr Ziel erreichen; freilich nicht so leicht als früher, da die Konkurrenz zu gross ist. Carl Pfeiffer, Garteninspektor und Grossh. Fachlehrer an der Grossh. Wein- und Obstbauschule zu Oi)penhiini am Rhein. Wi ürden die Obergärtnerprüfungen den Zweck haben, be- sonders befähigten, in der Praxis bewährten Fachleuten die Gelegenheit zu geben, vor einer Kommission von anerkannten Autoritäten den Beweis ihrer Kenntnisse zu erbringen, gleich- g i 1 1 i g , ob sie sich ihr Wissen und Können auf einer Lehr- anstalt oder durch Selbstunterricht und in der Praxis erworben hätten, dann wäre die bestandene Prüfung ein Beweis, dass der Geprüfte ein wirklich tüchtiger und fähiger Gärtner ist, der, und das ist die Hauptsache, auch in der Praxis etwas zu leisten ver- mag. Unter dieser Vorbedingung das Examen bestanden zu haben, wäre nicht nur ein wirklicher Empfehlungs- brief für den Geprüften, sondern man würde im Laufe der Jahre auch aufräumen mit den vielen wenig befähigten Leuten in zum Teil gut dotierten Stellungen, die keineswegs ihrem Berufe das sind, w'as sie sein sollten. Ein anerkannt tüchtiger Fachmann, jetzt Kulturchef eines bekannten Versandgeschäftes, der ebenfalls „Schule", und zwar „gute" genossen hat, bezeichnete sehr drastisch, aber zutreffend, die heutige Art der Ausbildung in öffentlichem Vortrage als „Bildungsschwindel". Wenn jemand heute eine Prüfung be- steht, auf Grund gegebener Themata, von denen er in Wirklichkeit keine Ahnung hat, die er auch nur schriftlich einigermassen genügend nicht behandeln kann, ohne sich mit freiuden Federn schmücken zu müssen, so ist, falls die Arbeit mit „gut" oder „sehr gut" zensiert wird, weiter nichts bewiesen, als dass zur Erlangung eines solchen Reifezeugnisses wirkliches Können entweder nicht von Nöten ist, oder aber, dass man die ganze Sache mehr als eine nichts sagende und nichts bedeutende Formalität zu betrachten hat, die weiter keine Vorbedingung kennt, als die, dass sie sich nur Lehranstalten leisten dürfen. Eine so nichts sagende Formalität aber zu fordern als Prüfstein für irgendwelche Befähigung, das hiesse kurz: auf die Befähigung ganz verzichten zu Gunsten einer Formalität. Zwischen Wissen und Können ist bekanntlich ein grosser LTnterschied, zwischen vielseitigem Wissen und dito Können ein noch viel grösserer ; das Wissen allein macht beim Gärtner den tüchtigen Mann nicht aus, das Können aber kann leider bis heute nur in der Praxis erworben werden, im Gegensatz zum Wissen, das sich jeder strebsame Mensch mindestens genau so gut durch Selbststudium als auf einer Lehranstalt aneignen kann. Wer aber glaubt, zum Selbststudium nicht die nötige *) Anni. der Redaktion. Diesen Vorschlag halten wir für sehr beachtenswert. 408 Die Gartenwelt. VI, 34 Energie oder nicht die Befähigung hierzu zu haben, der kann ruhig, falls er Geld hat, eine Lehranstalt besuchen, aber von einer, auf den Änstaltsbesuch fussenden späteren Obergärtner- prüfung eine Anstellung in der Praxis abhängig zu machen, das heisst nichts anderes, als eine chinesische Mauer zu errichten, die die Gärtner zu teilen hat in solche, deren Eltern vermögend sind, und in solche, die diese verdienstvolle Auszeichnung nicht beanspruchen dürfen. Sollte das der eigentliche Zweck der Obergärtnerprüfungen sein, so nehme man doch lieber in die diesbezüglichen Anstellungsbedingungen den Passus auf: Die Stellung ist nur für eine bestimmte Gesellschaftsklasse zu reser- vieren. R. Voigt. Nachschrift der Redaktion. Wir kommen im nächsten Heft nochmals auf die Obergärtnerprüfungen zurück. Bücherschau. Gaucher, Nicolas. Handbuch der Obstkultur. Dritte neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 60 Holz- schnitten und 15 Tafeln. Verlag von Paul Parey, Berlin. Voll- ständig in 20 Lieferungen ä l Mark. Lieferung i. Im Jahre 1889 ist die erste Auflage dieses Werkes erschienen und nun, nach Verlauf von etwa 13 Jahren, kann bereits die dritte Auflage erscheinen. Bei einem Fachwerke zum Preise von 20 Mark, das vorzugsweise für Berufsgärtner berechnet ist, können drei Auflagen in solchem Zeiträume als grosser Erfolg bezeichnet werden. Gaucher ist einer unserer hervorragendsten Obstbaumzüchter, ein Mann, der sein ganzes Leben in den Dienst des Obstbaues gestellt hat. Von den reichen Erfahrungen dieses Lebens gicbt das vorliegende Werk ein sehr getreues Spiegelbild. Das Handbuch der Obstkultur war schon in den früheren Auf- lagen ein klassisches Werk, das weitaus beste über den Obstbau in deutscher Sprache. In richtiger Würdigung dieser hervorragenden Arbeit hat die Verlagshandhmg dieselbe mit vorzüglichen Textabbildungen, aus- nahmslos in Holzschnittreproduktion hergestellt, geschmückt. Eine gleich gute und gleich einheitlich durchgeführte Illustra- tion hat kein zweites Werk über Obstbau aufzuweisen. Für die neue .'^.uflage sind die Textabbildungen noch um 83 neue ver- mehrt worden; hinzugekommen sind ferner 20 Lichtdruckabbil- dungen auf Tafeln. Die vorliegende erste Lieferung weist vier solcher Lichtdrucke auf doppelseitig bedruckter Tafel auf, einen Laubengang mit Qbstspalicrcn und vorzügliche Habitusbilder darstellend. Wir werden nach Erscheinen weiterer Lieferungen auf das Werk zurückkommen. M. H. Aus den Vereinen. Vereinigung ehemaliger Dresdener Gartenbauschüler. Der dritte \'creinsbericht lässt erkennen, dass der \'erein sich be- deutend vcrgrössert hat und dass seine Wirksamkeit auf sehr gesunden Grundsätzen beruht, die Nachahmung verdienen. Der Vereinigung gehören zur Zeit 69 Mitglieder an. Der Bericht giebt ferner Aufschluss über die Thätigkeit der Mitglieder im verflossenen Jahre und über die am 21. März stattgehabte gutbesuchte Generalversammlung, auf der neben internen Ange- legenheiten der Beschluss gefasst wurde, ein Gesuch an das Kuratorium der Dresdener Gartenbauschule zu richten, in wel- chem um Einführung des Obergärtner-Examens an der dortigen Gartenbauschule nachgesucht wird. Bei dem am Abend des- selben Tages stattgefundenen Festkommers wurde auch das zehnjährige Bestehen der Schule festlich begangen. Während des Kommerses konzertierte die Kapelle des Jägerbataillons und die zahlreich gehaltenen Reden legten Zeugnis davon ab, dass die Bestrebungen des Vereins an massgebender Stelle anerkannt werden. In Leipzig, Dresden, Berlin und anderen Orten unterhalten die Mitglieder Stammtische, w^odurch die Beziehungen erhalten bleiben und ausgedehnt werden. Korrespondenzen sind zu richten an L. Kniese, Dresden-A., Nikolaistrasse 28. Die zweite Jahresversammlung der Deutschen Dahlien -Ge- sellschaft findet Sonntag den i. Juni nachmittags 2 Uhr im Restaurant Schiesshaus zu Erfurt statt. Tages- ordnung : 1 . Ausstellungs-Angelegenhciten. a) Besichtigung des Geländes und der Baulichkeiten; b) etwaige Anweisung der Plätze; c) Programm-Beratung. 2. Geplante Ausstellungs-Ausflüge. 3. Verschiedenes. Da bei dieser Versammlung sowohl eine gemeinsame Be- sprechung mit dem Ausschuss des Erfurter Gartenbau-Vereins geplant ist, als auch an die Sitzung anschliessend eine Besich- tigung des diesjährigen Auspflanz-Terrains für alle unsere ge- ehrten Mitglieder und Aussteller von Interesse sein dürfte, so ergeht an alle Interessenten die Bitte, pünktlich zu erscheinen. Heinr. Kohlmannslehner, Geschäftsführer. Tagesgeschichte. Aus dem Reiche. Die Nachtfröste vom 7. — 10. Mai haben nach den uns zugehenden Berichten in verschiedenen Teilen des Reiches schweren Schaden angerichtet. In Ham- burg fanden wir nach dem Froste in der Nacht vom 10. zum II. Mai die Magnolien erfroren, während die Obstbaumblüten dort nicht gelitten hatten. Die Fröste vom 7. — 9. Mai haben, wie uns ein .Abonnent mitteilt, am Rhein schweren Schaden an- gerichtet. In Mainz fiel das Thermometer am Morgen des 8. Mai auf — 4 °. Am empfindlichsten wurden dort die Spargel- züchter geschädigt, auch Bohnen und Erbsen sind total erfroren, und die Weinberge haben schwer gelitten. Aus dem Mosel- thale meldete man uns starken Schneefall. Im Taunus sank die Temperatur am 8. Mai auf — 4 ", sodass ein grosser Teil der Obsternte dortsclbst vernichtet ist. Auch aus Worms wird von .Schnee und Frost berichtet. Es soll dort seit 40 Jahren im Mai kein Schnee mehr gefallen sein. — Auf dem Feldberge in Baden lag der Schnee 1 5 — 20 cm hoch, überhaupt wird aus allen Teilen Badens und aus der bayerischen Pfalz über Frostschäden be- richtet. Am grössten ist natürlich in den Weinbau treibenden Gebieten allenthalben der Schaden in den Weinbergen. Auch in Sachsen haben die Fröste Unheil angerichtet. Lohne. (Hannover). Das Provinzialgut Lohne bei Burgwedel hat eine Erweiterung erfahren durch den Ankauf zweier Acker- stücke von zusammen rund 95 .A.r, wofür ein Kaufpreis von 1092 Mark gezahlt ist. Die Grösse der für die Anlage von Obst- baumschulen im Heisterholz bestimmten Fläche beträgt 9,73 Hektar. Zur Anpflanzung an Chausseen, Landstrassen und Ge- meindewegen der Provinz sind im Herbste 1900 und Frühjahr 1901 überhaupt 16554 Stück Obstbäume zu i Mark pro Stück abgegeben worden. Der Erlös für Bäume hat sich im ganzen auf 17978 Mark gestellt. K. Personal-Nachrichten. Heicke. C, bisher städtischer Garteninspektor in Aachen, übernahm am 15. Mai seine neue Stellung als städtischer Gartendirektor in Frankfurt a. M. Kowalleck, Gartendirektor der Stadt Köln a. Rh., verstarb am 16. Mai. Der Verstorbene war seit Jahren leidend. Niedermüller, Otto, Gartentechniker aus Leipzig, begiebt sich nach Kalifornien, um in dortigen Obstkulturen praktisch thätig zu sein. Wessberge, Stadtobergärtner, seit 1 1 Jahren bei der städti- schen Gartenvcrwaltung in Hannover thätig, wurde zum städti- schen Garteninspektor in Aachen ernannt. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verla? von Richard Carl Schmidt 4 Co., Leipzig. — Druck von C. Gnimbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 31. Mai 1902. No. 35. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeiischrifi wird sira/reckiiich verfolgt. Farne. FanipflailZeil im freien Oriliule eines Glashauses. freudiges Gedeihen absolut ausgeschlossen, wie denn ja auch im heimadichen Vorkommen Baumfarne vornehmlich Von B. Othmer, kgl. Garteninspektor, München. (Hierzu drei Abbihlungen) . In meinen Ausführungen über die Verwendung der Farnpflanzen (Jahrg. V, 1901, pag. 373 u. folgd.) wies ich hin auf die Schönheit, zu welcher Farne wärmerer Klimate gelangen können, wenn sie im freien Grunde eines Glas- hauses ausgepflanzt werden. Bald nach Niederschrift die- ser Zeilen war ich hier in München in der glücklichen Lage, eine solche Anlage ausführen zu können. Dieselbe macht heute, nach Jahresfrist, auf alle Besucher einen vorzüg- lichen Eindruck. Die mächtigen Baumfarne kommen hier nicht nur in ihrer Eigenart als Waldbildner gewissermassen zur Geltung, sondern gedeihen auch vom kulturellen Standpunkte aus besser als in engen Gefässen ; nicht minder die mittelgrossen Arten unter ihnen. — Unser jetziges Farnhaus (vgl. die nebenstehende Abbildung), ein altes temperiertes Haus eiserner Konstruktion, ist in seiner Lage von Norden nach Süden gerichtet, was seine Vorzüge für diese Kul- turen hat, da so im Sommer eine übermässige Sonnenbestrahlung ausgeschlossen ist. Leider einer- seits, glücklicher Weise anderer- seits ist das Haus nicht recht hoch. — Leider insofern, als manche Pflanzen bald das Dach erreicht haben werden, andererseits ist es aber nur so möglich die nötige Luftfeuchtigkeit unter dem un- günstigen Münchener Klima zu erhalten. Luftfeuchtigkeit ist für alle Baumfarne ein Haupt- bedürfnis. Wo diese fehlt, ist ein Die Gartenwclt. VI. an jene gebunden erscheinen. Wie so viele andere Farne und epiphytische Pflanzen gehen die meisten Baumfarne in den kontinentalen Kulturen zu Grunde aus Mangel an Luftfeuchtigkeit. Der Stamm der Baumfarne ist einge- kleidet in Wurzeln, Luftwurzeln, welche während der grösseren Lebenshälfte in reger Vegetation sein wollen. Ihrer Luftwurzelnatur ist es natürlich auch zuwider, in Moos eingehüllt zu werden, welches Experiment man hin und wieder auch mal zu sehen Gelegenheit hat. Ein famoser Anblick I Mit direkter Befeuchtung, mit Spritzen selbst darf man Farnen nicht allzu oft und stark kommen. So- gar die dicken, lederartigen Wedel der Todea harhara Blick in das grosse Farnhaus des Königl. botanischen Gartens in München. Vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" photogr. aufgenomnieo. 35 410 Die Gartenwelt. VI, 35 Polystichum setosuni Wall, zwischen Felsen im Gewächshause ausgepllanzt, Originalaufuahme für die ,,GartenweU". leiden darunter, werden braun und unansehnlich, besonders nach kiihlen Nächten, bei den weicheren Alsophilen und Cyatheen kann sogar Fäulnis eintreten. Spritzet^ soll man eben nur an warmen und sonnigen Tagen, nieinals allzu ergiebig, lieber leichter und öfter, immer nur dann, wenn das Wasser an den Wedeln nicht lange haften bleibt, und niemals vor Eintritt der Nacht. — Dagegen müssen Wege und Wände der Kulturräume recht oft be- feuchtet werden. Den Wurzeln, welche die .Stämme um- kleiden ist ein häufigeres Angiessen sehr vorteilhaft. Man sieht ordentlich wqIcIi' Behagen diesen zottigen, schwarzkitteligen Gesellen, den Balantien und Todeen oder der Cyathea meduHaris solch kräftiger Abguss be- reitet. Neben diesem ist für eine möglichst grosse Verdun- stungsfläche zu sorgen. \Mr haben darum den Boden etwas bewegt dargestellt, ihn mit frischem Sphagnum bedeckt und mit schönen rotbraunen Lava-Steinen aus der Eifel vielgestaltige Grottenbauten ausgeführt. Gerade diese Lava-Steine sind für solche und ähnliche Zwecke ein ganz ideales Material, das noch zu wenig bekannt ist. Der Stein ist recht porös, leicht, nimmt massig Wasser auf, zerfällt und schmiert nicht wie Tuff- stein, ist dabei grossartig schön gestaltet und von hohem dekorativem Wert. Die Farne kriechen mit ihren Rhi.^omen recht gerne über denselben hinweg, finden reich- lich Gelegenheit zur Anklammerung, junge Sämlingspflänzchen bevölkern die .Steine recht gern und viel. Zu alledem sind diese Steine nicht teuer. Die freien, von den Steinen nicht bedeckten Stellen sind mit frischem Sumpfmoos bedeckt, was sich gut ausnimmt und den sich nur sehr flach ausbreitenden Hauptwurzeln der Stämme sehr angenehm zu sein sciicint, durch die stete gleichmässige Feuchtigkeit. Unter diesen für das gelegentliche Aus- trocknen des Erdbodens so sehr ungün- stigen \'erhältnissen ist nun mit ganz be- sonderer Sorgfalt darauf zu achten, dass die Erde nicht , .versäuert" ; ihre wasser- haltende Kraft, ihre Mächtigkeit, muss auf ein Minimum beschränkt werden. Als Erdmischung haben wir milden Lehm, Kompost- und Lauberde zu etwa gleichen Teilen verwandt. Mit grossem Vorteile haben wir dieser Erdmischung ein be- deutendes Quantum Cokesgruss beige- mischt, welches Wasser in gewünschter Menge festhält und als lockerer, poröser .Stoff sogar ähnlich der Holzkohle Fäulnis erregende Stoffe absorbiert. Die Farn- wurzeln durchsetzen dieses Gemisch ausserordentlich stark. Besonders viel Nährstoffe enthielt diese Zusammen- setzung freilich nicht, dafür hat man es in der Hand, nach Belieben mit Dünger (Kuhdung und Nährsalzlösungen) das Fehlende zn ersetzen. Dass auf guten Abzug des dennoch überschüssigen Wassers grosse Sorg- falt zu verwenden ist, der Untergrund gute Drainage auf- weisen muss, ist einleuchtend und durch eine entsjjrechende Unterlage von Kies unschwer zu erreichen. Je nach der Temperatur, welche in den Kultur- räumen herrschen soll oder kann, muss man die Auswahl der Pflan-zen treffen. Bei den Farnen hat man leichte Wahl, da für alle Verhältnisse genug Repräsentanten vorhanden sind; schon bei verhältnismässig niederen Tem- peraturen kann man schöne Pflanzen haben. Wesentlich ist es, während des Winters nicht durch unmässiges Heizen vorzeitig die Vegetation, das Austreiben neuer Wedel, an- zuregen. — In unserem Hause wird eine Temperatur von 9 — 12" C. gehalten; es gedeihen dabei vorzüglich: Aluo- phila aiistralis B. Br., Cooperi Hook., crinita Hook., f.rccl.sa B. Br., Icichardtiaua F. v. Müll., Dicksonia antanlica VI, 35 Die Garten weit. 411 Lahill., Abbildung untenstehend, Cyathea dealbata Sw. und iiiechiUaris Sw., Todea harhara Moore : von kleineren : Blech- num hrasilknse Desv., Lomaria discolor Willd. und glhba LahiU., Polijstichum falcatum Diels., setosum Wall., Abbil- dung Seite 410, Nephrodimn decompositum R. Br. und effusum Bak., Asphnlum macrophijllnm Sw., bulbiferum Forst., affine Sw., Pteris umbrosa B.. Br., quadriaurita Reiz. var. argijraea Moore, Pohjpodium aureum L., var. glaucum hört., sowie var. aporodocarpum Willd., Wood- Kardia radicans Sw., Nephrolepi.s exaltata Schott., und viele andere. Für wärmere Verhältnisse lassen sich un- schwer andere Sortimente zusammenstellen, unter den tro- pischen Farnen ist die Auswahl ja eine noch weit grössere. Nicht leicht ist es, Sortimente von Baumfarnen zu- sammenzubringen, da die vorhandenen Bestände in den I landelsgärten wohl nur massig sein dürften , .etablierte'' Pflanzen zudem recht hoch im Preise stehen. — Unsere Pflanzen sind sämt- lich direkt importiert worden, zum Teil von Prof. Goebel von seiner Reise nach Australien und Neuseeland mitge- bracht oder durch damals angeknüpfte Verbindungen spä ter gesandt worden. Alle Pflanzen reisten als Stämme ohne Wedel und Wurzeln. Es ist Haupterfor- dernis für eine gute Fahrt, dass die Pflanzen nicht leiden von der Hitze der Feuerkessel oder auf Deck von dem über- kommenden See- wasser. Eine trocke- n e Verpackung in Kisten ist die sicherste, wenn auch kostspieligste Art. Hier angekommen, werden die Stämme sorgfältig gereinigt von fauligen und verletzten Teilen und auf gut drainiertem, mit frischem Sphag- niim belegtem Unter- grund senkrecht auf- gestellt und angebunden. Durch massige Wärme, gleichmässige und starke Luftfeuchtigkeit, durch häufiges Spritzen, sowie gelegentliches Angiessen der Stämme sind sie zum Austreiben zu veranlassen. Erst die Bildung neuer Wurzeln und das Weiterwachsen der alten garan- tiert das Gedeihen der Farne, denn einige neue Wedel werden schhesslich noch durch den Rest der Lebenskraft und durch die gebliebenen Reservestoffe des Stammes ge- bildet. Bei grosser Luftfeuchtigkeit entwickeln sich dann auch wieder schlummernde fremdländische Laubmoose und Hymenophyllaceen auf den alten Stämmen. — Ein hübsches Bild alten und neuen Lebens, robuster Kraft und grosser Zartheit und Feinheit. Über jene Hymenophyllaceen ein andermal. — Dicksonia antarctica Labill. im freien Grunde eines Gew.ichshauses. Originalaufiiahnie für lüe ,,GartenwelL". Schling- pflanzen. Lathyrus splendens Kellog. Als eine noch selir wenig vert^reitete Spezies unserer peren- nierenden Latlii/rus- Aittn muss Luiliijrus splvndens gelten, ob- wohl er jetzt schon bei- nalie 20 Jahre lang be- kannt ist. Das ist wohl dem Unistande zuzuschreiben, dass er zwar unsere Winter im Freien an einer sehr trockenen und sonni- gen Stelle unter guter Bedeckung aushält, aber dann nur sehr selten zur Blüte ge- langt, und wenn es ja das eine oder das an- dere Mal der Fall ist, nur sehr spärlich und dann in keinem \'er- gUich zu dem Blüten- reichtum, den er ent- faltet, wenn man ihn in einem Kalthaus an sonniger Stelle nahe dem Glase auspflanzt und an Bindfaden oder ähnlichem Material hochzieht. Man giebt ihm eine lehmige, reichlich m!t Sand vermischte Erde und sorgt für guten Abzug des Gicsswassers. In einem Kataloge einer unserer besten, deut- schen Firmen finden wir die Pflanze mit einem Zeichen ver- sehen, welches andeu- tet, dass sie unsere 412 Die G a r t e n w e 1 1. VI, 35 Winter unter Bedeckung aushält, doch, wie schon bemerkt, hat man alsdann nie Gelegenheit, ihren vollen Blütenschmuck zu bewundern. Im Kalthaus aber kann Lathyrus splendens seine Blüten in nahezu derselben Jahreszeit entfalten, wie in Californien, seiner Heimat (gewöhnlich beginnt dort die Blüte im Februar), wo er im Jahre 1882 von Pringle entdeckt wurde. In Bezug auf seinen Habitus kann man bei oberfläch- licher Betrachtung sagen, dass er unserem Lathyrus fuberosus gleicht. Die mehrjährige Pflanze wird holzig und verliert mit der Zeit an den unteren Teilen den Blätterschmuck. Deshalb ist es besser, man ersetzt die Pflanzen nach einigen Jahren durch neue, junge. Die Rinde hat hellbraune Farbe mit dunkel- braunen Strichen und da die Pflanze sich unten sehr wenig verzweigt, bildet sie dann oben eine dichte Masse von Blättern und Ranken, was einen unschönen Kontrast macht. Die Blüten erscheinen bei uns im Monat März. Die Blüte- zeit der Pflanze währt mehrere Monate hindurch. Fast aus jeder Blattachsel kommen die Blüten hervor, das heisst an jüngeren Trieben; sie stehen aufrecht, zu 6 — 12 beisammen und die Farbe ist ein tiefes Purpurrot, der Kiel ist etwas heller; er geht bei manchen oft in Rosa über und man findet hie und da auch welche, wo derselbe einen weisslichen Rand zeigt. Die Vermehrung geschieht durch Samen. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, zu seiner Kultur anzuregen. Das gleiche Kulturverfahren kann bei dem noch sehr seltenen Lalliyrns yuhcscrnf! angewendet werden, welcher in seinem Habitus mehr unserem Lathyrns hiiil'uUus gleicht und helh iolettblaue Blüten trägt. S. Karrer, London. Pflanzenvermehrung. Die Vermeliniiig der Clematis aus Samen. Von R. Voigt, Obergärtner, Gera. W er schon mit Clematisveredlungen zu tliun hatte, ohne durch die ,,Clematis-Krankheit" geschädigt worden zu sein, der kann sich glücklich preisen und wird nicht unbedingt nötig haben, nachstehend beschriebenes V'er- mehrungsverfahren anwenden zu müssen. \\'em aber auf seinen Beeten, die mit Veredlungen bestellt sind, ein Drit- tel oder nocli melir umfällt, wer sehen muss, wie die schönsten Sorten, die er am meisten zu vermehren beab- sichtigte, mitten im vollsten Wachstum absterben, der wird bemüht sein, diesem Übelstande vorzubeugen, oder ihn ganz abzustellen. Es ist mancherlei geschrieben worden, wie dem Auf- treten der Krankheit vorgebeugt werden könne, ich glaube nicht, dass radikale Erfolge damit erzielt worden sind. Es giebt eben Gegenden, wo die tückische Krankheit stän- dig ihre Opfer fordert, und zwar scheint es fast, als ob die- selbe durch die \'eredlung bedingt sei. Das brachte mich s. Z. auf den Gedanken, es mit der Anzucht aus Samen zu versuchen. Diese Vermehrungs- art ist auch überall da, wo man veredelte ClcmaUs nicht gut fortbringen kann, aufs wärmste zu empfehlen, da die Sämlinge absolut n i c h t von der Krankheit angegriffen werden, sehr raschwüchsig sind, und sogar winterfester zu sein scheinen als die Veredlungen. Der Schwerpunkt in der Anzucht aus Samen liegt in der Auswahl der Samen- träger. Man wähle als solche nur grossblumigste, edelge- formtc Sorten und befruchte mit dem Pinsel die Blüten ein und derselben Sorte gegenseitig. Der Samen reift je nach der Klasse verschieden und wird so- fort oder doch sehr bald nach der Reife in sandige Laub- erde ausgesät und auf warmen Fuss gebracht. Die Säm- linge werden das erste Jahr im Kalthaus überwintert, dann auf Beete mit lockerer, durchlässiger Erde ausgepflanzt und an Blumenstäbe aufgebunden. Im Winter werden sie heruntergebunden und mit Fichtenreisig leicht gedeckt. Im zweiten Jahr bedürfen diese Sämlinge eines Drahtspa- liers, wie es auch bei der Anzucht der Veredlungen üblich ist, und sie bringen nun die ersten Blumen. Wird die Befruchtung sorgfältig ausgeführt, so wird der Erfolg ein überraschender sein; die wenigen Rück- schläge in kleinblutnige Formen sind dann immer noch gut genug, um an anspruchsloser Stelle verwendet zu werden. Im dritten Jahre wird die Ware verbrauchsfähig. Zieht man in Betracht, wie viele Sports unserer be- liebtesten Florblumen durch jahrelange Zuchtwahl heute als samenbeständig zu betrachten sind, so ist fast mit Sicherheit anzunehmen, dass dieses Ziel bei den Clematis zu erreichen kaum schwer fallen kann, das aber wäre ein Fortschritt, der überall da, wo die Krankheit auftritt, sicher genügend gewürdigt würde. Auf Grund etwa fünf- jähriger Versuche in dieser Richtung kann ich die Anzucht der Clematis aus Samen nur empfehlen. Rosen. Die Bekleidung der Kosenstämme. (Hierzu eine Abbildung.) Vou Bugen Jos. Peters, Graz. In sehr vielen, sonst mit grosser Aufmerksamkeit und besonderer Sorgfalt gepflegten, rein und sauber gehaltenen Gärten, findet man die Stämme der Rosenbäumchen, mögen diese entweder einzeln im Rasen oder in Rabatten stehen oder in grösserer Anzahl zu Gruppen vereinigt sein, ganz kahl da- stehend. Besonders bei ganzen, nur aus hochstämmigen Rosen besiehenden Gruppen, sieht diese Kahlheit der unteren Par- tien sehr unschön aus; Rabatten, auf denen vereinzelte Rosen bäumchen stehen, sind doch auch mit anderen Gewächsen, Pere- nen, Sommerblumen etc. besetzt, wodurch die oft ziemlich hohen Stämmchen der Rosen dem Anblick wenigstens zum Teil entzogen werden. Und doch ist diesem angeführten Übelstande mit Leichtig- keit abzuhelfen. Es wurden und werden noch immer die ver- schiedensten Pflanzen zu diesem Zwecke in Anwendung ge- bracht. Häufig sind es Schlinggewächse, wie z. B. Pilouyne t^HuvU Schrail. oder noch häufiger die so zierlichen Maurandien, deren langen, sich mittelst der Blattstiele anklannnernden Ran- ken d'\? Aufgabe der Bekleidung der Rosenstämmchen zufallt. Meistens wachsen aber diese Gewächse viel zu üppig, werden zu hoch, höher als die Kronen der Bäumcheu und bedecken diese mit ihren zahlreichen Trieben, wodurch ihnen Luft und Licht entzogen' und ein oft beträchtlicher Schaden zugefügt wird. Auch andere Gewächse sind zu diesem Zwecke, wenn auch mit- unter in Verwendung kommend, nicht besonders geeignet und ist von deren Anpflanzung abzuraten. Am allerbesten dazu geeignet und auch bereits häufig in den Gärten zur Bekleidung von Rosenstämmchen verwendet, sind die jetzt in so zahlreichen, äusserst grossblumigen, in den verschieden- VI, 35 Die Gartenwelt. 413 steil und leuchtendsten Färbungen vorkommenden Sorten von Gladinhis, die man aber immerhin noch viel zu wenig derartig benützt. Die untenstehende Abbildung veranschau'irht diese Ver- wendung in schönster Weise. Bald nach dem Aufdecken der Rosen im Frühjahr und dem Anheften der Stämmchen an ihre Pfahle — Anfangs bis Mitte April — werden die Zwiebeln der Gladiolen zu 3 — 4 Stück knapp neben den Stämmchen und Pfählen ziemlich tief einge- pflanzt. Um den Flor zu verlängern, kann man auch zuerst nur 2 Zwiebeln, nach einiger Zeit noch eine und allenfalls wieder nach einiger Zeit noch eine letzte legen. Nachdem sich später die Blütenstengel zeigen, werden diese gleich anfangs und später, wenn sie emporwachsen, noch mehr- ma's an den Stämmchen angebunden. Bei nicht zu hohen Stäm- Wc Stauden. Die Staiulon-Paeoiiien. Von Paul Jurass, Baumschulenweg. ohl keine Staude erfreut sich solcher Beliebtheit, wie die Stauden-Päonie, im Volksmunde als Pfingstrose bezeichnet. Es ist diese Beliebtheit auch voll berechtigt, denn fast kann man sagen, dass die chinesische Päonie mit ihren vielen guten Eigenschaften der Rose würdig an die Seite gestellt werden kann. Die Päonien haben noch den schätzbaren Vorzug, voll- ständig winterhart zu sein. Die Gestalt der meist sehr grossen Blumen ist oft schalen- förmig mit gekräuselter Mitte, oft sind auch die Blumen mehr Bekleidung von Rosenstämmen mit Gladiolen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". men werden diese bis obenhin, bis zur Krone, durch die langen, schwertförmigen Blätter und die Blüten der Gladiolen dem An- blick entzogen ; bei niederen Rosenstämmchen ragen die Gladl- oUis-\i\\xten oft nach oben aus der Krone heraus, wodurch diese jedoch keinen Schaden erleidet, dagegen di rch diese so schönen und oft sehr grossen Blüten bedeutend verschönert wird. Solanum jasminoides Paxt. Dieser herrliche Kalthaus- Schlingstrauch eignet sich vorzüglirh zur Bekleidung von Rosen- stäminen und anderen Solitärbäumen. Die reichlich erschei- nenden Blüten in Verbindung mit dem üppigen Laub machen in dieser Verwendung viel Effekt. Friedr. Cremer. oder weniger dicht gefüllt, kugelförmig, flach oder hochgebaut. Die Farbe der Blumen wechselt in vielen Schattierungen. Vom tiefsten Karmin, in allen Abstufungen von Rot, Rosa und Gelb bis zum reinsten Weiss. Bei vielen Sorten sind zwei Farben vereinigt, z. B. rot mit gelber oder rosa Mitte, reinweiss mit fleischfarben u. s. w. Einige haben auch wohlriechende Blumen, wie die in neuerer Zeit so sehr empfohlenen „J/. Charles" (Beschrei- bung und Farbentafel in ,, Gartenwelt", Jahrg. 3, No. 19), welche in der Farbe an die jUalinaisoii-Kosc erinnert. In den letzten Jahren sind auch aus Japan Stauden-Päonien eingeführt worden, die betreffs der Form und Farbe der Blumen immer wieder etwas Neues bringen, sodass man über die grosse Mannigfaltig- keit bei den chinesischen Päonien erstaunt sein kann. Die Kultur der Stauden-Päonien ist einfach. Ein kräftiger Boden sagt ihnen am besten zu. Die Pflanzen entwickeln ihre 414 Die Gartenwelt. VI, 35 Teilansicht aus dem Seite 415 oben abgebildeten Blockhaus für späte Fliedertreiberei iu der Handelsgärtnerei von Georg Marquardt, Zossen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Blumen zur vollen .Schönheit in möglichst freier, sonniger Lage. Die geeignetste Zeit zum Pflanzen der Päonien ist im August- September oder im zeitigen Frühjahr. Der Boden wird wenig- stens V2 — V^ni tief rigolt und gut gedüngt. Im ersten Jahre nach dem Verpflanzen sind die Blumen unvollkommen, entwickeln sich aber immer besser, wenn die Pflanzen mehrere Jahre un- gestört auf einem Platze stehen bleiben, nur muss durch Ein- hacken von Dung oder durch flüssigen Dünger für genügend kräftige Nahrung gesorgt werden. Beim Pflanzen muss gleich in Betracht gezogen werden, dass die einzelnen Stauden sich un- gemein ausbreiten, es darf also nicht zu eng gepflanzt werden, mindestens ^j^ m voneinander sollte man die Päonien pflanzen, denn bei genügendem .abstand werden die Blumen entschieden schöner. Eine Pflanze bringt oft, wenn genügend stark, 20 und mehr Blüten. Die Päonienblumen sind zu grossen Blumenarbeiten und zur Kranzbinderei grossartig zu verwenden. Auch ist ein Bouquct lediglich von Päonienblumen in den verschiedenen Far- ben ein schöner Zimmerschmuck, da die Blumen sich besonders lange halten. Die chinesischen Päonien können auch in Töpfen gezogen werden und sind ein hübscher Schmuck für den Blumentisch. Bei dieser Kultur ist aber ein öfterer Dungguss notw-endig. Am schönsten werden die Stauden-Päonien aber doch im Freien, und dieselben sollten in keinem Garten fehlen, da sie die auf- gewendete Mühe reichlich durch ihren schönen Blütenflor be- lohnen. Nach der Blüte ist es gut, die abgeblühten Stengel zu ent- fernen, sowie im Winter oder im Frühjahr vor dem Trieb die ab- gestorbenen Blätter abzuschneiden, damit die frischen Triebe sich ungehindert entwickeln können. Dje Vermehrung geschieht durch Teilung der alten Stöcke. Die Verwendung in Gartenanlagen ist ver- schieden. In Trupps einer Sorte auf Rasen- flächen ausgepflanzt, oder auf Blumenbeeten, Terrassen u. s. w., über- all sind diese Stauden von gleichem Zierwert, auch zum Einfassen von grösseren Gehölz- gruppen können sie gut verwendet werden. Ein Anführen von Namen dürfte bei der grossen Anzahl von Sorten zu weit führen. Bei Anschaffung von Päonien giebt man am besten an, welche Far- ben gewünscht werden und übcrlässt dem be- treffenden Geschäft die Auswahl der Sorten. Nachstehende Stau- den Päonien seien noch besonders empfohlen: Baeonia offkina- lis fl. rubra pl. Wohl die älteste Stauden- Päonie in Kultur. Viel verbreitet und beliebt wegen ihrer schönen dunkclroten, gut ge- füllten, kugelig geform- ten grossen Blumen. Die Blütezeit fällt et- was früher als bei der chinesischen Stauden-Päonie. Anzucht, Kultur und sonstige Verwendung wie oben angegeben. I'aconia lenuifolia fl. pl. Besonders eigenartig zierend durch das fein zerschlitzte Blattwerk. Die Blumen, welche schon oft im Mai erscheinen, sind dunkelscharlachrot, gut gefüllt, halten sich aber nicht lange, sind daher als Schnittblumen weniger geeignet. Zur Bepflanzung von Blumenbeeten gut passend. Ver- mehrung durch Teilung stärkerer Pflanzen. Paeonia corallina. Eine noch weniger verbreitete Art mit graugrüner Belaubung. Die schönen, grossen Blumen sind schön rosa, schalenförmig; Blütezeit im Juni. Die An- zucht dieser Art erfolgt ain besten durch Samen, welcher sehr gut aufgeht ; er wird in einem Mistbeetkasten aus- gesät. Ältere Pflanzen können auch geteilt werden. Diese Paniuiii gedeiht am besten in einem möglichst kräftigen, lehmigen Boden. Zum Schnitt ist diese Art weniger ge- eignet, da die Blumen zu leicht sind, zur Bepflanzung voll Rabatten und Blumenbeeten dagegen gut zu verwenden. Blumentreiberei. Späte Fliedertreiberei. Von Georg Marquardt, Kunst- und Handelsgärtner, Zossen. (Hierzu drei Abbildungen.) In die Monate April und Mai fallen Ostern und Pfing- sten, Feste an welchen ausserordentlich viel Blumen ver- VI, 35 Die G a r t e n w e 1 1. 415 brauchl werden. Der Absatz an hier getriebenen Blüten ist dann in der Regel besser und zu verhältnismässig höhe- ren Preisen möghch als zu Weihnachten und Neujahr, weil im April und Mai die französischen und italienischen Blumen den Markt nicht mehr beherrschen. - Aber auch noch einen anderen \^orteil bringt die späte Treiberei mit sich : sie erfordert nur einen kleinen Teil des kostspieli- gen, in den Winter- monaten so reichlich aufzuwendenden Heizmaterials. Die diesen Arti- kel schmückenden Abbildungen auf Seite 414 und 415 veranschaulichen das Äussere meines neu- erbauten grossen Blockhauses, das für die Folge hauptsäch- lich der Rosentrei- berei dienen soll und meine diesjährige späte Fliedertreibe rei, wie ich sie in die- sem Hause ausübte, sowie das Innere eines Sattelhauses mit blühendem Flie- der, in welchem gleichzeitig auch Rosen getrieben werden. Die Auf- nahmen sind in den ersten Mai- tagen dieses Jah- res gefertigt. Der Flieder trieb sich in dem Block- hause bei massi- ger Heizung ganz vorzüglich, auch zeigten die Blu- men prächtige Naturfarbe, da bei Sonnenschein, je nach der Aussentemperatur mehr oder weni- ger gelüftet wer den konnte. Auch bei diesem späten Treiben können zunächst unbenutzte Plätze in ande- ren Häusern unter Stellagen u. s. w., wo man den Flieder zum Austreiben bringt, ausgenutzt werden. Hat er dann ausgetrieben, so wird er ins Helle ge- bracht, bevor sich noch Blätter und Blüten entwickelt Oben Blockhaus für späte Fliedertreiberei, unten Innenansicht eines Sattelhauses mit spätem Treibflieder. ^ Anfangs Mai in der Handelsgärtnerei von Georg Marquardt, Zossen, für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. 416 Die Gartenwelt. VI, 35 haben. In dem Seite 415 abgebildeten Blockhause wur- den im April und Mai 1500 Flieder, fest eingetopft, abgetrieben. Ich habe durch dieses kalte, späte Treiben verhältnismässig grössere Erträge und bessere Einnahmen erzielt, als bei der Friahtreiberei. Es wurden täglich 50 — 80 Dtzd. Fliederstiele geschnitten und verkauft. Das Dutzend grössere und kleinere Trauben gemischt brachte in der Engros-Markthalle, je nach Nachfrage, 2 — 2V.> Mk. Getrieben wurden folgende einfache Sorten : „Cliarhs X.'\ lilarot; „Mari? Legraye", weiss; „Andenken an Ludwig Spälli", purpurrot; von gefülltem Flieder folgende Sorten: „Jean -Börf, rosaviolett ; „Leon Simon", lilablau und .,Mme. Casimir Pericr" , rahmweiss. Zeit- und Streitfragen. Der geprüfte Obergärtner. Ucr Anregung des hochverehrten Herausgebers der Gar- tenwelt folge ich sehr gerne, um über das „W i 1 d p a r k e r" (Jbergärtner-Examen in einen Meinungsaustausch mit einzu- treten, selbst auf die Gefahr hin, weiterhin als Querulant ver- schrieen zu werden. Es dürfte von Interesse sein, zunächst festzustellen, dass es bis 1898 überhaupt kein staatlich anerkanntes Obergärtner- Exanien gab. Das sogenannte Obergärtner-Examen wurde nicht vor einem Kollegium, sondern einzig und allein vor dem je- weiligen Hofgarten-Direktor in Potsdam abgelegt. Als ich 1876 eine staatliche Stellung übernahm, erklärte ich mich bereit, das Examen nachträglich zu machen, was aber als überflüssig be- zeichnet wurde; daher habe ich dasselbe überhaupt nicht ge- macht. Vetter sah bald nach seiner Berufung in die Hofgarten- Dircktor-Stelle ein, dass das sogenannte Obergärtncr-Examen in der damaligen Form weder zcitgcmäss sei, noch irgendwie auf die Dauer nutzbringend sein würde. Er lehnte plötzlich alle Meldungen zu dem Examen ab und brachte dadurch einige junge Gartentechniker in Verlegenheit, weil sie auf solche Weise in Aussicht stehender Stellungen verlustig gingen, andererseits hat sein Vorgehen aber den Impuls ge- geben, die Obergärtner-Examenfrage in Fluss zu bringen und zu regeln. Jetzt haben wir seit kaum 4 Jahren ein Obergärtnerexamen und schon genügt es nicht mehr, wie die Kritik des Herrn Hes- dörffer — der ja nicht aus sich allein spricht — beweist. Jedenfalls müssen wir aber für die einstweilige Re- gelung der Sache sehr dankbar sein. Die Mauserung kommt, das ist so sicher wie etwas ; denn bis jetzt ist jede Reorganisation, welche von Wildpark ausging, immer nur der A'orläufer einer neuen gewesen; die Überführung der Wildparker Anstalt nach Dahlem schliesst ja schon eine Neuordnung ein. Hier aber setzen wir mal mit der Obcrgärtner-Exa- m e n s - F r a g e ein I \\' a s hat überhaupt Wildpark mit d e r F r a g e zu t h u n ? Wenn Dahlem die Centrale wissenschaftlicher und prak- tischer Forschung auf dem Gebiete des Gartenbaues wird, so dürfte es auch naturgemäss der Sitz oder Zusammenkunfts- ort des Examinations-Kollegiums für das Obergärtner-Examen werden. Der Wildparker oder Dahleiner Lehrer ist aber als solcher nicht ohne weiteres Mitglied dieses Kollegiums, wenn ihn nicht das besonders berechtigte Vertrauen der hierfür massgebenden Kreise oder Behörden dazu beruft. Der jeweilige Hofgarten-Direktor hatte bisher — namentlich im eigenen Ressort, aber auch in vielen anderen Verwaltungen dieses \'crtrauen allein ; und was war natürlicher als das ? Jetzt werden mit der Zeit selbstverständlich auch hervor- ragende Kräftp anderer Lehranstalten in das Kollegium berufen werden ; es bedarf dazu nur noch einer Spanne Zeit der E n t w i c k e 1 u n g. Wäre man aber im Anfang speziellen Erörterungen solcher Fragen näher getreten, dann hätten wir sicher auf das Obergärtner-Examen noch lange warten müssen. Jetzt ist der Anfang gemacht und das ist grosser Gewinn. — Ebensowenig, wie man nun ganz allgemein von einem Wildparker Obergärtner-Examen hören mag, möchte ich aber auch von einem Geisenheimer oder Proskauer hören. Das Obergärtner-Examen stand schon früher in seiner sehr primitiven Form über der Wildparker Anstalt und ist offenbar nur augen- blicklich nach „W i 1 d p a r k" verlegt, um die Lösung der Frage in Fluss zu bringen. Dass Geisenheimer, Proskauer etc. Schüler Gelegenheit fin- den müssen, das Examen zu machen, ist ohne weiteres klar; aber der Geisenheimer soll kein Geisenheimer und der Wild- parker kein W'ildparker Obergärtner-Examen machen, das würde im höchsten Grade einseitige Erfolge zu Tage fördern; die Obergärtner-Prüfung muss vielmehr ausserhalb des di- rekten, mindestens aber des ausschliesslichen Einflusses ir- gend einer Bildungsanstalt stehen, während sich di; Abgangsprüfung auf den betreffenden Anstalten naturgemäss unter dem Einfluss des Urteils des Lehrer-Kollegiums voll- zieht. — Eine scharf vorgezeichnete Vor- und Ausbildung muss Vorbedingung für da^ Obergärtner-Examen sein ; den berechtigten Wünschen eines Spezialisten kann man anderer- seits auf dieser Abschluss-Stufe der Ausbildung entgegenkommen. Im übrigen wird allen Besuchern höherer Lehranstalten ein End- ziel vorschweben. Auf dieser Stufe kommen sie alle zusammen, während bis jetzt viel Trennendes und gar Feindliches zwischen den Besuchern verschiedener Schulen bestand. — Dass intimer verkehrende Schüler einer Lehranstalt sich gegenseitig die spätere Laufbahn glätten, halte ich Herrn Hes- dörffcr gegenüber nur für zu natürlich ; es steht fest, dass auch ein Geisenheimer oder Proskauer eine von ihm ergatterte Stellung in der Gevatterschaft hält, wenn er sie mal vertauscht mit einer besseren. Das ist ein Stück guten Chorgeistes, den die Lehr- anstalten züchten, und ein Sporn für andere, sich solches nicht gefallen zu lassen. Werfe man doch einen Blick auf die Frank- furter (Main) .Schule, die sogar weder Lehr- plan noch Hörsaal besitztl Endlich noch ein Wort über die Vorbildung. Herr Hesdörffer hebt mit Recht hervor, dass ein grosser Teil tuiserer bedeutendsten Fachmänner und Schriftstcl'er ohne Einjährigen- oder GartenkünstlerExamen sich Bahn gebrochen hat ; ein ähn- liches gilt auf allen Gebieten menschlichen Strebcns imd, Könnens. Trotzdem wird für die Zulassung zu einem staatlich anerkannten Examen immer eine gewisse Schulbildung die unerlässliche Vor- bedingung sein und bleiben müssen. Für das Obergärtner- Examen verlange ich unbedingt den Nachweis einer Vor- bildung, welche der Berechtigung zum einjährigen Dienst ent- spricht, wenn möglich die Prima-Reife eines x-beliebigen Gymnasiums. Alle gärtnerischen Lehranstalten würden durch solche Forderungen gewinnen, wenn ihnen auf Grund dieser die Berechti- gung erteilt wird, ihre .Schüler dem Exami- nations-KoUegium für die Obergärtncr-Prü- fung vorzuführe n.*) *) Anm. der Redaktion. Wenn wir ein einheitliches Ober- gärtner-Examen erhalten, was auch wir für höchst erstrebens- wert erachten, so ist es selbstverständlich erforde'rlich, dass für VI, 35 Die Gartenwelt. 417 Wenn unsere Meister und Lehrer in unserer Zeit lebten, würden sie auch den jetzigen Anforderungen an Schul-Vorbildung genügt haben. Ein Genie entwickelt sich aber auch heute noch ohne Schule und Examen zu der Höhe, die ihm von Natur vorgesteckt ist; für solche brauchen wir weder Sorge zutra- gen noch Schule zu machen. Zum Schluss sei bezüglich der teuren Wildparker Schule bemerkt, dass es auch dort für Leute ohne Mittel Erleichterungen giebt. Wenn man denn auch in den Ferien auf Verdienst aus- gehen muss und sich manchen Anschluss versagen muss, ^ was allerdings für das Fortkommen im Leben sehr mitspricht — , so hat man doch manche andere Wohlthaten der Lehranstalt ausgekostet und das muss die Hauptsache bleiben. Karl Koopmann, Königl. Cartenbaudirektor, Beelitz. J_/cr Artikel des Herausgebers der „Gartenwelt" in No. 30 nötigt mich, der Streitfrage von anderem .Standpunkte aus näher zu treten, indem ich dieselbe nach meiner Überzeugung be- leuchte. Vor diese Erörterung möchte ich den Satz des geehrten Verfassers des ersten Artikiels stellen : ,,Es sei von vornherein anerkarmt, dass zur Bekleidung der höheren, verantwortungsreichen Stellungen in Staats-, Hof- oder städtischen Diensten eine gute Schulbildung und eine vorzügliche fachwissenschaftliche Aus- bildung unumgänglich notwendig ist." Wenn das sehr richtig anerkannt wird, so folgere ich die Zulassung zu diesem Examen eine gewisse allgemeine Bil- dung als Mindestmass gefordert wird. Es wird sich in diesem Falle empfehlen, die Beibringung des Zeugnisses über die wissen- schaftliche Befähigung zum Einjährig freiwilligen Militärdienst zu verlangen. Ich habe ja in meinem Artikel in No. 30 keinen Zweifel darüber gelassen, dass ich eine gute Schulbildung zur Bekleidung besserer Stellungen in städtischen, staatlichen oder fürstlichen Diensten als notwendig ansehe. Diejenigen, die das „Einjährige" auf der Schule nicht erlangt haben, aber später das Übergärtner-Examen machen wollen, mögen ihre freien Stunden in einer Weise ausnützen, die es ihnen ermöglicht, das Examen nachträglich, vor vollendetem 24. Lebensjahre, vor der Prüfungskommission abzulegen. Das Abgangszeugnis eines Gymnasiums oder eines Realgymnasiums zu fordern, würden wir nicht für angebracht halten. Abiturienten von Gymnasien und Realgymnasien werden sich vorderhand nur in sehr beschränktem Masse, höchstens einmal aus sogenannten „Gesundheitsrück- sichten", dem Gärtnerstande zuwenden. Wenn man Reformen einführen will, so muss man von unten noch oben und nicht umgekehrt reformieren. Solange fast sämtliche gärtnerische Stel- lungen in Staats-, städtischen oder Hofdiensten subalternen Cha- rakters sind, werden die Abiturienten unserer höheren Lehran- stalten zur Ergreifung des Gärtnerberufes nur sehr geringe Nei- gimg zeigen, abgesehen davon, dass eine Vorbildung, wie man sie durch Absolvierung eines Gymnasiums oder Realgymnasiums erlangt, zur Ausübung des gärtnerischen Berufes nicht erfor- derlich ist. Die Abiturienten einer solchen Anstalt sind min- destens 18, meistens 19 bis 20 Jahre alt und selbstverständlich nicht mehr geneigt, in einer Handels- oder Hofgärtnerei den Lehrjungen zu spielen und nach Absolvierung der Lehranstalt noch eine Reihe von Jahren gegen niederen Lolm mit Rodehacke, Spaten, Mistgabel, Schaufel u. s. w. zu hantieren, um schliess- lich im allergünstigsten Falle zu einer subalternen Stellung zu gelangen, während ihre Schulgenossen sich zur selben Zeit vielleicht schon als Landgerichtsräte, Oberpostdirektoren, Bürger- meister, Juristen, Ingenieure, Offiziere, Arzte u. s. w. in bevor- zugten gesellschaftlichen Stellungen befinden, wie sie ein Gärtner, auch mit der gediegensten wissenscliaftlichen Bildung, nicht an- nähernd erreichen kann. daraus, dass für solche Stellen diejenigen Fachleute gewählt werden müssten und müssen, die eben die für die gärtnerischen Kreise bis dato übliche höchste Schulbildung genossen haben, also das zur Aufnahme in Wildpark geforderte Einjährig-frei- willigen-Examen bestanden haben.*) Solange also das von mehreren Seiten bei den Debatten über die Reorganisation der kgl. Gärtner-Lehr-Anstalt zu Wildpark — meiner Ansicht nach verfrüht — geforderte Abiturienten-Examen nicht zu Grunde gelegt ist, kann doch nur die Reife für Obersecunda eines Gym- nasiums oder Realgymnasiums für obige Stelle als ,,g u t e Schulbildung" im Sinne des Herrn Verfassers angesehen werden. Ich möchte jedoch hierbei darauf hinweisen, dass na- türlich nicht die mit oder ohne Hilfe von „Übersetzungen" oder „Privatunterricht" oft noch mühsam genug gelesenen Cornelius Nepos, Caesar, Homer etc. den Ausschlag geben können, sondern — „der Ton macht die Musik" — dass sich eben schon durch diese geforderte Vorbildung auf einer „höhe- ren Schule" von vornherein eine Scheidung vollzieht, die für oben erwähnte Stellungen schon die Grundlage giebt für den richtigen Ton im gesellschaftlichen und dienstlichen .\uftreten. Ausnahmen nach beiden Seiten giebt es natürlich genug und werden sich diese auch immer noch den verdienten Lohn holen. Es ist diese ,,gute Schulbildung" meines Erachtens unbedingt nötig, um den Stand — wenn auch nur vorläufig und zutrst bei einigen scheinbar Bevorzugten — nach Aussen hin zu heben, was aller Gärtner Bestreben sein sollte, auch wenn sie selbst zunächst nichts davon spüren. In Wildpark wurden meines Wissens in den letzten Jahren niemals Gärtner als Eleven auf- genommen, die diese Schulbildung ir i c h t besessen hätten, höchstens als Hospitanten, die kein Examen nach ihrer nur ein- jährigen Studienzeit ablegen können und deshalb auch nicht zum Obergärtner-Examen zugelassen werden, also so wie so ausser- halb dieser Erörterung stehen. Geschah dieses zu Jühlkes und Vetters Zeiten, so war es eben ein faux pas, der jetzt nicht mehr vorkommt und uns nicht mehr berühren kann. Ist also diese „gute Schulbildung" nicht nur „sehr er- wünscht", sondern „unumgänglich notwendig", so komme ich des weiteren zu unserer ,,t e u e r e n Anstalt in Wildpark". Ja, so „teuer" ist sie gar nicht I Der Lehrbeitrag von 250 Mark pro Halbjahr steht gar nicht im Verhältnis zur Fülle des ge- botenen Lernmaterials. Ausserdem sind mehrere .Stipendien vorhanden, ,,wenn (laut Prospekt) einzelne Bewerber im Laufe ihres Aufenthaltes sich besonders würdig erwiesen haben und bedürftig sind, so können denselben Freistellen gewährt werden; *) Anm. der Redaktion. Gewiss können imd sollen die Fach- genossen das, den modernen Verhältnissen Rechnung tragend. Wenn aber die Anstalt in Wildpark mit ihren — von den neben- amtlich dort thätigen Lehrern abgesehen — zwei fest angestellten Lehrkräften, von denen eine noch nebenbei die Stelle des Inspektors vertritt, während die andere landschaftsgärtnerischer Privatpraxis nachgeht, alle diejenigen Gärtner noch aufnehmen soll, die das doch nur eine mittlere Schulbildung voraussetzende Einjährigen Examen abgelegt haben, dann müsste sie ganz anders beschaffen sein. Die Verlegung und zeitgemässe Limgestaltung bleibt jedoch für absehbare Zeit noch Zukunftsmusik. Die ein- zelnen Jahrgänge der Wildparker Anstalt weisen nach der im Jahre 1899 herausgegebenen Festschrift nur eine mehr als be- scheidene Frequenz auf. So umfassten die beiden letzten in dieser Festschrift aufgeführten Jahrgänge 96/97 16 bezw. 13 Eleven. Viele mit dem Berechtigungsschein zum Einjährig- PVeiwilligen Militärdienst ausgestattete Gärtner ziehen eben aus Gründen, deren Erörterung wir uns hier versagen können, den Besuch staatlicher und gut geleiteter Privatanstalten der Wild- parker Anstalt vor, die heute noch keine staatliche, sondern nur eine staatlich subventionierte Anstalt ist. Die Annahme, dass andere Gärtnerlehranstalten nur von solchen besucht werden, deren Vorbildung den in Wildpark gestellten Anforderungen nicht entspricht, würde durchaus irrig sein. 418 Die Garten weit. VI, 35 sie- sind dann von der Zahlung des Lehrbeitrages be- freit und empfangen einen jährHchen Zuschuss von i8o Mark." Mehr kann man doch beim besten Willen nicht verlangen! Noch im letzten Jahre haben meines Wissens 6 bis 8 Eeleven diese Vergünstigung erhalten.*) Wenn der Aufenthalt „teuer" wird in Wildpark, sodass einige 2000 und mehr Mark pro Jahr verbrauchen, so liegt das einzig und allein ah der schlechten Haushaltung einzelner Eleven, die sich nicht nach der Decke strecken, und diese sind — wenn sie nicht durch spä- tere Erfahrungen des Lebens besser wirtschaften lernen — überhaupt nicht befähigt für Beamtenstellungen mit dem doch nicht allzu reich bemessenen Gehalt, also dann sind diese von vornherein ausgeschlossen mit oder ohne Obergärtner-Examen I .Sind wir somit über die Begründung der geforderten „guten Schulbildung" und die INIöglichkeit des Anstaltbesuches für Jeden, der überhaupt lernen will (was ohne Lehrgeld nirgends möglich) hinaus, so kommen wir zum Zweiten „vorzügliche fach- wissenschaftliche Ausbildung". Hierbeigebe ich unumwunden zu, dass ich dem erwähnten Stenograph gleiche. Beweis: Nicht nur die Selbsteinschätzung der ehemaligen Wild- parker — die auch in gewissen Grenzen ihren Wert hat, denn wer sich selbst nichts zutraut, dem vertraut man auch kein Amt an — , sondern auch die Behörden, die diese Ausbildung für obige Stellungen fordern und sich dann erfreulicher Weise nicht mit dem Halben begnügen, sondern das Ganze wollen, also auch das bestandene Obergärtner-Examen. Die „vorzüglich faohwissen- schaftliche Ausbildung" ist gegeben, wenn sich nur jeder Eleve auch ausbilden liesse und zwar in jedem Fache nimmt, was er irgend bekommen kann, die zwei Jalire voll und ganz ausnutzen würde, dann ist das Lehrgeld gewiss nicht zu teuer und die ehemaligen Wildparker würden in ihrer Gesamtheit zur Be- setzung solcher Stellen berechtigt sein.**) Das Schwergewicht der Landschaftsgärtnerei, was für diese Stellen doch fraglos er- forderlich***), ist gegeben, ohne dass der Einzelne sein ganzes Sinnen und Trachten danach zu stellen braucht und sich mit jugcndlirheiii Leichtsinn über die anderen Fächer hinwegsetzen *) Anm. der Redaktion. Was wollen die paar Stipen- dien, von denen Verfasser so viel Aufhebens macht, und die doch nur wenigen Bevorzugten zufallen können, gegen- über den Hunderten von gebildeten, aber mittellosen Gärtnern besagen, die nicht wissen, wo sie das Geld zur Ableistung ihres einjährigen Militärdienstes hernehmen sollen, geschweige denn an den Besuch einer Lehranstalt, sei es mit oder ohne Stipendium, denken können I **) Anm. der Redaktion. Die Ansicht, die Verfasser hier vertritt, ist leider für viele ehemalige Wildparker charakteristisch. Das theoretische Wissen, das die Anstalt deiu Schüler mit auf den Weg giebt, macht die vorzügliche fachwissenschaftliche Ausbildung bei weitem noch nicht aus, diese kann vielmehr erst in vieljähriger Praxis in den verschiedensten gärtnerischen Betrieben und unter den verschiedensten Verhältnissen er- worben werden. Oder hält der Herr Verfasser etwa die- jenigen seiner ehemaligen Mitschüler, die keinen Steckling sacligemäss schneiden, keinen Tojif richtig verpflanzen, ja nicht einmal den Spaten, so wie sich's gehört, handhaben können, für fachwisscnschaTtlich gebildet und befähigt zur Bekleidung ver- antwortungsvoller Stellungen oder zur Führung eines eigenen Geschäftes? Ich hatte in meiner Praxis mehrfach mit solchen Leuten, welche die Anstalt mit dem Prädikat „Gartenkünstler" verlassen hatten, zu thun. L'nter vorzüglicher fachwissenschaft- lichcr Aus1)ildung habe ich also durchaus nicht die rein theore- tische der Wildparker Anstalt verstanden, die in ihrer heutigen Verfassung auch nicht annähernd die Lehrkräfte, Hilfsmittel und Musterkulturcn der königl. Lehranstalt in Gcisenheim besitzt. ***) Anm. der Redaktion. Nur für einen Teil derselben, sehr viele Beamte finden überhnu]5t keine Gelegenheit zu garten- künstlerischer Bethätigung. zu glauben nötig hat. Allerdings sollte das Examen so streng wie möglich gehandhabt werden, damit schon dadurch eine weitere Scheidung erfolgte. Wenn es, wie der Verfasser des ersten Artikels sehr richtig bemerkt, „hundertfach Söhnen armer Eltern gelungen ist," ihre mangelhafte Schulbildung zu ergänzen, so steht diesen auch nichts im Wege, das Einjährig-Freiwilligen-Examen vor der Kommission zu machen und so die Möglichkeit zu erlangen, Wildpark mit Stipendium zu besuchen.*) Gerade diese, die sich unter Entbehrungen durchgerungen haben, werden, wie zahlreiche Beispiele beweisen, dort am besten abschneiden und später die tüchtigsten und gewissenhaftesten Beamten abgeben. Es ist also, wie ich wiederhole, keinem, der ernstlich will, die Möglichkeit dazu verschlossen — wobei wir natürlich von denen ganz absehen, die gleich nach der Lehre mit 18 oder 19 Jahren auf Verdienst angewiesen sind, denn dann würden wir dazu kommen, für alle diese Stellungen überhaupt keine Fachschulbildung zu fordern, was doch entschieden einen grossen Schritt zurück bedeuten würde auf der Leiter, die unser Stand so mühsam bis jetzt erklommen hat zur Erhöhung und Aner- kennung unseres Berufs 1 Aus Vorhergesagtem geht schon hervor, dass von der Be- dingung des mit Erfolg vollendeten Besuches der Wildparker Lehranstalt für die Ablegung des Obergärtner-Examens in Hin- sicht auf diese Stellungen nicht abgegangen werden darf; es sei denn, dass andere Anstalten gleichfalls das „Einjährig-Frei- willige" verlangen, so dass meiner unmassgeblichen Meinung nach dann die Zulassung zur ObergärtnerPrüfung in Landschafts- gärtnerei eintreten könnte zugleich mit einer timfassenden all- gemeinen Nachprüfung in diesem Fach. Gewiss wäre es wün- schenswert, dass andere Anstalten auch eine ähnliche Prüfung erhielten, und zwar z. B. Geisenheim in Obst- und Weinbau und Proskau vielleicht in Kulturen, aber immer n u r auf der Grund- lage der gleichen, „guten Schulbildung"**) ; dann erst würde das abgelegte Examen auch gesellschaftlich den Wert erhalten, den vielleicht das Reg.-Bauführer-Examen hat. Jeder Lehr- anstalt das ihrige, dann kann es keine Missgunst unter den einzelnen bedeutenderen Anstalten geben und der Absolvent der einen wird dem anderen nicht in die Quere kommen I Was nun noch das Obergärtner-Examen selbst anbetrifft, so ist es durchaus nicht der Fall, dass die umfangreichen .'arbeiten immer in der freien Zeit einer V'olontär-Stelkmg er- ledigt sind, vielmehr haben die Allermeisten sich Zeit und Geld dazu mühsam von wohlverdienter Erholung nach langer Tagesarbeit und in mancher Nachtarbeit abgespart. Um noch kurz den erwähnten Familienvater \ on 4 — 6 Kin- derti bei 2 — 3000 Mark Einkommen zu streifen, so erledigen *) .-Xum. dei-; Redaktion. Das haben Hunderte anderer Gärtner auch bestanden, ohne in Wildpark gewesen zu sein und daneben haben viele von diesen Niclitwildparkern sich in langjäliriger praktischer Thätigkeit Fachkenntnisse angetignet, welche sehr vielen ehemaligen Wildjjarkern und geprüften Obergärtnern völlig abgehen. \'iele der jungen, nach zweijälirigem Aufent- halt von \\ i'dpark komm, nc'en „Gartenkürstkr" fühlen s'cli über jede praktische Arbeit erhaben, nehmen, um sich die Hände nicht mehr schmutzig machen zu müssen, nur in gartentech- nischen Bureaus Stellung und bilden sich dann ein, die gärt- nerische Intelligenz zu repräsentieren. **) Anm. der Redaktion. Wir haben schon an anderer Stelle ausgesprochen, dass wir ein einheitliches Examen, zu welchem alle Absolventen anerkannter Lehranstalten zugelassen werden, befürworten würden, man kann dann ev. für die Zulassung zu diesem Examen das Zeugnis der wissenschaftlichen Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst fordern. Auch Nicht- absolventen von Anstalten sollten zum Examen zugelassen werden, melden sich solche, ohne di'ii .Anforderungen gewachsen zu sein, so fallen sie eben durcli. VI, 35 Die Gartenwelt. 419 sich wohl auch seine Sorgen über die „höhere Gartenbau-Kar- riere" seiner „Herren Söhne" aus Obigem; zu seinem Trost sei gesagt, dass in Wildpark ein besonderes Stipendium für Gärtnersöhne besteht*). Hat er aber selbst eine Gärtnerei oder dergleichen, so soll er ruhig seinen Sohn später diese über- nehmen lassen, auch ev. ohne Wildpark-Besuch**) ; der Sohn wird weiter und eher zum Ziel kommen, wenn er dem Weg seines Vaters folgt. M. Peters, Garten-Ingenieur, kgl. gepr. Obergärtner, Berlin. Nachschrift der Redaktion. Wir hoffen und wünschen, dass die vorschieilenen Meinungsäusserungen, die unser Artikel zur Frage des Obergärtnerexamens in No. 30 zur Folge hatte, zur Klärung dieser, für weite gärtnerische Kreise hochwichtigen Angelegenheit beitragen werden und dass durch Veröffentlichung der Meinungsäusserungen der Einführung des einheit- lichen Obergärtner-Examens die Wege geebnet wer- den. Der „Handelsgärtner" druckt in seiner No. ig vom 10. Mai die Ausführungen des Herausgebers der ,. Gartenwelt" voll- ständig ab. Er erklärt sich in der Hauptsache mit denselben einverstanden und knüpft ausführliche Betrachtungen an die- selben, welchen wir in den wesentlichen Punkten beistimmen. Auch der „Handelsgärtner" wünscht, dass zum Obergärtner- Examen jeder zugelassen werde, der den Anforderungen ent- sprechen kann, gleichviel wie und auf welche Weise er seine Kenntnisse erlangt hat, er möchte aber an die Zulassung zu einer solchen Prüfung die Bedingung des Nachweises einer mehrjährigen Praxis geknüpft sehen, die er auf 12 Jahre abmisst. Wir glauben, dass der Nachweis einer Praxis von solcher Dauer doch etwas zuviel verlangt ist und würden eine wirkliche Ge- hilfenpraxis von 6 Jahren vorschlagen. Heute liegen die Ver- hältnisse so, dass die jungen Leute, die nach bestandener Lehr- zeit die Anstalt besucht haben, nach Abgang von derselben vielfach mit einer durchaus unangebrachten Überschätzung ihrer Fähigkeiten, die oft stark an Grössenwahn grenzt, in die Praxis zurücktreten. Sie sind oft in dem Wahne befangen, be- reits das nötige Zeug zur Bekleidung verantwortungsreicher Posten zu besitzen, trotzdem sich ihre Ausbildung aus höchst mangelhaften praktischen Kenntnissen aufbaut. Machen sich solche Leute selbständig, so ist es ganz erklärlich, dass sie trotz oft erheblicher Geldmittel meist bald Schiffbruch leiden. Wenn nun einmal mehr und mehr die Ablegung des Obergärtner- Examens für bessere Stellungen gefordert wird, so ist es durch- aus notwendig, dass die Examinanden vor Zulassung zur Prüfung den Nachweis ihrer praktischen Befähigung liefern, denn die praktische Vorbildung bleibt der springende Punkt in der Ausbildung des Gärtners. Mit dem Ablegen der Prüfung allein ist es nicht gethan und „der Einwand", so schreibt der „Handelsgärtner" mit Recht, „dass den Besuchern einer Lehr- anstalt für die gebrachten Opfer an Zeit und Geld, die mit dem Besuch der Anstalt verbunden sind, eine gewisse Entschädigung geboten werden müsse, indem man ihnen diese bevorzugten Stellen aufspart, ist durchaus irrig. Mag diese .Anschauung auch verbreitet sein, dem allgemeinen Gerechtigkeitsgefühl entspricht sie jedenfalls nicht. Schliesslich müsste diese Theorie dahin führen, dem Staate die Verpflichtung aufzuerlegen, auch für alle Unfähigen, die eine solche Anstalt dank ihrer Ver- mögenslage zu besuchen imstande waren, gute Posten vor- zusehen, selbst unter Ausschluss anderer Befähigter, aber nicht Privilegierter. Es ist mit dem Besuch einer Lehranstalt wie mit dem Aufenthalt im Auslande. Auch hier ist eine land- *) Anm. der Redaktion. Das doch nur an den Sohn eines Gärtners vergeben werden kann. Ein solches Stipendium möchte ich mit dem Wassertropfen auf den heissen Stein ver- gleichen. **) Anm. der Redaktion. Es war in unseren Ausführungen nicht von Handelsgärtnern, sondern von Gartenbeamten die Rede, läufige .»Anschauung, dass die Erlernung einer fremden Sprache durch den Aufenthalt in dem betreffenden Lande ausserordent- lich gefördert werde, ja, dass gewissermassen dort das Können sich von selbst einstelle. Auch dies ist durchaus irrig, denn es kann jemand 4 — 5 Jahre im Auslande leben, ohne in der Sprache des Landes wesentliche Fortschritte zu machen, wenn er sich darauf verlässt, eine gründliche Kenntnis ohne weiteres Zuthuu sich aneignen zu können. Es gehört vielmehr auch im Auslande grosser Fleiss, Ausdauer und Ausnutzung aller Ge- legenheiten dazu, um eine Sprache gründlich zu erlernen. Ge- nau so ist es mit dem Besuch einer Lehranstalt. Der weniger be- fähigte oder der befähigte, aber nachlässige Schüler, der eine Anstalt bezieht und mit einer gewissen Sorglosigkeit voraus- setzt, dass nun alles von selbst kommen werde, und der mit Sehnsucht den Abgang von der Schule erwartet, nur um sein Zeugnis in der Tasche zu haben, wird auch nach zweijährigem Aufenthalte die Anstalt nicht viel kenntnisreicher verlassen, als er sie bezogen hat. Es ist ja sogar dahin gekommen, dass früher diese vielen L^nfähigen die tüchtigen Gartenbau- schüler geradezu in Misskredit gebracht haben. Man ist also in keiner Weise berechtigt, von der blossen Thatsache des .Anstaltsbesuches ein Vorrecht herzuleiten. Man kann es im Privatleben niemandem verargen, wenn er seinen eigenen Lieb- habereien huldigt und z. B. bei Besetzung von Stellen dieser oder jener Klasse von Menschen den Vorzug giebt. Wenn aber städtische Beamte bei Besetzung öffentlicher Stellen eine der- artige Bevorzugung ausüben oder die massgebenden Behörden beeinflussen wollen, eine solche Bevorzugung walten zu lassen, so ist dies eine sehr bedenkliche Sache. Es ist geradezu Pflicht der Presse, hiergegen Front zu machen." Wir haben keinen Zweifel darüber gelassen, dass wir in den verantwortungsvollen Beamtenstellungen nur Gärtner mit besserer Schulbildung sehen wollen. Den Besitz des Zeugnisses für den einjährig-freiwilligen Militärdienst betrachten wir als genügenden Nachweis für bessere Schulbildung! Die Absolvie- rung einer gärtnerischen Lehranstalt ist aber für viele Stellungen nicht erforderlich. Fast sämtliche technischen Leiter unserer deutschen botanischen Gärten, die meist nicht nur tüchtige Gärtner, sondern auch gute Botaniker sind, haben keine Garten- bauschule besucht. Für Gartenkünstler halten wir den Besuch einer Anstalt für sehr notwendig, mag sich auch mancher künst- lerisch veranlagte Gärtner ohne Schule zum hervorragenden Landschaftsgärtner ausbilden, während andere, die als „Garten- künstler" von Wildpark entlassen wurden, Stümper bis an ihr Ende bleiben. „Wenn schliesslich städtische Verwaltungen", so schreibt der ,, Handelsgärtner", und wir stimmen ihm zu, „auf das in Wildpark abgelegte Examen besonderen Wert legen, so ist dies noch einigermassen erklärlich, weil für den städtischen Beamten die landschaftsgärtnerischen Kenntnisse ausschlaggebend sind und bekanntlich in Wildpark die Landschaftsgärtnerei als Lehr- fach eine bevorzugte Stellung einnimmt. Wenn aber die mecklen- burgischen Hof gärten dem Beispiel folgen, so entspringt dies einer ganz einseitigen Beurteilung der Anforderungen, die der Posten eines Hofgärtners stellt. Bei vielen Stellen in der Hof- gartenverwaltung, sei es nun in Mecklenburg oder sonstwo, sind die landschaftsgärtnerischen Kenntnisse Nebensache, dagegen Erfahrungen und Kenntnisse in Pflanzenkulturen, Ge- müse- und Obstbau die Hauptsache. Nun bedarf es wohl keiner näheren Begründung, dass beispielsweise Geisenheim für den Obstbau weit mehr leistet als Wildpark und dass zur Aneignung von Kenntnissen in Pflanzenkulturen und allem, was damit zusammenhängt, wiederum Dresden ein weit geeig- neterer Platz ist. Wenn also unbedingt hier der Besuch einer Gartenbauschule vorausgesetzt wird, so ist es vollkommen unklar, warum es gerade die Wildparker Anstalt sein soll. Wir haben gegen die besondere Bevorzugung einzelner Fächer in den An- stalten nichts einzuwenden, sondern uns leuchten die Vorteile einer solchen Spezialisierung vollkommen ein. Wir können aber wiederum nicht verstehen, warum es gerade immer nur die Landschaftsgärtnerei sein soll, die dem jungen Gärt- 420 Die Gartenwelt. VI. 35 ncr den Weg zu den höchsten Stellen bahnt. Der Staat braucht auch tüchtige Männer auf dem Gebiete des Obstbaues und für die Leiter der botanischen Gärten wird beispielsweise das in Wildpark abgelegte Examen ebenfalls nur ein einseitiger Em- pfehlungsbrief sein. Also auch in dieser Beziehung müssen wir unsere Forderung „Gleiches Recht für Alle" wieder- holen, selbst auf die Gefahr hin, das Missfallen mancher von uns geschätzter Freunde zu erregen. Man ist auf anderen Gebieten menschhcher Thätigkeit bemüht, alte, zu Unrecht be- stehende Privilegien abzuschaffen und das ist ein Fortschritt! Warum will man also in der Gärtnerei, statt vorwärts zu schrei- ten, einen Schritt rückwärts machen?" Obergärtner-Examen in Proskau. Durch Er- lass des Landwirtschaftsministers ist am. königlichen pomo- logischen Institut in Proskau eine Obergärtner-Prüfung (Staats- examen) eingeführt worden, welche zur Anstellung als Ober- gärtner bezw. Gartenbaulehrer berechtigt. Bedingungen für di3 Zulassung sind: i. Berechtigungsnachweis zum Einjährig-frei- willigen Militärdienst; 2. Beendigung des zweijährigen Lehr- ganges an der Anstalt und 3. mehrjährige Praxis nach Verlassen der Anstalt. Auskunft über nähere Bedingungen erteih die Direktion des Instituts. Tagesgeschichte. Frankfurt a. M. Die Gartenbaugescl'schaft beabsichtigt in Gemeinschaft mit dem Verschönerungs-V'erein und mit dem Ver- ein zur Hebung des Fremdenverkehrs in diesem Jahre im Inte- res.se der Handelsgärtner und der Stadtverschönerung einen Wettbewerb für Balkonausschmückung zu ver- anstalten. Die Bedingungen sind folgende: i. Der Wettbewerb umfasst zwei Abteilungen: a) für Balkonbesitzer, welche die Aus- schmückung und Unterhaltung durch einen eigenen Gärtner oder eine hiesige handelsgärtnerische Firma besorgen lassen; b) für Balkonbesitzer, welche die Ausschmückung und Unterhaltung selbst besorgen. 2. Es werden für diesen Wettbewerb und zwar für beide Abteilungen Ehrenpreise, Medaillen, Ehrenurkunden und Diplome ausgesetzt. 3. Die Beurteilung erfolgt durch eiii Preisgericht, bestehend aus Fachmännern und Laien. 4. Die Besichtigung der angemeldeten Objekte findet im Laufe des Sommers dreimal statt und zwar an bestimmten Tagen. 5. Bei der Beurteilung sollen folgende Punkte massgebend sein : die Beschaffung der verwendeten Pflanzen, die Zusammenstellung, die harmonische Übereinstimmung mit etwa in Betracht kommen- den Farben des Hauses etc., die Unterhaltung. 6. Die Bekannt- gabe des llrteils erfolgt in einer Sitzung der Gartenbaugesell- schaft im Monat September. C. Geestemünde. Der Geestemünder Bürgerpark g e s i ( h e r t. Über die Angelegenheiten der Schaffung einer grossen parkartigen Waldanlage in der Nähe unseres Ortes aus freiwillig gespendeten Beiträgen war, wie die ^,Prov.-Ztg." schreibt, in letzter Zeit nichts mehr in die Öffentlichkeit ge- drungen, so dass vielfach angenommen wurde, dass man das Projekt habe fallen lassen. Es war deshalb eine freudige Überraschung, als der Vorsitzende des Wahlvereins, Bürger- meister Klussmann, am Donnerstag Abend in einer Versammlung des Vorstandes und des Ausschusses die Mitteilung machen konnte, dass inzwischen im stillen mit Erfolg weiter gearbeitet worden ist. Die Verwirklichung des Projekts steht demnächst in Aussicht. Dem Verein ist durch königliche Verordnung vom 16. April das Enteignungsrecht für die beabsichtigte Wald- anlage verliehen worden. Als Bebauungs-Terrain seien nicht mehr, wie früher geplant, die immerhin etwas abgelegenen Grundstücke im Moor zwischen dem Wulsdorfer Pferdebahndepot und dem Schiffdorferdamm, sondern ein ca. 40 Hektar grosser Komplex ca. 300 Meter östlich von der Leher Chaussee in d?r Verlängerung der Ludwigstrasse in Aussicht genommen. Dieses Terrain bietet infolge seiner Grösse und Lage alle Garantien dafür, dass eine Anlage geschaffen wird, die dem vorgesehenen Zwecke völlig entsjiricht. Karlsruhe. Der Mai brachte uns abnorm kühles Wetter; schon glaubte man nach einem ungewöhnlich sonnigen und warmen April direkt dem Sommer zuzusteuern, da trat der un- erwartete und grossen Schaden bringende Rückschlag ein. In den Nächten des 2. und 8. Mai sank die Temperatur auf — 2 " , so dass die schon 30 cm langen Triebe der Eichen, Eschen, Platanen, Liriodendron, Juylaii^, die Blüten und Triebe der Mag- nolien, Azaleen, Ehododendion, aber, was das Schlimmste ist, auch der Reben und Obstbäume erfroren und vernichtet sind. Selbst Klee und Gras auf den Wiesen hat grossen Schaden ge- nommen und da das kühle Wetter auch tagsüber anhielt — Mittagstemperatur 10 und 11" — stockte das Wachstum und gelb und fröstelnd sieht die ganze Natur aus. .A.m 1 5. Mai Hess ich sonst die Kalthäuser ausräumen, dieses Jahr warte ich bis zum 20. Graebener. Oppenheim a. Rh. Beobachtungen über die Frostschäden hiesiger Gegend. Mit dem rasch eintretenden Frühjahr und dem ausserordentlich günstigen Verlauf der Entwickelung aller Obstarten in den April- tagen spannten wir unsere Hoffnungen auf einen guten Herbst sehr hoch. Es war eine Pracht, die mit Blüten- knospen beladenen Bäume zu betrachten; auch von den Weinbergen konnte man dasselbe sagen, denn auch bei diesen war das Austrieb wunderbar und die Bildung der kräftigen Gescheine günstig. Als erst die Pfirsich- und Aprikosenblüte — mit geringen Schäden — glücklich vorüber war und auch der Birnbaum gut angesetzt hatte, wünschte man sich nur noch vom Apfelbaum einen günstigen Verlauf der Blüte. So mancher Obst- und Weingartenbesitzer that den flehenden Ausspruch : wenn es nur noch 2 — 3 Tage hält, dann ist alles gerettet I Es trübten sich jedoch schon die schönen Aussichten mit dem Ein- tritt kühler Nächte und Regenperioden in der Zeit der Apfel- blüte. Das Unerwartete sollte aber erst kommen. In der Nacht vom 7. zum 8. Mai sank das Thermometer auf — i, ja sogar 2 ". Zur Mitternachtsstunde wurden die Gartenbesitzer durch Alarmschüsse geweckt und alles strömte hinaus, um durch Räucherung dem strengen Froste entgegenzutreten. Doch es war zu spät und die Hilfsmittel waren zu schwach, einem solchen strengen Frost Trotz zu bieten, und man konnte nur noch das vollständige Gefrieren feststellen. Gründliche Räucherung bis in den Tag hinein blieb erfolglos. Das folgende heitere Wetter beschleunigte die Vernichtung und gegen Mittag hingen die vorher üppigen Triebe der Reben schlaff her- unter; dahin war alle Hoffnung auf einen gesegneten Herbst. Höher gelegene oder im Schutz der Stadt befindliche Stellen blieben verschont. An den Obstbäumen glaubte man keinen Schaden wahrgenommen zu haben, doch klärte sich auch hier der Zustand in den nächsten Tagen. Ganz deutlich abgegrenzt sind jedoch unter den Obstbäumen solche, die auf weniger feuchte m Boden, wenn auch in der gleichen Lage, stehen. Bei ihnen ist die Frostwirkung keine so schlimme. Pfir- sich und Aprikosen, die bereits in der Steinbildung sind, haben keine Spur von Leben mehr; Birnen, schon ziemlich gross, sind vollkommen schwarz, ebenso die jungen Triebe der Walnuss. Das gleiche gilt von Pflaumen, Johannis- und Stachelbeeren. Stellenweise findet sich sogar durch den Frost stark beschä- digtes junges Holz, besonders bei Birnen und Aprikosen. In geschützten Lagen sind teilweise gar keine oder doch nur ge- ringe Frostschäden bemerkt worden. Empfindliche Gemüse sind ebenfalls beschädigt. In den angrenzenden Gebieten, wo teil- weise ziemlich starker Schneefall eintrat, will man von starken Frostschäden nichts bemerkt haben. Bemerkenswert erscheint es, dass Apfelblüten, die im Aufbrechen standen, auch ge- schlossene Knospen, nur ganz geringe Spuren des Frostes zeigen, während daneben befindliche, grössere Früchte der Birnen total erfroren sind. Pfeiffer, Oppenheim, Rhein. Veranlwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 7. Juni 1902. No. 36. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Ausstellungs - Berichte. Acht Tage in OsteiTcicli- Ungarn. Ansstellimgs- und Reiseskizzon, Von Heinrich Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin. (Hierzu vier Abbildungen.) I. Die Budapester Ausstellung. JUen von Jahr zu Jahr hinausgeschobenen Einladungen einiger Budapester Freunde leisteten wir heuer endlich Folge und wir, mein Freund Weimar und ich, brachen am Weltfeiertage, also am 1. Mai. auf zum Besuche der diesjährigen am 3. Mai anfangenden Internatio- nalen Frühjahrs-Gartenbau -Ausstellung zu Budapest. Eine Reise nach Ungarn spannt ja die Erwartungen hoch an, weil uns das klassische Land Mikosch's fachgeistig weit ferner steht als der Nachbarstaat Österreich. Viele deutsche Kollegen trafen wir leider nicht dort, deutsche Aussteller fast gar nicht. — Dafür war aber Holland und Belgien, wie immer bei solchen internationalen Schauen, „grand" vertreten ; ebenfalls würdig der benachbarte Staat. Um was wir an Ausstellungsräumen armen Berliner die Budapester beneiden konnten, das war vor allem das stehen gebliebene Wahrzeichen der 96 er grossen Milleni- ums-Ausstellung, der herrliche Ausstellungs-Palast. Na, nächstes Jahr, wenn unsere grosse Schauhalle im Zoolog. Garten fertig ist, soll das ja auch in der deutschen Reichs- hauptstadt besser werden und zur Eröffnung derselben ist sogar — man staune — eine grosse Gartenbau-Aus- Rundgang des Protektors und der Ehrengäste durch die internationale Gartenbau-Ausstellung zu Budapest. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Die Gartenwelt. VI. 36 422 Die G a r t e n vv e 1 1. VI, 36 Stellung geplant. Vier grosse, helle, lichte Säle hatte man aus dem Riesenraume herausgeschnitten, sie waren das Heim der recht gelungenen Ausstellung. Das wärmere Klima Ungarns gestattete schon, dass im Freien eben- falls grössere Flächen besetzt werden konnten, obwohl in den ersten Tagen eine Frostgefahr nicht ganz ausge- schlossen war. Die nur mit Miihc lesbaren und noch schwerer auszu- sprechenden Namen der ungarischen Aussteller verbieten es mir von selbst, einen trockenen, mit Namen und Lob- hudeleien gespickten Ausstellungsbericht zu schreiben. Nur Gruppe der Sladt Budapest auf der internationalen Gartenbau-Ausstellung. Originalaufnahme für die ,, Gartenwelt". das sei gesagt und auch verantwortet, dass vom handels- gärtnerischen Standpunkte das Ungarland einen grossen Beweis seines gärtnerischen Kulturstandpunktes nicht er- brachte. Man ist dort noch so glücklich, das was man hat an fertigen Marktpflanzen und Schnittblumen schlank los zu werden. Was man niclit gut absetzen kann, zieht man einfach nicht und um das Neue, um den Fortschritt, ki.immert sich der ungarische Handelsgärtner nicht allzu- viel, weil er's eben nicht nötig hat. Es soll übrigens für den wohlhabend gewordenen Gärtner dort viel schwerer sein, sein Erworbenes zu erhalten, als sich aus den klein- sten Anfängen empor zu arbeiten. Der Zustand hat viel Gesundes an sich, man konkurriert gleichmässiger, als im lieben Deutschland, wo nur der einen Geleitsbrief hat. der in der Wahl seiner Eltern und Schwiegereltern vor- sichtig war. Sander aus Brügge hatte wertvolle Schätze in Schau-Palmen, Riesenpflanzen von lihndodcndron, die parforce zum Blühen gebracht waren, herrliche und seltene Agaven, Dracaenen, Lorbeer in allen Formen und eine feine Kollektion abgeschnittener Orchideen zur Schati gebracht. Die seltene Lnlania anrea Hort, in mehreren recht grossen Pflanzen erwähne ich, obwohl sich über deren Schönheit streiten lässt. Uas praktischen Gärtnern er- scheint eine gelbe Palme immer krank, aber Liebhaber und Sammler denken ja bekanntlich anders. So beobachtete ich auch dass des gleichen Aus- stellers wertvolle Samm- lung in verkrüppelten japanischen Zwergkonife- ren viele Verehrer fand. Interessant sind diese L)inger, trotzdem sie so viel Überkultur darstel- len. Doch in unser klassi- sches Zeitalter der Se- zession gehören solche Tändeleien hinein und wenn sie gekauft werden, nun warum sollte man sie nicht importieren und verkaufen. Mich haben die armen Dinger, wenn ich mit ehrlichem Gärtnerherzen inal füh- len darf, gedauert; un- willkürlich habe ich dabei an die verstümmelten Füsschen chinesischer I-'rauen denken müs- sen. Doch, Herr San- der - legt schon die Stirn in Falten, . wenn er nur dieses liest und zu seinem wohlverdienten Kaiserpreis (eigentlich muss es Königs- preis heissen, denn die biederen Magyaren betonten mir immer, es ist nicht unser Kaiser, nur unser König!) sei er herzlich beglückwünscht ! Weniger in Pflanzen-Selten- heiten, als in gern gekauften Handelspflanzen, Palmen und Araukarien war De Clercq-Van Gyseghem, Ledeberg- Gent, vertreten. E. H. Krelage, Harlem, hatte in Tulpen, besonders aus der Darwin-Rasse, reiche Auswahl gebracht, die im Freien, auf Gruppen angepflanzt waren, und ent- sprechend ihrer Bedeutung hatte die Hofsamenhandlung Edmund Mauthner, Budapest, sich riesige Gruppen-\'or- führungen von Cinerarien, Calceolarien, Stiefmütterchen Bellis etc. im Freien geleistet. Grosse Firmen müssen eben repräsentieren und was die genannte leistete, war gut. Dass VI, 36 Die G a r t e n vv e 1 1. 423 das weltbekannte Haus ferner die für diesen Zweck noch lange nicht genug gewürdigte Schlingrose „Crimson Ramb- ler", getrieben, schöne Remontant-Nelken und Lilium lon- giflorum vorführte, auch mit grossen Samen-Sortimenten und reichhaltigen Treib-Gemüsen seiner Kundschaft auf- wartete, erleben wir in Deutschland auf alljährlichen Aus- stellungen seitens unserer Samenhäuser ebenso. Warum andere ungarische Firmen dieser Branche fehlten, weiss ich nicht. Im Baumschulgebiet trat Gaucher, Stuttgart, der als Preisrichter ausser Konkurrenz ausstellte, mit wirklich tadellosem Formobst auf. Herr Gaucher war die ganzen Tage in der prächtigsten Stimmung, unermüdlich als Tafel- redner und so begeistert von der grossen Gast- freundschaft der edlen Magyaren, dass er beim Festbankett der Stadt Budapest aus Dankbar- keit seine ganze Aus- stellung der gastfreund- lichen ungarischen Hauptstadt als Geschenk vermachte. Dieser Akt liebenswürdiger Kurtoi- sie, gepaart mit weit- schauender geschäftlicher Absicht, hat mir recht imponiert. Beachtenswertes hatte ferner die unter der praktischen Leitung unseres Landsmannes Köhler (ein ehemaliger Proskauer) stehende Gar- tenbauschule Räkos Palota bei Budapest, in Baumschulsachen ausge- stellt. Auf ihre Leistun- gen, die sich sehen lassen konnten, in Treibobst und Treibgemüsen er- rang sich das junge Institut die goldene Staats- medaille. Tafeltrauben, Beerenobst, Kirschen, Apri- kosen, Pfirsiche, kurz alles war vertreten, Darbietun- gen, die man in solcher Reichhaltigkeit und Früh- zeitigkeit bei uns niemals mehr zu sehen bekommt auf Ausstellungen. Was machen auch unsere oberen Zehn- tausend noch für Unterschiede zwischen italienischen, durch tagelange Reise abgelagerten Frucht-Delikatessen und deutschen, in eigenen Anlagen getriebenen Früchten! Renngäule halten und guten Aktien nachjagen ist mehr nach deutschem Geschmack ! Die gleiche, ganz gross- artig zu nennende Liebhaberei hat der ungarische Edel- mann, wie sein österreichischer Standesgenosse für Blu- men und schöne Pflanzen sich gewahrt. Wirkliche Freude konnte ein Gärtnerherz da empfinden, um dann zuhause wieder trauernd einzusehen, dass trotz unserer höheren Kultur und trotz grösserer gärtnerischer Leistungsfähig- keit dennoch die Gönner und Liebhaber unseres schönen Gartenbaues bei uns im engeren Vaterlande immer selte- ner werden. Auch die grosse ungarische Gartenbauschule in Ofen bei Pest bot in ihrer Treibobst-Ausstellung Hervorragendes. Und nun erst die Treibgemüse prak- tischer Gemüsegärtner, sie waren, wenn man auch die Gruppe der Stadt Budapest aut der internationalen Gartenbau-Ausstellung. OriginalaufDahme für die „Garteawelt". Sorten-Namen nicht lesen konnte, I a, dass man wahren Appetit auf das , .junge, zarte, ungarische Gemüse" — leider haben wir keins zu kosten bekommen, so lange wir da waren — bekam! Den Standpunkt auf dem die ungarische Gemüsekultur steht, sollte sich die Topf- pflanzen- und Schnittblumengärtnerei zu eigen machen. Ein Kartoffel-Sortimentsgeschäft führte Kartoffel-Mumien vor, die 20 — 25 Jahre lagerten und noch keimfähig waren. Die- ses eigentlich zwecklose Experiment nötigte einem deut- schen Kollegen den lakonischen Ausdruck ,, Blech" ab, es mag aber für die Agrikultur-Wissenschaft einige Bedeu- tung haben. Vater Gerntz-Wildpark fehlte mit seinen ,, tödlich sicher keimenden Champignon-Brutsteinen" nicht. Trotz seiner 80 Jahre repräsentiert der alte Herr seine 424 Die G a r t e n vv e 1 1. VI, 36 AusstelluDgsgruppe im Freien auf der internationalen Gartenbau-Ausstellung. Originalaufnahtiie für die ., Gartenwelt". Firma immer selbst. Seine Prämiieruiigstafel trägt fast alle Städte Europas und sieben Dörfer; nur zwei Städte stehen darauf, wo Vater Gerntz ohne Preise ausgegangen ist und aus berechtigter Entrüstung hat er die Namen dieser Städte auf den Kopf gestellt, damit keiner diese Undankbaren lesen kann. Als ich diesen, mir von dem alten Herrn einmal mitgeteilten Thatbestand unseren unga- rischen Kollegen verriet, gab's schallende Heiterkeit. Das ausserhalb Potsdams noch unbekannte ,, Geheimnis" von Papa Gerntz's ,, Lindenblüte" behalte ich, so lange er lebt, für mich; er würde mir meine Indiskretion sehr übel nehmen. Handclsgärtnerisch auffallend war Ernst Seyder- helm, Budapest, mit seiner imposanten Cycas-Gruppe. Diese wohl mit erste Budapesler Firma hatte auch im Freien alles das zur Schau gebracht, was Privatleute eben zu kaufen pflegen und das war praktisch. Die auch in Deutschland wohlbekannten Herren Wilh. Mühle und Nie- metz aus Teinesvar gehörten ebenfalls, letzterer besonders in Koniferen, zu den besten ungarischen Ausstellern. Pelar- gonien waren recht leidlich vertreten, zum Teil auch in guten Sorten. Unser Universal-Geranium „Meteor" kennt man leider noch nicht so recht in seiner Bedeutung da unten. Englische Pelargonien sah man nur wenig und alle die Frühjahrstopfpflanzen, wie Pelargoiiium pclfatiim. Fuchsien, Heliotrop, Semperflorens-Bego- nien, Eliododendron, Azaleen etc. fehlten fast gänzlich. Treib- sträucher waren fast nur von herrschaft- lichen Gärtnereien aus- gestellt und nach Schnittblumen oder Schnittgrün suchte man ebenfalls vergeblich. Doch halt, eine Rosen- leistung eines Herrn Bernoläk aus Soroksä- ron i hoffentlich habe ich diesen ersten unga- rischen Namen richtig geschrieben) nötigte mir wirkliche Bewunde- rung ab. Es waren prächtige, langstielig geschnittene, vorzüglich belaubte ,,La Frtnicr''. ,,van Houtte", .,Mini\ Caroline Testout", „Ge- neral Jaque)ninot'\ „John Laiiig" und „Gabriele Luizet", wie wir sie viel schöner in Deutschland nicht zu sehen bekommen. Meine mitgenommenen und vitlbewunderten Riesenblumen von Calla grandiflora rar. „Nicolai" habe ich, weil die Schnittblumen-Abteilung gänzlich fehlte, neben meine drei Schaupflanzen von Phyllocactus „Deutsche KcRSerin" stellen müssen, denen ich auch ein kleines Elite-Sortiment von Nicolai'schen Phijllocactus-Hyhuden zugesellte. Dass man Besonderheiten, Raritäten, im Ungarlande wohl ver- steht, habe ich befriedigend feststellen können. Die allge- meinen handelsgärtnerischen Leistungen ungarischer Aus- steller einzeln zu besprechen, würde zu weit führen, es war manches Gute dabei, auch Manches, was hätte zu- hause bleiben können. Die schon erwähnten Gärtnereien der ungarischen Magnaten, auch die des Grosskaufmanns Adler-Sohn, Ofen, ferner die div. kaiserL und königL Hofgärt- nereien, auch die des Protektors der .Ausstellung, des Erzherzogs Josef, halfen mit ihren Herrlichkeiten die .Ausstellung zu einer gelungenen machen. \'ergeblich schaute sich Freund Weimar, dem schon Graf Ester- hazy als Aussteller auffiel, nach Freund Mikosch um und resigniert äusserte er sich im unverfälschten Mikosch- Deutsch: ,,Muss sein orm, unser Freind Mikosch, hot nicht ausgestellt !" Kurz erwähnt sei noch die Schönbrunner Hofgärt- nerei, welche mit Orchideen und einem wohl eitrzig da- VI. ;6 Die Garten weit. 425 stehenden Eriken-Sortiment glänzte, der Ofener Hof- burggarten mit wertvollen Xeiiholländern und auch Hof- gärtner Magyar von der ]\Iargarethen-Insel (Erzherzog Josef' hatte fleissig zum Gelingen mitgeholfen. Bindereien brachte nur die Firma Szelnar, Buda- pest, was mir um so unverständlicher war, weil Budapest recht viele, wenn auch meist mittelmässige Blumen- geschäfte besitzt. Als eine glanzvolle dekor.xtive Leistung muss gerechter- weise die Ausstellung der Budapester Stadtgärt- nerei, die in einem grossen Saal getriebene Azaleen. RhododendroH, Akazien etc. in einem kunstvoll schönen Arrangement vorführte, bezeichnet werden (.-Abbildung Seite 422 und 423). ;\Ian scheint in Budapest da nicht zu sparen, wo es gilt, die schöne Stadt im reinen idealen Sinne weiter zu verschönern und zu schmücken und in dem Leiter der hauptstädtischen Gärtnerei, des immer liebenswürdigen und gefälligen Herrn Ilsemann, eines Kielers von Geburt, scheint man da. einen glücklichen Griff gemacht zu haben. Am Schlüsse meines kritischen Ausstellungsberichtes angelangt, muss ich leider bemerken, dass der Sinn für Blumen im Magyarenlande noch kein allgemeiner ist. Der Mittelstand hat zu wenig, der kleine ^NLinn noch weniger dafür übrig. Daran siecht und krankt die Entwickelung der Handelsgärtnerei dort. Den ,. Jun- gen" unseres Standes bleibt es vorbehalten, wie sich ja alles entwickelt, bessere \"erhältnisse schaffen zu helfen. Dazu gehört aber, dass sich unser zu beschei- dener ungarischer Kollege aufrafft und mutig mit seinen Leistungen, auch auf Ausstellungen, also öffentlich, zeigt, dass er Fortschritte gemacht hat. Neue Pflanzen. Ic Siiietana's Eex-Begonieu und Smetana's Eex- (lia(loma-Hybridl»egouien. Von Obergärtner Max LÖbner, ^^'ädeDs^veil (Schweiz). .ch hatte in St. Gallen einen \'ortrag gehalten. Man gab mir noch die Ehre des Geleites zum 1 Uhr-Nachtzug. Ein warmer Händedruck, ein Pfiff des Wien-Express und hinein ging es in die liebliche XIaiennacht mit ihrem — Schneeflockentanz und Regenschauern. Eine Stunde spä ter war ich am Ziel, in Bregenz am länderumfassenden Bodensee und zog im ,,Moatfort" die Bettdecke bis weit über die Ohren, denn' es war in einer Maiennacht. Des anderen Tages ging ich hinauf zur Mlla des Fürsten von Thurn und Taxis. Ein mächtiger Strom regenschirmbewaffneter Kirchengänger ergoss sich vom Gotteshause herunter, und ich bekam einen Begriff von der Wahrheit des Wortes .,Man soll nicht gegen den Strom schwimmen". Wenige Minuten darauf stand ich mit Herrn Ober- gärtner Smetana bei seinen Rex-Begonien. dem Ziele meiner Wünsche, seit ich zum ersten Male von Smetanas Bego- nien, die auf der letztjährigen österreichischen Reichs-Gar- tenbauausstellung in Wien Aufsehen erregt hatten, gelesen hatte. Man muss eine Pflanze als Pflanze lieb haben, man muss jede Variation an ihr zu erkennen, sie zu beachten und durchgezüchtet sich vorzustellen vermögen, dann kann man die helle Freude begreifen, die ich beim Schauen der Smetana'schen Züchtungen empfand. Rex-Begonien sind im Mai noch nicht ausgefärbt, aber das Eigen- artige, bei Blattbego n'i en völlig Neue des Farben ton es Hessen die Sorten des Herrn Smetana doch erkennen,- jenes frische Rosakarmin, das in Silber übergeht, von einem Silbersaum umgeben ist oder von dunklen Adern durchbrochen wird. Über dem Rosa der schönen Neubronner"schen Neuzüchtungen liegt ein' feiner Schleier, bei den Smetana'schen Begonien tritt es frisch heraus. Das gefällt. Das ist Rasse, die wohl noch einmal den Kampf mit den farbensprühenden, doch so diffizilen Caladien erfolgreich aufnehmen dürfte ! Die ,. Gartenwelt" sollte im Sommer einen tüchtigen Berufsmaler zu Herrn Smetana beordern. Die Farben- tafel würde Anklang finden. Rex-Begonien waren ja von jeher die Lieblinge der Herrschaftsgärtner und der Han- delsgärtner wird sich ihrer gewiss auch wieder annehmen. Es ist erfreulich, dass sich die prächtigen S c h m e i s s'- sehen Rex diadema-B. y b r i d e n jetzt einen Weg in die Handelskulturen bahnen, aber neben denselben sollte man auch die Smetana'schen Ber dl:idema-R y b r i d e n nicht vernachlässigen. Herr Smetana ist für unsere heu- tige Zeit zu bescheiden; er sollte es in alle Welt hinaus- posaunen oder posaunen lassen, dass „Comet'\ „Ida Sme- tana", „Garfeni-encalter Schmci.ts" u. a. S m c t a n a ' s c h e Eex diadeina-Hy hriden sind. Dieselben bleiben wohl nied- riger als die Sorten des Herrn Gartenverwalter Schmeiss, in der Farbe aber, in ihrem kräftigen Kontrast des Grün zum Silberweiss, werden sie manchem Gärtner besser ge- fallen als die Schmeiss'schen Hybriden. Besonders „Gar- tenverwalter Schmeiss" ist eine ganz vorzügliche und un- verwüstliche Sorte für Dekoration sowohl als für Schnitt. Bedauerlich ist es nur, dass Herr Smetana als guter Patriot seine schönen -ffe.r-Sorten, seine „Kaiser Franz Joseph", „Kaiserin Elisabeth" an die Hofgärtnerei in Schön- brunn abgab, wo sie ein verborgenes Dasein führen werden. Hoffentlich entschliesst er sich noch, im Herbste des laufenden Jahres je einer österreichischen, deutschen, schweizerischen, französischen, englischen oder sonstigen Handelsfirma den Alleinverkauf für das betreffende Land zu übertragen, damit seine Sorten bald Allge- meingut werden. ^'on Herrn Smetana schied ich mit dem Bewusstsein. einige Stunden wahren Genusses mit einem tüchtigen Fach- genossen, einem guten Patrioten, aber keinem Cham inisten, deren es heute so viele giebt, einem guten Christen und mit einem prächtigen Menschen verlebt zu haben. 426 Die Gartenwelt. VI, 36 Orchideen. Schönste und dankbarst blühende Cjin'ipedieu für den Schnitt und für Massenkultur. Von Otto Proebel, Gartenbaugeschäft, Zürich V (Schweiz). (Hierzu die Farbentafel Tind z-i'ei Abbildntigcn.J Letztes Jahr, in Nr. 31 vom 4. Mai 1901 dieses ge- schätzten Blattes, hatte ich Gelegenheit, etwas über „Cypripedien als wertvollste Schnittblumen der Zukunft für Massenkultur und über eine neue Rasse remontieren- der Hybriden derselben" zu berichten. — Ich erwartete, im Mai 1901 — mit Nachdruck zu Gunsten einer ziel- bewussten Auswahl unter den vielen Varietäten zu sprechen, von der Ansicht ausgehend, dass eine sowohl durch Färbung wie durch gute Form sich auszeichnende Varietät genau nicht mehr Platz und nicht mehr Sorgfalt in der Kultur beansprucht, wie die bisher allgemein gezogenen land- läufigen Marktsorten. Die farbige Tafel giebt zwei, meiner Ansicht nach beste, Schnitt- und Marktsorten der Zukunft wieder. Es sind Gypri-pedium leeanwm svperbmn und Cypr. Cahjpso superbum. — Ersteres eine Kreuzung zwischen C. insigne Cypripedium hybr. (X) leeanum superbum nebst weiteren Varietäten hiervon, alle in der Handelsgärtnerei von Otto Froebel, Zürich, aus Samen gezogen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". es würde von anderer Seite das nämliche Thema weiter- geführt werden, um von ähnlichen Kreuzungen zu berich- ten, ich wartete aber vergeblich darauf und glaube deshalb annehmen zu sollen, dass meine neue Rasse (auf dem nämlichen Stengel fort- und vielblühender) remontierender Cypripedien ganz neu und dieses Resultat von anderer Seite noch nicht erreicht worden ist. — Vielleicht findet sich die verehrliche Redaktion der „Gartenwelt" im Jahre 1903 bereit, eine farbige Tafel meiner vielblütigen neuen Cypripedium-Rasse zu bringen, um den Fachleuten und Ken- nern den gewaltigen Fortschritt und die effektvollen und schönen Colorite dieser meiner Züchtungen vor Augen zu führen. Zweck dieser Zeilen ist nun, neuerdings — wie schon Chantini und C. spicerianmn magnificum, letzteres eine Kreuzung zwischen G. Boxalli superbum und C. spiceriamim magnificum, beide in meinem Geschäfte erzogen. — Es sind somit Kreuzungen zwischen den besten existie- renden Varietäten von C. insigne, spicerianum und Boxalli, daher ist auch die Qualität der Blumen eine ungleich feinere, als die Kreuzungen zwischen den Typen es sein könnten. Es wird nun sicherlich kein Orchideenkultivateur, der für gute Schnittblumen arbeitet, die Ansicht bestreiten, dass solche Blumen ersten Ranges, wie die beiden hier abgebildeten Sorten es zweifellos sind, eine weit leb- haftere Nachfrage finden werden, wenn sie erst im Publikum bekannt sein werden, als die alten Marktsorten, ,DiE Gartenwelt" VI, 36 Die Gartenwelt. 427 die — wenigstens hier zu Lande — bald jeder ]\Iarktgärt- ner hält. Überhaupt wird eine Ausscheidung in der S o r t e n w a h 1 in Bezug auf die schöne, edle Form stattfinden müssen, denn breite, offene Fahne, möglichst wagerecht getragene, breite und :glatt gebaute — nicht hängende — Fetalen sind Forderungen, die, neben möglichst starken und langen Stielen, nebst guter Färbung und Blühwillig- k e i t , fernerhin bei Beurteilung einer Sorte zuerst ins Gewicht fallen werden. Es sollte mich freuen, wenn in dieser Sache sich in der ,, Gartenwelt" eine Diskussion entwickeln würde, denn Meinungsaustausch in solchen Fragen ist immer wün- schenswert. Die beiden photographischen Aufnahmen von C. Ca- lypso superbum (untenstehend) und C. leeanum superhum (Seite 426) können einen Begriff von dem Effekt und der Farbenpracht dieser Mustersorten geben, deren Blütezeit gerade in die blumenarme Zeit (Dezember — Februar) fällt. Cypripedium hybr. (;<) Calypso superbum nebst daraus gezogenen Varietäten, alle in der Handelsgärtnerei von Otto Froebel, Zürich, aus Samen gezogen. OriginalaufDahme für die ,, Gartenwelt". Ich möchte C. lathamianuyn superbum gewissermassen als Typus der durch kluge und sorgfältige Kreuzungen stets verbesserten Formen hinstellen, welcher als höchste Po- tenz einer idealschön gebauten Cypripedium-Blume bei Be- urteilung neuer Hybriden zur Richtschnur zu dienen hätte. Meiner Ansicht nach ^sind folgende ^'arietäten die- jenigen, welche jetzt — so lange nicht noch besseres nachkommt — für den Blumenschnitt besonders wertvoll und daher bestimmt sind, in Zukunft in ]Masse kultiviert zu werden; eine schlechte Rechnung ist dabei ausge- schlossen. — Es sind : Cyprip. Calypso superbum, 0. crossianum superbum, C. lathamianum superbum, C. lee- anum superbum und \'arietäten, C. insigne Chantini, C. villo- sum mit seinen guten Formen und Varietäten. Obstbau. Das Veredeln alter Eebstöcke. Von Paul Frank, Gardone (Italien). In folgenden Zeilen möchte ich auf eine ^'eredlungs- methode von Rebstöcken aufmerksam machen, welche ich hier in Gardone am Gardasee kennen lernte, besonders da jetzt bald für sie in Deutschland der Zeitpunkt zur Ausführung kommen \\\rd. Im April — Mai, wenn die jungen Triebe etwa 15 cm lang sind — jedoch können die Rebstöcke auch schon wei- ter getrieben sein — schreitet man hier zum \'eredeln, nur müssen die Reiser durch Aufbewahren in Sand und 428 Die Garten weit. VI, 36 Kirschblütenzweig nach dem Nachtfroste vom 28.;'29. April dieses Jahres Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. an kühlen Orten noch völüg im Ruhezustande sich befin- den. Dieses ist jederzeit Bedingung. j\lan schneidet die Rebstöckc 50 cm bis 1 m über dem Boden ab, an einer Stelle, wo das Holz der Reben schön und nicht gedreht ist. Es erfolgt nun die einfache Mani- inilation des Pfropfens in den Spalt mit Einsetzen von zwei Edelreisern in der Länge von etwa 15 cm. Zum Schneiden der Reiser ist wegen des Markes ein äusserst scharfes Messer nötig. Hier streicht der Winzer alle Wunden gut mit Kuh- dung zu, legt über das in der Rebe steckende Stück des Edelreises beiderseitig ein Stück Rinde und zieht dann die Rebe fest zusammen. Je fester die beiden Hälften des Rebstockes sich an die Edelreiser anschliessen, um so besser ist es. Sehr geeignet sind zu diesem Zwecke ge- spaltene Weiden, welche mit der Innenseite, also der ge- spaltenen, an die Rebe gelegt werden, worauf man sie spiralig dicht um die Veredlungsstelle windet. Um dem reich nach oben strömenden Safte Abfluss zu gewähren, bringt man unterhalb der \"eredelung einige quer laufende Schröpfschnitte an, welche nach 14 Tagen zu erneuern sind. Die \'ervvachsung und der Austrieb geht rasch vor sich. Innerhalb vier Wochen ist man über den Erfolg orientiert. Nach acht Wochen erfolgt ein Lockern des Verbandes, während im Herbste hier dessen gänzliche Entfernung, sowie das Wegschneiden eines Edelreises er- folgt. Im Jahre nach dem Veredeln tragen hier schon unter günstigen Umständen die Veredelungen Früchte. Hier wird diese Methode angewandt, um schlecht tra- gende Exemplare mit Reisern von solchen Reben, welche dankbar tragen, umzuveredeln. Diese Methode dürfte in Deutschland, entsprechend später ausgeführt, wohl von gleichem Erfolge begleitet sein und recht gute Dienste leisten z. B. beim Umveredeln von Tafeltrauben. Die rasch eintretende Tragbarkeit ist es, welche dem U m v e r e d e 1 n dem N e u - pflanzen von Reben gegenüber den \'orzug sichert. Einige Worte möchte ich noch hinzufügen über die hier ausgeführte Bekämpfung von Oklium und Perono- spurii. Im Frühjahr sieht man, wie jeder Bauer seinen Bedarf an Schwefel und Kupfer\itnol einholt. Im April erhielten z. B. schon die jungen Triebe das erste Mal Schwefel. Dieses Schwefeln geschieht mit einem einfachen Hand- blasebalg oder mit einer Blechkapsel. Letztere hat im Boden Löcher. Darüber liegen Wollfäden, welche den Schwefel nur langsam aus dem Behälter treten lassen. Mit einer langen Stange kann man diesen Behälter an alle Triebe führen; er ist ein ebenso einfacher wie praktischer Apparat. Ein zweites Schwefeln erfolgt in der Blüte, ein drittes während der Beerenbildung und ein eventuelles viertes beim Reifen der Trauben. Das Verteilen der Bordelaiser Brühe geschieht mit den bekannten Apparaten und meistens nur zwei Mal : 1. nach der Blüte und 2. etwa im August. Hagelschaden in Himbeerkiiltnren. Von A. Haindl, Obergärtner der Freiherrl. von Oldershausen'schen 'Jbstplantage, Feldbrunnen b. Osterode a. H. IlLinen grossen Schaden richtet in manchen Gegenden alljährlich das niedergehende Hagelunwetter in den Him- beerplantagen an, da gerade die Himbeerfrüchte gegen Hagelschlag sehr empfindlich sind. Ebenso wie die Früchte leiden aber auch die Himbeerruten sehr durch Hagelschlag. An den Himbeerruten zeigt sich der Hagelschlag als ganz kleiner, etwas länglicher, bläulicher Punkt, der gar nicht weiter auffällt.' Schneidet man den Punkt aus, so ist in dem Holze der Himbeerruten nur ein dunkler Fleck zu sehen, welcher aber nicht tief in das Gewebe hineingeht und daher von den Leuten natürlich gar nicht für ge- fährlich erachtet wird. Dem ist aber nicht so, denn der eigentliche Schaden kommt erst im nächsten Frühjahr zur wahren Geltung. Viele dieser Ruten treiben nämlich im nächsten Früh- jahr gar nicht oder nur sehr spärlich aus und Ende April oder Anfang Mai, wenn die Blüten hervorbrechen sollen, fangen die Triebe an welk zu werden und abzusterben. Was wird da alles als Ursache vermutet! Schneiden wir aber eine Rute der Länge nach ausein- VI, 36 Die G ar t e n w e 1 1. 429 lässt den man im ander, so wird uns bei näherer Betraclitung das Rätsel gelöst. Es zeigt sich, dass die durch den Hagel entstandene QuetschwTinde nicht verwuchs, sondern dass dieselbe immer grösser und grösser wurde. Nur weil auf der dem Hagel nicht ausgesetzten Seite die Rute geregelten Saftumlauf hatte, konnten die Knospen wohl noch zum Austreiben kommen. Die Kraft versiegt aber bald und die Blüten gelangen nicht zur Entfaltung, da der Trieb vorzeitig abstirbt. Es ist daher nach jedem Hagelschlag, welcher die Ruten verletzte, eine Missernte für das nächste Jahr zu erwar- ten. Einigermassen sich der Scha- heben, wenn die Tragruten Herbst oder Frühjahr bis unter die vom Hagel an- geschlagene Stellen zurückschneidet, wo- durch man auch die mehr unterstehenden Augen zum kräfti- gen Austreiben und reicherem Fruchtan- satz zwingt. Es sind also bei eventl. Erhebung von Ansprüchen auf Hagelschädenver^ gütungen Versiche- rungsgesellschaften gegenüber die klei- nen blauen Fleck- chen mit Nachdruck zu erwähnen, da die- selben zur Folge haben, dass oft mehr als die Hälfte der nächstjährigen Ernte ausfällt. Man hat daher Anspruch darauf, den durch Ernteausfall im näch- sten Jahre entstandenen Schaden z. T. ersetzt zu bekommen, wenn man den Schaden nachweist. Apfelblütenzweig nach dem Nachtfroste vom 28.^ 29. April dieses Jahres Vom Verfasser für die ,,Garten\veU" photogr. aufgenommen. Betrachtungen über die Frostschäden in diesem Jahre an den Obstblüten. Mit Bangen sieht der Besitzer von Obstanlagen den sternklaren Nächten Ende .-Vpril und Anfang Mai entgegen, in denen die Temperatur meist mehrere Grad untei: den Ge- frierpunkt sinkt, sodass durch Erfrieren der Blüten die schön- sten Hoffnungen auf reichen Ertrag selbst bei reichstem Frucht- ansatz in einer Nacht zerstört werden können. In diesem Jahre waren die Blüten der Süsskirschen. Apfel und Birnen so ziemlich gleichmässig in der Entwickelung ge- diehen, sodass eine grosse Frostgefahr besonders für .Apfel und Birnen vorlag, während die Kirschenblüten verhältnismässig der Jahreszeit entsprechend zurück waren. Die Abbildungen auf Seite -428, 429 und 430 zeigen uns Zweige der Kirsche „Frühe von Löwen", des Apfels „Graven- sfeiner" und der Birne „Gute Lotäse von Avranches" wie dieselben am 29. April d. J. entwickelt waren. In den Nächten des 28. und 29. April traten Nachtfröste ein und es wurde bereits jede Aussicht auf Ernte aufgegeben: die darauffolgenden Tage gab es aber Regenwetter und man sah den Blüten nicht das geringste von Frostschaden an. Ja die Kirschen fingen .Anfangs Mai bereits stark zu blühen an, und doch sind die Blüten erfroren. Man nimmt gewöhnlich an. dass der Frost ohne Schaden vorübergegangen ist, wenn die Blumenblätter noch frisch aussehen und nicht schwarz ge- worden sind. In diesem Jahre blie- ben aber durch den Frost die Blumenblät- ter vollständig ver- schont und nur das Pi- still litt Frostschaden. Der Griffel war da, wo er aus dem Fruchtkno- ten entspringt, bläu- lichbraun, und entfal- tete sich die Blüte, so starb er vollständig ab. Der Durchschnitt einer unbeschädigten Blüte lässt aber erkennen, dass das Pistill von hellgrüner Farbe ist, wenn es gesund ist. Die Kelchblätter bei Birnen und .Äpfeln sind wollig, während sie bei der Kirsche nackt sind: es haben daher die er- steren mehr Schutz ge- gen die Kälte und sind auch nicht so frost- empfindlich gewesen wie jene. Man kann also nicht rein äusserlich von der Blütenfülle auf ein gutes Erntejahr schliessen, sondern man muss sich vor allen Dingen davon überzeugen, ob die Befruchtungsorgane, welche ja am zartesten gebaut sind, gesund geblieben sind. Gerade Kirschen sind in dieser Beziehung durch den nackten Kelch sehr empfindlich. Bei Anpflanzung von Kirschen wird auch noch zu wenig Augenmerk auf die Höhenlagen gelegt. Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass selbst geringe Höhen- unterschiede von grossem Einfluss sind. Bei einer Neigung von I : 1 500 hatten in hiesiger Plantage an den tiefer gelegenen Stellen sämtliche Kirschenblüten schwarze Pistille, während bei den Kirschen in der höheren Lage nur die Blüten der un- tersten .Äste erfroren. Ursache dieser Erscheinung ist der Unter- schied der Luft- und Bodenfeuchtigkeit. An den tieferen Stellen friert es viel eher. Der Reif zieht durch die Thäler und Niederungen, besonders wenn ein Bach durch dieselben fliesst. Also selbst kleine Höhenunterschiede in einer Plan- tage bewirken solche grosse L'nterschiede in Frostschäden und 430 Die Gartenwelt. VI, 36. sollte daher an niedergelegenen Stellen nur Kernobst oder Pflan- men, welche ja in der Blüte sehr spät sind, angepflanzt werden. A. Haindl, Obergärtner, Obstplantage Feldbrunnen bei Osterode H. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Prüfungsordnung für die Staatsprüfung für Obst- und Gar- tenbau an dem Königlichen pomologischen Institut zu Proskau. § I- Um denjenigen Gärtnern, die den zweijährigen Kur- sus am pomologischen Institut zu Proskau mit gutemErfolge beendigt haben, Gelegenheit zu geben, sich nach weiterer praktischer Ausbildung einer abschliessenden Prüfung zu unterziehen, ist an diesem Institut eine zweite Prü- fung eingerichtet, welche den Namen „Staatliche Obergärtner- Prüfung" führt. Die Prüfung umfasst den gesamten Garten- und Obstbau. § 2. Die Prüfungskommission be- steht aus dem Kurator der An- stalt und den von diesem zu er- nennenden Mitgliedern. Der Kurator oder dessen Stellvertre- ter leitet die Prüfung. §3. Für die Zulassung zu dieser Prüfung ist erforderlich; 1. Berechtigungsnachweis zum Einjährig-freiwilligen Militär- dienst oder Nachweis einer gleichwertigen Schulbildung; 2. Nachweis der Beendigung des zweijährigen Lehrganges am pomologischen Institut mit gutem Erfolge; 3. Nachweis einer mindestens vierjährigen praktischen Thä- tigkeit nach Verlassen des In- stituts, wovon jedenfalls ein Jahr Thätigkeit im Obstbau nachzuweisen ist; 4. Lebenslauf; 5. Besitz eines L^nbescholtenheitszeugnisses. Die Anmeldung zur Prüfung ist schriftlich vor dem l. August unter Beifügung der Nachw-eise l — 5 an den Direktor des Insti- tuts zu richten. § 4. Über die Zulassung zur Prüfung entscheidet der Kurator im Einvernehmen mit dem Direktor des Instituts. § 5- Die Prüfung besteht in der Ausarbeitung einer häuslichen Arbeit und in einer mündlichen Prüfung. Die häusliche Arbeit wird so gewählt, dass sie möglichst alle Zweige des Garten- und Obstbaues umfasst, und dass der Examinand neben seiner praktischen Befähigung zur Lösung selbständiger Aufgaben auch sein Vertrautsein mit den wissenschaftlichen Grundlagen einer rationellen Pra.xis nachweisen kann. Ausnahmsweise können an Stelle einer umfassenden Arbeit auch mehrere Einzelaufgaben gegeben werden. Bimblüten nach dem Nachtfröste vom Vom Verfasser für die „Gartenwelt" Die mündliche Prüfung soll im Anschluss an die häusliche Arbeit zur Ergänzung derselben dienen und speziell dem Exa- minanden Gelegenheit bieten, darzuthun, dass er sich der Gründe für die von ihm in seiner häuslichen Arbeit vorgeschlagenea praktischen Massnahmen wohl bewusst ist. Für die Anfertigung der schriftlichen Arbeit werden dem Examinanden 5 Monate Frist gegeben, d. i. vom i. Oktober bis I. März des darauffolgenden Jahres; innerhalb dieser Frist hat er die gestellte Aufgabe zu erledigen. Wird dieser Zeitpunkt nicht innegehalten, so gilt der Examinand als von der Prüfung" zurückgetreten. Die mündliche Prüfung findet im April statt, sofern nicht die schriftliche Arbeit eine solche Unfähigkeit des Examinanden ergeben hat, dass derselbe von der Prüfungskommission voa dem weiteren Examen zurückgewiesen werden muss. Für die schriftliche Prüfungs- arbeit hat der Examinand die etwa benutzten Hilfsmittel voll- ständig und genau anzugeben und die eidesstattliche Versiche- rung hinzuzufügen, dass er die Arbeiten selbständig und ohne fremde Beihilfe angefertigt hat. § 6. Die schriftliche Arbeit ist zu Händen des Direktors des In- stituts einzusenden, der dieselbe zur Abgabe des Urteils bei der Prüfungskommission in Umlauf setzt. Die mündliche Prüfung fin- det in Gegenwart der gesamten Kommission statt, welche auch den Wortlaut des Prüfungser- gebnisses protokollarisch fest- stellt. § 7. Solchen Prüflingen, welche sich dem Lehrberuf widmen wol- len, soll durch die Prüfung Ge- legenheit gegeben werden, ihre Befähigung zur Ausübung einer Lehrthätigkeit darzuthun. Sie haben deshalb bei ihrer Mel- dung zur Prüfung den Antrag zu stellen, dass die Prüfung sich hierauf erstrecke. Die Prü- fungskommission wird darnach sowohl bei der Erteilung wie bei der Beurteilung der schriftlichen Aufgaben entsprechend höhere .Anforderungen stellen. In der mündlichen Prüfung haben diese Prüflinge ausser- dem darzuthun, dass sie sich über ein gegebenes Thema ^lar und gewandt ausdrücken können. Über das Ergebnis der Prüfung wird ein Zeugnis aus- gestellt, in welchem dem Prüfling bescheinigt wird, dass er die staatliche Prüfung für Obergärtner am Institut in Proskau mit (sehr gut, gut, genügend) bestanden hat. In dem Zeugnis sind die Prädikate für die einzelnen gestellten Aufgaben, aus denen das Gesamtprädikat gebildet wird, mit besonders- beigefügter Motivierung aufzuführen. Über die erforder- liche Darlegung der L ehr b ef ä h igu n g wird ein besonderer Vermerk in das Zeugnis aufge- n o m m e n. §9- Die Prüfung kann bei nicht genügendem Ergebnis frühestens- 28./29. photogr. April dieses Jahres. aufgcuommeu. VI, 36 D ie Garten wel t. 431 nach Ablauf eines Jahres einmal wiederliolt werden, muss aber vor dem so. Lebensjahre beendigt sein. § 10. Die Gebühren für die Prüfung betragen 50 Mark, welche sofort nach erfolgter Mitteilung über die Annahme der An- meldung an die Kasse des Königlichen poniologischen Instituts in Proskau einzusenden sind. Erst nach Einzahlung der Ge- bühren erfolgt die Übersendung der Prüfungsaufgaben. § II. Das Prüfungsverfahren regelt im Übrigen, soweit nicht in \'orstehendem Bestimmung getroffen ist. der Kurator des König- lichen pomologischen Instituts. Berlin, den 7. Mai 1902. Der Minister für Landwirtschaft. Domänen und Forsten. I. A. : Dr. Thiel. Über .Abtretung der Versuchsstation für Wein-, Obst- und Gartenbau in Wädensweil (Schweiz) an den Bund soll in Kürze entschieden werden. Zu den Betriebskosten der \'ersuchsstation und der damit verbundenen Gartenbauschule leisten 15 Kantone jährliche Beiträge, während der Kanton Zürich das Schlossgut Wädensweil auf 12 Jahre zur un- entgeltlichen Benutzung überlassen hat. Dieise Verträge sind nun in diesem Jahre abgelaufen und man wünscht, dass der Bund Versuchsstation und Schule nunmehr übernimmt und für den weiteren zeitgemässen Ausbau dieser Anstalten Sorge trägt. Vor- derhand hat der Kanton Zürich beschlossen, die gesamten Liegen- schaften dem Bund gratis zum Zwecke der Übernahme abzu- treten. Es ist nicht daran zu zweifeln, so wird uns von wohl unterrichteter Seite mitgeteilt, dass vom l. September d. J. ab die A'ersuchsstation vom Bunde weitergeführt wird, während die Schule für Wein-, Obst- und Gartenbau von den 1 5 Kantonen, denen bisher ihre Unterhaltung oblag, weiter geführt werden wird, leider aber vorderhand nur auf 3 Jahre. Man hofft aber, dass auch über diese Zeit hinaus das Bestehen der Schule gesichert bleibt. Bevorstehende Ausstellungen. Grosse Jubiläums Blumen- U.Gartenbau- Ausstellung inLangenau a d. böhmischen Nordbahn. Die schon bekannt gegebene Aus- stellung des \'ercines der Blumen- und Gartenfreunde für Lange- nau und l'mgebung, welche in der Zeit des 7., 8. und 9. Sep- tember d. J. in den Rösler'schen Lokalitäten, Gasthof zur Sonne, abgehalten wird, umfasst Blumen. Pflanzen, Gemüse, Obst und Beerenfrüchte, Schwämme, abgeschnittene Blumen und Bin- dereien. Gartengeräte und alle in dieses Fach einschlägigen Erzeugnisse. Blumen- und Gartenfreunde, welche sich an den vorhergegangenen Ausstellungen obigen Vereins beteiligten oder dieselben besuchten, werden gewiss deren Reichhaltigkeit noch in guter Erinnerung haben und auch diese vierte grosse Aus- stellung mit Freuden begrüssen. Die Beteiligungsanmeldungen von Gärtnereien und privaten Liebhabern des Gartenbaues laufen zur vollsten Zufriedenheit des Vereins in erfreulicher .Anzahl ein. Platzmiete oder sonstige Zahlung wird nicht beansprucht und den .Ausstellern ist eine reichliche Preisverteilung, bestehend in Medaillen von selten des löbl. k. k. .Ackerbau-Ministeriums und des hohen Landeskulturrates, ferner in Ehren-Diplomen, Geldpreisen, Wertgegenständen etc. in .Aussicht gestellt. .An- fragen und .Anmeldungen wolle man an das .Ausstellungs-Komitee des Vereines richten, von welchem bereitwilligst Bescheid und umgehende Zusendung der .Ausstellungsbestimmungen nebst .\n- meldeschein erfolgt. Pflanzen - Krankheiten. Hexenbesen an Syringen. Die Syringenblüte naht! Da er- fährt mancher Gärtner und Gartenbesitzer eine arge Enttäu- schung, indem er wahrnimmt, dass statt der Blüten an seinen Syringen eigenartige, verkrüppelte, mit zahllosen Knospen be- setzte Zweigsysteme vorhanden sind, die blatt- und blütenlos in die Luft starren, zum Teü schon über Winter vertrocknet sind, zum Teil aber verkrüppelt eben austreiben. Diese „Hexenbesen" genannten Zweigsysteme werden durch Milben hervorgerufen, die sich über Winter zwischen den Schuppen der Si/ringn-Knospen aufgehalten und nun beim Austreiben der Knospen die Ver- krüppelung der jungen Triebe durch ihr Saugen verursacht haben. Zur Bekämpfung der Erscheinung empfiehlt es sich daher, die Hexenbesenbildungen auszuschneiden und zu ver- brennen und die mit solchen behafteten Sträucher im kommenden Winter zurückzuschneiden. Herr von Tubeuf hat im vorigen Jahre die .Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf die Erscheinung gelenkt. Es sind daraufhin an die biologische Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes zu Berlin Meldungen über das \'orkommen solcher Hexenbesen aus Berlin, Braunschweig, Celle, Halle, Frankenhausen a. Kyffh., Karlsruhe, München, Wien, Breslau, Königsberg tmd Tilsit ge- langt. Es würde der biologischen .Abteilung von Wert sein, weitere Angaben über das Vorkommen und besonders über die Grösse des durch die Hexenbesen angerichteten Schadens zu erhalten, und es wird daher gebeten, etwaige verdächtige Si/rimjn- Triebe mit bezüglichen .Angaben dorthin (Berlin NW., Klopstock- strasse 20^1 einsenden zu wollen. Bücherschau. Arbeiten aus der biologischen Abteilung für Land- und Forstwirtschaft am Kaiserlichen Gesundheitsamte. Band 11, Heft 5. X'eriag von Paul Parey, Berlin. Preis 4 Mark. Das vorliegende Heft enthält zwei für Obstzüchter sehr wich- tige Arbeiten von Reg. -Rat Dr. Rudolf .Aderhold: „Über CJaste- roüporiuiH carpophUum und dessen Beziehungen zum Gummifluss des Steinobstes" und „Ein Beitrag zur Frage der Empfänglichkeit der .Apfelsorten für Ftisicladium dcntriticuiii (mit Tafel) und dessen Beziehungen zum Wetter". Den Schluss des Heftes bildet eine kleine Studie über ,,Das Triebsterben der Weiden" (mit Tafel) von Reg. -Rat Dr. C. Freiherr von Tubeuf. Kuhns botanische Taschenbilderbogen für den Spaziergang. Heft I und 2. \'erlagsinstitut Richard Kühn, Leipzig. Preis 40 Pf. pro Heft. Jedes Heft besteht aus einer dreiteiligen zu- sammenklappbaren Farbentafel mit der Darstellung lon über 100 Blütenzweigen von Kräutern, Bäumen, Sträuchern und Pilzen. Diese bildlichen Darstellungen, denen kein Text bei- gegeben ist, sollen auf Spaziergängen das Bestimmen der auf- gefundenen Pflanzen erleichtern. Wir glauben nicht, dass dieser Zweck ganz erreicht wird, denn die Bilder sind zu klein und stehen auch in der .Ausführung nicht auf der Höhe der mo- dernen Reproduktionstechnik. M. H. Tagesgeschichte. Berlin. Die Erhaltung des alten botanischen Gartens in der Potsdamer Strasse erregt noch lebhaft die Gemüter der Bewohner des Westens Infolge der ablehnenden .Antwort des Finanz- ministers, über welche wir kürzlich berichteten, beabsichtigt der .Ausschuss für Erhaltung des botanischen Gartens als öffentlichen Park nunmehr in den zweiten Teil seines Programms, die Er- werbung des ganzen Terrains vom Fiskus durch \'ereinbarung eines angemessenen Preises zu ermögliclien. einzutreten. Der .Ausschuss tritt zu einer Beratung zusammen, um das an die Ber- 432 Die Gartenwelt. VI, 36- liner Stadtverordnetenversammlung zu richtende Gesuch zu ge- nehmigen. In dem Gesuch wird die BerUner Stadtverordneten- versammlung gebeten, mit einem Initiativantrag an den Magistrat der Reichshauptstadt heranzutreten, um die Einsetzung einer ge- mischten Deputation für Erhaltung des Gartens herbeizuführen, welche die Angelegenheit noch einmal eingehend durchberaten und eventuell mit den massgebenden Staatsbehörden in Ver- bindung treten soll. Die zur Stellung eines Initiativantrages notwendige Anzahl von Stadtverordneten hat sich schon bereit erklärt, den Antrag zu unterzeichnen. Die im Westen von Ber- lin wohnenden Stadtverordneten werden auch ihrerseits mit einem gleichen Antrag an den Magistrat herantreten. Ist mit dem Finanzminister ein acceptabeler Erwerbspreis verabredet — die bisher geforderte Summe ist unerschwinglich und kann auch bei gänzlicher Bebauung nicht herausgeschlagen werden — , dann hofft der Ausschuss gemeinsam mit Berlin und Schöneberg die Ausführung seiner Absicht, den ganzen Garten als Park für alle Zeiten zu erhalten, ermöglichen zu können. Auch in Schöneberg hat man begreifliches Interesse an der Erhaltung des botanischen Gartens. Der dortigen Stadtverordneten-Ver- sammlung lag eine von 1 1 Stadtverordneten unterzeichnete Denk- schrift über die Erhaltung des Gartens als öffentlichen Park vor. Es soll eine gemischte Deputation von drei Magistrats- mitgliedern und fünf Stadtverordneten eingesetzt werden, um zu beraten, wie in Gemeinschaft mit den städtischen Behörden von Berlin der Botanische Garten in seinem heutigen Umfang als öffentliche Parkanlage erhalten werden kann. • — Die E r b a u u n g einer Ausstellungshalle im Zoologischen Garten, ein Projekt, das heftige Aus- einandersetzungen zwischen den Aktionären zur Folge hatte, wurde in der Generalversammlung beschlossen. Mit der Halle, die seiner Zeit mit einer Gartenbau-Ausstellung eröffnet werden soll, wird Berlin einen dem Velodrom in Hamburg ebenbürtigen Ausstellungspalast erhalten, der u. a. die Durch- führung gross und einheitlich angelegter Gartenbau-Ausstellungen ermöglicht. Zur Ermöglichung des Baues soll eine Obligations-Anleihe von 2 Millionen Mark aufgenommen werden. Ob nun die Halle wirklich gebaut wird, steht noch dahin, da die Gegenpartei Protest gegen die Beschlussfassung der Versammlung erhoben hat. Der Protest wird damit begründet, dass zur Beschluss- fassung über die Zweimillionenanleihe eine 2/4 Majorität der vertretenen Aktien erforderlich gewesen sei. Durch den Bau der Ausstellungshalle und die damit verbundene Beschränkung des freien Eintrittsrechts werde fernerhin das Singularrecht des Aktionärs geschmälert, und schliesslich wird in dem Protest geltend gemacht, dass die Einrichtung der Ausstellungshalle den statutarisch vorgezeichneten Zwecken des Zoologischen Gar- tens, der lediglich der Förderung der zoologischen Wissenschaft dienen solle, zuwiderlaufe. M. H. — Das Grab des früheren Gartendirektors Gustav Meyer im Erbbegräbnis auf dem neuen städtischen Friedhofe zu Pots- dam war am 27. Mai, dem fünfundzwanzigjährigen Totestage Meyers, prächtig und sinnig geschmückt. Um 10 Uhr ver- sammelte sich dort eine kleine Gemeinde von Kollegen, Ver- ehrern, Freunden und Verwandten des Verstorbenen zu einer kurzen, schlichten Gedächtnisfeier. Am Dienstag Nachmittag fand eine weitere Feier am Denkmal Meyers im Treptower Park statt, bei der namentlich die Verdienste des V'erstorbenen um die Stadt Berlin gewürdigt wurden. — Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Branden- burg hat zur Erleichterung des Obst-An- und -Verkaufes eine Obstvermittelungsstelle eingerichtet. Es sollen fortan alljähr- lich in der Zeit von Mitte Juni bis Mitte Oktober Nachfrage- und Angebotlisten direkt an die Interessenten, sowie an sämt- liche Garten- und Obstbauvereine kostenlos versandt werden. Hamburg. Auf Anregung der hiesigen Ortsgruppe des Ver- bandes der Handelsgärtner Deutschlands hat der Verwaltungs- rat des Gartenbau-Vereins für Hamburg-TVltona und Umgegend beschlossen, in diesem Sommer einen Wettbewerb unter Villen- bewohncrn zu veranstalten für hervorragenden äusseren Blumen- schmuck der Wohnhäuser durch geschmackvoll bepflanzte Bal- kone, Fensterkästen und Dekoration der Treppenaufgänge. Die ' Herrschaften werden aufgefordert, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen, und es sind Anmeldungsformulare hierfür bei allen Gärtnern erhältlich. Die Anmeldungen müssen bis späte- stens den 30, Juni d. J. erfolgen und sind an das Bureau des Gartenbau-Vereins, Ferdinandstrasse 45 a, zu senden. Die Prä- miierung soll in der schönsten Blütezeit durch ein später zu- erwählendes Preisgericht vorgenommen werden : es stehen dem- selben hierfür eine Anzahl Medaillen und Diplome zur Ver- fügung. Das Resultat wird Ende August d. J. bekannt ge- macht werden. Hildesheim. Zur Förderung der Obstbaumzucht zur Be- schaffung von Obstbäumen und deren unentgeltliche Abgabe an Volksschullehrer Jiat der Kultusminister dem hiesigen Regierungs- präsidenten 400 Mark zur Verfügung gestellt. Köln. In der „Kölnischen Zeitung" finden wir die zum 1, September d. J. zu besetzende städtische Gartendircktorstelle wie folgt ausgeschrieben : „Die Anstellung erfolgt mit einem An- fangsgehalt von 4500 Mark, steigend mit Alterszulagen bis zum Höchstbetrage von 6500 Mark, auf gegenseitige dreimonatliche Kündigung, jedoch mit Ruhegehaltsberechtigung und Anspruch auf Witwen- und Waisenversorgung. Für Dienstwohnung, welche inmitten des städtischen Volksgartens in der Neustadt gelegen ist, kommen 1 5 "/^ des Anfangsgehaltes in Abzug. Privatpraxis ist nicht gestattet. Unter Umständen kann ein höheres Anfangs- und End- gehalt gewährt werden. Bewerber, welche höhere gartentechnische Studien gemacht und zugleich in der Anlage und Unterhaltung grösserer Schmuck- und Parkanlagen praktische Erfahrung gesammelt haben, wollen ihre Meldungen nebst Lebenslauf und Zeugnissen bis zum 14^ Juni an den Unterzeichneten einreichen. Köln, den 21. Mai 1902. Der Oberbürgermeistern Becker. Personal-Nachrichten. Kuntz, Ph., seit 17 Jahren städtischer Garteninspektor ini Strassburg i. E., feierte am 30. Mai sein 50 jähriges Gärtner- jubiläum. Der verdienstvolle und allgemein beliebte Garten- veteran wurde am 4. 2. 38 geboren und trat bereits mit 14 Jahren in die Lehre. Vor seinem Eintritt in städtische Dienste war Kuntz u. a. 20 Jahre Obergärtner des Vicomte de Bussiferes. in Schoppenweiher. Lichtwald, Johann, Gutsgärtner zu Schossow im Kreise Dem- min, erhielt das allgemeine Ehrenzeichen. Ryssel , Eduard, Pflanzensammler, früher Obergärtner der Kaiserlichen Mineralbäder, Platigorsk, Kaukasus, bereist als Be- gleiter des Botanikers Dr. Gottfried Herzbacher aus München auf die Dauer von zwei Jahren den Thian-Schan und chinesisch Turkestan. Eine Kosakeneskorte begleitet diese Expedition. Das Winterquartier wird in Kaschgar aufgeschlagen. Briefkasten der Redaktion. L. D., Memel. Das Komitee zur Gründung der „Deutschen Togogesellschaft" teilt uns auf unsere Anfrage mit, dass die Gesellschaft bestehende Anlagen mit vorhandenem Personal über- nimmt und dass sich somit vorerst ein Bedarf an Gärtnern nicht ergiebt. Bei einer grösseren Ausdehnung der Plantagen, die doch immerhin erst in einigen Jahren eintreten kann, sollen deutsche Gärtner berücksichtigt werden. E. M. in T. Das eingeschickte Zweigstückchen gehört einer immergrünen Cotoneaster (Zwergmispel) an . Die Art liess sich nach dem Zweigfragment und den beiden zerdrückten und vertrockneten Beeren nicht feststellen. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt A Co., Leipzig. — Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau, Jahrgang VI. 14. Juni 1902. No. 37. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift -wird strafrechtlich verfolgt. Gehölze. Eine ehrwürdige badischc Eiche. Von L. Graebener, Grossherzogl. Hofgartendirektor, Karlsruhe. {Hierzu eine Abhildiing.) dass der Baum innen hohl ist. Uni störende Eingriffe von aussen abzuhalten, wurde der Riss vollständig mit Rinde bedeckt. Etwas Geschichtliches über diesen Baumriesen, der ütwa 15 Minuten oberhalb des lieblichen Badeortes in der Gegend unter dem Namen Böttchers Eiche be- Badenweiler in der Nähe der Strasse nach Seheringen steht mitten in 150 jährigem Eichenbestand ein Baumriese, wie es seinesgleichen wenige geben mag. Die Gross- herzoglichen Herrschaften, welche gerne in dem Schwarz- wald-Idyll weilen, haben den Baum dem besonderen Schutze des staatlichen Oberförsters anvertraut und eine Sitzbank anbringen lassen, um den zahlreichen Spaziergängern Gelegenheit zu geben in Muse den Riesen zu betrachten und den Zeitenlauf von sechs Jahr- liunderten im Geiste an sich vorbeigehen zu lassen ; denn so hoch wird das Alter des Baumes geschätzt. Bis Mitte der 70 er Jahre stand etwa 20 m nördlich da- von ein zweites, gleich starkes Exemplar, welches infolge eines Blitzschlages gefällt wer- den musste; an diesem konnte oben angegebenes Alter fest- gestellt werden. Der Baum hat auf 1 m Höhe einen Durch- messer von 1,70 m, mithin über 5m Umfang; sein Massenge- halt wird auf 29 Festmeter ge- schätzt, dürfte aber in Wirk- lichkeit nicht so gross aus- fallen, denn ein gewaltiger Riss auf der Nordseite zeigt Die GarLenwelt. VI. kannt ist, konnte niclit in Erfahrung gebracht werden, doch lässt die unbedeutende Höhe im Verhältnis zur Stärke, sowie die tiefgehende Beastung vermuten, dass der Baum früher frei gestan- den hat; es ist möglich, dass sein Standplatz ein freier Aus- sichtspunkt gegen das Rhein- thal gewesen ist, und die Eiche mag schon manche frohe oder ernste Gesellschaft zu ihren Füssen gesehen haben. Wenn der Wipfel erzählen könnte, was er alles schon drunten im Rheinthal und drü- ben über dem Rheinstrom ge- schaut, es gäbe eine lange und nicht immer schöne Ge- schichte. 500jährige Eiche bei Badenweiler. Originalaufuahme für die ,, Garteuwelt". Frühblühende Spiraeen. Unter der grossen Gruppe blühender Sträuchcr nehmen die zu den Rosaceen gehöriggn Spiraeen den ersten Platz ein. Sie zeichnen sich sämtlich durch ihren reichlichen Blütenflor und durch meist ge- fälMge und schöne Blattbildung aus und sind daher für den Land- schaftsgärtner ein schätzbares Ma- terial zur Bepflanzung von Ge- büschrändern oder als Einzel- pflanzen. Zu letzteren eignen sich hauptsächlich diejenigen Arten, welche einen leicht überhängen- den Wuchs besitzen, wie Sp. 37 434 Die Gartenwelt. VI. 37 Vanda teres. Originalaufnahme für die ^^GartenweU" herrlichen Anblick. Nicht nur als einer der ersten Blüten- sträucher im Frühjahr ruft sie unsere Bewunderung hervor, nein, noch im Herbst erfreut sie uns mit ihrer prachtvollen, roten Laubfärbung. Der Strauch erreicht eine Höhe bis 2 m und ist auch als Treibstrauch sehr beliebt. Mit ihr um dieselbe Zeit blüht Sp. arguta Zbl. Sie gehört auch mit zu den schönsten Frühjahrsblühern. Wie mit Schnee bedeckt, leuchtet der in der Fülle seines blendend weissen Blütenschmuckes steherjde Strauch, aus der kaum die ersten Spuren von Leben zeigenden und wiedererwachenden Natur hervor. Höhe ca. i — i'^jc, m. Blüten in zahlreichen Dolden- trauben längs der Zweige. Sie ist ein guter Treibstrauch. Diesen beiden steht die feinblätterige und zierliche Sp. Thunbergii in der Zeit des Blühens nicht nach, blüht sogar oft früher. Der Strauch wird 6o cm bis. i m hoch und hat dünne, zierliche Zweiglein. Die Blätter sind ganz schmal und scharf gesägt, die Blüten klein, 3 — 5 in Dolden längs der Zweige. Sie ist auch zum Treiben geeignet. Einen sehr zierlichen und leicht überhängenden Wuchs haben die beiden Arten : Sp. trilobata und Sp. van Houtlei Briof. In der Blüte stehen diese beiden Spiraca sich ziemlich nahe, crstere wird 60 cm bis i m hoch, letztere i — 2 m. Sp. van Houttei ist eine Kreuzung von .Sp. cantonicnsis X trilobata. Sie hat etwas längliche, 3 lappige Blätter. Sp. trilobata hat ebenfalls 3 lappige, aber mehr rundliche Blätter und sie blüht auch etwas früher als Sp. van Houttei. Blüten bei beiden sehr zahlreich in Doldentrauben, längs der überhängenden Zweige. Einen nicht gerade hohen, aber mehr buschigen i — l'/o m hohen Strauch bildet Sp. cantonicnsis Lour. mit lanzettförmigen, grob gesägten, oft 3 — 5 lappigen Blättern. Blüten ziemlich gross, in gestielten Dolden, längs der vorjährigen Zweige. Schöner ist die gefüllte Form Sp. cantoniensis flore pleno, leider aber in manchen Gegenden etwas empfindlich und muss deshalb im Winter geschützt werden, sonst blüht sie nicht. Sp. hypcricifolia hört. Strauch, i — 1^2 m hoch, mit über- hängenden, rutenförmigen Zweigen. Blätter länglich, ganz- randig, an der Spitze gekerbt, Blüten klein, in seitenständigen, sitzenden Dolden, längs der Zweige. Sehr reichblühend. Ge- eignet für sonnige Gebüschränder und zur Einzelpflanzung. Sp. laevigata L. ist ein etwas sparriger, bis i m hoher, aus- gebreiteter Strauch. Blätter länglich, blaugrün, Blüten in end- ständigen Rispen. Wegen seiner hübschen Belaubung und frühen Flors sehr zu empfehlen. Zum Schluss wären noch zu erwähnen Sp. chamacdrifolia und Sp. ulniifolia Scop. Beide erreichen eine Höhe von ca. 1,5 m. Erstere ist etwas sparrig wachsend, letztere bildet einen mehr buschigen Strauch. Die Blätter von Sp. chamaedrifolia sind länglich-eirund, glänzendgrün. Blüten gross, in flachen Doldentrauben an der Spitze der Triebe. Sp. ulniifolia hat grosse, ovale, doppelt gesägte Blätter. Blüten gross, in eirunden, kopfförmigen Doldentrauben. H. Grote, Reutlingen, prunifolia fl. pleno, Sp. arguta, Sp. trilobata, Sp. chamaedrifolia, Sp. va7i Houttei, und die schönste Sp. ariaefolia. Im Nachstehenden möchte ich einiger der schönsten und frühblühenden Arten gedenken; sind sie es doch, welche im Frühjahr das meiste Interesse auf sich lenken, da wir um diese Zeit mit blühenden Gehölzen nicht so reich gesegnet sind. Eigen- artig ist es, dass alle frühblühenden Spiraeen nur weiss blühen, während sich unter den Sommerblühern die verschiedenen Far- ben von Weiss, Rosa und Rot vorfinden. Am häufigsten begegnen wir in unseren Gärten Sp. prunifolia Sieh et Zucc. und noch mehr var. flore pleno hört. Sie ist ein herr- licher Strauch, besonders die gefüllte Form. Wenn sich der Lenz mit dem Winter noch um die Oberherrschaft streitet, steht Sp. prunifolia schon in ihrem Blütenschmuck da. Die leicht überhängenden dünnen Zweige sind dicht besetzt mit den kleinen, weissen, in der Mitte grünlichen Blüten und gewähren einen Orchideen. Vanda teres Lindl. Von L. Graebener, Grossherzogl. Hofgartendirektor, Karlsruhe. (Hierzu eine Abbildung.) Obwohl der vorige Jahrgang der Gartenwelt auf Seite 138 und 289 Abbildungen dieser schönen Orchidee gebracht hat und ein sehr schönes Nahbild der Jahr- gang 1899 Seite 273 uns zeigt, so interessiert es doch vicllciclit, noch einmal ein Bild dieser herrlichen Orchidee VI, 37 Die Gartenwelt. 435 Saccolabium bellinum. Vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" photogr. aufgenommen. vorzuführen, das, was Höhe der Pflanze und Zahl der offenen Blüten betrifft, wohl den Rekord geschlagen haben dürfte, viel- leicht um so mehr, als die zu obigen Bildern gegebenen Be- schreibungen wenig über die Kultur dieser Pflanze sagen; diese, richtig ausgeführt, macht die Vanda teres Lindl. zu den un- verwüstlichsten Orchideen des Gewächshauses und zu den .schönsten Blühern. Wir besitzen in unserm Or- chideenhause eine grössere An- zahl von Tanda tercs, teils an Baumfarnstämme, teils an Kork- rinde, teils an eine Mauer ge- pflanzt und überall wachsen sie gleich üppig, mächtig nach oben in die wärmeren und sonnigeren Regionen des Hau- .ses strebend, und das ist das Hauptgeheimnis ihrer Kultur. Die Vanda teres braucht einen warmen und sonnigen Platz, 18 bis 22" C, möglichst dicht unter Glas. Ein Eintopfen wie ihre anderen Verwandten in Sphagnum und Polypodium- Fasern liebt sie, ja erträgt sie nicht, sie will klettern, ihre Wurzeln in freier Luft an irgend eine Unterlage be- festigen, mehr noch mit denselben vagabundierend ihr Nahrungsbedürfnis der Luft entnehmen; damit sie aber das kann, muss die Luft des Hauses stets mit Feuchtigkeit ge- sättigt sein; fleissiges Spritzen mit Regenwasser, Aufgiescen von Wasser auf den Boden, die Wände und Heizungsrohre, das giebt feuchte Luft, das gefällt der Vanda, das gefällt auch allen anderen Orchideen. Um der aufsteigenden Feuchtigkeit einen Teil Pflanzennahrung mitzugeben, lasse ich im Haus von Zeit zu Zeit etwas Salmiak aus- giessen und gebe dem Spritzwasser einige Tropfen da- von bei. Hat man einen abgestorbenen Balantium- oder AlsoijhllaSia.mm. so setze man diesen, des Haltes wegen, in einen Topf und binde die Vanda teres daran. In Ermangelung eines Baumfarnstammes thut es auch die Rinde der Korkeiche, ein langes, hohles Aststück, das man innen mit Holzkohle ausfüllt. Die noch kleine Pflanze stelle man auf den Schaft dicht unter Glas; mit fortschreiten- dem Wachstum stelle man sie tiefer, aber immer so, dass die Spitze nicht c, , , . , ,,. weit vom Glas entfernt ist; um den Saccolabium bellinum. Einzelne Blume in Sei- Wurzeln einen Halt zu geben, kann tenansicht die Unterlage durch Anschieben eines Originalzeichnung für die ,, Garteuwelt". den. Die ganze Höhe der ab- gebildeten Pflanze beträgt 2,07 ni, 70 cm sind oberhalb der Korkrinde frei. Acht Pflanzen umgeben den Stamm, welche zur Zeit der Aufnahme sechzehn offene Blüten und 17 Knospen zeigen. Die ein- zelne Blüte, in der Zartheit der rosa Farbe an Phalaenopsis schilleriana erinnernd, hat einen Durchmesser von 8 — 9 cm. Das Labellum und der innere_ Teil des Sporns sind rotgelb mit roten Strichen gezeichnet, die Öffnung des Sporns 1,8 cm weit, dieser selbst 4 cm lang. Was die Schönheit der Blüte betrifft so dürfte Vanda teres nur noch von Vanda sanderiana Bcldi. f. (Esmeralda sanderiana Rchb. f.) übertroffen werden. Das obere Kelchblatt und die Blumen- blätter derselben sind auf weissem Grunde zartrosa, die seitlichen Kelchblätter sind gelb, rot geädert. neuen Rindenstückes verlängert wer- Saccolabium belliuum Rchb. f. Von B. Othmer, königl. Garteninspektor, München. (Hierzu drei AbhildungenJ. Saccolabium bellinum ist ein kleines, gedrungenes Pflänzchen aus der bekannten schönen Gattung von leich- tem Wuchs und grosser Blühwilligkeit, eine Pflanze, die stets erkenntlich für einige Pflege ist. Die ganze Tracht dieser Art ist ersichtlich aus der obigen Abbildung. Die Blätter sind derb, an der Spitze schief ausgeschnitten, etwa 2 — 3 cm breit, 15 cm lang. Die Luftwurzeln sind stark und kräftig entwickelt. Die unten- stehend abgebildeten Blüten stehen zu 6—9 in kurzen, büscheligen Rispen. Kelch- und paarige Blumenblätter sind in Gestalt einander gleich, von derber, wachsartiger Be- schaffenheit und leuchtend dunkel- gelber Grundfarbe mit grossen scho- koladenfarbenen Tüpfeln darauf. Das unpaarige Blumenblatt, die Lippe, ist im unteren Teile sehr stark und tief ausgezackt, am Rande mit feinen Kämmchen besetzt, im vorderen Teile dagegen ausgebreitet, zweilappig mit reinv/eissen papillösen Borsten- haaren. Auf dem reinweissen Grunde sind einige Karmintupfen saccolabium bellinum. verteilt. Besonders die Lippe ver- Einzelne Blume in Vor- leiht der ganzen Blüte ihren Reiz deransicht. - . T-, . Originalzeichnung für die in ihrer zarten, wachsartigen Kein- „Gartenweit". 436 Die Gartenwelt. VI, 37 Cattleya labiata var. dowiana. Vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" photogr. aufgenommen. heit im Gegensatz zu den Blumenblättern. Die Säule ist kurz und dick. Die Pflanze wurde etwa 1873 in Birma gefunden und durch Hugh Low u. Co. verbreitet. Sie blüht Dezember bis Anfang Februar, also zu einer Zeit wo gerade kein Überfluss von Blumen im Garten ist ; hält sich auch sowohl am Stock wie abgeschnitten wochenlang. Grund genug, dieses lieblichste aller Saccolabien in Pflege zu nehmen. Der Platz dafür ist im Ost-Indier-Hause, wo es schlecht und recht behandelt wird, wie andere seiner Sippschaft, nur ist es zweckmässig, durch eine gewisse Ruheperiode zu Anbeginn des Winters, es zum Knospenansatz zu veran- lassen. — Cattleya labiata Ldl. var. dowiana Batem. (Hierzu oben- Stchende Abbildung.) Nächst der von mir schon im Jahr- gang II, Seite 383 erwähnten und abgebildeten Cattleya labiata var. Eex ist die Varietät dowiana, welche von der vielgestal- tigen alten labiata abstammt, wohl die schönste. Vor ihr hat sie den Vorzug, dass sie weit häufiger vorkommt und wohl- feiler ist. In der äusseren Tracht ist diese schöne Varietät nicht wesent- lich verschieden von der bekannten Stammform, höchstens sind die Pscudobulben etwas kräftiger, die Blätter breiter und leb- hafter grün. Das einblätterige kräftige Scheidenblatt umschliesst den kräftigen BUitenstiel, der die grossen Blumen straff aufrecht trägt. Die Blüten sind gross, selbst im Vergleich zu den übrigen Formen der C. labiata; sie erreichen die Grösse der C. labiata var. Warsceu'iczii, auch hat die Lippe deren ausgebreitete fast rhombische Gestalt. Bei aller Grösse erscheint aber das Ganze ausserordentlich leicht und graziös, infolge der zarten hellgelben Grundfarbe der Blumenblätter und der hübschen Kräuselung dieser, sowie des Lippenrandes. Die Lippe selbst ist dunkel- braunrot mit goldgelben Streifen. Die Heimat dieser prächtigen Pflanze ist Costa Rica. Ge- funden wurde sie zuerst durch Warscewicz, dessen Import aber zu Grunde ging. Später wurde sie wieder gefunden und durch Kapitän Dow nach England gebracht. Sie blühte zuerst in Europa 1865 bei Veitch in Chelsea. Kultur im wärmeren Teile des Cattleyenhauses. B. Othmer. München. Cattleya labiata var. Trianae, in untenstehendem Bilde dar- gestellt, ist gleichfalls eine hübsche Cattleya-V anetit. Sie führt ihren Namen zu Ehren des Forschers Triana, der sich um die Erforschung Kolumbiens, ihrer Heimat, sehr verdient gemacht hat. Es giebt von rar. Trianae zahlreiche Formen, deren Blüten fast durchweg zart rosafarbig sind. Die Lippe ist röhrig aus- gezogen mit orangegelbem Schlund. Die Blütezeit fällt meist in die Monate Dezember — Februar. Die auf unserer Abbildung gut charakterisierte Blütenform ist bei allen TrianarSovtcn die gleiche; sie unterscheiden sich aber durch Grösse und Färbung der Blumen voneinander. Masdevallia veitchiana Rchb. f. var. grandiflora verdient weit mehr kulti\icrt zu werden, da sie mit zu den auffallendsten der Gattung gehört. Die Blüten erinnern sehr an ein gross- blumiges Aiüliurium scherzerianum, jedoch ist die Farbe blen- dender, als bei einem roten Pdargonium. Die Blütenstiele sind bis 40 cm lang. Die Pflanzen wachsen sehr willig, blühen leicht und reichlich und sind weniger gegen Thrips empfind- lich als die M. Chiiiiarra-'V metäxen. Fr. Cremer. Cattleya labiata var. Trianae. Original.'xufnahine für die ,, Gartenwelt". VI, 37 Die Gartenwelt. 437 Topfpflanzen. Wilholma-Kliododcndrou „Staatsdaiiic von Massenbach". Von Eugen Jos. Peters, Graz. (Hierzu eine Abbildung.) VJx'^ W'ilhflma-Rhododcndron, so genannt weil sie in der Wilhelma bei Stuttgart von Hofgärtner Müller, aus einer Befruchtung von jRA. ahtror)ne- rioides einer niedrig- bleibenden, buschig wachsenden, schö- nen \'arictät mit einer sich über alle Blumenblätter ver- breitenden dunkeln Punktierung der Blü- ten, und dem Bh. arhoreum vor et- lichen 30 Jahren ge- zogen wurden, zeich- nen sich alle durch leichten und reich- lichen Knospenan- satz an allen Trie- ben, sowie frühzeiti- ges Blühen aus ; alle haben denselben buschigen, gedrun- genen Wuchs wie das Rh. alstrocme- rioides und dieselbe hübsche, stark her- vortretende Zeich- nung der Blumen- blätter. Auf der Wiener Weltaus- stellung 1873 wurden sie sehr bewundert und preisgekrönt. Da sie nicht ganz winterhart sind, wenn sie auch ziem- lich starke Fröste vertragen, taugen sie zur Freilandkultur nicht, doch ist ihre Überwinterung in jedem hellen und trockenen Räume, sei derselbe auch nicht ganz frostfrei, mit Leichtigkeit durchführbar. Während der Sommermonate können sie in ihren Töpfen, die aber ziemlich gross sein müssen, verbleiben, es hat aber viele Vorteile, sie an sonniger Stelle, in ein sorgfältig hergerichtetes, mit einer starken Unterlage von Scherbenstückchen, Steinen u. s. w. zur Beförderung des Wasserabzuges versehenes Beet, das ziemlich tief ausge- hoben wurde und dann mit einer Mischung von Moor- erde, Lauberde und Sand aufgefüllt worden ist, zu setzen und erst im September, reichlich mit Knospen versehen, wieder einzutopfen. Sie können dann noch lange im Freien verbleiben, da sie, wie gesagt, etwas Kälte gut vertragen und kommen erst wenn schon der Winter herannaht in ihr Überwinterungslokal; im April können sie wieder im Freien an etwas geschützter Stelle aufgestellt oder zur Dekoration an Stiegenaufgängen, offenen Verandas etc. verwendet werden und können hier auch, nachdem man sie später, nach dem Abblühen, falls es erforderlich war, in grössere Gefässe übersetzt hat, während des ganzen Som- mers verbleiben. Wilhelma-Rhododendron „Staatsdame von Massenbach" Originalaufnahme für die ,, Gartenwelt". Das auf dieser Seite abgebildete Exemplar blüht jedes Jahr reichlich und hat auch jetzt wieder 24 Blütenknospen angesetzt, trotzdem es im vergangenen Jahre nicht ausge- pflanzt war; die Färbung der Blüten ist ein schönes Rosa mit zahlreichen dunkelpurpurroten Flecken. Von den ande- ren, ebenfalls sehr schönen Sorten, seien hier noch genannt : „Kaiser von Russland", karminrot mit dunkler Zeich- nung. „Kaiserin von Russland" , karminrot. „König Wilhelm von Württemberg", rosa, im Schlünde weiss. „Königin Olga von Württeinherg", weiss, dunkelkarmin gefleckt. „Pauline Müller" , hellro^a mit dunkelvioletten Flecken. 438 Pfie Gar ten weit. VI, r/ Farne. Noch einmal Davallia bullata. (Hierzu eine Abbildung.) — In No. 23 dieses Jahrganges war auf die Einführung von Davallia bidlata-Khizornen in Form von Fröschen und Affen auf- merksam gemacht worden. Die untenstehende Abbildung zeigt zwei dieser sonderbaren Figuren, welche in der Gärtnerei der Firma T. J. Seidel in Laubegast bei Dresden, die diese Affen etc. aus Japan eingeführt hat, photographisch auf- genommen worden sind. Da die Rhizome noch nicht voll- ständig ausgetrieben haben, lässt sich die Gestalt des Affen- körpers noch recht deutlich erkennen; über ein Drahtgerüst ist Sphagnum ungefähr in Körperform gebracht; darüber sind die Rhizome nebeneinander gelegt und mit Draht in eben jene Tierfiguren zusammengeschnürt worden, deren Hände oder Füsse aus Drahthaken, welche zum Aufhängen dienen, gebildet sind. Die „Affen" sind ungefähr so cm hoch, während die „Frösche" eine Höhe von ca. 30 cm haben. Nach dem vollständigen Aus- treiben der Rhizome müssen diese „grünen Affen" einen ganz spassigen Anblick gewähren, zumal wenn sie in einem nicht zu warmen Hause unter Blattpflanzen aufgehängt werden, wie unser Bild zeigt, und dort ihre schönen Wedel entwickeln können. Davallia huUata ist ziemlich hart und hält sich auch im Zimmer bei einiger Pflege sehr gut, vorausgesetzt, dass die Luft einige Feuchtigkeit enthält. Andernfalls werden Laien sehr enttäuscht werden, da die Rhizome dann nicht austreiben. Davallia hui- lata ist schon lange als Ampelfarn bekannt. Früher beschränkte man sich auf den Import von Ballons, zu welchen die Rhizome zusammengeschnürt wurden. L. Kniese, Dresden. Rhizome vor Davallia bullata zu Tierfiguren zusammengeschnürt. In der Gärtnerei von T. J. Seidel, Dresden-Laubegast, für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. Schlingpflanzen Zur Empfehlung der Maurandieu. Von G. Schulze, Landschaftsgärtner, Dresden. Innerhalb der Städte, aber auch sehr oft auf dem Lande, finden sich in den Gärten schattiger gelegene Wände, Mauern etc., die man gern den Sommer über bekleidet sehen möchte und man hat schon mit man- cherlei Pflanzen Versuche gemacht, die nicht oder doch nur ungenügend den Zweck erfüllten. Nun kann man ja wohl solche Stellen gewiss mit Ephcu bekleiden, aber man möchte auch hier und da, z. B. an feinerem Gitter- werk, Balkongeländer, wenn nach Norden gelegen, ein- mal eine andere Pflanze, ein anderes Grün als das der Epheus haben und wenn sich dieses Grün noch mit hüb- schen Blumen überzieht, dann um so besser. Manche fast gar nicht gekannte und deshalb kaurr irgendwo einmal zur Verwendung kommende Pflanze ver- dient wirklich, dass man ihre Bekanntschaft macht und ihre praktische Verwendung studiert. Zu diesen Pflanzen gehören die zierlichen Maurandien. Sie bilden, nament- lich in schattiger Lage, eine ausserordentlich feine und zierliche Bekleidung für feines Gitterwerk, Drahtgeflecht Mauern etc., hauptsächlich Maurandia harclai/nna, barcl. fl. alho und harcJ. fl. coccinco. Das feine hellgrüne Laubwerk und der sehr grosse Blütenreichtum, aus löwenmaulartigen Blumen bestehend und auch von der Grösse derselben, machen diese Pflanze neben ihrem raschen Wachstum für obige Zwecke allgemein empfehlenswert. Aber auch auf schattigeren Rasenplätzen, noch unter hohen Bäumen, kann man die Maurandien zu Pyramiden verwenden, zu welchem Zweck man etwa drei oder fünf längere Stengel oder Pfähle, in die Erde steckt, oben zu- sammenbindet und spiralartig von unten an mit Draht oder Bindfaden umwickelt, um den Pflanzen Gelegenheit zum Anklammern zu geben. Sie klammern sich an Draht, Bind- faden, Drahtgeflecht und feines Gitterwerk selbst an und bedürfen einer anderweiten Pflege als eines vernünftigen Begiessens nicht, gedeihen auch in jedem gewöhnlichen Gartenboden. Ihre Anzucht ist höchst einfach. Man kann die Pflanzen alljährlich aus Samen ziehen, den man in Schalen oder Kästchen aussät, etwas warm stellt und die kleinen Pflänzchen in andere Kästchen pikiert oder auch in Stecklingstöpfe setzt und im kühlen Mistbeet bei viel Luft hält. Nachdem Fröste nicht mehr zu befürchten sind, pflanzt man die Pflänzchen etwa 8 bis 10 cm voneinander aus und sehr bald ranken sie flott in die Höhe. Die Aussaat findet am besten Mitte April oder in der ersten Hälfte des- selben Monats statt. Die Blütezeit der Maurandien beginnt bei Samenpflanzen gewöhnlich Ende Juli und Anfang August und währt bis der Frost zerstörend eingreift. Während ihrer ganzen Lebensdauer hält sich die Pflanze gleichmässig schön und hat nie eine Periode irgendwelcher L'nansehnlichkcit. Sie blüht ungemein reich und gewährt mit den vielen Blumen, welche in blau, lila, weiss, Schar- lach etc. erscheinen, auf dem zierlichen Grün ihrer Be- VI, 37 Die Gartenwelt. 439 laubung einen reizenden Anblick. Nur miiss man sie nicht an zu finstere, stockige Plätze und direkt unter hohe finstere Bäume, wo überhaupt nichts mehr wächst, bringen. Sicherlich aber wird niemand die Verwendung dieser zierlichen Pflanze für oben bezeichnete Zwecke bereuen. Will man die Maurandien noch früher blühend haben, so kann man sie aus Stecklingen ziehen, zu welchem Zweck man sich einige Pflanzen zurückbehält, welche man einmal umpflanzt und an möglichst hellem und trockenem Standorte im temperierten Hause überwintert. Wenigen nur dürfte diese reizende Pflanze in ihrer Zierlichkeit bekannt sein; nur ältere Gärtner, und von diesen nur ein Bruchteil, kannten sie, als sie meine damit bekleideten Rückseiten von Pavillons etc., wo sonst nichts mehr für diesen Zweck wuchs, sahen. Junge Gärtner haben sie noch gar nicht gekannt. Erst nachdem man eine Pflanze an ihrem Platze oder in grösserer Anzahl zu gewissem Arran- gement vereinigt sieht, gewinnt man ein zutreffendes Urteil über dieselbe und ihre zweckmässige Verwendung. Chrysanthemum. Zweijährige Chrysanthemum indicura und ihre Kultur. Von Obergärtner Carl 2iskOven, Blankenburg a. H. W ohl wenige Chrysanthemum-Freunde kultivieren zwei- jährige Pflanzen, weil die Ansicht allgemein verbreitet ist, dass von jungen Stecklingen schönere Blumen und auch bessere Pflanzen erzielt werden. Früher war ich auch dieser Ansicht, doch seit einigen Jahren habe ich ge- funden, dass bei manchen Sorten von zweijährigen Pflan- zen die Blumen schöner und grösser werden wie bei jungen Pflanzen, und dann bekommt man mit weniger Mühe schöne, buschige Pflanzen. Allerdings eignen sich zur zweijährigen Kultur nur gewisse niedrige Sorten. Die Behandlung ist folgende : Von den überwinterten Mutterpflanzen suche ich im P'rühjahr die von unten am gleichmässigsten und am stärksten treibenden aus, schneide die .alten Wurzeln ab und verpflanze diese Pflanzen in die alten Töpfe, in eine kräftige, sandige Erdmischung. Die ersten acht Tage halte ich die Pflanzen in einem geschlosse- nen Kalthause und spritze sie fleissig. Beginnen sie durch- zuwurzeln so tritt die allgemein bekannte Behandlung ein. Die Pflanzen werden nun so oft als nötig gestutzt und Mitte Mai in eine geschützte, sonnige Lage ins Freie ge- stellt. Mitte Juni werden sie zum letzten Male gestutzt und in grössere Gefässe verpflanzt. Ich verwendete alte Margarinefässer dazu. Es ist am besten, jetzt die Pflan- zen aufzubinden und die Stä'ie etwas länger zu nehmen, da häufig nachgebunden werden rnuss. Dabei ist für jeden Trieb ein Stab zu verwenden. Von reichblühenden Sorten lasse ich so viele Triebe als möglich gehen und von den grossblumigen durchschnittlich 15 — 30; besser ist es einige mehr stehen zu lassen, da im Laufe des Sommers verschiedene verunglücken. Ausserdem muss darauf geachtet werden, dass nur die gleichlangen Triebe stehen bleiben, damit die Pflanzen ein gutes Aussehen bekommen. Sind sie gut im Wachstum, so sagt ihnen ein öfterer Dungguss sehr zu, auch ist es notwendig, täglich öfter mit Giessen nachzu- sehen, da gerade um diese Zeit die Pflanzen, wenn dieselben zu trocken werden, stark leiden. Anfang August beginne ich mit dem Auskneifen der Triebe, um an jedem nur eine schöne grosse Blume zu erh.alten. Von jetzt ab ist die Be- handlung wie bei den anderen einjährigen Pflanzen zur Anzucht von Schaublumen. Nachstehende Sorten eignen sich nach meinen bisherigen Versuchen am besten für diesen Zweck. Von grossblumigen: „Lord Ludloiv", goldgelb, rotbraun schattiert. „Belle of Castlewood", periweiss, leicht rosa angehaucht. „Miss Alice Byron", reinweisse, ballförmige Blume. Kräftiger Wuchs. „Mrs. Coomhes", rosa lila, grosse Blume und edle Form, sehr leicht zu kultivieren und blüht sehr früh. „Nellie Pockett", rahmweiss. „R. H. Pearson", dottergelb, orange schattiert; eine herrliche Färbung und in gelb wohl die schönste. „Chatstvorfh", leuchtend rosa, silbrige Rückseite. „Mad. G. Dcbrie", zart rosa, sehr grosse Blume. „Mlle. Hestin", rosig lachsfarben und hell chamois, eine eigenartige Färbung. „Mons. Falzer", bräunlich, Mitte gelb; ungeheure Blume. „Topaze Orientale", mattgelb. „Mrs. J. J. Thornycroft" , altgold, herrliche Blumen. „Mad. Gust. Henry", reinweiss. • „Soleil d'Octobre", gelb. „Beaute de Lyon", hell lila, leicht behaart. Von dieser Sorte habe ich bei einjähri-.;en Pflanzen noch nie solche grosse, schöne und herrlich entwickelte Blumen gesehen. „Ma Perfection", weiss ballförmig. „President Nonin", gelb und chamois. Von dekorativen reichblühenden : „Ivory", rahmweiss und ihr „La France"-farbener Sport „Pink Ivory". „Mrs. E. V. Freemann", leuchtend Scharlach, samme- ten, blutrot schattiert; von gleicher Farbe und mit denselben guten Eigenschaften in Betreff auf Wuchs und Reich- blühigkeit ist „Glorious" . „Mad. Ed. Roger", meergrün. „Meduse", bräunlich bronze. „Glory of the Pacific", zart lila rosa, äusserst kräftiger, niedriger Wuchs, eignet sich nach meinen bisherigen Er- fahrungen wohl am besten für diesen Zweck. In hiesiger Gärtnerei befand sich eine Pflanze mit 37 wohlausgebilde- ten Blumen mit einem Durchmesser von 12 — 18 cm. Die- selbe erregte allgemeine Bewunderung; „Jolly Rose", der weisse Sport dieser Sorte eignet sich natürhch zu diesem Zweck nicht minder. (440 Die Garten weit. yir37 Solche Pflanzen wirken als Einzelpflanzen seht dekorativ und zu Ausstellungszwecken sind sie wegen ihrer Blatt- und Blütenfülle besonders geeignet. Dass diese zweijährigen Chrysanthemen auch gute Verkaufspflanzen abgeben, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen; die einzelnen Blumen wurden mit 50 Pfg. bezahlt und von einer gut ausgebildeten Pflanze erzielte ich einen Engros- preis von 5 — 7 Mark. Neue Pflanzen. . Bryophyllum crenatum und Kalanclioö flammea, zwei neue, wertvolle Marktpflanzen. Von G. Besoke, Erfurt. Jrliermit möchte ich auf zwei neue Crassulaceen, die von der Firma Haage & Schmidt in diesem Jahre in den Handel gebracht werden, aufmerksam machen. Erwähnt sei zunächst BryophijUum crenatum. Dadurch dass diese neue succulente-Pflanze alle Eigenschaften, die an eine gute Marktpflanze gestellt werden in sich vereint, sich leicht und rasch vermehren lässt, zur fertigen Pflanze schnell heranwächst, willig und anhaltend blüht und das zu einer Zeit wo aparte Topfpflanzen immer gesucht werden, kann man derselben eine grosse Zukunft als Handels- pflanze voraussagen. — BryophijUum crcmüum wird unge- fähr 60 cm hoch und verzweigt sich stark. Einjährige Pflan- zen weisen 10 — 12 Triebe auf, welche sich straff aufwärts halten, so dass das die Pflanzen wenig zierende Aufbinde- material wegfallen kann. Die Pflanze ist reichlich belaubt und zwar stehen die Blätter kreuzweis-gegenständig, sind länglich eijund, gleichraässig leicht buchtig und am Blatt- stiel etwas nach oben gebogen. Die Blätter zeigen eine matte, blaugrüne Farbe und sind rotbraun gesäumt. Bryo- phi/lliim crenatum blüht in der Zeit vom Dezember bis Februar. Der Blütenstand ist doldentraubig und setzt sich aus 15 — 20 cm langen, glockenförmigen Blumen zu- sammen. Einen reizenden Anblick gewährt die Pflanze im knos- pigen Zustande und zwar insofern, als der durchsichtige, mattgrüne Kelch vollständig geschlossen ist und kleinen, länglichen Glasperlen täuschend ähnlich sieht. In die- sem Zustande steht dieses Bri/ophi/llum etwa vier Wochen. Die dann aus dem perlenförmigen Kelch hervortretende Blumenkrone erreicht eine Länge von 1 cm und zeigt auf einem frischen Maigrün einon matten rosa Anhauch. Der ganze Blütenstand sieht sehr fein aus. Noch schöner als das eben beschriebene Bryophyllum crenatum ist Kalanchoe flammea, welche nachstehend be- schrieben sei. Kalanchoe, flammea erreicht eine Höhe bis zu 50 cm, ist reichlich mit eirunden, ganzrandigen mattgrünen Blät- tern besetzt. Der locker verzweigte, doldige Blüten- stand, der einen Durchmesser von 20 — 25 cm erreicht, trägt eine Fülle kleiner Sternblümchen von scharlach- orange Färbung. Der Flor fällt in die Monate April und Mai. Bryophyllum crenatum und Kalanchoe. flammea gehen in der Kultur zusammen. Die Anzucht geschieht leicht aus Samen und durch Blattstecklinge. Beide Vermeh- rungsarten ermöglichen es, vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst fertige Pflanzen heranziehen zu können. Am freu- digsten wachsen die Pflanzen, wenn dieselben auf einen lauwarmen Kasten in kräftige Erde ausgepflanzt und recht sonnig kultiviert werden. Das Einpflanzen in Töpfe darf nicht zu spät geschehen, damit die Durchvvurzelung im Topf noch vor Eintritt des Winters stattfindet. Auf einem hellen Standorte bei 8 — 12 " C. bleiben die Pflanzen den Winter über am gesündesten. Diese bei- den Crassulaceen sind als Marktpflanzen sehr wertvoll und es sollte mich freuen, wenn diese Zeilen dazu beitrügen, beiden Neuheiten allgemeine Aufnahme in den Kulturen zu verschaffen. Vogelschutz. Der Reichskanzler Jiat die Übereinkunft zum Schutze der für die Landwirtschaft nützlichen Vögel nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats dem Reichstage zur verfassungsmässigen Be- schlussnahme vorgelegt. Beteiligt sind dabei Belgien, Frank- reich, Griechenland, Lichtenstein, Luxemburg, Monako, Öster- reich-Ungarn, Portugal, Schweden, die Schweiz und Spanien. Auf Anregung der französischen Regierung ist das Abkommen durch die Bevollmächtigten der beteiligten Staaten am 19. März d. J. in Paris vollzogen worden. Auf der Liste No. i stehen als nützliche Vögel : Nachtraubvögel : Stein- und Zwergkäuze, Sperbereulen, Nachteulen oder Waldkäuze, die gewöhnliche Schleiereule, die kleine Ohrcule ; Kletterer: Spechte aller Arten; Baumvögcl: die Blaurake, Bienenfresser; gewöhnliche .Spcrlings\ögcl ; der Wiedehopf, Baumläufer, Mauerläufer, Blauspechte, Mauersegler, Ziegenmelker, Nachtigallen, Blaukehkhen, Rotschwänze, Rot- kehlchen, Schmätzer, Braunellen, Grasmücken aller Art, wie ge- wöhnliche Grasmücken, Zaungrasmücken, Gartenlaubvögel, ferner Rohrsänger, Schilfsänger, Busch-Rohrdrossel, Cisticolen, Garten- laubvogel, Goldhähnchen und Zaunkönige, Meisen aller Art, Fliegenfänger, Schwalben aller Arten, weisse und gelbe Bach- stelzen, Pieper, Kreuzschnäbel, Goldammern und Girlitze, Distel- finken und Zeisige, gewöhnliche Staare und Hirtenstaare; Stelzen- läufer: schwarze und weisse Störche. Die Liste No. 2 führt als schädliche Vögel auf: Tagraub- vögel : Der Lämmergeier, Adler aller Arten, Seeadler aller Arten, Flussadler, Gabelweihe, Schwalbenweihe ; Falken : Geierfalken, Wanderf.alken, Baumfalken, Lerchenfalken, alle Arten mit Ausnahme der Rotfussfalken, Turmfalken und Röthel- falken, der Hühnerhabicht, Sperber, Weihen; Nachtvögel: der L'hu; Kolkrabe, Elster, Eichelhäher; Stelzenläufer: grauer und Purpurreiher, Rohrdommeln und Nachtreiher; Schwimmvögel: Pelikane, Kormorane, Sägetaucher, Meertaucher. Überaus bedauerlich und einer eingreifenden Wirksamkeit des Abkommens schwer hinderlich ist freilich, dass Italien nicht hat für den Beitritt gewonnen werden können. Gerade dort steht der Vogelmord in höchster Blüte, und er wird begünstigt, weil Millionen von Zugvögeln bei ihrer Wanderung nach dem Süden und zurück Italien passieren, wo sie in Massen von den Vogelstellern ohne Sinn und Versland abgeschlachtet werden. VI, 37 Die Gartenwelt. 4M Gärtnerisches Unterrichtswesen. Prüfungsordnung für das Staats-Examen an der Königlichen Lehranstalt zu Geisenheim am Rhein. § '• Um denjenigen Personen, welche an der Königlichen Lehr- anstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim den höhe- ren Lehrgang (Elevenkursus) absolviert haben, Gelegenheit zu geben, die auf dieser Grundlage ip der Praxis weiter erwor- benen Fähigkeiten und Erfahrungen besonders nachweisen zu können, ist an der Königlichen Lehranstalt ein zweites E.\amen eingerichtet worden, das den Namen „staatliche Fach- prüfung (Obergärtner-Prüfung) im Wein-, Obst- und Gartenbau" führt. Die Prüfung kann im Fache des Weinbaues, Obstbaues und Gartenbaues je für sich allein oder in einzelnen dieser Fächer kombiniert abgelegt werden. § 2- Die Prüfungs-Kommission besteht aus dem Kuratorium der Königlichen Lehranstalt und aus den von diesem zu ernennenden Examinatoren. Der Vorsitzende des Kuratoriums oder dessen Stellvertreter leitet das Examen. § 3- Für die Zulassung zur Prüfung ist erforderlich : 1. Besitz des Berechtigungs-Scheines zum Einjährig freiwilligen Militärdienste oder Nachweis einer gleichwertigen Schul- bildung; 2. Zeugnis über die Abgangsprüfung des höheren Lehrganges in Geisenheim mit mindestens der Note „Gut" ; 3. Nachweis einer mindestens vierjährigen praktischen Thä- tigkeit nach absolvierter Abgangsprüfung; 4. Lebenslauf; 5. Unbescholtenheits-Zeugnis. Die Meldung ist schriftlich vor dem i. August jeden Jahres unter Angabe des Prüfungsfaches und unter Beifügung der Nachweise i — 5 an den Direktor der Königlichen Lehranstalt in Geisenheim am Rhein zu richten. §4. Über die Zulassung zur Prüfung entscheidet das Kuratorium der Königlichen Lehranstalt. § 5- Die Prüfung besteht in der Ausarbeitung einer häuslichen Arbeit und in einer mündlichen Prüfung. Die häusliche Arbeit wird so gewählt, dass sie möglichst alle Zweige des betreffenden Prüfungsfaches umfasst und dass der Examinand neben seiner praktischen Befähigung zur Lösung selbständiger Aufgaben auch sein Vertrautsein mit den wissenschaftlichen Grundlagen einer rationellen Praxis nachweisen kann. Ausnahmsweise können an- Stelle einer umfassenden Arbeit auch mehrere Einzelaufgaben gegeben werden. Die mündliche Prüfung soll im Anschluss an die häus- liche Arbeit zur Ergänzung derselben dienen und speziell dem Examinanden Gelegenheit bieten, darzuthun, dass er sich der Gründe für die von ihm in seiner häuslichen Arbeit vorge- schlagenen praktischen Massnahmen wohl bewusst ist. Für die Anfertigung der schriftlichen Arbeit werden dem Examinanden fünf Monate Frist gegeben, d. i. vom i. Oktober des einen bis i. März des darauf folgenden Jahres, innerhalb der er die gestellte Aufgabe zu erledigen hat. Wird dieser Zeitpunkt nicht inne gehalten, so gilt der Examinand als von der Prüfung zurückgetreten. Die mündliche Prüfung findet im April statt, sofern nicht die schriftliche Arbeit eine solche Unfähigkeit des Examinanden ergeben hat, dass derselbe von der Prüfungs-Kommission von dem weiteren Examen zurückgewiesen werden muss. Für die schriftliche Prüfungsarbeit hat der Examinand die etwa benutzten Hilfsmittel vollständig und genau anzugeben und die' eidesstattliche Versicherung hinzuzufügen, dass er die Ar- beiten selbständig und ohne jede fremde Beihilfe angefertigt hat. § 6. . Die schriftlichen Arbeiten sind dem Kuratorium, zu Händen des Direktors der Königlichen Lehranstalt einzusenden, welcher dieselben in der Prüfungs-Komtnission zur Abgabe des Urteils umlaufen lässt. Die mündliche Prüfung findet in Gegenwart der gesamten Kommission statt, welche auch den Wortlaut des Prüfungs-Ergebnisses protokollarisch feststellt. § 7- Solcl»en Prüflingen, welche sich dem Lehrberuf (auch als Wanderlehrerj in einem oder mehreren Prüfungsfächern widmen wollen, soll durch die Prüfung Gelegenheit gegeben werden, ihre Befähigung zur .\usübung einer Lehrthätigkeit darzuthun. Sie haben deshalb bei ihrer Meldung zur Prüfung den Antrag zu stellen, dass die Prüfung sich darauf erstrecke. Die Prüfungs- Kommission wird darnach sowohl bei der Erteilung wie bei der Beurteilung der schriftlichen Aufgaben entsprechend höhere An- forderungen stellen. In der mündlichen Prüfung haben diese Prüflinge dar- zuthun, dass sie sich mündlich über ein gegebenes Thema klar, sachlich und gewandt ausdrücken können. § 8. Über das Ergebnis der Prüfung wird ein Zeugnis aus- gestellt, in welchem dem Prüfling bestätigt wird, dass er die staat- liche Fachprüfung als Weinbau-Techniker oder als Obergärtner im Obstbau oder Gartenbau oder in mehreren der betreffenden Fächer an der Königlichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau mit (sehr gut, gut, genügend) bestanden hat. Das Gesamtprädikat wird aus den für die einzslnen Aufgaben mit beigefügter Motivierung aufgeführten Prädikaten gebildet. Über die erfolgreiche Darlegung der Lehrbefähigung wird ein besonderer Vermerk in das Zeugnis aufgenommen. §9. Die Prüfung kann bei nicht genügendem Ergebnis frühestens nach Ablauf eines Jahres einmal wiederholt werden und muss vor dem 30. Lebensjahre beendet sein. § lO- Die Prüfungs-Gebühren betragen 50 Mark, von welchen 25 Mark zurückgegeben werden, wenn der Examinand von der mündlichen Prüfung zurücktritt oder zu der mündlichen Prüfung nicht zugelassen wird. Die Prüfungs-Gebühren sind sofort nach erfolgter Mitteilung von der Annahme der Meldung an die Kasse der Königlichen Lehranstalt in Geisenheim am Rhein einzusenden. Erst nach dem Eingange der Gebühren erfolgt die Übersendung der schrift- lichen Prüfungs-Aufgabe. Das Prüfungs-Verfahren wird im Übrigen, soweit nicht in Vorstehendem Bestimmung getroffen ist, durch den Vorsitzenden des Kuratoriums der KönigTichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau geregelt. Berlin, den 7. Mai 1902. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. I. A. : gez. Dr. Thiel. Nachschrift der Redaktion. Im Anschluss an die Prüfungsordnung für Proskau bringen wir vorstehend die am gleichen Tage erlassene für Geisenheim zum Abdruck. Von Abweichungen in § i und § 8 abgesehen, stimmen beide, die sich der Wildparker Prüfungsordnung ari^ schliessen, fast wörtlich überein. Wir möchten in diesen Prüfungsordnungen nur die Vor- läufer für ein einheitliches, preussisches, gärtnerisches Staats- examen sehen, das an einem neutralen Orte von Vertretern der verschiedenen staatlichen Gartenbauschulen geleitet werden müsste. 442 Die Garten weif. VI, 37 Zeit- und Streitfragen. Stellungsausschreibung — Stellungsvergebung. Jjie Ausschreibung von offenen Stellen in den Fachzeit- schriften ist heutzutage ein allgemeiner Gebrauch und sie hat viele Vorteile; erhält doch so Mancher, der nach einem Posten sich umsieht, Kenntnis von den Vakanzen und kann sich darum bewerben und schliesslich, wenn er Glück hat, auch einen ge- suchten Posten erhalten. Eine Art Stellungsausschreibung aber wäre es an der Zeit, gründlich zu beleuchten, welche ganz mild ausgedrückt, als eine Irreführung und V'eranlassung zu un- nötigen Geldausgaben, zu eitlem Hoffen und Wünschen, be- zeichnet werden muss. Diese Art der Stellenausschreibung ist nämlich gar keine, sondern nur ein alter Zopf vom Bureaukra- tismus, welcher „der Form" genügt, eine Formalität, die end- lich aus der Welt zu schaffen wäre. Gewisse Verwaltungen und Behörden erlassen nämlich ein Ausschreiben für eine offene Stelle, sagen wir meinetwegen für eine zu besetzende Stadt- gärtnerstelle oder für den Posten des Gartendirektors, Garten- inspektors, Obergärtners einer Gartenanlage etc., ohne dass die Stelle eigentlich zu besetzen ist, d. h. es ist bereits vor dem Ausschreiben eine bestimmte Persönlichkeit für diesen Posten auserwählt und erhält ganz sicher denselben, aber, vor- her muss „der Form" Genüge geleistet werden und so greift man zu der Ausschreibung, die nur dazu da ist, um so manchen Anderen, mit den Verhältnissen nicht Vertrauten, irrezuführen. Dieses Verfahren ist vom rechtlichen Standpunkte aus ein völlig inkorrektes und das Gericht müsste derartige Vorspiegelungen falscher Thatsachen streng ahnden, die nur dazu da sind, in idealer und materieller Weise die sich bewerbenden Gärtner zu schädigen. Es sind mir mehrere derartige Fälle bekannt und so man- cher der werten Leser dieser Zeitschrift wird vielleicht auch von solchen Ausschreibungen Kenntnis haben, die nur der Form wegen in den Gartenzeitschriften veröffentlicht wurden. Was mit derartigen Irreführungen bezweckt werden soll, ist unerfindlich. — Die Bewerber aber sind aufs schwerste ge- schädigt und hinters Licht geführt: denn nicht nur die Ein- reichung der Papiere wird verlangt, die Geldausgaben bedingen, der Bewerbung muss oft ein amtsärztliches Attest beigefügt sein, das immerhin Kosten verursacht, die in Anbetracht der Wert- und Erfolglosigkeit des Gesuches ganz anständige sind. Auch die ideale Schädigung ist keine geringfügige; denn der Bewerber, dem daran liegt, auf Grund seiner Praxis und seiner Kenntnisse einen höheren Wirkungskreis zu erlangen, wird bei seiner Einreichung sich der Hoffnung hingeben, dass vielleicht doch das Glück ihm günstig ist und er wird diese Hoffnung mit sich herumtragen und seine Gedanken stets mit der in Aussicht stehenden Stellung beschäftigen, bis schliesslich der gedruckte, lakonische Bescheid anlangt; „Die Stelle ist ander- weitig vergeben." — Diese Nachricht übt dann ebenfalls eine Zeitlang ihre nachteilige Wirkung aus und macht so manchen mutlos, zumal wenn ihm später bekannt wird, dass die Stelle schon vor dem Ausschreiben besetzt war. In manchen Fällen wird aber ein Bescheid über den Aus- gang der Bewerbung gar nicht erst gegeben, auch die Zeugnis- abschriften werden nicht retourniert, ja es ist sogar vorge- kommen, dass, nachdem der Bewerber aus den Personalnotizen einer Zeitschrift den Ausgang der Ausschreibung erfahren und unter Aufwendung nochmaliger Kosten um Retournierung der Zeugnisse ersucht hatte, ihm diese unfrankiert zurückgesandt wurden! — Solches Gebahren, das sich im Jahre zu wieder- holten Malen vollzieht, müsste strengste Ahndung erfahren. — Hoffentlich tragen diese Zeilen dazu bei, einen Wandel in den Ausschreibungen zu schaffen. C. Rimann, Wien Nachschrift der Redaktion. Der Verfasser hat in vor- stehenden ■ Ausführungen einen leider nur zu tief eingewur- zelten Krebsschaden berührt, gegen welchen nicht scharf genug vorgegangen werden kann. Es werden namentlich von städtischen Behörden, um einer Vorschrift zu genügen, gärt- nerische Stellen ausgeschrieben, die im geheimen längst be- setzt sind. Die einlaufenden Bewerbungen, denen Lebenslauf, be- glaubigte Zeugnisabschriften, oft auch Gesundheits- und polizei- liches Führungsattest etc. beizufügen sind, werden in diesen Fällen überhaupt keiner Prüfung unterzogen, die Bewerber wer- den also durch solches, weder vom rechtlichen noch vom mora- lischen Standpunkt aus zu billigendes Verfahren in schmählicher Weise um berechtigte Hoffnungen, um Zeit und Geld betrogen. Während so die Bewerbungen befähigter Fachleute, die an der richtigen, ihren Fähigkeiten entsprechenden Stelle eine Zierde des Berufes sein könnten, unbeachtet ad acta gelegt werden, sieht man mit Erstaunen oft irgend einen Unbekannten und Unerfahrenen zu der viel umworbenen Stellung gelangen, einen Mann, dessen Protektionen das fehlende Wissen ersetzen. Wenn man mit einem Bürgermeister verwandt oder verschwä- schwägert ist, ein Mitglied der Parkdeputation zum Gevatter hat, oder sich sonst einflussreicher Fürsprecher erfreut, dann kann man plötzlich ohne Praxis, ohne Schule und ohne Examen zur Bekleidung auch der verantwortungsvollsten Stelle befähigt seini Nicht nur städtische, sondern auch staatliche Stellungen sollen gelegentlich nur pro forma ausgeschrieben werden, wie auch bei Besetzung solcher Stellungen Protektionen das feh- lende Wissen in vollkommenster Weise zu ersetzen vermögen. Wieviele tüchtige Stellungssuchende giebt es nicht, die in- folge ungezählter unnützer Bewerbungen bereits ihre Zeugnis- abschriften aus dem Kopfe anfertigen können I Es ist nicht zum geringsten Teile auf die vorstehend erörterten unhaltbaren Zu- stände zurückzuführen, dass so manche tüchtige Fachgenossen, darunter auch mancher „königl. geprüfte Obergärtner", dem Be- ruf den Rücken kehren oder unverdient auf untergeordneter Guts- und Herrschaftsstelle versauern müssen. Aus den Vereinen. Verein zur Beförderung des Gartenbaues. Vom Mai ab finden die V'ersammlungen im Hörsaale des botanischen Mu- seums statt, dessen Zugang ideal dunkel ist, trotz des Lichtes, das von der Wissenschaft ausströmt. Die Aufstellung der vor- geführten Pflanzen machte auch einige Schwierigkeiten, die aber dank der bekannten gärtnerischen Geschicklichkeit, so gut es ging, gehoben wurden. Im Verlaufe der Versammlung kam folgendes zur Besprechung : I.Herr Garteninspektor Lindemuth zeigte zwei buntlaubige Almtilon, die auf Palava malvarfolia veredelt sind. Das Eigenartige daran ist, dass die Buntlaubigkeit auch auf die Unterlage übergegangen ist und dass das aufgesetzte Reis an der Veredelungsstelle zahlreiche Wurzclansätze hat, die auch auswachsen, nach Herrn Inspektor Lindemuth ein Zeichen dafür, dass sich das Ahutilon auf dieser Unter- lage ungemütlich fühlt und gern loskommen möchte, was man der Pflanze wohl nachempfinden kann. 2. Herr de Coene i. Fa. Spielberg «St de Coene, Franz. Buchholz, führte schöne AnÜiurium scherzerianum und Hybriden davon vor, wie rothschildianum, dessen Spatha schön gefleckt ist und „Mme. DaUiere" mit schön lachsfarbener Spatha. Auch die Sämlinge, welche Herr de Coene zeigte, wiesen die gleiche schöne Färbung auf; dies ist ein sehr gutes Zeichen, da bekanntlich aus Samen gezogene Anthurien in den meisten Fällen nicht konstant sind. Herr de Coene war uneigennützig genug, auf den Wert der Anthurien als vorzügliche Handels- pflanzen hinzuweisen, betont aber, dass von Seiten einflussreicher Liebhaber für diese Stimmung gemacht werden müsse, da man XI 3f Die Garten weit. 4M oft noch auf ein durchaus unbegründetes Vorurteil bei Blumen- geschäftsinhabern und im Publikum stösst. Anthurium ist leicht zu kultivieren in der Hand des tüchtigen Fachmanns und liefert sehr widerstandsfähige, dekorative und ausserordentlich lange blühende Topfpflanzen, die mit einigem Kunstverständnis zu prächtigen Arrangements verarbeitet werden können. Ausser- dem zeigte Herr de Coene die hübsche und eigenartige Hi/draiigea hortensis Mariesii, welche im V. Jahrgang der „Gartenwelt" auf Seite 465 abgebildet ist. Die Pflanze machte infolge ihres verzweigten gedrungenen Wuchses mit den schönen dunkelgrünen Blättern und den zahlreichen Blütendolden einen sehr guten Eindruck. Die Blüten sind eigenartig gestaltet, indem die Dolden an der Peripherie grosse Blimien hervor- bringen. Die Pflanze verdient die Aufmerksamkeit weiterer Kre se, da sie, wie Herr de Coene sagte, sehr willig wächst. 3. Herr Georg Bornemann, Blankenburg am Harz führt seine CaZ/a-Neuheit „Solfatara" vor, entstanden aus einer Kreuzung von Calla elliottiana mit atlavi, worauf wir in der „Gartenwelt" in einem speziellen Artikel mit Farbentafel zurückkommen werden. 4. Herr G. Bartsch, Obergärtner des Herrn Dr. Reichen- heim, Wannsee, erfreute die Versammlung mit einer Anzahl blühen- der Orchideen in vortrefflicher Kultur. Man sah da die wertvolle Cattleya citrina mit 2 Blüten aus einer Bulbe, femer Cattlcya luhiata var. Mendelii, die schöne Laelia hoolhiana und purpii- rata, Vanda tricolor, Odontoglossum crispum und vexillarium (Syn. Aliltonia vexillaria) u. a. 5. Die überaus dekorative Cineraria stellata in Erinnerung gebracht zu haben, ist ein Verdienst des Herrn Hofgärtner Virchow, Wilhelmshöhe, der dieselbe mit einem Begleit- schreiben, das von Herrn Professor Wittmack verlesen wurde, an die Versammlung gesandt hatte. Herr Kohlmannslehner teilte diesbezüglich mit, dass in den Rothschild'schen Gärten in Wien die C. stellata noch schöner gewesen seien und betonte den deko- rativen Wert dieser alten Kulturpflanze. 6. Die Firma Silvester Gornicki in Radebeul- D r e S d e n hat einen neuen Hydrantenaufsatz konstruiert, dessen Vorteil vor den bisherigen darin liegt, dass der Aufsatz nach jeder Richtung hin drehbar ist, derselbe ist mit SchlauchitsUe versehen und wird in zwei Grössen und in zweifacher Aus- führung abgegeben. Herr Gornicki demonstrierte seinen Garten- hydranten, der thatsächlich eine Verbesserung der bisherigen Systeme ist, da ein Knicken des Schlauches so gut wie ausge- schlossen ist. 7. Herr Albert Schwarzburg, Pankow, hatte die vom Verein bezogenen neuen Lemoine'schen Deutzia f/raeilis- Hybriden in Kultur und stellte Blütenzweige der verschiedenen Sorten zur Schau. Herr Schwarzburg lobte aber- die alten Sorten wie Lemoinei „Boule de neige" und die Species gracilis mehr. D. gracilis carminata, zartrosa, D. gracilis- rosea, D. gra- cilis canipanulata, D. gracilis discolor grandiflora, bilden eine schöne Bereicherung unserer schönblühenden Sträucher. Über die Treibfähigkeit der neuen Sorten konnte Herr Schwarzburg nichts berichten. 8. Herr Franz Bluth, Steglitz, zeigte seine hübsche Azaleen-Neuheit „Meta Bluth". Obwohl die ausgestellten Pflan- zen überblüht waren, zeigten sie doch noch den schönen, straffen Bau der Blumen und die überaus liebliche rosa Färbung. Die Sorte ist aus einer Kreuzung von „Louis Bluth" mit der . alten Sorte „Borsig" hervorgegangen. Herr Bluth versprach uns, selbst einige Worte zu seiner Züchtung für die „Gartenwelt" zu schreiben, deshalb mögen diese Worte genügen. 9. Herr Kohlmannslehner, Britz, zeigte einige seiner Thyllöcactus phyüanthoides „Deutsche Kaiserin", um den ihiri von anderer Seite öffentlich gemachten Vorwurf zurückzu- weisen, dass er ein Wiedertäufer sei, indem er den alten Ph. alatus einfach einen anderen Namen gegeben habe. 10. Herr Albert Wagner, Leipzig-Gohlis hatte Blütenzweige von Prunus serrulata eingeschickt, die Wert .als Schnittblume haben soll, was Herr Bluth bestritt. Zum Schluss hielt Herr Kohlmannslehner eirieh Vortrag üher seine Reise nach Budapest und Wien. • Wir verweisen unsere Leser auf die Artikel in No. 36 und 38 der „Gartenwelt'*, in denen Herr Kohlmannslehner seine Erlebnisse in launiger Weise niederlegt. -T. ■ Palmen. Das Verpflanzen grosser Palmen. Dis dem Artikel in No. ;i;} dieser Zeitschrift beigegebene Anmerkung der Redaktion veran- lasst mich, einen Fehler meinerseits zu berichtigen, welcher da- durch e^ntstanden ist, dass ich unterliess, anrugeben, dass frische Erde auf dem Boden des neuen Kübels zu geben gewiss möglich ist. Der untere Teil des zerlegbaren Kübels, der Bodenteil, ist derartig, hochgebaut, dass sowohl eine Drainage, wie auch ca. 1 5 cnr frische Erde darin Platz finden, die der Pflanze die' nötige Nahrung giebt. Ist der Kübel komplett geschlossen, dann wird auch seitlich um den Ballen frische Erde herumgegeben, sodass also ebenso, wie bei den bisher gebräuchlichen Kübeln, die neue Nahrungszufuhr der Pflanze eine ausreichende ist. Der Kübel hat den Wert, dass grosse Pflanzen, die zum Heben zu schwer oder wegen ihres Höhenverhältnisses zum' Gewächs-, hause •überhaupt nicht mehr in die Höhe gehoben werden können,, demnach mit Vorteil und Erfolg zu verpflanzen sind und Nahrung zum Weiterwachstum erhalten können. , ... ci C. Rimann, Wien. . [ Tagesgeschichte, Barmen. Einer scharfen Kritik wurden in der Sitzung der Stadtverordneten die gärtnerischen Anlagen vor der Ruhmrshalle und das zur Einfriedigung derselben beschaffte Gitter unter- zogen. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Bautnpflanzungen mit der Zeit die Front der Ruhmes'halle verdecken würden ; das Gitter wurde als „Gipfel der Geschmacklosigkeit" bezeichnet. Der- Vorsitzende, Oberbürgermeister Lcntze, bemerkte, die Anlagen seien vom Verschönerungs-\'erein gegen eine Pauschalsumme von 1500 Mark hergestellt worden und seiner .Ansicht nach verdienten sie eine so scharfe Kritik nicht. Man beschloss, den Zaun' nicht aufzustellen, sondern einstweilen eine Einfriedigung der* Anlagen mit Bandeisen vorzunehmen. H. B. Berlin. Über ,, Dachgärten", eine Berliner Spezialität, plau- dert der in hiesigen gärtnerischen Kreisen wohlbekannte Chef-, redakteur des „Kladderadatsch", Jobs. Trojan, in r£cht anmutiger Weise. : , . „In Berlin giebt es Gärten", so schreibt er in "der „Nat.-Ztg.", „von denen ausser den Sperlingen nicht viele etwas wissen. Ein solcher Garten findet sich, über einem Zementdach angelegt, Leipzigerstrasse 131, fünf Treppen hoch. Von der anderen Strassenseite aus sieht man, wenn man hinaufblickt, oben auf dem Hause etwas, das wie Geb'üsch aussieht; aber wer blickt da hinauf, wenn er nicht schon vorher weiss, dass oben ein Garten ist.-" Hat man aber die fünf Treppen erklommen, so ge- langt man auf einen schönen . grünen Platz, der reichlich mit Gras und Klee bestanden ist. Dieser schöne Grasplatz ist zum Teil eingefasst von Gebüsch, namentlich von recht ansehnlichen Fliedersträuchern, die jetzt gerade in voller Blüte stehen. _ Auch an Blumenbeeten fehlt es. nicht. Auf den Berliner Dachgärten finden sich, wie auf alten Mauern und Türmen, wildwachsende Pflanzen an, deren Samen durch den Wind oder durch Vögel . dorthin getragen sind. In diesem Garten, von dem die Rede ist, haben sich ausser einer buschförmigen Silberpappel, einer kleinen Esche und einem Stachelbeerstrauch zahlreiche Pflan- zen der aus Amerika eingewanderten gelben Nachtviole (Oewo- ihera bieiinis) angesiedelt, die in hiesiger Gegend Charakferpflanze der Eisenbahndämme ist. Der Blick von oben hinunter er> innert an den vom He.ventanzplatz ins Bodethal hinab. Blickt man aber geradeaus, so hat man vor sich die sehr schönen Figuren, die auf der Bekrönung des linken Flügels des neuen ' 444 Die Gar t en w el t. VI, 37 Herrenhauses bereits aufgestellt sind : Ackerbau, Gewerbe, Han- del und Schifffahrt. Von diesem Standpunkt aus lassen sich die Figuren am besten betrachten. Schön muss es da oben sich sitzen unter dem blühenden Flieder, wenn es dunkel ge- worden ist und man über sich den prächtigen Sternhimmel hat und nur verlorene Laute aus dem Gewühl der Strasse von unten hinaufklingen. Solcher Dachgärten giebt es viele in Berlin. Man kann sie, wenn man nicht zu ihnen hinaufzusteigen im- stande ist, gut von der Gondel eines Luftballons aus ansehen. Einige lassen sich auch vom Rathausturm aus in Augenschein nehmen." Coblenz-Neuendorf. — Die hiesige Obstprodukten- industrie Akt. -Ges., beruft eine ausserordentliche Gene- ralversammlung mit folgender Tagesordnung: Abänderung des Beschlusses der ordentlichen Generalversammlung vom 30. No- vember 1901, betreffend Herabsetzung des Grundkapitals. Be- schlussfassung über die Beteiligung bei einer Obstpräparaten- und Syrupfabrik und über Erhöhung des Aktienkapitals durch neue Inhaberaktien bis zum Betrage von 751 000 Mark. Köln a. Rh. Zum Tode des Gartendirektors Kowallek, welchen wir in No. 34 bekannt gaben, schreibt die Kölnische Zeitung: Der in weiten Kreisen bekannte und geschätzte Garten- direktor der Stadt Köln, Herr Adolf Kowallek, ist nach langwierigem Leiden an den Folgen einer Nierenentzündung im Alter von 51 Jahren verschieden. Seit längerer Zeit kränkelte der eifrig schaffende Mann, und seit etwa drei Wochen fesselte die Verschlimmerung seines Leidens ihn ans Krankenbett. Volle 15 Jahre stand Herr Kowallek in Diensten der Stadt Köln, für die er rastlos thätig war. Unter seiner Leitung und nach seinen Plänen wurden die herrlichen An- lagen des Volksgartens, des Stadtwaldes, des Südparkes, des Nord- und Südfriedhofes, die hübschen Anlagen am Sachsenring, Kaiser Wilhelmring, am Hansaplatz und am Deutschen Ring geschaffen; diese und viele andere kleinere öffentliche An- lagen sind das Werk dieses hervorragenden Gartenkünstlers, dessen Heimgang nicht nur seine Angehörigen und Freunde, sowie die, welche mit ihm dienstlich zu thun hatten, beklagen. Die ganze Bürgerschaft Kölns betrauert- bei seinem Tode den Heimgang eines Mannes, dessen Fleiss und Eifer die Stadt Köln vieles Schöne verdankt. Posen. Die Stadtverordneten bewilligten 1 1 1 000 Mark zur Umgestaltung des Schlossberges innerhalb der Stadt, auf dem das ehemalige pohlische Königsschloss belegen ist, dessen Reste von dem Staatsarchiv nach baulichen Umge- staltungen seit Jahren benutzt werden. Durch Annahme der Vorlage ist die Freilegung der Franziskanerkirche, die den deutschen Katholiken überwiesen ist, ermöglicht; auf dem Schlossberge selbst werden unter Erhaltung der Reste der ehe- maligen Stadtmaueranlagen Gartenanlagen geschaffen. Aus Deutsch-Südwest-Afrika. Mit besonderer Freude ist es zu begrüssen, dass die forstwirtschaftliche Versuchsstation von Brakwater nach Okahandja verlegt wird, wo ein grösseres Versuchsfeld mit reichlichem Wasser zu ihrer Verfügung steht; ihr Etat wird von 8000 Mark auf 40000 Mark erhöht. Gegen die Versuchsgärten in Kamerun und Ostafrika noch viel zu wenig, aber ein erfreulicher Anfang. Neben ihrer Hauptaufgabe, die zur so überaus notwendigen Aufforstung geeigneten Bäume zu erproben, wird sie die Aufzucht und Veredelung des Obstes, sowie Vermehrung der Weinreben betreiben, um diese Nutz- pflanzen zum möglichst niedrigen Preise an die Ansiedler ab- zulassen. Bisher war der Einzelne darauf angewiesen, das Risiko des Importes selbst zu übernehmen, was bedeutende Verluste veranlasste. M. F. Westafrikanische Pflanzungs-Gesellschaft ,, Victoria", Sitz Berlin. Dem Rechenschaftsbericht zufolge haben sich im Jahre 1901 die Pflanzungen durchweg befriedigend entwickelt. Der Anbau des ganzen Küstenstreifens des Pflanzungsgebietes der Ge- sellschaft von dem botanischen Garten an bis zur Bibundipflan- zung wurde vollendet und vielfach ganz vorzügliches Gelände erschlossen. Neu gepflanzt wurden 57 000 Bäume. Am Jahres- ende waren ca. 1200 ha Land in Kultur genommen. Neben 500 000 Kakaobäumen standen einige Hundert Kixia-Bäumc und 800 000 Bananen. Für die ca. 500 000 Kakaobäume wurden bis Ende 1901 i 460 537 Mark aufgewendet, sodass der Baum mit ca. 3 Mark im Durchschnitt zu Buche steht, ein durchaus nor- maler Buchwert, wenn man erwägt, dass über die Hälfte dieser Bäume pro 1902/1903 tragfähig werden. Die vierjährigen Bäume haben im abgelaufenen Jahre schon gut getragen. Der Marktpreis des Kakao war im ganzen Geschäftsjahre flau, sodass die Gesellschaft nur einen Durchschnittserlös von 112 Mark gegen 133,50 Mark per 100 kg im Vorjahre erzielen konnte. Der Gewinn der Handels-Abteilung ist auch im abgelaufenen Jahre ein geringer, da die Gesellschaft im Interesse der Be- amten und Arbeiter weiter nur einen kleinen Aufschlag auf die Waren nahm. Das Unternehmen besitzt zur Zeit Faktoreien in Victoria, Buea, Molyko und Bali. Letztere Faktorei war wegen Erkrankung des Leiters .einige Monate ausser Betrieb, soll aber im laufenden Jahre durch Herrn Steinhausen persönlich wieder eingerichtet werden. Neu geplant sind, nach Fertigstellung der weiter unten besprochenen Eisenbahn, Faktoreien in Soppo und Ekona. Zur Ersparung grosser Transportkosten erschien es der Direktion notwendig, di^ ursprünglich nur bis Limbe geplante Feldbahn weiter auszubauen und eine besondere Feldbahn-Ab- teilung zu schaffen. — In N'geme soll die Centrale für die westlichen Pflanzungs- Vorwerke der Gesellschaft errichtet und die Ernte vom dortigen Bota-Hafen aus direkt verschifft werden. — Die Gesamteinnahmen betrugen 94 992 Mark und der Rein- gewinn, nach Abzug der Unkosten und 20 627 Mark Abschrei- bungen 67 540 Mark, die nach Deckung des Verlustes aus 1900 von 7025 Mark auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die Ge- sellschaft verfügte am 31. Dezember 1901 über 407 279 M, liquide Mittel, zu welchen i 000 000 Mark als Erlös der beigegebenen Hypothek hinzutreten. An Waren waren in Victoria und schwim- mend am 31. Dezember 1901 253055 Mark vorhanden. Nach dem „Berl. B.C." Personal-Nachrichten. Freund, Johannes, i. Fa. Friedr. Spittel, Arnstadt i. Thür., wurde von der Herzogin Maria von Sachsen-Koburg-Gotha, Gross- fürstin von Russland, zum Hoflieferanten ernannt. Goeze, Dr., Inspektor des botanischen Gartens in Greifs- wald, tritt zum Herbst in den Ruhestand. Prof. Dr. Franz Schuett, der Direktor des Gartens, teilt uns mit, dass er Be- werbungen geeigneter Fachleute um den freiwerdenden Posten entgegennimmt. Es kann natürlich nur ein Fachmann an- gestellt werden, der mit der botanischen Gärtnerei durchaus vertraut ist und vorwiegend in botanischen Gärten thätig war. Briefkasten der Redaktion. E. Seh. Nach dem „Handelsblatt" gehören, laut Artikel Vogelschutz in No. 23, Blauracke und Bienenfresser zu den „Klettervögeln", Wiedehopf, Baumläufer, Mauerläufer, Blau- spechte, Mauersegler, Ziegenmelker, Nachtigallen u. a. Ver- treter der Gattung Sih'ia u. s. f. zu den gewöhnlichen sperlings- artigen Vögeln. Danach dürften die Spatzen zu den Gänsen oder Geiern zu rechnen sein. Eine ganz neue Vogelabteilung hat das Handelsblatt in dem „Goldhähnchenlaubvogel" entdeckt, wieder ein Beweis dafür, dass die heimische Fauna dem Forscher immer noch neue Wunder bietet. „Sehr schwach" würde die Note in Zoologie lauten, falls sich die Handelsblattredaktion zum Ober- gärtner-Examen meldet. Verantwortl. Redakteur! Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt i, Co., Leipzig. — Druclc Yon C. Giumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 21. Juni 1902. No. 38. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeiischriff wird strafrechtlich verfolgt. Obstbau. Bcliaiidluiig des Friiclitliolzes unserer Forraobst- bäiime. Von Carl Pfeiffer, Grossherzogl. Fachlehrer, Oppenheim a. Rh. (Hierzji 3 Origiiialauf nahmen und 7 vom Verfasser für die ^^GarteniveW^ gefertigte Zeichnwigen.) /^ u diesem für die jetzige Zeit sehr passenden Thema gaben mir meine in den letzten Jahren gemachten Beob- achtungen Anlass. Es unterhegt auch keinem Zweifel, dass auf dem Gebiete der Fruchtholzbehandlung noch so mancherlei Ansichten vertreten sind und besonders für die jüngere Generation eine Anregung von Interesse sein dürfte. Dem Wunsche des Herausgebers folgend, nur den praktischen Teil zu behandeln, soll dies meine vornehmste Aufgabe sein, obschon es nicht zu umgehen sein wird, hie und da in die Lebensvorgänge des Obstbaumes einen Ein- blick zu thun; dabei bin ich mir aber der Nachsicht des Herausgebers wohl bewusst. Ich möchte nun die Behand- lung des Fruchtholzcs zunächst gliedern: 1. Behand- lung der K e r n o b s t f o r m b ä u m e , 2. Behand- lung derSteinobstform bäume, ferner bei beiden in a) S o m m e r - und b) \\' i n t e r b e h a n d 1 u n g. Noch recht lebhaft erinnere ich mich der Formobstbäume einer grösseren Obstbaumschule, m der ich thätig war, noch mehr aber der Operationen, die ich wider meine Überzeugung an den Bäumen auszuführen hatte. Dortselbst wurde der Haupt- wert auf den Winterschnitt, weniger auf die' Sommer- behandlung gelegt; das Resultat war Unfruchtbarkeit. Ist es bis heute in manchen Anlagen anders geworden ? Nein, es wird in manchen Formobstgärten so weiter gewurstelt ; Ertrag ist gleich Null. Es liegt auch klar auf der Hand, dass bei dem kräftigen Rückschnitt im Sommer langge- lassener Triebe, alle für die Fruchtbildung im Entstehen begriffenen Anlagen fallen; die Folge ist ein vermehrter Holztrieb, der sich von Jahr zu Jahr überträgt. Es bildet sich wohl auch zuweilen ein Ringelwuchs, der aber unter Gewäcbshauskultur der Zonalpelargonie ,, Perle vom Tannhof" in der Handelsgärtnerei von Albert Gensler, Hohen-Schonhausen bei Berlin. Originalaufnahme für die „Garlenwelt" (Text-Seite 450). Die Garlenwelt. VI. 38 446 Die Gartenwelt. VI, 38 der gewaltig drückenden Laubmasse der Holztriebe er- stickt. Würde man da nicht besser thun, solche Bäume überhaupt nicht zu schneiden? Formlosigkeit und wenig gutes Aussehen sind doch vorwiegend, also wozu über- haupt noch schneiden! Der Schwerpunkt der Frucht- holzbehandlung liegt in der Sommcrbehandlung und so wollen wir uns in folgendem mit dem Sommerschnitt beschäftigen. 1. a) Sommerschnitt des Kernobstes. Schon während des Sommers soll mit aufmerksamem Auge beobachtet werden, ob auch ein jedes Organ des Pfirsich-Paimctten, davor Apfel-Cordon, welche die Verteilung des Frvichtholzes nach dem Winterschnitt zeigen. Vom Verfasser für die ,,GarteDweU" photogr. aufgenommen. Leitastes sich in der für seine Enfavickelung nötigen Lage befindet. Es soll dabei möglichst auf günstige Stellung der kurzen Organe Bedacht genommen werden. Wo ihnen das Licht fehlt, entferne man Teile zu Gunsten des sog. Quirlholzes. Bei Beachtung dieses Punktes genügt es häufig nicht, die jungen Triebe zu pinzieren, es muss auch oft ins alte Holz geschnitten werden und das kann ohne jedes Bedenken geschehen, sofern man nicht grössere Partien mit einem Male zu entfernen hat, was bei stetem sorgfältigen Schnitt auch nicht vorkommt. Das P i n - zieren führe ich rechtzeitig aus und zwar so, dass ich die glasige Spitze mit Leichtigkeit ausbrechen kann. Der Trieb soll dabei die Länge von 10 cm nicht überschreiten, da unser Hauptaugenmerk stets darauf gerichtet sein soll, die Erzeu- gung von kurzen Organen möglichst dicht am Leit- zwcigc zu veranlassen. Zur Bildung solch' kurzer Organe sind aber die unteren Teile eines Triebes nur dann geeig- net, wenn sie durch das Pin- zement zu besserer Entfaltung gezwungen werden. Treibt das obere Auge des pinzierten Triebes wieder aus, so er- folgt eine neue Kürzung dicht über der ersten Stelle. Sehr fehlerhaft ist es, die Triebe sehr lang entwickeln zu lassen und sie dann in den mehr verholzten Teilen abzuknei- fen. In solchem Falle ist der Saftverbrauch in dem nun wegfallenden Teile ein ziem- lich grosser gewesen, die Saftstockung daher eine grössere und die Einwirkung des inneren Saftdruckes auf eine weitere Strecke, also auf mehrere Augen verteilt ; diese treiben dann auch aus. Nach meinen Beobachtungen wird auf diese Weise auf die ge- samten Organe, die sich zu Fruchtholz umbilden sollen ein nachteiliger Reiz ausge- übt, der zur Folge hat, dass durch das Pinzement ebenso wenig Vorteil erreicht wird als beim Wegfall desselben. Bekanntlich entwickelt sich der erste Teil des Laubes aus Reservestoffen und das VI, 38 Die Gartenwelt. 447 junge Blatt beginnt zwar auch rechtzeitig mit der Verarbei- tung der mineralischen Nähr- stoffe in Baustoffe, verbraucht aber letztere bis zum vollkom- menen Aufbau für sich selbst. Erst wenn das Blatt fertig ent- wickelt ist, beginnt es mit der Arbeit zur Bildung anderer Teile und mit der Aufspeiche- rung von Reservestoffen. Habe ich nun kurz pinziert, so ist die Blätterzahl eine ge- ringe und die Blätter werden friiher ihre Vollkommenheit er- langen, infolge der ihnen reichlicher zu Gebote stehen- den Baustoffe auch vollkom- mener entfaltet sein. In der Folge konnte ich nun beobach- ten, dass .bei dem kleineren Blattapparat an einem Trieb die erzeugte Baustoffmenge zunächst zum Aufbau der in der nächsten Nähe der Blätter anliegenden Knospen Verwen- dung fand. Mit der damit ver- bundenen geringen Verdun- stung der wenigen Blätter bleibt auch der Wasserandrang auf die Dauer aus und es treibt infolge des ersten Druckes, der durch die Saftstockung nach dem Pinzement entstand, nur ein Auge aus; selten sind es mehr. Ausserdem wird ein seitlicher Saftdruck auf die an der Basis des Triebes befindlichen Augen aus- geübt, wodurch sich diese weiter vorbilden und in ihrer Nähe das Gewebe gewissermassen zu Vorratskam- mern für Reservestoffe strecken ; sie sind dann aufs beste mit Baustoffen ausgerüstet und damit ist ihre UniwandUing zu Fruchtholz eingeleitet. Es kann nun leicht die Frage entstehen, wo kommen nun die Säfte alle hin, die sonst von den vernichteten Teilen \crbraucht worden wären ? Darüber merken wir uns, dass die Wasseraufnahme der Wurzeln eine mehr mechanische ist und dann geringer wird, je weniger Wasser durch die Blätter an die Luft abgegeben wird. Ist der Blauapparat kleiner gemacht, so ist auch der Wasserverbrauch geringer; ausserdem fällt ein grosser Teil des Wassers den frei fortwachsenden Leitzweigen zu. Wird z. B. rechtzeitig pinziert und dies von Anbeginn der Entwickelung des Baumes, dann stehen auch die Wurzeln in passend ;m Verhältnis zu den oberen Teilen. Pinzieren wir erst, wenn die Triebe recht lang sind. Birn-PalmeUeD. an Vom denen ein kräftiger "Winterschnitt vorgenommen wurde. Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. dann ist der Saftdruck und die Stockung zu gross, die Folge davon ein kräftiges Durchtreiben fast aller Augen des stehengebliebenen Teiles. Haben wir das Pinzement einmal versäumt, daim lasse man die Triebe in ihrer Länge und drehe dieselben nur. Neben dem FZntspitzen möchte ich noch besonders auf die oft zu zahlreich vorhandenen Triebe hinweisen, die am besten ausgebrochen werden. Bricht man nun dieselben aus, dann sei noch erwähnt, dass alle dicht am alten Holz stehenden, gewissermassen zum Verjüngen des Fruchtholzes geeigneten Triebe geschont werden. Die Leitzweige bleiben unbeschädigt, sind nur, damit sie vor Herbst die Endknospen gut entwickeln und recht kräftig werden, auch viele Säfte an sich reissen, schräg nach oben zu heften. Diese Arbeit zeitigt besonders dann recht gute Erfolge, wenn der Baum kräftig ist und der Rückschnitt des Leitzweiges nur massig ausgeführt wird 448 Die Gartetiwelt. VI, 3 oder ganz unterbleiben soll. Letzteres hat wohl viele Vorzüge insofern, als der gesamte Saftandrang im Frühjahr auf eine längere, mit Knospen besetzte Strecke verteilt ist, eine massige Entfaltung der neuen Triebe und deren frühere Um- wandlung zu Fruchtholz erfolgt. Über alle sonst noch bei der Sommerbehand- lung der Kernobstformbäume in Betracht kommenden Hilfshandgriffe berichte ich in einem besonderen Artikel. 2. a) Sommerschnitt des Stein- obstes. Hierbei will ich dem Pfirsichbaum meine besondere Beachtung schenken. Bekanntlich liefert derselbe schon am einjährigen Holz seine Blütenknospen und hat weniger die Neigung, aus altem Holze Triebe zu entfalten. Es darf als ^^' ■^' sehr erfreulich bezeichnet werden, dass man in neuerer Zeit von dem Gedanken, Pfirsiche wie Kernobst zu pinzieren, ganz abgekommen ist; trotzdem entspitze ich gewisse Triebe und zwar diejenigen, welche an längerem Holz stehen, an dessen Spitze event eine Frucht vorhanden ist, die also beim Winterschnitt fortfallen würden; auch breche ich solche zuweilen ganz aus. Damit für die nächstjährige Fruchtbildung nur die vollkommensten Knospen verwendet wer- den, ist es vorzuziehen, alle Triebe möglichst wage- recht am Spalier anzuheften; dadurch erhalten wir auch an den unteren Teilen derselben recht voll- kommene Blüten- und auch Blattknospen. Gerade letztere sind möglichst dicht am Hauptleitast von grOsstem Wert; sie sind im folgenden Jahre die Erzeuger des jüngsten Holzes. . Stehen dicht am Leitast nur kurze, ältere Organe, mit einerHolzknospe, wie durch a und b der Figur F, Seite 449, unse- rer Pfirsichzweig- spitze dargethan ist, und der ganze Zweig ist auf der nächsten Umge- bung geeignet kahl zu werden, dann kürze ich, um diese Triebe zu kräftigen, alle darüber befindlichen ein. Beim Winterschnitt fällt dann alles Holz bei c. Sollten indessen die Blütenknospen d, e, fr, keine Früchte ansetzen, dann kann bereits im Sommer der Rückschnitt in c erfolgen, wo- durch das tiefsitzende Ersatzholz sich recht kräftigt. Wie in diesem Falle verfahre ich über- haupt allgemein und zwar schneide ich beim Winterschnitt lieber et- was länger und entferne dann beim Pinzenient auch ins alte Holz alles, was nicht meinen Er- wartungen gemäss Früchte zum Ansatz brachte. Kurz zusam- mengefasst: Bei der Sommerbehandlung der Pfirsichspaliere, die in regelrechter Form gehalten werden, lasse ich nur so viel Triebe lang wachsen und hefte sie wagerecht, als ich fürs nächste Jahr zum Frucht- holz brauche. Ebenso bleiben alle kurzen, sich zu Bukettzweigen, d der Figur F Seite 449, umwandelnden Triebe stehen, alles andere wird, wenn Früchte da sind, entspitzt, sonst ins alte Holz entfernt. 1. b) Winterschnitt des Ivern- ]7jg_ c obstes. Beim Winterschnitt wird es sich zunächst um den Schnitt der Leitzweige handeln. Diese werden nach ihrer Stellung und nach der Beschaffenheit ihrer Knospen verschieden geschnitten. Nach mei- nem Empfinden ist es bei wagerecht gestellten Leitzweigen oft gar nicht angebracht, viel zu schneiden, besonders bei kräftiger Entfaltung der Seitenzweige; da ist es oft gut, wenn der Rückschnitt ganz wenig oder gar nicht ausge- führt wird. Dadurch erreiche ich eine gleich- massige Erzeugung von schwachen, zur Frucht- holzbildung geeigneten Nebenzweigen und eine frühere Tragbarkeit des Baumes. Bei aufrecht stehenden Leitzweigen, wie z. B. bei Pyramiden, wird ein tieferer Rückschnitt schon notwendig, um auch die unteren Knospen, die sehr oft noch mit einem Einschnitt ver- sehen werden müssen, zum Durchtreiben zu bringen. Viele Obstzüchter wollen letzteres oft durch ein späteres (August-) Pinzement der Leitzweige erreichen, was meines Erachtens nur in seltenen Fällen von Nutzen ist, meistens aber nachteilig wirkt. So bilden beispielsweise Birnen, besonders in trocknerem Boden, gerade in dieser Zeit, wo doch die Ablagerung der Reservestoffe erfolgen soll, sog. Knotenknospen, die Fig. G, Seite 449, veranschaulicht. Solche Knotenknospen stel- len nichts weiter dar als verkürzte, infolge unge- nügenden Saftdruckes zu- rückgebliebene, mit reichen Baustoffen (Reservestofifen) Fig. B. VI, 38 Die Gartenwelt. 449 Fig. E. versehene Zweiggebilde, die den Baustoff für die nach dem Winterschnitt zurückbleibenden Teile gewissermassen rauben. Bei Äpfeln bringt die Operation oft recht viele , wollige Zweigchen und den Verlust der beim Winterschnitt sehr notwendigen Knospen mit sich. Schneiden wir daher die aufrechtstehenden Zweige lieber und pinzieren sie nur, wenn in der betreffenden Lage das Pinzement den erwünschten Erfolg zeitigt. Ist ein Leitzweig sehr kräftig und bereits im ersten Sommer mit Nebenzweigen ver- sehen, so entferne man diese, wie die Figur A. Seite 448 zeigt. Nächst dem Leitzweig folgt der After- leitzweig, der, nachdem er bereits im Sommer kurz entspitzt wurde, nun möglichst kurz, am besten auf Astring geschnitten wird, namentlich dann, wenn er sich auf der Oberseite befindet, was wohl auch oft vorkommen kann. Alle anderen Seitenzweige werden unter der Pinzierstelle auf zwei, höchstens drei Knos- pen geschnitten. Kurze, mit einer End- knospe versehene Zweigchen werden keinem Schnitt unterworfen, ebenso blei- ben alle mit einem Ringelwulst abschlies- senden Knospen verschont, wie die Abbildungen dieses zeigen. Ist Quirl- holz, Figur B, Seite 448, vorhanden und dazwischen noch einige Holzzweige, so bleibt dieses ohne Verletzung, es giebt die beste Fruchtausbeute. Zwei aufeinander entstandene Fruchtkuchen mit kurzen Fruchtorganen werden, wie Fig. C, Seite 448, dieses zeigt, ebenfalls geschont. Hat ein Leitzweig nur wenig oder gar keinen Holztrieb mehr und vier- bis fünf- fache Fruchtkuchen, wie Figur D, Seite 448, dann ist es oft empfehlenswert hie und da auf Holz zu kürzen, wie es in a dieser Figur dargestellt ist. Sehr oft ist es mir auch vorgekommen, dass mit einer Holzknospe abgeschlossene Zweig- chen noch recht kräftig durchtreiben oder doch einige kurze Organe bilden, wie die obige Figur E dies wiedergiebt; dann ist es nicht notwendig gleich in a oder b zurückzuschneiden, weil dadurch die kleinen, zur Fruchtbildung geeigneten Ringelwüchse wieder in Holztriebe aus- wachsen , andernfalls aber Fruchtholz bilden. Ich habe mir hier, um doch kurz am Ast Triebe zu erhalten, stets durch einen Ein- schnitt über der Knospe bei c oder d geholfen und später bis dahin verjüngt. Wenn unsere (Jbst- bäume erst so weit sind, dass sie recht zahlreiche Fruchtkuchen erzeugen, wie uns die Figuren dies zeigen, dann ist es wohl angebracht, ihnen recht kräftig mit Düngung nachzuhelfen, weil in den meis- ten Fällen durch eine nun sehr oft eintretende Er- schöpfung die Bäume eingehen. Wird hie und da noch rechtzeitig, wie die Figuren C und D, Seite 448, dies zeigen, verjüngt, dann kann die Lebensdauer aufs neue verlängert werden. Bei stark ins Holz a^ treibenden Bäumen oder solchen, die im Pinzement falsch behandelt, also zu lang pinziert sind und da- her nur Holz bilden, schneide ich beim Winter- schnitt recht kurz, auf unvollkommene Knospen. Ist die Wildnis zu gross, dann gehe ich allmählich vor und kürze auch im Sommer noch weiter ins alte Holz und leite allmählich das regelrechte Pinze- '^ ment ein. Es sei besonders betont, dass alle kräfti- gen Zweige ganz kurz, event. auf Astring, schwache länger oder gar nicht geschnitten werden. Da die Bildung der Blütenaugen mit geringen Ausnahmen beim Kernobst 2 — 3 Jahre erfordert, so möge man stets darauf bedacht sein, die Säfte des Baumes nicht zum Aufbau unnützer Organe verwenden zu lassen. 2. b. Der Winterschnitt des Steinobstes, im besonderen der Pfirsiche. Derselbe hat mit dem der Kernobstbäume nichts gemeinsam. Hier ist stets darauf zu sehen, dass Holzaugen in der Nähe des Astes zur Bildung von Fruchtzweigen erhalten bleiben, damit die Äste nicht kahl werden. Es dürfte daraus leicht darauf geschlossen wer- den, alle ja recht kurz zu schneiden. Dem ist jedoch nicht so, vielmehr kommt es da- rauf an, geeignete Teile für die Ersatztriebe beim VVinterschnitt und auch später bei der Sommerbehandlung im Auge zu behalten, wie ich bereits beim Sommerschnitt bemerkte. Nehmen wir z. B. den nebenstehend abge- bildeten Zweig F an. Da erblicken wir in a u. b zwei vorjährige kurze Zweigchen mit einer Holzknospe, welche wir für den Ersatz im Auge behalten. Sollten sie wider Erwarten verderben, dann haben wir den nächsten Holztrieb aus dem Holzauge an Zweig c; d ist nur als Fruchtzweig zu betrachten, fr bringt Früchte und Triebe und das weitere Entfalten der letzteren wird von dem Fruchtansatz in fr abhängen. Sollten da die Blüten nicht ansetzen, dann fällt schon im Sommer der Teil bis g. Nehmen wir z. B. an in h würde erst die Ab- zweigung vom Leitast beginnen, so hätten wir in e und in den Holzaugen i und k schönstes Ersatzholz. Würde sich neben einem solchen Fruchtholz, wie wir uns das letzte gedacht haben, ein recht langer, kahl gewordener, mit vielen Bukettzweigen ausgestatteter Zweig befinden, so Hessen wir den ohne Schnitt und entfernten ihn erst im nächsten Jahr auf Astring oder nach der Fruchternte. Ausserdem vergl. man die Abb. Seite 446 und 450. 450 Die G ar t enwelt. VI, 38 IJ^S^..^ Pfirsich-Palmette' mit massigem Winterschnitt. Vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Aus den kurzen Angaben geht nun deutlich hervor, dass wir im Frühjahr lieber mehr stehen lassen und dann noch im Sommer alles übrige entfernen. Z. B. auch Zweig fr könnte noch länger geschnitten werden, um mehr Früchte zu liefern ; da aber e und d viele Früchte liefern, genügt die Länge vollauf. Bei dem Schnitt des Holzes schneide man auch, falls die erforderliche Übung fehlt, stets, wie fr zeigt, auf eine dreifache Knospe. Setzt der Baum zu viele Früchte an, dann gilt hier dasselbe wie beim Kernobst, man entfernt die überzähligen. Wer recht wenig Zeit und kein Interesse hat, Pfirsiche so regelrecht zu schneiden, dem möchte ich nur empfehlen, sich auf das Anheften der Triebe zu beschränken und ' später, wenn das Holz zu dicht gewor- den ist, etwas auszulichten, cvent. schon während des Sommers einige zu dicht stehende Triebe auszubrechen. Die Be- handlung der Aprikose hat mit der des Pfirsichbaums viele Ähnlichkeit, die Aprikose sollte aber zu korrekten Formen weniger angewendet werden, da die Bäume noch schwieriger gesund erhalten und gegefi Gummibildung geschützt werden können. Über die Behandlung dieser, sowie der Kirschen- und Pflaumenspaliere ein ander Mal. Zur weiteren Veranschau- lichung des Gesagten mögen noch die Ab- bildungen ganzer Formbäume dienen. Der Apfel-Cordon vor den Pfirsichspalieren, S. 446, ist so geschnitten, dass zahlreiche kurze Nebenzweige viel Fruchtholz tragen. Das Gleiche veranschaulicht die Abbildung der Birnpalmetten Seite 447. Die neben- stehend abgebildete Verrier-Palmette wurde nur massig geschnitten, es kann daher beim .Sommerschnitt noch viel herausfallen. Topfpflanzen. Zonalpelargonie ,, Perle vom Tannhof''. Auf der Titelseite und auf Seite 45 1 bringen wir zwei prächtige Bilder dieser schönen, ge- drungen wachsenden, gefüllten Gruppenpclar- gonie, deren wir schon öfters gedacht haben. Der Züchter dieser Sorte, Gartenverwaltcr Oskar Schineiss, hat sein Kind den Lesern in Jahrgang V, Seite 174, selbst vorgeführt. Als Ergänzung der dort gegebenen Abbildungen von Einzelpflanzen mögen unsere heutigen Gruppenbilder dienen. Die Abbildung der Titelseite ist eine Gewächshausansicht aus der Ilandclsgärtnerei von Albert Gensler, Hohen- .Schönhauscn bei Berlin, während die Abbil- dung Seite 451 eine Teilansicht der mit dieser Pelargonie besetzten Mistbeetkästen aus der Ilandelsgärtnerei von Heinrich Kohlmanns- khncr, Britz bei Berlin, giebt. Gärtnerische Reiseskizzen, Acht Tage in ÖsteiTeich-Uiigarii. AussIcUungs- und Roiscslüzzon. Von Heinrich Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin. Wc II. Budapester Eindrücke. er zum ersten Male die ungarische Hauptstadt be- sucht, den fesselt sofort ein echt weltstädtisches Leben und Treiben. Aber dennoch hat man da viel Zeit übrig, sich selbst tagsüber in den Kaffeehäusern einem dolce far VI, 38 Die Gartenwelt. 451 nicntc hinzugeben. Ihid Kaffeehäuser giebt's da soviel wie in Berlin Stehbierhallen. Ein ausserordentlich rascher elektrischer Strassenbahnvcrkehr befördert den Fremden schnell von einer Stadtgegend nach der anderen, sofern er nicht mit flotten ungarischen Gäulen bespannte Droschken oder die praktische und billige Untergrundbahn benutzen will. Das Strecken-Entziffern giebt man bald auf, denn die Landessprache ist ja für jeden Ausländer schon leser- lich schwer. Aber auf bescheidenes Fragen giebt man da selbst dem Berliner in gut verständlichem Deutsch sei Budapest nahezu eine deutsche Stadt gewesen und nach- dem noch ungarisch lernen, sei ihm zu langweilig geworden. Die junge Generation der vielen da ansässigen deutschen Gärtner muss sich natürlich sprachlich bald magyarisieren , denn man hält jetzt seit der errungenen Unabhängigkeit sehr auf Sprache und Sitten. Nun, die Sitten und Vorzüge unserer Magyaren, deren höchste eine seltene Gastfreundlichkeit ist, haben wir, Freund Weimar und ich und als Dritter im Bunde Herr Rudolf Richter aus Dresden, genugsam kennen gelernt. Mistbeelkullur der Zonalpelargonie ,, Perle vom Tannhof'' in der Haiidelsgärtnerei von Heinrich Kohlmannslehner, Britz bei Berlin. Originalaufnahme für die ,, Gartenwelt", klare Auskunft, wie der Ungar überhaupt im Wesen stets gefällig und hilfsbereit ist. Man soll dem Reichsdeutschen sogar mit mehr Entgegenkommen als dem Bruder Öster- reicher gegenübertreten. Dafür redet man in Wien den Ungarn nach, besonders den Budapestern, sie hätten sich nur auf Kosten Österreichs entwickelt. Wie dem auch sei, wir staunten, als uns Papa Seyderhelm (der Onkel der Inhaber der wohlbekannten Hamburger Firma Ge- brüder Seyderhelm und Senior dieser allbeliebten Gärtner- DynastieX der, beiläufig gesagt, schon 50 Jahre in Buda- pest lebt und mit seinen 72 Jahren in Humor und Schaffen noch manchen 40 jährigen beschämt, erzählte, er ver- stände selbst die Landessprache nicht. Bis zum Jahre 1880 Beinahe hätten wir unsere Selbständigkeit eingebüsst, weil die Tagesordnung für den folgenden Tag immer schon gemacht war. Kaum hatten wir Zeit, uns Ungarns viel- gerühmte Frauenschönheiten, sei es auf der Strasse oder im Theater auch nur flüchtig anzusehen. Dafür haben wir aber weidlich geschimpft über das überall unvermeidliche Backschisch, das wir infolge der unbequemen Doppel- währung immer in so und soviel Kreuzern, anstatt in Hellern gaben. Des Schlafens hatten wir uns beinahe ent- wöhnt, — woran natürlich nur die vielen Kaffeehäuser, wo man übrigens zumeist teures, aber leidlich gutes und leich- tes, einheimisches Flaschen-Bier trinkt, schuld waren. In- teressant war es uns, auch den Kaiser, besser gesagt, unga- 452 Die Gartenwelt. VI, 38 rischen König, der am 3. Tage die Ausstellung besuchte, oft und recht nahe zu sehen. Die freundlichen Worte, die der in der ganzen Monarchie vielgeliebte Herrscher auch an mich richtete, obwohl ich „sans facon" ihm gegen- überstand, werden mir eine fürs Leben angenehme Buda- pester Erinnerung bleiben. Weil wir nicht „offiziell", son- dern nur im praktischen Reiseanzuge waren, versuchten wir uns vom Preisrichter-Essen zu drücken, es brachte uns aber vielfache Vorwürfe ein. Deshalb haben wir tapfer überall mitgegessen und getrunken, denn man ist glück- licherweise nicht so förmlich daselbst. Absperrmassregeln beim Besuch der höchsten Herrschaften gab es nicht. Für „Uns-Berliner" eine höchst auffällige Erscheinung! In schönster Erinnerung steht uns noch der Ausflug nach der Margarethen-Insel, zu welchem Erzherzog Josef, der Protektor der Ausstellung, die Aussteller und Preis- richter eingeladen hatte. Mit grossem Interesse besich- tigten wir die heilkräftigen, berühmten Schwefelbäder und waren dabei so trocken in der Kehle geworden, dass wir der erzherzoglichen Gastfreundschaft wirklich alle Ehre anthatcn. Beim Besuche des Budapester botanischen Gar- tens, Tags zuvor, hatten uns die Herren Preisrichter ver- setzt, die Sassen noch nach dem Diner über ungarischem Wein zu Gericht, was wir übrigens später recht weidlich nachgeholt haben. Von schöner Frauenhand kredenzt, hat er uns eigentlich am besten gemundet. Viel Bemerkenswertes gab's nicht im botanischen Gar- ten zu sehen. Die Pflanzenbestände waren in recht gutem Zustande, nur das Garten-Arboretum etwas spärlich, so- wohl im Wuchs, als auch an Reichhaltigkeit. Dem uns von der Stadt Budapest angebotenen Bankett thaten wir natürlich wieder alle Ehre an, wir hätten diese Ehre gerne weiter ausgedehnt, wenn man da offiziell bloss nicht so entsetzlich schnell vorgegessen hätte. Es half nichts, wir mussten mitthun. Dann gab's einen recht lohnenden Aus- flug nach der Ofener Gartenbauschule, die in ihren Ein- richtungen, wissenschaftlichen und kulturellen Sammlungen uns wirkliche Bewunderung abrang. Freund Rade, der praktische Leiter dieser Schule und wohlbekannte Mit- arbeiter dieser Zeitschrift, gab uns unermüdlich alle nötigen Erklärungen und bei einer nicht abzulehnenden Flasche in seiner Privatwohnurig, vergassen wir im angenehmen Geplauder ganz unsere anderen Kollegen, die inzwischen in der Anstalt mit Selbstgekcltertem ebenfalls nach dem vielen Gesehenen der Erholung pflegten. Dass mir dabei ein biederer ungarischer Kollege mei- nen neuen Schirm mitnahm und dafür den seinen stehen liess, muss am vielen Wein gelegen haben. Ungarns staatliche Fürsorge für den Obst-, Wein- und (Gartenbau könnte selbst für Deutschland vorbildlich sein. Es existieren allein 42 solcher, dem einen oder anderen Zweige des genannten Gartenbaues und der Landvv'irtschaft dienende staatliche Lehranstalten. Alljährlich verteilen diese Schulen aus selbstgezogenen Beständen an 1 — 1^/2 Millionen Obstbäume an die Gemeinden und auch an staat- lichen Strassen werden nahezu 40 000 Stück per Jahr ge- pflanzt. Die grösste Anstalt, die Ofener, treibt nicht spe- zielle Lehrfächer, wie bei uns Geisenheim, Proskau und Potsdam, sie umfasst das zusammen, was da einzeln gelehrt wird und für die Allgemein-Ausbildung der Schüler, be- sonders für die strebsamen, mag das nicht unvorteilhaft sein. Mir scheint sogar, dass man der praktischen Ausbil- dung (daher auch die vielen Kulturhäuser, Treibereien, Obst- und Weingärten, Pflanzensammlungen etc.), beson- deres Augenmerk zuwendet. Im nachbarlichen Öster- reich sind die Schulverhältnisse leider noch sehr im Argen gegen die Ungarns. Auf unseren Wunsch, auch mal eine Budapester-Markt- halle kennen zu lernen, gingen unsere einheimischen Freunde gerne ein. Bedeutende Lager in Obst, beson- ders in prächtigen Daueräpfeln, legten wieder Zeugnis ab, dass der ungarische Obstbau in rapider Weise sich entwickelt hat. Unsere Pomologen würden da freilich einen schweren Standpunkt gehabt haben, wenn sie uns Sorten hätten nennen sollen. Wir haben unsere Obst- sorten, die man in Deutschland freilich nicht kennt, die an unser Klima bestens gewöhnt und die auch für unsere trockenen Sommer widerstandsfähig sind, belehrte man uns. Natürlich waren auch viele Stände von Handelsgärt- nern besetzt. Von Topf pflanzen sahen wir Pelargonien, Gold- lack, Fuchsien, Margueriten, Eriken, Palmen, ferner Blatt- pflanzen, vereinzelt auch Rosen, Cinerarien und Azaleen. Letztere wären noch gut gefragt, hörten wir, aber knapp. Unter den Schnittblumen dominierten Rivierablumen genau so wie bei uns. Dazu kamen schon schöne Freiland-Mai- blumen, Tulpen, Hyazinthen und getriebene Lychnis (Pech- nelken) die mir auffielen. Schnittgrün war recht wenig vertreten. An den Bindereien hätte man wohl einiges zu tadeln gehabt. Bevorzugt man doch noch den fran- zösischen Strauss bis zur Wagenradform und das lässt tief blicken ! Die Frühjahrstreiberei von Schnittblumen ist unten noch wenig ausgedehnt. In der Hauptsache beschränkt man sich auf reine Wintertreibartikel und Freilandschnitt- blumen, für die Sommer- und Herbstmonate. Ausser früh- blühenden Zwiebelgewächsen, Tulpen, Narzissen etc., gab es natürlich wenig zu der Zeit zu sehen. Nun und die Gärtner-Damen der Halle, sie waren genau so redegewandt wie ihre deutschen Kolleginnen, einige waren dabei von ganz respektablen körperlichen Dimensionen, genau so wie bei uns; ALirkthallenluft nährt. — Fliegender Blumenhandel ist uns nicht sehr aufgefallen. Ab und zu sieht man wohl Strassenhändler, aber so weit- verzweigt ist diese Gilde hier nicht wie in unseren Gross- städten. In den feinen \'ergnügungslokalen, wo die Welt verkehrt, die sich nicht langweilt, weil sie am Tage zumeist schläft, treiben ab und zu niedhche Blumenfeen ihr Wesen. Interessiert, wie wohl die Preise (der Blumen) ständen, wurden uns gleich Nelken, gedrahtet und mindestens acht Tage abgelagert, ins Knopfloch gesteckt, für die wir eine Krone (ca. 83 Pfg.) — pro Knopfloch natürlich — bezahlen sollten. Einer unserer Bekannten, der so leichtsinnig war drei Rosen als Angebinde für die Tochter eines ungarischen Nichtgärtncrs zu kaufen, wurde sogar fünf Kronen los, zu VI, 38 Die Gartenwelt. 453 welchem Kassaabgang wir den Schwerenöter auch noch nichtswürdig beglückwünschten. Blumengeschäfte von hervorragender Bedeutung hat Budapest wenige, die meisten ähneln den guten Mittcl- geschäften unserer Grossstädte. Übrigens ist Erzherzog Josef in einem seiner Prachthäuser auch Blumengeschäfts- inhaber, also Kollege. Das fällt indes nicht besonders auf, den Magyaren gefällt das, sogut wie auch ihr König im Besitze eines herrlichen Zinshauses ist. Das erzherzog- liche Geschäft ist vornehm eingerichtet, führt aber, wie alle Blumengeschäfte dort, wenig Topfpflanzen. CuruUata- Wilchen in Töpfen fielen mir auf. Grosse Schau-Arrange- ments in Bindereien sieht man in Budapest selten. Auch Ungarns Gemüse- und Weinbau sollten wir näher kennen lernen. In Gesellschaft unseres lieben Freun- des Szabo und eines grossen Pelargonienzüchters vor dem Herrn, des Herrn Schwarcz, der uns mit seinem Virginia- rauchen bald zur \'erzweiflung brachte, folgten wir der Hebenswürdigen Einladung des grössten Budapester Ge- müsegärtners, des Herrn Janos Nonn, um sowohl seine diversen, nur zur Kultur von Gemüsen dienenden Güter, als auch zum Schluss seinen Stolz, seine Weinberge und die fassgefüllten Keller zu besichtigen und seine Weine zu proben. Wir durchfuhren ganze Strecken besten Gemüse- landes. Der Freilandsalat war schon schnittfertig und auch die frühen Kohlarten in sehr fortgeschrittener Entwickelung. Zwiebeln, nichts als Zwiebelfelder; denn neben Paprika ist das die Nationalwürze der Ungarn, die übrigens auch im all- gemeinen im Gemüse- und Salatkonsum gegen unseren Be- darf viel mehr sich leisten. W^ir hatten uns schon so an den Paprika gewöhnt, dass wir uns gegenseitig im Zuthun desselben zu fast allen Speisen beinahe überboten. ,,Iss Poprika, liebes Freind, schmeckt sich ungarisches Wein dann besser, giebt sich Dorscht", sagte Freund Willy und er hatte Recht. — Auch Spargel ist in grossen Anpflanzungen zu finden, zumeist in der frühen Sorte „Co)i)iovers Colossal" ; er schmeckte aber infolge des maikühlen Wetters noch nicht so recht. Der Kür- bis-Frühkultur und auch der Kultur der Freiland-Melo- nen (Wassermelonen besonders), widmet man grosse Sorg- falt. Wir sahen ganze Felder, jede Pflanze noch fürsorglich mit einem Kasten umstellt und fensterbelegt. Nach der Beschreibung des Herrn Nonn baut man da niantelsack- ähnliche Kürbisarten, wie in Ungarn ferner Lagenarien viel gebaut werden und zu stattlichen Früchten (Herkules- keulen, Flaschenkürbisse, Pulverhörner etc.) heranreifen. Da, wie erwähnt, der ungarische Sommer sehr heiss und trocken ist, hat man sinnreiche, einfache Bewässerungs- vorrichtungen. Mittelst von Pferden getriebenen Göpel- werken schöpft man in grossen, viele Hunderte Liter fassenden Kippbehältern das Wasser aus tiefen Brunnen in ein höher stehendes Reservoir und lässt von hier aus durch Rinnen und Gräben das angesammelte Nass sich ver- teilen, welches dann mit Schöpflöffeln an langen Stielen, ähnlich wie im Dreienbrunnen zu Erfurt, auf die Beete verteilt wird. Auf recht holperigen, ausgefahrenen Land- wegen, die oft tief im Wasser standen, ging's mit unseren Wiigen nun weiter nach Herrn Noiins Weinbergen. Die Reben waren noch ziemlich zurück, da es ja immer noch Frostgefahr gab, und es war noch nicht viel zu sehen. Mai- käfer fanden wir zu Tausenden auf den Obstbäumen und Ahornhecken. Nun aber ging's zur Weinprobe. Herr Nonn verlangte, dass wir aus den 15 — 20 verschiedenen Lagern und Jahrgängen uns die Marken heraussuchten, die wir dann in Ruhe weiter zechen wollten. Dass das nicht so leicht war, wird uns jeder nachfühlen, weil wir mit Schrecken an die holperige Heimfahrt dachten. Als Zwi- schenkost sprachen wir tapfer den ungarischen Rettichen, dem echten Schafkäse (ähnlich wie der bekannte Liptauer) und auch dem selten zarten ungarischen Speck zu und der Gastgeber hatte allen Grund mit unserer Trinkfähigkeit zufrieden zu sein. Nur einem — man verrate es nicht, ist's dabei etwas schwer um die Magengegend geworden, er erholte sich aber zusehends wieder, als wir in kühler Abendluft die Heimfahrt antraten. Fünf Tage hatten genügt uns schon so zu magyarisie- ren, dass wir recht schwermütig Abschied nahmen von unseren biederen, gastfreundlichen ungarischen Kol'.egen, nicht ohne das X'ersprechen abgegeben zu haben, recht bald wiederzukehren. Zeit- und Streitfragen. Der geprüfte Obergärtner. Xn den über das obengenannte Thema in den letzten Num- mern dieser Zeitschrift veröffentlichten Aufsätzen stehen sich zwei verschiedene Meinungen gegenüber. Yon der einen Seite sucht man die Obergärtnerprüfung in Wildpark wie die anderer Lehranstalten als eine reine Privatsache der Anstalten ohne Be- deutung für die Praxis hinzustellen, während der Herausgeber die Wildparker Obergärtnerprüfung als einen Faktor ansieht, der im Gärtnerberufe zweifellos seine Bedeutung errungen hat. Die Thatsache, dass verschiedene staatliche und städtische Ver- waltungen dies Examen in neuerer Zeit fordern als Vorbe- dingung für eine Anstellung an leitender Stelle in ihren Diensten, erweist diese Ansicht als die richtigere. Zurückzuführen dürfte der Vorgang darauf sein, dass die Zahl der Bewerber um solche Stellen ständig wächst, durch verschärfte, sagen wir besser speziellere Bedingungen aber sofort eine gewisse Aus- wahl getroffen wird, ferner darauf, dass, wie schon der Heraus- geber bemerkte, eine Anzahl Wildparker sich jetzt in führenden Stellungen befinden und für ihre ehemalige Bildungsanstalt nach Kräften wirken. Von dieser Seite wird unter anderem geltend gemacht, dass es Pflicht sei, auf Hebung vor allem des beamteten Gärt- nerstandes hinzuarbeiten und diesem nach Möglichkeit aus ge- gebildeten Kreisen frische Kräfte zuzuführen. Dies könne aber nur dadurch geschehen, dass die Ansprüche bei Besetzung besse- rer Stellen an die Bewerber in jeder Hinsicht die höchsten seien, welche zur Zeit gestellt werden könnten. Diesen An- sichten wird jedermann beistimmen müssen, vielleicht aber nicht den folgenden. Man sagt : die Wildparker Anstalt ist die einzige, welche das Zeugnis der Berechtigung zum Dienst als Ein- jährig-freiwilliger als \'orbildung fordert. Die hohe Schulbildung, mit der ihre Zöglinge in die Anstalt treten, setzt sie demnach in den Stand, ihren Lehrplan auf viel höheren \'oraussetzungen aufzubauen, als es andere Lehranstalten können, die mit Bürger- 454 Die Gartenwelt. VI, 38 Schulbildung zufrieden sind. Die Gesichtspunkte, von denen aus letztere ihren Schülern die gärtnerische Fachbildung mitteilen könnten, seien daher ohne Zweifel viel beschränktere. Es sei demnach klar, dass der Besuch der Wildparker Anstalt die beste jetzt erhältliche gärtnerische Vorbildung verbürge. Man müsse nun zum Wohle und zur Hebung des Gärtnerstandes immer mehr darauf hinarbeiten, dass städtische wie staatliche Verwaltungen den Besuch der Anstalt und das m Wildpark abgelegte Ober- gärtner-Examen als Vorbedingung für eine .Anstellung forderten. An diesem Standpunkte sei rücksichtslos festzuhalten, möge da- durch hier und da auch einem tüchtigen Manne, der sich auf andere Weise umfassende Kenntnisse angeeignet habe, diese oder jene Stellung verschlossen werden. Jedenfalls sei durch solche Bestimmungen die Garantie geboten, dass nicht mehr vollkommen unfähige Leute in führende Stellungen gelangen könnten. In anderen Berufen sei das auch nicht anders. Der Staat stelle keinen Juristen an, der nicht die und die Examina abgelegt habe. Ausserdem müsse der Beamte seine Kenntnisse auf bestimmten Anstalten erworben haben. Der Wildparker .Anstalt könne man es daher ebenso wenig verübeln, wenn sie nur ihre Zöglinge zu der. Obergärtnerprüfung, die wie ein Staatsexamen für den Gärtner anzusehen sei, zulasse. Hierbei übersieht man aber, dass es sich für andere Be- rufe um Anstalten mit ganz anderen Aufnahmebedingungen han- delt. Diese Anstalten sind keine Internate. Es wird bei der .Auf- nahme nicht gefragt, welchem deutschen Bundesstaate der ein- zelne angehört, da wird die Aufnahme nicht von einem Zeug- nis, dass sich der Bewerber einer tadellosen Gesundheit er- freue, abhängig gemacht, da ist nicht nur Platz für eine be- schränkte Anzahl, sodass die, welche die besten Empfehlungen haben, zunächst aufgenommen werden, sondern auf Universi- täten, technischen Hochschulen, Techniken, Gewerbeakademien u. s. w. wird ausnahmslos jeder zugelassen, der die geforderte Vorbildung nachweist. Dort werden Unbemittelten finanzielle Erleichterungen gewährt durch Erlass von Kollegiengeldern u. s. w., während der Besuch der Wildparker Anstalt ohne Aus- nahme bedeutende Kosten fordert. Die Vorteile, welche man für die Absolventen der Wildparker .Anstalt zu erreichen sucht, werden daher stets nur wenigen zu gute kommen und, da keine Garantie geboten ist, dass diese wenigen auch stets die wür- digsten sind, so ist gegen eine solche einseitige Be\orzugung be- stimmter Kreise Einspruch zu erheben. Zu untersuchen wäre noch die Behauptung, dass die Wild- parker Anstalt, da sie das Zeugnis zum Einjährigen fordert, ihren Lehrplan auf viel höheren Voraussetzungen aufbauen könne, als die anderen Anstalten. Steht die Bildung, mit welcher der junge Mann das Gymnasium in Untersekunda oder die Real- schule in Prima vcrlässt, wirklich so himmelhoch über der ab- geschlossenen Bürgerschulbildung? Welche positiven Kenntnisse sind hier für den Gärtnerberuf so wichtig? Die naturwissen- schaftlichen Kenntnisse des Gymnasiasten stehen bekanntlich auf keinem hohen Standpunkt, da die philologischen Fächer die Hauptkraft der Schüler absorbieren. Der Untersekundaner hat von Chemie noch keine Ahnung und ist eben erst in die An- fangsgründe der Physik eingeführt worden. Zu beachten ist \ielleicht eine gewisse Schulung im Denken durch Beschäf- tigung mit der logischsten aller Sprachen, der lateinischen, ferner ohne Zweifel das Verständnis, das ihre Kenntnis für die Fach- ausdrücke der Botanik, für Pflanzennamen «ie überhaupt für viele Fremdwortc eröffnet. Es wird mir jeder, der die alten Sprachen gelernt hat, zustimmen, dass er speziell als Gärtner noch keinen Grund gehabt hat, die darauf verwendete Zeit als verloren zu betrachten. Aber die .Allgemeinbildung, die sich derjenige angeeignet hat, welcher in der deutschen und fran- zösischen oder der englischen Sprache einen gediegenen Unter- richt genossen hat, ist auch nicht zu verachten. Zu erwähnen sind ferner die höheren Kenntnisse der gewesenen Gymnasiasten in der Mathematik. Aber wie selten erfordert die gärtnerische Praxis beim Vermessen, bei der Massen- öder Flächenberechnung ein Beherrschen der trigonometrischen Funklianen, das Rechnen mit Logarithmen und die Kenntnis der Stereometrie, ausser den einfachsten Lehrsätzen aus diesem Gebiete. Wer, wie be- kanntlich viele, für Mathematik überhaupt kein Verständ- nis hat, wem ein gewisses geometrisches Anschauungsvermögen fehlt, dem. nützen alle eingelernten Lehrsätze nichts, und der Be- gabte, der seine einfachen Kenntnisse richtig anzuw-enden weiss, wird die rechnerischen und konstruktiven .Aufgaben, die an den Gärtner herantreten, stets bewältigen können. Zu unterschätzen für die Allgemeinbildung ist entschieden nicht, dass der gewesene Gymnasiast eine erste Einführung in den Geist des klassischen Altertums erhalten hat, auf dem nun doch einmal unsere gesamte Wissenschaft und Kunst ent- standen ist. Wer aber gerade in Bezug auf letztere sich nicht beständig weiterbildet, wer nicht ein offenes .Auge für die Kunst unserer Tage behält, wer nicht teilzunehmen sucht an dem Ringen und Streben nach kräftiger, freier Entfaltung, das auf allen Gebieten herrscht, wer sich nicht bemüht, auch einmal im eigenen Inneren etwas von dem Geisteshauch nachzuspüren, der den Künstler beseelte, als er sein Werk schuf, mag er nun als Baumeister, als Maler, Bildhauer oder Dichter zu uns reden, wer picht selbst immer wieder mit frischem Auge und, wenn möglich, mit dem Zeichenstift hinauszieht in die freie Natur, um sich bei ihr neue Anregung, neues Empfinden zu holen, dem nützt alle Vorbildung nichts, der wird kein Gartenkünstler, auch wenn er die höchste jetzt erhältliche gärtnerische Aus- bildung genossen hat. Welcher Gleichgiltigkeit, L'nwissenheit und Scheinbildung man in diesen Beziehungen unter solchen, die infolge der genossenen Ausbildung sich als Gartenkünstler zu fühlen berechtigt glauben, bisweilen begegnet, ist erstaun- lich, ebenso wie man sich hier und da wundern kann, wie ein gewisses künstlerisches Verständnis und ein feiner Geschmack bei Gärtnern ausgebildet ist, die nicht den Anspruch erheben. Gartenkünstler zu sein. Bei der reichen Gelegenheit, die vor allem in grösseren Städten durch Museen, Vorträge, Handwerker- und Industrieschulen, Lesehallen u. s. w. heutzutage gegeben ist, kann der Interessierte und Strebsame an den Sonntagen oder an den .Abenden des W'inters sich jederzeit neue Kenntnisse imd die Grundzüge einer Allgemeinbildung erwerben, deren Früchte auch für seinen Gärtnerberuf nicht ausbleiben werden. Dem Schreiber dieser Zeilen machte es, als er seiner Zeit in Berlin arbeitete, viel Vergnügen, an Sonntagvormittagen und oft an Winterabenden in der dortigen städtischen Handwerker- schule Kurse für .Aquarellieren und Freihandzeichnen nach der Natur zu besuchen. Sie verschafften ihm willkommene Ge- legenheit, den Geschmack zu bilden und zu lernen, die Pflan- zen und die freie Natur etwas mehr vom malerischen und de- korativen Standpunkt aus anzuschauen. Der einzige Gärtner war er freilich unter den weit über 1000 Schülern der An- stalt. Dass aber auch in Hinsicht auf gartenkünstlerische Aus- bildung, die doch gerade in Wildpark am höchsten stehen soll, der l'nterricht nicht als genügend betrachtet wird, selbst von den eifrigsten Verfechtern einer Bevorzugung der in Wildpark ge- prüften Obergärtner, beweist am besten die Bewegung für Er- richtung einer Hochschule für Gartenkunst, die in diesen Kreisen sehr lebhaft besteht, aber durch ihr Vorhandensein den jetzt für die Anstalt erhobenen Ansprüchen schon selbst ein Urteil spricht. Es ist somit ersichtlich, dass das Beste in dieser Beziehung der Einzelne selbst thun muss, mag er nun die eine oder die andere Lehranstalt besucht haben. Dass ferner der praktische L'nterricht in Wildjiark nicht besser ist, als auf anderen Gartenbauschulen, hat schon der Herausgeber erwähnt. Wenn man den Reden mancher junger Herren, die Wildpark besucht haben, Glauben' schenken und nicht ein gut Teil dem Wunsch, etwas zu renommieren, zu- schreiben soll, dann erhält man freilich den Eindruck, dass die praktische Thätigkeit dort manchmal mehr in einem Aus- ruhen und Zeittotschlagen als in ernster Arbeit bestehe. Man kommt dann zu der Überzeugung, dass es bei w-eitem besser gethan sei, diese an eine unvollkommene Praxis verschwendete VI, 38 Die Gartenwelt. 455 Zeit einer gediegenen theoretischen Ausbildung zu gute kommen zu lassen, wie es mit bestem Erfolge die Dresdener Garten- bauschule thut. Dass die Leistungen ihrer ehemaligen Schüler in theoretischer Hinsicht, denen ehemaliger Wildparker voll- kommen gleich, wenn nicht über sind, hat die Erfahrung be- wiesen. Fragt man den Handelsgärtner oder Baunischulbesitzer nach den praktischen Leistungen, so wird er zur Antwort geben, dass diese bei den Schülern aller Anstalten in der Hauptsache abhängig sind, von dem Nutzen, den der einzelne aus seiner Thätigkeit in den verschiedenen Gärtnereien zu ziehen ge- wusst hat. Das Gesagte zusammenfassend, erkennt man wohl, dass das für den in Wildpark geprüften Obergärtner geforderte Monopol unberechtigt ist, einesteils, weil auch andere sich sehr wohl in den Besitz der gleichen Kenntnisse setzen können, anderen- teils, weil diese Bevorzugung nur einem kleinen Kreise zu gute kommt. Dass bei den immer steigenden Ansprüchen, die an den Gärtner gestellt werden, Behörden mehr und mehr Unterschiede zwischen geprüften und ungeprüften Gärtnern machen werden, ist bestimmt zu erwarten. Daher haben bereits die meisten Gärtnerlehranstalten ein Obergärtnerexamen eingeführt und es ist wünschenswert, dass an allen Anstalten ein nach Möglichkeit gleichwertig gestaltetes Examen eingerichtet w'ird. Aus dieser Erkenntnis heraus ist das Gesuch des Vereins ehemaliger Dres- dener Gartenbauschüler an die Schulleitung der Dresdener An- stalt gerichtet worden. Die verhältnismässig noch junge An- stalt hat in dieser Beziehung mit den älteren noch nicht Schritt gehalten, aber ihre Schüler haben die feste Zuversicht, dass die Schule, die ihnen seinerzeit eine gute Ausrüstung in den Lebenskampf mitgegeben hat, sie nicht im Stiche lassen und ihnen die Möglichkeit bieten wird, durch Ablegung eines Ober- gärtner-Examens, das demjenigen an anderen Anstalten gleich- steht, auch Behörden gegenüber als ebenbürtige Mitbewerber aufzutreten. K. Gärten des Auslandes. Aus dem Kgl. Botanischen Garten zu Kew. Die Aus- wahl in blühenden Pflanzen in den Orchideenhäusern ist im Vergleich zum vorhergehenden Monat bedeutend zurück- gegangen. Doch sind es fast ausschliesslich durch die Schön- heit und Grösse ihrer Blumen sich auszeichnende Arten, die sich jetzt dem Besucher zeigen, und von welchen Laelia purpu- rala, wohl eine der grossblumigsten Orchideen, durch die rein- weisse Färbung der Fetalen und Sepalen und die tief purpur- rote, 7 — 8 cm lange Lippe besonders in die Augen fällt. Schön ist auch Laelia X Cattleya Aphrodite alba, mit Ausnahme der dunkelvioletten Lippe lilaweiss. Cattleya Mendelii, seit kurzer Zeit von Süd-.Amerika einge- führt, hat weisse oder auch leicht rosa gefärbte Fetalen tmd Sepalen und eine grosse, schön magentarot gefärbte Lippe. Cattleya Wanieri, im Aussehen C. labiata ähnlich, trägt eine vielblumige Rispe, deren einzelnen Blumen bis zu 15 cm im Durchmesser haben. Die Farbe der Fetalen und Sepalen ist ein tiefes Rosa, während die grosse, in der Mitte sehr ausgebreitete Lippe schön krimson gefärbt ist. Cattleya Mosßiae, eine der feinsten Spezies, ist in verschie- denen Exemplaren vertreten, deren Blumen zwischen dunkelrosa und rot variieren. Die Lippe trägt dieselbe Farbe, der Rand ist zierlich gewellt. Dendrobium transparens hat weisse Blumen, die gegen die Spitze der einzelnen Blütenblätter zu mit purpurrosaen Tüpfeln versehen sind. Die Lippe trägt in der Mitte einen Fleck von scharlachroter Färbung, von einer gelben Zone umgeben. Cymbidlum loivianum hat grüne Fetalen und Sepalen, die auf den stärksten Nerven mit sepia-braunen Linien versehen sind. Die Lippe ist sehr hellgelb, mit einigen Furpurflecken gegen die Spitze zu. Purpur gefärbt ist auch der Schlund. Üdonto(jlossum Pescatorei trägt an der Rispe zahlreiche weisse Blüten, deren Lippe von der Basis mit purpurnen und gelben Tüpfeln versehen ist. Odontoylossiim tritiinphans hat Blumen von circa 8 cm Durch- messer, deren Sepalen und Fetalen von goldgelber Färbung und mit braunroten Flecken versehen sind. Während der vor- dere Teil der Lippe tief rosa gefärbt ist, ist der hintere Teil reinweiss und das Zentrum gelb. Der Alpengarten, der, im Gegensatz zu mir bekann- ten anderen botanischen Gärten, wo die Alpenpflanzen ihren Standort auf einem Hügel bekommen haben, hier die Form einer Schlucht oder auch eines kleinen Flusslaufes hat, in dem der Pfad das Flussbett bildet, bietet stets des Interessanten in Hülle und Fülle. Da sind zwei kleine, zierliche Levkojen, Matthlola valesiaca und Mntthiola varia mit weissen, resp. lilaen oder rötlichen Blumen, Die Pflanzen selbst sind ca. 15 cm hoch. Phlox subulata „Even- tide", eine schöne, rötlichweisse, niedere V'arietät. Alyssum saxa- tile var. citriiium, schön goldgelb und gedrungener a's die Spezies. Linum arhoreum, ein kleiner Strauch, circa i Fuss hoch, mit hellgelben Blüten. Polemonium reptans mit blauen oder auch weissen Blüten. Iris cristata, sehr niedrig, mit blassblauen Blumen, die mit weissen Streifen versehen sind. Die einzelnen Blumenblätter sind am Rande zierlich gewellt. Saxifraga mus- coides atropurpurea, eine purpurrote Varietät mit moosartigem Habitus. Dodecatheon inteyrifolium, eine Primulacee mit dunkel- rosafarbigen Blüten, deren Fetalen an der Basis weiss gefärbt sind. Dodecatheon Meadia splendeiis mit krimsonroten Blumen und einem gelben Ring um die Mitte. Meconopsis aculeata, aus der Ordnung der Papaveraceac, mit purpurnen Blüten und zahl- reichen gelben Staubgefässen. Daphne Cneorum, ein Zwerg- strauch mit wachsartigen, rötlichen Blüten. Von dieser Pflanze, die im Herbst zum zweiten Male blüht, sind 2 Varietäten hier, var. Yerloti und iiiajus. Trolliiis Fortunci fl. pl. ist eine feine Form von Trollius asiatieus mit dunkelgrüner Belaubung, bronze- farbigen Stempeln und orangefarbigen, halbgefüllten Blüten. Trollius europaeus „Orange globe" hat grosse, runde Blumen von orangegelben Färbung. Camassia ist eine fusshohe Liliacee, die sehr an Scilla erinnert. Die Farbe variiert von blau zu weiss. Die Varietät Leichtlini unterscheidet sich von der Stammform durch die cremeweisse Farbe der Blüten und den kräftigeren Wuchs. Iris susiana hat grosse, einzeln stehende Blumen von einer schwer zu beschreibenden Färbung. Die Grundfarbe ist trübweiss mit lila gemischt, die einzelnen Perigonblätter sind mit zahlreichen, braunschwarzen Linien und Tupfen gezeichnet; die drei herniederhängenden Perigonblätter haben in der Mitte einen breiten Streifen dichtstehender schwarzbrauner Haare, während die aufwärts gerichteten mehr helllila gefärbt sind; Jonopsidiuin acaide, eine Crucifere, hat lilafarbige Blüten. Diese kleine, 5 — 7 cm hohe Pflanze liebt schattige Lage. Achillea Ageratum ist eine zierliche, 1 5 cm hohe Alpine mit verhältnismässig grossen, reinweissen Blütendolden. D. Rechtspflege. Streit zweier Gewerbe wegen gefährlicher Nachbarschaft. Der Bezirksausschuss zu Liegnitz verhandelte unter Vorsitz des Herrn Regierungs-Präsidenten Freiherrn von Seherr-Thoss über einen Einspruch der Besitzer des Bo- tanischen Gartens zu Hirschberg gegen die Einrichtung einer Verzinkerei-Anlage seitens der Maschinenbau-Ak- tien-Gesellschaft, vormals Starke & Hoff mann zu Hirschberg auf dem Fabrikgrundstücke der letzteren. Die Inhaber des neben 466 Die Gartenwelt. VI, 38 der Fabrik belegenen Botanischen Gartens hatten den Einspruch aus dem Grunde erhoben, weil bei der Verzinkerei ausser Russ und Staub auch schädliche Dämpfe, wie Ammoniak- und Salz- säure- Dämpfe, Wasserstoffgas und Schwefelsäure - Dämpfe entwickelt würden, welche die zarten Pflanzen des Gar- tens beschädigen oder vernichten würden. Die Fabrik hatte sich schon bereit erklärt, durch einen 10 m hohen Schornstein (Dachreiter) die Dämpfe abzuleiten, inan hatte aber noch mehrere Gutachten von sachverständigen Botanikern eingefordert, die sich allerdings widersprachen. Einem Gutachten des Professors Stutzer in Königsberg, das zu Gunsten der Maschinenfabrik lautete, standen zwei Gutachten des Professors Reimann in München und des Königlichen Pomologischen Instituts in Proskau (Prof. Dr. Stoll) gegenüber, welche besagten, dass die Salzsäure- Dämpfe u. s. w. schädlich auf die Vegetation des Nachbar- gartens einwirken würden. Der Vertreter des Botanischen Gar- tens legte auf das letztere Gutachten mit seiner eingehenden Be- gründung das Hauptgewicht, zumal mit dem Pomologischen In- stitut eine chemisch-gärtnerische Versuchsstation verbunden sei und beantragte, unter Hinweis auf §§ 906 und 907 des Bürger- lichen Gesetzbuches, betreffend die Errichtung gefährlicher An- lagen auf Nachbargrundstücken, dem Einspruch stattzugeben. Der Direktor der beklagten Maschinenfabrik bestritt unter Hin- weis auf gemachte Erfahrungen die Gefährlichkeit der Anlage und erklärte, es handele sich nur um eine Verzink-Wanne, welche errichtet werden solle, um die Arbeiten für die Thal- sperre bei Marklissa prompt zu liefern und um nicht abhängig zu werden von anderen Werken. Die schon bisher im Freien vor- genommene Beizung von Eisenteilen auf dem Fabrikgrundstück habe der Vegetation auch nicht geschadet. Eine Verlegung der Einrichtung weiter ab vom klägerischen Garten sei wegen der Kosten unmöglich ; eventuell wolle man Schadensersatz leisten. Der Bezirksausschuss war der Ansicht, dass der Einspruch nur insoweit berechtigt sei, als die Kläger geschädigt werden kön- ten und deshalb wurde die Anlage nur untrer gewissen Bedingungen genehmigt, nämlich, dass die Salz- oder Schwefelsäure gehörig verdünnt sein muss, sodass eine Verdunstung nicht eintreten kann, ferner, dass die mittelst Ex- haustoren abzusaugenden Gase und Dämpfe in geeigneten Ab- sorptions-Einrichtungen zurückgehalten werden, endlich, dass die sauren Abwässer iri einem säurefesten Bassin aufbewahrt und mittelst Kalkmilch neutralisiert werden. Die Beklagten erklär- ten sich mit diesen Bedingungen einverstanden. Klauke. Tagesgeschichte. Bevorstehende Ausstellungen. Der Provinzial-Gartenbauverein zu Hannover beschloss in seiner letzten Generalversammlung in Verbindung mit dem Gärt- nerverein der Stadt Hannover vom 26. — 28. September in Bella Vista eine Provinzial-Gartenbau-Ausstellung in Hannover zu veranstalten. Die Generalversammlung ermächtigte den Vorstand, die Mittel des Vereins bis zu einem Betrage von 1000 Mark für die Zwecke der Ausstellung in Anspruch zu nehmen, vorausgesetzt, dass auch der Gärtnerverein die gleiche Summe zur Verfügung stellt. Das Ausstellungskomitee wird ge- bildet aus acht Mitgliedern des Vorstandes des Provinzial-Garten- bauvereins^ und aus acht Herren, welche vom Gärtnerverein der Stadt Hannover delegiert sind. Die Herren aus dem Vor- stände sind: Stadtgartendirektor Trip, Vorsitzender, Handels- gärtner Beyer, Rentier Kallmeyer, Handelsgärtner Kracke, Re- visor Reinert, Handelsgärtner SperlingHildesheim, Provinzial- Garteninspektor Tattcr-Lohne, Stadtobergärtner Zeininger. Die Herren, welche der Gärtnerverein delegiert, sind: die Handels- gärtner Gerstenberg-Hannover, Lobermeier-Ahlem, Wilh. Meyer- Kirchrode, Noggerath-Lchrte, Landschaftsgärtner Aug. Wagener- Hannover, Vorsitzender des Gärtnervereins, Handelsgärtner Warnecke-Weetzen und Wieland-Hannover. Altena. Die Erneuerung der Promenade der P a 1 m a i 1 1 e soll jetzt unverzüglich in die Wege geleitet werden, da die städtischen Kollegien die erforderliche Summe von 160000 Mark bewilligt haben. Bonn. Die Stadtverordneten bewilligten 6250 Mark zur Errichtung eines Schulgartens an der Stadtgärt- ncrci in der Römerstrasse und 2000 Mark jährliche Unterhal- tungskosten für diesen Garten, in welchem die Zöglinge der hiesigen Volksschulen in der Gartenkunst, soweit sie für einen einfachen Hausstand nutzbringend ist, unterrichtet werden sollen. Berlin. In No. 31 konnten wir von dem Beschluss der Ber- liner Stadtsynode, die Anlage eines 157 ha grossen Central- Friedhofes in Stahnsdorf betreffend, berichten. In den Charlottenburger Kirchengemeinden, die zur Diözese Friedrich- werder II gehören, wird dieser Beschluss der Berliner Stadt- synode lebhaft bekämpft. Dem Beispiel anderer kirchlich-libe- raler Vereine folgend, haben jetzt auch der evangelische Verein der Trinitatis-Gemeinde in Charlottenburg, der dortige Paro- chialvcrein der Luisen-Gemeinde und der positiv-kirchliche Verein Charlottenburg in einer gemeinschaftlichen Versammlung be- schlossen, die zuständigen staatlichen und kirchlichen Behörden um Nichtgenehmigung des von der Stadtsynode mit der Stahns- dorfer Terraingesellschaft vereinbarten Kaufvertrages zu er- suchen, weil die grosse Entfernung des Stahnsdorfer Geländes von Berlin und der hohe Kaufpreis für die beteiligten Gemeinden grosse Unbequemlichkeiten und unvcrhältnistiiässigc Zeit- und Geldopfer zur Folge haben würden. — Der Wilmersdorf er Volkspark geht seiner Vcr- uirklithung entgegen. Allerdings ist das vorhandene Terrain zur Zeit noch in Privatbesitz und eingefriedigt, aber die gärt- nerische Ausgestaltung ist so gut wie vollendet. Das Terrain ist durch teilweise Trockenlegung des Wilmersdorfer Sees ge- wonnen worden. Es ist im neuen Bebauungsplan als freier Platz festgelegt und wird später einen Teil des grossen Volksparkes bilden, von dem aus nach Westen die Strelitzsche Strasse mit einer breiten Promenade auslaufen wird, während der bis zur Kaiserallee reichende Park im Osten durch breite Promc- nadenstrassen Verbindung mit dem späteren Schöneberger Stadt- park erhalten soll. Aus den Vereinen. Der Allgemeine Deutsche Gärtner -Verein will nun auch, dem Beispiel des Buchdruckcr-\'erbandcs folgend, eine Ver- sicherung gegen Arbeitslosigkeit einführen und hat seinen Mit- gliedern einen Entwurf zwecks Meinungsäusserung unterbreitet. Als Versicherungsbeitrag sind 50 Pf. pro Monat, in Aussicht genommen. Das Recht auf Rente tritt schon nach einem Jahr Mitgliedschaft ein. Die Rente wird jährlich höchstens 60 Tage lang, der Tag mit 2 Mark gezahlt. Personal-Nachrichten. Bünger, R., langjähriger, verdienstvoller Obergärtner der Privatgärtnerei L. F. Blohm, Hörn bei Hamburg, starb am II. d. M. an den Folgen eines Herzschlages im 53. Lebensjahre. Erler, Louis, Ilofgärtncr in Blankenburg a. H., wurde mit dem Braunschweigischen Verdienstkreiiz I. Klasse ausgezeichnet. Löscher, A., llofgärtner in Gera-Untermhaus starb am 7. Juni im besten Mannesalter. Seine Bemühungen im Interesse der ihm unterstellten V'erwaltung, sein allezeit liebenswürdiges offenes Wesen und seine treue Fürsorge für seine Untergebenen sichern dem X'erstorbenen in allen Kreisen ein dankbares Andenken. SchuUze, Otto, bisher Obergärtner in Charlottenburg, wurde zum städtischen Obergärtner in Hannover erwählt. Zeininger, städtischer Obergärtner in Hannover, erhielt den Posten des als Garteninspektor nach Aachen berufenen Über- gärtners Wessbcrge. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck von C. Grumbach in Leipzig.' Illustriertes Wochenblatt tür den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 28. Juni igo2. No. 39. Nachdruck ufid Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrifi -wird strafrechtlich ver/oigt. Farne. Die scliüiisten Farnpflanzen des Freilandes niid der Glashäuser. Von Bernh. Othmer, kgl. Garteninspektor, München. (Hierzu eine Abbildting.) 1 n der Folge beabsichtige ich, eine Auswahl schöner Gefäss-Cryptogamen zu geben. Ich hoffe, so auf die voll- endete Schönheit so mancher stolzen, der Blüten entbehren- den Pflanze aufmerksam zu machen, gleichzeitig mit kurzen Worten auch darzuthun, dass ihre Pflege eine wenig mühe- volle ist. Als erste dieser Kollek- • tion möge die Arbeit über Nephrolepis im V. Jahrgang Seite 29 ff. angesehen werden. 2. Die Gattung Hemionitis L. Niedrige Kräuter beider Tropen, von gedrungenem, buschigem Wuchs. Die frucht- baren und unfruchtbaren Blät- ter sind von verschiedener Ge- stalt (dimorph); beide haben jedoch als Grundform eine etwa bandförmige Gestaltung, mit Ausnahme der ostindischen H. Griffithi. — Die Frucht- häufchen (sori) sind an länger gestielten und tiefer einge- schnittenen Blättern unterseits in netzartiger Anordnung ver- teilt, bei einigen (H. cordata) so dicht, dass die Netzade- rung nicht mehr augenschein- lich ist und, die ganze Unter- seite davon bedeckt erscheint. H. palmata i. Tropisches Amerika. Abb. nebenstehend. Die unfruchtbaren Blätter bilden eine Rosette kurz ge- Die Gartenwelt. VI. Hemionitis palmata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen stielter, unterseits etwas behaarter Blätter von etwa epheu- blättriger Gestalt. Höhen- und Breitendurchmesser etwa 7 — 8 cm. Die fruchtbaren Blätter sind länger gestielt und tiefer eingeschnitten. Sie ist eine in den Warmhäusern ziemlich häufig kultivierte Pflanze. Ihr am nächsten steht H. ■pinnulifida Bali., eine Pflanze Costa Rica's, die in der Heimat selten zu sein scheint und wohl in den Kulturen noch fehlt. Sie ist ober- und unterseits reich gelb behaart, etwas tiefer gelappt als H. palmata auch weist der Mittellappen des Blattes einen tieferen Einschnitt mehr auf. H. eh'fjans Davnipt. aus Mexiko und Mittel-Amerika, dürfte ebenfalls in den Kul- turen noch fehlen. Es ist eine schöne Pflanze, mit Blät- tern, doppelt so gross wie H. palmata, aber tiefer einge- schnitten und mit lang zuge- spitzten Segmenten, ohne Be- haarung. H. cordifolia Bory. (syn : H. arlfolia Bedd.) ist im Ge- gensatz zu dem vorigen in der alten Welt, Ost-Indien, Birma und auf den Philippinen zu Hause. Das Blatt ist hier ganz kahl, im Gefüge wie H. pal- mata, aber mehr dunkelgrün und länger gestielt; die Ge- stalt ist geradezu herzförmig. Die fertilen Blätter überragen den sterilen Blattschopf um ein beträchtliches, sind dabei mehr zugespitzt und der Ge- stalt nach etwa pfeilförmig. Die Fruchthäufchen sind so dicht gelagert, dass die netz- 39 458 Die Gartenwelt. VI, 39 artige Anordnung derselben nicht ohne weiteres erkenn- bar ist. Soweit meine Erfahrungen reichen kenne ich zwei Rassen von H. cordifolia, eine etwas grössere, leichter und rascher wachsende und leicht fertile Blätter, aber keine Blattknospen bildende und eine andere nicht so gut wachsende, schwerer fruktifizierende, aber leicht Knospen bildende. Sollten hier II. arifolia und cordifolia zu trennen sein ? IL Griff HU HooTc. aus dem nördlichen Ost-Indien, er- innert schon an die nahe verwandte Gattung Mono- (jrammr, besonders in Bezug auf die F i e d e r t e i 1 u n g der Blätter. Dabei ist es die grösste Art des Geschlechtes, denn die Wedel werden mehr als 30 cm lang. Die drei Fiederpaare sind je schlank zugespitzt und nach oben ge- bogen, der Mittellappen dreiteilig. Aderung netzartig mit ebensolcher Anordnung der Fruchthäufchen. — Auch diese Art scheint wenig oder gar nicht in Kultur zu sein. H. ZoUingeri Kurz stammt aus dem malayischen Archi- pel, wo sie als Epiphyt zu leben scheint. Die Blätter sind ungeteilt, ellyptisch, fast ungestielt, eine flach aus- gebreitete Rosette bildend. Die fruchtbaren Blätter sind mehr aufrecht stehend und weit schmaler, geradezu lanzett- lich. Höhe der Pflanze etwa 15 — 18 cm. Die Hemionifis sind leicht wachsende, dankbare Pflan- zen des Warmhauses. Wärme und feuchte Luft sind zum Gedeihen notwendig; das übrige scheint weniger von Be- lang zu sein. Die Vermehrung geschieht leicht durch Sporen die einige Wochen nach der Aussaat unschwer keimen. Bei JI. palmata kann, jedoch weit weniger, die Vermehrung auch geschehen durch junge Pflanzen, die auf den Blättern entstehen. (Siehe Abbildung auf der Titel- seite, Blatt unten rechts.) Rosen. Theehybrid-Rose „Miss Alice Roose- velt''. Diese vortreffliche, amerika- nische neue Rosenzüchtung führen wir nebenstehend im Bilde vor. Wenn- gleich dasselbe von der schönen Farbe nichts erkennen lässt, so zeigt es doch zur Genüge den edlen Bau der Blumen und die graziöse Haltung derselben auf schlanken Stielen. Die Farbe der Rose „Miss Alice Boosevell" ist ein dunkles karminrosa und zwar weit dunkler als die Thechybridrose „Mme. Abel Cha- tenaij" , deren Sport sie ist. „Mmc. Abel Chalenaij" ist eine Züchtung von I'ernet- Ducher aus dem Jahre 1891, hervor- gegangen aus einer Kreuzung von „Dr. Grill" mit ;,Viclor Verdier". Die amerikanische Züchtung ist im Besitz der bekannten AmericanRose-Com- pany in Washington, D. C. und wird vom General-.^genten dieser Firma, Herrn Edwin Lonsdale in Philadelphia, Pa., Chestnut-Hill, vertri-ebcn. Neue amerikanische Theehybrid-Rose ,,Miss Alice Roosevell" Nach einer photogr. Aufnahme für die „Gartenwek" gefertigt. Ausstellungs-Berichte. Die grosse Jahresausstellung (Temple Flower Show) der „Royal Horticultural Society" in London am 28., 29. und 30. Mai. Wie die vorhergegangenen Ausstellungen der „Royal Horticultural Society", so bot auch diese letzte ein schönes, übersichtliches Bild des Ent- wicklungsstadiums, in welchem sich der Gartenbau in England befindet. Dass letzterer auf der Höhe der Zeit steht und in manchen Gebieten der gärtnerischen Kulturen die Führung hat, zeigte das zur Schau gebrachte Pflanzenmaterial. Ausgestellt hatten ausser den bekannten englischen Fir- men auch einige belgische tJrchidcen- Kultivateure von Brüssel, Gent und Antwerpen und die grossen englischen Privatgärtnercien von Mr. Leopold de Rothschild, Sir Trevor Lawrence, Lord Aldenham etc. VI, 39 Die Garten weit. 459 Den interessantesten und auch Hauptteil der Ausstellung bildeten die Orchideen. Sir Trevor Lawrence, Bart, zeigte eine reichhaltige Sammlung rarer Spezies, viele davon nur in botanischer Hinsicht bemerkenswert, einige aber auch, wie Cirrhupelahim ColUlti, Zi/yüpetalum roslralum, Brassia rfniiaisa, verschiedene Spezies und Hybriden von Coelogyne, Epidcndrmit, OdoHloglosfiUin und OncHiiun von allgemeinem Kulturwert. Eine grosse und feine Schau boten die Orchideen von Sir Frederick Wigan, Bart. Da waren eine Anzahl schöner Hybriden von Luelia X Cutlkya, Caitleya, MUtonla., Odontoglossum und eine grosse Anzahl anderer Arten und Varietäten. Die Firma San- ders & Sons, St. Albans zeigte fein kultuvierte Exemplare von Üdonlogloasuiii crispuin nebst einigen neuen Hybriden, von wel- chen besonders 0. ctis/jum „British Queen" durch die reinweisse Farbe der Blumen auffiel. Auch die anderen von dieser Firma ausgestellten Orchideen zeugten von einer aussergewöhnlichen feinen Kultur. Die Gruppe der Firma James Veitch & Sons enthielt viele Hybriden von LacliaXCattli-ya, darunter auch einige Neuheiten. Die Firma Linden, Brüssel, und auch die anderen belgischen Firmen brachten hauptsächlich Odonto- (/tos4'(«m-Hybriden zur Schau und das Odoittoylossuiii X wilclcca- num „Iwperatorium" war wohl die schönste Neuheit dieser Klasse. Mit Gruppen von Orchideen waren noch vertreten die Firmen Hugh, Low & Co.; Jas. Cypher; Stanley, Ashton & Co. sowie noch einige Privatgärtnereien. Buntblätterige Caladien waren vertreten in drei Gruppen, je eine von James Veitch & Sons, John Peed & Son und einer Privatgärtnerei. Die Pflanzen waren von schöner Färbung und gesundem Wuchs. Farne in reichhaltiger Auswahl und gut kultivierten Exem- plaren hatten die in dieser Hinsicht als Spezialisten bekannten Firmen G. Hill & Son und L. J. Ching zur Schau gebracht. Kakteen waren von H. Cannell & Son in einer gemischten Gruppe, von J. Veitch & Son in einer Gruppe von FhyUocacius, „Veitvh's Hybriden", zur Schau gebracht. Gä) Jackmann & Son hatten neben einer Auswahl schöner älterer Sachen auch einige Neuheiten in Clematis ausgestellt, von welchen ich „King Edward VII.", lila mit krimsonroten Streifen und vereinzelten weissen Flecken, „Henryi", reinweiss, „Blue Gern", helllila und „Fairy Queen", rötlich mit dunklerer Einfassung als sehr grossblumige, einfache Sorten erwähnen will. In den von anderen Firmen ausgestellten weiteren zwei Gruppen fiel „Marcel Moser", mit rötlichblauen, von dunklerem Bande eingefassten, und ..Sensation" mit violetten Blumen, auf. Wahrhaft schöne Exemplare mit sehr grossen Blumen ent- hielt eine Gruppe von mj)peastrum-liyhnden, ausgestellt von Capt. C. E. Holford. Einen grossen Raum in der Ausstellung nahmen die spät- blühenden Darwin-, Papagei- und Maitulpen ein, von welchen ich mir als in die Abteilung der Darwin-Tulpen gehörig „Violet Queen", „Early Dawn", „May Queen", „Apricot", „Cordclia'^ „Pride of Haarlem" und „Sunset", von der Abteilung der Papa- gei-Tulpen „Constantinople", „Perfecta" und „Lutea major" und von der Abteilung der maiblühenden „Buenai'entura" , „La Pa- nnchee", Dividiflora und .,Firefly" als schön notiert hatte. .'Ms ausgezeichnete Schnittsorten sind die nachfolgenden Varietäten von Iris hispanica zu empfehlen : „Blue Stone", „Belle Chinoise", ,, Louise" und „Avelanche" . Als iris-Neuheit war /. safrano magnifica, in Färbung der /. susiana sehr ähnlich, be- merkenswert. Von anderen Zwiebelgewächsen sind zu erwähnen die Lilien, von denen hauptsächlicl» die Firma R. Wallace & Co. ein schönes Sortiment ausgestellt hatte. Unter den Hybriden von Lilium thunhergianum befand sich als Neuheit „Orange Queen". Eine neue goldgelbe Freesie, Free-^ia aurea, Eremurus Bungus und ein Sortiment von den noch weniger bekannten Brodiaea waren von demselben Aussteller. Sehr anziehend waren die von James Veitch & Son aus- gestellten Gruppen von Kallunchüe flammea (vgl. „Gartenwelt" ^'I> 37), Schizanthus wiselonensis (vgl. „Gartcnwelt", VI, 4,) und ver- schiedene H)briden von Streptocarpus achimeniflorus. Von grossblumigen, einfachen tmd gefüllten Knollenbegonien von verschiedenen Firmen stammend, waren hervorragend schön „Queen of Sweden", gefüllt, fleischfarbig, „Blushing Bride", rosen- rot, einfach, „Queen Alexandra", hellrosa, einfach. Eine Neuheit in Nelken, „Lord Roberts", hat Blumen von reingelber Farbe, schöner Form und ansehnlicher Grösse. Der Wuchs der Pflanze ist kräftig. \'on älteren Sorten sind zu erwähnen die Malmaison-Nelken „Lady Mose", hellrosa und sehr grossblumig, „Jolantlie", ebenfalls hellrosa und reichblühend, „Lady Ulrica", „Baldwin", „Sir Evelyn Wood", mit bleich- roter Grundfarbe und dunkleren Streifen, „Cantah", aprikosen- farbig, „Tke Emperor" , purpur, „Ariemus" und noch viele andere. Eine Neuheit in Pelargonium ist „King Edward VII.", sehr dunkelrot uud infolge seines Wuchses imd seines reichlichen Blühens für Gruppen geeignet. Sonst noch beachtenswert war eine neue Baum-Päonie ..Queeu. Alexandra", mit riesigei>j reinvveissen und einfachen Blumen. Einen, wie mir scheint, hier in Schwung stehenden Handelsartikel bilden die japanischen Zwergbäume, Miniatur- stücke von Thuyopsis dolobrata, diversen japanischen Ahornen, wie Acer sanguineum varicgatum und Acer palmatum und zum Teil auch von Quercus, entweder in Töpfen oder Schalen stehend oder auch zur Ausschmückung von imitierten Burgruinen u. s. w. verwendet. Von Pfirsichen und Kirschen war eine grosse Gruppe Topfpflanzen ausgestellt; auch waren Zierkörbe mit Früchten reichlich vorhanden; die Pfirsiche „Early Bivers", „Duke of York", „Alexander", die Nektarinen „Early Rivers" und „Car- dinal", die Kirschen „Enrpress Eugenie", „May Duke", „Early Bigarrcau", die Weintrauben „Black Hamburgh" und die Erd- beere „Royal Sovereign" waren hervorragend gut. Die ausgestellten Apfel und Birnen waren, trotz der Jahres- zeit, von schöner Form und Farbe. Von den ausgestellten Gemüsen möchte ich nur eine Gurken neuheit, „British King", erwähnen, deren Früchte von schöner Form und Grösse sind und welche, der beigelegten Ranke nach zu urteilen, von grosser Tragfähigkeit sein muss. Es ist eine Gewächshaus-Treibgurke. Auf die ausgestellten Rosengruppen einzugehen, kann ich wohl unterlassen, da in einigen Wochen zwei grosse Rosenaus- stellungen stattfinden und bis dahin auch alles vertreten sein wird. D. Pf lanzen - Krankheiten. Nochmals „Ein neues angeblich schädliches Insekt." (Distremmena marmorata.) In No. 25 dieser Zeitschrift wurde unter dieser Spitzmarke von diesem Insekt, das den Namen Distremmena marmorata führt, behauptet, dass dasselbe pflanzliche Nahrung verachte. Da meine Erfahrung in dieser Beziehung mich von dem strikten Gegenteil überzeugt hat, nehme ich Veranlassung, die- selbe hiermit zu weiterer Kenntn.s zu bringen in der Hoff- nung, zur Veröffentlichung anderweitig gemachter Erfahrungen •Anregung zu geben. Meine Beobachtungen beschränken sich auf die letzten zwei Jahre und ich bin überzeugt, dass dieses Getier zweifellos durch Import von Orchideen hier seine Heimstätte gefunden hat. Wie schon in besagtem .'Xrtikel ausgesprochen ist, bevorzugt dieses Insekt feuchtwarme Temperatur und so ist es denn auch vor- zugsweise in Vermehrung und Warmhaus anzutreffen. Hier im „Leipziger Palmengarten", ist diese niedliche Gesellschaft ganz nach den Angaben des Verfassers in No. 25 vertreten und ich habe in den letzten zwei Wintern zuzüglich Herbst und Frühjahr zur Genüge erfahren, welchen Schaden dieses Viehzeug anzu- richten imstande ist. 460 Die Gartenwelt. VI, 39 Eisbildungen in einer Gr Vom Verfasser für die ,,Gart' Am wenigsten be- merkbaren Schaden verursachen sie im Sommer, wo sie sich dann auch etwas verziehen. Als Spe- zialität bevorzugen sie soeben gekeimte Pflanzen, also Aus- saaten, von denen sie über Nacht alles rich- tig abmähen, sodass man morgens nichts von pflanzlichen Resten gewahrt; Pi- limia, Nicotiana, Echc- rrria, kurzum, zarte, frischgekeimte Ware bevorzugen sie am ersten. Auch Palmen- samen haben sie des öfteren angefressen. Seltsamerweise ver- schonen sie sempcrfl. Bcijoi! ien-Aussa-aten. so ziemlich das ein- zige, was sie von Aus- saaten verschmähen, was mir sehr ange- nehm ist. An Orchi- deen konnte ich bis jetzt wenig bemerken, augenscheinlich ist jedoch der Schaden, den sie an vielen anderen Pflanzen anrichten, wie z. B. Re.x-Begonicn, Fittonicn, von denen kein Blatt ganz bleibt, Gloxinien, von welchen sie die Aussaaten radikal weg- fressen, und anderes mehr. Kurzum, der Schaden, den dieses Gesindel anrichtet, ist ein sehr beträchtlicher. Kellerasseln und Schnecken sind im Vergleich wirklich niedlich und lieblich zu nennen, weil man letztere doch ziemlich verfolgen und fangen kann. Die in No. 25 angeführte Fangmethode habe ich ebenfalls schon vor langer Zeit versucht, in Ermangelung von glasierten Thongcfässen allerdings mit schräg gelegten I5ierflaschen, leider lohnte der Erfolg im Vergleich zu der Unmasse der Schädlinge nicht die I-"ortsetzung dieser Arbeit. Ein Radikalmittel habe ich auch noch nicht, das einzige, womit ich immer die Freude habe, mehreren Hunderten das Lebenslicht auszublason, ist das Durch- gicssen der Tabletten mit kochendem Wasser. Der Koks, womit die Tabletten belegt sind, ist ein Hauptaufenthaltsort dieser Larven. Ob wir es hier überhaupt mit der Larve einer Laub- heuschrecke zu thun haben? — ich möchte es bald bezweifeln, denn sonst müsste man doch einmal ein geflügeltes Tier zu Gesicht bekommen, was bis jetzt trotz aufmerksamer Beobachtung noch nicht gelungen ist. Zum Schluss noch die Bemerkung, dass Kröten (ins Haus gesetzt) diese Tiere auffressen, — freilich auch nur so viel, als es ihr IVfagen verträgt und das ist auch nicht sehr viel. r^ , r< ■ i • • Carl Crusius, Leipzig. Anm. der Redaktion. Wir können die Ausführungen des Herrn Crusius nur bestätigen. Herr Olberg in Dresden erlitt durch Dixlienniicna Schaden, indem die Insekten die Cyclamen- sämlinge abfrasscn. W'ir halten das in No. 25 beschriebene und abgebildete Insekt auch nicht für die Larve, sondern für die vollkommen entwickelte Form. otte des Thüringer Waldes, eiiwelt" photogr. aufgenommen. näherung andieKohl- gewächsarten ver- leidet und sie somit verhindert, ihre Eier am Kohle abzulegen. Gleichzeitig oder liald nach der Kohl- ]iflanzung sät man in Abständen von 4 — 6 Schritt zwischen den Kohl Hanf aus. Der Geruch der Hanfblät- ter und Blüten ist nämlich allen Insekten wegen der ihm inne- wohnenden betäuben- den Wirkung zuwider. Derselbe ist zur Blütezeit ganz beson- ders stark. Die leichte Aus- führbarkeit dieses \'orbeugungsmittelB giebt es jedem Be- sitzer von Kohlpflan- zungen in die Hand, sich rechtzeitig vor Schaden zu schützen. F. Landschaftsgärtnerei. H. Vertreibung der Kohlraupen. Welchem Gemüsezüchter hätten nicht die lästigen Kohlweisslinge schon empfindlichen Schaden und viel Verdruss bereitet? Wenig bekannt, aber desto willkommener dürfte daher ein Verfahren sein, dessen Ausführung den Kohlweisslingen die An- Bildcr ans dor Gobirgslandschaft. Von Willy Lange, Dietharz bei Gotha. 6. Höhlen und Grotten. (IJierzit drei Abbildungen.) lölilcn und Grotten sind eine Eigentümlichkeit der Gebirge, deren \'orkommen an gewisse Gesteins- arten und -gestaltungen gebunden ist. Hohlräume sind ent- standen durch Auswaschung und Fortspülen loser Be- standteile in Konglomeraten, durch Nachfallen der Schich- ten in Dolomiten; durch Klüftungen und deren nachträg- liche Bedeckung, durch Felsstürze in den vulkanischen Gesteinen (Ba.salt, Granit, Porphyr etc.). Wie mächtige Steinsalzlagcr durch meteorische Wasser, welche als Salz- ciucllen wieder zu Tage treten, im Laufe der Jahrtausende ausgelaugt wurden, so entführen alle unsere tjuellcn dem Innern der Erde unorganische Stoffe und verursachen dadurch Hohlräume, deren grösste sich wohl in uns un- zugänglichen Tiefen befinden. Es hat einen eigenen, schauerlichen Reiz, in das Innere der Erde einzudringen, wo wir ihren geheimnisvollen Schätzen, ihrem warmen Herzen näher sind, wo es keine Lichter giebt wie „an der Feste des Himmels, die da geben Zeichen, Zeiten und Jahre"f Und doch sind uns die Höhlen Zeitmesser für die letzten Erdumwälzungen in den organischen Resten; sie sind Zeugen der Urwelt, die uns hier aufbewahrt blieben. So ist z. B. das Jura- gebirge die grosse Fibel der Gcognosten geworden, in welcher sie seit fünfzig Jahren lesen. In den Höhlen hat das Sonnenreich ein Ende und der Glaube scheint Recht VI, 39 Die Gartenwelt. 461 zu behalten, dass höllische Mächte hier alles Lebendige im Gifthauch der Erdgase und ewiger Nacht ersticken. Vergeblich sucht man das kühle Erschauern der Seele in Worte zu kleiden, wenn wir vor Nacht und Grauen bangend nicderstcigon. Aber bald siegt das Hochgefühl des eigneti, fri- schen Lebens und im Herzen die Gewiss- heit, dass auch hier des ewigen Schöpfers Hand gewaltet hat, der in den Höhlen uns zeigt, welche Massen guter Gaben er durch seine nur ihm dienstbaren Geister des Wassers und Feuers aus der Tiefe an das Licht ge- führt hat. Wenn auch die Gipfel der Alpen kein Leben zeigen, so bieten diese im Licht der Sonne, im Funkeln der Sterne doch dem Gedanken der Lebensmöglichkeit noch Raum; im Innern der Erde aber herrscht hoffnungsloser Tod. Die wenigen Spinnen- tiere und gräulich blinden Höhlenmolche sind mit grösserer Wahrscheinlichkeit unfrei- willig Gefangene der Höhlen, als wie lebens- frohe Bewohner derselben. Die grössten und berühmtesten Höhlen finden wir in Kalkgebirgen. Sie sind einander ähnlich wegen der Gleichartigkeit des Gesteins und der ursprünglichen Bildung. Meistens führt ein enger Ein- gang in einen domartigen Raum. Von der Decke herab- gestürzte Felsstücke liegen am Boden, natürliche Treppen bildend, auf denen wir von Pfeilern gestützte Seitenhallen erreichen; enge, niedrige pänge, bald höher führend, bald tiefer sinkend, verbinden sie mit anderen Räumen, bis ein unterirdischer See unser Vordringen hemmt. Das mm i 1 ? i^*-.* ÜB^^ i^^^Bi^HB^ HH m 1 % m Wr 1 1. '.üwrciariiniM' ' " fi.li,. Eisbildungen in einer Grotte des Thüringer Waides, Vom Verfasser für die „GartenWelt" photogr. aufgenommen. Grotte in Porpliyr- Konglomerat. Vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Rauschen der Bäche durchtönt die Schluchten; von weni- gen Wasserläufen nur wissen wir, woher sie kommen, wohin sie gehen. Viele dieser Wasseradern stehen mit ober- irdischen Bächen in Verbindung, manche treten plötzlich mit gewaltigem Wasserschwall zu Tage und verwandeln Thalmulden in Seen, die ebenso rasch wieder verschwin- den (u. a. Eichener See bei Schopfheim im Schwarz- wald). Neben dem Rauschen der Höhlenbäche hören wir bald taktmässigen, bald ungleichen,, bis zum unterirdi- schen Regen sich steigernden Tropfen- fall. Wenn im Frühjahr die oberirdi- schen Niederschläge auf den wärmeren Höhlenboden kälter hinabdringen, stei- gen Nebel auf, die mit den phantasti- schen Felsgestalten im flackernden Licht unserer Fackel, mit deren trü- bem Rauch vermischt, gespenstigen Rei- gen tanzen. Das Sickerwasser der meisten Kalkhöhlen führt Bestandteile des Ge- steins mit sich, welche an der Tropf- stelle den sogenannten Tropfstein bilden. Aus der unnatürlichen Ver- wendung des Tuffsteins zu Grotten- bauten könnte man schliessen, dass Tropf- und Tuffstein von vielen Leuten miteinander verwechselt werden. Letz- terer bildet sich als ,,Bimstein" und , .vulkanischer Tuff" aus Asche und Wasser zu einer porösen, sehr leichten Masse, während ,, Kalktuff", welchen man schlechthin als Tuffstein bezeich- net, in Thälern von kalkhaltigem Wasser abgesetzt wird. Diese Wässer überziehen 462 Die Gartenwelt. VI, 39 die Ufervegetation und alle anderen Gegenstände in ihrem Bereich mit „Kalksinter". Soweit diese Einschliessungen ver- wesbar sind, hinterlassen sie ihre ursprüngHche Form als Hohlräume, gewissermassen plastische Negative ihrer Ge- stalt. Daher das blasige, röhrige, durch eingeschlossene Gräser, Schilfe und Wurzelknollen entstandene Gefüge der Kalktuffe. Ihr geologisches Alter reicht nur bis in die vor- letzte und letzte Bildungszeit der Erde zurück und die Sinterung findet heut noch zum Teil sehr schnell statt, oft zum Nachteil der auf das kalkhaltige Wasser ange- wiesenen Thalbewohner. So ist mir im Thale bei Mühl- berg, neben den auf Muschelkalk thronenden Ruinen der „Drei Gleichen" eine Mühle bekannt, deren Wasserrad in mehrjährigen Pausen durch Versinterung zum Stillstand gebracht wird. Kalktuff bildet sich nach dem Ge- sagten stets durch allseitige Umlagerun g. Kalktropfstein dagegen, durch Tropfenfall in Hohlräumen, indem die gelösten Kalkteilchen an der Tropf- stelle haften. Geht der Tropfenfall sehr schnell vor sich, so bilden sich auch an der Niederfallstelle Erhebungen durch Kalkablagerung und der ganze Boden der Höhle kann mit glänzendem, spiegelglattem Tropfstein überzogen sein. An breiteren Ausflussstellen des Wassers bilden sich Teilansicht eines zweim.il (vor i und vor 2 Jahren) gerillten Apfelstanimes. Vom Verfasser für die „Garleawclt" photogr. aufgenommen, (Text Seite 463). Stromartige Ablagerungen, welche in ihrer schneeigen Rein- heit an gefrorene Wasserfälle erinnern, während zusam- menhängende Tropfenreihen, der Gesteinspalte folgend, vorhangartige, gezackte, gefältelte, oft durchbrochene Ge- füge bilden. Die nach abwärts hängenden Stalaktiten, die aufwärts wachsenden Stalagmiten, ihre allmählige Vereini- gung zu sanduhrförmigen Gebilden und glatten Säulen, die „Kanzeln" und ,, Orgeln" und anderen Formen, welche in der einseitigen Beleuchtung des Grubenlichtes oft Tier- und Menschengestalten ähneln — alle verdanken in ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit der gleichen Ursache, der Kalkablagerung aus Wassertropfen, ihre Entstehung. (An den Tropfsteingebilden, deren Alter in den grösseren Teilen nach Jahrtausenden zählt, nehmen noch einige andere Minerale teil; diese Einzelheiten können wir hier aber übergehen.) Auch das Eis nimmt die Gestalten des Tropfsteins ein. In seiner viel rascheren Entstehung, die im übrigen zu völlig gleichen Gestaltungen führt, wenn nur ein tropfender Hohlraum vorhanden ist, ist es der Beob- achtung leichter zugänglich. Wasser in Form des Eises ist im geologischen Sinne ein Gestein. Also nicht um einen V^ergleich, sondern um eine gleiche Form in einer anderen Gestein- art handelt es sich, wenn ich in den beiden Ab- bildungen (S. 460 u. 461) eisstarrender Felsenhöhlen die Tropfsteinbildung zur Anschauung bringe. Aus der Empfindung, die wir in Höhlen der Natur gewinnen, geht hervor, dass hier wieder ein Erhabenes der Weltschöpfung uns für die Garten- schöpfung unzugänglich bleibt. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt : Viele Garten- höhlen beweisen dieses Wort. Selbst in grossen, der Öffentlichkeit zugänglichen Gärten baut man aus Fels- und Grottensteinen winkelige Tunnel, elektrisch beleuchtet, überrauscht von einem Wasserleitungsfall. Ist uns die künstlerische Nachschöpfung — ■ künstlerisches Handeln hat zur Grundlage vor allem die einsichtsvolle Beurteilung des Verhältnisses zwischen Wollen und Können, zwischen der Idee und den Mitteln ihrer Verwirklichung — ist uns' die Nachschöpfung unterirdischer Höhlen im Gar- ten versagt, so bieten uns die offenen Grotten, welche sich am meisten im Schichtgestein finden, das kleinere, natürliche Vorbild. Neben Uiren eigenen Bildungsgesetzen dürfen wir hier auch die reizvollen Einzelheiten der Tropfsteinhöhlen irrt Garten verwerten. Weder Höhlen noch Grotten dürfen im natürlich stilisierten Garten aufgebaut werden, sondern sie müssen stets in den Berg ein- gebaut werden. Hierzu bieten nur Gärten an Ab- hängen Gelegenheit. Wodurch wir den Eindruck der Grotten in Gärten der Ebene ersetzen, wird später besprochen werden. An Abhängen der Berggärten vermehren Grotten die Abwechselung, wenn sie mit anderen Felsen ein organisches Gan- zes bilden. VI, 39 Die Gartenwelt. 463 Die Natur schafft mit ruhiger Sicherheit, in der Überfülle ihrer Kraft stellt sie spielend mit dem überlegenen Lächeln des Zauber- küiist](?rs ihre Gestaltungen hin, je- doch nicht wie in der Absicht uns ein Prunkstück zu zeigen. Das nach unseren Begriffen Grossartige ist oft versteckt und uns bleibt das mühevolle Entdecken des Er- habenen. Von diesem Zuge der Natur sollten wir lernen für die Gartenschöpfung. Die Hauptstücke dürfen sich nicht von weither auf- drängen: also z. B. Grotten nur nicht mitten hinein! viertelkugelig, schön gleichmässig gebogen, nach den Gesetzen des Gewölbebaues gelugt, mit Schlingpflanzen und Ampeln behängt, mit bunten Glasschlacken, farbigen Gesteinen und Muscheln verziert, auch nicht aus Gestein gebildet, welches in der Natur keine Höhlen schafft wie der vielverwendete Kalktuff. — Sondern : Organisch mit ande- ren Felsgebilden verbunden, als eine scheinbar unabsichtliche, gar- nicht beachtete Zufälligkeit, wie im gewachsenen Felsen entstan- den. Die Anforderungen der Statik müssen zwar erfüllt werden, aber unsichtbar hinter äusserer Unregelmässigkeit verschwinden. Für Grotten im Konglomeratge- stein niag unser Bild (Seite 461) eines unter unzähligen Beispielen darstellen. Ein Baum vor der Höhle, der ganze Zug der Boden- bewegung, welche den Eingang halb verdeckt, verbildlicht das bisher Gesagte. Der Schatten eines Baumes ist recht ge- eignet die Tiefe der Grotte in jenem geheimnisvollen Halbdunkel erscheinen zu lassen, das uns den Massstab für die Raumgrössen entzieht. Eine Grotte im Kalkgestein kann auch Tropfstein- bildungen zeigen, welche mit Hilfe von starkem Draht, eiszapfenförmigen, zackigen Holzkernen in Kalkmörtel nachgebildet und im feuchten Zustande mit Glimmerpulver bestreut werden. Zum Schluss der Ausführung entfachen wir ein qualmendes Kienfeuer im Innern und vor der Grotte, welches gelöscht wird, sobald der Rauch die Tropf- steine leicht und unregelmässig geschwärzt hat. Die Ver- witterung der Jahrtausende müssen wir in kurzer Zeit nach- zuholen suchen. Eine der natürlichen Höhlen, z. B. die Muggendorfer in der fränkischen Schweiz, die Sundwiger, die Dechen- Kinmal duicli den ganzen Stamm und einmal durch das unteie DriUel desselben geritzter Apfelbaum. Vom Verfasser für die ,,G.i;:eawclt" photogr. aufgenommen. höhle und andere in Westfalen, die Baumanns- und Hermannshöhlen bei Rübeland im Harz — • eine dieser muss man wenigstens ge- sehen haben, um Grotten natur- wahr zu bilden, dann werden un- sere Darstellungen eine willkom- mene Erinnerung an ihre Bildungs- gesetze sein. In der sogenannten Kristall- kam'ner der Hermannshöhle sind kleine Tropfsteine nach ihrer Ent- stehung in verschiedener Höhe von stehendem Kalkwasser um- spült gewesen, welches korallen- artige, weissschimmernde KaLkköm- chen angesetzt hat. Aus der Wohnung der Riesen glaubt man sicii hier plötzlich in eine funkeln- de Schatzkammer der Zwerge ver- setzt. Der erst seit wenigen Jahren zugängliche Raum ist ein herr- liches Vorbild für die Ausstattung kleiner Nischen in Gartengrotten. Grottenartige Hohlräume in plutonischem Gestein ent- stehen meistens durch gegen- und übereinander gelehnte, mächtige Felsblöckc und sind daher mehr winkelig als rundlich; doch über- lassen wir dem eigenen Sehen die Einzelheiten dieser Eildungen. L'nsere Licht und Luft liebende Zeit wird wohl bald die Grotten gern entbehren lernen. Doch bieten massig tiefe Höhlen Gelegenheit das rflanzenleben im sonnigen Gar- ten durch Bewohner des tiefen Wal- desschattens und dunkler Felsen- klüfte zu bereichern. Obstbau. Das Ritzen der Obstbäume. Von A. Haindl, Obergärtner der Freiherr), von Oldershansenschen Obstplantage, Feldbtunnen bei Osterode a. H, {Hierztt vier Abbildungen.) Eine wichtige, aber anscheinend noch wenig äusge- geführte Methode ist das Ritzen der Rinde der Obstbäume. Diese Arbeit ist von dem unter dem Namen „Schröpfen" bekannten Eingriff in den Pflanzen- organismus dadurch verschieden, dass beim Ritzen nur die äussere Rindenschicht mit einem scharfen Messer ver- letzt wird, während das Schröpfen als. ein mehr gewalt- samer Eingriff anzusehen ist, da die Schnitte bis auf den Splint gehen. Das Ritzen hat auch nur den Zweck auf das 464 Die Garte n w e 1 1. VI, 39 Dickenwachstum des Stammes einzuwirken, während man mit dem Schröpfen zugleich die Saftbewegung und damit die Tragbarkeit des Baumes beeinflussen will. So em- pfiehlt sich das Schröpfen um ein „Durchtreiben" der Blütenknospen zu verhindern oder um Blattknospen zu veranlassen sich in Blütenknospen umzubilden. Man kann über das Schröpfen in jedem Fachwerke über Obstbau nachlesen. Die Abbildung auf Seite 462 zeigt uns einen Teil eines Stammes an dem das Ritzen das erste Mal vor zwei Jahren, das aridere Mal vor einem Jahre vorgenommen wurde. Jeder Baum erhält jährlich zwei Längsritze, die vom Wurzelhals bis zur Krone reichen. Die Wun- den sind ausserordentlich gut \-erheilt. Die untenste- hende rechte Abbildung zeigt einen auf diese Weise behandelten Kirschbaumstamm. Eine Gefahr, dass der Giunmifluss dadurch erzeugt werden könne, besteht nicht, dagegen zeigt die linke Abbildung dieser Seite einen Stamm der zu tief ,, geritzt" wurde, wodurch eine schwer über- wallende Wunde entstand. Von besonderem Werte ist das Ritzen um eine nor- male Stammstärke und -form zu erzielen. Oft kommt es vor, dass der Rindendruck ein derartig starker ist, dass das Dickenwachstum bedeutend gehemmt, oder oben stär- ker wie unten und dergl. ist. Da ein normaler Stamm sich von unten nach oben zu verjüngen soll und zwar gleichmässig, so ist das Ritzen eine Arbeit, durch welche man dieses Wachstum genau regulieren kann. Die vierte Abbildung Seite 463 zeigt, wie die Rinde solcher Bäume geritzt werden soll, auf deren Stammbildung" man einwir- ken will und wie es möglich ist, auch bei älteren Bäumen die konische Stammform zu erhalten. Zeit- und Streitfragen. Zu stark geritzter Süsskirschstamm. Vom Verfasser für die ,,GarteDwelt" pliotogr, aiifgenomnien. Vorschläge zur eiiilieidiclicii Obergärtiierprüfung. W enn eine einheitliche Obt- rgärtner- ])rüfung eingeführt werden soll, so ist es erstens notwendig, dass die Regierung vor .dien Dingen darauf sieht und dies nach- drücklich bei den festzustellenden Statuten betont, dass das Examen in unparteiischer und nicht einseitiger Weise vor sich geht und dass es zweitens derart abgehalten wird, dass auch nicht der kleinste \'orwurf von ungenügender Überwachung des Exa- minanden bei seinen Arbeiten und von Benutzung fremder Hilfe zu denselben zu machen wäre. Demnach muss nicht nur die mündliche, sondern auch die schriftliche Prüfung unter Aufsicht des betreffenden Prüfungskörpers vor sich gehen, also nicht, wie dies bisher gehand- habt wurde, dass der Examinand die schriftlichen Arbeiten von seinem augen- blicklichen Domizil einzusenden hat, wo- durch von vornherein die Garantie fehlt, dass die betreffenden Arbeiten wirklich aus 'eigenem Wissen ,desl Examinanden her- vorgegangen sind. Es wäre eine Festsetzung der even- tuellen, bei der Ausarbeitung nötigen Nach- schlagewerke anzuraten, und nur diese dem Examinanden bei der Ausarbeitung seiner schriftlichen Themata zu gestatten. Es ist wünschenswert, eine münd- liche Prüfung erst nach genügender Lei- stung im schriftlichen Examen festzu- setzen. Es muss die Prüfung Jedem zu- gänglich sein, welcher den Nachweis einer mindestens lo jährigen Praxis erbringt; die schriftlichen Arbeiten erweisen dann d i c Befähigung, ob er für die mündliche Prüfung zuzulassen ist; Die Regierung giebt Minderbemittel- Vi Richtig geritzter Süsskirscbstamm. om Verf. für die ,,GartenweU'* photogr. aufgenommen. VI, 39 Die Gartenwelt. 465 ten eine Subvention für die Zeit der Prüfung oder gewährt in der Wildparker resp. später Dahlemer Anstalt dem Exami- nanden Wohnung und Verpflegung für die Prüfungszeit. Die Regierung bestimmt, dass vom Beginn der Einrich- tung der staatlichen Obergärtnerprüfung an, alle höheren königlichen, staatlichen und städtischen (?) Stellungen im Deut- schen Reiche vom Obergärtner aufwärts nur mit solchen Kräften zu besetzen sind, welche die staatliche Prüfung bestanden haben. Die Prüfungen müssen einmal im Jahre stattfinden und ist dazu eine Prüfungskommission zu konstituieren, welche nicht nur aus Lehrern der Wildparker bezw. Dahlemer Gärtnerlehranstalt besteht, sondern auch aus Lehrern anderer Gartenbauschulen, sowie hervorragenden Fachleuten der Praxis. Dadurch wird die Garantie für Unparteilichkeit geleistet. Ein Bewerber darf höchstens dreimal zur Prüfung zugelassen werden, muss unbescholten sein, gute Zeugnisse seiner Thätig- keit aufweisen und die obenerwähnte lo jährige Praxis hinter sich haben. Wenn solche und ähnliche Bestimmungen für die staatliche deutsche Obergärtnerprüfung erlassen werden, dürfte aus dieser Einrichtung Erspriessliches erwachsen, im anderen Falle wird sie zur Farce, wie fast alle Zeugnisse, seien es Lehr-, seien es Gehilfenzeugnisse oder solche von Lehranstalten. Als Beispiel dafür möchte ich erwähnen, dass eine königliche Gartenbauschule s. Z. für ein Fach, welches im zweijährigen Kursus überhaupt nicht gelehrt wurde, obwohl es auf dem Lehrplan stand, bei Ausstellimg der Zeugnisse dieses Fach mit beliebigen Noten aus- füllte und zwar nicht nur bei einem, sondern bei 15 Examinanden I — Das eine Beispiel beweist, wie wenig heutzutage die Zeug- nisse der Wahrheit entsprechen, welchen Wert sie haben und wie sie bewertet werden müsseir und auch bewertet werden. C. Rimann, Wien. Zu der vom Herausgeber der Gartenwelt in No. 30 dieses Jahrganges angeschnittenen Frage betreffs des Königlichen Obergärtner-Examens möchte ich nachfolgend einige Beiträge geben, welche meine Ansicht über diese Frage und deren Lösung darthun sollen. Die im Jahre 1898 herausgegebenen Bestimmungen, nach welchen das Königliche Obergärtner-Examen in Wildpark nur noch für ehemalige Wildparker Schüler erreichbar ist, sind nach meiner Ansicht durch nichts auch nur einigermassen zu recht- fertigen. Dass die Wildparker Anstaltsleitung bemüht ist, ihren Schülern den Weg zu den besseren Stellen unseres Be- rufes zu ebnen, ist vom menschlichen Standpunkt ja recht anerkennenswert, doch ist der Weg, den die Anstaltsleitung hierbei einschlägt, wohl schwerlich der Richtige. Denn die Konkurrenz auszuschliessen, wie in diesem Falle diejenige an- derer Anstalten und Gärtner, heisst sich und seinen Schülern gewissermassen ein Armutszeugnis ausstellen. Für diese Art und Weise kann ich mir beim besten Willen nur zwei Entschul- digungsgründe zurechtlegen, wodurch diese Handlungsweise einigermassen gerechtfertiigt werden könnte. Entweder die Wild- parker Anstaltsleitung hat Grund, die Konkurrenz der anderen nicht Wildparker Kollegen zu fürchten oder aber dieselbe hält sich und ihre Schüler für so erhaben über die anderen Fach- genossen, dass sie nur allein den ehemaligen Wildparker zu den besseren Stellungen berufen glaubt. Wäre nun gleichzeitig mit dem Königlichen Obergärtner- Examen in Wildpark dasselbe auch auf den übrigen höheren Lehranstalten eingeführt, so könnte wohl füglich niemand aus den Reihen der ehemaligen Anstalter etwas hiergegen einzuwen- den haben, vorausgesetzt jedoch, dass sämtliche Examina auf derselben Stufe stehen. Doch wo blieben in diesem Falle die sogenannten „seif made men", Leute, welche, wie der Herausgeber der ,,Gartenwclt" in No. 30 ganz richtig sagt,! sich aus eigener Kraft durch Fleiss empor- arbeiten wollen und auch könnten ? — Sollte allen diesen Leuten, welche aus verschiedenen, oft sehr deprimierenden Gründen keine Anstalt besuchen konnten und deren Zahl nicht klein ist, das Streben nach Höherem abgeschnitten- sein? — Nein, — und abermals — nein — wird doch wohl jeder recht und billig denkende Mensch hierauf antworten müssen. Setzen wir nun einmal den Fall, das Königliche Obergärtner- Examen in Wildpark würde jedem Kollegen zugänglich gemacht werden. Wäre dadurch dem Übel abgeholfen? — ■ Nein — wird man auch hier wieder als .Antwort geben müssen. Es wäre wohl eine kleine V^erbesserung, jedoch kann sie niemals dem einsprechen, was man füglich verlangen darf. Ein hauptsächlichstes Bedenken läge wohl darin, dass bei einem Examen in Wildpark es den ehemaligen Wildparker Schülern im Verhältnisse zu anderen Prüfungskandidaten zu leicht gemacht würde, denn wenn die Lehrer der Wildparker Anstalt dieses Examen abhalten würden, so wäre es wohl nicht anders zu erwarten, als dass sich dasselbe in gewissem Grade auf den Lehrgang der Wildparker Anstalt stützt und somit wäre die L^ngleichheit der einzelnen Kandidaten nicht beseitigt, ausserdem wäre auch der Protektion Thür und Thor geöffnet. Meines Erachtens wäre der einzige richtige Weg, um ein gerechtes, unparteiisches Examen ^u erzielen, der, dass eine Prüfungskommission von Staatswegen ernannt würde. In dieser Kommission müssten je ein Vertreter ' der höheren staatlichen Lehranstalten vertreten sein, denen eine gleiche Anzahl aus der Praxis gewählter Fachleute das Gleichgewicht hielte. Als Vor- sitzender dieser Kommission würde ein Vertreter der Regierung zu stellen sein. Nehmen wir nun einmal von höheren Gärtner-Lehranstalten: Dresden, Geisenheim, Proskau und Wildpark, so würde sich die Zahl 4 ergeben, nun noch 4 Fachleute aus der Pra>fis : ein Hofgartenbeamter, ein städtischer Beamter, ein Wander- gärtner und ein Handelsgärtner, gleichviel ob die Herren fehe- malige Anstalter sind oder nicht, so würde nach meinem Dafür- halten die grösstmöglichste Garantie geboten sein, dass ein ordentliches, unparteiisches Examen zustande kommt. Um nun ein sogenanntes Überlaufenwerden dieser Kom- mission zu verhindern, müssten die Betreffenden, welche sich dem fraglichen Examen unterziehen wollen, den Beweis einer ge- nügenden, nicht fachlichen Ausbildung, welche man mit Fug und Recht von jedem gebildeten Menschen verlangen kann, beibringen, sei es nun durch ein .Abgangszeugnis einer höheren Lehranstalt, sei es' durch Bescheinigung über ein abgelegtes Examen, welches diesen Anforderungen entspricht. Es könnte meines Erachtens der Kommission nicht schwer fallen, sich hier- über zu informieren und müsstedie Entscheidung über die Zu- lassung des sich zum Examen Meldenden der Kommission über- lassen werden. ' ' Ferner müsste es in diesein Examen dem Prüfüngskandi- daten freigestellt sein, sich entweder die Landschaftsgärtnerei, oder Obstgärtnerei oder die Gewächshausgärtnerei zum Spezial- fach zu erwählen. Dieses' dürften wohl die drei Hauptgruppen unseres Berufes sein. Ich will mit Vorstehendem nicht ge- sagt haben, dass die übrigen Zweige der Gärtnerei, wenn jemand sich die Landschaftsgärtnerci als Spezialfach erwählt hat, ver- nachlässigt werden sollen ; — keinesfalls — nur muss ein wesent- licher Unterschied zwischen Spezialfach und Nebenfach gemacht werden. Würde dies nicht geschehen, so würde das ganze Examen zu einem nichtssagenden Klimbim herabgedrückt werden, denn es ist wohl von keinem jungen Gärtner zu verlangen, in allen drei Zweigen unseres so umfangreichen- Berufes etwas Tüchtiges zu leisten, z. B. würde ein junger Mann als Spezialist in Landschaftsgärtnerei wohl niemals einem Öbstbauspezialisten im Obstbau gewachsen sein und umgekehrt. Es müsste also dieses sogenannte Königliche Obergärtner- Examen, was ich noch hinzufügen möchte, ein Prüfstein sein für die Kenntnisse, welche sich der junge Gärtner in der Praxis erworben hat, im Gegensatz zu dem auf den Anstalten abzu- legenden Examen, welches rein theoretisch genannt werden muss. Denn das wird wohl jeder meiner Herren Kollegen mit mir 466 Die Garten weit. VI, 39 empfunden haben, dass man im Leben wohl ohne Theorie, jedoch niemals ohne Praxis fertig werden kann. Falls das Königliche Obergärtner-Examen in dieser oder ähnlicher Weise abgehalten würde, unparteiisch und für die Praxis, dann könnte man es füglich den städtischen und staat- lichen Behörden nicht verübeln, wenn dieselben bei Anstellung ihrer Beamten die Ablegung dieses Examens fordern würden, da dasselbe dann eine Garantie für praktisches Wissen und Köimen bietet. . Karl Schmidt, KöId. Der geprüfte Obergärtiier. Li\x dem in No. 30 veröffentlichten Artikel des Heraus- gebers über die Obergärtnerprüfung in Wildpark dürfte sich so manche Stimme erheben, die die Einseitigkeit vuid Bevor- zugung, welche die Regierung resp. Behörde dieser Lehranstalt widmet, mindestens als nachteilig bezeichnet für alle jene jungen Gärtner, welche in anderen Anstalten ihre Ausbildung erhalten haben. Wir wollen in unparteiischer Weise vor allem be- tonen, dass dieses Vorgehen, wie der Herausgeber bereits sagte, erstens alle minderbemittelten, deshalb aber nicht weniger tüch- tigen Praktiker schädigt, zweitens die übrigen Anstalten eben- falls empfindlich benachteiligt, drittens die Theorie für die leitenden Stellungen in den Vordergrund schiebt und endlich dann, — ■ sagen wir statt des fremden „Seif made man" dem „Selbstringer", d. h. demjenigen, der sich durch vielseitige, lang- jährige Praxis und eifriges Selbststudium auf mindestens die- jenige Wissensstufe in Theorie und Praxis gebracht hat, welche der Absolvierung der Wildparker Schule entspricht, ein Fort- kommen verschliesst. Früher war das ObergärtnerExamen ein sehr leerer Begriff, denn kein Mensch, keine Behörde, keine Verwaltung kümmerte sich darum, ob der, dem man 'die Leitung einer Gartenanlage übertragen wollte, eine Schule besucht oder gar das Obergärtner-Examen gemacht hatte. Sofern der Be- werber durch seine vorangegangene Thätigkeit den Nachweis erbrachte, dass er die in ihn gesetzten Erwartungen und die Bedingungen seiner neuen Stellung erfüllen würde, stand seiner Berufung nichts im Wege. Ja, das Gegenteil fand man sogar, nämlich, dass nur Protektion und Fürsprache nötig war, (und wohl auch noch ist) um einen Kandidaten selbst ohne Nachweis seiner Tüchtigkeit, einzustellen in den verantwortlichen Posten und wie viele Beispiele von diesem schönen Zuge der Mensch- lichkeit und Nächstenliebe wären da anzuführen I Ja, wer den Papst zum Vetter hat — — etc. — Seit einer Reihe von Jahren wird nun schon „Ausbildung in einer Gartenbauschule" bei der Besetzung vieler Stellen verlangt, oft noch mit dem be- sonderen Zusatz : „Geisenheimer", „Wildparker" u. s. w. Das ist löblich, denn eine theoretische Ausbildung gehört zur tüch- tigen Praxis. Aber auch ohne den Schulbesuch konnte der, der den Nachweis der ersteren brachte, immer noch und auch mit Recht in einen verantwortlichen Posten eingestellt werden, wenn — — er Glück hatte I — Mit der Neuerung, die nun geplant wird, soll es jedoch anders werden. Ist das aber in Wahrheit eine Garantie des Könnens, des Mehrkönnens der Wildparker gegenüber denjenigen, welche „nur" Proskauer oder Geisen- heimer sind? Ist das Examen, wie es gehandhabt wurde und jedenfalls wieder gehandhabt wird, nicht blos ein Scheinexamen, welches nicht das wirkliche Wissen des Einzelnen prüft, sondern dem Besitzer guter Bücher, tüchtiger Freunde und dem Wohlhabenden den Titel giebt für Arbeiten, welche er aus Büchern zusammen- gestoppelt oder gegen Geld und gute Worte sich fabrizieren Hess und damit auf recht edle Weise zum Titel und dadurch zu einer gewünschten guten Stellung gelangt? So mancher vermögende Hohlkopf hat auf solche Art — nicht nur im Garten- fach, sondern auch in den meisten Fächern und Berufen, welche ein staatliches Examen verlangen, sein Glück gemacht. Dies dürfte nun freilich auch bei den Gärtnern passieren, auch wenn andere „Anstalten", als die Wildparker, zur Obergärtnerprüfung zugelassen werden . Wir wollen daher die Sache von anderer Seite beleuchten. Wie denkt sich die massgebende Behörde später die Stellung eines Nichtwildparker ,, Anstalters", wel- cher mindestens ebensoviel Wissen in sich trägt, als ein „Wild- parker". Dürfte sie die übrigen königlichen Gartenbauschulen, welche mindestens den gleichen Lchrplan haben, wie die Pots- damer Schule, derart hintansetzen? Würde sich dann nicht jeder junge Gärtner, der eine Gärtnerlehranstalt besuchen will und aus besonderen Gründen, entweder, weil er das Einjährig-frei- willigen Zeugnis nicht besitzt, oder weil die Wildparker Schule zu überfüllt ist, diese nicht besuchen kann, veranlasst sehen, überhaupt von dem Besuch einer anderen Lehranstalt abzusehen, weil diese ihm keine Garantie und Aussichten für sein späteres Fortkommen mehr bietet, ä conto Obergärtnerprüfung? Würden dann alle Gartenbauschulen, seien es königliche oder private, anstatt, wie es für unseren Beruf zu wünschen ist, Fortschritte zu machen und sich zu vergrössern, durch den geringeren Be- such zurückgehen ? Gerade dieser Punkt wäre sehr ins Gewicht fallend I — Meine Meinung geht dahin, nicht nur den Potsdamer Schülern, sondern jedem, ob er eine Schule besucht hat oder nicht, die Wohlthat der Teilnahme am Examen gemessen zu lassen und die Regierung müsste, um Minderbemittel- ten ebenfalls den Zugang zur Prüfung zu eröffnen, den E.xami- nanden durch Subvention diese möglich machen. Dann erst ist das, was erstrebt werden soll, in die richtigen Wege ge- leitet, dann erst kann man sich damit einverstanden erklären, dass nur den Geprüften, denen, die das Examen bestanden haben, der Eintritt in bevorzugtere Stellungen zu gewähren ist. Nicht Protektion, nicht Vetternschaft sollte dann aber geduldet werden, sondern man sollte dem, der in ehrlichem Ringen und Streben die Bildungsstufe erreicht hat, auch das Amt geben, das ihm danach zukommt. Gerade unter denen, die sich selbst gebildet haben in Arbeit und Studium, finden sich oft die tüchtigsten Leute, denen dann, wie es auch zur Erlangung des Einjährigen Zeugnisses von der Regierung möglich gemacht worden ist, Gelegenheit zur Ablegung eines Examens und damit zugleich zum Eintritt in eine höhere, bevorzugtere Laufbahn geboten werden soll. Möchten die an der Spitze stehenden Persönlichkeiten alles dies sich recht überlegen und vor allem das berücksichtigen, dass sie bei Zulassung zur Prüfung eines Jeden, welcher die Vorbedingungen erfüllt, unendlich viel Gutes stiften und den gesamten Gärtnerstand bedeutend heben, dabei aber Jedem ge- recht werden, im anderen Falle, sofern sie nur der Wildparker Gärtneriehranstalt das Zugeständnis machen, nur zur Unzu- friedenheit, zur Spaltung der Gärtnerschaft, zur Missgunst und zur Erschlaffung so manches strebenden jungen Mannes bei- tragen, ,wie auch schliesslich, was nicht zu unterschätzen ist, die Lehrkräfte an anderen königlichen, wie privaten Lehran- stalten missmutig machen und in eklatantester Weise zurück- setzen. In welcher Weise bei der Bearbeitung des Planes zur Obergärtnerprüfung vorgegangen werden soll, darum sollte eine Reihe hervorragender Fachleute befragt werden und zwar Prak- tiker und Theoretiker, Wildparker und Nichtwildparker, An- stalter und Nichtanstalter, dann erst wird Erspriessliches aus dem Plane erwachsen. Jedenfalls aber möchte es wünschenswert erscheinen, die Prüfung derart abzuhalten, dass jeder nur sein eigenes Wissen dabei bethätigen kann. Möchten noch recht viele Stimmen aus unserem Berufe sich zu diesem, für die ganze Gärtnerschaft hochwichtigen Thema erheben. C. R. W. Herr Garteninspektor C. Pfeiffer schreibt in seiner Erwide- rung auf den Artikel des Herausgebers der „Gartenwelt", dass es für die Absolventen anderer Lehranstalten keine Gefahr be- deute, wenn alte Wildparker für jüngere Besucher ihrer Anstalt einen Posten reservierten, und fügt hinzu, dass bei Behörden auch Absolventen anderer Anstalten zum Ziele gelangten. Ge- VI, 39 Die Gartenwelt. 467 wiss ist es sehr verständlich und auch gerechtfertigt, wenn ehe- malige Schüler einer Anstalt für die späteren Besucher des- selben Institutes Stellungen reservieren, doch darf damit nicht eine allzu einseitige Bevorzugung der eigenen Anstaltgenossen verbunden sein. Es hat jeder Besucher einer Gärtnerlehr- anstalt, mag sie in Potsdam, oder Geisenheim, oder Dresden, oder anderswo sein, Anrecht auf eine für seine Fähigkeiten passende Stellung, denn nicht der Name der Lehranstalt oder ihr langjähriges Bestehen kann bewirken, dass der junge Mann ein in seinem Berufe tüchtiger Mensch werde, sondern dies liegt einzig und allein an dem betreffenden Schüler selbst; auch lässt es sich recht wohl ohne jeden Schulbesuch erreichen, nur geschieht es dann auf Kosten der Zeit. Und wie ist es denn zu rechtfertigen, wenn in ausserpreussischen Staaten, wo ebenfalls Gartenbauschulen bestehen, daselbst angestellte ein- tlussreiche Chefs, die aus der Wildparker Anstalt hervorgegangen sind, die besseren Stellen nur von Wildparkern besetzt wissen wollen ? Herr R. Voigt bezeichnet die Obergärtnerprüfung unter Um- ständen als Formalität. Aber von dieser Formalität kann schliess- lich eine Lebensstellung abhängig sein; ich will nur einen Fall anführen. Ein durchaus befähigter ehemaliger Schüler der Dres- dener Anstalt, welcher sich ausserdem im Besitz des Einjährig- freiwilligen-Zeugnisses befindet, hatte sich um eine Stellung be- worben. Er kam in enge Wahl mit zwei Wildparkern und erhielt darauf den Bescheid, dass er sicher berücksichtigt worden wäre, wenn er das Obergärtner-E.xamen gemacht hätte. Da bleibt uns Dresdenern nur übrig, wenn wir und unsere Schule nicht überall stiefmütterlich behandelt sein wollen, als ebenfalls nach der Einführung dieses Examens zu streben. Auch wir fühlen uns be- rufen einmal bessere Stellungen einzunehmen und haben nicht die Absicht, uns stillschweigend unterdrücken zu lassen. Es ist auf keinen Fall richtig, einem vorwärts strebenden jungen Manne bestimmte Grenzen ziehen zu wollen und ihm gewisser- massen zu bedeuten: Du bist auf der und der Schule gewesen, kannst es also blos einmal bis zu dieser oder jener Stellung bringen und wehe Dir, wenn Du höher hinaus willst. Die Fähigkeiten und das Können des Einzelnen lassen sich nicht nach dem Schulbesuch derartig abmessen, es muss da der Individualität Rechnung getragen werden. W'enn man schon in Amt und Würden ist, dann ist es nicht schwer, über den W^ert oder den Unwert des Obergärtner- Examens sich auszulassen, wenn man sich aber erst eine Stellung erringen muss, dann muss man sich so viel wie möglich Chancen zu erwerben trachten; wer die meisten hat, siegt, darum darf es auch den ehemaligen Dresdener Gartenbauschülern nicht verübelt werden, wenn sie nicht zurückstehen wollen. L. Kniese, Dresden. Nachschrift der Redaktion. Wir schliessen hiermit die Er- örterungen über die Obergärtnerprüfung, die einen so erfreu- lichen Meinungsaustausch zur Folge hatten. Wir sagen den- jenigen, welche sich an der Klärung dieser Frage beteiligt haben, unseren herzlichsten Dank. Im Laufe unserer Erörterungen sind die Bestimmungen über die an den Anstalten Proskau und Geisenheim neu ein- geführten gärtnerischen Staatsprüfungen in Kraft getreten, welche wir in No. 36 und y] wortgetreu zum Abdruck gebracht haben. Darüber, dass mit der Einführung der Prüfungen an den genannten Anstalten die Kalamität nicht beseitigt ist, kann kein Zweifel bestehen. Die Majorität der gärtnerischen Jugend wünscht ein einheitliches gärtnerisches Staats- examen, zu welchem wir in vorliegender Nummer von zwei Seiten eingegangene praktische Vorschläge veröffent!i;hen. Wir* hoffen, dass sich das preussische landwirtschaftliche Ministerium nicht dauernd diesem berechtigten Wunsche verschliessn wird. Auch wir befürworten gesonderte Prüfungen für 1. Landschaftsgärtnerei bezw. Gartenkunst, 2. Obstbau, 3. Pflanzenkultur. W'er lediglich Spezialist ist, unterziehe sich dem Examen nur in einem Fache, wer sich dazu berufen fühlt, Zeit und Lust dazu hat, mag es in zwei oder gar in allen drei Fächern ablegen. Das einheithche Staatsexamen würde an einem neutralen Orte unter Leitung von je einem Vertreter der verschiedenen gärtnerischen Staatsanstalten und einigen vom landwirtschaft- lichen Ministerium zu ernennenden gebildeten und bewährten Praktikern abzuhalten sein. Zuzulassen sind nicht nur Absolventen von gärtnerischen staatlichen Lehranstalten, sondern alle diejenigen Fachleute, welche eine genügende wissenschaftliche Vorbildung nachweisen und das 30. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Es wäre aber dringend wünschenswert, für die erste Zeit der Ein- führung des einheitlichen Staatsexamens die Altersgrenze für die Zulassung auf 35 Jahre heraufzusetzen. Wir brauchen keine überstudierten, aber gebildete Gärtner mit umfassenden praktischen Erfahrungen, Männer, die sich darüber klar sind, dass Theorie und Praxis Hand in Hand gehen müssen. Die Theorie allein ist grau und unter denjenigen, die im Staatsexamen glänzend durchfallen würden, dürfte man' noch Männer finden, die durch Leistungen in der Landschafts- gärtnerei, im Obstbau und in der Pflanzenkultur manche der- jenigen, die das Examen glänzend bestanden haben, völlig in den Schatten stellen. Wir hoffen und erwarten, dass auch diese Märmer der Praxis, soweit sie auf Stellungen angewiesen sind, stets das geeignete Arbeitsfeld finden. Es sind dem Herausgeber zu seinen Ausführungen in No. 30, welche unseren Meinungsaustausch einleiteten, von den zum Abdruck gelangten! 'Einsendungen, .abgesehen, noch zahlreiche zustimmende Kundgebungen zugegangen, von denen nachstehend noch eine kleine, aufs Geratewohl herausgegriffene Auslese ge- geben sei. „Mit Ihren Ausführungen über die Wildparker Obergärtner," so schreibt ein als tüchtiger Fachmann bekannter süddeutscher Obergärtner, „bin ich vollkommen einverstanden. Es wird Zeit, dass man die Selbstverherrlichung dieser Herren einmal etwas niedriger hängt, sonst wachsen die Bäume vielleicht noch in den Himmel, in höheren Regionen schweben sie schon längst." „Gestatten Sie noch, dass ich Ihnen mein Kompliment zur Anschneidung der Obergärtnerfrage mache; der von der „Garten- welt" vertretene Standpunkt ist der einzig richtige. E. Jahn, Obergärtner, Genua." ,,Ich unterschreibe nahezu jeden Satz Ihrer Ausführungen betreff ,, Obergärtner-Examen". 1/3 Theorie, -j^ Praxis : das sei der Bildungsgang des Gärtners! Je nach Stellung verschieben sich die Zahlen manchmal um ein Minimum, ob zum Vorteil, ist fraglich. Durch den Nachweis einer mindestens 6 jährigen G e - h i 1 f e n - Praxis (exkl. Lehrzeit) vor Ablegung des Examens, ob mit, ob ohne „Gärtnerschule-Besuch", würden die meisten „Halbgärtner" abgeschreckt. W^enn ich auch „n u r" ein alter Weihenstephaner bin, (Frei- sing, Bayern), so kann ich doch wenigstens als „im Mittel" stehend, ein kleines Wort mitsprechen. E. Schelle, Universitätsgärtner, Tübingen." Aus den Vereinen. Der Verein deutscher Garlenkünstler hatte in einer an das Abgeordnetenhaus gerichteten Petition die L'mwandlung der Gärtnerlehranstalt in Wildpark in eine Hochschule für Garton- kunst gewünscht. Die Kommission, welcher diese Petition über- wiesen war, schlug vor, mit Rücksicht auf die von der Regierung abgegebenen Erklärungen zur Tagesordnung überzugehen. Das Abgeordnetenhaus beschloss in der Sitzung vom 12. d. M. dem- gemäss und das war das gescheiteste, was es thun konnte. 468 Die Gartenwelt. VI, .39 Hoffentlich ist nun der Hochschulenspuk, eingeleitet von einigen Mitgliedern des genannten Vereins, die gern in „höheren Re- gionen schweben" möchten, endgiltig abgethan. M. H. Mannigfaltiges, Die Chemiker Portes und Desmouli^res haben mit ver- schiedenen Erdbeersorten analytische Versuche angestellt, deren wichtigstes Ergebnis die Auffindung von Salicylsäure in den Erdbeerfrüchten ist. Das Vorkommen derselben in der Erdbeere lässt den alten Gebrauch, die Frucht den Gicht- kranken zu verabreichen, als zweckmässig erscheinen. Die That- sache ist aber auch für die Nahrungsmittel-Chemiker von Be- deutung, weil die Anwesenheit von Salicylsäure in Erdbeer- Fruchtsäften u. dgl., sofern die hier gefundene Menge ein ge- wisses Mass nicht übersteigt, nicht ohne weiteres auf besonderen Zusatz schliessen lässt. (Revue scientifique.) Im Garten des königlichen Försters zu Eggersdorf bei Straus- berg steht eine riesenhafte Kastanie, die nach einer daran befestigten Tafel im Jahre 1744 gepflanzt worden, mithin 158 Jahre alt und wohl einer der schönsten Bäume der Mark ist. Der Baum hat ganz gigantische Formen angenommen. Über dem Erdboden hat der Stamm einen Durchmesser von nahezu 2 m. In 2 m Höhe teilt sich der Stamm in sechs verschiedene Stämme, neben denen ein Wurzelschössling emporgeschossen ist, der einen starken, siebenten Stamm bildet. Von der Erde bis zum Wipfel hat der Baum eine Höhe von 50 m. Unter seinem dichten Laubdache hat die gesamte Einwohnerschaft des Dorfes Platz. Tagesgeschichte. Berlin. Das halb vergessene Nordpark-Pro- i e k t gewinnt wieder neues Leben, pachdem der Plan seiner Verwirklichung einen Schritt näher gerückt ist. Die aus fünf- zehn Stadtverordneten und fünf Stadträten bestehende gemischte Deputation, die sich seinerzeit zur Erledigung der Vorarbeiten gebildet hatte, stiess auf so bedeutende Schwierigkeiten, dass die Bildung einer Sub-Kommission notwendig wurde, die die Ver- handlungen mit den in Frage kommenden Grundbesitzern führen sollte. Die Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, lagen nicht nur in den zu hohen Forderungen der Besitzer, sondern auch darin, dass viele der Grundeigentümer gar nicht in Berlin leben, einzelne Grundstücke infolge V^ererbung auf mehrere Be- sitzer übergegangen sind und dergleichen mehr. Die Kom- mission hat einen erheblichen Teil der Schwierigkeiten über- wunden, aber nur dadurch, dass sie die Grenzen des in Aussicht genommenen Terrains zum zweiten Male enger zog und die- jenigen Eigentümer der Rehberge ausschloss, die auf ihren übergrossen Forderungen beharrten. Noch vor den Ferien wird voraussichtlich die gemischte Deputation zusammentreten, um über die ihr von der Sub-Kommission vorgelegten Resultate zu beschliessen. Das neue Nordpark-Projekt, wie es sich nach den Verhandlungen des zur Vorberatung dieser Angelegen- heit eingesetzten Ausschusses darstellte, würde infolge des ge- ringen Interesses der anliegenden Grundbesitzer eine Fläche von nur 38,6 Hektar umfassen. Nach dem ersten Entwürfe sollte der Park fast genau dreimal so gross (114,4 Hektar) werden und sich in der Hauptsache parallel der Müllerstrasse erstrecken im NW. bis zum Kirchhofe der Dorotheenstädtischen Gemeinde, im N. und NO. bis an die Reinickendorfer Grenze (mit Einschluss des trocken zu legenden Schäfersees) und im SO. und S. bis zur Seestrasse. Nach dem zweiten Entwürfe wurde auf die grossen Flächen im NW. und N. von je ca. 21 Hektar ver- zichtet und danach würde der Park eine Grösse von ca. 72^/2 Hektar erhalten haben. Jetzt endlich, nach dem dritten Pro- jekt soll er, wie gesagt, auf 38,6 Hektar zusammenschrumpfen, also immerhin noch grösser werden, als beispielsweise der Hum- boldthain, welcher nur 36 Hektar misst, aber bedeutend kleiner als der Friedrichshain mit einer Grundfläche von 52 Hektar. Vor dem eigentlichen Park (des Projektes III) geht aber noch ein nahezu sieben Hektar grosser Schmuckplatz (F) ab, der unmittelbar hinter den öffentlichen Grundstücken in der Müller- strasse (Graues Haus und 86/141. Gemeindeschule) liegt. Der „Kleine Nordpark" wird sonach lediglich das Gebiet der soge- nannten Wurzcl-(Reh-)Berge mit ihrer nächsten Umgebung ein- schliessen xmd von der Müllerstrasse her nur einen Zugang, durch die neuprojektierte Strasse 36, erhalten können. Im Osten würde man einen Haupteingang in die Seestrasse, gegen- über der Exerzierstraasse, legen. Man sieht, die löbliche Ab- sicht der Gemeindebehörden, den Bewohnern des Nordens eine ausreichende Erholungsstätte zu schaffen, ist leider an den hohen Forderungen der Anlieger gescheitert; wir hoffen, dass dem Stiefkind der Reichshauptstadt wenigstens der kleine Nord- park werde. Düsseldorf. Der Verein deutscher Rosen- freunde veranstaltet am 27., 28. und 29. Juni in der Industrie- und Gewerbe-Ausstellung eine Rosenausstellung (Meldungen an Herrn Peter Lambert, Trier) und hält gleichzeitig einen Kon- gress ab. Am 29. Juni, morgens 1 1 L'Kr ist im Lfraniasaale des Hotels Artushof grosse Versammlung der Gruppe Westdeutschland des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, wozu die Verbandsgruppen: Mittelrht-in, Bcrgische, Westfalen- West, Westfalen-Ost, Taunus und Lahnthal, Hessen und Hessen- Nassau und Niederrhein eingeladen sind. Programm: Um 2 Uhr gemeinschaftliches Mittagsessen, hierauf Besuch der Ausstellung. Für die Mitglieder und deren Familienangehörige, sowie für die zur Teilnahme an dieser Versammlung Geladenen hat die Gruppe Niederrhein von der Ausstellungsleitung einen ermässig- ten Eintrittspreis von 50 Pfennig für diesen Tag ausgewirkt. Nähere Auskunft erteilt Herr Julius Hönings, Baumschule Po- mona, Neuss. Werder a. H. Recht trübe Aussichten für die diesjährige Obsternte bestehen hiersclbst. Die Einwohner sind deshalb recht niedergedrückt, zumal auch in diesem Jahre der Besuch der Baumblüte lange nicht ein derartiger war, wie in früheren Jahren. Die süssen Kirschen, welche jetzt auf den Markt gebracht werden, sind nur in so geringer Menge vorhanden, dass in höchstens 14 Tagen die Ernte beendigt sein wird. Dabei werden viele Früchte nur von geringer Güte sein. Auch die Johannis- beeren, die zur Fruchtweinfabrikation benötigt werden, haben eine Missernte zu verzeichnen, während die Erdbeeren einen mittelmässigen Ertrag versprechen. Apfel und Birnen dürften gleichfalls mittelmässig werden, Pfirsiche und .'\prikosen wird es nur wenig, letztere fast gar nicht geben. Personal-Nachrichten. Dillis. Bernhard, kgl. Obergärtner im Wintergarten zu Mün- chen, erliielt die Verdienstmedaille vom Roten Adlerorden. Schall, Heinrich, kgl. Hofgärten-Ingenieur in München, er- hielt anlässlich der Nürnberger Festlichkeiten das Ritterkreuz II. Klasse des Grossherzoglich Badischen Ordens vom Zähringer Löwen. Senkeisen, Eduard, ein junger Gärtner aus Fürth, zuletzt auf der Insel Mainau thätig, stürzte am 8. Juni beim Botanisieren von einer Felswand ab, was den sofortigen Tod des hoffnungs- vollen jungen Mannes zur Folge hatten. Stoldt, C, als hervorragender Cyclamenzüchter unseren Lesern wohlbekannt, feiert am i. Juli sein 25 jähriges Geschäfts- jubiläum. Die Leser werden ein Lebensbild des Jubilars im nächsten Hefte finden. Verantwottl, Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt A Co., Leipzig. — Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 5. Juli 1902. No. 40. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitsckri/i wird strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Über Kreuzung von Cypripedien. Von Woldemar Nicolai, Orchideen-Import-Geschäft, CosAvig i. S. /\ngerc.E;t durch die Fortschritte, welche die Hybridisation der Orchideen aufzu- weisen hat und durcli den Artikel des Herrn Otto Froebel, Zürich: „Schänsre und dank- barst blühende Cypripedien für den Schnitt und für Massenkultur" in No. 36 der Gartenwelt, kann ich nicht umhiii, der dort gegebenen Anregung zum Austausch der Ansichten Folge zu leisten. Damit verbinde ich die Absicht, darauf hinzuwirken, dass keine Kreuzung mehr planlos vorgenommen wird, sondern, dass man bei allen Kreuzungen ein bestimmtes, vornehmes Ziel im Auge habe. Nur durch solches Vorgehen ist auf Erfolg zu rechnen. In der von der Natur aus vorgeschriebe- nen Weise müssen wir zu vervollkommnen suchen. Die Natur hat die Gattung Cypri- pediitm deutlich geschieden 1. in Arten mit kurzen Fetalen und 2. in Arten mit langen Fetalen. Um dies klar zu machen, stelle ich als Beispiel die zwei Arten sich gegenüber : C. insigne, als Vertreter der Gruppe mit kurzen Fetalen und C. Storni, als Vertreter der Gruppe mit langen Fetalen. Ausge- schlossen sind hierbei die fälschlich mit Selenipedium bezeichneten Arten, wie calu- rum etc. Unter diesem Gesichtspunkte stelle ich mir die Aufgabe nachzuweisen : a) wie eine ideal schöne Blume eines Cypripedium beschaffen sein muss und b) auf welche Weise man Cypripedien kreuzen muss, um formvollendete Nach- kommen zu erhalten. Die Gartenwelt. VI. Gruppe mit kurzen Fetalen. Cypripedium insigne ( Paphiopedilum) und deren im Bau der Blüte ähnliche oder durch dieselbe hervorge- 1' ■ '1 /iff l. 5 • Cypripedium Ashburtoniae. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" 40 470 Die Gartenwelt. VI, 40 Cypripediurn iusigne var. Maulei. Originalaufuahme für die „Gartenwelt". brachte Sorten sind meiner Meinung nach ideal schön zu nennen: 1. wenn die Fahne (Sepale) breit, rein in der Farbe d. h. klar in der Strichzeichnung ist und gerade und offen getragen wird; 2. wenn das untere Sepal (ver- schmolzene Kelchblätter) möglichst breit und mit Zeich- nung versehen ist, um dadurch der Blüte eine möglichst runde, schöne Form zu verleihen; 3. wenn die Fetalen (Blumenblätter) rechtwinkelig zu den Sepalen stehen, möglichst breit vom Grunde bis zur Spitze verlaufen, glatt oder wenig gekräuselt — jedenfalls aber nicht gedreht sind ; 4. wenn die Lippe (pouch) oder der Pantoffel nicht unverhältnismässig gross ist; dabei können die Pollen, welche ge- wöhnlich mit lila oder rötlichem Ring ver- sehen sind und wie Augen wirken, sicht- bar sein. Eine solche Blüte ist meiner Meinung nach ideal schön geformt und bei der Hybridisation ist darauf zu achten, dass man als Mutter- oder Vaterpflanze nur solche Pflanzen wählt, die in ihrer Charaktereigenschaft der beschriebenen Form am ähnlichsten sind. Dass Lang- stieligkeit und Blühwilligkeit in Betracht gezogen werden muss, ist kaum zu er- wähnen und selbstverständlich. Zu beach- ten ist auch, ob das Ci/pripedium ein- oder zweiblumig (straussartig) ist. Das Ci/pripedinm wird unschön, so- bald zwei Blüten auf ei ne m Stiel erscheinen; die Sepalen und Fetalen werden verwirrt, die Knospe sieht unschön aus neben der aufgeblühten Blume, da die- selbe die offene Blüte drängt, und blühen alle beide Knospen auf einmal auf, so beeinträchtigt die gedrückte Haltung und die Verwirrung der einzelnen Fetalen (schlechte Stellung) die Schönheit be- deutend. Ja, die einzelne Blüte kommt auch nicht zur Geltung, selbst wenn man durch Wegschneiden der Knospe und event. der schon geöffneten Blüte nach- helfen will, da im ersteren Falle durch die Seitwärtsstellung des Blütenstieles bei der ersten Blume, die Blüte eine schiefe Haltung erhält und im zweiten Falle beim Wegschnitt der zuerst entwickelten Blüte der Schnitt sichtbar bleibt und den schönen schlanken Charakter des Stieles mit der sich darauf wiegenden Blüte ver- unziert. Etwas anderes ist es bei den sogen. Selenipedien, wo viele Blüten sich auf einem Stiele befinden und derselbe rispenartig wird; jedoch hat diese Gat- tung durch Aufblühen von nur ein oder zwei Blüten auf einmal so wenig handels- gärtnerischen Wert, dass dieselbe, wo es sich um wiclitige Sachen handelt, gar nicht in Betracht zu ziehen ist, auch ist zu beachten, dass eine Hybridisa- tion mit den Faphiopedilen, welche hier in Frage kom- men, ausgeschlossen ist. Gruppe mit geschwänzten Fetalen. Auch in dieser Gruppe mit hängenden Blumenblätterrt sind bereits ideal schön gebaute Sorten vorhanden und durch Hybridisation schon Frachtvarietäten (Morganiac) entstanden. Hier ist der Charakter der Blüte scharf ins Auge zu fassen um Formenschönheiten mit Belassung VI, 40 Die Garten weit. 471 der von Natur gegebenen Eigentümlichkeiten der Blüte zu erhalten. Bei dieser Gruppe achte man auf den hauben- artig ausgebildeten Teil der Blüte (Fahne oder obere Se- pale), derselbe sollte bleiben und möglichst breit gezogen werden; Haupterfordernis ist vor allen Dingen deren Grösse. Das Fallen der Fetalen möge so geschehen, dass dieselben im Gesicht der Blüte ver- bleiben, nicht mit dem Blüten- stiel laufend, sondern im formvollendeten Bogen zu den Sepalen sich *eigen. Die Fe- talen sind besonders schön, wenn sie nicht zu lang sind und beim Anblick der Blüte mit im Gesichtsfeld liegen, ausserdem schmal, nach unten (Spitze) sich verbreitern und eine markante Zeichnung tra- gen. Die Lippe kann gross, ja sehr gross sein und mögen auch hier sichtbare Folien zur Zierde dienen. Der Stiel end- lich, bedeutend länger als bei Gruppe 1, muss die grosse Blüte in tadelloser Haltung tra- gen, sodass die herunterhängen- den Fetalen besonders zur Gel- tung gelangen. Leider gebrau- chen gerade diese Sorten erhöhte Wanne, viel Feuchtig- keit der Luft, reichliche Gabe von Orchideen ernährendem Dünger, aber wenig ^laterial um dankbar blühen zu können. Der Leser, welcher beabsichtigt, Cypripedien zu kreuzen, hat Wert darauf zu legen, dass ^Mutter und \'ater die angegebenen Formenschönheiten in sich tragen oder doch durch die Befruchtung ergeben. \'or allem ist die Mutterpflanze als eine langstielige, im Bau der Blüte edelste Form zu wählen, während der Vater die Färbung der Blüte und ebenfalls formgerechte Eigenschaften in sich bergen muss. Bemerken will ich noch, dass der entstan- dene Sprössling, falls ihm noch gute Eigenschaften fehlen sollten, nochmals mit dem Vater oder mit der Mutter zu kreuzen ist, denn die Entstehung mancher schönen Sorte wird durch diese Behandlung erreicht und seltene Erfolge sind schon damit errungen worden. Zum Schluss sei erwähnt, dass buntblättrige Sorten nicht vergessen werden mögen und dass auch die Blütezeit in Betracht zu ziehen ist. Aus diesen wenigen Zeilen ersieht man, dass es doch sehr schwierig ist, etwas Hervorragendes auf diesem Gebiete zu leisten, nicht allein. Cypripedium chamberlainianum. Originalaufnahaie für die „Gartenwelt". weil man kostspieUge Elternpflanzen haben muss, um noch Besseres zu erzielen, sondern weil auch ein gewisser Mut, ein Verständnis und ein Aufgehen im Beruf dazu gehört, um nach oft missglückten Versuchen doch noch den Lohn für die Mühe zu erringen, nämlich das Be- wusstsein, für die Nachwelt etwas im Fortschritt geleistet zu haben. Zu unseren Cypripedienbildern. Dis .\bbildung auf der Titelseite dieser Nummer zeigt eine prächtige Kulturpflanze von C. Ashhurtoniae; es wurde zuerst von Gross, dem Obergärtner der Lady Ashburton, aus einer Kreuzung des C. harhatum X '«- slyne gezogen, später vielfach auch von anderen, welche die gleiche Kreuzung ausführten. Die Blumen sind, wie die Ab- bildung zeigt, hübsch gefärbt und gezeichnet, namentlich das obere Kelchblatt, das auf grünem Grunde braun geädert und breit weiss umrandet ist. Die zweite Abbildung Seite 470 zeigt C. insigne var. Maulei mit sehr grossen, bis 12 cm breiten Blüten. Blumenblatt stark gewellt, die hellbraune Lippe schmal und lang, das obere Kelchblatt stark nach vorn gebogen und zur Hälfte weiss. Das obige Bild veranschaulicht das herrliche, von ■472 Die Gartenwelt. VI, 40 den Philippinen stammende C. chamberlainianum, mit prächtig schillernden Blüten, vor etwa 10 Jahren durch Sander eingeführt. Unter Verwendung dieser monatelang an einem Blütenstiel weiter blühenden Art hat Otto Froebel seine remontierenden Hybriden gezüchtet, über welche man den illustrierten Artikel, Jahrgang V, Seite 361 nachlesen wolle. Ausstellungs - Berichte. Acht Tagp in Österreich-Ungarn, Ausstellungs- und Reiseskizzen. Von Heinrich Kohlmannslehner, Handelsgärtoer, Britz-Berlin. III. Die ^A^iene^ Frühjahrs-AussteUung. JN ach angenehmer Fahrt trafen wir am 7. ^lai in Wien ein. Dreimal hatten wir vorher depeschiert und dreimal ..abgehalten, Zug versäumt" nachdrahten müssen, weil, wie schon gesagt, unsere ungarischen Kollegen Mittel und Wege fanden, uns immer wieder zurückzuhalten. Ober- gärtner Breitschwerdt, der Leiter der Mödlinger Garten- bauschule, den ich bisher nur aus dem Briefwechsel seit längerer Zeit kannte, war prompt am Bahnhof mit einem Calla- Blatt als Erkennungszeichen in der Hand. Er war der liebe, prächtige, uneigennützige Mensch, wie ich ihn mir in graphologischer Deutung so vorgestellt hatte. Dass er uns in dem sündigen Wien nicht wohnen lassen wollte, sondern ohne Widerrede nach Mödling ver- schleppte, hatte auch sein Gutes, wir konnten uns in dem schönen \'illenort recht erholen für die bevorstehenden neuen Ausstellungs-Strapazen, die solche Reisen eben mit sich bringen. Die Gartenbauschule in Mödling, die einer grösseren Landwirtsakademie angegliedert ist, wirtschaftet in etwas beengten, sehr bescheidenen Verhältnissen. Die Lehrkräfte sollen gut sein und ausserdem müssen die 20 — 25, zumeist mit Stipendien ausgestatteten Eleven auch praktizieren, weniger in Gewächshaus-, als in Freilandkul- turen, besonders im Obstbau. Leider besitzt der Möd- linger Kalkboden die .armseligsten Kulturbedingungen die man sich vorstellen kann. Unser märkischer Schnee ist da, was Wachstumserfolge anbelangt, doch vorzuziehen. Die gartenkünstlerischen Grundlagen, welche in die Schüler gelegt werden, schienen mir aber nach Besichtigung des Zeichensaales recht gute zu sein. Frühzeitig am Himmelfahrtstage machten wir uns auf, um Stadtgärtner Krupka in Baden bei Wien einen Besuch abzustatten. Wer Wien besucht, dem rate ich, Baden nicht zu versäumen. Es ist ein kleines Wiesbaden; freundlich, idyllisch in Wald und Bäume gebettet, an einem Berghang gelegen, entzückend schön und sauber und hat — herrliche Ansichtspostkarten, welche heute Jedermanns Schwäche sind. — Herr Krupka nahm uns so- fort in seine liebenswürdige Führung und zeigte uns, was er in wenig Jahren im Stadtpark Neues und Schönes ge- schaffen hat. Auf Einzelschilderungen will ich nicht sehr eingehen, solche bringt im Laufe des Sommers die „Gartenwelt" von .berufenerer Feder. Herr Krupka, der unbedingt zu den begabtesten Gartenkünstlern Österreichs zählt, ver- steht es meisterhaft, ein Stück Natur, packend bis in die Einzelheiten, geradezu hinzuzaubern. Die Stadtgärt- nerei pflegt hauptsächlich die Anzucht von Gruppen- blütenpflanzen. Grosse Bestände von se^npcrflorensBego- nien, Ageratum, Pelargonien etc., die auch das Neueste nicht entbehrten, fielen uns ins Auge. Ahich in der ge- schickten Bepflanzung von Frühlingsbeeten ist Herr Krupka Meister. JNIit wahrem Entzücken standen wir vor einem Myosotis-'B&eX. das in drei Farben leuchtete. Die Wirkung wurde erzielt durch das leider noch zu wenig ge- würdigte M. stricta, welches im bunten Durcheinander mit leuchtenden Tulpen prangte und von Stiefmütterchen ein- gefasst war. Wer diese Pflanzung einmal versucht, wird dankbare Bewunderer finden. Nach mehrmals unterbrochener Fahrt landeten wir gegen 2 jUhr in Wien. Dass man da auch Sonntagsruhe im Gewerbe kennt, musste ich zu meinem Ärger erfahren. Geradezu Überredungskunst bedurfte es, ehe mich ein Wiener „Verschönerungskünstler" in Gnaden (,,Euer Gna- den" sagte er immer) rasierte. Endlich kamen wir voller Erwartung zur Ausstellung, die im Wettbewerb nur öster- reichischen Ausstellern offen war. Die eigenen Räume der Wiener ( ?) Gartenbau-Gesellschaft langten gerade zu für die Ausstellung. Bei grossen Schaustellungen geht's den Wienern mit der Raumfrage gerade so wie uns Ber- linern und dass das fördernd ist für unseren Gartenbau kann man gerade nicht behaupten. Schon der erste Ein- druck zeigte uns, dass hier handelsgärtnerische Leistungen wenigstens etwas mehr hervortraten als in Budapest. Calla, die Blumen der ,, Gegenwart", paradierten gleich am Eingange. (Nur diejenigen, welche noch im vorigen Jahr- hundert sind, meinen zwar, die Calla seien ,, Schnittblumen der Zukunft"). Es waren schöne Marktpflanzen von unse- rer alten Stammform C. aethiopica, die man früher mal durch Zwergformen nahezu verdrängt hatte, weil sie zu langstielig blühte. Heute, wo man in der ,, Schnittblume" den hauptsächlichsten X'erwendungswert dieser Pflanze er- blickt, ist sie wieder mit zu Ehren gekommen. Vornehm, wie immer im Eindruck wirkte Calla elliot- tiana mit ihren leuchtenden, lief dottergelben Deckblättern (Spathia). Als einziger deutscher Aussteller, ausser Wett- bewerb, hatte Georg Bornemann-Blankenburg, Harz, auch seine vielfarbigen Hybrid-Züchtungen gebracht, die der- selbe unter dem Namen Calla hyhrida ,,Solfatara" später in den Handel geben will (Farbentafel hat die „Garten- weh" vorbereitet). Leider waren die Blumen noch nicht recht geöffnet und die Pflanzen hatten auch einen zu hohen Standort. Um sich in die Schönheit einer Calla- Blüte vertiefen zu können, muss man in solche Blumen hineinsehen können. Derselbe Aussteller hatte ferner Phyllocactus „Deutsche Kaiserin" und einige Nicolai'sche Hybriden gebracht. Frau Bornemann, des Ausstellers tapferes Frauchen, war mit ihrer Schwester in \'ertretung ihres Gatten, den die I'rüh- VI, 40 Die Gartenwelt. 473 Jahrsarbeiten zu Hause festhielten, erschienen und wir freu- ten uns, sie als alte Bekannte begrüssen zu können. Schöne Lilium longifloriim standen neben hochstämmi- gen, getriebenen Rosen, die nicht besser sein konnten und wenn ich das Handelsgärtnerische gleich weiter nennen darf, so sahen wir massig gute, aber nicht reichhaltige Ein- sendungen von getriebenen Blütensträuchern neben Rhodo- dendron und bildschönen Azaleen. Geranien und eng- lische Pelargonien waren auch in kleinen Sortimenten, nicht aber in grösseren Darbietungen von einzelnen Sorten vertreten. Man sah ferner Gruppen von Cinerarien, Gold- lack, Margueriten, Erica persoluta alba u. a. Eine Hor- tensienleistung war da, die mit zu dem Besten gehört, welches ich in meinem Leben darin zu sehen bekam. Wir begegneten ferner grösseren Araukarieneinsendungen und guten Handelsfarnen. Besonders hervorragend waren noch einige Gruppen Topfrosen, die unser Landsmann Brando, ein Stettiner, seit einigen Jahren in Wien ansässig, in bild- schöner Ware gebracht hatte. Leider steht die späte Rosen- treiberei Wiens noch viel unglücklicher da als diejenige unserer deutschen Grossstädte. Sobald die Hochflut von der Riviera vorüber ist, setzen die österreichischen Küsten- lande ein mit ihrem Flor, also man muss sich schon mehr auf den Topfverkauf als auf Kultur zum Schnitt in heiz- baren Kästen beschränken. Auch Orchideen, von han- delsgärtnerischer Seite ausgestellt, verdienen erwähnt zu werden, da diese in vorzüglicher Kultur waren. Bei der grösseren Entfernung von Belgien, welches ja fast Vs des deutschen Bedarfes an Schnitt-Orchideen deckt, glaube ich, dass in Grossstädten Österreichs die Orchideenkultur sicher noch rentabler ist als bei uns, wo man sich in den grossen Züchtereien von vornherein zufrieden erklärt, wenn sich da ein Anlagekapital mit 4 — 5 "/o verzinst. Für die Schutzzollgegner mag das eine kleine Anregung zum Nach- denken geben. — Drei grosse und weit über Österreichs Grenzen hinaus rühmlichst bekannte Privatgärtnereien, die Fürstlich Lichtensteinsche in Eisgrub, Direktor W. Lauche, die Gräflich Harrachsche in Prugg a. d. L., Direktor Sand- hofer, und die Fürstlich Schwarzenbergsche Hofgärtnerei, Hofgärtner Anton Bayer, hatten die dekorative Aus- schmückung der Ausstellung übernommen und es wären ganze Seiten zu füllen, wenn man alle die vorgeführten seltenen Paradepflanzen anführen und beschreiben wollte. Gleichwie mich die Budapestcr Ausstellung zu der schmerz- lichen Äusserung veranlasste, dass es dem reichsdeutschen Gartenbau an Gönnern aus den Kreisen der oberen Zehn- tausend fehle, fühle ich auch hier in Wien, dass an vor- nehmen, feinsinnigen Liebhabern der schönen Pflanzenwelt Österreich uns weit übtr ist. Solche Leistungen, solche herrliche und seltene Pflan- zen mangeln unseren deutschen Ausstellungen zum Scha- den unseres schönen Berufes, dem unser grosses Publikum mit grösserer Verständnislosigkeit gegenübersteht. Ein und dasselbe von Pflanzen, nur Kulturleistungen zu sehen, mag wohl zu gärtnerischen Leistungen anregen, Liebhaber- fördernd in viel höherem Masse wirken aber nur Pflanzen- schätze, Sammlungen seltener und schöner Pflanzen. Den ästhetischen und bildenden Einfluss derselben müssen selbst wir Handelsgärtner, so gerne wir darüber zetern, wenn mal so ein Privatbetrieb uns unberechtigte Kon- kurrenz macht, unbedingt zugeben. Auch in Österreich, wo doch die Binderei auf ziemlich hoher Stufe steht, denn die ersten Blumengeschäfte Wiens stehen denen hier zu Lande nicht nach, behandelt man die Schnittblumen-Abteilung immer noch zu stiefmütterhch. Man verkennt seitens der Leitung solcher Veranstaltungen, dass diese Kultur, gerade ihrer rastlosen Ausdehnung und ständigen Vervollkommnung wegen ab und zu einmal Zeug- nis ablegen sollte, wie weit dieser Entwickelungsgang ge- diehen ist und wo es ihm noch fehlt. Das Gemüsegebiet, welclies ich als unser Stiefkind bei Gartenbau-Ausstellungen bezeichnen möchte, denn wir sind gewohnt, dasselbe als nicht ebenbürtigen Zweig unse- res Gartenbaues anzusehen, fand ähnlich wie in Budapest so auch auf der Wiener-Frühjahrs-Ausstellung eine gast- freundliche Stätte. Ein ganzer Saal war mit dem besten Frühtreibgemüse in tadellos appetitlicher Anordnung aus- gefüllt und wenn ich mich auch nicht vertiefen konnte in die Einzelheiten, so habe ich doch den Eindruck mitge- nommen, dass wir da manches lernen können, wenn auch bei uns nicht alles so gut gerät und so gern gekauft wird, was in Wien gedeiht und dem ,,Weaner" mundet. — Ein Berliner Kollege von der Krauterzunft würde wohl ungläu- big lächeln, wenn ich ihm sage, dass eine ausgestellte Kohl- rabi-Neuheit mit Namen ,,Delikatess" in ihrer rosig-bläu- lich schimmernden Frucht den Namen mit Recht verdiente und wahrscheinlich da bald eine beliebte Sorte werden wird. Dass blaue Kohlrabi und gelbe Kohlrüben immer besser und zarter sind, wie weisse, glaubt ja nur der Gärt- ner, dessen Kunden ihm diesen Glauben aufdrängen. Etwas konservativeres und am Althergebrachten zäher hängendes, als einen Gemüsegärtner giebt's ja gar nicht. Die ausgestellten Pläne sah ich nur flüchtig, dazu ge- hört auch Spezial-\'erständnis. Meine Freunde, die von dem vielen Gesehenen wieder Durst bekamen, zwangen mich endlich ins Freie zu kommen, wo wir aber — man höre und staune ! — von Bier- oder Weingenuss noch fein säuberlich verschont blieben. Das ist in der ganzen, ver- einten Monarchie so, man rechnet Erfrischungsräume als nicht zu Gartenbau-Ausstellungen gehörig. Ich bin aber der Meinung, dass eine gemütliche Plaudergelegenheit, wo man nicht allzu trocken sitzt, wohl dahin gehört, es fördert das Bekanntwerden, die kollegiale Geselligkeit und last not least — das liebe Geschäft ; denn dazu stellt man eben aus und es ist auch ein Grund mit zum Ausstellungs- besuch ; es bindet und hält zusammen. Wir haben deshalb auch nur flüchtig die steiermärkischen Koniferen unseres Freundes Kaupa-Graz und die der anderen Aussteller (manche der Koniferen schienen sogar in Holland ge- wachsen zu sein — wenn sie gut weiter wachsen, ist das ja auch nicht schlimm — ) bewuudyt, blieben noch ein paar .Augenblicke vor den Alpinen des originellen und freundlichen Herrn Kussmus-Klagenfurth stehen, der seiner Ausstellung das Schild :,, Die Flora der Steinzeit" angehängt'hatte, obwohl 474 Die Gartenwelt. VI, 40 wir DavaUia hullata, den neuen japanischen Ampelfam, als nicht dazu gehörig kritisierten (Herr Kussmus belehrte uns aber bald eines Besseren und wir mussten's ja glau- ben), und bald waren wir auf dem Wege nach einem guten Glas Pilsner, wo sich schnell eine mehr und mehr lustig werdende Gemeinde von Ausstellern und Besuchern nebst deren Damen zusammengefunden hatte. Aber selbst spä- ter, in der Niederösterreichischen Winzerstube war es uns immer noch nicht klar, weshalb es bei einer Gartenbau- Ausstellung so absolut ,, trocken" zugehen müsse, zumal die Ausstellungen bei uns meist an übergrosser Bierfeuch- tigkeit kranken sollen. Koniferen. Thuja occidentalis vervaeneana. W ie aus der untenstehenden Abbildung ersichtlich ist, bil- det sich diese Abart des gemeinen abendländischen Lebens- baumes auf einem freien Standorte, wo genügend Raum zur Entfaltung vorhanden ist, zu einer ganz geschlossenen, bis zum Erdboden herab buschigen und lückenlosen Pyramide aus, die jedem Rasenplatze, jeder Anpflanzung feiner Koniferen zur Zierde gereicht: was aber aus der Abbildung nicht ersehen werden kann, ist die hübsche, immer gleichbleibende, gelbliche Färbung der ganzen Pflanze, die wohl bei den jungen Trieben lebhafter und etwas mehr ausgeprägt erscheint, aber nicht soweit, dass dadurch die Gesamtfärbung beeinträchtigt würde. Der Wuchs ist ungemein kräftig und schnell, nach einigen Jahren sind junge Pflan- zen zu ganz stattlichen Exemplaren, wie das m der Abbildung dargestellte, das etwa 4'/2 rn hoch ist, heranwachsen. Noch wäre zu bemerken, dass diese Form des Lebensbaumes ebenso hart wie die Stamm- irt ist und von der Winterkälte nicht im < '.eringsten angegriffen wird, was jedenfalls den Wert und die Brauchbarkeit derselben noch um ein Bedeutendes erhöht. E. J. P. Zwiebel- und Knollengewächse. Zu unserer Cyclamen-Tafel. Über die Züchtungen Alwin Richters in Dresden haben wir wiederholt in Wort und Bild berichtet (Jahrg. V, No. 2g und Jahrg. VI, No. 22). Meute bieten wir noch eine Farbentafel der gefransten und gekrausten Cyclamen. Die flatterigen, leichten, in der Form oft unregel- mässigen Blüten sollen keineswegs den form- vollendeten Stoldtschen Züchtungen Konkur- renz machen, sie bilden gewissermassen eine Rasse für sich, vor welcher die belgischen I'apilii-Ci/chincn wenigstens in Deutschland zweifellos das Feld räumen müssen. Wir verweisen im übrigen auf die Abhandlungen in obengenannten Heften. Thuya occidentalis vervaeneana. Vom Verfasser für die ..Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Cyclamen Colchicum, ein neues im Freien aushallendes Alpenveilchen. Zu jenen Alpen- veilchen, die dieselbe Behandlung verlangen, wie C. cuiopactim und gleich diesem winterhart sind, gehört die von dem russischen Botaniker .\ 1 b o f f im Kaukasus entdeckte Art Cy- ilamen Colchicum Alboff. Diese Spezies, die sich in dem von Alboff herausgegebenen ..Prodromus Florae Colchicae" auf S. 166 beschrieben findet, unterscheidet sich von ''. curopaeum durch ihre grossen Knollen und ilurch breitere, stumpfere Petalen. Die in ihrer Färbung wechselnden Blumen sind wohl- riechend imd erscheinen im Herbst. Die Blätter sind geprägt. M. Gebhardt. .Die Gartenwelt" VI. Gefranste Cycla.men. Züchtungen von Alwin Richter, Dresden -Striesen VI, 40 Die Gartenwelt. 475 Obstbau. Die Behandlung junger, nengesetzter Obstb<äunie im ersten Jahre. Von Karl Fetisch, Kreisobstbautechniker, Oppenheim. in den letzten Jahren konnte nun häufig die Beob- achtung machen, dass im Laufe des Sommers viele neuge- setzte Obstbäume zu Grunde gegangen sind. Wenn auch .diese Erscheinung sehr oft auf geringes Pflanzmaterial •' zurückzuführen ist, so darf doch nicht verhehlt werden, dass Aohl die meisten \'erluste durch Unkenntnis in der Behandlung entstanden sind. Als erste Bedingung für das Anwachsen ist eine reichliche Bcwurzelung zu nennen. Ist eine solche nicht vorhanden, so sollte man den Baum zweckmässiger Weise einige Jahre in den Hausgarten pflan- zen, woselbst er. nicht weit ab vom Wasser, öfter ge- gossen werden kann als im Felde. Kann dieses nicht erfolgen, so ist beim Setzen reichlich Torfmull zu ver- wenden, welcher die Bildung \on Wurzeln wirksam unter- stützt. Eine weitere Bedingung ist ein gesunder, kräf- tiger Stamm, der frei von Blutlaus, Krebs. Schorf, Gummi- fluss und ähnlichen Krankheiten ist. Die Krone selbst kommt weniger in Betracht, da sie sich bei einem gesun- den Baume doch bald kräftig entwickelt. Ebenso ist es nebensächlich, ob die Krone des Kernobstbaumes sofort beim Setzen oder ein Jahr später geschnitten wird. Beim Steinobst hingegen liegen die Verhältnisse anders. Hier sollte mit Ausnahme des Süsskirschenbaumes. welcher über- haupt kaum einer Nachhülfe durch den Schnitt bedarf, sofort beim Pflanzen geschnitten werden, weil die Augen nur eine einjährige Lebensdauer besitzen und infolge- dessen im kommenden Jahre kahle Stellen entstehen würden. Sehr häufig zeigt sich im Frühlinge ein Einschrumpfen der Rinde. Diesem Übel begegnet man in wirksamer Weise, indem man den Stamm mit einem Brei, aus Lehm und Kuhfladen bestehend, bestreicht. Sehr zweckmässig ist auch ein wiederholter Anstrich mit Kalk. Die Be- denken, die gegen einen Kalkanstrich jüngerer Bäume geltend gemacht werden, sind nicht begründet; man mache nur selbst einmal diesbezügliche X'ersuche und überzeuge sich von der Zweckmässigkeit dieses \'erfahrcns. Beson- ilers aber ist darauf zu achten, jungen Bäumen, die nicht mit den anderen austreiben, den zum Schutz gegen Hasen angebrachten Strohverband zu belassen. So wünschens- wert es auf der einen Seite erscheint, die Strohumhüllung zu entfernen, um einer \'erweichlichung" des Stammes \or- zubeugen, so schädlich wirkt es auf der ;mderen Seite bei frischgesetzten Bäumen. Kreisobstbautechniker soll- ten daher bei ihren Gemarkungsrundgängen hierauf stets Rücksicht nehmen. Entfernt man das Stroh vorzeitig, so läuft man stets Gefahr, dass Bäume, die noch nicht ge- trieben haben, gänzlich absterben. Von ganz ßesonderem \'orteil für das Anwachsen junger Bäume ist nun eine rechtzeitige Bewässerung. Im Herbst und Winter gepflaitztc Bäume wird man vor Ende Mai kaum zu giessen brauchen, weil das Erdreich durch die vorhandene Winterfeuchtigkeit und durch die Früh- jahrsregen gewöhnlich noch nass genug ist ; im Frühling gesetzte Bäume bedürfen jedoch dringend der Nachhülfe und müssen ganz besonders nach Beendigung des Pflanz- geschäftes ausgiebig angegossen werden. Hierdurch ver- bindet sich das Erdreich innig mit den Wurzeln, es ent- stehen keine hohlen Räume, welche der Luft Zutritt ge- statten, und die Gefahr des .\ustrocknens der Wurzeln wird beseitigt. Im Juni, also mit Eintritt der wärmeren Jahreszeit, sollten sämtliche neugepflanzten Bäume und thimlichst auch solche, die bereits ein Jahr früher gesetzt worden sind, ausnahmslos durchdringend bewässert werden. Das Bewässern muss man, wenn irgend möglich, alle vierzehn Tage wiederholen und es darf besonders im Juli und August nicht versäumt werden. L'm ein schnelles Aus- trocknen der Baumscheiben zu verhüten, lockere man die- selben im Laufe des Sommers mehrere Male oder bedecke sie .\nfang Juni mit kurzem Stallmist, Torfmull, Trauben- trestern, Hopfenabfällen oder auch mit Sägespänen. Die im Herbst aufgebrachte Schutzdecke gegen Frosteinwir- kungen lasse man nicht liegen, sondern entferne sie im März oder .April. Während des Winters ziehen sich an solche Stellen eine l'nzabl schädlicher Tiere hin, wie Maulwurfsgrillen, Erdraupen, Engerlinge u. a. m. Mit grosser Vorliebe scheinen an selchen Stellen auch die Maikäfer ihre Eier abzulegen, denn wir haben vielfach im Juni, an im Winter mit Mist gedeckten jungen Bäumen die ersten Anfänge von Engerlingen wahrgenommen. D i e Bedeckung der Baumscheibe sollte daher \- o n Neuem im Juni nach dem M a i k ä f e r f 1 u g stattfinden. Trotz grösster Sorgfalt kommt es doch häufig vor, dass Anfang Juni eine Anzahl junger Bäume nicht ge- trieben haben. Manchmal entwickeln sich dieselben wohl in der zweiten Saftperiode, doch ist hierauf kein \'erlass. Der einsichtsvolle Obstzüchter muss daher, w^ill er seine Bäume nicht zu Grunde gehen lassen, rechtzeitig .Vbhilfc schaffen. Im Herbst oder Frühling gesetzte Bäume, die zur obenerwähnten Zeit noch kein Leben zeigen, nimmt man am frühen ]\Iorgen, oder des Abends, nachdem es kühler geworden ist, aus dem Boden, schneidet mit einem guten, scharfen Messer die Wurzeln von Neuem und stellt die Wurzelballen dann in ein Gefäss mit Wasser, welches man so hoch füllt, dass die Wurzeln reichlich bedeckt wer- den. Hat man stehende Gewässer oder einen Wasserlauf in der Nähe des Grundstücks, so legt man sie in diese. Die Bäume bleiben solange im Wasser liegen, bis sie Leben zeigen, d. h. bis man ein Anschwellen der Knospen beobachtet. Letzteres geschieht in der Regel nach einigen Tagen. Sodann pflanzt man, ebenfalls zur kühleren Tages- zeit, die Bäume wieder an Ort und Stelle, giesst sie durch- dringend an und bestreicht sie mit Lehm und Kuhfladen oder umwickelt sie mit Moos, Heu und Stroh um ein starkes Ausdünsten zu verhindern. Auf diese Weise sind 476 Die Gartenwelt. VI, 40 im Kreise Oppenheim viele junge Bäume gerettet worden, die im anderen Falle unfehlbar verloren gegangen sein würden. Zu den Wirkungen der Spätfröste wird uns aus Südungarn mitgeteilt, dass die Fröste vom 23. zum 24. April, welche damals anscheinend keinen Schaden angerichtet haben, da an den Bäumen keine äusserlich sichtbaren Spuren auftraten, nun doch noch ihre Opfer fordern. Bis Mitte Mai währte die kalte Witterung und man sah nichts von Frostschäden; dann setzte aber eine Periode ungewöhnlich heisser Tage ein, welche Tem- raturen bis 37 ° C. brachten und nun zeigte sich, dass selbst das Laub erfroren war. Die Blätter wurden dürr und fielen ab, ebenso die Ansätze junger Früchte. Die Äpfel, Birnen, Kirschen, Weichsein, Erdbeeren, welche ausgangs April in schön- ster Blüte standen, sind erfroren. Auch das Frühgemüse hatte so stark gelitten, dass viele Neupflanzungen vorgenommen werden mussten. Die Aussichten auf eine Ernte sind die denkbar traurigsten. Karl Kovac, Bänhcygcs, Ungarn. Gemüsebau. Etwas vom Gemüsebau in Südrussland. Von Albrecht Müller, Cokirenzi, Russland. Uer nördliche Teil von Südrussland hat ein Klima, das etwa dem des mittleren Rheinthales entspricht. Schrof- fer Witterungswechsel gehört nicht zu den Seltenheiten. Nach recht warmen Tagen tritt plötzlich starke Abkühlung ein, ebenso nach grosser Trockenheit Regen in höchst überflüssiger Menge. Speziell das vergangene Jahr (1901) zeichnete sich durch grosse Wärme und andauernde Trockenheit aus, sodass grosse Erfolge in Gemüsekulturen nicht zu verzeichnen waren. Künstliche Bewässerung ist mit Schwierigkeiten verbunden, da Wasserleitungen auf dem Lande zu den Seltenheiten gehören, fliessendes Wasser auch nicht immer vorhanden ist, und die etwaigen Teich- anlagen zum Teil austrocknen. Wenn auch genügende Mengen stehenden Wassers vorhanden sind, so erfordert das Heranbringen derselben an den Garten viel Arbeit und ist in folge dessen sehr kostspielig. Mit künstlichem Dünger arbeitet man in den Gärten noch garnicht, da Stalldünger noch genügend vorhanden ist, andrerseits der Boden noch nicht so ausgesaugt ist. Die Bearbeitung des Gemüsegartens wird durch halb- wüchsige Burschen und Mädchen besorgt, fast noch Kin- der, da die Arbeitskräfte doch nicht so im Überfluss vor- handen sind und bei der grossen Ausdehnung der ge- samten Anlagen so wie s!o genug Geld für erwachsene Leute ausgegeben werden muss. F^s heisst auch hier zu Lande ,, sparen'". In herrschaftlichen Besitztümern, die ich hauptsäch- lich im Auge habe, liegen oftmals die zur Gemüsezucht bestimmten Gärten weit auseinander, sodass durch Lau- ferei oft viel Zeit verloren geht. Alles Gemüse muss in Masse angebaut werden, da der Verbrauch ein gewaltiger ist, denn nicht allein das ganze Hauspersonal, sondern noch fast das ganze Öko- nomiepersonal bekommt sein Deputat «us dem Garten, und es sind nicht wenig Leute, die darauf Anspruch haben. Die Kulturmethoden sind nicht sehr verschieden von denen Deutschlands, denn die Herren Kunstkollegen sind zum grossen Teil Deutsche, oder die Russen haben uns schon genügend abgesehen, um allein fertig zu werden. Ein geringer Unterschied ist ja immerhin durch Lage und Geschmacksrichtung vorhanden. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen will ich näher auf die einzelnen Gemüsearten eingehen. Ich führe selbst- redend nur die Arten an, bei welchen die Kulturweise > anders ist, oder bei welchen irgend eine bestimmte Sorte Ij sich hervorragender Beliebtheit erfreut. Von den Cucurbitaceen sind zu erwähnen : Gurken. Diese werden in grosser Menge gebaut aber nur kleine Sorten (russische Traubengurke). Kürbis. Eine langgestreckte, glatte oder warzige Frucht, Pflanze buschig wachsend, keine oder nur wenige Ausläufer machend. Die Sorte heisst Kabatschlci. Die Früchte dieser Sorte werden in unreifem Zustande ver- braucht, mit Fleischfüllung versehen. Schmecken sehr gut. Zucker- und Wassermelone. Zuckermelonen werden auch im Gemüsegarten gezogen, sind aber sehr mehlig und schmecken ziemlich fade. Auf einer herrschaftlichen Tafel dürfen sie sich nicht blicken lassen. Über Wasser- melonen lese man meinen Artikel in No. 33 nach. Von Solanaceen zieht man : Tomaten. Im Mistbeet ausgesät, nach den letzten Nachtfrösten ins Freie gepflanzt, am besten an einen nach Süden gelegenen Abhang. Grosser Verbrauch. Eierfrucht. (Solanum Muongena). Nicht so häufig wie die Tomate, wird aber noch gut reif. Kultur wie Tomate. Spanischer Pfeffer (Capsicum a)iiiuiiiii). Man kultiviert meist langfrüchtige Sorten, Kultur wie die der Tomaten. Von den Kartoffeln ist zu erwähnen, dass sie fast nur in Gärten gebaut werden, wenigstens von den Bauern. Auf dem Felde sieht man noch wenig. Höchstens die Gutsbesitzer mit Brennerei bauen sie feldmässig an. Von den Gramineen wird der Mais sehr viel für die Küche gebaut. Man lässt die Samen desselben vor der Aussaat anquellen, sät sie gleich ins Freie und wiederholt die Aussaat von 14 zu 14 Tagen vielleicht dreimal. Die Kolben werden halb- reif verbraucht. Der Mais leidet viel vom Vstihuju Maydis und man sieht oft wahrhaft ungeheuerliche Ge- bilde anstatt der Kolben. Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass der Gärt- ner sich seine Gemüsesamen durchweg selbst bauen muss. Leider entstehen auf die Weise viele BastardsDrtcn und nach ein paar Jahren kann man doch nicht umhin, neue Samen anzuschaffen. Trotz des grossen Raumes wird der Platz zu klein, wenn man eben alles selber ziehen muss. VI, 40 Die Garten weit. 477 Verdiente Fachgenossen. C. Stoldt. j\m I. Juli d. J. waren es 25 Jahre, dass die Firma C. Stoldt begründet wurde und zwar aus den kleinsten Anfängen heraus. Wenn Stoldt heute zurückblickt auf das Vierteljahrhundert, so reich an Arbeit, so muss er sich trotz seiner grossen Bescheiden- heit sagen, dass es auch reich an schönen Erfolgen war, an Erfolgen, die dem deutschen Gar- tenbau in seiner Gesamtheit von ^^ Nutzen gewesen sind und bleiben r /' werden. Alle diejenigen, die das ■ ■ Glück hatten, Stoldt persönlich ken- nen zu lernen, unter seiner Führung seine musterhaften Kulturen besieh- / tigen konnten, werden es gewiss gerechtfer- tigt finden, wenn wir dieses Bahnbrechers auf dem Gebiete nutz- bringender Spezialkul- turen hier ehrenvoll ge- denken. Freund Stoldt wird uns zürnen, wenn er sich, umgeben von seinenLieblingsblumen, hier in der „Garten- welt" findet, er wird nach dem „Verräter" forschen, der uns seine Photographie ausge- händigt hat. Wir wussten dies vorher, aber wir konnten uns nicht helfen, es war uns ein Bedürfnis, dem Freund und hervor- ragenden Fachgenossen an seinem Jubeltage diese kleine Ehrimg zu erweisen. Stoldt ist eine kernige Persönlichkeit, ein Mann, wel- cher den Kopf auf dem rechten Flecke trägt, ein Gärt- ner, welcher sich ein Ziel ge- steckt hat, für dessen Ver- wirklichung er mit zäher Be- harrlichkeit Jahrzehnte lang ganzes Sein geopfert. Die schichte seiner herrlichen Cycla- men, welche wir in No. 31 aus seiner Feder, begleitet von einem prächtigen Aquarell, unseren Le- sern bieten konnten, war zugleich auch eine Lebensgeschichte des Züchters. Nicht nur aus jeder Zeile dieser Schilderung leuchtet die Bescheidenheit Stoldts heraus, sondern auch aus der beigegebenen, unter seiner Leitung gefertigten Tafel. Mit peinlicher Genauigkeit achtete er darauf, dass die Blüten sämtlicher auf dieser Tafel dargestellten eigenen Züchtungen nur in der Durchschnittsgrösse gemalt wurden, dass sich der Maler frei hielt von jeder Schmeichelei und nur die reine Wahrheit mit dem Pinsel auf das Papier bannte. Das Aufblühen der Cyclamenkultur, der grosse L'mfang, welchen dieselbe heute, besonders in Deutschland angenommen hat, das Entstehen der zahlreichen anderen Spezialkulturen dieser Blume sind lediglich auf Stoldt zurückzuführen. Die übrigen Züchter hatten es leicht, auf der Grundlage der Stoldtschen Erfolge weiter zu bauen, mit dem von ihm bezogenen Samen gute Ergebnisse z U| erzielen. Aber Stoldt ist noch immer der König im Reiche der Cyclamenblumen, der weder übertroffene, noch erreichte Meister ! Bahnbrechend wie seine Cyclamenzüchtungen, sind auch seine Orchideenkulturen für die deutsche Schnittblumengärtnerei geworden. Es ist ein wahrer Gcnuss, Stoldt von seinen Orchi- deen erzählen zu hören. Er vertritt den gesunden Standpunkt, dass die Orchidee, um eine Ra- rität, eine Fürstin im Reiche der Blumen zu bleiben, nicht in ^ _ grossen Massen für Schnitt- blumenzwecke gezüchtet werden ^i ^0»- -v darf, wie dies heute u. a. in i. '. ^ Berlin, Brüssel und Brügge geschieht. .An diesem Grund- satze hält er unent- wegt fest. Sein für die Schnittblumen- kultur bestimmtes Orchideenhaus ist ein Schatzkästlein ersten Ranges und nicht nur das, es bringt auch einen beträchtlichen Nutzen, während andere, welcheOrchideen-Schnitt- blumenkultur im grossen Umfange ausüben, mit Verlust arbeiten. In seinen Importen war Stoldt ständig vom Glücke begünstigt. Manche her- vorragende Seltenheit hat er unter denselben entdeckt und für statt- h England verkauft. Aber ein win- ziges Bülbchen behielt er sich stets zurück, aus C. Stoldt. welchem er bald eine zweite Pflanze der Seltenheit, dank seines vorzüglichen Kulturverfahrens, in blüh- barer Kraft erstehen sah. Jede Pflanze im Stoldt- schen Orchideenhause hat ihre eigene Geschichte, welche mit dem Leben des Züchters eng verknüpft ist, eine Lebensgeschichte, die er dem Gaste in fesselnder Weise zu erzählen versteht. Neben Cyclamen und Orchideen hat Stoldt seine Fürsorge auch den Clivien zugewendet, die er durch die ausserordentlich schwierig auszuführende Kreuzung mit Valloia parpurea in be- ^vundernswerter Weise in der Färbung vervollkommnete. Wie die Stoldtsche Gärtnerei vor nunmehr 25 Jahren mit den bescheidensten Mitteln begründet wurde, so etwa sieht sie auch heute noch aus; das Grundstück ist unvergrössert geblieben. .\ls Praktiker und rechnender Geschäftsmann hat Stoldt allen \'er- suchungen, von den Nachbarn rechts und links Ländereien hin- 478 Die Gartenwelt. VI, 40 zuzukaufen, widerstanden, ebenso allen Versuchungen, den müh- sam erworbenen Verdienst durch fortgesetzte Neubauten in Stein und Eisen wieder festzulegen. Es ist nur sehr wenig hinzugebaut worden und die Gewinne wurden in der ersten Zeit zur Ab- tragung der Hypothekenschulden verwendet. So hat die Gärt- nerei ihren massigen Umfang behalten, worin auch der Haupt- grund der Erfolge ihres Besitzers liegt. Stoldt ist, unterstützt von seinem Schwiegersohne, bis zum heutigen Tage sein eigener Obergärtner geblieben. Das Befruchten der Cyclamenblüten, das Ernten der Samen, die Kultur der Orchideen und Clivien, kurz, jede wichtige Arbeit wird von ihm selbst bezw. unter seiner persönlichen Leitung oder unter der Leitung seines Schwiegersohnes ausgeführt. Stoldt ist aber nicht nur ein tüchtiger Gärtner, ein rech- nender Kaufmann, sondern ein hochangesehener Bürger Wands- beks und ein weit und breit in gärtnerischen Kreisen beliebter Mann, welcher nach gethaner Arbeit sein grösstes Glück in der Pflege eines an Innigkeit einzig dastehenden Familienlebens sieht. Aus dem Leben des Jubilars seien noch nachstehend nach den mir von befreundeter Seite gemachten Mitteilungen die wichtigsten Daten angeführt : C. Stoldt wurde am 23. November 1847 zu Wusterhausen (Pommern) geboren. Schon früh zeigte er Sinn für die Natur und wurde auch deshalb zum Seemannsberuf bestimmt. Aber schon nach kurzer Zeit trat er von diesem zurück, um auf dem Gute Boltenhagen (Pommern) drei Jahre lang die Gärtnerei zu erlernen. Nach abgeleisteter Lehrzeit trat er in eine benachbarte Gutsgärtnerei ein, doch der Drang nach wei- terer Ausbildung im Fach veranlasste ihn bald zur Aufgabe dieser Stellung, um in Dresden in grösseren Handelsgärtne- reien Beschäftigung anzunehmen. Im Jahre 1868 verliess er Dresden, um sich nach Hamburg zu wenden und hier in verschiedenen Geschäften zu arbeiten. Dann trat er 1869 zum Militär ein und zwar beim Lauen- burgischcn Jägerbataillon No. 9 in Ratzeburg. Bei diesem Truppenteil machte er auch den glorreichen Feld- zug gegen Frankreich mit und seine Brust schmückt die Kriegs- eriiuierungsmedaille mit den Gefechtsspangen, Gravelotte^ St. Privat, Beaugency — Cravaut, Orleans und Metz. Nach beendetem Feldzuge wandte sich Stoldt wieder nach Hamburg, welches seine zweite Heimat werden sollte. Nach nur noch kurzer Gehilfenzeit nahm er nun die Obcrgärtnerstelle auf der Privatbesitzung Metzendorf in Pöseldorf bei Hamburg an, die später an den Kaufmann Hell überging. Hier bethätigte er sein grosses gärtnerisches Können durch die verschiedenen Kulturen, die bei seinem Abgänge die vollste Anerkennung seitens seines Erotherrn fanden. In dieser Zeit war es auch, wo sich der Jubilar sein ,,Käth- chen Stoldt" geb. Peters als Lebensgefährtin erkor, die Gattin, die seitdem treulich Freud und Leid mit ihm geteilt und der er später durch seine gleichnamige weisse Cyclamenzüchtung ein schönes Denkmal gesetzt hat. Am I. Juh 1877 begründete Stoldt die Gärtnerei in Wands- bek-Marienthal und legte damit die Grundlage zur heutigen Gärtner-Kolonie dortselbst. Hier konnte er nun sein reiches Wissen im vollsten Masse verwerten. Von hier aus übergab er der Gärtnerwelt seine an- erkannten Cyclamcn-Neuzüchtungen; von hier aus machte er die Orchideen zu einem vordem nie geahnten Handelsartikel. In den Hamburger Gärtner-Vereinen ist unser Stoldt eine bekannte Persönlichkeit, hatte er doch durch lange Jahre be- deutende Ehrenämter in denselben inne, bis ihn das zunehmende, an keinem Menschen spurlos vorüliergehcnde .\lter zwang, von der öffentlichen Thätigkeit des Vercinslebens zurückzutreten. Auf den meisten grösseren Ausstellungen der letzten Jahrzehnte war Stoldt zu sehen, teils als Aussteller, teils als Preisrichter. Auch heute ist der Jubilar noch rüstig und arbeitsfrisch : 55 Jahre, auch wenn sie zum grössten Teile als Kriegs- und harte Arbeitsjahre doppelt zählen, wiegen nicht allzu schwer im Leben eines deutschen Gärtners. Möge ihm noch eine langjährige, , an Erfolgen reiche Thätigkeit beschieden sein. Berlin. Max Hesdörffer. Aus den Vereinen. Zweite Jahressitzung der Deutschen Dahlien-Gesellschaft am I. Juni d. J. in Erfurt. IMc sämtlichen TLilnchnier, nahezu 40 Herren, besichtigten das für die Ausstellung zur Verfügung gestellte Terrain, welches infolge der grossen zu erwartenden Beteiligung eine Erweiterung von 20 000 qm auf 30 000 qm also auf 12 preussische Morgen, erfahren hatte. Herr Garten- direktor Linne, der technische Leiter des L'nternehmens, gab an der Hand des Planes liebenswürdige Auskunft und teilte des weiteren mit, dass die vorläufig auf 600 qm angenommene Halle der Deutschen Dahlien-Gesellschaft anschliessend an das Auspflanz-Terrain für Freiland-Dahlien vorgesehen ist. Wie schon bekannt, soll dieses Terrain zum Auspflanzen von Dahlien den Mitgliedern der Gesellschaft ebenso wie der geräumige Raum in der Halle unentgeltlich zur Verfügung stehen. Irgend welche Kosten für die Weiterkultur entstehen unseren Mitgliedern nicht, zumal Herr Kommerzienrat Benary noch so freundlich war, selbst die Pfähle zur Verfügung zu stellen. Für einheitliche Etikettierung dieser ausgepflanzten Dahlien wird Herr Olberts Sorge tragen. Nach dem heutigen Stande der Meldungen werden nahezu 600 Pflanzen in zumeist neucr-'n und neuesten Sorten vor- geführt werden. Die Meldungen seitens der Mitglieder in abge- schnittenen Dahlien, Herbstschnittblumcn, Schnittgrün und P'flanzenneuheiten entsprechen einer Fläche von 400 qm. Es wurde mit Freude erkannt, dass sich viele Mitglieder ('/j) für Beteiligung während der ganzen Dauer der Ausstellung, also füt- 9 ,Tage, bereit erklärt haben. .Sofern der geringe Bruchteil derjenigen, welche nur 4 Tage ausstellen wollen, bei dieser Ab- sicht bleibt, werden einige Erfurter Firmen mit dem gleichen Material vom fünften Ausstellungstage, ^b 'der^n Plätze einnehmen. Wie es bei allen voraufgegangenen Ausstellungen der Ge- sellschaft beliebt war, so sollen auch diesmal zwei grössere Aus- flüge in die Berge Thüringens stattfinden und zwar sind für solche Ausflüge die Touren nach Ruhla und Eisenach und in engerer Wahl als zweite Tour, Ausflüge nach dem Schwarzathal oder nach Waltershausen, Gross-Tabarz (Spindlers Garten), Schloss Reinhardsbrunn und Friedrichroda in Aussicht genommen. Am 6. September nachmittags 3 odbi" 4 L'hr, hält die Gesell- schaft ihre Ausstcllungs-Tagung ab. Wie der \'orsitzende des Ausstellungsausschusses mitteilte, sollen während der Dauer der Ausstellung aufklärende und gemeinnützige Vorträge über zeit- gemässe gartenbauliche Thematas abgehalten werden. Auch seitens eines Mitgliedes der Deutschen Dahlien-Gesellschaft ist ein solcher Vortrag erwünscht. In den Dahlien-Ausstellungs-.Ausschuss wurde Herr Hof- lieferant Sauerbrey, Gotha, noch hinzugewählt und diesem Aus- schuss die alleinige Verhandlung mit dem Komitee des Erfurter Gartenbauvereins zugestanden. So gut wie sicher feststehend ist es, dass die Bindereien in den beiden grossen Schauhallen der Erfurter Firmen untergebracht werden und zwar soll die eine Halle in Schönheits-Konkurrenz ausgestellte Schaustücke, von denen jede Firma nur ein solches bringen darf, enthalten. Die anderen Bindereien sollen in einer Halle vereinigt werden. Stadtgartendirektor Linne beabsichtigt die Bindereien in leichter künstlerischer Anordnung zwischen Pflanzen und Dekorations- gru])pen unterzubringen, damit jede ermüdende Wirkung fern ge- halten ist. Ebenfalls werden die Ausstellungsgegenstände der Erfurter Firmen nicht in Gesamtleistungen vorgeführt, sondern nur so, wie das Gesamtbild es vereinzelt am besten zulässt. Herr Olberts will für die Binderei-Schönheits-Konkurrenz einen Entwurf dem Hauptausschuss zustellen. Diese Schön- VI, 40 Die Gartenwelt. 479 heits-Konkurrcnz soll nur durch das Publikum stattfinden. Jeg- liche Prämiierung auf der ganzen Ausstellung ist ausgeschlossen. Den noch saumigen Mitgliedern der Deutschen Dahlien- Gesellschaft wird dringend geraten, die Anmeldungen unverzüg- lich einzureichen. Das Ausstellungs-Programm wird anfangs d. M. erscheinen und ist von der Geschäftsstelle der Deutschen Dahlien-Gesell- schaft in I^irilz bei Berlin zu beziehen. Heinrich Kohlmannslehner, Britz-Berlin. Mannigfaltiges. Vagneische Pfianzennamen. Für die unverantwortliche Eigen- mächtigkeit, mit der manchmal Botaniker sich bemüssigt sehen, die Namen alter bekannter Pflanzen ohne jeden Grund zu ändern, bietet auch folgende kleine Geschichte ein Beispiel, die sich, w-ic in „Meehans Monthly" vor einiger Zeit berichtet wurde, jüngst in .M e e h a n s Baumschule ereignete, wo durch die Veränderung eines Pflanzennamens nicht wenig Kopfzerbrechen verursacht wurde. „Ein Angestellter der Geschäfte kam mit einem Brief zum Besitzer, um zu erfahren, welche Pflanze denn der Schreiber mit Vagnera raceinosa gemeint habe. Alle Lexika wurden durch- sucht, — Durand, Lindley, Kewensis, Nicholson, Paxton, Johnson und noch viele andere, aber von Vaynera racemosa fand sich keine Spur. In der Annahme, es ' könne vielleicht einer von den neuesten der neuen alten Namen sein, wurde zu guterletzt noch Britton und Browns „lUustrated Flora" zur Hand ge- nommen, und siehe da, es erwies sich, dass die in Frage stehende Pflanze unsere alte bekannte Smilaciiia racemosa Dcsf., das ge- wöhnliche wilde Salomonsiegel war. Der Wechsel war wohl in den Tagen vorgenommen worden, als die Prioritätsforschung Mode wurde, und es war Professor B r i 1 1 o n selbst gewesen, der vor vielleicht acht Jahren Smilacina racemosa, umtaufte und uns sagte, dass dies in Zukunft ein Vnifolium raceiriosum sei. Noch ehe wir Zeit gefunden hatten, unser Herbarium durchzusehen und den alten Namen auszukratzen, bezw. L'nifolium für Smilacina zu setzen, da kam schon derselbe Autor wieder und sagte uns, das ist kein Vnifoliiuii, sondern eine Vagnera. Wir fragen jetzt, warum denn diesen „Vagner" auf eine so mühevolle Weise ehren? Wer ist denn überhaupt der „Vagner"? Aus der „Illustrated Flora" erfahren wir weiter, , .benannt zu Ehren Wagners" und sonst nichts! — Nun das ist doch ge- wiss auf recht dürftige Weise geehrt, wenn man den Namen noch nicht mal richtig schreibt! Wer in aller Welt ist denn dieser Wagner? — Der französische Botaniker, Michel A d a n s o n , gebrauchte in den „Familles des Plantes" im Jahre 1763 den Namen Vagnera, und war dies 'der Zeitpunkt, wo wahrscheinlich J. J. Wagner gemeint war, der über die Naturgeschichte der Schweiz schrieb und als Schweizer wohl verdiente, seinen Namen mit einem richtigen, vollen W zu schreiben. Wir wenden uns an unsere guten Freunde, B r i 1 1 o n und Brown, uns bei dem Namen-Wirr- warr etwas mehr entgegenzukommen. Wir wollen es zu gleicher- zeit nicht daran fehlen lassen, gegen diese Missstände anzu- kämpfen, denn es wird höchste Zeit, über solche „Villkür zu vachen, anstatt derartigen Wersuchen Worschub zu leisten." M. Gebhardt. Widerstandsfähigkeit der Saatbohnen. Die bisher vor- herrschende kalte Witterung wird manchen Gartenbesitzer in Bezug auf seine Bohnensaat eine Schädigung durch Würmer befürchten lassen, die bei anhaltend kaltem Wetter häufig eintritt. Um diesem vorzubeugen, empfiehlt sich das einfache Mittel, die Saatbohnen eine Nacht in Fischthran zu legen. Ohne eine Verminderung der Keimfähigkeit herbeizuführen, bleibt die auf diese Weise behandelte Saat infolge des unangenehmen Geruches von den Angriffen der Schädlinge verschont. F. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 192. Welches ist der Grund, dass an Veredlungen von Ribes auremn, Hochstämmen, nach- dem dieselben angewachsen sind und ausgetrieben haben, die sog. Wassersucht auftritt und wie ist diesem Übel vorzubeugen oder abzuhelfen? (Die Rinde an besagten Bäumchen platzt und sondert eine wässerige Flüssigkeit ab, so dass 50 — öo"/,, der schönsten Veredlungen zu Grunde gehen, trotz starken Trockenhaltens.) — Die unter der Bezeichnung Wassersucht allgemein be- kannten beuligen Rindenwucherungen der Stämme von Bibes aureum, nachdem sie mit Stachel- oder Johannisbeeren veredelt worden sind, beruhen auf Saftstockungen, die verschiedene Ur- sachen haben können. Der erste Fehler wird gewöhnlich schon bei der Vorbereitung der Stämme zum Antreiben dadurch be- gangen, dass man sie so glatt wie nur irgend möglich aufputzt und nicht einmal die seitlichen Augen schont, in der Befürch- tung, man könnte zu reichlich seitlichen Ausschlag und nach dessen späteren Entfernung zu viele starke Narben an den Stämmen bekommen. Infolge einer so unzweckmässigen Be- handlung muss sich aber der weitaus grösste Teil des Saftstromes nach den Triebspitzen richten, auf denen die aufgesetzten Reiser, auch wenn sie gut angewachsen sind, ganz unmöglich die zuge- führten Stoffmengen allein verarbeiten können. Es kommt in folge dessen an den Veredlungsstellen zu starken Ansammlungen von Wasser, welches einen ungeheuren Druck auf die Zellen ausübt und sie zu der krankhaften, schwammigen Veränderung veranlasst. Die kallusartigen Gewebemassen platzen schliesslich und vertrocknen, was natürlich auch das Absterben der darauf sitzenden Veredlungen zur Folge hat. Zu den gleichen gefähr- lichen Saftstockungen führt auch ein sofortiges Entfernen aller am Stamme seitlich erscheinenden Triebe oder ein übermässiges Kinstutzen derselben im guten Glauben, dadurch eine ganz be- sonders kräftige Ernährung der aufgesetzten Reiser zti erreichen, die aber in Wirklichkeit nur eine ihrer fortschreitenden Ent- wickelung angepasste Stoffzufuhr mit Vcr.eil verwerten können. Ebenso sollte die Veredlung erfolgen, sobald sich der Trieb in den Unterlagen nur einigermassen regt, denn das Aufsetzen der Reiser auf dieselben in voller Vegetation verursacht Stockungen, ehe die Reiser überhaupt richtig anwachsen und auch nur den geringsten Teil der zugeführten Stoffe verarbeiten können. Die verspätete Veredlung in den vollen Saft mag sehr häufig Ver- anlassung zu diesen abnormen Wucherungen geben, was schon daraus erhellt, dass Freilandveredlungen, die erst Ende August und im September mit dem allmählichen Rücktritt des Saftes ausgeführt werden, weit seltener an diesem Übel zu Grunde gehen. Die Vorbeugung wird also bestehen müssen in der Belassung mehrerer seitlicher Augen an den Stämmen, in einem massigen Stutzen der Seitentriebe, welches mit der Entwickelung der edlen Krone bis zur völligen Entfernung der Zugäste gleichen Schritt halten muss, im massigen Antreiben der Unterlagen, in der rechtzeitigen Ausführung der Veredlung und in nur mas- sigen Wassergaben, da auch hierin des Guten leicht zu viel geschieht. Machen sich aber erst leichte Rindenanschwellungen bemerkhch, so empfiehlt sich ein sofortiges Schröpfen der be- treffenden Stämme, um durch diese künstliche Verwundung die überschüssigen Stoffe zur Wundverheilung abzulenken. W. Geucke, Gartenbaulehrer, Reutlingen. — Nach meinen Erfahrungen liegt es sehr häufig an den Stämmen, wenn Wassersucht stark auftritt. Ich habe vor ca. 12 Jahren in einem grossen Baumschulcnbetriebe, der die Anzucht hochstämmiger Stachel- und Johannisbeeren als Spezialität be- trieb, tausende solcher Stämmchen herangezogen, aber niemals Verluste gehabt. Hier wurde aber auf die i?j/je*stämme grösster Wert gelegt und nicht, wie es oft geschieht, alte, durch mehrere J.ihre hindurch aufgezogene Stämme benutzt. Schon die Art der Anzucht war dort eine recht praktische. Die Vermehrung erfolgte durch Steckholz, welches bei einer Reihenentfernung 480 Die Gartcnwelt. VI, 40 von 0,75 — 1,00 m gesteckt wurde. Die ganze Fläche war gründ- lich gedüngt und mit kurzem Mist überstreut. Zeigten sich erst schwache Loden, so wurden dieselben im Frühjahr zurückge- schnitten. Ein jeder Schoss musste direkt vom Boden in dem- selben Jahre seine Höhe erreichen, wurde diese von einigen Exemplaren nicht erreicht, dann wanderten diese nach dem Aus- sortieren wieder aufs Vermehrungsbei't. Erst vergangenen Herbst sah ich eine Vermehrungsart der Eibes, die unter keinen Umständen gutes Material geben kann. In diesem Falle war ein mit vielen Schossen ausgestatteter Busch angehäufelt, wie man es bei Quitten thut, nach der Bewurzelung trennte der betreffende Züchter die Schosse von der Mutterpflanze, schulte sie auf und nahm erst im folgenden Jahre die Veredlung vor. Abgesehen von der kostspieligen Erzishungsart, kann man auf diese Weise kein gutes Material erziehen, das ist Spielerei. Anzucht aus Steckholz und reichliche Gaben flüssigen Düngers während der Vegetationszeit führt zu den besten Resultaten. Dass solche Stämme dann weniger zur Wassersucht disponiert sind, geht schon daraus hervor, dass man ziemlich stark spritzen konnte, ferner auch alle jene Stämme, die durch das Aufein- anderstellen der Töpfe doch reichlich mit feuchter Luft um- geben waren, gesund blieben. Nicht sehen tritt auch Wasser- sucht ein, wenn die Luft feucht und der Ballen zu trocken ist. Auf alle Fälle liegt es am häufigsten an den alten Stämmen. Man sollte so alte Stämme überhaupt nicht verwenden, da diese häufig genug neben der Wassersucht auch noch Kern- fäule erhalten und kurzlebiger sind, als flott gewachsene ein- jährige Ruten. Carl Pfeiffer, Grossh. Fachlehrer, Oppenheim a. Rh. — Das Auftreten der sogenannten „Wassersucht" bei ver- alteten Ribes OMcewOT-Stämmchen ist auf eine Anhäufung von Wasser in den Zellen zurückzuführen, wodurch Zellstrcckung resp. die bei der genannten Krankheit bekannte Beulenbildung herbeigefühj;t wird. Die Wassersucht fuidet ihre Erklärung in der Art und Weise, wie die Üi6es-Stämmchen bei ihrer Anzucht und während der Veredlungszeit im Hause behandelt werden. Um möglichst schlanke Stämmchcn zu erzielen, werden all? erscheinenden Seitentri^be zurückgestutzt resp. ganz entfernt, hierdurch weisen die Stämmchen meist sehr wenig einjährige Augen auf und bringen infolgedessen beim Antreiben im Ver- edlungshause wenig Triebe hervor. Werden nun diese Triebe vor und nach der Veredlung zu sehr gekürzt oder ganz entfernt, so wird dadurch dem Stämmchen die Möglichkeit genommen, das von den Wurzeln in erhöhtem Masse zugeführte Wasser zu verarbeiten und dieses Wasser sucht sich nun durch beulenartiges Auftreiben von streckungsfähigen Zellen Luft zu verschaffen; daher die beim Platzen der Beulen bemerkbare Flüssigkeit. Es ist somit zur V'ermeidung dieses Übels notwendig, bei der Anzucht der Jf/iM-Stämmchen auf die Erhahung möglichst zahlreicher einjähriger Augen zu sehen, sodann die Stämmchen nicht zu rasch anzutreiben und die erscheinenden Triebe nicht zu früh einzustutzen oder ganz zu entfernen. Durch ein Schröpfen der Rinde ist es in manchen Fällen möglich, dem Übel Einhalt zu thun. Eipper, Obergärtner, Kuranstalt Schloss Marbach. Tagesgeschichte. Duderstadt. Eine grosse Konservenfabrik will ein auswärtiger Unternehmer hierselbst unter Mitwirkung grosser Landwirte des Eichsfeldes und eines Göttinger Bankinstituts errichten. Die leichten Sandböden des Eichsfeldes bieten dem Gedeihen der Suppeneinlagen wie Erbsen, Bohnen, Möhren, Spargel, Salat, Petersilie, Radieschen u. s. w. derart günstige Bedingungen, dass viele jetzt zum Halm- und Hackfruchtbau benutzte Landstücke zum feldmässigen Anbau vorstehend ange- führter Gemüsearten herangezogen werden können, wenn durch ein Grossunternehmen der Konservenbranche unmittelbare Ver- wertung des Feldgemüses sichergestellt wird. Dieses wird durch bezeichnetes Unternehmen geschehen, weshalb ihm eine ge- sicherte Grundlage zu Gebote steht. Gera. Bewerbungen um die durch den Tod des Hofgärtners Löscher in Gera erledigte Hofgärtncrstelle sind nach einer uns zugegangenen Mitteilung zu richten an : Oberhofmarschall von Mcysenbug, Exe, in Gera. Kohlscheid (Rheinprovinz). Hierselbst hat sich in letzter Zeit em V'erschönerungsverein gebildet, welcher die weitere Ver- schönerung der Plätze und Umgegend Kohlscheids bezweckt. Als erstes Projekt wurde die Anlage eines Volksgartens in Aussicht genommen. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Die Provinzial-Gärtner-Lehranstaltzu Koschmin (Prov. Posen) wurde im Berichtsjahre von 23 Zöglingen besucht. Ausserdem wurden 14 Volksschullehrer und 5 Chaussee-Aufseher in der Obstbaumpflege ausgebildet. Die Anstalt erforderte 9443,93 M. Provinzialzuschuss. Schutzzoll. Der Zo'.liarif und die Interessenten im Obst- und Gemüse- handel Münchens. Die .Münchener Interessenten der < >b.st- und Gemüsebranche haben an den Bundesrat, den Reichstag und die bayerische Regierung eine Petition gerichtet, die sich dahin ausspricht, dass in dem Zolltarifentwurf, wie er aus der Kom- mission hervorgegangen ist, für eine Reihe der unter Obst und Gemüse fallenden Artikel neue Zollsätze vorgeschlagen werden, welche, ohne der Landwirtschaft zu nützen, den Konsum in wichtigen und der Gesundheit förderlichen Gegenständen zu verringern, sowie den Handel schwer zu schädigen geeignet sind, dass aber auch andererseits für eine Reihe von Positionen massige Zollerhöhungen, teilweise sogar über die Sätze des Ent- wurfs hinaus, durchführbar und gefahrlos seien. In diesem Sinne bitten die Interessenten um Berücksichtigung der von ihnen in Vorschlag gebrachten Zollsätze. Diese lauten, sofern sie von den Sätzen des Regierungsentwurfes abweichen, folgender- masscn: Knollensellerie 4 Mark, Blumenkohl 2 Mark, Arti- schocken 20 Mark, Endivien 2 Mark, Gurken 4 Mark, Hopfen- keinie 10 Mark, Karotten 2 Mark, Kerbelrübchen 4 Mark, Kopfsalat 2 Mark, Melonen 4 Mark, Pilze 20 Mark, Radischen 4 Mark, Rhabarber 20 Mark, Ros:-nkohl 4 Mark, Schwarzwurzel 4 Mark, Spargel 10 Mark, Spinat 2 Mark, Staudcnsellerie 4 Mark, Suppenkräuter 2 Mark, Tomaten 4 Mark, Ananas und Bananen 40 Mark. Alle diese Positionen wären nach dem Regierungsentwurf frei. Dagegen sollen, im Gegensatze zu dem Entwurf, frei sein : verpackte Äpfel, Birnen und Quitten, ferner Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen, Weichsein, Mispeln und Erdbeeren. Personal-Nachrichten. Rovelli, Carlo, Cav., Chef der berühmten Handelsgärtnerei Fratelli Rovelli, starb in Pallanza, dem Sitze der Firma. Ur- sprünglich gemeinschaft.iches Eigentum dreier Brüder, verblieb die Firma schlijsslich bei Carlo, da der älteste Bruder starb und der andere sich von Carlo trennte, um gleichfalls in Pallanza, auf der anderen Seite des Städtchens eine neue Handelsgärtnerei mit der Firma Enrico Rovelli zu gründen. Die Firma Fratelli Rovelli wird von dem Sohne des Verstorbenen, Dr. Rovelli, welcher schon längere Zeit Teilhaber war, weitergeführt. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlia. — Verlag voa Richard Carl Schmidt t Co., Leipzig . — Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 12. Juli 1902. No. 41. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Gärten des Auslandes. Villa Pallavicini. Von Gmil Jahn, Obergärtner, Genua. (Hierzu fiifif Abhildiingeti .) Au den hervorragendsten Gartenschöpfungen an der Riviera gehört die Villa Pallavicini unweit Genua. Dem Fremden steht sie offen und wohl selten versäumt einer sie aufzusuchen und Bädecker zu danken, dass er ihn durch sein beigesetztes Sternchen aufmerksam gemacht hat. — Die Villa bedeckt eine bedeutende Fläche und ist, an einer Berghalde gelegen, schon von der Natur sehr vorteilhaft ausgestattet. Einer der ältesten Landsitze des Genueser Patriziertums, wurde ihm in den Jahren 1837 bis 1846 mit einem Aufwände von 7 Millionen Franken seine heutige Gestalt gegeben. In seinem grösseren Teile ein modern landschaft- licher Park, versetzen uns die vielfachen Bau- und Bild- werke, die ausgedehnten Grotten und verschnittenen Hecken in das Zeitalter des Barock zurück. Der Glanz- punkt des Gartens ist der nebenstehend abgebildete See, aus dessen Mitte sich, aus blendendem Marmor herge- stellt, ein Tempel erhebt. In seinem unteren Teile wird der See von eleganten, durch chinesische Pavillons gezierten Brücken überspannt ; am Ausfluss steht träume- risch ein Obelisk. Die Ab- bildungen der Teichszenerien, nebenstehend und auf S. 482 und 483 geben das sehr gut wieder. Nicht aber kön- nen sie die Schönheit der Die Gart''nwelt. VI. am Ufer stehenden Bäume, der Deodara-Ceder (links) und des Kampferbaumes (rechts) erkennen lassen (Abb. Seite 482). Es ist die echte Cinnamonmm Cam-pliora Nees et Eh. , ein prächtiges Exemplar mit malerischer, breitausladender Krone und riesigem, 3V2 m im Um- fange haltendem Stamm. An anderer Stelle steht eine imense Korkeiche (Qucrcus suber L.) von 2,30 m Stamm- umfang. Der Palmenhain ist das Entzücken aller Be- sucher; er enthält schöne Stämme von Phoenix cana- 7-iensis, Linstona australis, Sabal, Cycas u. s. w. in male- rischer Anordnung. Zur Seite die majestätischen Palmen, vor sich das blendende blaue Meer, glaubt man sich in eine andere Welt versetzt. Doch schon nach kurzem Steigen bietet sich dem Wandelnden eine ganz andere Szenerie; an plät- Dianatempel in der Vill.i Pallavicini. Originalaufnahme für die ,,GartenweU". 41 482 Die Gartenwelt. VI, 41 schernden, farnkrautumwebten Wassern vorübereilend, ge- langen wir unter rauschende, düstere Kiefern und atmen den Duft zahlloser, das Unterholz bildender Baum-Erika (Erica arborea). Durch eine Lichtung erblicken wir die Burg, einen ganz respektablen Bau, von dessen Zinne sich uns ein weiter Blick auf die landeinwärts liegenden Berge bietet. Mit Bauwerken ist die Villa reichlich geschmückt. Auf S. 483 findet der Leser den Flora-Tempel und auf S. 484 das Kaffeehaus abgebildet. Dieses bildet den Ein- gang zu einer schattigen, mit Vasen geschmückten Allee. Der Hauch Le Nötre's scheint uns zu vmiweben. Den Ab- schluss bildet ein Triumphbogen, eine Nachbildung des Triumphbogens von Septimus Severus. Bewundern wir in der Allee das vornehme des französischen Gartenstils, finden als hier geschildert ist. So ist beispielsweise der Kamellienhain zur Blütezeit allein einen Besuch wert. Teicbpartie in der Villa Pallavicini mit Ceder (links) und Ka Üriginalaufnahme für die „Garlenwelt". SO müssen wir im Irrgang es belächeln, umsomehr, da dieser den Fehler hat, zu niedrig zu sein. Weiter hinab- steigend gelangen wir in die Grotten und ein einziger Aus- ruf der Bewunderung entflieht aller Mund. Diese Grot- ten sind keine abgeschmackte Spielerei, sie sind etwas Grossartiges, Feenhaftes und so angelegt, dass ihr Vor- handensein natürlich erscheint. Sie haben Verbindung mit dem See und werden auf zierlichen venetianischen Gondeln durchschifft. Das Wasser spielt überhaupt eine grosse Rolle in der Villa Pallavicini, es spritzt plötzlich aus dem Boden heraus, wo man es am wenigsten vermutet. Wer dort war, ging nicht unbenetzt fort. Neugierige, welche jede Thüre aufreissen müssen, können im Garten- häuschen sogar mit einer regelrechten Douche empfangen werden. Dadurch lasse sich aber niemand abschrecken und wer an die Rivicra kommt, versäume nicht die Villa Pallavicini aufzusuchen, er wird noch mehr sehenswertes ■ Die Pariser Stadtgärtnerei. Von V. Ktihn, Plauen i. V. (Hierzu ein vom Verfasser gezeichneter Lageplan.) VV er Paris besucht und gesehen hat, den wird es immer wieder hinziehen nach der grossen Seinestadt. Dort haben alle Künste ihre Schätze niedergelegt, mit denen sie wetteifern das Auge eines jeden, der herbeieilt, zu entzücken. Imposante Bauwerke erzählen von dem künstlerischen Schaffen vieler Geschlechter. Auf den Bou- levards spaziert oder sitzt es sich so angenehm unter den blühenden Kastanien an einem schönen Maiabende. Gern lässt man vor dem geistigen Auge die bunte Menge der Vorübergehenden wieder an sich vorbeiziehen, der man selbst ein Stückchen Staffage in dem vielbewegten Bilde war. Dann schweifen die Ge- danken kreuz und ciuer durch die Riesenstadt und ein Vor- zug von Paris ist unverkenn bar, das ist sein Reichtum an grossen, baumbepflanztcn Strassenzügen, an wohlge- pflcgten Promenaden und Parks und vielen kleinen vom Gärtner geschmückten Plätzen, für welche Franzosen und Engländer die Bezeich- nung Square gebrauchen. Hier ist zu erkennen, dass die Pariser Stadtverwaltung ein richtiges Verständnis und einen offenen Blick für den Wert hat, den Gartenanlagen für eine moderne Grossstadt haben. Ihr .\usseres wird schöner und an- ziehender für Einheimische und Fremde. Ihre gesundheit- lichen Bedingungen werden verbessert und ihre der freien Natur entfremdeten Bewohner können sich täglich an den Schönheiten der Pflanzenwelt erfreuen. Manche Stadt kann sich ein Beispiel nehmen an der Opferwilligkeit mit der in Paris grosse Summen für diesen angenehmen wie nützlichen Zweck verwendet werden. Wie sauber und wohl- gepflegt sind fast sämtliche Anlagen I Wie reich der Blu- menschmuck, welcher Fülle, Belebung und Effekte in das Grün der Pflanzungen und Rasenflächen zaubert ! Von Jahr zu Jahr mehren sich die Anlagen, wenn auch in den letzten Jahren bei weitem nicht meht so stark wie in den Zeiten des Seinepräfekten Haussmann und M. Alphands zu Ende der fünfziger und in den sethziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wo man eine durchgreifende gärtnerische iipheibaum (rechts)! VI, 41 Die Gartenwelt. 483 Oben Teichparlie (links Kanipiierbniun), unten Floratempel in der Villa Palla\icini. Originalaufnahmen für die ,, Gartenwelt". \'erschönerung von Paris vornahm. Aber im Sommer 1902 überstieg die Zahl der zur Ausstattung dieser Anlagen ver- wendeten Blütenpflanzen bereits 1112 000 Töpfe. Es ist klar, dass ein grossartiges- gärtnerisches Eta- blissement zur Anzucht solcher Pflanzenmassen gehört. Und dieses besitzt Paris in seinem mit einem Aufwände von mehr als 2 500 000 frs. vor vier Jahren fertiggestellten ,,Nouveau Fleuriste de Ja Ville de Paris". Vor der Schaffung dieser neuen Anlage besass Paris schon eine bedeutende Gärtnerei in der Vorstadt Passy. Sie hatte sich aus kleineren Anfängen seit 1855 entwickelt, genügte aber schon lange nicht mehr den stei- genden Ansprüchen, da das Terrain keine Erweiterung zu- liess. Ausserdem rückte die sich mehr und mehr ausdeh- nende Stadt dem Platze beständig näher. Im Prinzip genehmigt wurde die Neuanlage durch den Munizipalrat schon im Jahre 1883. Mit der Ausführung begonnen wurde dagegen erst im Frühjahre 1895. Die grossartigen Einnahmen, welche durch- den Verkauf des im Werte als Bauland enorm gestiegenen Terrains der alten Gärtnerei erzielt wurden, ermöglichten es, für die Neuanlage die obengenannte Riesensumme zu verwenden und alles in ausgedehntester Weise und vorzüglichster Ausführung herzustellen. Das fertige Werk ist für den Kenner und Liebhaber hochinteressant und reiht sich wür- dig den vielen anderen Sehenswürdigkeiten der Welt- stadt an. Man möchte fast sagen, es steht einzig da in seiner Art. Dem Publikum stehen gewisse Teile zu bestimmten Stunden offen, Fachgenossen werden aber zu jeder Zeit freundlichst empfangen und herumgeführt, was ich hier mit Dank für die gütige Führung gern erwähne. Das Terrain liegt ausserhalb der Befestigungswerke östlich von Paris in Auteuil an der, das Bois de Boulognc mehr darauf verzeichnet begrenzenden Strasse von Paris nach Boulognc. Der von Natur nicht sehr leichte, lehmige Boden der Gärtnerei ist leider etwas feucht und kühl. Von gärtnerischer Seite wurden deshalb schon vor der Neuanlage Stimmen gegen den in Aussicht ge- nommenen Platz laut. Eifrig hat in den Beratungen über die Platzfrage die Gartenver- waltung für die Wahl eines wärmer liegenden Terrains gekämpft, ist aber leider mit ihren Wünschen nicht durch- gedrungen. Die von Süd nach Nord streichenden Längsseiten (auf dem S. 485 beigefügten Plan scheinbar die Schmalseiten, da die im Norden liegenden Kul- turflächen für Stauden nicht sind) messen etwa je 350 m. die 484 Die Gartenwelt. VI, 41 Schmalseiten gegen 265 m. Der Gesamtflächcninhalt be- trägt 93 200 qm. Der Elan zeigt von dem Terrain etwa 5V2 ha mit den Anlagen der Gewächshäuser, 93 an Zahl. Sie bedecken eihe Fläche von 13210 qm mit Glas. Da- ran schliessen sich nach Norden die zum Teil heizbaren Kulturkästen, die etwa 4000 qm Glasfläche vereinigen. Die daneben liegenden Kulturflächen, auf denen winter- harte Stauden und einjährige Pflanzen herangezogen wer- den, betragen jetzt über 2 ha. Der Rest des Platzes wird durch Gebäude, Wegeflächen und die sich in einer Breite von etwa 70 m an der gan- zen Länge der Westseite hin- ziehende landschaftliche An- lage eingenommen. Sie ent- hält in ihren Pflanzungen eine reiche Gehölzsammlung. In dankenswerter Weise hat man beim Aufbau der ganzen Anlage nicht nur die Nützlichkeitsfrage im Auge behalten, sondern hat neben- her auf eine schöne archi tektonisch und gartenkünst- Icrisch befriedigende Gesamt anläge gesehen. Der Haupteingang liegt auf der Längsseite. Rechts und links von dem schönen, schmiedeeisernen Thore ist kein Eisengitter gesetzt, um freien Einblck zu gewähren. Die Absperrung wird hier durch halbkreisförmig zurück- springende, sogenannte sauts de loup, das sind senk- recht ausgemauerte, etwa 3 m breite Vertiefungen, bewirkt. Zunächst steht der Besucher beim Eintritt auf einer grossen Terrasse. Rechts und links haben zwei Gebäude aus Sand- stein in Renaissanceformen Platz gefunden, das Verwal- tungsgebäude und das Institut, ein von Vereinen und Schulen benutztes Haus, das mit einem schönen Hörsaal ausgestattet ist und. kleine botanische Sammlungen ent- hält. Vor der Terrasse liegt ein Parterre, zu dem in der Mitte Stufen, an der Seite breite, sanft abfallende Wege in weitem Bogen hinabführen, Blumenrabatten, Koni- feren und einige Strauchgruppen schmücken die Rasen- flächen, über die ausserdem noch einige prächtige alte Eichen, die man verständiger Weise erhalten hat, ihren Schatten werfen. Wie der Plan zeigt, zieht sich das Par- terre vor den Gewächshäusern in die Breite, in der Mitte aber tief in die .Anlage derselben hinein. Die Häuser die nachteiligen Wirkungen der erwähnten L'mständc ganz Kiiflechaus (pompejaDisch) OriginaI.Tufnahme für gruppieren sich im Rechteck um das nach hinten etwas abfallende Parterre und liegen sämtlich erhöht auf einer Terasse. Den Abschluss der Rasenflächen bildet in die Böschung eingebaut eine Brunnenanlage, die eine Bacchan- tin zur Darstellung bringt. Gross und mächtig wird das Bild durch das 100 m lange Palmehhaus abgeschlossen. Letzteres ist in der Mitte von einer Kuppel (15,75 m hoch) gekrönt, nach rechts und links setzt es sich in niedrigeren Flügeln fort (7,75 m und 6,70 m hoch). Die seitlichen grossen Gewächshäuser, zu jeder Seite 7, ein freistehen- des und 6 durch einen Mittel- gang verbundene, bilden den Rahmen des Parterres. Was einer Konstruktion aus Glas und Eisen an Schönheit abgehen mag, ersetzt hier die meisterhafte Anordnung, durch die der Architekt ein Bild geschaffen hat, das sei- ner Wirkung auf j^den durch das Hauptthor Eintretenden sicher ist. Aber so prächtig sich das grosse Palmenhaus von aussen darstellt, im Innern will das Wachstum der alten Pflanzen nicht so recht fort- schreiten. Zwar werfen grosse Palmen, wie einige herr- liche Latanien, Kenti^n, Are- cen, Sabal, verschiedene Cocos- arten u. s. w. ihren Schatten auf den Rasen von Lijco- poäium, auf mit Farnen be- pflanzte Grottcnanlagen, auf ein Bächlein, das in ein von Cioldfischen belebtes Bassin mündet, aber namentlich die ältesten Exemplare haben die Störung des Wachstums beim Umzüge niclit gut überstan- den. Wohl waren sie in der aPen Gärtnerei bereits Jahre lang in freiem Grunde ausgepflanzt, hier aber beginnen sie gelb zu werden, statt in dem neuen Heime, das dem Wachstumc günstigere Bedingungen bieten sollte, freu- diger zu gedeihen. Mit Bedauern sieht Mr. Gateliier, der jetzige Leiter des Flcuriste, seine langjährigen Pfleg- linge dahinsiechen, ohne viel helfen zu können. Die Kälte und Feuchtigkeit des Untergrundes durchzieht auch den Kulturboden der wieder ausgepflanzten Palmen und wirkt nachteilig auf ilire Entwickelung ein. Hier zeigen sich die Folgen, dass man dqn Rat der Fachleute, einen ande- ren Platz zu wählen, wohl aus finanziellen Gründen, nicht beachtet hat, und es ist fraglich, ob es je gelingen wird, n der Villa Pallavicini. die ,,GartenwcU". VI, 41 Die Gartenwelt. 485 SDUl-EVABp ■■ J7' AUT^ULL Situationsplan der Pariser Stadtgärtnerei. Nach dem Originalplan vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. auszuscha'.ten. Unangenehm bemerkbar macht sich auch fläche von (27,60 X 12,40 =) 342,24 qm bei einer Mittel- die Kälte des Untergrundes bei der Kultur mancher Stau- höhe von 5,25 m, vier eine Grundfläche von (25,20X8=) den, die für ihr Gedeihen einer wärmeren Lage bedürfen. 201,6 qm bei einer Mittelhöhe von 4,80 und acht mit Die vor dem grossen Palmenhaus liegenden Häuser zei- gleicher Grundfläche sind 3,20 m hoch. Hier werden gen die folgenden Abmessungen. Zwei besitzen eine Grund- hauptsächlich tropische Blattpflanzen und Palmen in Kü- 486 Die Gart unweit. VI, 41 i^»m Stecklinge des Pelargoniuni bybr. grandifl. „Anna Rudioff". Originalaufnahmc fur die ..GarteQwtU" belli und Töpfen herangezogen. Teils werden sie wäh- rend der Sommermonate in den Anlagen verwendet, teils benutzt man sie zu Dekorationen in Staatsgebäuden oder in den Wohnungen vieler höherer Staatsbeamten und bei den von ihnen gegebenen Festen. 70 — 80 000 Töpfe wer- den hierfür zum beständigen Wechsel zur Verfügung ge- halten. Für den gleichen Zweck werden ebenso ganz be- deutende Mengen von Schnittblumen und Bindegrün kul- tiviert, und namentlich sind Orchideen für Tafeldekoratio- nen sehr beliebt. Von den 30 der Gärtnerei zugeteilten Leuten sind 10 Mann zum Kummer des Obergärtners fast beständig durch diese Arrangements in Anspruch genom- men. Man sieht, dass sich, trotzdem es hier keine Fürsten mehr giebt, die Hofgärtnereien zu solchen Zwecken unterhalten, bald andere finden, die auf Staats- oder Stadt- kosten derartigen Luxus gern geniessen. Ein Nachteil dieser nur vom Architekt entworfenen Gewächshaus-Anordnung hat sich jedoch in der Praxis bemerkbar gemacht. Die Böschung ist um das gesamte hufeisenförmige Stück herumgeführt, an keines der Ge- wächshäuser kann man daher mit einem grösseren Wagen heranfahren. Alle die vielgebrauchten Dekorationspflan- zen, und gerade die grösstcn sind hier untergebracht, müssen, ehe sie ver- laden werden kön- nen, ein Stück des Weges getragen und über Treppen transportiert wer- den, eine .Arbeits- Vermehrung, die ge- wiss zu vermeiden gewesen wäre. — Zum Schmuck der Ijöschungen, sowie der Rasenstreifen längs einiger ande- rer Wege sind klei- nere und mittel- grosse Sträucher Pel. hyl,r. grandifl. „Schön L,la". ""^^ Koniferen ver- Originalaufnahmc für die „Gartcnwelt". Wendet. Sie slnd SO angeordnet, dass jeder Pflanze reichlich Platz gege- ben ist, sich nach allen Seiten frei und ungehindert zu entwickeln. Das hier verwendete Sortiment wird mit der Zeit immer vermehrt, und diese eigenartige Dekoration ist zugleich sehr lehrreich, da alle Pflan- zen mit Namen bezeichnet sind. Sie stellen eine reiche Sammlung der in den Pariser Anlagen verwendeten strauch- artigen Gehölze dar. Hier dienen sie nur zum Schmuck; ihre Anzucht wird in den städtischen Baumschulen be- trieben, die zum Teil noch weiter vor den Thoren von Paris liegen. (Schluss folgt.) Neue Pflanzen. Neue Bürger'sche Pelargonien. Vom Herausgeber. {^Hierzu fünf Abbildungen.) VVi ir haben in den letzten Jahren fortdauernd den Bürger- schen Pelargonienzüchtungen eine ganz besondere Aufmerksam- keit gewidmet. Erstmals war derselben im Jahrgang III in einer illustrierten Abhandlung des Handelsgärtner W. Thürmer gedacht. Im IV. Jahrgang brachten wir in No. i eine präch- tige Farbentafel Bürgerscher Züchtimgen. In No. 3 desselben Jahrganges schilderte dann Herr Bürger selbst die Ergebnisse seiner Züchtungen und die Ziele, welche er im Auge hat. Auch im laufenden Jahrgange in No. 6 brachten wir bereits eine Tafel neuester Bürgerscher Züchtungen mit Beschreibung aus der Feder des Züchters. Jüngst führte uns unser Weg wieder nach dem lieblichen Städtchen Halberstadt, wo wir im gastlichen Hause Freund Bürgers liebenswürdige Aufnahme fanden. Befreundete Fach- genossen aus der Umgebung und mit ihnen Herr Palmengarten- direktor Siebert aus Frankfurt a. M., welcher gerade im Harze weilte, wurden telephonisch herbeigerufen. Mit diesen gemein- sam unterzogen wir die neuesten Bürgerschen Züchtimg?n gründ- licher Betrachtung. Diese bot hohen fachmännischen Genuss, denn die Pelargonienhäuscr standen gerade im Vollflor und es blühten durchweg Elitesorten, da Herr Bürger ein strenger Kritiker seiner Züchtungen ist und Minderwertiges nirgends duldet. Wir erfreuten uns aufs neue an den im laufenden Jahre in den Handel gegebenen Sorten, welche teilweise auf unserer diesjährigen Farbentafel dargestellt sind und an den wenigen Neuheiten, welche iin nächsten Jahre dem Handel übergeben ■ werden sollen. Je höher die Stufe der Vollkommenheit der Bürgerschen Züchtungen, um so spärlicher werden weitere Neu- heiten. Wir sahen davon ab, Gewächshausansichten anfertigen VI, 41 Die Garten weit. 487 zu lassen, da solche Gesamtansichten die Beurteilung der Sorten nicht zulassen, da- gegen Hessen wir einzelne hervorragende Sorten aufnehmen. Die Abb. Seite 486 oben zeigt Stecklingstöpfchen der im lau- fenden Jahre in den Handel gegebenen Sorte „Anna Rudioff" mit rosafarbigen, rot gezeichneten Blüten. Wir beabsichtigen mit dem Bilde dieser 5 aufs Geratewohl herausgegriffenen Pflanzen die schon früh beginnende Blühwil'igkeit vor Augen zu führen. Die Abb. Seite 486 unten zeigt gleichfalls eine diesjährige Neuheit, die Sorte „Schön Lila" mit zart lilafarbigen Blüten, ausserordentlich reichblühend; sia remöntiert. Von den übrigen Bildern zeigen zwei nächstjährige Neuheiten von ganz hervor- ragendem Werte. Die untenstehende Ab- bildung stellt 3 Töpfe der rein rosafarbigen, „Ballkönigin" dar, die Abbildung Seite 488 2 Töpfchen der dunkelrosafarbigen, rotfleckigen, sehr dankbar blühenden Sorte „Konsul Lauterer". Sie wurde zu Ehren des \'izepräsidenten der Frankfurter Palmen- garten-Gtsellschaft benannt. Wir glauben, unseren Lesern eine ganz besondere Freude zu bereiten, wenn wir ihnen später diese beiden nächstjährigen Neuheiten als präch- tige Farbentafel bieten, denn unsere heu- tigen Abbildungen zeigen nur Wuchs und Reichblütigkcit der Sorten. Wir sandten deshalb unsere beste Blumenmaleiin nach Halberstadt, die uns von dort ein wohlge- lungencs Aquarell dieser hervorragenden Züchtungen brachte. Unser nebenstehendes Bild Hessen wir absichtHch in besondtrsr Grösse anfer- tigen. Es zeigt den Vorläufer einer ganz neuen Rasse Bürgerscher Pelargonien. Die im Juni d. J. photographierte üppige Pflanze stellt einen Sämling aus September-Aussaat dar. Aus diesem Sämling, welcher in einer Anzahl gleichwertiger Exemplare vorhanden war, Odier-GruppenPelargonie herauszuzüchten scheinen, dass ihm dies mit leichter Mühe s Pelargonium hybr. giandifl. neue Bürgersche remontierende Rasse für Gruppenbepflanzung. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". hofft Bürger und es will elingen muss. eme uns Die Pflanze bleibt gedrungen, bildet aber einen sehr kräftigen Stamm, welcher von Beginn der Blütezeit ab von oben nach unten aus den Blatlachsen kurze Nebentriebe entwickelt, die sofort zu blühen beginnen. So zieht sich der Flor von Mai bezw. Anfang Juni zum Herbst hin; er erreicht erst sein Ende, wenn auch die untersten Stammaugen dieser Gruppen-Pelargonie ausgetrieben haben und ab- geblüht sind. Das Blattwerk ist gross, sehr robust und saftiggrün. Die Blüten weisen alle Vorzüge der "besten Bürgerschcn Züchtungen auf und werden durch ihre lebhaften Farbenkontraste auf Gruppen von grossartiger Wirkung sein. Wenn es Herrn Bürger erst gelungen ist, eine gegen Wit- te rungseinflüsse uneinpfindliche, dankbar blühende und remontierende Odicr-Pelargonie, die wir in dem abgebildeten Sämling vor uns haben, auf den Markt zu werfen, so wird für die Bürgerschen Pelargonien, die heute schon sehr geschätzte Topf- pflanzen sind, eine neue, glänzende Zeit anbrechen. Dass dies geschehe, wünschen wir dem Züchter von Herzen. Pel. bybr. grandifl ,,Ballküi)ioin". Neidieit für 1903. Originalaufnahme für die ,, Gartenwelt". 488 Die Gartenwelt. VI. II Kakteen und Fettpflanzen. Über einige Mesemi)nautiiemiim. Von Alwin Berger, La Mortcla, ital. Riviera. iJiie Mehrzahl der Mesembrianthemen öffnen, ihrem Namen entsprechend, ihre Blüten nur in der vollen Mittags- sonne. Im Gegensatz zu diesen giebt es eine Anzahl Arten, deren Blüten erst mit untergehender Sonne oder des Nachts sich öffnen. So vor allem das liebliche M. noctißorum. Es ist das ein üppig wachsender, reich verzweigter Halbstrauch von 1 — 2 Fuss Höhe mit stielrunden, weich- fleischigen, grauen Blättern. Die Blüten erscheinen an den Spitzen der Äste einzeln auf kurzen Stielen. Der Frucht- knoten ist ziemlich lang und etwas walzig, die Blüten- blätter sind zahlreich, schmal lineal, fein blassrosa oder weiss- Die ganze Blume ist etwa 3 — 4 cm breit. Sie öffnet sich am späten Nachmittag oder gegen Abend und bleibt die ganze Nacht geöffnet. Es ent- strömt dem prächtigen weissen Strahlenkranze ein äusserst an- genehmer, Tuberosen ähnlicher Geruch. Der sonst so ernste A. Haworth ist von demselben so entzückt, dass er in seiner vor- züglichen Synopsis plantarum succilentarum diese Blumen den Damen als Schmuck empfiehlt. Da die Pflanze aus Steck- lingen sehr leicht zu vermehren ist und rasch zu blühfähigen Exemplaren heranwächst, verdiente sie häufiger kultiviert zu werden. Zahlreicher sind die Mescmkrianthcmtn, die ihre Blüten am späten Nachmittage öffnen und bereits mit Sonnen- untergang schlicssen. Hierher gehört als eines der merk- würdigsten Pflanzcngebikle überhaupt das 3Ies. Bulunii. Eine Abbildung desselben findet sich in der Monatsschrift für Kakteenkundc 1899 auf Si-ite 41. Leider ist das Kurio- sum eine der seltensten Pflanzen geblieben; das dargestellte Exemplar hat auch inzwischen das Zeitliche gesegnet. Wie 1/. Bolusii verhalten sich die Mcs. jclinum, t'njri- nuin, agninum, muscuUnum etc.; ferner M. rhomhoidcum und M. doJahriformc, etc. Alle diese, auch durch ihre eigenartig gestalteten, oft stark gezähnten Blätter auffälli- gen Gewächse sollten von keinem Succulentcnfreunde vernachlässigt werden. Das periodische öffnen und Schliessen der Blüten ist bei den Mesembrianthemen so allgemein, dass ein Fall, wo dieselben ständig geöffnet bleiben, recht auffällig wird. Die einzige mir bekannte Art, die hierher gehört, ist das M. inclaudcns, das „nicht schliessende". Die Blätter sind dreikantig, frisch-grün und meist etwas rötlich gerandet. Die Blüten erreichen S—S'/, cm Durchmesser, sie sind prächtig violettrot und seidenglänzend. Die grosse Mehrzahl der Mesembrianthemen sind kul- turwerte Pflanzen, viele ihrer Blüten zählen zu den schön- sten Gebilden des Gewächsreiches. Unsere Urgrossvätor und Grossväter schätzten sie nach Verdienst. Durch Chry- santhemen und Orchideen sind sie in Vergessenheit ge- raten und zum grossen Teil wieder aus den Gärten ver- schwunden, wie so manchem Schönem in unseren Gärten dasselbe Schicksrl widerfuhr. Pel. hybr. grandill. ,, Konsul Lauterer". Neuheit für 1903. (.Irigiualaufnahme für die „GartcuweU". iHeurniopsis decipiens N. E. Br. ist eine recht interes- sante -Stapelie aus unseren Kolonien in Südwest-Afrika. Die Gattung wurde aufgestellt von dem um die Kenntnis dieser sonderbaren Pflanzen sehr verdienten englischen Botaniker Mr. N. E. Brown, nach von Sir Henry Backly aus Namaqualand eingeführten Exemplaren. Die Blüte gleicht in etwas gewissen Ilcurnia, besonders in Bezug auf den Bau der Corona, jedoch ist hier nur die innere vorhan- den; die äussere fehlt. Die Stengel sind niederliegend oder aufsteigend. . Die Blüten er- scheinen in armblütigen Trä'ib- chcn aus der Mitte der Äste, sie sind glockig mit zurückgeroll- ten Zipfeln, aussen grünlich, innen bräunlich und mehr oder minder gefleckt. In den Buch- ten zwischen den Blumenkron- zipfeln befinden sich einige keu- lenförmige Haare. Die bisher sehr seltene Pflanze wurde neuerdings in grösseren Mengen durch den Botaniker Curt Dinter, Vorstand der forstwirtschaftlichen Station in Wind- hoek für die Firma Haage & Schmidt eingeführt. Ich bezog im vorigen Jahre ein kleines Pfänzchen, das sich im freien Grunde sehr rasch bestockte und bis in den späten Herbst mich reichlich mit Blüten belohnte. Bezüglich der Färbung der Blumen scheint eine geringe Variation zu bestehen. Mein Exemplar hatte trübere Farbe als nach der Brownschen Beschrei- bung zu vermuten war. Ich möchte die Aufmerksamkeit eines jeden Freundes von Stapelien auf diese interessante Art lenken. Alwin Berger, La Mortcla. Ei»ii)liy]liim tnincatiim. Von Karl Hegar, Ilandelsgärtner, Friedberg i. Hessen. rLs giebt eine Menge alter und guter Pflanzen, welche im Laufe der Zeit vom Markte verschwunden sind und die man nur höchst selten in Handelsgärtnereien, niemals in Grosskulturen antrifft und die nur noch in Herrschafts- gärtnercien eine Heimstätte gefunden haben. Es bringt vr, 41 Die G a r t e n w e 1 1. 489 dies natürlich die Mode und der allgemeine Geschmack des Publikums mit sich, wonach sich sowohl der Handelsgärt- ncr mit Binderei und Platzgeschäft, als auch der Gross- kultivateur zu richten hat, wenn er Absatz seiner Erzeug- nisse und Einnahmen erzielen will. Unsere heutigen Markt- bestände sind eigentlich nicht sehr vielseitig, man besuche nur die Märkte in grösseren Städten. Je nach der Jahres- zeit fallen uns auf: Azaleen, Topfrosen, Erica. Ci/clamoi, Primeln, Chrysauthonuw. Hyazinthen, Cinerarien. Tubero- sen und Nelken. Dies sind im grossen und ganzen genom- men die marktgängigsten blühenden Pflanzen der Städte. Gerade diese Pflanzen werden aber in solchen Mengen herangezogen, dass sich der Kultivateur die allergrösste Mühe geben muss, um für dieselben den erhofften Absatz zu finden, wobei er nichts ausser Acht lassen darf, um eine wirkliche prima Ware zu ziehen. Man lese nur die Berichte über die Lage des Berliner Marktes. Ich gehe von dem Standpunkte aus, dass die Haupt- stadt des Reiches, wo der Hauptverkehr fluteti auch gewisser- massen massgebend ist für den allgemeinen Geschäfts- gang speziell in unserer Branche, denn wenn an der Hauptverkehrsader der Umsatz schlecht ist, wird er gewiss an anderen Flecken nicht besser sein. Die Berichte wer- den gewöhnlich lauten : Preise gedrückt, Absatz schwach, prima Ware wird gern geicauft, muss jedoch, infolge der allgemeinen Krisis billig sein, sonst bleibt sie eben auch stehen. Dies sind, mit kurzen Worten gesagt, die Berichte dos ganzen Jahres 1901 und wir haben dieselben \'erhält- nisse so ziemlich überall, und ich glaube nicht, dass es in diesem Jahre besser wird. Gärtnercierzeugnisse sind Luxusgegenstände und Bin- derei, Blumentreiberei und Landschaftsgärtnerei haben eben in diesem Jahre ^-iel zu klagen, da die allgemeine Geschäftslage sehr gedrückt ist. Die Erzeugnisse der Ge- müsetreiberei finden aber immer noch ihren schlanken Absatz, trotzdem auch in Gemüsen das Angebot bedeu- tend ist. Doch pardon, ich bi.t zu weit gegangen, sonst könnten meine Herren Kollegen am Ende denken, ich wollte mit dem EpiphijUum den ganzen flauen Geschäftsgang heben, und eventuell veranlassen, dass sich sogleich Hunderte von Betrieben mit Macht und Eifer auf die \'ermehrung dieser Pflanze stürzten. Nein — dies gerade nicht, doch ich habe die Erfah- rimg gemacht, dass eben Epiphi/llum eine Pflanze ist, welche zunächst wenig Pflege erfordert, zweitens ist es ein sehr dankbarer Winterblüher, und was die Haupt- sache ist, eine vorzügliche haltbare Zimmer- pflanze, und wird infolge dessen stets, speziell in Blüte, sehr gern gekauft. Ausserdem lassen sich für hübsche blühende Exemplare recht gute Preise erzielen. Die Kul- tur der Epiphi/Uum ist hauptsächlich für kleinere und mittelgrosse Handelsgärtnereien sehr zu empfehlen, und verdient es, mehr gewürdigt zu werden. Dieselbe ist ein- fach und ich füge deshalb nur weniges hierüber in Kürze bei. Die Vermehrung ist sehr leicht. Man bricht von der Mutterpflanze die Glieder^tücke aus soweit dies thunlich ist und steckt sie in Sand oder auch in sandige Mistbeet- erde. Das Wachstum ist zwar langsam, doch man hat auch weiter keine Arbeit. Bei sonnigem Standort auf irgend einem Hängebrett, zeitweiligen Wassergaben, sehr seltenem Umpflanzen, erzielt man in 2 — 3 Jahren ohne weitere Ausgaben und Zeitverluste schöne \^erkaufspflan- zen, die leicht Absatz finden. Das sind die einfachen, hängenden, buschigen Pflanzen. Auf Stämmchen veredelte Pflanzen werden natürlich lieber gekauft, und gewähren in Blüte einen wunderbaren Anblick. A'erschiedene Cereus-Anen sind am besten als L-nter- jagen zu verwenden. Dieselben werden in 20 — 50 cm Höhe abgeschnitten — die Schnittfläche lässt man gewöhn- lich etwas trocknen — worauf ein Epiphi/lIum-Zweig mit 3 — 4 Gliedern etwas zugeschnitten, einfach in den Spak gepfropft und vermittels Durchstechens eines Stachels oder auch Hölzchens befestigt wird. Es lassen sich zwar keine Millionen durch Ej}iphyUum-Kultur herausschlagen, wenn man jedoch die wenige Mühe und Arbeit berechnet, ist es für den Handelsgärtner immer ein schöner Nutzen, jeden Winter einige hundert schöne blühende Pflanzen am Markte zu verkaufen. Epiphijllum jedoch in Grosskulturen zu ziehen, wie Cijdamen, Chrysanthemum, Nelken u. s. w., alljährlich einige 1000 oder 10 000 Stück, kann ich nicht empfehlen, hierfür würde entschieden der .Absatz, trotzdem, w-ie schon gesagt, die Pflanze gern gekauft wird, mangeln, wie über- haupt jede Überschwemmung des Marktes mit einem Ar- tikel Kaufunlust erzeugt. Als Marktpflanze verdient das Epiphyllum jedoch entschieden mehr gewürdigt zu werden. Die Anzucht im kleinen, sagen wir hundertweise, lohnt sich sicher. Das Veredeln der Kakteen. Das X'eredeln der Kak- teen wird für manche zartere Arten aus verschiedenen Grün- den, hauptsächhch aber dann angewendet, wenn sie allein nicht so kräftig treiben wie auf einer widerstandsfähigeren und stark wachsenden Unterlage. Die \'eredlung lässt sich äusserst leicht, auf verschiedene Weise ausführen. Die Hauptbedingung ist, dass sowohl Unterlage als auch Edelreis im Safte stehen. Ein Verwachsen ist daher am sichersten, wenn eine Triebspitze an die Stelle einer abgeschnittenen anderen Triebspitze gesetzt wird. Als Unterlage dienen stets die am stärksten treibenden Arten, die auf das Reis recht kräftig ein- wirken. Als günstigste Zeit gelten besonders die Monate Juli und August, doch können die unter Glas kultivierten Kakteen fast zu jeder Jahreszeit veredelt werden, wenn sie sich nur in Vegetation befinden. Ein Geschlossenhalten kurze Zeit nach dem Veredeln fördert das Anwachsen. Sehr geeignet zur Unter- lage ist eine Anzahl Ce/e«s-Arten, wie C. Bonplandi, C. geometri- zans, C. laetus, C. macrogonus, C. perucianus, f. spaehiaiius. C. speciosissimus und C. tortuosus. So werden z. B. sehr gern des eigenartigen Aussehens wegen die- Echinopsis auf hohe säulen- artige Ce/CM«-Stämme gesetzt, ferner Mammillarien auf Etliino- cacius, Pliyllocactiis auf Peireskien, sowie Epiphyllum auf diese oder die Cochenille-Opuntie, Opuntia cocinellifera. Auf den ge- nannten Arten hat die A'ercdlung die meiste Aussicht auf Ge- lingen, und die Verwachsung geht sehr schnell vor sich, ^\'enn 490 Die Gartenwelt. VI, 41 die zu veredelnden Arten dünne, schlanke Triebe haben, wird mit Vorteil in den Spalt veredelt. Ist die Unterlage dagegen stark und das Reis klein, so wird die keilförmige Veredlung be- vorzugt, und zwar geschieht dies auf die Weise, dass vom Reis unten auf die Länge von vielleicht 4 cm die Ober- haut entfernt wird und so tief, wie das von der Rinde entblösste Stück des Reises lang ist, wird in die Unterlage in schiefer Richtung eine Öffnung hineingestossen und in diese das Reis hineingesteckt, worauf die Schnittstelle freibleibcn oder auch mit Wachs überstrichen werden kann. Am einfachsten ist es, wenn Unterlage und Reis gleich stark sind und genau aufeinander gepasst werden können, sodass die zwei Flächen sich scharf decken. Anstatt die Flächen in solchen Fällen wagerecht zu schneiden, können sie auch noch besser in der Form eines aus- geweiteten V geschnitzt werden. Die beiden aufeinandergesetzten Teile werden dann mit Bast zusammengebunden, aber ohne fest zu pressen. Die Kanten der Schnittflächen werden vorteil- haftervveise mit Wachs verstrichen. M. Gebhardt. Stapelia bella. Unter diesem Namen habe ich im Gardeners Chronicie 1902, 1, 137, eine bisher nicht bekannte Sfupi'lia ver- öffentlicht, die sich im hiesigen Garten vorfand: Der Ur- sprung derselben ist unbekannt. Die Stämmchen sind vierkantig, ähnlich wie bei Stapelia hirsuta, aber schwächer und weniger röt- lich überlaufen, ausserdem sind sie kürzer behaart; die Haare sind nur unter der Lupe erkenntlich. Die Blüten erscheinen zu mehreren am Grunde der Stämmchen; sie sind ziemlich gross, sehr fleischig, mit eiförmig-spitzen, bald zurückgebogenen Zipfeln. Die Schlundgegend der Blumenkrone ist fleischig ver- dickt, ohne jedoch einen Wulst zu bilden. Diese Umwallung schliesst eine etwa fünfkantige, kurze Röhre ein, in der die Ge- schlechtsorgane sich befinden. Die Gestalt der Corona weicht etwas von der der übrigen Stapletonien ab. Die Farbe der Blüten ist dunkelbraunrot. Die Ränder sind gewimpert mit sehr beweglichen und leicht abfallenden rötlichen Haaren. Möglicherweise ist sie ein Bastard zwischen einer Orbca und einer Stapktouia. Alwin Berger, La Mortola. Obstbau. VI, Jahresbericht des Kreis-Obstbautechnikers des Kreises Oppenheim für das Jahr 1901 — 1902. L'nser Mitarbeiter, Herr Fetisch, Kreis-Obstbautechniker des Kreises Oppenheim, übermittelte uns seinen VI. ordentlichen Jahresbericht, der, soweit der Vorrat reicht, von demselben In- teressenten unentgeltlich abgegeben wird. Wir erwähnen aus dem Berichte folgendes : Die praktisch wichtige Frage, ob es ratsam ist. Bäume beim Pflanzen in der Krone regelrecht zu schneiden, oder erst ein Jahr später, wurde an den Birnbäumen einer Kreisstrasse zur Lösung gebracht. Von den im März v. J. dort angepflanzten 50 Birnbäumen wurde einer um den anderen regelrecht in der Krone geschnitten, während die andere Hälfte unbeschnitten geblieben ist. Es lässt sich zwar noch kein endgiltiges Ur- teil über die Wirkung dieses Versuches bilden, doch scheint sich auch bei Birnen zu zeigen, dass es weniger auf die Be- handlung der Krone bei der Pflanzung ankommt als auf Aus- führung des Pflanzens selbst. Grosser Schaden wurde durch einen orkanartigen Sturm am 4. und 5. Oktober 1901 hervorgerufen. Fast sämtliche Bäume wurden von den Pfählen losgerissen und hin- und her- gepeitscht. Viele davon sind entwurzelt worden und lagen teil- weise auf dem Strassenkörper, teils im Strassengraben. Man hat sie wieder aufgerichtet, mit stärkeren Pfählen und neuen geflochtenen Baumbändern versehen und wo erforderlich, mit Draht verankert oder mit Streben befestigt. Von den seither zur Anwendung gebrachten Baumbändern mi; Filzuntcrlage ist man abgekommen, weil sie schon nach zwei Jahren morsch werden. An ihrer Stelle sind fünf- und siebenfach geflochtene Kokosfaserstricke eingeführt worden. Vorträge und Demonstrationen wurden an 19 verschie- denen Orten abgehalten; Obstbaukurse an 5 verschiedenen Orten mit einer Gesamtbeteiligung von 135 Personen. Obst- und Gemüse-\'erwertungskurse für F"rauen und Mädchen wurden an 4 Orten abgehalten, eintägige Unterwcisungskurse an 1 1 Orten. Ausserdem fanden Instruktionskurse für Baumwärter statt. Diese Kurse dienen dazu, den Baumwärtern Gelegenheit zu geben, die neueren Erfahrungen kennen zu lernen imd ihre Beobach- tungen mitzuteilen. Herr Fetisch versieht im Nebenamte die Funktionen des Technikers und Obstbaulehrers bei dem Obst- und Gartenbauverein für den Kreis Oppenheim. Der im Herbst 1896 gegründete Verein hat sich sehr gut entwickelt, so dass er heute nahezu 1850 Mitglieder zählt. Er löst seine Auf- gaben in Gemeinschaft mit dem Grossh. Kreisamt Oppenheim und hat sich seitens dieser Behörde der weitgehendsten Unterstützung zu erfreuen. Der Bezug der Obstbäume findet im Kreise gemein- sam statt. Was die Organisation des Obsthandels anlangt, so hat sich der Verein in Oppenheim den Bestrebungen der „Zen- tralstelle für Obstverw-ertung in Frankfurt a. M." angeschlossen. Die vom Verein subventionierten Mustergärten in Wörr- stadt und in Undenheim wurden auch im Betriebsjahre unter Leitung des Kr>:'is-Obstbautechnikers sachgemäss gepflegt. Die Bäume in beiden Gärten haben sich sehr entwickelt und teilweise gut getragen. In dem Mustergarten in Wörrstadt (Eigentümer Herr Ludwig Hammen) wurde am 7. März ein Instruktionskursus für die .Baumwärter des Kreises Oppenheim abgehalten. Letztere haben die Bäume geschnitten und angebunden. Es fand ferner ein gemeinsamer Ausflug nach Frankfurt am Main statt, wo der Versuchsgarten des Versuchsgarten- vereines in Sachsenhausen, die städtischen Anlagen, der Palmen- garten und zoologische Garten besucht wurden. Diese Aus- flüge nach musterhaft angelegten und gutgeleiteten Garten- anlagen sollen alljährlich wiederholt werden. Edelreiser wurden unentgeltlich verteilt. Der Verein beteiligte sich auch an der allgemeinen Deut- schen Gartenbau-.Ausstellung in Mainz und veranstaltete selbst eine Obst-Ausstellung am 15. und 16. Februar d. J. von über- winterten! Obst und Konserven in Oppenheim. In der Praxis wurden verschiedene Beobachtungen von all- gemeinem Interesse gemacht. So zeigte es sich, dass in der dortigen Gegend, in der man der Apfelsorte „Boter Eiscrapfcl" grosse Bedeutung beimisst und sie daher mit Vorliebe anpflanzt, der „Grosse rhriiiische Bohnnpfel" weit besser im Geschmack und in der Haltbarkeit, und in der Fruchtbarkeit nicht nach- stehend ist und im hiesigen Klima hervorragend gedeiht. Mit Rücksicht auf diese guten Eigenschaften, welche man allerdings erst in den letzten Jahren kennen gelernt hat, sollte man den grossen rheinischen Bohnapfel mehr anpflanzen, als dies seit- her zu geschehen pflegte. Der Baum bildet ausserdem eine schöne hochgehende Krone und kurzes Fruchtholz, welche Eigen- schaften ihn als Feldbaum geeignet machen. .ausserdem wurden an verschiedenen Orten Beobachtungen über die Wirkung des Bewässerns der Obstbäume auf die Frucht- barkeit derselben gemacht. So in Dexheim, wo an der Strasse mehrere Obstbäume, die sich nicht der besten Pflege und Düngung erfreuen, stehen. Trotzdem tragen diese Bäume fast alljährlich und es könnte fast der Schluss gezogen werden, Pflege und Düngung sei überhaupt nicht nötig. Diese reiche Tragbar- keit ist darauf zurückzuführen, dass sich das Wasser von der etwas hochgewölbten Strasse unter den Bäumen ansammelt und diese hierdurch gut bewässert werden. Bei einem zweiten Beispiel in Biebelnheim bewässerte ein Landwirt seine Äpfel- bäume im Laufe des Sommers verschiedene Male und er- zielte Obst, während die Nachbarbäume nichts brachten. Ein drittes B(-ispiel befindet sich in Oppenheim. Hier stehen zwei Bäume der Apfelsorte „Kaiiailo-Iiriiirttc", die seit sechs Jahren VJ, 41 Die G a rTeiTwe 1 1. 491 keine Fclilernte hatten. Der Erfolg ist lediglich auf das öfters ausgeführte Bewässern zurückzuführen. Diese Beispi;l3 lehren, dass neben Pflege und Düngung auch ein öfteres Bewässern angebracht ist. Bücherschau. Gaucher, Handbuch der Obstkultur. I )ritt', neubearbeitete und vermehrte Auflage. Berlin 1902. Verlag von Paul Parey. Diese neue Auflage, deren erste Lieferung wir bereits vor einiger Zeit besprochen haben, erscheint in 20 Lieferungen zum Preise von je i Mark. Vor uns liegen jetzt die ersten sechs Lieferungen, die unsere Erwartungen, welchen wir bei E-scheincn von Lieferung i Ausdruck gaben, in jeder Hinsicht rechtfertigen. Für den Berufsgärtner ist dieses Handbuch das unbestritten beste Werk über den Obstbau in seinem ganzen Umfang. Aus jeder Seite spricht der erfahrene und erfolg- reiche Praktiker zu ims, dabei ist die Ausstattung eine wahrhaft musterhafte, dem Verlage zur Ehre gereichende. M. H. Rother, W. O., Praktischer Leitfaden für die Anzucht und Pflege der Kakteen mit besonderer Berücksichtigung der Phyllo- cacteen. Mit 45 Abbildungen. Frankfurt a. O. 1902. Verlag von Trowitzsch & Sohn. Preis gebunden 3 Mark. An grossen und kleinen Büchern über Kakteen ist kein Mangel, aber keines von ihnen hat nennenswerten Absatz ge- funden, was bei den guten Büchern hauptsächlich durch die Unfähigkeit der Verleger verschuldet wurde. Dem vorliegenden Schriftchen, in einem rührigen Spezialverlag erschienen, wünschen wir ein besseres Schicksal. Die Ausstattung ist gut und der Text ist zweifellos von Seiten des Verlages einer sorgfältigen Revision unterzogen worden. Verfasser ist ein schlichter, aber erfahrener Liebhaber. Seinen Ratschlägen kann man folgen. Die Gliederung des Inhaltes in zahlreiche kurze Abschnitte ist praktisch. In besonders liebevoller Weise sind die herrlichen l'hyUocaciiis behandelt worden, deren Liebhaber- und Handels- wert mehr und mehr Anerkennung findet. M. H. Aus den Vereinen. Verein zur Beförderung des Gartenbaues. Mit der Sitzung vom 26. Juni bcschloss der Verein sein So. Vereinsjahr. Ausgestellt waren : Halbstämmigc Fuchsien der Sorte „Charmwii" und englisch; Pelargonien in diversen Sorten von Herrn Otto Weber, Friedrichsfelde. Die Pflanzen waren in guter Kultur und erhielten die grosse silberne Vereins- medaille. Einige Pflanzen von dem prächtigen Hccm'ni'hics „König Albert von Sachsen" führte Herr Heinrich Kohlmanns- lehner, Britz-Berlin, \or. für die ihm die kleine sil- berne Medaille zugesprochen wurde. ' Die Firma Max H o w e , Berlin, ha'.te Pflan renschilder aus Gummi ti.igerandt, denen sie den Vorzug grosser Haltbarkeit, sowohl des Materials als auch der Schrift nachri;hmt. Der Versuchsausschuss wird diese Schilder auf diese Eigenschaften hin prüfen. Herr C G. Haupt, B r i e g , hatte Abbildungen eines Cypripedium roth- schildimuiDi eingesandt.' Dasselbe blüht rispenartig und wird von dem Einsender als dankbare Kulturpflanze empfohlen. Die Vermeilmedaille für Verdienste um di; Förderung des Gartenbaues verlieh der Verein Herrn F. Brettschneider (Lor- bergs Baumschulen) und Herrn Schriftsteller Oskar Cordel. Herr Geheinirat Wittmack erstattete sodann den Geschäfts- bericht über die verflossenen 10 Jahre. Die Mitgliedcrzahl be- trug 1902 686. Hierauf Kassenbericht. Die Neuwahl des Vor- standes erledigte die Versammlung durch Wiederwahl der bis- herigen Vorstandsmitglieder. \'orsitzender : Gartenbaudirektor Lackner, Stellvertreter : Konsul Seifert, Kgl. Garteninspektor Perring. Schatzmeister: Hoflieferant J. F. Loock. Generalsekre- tär : Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Wittmack. Herr Geheimrat Wittmack gab dann der Versamm- lung eine Schilderung seiner Frühjahrsreise an die Riviera unter besonderer Betonung des gärtnerisch Interessanten. So schilderte er in warmen Worten die herrlichen Gärten Ludwig Winters in Bordighera, die botanischen Gärten in Genua und in La Mortola, die bedeutende Gärtnerei von Arbost & Piedoye in Caucade-Nizza. Diese bezieht Palmensämlinge aus Belgien, kulti- viert sie zwei Jahre im Freien und verkauft sie als kräftige Ver- kaufspflanzen wieder nach Belgien. Man könnte das für einen ge- lungenen Scherz halten. Das Verfahren scheint sich aber pe- kuniär zu lohnen. Auch der Nelken von Perrin in Caucade-Nizza gedachte Redner, sowie der grossartigen Piimida chinensi^ und Cijdamen persi'cMm-Samenkulturen der Pariser Weltfi m:i Vihnorin Andrieux & Co. in Antibes. T. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 193. Sind Sägespäne und zerkleinerte Kiefernrinde, mit oder ohne Beimengung von flüs- sigem Dünger, zur Auflockerung schweren Bodens geeignet? Erwärmen sich diese Stoffe bei -der Zersetzung und kann man dieselben auch als Bodendecke verwenden, um das Austrocknen und das Rissigwerden der Erde zu verhindern? Sägespäne und Rindenstückchen eignen sich zur Bedeckung und Lockerung schwerer Böden ebenso gut wie jeder Humus, während die Beimengung von flüssigem Dünger zwar auf die Lockerung keinen Einfluss ausübt, wohl aber ganz wesentlich zur Bereicherung des Erdreiches an Nährstoffen, , an denen diese Holzreste sehr arm sind, beiträgt. Von einer nennens- werten Wärmeentwickelung während des sehr langsam erfol- genden Auflösungsprozesses genannten Materials kann aber keine Rede sein, da nur schnelle Zersetzungen unter wahrnehmbarer Wärmeerzeugung vor sich gehen. Ganz abgesehen davon, dass schwere Böden wegen ihrer grossen Bündigkeit dem Sauer- stoff der Luft, von dessen Menge die Schnelligkeit aller Zer- setzungsprozesse in erster Linie abhängig ist, nur verhältnis- mässig schwachen Zutritt gestatten, widersteht auch Holz und namentlich die durch starke Einlagerung von Korksubstanz ge- schützte Rinde sehr lange der zersetzenden Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit und erstreckt sich darum die Humifi- zierung derartiger Substanzen stets auf mehrere Jahre ohne nach- weisliche Erwärmung. Während sich also eine direkte Erwärmung des Bodens nur durch Eingraben von leicht zersetzlichen Substanzen, nament- lich durch reichliche Düngung mit dem besonders hitzigen Schaf- und Pferdedung erreichen lässt, werden doch die Holzreste, sobald sie dem Erdreich in entsprechenden Mengen beigemischt werden, indirekt sehr viel zur Erhöhung der Bodentemperatur bei- tragen, indem sie den Boden locker und porös machen und da- durch der warmen Luft wie den Wärmestrahlen bis zu beträcht- lichen Tiefen Zutritt gestatten. W. Geucke, G:irtenbaulehrer, Reutlingen. Beantwortung der Frage No. 194. Ich besitze mehrere Sia)ikopea tigrina. Dieselben wollen aber nicht blühen. Wie muss ich sie behandeln, um sie zur Blüte zu bringen? (Die Pflanzen hängen in einem Hause mit ca. 20" C. Tages- und 12 — 15" Nachttemperatur. Sie sind bisher nach Ausbildung der Sommerbulben trocken gehalten worden. Dann musste ich sie wieder etwas giessen, weil die Pflanzen, nun schon das zweite Mal, im Winter anfingen zu treiben. Sie bilden dann normale Bulben aus und ruhen dann bis zum Sommer, wo sie wieder zu treiben beginnen. — Dass die Stanhopea tigrina nicht blühen wollen, ist auf den zweiten verfrühten Trieb zurückzuführen, der alle in den Bulben gelagerten Reservestoffe verbraucht, dadurch die 492 Die G a r t c n w e 1 1. VI, 41 spätere Erzeugung von Blüten unmöglich macht und mit den Jahren schliesslich die vollständige Erschöpfung der Pflan- zen zur Folge hat. Das vorzeitige Erwachen des Triebes während des Winters beruht aber ganz zweifellos auf den Temperaturen des Kulturraumes, die für die ruhenden Stanhopeen viel zu hoch sind. Diese Licht und Luft liebenden Baumbewohner sollten während des Sommers möglichst im Freien unter lichten Baumkronen aufgehängt und mit dem beginnenden Reifeprozess der Bulben in einem luftigen Hause Aufnahme finden. Die Wassergaben sind dann allmählich zu verringern und schliess- lich bei völliger Reife der Bulben ganz einzustellen. Nur sorge man durch zeitweiliges leichtes Überspritzen der Pflanzen bei stärkerem Sonnenschein, dass die Bulben nicht stark schrumpfen. Werden dann die Stanhopeen während ihrer Ruhezeit, also wäh- rend des ganzen Winters bis in das Frühjahr hinein noch bei einer Temperatur von -|- 8 — 10" C. gehalten, so unterbleibt auch der verfrühte zweite Trieb und die sonst Fecht dankbar blühen- den Stanhopeen sind imstande, die in den Bulben aufgespeicher- ten Reservestoffe zur Erzeugung eines reichen ßlütenflores und eines kräftigen Sommertriebes zu verwenden. Gleichzeitig sorge man aber auch dafür, dass das Pflanzmaterial ein recht lockeres ist, dass die Kulturgefässe seitlich wie auf ihrem Boden ge- nügend grosse Öffnungen besitzen und dass der Wasserabzug nicht von Scherben gebildet wird, damit die bei Stanhopea eigen- tümlicher Weise nach unten treibenden Blütenstände unbe- schadet den Weg zum Lichte finden können. W. Geucke, Gartenbaulehrer, Reutlingen. Tagesgesch i ch te. Berlin. Die grosse Ausstellungshalle, welche im Zoolo- gischen Garten errichtet werden sollte und welche auch dem Mangel der Reichshauptstadt an einem würdigen Ausstellungs- palast für gross angelegte Gartenbauausstellungen abgeholfen hätte, wird nicht gebaut. Vor der 18. Kammer für Handelssachen des Landgerichts I kam am 2. d. M. die Anfechtungsklage zur Ver- handlung, die Professor Markwald gegen die Beschlüsse, be- treffend die Erbauung einer grossen Ausstellungshalle im Zoo- logischen Garten angestrengt hatte. Von dem Kläger wurden zwei Beschlüsse der Generalversammlung der Aktionäre ange- fochten: I. Die Aufnahme einer Anleihe zum Zweck der Er- bauung einer Ausstellungshalle; 2. Abänderung des § 8 des Gcsellschafts-Vertrages, wonach das freie Eintrittsrecht der Aktionäre in Ansehung dieser Halle gewissen Beschränkungen unterworfen werden solle. Begründet wurde die Klage damit, dass der Bau der Halle eine Abänderung des Gegenstandes des Unternehmens mit sich bringe und deshalb nur mit einer Majorität von Yi hätte beschlossen werden können; dass ferner durch die Abänderung des § 8 des Gesellschaftsvertrages Son- derrechte verletzt würden. Nach dreistündiger Verhandlung fällte der Gerichtshof folgendes Urteil: „Die Beschlüsse der Generalversammlung der Aktionäre vom 14. Mai 1902 werden für nichtig erklärt und die Kosten dem beklagten Verein auferlegt." Damit ist auch die grosse Frühjahrs-Gartenbauausstellung, mit welcher die zu erbauende Halle eröffnet werden sollte, zu Wasser geworden. M. H. Abschlägig beschiedqn hat das Kriegsministcrium eine Ein- gabe des Verbandes der Handelsgärtncr Deutschlands um Ver- legung der Einberufung von Gärtnern zu den Reserve- und Landwehrübungen von den Monaten April und Juni auf einen späteren Zeitpunkt etwa in den Herbst oder Winter, wo weniger Arbeitermangel im Gärtnergewerbe herrscht. In dem Bescheide heisst es, „die Festsetzung von besonderen Übungszeiten für einzelne Berufszweige ist aus dienstlichen Gründen undurch- führbar. In Einzelfällen sollen jedoch künftig entsprechende Gesuche nach Möglichkeit berücksichtigt werden." Dresden. Zur Förderung des Blumen- schmuckes in der Grossstadt. Seltsame Kontraste im Leben und in den Sitten der Völker! Während uns die Tageszeitungen von dem am 21. Mai d. J. in Madrid statt- gefundenen grossen Stiergefecht erzählen, welchem der Hof, die fremden Fürstlichkeiten und die Vertreter der aus- wärtigen Mächte beiwohnten und bei welchem 9 Stiere, natür- lich auf die unnatürlichste, allergrausamste Weise getötet wurden, beschliesst zur gleichen Zeit der „Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs" das Seinige zur Hebung einer schönen und edlen Sitte, zur Hebung des privaten Blumenschmuckes der Stadt, d. h. der Gebäude und Vorgärten etc. beizutragen. Dort die öffentliche Dokumentierung eines entsetzlichen mora- lischen Tiefstandes, hier die des SittUch-Guten und Schönen. Der eben genannte Verein hat, wie im vorigen so auch in diesem Jahre für den Wettbewerb im Blumenschmuck der Privatgebäude, Balkons, Fenster, Portale und Ähnliches seine Preise ausgesetzt und bekannt gegeben. Die Preise bestehen ausser in Geld, in verschiedenen Kunstwerken, Medaillen, Garten- büchern und Zierpflanzen. Für die erste Abteilung, Schau- seiten im Blumenschmuck (etwa die ganze Seite eines Ge- bäudes), sind drei Preise im Werte von 150, 100 und 75 Mark ausgesetzt, ebenso für die Abteilung Vorgärten; die dritte Ab- teilung, Höfe, Galerien auf Höfen, Portale und .\hnliches im Blumenschmuck, verfügt über drei Preise im Werte von 75, 50 und 25 Mark; in der vierten Abteilung, Balkons, und in der fünften, Blumenfenster, werden je 20 Preise gewährt und zwar in der vierten im Werte von 50 bis zu 20 Mark und in der fünften von 25 bis zu 10 Mark, in beiden Abteilungen ein- schliesslich der gestifteten Medaillen. Ganz abgesehen auch davon, dass sich die interessierte Gärtnerei eine recht rege allgemeine Blumenliebhaberei wohl gefallen lassen kann, ist es gewiss nicht pharisäisch gedacht, wenn man angesichts eines so edlen Zuges im Publikum versucht wird zu sagen : Seht, wir sind doch bessere Menschen I — G. S. Landsberg a. W. Dem hiesigen Verschönerungsverein hat Fabrikbesitzer Schroeder 10 000 Mark zugewendet, wodurch es möglich wird, den seit längerer Zeit bestehenden Plan, um den Mühlenteich an der Küstrinerstrasse eine Promenade und auf dem Kochschen Gelände einen Park herzustellen, in dem die jetzige Eislaufbahn erhalten werden könnte, zu verwirklichen. C. L. London. Durch die plötzliche schwere Erkrankung des Königs und die damit verbundene Einstellung der geplanten Krönungsfeierlichkeiten wurden auch die hiesigen Gärtnerfirmen und Gross-Blumcnhändlcr empfindlich geschädigt. Covent Gar- den, der Londoner Blumenmarkt, war mit einer L'nmasse von Schnittblumen beschickt, denn die Aussichten für flotten Absatz waren sehr günstige. Da traf wie ein Blitz aus heiterm Himmel die traurige Nachricht von der Erkrankung des Königs ein. Und immer noch kamen frische Sendungen Blumen und Frächte an, zum Entsetzen der Händler, da der Absatz für diese Massen nun unwahrscheinlich schien. L'nd doch wurde die ganze Ware im Laufe des Mittwoch, dem Tage vor der festgesetzten Prozession, umgesetzt. Die Käufer waren fast ausschliesslich die Londoner Blumenmädchen, allerdings zu lächerlichen Preisen; jedes Gebot wurde angenommen. Im Durchschnitt wurden un- gefähr loYo der gewöhnlichen Preise gelöst. Ein Blumen- mädchen kaufte 100 Dutzend Blumen von Odoilo/jlosstim und Caltleija, erstere das Dutzend zu 25 Pfennigen, letztere zu 2,50 Mark, wofür sonst 3 — 4 Mark resp. 18 Mark gezahlt wurden. Ähnliche Preise erzielten alle übrigen Blumen, wie Maiblumen, div. Lilien, Rosen, etc. Auch der Früchtemarkt hatte einen schlechten Tag und alle diese herrlichen Pfirsiche, Nektarinen und andere Früchte mussten zu Spottpreisen abgegeben werden, andernfalls hätten sie keinen Absatz gefunden. D. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., I^ipzig. — Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den p-esamten Gartenbau. Jahrgang VI. ig. Juli 1902. No. 42. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeilschri/t wird strafrechtlich verfolgt. Stauden. Ligularia macropliylla D. C, Polygonum poly- stachyiim Wall, Senecio piilchor Hook et Arn. imd Stokesia cyanea L'Herit,, vier wertvolle Stauden. Von Gustav Besoke, Erfurt. Xirfreulich ist es, dass den Stauden in den letzten Jahren wieder mehr Beachtung geschenkt wird. — Nicht allein dass dieselben fast in jeder Gärtnerei in grösseren Massen für den Schnitt angepflanzt werden, auch im Land- schaftsgarten finden Stauden zur Zeit vielseitige Verwen- dung. Bei der Auswahl für letzteren Zweck sollte Ligu- laria macrophylla (Syn. Senecio Ledebouri Seh. Bip.) stets inbegriffen sein. Diese Staude ist in Westeuropa und Asien heimisch und bildet bis 1 m hohe und ebenso breite, dichte Blattrosetten. Bei dieser Höhe erreichen die Blätter eine Breite von etwa 30 cm. Die obere Seite derselben ist grau- grün, die untere matt stahlblau gefärbt. Ligularia macro- phylla geht im Juli in Blüte. Der reichlich ver- zweigte, dicht mit klei- nen ockergelben Blüten besetzte Blütenschaft er- reicht eine Höhe bis zu 150 cm. Ist diese Staude allein als Blattpflanze schon wertvoll, so ist sie während der Blüte von geradezu auffallender Wirkung. Besonders ge- eignet ist sie zur Einzel- stellung auf Rasenplätze und wirkt vor allem, in der Nähe von Teichen plaziert, sehr dekorativ. L. macrophylla ist voll- ständig winterhart und verlangt einen kräft'gen Boden und sonnigen Standort. Die Vermeh- Die Garleuwelt. VI. Ferula asa foetida. Vom Verfasser für die „Gartenwell" photogr. aufgenommeu (Texl Seite 494). rung geschieht durch Samen, doch lässt sich die Pflanze auch durch Wurzelstücke, die in Sand eingelegt werden und unter Glas massig feucht zu halten sind, vermehren. — Ich komme nun auf Polygonum pol y stach y um Wall, zu sprechen. Diese Knöterichart ist sehr schön zum Schnitt, auch eignet sich dieselbe gut zur Anpflanzung vor grössere Gehölzpartien, in kleinen Ansiedlungen an Teichen ist sie ebenfalls wirksam und schön. Dieses Polygonum ist krautartig und bildet über einen Meter hohe starke Büsche. Die rotbraunen Stengel sind weitläufig mit hellgrünen, bis 40 cm langen, länglichen Blättern besetzt. Der Flor fäUt in die Zeit von Anfang September bis Ende Oktober. Der Blütenreichtum ist bemerkenswert, da fast jeder Trieb sich als blühfähig erweist. Mit zierlichen, weissen Blüten dicht besetzt, wirken die traubigen, bis 40 cm lan- gen Blütenstände auf der frischgrünen Belaubung sehr zierend. In der Binderei finden die Blumen hauptsächlich zu grösseren Sträussen und zur Vasenfüllung \'ervvendung und erwei- sen sich als sehr halt- bar. Vermehrt wird P. polystachyum durch Tei- lung und durch Wurzel- stücke. — Unter der grossen Klasse der Sene- cioneen ist Senecio pul- cher Hook et Arn. wohl eine der schönsten For- men. Die Blätter des- selben sind länglich, 20 bis 25 cm lang, ganzran- dig, lederartig, dunkel- grün und bilden dichte Rosetten. Auf einem 80 bis 100 cm hohen Blüten- stengel vereinigen sich rötlich-violette, bis 8 cm Durchmesser aufweisende 42 494 Die Gartenwelt. VI, 42 einfache Blumen zu einer lockeren Dolde. Vermöge ihrer auffallenden Färbung und Haltbarkeit sind die Blumen schätzenswert für feine Binderei. Die Blütezeit fällt in die Monate August und September. Soll Senerio pidcher zur Ausschmückung des Gartens Verwendung finden, . so em- pfiehlt es sich, denselben in kleinen Trupps zu 3 — 5 Stück auszupflanzen. Da diese Staude sehr leicht vom Rost be- fallen wird, so ist das Zwischenpflanzen zierlich wachsen- der, nicht über 40 cm hoch werdender Farne zu empfehlen, wodurch die vom Rost gelb gewordenen Blätter leicht verdeckt werden. Der Rost tritt erst anfangs September auf, scheint aber die Blühwilligkeit dieser Staude nicht zu beeinträchtigen. Senecio pulcher ist nicht winterhart und verlangt im Winter einen trockenen Standort im luftigen Kalthause oder in einem frostfreien kalten Kasten. — Die vierte Pflanze meiner heutigen Abhandlung Stokesia cyanea L'Her. wurde vor etwa 100 Jahren von dem eng- lischen Arzt Jonathan Stokes aus Nordamerika eingeführt. Diese alte, leider nur wenig bekannte Staude eignet sich ausgezeichnet für den Schnitt. St. cijanea entwickelt sich zu breiten starken Büschen. Ihre Blätter sind länglich, am Blattstiel leicht bewehrt. Die Blumen stehen auf stei- fem Stiel, sind leicht gefüllt, stehen in Form und Farbe den Kornblumen sehr nahe und erreichen eine Grösse bis zu 5 cm Durchmesser. — Da St. cyanea erst im Spät- sommer in die Blüte kommt, empfiehlt es sich, die Pflan- zen mit Kästen zu überstellen und mit Fenstern zu be- legen. Die Blumen werden dadurch schöner und sind gleichzeitig vor Frühfrösten geschützt. Diese Staude ist bei uns nicht winterhart, es ist daher praktisch, die Kästen gleich als Schutz bis zum Frühjahr über den Pflanzen zu lassen. Stokcsia cyanea wird durch Teilung vermehrt. Ferula asa foetida L (Syn. Scorodosma footidum). Von P. W. Meyer, Landschaftsgärtner, Exeter (England). (Ilierzii eine Abbildung.) /Vm letzten April d. J. besuchte ich den an Pflanzen- schätzen ausserordentlich reichen Garten eines angesehenen deutschen Landsmannes in der Grafschaft Surrey. Dieser Garten liegt in schöner Gegend. Die Besitzung heisst Crosby Hill, liegt in der Nähe des Städtchens Camberley und gehört Herrn Dr. Hugo Müller, welcher für schöne und besonders für winterharte Pflanzen ein ausserordentliches Interesse hat, und dessen Garten wegen seiner wohlge- pflegten, seltenen Pflanzen sehr berühmt ist. Besonders sind es die kleinen Juwelen der Gebirgswelt, die auf einer ausgedehnten und zweckmässig angelegten Felsen- partie hier ihre schimmernden Blüten entfalten. Ompha- lodes Luciliae und andere Pflanzen, welche in den meisten englischen Gärten nur sehr schwierig gedeihen, standen hier in üppigster Blütenpracht. Hier war es mir auch vergönnt, zum ersten Male die Bekanntschaft der hier ab- gebildeten Umbellifere Fenda asa foetida L. (Scorodosma foetiduni) zu machen, und Herr Müller gestattete mir freundlichst, dieselbe für die ,, Gartenwelt" zu photo- graphieren. Diese merkwürdige Pflanze ist schon seit 10 Jahren in Herrn Müllers Garten, wo die Blätter im Herbst ab- sterben und in jedem Frühjahre mit erneuter Kraft wieder erscheinen, aber noch nie hatte sie geblüht. Es ist mir nicht bekannt, ob etwa in irgend einem anderen euro- päischen Garten blühbare Pflanzen existieren. Die Ab- bildung zeigt deutlich die auf sehr starkem Schafte er- scheinenden, dicht gedrungen.iii Blütendolden. Die Farbe der Blüten ist weisslich-gelb, ins grünliche spielend. Auf Schönheit können wohl die Blüten keinen Anspruch machen, aber die ganze Pflanze macht einen auffallend imposanten Eindruck und die herrlichen, tiefgeschlitzten, 75 cm langen Blätter mit ilirem silbrigen Filz erhöhen das vornehme Aussehen. Ferula a.sa foetida stammt aus Persien und Afgha- nistan und liefert in dem getrockneten Safte ihrer Wur- zeln die echte Asa foetida der Apotheker. Früher wurde sie viel als Heilmittel der Hysterie angewendet. Bei den Persern wird dieses, auch ,,Teufclsdreck" genannte Medi- kament, als Gewürz verwendet. Linaria Cymbalaria Mill., das zierliche Mauerleinkraut mit seinen zahlreichen, kleinen blauen Blümchen und seiner ebenso zierlichen, feinen Belaubung ist eine allerliebste Miniatur-Ampel- pflanze, die zahlreiche Freunde und Liebhaber hat. An Be- scheidenheit in seinen Ansprüchen bezüglich Kultur und Pflege kann es wohl kaum übertroffen werden; wächst es doch üppig in trockenen Sandsteinmauerritzen ohne alles menschliche Hin- zuthun. Will man diese zierlichen Pflanzen in Töpfen kulti- vieren, so sät man im August in Töpfe aus und überwintert die jungen Pflanzen im kalten Hause dicht unter Glas, worauf man im zeitigen Frühjahr prächtige, dicht bewachsene und blühende Pflanzen hat, deren Töpfe von den Ranken überdeckt werden und die einen sehr zierlichen Anblick gewähren. Für Privatgärtnereien, in deren Glashäusern einiger Platz dazu vorhanden ist, ist Linaria Cymbalaria sehr zu empfehlen. Aber auch für den Handel in den Blumengeschäften dürften diese zierlichen Ampel- pflanzen geeignet sein, da sie namentlich unter der Damen- welt sicherlich viele Liebhaberinnen finden dürften. Manche unbeachtet gelassene Pflanze verdient bessere Würdigung, welche sie recht gut lohnt. Ausser für obigen Zweck ist Linaria Cymbalaria auch eine sehr zierliche Pflanze für feinere Stein- partien oder für grössere Felsenbautcn im Vordergrunde. Die Sorten L. hipartita WiUd. {chyans), buntlaubig; reiicidata De-if. var. aurcopurpurea und splemUda, prächtig dunkeh'iolett, sind mir in ihren Eigenschaften nicht bekannt geworden. q ^ Aquilegia Stuarti Hort, ist eine herrliche Gartenform, welche aus Samen gezogen im zweiten Jahre einen reichen Blüten- flor entfaltet. Sie verlangt nur einen kräftigen Lehmboden und geschützten Standort. Die Vorkultur in Töpfen ist sehr zu empfehlen, da diese Akelei die Herbst- und Frühjahrspflanz\mg nicht gut verträgt. (Nach „The Garden".) Topfpflanzen. Bryophyllum crenatum Bak. aus dem Inneren Mada- gaskars ist eine neuere und interessante Verwandte des bekannten Br. calycinum. Im ganzen zierlicher, als ihre häufig kultivierte VI, 42 Die G a r t e n w e 1 1. 495 Gärtnerische Reiseskizzen. Brj-ophyllum crenatuni. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr, aufgenommen. \'er\vandte, sind ihre Stänimchen stielrund, etwa 40 — 50 cm hoch und straff aufrecht. Die fleischigen Blätter stehen wenig dicht, sind paarweise gegenständig, stumpf eiförmig und tief ge- kerbt. Eine besondere Eigentümlichkeit ist die Aufwärtsrichtung der beiden unteren Blattvorsprünge. Die Farbe der ganzen Pflanze ist ein mattes Blaugrün, bei gesunden Pflanzen ist der Blattrand fein rot gesäumt. Die Blätter sind kurz (i — i'/, cm lang) gestielt, 3 — 4 cm lang und 2V2 — 3 cm breit. Die Blüten stehen in endständigen, büscheligen Trauben. Im Knospenzu- stande sind sie nickend, im Stadium des Erblühcns dagegen auf- gerichtet, die Röhre wagerecht tragend. Die Kelchblätter sind zu einer krugförmigen, rötlichen Röhre zusammengewachsen, aus welcher die orangegelben, doppelt so langen Blumenblätter herausragen. In der Kultur macht diese hübsche, succulente Pflanze recht wenig Schwierigkeiten. Sie bedarf zum Gedeihen einen lichten Platz im massig warmen und massig feuchten Hause, dabei eine milde nahrhafte Lehmerde. — Die \'ermehrung geschieht sowohl durch Zweig-Stecklinge, als auch durch Einlegen der Blätter, denn auch diese Spezies hat Blattknospen in jedem Winkel des Kerbzahnes. Ausser diesem zierlichen und neuen Bri/ophylliim findet sich noch eine ältere Art selten in Kultur. Br. proliferum Bdiie, eine mächtigere Pflanze von fast Meterhöhe und mit vierkantigem Stengel. Interessant ist diese letztere Pflanze da- durch, dass sie neben den Blattknospen noch solche am Grunde der Blütenstielchen treibt. — Diese ist schon lange in Kultur, der Jahrgang 1859 des Botanical Magazin bringt von ihm auf tab. 5147 eine Abbildung, jene dagegen ist erst 1884 von Baker beschrieben worden und wenige Jahre in den Gärten, l'nsere .Mutterpflanze erhielten wir von Sallier, Ncuilly. — Bri/ophi/llum calycinum Salish. ist eine weitverbreitete Garten- pflanze, mit der sich bekanntlich auch Goethe experimentell bescTiäftigte. B Othmer, München. ^-^ Aus Deiitsch-Südwestafrika. Von Max Fellmer, Südfruchtplantage, Klein- Windhoek. LJer erste Eindruck ist fi.ir den in Südwestafrika ans Land steigenden Neuling grauenhaft, fast möchte der Wagemut des friscJien Kolonisten verzagen. Wo liegt denn das gelobte Land? Denn hier, nichts als Sand, Dünen, in blauer Ferne zerklüftete Bergesriesen, zwischen denen die Fata morgana einen prächtigen See, wogende Bäume und sonstiges hineinzaubert. Die Enttäuschung ist aber auch stark, denn vor kaum 10 Tagen wurde das herrliche Funchal auf Madeira und das in üppigster Tropenvege- tation prangende Monrovia passiert und nun, innerhalb der Wendekreise, diese entsetzliche Wüste! Nicht doch, wenn nur noch ein Fünkchen Fassungs- kraft in dir wohnt, das wunderbare Walten gewaltiger Naturkräfte beobachten zu können, du findest des erhaben Schönen übergenug. Das, was auf der Landkarte mit einem weissen Kle.x als Wüste angedeutet wird, birgt den Zauber einer stetigen Wechselwirkung von Wind und Wetter und einer täglichen Temperaturschwankung von beinahe 40 °C. — Heute aber wollen wir die unter dem Einfluss der kalten Benguela- strömung stehende Namib- wüste verlassen und in das ä^^ gelobte Land zwischen Namib und Kalahariwüste pilgern. Unser Ziel sei das mittlere Hochland des Schutzgebietes. Wer Europa verlässt und in seinen Kolonien eine Existenzberechtigung sich zu erkämpfen sucht, von dem darf man annehmen, dass er herauskommt um eben — Geld zu machen. Gesund- heitlich soll ja das diesseitige Schutzgebiet von allen Kolo- nien am besten ausgestattet sein ; nun ja — da gehen Jahre hin, wo's gut geht, dann aber ■ wieder sieht es böse aus. Malaria in schwacher Form und sehr von lokalen Verhältnissen abhängend und Typhus, denn die Wasserver- hältnisse sind erst zu lösen. Das Wasser ist die notwen- digste Lebensfrage, die erst die Existenz des Ansiedlers zu sichern vermag. D. S.W.Afrika ist ein rei- „,.., . t> 1 n Blutenzweig von Bryopbylliini crenatuni. nes Viehzuchtkind, aber ge- Originalzeichnung für die „Carlenwell". 496 Die Gartenwelt. VI, 42 wisse Eigentümlichkeiten und falls der Markt vorhanden, eröffnen auch für den Gartenbauer vorzügliche Aussich- ten, die ihn befähigen neben allen Gemüsearten, den Tabakbau, Südfruchtkulturen, und vor allem den Weinbau zu pflegen. Es sei hier ausgesprochen, dass im Wein- bau unsere verachtete Kolonie eine grosse Zukunft besitzt, die sie befähigt, ein her- vorragendes Produkt auf den Weltmarkt zu werfen. Das spricht sich so gelassen aus, bleibt aber wahr. Die heute unter Weinkultur befindliche Fläche ist noch eine zu geringe, um der Rede wert zu sein, aber wer z. B. die nähere Umgebung Windhoeks, Okahandjas und Otjimbingues abseits der grossen Heerstrasse kennt, in den Bergen herumklettert und dabei die darin einge- streuten Flussthäler betrachtet, unter Berücksichtigung ihrer möglichst gegen kalte Winde geschützten Lage, wird zugeben müssen, dass viele Tausende von Hektaren unter Weinkulturen zu bringen sind und — • soweit kommen wir sicher in absehbarer Zeit. Der Zuzug nicht nur Vieh- zucht allein treibender Elemente dauert, wenn auch schwach, so doch stetig fort. Die Bodenverhältnisse für alle diese Kulturen sind in diesen Flussthälern grösstenteils günstige, zum Teil sehr günstige. Sonnenbrand ist genug vorhanden. Die Tem- peraturen z. B. in Klein- VVindhoek (ca. 1800 m hoch) schwanken nach meinen Beobachtungen in den Extremen — 40 -j- 46" C. Die tägliclien Schwankungen umfassen im Durchschnitt etwa 22 " C., was allerdings reichlich hoch ist. Indessen tritt das Minimum nur an höchstens 5 Tagen im Jahre ein und dauert unter 0 " höchstens 5 Stunden am Tage. Allerdings tritt ein solcher Frosttag oft mitten im Sommer ein, bei hohem Feuchtigkeitsgehalt der Luft, und ist immerhin recht böse. Glücklicherweise kennt man die Anzeichen (ohne Instrumente) genau und vermag sich zu schützen. — Die Heuschreckenplage trifft im Grunde genommen nur den auf reichlichen Graswuchs angewiesenen Viehbesitzer, der Gartenbauer vermag sich bei seinen immerhin kleinen Parzellen durch Lärm und Rauch zu schützen. — Bleibt also als wichtigstes die Wasserfrage. Die geringen Regenmengen, nach einem 6 jähr. Durchschnitt etwa 500 mm, fallen in sehr kurzer Zeit, fliessen schnell nach dem Meere ab und die Fluss- läufe bleiben das ganze Jahr bis auf wenige Stunden trocken. Z. Zt. plant man, für ein verschwindend kleines Gebiet einen Staudamm von grossem Fassungsvermögen, welcher den Remscheider z. B. um das 8 fache übertreffen soll. Im Grossen und Ganzen ist man aber auf die Entnahme aus Brunnen für Rieselungszwecke angewiesen. Glück- licherweise sind wir endlich durch eine reichliche Beisteuer seitens des Kolonialwirtschafdichen Komitees in den Be- sitz einer Bohrkolonne gekommen, die nun im Lande umherzieht um \^'asser zu erschliessen. Soviel auch über die Trockenheit geklagt wird, jeder Gärtner und Verstän- dige muss angesichts des Baumwuchses sich sagen, dass reichlich Wasser unterirdisch \orhanden sein muss, und eben die jetzt gesammelten Erfahrungen bestätigen die- ses auffallend. Die Marktfrage für den Ackerbauer betreffend, mehren sich die Anzeichen, dass der bisherige Hauptkonsument, die Schutztruppe und die Beamten, so zu sagen an die Wand gedrückt wird. Der Eisenbahnbau Swakopmund-Wind- hoek (384 km) geht seiner Vollendung entgegen und die Eröffnung verschiedener Minenbetriebe steht in Aussicht. Auf demselben Grund und Boden sind jährlich 2 — 3 Ernten mit Sicherheit zu erzielen. Die hohen Preise für alle Produkte, den Umständen nach geboten, sind berech- tigt; als Beispiel sei nur auf Kartoffeln hingewiesen, die bei einem so massigen Ertrage, des 6 — 8 fachen der Aus- saat, einen Preis von Mk. 30,00 pro Centner heute erzielen. Unter einen solchen von Mk. 22,00 können sie kaum heruntergehen, es sei denn durch zu starke Konkurrenz, die aber schon aus natürlichen Gründen nicht aufkommen kann, denn der geeigneten Lagen giebt es zu wenige. — Wir schätzen hier z. B. zur Einrichtung eines Weingutes von 10 ha., unter der Annahme, dass der Besitzer die Bau- lichkeiten selbst errichtet — Handwerker beanspruchen pro Tag Mk. 20,00 Lohn und Verpflegung extra — einen Kapitalbedarf von ca. 35 — 40 000 Mk., welche im vier- ten Jahre eine Nettoeinnahme von ca. 15 — 20 000 Mk. versprechen. Das ist fast zu viel, aber ein solcher Gewinn entspricht nur der unsäglichen Mühe und Arbeit der ersten Einrichtung. In einem spätem Aufsatze hoffe ich über den eigen- artigen Pflanzenwuchs der hiesigen Parklandschaften plau- dern zu dürfen. Acht Tage in Österreicli -Ungarn. Ausstellungs- 1111(1 Rcisoskizzen. Von Heinrich Kohlmannslehner, iiandelsgäriner, Blitz-Berlin. IV. Ein Besuch bei Rothschild. Österreichische Kollegen. /\ls Gärtner in Wien und nicht in Schönbrunn und bei Rothschild gewesen zu sein, hiesse wirklich mit dem Fach gefrevelt zu haben. Schon Frau Borne- mann erzählte mir Wunderdinge von der letztgenannten herrlichen Pflegestätte schöner Gartenkunst. Dass ich Schönbrunn überschlagen musste, noch heute thut's mir leid, doch aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. — Schuld daran waren allein ^neine Reisegefährten, die mich deshalb ,, versetzten", weil ich immer so ,, zufällig" Fach- genossen in den Rothschildschen Gärten traf, denen ich als Lernbegieriger und meinetwegen auch allzu pflicht- treuer Geschäftsmann, doch Rede und .'\ntwort stehen musste. Dafür sind sie auch um den ,, Heurigen" ge- kommen, der sich in froher Gesellschaft so gut trinkt, doch darüber — später. Die auf der Hohen Warte mit wunderbarer Rundsicht gelegenen Nathaniel von Rothschild'schen Gärten, welchen Herr Inspektor Jolly, ein weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannter, tüchtiger Fachmann, vorsteht, sind das Grossartigste, Imposanteste, was ich von herrschafilii heu VI, 42 Die Gartenwelt. 497 Gärten bisher zu sehen bekam. Wie kleinlich kommt man sich in seinem Wissen dabei vor, wenn man so wunder- baren, wohlgeordneten Pflanzenschätzen, leider auch nur auf so flüchtige Augenblicke, gegenübersteht. Aber selbst dem Wiener Kollegen macht ein öfterer Besuch so seine Beschwerden, er kommt ohne Obolus und selbst nur zwei Mal in der Woche, nicht herein. Vom allgemeinen Stand- punkte ist es anerkennenswert, dass ein Jeder Zutritt hat und das hochherzige Beispiel dieses ersten Liebhabers wäre auch unseren deutschen Gartenbesitzern anzuraten, sich nicht hermetisch abzuschliessen, sondern dem Min- derglücklichen wenigstens einmal einen Einblick zu ge- statten in ihre Blumenschätze und wenn's auch mit klin- gendem Entre aufgewogen werden muss. Reiche Leute können und sollen wohlthätig sein. Aus diesem schönen Grui^de sammelt die Administration der Rothschild'schen Gärten' alljährlich über 100.000 Mark, die der Wiener Rettungsgesellschaft zufliessen und über 100,000 Besucher erfreuen sich alljährlich an Dingen, die zu den idealsten Gütern und Schönheiten gehören, an denen sich überhaupt ein Menschenherz erfreuen kann. Nur das möchte ich aussetzen, sich legitimierende Gärtner sollten frei Ein- gang haben in solche vornehme Pflegestätten des Garten- baues; besonders den jüngeren, die noch nichts wissen von Einseitigkeit und schwerem Erwerb in unserem schönen Berufe, denen sollte man die Bildungsbeflissenheit nicht erschweren durch Ausgaben, die nicht im Einklänge zu ihren Einnahmen stehen. Ich hoffe, ich bin recht unter- richtet und wenn ich eine Anregung zum Besservverden gegeben hätte, sollte mich's freuen ! Was man beim Eintritt zuerst zu sehen bekommt, sind die sehr ausgedehnten Fruchttreibereien. Natürlich sieht man die speziellen Abteilungen nur vom Verbindungsgange aus, weil die Liebhaberei sonst leicht einmal „handgreif- lich" werden könnte. Ganze Häuser voll sehen wir mit Kir- schen, Pfirsichen, Melonen, Gurken, Wein und Erdbeeren bepflanzt. Der Weg führt alsdann durch die grossartigen Formobstanlagen, die sich — mehr kann ich als Nicht- pomologe nicht sagen, in peinlicher Sauberkeit und präch- tigster Kultur präsentierten. Ausserordentlich reichhaltig und mit sachlichem Verständnis angelegt ist daran an- schliessend der Staudengarten. Leider blühte noch wenig. Einige Schauhäuser voll herrlicher Remontantnelken schie- nen zu bedeuten, dass der Besitzer ein grosser Verehrer dieser Blumen ist. So wanderten wir weiter, von Haus zu Haus. Die Gewächshausanlagen sind ziemlich auseinanderliegend. Immer sind eine grössere Anzahl Häuser vereinigt und durch bequeme ^'erbindungsgänge verbunden, wobei immer geeignete Kulturen nebeneinander stehen. Sicher sind es an 50 Kulturhäuser, vielleicht mehr. — - Der ,, Gartenwelt" hätte ich eine Aufnahme gewünscht von einer einzigen Pflanze von Bongainvülea glabra, welche wohl eine Fläche von 80 — 100 qm unter dem Glas- dache bedeckte und gerade im Hochflor war. Hundert- tausende von Bracteenblüten hätte man zählen können und in der ganzen Welt dürfte die Pflanze nicht ihresgleichen finden. Das Alter schätzte ich auf 15 — 20 Jahre. Unter den Asparagus-An&n fielen mir ausgepflanzte A. Spren- geri auf, mit an 2 m langen, hochgezogenen Ranken, die viel graziöser waren als die üblichen herabhängenden. Offenbar dienten sie dem in solchen Haushaltungen selbstverständlichen grossen Schnittbedarf. Ein Camia- Haus war in schönster Blüte. Die Topftreibrosen in der Nachbarschaft waren mittelmässig, wie es beim letzten Satz auch natürlich ist. Prächtig in ihrer Farbenwirkung waren Schauhäuser, gefüllt mit getriebenen Blütensträu- chern und vielen schönen Treibstauden. In einem solchen Hause mit blühenden Kalthauspflanzen fielen mir Cine- raria stellata auf, die mit ihren 70 — 80 cm hohen Blüten- ständen weit gefälliger, anmutiger ausschauen, als ihre gedrechselten, riesenblumigen Schwestern von der soge- nannten Hybrida-Kasse. Zumeist bewegt sich das Farben- spiel in blauen, lilaen, purpurfarbenen und hellen, bis weissen Tönen. Die Blüten sind vielpetaliger, leichter und viel eleganter wie unsere heutigen Markt-Cinerarien ; deshalb ist die Pflanze dekorativer, mehr unserem heutigen Geschmacke entsprechend und ■ — vielleicht (man muss ja dabei immer an die Riviera denken) auch schnittwertig. Wir kamen wieder ins Freie und konnten herrliche Solitärs von Laub- und Nadelhölzern bewundern. Die Sträuchergruppen verlaufen in schöne Vorpflanzungen aus Stauden und Frühlingsblumenzwiebeln, leicht und ge- fällig vereint. Peinlichste Sauberkeit herrscht an den Rasenkanten und in den Wegen, alles atmet Ordnung und Pflege. Wieder betreten -wir einen Häuserkomplex, davon ein Haus mit Clerodendron Balfouri, in herrlichster Blüte stehend, ein anderes Haus mit Yanilla aromatica berankt. Erica persolufa alba fanden wir — eine allerliebste Spielerei — in Formen gezogen, femer prächtige, knollentragende Tropacolum tricolorum, welche Herr Rimann-Wien hier kürzlich beschrieb, an zierlichen Spalieren und was mich besonders interessierte, auch eine ganze Abteilung blühen- der Edeldahlien boten sich unseren Blicken. Freilich waren die Pflanzen etwas hochgeschossen und die Blumen etwas verblasst von der geschlossenen Temperatur des Treib- hauses, aber es war ein Experiment, welchem wir in Privatgärten doch selten begegnen. Die Cacteenhäuser, in welchen viele Arten ausgepflanzt stehen, in kunstvoller, felsenunterbrochener Anordnung, zeigten ein prachtvolles Sortiment Phyllocacteen, gerade in Blüte stehend und wieder begegnen uns, zu entzückenden Effekten vereint, liebe Bekannte aus dem Staudenbereiche, Spiraeen, Iris, Heuchera, Aquilegien, Myosofis, schöne Blumenzwiebel- gewächse u. s. w., so dass man sich den Einzelheiten wahr- haftig nicht mehr widmen kann. In den Verbindungs- gängen wuchern Schlingpflanzen, aus welchen blühende Paneele, wirkungsvoll mit Salvia splendens bepflanzt, herausleuchten und bald sind wir an den Häusern, die das Edelste der Rothschildschen Pflanzenschätze bergen, bei den Aroideen und den Orchideen. Einem Schnittblumen- züchter hätte das Herz gelacht, wenn er in den Anthu- rium scherzerianum und den vielen anderen Varietäten, darunter natürlich auch das unvergleichliche A. seh. roth- A 'T 498 Die Gartenwelt. VI, 42 schildianum, einmal hätte so hcrumschneiden können. Viele Tausende von Mark lässt sich Baron Rothschild zu ■seinem und anderer Ver- gnügen verblühen. Noblesse oblige ! Weiter kommend, leuchten uns die prächtigen, porzellan- . blauen Blütendolden von Solanum jasminoiäes ent- gegen und in Yeronicn - hulceana entdeckte ich, wenn sie willig wächst, wie es mir auch schien, eine sonst nirgends ge- fundene, geradezu herrliche Topfpflanze und Schnitt blume mit zartlilarosa (mauve )farbenen, feinblü- tigen und doch langstie- ligen Blütenrispen, ßiisse- lia juncea, eine binsenbe- laubte, prächtige Kletter- pflanze mit granatroten, langen Röhrenblüten ge- deiht da so üppig, dass ich mich ärgerte, meine vor Jahren gekauften Pflanzen infolge falscher Kultur so lange missver- . standen zu haben, bis ich sie halbtot gequält und endlich weggeworfen hatte und überall begegneten wir nur erfolgreichen, sachverständigen Kulturen. Selbst die ersten Frei- landblumen findet man sorgfältig vorgezogen in Töpfen, vor ihrem Aus- , pflanzen noch viele Häuser blütenschmückend. Man folgt dem Strom der Besucher, wirft noch einen Blick auf den wun- derbaren Park und end- lich hat man genug ge- schaut aller der Herrlich- keiten, die eben nur ein Rothschild in solcher . Vollkominenheit besitzen kann. Inzwischen hatte sich eine Corona von Fach- genossen am Ausgange versammelt, um unsere Führung nach dem ,, Heurigen", wo er Cedrus atlantica. Orig-inalaufnabnie für die „Gartenwelt" (Text Seite 499). gut wächst und auch gut trinkbar ist, zu übernehmen. Zuerst folgten wir noch einer freundlichen Einladung des Herrn Rimann, Obergärt- ner der Hardyschen Villa, in Rothschilds Nähe! Herr Rimann, vor einem halben Jahre nach Wien gekommen und früher län- gere Zeit im Frankfurter Palmengarten thätig ge- wesen, lebte noch in den Flitterwochen und seine kleine, allerliebste Frau, eine Frankfurterin von Geburt, freute sich kind- lich, einmal aus dem lie- ben Deutschland Besuch zu haben, der sich denn auch nicht nötigen liess, bei einem Glase Thee tüchtig Bescheid zu thun. Nachdem wir uns noch die Hardysche Besitzung angesehen, die klein gegen Rothschild, aber in muster- hafter Entwickelung imd Pflege, gärtnerisch ge- nommen, sich befand, wanderten wir einem nahen Dörfchen zu, wo der liebe Gott öfter den Arm heraus- streckte, d. h. wo man einen guten neuen Wein verzapfte. Einträchtig sassen vom ,,Fach" Tsche- chen, Kroaten, Österrei- cher aller Parteifärbungen und gute Deutsche beiein- ander und wenn auch ab und zu einmal kleine natio- nale Sticheleien hin und her flogen, ich hatte mir das österreichische spra- chenverschiedene Beiein- anderleben doch bei Wei- tem nicht so erträglich und gemütlich vorgestellt. Wer sich zu keiner festen Partei bekennt, wird als „Kosmo- polit" oft verspottet. Aber Gärtner sind ja eigentlich alle Kosmopoliten, d. h. wenn sie ein bischen im X'erkchr stehen. Natürlich wurde auch etwas ,,ge- VI, 4^ Die Gartenwelt. 499 schutzzöllnert", wobei man der Meinung Ausdruck gab, dass wir in Deutschland offenbar flauer eingetreten seien für einen schützenden Zoll, als unsere österreichischen Standesgenossen. So sehr ich mich nur als massiger Zöllner bekenne, der nur das Erreichbare erstreben möchte, habe ich doch wacker meinen deutschen Standpunkt, dass an Mühen nichts gespart sei, vertreten- und — immer wieder gab's einen Grund zum Trinken, bis es endlich Zeit zum Aufbruch wurde. Ein flotter Fiaker, des Wieners Stolz, wurde mir besorgt, ,,in Erfurt, im September, auf Wiedersehen", rief man mir zu, noch ein Dutzend kräftiger Händedrücke und fort ging's bei strömendem Regen zum Bahnhof, wo sich meine Reisegefährten, die mich so nichtswürdig versetzt hatten, um sich Schönbrunn allein anzusehen oder — um dem Heurigen auszuweichen, schon eingefunden hatten; dann, eine kurze Nachtfahrt und wir waren wieder dahtim, an einer Fülle von schö- nen Eindrücken und Er- fahrungen reicher. Koniferen. Die Kurilen-Lärche. Von Li. Beissner, kgl. Gar- teninspektor, Poppeisdorf. (Hierztc eine Abbildung), Larix kuriknsis Maijr gleich Larix dahurica ja- yonica Maxim, wurde in den Mitteil, der Deut- schen dendrologischen Gesellschaft wiederholt besprochen. Nach Prof. M a y r ist sie an den windgepeitschten Küsten der japanischen Ku- rilen i n s e 1 1 1 u r u p heimisch und erreicht dort 22 m Höhe bei 1 m Stammdurchmesser. Die jungen Bäume, die wir in Kultur besitzen, stammen von Samen, die teils von den Kurilen durch Prof. Mayr, teils aus Japan von kultivierten Bäumen unter den beiden oben angege- benen Namen eingeführt wurden. Die ansehnlich- sten Exemplare sah und beschrieb Referent auf Lützburg beim Fürsten zu Inn- und Knyphausen und vn den forstlichen Kulturen von Prof. Mayr in Graf- rath bei München. Die jungen Bäume zeigen auch an anderen Orten, wie ja unsere Abbildung aus den Kulturen von Herrn Späth-Baumschul'-nweg bei Berlin deutlich er- kennen lässt, eine grosse Raschwüchsigkeit, unbedingte Frosthärte, eine auffallend .schirmförmige Aststellung, röt- liche junge Triebe und eine blaugrüne Benadelung. Die nebenstehende Abbildung wurde zeitig im Frühjahr, gleich nach Entwickelung der Nadeln, angefertigt. Im Wuchs zeigt L. kurilensis eine grosse .Ähnlichkeit mit einer jungen Cedrus atlanüca, denen wir in günstigen Lagen in jungen Beständen ebenso üppig aufwachsend begegnen, z. B. in den so interessanten Kulturen in Wein- heim a. d. B. Die recht häufige Anpflanzung dieser schönen Lärche kann also auf das Wärmste empfohlen werden, zunächst einzeln oder truppweise im Park als Schmuck- baum, dann aber auch in für Lärchen günstigen Lagen als Forst- bäum, denn ihr Holz steht an Güte den andern bekannten einheimischen und ausländischen Lär- chen nicht nach. \'om Standpunkt der Forst- ästhetik wird sie unsern Wildungen, neben der ja- panischen Lärche, Larix Icptohpis, die allerdings alle anderen Lärchen an Eleganz, Fülle und Üp- pigkeit der blauen Bena- delung, an rotbraunen Trieben, als schönste Er- scheinung übertrifft, zur grössten Zierde gereichen. An jungen Anzuchten kann es, den eingeführten Samenmengen nach, die aus Japan noch immer eingehen, nicht fehlen. Möchte also jeder, der diese Lärche nicht be- sitzt, zu ihrer raschen Ver- breitung mit beitragen. Larix kurileosis. In L. Spälh's Baumschule, Baumschulenweg bei Berlin, für die ,, Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Cedrus atlantica Manetti var. argentoa Hort. ■Von C. Becker, Berlin. (Hierzu eine Abbildung. J LJiese schöne Konifere, welche häufig im Süden Europas und auch an be- sonders geschützten Stel- len in Deutschland anzu- 500 Die Garten weit. VI, 4^ treffen ist, wird gewöhnlich wissenschaftlich nur als Form der schönen Libanon-Ceder Ceclrus Lihmii Barccl. betrachtet. Doch unterscheidet sich Cedrus atlantica sehr gut durch den schlanken, pyramidalen Wuchs und die blaugrüne bis silbergraue Belaubung von der eine schirmförmige Krone bildenden und eine dunkel- grüne Belaubung besitzenden Cednis Libani. Cedrus atlan- tica var. argentea ist gleich dem Typus G. atlantica ; wei- tere Varietäten giebt es davon nicht. In der Heimat, dem Atlasgebirge, sollen Exemplare bis 40 m hoch bei 1 m Stammdurchmesser werden. Das Holz ist dauerhaft, wohlriechend und von weisslich-roter Farbe. Die hübsch aussehenden Zapfen sind hellbraun, eirund und reifen erst im zweiten oder dritten Jahre. Speziell in den Gärten der herrlichen, oberitalicnischen Seen und auch an anderen Orten in Italien finden sich imposante E.xemplare. Neben- stehende Abbildung zeigt einen fast 20 m hohen Baum aus einem Privatgarten in der Nähe von Florenz. Gehölze. Cytisus scoparius. Im bol.iiiischen Garten zu Ilarmstadt für tlie ..Gartenwelt" pliütogr. aufgenoniinen Cytisus scoparius Lk. var. aiulreauus Dip. Von A. Purpus, Grossh, Garteninspektor, Darmstadt. (Hierzu eine Abbildtmg.) -TXndres Besenpfrieme ist nicht nur ein hervorragend schöner Blütenstrauch, sondern auch eine während der Blütezeit auffallende Erscheinung, welche das Interesse und die Bewunderung eines jeden Beschauers in hohem Masse zu erwecken und zu fesseln vermag. Der Strauch ist sonst in allen Teilen mit unserer gemeinen Besenpfrieme oder -Ginster, von der er nur eine Form ist, bis auf die Färbung gewisser Blütenteile übereinstimmend. Während jene einfar- bige, lebhaft gelbe Blüten trägt, sind die beiden sogen. Flügel bei der Andres Be- senpfrieme prächtig dunkclbraunrot ge- färbt, und diese auffallende, lebhafte Far- benzusammenstellung ist es, was unsere Aufmerksamkeit erregt. Ein Herr Puissant fand diese merk- würdige Farbenvariation in der Norman- die zwischen gewöhnlichen Besen- pfriemen und nannte sie zu Ehren des Herrn Ed. Andre „Genista Anäreana" . Unter diesem Namen wurde sie auch in der Revue horticole 1886, p. 372 be- schrieben. E. Andre bemerkt daselbst, cfass sie besser Spartiiiin scoparium Lk. riir. aiidrcanum heissen müsse, während aber Ci/tisus scoparius Lk. var. andrcanus die meiste Berechtigung hat und die Be- zeichnung jetzt allgemein angenommen wird. Den schönen Blütenstrauch be- handelt man am besten als Solitär- pflanzc auf Rasen, doch lässt er sich auch auf andere Weise vorteilhaft ver- wenden, insbesondere auch in Töpfe ge- jiflanzt zur Ausschmückung von Winter- gärten, Kalthäusern oder zur Belebung von Frühjahrs-Blumen- und l'flanzcr.- gruppen. In strengen Wintern erfriert er gern, ist aber in dieser Beziehung nicht viel empfindlicher als unsere gemeine Besenpfrieme, die ebenfalls niedere Kältegrade nicht vertragen kann und in schneelosen Wintern an exponierten Stellen oft total zu Grunde geht. Aber ebenso rasch VI, 42 Die Gartenwelt. 501 wie diese wieder an ihren alten Standorten auftaucht und sich entwickeh, gelangt man auch wieder zu kräftigem Nachwuchs von Andres Besenpfrieme. Das hier abgebil- dete Exemplar ist beispielsweise vierjährig, bei 2 m Höhe und etwa 1 m Durchmesser der Krone. Die Veredelung auf junge Lahurnum vulgare (Cytisus Lahunium), den be- kannten Goldregen, ist die beste Vermehrungsart, ganz gleich welchen \'eredlungsmodus man anwendet und da nach Belieben, hoch oder niedrig. Das Edelreis wächst ausserordentlich willig an und im ersten Jahre kann man schon auf kräftige, blühbare Pflanzen rechnen. Wir pflan- zen junge Goldregen in Töpfe und veredeln im Januar oder Februar im Gewächshaus. Aussaaten ergeben nur in seltenen Fällen die Farbenvariation, schlagen vielmehr in die Stammform zurück; ausserdem gedeihen wurzelechte Pflanzen schwierig, bezw. stellen besondere Anforderungen an den Boden, der unter keinen Umständen gedüngt oder fetter Gartenboden sein bezw. aus Mistbeeterde bestehen darf, während auf Goldregen veredelte Exemplare überall gedeihen. Andres Besenpfrieme lässt sich auch als Treibstranch behandeln, darf aber nicht allzu früh eingestellt werden. Eingeführt und verbreitet wurde dieselbe 1890 von Frank- reich aus, insbesondere durch die Firma J. Sallier in Sceaux. Gärten des Auslandes. Die Pariser Stadtgürtneroi. Von V. Kühn, Plauen i. V. Z^w einem grossen Block sind 64 Gewächshäuser ver- einigt in vier Reihen zu je 16 aufgestellt. Allemal zwei Reihen Häuser sind durch einen glasüberdeckten Quergang verbunden, der zugleich als Arbeitsraum dient. Haus stösst an Haus nur durch eine 50 cm starke Mauer getrennt, denn ein Platz für Deckbretter oder gar zum Schneeabkeh- ren im Winter ist unter dem dortigen Klima — sous le beau ciel de France, von dem jeder Franzose so gern schwärmt, namentlich wenn er einmal in nördliche Gegen- den verschlagen ist, — nicht nötig. Die Häuser messen 20 — 25 m in der Länge, 3 m in der Breite und sind in der Mitte 2 m hoch. Die Konstruktion ist in Eisen ausgeführt, die Rahmen der aufzulegenden Fenster, durch die hier die Bedeckung geschieht, sind aus Holz. Die Lüftung wird einfach durch Hochheben der Fenster bewirkt. In diesen Häusern werden hauptsächlich die zur Ausschmückung der Anlagen — zur Pflanzung der Corbeilles de fleur, deren grosse ovale Formen überall in den Anlagen einen Platz finden — nötigeir Mengen von Blütenpflanzen des kalten und temperierten Hauses gezogen. Im .Sommer stehen die Stellagen natürlich zum grossen Teile leer, doch boten einige der Häuser, die mit blühenden Pelargo- nien, Begonien, Gloxinien u. s. w. ganz voll besetzt waren prächtige Bilder. Die Pelargonie wird am zahlreichsten kultiviert, denn ihr Rot bildet mit dem Grün des Rasens eine der wirkungsvollsten Farbenzusamrnenstellungen, die der Franzose sehr liebt. Die östlich an diesen Block anschliessenden neun Ge- wächshäuser stehen einzeln und sind in ihren Abmessungen grösser. Bei einer Grundfläche von (33 X 5 =) 165 qm haben sie eine Höhe von 2,65 m. Die Dachkonstruktion und die Sprossen der niedrigen Stehfenster sind wiederum aus Eisen. Zur Bedeckung sind zwei Reihen Fenster mit Holzfahmen aufgelegt. Alle diese kleineren Gewächs- häuser haben, wie es schon die Verwendung der Holzfen- ster bedingt, gerade, schräge Dächer, während die Glas- bedeckung der ganz in Eisen gebauten grossen Gewächs- häusergewölbt ist. Die Lüftungseinrichtungen der genann- ten neun Häuser sind vollkommener als die der 64 klei- neren. Denn ausser der Möglichkeit durch Verschiebung der Fenster zu lüften, ist hier Sattellüftung vorgesehen und i?i den Mauern befinden sich in Höhe der Heizrohre unter den Stellagen Luftklappen. Beide Vorrichtungen zusam- men geben namentlich für die kühle Jahreszeit eine sehr gute Lüftung. Oben kann man durch einen schmalen Spalt die verbrauchte, warme Luft abziehen lassen, wäh- rend die unten eintretende Luft sich an den Heizrohren sofort erwärmt. Orchideen, Dracaenen, Crotons, verschie- dene Bromeliaceen und allerhand andere bessere Warm- hauspflanzen werden hier gepflegt. Der Reichtum an Arten kann sich mit dem manches botanischen Gartens messen, und gleichsam um zu zeigen, dass der Garten auch solchen Zwecken dienen soll, ist ein Haus ganz der Schaustellung der Nutzpflanzen der französischen Kolonien gewidmet. Rechts und links von den Wirtschaftsgebäuden, die vom Eingang aus durch das grosse Palmenhaus verdeckt werden, hat noch je ein grösseres Gewächshaus Platz gefundt'n. Das eine enthält ein Sortiment schöner, alter Kamelien, während das andere ganz mit Ficus clastlca angefüllt war. Diese bei uns etwas aus der Mode gekom- menen Pflanzen, die hie und da als unverwüstliche Zimmer- pflanzen ihr Leben noch fristen, kann man in den Pariser Anlagen häufig sehen als Einzelpflanzen, oft auch zu locke- ren Beeten vereinigt, mit einer dichten Unterpflanzung von allerhand blühenden Pflanzen. Die Beschattung der Häuser wird mit einem zwar guten und dauerhaften, aber auch recht teurem Material ausgeführt. Man hat überall aus schmalen Holzstäben ge- fertigte Matten verwendet. Die Herstellungskosten be- laufen sich auf fast 4 frs. pro qm. In Handelsgärtnereien wird man schwerlich solchen Luxus treiberi. Überall sind Vorrichtungen zum Auf- und Abrollen der Matten getroffen. Bei starker Feuchtigkeit oder anhaltendem Regen quellen aber die dabei verwendeten Stricke oft so stark auf, dass sie nicht mehr durch die Rollen laufen und ein schnelles Herablassen resp. Heraufrollen der Matten verhindern, was bei der Kultur für direkte Sonne sehr empfindlicher Pflanzen schlechte Folgen haben kann. Bedient wird die Beschattungsanlage bei den grossen Gewächshäusern von schmalen Gängen aus, die auf dem First, beim grossen 502 Die Gartenwelt. VI, 42 Palmenhaus in halber Höhe des Daches laufen. Die Sei- ten-, zum Teil auch Mittelstellagen in den meisten Gewächs- häusern sind von einem 25 cm hohen Rand aus Eisenblech umgeben. Der Boden wird aus Dachziegeln gebildet über die Schlacken gebreitet sind. Je nach Bedarf sind die Beete noch ganz mit Erde aufgefüllt. Sehr viel wird Gerberlohe verwendet; in diese werden die Töpfe einge- füttert, um den Wurzelballen gleichmässiger in Feuchtig- keit und Wärme zu erhalten. Alle 3 — 4 Wochen muss die Lohe umgestochen werden, dieselbe ist aber lange Zeit immer wieder verwendbar. Wie schon erwähnt, liegen die Wirtschaftsgebäude hin- ter dem grossen Palmenhaus. Sie umschliessen einen läng- lichen Hof. Das grössere Haus enthält weite Wagen-, Verpflanz-, Geräte- und Arbeitsschuppen, Räumlichkeiten für Zimmerleute und andere etwa nötige Handwerker. In der Mitte liegt, mit der Sohle etwa 6 — 7 m unter der Umgebung, der grosse Heizraum. Das hintere Gebäude enthält Stallungen für 9 Pferde, kleinere Schuppen und Wohnungen für Angestellte. Der Grösse der Anlage ent- sprechend ist die Heizung eingerichtet. Man hat Dampf- niederdruck mit W^armwasserheizung vereinigt. In dem erwähnten Heizraum stehen vier riesige Dampfkessel, von denen im Sommer einer, im Winter meist drei geheizt wer- den. Von hier wird in einem unter den gesamten Häusern ausgebreiteten Netz von Gängen, die etwas über 1 m breit und 2,5 m hoch sind, der Dampf in starken, sorgsam iso- lierten Röhren wcitergeleitet. Die Gänge haben eine Ge- samtlänge von 380 m und zur Leitung des Dampfes und Rückleitung des Kondenswassers hat man 18 000 m Rohr von 10,5 cm Durchmesser gebraucht. An passenden Stellen sind, sozusagen, kleine Wasserheizungen (17 im Ganzen) eingerichtet die ihre Wärme von dem in Heizschlangen durch die Wasserkessel geleiteten Dampf erhalten, um sie dann an die Luft in den Gewächshäusern abzugeben. So hat man die Vorteile der Warmwasserheizung, die die glcichmässigste und ausdauerndste Wärme giebt, mit denen einer Centralheizung die sich unter den gegebenen grossen Verhältnissen nur als Dampfheizung herstellen Hess, ver- einigt. Für die Praxis bedeutet dies eine grosse Erspa- rung an Arbeitskräften und Fcuerungsmaterial. Allerdings sind bei dieser Heizungsanlage 3 Stunden nötig vom An- heizen bis zur genügenden Erwärmung des Wassers. Man hat deshalb nachträglich für die Vermehrungshäuser einen kleinen Warmwasser-Hcizkessel aufgestellt mit eigener Llei- zimg. So sind diese Häuser unabhängiger von der grossen Heizung und diese braucht nicht beständig so intensiv ge- heizt zu werden. Die Gesamtergebnisse der grossen Hei- zungsanlage sind bis jetzt sehr zufriedenstellende. \'or dem Kesselraum unter dem Hof liegt der überwölbte Kohlen- kcller etwa 5 m im Quadrat gross. Seine Sohle liegt merk- würdigerweise um 1,5 m über der Sohle des Heizraumes, so dass man vom Kesselraum mit einer Karre nicht in ihn hineinfahren kann. Die Bewässerungseinrichtungen der ganzen Anlage sind an die Pariser Wasserleitung angeschlossen. Für den gesamten Betrieb sind etwa 100 Mann jetit ständi;^ ange- stellt, die im Frühjahr durch Hilfskräfte unterstützt wer- den. 30 Mann sind der Gärtnerei zugeteilt, gegen 70 arbei- ten in den Anlagen der Stadt, die infolge der reichen Blumenausstattung viele Pflege brauchen. Die Arbeitszeit der Gärtner ist auf 10 Standen festgesetzt, der Lohn schwankt zwischen 0,58 und 0,78 fr. für die Stunde, ein Lohnsatz der für Pariser gärtnerische Verhältnisse sehr gut zu nennen ist. Ausländer werden kaum beschäftigt. Zu ihrer privaten Weiterbildung steht den Leuten eine Fach- bibliothek und eine Sammluiig von Zeitschriften zur Ver- fügung. Den Eindruck des Ganzen kann man wohl dahin zu- sammenfassen, dass Paris in seinem Nouveau Fleuriste eine Anlage besitzt, mit der Stadtgärtnereien anderer europä- ischer Grossstädte kaum konkurrieren können. Denn nicht nur die Grossartigkeit der Gesamtanlage, die Ausdehnung, die vorzügliche Unterhaltung, die gute Kultur der Pflan- zenbestände, sondern ebenso der Reichtum der vorhande- nen Arten zeichnet sie vor ähnlichen Schöpfungen anderer Städte aus und giebt ihr gleichzeitig einen hohen Wert für botanische Zwecke. Benutzt wird der Garten in dieser Hinsicht bereits, ob aber der schon vor der Einrichtung der Anlage in Gärtnerkreisen entstandene Plan, dort eine städtische Gartenbauschule zu errichten, je zur Ausfüh- rung kommen wird, ist fraglich. Das vorzüglichste De- monstrationsmaterial wäre sicherlich dazu vorhanden. Fragen und Antworten. Beaniwortung der Frage No. 196. Ist das Abfallwasser einer Molkerei, welches bekanntlich Fettstoffe mit sich führt, in der Gärtnerei ohne Nachteil zu verwenden? Den Gebrauch von Abfallwasser aus Molkereien kann ich zum Giessen der Kulturen nicht empfehlen, da ein solches Wasser denselben nicht nur keine nennenswerten Vorteile bietet, sondern auch dieselben zu schädigen vermag. Abgesehen von dem ganz geringen Gehalt des betreffenden Wassers an stick- stoffhaltigen Substanzen (Eiweiss) und gelösten Salzen, fehlt ihm jede sonstige düngende Wirkung. Fette sind vollständig frei von Stickstoff, bestehen chemisch nur aus Kohlenstoff Wasserstoff und Sauerstoff, und da sie in Wasser völlig un- löslich sind, können sie von den Pflanzenwurzeln überhaupt nicht aufgenommen werden. Wohl finden sich in den meisten Pflanzengeweben nachweisbare Spuren von Fetten, auch in man- chen Samen in grösseren Mengen, gewöhnlich in Form von Ülen, doch werden diese Pflanzenfette erst in den Geweben selbst teils aus Eiweissen, teils aus Kohlehydraten hergestellt. Die sehr schnell säuernden Milchreste des Abfallwassers würden aber ebenso wie die sich mit der Zeit anhäufenden Fette, welche sehV bald unter Einwirkung der Luft ranzig werden, d. h. sich in Glyccrin und Fettsäuren spalten, den Boden sicherlich niclu verbessern, sondern nai h Jahren versäuern und für Kultur un- brauchbar maclien. W. Geucke, Gartcnbaulehrcr, Reutlingen. Zum Düngen von Obstbäumen oder des Gartenbodens ist Ab- fallwasscr einer Molkerei mit Vorteil zu verwenden. Allerdings darf es zum Überbrausen von Pflanzen nicht Ver,wendung finden, weil die sich absetzenden Eiweissstoffe, welche in solchem Wasser enthalten sind, die Poren der Pflanzen verschliessen und da- mit das Gedeihen derselben nachteilig beeinflussen würden. Auch zum Giessen von Topfpflanzen empfehle ich solches nicht, weil es bei dauerndem Gebrauch die Erde versäuert. A. G. Radde. Schloss Rahe. VI, 42 Die Garten weit. 503 Beantwortung der Frage No. 197. Wie bewässert man eine Fläche in einer Handelsgärtnerei rationell, auf der alle 40 m nach Richtung ein grosser Wasserbehälter steht ? Die Frage lässt sich ohne Kei*itnis der örtlichen Verhält- nissse nicht beantworten. Ich stehe aber gern mit Auskünften und billigster Offerte kostenlos zu Diensten. Mit meinen Heiss- luftpumpmaschinen kann das Wasser sowohl in aufgestellte Wasserbehälter, als auch direkt verspritzt werden. Sachs. Motoren- und Maschinenfabrik Otto Böttger, Dresden-Löbtau. Beantwortung der Frage No. 198. Kann mir jemand reelle und solide Hagclversicherungsgesellschaftcn nennen, die auch Gärtnerden und Obstkulturen aufnehmen ? Wenden Sie sich an die „Deutsche Hagelversicherungsgesell- schaft für Gärtnereien etc. zu Berlin". Diese versichert Ihnen Gewächshäuser, Mistbeetfenster, sowie sämt'.iche Erzeugnisse des Gartenbaues, Gemüse, Obst- und Weinernten etc. etc. Otto Wiebach, Passendorf. Die VeredlungsstcUc zeigt sich 60 cm über der Erde. Der Stamm hat bei i m Höhe 2,60 m Umfang und der Baimi dürfte nach meiner Schätzung 16 — 18 m hoch sein. Die halb- runde Krone hat 18 m Durchmesser. H. Mannigfaltiges. Wie die Chinesen Bäume verunstalten, das lehrt eine Be- obachtung, die bei der seltenen Gelegenheit eines Aufenthaltes von Europäern in der verbotenen Stadt, in Peking, gemacht worden ist. Man hat dort sechs Bäume gefunden, deren Ge- stalt jedermann sofort auffallen muss und die dem Naturforscher Kopfzerbrechen machen würde, wenn sie durch natürliches Wachstum zustande gekommen wäre. Die Büumsiämme bilden nämlich unten ein Thor, gross genug, um einen Menschen durchzulassen. Das Thor ist nicht etwa eine Höhlung, die in den Stamm geschnitten wäre, sondern der Stamm wächst aus zwei verschiedenen Stellen aus der Erde heraus und die Stammteile vereinigen sich in Kopfhöhe zu einem Stamme. Die Chinesen stellen diese Missbildung künstlich her, indem sie einen jungen Stamm vom Wurzelhals an etwa 6 Fuss hoch spalten und die Wurzeln beider Hälften dann getrennt ein- pflanzen. Gewöhnlich werden solche Bäume vor Tempelein- gänge gesetzt. Beide Stammhälften haben drei Fuss Abstand von einander und stossen oben zusammen, von wo sich dann der Baum in natürlicher Form weiter erhebt und in seinem Wachstum gar nicht behindert zu sein scheint. Bisher sind solche Bäume nur auf kaiserlichem Grund und Boden gesehen worden, doch sind sie möglicherweise auch an anderen Stellen in China zu finden. Eine starke Blutbuche. An der Strecke Breslau-Liegnitz liegt der von Breslau aus in 25 Minuten zu erreichende Ort Lissa mit einem dem Fürsten Putbus (Rügen) gehörigen Schloss, Park imd daran anschliessendem Wald etc. An der Ostseite des Parkes fliesst die Weistritz, auch Schweidnitzer Wasser genannt, entlang. Mit Ausnahme der nächsten Umgebung des alten Schlosses ist der ausgedehnte schattige Park dem Publikum geöffnet und wird von Breslauern gern besucht. Er enthält einige (hübsche) gute Partien, die an Zeiten besserer Pflege erinnern, aber leider einen zu dichten Baumbestand; darunter be- findet sich manch altes Exemplar von Plantancn, Eschen, Linden, Weissbuchen auch Eichen. Letztere haben von den Nachtfrösten stark gelitten, alle jungen Triebe an freistehenden Bäumen sind s'chwarz und nur hin und wieder einige Blätter an solchen Ästen vorhanden, die durch Nachbarbäume (Linden etc.) ge- schützt werden. Der Nachtrieb zeigt sich bereits, aber es hat lange gewährt, bis die Bäume sich etwas erholten. Nahe am Schlosse befindet sich eine kleine, seeartige Wasser- anlage und auf einer schmalen, vorspringenden Landzunge steht hier eine Blutbuche, welche wohl eine der schönsten ihrer Art sein dürfte. Sie ist nur i m vom Wasser gepflanzt und der grösste Teil der Krone brcil ^t sich über demselben aus. Aus den Vereinen. Deutsche Dendrologische Gesellschaft. .'^m 10,, 11. und 12. August findet in Hannover die Jahresversammlung im Hotel „Zu den vier Jahreszeiten", statt. Anmeldungen zur Teil- nahme sind spätestens bis zum 3. August an Herrn Stadtgarten- direktor Trip in Hannover, Heidestrasse 3 a, zu richten. Bis jetzt gelangten folgende Vorträ,^e zur Anmeldung: Über die ausländischen Gehölze in den Her- renhauser Anlagen, Herr Hofgärtner Pick, Hannover; Über winter harte Rhododendron, H err Ru- dolph Seidel, Grüngräbchen; Über winter harte Azaleen, Herr Gartenmeister Zabel, Gotha; Waldverschönerung mit besonderer Be- rücksichtigung von Rhododendron und Aza- leen, Herr von St. Paul-IUaire, Fischbach i. Riesengeb.; Dendrologisches aus Westpreussen, Herr Garteninspektor Wocke, Oliva; Das Absterben der Pyramidenpappeln, Herr Graf von Schwerin, Wendisch- Wilmersdorf ; Über amerikanische Eschen in Deutsch- land, Herr Gartendirektor Schoch, Magdeburg; Neues über Koniferen und Kleine d e'n d r o - logische Mitteilungen, Herr Garteninspektor Beissner, Poppeisdorf; Dendrologische Mitteilungen, H err Gartenin- spektor Purpus, Darmstadt. Anmeldungen weiterer Vorträge, sofern sie die Dauer von 10 Minuten überschreiten, werden bis spätestens zum i. August an den Vorsitzenden, Herrn von Saint Paul-lllaire, Fischbach im Riesengebirge, erbeten. Zur Verloosung unter die anwesenden Mitglieder ge- langen 20 Stück 3 — 4 jährige Abtes arizonica Merriam. im Werte von je 10 Mark. Allgemeiner Deutscher Gärtner- Verein. Am 8., 9., lo. .A.ugust findet in Hannover, Wiedbrauks Hotel, Knochenhauer- strasse I, die VI. Generalversammlung mit anschliessendem IV. Allgemeinen Deutschen Gärtnertage statt. Die Tagesordnung ist vom Vorstande zu beziehen. Die fünfte Pflanzenmesse des Leipziger Gärtnervereins findet am 20. und 21. August d. J. in Leipzig im Etablissement „Palmen- garten" statt. Tagesgeschichte. Honnef a. Rh. Der Verschönerungsvcrcin für das Sieben- gebirge hielt am 30. Juni hierselbst seine Jahresversammlung ab. Dem vom Oberbürgermeister Spiritus-Bonn erstatteten Jahres- bericht entnehmen wir, dass im Laufe des letzten Jahres u. a.' 30350 Fichten auf einer Fläche von 4,5 ha neugepflanzt wurden. ^ Für das nächste Jahr sind für diesen Zweck wiederum 3000 Mark bereitgestellt. Desgleichen soll mit der Verbesserung bezw. Neuherstellung von Wegen fortgefahren werden. A. W. Köln. Die auf einer Studienreise sich befindenden Eleven der Kgl. Gärtnerlehranstalt am Wildpark trafen am 4. Juli morgens hier ein. Ihr Weg hatte sie über den Harz, Frankfurt am Main, Heidelberg, Schwetzingen, Geisenheim, Rüdesheim, Königswinter (Siebengebirge) hierher geführt, so dass die Eleven, welche unter der Führung der Herren Dozenten Prof. Müller 504 Die Gartenwelt. VI. 42 und Hofgärtner Meermann reisten, landschaftlich hervorragende Gegenden Deutschlands Ivennen gelernt haben. Hier wurden sie im Auftrage der städtischen Gartenverwaltung von Herrn Obergärtner Günther und ausserdem von verschiedenen alten Wildparkern aus Köln, Stolberg, Bonn u. s. w. empfangen. Nach der Besichtigung des Domes gings sofort nach der Flora hinaus, wo Herr Obergärtner Rausch in liebenswürdigster Weise die Führung übernahm. Nach einer bedeutenden Stär- kung im städtischen Stapelhause wurden die herrlichen Ring- anlagen in ihrer ganzen Ausdehnung besichtigt und zwischen- durch auch ein Abstecher in den Volksgarten gemacht. Nur allzu früh schlug die Scheidestunde und nach einem Abschieds- trunke reisten die Herren um 4^/2 Uhr weiter nach Düsseldorf zum Besuche der Ausstellung, woselbst sie bis Sonntag zu ver- weilen gedachten. A. W. — Der alte herrliche, aber in den letzten Jahren ziem- lich verwilderte Park der Marienburg, der wegen seiner schönen Lage und der reizenden Aussicht auf den Rhein allen Kölnern wohlbekannt ist, wurde neuerdings in stand gesetzt und durch die Firma Blumberger, Köln-Marienburg mit umfangreichen zum teil im Sezessionsstil gehaltenen Blumcnbcetanlagen geschmückt. A. W. Neustadt, O.-Schl. Hier fand am 2g. und 30. Juni eine vom Obst- und Gartenbau-, Geflügel- und Bienenzüchterverein veranstaltete Ausstellung statt. Obgleich die Ausstellung im kleinen Rahmen gehalten war, so sind doch sehr schöne Sachen ausgestellt worden. So hatte Handelsgärtner Paul Metzner- Neustadt, gut gezogene Blatt- und blühende Pflanzen ausge- stellt, Obergärtner Rössner war mit seinen ausgezeichneten Koni- feren, in Kübeln kultiviert, vertreten. Landschaftsgärtner Ja- norschke-Oberglogau, hatte Pläne ausgestellt, welche durchaus musterhaft waren u. a. m. Gleichzeitig muss ich noch be- merken, dass jedermann, welcher Neustadt auf der Reise be- rührt, es nicht versäumen sollte, sich den Stadtpark anzusehen, welcher in seinem landschafdichen Charakter, mit wunderbaren Fernblicken- auf die Südebene, einzig schön ist. Den Plan zu diesen Anlagen hat der Gartendirektor Fox-Neudeck vor unge- fähr 20 Jahren entworfen. Ausgeführt wurden die Anlagen von einem Neustadter Handelsgärtner. Rob. Herrmann, Moschen. Oranienburg b. Berlin. Ein beachtenswerter Erfolg ge- nossenschaftlicher Arbeit im Dienste der Bestrebung für natur- gemässe Lebensweise ist die Obstbau- Kolonie „E d e n", e. G. m. b. H. Diese Genossenschaft bezweckt die Ansicde- limg von Familien auf dem Lande und Errichtung von Heim- stätten mit Obstgärten, in denen die Kolonisten im Einfamilien- hause wohnen. Ferner genossenschaftlichen Einkauf der Be- dürfnisse und ebensolchen Verkauf der Erzeugniss?. Damit sind ideale Aufgaben verbunden, die der Wohlfahrt der Kolonisten dienen, z. B. für Kindererziehung (eigene Schule), Geselligkeit, Bibliothek, vernünftige Leibeszucht. Die meisten Ansiedler ent- halten sich des Fleisch- und Alkoholgenusses. Auf ursprünglich magerem Boden ist seit 1894 bereits eine Obstanlage geschaffen, die in gar nicht ferner Zeit bedeutende Mengen Früchte den Freunden einer natürlichen Diät bieten wird. In Eden düngt und behandelt man die Anlagen reichlich mit Mineralien, und wer die Edener Früchte erprobte, der pries ihren Wohlgeschmack. Die Kolonie versendet frische Erzeugnisse, wie auch ihre ohne Ver- gärung hergestellten naturreinen Marmeladen, Säfte und im eige- ^ nen Saft gedünstete Früchte. In wirtschaftlicher Beziehung ist „Eden" ein bedeutsames Beispiel dafür, was ernste Arbeit auf dem Gebiete innerer Kolonisation leisten kann. Die i 50 Morgen Besitz bilden einen grossen Garten dort, wo früher einige Kühe dürftige Weide fanden; grosse Mengen schon geemteter Früchte, köstlicher Erdbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren etc., Gemüse und Obst sind Zeugnis dafür, dass hier dem Boden besserer Er- trag abgewonnen werden kann, als nur Viehfutter. Eine grosse allgemeine Wasserleitung versorgt die Kolonie mit Haus- und Wirtschaftswassers. Freunde des Landlebens finden in Eden Gelegenheit zur Ansiedelung unter Menschen, die vereint ar- beiten, sich und ihren Nachkommen ,, Heimstätten" zu schaffen. Ein Teil der Ansiedler widmet sich ganz dem Obst- und Garten- bau, ein anderer treibt am Blatz sein Geschäft oder Handwerk, und einige sind in Berlin in Stellungen. In der Kolonie darf nicht geschlachtet und kein Alkohol bereitet oder verschänkt werden. Grund und Boden sowie Liegenschaften sind Eigentum der Genossenschaft, und der Bewohner hat dieselben in Erbpacht. So schliesst man den Bodenwucher und die Ausbeutung durch Spekulanten aus, denn der durch alle geschaffene Mehr- wert bleibt Eigentum der Gesamtheit. Bemerkenswert ist ncch, dass vom Landwirtschafts-Ministerium, welches die Kolonie durch einen Vertreter besichtigen Hess, der Genossenschaft urjter Ge- währung einer Beihilfe für die Anfangsjahre volle Anerkennung ausgesprochen wurde für ihre Arbeit zur Förderung des vater- ländischen Obstbaues. Die Verwaltung sendet auf Anfragen hin Satzungen und Prospekt und für 30 Pf. einen ausführlichen Entwickclungsbericht. Strassburg i. E. Die Erweiterung des Friedhofes in Neuhof ist nun auch vom Gesundheitsrate gutgeheissen worden, nachdem der Kreisarzt über Lage und Bodenbeschaffenheit einen ausführ- lichen Bericht erstattet hat. Stadthagen. Der hiesige Verschönerungsverein beschloss die .Anlage eines Stadtparkes auf dem „Ostwalle" nach dem vom Kunstgärtner Wollenweber nach den Angaben des Stadt- gartendirektors Trip zu Hannover ausgearbeiteten Projekt mit einem Kostenanschlag von 18 500 Mark. M. Verkehrswesen. Das Postblatt No. 3, welches zum Preise von 10 Pfennigen von den Postanstalten bezogen werden kann, veröffentlicht fol- gende im Laufe dieses verflossenen Vierteljahres eingetretene Neuerungen : 1. Die Frist für den Umtausch der bis zu Ende März d. J. giltig gewesenen Postwertzeichen ist bis Ende Dezember 1902 verlängert worden. 2. Nach Ägypten, BritisrhOstafrika, Z:mzibar, Portugiesisch- Ostafrika, Natal, der Kap-Kolonie, Madagaskar, Aden, ferner nach Havana und Cicnfuegos auf Kuba ist eine neue billige Postfrachtstückbeförderung eingerichtet worden. — Nach Zypern können Postpackete und Postfrachtstücke auf dem Wege über Triest befördert werden. — Im Verkehr mit Montenegro sind auf Packeten Nachnahmen bis 800 Mark zulässig. 3. Im Verkehr mit Samoa ist der Meistbetrag der. auf ein- geschriebene Briefsendungen und auf Postpacketen zulässigen Nachnahme und der Meistbetrag der Postanweisungen von 400 Mark auf 800 Mark erhöht. 4. Bei Briefsendungen nach Frankreich mit Algerien und Monako ist das Verlangen der EilbcstcUung zugelassen. 5. In Amoy, Canton und Weihsien (China) sind deutsche Postanstalten in Wirksamkeit getreten. Sie nehmen am Brief- post-, Zeitungs-, Postanweisungs -und Packetdienst Teil; Wert- angabe ist nur bei Briefen, Kästchen und Packeten nach Weih- sien zugelassen. Personal- Nachrichten. Goerlich, M., Inspektor am pomologischen Institute in Reut- lingen und Waggerschauser, I., \'erwalter der Filiale des Pomologischen Institutes in Unterlenningen bei Kirchheim und Teck erhielten für langjährige treue Dienste am Pomologischen Institute die König Karl-Jubi'.äumsmedaille verliehen. Voigt, R., Obergärtner in Gera und langjähriger Mitarbeiter unserer Zeitschrift, wurde mit der Verwaltung des fürstl. Hof- gartens daselbst betraut. Vcrantwortl. Redakteur; Max Hesdörffer, Berlia. — Verlag von Richard Carl Schmidt A Co., Leipzig. — Druck von C. Grumbach in Leipzig. '\/X^. riiwi Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 26. Juli 1902. No. 43. Nachdruck und Nachbildung nus dein Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich vej folgt. Aus deutschen Gärten. Landscliaftsbilder aus dem Zoologisclion Garten in Berlin. Vom Herausgeber. (Hierz2i g Ahhihiiingen und i Lagcplau,) In früherer Zeit unterschieden sich die zoologischen Gärten nur wenig von den landläufigen Menagerieen : ein Gitterkasten sass neben dem anderen und man legte wenig Wert darauf, diese Institute auch in landschaftsgärtnerischer Hinsicht auszugestalten. Der erste zoologische Garten, bei dessen Anlage auch die landschaftsgärt- nerische Seite mit berück- sichtigt wurde, war wohl das heutige Wiener Viva- rium, eine Schöpfung des bekannten Professors Gustav Jäger in Stuttgart. Als Beweis für den mena- gerieartigen Charakter frü- herer zoologischer Gärten mag der alte zoologische Garten an der Bockenhei- mer Landstrasse in Frank- furt a. M. gelten. Bei seiner Verlegung nach der Pf ingst- weide wurde aus ihm eine hervorragende landschafts- gärtnerische Anlage durch den verstorbenen Stadtgar- tendirektor Weber geschaf- fen. Von sonstigen mir be- kannten zoologischen Gär- ten sind auch diejenigen von Köln, Dresden, Ham- burg und Antwerpen Die Gartenwelt. VI. Blick vom Zoologischen Garten .luf Originalaufnahme landschaftsgärtnerisch bemerkenswert. Der neue zoolo- gische Garten in Halle a. S. ist schon durch seine natür- liche Lage dazu geschaffen, dermaleinst ein Park ersten Ranges zu werden. In Bezug auf landschaftliche Schön- heit imponiert mir am meisten der Tiergarten in Elber- feld, allerdings mehr ein Tierpark als ein zoologischer Garten. Dieser Park ist eine Schöpfung, und nicht die schlechteste, des verstorbe- nen genialen Gartendirek- tors Heinrich Siesmayer. Der zoologische Gar- ten in Berlin, gewiss der grösste und in Bezug auf seine Tiersammlung wohl der reichhaltigste auf dem europäischen Festlande, wurde am 1. August 1844 eröffnet. Er bildet ge- wissermassen einen Teil des Königl. Tiergartens, die ehemalige Menagerie, und ist, abgesehen von der Menagerie des Jardin des Plantes in Paris und der k. k. Menagerie in Schönbrunn bei Wien, die als Staats- und Hofanstal- ten eine Sonderstellung einnehmen, der drittälteste zoologische Garten Euro- pas, im deutschen Reiche der älteste. Allerdings konnte sich der Berliner zoologische Garten bis vor wenigen Jahren in landschaftlicher Hinsicht nicht entfernt mit den Gärten in Frankfurt a. M., Dresden u. s. w. messen. Es kam dies 13 die Kaiser Wilhelm Gedächtni?,-l\.iichc. fiir die ,, Gartenwelt". 506 Die G a r t e 11 w e 1 1. VI, 43 daher, dass Kaiser Wilhelm I. mit Leib und Seele an alten Bäumen hing und dass ihm nichts verhasster war, als das Fällen \o:i Baumriesen. Die Lichtungen, welche jetzt im Berliner Tiergarten durchgeführt wur- den, und unumgänglich notwendig waren, wären zur Regierungszeit Kaiser Wilhelms L unmöglich gewesen. Ähnlich war es mit dem Berliner zoologischen Gar- ten. Es bedurfte der ganzen Überredungskunst des früheren Direktors Dr. Bodinus, den Kaiser davon zu überzeugen, dass einige wenige Bäume im Interesse des Tierbestandes unbedingt beseitigt werden mussten und hierzu seine EinwiLigung zu erlangen. In den letzten Jahren und zwar von 1899 bis zum Vorjahre ist nun der Ber- liner zoologische Garten einer ausgiebigen Durchforstung unterzogen worden, wodurch er seines bisherigen waldarti- gen Charakters vollständig verlustig ging. Die Anlage hat unter der Leitung und nach den Plänen des Kgl. Tier- gartendirektors Geitner eine vollständige Li^mgcstaltung erfahren, so dass sie jetzt in allen Teilen herrlichen, land- schaftlichen Charakter zeigt.') Ein ziemlich erheblicher Teil der über 86 Morgen betragenden Grundfläche wird von malerisch gestalteten und malerisch bepflanzten Teich- partien eingenommen, welche teilweise durch Wasserfälle belebt sind. Promenadenwege von ganz enormer Breite sind geschaffen worden, durch deren Mitte sich bei einigen stattliche, mit Blumengruppen geschmückte Grasstreifen ziehen. Dem, den Berliner zoologischen Garten be- suchenden Fremden aus der Provinz wird die grosse Breite der Ilauptwege auffallen. Dieselbe ist aber geboten durch den riesigen V'erkehr. wel- cher speziell an Sonn- und Feiertagen und an schönen Sommerabenden im Berliner zoclogischen Garten herrscht. Die Zahl der Besucher dieses Gartens ist eine ausserordent- lich hohe und hat sich nach Eröffnung der elektrischen Hoch- und Untergrundbahn, welche den Osten und Süden Berlins in bequeme und sehr rasche Verbindung mit dem Westen brachte, noch wesent- lich gehoben. Es ist ausser- ordentlich schwierig, einen zoologischen Garten von der Art des Berliner in guter gärt- nerischer Verfassung zu erhal- ten. Es wird dies einesteils er- schwert durch die Rücksichts losigkeit eines gewissen Beiliner Publikums, andernteils hauptsächlich durch den Tierbestand, welcher sich zu einem hohen Prozentsatz aus Pflanzenfressern zusammensetzt. Die Rasenflächen, welche die Teich particn umgeben und die Gehölzpartien innerhalb derselben werden von dem zahl- reich vorhandenen Wassergeflügel keineswegs geschont und innerhalb der den verschiedenen Huftieren zum Aufenthalt im Freien dienenden Flächen ist an Pflanzen- wuchs überhaupt nicht zu denken. Aber man wusste hier Rat. In den meisten Fällen ist nämlich zwischen je zwei Laufplätzen ein mehr oder weniger breiter, den Tieren un- zugänglicher Streifen gelassen worden, der mit Gras an- gesät ist und mit Gehölzen, ja selbst' mit schön blühenden Stauden bepflanzt wurde. Awch die Volieren für hühner- artige Vögel und Ziergeflügel überhaupt, tragen schönen Pflanzenschmuck und sind oft malerisch mit Schlingpflan- zen berankt. Eine wesentliche Erhöhung des Aktienkapitals hat die gärtnerische Umgestaltung des Gartens und den Neubau fast sämtlicher Tierhäuser ermöglicht. Die letzteren sind in einem malerischen Stile erbaut, welcher sich anpasst an den in der Heimat der das Haus belebenden Tiere üblichen Baustil und dadurch den Beschauer in ferne Länder versetzt und seine Phantasie mächtig anregt. So sehen wir orientalische Tempel von entzückender Schön- heit, die wie Märchenbauten aus Tausend und eine Nacht aus dem üppigen Grün der Gehölze hervorlugen. Einen Begriff \on der malerischen Wirkung dieser Bauten bietet die untenstehende Abbildung, einen Blick auf das Elefan- ') In ausgiebiger Weise sind bei Schaffung der Gehölzgrup- pen schönblühende Sträucher zur Anpflanzung gelangt, so das= die Gruppen im Mai und Juni ein reiches, duftendes Blüten- kleid tragen. Blick auf das Elefanten-Haus. Originalaufiiahme für die „Garleuwelt" VI, 43 Die Gartenwelt. ■507 Nach einer Aufnahme i Der ,, Gemsenberg". Besitze der Direktion des Zoologischen Gartens zu Berlin. kleinere Felsengruppen neben- stehend eine solche aus einem Gehege für Gemsen und unten ein Gehege für Pelikane. Leider sind die Felsen im Bereiche der Waste rv'ögel nur schwer in gutem Zustande zu erhalten, da dieselben von den E.xkrementen dieser Tiere immer wieder ver- unreinigt werden, so dass sie wie getüncht aussehen, und seUjst gründliches Abscheuern kann den Steinen das natür- liche Aussehen nicht wieder geben. Die malerische Wir- kung der Teichpartien geben die beiden Abbildungen auf Seite 509 vortrefflich wieder. Sie zeigen Teilansichten des so- genannten Vierwaldstädtersees, der nicht von Wasservögeln be- lebt ist, was in der freien tenhaus darstellend. Im X'ordergrunde sehen wir riesige Phoenix, welche den orientalischen Eindruck des Bildes vor- teilhaft erhöhen. Wie hier, so sind auch an anderen Stellen subtropische Gewächse, namentlich grosss Lorbeerbäume, und üppigen Entfaltung der Vegetation zum Ausdruck kommt. Die grösste Teichanlage des Gartens ist der sogenannte Neptunteich, abgebildet auf S. 508. An seinem Ufer steht malerisch ein kleiner Tem- pel mit Wasserfall, zahlreiciie Pflanzen begrenzen die Ufer verschiedenartige Palmen, Dracaenen u. s. w. in grosser .^ und ein grosses Heer von Wasservögeln tummelt sich auf Mannigfaltigkeit verwendet worden. Ein grosses, neu-j^ seiner blanken Fläche. Die -Abbildung auf der Titelseite erbautes Gewächshaus dient zur Überwinterung dieser |^ zeigt einen Blick vom Garten nach der im romanischcH Pflanzen, wie auch in der neuangelegten Gärtnerei das-!J" Stile erbauten Kaiser Wilhelm Gedächtnis - Kirche, erforderliche Material für die Blütengruppen herange-QgL welche eines der prächtigsten neueren Bauwerke in der zogen wird. Die Leitung dieser Gärtnerei und der gärt nerisclicn Arbeiten im Garten liegt seit etwa 30 Jahren in den Händen des Obergärtners A. Hintze. Der Landschaftsgäitner wird im Berliner zoologischen Garten manche Anregung finden, auch in Bezug auf Fclsoiibauten, welche hier zum Teil in meisterhafter Weise durchgeführt sind. So sind die in Felsengebirgen lebendf« Tiere auf eine Felsenanlage verteilt, welche einen sehr natürlichen Eindiuck macht und es thut hier nichts zur Sache, dass diese Felspar- tien nicht von einem Landschaftsgärt- n-jr ausgeführt sind, sondern Schö- pfungen des Baumeisters Lehmann in Neudamm sind. Der Felsenberg mit den Gehegen für Lamas etc. erinnert lebhaft an die Teufelsmauer bei Blan- kenburg a. H. Leider war es nicht möglich, diese geschickt angelegte P'elsenpartie im Bilde wiederzugeben, da die Eisengitter zu störend hervor- treten würden. Wir bieten aber zwei näheren Umgebung Berlins (Charlottenburg) ist. Die Teich für PcliUane und anderes "Wassergeflügel mit Felsendekoration. ( 'riginal.iufnahme für die ,,GnTtenweU". 508 Die Gartenwelt. VI, 43 architektonische Wirkung des Bauwerks wird dadurch wesentlich gehoben, dass zwei mächtige gegenüberliegende Privathäuser im gleichen Stile erbaut sind. An Restaurationen ist im Garten kein Mangel. Vom Hauptrestaurant abgesehen liegen sie idyllisch im Grün versteckt. Am schönsten mutet uns die sogenannte Wald- schenke an, welche unsere Abbildung S. 510 oben veran- schaulicht. Dem Stile nach ist es ein Bauernhaus, welches reich mit Schlingpflanzen berankt ist; es liegt dicht an eine Teichpartie angelehnt und halb versteckt im Geäst der Bäume. Dass nicht alles was der zoologische Garten in gärt- nerischer Hinsicht bietet, einwandfrei ist, braucht nicht besonders erwähnt zu werden. Namentlich fällt die viel- fach unmotivierte \'erwendung von Felsen auf. Keines- falls schön, auch nicht in die natürliche Umgebung passend, ist die auf S. 510 unten dargestellte Fontäne. Sie liegt er- höht ! und scheint aus einem Blechkasten herauszukommen. Beim Durchschnittspublikum findet diese abends von unten elektrisch beleuchtete Fontäne allerdings riesigenBeifall. Von Hunderten von Schaulustigen wird sie umstanden, aber man sieht sich bald satt an den unnatürlichen Lichteffekten. Alles in allem hat sich der Berliner zoologische Garten unter der Leitung des Direktors Dr. L. Heck zu einem Musterinstitute ersten Ranges entwickelt, welches nicht nur durch seine reichen Tierschätze, sondern auch durch seine landschaftlichen Anlagen das Interesse eines jeden Natur- freundes in Anspruch nehmen darf. Allen nach Berlin kommenden Gärt- nern und Gartenfreunden möchten wir deshalb den Besuch dieses Gartens sehr empfehlen. keit als Edelknaben im Gefolge der Herrscherin gelten. Wo nur wenige Rosen gepflanzt und gepflegt werden, wird man wohl kaum diese zierlichen Zwerge finden; sie würden auch als einzelne Pflanze unter prunkenden Schönen wenig zur Geltung kommert und zu übersehenen Mauerblümchen werden. rolijantJia-Rosen gewähren je- doch, in Massen verwendet, einen herrlichen Anblick, und besonders dann entsteht ein wirkungsvolles Bild, wenn ganze Gruppen mit nur einer Sorte zur Anpflanzung ge- langen. Die Entfernung der einzelnen Pflanzen untereinander kann, dem Wüchse entsprechend, etwa 25 — 35 cm betragen, jedoch pflanze man lieber etwas enger, als zu weit, da- mit der Boden vollständig von Laub und Zweigen be- deckt wird. Ohne L'nterbrecliung stehen bei einiger Pflege solche Beete mehrere Monate als wahre Schmuckstücke im Garten, da an den Pflan.-'.en ein Blütenstiel nach dem andern in reicher Folge erscheint. Ebenso wertvoll wie als Gruppenpflanzen sind die Po- 1 /janiha-Roaen als Einfassung für grössere hochstämmige oder niedere Rosenpflanzungen. Verschiedene Farben in einer Einfassung würden eine unruhige Wirkung hervor- bringen, deswegen nehme man zu diesem Zwecke wieder nur eine Sorte zu jeder Fassung, mit welcher in allen Fällen ein guter Abschluss erzielt wird. .^Is Schnittrosen werden die Polyantha freilich eben- Rosen. rolyaiitha-Rosen Von O. Jacobs, Weitendoif. LJie meisten Polyan- tha-Rosen bringen kleine Elüten, zeigen n'.edrigcn Wuchs und lassen es zu- weilen an einer guten, auf- rechten Haltung fehlen. Wegen solcher Mängel wird man die Liliputaner unter den Rosen freilich nicht als Königinnen im Blumenreicl'.e betrachten, wohl aber können viele derselben wegen ihres glän- zenden Gewandes und der unerreichten Blühwillig- Ansicht vom „Neptunsleiche". Nach einer Aufnahme im besitze der Direktiüii des Zoolugischeu Garleiis in Derlin. VI. 43 Die G a r i c n w c 1 t. öoy Oben und unten TeilansichUn des ,,VicT\valdstädlersees" im Zuolcgi-chen Garten zu Berlin. Originalaufuahmen für die „Gartenwelt". falls hinter ihren stolzen Schwestern zurückstehen müssen, doch können dieselben bei manchen Bindereien mi; gut:m Erfolge verwendet werden. Grössere \'asenbuke;tä und Rosenkörbe erhalten durch Mitverwendung der Zwerg- röschen etwas Leichtes, Gefälliges und besonders schei- nen mir die Polyantha bei Herstellung kleiner Ansteck- sträusse am Platze zu sein, zu- mal auch verschiedene Arten sich durch feinen Duft aus- zeichnen. Während die ersten Rosen dieser Gruppe ,, P aquer ette" , „Anna Marie de Montravel" und andere fast nur in hellen Farben auftraten, finden wir heute schon alle leuchtenden Farben bei den Polyantha- Rosen vor, und namentlich sind es die letzten Jahre, welche uns eine st-itil'che Anzahl dieser lieblichen Rosenkinder mit glän- zenden Kleidern brachten. Eine der dunkelsten und leuchtendsten PuJijanthi ist „Perle des Rnijei''. Der schön belaubte Strauch bleibt niedrig und gl:ichmässij im Wuchs und bringt viele Blumen von leuch- tend kirmoisinroter Farbe, welche der Bengalrose „Cra- moisi suparviur" gleichen. Da jedoch „Perle des Boujes" sehr reichbluhend und bei der Über- winterung im Freilutde sehr widerstandsfähig ist, so verdient sie vor der Bengalros; entschie- den den Vorzug und kann als Gruppen- und Einfassungspflanze nur wärmstens empfohlen wer- den. Vorzüglch in der Farbe ist „Petit Constant '. Der Strauch hat kräftigen Wuchs mit schö- ner, lederartiger Belaubung. Die kleinen, gut gefül'ten Blüten, in Dolden stehend, sind dunkel kapuzinerrot und karmin mit orangegelbem Widerschei r. Ein feiner Duft macht dieses Rös- chen weiter empfehlenswert. Fast zu kräftigen Wuchs als Polyantha-Kose hat „Locnie Lamesch" , da der Strauch ohne besondere Pflege 50 cm und höher geht. Die kräft gen Triebe sind mit grossen Stacheln be- wehrt, das Laub ist mittel jross. Die Blüten erschei reu einzelu oder zu 3 — 5, sind mittelgross und leicht gefüllt. Die blutroten Knospen nehmen beim Entfalten eine so leuchtend dunkel kupierrote Farbe an, wie sie kaum bei einer andern Rose auftritt ; der Grund ist gelb. Bei „Liliput" weist schon der Name hin auf niedrigen. iüi.. ..^ j ä^HB9H!Sti "fi - ^-^«^-^ "1 i < 1 _-- )}.m\^fm 'Wi y,/ s. i s WtJädM^äM^dj^^ «v /-■'■■ '-'^m^ ^.-. ... „^„„ - 510 Die G a i- 1 e n vv e 1 1. VI. 43 Die „AValdschänke" im Zoologischen Gallen zu Berlin. Originalaufnahinc für die ,,GartenweU". zwergartigen Wuchs. Die kleinen rosettenförmigen Blü- ten, welche in Trauben stehen, sind ebenfalls auffallend durch ihre leuchtende Farbe, die hier karminkirschrot mit Zinnober ist. Auch diese Polyantha kann für niedere Einfassungen nur bestens empfohlen werden. In leuchtendrosa auf gelbem Grunde zeigt sich uns ,,Mlle. Cectla Brunner'', die halb geöffnet, in Form und Farbe einfach reizend ist. Da die duftigen Blü- ten recht haltbar sind, können sie zu kleinen Sträussen gut verwendet werden. „Charles Melroz" ist chinesischrosa mit lachs- rosa und karmin, eine neue brillante Farbe. Die kleinen Blüten zeichnen sich durch schönen, regel- mässigen Bau aus, auch das glänzend grüne Laub ist eine Empfehlung für die Sorte. Zu den reichblühend- sten Fohjanlha gehört „Gloire des Polyantha", welche ihre Blüten in lebhaft Rosa auf weissem Grimde in grossen Trau- ben \oi 50 — 30 Stüc'.: hervor- bringt. Unter den gelben Polijan- tha-Rosen ist „Peile cl'or" eine der schönsten. Die kleine, gut gebaute Blume ist satt nankin- gelb mit orangefarbener Mitte. Für kleine Sträusse findet die abgeschnittene Knospe vorzüg- liche Verwendung. „Euyenie Laniesch" hat buschigen Wuchs und wird etwa 30 — 40 cm hoch. Die Zweige tragen wenige starke Stacheln und glänzend grünes Laub. Die' gut gefüllten Blümchen sind von schöner Form und erscheinen von 5 — 30 Stück auf kräftigen Trieben. Die rötlichgelben Knos- pen gehen beim Erblühen in ockergelb und später in hellgelb und rosa über. Ein feiner Duft ist dieser Sorte eigen. Sie kann jedem empfohlen werden. Zu den gelben Polyantha gehören noch ,,EtoiIe d'or" und ,,Etoile de Mai", beide von citronengelber Farbe, jedoch besitzen sie nicht die Schön- heit, wie die beiden vorhergenannten Sorten. Von reinweisser Farbe giebt es eine Reihe schöner Polyantha. ,,Paquerettc" und „Miniaturc" sind beide sehr kleinblumig, bringen ihre Blüten aber in grossen Büscheln und sind reichblühend. Fontaine mit elelitrischer Beleuchtungscinvichtunf;. Nach einer Aufnahme im Besitze der Direktion des Zoolügischen Gartens in Berlin. VI, 43 Die G a r t e n w c I t . 511 .,Chlothil(lc Pfitzer" hat kräftigen Wuchs und glän- zend dunkelgrünes Laub. Die Blüte ist für eine PoJi/- antha ziemlich gross und \on reinwcisser Farbe, oft mit grüner Mitte. Da die Blüten wohlriechend sind und eine gute Haltung zeigen, so gehört „Chlothilde Pfitzer" ent- schieden zu den schönsten dieser Farbe. Zwei sehr wertvolle weisse Puhjantlui sind auch ..Schnee- wittchen" und „Katharine Zeimet", zwei Neuheiten des letzten Jahres. ..Schneewittchen" hat buschigen, aufrech- ten Wuchs und wird 30 — 40 cm hoch. Die Blütenrispen von 15 — 60 Stück stehen kandclaberartig aufrecht über dem Laube, Die kleinen Blüten von elfenbeinweiaser Farbe sind wohlriechend, gut gefüllt und sehr regelmässig gebaut. Reiches, andauerndes Blühen macht die Sorte zu einer vorzüglichen Gruppen- und Einfassungspflanze. „Katharine Zeiviet" wird bis 50 cm hoch und hat buschigen, reich verzweigten Wuchs. Die Blüten erschei- nen in aufrechten, lockeren Trauben. Die einzelne Blüte ist sehr gut gefüllt, regelmässig gebaut, von schneeweisser Farbe und fein duftend. Die abgeschnittenen Blumen finden in Bindereien und \'asensträussen gute X'erwendung. Zu den grossblumigen Polyantha-Hyhr'id&r]. gehören endlich „Chlothilde SouperV. „Moscla" und „Botkäppchin" . „Chlothilde Soupert" ist wüchsig und reichblühend. Die einzelne gut gefüllte und fein duftende Blüte ist weiss oder lachsrosa mit lachsrosa Centrum. Als Frei- landrose leiden die Blüten sehr leicht durch Hitze und hängen dann verwelkt am Strauche, während sich die Knospen bei Regenwetter schwer öffnen und leicht faulen. Die schönste der grossblumigen Pohjuntha ist ent- schieden „Mosella", doch geht bei dieser, da di; Blüten grösstenteils nur einzeln erscheinen, der Charakter einer Pohjantha verloren. Ausserdem besitzt die Rose auch soviel Blut von Theerpsen, dass man sie füglich mit dem- selben Rechte zu den "Iheeiosen zählen darf. Die grossen, weissen Blüten auf gelbem Grunde linden stets ihre Liebhaber, zumal die Blüten sehr haltbar sind und sich bei jedem W^etter öffnen. „Rotkäppchen" ist mittelgross, l;uchtend kcrmin und sehr reich- blühend. Die Form der Blüte lässt viel zu wünschen übrig. Sie gleicht in Form und Farbe der fast ver- schwundenen Bourbon- Rose ..Paxton". Der herrschen Märchenge stält hätte man eine schönere Rose widmen sollen. Gehölze. Empfehlenswerte Prunus für Garten- und Park- Anlagen. Von Paul Jurass, Baumschulenweg b. Berlin. VV enn man von Primus hört, so denkt man zuweilen an dreierlei Obstgattungen, es sind dies Aprikosen, Kirschen und Pflaumen, und dennoch haben diese drei Obstarten mit den P.-Varietäten durchaus nichts gemein, nur dass die letz- teren als Steinobstgehölze gelten und in den Reihen der Zier- bäume und Sträucher immerhin eine wichtige Rolle spielen. Sind doch die meisten der P.-Arten gute und prachtvolle Früh- lingsblüher, die uns einesteils durch herrlichen Blütenflor er- freuen, andererseits aber durch schöne Belaubung und rasches Wachstum bei Garten- und Parkanlagen fast unentbehrlich werden. Sie besitzen mehr oder weniger die schätzenswerten Eigenschaften, dass sie vom Frost nicht leiden, Rauch und Staub vertragen und gegen sonstige aussergewöhnlichs Einflüsse der Witterung nicht empfindlich sind. Ich habe im Laufe der letzten lo Jahre hinreichend Gelegen- heit gehabt, schöne, anpflanzungsuürdige P.-Varietäten kennen zu lernen und zu beobachten und ich verfehle nicht, einiges hierüber mitzuteilen resp. eine Anzahl P.-Arten einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Eine der schönsten Arten ist die purpurblättrige Kirschpflaume P. cerasifera fol. purpureis Späth. Diese vorzüglich?, den ganzen Sommer über prächtige braunrot- blätterige Pflaumensorte stammt aus Persien und wurde s. Z. durch den bekannten Baumschulenbcsitzer L. Späth von Tiflis hierher eingeführt. Auch hat der Herr Paillet in Chatenay, welcher die Pflanze ebenfalls aus ihrer Heimat erhalten haben soll, sie unter dem Namen P. Pissardi Paillet weiter verbreitet. Diese P. lässt sich auf die gewöhnliche Mirobolane oder auch auf die St. Julienpflaume veredeln. Die jungen Triebe er- scheinen mehr bräunlich leuchtend rot, welche Färbung dann beim Ausreifen des Holzes in braunrot übergeht. Die Früchte zeigen dieselbe Farbe wie die Blätter und sind im Geschmack und den sonstigen Eigenschaften der Mirobolane ähnlich. Als Pyramiden-Buschfcrmcn in Zi.rgehölzgruppen eingereiht, ge- währen sie einen ganz imposanten Anblick, ebenso als hoch- stämmige A'.leebäumc für Landstrassen und Parkpartien. Plan des neugestalteten Zoologischen Gartens in Berlin. 512 Die Garten weit. VI, 43 I'. Avium fl. pl. Hort., die gefüllt blühende Süsskirsche, ist eine zierende Form. Die zartweissen, gleichsam rosettenähn- lichen Blüten erscheinen Anfang Mai in kleinen weissen Büscheln. Besser als Hoch- und Halbstamm wie als Strauch zu verwenden. P. japonica fl. alho pleno Hort., weiss gefüllte japanische Zwergkirsche und P. jap. fl. roseo pleno Hort., rosa gefüllte japanische Zwergkirsche, sind beide schöne Spielarten, welche als niedrig bleibende Sträucher kultiviert we.dea und besonders auch zum Treiben für Töpfe geeignet sind. Sie sind etwas em- pfindlich gegen Kälte und müssen ira Winter vor Frost ge- schützt werden. P. oeconomica fol. arg. rariej. Htrt, der buntblärt^rige Z vet- schenbaum, ist mit seinen weissbuntcn, vollständig konstant blei- benden Blättern sehr beliebt. I'. Maximowiczi Hupr. ist eine Neuheit der Späthschcn Baumschule. Die Pflanze stammt aus Japan und bildet daselbst einen ca. 8 — lo m hohen Baum mit ganz geradem, rötlichem Stamme und feiner Bezweigung. Die Pflanze, welche auch als Strauch gezogen werden kann, blüht im Mai. Den Blüten- stand bilden y — 9 cm lange, etwas überhängende Trauben, welche mit kleinen, reinweissen Blüten besetzt sind. P. juliana pendula, Sputh, die zierende Trauerpflaumc, hat kräftigen Wuchs. Die mit kleinen, rundlichen, dunkelgrünen Blältern besetzten Triebe hängen senkrecht herab, gleichsam um ihre Früchte trauernd. Als Einzelpflanzung wie auch zur Gruppcnpflanzung gut verwendbar. Mit Recht gilt diese erst vor mehreren Jahren in den Handel gebrachte, hängende Sl. Julien- Pflaume als eine der interessantesten P.-Formen, die wir besitzen. P. acida scmperflorens, K. Koch, Allerheiligen-Kirsche, ein fein belaubter Trauerbaum, blüht den ganzen Sommer hindurch bis in den Spätherbst hinein. Der Baum ist sehr interessant, weil neben den grossen Massen von Blüten sich gleichzeitig reichliche Früchte zeigen, die einen säuerlichen Geschmack haben. P. frulicosa pendula Hort., die hängende Zwergkirsche, ist ein sehr beliebter, zur Grabdekoration vielfach verwendeter Trauerbaum, welcher sich durch fein vezvveijte, dunkelgrüne Belaubung besonders auszeichnet; die Krone des Baumes baut sich von selbst vollständig kugelförmig. P. Simoni Hort., strauchartige Pflaume, mit glänzenden grünen Blättern, stammt aus China und ist ein sehr wert- volles Dekorationsgehölz mit reizender, im Herbst sich dunkel färbender Belaubung und schönen karminroten Früchten; dieser Eigenschaften wegen ist sie zur Anpflanzung überall passend. P. trilobq Lindl., die Mandel-Aprikose, ist ein allgemein be- liebter und bekannter prächtiger Blütenstrauch, der seine rei- zenden Blumen unter günstigen Umständen schon im März- April, bald vor den Blättern, bald mit denselben, stets in reich- licher Fülle entwickelt. Die Blüten stehen einzeln oder paar- weise, öfters sogar in Büscheln, die dann prachtvolle Ro- setten bilden. Die Farbe der Blumen ist zartrosa, fleischfarbig, später mehr weisslich, halb gefüllt. Sie wird auf die ge- wöhnliche Pflaume veredelt, sowohl als Hoch- und Halbstanim wie auch als Strauch gezogen und verdient die weiteste Ver- breitung. P. Padus auciihifolia Hort., die aukubenblätterige Trauben- kirsche wird besonders an Stellen, welche viel Sonnenlicht ent- behren müssen, zur Anpflanzung empfohlen; B!ä ter s'nd ver- hältnismässig gross, mit kleinen gelben Punkten besetzt, hart und sehr hübsch; die Sorte kann ebenfalls als Pyramide, Halb- oder Hochstamm gezogen werden. P. Padus fol. marmoratis Späth. Eine Neuheit, die s. Zt. in der hiesigen Baumschule entstanden ist. Die länglichen glän- zenden Blätter, die vielfach denen von P. serolina ähneln, sind meistenteils unregclmässig stark gelb marmoriert, teils auch halb- seitig gefärbt. P. serotina Ehrh., die spätblühinle Traubenkirsch:. An d-'r Blüte ist bei dieser Pflanze eigentlich nicht viel zu sehen, desto mehr erfreuen uns die dunkelgrünen, glänzenden, lorbeerartigen Blätter. Die Belaubung erscheint im Herbst mattrot und bleibt sehr lange am Baum; haften. P. serotina carii'.ayinea Lehm, die pergam^ntb'.ätterige Trau- benkirsche, ist ein Baum, welcher uns zwar keine essbaren Früchte liefert, jedoch durch seine auffallend schöne Belaubung sich schon viele Freunde erworben hat. Er hat sowohl für den grossen Park als auch für den mittelgrossen Villengarten seine besondere Bedeutung a's Solitär und Schmuckbaum. Die Krone des Baumes baut sich von selbst, ohne Schneiden und Formieren zu einer anmutigen pyramidalen Form aus. Die Blätter sind im ausgewachsenen Zustande denen des Lorbeer- baumes ähnlich, von dunkelgrüner glänzender Farbe und hart. Im Herbst erscheinen kleine, korallenrote Beeren, die jedoch, wie schon erwähnt, nicht genijssbar sind. Di :s; Sorte ist winter- hart und beansprucht keinen besonderen Bolen. Am libstjn ist ihr ein freier Standort, vielleicht auf Rasenflächen, Spiel- plätzen etc., wo der Kronenbau und die schöne Belaubung erst recht zur Geltung kommen können. P. Laucocerasus schipl;aenüs Späth, der winterharte Kirschlor- beer, ist ein schöner, im allgemeinen noch wenig bekannter, winterharter Kirschlorbeer, welcher ncch nicht lange bei uns in Deutschland eingeführt ist und voraussichtlich eine grosse Zukunft hat. Er stammt vom Nordabhange des Balkangebirges, vom Schipkapass?, woselbst der Pflanzonsammler der bekannten Baumschulenfirma L. Späth ihn unter vielen anderen wertvollen Gehölzen aufgefunden und hierher gesendet hat. Der winter- harte Kirschlorbeer mit seiner dunkelgrünen Belaubung wird viel- fach zu ganzen Bosketts angepflanzt, als Rändpflanzung für Koniferen- und Ziergehölzgruppen etc. verwendet. Ebenso di.'nt er eingepflanzt in Töpfe recht gut als Schau- und Dekorations- pflanze. Der Strauch liebt zuweilen einen kräftigen Dungguss, Kuhfladen in Wasser aufgelöst, oder in Ermangelung derselben auch Horns])ähne und Traubendünger in Wasser aufgelöst. Die Pflanzen entwickeln dann um so rascher gesunde, kräftige Triebe. Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass Prunus, welche auf Mirobolane veredelt sind, in unserem Klima nicht recht winter- hart sind und gegen strenge Kälte geschützt werden müssen, während auf St. Julien und Damascener veredelte Prunus den Winter über im Freien ohne .Bedeckung gut aushalten. Es giebt zwar von Pru7ius noch vielerlei Arten, doch habe ich mich heute nur auf Beschreibung der bewährtesten und für landsch.ft- lichc Anlagen besonders geeigneten beschränkt. Landschaftsgärtnerei. Zur Harmonie der Farben. VV T. ie der Komponist oder Tonkünstler, der in seinen Kompo- sitionen von einer Tonart in die andere übergehen will, unbe- dingt die Verwandtschaft der Töne berücksichtigen und dem- gemäss die richtigen Übergangs- oder Vermittelungstöne treffen muss, um schreiende, das Ohr beleidigende Dissonanzen zu ver- meiden, so muss der Gärtner bei seinen Farben-Kompositionen oder Arrangements bedacht sein, den Gesetzen der Farben- harmonie gerecht zu werden, damit seine Zusammenstellungen nicht das Auge beleidigen. Auch er muss Verwandtschaft und Übergänge der Farben berücksichtigen, sollen seine Schöpfungen harmonisch wirken. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist be- kanntlich nur ein Schritt und — fügen wir hinzu — oft nur ein sehr kleiner. Das dürfen wir auch bei farbigen Zusammen- stellungen aus Pflanzen und Blumen — ohne hierbei der Bin- derei, bei welcher ja dasselbe gilt, besonders zu gedenken — nicht vergessen. Nicht immer ist das Auge gewillt, auch wenn es im Reiche der Blumen ist, ein buntes, ausdrucksloses Durch- einander, von Menschenhand hergestellt, anzusehen, wie das Ohr nicht immer ein Potpourri hören will. Beide Sinnesorgane bedürfen zu höhcrem Genüsse einer geist- und gemütvolleren, sich in seelische Zustände vertiefenden Schöpfung, in welche VJ, 43 Die G a r t e n w e 1 1. 513 sie sich selbst vertiefen, bei welcher sie Halt, Ruhe und, je nach ■dem Charakter der Schöpfung, Befriedigung finden. Das Auge des zum Verständnis für Kunst- und Naturgenuss erzogenen Menschen sucht zunächst wohl nach der Absicht des betrettenden Schöpfers, die ihn bei seiner Schöpfung leitete und hat es seine Motive entdeckt, so fängt es an, zu urteilen. Es ist Friihjahr und wir stehen z. B. — um ein recht evidentes Beweisstück anzuführen — vor zwei grösseren Gruppen Stiefmütterchen. Die eine Gruppe ist aus allen Farben, bunt und planlos durcheinander hergestellt, sie bedarf keinerlei Über- legung, keiner Intelligenz bei ihrer Anpflanzung. Anders steht es um die zweite. Obschon auch sie nur ein geschlossenes Beet bildet, wurde doch bei ihrer Anpflanzung mit einer ganz bestimmten Absicht in Bezug auf eine ganz bestimmte, ausdrucks- volle Farbenwirkung zu Werke gegangen, welche jetzt zum schönen harmonischen Ausdruck kommt und dem denkenden Kompositeur Ehre macht. Um etwas, den Gesetzen der Farbenharmonie im Blumen- reiche nach Möglichkeit Entsprechendes herzustellen, bedarf es eben reiner Farben und die mehrfarbigen, obschon an sich wundervollen Erscheinungen, müssen hierbei selbstredend weg- fallen. Gehen wir bei einem Arrangement aus Stiefmütterchen aus der Tiefe nach der Höhe, in unserem Falle von den dunkel- sten zu den hellsten Tönen, über und wählen zunächst von Schwarz zu Weiss, so werden wir die Mitte, den Kern des Beetes, gleichviel ob es kreisrund oder elliptisch ist, aus Schwarz (,,Dr. Faust" oder „Mohrenkönig") herstellen; selbst- verständlich wird sich der Umfang dieses Centrums nach der Grösse des ganzen Beetes richten müssen. Wir nehmen alsdann das dunkelste Blau, wieder in entsprechendem Umfange und gehen aus diesem in Hellblau über, um endlich das Ganze mit Reinweiss, jedoch nicht in zu breitem Streifen, etwa in zwei Reihen, bei grossen Gruppen vielleicht mit drei, abzuschliessen. Wir haben ein prachtvolles Beet vor uns. Ist Raum in dessen Nähe auf dem Rasen vorhanden, so werden einige kleinere Gruppen aus Primula Sieboliii vortrefflich angebracht und die Gesamtwirkung dieses Arrangements wird gewiss Jedermann be- friedigen. Dass man hierzu die Stiefmütterchen frühe genug in Blüte haben muss, um Fehlfarben ausrangieren zu können, ist selbstverständlich. Ziehen wir Gelb in das Farbenstück mit hinein, so wird es sich empfehlen, wenn wir mit dunkelblau beginnen und über Hellblau zu gelbem Abschluss gelangen. Ganz verkehrt aber ist es — und dennoch kommt es that- sächlich vor — dass man die helle Farbe in die Mitte nimmt. — Anders gestaltet sich aas Bild, wenn man durch grosse Flächen Arabesken um ein Haupt- oder Mittelstück zieht, hierzu kann man wieder andere Farben, aber immer einfarbig — wählen z. B. braun oder auch rot, wie sie in neuerer Zeit auch unter den Stiefmütterchen zu haben sind. Wie hier, so kann man auch bei den Teppichbeeten so manchen Missgriff in Bezug auf Farbenzusammenitel'.ung sehen. Man muss sich zunächst klar sein, ob man einen möglichst bunten, orientalischen Teppich in lauter kleinen, bunten Muster- chen,Stricheln, Häkchen etc. oder aber ein Bild aus grösseren Figuren bestehend, in grösseren Zügen gezeichnet, herstellen wili. In letzterem Falle wird man mit wenigen Farben grosse Wirkung erzielen, wenn man sie eben gut zu verwenden weiss. Immer wird der dunklere oder dunkelste Ton mehr nach der Mitte zu verlegen sein und hellere Töne nach aussen hin — bei geschlossenen grossen Stücken. Das schliesst jedoch nicht aus, dass man nach aussen je nach Umständen nochmals dunkel verwendet, z. B. bei einer griechischen Kante auf grauem Grunde rote Alternantheren nimmt. Dass man mitunter in Privatgärten Teppichbeete sieht, welche in ihrem Farbengemisch stark an russischen Salat er- innern, hat aber auch zuweilen zweierl' i Ursachen. Einmal ist der Garte nkünstler — sonst ja sehr oft ein Mann für alles — nicht gerade mit grossem Schönheitssinn ausgerüstet, um wirk- lich Schönes zu komponieren ; dann versteift sich aber auch mancher Besitzer oder die Besitzerin des Gartens auf ihren Geschmack, bestimmt selbst, setzt der Schaffensfreudigkeit des Fachmannes einen Dämpfer auf und macht ihn willenlos. In einem uns bekannten Falle hatte der Gärtner ein gutes Stief- mütterchen-Arrangement hergestellt in der Hoffnung, der ab- wesenden Besitzerin bei der Heimkehr eine Freude zu bereiten. Diese hatte beim ersten Gange durch den Garten nichts Eiligeres zu thun, als die Stiefmütterchen eigenhändig auszureissen, in Haufen auf die Wege zu werfen und dann auf den armen Dingern herumzutrampeln. „Sie könne einmal das Zeug nicht leiden!" Aber Erdbeeren wollte sie haben — „sie habe dort, wo sie war, auch schon welche gesehen." — Dagegen ist nichts zu machen und wenn Einer das Weltmeisterschaftszeugnis in der Tasche hat. In einem anderen Falle hatte der Gärtner, welcher zwar eine Fachschule, aber nicht die Hochschule praktischer Er- fahrungen absolviert hatte, ein grösseres Beet in sonderbarer Weise zusammengestellt. Dasselbe, auf grösserer Rasenfläche liegend, war ein Sechseck mit nach auswärts gezogenen Ecken. In der Mitte desselben war eine schöne Latania im Topf ein- gesenkt, ebenso in jede der sechs Ecken ein grosser Blumentopf eingegraben, in welchem verschiedene Blattpflanzen, Dracänen, Farne, Begonien etc. untereinander gepflanzt waren, während der übrige Raum des Beetes, der Fond, aus roten Ächyrantlies Versdiiiffclfi bestand. Das Ganze sah verworren und wirkungslos aus und dennoch sah der Gärtner mit befriedigtem Blick auf die wilde Fülle seiner Schöpfung. Wir mussten das ändern, was sehr leicht war. Die sechs grossen Töpfe mit ihrem ge- mischten Inhalt wurden entfernt, die Löcher mit Erde angefüllt und mit weiteren Achijranthes, rot, zugepflanzt, während um das Ganze eine gelbe Einfassung gezogen wurde. Jetzt präsen- tierte sich die schöne Fächerpalnie auf ihrem, wie eine rote Decke für sie ausgebreiteten gelb gesäumten Grunde unbehindert in ihrer ganzen Form und Schönheit. ,,S o sehe ich ausl" schien sie zu sagen und weithin wirkte das leuchtend rote Beet mächtig in seiner Einfachheit unter den durch die ent- fernter stehenden Bäume dasselbe beleuchtenden Strahlen der sinkenden Sonne. Beiläufig färben sich ja alle Pflanzen in freier Lage viel intensiver als in Gärten in geschlossener Lage zwischen vielen Gebäuden und hohen Bäumen, sodass man erst dort ihre wahre Färbung beurteilen und bewundern kann. Mit diesen kurzen Anführungen ist keineswegs etwas Neues gesagt, aber solange Missgriffe auf einem Gebiete gemacht werden, — und diesen wird man auch hier nicht zu selten be- gegnen — solange bleibt auch ein darauf bezügliches Thema» aktuell. G. S. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. igg. Wie ist die Anzucht und Weiterkuhur der Foiiisettia pulchcrriin.i (syn. Eui-hoibia prlcher- rima) ? Die Anzucht der Poinsettia kann aus Samen und aus Steck- lingen erfolgen. Bei einiger Sorgfalt ist sie auf beide Arten leicht und sicher. In meiner früheren Stellung hatte ich Gelegenheit, die An- zucht sowohl aus Samen als auch aus Stecklingen vorzunehmen. Die Samen trafen erst spät, Ende .'Vpril, ein und wurden dann sofort in eine leichte, sandige Erde in Schalen ausgesät. Die Erde wurde gleichmässig feucht gehalten und bis zum Keimen der Samen n.it einer Glasscheibe bedeckt. Die Schalen wurden in einen warmen Kasten gestellt, wo die Keimung in kurzer Zeit und auch gleichmässig erfolgte. Mit dem Giessen muss man in der ersten Zeit vorsichtig sein, da die jungen Wurzeln nur zu leicht faulen. Sobald die Pflänzchen die entsprechende Stärke erreicht hatten, wurden sie einzeln in kleine Töpfe ge- pflanzt, in Laub- und Heideerde mit Sand vermischt. Sie wurden bis zum Durchwurzeln geschlossen gehalten und schat- tiert. Später vermindert man den Schatten und lüftet ent- 514 Die Gartenwelt. VI, 43 sprechend, auch darf man das Spritzen an warmen Tagen nicht versäumen. Mit zunehmendem Wachstum gewöhnt man die Pflanzen immer mehr an die Luft. Sobald die Töpfe durch- wurzelt waren, wurden die Poinsettien in etwas grössere Töpfe verpflanzt und zwar nimmt man nun etwas schwerere Erde als bisher und giebt auch Knochenmehl dazu. Es ist gut, wenn man nach jedesmaligem Verpflanzen den Poinsettien einen warmen Fuss giebt. Das Verpflanzen wird im Laufe des Som- mers öfters wiederholt, man thut gut, lieber einmal öfter zu verpflanzen, als dass man zu grosse Töpfe giebt, da in letz- teren die Feuchtigkeit leicht zu gross wird, gegen welche dii Wurzeln der Poinsettia -sehr empfindlich sind. Ein Teil der stärksten Sämlinge wurde einmal entspitzt und entwickelte so zwei Triebe, während die anderen einteilig gelassen wurden. Die Pflaijzen entwickelten sich kräftig und hatten Triebe, welche denen der alten Pflanzen an Stärke nichts nach- gaben. Die Kultur der Sämlinge während des Sommers war dieselbe wie die der alten Pflanzen. Als die Pflanzen, welche ganz gesund waren, zum Blühen kamen, brachte ein Teil unvollkommene und schlecht gebaute Blumen, die ziemlich wertlos waren, während die anderen schöne Blumen hatten. Ob diese Eigenschaft nun erblich ist, muss der kommende Winter beweisen. Als Vermchrungsart für die besseren Varietäten, von denen es schon eine Anzahl im Handel giebt, kommt nun die Anzucht aus Stecklingen, welche entweder holzig oder krautartig sein können, in Betracht. Anzucht aus Stecklingen von altem Holz ist vorzuziehen, wo genügend Material vorhanden ist, da inan mit ihr sicherer ist und auch früher stärkere Pflanzen erzielt. Sobald die Vermehrung beginnen soll, schneidet man das einjährige Holz bis auf ein oder zwei Augen von den Pflanzen ab und schneidet die Stecklinge mit ein oder zwei Augen, die man ins Vermehrungsbeet steckt, nachdem vorher die Schnitt- fläche gut abgetrocknet ist. Bei genügender Wärme und gleich- massiger Feuchtigkeit erfolgt die Bewurzelung ziemlich rasch. Ist nicht genügend altes Holz zur Vermehrung vorhanden, dann treibt man frühzeitig die alten Pflanzen an und benutzt die jungen Triebe als Stecklinge. Diese sind jedoch bedeutend em- pfindlicher und faulen leicht. Nachdem die Stecklinge Wurzeln haben, jiflanzt inan sie in kleine Töjjfe und lässt ihnen dieselbe Behandlung wie den Sämlingen angedeihcn. Die alten Pflanzen nimmt man etwa Mitte März aus ihrem Winterquartier hervor, schneidet sie kurz zurück, schüttelt die alte Erde ganz ab, pflanzt sie dann in möglichst kleine Töpfe in Laub und Mistbeeterde mit Sand vermischt, und sorgt für guten Wasserabzug. Dann bringt man die Pflanzen auf einen warmen Kasten, oder in ein warmes Haus, wo man sie nahe dem Glas aufstellt, hält sie aber in der ersten Z;iit lieber etwas trockener, bis neue Wurzeln gebildet sind. An hellen Tagen überspritze man einige Mal. Nachdem die Pflanzen zu treiben beginnen, giebt man der Wittenmg entsprechend Luft und schreitet, wenn nötig, zum Verpflanzen, wobei man der Erde etwas Knochenmehl zusetzt. Das Verpflanzen muss mit Sorgfalt ausgeführt werden. Den Ballen lässt man möglichst unberührt, da bei jeder Verletzung der Wurzeln, Blätter, Rinde und Knospen die Pflanze sofort blutet, d. h. Saft verliert. Sobald die Witte- rung beständig warm ist, kann man die Fenster ganz abheben. Die stärksten Triebe kann man ein- oder höchstens zweimal entspitzen, damit die Pflanzen sich besser verzweigen. Dieses Entspitzen darf jedoch nicht zu oft vorgenommen werden, da sonst die Triebe zu schwach werden und infolgedessen nur kleine minderwertige Blumen hervorbringen. Je nach der Verwen- dung, welche die blühenden Poinse.üia haben sollen, "l^nn man sie nun weiter kultivieren. Sind sie zum Sclinitt bestimmt, dann kann man sie auf einen Kasten auspflanzen, indem es dann nichts schadet, wenn im Herbst beim Einpflanzen auch einige der unteren Blätter abfallen. Auch hat man es in der Hand, den Trieben jede gewünschte Länge zu geben, indem man sie in einen mehr oder minder tiefen Kasten oder dichter pflanzt. Das Einpflanzen selbst muss vorsichtig geschehen und die Pflan- zen sollen bis zum Anwurzeln geschlossen gehalten und öfter über- spritzt werden. Sollen die Poinsettia jedoch zum Topfverkauf sein, dann ist es vorteilhafter, sie in Töpfen zu erziehen, da inan auf diese Weise nicht Gefahr läuft, die unteren Blätter zu ver- lieren. Auch sollen sie dann möglichst frei und nicht in einem zu tiefen Kasten stehen, um gedrungene Pflanzen zu erhalten. Ist die Lage starken Stürmen ausgesetzt, welche leicht die Blätter zerreissen, dann thut man besser, die Pflanzen in einen tiefen Kasten zu setzen, wo man zu jeder Zeit die Fenster auf- legen kann. An warmen Tagen wird einige Mal gespritzt, auch kann man in der besten Wachstumszeit etwas mit aufgelöstem Kuhdung düngen. Sobald kühle Witterung eintritt, bringt man die Pflanzen in ein helles, nicht zu nasses Haus von' lo — 12 "C. An warmen Tagen muss man für ausreichende Lüftung sorgen, da sich sonst leicht Ungeziefer einstellt. In den trüben Herbst- und Winter- tagen muss man vorsichtig sein mit dem Giessen. Nachdem die Blüte vorbei ist, legt man die Pflanzen unter die Stellage, wo sie trocken liegen bleiben, bis di:.- Zeit zum Wicdereinpflanzen da ist. Bei einiger Aufmerksamkeit macht die Kultur durchaus keine Schwierigkeiten, im Frühling und Herbst, wenn die Tage nicht warm sind, sind die Pflanzen gegen Nässe empfindlich und besonders auch im Herbst gegen zu niedere Temperatur. M. Geier, Pregny b. Genf. — In Mexiko und Guatemula, woselbst diese herrliche Euphorbiacce einheimisch ist, bildet dieselbe grosse Büsclie, welche durch ihr herrliches Farbenspiel in vorteilhafter Weise die Landschaft abwechslungsreich gestalten. Auch für unseren Gar- tenbau ist die Poinsettia in den letzten Jahren eine wertvolle, begehrenswerte und in der Kultur auch äusserst dankbare Han- delspflanzc geworden. Wie bei vielen tropischen und subtropischen Sachen, so sind auch hier, wie ja allgemein bekannt, die Blüten unschein- bar und werden diese Pflanzen hauptsächüch ihrer Hochblätter ( Bracteen) wegen gezogen, welche im herrlichsten Blutrot leuchten. Auch fällt die Blütezeit in die blumenarmcn Monate, was die Pflanze um so wertvoller macht. Im abgeschnittenen Zu- stande, wie auch als Topfpflanze ist die Poinsettia gleich gut verwendbar und liefert in beiden Fällen gute Dekorationsstücke. Es ist daher auch kein Wunder, wenn man in besseren Han- delsgärtncreien die Poinsettia als Spezial- resp. Massenkultur aufgenommen sieht : erzielt man doch in jeder Beziehung für abgeschnittene Blumentriebe, wie auch Topfpflanzen im Winter hohe Preise. Um nun die rationelle Kultur cijser Pflanze übersichtlich zu schildern, beginne ich diese mit der Behanclung der Mutter- pflanzen. Die Poinsettia liebt nach Abschhiss des Wachstums, was An- fang bis Mitte Januar eintritt, eine kurze Ruheperiode. Zu diesem Zwecke stellt man sie in ein Warmhaus unter eine Stellage, wo sie langsam cinzieht^n und das Laub abfallen lassen. Man stelle sie nicht zu dunkel, auch schütze man die Pflanzen vor Tropfcnfall. In Grosskulturen geht man praktisch; r Weise so vor, dass man die Mutterpflanzen austopft und in .Sand oder Torfmull einschlägt, wodurch Platz gewonnen wird. Bis Mitte März wird man dieselben nun ruhen lassen, um si .' dann vorzunehmen und für die Vermehrung vorzubereiten. Zunächst werden nun die Ballen ausgeschüttelt, die Wurzeln zu- rückgeschnitten und dann die Pflanzen in kleine Töpfe in san- dige Laub- und Heideerde, oder auch Mistbeeterde gepflanzt. Die Triebe sind dann ebenfalls etwas zurückzuschneiden. Man stellt sie in das Vermehrungs- oder in das Warmhaus, dem Lif:hto möglichst nahe. Die jungen Triebe werden, wenn sie ca. 10 cm lang sind, zum Vermehren genommen. Die geeignetste Zeit ergicbt sich in der Regel von selbst. VI. 43 Die Garten weit. 515 je nach dem verfügbaren Material. Im April oder Anfang Mai beginnt man mit der Vermehrung. Beim Schneiden der Stecklinge empfiehlt es sich sehr, da- rauf zu achten, dass die Ansatzstelle am Steckling bleibt, damit das Anwachsen der hohlen Tiiebe gesichert ist, ein Faulen somit thunlichst verhindert wird. Das Stecken auf einen lauwarmen Mistbeetkasten ist dem auf ein Vermehrungsbeet in dieser Jahres- zeit vorzuziehen. Wenn man, was auch nicht gerade zu verwerfen ist, die Vermehrung durch Triebstückchen vornimmt, also zur Zeit des Rückschnittes der Mutterpflanzen etwa März, so legt man diese i — 2 cm langen, mit einem Auge versehenen Stückchen in mit sandigem Material gefüllte kleine Töpfe und stellt sie ins Vermehrungsbeet. Zur Weiterkultur empfiehlt sich von selbst diejenige in Töp- fen; denn ausgepflanzt erhält man wohl stärkere Exemplare, aber die empfindlichen Poinsettien leiden im Herbst beim Ein- topfen sehr, indem die Blätter abfallen und uns meist Brac- teen auf kahlen Stielen bleiben. Die Topfkultur sichert uns jedoch bis unten belaubte Pflanzen. Allerdings ist ein öfteres Verpflanzen — und zwar in immer entsprechend grössere Töpfe, ohne wesentliche Schädi- gung der Wurzeln — nötig. Beim letzten Verpflanzen gebe man der Erde einen leichten Zusatz von gutem, mildem Lehm und Hornspähnen nebst Sand. Hat es der Kultivateur auf weniger buschige Pflanzen ab- gesehen, als auf gut ausgebildete grosse Bracteen, so lasse er nicht zuviel Triebe stehen, fünf bis sechs Triebe genügen. Wenn man noch weniger, vielleicht nur einen Trieb stehen lässt, so verspricht das natürlich — analog den Erfolgen in der Chrysanthemumkultur — besonders grosse „Blumen". Anfangs unter Glas gehalten, kommen die Poinsettien im Juli — August, je nach Witterung, ins Freie, wodurch man ge- drungene und kräftige Pflanzen erhält. Doch schon Anfang September wird man gezwungen sein, sie wieder unter Glas zu nehmen, da besonders regnerisches Wetter schädlich wirken kann. Will man besonders starke Pflanzen für den Verkauf ziehen, so empfehle ich die Weiterkultur älterer Mutterpflanzen. Ausgangs September, wie erwähnt, kommen nun sämtliche Poinsettien in ein Haus von 12" C. dicht unter Glas, wo sie im November ihre Blattrosetten entfalten und wertvolles Mate- rial zu Weihnachten liefern. Erwähnen möchte ich noch, dass auch im Hochsommer (vor Juli) eine Vermehrung sehr zweck- mässig ist, da man auf diese Weise ein gutes Material für Jardinieren und Vasen erhält. Man nimmt hierzu die stärksten Köpfe von den Mutterpflanzen und stellt sie, in kleine Töpfe gesteckt, auf einen lauwarmen Mistbeetkasten ; man sehe aber auf rasche Bewurzelung durch geeignete Behandlung und ver- pflanze öfter. Im allgemeinen lieben die Poinsettien während der Kultur nur leichten Schatten. Heb. Beuss, Düsseldorf. — Poinsetlia pulcherrima kann man durch Samen und durch Stecklinge vermehren. Das letzte Verfahren ist am prak- tischsten und wird zumeist angewendet, da die Sämlinge zum grössten Teil kleinere und blassere Bracteen entwickeln. Nachdem die Mutterpflanzen abgeblüht sind, lege man sie auf die Seite unter die Stellagen eines temperierten Hauses. Bis die jungen Triebe erscheinen, bedürfen die Pflanzen wenig Feuchtigkeit. Durch das Umlegen werden auch die unteren Augen austreiben. Die Stecklinge wachsen in einer gewöhnlichen Vermehrung leicht an, nur müssen die .Schnitt- flächen vorher etwas abtrocknen, wie bei Ficus elastica. So- bald sie gut bewurzelt sind, pflanze man jede einzeln in Töpfe in sandige Kompost- und Lauberde. Im Sommer kann man die Poinsettien auspflanzen oder in Töpfen kultivieren. Bei ersterem Verfahren werden sie zwar üppiger, verlieren aber beim Einpflanzen im Herbst viele Blätter. Daher ist es am besten, zeitig auszupflanzen und so früh in Töpfe zu setzen. ehe sich die dicken Wurzeln zu weit entwickelt haben. Reich- liches Giessen und Düngen ist unerlässlich, um schöne Resul- tate zu erzielen. Im Herbst bringt man die gut eingewurzelten Pflanzen in ein temperiertes, heUes Haus, giesst massig, bis sich die Bracteen zeigen, von der Zeit an können leichte Dunggüsse und mehr Wasser gegeben werden. Man kann die Poinsettien auch satzweise in ein helles Warmhaus bringen, wo sich die Bracteen schneller entwickeln. Friedr. Cremer, Schlossgärtner, Schloss Hugenpoet. — roinsctiia pulcherrima stammt aus Mexiko. Die Vermeh- rung geschieht am besten durch Samen oder Stecklinge. Den Samen sät man gegen Ende Februar in mit Lauberde gefüllte Schalen oder Töpfe aus und stellt dieselben auf ein warmes Beet. Nachdem die Sämlinge cinigermassen herangewachsen sind, pflanzt man sie in kleine Töpfe, in eine Mischung von Laub-, Kompost-, Mistbeeterde und etwas Sand. Die Sämlinge stellt man ebenfalls warm. Die Vermehrung durch Stecklinge geschieht in den Monaten März oder April. Die Stecklinge werden von ausgetriebenen Pflanzen genommen und auf 3—4 Augen geschnitten. Sobald die Schnittflächen etwas abgetrock- net sind, steckt man dieselben auf ein Warmbeet von 22 — 25 ° C. Nachdem sich die Stecklinge bewurzelt haben, werden dieselben in die oben angegebene Erdmischung gepflanzt und in ein ge- schlossen zu haltendes Haus gebracht. Beginnen sich die jungen Pflanzen kräftig zu entwickeln, so wird nach und nach mehr Luft gegeben. In warmen Sommernächten kann man, wenn es angängig ist, die Fenster ganz abheben, um die Pflanzen gut abzuhärten. Tritt rauhe Witterung ein, so stellt man die Poinsettien warm, und zwar satzweise, damit sie nicht alle zu gleicher Zeit blühen. Die Hauptfaktoren während der Blütenent- wickelung sind ein heller trockener Standort und warme trockene Luft, da in einem feuchten Hause die Blumen leicht faulen. Will man die Poinsettien für langstieligen Schnitt verwenden, so pflanzt man dieselben in verhältnismässig kleine Töpfe und lässt je nach Stärke der Pflanzen einen, höchstens zwei bis drei Stengel wachsen. Auf diese Weise erhält man Blütenstengel bis I m und noch länger, auf welchem sich dann der grösste und schönste Blütenstand entwickelt. Nach dem Verblühen sind die Poinsettien ziemlich stark zurückzuschneiden. M. D., Frankfurt a. M. Rechtspflege. Hat der Arbeiter Anspruch auf Vergütung für die zum Auf- suchen eines anderen Dienstes gewährte Zeit? In Beantwortung dieser Frage hat kürzlich dss Gewerbegeiicht Köln eine inter- essante Entscheidung gefällt, die auch für gärtncrischs Arbeit- geber von Wichtigkeit sein dürfte. Einem Arbeiter wurde im April igo2 von seinem Arbeitgeber gekündigt. Während der Kündigungszeit verlangte und erhielt er einen halben Tag Ur- laub behufs Aufsuchung anderweitiger Arbeit. Für diesen halben Tag sind ihm am Lohn 2 Mark gekürzt worden, welche er im Wege der Klage zurückverlangte. Der Klage wurde statt- gegeben. In den Gründen heisst es: Nach S 629 des B. G.-B. hatte der Kläger das Recht, während der Kündigungszeit ange- messene Zeit zum Aufsuchen eines anderen Dienstveihä'.tnisscs zu verlangen. Diese Zeit hat die beklagte Firma dem Kläger auch anstandslos für einen halben Tag gewährt. Nun wird aber nach § 616 des B. G.-B. der zur Dienstleistung Verpflich- tete, hier also der Kläger, des Anspruchs auf die Vergütung (Lohn) nicht dadurch verlustig, dass er für eine verhältnis- mässig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegen- den Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung ver- hindert wird. Der dem Kläger gewährte Urlaub von einem halben Tage ist vorliegend unzweifelhaft als eine verhältnis- mässig nicht erhebliche Zeit im Sinne des § 616 des B. G.-B. anzusehen, di r den L'rlaub bedingende Grund lag auch in 516 Die Garten weit. VI, 43 der Person des Klägers und trug Kläger an der Verhinderung der Dienstleistung kein Verschulden. Denn abgesehen davon, dass dem Dienstverpflichteten, hier dem Kläger, ein gesetz- liches Recht auf Urlaub zwecks Aufsuchung anderer .Arbeit gewährleistet ist, und zwar ohne Rücksicht darauf, von welcher Seite die Kündigung ausgesprochen wurde, hat vorliegend die beklagte Firma den Kläger durch die von ihr ausgesprochene Kündigung in die Notwendigkeit versetzt, von seinem gesetz- lichen Urlaubsrechte im Sinne des § 629 des B. G.-B. Ge- brauch zu machen, wenn er sich nicht der Gefahr der Arbeits- losigkeit aussetzen wollte. W. Preisausschreiben der „Gartenwelt". Im Hochsommer, wo Freiland-, Gewächshaus- und Mist- beetkulturen auf dem Höhepunkte stehen, glauben w^ir unseren Mitarbeitern und Fachgenossen mit nachstehendem Preisaus- schreiben eine willkommene Anregung zu geben, welche, so hoffen wir, allenthalben Wiederhall finden wird. Wir setzen hiermit insgesamt 250 Mark an Preisen aus und zwar: 1. 200 Mark in fünf Preisen zu je 40 Mark für die besten Aufnahmen von gärtnerisch interessanten Kulturen, einerlei ob es sich um eigene oder fremde Kulturen, um Freilandgewächse, schöne Gruppen, Gewächshaus- und Mistbeetkulturen, um Han- delspflanzcn oder um Orchideen und sonstige .Schaupflanzen handelt. Jede Einsendung soll aus zwei oder mehr Aufnahmen mit begleitendem Text bestehen. Die Aufnahmen wünschen wir möglichst im Formate 13X18 cm. 2. Fünf Preise von je 10 Mark für Aufnahmen der fünf besten Kulturpflanzen. Jede Einsendung in dieser Gruppe soll aus einer Aufnahme im Formate 13 X 18 cm bestehen und eine ein- zelne, selten schöne Kulturpflanze oder hervorragende Neu- züchtung zur Anschauung bringen. Wir bitten alle diejenigen, welche sich an diesen Preisaus- schreiben beteiligen wollen und nicht selbst gute Amateurphoto- graphen sind, die Aufnahmen durch einen tüchtigen Berufsphoto- graphen machen zu lassen. Die Einsendungen haben bis zum 10. September zu erfolgen und sind durch die .A-ufschrift ,, Preis- ausschreiben" zu kennzeichnen. Sollte die Beteiligung an diesem Preisausschreiben eine rege sein, was wir hoffen, so werden wir auch diejenigen nicht prämiirten Photographien, die uns zur Reproduktion in der ,, Gartenwelt" geeignet erscheinen, zu dem bei uns üblichen Honorar erwerben. Die Redaktion der ,,GartenweU". Gärtnerisches Unterrichtswesen. Suchskellereien u. s. w. Im Sommer 1901 war die Anstalt von 30 Gärtnerlehrlingen und -gehilfen, 37 Lehrern und 67 sonstigen Kursisten, darunter 28 Frauen bezw. Mädchen und von 41 Gärtnern besucht. Für Gärtner ist es besonders be- merkenswert, dass der einjährige Kursus für ausgelernte Gärtner auch in zwei Wintersemestern absolviert werden kann, die An- stalt dient also auch als gärtnerische Winterschule. Obst- und Gartenbauschule in Bautzen. 23. Jahresbericht. Aus dem 23. Jahresberichte der unter Uberaufsicht des Künigl. Ministeriums des Innern stehenden Übst- und Gartenbauschule zu Bautzen ersehen wir, dass diese Anstalt den Zweck verfolgt, jungen Leuten, die sich dem Obst- und Gartenbau widmen wollen, die für ihren Beruf und ihre gesellschaftliche Stellung wichtigen fachlichen und allgemeinen Kenntnisse zu lehren. Ausserdem finden Spezialkurse für Geistliche, Lehrer, Obst- baumwärter, Gartenbesitzer und Landwirte statt, welche Ge- legenheit bieten zur Erwerbung spezieller Kenntnisse im Obst- und Gartenbau, in der Obst- und Gemüseverwertung, auch sind besondere Lehrkurse für Frauen und Mädchen eingerichtet. Die Anstalt wird von einem praktisch und wissenschaftlich gebildeten Fachmanne, dem bewährte Lehrkräfte zur Seite stehen, geleitet; sie verfügt über reiche Lehrmittelsammlungen, über eine ausgedehnte Gartenwirtschaft mit grossen Baumschulen, eine Obstverwertungsanstalt mit den neuesten Apparaten und Ma- schinen für häuslichen und gewerblichen Betrieb, über Ver- Mannigfaltiges. Wie die Holländer Reklame zu machen wissen, teilt uns ein Mitarbeiter mit, welcher sich auf einer Geschäftsreise durch Holland befindet. Er schrieb uns folgendermassen; Dieser Tage fuhr ich von Groningen nach Amsterdam. Der Schnellzug hielt nur i Minute an der Station Hoogeveen. Wir Sassen zu fünf Mann im Coupd und müde von der langen Fahrt und der unerträglichen Hitze schliefen alle. Da flogen fünf prächtige rote Rosen in das Abteil und an jedem einzelnen Stengel hing ein kleines grünes Etikett, von der Form und Grösse, wie sie die Juweliere benutzen, auf der einen Seite desselben stand: ,,Roozenkweekerij Gebr. Gratma & Co., Hoo- geveen" und auf der anderen ,,Na ontvangst van postn. fl. I. — zenden wij fs. een Kistje prachtige Rozen." (Übersetzt : Rosen- züchterci .... Nach Empfang per Post von i Gulden senden wir Ihnen i Kistchen prächtige Rosen. Bevorstehende Ausstellungen. Zwanglose Ausstellung für Binderei, Schnittblumen, Topf- pflanzen u. s. w. im Rahmen der Düsseldorfer Industrie- und Gewerbe - Ausstellung. Aus Anlass des guten Erfolges der Roscnausstellung wurde am 2. Juli in der Sitzung des „Garten- bau-Ausschusses, Gruppe XXI 11" beschlossen, zunächst für Mitte September eine zwanglose Ausstellung für Binderei, ähn- hch derjenigen der Rosenfreunde, in Aussicht zu nehmen. Diese Ausstellung könnte sich befassen mit Binderei, Topfpflanzen, Schnittblumen u. s. w. ; Platzmiete würde nicht erhoben. Tische aber gestellt. Die .Sonderausstelluiig würde durch das Preis- gericht der Gruppe beurteilt, Wertpreise aber nicht verliehen werden. Etwaige Anmeldungen aus dem Ausstellungsgebiete wolle man sofort an Herrn Stadtgärtner Hillebrecht, Düssel- dorf, richten. Die EntSchliessung über die Veranstaltung wird vom Umfange der Anmeldungen abhängig gemacht. In Königsberg wird vom 13. bis mit 21. September dieses Jahres eine Gartenbau-Ausstellung im Tiergarten veranstaltet. Sie umfasst alle Erzeugnisse des Gartenbaues. Da seit dem Jahre 1894 eine Gartenbau-.'Vusstellung in Königsberg nicht statt- gefunden hat, so w'ird die Ausstellung voraussichtlich reich- lich beschickt werden. Den Interessenten bietet sich Gelegen- heit, ihre Erzeugnisse einem grösseren Publikum vorzuführen. Anmeldungen sind bis spätestens zum i. August d. J. an den Königsberger Tiergarten zu richten ; von dieser Stelle sind auch die Bedingungen und .\nmeldungen zu beziehen. Personal-Nachrichten. Marchant, Johann, Gärtner in Beaumarais, Kreis Saar- louis, erhielt das Allgemeine Ehrenzeichen. Delaux, Simon, Vizepräsident der Societe fran^aisc des Chry- santhcinistes und hervorragender Chrysanthemumzüchter starb im Alter von 62 Jahren in St. Martin-du-Touch. Er schuf die Rasse der frühblühenden Chrysanthemen und Sorten wie „Con- cordia de Luxembourg", „Panach^ de Di^laux", ,,1\L G. Gruner- wald", „M. Paul Cabaret", „Ddlices des Jardins" und viele andere verdanken wir ihm. Ver.-intwortl. Redakteur; Max Kesdörffer, Hirli.i. — V:li; vn li i c h .i r J Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck voa C. Grumbich in Leipzig Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 2. August 1902. No. 44. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Landschaftsgärtnerei. Enge Yorgärten. Von K. Krone, Gartentechniker, Hannover. JT ür Ausstellungen und Fachzeitschriften bietet die Einrichtung der Vorgärten stets dankbaren Stoff, weil für deren beschränkte \'erhältnisse ganz andere Gesichts- punkte bestimmend sind, als für geräumige Anlagen. Der häufigsten Gärten dieser Art aber, der durch baupolizei- liche Vorschriften freigebliebenen schmalen Terrainstrei- fen vor den Häusern, wird dabei nur selten gedacht. Gartenkünstlerische Probleme lassen sich da eben nicht lösen. Dennoch sollte man ihnen Interesse zuwenden, damit sie nicht so trostlos ausfallen, wie das leider nur zu häufig der Fall ist. — Eine R.eihe Kugelakazien, ein Dutzend billiger Sträucher, ein schmaler Rasenstreifen, vielleicht auch ein paar Elumen, und der Garten ist fertig. Das mag ja manchmal da- ran liegen, dass der Besitzer von allem etwas haben will und eine Laube dazu — zu- mal wo Schreber- Gärten fehlen; in recht vielen Fäl- len aber dürfte der Mangel von Vorbild und Rat cie Ursache sein. Nicht wenig tragen zu dem monotonen An- blick der \'orgär- ten die unglück- lichen Kugelaka- zien bei. Sie verleihen zwar dem unbedeutenden Garten- streifen der steinernen Wand der Fronten gegenüber eini- gen Nachdruck und sind deshalb vielfach, besonders wenn die Nachbargärten damit vorangegangen sind, nicht zu um- gehen;, dafür sehen sie aber, einzeln betrachtet, mit ihren kolbig verdickten Stämmen nichts weniger als schön aus, und dass sie ewig und überall uns begegnen, macht sie uns nicht angenehmer. Viel mehr dag£gen als bisher müsste auf Anpflan- zung von Schlingpflanzen gehalten werden, denn wie nichts anderes sind gerade sie geeignet, die Bedeutung des grünen Fleckchens Erde im Strassenbilde zu betonen. Für Putz- bauten kommt da hauptsächlich der wilde Wein in Frage, für Rohbauten Klimmwein und Epheu und für verzierte Fagaden Glycine und Schlingrose. Bahia in Brasilien vom Hafen aus gesehen. OriginalaufDahme für die „Gartenwelt" (Text Seite 519). 518 Die Gartenwelt. VI, 44 Dem gleichen Zwecke dienen bepflanzte Kästen auf Ausbauten und unter den Fenstern. Damit schmücke man die Front so hoch die Schlingpflanzen reichen. Sie höher hinauf noch anzubringen, ist dem Zwecke nicht dienlich, da sonst der Eindruck verzettelt wird. Die Zusammenhaltung des Effektes ist überhaupt das Wichtigste, um den Garten trotz seiner Winzigkeit zur Gel- tung zu bringen. Stehen Rosen im Garten, so müssen sie ihn beherrschen, besser noch ihn ganz ausfüllen. Als Schlingpflanzen seien dann gleichfalls Rosen verwendet, und kann man noch Blumenkästen mit Rosen anbringen, so wird der Erfolg ein vollständiger sein. Brasiliauische Urwald-Scenerie. Originalaufnahme für die ,,Garteawelt" Die Einheit der Art kann man natürlich nicht als Grundsatz aufstellen, schon der Mangel an Schlingpflanzen würde dem sich in den Weg stellen. Man wählt in dem Falle indifferente Laubschlingpflanzen und stellt die Ein- heit nur unter den Pflanzen des Gartens und der Kästen her. Das sieht besonders schön aus bei dunkelroten Schar- lach-Pelargonien; auch bei Fuchsien nimmt sich das recht nett aus (in den Garten stellt man in dem Falle Hoch- stämme auf Rasen). Die Einheit der Farbe genügt in- dessen auch schon, um Haus und Garten als zusammen- gehöriges Ganzes erscheinen zu lassen; so könnte man bei- spielsweise Heliotrop in den Garten, Lobelien (ausser Blatt- pflanzen) in die Kästen und dunkelblaue Clematis an die Hauswand pflanzen. — Der naheliegende Gedanke, aMch charakteristische und harmonische Farbenkontraste zu be- nutzen, muss abgewiesen werden; denn dazu fehlt es an Raum. Wohl aber könnten Nachbargärten durch die Wahl der passenden Grundfarbe untereinander harmonie- ren und dadurch zu gleichen Teilen gewinnen. Die Einheit im Garten ist aber nur ein Mittel — je- doch zweifellos das beste — um dem einzelnen Besitz Beachtung zu erzwingen. Durch Verwendung von Pflan- zen mit exotischem Gepräge bezweckt man dasselbe. Ein- zeln gestellte Palmen, kräftige Cordylinen und Phormien, hochstämmige Daturen oder gut vorkultivierte Ricinus müssen den Garten entschieden hervor- heben. Auch die Be- setzung mit Orange- riepflanzen giebt einen aparten Anblick, so- fern nicht andere Sachen ihre Wirkung beeinträchtigen. In schattiger Lage kommen Koniferen zur Anpflanzung und zwar vornehmlich solche, die von Natur schmal und zwergig wachsen. Fest kon- turierter Bau ist Er- fordernis, sonst muss die Schere helfen. In dem schmalen Gar- tenstreifchen zwischen der geraden Strasse und der steifen Front- linie fallen land- schaftsgärtnerische Bedenken. Bei sehr gerin- ger Gartentiefe lässt man dieselbe auch wohl völlig einneh- men durch eine niedere, sehr breite Thujahecke, hinter die man auch eine hohe, die Wand des Erdgeschosses völlig deckende Taxushecke setzen könnte, welch letztere die Fenster in gefälliger Wölbung umrahmte. In letzterem Falle müsste die niedere Thuja- hecke eine abstechende Farbe — etwa bronziert oder silberig — aufweisen. Auch ein Garten, in dem buntblätterige Pflanzen — mit Geschmack ausgewählt und von dunklem Hinter- grunde sich abhebend — den Eindruck bestimmen, ist von vortrefflicher Wirkung. Teppichbeete erfreuen sich in Vorgärten gerechter Würdigung; doch wird leider der Blick darauf durch vorgesetztes Gebüsch oder Beranken des Gitters häufig erschwert. Man sollte im Gegenteil VI, 44 Die Gartenwelt. 519 den Boden sogar anhöhen und die Teppichbeete auf Bö- schung pflanzen, damit sie ja nicht übersehen werden, denn sie sind ebensowohl Zierrat wie die Ornamente der Fa(;ade, die man doch auch nicht verdeclct. In schattigen Lagen, wo Teppichbeete nicht ausfärben würden, kann man sich selbst mit weiser Zurückhaltung angelegte Mosaik- beete gefallen lassen. Die als .äquivalent für den mangelnden Raum zuge- standene Freiheit in der Wahl der Mittel' darf indes nicht zu weit führen. So sind Felsanlagen in schmalen Vorgärten unmöglich, Kunstbauten werden von der Wucht der Fagade erdrückt und sonstiger toter Zierat kann nur als blöde Biasilianisthe Urwald-Scenerie. Originalaufaahme fiir die „Gartenwelt" Spielerei aufgefasst werden. Wo so wenig Raum vorhan- den, da darf nur Wert gelegt werden auf das dem Garten Wichtigste, die Pflanze. Pflanzenkunde. Einiges über die Pflanzenwelt Brasiliens. Wenn sich das Schiff dem südamerikanischen Kuntiuente nähert, so fällt dem Reisenden, welcher von Europa kommt, zuerst die Nordost- küste als eine öde Sandfläche ins Auge. Da die dortigen Dünen ausserordentlich beweglich sind, so kann von einer Vegetation natürlich nicht die Rede sein. Bis zum Kap Sao Roque, unter dem 5 " s. B., bleibt der .Anblick im grossen und ganzen derselbe, obwohl stellenweise bereits Buschwerk auf- tritt. Weiter nach Süden zeigen sich ganz allmählig dichtere Mangrovenbestände, dann folgen Palmen, welche die nunmehr bergiger werdende Landschaft sehr verschönern. Von Pernam- buco an legt sich ein Korallenriff vor das Ufer und geht bis Bahia. Endlich hat man diese Stadt, welche gewöhnlich die erste Station der Brasilienfahrer bildet, erreicht und läuft in die Allerheiligenbai ein. Der Anblick ist prächtig, denn der Hafen erinnert lebhaft an den berühmten Hafen von Rio de Janeiro, welcher vielfach als der schönste der Welt be- zeichnet wird. Die Umgebung ist sehr hübsch, wie unsere Abbildung auf der Titelseite zeigt, und die Abbildungen Seite 518 und 51g führen uns die Anmut der brasilianischen Vege- tation vor Augen. Alle Städte und . Dörfer dieses Himmels- striches, soweit sie in der Nähe der Küste liegen, sind von zierlichen Kokospalmen in malerischen Gruppen umsäumt. Ob- wohl diese .^rt in Amerika eigentlich ein Fremdling ist, hat sie sich doch völlig ein- gebürgert und ungemein vermeint. Sie repräsentiert die Grazie und Eleganz in der brasilianischen Land- schaft und steht somit im scharfen Gegensatze zu den schwer, und massig wirken- den Urwäldern der Küsten- kordilicren, Welche merkwür- digcr\veise nach Osten zu stark abfallen und dicht bewaldet sind, nach We- sten dagegen dürr und trocken zu sein und in Hochebene überzugehen pflegen. Kolossale Baumriesen, deren starke Zweige dicht mit Bromeliaccen und ande- ren -Schmarotzerpflanzen be- deckt sind, streben empor und erheben sich hoch über die r.iedrigen Bäume, welche ihrerseits einen dich- ten Wald unter den weit- hin sich erstreckenden Asten ersterer bilden. Von ihnen hängen seilähnlich Lianen herab, w'elche sich vielfach miteinander verknoten und dicke Klumpen bilden. Bis- weilen erhebt auch wohl eine Palme ihre fächerför- migen Blätter über den von Schlinggewächsen übcrspon- nenen Niederwald, dessen Oberfläche so dicht von Ranken besetzt sein kann, dass sich die grüne Masse von einem Baumwipfel auf den anderen fortsetzt; an anderer Stelle sieht man mächtige Wedel anderer Arten empor- streben und fast senkrecht gen Himmel ragen. Wenn sie das grüne Blättermeer durchbrochen haben, so wirken sie ausser- ordentlich hübsch, da sie die wellige Oberfläche der Baumkronen sehr wirkungsvoll unterbrechen. Das ai fallende Durcheinander der verschiedensten Baum- und Straucharten giebt dem Urwalde sein charakteristisches Gepräge. Keines seiner Gewächse tritt in Beständen auf, wie wir das in unseren Breiten gewohnt sind. Es kommt sogar nur vereinzelt vor, dass mehrere Stämme derselben Art dicht beieinander stehen, am häufigsten be- merkte ich das bei der Kohlpalme (Oleodoxa oleracea Mart.), indessen sind es in solchen Fällen wohl immer Wurzelschöss- linge eines alten, jetzt längst abgestorbenen Baumes. Die Verschiedenartigkeit der Blätter der .A.st- und Blatt- stellung macht das Bild noch bunter, umsomehr, als sich die 520 • Die Gartenwelt. VI, 44 Zweige der Bäume häufig miteinander verstricken. Dazu kommt noch die Mannigfaltigkeit des Kolorites. Es giebt nicht nur grüne Bäume in den mannigfaltigsten Nuancen, vom schwarz- blau bis zum lichtgrün, sondern sogar rote, gelbe und sogar weisslichel Die Blütenpracht, welche eine oder die andere Krone zeigt, bringt in die Gesamtheit dieser immerhin einen ziemlich gleichmässigen Eindruck hervorrufender Laubmassen, wieder ganz abw^eichende, helle und grellbunte Farbentöne der verschiedensten Art hinein. Da es eine bestimmte Blüten- saison nicht giebt, so befindet sich fast immer der eine oder der andere Baum gerade in einem solchen Stadium. Die verschiedenen Überpflanzen, welche sich in den Wipfeln und an den Zweigen der Bäume angesiedelt haben, geben dem Walde noch einen besonderen Schmuck; überall sieht man Farnkräuter ihr zartes Laubwerk erheben, während andere Arten ganzrandige starke Blätter besitzen, deren unterste gewöhnlich braun und halbvermodert herabhängen. FJiilodcnrlron klammern sich mit ihren Luftwurzeln an die Stämme und gelangen so allmählig in die Höhe; ihre leuchtend grünen oder bunten Blätter bilden einen grossen Schmuck des Urwaldes. Einige Worte verdienen noch die prächtigen Orchideen, welche in Brasilien ebensoviel Liebhaber gefunden haben als in Europa. Dort zu Lande kann sich aber jeder das Vergnügen leisten, was bei uns nur wenigen Reichen möglich ist. So sieht man diese prächtigen Gewächse nicht selten in den dortigen Gärten. Das Stück Rinde auf dem sie gewachsen sind wird einfach an einen Baum gebunden, die Pflanzen wachsen dort ruhig weiter und entwickeln ihre prächtigen Blüten. Orchideen sind im Urwalde recht häufig, trotz ihrer prächtigen Blüten werden sie aber von gewissen anderen Gewächsen, welche in solcher Masse vorkommen, dass ihre kleinen spitzen Blätter mehrere Meter lange Röhren um die Baumzweige bilden, in den Schatten gestellt. Unter den verschiedenen Arten ist mir nur eine in der Erinnerung geblieben, die sog. Babyorchidee, deren Unter- Kppe an das Gesicht eines Wickelkindes erinnert, da verschie- dene Flecke Augen, Mund und Nase vortäuschen, während zwei nach der Seite gerichtete Vorsprünge an die ausgestreckten Arme erinnern. Farnkräuter und Moos bedecken dicht die schattigen Wände der Schluchten, an denen Wasser heruntersickert, dessen Feuch- tigkeit Scharen winziger Fröschchen herbeilockte. Mächtige Felsen, deren senkrecht abfallende nackte Wände in der Tropensonne feurig leuchten, während auf ihrer oberen Fläche Bäume und Sträucher festen Fuss gefasst haben, um dort einen zweiten Wald über dem zu ihren Füssen liegenden zu bilden. Hier und dort ergiessen sich kleine Bächlein von den Bergen und bilden in den Schluchten zahlreiche Miniaturwasserfälle, welche durch ihren zerstäubenden Strahl eine bedeutende Fülle feuchtigkeitliebender Gewächse hervorlocken. Prächtig leuchtet an solchen Stellen die an eine feuerrote Gabel erinnernde Blüte der Strelitzia, die ihre schönen, auf der Unterseite weissen Blätter stolz emporstreckt. Aroideen bilden überall dichte Be- stände und erheben ihre grossen Blätter auf oft meterhohen Stengeln. Herrlich macht sich auch die gelbe oder rote Blüte der Canna zwischen allen diesen Gewächsen. Farnkräuter von Manneshöhe bilden dichte Büsche; einzeln oder in kleinen Beständen erheben sich die oft mehrere Meter hohen Baum- farne, deren zierliche Fiederblättchen sich von den dunklen, vom Wasser triefenden Felsen gar malerisch abheben, während einzelne bunte Blüten aus dem Mattgrün dieser stillen Winkel anmutig hervorleuchten, Blüten, welche sich, näher betrachtet, als Begonien herausstellen. Das ist überhaupt das Merkwürdige an dieser fremdartigen Vegetation, dass man unter ihren Pflanzen so viele uns vom Gärtner her bekannte Gewächse trifft, ausser den bereits gesagten auch noch Caladien und Fuchsien. Trotz- dem ist es nicht immer leicht, dieselben zu erkennen, denn manche derselben, welche wir nur als krautartige und niedrig- bleibende Pflanzen kennen, treten uns hier als Sträucher, wohl gar als Bäume entgegen. Aber nicht genug, dass die Natur den Boden so reich schmückte, wo es der Sonne nur immer möglich war, ihre belebenden Strahlen eindringen zu lassen, hat sie sogar unter den mächtigen Bäumen, wo ewige Dämmerung herrscht und abgestorbene Pflanzenteile langsam vermodern, versucht, das Düster zu verschönen, indem sie an den Stämmen Massen einer Flechte sich ansiedeln liess, welche zarte kleine und grössere rosa Kreise bilden. Neben ihnen sitzen die Larven grosser Zikaden, welche unbehilflich ihre Puppenhülle verlassen und lautlos schweben Schmetterlinge durch das Halbdunkel. In vollstem Gegensatze zu dem eben geschilderten Urwalde steht der Anbhck, der sich dem Besucher auf einer höheren Bergspitze darbietet. Ich habe nur einmal in Brasilien Gelegen- heit gehabt, eine solche zu besuclien, nämlich den Corcovado bei Rio de Janeiro und entnehme meinen Notizen darüber folgendes : Nahe der Bergspitze bewunderte ich einige riesenhafte, zwischen den Felsen spriessende Aloe, deren stachlige Blätter wohl gegen 2V2 ni lang sein mochten, ivlehr als diese über- raschte mich das Vorhandensein von Säulenkakteen, welche ich als Bew^ohner trockener, dürrer Striche hier nicht erwartet hatte. Sie schmiegten sich eng an die Felsen und wussten sich sogar an stark überhängenden festzuhalten, um dann, einen Knick bildend, auf die Oberfläche derselben zu gelangen. Nichts gleicht der Eigenart, den ein solches aus dem Abgrund hervor- ragendes Gewächs bietet. Scheint es doch, als ob eine Riesen- schlange gehobenen Hauptes aus demselben hervorzukriechen in Begriff sei ! Dr. med. Schnee, kaiserl. Regierungsarzt, Jaluit. Wasserpflanzen. Gegen Algen im Wasser. Im vorigen Jahre zeigte sich im Victoria rei]ia-ha.ssm eine eigenartige, bisher noch nicht auf- getretene Alge von blaugrüner Farbe, welche sich mit Vorliebe an die untergetauchten Blätter und Blattstiele aller Wasser- pflanzen ansetzte, den Boden und die Wände des Bassin über- zog und, abgesehen von dem hässlichen Aussehen, das Wasser und Pflanzen annahmen, letzteren merklich schadete. Macht- los standen wir dieser immer mehr und mehr sich ausbreitenden Kalamität gegenüber. Eingesetzte Fische und deren Brut konnten die Masse nicht bewältigen, oftmaliges Reinigen der Blätter, Abfischen des an der Oberfläche schwimmenden Schlam- mes hatte nur Nutzen für Stunden, noch nie sah unser Wasser pflanzenbassin so schlecht aus wie im August vorigen Jahres. Mit Bangen sah ich den kommenden Dingen in diesem Jahre entgegen und sie kamen trotz sorgfältigster Reinigung des Bassins. Jetzt, von wildem Grimm erfasst, dachte ich, helfe, was helfen mag, entweder — oder und warf in das Wasser meh- rere Brocken von Kupfervitriol. Mag alles zu Grunde gehen, auch die Goldfische, wenn nur die Alge stirbt I Aber es kam anders. Die Alge starb ab, das Wasser klärte sich, die Fische und die Pflanzen blieben gesund und letztere begannen, sich kräftig zu entfalten, das Fäulen und Absterben der Blätter hörte auf. Schon im vorigen Jahre hatte man aufgelöstes Kupfervitriol dem Wasser zugesetzt, der Erfolg war gering und die Nymphaea-Blatter starben auch ab, darum befürchtete ich gleichen Schaden vom festen Kupfervitriol. Da stets frisches Wasser zufliesst, dauert die Wirkung des Kupfervitriols nur eine Zeitlang. Bemerke ich wieder ein Auftreten der Algen, so vergifte ich sie jetzt mit einem gewissen Wonnegefühl durch Einwerfen einiger Brocken meines Algengiftes und haben erst einmal die Blätter der Wasser- pflanzen die Wasserfläche überdeckt, so werden auch die Algen aus Mangel an Licht von selbst zurückbleiben. Wer in ähnlicher Lage ist, probiere das einfache und billige Mittel. L. Graebener, Grossh. Hofgartendirektor, Karlsruhe. VI, 44 Die Gartenwelt. 521 Neue Pflanzen. Begonia „Perle Lorraine". Eine Firma, welche unermüd- lich bestrebt ist, die Kulturen mit vortrefflichen Neuheiten zu bereichern, ist das Haus Lemoine & Sohn in Nancy. Eine grosse Anzahl hervorragender Neuzüchtungen verdanken wir dieser Firma, worunter die Begonia „Gloire de Lorraine" bereits ihren Siegeszug ^m die zivilisierte Welt beendigt hat. Jetzt ist Lemoine mit einer Begonia „Perle Lorraine" an die Öffent- lichkeit getreten, welche aus einer Kreuzung von Begonia po- lyantha mit daedalea hervorgegangen ist. Wir sahen eine far- bige Darstellung in „Rev de L'Hort. Beige", die uns die neue Sorte als eine gedrungene, reichblühende Pflanze zeigt. Nach der dort gegebenen Beschreibung wird die Pflanze etwa 50 cm hoch, bildet aber, weil sie sich stark verzweigt, ganze Tuffs. Die Stengel werden ungefähr fingerdick, sind bronzegrün, haben rosae Rindenporen und verzweigen sich reichlich an jeder Blatt- achse. Die Blätter sind smaragdgrün, auf der Oberseite schwarz punktiert, auf der hellgrünen Unterseite dagegen rosa gefleckt. Die Blumen erscheinen von Januar ab in breiten Rispen von 30 — 40 zweipetaligen Blüten, welche weiss, am Grunde leicht rosa sind. Die Blüten bleiben lange Zeit frisch und wenn die Pflanze den Höhepunkt ihrer Blütenentfaltiing erreicht hat, sieht sie wie beschneit aus. Die Blütezeit währt bis Ende April. Der Lemoinesche Neuling ist nach Aussage der Züchter eine Pflanze, welche den Vorteil einer grossen Wirkung zur Blütezeit mit grosser Schönheit des Laubes vereinigt, reichlich und lange blüht und berufen zu sein scheint, rasch den Ruhm und die Beliebtheit der entzückenden Begonia „Gloire de Lorraine" zu erreichen. T. Topfpflanzen. Der Gummibaum in moderner Form. (Hierzu zwei Ab- bildungen.) Der Gummibaum, Ficus elastica, ist seit alters her eine beliebte Zimmerpflanze. Seine schönen, grossen, glänzen- den Blätter und seine Anspruchslosigkeit, bei gewiss in die Augen fallendem Wachstume sichern ihm die Freundschaft der Liebhaber von Zimmerpflanzen. Ja, er bildet für diese ein beliebtes Objekt, das eigene gärtnerische Können durch seine \'ermehrung, worüber allerlei Geheimmittel- chen im Umlaufe sind, an den Tag zu legen. Leider hat unser Freund, den wir als cintriebige Pflanze ken- nen, die Eigentümlich- keit, unheimlich hoch zu werden, so dass seine Triebspitze im Laufe der Jahre dem Pfleger über den Kopf wächst. Unter gün- stigen- Verhältnissen wird die Pflanze aller- dings ihren Blatt- schmuck von unten bis oben behalten, mei- stens wird man aber die betrübende Wahr- nehmung machen müs- sen, dass die unteren Blätter abfallen, so dass ein kahler .Stamm aus irgend einer Ecke des Zimmers hervor- lugt, der einen Schopf 1 1 ■■ >^.A.i: ■■.■ j y ' ■: ,1- T 'Ä ^.''■'■^ ii /i^i J Junge strauchartige Ficus elastica. Nach einem amerikanischen Original. Blätter trägt und gar traurig ausschaut. Hat der Gummibaum die Zimmerdecke erreicht, so entschlicsst sich der gutherzige Be- sitzer endlich zum Verjüngen seines Lieb- lings. Liegt es da nicht nahe, angesichts dieses Übelstandes die Anzucht buschiger, vieltriebiger Gummi- baumpflanzen zu ver- suchen ? Dass ein erfolgreicher Versuch vorliegt, zeigen unsere beistehenden Abbildun- gen. Die abgebildeten Pflanzen haben eine wohlgefällige, unserem Geschmacke viel eher entsprechende Form, als die ungeheuer langen eintriebigen „Bäume". Diese vernünftige Ji'vcMS-Kultur ist unseres Wissens bis jetzt nur in Nordamerika üblich, wo auch die beiden Pflanzen aufgenommen wurden. Es ist eine Firma in Philadelphia, welche die Anzucht dieser buschigen Fieus elastica zu ihrer Spezialität gemacht hat und damit einen schönen pekuniären Erfolg erzielt, weil die gedrungenen buschigen Pflan- zen mit Vorliebe gekauft werden. Die untenstehende Abbildung zeigt uns einen im Februar geschnittenen Steckling, wie er sich in 8 Monaten entwickelt hat. Bei diesem Steckhng wurde nach 2 Monaten der Haupttrieb entfernt, als alle Nebenaugen noch in Ruhe waren. Im Mai wurden dann die Pflanzen auf warmen Fuss gebracht, was ein starkes Wachstum der Wurzeln und damit ein Austreiben der schlafenden Augen mit sich brachte. Ende Juni wurden die Töpfe auf Beete ins Freie eingesenkt, aber unter dem vorläufigen Schutze eines darüber gespannten dünnen Tuches. Anfang August wurde auch dieses weggenommen. Bis zum Herbste entwickeln sich die Ficus zu ge- sunden, reichverzweigten Pflanzen. Die abgebildete Pflanze hat sechs Zweige, deren jeder eine ungefähre Länge von 75 cm hat. Die Pflanze breitet sich ungefähr ebenso aus. Unsere obige Abbildung zeigt etne in einer anderen Gärtnerei kulti- vierte- II Monate alte Pflanze. Wir glauben, dass derartig kultivierte Ficus auch in Deutschland mit Vorliebe gekauft werden und würden uns freuen, die in Strauchform gezogenen Ficus schon im nächsten Jahre auf dem Markte zu sehen. W. Tscheuke, Berlin. Petraea volubilis ist eine recht hübsche holzartige Schling- pflanze für Warmhäuser, welche im tropischen Amerika heimisch ist und zur Familie der Verbenaceen gehört. Die Blätter werden 25—30 cm lang, sind glänzend dunkelgrün, starknervig, ganz- randig und länglich. Der Blütenstand ist rispig, erreicht eine Länge bis zu 40 cm und setzt sich aus etwa 4 cm grossen, sternförmigen Blüten zusammen, welche auf veilchenblauem Grimde eine hellporzellanblaue Färbung zeigen. ^. volubilis verlangt nahrhafte, schwere Erde und eine Temperatur von 12—1500. G. Besoke, Erfurt. Acht Monate alte strauchartige Ficus elastica. Nach einem amerikanischen Original. Verjüngung zu lang gewordener Dracaena indivisa. Von verschiedener Seite habe ich die Behauptung gehört, dass ver- jüngte Dracaenen immer lose im Kübel blieben, mithin dies Verfahren nicht zu empfehlen sei. Gerade das Gegenteil beweist ein Exemplar in hiesiger Gärtnerei, welches ich vor sechs Jahren 522 Die Gartenwelt. VI, 44 verjüngte. Die betreffende Pflanze konnte ihrer Höhe wegen nicht mehr recht untergebracht werden und wurde deshalb mehreren öffentlichen Gärten als Geschenk angeboten, doch stets dankend abgelehnt. Mithin blieb mir nichts anderes übrig, als dieselbe zu verjüngen. Um gleich wieder eine ansehnliche Pflanze zu haben, legte ich 2 m vom Schopf einen tütenartig gebogenen Maschendraht um den Stamm, stopfte denselben mit Moos aus und füllte den Raum zwischen Moos und Stamm mit Sand. Nasshalten und regelmässiges Spritzen der Stelle sowie allmähliges Durchschneiden unter derselben veranlassten eine schnelle und reichliche Wurzelbildung, welche überall sichtbar wurde. Später wurde der Stamm ganz durchschnitten und der obere Teil in einen entsprechenden Topf gepflanzt und in einem schattigen Hause aufgestellt. Die Dracaene wuchs lustig weiter, musste jedoch zwei Jahre durch einen Pfahl gestützt werden. Im dritten Jahre konnte sie bereits am Stamm gefasst und gerollt werden. Friedrich Cremer, Schlossgärtner, Schloss Hugenpoet. ist, vorgenommen werden muss. Die Blütezeit unserer Ra- nunkeln, die ein herrliches Farbenspiel zeigten, fiel in den Monat Mai. Zu beachten wäre noch, dass sich die Stengel gerne legen, weshalb man eine entsprechende Einfassung giebt, die das Niederlegen auf den Rasen verhindert. Noch empfehlenswerter sind die Anemonen, als deren ver- dienstvollste Repräsentantin für den Garten die Anemone coro- naria rar. von Caen zu bezeichnen ist (vgl. ,,Gw."III, 6i6). Man legt die Klauen in der vorbeschriebenen Weise bei Eintritt offenen Wetters im Frühjahr und wird nach Verlauf von etwa 3 Mo- naten durch einen reichen Flor erfreut werden. Die Anemonen sind deshalb wertvoll, weil sich die Blumen auf festen Stielen gut tragen, ein Umfallen ist bei ihnen ausgeschlossen. Das Farben- spiel ist bei guter Mischung ein sehr lebhaftes. Aber nicht nur in Mischung sind diese Anemonen gut zu verwenden, auch reine Farben sind von vorzüglicher Wirkung, wie man dieses Jahr hier vielfach in Privatgärten beobachten konnte. Wir haben unsere Anemonen im März gelegt, und sie blühten von Ende Mai ab etwa 4 Wochen lang. Kr. Yucca angustifolia Pursh. Bekanntlich findet man so manche Schönheit leider nur zu selten in Verwendung und in gewissen Augenblicken fühlt man sich veranlasst, durch einige Worte für sie, die sich nicht selbst helfen kann, zu wirken und auf sie hinzuweisen. Zu diesen vernachlässigten Schönheiten zählt ent- schieden die herrliche Yucca angustifolia vom Felsengebirge (Nordamerika). Sie ist eine ausgezeichnet schöne und dekorative harte Yucca fürs Freie, namendich für sauber gehaltene Rasen- plätze als Solitärpflanze, ebenso hart als Y. filament)sa, aber mit schmalen und steifen Blättern, weicht auch sonst wesentlich von dieser letzteren ab, indem ihre ganze Erscheinung eine an- dere ist. Eine etwa meterhohe Pflanze mit den vielen schmalen, strahlenartig von der Mitte auseinandergehenden steifen Blättern ist sie auf feinem Rasen eine schöne und elegante Erscheinung, wozu noch als gewiss wertvolle Eigenschaft ihre Winterhärte kommt. Auch für Vorgärten, namentlich sonnig gelegenen, ist diese Art sehr zu empfehlen, aber auch als bleibende Mittel- pflanze für feines Teppichbeet ist sie wertvoll. Zum Verpflanzen nehme man aber am besten junge Pflanzen, wenn selbige aus dem Lande genommen werden. Die Rhizome derselben gehen nämlich sehr tief und senkrecht in den Boden und das Heraus- nehmen wird hierdurch, weil man denselben nicht bis an die Spitze gut beikommen Jcann, erschwert. Werden nun aber viele Rhizome abgerissen oder durchstochen, so verliert die Pflanze den grösseren Teil ihrer Blätter und damit, wenn sie über- haupt wächst, ihren Schmuck auf längere Zeit hinaus." Am besten sind Topfe.^;emplare zur Anpflanzung. G. Schulze, Dresden. Orchideen. Zwiebel- und Knollenpflanzen. Ranunkeln und Anemonen, ein empfehlenswerter Garten- schmuck für das Frühjahr. Noch viel zu selten findet man unter den Frühjahrsblühern im Ziergarten die Ranunkeln und Anemonen, obgleich diese Gewä':hse in der Blütezeit von rei- zender Wirkung, in der Pflege von seltener Anspruchslosigkeit sind. Nach längerer Pause hatten wir in diesem Früh- jahr wieder einen Flor von Baniinculus asiaiicus superbissi- mus, welcher allgemein bewundert wurde. Zwei lange Beete wurden im Herbst mit den Wurzelbüscheln belegt, Erde darauf gedeckt und als Winterschutz eine Decke von Fichten- reisern darauf gebracht. Wir ziehen es selbst bei anderen Zwiebelgewächsen vor, das Beet auf angemessene Tiefe aus- zuheben, die Zwiebeln bezw. Knollen mit leichtem Druck aufzu- zulegen und dann Erde bis zur nötigen Höhe aufzufüllen. Es mag sein, dass der milde Winter den Wurzelbüschen der Ranunkeln nicht geschadet hat, sicherer dürfte auf alle Fälle die Frühjahrspflanzung sein, die, sobald der Boden offen Dendrobium nioscliatum und D. Bcnsonae. fl/i'erzu die Farbentafel.) Dendrobium moschatum Wall., eine aus Ostindien stam- mende Art ist vielleicht die grösste unter den Dendrobien. Ihre Stäinme erreichen eine Höhe von 2 m und darüber und tragen an ihren Endspitzen mehrere reich mit Blü- ten besetzte Trauben. Grösse und Farbe derselben ist aus der Tafel ersichtlich, es sei nur gesagt, dass sie von ausserordentlich prächtiger Wirkung sind. Die Pflanze gedeiht in jedem Warmhaus und ist eigentlich ganz an- spruchslos. Die anfangs empfindlichen jungen Triebe er- fordern etwas Beachtung, man schütze sie bei niedriger Temperatur im Hause vor Feuchtigkeit. Ein heller, weni- ger als üblich schattierter Standort ist ihr sehr zusagend. Bei hoher Wärine im Hause spritze man fleissig, wie es auch andere Warmhauspflanzen verlangen. Im Winter sind die Pflanzen natürlich trocknet zu halten, auch darf dann die Temperatur auf 12° C. fallen. Man verpflanze gleich nach der Blüte und ver- wende reines Sphagnum, das genügt, um ein zufrieden- stellendes Resultat zu erreiclien und giebt die Gewissheit, dass die Pflanzen für die Zukunft gesund erhalten blei- ben. In Arrangements habe ich die Blüten sehr wir- kungsvoll verwendet gesehen. — .D. Bensonae Rdib. f., die zweite auf unserer Tafel dargestellte Art, stammt gleichfalls aus Ostindien, wird nicht ganz so gross wie die vorhergehende, trägt auch ihre Blüten nicht in hängenden Trauben, sondern an den Knoten zu zweien und dreien. Es ist aber ein so wunderbares Dendrohimn, dass es nicht genug empfohlen werden kann. Es gedeiht auch im Warmhause, ain besten wohl in Körbe gepflanzt und verlangt etwas mehr Aufmerksamkeit als D. moscliar tum. Alles weitere bezgl. seiner Blüten ergiebt sich, aus der Tafel. H. Conrad, Berlin. ,Dll-: GARTt.N'Wh I k. Dendrobium moschatum S> UND Dendrobium Bensonae Rchb. f. V], 44 DieGartenwelt. 523 Behandlung frisch importierter stammbildender Orchideen. ]'aiuhi und andere stnnimbildende Orchideen kommen häufig in einem gänzlich eingeschrumpften Zustande nach langer Land- und Seereise an ihrem Bestimmungsorte an. Bekanntlich werden die Orchideen von ihrem Standorte meist losgeschnitten, be- halten dagegen sämtliche Blätter. Würden die letzteren auch gestutzt, so wäre ein richtiges Verhältnis hergestellt, jedoch ivären die Pflanzen bedeutend entwertet. Um nun solche Pflan- zen schnell auf einen normalen Zustand zurückzuführen, schneide ich den Stamm sofort nach Empfang frisch an und setze denselben in ein Gefäss mit Wasser, welches täglich er- neuert wird. Pflanzen, welche besonders stark gelitten haben, müssen auch die Hälfte oder noch mehr von jedem Blatt ein- büssen. Nach einigen Tagen zeigt sich schon die Wirkung. Sobald neue Wurzeln erscheinen, sind die Pflanzen gerettet. Gerade wie schwache und kranke Kinder sich der besonderen Zuneigung ihrer Mutter erfreuen, so sind solche Pflanzen die Quelle mancher Freude für den Gärtner. Friedrich Cremer, Schlossgärtner, Schloss Hugenpoet. Schlingpflanzen. Stecklings-Vermehrung der Clematis paniculata. ( lematis pdiiicuhila, diese prächtige weissblühende nordamerikanische Spe- zies wird nur in dem Falle durch Stecklinge vermehrt, wenn Samen von ihr nicht zu erlangen sind. Durch Samen kommt man unweit leichter und weniger umständlich zum Ziel. Da indessen jemand infolge schlechter Samenernte zu einer an- deren Vermehrung gezwungen sein kann, so wähle er die durch Stecklinge, di;, wie nachfolgend beschrieben, leicht gelingt und gute Erfolge giebt. Im Sommer, wenn auch andere Gehölzstecklinge gemacht werden, wird junges, grünes Holz, und zwar je dünner desto besser, in passender Stecklingslänge geschnitten. Die Spitzen, wie überhaupt dis dicken saftigen Triebe bewurzeln sich weniger leicht. Diese Stecklinge werden in einem frisch gepackten warmen Kasten in gut gereinigten, scharfen, festgedrückten Ver- mehrungssand gesteckt. Während der ersten drei bis vier Wochen bleiben die Fenster geschlossen und etwa zehn Tage lang wird auch dichter Schatten gelegt, der nachher mit der Zeit abgeschwächt wird. Gespritzt wird bei heissem Wetter täglich mehrere Male. Sobald mit Luftgeben begonnen wird, geschieht dies nur erst massig, an einer dem Winde entgegen- gesetzten Ecke des Fensters nur bei Nacht, dann nach und nach mehr, bis schliesslich die Fenster ganz entfernt werden können. Wenn dann di; jungen bewurzelten Pflanzen in Töpfe gesetzt sind, erhalten sie wieder einen Platz in einem ähnlichen Kasten, wo sie zuerst wieder geschlossen gehalten und nach und nach an die Luft gewöhnt werden. M. Gebhardt. Aus deutschen Gärten. Aus dem Alpengarten auf dem Schachen. Die heurige Arbeitsperiode konnte der ungünstigen Schn;everhältniss; wegen erst spät, Ende Juni, beginnen. Ja, es lag zu dieser Zeit an einigen Stellen des Gartens noch Schnee. Jetzt wird tüchtig gearbeitet und hofft man im nächsten Jahre zu einem gewissen Abschluss zu kommen. Bislang sind über 850 Arten angepflanzt, fast alle in meh- reren Exemplaren oder in grösserer Menge. Die Überwinterung war für die gut angewachsenen Stöcke recht günstig, nur wenige reichlich spät gepflanzte Spezies haben gelitten. Von einer reichen Kollektion winterharter Kakteen litt nur Opurilia vvl- garis. Der Flor der Alpenblumen beginnt : so blühen heute — I. Juli ■ — Hvlachinsia, Genliana acatdls, Atiemonc alpina und an sonnigen Stellen Alpenrosen. Im Garten blühten zur selben Zeit : Adonis vernalis, Primula Portae, Androsase arachnoidea, ,, pubescens, „ lactea, „ spectabiHs, „ Laggeri, ,, rosea, „ pubescens, ,, viscosa, Anemone alpina, Ihdsatilla x>atens, „ vernalis, lianxmculus alpestris, Arabis alpina, „ anemonoides, „ androsacea, „ crenatus, „ bryoides, „ glacialis, Arrtia (Douglasia) vitaliatm, „ Thora, Azalea procumbens, Saxl^raga androsacea, Draba bnmiaefolia, „ biirseriana, „ corsica, „ "ordifolia,- „ dedeana, ,^ curiophylla, „ dicranoides, „ decipiens, „ elongata, „ Friderici Augusti, „ olympica, ,, Goebeli, Entrichium nanum, „ Kotschyi, Erysimum kotschyianmn, , oppositifolia, Geiim montanuin, „ rocheliana, Potentilla Baldeiisi, „ Salomoni, Primula Arciotis, ,, Stracheyi, „ Auricula, Soldanella alpina, „ Balbisi, „ montana, „ clusiana, „ minima, „ denticulata, ,, pusilla, „ discolor, Tlilaspi limorelUfolium, „ minima, „ rotundifolium, „ muretiana, Viola alpinn, B. Othmer, .München. Verdiente Fachgenossen. Die Senioren der Berliner Handelsgärtner. Vom Herausgeber. (Hierzu 6 Porträts.) A. Ln dem gewaltigen Aufschwimg, welchen der deutsche Gartenbau, sagen wir seit einem halben Jahrhundert, ge- nommen hat, ist natürlich die Reichshauptstadt in ganz her- vorragender Weise betfeiligt. Aus den primitivsten Verhältnissen heraus, wie sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden, hat sich der Berliner Gartenbau, man kann wohl sagen, zu uni- verseller Bedeutung aufgeschwungen. Nicht nur das gross- artige Platzgeschäft, trotz der durch die enormen Entfernungen bedingten Absatzschwierigkeiten, sondern auch die Versand- gärtnerei und hauptsächlich auch die Blumentreiberei haben sich in ihrer Entwickelung andauernd auf der Höhe zu halten gewusst. In unserer raschlebigen Zeit geht man meist über das Vergangene zur Tagesordnung über und vergisst diejenigen, denen der Gartenbau in erster Linie seine heutige Bedeutung verdankt. L^nsere Leser werden es begreiflich finden, wenn wir einmal auch der alten Herren gedenken, welche arl der Entwickelung des Berliner Gartenbaues hervorragenden Anteil hatten und sich heute noch unter den Lebenden befinden, wenn sie sich auch teilweise in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen haben. Der älteste der gegenwärtig noch lebenden Gärtner-Seni- oren Berlins ist Andreas Drawiel (Porträt Seite 524). Die Verdienste dieses Mannes sind schon zu wiederholten Malen 524 Die Gartenwelt. VI, 44 in den verschiede- nen Fachzeit- schri'^ten einge- hender Würdi- gung unterzogen worden, weshalb wir uns kurz fas- sen können. Dra- wiel wurde am 19. August 1818 zu Preusslitz in An- halt als Sohn eines kleinen Bauern gebo.en. Er besuchte nur die Dorfschule in seinem Heimat- orte, war aber später eifrig be- strebt, seine man- gelnden theoreti- schen Kenntnisse zu vtr olkomm- Andreas Drawiel. nen. Seiner nicht ganz festen Ge- sundheit halber trat der heute fast cS4 jährige erst mit dem 19. Jahre in den herzoglichen Schlossgarten zu Bicndorf in die Lehre. Nach Been- digung derselben, im Herbst 1840, wanderte er, „einen Thaler und zehn Silbcrgroschen in der Tasche, froh- gemut mit dem sehr bescheiden be- packten Felleisen" in die Fremde. Im Jahre 1854 bot sich Drawiel durch die Hilfe eines Freundes, des Braucreibc- sitzers Hoffniann in Potsdam, die Mög- lichkeit, sein jetziges, etwa 4 ha grosses, heute 13 Häuser und ein glasüberbautes Rosarium umfassendes Grundstück in der Dorfstrasse in Lich- tenberg bei Berlin mit hübschem Wohnhause für 10 000 Thaler zu er- werben. Hier nahm Drawiel zuerst in bescheidenem Umfange die Rosenkul- tur auf. Er kultivierte namentlich Cen- tifoli.;n, Moosrosen und Remontant- rosen. Seine Kulturen erlangten bald eine gewisse Berühmtheit, zumal Dra- wiel durch seinen Freund Lüddemann in Paris stets mit den besten französischen Treibsorten versehen war. Lange Zeit führte Drawiel die Gärtnerei allein, dann überliess er den vor- deren Teil seines Grundstückes seinem ältesten Sohne Paul. Aber es wurde von da ab nicht getrennt, sondern mit vereinten Kräften gearbeitet. Vater und Sohn trieben während des Winters gemeinschaftlich 15000 Rosen ab, so dass sie täglich 30 — 50 Dutzend Blumen schneiden konnten. Mit besonderer Vor- liebe wurden auch Cinerarien kultiviert. Seit 1882 hat Drawiel seine Gärtnerei ganz seinem Sohne Paul überlassen; auch sein zweiter Sohn Ernst ist Handelsgärtner in Berlin. Noch heute ist der alte Drawiel praktisch thätig. Er hat sich dem Obst- bau zugewendet, welchem er mit Leidenschaft obliegt. Unser zweiter Senior-Gärtner, Fritz Gude (Porträt oben- stehend) ist gleich 9 Jahre jünger. Er wurde am 21. Juli 1827 in Wernigerode geboren, bestand seine Lehrzeit im dortigen Schlossgarten und ging dann auf die W'anderschaft. Als Ge- hilfe war er zunächst in Dresden, Stettin und Königsberg i. Pr. thätig, dann kam er nach Berlin, wo er als Gehilfe in der Privatgärtnerei des Hofbuchdruckers von Decker Stellung fand. Damals war die von Deckersche Herrscbaftsgärtnerei die erste in Berlin. Der berühmte Borsigsche Garten, welcher wohl auch in absehbarer Zeit der Bauspekulation zum Opfer fallen wird, bestand noch nicht. Der alte Gude kann in prächtiger Weise von seinen Erlebnissen aus der guten alten Zeit er- zählen. Unsere heutigen Gehilfen wird es interessieren, dass er damals bei von Decker neben freier Wohnung ohne Be- köstigung ganze 2 Thaler Lohn pro Woche erhielt, womit Kleider, Wäsche und der ganze Lebensaufwand zu bestreiten waren. Im Jahre 1852 machte sich Gude in Berlin als Handelsgärtner selbständig und zwar in der sogenannten Hasenheide. Bis zu Ende der achtziger Jahre befand sich hier neben den riesigen Brauereien und Vergnügungslokalen eine Gärtnerei neben der anderen. Diese Gärtnereien wurden des Sonntags von vielen Berlinern besucht, sodass manche der- selben sich nebenbei noch mit Konditorei und Restaurations- betrieb befassten. So auch Gude. Neben der Gärtnerei Gudes war die Rosengärtnerei des alten Wendt, dessen Söhne heute in Berlin Handelsgärtner sind — sein Schwiegersohn ist der Handelsgärtner Georg Marquardt in Zossen — die bekannteste in genannter Gegend. Aber das Anwachsen der Grossstadt trieb die Gärtner immer mehr hinaus in die Vorstädte. Fast sämt- liche Gärtnereien der Hasenheide haben der riesigen Bauspekulation weichen müssen und auch der alte Gude musste im Jahre 1891 den .Schauplatz seiner Thätigkeit verlassen. Sein Grundstück wurde ihm mit schwerem Golde aufgewogen und er hat recht, wenn er sagt, dass wenigstens in der Grossstadt das Grund- stück die Sparkasse des Gärtners sei. Mit den bescheidensten Mitteln hatte Gude seiner Zeit angefangen. Im ersten Winter seiner Selbständigkeit hatte er ein kleines mit Veil- chen besetztes Häuschen, von dessen Ertrag er sich den langen Winter schlecht und recht durchschlagen musste. Von der Hasenheide ist Gude nach Britz in die Rudowerstrasse ge- zogen, welche heute eine Gärtnerstrasse ist. Hier erwarb er ein grosses Grundstück, er- baute sich eine behagliche Villa und errichtete eine für Berliner Marktpflanzenkulturen be- stimmte Handelsgärtnerei, welche seinem praktischen .Sinne das beste Zeugnis ausstellt. Fritz Gude. Die Gärtnerei hat er an seinen Sohn verpachtet, für wel- chen ausser der Arbeit nichts exi- stiert auf dieser Welt, während der alte Vater auch heute noch dem gärtnerischen Ver- einswesen und allen Tagesfragen leb- haftes Interesse ent- gegenbringt. Gude sen. erfreut sich einei seltenen geistigen und körperlichen Rüstigkeit und man trifft ihn zumeist ar- Franz Bluth. VI,"44 Die Gartenweit. 525 beitend im Gar- ten an. Nur wenig jün- ger als Gude ist der Kgl. Garten- baudirektor Char- it s Louis Guil- laume Malthieu geboren am i . Dezember 1S28. Er entstammt einer uralten fran- zösischen Gärtner- familie, welche n ch dem Edikt von Nantes aus Frankreich aus- wandern musste und sich neben an- deren Gärtnerfa- milien, welche das Edikt zum Aus- wandern zwansf. die bekannteste ist die Familie Beuche, in Berlin niederlicss. Unser alter Mat- thieu siedelte sich in der Orangenstrasse in Charlottcnburg an, gab später die Handelsgärtnerci auf, um sich ganz po- mologischen Studien zu widmen. Auf seinem verhältnismässig kleinen Grund- stücke hat er grosse Obstsortimente an- gepflanzt, darvmter Bäume mit 20 und mehr Sorten, die es ihm ermöglichten, alle Neuzüchtungen zu beobachten und pu prüfen. Bei unseren Besuchen fanden vvir den alten Herrn stets arbeitend im Cavtcn, Leider ist er sejt zwei Jahren schwer leidend. Matthieu hat sich auch iiuf litterarischem Gebiete mit Erfolg bc- thätigt. Er gab den Nomenciator pomo- logicus heraus, welcher die bis iSgo be- schriebenen Obstsorten nebst ihren Syno- nymen, enthält, ferner eine Liste der bis 1892 bekannt gewordenen Rosen. An unserer „Gartenwelt" war ^Latthieu, so lange es seine Gesundheit zuliess, ein fleissiger und gern gesehener Mit- arbeiter, Er lieferte ausser Original- arbeiten noch interessante Übersetzungen aus dem Französischen. Die grosse Hamburger Obst-Ausstellung im Jahre 1897 besuchte er als Preisrichter und Berichterstatter der „Gartenwelt" und sein in den Nymmern 4. 5 und 6 des ^vveiten Jahrganges unserer Zeitschrift erschienener Bericht über diese hervorragende Ausstellting legt Zeugnis ah von seinem grossen pomologischen Wissen. Zu unserem grössten Bedauern ist es uns nicht möghch, den Lesern dAS Bild dieses hervor- ragenden Seniors des ßej-liner Gartenbaues zu bieten, denn sein als Tjergartengäptner in Berlin beschäftigter Sohn Alexan- der Matthieu hdt uns trotz wiederholten Ersuchens die Photo- graphie seines leider schwerkranken Vaters nicht übersandt. Auch der Kgl. Gartenbaudirektor R. Brandt (Porträt oben, stehend) in Charlottenburg hat sich gelegentlich als Älitarbeiter der ,, Gartenwelt", welcher er noch heute lebhaftes Interesse ent- gegenbringt, bethätigt. Brandt wurde am 15. Dezember 182g zu Berlin geboren, WQselbst er von 1836 — 1846 die Kgl. Real- schule bis Sekunda besuchte. Am 9. März 1846 trat er nach abgelegtem E.\amen als Eleve in die Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Schöneberg ein. Hier machte er den vorgeschriebenen zwei- jährigen Kursus durch, giiig danti ziir Qfeerstvife dieser Anstalt nach Potsdam über, worauf er ein Jahr auf der Pfaueninsel unter Hofgärtner Fintelmann und ein Jahr in der Landes-Baumschule unter Sachdeben (jetzigen Gärtnerlehranstalt) zur weiteren Aus- bildung arbeitete. Brandt verliess die Anstalt mit dem sel- tenen Zeugnis „besonders gut". Nach Beendigung dieser vierjährigen Lehrzeit war er von 1S50— 1851 im Kgl. Bo- tanischen Garten als Gehilfe thätig, hierauf diente er von 1851 — 1852 als Einjahrig-Freiwilliger bei dem Garde-Schützen- Bataillon und besuchte zu gleicher Zeit, soweit es der Dienst gestattete, auf der Universität die Kollegia über Botanik, Chemie und Physik. Nach Absolvierung seiner Militärpflicht war Brandt als Gehilfe von ,1852—1853 bei dem Hofgärtner Skell in Belvedere bei Weimar, von 1853— 1854 in der Handelsgärtnerei von Adolf Haage in Erfurt und von 1854— 1856 in der Handelsgärtnerei von Grösser in Lübeck thätig. Hierauf leitete er von 1S56— 1860 als Obergärtner die Gärtnerei des Kommerzienrates Keferstein in Kröllwitz b. Halle a. S. Nachdem er dann von 1860— 1861 in der Handelsgärtnerei und Samenhandlung von Louis Mathieu in Berlin thätig gewesen, bekleidete er von 1861 — 1864 wieder eine Obergärtnerstelle bei dem Kominerzienrat Kulmitz in Marien- hütte bei Saarau und dann von 1S64— 1865 bei dem Rentier Burckhardt in Breslau. Endlich gelang es Brandt im Jahre 1865 eine eigene Gärt- nerei in Charlottenburg zu begründen. In den ersten Jahren hatte er mühsam zu kämpfen und zu arbeiten, doch gelang ihm schliesslich das Vorwärtskommen. Erst später war es Brandt möglich, durch grössere Reisen seine Pflanzenkenntnisse zu erweitern. Er bereiste England, Schweden, Holland, Tirol, Frankreich und Italien. In den letzten 25 Jahren war Brandts Thätigkeit darauf ge- richtet, Neuheiten einzuführen, die er auf seinen Reisen kennen gelernt, und nachdem er diese Pflanzen kultiviert und vermehrt hatte, suchte er sie in uneigennützigster Weise zu verbreiten. Seine Hauptkulturen waren Palmen, Orangenbäumchen und besonders Orchideen. Mehrfach sind seine Leistungen und Pflanzenkulturen auf den Ausstellungen prämiiert worden, zweimal mit der kleinen goldenen Staatsmedaille. Im Jahre 1892 wurde Brandt als Anerkennung seiner Ver- dienste um die Gartenkultur seitens des Ver- eins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. preussischen Staaten der Titel „Gartenbaudirek- tor" vom Landwirt- schaftlichen Mini- sterium erwirkt. Da das lange und schmale Grundstück Brandts in der Schlossstrasse mehr und mehr eingebaut wurde, sah er sich schliesslich veran- lasst, die Kulturen allmählich aufzu- geben. Die Ge- wächshäuser, soweit sie noch vorhan- den sind, stehen leer. Ehedem wa- ren die Brandt- schen Orchideen 526 Die Gartenwelt. VI, 44 musterhaft und vorbildlich für die Gärtner der Reichshauptstadt. Den alten Obergärtner, welcher ein Menschenalter im Dienste Brandts thätig war, hat Brandt nach Aufgabe der Gärtnerei weiter in seinem Hause behalten, ein schöner Zug edler Menschlichkeit! Brandt beschäftigt sich heute, so gut es gehen will, weiter auf seinem Grundstücke mit Gemüse- bau, mit der Pflege vorhandener Formobstbäume und der Kultur neuer Pflanzen, welche er gern anschafft und beobachtet. Ein Gärtnername von Weltruf ist Späth. Der Kgl. Öko- nomierat Franz Ludwig Späth (Porträt Seite 525), Baumschulen- besitzer in Baumschulenwcg bei Berlin, entstammt einer alten Berliner Gärtnerfamilie. Sein Urahne ist Christ. Späth, welcher 1696 geboren wurde und 1796 starb. Franz Ludwig Späth wurde am 25. Februar 183g als Sohn des bekannten Ludwig Späth, welcher ein Alter von 90 Jahren erreichte und am 28. April 1883 starb, geboren. Späth besuchte die städtische Louisen- Realschule bis Prima, dann das Gymnasium, studierte ein Jahr Naturwissenschaften an der hiesigen Universität und ging dann als Lehrling" zu L. L. Liebig nach Dresden, hierauf zu Adolf Papeleu nach Gent, der damals besten Baumschule Belgiens. Später bereiste Späth Belgien, Holland, Frankreich und im Jahre 1861 errichtete er auf dem alten, väterlichen Grundstücke in der Köpenickerstrasse in Berlin eine Baumschule. Zwei Jahre später übernahm er, erst 24 Jahre alt, das väterliche Ge- schäft und schränkte die Topfpflanzenkulturen ein, um sich ganz dem Baumschulfache zu widmen. Im Oktober 1864 kaufte sich Späth das erste 4^/0 ha grosse Grundstüc'k in der Nähe von Britz, jetzt Station Baumschulenweg, welches den Anfang der heutigen Ricsenbaumschule bildete. Jährlich wurden nun neue Ländereien hinzu erworben, so dass heute die Baumschule ein zusammenhängendes Areal von 2 1 5 ha umfasst und zweifellos die grösste Baumschule des Kontinentes ist. Der Betrieb dieser Baumschule ist ein musterhafter. Jede Kultur wird als Spe- zialität betrieben, da für jede ein besonderer Obergärtner be- stellt ist, der am Gewinne seines Revieres Anteil hat und infolge- dessen ein Interesse an der ihm unterstellten Kultur nimmt, als sei er ein selbständiger Handclsgärtner. Neben den Ober- gärtnern ist noch ein Direktor für diesen Musterbetrieb ange- stellt, aber der erste Diener in seinem Reiche ist Späth selbst. Von früh bis in die Nacht hinein ist er im Bureau oder in der Baumschule thätig. Die Bepflanzung eines jeden frei wer- denden Quartiers wird von ihm angeordnet, über die geringsten Einzelheiten ist er orientiert. Selbst den jüngsten seiner Ar- beiter kennt er, und er zeigt sich seinen Leuten gegenüber, wie ich bei zahlreichen Besuchen beobachten konnte, nicht nur als Brotherr, sundern auch als beratender Freund. An ihrem Wohl und Wehe nimmt er lebhaften Anteil und es schmerzt ihn tief, wenn einer seiner Gehilfen, den er lieb gewonnen hat, die Baum- schule verlässt. Zahlreiche seiner Leute sind schon seit einem Menschenalter bei ihm thätig. Ich hatte früher immer eine ge- wisse Scheu, bei meinen Besuchen der Späthschen Baumschule den Besitzer persönlich aufzusuchen, den Herrn eines solchen Riesengrundstückes stört man nicht gern. In diesem Frühjahre führten mich dcndrologische Arbeiten von Woche zu Woche nach der Baumschule und hierbei trat ich Späth näher. Er fand immer Zeit zur Unterhaltung mit mir, brachte meinen Arbeiten lebhaftes Interesse entgegen und ich lernte seine grosse Gast- freundschaft in ausgiebiger Weise kennen. Für jeden Fach- genossen, welcher hinauskommt und sich vorher anmeldet, hat Späth Zeit. Jeder wird ihn als liebenswürdigen Men- schen und edlen Charakter kennen lernen. Späth fühlt sich frisch und rüstig, wie einer der jüngsten, und begreift nicht, dass man in unserer Zeit schon diejenigen feiert, die das 70. Lebens- jahr zurückgelegt haben. Späth ist Vorsitzender des deutschen Pomologen-Vereins und bringt der deutschen Dendrologischen Gesellschaft lebhaftes Interesse entgegen. Bei seiner Villa hat er ein Arboretum angepflanzt, das eine gärtnerische Sehens- würdigkeit der Reichshauptstadt ist, da es gegen 3000 Arten und Spielarten beherbergt. Ökonomierat Späth ist ein Dendrologe ersten Ranges, dabei ein wissenschaftlich hochgebildeter Fachmann. Diese seine wissenschaftliche Bildung hebt ihn weit über den Berliner Durch- schnitts-Handelsgärtner, welcher keine geistigen Bedürfnisse hat und höchstens die Offertenzeitungen liest, die ihm gratis ins ' Haus gesandt werden. Während der kleine und auch mancher grosse Handelsgärtner in Berlin so von Jahr zu Jahr weiter wurstelt, wie er es vielleicht schon seit 30 Jahren gemacht hat, ohne jeden Schimmer von den Neuheiten und Fortschritten im Gartenbau, sieht man Späth am Sonntag Vormittag auf seiner Veranda sitzen, vor sich einen Riesenpack von Fachzeit- schriften. Späth hält und liest, soweit ihn der Inhalt inter- essiert, alle bedeutenden Fachzeitschriften der Welt. In seinem Bureau werden dann die Nummern von einem hiermit besonders betrauten Beamten geordnet und am Schlüsse des Jahres werden die einzelnen Zeitschriften eingebunden und in die Bibliothek eingereiht, welche dem ganzen Personal zugänglich ist. Von jedem Artikel, welcher irgendwie für die Baumschule Interesse haben könnte, wird gewissenhaft Notiz genommen und oft noch nach Jahren wird aus der einen oder der anderen Abhandlung geschäftlicher Nutzen gezogen. Ich verdanke es einem gütigen Geschicke, dass ich mit Späth in nähere Beziehungen gekommen bin; ich habe in ihm einen wahren Prachtmenschen kennen gelernt, welcher sich trotz seiner beispiellosen geschäftlichen Erfolge eine harmlose Be- scheidenheit bewahrt hat. Wirklich wohlthuend wirkt auch die Pietät, mit welcher Späth seines Vaters und Grossvaters ge- denkt. Die Reliefs beider schmücken die nach dem Arboretum gelegene Seite der Villa und die Büste seines Vaters, dessen Andenken ein herrlicher Flieder gewidmet ist, steht auf hohem Postamente am Eingange zur Baumschule im Rosarium. Möge die Baumschule noch Generationen hindurch der Familie Späth erhalten bleiben, zum Ruhme des deutschen Gartenbaues. Ungefähr gleichaltrig mit Späth ist Franz Blulh, Gärtnerei- besitzer in Gross-Lichterfelde bei Berlin. Er ist als Vorstands- mitghed des Handelsgärtnerverbandes auch weiteren handels- gärtnerischen Kreisen bekannt geworden. Bluth wurde am 11. Oktober 1839 im ältesten Teile Berlins als dritter Sohn des Schlächtermeisters Karl Bluth geboren. Wenige Jahre später setzte sich seiii Vater zur Ruhe, um ganz den Blumen, seinen Lieblingen, zu leben. Es war in der Köpenickerstrasse 109 a, w'o er sein Heim aufgeschlagen hatte und hier leisteten seine Gärtner, die beiden Ritter und Limp- recht, Veteranen der Berliner Handelsgärtner, Grosses in Pflan- zenkulturen. Ist es da ein Wunder, wenn der freilich schwäch- liche Knabe die angeerbte Freude an Natur und Pflanzen bis zur höchsten Leidenschaft entwickelte? Alles drehte sich von seiner frühesten Jugend durch die Schulzeit u. s. w. um Blumen und Pflanzen und der für seinen Beruf schwärmende Gärtner Limprecht that das Möglichste, um durch Vorbild und An- spornung Bluths Liebe zur Gärtnerei aufs höchste zu steigern. So trat Bluth, im Besitz des Einjährig-freiwilligen-Zeugnisses, das er sich in der Louisenstädtischen Realschule erworben hatte, trotz aller Hindernisse in die damals blühende Gärtnerei des alten Eduard Crass, Berlin, Ritterstrasse, als Lehrling ein. Hier war es, wo er den Grund zu einem Handelsgärtner legen konnte. Nach der Lehrzeit arbeitete Bluth unter Leitung des verstor- benen Garteninspektors C. Bouche im Kgl. Botanischen Garten zu Berlin bis 1861, hierauf in der alten, berühmten Handels- gärtnerei von L. L. Liebig zu Dresden. Durch die damaligen politischen Ereignisse war er gezwungen, nach Berlin zurück- zugehen und trat in Stellung bei dem früheren Bluthschen Gärtner Carl Limprecht, des Besitzers der Berliner Handels- gärtnerei in der Mühlenstrasse. Später lernte Bluth Belgien, Holland und Frankreich kennen. Aber lange litt es ihn nicht in der Fremde; nachdem er noch manche Gärtnereien der damaligen deutschen Kleinstaaten kennen gelernt hatte, kehrte er, grossjährig geworden, nach Berhn zurück und kaufte auf Vorschlag seines Lehrprinzipals, dessen früheres Grundstück auf dem Kottbuserdamm in Berlin, wo er im Jahre 1864 eine Han- delsgärtnerei gründete mit der Absicht, die Anzucht und Treiberei VI, 44 Die Gartenwelt. 527 der Camelien, Azaleen und Eriken in Berlin zur weiteren Blüte zu bringen, die auch noch heute einen grossen Teil seiner Kul- turen ausmachen. Im Jahre 1888 verkaufte er das Grundstück Kottbuserdamm, siedelte sich im Westen Berlins in Gross- Lichterfelde an und erweiterte seine Gärtnerei durch Hinzu- nahme von Schnittblumen-Kulturen, wie Rosen und Orchideen. Bald darauf kaufte er mit seinem jüngsten Sohne vereinigt die früher Sachssche Gärtnerei in Fredersdorf an der Ost- bahn hinzu. Er betreibt nun mit ihm gemeinschaftlich beide Gärtnereien von der Centralstelle in Gross-Lichterfelde aus, weiter. Unser letzter Senior-Gärtner, den anderen gegenüber noch ein Jüngling, ist der Kgl. Garteninspektor Robert Moncorps in Hohenschönhausen bei Berlin. Er wurde am 20. Januar 1843 in Berlin geboren und entstammt gleichfalls einer alten französischen Gärtnerfamilie, welche zur Regierungszeit des grossen Kurfürsten in Berlin eingewandert ist. Mit vollendetem 14. Lebensjahre trat Moncorps bei seinem Vater in die Lehre. Nach beendigter Lehrzeit trat er IJ^I^ Jahre alt, freiwillig in das 2. Garde-Dragoner-Regiment ein, um seiner Militärpflicht zu genügen und war darnach zwei Jahre in der damals bestrenommierten Handelsgärtnerei von F. Ziete- mann in Berlin als Gehilfe thätig. Hierauf trat Moncorps in die Gärtnerei von Louis Matthieu ein, wo er in kürzester Zeit zum Obergehilfen avancierte. Im Jahre 1865 ging er nach Paris, um eine Stellung in der Lüddemannschen Orchideen- Gärtnerei anzutreten. Schon im Jahre 1866 musste Moncorps infolge des Krieges wieder nach Deutschland zurück, er konnte aber, da er sich in Paris einen Finger zerquetscht hatte, nicht in das Heer eingereiht werden und führte nun seinem älteren Bruder, der bei den Jägern gedient hatte und eingezogen war, die Gärtnerei. Im Jahre 1867 machte sich Moncorps mit einem anderen älteren Bruder zusammen auf einem grösseren Grund- stück in Hohenschönhausen selbständig, und zwar in der Weise, dass sein Bruder die Gemüsekulturen, er die Blumenkulturen übernahm. Im Jahre 1869 erwarb er dann am gleichen Orte eine Gärtnerei von 30 Morgen mit lebendem und totem In- ventar, -und seit dieser Zeit ist er, was sein Vater auch war, erfolgreicher Pelargonien-Kultivateur. Das schloss aber nicht aus, dass er auch grössere Rosentreiberei und Gemüsezucht be- trieb. Vielfach auf Ausstellungen prämiiert mit Staatsmeda- illen etc. etc., wurde er am 29. Juli 1899 zum Kgl. Garteninspektor ernannt. Seit i. April 1901 aber ist die Moncorpssche Gärtnerei an einen seiner Söhne übergegangen, während auf dem 30 Mor- gen grossen Grundstück noch für zwei weitere Söhne Glas- häuser, Wohngebäude und Wirtschaftsgebäude errichtet wurden, so dass jeder seiner Söhne auf einem Grundstück von ca. 10 Morgen mit entsprechenden Häusern selbständig Gärtnerei betreiben kann, während R. Moncorps sich einen kleinen Form- obstgarten und ein Häuschen eingerichtet hat, wo er bis ans Ende seiner Tage gärtnerisch zu schaffen gedenkt, da, wie er uns mitteilt, das Interesse für den Gartenbau erst mit dem Tode, der hoffentlich noch recht lange auf sich warten lässt, bei ihm erlöschen wird. Zeit- und Streitfragen. Der Herr Militäranwärter als Gartenbeamter. Vom Herausgeber. \J ber die grosse Misere im gärtnerischen Berufe, hervor- gerufen durch das Missverhältnis zwischen Angebot und Nach- frage unter den Arbeitnehmenden, braucht man nicht viel Worte zu verlieren. Für jede bessere offene Stelle sind hun- dert fähige Bewerber vorhanden und wenn man will, kann man auch deren 200 mit Leichtigkeit zusammen bringen. Die Ur- sachen liegen klar zu Tage. Es wenden sich glücklicherweise ständig mehr Gebildete unserem schönen Berufe zu, nur wenige von ihnen besitzen aber ein Vermögen, welches zur Gründung einer eigenen, besseren Existenz ausreicht und so ziehen es die meisten vor, anstatt sich als Pachtgärtner und kleine Krauterer zeitlebens herumzuwürgen, eine ihren Fähigkeiten entsprechende Stellung anzunehmen, sei sie auch noch so bescheiden besoldet. Das ist aber leicht gedacht und schwer gemacht, weil bei Va- kanzen, wie an dieser Stelle schon früher ausgeführt wurde, Protektion und Glück weit schwerer als Bildung und Fach- kenntnisse wiegen. Bei solch missliehen Verhältnissen ist es begreiflich, wenn die beteiligten Kreise wünschen, dass die frei werdenden Gärtnerstellungen auch thatsächlich mit Gärtnern besetzt werden. Dies ist aber keineswegs immer der Fall. Wir leben in einem Militärstaate. Die abgehenden Offiziere und Unteroffiziere mit Zivilversorgungsschein werden oftmals in Stellungen hineingeschoben, zu deren Verwaltung sie abso- lut unfähig sind. Die städtischen Behörden werden durch die militärischen vielfach gezwungen, Stadtgärtnerstellungen in ihrem Ressort mit Militäranwärtern zu besetzen. Ob diese nun ehemahge Gärtner waren oder nicht, wird dabei kaum eine Rolle spielen. Thatsächlich giebt es im deutschen Heere unter den Unteroffizieren nur verschwindend wenige Gärtner. Wohl dient der Gärtner ebenso freudig, wie jeder andere Bürger dem Staate, aber er lässt sich nicht gern aus seinem Berufe herausreissen und kehrt nach beendigter Dienstzeit freudig zu demselben zurück. Diejenigen Gärtner, welche kapitulieren, sind zumeist solche mit mangelhaften Fachkenntnissen, welche ein gutes Fort- kommen in ihrem Berufe nicht zu erhoffen haben, und dass sie nach 12 jähriger Dienstzeit so gut wie nichts mehr in demselben zu leisten vermögen, liegt klar auf der Hand. Nun kann man zwar im schönen deutschen Reiche aus einem schneidigen Ka- vallerie-Offizier, der fest im Sattel zu sitzen vermag, im Hand- umdrehen einen Generalpostmeister und weiter dann einen Land- wirtschaftsminister machen, aber einen brauchbaren Stadtgärtner wird man wohl noch niemals in einem ausgedienten Offizier oder Unteroffizier gefunden haben. Zur Bekleidung einer Stadt- gärtnerstelle gehören eben — von wissenschaftlichen abgesehen — auch fachtechnische Kenntnisse, die selbst der tüchtigste Un- teroffizier, der die Gewehr-, Leibes- und Dienstübungen vorzüglich einzudrillen versteht, nie und nimmer besitzen kann. Vor einigen Jahren suchte irgend ein Magistrat einen Stadtgärtner. Die Stelle wurde auch mit einem tüchtigen Fachmanne besetzt. Der Magistrat hatte aber die Rechnung ohne die Militärbehörde ge- macht, welche verlangte, dass die Stelle mit einem Militäran- wärter zu besetzen sei. Im Verwaltungsstreitverfahren gelang es aber dem Magistrat, den Beweis zu führen, dass zur Beklei- dung eines solchen Postens Fachkenntnisse nötig seien, welche man von einem Militäranwärter nicht voraussetzen könne. Und so wurde dann zu Recht erkannt, dass der gewählte Stadtgärtner im Amte zu bleiben habe. Dass ein Militäranwärter nicht in der Lage ist, Pläne zu einer gärtnerischen Anlage zu ent- werfen, ein Grundstück zu vermessen, zu nivellieren und ab- zustecken, die Kosten zu berechnen, Anpflanzungen auszuführen u. s. w., von den ästhetischen Anforderungen ganz zu geschwei- gen, liegt ja auf der Hand. Aber wieviel Stadtgärtner mag es an kleinen Plätzen noch geben, welche thatsächlich Militär- anwärter sind! Da sind aber die Stadtgärtner nur untergeord- nete Werkzeuge der Herren Stadtbaumeister. Der Stadtbau- meister entwirft die Pläne zu den Neuanlagen, der Stadtgärtner ist der ausführende Arbeiter. Beide sind sie im vorliegenden Falle gleich unfähig und es kommen dann Anlagen zustande, welche jedem guten Geschmacke Hohn sprechen. Vor den Thoren der Reichshauptstadt haben wir Beweise hierfür. Ich erwähne die Stadt Schöneberg. Hier ist zwar der Stadtgärtner kein Militäranwärter, aber der Stadtbaumeister ist der Macher und alle vier Wochen verkünden die Zeitungen, dass der Herr Stadtbaumeister wieder den Plan zu einem neuen Platze, zu einer neuen Promenade u. s. w. fertig gestellt habe. Auch in Hamburg herrschen die gleichen Verhältnisse. Veranstaltet eine solche Stadt einmal ein gärtnerisches Preisausschreiben, 528 Die Gartenwelt. VI, 44 so sorgt selbstverständlich der Stadtbaumeister dafür, dass sich unter den Preisrichtern beileibe kein Gartenkünstler befindet, wie denn auch dann regelmässig die Preise an Architekten fallen. Die Gärtner sind ja nach Ansicht des ,,gärtnerierenden" Baumeisters nur Stümper, er hat ja auch nur in die Schriften eines Pückler-Muskau, Meyer u. a. hineingesehen, um zu wissen, wie er es nicht machen solll Vor mir liegt wieder eine amtliche Bekanntmachung, laut welcher für eine ganz respektable Stadt an der Saale im Be- zirke des 4. Armeekorps zum l. Oktober ein Militäranwärter für die erledigte Stellung des Friedhofsgärtners gesucht wird. Dass ein Militäranwärter auch nicht imstande ist, die Stellung eines Friedhofsgärtners korrekt zu bekleiden, bedarf keiner Be- gründung, aber trotzdem werden noch heute zahlreiche der- artige Posten von Militäranwärtern verwaltet. Nun glaube man ja nicht, dass es sich hierbei um untergeordnete Stellen handelt, das mögen sie vielleicht mitunter in sozialer Hinsicht sein, in pekuniärer ganz gewiss nicht, und die Stellen der Friedhofs- gärtner sind daher sehr begehrt. Es giebt unter denselben solche, die ihrem Inhaber ein Einkommen gewähren, das dem eines kommandierenden Generals gleichkommt. Das feste Ge- halt des Friedhofsgärtners bildet oft nur einen verschwindend kleinen Teil seines Einkommens. Auch bei der hier in Frage kommenden Stelle wird auf die Nebeneinnahmen für das Pflegen der Gräber etc. speziell hingewiesen. Wir haben den Fall er- lebt, dass sich um eine allerdings sehr einträgliche Toten- gräberstelle ein Dutzend Offiziere a. D. vom Leutnant auf- wärts bis zum Oberstleutnant beworben haben und man wird es deshalb begreiflich finden, wenn wir uns dagegen wehren, dass gärtnerische Stellungen, gleichviel welcher Art, die eine ge- diegene Fachbildung voraussetzen, mit Militäranwärtern besetzt werden. Vielleicht findet sich ein Reichstagsabgeordneter be- reit, sich einmal in dieser Frage der Fachgenossen anzunehmen, welche auf Stellungen angewiesen sind, er würde sich den Dank hunderter deutscher Gärtner verdienen. Von den gärtnerischen Vereinen erhoffen wir nichts in dieser Sache. des gärtnerischen Planzeichnens und die geschichtliche Ent- wickelung desselben". Bevorstehende Ausstellungen. Das Programm der Provinzial Gartenbau-Ausstellung in Han- nover, welche vom 26. — 28. September in Bella Vista (Han- nover) veranstaltet wird, zerfällt in 14 Abteilungen, u. a. De- korationen; Palmen, Blattpflanzen des Warm- und Kalthauses; Freilandpflanzen in Töpfen kultiviert; Baumschulartikel; Bin- derei; Aquarien, Terrarien; Gemüse etc. An Preisen werden vergeben : Goldene, silberne, bronzene Medaillen, Diplome. Mit der Ausstellung ist eine Pflanzenbörse verbunden, welche eine geschlossene Abteilung für sich bildet. Aus den Vereinen. Der Verein Deutscher Gartenkünstler hält vom 24. — 27. August im grossen Sitzungssaale des Provinzial-Landhauses (Gar- tenstrasse 74) zu Breslau seine XV'. Hauptversammlung ab. Aus der Tagesordnung heben wir hervor: Punkt 9. Staatliche Obergäitnerprüfungen. Referent Herr Gartenbaudirektor 'Hampel-Leipzig. Punkt 10. Die Zweckmässigkeit des obhgatorischen Fort- bildungsunterrichts für die Lehrlinge der Gärtnerei. Referent Herr Stadtobergärtner Engeln-Breslau. Vorträge halten: Herr Gartenarchitekt Pietzner-Breslau : „Ziele und Fortschritte der heutigen Gartenkunst"; Herr Kgl. Gartenbaudirektor Göschke-Proskau: „Interessante Gärten Ober- schlesiens"; Herr Garteningenieur Glum-Berlin: „Die Technik Tagesgeschichte. Ballenstedt a. H. Nicht nur die Kirschen-, sondern auch die Waldbeerenernte fällt in diesem Jahre sowohl im Unterharz als auch Oberharz sehr gering aus. Erdbeeren giebt es sehr wenig und Heidelbeeren fast gar nicht. Die Blüten erwähnter Obstarten hatten durch Nacht- fröste stark gelitten. Im allgemeinen lässt die ganze Obsternte, besonders auch an den Harz-Ausläufern, sehr viel zu wünschen übrig. Äpfel scheint es etwas zu geben, dagegen werden Birnen und Steinobst nur strichweise Mittelertrag liefern. Johannis- und Stachelbeeren haben stellenweise hoch durch Dürre gelitten. Gartenerdbeeren tragen dagegen sehr reichlich und sind von besonders gutem Geschmack. Köhler. Berlin. Die Schönholzer Heide, welche sich zwischen Pan- kow, Nieder-Schönhausen und Wilhelmsruh hinzieht, wird in allernächster Zeit vom Erdboden verschwinden, um einer neuen X'illenkolonie Platz zu machen. Ein 25 Morgen grosses Stück davon ist der Gemeinde Pankow zur Anlage eines Friedhofes überlassen worden. In den angrenzenden Gemeinden ist man über den von der Forstverwaltung beschlossenen Verkauf des Waldes, den man mit Recht den „Grunewald des Nordens" nannte, all- gemein überrascht. Während der Magistrat von Berlin sich bemüht, im Norden bis Reinickendorf hin einen Park anzulegen, verschwindet hier das letzte Stückchen Wald in der näheren L^mgebung der Reichshauptstadt. Allerdings macht die be- treffende Verwaltung ein „Geschäft" von ö^/o Millionen Mark dabei. K. G. Bremen. Mit einem K.ipital von 500000 Mark hat sich in Bremen eine Fruchthandelsgesellschaft m. b. H. gebildet, welche beabsichtigt, schon in der kommenden Saison grössere Mengen von Südfrüchten, namentlich Apfelsinen und Zitronen, einzuführen. In Aussicht genommen ist ein LImsatz von 10 000 bis 12000 Tons. Zum Vorstand wurde Herr Gustav Scipio er- nannt; dem Aufsichtsrat gehören u. a. an: die Herren Reichs- tagsabgeordneter Herm. Frese und der Direktor der Dampf- schiffahrtsgesellschaft Neptun, H. A. Nolze. Dresden. Gelegentlich der Deutschen Städteausstcllung soll auch hier eine Sonderausstellung für Gärtnerei u. s. w. statt- finden. Die hiesigen Gartenbaugesellschaften „Flora" und „Fe- ronia" wollen diese Angelegenheit in die Hand nehmen. Jever. Eine Obst- und Gartenbau-Ausstellung für das Amt Jever veranstaltet der Obst- und Gartenbau- Verein für Jever und Jeverland am 10., II. und 12. Oktober d. J. hierselbst im Hotel ,,Zum Erbgrossherzog". Quedlinburg. Die bisherige Sommerblumen - Samenernte lässt im allgemeinen zu wünschen übrig, die kalte Witterung im Mai und Juni war. dem Wachstum der meisten Samengewächse nicht günstig. K. Rheydt. Für die Erweiterung des städtischen Kaiserparkes durch Ankauf anliegender Grundstücke wurden 80 000 Mark bewilligt, welche zum Teil aus einem hierzu bestimmten Fonds, zum Teil aus Anleihemitteln gegeben werden sollen. H. B. Rechtspflege. Die No. 7 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs-Ver- sicherungsamtes" entfiält aus dem Gebiete der Unfallversicherung (Abschnitt B) folgende Rekurs-Entscheidung: Ein Unfall durch Blitzschlag ist als Betriebsunfall aner- kannt worden, weil der Verletzte an der Arbeitsstelle, wo er vom Blitze getroffen wurde, nach cincrii ausführlich mitgeteilten Gut- achten des Kgl. meteorologischen Instituts in Berlin der ele- mentaren Gefahr in wesentlich erhöhtem Masse ausgesetzt war. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdbrffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck von C. Grumhach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 9. August 1902. No. 45. Nachdruck und Nachbildung aus detn Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Landschaftsgärtnerei. Bilder aus der Gebirgslandschaft. Von Willy Lange, Dietharz b. Gctha. 7. Felsenwände. (Hierzu zwei Abhildiingen.) VV Clin in diesem Kapitel vorzugsweise von den Felsen- wänden die Rede ist, so muss doch von vornherein betont werden, dass alle Felsformen in der Natur fast nie abge- sondert auftreten, wie es aus unserer Betrachtung den An- schein gewinnen könnte. Nur um in der ,, Erscheinungen Flucht" einige Ruhepunkte zu gewinnen, von denen aus wir das Chaos der Felsgestalten einigermassen sichten können, werden hier die Felsenwände besonders be- handelt. Neben Felsenwän- den finden wir lose Massen und Einzelblöcke, abge- stürzt durch die spaltende Kraft der Pflanzenwurzel, durch dehnende Gewalt des Eises, oder durch eigene Schwere, wenn der tragende Untergrund durch Wildwas- ser fortgeschwemmt wurde. Ursprünglich darf man auch dem Blitze eine mehr zer- störende Kraft beimessen, als er bei den milden Ge- wittern unserer Tage walten lässt. Bei der Vereinigung verschiedener Gestaltungen einer Gesteinsart auf klei- nem Gartenraum müssen die möglichen Ursachen und gegenseitigen Beziehungen deutlic'' gemacht werden. Eine am Abhang vorsprin- gende Wand des Kalkkon- Die Gartenwelt. VI. glomerates stellt unser Bild Seite 530 dar. Deutliche Schichten lassen sich an ihm erkennen; festere, tafelför- mige Stücke sind in weichere Massen eingebettet. Seit der Zeit ihrer Absetzung aus einem Binnenmeer ist diese W^and unbewegt geblieben. Wagerecht, genau im .Sinne der Wasserwage sind daher die Streichungslinien ihrer Schichten. Werden wir nun losgelöste Einzelblöcke dieses Konglomerates auch so legen weil ,,die Natur" uns hier wagerechte Schichten vorzeichnet ? Nein, es hiesse dem Zufall zu viel zutrauen, wenn ein gefallener Stein am Ab- hänge wieder genau die Lage annehmen sollte, die er an seinem Ursprung hatte. W^ir legen den Block so, „wie Onosma echioides (Text-Seite 533). In der Handelsgärtnerei voll Robert Veitch & Son, Exeter (England) für die „Garlenu-ell" photogr. aufgenommen. 45 530 Die Gartenwelt. VI, 45 er gefallen sein würde" : Mit seinem Übergewicht, dem stärksten Teil, nach unten, thalwärts. Jede andere Lage müsste begründet werden. Z. B. müsste ein stehender Block an einem liegenden Halt finden. Hinreichend be- gründeter Wechsel der Schichtrichtungen ergiebt bei Ver- wendung gleichartigen Gesteins eine grosse Manr.igfalt'g- keit der Wirkung. Dagegen ist es naturwidrig, zur Ab- Felsenwand im Kalkkonglomerat. Vom Verfasser für die ,,Garteiiwelt" photogr. aufgenommen. wechslung alle möglichen Gesteinsarten dicht neben ein- ander anzubringen. Wo grössere Felsenmassen anstehen, sind auch die losen Blöcke von der gleichen Art. (Was uns die Natur über oft verschiedenartige, kleinere Ge- steinstrümmer lehrt, werden wir später erlauschen.) Findet sich einmal in der Natur z. B. beim Durchbruch vulka- nischen Gesteins durch ein älteres Schichtgestein ein Durcheinander verschiedener Gesteinsarten an derselben Stelle, so ist dieser Fall für das Verständnis der Erd- geschichte wertvoll, aber für die Nachahmung im Garten nicht r.itsam. liier hält man sich besser an das Normale, weil es von der Allgemeinheit als richtig nachempfunden werden kann. Oft sind die Schichten des fest anstehenden Gesteins, obwohl ursprünglich wagerecht gebildet im Zustande einer gewissen Schmiegsamkeit, vielleicht als sie noch vom Meere bedeckt waren, durch vulkanischen Druck von unten ge- hoben, oder in nachgebende Hohlräume des Erdinnern nach unten gesunken, oft beides zugleich. Wo unsere Gebirgsbahnen in ihrem Wege liegende Hügel durchschneiden, sieht man oft die ge- knickten Schichten des Gesteins, sogenannte Ver- werfungen, die sich bisweilen vollständig um- stülpen, so dass die einst unteren Massen jetzt oben liegen. In unserem zweiten Bilde, Seite 531, aus dem Bodethal des an Gesteinsarten reichen Harzes ist z. B. geschichteter Schiefer schräg emporge- hoben und nachträglich von der Bode quer durchschnitten. So zur Schichtrichtung ciuer durchbrochene Steine haben oft ein regelloses Ansehen und in ihrer wilden Zerklüftung scheint kein Gesetz zu walten. Es ist nicht immer leicht, dem Bauplan der Gesteine nachzuspüren, aber bei einiger Übung und Kenntnis gelingt es, die ursprüngliche Entstehung der Felsen und ihre späteren Schicksale wenigstens in der Wirkung festzustellen. Für den Garten nun sind aus charak- teristischen Vorbildern diejenigen zu wählen, welche mit den billigsten Mitteln und in Rück- sicht auf die anstehenden Steine der Umgebung die beste Wirkung versprechen. An Abhängen lassen sich leicht steile Wände, Ein- und Vorsprünge ab- und ausarbeiten. Die Bodenbewegung muss an Abhängen eben nicht so sehr ,,hoch" und ,,tief" im Sinne der senk- rechten Richtung in Gegensatz bringen, als vielmehr ,,vor" und ,, zurück" im Sinne der wagerechten. Dies billige, naturgemässe Mittel wird viel zu wenig angewendet, weil die Garten- lehren über Bodenbewegung nur hoch und tief kennen, indem sie immer den Garten der Ebene im Sinne haben. Unter diesem Gesichtspunkt lassen sich recht v, irkungsvolle Felsverklcidungen im Charakter unseres ersten Bildes darstellen. Um für Schichtenbildung lehrreich zu sein, ist ein möglichst kahler Felsvorsprung gewählt, während bei der Ausführung im Garten die üppige Vegetation den belebten Rahmen giebt und den Gegensatz zum toten Gestein hervorhebt. Wenn nun in diesem Falle die Kalksteinbildung und deren cha- rakteristische Flora bei der Bepftanzung be- rücksichtigt wird, so ist die Schöpfung vollendet. Ist sie doch gerade in Kalkgebieten so eigenartig, dass es mir immer scheint, als käme ich in eine andere Zone, wenn ich aus dem porphyrumrahmten Thal meines heben Wohnsitzes, in den von Kalkfelsen schimmernden Grund wandere, der bei Flaue in Thüringen seinen Ausgang fin- VT, 45 Die Garten weit. 531 det. Wie begehrenswert erschienen mir als botanisierendem Schüler in meiner märkischen Heimat die Pflanzen, bei denen im ..kleinen Lakowitz" verzeichnet stand : ,, Selten, Rüdcrsdorfer Kalkberge". Die Charakterpflanzen, wie sie an bestimmte Gesteinsarten gebunden sind, von Flechten bis zu den Gehölzen, geben auch den Felsschöpfungen im Garten erst Naturwahrheit. Noch ein Wort über die Herstellung der Felsenwände an Abhängen : Eine geschickte, bildnerische Hand, die rasch und sicher thut, was das geistige Auge sich vorstellt, muss vor- ausgesetzt werden. Dann heisst es, alle Mittel zum Ziele sind recht. Gestein in wagerechten Schichten ist am leichtesten auszuführen. Ein Maurer, der liebevoll auf unsere Wünsche ein- geht, ist nötig, wenn wir nicht mit Kalkmischen und allerlei Hantierungen unsere beste Kraft verbrauchen wollen. — Der Abhang ist an der gewünschten Stelle abgegraben, das Erd- reich zu Vorsprüngen oder in der jüngst be- sprochenen Weise benutzt. Eisenträger, Stab- eisen dienen zu Lagern für dachförmige Vor- sprünge. Plattenförmige Steine, z. B. Schiefer- abfälle, alte Cementplatten oder flache Dach- ziegel sind bereit. Die Mauerung beginnt von unten her in der Stärke eines Backsteines. Auf einer Unterlage, von etwa drei Steinen Höhe, welche später vom Erdreich oder dem Wege- material bedeckt werden, beginnt man die flachen Steinbrocken gleicher Stärke in Cement zu drücken, sodass sie einige Zoll weit über die Backsteine hervorsehen. Darauf folgt eine etwas weiter zurückstehende Schicht, dann noch einige weiter zurück. Einige Schichten legen wir fast senkrecht auf die letzte, dann rücken wir allmählich mit mehreren Schichten wieder vor bis fast über die allererste. So geht es weiter, vor und zurück, aber in gewissen grossen Zügen, wie die Umrisse auf dem ersten Bilde zeigen. Der Maurer wird ängstlich dar- über wachen, dass die nötige Festigkeit durch tragende Backsteinriegel hinter den Flachsteinen und durch hinterwärts organisch verbundene Mauerpfeiler erhalten bleibt. Aber auch drohen- des Überhangen wollen wir darstellen: Unsere Eisenträger helfen dabei. Nicht zu vergessen sind einige Lücken, die sogar mit verklei- deten Bogen überwölbt werden können, um später grössere Felsengehölze aufzunehmen, welche durch die Felsenwand hindurch im Abhänge selbst Feuchtigkeit und Nahrung finden. Wir sind in der gewünschten Höhe angelangt und überwölben unsern Bau mit Flachsteinen (vergl. Bild Seite 530) so weit nicht Vegetation die Felsen- kuppe bedecken soll, um die gediegene Körperlichkeit unseres Werkes ins rechte Licht zu stellen. So schrecklich unnatürlich, wie wir nach dieser Beschreibung glaubten, sieht's jetzt schon nicht aus; aber die natürliche Einheit- lichkeit giebt erst ein dicker, leicht grau getönter Kalkbrei, mit welchem die absichtlich übertrieben weit vorstehen- den Schichtbrocken überworfcn werden. Einzelne Schich- ten färben wir mit dunklem, dünnem Kalkbrei — eine Art al fresco-Malerei. Ein paar schwärzliche Kalkspritzer mit dem Maurerpinsel — und die Sonne lächelt auf unser Werk, aber sie ist zufrieden und lässt es gelten. Auch Felsenwand im Schiefer des Bodethales. Vom Verfasser für die ,,GartenweU" photogr. aufgenommen. grosse Steinblöcke und Trümmer kann man in gleicher Weise herstellen und nach oben angedeuteten Grundsätzen verteilen — unser Maurer hat noch nie .so eifrig gemauert, wie heute ! Andere Felsarten werden ähnlich dargestellt. Die Struktur, der schöpferische Aufbau muss immer zuerst gefügt werden, dann folgt die Vereinheitlichung durch ent- sprechend dem natürlxhen Vorbild gefärbten Mörtel unter Umständen auch durch Bewurf mit pulverisiertem, natür- lichen Gestein auf den frischen Cement- oder Kalkbrei. 532 Die Garte 11 weit. VI, 45 Unser frisches Werk muss unmittelbar nach seiner Voll- endung „alt" erscheinen. Selbst drastische Mittel zur Her- stellung künstlicher Patina sind erlaubt: z. B. ein Bewurf einzelner Stellen mit ockergemischtem, feinem, nassen Sand zur Darstellung der Goldflechte. Die grünen und schwar- zen Flechten an sonnigen Orten, die roten, sammetigen, die, den sogenannten Veilchenstein bildend, im Schatten dauernd feuchter Orte wuchern, werden mit entsprechend gefärbtem Sand dargestellt. Wer diese ersten vegetabi- lischen Ansiedler auf hartem Felsen mit ihren besonderen Formen und Farben in der Natur nur einmal sich einge- prägt hat, wird sie naturwahr mit gefärbtem Sand in den weichen Mörtel drückend einmalen können. Es ist eine Art plastische Malerei anzuwenden, niemals ein Farbenanstrich, etwa gar mit Ölfarbe. Ist das alles Lüge, Spielerei? Wenn grosse Züge, naturwahre Linien, ein Felsenkörper wie aus einem Guss ersteht — dann nicht! So wenig, wie eine Marmorvenus spielende Täuschung ist. Sie rech- net man seit Jahrtausenden zur bildenden Kunst. Wir aber üben bildende Gartenkunst, nicht der Menschenleib ist unser Modell, sondern der blühende Leib der Natur, die heimatliche Mutter Erde ist unser Vorbild. Bodenkunde. Bodenerschöpfung und Bodenmiidigkcit. Von Karl Hein, Direktor und Besitzer des Gartenbau-Instituts Weinhtim, Baden. W enn unsere Garten- und Feldgewächse nicht mehr gedeihen wollen, so ist es selbstverständlich, dass wir düngen, d. h. dass wir dem Boden diejenigen Nährstoffe wieder zuführen, welche die Kulturpflanzen verbraucht haben resp. die dieselben zu ihrer Ernährung und zum Auf- bau junger Zellen, d. h. zum Wachstuin nötig hatten. Diese wichtigsten Nährstoffe sind: Kohlenstoff, Stickstoff, Schwe- fei, Phosphor, Kalium Kalcium, Magnesium, Eisen und Chlor. Wir führen diese den Pflanzen entweder in Form von Stallmist zu oder bei intensiverer Düngung durch die reinen Nährsalze. Durch die Analysen wissen wir ganz genau aus wieviel Prozent obiger Nährstoffe eine jede Pflanzenart zusammengesetzt ist und durch die Pflan- zenphysiologic ist es uns bekannt geworden zu was diese Hauptnährstoffe in der Pflanze verwendet werden und dass keine dieser im Boden fehlen darf, wenn die Pflanze nicht verkümmern soll in irgend einem ihrer Teile. Wir wollen kurz die Aufgaben erläutern, die den einzelnen Nährstoffen zugewiesen sind. Der Kohlenstoff bildet fast die Hälfte der Trockensubstanz des Pflanzenleibes, er wird aber aus der Luft in Form von Kohlensäure aufgenommen. Der Stickstoff hilft nicht allein die jugendliche Zellhaut aufbauen, sondern ist auch in dem Zellinhalt, dem Protoplasma, vorhanden. Er wird meist aus dem Boden aufgenommen, nur die Leguminosen haben die Fähigkeit, den Stickstoff aus der Luft durch die Blätter aufzunehmen und zu verwerten, ja den Überschuss des- selben in kleinen Knöllchen an den Wurzeln zu sammeln und in den Boden abzugeben. Der Schwefel und der Phosphor sind im Bo- den als Kalksalze vorhanden, entweder als schwefelsaurer Kalk (Gyps) oder als phosphorsaurer Kalk. Beide sind zur Bildung der Eiweissstoffe nötig. Das Kalium kommt am reichlichsten in den jungen Pflanzenteilen vor und steht in enger Beziehung zur Bil- dung von Kohlenhydraten (Stärke, Zucker und Zellstoff). Das Kalcium ist die Grundlage aller Kalkverbin- dungen und dient zur Festigung der Zellmembran. Das Magnesium ist mit dem Kalcium nahe ver- wandt, kann es aber nicht ersetzen, denn es wirkt auf die Bildung des Chlorophylls, des Blattgrüns, ein. Pflan- zen, die Mangel an Magnesium leiden, sind gelbgrün, ebenso ist das Eisen wichtig bei der Herstellung von Chloro- phyllfarbstoff. Beide Nährstoffe sind höchst wichtig da- durch, dass durch sie ein gesundes Chlorophyllkorn er- zeugt wird und nur ein solches kann seine Bestimmung erfüllen : durch den Einfluss des Lichtes neue Bausub- stanz für den Pflanzenleib zu bereiten. Das Chlor wird vielfach nicht als Nährstoff, sondern als Begleitstoff angesehen, doch Wasserkuren in chlor- freien Lösungen zeigen keine gedeihliche Entwickelung, sondern Krankheitserscheinungen. Chlor scheint die Wan- derung der Phosphorsäure zu beschleunigen, die haupt- sächlich an den jungen Trieben Verwendung findet, des- halb sieht man bei -der Zufuhr von Chlor (Chlorkalium, Chlorkaldum und Chlormagnesium) einen starken Wuchs saftiger junger Triebe. Wir sehen hieraus, dass jeder dieser Nährstoffe unum- gänglich nötig ist zur Ernährung der Pflanzen, und dass es uns bei einigermassen genauer Beobachtung möglich ist, eine Bodenerschöpfung zu heben, resp. einer solchen vorzubeugen. Die Bodenmüdigkeit äussert sich genau ebenso durch Abnahme des Wachstums und des Ertrages; sie entspringt jedoch anderen Ursachen und es ist uns nicht möglich, durch Düngung, resp. Zuführung gewisser Nährstoffe dieselbe zu paralysieren. Man hat nämlich gefunden, dass manche Pflanzengattungen an ihren Wurzeln kleine bacillenartige Lebewesen, die man H e m a t o d e n ge- nannt hat, ausscheiden und dadurch den Boden gewisser- massen verpesten oder verseuchen. Wie bei den tierischen Lebewesen ebenfalls die Ausscheidungen der Lunge, der Haut, des Darmes etc. auf dieselbe Gattung langsam giftig wirken, so sind es hier die Ausscheidungen der Wurzeln, die eine langsame Abnahine des freudigen Wachstums und Gedeihens der Pflanzen bedingen. Be- sonders deutlich sehen wir diese Erscheinung bei dem Klee, dem Weinstock, den Rüben, den Himbeeren, den Erdbeeren u. a. m. Um die Bodenmüdigkeit zu verhindern, bezw. wieder gute Wachstumsverhältnisse herbeizuführen, bleiben uns nur zwei Auswege : einmal der Wechsel im .^nbau der VI, 45 Die Garten weit. 533 Kulturgewächse und zum anderen die Brache, resp. das Durchlüften des Bodens, das durch genügende Boden- bearbeitung im Winter und im Sommer erreicht wird. Also Bodenerschöpfung ist Abnahme der Nähr- stoffe im Boden, und Bodenmüdigkeit ist Verseu- chung des Bodens. Stauden. Onosraa echioides L. (tauriciira Willd). Von F. W. Meyer, Landschaftsgärtner, Exeter. (Hierzu citie Abbildung.) LJ.e auf der Titelseite abgebildete Pflanze ist ein Prachtexemplar dieser schönen Staude und befindet sich schon seit 10 Jahren an ihrem jetzigen Standorte auf einer kleinen Felsenanlage im Grundstücke der Herren Robert \^eitch & Son, Exeter (England). Die Pflanze hat sich als völlig winterhart erwiesen und wird niemals gedeckt oder sonstwie geschützt. Trotzdem blüht sie in jedem Jahre sehr dankbar. Die Pflanze hat jetzt einen Durchmesser von ungefähr 1 m. Die geteilten, tief goldgelben Blütentrauben erscheinen auf 25 — 30 cm hohen Stielen und verleihen der Staude durch den graziös herab- hängenden Blütenwuchs einen ganz besonderen Reiz. Der Flor dauert von Anfang Juni bis August. Die einzelnen Blüten sind 3 — 4 cm lang und sehr wohlriechend. Der Duft ist ein stark ausgeprägter Mandelgeruch. Die linealen Blätter sind sitzend, am Blütenstengel 4 — 5 cm, nahe dem Erdboden 10 — 15 cm lang und mit kurzen, borstenartigen Haaren dicht besetzt. Zum Bepflanzen von Felsen ist Onosma echioides (tauricum) ganz besonders zu empfehlen. Es liebt einen lockeren, steinigen Boden und ist im Kaukasus und in den Gebirgen Griechenlands zu Hause. In England leidet es zuweilen durch Nässe, denn es liebt besonders einen sonnigen und ziemlich trockenen Standort. Arjndo Phragmites. Unter den winterharten, starkwüchsi- gen Gramineen, welche sich zur Bepflanzung von flachen Teichen eignen, zählt Arundo Phragmites mit zu den schönsten Arten. Das Gras ist in Europa heimisch; es wird bis 3 m hoch und hat schmale, dunkelgrüne, leicht rötlich getönte Blätter. Arundo Phragmites blüht im Juli. Die Rispen sind rötlich- braun und während der Reife reichlich mit silberiveissen Fäden durchzogen. Während dieser Zeit gewährt die Pflanze einen schönen Anblick. Dieses Wasserrohr verlangt einen Wasser- stand von 50 — 100 cm, gedeiht aber auch in noch tieferen Gewässern. Einige Pflanzen, am passenden Orte gepflanzt, ge- reichen jedem Teiche in landschaftlichen Anlagen zur höchsten Zierde imd ich möchte die Anpflanzung der A. Phragmites wärmstens empfehlen. G. Besoke, Erfurt. Topfpflanzen. Feijoa sellowiana Berg. Diese oben abgebildete Myrtacee ist ein kleines, vielverzweigtes Bäumchen aus dem südlichen Brasi- lien mit dunkelbrauner Rinde. Die wechsclständigen, derblcde- rigen Blätter sind stumpfeifömiig, oberseits dunkelgrün, unterseits mit silberigem Filze dicht bekleidet. Die Blüten erscheinen ein- zeln oder zu zweien an dreijährigen Trieben, nur 2 — 3 cm lang ge- stielt. Die grünlichen Kelchblätter sind zurückgeschlagen und einwärts gerollt, ebenso die doppelt so grossen, weissen oder zart rosa angehauchten Blumenblätter. Beide sind von nur kürzerer Dauer, so dass die Hauptzierde der Blüten, wie bei fast allen Myrtaceen in den zahlreichen leuchtenden weinroten Staubfäden besteht, die prächtig kontrastieren mit den goldgelben Staub- beuteln. Die Pflanze gedeiht ohne besondere Schwierigkeit im massig warmen Glashause, in einem nahrhaften Gemisch von Laub-, Lehm- und Komposterde. Sie ist freilich kein Gewächs, welches für allgemeine Kultur empfehlenswert ist, jedoch von einer ge- wissen Eigenart, die Berechtigung giebt für einen Platz in den Sammlungen seltener und interessanter Gewächse. Friedrich Sello entdeckte sie schon 1819 auf seinen Reisen in Brasilien 'v Am»: , / Feijoa sellowiana. Originalzeichnung für die „Gartenwelt". mit dem Prinzen Neuwied; jedoch erst durch eine gelegent- liche Sendung an Eduard Andre in der Mitte der neunziger Jahre, wurde sie in den Gärten heimatberechtigt. Ihr Synonym ist Orthostemon sellowianus. B. Othmer, ISIünchen. Gemüsebau. Fünf anbaii würdige Eadiessortcn. Von Carl Pfeiffer, Grossherzogl. Fachlehrer, Oppenheim a. Rh. (Hierzu eine Abbtldung.J -L'ie umstehende Abbildung zeigt uns fünf Radies- sorten in V5 der natürlichen Grösse aus dem diesjährigen Sortiment der Gemüseversuchsstation der Grossherzogl. Wein- und Obstbauschule Oppenheim. Sie haben alle ihre Probe bestanden, obwohl der einen oder anderen Sorte zu- weilen der Rang abgesprochen wird. Es kommt ja hier bei den Radies ebenso wie bei anderen Kulturpflanzen auch sehr wesentlich auf die Kultur selbst an, weshalb auch das 534 Die Gartenwelt. VI, 45 Urteil über diese oder jene Sorte verschieden wird. Ich beginne mit der Sorte „Eiszapfen". Diese hat in den letzten Jahren viel von sich reden gemacht, und wird doch, trotz aller Vorzüge, verdammt. Dünn säen und nicht zu früh säen heisst hier die Losung, denn das Wachs- tum ist langsam. Voraus geht die Entwickelung des üppi- Raumbedürfnis der Sorte ist auch gross; sie wird im Mist- beet schöner als auf freiem Beet. Das „tveisse plattrunde ßadies" ist etwas fest, aber rasch gebrauchsfähig. Bei zu dichtem Stand wird es früh pelzig, besonders wenn Wassermangel eintritt. Als erste Saat im Mistbeet war ich sehr mit der Sorte zufrieden. Fünf anbauwürdige Radiessorten. I. Platliundes rosarotes mit weissem M'urzeleode. II. Weisses plattrimdes. III. Non plus ultra. IV. Eiszapfen. V. Langes rosarotes. Vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" nach tler Natur gezeichnet. gen Blattwerkes, dann erst beginnt die Knollenbildung. Aber „Eiszapfeu" hält sich lange frisch und wird nicht pelzig. Wasser und dünne Saat sind Hauptbedingung. Im Mistbeet, als Frühradies habe ich sie, weil sis einmal zu viel Platz braucht und auch langsam wächst, ausgemerzt; aber im lockeren Gartenbeet ist sie grossarlig ! Unser zweites Radies ist das „lang^**^^1 ^ i^^^t abwechselungsreich sein, mögen Flüsse oder Bäche ihre silbernen Fäden durch Thalpartien ziehen, ohne den Schmuck der Bäume und Sträucher würde sich uns doch ein trostloser Anblick bieten. Ohne Bäume und Sträucher können wir uns heute gar keine Landschaft mehr vorstellen, denn diese sind es doch, welche eine reiche Ab- wechslung und Mannigfaltigkeit der Scenerie be- dingen ; sie ver- decken, was das Auge nicht sehen soll und lassen andererseits wieder Sehenswertes her- vortreten. Die Wirkungen unserer Gehölze sind nun sehr mannigfaltig. Der Landschafts- gärtner hat nicht bloss mit den ver- schiedenen Grös- sen der Bäume und Sträucher zu rechnen, nein, er muss auch die Formen, Blatt- und Holzfärbung, Blüte, Blütezeit u. s. w. der ein- zelnen Arten kennen. Ich brauche es gewiss nicht erst zu wiederholen welche Mannigfaltigkeit und wunderbare Mischung des Grüns die Natur in ihren Bäumen und Sträuchern ausgeteilt hat. Die Gestalt, die Grösse, die Dichtigkeit und Dünnig- keit der Zweige, die Farbe der Rinde und der Blätter, sowie die mehr oder weniger grosse Beweglichkeit der- selben tragen auf verschiedene Weise dazu bei, die Schattie- rung des Grüns zu vermehren oder zu vermindern. Nicht nur die Färbung der Blätter, sondern auch die Farbe der Rinde verschiedener Sträucher, muss der Land- schaftsgärtner kennen, lassen sich doch durch richtiges Zusammenstellen von letzteren, auch für die Winterzeit recht hübsche Kontraste erzielen, ich erinnere z. B. an die Goldvveiden, an Cornus alba, sihirica, Acer Negundo, A. ■pennsylvanicum (A. striatum), Ahius glutinosa, Populus alba u. s. w. Auch durch richtige Anordnung der zier- früchtigen Gehölze lassen sich wunderschöne Effekte er- zielen. Hauptsächlich kommen diese im Herbst erst richtig zur Geltung, wo bekanntlich blühende Gehölze selten sind. Nicht minder ist die Farbe der Blüten und die Blüte- zeit zu beachten, denn die blühenden Gehölze werden von Jahr zu Jahr immer beliebter und es lassen sich mit ihnen, im Verein mit anderen Gehölzen die herrlichsten Land- schaften schaffen. Robmia Pseud-Acacia, ein Grab sprengend. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufge- nommen. Man hat lange Zeit hindurch die Bäume als blosses Mittel der Beschattung angesehen und man begnügte sich, wenn dieses Bedürfnis befriedigt war. Allein Beschattung ist nicht alles, was der Geschmack verlangt, auch ist der Schatten nicht immer da schicklich wo seine Kühlung er- freut ; die Beschaffenheit des Platzes und der Scene muss die Entscheidung geben. Das Übermass von Schatten bewirkt ein zu einförmiges und trauriges Ansehen ; da- gegen befördert massige Beschattung Ergötzung, nicht bloss für das Auge, sondern auch für das Ohr, indem sie einen den Vögeln geliebten Aufenthalt bietet, deren Ge- sellschaft und Lieder so viel Aufheiterndes für uns haben. Und demnächst muss das Auge des Gartenkünstlers nicht bloss bei dem Gegenwärtigen der Anlage ruhen, son- dern auch auf die spätere Entwickelung hin überlegend arbeiten. Der Landschaftsgärtner muss also die Anlage, wie sie sich nach vielen, vielen Jahren gestalten wird, schon im Geiste vor sich sehen. Es ist daher auch die Kenntniss der Grössenverhältnisse und der höchst erreich- baren Ausdehnung der Bäume und Sträucher von Wich- tigkeit, ein Punkt, welcher leider viel zu wenig beachtet wird. Schon durch die blosse Aufstellung mehrerer Arten von Bäumen oder Sträuchern kann der Gartenkünstler ohne Mühe Mannigfaltigkeit hervorbringen, jedoch durch eine Verbindung mit etwas Geschmack entspringt erst eine Mannigfaltigkeit die mehr sein Werk ist. Wenn demnach Wurzelbildung im Stamm einer Silberlinde. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. verschiedene Arten von Bäumen und Sträuchern auf eine solche Weise vereinigt werden, dass dadurch für das Auge eine erhöhte Ergötzung durch die Verschiedenheit der Ge- 556 Die Gartenwelt. VI, 4; stalten und Farben bewirkt wird, so thut der Künstler einen Schritt weiter als die Natur und handelt so als ein Mann von Geschmack. Der Gartenkünstler muss so gut wie ein Landschafts- maler die Fertigkeit, über alle Arten von Verhältnissen nachzudenken, ein scharfes Auge und ein sicheres Gefühl für die mannigfaltigen Wirkungen besitzen. Er muss über die Malerei des Laubwerkes als einen feinen und noch wenig geübten Teil seiner Kunst ein vielseitiges Studium selbst anstellen, es ist dies auch eine Sache die so sehr zu- sammengesetzt ist und worin fast alles von eigenen Ver- suchen und Beobachtungen abhängt. Nach diesem soll der Gartenkünstler überall, wo er Baumwerk anpflanzt oder wo er es ausbildet, wie auch der Landschaftsmaler, die mancherlei Vorteile des Lichtes und des Schattens der Natur ablauschen, nicht bloss auf einzelne Gegenstände, sondern auf die Zusammenstimmung aller Teile achten und er kann alsdann mit dem Ge- schaffenen zufrieden sein. Aus alle diesem ist zu ersehen, wie mannigfaltig die Landschaftsgärtnerei ist und welche Kenntnisse der Ge- hölze und feinen Beobachtungen nötig sind, um wirklich etwas Schönes zu schaffen. Für den angehenden Landschaftsgärtner ist es daher von grosser Wichtigkeit, sich mit dem Studium der Ge- hölzkunde zu befassen, es ist dies zwar ein etwas schweres, aber doch interessantes Fach. Jedem ist nun freilich nicht die Gelegenheit geboten, sich genügende Gehölz- kenntnisse anzueignen, aber ein strebsamer Gärtner lässt seine Augen auch in der freien Natur schweifen, wo viele Bäume und Sträucher und manchmal sehr interessante Sachen zu finden sind und er wird, wenn auch diese nicht mit Namen versehen sind, zu Hause in geeigneten Büchern nachschlagen um die Namen festzustellen. Besonders wertvoll ist auch eine Gehölzsamm- lung und keiner sollte es versäu- men, sich eine solche anzulegen, hat man doch hier reichlich Ge- legenheit, auch im Winter beim Durchsehen der Sammlung seine Kenntnisse wieder aufzufrischen. Ein jeder kann sich so, wenn nur der gute Wille vorhanden ist (leider bei wenigen der Fall) ein grosses Wissen und Können an- eignen und was das heutzutage wert ist, wird nur derjenige be- greifen, der den Ernst des Lebens einmal richtig gekostet hat. Wer jedoch an die heimatliche Scholle gebunden ist und nicht hinaus kann in Gottes weite Welt, ist nur zu bedauern, denn ,,Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt, dem will er seine Wunder weisen in Berg und Thal und Strom und Feld." Transport grosser Baume. Vom Verfasser für die ,,GartenweU" photogr. aufgenommen Paeonia arborea (P. MoutanI „Elisabethe". Von den bei allen Bewohnern des Reiches der Mitte in höchster Gunst ste- henden, jedoch auch in unsern Gärten häufig angepflanzten Baumpäonien, welche einzeln auf einem Rasenplatze oder zu mehreren zusammen vor Gesträuchpartien etc. gesetzt, zur Zeit, wo sie in vollster Blüte stehen, im Mai-Juni, ungemein effekt- volle Schaustücke darstellen, besitzen wir eine ziemliche Anzahl der schönsten, ungemein grossblumigen, halb bis ganz gefüllten Sorten in allen Färbungen von dunklem Rot bis zum leuch- tenden Rosa und Weiss. Die auf der Titelseite abgebildete Sorte hat bei guter Kultur enorm grosse, sehr schöne, weithin sich be- merkbar machende Blumen von kupferkarmoisinroter Farbe, die beim Verblühen in ein schönes Rosa übergeht. Leider hat, wie bei allen Päonien, auch bei dieser, die Blütezeit nur eine kurze Dauer. Die Kultur ist, wie bekannt, eine sehr leichte. Die Überwinterung bietet auch keine Schwierigkeiten, da sie gegen Kälte ziemlich unempfindlich sind und nur bei sehr starken, schneelosen Frösten eine leichte Decke von Laub über den Wurzeln, von Reisig oder Matten über Stamm und Äste be- dürfen, die aber in gewöhnlichen Wintern ganz wegbleiben kann. Im Gegenteil würde eine zu starke Bedeckung nur Schaden bringen, da sie unter diesem Schutze zu früh zu treiben beginnen, und die geil aufwachsenden Triebe dann bei der Wegnahme der Bedeckung im Frühjahr sehr leiden oder, besonders bei nach- kommenden Spätfrösten, ganz zu Grunde gehen, wodurch die Hoffnung auf eine schöne Blüte vernichtet wird. Eug. J. Peters. Rhus vernicifera DC. Der Firnis-Sumach wird als ein hüb- sches Gehölz mit Recht empfohlen, denn mit seinen grossen an Cedrelu erinnernden Fiederblättern, den meist rötlichen Blatt- stielen und den im jugendlichen Zustande grauweiss gestreiften Zweigen ist er eine Zierde in unserm Park oder Garten. Zu beo- bachten hat man jedoch, dass die Pflanzen etwas im Schnitt ge- halten sind, da dieselben unten sonst gerne kahl werden. Etwas unangenehm kann aber dieses Gehölz für manche Menschen werden, denn gleich wie Rhus Toxicodemlron, der GiftSumach, kann der Pflanzensaft, die Berührung der Holz- teile, der Blätter und Blüten eiternde Hautausschläge erzeugen. Wenn auch die Sache ganz individuell ist — ein alter .'\rbciter konnte in Bh. Toxicodemlron wirtschaften mit blossen Händen und Armen wie er nur wollte, ohne etwaige böse Fol- gen zu erzeugen — so will eben doch nicht Jedermann versuchen, ob er immun ist. Vor JUi. Toxicodendron nehmen sich die hiesigen Arbeiter sehr in Acht, dagegen galt denselben Ehus vvrnicifera als ungefährlich, wel- cher Glaube aber einem Manne teuer zu stehen kam. Mit dem Verpflanzen und Rückschnitt von Uhus rerni- cifcra beauftragt, kam derselbe, trotz meiner Warnung, wie es den An- schein hat, mit dem Safte der Pflanze stark in Berührung, fuhr sich wohl auch mit den Händen ins Gesicht, was einen sehr schmerzhaften, eitern- den Ausschlag zur Folge hatte. Die etwa 8 — 10 Tage dauernde Krankheit wurde in der Universitätsklinik als ,, seltener, interessanter" Fall er- klärt. Nun wollte es der Zufall, dass der gleiche Mann etwa 2 Monate spä- ter an einem anderen belaubten Ulm-i vernicifvra einen vom Sturm ge- knickten, dürren, etwa i '/s ni langen Zweig entfernte. Diese kleine VI, 47 Die Gartenwelt. 557 jährlich, jedocli derart, dass man sie alhnählich imnrer länger stehen lässt. Hat die Hecke nun im Laufe der Jahre eine ansehnliche Breite mid Höhe er- reicht, so genügt ein jährlicher Rück- schnitt mit der Heckenschere. Hans Hoffmann, Neuss. Orchideen. HydraDgea hortensis Mariesii (Text Seite 558). lu der Handelsgärtnerei von Spielberg & de Coene, Franz Buchholz, für die „Gartenwelt" photogr. aufgen. Berührung genügte, um den Ausschlag wiederholt hervorzurufen. Der Rest der „Heilsalbe" beschränkte denselben jedoch bald wieder. Jetzt aber macht der Arbeiter einen Bogen um die Pflan- zen und bei etwaigen Anweisungen zur .Arbeit an i?/r».5-Gruppen schüttelt er abwehrend den Kopf. Schelle, Tübingen. Rationelle Anzucht einer Dornhecke. Wie bekannt, ver- wendet man zur Anzucht einer Dornhecke zumeist den gewöhn- lichen Weissdorn, Crataegus Oxyacantha. Seine Vermehrung ge- schieht fast ausschliesslich aus Samen, welcher, um die Keim- fähigkeit zu fördern, vor der Aussaat stratifiziert wird. Er wird dann im zeitigen Frühjahr mit Sand resp. Erde vermengt ausgesäet. Wenn sich die ersten Triebchen an der Erdoberfläche zeigen, pikiert man die Pflänzchen. Diese pikierten Sämlinge geben das beste Material zur Anlage einer Dornhecke, weil sie vermöge ihrer feinen, zahlreichen Faserwurzeln, welche durch das Pikieren so reichlich entstanden sind, ein sicheres Anwachsen versprechen. Bevor man jedoch zum Pflanzen schreitet, sorgt man für eine gute Lockerung und Durchlüftung des Bodens, indem man ca. 1V2 Spaten tief und 5 cm breit umgräbt. Das Pflanzen geschieht nun auf zweierlei Weise, entweder an einer Schnure und mittelst Pflanzlöcher oder in einer Furche; die Pflänz- chen werden zumeist in einer Entfernung von 10 zu 10 cm ge- pflanzt. Im Laufe des Sommers ist der Boden selbstverständ- lich stets gut mit der Hacke zu bearbeiten und von Unkraut frei- zuhalten, bis man im kommenden Herbst die Hecke zum ersten- mal schneidet und zwar je nach Stärke der einzelnen Sämhnge auf 10 — 20 cm, die kräftigeren länger, die schwächeren kürzer. Den folgenden Sommer bedarf sie nun, abgesehen von der nie zu unterlassenden Reinigung von Unkraut und Lockerung des Bodens, keiner weiteren Pflege. Erst im zweiten Herbst putzt man alle Triebe bis auf ein oder zwei der stärksten glatt weg, lässt die Hecke wieder ein volles Jahr bis zum dritten Herbst ruhig w-achsen und schneidet daijn noch einmal zurück. Jetzt beginnt das Flechten der Hecke. Man wendet das \'erfahren be- sonders deshalb an, um das von ihr eingeschlossene Grundstück gegen feindliches Eindringen vorij Menschen und Tieren möglichst zu sichern. Ist die Hecke geflochten, so schneidet man sie der Form halber in einer Höhe gleichmässig zurück. Im vierten Herbst werden, um eine allmähliche Dichtigkeit zu erzielen, die sämtUchen Seitentriebe zurückgeschnitten. Dies wiederholt man je ein in einen langen faltetes Blatt von etwa halb so lang, straff Scheiden umfasst. Ein wagerecht ausgestreckte Lycaste cobbiana Rchb. f. Die (jattung Lycaste umfasst neben der häufig gepflegten L. Skinneri eine An- zahl von Arten, welche nicht minder der allgemeinen Kultur wert sind. So z. B. die gelben, stark duftenden L. aromatica und criienta, die kräftigen L. mesoclilaena, denningiana und costata, die schönen L. schilleriana u. a. Hierher gehört auch die unten abgebildete L. cobbiana Bchb. f. aus dem nördlichen Brasilien. Es ist eine seltene Pflanze, welche sich nur ver- einzelt in Kultur befindet. Die Scheinknollen derselben sind sehr schlank eiförmig und tragen Stiel auslaufendes lang zugespitztes ge- 50 cm Länge, Der Blütenstiel ist nur aufwärts stehend, von einigen häutigen schlank zugespitztes Deckblatt stützt die , halb offene Blüte. Die Sepalen derselben Lycaste cobbiana. Im Palincngarten zu Frankfurt a. M. für die ,, Gartenwelt" photogr. aufgenommen. 558 Die Gartenwelt. VI, 47 sind schmal, zungenförmig zugespitzt, die paarigen Fetalen etwas breiter und kürzer. Die Lippe ist oblong, ihre beiden stumpfen und schmalen Seitenlappen sind aufwärts gerichtet, der Mittel- lappcn ausgezogen und abwärts hängend. Die Mitte der Lippe weist einige kammartige Erhabenheiten auf, der Rand des Mittel- lappens ist ein wenig gefranst. Die Farbe der Blüte ist ein reines Weiss mit einem geringen grünlichen Schein. Die Kon- sistenz der Blumen ist derb, etwas wachsartig. L. cohhiana ist wie die oben erwähnten Verwandten eine recht dankbare Pflanze. Wie L. Skinneri sollte sie im Catt- leyenhause gepflegt werden bei massiger Sonne und massiger Ruheperiode. B, Othmer, Kgl. Garteninspektor, München. Neue Pflanzen. Hydrangea hortensis Mariesii. Von dieser interessanten neuen Hortensie brachten wir im Jahrgang V, Seite 465 ein kleines Bild einer auf der grossen Londoner Gartenbau-Aus- steilung vom Mai 1901 ausgestellten Pflanze. Unsere auf Seite 557 abgebildete Seitenansicht einer Blütendolde zeigt die Eigenart dieser Züchtung. Die Blüten sind rosafarbig, beim Verblühen ins Bläuliche übergehend, die mittleren mit entwickelten Ge- schlechtsorganen ausge- statteten Blümchen jeder Scheindo'de klein. Aber die Dolden werden von sterilen Randblüten um^ geben, die, wie unsere Ab- bildung deutlich zur An- schauung bringt, von ganz respektabler Grösse sind. Es handelt sich hier um eine ganz aparte, weiteste Verbreitung verdienende Neuheit. M. H. Farne. Gold- und Silberfarne. Die wegen ihres gelben bezw. weissen Wachsüber- zugs so beliebten soge- nannten Gold- und Silber- farne, speziell die Gymno- grammen, werden in Kul- tur wohl stets etwas zu feucht gehalten, d. h. die- selben bekommen — da sie zumeist zwischen den übrigen Farnen stehen, — die gleiche Menge Spritzwasser und das gleiche Quantum Schatten, wie die anderen Pflanzen. Es war vor ein paar Jahren, als mich Kollege I^ettig bei einem Be- such im botanischen Gar- ten in Jena auf einige Goldfarne aufmerksam machte, die er im kalten Kasten der Sonne aus- gesetzt kultiviere, da diese Farne in ihrer Heimat ebenfalls der Sonne stark ausgesetzt seien. Seit dieser Zeit behandle auch ich diese Farne, so bald es möglich, im kalten Mistbeetkasten. Feuchter Wurzelballen, sonnig am Kopf, mittelhoch gelüftet, das ist die ganze Behandlung, um fleckenlose, breite, kraftstrotzende, mit Wachsüberzug versehene Blätter und stark bestockte Pflanzen zu erhalten. Schelle, Tübingen. Selaginella Willdenowii Desv. L'nter den vielen Selaginellen, welche ich meinem Herbarium einverleibt habe, gefällt mir neben anderen ganz besonders SchfiincUa Willdenowii Dc.w. Der ungemein zierliche und graziöse Wedelbau ist es, welcher mich so sehr für diese Pflanze einnimmt. Die beigegebene .A.bbildung, welche nach einem Naturselbstdruck eines Herbarium-E.xem- plares angefertigt ^v•urde und nur einen Teil eines Wedels veranschaulicht, wird besser als viele Worte die Anmutigkeit dieser Pflanze darlegen. Bei den Kulturpflanzen zeigen die Wedel einen prächtigen, metallblauen Glanz, welcher wesentlich zur Hebung der Schönheit dieser Pflanze beiträgt. Selaginella WilUlenoivii Desv. zählt mit zu den am höchsten wachsenden Sela- ginellenarten. Da die Wedel, bei zweckentsprechender Kultur, äusserst hart und widerstandsfähig werden, eignet sich diese Art für Dekorationszwecke ganz besonders. Der- jenige Privatgärtner, wel- chem die Unterhaltung eines Wintergartens ob- liegt, sollte nicht ver- säumen, seine Pflanzen- schätze um etliche Exem- plare dieser dekorativen Pflanze zu bereichern. Auch für Blumenzusam- mcnstellungen liefert diese Selaginclle tinen recht beachtenswerten Stoff. Über die Kultur der Se- laginellen kann wieder- holt in dieser Zeitschrift nachgelesen werden. Das dort Gesagte hat auch Gil- tigkcit für Selaginella Will- denoicii Desv. H. Topfpflanzen. Selaginella Willdenowii. Originalaufnahme für die ,,Garteii\vcll". Abutilon Thompsoni. Will man einmal eine recht interessante, selten und lebhaft gefärbte Blatt- pflanzengruppe haben, welche in Färbung und Charakter von den ge- wohnten Gruppen dieser Art in auffälliger Weise abweicht, so bepflanze man eine solche mit Abu- tilon Thompsoni. Dieses herrliche Ahulilon, als filattpflanze gedacht und benutzt, mit seinen gros- sen, goldbunt gefleckten und gesprenkelten, über- haupt veischiedenartig ge- zeichneten Blättern, ent- wickelt sich, ausgepflanzt, sehr rasch und giebt, mit C'olcns Yerschaffelli einge- VI, 47 Die Gartenwelt. 559 Jusüzrat Steinberger. fasst, dessen rote Färbung mit der goldbunten des Ahu- tilon lebhaft kontrastiert, eine sehr interessante Gruppe von mächtiger Fernwirkung, namentlich vor dunklem Laub-Hintergrunde. Bei sei- nem raschen Wachstum ist die Gruppe sehr bald fertig und geschlossen und hält sich, ohne irgend welches Un- scheinbarwerden in der schönsten Ver- fassung, bis sie die eintretenden Herbst- fröste zerstören. Je freier und son- niger die Gruppen liegen, desto inten- siver wird die Färbung der grossen Blätter, welche im freien Grunde un- gewöhnlich gross werden. Frühjahrs- stecklinge, zu welchen man sich einige ältere Pflanzen zu halten hat, geben gern Gruppen von halber Manneshöhe und darüber, weshalb eine hierzu be- nutzte Gruppe nicht zu kleinen Um- fangs sein darf. Auch ältere Pflan- zen hier und da zwischen Koniferen ausgepflanzt, wirken sehr angenehm kontrastierend zu diesen. In der oben empfohlenen Verwendungsart wird man, wenn man eine solche Gruppe etwa von Ausgang Juni bis Mitte Oktober gesehen hat, sicher die für diese Pflanze beste Verwendungsart erkennen müssen. G. S. Dr. Weidenmüller. Nachstehend möchte ich auf einige noch sehr wenig be- kannte aber sehr wertvolle Erdbeersorten aufmerksam machen. I. „Justizrat Steinberger", Abbildung nebenstehend, ist eine durch Befruchtung von „Globe" mit „Chili hlanc rose" erzielte Sorte von kräftigem, gedrungenem Wuchs und hellen kräftigen Blättern auf starken Stielen. Die Frucht ist schön rosafarbig, sehr gross, mit tief- liegenden Samen; die ersten Früchte sind hahncnkamm- förmig gestaltet (bis reichlich 7 cm breit), während die später reifenden, welche stets noch eine gute Mittelgrösse haben, meistens konisch geformt sind. Das Fleisch ist schneeweiss, butterartig, von köstlichem Geschmack. Reife- zeit mittelspät. Die hochfeine Dessertfrucht ist für den Versand auf grössere Entfernungen ungeeignet, aber in der Nähe grösserer Städte angebaut, ist sie für die Grosskultur zu empfehlen. Für den Fein- schmecker und Liebhaber von gröss- tem Werte. II. „Dr. Weideiiiiiüllcr". Abbil- dung nebenstehend, ist eine kräftige, ausdauernde, sehr fruchtbare Sorte. Sie treibt weniger Blätter als manche andere Sorte, weshalb die Früchte nicht so leicht faulen. Die Frucht ist glänzend zinnober- rot, mit etwas hervorragendem Samen. Die zuerst reifenden Exem- plare sind mehr flach gebaut und die später reifenden mehr konisch. Grösse bis 7 cm. Das Fleisch ist weiss, fest und saftig, ganz köstlich aromatisi:h, sodass die Sorte den grössten Feinschmecker befriedigt. Die Reifezeit ist sehr früh, fast gleichzeitig mit „AJai- Icöniijbi" und einige Tage früher als „Princess of Wales" Obstbau. Neuere Erdbeersorten. Von Julius HÖningS, Baumschule und Dbstplantage ,,Poniona'' Neuss a. Rh. (Hierzu 3 Abbildungen. J Jedes Jahr bringt uns neue Erdbeersorten, von denen viele nach einem längeren oder kürzeren Zeiträume wieder verschwinden, da nur das Gute davon bleibt. Wir haben einige Sorten der letzten Jahre, welche eine grosse Ver- breitung gefunden haben. Sorten für den Feinschmecker sind aber nicht immer für die Grosskultur geeignet, wes- halb man bei Neuzüchtungen immer mehr darauf bedacht ist, Sorten zu züchten, welche feines Aroma mit grösseren Erträgen verbinden, und also sowohl den Feinschmecker als auch den Erdbeerzüchter für Grosskultur befriedigen. Onkel Ferdinand. 560 Die Gartenwelt. VI, 47 und „Laxtons Noble'. Die Sorte eignet sich sehr gut zur Massenkultur und lässt sich auch vorzüglich treiben. III. „OnM FenUnand", Abbildung Seite 559, trägt ausserordentlich reich und ist ebenso kräftig und aus- dauernd wie „Laxtons Noble'. Die Frucht ist feuerrot, mit vorstehendem Samen; die zuerst reifenden Früchte sind meistens reisetaschen- förmig, oft ganz enorm gross (bis 8 cm breit und 60 Gramm schwer), während die folgenden Früchte noch über Mittelgrösse haben und kugelförmig gestaltet sind. Fleisch hellrot, ziemlich fest, sehr saftig und von wesent- lich besserem Geschmack als dasjenige von „Laxtons Noble". Reifezeit mittelfrüh. Die Sorte dürfte wegen der Massenerträge, welche die äusserst robuste Pflanze bringt, ganz besonders für die Grosskultur geeignet sein. Die Originalpflanze lieferte im ersten Jahre 8 grosse und 12 Früchte über Mittelgrösse. Im zweiten Jahre be- deckte sie eine Fläche von 85 cm Durchmesser und brachte über 30 grosse und mittclgrosse Früchte. Rande derselben immerhin eine bläuliche Einfassung zurück- lassen wird. . G. S. Stauden. Glossen zur „Bordelaiser Brühe". Die Bordelaiser Kraft- brühe, deren Vorzüglichkeit gewiss niemand, der sie anwandte, bemängeln kann, ist nichts destoweniger unter Umständen von einer recht unangenehmen Nebenerscheinung begleitet. Nach'- Empfehlung derselben auch für andere Pflanzen als Obstbäume und Wein, z. B. für Chrysanthemum, Fuchsien, Rosen etc. be- nutzten wir sie bei Rosen, Blutbuchen etc., man bemüht sich dann vergeblich, die Folgen wieder los zu werden. Ob- schon die „Brühe" ganz bedeutend dünner, als die Vorschrift lautet, zubereitet wurde, auch den Pflanzen durchaus nicht schadet, hinterliess sie doch eine nichts weniger als an- genehme blauweisse Färbung auf den Pflanzen, die sich nicht abspritzen lässt und eben als die unangenehme Neben- erscheinung zu bezeichnen ist. Dieses Umstandes wegen dürfte diese Brühe wohl für solche Pflanzen nicht zu empfehlen sein, denn wer möchte wohl dieselben mit diesem eigenartigen und — des Kalkes wegen — festhaftenden Farbenton überzogen sehen? Bei Obst- und Weinanlagen dürfte, nach einer zweiten Anwendung der Brühe im Juni, diese Erscheinung wohl weniger störend sein, allein im Ziergarten und an Schmuckpflanzen kann man diesen Überzug nicht brauchen. Unter anderen wurde auch ein Bespritzen von mit Schimmelpilz behafteten Rosen „CrmKoitBamhler" an einer sogenannten Cyklopenmauer aus Sandstein vorgenommen, wobei ein Mitbespritzen dieser Mauer unvermeidlich war und alles, Rosen wie Mauer, erschien als- bald unter dem blauweissen Überzug. Die rohbehauenen Sand- steine mussten gewaschen werden, eine mühsame, an den Rosen aber nicht ausführbare Arbeit. ,,Wir wollen es nicht wieder thun", sagten und gelobten wir uns, und den Schmarotzern an Kosen und anderen Pflanzen, wenn letztere beblättert sind, anstatt dieser Kraftbrühe lieber eine Wassersuppe geben, in welcher grüne oder Schmierseife aufgelöst und etwas Tabak-Extrakt als Würze zugegeben wurde. Es kann aber auch sein, dass man diese Nebenerscheinung umgeht oder wenigstens bedeutend mildert, wenn man die Brühe nicht unmittelbar vor der .Anwendung um- rührt, sondern die beiden Ingredienzien, Kalk und Kupfervitriol, sich gründlich zu Boden setzen lässt und das Wasser, welchem sich unzweifelhaft das wirksame Agens derselben mitgeteilt hat, vorsichtig abschöpft und zum Spritzen benutzt, wenn es sich um Pflanzen handelt, die man nicht mit dem fremden Überzuge sehen will. Ganz dürfte diese Färbimg jedoch trotzdem nicht ausbleiben, weil das von den Blättern ablaufende Wasser am Wiesen-Stiefmütterchen. Von C. Sprenger, Vomero-Neapel. IVleine Mutter lehrte mich die Blumen lieben und vor allen anderen Blumen die Stiefmütterchen. Alle Welt findet die prächtigen Formen der Gartenstiefmütterchen schön, und sie sind in der That ebenso farbenprächtig als reich und dankbar blühend, ebenso eigenartig als eigensinnig, denn sie wollen durchaus nicht überall ge- deihen. Das ist ein Erbteil, das ihnen ihre Urahne, das wilde Ackerstiefmütterchen mitgegeben hat. — Wir sagen Ackerstiefrriütterchen, weil wohl überall daheim in Deutsch- land das unscheinbare, bescheidene Blümchen unter dem Getreide oder doch an Feldrainen mehr als auf geackertem Felde wächst, zum wenigsten auf Kulturgründen selten, niemals auf Wiesen gefunden wird. Das ist aber meiner Ansicht nach eigentlich gar nicht richtig, denn in Wirk- lichkeit ist \iola tricolor keine Ackerpflanze, sondern eine echte und rechte Wiesenblume, ein liebliches Kräut- lein blühender Matten und Bergwiesen in Mittel- und Norditalien, zerstreut in Frankreich und in Spanien, auch wohl im Oriente. Wir in Deutschland wissen gar nicht, was dieses Wiesenstiefmütterchen sein kann und was es in seiner wahren Heimat wirklich ist. Wir wissen nicht, dass es im Verein mit den Gräsern des südlichen Europas, mit allen seinen Wiesenblumen, mit Lilien zusammen und Vergissmeinnicht zu Millionen und Billionen die Erde be- deckt und jene wunderschönen Wiesen bildet, denen wir keine an die Seite zu stellen haben. In den Thälern des toskanischen Apennin, weitab von jeglicher Ackerwirtschaft, bis hinauf zu 1600 Meter über dem Meere, am zahlreichsten aber in etwa 800 — 1000 Meter Höhe tritt das Stiefmütterchen, Yiola tricolor, ge- eigneten Ortes überall auf, oft in solchen Mengen, dass die Wiesengründe im herrlichsten Gelb oder Blau prangen und keine anderen Blumen als höchstens die Leucanthcmum an Zahl mit der Viola wetteifern können. Sie strebt jnit den Grashalmen empor, wiegt sich zwischen ihnen, klettert und rankt an den Schäften derselben zum Lichte. Der Fremde muss sich erst überzeugen, ob er auch wirk- lich das echte Stiefmütterchen vor sich hat. Es ist viel grossblumiger als das winzige Ding unserer Äcker, es ist auch kräftiger in allen sonstigen Teilen. Die Blüten variieren ganz ungemein in der Farbe. \^orherrschend ist blassgelb mit goldgelben Streifen und lila Schattierung der unteren Blumenblätter, sehr zahlreich sind ganz blass- gelbe oder ganz lila Blüten, immer mit einigen abweichen- den Zeichnungen. Es giebt fast Reinweiss, alle Abstufungen in Gelb bis zu Kanariengelb, Lila und Himmelblau. Sehr oft sind die oberen Blumenblätter hell- gelb, die unteren bald hell oder dunkellila. Kurz, es ist ein buntes Völkchen. Manche Wiesen erscheinen mehr lila. VI, 47 Die Gartenwelt. 561 andere mehr hellgelb, noch andere sind völlig gemischt, höher hinauf sind sie blauer, tiefer unten lichter, doch kommt es auch umgekehrt vor. Es könnte dieser Farben- wechsel auch mit der Bodenbeschaffenheit zusammen- hängen oder gar mit dessen Feuchtigkeitsgehalt. Doch das lassen wir dahingestellt sein. Das Stiefmütterchen der Gebirgswiesen der Apenninen liebt Frische und stete Feuchtigkeit, es wird seltener oder verschwindet, wo diese Bedingungen nicht erfüllt sind. Es ist eine rechte Ge- birgspflanze, welche es liebt, vom starken Tau der Nacht erfrischt und vom feuchten Nebel so viel wie möglich gesättigt zu werden. Es ist eine Aufgabe, solch eine Stiefmütterchenwiese zu schildern. Man kann diese Wiese dreist so nennen, denn wenn auch die Gräser vorherrschen, wenn auch andere Ge- birgswiesenkräuter zahlreich dazwischen wohnen, so reich- lich als diese schönen Viola ist keine von jenen vorhanden. Wie schön, wie seltsam sie sich dort ausnehmen ! Man kann es sich gar nicht vorstellen, wie es aussieht, ohne es selbst gesehen zu haben. Das Gras wird in jenen Höhen erst im Juli gemäht, viele Kräutlein haben genügend Zeit zu blühen und Samen zu reifen und diese Samen fallen ins Gras und keimen zur Winterszeit unter dem Schnee oder schon zuvor im Herbste. Kommt nun milder Wind über die Berge, stellen sich sanfte Frühjahrsregen ein, dann wächst es rasch, reckt sich, thut's selbst dem Gras- halm zuvor und beginnt bald als junge Pflanze zu blühen. Der Boden ist unserm jungen Stiefmütterchen locker ge- nug, es treibt Würzelchen auch oberhalb desselben und stützt sich mit denselben im feuchten Grase und senkt sie in das Erdreich. Die ersten Samenkapseln, die es im Sonnenschein reift, springen auf und streuen ihren In- halt weithin in die blühende Runde. Die Samen fallen zu Boden und liegen so zu sagen, bis zum Keimen im feuchten Nebel gebettet. So wollen es alle Viola mehr oder weniger und manche keimen nur im Sumpfe. Des- halb säe man die Stiefmütterchen sofort oder kurz nach der Reife aus, und halte die Erde stets recht feucht, wenn möglich auch die umgebende Luft. — Es wird wärmer, die Sonne steht lange am Himmel und die Kräuter und hohen Gräser drohen das Stiefmütterchen zu überwuchern ; das lässt es sich aber nicht gefallen. Es treibt und wächst rascher, geht schnell in die Höhe und giebt den holden Blumen auch längere Stiele auf dem Wege zum Lichte. So kommt es, wenn man solche Wiesen erblickt, dass Millionen lieblicher Blüten aus dem Grase hervorlugen, halbverschämt, verschleiert durch zarte Grasblüten. Wie die Sonnenblumen, so recken auch die Wiesenstiefmütter- chen des Morgens ihre Gesichter der Sonne entgegen und manches folgt ihr auf der himmlischen Bahn. Man sieht sie aber auch an Gräben, Wällen, auf Häusern, an Mauern, wenn sie Feuchtigkeit hat; ihre Zweige verlängern sich dort oft so sehr, dass sie blütenschwer herabhängen und die schönsten Ampelpflanzen bilden. — Wenn man bedenkt, dass diese italienische Viola tricolor sehr an- sehnliche grosse und farbenprächtige Blüten bringt und den Gartenformen viel näher steht, als das kleine gelbliche Blümchen feuchter Äcker des Nordens, dann möchte man glauben, dass hier in Italien der Ursprung der prächtigen Gartenpflanzen zu suchen wäre. Trocken konservierte Stiefmütterchen- samen verlieren die Keimkraft rasch, be- reits nach einem Jahre. Falleri aber diese Samen auf das feuchte Erdreich und werden dort bald unter- geackert, tief genug, um eben nicht keimen zu können, weil es an Wärme und Licht fehlt, so liegen sie sehr lange im Boden gebettet, ohne die Fähigkeit zum Keimen ein- zubüssen. Kommt dann solcher Same nach Jahren wieder an die Oberfläche, vielleicht durch Spaten oder Pflug, so keimt er alsbald. Daher kommt es, dass feuchte Äcker zuweilen plötz'ich mit zahlreichen Stiefmütterchen bewach- sen sind, auf denen man Jahre lang vorher keine bemerkte. Die Stiefmütterchenwiesen der Appenninen sind in manclicr Hinsicht sehr interessant und sollten von Botanikern öfter besucht werden, dieselben würden dort manche wissen- schaftliche und praktische Wahrnehmung machen. Aus den Vereinen. Sechste Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Gärtner- Vereins in Hannover. Es ging dieser Veranstaltung eine öffentliche Versammlung voraus, welche ebenfalls in Wiedbrauks Hotel stattfand. Reichlich loo Personen hatten sich am Abend des 7. August zusammengefunden, als mit Bekannt- gabe der Tagesordnung die Eröffnung erfolgte. Als erster Redner erhielt Weinrauch-München das Wort über „Das gärtnerische Vereinsleben in Bayern", das er als noch im Argen liegend darstellte. Die* Arbeitszeit sei übermässig lang, die Bezahlung gering. Die Mitglieder der Lokalvereine sähen das zum Teil auch ein, aber aus allerlei Rücksichten und partikularistischen Vorurteilen sind sie gegen den An- schluss an die Organisation und verbieten jegliche Wahrnehmung wirtschaftlicner Interessen in ihren Versammlungen. Trotz- dem ist durch zielbewusste Arbeit schon manches errungen und die Erreichung einer geregelten Arbeitszeit in Nürnberg spornt zu weiteren Anstrengungen an. Zu dem Zwecke wird der A. D. G.-V. gebeten, geeignete Kräfte zur Werbearbeit dorthin zu entsenden. Dann redete Schmidt-Mannheim über die Zustände in Württemberg und Baden, welche nicht ganz so ungünstig sind als in Bayern, zumal ausserdem der Partikularismus nicht so störend einwirkt. In Stuttgart ist zum grössten Teil die geregelte Ar- beitszeit eingeführt. Was Baden betrifft, so hat zu Karlsruhe in der städtischen Gärtnerei eine Verminderung der Arbeitszeit von M auf 9'/.. Stunden stattgefunden bei gleichzeitiger Besse- rung der pekuniären Lage, und in Mannheim ist die 1 1 stün- dige Arbeitszeit erzielt; die Lohnverhältnisse sind befriedigend. Wenig Anhänger findet der A. D. G.-V. unter den Herrschafts- gärtnern und älteren Gehilfen. Bach-Köln berichtete über Westdeutschland und speziell Rheinland. Der starke Wechsel in den zahlreichen, kleinen Gärtnereien, der Mangel an älteren MitgUedern Hessen dort lange eine gedeihliche Entwickelung nicht zu, und wenn auch heute noch ein reger Fortschritt in Fragen und Lohn und Arbeitszeit aussteht, so sind doch sicher die Wohnungsverhält- nisse schon gebessert. „Kämpfe in Hamburg" behandelte Busch-Hamburg in einem geschichtlichen Überblick der dortigen Lohnbewegung. Es hat sich dort ein Zusammengehen mit der Deutschen Gärtner-Ver- einigung ermöglichen lassen, zu beiderseitigem Vorteil. In der 562 Die Gartenwelt. VI, 47 ständigen Lühnkommission besteht jetzt eine Institution, mit der man jederzeit in Verhandlungen eintreten kann. Infolge der allgemeinen schlechten Konjunktur ist Arbeitsgelegenheit in Hamburg zur Zeit spärlich. „Der Stand der Bewegung im übrigen Deutschland" bildete den Gegenstand des Vortrages von Behrens-Berhn. Er zeigte die Schwierigkeiten, die sich der Vereinsarbeit entgegenstellen und ermahnte zur Anpassung an die mannigfach verschiedenen Verhältnisse der einzelnen Teile des Vaterlandes. Ein Nach- teil, den die Gärtner-Organisation anderen Fachvereinigungen gegenüber aufweist ausser ihren sonstigen Besonderheiten, ist der l'mstand, dass sie der Hauptsache nach nicht mit Männern, sondern mit werdenden Männern zu rechnen hat, da ältere Ciehilfen selten sind. Verkehrt sei ein Groll gegen die Prinzi- jiale. Überall gehe es seit 6 Jahren schön voran, doch hat die geschäftliche Krisis manches Errungene wieder verdorben. Wichtige Aufgaben des \'ereins sind die Bearbeitung des Ostens, um da durch Klarstellung der Thatsachen und durch Verwarnung gegen die Massenzüchtung der Gärtner zu wirken und die Un- terstellung der Handelsgärtnerei unter die Gewerbeordnung. — Dann fand freie Aussprache statt. Am folgenden Tage (8. Aug.) trat man in die eigentlichen \'erhandlungen ein. Klein-Berlin eröffnete die General-Versamm- lung, hiess die Abgesandten, die Presse und die Vertreter der gewerkschaftlichen Verbände willkommen und gedachte der ver- storbenen Mitglieder, insbesondere des Vorsitzenden L. Fischer, dem zu Ehren die Versammlung sich erhob. Nachdem dann die Formalitäten: Feststellung der Abgesandten, Wahl der Schrift- führer und Wahlergebnisprüfcr sowie eines Wahlausschusses er- ledigt waren, nahm Behrens-Berlin das Wort zum Geschäfts- und Thätigkeitsberichte. — In den verflossenen zwei Jahren wurden 4400 Mitglieder aufgenommen, dagegen schieden 5300 aus, ein Verlust, der den wirtschaftlichen Niedergang zur Ur- sache hatte, zum Teil aber auch in Einführung des Postabomre- ments, Lohnbewegung und Gewerkschaftsdebattc begründet war. Der augenblickliche Stand ist 3800 Stamm-Mitglieder und etwa 1000 unsichere. Von den 144 Zweigvereinen sind inzwischen 59 eingegangen, dagegen sind 42 neu gegründet. Die Ein- nahmen betrugen 77425 M., die Ausgaben 76341 Mark. Die Kassenverhältnisse sind klarer geworden durch Ablösung der l'ntcrsl^itzungskasse und besser durch Ausschaltung des Unter- stützungsunfuges vermittelst Einführung der nach Berlin zu sen- denden .Ausweiskarten. Der Unterstützungsmodus sei zu Gunsten der alten und verheirateten Mitglieder gerechterweise zu ver- schieben. Ein achttägiges Erscheinen der Zeitung müsse ange- strebt werden, da diese für Lohnbewegung und Arbeitsmarkt besonders wichtig sei. Auf .'?tellennai:hweis ist, trotzdem er jetzt die Mühe schlecht lohnt, Wert zu legen. Der Ertrag aus den Broschüren besoldet beinahe einen Beamten. Das Herbergs- wesen in Berlin ist in ■eigene Regie genommen, weil Privat- gasthäuser sich leicht zu Stellenvermittelungen auswachsen, in (Unin der Suchende sich eine Stellung ertrinken muss. Das ist im X'ereinsrestaurant nicht von Nöten, wodurch allerdings der (bcrschuss vom Logiswesen zu einem Teile verwendet werden muss, um das Lokal zu halten. Eingehend wird dann noch das Bibliothek-, Schul- und Lehrlingswesen erörtert. I'-ine Auseinandersetzung mit dem \'ertreter des D. G.-\"., der Bericht der Revisoren und eine wenig erqiücklichc Debatte über bei einzelnen \'ereinen vorgekonnnene Bummeleien schliessen sich an. ,,Der derzeitige Stand unserer Rechtsverhältnisse" war der Titel des näaume im V ortrage ja bereits besprochen wurden. Mit der Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten begann die Montags-Sitzung. Der Geschäfts-Baricht weist 484 Mit- glieder aut — gegen 42 vor 10 Jahren — , dann Decharge- erteilung, Zubilligung eines Ehrenbechers an die Herren Purpus und Zaoel, Ernennung des Herrn A. Unger, in Fa. Louis Böhmer zu \ okoliama zum korrespondierenden Mitgliede. Als Geschenk des Herzogs von Anhalt sind der Gesellschaft 1 100 Fraxinus pubescens uoerwiesen, Samen wurden gestiftet von Herrn Bolle, dem Arnold-Arboretum und der Fa. Louis Böhmfer. Der V erstand wird durch Akklamation wiedergewählt, für den Ausschuss findet eine Zettelwahl statt. Ein Gesuch um lebens- längliche Mitgliedschaft gegen eine einmalige Gebühr wird ge- nehmigt, ein tester Satz aoer nicht aufgestellt. Vom MitgUede treiherrn von Fürstenberg, der sich auf einer Forschungs- reise durch Kanada belinüet, ist eine Karte eingelaufen. Es folgte der Vortrag des Herrn R. Seidei-Grüngräbchen. Sein Vater habe 1859 aut einer Reise in Surrey die Pracht der hhododendroH aut den englischen Herrschattssitzen kennen gelernt, dann bei Jonn btandish in Bagshot mit der Züchtung sich befasst und schdessucn die härtesten Sorten im deutschen Vaterlande verbreitet. Einzelne jener alten Sorten findet man noch hie und da vertreten: „Minnie", „Julius Rüppel', „Jcwess"; die schönsten aber sind wieder verloren gegangen, weil zu zu viel arboreum- Und ponticum-üixix. in ihnen war. Ware damals bekannt gewesen, wie gering die Wirkung der Akklimatisation, wie gross der Unterschied des Klimas von England und Deutsch- land sei, man würde wahrscheinhch die Versuche aufgegeben haben. In Grüngräbchen stehen 150 ha Moor- und Heide- land zur Verfügung, und der Lausitzer Winter ist wUlkom- mener Bundesgenosse, da er zu Grunde richtet, was nicht sehr hart ist. Freilandkultur vom Samenkorn an, das ist das Wesent- liche; R. catau-biense, Sniirnuwi und Mellerniclü und zur Ver- vollständigung der Farbenskala einige Hybriden von R. ca- tawbiense mit caucasicum und arboreum sowie eine campanu- latum-Hybtide sind die Kreuzungsfaktoren. Blühwihigkeit, Klar- heit der Farben, guter VVuchs, feste Bewurzelung, dunkele, bewegliche, mittelgrosse Belaubung, Wetterfestigkeit, Anspruchs- losigkeit, späte Blüte, Knospeuansatz auf dem ersten Triebe, — womögh-.:h Samenbeständigkeit, das sind die Ansprüche, denen ein gutes Hlwdodendron zu genügen hat. — Um die künstliche Be- fruchtung vor den Hummeln sicherzustellen, sind die Samen- blüten durch transparente Düten zu schützen; im Herbste werden die Samenkapseln abgenommen. ,„ , , '^ (Sckbcss in No. soj. Die XIX. Hauptversammlung des „Verbandes der Handels- gärtner Deutschlands" m Berlin fand unter Beteiligung von nahezu 100 Delegierten aus dem ganzen Reiche in den Tagen vom 3. — 6. August statt. Wie alljährlich leitete ein Bierabend die Tagungen ein. Man mag darüber urteilen, wie man will, eine solche Veranstaltimg gehört dazu, das Bekarmtsein wesent- lich zu fördern und auch etwas die Meinungen durch Aus- sprache im Voraus zu klären und trägt oft mehr zur Klärung schwebender Fragen bei als stundenlanges Debattieren. Die am 4. August beginnenden Verhandlungen standen vor einer ausserordentlich reichen Tagesordnung und es war für die Delegierten keine leichte Aufgabe, sich durch einen Berg von Anträgen hindurchzuarbeiten, der vieles völlig wertlose ent- hielt. Immerhin Hessen die meisten Anträge erkennen, dass sie in der Absicht, das Gute zu fördern, gestellt waren und es ist nur zu bedauern, dass man zu rasch vergisst, was der Ver- band bisher erstrebt tind erreicht hat. Das „Was leistet der Verband?" ist schon ein geflügeltes Wort in vielen Handelsgärtnerkreisen, wie aber etwas zu leisten ist, darüber macht sich die grosse Masse durch ihr gleich- giltiges Verhalten gegenüber den Verbandsbestrebungen oft wenig Kopfschmerzen. 574 Die Garten weit. VI, 4^ Der zweite Vorsitzende, Herr Franz Bluth-Steglitz, leitete in Vertretung des noch schonungsbedürftigen, lange krank ge- wesenen Herrn van der Smissen-Stcglitz die Verhandlungen. Nach Vorlesung des Jahresberichts trat man sofort in die Verhandlungen ein und als brennendste Frage stand die Schutz- zollangelegenheit auf der Tagesordnung. — Dass man allerorts nicht unthätig gewesen war, unserem Berufe den wohlverdienten Schutz zu erstreben, ging aus allen Reden hervor. Obwohl die Aussichten auf Erfolg ziemlich geringe sind, ermahnte der Vor- sitzende, doch mit vollem Eifer im Agitieren fortzufahren, und Herr Kaiser-Lindenau beantragte eine grosse iVIassenpetition an den Reichstag zu richten, um darzuthun, dass nicht der ver- hältnismässig kleine Verband, sondern die gesamte Handels- gärtnerei einmütig um einen Schutzzoll ringt. Em Änderungs- antrag, welcher auch angenommen wurde, wollte diese Massen- kundgebung nicht an den Reichstag, sondern an die einzig richtige Stelle, an den Reichskanzler, gerichtet wissen. Um die Kosten der Jahresversammlung herabzumindern, wird für die kommende Jahresversammlung jeder Vertreter eine grössere Anzahl von Mitgliedern zu vertreten haben. Der sich alljährlich wiederholende Antrag, die Hauptversammlung alle zwei Jahre ab- zuhalten, wurde zurückgezogen, w'eil die Aussprache die Unan- nehmbarkeit ergab. Thatsächlich wurde die Jahresversammlung als der Kitt bezeichnet, welcher sowohl die Gruppen als auch die Mitglieder mit der Verbandsleitung verbindet. Ferner unan- nehmbar war der Antrag, einen besoldeten Direktor anzu- stellen, da die Verbandsmittel solches vorläufig noch nicht zu- lassen. Blumenhändler können Mitglieder des Verbandes sein, trotz- dem sie nicht im vollen Sinne des Wortes Handelsgärtner sind, im Zeitalter der Gewerbefreiheit hätte man auch nicht anders beschliessen können. Der Antrag des Herrn Dietze-Steglitz, den Jahresbeitrag von Mk. 8 auf Mk. lo zu erhöhen, wurde abgelehnt. Die folgenden Anträge behandelten allgemeine Verbands- angelegenheiten und beanspruchten nur absolute Majorität. Es war wunderbar, dass im Gegensatz zu einem Vorstands- antrag, welcher sich mit der Hebung des Standes und der Weiterbildung unserer Lehrlinge durch Errichtung von Fach- schulen oder, wo solche nicht einzurichten seien, durch obli- gatorischen Besuch der Fortbildungsschule befasste, von einer Verbandsgruppe ein Antrag gestellt war, welcher dieser edlen Absicht direkt zuwiderlief. Zum Glück einigte man sich dahin, dass die verschiedenen Verbandsgruppen es sich zur Pflicht machen müssten, die Gärtner-Lehrlinge zum Besuche der Fort- bildungsschulen oder, wo solche vorhanden, der Fachschulen strengstens anzuhalten. Über die Thätigkeit dieser Fachschulen sollen die verschiedentlichen Kommissionen der Hauptversamm- lung im nächstjährigen Verbandstage fortan jedesmal schrift- lichen oder mündlichen Bericht erstatten. Leider wurde ein Antrag, welcher den Vertretern nur die Reiseentschädigung dritter Klasse vergüten wollte, zurückge- zogen; er hätte eine grosse Ersparnis bedeutet für die Ver- bandskasse. Dadurch wäre es wirklich möglich gewesen, die Jahresversammlungen auch in entfernteren Grossstädten des Reiches abhalten zu können. Der Inseratenteil des Handels- blattes, welcher an ca. 1 5 000 Handelsgärtner versendet wird, soll für die Zukunft aufklärende Artikel über das Wesen und Wirken des Handelsgärtner-Verbandes bringen. Dieser Antrag fand ein- mütige Annahme. Die Liste der säumigen Zahler wird in Zu- kunft im Januar, April, Juli und Oktober in Serien bezw. Nach- trägen herausgegeben; für die Förderung des soliden Ge- schäfts ist das mit Freuden zu begrüssen. Am 2, Tage der Verhandlungen wurde es als schädigend für den deutschen Gärtnerstand anerkannt, dass die Behörden und Stadtverwaltungen ihr Pflanzenmaterial Vom Auslande beziehen, und man beschloss, in Zukunft von selten des Vorstandes die Behörden in entsprechender Form zu ersuchen, ihren Bedarf von den leistungsfähigen Firmen des Ortes oder der Umgebung zu entnehmen. Es wurde angeführt, dass es Stadtverwaltungen im deutschen Reiche gäbe, deren Stadtgärtner nicht nur im Auftrage der Verwaltung Einkaufsreisen im Auslande machen, sondern dass sogar diese Verwaltungen ihren Stadtverordneten zu Engros-Preisen solche Pflanzen weiter lieferten. So angenehm das für die Beteiligten sein mag, so bedauerlich ist es anderer- seits, dass so etwas vorkommt, und man hofft, dass die Ver- bandsgruppen dem Hauptvorstande noch weiteres Material zur Abstellung dieser den deutschen Handelsgärtner schwer schä- digenden Missstände überweisen werden. In betreff der Gartenbau-Kammern wurde folgende Resolu- tion angenommen : „Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands beschliesst, dass sein Vorstand mit allen Mitteln dahin arbeitet, die Bildung von Gartenbau-Kammern zu erstreben." Bezüglich des Wildschadengesetzes beauftragte man die Ver- bandsleitung, jetzt schon Stellung zu nehmen, da die bisherigen gesetzlichen Bestimmungen einen genügenden Schutz der gärt- nerischen Interessen nicht bieten. Wenn es auch lediglich den Verbandsbestrebungen zuzu- schreiben ist, dass jetzt schon im ganzen Deutschen Reiche Baumschulartikel zu Frachtgutsätzen als Eilgut befördert werden, und wenn auch höheren Orts eine Ausdehnung dieser Bestim- mung auf Topfpflanzen wiederholt abgelehnt worden ist, so soll dieser Antrag beim Eisenbahnrat erneut gestellt werden mit dem Zusatz „nur bei inländischen Sendungen". Dass man Sendungen des Auslandes davon ausgeschlossen sehen will, kann man dem deutschen Handelsgärtner wahrlich nicht verdenken. Als eine schreiende Ungerechtigkeit wurde es bezeichnet, dass Handelsgärtner Gewerbesteuer zahlen müssen, obwohl solche den landwirtschafdichen Gesetzen unterstehen und die Landwirt- schaft selbst völlig davon befreit ist. Vorläufig will man durch eine Eingabe den preussischen Landtag auf diesen fühlbaren Übelstand aufmerksam machen. Auch dass die Handelsgärtner der Grossstädte Grundwertsteuer, d. h. Bauplatzsteuer in zu- weilen ganz enormer Höhe bezahlen müssen, soll mit allen Mitteln bekämpft werden. Thatsächlich zahlen in der Nähe der Grossstädte die neben bebauten Grundstücken gelegenen Gärtnereien diese Steuer in einer solchen Höhe, dass sie weit über die Mittel des Besitzers hinausgehen. Der Wunsch nach besserer Ausgestaltung des Handelsblattes trat ähnlich wie im Vorjahre in einem Antrage wieder zu Tage; er soll nach Möglichkeit berücksichtigt werden, obwohl es an Mitteln und Mitarbeitern fehlt. In der Provinz Sachsen hat der Oberpräsident ein Verbot des Verkaufs von Weinreben erlassen. Der Verband machte die Sache zu seiner eigenen und beschloss einen Protest an den preussischen Landwirtschaftsminister zu richten, dass dieser Er- lass aufgehoben werde. Sodann erfolgten die Neuwahlen des Vorstandes, der Aus- schüsse und der Rechnungsprüfer. Als Ort für die nächstjährige Versammlung wurde Dort- mund bestimmt. Die Versammlung bekundete herzliche Teilnahme für den schon längere Zeit kranken Vorsitzenden Herrn van der Smissen. Den Verhandlungen wohnte Herr Geheimer Oberregierungs- rat Müller vom Landwirtschaftsministerium bei. Der letzte Verbandstag war nach Tagen schwerer Arbeit einem prächtig verlaufenen und wohlverdienten Dampfer-Aus- flug nach den königlichen Gärten Potsdams und der idyllischen Pfaueninsel gewidmet. Wenn von gew-isser Seite, welcher der Handelsgärtner-Verband ein Dorn im Auge ist, die Jahresver- sammlungen immer als Vergnügungsreisen bezeichnet werden, so geschieht das eben nur, um den Nörglern und Unzufrie- denen eine Freude zu bereiten. Kr. Bevorstehende Ausstellungen. Stettin, l'nter dem Protektorat Ihrer Kgl. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich Leopold von Preussen findet in den Tagen VI, 48 Die Gartenwelt. 676 vom 2. — 5. Oktober in den Räumlichkeiten der hiesigen Turnhalle, Grünstrasse, eine Allgemeine Deutsche Obst-Ausstellung statt. Die Veranstalterin ist die Landwirtschaftskammer lur die Provinz Pommern. Es ist dies eine jener grossen Allgemeinen Deutschen Obst- Ausstellungen, wie solche in 3 jährigem Turnus 1893 in Hamburg, 1896 in Kassel und 1899 in Dresden mit grossem Erfolge statt- gefunden haben. Zur Veranstaltung der diesjährigen Allgemeinen Deutschen Obst-Ausstellung hat der preussische Herr Minister für Land- wirtschaft, Domänen und Forsten einen Staatszuschuss genehmigt und auch Staatsmedaillen bewilligt, welche unter den hierfür fest- gelegten Bedingungen vergeben werden dürfen. Ausserdem ste- hen den Preisrichtern noch eine grosse Zahl erster Preise zur Verfügung. Das Preisrichter-Kollegium setzt sich aus un- sern deutschen Autoritäten auf dem Gebiete des Obst- und Gartenbaues zusammen. Bei dem belehrenden Charakter, den diese Ausstellungen gerade in Bezug auf die neueren Anschauungen über den Be- trieb eines rationellen Obstbaues tragen, machen wir unsere Leser auf die Stettiner Allgemeine Deutsche Obstbau-Ausstellung be- sonders aufmerksam und legen nahe, diese recht zahlreich zu besuchen. Die Beschickung dürfte im Verhältnis zu den diesjährigen schlechten Ernteergebnissen eine sehr umfangreiche werden. Alle Anfragen sind an die Landwirtschaftskammer für die Provinz Pommern imter dem Vermerk: „Obst-Ausstellung Stettin, Werderstrasse No. 31/32" zu richten. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 205. Welches Verfahren wen- det man bei der Aussaat der Musa Ensete an? Müssen die Samen vorbereitet sein und wie? Die hartschaligen Samen der Musa Ensete sollte man vor dem Einpflanzen stets erst zwei Tage in Salzwasser vorkeimen und erst dann in eine mit Torfstreu gefüllte Schale legen. Es geht zu viel Zeit verloren, wenn der Keim durch die nur sehr langsam eindringende Bodenfeuchtigkeit belebt werden soll. Regelmässig feucht und warm gehalten, werden alsdann die Säm- linge meist nach sechs Wochen erschienen sein. Dass der Same aber unter Umständen ein ganzes Jahr liegen und dann noch kräftige Pflanzen bringen kann, wird auch mancher schon er- fahren haben. Vor mehreren Jahren hatte ich eine Schale mit 10 Korn der Musa Ensete, die vorher nicht angekeimt wurden, in ein Ananashaus untergebracht. Als im darauf folgenden Herbst von den Sämlingen noch nichts zu sehen war, wurde der Inhalt der Schale, um ihn am schnellsten loszuwerden, auf das soeben mit frischer Erde gefüllte Ananasbeet geschüttet. Nach abermals einem halben Jahre erschienen hier 10 Stück kräftige Sämlinge der Musa Ensete. Der Same hatte über ein ganzes Jahr in der Erde gelegen. Ag. Radde, Schloss Rah6. — Die Aufzucht resp. die Aussaat der Musa Ensete ist eine durchaus nicht so schwierige. Ich empfehle, kurz folgende Ge- sichtspunkte bei der Aussaat zu beachten : Vor allem dürfen die zur Verwendung kommenden Samen- körner keineswegs überjährig, d. h. zu alt sein. Ein direktes Vorkeimen ist auch nicht nötig, sondern man lege die Samen- körner Mitte März bis spätestens Anfang April in einen mit san- diger Lauberde gefüllten Behälter (Kasten, Schale etc.) und stelle diesen in einen geschlossenen, feuchten Vermehrungs- kasten; auch kann man sie gleich in ein mit diesem Erdreich gefülltes, feuchtes Vermehrungsbeet legen. Es empfiehlt sich, dann dieselben ringsum durch eingesteckte Glasscheiben abzu- sperren und ebenfalls mit Glasscheiben abzudecken, wodurch zugleich auch Schutz gegen Mäuse geboten ist. Eine Tempe- ratur, und zwar möglichst gleichmässig, von ca. 30 " C, ist nun Bedingung. Bis zum Keimen werden immerhin 5 — 6 Wochen verstreichen und man beachte hier ganz besonders ein zeitiges Eintopfen in entsprechende Töpfchen. Es ist sehr wesentlich, dieses vorzunehmen, ehe noch das erste Blatt entwickelt ist, und nun senke man dieselben wieder in ein warmes Beet ein. Auf die weitere Kultur, welche sehr einfach ist, will ich in Anbetracht des Charakters der Frage nicht weiter eingehen. Hch. Beuss, Düsseldorf. Beantwortung der Frage No. 206. In einem lichten Hoch- walde soll eine dauernde Pflanzung in Gestalt eines Wappens hergestellt werden. Welche Pflanzen mit weisslicher oder grauer Belaubung eignen sich hierzu am besten? Da die Anlage eine grössere Fläche einnehmen wird, so sollen die zu wählenden Pflanzen billig sein. Eignet sich Arabis albida (caucasina) oder alpina hierzu und woher sind diese in Menge zu beziehen? Ein ausdauerndes winterhartes Teppichbeet ist eine Zierde für jeden Garten. Es giebt eine Anzahl Stauden, welche sich für solche Beete ganz besonders eignen, und ich möchte auf einige aufmerksam machen, die sich in unseren Anlagen be- sonders bewährt haben. ' Für grössere Beete in dunkelroter Farbe eignet sich : Ajuga reptans atropurpurea, eine Pflanze von 15 cm Höhe. In grauer Farbe sind Evonymus radicans fol. var., Sedum dasyphyllum glau- cum, A^iiennaria tomentosa und Festuca glauea zu empfehlen, letztere ist ziemlich hoch und eignet sich zu schärferen Abgren- zungen. In grüner Farbe eignen sich Rerniaria glahra, welche den Boden mit grünen, weichen Polstern überzieht, Saxifraga densa und muscoides atropurpurea. In gelber Farbe wäre Sper- gula filifera aurea und Sedmn lydium aiireum zu nennen, letzteres ist von schwefelgelber Farbe. Auch giebt es eine Anzahl Sem- pervivum, die sich dazu eignen, wie z. B. Semp. arenaritim, sehr gross, das sich besonders hervorhebt. Semp. arachnoideicm, eine sehr zierliche Art, den ganzen Sommer mit weissen Fäden über- spannt. Als winterharte Mittelpflanzen können Yucca fUamentosa und Carex riparia fol. var. verwendet werden. Vorhergenannte Pflan- zen sind sehr leicht zu kultivieren, kommen auf jedem Boden gut fort und können alljährlich durch Teilung vermehrt werden. Auskunft über Bezug der Pflanzen erteilt gern der Unterzeichnete. J. Loch, Obergärtner, Klosterlausnitz, Thür. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Betreffend Organisation und Beamtungen der Schweizeri- schen Versuchsanstalt für Obst- , Wein- und Gartenbau in Wädensweil ist ein Beschluss erlassen worden, wonach die An- stalt folgende Abteilungen umfasst : l. die pflanzenphysikalische Abteilung: 2. die gärungstechnische und bakteriologische Abtei- lung; 3. die chemische Abteilung; 4. die technische Abteilung für die Förderung des Obstbaues und der Obstverwertung und für die Förderung des Weinbaues und der Traubenverwertung; 5. die Kanzlei. An Personal sind vorgesehen: l. Der Direktor als Leiter der Anstalt nach innen und aussen und zugleich Vorsteher einer oder mehrerer der vorgenannten Abteilungen; 2. die Vorsteher der Abteilungen; 3. die Assistenten der Ab- teilungsvorstände; 4. der Sekretär und Buchhalter ev, Kanz- listen I. und 2. Klasse. Dazu kommen: Hauswart, Abwart, Heizer, Gärtner und Hilfspersonal (zeitweise angestellte Assi- stenten, Gehilfen, Gehilfinnen und Arbeiter. Tagesgeschichte, Bonn. Die Nachbargemeinden Bonns haben sich die hiesigen Rheinpromenaden zum Muster genommen und führen nach und nach ähnliche Anlagen aus. Lfnauffällig und ruhig wird das ge- meinsame Projekt allerdings betrieben, so dass man zeitweise glauben sollte, es ruhe ganz, bis dann plötzlich wieder der An- kauf eines Grundstückes oder ein sonstiger vorbereitender Schritt 67ti Die Gartenwelt. VI,- 48 den Fortgang des gemeinnützigen Unternehmens erkennen läast, Zu Beuel ist in der Nähe der Rheinbrücke das üfer bereits aus- gebaut. In Verbindung hiermit steht die Beueler Rheinstrasse, die als Rheinanlage bis Obcrkassel gedacht ist. Zwischen Nieder- doUendorf und Königswinter ist eine Vereinbarung bezüglich Ausbau des Rheinufers schon früher getroffen worden. Dort sind die Uferverhältnisse besonders günstig, um parkähnliche A.nlagen zu schaffen. Der Strom ist nahe dem Lande auf weite Strecken hin seicht, die Wasserstrasse liegt weit hinaus im Strom. So kann denn dort mit verhältnismässig geringen Kosten eine sehr schöne Anlage am Rhein geschaffen werden, die durch prächtige landschaftliche Lage ungemein gehoben wird. An der Rhein- scite bei Königswinter ist das Ufer in stattlicher Breite ausge- baut. Höher hinauf wird der am Fusse des Drachenfelsens vorbeiführende Weg schmäler. Aber auch hier sind bereits Schritte zur Verschiebung des Ufers geschehen. Der Plan wird in einer solch zusammenhängenden Ausführung für hiesige Ge- gend unberechenbaren Nutzen bringen. H. B. Braunschweig. Die diesjährige Spargelernte brachte gegen- über der vorjährigen einen Ausfall von etwa 40 Prozent. Sie ist damit wohl die kleinste, welche, so lange in Braunschweig Spargel in grösseren Mengen angepflanzt wird, beobachtet wurde. Im Jahre 1901 hatten die Spargelproduzentcn die Preise für die Rohware abermals erhöht, so dass der Absatz konservierten Spargels zurückgehen musste. Nun kamen aber noch die finan- ziellen Krisen hinzu, es folgte der allgemeine Niedergang der Industrie, zwei Umstände, welche die Kauflust bedeutend ein- schränkten. Gotha. Die Landesausstellung für Obst, Obst- und Bienenprodukte zu Gotha, veranstaltet vom Landes- verein für Obst- und Gartenbau für das Herzogtum Gotha, findet in den Anlagen und Gebäuden des „Parkpavillons" vom 26. bis 28. September statt. Zur Beteiligung an dieser Ausstellung sind alle Vereine, Gemeinden, Freunde und Förderer des Obst- baues und der Bienenzucht in den Herzogtümern Koburg und Gotha eingeladen. Die Anmeldung hat bis zum 10. September bei Herrn Obstbauinspektor O. Bissmann in Gotha zu erfolgen. Die Ausstellung zerfällt in zwei Abteilungen : in den Obstbazar und in die Ausstellung. Zur Prämiierung stehen dem Preis- rericht Ehrenpreise, Staatspreise, silberne und bronzene Meda- ;.'.en, sowie Diplome zur Verfügung. Das Herzoglich Sächsische litaatsministerium interessiert sich ganz besonders für die Aus- stellung. Graz, Ein Privat-Telegramm meldet dem B. T. von hier: „Donnerstag Abend schlug der Blitz während des Wetter- scliiessen in die Schiessstation des Schlosses Vasoldsberg bei Graz. Das Pulver explodierte. Unter den brennenden Trümmern krochen zwei Schlossbedienstete, welche die Station bedient hatten, selbst brennend hervor und wurden schwer verwundet nach Graz gebracht. Der Eine hatte eine Ladung Pulver in den Leib bekommen." Es ist dies nicht das erste Unheil, welches die leidige Wetterschiesscrei, die jetzt in Österreich-Ungarn in so ausgedehn- tem Masse betrieben wird, verursacht hat. Wir halten diese ganze Schiesserei für zwecklos. Sie nahm vor etwa 10 Jahren in Amerika ihren Anfang, wo ein übergeschnappter Gelehrter mit seinen Feuerrohren in den Himmel schoss, um Regen hervor- zurufen. Das war die berüchtigte amerikanische Regenmacherei. Jetzt schiesst man in unserem Nachbarlande zur Freude der Pulverfabrikanten aus grossen Mörsern in den Himmel, um Hagelschläge zu verhindern. Auf den Ausstellungen lassen die Giessereicn, die solche Mörser fertigen, um die Wette schiessen. Einmal wollte es das Unglück, dass nach einer solchen furcht- baren Wetterschiesserei ein Hagelwetter niederging, wie es die ältesten Leute des Ortes noch riicht "erlebt hatten. Aber das thut nichts: man schiesst nach, wie vor in die Luft hinein. Bisher hatte diese ganze Schiesserei, von den Unglücksfällen abgesehen, ,,nur" das Verschwinden sämtlicher Singvögel aus den betreffenden Gegenden zur Folge. M. H. Hadersleben. Der nordschleswigsche Obstbauverein hat beschlossen, Ende September oder Anfang Oktober hicrselbst eine Ausstellung von Erzeugnissen des Obstbaues zu veranstalten. Neapel. Die Firma WuUe & Co., nach Austritt des Herrn WuUe aus der Firma Herb & Wulle, ebenso wie letztgenannte, ge- gründet, um in Wettbewerb mit der alten deutschen Firma Dammann & Co. zu treten, ist mit einer Schuldenlast von 280 000 Lire in Konkurs geraten. Die Hauptleidtragenden dürf- ten nicht in Deutschland zu suchen sein. New -York. Mit einem Kapital von 30000000 Dollar hat sich in Camden, N. J. ein neuer amerikanischer Trust, die Association of Manufacturers and Distributers of Food Pro- ducts zu dem Zwecke inkorporieren lassen, eine Verschmel- zung der grössten Firmen des Landes herbeizuführen, die sich mit dem Einmachen von Fruchten und Gemüsen beschäftigen. Die Firmen, die der Gesellschaft als Mitglieder angehören, sind: Max Ams, New-York; A. A. Knight & Sons, Boston; Perfection Jar Closure Company, Philadelphia; Curtice Bros., Rochester, N. Y.; Cruicksbanck Bros., Allegheny City, Pa.; George K. Mc Meehan, Wheeling, W. Va.; Anderson Food Co. und die Campbell Preserve Co., Camden, N. J.; Logan & Johnson, Boston; J. Weller Co., Cincinnati, O.; Exley, Watkins & Co., Wheeling, W. Va.; Williams & Brow, Detroit, Mich., und die Ritter Conserve Co., Philadelphia. Vom Rhein wird uns von verschiedenen Seiten über die schlechten Obstaussichten berichtet. Ein besonders drastisches, die schlechten Aussichten für den Obstbau charakterisieren- des Ergebnis lieferte die Versteigerung des Erträgnisses der städtischen Obstbäume in Frankenthal. Für das Erträgnis von 3740 Obstbäumen wurde der Zuschlag einem Scherzgebot von 1 1 Mark erteilt. Die auswärtigen Obsthändler, w^elche alljährlich nach dem Niederrhein kommen, um Abschlüsse zu machen, mussten in diesem Jahre unverrichteter Sache wieder abziehen. Weissenfeis. Praktische Arbeiterfürsorge beweist die Grubenvcrwaltung des Braunkohlenwerkes Neuzetzsch bei Hohenmölsen dadurch, dass sie ihren Leuten 57 Familiengärten eingerichtet und unentgeltlich überwiesen hat. Alljährlich findet eine Prämüerung der am besten gepflegten Gärten statt. Personal-Nachrichten. Marchant, Johann, Gärtner in Beaumarais, Kreis Saar- louis, erhielt das Allgemeine Ehrenzeichen. Verdier, Eugene, dem berühmten französischen Rosen- züchter, widmet die Rosenzeitung in ihrer Augustnummer einen kürzeren, höchst eigentümlich berührenden Nachruf. Es wird darin von Zufallssämlingen Verdiers gesprochen und erwähnt, dass man von dem im 76. Lebensjahre Verstorbenen in den letzten Jahren nichts mehr gehört habe. Wenn der Redak- teur der Rosenzeitung einmal 75 Jahre alt ist — wir wünschen ihm, dass er dies Alter erreicht — so wird man menschlicher Voraussicht nach auch nichts mehr von ihm hören. Der Schluss des eigentümlichen Nachrufes der Rosenzeitimg la'utet : „Die Rosenschulen Victor Verdiers (so firmierte er) haben aufgehört zu bestehen, mit ihnen der seiner Zeit hochklingende Rosenname Verdier." Über diesen Schlusspassus entrüstet sich ein hervor- ragender sächsischer Rosenzüchter und -Kenner mit Recht in einer an uns gerichteten Zuschrift. In solcher Weise sollte ein Verstorbener von der Bedeutung Eugene Verdiers in einem Rosenfachblatte nicht abgefertigt werden. Die Redaktion der Rosenzeitung möge sich nicht täuschen, der Name Verdier wird für alle Zeiten einen guten Klang in der Rosenwelt be- halten und weiter bestehen bei jedem gerechten Rosenfreunde. Verdier hat sich zu seiner Zeit unsterbliche Verdienste um die Rosenzucht erworben, die ihm unbenommen bleiben. VcrüRtworll. Redakteur: Max Hctdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck von C Grunibach in Leipzig, Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 6. September 1902. No. 49. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strajrechtlich verfolgt. Gärten des Auslandes. Die Kuranlagen der Stadt Baden bei Wien. Mit 6 Abbildungen und 3 Grundrissen. Von Herrn. Breitschwerdt, Obergärtner in Mödling bei Wien. „ Werde, was du noch nicht bist. Bleibe, was du jetzt schon bist; In diesem Bleiben und diesem ^Verden Liegt alles Schöne hier auf Erden". Grillparzer (1856 — iSsg) Bd. HI, Stammbitchverse, -L'as herrliche Baden-Baden, am Fusse des badischen Schwarzwaldes gelegen, besitzt in österreichischen Landen in der Stadt Baden bei Wien eine liebliche Namens- schwester, die sich derzeit auf dem besten Wege befindet, wie jene ein Weltbad zu werden. Zahlreiche, überaus günstige Umstände begleiten diesen sichtlich zunehmenden Aufschwung. Vom Südbahnhof der Kaiserstadt Wien ist der an der Schwechat gelegene Kurort Baden auf der Strecke Wien- Triest in ca. Vi Stunden zu erreichen. Hier, am Eingang in das liebliche Helenenthal. 212 m über dem adriatischen Meere, in herrlichster Lage und Umgebung, erfrischt die ozonreiche Luft der Ausläufer des ,, Wiener Waldes" täglich den Spaziergänger. Der Kranke sucht und findet Heilung beim Gebrauch der Schwefelthermen, deren günstige Wirkung von den mit allen Mitteln moderner Wissenschaft ausgestatteten Kuranstalten unterstützt wird. Einen Hauptanziehungs- und Sammelpunkt der Bade- ner Kurgäste aber bildet unbestritten der Stadt- oder Kur- park, dessen ausgedehnte Anlagen in ca. 15 Minuten vom Bahnhof aus zu erreichen sind. \'or diesem selbst dehnt sich ein grösserer, mit Alleen durchzogener Schmuck- platz aus; schattenspendende Alleebäume durchziehen viele Strassen der Stadt und kleiden im Verein mit den ver- schiedenen Promenadenanlagen das Stadtbild in ein lieb- liches Gewand. In der Chronik der Stadt Baden wird im Jahre 1792 zum ersten Male des Stadtparks gedacht; es wurden da- mals „42 Pfund Weingärten"' (= ca. 1 ha 35 a) angekauft, um den bestehenden Theresiengarten zu erweitern. Diese Anlage dürfte jedenfalls die zwischen dem jetzigen Kur- hause und dem Dampf- und Wannenbade befindliche, aus gleichmässigen Alleen und Rasenparterres bestehende sein. Als Schöpfer derselben nennt die Chronik einen Gärtner der Herrschaft Vöslau*\ Franz Barbe, der aber ") Vöslau, ein kleiner Bade- und Luflkurorc, 4 km von Baden entfernt, an der Südbahnstrecke Wien-Triest gelegen. Anmerk. d. Verf. Die Gartenwelt. VT. Wasserfall und oberer Teil des Krupkabaches. Originalaufnahme für die ,,GartenweU". 49 578 Die Garrenwelt. VI, 49 nach seinem im Archiv der Stadt Baden befindlichen Plan mehr Praktiker als Zeichner gewesen ist. 1798 wurde auf der Stelle des jetzigen steinernen Auf- ganges, der „Stiege", der Asculap-Tempel, den Graf Ka- millo Lamberti stiftete, erbaut, im Jahre 1842 an der Nordwestseite des Parkes die Arena, in welcher wäh- rend der Sommermonate vorzügliche Theaterkräfte wirken. Nachdem 1850 an der Ostseite, anschliessend an die älteste Anlage und nahe dem Haupteingang, ein Grund erworben und die Parkanlagen diesseits erweitert wurden, errich- tete die Stadt 1853 das Dampf- und Wannenbad. Im Jahre 1865 erhielten die bestehenden Anlagen eine neuerliche Erweiterung, indem an der Nordseite des Parkes nach Ankauf der Weingärten diese in Anlagen umgewandelt und an die alten angeschlossen wurden, der Äsculap-Tempel an seine jetzige Stelle versetzt und dafür die bereits erwähnte Steinstiege erbaut wurde; über welche von der Hauptallee zum Tempel die noch heute be- stehende Verbindung mit dem Neupark geschaffen ist. Die Steigung vom Hauptthore bis zur Stiege beträgt etwa 4 m ; oberhalb derselben ist die Steigung wesentlich be- deutender und ungleichmässiger, und von hier ab be- ginnt der Kalvarienberg. An dessen Fusse, oberhalb der jetzigen Arena, führte Baron Lang in den Jahren 1800 bis 1810 die ersten Anpflanzungen an den karstartigen Felsen mit grossen Kosten aus; ihm zu Ehren führt dieser Teil noch heute den Namen „Langsche Anlagen". Später pflegte Erzherzog Anton dieselben, welcher auch das in- zwischen verschwundene ,, Anton-Häuschen" als Rastplatz für sich und andere Spaziergänger errichten liess. 1868 wurde oberhalb der Arena ein Kinderspielplatz geschaffen, von welchem wieder weiter aufwärts sich einst die ,, Teufels-Baumschule" befand, so benannt nach deren Schöpfer, Lehrer Teufel; als deren Reste bemerken wir heute noch dort einige stattliche Kirschbäume. Hier in der Nähe befindet sich auch ein in dendrologischer Be- ziehung interessanter Walnussbaum. Einstmals stand er inmitten von Weingärten; der Besitzer dieses Grundstückes stutzte wohl fast alljährlich den Baum, damit er den nahe befindlichen Reben nicht Luft und Sonne raube. Dadurch ist mit der Zeit ein knorrig erscheinender Stamm entstanden, der — von der Ferne betrachtet — eher dem Stamm einer Eiche als dem eines Walnussbaumes ähn- lich sieht. Obgleich bekanntlich Walnussbäume den Schnitt nicht vertragen, wird diese Theorie hier in schlagendster Weise widerlegt, — der Baum strotzt heute noch voller Gesundheit und bildet als merkwürdig gestalteter Baum einen interessanten Anziehungspunkt. Mit der Berufung des Gärtners Schaffhausen als Stadt- gärtner im Jahre 1868 wurde die Pflege der bisherigen, vi^enn auch noch beschränkten Anlagen zum ersten Male in sachkundige Hand gelegt. Schaffhausen führte hier als erster die Blumenzucht und Gewächshauskulturen ein. Im Jahre 1874 begann er mit der Bepflanzung des bis dahin vollständig kahlen Kalvarienberges in seinen oberen Teilen, was ohne Wasser, ohne Erde und — fast ohne Geld eine ungemein schwere Aufgabe war. Schaffhausen pflanzte fast ausschliesslich Akazien (Bohinia Pseud-Acacia) und Schwarzföhren (Piniis Lariclo austriaca) und veran- lasste das Hinaufschaffen von Strassenkehricht und Fä- kaliendünger, wodurch er im Laufe der Zeit etwas Humus auf die nackten Felsen brachte. Mit einer Riesenausdauer ist das von allen Seiten als geradezu unmöglich erklärte Projekt möglich geworden, und so sind die jetzt so schönen Bestände am Kalvarienberge entstanden. Di» an denselben grenzenden Gründe wurden 1880 angekauft und von Schaff- hausen bepflanzt; diese sind jetzt als junge Anlagen in der schönsten Entwickelung und die besten lebenden Zeügeii eines unermüdlichen Gärtnerfleisses. So rastlos Schaff- hausen in den am Kalvarienberge befindlichen ca. 100 österreichischen Joch (1 Joch = 57 a 60 qm) grossen An- lagen schaffte, so liess er eigentümlicherweise die Ent- wickelung der unteren, eigentlichen Parkanlagen sichtlich zurückgehen. Als entschuldbarer Grund hierfür möge her- vorgehoben werden, dass Schaffhausen — gewöhnt an das schwere Anwachsen und Weitergedeihen der Bäume auf steinigem Kalkboden — nie einen durch Selbstaussaat auf- gegangenen Baum entfernen liess. So wucherten denn die zahlreichen Sämlinge der Ahorn, Akazien, Rüstern etc. lustig im Parke zu mehr oder weniger starken und schönen Bäumen heran, aber alles bessere Leben unter sich er- stickend und jede freie Aussicht hindernd. Bei dem im Jahre 1896 erfolgten Tode des Stadtgärtners Schaffhausen, der nebenbei auch eine flotte Handelsgärtnerei betrieb, be- fanden sich die Berganpflanzungen in vortrefflichem Zu- stande, jedoch der Park als solcher stand geradezu auf dem Aussterbeetat. Im Februar 1897 übertrug die Stadtverwaltung Baden die Pflege ihrer Anlagen dem noch gegenwärtigen Leiter derselben, Stadtgärtner Josef Krupka. Als seine erste Auf- gabe betrachtete er die Umgestaltung der unteren, höchst vernachlässigten Parkteile; er wollte dem Parke wieder das parkartige Aussehen geben und einen dem Auge und Sinn wohlthuenden Übergang von hier zu dem oberen wald- artigen Teile des Kalvarienberges schaffen. Mit welchen grossen Schwierigkeiten junge, strebsame Landschaftsgärt- ner so oft von Laienseite aus zu kämpfen haben, wenn es gilt, das Alte niederzuschlagen und zu modernisieren, musste auch Krupka erfahren. Neben hunderten von schwachen, aus Samen wild auf den Wiesen und in den Gehölzgruppen wachsenden Bäumen mussten ca. 50 starke, schöne Kasta- nien, Linden, Rüstern, Götterbäume etc., trotz Bedenken der Stadtvertretung, geheim, in den Morgenstunden, entfernt werden, nur, um dem Rasen, dessen man sich hier unten kaum noch erinnern konnte, das Gedeihen zu ermöglichen. Man muss den Reformator selbst erzählen hören, wie er successive damit vorgegangen, dann wird man erst recht seinen eisernen Fleiss und seine unbeugsame Willenskraft begreifen. Da der Rasen auf den freigelegten Flächen prächtig gedieli, die auf dem schön planierten Terrain geschickt ange- brachten herrlichen Blumen- und Teppichbeete ihre Wir- kung nicht verfehlten und trotzdem niemand die gefällten Bäume und Baumkrüppel vermisste, so ist es Krupka in VI, 40 Die G a r t ü n w e 1 1. 579 vollstem Masse nicht nur gelungen, sich das Vertrauen der Kurverwaltung zu erwerben, sondern sie auch mit Erfolg zu weiteren Reformen und Neuanlagen anzuspornen. So wurden 1898 die Promenadenwege am Kalvarien-, Ge- richts- und Hühnerberge vielfach reguliert und viele schattenspendende Bäume, -wie Ahorn, Krimlinden, Eber- eschen, Sauerkirschen, Eschen etc. gepflanzt. Manche Wege, auf welchen der Genesung suchende Kranke nur mühsam diese Berge emporzusteigen vermochte, erhielten eine andere Führung und damit eine sanftere, allmähliche Steigung. Von diesen Bergen aus geniesst der Wanderer herrliche Fernblicke : zu seinen Füssen liegt der prächtige Kurpark mit seinem reichen Blumenschmuck, der sich auf dem Pleasure-ground wirkungsvoll abhebt. Das Auge schweift über das Häusermeer von Baden hinweg in die Weite, diesseits auf die lieblichen rebenbepflanzten Höhen- züge und Thäler von Pfaffstätten und Gumpoldskirchen, sowie den schönen umgrünten Anninger, einem Lieblings- berg und Wanderziel der Wiener, Mödlinger und Badener Touristen, jenseits auf Sooss und \'öslau, zwei bekannten und geschätzten Quellen der niederösterreichischen ,,\Vein- beisser". Die umliegenden Berge sind hier gekrönt mit Ruinen; der Heimische erklärt sie als die Ruinen Rauhen- eck und Rauhenstein. Am Nordende war einst der Park gegen den Kalva- rienberg hin mit undurchdringlichem Akazien- und Rüstern- gestrüpp abgeschlossen. Hier fand Krupka eines der dank- •barsten Arbeitsfelder, denn 1899, nach Ankauf der an dieses Gestrüpp grenzenden, mit jungen Fichten bepflanz- ten Weingärten wurde die ganze Partie landschaftlich an- gelegt und damit die ehemaligen Weingärten im Anschluss an das Bestehende zu einer schönen Parkanlage umge- wandelt. Die Stützmauern mussten abgenommen und in die Gräben versenkt werden. Die ganze, sehr steil ansteigende Partie erhielt eine der zukünftigen Bestimmung entsprech- ende Umgestaltung in der Bodenbewegung und wurde zu einer mit Laub- und Nadelholz umrahmten Wiesenpartie geschaffen, wodurch der Park um einen schönen Fernblick reicher, in der Ausdehnung grösser wurde. Im Herbst 1901 wurde das 1853 erbaute alte Dampf- und Wannenbad niedergerissen und durch einen monu- mentalen in modernisiertem Barockstil errichteten Neu- bau, nach den Plänen der Architekten Kraus und Tölk, ersetzt. Indem dieses, mit allen nur denkbaren Errungen- schaften moderner Heilmethoden ausgestattete Gebäude, unter welchen die Diättherapie und Mechanotherapie nach der Methode des Nauheimer Arztes Dr. Herz einen hervorragenden Platz einnimmt, weiter gegen Osten hinaus- gerückt wurde, erfährt der untere Parkteil eine neuerliche Vergrösserung und teilweise Umgestaltung, denn auf den Ruinen des alten Gebäudes entstehen nun schöne An- lagen mit Blumenparterre und einem Brunnen, welche Projekte aber nur durch die im Bau befindliche Wasser- leitung im Park ermöglicht wurden. Bisher musste alles zum Giessen und Spritzen in diesen Anlagen erforderliche Wasser mit Giesswagen transportiert werden, — gewiss eine ebenso umständliche wie kostspielige und zeitraubende Untere Teichpaitie und Krupkabach, Originalaufnahme für die ,, Gartenwelt". Bewässerung, die sich bei dem so bewegten Terrain noch bedeutend kostspieliger und schwieriger gestaltete. Die Einrichtung einer Wasserleitung war darum eine unbe- dingte Notwendigkeit für diese Anlagen. Im Herbst des vorigen Jahres und im Frühjahr 1902 war Krupka an der Nordwestseite des Kalvarienberges mit neuen Umänderungen und Neuanlagen beschäftigt. Grosse Erdbewegungen, Sprengen von Folsen, Abtragen von Stützmauern und Fällen von entbehrlichen alten Bäumen waren erforderlich, um neue, sanft ansteigende Wege, freie Wiesen und ungehinderte Durchblicke zu schaffen. Den Hauptanziehungspunkt dieser jüngsten Schöpfung aber bildet der als Überfluss der neuen Wasserleitung abzweigende Wasserfall mit Wasserlauf; scheinbar einem hohen Felsen entquillt das thalabwärts plätschernde W'asser, welches sich an zwei Stellen zu kleinen Teichen erweitert (siehe Bilder auf der Titelseite und oben). In einigen Jahren, wenn diese Neupflanzungen sich ge- nügend entwickelt, wird diese Partie unbestritten eine der hervorragendsten Zierden darstellen. In den Teichen wuchern Nymphaeen und andere Wasserpflan- zen; die Ufer sind mit entsprechendem Pflanzenmate- rial wie Iris, Gräsern etc. belebt. Herrliche Laub- hölzer und Koniferen, Immergrün, Epheu u. s. w. werden im Verein mit irregulär angeordneten Gruppen von 580 Die G a r t e n w e 1 1. VI. 49 Primeln, Aurikeln, japanischen Anemonen etc. ein liebliches Bild schaffen, das jeder Besucher gern als ,, Souvenir" mit heim- trägt. Damit ist dem schönen Badener Kurpark auch das belebende Element in der Landschaft, das Wasser, gegeben, welches nun seine Umgebung doppelt an- ziehend gestaltet und zu längerem Ver- weilen einladet. Im Jahre 1887 wurde das neue Kur- haus mit dem herrlichen Konzertsaal und den Gesellschaftszimmern erbaut und die Anlagen um dieses Gebäude dementsprechend umgestaltet. Seit Krupkas Thätigkeit er- freut sich die Umgebung des Kurhauses ,vom zeitigen Frühjahr bis späten Herbst eines andauernden Blumenschmuckes. In der Nähe befindet sich das von der Stadt Baden errich- tete Denkmal, des auch über (Österreichs Grenzen hinaus bekannten Schriftstellers Grillparzer. So bilden denn die beiden Monumentalbauten, das neue Dampf- und Wannenbad im Osten, das Kurhaus im Westen, nach diesen Richtungen hin einen würdigen Abschluss des unteren, älteren Parkteiles. 1893 wurde inmitten des ältesten mit Alleebäumen beschatteten Parkteiles der Musikpavillon erbaut, in wel- chem das Kurorchester täglich dreimal im Freien und, wenn es regnet, im nahen Kursaal spielt. Wenn Meister Komzäks Hand hier seine berühmten Potpourris, die ewig schönen Straussschen Walzer dirigiert, dann ver- ijijmfUl^^ ^y, Teppichbeet vor dem Kurhaus (Sommerbeplianzung 1901) Origioalaufnahme für die „Gartenwek". Der Kurpark in Baden bei Wien: „Teppichbeet vor dem Kurhaus". Entworfen und ausgeführt von Jos. Krupka, Stadtgärtner in Baden. Grundriss zu unten- stehender Aufnahme. Originalzeichnung für die ,, Gartenwelt". Sommer 1 90 1 : I. Chamaerops Fortimei, 1 m hoch. 2. Begonia semperflorens Erfordia, rosa. 3. Iresuie Lindenii. 4. Leiico})hyta Brownii. 5. Iresine Wallisii. 6. Echeveria metallica glanca. 7. Spergula pilifera. 8. Mesembr'umthemum cordifoUum fol. var. 9. Echereria secunda glauca. 10. Crassula Cooperi. ii. Kleinia rejiens. 12. Dasylirion longi- folium, eingefasst mit 3: Ireshte Lindenii. 13. Alfernanthera paronychioides Kuntzii. 14. Begonia compacta nana. 15. Alternanthera paronychioides aurea nana. 16. Begonia semperflorens Goliath, eingefasst mit Iresine Lindenii. Frühjahr 1902: Alle Einfassungen entfallen. a. ChamaerojJS Foriunei, i m hoch. I. Zicerglack, dunkelbraun, gefülltblühend. II. Iberis garreaiaiM, III. Bellis perennis, rot. IV. Jonopsidium acaide. V. Myosotis dissiti- flora. VI. Spergula pilifera. b. Dasylirion longifolium. sammelt sich unter den schattigen Alleen und auf der Terrasse die bekannte Wiener Gesellschaft des Stadt- parks, des Ringstrassenkorsos, der Nobelallee des Pratera u. s. w. Unter die weithin bekannten lieblichen Frauen- gestalten Wiens mischt sich die markant abstechende, durch Toilettenpracht und nicht minder durch Schönheit impo- nierende Gestalt des ungarischen, rumänischen, polnischen und rus- sischen Damenflors. Wenn auch die Mehrzahl der Kurgäste dem nahen Wien, bezw. den öster- reichischen Kronländern ent- stammen, so zählt doch Baden zu den komfortabelsten, schönsten und besuchtesten Bädern Euro- pas; im Vorjahre wies die Kur- liste 23456 Gäste auf — gewiss eine stattliche Zahl, die hier Ge- nesung und Zerstreuung sucht und findet. — — — Neben den vielen Umgestal- tungen, die Krupka mit grossem Geschick auf landschaftsgärtneri- schem Gebiete vorgenommen, wirkte er nicht minder erfolgreich in der Ausschmückung derBlumen- und Teppichbeete. In dieser Be- ziehung und, was insbesondere die Arrangierung der Stauden auf dem Rasen als Vorpflanzungen der Gehölzpartien betrifft, hat sich Krupka als ein hervorragender »sekisiusokle'< und die Aurikeln, sowie Primida acaulis, von denen die blaue Varietät coeruJea ganz besonders auffallend ist, die Cinerarien in den herrlichsten Spielarten, be- sonders in rosa, und blau, Goldlack, Phlox cana- densis und Phlox suhulata rosea, welch letztere in diesem Jahre eine prachtvolle Einfassung eines mit Phlox canaäensis bepflanzten Beetes bildete. Unter den in solchen Anlagen seltener anzutreffenden Frühjahrspflanzen sind zu nennen: das schöne, fein- belaubte, gelbblühende Alyssum saxatile, welches wie die Violen angebaut wird; Myosotis dissitiflora, prächtig blau blühend, wird — weil Staude — aus Stecklingen leicht vermehrt; lhe)-is gnrrexiana AU. mit den herrlichea weissen Blütchen vermehrt Krupka im Sommer leicht aus Stecklingen auf kaltem Fusse. Ganz besonders reizend wirkt aber alljährlich das kleine, nur wenige Centimeter hohe lono2)sidium acaule. Als ich im Frühjahr 1900 zum ersten Male die stets dort als Einfassung ver- wendete Pflanze in Blüte sah, war ich geradezu ent- zückt von deren Schönheit. Sonst sieht man lono})- sidiioi» arauJe ja nur im kleinen angebaut in bota- nischen Gärten, wo man sich von der Schönheit der Blütchen allerdings keine Vorstellung machen kann. Krupka säet, wie er mir mitteilte, diese Pflanze all- jährlich am I. März in kleinen Töpfchen an, stellt sie im kalten Kasten auf, in welchem sie 5 — 7" C. Kälte vertragen, und pflanzt kurz vor der Blüte die Topf- Teppichbeet vor der Steinstiege. Originalaufnahme für die „Gartenwelt" 582 Die Garten weit. VI, 49 ballen an Ort und Stelle aus, wo sie an- fänglich wie ein grünes Moospolster er- scheinen, das aber später unter der Fülle der violettweissen Blütchen vollständig ver- schviindet. Alle diese Frühjahrsblumen bilden in der That teppichartige Muster, indem nicht, wie sonst gebräuchlich, eine Blütenfarbe an die andere sich unmittelbar anschliesst, sondern durch weissen oder grünen Grund, gebildet von Antenuaria tomentosa oder Spe)-guJa pilifera, getrennt wird. Die hier von Krupka ausgeführte Methode verdiente weitere Verbreitung. Im Mai werden die Teppichbeete gepflanzt, bei denen ent- sprechend der Farbenharmonie als Unter- grund die zwei genannten Pflanzen dienen, welche — frisch gepflanzt — in kurzer Zeit dicht venvachsen: im Herbst entfernt n'un Krupka die inzwischen abgefrorenen Teppichpflanzen, .während Antenuaria und Spergula unberührt bleiben. Im Frühjahr des nächsten Jahres werden nun die im Vorjahre mit Blüten- und Teppichpflanzen besetzten Figuren durch Friihjahrsflor er- setzt, so dass man ein und dieselbe Zeich- nung der Beete im Sommer- und Friih- jahrsflor verwendet sieht. Dadurch kommen bei letzterem die Farben der Frühjahrs- btüher mehr zur Geltung und, bei schlechter Überwinterung dieser oder jener Art Teppichbeet vor dem alten Dampf- u. Wannenbade (Sommerbepflanzung). OrigiDalaafaahme für die „Ganenweli" Der Kurpark in Baden bei W^ien: „Blumenbeet vor dem alten Dampf- und Wannenbade". Entworfen und ausgeiührt von Jos. Krupka, Stadtgärtner in Baden. Grundriss zu untenstehender Aufnahme. Origfnalzeichnung für die ,,GartenweU". a) Frühjahr. I . Grosser Gaskandelaber, ü. I'lüox canadensis (ohne Einfassung), m. Ztcerghick, dunkelbraun, gefülltblühend. IV. Phlox subulafa rosea (als Einfassung zu III). V^. Myo- sofis stricta rosea. VI. Bellis perennU, weiss (als Einfassung zu V). VII. Phlox sit6it- lata rosea (ohne Einfassung). VIII. Myosotis alpestris nana, weiss. IX. BeUis perennis, rot (als Einfassung von VIII). X. lonopsidium acaule. XI. Rasen. b) Sommer. 1. Grosser Gaskandelaber, berankt mit Cofca«! scaH(?«?!S. 2. Begonia semperflortiis ehgans. 3. Begonia semperflorens Erfordia, rosa. 4. Begonia semperflorens „Goliath''. 5. Be- gonia semperflorens Erfordia, weiss. 6. Begonia semperflorens ,.Vesuve". 7. Begonia semperflorens „Mastadonte". 8. Begonia semperflorens compaeta nana. 9. Begonia semperflorens „Helene Bofinger'-. 10. Spergida pilifera. 11. Ceniaurea candidissima. 12. Altemanthera amoena. 13. Rasen. Xach aussen waren noch die Konturen von 3 , 5 und q sämtlich mit je I Reihe kleiner Pflanzen der Echeveria secunda glavca eingefasst. kann sparsamer gearbeitet wer- den, was bei der allgemein ge- bräuchlichen Methode nie der Fall ist. Dass natürlich auch die ver- schiedenen Zwiebelgewächse, wie Tulpen, Crocus. Tazetten etc. vielseitige Verwendung finden, ist bei der Vorliebe Krupkas für reiche Sortimente als selbstver- ständlich zu betrachten. Herr- liche Farben- und Formenspiele dieser Zwiebelpflanzen beleben den Rasen, während einzelne Beete, mit Tulpen bepflanzt, jeden Besucher fesseln. In der Nähe des Äskulap-Tempels be- fand sich dieses Frühjahr ein be- sonders schönes, färben fein arran- giertes Tulpenbeet: bepflanzt war dasselbe mit der reinweissen Sorte „La Candeiir^^; als Unterpflan- zung diente Myosotis (dpedris coendea; die innere Einfassung VI, 49 Die Garten weit. 583 wurde gebildet von der leuchtend charlachroten Tulpe ..Bex nibrorum", die äussere von einer reingelben Viola tricolor maxima. Die Farbenwirkung dieses Beetes war einzig schön, sie wurde noch gehoben durch die Unter- pflanzung, welche das Beet wie ein duftendes Bouqüet erscheinen Hess. !Man sollte bei reinen Tulpenbeeten mehr die Unterpflahzung einer gleichzeitig blühenden Frütjahrs- pflanze anwenden, denn so schön immer ein Tulpenbeet wirken mag, die dazwischen hervortretende Erde verwischt stets den guten Eindruck. Wir, d. h. Schreiber dieses und die Herren Kohlmannslehner und Weimar aus Britz bei Berlin, sowie Herr Alwin Richter jun. aus Dresden betrachteten im Badener Kurpark lange Zeit. diesen und noch manchen anderen herrlichen Frühjahrsflor am Himmelfahrtstage dieses Jahres. In den von Krupka umge- änderten Anlagen sind hervor- ragende, schöne Blütensträucher verwendet, wie diverse Prunus. Pints, Syringen u. s. w.; das schönste unter diesen aber bleibt wohl unstreitig Amyr/dalus dian- thifionis. Ich muss gestehen. das§ ich neben dem Stadtpark in Mainz keine öffentliche Anlage mehr gesehen habe, welche eine so reiche Sammlung dieser neueren, schönsten Blütengehölze aufzuweisen hat, wie der Kurpark in Baden. Sortimente von japanischen Ane- monen, Glockenblumen, Primel. Corydalis, Diervillen, Syringen etc. wie sie Krupka zusammengetragen hat aus England, Frankreich und anderen Ländern, stehen in (Öster- reichs öffentlichen Gärten wohl einzig da. Mit einem wahren Bienenfleiss sammelt er alles neue auf dem Gebiete der Gehölz- und Blumenzucht, prüft es und reiht es dann seinem vorhandenen Material ein. Die herrlichen Sammlungen von Begonien, darunter das schönste, was Lemoinesche Sorten bieten, Kaktus-Dahlien, Canna. Rosen u. s. w. erregen alle Jahre die Bewunderung der Kurgäste. Von den seltener an- zutreffenden Blütenpflanzen des Sommers nennen wir: Solanum ^YendIa)llUi, Solanum jasniinoides und Foli/goiium haldschuaiiicum, alles prächtig blühende Schlingpflanzen, während die mit grossen Blättern und ebenfalls grossen, violetten, dunkelgeaderten Blüten geschmückte Datum coniucapia eine Solitärpflanze allerersten Ranges darstellt; nicht minder auch die Riesenpflanzen von JS'icotiaiia colcssea fol. var. und das dem bunten Eschenahorn ähnliche, zier- liche Ahufilon ,,Fra)i2 Savit'cr". Zwischen dem allgemein gebräuchlichen Teppichpflanzen-Material wie Alternanthe- ren, Iresinen. Coleus etc. bemerken wir hier in reichlicher X'erwendung Pflanzen, welche sonst selten anzutreffen sind. Josef Krupka. Sta^tgärtner und Leiter der Karaolagen zu Baden bei Wien. Wir nennen hier in erster Reihe Crassula Cooperi. ein herr- liches, kriechendes, niedriges Gewächs mit reizenden Blilt- chen, das selbst mehrere Frostgrade unbeschadet verträgt ; dann Leucophyta Broicnii mit ihren sparrigen, sübrig- weissen Stengeln und Blättchen, diverse Echeverien — darunter Echeveria desmeiiana — und Cofyledon. Alljähr- lich bewundem die hohen und höchsten Kurgäste die von Krupka selbst entworfenen und ausgeführten Teppich- beete, von denen wir in Bild und Zeichnung die Beete vor dem Kurhaus (Seite 580), vor der Steinstiege (Seite 581) und das letzte Beet vor dem im \'orjahre abgebrochenen alten Dampf- und Wannenbade Seite 582) dem Leser vor Augen führen. Das letzte Beet hat infolge des Neubaues des Badehauses einem in gigantischeren Formen gehal- tenem neuen weichen müssen (Zeichnung desselben in Heft 51), das von dem Balkon dieses Ge- bäudes aus einen phänomenalen Eindruck her\^orruft. Aus den Abbildungen ist ersichtlich, dass der technische Leiter dieser An- lagen auch dem herrschenden Zeit- geist Rechnung trägt, indem er schon seit einigen Jahren die Teppichbeetmuster im Secessions- stil zur Ausführung bringt. Man mag über die Schönheit dieses Stiles streiten, man mag sich für denselben begeistern oder nicht, — das steht aber jedenfalls fest, dass die Secession, in massigen Formen angewendet, für viele Gcutenkünstler auf diesem Gebiete eine längst erwünschte Abwechse- lung gebracht hat. Es liesse sich noch manches Schöne und Anziehende über diese herrliche Parkanlage sagen, die heut als eine Perle unter den österreichi- schen öffentlichen und Stadtgärten dasteht. Leider hat man im schönen Österreich noch lange nicht den hohen Wert solcher öffentlicher Anlagen schätzen gelernt wie z. B. in Deutschland, wo fast jede mittlere Stadt ihren wohlgepflegten öffentlichen Park besitzt; vielleicht wird einst auch hier einmal eine Wandlung- zum Bessern eintreten ; allerdings aber müsste überall der grosse Übelstand abgeschafft werden, dass die technischen Leiter den Stadtbauämtern nach jeder Richtung hin unterstellt sind, welche sich — leider — dazu berufen fühlen und glauben, mit lebendem Material ebenso arbeiten zu können wie mit Ziegelsteinen. Die freie Entwickelung eines so begabten Gartenkünstlers wie Krupka dürfte sich manche löbliche Stadtvertretung zum \'orbild nehmen.*) *) Anmerkung d. \' e r f . Nach unseren bisherigen Beo- bachtungen glauben wir annehmen zu müssen, dass auch die 584 Die Garlenwelt. VI, 49 Unbestritten ist der Stadt Baden für das rastlose Bestreben, fast alljährlicli das Bestehende zu erweitern, vollste Anerkennung auszusprechen, an erster Stelle noch ihrem gartenbauliebenden Bürgermeister Zöllner, dem Vorsitzenden der Kuranlagen-Deputation, welche dank ihrer steten Opferwilligkeit und richtigen Erkenntnis, dass schöne, wohlgepflegte Gartenanlagen in sanitärer Bezie- hung für eine im Aufblühen begriffenen Stadt unbedingt notwendig sind und nicht minder den jährlichen Fremden- verkehr heben, immer Mittel und Wege findet, den Wün- schen der Bürgerschaft und Fremden gerecht zu werden. Neben den erwähnten lobenswerten Eigenschaften einer solchen Stadtvertretung aber spielt auch der technische Leiter solcher Anlagen, sofern er freies Wirken und Schaffen besitzt und nicht nach auf Bauämtern und von Baumeistern angefertigten ,, Plänen" arbeiten muss, eine nicht zu unterschätzende Rolle. In Krupka besitzt die Stadt Baden eine gärtnerische Kraft, die nicht hoch genug zu schätzen ist, was auch allseitig anerkannt wird. Krupka ist ein Mann, der an geeignetster Stelle steht, an einem Platz, wo neben hervorragendem Wissen und Können ein weltmännisches Auftreten dem zahlreichen hocharistokra- tischen Kurpublikum gegenüber eine unbedingte Notwen- digkeit ist. Der Abschluss meiner Schilderung wäre un- vollständig, wollts ich dieser nicht noch einen kurzen Lebensabriss des gegenwärtigen Leiters der Kuranlagen anfügen. Joseph Krupka (siehe Bild Seite 583) wurde 1864 in Adlcrkostekc in Böhmen geboren und erlernte die Gärtnerei in dem dortigen Gräflich Kinskyschen Schloss- garten. Dann war er als Gehilfe je ein Jahr beschäftigt bei Hoflieferant Floh in Wien, Gartendirektor Czullick im Fürstlich Liechtensteinschen Hofgarten in Wien und im Hofgarten des Erzherzogs Sigismund in Gemünd (Niederösterreich). Unter dem bekannten, leider zu früh verstorbenen Stadtgärtner Sennholz in Wien, einem Reichs- deutschen, arbeitete Krupka 5 Jahre im Wiener Stadt- park, ging hierauf nach England, konditionierte 1 Jahr bei Tuffin, Handelsgärtner in Bexley Heath, 2 Jahre bei Pitcher & Manda in Hextable und 1 Jahr im Park zu Wolverhampton. \'on England reiste Krupka nach Frank- reich und arbeitete 1 Jahr beim Baron Rothschildschen Gartendirektor Bergmann in Ferneres en Brie bei Paris. Nach Österreich zurückgekehrt, war Krupka noch 1 Jahr im K. und K. Hof garten Belvcdere in Wien thätig, worauf er im Februar 1897 zum Sladtgärtner in Baden gewählt wurde. Hier erwarb sich Krupka, wie bereits erwähnt, recht bald die Liebe und das \'ertrauen seiner vorgesetzten Behörde, der Bürgerschaft und der jährlich wiederkeh- renden Kurgäste dermassen. dass er heute als ein Lieb- ling aller Gartenfreunde dortselbst gilt, nicht minder auch als aufrichtiger, biederer Freund und Kollege aller mit ihm bekannt gewordenen Gärtner, zu denen sich auch infolge des nahen nachbarlichen \'erkehres der Verfasser dieser Zeilen zählen darf, dessen mit Krupka verlebten heiteren Stunden ihm eine bleibende Erinnerung sind. Als ein kleines Spiegelbild seiner Popularität möge an- geführt werden, dass die Einheimischen wie Kurgäste- gerade der Belebung der in; letzten Frühjalir von ihm geschaffenen Anlagen durch die Wasserpartien nebst dem Wasserfall mit grösstem Interesse entgegensahen. Ab- gesehen davon, dass damit eine auch offiziell bekannte Lieblingsidee Krupkas in F'rfüllung ging, hatte sich zur Eröffnung der Wasserpartien ein zahlreiches Publikum versammelt, welches ihm grosse Ovationen darbrachte, die so recht deutlich zeigten, wie allseitig das tüchtige Wissen und \'ollbringen dieses Mannes gewürdigt und anerkannt wird. Bereits wenige Tage nach der Eröffnung war der von Krupka angelegte Bach ihm zu Ehren ,,Krupkabach" allgemein benannt, — er wird auch für immer diesen Namen tragen, und seine idyllischen Partien wandern nun in Form von prächtigen Ansichtskarten in die weite Welt hinaus. Meister Komz.lk, der vortreffliche Leiter der Ba- dener Kurkapelle, führte bald darauf eine von ihm kompo- nierte, Stadtgärtner Krupka gewidmete Polka fran^aise „Am Krupkabach" auf. die einen durchschlagenden 'Er- folg cj-ziclte. Hoffen wir, dass ihm auch die sonst all- gemein übliche offizielle Auszeichnung ..Stadtgarteninspek- tor" recht bald zu teil wird, welche sich dieser Mann auf Grund seiner gartenkünstlerischen Leistungen schon längst verdient, und wir glauben, dass diese unsere An- regung nicht erfolglos bleibt, wodurch Krupkas \'erdienste nach aussen hin uns am entsprechendsten dokumentiert erscheinen. Wir aber wünschen allein schon im Interesse der aufblühenden Garten- und Blumenstadt Baden, dem ..deutsches Wiesbaden im Kleinen", dass ihr diese tüch- tige gärtnerische Kraft noch lange erhalten bleibe, welche die Badener Kuranlagen in einen kleinen Frankfurter Palmengarten so schön und anziehend umzugestalten ver- standen hat. Neue Pflanzen. Iiichardia hybritia „Solfatara". Von G. Bornemann, Florist, Blankenburg a. Harz. (Hierzu die Farbcntnfel.) G. Wiener Gartenaiilagen unter den soeben geschilderten Übel- ständen zu leiden haben, wo manche schöne alte Anlage im höchsten Grade reformbedürftig erscheint. reibblühende Calla haben wir zwar schon seit län- gerer Zeit in unseren Kulturen, aber alle diese älteren Arten bilden nur kleine, fast geschlossene Blumenhüllen, die auch eine wenig ansprechende Färbung zeigen. Nur BicJianiiii auruta kann als wirklich gelbblühend bezeichnet werden, wenn sie auch ihren Speziesnamen lange nicht verdient ; sie ist kaum schwefelgelb. Aber ihre Blumen- hülle ist ziemlich offen, wenn auch nur klein. Bei hastata, Adlanii, ^'flsoiii, alho-niaciilata ist sie allerdings noch klei- ner, kaum geöffnet und weisslich gelb. .,DiE Gartenwblt" vi. RiCHARDiA Züchter VI, 40 Die Gartenwelt. .585 Grosses Aufsehen erregte eine grossblumige, tief dottergelbe Art, die zuerst in England vor etwa zehn Jahren gezeigt und Bichardia eUiottiana genannt wurde und bald darauf erschien die sehr ähnliche Pentlandi, deren Blatt ganz grün ist, während das von eUiottiana mit zahlreichen, durchscheinenden weissen Flecken überstreut ist. Eine dritte ähnliche Art ist kürzlich entdeckt wor- den und wird in den nächsten Jahren als Richardia Spren- gen in den Handel kommen. Alle drei stammen aus Natal und Transvaal und diese Gegend wird uns wohl noch manche Calla-Schönheit bringen, wenn dort die hochgehen- den Wogen der Politik geglättet sind und wieder Ruhe im Lande herrscht. Freilich werden diese Schönheiten wieder durch unsere \'ettern jenseits des Kanals uns zuge- führt werden, und diese werden auch hierbei wieder den Rahm abschöpfen. Mit dem Schaffen von Blendlingen sollten wir dann aber gleich bei der Hand sein. Richardien lassen sich wie alle Aroideen, leicht kreuzen, und dass auf diesem Gebiete Erfolge nicht schwer zu erzielen sind, zeigt die Hybride „Solfatara", „Solfatara" ist ein Kreuzungsprodukt zwischen elliof- fiana und Adlami und zwar nach beiden Richtungen. Die aus beiden Kreuzungen entstandenen Hybriden waren so wenig verschieden, dass sie unter einem Namen zu- sammengefasst werden konnten. Die Blumenhüllen sind gross, 15 — 20 cm lang und 10 — 15 cm breit, am Rande oft gewellt. Die Färbung ist ein leichtes Schwefelgelb, das im Dämmerlichte und bei künstlicher Beleuchtung einen grünlichen Schein annimmt; im Grunde des Hüllblattes befindet sich ein tiefschwarzer Fleck. Die Blätter sind länglicher wie bei eUiottiana und mit weniger zahlreichen, weiss durchscheinenden Flecken bedeckt. Während Richardia dliottiana durch die wirkungs- \olle tiefgelbe Färbung stets eine auffallende Erscheinung bleiben wird und als Topfpflanze ihren \\'ert hat. steht der „Solfatara" eine grosse Zukunft als Schnittblume bevor. Durch die feine, angenehme Färbung wird sie für die Bindekunst zu einem grossartigen Werkstoff, der noch be- sonderen Wert durch die fast unbegrenzte Haltbarkeit der Blumenhüllen erhält. An der Pflanze trocknen sie im Ver- blühen nicht ein, wie bei den weissblühenden Formen, son- dern sie färben sich allmählich grün, bis sie die Färbung der Blätter angenommen haben. Abgeschnitten halten sich die Blumenhüllen einen Monat lang. Ein Verlust durch X'erblühen kann für den Schnittblumenzüchter also gar nicht eintreten. Ein weiterer Wert liegt in der Treibfähig- keit. Legt man die Knollen zu Neujahr, so kommen die Pflanzen im temperierten Hause Mitte März zur Blüte. Grosse Wärme lieben sie nicht. \'iel schöner und grösser werden die Blumenhüllen allerdings im Freien. Man kann die Knollen wie Gladiolen Zwiebeln im April ins Freie legen, die Blumenhüllen entfalten sich dann nach 8 — 10 Wochen. Die Farbentafel ist nach Exemplaren angefertigt worden die unter Glas geblüht haben. Durch diese grosse Widerstandsfähigkeit zeichnet sich „Solfatara" sehr vorteilhaft vor der Stammsorte eUiottiana aus, die namentlich als junge Pflanze ziemlich empfindlich ist und deshalb stets teuer bleiben wird. „Solfatara" wächst schon als kleine Sämlingspflan'ze schnell und kräf- tig, wodurch es mir möglich wurde in wenigen Jahren einen genügend grossen Vorrat heranzuziehen, um sie jetzt an- zubieten. Herr Max Leichtlin ist mir dabei allerdings sehr zu Hilfe gekommen. Er hatte gleichfalls diese Kreuzung vorgenommen und als er die Hybriden von eUiottiana X Adlami und Adlami X eUiottiana unter den Namen „Aurora" und „Solfatara" anbot, erwarb ich seinen Vorrat. Es ist aber, wie^ schon gesagt, kaum ein Unterschied zwi- schen beiden Kreuzungen, und es zeigen sich so viele Übergänge, dass ich mich entschloss nur einen Namen beizubehalten und den letzteren als besonders bezeichnend, wählte. An mehreren Blütenhüllen zeigte der Rand und die äussere Hülle in diesem Jahre eine rosa Tönung und ich hoffe, dass wir in dieser Färbung hier wie auch bei ande- ren Richardien-Kreuzungen in den nächsten Jahren Fort- schritte zu verzeichnen haben werden. Da wäre dann der Name „Aurora" recht passend ; es wäre die Morgenröte am Himrnel der Calla-Hybriden, in dessen Dämmerlichte wir jetzt noch mühsam umhertasten, wie in der Schwefelhöhle Solfatara, an dem aber sicher einst strahlend die Sonne emporsteigen wird. Stauden. Feriila Asa foetida L. (Reg.) Von J. Hölscher, Königl. Garteninspektor, Breslau. Im, Anschluss an den Artikel des Herrn F. W. Meyer, Exeter, in No. 42 der ,, Gartenwelt", möchte ich den geehrten Lesern mitteilen, dass auch im hiesigen Kgl. botan. Garten die Asant- oder Teufelsdreckpflanze An- fang Mai in drei prächtigen Exemplaren blühte. Schrei- ber dieses erhielt vor etwa 10 Jahren von dem inzwischen verstorbenen Inspektor des botanischen Gartens in Mos- kau, Worbst, 10 Wurzelstöcke dieser seltenen Staude, die schon damals eine ansehnliche Stärke erreicht hatten und von welchen im vorigen Frühjahre eine, in diesem Früh- ling drei Pflanzen zur Blüte gelangten. Zweifelsohne ist die in den Steppen Persiens und den benachbaiten Gebieten zwischen dem persischen Meerbusen und dem Aralsee hei- mische Doldenpflanze, die hier nur auf kieselsandigem Boden mit wasserdichtem, salzreichem Untergrunde in dich- ten Genossenschaften, oft allein das Gebiet beherrschend, wächst, eine seltene und interessante Pflanze. Die in der Heimat über zwei Meter hoch wachsende Staude erreicht nach den hier im Garten gemachten Beobachtungen nicht annähernd diese Dimensionen. Ehe die mehrjährige, äusserst langsam wachsende Pflanze zur Blüte gelangt, erzeugt sie eine grosse, stark verzweigte, rübenförmige Pfahlwurzel von aussen graubrauner, innen gräulich-weisser Farbe, welche von Milchsaft strotzt. Auf ihr sitzt eine Blattrosette, welche aussen von einem Faserschopfe aus den Gefässbündeln und Blattstielscheiden der früher ab- gestorbenen Blätter gebildet wird. Während einer Reihe 586 Die Garten weit. VI, 49 von Jahren treibt die Wurzel nur Wurzelblätter, bis nach etwa 7 — 10 Jahren der un\erhältnismässig dicke, säulen- förmige Stengel erscheint. Nach der Blüte und Samenreife geht nicht bloss er, sondern auch die ganze Pflanze mit- samt der Wurzel zu Grunde. Die blaugrünen Wurzelblätter sind sehr gross und erreichen oft mehr als 1 m in der Länge. Der Blütenstengel bleibt nach Art der Umbelli- feren noch einige Zeit in vertrocknetem Zustande stehen; er ist steif, aufrecht, walzig und gestreift; im Innern ist er von einem weissen, markigen Gewebe dicht gefüllt. Wäh- rend des Blühens fallen die am Blütenstengel allmählich kleiner und einfacher werdenden Blätter ab, sodass der fruchttragende Stengel ganz blattlos erscheint. In dem ersten Knospenzustande gleicht Ferula Asa foetida einem Kohlkopf, öffnen die sich entwickelnden Blütenstände die Scheiden, einem Carviolkopfe. Die Asantpflanze enthält, namentlich in den Wurzeln, grosse Zellräume (Emulsions- behälter), in denen sich neben Öl und Harz auch Gummi- schleim vorfindet, welcher der bei Verletzung der Pflanze austretenden Flüssigkeit ein milchiges Aussehen giebt. Nach dem Anschneiden der unterirdischen Achsenteile der Pflanze fliesst der Milchsaft kräftig aus und erstarrt. Das so entstehende mehr oder weniger harte Gummiharz ist der Asant oder Teufelsdreck der Apotheken, der häufig bei krankhaften Affektionen und bei Hysterie benutzt wird ; ausserdem wird er als Räuchermittel in Viehställen zum Vertreiben der Insekten verwendet. In Persien und Indien dient der Asant zur Würze von Speisen und Getränken. Man unterscheidet im Handel drei verschiedene Sorten, von denen der Thränen- oder Körnerasant die vorzüg- lichste und seltenste Sorte ist. Der Geruch des Asant ist höchst eigentümlich, äusserst durchdringend, widerlich- knoblauchartig; der Geschmack ist sehr widerlich, scharf, bitter aromatisch und lange andauernd. Der Haupthan- delsplatz der gewonnenen Produkte ist Bombay, wohin die für Europa bestimmte Ware entweder durch persische Händler aus der Provinz Laristan gebracht wird, oder aus Afghanistan über den Bolanpass und den Indus die Zufuhr erfolgt. Von den im Breslauer botan. Garten zur Blüte gelang- ten Exemplaren ist reichlich keimfähiger Samen geerntet worden von welchem Interessenten gerne abgelassen wird. Topfpflanzen. Petrea volubilis Lin. ist allerdings im tropischen Amerika zu Hause, wo sie ein ziemlich ausgedehntes Gebiet zu be- wohnen scheint, allein sie bedarf nicht so hoher Winterwärme als in No. 44 angegeben ist. Die nicht nur ,, recht hübsche", son- dern sogar prächtige Kletterpflanze ist immergrün, wirft aber im Klima von Neapel, wo sie geeigneten Orts vollkommen winterhart ist und in Palermo, wo sie es unbedingt überall ist, das Laub des Winters ab. Es kommt darauf an, wo die Pflanzen, welche so hohe Winterwärme (12 — 15" C.) bedürfen, herstammen. Wir haben des Winters manchmal recht wenige Wärmegrade, ja das Thermometer sinkt unter Umständen auf 2 — 3 " unter Null imd es schadet meiner aus kühlen Regionen Argentiniens stam- menden Petrea durchaus nicht. Ich sah die schöne, überaus reich und prächtig blühende Pflanze in Florenz und Palermo in der Blüte und liess sie mir dann aus der Heimat senden, erzog sie aus Samen und fand, dass sie nicht oder wenig variiert. Meine Pflanzen blühen den halben Sommer lang und sind mit ihren prächtigen Blütenrispen gleich Wistarien vollständig behangen. Die Grundfarbe ist aber kornblumenblau mit etwas hellerer Mitte. Man kann die schönste aller \'erbenaceen getrost im Topfe kultivieren, gut düngen, während des Winters ruhen lassen und im Sommer in der vollen Sonne kultivieren und wird alle Freude daran erleben, die ein Blumenfreund sich nur wünschen kann. Im Gegenteil, meine Petrea wachsen vorzüglich in sehr leichter, humöser und sandiger Erde, erhalten aber im Sommer jede Woche einen kräftigen Dungguss, bestehend aus Chilisal- peter, Kali und Phosphaten. Dabei befinden sie sich sehr wohl. Die Blütenpracht dieser holzartigen, langlebigen und leider etwas kletternden Verbenacee ist nicht leicht zu schildern, aber ich darf sagen, dass sie eine der schönsten Schling- sträucher des Erdballs darstellt, vorausgesetzt, dass sie richtig kul- tiviert wird. Es giebt aber auch andere kaum weniger schöne Petrea, welche strauchartig wachsen und der Einführung noch harren. C. Sprenger. Aus den Vereinen. XV. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Gartenkunst- 1er vom 24. — 27. August 1902 zu Breslau. Aus allen Teilen Deutschlands waren Vertreter der schönen Gartenkunst zu dieser \'ersaramlung erschienen. Schon am Sonnabend Abend trafen aut der Liebichshöhe, einem Aussichtspunkte inmitten der Stadt, umgeben von schönen Promenaden, Damen und Herren m grosser Zahl zusammen und erfreuten sich des Wiedersehens oder schlössen neue Freundschaft. Der Ernst der Arbeit begann am Sonntag Vormittag! 9 Uhr im Sitzungssaale des Provinzial-Landhauses. Im Lichthof dieses neuen imposanten Gebäudes hatten die städtische Promenaden- V'erwaltung Breslau, sowie einige Gartenarchitekten Breslaus Pläne und Photographien ausgeführter Anlagen zur Besichtigung ausgelegt. Nach den üblichen Begrüssungsansprachen begannen unter dem Vorsitz des II. Vorsitzenden des \'ereins, Herrn Klaeber Wannsee, die \'erhandlungen. Der I. Vorsitzende, Stadt. Garteninspektor A. Fintelmann-Bcrlin war durch die Vorberei- tungen zum Empfange für den Besuch des Königs von Italien am Berliner Hofe am Erscheinen verhindert. Den breitesten Raum der Verhandlungen nahm der Antrag auf Feststellung der Gebührenordnung ein. Begründet w'urde die vom Vorstand aufgestellte Gebührenordnung vom Kgl. Gartenbaudirektor Herrn Bertram-Dresden, welche Vorlage nach langen Debatten auch schliesslich Annahme fand. Ein opulentes Frühstück, gegeben von der Stadt Breslau, würzte die trockenen Vereinsverhandlungen, die mit einem Vor- trage des Apothekers Herrn Scholtz-Breslau ,,Über niedrig blei- bende Koniferen, unter V'orlegung von Holzabsclinitten, Zapfen u. s. w." am Nachmittag gegen 4 L'hr endeten. In gemeinschaftlicher Fahrt in Landauern und Mail-coaches wurde das Ziel des i. Tages, der Südpark, erreicht. Der Süd- park ist der Stolz jedes Breslauer Bürgers; ein öffentlicher Park von ca. 100 Morgen Areal, bietet er dem Grossstädter die erwünschte Erholung durch seine modernen, in grossem Stil ausgeführten Anlagen. Ein Rundgang zeigte die vom Stadt. Gartendirektor Herrn Richter-Breslau im Jahre 1892 begonnenen Schöpfungen. Das herrliche Wetter liess die gebotenen Schön- heiten im besten Lichte erscheinen. Tausende von Besuchern erfreuen sich der herrlichen Schöpfung. Ein Festessen ver- einte in den geschmackvollen Räumen des Südpark-Restaurants rund 200 Teilnehmer, Damen und Herren, im vollen Genüsse der gebotenen heiteren Stunden. Der 2. Tag begann mit einem Rundgang durch die inneren Promenaden der Stadt, die durch neue Bekiesung der Wege- flächen auch dem ansässigen Breslauer von Neuem imponierten. VI, 49 Die Gartenwelt. 587 Heiss schien die Sonne auf die in geschlossenen Trupps Dahin- wandernden, es nahmen daher die Teilnehmer ein von Herrn Gartendirektor Richter und seiner liebenswürdigen Frau Ge- mahlin in dem schattigen Garten bei seiner Dienstwohnung dar- gereichtes Frühstück dankbaren Herzens an. Die Gestärkten traten dann zu einem Gruppenbilde zusammen, das den Teil- nehmern gewiss eine willkommene Erinnerung an die schönen Breslauer Gartenkünstlertage gewähren wird. Blumengeschmückte Landauer nahmen dann die Anwesen- den zu einer Rundfahrt durch die Stadt auf, welche den Frem- den die inneren Stadtteile mit den hauptsächlichsten öffent- lichen Gebäuden zeigte. Angelangt im Schiesswerder, ein dem Breslauer Schützenbund gehörender Erholungsort mit Restau- rant und Parkanlagen, fand eine in den 70 er Jahren von einem Naturfreund, dem Kaufmann G*itstein-Breslau, mit vielem Ge- schmack und innigem Verständnis für Naturschönheiten in diesem Park angelegte Partie, eine en miniature Darstellung eines Gebirgsthales des Riesengebirges, den allgemeinen Beifall der Besucher. Die Beratungen, die am i. Tage nicht zu Ende geführt waren, setzten sich hier weiter fort, noch war die Tagesord- nung lange nicht beendet. Auch zu diesen Verhandlungen waren wie am 1. Tage ca. 80 — 90 Vereinsmitglieder anwesend. Ge- nehmigung des Haushaltsplanes pro 1902, Vornahme der Wahl für die Ausschüsse und Neuwahl des Vorstandes fanden schnelle Erledigung, indem die bisherigen Ausschüsse, ebenso wie der frühere A'orstand wiedergewählt, und für den im letzten Jahre verstorbenen Städtischen Gartendirektor Herrn Kowallek- Köhi Herr Kgl. Garteninspektor Bouche-Bonn neugewählt wur- den. Zum nächstjährigen Versammlungsorte wurde ISIünchen gewählt. Einige \"orträge, auf die ich ausführlicher in einer der nächsten Nummern der „Gartenwelt" noch zurückkommen werde, folgten in kurzer Folge aufeinander, so dass man mit einiger Verspätung das gemeinsame Mittagsmahl einnehmen und darauf die angesetzte Dampferfahrt vom Schiesswerder durch den Grossschiffahrtskanal an den neuen Hafenbauten vorüber nach Scheitnig antreten konnte. Scheitnig, ein zusammenhängendes Parkgelände von rund 400 Morgen Grundfläche, zum grössten Teile in Königlichem Besitz, besteht aus einem Teile mit hundertjährigem Baimibe- stand, und den erst in den letzten Jahrzehnten von den Städti- schen Behörden ausgeführten Erweiterungen. Während der Süd- park als neuere Schöpfung modernen .Ansprüchen an einen öffentlichen Park in weitgehendster Weise gerecht wird, ist Scheitnig mehr im Waldcharakter gehalten : ausgedehnte Be- stände von Laub- und Nadelholz, grosse Wasserflächen, weite Wiesenbahnen mit Ausblicken, Fuss-, Fahr- und Reitwege charak- terisieren diesen herrlichen, viel besuchten öffentlichen Park. Auch am 3. Tage fanden sich zur Besichtigung interessanter alter Baudenkmale noch eine stattliche Anzahl Teilnehmer ein, zunächst wurde das altehrwürdige Rathaus, dessen erste Anfänge in das 12. Jahrhundert zurückreichen, besichtigt. Auch einige alte Kirchen boten interessante Altertümer und Kunstschätze; man wendete dann seine Schritte dem Königlichen botanischen Garten zu, der durch reiche Pflanzenschätze und dendrologische Seltenheiten das allgemeine Interesse für sich in Anspruch nahm. Der Nachmittag vereinte wiederum fast 100 Teilnehmer zum Besuche des Schlosses und Parkes Sibyllenort, einer Be- sitzung des Königs von Sachsen. Reich ausgestattete Parterres, prächtige Solitairs und tadellose Rasenflächen zeigte die Um- gebung des sich im mittelalterlichen Burgstil repräsentirenden Schlosses, von dessen Fenstern sich wahrhaft herrliche Aus- blicke nach allen Seiten hin darboten. Reizvolle Wasser- und Parkpartien zeichnen diesen Fürstensitz besonders vorteilhaft aus. Nur schwer trennte man sich vom Hofbräuhaus Sibyllenort, woselbst im Auftrage des Königs eine geradezu fürstliche Be- wirtung der Gäste stattgefunden hatte. Das herrliche Wetter, sowie die überaus aufmerksame und liebenswürdige Aufnahme der Gäste seitens der Gruppe Schle- sien des D. G.-V., nicht zum mindesten aber eine geschickte Zeit- und Programmeinteilung des reichlich Dargebotenen hinter- lassen bei allen Teilnehmern ein freudiges Gedenken an die Breslauer Tage; den Arrangeuren, — Damen und Herren, — sei hiermit wärmster Dank gezollt. * * * Vereinigung ehemaliger Geisenheimer. Ortsgruppe Nieder- rhein. Grosse Sommerzusammenkunft gelegentlich der Obst- und Binderei-Sonderausstellung in Düsseldorf, am Sonntag' den 14. September, Vormittags 10 LIhr im „Hotel du Nord", Bis- marckstrasse, 4 Minuten vom Hauptbahnhof. Nach dem Mittag- essen gemeinschaftlicher Besuch der Ausstellung, abends ge- m.ütliches Beisai angelegenheiten. Um rege Beteiligung ersucht Die Ortsgruppe Niederrhein, i. A. Heinr. Beuhs, Schriftführer, Düsseldorf, Oststrasse 55 i. Bücherschau. Regelmässig wie die Schwalben im Frühling erscheinen die Neuauflagen der Bücher Johannes Böttners. Vor uns liegt wieder das Gartenbuch für Anfänger in 5. Auflage, auf das wir schop vielfach empfehlend hinweisen konnten. Volkstüm- lich, mit Lust und Liebe zur Sache geschrieben, musterhaft illustriert, ist es unbedingt das beste Buch speziell über Obst- und Gemüsebau, welches man dem Anfänger in die Hand geben kann. Preis elegant in Leinen gebunden 6 M. \'erlag von Trowitzsch & Sohn, Frankfurt a. O. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Kürzlich erschien im Selbstverlag der landwirtschaftlichen Lehranstalt „Francisco Josephinum in Mödling" bei Wien deren XXXIII. Jahresbericht. Mit dieser Anstalt ist die Gartenbau- schule ,,Elisabethinum" und eine Brauerschule verbunden. An der Gartenbauschule trat im Studienjahr 1901/02 (laufend vom I. Oktober bis inkl. 30. September) zum ersten Male der Jahres- kurs in Kraft, welchen zusammen 20 Schüler besuchten. Der theoretische Unterricht beginnt regelmässig am i. Oktober und endigt am 15. Juli; von diesem Tage ab werden die Schüler bis zu ihrem am 30. September erfolgenden Austritt mit prak- tischen Arbeiten beschäftigt. L^nter den 20 .Absolventen befinden sich 15 Deutsche, 3 Tschechen und 2 Italiener; dem .Alter nach standen sie beim Eintritt zwischen dem 15. und 21. Lebensjahre. Der Zweck der Schule ist, praktisch uncl theoretisch tüchtige Gärtner heranzubilden, weshalb auf eine entsprechende praktische Thätigkeit in den Anstaltsgärten beson- derer Wert gelegt wird. Besonders wird Obst- und Gemüsebau gepflegt, nebenbei bieten reichhaltige Staudensammlungen, di- verse Koniferen, Laubgehölze und ein kleiner botanischer Gar- ten wichtiges Demonstrationsmaterial für den L^nterricht. All- jährlich werden diese Sammlungen durch vielseitige Zuwendungen seitens verschiedener Gärtner bereichert, wie auch die bereits vorhandenen Weinquartiere — bestehend hauptsächlich aus lo- kalen Sorten — jährlichen Zuwachs erfahren. Es werden in- folge der einstigen Reblaus-Invasion nur auf amerikanische Reben veredelte europäische Reben gepflanzt. In diesem Frühjahr wurde ein kleines Rosarium mit 87 der gangbarsten Handels- sorten angelegt und an Stelle der altersschwach werdenden Form- obstbäume eine neue Formobstanlage gepflanzt. Leider haben die Anstaltsgärten sehr unter dem denkbar schlechtesten Kul- turboden zu leiden und die gerade in schönsfer Entwickelung und Tragfähigkeit stehenden Obstbäume sterben im Verlauf eines Jahres oft plötzlich ab, sofern ihre Wurzeln den undurch- dringlichen Schotterboden erreichen. Die Schüler unternahmen im verflossenen Schuljahr unter Leitung ihres Fachlehrers Exkursionen in die Reichsgartenbau- 588 Die Galten weit. VI. 40 Ausstellung und in die Frühjahrs-Ausstellung der Wiener Gar- tenbau-Gesellschaft nach Wien, in die K. K. Hof gärten nach Laxenburg und Schönbrunn, in den herrlichen Stadt- und Kur- park nach Baden bei Wien (Stadtgärtner Krupka), in die Form- obst-Baumschule „Kanzelhoi" (Besitzer A. Schmid) nach Maria- Lanzendorf und in die Erlaucht Graf Harrachschen Gärten nach Schloss Prugg bei Brück a. d. Leitha. Bei den genannten Wiener Ausstellungen und gelegendich der Ausstellung in Wie- ner Neustadt wurden das Elisabethinum, bezw. auch einzelne Schüler für ausgestellte Pläne, Malereien etc. prämiiert. Von den 20 Absolventen waren 12 Stipendisten; daneben waren noch 3 Schüler von der Entrichtung des Jahresschul- geldes im Betrage von je 100 Kronen befreit. Die nun neu eintretenden Schüler österreichischer Staatsangehörigkeit können sich bewerben um ein Stipendium Sr. Majestät des Kaisers, ein Stipendium weiland Ihrer Majestät der Kaiserin im Betrage von je 500 Kronen, und 6 Stipendien des K. K. landwirtschaftli- chen Bezirksvereins von je 300 Kronen und um noch drei ausserordentliche Unterstützungen des K. K. Ackerbau-Ministe- riums von je 240 Kronen. Anmeldungen neuer Schüler werden schon jetzt von Seiten der Direktion entgegengenommen. Br-dt. In Wertheim a. Main einem alten, hübsch gelegenen badi- schen Städtchen soll mit i. Oktober d. J. eine neue, in ihrer Art einzige Schule errichtet werden, die den stolzen Namen : „Deutsche Nationalschule" führen wird. Eine Gruppe national gesinnter Männer Badens ist zur Durchführung dieses Gedankens zusammengetreten. Dieselben gehen von der Überzeugung aus, dass uns eine Erziehungsschule fehle, welche ihre Zöglinge in besonderem Grade befähigt, auch ausserhalb der Reichsgrenzen ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen sowie die unserer Nation zu fördern und der Pflege der deutschen Kultur in Sprache und Gesittung zu dienen. Die Ausbildung einer praktischen Tüch- tigkeit und allgemeiner Brauchbarkeit, eines frohmütigen Selbst- vertrauens, Liebe zum deutschen V'olkstum, Kräftigung des Na- tionalgefühls, das sollen die Ziele des Unterrichts und der Er- ziehung sein. Die Schüler treten mit dem 9. Lebensjahr in den Unterbau, mit dem 15. und 16. Jahr in den Oberbau (Internat) ein. Der Lehrplan weicht in manchem von den öffentlichen Schulen, an welche sich aber der Unterbau anlehnt, ab. Auf Zeichnen, Handarbeiten, Naturkunde, Kulturkunde und lebende .Sprachen wird ein Hauptgewicht gelegt. Es sind Schritte ge- than, der Schule die Einjährigen-Berechtigung zu gewähren. Wenn es mit Freuden zu begrüssen ist, dass hier junge Leute jeder Herkunft herangebildet werden, die draussen mehr zu leisten imstande sind, als viele der jetzigen Kolonisten und Erwerbsthätigen im Auslande, welche leider nur zu oft mit einem Kopf voll Wissen, aber ungeschicktem und unpraktischem Handeln so vielfach Sclüffbruch leiden, so werden noch mehr unsere Volksgenossen draussen in der Ferne die Gründung einer -i^nstalt begrüssen, welche nicht nur ihnen brauchbare Kräfte, besonders auch als Lehrer schickt, sondern auch ihre eigenen Kinder in sich aufnimmt, um sie in deutschem Geiste und deut- scher Gründlichkeit zu hoher Leistungsfähigkeit heranzubilden. Der deutsche Gärtner ist heute schon viel in unseren Kolonien begehrt und wird es noch mehr werden; auch ihm ist in W^rtheim die beste Gelegenheit gegeben, neben dem theo- retischen Unterricht in den Anstaltspflanzungen unter der Lei- tung eines erfahrenen Gärtners auch die Praxis zu erlernen, so dass er mit Kenntnissen wohl ausgerüstet und praktisch durch- gebildet auch unter fremden Verhältnissen erfolgreich den Wett- bewerb wird aufnehmen können, drum sei die deutsche Na- tionalschule in Wertheim auch Gärtnern bestens em- pfohlen. Alles Nähere, ist aus dem ."^nstaltsprospekte zu erfahren, welche auf Wunsch von dem Anstaltsdirektor, Dr. Kapf in Wert- heim, unentgeltlich verabfolgt werden. Die von Herrn Major a. D. Kressmann verfasste Denkschrift zur Gründung der Anstalt ist zum Preise von i Mark durch jede Buchhandlung zu be- ziehen. Tagesgeschichte. Bonn. Die Firma Otto Schnurbusch & Co., Poppeisdorf, welche früher viel genannt wurde, der aber Herr Otto Schnur- busch seit Jahren nicht mehr angehört, ist in Konkurs ge- raten. Auch über das Vermögen des Mitinhabers Georg Fussner ist am 18. August das Konkursverfahren eröffnet worden. Neapel. Wie wir bereits mitgeteilt haben, ist die Firma WuUc & Co. mit 280 000 Lire Passiven in Konkurs geraten. Man berichtet uns aus Neapel, dass der bisherige Inhaber so- fort ein , neues Unternehmen unter der Firma Hans Wulle & Co. mit einem Kapital von 2000 Lire! begründet habe. Als Teilhaber figuriert Frau Wulle und ein Dr. Mayer von der dortigen Zoologischen Station. • Trier. Mit der Herstellung einer neuen Strasse, der Hohen- zoUernstrasse, ist begonnen worden. Dieselbe wird in der Art der hiesigen Kaiserstrasse mit grossartigen gärtnerischen An- lagen geschmückt w-erden. Gleichzeitig wird nach dem neuen Stadtbebauungsplan auch eine Veränderung des ganzen rechten Moselufers vom Garnisonlazarett im Norden der Stadt bis zur HohenzoUernstrasse oberhalb St. Barbara vorgenommen. Das sehr niedrig gelegene Ufer wird mit einem Damm zum Schutze gegen Hochwasser und dieser selbst mit Spazierwegen und gärtnerischen Schmuckanlagen versehen. Bis zur Mosel- brücke sind diese bereits fertig. In St. Barbara soll in diesem Herbst mit den Arbeiten begonnen werden. Nach Fertig- stellung der gesamten Strecke wird sich Trier auch einer seiner würdigen L'feransicht zu erfreuen haben. A. W. Fragen und Antworten. Neue Frage No. 21g. Ich beabsichtige ca. 2000 Stück 20 — 25 jährige Linden, Kastanien, Eichen und Ahorn zu verpflan- zen. Bisher habe ich mich mit grossen Schwierigkeiten, aber doch guten Erfolgen, ohne Pflanzwagen beholfen, möchte mich aber nunmehr eines solchen bedienen. Ich bitte deshalb, mir an dieser Stelle mitzuteilen, wo derartige Verpflanzwagen in Gebrauch sind oder welches System sich bei diesem oder jenem Fachmanne in der Praxis bewährt hat und wie hoch sich die .\n- Schaffungskosten für einen solchen Verpflanzwagen, mit dem man 100 — 150 Zentner schwere Ballen bewältigen kann, stellen. Mir kommt es vor allem auf eine praktische Hebevorrichtung an. Neue Frage No. 220. Wie haben sich Papierfenster für Mistbeetkultur in der Praxis bewährt und ist es im besonderen ratsam, sich derselben zum Bedecken von Rosen und Chry- santhemum in Kästen im Frühjahr oder Herbst zu bedienen? Personal-Nachrichten. Bacherle, Josef, Hofgärtner a. D., starb zu Eichstädt am 25. .August im 93. Lebensjahre. Bernd! . Wilhelm, Herrschaftsgärtner in Beilau, Kreis Neu- markt und Fischenich, Michael, städt. Gärtner in Elberfeld, erhielten das allgemeine Ehrenzeichen. Mächtig, städt. Gartendirektor in Berlin, erhielt vom König von Italien anlässlich seiner Anwesenheit in Berlin das Ritter- kreuz des St. Mauritius-Ordens verliehen. Zeising, R., Handelsgärtner in Halle a. S., starb am 23. August im 32. Lebensjahre. Verabtwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 13. September igoa. No. 50. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Neue Pflanzen. Aiitirrliinum majus Peloria. Von Johannes Mahling, Obergärtner, Erfurt. (Hierzu eine Abbildung,) ZjM den grösstcn botanischen Merkwürdigkeiten, welche icli seit einigen Jahren in den Samenkulturen der Firma Chr. Lorenz- Erfurt mit Aufmerksamkeit beobachtet habe, gehört Anlirrliinum majus Peloria. Seither gab es ein Antirrhimun mit ausschliesslich pelorischen (nicht symmetrischen) Blüten noch nicht und wird daher diese Form des AntirrMnuin zweifellos das Interesse aller Botaniker und wahrscheinlich vieler Blumenfreunde überhaupt, erwecken. Ehe ich über das erste Auftreten der Peloria bei Antirrhinum majus und den weiteren Entwickelungsgang derselben in den ge- nannten Kulturen berichte, glaube ich zum allgemeineren Verständ- nis zunächst einige Bemerkungen über das Vorkommen der Pelo- rien-Bildung in der Pflanzenwelt überhaupt, vorausschicken zu müssen. Die ersten pelorischen Blüten wurden an unserer wildwachsen- den Linaria vulgaris im Jahre 1742 auf einer Insel in der Nähe von Upsala von Zioberg entdeckt und von Linne nach dem Griechischen ,, Peloria" (Monstrum) benannt. Die Pelorien-Form der Linaria finden wir in der botanischen Litteratur am häufigsten beschrieben. Auch in der Gartenbau-Litteratur ist hier und da der Linaria vulgaris Feloria Erwähnung gethan, so z. B. in Vilmorins Blumen- gärtnerei, neue Auflage von A. Siebert und A. Voss, und der ganz vorzüglichen französischen Ausgabe vom ,,Dictionnaire pratique d'horticulture et de jardinage" von G. Nicholson. Die meisten Pelorien-Blüten sind zufällige Abweichungen von der bezüg- lichen Regel, dem Normalen. Erbliche Pelorien sind sehr selten. Die Gipfelblüten von Mentha aquatica sind stets regulär und pelo- risch gebildet. Unter den Orchideen gilt Vropediidn Lindenü als die pelorische Form von Cypripedium caudatum. In der Garten- kultur ist unsere beliebte Gloxinia superba erecta mit ihren vielen Varietäten und Hybriden fraglos die bekannteste erbliche und samenbeständige Peloriaform. Ausser diesen finde ich in der vor- trefflichen Mutationstheorie des bedeutenden Botanikers Professor Hugo de Vries (Direktor des botanischen Gartens zu Amster- dam) noch Corydalis solid a Feloria und Digitalis purpurea mon- Die Garteuwelt. VI. Antirrhinum majus Peloria. In der Handelsgärtnerei von Chr. Lorenz, Erfurt, für die „Garteuwelt" photogr. aufgenommen. 50 590 Die Gartenwelt. VI, 50 strosa als erbliche pelorische Rassen angegeben. Letztere ist übrigens in der Gartenkultur ziemlich verbreitet und — wie jeder Fachmann weiss — völHg konstant bei der Ver- mehrung durch Samen. Es muss aber hier bemerkt wer- den, dass ebenso wie bei Digitalis purpurea monstrosa, so auch bei vielen anderen Scrophularineen und anderen Pflanzenfamilien die Pelorienblüten meistens endständig, also am Gipfel der Blütenzweige gebildet jind. Bei Äntirrhinum majus sind pelorische Blüten seither ganz vereinzelt als zufällige Monstrositäten beobachtet worden. Von erblicher Peloria konnte also noch keine Rede sein. Um so mehr dürfte es jetzt interessieren, dass bei der fortgesetzten Zucht des pelorisch blühenden Än- tirrhinum in den Lorenzschen Kulturen die Erblich- keit der Peloria und eine recht befriedigen- de Samenbeständigkeit evident erwiesen sind. Über den Entwickelungsgang des Äntirrhinum majus Peloria kann ich folgendes berichten: Seit Jahren hat sich die Firma Lorenz die Zuchtver- besserung der Gattung Äntirrhinum angelegen sein lassen. Ihren Kulturen entstammt die vor vier Jahren in den Handel gegebene dunkelste Farbenvarietät des Löwenmauls — Äntirrhinum majus „Schwarzer Prinz", deren blumisti- scher Wert für Blumengruppen, Rabatten etc. bei allen Gärtnern und Blumenfreunden, welche sie kennen lernten, die verdiente Wertschätzung gefunden hat. Unter dieser Varietät wurde vor vier Jahren die Peloriaform entdeckt und zur Selbstaussaat ,, ausgezeichnet", wie der technische Ausdruck bei Samenzüchtern lautet. Der Samenertrag der pelorischen Pflanze war sehr gering. Die geringe Frucht- barkeit der Peloriablüten finde ich übrigens in der Muta- tionstheorie von Prof. H. de Vries bestätigt. Es heisst darin auf Seite 555 u. a. wörtlich: „Nach der übereinstimmenden Erfahrung aller For- scher sind die Blüten der Peloria in hohem Grade steril. Der Pollen ist schlecht ausgebildet, aber auch der Frucht- knoten ist meist atrophisch. Jedoch nicht in solchem Grade, dass nie keimfähige Samen entstehen würden, wie manche Forscher meinen. Denn es gelang bisweilen, solche Samen zu ernten. Willdenow berichtet über einen Ver- such, in welchem aus diesem Samen fast ausschliesslich reine Pelorien hervorgegangen sind." Die letztere Behauptung unterschreibe ich heute gern, soweit die vierjährige Kultur von Äntirrhinum majus Pelo- ria in Frage kommt. Doch man wolle mir verzeihen, dass ich den Zusammenhang meines Berichtes ausser Acht ge- lassen habe. — Aus dem zuerst geernteten Samen von einem Äntirrhi- num mit meist pelorischen Blüten wurden aus ungefähr 30 Sämlingen nur etwa ein Dutzend pelorische Pflanzen gewonnen und zwar in zwei Farbvarietäten: die eine ganz dunkel-braunrot wie die Stammsorte, und die andere mit weisser Blütenröhre. Beide waren aber rein pelorisch, von regelmässiger Form mit fünf Spornen. Das dritte Kultur- jahr brachte wesentlich günstigere Ergebnisse und gab der Hoffnung Raum, dass es gelingen werde, die hochinter- essante neue Form als erbliche pelorische Rasse des Lö- wenmauls zu erhalten und zu verbreiten. Es konnten zwei Beete von ca. 20 qm Flächenraum mit Sämlingen des pelo- rischen Äntirrhinum bepflanzt werden, und von diesen waren gut die Hälfte echt pelorisch gebildet. Dieser gün- stige Umstand veranlasste die Firma Lorenz, mit einigen der bedeutendsten Botaniker in Verbindung zu treten und denselben ganze Blütenzweige zur Beurteilung einzusenden. Wie vorauszusehen war, erregten die Sendungen das höch- ste Interesse der Herren Fachgelehrten. Herr Professor Hl. de Vries nannte die Sendung , .ausgezeichnet" und erwähnte, dass er sich zwölf Jahre vergeblich viele Mühe gegeben habe, diese Form bei Äntirrhinum selbst hervor- zubringen. Trotz beträchtlicher Ausdehnung seiner Kul- turen erhielt er im ganzen nur zwei solche Blüten, von denen eine in der voriges Jahr erschienenen dritten Liefe- rung seiner Mutationstheorie (Veit & Co., Leipzig) auf Seite 569 abgebildet ist. Von der anderen gewann er die Samen, aus denen er voriges Jahr ein gutes Beet in voll- ster Blüte hatte; aber alles war normal, ohne Spur von Pelorien. Des Weiteren äusserte derselbe Gelehrte, dass die Lorenzsche Züchtung den Namen ,,Äntirrhinum majus Peloria" führen müsse und empfahl wärmstens, der Sorte eine grössere Verbreitung zu geben, da sie den Botanikern sehr willkommen sein würde u. s. w. — Leider war die Samenemte von nur pelorischen Än- tirrhinum-Blüten im vorigen Herbst quantitativ noch viel zu gering, um an eine Verbreitung zu denken. Zudem sollte noch ein viertes Kulturjahr darthun, ob die Erblich- keit bezw. Samenbeständigkeit des Äntirrhinum majus Peloria einen weiteren Fortschritt oder einen Rückschritt zeitigen würde. Es ist eine sehr erfreuliche Thatsache, dass wieder ein Fortschritt konstatiert werden kann. Es stehen jetzt drei grosse Beete mit je sechs Reihen bei Chr. Lorenz in Kultur, von denen ca. 80 % echte Pelorien- Äntirrhinum sind. Die typischen ,, Löwenmäuler" werden natürlich entfernt. Somit steht also einer Verbreitung der Neuheit jetzt nichts mehr im Wege. Es interessiert vielleicht, noch zu wissen, in welcher Bodenart das pelorische Äntirrhinum seither kultiviert wor- den ist. Im allgemeinen war der Boden gut. Selbstver- ständlich war der Platz in jedem Kulturjahre ein anderer, um zu sehen, ob der Boden die Pelorienbildung irgendwie zu beeinflussen vermag. Es scheint dies nicht der Fall zu sein. In den drei ersten Kulturjahren wurde wenig gedüngter Boden von sonst mittelmässiger Güte gewählt. In diesem Jahre dagegen wird Äntirrhinum majus Peloria auf gut gedüngtem Boden kultiviert. Die Pflanzen wachsen und blühen sehr üppig, ohne jedoch ihre Eigenschaft, vorwiegend pelorische Blüten zu bringen, eingebüsst zu haben. Wie ich schon erwähnte, ist das Ergebnis in die- sem Jahre sogar besser als je vorher. Und wie urteilen Gärtner über diese Neuheit? Vielen die Lorenzschen Kulturen besuchenden Fachmännern habe ich sie gezeigt und konnte ich dabei die verschiedensten Eindrücke beobachten. ,,Sehr interessant 1" sagten die meisten. Manche gerieten beim Anblick derselben form- VI. 50 Die Gartenwelt. 591 lieh in Extase. Aber ich habe auch argen Skeptikern, gegen- übergestanden, die eine Blumenneuheit nur nach ihrer prak- tischen Verwendbarkeit für Gruppenbepflanzung, Binderei u. s. w. beurteilen. Wenn man aber in Betracht zieht, dass Antirrhinum majus Pcloria zwar nicht schöner ist als andere Äntirrhimuti-Spezlcs, so doch aber eine Unzahl blumistische Neueinführungen früherer Jahre (aus den ver- schiedensten Quellen) an Schönheit immer noch bedeutend überragt, so haben wir es hier mit einer Neuheit zu thun, die mehr als andere geschätzt werden wird, zumal ihre Ein- führung für die botanische Wissenschaft von hoher Bedeu- tung ist. Kalanchoe kewensis ist in Kew durch Kreuzung von K. flainmea mit K. Bentii entstanden und wird in „The Garden" als entschieden schöne und bemerkenswerte Hybride bezeichnet. Während bei K. flammea die Blumen scharlachrot sind, ist bei K. Bentii die Blütenfarbe rein weiss. Der Bastard blühte in zartrosaen Rispen. Nach der dort gegebenen Abbildung ist der Stengel nur dürftig belaubt und ziemlich lang (bis 90 cm). Die Blätter sind mehr oder weniger fiederspaltig. Etwa vier Wochen später heisst es in der Zeitschrift „The Garden", dass in Kew diese Kalanchoe kewensis noch immer blühen und dass die Pflanze somit die Langblütigkeit der Stammart flammea er- erbt hätte. Obgleich die neue Hybride im allgemeinen der K. flammea nicht ebenbürtig ist, so ist sie doch eine sehr schöne Pflanze von ungemeiner Langblütigkeit. Kalanchoö flammea. Von G. Bornemann, Handelsgartner, Blankenburg a. Harz. Unter diesem Namen wurde im vergangenen Jahre eine aus dem Somali-Lande in Ostafrika stammende Crassu- lacee eingeführt und als wertvolle Topfpflanze warm em- pfohlen. Eine Marktpflanze wird sie infolge des langen, dünnen Wuchses, den sie als erblühte Pflanze zeigt und den auch die beistehende Abbildung erkennen lässt, niemals werden, dennoch wird sie sich in den Privatgärtnereien und vielleicht auch als Schnittblume einen Platz erringen, da sie sehr bescheidene Kulturnnsprüche stellt und ihre sehr wirkungsvollen zinnoberroten Blütenstände, die allerdings nur aus kleinen Blumen zusammengesetzt sind, sehr halt- bar un(L von ungewöhnlich langer Dauer sind. Obgleich aus einem äquato- rialen Landstriche stammend, ver- langt Kalanchoe. flammea als Be- wohner der kühleren Gebirgs- regionen einen Platz im tempe- rierten Hause und wird an ge- schützten Stellen während des Sommers auch im Freien gut ge- deihen. Die Kultur ist die gleiche wie die ihrer nahen Verwandten Crassiila und Bochea und lässt sich mit derjenigen der Zonal-Pelargo- nien verbinden. Die Vermehrung gelingt am besten aus Samen, der zeitig im Frühjahr ausgesäet wird. Die Sämlinge blühen dann als zwei- jährige Pflanzen während des ganzen Sommers. Stecklinge er- hält man selbst an gestutzten Pflanzen nur in sehr geringer An- zahl ; wahrscheinlich aber werden die dicken, fleischigen und brei- ten Blätter, wenn abgebrochen und auf Sand gelegt, an ihrer Basis Pflanzen bilden. Kalanchuü Originalaufnahme für Pflanzen - Krankheiten. Exoasciis Primi (Puckel). Von H. Diederichs, Eutin. (Hierzu 2 Abbildungen.) Jll/in ebenso interessanter wie schädlicher Pilz ist diese zu den Discomyceten gehörige Exoascus-Art. Ge- wiss mancher Obstbaumbesitzer wird von Mai an bis Juli die oft massenhaft vorkommenden verunstalteten Früchte zu seinem grossen. Verdruss an Zwetschenbäumen bemerkt haben. Sie sind bedeutend grösser als die gleichalten gesunden Früchte. Ihre Form ist eine sehr verschiedene, sie sind seitlich zusammenge- drückt, gekrümmt und innen hohl. Anfangs sehen sie gelblich-grün aus, später erscheinen sie wie mit einem zarten weissen Reif über- zogen; es siedeln sich Schimmel- pilze auf ihnen an, sie schrum- pfen und fallen ab. Diese sonder- baren Zwetschen sind unter dem Namen ,, Taschen oder Narren" der Zvvetsche im Volke bekannt. \'erursacht werden diese Miss- bildungen nach neueren Forschun- gen bestimmt durch den Pilz ExoaSGUS Pruni. Der Pilz durch- wuchert die Epidermiszellen der \on ihm befallenen Früchte und hebt die Cuticula empor, wodurch die Taschen sich bilden. Das Pilz-Mycel bildet nun innerhalb der Fruchtzellen Schläuche, die die Cuticula durchbrechen und die Oberfläche der erkrankten Zwetsche mit jenem weissen Reif bedecken. In jedem Schlauch be- finden sich eine Anzahl von kuge- ligen Sporen, die nach vollendeter a Reife herausgeschleudert werden nammea. ^ die Gartenwelt". uui vou ncuem ZU keimen. Der 592 Die Gartenwelt. VI, 50 Pflanzenkunde. Zwetschenzweig mit zwei „Narren" oder „Taschen". Originalaufuahme für die ,,Garlenwelt". Die Bakterienknöllchen der Leguminosen. Ihr Wesen und Wirken, an der Hand eines Versuches geschildert. Von C. H. Katzer, Gartenbaulehrer, Köstritz. jCrS darf wohl als eine allgemein, wenigstens in Fach- kreisen bekannte Thatsache bezeichnet werden, dass die Wurzeln gewisser grüner Pflanzen ein auf gegenseitigen Nutzen gegründetes, symbiotisches Verhältnis mit gewissen Bodenbakterien eingehen, jlerart, dass die betreffenden Pflanzen ohne ihren pilzlichen Ernährungsgenossen nicht oder doch nur kümmerlich gedeihen können. Ich erinnere hier nur an die „Mycorrhiza" unserer waldbildenden Ku- puliferen, wie auch an die heidebildenden Erikaceen, vor allem aber an die Bakterienknöllchen der Leguminosen, mit deren Verhältnis zueinander sich ja gerade die vorlie- genden Zeilen etwas näher beschäftigen sollen. Es ist noch gar nicht allzu lange her, dass man die überraschende Entdeckung machte, dass diese Knöllchen, von denen man bis gegen 4000 an einer Erbsenpflanze gezählt hat, die Folge einer Infektion von Bodenbakterien sind, welche zu der Rasse des Bacillus radicicola (Ehizo- bium leguminosarum) gehören. Diese Bakterien dringen durch die Wurzelhaare in die Rinde der Wurzeln ein, verursachen hier die als ,, Knöll- chen" angesprochenen Wucherungen imd füllen letztere mit einer Bakterienmasse an, die zum kleineren Teil aus nor- mal gebliebenen Individuen, zum anderen aber aus über- grossen und abnorm gebildeten sog. ,,Bakteroiden" be- bestehen, der ,, Involutionsform" genannten Gestalt der Rhizobakterien. Erstere verbleiben zu Fortpflanzungs- zwecken mit den Wurzelresten im Boden, während die letz- Pilz tritt alljährlich auf einmal befallenen Bäumen wieder auf, ein Beweis, dass sein Mycel perenniert und zwar geschieht dies in den jungen Zweigen. Erst in neuerer Zeit hat man den Pilz als die Ursache der Taschen erkannt, früher glaubte man diese Erscheinung auf nasse und kalte Witterung, Insektenstiche, verhinderte Befruchtung etc. zurückführen zu müssen. Sorgsame Beobachtungen und Kulturver- suche haben aber bewiesen, dass dem nicht so ist. Dass dieser Pilz sehr lästig werden kann und grossen Schaden zu verursachen im Stande ist, liegt auf der Hand; kann er doch bei massenhaftem Auftreten eine ganze Zwetschenernte vernichten. Dazu kommt noch, dass es ein durchführbares Mittel, den Pilz zu vernichten, wohl kaum giebt. Es sei denn, dass man, da das Mycel des Pilzes in den jungen Zweigen überwintert, die Bäume bis auf die älteren Zweige zurückschneidet, ein Verfahren welches natürlich nur be- schränkte Anwendung finden kann. Durchschnitt durch eine mit Schläuchen bedeckte Ober- haut einer „Tasche" (625 mal vergr.). Uriginalaufnalime für die ,,Garteiiwclt". VI, 50 Die Gartenwelt. 593 teren nacli ihrem Tode, der infolge der schnellen Abwirt- schaftung der Bakterien in den KnöUchen verhältnismässig rasch erfolgt, von der Wurzel aufgenommen werden, d. h. während die toten Bakteroiden zerfallen. Nach den wertvollen Untersuchungen von Hellriegel, Nobbe u. a. m. stellt sich das Verhältnis der Leguminose und der Rhizobakterien als eine Ernährungsgenossenschaft oder Symbiose dar, bei welcher der Pilz von seinem Wirte Kohlehydrate, die Leguminose von ihren pilzlichen Gästen hingegen „Stickstoff der freien Atmosphäre" in einer Form geliefert erhält, welche für sie verwendbar ist, so zwar, dass nicht nur der aus dem Zerfall der Bakteroiden ge- winnbare Stickstoff ihr zu gute kommt, sondern dass die Bakterien auch noch bei Lebzeiten ihr eine allerdings noch unbekannte, aus dem freien Luftstickstoff gewonnene stickstoffhaltige Verbindung als Äquivalent für die von der Wirtspflanze geheferten Kohlensäure-Assimilate bieten. Dass dies letztere wirklich der Fall ist, beweisen gewissen- hafte Versuche, welche darthaten, dass die Leguminose weit mehr Stickstoff aufnimmt, als ihr zu Gebote stehen würde, wenn sie denselben nur aus dem Zerfall der abgestorbenen Bakteroiden gewönne. Die Thatsache übrigens, dass derartige ,,knöllchen- tragende" Leguminosen, abweichend von anderen Gewäch- sen, selbst auf ganz armen, sandigen Böden gut zu ge- deihen vermögen, war schon dem alten Plinius bekannt, ebenso wie man schon lange die Hülsenfrüchtler als ,, boden- anreichernde" Pflanzen bezeichnete; doch sprach der be- rühmte Botaniker Hellriegcl noch im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts (vor 1880) sich sehr vorsichtig da- hin aus, dass er sagte: ,,Nach , .praktischen" Erfahrungen besteht zwischen Leguminosen und Gramineen ein scharfer Unterschied darin : nur erstere vermögen unter Beihilfe niederer Pilze freien, atmosphärischen Stickstoff zu ver- wenden." Über das „Wie" wagt er sich noch nicht end- gültig zu äussern, weshalb er betont: nach ,, praktischen" Erfahrungen. Völlige Klarheit schafften hier endlich die eingehenden Untersuchungen von Nobbe in Tharandt bei Dresden. Es scheint überhaupt, als ob die Pilzinfektion ausser der ja hochwertvollen Stickstofflieferung auch sonst för- dernd auf das Wachstum der infizierten Leguminosen ein- wirkt, denn bei Kulturversuchen in sterilisiertem, sonst aber fruchtbarem Boden (also in einem Boden, in dem durch das Abtöten der Bakterien [sterilisiereii] auch die Knöllchenbildung unterblieb !) zeigte sich, dass die be- treffenden Erbsen und Lupinen nicht so gut gediehen, als es dem Nährgehalt des Bodens entsprochen haben musste, ein Resultat, welches der noch zu besprechende Versuch (s. u.) nach einer anderen Methode auch ergab. Betrachten wir nun kurz noch das oben geschilderte Phänomen dieser interessanten, pflanzlichen Symbiose etwas näher, und zwar an der Hand tausendfach beobach- teter Thatsachen. Nach diesen letzteren handelt es sich augenscheinlich um nichts anderes, als um eine, zu Nutz und Frommen beider Teile konstant gewordene Erschei- nung, welche ursprünglich nichts weiter darstellte, als eine Infektion kränkelnder Pflanzenteile durch parasitäre Bak- terien, die sich aber eben sozusagen „durch beiderseitiges Entgegenkommen" allmählich zu einer hochwichtigen, „friedlichen" Symbiose umgestaltete. Denn wenn z. B. Lupinen auf einem sehr dürftigen Boden ausgesäet werden, so entwickeln sich die jungen Pflanzen zunächst natürlich sehr massig, ja, es kann eine Zeit eintreten, wo ein völliger Stillstand einzutreten scheint. Untersucht man jetzt die Pflanzen, so zeigen sich höchstens ganz spärliche Anfänge von KnöUchen an den schwächlichen, d. h. geradezu kranken Pflanzenwurzeln. Nach einiger Zeit tritt dann erst ein kräftiges und lebhaftes Wachstum ein, und eine jetzt angestellte Untersuchung zeigt das Vorhandensein der — lebenden und toten — KnöUchen in Unzahl. Es ist also klar, dass die Pflanzen erst nach dem Auftreten, resp. Eindringen ihrer pilzlichen Gäste kräftig zu wachsen ver- mögen, also erst dann nicht mehr , .hungerkrank" sind. Betrachten wir also den Vorgang jetzt im Sinne der oben aufgestellten Behauptung, dass derselbe sich nämlich ent- wicklungsgeschichtlich zunächst als nichts anderes dar- stelle, als das Eindringen von Parasiten in (aus Hunger) erkrankte Pflanzenteile, so ergiebt sich die Wahrheit dieser Behauptung aus folgendem Gedankengange: „Durch das Eindringen der Bakterien in die Wurzel wird diese verletzt. Um die Wunden zu schliessen, bildet sich ein Callus von apfelartiger Konsistenz. Da dieser Callus leichter angreifbar ist, als die härteren Wurzeln, so nisten sich in ihm die infizierenden Bakterien ein, ohne, wenigstens zunächst, die Wurzel weiter zu belästigen. Es entstehen dadurch im Callus neue Verletzungen, welche die Zellen zu weiteren Neubildungen anregen. So ent- stehen allmählich die uns wohlbekannten KnöUchen. Da nun wohl fast stets die Wirtspflanze langlebiger als ihre „aufgezwungenen" Gäste ist, so sterben diese, wenigstens die Bakteroiden eher ab, als ihr Wirt. Bei dem in den Zellen stattfindenden Stoffaustausch gelangt dann der bei dem Zerfalle der Bakteroiden freiwerdende Stickstoff (oder besser gesagt dessen Verbindungen) in den Nährsaft der Lupine. Hier wird er bei dem Mangel an Stickstoff, der in dem sehr dürftigen, sandigen Boden herrscht, natür- lich begierig angenommen, da er den viel unbedeutenderen Verlust an Kohlehydraten, den die gesteigerte Callusbil- dung bedingt, mehr als aufwiegt. So kam es, dass die Lupinen, überhaupt die Leguminosen, im Laufe der Ent- wicklungsgeschichte bald den hohen Wert der Pilzinfektion ,, erkannten" und von nun an Eigenschaften ausbildeten, welche geeignet waren, den Prozess der Infektion zu be- schleunigen, dadurch, dass sie anlockende Stoffe in den allmählich „freiwillig" angelegten KnöUchen speicherten, wie dies ein ,,Asparagin" genannter Stoff zu sein scheint. So wandelte sich der anfänghch einem räuberischen Über- falle von Seiten der Bakterien gleichende Prozess allmäh- hch in ein friedliches Verhältnis mit geregelten Ausgaben und Einnahmen, in eine sog. Symbiose um. — Dass nun wirklich die Anlage resp. die Ausbildung der „Bakterienknöllchen" eine Folge des „Stickstoff- hungers" in dürftiger Erde wachsender Leguminosen ist. 594 DieGartenwelt. VI, Portal des Orangt-nhauses zu MerrenhauseD. < )riKin:ilaufn:ilinie; für ilie ,,GartenweU". beweist von neuem ein im vergangenen Sommer (1901) von Herrn Gclieimral Drude im Dresdener botanischen Garten angeregter Versuch, welcher auch auf die sonstige Wir- kung der Rhizobnkterien Infektion (s. o.) ein interessantes Streiflicht wirft. Es wurden je 5 ICrbsensämhnge in je einen, etwa 2 1 fassenden Topf ausgepflanzt, der reinen Sand enthielt, dem nur, um der Gegenwart der Bodenbakterien sicher zu sein, eine kleine handvoll Felderde beigemengt war. Hierauf wurden dii' Töpfe in folgende 3 Gruppen, zu je 1 Topf, eingeteilt: ,,No. 1. Ungcdüngt." „No. 2. Ohne Stickstoff gedüngt." ,,No. 3. Stickstoffdüngung." Die beiden gedüngten Gruppen erhielten j e d e n Dienstag eine Lösung von ; „No. 2. Ohne Stickstoff gedüngt," 10 g Gips (schwcfels. Ralk.) ,,No. 3. S t i c k s t o f f d ü n g u n g," 10 g Salpeter- sauren Kalk, gelöst in je 2000 g (2 1) Wasser. Jeden I'" r e i t a g : ,,No. 2" und ,,No. 3," gemeinsam eine Lösung von lo gr Kaliumchlorid 5 gr schwefelsaure Magnesia 5 gr phosphorsauren Kalk sodass die Töpfe bei jedem Dungguss, da diese Lösungen für einen anderen Versuch gleichzeitig angewendet wur- den, dessen 3 Gruppen je 4 Töpfe, ausser den Töpfen mit den Erbsen, enthielt, 400 g Lösung bekamen. Der Versuch begann unter meiner Obhut am 25. Juni in 4000 gr (4 I) Wasser 1901 und schloss am 25. September des gleichen Jahres, also nach gertau einem Vierteljahre. Die Ergebnisse stellten sich nun folgendermassen dar, und ich bitte den geehrten Leser, die Resultate der einzel- nen Gruppen recht genau vergleichen zu wollen : ,,No. 1. Ungcdüngt." Besass ausserordentlich grosse und reichliche Knöllchen, gleichzeitig 17 Früchte mit ins- gesamt 50 Kernen bringend, die ein Brutto- gewicht ^) von 13,9 g und ein Nettogewicht -) von 11,8 g aufwiesen. ,,No. 2. Ohne Stickstoff gedüngt." Zeigte bedeutend weniger und kleinere Knöll- chen, als No. 1, und brachte 53 Kerne, welche in 16 Hülsen eingeschlossen waren, und ein Bruttogewicht') von 11,7 g, ein Nettogewicht-) von 9,5 g aufwiesen. ,,No. 3. Stickstoff düngung." Bei dieser Gruijpc fehlten die Knöllchen ganz! Es gelangten 15 Früchte mit 49 Kernen zur Ausbildung, welche ein Brutto- gewicht i) von 10,1 g und ein Nettogewicht-) von 8,6 g besassen. NB. Es sei hierzu noch bemerkt, dass die Wägungen in „lufttrockenem" Zustande ausgeführt wurden. Ferner waren die I""rüchte in : ,,No. 1 und No. 2" am ausgereiftesten, in ,,No. 1" Podocarpus dacvyoides im Kgl. Berggarten zu Hannover. Originalaufnahme fiir die ,,GarteuweU". ') Mit den Hülsen. ^) Ohne die Hülsen. VI, 50 Die Garten weit. 595 am grössten und in ,,No. 2" am kleinsten, am unreifsten in „No. 3." Es ergiebt sich also folgendes zusammengezogenes Resultat: ,,No. 1." Die unter ganz „normalen" Verhältnissen, d. h. nur durch die „Knöllchen" ernährten Erbsen zeigten ausser dem überreichen Besitz eben dieser ,, Knöllchen'" die ausgereiftesten und grössten Früchte, während ,,No. 3", welches verhältnismässig reichliche Stickstoffzufuhr durch den Boden (Düngelösung) erhielt, die unreifsten, wenn auch nicht gerade die kleinsten, aber doch massigen Kerne und gar keine Knöllchen aufwies. ,,No. 2" zeigt zwar die grösste Zahl der Kerne, doch dabei die kleinsten, ausserdem erwies sich ihr Besitz an ,, Knöllchen" bedeutend niedriger und auch minderwertiger. Warum diese Gruppe trotz des Mangels an Stickstoff weniger ,, Knöllchen" als „No. 1" besass, lässt sich nicht mit voller Sicherheit feststellen, doch glaube ich die Ur- sache darin finden zu müssen, dass diese Pflanzen, noch ehe ihnen durch eine reichliche Knöllchenbildung geholfen werden konnte, schon an einer gewissen „Überdüngung" erkrankten, welche sie ausser Stand setzten, ihren Pilz- gästen genügende Nahrung zu liefern, welches diese wieder- um hinderte, mit ,, voller Kraft" ihre Pflicht zu thun. Da also Mangel an dem so notwendigen Stickstoff, wenig- stens zu lange herrschte, so war auch das ganze Leben der Pflanze verzögert, nach dem Satze: Das Minimum der Bodennährstoffe beherrscht das Wachstum!" Das „Minimum" (gegenüber den anderen Serien) an Stickstoff Rhododendron arboreum im Kgl. Berggarten zu Hannover, OrigiBalaufnahme für die „Gartenwelt". MyrCus communis vav. latifolia im Kgl. Berggarten zu Hannover. Originalaufnahme für die ,,GartenweU". verhindert die Pflanzen die nötige vegetative Erstarkung oder zu spät zu erreichen, und dies letztere verursachte wieder eine Verminderung des sexuellen Wachstumes. Auf diese Weise würde sich der Unterschied der gebrachten Früchte .in Gevvicht und Wert von denen in ,,No. 1" trotz der Anwesenheit der Knöllchen erklären lassen. — Die wichtigsten Gruppen des Versuches bleiben aber ,,No. 1. Ungedüngt" und „No. 3. Stickstoffdüngung." „No. 1" bewies klar und deutlich, dass die Infektion der Wurzeln durch die Bakterien nicht nur den grössten vegetativen Einfluss durch den Stickstoff hatte, sondern dass sie auch, auf jeden Fall indirekt, einen bedeutenden Einfluss auf den Abschluss der sexuellen Wachstums- prozesse hatte, insofern, als nur gesunde, wohlgenährte Pflanzen gute Früchte zu bringen vermögen, und sie führt uns ferner auf den Beweis der obengenannten Erfahrung, dass Leguminosen in nahrhaften Boden, aber ohne Knöll- chen nicht so gutes Gedeihen zeigen (Beweis ,,No. 3"), als Pflanzen auf zwar dürftigem, armen Boden, aber mit Knöllchen dies thun, wie ,,No. 1". — Die Gruppe ,,No. 2" beweist dies auch sozusagen indirekt, indem sie der Lage der Dinge nach in jeder Weise, als Anzahl und Grösse der ,, Knöllchen", sowie Gewicht und Anzahl der Hülsen ungefähr die Mitte hält, wenn sie auch scheinbar in der Kernanzahl mehr geleistet hatte. Aber dies letztere ist eben nur scheinbar, denn dafür waren die Kerne auch die kleinsten I Es geht den Leguminosen eben wie den Menschen: Je leichter und bequemer die Verhältnisse für sie sind, desto weniger leisten sie 1 — — ■ 596 Die Gartenwelt. VI, 50 Aus den Vereinen. Jahresversammlung der Deutschen Dendrologischen Gesell- schaft in Hannover. Schluss des BeriLhtes in No. 48. Herr Seidel führte weiter aus, dass die Stecklingsvermehrung des Bhododendron in den 70 er Jahren noch für unmöglich galt. In den Seideischen Kulturen werden Stecklinge frei ohne Fenster oder Glocken auf das Vermehrungsbeet ge- bracht. Der frei ausströmende Dampf als Unterwärme giebt durch die das Beet tragenden Bretter hindurch nicht nur Wärme, sondern auch Feuchtigkeit ab, so dass nur ge- spritzt zu werden braucht. Von oben bleiben die Steck- linge trocken, während von unten trockene Hitze die Callusbildung nicht verhindern kann. R. „Cunniwjhams Whitn" wird besonders in dieser Weise vermehrt. In kleine Töpfe gesetzt, werden die Pflänzchen im März des folgenden Jahres veredlungsfähig (Copulation), darm ins Freie gepflanzt und liefern im folgenden März wieder Veredlungsreiser. In Grüngräbchen wird alljährlich alles verpflanzt — mit Ausnahme der jungen Sämlinge — und wie dabei der Wurzelballen redu- ziert wird, daran würde auch Stringfellow seme Freude haben. Im dortigen Moorboden wird Grün- und Nährsalzdüngung an- gewendet, in anderen Böden aber ist nur Kompost oder ver- rotteter Mist zulässig. Die Ver- sandtzeit in Grüngräbchen dauert von Mitte September bis zum November und vom März bis Mai. Bezüglich der Verwen- dung im Garten wies Redner auf seine Ausstellungen 1890 in Berlin und 1896 in Dresden sowie auf die Anpflanzungen des Herrn Obergartendirektors Bouche im Grossen Garten zu Dresden hin. Sehr wesentlich für die Ver- breitung der herrlichen Frühjahrs- blüher ist ein niedriger Preis. Herr Inspektor Wocke-Oliva sprach über Dcndrologisches aus Westpreusscn. Wenn auch ein rauhes Klima dort vorherrsche, so gäbe es doch auch Strecken mit milderen Verhältnissen. Kürzlich sei im Moore zu Neu- linum im Kreise Kulm Betida nana wieder aufgefunden worden. Unter den fremden Gehölzen sei die Douglastanne am meisten verbreitet, dann folgen Ahks balsamea und nobilis sowie Tsuga cana- densis. Eine Wellinr/tonia von 18 m Höhe steht auf der Besitzung des Herrn von Gras auf Klanin. Die Koniferen werden dort in jedem Winter mit einem Graben von 50 cm Tiefe und 60 cm Breite umzogen, der nur zu ^/^ mit Kompost wieder gefüllt wird. So wird den Wurzeln reichlich Winterfeuchtig- keit zugeführt und das Holz reift aus. (In einer späteren Be- merkung warnte Herr Hofgärtner Virchow-Wilhelmshöhe vor der bedingungslosen Nachahmung dieses Verfahrens, das nur in schneercichen Gegenden am Platze sei, sonst öffne man dem Frost den Boden). Auch der Park der Familie Klinkgraef, Paleschken, sei interessant durch alte Tulpenbäume, Gingko und amerikanische Eichen. Im Schlossgarten zu Oliva seien be- merkenswert Caslanea sativa, 20 m hoch, Fterocarya caucasiea, 25 m, Magnolia acmninata, 16 m, Celtis occidentalis, 16 m, Goldregen bis zu 14 m, Spiraca ariaefolia, 60 Jahre alt, Bho- dodendron — alte holländische Hybriden — und Kalmia lau- Eine Orange aus dem Kgl. Originalaufnahme für foUa, reichlich 3 m Durchmesser. Eine Kuriosität ist eine Lindenhecke von 14 m Höhe bei 5 m Stärke. Der Nachmittag galt einem Ausfluge nach Hameln und von da im Motorboot nach dem Schlösschen des Freiherrn von Hake. Von einer Beschreibung der Schätze der Anlagen sieht Verfasser ab, da eine solche erst im V. Jahrgang der „Gar- tenwelt", S. 500 — 502 erfolgte, werm auch in umgekehrter Reihenfolge. Was aber dort nicht erwähnt wurde, die gross- artige Ausbildung der einheimischen Bäume nämlich, das sei hier nachgetragen. Eine Kiefer wie die des Ohrberges mit 1V2 ™ Stammdurchmesser, kräftiger, weitausladender Ver- zweigung und runder, bis auf den Boden reichender Krone mag man suchen im deutschen Vaterlande. Und die Fichten und Buchen weisen gleichfalls ganz vorzügliche Vertreter auf. In der Dienstags-Sitzung sprach Graf Schwerin „Über das. Absterben der Pyramidenpappeln". Hierfür gebe man viele Ursachen an, besonders Rauchschaden, Pilze, Insekten und schliesslich die ungeschlechtliche Vermehrung, während doch andere Pflanzen ebensolange und länger ungeschlechtlich ver- mehrt seien ohne Schädigung des Wachstums. Die wirklichen Ursachen seien aber undurch- lässiger Untergrund, unter dem die Pappel just so gut leide, wie andere Bäume; ferner starke und späte Frühjahrsfröste, de- ren schädliche Wirkung angesichts der kleinasiatischen Heimat des Baumes nicht Wunder nehmen kann, und endlich hohe Kälte- grade nach nassem Sommer und langandauemdem Herbst. Dass die Pappel diesen Schäden mehr ausgesetzt ist als manche andere Bäume, findet seine Erklärung in dem aufragenden zylindri- schen Wüchse. Kommt zu all den Schäden noch die Raupenplage, dann kann solch ein Baum mög- licherweise in einem Jahre zur Ruine werden. Aber Symptome für das Aussterben der Pyramidenpap- peln sind das nicht. Ist sie für sich gesehen auch unschön, so wirkt sie doch in Gruppierung mit anderen Bäumen höchst dekora- tiv. Dem Bauernhaus wehrt die Pyramidenpappel die Blitz- gefahr ab, und Redner selbst ist ihr für zweimalige Rettung Dank schuldig. Garteninspektor Bcissner machte Mitteilungen über Koni- ferenneuheiten und anderes. Mit grossen Kosten ist ein Trans- port von 23 Koniferen mit Topfballen nach Durchsetzung der Erlaubnis des Ministers aus China eingeführt; und nun hat sich herausgestellt, dass nur eine wirkliche Neuheit sich darunter befand, nämlich Chamaccijparis ohtiisa fiUformis., ausserdem be- fanden sich dabei interessante Formen von Chamaeeyparis ly- copodioides, die aber für uns kaum Wert haben dürften und die vom Redner neu aufgestellte Larix sinensis. Alles andere war wertlos, eine teuere Verwechselung. Die neuen Thujopsis von Ansorge-Klein-Flottbeck sind nur Abweichungen, wie sie sich meistens bei Aussaaten vorfinden. Von Larix leptolepis sind neu die Hänge- und die Buschform. Von Äbies arizoniea führt Appcl-Darmstadt eine alpine Form in seinem Kataloge, die hervorragend schön sein soll. In Kolorado ist ein guter Bastard entstanden zwischen Bobinia Pseud-Acacia und R. nco-mcxicana, der die Erstere noch sogar an Winterhärte übertrifft. Herr Hofrat Pfitzer machte wieder einige Angaben über die im Heidel- berger Schlossgarten aushaltenden „Immergrünen" und kündete Berggarten zu Hannover die ,, Gartenwelt". VI, 50 Die Gartenwelt. 597 an, dass mit der 3Iusa Basjoo Q'aponica), nachdem sie sich als Kalthauspflanze bewährt habe, auch Übervvinterungsversuche im Freien angestellt werden sollten.*) Herr Stadtgartendirektor Trip gab bekannt, dass es Herrn Apotheker Flügge-Hannover gelungen sei, die Frucht der Ross- kastanie zu entbittern, so dass sie als Kraftmehl verwertet werden könne. Eine Kostprobe ging herum. Herr Hofrat Pfitzer nahm dann nochmals das Wort, um einige praktische Winke zu geben bezüglich der Unterscheidung der sogenannten Freilandbambusen, also der PJiyUostcichi/s-, Arun- dinaria und T amnocalamus- Äxten, falls Blüten nicht vorliegen. Besonders wichtig sei der Querschnitt des Stengels. PhijUostachys habe zur Aufnahme des jungen Sprosses eine Rinne, während die Stengel der anderen Genera drehrund seien; zudem weisen die Stengel vieler PhijUostachys eine leichte Zickzackbiegung auf, die den anderen fehlt. Ferner treten bei Phyllostachys i — 3 Sei- tenzweige aus dem Knoten, bei Arundinaria und Tamnocalamiis aber ganze Büschel ; doch ist diese Unterscheidung nicht untrüglich. Ein gutes Merkmal aber bieten die Blattscheiden. Sie werden bei Phyllostachys abgeworfen, bei Tamnocalamus bleiben sie, werden aber durchbrochen und bei Arundinaria bleiben sie gleichfalls, werden aber zurückgebogen. Zudem friert Tamnocalamus all- jährlich zurück, ist also eher eine Staude als ein Gehölz. Dann wurde ein Ausflug nach Bückeburg unternommen, wo Herr Hofgärtner Vollmer die Gesellschaft empfing. Das alte Schloss ist bedeutend erweitert und verschönert, der Garten durch Herrn Stadtgartendirektor Trip-Hannover neu angelegt. Ein Schmuckstück mit gefälligen Teppichbeeten befindet sich inner- halb des durch das Schloss und seine Nebengebäude gebildeten Rahmens. Im Übrigen herrscht das landschaftliche Prinzip. Ich notierte drei Sämlinge aus demselben Zapfen einer im Garten stehenden Picea excelsa virgata, die teils der typischen Art, teils der Form mehr zuneigten. Schöne Hängebuchen, Ahies Pinsapo und nordmatiniana, Picea alba in vorzüglichen Pflan- zen, luniperus virginiana in grossen Säulen. Die schlitzblätte- rigen Buchenformen alle Übergänge von asplenifolia, gran- didcntata, und der typischen Form aufweisend. Mächtige mit den Stämmen verwachsene Taxodien mit den eigenartigen, aus dem Boden kommenden Wurzelknorren. Quercus niacrocarpa und pedunculata fastigiata in vortrefflichen Exemplaren. Dann wurde der Garten des Herrn Lüding, ein herrliches Stück Erde, besichtigt, welcher reich ist an schönen Koniferen. Doch die Zeit drängte, zumal wir auch die eigenartigen, nach französi- schem Muster geschaffenen Weinspalieranlagen besichtigt hatten, deren Gitter bei gutem Wetter niedergelegt, bei schlechtem aber aufgerichtet werden. Im Wagen ging's nach Bad Elisen. Auf die Durchwanderung der Kuranlagen musste verzichtet werden, die Wagen warteten und so ging's nach Schloss Ahrensberg, wo schöne Koniferen be- sichtigt wurden. Mit der Kleinbahn fuhr man dann zurück nach Stadthagen und gegen 9 Uhr war Hannover wieder erreicht, womit die Veranstaltungen ihren Abschluss fanden. Wir bieten den Lesern noch auf Seite 594 Abbildung der schon im Berichte von No. 48 auf Seite 573 erwähnten kleinen Orangerie und zwar das Portal, vor welchem rechts und links grosse Kübelpflanzen aufgestellt sind. Darunter sehen wir eine Ab- bildung der an gleicher Stelle erwähnten Podooarpus dacryoides, auf Seite 595 ein Ehododendron arboreuiii im Kgl. Berggarten, sowie eine Myrtiis communis var. latifolia und Seite 596 eine alte Orange von mächtigen Dimensionen, deren schon im ersten Teile des Berichtes gedacht wurde. K. Krone, Hannover. Anm. der Red. Musa Basjoo hat im botanischen Garten zu Giessen im letzten Winter unter guter Decke im Freien aus- gehalten und ist, wenn wir recht unterrichtet sind, auch schon in einem Privatgarten zu Frankfurt a. M. vor einigen Jahren erfolgreich im Freien durchwintert worden. Ausstellungs - Berichte. Die Erfurter Gartenbau-Ausstellung vom 6.— 14 September. Vom Herausgeber. V ■ '■ -L-inige Optimisten unter den Berliner Kollegen hatten schon von einem langgestreckten Sonderzug geträumt, der die wissensdurstige Gärtnerschal't der Reichshauptstadt und ihrer Umgebung nach Erfurt entführen sollte. Wer aber den Berliner Durchschnittshandelsgärtner kennt, der weiss, dass er nicht viel Neigung hat etwas zu sehen und etwas hinzuzulernen. So war es den Eingeweihten verständlich, dass sich schHesslich nur 42 Personen zusammenfanden, einschliesslich einiger Damen, ein Häuflein, immer noch gross genug, die Teilnehmer die von der Eisenbahndirek- tion bewilligte winzige Fahrpreisermässigung geniessen zu lassen, welche zur Folge hatte, dass die Fahrt auf Um- wegen zurückgelegt werden musste. Endlich, nach sechs Stunden, war Erfurt erreicht, jeder sah zu, wo er hier bleiben konnte und abends fand man sich wieder mit den übrigen auswärtigen Gärtnern zum gemeinsamen Glase Bier im Rheinischen Hof zusammen, wo aber die Erfurter Handels- gärtner, wahrscheinlich damit beschäftigt, auf der Aus- stellung die letzten Arbeiten zu verrichten, durch ihre Ab- wesenheit glänzten. Am Morgen des 6. September fand die Eröffnung der in allen Teilen ziemlich fertigen Aus- stellung programmmässig statt. Einen Situationsplan des Ausstellungsgeländes haben wir schon früher gegeben. Es ist ein schmales, langge- strecktes, stark ansteigendes, stellenweise etwas bewegtes Terrain, auf welchem sich wirkungsvolle Landschaftsbilder nicht schaffen Hessen. Immerhin hat Gartendirektor Linne, der technische Leiter der Ausstellung, es verstanden, Ein- teilung und Gruppierung mit grossem Geschick auszuführen und so macht das Ganze einen wohlthuenden Eindruck. Am wenigsten günstig wirkt der mittlere, flachste Teil des Terrains, der die Sommerblumensortimente aufgenommen hat. Hier herrscht unvermeidliche Überladung und die verschiedenartigsten, zusammengepferchten Blütenfarben beleidigen das Auge. Der oberste Teil des Terrains hat die stärkste Steigung aufzuweisen; er wird gekrönt von einer malerischen Halle der Firma J. C. Schmidt, und von hier oben hat man einen herrlichen Überblick über den grössten Teil der Ausstellung. Zu beiden Seiten des Aus- stellungsgeländes stehen die zahlreichen, stattlichen Hallen. Es fallen hier besonders auf die Empfangshalle mit dem •Portal und die drei Schnittblumcnhallen, phantastische Bau- ten, nach den Plänen Erfurter Architekten ausgeführt. Nur die Vergoldung der Kuppeln fehlte noch und das orientalische Bild würde fertig sein. Die Ausstellung hat einen rein lokalen Charakter. Die Erfurter Handelsgärtner wollten zeigen, was sie allein zu bieten in der Lage sind. Von auswärtigen Ausstellern waren nur Mitglieder der Deutschen Dahlien-Gesellschaft zugelassen und diese hatten sich an feststehende Vor- schriften zu halten; neben Dahlien durften sie nur abge- 598 Die Gartenwelt. VI, 50 schnittene Staudenblüten und Neuheiten bringen. Immer- hin ist die Kollektiv-Ausstellung der Deutschen Dahlien- Gesellschaft, welche eine stattliche Halle füllt, in der sich 28 Aussteller ein Stelldichein gegeben haben, eine recht imposante. Die Erfurter Handelsgärtner haben sich übrigens in puncto Prämiierung ein Muster an der Dahlien-Gesellschaft genommen: Die Ausstellung ist die erste grössere Veran- staltung auf gärtnerischem Gebiete ohne Preisrichter und ohne Preise. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Medaillen, deren Besitz früher als hohe Ehre galt, durch das auf gärtnerischen Ausstellungen sonst übliche Ver- schleudern derselben, so sehr in Misskredit gekommen sind, dass ferner tüchtige Firmen sich häufig von den Aus- stellungen fern halten, weil sie fürchten, dass eine Kon- kurrenzfirma höhere Preise erhalten könnte, so wird man in den Ausstellungen ohne Prämiierung einen Fortschritt erblicken müssen. Man stellt nicht aus, um eine gering- wertige Medaille zu bekommen, sondern um seine Ge- schäftsbeziehungen zu erweitern. Die Besucher mögen sich, unbeeinflusst durch Richtersprüche, über die Leis- tungen der verschiedenen Aussteller eigene Urteile bilden. Nach dem Ausstellungsführer, welcher die Stelle des sonst üblichen Kataloges vertritt, giebt es in Erfurt 22 Handelsgärtnereien, welche Exportgeschäfte treiben und Kataloge herausgeben. Von diesen 22 haben sich 20 als Aussteller beteiligt; die beiden Fehlenden scheinen mir J. Döppleb und M. Peterseim zu sein. Der letztere ist jetzt jedenfalls gerade damit beschäftigt die Vorbereitungen zu den grossen Ausverkäufen von Lorbeerbäumen, Palmen u. s. w. zu treffen, die nach seinen Inseraten alljährlich in Erfurt der , .bevorstehenden Überwinterung" halber stattfinden. Da ich aber von den grossen Lorbeer- und Palmenbeständen in der Peterscim'schen Gärtnerei absolut nichts entdecken konnte, nehme ich an, dass dieselben vor- läufig noch in belgischen Gärtnereien ein friedliches Da- sein fristen. Die in allen Teilen wohlgelungene Ausstellung giebt ein musterhaftes Spiegelbild der Erfurter Kulturen, auf die der deutsche Gartenbau stolz sein kann. Denn neben den Quedlinburgern waren es die Erfurter, welche den Er- zeugnissen des deutschen Gartenbaues den Weltmarkt er- öffnet haben. Trotz der imt)osanten Ausstellungsbauten befindet sich der Schwerpunkt der Ausstellung draussen im Freien. Hier ist alles angepflanzt, was in Erfurt für den Weltmarkt kultiviert wird. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, ims mit allen Einzelheiten zu beschäftigen, Pelargo- nien-, Begonien-, Ciniiia- und Fuchsiensortimente zu schil-* dern oder den Lesern langatmige Beschreibungen von Asternsorten vorzusetzen, deim wer sich für Einzelheiten interessiert, muss eben die Ausstellungen selbst besuchen. Die eingehendste Beschreibung vermag kein Bild einer Sommerblumensorte zu geben und was der Eine schön findet, wird ein Zweiter abfäUig kritisieren, da es jedem Geschmack entsprechende Universalsorten weder giebt, noch geben kann. Wir wollen es uns auch ersparen Be- trachtungen darüber anzustellen, welche Firma das Meiste und auch das Hervorragendste geboten hat. Erwähnt sei nur, dass die Firmen Ernst Benary, Haage & Schmidt und J. C. Schmidt durch grossartige Beteiligung zum Gelingen des Unternehmens wesentlich beitrugen. Um nicht immer und immer wieder Namen nennen zu müssen, führen wir hier gleich noch die übrigen beteiligten Firmen an : Wilh. Brembach, N. L. Chrestensen, Franz Anton Haage, Fried- rich Adolf Haage jr., F. C. Heinemann, A. Hey, Oskar Knopff, Liebau & Co., Chr. Lorenz, C. Pabst, Platz & Sohn, Otto Putz, Stenger & Rotter, Jac. Sturm, Walter & Boehr, Weigelt & Co., Ottmar Ziegler & Co. Die 20 beteiligten Firmen haben teils einzeln, unter ihrer Plrma ausgestellt, teils in Form von Kollektivaus- stellungen Erfurter Handelsgärtner. In die letztere Kate- gorie fallen die ausgedehnten Gruppen mit scmj)erflorens- Begonien und die Teppichbeete, deren Färbung sehr zu wünschen übrig lässt, eine Folge des kalten, regnerischen Jahres. In die Kollektivausstellung fällt auch ein riesiges Teppichbeet aus einzelnen, nebeneinander gelegten Astern gebildet, es ist aber weder schön im Muster, noch harmo- nisch in der Farbenzusammenstellung. Anmutiger wirkt ein gleiches, kleineres, von Benary zusammengestelltes Beet in der grossen Haupthalle. Bedauerlich finden wir es, dass man nirgends versucht hat, den Besuchern zu zeigen, welch herrliche Blütengruppen man auch mit Som- merblumen schaffen kann. Es wäre vielleicht angebracht gewesen, der jetzt grassierenden Begonia-sem-pcrflorens- Manie etwas weniger Zugeständnisse zu machen und dafür z. B. in flotter Farbenzusammcnstellung hübsche Astern- beete vorzuführen, welche in ihrer Wirkung die Begonia sciivpcrflorens-Beete mit ihren oft krüppelhaften Zwerg- sorten völlig in den Schatten gestellt hätten. Die Aus- stellung bot so viel Schönes an Sommerblumen, welche auch zu Gruppenbcpflanzung geeignet sind, dass das Feh- len von damit bepflanzten Beeten wahrlich zu bedauern ist. Bewunderung erregte die herrliche Celosia Thompsoni magnifica, die Lorenzsche Verbesserung einer französischen Züchtung. Abbildung und Beschreibung hat die Garten- welt schon \ür Jahresfrist gebracht. Die Pflanzen sind niedrig, bringen reich verzweigte ßlütenpyramidcn, die r'arben sind grell, gelb und dann von rosa bis dunkelrot, man ist versucht, sie für künstliche zu halten, weil sie leb- haft an die Farben gefärbter Pampaswedel erinnern. Schön ist die IncurvaUia vnrkthiUs mit ihrem feinzerschlitzten an X)avöZ//a- Wedel erinnernden Laubwerk und den schönen rosafarbigen Blüten, die eine unverkennbare Ähnlichkeit mit Strcidocarpus-'EAvi.ten aufweisen. Die selten angebaute Nemesia coinpacta alba und rcrsicolor könnte zu Einfassun- gen und blühenden Teppichbeeten als Gegenstück zu den ihr auch im Wüchse ähnlichen, aber niedrigeren Lobeita Ei-inus-Soncn Verwendung finden. Als recht hübscher Sommerblumenzwerg fiel uns auch die verschiedenfarbig blühende Zinnia elegans fl. pl. ,,Miniatur" auf. Die Pflan- zen erheben sich nur wenig über den Boden, machen aber mit ihren vollkommenen Blütenköpfen einen nichts weniger als krüppelhaften Eindruck. Von den einjährigen Dian- Ullis entsprachen unserem Geschmacke am besten D. Hnhle- VI, 50 Die Gartenwelt. 599 u'igi lacinlatu.s und deren reinweisse Form. In stattlichen Sortimenten fielen die wohlriechenden Wicken in den neue- sten Sorten auf, welche aber nur als Topfpflanzen ausge- stellt waren. Hier und da stand die alte, nur noch in botanischen Gärten zu findende Impatiens glandulifera, eine hoch und üppig wachsende Sommerblume, die in unseren Anlagen da angesäet werden könnte, wo es sich um schnelle Füllung von Lücken an den Rändern von Gehölzpartieen handelt ; sie säet sich selbst aus und kommt alljährlich da wieder, wo sie sich behaglich fühlt. Sehr interessant waren grössere Sortimente von Sommerblumen in Topfkultur, umfangreiche Sortimente von Dianthus, Astern u. s. w. Neben den Sommerblumen dominierten im Freien die Stauden, speziell in den herbstblühenden Arten, auf deren interessanteste Vertreter wir im nächsten Berichte hinweisen werden. ' Zeit- und Streitfragen. Architekt imd Gärtner. Jtl.s ist gewiss beklagenswert, dass Architekt und Gärtner, wie es zumeist geschieht, nicht „Hand in Hand" arbeiten und daher Haus und Garten kein harmonisches Ganzes darstellen und sich nicht ergänzen. Der Grund dieses Zustandes mag darin zu suchen sein, dass der Architekt, welcher in den meisten Fällen im Namen seines Bauherrn den Garten zu vergeben hat, sehr oft den Land- schaftsgärtner nicht für fähig hält, auf seine künstlerischen Ideen einzugehen. Leider ist diesem Misstrauen in vielen Fällen eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen. Vielfach aber auch behandelt der Architekt den Garten überhaupt als Nebensache, die nichts kosten soll, damit die aus- geworfene Bausumme nicht geschmälert wird. So kommt es, dass nach Fertigstellung des Hauses die Summe für die Gartenanlagen oft so lächerlich gering ist, dass nur die Pfuscher unter den Landschaftsgärtnern einen „soge- nannten Garten" herstellen können. Aber nicht nur unzureichende Mittel, sondern auch zu oft un- zureichende Kenntnis der schönen Gartenkunst sind es, welche derartige „Gärten" entstehen lassen. Man braucht nur durch die Villenkolonien mit fachmännisch geübtem Auge zu gehen, um zu sehen, was trotz etwa vor- handen gewesener reicher Mittel in Bezug auf die Gartenkunst gesündigt wird. Da sieht man Villen im Schweizerstil mit schlecht aus- geführten französischen Parterreanlagen und wiederum Villen in streng klassischem griechischen Stil, die geradezu eine Regel- mässigkeit der das Haus umgebenden Gartenanlagen herausfor- dern, mit regenwurmartigen Wegen umzogen und dergleichen mehr. Andere „sogenannte Landschaftsgärtner" setzen ihren Stolz darein, aus einem Vorgarten von wenig Quadratmetern eine Parkanlage mit Miniaturteichen, Brückchen etc. zu machen. Auch in der freieren Anlage sieht man Felspartien und Teiche, die gar nicht in die Landschaft passen und daher total unkünstlerisch wirken. Mangel an Mitteln und Unkenntnis der Gartenkunst vieler „sogenannter Landschaftsgärtner" sind es aber nicht allein, die solche „Kunstprodukte" entstehen lassen, sondern ebenso oft verkehrte Ansichten über Gartenanlagen vieler Auftraggeber und Architekten. Während sich erstere meist auf einige speziellere Wünsche beschränken, so „konstruieren" letztere aber sehr häufig sogar Pläne von „Gartenanlagen", ohne eine Ahnung von der Gartenkunst, geschweige denn von gärtnerischer Praxis zu haben. Fühlen sich diese Herren Architekten dazu berufen, die Gartenkunst zu „korrigieren", so mögen sie sich erst die ele- mentare Kenntnis derselben aneignen, ebenso wie sich der ge- bildete Gärtner die elementare Kenntnis der Baukunst aneig- net, aber ohne sich anmassen zu wollen, dem Architekten vor- zuschreiben, wie er es machen soll. Der Architekt sollte seine eventuellen Kenntnisse der Gar- tenkunst nur dazu verwenden, um wirkliche Kunst vom Pfuscher- tum in der Landschaftsgärtnerei zu unterscheiden und um sich durch Auswahl eines berufenen Landschaftsgärtners die Sicher- heit zu verschaffen, dass etwas wirkUch Gutes geleistet wird. Im übrigen gilt hier: Hände weg! Schuster, bleib' bei deinem Leisten. Sowohl der Architekt als auch der Gärtner müssen jeder für sich ein vollfertiges Ganzes bilden, beide müssen „Hand in Hand" arbeiten und sich gegenseitig ergänzen. Schon beim Entwürfe zu seinem Gebäude muss der Architekt einen Gärtner mit zu Rate ziehen und zwar nicht bloss einen praktisch, sondern auch einen theoretisch gebildeten, der die Gartenanlagen dem Hause anzupassen versteht, zugleich über Stilkenntnisse und genügende Praxis verfügt, um den Garten zweckmässig und schön herzustellen. Er muss schon bei Aufstellung seines Projektes und Kosten- anschlags einen Entwurf und Kostenanschlag des Gärtners einfor- dern, um notwendig werdende Veränderungen an seinem Projekte schon vor der Ausführung desselben vornehmen zu können und um eine genügende Summe für die Gartenanlagen in den An- schlag einsetzen zu können. Bei grösseren Terrains muss er sich mit dem Gärtner über die geeignetste Lage der Gebäude, Einfahrt u. s. w. beraten. Auf diese Weise werden unnötige Erdarbeiten und kost- spielige Umänderungen vermieden und es werden auch nicht mehr diese beklagenswerten Disharmonien zwischen Architek- tur und Gartenkunst entstehen. J. P. Grossmann, Garten-Ingenieur, Leipzig. Mannigfaltiges. Zu den , .Glossen zur Bordelaiser Brühe" in No. 47 der „Gartenwelt" möchte ich folgendes beifügen : Wo das Verteilen der Bordelaiser Brühe mittelst unserer gewöhnlichen Gartenspritzen ausgeführt wird, da kommt aller- dings so viel Spritzmasse an die Blätter etc. der Pflanzen, dass es oft lange dauert, bis die Spuren des Kupfervitriols und des Kalkes wieder vom Regen abgewaschen sind. Auch scheint es, dass im besprochenen Falle die Mischung ziemlich stark, etwa 3% in Anwendung kam, während i — iV2% '^o'^- ständig genügt hätten; besser ist es, zweimal zu spritzen als einmal und zuviel. Ein Hauptvorteil aber besteht darin, dass die Spritzmasse durch eine dementsprechende praktische Spritze in staubförmigem Zustande aufgebracht wird, wodurch zugleich alle Teile der Pflanze getroffen werden und die Spuren später ganz fein, nicht so fleckig sichtbar sind. Von nicht abwaschbaren Wänden, also solche mit Kalk- verputz, ist allerdings die blauweisse Färbung nicht leicht mehr wegzubringen, dagegen an Steinen, an Holz, Fenstern etc. hilft Wasser mit Essig vermischt ganz gut. Weit weniger sichtbar als Bordelaiser Brühe, doch ebenso wirksam wie diese, ist die neuerdings stark in Anwendung gekommene Heufelder Kupfersoda, (aus Kupfervitriol, Soda und schwefelsaurem Natron bestehend,) welche leider nur etwas teuer ist, wenn auch im Verhältnis ebenso billig wie Bordelaiser Brühe. Doch hat sie einen weiteren Vorteil, dass sie die Spritzen nicht verstopft I Seife ist leider nur ein Mittel gegen tierische Schädlinge, ebenso Tabakabkochungen. Da- gegen sei unser altes Mittel, der gemahlene Schwefel, wieder empfohlen. Er ist das beste Mittel gegen die Mehltau- pilze (gegen welche Kupfervitriol nicht viel hilft), und anderer- 60Ö Die Garlenwelt. VI, 50 seits kann er als Vorbeugemittel den anderen Pilzen gegenüber angewandt werden, vorausgesetzt, dass er verwendet wird, ehe die schädigenden Pilze schon überhand genommen haben. Schelle, Tübingen. Bücherschau. Hampels Gartenbuch für Jedermann. 3. Aufl. Verlag von Paul Parey, Berlin. Preis 6 Mark. Hofgärtner F. Kunert in Sanssouci hat diese J. Auflage bearbeitet und zwar mit anerkemienswerter Sachkenntnis. In allen Teilen ist das Buch wesentlich bereichert, die Abbildungen sind vermehrt und die Modeblumcn sind in besonders eingehender Weise gewürdigt worden. Hampels Gartenbuch behandelt die gesamte Lieb- habergärtnerei mit Ausnahme der Zimmergärtnerei und ist eines der wenigen Bücher dieser Art, die weiteste Verbreitung ver- dienen. M. H. Tagesgeschichte. Cottbus. Vom 19. bis 21. September veranstaltet der Gartenbauverein Cottbus in Verbindung mit dem landwirtschaft- lichen Kreisverein hier im Restaurant Utz eine Obst- und Garten- bau-Ausstellung. Ehrenpräsident ist Reichsgraf von Pückler-Bra- nitz und Geschäftsführer der Parkdirektor Bleyer-Branitz, an den auch die Anmeldungen bis i. September zu richten sind. Es sind §4 Preisaufgaben gestellt und hierfür Ehrenpreise, silberne und bronzene Medaillen, sowie Staats- und Kammermedaillen ausgesetzt. Hannover. Provinzial-Gartenbau-Ausstellung. Laut Bericht des Geschäftsführers sind von den Magistraten von Linden, Hannover, Lüneburg, Harburg, Hildesheim, Celle, Nienberg und Osterode zusammen 690 Mark zu Preisen gestiftet, von den Gartenbau-Vereinen Göttingen und Hameln zusammen 75 M. und von Privaten 1230 Mark. In Summa 1995 Mark. Das Ministerium stellte eine grosse silberne, eine kleine silberne und eine bronzene Staatsmedaille zur Verfügung und der Verein zur Beförderung des Gartenbaues eine goldene, eine grosse sil- berne, eine kleine silberne und eine bronzene Medaille. Die Eisenbahn bewilligte freie Rückfracht und die Stadt Hannover wies 500 Mark an zur Einrichtung des Ausstellungsterrains. 100 Aussteller mit 2500 Quadratmeter Raumanspruch sind bis jetzt angemeldet. Der Ort der Ausstellung — Bella Vista — ist ein grosses Ausscnrestaurant in unmittelbarer Nähe des neuen Maschparkes mit geräumiger, gedeckter Rotunde (für Binderei, Schnittblumen und Dekoration), Umgangshalle (Obst), Veranden (Topfpflanzen, Aquarien und Terrarien), Radler-Übungsbahn (Baumschulartikel) und Garten (Stauden, Geräte, Zubehör). Die Menge des aus- gestellten Materials — in Baumschulartikeln besonders wird die Beschickung eine reichhaltige sein — hat die Ansetzung eines %icrten Ausstellungstages (29. Sept.) zweckdienlich erscheinen lassen. Krone. Köln. Über die Erkrankungen und das Absterben von Kirschbäumen am Rhein hat der Minister für Landwirtschaft etc. folgendes Schreiben an den Oberpräsidenten der Rheinprovinz ge- richtet, wie im Kölner Verein für Gartcnkultur und Botanik mitge- teilt wurde: „Zur weiteren Erfahrung der Ursachen des seit einigen Jahren am Rhein beobachteten Kirschbaumabsterbens habe ich das Mitglied des Gesundheitsamtes Regieruhgsrat Dr. Aderhold am 9. und 10. Mai dorthin gesandt. Von demselben ist an Ort und Stelle Untersuchungsmaterial entnommen wor- den. Sobald die Untersuchungen abgeschlossen sein werden, werde ich nicht verfehlen, Ew. Excellenz über deren Ergebnis Be- richt zu erstatten. Nach den Wahrnehmungen von Regierungs- rat Dr. Aderhold sind aber in den von ihm besichtigten Ge- markungen von Camp, Filsen, Osterspay, Salzig, Boppard und Overspay, in den Regierungsbezirken Wiesbaden und Koblenz und wahrscheinlich auch anderwärts am Rhein noch zwei an- dere Krankheiten an Obstbäumen ausserordentlich häufig, näm- lich I. die Moniliakrankhcit an Aprikosenbäumen. Sie ist her- vorgerufen durch einen Pilz, welcher von den Narben der Blüten aus in diese und durch den Blütenstengel hinab in den Zweig eindringt. Infolgedessen welkt der über der Einwande- rungsstelle stehende bluten- oder blättertragende Zweigteil ab, die Bäume sehen infolgedessen aus, als ob zahlreiche Trieb- spitzen durch Feuer versengt wären. Auf diesen toten Zweigen gedeiht nun der 'Pilz bei feuchtem Wetter sehr reich. Die hierbei entstehenden Sporen infizieren die Früchte, die hierdurch in Fäulnis übergehen. Sollte ein nasser Sommer bevorstehen, so dürfte bei der grossen Verbreitung des Pilzes in den rheini- schen Pflanzungen ein grosser Ernteausfall bevorstehen. Daher dürfte es sich empfelilen, die Bevölkerung auf diese Erschei- nung aufmerksam zu machen und zum sofortigen Ausschneiden und Verbrennen aller jener durch den Pilz abgetöteten Zweig- spitzen anzuregen. 2. Die Hexenbesenkrankheit der Kirschen, am Rhein „Wolf" genannt. Eine ausführliche Auseinandersetzung über diese Krankheit ist von der biologischen Abteilung des Gesundheits- amtes im Flugblatt No. 4 gegeben. Es dürfte sich auch hier empfehlen, den Obstzüchtern die sorgsame Entfernung der mit „Wolf" behafteten Zweigteile nahezulegen." Es ist zu bedauern, dass diese Anregungen, durch den lei- digen Instanzenweg verzögert, für das laufende Jahr zu spät in die Öffentlichkeit kommen. A. W. Neapel. Zu unserer Notiz, den Konkurs der Firma Wulle & Co. betreffend, teilt uns Herr Heinrich Wulle, Neapel, der Begründer der Firma mit, dass die Firma am 18. Juli 1901 erloschen ist, indem dieselbe durch Beitritt von zwei- Neapoli- tanern in eine offene Handelsgesellschaft mit unbeschränkter Haft])flicht — auf ausdrückliches Betreiben der beiden Neapoli- taner — umgewandelt wurde. Die Firma lautete seitdem : Societa di Produzione, Importazione Esportazione di Semi, Bulbi, Fiori etc., Wulle & Compagni. Im Monat März dieses Jahres sah sich Herr Wulle ge- nötigt, die Geschäftsleitung niederzulegen und gegen seine Ge- sellschafter auf Lösung des Kontraktes und Schadenersatz klag- bar zu werden. Auf Grund der haarsträubenden Verwaltung der beiden Neapolitaner sah sich ein Freund des Herrn Wulle verannlasst, den Konkurs über die Firma zu beantragen. Das Konkursverfahren wurde am 18. Juni eröffnet. Eine genaue Bilanz ist noch nicht aufgestellt, jedenfalls soll die Schuldenlast auch nicht annähernd 280 000 Lire betragen. Diese Ziffer soll die Aktiva der letzten Bilanz darstellen und es sei fraglich, ob die Gläubiger Verluste erleiden. Die von uns veröffentlichte Notiz ging uns von einer Seite zu, an deren Glaubwürdigkeit wir nicht zweifeln durften. Es ist uns von hier aus absolut unmöglich, festzustellen, wer hier im Rechte ist, unser Gewährsmann in Neapel oder Herr Wulle. L^nser journalistisches Anstandsgefühl veranlasst uns aber vor- stehend auch den betroffenen Herrn Wulle zu Worte kommen ju lassen. Wir haben keinerlei Animosität gegen Herrn Wulle und wünschen ihm aufrichtig, dass ihm seine neubegründete Firma ein grosses und erfolgreiches Arbeitsfeld bieten möge. Zeitz. In einen grossartigen Schmuckplatz wird demnächst der alte Friedhof in der Weberstrasse verwandelt werden. Die Gemeindeverwaltung bewilligte dazu 18000 Mark. Personal-Nachrichten. Goepel, F. und Seemann, Alb., beide Handelsgärtner in Wands- bek, begingen am l. Sejjtember ihr 25 jähriges Geschäftsjubi- läum. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, ßerlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck von C. Grumbach in Leipzig. Illustriertes Wochenblatt für den [gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 20. September 1902. No. 51. Nachdruck und Nachbildung aus dem luhali düser Zftfschnft 7vird strafrechtlich verfolg. Gehölze. Ans der Familio der Maullieergewächsc. Von Camillo Karl Schneider, ^Vien. (Hierzu 4 Abbildungen.) JJei meinen Beobachtungen der Gehölze im Wiener Rathausparke, durch den mich tagtäglich mein Weg führt, fiel mir von Anfang an ein fast baumartiger Strauch durch die eigentümlich rötlichgraue Färbung seiner ziemlich glatten Rinde auf, wodurch er sich im Winter auffällig von allen anderen Gehölzen unterschied. Bei näherer Untersuchung erkannte ich an der Milchsaftführung, der Art der Kndspenbildung und der starken, rauh- filzigen Behaarung der Zweigspitzen, sowie an den bereits im Herbst vorgebildeten männlichen Blüten- ständen, dass es ein Papiermaulbeerbaum (Brousso- netia papurifera VentJ war. In Nord- und Mitteldeutschland erinnere ich mich nicht so grosse Exemplare gesehen zu haben, somit war mir die eigenartige Erscheinung etwas Neues und verlockte mich, die Maulbeergewächse der hiesigen Anlagen etwas eingehender zu studieren. Die Broussonetia fand ich bald in noch grösseren Exemplaren im Volks- und Stadtgarten wieder, ebenso einige Sträucher im botanischen Garten. Unser Titelbild zeigt eine Pflanze aus dem Stadtgarten. Wenngleich sie sich auf der Photographie nicht so scharf, wie es zu wünschen wäre, vom Horizonte abhebt, so kann man doch die Art der Verästelung von unten auf recht gut erkennen. Als mich mein Weg Anfang Juni nach Budapest und in das Innere von Ungarn führte, sah ich in einigen Strassen der ungarischen Metropole die Papiermaulbeerbäume sogar als Strassenbäume verwendet. Sie waren jedoch im Trieb noch so sehr zurück, dass ich mir kein Urteil bilden konnte, inwie- weit diese Art der Verwendung für Brou>pichbect vor der Steinstiege". Entworfen und auspefiilirt von Jos. Knipka, Stadigärtner in Baden. Originalztichnung für die „Gartenwelt". Text in No. 49, Seile 583. Sommer. 1. Spergula pilifera. 2. LcucopUyta Broicnii. i. Auiennaria tomcv- tosa. 4. AUernanihera paronyehioidfs aiirea nana. 5. Altemnn- tliera paroiujchioides Kuntzii. 6. Lohdia Erimis , Schtcalen- mädehen". ;. Alternantlwra van Houtlei. 8. Eclieveria secunda glauca. Frübjahr. I. Spergida pilifera. 2. 3. 4. Jonnpsidivm acattlc. 5. 6. Phlox snbnlata rosea. -. Jonopsidium acaiile. 8. entfallen. Aus dem Kurpark in Baden bei Wien: „Teppichbeet vor dem Kurhaus". Entworfen und ausgeführt von Jos. Krupka, Stadtgärtner in Baden. Originalzeichnung für die , .Gartenweif'. Text in No. 49, Seile 583. Sommer: I. Antennaria tomentosa. 2. Alternanthera amabilis. 3. AUernanihera parony- chioides aitrea nana. 4. Pilea muscosa. 5. AUernanihera amoena. 6. AUernan- ihera paronyehioides Kuntzii. 7. Sedum carneiim ful. var. 8. AUenianihera ensifolia. 9. Mesemhrianthemum cordifolium fol. rar. 10. Crassula Cooperi. II. Sj'crgula pnlifera aurea. 12. Begonia semperflorens ,.TeppichkOnigin". 13. Sediim Lydium aurettm. etwas häutig-lederigen Blätter. Diese erscheinen zumeist auf recht dicken, kräftigen Trieben und verleihen der Pflanze einen nicht unbeträchtlichen Zierwert. Von allen hier ge- nannten Moraceen scheint diese Art die gegen unser Klima empfindlichste zu sein, heimatet sie doch auch vorzugsweise in den südlicheren Teilen der Vereinigten Staaten. In Engler- Prantl, Pflanzenfamilien, findet sich die Angabe, dass auch die Blätter der Osage-Orange den Seidenraupen als Futter dienen. Dies ist eine irrtümliche Angabe, vielmehr zeichnet sich das kräftige Laub gerade dadurch aus, dass es nur selten unter Raupenfrass zu leiden hat. Für geschützte Lagen dürfte unsere Art mehr Berücksichtigung als bisher verdienen. Zuletzt möchte ich den auf S. 602 beigegebenen Zeich- nungen noch einige erläuternde Worte hinzufügen. Es ist gewiss für viele Leser nicht uninteressant, wenn ich an der Hand meiner Zeichnungen versuche, die Merkmale, durch welche die drei verwandten Gatuingen sich unterscheiden, zu charakterisieren. Ich wähle dabei die "Blüten und Früchte, da ja die in Holz und Blatt liegenden Kennzeichen viel eher als bekannt vorausgesetzt werden können. Die Blüten indes pflegen die Beobachter, da das Zeug gar so unschein- bar ist, wenig zu beachten. Sehen wir sie uns mithin heute etwas näher an. Alle drei Moraceen sind zweihäusig, sie entwickeln männliche und weibliche Blütenstände auf verschiedenen Pflanzen, wenn sich auch bei der Maulbeere, wenigstens hie und da cf und $ auf demselben Baume finden. Sehen wir Alorits als den Typus an, da sie der Familie den Namen giebt, so beobachten wir hier die (f Blüten in kurzgestielten walzigen Scheinähren (auch wegen der Ähnlichkeit mit Kätzchenblütlern Kätzchen genannt), die ich nicht extra abgebildet habe, weil sie denen von Broussonetia (Fig. 2, i, Seite 602) ungefähr gleichen. Die 9 Blüten sind in kurzen eiförmigen Scheinähren vereinigt, wie eine solche Fig. i, i, Seite 602, (ganz jung) zeigt. Beim Papiermaulbeerbaum sind, wie gesagt, die ^^ Blutenstände ganz analog, die weiblichen jedoch kugelig (Fig. 2, 3 im Durchschnitt). 604 Die Gartenwelt. VI, 51 Die Osage-Orange besitzt gleichfalls kugelige 9 (Fig. 3, i, Seite 602, im Durchsciinitt) und kugelig- eiförmige (/ Blüten- kätzchen (Fig. 3, 5). Die letzteren sind langgestielt und hängend. Vergleichen wir nun die einzelnen Blüten, wie sie in den Figuren in massiger Vergrösserung dargestellt sind. Die ö^ Morus-Blüten haben eine 4-teilige (oder 4-spaltige) einfache Blütenhülle (ein grünlich-gelbes Perigon) und 4 Staubgefässe, sowie im Innern einen verkümmerten Frucht- Aus demKurpark in Baden bei Wien: „Blumenbeet vor dem alten Dampf- und Wannenbad". Entworfen und ausgeführt von Jos. Krupka, Stadtgärtner in Baden. Originalzeichnung für die ,,GartenweU". Text in No. 49, Seite 583. So in m er 1902. I. Crassu!a Cooperi. 2. Kleinia repens. 3. Coleus „Le Citrone". 4. AUernanthera paromjchioides van Bouttei. 5. Coleus Hero. 6. Culeus Verscliaffelü. 7. AUer- nanthera amoena spectahilis r/randifolia, eingefasst mit Echcveria secunda glauca. 8. Begonia semperflorens nana compacta. 9. Bcgonia semperfiorens nana compacta rosea. 10. Begonia y,Triumphc de Bclved'ere". 11. Begonia semperflorens „Helene Bofinger". 12. Antennaria tomentosa. ^z. Begonia semperflorens gracilis: 1^. AUer- nanthera amoena spectahilis grandifuliu. 15. Crassida Cooperi. 16. Crataegus oxya- cantha flore pleno (Kronenbäumchen). 17. Begonia Mnsiadonte. 18. Rasen. 19 Weg. knoten (Fig. i, 6; in 7 ist ein Hüllblatt für sich darge- stellt, alles von alba var. tatarica). Bei den 9 Blüten können wir gleichfalls 4 Perigonblätter unterscheiden, von denen die 2 äusseren die beiden inneren decken, in Fig. i, 2 sind erstere etwas getrennt oben, so dass man ein inneres sieht. Die Behaarung ist bei alba sehr kurz oder fast fehlend, wogegen nif/ra (Fig. i, 5) ein viel stärkeres, etwas zottiges Haarkleid , besonders an der Spitze der Perigon- blätter, zeigt. Auch der Griffel mit seinen 2 fädigen Narben ist bei nigra .lang behaart, bei alba nur mit feinen Papillen besetzt. In Fig. I, 3 ist ein Perigonblatt von rückwärts gesehen getrennt gezeichnet. Die c^ Blüten des Papiermaulbeerbaumes gleichen mit ihrer 4 spaltigen Blütenhülle denen der Morus fast ganz, sind nur durchweg behaarter. Fig. 2, 2 ist nach einer Blüte von B. kajinoki gefertigt. Gross ist dagegen die Abweichung, wenn wir die ? Blüten (Fig. 2, 4 — 5) uns anschauen. Die Blütenhülle ist schlauchförmig, an der Spitze nur ganz schwach ausgerandet (Fig. 2, 5 stärker ver- grössert) und umschliesst den Fruchtknoten eng, welcher in einen langen mit Narbenpapillen besetzten Griffel ausläuft. Die Blüten sind umgeben von keulenförmig ausgebildeten Brakteen, deren kegelige Spitze zottig behaart ist. In Fig. 2 , 4 sehen wir 4 solche Gebilde. Bei .loxylon lässt sich hinsichtlich der 9 Blüten eine Analogie mit Monis nicht verkennen, wenn man Fig. 3, 2 — 4 und Fig. I, 2^3 vergleicht. Auch bei der Osage-Orange decken 2 äussere Hüllblätter die inneren, sie sind hier ziemlich deutlich kapuzenförmig (Fig. 2, 4) und kurz be- haart. Der Griffel, wie ja der ganze Blüten- stand, erinnert an Broussonetia, es fehlen hier aber die dieser eigentümlichen Stütz- blätter. Inbezug auf die d^ Blüten weicht Joxylon dadurch ab, dass diese langgestielt sind (Fig. 3,6, 7 im Längsschnitt ohne Stiel). Auch die Früchte unserer drei Mora- ceen sind von charakteristischer Verschieden- heit. Die Maulbeeren brauche ich nicht erst zu schildern, der Leser kennt sie und überdies spricht Fig. i , 4 für sich allein, da hier, wie auch bei der Broiissonetia- Frucht die kundige Hand eines Zeichners meine etwas mangelhafte Kopie verbessert hat. Ich kann wohl auch als bekannt vor- aussetzen , dass wir hier nicht einzelne Früchte, sondern Sammelfrüchte vor uns haben. Die fleischig gewordenen Blüten- hüllen umschliessen die Früchte und bilden im Verein mit der gleichfalls fleischigen Blütenachse die sogenannte Maulbeere, die bekanntlich mit einer wirklichen Beere nichts zu thun hat. Bei Broussonetia (Fig. 2, 6) vergrössert sich nur die kugelige Blütenachse und trägt die Früchtchen als Anhangsgcbilde, welche meist nicht alle zur Reife gelangen. Die Färbung der Sammelfrucht ist orangerot und am Baum recht zierend, ihr Geschmack aber keineswegs angenehm. Bei Joxylon sind die Früchte in den fleischigen Blüten- boden eingeschlossen und zu einer grossen, etwas an eine Orange erinnernden (daher der Name) Sammelfrucht ver- einigt, welche in der Heimat, sowie sie abfällt, von Weide- vieh gefressen zu werden pflegt. Da ihr Durchmesser bis 12 cm betragen kann, so mögen die grossen Scheinfrüchte oft ganz verlockend aussehen, die Menschen können ihnen jedoch, nach den Angaben Sargents, nur wenig Geschmack 51 Die G a r t e n w c 1 1. Gü5 abgewinnen. Eine Osage-Crange im Bilde vorzuführen muss ich mir heute leider versagen, hoffe es aber später durch eine gute Photographie nachholen zu können. Obstbau. Weiiitreibcrci im gräfl. Thiole-Winkler'sclien Schloss- gai'ten zu Mosclion (Oberschlesien). Von Rob. Herrmann, Obergärtner, Mcschen. (Hfcrzji eine Abbildung. J Z^n der wohlgelungenen untenstehenden Abbildung gebe ich noch folgende Erläuterungen, welche vielleicht manchen interessieren werden. Ich habe hier ein Weinhaus von ca. 9,70 m Länge, 4,30 m Breite = 41^/4 qm. An der Rück- wand sind Pfirsichbäume und an der Vorderseite sind zehn tragbare Weinstöcke gepflanzt, welche nach der Methode Thomery geschnitten sind. Vorhanden sind die Sorten „Barbarossa", welcher Anfang August reif wurde, „Blaclc Hamburg", „ÄUcante", ,,Gros Colmar", „Muscat of Alexan- dria" etc. also frühere und spätere Sorten, was das Treib- verfahren, neben dem Umst.in(le, dass die Pfirsiche wäh- rend der Blütezeit des Weines zu reifen begannen, in den Perioden der Blüte und der Svcinbildung des letzteren nicht unerheblich erschwert. Wie die Abbildung zeigt, habe ich recht reichlich Trauben erzielt, fast zuviel, denn diese zehn Weinstöcke trugen über 220 Trauben in schöner Grösse. Die Behandlung war kurz geschildert folgende: Am 9. März habe ich zur Treiberei vorbereitet. Mit der gleichmässigen Erwärmung des Hauses hatte ich Schwie- rigkeiten, weil die zwei Heizrohre des Weinhauses erst durch zwei grössere Warmhäuser und dann durch ein grosses temperiertes Haus gehen. Nun wurde das tem- perierte Haus von Ende April an fast gar nicht mehr ge- heizt, infolge dessen hatte ich für das Weinhaus keine Heizwärme mehr und das Haus blieb ungeheizt. Zuerst Hess ich die Erde des ganzen Hauses auflockern und reich- lich guten Kuhdung aufbringen. Die Reben wurden dann in Mannshöhe angeheftet, die Enden halbkreisförmig nach unten heruntergezogen. Der Saftstrom staut sich in dem Bogen und durch häufiges Spritzen mit warmem Wasser treiben dadurch die untersten Augen zuerst aus. Ist dies geschehen, so werden die Reben ganz aufgebunden, die Triebe geleitet und überflüssige Augen ausgebrochen, der- art, dass das oberste Auge als Fruchtauge und das unterste Auge für den Schnitt fürs nächste Jahr berechnet ist. Haben sich nun die Gescheine gezeigt, so schneide ich zwei Augen event. auch ein Auge über denselben den Trieb Wcintieibeiei im grall. Tbiele-Winkler'schen Schlossgarten zu Moschen. Originalaufnahme für die „Gartenweh". 606 Die Garrenwelt. VI, 51 "^^$^^ Zweig der Picea excelsa var. virginata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. auf- genommen. ab. Während der Blüte wird das Haus trocken gehalten und reichlich gelüftet. Das Spritzen stellt man nach erfolgter Befruchtung ganz ein; es wird nur gegossen, desgleichen wird das Weinhaus nie schattiert. Ist der Wein verblüht, so wird, sobald die Beeren die Grösse eines Pfefferkorns erreicht haben, ausgebeert, wobei die Hälfte bis ein Drittel der Beeren weggeschnitten werden. In kurzer Zeit ist die Steinbildung vorüber und ein Aufstreuen von Kalk, welcher mit Wasser angerührt wird, ist sehr gut; ferner wird mit Dungguss oder Düngemitteln öfters gedüngt, wobei ich präparierten Kuhdung vorziehe. In der Reifezeit Hess ich das Haus wieder trockner stehen. Reichliche Ernte schöner Trauben ist der Lohn für die Mühe und Arbeit des Gärtners. Koniferen. Ein Picea excelsa var. virginata. Von Rudolf Wehrhahn, BiicUeburg. (Hierzu 2 Abhihhtngcn,) schöner, sorgfältig angelegter und gut instand- gehaltcncr Park übt stets seine Anziehungskraft auf diejenigen aus, welchen er zugänglich ist. Ein Morgenspaziergang in hübschen Anlagen und luftigen Laubengängen ist das Schönste, was sich ein ge- plagter Grossstadtmensch denken kann, der tagüber nicht ' aus der Stubenluft und dem .Aktenstaub heraus- kommt. Kein Laut stört ihn als höchstens das Gezwitscher einer Starenfamilie oder der helle Gesang des Zaunkönigs, der sein brütendes Weibchen durch ein munteres Liedchen unterhält, bis er mit einem fröhlichen Jauchzer davonfliegt, um seiner Genossin eine feiste Mücke zu bringen. Wäh- rendd,essen ist die Sonne allmählich am Himmel erschienen und von Minute zu Minute lüften sich die Schleier, die über der Landschaft lagen. Tausende und abertausende von Tautropfen leuchten wie Diamanten in allen Regen- bogenfarben im weichen Morgenlichte, während die Bäume und Baumgruppen sich nun langsam voneinander abheben, bis sie, einen eigenartigen Reiz gewährend, von Licht übergössen in voller Klarheit den Hintergrund zu dem Bilde geben. Dunkle, düstere Tannen stechen eigentümlich schön gegen die kräftig geformten, helleren Laubbäume ab. Hier steht neben der stolzen Rottanne eine schüchterne Birke mit den ihr eigenen hängenden Zweigen, wogegen dort vor der tiefernsten Trauer- buche der Turm einer immergrünen Thuya in die Höhe ragt. Vor einigen Jahrzehnten fing man an, sein Augenmerk auf alles Seltene und Merkwürdige zu richten, und diese Strömung hat sich im Laufe der Jahre noch gekräftigt und verstärkt. So geht es heute in jeder Kunstrichtung. Man denke nur an die Malerei. Die eigenartigsten und selten- sten Motive sucht der Maler auf der Leinwand festzu- halten. So ist es auch in der Gärtnerei. Jeder Gärtner wünscht sehnlichst, die eigenartigsten Bäume in seinem Park und die eigentümlichsten Pflanzen in seinem Gewächs- haus zu haben. Die im Bilde S. 607 dargestellte T'icea excelsa Lk. var. virginata gehört unstreitig zu den schönsten und seltensten Koniferen. Schon ihr Bau, ihre an fast wagerechten Ästen lang herabhängenden rutenförmigen Zweige, Abbildung eines Zweiges obenstehend, fesseln den Blick des Vorüber- gehenden. Sie wurde zuerst von einem gewissen Bechstein in Thüringen, der Heimat der Blutbuche, und zwar in den Forstrevieren Stützhaus und Klcinschmalkalden auf- gefunden. Eine andere Picea-Varietät, die man mit dieser leicht verwechseln kann, ist P. exe. var. viwinalis. An ganz wage- rechten Ästen hängen die peitschenförmigen, sehr langen Triebe bis zur Erde nieder. Ihre Heimat ist das mittlere und südliche Schweden.. wo sie gar nicht selten vorkommt. Daher kannte sie auch schon der berühmte Linne, der sie aber für eine Kreuzung von Fichte und Kiefer hielt. Der \'olksmuijd hat verschiedene Namen für diesen interessan- ten Baum, z. B. Hänggran, Hängefichte oder Tumbindare- gran, Fassbinderfichte. Sehr auffällig ist es nur, dass sie auch wohl Tuskran, d. h. Deutsch-Fichtei genannt wird, obwohl sie in Deutscl'hmd erst viel später entdeckt wurde. Topfpflanzen. Amicia Zygomeris DC, Ochna multiflora DC. unil Clcroden- dron squamatum Vahl. Diesen drei alten, schönen l'llanzcn, welche bedauerlicherweise nur sehr vereinzelt in Kultur anzu- treffen sind, möchte ich an dieser Stelle das Wort reden. Zunächst ist Amiria Zi/f/omeris DC. eine für Landschafts- gärtnerei zu empfehlende Pflanze. Dieselbe ist in Mexiko hei- misch und zählt zur Familie der Leguminosen. Ihre Bclaubung ist hellgrün, zuweilen glänzend gelb beleuchtet, paarig gefiedert und ganzrandig. Die Blattstiele sind mit violetten, bis 2 cm grossen Nebenblättern bedeckt, welche der Pflanze einen eigen- artigen Charakter verleihen. Auf der zart gefärbten Belaubung wirken grosse, gelbe, traubig vereinte Blüten sehr dekorativ. VI, 5' Die G a r t c n w e 1 1. 607 Äinicia Zygomeris nimmt sich als Plinzelpflänze auf Rasenflächen sehr schön aus, und entwickelt sich, wenn ausgepflanzt, zu einem breiten, ansehnlichen Busche. Der Standort soll sonnig, die Erde porös und kräftig sein, auch ist reichliche Bewässerung in den Sommermonaten nötig. Diese Leguminose ist eine Kalt- hauspflanze, verlangt im Winter hellen und nicht allzu feuchten Standort und wird durch Stecklinge vermehrt. Die zweite Pflanze meiner heutigen Abhandlung, Ochna iiiidtiflora DC. ist im tropischen Afrika heimisch und eine herrliche Pflanze fürs temperierte Haus. Ochna midtiflora ist ein Strauch von 1I/2 m Höhe und dicht mit 6 — 8 cm langen, länglichen, gesägten, dunkelgrünen Blättern besetzt. Die Pflanze blüht in den Wintermonaten mit wohlriechenden, gelben Blumen. Dieselbe verdient schon während der Blüte als schön be- zeichnet zu werden, erreicht aber ihre volle Pracht erst nach Ausbildung der Früchte. Im Frühjahr ist Ochna timltiflora mit stahlblauen, beerenarti- gen Früchten, welche am Kelch mit schar- lachroten Brakteen besetzt sind, reichlich be- hangen. Diesen prächtigen Fruchtbehang zeigt die Pflanze einige Monate und gewährt in diesem einen interessanten Anblick. Die Vermehrung geschieht durch Steck- linge. Leider bewurzeln sich diese etwas schwer. Man vermehrt entweder im Novem- ber-Dezember oder im Juli. Bei der Winter- vermehrung verwendet man mit Vorteil kurze, vom Hauptzweig mit Astring abgerissene Triebe, welche dicht unterm Astring glatt geschnitten werden. Unter der grossen Anzahl der Clcrcdim- dron-Arten ist C'l. squamatum Yahl. (Cham.) eine der schönsten. Diese Spezies, welche im Himalaya und in China heimisch ist, hat etwa 15 cm grosse, herzförmige, mattgrüne, kurzbehaarte, leicht buchtige, gegenständige Blätter. Der Blütenstand ist entrispenstän- dig und wird aus scharlachroten geröhrten Blüten, deren Saum sich breit sternförmig ausbreitet, gebildet. Die Blüte fällt in c'is Monate Ju'i und August. CI. squamatum ge- deiht freudig in einer Erdmischung, bestehend aus drei Teilen Lauberde, einem Teil Rasen- erde, einem Teil gelagertem Rinderdünger und einem Teil Sand. Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge. Die jungen Pflanzen s!nd, nachdem sie einige B'.attachsen gemacht ha- ben, zu entSpritzen, sonst wird die Pflanze stets eintriebig. Die Kultur dieses Clercdcn- dron squamatum, das eine der schönsten Blütenpflanzen des Warmhauses ist, ist wärm- stcns zu empfehlen. Gustav Besoke, Erfurt. zückend sein, sonst verliert die Rose doch sehr in unseren Augen. Wie bei den Rosen, so ist es bei einer grossen Reihe wei- terer Blumen und wenn wir unverhofft an sonst mehr .oder minder geruchlosen Blüten nun unerwartet einen feinen Wohl- geruch bemerken, so ist die Überraschung eine desto freudigere. So z. B. unsere Tulpen! Dieselben betrachten wir in der Regel als geruchlos, und doch finden wir Stammformen und Kreuzungen mit solch starkem und doch feinem, nicht aufdring- lichem Geruch, dass eine einzige Blüte ein Zimmer mit ihr^'n Düften erfüllen kann. So ist bei den Stammformen neben unserer einheimischen Tidipa silvestris mit der Form fragrans, besonders die mehr süd- europäische T. suaveolcns zu nennen, welche sich durch einen feinen Geruch auszeichnen. Diesen reiht sich noch die' rein- weisse Form (alba) der Tidipa Didicri an. \'on im Handel befindlichen Bastarden sollen hier genannt Zwiebel- und Knollengewächse. Wohlriechende Tulpen. Was macht eine Blume, wenn wir den Wert derselben z. B. als Schnittblume für sich betrachten, eigent- lich doppelt wertvoll? Doch wohl nur der Wohlgeruch. Pflücken wir eine Rose, so prüfen wir dieselbe unbedingt auf ihren Wohl- gcruch, wir Gärtner vielleicht weniger, als vielmehr der Rosenliebhaber, und wir sind enttäuscht, wenn kein Duft oder nur äusserst geringer Geruch wahrzunehmen ist. ' Bau und Farbe der Blumen muss schon sehr ent- Picca excelsa var. virginata im Scblossgaitcn zu ijückebuij, Vom Verfasser für dis „Gartenwelt" photogr. aufgeQommen. 608 Die G a >• t o n \v e 1 1. VI, 31 sein : Tulipa tnacrospeila, Scharlach und schwarz mit gelbem Flecken; „Gelber Prinz", reine, elegante, sehr lange blühende und sich nicht allzu weit öffnende, gelbe Tulpe; „La Mcrreille", eine grosse, von Orange- in Lachsfarbe übergehende Blüte; „Braal Jungfer" {„Bridcsmaid"), eine sehr hübsche, rosafarbene mit hellen Streifen versehene Sorte; „Zephir", eine Darwin- tulpe von ebenfalls sehr feiner Rosafarbe; „Prinz von Österreich", grossblumig, leuchtend orange-scharlach; „Gelbe Eose", mit sehr schönem Goldgelb; Tmirnesoll, die rote Form, mit breitem, zitrongelbem Rand und grossen Blumen u. s. w. Vielleicht ergänzen weitere Kenner vorstehende Liste. Wäre es nicht empfehlenswert, dass die Züchter bei Bastar- dierungen beobachten würden, etwas mehr Blut von wohl- riechenden Tulpenarten unterzumischen? Denn den duftenden Sorten würde weit mehr Raum auf Blumentischen und Blu- menzusammenstellungen gewährt werden, als den geruchlosen. Schelle, Tübingen. Ausstellungs - Berichte. Die Erfurter Garteiibaii-Ausstellung vom . 6.— 14. September. Vom Herausgeber. II. iN eben dtn Sommerblumen, von deren umfassender Verwendbarkeit leider recht wenig zu sehen war, wurden die freien Anlagen der Ausstellung von Stauden und staudenartigen Gewächsen hauptsächlich beherrscht. Viel- fach waren diese Pflanzen auf den ausgedehnten Rasen- flächen zu malerischen Gruppen zusammengestellt. Was der Herbst an prächtigen Staudenblüten bietet, zeigte eine geschickt bepflanzte Gruppe von Haage & Schmidt, wel- che wir noch im Bilde vorführen werden. Hier sahen wir u. a. in höchster Vollkommenheit: Anthemis twbilifi fl. pI. Acdiiilum formosum, herrliche Echinacea, Lcucaiithemum grandiflorum, und die verschiedenfarbigen Delphinium ninense. Eine Gruppe Solidago canadensis von Platz & Sohn zeigte, wie vorzüglich sich diese anspruchslose, V/2 m hohe, an den Triebenden grosse Büschel gelber Blütchen entwickelnde Staude zu Gehölzevorpflan- zungen, speziell auch zum raschen Ausfüllen von Lücken an Gehölzegruppen eignet. Die schöne BelUs percnnis fi. pl. maxima, weiss und rosa blühend, mit enormen, dicht gefüllten Blüten, konnte Ernst Benary, trotz der vorge- schrittenen Jahreszeit noch in tadellos vollblühenden Pflanzen vorführen. Lebhaft interessierte uns eine Gruppe der alten, aber seltenen Campanu'a Vidalii. Sie ist eine Kallhausglockenblume mit fleischigen Wurzeln und eben- solchem kurzem, dicken Stamm. Über den gedrungen stehenden, lederartigen, glänzend grünen Blättern erheben sich die Blütenstiele, mit welchen die Pflanze etwa 70 cm hoch wird ; sie sind reich behangen mit stattlichen, weissen röhrigen Blütcnglocken. Die Heimat dieser Cawparnda ist die Azoreninsel Flores. Auch die mehr und mehr in Aufnahme kommenden niederen Zwcrgdahlien hatte Benary in zwei Sorten ausgestellt : die einfach rot blühenden „Fräsidmt Carnot" und „Bosy Bantc Cardinal", diese letz- tere mit geschlitzten Petalen. Peinige Pflanzen der neuen Halskrausendahlie „Präsident Vitjer" zeigten die volle Schönheit dieser Neuzüchtung. Die zart rosige, fast weisse Krause bildet einen entzückenden Gegensatz zu dem feu- rigen Rot der Randpetalen, bei den jüngeren Blumen ist die Krause stets vollkommen und regelmässig, erst im \'erblühen verliert sie an Ansehen. Durch \'orführung einer Gruppe stattlicher Scdiim Fabaria im \'ollflor hat sich der gleiche Aussteller ein Verdienst erworben. Dieses Srduni ist unzweifelhaft die schönste und ansehnliche herbstblühende Freiland-Succulente. Ihre in grossen Scheindolden stehenden, zartrosafarbigen Blüten wirken prächtig in der herbstlichen Parklandschaft. Ganz interessant sind die französischen Lobelia fuUjcns- Hybriden mit teils dunklem, teils grünem Laube und rosa- farbigen Blüten. I. C. Schmidt führte hiervon vor: „nanseniana" , Laub rot, Blüten rosa, sowie „Gerardi" und ,,Bivoirei rosea ardens" , beide grünlaubig. In der Gesell- schaft dieser neuen stand die alte „Queen Yicloria" mit ihrem schwarzroten Laube und ihren. sammctigen, weithin leuchtenden roten Blüten; sie ist nach meinem Gcschmackc immer noch die schönste der Staudcnlobelien. Otto Putz hat ^•or Jahren aus England die immerblühen- den Teppich-Ptnsee mitgebracht: niedrig wachsende, reich- blühende Abkömmlinge der T'/oV; lurniiti; er bemüht sich nun für diese seine Lieblinge Propaganda zu machen und dieselben zu verbessern. Die aufgestellten kleinen Gruppen gaben ein treffendes Bild vom gedrungenen Wuchs und der Reichblütigkeit, aber auch vom bunten Durcheinander der Blütenfarben und Zeichnunge:i, das man b:i solchen dank- 'bar vom zeitigen Frühjahr bis in den Winter hinein blühen- den Stauden gern mit in Kauf nehmen kann. Sehr ver- missten wir die herrlichen Phlox decussata-Hyhridcn, wel- che zu den schönsten herbstblühenden Stauden gehören, nur die Sorte „Eclaireur" führte Oskar Knopff in gut kulti- vierten voll blühenden Exemplaren vor; sie ist eine der schönsten unter den niedrigen Phlox decnssata-Hybridcn. Dass auch blühende Topfpflanzen, vorzugsweise Gruppenpflanzen, reich vertreten waren, ist selbstverständ- lich. Über die in grossen Sortimenten vorhandenen Fuch- sien, die gleichfiills sortenreichen Pelargonien und die Knollenbegonien, in deren Kultur einige Erfurter Firmen so schönes leisten, können wir heute hinweggehen. Die von Stenger & Rotter ausgestellte Sah'ia splcndcnis ,,Triurnph" ist eine wesentliche Verbesserung der alten splendcns. Blüten sehr langröhrig, Ähren sehr dicht und stattlich ; sie ist eine Züchtung von Wilh. Pfitzcr, Stuttgart. Ein hübsches Gegenstück zu den vollkommenen s/)/('wrff WS-Hybriden bildet die uralte Salv-ia patens mit ihren leuchtenden sattblauen Blüten, welche, in einer stattlichen Gruppe vertreten, manchen Bewunderer fand. Ihre schwache Seite ist das ungleiche Erblühen der .\hren. Jac. Sturm brachte einige schöne Pflanzen des alten Agapanthus wnbdlatus, der leider in der Topfkultur immer zu hungrig gehalten wird. Wir haben starke Kübelexem- ])lare vor 6 Jahren in einem Charlottenburger Garten ausgepflanzt, wo sie unter guter Decke, darüber ge- VI, 51 Die G a r t e n w e 1 1. 609 stülpte Tonnen mit Mistpackung, stets tadellos überwin- terten. Der Flor ist ein ganz enormer, die Blüten haben die doppelte Grösse derjenigen von Topfexcmplaren und jede der Ricscndolden setzt sich aus 180 bis 200 Einzel- blüten zusammen. Der Begonia semperflorens war ein allzu grosses Feld eingeräumt. Die besten Sorten sind dem Leser längst in Wort und Bild vorgeführt worden. Entschieden am schpnsten fanden wir die Neubronnersche grandiflora su- perba ; sie hat nichts von dem Krüppelhaften der moder- nen Züchtungen, wird reichlich 30 cm hoch und bringt für die sempcrflorens-Klasse ungewöhnlich grosse, zart rosafarbige Blumen, die nicht im Laube stecken, sondern gefällig über demselben getragen werden. Ruhepunkte im bunten Durcheinander der Blüten- gruppen und der allzu dicht zusammengepressten Sommer- blumensortimente boten die Succulentmgruppen, die durch die Verschiedenartigkeit der Formen den Beschauer fesselten. Mit dekorativem Geschick war eine Riesengruppe von Haage & Schmidt zusammengestellt. Sie umfasste • u. a. ein Agavensortiment, wie es wohl keine zweite Handels- gärtnerei besitzt und wurde eingefasst von einem schwung- voll gestalteten Succulenten-Teppichbeete. Auch die alte Firma Friedrich Adolf Haage jr. war mit Kakteen und Succulenten vertreten. Zwei stattliche Hallen benötigten die Erfurter Handels- gärtner allein zur Unterbringung ihrer Schnittblumensorti- mente und diesen Hallen gegenüber lag eine dritte, welche ausschliesslich \ on den Mitgliedern der Deutschen Dahlien- Gesellschaft mit Beschlag belegt worden war. Das Innere der Erfurter Blumenhallen wurde von den Herbstmodeblumen beherrscht: den Astern und Dahlien. Über die Dahlien wird noch ein spezieller Bericht folgen. Unser Astersortiment ist gegenwärtig so reich, dass es wohl jedem Geschmack etwas zusagendes bietet. Uns persönlich sagen die Straussenfeder-, Hohenzollern-, Strahlen-, Kaiser- und Kometastern am meisten zu; sie sind es auch, die herrliche Bindeblumen liefern. Neben den schönen fehlen auch abstossende Farben und Formen nicht, was nicht ausschliesst, dass auch sie ihre Liebhaber finden, da sich über den Geschmack nicht streiten lässt. In beträcht- lichen Sortimenten waren ferner vorhanden Viola tricolor und Chornclken. Sommerlevkojen fehlten infolge der vorgeschrittenen Jahreszeit fast ganz, nur die schöne remon- tierende Dresdener Sommerlevkoje war in allen Farben- spielarten zu sehen. Uns interessierten speziell noch die schönen grossblumigen Hybridverbenen, CentaHrea odorata und die hiervon abstammende Sorte „Cliamaeleun'', sowie C. Margarilae. Alle drei im Freien etwas empfindlich, aber Bindeblumen ersten Ranges liefernd. Aus den Vereinen. XV. Hauptveisammlung des Vereins Deutscher Garten- künstler zu Breslau "J Die glanzvollen Tage der W. Haupt- *) Siehe aucli Heriiht in No. 49. Versammlung des Vereins Deutscher Gartenkünstler zu Breslau sind verrauscht, einem jeden Teilnehmer freudige Eindrücke hinterlassend, aber auch mancherlei Anregung gewährend. Einige kritische Betrachtungen über die Vereinsverliand- lungen mögen mir im Nachfolgenden gestattet sein. Wenn wir nur ehrlich sind, so müssen wir uns offen ein- gestehen, dass ein Jeder das Gefühl hatte, so schnell wie mög- lich die Tagesordnung herunterzuhaspeln, um das übrige Pro- gramm, den geselligen und vergnüglichen Teil ja nicht etwa zu schmälern. Dieser Wunsch bezeichnet die Gangart der Ver- handlungen. Den grössten Zeitaufwand beanspruchte der An- trag betr. die endgiltige Feststellung der Gebührenordnung. Eine vom Vorstand ausgearbeitete Gebührenordnung ebenso wie eine von der Gruppe Rheinland aufgestellte Gebührenord- nung lag im Drucke den Anwesenden vor. Lange wogte der Wortstreit hin und her; beide Parteien mussten anerkennen, dass mit einer Gebührenordnung weder ein Zwang auf den ausführenden Gartenkünstler ausgeübt werden könne, sein Hono- rar nach dieser Gebührenordnung zu bemessen, noch — und das ist wohl bedeutungsvoller — gilt die Gebührenordnung als gerichtliche Taxe. Man ist vor wie nach in Streitigkeitsfällen mit gerichtlichem Austrag auf einen verständigen, erfahrenen Sachverständigen angewiesen; leider giebt es aber in unserem Berufe nicht in dem Verhältnis wie z. B. im Baufach gerichtlich vereidigte Sachverständige; die Schwierigkeit, seine Ansprüche zu begründen, bleibt unverändert dieselbe. Ein Bedürfnis nach einer verbesserten Gebührenordnung hat sich eigentlich auch gar nicht herausgestellt, wie der Schriftführer, Obergärtner Weiss- Berlin ausführte, man ist nur an die Aufstellung der Gebühren- ordnung erneut herangetreten, weil die Auflage aus dem Jahre 1896 vergriffen war. Welche Bedeutung hat also die Gebühren- ordnung, wem soll sie als Unterlage dienen? Der selbständige Gartenkünstler hat sich aus seinen jahrelangen Erfahrungen, den Verhältnissen seines Thätigkeitsfeldes angepasst, eine eigene Taxe gebildet, er braucht kein gedrucktes Schema, um seine Forderungen und Ansprüche zu bemessen. Geben wir hingegen dem „Anfänger in der Kunst" die fragliche Gebührenordnung als \'ademecum in die Hand, so wird er damit mehr Schaden als Nutzen anrichten, bis er nach traurigen Erfahrungen endlich zu der Erkenntnis gekommen ist, dass seine Forderungen mit seinen Leistungen in Einklang zu setzen sind. Das ganze Heer der Gartenbeamten, die als Nebenbeschäftigung landschaftsgärt- nerische Praxis ausüben, richtet sich gleichfalls nicht nach der Gebührenordnung. In den überaus meisten Fällen werden die Herren, da sie es zu einem gerichtlichen ."^ustrag bei Differenzen nicht kommen lassen wollen, Schwierigkeit und Risiko des Be- rufes als selbständiger Gartenkünstler nicht zu beurteilen ver- mögen, ihre Kraft zu niedrig einschätzen, zumeist in ihren An- sprüchen zu bescheiden sein, oder ihre Leistungen geradezu verschenken. Darin liegt der Krebsschaden, der von den selbst- ständigen, als Gewerbetreibende oder Unternehmer praktizie- renden Gartcnkünstlern beklagt und verurteilt wird. Aber hier- für ist die Gebührenordnung kein Heilmittel. Die Vorlage in der Fassung des Vorstandes fand .Annahme. Auch der nächste Punkt der Tagesordnung, die Stellung der Gruppen im Verein, fand die Erledigung im Sinne des Vor- standes. Allgemein wurde die Notwendigkeit der Bildung von Gruppen anerkannt, weil in den Gruppen ein grösserer, innerer Zusammenhalt und ein häufigeres Zusammenkommen die Be- strebungen des Hauptvereins nur fördern können, jedoch der Vorstand will an Selbständigkeit nicht verlieren und räumte den Gruppen daher keinerlei Rechte ein. Erreicht wurde der Beschluss nach dem Herzen des V^orstandes durch Antragstellung zur Tagesordnung überzugehen; damit ist für ein Jahr wenigstens der bisherige Zustand wieder hergestellt. Sehr geschickt suchte der \'orstand alle Differenzen zu vermeiden. Wohl aus diesem Grunde ist es zu verstehen, dass das von Gartenbaudirektor Hampel-Leipzig angesetzte Referat: „Staatliche Obergärtner-Prü- fungcn", welches in den im Juni verschickten Einladungen Punkt 9 der Tagesordnung ausfüllte, im offiziellen Programm 610 Die G a r t e n w e 1 1. VI, 51 gestrichen war. Auf meine Anfrage wurde mir zwar die Mit- teilung, dass Herr Hampel verhindert gewesen sei, da jedoch das Organ der Gartenkünstler sich bisher über diesen höchst interessanten Punkt ausgeschwiegen hat, so muss ich der That- sache einen tiefer liegenden Grund beimessen. Mit mir war ein grosser Teil der Anwesenden unangenehm enttäuscht, dass gerade dieses Referat gestrichen worden ist, umsomehr, als Herrn Hampel in seiner Eigenschaft als früheres Mitglied des Kuratoriums der Wildparker Gärtner-Lehranstalt ein grosser Teil des Verdienstes beizumessen ist, die unter Vetter und Walther in Potsdam eingeschlafene zweite Prüfung durch Neuregelung der Bedingungen für das Obergärtner-Examen in Wildpark im Jahre 1898 wiedeir_ in Fluss gebracht zu haben. Aus dieser Anregung ist m. E. auch der ministerielle Erlass, das Staats- Obergärtner-Examen betreffend, hervorgegangen. Trotz vieler Anfeindungen wird man der Wildparker Schule das Verdienst nicht herabmindern können, in ideeller Beziehung immer die leitende, führende Stelle aller Gärtner-Bildungsanstalten einge- nommen und auch die erste Anregung zu dem jetzt eingesetzten Staats-Obergärtner-Examen gegeben zu haben. Die schätzens- werten Einzelheiten aus dem Munde des Herrn Hampel hätten zweifellos zum Verständnis des inneren Zusammenhanges des Wildparker mit dem neu geregelten Staatsexamen beigetragen und möchte ich an dieser Stelle dem allgemeinen Wunsche Aus- druck verleihen, das einmal zugesagte Referat den Interessenten nicht vorzuenthalten, sondern, wenn nicht mündlich, so doch vielleicht schriftlich bekannt zu geben. Der Gartenkünstler- Vereiri würde aber für sich das Verdienst in Anspruch nehmen können, an der Lösung einer hochwichtigen Aufgabe nach besten Kräften mitgewirkt zu haben, indem er den zeit- geschichtlichen Strömungen, der Notwendigkeit des Fort- schrittes, wie auch der Stärkung der Einigkeit in unseren Be- strebungen Rechnung trägt. Dieses Referat könnte das Thema von Neuem aktuell werden lassen und würde m. E. die Agitation erheblich stärken, besonders auch in dem Sinne, sich auch derer anzunehmen, die durch den unerwarteten ministeriellen Erlass empfindlich benachteiligt worden sind. Wie jede neue Verfügung erst nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne in Kraft tritt, so hätte man auch denjenigen Kandidaten, die nicht alle Punkte der vorgeschriebenen Bedingungen erfüllen können, eine Frist gewähren sollen, während welcher ihnen Gelegenheit ge- geben war, das fragliche Examen abzulegen. Eine strenge Wahl unter den sich Meldenden zu treffen, bleibt der Prüfungs- kommission vor wie nach unbenommen. Man fasse meine Agi- tation nicht als oratio pro domo auf, für mich ist die Ab- legung des Examens ein überwundener Standpunkt; man wird mir jedoch zugeben müssen, dass durch die ministerielle Ver- fügung einem grossen Teile befähigter brauchbarer Leute die Gelegenheit benommen, ist, ihr Können und Wissen mit jenen zu messen, die zufällig die gestellten Bedingungen erfüllen. Den hart Betroffenen, die sich zurückgesetzt fühlen, gilt mein Wort. ,,l''ber die Zweckmässigkeit des obligatorischen Fortbildungs- unterrichts für die Lehrlinge der Gärtnerei" berichtete Engeln, städtischer Übergärtner Breslau-Klcinburg. In seiner Eigen- schaft als Lehrer der Breslauer fachlichen Fortbildungsschule hat Herr Engeln reiche Erfahrungen auf diesem Gebiete erwor- ben, seine interessanten Ausführungen waren etwa die folgen- den: Die Fortbildungsschulen haben die Aufgabe, die elemen- tare Bildung ihrer Zöglinge zu befestigen, zu ergänzen und mit der Richtung auf die Erhöhung ihrer Erwerbsfähigkeit und Ervverbstüchtigkeit zu erweitern. Da die Gärtnerei jedoch nicht zum Gewerbe gehört, der Gewerbeordnung daher nicht unter- stellt ist (dieselbe führt in § 6 diejenigen Berufsarten an, welche ihren Vorschriften entzogen sind : das gesamte Ge- biet der Landwirtschaft, Ackerbau, Viehzucht, Gartenbau, Forst- wirtschaft und Weinbau und die schönen und freien Künste) welche für alle Gewerbe Zwangsfortbildungsschulen in Preussen eingerichtet hat, so ist nach dem Gesetz der Gärtnerlehrling zum Besuche der Fortbildungsschule nicht heranzuziehen. Die Notwendigkeit der Fortbildung im Gärtnerberufe wird jedoch allgemein anerkannt, nur in der Art der Organisation gehen die Ansichten weit auseinander. Für unerlässlich wird erachtet, dass der L^nterricht obligatorisch und nicht fakultativ sei, 1. weil die jungen Gärtner oft keine rechte Vorstellung von der nutzbringenden Einrichtung der Fortbildungsschule für ihr späteres, leichteres Fortkommen haben und deshalb den Unter- richt aus Nachlässigkeit nicht besuchen, und weil dem Schüler lediglich grundlegende Kenntnisse für den Beruf beigebracht werden sollen, um in ihm infolge, des Gelehrten nicht eine zu hohe Meinung von sich anzuerziehen, die ihm und dem Stande nur Schaden bringen würde. 2. weil viele Lehrherren ihre Lehrlinge aus Eigennutz nicht zur Schule schicken und dem Lehrlinge damit die Thore seiner Fortbildung verschliessen würden. Der Zweck des Unterrichts ist die Entwickelung des Lehr- lings planmässig zu leiten, damit er seine Pflicht im Beruf zu er- messen und zu deren Ausfüllung und Erfüllung befähigt ist. Der Fachunterricht muss mit dem elementaren unbedingt Hand in Hand gehen und können von dem Zwangsunterricht nur Lehrlinge befreit werden, welche sich durch Absolvierung einer besseren Schule genügend legitimieren können. Der Unter- richt muss für Lehrlinge in jedem Falle kostenlos sein, damit dem Schüler keinerlei Beschwernisse auferlegt werden. Redner schloss seine Ausführungen mit dem Antrage : Der Verein Deutscher Gartenkünstler möge beim Minister für Han- del und Gewerbe dahin vorstellig werden, dass das Ministe- rium, wenn auch der Gärtnerberuf noch nicht im Sinne des Gesetzes zum Handwerk gehört, doch dahin entscheiden möge, dass auch die Gärtnerlehrlinge gleich den Lehrlingen des übrigen Handwerks gezwungen w-erden, während ihrer Lehrzeit eine Fortbildungsschule besuchen zu müssen. Der Vorstand bekun- dete seine Ansicht dahin, dass er den gestellten Antrag nicht unterstützen könne, da der Verein über derartigen Bestre- bungen stehe. Der Vorstand und einige Mitglieder, die sich zum Worte meldeten, stellten in Abrede, dass dieses Gebiet in den Rahmen der Thätigkeit des Vereins passe; ein Redner liess sogar aus seinen Worten durchblicken, dass Gartenkünstler nur von Gott begnadet sein können, eine Lehrzeit zu absolvieren gänzlich überflüssig oder gar eine Fortbildungsschule mit Schuster und Schneider zu besuchen unter ihrer Würde sei. Der grösste Teil der Anwesenden anerkannte die hohe Be- deutung des Fortbildungsschulwesens auch im gärtnerischen Be rufe, da aber auf Betreiben des Vorstandes der Antragstelle seinen Antrag zurückzog, gab der Vorstand das Versprechet ab, diese Frage nach Möglichkeit zu fördern. In Wahrhe' fiel die dankenswerte Anregung resultatlos unter den Tisch. Ein w-eiterer Vortrag : ,, Ziele und Fortschritte der heutige Gartenkunst" gab dem Redner, -Gartenarchitekt Pietzner-Breslat unter der Maske des selbst gewählten Themas Gelegenheit höchst ausfällige Bemerkungen und angedeutete Verdächtigungen bezüglich der Privatthätigkeit der Gartenbeamten zu machen. Seine übrigen dünkelhaften Bemerkungen über Dinge, die sich von seinem Thema weit entfernten, musste man. seiner noch recht grossen Jugend zu Gute rechnen. . Von diesem Ge- sichtspunkte aus — angeblich natürlich wegen Zeitmangels — lehnte der \'orstand jede Diskussion vernünftigerweise ab, da- mit war den Ausführungen der gebührende Grad der Würdi- gung gegeben. Weniger vorsichtig als der Vorstand war eine Breslauer Zeitung gewesen, die einen langen Artikel unterm Strich schon verbreitete, noch ehe der Vortrag gehalten war. Die nächsten Ausführungen des Kgl. Gartenbaudirektors Goeschke-Proskau: „Interessante Gärten Oberschlcsiens" ent- schädigten hierfür die Anwesenden im vollen Masse durch Sach- lichkeit und Gediegenheit des Vorgetragenen. Nur kurz will ich die vom Redner angeführten bemerkenswerten Gärten im Nachfolgenden nennen, da ich es mir des Raumes wegen ver- sagen muss, die bei jeder Anlage aufgeführten Eigentümlich- keiten, sowie die vom Redner, einem bekannten Dcndrologen, geschickt eingeflochtenen Angaben dendrologischer Seltenheiten wiederzugeben. V[. Die Gartenwelt. 611 Koppitz, Besitzung des Gralt-n Ullrich von Schaffgotsch, mit herrlichem Schloss und Terrassen in Gotik, be- kannt durch den früheren Leiter, f Garteninspektor Ham- • pel, jetzt unter Leitung des-Garteninspektors Mesch. Falkenberg, im Besitz des Grafen Praschma, ehrwürdiger alter Adelssitz. Tillowitz, Eigentum des Grafen Frankenberg, im Pückler- sehen Stil vom f Grafen, einem Autodidakten, nebst seinem Obergärtner Sallmann ausgeführt. Dobrau, Graf Seherr-Thoss gehörig, Leiter Obergärtner PoW. Wiegschütz, einem begeisterten Gartenfreund, Rittergutsbe- sitzer Dr. Heimann gehörig, hat geschmackvolle neuere Anlagen mit Parterres etc. Obergärtner Schneider. Neudeck, Sitz des Fürsten Henckel von Donnersmark, reich ausgestattetes Schloss in französischer Renaissance, echt englischer Park, endlose Wiesenflächen, einzeln stehende, prächtig entwickelte Bäume, bekannteste Obsttreibe- reien Deutschlands, seit Jahrzehnten unter Leitung des Kgl. Gartenbaudirektors Fox, eines Engländers. Räuden, Sommersitz des Herzogs von Ratibor, ausgedehn- ter Waldpark, Hofgarteninspektor Peiker. Slawentsitz, Sitz des Fürsten von Hohenlohe, Herzogs von Ujest, modernes Schloss mit herrlicher Terrassenanlage, und umfangreichen gepflegten Parkanlagen, angelegt vom Hofgärtner Schwedler, hier Mutterpflanze der Acer Schicedlerl. Jetziger Leiter Hofgärtner Rosenkranz. Gross-Strehlitz, Eigentum des Grafen Tschirschky-Renard, Park, Obsttreibereien, Fasanerie. Leiter : Obergärtner Ullrich. Karlsruhe, Besitzung des Herzogs von Württemberg, künst- liche Wasserläufe und Höhenzüge. Hofgärtner Lude- wig. Als letzter Vortrag kamen die Ausführungen des Garten- Ingenieurs Glum-Berlin zu Gehör: „Die Technik des gärtneri- schen Planzeichnens unter Berücksichtigung der geschichtlichen Entwickelung desselben." Redner führte aus, durch die Dar- stellung eines Planes will der Autor zum Ausdrucke bringen : was er will, was er kann, was er zu erreichen hofft. Ohne das Terrain vorher gesehen zu haben, ist die \'ornahme eines Entwurfs nicht denkbar, nur dadurch gelingt dem Gartenkünstler die gewandte Benutzung des gebotenen Schönen und die Aus- rierzung des Unschönen auf gegebener Situation. Geschultes Vuge, fruchtbare Phantasie und gewandte Erfahrungen bezeich- net Redner als Vorbedingungen zur Vornahme ansprechender 'ntwürfe. Er teilt die von Garteningenieur Cordes, Hamburg, jm genialen Schöpfer des grossartigen parkähnlichen Friedhofes 1 Ohlsdorf-Hamburg, gelegentlich einmal geäusserte Ansicht, i gäbe nur Universalkünstler, die sich auf allen Gebieten der iCunst bethätigen, oder Laien, die gar nichts verstehen; ein Mittelding existiere nicht. Redner verbreitete sich über die geschichtliche Entwickelung des Planzeichnens weit eingehender, indem er auf die gesamte vorhandene, diesbezügliche Litte- ratur hinwies, als sein Thema, die Technik des gärtnerischen Planzeichnens, erwarten liess. Als mehrfach preisgekrönter Sieger bei Preisausschreiben stand von ihm zu erwarten, dass er an der Hand seiner mitgeführten Beispiele feste Normen und Grund- sätze entwickeln und festlegen würde, deren Innehaltung seinen eigenen Entwürfen bisher so häufig den ungeteilten Beifall ein- getragen haben. Auch liess der V'ortrag Einzelheiten über die Darstellung des Baumschlags vermissen. Gerade in der Herstel- lung eines leicht hingeworfenen, wirkungsvollen, ich möchte sagen bestechlichen Baumschlags besitzt der V'ortragende eine Virtuosi- tät, die ihm die Anwesenden auch durch einige Andeutungen über die Art der Ausführung seinerseits nicht so leicht streitig machen würden. Einige herumgereichte sogenannte Muster- blätter vermochten die Vorstellung der berechtigten Erwartungen an diesen Vortrag nicht zu erhöhen. Fritz Hanisch, Garteningenieur, Kgl. gcpr. Obergärtner, Kattowitz. Deutsche Dahlien-Gesellschaft. -\m 6. September fand in Erfurt, gelegentlich der Gaitenbau-.'^usster.ung, cie 3. Jahresver- sammlung der D. D.-G. unter Vorsitz des Präsidenten, Hof- gärtner Hoff mann, statt, an welcher sich gegen So Personen beteiligten. In der Besprechung über die .A.usstellung bemerkte Herr Kotte, dass infolge des überaus ungünstigen Sommers die Dahlien in der Entwickelung sehr zurückgeblieben seien. Trotz- dem könne er sagen, dass die Ausstellung wohl gelungen sei, dagegen wäre es in diesem Jahre unmöglich, die übrigens nur m geringer Anzahl im Verhältnis zum Vorjahre vorhandenen Neu- heiten zu bewerten. Das Ziel, Sorten mit niedrigem Wuchs, deren Blüten sich frühzeitig auf langen, straffen Stielen ent- wickeln, sei noch nicht erreicht und man sei daher noch nicht an der Grenze des Vollkommenen angelangt. Da eine solche Grenze meines Erachtens nicht festzustellen ist, da sich ja der Geschmack ständig verändert, so werden die Dahlienfreunde noch manches Neue zu sehen bekommen. Das Gute vom Mittelmässi- gen reinlich zu scheiden, wird Sache der Gesellschaft sein. Mit der Einrichtung der Schönheitskonkurrenz habe man nicht ge- brochen, um das Publikum auch weiterhin für die Dahlien zu interessieren. Dagegen glaubte Herr Möller Protest erheben zu müssen, weil die Resultate durch Fälschung seitens Inte- ressenten zu Gunsten einer Sorte verschoben werden könnten. Die Versammlung bewies Herrn Möller, dass sie anderer Mei- nung war, indem mit grosser Stimmenmehrheit für Beibehaltung der Schönheitskonkurrenz als wesenthches Alittel das Interesse des Publikums zu wecken eingetreten wurde, .-^n der Aus- sprache über diesen ,, Mumpitz" beteiligten sich noch die Herren Hoff mann, Kohlmannslehner und Ortmann. Zu Punkt 3 : Sollen deutsche Züchtungen in Zukunft be- sonders ausgestellt werden ? wurde bemerkt, dass es schwierig sei, deutsche und ausländische Sorten getrennt auszustellen, aber eine Schönheitskonkurrenz von nur deutschen Sorten hesse sich eher ermöglichen. Punkt 4. Erscheint eine Ausdehnung auf weitere Blumen- gebiete für die D. D.-G. wünschenswert ? Herrn Koenemann, Nieder- Walluf, schwebte auf Grund des bisherigen Entwicklungs- ganges der Gesellschaft der Gedanke einer deutschen Schnitt- blumen-Gesellschaft vor, welche in Spezial-.4bteilungen zerfällt, z. B. Dahlien, Chrysanthemum, Nelken etc. Herr Koenemann verspricht sich von einer solchen wohlorganisierten Gesellschaft grosse Erfolge, vor allem dem Publikum gegenüber. Eine solche Gesellschaft könnte auch auf die weitgehendste L'nterstützung der grossen gärtnerischen Institute rechnen, welche gewiss die ge- wissenhafte Kultur der einzusendenden Neuheiten übernehmen würden. Durch eine Bewertungskommission würden dieselben dann zur geeigneten Zeit der Prüfung unterzogen. Herr Koene- mann. hat damit einen weitausschauenden Plan entrollt, für dessen Ausführung es aber des einmütigen Zusammenwirkens aller interessierten Kräfte bedarf. Leider ist, wie Herr Kohl- mannslehner wiederholt mit Bedauern bemerken musste, das Mitwirken der Einzelnen zum Gelingen des Ganzen oft ein sehr flaues. Man würde wohl schliesslich bereit sein, eine solche Gesellschaft durch seinen Beitritt zu unterstützen, aber für Mitarbeit würden nur verschwindend wenige zu haben sein und die ganze Arbeitslast würde auf den V'orstand abgewälzt. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Siebert, Frankfurt, schloss sich den Ausführungen des Herrn Koenemann voll und ganz an und fügte hinzu, dass man, angeregt durch das Interesse, welches die Schnittblumen auf der Bindekunst Ausstellung s. Z. erweckt hätten, dieselben auch auf die Veranstaltungen der D. D.-G., nicht zum Schaden derselben, übernommen hätte und Redner ist der festen Überzeugung, dass die Gesellschaft in der bisherigen Weise weiter bestehen könne. Man müsse aber mit der ^Möglichkeit rechnen, dass der Geschmack' sich von den Dahlien weg mehr einer anderen Schnittblume zuwenden könne, weshalb es sehr wohl in den Rahmen der Gesellschaft passe, auch andere Gebiete zu pflegen. Herr Kotte veranlasste die anwesenden Erfurter Handelsgärtner, ehe er seinen Standpunkt klar legte, sich zu dieser .Angelegenheit zu äussern. Leider waren 612 Die G a r t R n w e 1 1. VI, 5' nur zwei Vertrater derselben anwesend, die Herren Putz und Rotter, welche dem Gedanken, das Arbeitsfeld der Gesellschalt zu vergrössern. Sympathisch gegenüberstehen. Si2 sähen in dem Wirken der Gesellschaft keine Konkurrenz, was schon das einmütige Zusammenwirken bei der Ausstellung zur Genüge be- weise. Herr Bornemann steht dem Gedanken einer Deutschen Schnittblumen-Gesellschaft auch sympathisch gegenüber. Der- selbe hat in ihm anscheinend greifbare Form angenommen, denn er machte der A'ersammlung gleich Vorschläge, wie die Beiträge zu bemessen seien, worauf die Versammlung mit grosser Heiterkeit antwortete. Mit grosser Emphase drückte dann Herr Möller der \'er- sammlung seine Meinung auf, dahingehend, dass er nunmehr die D. D.-G. nicht mehr für fähig halte, eine Deutsche Schnitt- blumengesellschaft oder dergleichen ins Leben zu rufen, nachdem er schon vor drai Jahren die Gesellschaft vergebens darauf hingewiesen hätte. Die Anführung der Gründe, warum er die Gesellschaft nicht für befähigt halte, bheb Herr Möller der Ver- sammlung schuldig. Herr ürtmann, Nürnberg, glaubt, dass die Gesellschaft sich allmählich aus sich heraus so weit entwickeln müsse, wie man es im Sinne habe. In ruhiger, stiller Weiter- arbeit, unter der ernsten Mitwirkung aller müsse die Ge- sellschaft vorwärts schreiten und nicht sprunghaft an neue, grosse Aufgaben herantreten, wo es noch gälte, am in- neren Aufbau zu arbeiten. Auch Herr De Coene betonte nicht ganz mit Unrecht, dass es sehr schwierig sei, einen Apparat, wie ihn eine grosse Gesellschaft, wie die geplante Deutsche Schnittblumen-Gesellschaft zur \'erwaltung brauche, einzurichten und weiterzuführen. Herr De Coene glaubt, dass überhaupt ein Zusammenwirken der deutschen Gärtner- schaft an dem so ausserordentlich verschiedenen Bildungsgrad der einzelnen Glieder scheitern müsse. Damit hat Herr De Coene sehr recht. Ein Zusammenschluss gleichgesinnter, auf gleicher Bildungsstufe stehender, ist auch meines Erachtcns viel inniger als ein Konglomerat der verschiedensten Berufsinter- essen, in dem doch jeder thut, was er will. Herr Bluth meint, dass der Gedanke dadurch nicht zur .'Vusführungkomnien wird, weil schon bestehende Spezialvereine, so der Verein deutscher Rosenfreunde u. a. sich dem Plane gegenüber ablehnend verhalten könnten. Unsere Gärtnerei sei so vielseitig, dass sich die Dahlien-Gesellschaft immer wieder spezialisieren wird, wenn sie ihr Arbeitsfeld wesent- lich vergrössern würde. — Ich habe diese Erörterungen in ziem- lich breiter Form wiedergegeben, weil die Frage, wenn sie auch diesmal wieder unter den Tisch fiel, immer und immer wieder auftauchen wird. Es können noch Jahre, vergehen, bis der schöne Gedanke, welcher Herrn Kocncmann vorschwebte, in dieser oder jener Form zur Wirklichkeit werden wird, aber die Auseinandersetzungen in Erfurt werden manchen veranlassen, das Feld seiner Gedanken in dieser Richtung zu bearbeiten und wenn das Verlangen nach einem „Allgemeinen Deutschen Garten- bauverein", einer ,, Deutschen Schnittblumen-Gesellschaft" oder wie der Name nun lauten möge, ein allgemeines sein wird, wird die Geburtsstunde dieser V'ercinigung geschlagen haben. Die Leistungen des Einzelnen in ihrer Vollkommenheit sind es, die zum Gelingen des Ganzen durchaus nötig sind. Vorbilder sind da, es fehlt nur an solchen, welche würdige Nachahmer sind. W. Tscheuke, Berlin. Tagesgeschichte. Altenburg. Der von der verstorbenen Frau Geheimen Re- gierungsTat Schuppe unserer Stadt vermachte Park am Johannis- graben soll in eine öffentliche Anlage, umgewandelt werden. Coblenz. Die Stadtverordneten haben in ihrer Sitzung vom I. d. Mts. den Beschluss gefassl;, keine städtischen Gärtner anzu- stellen, sondern die Untcirhaltü)iig der Rheinanlagen und der ge- samten städtischen Anlagen der Firma Gebr. Siesmayer in Frank- furt a. M. zu übertragen, wofür derselben 17200 Mark jährlich gezahlt werden sollen. Der zur Verlesung gelangte Vertrag lautet auf 3 Jahre; es soll der Firma aufgegeben werden, ihren Pflanzen- bedarf für die Ausschmückung der Anlagen möglichst in Coblenz zu decken. '). St. Dresden. Für den Neubau der Kgl. Frauenklinik igt die Ausführung der Gartenanlage zu vergeben. Angebotsunterlagen können, soweit der Vorrat reicht, gegen Bezahlung der Her- stellungskosten im Baubureau, Pfotenhauerstrasse 78, bei der Kgl. Bauleitung des Frauenklinik-Neubaues entgegengenommen werden. Halle. Ein neuer städtischer Park wird unserer Bürgerschaft am I. Oktober d. J. geöffnet. Zu diesem Zeitpunkte geht „Schmelzers Park" aus dem Besitz des Staates für 140000 M. in das Eigentum der Stadt Halle über. Marienbad. Das hiesige Stadtverordneten-Kollegium hat die Neuhorrichtung des Kurparkes mit einem Kostenaufwande von 100 000 Kronen beschlossen. Neapel. Das Konkursverfahren gegen die Societa di Pro- duzione, Esportazione di Semi, Bulbi, Fiori, Wulle & Com- pagnie ist eingestellt worden. Des ferneren teilt uns Herr Heinrich Wulle, der Begründer der alten Firma Wulle & Co., welche in die vorstehend genannte am 18. Juli igoi umgewan- delt wurde, :nit, dass die neue Firma Wulle ät Co. nicht von ihm begründet sei. Als Inhaber werden sein Bruder Hans Wulle und eine Frau Mally Wulle genannt. Für uns ist hier- mit die Angelegenheit Wulle & Co., Societa . . . Wulle & Co., Heinrich Wulle, Wulle & Co., Inhaber Hans & Mally Wulle, erledigt. Wenn unsere Leser aus der Sache nicht klug werden, so können wir ihnen leider nicht helfen. Witzenhausen. Der Grossherzog von Mecklenburg hat zur ■•\nlage eines grosseui Gewächshauses für den Garten der Kolonial- schule 23 000 Mark gestiftet. Der Bau ist bereits in Angriff ge- nommen. Personal-Nachrichten. Hahle, Georg, seit über 30 Jahran in der Handelsgärtnerei von Karl Rülcker, Dresden, thätig, erhielt das tragbare sil- berne Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit. Kiefner, A., langjähriger Mitarbeiter und Obergärtner der V'iktoria-Baumschulc in Schöllschitz bei Brunn wurde zum Di- rektor ernannt. Lange, Theodor, Inspektor der Gärtnerlchranstalt zu Oranien- burg bei Berlin, wurde seitens der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg, welche seit April d. J. die beiden dortigen Anstalten (landwirtschaftliche wie gärtnerische) über- nommen hat, zum Subdircktor der Gärtnerlehran- s t a 1 1 und Leiter der Anstaltsgärtnerei ernannt. Leonhard, Schlossgärtner in Knauthain, erhielt vom Schah von Persien die silberne M,pdaille des Sonnen- und Löwcn- ordens, deren Annahme der König von Sachsen gestattete. Mader, Prof. C , ehemaliger Reutlinger, bisher Vizedirektor an der landwirtschaftlichen Lehranstalt in St. Michele (Süd- tiroH, wurde zum Direktor daselbst ernannt. Steindl, Anton, Rentier und früherer Handelsgärtner, starb am 4. d. M. in München im Alter von 67 Jahren. Thamm, A., Obergärtner und Leiter der Freiherrl. von Fal- kenhausenschen Anlagen in Bielau bei Neisse, feierte am 10. d. M. sein 25 jähriges Dienstjubiläum. Eine Beschreibung der von ihm geleiteten .Anlagen brachte die ,, Gartenwelt" in No. 1 des vorigen Jahrganges. Briefkasten der Redaktion. Ernst Fuchs, Chemnitz. Auf den Eichenblättern finden sich jetzt mannigfache pilzliche und tierische Parasiten; aber dieselben muss ich für Ansiedlungen auf vorher anderweitig erkrankte Organe ansprechen. Die mikroskopischen Merkmale deuten auf Vergiftung durch saure Gase. Sind etwa Schorn- steine in der Nähe, denen Fabrikabgase entweichen oder mit schwefelhaltigen Kohlen gespeiste grosse Feuerungsanlagen ? Prof. Dr. Paul Sorauer. VcraiUworll. Redakteur: Max Hesdörffer, üerlin. — Verlag von Ricliar«! Carl Schmidt & Co., I.eip7ig. — Druck von C. Orun.liach in Li-iprig. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VI. 27. September 1902. No. 52. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Ausstellungsberichte. Die Erfurter Gartenbau-Aiisstelluiig vom 6.— 14. September. Vom Herausgeber. III. JL/er Eingang zur Ausstellung führte durch eine soge- nannte Empfangshalle, welche in der Hauptsache von einem mächtigen Wintergarten der Firma J. C. Schmidt eingenommen wurde, dessen Hintergrund ein gewaltiges Diorama bildete. Tadellos kultivierte Palmen waren hier zu hübschen Gruppen zusammengestellt. Diese Empfangs- halle nahm auch die hauptsächlichsten der nicht zahlreichen Bindereien auf. Die Firmen J. C. Schmidt und Jakob Sturm boten recht geschmackvolle Zusammenstellungen. Dicht an diese Empfangshalle schloss sich die Haupthalle an. Auf stark ansteigendem Terrain belegen, bildete sie den eigentlichen Wintergarten der Ausstellung; grüne Rasen- Teichpartie von Haage & Schmidt in der Hauptausstellungshalle. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Die Gartepwelt. VI. V- 614 Die Gartenwelt. VI, 52 flächen wechselten mit Gruppen von Palmen, tropischen Blattgewächsen und Blütenpflanzen. Am tiefsten Punkte hatte die Firma Haage & Schmidt einen kleinen Weiher und seine Umgebung mit Sumpf- und Wasserpflanzen ausge- stattet. (Abbildung auf der Titelseite.) Äponogeton dista- chyus, Ci/pcrus Papi/rus, tropische Nymphaeen, Sagittarla japonica fl. pl. und montevühnsis, sowie Thalia dcaJbata waren in schönen Exemplaren vertreten. Von den all- bekannten Warmhauspflanzen des Handels abgesehen, bot diese Halle noch manches gärtnerische Kleinod, so eine schöne Kollektion insektenfressender Pflanzen, das unver- hübsch im Muster und in der Zusammenstellung 6.11 Farben war. (Abbildung Seite 617). Einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung bildete die Halle der Deutschen Dahlien-Gesellschaft, in welcher sich 28 Aussteller, alles Mitglieder dieser Gesellschaft, ein Stelldichein gegeben hatten. Über die reichen Dahlien- -Sortimente dieser Halle und der Ausstellung überhaupt, bezw. über das Neue und Interessante derselben, werden wir noch einen speziellen Bericht aus geschätzter Feder bieten. Abgesehen von den Dahlien enthielt diese Halle noch grosse Blütensortimente unserer bekannten Stauden- Sukkulentengruppe von Haage & Scliinidt. Originnlaufnahme für die ,, Gartenwelt". gleichliche CoZ«t.s-Sortiment der Benaryschen Gärtnerei, Lilium speciosum Sehfi/maJi-ersi von Ottomar Ziegler & Co., wesentlich schöner als L. spe.ciosum, in einer stattlichen Zahl wahrer Prachtpflanzen mit durchschnittlich je 15 Blüten und Knospen, ferner das reizende Exacum affine, eine niedrige Pflanze, sehr reich blau blühend; die gelben Staubbeutel heben sich wirkungsvoll von der Grundfarbe der Blüten ab. In einer stattlichen Gruppe war auch die bunte Nicotiana colossea vorhanden, sichtbar auf unserer Abbildung der Teichpartie, Titelseite. Einen eigenartigen Schmuck erhielt diese Halle durch ein an schräger Fläche ausgeführtes Teppichbeet aus Asternblumen, welches recht gärtnereien und zahlreiche Neuheiten. Die neue, vOn Bornemann aus England eingeführte, schon früher in der Gartenwelt geschilderte hängende Campanvla fragilis Mayi war in drei grossen Gruppen verschiedener Aussteller ver- treten. Alle enthielten Pflanzen gleicher Qualität und Hessen erkennen, dass sie jedenfalls vom gleichen Züchter herrühren. Grosses Interesse erregten allgemein die neuen, klein- und reichblühenden Astern von Martin Grashoff, Quedlinburg: die rosablühende Waldersee-Aster (siehe illustrierten Ar- tikel in Nr,. 5 "und Farbentafel in Nr. 10 des laufenden Jahr- gangs), sowie die im Wüchse abweichende blaublühende Apollo-Aster, beide noch nicht im Handel. Wer an nied- VI, 5^ Die Gartenwelt. 615 huiien, aber reichblühenden Topfpflanzen Gefallen findet, dem wird die herrliche Yeronka dionmaefolia von R. Sauer- brey, Gotha, ausgestellt, Freude machen. Sie giebt eine gute Handelspflanze ab und wird als solche bereits in Berlin kultiviert. Die Remontant-Nelken von Otto Thal- acker, Leipzig-Gohlis, Hessen, wie immer, eine musterhafte Kultur erkennen. Es befanden sich diesmal auch zwei gute Neuheiten eigener Züchtung darunter: „Königin Wilhel- mina', hellrosa und ,,^Vecfc", sehr grossblumig, ziegelrot. Der gleiche Aussteller zeigte auch seinen Asparagus naniis ..MarMhehcrrscher" und zwar neben starken Pflanzen einen Aufsehen wird bei ihrer Einführung wahrscheinlich die Hydrangea Jiorfensis rosea machen, mit grossen Blüten- bällen von zartestem Rosa. Drei Pflanzen dieser Neuheit hatte die Firma J. Lambert Söhne, Trier, ausgestellt, von welchen aber nur eine Blüten zeigte. Einer der Herren Lambert fand diese Neuheit auf einer französischen Aus- stellung und erwarb das Verkaufsrecht für Deutschland Die Clematis „Ville de Lyon" von Goos & Koenemann, Xieder-Walluf, ausgestellt, ist eine einfach blühende Neu- heit, reichblühend, Blüten von bescheidener. Grösse, aber durch das aparte Weinrot und die dunkle Säumung der Gruppe herbstblühender Stauden von Hange & Schmidt. Originalaufuahme für die ,, Gartenwelt". Posten Sämlinge vom Februar mit schnittfähigen Wedeln, die Raschwüchsigkeit dieser herrlichen Schnittsorte be- stätigend. Die Smetanaschen Begonia Sex DiademaHyhrl den, welche wie fast alle Neuheiten der Ausstellung, be- reits früher in der GartenweK beschrieben wurden, zeigte die Wiener Firma Wieschnitzky & Clausers Nachf., welche den Alleinvertrieb übernommen hat. Diese Züchtungen sind recht hübsch, vielleicht gelingt es auch noch reichere Abstufungen in Rot zu erzielen. Die Aster „Stern von HinterbriiU" der gleichen Firma ist eine kleinblumige Strahlenaster, deren Wert sich nach den abgeschnittenen Blüten nicht beurteilen Hess. Petalen bestechend. Eine sehr aparte und seltene Blatt- pflanze ist die Äralia amboinensis, die R. Sauerbrey, Gotha, in stattlicher Gruppe vorführte. Wir brachten schon auf Seite 135 des III. Jahrganges Beschreibung und Abbildung dieser Pflanze. Jedenfalls ist es Herrn Sauerbrey gelungen, keimfähigen Samen zu ernten und dadurch die reiche Ver- mehrung zu erzielen. Die Pflanze trägt ihre glänzend grünen, bis 16 teiligen Blätter sehr elegant und dürfte eine geschätzte Zimmerpflanze werden. Die vom gleichen Aussteller vorgeführte Ficus radicans fol. var. hat bei sehr langweiligem Wüchse nur den Wert einer Rarität. Schön war dagegen die bunte Carex gallica, ein wirklich feines und 616 Die Garten weit. VI, 52 elegantes Ziergras. C. Nupnau, Hamburg, brachte einige Töpfe Treibflieder, welche, wie das mit Rücksicht auf die Jahreszeit nicht anders möglich, einen wahrhaft be- mitleidenswerten Eindruck machten. IVIan dränge nicht so und warte ab, bis die Zeit zum Treiben gekommen ist; nur dann wird man Resultate erzielen. Von sehr bemerkenswerten Schnittblumen erwähnen wir die mustergiltigen Gladiolen und die wesentlich ver- besserten, jetzt ganz hervorragenden gekrausten Begonien von W. Pfitzer, Stuttgart, sowie dessen Ceanothus-Sorien, welche gewiss die Bewunderung eines jeden Blumenbinders erregten. Die Watso7iia 0' Brieni von Otto Mann, Leipzig-Eutritzsch, ist eine Prachtpflanze. Die Blütenrispen zeigen die Verzweigung wie Monthrefia, aber in reicherem Masse, stehen aufrecht und tragen blendend weisse Blüten in Form an einfache Tuberosen erinnernd, aber bedeutend grösser, in reiclier Fülle. Georg Arends, Ronsdorf, wird in seiner Tritoma hyhrida ,, Express" dem Handel eine Neu- heit bieten, die schon im Juni blüht. Was er jetzt davon zeigen konnte, waren einige verspätete Blütenähren. Pracht- voll sind die Papauer nudicaiile des gleichen Ausstellers und seine Frimula ohconica oculata mit braunem Auge. Einem prächtigen Gewächshaus mit Portal im Sezes- sionsstil von Bruno Schramm, Ilversgehofen-Erfuit, hatte Ernst Benary würdigen Inhalt gegeben. Hier konnte man unvergleichhche 67/ep^ocar^MS-Hybriden, die schönen Saini- paulia ionaniha-Züchtungen : graiuliflora, purpurea, laciniata und die noch kleinblumige alba bewundern. Der schöne Lisianthus russelltanus, eine Kalthauspflanze mit trichter- förmigen blauen Blumen, des gen. Ausstellers verdient ebenso wie Bhodochiton volubilis weite Verbreitung. Letzt- genannte Schlingpflanze, welche Benary schon seit Jahren mit Vorliebe kultiviert, stammt aus Mexiko; sie ist eine mehrjährige Kalthauspflanze, kann aber auch einjährig kul- tiviert werden und bildet bei guter Kultur mehrere meter- lange Triebe. Die wunderbaren, mit stattlichem, man- schettenförmigem Kelch geschmückten röhrigen Blumen sind von ganz aparter, dunkelblutroter Farbe. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass auch der Obst- bau würdig vertreten war. Auch Gemüse war in sehr reichen Sortimenten vorhanden. Über das Neue in den- selben wird noch ein spezieller Bericht folgen. Unsere in vorstehendem Berichte nicht genannten Abbildungen zeigen Gruppen und Pflanzen, welche schon im zweiten Berichte in voriger Nummer Erwähnung gefunden hatten. Topfpflanzen. Cyperus alternifolius fol. var. Einer der schönsten Ver- treter der Familie der Cyperaceen ist Cyperus alternifolius fol. var. Es ist eine Pflanze des temperierten Hauses und wohl auch von allen mir bekannten Ci/penis-Anen in der Kultur die anspruchs- vollste. Für feine Jardinieren und bessere Bindearrangements bildet er einen herrlichen Werkstoff und auch für Aquarien, welche in wärmeren Räumen stehen, ist er sehr zu empfehlen. Die silberig weiss gestreiften Blätter und Stengel sehen sehr wirkungsvoll aus. Die Pflanze darf aber nicht zu mastig kul- tiviert werden, da sie sonst auf die grünblätterige Stammart sehr leicht zurückschlägt. Fast alle Cyperus-Aiten werden ja bekanntlich am schnellsten durch Samen oder Blattköpfchen ver- mehrt, welche letztere in mit Erde angefüllte Wasserschalen ge- steckt werden und aus jedem Blattwinkel ein Pflänzchen bilden. Cyperus alternifolius fol. var. dagegen wird am vorteilhaftesten; nm die schöne, silbrig weisse Zeichnung zu erhalten, durch Teilung des Wurzelstockes vermehrt, wofür der April die beste Zeit ist. Trotzdem kommt es mitunter vor, dass manche Pflanzen bei der sorgfältigsten Kultur grün werden. Ich habe gefunden, dass Stecklinge sehr schlecht wachsen und nachher die jungen Pflan- zen ihre silbrig weisse Zeichnung gänzlich verlieren. Die ge- teilten Pflanzen werden in eine leichte sandige Erdmischung gepflanzt und die nicht zu grossen Töpfe müssen eine gute Drainage bekommen. Die Pflanzen stellt man nun in einen massig warmen, geschlossenen Mistbeetkasten zur besseren Be- wurzelung; später, wenn dieselben in richtigem Wachstum sind, stehen sie am besten in einem temperierten Hause, weil dort nachts bei schlechtem Wetter die Niederschläge nicht so stark sind wie im Kasten, da im Hause etwas geheizt werden kann. Bei starker Sonne wird leicht schattiert. Direkt gespritzt wollen die Pflanzen nicht werden, dagegen sind sie für indirekte Feuch- tigkeit sehr dankbar und sagt ihnen auch alle 3 — 4 Wochen im Laufe des Sommers ein dünner Guss von Kuhjauche sehr zLi. Zur guten Überwinterung gebrauchen die Pflanzen einen hellen Standort im temperierten Hause oder Zimmer und dürfen auch nie zu trocken gehalten werden, da sonst die Spitzen bald eintrocknen und die Wedel ihr schönes Aussehen verlieren. In Handelsgärtnereien findet man den herrlichen Cyperus (iHrniifolius fol. var. weniger oder nur in einzelnen Exemplaren, weil, wie ich dies schon selbst erfahren, fertige Verkaufspflanzen bald Liebhaber finden würden und die ausgebildeten Wedel für Bindezwecke gern verwendet werden, wegen ihres leichten graziö- sen Aussehens. Dagegen habe ich in grösseren Privatgärtnereien herrliche ältere Pflanzen bis 80 cm Höhe gesehen, welche sich durch besonders dekorativen Wuchs auszeichneten und als Einzel- pflanzen verwendet für Zimmerdekoration besonders geeignet sind. Carl Ziskoven, Obergärtner, Blankenburg a. H. Gehölze. Einiges über die Verwendung des Weissdorn (Crataegus) als Heckenpflanze. Wohl keine II eckenpflanze hat so viel Liebhaber gefunden, als der Weissdorn, ja, man kann sagen, er ist volks- tümlich geworden, denn es wird wohl kaum ein Dorf geben, wo sich nicht eine Weissdornhecke befindet. Wie schlechte Folgen diese Sitte mit sich brachte, hat man leider dabei fast immer aus dem Auge gelassen und die Weissdornhecken bil- den noch heute an manchen Orten wahre Brutstätten für Un- geziefer, welches dann die Obstbäume und andere Kulturpflanzen verderbenbringend heimsucht. Besonders bedauerlich ist es, dass gerade zur Einhegung von Obstgärten der Weissdorn als Heckenpflanze viel verwendet wurde. Wenn wir uns im Sommer eine Weissdornhecke näher ansehen, so fallen uns schon von weitem die schmutzig-weissen Raupennester in die Augen und näher kommend sehen wir mit Schrecken, dass alles von Insekten wimmelt, welche dem Obst- bau höchst schädlich sind. Ich gab mir einmal drei Jahre lang ordentliche Mühe, diesen Schädlingen beizukommen, suchte jedes Raupennest ab, schnitt die Nester aus, bespritzte die Hecke mit allen möglichen Vertilgungsmitteln,- jedoch immer vergebens. Für die Kosten der angeschafften flüssigen und pulverför- migen Universalmittel wäre es mir möglich gewesen, eine neue Hecke aus anderen Heckenpflanzen herzurichten und zu guter- Ictzt, nach all der Arbeit und all den Geldopfern, musste ich die Weissdornhecke doch entfernen, um nicht den Obst- bau unmöglich zu machen. VI, 52 Die Garten weit. 617 Folgende Schädlinge finden sich im Weissdorn hauptsäch- lich und mit Vorliebe vor : Der Schvvammspinner, der Goldafter, der Ringelspinner, der Heckenweissling, der kleine Frostspanner, der Schwan, die Ge- spinstmotte, verschiedene Käfer, wie der Apfelblütenstecher, der Pflaumenbohrer u. a. Rüsselkäfer, von Hautflüglern Wespen und viele andere und sogar Blattläuse und Schildläuse haben ihre Brutstätten im Weissdorn. Es ist gewiss eine grosse Schar Schädlinge, welchen man in den Weissdornhecken Gelegenheit giebt zum liebsten Aufent- haltsort in der nächsten Nähe der Obstbäume und jeder Fach- mann wird aus diesem Grunde nun auch von der Verwendung des Weissdorns mehr und mehr Abstand nehmen, umsomehr, als es noch eine ganze Reihe anderer Heckenpflanzen giebt, welche ebenso gut wie der Weissdorn zu verwenden, aber minder ge- fährlich für die Obstbäume sind. Brutstätten für Schädlinge bilden ebenfalls Hecken der schottischen Zaunrose, jedoch meistens nur für Läuse. Diese Rose ist daher dem Weissdorn immerhin vorzuziehen. Solange sich Weissdornhecken in Obstbau treibenden Gegenden befin- den, solange wird auch der Obstbau- treibende unter den Folgtn des durch die Schädlinge an- gerichteten Unheils zu leiden haben. A. Haindl, Ober- gärtner der Frei- herr'ich von Olders- hauscnschen Ob;t- plantage „Feldbrun- nen", Osterode a. H. Teppichbeet aus Asternbluinen von Ernst Benary Originalaufnahme für die ,,GarteQwelt". Erfurt. Mannigfaltiges. Blütenverbänderung. Verbänderung, Verwachsung von Blü- ten ist etwas seltener, als solche von Zweigen etc. Zwei solche Abnormitäten sollen hier aufgeführt sein. Die erste \'erwachsung ist diejenige von Typha latifolia, bei welcher auf einem Stiele ein doppelköpfiger Blütenstand vorhanden ist. Letzterer ist jedoch so gestaltet, dass die beiden Kolben nur eine kurze Strecke am L'rsprungspunkt vereinigt sind, worauf sich der eine Kolben ziemlich rechtwinkelig abzweigt. Die zweite echte ^'erbände- rung war an Nyniphaea zanzihariensis zu beobachten. Drei Blütenstiele samt den Blüten waren vollständig und eng mit- einander verwachsen. Zwei der Blüten stritten sich um den Mittelplatz, während die dritte eine Kleinigkeit seitlich wuchs. Das ganze war ein reichblätteriger Blumenschopf, bei dem aber jede Blüte voll entwickelt war. Eine Befruchtung der Blüten hat stattgefunden. Schelle, Tübingen. Zu den Vergiftungen mit Gartenschierling. Alljährlich kehren die Zeitungsberichte über \'ergiftung mit der Hunds- petersilie (Gartenschierling. Gleisse, Äethusa Cyn-ipinm) und töd- lichem Ausgang derselben wieder. So las man auch in diesem Jahre, nachdem kaum die Petersihe schnittfertig war und zum \'erkauf kam, von der tödlich verlaufenen \'ergiftung einer Frau durch Hundspetersilie. IMan kann in solchen Fällen den Be- troffenen nicht, wie bei den trotz beständiger Mahnung zur \'orsicht immer und immer wiederkehrenden Verbrennungen durch Petroleum und Spiritus, Benzin etc. einen Vorwurf der Unvorsichtigkeit machen, denn es ist wohl kaum einer Frau oder Köchin zuzumuten, dass sie in der gekauften Petersilie den Gartenschierling erkennen und herausfinden soll. Wäre es aber denn nicht angesichts solcher Vergiftungsgefahr wün- schenswert, anstatt der wohl allgemein verwendeten einfachen nur krause Schnittpetersilie anzubauen, aus welcher der Schier- ling besser herausgefunden, aber auch vor allen Dingen — ausgejätet werden kann. Man sagt zwar, die krause Petersilie habe einen minder gewürzhaften Geschmack, allein der Ausschluss einer Lebensgefahr für sich und die Seinen ist denn doch W'ohl wertvoller als schlimmsten Falls ein kaum bemerkenswert geringerer würziger Geschmack. Aber die Sache hat unter L'mständen noch eine andere Seite. Wenn z. B. im Mehl, Brot oder sonst welchen Nahrungsmitteln der Gesundheit schädliche oder wohl gar tödlich wirkende Stoffe entdeckt werden, so fällt die Angelegenheit unter das Nah- rungsmittelgesetz und der Verkäufer wird zur Verantwortung gezogen. Wir glauben kaum, dass man den Gemüsegärtner im Falle einer Anklage als den unschuldigen Teil betrachten würde, denn der Käufer kann giftfreie Ware fordern und für Vorhandensein giftiger Stoffe nicht verantwortlich gemacht werden. G. S. Durch das Gesetz gegen die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden vom 2. Juni d. J. sind die Landes- polizeibehörden für befugt erklärt wor- den, solche Rekla- meschilder und son- stige Aufschriften und Abbildungen, »eiche das Land- schaftsbild verunzie- ren, ausserhalb der geschlossenen Ort- schaften durch Po- lizeiverordnung zu verbieten. In einem an die Regierungs- präsidenten gerich- teten Erlasse be- merkt der Minister des Innern hierzu : Das Gesetz bricht auf einem wichtigen Gebiete mit dem Grundsatze, dass der Schutz ästhetischer Interessen nicht Auf- gabe der Polizeibehörden ist. Es begründet eine Befugnis le- diglich für die Landes-, nicht für Ortspolizeibehörden. Hierfür ist die Erwägung massgebend gewesen, dass dadurch eine grössere Gewähr für die einheitliche und sachgemässe Anwendung dieser neuen polizeilichen Befugnis gegeben sein wird. Das Gesetz ermächtigt die Landespolizeibehorden zum Erlasse des an- gegebenen Verbots im Wege der Polizeiverordnung. Ohne eine solche ist ein Vorgehen gegen die einzelnen, das Landschafts- bild verunzierenden Aufschriften u. s. w. unzulässig. Um Zwei- feln zu begegnen, ist ausdrücklich bestimmt, dass die Polizei- verordnung auch nur für einen einzelnen Kreis oder für Teile eines solchen erlassen werden kann. Ob eine Aufschrift u. s. w. dem Verbote der Polizeiverordnung unterliegt, lässt sich nur im einzelnen Falle beurteilen. Entscheidend ist, ob die Auf- schrift, insbesondere durch ihre Grösse und die Art ihrer Aus- führung, eine Verunstaltung des Landschaftsbildes enthält. Mit besonderer Vorsicht sind diejenigen Anzeigen zu behandeln, mit welchen Ortseingesessene ihre Interessen publizieren; der- artige Aufschriften werden in der Regel keine Verunstaltung des Landschaftsbildes darstellen. Da auf dem von dem Gesetze betroffenen Gebiete eine polizeiliche Zuständigkeit bisher über- haupt nicht bestanden hat, diese durch das Gesetz aber nur für die Landespolizeibehörden begründet ist, so ergiebt sich, dass die Ortspolizeibehörden auch zu polizeilichen Verfügungen im einzelnen Falle auf Grund der von den Landespolizeibehör- den erlassenen Polizeiverordnungen kraft eigenen Rechtes nicht befugt sind, dass vielmehr auch für solche Verfügungen die Lan- despolizeibehörden ausschliesslich zuständig sind. Diesen ist in- dessen nicht verwehrt, sich bei Ausführung der Polizeiverordnung der ihnen nachgeordneten) Behörden ^Is ihrer Organe zu bedienen. L'm bei Ausführung des Gesetzes mit möglichster Schonung vor- 618 Die Gartenwelt. VI, 52 die erwähnten Töpfe das Stück zu 3 Heller (deniers) = 25 ctm. nach jetzigem Gelde, die Körbe zu 9 Sol das Dutzend." • Ebenso wie die Franzosen hatten auch die Belgier im Mittelalter schon eine Topfgärtnerei; sie verstan- den ausserdem, eine Anzahl Topfpflanzen während der ungünstigen Jahreszeit zu konservieren. Die Über- lieferung, die den Leuten des Departements du Nord die Erfindung der Orangerien und Gewächshäuser zu- schreibt, würde dadurch bis zu einem gewissen Grade begründet sein. Auf jeden Fall beweisen die vorher angeführten Dokumente, dass die Topfgärtnerei schon während des 14. und 15. Jahrhunderts überall verbreitet war. M. G. D.ihlia President Carnot von Ernst Benary, Erfurt. Originalaufiiahme für die „Gartcuwelt". zugehen, wird empfohlen, auf die erlassenen Polizciverordnungen in der Presse hinzuweisen, damit die Beteiligten Kenntnis er- halten und sich entschliessen können, ihre unter die Polizei- verordnung fallenden Schilder zu entfernen. Nach einer an- gemessenen Frist sind dann diejenigen Besitzer, auf deren Eigen- tum sich trotzdem noch Rcklamcschildcr u. s. w. der von dem Gesetze getroffenen Art befinden, zu deren Beseitigung binnen bestimmter Frist aufzufordern, widrigenfalls das Strafverfahren gegen sie eingeleitet würde. Die Topfgärtnerei im Mittelalter. Die Verwendung von Blumentöpfen ist bedeuuiid älter als man im allgemeinen denkt. La Q) u i n t i n e e scheint der erste gewesen zu sein, der vor ungefähr zwei Jahrhunderten von der Töpferei (poterie) und der Benutzung ihrer Erzeugnisse im Gartenbau gesprochen hat, alxT CS folgt daraus keineswegs, dass die so unenlbelirlichen Tö])fe vorher unbekannt gewesen seien. In der Volkslitteratur des Mittelalters : den Gesängen, Ro- manzen, Erzählungen und Fabeln wird bereits der Blumenlöpfe ICrwähnung gethan, die auf der Fensterlehnc aufgestellt wurden, und sogar eine vom Jahre 1388 datierende Polizeiverordnung, die in der Folge noch mehrere Male erneuert wurde, befasstc sich bereits mit diesen Fenstergärtchen, hinsichtlich der Gefahren, die sie für die Passanten bildeten. Ein noch bezeichnenderes Do- kument, datierend aus dem Jahre 1448, das in Lille in den Archiven des Departements du Nord (Chambre des Coinptes de Lille, sörie B, no 1553) aufbewahrt wird, giebt ])ositiven Bericht über einen durch Jacquemard du Bos, Gärtner des „l'hüstel verd" des Herzogs der Bourgogne zu Brügge abge- haltenen Verkauf von irdenen Töpfen. — Man erfährt dort weiter, dass dem Gärtner dieses grünen Hotels eine Summe von 12 Livrcs 19 Sols gezahlt wurde, „die man ihm schuldete, für das, was er in genanntem Garten verauslagt hat, das sind : für 100 irdene Töpfe und sechs Dutzend Körbe (mandes oder manncs im französischen) um Rosmarin darin zu pflanzen, sowie Goldlack (violiers) und Majoran in genanntem Garten, welche er zu schneiden, im Winter zu verpflanzen und in dem Hotel in diesen Töpfen und Körben zu halten hat. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 207. Eine Fläche \ un 12 a ist mit Obstbäumen (.Äpfel, Birnen, Pflau- men und Pfirsiche) bepflanzt. Der Boden ist stark sandig. Bis zur Tiefe von 1,67 m weist der Boden folgende Schichtung auf: 0,35 m Mutterschicht, 0,13 m etwas heller, 0,08 m rötlich-gelber Sand, 0,15 m grau- weisse Schicht mit viel feinem Sand, 0,30 m grau- schwarze sandige Schicht, 0,20 m ganz scharfer Sand, 0,40 m scharfer nasser Sand mit viel bläulichen Kieseln und Feuersteinen durchsetzt, 0,06 m mergelartiger Lehm, unter dieser Schicht, also auf 1,67 m ist stark c isenhaltiges Grundwasser, und darunter eine undurch lässige kompakte Masse. Teilweise steht das Grund- wasser auch schon auf l m Tiefe. Birnen, Pflaumen und Pfirsiche gedeihen sehr gut und bringen viele Früchte. Äpfel wachsen zwar auch sehr stark, tragen aber sehr wenig, teilweise aber überhaupt nicht. Nur in einem Jahre haben sie überaus reich getragen. Der Bestand ist 15 und 25 Jahre alt. Ausserdem sind die Bäume von der Blutlaus befallen und leiden stark an Krebs. Worin ist die Ursache des schlechten Tragens der Apfelbäume zu suchen? Wenn Ihre Apfelbäume schlecht tragen, so wird das wohl an den schlechten Sorten und zum Teil auch an der Behandlung Campanula Vidalii von Ernst Benary, Erfurt. Originalaufnahnic für die „Garteowelt". VI, 5:: Die Garten weit. 619 liegen. Um die Fruchtbarkeit der Bäume zu erhöhen, dürfte es sich empfehlen, um jeden Baum, da wo die Faserwurzeln zu suchen sind, also unter der Kronentraufe, einen Graben von Spatenbreite und etwa 50 cm Tiefe auszuheben, wobei die Wur- zeln glatt abgestochen werden. Mit kräftiger Erde und Rasen- stücken wird dann der Graben wieder zugefüllt. Durch das Abschneiden der Wurzeln tritt bei dem Baume eine Wachstum- stockung ein. Er macht keine langen Holztriebe, sondern setzt Fruchtholz an. Dieses Verfahren sollte alle drei Jahre wieder- holt werden, denn nach dieser Zeit haben die Wurzeln auch die Erde des Grabens durchwachsen. Durch das Abschneiden der Wurzeln bekommt der Baum reiche Faserwurzeln und wird da- durch immer gesunder und tragbarer. J. Loch, Klostcrlausnitz. — Wo der Untergrund einer Obstanlage derartige Mergel- schichten aufweist, da werden besonders Äpfel- und Birnbäume nicht sehr alt, auch ist die mangelhafte Fruchtbarkeit diesem Umstände zuzuschreiben. Die Mergel- oder Thonschicht ist ein natürlich vorkommendes Gemisch von kohlensaurem Kalk mit den Zersetzungsprodukten von Mineralien und bildet nicht selten eine so undurchdringliche Schicht, die nicht nur den Baumwurzeln Einhalt gebietet, sondern auch den für den Kernobstbaum so wichtigen Wasserausgleich hindert. Bei Nie- derschlagsperioden kann das Wasser nicht in den Untergrund eindringen, es bleibt über der Mergelschicht stehen und wirkt hier für den Obstbaum ungefähr so wie bei einer Topfpflanze ein mit Wasser gefüllter Untersatz. Bei trockenen Jahren wieder kann die Ergänzung der unteren Erdfeuchtigkeit nicht statt- finden, weil die Thon- resp. Mergelschicht wieder daran hindert. Wenn schon sonst eine gute Obsternte von mannigfachen Ein- flüssen abhängt, so sind die Aussichteii bei einem Obstgarten mit solchem Untergrund noch weniger günstig. Ich habe hier eine Obstanlage mit gleichen Bodenverhältnissen. A. G. Radde, Schloss Rahe. Beantwortung der Frage No. 208. Kann Lehmboden, der von eisenhaltigem Wasser und von Eichenlohe blau gefärbt ist, ohne Nachteil verwandt werden ? — Sofern es sich um Verwendung des betreffenden Bodens zu Kulturzwecken handelt, ist derselbe infolge seines hohen Gehaltes an gerbsaurem, an seiner schwarzblauen Färbung kenntlichem Eisen, sonstigen Eisensalzen und an vermutlich noch freier Gerbsäure auch selbst für unempfindliche Kulturen ohne vorhergehende sachgemässe Verbesserung unbrauchbar. Die Wurzeln der Pflanzen sind gegen Säuren, von wenigen Aus- nahmen abgesehen, sehr empfindlich, und sollte Gerberlohe ihres verhältnismässig hohen Gerbsäuregehaltes wegen nur in völlig ausgelaugtem, säurefreiem Zustande zur Bodenverbesserung Ver- wendung finden. Ja, ich konnte beobachten, dass sogar Erde aus verrottetem Eichenlaub, welches einen weit geringeren Ge- halt an Gerbsäure aufweist als Gerberlohe, in mangelhaft ge- lagertem Zustande noch Wurzelerkrankungen und Wurzelfäule empfindlicherer Topfpflanzen verursachte. Obwohl das Eisen zu den Nährstoffen der Pflanzen ge- hört und zur Erzeugung des grünen Farbstoffes unentbehrlich ist, wird doch auch jedes Überniass daran, wie es hier der Fall ist, infolge Zuführung eisenhaltigen Wassers, den Pflanzen gefährlich, ganz besonders Eisenoxydulsalze. Böden mit nor- malem Crehalt an Eisenoxydverbindungen reagieren bei Gegen- wart von Gerbsäure nur mit einer schwachen Bläuung. Auch vor der reichlichen Behandlung stark eisenschüssiger Böden mit leicht zersetzlichen organischen Substanzen, wie stro- higer Dünger, Laub, alter Gerberlohe und dergleichen ist zu warnen, weil solche Stoffe bei ihrer schnellen Auflösung grosse Mengen von Sauerstoff verbrauchen, den sie zum Teil den sauer- stoffreichen, für die Pflanzen brauchbaren Eisenoxyden entziehen und diese dadurch zu den sauerstoffärmeren, schädlichen Eisen- oxydulen reduzieren. Um den Boden wieder kulturfähig zu machen, hat in erster Linie jede weitere Zuführung von eisenhaltigem Wasser zu unterbleiben bezw. ist solches Wasser durch eine gute Drainage abzuführen, da stagnierendes, eisenschüssiges Wasser leicht zu der festen, für Wurzeln und Wasser undurchdringlichen Ort- stcinbildung führt. Ist bereits Ortstein im Untergrund vor- handen, so ist er ungesävmit auszuhauen, um ein Stagnieren des Wassers und ein Versauern des Bodens zu verhüten. Die Entfernung der Gerbsäure und etwa vorhandener schädlicher Eisenoxydulverbindungen wird am leichtesten durch eine gründ- liche Behandlung des Lehmes mit ganz frisch abgelöschtem Kalk gelingen, welcher mit der Gerbsäure nur sehr schwer lösliche Verbindungen eingeht und damit auch die Säure unschädlich macht. Nach gehöriger tiefer Lockerung und tüchtigem Durchfrieren wird der verdorbene Boden je nach seinem Eisengehalte in i — 2 Jahren für die Mehrheit von Frei- landkulturen wieder brauchbar sein. Wilh. Geucke, Gartenbaulehrer in Reutlingen. Beantwortung der Frage No. 209. Kann mir einer der ge- ehrten Kollegen ein sicher wirkendes Mittel gegen Erdflöhe und dessen richtige Anwendung angeben? Ich habe seit drei Jahren alles mögliche versucht, ohne Erfolg zu erzielen. Als sicheres, nie versagendes Mittel gegen Erdflöhe habe ich mit günstigem Erfolge Chilisalpeter angewendet. Derselbe wird beim Einsäen des Samens vor dem Einhacken desselben gleichmässig dünn über das Beet gestreut und dann mit diesem zusammen eingehackt. Sobald der Same aufgeht, streut man des Abends oder bei feuchtem Wetter wieder etwas Chihsalpeter über das Beet. Der Erfolg ist ein überraschender. Alle an- deren angewendeten Mittel erweisen sich nur auf kürzere Zeit nützlich, sicher wirkt nur dieses. Im Kasten streut man Tannennadeln auf die in demselben befindlichen Töpfe oder auf die Erde, z. B. im Gurkenkasten und habe ich hierbei auch Erfolg gehabt. Fr. Reisel, Burg Sittensen. — Es sind schon viele Mittel und Wege zur Vertilgung des Erdflohes empfohlen worden, doch ist eine gänzliche Aus- rottung dieses gefährlichen Schädlings nicht möglich, wohl aber eine Verminderung desselben und damit auch des Schadens. Das beste Mittel ist die Pflanze selbst, wenn sie sich stark, kräftig und gesund entwickelt. Eine kräftige Pflanze wird von den Erdflöhen nicht so gerne angegriffen. Auch ist es vor- teilhaft, bei trockenem Wetter ein oftmaliges Giessen tagsüber auszuführen, besonders in den Mittagsstunden, wenn die Erdflöhe ihren Hauptschmaus halten; sie werden dann durch das Spritzen gestört. Ferner ist es noch von Vorteil, stark und übelriechende Stoffe unter das Wasser, mit welchem man giesst, zu mischen. Auch kann man die Pflanzen mit Vorteil mit Tabakstaub be- streuen. Es ist auch gut, fein pulverisierten gebrannten Kalk oder Strassenstaub zwischen die Pflanzen zu streuen, am besten wirkt jedoch Thomasphosphatmehl. Sicher wirkt auch das Ab- fangen der Erdflöhe, indem man ein Stück Leinwand mit stark klebenden Stoffen bestreicht und mit diesem langsam und öfters über die Pflanzen fährt, durch die Berührung der Pflanzen springen die Erdflöhe auf und bleiben an der klebrigen Masse hängen, doch muss die Leinewand jedesmal vor dem Gebrauch, wenn die Klebmasse schon trocken geworden ist, frisch ge- strichen werden. Man kann auch zwischen die Reihen und an den Rändern der Beete gemeine Kresse säen, welche von den Erdflöhen bevorzugt wird, so dass die Gemüsepflanzen dadurch Zeit zur Entwickelung bekommen. Im Winter, wenn der Boden 8 — 10 cm tief gefroren ist, wird derselbe aufgehackt und umgewendet, der Frost zerstört dann die Eier der Erdflöhe und nebenbei noch viel anderes Ungeziefer. Gust. Stecker, Schlossgärtner, Morawetz. Neue Frage No. 221. Welcher Rebenschnitt ist der beste für die Weintreiberei, der Zapfenschnitt, auch „Thomery"- Schnitt genannt, oder Wcchselschnitt auf einer Pflanze ? Die Pflanzweite der Stöcke beträgt i m, das Alter derselben 2 Jahre. Neue Frage No. 222. Wodurch entsteht bei sonst ge- sunden Cvclamen Knollcnfäule ? 620 Die Garten weit. VI, 5^ Neue Frage No. 223. Giebt es ein neueres Werk, welches die rationelle Obst- und Gemüseverwertung praktisch, und wissen- schaftHch behandelt? Neue Frage No. 224. Hat jemand Erfahrungen mit Doucin, Paradiesapfel und Quitte, sowie mit St. Julien als Unterlage für Hausveredlung im Winter gemacht? Neue Frage No. 225. Wie düngt man im allgemeinen mit schwefelsaurem Ammoniak und im besonderen Gemüse, Obstbäume und Beerenobststräucher? In welchen Gaben giebt man das Salz pro qm? Ist Chilisalpeter dem genannten Dünge- mittel vorzuziehen ? Neue Frage No. 226. Geben Pflanzen messbare Wärme ab und unter welchen Umständen thun sie das? (Saftzirkulation, Blüte, Aufspringen von Samenkapseln etc.) Neue Frage No. 227. Welche Erfahrungen hat man im Freien mit der Haltbarkeit der sogenannten Tonkinstäbe ge- macht ? Sind dieselben preiswert ? Rechtspflege. Unfähigkeit zur Fortsetzung der Arbeit als Entlassungs- grund. Der Arbeiter F. litt mehrere Tage an schwerem Durch- fall und konnte deshalb seiner Beschäftigung bei seinem Arbeit- geber nicht nachgehen. Er schickte einen Kollegen zum Meister, damit er ihn dort vertrete. Der Meister ging aber darauf nicht ein, sondern engagierte einen anderen und nahm auch F. nicht wieder an. F. verklagte hierauf den Arbeit- geber beim Gewerbegericht und betonte noch, dass ihm der geklagte versprochen habe, er könnte wieder eintreten, wenn dem neuen gekündigt sei. Der Kläger wurde mit seinem Ent- schädigungsanspruch abgewiesen, weil anzunehmen sei, dass der Kläger während seiner Krankheit entlassen worden sei. Und daraus, dass er einen Vertreter sandte, gehe hervor, dass er seine Unpässlichkeit für eine längere Zeit andauernd hielt. Es greife darum hier § 123 No. 8 der Gewerbeordnung Platz, wonach Unfähigkeit zur Fortsetzung der Arbeit ein Entlassungsgrund sei. Dass . der Kläger dem Beklagten einen Stellver- treter schickte, sei unerheblich. Denn ebensowenig wie der Arbeiter sich gegen seinen Willen einen anderen Arbeitgeber aufzwingen zu lassen brauche, sei der Arbeitgeber verpflichtet, den ihm vom Arbeiter geschickten Stellvertreter zu beschäf- tigen. Und die Äusserung, dass Kläger wieder eintreten könnte, wenn dem anderen gekündigt wäre, sei eine jener nichtssagen- den Versprechungen, die besser unterblieben, denen aber eine rechtliche Bedeutung für die Fortsetzung des alten Arbeits- verhältnisses nicht im mindesten beizumessen sei. A. W. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Fachunterricht für Gärtner an der Gewerbeschule zu Ham- burg. In der Februar-Sitzung des Gartenbau-\'creins für Ham- burg-Altona und Umgegend wurde von dem Verein deutscher Gartenkünstler (Gruppe Hamburg) der Antrag eingebracht, der Verwaltungsrat möge darauf hinarbeiten, dass der gärtnerische Fachunterricht in der hiesigen Gewerbeschule eine bedeutende Erweiterung erfahren möge. Herr Professor Zacharias, der Präsident des Gartenbauvereins, hat sich auf Grund dieses An- trages mit den betreffenden Kreisen in Verbindung gesetzt und es kann konstatiert werden, dass durch die Intervention ein gutes Ergebnis zustande gekommen ist. Auf Grund der ge- pflogenen Verhandlungen hat die Verwaltung des Gewerbeschul- wesens nachfolgende Neuordnung des gewerblichen Fachunter- richts für Gärtner vom 1. Oktober 1902 ab angeordnet: l. Lehr- jahr: Dienstag und Freitag, von 7 — 9 Uhr abends: Elemente des Fachzeichnens. Mittwoch, von 7 — 9 Uhr: Flächen- und Körperberechnung. 2. Lehrjahr: Montags und Donnerstags, von 7—9 Uhr: Planzeichnen. Mittwochs, von 7—9 Uhr: Chemie. Sonntags, von 11 — i Uhr: Feldmessen und Nivelheren. 3. und 4 Lehrjahr: Dienstags und Freitags, von 7—9 Uhr: Tiefbau- technik. Mittwochs, von 7—9 Uhr: Allgemeiner Garten- und Pflanzenbau. Sonntags, von 11 — i Uhr: Feldmessen und Ni- vellieren. Beginn am i. Oktober. Schulgeld halbjährlich 10 Mark. Zeit- und Streitfragen. Wir hatten in No. 45 mitgeteilt, dass einer unserer Mitar- beiter, der das Kgl. pomologische Institut in Proskau mit Er- folg absolvierte und längst als Obergärtner thätig ist, sich zum Obergärtner-Examen gemeldet habe, von der Direktion aber unter Verweigerung jeder Begründung zurückgewiesen wor- den sei. Der Betroffene hatte sich, wie wir an gleicher Stelle mitteilten, beschwerdeführend an das zuständige Ministerium gewendet. Dieser Beschwerdeweg hatte Erfolg, es ist die Zu- lassung des betreffenden Kollegen zum Examen verfügt wor- den. Wir empfehlen in ähnlichen Fällen die Beschreitung des gleichen Beschwerdeweges. Personal-Nachrichten. David, W , Leiter der Kommerzienrat Fitznerschen Gärtnerei, Laurahütte, feierte am 15. d. M. sein 25 jähriges Dienstjubiläum. Hessel, Hofgärtner weiland des Prinzen Karl wurde das Kreuz der Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohen- zollern verliehen. Kling, Benedikt, Handelsgärtner und Gemeindebevollmäch- tigter in Ingolstadt, starb am 4. September im 55. Lebensjahre. Kneiff, Carl, Fabrikbesitzer in Nordhausen, ein eifriger Gartenfreund und Dendrologe starb am 6. d. M. im 73. Lebens- jahre. Äntncus syh\ Kiiciffii vom Verstorbenen in Tirol auf- gefunden, wurde vom .Altmeister Zabel ihm zu Ehren benannt. Kögler, Heinrich, Handelsgärtner in Frankfurt a. M., wurde an Stelle des verstorbenen J. Klingenstein zum Beobachter in Rcblaus-.'\ngelegenheiten des Weinbaubezirkes II (Stadt- und Landkreis Frankfurt a. M.) ernannt. Kraus, H., ehemaliger Schüler der Obst- und Weinbauschule zu Oppenheim a. Rh. Obstbau-Wanderlehrer für Baden in Weinheim wurde zum Wein- und Obstbaulehrer für Rhein- hessen und zum Lehrer an der Landw. und Haushaltungsschule in Alzey gewählt. Kube, Stadtgarteninspektor in Posen, erhielt vom Kaiser als besondere Anerkennung für seine Leistungen in Pflanzen- dekoration gelegentlich der Kaisertage in Posen eine Busennadel mit dem kaiserlichen Monogramm in Brillanten. Der Kaiser hat sich über die wirkungsvolle Ausschmückung der Stadt Posen mit Blumen wiederholt sehr anerkennend geäussert. Lorenz, Simon, Mitinhaber der bekannten Erfurter Firma Chr. Lorenz, Hoflieferant, verstarb am 14. d. M. Rotschuh, Friedrich, Gärtner weiland des Prinzen Karl er- hielt das Allgemeine Ehrenzeichen. Schleusener, Otto, Kunst- und Handelsgärtner, Leipzig, ist vom Sultan der Türkei der Medjidie-Orden fünfter Klasse ver- liehen worden, dessen Annahme der König gestattete. Stoll, Ükonomierat Dr., Direktor des pomologischen In- stitutes in Proskau ist der Charakter als Landesökonomierat ver- liehen worden. Wels, Kunstgärtner in Rostock, starb am 8. September im Alter von 94 Jahren als ältester Einwohner dieser Stadt. Zu unseren Preisausschreiben. Die Beteiligung war er- freulicher Weise eine ausserordentlich rege. Es sind insgesamt 136 photographische Aufnahmen eingegangen, die nunmehr einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden. Wir hoffen, das Resultat derselben in Kürze bekannt geben zu können. Verantwortl. Redakteur; Max HesdörfTcr, Herlin. — Verlag von Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck von C. Grumbach in T.eiprig. Alphabetisches Sachregister. (Die illustrierten Artikel sind mit einem * versehen.) *Aachens, Bemerkenswerte neue Gartenanlagen •25- Abies Eiebleri Lauehc 53; ^ — lasiocarpa und Pinus banksiana 400 ; — nordmanniana 53; ' — Pinsapo und Picea orientalis 401; — Veitchii Carr 53. Abkühlung, Künstliche, für Orchideen-Kultur- läume im Sommer 313. ^\butilon vexillarium fol. var. und Plunibago ca])ensis fl. aibo und fl. coeruleo als Hoch- stämme loi ; — Thompsoni 558. Acer nikoense 330. Aetinostemma paniculatum 405. Adonis vernalis fl. pl. 103. AescuUis Hippocastanum fl. pl. 64. Aepfcl, Die Stippenkvankheit der, 41. Aethcrbehandlung von Flieder, Die, in der Praxis 2 1 9. Aftranchieren 68. Afrika, Aus Deutsch-Südwest-, 495. *Agave filifera 79. Algen, Gegen, im Wasser 520. "AUeebäumcn, Über das Kappen und Schneiden von, 175. Alpenpflanzen-Garten auf der Ra.xalpe 3 1 1 : — -Gruppen, Anlage von, 92; ' — -Kultur in Sphagnum 245. Alpenrosen, Zwei neue, winterharte 43. Alyssum saxatile fl. pl. 103. Amar\'llidccn, Drei hervorragend schöne, 184. Amaryllis, Kultur der, 185; — *Tettaui 217. Amicia Zygomeris DC, Ochna multiflora DC. und Clerodendron squamatum Vahl. 606. Ammoniakvergiftung bei grünen Pflanzen 93. Ananaskultur, Die, (Beantwortung der Frage 166) 47- Andromeda axillaris 280. Androsace 373; * — fohosa375; * — lanuginosa 374- Anemone japonica „Königin Charlotte'' 123. Anemonen, Ranunkeln und, ein empfehlens- werter Gartenschmuck für das Frühjahr 522. Anemonopsis macrophylla 105. „Angela Müll", ein neuer Sämling von der Rose „Kaiserin Auguste Viktoria" 183. Anlage von Alpenpflanzen Gruppen 92. ♦Anlagen, Die Kur-, der Stadt Baden bei Wien 577. Anpflanzen von Formobstbäumen, Beachtens- wertes beim, 68. *Antirrhinum majus Peloria 589. Apfel „Charlamowsky" 70; ' — Calvill ,, Grossherzog Friedrich" von Baden 91; — „Fiesser's Erstling" 9 1 ; * — Weisser Wintercalvill 223. Aquilegia Helenae 211; — Stuarti Hort. 494. Aquilegien, Die, ihre Kultur und Ver- wendung 269. Aralia Sieboldi fol. var. Die Kultur der, 566. *Araucaria imbricata 398. Architekt und Gärtner 59g. '""Arenga saccharifera, Die Zählebigkeit einer, 266. Aristolochia grandiflora und gigas aus Samen 184; * — macroura Gomez x A. brasiliensis 256. Arundo Phragmites 533. *Asparagus tenuissimus und Sprengen von Friedrich Catta, Wiesbaden, auf der allge- meinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 31. *Aster alpinus superbus 54 1 ; * — Die neue paeonienblütige Perfektion-, ,, Amethyst" und die neue Viktoria-, „Miss Roosevelt" 257; * — , Die neue ,, Waldersee"-, 49; * — hyb- ridus „Weisse Zwergkönigin" 289; * — peregrinus 541 ;* — , Waldersee- 116. *Astern, Neue Straussenfeder-, 50. Atriplex hortensis fol. atropur])ureis 543. Ausstellung, Abgeschnittene Gehölze auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-, in Mainz 19; — , Bayerische Landes- Obstbau- und Bienenzucht-, in Augsburg 24 ; — , Chrysan- themum- und Bindekunst-, der ,, Flora" zu Köln 107; ; — der Royal Chrysanthemum Society in London 57, 116, 137: * — Die Budapester 421; * — , Die Dahlien-, der deutschen Dahlien-Gesellschaft im zoolo- gischen Garten zu Hamburg 20, 32; * — , Die Erfurter Gartenbau-, vom 6. — 14. Sep- tember *55o, 597, 608, *6i3; * — , Die erste österreichische Reichs-Gartenbau-, in Wien 54; — Die grosse Gartenbau-, in Glasgow 23; — , Die grosse Jahres-, der R. H. S. in London am 28., 29. und 30. Mai 458; — , Die Hamburger Chrysanthemum- 117; — , Die Jubiläums Gartenbau-, in Karlsruhe 393; * — , Die Nadelhölzer auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-, in Mainz 1 7 ; — , Die Obst-, zu Potsdam vom 28. September bis 2. Oktober 1901, 35; — , Die Obstprodukte auf der allgemeinen deut- schen Gartenbau-, in Mainz 34; — , Die Pläne auf der allgemeinen deutschen Garten- bau-, in Mainz 9; — , Die Schnittblumen auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-, in Mainz 5 ; — Die Wiener Frühjahrs- Gartenbau-, 472; — , Gartenbau-, des Ver- eins der Kunst- und Handelsgärtner in Zossen 84; — , Quedlinburger Gartenbau-, '90'> 35; * — ) Weiteres von der allge- meinen deutschen Gartenbau-, in Mainz 29, Ausstellungen, Der Gartenbau auf, q ; — , Chrysanthemum-, 225; — , Neuheiten auf englischen Dahlien-, 65. *Azolla pinnata var, africana 343. Bacillus radicicola 592. *Baden bei Wien, Die Kuranlagen der Stadt, 577. BakterienknöUchen, Die, der Leguminosen 592. Bastmatten, Verwendung von, zu Dekorations- zwecken 94. *Bäume, Merkwürdige, in Hannover 553; * — , Transport grosser 554. ♦Beerenobststräucher, Ist es ratsam, im be- sonderen Himbeeren, als Zwischenkultur unter noch nicht ertragsfähigen Obstbäumen zu verwenden ? 309. Begonia incarnata als Winterblüher 290; — , „Perle Lorraine" 52 1; * — , semperflorens „Glarona" 190; — , „Turnford Hall" 125. ♦Begonie, Eine neue interressante, 39. ♦Begonien, gefüllte Knollen-, von Carl Oscr, Diez a. d. L., auf der allgemeinen deutschen Gartenbau -Ausstellung in Mainz 29; — , Smetana's Rex-, und Smetana's Rex-diadema Hybrid-, 425; — , Vermehrung gefüllter Knollen-, 5. Berberis amurensis 64 ; — buxifolia 64 ; — buxifolia nana 64 ; — canadensis 64 ; — cerasina 64; — concinna 64; — , Einige, Arten und Sorten, ihre Kultur und Verwendung in den Gärten 63 ; — ilicifolia 64; — Neuberti 64; — slenophylla 63; — Tbunbergii 63 ; — vircscens 63 ; — vulgaris 63 ; — vulgaris fol. atropurpureis 63. ♦Berggarten, Kgl., zu Hannover, Kalthaus- pflanzen im, 594, 595, 596. ♦Betula alba ein Grab sprengend 553 ; — , occidentalis 279. Bezirksgärtnerstellen, Die Anstrebung und Schaffung von, in Österreich 8r. Bienen, Obstbäume und, 94, 141. ♦Bindereien, Dahlien-, von der Ausstellung der deutschen Dahlien-Gesellschaft in Hamburg 100. *Birne „Die Speckbirne" 69. ♦Birnpyramide, Blühende, in der Obsttreiberci der Frau Alwine Münchmeyer, Docken- huden 310. ♦Blasenrost, Der, der Weymouthskiefer 61. Blattbräune, Die, der Kirschen 110. Bletia siehe Phajus. Blütenverbänderung 617. ♦Blumenkohl ,, Frankfurter Riesen" 100. ♦Blumenpflege, Eine neue Erlindung auf dem Gebiete der, 147. Die Gartenwelt. VI *Blumenvase mit Maiglöckchengarnierung und RoseofülluDg 3S5. Blumenvcisand, Der, der Riviera 97. BodenerscliöpfuDg und Bodenmüdip^keit 532. *ßohne, Monarchen-Puft-, 79. *Bordelaiscr- Brühe, Anwendung der, 403; — , Glossen zur, 560, 599; -, Noch ein- mal, 42 ; — , Wichtigk^t des Spritzens der Obstbäume und Reben mit der, 333. Boucerosia gussoniana 246. *Bougainvillea glabra sanderiana als AVinter- blüher 160. Bciussingaultia baselloides 44. * Brasiliens, Einiges über die Pllanzcuwelt, 519. Brög's stachelloser Rosenwildling 128. 'Broussonetia papyrifera 601. 'Brunnens, Herstelhmg eines, 238. 'Bryophyllum crenatum 494; — . crcnatum und Kalanchoe flammea, zwei neue wert- volle Marktpflanzen 440. Budapester Eindrücke 450. *Buddleya variabilis 5. Caladien, Die Kultur der buntblattrigen, nebst einer Beschreibung der wertvollsten Sorten 254. *Calanthe Veitchii 137, *l~T. Calla siehe auch Richardia; — aethiopica inultiHora praecox , eine wertvolle weisse Calla zur Schnittblumengewinnung 268. Calvat, Ein Rundgang in den Kulturen des Herrn, in La Tronche 165. Campanula Hendcrsoni 401; — Mayi 212; — mirabilis 401 ; * — persicifolia Moerheimi 542; *— Vidalii 608. *6l8. Canna, Einiges über die Verwendung der, 329; — -Neuheiten, Empfehlenswerte, von 1900/02, 326. Carex japonica fol. var. 50. *Caryopteris mastacanthus 196. *Cassia corymbosa in einem englischen Garten 39'. *CattIeya labiata var. dowiana 436; * trianae 436. '"Celosia niagnilica 147. Cerastium Biebersteini 544; — tomenfbsum 544. Cereus giganteus im Aussterben 311 ; * — peiu- vianus 133; * — triangularis 123. *Chabaud-Nelken 138. Cheiranthus Cheiri grandiflorus fl. pl. 401. Chrysanthemum-Ausstellungen 225; — -Aus- stellungen der Royal-, Society in London 57, 116, 137; *— „CalvatsSun" 199; »—„Char- les Longley" 17 1; *— „Dr. Felix Allard" 200; *— „Etoile du Nord" 199; *— -Gruppe auf der Reichsgartenbau- Ausstellung in Wien 55 ; — indicum. Zweijährige, und ihre Kultur 439; *— „John Shrimpton" 161; *— „Lady Roberts" 170 ; *— „Letrier" 170; *— „Loveliness" 170; *— maximum hybr. „Shasta Daisy" 368; * — „Meredith" 200; * — „Miss Alice Byron" 170; *— „Mlle Marie Liger" 171 ; * — „Mlle Hestin" 172; *— ,,Mme Paolo Radaelli" 198; * Neu- heiten, Empfehlenswerte, 169; * .Fran- zösische, 198; * — ,,Sada Yacco" 171 ; * — ,,Soleil,d'Octobre" 161; * — ,, Souvenir de Mme H. du Terrail" 198; — -Sports, Ver- mehrung von, 282; * — „W. R. Church'' 171. Chrysopsis villosa var. Rutteri 51. Cineraria platauifolia 281. *Clematis davidiana 123; — , Die Vermehrung der, aus Samen 41 2; — erecta fl. pl. 103; paniculata, Stecklings- Vermehrung der, 523; * — von Franz Kreis , Nieder- WaUuf, auf der allgemeinen deutschen Garteubau -Aus- stellung in Mainz 31. Clerodenilron squamatum üo6, — trichn- ton.um 14. *Cobaea scandens 377. *Coleus ,, Harlekin" 43. Convallaria prolificans 401. Cornus brachypoda ,279 ; — florida 279. *Cossus ligniperda, der gemeine Holzspinner oder Weidenbohrer 379. *Cotoneaster muUillora in Hochstamniform 62. Cotyledon lurida 308. *Crinum yemense 185. *Cyclamcn, Alwin Richter's gefranste, 253; Colchicum, ein neues im Freien aushaltendes Alpenveilchen 474; — , Das zu frühzeitige Blütentreiben der, (Antwort auf Frage 167) 70 ; * — -Kulturen von H. Kiausch, Zehlen- dorf 222; * — persicum, Kultur von, im Süden 306; * — splcndens giganteum hybii- dum 36b; * — -Tafel. Zu unserer, 474. Cydonia japonica 136; — Maulei nebst deren Varietäten als Treibslrauch 306. *Cymbidium aloifolium 315; * — Mastersii Griflf 265; * — traceyanum 175. Cyperus alternifolius fol. var. 616 Cypripedien-Bildern, Zu unseren 471; * Hy- briden von C. Ansorge, Gruppe von, 209; * — , Schönste und dankbarst blühende, für den Schnitt und für Massenkultur 426; — , Über Kreuzung von 469. *Cypripedium Ashburtoniae 469; * — chamber- lainianum 471 ; * — insigne var. Maulei 470; * — insigne var. mooreanum :< spicerianum var. giganteum 207; * — Roebelini 266; * — -Sämlinge 205 ; * — villosum x insigne var. maculatum 206. Cytisus kewensis 159. Daedalacanthus Watti 103. Dahlie „Angelika" 74; — ,, Aprikose" 75; — ,, Boxer" 75; — ,, Chrysanthemum" 77; — ,, Das Märchen" 75; — ..Dekoration" 75 ; — „Dr. Bolau" 77 ; — , Edel-, Ist die Kultur der, für den Schnitt lohnend.^ 366; * — , — , Noch unbenannte, für 1903 22; — ,,Elfe" 75; — „Elisabeth" 77; — „Elsa von Bra- bant" 75; — „Excellenz Frau von Koller" //■; — ,, Flamingo" 65; — ,,Frl. Anna Seyderhelm" 77; — „Frau Dr. Schmidekam" 77; *— „Freund Hesdörffer" 75, 183; *— „Garteudirektor Geitner" 75, *i83; — „Geiselher" 74; *— , Gloria-, 74; — „Graf Bülow" 75; — „Green's White" 74; — ,,Hammonia" 77 ; * — „Herder" 73; — „Her- zogin Agnes" 75;* — ,, Hildegard Weimar" 75, *i8i ; — ..Holsatia" 77; — „Joseph Goujon" 76: *— „Jugend" 75, *i82: — ,,Kathleen" t)5 ; — „Kleine Excellenz" 75 ; * — „Körner" *23. 74, *— „Krindiilde" »23, 74; — „Landralh Dr. Scheiff" 77; —„Libelle-' 75; * — „Lotte Kohlmannslehner" 74, *i82; — „Miss Grace Cooke" 65 ; * — Nymphaea" 76; — ,,Oda" 74; — „Olinde" 75; — — „Polarstern" 77; * — President Carnot 608, *6i8; *— „President Viger" 65, »75; — ,, Professor Zacharias" 77; — ,, Progeni- tor" 76; — „Saylor Prince" 65; — „Se- ces.sion" 75; — „Siegfried" 74; — „Sin- dold" 76; * — „Sonnenstrahlen" 22; *— „Sühneprinz" 182; — ,, Volker" 74; — „Westfalia" 75. Dahlien-Ausstellungen siehe unter Ausstellung; * — Bindereien von der Ausstellung der deutschen Dahlien-Gesellschaft in Hamburg 100; — , Die Halskrausen-, 124; — , Edel-, Empfehlenswerte, 270; * — , ,vonG. Borne- mann, Blankenburg a. H., auf der — Aus- stellung im Hamburg 33 ; * — , , Neuheiten, Meine, für 1902 181; --, — , — , Die, von C. Ansorge, Klein - Flottbek 76; — , Ge- füllte Gloria- 183; — , Meine Beobachtungen Leuer, 364; * — , Nach- kl.änge von der Hamburger, -Ausstellung 73 ; — ,,Oda" und ,, Geiselher" 303; * — , Poni- pon-, von C. Ansorge, KIcin-Flottbek, auf der Dahlien-Ausstellung in Hamburg 33 ; * — -Schau in der Blumcnhandlung von H. Krüger, Berlin 65 ; * — , Zur Einlührung der Edel-, ,, Hildegard Weimar" und ,, Lotte Kohlmannslehner" 318. *Darwin Tulpen 2. Davallia bullala 267 ; * , Noch einmal, 438. ..Dechantsbirne von Merode" 155. *Delphinium , .Belladonna" 42, »542 ; — gran- ditlorimi 104. *Dendrobium crassinode 344; *— dcvonianum 344: * — moschatum und D. Bensonae 522: *— Pierardi 315. Desmodium penduliflorum 279. Deutsche Pflanzennamen 150. Dianthus microlepis 212; * — plumarius,,Schuee- ball" 541. Diascia Barberae 138. *Dicksonia an'iarctica im freien Grunde eines Glashauses 411. Dienstverhältniss'es, Die persönliche Natur des, 168. *Diosma purpurea 260. *Distremmeua marmorata »293. 459. Dracaena indivisa, Verjüngung zu lang ge- wordener, 521. Durabo-Gärtnerfarben 297. "Echinacea Hybriden, Neue, von Köhler & Rudel, Windischleuba, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung in Maniz 28. Eiche, Die grösste, im bayerischen Walde 392. * — , Eine ehrwürdige badische, 433. Eichelhäher, Der, 538. *Eicr(rucht ,, Sprengers Riesen" 52. Einfassungspflanzen, Etwas über winterharte, 368. Epiphyllum truncatum 488. Eranthis hiemalis. Der Winterling, 110. ♦Erdbeere ,,Juslizrat Steinberger" 559; — „Dr. Weidenmüller" 559; — ,, Onkel Ferdi- nand 559. Erdbeersorten, Empfehlenswerte, zum Treiben 102; — lür den Handel 238; * — , Neuere, 559. *Erdbeertreiberei, Die, im Kasten 231; * — , Ein Beitrag zur, im Hause 103. *Eremurus robustus 157. ♦Erfindung, Eine neue, auf dem Gebiete der Blumenpflege 147. Eriodeudron anfractuosum 105. *Ernst, W., Charlottenburg, Die Fliedertreiberci und das neue Fliederhaus in der Handels- gärtnerei von, 241. *Erythrina crista galli .281. Euphorbia jacquiniaeflora als Winterblühor und Topfpflanze 175; — splendens 548. Eupatorium rebaudianum 191. *Exacum Forbesii 290. *Exoascus Pruni 591. Exochorda Alberti, Richtige Vermehrungsart von, 238; — grandiflora 64, 159; — — , Zur Vermehrung der, 13 b. Karben, Zur Harmonie der, 5 12. Farne, Anzucht und Kultur der Handels-. 545 ; — , Die Vermehrung der, für Massenkultur 221 ; — , Gold- und .Silber-, 558; * — , Haut-, 535; — . Zwei neue, 39. *Farnpflanzen, Die schönsten, des Freilandes und der Glashäuser 457; * — im freien Grunde eines Glashauses 409. Feigen, Befruchtung der, 87. Feigeninsekt 87. *Feijoa sellowiana 533. *Ferula asa foetida *494, 585. VI Die Gartenwelt. XI *Ficus elastica 521; — — , Ein empfehlens- wertes, noch wenig belianntes Anznchtsver- fahren von, 361. t'lietler, Die Alheibehandlung von, in der Praxis 219; — , Empfehlenswerte, -Arten und Sorten zur Treiberei 207 ; * — , Treib-, in der Handelsgärtnerei von H. Kiausch, Berlin-Zehlcndorf 244. *Klicdertreiberei, Die, und das neue Elieder- haus in der Handelsgärtnerei W. Ernst, Cliarlottenburg 241; — , Einiges über 17"; * — , Späte 414. *Eourcroya gigantea 364. Frankreich, Die ObstUultur in, 44. Fröste, Wirkungen der Spät-, 476. Frost im Juli in Württemberg 549; — und Obstblüte 536. *Frostschäden, Betrachtungen über die, in diesem Jahre an den Obstblüten 429; * Die, an imseren Obstbäumen, ihre Entstehung, Verhütung und Heilung 319. *Fruchtholzes, Behandlung des, unserer Form Obstbäume 445. Friichtholzschnittes, Hilfsmittel, welche bei Ausführung des, in Anwendung kommen '535 *Fuchsia ,, Fürst Otto von Wernigerode" 332 *Gärten, Aus englischen, 85. Gärtner, Architekt und, 599; — , Die Anstre- bung und Schaffung von Bezirks-, Stellen in Österreich Si. Gärtnerei, die Topf-, im Mittelalter 618. Gärtners, Der Beruf des, vom idealen Stand- punkt aus betrachtet 106. Gärtnertag, Der Empfang der Teilnehmer am zweiten österreichischen,, im Rathaus in Wien 58; — , Die Schutzzollfrage auf dem zweiten österreichischen, 59. '''Gartenanlagen, Bemerkenswerte neue, Aachens 125. Gartenbau-Ausstellungen siehe unter Ausstel- lungen; — , Der, auf Ausstellungen 93. Gartenbauschule zu Weihenstephan, Statut der Kgl., 344. Gartenbeamten, Gehälter der deutschen, 24, 36, 60, 72. 96, 107, 108, 120, 179. Gartenbeamter, Der Herr Militäranwärter als, 527. Gartenkunst, Moderne und, 186. Gartenschierling, Zu den Vergiftungen mit, 617. *Gebirgslandschaft, Bilder aus der, 301, 388, 460. 529. Gehälter der deutschen Gartenbeamten 24, 36, 60, 72, 96, 107, 108, 120, 179. Gehölz-Arten, Welche, lassen sich besonders durch Wintersteckholz leicht vermehren? 100; — , -Kunde und Landschaftsgärtnerei 554. Gehölze, Abgeschnittene, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung in Mainz ig; — , Einige wenig bekannte und wenig verbreitete, 278; — , welche sich besonders durch Wintersteckholz vermehren lassen 237. Geisenheim a. Rh., Prüfungsordnung für das Staats-Examen an der kgl. Lehranstalt zu, 441. Gemüse-Bau in Südrussland, Etwas vom, 476 ; * — , -Garten, Neuheiten im, 14 ; * — , -Kollek- tion auf der Reichs-Gartenbau-Ausstellung in Wien 54; — , -Sorten, Kleine Auswahl erprobter, 292. Gentiana acaulis alba 105. Gerbera Jamesonii 401. Gesetz gegen die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden 617, *Gewächshaus für Flieder in der Gärtnerei von W. Ernst, Charlottenburg 241. Gladiolus hybridus „Princeps" 110, 158; '* — zur Bekleidung von Rosenstämmen 412. *Gloxinien 172. Gnomonia erythrostoma iio. Godetia, Gefüllte 316; — Schaniinii 11. pl. 31Ö. Gruppen, Anlage von Alpcnpllanzen-, 92. *Grussdorf, Gartenbaudirelitor, j- 395. *Gummibaum, Der, in moderner Form 521. *GymnothrL\ latifolia 112. Habenarien des freien Landes 330. Haemanthus „Diadema" 197; * — ,, König Albert" 187. Hagelschaden in Himbeerkulturcn 428. *Handelsgärtner, Die Senioren der Berliner, 523. *Handelsgärtnereien, Aus Bcrhner, 217. *Hautfarne 535. Hecke, Ratioqeile Anzucht einer Dorn-, 557. Heckenptlanze, Emiges über die Verwendung des Weissdorn als, 616. Hekate zu Kolchis, Im Zaubergarlen der, 380. Helenium pumilum magnificum 402. Helianthella quinquenervis 93. Helianthus tomentosus 402. Helleborus niger altifolius 402; ,,Applc- blossom" 402; „St. Bridgid" 402. Hemerocallis aur.antiaca 402. *Hemionitis palmata 457. Hepatica triloba atrocoeruiea fl. pl. 104. Hesperis matronalis fl. pl 104; — matronalis likacina fl. pl. 105. *Heurnia primulina 149. Heurniopsis decipiens 488. *Hibiscus Moscheutos 64. Higginsia Ghiesbreghtii fol. var., eine neue, dekorative Warmhauspflanze 316. Hilfsmittel, Ein, beim Planzeichnen 35b; — , welche bei Ausführung des Fruchtholzschnittes in Anwendung kommen 535. *Himbeere ,, Goliath" 295 ; * — ,,Imniertragende von Feldbrunnen" 294. ^Himbeeren als Zwischenkultur 309. Himbeerkulturen, Hagelschaden in, 428; * — . in Feldbrunnen und Himbeersorten ,, Immer- tragende von Feldbrunnen" und Neuheit ,, Goliath" 294 *Hydrangea hortensis Mariesii 558. *Hymenocallis caribaea 186. Jahresbericht, VI, des Kreis-Obstbautechnikers des Kreises Oppenheim für das Jahr 1901 bis [902 490. Hex Aquifolium 146, 207; * — und Rhodo- dendron im grossh. Park zu Rastede 145. *Insekt, Ein neues, angeblich schädliches, 293 ; — , Xochmals ,,Ein neues, angeblich schäd- liches", 459. Incarvillea Delavayi 43. lochroma 80. lonopsidium acaule 543. *IoxyIon pomiferum 602. Iris pallida fol. aur. var. 104; — willmottiana 04. Kakteen, Das Veredeln der, 489; * — , Die winterharten, im letzten Winter 1 2 1 ; — -Gruppe in der Erfurter Gartenbau-Ausstel- lung 614. *KaIanchoe flammea 440, *59i; — kewensis 591. ■'Kaltlagerhäuser 1 60. Kamerun 105. '•'Kartoffeln, Früh-, ,, Kaiserkrone" und ,,Early sun rise" 51. •Kappen und Schneiden, Über das, von Allee- bäumen 175. Kaprifikation, Das Geheimnis der, 87. ■^Kasten, Heizbarer, hölzerner, 211; — , Veil- chen- 2 1 1 -. Kew, Aus dem Kgl. botanischen Garten zu, 369- 455- Kirschen, Die Blattbräuuc der, lio. Kopfsalat, ,, früher Miniatur" 16. ''Kränze, Moderne 368. ''Kranz aus feinem Grün uu't Lilium auratum, Azaleen und Cypripedien 373; '" — von Dahlien 99. *Kreuz aus weissen Fliedertrauben 48. *Krupka, Josef 583. Kultur der Amaryllis 185.' ^'Lagerstrocmia indica 13. ■•Landschaft, Das Wasser in der, 77, 114, 139. '^Landschaltsbilder aus dem Zoologischen Garten in Berlin 505. Landschaftsgärtnerei, Gehölzkunde und, 554. "'Landschaftsgärtner, Einige Worte über die Bedeutung der Photographie für den, 193. Lathyrus splendens 411. Lauberde als Orchideenpflanzmaterial 343; — oder Sphagnum 356. Leguminosen, Die BakterienknöUchen der, 592. Leucojum vernum fl. pl. 104, *Leucothoü axillaris 280. *Liatris pycnostachya, eine empfehlenswerte Staude 169. Ligularia macrophylla DC, Polygonura poly- stachyum Wall., Senecio pulcher Hook, et Arn. und Stokesia cyanea L'Herit, vier wert- volle Stauden 493. "Lilium auratum 158; — chalcedouicum puuc- tatum 104; — excelsum 104; — Martagon fl. pl. 104. Linaria Cymbalaria Mill. 494, 543. ''Lobelia Rivoirei und F'uchsia ,, Fürst Otto von Wernigerode" 332. ■•Lycaste cobbiana Rchb. f. 557. Mainz, Zu unseren Abbildungen von der all- gemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in, 20. Maranta lujaiana 197. Masdevallia veitchiana var. grandiflora 436. Maulbeergewächse, Aus der Familie der, 601. Maurandien, Zur Empfehlung der, 438. '■■Melone ,,Cantaloup Seebold" 16; -^, Ver- besserte extra frühe „Jenny Lind" to. Melonen-Kultur im freien Lande 38(1. Mesembrianthemum truncatellum 308; — , 'Über einige, 488. Militäranwärter, Der Herr, als Gartenbeamter 527- Mina lobata 358. *Mistbeetkästen 209. *Mistbeetkasten, Beweglicher, 209; * — , Fest- stehender, 210. Mittelalter, Die Topfgärtnerei im, 618. Moderne und Gartenkunst 1S6. *Monarchen-Puffbohne 79. *Morus 602; — alba 602; — rubra 0)02. *Mühle, Wilhelm jr. j, 131. *Myrtus communis var. latifolia 595. *Nachklänge von der Hamburger Dahlien- Ausstellung 73. *Nadelhölzer, Die, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau- Ausstellung in Mainz 1 7 ; * — , Seltene und schöne, in Klein-Flottbek 397. '"Narren oder Taschen der Zwetsche (Exoas- cus Pruni) 591. Narcissus calathinus 104; — Capax fl. pl. 104; — cernuus fl. pl. 104; — odorus fl. pl, 104; — triandrus concolor 104; pulchellus 104. Nerine lucida 158. '•'Nelke, Die neue Remnntant-. „Hilli von Asseburg" 347. *Nelken, Chabaud- 138. *Neubert, Emil 322. "'Neueste Züchtungen meiner ,, grossblumigen Pelargonien" 66. XII Die Gartenwelt. VI Neuheiten auf englischen Dahlien- Ausstellungen 65 ; — , Die Edeldahlien-, von C. Ansorge, Klriu-Flottbek 76; — , Einiges über, 188; — , Englische, in grossblumigen Pelargonien 158; * — , Französische Chrysanthemum-, 198; * — im Gemüsegarten, 14; * — , Meine Edel- dahlien-, für 1902 181; * — , Rosen-, emes deutschen Liebhabers I ; — — , der letzten fünf Jahre 141 ; * — , Thuyopsis-, 356. *Nymphaea guineensis Seh. et. Tb. 565; * — Älarliacii chromatella 341; * — odorata gigantea 338; * — odorata sulphurea 340; *- pygmaea339; * — Seignuureti 33; ; * — tuberosa rosea 338; * — ,, William Doogue" 3-10. Obergärtner, Der geprüfte 406, 416, 417, 453, 466, 467 ; — , Der in Wildpark geprüfte, 359. Obergärtnerprüfung, Vorschläge zur einheit- lichen, 464, 465 ; — , Über die letzte, in Wildpark 540. Obst-Ausstellung zu Potsdam 35. Obstblüte, Frost und, 536. Obstbau, Bayerische Landes-, und Bienenzucht- Ausstellung in Augsburg 24; — , Der deutsche, 155' Obstbäume, Beachtenswertes beim Anpflanzen von Formobstbäumen 68 ; * — , Behandlung des Fruchtholzes unserer Form-, 445 ; — , Die Behandlung junger, neugesetzter, im ersten Jahre 475; * — , Das Ritzen der, 463; — , Sollen frisch gepflanzte, geschnitten wer- den oder nicht? 544; — und Bienen 94, 141. *Ub5tbäumen, Die F"rostschäden an unseren, ihre Entstehung, Verhütung und Heilung 3 1 9. *Obstkühlwagen-Züge 152. Obstkultur, Die, in Frankreich 44. Obstprodukte, Die, auf der allgemeinen deut- schen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 34. *Ob'stverkehrs, Aus der Geschichte des nord- amerikanischen 152, 160. *Obst-Verpackung gezeigt auf der Reichs- Gartenbau-Ausstellung in Wien 54. *Obstversand 89 ; * — in der Freiherrlich von ( )ldershausen'»chen Obstplantage Feldbrunnen 89; * — -Fass, neues, praktisches 89. Obstverwertung, Centralstelle für, und Obst- markt-Komitee in Frankfurt a. M. 48. Ochna multifiora 606. Odontoglossum pulchellum majus 377. Ocnothcra speciosa rosea 402. *Olea europaea, der Ölbaum 80. *Oncidium sphacelatum var. majus 25. *Onosma echioides L. (tauricum Willd.) 533. *Opuntia, winterharte, 122. ♦Orange, Eine, im kgl. Berggarten zu Hannover 597. *0rangcnhau3es, Portal des, zu Herrenhausen 594- Orchideen, Behandlung frisch importierter stammbildender, 523; * — -Kulturräume, künstliche Abkühlung für, im Sommer 313; — -Pflanzmaterial, Lauberde als 343 ; — , Reinigung der Blattwinkel bei, 315; * , Zwei vergessene, 314. Orchis foliosa alba 105. Orobus varius 402 ; — vernus 11. pl. und ver- sicolor fl. pl. 104. Ourisia coccinea 104. Oxalis tropaeoloides fol. atropurp. 543. Ozonisiertes Petroleum 94. Paeonia albiflora 105; — — carnea 105; * — arborea ,,Elisabethe" 55t). I'aeonien, Die Stauden-, 413. Papaver Rhoeas ,, Kollsbruch" 258. *Pallavicini, Villa 481. *Palnien, Das Verpflanzen grosser, *387, 443, *.S6'). Pappel-Stecklingen, Leichte und billige Bewur- zelung von, 39S. *Parke, Bilder aus dem, der Frau Etatsrätin Donner, Ottensen 272. P.iulownia imperialis 44. ♦Pelargonie ,, Andenken an Moskau" 66; * — „Anna Rudioff" 66; * — „Dämmerung" 66; * — ,, Gartendirektor Siebert" 66 ; * - ,, Martha Bürger" 66; * — „Mein Liebling" 66; — „Ruhm von Kohlfurt" 50; * — , Zonal-, „Perle vom Tannhof" 450. Pelargonien , Bewährte Gruppen Zonal-, 404 ; — , Englische Neuheiten in grossblumigen, 158; — , Neue 50; — , — Bürger'sche 486; * — , Neueste Züchtungen rneiner ,, gross- blumigen-", 66. Pelargonium endlicherianum 44 ; — grandifl. hyb.. Hervorragende neue französische, 404; * — hybridum grandifiorum ,,Anna Rudioff", ,, Ballkönigin", ,, Konsul Lauteren", ,, Schön Lila" 488, 489, 490; * nanum 66; * — — — neue Bürger'sche Rasse für Gruppenbepflanzung 487. *Pencarrow, Landsitz der Frau Ford zu, 85. *Pennisetum latifolium 112. Pentasteraon glater 64; — virgatus 147. *Peridermium Strobi 61. Petrea volubilis 521, 586. Petroleum, Ozonisiertes 94. ♦Pfeffer, spanischer, südungarischer roter und gelber Mammuth 53. Pfirsichtreiberei, Die, 322 (Fragebeantworlung), 335; — , Ein Beitrag zur, 232. Pfirsichtreibhäusern, Bestes Mittel zur Vertil- gung der roten Spinne in, 94. Pflanzen, Seltene alte, 103; — , Über Ammo- niakvergiftung bei grünen, 93. Pflanzennamen, Deutsche, 150. *Pflanzentränker *I47, 392; -, Timms, vom theoretischen und praktischen Standpunkt 258. Pflaumenbohrer, Der, 27. ♦Phajus grandifolius Lour. 567. Phlox, Die perennierende als Schnittblume 402. ♦Photographie, Einige Worte über die Bedeu- tung der, für den Landschaftsgärtner 193. ♦Phyllocactus ,, Deutsche Kaiserin" 134. ♦Picea excelsa 332; * pendula 212; ♦ — — var. virginata 606; * — pungens glauca pendula 398; * — orientalis 401. ♦Pinus banksiana 400. Pikieren, Über, im Vermehrungsbause 173. Pläne, Die, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 9. Plätze, Ein Beitrag zum Kapitel : Öffentliche, 236. ♦l^Iauderei zum heutigen Kunstblatt (Neue deutsche Edeldahlien für 1902) 317. Plumbago capensis fl. albo und (1. coeruleo und Abutilon vexillarium fol. var. als Hoch- stämme I o I . ♦Podocarpus dacryoides 594. ♦Poinsettia pulcherrima 21g. Polyantha-Rosen 508. ♦Polvgonum Orientale 147; - polystachyum Wall. 493. Polypodium Mayi 39. ♦Polystichum setosum zwischen Felsen im Gewächshause ausgepflanzt 410. Primelgilt 51. Prnnula acaulis rosea fl. pl. und rubra fl. pl. 104; * — capitata 26; , Nochmals, 92; — cascbmeriana 26; ♦ — cortusoides 26; ♦~ denticulata 26 ; * — erosa26; — obconica 51; ♦ — Sieboldii 26; ♦ — villosa J.tcq. iii. ♦Prunus avium var. fl. pl. 330 ; — , Empfehlens- werte, für Garten- und Park-Anlagen 511; ♦ — japonica fl. albo pl. *24I, 277. Pteris albo-lineata Alexandrae 39. ♦Pyrelhrum sinensis „Montblanc" 542. Räuchermittcl, Ein neues 2 1 4. ♦Radies ,, Eiszapfen", ,, Langes rosarotes", ,,N'on plus ultra", ,, Plattrundes rosarotes mit weissem Wurzelende", ,, Weisses plattrundes" 534. ♦Radiessorten, Fünf anbauwürdige 533. Ranunkeln und Anemonen, ein emjjfehlens- werter Gartenschmuck für das Frühjahr 522. Rasen , Betrachtungen über den Carlen-, seine Anlage und Behandlung 345, 354. Rebstöcke, Das Veredeln alter, 427. ♦Rhododendron arboreum 595; ♦ — , Hex und, im grossh. Park zu Rastede 145; * — race- mosum 43; * — rigidum 43; ♦ — Wilhelma-, ,, Staatsdame von Massenbach" 437. Rhus vernicifera DC. 556. Ribes sanguineum und Ribes gordonianum 392. ♦Richardia hybrida ,,Solfatara" 584. Rittersporn ,,DeIphinium Belladonna", ein remontierender, 42. ♦Ritzen, Das, der Obstbäume 463. Riviera, Der Blumenversand der, 97. ♦Robinia Pseud-Acacia, ein Grab sprengend, in ein Eisengitter eingewachsen 554. ♦Rondeletia odorata 125. Ros"cL canina. Die Kultur der, zur Anzucht von Sämlingsstämmen 333; * — Ruga 41; — rugosa ,, Conrad Ferdinand Meyer" 137, Rose ,, Amateur Teyssier" 40; „Andenken an Johannes Diering" 65 ; — ,, Angela Müll", ein neuer Sämling von ,, Kaiserin Auguste Viktoria" 183: ^ „Ferdinand Batel" 40; — „Franz Deegen" 40; — „Friedrich Harms" 41; — „Goldelse" 40; — ,,Gustaye Regis" 40 ; — „Jacobs-Perle" 1 ; — „Kaiser- krone" 40; — ,,Madama Ravary" 40; ♦ — ,, Marianne Pfitzer" 3; — ,,Max Hesdörffer" 2; * — „Ruhm der Gartenwelt" 2; — „Soleil d'or"4i; — „Souvenir de Madame Eugenie Verdier" 40; ♦ — Thee-, ,, Queen Olga of Greece" 150; ♦ — , — ■ -Hybrid-, ,, Gottfried Keller" 136; ♦ — , , ,, Miss Alice Roose- velt" 458. Rosen, Die gelben Theehybriden 39; ♦ — , Ge- triebene, auf der Reichs-Gartenbau-Aus- stellung in Wien 55; — -Neuheiten, Be- trachtungen über, 260; — - — der letzten fünf Jahre 141; * — - — eines deutseben Liebhabers i ; * — -Stämme, die Bekleidung der, 412; — -Treiberei, Die, in Töpfen 261 ; ♦ — -AVildling, Brögs stachelloser 128. Ross-Kastanien 64; ♦ -bobrer 379. Rost- Fäulnis-Verwitterung 297. Rote Spinne, Bestes Mittel zur Vertilgung der, in Plirsichtreibbäusern 94. Rothschild, Ein Besuch bei, 496. Rundgang, Ein, in den Kulturen des Herrn Calvat in La Tronche 165. ♦Russelia sarmentosa var. multifiora 317. Saatbohnen, Widerstandsfähigkeit der, 479. ♦Saccolabium bellinum 435. Salat, Winter-, 535. Salix, Empfehlenswerte, für den Park und Garten 112. Salvia splendens „Ruhm von Stuttgart" und Salvia splendens ,, Rudolf Pfitzer" 159. •Samendüten, Eine Maschine zur Füllung von, 357- Santolina tomentosa 543. Saxifraga Fortunei 402. *Scabiosa caucasica- Varietäten von Köhler Ji; Rudel, Windischleuba, auf der allgemeinen deutschen Gartenbau-Ausstellung in Mainz 28. Schachen, Aus dem Alpengarten auf dem, 523. Schädling, Ein, im Gewäcbshause 2 1 4. ♦.Schizanthus wisetonensis 39. ♦Scbomburgkia tibicinis 9. Schnittblume, Die perennierende Phlox als, 402. VI Die Gartenwelt. XIII Schnittblumen, Die, auf der allgemeinen deut- schen Gartenbau Ausstellung in Mainz 5. Schwarzwurzeln 235. Scilla bifolia rubra 104; — sibirica rubra 103. *Scorodosma foetidum siehe Ferula. Scorzonera hispanica 235. *ScuteIlaria baicalensis 42. *Sedum Stahlii 316. *Seerosen, Winterharte, 337. Seltene alte Pflanzen 103. *Selaginella Willdenowii 558. Sempenivuni arachnoideum 543; ' — atropur- pureuni 543. Senecio pulcher Hook, et Arn. 493. *Senioren, Die, der Berliner Handelsgärtner 523. Septoria ervthrostoma 1 10, Shortia uniflora 201. *Silberlinde, Wurzelbildung im Stamme einer, 554- Solanum jasminoides zur Bekleidung von Rosen- stämmen 413; * — Melongena L. ,, Sprengers Riesen" 52. ♦Sonerila Hendersoni argentea 325; * — mar- garitacea 326; * — Orientalis 327. *Sonerilen, Dankbare, 325. *Spargelkäfer, Die, 272. Spargelschädlinge, Gesetzgeberische Massregeln zur Vertilgung der, 94. *Spargeltreiberei, Die, in Paris 233. Spathodea campanulata 105. Spergula pilifera 543. Spiraeen, Frühblül.ende 433. *Stachelbeere ,,Whmhams Industry 10. *Stadtgärtnerei, Die Pariser, *482, 501. *Staffelei 99. *Stangeria paradoxa 109. Slapelia bella 489. *Stauden- Gruppe von Haage & Schmidt in der" Erfurter Gartenbau-Ausstellung 61; — , *Neuere und wertvolle Schnitt-, 541; — , Schöne, wenig bekannte, 401 ; — , vier wert- volle 493. Stellungsausschreibung — Stellungsvergebung 442. Stellungslos 213. Stiefmütterchen, Wiesen-, 560. Stippenkrankheit, Die, der Äpfel 41. Stokesia cyanea L'Herit. 494. *Stoldt, C, 477 Sträucher und 1 Stauden, Blühende, im Kgl. botanischen Garten in Kew im Januar 273, *Strauss von Dahlien y8. *Straussenfeder-Astern, Neue, 50. Syringa, Die Gattung, 26. *Tacca cristata, Zur Verwechslung bei, 24"; — integrifolia lio; — laevis iio; — ma- crantha 110. Taxodium distichum pendulum 146. Taxus baccata 548. *Teppichbeete im Kurpark zu Baden bei Wien 580, 581, 582, 603, 604. Teppichbeeten, Frühjahrsflor auf, 543. Theehybriden, Die gelben, 39. Thrips, Der, und dessen Bekämpfung 515. *Thuja occidentalis vervaeneana 474. *Thunia veitchiana var. inversa 568. *Thuyopsis Neuheiten 356. Tigridien 329. 'Tillandsia dianthoidea 291 ; * — xiphioides 291. *Tillandsien, Über 291. *Timms Pflanzentränker *I47, 258, 392. Topfobstkultur, Ein Beitrag zur, 229. *Toniate „Kaleidoscop" 15; * — „Listers Pro- lific" 15; * — „Magnus" 14. *Trauerfichte, Die, Picea excelsa pendula 212. *Treiberei, Die Erdbeer-, im Kasten 23 1 ; *— , Die Spargel-, in Paris 233; * — , Ein Bei- trag zur Erdbeer-, im Hause 103; — , Pfirsisch-, 232; — , Einiges über Flieder- 177; — , Empfehlenswerte Flieder- Arten und Sorten zur, 207. *TroIlius asiaticus „Goldball" 541. *Tropaeolum ,,Isola bella" 37; — lobbianum 37; *— pentaphyllum 567; * — , trico- lorum 280, 364. *Tulpen, Darwin- 2; — , AVohlriechende, 607. *Vanda teres 434. Veilchentreiberei, Zur Frage der Einträglichkeit der, 292. Veredeln, Das, alter Rebstöcke 427. Veredelungen, Wie sind, behufs Anwachsen von Zweig und Wildling, die, auszuführen? Auf was ist dabei zu achten? 248. Vereins deutscher Gartenkünstler, Hauptver- sammlung des, zu Breslau 586, 609. Vergiftungen, Zu den, mit Gartenschierling 617. Vermehrung, Die, der Farne für Massenkultur 221 ; — , Stecklings-, der Clematis paniculata 523; — , Zur, der Exochorda grandiflora 136. Vermehrungsart, Richtige, von Exochorda Al- berti 238. *Verpflanzen grosser Palmen, Das, *387, 443, *569. Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden 617. Verwechslungen 26. *Viburnum Opulus roseum 159. Victoria, Von, nach Kriegsschiffhafen 283 * Villa Pallavicini 481. * Viola cornutn-Hybriden 318; — tricolor 560. yitis Coignetiae 280. *Vorgärten *349. 390, 399; — , Enge, 517. *,, Waldersee", Die neue, -Aster 49. *Wasser, Das, in der Landschaft 77, 114, 139. Wassermelonen, Kultur der, 385. *Wasserpflanzenbeete 342. ♦Wasserpflanzen, Einiges über, 339. *Watsonia Ardernei 542. Weg und Ufer 568. Weiden, Empfehlenswerte Zier-, für den l'ark und Garten 112. * Weidenbohrer, Cossus ligniperda, der gemeine Holzspinner oder, 379. *WeidensteckUnge, Das Schneiden der, für Massenanzucht 305. ♦Weintreiberei im gräfl. Thiele- Winkler' sehen Schlossgarten zu Moschen 605. Weissdorn, Einiges über die Verwendung des. als Heckenpflanze 616. ♦Wellingtonia gigantea 397. ♦Weymouthskiefer, Der Blasenrost der, 6l. *Wien, Die erste österreichische Reichs-Garten- bau-Ausstellung in, 54. ♦Wintercalvill, weisser 223. ♦Winterling, Eranthis hiemalis, der IIO. Winterschäden, Winterhärte und Winterschutz, Einiges über, 134. Wintersteckholz, Gehölze, welche sich beson- ders durch, vermehren lassen 237 ; — , Welche Gehölz-Arten lassen sich besonders durch, i*i leicht vermehren? 100. Wintersalat 535. Wiuterteppichbeet , eine Geschmacksverirrung 298. WoUstaubes, Die Benutzung des, bei Bauni- pflanzungen 536. Wohlriechende Tulpen 607. Yucca, angustifolia 522. Zaubergarten, Im, der Hekate zu Kolchis 380. ♦Zeuzera aesculi 379. Ziergehölze mit im Winter auffallend gefärbter Rinde 304. ♦Zierkürbisse 219. ♦Zoologischen Garten, Landschaftsbilder aus "" dem, in Berlin 505. *Zygadenus glaberrimus 269. --»M^^S^^ \ Duuidicci. i^a 3 5185 00254 l'^'^R